Rede von
Wendelin
Morgenthaler
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es war wirklich nicht meine Absicht, hier zu diesem Thema zu sprechen. Aber es wird mir gesagt, daß meine sehr geschätzte Landsmännin und Kollegin Frau Schanzenbach die badischen Schulverhältnisse, also die Verhältnisse unserer gemeinsamen Heimat, sehr, sehr in schwarz gemalt hat.
Nun ist es zwar richtig, daß in unserer schönen
badischen Heimat die CDU die Führung hat. Aber
es ist ebenso richtig, daß in dieser CDU-Regierung
und in den Stellen des Unterrichtsministeriums wie
in den übrigen Verwaltungsstellen die SPD außerordentlich starke und einflußreiche Leute sitzen hat.
Wenn also die Frau Kollegin Schanzenbach hier
die badischen Schulverhältnisse angreift, dann
greift sie damit auch all ihre Parteigenossen an,
die insbesondere im Unterrichtsministerium sitzen.
Nun hat anscheinend die Frau Kollegin Schanzenbach sich darüber aufgehalten und gesagt, daß
in Baden die Kinder mit 7 1/2 Jahren auf die Straße gesetzt wurden, daß ihnen sowieso viel Schule gefehlt hat.
— Nun, verehrter Herr Dr. Greve, ich glaube, die Verhältnisse in Baden doch zu kennen.
– Jawohl, da haben Sie vollständig recht!
— Das ist eine Selbstverständlichkeit gewesen nach dem, was Frau Schanzenbach gesagt hat; deswegen brauchen wir zwei uns über derartige Dinge nicht auseinanderzureden! — Baden gehört zu den Ländern, die früher Schulschluß an Ostern gehabt haben. Seinerzeit, als der Schulschluß ins Spätjahr verlegt wurde, mußte eben das achte Schuljahr noch ein halbes Jahr länger in der Schule bleiben; und als jetzt der Schulschluß allgemein im Bundesgebiet auf Ostern verlegt wurde, mußte wieder eine Lösung gesucht werden, um einen regelrechten Gang in der Schule und im Besuch der einzelnen Schuljahre zu ermöglichen. Es wäre unmöglich gewesen, Frau Schanzenbach, die Kinder des achten Schuljahrs noch bis zum Spätjahr als Klasse zu behalten, wenn gleichzeitig ein neues Schuljahr begonnen wird, wenn also gleichzeitig der neue erste Jahrgang in die Schule gehen muß. Es wäre völlig unmöglich gewesen, weil die Räume nicht da gewesen wären.
Im übrigen aber möchte ich sagen, daß die badischen Schulverhältnisse bestimmt nicht schlechter sind als diejenigen in den übrigen Bundesgebieten. Ich glaube, Frau Schanzenbach wird mir ein gewisses Urteil hier zugestehen. Wir sind auch in Baden bestrebt, in der Schule zu tun, was menschenmöglich ist, und ich darf ihr zur Beruhigung sagen, daß man auch in badischen Gemeinden und Städten jetzt versucht, das, was nicht hat geschehen können — das achte Schuljahr noch bis zum Spätjahr beizubehalten —, jetzt nachzuholen insofern, als Gemeinden und Städte nun darangehen, Schüler zu sammeln, die keine Lehrstellen haben, um sie aus eigenen Mitteln der Gemeinden und der Städte unterrichten zu lassen bis zu dem Zeitpunkt, in dem sie dann irgendwo in eine Lehre eintreten können. So sehen tatsächlich die Verhältnisse in Baden aus, und ich möchte auch Frau Schanzenbach bitten, die Dinge hier so darzustellen, wie sie in Wirklichkeit sind. Also, meine sehr verehrten Damen und Herren, auch im „schwarzen" Baden gibt es eine gute Schule, genau wie in anderen Ländern.