Rede:
ID0116600900

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 11
    1. Herr: 1
    2. Abgeordneter: 1
    3. Renner: 1
    4. wünscht,: 1
    5. den: 1
    6. Antrag: 1
    7. der: 1
    8. kommunistischen: 1
    9. Fraktion: 1
    10. zu: 1
    11. begründen.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag — 166. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Oktober 1951 6768 166. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 10. Oktober 1951. Geschäftliche Mitteilungen . . . . 6765A, 6817C Eintritt der Abg. Dr. Meitinger (BP) und Odenthal (SPD) in den Bundestag . . . 6765B Glückwunsch zum 70. Geburtstag des Abg. Sander 6765B Glückwunsch zum 65. Geburtstag des Abg. Gengler .. . . 6765B Beschlußfassung des Deutschen Bundesrats zum Gesetz über die Errichtung von Bundesdienststrafgerichten 6765C Gesetz zur Förderung des Bergarbeiterwohnungsbaus im Kohlenbergbau . . 6765C Gesetz zur Ergänzung und Änderung des Gesetzes über Hilfsmaßnahmen für Heimkehrer .. . . . 6765C Anfrage Nr. 203 der Fraktion der KPD betr. Aufstellung von Stammrollen im Bundesministerium des Innern (Nrn. 2524, 2625 der Drucksachen) 6765C Anfrage Nr. 204 der Abg. Frau Dr. Steinbiß u. Gen. betr. Ärzte und Krankenkassen (Nrn. 2545, 2654 der Drucksachen) . . . 6765C Anfrage Nr. 206 der Fraktion der DP betr. Vermittlung deutscher Arbeitnehmer im Ausland (Nrn. 2561, 2652 der Drucksachen) 6765C Anfrage Nr. 207 der Abg. Dr. Jaeger, Strauß u. Gen. betr. Abtransport deutschen Kunstbesitzes nach Österreich (Nrn. 2562, 2653 der Drucksachen) . . . 6765C Bericht des Bundesministers für Arbeit betr. Durchführung des Bundesversorgungsgesetzes (Nr. 2629 der Drucksachen) 6765D Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der KPD betr. Entwurf eines Gesetzes über die Abgeltung von Besatzungsleistungen und Besatzungsschäden (Nrn. 2568, 978 der Drucksachen) 6765D zur Geschäftsordnung: Renner (KPD) 6765D, 6766C Schoettle (SPD) 6766B Ausschußrücküberweisung 6766D Beratung der Interpellation der Fraktion der SPD betr. Gewährung von Blinden-geldern an Zivilblinde (Nr. 2435 der Drucksachen) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion der KPD betr. Blindenpflegegeld-Gesetz (Nr. 2556 der Drucksachen) . 6766D Frau Döhring (SPD), Interpellantn . 6766D Renner (KPD), Antragsteller 6768A, 6770A Bleek, Staatssekretär im Bundes- ministerium des Innern 6769B Ausschußüberweisung 6769D, 6770B Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Abkommen über die soziale Sicherheit der Rheinschiffer und über die Arbeitsbedingungen der Rheinschiffer nebst Schlußprotokoll (Nr. 2574 der Drucksachen) . 6770B Ausschußüberweisung 6770C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über Sozialversicherung nebst Schlußprotokoll (Nr. 2575 der Drucksachen) 6770C Ausschußüberweisung 6770C Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Beamtenrecht (25. Ausschuß) über den Antrag der Abg. Dr. Tillmanns u. Gen. betr. Neubesetzung im öffentlichen Dienst (Nrn. 2583, 1513 der Drucksachen) .. 6770C Dr. Kleindinst (CSU), Bericht- erstatter 6770D Beschlußfassung . 6771A Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Beamtenrecht (25. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der BP betr. Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts für Beamte, Angestellte, Arbeiter und Versorgungsempfänger öffentlich-rechtlicher Körperschaften (Nrn 2584, 2444 der Drucksachen) 6771A Dr. Kleindinst (CSU), Bericht- erstatter 6771B Beschlußfassung .. 6771B Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über den Antrag des Abg. Schmitt (Mainz) betr. Wiederaufbau der Kaiserbrücke zwischen Mainz und Wiesbaden (Nrn 2567, 2152 der Drucksachen) 6771C Heiland (SPD), Berichterstatter . . 6771C Beschlußfassung 6771D Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der CDU/CSU betr. Gewährung von Mitteln für die durch das Erdbeben am 14. März 1951 schwer betroffenen Kreise Schleiden und Euskirchen, den Antrag der Abg. Herrmann, Dr. Zawadil, Nickl, Dr. Etzel (Bamberg), Tichi u. Gen. betr. Hilfeleistung für die Unwetterschäden vom 18. Juni 1951 in Bayreuth und Umgebung, den Antrag der Abg. Stücklen u. Gen. betr. Hilfeleistung für Unwetterschäden in Bayern am 23. und 24. Juni 1951 und den Antrag der Abg. Sassnick, Rahn, Dr. Wellhausen, Reindl u. Gen. betr. Hilfeleistung für die Opfer der Explosionskatastrophe in Nürnberg (Nrn. 2569, 2065, 2369, 2393, 2335 der Drucksachen) 6771D Schoettle (SPD), Berichterstatter . 6772A Beschlußfassung . . . . .. . . . . . 6772C Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für das Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (7. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Errichtung eines SchiffsreparaturDockbaubetriebes (Nrn. 2576, 2329 der Drucksachen) 6772C Beschlußfassung .. 6772D Beratung des Antrags der Abg. Dr. Gerstenmaier, Dr. Schmid (Tübingen), Dr. Freiherr von Rechenberg, Dr. Mühlenfeld, Dr. Seelos u. Gen. betr. Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland am Cultural Exchange Program der USA (Nr. 2487 der Drucksachen) 6772D, 6773C Arndgen (CDU) 6772D Dr. Gerstenmaier (CDU), Antragsteller 6773C Hennig (SPD) 6774B Dr.-Ing. Decker (BP) 6775A Müller (Frankfurt) (KPD) . . . . .6775B Dr. Richter (Niedersachsen) (Fraktionslos) 6775D Beschlußfassung 6775D Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über den Antrag der Abg. Sabel u. Gen. betr. Gewährung von Weihnachtszuwendungen an die Bediensteten der Bundesbehörden (Nrn. 2455, 390 der Drucksachen) . . . . 6773A Dr. Leuchtgens (DP), Berichterstatter 6773A Beschlußfassung 6773C Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über den Antrag der Abg. Kuntscher, Tobaben, Dannemann u. Gen. betr. Erhöhung der Mittel für den Küstenschutz und den Schutz küstenbedingter Gebiete (Nrn 2456, 1944 der Drucksachen) 6776A Frühwald (FDP), Berichterstatter 6776A Beschlußfassung . . . . .. . . . . . 6776B Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Finanzhilfe für Schleswig-Holstein, den Antrag der Fraktion der BP betr. Wohnungsbaudarlehen an Besatzungsverdrängte, den Antrag der Fraktion der KPD betr. Entlassung des Bundespressechefs Dr. Brand und den Antrag der Fraktion der BP betr. Benutzung von Dienstwagen zu parteipolitischen Zwecken durch Mitglieder des Bundeskabinetts (Nrn. 2457, 582, 1407, 1445, 1610 der Drucksachen) 6776B Eckstein (CDU), Berichterstatter . 6776C Beschlußfassung 6776C Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über den Antrag der Abg. Degener, Dr. Bärsch, Ahrens, Dr. Bertram u. Gen. betr. Ausbau der Bundesstraßen 51 und 54 (Nrn 2458, 2121 der Drucksachen) 6776C Dr. Krone (CDU), Berichterstatter . 6776D Beschlußfassung 6776D Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion des Zentrums betr. Bürgschaften für langfristige Kredite für Kriegsgeschädigten - Betriebe (Nrn. 2506, 1387 [neu] der Drucksachen) 6776D Wacker (CDU), Berichterstatter . . 6777A Beschlußfassung 6777A Zweite Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1951 (Nr. 2500 der Drucksachen); Mündliche Berichte des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß): Einzelplan VIII — Haushalt des Bundesministeriums der Finanzen -- (Nr. 2609 der Drucksachen, Umdruck Nr. 324) 6777B, 6807D Seuffert (SPD), Berichterstatter . . . 6808A Dr. Gülich (SPD) 6809C, 6815C Dr. Wellhausen (FDP) 6810D Dr. Bertram (Z) . 6812D Schäffer, Bundesminister der Finanzen 6814A, 6815D Müller (Frankfurt) (KPD) 6816A Neuburger (CDU) 6817A Abstimmung 6817A Einzelplan XXI — Haushalt der Bundes- schuld — (Nr. 2616 der Drucksachen) . 6777C Wacker (CDU), Berichterstatter . . . 6777C Einzelplan VI — Haushalt des Bundesministeriums des Innern — (Nr. 2607 der Drucksachen) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion der KPD betr. Kredite und Zuschüsse an Zeitungen und Zeitschriften aus dem GARIOA-Sonderkontingent (Nr. 2555 der Drucksachen) 6777A, C Steinhörster (SPD), Berichterstatter 6777D Müller (Frankfurt) (KPD), Antragsteller 6779D Dr. Dr. h. c. Lehr, Bundesminister des Innern . . . . 6781A, 6786C, 6792A Schoettle (SPD) 6781B Renner (KPD) 6782A, 6795A Dr. Menzel (SPD) 6782C Dr. Bergstraeßer (SPD) 6789D Frau Dr. Rehling (CDU) . 6792D Hennig (SPD) 6794A von Thadden (Fraktionslos) 6798A Dr. von Merkatz (DP) . 6799B Mellies (SPD) (zur Geschäftsordnung) 6800D Strauß (CSU) (zur Geschäftsordnung) 6801A Neumayer (FDP) 6801B Dr. Wellhausen (FDP) .6802D Dr. Jaeger (CSU) 6803B Dr. Ehlers (CDU) . 6806A Dr. Mende (FDP) 6806D Abstimmungen . . . . .. . 6782C, 6807D Nächste Sitzung 6817C Die Sitzung wird um 13 Uhr 33 Minuten durch den Präsidenten Dr. Ehlers eröffnet.
  • folderAnlagen
    Keine Anlage extrahiert.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Ehlers


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Meine Damen und Herren, nachdem weitere Wortmeldungen nicht vorliegen, darf ich fragen: Wer ist gegen den Antrag auf Rückverweisung an den Haushaltsausschuß? — Ich darf feststellen, daß das Haus mit Ausnahme der kommunistischen Fraktion die Rückverweisung wünscht. Damit ist dieser Antrag angenommen.
    Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung auf: Beratung der Interpellation der Fraktion der SPD betreffend Gewährung von Blindengeldern an Zivilblinde (Nr. 2435 der Drucksachen),
    Beratung des Antrags der Fraktion der KPD betreffend Blindenpflegegeld-Gesetz (Nr. 2556 der Drucksachen).
    Der Ältestenrat schlägt Ihnen eine Begründungszeit von je 10 Minuten und für den Fall, daß eine Aussprache stattfindet, eine Redezeit von 60 Minuten vor. — Das Haus ist damit einverstanden.
    Frau Abgeordnete Döhring hat das Wort zur Begründung der Interpellation der Fraktion der SPD.
    Frau Döhring (SPD), Interpeliantin: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Erblindung ist zweifellos eines der schwersten Schicksale, das uns Menschen treffen kann. Besuche verschiedener Blindenheime und auch bei erblindeten Menschen in ihren Wohnungen haben mich davon überzeugt, daß wir bei der Schaffung der von allen Parteien dieses Hauses versprochenen sozialen Neuordnung an ihrem Schicksal nicht vorübergehen dürfen; vielmehr sollte das jahrzehntelange Verlangen der Zivilblinden auf eine gesetzlich fundierte materielle Hilfe endlich erfüllt werden. Die körperliche und seelische Belastung und Beeinträchtigung, die die Blindheit zur Folge haben, wirken sich bei


    (Frau Döhring)

    keiner anderen Gruppe der Körperbehinderten so stark aus wie bei den Blinden, eben weil der wichtigste Sinn, das Augenlicht, fehlt. Sie sind und bleiben auf Wartung und ständige Hilfe angewiesen, ohne die sie am wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben nicht teilnehmen können. Aus der bitteren Tatsache des Blindseins resultieren damit Belastungen und Nachteile, die ausgeglichen werden müssen. Wenn ich sage „müssen", dann deshalb, weil wir vom humanitären, ethischen und sozialpolitischen Standpunkt aus gesehen verpflichtet sind, auch den Zivilblinden wettbewerbsfähig zu machen in Leben und Beruf.

    (Sehr richtig!)

    Der Ausgleich für die Mehrbelastungen wird den Kriegsblinden durch die im Bundesversorgungsgesetz vorgesehene Rente zuzüglich Pflegegeld gewährt. Die Unfallblinden erhalten Rente und Pflegegeld auf Grund der Reichsversicherungsordnung. Aber auch für die dritte Gruppe, die Zivilblinden, ist die Gewährung eines Ausgleichs notwendig. Nur etwa 10 % der Zivilblinden verdienen ihren Lebensunterhalt voll, weitere 10 bis 15 % nur teilweise, während alle übrigen von Wohlfahrtsunterstützungen oder unzureichenden Sozialrenten im wahrsten Sinne des Wortes im Schatten leben. Ich glaube, daß ich hierüber keine Einzelheiten zu erwähnen brauche, zumal doch eine Reihe von Vertretern sowohl des Bundestags als auch der Bundesregierung bei der kürzlich stattgefundenen Kundgebung des Deutschen Blindenverbandes in Bonn anwesend waren und sich einen unmittelbaren Eindruck von der Lage der Zivilblinden verschaffen konnten.
    Wir Sozialdemokraten halten es also für eine vordringliche Aufgabe, eine intensivere Berufsfürsorge mit dem Zweck der Unterbringung der Zivilblinden im Erwerbsleben durchzuführen. Wesentliches vermag dies jedoch bei dem größeren Kreis der Zivilblinden nicht zu ändern; denn fast die Hälfte von ihnen ist erst nach dem 50. Lebensjahre erblindet. Sie können also sehr schwer auf einen anderen Beruf umgeschult werden.
    Die Zahl der Zivilblinden in der Bundesrepublik beträgt ungefähr 24 000. Der weitaus größte Teil hiervon — und zwar hat der Internationale Blindenkongreß in Oxford im Jahre 1949 von rund 70 % gesprochen — trägt das für uns Sehende unergründliche Leid infolge ungenügender sozialhygienischer Maßnahmen. Sie tragen also ihr schweres Schicksal im Namen und zu Lasten der ganzen Gesellschaft.
    Das Streben der Zivilblinden nach einem allgemeinen gesetzlichen Pflegegeld ist daher gerechtfertigt. Auch die zuständigen Bundesratsausschüsse haben dies anerkannt und die Gewährung eines Pflegegeldes an Zivilblinde im gesamten Bundesgebiet empfohlen. Meinen Parteifreunden und mir ist jedoch die geplante Regelung, wie sie die Bundesratsentschließung vorsieht, nicht weitgehend genug. Sie beschränkt den Bezug von Pflegegeld auf die Empfänger der öffentlichen Fürsorge. Wenn auch damit mehr als die Hälfte der Zivilblinden erfaßt würde, so scheint es mir aber grundsätzlich falsch zu sein, das Problem der Zivilblinden ausschließlich vom Standpunkt der Fürsorge aus zu sehen. Im Mittelpunkt muß vielmehr der schaffende Blinde stehen. Ihn zu fördern, ist soziales Gebot. Das Pflegegeld soll ja die erhöhten Lebenskosten für die fremde Wartung, für die fremde Hilfe ausgleichen und letzten Endes das Leben der Zivilblinden einigermaßen lebenswert machen. Die Regelung eines Pflegegeldes auf reiner Fürsorgebasis würde aber zweifellos gegenteilige Konsequenzen haben. Wo unterhaltspflichtige Kinder vorhanden sind, lehnt die Fürsorgebehörde praktisch das Pflegegeld ab und verweist den blinden Vater oder die blinde Mutter auf die Unterhaltspflicht der Kinder. Diese können aber zumeist die höheren Unterhaltskosten nicht aufbringen, weil ihnen sonst die Gründung einer eigenen Familie oft unmöglich gemacht wird. Solche erschütternden Beispiele, nach denen Ehen nicht zustande gekommen oder gar wieder auseinandergegangen sind, kann ich Ihnen nicht nur vereinzelt, sondern leider an mehreren Fällen nachweisen.
    Wir sind uns wohl alle darüber einig, daß derartige Konsequenzen vermieden werden sollten. Ich gebe auch der Hoffnung Ausdruck, daß alle Parteien dieses Hauses einem einheitlichen, nicht auf Fürsorgeempfänger beschränkten Gesetz für ein Zivilblinden-Pflegegeld zustimmen werden, wie das bereits in einigen Landtagen geschehen ist. Wie bekannt, haben Bayern, Hessen und NordrheinWestfalen bereits ein allgemeines Zivilblinden-Pflegegeld eingeführt, und die Landtage von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und das Abgeordnetenhaus von Berlin haben ein solches Pflegegeld grundsätzlich gefordert. Damit haben sich erfreulicherweise die Volksvertretungen von mehr als zwei Dritteln der deutschen Bevölkerung in Übereinstimmung mit zahlreichen ausländischen Staaten für ein gesetzliches allgemeines Zivilblinden-Pflegegeld ausgesprochen. Sicherlich hätten auch die übrigen Länder unserer Bundesrepublik inzwischen ähnliche Lösungen getroffen; aber nachdem der Herr Bundesminister des Innern auf die Anfrage meiner Fraktion vom 12. Mai 1950, also vor weit über einem Jahre, geantwortet hatte, daß diese Frage in seinem Ministerium einer abschließenden Behandlung entgegengehe, warten jene Länder erklärlicherweise auf die bundeseinheitliche Regelung.
    Meine Damen und Herren, das Bedauerliche ist ja nur, daß sich die Regierung zur Regelung sozialer Fragen so unendlich viel Zeit läßt!

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Wir fragen deshalb die Bundesregierung, ob und in welcher Form sie nunmehr die Frage eines . Pflegegeldes für Zivilblinde und sonstige auf Hilfe und Pflege angewiesene Personen zu regeln gedenkt. Ich bin mir bewußt, daß mancher Hilfsbedürftige fragen wird, warum ich in erster Linie für die Blinden spreche. Nun; ihnen allen möchte ich sagen. daß Blindsein wohl das schwerste Schicksal ist. Wir alle, die wir sehen können, sind doch allein schon bei dem Gedanken tief erschüttert, etwa ein ganzes Leben lang blind sein zu müssen.
    Aus langjähriger Erfahrung weiß ich, daß die überwiegende Mehrheit unseres Volkes in dem beruhigenden Glauben lebt, alle Blinden seien gleichmäßig gut versorgt, woraus ich schließe, daß Parlament und Regierung nur ihre demokratische Pflicht erfüllten, wenn sie dieser öffentlichen Meinung Rechnung tragen würden.

    (Abg. Arnholz: Sehr richtig!)

    Das Verlangen unserer so schwer ringenden lichtlosen Menschen nach einem Pflegegeld ist so einfach, gerecht und bescheiden, daß ich Sie, meine Herren und Damen, namens der Fraktion der Sozialdemokratischen Partei dringend bitten möchte, mit für die umgehende Schaffung eines gesetzlichen


    (Frau Döhring)

    allgemeinen Zivilblinden-Pflegegeldes einzutreten, eingedenk der ernsten Mahnung, die Herr Professor Dr. Spranger am Nationalen Gedenktage hier von diesem Platze aus gesprochen hat: Wir können nicht sozial genug denken und handeln.

    (Beifall bei der SPD.)



Rede von Dr. Hermann Ehlers
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Abgeordneter Renner wünscht, den Antrag der kommunistischen Fraktion zu begründen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Heinz Renner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (KPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (KPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben an den Bundestag den Antrag gerichtet:
    Die Bundesregierung wird beauftragt, dem Bundestag schnellstens einen Gesetzentwurf über die Gewährung eines allgemeinen Pflegegeldes an Zivilblinde vorzulegen, das als Mindestleistung ein Pflegegeld an Zivilblinde in der Höhe gewährt, wie es der Deutsche Blindenverband e. V. in seinem den Fraktionen des Bundestages zugeleiteten Antrag betreffend Zivilblinden-Pflegegeld-Gesetz fordert.
    Wenn wir uns dazu entschlossen haben, diesen Antrag einzubringen, dann war für uns die Erkenntnis maßgebend, daß die Frage der Gewährung von Blinden-Pflegegeld anders geregelt werden muß, als das zur Zeit in den von meiner Vorrednerin bereits genannten Ländern erfolgt ist, und auch anders, als es der Plan der Bundesregierung selber unseres Wissens vorsieht. Wir wollen, daß dieses Blindenpflegegeld nicht als Wohlfahrtsleistung gewährt wird, sondern als Rechtsanspruch, wie das etwa in der Unfallversicherungsgesetzgebung für die Unfallblinden, in der Kriegsopferversorgung für die Kriegsblinden geregelt ist. Wir sind der Auffassung, daß die sogenannten Zivilblinden wie die Unfallbeschädigten und die Kriegsblinden ein Anrecht auf eine Versorgungsrente mit Pflegegeld haben. Das ist unsere Auffassung, und wir haben gedacht, der Sache dadurch zu dienen, daß wir vorgeschlagen haben, als Grundlage für die Arbeit des Bundestages und der Bundesregierung den Gesetzentwurf der zuständigen Organisation selber zu nehmen.
    Nun ein Wort zu dem Ablauf der bisherigen Verhandlungen um diese Frage. Im Mai 1950 stand letztmalig diese Angelegenheit vor dem Bundestag. In der Antwort der Bundesregierung hieß es damals: „Die Frage ist im Ministerium in Bearbeitung." Mai 1950! — „Der Abschluß der Verhandlungen und Beratungen ist aber erst dann möglich, wenn die won einigen Ländern noch ausstehende Antwort eingegangen ist" — soll heißen, die Antwort auf die Frage, wie dort in den Ländern das Problem zur Zeit gelöst ist — „und weiter, wenn mit dem Herrn Bundesminister der Finanzen die Klärung grundsätzlicher Fragen erfolgt ist."
    Nun, das gibt mir Veranlassung zu einigen Feststellungen. In der „Welt" von heute findet sich eine Notiz mit der Überschrift: „Regierung gegen neue Sozialleistungen." Ich bin der Auffassung, daß die Millionenmassen der Kriegsopfer, der Sozialberechtigten, der Notleidenden, die von diesem Bundestag angesichts der ungeheuerlichen Verteuerung der gesamten Lebenshaltungskosten, angesichts der drohenden neuen steuerlichen Belastungen eine sofortige Verbesserung ihrer Rentenbezüge, der Wohlfahrtsleistungen erwarten und fordern, daß diese Millionenarmee der Hungernden in unserem Land nicht schnell genug Kenntnis erhalten kann von dieser letzten Verlautbarung dieser Regierung, die hier angetreten ist mit der Erklärung, daß sie so sozial wie irgend möglich zu regieren gedenke. Es heißt in dieser Meldung in der „Welt": „Das Bundeskabinett vertritt nach eingehender Prüfung der finanz- und steuerpolitischen Lage die Auffassung, daß zwar der außerordentlich gestiegene Sozialhaushalt für das Rechnungsjahr 1951 gesichert ist, weitere Anträge auf zusätzliche Sozialleistungen aber durch die Fraktionen des Bundestages vermieden werden sollten." Es soll eine Art Stillhalteaktion in der Bewilligung zusätzlicher Sozialausgaben eintreten. Eine Nebenbemerkung: W i r werden diese Stillhalteaktion bestimmt nicht mitmachen; und dem Herrn Minister lege ich die Frage vor, was er getan hat, um draußen zu erreichen, daß der wachsende Hunger und die wachsende Verteuerung der Lebenshaltungskosten stillstehen. Dagegen hat er nichts unternommen; aber hier soll auf Anträge in der Richtung der Linderung der Not der Massen verzichtet werden.
    Dann wird in dem Artikel gesagt, wie hoch die Sozialausgaben gewachsen seien: von 5,2 Milliarden auf 7,6 Milliarden DM im laufenden Rechnungsjahr. Die Besatzungskosten betragen nach wie vor 9,2 Milliarden DM; das nur so nebenher festgestellt. Sie liegen also heute noch um mehr als 2 Milliarden DM über dem, was als gesamte Sozialleistungen vom Bund aufgebracht wird. Ich will wegen Mangels an Zeit gar nicht von den neuen Lasten reden, die wir im Zuge der amerikanischAdenauerschen Remilitarisierungspolitik werden übernehmen müssen, wenn Herr Adenauer und die Amerikaner recht behalten. Ich lese nur noch den Schlußsatz vor: „Durch die jetzt ausgeworfenen Beträge werde das Existenzminimum der Kriegsversehrten und Kriegshinterbliebenen und der Millionenzahl von Sozialrentenempfängern gewährleistet."
    Dazu eine Bemerkung: In einer voraufgegangenen Pressekonferenz hat der Sprecher der Bundesregierung erklärt, daß seiner Überzeugung nach ein Monatsbetrag von 180 DM für den voll erwerbsunfähigen Kriegbeschädigten eine ausreichende Rente sei.

    (Hört! Hört! bei der KPD.)

    Jede zusätzliche Erhöhung sei, so heißt es in der Verlautbarung dann weiter, von außergewöhnlichen Situationen abgesehen, für den Bundeshaushalt untragbar, und das Bundeskabinett habe allen Ressortministern Weisung gegeben, vorerst keine weiteren Ergänzungsvorschläge zur Sozialgesetzgebung auszuarbeiten. Ich nehme an, daß diese Anweisung sich auch auf das hier im Augenblick anstehende Problem der Schaffung eines Blinden-gesetzes bezieht, und ich hätte darauf gern von der Regierung eine klare und eindeutige Antwort. Die andere Antwort werden die hungernden Millionenmassen draußen hoffentlich der Regierung so in der Art, wie sie jetzt in Bremen gegeben worden ist, bald geben.

    (Abg. Arndgen: Aber nicht in Ihrem Sinne!)

    — Auch in unserem Sinne! Auch in unserem Sinne! Alles, was gegen diese Regierung der Kriegsvorbereitung geht, liegt in unserem Sinne.

    (Zurufe.)