Rede von
Arthur
Grundmann
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(FDP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Aus dem Art. 2 und 3 des Schumanplans geht klar hervor, daß die Arbeiter ihre sozialpolitischen Bedingungen verbessern
und daß die sozialpolitischen Fragen im Rahmen des kommenden gemeinsamen Marktes eine gerechte Lösung erfahren werden.
Ich darf an die Debatten erinnern, die im wirtschaftspolitischen Ausschuß stattgefunden haben und an denen die Vertreter der Delegationen in Paris teilnahmen, die sich zu jeder Zeit positiv zum Schumanplan ausgesprochen haben. Meine Damen und Herren! 'Man gewinnt immer mehr den Eindruck, daß man diesen Vertrag möglichst auf die lange Bank schieben und verwässern will. Ich glaube, Sie tun der Arbeiterschaft draußen keinen Gefallen, wenn Sie dauernd durch Gegenargumentation Zeit zu gewinnen suchen. Eines steht fest und eines muß erwirkt werden: daß der Schumanplan möglichst bald in Kraft tritt.
Wenn man im Vertrag von Krisenzeiten im Bergbau spricht, dann bin ich darüber-anders und vielleicht besser orientiert. Im Zusammenhang mit dem gemeinsamen Markt und der Kohleausfuhr wird von Deutschland soviel Kohle gefordert, daß wir mit unseren heutigen Zechen gar nicht in der Lage sind, die Kohle zu liefern. Man soll sich lieber Gedanken darum machen, wie wir unsere Förderung erweitern und neue Kohlenfelder erschließen können.
Daher sollten wir möglichst von den geplanten Investitionsmitteln für den Bergbau die in Angriff genommenen Grubenfelder ausbauen und dort neue Zechen anlegen.
Wenn 'Sie heute von einer internationalen Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmern anderer Staaten sprechen, dann geben Sie hier die Möglichkeit, überhaupt die Zusammenarbeit zu 'fördern.
— Drohen Sie doch nicht, Herr Rische!
— Das hat mit der NSBO gar nichts zu tun.
Ich hätte erwartet, daß man von repräsentativen Persönlichkeiten der Bergbau-Gewerkschaft die Sache etwas positiver aufgenommen hätte.
Wenn man heute davon spricht, daß Zechen stillgelegt werden und absaufen, so weiß ein jeder Bergmann, daß, wenn Zechen stillgelegt werden, zu jeder Zeit die Wasserhaltung und Pumpenversorgung aufrechterhalten wird.
Meine Damen und Herren! Wenn man das Echo in anderen Staaten hört, die am Schumanplan beteiligt sind, dann darf ich nur an eine Debatte erinnern, die im Mai vorigen Jahres im Europarat in Straßburg geführt wurde,
wo der Sozialist M. André Philip sagte: Wir sind bereit, zu jeder Zeit die Hand dem deutschen Arbeiter zu bieten, um zum Wohle des Schumanplans und der europäischen Völker gemeinsam zu arbeiten.
Ich darf in diesem Zusammenhang sagen: Da Sie weiterhin versuchen, die Debatte zu verlängern, möchte ich im Namen meiner politischen Freunde darum bitten, sich kürzer zu fassen, an die Arbeit zu gehen und den Vertrag wirksam werden zu lassen.
Ich -darf aus ganzem Herzen sagen — nicht für mich allein, sondern mit einem großen Teil meiner Kameraden und meiner Wähler —, daß wir zum Schumanplan Ja sagen und dem Start und Anlaufen dieses Plans vollen Erfolg wünschen.