Rede:
ID0210700900

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Metadaten
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    5. Herr: 1
    6. Bundesfinanzminister.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    2. Deutscher Bundestag — 107. Sitzung, Berlin-Charlottenburg, Donnerstag, den 20. Oktober 1955 5851 107. Sitzung Berlin-Charlottenburg, Donnerstag, den 20. Oktober 1955. Glückwunsch zum 74. Geburtstag des Abg. Dr. Kleindinst 5851 B Fortsetzung der Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung; Beratung der Anträge und Initiativgesetzentwürfe zur konjunkturpolitischen Lage 5851 C Seiboth (GB/BHE) 5851 C Dr. Elbrächter (DP) 5854 D Schäffer, Bundesminister der Finanzen 5861 C Struve (CDU/CSU) 5865 A Dr. Reif (FDP) 5868 B Schmücker (CDU/CSU) 5870 D Dr. Schellenberg (SPD) 5872 D Stingl (CDU/CSU) . . . . 5874 C, 5876 A Frau Finselberger (GB/BHE) . . 5876 B Frau Kalinke (DP) 5877 B Margulies (FDP) 5879 D Dr. Gülich (SPD) 5880 C, D Dankesworte für die herzliche Aufnahme in Berlin: Präsident D. Dr. Gerstenmaier . . 5883 C Geschäftliche Mitteilungen . . . 5876 A, 5883 D Nächste Sitzung 5883 D Anlage 1: Liste der beurlaubten Abgeordneten 5884 A Anlage 2: Überweisung der Anträge zur konjunkturpolitischen Lage an die Ausschüsse 5884 C Die Sitzung wird um 9 Uhr 7 Minuten durch den Vizepräsidenten Dr. Schmid eröffnet.
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete beurlaubt bis einschließlich Gleisner (Unna) 19. November Frehsee 15. November Kühn (Bonn) 15. November Matthes 15. November Dr. Miessner 15. November Welke 15. November Hoogen 12. November Albers 5. November Dr.-Ing. E. h. Schuberth 5. November Dr. Bucerius 31. Oktober Gibbert 30. Oktober Dr. Greve 29. Oktober Dr. Köhler 29. Oktober Dr. Preller 29. Oktober Frau Rösch 29. Oktober Jahn (Frankfurt) 29. Oktober Altmaier 28. Oktober Dr. Becker (Hersfeld) 28. Oktober Fürst von Bismarck 28. Oktober Erler 28. Oktober Even 28. Oktober Gräfin Finckenstein 28. Oktober Gerns 28. Oktober Höfler 28. Oktober Kalbitzer 28. Oktober Kiesinger 28. Oktober Dr. Kopf 28. Oktober Dr. Lenz (Godesberg) 28. Oktober Dr. Leverkuehn 28. Oktober Lücker (München) 28. Oktober Dr. Lütkens 28. Oktober Marx 28. Oktober Dr. Mommer 28. Oktober Frau Meyer-Laule 28. Oktober Dr. Dr. h. c. Pünder 28. Oktober Dr. Oesterle 28. Oktober Paul 28. Oktober Frau Rehling 28. Oktober Schütz 28. Oktober Graf von Spreti 28. Oktober Dr. Wahl 28. Oktober Frau Dr. h. c. Weber (Aachen) 28. Oktober Miller 24. Oktober Günther 23. Oktober Bauer (Wasserburg) 22. Oktober Brockmann (Rinkerode) 22. Oktober Diekmann 22. Oktober Dr. Dollinger 22. Oktober Gefeller 22. Oktober Hilbert 22. Oktober Dr. Horlacher 22. Oktober Kahn 22. Oktober Könen (Düsseldorf) 22. Oktober Leibfried 22. Oktober Dr. Löhr 22. Oktober Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) 22. Oktober Müller (Worms) 22. Oktober Müser 22. Oktober Frau Nadig 22. Oktober Neuburger 22; Oktober Pelster 22. Oktober Dr. Pferdmenges 22. Oktober Frau Pitz 22. Oktober Raestrup 22. Oktober Schill (Freiburg) 22. Oktober Schlick 22. Oktober Schloß 22. Oktober Seidl (Dorfen) 22. Oktober Dr. Starke 22. Oktober Dr. Werber 22. Oktober Winkelheide 22. Oktober Stahl 22. Oktober Peters 22. Oktober Dr. Maier (Stuttgart) 22. Oktober Dr. Baade 22. Oktober Dr. Bärsch 22. Oktober Dr. Furler 22. Oktober Kemper (Trier) 22. Oktober Kroll 22. Oktober Dr. Wellhausen 20. Oktober Scharnberg 20. Oktober Frau Schanzenbach 20. Oktober Anlage 2 Umdruck 488 (Vgl. S. 5883 A) Überweisung der Anträge zur konjunkturpolitischen Lage (Punkt 3 der Tagesordnung der 106. und 107. Sitzung des Deutschen Bundestages in Berlin) an die Ausschüsse: Nr. 1- Drucksache 1674 - Überweisung an: Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht, Ausschuß für Wirtschaftspolitik, Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Federführung strittig); Nr. 2 - Drucksache 1686 - Überweisung an: Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (federführend), Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 3 - Drucksache 1678 - Überweisung an: Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (federführend), Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 4 - Drucksache 1754 - Überweisung an: Ausschuß für Wirtschaftspolitik (federführend), Ausschuß für Kommunalpolitik; Nr. 5 - Drucksache 1766 - Überweisung an: Ausschuß für Wirtschaftspolitik (federführend), Ausschuß für Kommunalpolitik; Nr. 6 - Drucksache 1627 - Überweisung an: Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (federführend), Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 7 - Drucksache 1751 - Überweisung an: Ausschuß für Wirtschaftspolitik (federführend), Haushaltsausschuß, Ausschuß für Kommunalpolitik; Nr. 8 - Drucksache 1750 - Überweisung an: Ausschuß für Geld und Kredit (federführend), Ausschuß für Kommunalpolitik; Nr. 9 - Drucksache 1765 - Überweisung an: Ausschuß für Wirtschaftspolitik (federführend), Ausschuß für Geld und Kredit; Nr. 10 - Drucksache 1769 - Überweisung an: Ausschuß für Geld und Kredit (federführend), Ausschuß für Wirtschaftspolitik, Ausschuß für Kommunalpolitik; Nr. 11- Drucksache 1768 - Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (federführend), Ausschuß für Wirtschaftspolitik, Ausschuß für Kommunalpolitik; Nr. 12 — Drucksache 1775 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (federführend), Ausschuß für Geld und Kredit, Ausschuß. für Kommunalpolitik; Nr. 13 — Drucksache 1675 — Überweisung an: Ausschuß für Wirtschaftspolitik (federführend), Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen, Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes, Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen; Nr. 14 — Drucksache 1676 — Überweisung an: Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 15 — Drucksache 1776 — Überweisung an: Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (federführend), Haushaltsausschuß; Nr. 16 — Drucksache 1770 — Überweisung an: Ausschuß für Wirtschaftspolitik (federführend), Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen; Nr. 17 — Drucksache 1748 — Überweisung an: Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes (federführend), Ausschuß für Geld und Kredit, Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 18 — Drucksache 1752 — Überweisung an: Ausschuß für Wirtschaftspolitik (federführend), Ausschuß für Geld und Kredit; Nr. 19 — Drucksache 1672 — Überweisung an: Ausschuß für Außenhandelsfragen (federführend), Ausschuß für Wirtschaftspolitik, Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten; Nr. 20 — Drucksache 1673 — Überweisung an: Ausschuß für Außenhandelsfragen (federführend), Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen; Nr. 21 — Drucksache 1688 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (federführend), Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 22 — Drucksache 1628 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (federführend), Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft ,und Forsten, Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 23 — Drucksache 1677 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (federführend), Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 24 — Drucksache 1696 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen; Nr. 25 — Drucksache 1699 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen; Nr. 26 — Drucksache 1762 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (federführend), Haushaltsausschuß; Nr. 27 — Drucksache 1695 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen; Nr. 28 — Drucksache 1764 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen; Nr. 29 — Drucksache 1753 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen; Nr. 30 — Drucksache 1758 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen; Nr. 31 — Drucksache 1763 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (federführend), Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 32 — Drucksache 1767 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (federführend), Ausschuß für Außenhandelsfragen, Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 33 — Drucksache 1755 — Überweisung an: Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (federführend), Ausschuß für Wirtschaftspolitik, Ausschuß für Kommunalpolitik; Nr. 34 — Drucksache 1760 — Überweisung an: Ausschuß für Wirtschaftspolitik (federführend), Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen; Nr. 35 — Drucksache 1687 — Überweisung an: Ausschuß für Sozialpolitik (federführend), Haushaltsausschuß; Nr. 36 — Drucksache 1746 — Überweisung an: Ausschuß für Sozialpolitik (federführend), Haushaltsausschuß; Nr. 37 — Drucksache 1780 — Überweisung an: Ausschuß für Sozialpolitik (federführend), Haushaltsausschuß; Nr. 38 — Drucksache 1759 — Überweisung an: Ausschuß für Wirtschaftspolitik (federführend), Haushaltsausschuß, Ausschuß für Arbeit, Ausschuß für Heimatvertriebene, Ausschuß für den Lastenausgleich; Nr. 39 — Drucksache 1749 — Überweisung an: Ausschuß für Arbeit (federführend), Ausschuß für Wirtschaftspolitik; Nr. 40 — Drucksache 1757 — Überweisung an: Ausschuß für den Lastenausgleich (federführend), Haushaltsausschuß. Berlin. den 18. Oktober 1955
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Alexander Elbrächter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Es gibt meiner Meinung nach zwei wirkliche Engpässe, die dauernd sind, und es gibt einen temporären Engpaß. Der temporäre Engpaß ist der Bausektor. Das ist hier schon ausgesprochen worden, ich kann mich daher kurz fassen. Zweifellos sind auf dem Bausektor Preiserhöhungen vorgenommen worden, die meiner Meinung nach in ihrer gesamten volkswirtschaftlichen Auswirkung ebenso unnötig wie unerwünscht sind.
    Lassen Sie mich aber etwas anderes ausdrücken. Herr Kollege Deist hat die Befürchtung ausgesprochen, daß wir hier versuchen wollten, die öffentliche Hand, den öffentlichen Auftraggeber als Sündenbock hinzustellen. Kein Gedanke daran! Ich meine nur, daß es gar nicht darauf ankommt, etwa das Bauvolumen zu senken. Bei einer wirklichen Durchrechnung des Verhältnisses des Bauanteils zu den gesamten Anlageinvestitionen kommen wir zu der Feststellung, daß dieser Anteil in den vergangenen vier Jahren mit etwa 40 % ziemlich konstant gewesen ist. Ich bin überzeugt, daß in Zukunft dieser Anteil ebenso sein wird, eben weil die großen Aufgaben, die hier angesprochen worden sind, auf dem Wohnungsmarkt und auf dem Industriesektor bestehenbleiben; denn es ist ganz selbstverständlich, daß eine sich expandierende Wirtschaft auch neue Bauten erstellen muß. Ich gebe zu, auch auf dem Verwaltungsgebiet, auf dem Gebiet der Erstellung der Verwaltungsbauten muß vieles getan werden. Alles das läßt sich meiner Meinung nach durchführen, wenn wir Maß halten und wenn wir eine Erfahrung befolgen, die sich auf dem Bausektor immer ausgezahlt hat: wenn wir etwas langfristiger planen. Das leidige Übel ist nach meiner Erfahrung, die sehr langjährig ist, daß das alles heute möglichst vorgestern schon fertig sein soll. Das gilt nicht nur für den Bausektor. Gerade an dieser Stelle sollte angesetzt werden, um durch eine rechtzeitige Planung die Bauindustrie in den Stand zu setzen, ihre Kapazitäten besser auf das ganze Jahr zu verteilen. Dazu wird selbstverständlich die Verlegung unseres Haushaltsjahres auf das Kalenderjahr ein Hilfsmittel sein. Meine Fraktion hat wiederholt diesen Antrag gestellt; und ich bin sehr erfreut, aus der Presse entnommen zu haben, daß sich der Herr Bundesfinanzminister im Prinzip für diese Regelung einsetzen will.
    Wir verkennen nicht, welche Schwierigkeiten in den Verhandlungen mit den Ländern bei diesem Punkt bevorstehen, aber es ist dringend notwendig, daß dieses Problem gelöst wird. Wenn wir das Problem gelöst haben, daß Anfang des Jahres die Mittel zur Verfügung stehen, und wenn die Herren, die die betreffenden Bauten planen müssen — seien es nun auf dem Gebiet der Kommunalpolitik die Herren Bauräte, die Bürgermeister und Gemeindedirektoren usw., seien es die Herren Ratsabgeordneten. aber auch die Länderbauverwaltungen, die Bundesbauverwaltung und die Industrie sollen angesprochen sein —, sich zu diesem Plan bekennen und das in der Praxis durchführen, dann werden wir das Bauvolumen nicht einzuschränken brauchen. Ich war überrascht, aus Unterhaltungen mit Vertretern der Bauwirtschaft zu hören, daß die Bauwirtschaft noch über Reserven von schätzungsweise 10 bis 30 % verfügt. Wenn also diese Maßnahmen durchgeführt werden, besteht auch auf diesem Sektor kein Grund zu irgendwelchem Alarm. Deswegen sehe ich die Fragen des Bausektors als temporär an, als keinen wirklichen Engpaß.
    Das trifft nicht zu auf zwei Gebieten, die meiner Meinung nach — etwas zu kurz, darf ich nicht sagen, es ist angesprochen worden — nicht richtig angesprochen worden sind, zum mindesten nicht vom Herrn Bundeswirtschaftsminister. Ich spreche jetzt von dem Gebiet der Energieversorgung und von den Schwierigkeiten in der Kohlenversorgung. Es ist doch sehr verwunderlich, daß in einer Regierungserklärung zur Konjunkturpolitik kein Wort
    ich habe die Regierungserklärung zweimal gelesen und habe sie auch gestern aufmerksam verfolgt — über die Frage der Kohlenpolitik gefunden wird. Das ist um so verwunderlicher, als einer der führenden Beamten des Hauses, Herr Staatssekretär Westrick, doch sehr enge Beziehungen zu dem Gebiet der Kohle hat und sicherlich ein ausgezeichneter Fachmann ist. Ich glaube, dis ist schlecht; ich muß das hier aussprechen. Es wäre sicherlich gut gewesen, wenn der Herr Bundeswirtschaftsminister uns einige Vorstellungen hätte vermitteln können, wie er dieses zentrale Problem der Wirtschaft lösen will. Denn ich bin persönlich überzeugt, daß kein anderes Problem, auch nicht das Problem der Arbeitskraft, auf das ich gleich noch zu sprechen kommen werde, so schwierig zu lösen sein wird wie dieses Problem. Kollege Scheel hat gestern in seinen Ausführungen noch in später Abendstunde das Problem in etwa angesprochen. Ich glaube aber, daß auch durch langfristige Investitionen auf dem


    (Dr. Elbrächter)

    Gebiet des Kohlenbergbaues der wirkliche Engpaß auf die Dauer nicht beseitigt werden kann. Es ist aus allen Untersuchungen — nicht nur in Deutschland, sondern in Europa und in der ganzen Welt — bekannt, wie schnell unser Energiebedarf mit der steigenden Industrialisierung zunimmt. Man rechnete bislang mit einer Verdoppelung des Energieverbrauchs alle zehn Jahre. Augenblicklich ist es so, daß wir alle sieben bis acht Jahre eine Verdoppelung des Energieverbrauchs haben. Demgegenüber stellen wir fest, daß die Kohleproduktion, die Produktivität im Kohlenbergbau niedriger liegt als vor dem Kriege, daß die Produktionszahlen im letzten Jahr nicht nur nicht gestiegen, sondern daß sie im August sogar wesentlich gefallen sind, und zwar, wenn ich mich recht erinnere, von 437 000 t auf rund 408 000 t arbeitstäglich. Das sind nun wirkliche Alarmzeichen.
    Hinzu kommt gerade die sehr schwierige Frage im Kohlenbergbau. Es ist bekannt, daß die Arbeitskräfte dort in stärkerem Umfange abwandern, als sie zugeführt werden können. Zur Zeit fehlen 17 000 Arbeitskräfte. Multiplizieren Sie das mit der täglichen Leistung je Kopf!
    Die Spannungen auf dem Kohlensektor sind daher nur zu lösen, wenn wir sowohl den Weg, den Herr Kollege Scheel angegeben hat, beschreiten und nun wirklich stärker investieren, als auch das Problem der Arbeitskräfte in diesem Sektor unserer Wirtschaft zufriedenstellend lösen. Das bedeutet selbstverständlich, daß wir auf diesem Sektor allem Anschein nach den Lohnanreiz wesentlich stärker gestalten müssen, als das bisher geschehen ist. Ich sehe daher keine Möglichkeit, auf die Dauer an einer Kohlenpreiserhöhung vorbeizukommen. Ich sehe auch keine Möglichkeit, das Problem der deutschen Kohlenversorgung anders zu lösen als durch eine gemeinsame Absatzregelung im Ruhrgebiet. Ich weiß, welche internationalen Schwierigkeiten das bietet. Aber um so notwendiger wäre es gewesen, daß wir ein Wort zu diesen Fragen vorn Herrn Bundeswirtschaftsminister Erhard gehört hätten.
    Nun lassen Sie mich noch ein anderes Wort zur Energieversorgung sagen. Ich persönlich bin überzeugt, daß die Kohle in Zukunft nicht mehr der alleinige Energieträger sein kann, weil die Steigerung der Kohleproduktion, zum mindesten die Steigerung der deutschen Kohleproduktion begrenzt sein wird. Die Grenzen sind aufgezeigt. Wir können sie nicht wesentlich ändern. Es ist daher um so dringlicher, daß von seiten der Regierung die Frage der Kernenergie behandelt wird. Ich stelle zu meinem Bedauern fest, daß auf diesem Sektor bislang wenig geschehen ist. Ich bin nicht von den Argumenten überzeugt, die uns gesagt worden sind, daß bisher keine Möglichkeit dazu gegeben gewesen sei. Meiner Meinung nach wäre es sehr wohl möglich gewesen, zu planen, was in Deutschland zu geschehen hat. Ich verweise auf das englische Beispiel. Ich begrüße daher ganz besonders, daß das Kabinett sich entschlossen hat, die wichtige Frage der Kernenergie, eine der zentralen Fragen unserer zukünftigen Wirtschaftspolitik, nunmehr in die Hände eines Sonderministers zu legen, und ich darf die Hoffnung aussprechen, daß die bekannte Aktivität des Herrn Sonderministers Strauß in Zukunft dafür sorgen wird, daß diese wichtige Frage so gelöst wird, daß die fortschreitende Industrialisierung Deutschlands nicht durch Schwierigkeiten in der Energieversorgung behindert wird. Zu diesem Problem wäre noch vieles zu sagen.
    Aber ich sehe schon, daß meine Redezeit sich dem Ende nähert, und kann daher die anderen Fragen nur in Stichworten behandeln.
    Ganz kurz zu den Steuern. Selbstverständlich sind auch meine Freunde der Auffassung, daß eine Senkung der Verbrauchsteuern nicht nur wünschenswert, sondern sogar notwendig ist. Jeder von uns hat im vergangenen Jahre, als wir die Senkung der Einkommensteuer- und der Körperschaftsteuertarife beschlossen haben, den Wunsch geäußert, daß alsbald die Verbrauchsteuersenkung und auch die Umsatzsteuersenkung folgen. Nun, wir wissen, daß aus der Umsatzsteuersenkung nichts werden wird. Ich bedaure das sehr; aber die Größenordnungen, die dort zur Debatte stehen, sind zu groß. Um so mehr hoffen wir, daß die Verbrauchsteuersenkung sehr bald kommen wird, und zwar möchte ich wünschen, daß es sich nicht um eine Senkung, sondern um einen gänzlichen Fortfall handelt, mit einer Ausnahme allerdings: der Zuckersteuer. Die Zuckersteuer sollten wir erst dann ganz fortfallen lassen, wenn sichergestellt ist, daß notwendig werdende Preiskorrekturen auf dem Gebiet des Rübenanbaus klargezogen werden. Wir haben in der Zuckersteuer eine gewisse Reserve, um diese notwendigen Korrekturen durchzuführen. Daher ist in den Ausschußverhandlungen zu prüfen, ob wir jetzt gleich zu einem vollständigen Fortfall kommen können, was an und für sich begrüßenswert wäre, oder ob wir nicht eine Senkung dazu benutzen, um eine Preiskorrektur durchzuführen, die sonst in Form einer anderen Subvention auf uns zukommt.
    Nun noch ein Wort zur Senkung der Gewerbesteher. Ich persönlich bin der Auffassung, daß die Gewerbesteuersätze nicht nur gesenkt werden sollten, ich vertrete vielmehr die Auffassung, daß sie radikal umgebaut werden müssen. Die Gewerbesteuer hat sich im Grunde genommen zu einer gemeindlichen Sondersteuer nur der Wirtschaftskreise ausgewirkt, und es ist allmählich an der Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, daß für die kommunalen Lasten nicht nur ein Zweig, nämlich die gewerbliche Wirtschaft, herangezogen werden darf, sondern daß alle Einwohner entsprechend ihrem Vermögen und ihrem Einkommen dazu herangezogen werden müssen. Ich glaube daher, daß es an der Zeit wäre, von der Regierung Auskunft darüber zu bekommen, wie sie sich die Lösung dieses Problems denkt. Ich bin überzeugt, daß in die kommenden Verhandlungen über einen horizontalen und vertikalen Finanzausgleich die Frage der Gewerbesteuer mit einbezogen werden muß und daß wir hier zu einer echten Gemeindesteuer kommen müssen. Ich spreche hier, glaube ich, aus gutem Gewissen. Denn ich führe mein eigenes Beispiel an. Es ist doch beim besten Willen nicht einzusehen, daß ein kleiner Gewerbetreibender zu gemeindlichen Lasten herangezogen wird, während ein Mann, der als Angestellter oder als frei Schaffender über ein höheres Einkommen verfügt, praktisch zu den direkten Gemeindesteuern nichts beiträgt, außer über die Grundsteuer, sofern er Grundbesitz hat — was ja durchaus nicht immer der Fall ist —, oder aber in Ländern, wo ein Steuerverbund zwischen Land und Gemeinden hergestellt ist; leider ist das aber noch nicht in allen Ländern der Fall. Es ist also wirklich an der Zeit, daß wir die Gewerbesteuer nicht nur in ihrem Betrag senken, sondern daß wir überhaupt zu einem Umbau kommen. Das ist ein besonderes Anliegen meiner politischen Freunde.

    (Beifall bei der DP.)



    (Dr. Elbrächter)

    Im übrigen bin ich entgegen der häufig vertretenen Auffassung, daß die Einkommensteuertarife wegen der Auswirkungen auf die Investitionen nicht gesenkt werden dürften, der Meinung, daß die lineare Senkung der Einkommensteuertarife ein ausgezeichnetes Mittel ist, um die Wirkung einer gezielten Steuersenkung allen zugute kommen zu lassen. Ich hoffe also, daß wir dorthin kommen werden. Ich bin nicht der Auffassung, die hier zum Teil vertreten worden ist, daß wir wegen der Investitions-, der Konjunkturüberhitzung, nicht zu einer generellen Senkung der Einkommensteuertarife kommen können.
    Nun ganz kurz! Ich glaube nicht, daß es gut wäre, wenn wir durch irgendwelche Maßnahmen, ganz gleich welcher Art, zu einer Drosselung der Investitionen kämen. Ich bin zwar mit Ihnen der Auffassung, daß die Investitionsgüterkonjunktur auf Höchsttouren läuft, bin aber nicht der Meinung, daß das volkswirtschaftlich ein Schaden ist. Ich glaube vielmehr, daß wir im gegenwärtigen Zeitpunkt notwendiger denn je zu Rationalisierungsinvestitionen kommen müssen, gerade weil auf dem Gebiete des Arbeitsmarktes unsere Grenzen so eng sind. Wenn wir die Steigerung unseres Sozialprodukts auch nur in einem annähernd vergleichbaren Umfang fortsetzen wollen — und dies ist auch das erklärte Ziel unserer Wirtschaftspolitik —, dann müssen wir die Kapazitätsausweitungen, die Steigerung unseres Sozialprodukts, die bislang im wesentlichen durch den Einsatz von Arbeitskraftreserven erfolgt sind, in Zukunft durch die Steigerung der Produktivität, d. h. durch einen Automatisierungsprozeß, durch einen Rationalisierungsprozeß in der Industrie erzielen. Es wäre also geradezu verhängisvoll, wenn wir aus einer Spannungsperiode in der Investitionsgüterindustrie den Schluß ziehen würden, daß wir auf diesem Wege abbrechen und den Prozeß der Steigerung unseres Lebensstandards und unseres Sozialeinkommens nicht fortführen sollten. Mein dringender Appell an den Herrn Bundeswirtschaftsminister geht dahin, sich nicht beirren zu lassen, sondern seine alte Devise des Durchstoßens nach vorn auch auf diesem Sektor wahrzumachen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich kann die Problematik dieses Bereiches leider nicht mehr erschöpfend behandeln, meine Redezeit ist abgelaufen. Auf einen Gedanken möchte ich aber zum Schluß noch hinweisen. Ich glaube, daß alle Maßnahmen unserer Wirtschaftspolitik nicht nur darauf abzielen sollten, möglichst schnell die Folgen eines verlorenen Krieges für Westdeutschland auszugleichen und darüber hinaus möglichst schnell den allgemeinen Lebensstandard zu steigern, sondern alle diese Maßnahmen müssen auch immer auf den Tag ausgerichtet sein, der hoffentlich bald auf uns zukommt, an dem wir die Sorge für die Sicherung der materiellen Existenzgrundlage der 17 Millionen Brüder und Schwestern jenseits des Eisernen Vorhangs auf unsere Schultern
    nehmen müssen.

    (Beifall.)

    Mit der Hoffnung, daß die bisher verfolgte Wirtschaftspolitik diese Aufgabe lösen kann und lösen wird, möchte ich schließen.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Bundesfinanzminister.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Fritz Schäffer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Im Laufe der bisherigen Aussprache ist an die Bundesregierung und insbesondere auch an den Bundesfinanzminister die Frage gerichtet worden, wie sie zu den Anträgen stehen, die Gegenstand der Tagesordnung sind, und ob der Finanzminister diese Anträge mit dem Regierungsprogramm, das Herr Bundeswirtschaftsminister Erhard verkündet hat, für vereinbar hält. Ich darf zunächst einmal vorausschicken, daß die sachliche Würdigung, die das Regierungsprogramm gefunden hat, angenehm berührt hat.
    Wenn nun die Frage, die insbesondere Herr Kollege Deist gestellt hat mit Bezug auf die Stellung, die die Bundesregierung zu den Anträgen einnimmt, sich zunächst nur auf die Anträge der CDU/CSU bezogen hat, so darf ich sie doch auf alle Anträge ausdehnen. Zu den Anträgen der CDU/ CSU möchte ich zunächst bemerken, und ich glaube meine Freunde von der CDU/CSU verstehen mich richtig: Die CDU/CSU stellt ihre Popträge selbständig. Diese Anträge sind nicht etwa von der Regierung formuliert und von der Regierung vorgelegt.

    (Lachen und Zurufe bei der SPD.)

    Im Gegenteil, sie stellt sie völlig selbständig, und ob der Bundesfinanzminister und ob die Bundesregierung allen Einzelheiten der Anträge zustimmt, das bitte ich noch abzuwarten. Ich darf mich auf die Erklärung beschränken, daß die Anträge der CDU/CSU das sind, was man in der Diplomatensprache eine „geeignete Grundlage für weitere Verhandlungen" heißt.

    (Heiterkeit und Zurufe.)

    Jedenfalls möchte ich feststellen, daß diese Anträge den Grundsätzen des Regierungsprogramms mir nicht zu widersprechen scheinen.
    Das Regierungsprogramm ist entstanden nicht etwa allein aus deutschen Verhältnissen heraus. Ich darf darauf aufmerksam machen, daß im Hochsommer dieses Jahres in verschiedenen Ländern dieselben Sorgen und dieselben Überlegungen aufgetaucht sind. In Deutschland hat die Notenbank, die Bank deutscher Länder, am 3. August zunächst ihre Maßnahmen getroffen. Die BdL ist unabhängig; sie trifft ihre Maßnahmen regelmäßig, ohne die Öffentlichkeit vorher darüber zu unterrichten und ohne mit irgend jemandem zu konsultieren. Auch die Maßnahmen vom 3. August sind völlig aus eigenem Entschluß der BdL entstanden. Es ist aber selbstverständlich, daß die Kreditpolitik, die Wirtschaftspolitik und die Finanzpolitik in der deutschen Bundesrepublik nur ein einheitliches Ganzes sein können. Es ist selbstverständlich, daß, wenn vom Standpunkt der Kreditpolitik aus ein Eingreifen erforderlich scheint, Wirtschafts-, Finanz- und Kreditpolitik aufeinander abgestimmt werden müssen. Deswegen sind diese Maßnahmen vom ersten Tag an im engsten Benehmen, im engsten Einvernehmen zwischen den Personen erfolgt, die die Verantwortung auf diesen drei Gebieten tragen, mit dem Ziel, ein Programm vorlegen zu können, das die gesamte Bundesregierung anzunehmen in der Lage ist. Dieses Programm liegt Ihnen heute vor.
    Die Gründe, die die Bank deutscher Länder zu ihrem Vorgehen veranlaßt haben, sind ähnlich den Gründen, die auch in anderen Ländern hervorgetreten sind. Wir haben fünf Jahre lang gegen ein Gespenst, gegen eine Sorge gekämpft. Diese Sorge


    (Bundesfinanzminister Schäffer)

    für das deutsche Volk war: Ist es nach dem Zusamenbruch, ist es, nachdem eine neue Währung geschaffen worden ist, möglich, den deutschen Wiederaufbau durchzuführen, für Millionen von Menschen Arbeitsplätze zu schaffen? Ist es möglich, all die sozialen Leistungen aufzubringen, die von uns gefordert werden; ist es möglich, das zu tun ohne Überhöhung der Lasten, die auf dem Steuerzahler liegen? Ist es möglich, dabei eine geordnete Finanzwirtschaft durchzuführen und damit dem Sparer das Vertrauen in die deutsche Währung zu geben und zu erhalten?
    Wenn wir heute zurückdenken an die Zeiten, als wir uns im Deutschen Bundestag, etwa im Winter 1949/1950 oder im Winter 1950/1951, über die Interpellationen wegen der Arbeitslosigkeit unterhielten, können wir heute sagen: Wir können eigentlich stolz darauf sein, daß neue Sorgen an uns herangetreten sind, Sorgen, die nicht etwa daher kommen, daß wir heute noch eine Arbeitslosigkeit hätten. Was wir erreichen wollten, ist heute voll erreicht; aber weil es erreicht ist, sind neue Überlegungen notwendig geworden, Überlegungen, die aus dem Erreichten notwendigerweise folgen. Nicht die Arbeitslosigkeit, sondern der Arbeitermangel ist heute die Frage, mit der wir uns beschäftigen, nicht eine Unterbeschäftigung der Industrie und Wirtschaft. Die Fragen einer Überbeschäftigung, einer völligen Ausnutzung der Kapazitäten, einer Abnützung und des Verschleißes in der Wirtschaft sind heute die Sorgen, die an uns herantreten. Wenn wir in den Jahren 1949/1950 geahnt hätten, daß wir uns im Jahre 1955 über diese Sorgen unterhalten werden, dann wären wir im Jahre 1949 sehr glücklich gewesen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Aber trotzdem tragen wir nach wie vor die Verantwortung vor dem deutschen Volk für die Stetigkeit in der Währung, für die Stetigkeit in der Wirtschaft und für die Stetigkeit des Arbeitsmarktes. Daraus sind die Überlegungen geboren.
    Und nun bitte ich an folgendes zu denken. Anfang August ging durch den deutschen Blätterwald eine Forderung bis in die letzte Dorfzeitung hinein: Steuersenkung! Alles, was in der Zeit des vergangenen Jahres an Argumenten für eine Steuerreform — meist falschen Argumenten — vorgebracht worden ist, ist wieder aufgetaucht. Es kam der Ruf nach Steuersenkung, nach Weiterführung der Maßnahmen, die zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren getroffen worden sind. Wir haben damals Darlehen für Arbeitsplatzbeschaffung gegeben. Das war sinnvoll in der Zeit, als wir die Arbeitslosigkeit noch hatten. Wir haben damals Kredite gegeben. Wir haben damals Garantien übernommen und Bürgschaften des Bundes in die Milliardenbeträge hinein gegeben, um den Wiederaufbau zu schaffen und eine Investition zu bilden. Wir haben Hunderte von Millionen in Bewegung gesetzt, um nicht nur den Wohnungsbau durchzuführen, sondern auch innerhalb des deutschen Volkes die Umsiedlung der Heimatvertriebenen aus überlasteten Grenzländern zu den Arbeitsplätzen im Innern des Landes. Aber wer Augen hat zu sehen und Ohren hat zu hören, der soll sich heute mit mir vielleicht einmal in ein solches früher als überlastetes Notstandsgebiet bezeichnetes Gebiet hineinbegeben und dort eine Rede halten, die staatlich gelenkte Umsiedlung müsse weiter getrieben werden! Ich wünsche ihm viel Glück. Heute ist es Gott sei Dank so geworden, daß die Leute auch im letzten Grenzdorf draußen die Arbeitskräfte, die noch vorhanden sind, zu behalten wünschen

    (Beifall bei den Regierungsparteien)

    und daß sie eher Vorwürfe erheben, wenn ihnen die Kräfte, die ihnen wertvoll geworden sind, heute vom Staat entzogen würden. Die Freizügigkeit wird heute allseitig anerkannt, aber die staatlich gelenkte Umsiedlung ist etwas, was in den Gegenden heute kein Verständnis findet.

    (Zuruf von der SPD: Seien Sie doch froh!)

    — Ich bin ja froh darüber, daß beides zusammengetroffen ist.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich sage nur: Der ist ein schlechter Jäger, der dann, wenn der Hirsch erlegt ist, immer noch weiter auf den toten Hirsch schießt.

    (Große Heiterkeit und Beifall.)

    Wenn das Ziel erreicht ist, dann muß ich meine Mittel auf ein neues Ziel einstellen. Dieses neue Ziel heißt nun so, meine Damen und Herren: Wir haben, um der deutschen Wirtschaft die Möglichkeit zu geben zu investieren, zu rationalisieren und Arbeitsplätze zu schaffen, um damit das Verhältnis von Eigenkapital und Fremdkapital zu bessern, über das so viel geklagt wurde, unter anderem auch, um nur ein Beispiel zu nennen, ein Gesetz zur Förderung des Kapitalmarktes geschaffen. Wir können darauf verweisen, daß diese Gesetzgebung ihr Ziel erreicht hat und für die Privatwirtschaft ein Kapitalmarkt vorhanden ist. Wir können darauf verweisen, daß im ersten Halbjahr 1955 an Aktienemissionen allein 1100 Millionen DM aufgenommen worden sind. Wir hätten vielleicht gewünscht, daß diese Aktienemissionen in das breite Publikum gelenkt worden wären und sich nicht zum großen Teil auf den Kreis der alten Aktionäre in Form der Bezugsrechte beschränkt hätten. Wir haben gewünscht, daß diese Vermehrung des Eigenkapitals genützt wird, um das Fremdkapital, das kurzfristige Fremdkapital entweder in ein Eigenkapital umzuwandeln oder es wenigstens zu konsolidieren. Wir mußten feststellen, daß die Aufnahme kurzfristiger Kredite in der Wirtschaft trotz der Möglichkeit, Eigenkapital zu gewinnen und zu schaffen, nicht abgenommen, sondern zugenommen hat, daß in demselben Halbjahr 2700 Millionen — rund — neue kurzfristige Kredite aufgenommen worden sind gegenüber dem Vorjahr mit rund 1600 Millionen. Und, meine Damen und Herren, wenn die Notenbank als Trägerin der Kreditpolitik und verantwortlich für sie sagt, darin besteht eine Gefahr, daß die Summe der kurzfristigen Kredite zu groß wird und die Grundlage für langfristige Investitionen bilden soll, dann hat die Bank deutscher Länder, wenn wir an die Erfahrungen früherer Jahrzehnte denken, von ihrem Standpunkt aus wohl recht, und es war eine Notwendigkeit, daß sie eingriff und die Maßnahmen am 3. August durchgeführt hat. Deshalb wurde sie bei diesen Maßnahmen auch von der Bundesregierung unterstützt. Nun ziehen aber wir die weiteren Folgerungen, und die Folgerungen haben wir in diesem Regierungsprogramm bekanntgegeben.
    Jetzt darf ich, um auf die Anträge zu sprechen zu kommen, doch an etwas erinnern. Alle Redner dieses Hauses haben den Grundsatz „Stetigkeit der Wirtschaft, Stetigkeit der Währung" in den Vordergrund geschoben. Wer die Stetigkeit der


    (Bundesfinanzminister Schäffer)

    Wirtschaft und die Stetigkeit der Währung will, meine Damen und Herren, der muß für die finanzielle Ordnung im Staat und bei der öffentlichen Hand eintreten.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Infolgedessen müssen alle Anträge in ihrer Summe und ihren Rückwirkungen daraufhin geprüft werden, ob sie diesem Ziel: der Stetigkeit der Währung und der finanziellen Ordnung, auch wirklich dienen.

    (Beifall in der Mitte.)

    Nun, meine Damen und Herren, nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich Ihnen einmal sage, wie ich im großen und ganzen in der Summe die Anträge betrachte und welche Schlußfolgerungen ich daraus ziehe. Ich nehme nun einmal eine haushaltswirtschaftliche und bitte, diese nicht als die allein ausschlaggebende zu betrachten. Ausschlaggebend ist auch die Rückwirkung auf unser ganzes wirtschaftspolitsches Geschehen. Aber vielleicht am klarsten sind einige Zahlen, die ich Ihnen geben kann. Ich darf eines vorausschicken. Ich kann und will heute nicht über den Rechnungsabschluß des Bundeshaushalts 1955 und über den Bundeshaushalt 1956 sprechen. Das wird erst dann geschehen können, wenn ich den Haushalt dem Kabinett vorgelegt habe und im Namen der Bundesregierung über diese Frage sprechen kann. Ich kann aber heute schon sagen, daß der Abschluß 1955 wieder einen recht beträchtlichen rechnerischen Fehlbetrag aufweisen wird.

    (Lachen bei der SPD.)

    — Meine Damen und Herren, wenn Sie diese Probleme so leicht nehmen, dann wünschte ich, ich könnte die Leichtigkeit — um keinen anderen Ausdruck zu gebrauchen — mit Ihnen teilen.
    Ich möchte feststellen, daß der Bundeshaushalt 1956 wahrscheinlich größere Schwierigkeiten bringen wird, wenn wir, wie es das Regierungsprogramm erklärt und was wohl die selbstverständliche Voraussetzung ist, die finanzielle Vorsorge, die der Bundeshaushalt für die Zwecke der in den nächsten Jahren auf uns zukommenden Aufgaben zu treffen hat, nicht gefährdet sehen wollen. Es ist die Voraussetzung, daß wir die Rechtsverpflichtung, die wir im Inland und gegenüber dem Ausland eingegangen sind, einhalten, wenn wir in der Welt den deutschen Kredit halten wollen.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Unter dieser Voraussetzung darf ich einmal folgendes sagen. Ich habe mir die Ausgabenanträge zusammengestellt, die heute hier vorliegen — in der Summe —, und habe mir die Einnahmesenkungsanträge zusammengestellt. Ich nehme zunächst die Ausgabenanträge. Um alle zu schonen, nenne ich nur die Drucksachen-Nummern:

    (Heiterkeit.)

    Drucksache Nr. 1687, 1708, 1705, 1680 und 1747. Ich nehme nur die unmittelbare Belastung des Bundes. Konjunkturpolitisch wird doch entscheiden, was andere Träger daneben zu leisten haben, weil es sich ja auch um die Frage handelt, ob die Steigerung der Kaufkraft, die hiermit verbunden ist, in dem konjunkturpolitischen Sinn sich heute in dem Maße hält, daß eine Steigerung verantwortet werden kann. Vielleicht haben Sie in den heutigen Vormittagszeitungen gelesen, was in England geplant ist, welche Erklärungen Schatzkanzler Butler
    nach der Richtung abgegeben hat. Sie werden verstehen, daß konjunkturpolitisch jede Erweiterung der Kaufkraft nun einmal ihre Rückwirkungen hat.
    Wenn ich aber nur das nehme, was auf den Bundeshaushalt zukommt, ergibt sich, daß dieser Aufwand allein schon 2170 Millionen DM an Mehrausgaben bedeutet. Diese Anträge sind aber noch nicht vollständig.

    (Zuruf von der SPD: Rüstung!)

    In meinem Büro wird bereits über einen anderen Antrag verhandelt, der sich auf den Personenkreis nach Art. 131 bezieht und der in der Fassung, in der er bei mir eingereicht wurde, eine weitere Mehrausgabe des Bundes von 800 bis 900 Millionen DM bedeuten würde, so daß wir allein schon ohne die Rückwirkungen, die sich automatisch aus diesen Anträgen auf dem Gebiet der Alfu etc. ergeben müßten, einen Betrag von 3 Milliarden DM zu verzeichnen hätten!
    Dazu kommt — was die Damen und Herren ja auch wissen —, daß wir zur Zeit Forderungen der Beamten, der Angestellten und Arbeiter auf Erhöhung der Gehälter und Löhne haben, die, wenn sie in der gestellten Form akzeptiert würden, eine weitere Mehrausgabe von rund 2 Milliarden DM für Bund und Länder bedeuten würden. Insgesamt hätten also dann die Mehrausgaben eine Höhe von 5 Milliarden DM erreicht, Ausgaben, die zum größten Teil auf den Bund zukommen, aber alle in Form einer Kaufkraftstärkung die öffentliche Volkswirtschaft berühren.
    Zweitens. Wenn ich nun die Anträge auf Senkung von Steuern behandle, darf ich einmal eines vorausschicken: Diese Anträge scheiden sich in Anträge auf Senkung der Körperschaft- und Einkommensteuer und Anträge auf Senkung der Verbrauchsteuern. Zu den Verbrauchsteuern möchte ich meine Erklärung, die ich von vornherein gegeben habe, wiederholen. In England sucht man die Verbrauchsteuern nicht zu senken, sondern man will sie sogar, wie die Presse heute berichtet, eher erhöhen. Der deutsche Bundesfinanzminister verfolgt diesen englischen Weg nicht. Die Verhältnisse sind in allen Ländern verschieden. Der deutsche Bundesfinanzminister ist mit dem Wirtschaftsminister und dem Gesamtkabinett einig, daß unser erstes Bestreben sein muß, eine Erhöhung der Preise zu vermeiden, und zu dem Zweck müssen alle Mittel, die zu Preissenkungen führen können, auch wirklich eingesetzt werden, selbst mit Opfern, die der Bundeshaushalt nach dieser Richtung im Rahmen des Möglichen zu übernehmen hat. Aber die Voraussetzung ist — und ich glaube, Sie haben dem ausdrücklich zugestimmt —, daß alle Senkungen von Verbrauchsteuern den Verbrauchern voll und dauernd zugute kommen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Dr. Dresbach: Herr Schäffer, aber bei der Tabaksteuer noch nicht!)

    — Die Tabaksteuer — das gestehe ich — ist ein Fortläufer der Mittelstandspolitik aus früherer Zeit. Dabei geht es übrigens um einen Betrag, der nicht wesentlich entscheidend ist. Hier kommt in Frage, lieber Herr Kollege Dresbach, daß wir bei der Tabaksteuer nun einmal den engen Zusammenhang zwischen Steuer und Preisbindung haben, weil ich durch die Preisbindung auf die Existenz


    (Bundesfinanzminister Schäffer)

    dieser mittelständischen Firmen unmittelbar einwirke und infolgedessen auch eine erhöhte Verantwortung für die Existenz dieser kleinen und Mittelbetriebe habe. Das ist ein Ausnahmefall. Ich kann nicht alles über einen Kamm scheren, trotzdem muß ich die Linie beibehalten. Diese Linie aber heißt: Senkung der Verbrauchsteuern dann, wenn sie dem Verbraucher voll und dauernd zugute kommt. Ich sehe keinen Anlaß, eine Verbrauchsteuer zu senken, um den Zwischengewinn zu steigern.

    (Beifall in der Mitte und rechts.)

    — Meine Damen und Herren, Sie stimmen mir zu. Aber ich bin ein Mensch, der gern auch auf die Folgen einer eingeschlagenen Linie und eines Grundsatzes hinweist.
    Ich nenne nur ein Beispiel. Wir haben früher z. B. bei der Biersteuer bestimmte Erfahrungen gemacht. Damals habe ich in meinem jugendlichen Enthusiasmus — ich war fünf Jahre jünger als heute —

    (große Heiterkeit)

    mit dem Deutschen Brauerbund eine Senkung des Bierpreises vereinbart. Wurde gemacht. Wie lange? Ein halbes Jahr! Nach einem halben Jahr ist der Bierpreis wieder nach oben geklettert. Ich erinnere auch an die Senkung der Kaffeesteuer.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Wir haben die Kaffeesteuer gesenkt. Zunächst ging der Preis, wie erwartet, auf die entsprechende Stufe herunter. Aber dann haben sich Unglücksfälle wie ein Frost in Brasilien und andere Dinge ereignet!

    (Große Heiterkeit und Beifall.)

    Meine Damen und Herren! Wenn die Bundesregierung einen Vorschlag macht, eine Verbrauchsteuer zu senken, wird sie mit dem Vorschlag dann hervortreten, wenn sie in freien Vereinbarungen eine Sicherheit für die Senkung der Preise erhalten hat, oder sie wird, was bei einzelnen Artikeln wie Zucker möglich wäre, den Preis gesetzlich regulieren.

    (Beifall links und in der Mitte.)

    Unter diesen Umständen sind aber Anträge, die eine Verbrauchsteuer ohne jede Bedingung und ohne jede Voraussetzung überhaupt aufheben wollen, völlig gegenstandslos, weil sie in den Fällen, in denen gesetzlich eine Preisbindung besteht, mit der Beseitigung der Steuer die Preisbindung zu Fall bringen und damit der Spekulation freien Lauf lassen würden.

    (Beifall.)

    Ich sage also, daß wir diese Zusammenhänge überlegen müssen. Wie schwierig die Dinge sind, dafür ein Beispiel. Wenn die Zuckersteuer gesenkt wird, kann der Preis für den Haushaltszucker gesetzlich gesenkt werden. Der Haushaltszucker macht aber nur zwei Drittel des Verbrauchs aus, während ein Drittel in die gewerbliche Wirtschaft, in die Süßwarenindustrie geht. Wenn ich dann berücksichtigen müßte, daß eine solche Senkung der deutschen Süßwarenindustrie 76 Millionen DM Steuern ersparen würde, d. h. ihre Gewinne um 76 Millionen DM erhöht werden würden, wenn keine Preissenkung erfolgte, dann werden Sie verstehen, wenn ich mich jetzt bemühe, in Verhandlungen eine solche Folgerung zu vermeiden, und
    Ihnen den Gesetzentwurf dann vorlegen werde, wenn dies geklärt ist.

    (Beifall in der Mitte, links und rechts.)

    Unter diesen Voraussetzungen also habe ich mein Wort gegeben, dem Gedanken einer Verbrauchsteuersenkung nicht aus fiskalischen Gründen entgegenzutreten, aber aus volkswirtschaftlichen, sozialen Gründen nur mit dem Vorbehalt der vollen Weitergabe an den Verbraucher.
    Jetzt darf ich aber zu den Anträgen zurückkommen. Zu den Anträgen, die die Einkommen- und Körperschaftsteuer betreffen, möchte ich eine weitere Vorbemerkung machen. In der Erklärung der Bundesregierung ist gesagt, daß die Regierung den früheren Beschlüssen des Deutschen Bundestages, die einstimmig gefaßt worden sind und dahin gehen, daß eine Denkschrift über Senkung und Verbesserung der Besteuerung der Ehegatten sowie Erhöhung der Werbungskostenpauschale für Lohn- und Gehaltsempfänger vorgelegt werden soll, Rechnung zu tragen bereit ist und Ihnen diese Denkschrift übermittelt wird. Ich bemerke, daß man konjunkturpolitisch im jetzigen Augenblick dagegen Bedenken haben könnte. Aber ich habe mich für verpflichtet gehalten, dem Bundestag das, was er in seinem Beschluß von der Bundesregierung verlangt hat, vorzulegen. Wenn wir die Denkschrift vorlegen, ist immer noch Raum, uns über konjunkturpolitische Modalitäten etc. zu unterhalten. Aber die Vorlage erfolgt unter der Voraussetzung, daß weitere Steuersenkungen über diese Beträge hinaus nicht mehr verlangt werden. Und diese Steuersenkungen sind schon sehr hoch. Sie liegen zwischen 700 und 800 Millionen DM jährlich, werden also das, was man in der Öffentlichkeit immer als erwartetes Mehraufkommen der Einkommen- und Körperschaftsteuer bezeichnet, voll aufzehren.
    Nun kommen Anträge dazu. Wenn ich die Auswirkungen des Antrags Drucksache 1764 — Erhöhung der Freigrenze für Weihnachtszuwendungen, Erhöhung des Werbungskostenpauschalbetrages auf 624 DM, Wiedereinführung des § 10 a, Ermäßigung der Einkommensteuersätze um 10 v. H., Erhöhung des Freibetrags der Steuerklasse II um 12 v. H., steuerliche Begünstigung einer Investitionsrücklage, steuerliche Begünstigungen im Kohlenbergbau — zusammennehme, sind das wieder 2,020 Milliarden DM Ausfall, also mit Ehegattenbesteuerung und Werbungskostenpauschale 2,720 Milliarden DM.
    Dazu kommen nun die sehr radikalen Anträge auf Aufhebung von Verbrauchsteuern. Das würde einen Betrag ausmachen, der an 900 Millionen DM herangeht. Dabei habe ich den Antrag, der sich auf die Branntweinsteuersenkung bezieht, noch gar nicht durchrechnen lassen. Wir werden also aus diesen Anträgen einen Ausfall von wenigstens 3,6 Milliarden DM haben. Hinzu kommen ferner die Anträge Drucksachen 1695, 1688 und 1677 — die übrigen werden verbraucht durch die weitergehenden vorhin genannten Anträge —, ein weiterer Betrag von ungefähr 630 Millionen DM.
    Meine Damen und Herren, ich brauche wohl nur die beiden Seiten gegenüberzustellen: Ausgabenerhöhung von wenigstens 3, vielleicht 5 Milliarden DM, Einnahmenminderung von 3,6 bis 4 Milliarden DM — vielleicht mehr —, und Sie werden mir zugeben, es wird notwendig sein, daß wir nicht nur alle diese Anträge einzeln behandeln, sondern bei der Behandlung jedes einzelnen Antrags seine


    (Bundesfinanzminister Schiffer)

    Rückwirkungen auf den übrigen Gebieten, seine Abstimmung mit dem Konjunkturprogramm der Regierung überlegen, das sich sachlich im allgemeinen als richtig erwiesen hat. Ich würde es sehr begrüßen, wenn vor der Beratung der einzelnen Anträge 'in den Fachausschüssen und insbesondere vor der Fassung von Beschlüssen dazu, die nicht auf das Gesamtbild abgestimmt sein können, etwa — das muß ich dem Hohen Haus überlassen —Haushaltsausschuß und Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen sich einmal zusammensetzten, um das Gesamtprogramm und die Gesamtmäglichkeiten zu überprüfen, damit sie den Fachausschüssen sagen können, was unter Wahrung der finanziellen Ordnung möglich ist.
    Meine Damen und Herren! Hier in Berlin, wo wir heute tagen, wird fast jede Rede geschlossen mit dem Appell, die deutsche Wiedervereinigung zu erstreben. Ich möchte mit einem anderen Appell schließen. Wir sind am Eisernen Vorhang. Der Eiserne Vorhang scheidet die freie und eine unfrei Welt. Entscheidend für die freie Welt — staatsbürgerlich — ist der Gedanke der Demokratie, und keine Demokratie ist lebensfähig, die dem eigenen Volk, dem eigenen Sparer nicht die finanzielle Ordnung und damit das Vertrauen in den Staat gewährleistet.

    (Langanhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und teilweise rechts.)