Rede von
Walter
Brookmann
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In der Begründung der Interpellation Dr. Edert und Genossen, die Herr Dr. Edert hier selbst vorgetragen hat, ist keines der schweren Probleme, die das Land Schleswig-Holstein betreffen, offen geblieben, so daß es sich an sich erübrigt, das Wort zu nehmen.
Jedoch die Ausführungen, die der Herr Abgeordnete Clausen gemacht hat, veranlassen mich, noch einiges zu sagen. Sie dürfen unter gar keinen Umständen unwidersprochen bleiben. Der Abgeordnete Clausen hat versucht, die Hergabe der 20 Millionen Dänische Kronen seitens des dänischen Staates als eine Bagatelle hinzustellen, und glaubte, Herrn Dr. Edert zurechtweisen zu müssen, indem er sagte, daß von einer Kulturoffensive überhaupt keine Rede sein könne. Meine Damen und Herren! Eine Vergleichszahl! In sogenannten normalen Zeiten, in Zeiten der Weimarer Republik, hat der damalige deutsche Staat für die deutsche Minderheit in Nordschleswig einen Betrag von 400 000 Mark für kulturelle Zwecke, für den Bau von Schulen usw., zur Verfügung gestellt. Für eine — ich spreche immer nur von der echten dänischen Minderheit, damit ich nicht mißverstanden werde — kleine Minderheit, die dänische Minderheit, im jetzigen südschleswigschen Landesteil werden 20 Millionen Dänische Kronen fast ausschließlich für den Bau dänischer Schulen zur Verfügung gestellt, obwohl dänische Schulen oder Schulraum genügend vorhanden ist. In der Stadt Flensburg z. B. ist genügend Schulraum vorhanden. Dort kann die dänische Stadtverwaltung — denn die Stadtverwaltung ist dort dänisch; der Oberbürgermeister ist ein Däne — genügend Schulraum zur Verfügung stellen. Die Logik des Abgeordneten Clausen ist deshalb nicht begreiflich, wenn er sagt, das wäre mit den 20 Millionen eigentlich so gar nichts, und das solle auch nicht etwa eine Kulturoffensive sein.
Meine Damen und Herren! Herr Abgeordneter Clausen hat sowohl der Interpellation als auch dem Antrage der Sozialdemokratischen Partei zuge-
stimmt. Das ist gut, wenn aus dieser Erklärung die gleiche Gesinnung spräche, die uns veranlaßt, dem Antrage der Sozialdemokratischen Partei zuzustimmen. Auch der Abgeordnete Clausen will Flüchtlingsausgleich. Aber aus welchen Motiven heraus? Nicht einmal, sondern in den letzten Jahren wiederholt haben die Dänen und die Neudänen die Flüchtlinge als eine Bedrohung ihrer dänischen' Grenze betrachtet und bezeichnet.
Meine Damen und Herren! Es ist uns durchaus bekannt, daß die Neudänen oder die dänische Regierung der Meinung sind, daß bei einer vielleicht kommenden Abstimmung — wir halten das nicht für notwendig, denn 1920 ist abgestimmt worden — die Einheimischen leichter zu gewinnen wären, wenn man die Flüchtlinge inzwischen evakuiert hätte. Das ist die eigentliche Gesinnung.
Und nun noch etwas zur „nationalen Gefahr", von der Herr Dr. Edert sprach und die der Herr Abgeordnete Clausen zu bagatellisieren versuchte. Ich will mich längerer Ausführungen darüber enthalten. Ich will mit Genehmigung des Herrn Präsidenten nur einige Stimmen namhafter dänischer Politiker und Neudänen, Vertreter des Landesteiles Schleswig, zitieren: „Wir müssen unser Banner über die Heimat bis zum Ufer der Eider pflanzen". Die Eider ist der Grenzfluß zwischen Südschleswig und Holstein. So hat ein dänischer Journalist einmal geschrieben.
Der Chefredakteur von „Flensborg Avis", Christen-
sen, hat zum gleichen Thema folgendes geschrieben: Wir blicken voller Erwartung auf die 70 dänischen Vereine,
-- gemeint sind Jugendvereine —
die als eine gesunde, starke und willenskräftige Jugend geloben, daß sie mit dazu beitragen wollen,. Südschleswig vorwärts- und heimzuführen.
Samuel Münchow, Mitglied des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Abgeordneter des Südschleswigschen Wählerverbandes, hat einmal folgendes ausgeführt.