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  • tocInhaltsverzeichnis
    2. Deutscher Bundestag — 62. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Dezember 1954 3175 62. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 16. Dezember 1954. Geschäftliche Mitteilungen 3176 A Glückwunsch zum Geburtstag des Abg. Dr. Will 3176 A Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, GB/BHE, DP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Beiträge des Bundes zu den Steuerverwaltungskosten der Länder (Drucksache 1058); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (Drucksache 1085) 3176 B Dr. Gülich (SPD): als Berichterstatter 3176 B als Abgeordneter 3176 C Dr. Dresbach (CDU/CSU) 3177 B Vizepräsident Dr. Schmid 3177 C Abstimmungen 3176 C, 3177 C Fortsetzung der ersten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. das Protokoll vom 23. Oktober 1954 über die Beendigung des Besatzungsregimes in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksachen 1000, zu 1000) in Verbindung mit der Fortsetzung der ersten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. den Vertrag vom 23. Oktober 1954 über den Aufenthalt ausländischer Streitkräfte in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 1060), mit der Fortsetzung der ersten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zum Brüsseler Vertrag und zum Nordatlantikvertrag (Drucksache 1061), mit der Fortsetzung der ersten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. das am 23. Oktober 1954 in Paris unterzeichnete Abkommen über das Statut der Saar (Drucksache 1062) und mit der Fortsetzung der Beratung des Schriftlichen Berichts des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Londoner Abkommen und Außenpolitik der Bundesrepublik (Drucksachen 958, zu 958, 863) . 3177 C Haasler (GB/BHE) 3177 D, 3180 D Dr. Mommer (SPD): zur Sache . . . 3180 D, 3186 C, D, 3232 D zur Abstimmung 3257 B Dr. von Merkatz (DP) 3180 D, 3186 C, D, 3205 A, B, C Dr. Schmid (Frankfurt) (SPD): als Vizepräsident 3256 C als Abgeordneter 3233 A ff. Rasner (CDU/CSU) 3188 D, 3195A, B, 3196C, 3197 B Ritzel (SPD) 3194 D, 3195 A, B Dr. Baade (SPD) . . . 3196 B, D, 3197 B 'Gontrum (CDU/CSU) . . . 3196 C, 3210 B Präsident D. Dr. Gerstenmaier . . 3197 A, 3209 A, 3210 C, 3211 D Dr. Vogel (CDU/CSU) 3197 A von Manteuffel (Neuß) (FDP) . . 3197 D Erler (SPD) 3204 A, 3205 A, B, C, 3209 A, B, D, 3210 ff., 3216 D, 3217 C, 3218 B, 3230 D, 3232 C, 3251 B, 3252 A, 3256 C Wacher (Hof) (CDU/CSU) 3209 A Dr. Friedensburg (CDU/CSU) . . 3209 B, D Kunze (Bethel) (CDU/CSU) . . . . 3209 C Frau Dr. Rehling (CDU/CSU) . . . 3210 A Bausch (CDU/CSU) 3210 B, C, D Frau Wolff (Berlin) (SPD) 3210 D Walter (DP) 3211 A Unterbrechung der Sitzung . 3211 D Dr. Jaeger (CDU/CSU) . .. . 3212 A, 3212B, 3216D, 3217 A, D, 3218B Brandt (Berlin) (SPD) 3215 A, B Dr. Menzel (SPD) 3217 A Dr. Mende (FDP) 3218 B, 3223 C Koenen (Lippstadt) (SPD) 3223 C Seiboth (GB/BHE) 3226 A Mellies (SPD): zur Sache 3229 B, 3252 B, C zur Abstimmung 3256 B Dr. Adenauer, Bundeskanzler .. 3229 D, 3230 D, 3232 C, 3233 A ff., 3250 A., 3251 B, 3252 A, B, C Dr. Becker (Hersfeld) (FDP) . . . . 3234 A Schneider (Bremerhaven) (DP) . . 3240 A Euler (FDP) 3243 A Ollenhauer (SPD) 3247 B Wehner (SPD) 3250 D, 3251 A Dr. Rinke (CDU/CSU) . . 3252 D, 3253 B, C Dr. Kather (GB/BHE) 3253 B Dr. Dr. h. c. Prinz zu Löwenstein (FDP) 3254 C Dr. Kopf (CDU/CSU) (zur Abstimmung) 3256 C, 3257 A Namentliche Abstimmung über den Antrag Umdruck 280 . 3256 B, C, 3257 A, 3259 Ausschußüberweisungen . . . . 3257 D, 3258 C Nächste Sitzung 3258 C Zusammenstellung der namentlichen Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Vorrang von Verhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands (Umdruck 280) 3259 Die Sitzung wird um 9 Uhr 5 Minuten durch den Vizepräsidenten Dr. Schmid eröffnet.
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    *) Vgl.Anlage 1 zum Stenographischen Bericht der 61. Sitzung. Namentliche Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage (Drucksache 1017) betreffend Vorrang von Verhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands (Umdruck 280) (Vgl. S. 3256 B) Name Abstimmung Name Abstimmung CDU/CSU Frau Ackermann . . . . Nein Fuchs Nein Dr. Adenauer Nein Funk Nein Albers entschuld. Dr. Furler Nein Arndgen Nein Gedat . Nein Barlage Nein Geiger (München) . . . Nein Dr. Bartram krank Frau Geisendörfer . Nein Bauer (Wasserburg) . . Nein Gengler . Nein Bauereisen Nein Gerns — Bauknecht Nein D. Dr. Gerstenmaier . . Nein Bausch Nein Gibbert Nein Becker (Pirmasens) . . . Nein Giencke . Nein Berendsen entschuld. Dr. Glasmeyer Nein Dr. Bergmeyer Nein Dr. Gleissner (München) Nein Fürst von Bismarck . . . — Glüsing entschuld. Blank (Dortmund) . . . Nein Gockeln . — Frau Dr. Bleyler Dr. Götz Nein (Freiburg) Nein Goldhagen Nein Blöcker Nein Gontrum Nein ( Bock Nein Dr. Graf Nein von Bodelschwingh Nein Griem Nein . . . Dr. Böhm (Frankfurt) . Nein Günther Nein Brand (Remscheid) , . . Nein Gumrum Nein Frau Brauksiepe . . . . Nein Häussler Nein Dr. von Brentano .. . . ein Hahn Nein Brese entschuld. Harnischfeger Nein Frau Dr. Brökelschen . Heix Nein Dr. Brönner. . Nein Dr. Hellwig Nein Brookmann (Kiel) . krank Dr. Graf Henckel . . . Nein Brück Nein Dr. Hesberg Nein Dr. Bucerius krank Heye Nein Dr. von Buchka . entschuld. Hilbert Nein Dr. Bürkel Nein Höcherl Nein Burgemeister Nein Dr. Höck entschuld. Caspers Nein Höfler Nein Cillien Holla Nein Dr. Conring entschuld. Hoogen entschuld. Dr. Czaja Nein Dr. Horlacher Nein Demmelmeier Nein Horn Nein Diedrichsen Nein Huth Nein Frau Dietz Nein Illerhaus — Dr. Dittrich Nein Dr. Jaeger Nein Dr. Dollinger Nein Jahn (Stuttgart) .. . Nein Donhauser — Frau Dr. Jochmus . . . Nein Dr. Dresbach entschuld. Josten Nein Eckstein — Kahn — Ehren Nein Kaiser Nein Engelbrecht-Greve . . . Nein Karpf entschuld. Dr. Dr. h. c. Erhard . . . — Kemmer (Bamberg) . . Nein Etzenbach . — Kemper (Trier) krank Even Nein Kiesinger Nein Feldmann . krank Dr. Kihn (Würzburg) . . — Finckh Nein Kirchhoff Nein Dr. Franz Nein Klausner — Franzen Nein Dr. Kleindinst Nein Friese Nein Dr. Kliesing Nein Name Abstimmung Name Abstimmung Knapp Nein Richarts Nein Knobloch Nein Frhr. Riederer von Paar Nein Dr. Köhler Nein Dr. Rinke Nein Koops — Frau Rösch krank Dr. Kopf Nein Rösing . Nein Kortmann . Nein Rümmele Nein Kramel Nein Ruf Nein Krammig Nein Sabaß Nein Kroll Nein Sabel Nein Frau Dr. Kuchtner . . . Nein Schäffer krank Kühlthau Nein Scharnberg Nein Kuntscher Nein Scheppmann Nein Kunze (Bethel) Nein Schill (Freiburg) .. Nein Lang (München) . .. Nein Schlick Nein Leibfried Nein Schmücker Nein Dr. Leiske Nein Schneider (Hamburg) . . Nein Lenz (Brühl) Nein Schrader entschuld. Dr. Lenz (Godesberg) . . Nein Dr. Schröder (Düsseldorf) Nein Lenze (Attendorn) .. Nein Dr.-Ing. E. h. Schuberth — Leonhard Nein Schüttler Nein Lermer Nein Schütz Nein Leukert Nein Schuler Nein Dr. Leverkuehn .. Nein Schulze-Pellengahr . . Nein Dr. Lindenberg .. Nein Schwarz Nein Dr. Lindrath Nein Frau Dr. Schwarzhaupt — Dr. Löhr Nein Dr. Seffrin Nein Lotze Nein Seidl (Dorfen) entschuld. Dr. h. c. Lübke Dr. Serres Nein Lücke entschuld. Siebel Nein Lücker (München) . Nein Dr. Siemer entschuld. Lulay Nein Solke entschuld. Maier (Mannheim) . . Nein Spies (Brücken) Nein Majonica Nein Spies (Emmenhausen) Nein Dr. Baron Manteuffel- Nein Spörl Nein Szoege Massoth Nein Graf von Spreti . Nein Maucher entschuld. Stauch Nein Mayer (Birkenfeld) Nein Frau Dr. Steinbiß Nein . Menke Nein Stiller Nein Mensing entschuld. Storch — Meyer (Oppertshofen) Nein Dr. Storm entschuld. . Meyer-Ronnenberg . . . entschuld. Strauß Nein Miller Nein Struve entschuld. Dr. Moerchel entschuld. Stücklen Nein Morgenthaler Nein Teriete Nein Muckermann Nein Unertl Nein Mühlenberg Nein Varelmann Nein Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) Nein Frau Vietje Nein Müller-Hermann. . Nein Dr. Vogel Nein Müser Nein Voß krank Naegel Nein Wacher (Hof) Nein Nellen Nein Wacker (Buchen) Nein Neuburger — Dr. Wahl Nein Niederalt krank Walz Nein Frau Niggemeyer Nein Frau Dr. Weber (Aachen) Nein Dr. Oesterle Nein Dr. Weber (Koblenz) . . entschuld. Oetzel — Wehking Nein Dr. Orth Nein Dr. Welskop entschuld. Pelster Nein Frau Welter (Aachen) . — Dr. Pferdmenges . . — Dr. Werber .. . entschuld. Frau Pitz Nein Wiedeck Nein Platner Nein Wieninger Nein Dr. Pohle (Düsseldorf) . Nein Dr. Willeke Nein Frau Praetorius . . Nein Winkelheide Nein Frau Dr. Probst . . Nein Wittmann — Dr. Dr. h. c. Pünder . Nein Wolf (Stuttgart) . . Nein Raestrup Nein Dr. Wuermeling . — Rasner Nein Wullenhaupt Nein Frau Dr. Rehling . . .. Nein Name Abstimmung Name Abstimmung SPD Frau Albertz Ja Keuning Ja Frau Albrecht Ja Kinat Ja Altmaier Ja Frau Kipp-Kaule . . . Ja Dr. Arndt Ja Könen (Düsseldorf) . . . Ja Arnholz Ja Koenen (Lippstadt) . . Ja Dr. Baade Ja Frau Korspeter . Ja Dr. Bärsch Ja Dr. Kreyssig Ja Bals Ja Kriedemann Ja Banse Ja Kühn (Köln) Ja Bauer (Würzburg) . . . Ja Kurlbaum Ja Baur (Augsburg) . .. . Ja Ladebeck Ja Bazille Ja Lange (Essen) Ja Behrisch Ja Frau Lockmann . . Ja Frau Bennemann . Ja Ludwig Ja Bergmann Ja Dr. Lütkens Ja Berlin Ja Maier (Freiburg) . . . Ja Bettgenhäuser Ja Marx Ja Frau Beyer (Frankfurt) Ja Matzner Ja Birkelbach Ja Meitmann Ja Blachstein Ja Mellies Ja Dr. Bleiß Ja Dr. Menzel Ja Böhm (Düsseldorf) . . . entschuld. Merten , Ja Bruse Ja Metzger Ja Corterier Ja Frau Meyer (Dortmund) Ja Dannebom Ja Meyer (Wanne-Eickel) . Ja Daum Ja Frau Meyer-Laule . . . Ja Dr. Deist Ja Mißmahl Ja Dewald Ja Moll Ja Diekmann — Dr. Mommer Ja Diel Ja Müller (Erbendorf) . . . Ja Frau Döhring Ja Müller (Worms) . . Ja Erler Ja Frau Nadig entschuld. Eschmann Ja Odenthal Ja Faller Ja Ohlig Ja Franke Ja Ollenhauer Ja Frehsee Ja Op den Orth Ja Freidhof Ja Paul Ja Frenzel Ja Peters Ja Gefeller Ja Pöhler Ja Geiger (Aalen) Ja Pohle (Eckernförde) Ja Geritzmann Ja Dr. Preller Ja Gleisner (Unna) . Ja Priebe Ja Dr. Greve Ja Pusch Ja Dr. Gülich Ja Putzig Ja Hansen (Köln) Ja Rasch Ja Hansing (Bremen) . . . Ja Regling Ja Hauffe Ja Rehs Ja Heide Ja Reitz Ja Heiland Ja Reitzner Ja Heinrich Ja Frau Renger Ja Hellenbrock Ja Richter entschuld. Hermsdorf .. . Ja Ritzel Ja Herold Ja Frau Rudoll Ja Höcker Ja Ruhnke Ja Höhne Ja Runge Ja Hörauf entschuld. Sassnick Ja Frau Dr. Hubert . . . . Ja Frau Schanzenbach . . Ja Hufnagel Ja Scheuren Ja Jacobi entschuld. Dr. Schmid (Frankfurt) . Ja Jacobs Ja Dr. Schmidt (Gellersen) . Ja Jahn (Frankfurt) . . Ja Schmidt (Hamburg) . . Ja Jaksch Ja Schmitt (Vockenhausen) . Ja Kahn-Ackermann . . . Ja Dr. Schöne Ja Kalbitzer Ja Schoettle Ja Frau Keilhack Ja Seidel (Fürth) Ja Frau Kettig Ja Seither Ja Name Abstimmung Name . Abstimmung Seuffert Ja Stahl Nein Stierle Ja Dr. Stammberger . . . Nein Sträter Ja Dr. Starke Nein Frau Strobel Ja Dr. Wellhausen . . . . — Stümer Ja Wirths — Thieme Ja Traub Ja Trittelvitz Ja Wagner (Deggenau) . Ja Wagner (Ludwigshafen) Ja Wehner Ja GB/BHE Wehr Ja Welke Ja Bender Nein Weltner (Rinteln) Ja Dr. Czermak entschuld. Dr. Dr. Wenzel . .. . Ja Dr. Eckhardt - Wienand Ja Elsner Nein Wittrock Ja Engell enthalten Ziegler Ja Feller Nein Zühlke . Ja Gräfin Finckenstein . . Nein Frau Finselberger . — Gemein Nein Dr. Gille entschuld. Haasler Nein FDP Dr. Kather . Nein Dr. Keller Nein Dr. Atzenroth . . entschuld. Dr. Klötzer Nein Dr. Becker (Hersfeld) . . Nein Körner Nein Dr. Blank (Oberhausen) . Nein Kraft Nein Dr. h. c. Blücher . — Kunz (Schwalbach) . . entschuld. Dr. Bucher Ja Kutschera Nein Dannemann Nein Dr. Mocker entschuld. Dr. Dehler Nein Dr. Dr. Oberländer . . . krank Dr.-Ing. Drechsel . . .. — Petersen Nein Eberhard Nein Dr. Reichstein Nein Euler Nein Samwer Nein Fassbender — Seiboth Nein Frau Friese-Korn . . . .— Dr. Sornik Nein Frühwald — Srock Nein Gaul Nein Dr. Strosche Nein Dr. Hammer Nein Held enthalten Hepp Nein Dr. Hoffmann Ja Frau Dr. Ilk Ja DP Dr. Jentzsch Nein Kühn (Bonn) — Becker (Hamburg) . . . enthalten Lahr — Dr. Brühler Nein Lenz (Trossingen) . — Eickhoff — Dr. Dr. h. c. Prinz zu Löwenstein Dr. Elbrächter Nein Ja Hellwege — Dr. Luchtenberg . . . . Ja Matthes Nein Dr. Maier (Stuttgart) . . — Dr. von Merkatz . Nein von Manteuffel (Neuß) . Nein Müller (Wehdel) . Nein Margulies Nein Dr. Schild (Düsseldorf) . entschuld. Mauk Nein Schneider (Bremerhaven) Nein Dr. Mende Nein Dr. Schranz Nein Dr. Miessner Nein Dr. Seebohm — Neumayer Nein Walter — Onnen entschuld. Wittenburg — Dr. Pfleiderer — Dr. Zimmermann . . . — Dr. Preiß Nein Dr. Preusker — Rademacher — Dr. Schäfer — Scheel Ja Fraktionslos Schloß Ja Dr. Schneider (Lollar) . Nein Brockmann (Rinkerode) — Schwann — Stegner Ja Zusammenstellung der Abstimmung Abstimmung Abgegebene Stimmen 392 Davon: Ja 153 Nein 236 Stimmenthaltung . 3 Zusammen wie oben . . 392 Berliner Abgeordnete Name Abstimmung Name Abstimmung CDU/CSU Mattick Ja Neubauer Ja Dr. Friedensburg . . Nein Neumann Ja Dr. Krone entschuld. Dr. Schellenberg . Ja Lemmer entschuld. Frau Schroeder (Berlin) . Ja Frau Dr. Maxsein Nein Schröter (Wilmersdorf) . Ja Stingl Nein Frau Wolff (Berlin) .. Ja Dr. Tillmanns — FDP SPD Dr. Heim Nein Brandt (Berlin) Ja Hübner entschuld. Frau Heise Ja Frau Dr. Dr. h. c. Lüders — Klingelhöfer entschuld. Dr. Reif entschuld. Dr. Königswarter Ja Dr. Will entschuld. Zusammenstellung der Abstimmung der Berliner Abgeordneten Abstimmung Abgegebene Stimmen 14 Davon : Ja 10 Nein 4 Stimmenthaltung . — Zusammen wie oben . . 14
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von August-Martin Euler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DP)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es sollte uns nicht behaglich sein bei der Feststellung, daß der Begriff der Koexistenz in der freien Welt inzwischen ein Schlagwort geworden ist, das bedenklich grassiert. Diskussionen über Ost-West-Probleme können anscheinend ohne dieses Schlagwort nicht mehr geführt werden. Dabei wird übersehen: was in der freien Welt ein leichthin aufgenommenes Wort ist, ist in der sowjetischen Ideologie ein fest umrissener Begriff von einer sehr bestimmten Bedeutung. Koexistenz, dem Wortsinne nach ein rein faktischer Zustand des tatsächlichen Nebeneinanderbestehens verschiedener Mächte oder Machtsysteme ohne rechtliche Bindung und Verpflichtungen, bezeichnet in der sowjetischen Ideologie ein ganz bestimmtes taktisches Verhalten. Die leninistisch-stalinistische Lehre betrachtet heute, für die Sowjetunion noch verbindlich, als das strategische Ziel des Strebens 'die Weltherrschaft des Kommunismus und seiner führenden Macht, ,der Sowjetunion. In der taktischen Verfolgung dieses Zieles ist die Sowjetunion außerordentlich schmiegsam. Die äußerste Anpassung in den Mitteln des taktischen Verhaltens bei unbeirrbarem Festhalten an dem strategischen Ziel entspricht dem, was Lenin und Stalin durch die Jahrzehnte hindurch gelehrt haben. So entspricht es dieser taktischen Schmiegsamkeit, daß Perioden des Bemühens um eine aggressive Machtausdehnung andere Perioden folgen, bei denen es den Sowjets darauf ankommt, eine beruhigende und beschwichtigende Wirkung auszuüben und den Anschein einer endgültigen Selbstbeschränkung zu erwecken. In Zeiten, in denen die Sowjets aus inneren oder äußeren Gründen den Anschein der Friedensliebe benötigen, lassen sie die Lehre von der Koexistenz in der Welt auftauchen. Dabei kommt es ihnen dann darauf an, die eigenen Kräfte zu sammeln oder die ihnen entgegengesetzten Kräfte zu zersetzen.

    (Sehr richtig! bei der FDP.)

    In diese Taktik werden auch die kommunistischen Parteien in Ländern außerhalb des sowjetischen Machtbereichs einbezogen. Wir konnten schon in den 30er Jahren feststellen, daß in Perioden der
    taktischen Selbstbeschränkung der Sowjetunion der Befehl an die kommunistischen Parteien in den kapitalistischen Ländern erging, Volksfrontregierungen zu bilden, sich sehr zahm und bürgerlich aufzuführen und nach Möglichkeit Koalitionspartner zu gewinnen. Nach 1946 ist diese Taktik vor allem angewandt worden, um in den Ländern, in die die Sowjetunion ihre Besatzungsdivisionen entsandt hatte, volksdemokratische Blockpolitik zu betreiben. Diese volksdemokratische Blockpolitik führte dann in verhältnismäßig kurzer Zeit in den verschiedenen Satellitenstaaten zur tatsächlichen Beseitigung aller politischen Kräfte außerhalb des Kommunismus, wobei man die ausgeleerten Hülsen der anderen Parteien vielfach bestehen ließ, um wenigstens den Anschein einer demokratischen Regierung zu erwecken.
    Aus dieser Erkenntnis über die Verwendung des Begriffs der Koexistenz in der sowjetischen Ideologie und Staatspraxis ist für die westliche Welt eine erste Lehre fällig, und diese Lehre sollte beherzigt werden: man sollte sich den Begriff der Koexistenz nicht von der sowjetischen Welt aufdrängen lassen, sondern man sollte dem östlichen Gerede von der Koexistenz unbeirrt als Ziel des Westens die Verwirklichung einer dauerhaften, gerechten Friedensordnung entgegenhalten. Wir Deutsche sollten in der westlichen Welt besonders nachdrücklich für das Festhalten an dem Ziel der dauerhaften Friedensordnung eintreten und dem Abirren von diesem Ziel, auch nur für kurze Zeit, entgegenwirken. Warum? Koexistenz ist auch auf der Grundlage der fortdauernden Spaltung Deutschlands denkbar und praktisch möglich. Hingegen ist eine dauerhafte, in sich fundierte Friedensordnung auf der Grundlage einer fortdauernden Spaltung Deutschlands nicht möglich. Nur ein gerechter Friede kann ein dauerhafter Friede sein. Er aber setzt in Europa die deutsche Einheit auf der Grundlage der freien Selbstbestimmung unseres Volkes nach innen und nach außen voraus. Wir sollten keine Begriffsverwirrungen zulassen, aus denen sich früher oder später eine westliche Politik des Selbstbetrugs entwickeln könnte.
    Herr Kollege Ollenhauer hat mit Recht die fatale Initiative des französischen Ministerpräsidenten und den nicht minder fatalen Artikel der „Times" angesprochen. Sowohl die Initiative des französischen Ministerpräsidenten Mendès-France gegenüber der Sowjetunion als auch der „Times"-Artikel gründen sich in der gedanklichen Entwicklung auf den Begriff der Koexistenz. Wenn man aber fragt, wie wir dem am wirksamsten entgegenarbeiten können, daß mit dem Begriff der Koexistenz gerade in der westlichen Welt ein verwirrender Gebrauch getrieben wird, wie wir überhaupt in der Westlichen Welt dahin kommen können, daß die Dringlichkeit der Wiederherstellung der deutschen Einheit auf der Basis der Freiheit nicht unterschätzt wird, dann müssen wir zu einer anderen Antwort kommen, als sie die sozialdemokratische Opposition gibt. Unsere Einwirkungsmöglichkeiten innerhalb der westlichen Welt dahin, daß die Bedeutung der deutschen Einheit als dringender Notwendigkeit nicht unterschätzt wird, werden um so größer sein, je mehr wir in der Front der freien Völker stehen und je mehr wir uns auch auf der Basis der Gleichberechtigung an den Maßnahmen beteiligen, die dem wohlverstandenen Lebensinteresse aller westlichen Völker entsprechen, und das sind die Maßnahmen eines


    (Euler)

    hinreichenden Selbstschutzes. Nicht in der Selbstisolierung können wir fehlerhafte Entwicklungen in der westlichen Welt ausschließen, sondern nur, wenn wir an den Bemühungen teilnehmen, die darauf gerichtet sind, die Welt der Freiheit gegen alle Aggressionsmöglichkieten aus dem sowjetischen Machtbereich heraus zu sichern.
    Aus der richtigen Erfassung des Begriffs der Koexistenz ist dann eine zweite Lehre zu ziehen. Solange die Sowjets an dem strategischen Ziel der Weltherrschaft festhalten, ist es äußerst unklug und fahrlässig, ihr Bekenntnis zur Koexistenz für mehr zu nehmen als für eine taktische Phase, die bestimmt ist, einen neuen zukünftigen Aggressionsschub vorzubereiten. Es ist doch die typische Gefahr des Westens, die wir durch die Jahre hindurch immer wieder feststellen können: es braucht nur einmal ein Jahr ohne sowjetische Aggression zu vergehen, und schon gibt es in den verschiedensten Ländern des Westens recht viele, im übrigen kluge und gescheite Leute, die bereit sind, das sowjetische Machtsystem ganz anders zu beurteilen, als es nach den harten Tatsachen, die der heute lebenden Menschheit unverlierbar eingebrannt sein sollten, beurteilt werden muß. Müssen wir wirklich daran erinnern, welche Erfahrungen seit 1946 in den verschiedensten Ländern gemacht worden sind?

    (Vizepräsident Dr. Schmid übernimmt wieder den Vorsitz.)

    Wir brauchen uns nicht aus dem deutschen Bereich zu entfernen, um die schmerzlichsten Erfahrungen mit sowjetischen Aggressionsversuchen zu finden. Wir stellen bei uns im eigenen Lande fest und haben noch viel mehr Gelegenheit, in den anderen westlichen Ländern festzustellen, daß die Menschen Legion sind, und gerade in den oberen Intelligenzschichten, die alles vergessen und nichts hinzugelernt haben. In der westlichen Welt ist die Bereitschaft vorhanden, sich einlullen und übertölpeln zu lassen.

    (Zustimmung rechts.)

    Deshalb ist es nötig, immer wieder vor der westlichen Leichtgläubigkeit zu warnen. Dabei sollte man nicht leugnen, daß für die Sowjets heute Tatsachen bestehen, die es wahrscheinlich machen, daß bestimmte Mittel der Machtauseinandersetzung im Streben nach der Weltherrschaft für sie bereits endgültig tabu geworden sind. Dazu gehört ein Weltkrieg nach Art der ersten beiden Weltkriege, insbesondere eine weltweite kriegerische Auseinandersetzung mit den stärksten Mächten des Westens, den Vereinigten Staaten von Amerika und dem englischen Commonwealth. Daß die Sowjets jetzt und in Zukunft nicht bereit sind, einen dritten Weltkrieg zu wollen, darf nicht erst angenommen werden, seitdem der Atomkrieg als schrecklichste Drohung über allen Mächten schwebt, sondern dies war schon vorher gewiß auf Grund der Machtentfaltung der Vereinigten Staaten im zweiten Weltkrieg. Andererseits ist es so, daß die Sowjets einen Weltkrieg auch gar nicht brauchen, weil sie noch genügend Aussichten haben, in anfälligen Ländern über Bürgerkriege mit Interventionen benachbarter kommunistischer Länder ihren Machtbereich weiter auszudehnen.
    Die Sicherheit der Bundesrepublik und Europas während der letzten Jahre beruht mithin auf der Anwesenheit amerikanischer und englischer Truppen im Bereich der Bundesrepublik. Solange hier amerikanische und englische Truppen stehen, kann die Bundesrepublik nur dann angegriffen werden, wenn die Sowjets bereit sind, die hier stationierten amerikanischen und britischen Truppen anzugreifen. Dazu werden sie in der Zukunft ebensowenig bereit sein, als sie es in der Vergangenheit gewesen sind. Wir dürfen deswegen sicher sein, daß ein Angriff auf die Bundesrepublik nicht stattfindet — weil er den Beginn des dritten Weltkrieges bedeuten würde —, solange hier amerikanische und englische Truppen stehen. Allererstes Ziel unserer Politik muß es sein, daß kein Heißer Krieg im deutschen Bereich entsteht, daß hier kein sowjetischer Angriff losbrechen kann, daß Deutschland keine weiche Stelle am Rande des sowjetischen Machtbereiches wird. Die hohe Sicherheit, die wir jetzt haben, muß mit Gewißheit erhalten bleiben; und darin liegt der erste Zweck der EVG sowohl wie der neuen Verträge, die an die Stelle der EVG getreten sind, darin liegt der erste Sinn und die erste Rechtfertigung des deutschen Verteidigungsbeitrages.
    Nun hat Herr Kollege Ollenhauer eingewandt, daß der militärische Wert der deutschen Divisionen für sich genommen nach Größe und Zeit als recht fragwürdig einzuschätzen sei. Dieser Einwand geht indes deshalb fehl, weil der deutsche Verteidigungsbeitrag vor allem einen politischen Wert hat. Er bildet nämlich die Garantie für die Fortsetzung der amerikanischen Politik in Europa und in Deutschland, die durch all die Jahre hindurch unser erster Sicherheitsfaktor gewesen ist und weiterhin bleiben wird. Die Erhaltung unserer Sicherheit durch Fortbestehen des höchsten Risikos für einen sowjetischen Angriff im deutschen Bereich ist für uns das erste Ziel, das wir bei allen politischen Überlegungen im Auge zu behalten haben.
    Es liegt heute gerade umgekehrt, als die Sozialdemokratie mit ihrem skrupellosen Ohne-michFeldzug bei den Landtagswahlen jetzt wie 1950 nicht ohne Erfolg zu suggerieren suchte.

    (Abg. Mellies: Das hat aber lange gedauert!)

    — Ja, Sie scheinen das zu bestreiten, Sie scheinen Ihre Plakate in Hessen nicht gesehen zu haben, wie sie nebeneinander klebten, das Plakat, das sagte: „500 000 Deutsche in Kasernen als Folge des Pariser Vertrages", und unmittelbar daneben das Plakat, das einen Beinamputierten vor Ruinen zeigte mit der Unterschrift: „Nie wieder!". Was sollte dem Wähler damit beigebracht werden? Und so hat er es auch verstanden:

    (Abg. Mellies: Wenn Sie zitieren, müssen Sie ganz zitieren!)

    Daß das, was „Nie wieder!" sein soll, gerade dadurch herbeigeführt werde, daß jetzt 500 000 Deutsche in Kasernen gesteckt werden.

    (Abg. Dr. von Brentano: Sehr richtig! — Abg. Mellies: Sie müssen den ganzen Inhalt des Plakates zitieren!)

    Im übrigen war es in sämtlichen Versammlungen Ihr Bemühen, darzutun, daß Sie vor Hitler gewarnt haben,

    (Abg. Neumann: Und vor den kleinen Hitlers!)

    daß Hitler den Krieg bedeutet habe und daß
    Sie jetzt vor den Divisionen ebenso warnen wie damals, weil sie auch in Zukunft den Krieg


    (Euler)

    bedeuten würden. Gerade das Gegenteil ist aber in der heutigen Situation wahr. Die deutschen Divisionen bedeuten nicht Krieg, sondern sie bedeuten gerade die Erhaltung der Sicherheit, daß in Deutschland kein sowjetischer Angriff stattfindet und mithin der Frieden gewahrt bleibt.

    (Sehr gut! bei ,der FDP und bei der CDU/CSU.) Eine Gelegenheit für einen sowjetischen Angriff in Deutschland würde sich nur dann eröffnen, wenn durch eine Änderung der amerikanischen Politik Deutschland von amerikanischen und englischen Truppen entblößt würde, noch ehe aus den Verteidigungsbemühungen der europäischen Völker ein hinsichtlich des Verteidigungswertes hinreichender Ersatz geschaffen wäre. Dann würde nämlich dadurch, genau wie es seinerzeit mit dem Abzug der Amerikaner in Korea geschehen ist, jene Lücke geöffnet werden, die den Sowjets überhaupt erst die Möglichkeit eines Angriffs ohne erhebliches Risiko böte.

    Nun ist es Ihr Einwand, der immer wieder geltend gemacht wird, daß die Sicherheit durch Anwesenheit amerikanischer Truppen erhalten bleibe, auch ohne daß deutsche Divisionen aufgestellt würden. Dabei wird höchst leichtfertigerweise von Ihnen, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie, die außerordentlich große Gefahr verkannt, daß in der öffentlichen Meinung der Vereinigten Staaten ein Umschwung erfolgen könnte, der die amerikanische Regierung eines Tages nötigen würde, die weitere Verfolgung ihrer bisherigen Europapolitik aufzugeben; denn das amerikanische Volk erträgt es auf die Dauer ebensowenig wie irgendein anderes, daß seine Söhne uns schützen, während wir glauben, uns der Teilnahme an den erforderlichen Verteidigungsmaßnahmen entziehen zu können. Es ist zwar richtig, daß ein Abgehen der USA von ihrer heutigen Deutschland- und Europapolitik ein Verstoß gegen die wohlverstandenen Interessen der Vereinigten Staaten von Amerika selbst wäre, ein Verstoß gegen ihre eigenen Lebensinteressen. Aber wir haben das ja in den letzten 30 Jahren schon häufig genug erlebt, daß gerade in demokratischen Staaten von einem emotionalen Umschwung der öffentlichen Meinung Veränderungen der äußeren Politik veranlaßt wurden, die durchaus nicht im Interesse der Völker dieser Staaten lagen.
    Wenn wir uns an das letzte große Beispiel einer verhängnisvollen Fehlorientierung der amerikanischen Politik erinnern, dann finden wir gerade darin einen Beleg, welches Unheil durch eine emotionale Fehllenkung der öffentlichen Meinung und deren negativen Einfluß auf die Regierung angerichtet werden kann. Wir wissen, daß Roosevelt in Teheran und Jalta sehr stark unter dem Eindruck eines ganz außerordentlich gesteigerten ausschließlichen Hasses des amerikanischen Volkes gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland stand und daß man darüber die Gefahren übersah, die sich aus dem sowjetischen Totalitarismus heraus gerade dann entwickeln könnten, wenn das nationalsozialistische Deutschland am Boden liegen würde. Dieser emotionale Einfluß einer ganz einseitig entwickelten öffentlichen Meinung hat wesentlich dazu beigetragen, daß Roosevelt in Teheran und Jalta schließlich entscheidend von der Erwägung getragen war, man solle Stalin so weit wie irgend möglich entgegenkommen, um ihn von jeglichem Mißtrauen gegenüber der kapitalistischen Welt für die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg zu heilen. Wir wissen, daß aus diesen sehr entscheidenden Irrtümern alle diejenigen Fehlregelungen hervorgegangen sind, die heute die Welt, nicht zuletzt Europa, nicht zuletzt Deutschland, mit außerordentlich schwierigen, kaum lösbaren Problemen beladen.
    Nach solchem Anschauungsunterricht in der Vergangenheit sollte man es nicht für unmöglich halten, daß durch verhängnisvolle Fehllenkungen oder Fehlentwicklungen der öffentlichen Meinung in den Vereinigten Staaten von Amerika eines Tages ein Umschwung auch in der heutigen Europa- und Deutschlandpolitik der USA erfolgen könnte, wenn nicht von uns aus und von den europäischen Völkern her diejenige Mitwirkung erfolgt, die erforderlich ist, damit eben solche Fehlentwicklungen ausgeschlossen werden. Die Sicherheit der Bundesrepublik als eines zwar nur vorläufigen Gebildes, aber doch des Gebildes, das bei all seiner Vorläufigkeit die Ausgangsbastion der gesamtdeutschen Freiheit darstellt, ist von ganz entscheidender Bedeutung, wenn wir unsere Aufgabe lösen wollen, die Freiheit der 20 Millionen Deutschen in Mitteldeutschland wiederherzustellen, statt die Freiheit der 50 Millionen Deutschen in der Bundesrepublik aufs Spiel zu setzen.

    (Beifall bei der FDP.)

    Es ist in einer verantwortungsbewußten Politik immer so, daß die erste Aufgabe der Politik sein muß, der größten Gefahr mit höchstmöglicher Sicherheit zu begegnen, die höchste Gefahr mit höchstmöglicher Sicherheit auszuschließen. Diese Einstellung wird uns Deutschen um so näher gebracht, als die Sowjets ganz offenbar eine deutsche Einheit wollen, die derart beschaffen ist, daß eines Tages ganz Deutschland, nicht nur Mitteldeutschland, eine sowjetische Provinz sein wird. Was zuwenig beachtet wird, ist, daß heute zwei Formen der deutschen Einheit miteinander konkurrieren. Wir wollen die Freiheit für die 20 Millionen Deutschen in Mitteldeutschland auf friedliche Weise erringen. Die Sowjets hingegen wollen die Errungenschaften der sozialistischen Welt den 50 Millionen Deutschen in Westdeutschland, in der Bundesrepublik aufdrängen. Dies ergibt sich nicht nur aus der Art der sowjetischen Propaganda, wie sie durch all die Jahre hindurch völlig unverändert weitergelaufen ist, insbesondere in Mitteldeutschland, aber nicht nur in Mitteldeutschland, sondern auch aus Reden von sowjetischen Staatsmännern, in denen sie sich zu den deutschen Problemen äußern. Es ergibt sich auch aus der völligen Umkrempelung Mitteldeutschlands, die dahin geführt hat, daß die Spaltung Deutschlands ständig vertieft worden ist. Ich brauche hier nicht an die in allen diesen Jahren konsequent fortgesetzte Kollektivierung des deutschen Wirtschafts- und Soziallebens im sowjetischen Besatzungsbereich zu erinnern. Ich brauche nicht daran zu erinnern, daß dort die Aufrüstung mit — wie uns heute Herr Mende sagte — 160 000 Mann in der kasernierten Volkspolizei schon längst durchgeführt ist, während hier noch immer seit fünf Jahren darüber diskutiert wird.
    Entscheidend ist jetzt ein Weiteres. In dem Bemühen um die völlige Sowjetisierung Mitteldeutschlands, des Bereichs der sogenannten Deutschen Demokratischen Republik, hat man jetzt ein Familienrecht geschaffen, das darauf gerichtet ist, die Familie als letzte Zuflucht des einzelnen in der Geborgenheit vor dem Staate zu zerschlagen. Nach dem Familienrecht der „roten Hilde" wird die Ehe und Familie völlig den opportunistischen Er-


    (Euler)

    wägungen und Zugriffen des Staates unterstellt bzw. ausgeliefert. Planmäßige Zersetzung der Ehrfurcht und ,des Vertrauens zwischen den Ehegatten und zwischen den Kindern und den Eltern, Bespitzelung der Familienangehörigen durch Familienangehörige ist das, was auch über die institutionelle Regelung dieses neuen Familienrechts sichergestellt werden soll.

    (Zuruf von der SPD: Zur Sache!)

    Nun, meine sehr geehrten Damen und Herren, der sowjetische Widerstand gegen die Westverträge, gegen die Teilnahme der Bundesrepublik an der Verteidigung der freien Welt wird erst völlig verständlich, wenn diese Grundzüge der gegenwärtigen sowjetischen Europa- und Deutschlandpolitik mit der fortschreitenden Sowjetisierung Mitteldeutschlands zusammen gesehen werden.
    Hier liegen die Fakten, die durch keine noch so geschickte, auf Verbergung der Absichten gerichteten Worte der sowjetischen Machthaber verhüllt werden können. Wer diese Zusammenhänge sieht, dem ist es nicht zweifelhaft, daß das ständige Anrennen der Sowjets gegen die Westverträge, ihr hartnäckiges Bemühen, sie immer wieder zu verzögern und zu vereiteln, allein der Absicht entspringt die Reste Europas außerhalb ihres Machtbereichs im Zustand der gegenwärtigen Balkanisierung und der zerrissenen Kleinstaaterei zu erhalten. Denn nur dieser Zustand eines nationalstaatlich zersplitterten Europas, das zu einer einheitlichen Aktion sich nicht findet, nicht fähig ist, beläßt ihnen die Aussicht auf bürgerkriegsähnliche Wirren mit den daran hängenden Interventionsmöglichkeiten, weil sie nur bei Erhaltung dieses Zustandes hoffen dürfen, die USA könnten ihrer Rolle, die Schutz- und Sicherheitsspender des freien Europas zu sein, überdrüssig werden.
    Würde diese Hoffnung irgendwann in Erfüllung gehen, ohne daß bis dahin die europäischen Völker einen hinreichend starken Defensivschutz entwikkelt hätten, dann begänne die Zeit für die sowjetische Form der deutschen Einheit und damit der drohenden Unterwerfung ganz Westeuropas. Deshalb ist es wesentlich, die Bemühungen um die Integration Europas — wenigstens im Rahmen der neuen Verträge — zum Zwecke der einheitlichen außenpolitischen Abwehr- und Verteidigungsaktion zu beschleunigen. Solange aber die Sowjets den gegenwärtigen Zustand Europas mit solchen Spekulationen verbinden dürfen, dürfen Sie, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie, überzeugt sein, daß sie in der Frage der deutschen Einheit völlig unnachgiebig sein werden. Es ist doch im machtpolitischen Bereich nachgerade selbstverständlich, daß die Sowjets, solange sie hoffen, solange sie glauben dürfen, ihre europäische Partie stünde infolge der Unfähigkeit der europäischen Völker, zu einer wirksamen Verteidigungspolitik zusammenzufinden, auf Gewinn, zu keinen ernsthaften Zugeständnissen in der Frage der deutschen Einheit auf der Basis der Freiheit bereit sind.
    Die Parole, die der Kollege Erler heute hier ausgab: „Wer die Bundesrepublik zum amerikanischen Truppenübungsplatz macht, verhindert die deutsche Einheit", ist völlig verfehlt, ebenso die Warnung vor der Gegenüberstellung der deutschen Kräfte an der Elbe. Wir wünschten uns sehr, meine sehr geehrten Damen und Herren, das könnte vermieden werden; aber die Sowjets haben in der
    Konsequenz ihres unbeirrbaren Willens durch die Jahre hindurch die Aufrüstung entscheidend in Gang gesetzt. Sie haben immer wieder ihren Willen, vollendete Fakten zu schaffen, zu erkennen gegeben, und uns bleibt keine andere Möglichkeit — wenn wir nicht Selbstverrat üben wollen —, als die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen und wenigstens jenes Maß von Mitbeteiligung Deutschlands an den Verteidigungsbemühungen der westlichen Welt herzustellen, das erforderlich ist, damit wir nicht eines Tages in die übelste Situation des Verlassenseins gegenüber den Gefahren aus dem Osten kommen.

    (Sehr gut! in der Mitte.)

    Es gibt zwei sehr durchgreifende Beweise für die Richtigkeit dieser Auffassung. Sie liegen in dem Verhalten der Sowjets auf der Berliner Konferenz, und sie liegen weiter in der Begründung der Sowjets für die angebliche Unaufschiebbarkeit einer erneuten Konferenz, zu der sie für Anfang Dezember dieses Jahres eingeladen hatten. Auf der Berliner Konferenz haben sie eine Entwicklung der deutschen Einheit, die auf gesicherten freien Wahlen beruht und aus ihnen alle Konsequenzen zuläßt, ganz konsequent abgelehnt. Sie waren nicht daran gehindert, wenn sie überhaupt das Zugeständnis der freien Wahlen als Ausgangspunkt einer entsprechenden Entwicklung in Betracht ziehen wollten, die Bedingungen zu nennen, unter denen sie bereit wären, das Zugeständnis zu machen. Sie haben davon Abstand genommen, obwohl ja Sie, Herr Kollege Ollenhauer, damals von Berlin aus immer wieder die mannigfachsten Anregungen über die Öffentlichkeit mit der Adresse an die Konferenz gerichtet haben. Um so mehr war den Sowjets daran gelegen, auf der Berliner Konferenz völlig klarzustellen, worin für sie der entscheidende Unterschied zwischen der NATO und der EVG bestand. Sie haben das in einer geradezu zynischen Offenheit erklärt, dahin, daß die NATO bestehe, daß also ihre Existenz nicht in Zweifel zu ziehen sei, während eben die EVG noch nicht bestände und infolgedessen der Gefahr nicht nur der Verzögerung, sondern über die Verzögerung der endgültigen Verhinderung ausgesetzt bliebe. Auf diesen Effekt der Verzögerung mit dem Ziele der endgültigen Verhinderung kam es den Sowjets an.
    Nicht minder eindeutig ist in dieser Hinsicht die Einladung zur Konferenz für den 2. Dezember mit der Begründung, die Konferenz müsse noch vor dem Beginn der Ratifikationsverhandlungen in den westeuropäischen Parlamenten stattfinden, — auch hier im letzten Augenblick ein sehr entschiedener Versuch der Sowjets, eine Konferenz zustande zu bringen, eben um sie wieder lediglich zum Mittel einer Verzögerung, einer Verhinderung der westlichen Verteidigungsbemühungen zu machen, ohne daß sie aber in irgendeiner Weise bereit waren, befriedigende Zugeständnisse überhaupt nur in den Bereich der erwägenswerten Möglichkeiten einzubeziehen.
    Wenn jetzt die Sozialdemokratie dasselbe erklärt wie vor einem Jahr: noch eine Konferenz vor Ratifizierung, um die letzten Verhandlungsmöglichkeiten auszuschöpfen!, so ist das nach den Erfahrungen des letzten Jahres schlechthin unverständlich. Es würde sich lediglich um eine Erneuerung der Berliner Konferenz handeln auf derselben Grundlage, die die Sowjets von vornherein nur in die Versuchung bringen würde, auch diese neue Konferenz zu einem Mittel der Verzögerung zu machen, nicht aber zu einem Mittel sachlicher


    (Euler)

    Verhandlungen über das deutsche Problem. Wenn die Sozialdemokratie auch jetzt wieder, trotz der Erfahrungen des letzten Jahres, bei dem stehen bleibt, was sie im November/Dezember des Vorjahres vor der Berliner Konferenz erklärt hat, so macht sie sich damit einmal mehr — ob sie das will und weiß oder nicht, es kommt in der Politik auf den objektiven Erfolg an,

    (Lachen bei der SPD)

    auf die objektive Gestaltung — zum Fürsprecher der Verzögerungseffekte, an denen den Sowjets entscheidend gelegen ist.

    (Zuruf von der SPD: Wir wissen ja, wer das sagt!)

    Die Verzögerung, die Verhinderung liegt den Sowjets nicht etwa am Herzen, weil sie die deutsche Einheit auf der Basis der Freiheit wollten, sondern weil sie sie eben nicht wollen. Es wird das Ziel unserer Politik sein müssen, das wir unbeirrbar im Auge haben müssen, gemeinsam mit den westlichen Völkern bei den Sowjets jene Bereitschaft zu erzeugen, die heute noch fehlt.
    Im wesentlichen aus diesen Gründen halten wir jene Verträge für erforderlich,

    (Zuruf von der SPD: Weshalb „Im wesentlichen"?)

    die allein geeignet sind, das Schicksal der Völker in Europa außerhalb des sowjetischen Machtbereichs zum Guten zu wenden, nachdem die Europäische Verteidigungsgemeinschaft gescheitert ist.

    (Beifall bei der FDP und in der Mitte.)



Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ehe ich das Wort weiter gebe, möchte ich das Hohe Haus davon unterrichten, daß noch sieben Redner gemeldet sind. — Das Wort hat der Abgeordnete Ollenhauer.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Erich Ollenhauer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte mich in den wenigen Bemerkungen, die ich zu machen gedenke, auf eine Stellungnahme zu den Ausführungen des Herrn Bundeskanzlers beschränken.
    Der Herr Bundeskanzler hat seine heutige Rede damit begonnen, daß er hier erklärt hat, auch für ihn sei die Entscheidung, diese Verträge dem Parlament vorzulegen, eine Entscheidung des Gewissens gewesen. Nun, wir haben die Motive des Herrn Bundeskanzlers weder in dieser Debatte noch sonst irgendwann in Zweifel gestellt. Wir nehmen an, ,daß jeder von uns nach bestem Wissen und Gewissen handelt. Aber ich hätte gewünscht, daß man im Laufe dieser Debatte dann auch in den einzelnen Reden immer in diesem Geiste gesprochen hätte

    (Beifall bei der SPD)

    und daß man, wenn man sich der Schwere der Situation, über die gestern der Herr Bundeskanzler und ich einleitend gesprochen haben, bewußt ist, auch immer dann daran gedacht hätte, wenn man in die Versuchung kam, hier mit etwas zu billigen Argumenten über die Stellungnahme und die Haltung der sozialdemokratischen Opposition hinwegzugehen.

    (Zustimmung bei der SPD.)

    Ich habe heute in dieser Beziehung an dem Herrn Bundeskanzler nicht sehr viel Kritik zu üben, obwohl das sonst bei seinen Diskussionsreden immer für ihn und für uns eine gewagte Sache ist.

    (Heiterkeit.)

    Aber heute hat er sich darauf beschränkt zu sagen, er wolle sanft mit uns umgehen, weil er die unangenehme Situation der Sozialdemokratischen Partei durchaus verstehe.

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Herr Bundeskanzler, ich glaube, das ist im Hinblick auf den Verlauf der Debatte und im Hinblick auf die Tatsachen, die sich in dieser Debatte und im Zusammenhang mit den Verträgen heute hier und an anderen Orten ergeben haben, wohl eine kleine Verkennung der Lage.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD.)

    Ich glaube, wenn hier heute und gestern jemand in einer unangenehmen Lage war, dann waren es Sie, Herr Bundeskanzler,

    (Zurufe von der Mitte: Nein! Nein!) die Regierung und die Koalition.


    (Beifall bei der SPD. — Zurufe von der Mitte.)

    — Meine Damen und Herren, vielleicht warten Sie noch einige Tage ab und überlegen sich dann einmal, ob die Taktik und Strategie, die Sie in diesen Tagen für die erste Lesung der Verträge angewendet haben, vom Standpunkt Ihrer Politik nicht ein sehr zweifelhaftes Beginnen gewesen ist.

    (Erneuter Beifall bei ,der SPD.)

    Aber wir haben ja nicht die Aufgabe, auch noch in dieser Beziehung der Koalition und der Regierung gute Ratschläge zu geben.

    (Sehr richtig! bei der SPD. — Zuruf von der Mitte: Könnt ihr auch nicht!)

    — Nun, seien Sie nicht so abweisend! Es könnte vielleicht auch einmal anders sein.

    (Zuruf von der Mitte: Wenn die Ratschläge gut sind!)

    Der Herr Bundeskanzler hat dann davon gesprochen, er wolle sich im wesentlichen mit den Argumenten auseinandersetzen, die ich gestern morgen hier im Auftrag meiner Fraktion vorgetragen habe. Ich habe diese Ankündigung begrüßt. Aber ich muß sagen: über das Resultat dieser kritischen Untersuchung bin ich im Interesse der Sache außerordentlich betrübt.

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    Sie werden mir zugeben, daß wir gestern in der ersten zusammenfassenden Darstellung unserer Auffassung eine ganze Reihe von sehr wichtigen Argumenten und Fragen an die Regierung gerichtet haben, und ich glaube, Sie alle müssen mir zugeben, daß die Antwort, die wir heute durch den Chef der Regierung auf diese Fragen bekommen haben, mehr als dürftig ist.

    (Beifall bei der SPD.)

    Ich will mich bemühen, festzustellen, was im Kern in den Ausführungen des Herrn Bundeskanzlers als Antwort enthalten war, und dazu einige Sätze sagen.
    Der Herr Bundeskanzler hat einige Bemerkungen über die Frage der finanziellen Auswirkungen der Durchführung dieser Verträge gemacht. Er hat erklärt, es sei unmöglich, vor dem Parlament über den Aufbau der Wehrmacht und über all die damit zusammenhängenden organisatorischen und finanziellen Fragen zu sprechen.

    (Abg. Kunze [Bethel]: Heute!)



    (Ollenhauer)

    Herr Bundeskanzler, niemand hat das von Ihnen verlangt, niemand!

    (Abg. Bausch: Doch! Klar haben Sie das verlangt! — Zuruf des Abg. Kunze [Bethel] und weitere lebhafte Zurufe von der Mitte.)

    — Fassen Sie sich, Herr Kunze, ich will es gleich für Sie leichter machen.

    (Zuruf von der Mitte: Herr Erler hat es verlangt!)

    — Mein Freund Erler und ich haben hier erklärt: Wir sind uns selbstverständlich darüber klar, daß es in keinem Fall die Aufgabe einer Plenarsitzung des Bundestags sein kann, ein so komplexes Problem im einzelnen zu behandeln. Zweitens: Es wird von der Sozialdemokratie nicht bestritten, daß gerade in dieser Frage interne Ausschußberatungen über Details unausweichlich sind. Das versteht man aber auch draußen im Lande.
    Was wir gefragt haben, war eine Bitte an die Regierung um Auskunft darüber: Was , wird die Gesamtsumme der finanziellen Verpflichtungen bei der Durchführung der Verträge sein?

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Ich habe zwei Zahlen genannt. Ich habe gesagt: wir haben hier gehört — und wir haben es bei der ersten Lesung des Haushalts ja debattiert —, daß im Etat für das Jahr 1955 9 Milliarden vorgesehen sind, daß wir dagegen aus Veröffentlichungen, insbesondere auch aus ernsthaften Angaben über die Vorstellungen der beteiligten Mächte der NATO, wissen, daß man dort mit einem Betrag von 15,9 Milliarden im Jahre 1955 als dem Beitrag der Bundesrepublik rechnet. Meine Damen und Herren, das muß doch aufzuklären sein! Man muß doch sagen können: wir können uns nicht über die Aufteilung der Summe im einzelnen unterhalten; aber wenn Sie den Vertrag annehmen, wird es bedeuten, daß wir aus diesem Vertrag finanzielle Verpflichtungen in diesem und jenem Ausmaß übernehmen!

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Wenn Sie sagen: Das wissen wir heute noch nicht,
    — um so schlimmer. Um so schlimmer!

    (Lebhafter Beifall bei der SPD.)

    Sind Sie es denn nicht gewesen, meine Damen und Herren, die in diesem Bundestag seit Jahr und Tag einen leidenschaftlichen Kampf dafür geführt haben, daß man keine Gesetzentwürfe mit finanziellen Verpflichtungen einbringt, ohne die Deckung dieser finanziellen Ausgaben vorzulegen?

    (Beifall bei der SPD.)

    Jetzt bringen Sie eine Vorlage ein, die fast die Gesamthöhe des Sozialetats der Bundesrepublik ausmacht, und Sie wissen nicht, was das kostet? Sie wissen nicht, wie wir das im einzelnen — wie so schön gesagt wurde — „verkraften" wollen? Was ist denn das für eine Art von Gesetzgebung in einer so lebenswichtigen Frage, wie Sie alle sagen, wenn wir nicht wenigstens in groben Zahlen — wir wollen ja gar nicht mit Ihnen um 50 Millionen handeln — wissen: das ist die finanzielle Verpflichtung, die das Volk der Bundesrepublik beim Inkrafttreten der Verträge zu übernehmen hat? Und ich stelle fest: Der Herr Bundeskanzler hat heute darauf eine Antwort nicht zu geben vermocht.

    (Beifall bei der SPD.)

    Der zweite Punkt bezieht sich auf ein anderes Kapitel, und zwar unmittelbar auf meine Rede. Der Herr Bundeskanzler hat gesagt: die drei Westmächte in London und später die 14 Mächte der NATO haben in den Vereinbarungen eine feierliche Erklärung abgegeben, daß sie die Wiederherstellung der deutschen Einheit in Freiheit als ein vornehmes Ziel ihrer Politik betrachten und sich damit in Übereinstimmung befinden mit der Politik der deutschen Bundesregierung. Der Herr Bundeskanzler hat hinzugefügt, er sehe es als seine Aufgabe an, doch dagegen Verwahrung einzulegen, daß man unterstellt, daß hier nicht der ehrliche Wille zu einer solchen Erklärung bestehe.

    (Zuruf von der Mitte: Zur Durchführung bestehe!)

    Meine Damen und Herren, das ist wiederum nicht die Frage. In meiner Rede — wenn Sie freundlichst sie noch einmal nachlesen wollen — habe ich sogar diese Grundsatzerklärung der drei Westmächte und der NATO-Länder zum Ausgangspunkt meiner Betrachtung genommen.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Denn wir haben überhaupt keinen Grund, anzunehmen, daß in der Ehrlichkeit des Willens zu einer solchen grundsätzlichen Erklärung bei irgend jemandem der Unterzeichner eine Unsicherheit besteht. Wir nehmen sie hin, so wie sie dasteht, und erst sehr bittere Erfahrungen könnten uns überzeugen, daß sie nicht im vollen Sinne so gemeint war. Aber die Frage, die ich gestellt habe, und die Frage, die in unserem Antrag sozusagen das Kernstück ist, ist eine ganz andere. Die Frage ist nämlich: warum hat die Bundesregierung seit der Londoner Konferenz, als doch damals die ersten Verhandlungen über die neuen Verträge stattfanden, nicht den ersten Schritt getan, den wir damals schon verlangt haben, nämlich von den drei Westmächten zumindest zu verlangen, daß man sich nicht nur über das Prinzip und über eine Proklamation verständigt, sondern über die praktischen Methoden, über die Wege und Ziele einer gemeinsamen Politik zur Wiederherstellung der deutschen Einheit. Das ist die Frage.

    (Beifall bei der SPD. — Zurufe von der Mitte.)

    Auch auf meine Feststellung, daß unter den Unterschriften der Pariser Verträge, die der Herr Bundeskanzler geleistet hat, diese Unterschrift fehlt und daß wir diese Lücke am allertiefsten bedauern, hat der Herr Bundeskanzler keine Antwort gegeben,

    (Zuruf von der Mitte: Natürlich!)

    obwohl sie in der Lage, in der wir uns befinden, von der entscheidenden Bedeutung ist. Wenn für Sie schon eine solche Ausarbeitung einer gemeinsamen Politik für die deutsche Einheit nicht so vordringlich erscheint und wenn Sie den Versuch machen wollten, die Sozialdemokratie zu einer positiven Einstellung zu gewinnen, dann mußten Sie mindestens wissen, daß hier eine Aufgabe lag, bei der eine Chance für eine wirkliche Zusammenarbeit in einer nationalpolitischen Frage ersten Ranges gegeben war.

    (Beifall bei der SPD. — Zurufe von der Mitte.)

    Hier ist die Antwort des Herrn Bundeskanzlers trotz meiner ausführlichen Darlegung über unsere Sorgen und unsere Bedenken eine völlige Fehlanzeige.


    (Ollenhauer)

    Das dritte, meine Damen und Herren, ist folgendes. Der Herr Bundeskanzler hat gesagt: „Im übrigen, Herr Ollenhauer und die Sozialdemokraten, was wollen Sie eigentlich? Haben nicht die Westmächte am 29. November eine Note an die Sowjetunion geschickt? Diese Note ist" — wie der Herr Bundeskanzler hier bestätigt hat — „der deutschen Bundesregierung vorgelegt worden, und in dieser Note ist die Bereitschaft zu einer Viermächtekonferenz ausgedrückt worden."

    (Zuruf von der Mitte: Erneut!)

    Entschuldigen Sie, Herr Bundeskanzler, diese Auffassung ist gerade in dieser Note nicht ausgedrückt worden.

    (Sehr richtig! bei der SPD. — Zuruf von der Mitte: Sie ist doch ausgedrückt worden!)

    In dieser Note heißt es — vielleicht darf ich es Ihnen mit Erlaubnis des Herrn Präsidenten vorlesen —:
    Nach ihrer Meinung
    — nämlich nach der Meinung der drei Westmächte —
    sind zur Zeit
    — zur Zeit! —
    die entscheidenden Voraussetzungen für den Erfolg einer Konferenz über Deutschland, Österreich und die anderen Fragen des europäischen Sicherheitsproblems nicht gegeben.

    (Hört! Hört! bei der SPD. — Zurufe von der Mitte.)

    Und dann kommt: Um all diese Voraussetzungen zu schaffen, unterbreitet die französische Regierung die folgenden Vorschläge: erstens ein Übereinkommen über die Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrages, zweitens Aufklärung durch die sowjetische Regierung über ihre Haltung in der Frage der freien Wahlen in Deutschland als ersten notwendigen Schritt

    (Zuruf von der Mitte: Richtig!)

    — entschuldigen Sie! —, drittens einen Gedankenaustausch auf diplomatischem Wege über die anderen gemeinsam interessierenden europäischen Fragen, die anschließend bei einem Vierertreffen erörtert werden könnten, und viertens eine Konferenz der vier Außenminister, sobald sich gute Erfolgsaussichten für Lösung usw. ergeben.

    (Zurufe von der Mitte: Na also! — Weitere Zurufe.)

    — Entschuldigen Sie, darin steht kein konkreter Vorschlag,

    (Sehr richtig! bei der SPD — Zurufe von der Mitte)

    in dieser Lage vor der Ratifizierung der Verträge eine Viererkonferenz abzuhalten.

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Dr. von Brentano: Gott sei Dank!)

    — Gut, Herr von Brentano, ich bin Ihnen außerordentlich dankbar für die Bestätigung, die Sie mir geben, indem Sie sauen: Gott sei Dank.

    (Hört! Hört! bei der SPD.)

    Meine Damen und Herren, auch das war in dieser
    Diskussion unter anderem ja klarzustellen. Ich
    glaube, damit sind die Positionen in dieser wichtigen Frage in diesem Hause so klar bezogen, wie sie selten waren.

    (Sehr richtig! bei der SPD. — Abg. Dr. von Brentano: Schon immer! — Weitere Zurufe von der Mitte.)

    Meine Damen und Herren, ich nehme hier die sachliche Diskussion über das Für und Wider nicht erneut auf, weil man das ja nicht endlos in einer solchen Debatte fortsetzen kann. Ich will mich absolut auf die wenigen Punkte beschränken. Aber, meine Damen und Herren, diese Feststellung wird in einer späteren Zeit des Rückblicks auf die Konsequenzen und Folgen einer Politik, die eine solche Chance vor der Ratifizierung überhaupt ausschlägt, einmal sichtbar werden.

    (Beifall bei der SPD. Meine Damen und Herren, ich möchte mich nicht mit dem Herrn Bundeskanzler über die Saarfrage unterhalten; sie ist ja wohl im Rest der Debatte noch Gegenstand der Diskussion. Der Bundeskanzler hat in diesem Zusammenhang erklärt, er bedauere, daß ich ihm den Vorwurf gemacht hätte, er habe das Saarstatut gewissermaßen als Preis für die Unterschrift, die die französische Regierung unter die Verträge über die deutsche Aufrüstung zu leisten hatte, angenommen. Meine Damen und Herren, Sie waren alle Zeugen des Frageund Antwortspiels in dieser Angelegenheit. Ich glaube, es ist klar, daß gerade diese Auseinandersetzung die Richtigkeit unserer Feststellungen im vollen Umfange bestätigt hat. (Beifall bei der SPD. — Widerspruch in der Mitte.)

    Nun möchte ich Ihnen eines sagen. Wir können nicht immer wieder in jedem Augenblick alles, was uns in dieser Sache bewegt, vorbringen. Aber es lag mir daran, Sie noch einmal an dieses zentrale Anliegen, um das es geht, zu erinnern. Wir werden in der zweiten Lesung noch Gelegenheit haben, über viele Einzelheiten zu sprechen, wenn diese Verträge überhaupt ein anderes Schicksal als die EVG-Verträge erleiden, was noch völlig offen ist. Wir sind aber bereit, in aller Sachlichkeit und Ruhe über diese Dinge zu sprechen. Jetzt möchte ich noch folgendes sagen. Die Verantwortung, die wir am Schluß dieser ersten Lesung haben und vor die wir durch die Abstimmung über die sozialdemokratischen Anträge gestellt sind, besteht darin, daß wir heute in diesem Hause noch frei sind in der Entscheidung, ehe wir auf dem Wege der Ratifizierung weitergehen, noch eine ernsthafte Anstrengung zu machen, die Chancen zu untersuchen,

    (Zuruf von der Mitte: „Untersuchen!") die vielleicht darin bestehen, — —


    (Abg. Dr. Dr. h. c. Müller [Bonn] : „ Vielleicht" I)

    — Selbstverständlich! Aber dieses „Vielleicht", meine Damen und Herren, ist mir wichtig genug, wichtiger als eine Lage, in der es nachher heißt: Nun nicht mehr! Das ist die Frage.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD.)

    Das ist der Appell, den wir an Sie richten, indem wir Sie bitten, wenn wir am Schluß dieser Debatte stehen, unserem Antrag zuzustimmen.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD.)