Rede:
ID0114807200

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 6
    1. Nicht: 1
    2. ohne: 1
    3. meine: 1
    4. Genehmigung,: 1
    5. Herr: 1
    6. Abgeordneter!\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag — 148. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. Juni 1951 5883 148. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 7. Juni 1951. Geschäftliche Mitteilungen . . . . 5884A, 5930B, 5944D, 5945D Änderung der Tagesordnung . . . 5884B, 5945C Zur Geschäftsordnung: betr. Landsberger Hinrichtungen: Dr. Richter (Niedersachsen) (SRP) . . 5884B betr. Genehmigung zur Verhaftung des Abg. Hedler: Hedler (DRP) 5884D Erste Beratung des von der Fraktion der BP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wahlgesetzes zum ersten Bundestag und zur ersten Bundesversammlung der Bundesrepublik Deutschland (Nr. 2271 der Drucksachen) 5885A Dr. Etzel (Bamberg) (BP) 5885A Ausschußüberweisung 5885B Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, FDP und DP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Errichtung eines Bundesaufsichtsamts für das Versicherungswesen (Nr. 511 der Drucksachen) und des Entwurfs eines Gesetzes über die Errichtung eines Bundesaufsichtsamts für das Versicherungs- und Bausparwesen (Nr. 1152 'der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Geld und Kredit (12. Ausschuß) (Nr. 1877 [neu] der Drucksachen; Änderungsanträge Umdruck Nrn. 170, 185, 194) in Verbindung mit der Ersten, zweiten und dritten Beratung des von den Abg. Dr. Krone, Dr. Reif u. Gen. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Sitz des Bundesaufsichtsamts für das private Versicherungswesen (Nr. 2199 der Drucksachen) 5886B Ruhnke (SPD), Berichterstatter . . 5886C Dr. Tillmanns (CDU), Antragsteller 5887C Dr. Brönner (CDU) 5888C Brandt (SPD) 5889D Dr. Etzel (Bamberg) (BP) 5891C, 5894B, 5896A Dr. Reif (FDP) 5892B Walter (DP) - 5893B Kaiser, Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen 5893D Dr. Preusker (FDP) . . . . 5895A, 5896B Dr. Horlacher (CSU) 5895B Beschlußfassung . . ... . . . 5894A, 5896A, D Beratung des Antrags der Abg. Dr. Dr. Müller (Bonn), Kriedemann, Dannemann, Tobaben, Wartner, Dr. Glasmeyer u. Gen. betr. Vorschriften auf dem Gebiete der Mineralölwirtschaft (Nr. 2304 der Drucksachen) 5896D Dr. Dr. Müller (Bonn) (CDU), Antragsteller 5896D Beschlußfassung 5897B Beratung des Berichts des Untersuchungsausschusses (44. Ausschuß) gemäß Antrag der Fraktionen der BP, CDU/CSU, SPD, FDP, DP, WAV und des Zentrums (Nrn. 2274, 1397 [neu] der Drucksachen) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion des Zentrums betr. Subventionen an die Industrie (Nr. 1594 der Drucksachen) und der Beratung des Antrags „der Fraktion des Zentrums betr. Zahlungen der Industrie an politische Fonds (Nr. 1595 der Drucksachen) 5897B Zur Sache: Seuffert (SPD), Berichterstatter . . . 5897C Dr. Seelos (BP) 5897D Renner (KPD) 5899C Dr. Reismann_ (Z) 5905B Mayer (Stuttgart) (FDP) . . . 5910D, 5938D Ewers (DP) 5914C Dr. Arndt (SPD) 5917D Dr. Solleder (CSU) 5924C Loritz (WAV) 5929D Donhauser (Unabhängig) 5934B Goetzendorff (DRP-Hosp.) 5934C Fisch (KPD) 5936C Schoettle (SPD) 5939A Strauß (CSU) 5939C Dr. Horlacher (CSU) 5940D Persönliche Bemerkungen: Freiherr v. Fürstenberg (Unabhängig) 5942A Loritz (WAV) 5942A, C Schmitt (Mainz) (CDU) 5942B Rahn (CSU) 5942C Abstimmung vertagt 5930B, 5942D Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (3. Ausschuß) betr. Aufhebung der Immunität des Abg. Dr. Arndt gemäß Schreiben des Bundesministers der Justiz vom 16. April 1951 (Nr. 2261 der Drucksachen) 5942D Hoogen (CDU), Berichterstatter . . 5943A Beschlußfassung 5944A Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (3. Ausschuß) betr. Aufhebung der Immunität von Abgeordneten (Nr. 2076 [neu] der Drucksachen) 5944B Ritzel (SPD), Berichterstatter . . . 5944B Ewers (DP) 5944D Schoettle (SPD) 5945C Abstimmung vertagt 5944B Beratung des interfraktionellen Antrags betr. Überweisung von Anträgen an die Ausschüsse (Umdruck Nr. 217) 5945C Beschlußfassung 5945C Nächste Sitzung 5945D Die Sitzung wird um 14 Uhr durch den Präsidenten Dr. Ehlers eröffnet.
  • folderAnlagen
    Keine Anlage extrahiert.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Alfred Loritz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (WAV)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (WAV)

    Meine Damen und Herren! Ich sagte soeben, bei der Abfassung dieses Berichts scheint nicht ganz einheitlich vorgegangen worden zu sein. Wie dem auch sei, Abgeordnete, die im Zusammenhang mit solch merkwürdigen Dingen Geld empfangen haben, gehören nicht mehr in dieses Haus hinein.

    (Abg. Hilbert: Aber solche, die wissentlich . die Unwahrheit sagen?)

    Es ist außerordentlich gut, daß die Eiterbeule, wenn auch noch nicht ganz angestochen, so doch immerhin geritzt worden ist,

    (Lachen)

    daß überhaupt der Stein ins Rollen gekommen ist, daß überhaupt unter dem grellen Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit Dinge aufgedeckt worden sind, die uns alle zutiefst berühren und manche von uns auch erschüttert haben.
    Meine Damen und Herren, es ist gut, daß es so gekommen ist. Das soll keineswegs heißen, daß wir alles, was in dem Bericht des 44. Ausschusses steht, vollinhaltlich billigen.

    (Lebhafte Zurufe von der Mitte.)

    Im Gegenteil, wir werfen dem Ausschuß bzw. denen, die es angeht - es sind nicht alle Mitglieder dafür verantwortlich, das weiß ich sehr wohl — vor, daß manches nicht untersucht worden ist, was man hätte untersuchen müssen

    (weitere Zurufe von der Mitte)

    und wobei man auch nähere Details hätte ausfindig machen können, wenn man sich nur noch die entsprechende Zeit dazu genommen hätte.
    In diesem Zusammenhang ist schon einiges hier erwähnt worden. Der Untersuchungsausschuß hätte hier nachforschen müssen erstens: Wer sind die eigentlichen Geldgeber, die da auf dem Wege über den sattsam erwähnten Herrn Heinrichsbauer oder sonstwie in Aktion traten? Er hätte ferner auch den Herrn Finanzminister entsprechend ins Gehör nehmen und ihn fragen müssen, was denn das für ein Fonds ist und welche Verbindungsmänner zu diesem Fonds dem Herrn Finanzminister bekannt sind und bekannt sein müßten; denn sonst hätte er ja nicht den Herrn Donhauser an diese Leute oder diese Leute an Herrn Donhauser weisen können. Das alles hätte aufgedeckt werden müssen. Das hat man nicht getan!
    Man hat auch noch ein weiteres nicht getan. Herr Kollege Solleder und Herr Abgeordneter Mayer, Sie entschuldigen, wenn ich da besonders auf Sie zu sprechen komme! Man hätte auch nachforschen müssen, wer denn der Herr war, der damals kurz vor der Abstimmung über die Bundeshauptstadt vom Tisch des Ministerialdirektors Blankenhorn aufstand und da draußen in dem halbdunklen Raum vor dem Restaurant an mich herantrat und mich fragte, was es koste, wenn die WAV-Fraktion — statt, wie wir es getan haben, für Frankfurt — für Bonn abstimmen würde.

    (Zuruf von der Mitte: Das wäre Ihre Aufgabe gewesen!)

    Sie wissen, was ich dem Mann geantwortet habe.
    Ich habe dem Mann gesagt, daß es ihn zwei Ohrfeigen kosten werde, wenn er nicht sofort gehe.
    — Und nun rufen Sie mir zu, es sei meine Aufgabe gewesen, diesen Mann festnehmen zu lassen.

    (Zuruf von der Mitte: Jawohl!)

    — Ja, das hat heute auch schon ,der Herr Solleder gesagt, und auch Herr Ewers hat das gesagt. Da sage ich Ihnen nur: Schön und gut, das hätte ich


    (Loritz)

    auch gemacht, wenn Sie mir vorher einen Polizisten zur Verfügung gestellt hätten, der da draußen, in diesem halbdunklen Vorraum gewesen wäre! Er war aber leider nicht da.

    (Lachen und Zurufe.)

    Es war niemand da, als dieser Mann an mich herantrat, der vom Tisch des Herrn Ministerialdirektors Blankenhorn aufstand. Ich selber kann den Mann ja nicht verhaften, denn ich bin ja kein Polizist.

    (Heiterkeit.)

    Ich werde mich hüten, so etwas zu tun, was mir der Mann dann gar noch als Freiheitsberaubung auslegen könnte;

    (erneute Heiterkeit)

    denn das wäre es, wenn ich den Mann am Kragen gepackt und zum Kadi gezogen hätte.


Rede von Dr. Hermann Ehlers
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Nicht ohne meine Genehmigung, Herr Abgeordneter!

(Heiterkeit.)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Alfred Loritz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (WAV)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (WAV)

    Ganz richtig; das hätte ich keineswegs ohne Ihre Genehmigung tun können!

    (Heiterkeit.)

    Ich danke Ihnen sehr, Herr Präsident, Sie haben mich mit diesem Satz in so außerordentlich dankenswerter Weise unterstützt!

    (Heiterkeit. — Zuruf von der Mitte: Sehr billig!)

    Ich kann in diesem Hause nichts tun, kann keinen verhaften lassen, keinem die Polizei hinschicken; selbst wenn ein Polizist dagewesen wäre, hätte ich es nicht tun können ohne die Genehmigung des Herrn Präsidenten! Der Herr Präsident war weit entfernt, drüben im andern Teil des Hauses in seinem Zimmer. Ich weiß nicht einmal, ob er in dem Moment gerade in seinen Amtsräumen war. Der Mann hat auch nicht gewartet, bis ich jemand geholt habe. Ich habe mich nämlich schon umgedreht und wollte noch ein Mitglied unserer Fraktion als Zeugen herbeiholen. Dann hat der Mann, als er die Antwort von mir erhalten hat, die Beine in die Hand genommen, wie man bei uns so schön sagt, und ist schleunigst die Treppe hinaufgegangen; und mir blieb gar nichts anderes mehr zu tun übrig.

    (Zurufe: Oh! Oh!)

    Ich habe Abgeordneten meiner Fraktion, aber auch Abgeordneten von anderen Fraktionen unmittelbar darauf Mitteilung davon gemacht.

    (Abg. Hilbert: Wem denn, Herr Loritz?)

    — Meine Damen und Herren, da können Sie den Vorsitzenden des Geschäftsordnungsausschusses fragen, dem ich kurze Zeit darauf sagte,

    (Abg. Leonhard: Da war es zu spät!)

    wie ich mich hier unter Druck gesetzt fühlte.

    (Lebhafte Zurufe von der Mitte.)


    (lebhafter ironischer Beifall und große Heiterkeit)

    der behauptet, — —

    (Zurufe des Abg. Hilbert.)

    — Sehen Sie, Ihr Beifall zeigt mir ganz klar,

    (anhaltende Zurufe — Glocke des Präsidenten)

    wie Sie argumentiert hätten, wenn ich diesen Mann, der offenbar ein enger Bekannter des Herrn Ministerialdirektors Blankenhorn, der rechten Hand des Bundeskanzlers, ist, hinsichtlich Äußerungen bezichtigt hätte, bei denen leider kein Zeuge dabei war!

    (Zurufe von der Mitte.)

    Meine Damen und Herren von den Regierungsparteien, ich habe fast den Eindruck, daß man mit selchen Argumentationen über eines hinwegzutäuschen sucht: daß eine Anzahl von Herren auf dieser rechten Seite des Hauses von seiten des „Spiegel"-Ausschusses allerhand zu befürchten hatte und daß man glaubt, daß über die Wahlgelder aus dem berühmten Industriellen-Fonds der Mantel der Nächstenliebe gebreitet werden müßte, weil sonst mancher von Ihnen vielleicht zu sehr an das Licht der Öffentlichkeit gezerrt würde! Ich habe den Eindruck, daß Sie solche Dinge benützen und Leute, von denen Sie innerlich selbst überzeugt sind, daß sie kein unrechtes Geld an den Fingern haben

    (Zurufe von der Mitte)

    und sich nicht schmieren lassen, vorzuschieben und zu beschuldigen suchen, statt daß Sie etwas ganz anderes tun, statt daß Sie nämlich mit rücksichtsloser Energie in Ihren Reihen für Sauberkeit sorgen

    (erregte Zurufe von den Regierungsparteien)

    und Leute wie Aumer, Fürstenberg usw. veranlassen würden, ihr Mandat niederzulegen!

    (Zuruf des Abg. Dr. Hasemann.)

    Sie wissen, daß die WAV-Fraktion zu diesen industriellen Kreisen — diese werden es Ihnen bestätigen, wenn Sie sie einmal fragen — keine Beziehungen hat,

    (Haha-Rufe in der Mitte)

    daß die WAV keinen Pfennig Geld von diesen bekommen hat.

    (Zuruf von der Mitte: Und wie ist es mit den schweizer Franken?)

    Dieser Industriellenfonds ist nicht für alle bürgerlichen Parteien dagewesen, wie das heute unrichtigerweise ein Redner sagte. Wir nehmen uns aus! Wir haben nichts zu tun mit korruptiven Geldern!

    (Lebhafte Zurufe von den Regierungsparteien. — Zuruf von der FDP: Vertrocknete Blumen kann man nicht begießen!)

    Wir husten auf die Gelder der Großindustrie! Oder lassen Sie es mich noch deutlicher sagen: Wir spucken auf Gelder, die dazu da sind, um Abgeordnete in irgendwelche politischen Richtungen zu treiben, die dem Interesse unserer Wähler nicht entsprechen!

    (Lebhafte Zurufe von den Regierungsparteien.)

    — Danke schön, Herr Zwischenrufer, wenn Sie mir
    bestätigen, daß wir noch Wahlschulden haben! Das
    ist sehr ehrenhaft für uns, eben weil wir nicht
    das Geld der Großindustrie haben, eben weil wir


    (Loritz)

    unsere Partei nur von unseren Mitgliedsbeiträgen und von den Zehnerln finanzieren, die in unseren Versammlungen mühselig von unseren Leuten gesammelt werden. Sonst haben wir keine Geldzuwendungen. Das wissen Sie! Und um so schlimmer ist es, wenn Sie hier bei denen, die zuhören und die die Vorfälle nicht genau kennen, so tun, als seien Leute von der WAV in diesen Skandal irgend wie verwickelt,

    (anhaltende Zurufe von den Regierungsparteien)

    als hätten Abgeordnete der WAV Geld von der Großindustrie oder von den Großindustriellen bekommen.

    (Zuruf von der Mitte: Wilhelm Schmidt!)

    — Nein, wir haben kein Geld von der Großindustrie bekommen; das gilt für mich genau so wie für den armen Abgeordneten Schmidt!

    (Erneute Zurufe von der Mitte.)

    — Ja, das ist auch einer, auf den Sie heute alles abladen möchten; aber Sie täuschen sich, Sie kommen damit nicht zum Ziel!

    (Fortgesetzte Zurufe von den Regierungsparteien.) Der Abgeordnete Schmidt — dafür kann ich mich verbürgen, denn dafür kenne ich ihn zu lange — ist persönlich genau so sauber und integer wie andere Mitglieder unserer Fraktion, und er hat ebenso niemals korruptive Gelder empfangen; das wissen Sig alle!


    (Zuruf von der Mitte: Es hat ihm niemand welche gegeben! — Zuruf von der SPD: Das steht gar nicht zur Debatte! — Weitere Zurufe.)

    Schmidt wußte nur nicht, daß es Abgeordnete gibt,

    (anhaltende Zurufe — Glocke des Präsidenten)

    die das, was er mit Augenzwinkern vorgetragen hat; für ernst genommen haben. Das wußte er nicht!

    (Zuruf von der Mitte: Unverschämtheit, daß Sie das sagen!)

    Jedenfalls, wie dem auch sei, eines steht fest: Herr Schmidt hat keinerlei korruptive Gelder bekommen!
    Und noch eines steht fest: Es ist nicht richtig, daß der Abgeordnete Schmidt den Stein ins Rollen brachte. Ich will gar nicht untersuchen, ob ès nicht sogar im Interesse des Hauses lag, daß Untersuchungen über die „Spiegel"-Affäre stattgefunden haben.

    (Anhaltende Zurufe von den Regierungsparteien.)

    Aber ich will Ihnen eines sagen: es ist gar nicht wahr, daß Schmidt die Ursache war. Das kann ich Ihnen beweisen, und zwar an Hand von Zeitungsausschnitten! Unmittelbar nach der Abstimmung in der Bundeshauptstadtfrage haben einige Zeitungen in ihren Leitartikeln und sonstigen Artikeln die Frage ventiliert, ob es denn bei dieser Abstimmung mit rechten Dingen zugegangen sein könnte.

    (Abg. Dr. Hasemann: Welche Zeitungen waren das denn?)

    — Man hat in Frankfurt darüber geschrieben,

    (Zuruf rechts: Ah!)

    und man hat andernorts darüber geschrieben.

    (Zuruf: Wo?) Ich beziehe mich auf das, was einer der Vorredner sagte, ich beziehe mich auf die Zeitung in Stuttgart, auf die „Wirtschaftszeitung", und ich beziehe mich auf all das, was von dem betreffenden Herrn Vorredner bereits gesagt wurde. Hätte er es nicht schon vorgetragen, dann hätte ich es selbst vortragen müssen. Eine ganze Reihe von Zeitungen hat, lange bevor der Herr Schmidt diesen schlechten Witz gegenüber dem Herrn Abgeordneten Eichner machte,


    (Zuruf von der Mitte: Diese Verleumdung!) bereits dem Verdacht Ausdruck gegeben, daß bei der Abstimmung etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Und was das sogenannte Ge- dächtnisprotokoll des Herrn Baumgartner betrifft, so ist das ebenfalls schon verfaßt worden, lange bevor der Abgeordnete Schmidt zu Eichner diesen Witz machte. Jedenfalls fehlt die Kausalität: Schmidt ist nicht der Mann, der den Stein ins Rollen gebracht hat, er ist nicht der Mann, der ursächlich ist für die Einsetzung des 44. Ausschusses. Vielmehr sind die Dinge lange vor ihm schon erörtert worden, in aller Öffentlichkeit, in der Presse und auch in den Reihen der Bayernpartei.


    (Zuruf: Der WAV!)

    — Nein, nicht in den Reihen der WAV; ich wußte von der ganzen Sache gar nichts, Herr Zwischenrufer, und ich habe auch niemals so etwas gesagt oder weiterverbreitet. Sie wären der erste gewesen, der mir das angehängt hätte. Das können Sie aber nicht. Sie können nur eines tun: Sie können heute den Pseudo-Kriminalisten in nachträglicher Art und Weise machen; den können Sie machen! Ich hätte bald was anderes gesagt,

    (Zuruf: Sag's doch!)

    welchen; den können Sie heute markieren und hier
    gute Ratschläge zum besten geben, was ich hätte
    tun sollen, als ich da mutterseelenallein mit diesem
    Herrn vom Tische Blankenkorns im Vorplatz stand!

    (Lachen)

    Aber das ist alles, was Sie können; sonst können Sie uns gar nichts sagen! Ich bedaure nur, daß Sie es so vorgetragen haben, daß bei den Zuhörern droben auf der Tribüne, wenigstens bei manchen, der Eindruck entstehen mußte, als stehe Herr Schmidt in irgendeinem Zusammenhang mit Leuten, die sich auf unerhörte Art und Weise Gelder zu verschaffen versucht haben.

    (Zuruf: Zu Schmidt verirrt sich keiner!)

    Darum bedaure ich es so, daß der Abgeordnete
    Schmidt hier in dem Antrag der SPD in einem
    Atemzug genannt wird mit Leuten wie Aumer usf.

    (Zuruf rechts: Wie furchtbar!)

    — Ja, es ist nicht angenehm, wenn irgendein Kollege hier in einer Schärfe angegriffen wird, die er nicht so verdient hätte. Jedenfalls hat Schmidt mit diesen Gestalten wie Aumer und Genossen nichts zu tun.

    (Zuruf: Der Vorredner hat gesagt, Dummheit muß bestraft werden!)

    — Sie, ich kann Ihnen sagen, wenn alle bestraft würden, die hier drinnen aus Dummheit etwas gesagt haben, dann müßten da drüben auf seiten der Regierungsparteien auch noch manche bestraft werden!

    (Große Heiterkeit. — Zurufe rechts.)

    Meine sehr verehrten Herren von .der sozialdemokratischen Fraktion! Der Antrag, den Sie eingereicht haben, wird von uns voll und ganz unter-


    (Loritz)

    stützt! Voll und ganz; mit einer einzigen Ausnahme: Man soll den Abgeordneten Schmidt nicht in einem Zusammenhang bringen und in einem Atemzug nennen mit Gestalten wie Aumer usw. usw.

    (Abg. Jacobi: Würden Sie denn einem gesonderten Antrag zustimmen?)

    — Jawohl, wenn Schmidt herausgelassen wird, jedenfalls wenn diese wohl schärfste Strafe, die das Parlament verhängen könnte, gegen ihn nicht verhängt wird!

    (Zurufe rechts: Ah!)

    — Sie können ruhig sein — ich will es nun ausprechen —, ich habe es ihm auch schon gesagt. Meine Herren! Es ist niemand in der Fraktion, der das billigt.

    (Zuruf rechts: Wieso „Fraktion"?)

    Aber man muß auch eines wissen: Man sollte diese Dinge hier nicht bis ins unendliche vergrößern, sondern man, sollte daran denken, daß der Fall Schmidt eine Sache am Rande ist, ein kleines Steinchen, das die Lawine nicht ins Rollen gebracht hat. Und saubere Hände hat er, das müssen Sie wohl alle zugeben!
    Meine Damen und Herren! Der Antrag der sozialdemokratischen Fraktion wird mit Ausnahme des Wortes „Schmidt" von uns vollinhaltlich unterstützt.

    (Abg. Kahn: Schmidt [Bayern]!)

    — Selbstverständlich rede ich nicht von Herrn Professor Schmid! Das weiß doch jeder der Zwischenrufer! Kommen Sie doch nicht mit solchen Zwischenrufen daher! Ein bißchen Niveau müßten Sie darin eigentlich auch noch wahren, Herr Abgeordneter Kahn! — Dieser ebengenannte Antrag wird von uns ohne weiteres unterstützt. Wir glauben, dieser Antrag stellt auch die einzige Möglichkeit dar, mit dem ganzen Problem hier zu Rande zu kommen. Wir bedauern es nur außerordentlich, daß der Ausschuß nicht noch Untersuchungen nach verschiedenen anderen Richtungen angestellt hat. Ich persönlich z. B. — lassen Sie mich darauf zurückkommen —

    (Zuruf: Von vorn anfangen!)

    bin ja kein Kriminalist, ich habe nicht die Möglichkeit, von Büro zu Büro zu gehen und mir nun alle Leute anzusehen von denen man ungefähr weiß, daß sie mit Dr. Blankenhorn bekannt oder gar befreundet sind. Hätten Sie -die Sache einem wirklichen Kriminalisten in die Hand gegeben, dann hätte ich auf Grund vorgelegter Bilder usw. wohl sicher den erkannt, der -damals da draußen an mich herangekommen ist.

    (Zuruf: Es war doch schon dunkel!)

    — Nein, so dunkel war es nicht, daß man den nicht allgemein erkennen konnte,

    (Lachen)

    wenigstens einigermaßen. Ich habe gesagt: in dem Halbdunkel draußen. Bemühen Sie sich doch nicht so, eine sehr ernste Sache derart ins Lächerliche zu ziehen! Jedenfalls, wenn heute ein Abgeordneter gesagt hat, ich hätte vor dem Ausschuß erklärt, keine weitere' Beschreibung von dem Mann geben zu können, so ist das eine Unwahrheit. Ich habe das Protokoll bei mir, und -da steht etwas ganz anderes drin! Ich habe ungefähr seine Größe beschrieben, natürlich nicht auf Zentimeter genau.

    (Lachen.)

    Das habe ich gesagt, und das steht drin. Was anderes kann ich natürlich nicht angeben, welche
    Krawatte er gerade getragen hat usw.; so genau habe ich darauf nicht hingesehen. Aber wenn man mir nur die Bilder vorgelegt hätte — vielleicht kommt das noch, wenn sich der Staatsanwalt mit den ganzen Dingen befaßt —, dann hätte ich den Mann wohl mit Sicherheit oder mit großer Wahrscheinlichkeit wiedererkennen müssen. Denn ich habe in meiner Aussage ausdrücklich gesagt, daß dies nicht das erste Mal war, daß ich diesen Mann in Gegenwart von Dr. Blankenhorn gesehen habe, sondern ich habe gesagt, ich hätte ihn schon ein paar Mal da im Hause gesehen im Zusammenhang mit Blankenhorn. D a hätten Sie einhaken müssen, bei diesem Gesichtspunkt! Das ist aber merkwürdigerweise nicht geschehen; so merkwürdigerweise, wie nicht nachgefragt wurde, woher die Fonds sind, an -die der Herr Bundesminister Schäffer den Herrn Donhauser usw. gewiesen hat!

    (Zuruf: Von dem großen Unbekannten!) Unter „großen Unbekannten" versteht man etwas ganz anderes! Sie sind ja kein Jurist, Herr Zwischenrufer, der Sie gerade diesen Zwischenruf machen! Unter „großen Unbekannten" versteht man -das, daß ein Angeklagter, der etwas gestohlen hat, oder der ein Hehler ist, sich darauf beruft, daß ihm das jemand gegeben hat, dessen Namen er aber nicht nennen kann. Ich bin kein Angeklagter, sondern aus Ihren Reihen sind einige Herren angeklagt!


    (Anhaltende Unruhe. — Glocke des Präsidenten.)