Rede:
ID0210702500

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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 2107

  • date_rangeDatum: 20. Oktober 1955

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    2. Deutscher Bundestag — 107. Sitzung, Berlin-Charlottenburg, Donnerstag, den 20. Oktober 1955 5851 107. Sitzung Berlin-Charlottenburg, Donnerstag, den 20. Oktober 1955. Glückwunsch zum 74. Geburtstag des Abg. Dr. Kleindinst 5851 B Fortsetzung der Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung; Beratung der Anträge und Initiativgesetzentwürfe zur konjunkturpolitischen Lage 5851 C Seiboth (GB/BHE) 5851 C Dr. Elbrächter (DP) 5854 D Schäffer, Bundesminister der Finanzen 5861 C Struve (CDU/CSU) 5865 A Dr. Reif (FDP) 5868 B Schmücker (CDU/CSU) 5870 D Dr. Schellenberg (SPD) 5872 D Stingl (CDU/CSU) . . . . 5874 C, 5876 A Frau Finselberger (GB/BHE) . . 5876 B Frau Kalinke (DP) 5877 B Margulies (FDP) 5879 D Dr. Gülich (SPD) 5880 C, D Dankesworte für die herzliche Aufnahme in Berlin: Präsident D. Dr. Gerstenmaier . . 5883 C Geschäftliche Mitteilungen . . . 5876 A, 5883 D Nächste Sitzung 5883 D Anlage 1: Liste der beurlaubten Abgeordneten 5884 A Anlage 2: Überweisung der Anträge zur konjunkturpolitischen Lage an die Ausschüsse 5884 C Die Sitzung wird um 9 Uhr 7 Minuten durch den Vizepräsidenten Dr. Schmid eröffnet.
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete beurlaubt bis einschließlich Gleisner (Unna) 19. November Frehsee 15. November Kühn (Bonn) 15. November Matthes 15. November Dr. Miessner 15. November Welke 15. November Hoogen 12. November Albers 5. November Dr.-Ing. E. h. Schuberth 5. November Dr. Bucerius 31. Oktober Gibbert 30. Oktober Dr. Greve 29. Oktober Dr. Köhler 29. Oktober Dr. Preller 29. Oktober Frau Rösch 29. Oktober Jahn (Frankfurt) 29. Oktober Altmaier 28. Oktober Dr. Becker (Hersfeld) 28. Oktober Fürst von Bismarck 28. Oktober Erler 28. Oktober Even 28. Oktober Gräfin Finckenstein 28. Oktober Gerns 28. Oktober Höfler 28. Oktober Kalbitzer 28. Oktober Kiesinger 28. Oktober Dr. Kopf 28. Oktober Dr. Lenz (Godesberg) 28. Oktober Dr. Leverkuehn 28. Oktober Lücker (München) 28. Oktober Dr. Lütkens 28. Oktober Marx 28. Oktober Dr. Mommer 28. Oktober Frau Meyer-Laule 28. Oktober Dr. Dr. h. c. Pünder 28. Oktober Dr. Oesterle 28. Oktober Paul 28. Oktober Frau Rehling 28. Oktober Schütz 28. Oktober Graf von Spreti 28. Oktober Dr. Wahl 28. Oktober Frau Dr. h. c. Weber (Aachen) 28. Oktober Miller 24. Oktober Günther 23. Oktober Bauer (Wasserburg) 22. Oktober Brockmann (Rinkerode) 22. Oktober Diekmann 22. Oktober Dr. Dollinger 22. Oktober Gefeller 22. Oktober Hilbert 22. Oktober Dr. Horlacher 22. Oktober Kahn 22. Oktober Könen (Düsseldorf) 22. Oktober Leibfried 22. Oktober Dr. Löhr 22. Oktober Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) 22. Oktober Müller (Worms) 22. Oktober Müser 22. Oktober Frau Nadig 22. Oktober Neuburger 22; Oktober Pelster 22. Oktober Dr. Pferdmenges 22. Oktober Frau Pitz 22. Oktober Raestrup 22. Oktober Schill (Freiburg) 22. Oktober Schlick 22. Oktober Schloß 22. Oktober Seidl (Dorfen) 22. Oktober Dr. Starke 22. Oktober Dr. Werber 22. Oktober Winkelheide 22. Oktober Stahl 22. Oktober Peters 22. Oktober Dr. Maier (Stuttgart) 22. Oktober Dr. Baade 22. Oktober Dr. Bärsch 22. Oktober Dr. Furler 22. Oktober Kemper (Trier) 22. Oktober Kroll 22. Oktober Dr. Wellhausen 20. Oktober Scharnberg 20. Oktober Frau Schanzenbach 20. Oktober Anlage 2 Umdruck 488 (Vgl. S. 5883 A) Überweisung der Anträge zur konjunkturpolitischen Lage (Punkt 3 der Tagesordnung der 106. und 107. Sitzung des Deutschen Bundestages in Berlin) an die Ausschüsse: Nr. 1- Drucksache 1674 - Überweisung an: Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht, Ausschuß für Wirtschaftspolitik, Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Federführung strittig); Nr. 2 - Drucksache 1686 - Überweisung an: Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (federführend), Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 3 - Drucksache 1678 - Überweisung an: Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (federführend), Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 4 - Drucksache 1754 - Überweisung an: Ausschuß für Wirtschaftspolitik (federführend), Ausschuß für Kommunalpolitik; Nr. 5 - Drucksache 1766 - Überweisung an: Ausschuß für Wirtschaftspolitik (federführend), Ausschuß für Kommunalpolitik; Nr. 6 - Drucksache 1627 - Überweisung an: Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (federführend), Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 7 - Drucksache 1751 - Überweisung an: Ausschuß für Wirtschaftspolitik (federführend), Haushaltsausschuß, Ausschuß für Kommunalpolitik; Nr. 8 - Drucksache 1750 - Überweisung an: Ausschuß für Geld und Kredit (federführend), Ausschuß für Kommunalpolitik; Nr. 9 - Drucksache 1765 - Überweisung an: Ausschuß für Wirtschaftspolitik (federführend), Ausschuß für Geld und Kredit; Nr. 10 - Drucksache 1769 - Überweisung an: Ausschuß für Geld und Kredit (federführend), Ausschuß für Wirtschaftspolitik, Ausschuß für Kommunalpolitik; Nr. 11- Drucksache 1768 - Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (federführend), Ausschuß für Wirtschaftspolitik, Ausschuß für Kommunalpolitik; Nr. 12 — Drucksache 1775 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (federführend), Ausschuß für Geld und Kredit, Ausschuß. für Kommunalpolitik; Nr. 13 — Drucksache 1675 — Überweisung an: Ausschuß für Wirtschaftspolitik (federführend), Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen, Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes, Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen; Nr. 14 — Drucksache 1676 — Überweisung an: Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 15 — Drucksache 1776 — Überweisung an: Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (federführend), Haushaltsausschuß; Nr. 16 — Drucksache 1770 — Überweisung an: Ausschuß für Wirtschaftspolitik (federführend), Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen; Nr. 17 — Drucksache 1748 — Überweisung an: Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes (federführend), Ausschuß für Geld und Kredit, Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 18 — Drucksache 1752 — Überweisung an: Ausschuß für Wirtschaftspolitik (federführend), Ausschuß für Geld und Kredit; Nr. 19 — Drucksache 1672 — Überweisung an: Ausschuß für Außenhandelsfragen (federführend), Ausschuß für Wirtschaftspolitik, Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten; Nr. 20 — Drucksache 1673 — Überweisung an: Ausschuß für Außenhandelsfragen (federführend), Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen; Nr. 21 — Drucksache 1688 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (federführend), Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 22 — Drucksache 1628 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (federführend), Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft ,und Forsten, Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 23 — Drucksache 1677 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (federführend), Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 24 — Drucksache 1696 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen; Nr. 25 — Drucksache 1699 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen; Nr. 26 — Drucksache 1762 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (federführend), Haushaltsausschuß; Nr. 27 — Drucksache 1695 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen; Nr. 28 — Drucksache 1764 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen; Nr. 29 — Drucksache 1753 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen; Nr. 30 — Drucksache 1758 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen; Nr. 31 — Drucksache 1763 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (federführend), Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 32 — Drucksache 1767 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (federführend), Ausschuß für Außenhandelsfragen, Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 33 — Drucksache 1755 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (federführend), Ausschuß für Wirtschaftspolitik, Ausschuß für Kommunalpolitik; Nr. 34 — Drucksache 1760 — Überweisung an: Ausschuß für Wirtschaftspolitik (federführend), Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen; Nr. 35 — Drucksache 1687 — Überweisung an: Ausschuß für Sozialpolitik (federführend), Haushaltsausschuß; Nr. 36 — Drucksache 1746 — Überweisung an: Ausschuß für Sozialpolitik (federführend), Haushaltsausschuß; Nr. 37 — Drucksache 1780 — Überweisung an: Ausschuß für Sozialpolitik (federführend), Haushaltsausschuß; Nr. 38 — Drucksache 1759 — Überweisung an: Ausschuß für Wirtschaftspolitik (federführend), Haushaltsausschuß, Ausschuß für Arbeit, Ausschuß für Heimatvertriebene, Ausschuß für den Lastenausgleich; Nr. 39 — Drucksache 1749 — Überweisung an: Ausschuß für Arbeit (federführend), Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 40 — Drucksache 1757 — Überweisung an: Ausschuß für den Lastenausgleich (federführend), Haushaltsausschuß. Berlin. den 18. Oktober 1955
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Erni Finselberger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (GB/BHE)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GB/BHE)

    Herr Präsident! Meine Herren und Damen! Nach den bisherigen
    Ausführungen fühlt man sich sehr schnell an die Auseinandersetzungen und an die Aussprache im vorigen Jahre erinnert, als uns der erste Entwurf für das Rentenmehrbetragsgesetz vorlag. Auch unsere Fraktion hatte an dem Entwurf mancherlei Lücken entdeckt. Im Laufe der Ausschußarbeiten haben wir dann doch eine gemeinsame Linie gefunden, konnten zusammen erhebliche Verbesserungen in das Rentenmehrbetragsgesetz einbauen. Ich möchte gerade Herrn Professor Schellenberg daran erinnern, wie sehr meine Fraktion sich sowohl im Plenum als auch im Ausschuß dafür eingesetzt hat, daß die damals noch vorhandenen Lücken geschlossen würden. Ich erinnere besonders an unseren Hinweis, daß auch die Bezieher von Waisenrenten in die Bestimmungen des Rentenmehrbetragsgesetzes einbezogen werden müßten. Es ist sicherlich nicht die Schuld meiner Fraktion und auch nicht meine eigene, daß sich dieses Versäumnis beim Rentenmehrbetragsgesetz — wir haben dazu einen weiteren Antrag eingebracht —, daß nämlich die Bezieher von Waisenrenten nicht mit einbezogen wurden, auch heute wieder rächt. Ich hoffe jedoch, daß es uns im Ausschuß möglich sein wird, das eine oder andere Versäumnis noch wieder gutzumachen.
    Unser Antrag Drucksache 1746 schließt sich in seinem Aufbau dem des Rentenmehrbetragsgesetzes an. Wir haben uns bei unserem Antrag von der Überlegung leiten lassen, daß wir gerade wegen der preispolitischen Entwicklung, deren Nachteile schon jahrelang gerade die Rentner zu spüren haben, unter allen Umständen und sehr schnell zu einer Anhebung der Renten kommen müssen. Wir glaubten im vorigen Jahre, daß die Schwierigkeiten im Berechnungsverfahren bald überwunden sein würden, glauben insbesondere, daß jetzt schon genügend Erfahrungen gesammelt worden sind. Nach unserem Antrag sollen die im Rentenmehrbetragsgesetz vorgesehenen Beträge verdoppelt werden. Gerade im Hinblick auf das Verfahren schien uns dieser Vorschlag der einfachste, damit nicht zu viel Zeit für die sich aus der Änderung ergebende Verwaltungsarbeit in Anspruch genommen werden muß.
    Allerdings sagen wir ganz offen, daß uns selbst die Verdoppelung der Sätze nach dem Rentenmehrbetragsgesetz keineswegs ausreichend erscheint. Wir wissen auch, daß man schon jahrelang versäumt hat, hier das Notwendige zu tun. Bereits Herr Kollege Dr. Elbrächter hat heute davon gesprochen, daß man schon sehr viel früher an eine Verbesserung der Renten hätte denken müssen. Aber man kann das, was zu tun nötig wäre, nicht in einem Jahre nachholen. Hoffentlich kommen wir bald zu einer grundsätzlichen Neuordnung der sozialen Leistungen. Solange wir noch darauf warten müssen, soll die Finanzierung der notwendig werdenden Mehrausgaben zunächst von den Sozialversicherungsträgern bevorschußt werden. Unser Antrag geht allerdings in der Beziehung etwas weiter als der Antrag der CDU/CSU. Wir fordern, daß diese Zulagen nicht etwa angerechnet oder verrechnet werden, damit auch eine echte Zulage für den Rentner dabei herausspringt.
    Nun möchte ich auf den Grund eingehen, weshalb wir eine Vorschußzahlung nicht für angebracht gehalten haben. Wir fordern in unserm Antrag Drucksache 1746 die Verdoppelung dieser Rentenmehrbeträge ab 1. Dezember. Dabei müssen wir darauf hinweisen, daß wir inzwischen auch


    (Frau Finselberger)

    einen Antrag auf Gewährung einer Weihnachtsbeihilfe oder Winterbeihilfe für Bedürftige eingebracht haben. Beide Anträge muß man im Zusammenhang sehen. Wir möchten bei den Rentnern nicht den Eindruck erwecken, daß diese Vorschußzahlung etwa eine unechte Winterbeihilfe wäre. Darüber hinaus erscheint uns der nicht anrechenbare Betrag von 20 DM nicht ausreichend. Ich möchte deshalb, ohne näher auf unseren Antrag über die Winterbeihilfe einzugehen, nur bemerken, daß wir auch in jenem Antrag zwar sehr maßvoll gewesen sind, daß er aber dennoch die Rentner besserstellen würde, als es bisher der Fall ist.
    In den sehr temperamentvollen Ausführungen unseres Herrn Kollegen Professor Dr. Schellenberg habe ich etwas vermißt. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, Herr Professor, daß Sie im vorigen Jahr grundsätzlich gegen die Struktur des Rentenmehrbetragsgesetzes gewesen wären. Ich erinnere mich nur sehr wohl, daß wir dieses Rentenmehrbetragsgesetz damals einmütig verabschiedet haben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das war voriges Jahr!)

    Ich glaubte, daß wir doch auch in dieser Frage der Anhebung der Renten gerade jenes Bevölkerungskreises, der doch sicher uns allen gleich am Herzen liegt, wieder zu einer Einmütigkeit kommen sollten, und ich hoffe und wünsche, daß unsere gemeinsamen Beratungen im Ausschuß für Sozialpolitik wieder so zielstrebig sein werden, daß wir zu einer Regelung kommen, die zwar nicht endgültig befriedigt, die aber doch die Rentner davon überzeugen kann, daß wir uns gleichwohl alle bemüht haben — wenn auch nicht allzu schnell, das möchten wir zwar sehr gerne, aber das ist uns in vielen Dingen nicht möglich —, die Rentner doch in eine Situation zu bringen, die uns hoffen läßt, daß die Neuregelung der sozialen Leistungen dann endgültig befriedigen wird. Auch die Behandlung dieses Rentenmehrbetragsgesetzes mit der Verdoppelung seiner Beträge wird zeigen, wie notwendig es ist, eine Neuregelung der sozialen Leistungen beschleunigt herbeizuführen.
    Ich darf darum bitten, daß dieser Antrag dem Ausschuß für Sozialpolitik überwiesen wird.

    (Beifall beim GB/BHE.)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Das Wort hat die Abgeordnete Frau Kalinke.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Margot Kalinke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Herren und Damen! Ich bedaure, daß wir in dieser konjunkturpolitischen Debatte heute nicht über ein umfassendes Programm der Reform sozialer Leistungen sprechen können und daß nur ein Teilthema auf der heutigen Tagesordnung zur Diskussion steht, das uns zwingt, jetzt über Anträge zur Erhöhung der Renten, und zwar nur der Sozialversicherungsrenten zu sprechen. Deshalb möchte ich mich auf die Probleme beschränken, die das Rentenmehrbetragsgesetz aufwirft. Auch die Fraktion der Deutschen Partei bedauert, daß der Herr Bundeswirtschaftsminister in der verlesenen Erklärung der Bundesregierung zwar davon gesprochen hat, „daß im Interesse der Rentner einiges unternommen werden soll mit dem Ziel einer immer besser werdenden Existenzsicherung," daß er aber das Wie und das Wann dieses Zieles nicht dargelegt hat. Ich glaube, daß das eine entscheidende Frage ist, in der wir sehr gern die Meinung des Kabinetts in allen seinen Teilen heute gehört hätten. Ich bedaure mit den Rednern der SPD und der übrigen Fraktionen, die bisher gesprochen haben, daß die vorliegenden Anträge an der Tragik vieler Menschen, die an der Konjunktur und ihrem Aufschwung keinen Teil gehabt haben, vorbeigehen, weil sie eben nur einen Teil der Rentner betreffen. Ich bedaure weiter, daß die Diskussion nicht das Problem der Leistungserhöhungen in seinem großen Zusammenhang angesprochen hat, ich meine den Zusammenhang mit den übergeordneten Gesichtspunkten der Wirtschafts- und, wenn Sie wollen, der Staatspolitik. Es geht bei der Beratung dieser Fragen nicht um Parteien und, meine Herren Vorredner, auch nicht um die Auseinandersetzung, ob der eine bereit ist, etwas mehr, und der andere nur meint, etwas weniger geben zu können. Es geht hier also um keine Konkurrenz — weder der politischen Parteien noch der Ämter —, auch ,um keine Konkurrenz- oder um Kompetenzstreitigkeiten der einzelnen Ministerien. Es geht hier darum, ob ein Volk die sozialethische Aufgabe erkennt, seinen alten Menschen zu helfen, es geht um die Frage der sozialen Verpflichtung aller Staatsbürger, die sozialpolitische Aufgabe im rechten Zusammenhang mit dem Sozialprodukt zu prüfen und

    (Beifall bei der DP)

    sie in einem echten Zusammenhang mit dem Wirtschaftserfolg den drängenden Lösungen zuzuführen. Meine Herren und Damen! Alte Menschen können nicht unbegrenzte Zeit warten! Alte Menschen können auch nicht unbegrenzte Zeit soziale Versprechungen erhalten, vor deren Erfüllung man immer wieder Weitere Untersuchungen — und seien sie noch so interessant — machen will.
    Ich habe auch bedauert, daß Herr Dr. Hellwig, der zweifelsohne das Problem überwiegend von der Wirtschaftspolitik gesehen hat, gestern andeutete, das Rentenmehrbetragsgesetz, das uns von seiner Fraktion vorgelegt wird, sei nicht etwa präjudizierend für die Reform, während er im gleichen Atemzuge vor dem Präjudiz warnte. Es dürfte Herrn Dr. Hellwig, wenn er im Hause ist, sicherlich interessieren, daß im Gegensatz zu seiner gestrigen positiven Beurteilung dieses CDU-Antrages der „Deutsche Industrie-Kurier" am 19. September 1954 — ich zitiere mit Erlaubnis des Herrn Präsidenten — von „kompromittierenden Kompromissen" sprach und die Frage aufwarf, ob damit „nicht das Versicherungsprinzip auf höchster Ebene in Frage gestellt wird" und ob es sich nicht um einen Weg handelt, „der immer tiefer in die sozialpolitische Unordnung hineinführt."
    Der „Schnelldienst des Industrie-Instituts" hat am 3. September 1954 auf die „Gefahren für die Sozialversicherung" hingewiesen, die das erste Rentenmehrbetragsgesetz und damit auch dieser Antrag beinhalten. Er schrieb damals, und das ist für den Redner unserer Koalitionsfreunde sicher ein interessantes, Wort:
    Der Antrag zielt auf die Wiederaufnahme der verhängnisvollen Methode des SVAG
    — des Sozialversicherungsanpassungsgesetzes von 1949.
    Damit soll die Absicht auf Korrektur des an den langjährigen Beitragszahlern begangenen Unrechts durchkreuzt werden.
    Auch der Pressedienst der Deutschen Arbeitgeberverbände schrieb schon am 17. August 1954:


    (Frau Kalinke)

    Im Hinblick auf dieses vorgeschlagene Finanzierungssystem
    — im Rentenmehrbetragsgesetz —muß in Erinnerung gebracht werden, daß sich abgesehen von den Sozialpartnern, den Fachjournalisten der Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und dem Verband der Rentenversicherungsträger alle gegen die Inanspruchnahme der Rücklagen der Rentenversicherung ausgesprochen haben. Alle Gremien haben darauf hingewiesen, daß die Anpassung der Renten an die Kaufkraft Aufgabe des Staates ist und dementsprechend mit staatlichen Mitteln durchzuführen ist.
    Schließlich hat auch der Bund der Steuerzahler erklärt, daß „der Plan einen Versuch darstellt, der Indexrente nahezukommen." Die Konsequenzen dieser Tatsache sind so ungeheuerlich, daß kein Wort der Sorge und Abwehr, das ich heute hier aussprechen könnte, schwerwiegend genug sein kann, auf diese Gefahren hinzuweisen.
    Meine Herren und Damen! Wenn der Herr Bundesfinanzminister Ihnen zugerufen hat, daß die Anträge seiner eigenen Fraktion „eine geeignete Grundlage für weitere Behandlung" seien, nun, dann wäre ich ihm dankbar gewesen, wenn er seiner Fraktion vor Antragstellung gesagt hätte, daß eine geeignete Grundlage hinsichtlich ihrer Auswirkungen vorher untersucht und finanziell sichergestellt werden muß. Wir sind mit ihm vollkommen einig, daß die Stetigkeit der Währung und die finanzielle Ordnung eine der Voraussetzungen ist, die wir immer vor Augen haben wollen, wenn wir die Wirtschafts- und Sozialpolitik in ihrer unlösbaren Verbundenheit sehen. Aber darüber, Herr Bundesfinanzminister und meine Freunde auch aus den Koalitionsparteien, scheinen doch sehr unterschiedliche Vorstellungen bei uns zu bestehen.

    (Sehr richtig! bei der FDP.)

    Das Rentenmehrbetragsgesetz ist in seiner neuen Auflage genau wie in der alten ein Gemisch von Gedanken über die Rückkehr zum Versicherungsprinzip — die allerdings nicht ganz zu Ende gedacht sind —, ein Gemisch von Versorgungsideen mit gefahrvollen Verwirrungen mit der Idee der Indexrente, die wieder einmal im Zusammenhang mit der Konjunktur fröhliche Urständ feiert.

    (Hört! Hört! in der Mitte.)

    Andere Redner haben schon darauf hingewiesen — und ich möchte es auch noch deutlicher und mit aller Entschiedenheit betonen —, daß der Bund noch über eine Milliarde Erstattungen an die Rentenversicherungsträger nach dem Bundesversorgungsgesetz zu leisten hat. Er hat Erstattungsverpflichtungen nach dem Fremdrentengesetz zu erfüllen. Er hat die Währungsschäden, die den Rentenversicherungsträgern entstanden sind, noch nicht behoben, sondern er hat auf Kosten der Versicherten — und dies rufe ich all denen zu, die etwas vom Subsidiaritätsprinzip halten —, einem kleinen Kreis Verpflichtungen auferlegt, die dem größeren Kreis, nämlich allen Staatsbürgern, zukommen. Sie, meine Herren und Damen, die Sie diesen Gesetzesantrag verantworten, sind, fürchte ich, nicht mit dem Herrn Finanzminister einig. Gesetze, in denen- die Frage der Finanzierung so wenig eindeutig behandelt ist und in denen von Vorschüssen gesprochen wird, ohne gleichzeitig zu sagen, wann und in welcher Höhe sie abzuzahlen sind, sollte man doch mit größter Skepsis ansehen! Wir sollten keine Rentenerhöhungen versprechen, die eine Entlastung der Fürsorge auf Kosten der Versicherten bringen, und wir sollten auch keine Entlastungen etwa auf Kosten der Arbeitslosenversicherung vornehmen, deren Neuordnung genau so notwendig ist wie die Novelle zur Rentenversicherung.
    Alle — mit einer Ausnahme — seit dem Sozialversicherungsanpassungsgesetz gewährten Leistungen sind mit der einen Hand gegeben und mit der anderen Hand wieder abgezogen worden. Uns geht es in der Sozialpolitik darum — und ich glaube. das wäre die beste Sozialpolitik —, daß nicht etwa jene wirklich Armen weiter arm bleiben und daß nicht solchen Staatsbürgern staatliche Wohltaten gegeben werden, für die es nur zusätzliche Gaben sind, deren sie nicht bedürfen, während für die wirklich Bedürftigen die Wohltat zu gering ist.

    (Abg. Lücke: Das will doch niemand!)

    — Das wollen Sie doch, und ich könnte Herrn Stingl an Beispielen sehr deutlich machen, inwieweit nach dem Versicherungsprinzip nicht die Wünsche der Beitragszahler erfüllt werden und ihnen nicht der Dank für geleistete Beiträge abgestattet wird, da Ihr Gesetzentwurf in der Spitze diese Beitragsleistungsaufstockung abschneidet und sie anderen zugute kommen läßt, die bei sehr geringer Beitragszahlung bereits eine vierfache Aufstockung erfahren haben.
    Auch das zweite Rentenmehrbetragsgesetz wird eine unsoziale Wirkung haben! Ich möchte den Ausführungen des Herrn Dr. Schellenberg und der übrigen Vorredner nur ein Beispiel hinzufügen: Aus den Tabellen, die der Verband der Rentenversicherungsträger nach Durchführung des ersten Rentenmehrbetragsgesetzes aufgestellt hat, ist eindeutig zu ersehen, daß der größte Prozentsatz aller Rentenempfänger nur Erhöhungen von 1 Mark, 2 Mark und 3 Mark, im Höchstfall von 5 Mark erhalten hat. Meine Herren und Damen, ich überlasse Ihnen, zu überlegen, welche sozialpolitische Konsequenz im Rahmen der Wirtschaftskonjunktur solche Rentenerhöhungen bedeuten und ob sie wirklich einen sozialpolitischen Effekt haben.

    (Beifall bei der DP.)

    Ich bin auch im Gegensatz zu Herrn Dr. Schellenberg und zu Herrn Dr. Hellwig der Auffassung, daß eine solche Aufbesserung selbstverständlich die große Reform der sozialen Leistungen, die wir alle wollen, ganz entschieden präjudiziert. Sie präjudiziert sie in der Abgrenzung, die wir zwischen Versicherung, Versorgung und Fürsorge gemeinsam beschlossen haben und die in ihrer grundsätzlichen Verwirklichung dazu führen muß, endlich Klarheit zu schaffen und damit jene Relation von Beitrag und Leistung zu erreichen. zu der sich ja der Herr Minister Storch so oft bekannt hat.

    (Zuruf von der Mitte: Das ist nicht der Fall!)

    Wenn schon Staatsbeiträge, dann Staatsbeiträge vor allen Dingen an diejenigen, die die Hilfe der größeren Gemeinschaft notwendig haben! Dann muß aber auch die Auseinandersetzung um Bedarf und Bedürftigkeit nicht im Rahmen der Rentenversicherung, sondern im Rahmen der staatlichen Leistungen an den Stellen, wo sie gegeben werden, erfolgen. Wenn wir verhindern wollen, daß in unserer Rentenversicherung das Bedürftigkeitsprinzip eingeführt wird, wenn wir die Rentenversicherung wieder zu einer Versicherung im wahren Sinne der Sozialversicherung gestalten wollen,


    (Frau Kalinke)

    wenn wir Beitrag und Leistung wieder in ein gerechtes Verhältnis bringen wollen, dann müssen wir bei der Reform der Rentenversicherung — nur dabei können wir das, nämlich in einer Novelle zur Rentenversicherung — Überlegungen anstellen, wie wir mit dem Problem der alten Rentner und der alten Lasten, die die jetzige Generation zu tragen hat, fertig werden.

    (Unruhe und Zurufe.)

    Das werden wir nicht heute besprechen; darüber
    werden wir vielleicht in der nächsten Woche reden.

    (Zurufe in der Mitte.)

    - Meine Herren und Damen, ich weiß nicht, warum Sie so unruhig sind.

    (Lachen in der Mitte.)

    Ich war bei Ihren Ausführungen auch nicht unruhig!

    (Zurufe und Lachen in der Mitte.)

    Wir werden Ihnen schon sagen, wie man aus sozialpolitischer Verantwortung eine Zusatzleistung für die alten Staatsbürger gestalten kann, die der Hilfe der Gemeinschaft bedürfen. Ich glaube aber nicht, daß es möglich ist, dieses Problem mit dem Versicherungsprinzip und im Rahmen der Rentenversicherung zu lösen. Der Ersatz des Währungsschadens unserer Rentenversicherer wird den besten Anlaß für eine Aussprache über diese Frage geben. Die Deutsch Partei erwartet, daß die Bundesregierung endlich aufhört, soziale Versprechungen zu machen?

    (stürmischer Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten des GB/BHE)

    und Hoffnungen zu erwecken, die zu sozialen Enttäuschungen führen müssen.

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Lücke: Das sind doch Schlagworte!)

    Deshalb wünschen wir, daß der Herr Bundesarbeitsminister endlich seine bisherige zögernde Haltung aufgibt,

    (Beifall bei der SPD)

    und bitten Sie alle, daß Sie in diesem Hause unserem Antrag zustimmen, den wir in der nächsten Woche vorlegen werden. Nicht einer Entschließung, sondern einem Antrag! Ich meine nicht Anträge, in denen nichts steht.

    (Lebhafter Beifall bei der DP und der SPD.—Lebhafte Zurufe von allen Seiten.)

    In unserem Antrag werden wir Sie bitten, endlich die Novelle zur Reform der Rentenversicherung vorzulegen mit dem Ziel 1. der Wiederherstellung des klaren Versicherungsprinzips, 2. der Neuordnung des Invaliditätsbegriffs, 3. der Gestaltung einer neuen Rentenformel, die tatsächlich der Beitragsleistung entspricht, die der Versicherte in einem langen Leben vorgeleistet hat, 4. der Beseitigung aller nivellierenden Bestimmungen des Sozialversicherungs-Anpassungsgesetzes und der folgenden Gesetze, 5. der Änderung der Bestimmungen über die Vermögensanlagen mit dem Ziel, echtes Eigentum zu schaffen.
    Meine Herren und Damen, wir sind nicht etwa verdächtig, uns in Gemeinschaft mit denen zu befinden, die auf dem Wege zum Wohlfahrtsstaat marschieren und deren gelegentliche Verwirrung der Begriffe den Standort nicht erkennen läßt, von dem aus wir weltweit von ihnen entfernt sind! Wir wollen keinen totalen Wohlfahrtsstaat, der in allen Lebensbereichen jedermann versorgt.

    (Unruhe links.)

    Wir wollen den Anreiz zum Sparen und zur Selbsthilfe. Wir wissen aber, daß es alte Menschen gibt, die keine Möglichkeit und keine Chance zu dieser Selbsthilfe haben! Ihnen zu helfen, meine Herren und Damen, ist in diesem Parlament unsere gemeinsame Aufgabe.

    (Zustimmung 'bei der DP. — Zurufe und Unruhe in der Mitte und links.)

    Wir können diese gemeinsame Aufgabe nicht lösen, ohne daß wir uns auch mit den Experimenten der vergangenen Jahre auseinandersetzen, und da ist für uns das Berliner Experiment genau so interessant wie das englische. Keine Leistungen aber mögen in diesem Hause beschlossen werden angesichts irgendeiner Gelegenheit zur öffentlichen Meinungsbildung oder in einem Zusammenhang, dessen wir uns schämen müßten, wenn wir nicht in der Lage wären, soziale Wohltaten, die wir versprechen, auch wirklich zu geben. Das gilt auch für die Überlegung, daß soziale Wohltaten dem Staatsbürger nur dann versprochen werden dürfen, wenn sie seine Freiheit nicht beschränken oder gar aufheben!

    (Abg. Lücke: Stellen Sie doch Anträge und halten Sie hier keine Festreden!)

    — Diese Anträge werden Sie sehen.

    (Oho-Rufe in der Mitte und links. — Unruhe.)

    Wir glauben das Recht und die Pflicht zu haben, diese Dinge hier in Berlin auszusprechen, weil wir vor allem die Herstellung der Rechtseinheit zwischen Berlin und dem Bundesgebiet wünschen. Da wende ich mich besonders an Herrn Schellenberg und seine Freunde: die Koalitionsfreiheit in Berlin nicht zu beschränken, dasselbe Recht wie im Bundesgebiet auch in Berlin herzustellen, um dann soziale Leistungen zu geben, die Wir auch unseren Brüder und Schwestern im deutschen Osten garantieren wollen!

    (Beifall bei der DP.)