Rede von
Dr.
Ludwig
Erhard
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich glaube, es würde auch nicht in Ihrem Interesse liegen, wenn ich jetzt zu allen Anträgen im speziellen Stellung nehmen wollte oder sollte. Ich bin selbstverständlich bereit, jede Frage im Mittelstandsausschuß zu erörtern und den Standpunkt der Regierung darzulegen. Ich kann nur sagen: hinsichtlich der Änderung des Grundgesetzes ist die Regierung selbstverständlich der hier fast allgemein zum Ausdruck gekommenen Meinung. Ich glaube, es besteht auch darüber Übereinstimmung, daß der Mittelstand durch die Wirtschaftspolitik, durch die Finanzpolitik wie überhaupt durch alle Regierungsmaßnahmen gefördert werden soll. Der Wert des Mittelstandes, gerade des selbständigen und freien Mittelstandes, ist unbestritten.
Aus diesem Grunde begrüße ich alle Maßnahmen, die geeignet erscheinen, die Leistungskraft des Mittelstandes zu stärken und ihm, soweit dem nicht steuerliche oder strukturelle Bedingungen entgegenstehen, zu gleichen Startbedingungen im Wettbewerb zu verhelfen. Ein selbständiger Mittelstand, der sich auf Leistung gründet, wird auch Bestand haben. In diesem Sinne bekenne ich mich — ohne daß ein Wirtschaftsminister Interessen zu vertreten hat — hier doch noch einmal als Mittelstandsminister. Mein Gewissen, das hier angesprochen worden ist, — —
) — Ja, das ist sehr viel geteilt! Wie viele Gewissen soll ich eigentlich in meiner Seele tragen,
wenn ich für alle zu sorgen habe, was doch die Aufgabe des Wirtschaftsministers ist! Aus diesem Grunde möchte ich meinen, ich sollte es mit Wilhelm Tell halten, der sagt: Es sind mir alles gleich liebe Kinder! Ich glaube, das ist die einzig vernünftige und die einzig sittliche Haltung eines Wirtschaftsministers.
Im ganzen habe ich mich über die heutige Diskussion im Bundestag deshalb gefreut, weil sie im Grundsatz doch eine sehr gleichartig positive Haltung zu den mittelständischen Problemen hat erkennen lassen. Wie es selbstverständlich ist, hoffe und wünsche ich, daß wir in den weiteren Beratungen dieser Anträge im Mittelstandsausschuß, im Wirtschaftspolitischen Ausschuß und wo auch immer glückliche Lösungen nicht zuletzt auch für den deutschen Mittelstand finden werden.