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  • tocInhaltsverzeichnis
    2. Deutscher Bundestag — 84. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. Mai 1955 4593 84. Sitzung Bonn, Freitag, den 27. Mai 1955 Glückwünsche zum Geburtstag des Abg Bausch 4593 C Geschäftliche Mitteilungen 4628 D Beurlaubte Abgeordnete (Anlage 1) . . 4629 A Nächste Fragestunde 4593 C Mitteilung über Beantwortung der Kleinen Anfrage 175 (Drucksachen 1281, 1422) . 4593 C Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Vorbereitung von Viermächteverhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands (Drucksache 1370, Umdruck 372) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Viermächteverhandlungen (Drucksache 1355) 4593 C, 4628 C Wehner, Anfragender und Antragsteller 4593 D Dr. Adenauer, Bundeskanzler . . 4598 C, 4613 B Ollenhauer (SPD) 4607 B, 4611 D Dr. von Merkatz (DP) . . 4611 D, 4624 C Kiesinger (CDU/CSU) . . 4613 D, 4616 B, C Dr. Schmid (Frankfurt) (SPD) . . 4616 B, C Dr. Dehler (FDP) 4619 D Dr. Mocker (GB/BHE) 4622 C Dr. Menzel (SPD) 4628 C Namentliche Abstimmung über den An- trag Umdruck 372 4628 C, 4630 Nächste Sitzung 4628 D Anlage 1: Liste der beurlaubten Abgeordneten 4629 A Anlage 2: Antrag der Fraktion der SPD betr. Vorbereitung von Viermächteverhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands (Umdruck 372) 4629 C Zusammenstellung der namentlichen Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Vorbereitung von Viermächteverhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands (Umdruck 372) 4630 Die Sitzung wird um 9 Uhr 1 Minute durch den Präsidenten ;D. Dr. Gerstenmaier eröffnet.
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    *) Siehe Anlage 2. *) Vgl. das endgültige Ergebnis Seite 4634. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten a) Beurlaubungen Abgeordnete beurlaubt bis einschließlich Scheel 2. Juli Dr. Graf Henckel 30. Juni Held 25. Juni Richter 25. Juni Hufnagel 20. Juni Dr. Jentzsch 18. Juni Keuning 18. Juni Frau Ackermann 11. Juni Behrisch 11. Juni Elsner 4. Juni Dr. Lenz (Godesberg) 4. Juni Brockmann (Rinkerode) 31. Mai Peters 31. Mai Rademacher 31. Mai Berendsen 28. Mai Dr. Horlacher 28. Mai Frau Keilhack 28. Mai Kemmer (Bamberg) 28. Mai Frau Korspeter 28. Mai Onnen 28. Mai Pelster 28. Mai Welke 28. Mai Barlage 27. Mai Frau Brauksiepe 27. Mai Frenzel 27. Mai Friese 27. Mai Dr. Graf 27. Mai Dannemann 27. Mai Dr. Höck 27. Mai Leibfried 27. Mai Frau Dr. Kuchtner 27. Mai Kühn (Bonn) 27. Mai Mauk 27. Mai Dr. Miessner 27. Mai Dr. Lindenberg 27. Mai Lotze 27. Mai Dr. Kopf 27. Mai Kriedemann 27. Mai Dr. Pünder 27. Mai Schlick 27. Mai Schneider (Bremerhaven) 27. Mai Schuler 27. Mai Seiboth 27. Mai Seidl (Dorfen) 27. Mai Dr. Atzenroth 27. Mai Dr. Bucerius 27. Mai Brese 27. Mai Neuburger 27. Mai Dr. Schild (Düsseldorf) 27. Mai Frau Dr. Steinbiß 27. Mai Walter 27. Mai Dr. Weber (Koblenz) 27. Mai Dr. Wellhausen 27. Mai Wittmann 27. Mai Wirths 27. Mai Dr. Gleissner (München) 27. Mai Dr. Moerchel 27. Mai b) Urlaubsanträge Abgeordnete bis einschließlich Onnen 25. Juni Gefeller vom 31. Mai bis 25. Juni Anlage 2 Umdruck 372 (Vgl. S. 4628 C) Antrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD betreffend Vorbereitung von Viermächteverhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands (Drucksache 1370): Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. mit Rücksicht darauf, daß während der Vorbereitung und Durchführung von Viermächteverhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands keine unabänderlichen Tatsachen in der Bundesrepublik geschaffen werden dürfen, durch die aussichtsreiche Verhandlungen erschwert werden könnten, in Gesetzgebung und Verwaltung alle Maßnahmen zurückzustellen, die in den Bereich der militärischen Folgerungen aus den Pariser Verträgen gehören; 2. das Einvernehmen der Vertragspartner in der Nordatlantikvertragsorganisation und der Westeuropäischen Union hierzu herbeizuführen unter Hinweis darauf, daß sie in der Londoner Schlußakte vom 3. Oktober 1954 und den anschließenden Erklärungen der Regierungen aller Mitgliedstaaten des Nordatlantikvertrages zum Ausdruck brachten, daß „die Schaffung eines völlig freien und geeinten Deutschlands durch friedliche Mittel ein grundlegendes Ziel ihrer Politik bleibt"; 3. in Vorbesprechungen mit den Westmächten darauf hinzuwirken, daß in den Viermächteverhandlungen die in den Pariser Verträgen und im Warschauer Vertrag vorgesehenen einseitigen militärischen Bindungen der beiden Teile Deutschlands ersetzt werden durch die Einbeziehung des wiedervereinigten Deutschland in ein im Rahmen der Satzung der Vereinten Nationen und der Mitgliedschaft des wiedervereinigten Deutschlands in den Vereinten Nationen zu schaffendes System der kollektiven Sicherheit. Bonn, den 27. Mai 1955 Ollenhauer und Fraktion Namentliche Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD (Umdruck 372) zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD (Drucksache 1370) betreffend Vorbereitung von Viermächteverhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands (Vgl. S. 4628 C, 4629 C) Name Abstimmung Name Abstimmung CDU/CSU Frau Ackermann . . . . beurlaubt Fuchs Nein Dr. Adenauer Nein Funk Nein Albers Nein Dr. Furler Nein Arndgen Nein Gedat Nein Barlage beurlaubt Geiger (München) . . . Nein Dr. 'Bartram Nein Frau Geisendörfer . . . beurlaubt Bauer (Wasserburg) . Nein Gengler . Nein Bauereisen Nein Gerns Nein Bauknecht Nein D. Dr. Gerstenmaier . . beurlaubt Bausch — Gibbert Nein Becker (Pirmasens) . . . Nein Giencke . Nein Berendsen beurlaubt Dr. Glasmeyer Nein Dr. Bergmeyer Nein Dr. Gleissner (München) beurlaubt Fürst von Bismarck . . . — Glüsing Nein Blank (Dortmund) . . . Nein Gockeln . — Frau Dr. Bleyler , Dr. Götz Nein (Freiburg) Nein Goldhagen Nein Blöcker Nein Gontrum Nein Bock Nein - Dr. Graf beurlaubt von Bodelschwingh . . . beurlaubt Griem beurlaubt ) Dr. Böhm (Frankfurt) . Nein Günther Nein Brand (Remscheid) . . . Nein Gumrum Nein Frau Brauksiepe . . . . beurlaubt Häussler Nein Dr. von Brentano . . . . Nein Hahn Nein Brese beurlaubt Harnischfeger Nein Frau Dr. Brökelschen . . Nein Heix Nein Dr. Brönner Nein Dr. Hellwig Nein Brookmann (Kiel) Nein Dr. Graf Henckel . . . beurlaubt Brück Nein Dr. Hesberg Nein Dr. Bucerius beurlaubt Heye Nein Dr. von Buchka . . . . Nein Hilbert Nein Dr. Bürkel Nein Höcherl Nein Burgemeister Nein Dr. Höck beurlaubt Caspers Nein Höfler Nein Cillien Nein Holla Nein Dr. Conring Nein Hoogen Nein Dr. Czaja Nein Dr. Horlacher beurlaubt Demmelmeier — Horn Nein Diedrichsen Nein Huth Nein Frau Dietz Nein Illerhaus Nein Dr. Dittrich Nein Dr. Jaeger Nein Dr. Dollinger Nein Jahn (Stuttgart) . . . . Nein Dr. Dresbach Nein Frau Dr. Jochmus . . . Nein Donhauser Nein Josten Nein Eckstein beurlaubt Kahn Nein Ehren Nein Kaiser Nein Engelbrecht-Greve . . . Nein Karpf Nein Dr. Dr. h. c. Erhard . . . — Kemmer (Bamberg) . beurlaubt Etzenbach beurlaubt Kemper (Trier) Nein Even Nein Kiesinger Nein Feldmann Nein Dr. Kihn (Würzburg) . . Nein Finckh Nein Kirchhoff Nein Dr. Franz Nein Klausner beurlaubt Franzen Nein Dr. Kleindinst Nein Friese . . . . . • . . . beurlaubt Dr. Kliesing Nein 1 Abstimmung Name Abstimmung Name Knapp Nein Richarts Nein Knobloch Nein Frhr. Riederer von Paar Nein Dr. Köhler Nein Dr. Rinke Nein Koops Nein Frau Rösch beurlaubt Dr. Kopf Nein Rösing . . . . . . . . Nein Kortmann .. Nein. Rümmele Nein Kramel Nein Ruf Nein Krammig Nein Sabaß Nein Kroll Nein Sabel beurlaubt Frau Dr. Kuchtner . . . beurlaubt Schäffer Nein Kühlthau Nein Scharnberg Nein Kuntscher Nein Scheppmann Nein Kunze (Bethel) Nein Schill (Freiburg) . . . . beurlaubt Lang (München) . . . . Nein Schlick Nein Leibfried Nein Schmücker Nein Dr. Leiske Nein Schneider (Hamburg) . . Nein Lenz (Brühl) Nein Schrader Nein Dr. Lenz (Godesberg) . . beurlaubt Dr. Schröder (Düsseldorf) — Lenze (Attendorn) . . . Nein Dr.-Ing. E. h. Schuberth Nein Leonhard Nein Schüttler Nein Lermer Nein Schütz Nein Leukert Nein Schuler beurlaubt Dr. Leverkuehn . . . . Nein Schulze-Pellengahr . . . Nein Dr. Lindenberg . . . . beurlaubt Schwarz . . . . . . . . Nein Dr. Lindrath Nein Frau Dr. Schwarzhaupt Nein Dr. Löhr Nein . Dr. Seffrin Nein Lotze beurlaubt Seidl (Dorfen) beurlaubt Dr. h. c. Lübke Dr. Serres Nein Lücke beurlaubt Siebel Nein Lücker (München) Nein Dr. Siemer Nein Lulay beurlaubt Solke Nein Maier (Mannheim) . . Nein Spies (Brücken) Nein . . . . Majonica Nein Spies (Emmenhausen) . Nein 3) Dr. Baron Manteuffel- Spörl Nein Szoege Nein Graf von Spreti . . . . Nein Massoth Nein Stauch Nein Maucher Nein Frau Dr. Steinbiß beurlaubt . . Mayer (Birkenfeld) . . Nein Stiller Nein Menke Nein Storch — Mensing Nein Dr. Storm Nein Meyer (Oppertshofen) . Nein Strauß — Meyer-Ronnenberg . . . Nein Struve Nein Miller Nein Stücklen Nein Dr. Moerchel beurlaubt Teriete Nein Morgenthaler — Unertl Nein Muckermann Nein Varelmann Nein Mühlenberg Nein Frau Vietje Nein Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) Nein Müller-Hermann . . . . Nein Dr. Vogel Nein Voß beurlaubt Müser Nein Wacher (Hof) Nein Naegel beurlaubt Nellen Nein Wacker (Buchen) Nein Neuburger beurlaubt Dr. Wahl Nein Nein Niederalt Nein Walz Nein Frau Niggemeyer . . Nein Frau Dr. Weber (Aachen) Dr. Oesterle Nein Dr. Weber (Koblenz) . . beurlaubt Oetzel Nein Wehking Nein Dr.Orth Nein Dr. Welskop beurlaubt Orth . Pelster beurlaubt Frau Welter (Aachen) . Nein Dr. Pferdmenges . . . . — Dr. Werber beurlaubt Frau Pitz — Wiedeck Nein Platner Nein Wieninger Nein Dr. Pohle (Düsseldorf) . — Dr. Willeke Nein Frau Praetorius . . . . Nein Winkelheide Nein Frau Dr. Probst . . . . — Wittmann beurlaubt Dr. Dr. h. c. Pünder . . beurlaubt Wolf (Stuttgart) . . . . Nein Raestrup Nein Dr. Wuermeling . . . . Nein Rasner Nein Wullenhaupt Nein Frau Dr. Rehling . . . . Nein Name Abstimmung Name Abstimmung SPD Frau Albertz Ja Keuning beurlaubt Frau Albrecht Ja Kinat Ja Altmaier Ja Frau Kipp-Kaule . . . Ja Dr. Arndt Ja Könen (Düsseldorf) Ja Arnholz Ja Koenen (Lippstadt) . Dr. Baade Ja Frau Korspeter . . . . beurlaubt Dr. Bärsch Ja Dr. Kreyssig Ja Bals Ja Kriedemann beurlaubt Banse Ja Kühn (Köln) Ja Bauer (Würzburg) . . . Ja Kurlbaum Ja Baur (Augsburg) . . . . Ja Ladebeck Ja Bazille Ja Lange (Essen) Ja Behrisch beurlaubt Frau Lockmann . . . Ja Frau Bennemann Ja Ludwig Ja Bergmann Ja Dr. Lütkens Ja Berlin Ja Maier (Freiburg) . . . Ja Bettgenhäuser Ja Marx Ja Frau Beyer (Frankfurt) Ja Matzner Ja Birkelbach Ja Meitmann Ja BLachstein Ja Mellies . . Ja Dr. Bleiß Ja Dr. Menzel . . . Ja Böhm (Düsseldorf) . . . Ja Merten Ja Bruse JA. Metzger Ja Corterier Ja ' Frau Meyer (Dortmund) Ja Dannebom Ja Meyer (Wanne-Eickel) . Ja Daum Ja Frau Meyer-Laule . . . Ja Dr. Deist Ja MiBmahl Ja Dewald Ja Moll Ja Diekmann Ja Dr. Mommer Ja Diel Ja Müller (Erbendorf) . . . Ja Frau Döhring . . . . Ja Müller (Worms) . . . . Ja Erler Ja Frau Nadig Ja Eschmann . . . . . . . Ja Odenthal Ja Faller Ja Ohlig Ja Franke Ja 011enhauer Ja Frehsee Ja Op den Orth Ja Freidhof Ja Paul Ja Frenzel beurlaubt Peters Ja Gefeller Ja Pöhler Ja Geiger (Aalen) Ja Pohle (Eckernförde) . . Ja Geritzmann Ja Dr. Preller Ja Gleisner (Unna) . . . . Ja Priebe Ja Dr. Greve Ja Pusch Ja Dr. Gülich Ja Putzig Ja Hansen (Köln) Ja Rasch Ja Hansing (Bremen) . . . Ja Regling Ja Hauffe Ja Rehs Ja Heide Ja Reitz Ja Heiland Ja Reitzner beurlaubt Heinrich Ja Frau Renger Ja Hellenbrock Ja Richter beurlaubt Hermsdorf . . . . . . . Ja Ritzel Ja Herold Ja Frau Rudoll Ja Höcker Ja Ruhnke Ja Höhne Ja Runge Ja Hörauf Ja Sassnick Ja Frau Dr. Hubert . . . . Ja Frau Schanzenbach . . Ja Hufnagel beurlaubt Scheuren Ja Jacobi Ja Dr. Schmid (Frankfurt) . Ja Jacobs Ja Dr. Schmidt (Gellersen) . Ja Jahn (Frankfurt) . . . . Ja Schmidt (Hamburg) . . Ja Jaksch Ja Schmitt (Vockenhausen) . Ja Kahn-Ackermann . . . Ja Dr. Schöne Ja Kalbitzer Ja Schoettle Ja Frau Keilhack Ja Seidel (Fürth) Ja Frau Kettig Ja Seither Ja Name Abstimmung Name Abstimmung Seuffert Ja Stahl . . . . . . . . — .Stierle Ja Dr. Stammberger . . . Nein Sträter Ja Dr. Starke Nein Frau Strobel Ja Dr. Wellhausen . . . . beurlaubt Stümer Ja Wirths beurlaubt Thieme Ja Traub Ja Trittelvitz Ja Wagner (Deggenau) . Ja Wagner (Ludwigshafen) Ja GB/BHE Wehner Ja Wehr Ja Bender Nein Welke beurlaubt Nein Weltner (Rinteln) . . Ja Dr. Czermak Dr. Dr. Wenzel . . . . Ja Dr. Eckhardt — Elsner beurlaubt Wienand Ja Engell enthalten Wittrock Ja Feller Nein Ziegler Ja Gräfin Finckenstein . . Nein Zühlke Ja Frau Finselberger . . Nein Gemein Nein Dr. Gille Nein Haasler Nein FDP Dr. Kather beurlaubt Dr. Keller Nein Dr. Atzenroth . . . Nein Dr. Klötzer Nein Dr. Becker (Hersfeld) . . Nein Körner Nein Dr. Blank (Oberhausen) . Nein Kraft — — Kunz •(Schwalbach) . • Nein Dr. h. c. Blücher — Kutschera Nein Dr. Bucher beurlaubt Dr. Mocker Nein Dannemann Dr. Dehler Nein Dr. Dr. Oberländer . . . — » Dr.-Ing. Drechsel . . . . Nein Petersen Nein Eberhard Nein Dr. Reichstein Nein Euler Nein Samwer Nein Fassbender Nein Seiboth beurlaubt Frau Friese-Korn . . . Nein Dr. Sornik Nein Srock Frühwald Nein Dr. Strosche Nein Gaul Nein Dr. Hammer Nein Held beurlaubt Hepp Nein Dr. Hoffmann Ja Frau Dr. Ilk Nein DP Dr. Jentzsch beurlaubt Kühn (Bonn) beurlaubt Becker (Hamburg) Nein Lahr Nein Dr. Brühler Nein Lenz (Trossingen) . . . beurlaubt Eickhoff Nein Dr. Dr. h. c. Prinz zu Lö- Dr. Elbrächter Nein wenstein enthalten Hellwege — Dr. Luchtenberg . . Nein Matthes Nein Dr. Maier (Stuttgart) . . — Nein von Manteuffel (Neuß) Nein Dr. von Merkatz .. . . Nein Müller (Wehdel) Margulies Nein Dr. Schild (Düsseldorf) . beurlaubt Mauk beurlaubt Schneider (Bremerhaven) Nein Dr. Mende Nein Dr. Schranz . . . . . . Nein Dr. Miessner beurlaubt Dr.-Ing. Seebohm . . . — Neumayer Nein Walter beurlaubt Onnen beurlaubt Wittenburg Nein Dr. Pfleiderer Nein Dr. Zimmermann Nein beurlaubt Dr. Preiß Dr. Preusker Nein Rademacher beurlaubt Dr. Schäfer Nein Scheel beurlaubt Fraktionslos Schloß — Dr. Schneider (Lollar) Nein Brockmann (Rinkerode) beurlaubt Schwann Ja Stegner Ja Zusammenstellung der Abstimmung Abstimmung Abgegebene Stimmen 391 Davon: Ja 145 Nein 244 Stimmenthaltung . 2 Zusammen wie oben . . 391 Berliner Abgeordnete Name Abstimmung Name Abstimmung CDU/CSU Mattick Ja Dr. Friedensburg . . . . Nein Neubauer — Dr. Krone Nein Neumann Ja Lemmer Nein Dr. Schellenberg . . . . Ja Frau Dr. Maxsein beurlaubt Frau Schroeder (Berlin) . Ja . . Stingl Nein Schröter (Wilmersdorf) . Ja Dr. Tillmanns Nein Frau Wolff (Berlin) . . Ja FDP SPD Dr. Henn beurlaubt Brandt (Berlin) . . . . Ja Hübner Nein Frau Heise Ja Frau Dr. Dr. h. c. Lüders Nein Klingelhöfer Ja Dr. Reif Nein Dr. Königswarter Ja Dr. Will Nein Zusammenstellung der Abstimmung der Berliner Abgeordneten Abstimmung Abgegebene Stimmen 19 Davon : Ja 10 Nein 9 Stimmenthaltung . — Zusammen wie oben . . 19
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Konrad Adenauer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    (Bundeskanzler Dr. Adenauer)

    Man muß sich doch darüber klar sein, daß auch in
    Ausschüssen — auf das Wort „Ausschuß" komme
    ich hiermit zurück —, bei denen in der Regel einschließlich der Vertreter der Ministerien 40 bis 50
    und mehr Personen versammelt sind, so schwierige
    Angelegenheiten sich einfach nicht erörtern lassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Anhaltende Unruhe bei der SPD. — Glocke des Präsidenten. — Zuruf von der SPD: Dann schaffen Sie doch das Parlament ab!)

    — Also, meine Damen und Herren, ich bin ja gar nicht aufgelegt, mit Ihnen Streit anzufangen; warten Sie doch mal ruhig ab!

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Dafür ist diese ganze Sache zu ernst.

    (Zurufe von der SPD. — Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich glaube, wir müssen — ähnlich wie wir das in einem früheren Stadium einer anderen Angelegenheit getan haben — gemeinsam einen Weg suchen, eine Verbindung zwischen dem Parlament und der Bundesregierung herzustellen.

    (Zurufe von der SPD. — Abg. Mellies: Dazu wäre lange Zeit gewesen!)

    Auf Frage 4 habe ich zu antworten: Die Bundesrepublik Deutschland hat die Pariser Verträge ratifiziert und ist Mitglied der Westeuropäischen Union geworden. Damit ist gemäß dem Londoner Protokoll vom 3. Oktober 1954 die vertragliche Verpflichtung der drei Westmächte in Kraft getreten, derzufolge „die Schaffung eines völlig freien und vereinten Deutschlands durch friedliche Mittel ein grundsätzliches Ziel ihrer Politik bleibt". Dieser Erklärung haben sich die übrigen Mitglieder des Nordatlantikpaktes angeschlossen. Daraus ergibt sich die vertragliche Verpflichtung dieser Mächte, keiner Regelung zuzustimmen, die die Beibehaltung der Spaltung Deutschlands festlegt oder voraussetzt. Die amerikanische, die britische und die französische Regierung haben sich in letzter Zeit wiederholt zu diesem Grundsatz bekannt. Auch die Bundesregierung hat diesen Standpunkt bei jeder sich bietenden Gelegenheit vertreten.
    Zu Frage Nr. 5: Der Bundesregierung ist bekannt, daß Herr von Eckardt in seiner Rundfunkrede vom 20. April 1955 sich unter anderem wie folgt geäußert hat:
    Welche Forderungen Sowjetrußlands sind aber wirklich unmöglich anzunehmen? Erstens: Weder die Bundesrepublik noch Gesamtdeutschland können die Wiedervereinigung mit der Herauslösung aus der Gemeinschaft der freien Völker bezahlen. Zweitens: Es geht dabei keineswegs nur um die 12 deutschen Divisionen, sondern genau wie im Falle Österreich sollen die Westmächte alle Stützpunkte in Deutschland aufgeben. Und drittens: Es dürfen keine militärischen Schutzverbindungen, deutlicher gesagt Schutzverträge oder Allianzen zwischen Deutschland und dem Westen bestehen.
    Die Äußerung des Herrn von Eckardt steht im Einklang mit den Pariser Verträgen und mit der von der Bundesregierung und der Mehrheit dieses Hohen Hauses verfolgten Politik. Sie wird deshalb auch von uns gebilligt. Aber ich werde auf diesen Punkt noch im Laufe meiner Ausführungen zurückkommen.
    Ich glaube, daß der Bundestag und die deutsche Öffentlichkeit ein Recht auf die Darlegung des weiteren Verlaufs der außenpolitischen Verhandlungen und der außenpolitischen Lage im Hinblick auf die bevorstehende Viermächtekonferenz haben. Durch die Hinterlegung des Deutschlandvertrags seitens der Vereinigten Staaten, Großbritanniens und Frankreichs erhielt die Bundesrepublik am
    5. Mai ihre volle Souveränität wieder. Diese Souveränität — das lassen Sie mich hier nachdrücklich bemerken — ist nur so weit eingeschränkt, wie wir es im Hinblick auf Berlin und die Teilung Deutschlands im Einvernehmen mit unseren nunmehrigen westlichen Verbündeten für notwendig hielten und wie sie ferner bei den übrigen NATO-Staaten eingeschränkt ist. Bei der Überstürzung der Ereignisse ist es vielleicht nicht allen Deutschen klargeworden, was die Wiederherstellung der Souveränität für uns bedeutet.

    (Sehr richtig! in der Mitte!)

    Sie bedeutet für uns Freiheit der Gesetzgebung und der Verwaltung, die ja bis dahin durch das Besatzungsstatut beschränkt war,

    (Abg. Dr. Schmid [Frankfurt] : Und das Postgeheimnis?)

    und sie bedeutet für uns Freiheit in der außenpolitischen Betätigung. Ich bin überzeugt, daß die zukünftige Geschichtsschreibung der Nachkriegszeit diesen Tag als einen Markstein in der Entwicklung Deutschlands nach dem Krieg bezeichnen wird.

    (Beifall in der Mitte und rechts. — Abg. Mellies: Vorschußlorbeeren!)

    Das wesentliche Kennzeichen der Pariser Konferenzen war, daß die Mächte, die in Paris zusammenkamen, diesmal aus der Phase der Planung in die Phase der Verwirklichung einer auf gemeinsamen Interessen und Idealen gegründeten Politik eintraten.
    Ähnlich wie bei der Unterzeichnung des deutschalliierten Vertragswerkes in Paris in der Zeit vom 19. bis 23. Oktober 1954 haben auch diesmal in Paris mehrere Konferenzen mit verschiedenen Teilnehmerkreisen stattgefunden, die ich in dieser Reihenfolge behandeln möchte:
    1. Die Gründung der Westeuropäischen Union in ihrer neuen Form, d. h. unter Mitgliedschaft Italiens und der Bundesrepublik Deutschland;
    2. die damit in unmittelbarem Zusammenhang stehenden deutsch-französischen Besprechungen über die Anwendung des Saarabkommens;
    3. die Sitzung des Nordatlantikrats, auf der eingangs die Bundesrepublik feierlich in öffentlicher Sitzung in die NATO aufgenommen und sodann eine umfassende Prüfung der gegenwärtigen politischen Lage vorgenommen wurde.
    4. Im engen sachlichen Zusammenhang mit den vom Nordatlantikrat erörterten Fragen fanden schließlich Besprechungen der Außenminister der Vereinigten Staaten, Großbritanniens, Frankreichs


    (Bundeskanzler Dr. Adenauer)

    und der Bundesrepublik Deutschland zur Vorbereitung einer Konferenz mit der Sowjetunion statt. Dazu gehörte sachlich ein Bericht über die Tätigkeit der Londoner Arbeitsgruppe.
    Lassen Sie mich zunächst einige Worte über die Westeuropäische Union sagen. Die Pariser Verhandlungen begannen mit der konstituierenden Sitzung des Rats der Westeuropäischen Union am 7. Mai 1955. Die Sitzung wurde eingeleitet durch herzliche Worte der Begrüßung, mit denen die Vertreter der bisherigen Brüsseler Paktstaaten

    (Unruhe bei der SPD)

    die beiden neuen Teilnehmerstaaten Italien und die Bundesrepublik Deutschland willkommen hießen. Alsdann erledigte der Rat sogleich eine Reihe von praktischen Fragen. Ich erwähne die Bildung eines Ständigen Rüstungsausschusses mit Sitz in Paris. Ferner wurden einige wichtige Personalbesetzungen vorgenommen. Zum Generalsekretär der Westeuropäischen Union wurde der Belgier Louis Goffin ernannt. Ihm beigeordnet wurden drei stellvertretende Generalsekretäre, und zwar der deutsche Gesandte von Etzdorf, der Engländer Fraser und der Franzose Christofini, der mit der Leitung des Sekretariats des Ständigen Rüstungsausschusses in Paris beauftragt wurde. Zum Direktor des Rüstungskontrollamtes der Westeuropäischen Union wurde der Italiener Admiral Ferreri ernannt.

    (Anhaltende Unruhe bei der SPD.)

    — Meine Herren, ich würde Ihnen empfehlen, auch den Einzelheiten dieser Konstituierung der Westeuropäischen Union wenigstens eine gewisse Aufmerksamkeit zu widmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zuruf von der SPD: Nicht in der Form von Schulunterricht!)

    — Meine Damen und Herren, „Form von Schulunterricht" — ich fühle mich nicht als Lehrer.

    (Heiterkeit und Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Mellies: Das wollen wir lieber nicht genauer untersuchen, Herr Bundeskanzler!)

    — Meine Damen und Herren, in der Schule werden keine Zwischenrufe gemacht.

    (Erneute Heiterkeit und Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Schließlich — und das wird sicher auch Ihr Interesse finden — wurde beschlossen, die Versammlung der Westeuropäischen Union in Straßburg unmittelbar vor der nächsten Sitzung der Beratenden Versammlung des Europarats zu ihrer ersten konstituierenden Sitzung einzuberufen.
    Im Rahmen der Sitzung des Rats der Westeuropäischen Union in Paris konnten auch aktuelle Saarfragen geregelt werden. Der Rat der Westeuropäischen Union hat einstimmig diejenigen Bestimmungen des Saarabkommens, die seiner Zustimmung bedurften, gebilligt und die in dem Abkommen für ihn vorgesehenen Verantwortlichkeiten, Befugnisse und Pflichten übernommen. Damit ist das Statut, wie es im Abkommen vorgesehen ist, „in den Rahmen der Westeuropäischen Union gestellt" worden.
    Dann wurden gewisse Lücken des. Saarstatuts ausgefüllt, die den Zeitraum bis zur Durchführung der Volksabstimmung und die Festsetzung der Aufgaben und Befugnisse des Europäischen Kommissars an der Saar betreffen. In diesen Fragen konnten die Bundesregierung und die französische Regierung auf Grund der Verhandlungen in Baden-Baden und Bonn dem Rat der Westeuropäischen Union in fast allen Punkten übereinstimmende Vorschläge unterbreiten.
    Durch den vom Rat der Westeuropäischen Union gefaßten Beschluß werden die Vorbereitung und die Durchführung der Volksabstimmung an der Saar unter internationale Kontrolle gestellt. Unter der Verantwortlichkeit des Rates wird eine Fünfmächtekommission darüber wachen, daß die vorn Rat aufgestellten Grundsätze für die Durchführung eingehalten werden. Insbesondere ist von der Saarregierung die volle Freiheit der politischen Betätigung zu gewährleisten, alle Parteien müssen gleiche Rechte und Einwirkungsmöglichkeiten erhalten, und niemand darf wegen seines Verhaltens bei der Vorbereitung und Durchführung der Volksabstimmung schlechter gestellt werden.
    Der Rat der Westeuropäischen Union wird dann auf Grund des zahlenmäßigen Ergebnisses und unter Berücksichtigung und Wertung des gesamten Verlaufs der Volksabstimmung feststellen, ob die Saarbevölkerung das Statut im Wege der Volksabstimmung gebilligt hat oder nicht.
    Gewisse Schwierigkeiten bereitete die Frage der Abstimmungsberechtigung insbesondere der Ausgewiesenen. Über diesen Punkt war zwischen Deutschland und Frankreich keine Einigung erzielt worden. Vor allem die Saarregierung widersetzte sich der von der Bundesregierung vorgeschlagenen Regelung. Der Rat der Westeuropäischen Union hat entschieden, daß grundsätzlich alle Personen, die aus politischen Gründen nach dem 8. Mai 1945 aus dem Saargebiet ausgewiesen worden sind, abstimmungsberechtigt sein sollen. Nur in besonderen Ausnahmefällen kann die Fünfmächtekommission eine andere Entscheidung treffen.
    In einem weiteren Beschluß hat der Rat die Aufgaben und Befugnisse des Kommissars festgelegt. Auch hier lagen im wesentlichen gemeinsame deutsch-französische Vorschläge vor, die insbesondere die Einrichtung eines gerichtlichen Rechtszuges gegenüber Verletzung der Grundrechte vorsehen. Nachträglich war jedoch auf die Vorstellungen der Saarregierung hin die Frage zwischen Frankreich und Deutschland strittig geworden, ob der Kommissar ein vorläufiges Eingriffsrecht gegenüber der Saarregierung erhalten solle. Der Rat hat dahin entschieden, daß der Kommissar in dringenden und schwerwiegenden Fällen die Saarregierung anweisen kann, sofort die Durchführung der angefochtenen Maßnahmen, auch von Gesetzen, auszusetzen; die letzte Entscheidung, ob die Aussetzung aufrechterhalten bleibt oder nicht, liegt dann beim Rat der Westeuropäischen Union. Darüber hinaus wurden die zwischen Herrn Außenminister Pinay und mir verabredeten Formulierungen über die politische Meinungsfreiheit übernommen.
    Alle diese Fragen wurden in Paris im Geiste verständnisvollen Ausgleichs geklärt. Weitere Probleme der deutsch-französischen Verständigung und Zusammenarbeit, wie z. B. die Frage der Moselkanalisierung, wurden dabei nicht berührt.

    (Zurufe von der SPD.)

    Meine Damen und Herren! Ich komme zur Tagung des Nordatlantikrates. Es ist keineswegs eine


    (Bundeskanzler Dr. Adenauer)

    Übertreibung, wenn ich hier feststelle, daß seine Sitzung ihr Gepräge durch die Aufnahme der Bundesrepublik Deutschland in die Nordatlantikpaktorganisation erhielt. Die erste öffentliche Sitzung des Ministerrats, in der die Aufnahme vollzogen wurde, zeigte in eindrucksvoller Weise, welche Bedeutung die im Nordatlantikpakt zusammengeschlossenen Mächte dieser Tatsache beimessen. Zunächst der derzeitige Präsident des Rats, der griechische Außenminister Stephanopoulos, und hierauf die Vertreter aller Mächte sprachen übereinstimmend ihre Genugtuung darüber aus, daß die Bundesrepublik Deutschland nunmehr ihre volle Souveränität erlangt hat und jetzt auch formell in die Gemeinschaft der freien Völker des Westens eingetreten ist, daß nunmehr auch die Bundesrepublik Streitkräfte zu ihrer eigenen Verteidigung und zur gemeinsamen Verteidigung Europas aufstellen wird und daß damit die Voraussetzungen dafür geschaffen sind, daß in. Europa ein Gleichgewicht der militärischen Kräfte des Westens und des Ostens entstehen kann.
    Ich habe meinerseits darauf hingewiesen, daß die rein defensiven Ziele der Nordatlantikpaktorganisation den natürlichen Interessen des deutschen Volkes entsprechen, das sich, wie kaum ein anderes Volk, nach Sicherheit und Frieden sehnt. Andererseits habe ich festgestellt, daß Deutschland in der Gemeinschaft der freien Völker ein zuverlässiger Partner sein werde, und ich habe in den weiteren Sitzungen des Nordatlantischen Rates keinen Zweifel darüber gelassen, daß die Bundesregierung den Gedanken der Neutralisierung Deutschlands ablehnt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Außer der Eröffnungssitzung waren alle Sitzungen des Atlantikrates geheim. Den Hauptgegenstand seiner Beratung bildete die Spannung zwischen Ost und West. Alle wichtigen Aspekte der politischen Lage innerhalb und außerhalb des Ver-. tragsgebietes des Paktes wurden eingehend geprüft. Diese Prüfung erstreckte sich unter anderem auf die Tendenzen der sowjetischen Politik, auf die Lage im Mittleren und Fernen Osten und auf den Verlauf der Konferenz von Bandung. In allen wesentlichen Fragen bestand zwischen den Vertretern der fünfzehn Regierungen völlige Einigkeit. Sie sind, wie das Schlußkommuniqué besagt, entschlossen, ihre bisherige Politik des Aufbaus und der Festigung der Kraft und der Einheit des Westens fortzusetzen..
    Der Atlantische Rat hat sich schließlich auch eingehend mit den bevorstehenden Verhandlungen der Westmächte mit der Sowjetunion befaßt. Er hat einen Bericht über die bisherigen Beratungen der Regierungen der drei Westmächte und der Bundesregierung über dieses Thema entgegengenommen und die Initiative der drei Westmächte allgemein begrüßt.
    Ich komme nunmehr zu den Ministerbesprechungen zur Vorbereitung der Viererkonferenz. Ich komme damit zu dem Thema, das unsere Interessen und unsere Gefühle stärker als jedes andere berührt, zu der Frage der Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden und Freiheit.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich hier mit einigen Worten auf Ausführungen des Herrn Kollegen Wehner eingehen. Ich weiß nicht, ob Sie aus allen seinen Ausführungen den Eindruck gewonnen haben, daß alle Parteien dieses Hauses gleichmäßig von dem Gefühl der Verantwortung dafür beseelt sind, so schnell wie möglich die Wiedervereinigung in Frieden und Freiheit herbeizuführen.

    (Zustimmung in der Mitte und rechts. — Zurufe links: Was soll das? — Was soll das heißen?)

    Aber ich freue mich doch, daß Herr Kollege Wehner im weiteren Verlauf seiner Ausführungen festgestellt hat, daß sich das ganze deutsche Volk in diesem Bestreben einig ist. Und das sind wir auch, meine Damen und Herren. Wir sind uns alle einig darin, daß wir die Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden und Freiheit so schnell wie möglich herbeiführen müssen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich bin erfreut, Ihnen sagen zu können, daß die vierzehn anderen Teilnehmer des Nordatlantikpakts und insbesondere die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich die Berechtigung und die Stärke dieses unseres Wunsches in vollem Maße erkennen und billigen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Demzufolge hat diese Frage die in Paris anwesenden Außenminister stark beschäftigt. Sie bildete vor allem den Gegenstand von Besprechungen des amerikanischen, britischen, französischen und des deutschen Außenministers. Um die Pariser Besprechungen in den richtigen Zusammenhang zu stellen, darf ich die wichtigsten Vorgänge noch einmal in Ihr Gedächtnis zurückrufen.
    Zwischen der amerikanischen, britischen, französischen und der deutschen Bundesregierung bestand seit langem Einverständnis darüber, daß alle nur irgendwie erfolgversprechenden Schritte unternommen werden müssen, um zu einer Entspannung zwischen Ost und West, zu einer Befriedung und Sicherung Europas und zur Lösung des wichtigsten europäischen Problems, der Frage der Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden und Freiheit, zu gelangen. Es bestand gleichfalls Übereinstimmung darüber, daß erfolgversprechende Verhandlungen erst dann möglich seien, wenn die Pariser Verträge in Kraft getreten sind. Meine Damen und Herren, ich darf Sie an alle die Ausführungen erinnnern, die wir vom Osten her gehört haben, ehe die Pariser Verträge in Kraft getreten sind. Damals ist uns gesagt worden, dann würde überhaupt nicht mehr über die Frage Deutschland zu sprechen sein.

    (Sehr richtig! in der Mitte und rechts.)

    Ich bin der Auffassung und bleibe bei der Auffassung, daß man all diesen Reden, die vom Osten her kommen, nicht eine solch entscheidende Bedeutung beilegen sollte, wie das manchmal in Deutschland geschieht.

    (Beifall 'bei den Regierungsparteien.)

    Wie kann man, meine Damen und Herren, wichtige und diffizile Verhandlungen mit Sowjetrußland führen, wenn man von vornherein auf jedes Wort, das in der „Prawda" steht, einen Eid leistet!

    (Sehr richtig! in der Mitte. — Abg. Ollenhauer: Wer tut denn das, Herr Bundeskanzler? Ich habe Sie das wiederholt schon zitieren hören!)

    — Wer das tut? Meine Damen und Herren, das will ich hier nicht weiter ausführen.

    (Abg. Ollenhauer: Das ist auch besser!)



    (Bundeskanzler Dr. Adenauer)

    Aber ich muß noch folgendes hier feststellen: daß die jetzige Viererkonferenz nach meiner Oberzeugung — und immerhin habe ich einen gewissen Einblick in die Dinge — niemals zustande gekommen wäre, wenn die Pariser Verträge nicht vorher in Kraft getreten wären.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Daher glaube ich, daß der erste Schritt, ein entscheidender Schritt auf dem vielleicht langen Wege, zur Wiedervereinigung Deutschlands zu kommen, durch das Inkrafttreten der Pariser Verträge getan worden ist.

    (Sehr richtig! bei den Regierungsparteien.)

    Ich glaube, wenn die Wiedervereinigung dasein
    wird — und sie wird eines Tages dasein —, dann
    werden diejenigen, die den Pariser Verträgen zugestimmt haben, mit Recht darauf hinweisen, daß
    sie diejenigen gewesen sind, die zuerst etwas
    Wirkliches für die Wiedervereinigung getan haben.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Meine Damen und Herren, gestatten Sie mir, nochmals auf den Sachverständigenausschuß zurückzukommen, von dem ja auch in der Anfrage der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion die Rede war. Dieser Sachverständigenausschuß tagte von der zweiten Sitzung an unter Teilnahme der deutschen Delegation, die unter dem Vorsitz des Botschafters Blankenhorn stand. Sie hat in vollem Umfange an allen Beratungen dieses Sachverständigenausschusses teilgenommen. Der Sachverständigenausschuß hat vorzügliche Arbeit geleistet. Es ist deshalb — ich unterstreiche das nochmals — vorgesehen, daß er jederzeit wieder zusammentritt, wenn die politische Entwicklung das als zweckmäßig erscheinen läßt. Es war natürlich nicht die Aufgabe des Sachverständigenausschusses, den Außenministern fertige Vorschläge und ausgearbeitete Pläne zur Lösung der verschiedenen Probleme vorzulegen. Vielmehr sollte er alle Fragen, die möglicherweise den Gegenstand von Viererverhandlungen bilden können, zusammenstellen und analysieren. Er sollte damit eine Grundlage für die Entscheidung der Außenminister schaffen.
    Nun, meine Damen und Herren, lassen Sie mich jetzt wieder auf eine Ausführung des Herrn Kollegen Wehner eingehen. Herr Kollege Wehner hat von der Bundesregierung verlangt, sie solle in Zusammenarbeit mit dem Bundestag eine ganze Skala — er hat wörtlich diesen Ausdruck gebraucht —, eine ganze Skala von Vorschlägen zur Wiedervereinigung Deutschlands aufstellen. Meine Damen und Herren, ich kann nicht zugeben, daß ein solcher Vorschlag irgendwie richtig ist.

    (Sehr gut! in der Mitte.)

    Wenn ich in Verhandlungen eintrete mit einem verhandlungsgewandten und sehr ernst zu nehmenden Gegner, dann kann ich doch unmöglich vorher eine Skala aufstellen. Skala, meine Herren, bedeutet eine Leiter, bei der offenbleibt, ob ich von der obersten Sprosse immer weiter heruntergehen will. Das ist doch völlig unmöglich! Wer von Ihnen einmal einer solchen Konferenz gefolgt ist, wenn auch nur am Radio oder an Hand der Zeitung, der weiß ganz genau, daß das letzte Wort von allen Beteiligten in der letzten Sitzung gesprochen wird, daß aber nicht vorher urbi et orbi mitgeteilt wird: „Das ist die Skala unserer Vorschläge."

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Meine Damen und Herren, auf Grund des Berichts der Sachverständigen hatten die drei Westmächte in Paris über die Frage einer Viermächtekonferenz zunächst allein, dann unter Hinzuziehung des Vertreters der Bundesrepublik eingehend beraten. Als Ergebnis dieser Beratungen wurde, wie Ihnen bekannt ist, die Sowjetregierung zu einer Konferenz der Regierungschefs der Vier Mächte eingeladen.
    Die Einladung an Sowjetrußland gibt kein bestimmtes Konferenzthema an. Die Konferenz soll der Lösung der großen offenstehenden Probleme dienen. Sie soll sich um die Beseitigung der noch bestehenden Konfliktsherde bemühen. Wie die Note der Westmächte ausführte, erfordert die Lösung dieser Probleme Zeit und Geduld; sie werden nicht auf einem kurzen Treffen gelöst werden können.
    Auch hier möchte ich auf eine Ausführung des Herrn Kollegen Wehner eingehen, die ich, wie ich glaube, richtig verstanden habe. Ich glaube, er hat gesagt: Wenn man von einer Konferenzdauer von zwei Jahren spricht, dann heißt das einen Schleier darüber decken, daß man es in Wirklichkeit mit der Wiedervereinigung gar nicht eilig hat. Verehrter Herr Kollege Wehner, die Welt ist in wenigen Jahren kurz und klein geschlagen worden. Wenn es gelingt, in einer langen Konferenz von ein bis zwei Jahren die Welt wieder aufzubauen, dann werden unsere und die folgende Generation dankbar und glücklich darüber sein.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich möchte hier einschieben, daß ich ausdrücklich gefragt worden bin: Will die Bundesrepublik an der Beratung der die Wiedervereinigung Deutschlands betreffenden Fragen teilnehmen oder nicht? Ich habe die letzte Entscheidung zunächst zurückgestellt — und zwar aus wohlerwogenen Gründen, die Sie alle verstehen werden —, denn selbstverständlich würde Sowjetrußland sofort mit der Gegenforderung geantwortet haben, daß dann auch die Regierung in Pankow hieran teilnehmen müsse. Wir wollen die Entwicklung aller dieser Dinge abwarten. Aber das eine ist sichergestellt: Die deutsche Delegation wird nicht nur wie bei der Berliner Konferenz nach , sondern auch vor jeder Sitzung hinzugezogen, und es werden dann die auf der Sitzung zu erledigenden oder zu besprechenden Fragen, soweit sie das deutsche Interesse betreffen, mit ihr besprochen werden. Ich glaube, wir können davon überzeugt sein, daß das deutsche Interesse bei dieser Viererkonferenz auf jede Weise gewahrt werden wird.
    Nun ist in der Zwischenzeit, wie Sie wissen, die Antwortnote Sowjetrußlands eingetroffen. Ich enthalte mich hier eines näheren Eingehens auf die Antwortnote, die mehrere Seiten umfaßt. Die Hauptsache ist: die Viererkonferenz, bei der die Frage Deutschland den Auftakt, den Anfang bilden wird, wird im Laufe dieses Sommers zusammentreten. Aber wenn sie auch in Anwesenheit der vier Regierungschefs zusammentritt, so wird sie doch, nachdem diese die Grundlagen festgestellt haben, in die Hände der Außenminister übergehen, und es werden Sachverständige zugezogen werden. Da doch nun einmal das ganze Gebiet angepackt und da doch einmal an die Frage herangegangen


    (Bundeskanzler Dr. Adenauer)

    werden muß, ob es denn nicht möglich ist, wieder Frieden auf der Welt herzustellen, wird dazu Geduld notwendig sein. Das kann ich nur immer wieder dem deutschen Volke sagen: Derartige Dinge, die für alle Beteiligten so schwerwiegend sind, lassen sich eben nicht im Handumdrehen erledigen, auch nicht durch mehr oder weniger schöne Reden,

    (Sehr richtig! rechts)

    sondern sie verlangen eine hingebende, gewissenhafte, sorgfältige Arbeit und Prüfung.

    (Beifall in der Mitte und rechts.)

    Aber, meine Damen und Herren, schon jetzt besteht zwischen der Bundesregierung und den Regierungen der Westmächte in einer Reihe von Fragen grundsätzlicher Art Übereinstimmung. Die drei Westmächte und wir sind darüber einig, daß die Wiedervereinigung Deutschlands einer der entscheidenden Schritte auf dem Wege der Befriedung und Sicherung Europas und der Welt ist. Die Abhaltung freier gesamtdeutscher Wahlen bleibt nach wie vor der einzige Weg zur deutschen Wiedervereinigung in Frieden und Freiheit. Vor der Bildung einer legitimen gesamtdeutschen Regierung können keine Verhandlungen über den Inhalt eines Friedensvertrages stattfinden. Eine Neutralisierung Deutschlands als Voraussetzung für die Wiedervereinigung ist nicht annehmbar. Weder kann Deutschland sich freiwillig oder besser: mehr oder weniger unfreiwillig den Status der Neutralität, wenn auch der bewaffneten, auferlegen noch sich neutralisieren lassen. Diese Frage ist hier im Hause so oft behandelt worden, daß ich mich sehr kurz hierzu fassen kann. Deutschland ist zu schwach, sich selbst wirksam zu verteidigen. Neutralisierung — oder, wie Herr Kollege Wehner gesagt hat: Gestattung einer Wehrkraft in bestimmtem Ausmaße — bedeutet dauernde Kontrolle Deutschlands und damit dauernde Unfreiheit.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. Menzel: Und wie ist es mit der Kontrolle der Pariser Verträge! — Weitere Zurufe von der SPD.)

    Meine Damen und Herren, im Falle eines heißen Krieges zwischen den beiden Blocks wären wir Schlachtfeld.

    (Erneute Zurufe von der SPD.)

    — Also, meine Damen und Herren, durch Zwischenrufe schaffen Sie das nicht aus der Welt. Die Integration Europas wäre erledigt, und ebenso wäre der Atlantikpakt erledigt. Nach den immer wiederholten Erklärungen des jetzigen und der früheren Oberbefehlshaber von SHAPE wäre dann eine Verteidigung von Europa nicht mehr möglich. Welche Folgen die Ausdehnung der russischen Einflußsphäre auf Europa auf die ganze Weltlage, insbesondere auch auf die Vereinigten Staaten, haben würde, darauf komme ich im Laufe meiner Ausführungen noch zurück.
    In den letzten Wochen, meine Damen und Herren, ist in der öffentlichen Meinung der Welt vielfach die Frage behandelt worden, ob man dadurch, daß man in Nord-, Ost- und Südeuropa einen Gürtel neutraler, bewaffneter Staaten schafft, eine Milderung der Gegensätze zwischen Ost und West herbeiführen könne, die dann im Laufe der Entwicklung weitere Entspannungen bringen würde. Der Gedanke ist von einem wenn auch kleinen
    Teil der amerikanischen Öffentlichkeit begrüßt worden im Anschluß an eine, wie ich mit Nachdruck sagen kann, mißverstandene Äußerung des Präsidenten Eisenhower auf einer Pressekonferenz. Man wollte in diesen Gürtel einige Satellitenstaaten einbezogen wissen. Wenn auch die Erörterung über diesen Plan zur Zeit wieder abgeebbt ist, so scheint es mir doch notwendig, den Standpunkt der Bundesregierung zu diesen Gedanken vor dem Hohen Hause darzulegen.
    In der französischen und in der italienischen Presse und Öffentlichkeit und in der Öffentlichkeit der Benelux-Staaten und Großbritanniens wurde der Gedanke von vornherein allgemein abgelehnt.
    In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Schaffung eines solchen Gürtels ebenfalls von allen Fraktionssprechern abgelehnt. Ich schätze mich glücklich, feststellen zu können, daß alle mit der Bundesregierung in dieser Ablehnung übereinstimmen. Die Gründe der Fraktionen sind in einzelnen Punkten verschieden; das ändert aber nichts an der Tatsache, daß sie sich in der Ablehnung des Gedankens einig sind.
    Der Sprecher der sozialdemokratischen Fraktion hat die ablehnende Haltung damit begründet, daß dadurch eine Versteinerung der beiden Machtblocks herbeigeführt würde. Der Grundgedanke, daß die Bildung eines solchen Streifens jedenfalls einen Abbau der beiden einander gegenüberstehenden Blocks nicht begünstigt, ist richtig und bildet auch einen der Gründe für die Stellungnahme der Bundesregierung.
    Man muß damit rechnen, daß der Gedanke in der Folge von neuem auftaucht. Vor einer so umfassenden Konferenz wie der Konferenz oder den Konferenzen, vor denen wir stehen, werden alle möglichen Projekte immer wieder in der Öffentlichkeit aufgeworfen werden. Ich möchte daher die Gründe darlegen, warum dieser Gedanke nicht zu dem gewünschten Ziele führen kann, sondern im Gegenteil Europa der Gefahr aussetzt, kommunistisch zu werden. Ich gehe in meinen Darlegungen davon aus, daß dieser neutrale Gürtel auch Länder jenseits des Eisernen Vorhangs umfassen soll, obgleich die „Prawda" und jetzt die Antwortnote Sowjetrußlands sich ja mit Empörung gegen den Gedanken gewendet haben, daß ein Land, das unter russischem Einfluß steht, in einen solchen neutralen Gürtel hineingebracht werden soll. Das Ergebnis der Gedanken, die da lautgeworden sind, würde sein, daß innerhalb dieses Gürtels, von Norden angefangen, Norwegen, Dänemark, Deutschland, die Benelux-Länder, eventuell auch Griechenland oder einige der kommunistisch regierten Satellitenstaaten liegen. Auf der westlichen Seite des Gürtels blieben von Europa übrig Italien, Frankreich, Spanien und England, während auf seiner östlichen Seite der sowjetrussisch-kommunistische Koloß liegen würde. Ich glaube, man braucht sich diese Situation nur auf dem Atlas anzusehen, man braucht sich nur dabei vor Augen zu halten, daß in Italien und Frankreich starke kommunistische Parteien sind. Man braucht sich nur vor Augen zu halten, daß die in dem Gürtel liegenden kommunistischen Staaten Gebilde sind, die ihren Bewohnern von Sowjetrußland mit Gewalt und Terror aufgepreßt worden sind, und daß Sowjetrußland seine Beauftragten in diesen Staaten nicht im Stich lassen wird und lassen kann, -um sich darüber klarzuwerden, daß bei Schaffung eines


    (Bundeskanzler Dr. Adenauer)

    solchen Gürtels in kurzer Zeit ganz oder fast ganz Europa in kommunistischer Hand sein würde.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD.)

    — Ich, nehme doch an, Sie sind auch dagegen!

    (Abg. Blachstein: Das glaubt Ihnen doch keiner!)

    — Was glaubt keiner?

    (Abg. Blachstein: Das, was Sie uns hier erzählen! — Lachen und Zurufe bei der CDU/CSU.)

    — Meine Damen und Herren, das ist ein sehr hartes Urteil — ich muß das zugeben —;

    (Heiterkeit — Zuruf von der SPD: Verdient!)

    aber ich weiß nicht, ob das Urteil so vollkommen
    richtig ist. Ich glaube, man glaubt mir doch etwas!

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Nun, meine Damen und Herren, einen Schutz gegen einen heißen Krieg, wenn er kommen sollte, bildet ein solcher Gürtel bei dem Fortschritt der Technik der Kriegswaffen überhaupt nicht.

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Keiner dieser neutralen Staaten wäre in der Lage, einem vom Osten her unter Verwendung von modernen Waffen vorgetragenen Angriff zu widerstehen.

    (Zuruf von der SPD: Was bietet denn überhaupt noch Schutz?)

    — Folgen Sie meiner Politik, dann gehen Sie richtig!

    (Beifall und Heiterkeit bei den Regierungsparteien. — Zurufe von. der SPD.)

    Ganz offenbar handelt es sich bei diesem Gedanken um die Verwirklichung von zwei Zielen der sowjetrussischen Politik: Erstens sollen die amerikanischen Stützpunkte aus Europa entfernt werden, und zweitens handelt es sich um ein ähnliches Manöver, wie es Sowjetrußland im mittleren Osten vorhat: Schaffung schwacher Staaten, die sich dem russischen Einfluß einfach nicht entziehen können und somit die Einflußsphäre Sowjetrußlands vergrößern.

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Ich möchte nochmals betonen, daß die Westeuropäische Union, daß jeder Zusammenschluß Europas und der Nordatlantikpakt' durch die Schaffung eines solchen Gürtels erledigt wären und daß dann das zur Zeit bestehende Gleichgewicht der Kräfte in der Welt zugunsten Sowjetrußlands zerstört wäre.
    Meine Damen und Herren, ich bin nicht dazu berufen, der Bevölkerung der Vereinigten Staaten zu sagen, welche Gefahren ihr drohen würden; aber einige Bemerkungen möchte ich mir dazu doch erlauben.

    (Zuruf von der SPD: Lieber nicht!)

    Die Vereinigten Staaten wären infolge der Vermehrung des Kräftepotentials Sowjetrußlands in äußerster Gefahr, der sie vielleicht nur durch Aufwendung ihrer ganzen Kraft entgehen. könnten. Bei der Erörterung in dem — ich wiederhole — wenn auch kleinen Teil der öffentlichen Meinung
    der Vereinigten Staaten hat vielleicht der Gedanke eine Rolle gespielt, daß die Vereinigten Staaten nicht nur eine atlantische Macht sind, sondern auch eine Macht sind, deren Gesicht nach dem Pazifik zu gerichtet ist. Das ist natürlich richtig. Aber ich glaube, auch die Vereinigten Staaten würden im Atlantik keine größere Sicherheit bekommen, wenn Sowjetrußland durch einen solchen neutralen Gürtel den Rücken in Europa frei bekäme.
    Meine Damen und Herren, ich werde die Rede des Herrn Kollegen Wehner noch einmal nachlesen, insbesondere wegen eines Satzes, der darin enthalten ist. Er hat von einem europäischen Sicherheitssystem gesprochen. Es ist mir nicht klargeworden, ob er in dieses europäische Sicherheitssystem die Vereinigten Staaten mit einschließen will.

    (Abg. Dr. Schmid [Frankfurt] und Abg. Erler: Natürlich!)

    — Ja, ich habe doch Herrn Wehner gefragt, nicht Sie, Herr Schmid!

    (Abg. Schoettle: Das könnten Sie wissen! Das steht schwarz auf weiß da, Herr Bundeskanzler! — Weitere Zurufe von der SPD.)



Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Einen Augenblick, meine Damen und Herren! Der Herr Bundeskanzler hat betont, daß er die Rede noch einmal nachlesen werde. Ich darf also doch bitten, sich darüber zu beruhigen.

(Abg. Mellies: Darüber ist aber schon genug geredet worden. Das muß doch der Herr Bundeskanzler wissen! — Abg. Erler: Er soll uns doch nicht für dumm verkaufen! — Unruhe bei den Regierungsparteien.)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Konrad Adenauer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Nein, das tue ich ja auch gar nicht! Ich wiederhole die Worte des Herrn Präsidenten: Ich werde die Rede des Herrn Kollegen Wehner in diesem Punkte nachlesen.

    (Zuruf von der SPD: Sehr empfehlenswert!)

    Sie werden verstehen, es ist eine so wichtige Frage, daß es sich doch lohnt, die Rede nachzulesen.

    (Heiterkeit. — Beifall des Abg. Dr. Schmid [Frankfurt]. — Abg. Mellies: Wenn Sie die früheren Ausführungen gelesen hätten, brauchten Sie die Frage nicht mehr zu stellen!)

    — Lieber Herr Mellies, ich will die früheren Reden nicht nachlesen; das ist zuviel verlangt. Aber ich möchte die heutige Rede nachlesen. Das ist doch mein gutes Recht.

    (Heiterkeit.)

    Das können Sie mir doch nicht nehmen.

    (Erneute Heiterkeit und Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich wünschte, Herr Mellies, Sie lesen auch meine Rede nach.

    (Heiterkeit in der Mitte. — Abg. Mellies: Wenn Sie unsere früheren Ausführungen gelesen hätten, würden Sie eine solche Frage überhaupt nicht mehr stellen, und wir brauchten uns nicht damit aufzuhalten, Herr Bundeskanzler!)



    (Bundeskanzler Dr. Adenauer)

    Nun überhaupt ein allgemeines Wort zur Neutralität, auch bewaffneter oder Neutralisierung. Ich sage Ihnen, und das mit allem Ernst und im Bewußtsein dessen, was ich sage: kein Land in Europa ist in der Lage, falls es wirklich zum heißen Krieg zwischen den großen Mächten kommen sollte, sich für sich allein zu verteidigen.

    (Zustimmung in der Mitte. — Zurufe von der SPD.)

    Der Fortschritt in der Entwicklung der Waffentechnik macht das einfach unmöglich. Ein Land wie Großbritannien, dem man sicher nicht nachsagen kann, daß es schnell und leichtherzig Entschlüsse faßt, hat in Erkenntnis dieser Lage doch auf der Londoner Konferenz des Herbstes 1954 mit einer 500 Jahre alten Tradition, mit der Tradition der Isolierung, des Alleinstehens gebrochen.

    (Sehr gut! rechts.)

    Weil es eben eingesehen hat, daß das in unserer
    Zeit Selbstmord bedeutet, hat es sein Geschick mit
    dem Geschick von Kontinentaleuropa verbunden.
    Nun wird jeder fragen: Gibt es denn überhaupt eine Möglichkeit, den Frieden in der Welt wiederherzustellen? Ich glaube, mit Recht kann die friedlose Menschheit diese Frage stellen, muß sie
    jeder verantwortungsbewußte Politiker stellen. Ich, meine Damen und Herren, beantworte diese Frage überzeugt mit Ja. Es gibt eine Möglichkeit. Wenn wir in die Vergangenheit zurückblicken, so hat es einmal Zeiten gegeben, in denen eine Macht, die so stark war wie alle anderen zusammen, den Frieden sichern konnte. Diese Zeiten sind vorbei, sie werden nicht wiederkehren. Man hat dann zu Ersatzmitteln gegriffen. Man hat versucht, eine Reihe von Mächten zusammenzubinden, damit sie eine solche moralische und eventuell auch eine Kraft, die in der Tat angewandt werden könnte, bekämen, um den Frieden in der Welt zu sichern. Ich erinnere an die Heilige Allianz, die das unternommen hat; ich erinnere an den Völkerbund, ich erinnere an die UNO. Ich bin der letzte, der bestreiten würde, daß der Völkerbund und insbesondere die UNO manches beigetragen haben zur Entspannung von Spannungen untergeordneten Grades. Aber auch ,die UNO hat es nicht fertigbekommen, zu verhindern, daß die Welt in den heutigen entsetzlichen Zustand geraten ist.

    (Abg. Dr. Schmid [Frankfurt] : Aber sie hat den dritten Weltkrieg verhindert!)

    Nach meiner Überzeugung kann der Frieden in der Welt in Wahrheit nur ,dadurch wiederhergestellt werden, daß die mächtigsten Länder der Welt, die im Besitz der die Menschheit bedrohenden Waffen sind, Abrüstungen, kontrollierte Abrüstungen in einem solchen Grade vereinbaren und vornehmen, daß bei der heutigen territorialen Größe der einander entgegenstehenden Staaten keine Angriffe mehr Aussicht auf Erfolg bieten.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Erst auf dieser Grundlage lassen sich Sicherheitssysteme aufbauen. Auch wir begrüßen den Aufbau solcher Sicherheitssysteme. Aber diese Sicherheitssysteme werden niemals im Ernstfall Bestand haben, wenn weiter in der Weise gerüstet wird oder gerüstet bleibt, wie jetzt die Welt gerüstet ist.

    (Beifall bei den Regierungsparteien und bei der SPD. — Zurufe von der SPD.)

    Nach meiner Überzeugung ist für eine solche Abrüstung der Weltmächte — —

    (Abg. Hansen [Köln]: Zu Hause!)

    — Ach, „zu Hause", — das können Sie bei sich ja machen, da können Sie abrüsten;

    (Heiterkeit)

    es sind so ernste Dinge, daß man sie wirklich nicht mit solchen Zwischenrufen stören sollte!

    (Zustimmung. in der Mitte.)

    Meine Damen und Herren, nach meiner Überzeugung ist für eine solche Abrüstung der Weltmächte —denn darum handelt es sich; die anderen Länder werden dann ohne weiteres folgen —

    (Zuruf von der SPD: Machen wir den Anfang!)

    ein besonders günstiger Zeitpunkt gekommen. Die Entwicklung der Atomwaffen, die Entwicklung der Wasserstoffbombe macht auch für die in ihrem Besitz befindlichen Mächte jeden Krieg zu einem ungeheuren Wagnis. Höchstwahrscheinlich würde durch diesen Krieg dem Sieger wie dem Besiegten und wie auch den übrigen Völkern der Erde das gleiche Los bereitet werden: völliger Untergang. Der Krieg, meine Damen und Herren, der so oft in der Geschichte als ein Mittel der Politik bezeichnet worden ist, ist das nicht mehr!

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Der Krieg ist durch die Entwicklung der modernen Waffen aid 'absurdum geführt.

    (Beifall auf allen Seiten des Hauses.)

    Er kann keinem Lande mehr eine Vergrößerung seiner Macht bringen, sondern er bedeutet für alle Verderben und Untergang.

    (Erneuter Beifall auf allen Seiten des Hauses.)

    Ich bin weiter der Ansicht, daß auch der sowjetrussische Machtblock dringend einer Verminderung seiner Ausgaben für Aufrüstung bedarf, um die sehr großen wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Aufgaben, die sein Dasein bedrohen, erfüllen zu können. Ich wiederhole deswegen: Ich glaube, daß für eine allgemeine kontrollierte Abrüstung in dem von mir skizzierten Ausmaße die Zeit niemals so günstig gewesen ist wie jetzt.
    Man wird mich auf die bisher fruchtlosen Bemühungen innerhalb der UNO hinweisen. Demgegenüber weise ich darauf hin, daß eben die Furchtbarkeit der modernen Waffen von Monat zu Monat wächst und daß das, was vielleicht vor sechs Monaten noch nicht so als eine absolute Notwendigkeit für alle Länder der Erde erschien, nunmehr eine Notwendigkeit für sie alle ist und auch als eine solche, glaube ich, erkannt wird.
    Ich spreche hier diese Meinungen aus, obwohl in der Abrüstungskommission der UNO in London keine Fortschritte von besonderer Bedeutung gemacht worden sind. Ich spreche sie aus, obgleich ein neuer, von der Sowjetunion vorgelegter Abrüstungsplan bei genauer Nachprüfung sich als voller Gefahren erweist. Aber wir sind nunmehr ein souveräner Staat geworden, und unser Schicksal ist mit dem Schicksal der ganzen Erde verbunden. Daher, glaube ich, sollte der Deutsche Bundestag laut und deutlich seine Stimme erheben und die Forderungen, die ich Ihnen soeben vorgetragen habe, zu seinen eigenen machen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



    (Bundeskanzler Dr. Adenauer)

    Noch ein Weiteres! Wir stehen vor einem Zusammentreffen der Chefs der vier Regierungen, in deren Händen das Geschick der Welt liegt. Es wird sich Gelegenheit bieten zu einer Aussprache zwischen Eisenhower und Bulganin. Das ist vielleicht eine nicht wiederkehrende Gelegenheit, eine Möglichkeit, die Schicksalsfrage der Menschheit, die Frage der kontrollierten Abrüstung in ihren Grundsätzen zu einer positiven Entscheidung zu bringen. Denn diese Aussprache, von der ich eben gesprochen habe, wird sich vollziehen — wie wir hoffen — gelöst von den Schwierigkeiten und Fesseln, die jede größere Konferenz ihrer Natur nach mit sich bringt. Nach meiner Meinung muß auf der bevorstehenden Viererkonferenz die Frage der Abrüstung die primäre und die entscheidende Frage sein. Ich glaube, daß die Vereinigten Staaten kühn und entschlossen mit einem Vorschlag vorangehen sollten. Sie wären damit der Politik treu, die Präsident Eisenhower im April des Jahres 1953 in so kraftvoller Weise als die Politik der Vereinigten Staaten gekennzeichnet hat. Er hat darin nicht nur eine kontrollierte Abrüstung verlangt, sondern zugleich sich bereit erklärt, das amerikanische Volk aufzufordern, zusammen mit allen Nationen einen wesentlichen Teil der durch die Abrüstung erzielten Ersparnisse einem Fonds für die Unterstützung und den Wiederaufbau der Welt zuzuführen. Ziel dieses großen Werkes, so hat er gesagt, würde sein: Beistand für alle Völker bei der Entwicklung der wirtschaftlich zurückgebliebenen Gebiete der Welt.
    Auf diesen Vorschlag Eisenhowers im Jahre 1953 hat Sowjetrußland mit einem Hinweis auf den Potsdamer Vertrag geantwortet. Das war keine Antwort, die den Vorschlägen des Amerikaners gerecht ward. Ich glaube, auch Sowjetrußland wird den Potsdamer Vertrag nicht mehr als lebenskräftig betrachten.

    (Abg. Dr. von Brentano: Sehr richtig!)

    Die Vereinigten Staaten können als erster Staat einen ähnlichen Vorschlag wie 1953 machen und sich mit allem Nachdruck für seine Verwirklichung einsetzen, ohne dadurch einen Prestigeverlust befürchten zu müssen. Die ernsthafte und entschlossene Inangriffnahme dieser Aufgabe wird in der weiteren Entwicklung auch die Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden und Freiheit bringen.

    (Sehr richtig in der Mitte.)

    Lassen Sie mich zur Wiedervereinigung noch folgendes sagen, auch über die Wände dieses Saales hinaus: Von unserem, vom deutschen Standpunkt aus verlangen wir nur unser Recht, wenn wir fordern, daß Sowjetrußland die 18 Millionen Deutschen, die es mit Gewalt in Unfreiheit hält, freigibt und ihnen gestattet, sich mit uns zu vereinigen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Denn die Sowjetzone ist nichts anderes als ein von Sowjetrußland besetztes deutsches Gebiet.

    (Zustimmung bei den Regierungsparteien.)

    Nach der Haager Konvention ist Sowjetrußland verpflichtet, dieses Gebiet treuhänderisch, d. h. unter Wahrung der Freiheit der Bewohner und ihrer Rechte, zu verwalten und in diesem Zustand zurückzugeben. Aber, meine Damen und Herren, bei internationalen. Verhandlungen — wie bei allen Verhandlungen — muß man sich natürlich auch in die Position des Verhandlungsgegners hineindenken.

    (Zuruf von der SPD: Na also!)

    Aber man darf der Tatsache nicht blind gegenüberstehen, daß vom russischen Standpunkt aus die Freigabe der Sowjetzone für Sowjetrußland eine politische Frage ersten Ranges ist, die mit anderen Sowjetrußland als lebenswichtig erscheinenden Fragen, insbesondere Fragen der Satellitenstaaten, zusammenhängt. Die Frage der Wiedervereinigung Deutschlands kann, wie die Dinge sich gestaltet haben, nun einmal nicht als eine für sich allein im Raume stehende Frage betrachtet und gelöst werden.

    (Zustimmung in der Mitte. — Sehr richtig! bei der SPD.)

    Sie steht in engem Zusammenhang mit den Ost-West-Fragen überhaupt. Aber die Frage der Wiedervereinigung Deutschlands, lassen Sie mich das nochmals betonen, ist eine der wichtigsten Fragen, wenn nicht die wichtigste Frage für den Frieden der Welt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Daher muß diese Frage für alle NATO-Mächte entsprechend ihren Beschlüssen ein Antrieb sein, die Frage der kontrollierten Abrüstung nunmehr energisch anzufassen, dadurch zu einer allgemeinen Entspannung zu kommen und im Zusammenhang damit die Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden und Freiheit herbeizuführen.

    (Erneuter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Die Vereinigten Staaten sind die stärkste Macht auf der Welt. Sie können und müssen dafür sorgen, daß diese Fragen ernsthaft angefaßt und intensiv und tatkräftig gefördert werden. Die ganze Welt wird durch eine solche kontrollierte Abrüstung von dem jetzt auf ihr ruhenden Druck befreit aufatmen und sich in vollem Maße den Werken des Friedens und des Fortschritts widmen können.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Nun lassen Sie mich wenige Sätze zu den Anträgen der sozialdemokratischen Fraktion sagen, die uns soeben überreicht worden sind. Ich empfehle Ihnen, meine Damen und Herren, diese Anträge abzulehnen. Ihre Annahme würde nichts anderes bedeuten, als die Viererkonferenz jetzt schon in diesem Hause abzuwürgen.

    (Zustimmung bei den Regierungsparteien. — Lebhafter Widerspruch bei der SPD.)

    — Ich wiederhole das: die Annahme würde nichts anderes bedeuten. Ich darf das Wort wiederholen, daß es, wenn wir nicht die Pariser Verträge hätten, niemals zu einer Viererkonferenz über unsere Wiedervereinigung gekommen wäre.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wie kann man denn einem Lande zumuten, daß es, nachdem es gerade diese Verträge geschlossen hat, sagt: Jetzt höre ich auf, und ihr anderen Vertragspartner, bitte, gebt euch damit zufrieden, daß wir aufhören! — Wo bleibt dann jedes internationale Vertrauen in unsere Politik?

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich glaube, ich brauche kein anderes Wort hinzuzufügen. Wir treiben nicht zum Krieg, und die 12 Divisionen, die wir anfangen aufzustellen — demnächst werden die ersten Gesetzentwürfe über


    (Bundeskanzler Dr. Adenauer)

    die Einstellung Freiwilliger diesem Hohen Hause zugehen —, die Aufstellung dieser zwölf Divisionen ändert nichts an dem Schicksal der Welt.

    (Lebhafte Rufe bei der SPD: Hört! Hört! — Zuruf von der SPD: Plötzlich! — Weitere Zurufe links.)

    — Ach, meine Herren, Sie kennen mich doch genug, um zu wissen, — —

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    — Sie kennen mich doch genug, um zu wissen, daß einem solchen Satz noch ein Nachsatz folgt.

    (Heiterkeit und Zurufe. — Lachen bei der SPD.)

    Aber, meine Damen und Herren, was an dem
    Schicksal der Welt etwas ändern würde, das würde
    ein Rückfall in die Uneinigkeit des Westens sein,

    (Sehr gut! in der Mitte)

    und darin erblicke ich den Wert dieser 12 Divisionen, daß sie die Einheit des gesamten freien Westens dokumentieren.

    (Langanhaltender lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien. — Gegenrufe von der SPD.)