Rede von
Adolf
Cillien
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Kühn, ich habe eine Bitte an Sie: in diesem Hause bin ich lediglich der Kollege Cillien; ich lege gar keinen Wert darauf, hier Oberkirchenrat zu sein.
Aber da Sie das herausgefordert haben, möchte ich Ihnen sagen — vielleicht ist das ganz gut —, weshalb ich überhaupt in diesem Hause bin. Ich gehöre zu jenen Leuten, die, wie ich heute sagen muß — und das sage ich der Jugend immer —, sich früher absolut nicht um politische Dinge gekümmert haben. Und weil zuviele in derselben Lage waren, sind dann die grauenhaften Dinge des Nazismus über uns gekommen. Erst als uns im Jahre 1945 das Wasser bis an den Mund stand, habe ich wie ein civis Romanus mir gesagt; Jetzt bist auch du verpflichtet, deinen Teil Zeit und Kraft dem öffentlichen Wohl zur Verfügung zu stellen.
Das ist der eine Grund gewesen. Aber es kam noch ein zweiter hinzu. Ich sage Ihnen ganz offen — ob Sie Verständnis dafür haben oder nicht, das steht hier nicht zur Diskussion —: ich wäre wahrscheinlich nicht in eine Partei eingetreten, wenn sich nicht damals zum erstenmal in der deutschen Geschichte evangelische und katholische Männer zu gemeinsamem politischen Handeln zusammengefunden hätten!
Unser Volk hat länge genug an diesem konfessionellen Zwiespalt gelitten, und wir haben dadurch
wirklich jammervolle Zeiten durchmachen müssen.
Nun noch eines zu diesen Dingen! Wenn solche Einzelfälle vorkommen — ich habe gar kein Recht, es zu verallgemeinern, weil es nämlich nicht stimmt —, dann dürfen Sie überzeugt sein, daß niemand mehr als wir in der CDU diese Dinge bedauern!
Wenn sie weithin zurückgetreten sind und wenn
unser Volk diesen konfessionellen Hader einfach
nicht mehr will, so ist das, geschichtlich gesehen,
weithin das Verdienst der Christlich-Demokratischen Union!