Rede:
ID0106402000

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    Deutscher Bundestag — 64. Sitzung. Bonn, Freitag, den 12. Mai 1950 2317 64. Sitzung Bonn, Freitag, den 12. Mai 1950. Geschäftliche Mitteilungen . 2317D, 2345C, 2355D Anfrage Nr. 30 der Abg. Spies, Strauß, Bauereisen u. Gen. betr. Verwendung von Beamten und Angestellten aus den Ländern bei den Bundesbehörden (Drucksachen Nr. 389 und 938) 2318A Zur Tagesordnung . . . . 2318A Beratung der Interpellation der Abgeordneten Scharnberg und Fraktion der CDU/ CSU betr. Schmuggel und Schwarzhandel in Genußmitteln (Drucksache Nr. 690) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion der BP betr. Senkung der Kaffeesteuer (Drucksache Nr. 800) und mit der Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Senkung der Kaffee- und Teesteuer (Drucksache Nr. 877) 2318B Scharnberg (CDU), Interpellant . . . 2318C Schäffer, Bundesminister der Finanzen 2319D Dr. Besold (BP), Antragsteller . . . 2324C Peters (SPD), Antragsteller 2326B Strauß (CSU) 2327A Kalbitzer (SPD) 2329D Stegner (SPD) . . . . . . . . . . 2331C Ewers (DP) 2333A Dr. Etzel (Bamberg) (BP) 2334A Dr. Bertram (Z) 2335A Rische (KPD) 2335D Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Erhebung von Abgaben auf dem Gebiete der Ernährungswirtschaft (Drucksache Nr. 922) 2318A, 2337A Abstimmung in der zweiten Beratung und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Finanzverwaltung (Drucksachen Nr. 888 und 697) 2318B, 2337B, 2345C, 2354C Zinn (SPD) (zur Geschäftsordnung) . 2338C Schäffer, Bundesminister der Finanzen 2338D, 2355A Dr. von Brentano (CDU) 2339A Dr. Koch (SPD) 2354C Dr. Bertram (Z) 2355B Euler (FDP) 2355B Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Ergänzung des Gesetzes über die vorläufige Aufstellung und Ausführung des Bundeshaushaltsplanes und über die vorläufige Haushaltsführung im Rechnungsjahr 1949 (Drucksachen Nr. 891 und 633) 2339A Bausch (CDU), Berichterstatter . . . 2339B Schoettle (SPD) 2346C Dr. Ehlers (CDU) 2348C Dr. Leuchtgens (DRP) 2350D Krause (Z) 2352A Frau Heiler (CDU) 2352C Schäffer, Bundesminister der Finanzen 2352D r Blank (Oberhausen) (FDP) 2353A Einzelplan X — Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten: Dr. Blank (Oberhausen) (FDP), Berichterstatter 2341B Einzelplan XXIII — Allgemeine Finanzverwaltung: Seuffert (SPD), Berichterstatter . . 2343A Einzelplan XXV — Finanzielle Hilfe für Berlin: Dr. Krone (CDU), Berichterstatter . . 2345B Einzelplan XIII — Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen: Loibl (CSU) 2345D Abstimmungen 2353B Beratung des Antrags der Fraktion der KPD betr. Aufhebung des § 4 der Verordnung der Bundesregierung vom 17. Februar 1950 über Maßnahmen gegen dienstlich ungeeignete Beamte und Angestellte (Drucksache Nr. 827) 2354A Renner (KPD), Antragsteller 2354B Nächste Sitzung 2355D Die Sitzung wird um 9 Uhr 4 Minuten durch den Vizepräsidenten Dr. Schmid (Tübingen) eröffnet.
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    Rede von Hellmut Kalbitzer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Meine Damen und Herren! Mit den vorliegenden Anfragen u d Anträgen ist eine Möglichkeit zur umfassenden Lösung dieser skandalösen Schmuggeleien nicht gegeben. Die Ausführungen des Herrn Finanzministers dagegen bringen die Sache der Lösung näher, und wir müssen insofern diese Ausführungen unterstützen.


    (Kalbitzer)

    Der Schmuggel hat, wie der Herr Finanzminister klargemacht hat, mehrere Ursachen, die alle zusammen erst das wesentliche Problem lösen können. Einzelmaßnahmen wie Steuersenkungen allein tun es hier nicht. Deshalb hat sich die SPD entschlossen, hier einen Antrag vorzulegen, den ich dem Herrn Präsidenten soeben heraufgereicht habe und der eine umfassende Lösung dieses Problems in fünf Punkten vorsieht. Ich möchte Ihnen das im einzelnen erläutern.
    Ich habe schon anläßlich der Debatte über die Errichtung einer Bundesstelle für den Warenverkehr darauf hingewiesen, daß der illegale Handel im Interzonenhandel den legalen bei weitem über trifft. Im Wirtschaftsausschuß wurden uns vorgestern hierüber einige Zahlen genannt. Das Interzonen-Handelsabkommen sieht einen Umfang von 300 Millionen DM vor. Dieses Abkommen ist nur zu etwa 20 % ausgenutzt worden. Dagegen schätzt man den illegalen Interzonenhandel auf etwa 1 Milliarde DM. Das zeigt, daß der legale Handel durch den illegalen in dem Verkehr zwischen der Bundesrepublik und der Ostzone völlig überwuchert ist. Das Interzonen-Handelsabkommen endet am 30. Juni, und die Regierung hat im Wirtschaftsausschuß mitgeteilt, daß sie noch nicht in der Lage ist, eine andere, bessere Lösung vorzuschlagen, da sie darüber noch keine Vorarbeiten geleistet hat. Mir scheint, daß dieses Eingeständnis der Hilflosigkeit der Regierung in der Frage des Interzonenhandels beschämend ist. Wir fordern deshalb, daß dem Bundestag schnellstens ein Gesetz vorgelegt wird, das den illegalen Handel mit der Ostzone unter wirksame Strafen stellt. Der legale Handel, der also über ein Abkommen geht, ist dagegen aufs nachdrücklichste zu fördern, und es muß das Gesamtvolumen des Interzonenhandels weiterhin ansteigen; das ist im Interesse der gesamten deutschen Wirtschaft.
    Wir haben vom Finanzminister weiter gehört, daß der Grenzschutz erhöht werden soll. Wir glauben, man sollte in diesem Zusammenhang auch besonderen Nachdruck darauf legen, daß für außergewöhnliche Leistungen des Grenzschutzes und der Zollfahndung eine entsprechend ihrer überdurchschnittlichen Leistung bessere Entlöhnung in Erwägung gezogen werden muß. Wir beantragen deshalb zweitens, den Zollgrenzschutz und die Kontrolle der Ostzonengrenze derart zu organisieren, daß der illegale Handel wirksam eingedämmt werden kann.
    Wir haben dieser Tage und jetzt aus dem Munde des Finanzministers gehört, daß endlich Besprechungen zwischen der Regierung und der Hohen Kommission angelaufen sind, die den Schmuggel in den PX-Läden, den Besatzungsdienststellen und den DP-Lagern zum Inhalt haben. Ich will Sie hier nicht weiter mit Einzelheiten behelligen, die ja vom Herrn Finanzminister und zum Schluß auch von Herrn Strauß ausführlich dargelegt worden sind. Wir hoffen in dieser Sache eines: daß die Amerikaner einsehen, daß man Deutschland nicht mit der einen Hand aufbauen helfen und es mit der anderen zulassen kann, daß die wirtschaftliche Moral und das Steueraufkommen zerstört werden. Das. Ergebnis muß negativ sein, wenn die Alliierten hier nicht auf allen Wegen die deutsche Wirtschaft unterstützen, und das heißt in dieser Hinsicht, daß sie im Bereich ihrer eigenen Hoheit als Besatzungsmächte
    mit strengen Maßnahmen eingreifen und es nicht bei bloßen Zusagen bewenden lassen. Deshalb beantragen wir drittens, mit den Hohen Kommissaren die Verhandlungen mit dem Ziel aufzunehmen, einen Weiterverkauf von aus dem Ausland kommenden Waren, die für alliierte Dienststellen und Einzelpersonen und DP's bestimmt sind, an inländische Abnehmer unter Umgehung der Zoll- und Steuergesetze endgültig zu unterbinden.
    Es ist in der öffentlichen Diskussion gegen den Schmuggel in der Regel nur vorgeschlagen worden, die Steuern und Abgaben zu senken. Wir glauben, daß diese Senkung allein nicht ausreicht und nicht möglich ist, da es für unseren Haushalt unerträglich wäre, weitere Einnahmeminderungen hinzunehmen.
    Der Kampf gegen den Schmuggel muß hier von zwei Seiten aufgenommen werden; denn bei Schiebergewinnen von mehreren hundert Prozent lohnt sich für die Verbrecher jedes Risiko. Auf der einen Seite muß man durch bessere Überwachung der Grenzen und der illegalen Geschäfte auch im Inland das Risiko für die Schieber und Schmuggler erhöhen, und auf der anderen Seite muß man durch eine Steuersenkung die Profitchancen der Schmuggler und illegalen Händler vermindern.
    Die heutige Höhe der Steuern für Kaffee, Tee, Schokoladenwaren usw. schließt breite Volksmassen vom Genuß dieser Dinge aus. Das ist schändlich und absolut unsozial. Denn auf diese Art zahlen die Armen durch den Verzicht auf diese bescheidenen Genußmittel die Folgen dieses Krieges allein. Auf diese Art werden weiter konkurrenzfähige Industrien, wie z. B. die Schokoladenindustrie, langsam aber sicher stranguliert Ich kann mich auch in diesem Zusammenhang de Argumentation des Herrn Finanzministers anläßlich der Einkommensteuerdebatte nicht anschließen, der zwei sich entgegenstehende Argumente damals angeführt hat. Er sagte nämlich bei der Begründung für die Senkung der Einkommensteuer, daß er bei Senkung der Einkommensteuer durch bessere Erfassung das gleiche Aufkommen hereinbringe, und sagte andererseits, daß durch Senkung der Einkommensteuer mehr Kapital für die Unternehmer vorhanden sei. Diese beiden Argumente schließen sich deshalb aus, weil er im
    ersten Argument das Steueraufkommen durch bessere Erfassung erhalten wollte, im zweiten Argument aber zugab, daß durch die Steuersenkung die Unternehmer, d. h. die Großverdienenden, mehr für sich behielten. Wenn man bei der Steuersenkung für Kaffee, Tee, Kakao usw. auch so vorgeht und glaubt, allein durch die Senkung der Steuern eine bessere Erfassung garantieren zu können, so ist das eine große Illusion. Ohne eine bessere Methode der Erfassung an allen Grenzen ist es nicht möglich, das Steueraufkommen zu erhalten, und die ganze Aktion der Steuersenkung wäre ein Schlag ins Wasser.
    Deshalb beantragen wir hierzu, daß, wenn die Regierung die Sicherheit erfolgreicher Unterbindung des illegalen Handels gibt, die Steuern und die sonstigen Abgaben für Kaffee, Tee, Zucker-, Kakao- und Tabakwaren so weit gesenkt werden, daß der Großschmuggel sich weniger lohnt und das Gesamtaufkommen aus diesen Abgaben nicht absinkt.
    Es wird in der öffentlichen Diskussion auch zuwenig beachtet, daß den illegalen Einfuhren


    (Kalbitzer)

    ebensolche illegalen Exporte gegenüberstehen. Ich habe von dem Herrn Finanzminister heute erstmalig gehört, daß er darauf hinwies. Auf diese illegalen Ausfuhren müssen die Betriebsprüfer der Finanzämter weit mehr als bisher achten; denn diese illegale Ausfuhr ist die Quelle erheblicher Steuerdefraudation. Der Herr Finanzminister hat, glaube ich, in diesem Punkt sein Versprechen der besseren Erfassung durch Betriebsprüfungen einzulösen.
    Das Finanzministerium hat außerdem zu bedenken, daß es auch in seinem eigenen Hause Steuerhinterziehungen und Schmuggel Vorschub leistet. Es ist z. B. vorgekommen, daß eine karitative Organisation in großem Maße Kaffee eingeführt hat, den sie statt mit 10 DM nur mit 2,50 DM per Kilo zu versteuern brauchte. Dieser Kaffee ist von dieser Organisaiton trotzdem zum vollen Preis verkauft worden. Die Steuerdifferenz hat also diese karitative Organisation eingesteckt. Diese Methode ist zweifellos eine Ermessensüberschreitung der Behörde; denn sie ist dazu nicht befugt. Ich habe einen Beamten des Finanzministeriums darauf hingewiesen und gefordert, daß die noch unverkauften Teile dieser Einfuhren, die noch auf zolleigenen Lägern zolleigenen Lägern, sofort angehalten werden, und habe gebeten, nachdem mir dies mündlich zugesagt worden war, es mir schriftlich zu bestätigen, um Sicherheit zu haben, daß diese Form des illegalen Handels, vom Finanzministerium geduldet und positiv unterstützt, endlich unterbleibt. Man hat diese schriftliche Bestätigung abgelehnt,

    (Hört! Hört! bei der SPD)

    und ich muß sagen, daß eine solche Methode einen Affront gegen die Abgeordneten darstellt.

    (Abg. Arnholz: Haben Sie das gehört, Herr Finanzminister? — Abg. Zinn: Er hört es nicht gern!)

    Man kann nicht erwarten, daß das Volk den illegalen Handel verurteilt, und man kann nicht erwarten, daß seitens des Finanzministeriums für eine Besserung dieser Zustände mit Nachdruck eingetreten werden wird, wenn im eigenen Hans derartige Zustände herrschen.

    (Sehr wahr! bei der SPD.)

    In dieser Hinsicht schließe ich mich deshalb der Anfrage der Damen und Herren der FDP — Anfrage Nr. 66 — vollinhaltlich an.
    Abschließend zu diesem Thema beantragen wir deshalb fünftens, den Zollgrenzschutz, die Zollfahndung und die Betriebsprüfer der Finanzämter anzuweisen, die illegalen Ausfuhren stärk-stens zu bekämpfen, da diese entweder als Gegenleistung von illegalen Einfuhren oder, was auch nicht selten der Fall ist, der Kapitalflucht aus Deutschland dienen. Bei Waren, deren illegale Einfuhr vermutet werden kann, haben die Dienststellen der Finanzverwaltung die Herkunft der Waren genau festzustellen und gegebenenfalls einzuschreiten.
    Ich glaube, abschließend sagen zu können, daß der Kampf gegen den Schmuggel ein Zusammenspiel aller gesetzlichen und organisatorischen Maßnahmen erfordert. Ein weiteres Durch-dieFinger-Sehen der Verwaltung, wie ich es an einem Beispiel erläutert habe, würde die Gesetzesbrecher auf die Dauer zu den wahren Herren der Situation im deutschen Handel machen. Die Gesetze allerdings müssen in der Höhe ihrer Steuern
    wirklich durchführbar sein. Denn die Kraft des K Staates erweist sich darin, daß seinen Maßnahmen Autorität gewiß ist.

    (Beifall bei der SPD.)



Rede von Dr. Erich Köhler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Stegner.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Artur Stegner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Meine Damen und Herren! Sämtliche Vorredner, insonderheit der Herr Bundesfinanzminister, haben die drei Wege zur Bekämpfung des Schmuggels aufgezeigt. Der erste Weg ist die Erhöhung der deutschen Zuständigkeiten gegenüber den Alliierten in der Überprüfung, der zweite Weg die Verfeinerung der Zollgrenzschutz- und Zollabfertigungsmaßnahmen sowie der Fahndungsmaßnahmen, der dritte Weg die Senkung der Verbrauchssteuern. Was mich bedenklich macht, ist die Reihenfolge dieser Wege. Der Herr Bundesfinanzminister hat gesagt, man müsse erst sämtliche Zollgrenzschutzmöglichkeiten ausschöpfen, ehe man an eine Senkung der Verbrauchssteuern herangehen könne. Ich frage mich, ob wir hier nicht Ursache und Wirkung verwechseln. Der Hauptgrund des Schmuggels
    wenn man einmal von der politischen Seite absieht - ist ja ein wirtschaftlicher: die Preisdifferenz gegenüber den umliegenden Ländern bringt dem Schmuggler den erheblichen wirtschaftlichen Gewinn. In der Preisdifferenz liegen tatsächlich auch die Verbrauchssteuer und der Zoll drin. Der Zoll ist relativ gering, die Verbrauchssteuer relativ hoch, der Schmuggel ist demnach ein lohnendes Geschäft. Wir meinen, man müßte alle drei Maßnahmen gleichzeitig erwägen, nämlich einmal die Senkung der Verbrauchssteuern, um dem Schmuggler den wirtschaftlichen Grund für den Schmuggel zu nehmen, zweitens die Verfeinerung des Zollgrenzschutzes und drittens die Maßnahmen bezüglich der Besatzungsmacht.
    Lassen Sie mich über die Maßnahmen bezüglich der Besatzungsmacht ein paar Worte sagen. Wir haben mit Freude die Erklärung des Herrn Bundesfinanzministers gehört, daß gute Verhandlungen in dieser Richtung im Gange seien. Das ist erfreulich. Die Bundesregierung hat hier auch starke Argumente gegenüber den Hohen Kommissaren in der Hand. Ich darf beispielsweise an den Brief der Hohen Kommissare betreffend ihr Veto gegen das Einkommensteuergesetz erinnern. Am Schluß dieses Briefes werden der Bundesregierung Maßnahmen zur Erschließung zusätzlicher Steuerquellen empfohlen, um den voraussichtlichen Ausfall an Steueraufkommen auf zuwiegen. Zweitens werden darin verbesserte Methoden zur Steuereinziehung und zur Durchführung der Steuergesetze empfohlen, die geeignet sind, die Steuerhinterziehung bei der Einkommensteuer und bei anderen Steuerarten zu verhindern. Darunter fallen zweifellos auch die Verfeinerung der Überprüfung und die Zollmethoden. Hier hat man also schon eine Rechtsgrundlage, die geeignet ist, mit den Hohen Kommissaren zu Regelungen zu kommen. Diese Dinge werden um so leichter sein, als den Hohen Kommissaren und ihren Behörden sehr umfangreiche Unterlagen über den Schmuggel vorliegen.
    Ich darf in diesem Zusammenhang auf den zweiten Punkt, auf die Verbesserung des Zollgrenzschutzes kommen. Die Einfuhr hat sich -


    (Stegner)

    I das haben meine Vorredner schon betont —weitgehend an die Zonengrenze verlagert, weil man sich nicht dazu entschließen konnte, verwaltungsmäßig die Zonengrenze als reine Zollgrenze zu betrachten, sondern sie eben mehr als Verwaltungsgrenze behandelt hat. So haben wir das Schauspiel erleben müssen, daß ein Großteil des Schmuggels heute über die Zonengrenze geht. Daß das den Alliierten bekannt ist, beweist eine Notiz in der „Süddeutschen Tabakzeitung", aus der ich mit Genehmigung des Herrn Präsidenten einige Sätze verlesen möchte. Dort steht in einem Artikel, der auf eine Associated-Press-Meldung zurückgeht, folgendes:
    Die illegale Einfuhr insgesamt wurde von den alliierten Beamten auf 2 Milliarden DM geschätzt, zur Hauptsache Kaffee und Zigaretten. Den Ausfall an Zöllen und Verbrauchssteuern gaben die alliierten Beamten mit 1 Milliarde DM an. Der Schmuggel von Westdeutschland ins Ausland, besonders mit Kugellagern, optischen Instrumenten usw., erreichte nach Schätzung der alliierten Stellen einen Wert von 1,5 Milliarden DM. Die alliierten Beamten erklärten weiter, daß ein großer Teil der internationalen Schmugglerbanden, die Westdeutschland zur Zeit mit Schwarzmarktwaren geradezu überfluten, sowjetisch kontrolliert seien. Die Banden würden von den Oststaaten und der Ostzone aus eingesetzt und hätten die Aufgabe, die westdeutsche Wirtschaft zu unterhöhlen.
    Meine Damen und Herren, es ist hier viel von Kaffee, Tee, Zigaretten usw. gesprochen worden. Ich habe gerade vor einigen Tagen Unterlagen von den deutschen Salinen bekommen. Salz ist auch ein Artikel, der der Verbrauchssteuer unterliegt. Die Einfuhr von illegalem Salz aus der Ostzone ist bereits derartig groß, daß die deutschen Salinen mit großen Umsatzrückgängen zu kämpfen haben und daß sie in absehbarer Zeit Arbeitskräfte freistellen müssen, wenn diese illegale Einfuhr von Salz aus der Ostzone nicht unterbunden wird.

    (Abg. Rische: Da versalzen sie uns den ganzen Kaffee!)

    — Herr Rische, Ihr Zwischenruf ist nicht berechtigt, wenn Sie schon illegal importieren. Sie importieren ja auch illegal geistige Güter. — Nein, Sie nicht, aber Ihre Freunde! Vielleicht Sie auch, das entzieht sich meiner Kenntnis.

    (Heiterkeit.)

    Sie importieren ja illegal die Nationale Front und alle Ihre schönen Maximen.

    (Abg. Rische: Die schmuggeln wir nicht illegal; die geht so!)

    — Einen Augenblick, Sie können gleich fortfahren! — Wenn Sie die einführen und hier propagieren, dann mögen Sie das tun. Aber Sie können nicht verlangen, daß wir Ihnen das auch noch aus westdeutschen Mitteln bezahlen.

    (Abg. Niebergall: Fragen Sie mal Ihre Parteigenossen! Die wissen das besser, die machen doch die Geschäfte!)

    — Einen Augenblick mal! Wollen Sie etwa meine Angaben anzweifeln? Dann darf ich sie einmal erweitern. Ich habe noch eine ganze Menge Material, das hier noch nicht zur Sprache gekommen ist.

    (Zurufe von der KPD.)

    — Sie reden anschließend an mich, Herr Rische, Sie können mich ja widerlegen.
    Mir schreibt zum Beispiel eine schweizerische Ex- und Importfirma, die ich sehr gut kenne
    — ich bitte auch hier einige Sätze verlesen zu dürfen —:
    Der Kaffeeschmuggel aus der Ostzone umfaßt bereits ein monatliches Volumen im Augenblick von zirka 4000 Tonnen. Wir als Firma sind in der Lage, Ihnen durch entsprechende Papiere nachzuweisen, daß in den Entladungshäfen Triest, Rotterdam, Antwerpen usw. für die Ostzone diese Mengen eingeführt werden, und es ist klar, daß die Ostzone diese Mengen Kaffee nicht verbraucht, sondern daß sie auf dem Schwarzmarkt in den Westzonen wieder erscheinen. 4000 Tonnen monatlicher Einfuhr bedeuten beim Kaffee rund 48 000 Tonnen pro Jahr, für die die Verbrauchssteuern von rund 300 bis 400 Millionen DM ausfallen. Die Ostzone wird für diese 48 000 Tonnen Kaffee bei einem Kleinverkaufspreis von 20 DM je Kilo einen Gegenwert von rund einer Milliarde erhalten. Es ist uns bekannt, daß diese eine Milliarde DM zu einem erheblichen Teil für Zwecke der Komintern Verwendung findet.

    (Hört! Hört! — Abg. Rische: Welche Firma?)

    Meine Damen und Herren, wenn vorhin Herr Abgeordneter Kalbitzer die illegale Einfuhr mit einer Milliarde DM angab, so scheint sie mir in Wirklichkeit höher zu sein, wenn hier von einer ausländischen Firma allein die Kaffeeeinfuhr in dieser Höhe bewertet wird.
    Es scheint mir unerläßlich zu sein, daß der Zollgrenzschutz in ganz erheblicher Weise verstärkt wird und daß auch der Zollabfertigungsdienst besonders an der Zonengrenze in erheblicher Weise verstärkt wird. Es scheint mir aber auch notwendig zu sein, Herr Bundesfinanzminister, daß bei all den Firmen, die uns namentlich bekannt sind — fragen Sie darüber Ihren Herrn Kollegen für gesamtdeutsche Fragen, er kennt sie sicher auch —, durch verfeinerte Überprüfung der Zoll- und Steuerhinterziehung die rechtliche Grundlage für die Schließung dieser Firmen gefunden wird. Wenn Sie es genau wissen wollen, Herr Rische, mir schwebt auch die Ost-West-Handels-G.m.b.H. in Düsseldorf vor, aber auch noch einige hundert andere.

    (Abg. Rische: Also Haussuchungen!)

    — Wir brauchen da gar keine Haussuchungen. Ich glaube, daß der Herr Bundesfinanzminister die rechtliche Möglichkeit dazu hat, diese Firmen für ihren Steuer- und Zollbetrug strafrechtlich verfolgen zu lassen und die nötigen Gründe für die Entziehung der Gewerbezulassung für diese Betriebe zu finden. Hier ist der Ansatzpunkt, von dem dem Schmuggel zu Leibe gegangen werden muß.
    Man könnte bei der Vielseitigkeit des Themas noch sehr viele Einzelheiten darüber beibringen. Es würde aber das Plenum ermüden, wenn ich diese Einzelheiten herausstellen würde. Wir werden uns zweifellos, wie ich eingangs sagte, damit befassen müssen, Möglichkeiten der Verbrauchssteuersenkung zu suchen. Es ist aber unmöglich, zum Beispiel den ausführlichen Bericht des Herrn Bundesfinanzministers mit seinem sehr reichhaltigen Zahlenmaterial jetzt aus dem Kopf zur Grundlage von Entscheidungen zu machen. Meine Freunde


    (Stegner)

    und ich schlagen deshalb dem Hause vor, die Anträge der Bayernpartei und der SPD dem Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen und dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik zu überweisen. Ich darf Sie bitten, diesem Antrag, der hoffentlich zu einer schnellen Durcharbeitung und Lösung der Dinge führen wird, Ihre Zustimmung zu geben.

    (Beifall bei der FDP und rechts.) Präsident Dr. Köhler: Das Wort hat der Herr Abgeordnete Ewers.