Rede von
Albert
Walter
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(DP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DP)
Herr Präsident! Meine Damen, meine Herren! Zu dem Antrag der sozialdemokratischen Fraktion braucht kein Wort mehr gesagt zu werden. Es dürfte in diesem Hause niemanden außer den Heloten des Kremls geben,
der auch nur einen Augenblick daran denken könnte, einen solch berechtigten Antrag abzulehnen. Wir unterstützen ihn mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln und werden auch dafür sorgen, daß das, was hier gefordert wird, in die Tat umgesetzt wird.
Nun zu dem, was sich der Kommunist Fisch hier zu sagen erlaubte.
Da er für seine Auftraggeber gesprochen hat, mußte er versuchen, das zu verteidigen, was. sich drüben zeigt und was sich uns täglich durch unsere Flüchtlinge offenbart.
Zum Teil verteidigt er sich selbst mit; denn er weiß sehr gut, daß es nicht sehr lange zu dauern braucht, bis er auch dort sitzt. wo heute Herr Merker, Herr Dertinger und alle die Herren sitzen,
die für dieses System noch arbeiten und sich dafür einsetzen.
Wir haben im Laufe der wenigen Monate dieses
Jahres bereits weit über hunderttausend unserer
Brüder und Schwestern von drüben aufgenommen,
die das Leben drüben nicht mehr für lebenswert hielten. Die weit über hunderttausend Menschen fordern jeden Tag von uns, daß die Herren, die sich hier als Wortführer des dortigen Regimes aufführen, nach drüben geschickt werden,
daß sie dahin geschickt werden, wohin sie gehören.
Sie haben zumindest kein Recht,
von irgendeiner deutschen Tribüne aus zu deutschen Menschen sprechen zu dürfen.
Diese Herren haben dazu kein Recht.
Sie verraten jeden Tag, zu jeder Stunde und jeder Minute nicht nur die deutschen Interessen, sondern ihre eigenen deutschen Brüder.
Wenn sie noch etwas von Brüderlichkeit verstehen, — —
— Der kann sagen, was er will; solche Elemente können mich nicht beleidigen.
Diese Herrschaften erlauben sich bei jeder Gelegenheit, als die Verteidiger des Rechtes, als die Verteidiger der Menschlichkeit aufzutreten. Wo bleibt denn das Recht und die Menschlichkeit von dieser Seite her?
Wir brauchen gar nicht nach drüben zu gehen, um das System kennenzulernen.
Wir brauchen uns nur die Handlungen der Heloten dieses Systems hier anzusehen, die Sabotageakte und alles, was damit zusammenhängt,
um uns zu fragen, wie lange wir es uns noch gefallen lassen wollen, daß solche Heloten im Auftrage einer fremden Macht sich das Recht herausnehmen, an deutsche Menschen, an deutsche Arbeiter zu appellieren, die mit ihnen gar nichts zu tun haben wollen.
Wir sind daher der Meinung, daß es höchste Zeit ist, daß wir uns endlich zu dem bekennen, was die Vertriebenen jeden Tag fordern. Wir müssen auch von dieser Stelle aus die Verachtung gegenüber jenen Elementen zum Ausdruck bringen und müssen fordern, daß die Herrschaften drüben nicht nur täglich Phrasen dreschen, sondern ihre Hal-
tung durch Taten beweisen. Das, was sie als neue politische Richtung in die Welt hinausposaunen, können sie am besten durch die Tat beweisen, indem sie das wahrmachen, was hier gefordert wird: Freilassung unserer drüben zu Unrecht verurteilten Menschen und Anerkennung der Menschenrechte.