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ID0210200800

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    2. Deutscher Bundestag — 102. Sitzung. Bonn, Freitag, den 23. September 1955 5653 102. Sitzung Bonn, Freitag, den 23. September 1955. Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Dr von Buchka 5653 B Beurlaubte Abgeordnete (Anlage 1) . . 5671 B Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung vom 22. September 1955 (Moskauer Besprechungen) (Drucksachen 1685, 1693, 1694) 5653 B Ollenhauer (SPD) 5653 B Dr. Adenauer, Bundeskanzler . . 5659 C Dr. Krone (CDU/CSU) 5659 C Dr. Dehler (FDP) 5663 B Dr. Brühler (DP) 5665 C Dr. Mocker (GB/BHE) 5668 A Präsident D. Dr. Gerstenmaier . . 5670 C Abstimmungen 5670 D, 5671 C Geschäftliche Mitteilungen 5671 C Nächste Sitzung 5671 C Anlage: Liste der beurlaubten Abgeordneten 5671 B Die Sitzung wird um 9 Uhr 2 Minuten durch den Präsidenten D. Dr. Gerstenmaier eröffnet.
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    Anlage Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete beurlaubt bis einschließlich Albers 5. November Jahn (Frankfurt) 29. Oktober Bauer (Wasserburg) 17. Oktober Altmaier 15. Oktober Pelster 15. Oktober Dr. Pferdmenges 15. Oktober Kühn (Bonn) 10. Oktober Dr. Horlacher 8. Oktober Wehking 29. September Höfler 28. September Gleisner (Unna) 24. September Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) 24. September Dr. Starke 24. September Bauer (Würzburg) 23. September Brese 23. September Dr. Dollinger 23. September Erler 23. September Euler 23. September Frühwald 23. September Günther 23. September Dr. Hammer 23. September Jaksch 23. September Dr. Kopf 23. September Merten 23. September Dr. Pohle (Düsseldorf) 23. September Rademacher 23. September Raestrup 23. September Ruhnke 23. September Schill (Freiburg) 23. September Stierle 23. September Frau Dr. Steinbiß 23. September Frau Dr. h. c. Weber (Aachen) 23. September Dr. Weber (Koblenz) 23. September Dr. Wellhausen 23. September
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    Rede von Dr. Thomas Dehler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Moskauer Vereinbarung ist ein Faktum, ist eine politische, ja, eine geschichtliche Tatsache. Sie ist in der Welt und läßt sich nicht mehr aus der Welt schaffen. Es ist selbstverständlich, daß der Bundestag die Entscheidung des Chefs der Bundesregierung respektiert und billigt.
    Es war ergreifend zu hören, wie schmerzhaft die Mitglieder der deutschen Delegation die Bedenken und die Zweifel, die uns alle erfüllt haben, empfunden und gewogen haben, wie schwer sie an ihrer Verantwortung getragen haben. In ihre Gesichter war bei ihrer Rückkehr diese Qual eingezeichnet. Sie haben unseren Dank verdient.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich habe mit manchen meiner Freunde das Gespräch mit Moskau für notwendig gehalten. Wir können in den großen Fragen unserer Nation nicht realpolitisch handeln, wenn wir nicht die Art, die Vorstellungen, die Willensrichtungen der Männer des Kreml kennen. Dieses erste dramatische Gespräch zwischen Siegern und Besiegten zehn Jahre nach Kriegsende hat uns wichtige Erkenntnisse gebracht, Erkenntnisse, die uns befähigen, nüchterner, illusionsloser und damit richtiger zu urteilen.
    Der harte Gegensatz, der die Welt zerreißt, ist unseren Vertretern unerbittlich vor Augen gestellt worden. Das ist eine andere Welt, das ist nicht unsere Welt, und das wird niemals unsere Welt sein!

    (Beifall.)

    Daran können Gespräche und diplomatische Beziehungen nichts ändern. Wir gehören zu der Welt, in der die Freiheit des Menschen, seine geistige, seine politische, seine wirtschaftliche Freiheit höchster Wert und Quelle der Kraft ist, in der das
    Recht, das immer ein Recht des einzelnen, sein natürliches Recht auch gegenüber dem Staate ist, unverbrüchlich gesichert wird.
    Chruschtschow hat unrecht. Karl Marx und Friedrich Engels und Lenin sind tot.

    (Abg. Kiesinger: Richtig!)

    Ihre Lehren sind gerade im russischen Gewaltstaat in allem drastisch widerlegt. 18 Millionen Menschen haben mit Hohn und Ingrimm die These aufgenommen, das Zerrbild der Deutschen Demokratischen Republik sei die Zukunft. Sie wissen es besser und mahnen uns zur Klarheit unserer Vorstellungen von 'der richtigen Ordnung des Staates, der Gesellschaft, der Wirtschaft, zu der Bereitschaft, sie mit geschärfter Wachsamkeit gegen verstärkte Angriffe, die vor uns stehen, zu verteidigen, für diese Ordnung Opfer zu bringen und durch erhöhte wirtschaftliche und soziale Leistungen ihre Überlegenheit augenfällig zu machen.
    Ich glaube, wir müssen gerade in diesem Augenblick sagen: es gibt keine Kompromisse im Grundsätzlichen. Die „Errungenschaften" der Sowjetzone auch nur zum Teil zu übernehmen hieße die Grundlagen unserer Lebensordnung aufweichen und zerstören.
    Darum wäre es ein trügerischer 'Schluß, anzunehmen, daß der in Moskau auf unsere Delegation ausgeübte Druck sich jemals in einer Frage, welche unsere freiheitliche Existenz oder unsere Bindung an die freiheitlichen Völker berührt, mit Erfolg wiederholen könnte.

    (Beifall bei der 1 DP.)

    Das würde unsere Selbstaufgabe 'bedeuten. Wir sind uns bewußt, was die russische Politik der „zeitweisen Koexistenz", der Atempause, des Atemholens bedeutet; ihre Grundziele haben sich nicht gewandelt; sie werden sich nicht wandeln.
    Die von der Bundesregierung in Moskau erklärten Vorbehalte und die gestrige Regierungserklärung bannen die Gefahr einer völkerrechtlichen und politischen Mißdeutung des vereinbarten Botschafteraustausches. Der Status quo ist nicht anerkannt. Die Festlegung der Grenzen ist dem endgültigen Friedensvertrag vorbehalten. Jedwede Legitimation 'der sogenannten Deutschen Demokratischen Republik ist abgelehnt. Unser Anspruch, für die Deutschen zu sprechen — auch für jene Deutschen, denen zu sprechen noch verwehrt ist —, ist aufrechterhalten.
    Wir leben aber, meine Damen und Herren, mit Grund in der Sorge, daß sich die globale Entspannung zwischen den Großen in der Welt auf unserem Rücken, auf 'der Grundlage der fortdauernden deutschen Spaltung vollziehen könnte, daß weiterhin die 18 Millionen 'deutscher Landsleute von uns geschieden und geknechtet bleiben könnten.
    Die Sowjetunion hatte schon in ihrer Einladungsnote 'deutlich gemacht, daß ,die von ihr vorgeschlagenen Verhandlungen nicht das Ziel der Wiedervereinigung haben sollten, sondern daß für sie die Trennung des deutschen Volkes in die Bundesrepublik und in die sogenannte Deutsche Demokratische Republik Voraussetzung ihres Normalisierungswunsches war und ist und daß sie in Wiedervereinigungsverhandlungen einer ungewissen, fernen Zukunft die von ihr bestellten Figuren der Sowjetzone als Träger ihres Machtstrebens und ihrer Ideologie ins Spiel bringen will,


    (Dr. Dehler)

    Diese Tendenz ist in Moskau unterstrichen worden, wenn Chruschtschow schlußfolgerte: Die Bundesregierung will aus der NATO nicht austreten, ja, sie will Gesamtdeutschland in die NATO führen; bitte, wir stellen kein Ultimatum; wir erkennen die Realitäten an und wollen die diplomatischen Beziehungen zur Bundesrepublik aufnehmen, stärken aber gleichzeitig unseren Satelliten in unserer Zone.
    Bulganin — es ist vielleicht richtig, auch daran zu erinnern — hat aufrechterhalten, was er verschiedentlich, besonders in seinem Bericht über Genf vor dem Obersten Sowjet am 5. August 1955 ausgeführt hatte:
    Rußland kann nicht zugestehen, daß das vereinigte Deutschland sich der Westgruppierung anschließt.
    — Sie, meine beiden Herren (zu Abgeordneten der CSU), sind, glaube ich, immer noch bei der Vorstellung, mit der der Herr Jaeger einen Wahlkampf bestritten hat, — Ihr schöner Slogan, Herr Jaeger, mit dem Sie Ihre Partei dem Sieg zugeführt haben: „Wer FDP wählt, löst eine Fahrkarte nach Moskau, ohne zu wissen, ob er ein Retourbillet erhält".

    (Heiterkeit.)

    Aber bitte, lasse=. Sie sich in Ihrem Gespräch und in Ihren Vorstellungen nicht stören.(Erneute Heiterkeit.)

    Ich sage: Bulganin hat aufrechterhalten, was er damals in Unerbittlichkeit gesagt hat:
    Rußland kann nicht zugestehen,
    — ich will kein Gespräch mit Ihnen, Herr Jaeger!—
    daß das vereinigte Deutschland sich der Westgruppierung anschließt. Die Verwirklichung der Pariser Verträge ist mit 'der Wiedervereinigung unvereinbar, ja, schließt sie aus.


Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
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    Rede von Dr. Thomas Dehler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Ich gestatte dem Herrn Jaeger keine Frage,

    (Heiterkeit)

    die Zeit ist vorbei.

    (Erneute Heiterkeit. — Beifall bei der FDP.)

    Ich zitiere, was Bulganin — das geht uns wirklich mehr an als das, was der Herr Jaeger sagt — gesagt hat:
    Das jetzige Deutschland ist nicht mehr das Deutschland vor zehn Jahren. Zwei deutsche Staaten, von anderen als souveräne Staaten anerkannt, sind entstanden, mit verschiedenen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Systemen. In der Deutschen Demokratischen Republik sind die Arbeiter und ihre Verbündeten, die Bauern und die Intelligenz. an der Macht. Sie haben den Weg des wirtschaftlichen Aufbaus beschritten und sind von der Gerechtigkeit des von ihnen gewählten Weges völlig überzeugt. Sie wollen ihre Errungenschaften nicht in Gefahr bringen. Ohne Beteiligung der Deutschen läßt sich die Frage der Wiedervereinigung nicht lösen. Es wird keine mechanische Verbindung beider Teile geben, sondern Zusammenarbeit der beiden Staaten. Annäherung Schritt für Schritt.
    Das ist das russische Programm, das haben sie in Moskau wieder deutlich gemacht. Es sind bitterböse Feststellungen.
    Wir können nur sagen: Pankow ist für uns kein Kontrahent. Wir können uns nicht vorstellen, daß in den Verhandlungen über das deutsche Schicksal Menschen beteiligt werden, die nicht durch freie Wahlen ermächtigt sind, für Deutsche zu sprechen, die — der 17. Juni 1953 hat es erwiesen — nur durch russische Panzer an der Macht gehalten worden sind. Es ist ohne Sinn, mit den Todfeinden der deutschen Freiheit über die deutsche Einheit, die doch nur in Freiheit entstehen kann, handeln zu wollen.
    Und nochmals — meine Damen und Herren, das ist unser Anliegen —: es gibt keine Gesellschaft und es gibt keine Wirtschaft, die zur Hälfte sozialistisch-planwirtschaftlich und zur Hälfte eigenverantwortlich-marktwirtschaftlich geordnet werden kann. Herr Ollenhauer, Sie merken — wenn Sie zuhören —, daß ich die Grenze anders ziehe, als Sie sie gezogen haben. Jede Volksfrontregierung trägt den Keim des Verderbens in sich.

    (Sehr richtig! bei der FDP.)

    Darum jede nur mögliche Fühlung mit den deutschen Menschen in der Zone, denen gerade in diesen Tagen schwerer seelischer Belastung unser warmes Gedenken gilt, aber keine Gemeinschaft mit ihren Gewalthabern, auch wenn sie jetzt mit dem trügerischen Schein einer Souveränität umkleidet werden.
    Wir halten es mit der Bundesregierung für nicht möglich, daß die Staaten, die mit uns diplomatisch verkehren, Pankow anerkennen.
    Wir haben Anlaß, tief besorgt zu sein um das große geschichtliche Ziel, das unserer Generation als Aufgabe gesetzt ist: die Einheit unseres Vaterlandes. Moskau hat nichts verschlimmert, hat uns nur in greller Helle unsere Lage sichtbar gemacht. Es ist billig, über die Politik der Stärke zu spotten. Es war für uns in Wirklichkeit eine Politik der Abwehr, des Versuchs, zusammen mit dem bedrohten Teil der Welt Stärke gegen die russische aggressive Überstärke zu setzen.

    (Beifall in der Mitte und rechts.)

    Herr Ollenhauer, ich meine, es ist ein Trugschluß, annehmen zu wollen, die Sowjetunion wäre bereit, ihren Machtbereich zurückzuziehen, wenn die Pariser Verträge nicht bestünden.

    (Erneuter Beifall in der Mitte und rechts.)

    Meine Partei hat die Verträge mit beschlossen. Wir
    wollen sie halten, das heißt: wir wollen sie nur mit
    der Billigung unserer Vertragskontrahenten ändern.

    (Zurufe von der SPD: Selbstverständlich! — Haben wir nie anders verlangt!)

    — Ich habe Ihnen auch nichts Gegenteiliges vorgehalten!
    In Moskau ist es bei abweisenden Feststellungen der Gegenseite geblieben. Es wurde nicht verhandelt, es wurde nicht versucht, zu klären, ob und unter welchen Bedingungen die Sowjetunion bereit sein könnte, freie deutsche Wahlen zuzugestehen. Das Recht zu solchen Verhandlungen kann der Bundesregierung nicht bestritten werden. Wenngleich es die auch von der Sowjetunion in Moskau anerkannte Verpflichtung der vier Siegermächte


    (Dr. Dehler)

    ist, die staatliche deutsche Einheit herzustellen, ist es unsere Angelegenheit — es geht um unsere, die deutsche Sache, es ist unser Recht und unsere Pflicht, uns darum zu bemühen.
    Ich halte für richtig, was der Herr Bundeskanzler bei seiner Presseerklärung in Moskau am 14. September erklärt hat, als er davon sprach, daß von nun an auf zwei Ebenen, auf der Ebene Moskau—Bonn und auf der Ebene der Genfer Konferenz, auf zwei Gleisen, wie er sagte, einmal zwischen Moskau und uns und einmal in Genf, über die Herstellung der deutschen Einheit verhandelt werden könnte. Wenn die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen mit der Sowjetunion einen Sinn hat, dann doch gerade den, dieses neue Instrument zu nützen, in unmittelbarer Verhandlung mit der Sowjetunion die Voraussetzungen für eine Verständigung in der deutschen Frage zwischen den vier Mächten zu klären. Es ist richtig: die Bundesrepublik Deutschland kann nicht entscheiden, was das wiedervereinigte Deutschland tun soll. Aber wir können doch feststellen, für welche Lösungen wir, der größere Teil Deutschlands, in Übereinstimmung mit den von dem Herrn Bundeskanzler gestern erwähnten 90 % der Deutschen in der Zone, uns in einem wiedervereinigten Deutschland einsetzen wollen. Die Frage der gesamtdeutschen Wahlen wird niemals am Anfang, sondern am Ende von Verhandlungen mit allen vier Mächten stehen.
    Es darf nicht weiterhin so sein, daß nur die anderen Deutschlandpläne entwerfen, daß sie sich für uns den Kopf zerbrechen. Nostra res agitur.

    (Beifall rechts.)

    Nur bei dieser Haltung wird es möglich sein, daß die Moskauer Verhandlungen unserem Volke einen Impuls für die deutsche Sache geben. Oft haben wir das Gefühl, dieser Impuls tut bitter not.
    Das Bild der zwei deutschen Botschafter in Moskau darf sich nicht in unserem Volke einprägen. Es darf im Kreml nur einen deutschen Botschafter, nur ein en Botschafter des deutschen Volkes geben, der die Stimme für Deutschland erhebt.

    (Beifall rechts. — Zustimmung in der Mitte. — Abg. Dr. Schmid [Frankfurt] : Aber auch einen Partner, der nur einen hört!)

    Das deutsche Volk kann keine leeren Formeln und keine blutlosen Versicherungen mehr hören. Es will begreifen können, was geschieht. Es will den Weg sehen. Das ist nötig, wenn nicht das deutsche Bewußtsein in unserem Volke verkümmern soll.
    Das Schicksal Berlins, in dem sich das deutsche Leid sinnhaft darstellt, ist uns in diesen Tagen wieder besonders bewußt gewesen. Wir können es nur hoffen heißen, wenn wir das Äußerste tun, Deutschland zu einen.
    Moskau wird auf die bevorstehende Außenministerkonferenz in Genf einen Schatten werfen. Die deutsche Frage muß dort so wie bei der JuliKonferenz der Regierungschefs den Vorrang haben. Es ist unser Postulat und muß es bleiben, daß es keine - europäische Sicherheit gibt, wenn die unselige deutsche Spaltung währt.
    Die Moskauer Vereinbarungen öffnen vielen Tausenden von deutschen Soldaten und Internierten den Weg in die Heimat. Jeden von uns erfüllt dieser Erfolg mit aufrichtiger Dankbarkeit. Wir hoffen, daß jedem dieser gequälten Menschen die freie Entscheidung über das Heimatziel zugestanden wird und daß es möglichst vielen vergönnt ist, die freie Luft unserer staatlichen Gemeinschaft zu atmen. Unserer tatkräftigen Hilfe sollen sie gewiß sein.
    Ist es vermessen, zu erwarten, daß die Oststaaten, erst recht aber unsere westlichen Vertragspartner in der Westeuropäischen Union und in der NATO die Moskauer Vereinbarung über die Gefangenen als eigene Verpflichtung fühlen und ein Ende machen mit Strafverfolgung und Strafvollstreckung wegen der Irrungen und Wirrungen einer schlimmen Zeit?
    Moskau ist eine Station auf dem deutschen Wege aus tiefer Not, eine Leidensstation auf einem Leidenswege. Wir müssen die Zähne zusammenbeißen, zäh und geduldig weiterschreiten zu dem Ziele der Einheit und Freiheit unseres Vaterlandes.

    (Beifall von rechts, in der Mitte und beim GB/BHE.)