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    Deutscher Bundestag, — 119. Sitzung. norm, Mittwoch, den 21. Februar 1951 4537 119. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 21. Februar 1951. Geschäftliche Mitteilungen 4538D Nachruf des Präsidenten auf den verstorbenen Ersten Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Dr. Hans Böckler 4539A Nachruf des Präsidenten auf den verstorbenen Abg. Rüdiger 4539B Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für das Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (7. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Ermittlungen über noch nicht heimgekehrte deutsche Kriegsgefangene (Nrn. 1823, 1931 der Drucksachen) in Verbindung mit der Ersten, zweiten und dritten Beratung des von den Abg. Dr. Gerstenmaier, Wehner, Dr. Pfleiderer, Dr. von Merkatz u. Gen. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sammlung von Nachrichten über Kriegsgefangene, festgehaltene oder verschleppte Zivilpersonen und Vermißte (Nr. 1932 der Drucksachen) 4539B Dr. Gerstenmaier (CDU): als Berichterstatter 4539C als Abgeordneter . . . . 4548D, 4549C Dr. Lukaschek, Bundesminister für Vertriebene 4540D, 4545C Wehner (SPD) 4542B, 4546C Müller (Frankfurt) (KPD) 4543D Höfler (CDU) 4544D Frau Arnold (Z) 4545D Dr. Mende (FDP) 4546B von Thadden (DRP) 4547A Renner (KPD) 4547B Wartner (BP) 4548C Dr. von Merkatz (DP) 4548D Abstimmungen 4548B, D Beratung der Interpellation der Fraktion der SPD betr. Europa-Paß und Sichtvermerkzwang (Nr. 1837 der Drucksachen) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Abg. Strauß, Kemmer u. Gen. betr. Aufhebung des Visumzwanges für Jugendliche und Schaffung eines Europa-Passes (Nr. 1839 der Drucksachen) sowie mit der Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Europa-Paß und Sichtvermerkzwang (Nr. 1962 der Drucksachen) . . . 4550B Dr. Mommer (SPD), Interpellant und Antragsteller 4550C Strauß (CSU), Antragsteller . . . 4551C Ritter von Lex, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern . 4552A Beschlußfassung 4553A Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Verlängerung der Geltungsdauer des Güterfernverkehrs-Änderungsgesetzes (Nr. 1890 der Drucksachen) 4553A Schulze-Pellengahr (CDU) (zur Geschäftsordnung) 4553B Beschlußfassung 4553C Zweite Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1950 (Nr. 1500 der Drucksachen); Mündliche Berichte des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) 4553C Einzelplan I — Haushalt des Bundespräsidenten und des Bundespräsidialamts (Nr. 1901 der Drucksachen) 4553D Bausch (CDU), Berichterstatter 4553D, 4554D Renner (KPD) 4554C, 4555A Abstimmung vertagt 4553D Einzelplan II — Haushalt des Deutschen Bundestags (Nr. 1902 der Drucksachen) 4555B Bahlburg (DP), Berichterstatter . 4555C Ritzel (SPD) 4556B Renner (KPD) 4559A, 4563B Bausch (CDU) 4559D Dr. Ehlers (CDU) 4560B Dr. Mommer (SPD) 4560C Dr. Oellers (FDP) 4561D Brese (CDU) 4562D Dr. Nowack (Rheinland-Pfalz) (FDP) 4564C Dr. Reismann (Z) 4565A Matthes (DP) 4565D von Thadden (DRP) 4566C Abstimmung vertagt 4553D, 4566D Einzelplan III — Haushalt des Deutschen Bundesrats (Nr. 1903 der Drucksachen) . 4566D Bausch (CDU), Berichterstatter . . 4566D Abstimmung vertagt 4567C Fortsetzung der zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die vermögensrechtlichen Verhältnisse der Bundeswasserstraßen (Nrn. 801, 1518 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (11. Ausschuß) (Nr. 1895 der Drucksachen) 4567C Beratung vertagt 4567C Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Rechtswirkungen des Ausspruchs einer nachträglichen Eheschließung (Nr. 1625 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (23. Ausschuß) (Nr. 1899 der Drucksachen) 4567D Dr. Wahl (CDU), Berichterstatter . 4567D Beschlußfassung 4568D Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (23. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion des Zentrums betr. Überprüfung des § 404 der Reichsabgabenordnung (Nrn. 1572, 1897 der Drucksachen) 4568D Majonica (CDU), Berichterstatter . 4568D Beschlußfassung 4569B Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (23. Ausschuß) über den Antrag der Abg. Strauß, Dr. Jaeger u. Gen. betr. Entschädigung der durch Angehörige der Besatzungsmächte durch Körperverletzung mit und ohne Todesfolge geschädigten Personen (Nrn. 1119, 1898 der Drucksachen) 4569B Wackerzapp (CDU), Berichterstatter 4569B Hartmann, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen . . . . 4570B Strauß (CSU) 4570D Frau Nadig (SPD) 4571A Renner (KPD) 4571C Beschlußfassung 4571D Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für das Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (7. Ausschuß) über den Antrag der Abg. von Thadden u. Gen. betr. Vorlage eines Gesetzentwurfs über den Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit beim Dienst in einer Fremdenlegion (Nr. 879, 1884 der Drucksachen) 4572B Dr. Pfleiderer (FDP), Berichterstatter - 4572B von Thadden (DRP) 4572D Dr. Reismann (Z) 4573C Dr. Richter (Niedersachsen) (SRP) . 4574A Dr. Fink (BP) 4574B'. Fisch (KPD) 4574D Beschlußfassung 4575C' Antrag der Fraktion der SPD betr. Fahrpreisermäßigung zum Besuch von Kriegsgräbern (Nr. 1941 der Drucksachen) . . 4575C Antrag zurückgezogen 4575C Beratung des Antrags der Fraktion der KPD betr. Margarinepreis (Nr. 1888 der Drucksachen) 4575C Beratung vertagt 4575D Beratung des Antrags der Fraktion der DP betr. Fahrpreisermäßigung für Frei- willige des Internationalen Zivildienstes (Nr. 1891 der Drucksachen) 4575D Ausschußüberweisung 4575D Beratung der Übersicht Nr. 19 über Anträge von Ausschüssen des Deutschen Bundestages über Petitionen (Umdruck Nr. 74) 4575D Beschlußfassung 4575D1 Nächste Sitzung 4575D Die Sitzung wird um 17 Uhr 32 durch der Präsidenten Dr. Ehlers eröffnet.
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    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Antrag der Sozialdemokratischen Partei wird von mir begrüßt, weil er die Möglichkeit gibt, über den augenblicklichen Stand der Arbeiten über das Ausmaß der Zurückhaltung der Kriegsgefangenen, Zivilverschleppten und vermißten Wehrmachtsangehörigen einen Überblick zu geben.
    Am Beginn dieser Arbeit stand die staatliche Registrierung der Kriegsgefangenen und Vermißten im März 1950. In den Jahren vor dem Bestehen der Bundesregierung hatten die Verbände der freien Wohlfahrtspflege und andere Organisationen bereits ein erhebliches Material über die Kriegsge-


    (Bundesminister Dr. Lukaschek)

    fangenschaft in den einzelnen Gewahrsamsstaaten zusammengetragen. Ferner hatte das Deutsche Friedensbüro im Auftrage des Länderrats des amerikanischen Besatzungsgebietes wertvollste Vorarbeit geleistet. Den beteiligten Organisationen gebührt besonderer Dank für diese eingehenden und wertvollen Arbeiten.
    Es gilt nun, die Ergebnisse der staatlichen Registrierung vom März 1950 mit den bereits von anderer Seite geleisteten Arbeiten in Zusammenhang zu bringen, um ein möglichst vollständiges Gesamtbild über das Ausmaß der Zurückhaltung der Kriegsgefangenen, Zivilinternierten und Vermißten des letzten Krieges zu erhalten. Unter der Federführung des Bundesministers für Vertriebene wurden diese Arbeiten nach dem Abschluß der Registrierung alsbald in Angriff genommen. Sie waren zunächst für die allgemeine Dokumentation des Schicksals der Kriegsgefangenen und Vermißten gedacht. Sie mußten jedoch unter besonderen Gesichtspunkten weitergeführt werden, als die Regierungen der Vereinigten Staaten, Großbritanniens und Australiens beantragten, die Frage der Kriegsgefangenen auf die Tagesordnung der Vollversammlung der Vereinten Nationen zu setzen. Tatsächlich hat dann auch die Vollversammlung der UN am 14. Dezember 1950 Maßnahmen für die friedliche Lösung des Kriegsgefangenenproblems beschlossen. Alle Regierungen, unter deren Kontrolle sich noch zurückgehaltene Kriegsgefangene befinden, haben diese namentlich bis zum 30. April 1951 dem Generalsekretär der UN mitzuteilen. Ferner sind mitzuteilen die Namen der unter der Kontrolle der Regierungen verstorbenen Kriegsgefangenen. Alle Gewahrsamsländer sind also aufgefordert, Rechenschaft über das Problem der Kriegsgefangenen abzulegen.
    Ich darf bei dieser Gelegenheit nicht versäumen, den Regierungen der USA, Großbritanniens und Australiens den herzlichsten Dank für ihre umfassenden Bemühungen um die Klärung des furchtbaren Schicksals der deutschen Kriegsgefangenen und dabei zugleich die Hoffnung auszusprechen, daß der
    beschrittene Weg erfolgreich enden möge.
    Die Arbeiten wurden nunmehr darauf ausgerichtet, für die Verhandlungen vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen die notwendigen Unterlagen bereitzustellen und darüber hinaus für die zu erwartende Untersuchungskommission der Vereinten Nationen beweiskräftiges Material bis zum 30. April dieses Jahres zu schaffen, das über das Ausmaß der Zurückhaltung der Kriegsgefangenen und die Zahl der vermißten Wehrmachtangehörigen Aufschluß gibt. Es war von Anfang an klar, daß das Ergebnis aller Bemühungen nicht vollkommen befriedigend sein kann, weil in der sowjetischen Besatzungszone keine Nachforschungsmöglichkeiten bestanden und eine ähnliche Arbeit dort nicht durchgeführt wird. Daher wird ein Teil der Kriegsgefangenen und Vermißten, die in der sowjetischen Besatzungszone beheimatet sind, trotz aller Bemühungen nicht erfaßt werden können. In dem besonderen Arbeitsprogramm der beteiligten Ressorts der Bundesregierung und der Verbände der freien Wohlfahrtspflege, die auf dem Gebiete des Suchdienstes und der Kriegsgefangenenbetreuung tätig sind, wurde die Durchführung der Arbeiten technisch und zeitlich festgelegt. Über den derzeitigen Stand der Arbeiten ist den Mitgliedern des Ausschusses für das Besatzungsstatut und für auswärtige Angelegenheiten ein detaillierter Bericht zugeleitet worden. Ich kann mich daher hier auf kurze Ausführungen beschränken.
    Erstens. Die Namen derjenigen Kriegsgefangenen, die selbst aus der Kriegsgefangenschaft Nachricht gegeben haben oder über die ein Dritter bekundet hat, daß er sie lebend in Kriegsgefangenschaft gesehen hat, oder über die auf irgendeine andere Weise eine zuverlässige Nachricht vorliegt, daß sie sich noch lebend in Kriegsgefangenschaft befinden, sind in einer Kartei zusammengefaßt worden. Diese Kartei erstreckt sich auf die Kriegsgefangenen aller Gewahrsamsstaaten. Die Kartei ist noch nicht vollendet, da noch Unterlagen bearbeitet werden müssen, die erst vor kurzem zur Verfügung gestellt werden konnten. Über diejenigen Kriegsgefangenen, von denen bekannt ist, daß sie zu einer Strafe verurteilt worden sind, ist eine besondere Kartei im Entstehen begriffen, die sich auf die über diese Kriegsgefangenen vorhandenen Akten und Berichte gründet. Die Kriegsgefangenenkartei ist nach Gewahrsamsbereichen geordnet und wird durch Hollerith-Maschinen verarbeitet. Hierdurch wird erreicht, daß in kürzester Frist Listen über diesen Personenkreis erstellt werden, die sich auf beweiskräftige Unterlagen stützen. HeimkehrerDoppelmeldungen und inzwischen bekanntgewordene Sterbefälle sind selbstverständlich aus der Kartei ausgeschieden.
    Zweitens. Die in dem Bericht des Ausschusses für das Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten unter Punkt 2 Buchstaben c und d genannten festgehaltenen und verurteilten Zivilpersonen sowie verschleppten Zivilpersonen sind bisher gemeinsam behandelt worden. Das Ausmaß der Verschleppung von Zivilpersonen aus den von sowjetischen Truppen besetzten Gebieten ist zur Zeit noch nicht in vollem Umfange bekannt. Es wird durch Befragung der aus diesen Gebieten ausgesiedelten Deutschen und der inzwischen zurückgekehrten verschleppten Zivilpersonen festzustellen sein, ob über das Ausmaß der Verschleppung ein vollständiges Bild zu gewinnen ist. Die Arbeiten auf diesem Gebiete sind im Gange; sie sind noch nicht so weit fortgeschritten wie die Arbeiten auf dem Gebiete der Kriegsgefangenen, weil sie erst später in Angriff genommen werden konnten. Es war ursprünglich nicht vorauszusehen, daß auch dieser Personenkreis in den Bereich der Verhandlungen der Vereinten Nationen aufgenommen werden würde. Neben den Feststellungen darüber, welche Zivilpersonen verschleppt worden sind, sind Unterlagen darüber zu beschaffen, welche Zivilpersonen heute noch nachweisbar außerhalb der vier Besatzungszonen in Internierungslagern, Arbeitslagern und Gefängnissen festgehalten werden. Bei dieser Gelegenheit ist zugleich die Feststellung darüber zu treffen, ob die Festhaltung auf Grund eines Gerichtsurteils erfolgt ist oder nicht. Dies gilt insbesondere für Polen und die Tschechoslowakei. Darüber darf jedoch nicht vergessen werden, daß auch in Ungarn, Rumänien und Jugoslawien Deutsche in Zwangsarbeit oder auf Grund von Urteilen in Gewahrsam gehalten werden, die früher in diesen Gebieten ansässig gewesen sind. Es wird mit allen Mitteln versucht werden, in kürzester Zeit über die Zahl und die Lager der betroffenen Personengruppen eine Übersicht zu erhalten und eine Aufstellung der Namen zu machen, die unter diesen Personenkreis fallen. Zu diesem Zwecke muß das zur Zeit an etwa 17 verschiedenen Stellen angefallene Material zusammengeführt und ausgewertet werden. Die Vorbereitungen für diese Arbeiten können jetzt als abgeschlossen gelten.
    Drittens. Die Namen der vermißten Wehrmachtangehörigen sind durch die staatliche Registrierung


    (Bundesminister Dr. Lukaschek)

    im März 1950 bekanntgeworden. Sie sind in einer Kartei zusammengefaßt, die noch aus anderen Unterlagen ergänzt und bereinigt wird. Aus dieser Kartei sind Listen der früheren Wehrmachteinheiten erstellt, die den Heimkehrern der betreffenden Einheiten vorgelegt werden, um Aufklärung über das Schicksal eines Teils der Vermißten zu erhalten. Insgesamt wurden 90 000 verschiedene Listen gefertigt, die bereits zum größten Teil über die Landesnachforschungsdienste an die Heimkehrer herangebracht worden sind.
    Viertens. Die Kartei der vermißten Zivilpersonen, die ebenfalls durch die Registrierung im März 1950 entstanden ist, wird zur Zeit durch die Organe des Suchdienstes geprüft und bereinigt, weil der Suchdienst für einen Teil dieser Personen bereits Unterlagen über ihren Verbleib besitzt. Diese Frage steht in Zusammenhang mit der Frage der verschleppten Zivilpersonen und kann daher auch nur in Zusammenhang damit weiterbearbeitet werden.
    Zur Ergänzung der bereits dargelegten Arbeiten sind Übersichten über die Lager, Gefängnisse und Strafgebiete erstellt worden, in denen sich Kriegsgefangene und Zivilisten nach . den letzten Nachrichten befinden. Eine Übersicht über derartige Lager ist den Mitgliedern des Auswärtigen Ausschusses zugeleitet worden.
    Ich kann erklären, daß auf dem Gebiete der Kriegsgefangenen und Wehrmachtvermißten die Unterlagen bis zum 30. April 1951 in beweiskräftiger Form zur Verfügung stehen werden. Auf dem Gebiete der festgehaltenen und verurteilten Zivilpersonen sowie der verschleppten und vermißten Zivilpersonen wird es möglich sein, bis zu diesem Termin ein umfangreiches Material vorzulegen. Es bedarf jedoch noch weiterer, intensiver Arbeit, um ein einigermaßen vollständiges Bild über diese Personengruppen zu gewinnen. Für den völligen Abschluß dieser Arbeiten kann heute ein Termin aber noch nicht genannt werden.
    Die für die Gesamtheit der Arbeiten notwendigen Geldmittel werden von der Bundesregierung zur Verfügung gestellt. Die Arbeiten werden in ständiger engster Verbindung mit den auf diesem Gebiete tätigen Organisationen durchgeführt, weil nur durch eine völlige Koordinierung der Arbeiten befriedigende Ergebnisse erzielt werden können.
    Die Bundesregierung begrüßt auch den Initiativ-antrag. Er gibt uns die Möglichkeit, nunmehr die Nachrichten unter Umständen unter gesetzlicher Aufforderung heranzubringen. Nun hat der Herr Bundesminister der Justiz zu dem Gesetz einige kleine Änderungen der Fassung vorgeschlagen. Ich bitte daher, den Initiativantrag zum Gesetz noch einmal dem Rechtsausschuß vorzulegen. Dieses Gesetz ist nicht derart eilig, daß die Überweisung an den Ausschuß nicht erfolgen könnte.


Rede von Dr. Hermann Ehlers
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Wehner.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Herbert Wehner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Antrag des Ausschusses für das Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten folgt in wesentlichen Punkten dem von meiner Fraktion gestellten Antrag. Ich kann mich deshalb auf einige Bemerkungen beschränken. Als wir unseren Antrag stellten, waren wir uns wohl der Tatsache bewußt, daß von den Ministerien und Behörden, die mit Kriegsgefangenenangelegenheiten befaßt sind, sowie von zahlreichen freien Verbänden eine Menge oft sehr mühseliger Arbeit geleistet worden ist und geleistet wird. Wir waren uns aber auch der Tatsache bewußt, daß selbst die Summe dieser Arbeiten noch nicht ausreichen würde, um die Aufgabe zu lösen, die uns mit der Entschließung der Vollversammlung der Vereinten Nationen gestellt worden ist. Es ist eine Aufgabe, die uns Möglichkeiten gibt und mit der eine Reihe sehr ernster Pflichten verbunden ist. Hier wurde schon auf die Resolution der UNO hingewiesen. Ich möchte auf den Punkt 4 der Resolution hinweisen, in dem sich gerade für die deutsche Seite eine wesentliche Möglichkeit verbirgt. In diesem Punkt 4 werden alle Regierungen dringend ersucht, besonders auf der Grundlage der zu liefernden Unterlagen die größtmöglichen Anstrengungen zu vollbringen, um Kriegsgefangene ausfindig zu machen, deren Abwesenheit gemeldet worden ist und die sich auf ihren Gebieten befinden könnten.
    Ich muß es mir versagen, ausführlicher darauf einzugehen, welche Möglichkeiten sich aus diesem Punkt 4 für uns ergeben. Aber ich darf wohl voraussetzen, daß Sie mit mir einverstanden sind, wenn ich sage: Daraus ergibt sich für uns die Notwendigkeit, eine Dokumentation, die so umfangreich wie möglich sein muß, mit Namen und Sachangaben über Kriegsgefangene vorzulegen, über deren Verbleib wir wissen, die aber noch nicht zurückgekehrt sind, sowie über Kriegsgefangene und Vermißte, über deren Verbleib wir nichts wissen, von denen wir aber irgendwann irgendwelche Lebenszeichen erhalten haben. Das bedeutet aber, daß wir nach Möglichkeit bis zu der am 30. April ablaufenden Frist eine nach Ländern gegliederte Übersicht über diese vier Kategorien, die in dem Antrag des Ausschusses für das Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten aufgeführt worden sind, liefern müssen.
    Die Schwierigkeiten, die sich der Zusammenstellung einer solchen Übersicht entgegenstellen, sind graß. Ich will nur am Rande erwähnen, daß wir durch die Begleiterscheinungen des totalen Krieges über viele Unterlagen, die man in anderen Ländern unter normalen Umständen leichter hat, nicht mehr verfügen. Wir sind in dieser Beziehung sogar schlechter gestellt als z. B. Japan, das, wie wir uns bei der Tagung der Vollversammlung der Vereinten Nationen überzeugen konnten, auf Grund der anderen Stellung, die dieses Land seit Beendigung der Feindseligkeiten eingenommen hat, viel übersichtlichere 'Unterlagen besitzt. Wir müssen vor allen Dingen auch damit rechnen, daß Kriegsgefangene in der Zeit seit dem Kriege die Gewahrsamsländer gewechselt haben und daß das betreffende Gewahrsamsland bisher noch keine Auskunft darüber gibt, wem es die Kriegsgefangenen überstellt hat. Es gibt also eine Reihe von Problemen zusätzlicher Art.
    Bei dieser Gelegenheit möchte ich darauf hinweisen, daß es ein Verdienst wäre, wenn z. B. die britische und die amerikanische Regierung uns, den deutschen Stellen, endlich die Übersicht über diejenigen geben würden, die nach Beendigung der Feindseligkeiten anderen Gewahrsamsländern übergeben worden sind oder die unmittelbar bei Beendigung der Feindseligkeiten, nachdem sie sich ergeben hatten, an andere überstellt wurden.
    Ferner müssen wir mit der Schwierigkeit rechnen, die sich daraus ergibt, daß Kriegsgefangene inzwischen ihren Status geändert haben. Für uns sind sie nach wie vor Kriegsgefangene, aber für die Gewahrsamsländer sind sie es nicht mehr. Durch diesen Schleier, durch dieses Dunkel müssen wir


    (Wehner)

    hindurchzudringen versuchen. Sie sind Kriegsgefangene gewesen, sind aber inzwischen zum Teil „freie Zivilarbeiter" geworden, zum Teil sind sie Strafgefangene. Es gibt auch Kriegsgefangene, die in irgendwelche Legionen oder andere Verbände übergeführt worden sind. Es ist daher notwendig, das Punkt für Punkt und, soweit wir können, Person für Person zu untersuchen. Die Möglichkeit dazu haben wir durch die Resolution der UNO. Aber damit haben wir auch die schwere Pflicht, in dieser sehr kurzen Zeit zusammenzutragen und aufzurechnen, was aufgerechnet werden kann, weil die Gefangenen und Verschleppten selbst wie auch ihre Angehörigen einen Anspruch darauf haben, daß keiner ausgelassen oder vergessen wird. Die Zahl derer, die von uns aus nicht zu ermitteln sind, wird sowieso groß genug sein. Aber wir müssen alles tun, damit das, was wir ermitteln können, auch wirklich bis zum letzten ermittelt wird.
    Wir haben nun in unserem Antrag den Vorschlag gemacht, die Regierung möge dazu einen Arbeitsstab bilden; ein etwas ungewöhnlicher Begriff für die Apparatur der Regierung. Damit meinten wir, es sollten außergewöhnliche Maßnahmen ergriffen werden, um die außergewöhnlichen Möglichkeiten, die sich in dieser Frist für uns ergeben, auch wirklich zu nutzen, denn nur mit außergewöhnlichen Anstrengungen werden wir dieser Aufgabe gerecht werden. Wir glaubten auch — und das war ein wesentlicher Grund für unseren Antrag, den ich deshalb hier auch noch einmal anführen möchte —, es sei notwendig, durch entsprechende Maßnahmen der Regierung alle, die etwas tun können, zur Mitarbeit aufzurufen, damit keine Zeit verloren geht, zu einer gemeinsamen Anstrengung gerade jetzt in dieser Zeit. Wir waren uns wohl der Unsumme von Arbeit bewußt, die die einzelnen Stellen bisher geleistet haben. Aber, meine Damen und Herren, das genügt nicht, selbst wenn wir diese Arbeit jetzt in etwas beschleunigtem Tempo weiterführen, um das zu tun, was noch zu tun bleibt.
    Aber es sollte in dieser Zeit auch Klarheit über die finanziellen Folgerungen geschaffen werden, die zu ziehen notwendig sind. Es sollten nicht durch die verschiedenen Zuständigkeitsbereiche derjenigen Ministerien, die sich mit diesen Fragen beschäftigen — es ist ja eine ganze Reihe von Ministerien, die mit Kriegsgefangenenfragen befaßt sind; uns wäre es lieber, es wäre nur eines, aber es sind nun eben mehrere, und daran kann und soll zur Zeit auch nichts geändert werden —, Versäumnisse möglich werden, die etwa daraus herrühren, daß man sagt, nicht diese, sondern die andere Stelle sei dafür zuständig oder für Berlin sei keines der Ministerien, weder das Innenministerium noch das Vertriebenenministerium zuständig. Dort fällt Material an, das nur mangelhaft oder gar nicht bearbeitet werden kann. All das bedauern wir. Wir wollten durch unseren Antrag erreichen, daß eine Atmosphäre geschaffen wird, in welcher diese Instanzenschwierigkeiten in wirklicher Gemeinsamkeit und gegenseitiger Unterstützung überwunden werden können. Wir hätten es dankbar begrüßt, wenn uns die Regierung dafür z. B. eine Persönlichkeit benannt und gesagt hätte, für diese Arbeit und für diese Zeit sei diese Persönlichkeit verantwortlich. Nun, es ist ein anderer Weg gewählt worden. Wir haben gegen diesen Weg nichts einzuwenden. Es ist eine Stelle zur Koordinierung aller Anstrengungen geschaffen worden. Wir wünschen nur, daß der Sinn dieses unseres Antrages, erhöhte Anstrengungen zu machen, damit kein Land ausgelassen wird und damit eine wirklich objektive und gründliche Übersicht geschaffen wird, auch während dieser Arbeit lebendig bleibt.
    Es gibt einen Punkt in unserem Antrag, der allerdings hier nicht weiter berücksichtigt worden ist, von dem wir aber hoffen, daß er dazu gehört: das ist die Information der Öffentlichkeit durch eine Stelle, die dieser Zentrale zugehört und die die Öffentlichkeit mit sachkundigem Material über das, was wirklich ist, auf dem laufenden hält. Wir wollen es vor allen Dingen der Öffentlichkeit in Deutschland und auch der internationalen Öffentlichkeit ersparen, mit widersprechenden Zahlen versorgt zu werden.
    Besondere Sorgfalt und besondere Anstrengungen erfordert das Material über die verschleppten Zivilpersonen. Wir sollten das auch unter dem Gesichtspunkt mit besonderer Aufmerksamkeit betreiben, daß wir zwar jetzt bei dieser Aktion der Vereinten Nationen die verschleppten Zivilpersonen sozusagen nur am Rande mit hineinnehmen. Aber vielleicht schaffen wir, wenn wir genügend Unterlagen für die Kommission bieten können, die Möglichkeit, daß in absehbarer Zeit das Problem der verschleppten Zivilpersonen — darunter sind auch sehr viele Frauen — einmal ganz besonders angegriffen und an und für sich einer Lösung entgegengeführt wird. Das wäre eine Aufgabe, die, wenn sie jetzt begonnen werden könnte, nützlich wäre und die Voraussetzungen für den nächsten Schritt schaffen könnte.
    Das war, meine Damen und Herren, der Sinn unseres Antrages und unseres Vorschlages. Ich sage noch einmal: in wesentlichen Punkten ist der Antrag des Ausschusses für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten dem gefolgt. Wir wollten an dieser Stelle und bei dieser Gelegenheit nur noch einmal zum Ausdruck bringen, daß es uns darauf ankommt, daß jeder in diesem Hause und daß auch die ganze Öffentlichkeit und alle beteiligten Stellen begreifen, daß es sich diesmal um eine außergewöhnliche Anstrengung handelt und daß wir uns dessen bewußt sein sollten.

    (Beifall bei der SPD.)