Rede von
Dr.
Rudolf
Vogel
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Meine Damen
und Herren! Das, was sachlich zu der Sache zu sagen
ist, hat mein sehr verehrter Kollege Dr. Pfleiderer
für die Regierungskoalition getan. Lassen Sie mich
nun noch einige Worte zum politischen Inhalt hinzufügen. Ich glaube, niemand war mehr erstaunt,
daß ausgerechnet die Kommunistische Partei
diesen Gesetzentwurf einbrachte, als die Arbeitsgemeinschaft der Landesverbände der Besatzungsgeschädigten selbst. Es ist in der Tat für uns ein
völlig neues Schauspiel, unseren sehr verehrten Kollegen Kohl so plötzlich als den leidenschaftlichen
und flammenden Befürworter der „Bourgeoisie"
und der „besitzenden Klasse" auftreten zu sehen.
Ich glaube, daß wir uns dieses Umschwenken merken werden. Ich habe für meine Person einige Befürchtungen für die Person unseres verehrten Herrn Kollegen Kohl; denn wie soll das ausgehen, wenn später einmal ein solcher Gesetzentwurf zugunsten der Bourgeoisie ein für alle Mal in den Moskauer Akten verewigt wird? Ich fürchte sehr für seine politische Zukunft! Eine Partei, die sich an sich die Vernichtung des privaten Eigentums zum größten und vornehmsten Ziel gesetzt hat,
heute plötzlich als flammende Befürworterin eines Gesetzentwurfs wie dieses hier auftauchen zu sehen, ist in der Tat für uns ein völlig neues Schauspiel. Wir wissen allerdings darum, daß es hier bestimmten Personen darauf ankommt, einen unnützen Zwiespalt zwischen uns und den Besatzungsmächten hervorzurufen, und daß wir auf alle Fälle darüber wachen müssen, daß hier nicht durch derartige Aktionen der KPD sinnlos Keile zwischen uns getrieben werden.
Wir wissen sehr genau, daß in der Ostzone von derartigen Entschädigungen keine Rede ist. Wir wissen ferner sehr genau, daß drüben auch nicht die Rede davon ist, die Aktionäre der jetzt volkseigenen Werke und anderer Besitzungen, die enteignet worden sind, zu entschädigen.
Wir wissen nur das eine, daß drüben die Leute sich
auf das einen Vers machen, was von seiten der sowjetischen Besatzungsmacht in der Ostzone angerichtet wird. Lassen Sie mich Ihnen ganz kurz den
Vers zitieren, den drüben die Bevölkerung auf dieses
Verhalten gemacht hat; er lautet folgendermaßen:
Für uns — da tun sie alles, und alles ohne Lohn;
sie woll'n nur unser Bestes, das meiste haben
sie schon.