Rede:
ID0214600500

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 13
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. zur: 1
    4. Begründung: 1
    5. des: 1
    6. Antrags: 1
    7. auf: 1
    8. Umdruck: 1
    9. 610*): 1
    10. hat: 1
    11. Frau: 1
    12. Abgeordnete: 1
    13. Hütter.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    2. Deutscher Bundestag — 146. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 30. Mai 1956 7697 146. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 30. Mai 1956. Nachruf für den Abg. Naegel 7698 B Ergänzung der Tagesordnung 7698 D Mandatsniederlegung des Abg. Dr. Maier (Stuttgart) 7699 A Eintritt der Abg. Weber (Untersontheim) und Albrecht (Hamburg) in den Bundestag 7699 A Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dr. Brönner und Frau Albrecht . . 7699 A Mitteilung über Verzicht des Haushaltsausschusses auf Mitberatung der in der 133. Sitzung überwiesenen Anträge betr Straßenbauvorhaben (Drucksachen 2117 und 2123) 7699 B Beschlußfassung des Bundesrats über Gesetzesbeschlüsse des Bundestags . . . 7699 B Mitteilung über Beantwortung der Kleinen Anfragen 242, 244, 246, 247, 249, 250, 252 (Drucksachen 2285, 2395; 2315, 2404; 2324, 2405; 2325, 2385; 2355, 2394; 2362, 2391; 2375, 2403) 7699 C Vorlage von Berichten über die Gewährung von Zuschüssen zur Gemeinschaftsverpflegung, über die Sozialabkommen der Brüsseler Vertragsstaaten und über die Unterzeichnung des deutsch-amerikanischen Filmabkommens (Drucksachen 2384, 2390, 2393) 7699 D Große Anfrage der Fraktionen der CDU/ CSU, SPD, FDP, GB/BHE, DP, DA betr. Entwicklung in der Sowjetzone und Möglichkeiten engerer Verbindungen zwischen den beiden Teilen Deutschlands (Drucksache 2364, Umdrucke 608, 609, 610) . . . 7699 D Brandt (Berlin) (SPD), Anfragender . 7 700 A Kaiser, Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen 7705 A Dr. Mommer (SPD) 7714 D Frau Hütter (FDP) 7717 D Brookmann (Kiel) (CDU/CSU) . . 7718 B Wehner (SPD) 7720 B Lemmer (CDU/CSU) 7725 D Dr. Will (FDP) 7728 A Seiboth (GB/BHE) 7730 A Frau Kalinke (DP) 7732 D Dr. Henn (DA) 7736 B, 7738 D Dr. Lenz (Godesberg) (CDU/CSU) . . 7739 D Annahme des Antrags Umdruck 609 . . . 7740 A Ausschußüberweisungen der Anträge Um- drucke 608 und 610 7740 A Begrüßung einer Gruppe von Mitgliedern des englischen Unterhauses 7738 D Große Anfrage der Abg. Mellies, Dr. Reif, Feller u. Gen. betr. Verfassungsklage wegen des Reichskonkordats (Drucksache 2258 (neu]) 7698 C, 7740 A Präsident D. Dr. Gerstenmaier . . . 7698 C Dr. Arndt (SPD), Anfragender . . . 7 740 B Dr. von Brentano, Bundesminister des Auswärtigen 7749 B Cillien (CDU/CSU) 7751 B Dr. Schmid (Frankfurt) (SPD) 7754 B, 7757 A Schütz (CDU/CSU) 7756 D Dr. Reif (FDP) 7757 D Dr. Dr. h. c. Prinz zu Löwenstein (FDP) 7759 D Eickhoff (DP) 7762 A Dr. Schneider (Lollar) (DA) . . . 7762 C Hoogen (CDU/CSU) 7763 C Dr. Welskop (CDU/CSU) 7766 A Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Liquidation der Deutschen Reichsbank und der Deutschen Golddiskontbank (Drucksache 2327) 7766 C Überweisung an den Ausschuß für Geld und Kredit und an den Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen 7766 C Erste Beratung des von den Abg. Lenz (Brühl), Dr. Hesberg, Lücke u. Gen. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Gemeinnützigkeit im Wohnungswesen (Drucksache 2321) 7766 C Überweisung an den Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen und an den Rechtsausschuß 7766 C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Internationale Pflanzenschutzabkommen (Drucksache 2346) 7766 D Überweisung an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten . . 7766 D Erste Beratung des Entwurfs einer Wehrbeschwerdeordnung (WBO) (Drucksache 2359) 7766 D Überweisung an den Ausschuß für Verteidigung und an den Rechtsausschuß 7766 D Nächste Sitzung 7766 D Anlage 1: Liste der beurlaubten Abgeordneten 7767 A Anlage 2: Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage betr. Entwicklung in der Sowjetzone und Möglichkeiten engerer Verbindungen zwischen den beiden Teilen Deutschlands (Umdruck 608) 7767 C Anlage 3: Antrag der Fraktionen der SPD, FDP, GB/BHE zur Beratung der Großen Anfrage betr. Entwicklung in der Sowjetzone und Möglichkeiten engerer Verbindungen zwischen den beiden Teilen Deutschlands (Umdruck 609) 7768 A Anlage 4: Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung der Großen Anfrage betr. Entwicklung in der Sowjetzone und Möglichkeiten engerer Verbindungen zwischen den beiden Teilen Deutschlands (Umdruck 610) 7768 C Die Sitzung wird um 9 Uhr 1 Minute durch den Präsidenten D. Dr. Gerstenmaier eröffnet.
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten a) Beurlaubungen Abgeordneter beurlaubt bis einschließlich Altmaier 2. 6. Arnholz 30. 5. Dr. Atzenroth 16. 6. Dr. Bartram 31. 5. Blachstein 30. 6. Dr. Blank (Oberhausen) 30. 5. Frau Dr. Bleyler (Freiburg) 30. 5. Brese 30. 5. Dr. Brühler 16. 6. Dannebom 5. 6. Dopatka 30. 5. Dr. Eckhardt 30. 5. Frehsee 30. 5. Friese 30. 5. Frau Friese-Korn 30. 5. Gedat 30. 6. Gefeller 2. 6. Geiger (München) 30. 5. Frau Geisendörfer 9. 6. Dr. Gille 16. 6. Heiland 30. 5. Dr. Hellwig 16. 6. Dr. Horlacher 2. 6. Hübner 1. 6. Jacobi 30. 5. Jacobs 30. 5. Dr. Jaeger 9. 6. Jahn (Frankfurt) 2. 6. Kahn 1. 6. Frau Kipp-Kaule 2. 6. Koenen (Lippstadt) 2. 6. Könen (Düsseldorf) 1. 6. Dr. Kopf 30. 5. Frau Korspeter 9. 6. Kortmann 30. 5. Dr. Kreyssig 30. 5. Kroll 30. 5. Kühlthau 30. 5. Kurlbaum 30. 5. Leibfried 30. 5. Dr. Lindenberg 30. 5. Lulay 9. 6. Maucher 30. 5. Meitmann 15. 7. Merten 30. 5. Dr. Mocker 30. 5. Müller-Hermann 2. 6. Neuburger 31. 5. • Dr. Orth 30. 5. Peters 15. 7. Pöhler 30. 5. Rademacher 30. 5. Raestrup 30. 5. Rasch 4. 6. Richter 2. 6. Runge 16. 6. Dr. Siemer 30. 5. Dr. Starke 31. 7. Frau Welter (Aachen) 30. 5. Dr. Werber 30. 5. Frau Wolff (Berlin) 10. 6. b) Urlaubsanträge Dr. Dittrich 30. 6. Dr. Seffrin 30. 6. Kraft 16. 6. Metzger 9. 6. Moll 23. 6. Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) 30. 6. Dr. Pferdmenges 9. 6. Siebel 9. 6. Anlage 2 Umdruck 608 (Vgl. S. 7714 D, 7740 A) Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP, GB/BHE, DP, DA betreffend Entwicklung in der Sowjetzone und Möglichkeiten engerer Verbindungen zwischen den beiden Teilen Deutschlands (Drucksache 2364). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. alles zu tun - wenn nötig einseitig -, was die an der Zonengrenze aufgerichteten Grenzmauern abzutragen geeignet ist. In diesem Sinne muß der freie Verkehr aller Druckschriften über die Zonengrenze ermöglicht werden. Sollte sich ein Abkommen auf Gegenseitigkeit als unerreichbar erweisen, so soll die Bundesregierung den Bezug aller Drucksachen aus der „DDR" auf handelsübliche Weise zulassen; 2. den zuständigen Ausschüssen des Bundestages alle Gründe vorzutragen, die für und gegen eine Amnestie für politische Straftaten in der Bunresrepublik sprechen. Durch diese Amnestie könnte ein Beitrag zur Entspannung der Beziehungen der beiden Teile Deutschlands zueinander geleistet werden; 3. darauf hinzuwirken, daß auf Grund politischer Straftaten inhaftierte Personen in der Bundesrepublik in den Genuß aller Erleichterungen gelangen, die mit der Sicherung gegen Flucht vereinbar sind, und daß die Dauer der Untersuchungshaft sich in vertretbaren Grenzen hält; 4. auf diplomatischem Wege die Regierung der Sowjetunion auf die Verantwortung hinzuweisen, die sie für Verurteilte der sowjetischen Besatzungsbehörden in Deutschland hat, und die Freilassung aller dieser Gefangenen zu verlangen; 5. Wege zu erschließen und zu beschreiten, die geeignet sind, in der „DDR" zu erwirken, daß den aus politischen Gründen inhaftierten Personen alle in einem humanen Strafvollzug üblichen Erleichterungen gewährt werden und die Versorgung der Strafanstalten mit Medikamenten sichergestellt wird; 6. dem Bundestag einen Bericht über Fälle zuzuleiten, in denen von der Regierung der Sowjetunion in der Bundesrepublik lebende Personen als Sowjetbürger reklamiert werden, die angeblich an der Heimkehr gehindert werden; 7. durch den Ausbau der Treuhandstelle für den Interzonenhandel das Verrechnungswesen zur Erleichterung des Personen- und Güterverkehrs über die Zonengrenze und zur Abwicklung aller übrigen Zahlungsverpflichtungen zu normalisieren und durch die Errichtung weiterer Treuhand- stellen die Normalisierung des Personen- und Güterverkehrs zu ermöglichen und in Kultur-und Unterrichtsfragen dem Auseinanderleben der Teile Deutschlands entgegenzuwirken; 8. um diese Ziele zu erreichen, um den Zusammenhalt der Teile Deutschlands zu festigen und da- mit der Wiedervereinigung unter einer frei gewählten deutschen Regierung zu dienen und der Welt zum Bewußtsein zu bringen, daß die Teilung Deutschlands vom deutschen Volke nicht anerkannt wird, unbeschadet der vorbehaltenen Rechte und Verpflichtungen der Vier Mächte gegenüber Deutschland als Ganzem, mit den in der sowjetisch besetzten Zone bestehenden Behörden alle nötigen Besprechungen zu führen. Bonn, den 29. Mai 1956 Ollenhauer und Fraktion Anlage 3 Umdruck 609 (Vgl. S. 7714 D, 7740 A) Antrag der Fraktionen der SPD, FDP, GB/BHE zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP, GB/BHE, DP, DA betreffend Entwicklung in der Sowjetzone und Möglichkeiten engerer Verbindungen zwischen den beiden Teilen Deutschlands (Drucksache 2364). Der Bundestag wolle beschließen: Der Ausschuß für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen wird beauftragt, die Aufgaben, die sich aus der Großen Anfrage — Drucksache 2364 — und ihrer Beantwortung ergeben, laufend zu verfolgen und zu gegebener Zeit dem Bundestag Bericht zu erstatten. Bonn, den 29. Mai 1956 Ollenhauer und Fraktion Dr. Dehler und Fraktion Feller und Fraktion Anlage 4 Umdruck 610 (Vgl. S. 7717 D, 7740 A) Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP, GB/BHE, DP, DA betreffend Entwicklung in der Sowjetzone und Möglichkeiten engerer Verbindungen zwischen den beiden Teilen Deutschlands (Drucksache 2364). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird beauftragt, darauf hinzuwirken, daß in weit größerem Umfange als bisher den jungen Menschen in der Bundesrepublik Gelegenheit gegeben wird, die besonderen Verhältnisse, die sich aus der Teilung Deutschlands ergeben, durch Reisen nach Berlin kennenzulernen. Insbesondere sollten die Abschlußklassen sämtlicher Schulen der Bundesrepublik Gelegenheit haben, die Verhältnisse in der ehemaligen Hauptstadt Deutschlands kennenzulernen. Die dazu notwendigen Gelder sind den Mitteln des Bundesjugendplanes zu entnehmen. Bonn, den 30. Mai 1956 Frau Hütter Dr. Dehler und Fraktion
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Karl Mommer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben geglaubt, daß es nützlich wäre, die Debatte, die gleich folgen wird, nicht ohne Verabschiedung einiger Anträge zu beschließen.
    Was wir in dieser Debatte vertreten, kann nicht damit erreicht werden, daß wir sporadisch, von Zeit zu Zeit einmal über diese vielen konkreten Fragen sprechen, die da anstehen. Wir müssen ständig daran arbeiten, daß, wo immer es möglich ist, auf jedem einzelnen Gebiet Fortschritte, und seien es noch so kleine, erzielt werden. Dazu bedarf es einer ständigen Arbeit.

    (Vizepräsident Dr. Schmid übernimmt den Vorsitz.)



    (Dr. Mommer)

    Deswegen haben wir den Antrag auf Umdruck 609*) eingebracht, in dem wir das Haus darum bitten, den Komplex der Fragen, den wir heute behandeln, dem Ausschuß für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen zur weiteren Beratung zu überweisen.
    Aber wir glauben, daß es darüber hinaus auch nötig ist, einige besondere Probleme als Hauptpunkte unserer Debatte herauszustellen, um sie zu ringen und uns zu den beantragten Maßnahmen zu bekennen oder vielleicht auch nicht zu bekennen. Deshalb haben wir den weiteren Antrag auf Umdruck 608**) eingereicht, der zur Debatte steht, den wir aber heute nicht zu verabschieden brauchen; wir bitten, ihn dem Ausschuß zur weiteren Beratung zu überweisen.
    Ich darf nun kurz einige Worte zu den verschiedenen Punkten dieses Antrags sagen. Ich gestehe offen, daß es sich da in einigen Fällen um recht heiße Eisen handelt. Ich werde mich bemühen, mit diesen heißen Eisen vorsichtig zu hantieren.
    Wir ersuchen im ersten Punkt darum, daß die Bundesregierung alles tun möge — wenn nötig einseitig —, um die an der Zonengrenze aufgerichteten Grenzmauern abzutragen. Das Prinzip ist heute allgemein anerkannt. Wir haben mit ihm an unseren In- und Auslandsgrenzen die besten Erfahrungen gemacht.
    Es ist aber noch ein Gebiet, ein wichtiges Gebiet vorhanden, auf dem nach unserer Meinung diese Methode auch angewandt werden sollte: es handelt sich um den Verkehr mit Druckschriften über die Zonengrenze hinweg. Wir wissen, wie der heutige Zustand ist. Nur technische und wissenschaftliche Literatur findet in kleiner Zahl den Weg über die innerdeutsche Grenze. Es ist selbstverständlich, daß wir anstreben müssen, diesen Verkehr in beiden Richtungen von allen Fesseln zu befreien; darin stimmen wir mit den zu diesem Thema von dem Herrn Bundesminister Kaiser gemachten Ausführungen überein.
    Freilich, meine Damen und Herren, müssen wir uns vor Illusionen hüten. Wir haben in der Frage des Personenverkehrs auch einseitig alle Hindernisse abgeschafft. Als wir es taten, wußten wir im voraus, daß wir kaum hoffen konnten, die andere Seite würde voll nachziehen. Aber wir hatten richtig berechnet, daß die andere Seite gezwungen sein würde, doch etwas zu tun, doch Konzessionen zu machen. Es hat sich gezeigt, daß wir mit dieser Vorausberechnung recht hatten, und heute ist das einseitige Vorgehen auf diesem Gebiet ja allgemein gebilligt.
    Wir erwerben uns, wenn wir so handeln, immer eine starke moralische Position. Und es ist doch so gut, in allen politischen Gesprächen sagen zu können, daß die Hemmungen, die es da gibt, ausschließlich von der anderen Seite ausgehen und daß es auf unserer Seite die Freiheit und die ganze Freiheit gibt. Wenn wir die Personen frei ohne jede Kontrolle zu uns hereinlassen, dann lassen wir dabei auch die überzeugten und fanatischen Anhänger der SED in unser Gebiet hinein. Bisher hat niemand behauptet, daß sie eine ernsthafte Gefährdung unserer inneren staatlichen Sicherheit bedeuten könnten. Ich glaube, daß die Druckerzeugnisse dieser selben SED-Leute für uns ebensowenig eine ernsthafte Gefährdung der inne*) Siehe Anlage 3. **) Siehe Anlage 2.
    ren Sicherheit bedeuten wie diese Personen selbst, wenn sie zu uns einreisen. Außerdem können wir das, was in diesen Druckerzeugnissen an politischer Propaganda steht und an staatsgefährdenden Thesen enthalten ist, hier in legal erscheinenden kommunistischen Zeitungen am Kiosk kaufen. Die ganze Jagd auf die Literatur von der anderen Seite ist eine sehr gespenstische Jagd. Wenn wir, nachdem wir alle Versuche gemacht haben, die wir machen können, um möglichst viele Konzessionen auch gegenseitig einzuhandeln, einseitig die Druckerzeugnisse der anderen Seite hereinlassen, dann werden die in der Bundesrepublik ebensowenig reißenden Absatz finden, wie die kommunistischen Zeitungen reißenden Absatz finden.
    Auf dem Gebiet der gegenseitigen Ausschließung der Presseerzeugnisse haben sich bei uns Mißstände eingenistet, die wir nicht mehr lange dulden sollten. Sie sind beschämend und unerträglich. In einer Auslegung der Gesetze, die mein Freund Arndt z. B. für völlig ungesetzlich und gesetzlos hält, wird da Jagd auf Zeitungen und Druckschriften gemacht, die von drüben nach hier versandt werden. Es ergeben sich dabei sonderbare Zustände. Zwei unserer Kollegen in diesem Hause, einer von meiner Fraktion, aber ein anderer von der CDU-Fraktion, sind doch neulich mit einem Ermittlungsverfahren belästigt worden, weil sie wie wir alle in großer Menge Propagandaliteratur von der anderen Seite der Zone her zugeschickt bekamen.

    (Abg. Mellies: Hört! Hört!)

    Sehen Sie, wo so etwas hinführt! Man kommt da in die Psychologie hinein, die die Hexenverfolgung charakterisiert.

    (Sehr richtig! bei der SPD und rechts.)

    Ich glaube, daß auf diesem Gebiet etwas getan werden muß.
    Auch die rein sachliche Unterrichtung über das, was auf der anderen Seite passiert, ist schwierig geworden. Abonnieren Sie mal eine Zeitung, die drüben erscheint, wenn sie sich hier im Bundestag politisch und sozusagen beruflich mit den Ereignissen drüben zu befassen haben! Dann werden Sie sehen, wie schwierig es ist, sich rein sachlich über das zu unterrichten, was drüben vor sich geht. Ich hörte von einem Fall, daß ein Gelehrter, der für die Kultusminister die Entwicklung der Schulbücher drüben zu untersuchen hat, sich jedes Mal mit Dienststellen der Polizei und des Zolls herumschlagen muß, ehe er in den Besitz der Bücher kommt, die er analysieren muß, damit man hier vernünftig auf das reagiert, was drüben geschieht. Diese Praxis, meine Damen und Herren, beweist doch einen sehr großen Kleinmut

    (Sehr richtig! rechts)

    und einen Mangel an demokratischem Selbstvertrauen, den wir nicht vertragen können. Diese Praxis beweist auch, daß bestimmte Stellen in unserer Regierung die Urteilskraft unserer Bevölkerung gewaltig unterschätzen. Wir stehen nicht allein mit der Forderung, daß da Remedur geschaffen wird. Wir wissen uns einig mit vielen Kräften außerhalb der Sozialdemokratie. Namentlich hat das Kuratorium „Unteilbares Deutschland" vor einiger Zeit auch gefordert, daß man einseitig hier wie auf den anderen Gebieten handle und dem Verkehr der Druckschriften keine Hemmnisse mehr in den Weg lege.


    (Dr. Mommer)

    Das zweite heiße Eisen hat schon unser verehrter Herr Kollege Lemmer vor mir angepackt, und man hat den Eindruck, daß er sich dabei ein wenig verbrannt hat; ich meine das Problem der Amnestie für politische Straftaten in der Bundesrepublik.

    (Zuruf.)

    — Nicht verbrannt, Herr Kollege Lemmer? Nun, Sie werden uns das gleich sicher in Ihrer Rede sagen.
    Wir wissen sehr wohl, wie schwierig dieses Problem ist. Wir werden nicht in den Fehler verfallen, die Verurteilung von einigen Dutzend Kommunisten hier in einem rechtsstaatlichen Verfahren zu Strafen, deren höchste, soviel ich sehen konnte, fünf Jahre beträgt, gleichzusetzen mit der Willkürjustiz auf der anderen Seite, die zur Verurteilung von vielen Tausenden zu Todesstrafe, lebenslänglichem Zuchthaus und anderen Strafen geführt hat. Aber immerhin, wir haben in der Bundesrepublik auch einige Gefangene, die wegen politischer Straftaten Gefangene sind, und nach unserer Meinung kann kein Zweifel daran bestehen, daß die Erwägung einer Amnestie der Auflockerung, der Entkrampfung und der Entspannung des Verhältnisses der beiden Teile Deutschlands zueinander dienen würde. Wir sind überzeugt, daß ein Handeln auf diesem Gebiet aus eigener Initiative hier auch der Befreiung der Gefangenen auf der anderen Seite dienen würde, ohne daß wir im mindesten eine Koppelung etwa unseres Handelns hier mit einem entsprechenden Handeln auf der anderen Seite fordern wollten.
    Auch der Punkt 3 unseres Antrags Umdruck 608 verzichtet auf Selbstgerechtigkeit — jene Selbstgerechtigkeit, die gern meint, daß auf der eigenen
    Seite alles so gut sei und nichts mehr zu verbessern sei. Wir sollten, glaube ich, aus unserem besseren humanitären und demokratischen Gewissen heraus anerkennen, daß politische Straftaten Straftaten besonderer Art sind und daß eine politische Haft eine Haft besonderer Art sein kann. Es wäre nicht opportun, wenn ich hier über Einzelfälle sprechen wollte. Wir haben eine besondere Sache herausgestellt, nämlich die übermäßige Dauer der Untersuchungshaft bei solchen Gefangenen, die in einem Falle jetzt bald das dritte Jahr erreicht hat.
    Unsere Forderung, die wir im Punkt 5 stellen, nämlich nach Haftentlassung und Verbesserung der Haftbedingungen auf der anderen Seite der Zonengrenze — diese unsere Forderung zugunsten der Gefangenen drüben hat um so mehr moralisches Gewicht, als wir im eigenen Strafvollzug humanitär beispielhaft sind; und das ist der Punkt, um den es hier geht.
    Ich darf zuerst weiter zu dem Punkt 5 unseres Antrags einiges sagen. Wir haben gehört, wie schlimm drüben die Lage der Gefangenen ist und wie sie sich in letzter Zeit sogar verschlechtert hat. Die Hilfe für sie ist dringend, und wir sollten alle Wege beschreiten, die beschritten werden können, um unseren Gefangenen zu helfen. Wir sollten dabei auch nachdenken, ob die nichtstaatlichen Organisationen, etwa die Kirchen und das Rote Kreuz, auf diesem Gebiet in Zukunft vielleicht noch mehr tun könnten, als sie schon getan haben.
    Durch die Heimschaffung der von sowjetischen Tribunalen verurteilten Gefangenen aus der Sowjetunion ist ja die sonderbare Situation entstanden — sie ist hier schon geschildert worden —, daß diejenigen, die von den Verurteilenden als die schwereren Verbrecher angesehen wurden, jetzt frei sind, während an die 1200 leichtere Fälle jetzt noch nicht durch die Freilassung der Verurteilten erledigt sind. Hier können wir nicht ruhen und nicht rasten, und hier sollten wir auch die Sowjetregierung selbst nicht aus der Verantwortung entlassen. Wir sollten an sie herantreten — wir haben die diplomatischen Beziehungen —, sie auf diese Verantwortung immer wieder hinweisen und die Freilassung dieser Gefangenen aus der Haft in der Zone verlangen.
    In diesem Zusammenhang haben wir dann auch unter Punkt 6 eine Frage aufgegriffen, die zu Spannungen in den Beziehungen der Bundesrepublik zur Sowjetunion geführt hat. Wir ersuchen in diesem Punkt 6 die Regierung, dem Bundestag einen Bericht über Fälle zuzuleiten, in denen von der Regierung der Sowjetunion in der Bundesrepublik lebende Personen als Sowjetbürger reklamiert werden, die angeblich an der Heimkehr gehindert werden. Meine Damen und Herren, wir stehen sicher alle ohne Ausnahme dazu, daß jeder, der aus der Bundesrepublik irgendwohin ausreisen will, daran nicht gehindert werden darf, und das gilt genauso für Sowjetbürger. Aber wir stehen auch alle zu dem anderen Prinzip, daß niemand, der sich auf das Asylrecht beruft, gezwungen werden darf, in das Land zurückzukehren, aus dem er geflüchtet ist. Da, meine ich, handelt es sich natürlich um einen Kapitalpunkt, um einen grundsätzlichen Punkt. In keinem Falle dürfen wir einem Druck nachgeben, der darauf abzielt, gegen ihren Willen bestimmte Personen in die Sowjetunion zurückzuführen.
    Ich komme damit zu Punkt 7 unseres Antrags. Nach 1945 bestand bekanntlich der Plan, durch Staatssekretariate die Verwaltung für das ganze besetzte Deutschland zusammenzuhalten. Statt dessen haben wir die Teilung bekommen, und wir haben heute nur eine Stelle als Institution, die sich mit der Aufrechterhaltung der Verbindungen zwischen den beiden Teilen Deutschlands systematisch befaßt, nämlich die Treuhandstelle für den Interzonenhandel. Ich glaube, wir sollten trotz aller Fehlschläge bei früheren Bemühungen es nicht aufgeben, zu versuchen, diese Treuhandstelle auszubauen, namentlich auf dem Gebiet des Verrechnungswesens, wo noch viel zu tun ist. Wir sollten auch nicht auf den Versuch verzichten, weitere Stellen, weitere Treuhandstellen für spezielle _Verwaltungsfragen zu schaffen, insbesondere für Verkehrsfragen, aber möglicherweise auch für Kultur-und Unterrichtsfragen, in denen der Vertiefung der Teilung Deutschlands zumindest entgegengewirkt werden könnte.
    Schließlich komme ich zum politisch heikelsten Punkt unseres Antrags, zu Punkt 8, den ich mit der Wiedergabe einer wahren Geschichte aus dem Bundestag beginnen möchte. Vor etwa Jahresfrist kam es in einem Ausschuß des Bundestages zu einer Diskussion über Beziehungen, die die Bundesregierung zu einer anderen deutschen Regierung ohne demokratische Legitimation angeknüpft hatte, nämlich zu der Saarregierung Johannes Hoffmanns, und auf Fragen der Opposition hin erklärte ein hoher Regierungsvertreter schließlich, wenn es der Sache der Wiedervereinigung Deutschlands dienlich sei, dann müsse man auch mit dem Teufel verhandeln. Worauf wir gefragt haben: Gilt das nur für schwarze Teufel, oder gilt das auch für rote Teufel? Wir haben auf diese Frage keine eindeu-


    (Dr. Mommer)

    tige Antwort bekommen; aber wir haben bei diesen Verhandlungen — bei diesen Verhandlungen mit „schwarzen Teufeln" — immer den Standpunkt vertreten, daß ihre Bewertung die Frage der Abwägung von Für und Wider sei, daß Verhandlungen, die z. B., wie damals, dem Abbau der innerdeutschen Saargrenze, der Einführung des Inlandstarifs für Postsendungen oder der Abschaffung der Paßkontrolle an dieser innerdeutschen Grenze dienen, der Wiedervereinigung nicht schadeten, im Gegenteil, ihr nützten, und daß solche Verhandlungen geführt werden mußten. Die Bundesregierung hat damals auch mit Johannes Hoffmann verhandelt, ohne dadurch diese Regierung Hoffmann anzuerkennen. Sie hat sie nie anerkannt. Ähnlich verhandelt die Bundesregierung seit Jahren mit Pankow über weisungsgebundene Beamte der Bundesregierung in der Treuhandstelle für den Interzonenhandel. Trotz dieser Verhandlungen, die seit Jahren stattfinden, wird kein Mensch behaupten, daß die Bundesregierung die Regierung in Pankow anerkannt habe.

    (Abg. Dr. Rinke: Technisch!)

    — Ja, technisch, auf bestimmte Probleme beschränkt! Wenn etwa Beamte des Verkehrsministeriums mit Beamten des anderen Verkehrsministeriums drüben verhandelten, etwa über den Verkehr auf der Autobahn nach Berlin, dann wären das technische Verhandlungen, und dann läge in ihnen nicht mehr an Anerkennung des Regimes drüben, als in den Verhandlungen in der Treuhandstelle liegt. Grundsätzlich, glaube ich, ändert sich daran auch nichts, wenn man von der Ministerialratsebene auf eine höhere Ebene geht, und es ändert sich auch nichts daran, wenn man sogar auf die Ministerebene geht.

    (Zurufe von der CDU/CSU.)

    Der Herr Bundeskanzler hat etwa vor einem Jahr auch mit Herrn Johannes Hoffmann einmal gesprochen, und auch da hat niemand gesagt, daß die Bundesregierung darum die Regierung Johannes Hoffmann anerkannt habe.
    Aber wir möchten diese Dinge auf die technischen Fragen beschränken. Wenn unser Verkehrsminister etwa mit dem „Teufelsverkehrsminister" auf der anderen Seite spräche, läge darin keine Anerkennung; im Gegenteil: indem er an der Beseitigung der skandalösen Verkehrsgrenzen innerhalb Deutschlands arbeitete, arbeitete er daran, daß die Wiedervereinigung Deutschlands ein Stück vorwärtskäme.
    Niemand von uns wird dabei einen Zweifel an folgendem aufkommen lassen, auch nicht gegenüber den Herren in Pankow: Nie werden wir die Teilung Deutschlands anerkennen; nie werden wir uns damit abfinden, daß es zwei Regierungen in Deutschland gibt. Immer und in allem, was wir tun werden, werden wir darauf ausgehen, zur Bildung einer einzigen deutschen, gesamtdeutschen Regierung zu kommen, die aus freien Wahlen hervorgehen soll.
    Wenn wir vorwärtskommen wollen in den Problemen, die uns heute beschäftigen, müssen wir uns, glaube ich, von der Verkrampfung und von den gedanklichen Kurzschlüssen um das Thema Anerkennung befreien. Wir werden Pankow nicht anerkennen, und wir werden in Gesprächen über den Berlin-Verkehr und über das Gefangenenproblem nicht mehr an Anerkennung hineinlegen, als in den Verhandlungen der Treuhandstelle liegt oder als darin liegt, daß ich z. B. noch vorige Woche
    durch die Zone gefahren bin und treu und brav, das Bestehen der dortigen Behörden zur Kennuris nehmend, die Straßengebühren bezahlt habe.
    Vor fast genau einem Jahr haben wir hier den Antrag des Ausschusses Drucksache 1325 einstimmig verabschiedet, worin eine Fülle von Vorschlägen zur Verbesserung der Verbindungen zwischen den beiden Teilen Deutschlands enthalten waren. In allen Punkten, in denen das Vorwärtskommen auch davon abhing, daß von der anderen Seite etwas geschah, in allen Punkten, in denen die Macht des Handelns nicht ausschließlich bei uns lag, in all diesen Punkten sind wir um keinen Zentimeter vorwärtsgekommen. Wenn wir keine Form dafür finden, in Auseinandersetzungen mit den augenblicklichen Machthabern drüben über die praktischen, technischen Fragen zu sprechen, dann besteht auch im nächsten Jahr wenig Hoffnung. daß wir einen Zentimeter vorwärtskommen.
    Wir müssen wissen, was wir wollen. Man muß mit dem Zweck die Mittel wollen, und wenn man die Mittel nicht akzeptieren kann, dann hat es wenig Sinn, von dem Zweck zu reden. Ich glaube, daß das die ernsteste Wahl ist, vor die wir gestellt sind. Wir von der sozialdemokratischen Fraktion sind uns bewußt, daß man die Wiedervereinigung Deutschlands mit viel Umsicht und Vorsicht und Klugheit betreiben muß. Aber man kann sie auch nicht ohne Kühnheit betreiben. Und hier ist einmal die Forderung: etwas mehr Kühnheit, keine Angst vor Teufeln, meine Damen und Herren, selbst wenn sie rot sind!

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Kunze [Bethel]: Woher wissen Sie eigentlich, daß die Teufel rot sind?)



Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort zur Begründung des Antrags auf Umdruck 610*) hat Frau Abgeordnete Hütter.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Margarete Hütter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Herren und Damen! Ich habe die Ehre, den Antrag Umdruck 610 der Fraktion der Freien Demokratischen Partei betreffend die Entwicklung in der Sowjetzone und die Möglichkeiten engerer Verbindungen zwischen den beiden Teilen Deutschlands zu begründen. Der Antrag sagt aus, worum es uns geht: um ein verstärktes Bekanntwerden mit den Zuständen in Berlin als dem Mittelpunkt, der von hier aus erreichbar ist, für die Auseinandersetzung zwischen Ost und West.
    Wie oft haben wir in den letzten Jahren, wenn wir einmal vor Gremien sprachen, die sich aus Jugendlichen zusammensetzten, die Frage gestellt bekommen, ob es denn wirklich wahr sei, was wir Abgeordneten über die Zustände in der Sowjetzone vortragen. Eine Bejahung aus unserem Munde allein genügt als Antwort nicht. Wir müssen die Jugendlichen überzeugen, indem wir ihnen die Möglichkeit geben, sich selbst ein Bild davon zu machen. Und das können sie am besten an Ort und Stelle, in Berlin, tun.
    Genauso wie in den letzten Jahren Tausende in diesem Parlament zu Besuch weilten, um sich von dem Parlamentarismus des Bundestages ein Bild zu machen, genauso sollten Tausende und aber Tausende die Gelegenheit bekommen, sich in der ehemaligen Hauptstadt mit den wirklichen Zu Zuständen vertraut zu machen. Dies würde de Be-
    *) Siehe Anlage 4.


    (Frau Hütter)

    mühungen der Regierung um Aufklärung, aber auch um Mitarbeit an unseren Problemen aus den Reihen der Bürger entgegenkommen und unsere Arbeit unterstützen.
    Eine Erfahrung ganz besonderer Art war es, die mich zu diesem Antrag veranlaßt hat. Es war die Sitzung des Gesamtdeutschen Ausschusses in der letzten Woche in Berlin, die dieser zusammen mit zwei Ausschüssen des Europarats abhielt, und es waren die Eindrücke der Fremden, d. h. der Mitglieder der beiden Ausschüsse des Europarats, nach einer Fahrt durch West- und Ostberlin sowie die Worte, die sie darüber in einer gemeinsamen Sitzung am Samstagvormittag fanden, die uns dermaßen berührten, daß wir quasi durch ihre Erlebnisse, durch ihre Gefühle ermuntert wurden, unsere Arbeit verstärkt fortzusetzen, unsere eigene Arbeit zu verdoppeln.
    Ich zog das Fazit aus dieser Beobachtung, daß wir einer solchen Ermunterung ständig bedürfen und daß unsere eigene Jugend — niemand ist dazu besser legitimiert als sie — in diesem Sinne verantwortlich erzogen werden muß. Unsere Jugend muß einmal die Verantwortung für das Gesamtproblem übernehmen, wenn es uns nicht gelungen sein sollte, es zu lösen. Außerdem glaube ich, daß eine solche Verwendung eines Teils der Mittel des Bundesjugendplans von großen Teilen der Bevölkerung einschließlich der Jugend selbst sehr begrüßt werden würde.
    Ich beantrage deshalb Überweisung dieses Antrages an den Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen.

    (Abg. Frau Dr. h. c. Weber [Aachen] : Aber es ist Ländersache! — Abg. Kunze [Bethel] : Das interessiert doch Frau Hütter nicht!)