Rede von
Ludwig
Volkholz
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(BP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FU)
Meine Damen und Herren! Mit einem Idealismus ohnegleichen zahlten und zahlen zur Zeit noch alle deutschen Jäger ihre Jagdpachtschillinge und Jagdpachten. Sie haben auch in diesem Jahr die Jagdscheingebühren bezahlt in der Hoffnung, in diesem Jahr endlich Jagdwaffen zu bekommen. Wir glauben überhaupt, daß mit der Jagdwaffenverteilung alle Klagen gegenüber der alliierten Jagdausübung erledigt werden könnten. Statt aber Jagdwaffen zu bekommen, erhielten wir deutschen Jäger die neue Jagdverordnung der Amerikaner. Wir möchten deshalb die Bundesregierung bitten, mehr Interesse für die deutschen Jäger zu
zeigen, die einen großen Teil der westdeutschen Bevölkerung darstellen. Es geht nicht an, daß im Ernährungsministerium sich praktisch überhaupt kein Mensch darum kümmrt, daß die Bewaffnung der Jägerschaft endlich vorgenommen wird.
In den meisten Reden wird die ganze Schuld auf den Amerikaner und auf die Alliierten abgeschoben. Ich möchte deshalb auf einen kleinen Artikel hinweisen, der im „Deutschen Jäger" widerspruchslos veröffentlicht wurde, und bitte um die Genehmigung des Hohen Hauses, ihn verlesen zu dürfen. Es ist ein Brief des US-Resident-Officer in Heilbronn. Er wurde vor ungefähr 14 Tagen veröffentlicht. In diesem Brief heißt es folgenaermaßen:
Um auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben und Ihnen die Gelegenheit zu geben, den wahren Sachverhalt bezüglich Jagdwaffen für deutsche Jäger zu veroffentlichen, haben wir uns erlaubt, auf die nachfolgenden genauen Angaben hinzuweisen, welche vom militärischen Sicherheitsamt unmittelbar bestätigt worden sind.
Am 30. August 1950 erhielt das Sicherheitsamt von der Bundesregierung den ersten Gesetzesentwurf hinsichtlich des Gebrauches von Jagdwaffen. Mit Ausnahme zweier geringer Beanstandungen wurde der Entwurf genehmigt. Diese Beanstandungen wurden dem verantwortlichen Beamten im Bundesernährungsministerium sofort telefonisch mitgeteilt.
Am 13. September 1950 erhielt das Sicherheitsamt ein vom 6. September 1950 datiertes Schreiben der deutschen Regierung, in welchem diese ihre Ansichten bezüglich der vorgeschlagenen Abänderung formulierte.
Noch am gleichen Tage informierte das Sicherheitsamt die deutsche Regierung dahingehend, daß es die Ansichten der deutschen Regierung nicht teilen könne, fügte jedoch hinzu, daß, sofern die deutsche Regierung jenen Punkt des Gesetzentwurfes, welcher nebenbei bemerkt die Kontrolle des Exports von in Deutschland hergestellten Jagdwaffen behandelte, abändern würde, das Sicherheitsamt keine weiteren Einsprüche gegen den Entwurf zu erheben gedenke und ihn genehmigen würde, falls er mit der entsprechenden Abänderung nochmals zur Vorlage käme.
Zwischen dem 13. September und 9. Oktober 1950 führte ein Beauftragter des Sicherheitsamtes mindestens fünf Telefongespräche mit dem Ernährungsministerium, um zu erfahren, welche Schritte die deutsche Regierung hinsichtlich der strittigen Angelegenheit unternommen habe. Dem Beauftragten wurde schließlich die Auskunft zuteil, daß der für den Gesetzesentwurf zuständige Beamte im Ministerium auf Urlaub weile und daß bis zu seiner Rückkehr nichts getan werden könne.
Am 13. Oktober 1950 erhielt das Sicherheitsamt endlich ein Schreiben des Ernährungsministeriums, datiert vom 9. Oktober 1950, in welchem das Ministerium die Debatte über die Frage des Exports von in Deutschland hergestellten Jagdwaffen fortsetzte.
Als Ergebnis dessen befindet sich dieser Gesetzesentwurf noch in den Händen des Ernährungsministeriums und wird weder vom militärischen Sicherheitsamt noch von irgendeiner
anderen alliierten Dienststelle zurückgehalten oder hinausgezögert.
Es folgt die Unterschrift des amerikanischen Offiziers.
Sie sehen daraus, daß praktisch die Bundesregierung schuld daran war, daß bis heute die deutschen Jäger noch keine Jagdwaffen erhalten konnten. Es ist bekannt, daß bereits seit zehn Tagen die Genehmigung dieses Gesetzentwurfs bei der Bundesregierung vorliegt, aber noch keinerlei Bestimmungen ergangen sind, nach denen die Bewaffnung endlich durchgeführt werden könnte. Die deutsche Jägerschaft bemerkt deshalb mit Entrüstung, daß hier irgend etwas nicht stimmt, und wir ersuchen die Bundesregierung, die verantwortlichen Beamten im Ernährungsministerium und in allen Ministerien sofort zu entlassen, wenn sie eine derartige Interesselosigkeit an der Bewaffnung der deutschen Jäger zeigen.