Rede:
ID0214602100

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Metadaten
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  • tocInhaltsverzeichnis
    2. Deutscher Bundestag — 146. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 30. Mai 1956 7697 146. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 30. Mai 1956. Nachruf für den Abg. Naegel 7698 B Ergänzung der Tagesordnung 7698 D Mandatsniederlegung des Abg. Dr. Maier (Stuttgart) 7699 A Eintritt der Abg. Weber (Untersontheim) und Albrecht (Hamburg) in den Bundestag 7699 A Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dr. Brönner und Frau Albrecht . . 7699 A Mitteilung über Verzicht des Haushaltsausschusses auf Mitberatung der in der 133. Sitzung überwiesenen Anträge betr Straßenbauvorhaben (Drucksachen 2117 und 2123) 7699 B Beschlußfassung des Bundesrats über Gesetzesbeschlüsse des Bundestags . . . 7699 B Mitteilung über Beantwortung der Kleinen Anfragen 242, 244, 246, 247, 249, 250, 252 (Drucksachen 2285, 2395; 2315, 2404; 2324, 2405; 2325, 2385; 2355, 2394; 2362, 2391; 2375, 2403) 7699 C Vorlage von Berichten über die Gewährung von Zuschüssen zur Gemeinschaftsverpflegung, über die Sozialabkommen der Brüsseler Vertragsstaaten und über die Unterzeichnung des deutsch-amerikanischen Filmabkommens (Drucksachen 2384, 2390, 2393) 7699 D Große Anfrage der Fraktionen der CDU/ CSU, SPD, FDP, GB/BHE, DP, DA betr. Entwicklung in der Sowjetzone und Möglichkeiten engerer Verbindungen zwischen den beiden Teilen Deutschlands (Drucksache 2364, Umdrucke 608, 609, 610) . . . 7699 D Brandt (Berlin) (SPD), Anfragender . 7 700 A Kaiser, Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen 7705 A Dr. Mommer (SPD) 7714 D Frau Hütter (FDP) 7717 D Brookmann (Kiel) (CDU/CSU) . . 7718 B Wehner (SPD) 7720 B Lemmer (CDU/CSU) 7725 D Dr. Will (FDP) 7728 A Seiboth (GB/BHE) 7730 A Frau Kalinke (DP) 7732 D Dr. Henn (DA) 7736 B, 7738 D Dr. Lenz (Godesberg) (CDU/CSU) . . 7739 D Annahme des Antrags Umdruck 609 . . . 7740 A Ausschußüberweisungen der Anträge Um- drucke 608 und 610 7740 A Begrüßung einer Gruppe von Mitgliedern des englischen Unterhauses 7738 D Große Anfrage der Abg. Mellies, Dr. Reif, Feller u. Gen. betr. Verfassungsklage wegen des Reichskonkordats (Drucksache 2258 (neu]) 7698 C, 7740 A Präsident D. Dr. Gerstenmaier . . . 7698 C Dr. Arndt (SPD), Anfragender . . . 7 740 B Dr. von Brentano, Bundesminister des Auswärtigen 7749 B Cillien (CDU/CSU) 7751 B Dr. Schmid (Frankfurt) (SPD) 7754 B, 7757 A Schütz (CDU/CSU) 7756 D Dr. Reif (FDP) 7757 D Dr. Dr. h. c. Prinz zu Löwenstein (FDP) 7759 D Eickhoff (DP) 7762 A Dr. Schneider (Lollar) (DA) . . . 7762 C Hoogen (CDU/CSU) 7763 C Dr. Welskop (CDU/CSU) 7766 A Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Liquidation der Deutschen Reichsbank und der Deutschen Golddiskontbank (Drucksache 2327) 7766 C Überweisung an den Ausschuß für Geld und Kredit und an den Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen 7766 C Erste Beratung des von den Abg. Lenz (Brühl), Dr. Hesberg, Lücke u. Gen. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Gemeinnützigkeit im Wohnungswesen (Drucksache 2321) 7766 C Überweisung an den Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen und an den Rechtsausschuß 7766 C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Internationale Pflanzenschutzabkommen (Drucksache 2346) 7766 D Überweisung an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten . . 7766 D Erste Beratung des Entwurfs einer Wehrbeschwerdeordnung (WBO) (Drucksache 2359) 7766 D Überweisung an den Ausschuß für Verteidigung und an den Rechtsausschuß 7766 D Nächste Sitzung 7766 D Anlage 1: Liste der beurlaubten Abgeordneten 7767 A Anlage 2: Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage betr. Entwicklung in der Sowjetzone und Möglichkeiten engerer Verbindungen zwischen den beiden Teilen Deutschlands (Umdruck 608) 7767 C Anlage 3: Antrag der Fraktionen der SPD, FDP, GB/BHE zur Beratung der Großen Anfrage betr. Entwicklung in der Sowjetzone und Möglichkeiten engerer Verbindungen zwischen den beiden Teilen Deutschlands (Umdruck 609) 7768 A Anlage 4: Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung der Großen Anfrage betr. Entwicklung in der Sowjetzone und Möglichkeiten engerer Verbindungen zwischen den beiden Teilen Deutschlands (Umdruck 610) 7768 C Die Sitzung wird um 9 Uhr 1 Minute durch den Präsidenten D. Dr. Gerstenmaier eröffnet.
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten a) Beurlaubungen Abgeordneter beurlaubt bis einschließlich Altmaier 2. 6. Arnholz 30. 5. Dr. Atzenroth 16. 6. Dr. Bartram 31. 5. Blachstein 30. 6. Dr. Blank (Oberhausen) 30. 5. Frau Dr. Bleyler (Freiburg) 30. 5. Brese 30. 5. Dr. Brühler 16. 6. Dannebom 5. 6. Dopatka 30. 5. Dr. Eckhardt 30. 5. Frehsee 30. 5. Friese 30. 5. Frau Friese-Korn 30. 5. Gedat 30. 6. Gefeller 2. 6. Geiger (München) 30. 5. Frau Geisendörfer 9. 6. Dr. Gille 16. 6. Heiland 30. 5. Dr. Hellwig 16. 6. Dr. Horlacher 2. 6. Hübner 1. 6. Jacobi 30. 5. Jacobs 30. 5. Dr. Jaeger 9. 6. Jahn (Frankfurt) 2. 6. Kahn 1. 6. Frau Kipp-Kaule 2. 6. Koenen (Lippstadt) 2. 6. Könen (Düsseldorf) 1. 6. Dr. Kopf 30. 5. Frau Korspeter 9. 6. Kortmann 30. 5. Dr. Kreyssig 30. 5. Kroll 30. 5. Kühlthau 30. 5. Kurlbaum 30. 5. Leibfried 30. 5. Dr. Lindenberg 30. 5. Lulay 9. 6. Maucher 30. 5. Meitmann 15. 7. Merten 30. 5. Dr. Mocker 30. 5. Müller-Hermann 2. 6. Neuburger 31. 5. • Dr. Orth 30. 5. Peters 15. 7. Pöhler 30. 5. Rademacher 30. 5. Raestrup 30. 5. Rasch 4. 6. Richter 2. 6. Runge 16. 6. Dr. Siemer 30. 5. Dr. Starke 31. 7. Frau Welter (Aachen) 30. 5. Dr. Werber 30. 5. Frau Wolff (Berlin) 10. 6. b) Urlaubsanträge Dr. Dittrich 30. 6. Dr. Seffrin 30. 6. Kraft 16. 6. Metzger 9. 6. Moll 23. 6. Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) 30. 6. Dr. Pferdmenges 9. 6. Siebel 9. 6. Anlage 2 Umdruck 608 (Vgl. S. 7714 D, 7740 A) Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP, GB/BHE, DP, DA betreffend Entwicklung in der Sowjetzone und Möglichkeiten engerer Verbindungen zwischen den beiden Teilen Deutschlands (Drucksache 2364). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. alles zu tun - wenn nötig einseitig -, was die an der Zonengrenze aufgerichteten Grenzmauern abzutragen geeignet ist. In diesem Sinne muß der freie Verkehr aller Druckschriften über die Zonengrenze ermöglicht werden. Sollte sich ein Abkommen auf Gegenseitigkeit als unerreichbar erweisen, so soll die Bundesregierung den Bezug aller Drucksachen aus der „DDR" auf handelsübliche Weise zulassen; 2. den zuständigen Ausschüssen des Bundestages alle Gründe vorzutragen, die für und gegen eine Amnestie für politische Straftaten in der Bunresrepublik sprechen. Durch diese Amnestie könnte ein Beitrag zur Entspannung der Beziehungen der beiden Teile Deutschlands zueinander geleistet werden; 3. darauf hinzuwirken, daß auf Grund politischer Straftaten inhaftierte Personen in der Bundesrepublik in den Genuß aller Erleichterungen gelangen, die mit der Sicherung gegen Flucht vereinbar sind, und daß die Dauer der Untersuchungshaft sich in vertretbaren Grenzen hält; 4. auf diplomatischem Wege die Regierung der Sowjetunion auf die Verantwortung hinzuweisen, die sie für Verurteilte der sowjetischen Besatzungsbehörden in Deutschland hat, und die Freilassung aller dieser Gefangenen zu verlangen; 5. Wege zu erschließen und zu beschreiten, die geeignet sind, in der „DDR" zu erwirken, daß den aus politischen Gründen inhaftierten Personen alle in einem humanen Strafvollzug üblichen Erleichterungen gewährt werden und die Versorgung der Strafanstalten mit Medikamenten sichergestellt wird; 6. dem Bundestag einen Bericht über Fälle zuzuleiten, in denen von der Regierung der Sowjetunion in der Bundesrepublik lebende Personen als Sowjetbürger reklamiert werden, die angeblich an der Heimkehr gehindert werden; 7. durch den Ausbau der Treuhandstelle für den Interzonenhandel das Verrechnungswesen zur Erleichterung des Personen- und Güterverkehrs über die Zonengrenze und zur Abwicklung aller übrigen Zahlungsverpflichtungen zu normalisieren und durch die Errichtung weiterer Treuhand- stellen die Normalisierung des Personen- und Güterverkehrs zu ermöglichen und in Kultur-und Unterrichtsfragen dem Auseinanderleben der Teile Deutschlands entgegenzuwirken; 8. um diese Ziele zu erreichen, um den Zusammenhalt der Teile Deutschlands zu festigen und da- mit der Wiedervereinigung unter einer frei gewählten deutschen Regierung zu dienen und der Welt zum Bewußtsein zu bringen, daß die Teilung Deutschlands vom deutschen Volke nicht anerkannt wird, unbeschadet der vorbehaltenen Rechte und Verpflichtungen der Vier Mächte gegenüber Deutschland als Ganzem, mit den in der sowjetisch besetzten Zone bestehenden Behörden alle nötigen Besprechungen zu führen. Bonn, den 29. Mai 1956 Ollenhauer und Fraktion Anlage 3 Umdruck 609 (Vgl. S. 7714 D, 7740 A) Antrag der Fraktionen der SPD, FDP, GB/BHE zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP, GB/BHE, DP, DA betreffend Entwicklung in der Sowjetzone und Möglichkeiten engerer Verbindungen zwischen den beiden Teilen Deutschlands (Drucksache 2364). Der Bundestag wolle beschließen: Der Ausschuß für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen wird beauftragt, die Aufgaben, die sich aus der Großen Anfrage — Drucksache 2364 — und ihrer Beantwortung ergeben, laufend zu verfolgen und zu gegebener Zeit dem Bundestag Bericht zu erstatten. Bonn, den 29. Mai 1956 Ollenhauer und Fraktion Dr. Dehler und Fraktion Feller und Fraktion Anlage 4 Umdruck 610 (Vgl. S. 7717 D, 7740 A) Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP, GB/BHE, DP, DA betreffend Entwicklung in der Sowjetzone und Möglichkeiten engerer Verbindungen zwischen den beiden Teilen Deutschlands (Drucksache 2364). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird beauftragt, darauf hinzuwirken, daß in weit größerem Umfange als bisher den jungen Menschen in der Bundesrepublik Gelegenheit gegeben wird, die besonderen Verhältnisse, die sich aus der Teilung Deutschlands ergeben, durch Reisen nach Berlin kennenzulernen. Insbesondere sollten die Abschlußklassen sämtlicher Schulen der Bundesrepublik Gelegenheit haben, die Verhältnisse in der ehemaligen Hauptstadt Deutschlands kennenzulernen. Die dazu notwendigen Gelder sind den Mitteln des Bundesjugendplanes zu entnehmen. Bonn, den 30. Mai 1956 Frau Hütter Dr. Dehler und Fraktion
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans Henn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Für meine politischen Freunde von der Demokratischen Arbeitsgemeinschaft habe ich die Erklärung abzugeben, daß auch wir mit allem
    Nachdruck darauf hinweisen, daß bisher die Machthaber der Sowjetzone über unverbindliche Erklärungen hinaus keine hinreichenden Beweise ihres Willens zur Durchführung der entsprechenden Maßnahmen nach den Erklärungen von Spitzenfunktionären auf der dritten Parteikonferenz der SED im März dieses Jahres in Ostberlin gegeben haben und daß bisher noch keine grundsätzlichen Ansätze zu erkennen sind, die auf einen echten Gesinnungswandel der Machthaber der Sowjetzone und der das politische Leben in der Sowjetzone bestimmenden SED schließen lassen. Ich werde das im Laufe meiner Ausführungen an Hand von Beispielen erhärten, die Gebiete des öffentlichen Lebens in der Sowjetzone berühren, welche heute noch nicht angesprochen sind. Ich bin gebeten worden, mich wegen der vorgeschrittenen Zeit kurz zu fassen. Ich will das tun und will nur zu dem Punkt der Großen Anfrage sprechen, zu dem, glaube ich, noch etwas gesagt werden muß.
    In Teil I Ziffer 9 der Großen Anfrage wird danach gefragt, ob es zutrifft, daß seit Anfang dieses Jahres durch die Bildung von „Produktionsgenossenschaften" der Druck auf das Handwerk verschärft worden ist. Die Bundesregierung hat in ihrer Antwort diesen Tatbestand bejaht. Ihren Ausführungen ist mit Bezug auf das Handwerk nichts hinzuzufügen. Aber das Gebiet der betroffenen Wirtschaft umfaßt ja nicht nur das Handwerk. Es ist heute von einer öffentlichen Bestandsaufnahme gesprochen worden, die in bezug auf die Sowjetzone durchgeführt werden müsse. Da müssen wir doch auch fragen, ob in den Bereichen der privaten Wirtschaft, die in der Sowjetzone noch bestehen, in der Landwirtschaft, in der privaten Industrie und im privaten Handel diese Grundsätze, die auf der dritten Parteikonferenz verkündet worden sind, auch tatsächlich zur Anwendung kommen. Wir müssen das Gegenteil feststellen. Gerade in den letzten Monaten wurde deutlich, daß die SED zu immer brutaleren und hinterhältigeren Methoden übergeht, um die Liquidation der noch bestehenden Privatbetriebe einzuleiten und durchzuführen. Das Unrecht, das in der Zone geschieht, äußert sich nicht allein darin, daß Menschen in die Zuchthäuser und in die Gefängnisse geworfen werden; das Unrecht geschieht auch laufend dadurch, daß Existenzen vernichtet werden, und es geschieht durch die Methoden dieser Existenzvernichtung. Über diese Methoden möchte ich hier zu Ihnen kurz sprechen. Ich bitte nochmals um Verständnis dafür, daß ich wegen der Kürze der Zeit auf all die anderen Fragen, die in der Großen Anfrage berührt sind und die auch uns, besonders nach der Antwort der Bundesregierung, zutiefst bewegen, vor allem das Schicksal der Gefangenen, hier nicht eingehe.
    In wirtschaftlicher Hinsicht hat sich auf dem Gebiet der Landwirtschaft nach der Beendigung des 3. Parteitages der SED in der Sowjetzone nichts geändert. Nach wie vor wird die Kolchosierung der Landwirtschaft vorangetrieben, und die Geheimanweisungen des Zentralkomitees der SED an die Bezirkssekretariate der SED sind nicht zurückgezogen worden. Nach diesen Geheimanweisungen soll die gesamte Landwirtschaft der Zone bis zum Ende des zweiten Fünfjahresplans 1960 zumindest zu 80 Prozent in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften zusammengeschlossen sein.

    (Hört! Hört! rechts.)

    Diese Maßnahme wird unterstützt durch die ver-
    schiedensten Erleichterungen für Landwirtschaft-


    (Dr. Henn)

    liche Produktionsgenossenschaften gegenüber den selbständigen Bauern. So ist im Gesetzblatt der sogenannten DDR vom 7. Mai 1956 festgelegt, daß die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften in der Ablieferungsnorm zur Pflichtablieferung von tierischen und pflanzlichen Produkten in den Betriebsgrößengruppen von 5 bis 10 ha veranlagt werden. Das bedeutet, daß durchschnittlich die geringste Ablieferungsnorm für die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften festgelegt ist. Die Feststellungen haben ergeben, daß eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft in der Größe von 350 ha die gleiche Menge an Markterzeugnissen aufzubringen hat wie ein bäuerlicher Betrieb in der Größe von 35 bis 50 ha.

    (Hört! Hört! rechts.)

    Am 22. Januar 1955 wurden Arbeitstarife für die Maschinentraktorenstationen unterschiedlich nach den Betriebsgrößen für die zu leistenden Arbeiten festgelegt. Die Einstufung erfolgte in Tarifgruppen von I bis IV und wurde aufgegliedert nach Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, Betrieben von 0 bis 10 ha, 10 bis 20 und über 20 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche. Danach hat die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft für das Pflügen über 25 cm Tiefe 19 Mark je Hektar zu zahlen, während die Wirtschaften über 20 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche 41 Mark je Hektar zahlen müssen. Das bedeutet eine Bevorzugung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften gegenüber den selbständigen Bauern mit einem Besitz von über 20 ha, eine Beorzugung von über 100 %.
    In der gleichen Weise sind auch die anderen landwirtschaftlichen Arbeiten gestaffelt worden. Alle entsprechenden Anweisungen sind nicht aufgehoben worden. Nach wie vor besteht die Anweisung, daß selbständigen Bauern keine Arbeitskräfte zu vermitteln sind und die sogenannten „freiwilligen Arbeitseinsätze" an Sonn- und Feiertagen Arbeiten bei selbständigen Bauern nicht verrichten dürfen. Ebenfalls haben die staatlichen Kreiskontore für landwirtschaftlichen Bedarf noch immer die Anweisung, daß den selbständigen Bauern keine Großmaschinen wie Traktoren, Dreschmaschinen, Melkanlagen usw., zugeteilt werden dürfen, da diese Produktionsmittel ausschließlich für die Maschinentraktorenstationen oder die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften bestimmt sind. In der Geheimanweisung vom 29. Dezember 1952 werden den Mitgliedern, die einer Produktionsgenossenschaft beigetreten sind, neben der Einkommensteuer, der Umsatz- und der Vermögensteuer die Grundsteuer und die sonstigen gemeindlichen Steuern zu 25 % gestrichen. Auch diese Anweisung besteht nach dem 3. Parteitag weiter und wird auch weiterhin durchgeführt. Das waren nur einige Beispiele aus der Landwirtschaft; sie könnten beliebig vermehrt werden. Die Willkür- und Unrechtsmaßnahmen in der Landwirtschaft der sowjetischen Besatzungszone, die 1945 mit der Durchführung der Bodenreform sehr schnell Formen annahmen, denen jede gesetzliche Grundlage fehlte, sind bis zum heutigen Tage fortgesetzt und immer weiter entwickelt worden.
    Auch in der sonstigen privaten Wirtschaft, in der Industrie und im Gewerbe, sind Willkür und Unrecht und Existenzvernichtung auch nach den entgegengesetzten Ankündigungen auf dem 3. Parteitag der SED gang und gäbe. Nur die plumpen
    Methoden der Enteignung nach 1945 haben sich geändert, und es sind immer raffiniertere und immer hinterhältigere Methoden der Existenzvernichtung entwickelt worden.
    Das Neueste ist die staatliche Kapitalbeteiligung an Privatbetrieben. Die erste Andeutung über eine staatliche Kapitalbeteiligung tauchte in den Beschlüssen des 25. Plenums des Zentralkomitees der SED im Oktober 1955 auf. Seitdem wurde seitens der SED die staatliche Kapitalbeteiligung bei volkswirtschaftlich wichtigen Privatbetrieben immer stärker in den Vordergrund gestellt. Die Sowjetzonenparteien, die Industrie- und Handelskammern der Zone, die sowjetzonalen Banken und Verwaltungen haben diese Methode sehr stark propagiert. Angestrebt wird eine staatliche Kapitalbeteiligung über die Investitionsbank, wobei der Kapitalanteil des Staates mindestens 50 % betragen soll. Der Unternehmer verliert damit seine Selbständigkeit. Er wird Angestellter des Betriebs. Der Betrieb selbst gilt dann als dem Volkseigentum gleichgestellt.
    In den letzten Wochen ist seitens offizieller Organe der Zone offen erklärt worden, daß diese Kapitalbeteiligung einen weiteren Schritt zum Sozialismus bedeute und daß die Betriebe endlich einsehen müßten, daß nur dieser Weg über die Kapitalbeteiligung geeignet sein könne, die Existenz der Betriebe überhaupt auf die Dauer zu erhalten.
    Zahlreiche Betriebe haben einen Kapitalbedarf, aber sie lehnen nach Möglichkeit diese Form der staatlichen Kapitalbeteiligung ab. Die Folge war, daß man in den letzten Wochen zu erheblichen Zwangsmaßnahmen überging, einmal, indem man Kredite, die durch die staatlichen Banken der Zone gegeben waren, in staatliche Kapitalbeteiligungen umwandelte, und zum andern, indem die Unterabteilung Abgaben der Finanzverwaltung sogenannte steuerliche Tiefenprüfungen durchführte und mehr oder weniger willkürlich hohe Steuerfehlbeträge errechnete. Entweder raten dann die Tiefenprüfer der Abgabenverwaltung dem Unternehmer unmittelbar zur Aufnahme einer staatlichen Kapitalbeteiligung — wobei die festgesetzten Steuermehrbeträge in der Regel 51 % des Gesamtkapitals des Unternehmens ausmachen —, oder aber die Betriebsprüfer wenden sich mit Unterstützung der sowjetzonalen gewerkschaftlichen Organisation an die Arbeiterschaft des privaten Unternehmens, halten dieser die Forderung des staatlichen Haushalts vor und drohen mit Liquidierung des Betriebes und damit Verlust des Arbeitsplatzes. Sie wollen dadurch die Arbeiter veranlassen, einen Druck auf diese privaten Unternehmer auszuüben und sie zu einer staatlichen Kapitalbeteiligung zu zwingen.
    Ganz allgemein verschärft sich die Kontrolle des privaten Unternehmers in der Zone in den letzten Monaten in einer bisher nicht zu verzeichnenden Weise. Der sowjetzonale Freie Deutsche Gewerkschaftsbund ist in letzter Zeit dazu übergegangen, sogenannte Arbeiterkontrolleure in den Privatbetrieben auszuwählen und sie für die Durchführung bestimmter Aufgaben zu schulen. Die hauptsächliche Aufgabe besteht darin, den privaten Unternehmer in seiner geschäftlichen Praxis ebenso wie in seiner Lebenshaltung ständig zu überwachen. Praktisch schafft sich damit die sowjetzonale Gewerkschaft einen eigenen Spitzelapparat in den Privatbetrieben und veranlaßt die Arbeitnehmer zur Spitzeltätigkeit bzw. zur Denunziation


    (Dr. Henn)

    der Unternehmer. Dieser Arbeiterkontrolleure bedienen sich auch die Tiefenprüfer der Unterabteilung Abgaben. Die Betriebsprüfer der Abgabenverwaltung wurden Ende Februar beauftragt, auch von sich aus die Anwerbung derartiger Arbeiterkontrolleure in den Privatbetrieben vorzunehmen. In einer vorliegenden Anweisung heißt es:
    Die Betriebsprüfer sind so anzuleiten, daß sie selbst fortschrittliche Werktätige in den Betrieben für die Mitarbeit werben.
    Weiter ist in der gleichen Anweisung gesagt, daß die Betriebsprüfer der Abgabenverwaltung eine ständige Verbindung zum FDGB unterhalten und daß anzustreben ist, daß auch der FDGB versucht, in stärkerem Maße als bisher Arbeiterkontrolleure zu werben.
    Darüber hinaus sollen die Betriebsprüfer in Zukunft auch die sogenannten Abschnittsbevollmächtigten der Volkspolizei und die Straßenvertrauensleute zu den Prüfungen der Privatbetriebe heranziehen. In einer vorliegenden Unterlage vom 6. März 1956 sind diesbezüglich den Betriebsprüfern der Abgabenverwaltung Aufgaben gestellt, als deren Erfüllungstermin der 31. März 1956 festgestellt wurde. Punkt 3 dieser Anweisung betrifft die Schulung der Abschnittsbevollmächtigten der Volkspolizei. Dabei werden neue Prüfmethoden der Abgabenverwaltung erläutert.
    Mit diesen Dingen ist nichts anderes zum Ausdruck gebracht, als daß in Zukunft die Finanzprüfer der Abgabenverwaltung Auskünfte bei den Arbeiterkontrolleuren in den Privatbetrieben, bei den Abschnittsbevollmächtigten der Volkspolizei und bei den Hausvertrauensleuten der „Nationalen Front" einholen. Es versteht sich von selbst, daß dabei nicht nur sachliche Dinge erörtert werden, sondern damit der Diffamierung und Denunziation Tür und Tor geöffnet werden, ja daß diese sogar besonders gefördert werden. Aus Auskünften von Angestellten der Abgabenverwaltung geht hervor, daß die Arbeiterkontrolleure die Anweisung haben, auf alle Kleinigkeiten innerhalb des Betriebes zu achten, z. B. darauf, welche Zeitungen der Unternehmer liest, ob er Westkorrespondenz empfängt, ob er westdeutsche Besucher empfängt, ob er bestimmte Waren ohne Rechnung verkauft, wer mit ihm innerhalb des Betriebes besonders eng und vertrauensvoll zusammenarbeitet, wie die Lebenshaltung des Unternehmers ist, ob er Gasthäuser und Cafés aufsucht, ob er den Geschäftswagen zu Privatfahrten benutzt, woher er das Benzin dafür bekommt usw. usw.
    Der Abschnittsbevollmächtigte der Volkspolizei soll Angaben über die politische Haltung des Unternehmers machen, ob er zu den nationalen Feiertagen das Haus schmückt, ob die Ehefrau des Unternehmers gegebenenfalls gehässige Äußerungen beim Einkauf macht und dergleichen. In ähnlicher Richtung bewegen sich auch die Anweisungen für die Haus- und Straßenvertrauensleute.
    Seit März 1956 steht die gesamte Privatwirtschaft in der Sowjetzone im Zeichen einer neuen Entwicklung. Einmal sind die Betriebe ohne Ausnahme in das staatliche Vertragsverfahren eingeschaltet, andererseits werden ihnen systematisch Aufträge entzogen und wird damit zwangsläufig die Liquidation der Betriebe verursacht. Es handelt sich dabei nicht etwa um Einzelmaßnahmen, sondern um systematische und von zentraler Stelle aus gelenkte Maßnahmen der Regierung der SBZ.
    Es hat mir ein Fernschreiben des Ostberliner Magistrats vom 15. Januar 1956 vorgelegen, das ich mit Erlaubnis des Herrn Präsidenten hier verlesen darf. Es heißt darin wörtlich:
    Die Schaffung der Grundlagen des Sozialismus verlangt die schnelle Entwicklung der volkseigenen Wirtschaft und die Steigerung ihres Anteils an Produktion und Warenumsatz.

    (Hört! Hört!)

    Entgegen diesem Grundsatz haben verschiedene Dienststellen des Magistrats ohne zwingende Notwendigkeit Aufträge an Privatbetriebe vergeben.
    Ich weise darauf hin, daß es zu den selbstverständlichen Pflichten aller Organe der Staatsmacht, ihrer nachgeordneten Dienststellen und Einrichtungen gehört, Aufträge aller Art grundsätzlich nur an volkseigene oder genossenschaftliche Betriebe zu erteilen. Eine andere Handlungsweise ist eine Verletzung des Grundsatzes, daß alle Mitglieder der Organe der Staatsmacht jederzeit die Grundlagen unserer volksdemokratischen Ordnung zu festigen haben. Sie ist ein Verstoß gegen die Disziplinarordnung vom 13. 5. 1955 und wird in Zukunft entsprechend disziplinarisch bestraft werden.
    Unterschrieben ist dieses Fernschreiben von dem Bürgermeister von Ost-Berlin, Ebert.

    (Hört! Hört! rechts.)

    Das heißt doch alles nichts anderes, als daß jeder Staatsangestellte in Zukunft bestraft wird, der im Rahmen seiner dienstlichen Tätigkeit Aufträge an Privatbetriebe vergibt. Wir wissen, daß es nicht nur bei dieser Drohung geblieben ist; es sind uns eine ganze Reihe von Einzelfällen bekannt, wo Angestellte der Verwaltung oder von volkseigenen Betrieben — bestraft worden sind, weil sie Aufträge an Privatbetriebe weitergegeben haben.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Herr Abgeordneter, wollen Sie bitte einen Moment unterbrechen!
Meine Damen und Herren, wir haben heute wiederum die Ehre, eine Gruppe von sechs Mitgliedern des englischen Unterhauses in unserer Mitte zu sehen.

(Beifall.)

Ich darf diese Gruppe im Namen des ganzen Hauses und in meinem eigenen Namen auf das herzlichste begrüßen.

(Erneuter Beifall.) Bitte, wollen Sie fortfahren!


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans Henn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Auch rim Handel in der Sowjetzone macht sich ein verschärfter Kampf bemerkbar. Im März dieses Jahres sind systematische Schulungen im genossenschaftlichen staatlichen Handel angelaufen, in denen als Thema die weitgehende Ausschaltung des privaten Handels behandelt werden mußte. Zu diesem Zweck hatte das Ministerium für Handel und Versorgung der Zone ein besonderes Schulungsheft herausgegeben, das ich mit Interesse studiert habe. Es hat die Oberschrift: „Was geschah in der Verkaufsstelle 308?" In der für diese Schulung herausgegebenen Referentenanweisung heißt es, daß jeder Angehörige des sozialistischen und genossenschaftlichen Handels sich darüber im klaren sein muß, daß in die-


    (Dr. Henn)

    sen Jahren der Beweis dafür erbracht werden muß, daß der sozialistische Handel besser ist als der privatkapitalistische. Der Tenor der Schulung steht unter der Fragestellung: „Wer-Wen?", d. h. wer vernichtet wen? Erreicht wird dieses Ziel dadurch, daß die Umsatzmenge des privaten Handels systematisch verringert wird. Trotz aller gegenteiligen Behauptungen ist dem sozialistischen und genossenschaftlichen Handel der Auftrag erteilt worden, sein Verteilernetz im Jahre 1956 wesentlich zu erweitern. Ein Konsumverband hat beispielsweise für 1956 die Auflage bekommen, 43 weitere Verkaufsstellen einzurichten. Ein Neubau von Verkaufsstellen ist nicht vorgesehen; man hat vor, wie bisher auf bestehende Privatgeschäfte zurückzugreifen, deren Inhaber durch entsprechende steuerliche und finanzpolitische Maßnahmen zur Liquidation oder zur Flucht veranlaßt werden. Die Ausweitung der volkseigenen und genossenschaftlichen Wirtschaft vollzieht sich uneingeschränkt nach wie vor auf Kosten und aus der Vermögenssubstanz der privaten Wirtschaft.
    Die Verhaftungen und Verurteilungen privater Unternehmer wegen geringfügiger Steuerrückstände sind auch nach der neuesten politischen Entwicklung der Zone nicht eingestellt worden. Immer wieder geschieht es, daß privaten Unternehmern wegen Wirtschaftsstrafvergehen ein Prozeß gemacht wird, weil sie infolge ständigen Umsatzrückgangs ihren steuerlichen Verpflichtungen nicht mehr pünktlich genug nachkommen können.
    Hier ist eines bemerkenswert. Der private Hersteller wird gleichzeitig als Akziseträger für Sondersteuern benutzt. Die auf jedes anfallende Erzeugnis entfallende Akzise ist jeweils in Zeiträumen von zehn Tagen von dem privaten Unternehmer an den Staatshaushalt abzuführen. Da die Lieferungen aber erst nach vier, sechs oder neun Wochen, oft auch noch später, bezahlt werden, hat der private Unternehmer die Akzise vorab, also vor Bezahlung der Rechnung zu zahlen. Häuft sich die nicht pünktliche Bezahlung der Rechnungen, so gerät der Unternehmer zwangsläufig in Zahlungsschwierigkeiten, weil er einfach nicht in der Lage ist, neben den laufenden Betriebsausgaben auch die Beträge für die Vorfinanzierung der Steuern aufzubringen. In solchen Fällen wird ihm dann der Vorwurf der Gefährdung des Staatshaushalts gemacht und werden alle die Maßnahmen gegen ihn eingeleitet, von denen ich vorhin sprach.
    Ich glaubte, daß diese Mitteilung über die Methoden der Willkür und des Unrechts und der systematischen Existenzvernichtung auf dem Gebiete der Wirtschaftspolitik in der Zone hier und heute noch gemacht werden mußte, damit in einer öffentlichen Bestandsaufnahme die Situation in der Zone so klargestellt werden kann, wie wir uns das zum Ziel gesetzt hatten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich habe Ihre Zeit durch diese notwendigen Ergänzungen zu dem bereits Gesagten schon reichlich in Anspruch genommen. Ich möchte meine Feststellungen damit schließen, daß wir von der Demokratischen Arbeitsgemeinschaft alle Maßnahmen der Bundesregierung begrüßen, die sie zur Erleichterung im Verkehr der Menschen zwischen den beiden Teilen Deutschlands und zur Förderung innerdeutscher wirtschaftlicher und kultureller Beziehungen durchgeführt und eingeleitet
    hat. Insbesondere begrüßen wir alle Schritte der Bundesregierung, die zu einer Normalisierung der Lage in Berlin führen können, und bitten alle in dieser Hinsicht gegebenen Möglichkeiten auszunutzen.
    Aber eine Normalisierung geht allen anderen Normalisierungen voraus, und das ist die Normalisierung, die wir fordern müssen im gesamtdeutschen Interesse, die Normalisierung der Zustände in der Sowjetzone. Aus der Zone der Willkür und des Unrechts muß wieder ein Teil Deutschlands mit rechtsstaatlichen Zuständen werden. Das ist eine entscheidende Voraussetzung für alle wirklich realen Bestrebungen auf Wiedervereinigung. Mit Einheit allein ist es nicht getan. Das wiedervereinigte Deutschland muß ein Deutschland des Rechts und der Freiheit sein. Die hinterhältigen Methoden der Willkür und des Unrechts, wie sie heute in der Sowjetzone praktiziert werden, Methoden, deren Ergebnisse völlig im Gegensatz stehen müssen zu dem, was in der Zone auf Kongressen und Tagungen von den Spitzenfunktionären verkündet wird, erscheinen uns mit als das schwerste Hindernis für ein Zusammenwachsen der getrennten Teile Deutschlands, für eine Wiedervereinigung in Freiheit. Wir halten diesen eklatanten Widerspruch zwischen Ankündigungen und Zielsetzungen einerseits und den angewandten Methoden andererseits deswegen für so verhängnisvoll, weil er allgemein zu größten Zweifeln an der Glaubwürdigkeit von Versicherungen der Sodjetzonenmachthaber führt.

    (Präsident D. Dr. Gerstenmaier übernimmt wieder den Vorsitz.)

    Wer darf es denn wagen, den ständigen Bekundungen der Zonenmachthaber für die Wiedervereinigung zu glauben, ohne in Rechnung zu setzen, daß sie wie auf allen anderen Gebieten auch hier „Einheit" nur sagen und tatsächlich ganz andere Zielsetzungen verfolgen?! Meine politischen Freunde und ich sind auf jeden Fall der Überzeugung, die ich einleitend mit der Zustimmung zu der Erklärung der Bundesregierung zum Ausdruck gebracht habe: daß noch keine Ansätze zu erkennen sind, die auf einen echten Gesinnungswandel der Machthaber der Zone und der das politische Leben in der Sowjetzone allein bestimmenden SED schließen lassen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)