Rede von
Ernst
Mayer
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(FDP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Wir müßten sonst auch die Kunde von der rassischen Überwertigkeit der Badener und der Niederrassigkeit der Württemberger ernst nehmen.
— Nein, das wird in Südbaden gesagt. Ich habe nur gesagt, wir müßten uns sonst damit auseinandersetzen, Herr Kollege von Brentano. Wir wollen es nicht.
Ich will mich auch mit Herrn Minister Dr. Lais nicht darüber unterhalten, ob er sein Wissen darum, daß Württemberg zentralistisch und Baden föderalistisch sei, etwa aus Konstanz bezogen hat. Gerade von Konstanz weiß ich, daß man sich immer sehr bitterlich über den Zentralismus in Freiburg beschwert. Wir haben überdies gehört, daß der Minister Dr. Lais dem Schicksal verfallen ist, dem andere Minister auch zu unterliegen pflegen, nämlich von der Presse mißverstanden worden zu sein. Das ist ein Grund mehr dafür, es nicht allzu ernst zu nehmen.
Es ist aber auch die Warnung angebracht, das
zu leicht zu nehmen, was aus der Rede — ob der
Wortlaut nun so oder so war — eben doch als Auf-
fassung durchklang, als ob Südbaden zwischen der
Herstellung einer Wirtschaftseinheit mit dem
Westen und der Wirtschaftseinheit mit dem Osten
zu wählen hätte. Indem Herr Minister Lais das
aufgeworfen hat, ist, glaube ich, in die Volksabstimmung des 24. September so etwas wie eine
neue Note hineingekommen. Die Württemberger
und die Nordbadener haben sie nicht hineingebracht. Wir vertrauen darauf, daß das badische
Volk in seiner Gesamtheit und das südbadische
Volk im besonderen am 24. September die Antwort
geben wird, nach welcher Richtung es sich „verzahnen" und „verklammern" will, nach Westen
oder nach Osten. Auch wir wollen uns nach Westen
„verklammern", aber dann, wie der Kollege Schmid
gesagt hat, das gesamte Deutschland mit Frankreich, nicht der Freiburger Staat mit dem Elsaß.