Rede von
Bernhard
Winkelheide
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der vorliegende Antrag der CDU/CSU-Fraktion soll die Linie fortsetzen, die wir hier im Bundestag mit dem Wohnungsbau-Prämiengesetz beschritten haben. Dieser Antrag soll gewissermaßen eine Ergänzung darstellen, weil das vorliegende Wohnungsbau-Prämiengesetz sich speziell nur auf die Wohnungen bezieht und unsere junge Generation darüber hinaus noch einige andere Bedürfnisse hat.
Unsere Jugend ist durch den letzten Krieg hart mitgenommen worden, und die Parole in der jungen Generation „Leb heute in den Tag hinein!" wirkt sehr verheerend. Die Hoffnungslosigkeit ist manchmal außerordentlich groß.
Viele junge Menschen haben einen sehr schauerlichen Anfang mitzumachen, wenn sie eine neue Familie gründen wollen. Ich glaube, wir sind verpflichtet, hier allgemein zu helfen. Solche junge Familien bilden meistens einen neuen Ansatzherd sozialer Krisen. So schwer es ist: wir müssen einen altbewährten soliden Grundsatz wieder in unsern junge Generation hineintragen: einfach und sparsam leben.
Der eigene Sparwille muß wieder in der Jugend geweckt werden. Dafür muß der Jugend der Lohn der Gemeinschaft zuteil werden. Ich glaube, dieses Anliegen hat eine innere Berechtigung.
Es wird ein weiter Weg sein, dieses Ziel zu erreichen, da dem Gedanken des Sparens viele Vorurteile entgegenstehen. Einige halten diesen Gedanken sogar für eine Art Utopie. Dennoch, die Vorurteile müssen überwunden werden. Es gibt auch heute noch in der jungen Generation Beispiele dafür. Am letzten Sonntag ist mir ein junger Mensch begegnet, der mit seiner Braut zusammen 10 000 Mark seit 1948 gespart hatte.
— Ich kann Ihnen den Mann sogar nennen!
— Es gibt auch eine andere Jugend, die nicht nur marschiert, sondern die spart und aufbaut!
Der Parole „Lebe in den Tag hinein!" müssen wir eine andere zündende Parole entgegensetzen: „Jugend spart für Heim und Herd!"
Daneben müssen wir den Aufbau einer Existenz und die Berufsausbildung auch noch berücksichtigen.
Unser Antrag hat diesen Gedanken ganz kurz umschrieben. In der technischen Gestaltung ist volle freie Hand gelassen; wie die Ansparzeiten, die Prämienhöhen liegen, das muß abgestimmt werden.
Aber einen Gedanken möchte ich zum Ausdruck bringen: an der Prämie darf es nicht scheitern!
Erwägenswert wäre, wenn man dieses Jugendspargesetz als festen Bestandteil in den Bundesjugendplan übernehmen würde.
Alles, was heute durch den Bundesjugendplan geschieht und geschaffen worden ist, ist gut und muß erhalten bleiben und können wir nicht entbehren.
Vor und über jeder Organisation steht aber die Familie und muß die Familie stehen, weil sie einen Ordnungsfaktor in sich darstellt. Wenn wir die Gründung der jungen Familie durch die Hereinnahme des Belohnungssparens in den Bundesjugendplan erleichtern, dann glaube ich, daß dafür auch die Mittel im Rahmen des Möglichen bereitgestellt werden können.
Da die Familie eine tragende Säule der Gesellschaft ist, müssen wir versuchen, auch von hier aus versuchen, in unsere junge Generation die zündende Parole hineinzutragen: ,,Jugend spart für Heim und Herd!"
In jedem Jahre werden im Bundesgebiet 500 000 Ehen geschlossen. Viele werden wieder vorzeitig aufgelöst, werden geschieden, weil sie in soziale Krisen hineinkommen. Wenn wir hier nur irgendwie einen kleinen Prozentsatz, sagen wir mal: 500/o, erfassen könnten, so wäre das eine sehr gute Kapitalbildung, und wir könnten manches damit zur sozialen Fundierung unserer Familien erreichen. Je früher dieser Sparprozeß in unserer jungen Generation wieder beginnt, desto früher vollzieht sich meines Erachtens der Entproletarisierungsprozeß.
Ich darf das Hohe Haus im Namen meiner
Freunde bitten, diesem Antrag zuzustimmen.