Rede von
Alfred
Loritz
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(WAV)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (WAV)
Meine Damen und Herren! Ich sagte soeben, bei der Abfassung dieses Berichts scheint nicht ganz einheitlich vorgegangen worden zu sein. Wie dem auch sei, Abgeordnete, die im Zusammenhang mit solch merkwürdigen Dingen Geld empfangen haben, gehören nicht mehr in dieses Haus hinein.
Es ist außerordentlich gut, daß die Eiterbeule, wenn auch noch nicht ganz angestochen, so doch immerhin geritzt worden ist,
daß überhaupt der Stein ins Rollen gekommen ist, daß überhaupt unter dem grellen Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit Dinge aufgedeckt worden sind, die uns alle zutiefst berühren und manche von uns auch erschüttert haben.
Meine Damen und Herren, es ist gut, daß es so gekommen ist. Das soll keineswegs heißen, daß wir alles, was in dem Bericht des 44. Ausschusses steht, vollinhaltlich billigen.
Im Gegenteil, wir werfen dem Ausschuß bzw. denen, die es angeht - es sind nicht alle Mitglieder dafür verantwortlich, das weiß ich sehr wohl — vor, daß manches nicht untersucht worden ist, was man hätte untersuchen müssen
und wobei man auch nähere Details hätte ausfindig machen können, wenn man sich nur noch die entsprechende Zeit dazu genommen hätte.
In diesem Zusammenhang ist schon einiges hier erwähnt worden. Der Untersuchungsausschuß hätte hier nachforschen müssen erstens: Wer sind die eigentlichen Geldgeber, die da auf dem Wege über den sattsam erwähnten Herrn Heinrichsbauer oder sonstwie in Aktion traten? Er hätte ferner auch den Herrn Finanzminister entsprechend ins Gehör nehmen und ihn fragen müssen, was denn das für ein Fonds ist und welche Verbindungsmänner zu diesem Fonds dem Herrn Finanzminister bekannt sind und bekannt sein müßten; denn sonst hätte er ja nicht den Herrn Donhauser an diese Leute oder diese Leute an Herrn Donhauser weisen können. Das alles hätte aufgedeckt werden müssen. Das hat man nicht getan!
Man hat auch noch ein weiteres nicht getan. Herr Kollege Solleder und Herr Abgeordneter Mayer, Sie entschuldigen, wenn ich da besonders auf Sie zu sprechen komme! Man hätte auch nachforschen müssen, wer denn der Herr war, der damals kurz vor der Abstimmung über die Bundeshauptstadt vom Tisch des Ministerialdirektors Blankenhorn aufstand und da draußen in dem halbdunklen Raum vor dem Restaurant an mich herantrat und mich fragte, was es koste, wenn die WAV-Fraktion — statt, wie wir es getan haben, für Frankfurt — für Bonn abstimmen würde.
Sie wissen, was ich dem Mann geantwortet habe.
Ich habe dem Mann gesagt, daß es ihn zwei Ohrfeigen kosten werde, wenn er nicht sofort gehe.
— Und nun rufen Sie mir zu, es sei meine Aufgabe gewesen, diesen Mann festnehmen zu lassen.
— Ja, das hat heute auch schon ,der Herr Solleder gesagt, und auch Herr Ewers hat das gesagt. Da sage ich Ihnen nur: Schön und gut, das hätte ich
auch gemacht, wenn Sie mir vorher einen Polizisten zur Verfügung gestellt hätten, der da draußen, in diesem halbdunklen Vorraum gewesen wäre! Er war aber leider nicht da.
Es war niemand da, als dieser Mann an mich herantrat, der vom Tisch des Herrn Ministerialdirektors Blankenhorn aufstand. Ich selber kann den Mann ja nicht verhaften, denn ich bin ja kein Polizist.
Ich werde mich hüten, so etwas zu tun, was mir der Mann dann gar noch als Freiheitsberaubung auslegen könnte;
denn das wäre es, wenn ich den Mann am Kragen gepackt und zum Kadi gezogen hätte.