Rede von
Dr.
Wilhelm
Niklas
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Margarineverbrauch spielt in der Deckung des Fettbedarfs eine immer größere Rolle. Das trifft bei allen Nationen zu. Es ist nicht uninteressant, daß sogar in den USA in der letzten Zeit eine ganz bedeutende Steigerung des Konsums von Margarine eingetreten ist.
Meine Damen und Herren, der Bedarf der deutschen Bevölkerung an Speisefetten beträgt jährlich zirka 800 000 bis 900 000 t. Davon werden 400 000 t durch Margarine, 270 000 t durch Butter, je 60 000 t durch Speiseöle und Plattenfette und 30 000 t durch Schlachtfette gedeckt. Es ist nun bei der Margarine charakteristisch, daß wir hier wie nicht leicht auf einem andern Gebiet von der Auslandszufuhr ab- hängig sind. Die Rohstoffe, die wir für die Herstellung der Margarine benötigen, stammen zu 90 % aus dem Ausland. Wir hatten in der Nachkriegszeit eine gewisse Deckungsmöglichkeit aus dem Inland durch die Subventionierung des Rapsanbaus. Nach Wegfall dieser Subventionierung ist aber der deutsche Rapsanbau von 1949 auf 1950 von 130 000 t auf 80 000 t zurückgegangen, und es ist nicht anzunehmen, daß der deutsche Ölfruchtanbau sich wiederum erhöht.
Wie ist es nun mit der Beschaffungsmöglichkeit für diese Rohstoffe auf dem Weltmarkt? Sie wissen, meine Damen und Herren, daß in den letzten Jahrzehnten die Sojabohne eigentlich die ausschlaggebende Rolle spielte, seitdem die Mandschurei sich dieser Monokultur zuwandte. Seit Ausbruch des japanisch-chinesischen Krieges, also seit 1936, fällt die Mandschurei immer mehr und mehr aus. Süd-und Nordamerika haben das erkannt und haben ihre Anbaufläche an Ölfrüchten in entsprechendem Maße ausgedehnt. Nun ist aber folgendes eingetreten. Infolge der Steigerung des Lebensstandards sowohl in Süd- als auch in Nordamerika ist diese erhöhte Produktion an Ölfrüchten nicht für den Weltmarkt zur Verfügung gestanden. Der Fettigkeitsverbrauch ist immer ein Barometer für den Wohlstand eines Volkes. So ist der Mehrertrag des Anbaus in Nord- und Südamerika restlos durch den steigenden Verbrauch aufgezehrt worden, so daß es auch schon vor Korea nicht ganz leicht war, den Bedarf an Ölsaaten auf dem Weltmarkt zu decken. Nach Korea haben die Fettigkeiten am raschesten mit Preissteigerung reagiert. Fünf Tage nach Korea hatten wir vielleicht zwei bis drei Grad Preissteigerung im Durchschnitt, während Olivenöl damals bereits über 12 % über den Vor-KoreaPreisen lag. Und nun kam die große Preiswelle vom Juli bis zum Oktober des vergangenen Jahres, die die Preise für die gesamten Fettstoffe auf dem Weltmarkt um 40 % hinauftrieb. Dann kam es zu einem Stillstand. Seit Beginn dieses Kalenderjahres ist auf dem Weltmarkt bei Fettigkeiten aller Art eine neue Preiswelle von 30 % gekommen, so daß wir heute sagen können, daß die Rohstoffpreise für die Margarineerzeugung im Schnitt um rund 70 % über den Preisen vor Korea liegen.
Selbstverständlich hat die Bundesregierung dieser Entwicklung die größte Aufmerksamkeit zugewandt, weil die Versorgung mit Fettigkeiten gerade von der Margarine her doch eine ganz wesentliche Rolle spielt. Was haben wir getan? Es war uns möglich gewesen, vor Korea eine Bundesreserve an Fettrohstoffen im Ausmaße von 40 000 t anzulegen. Sie bestand insbesondere aus wertvollen Olen, vor allem aus Soja. Die deutsche Margarineindustrie ist durch die auftretenden Schwierigkeiten auf dem Weltmarkt bald in sogenannte kompositorische Schwierigkeiten geraten, weil ja für die Herstellung der Margarine immer das Vorhandensein mehrerer Rohstoffe nötig ist. Wir haben nun von der Bundesregierung aus für die Weiterführung der Margarinefabrikation im Laufe der Monate 36 000 t Fettrohstoffe, insbesondere wertvolles Sojaöl, zur Verfügung gestellt. Dadurch ist es möglich geworden, die Höchstpreise für Margarine im Ausmaße von 2,44 DM je Kilo einzuhalten. Gleichzeitig hatte sich die Margarineindustrie verpflichtet, 30 % ihrer Erzeugung in sogenannter Tafelmargarine mit einem Kleinabgabepreis von 2,10 DM zur Verfügung zu stellen. Durch diese Maßnahme ist es möglich gewesen, den Bedarf an Margarine restlos zu decken, wiewohl in den letzten Monaten eine weitere Steigerung der Nachfrage eingetreten ist.
Da die Bundesreserve erschöpft ist, konnte diese warenmäßige Subvention der Margarine mit dem Ziele der Erhaltung des vorherigen Preises nicht mehr weiter durchgeführt werden. Die Bundesregierung hat sich daher entschlossen, für die Zeit vom 1. Februar bis zum 24. Februar eine Subventionierung der Margarine in der Weise vorzunehmen, daß die 83 im Bundesgebiet vorhandenen Margarinefabriken je Kilogramm buchmäßig ausgewiesener Ausgabe von Margarine im Durchschnitt eine Subvention von 40 Pfennigen bekommen, die bei den geringeren Qualitäten höher, bei den besseren Qualitäten niedriger ist. Die Subventionierung der Margarine in dem eben genannten Zeitraum vom 1. bis zum 24. Februar erfordert einen Aufwand von rund 15 Millionen DM. Das Bundeskabinett wird sich in seiner morgigen Sitzung über die Maßnahmen unterhalten müssen, die nach diesem Zeitpunkt zu treffen sind.