Ich habe nicht vor, mich weiter mit Ihnen auseinanderzusetzen. Das genügt.
Ich möchte noch ein Wort zum Herrn Kollegen Mellies sagen. Wenn ich Herrn Kollegen Mellies recht verstanden habe, hat er hier seine früheren Bedenken gegen die Errichtung eines Ministeriums für gesamtdeutsche Fragen erneuert, ohne, wie ich annehmen möchte, in dieser Stunde einen praktischen Schluß daraus zu ziehen.
- Herr Kollege Mellies, ich glaube, im Hinblick auf das, was wir eben von der äußersten Linken gehört haben, muß man doch sagen: was hier an Aufgaben und Problemen gestellt ist, überschreitet die Arbeit einer Abteilung eines Ministeriums.
Hier liegen doch wirklich Aufgaben gesamtdeutscher Art, die zu den schwersten und drückendsten
des ganzen 'deutschen Volkes gehören und für seine Zukunft von Bedeutung sind.
Wenn man von Wunden spricht, aus denen das deutsche Volk blutet, dann denkt man einmal an die 10 Millionen Vertriebenen im Westen des Reiches und zum andern an die 18 Millionen Deutschen, 'die vom Mutterland getrennt sind.
Ich glaube, daß es unsere Pflicht ist, diesen beiden großen Anliegen unseres Volkes auch nach außen hin eine Repräsentation zu geben.
Ich bin mir klar 'darüber, daß die Aufgaben dieses Ministeriums mutig und zielbewußt angepackt werden müssen und daß hier große Aufgaben liegen, von denen wir wünschen möchten, daß sie eines Tages, und zwar möglichst bald, überholt sind. Daß es aber notwendig ist, sie zu sehen, steht, glaube ich, außer jedem Zweifel.
Und ich meine auch, meine Herren von der äußersten Linken: auf einen groben Klotz von Ihnen gehört ein grober Keil von hier.
Das ist die einzige Sprache, die Sie und Ihre Freunde drüben verstehen.
Im Zusammenhang damit, Herr Kollege Mellies, noch ein Wort: Berlin. Ich glaube, daß wir uns in der grundsätzlichen Seite dieser Frage durchaus einig sind. Es kommt darauf an, dieser Stadt, die 'ein Symbol des Kampfes ist, der für die Freiheit im dortigen Raum geführt wird, auch nach außen hin die Stellung zu geben, die ihr gebührt.
Ich bin mit Ihnen der Meinung und stehe auf dem Standpunkt, daß nach Berlin auch Oberbehörden kommen müssen.
Ich möchte wünschen, daß wir uns — Sie und wir — in der Frage der Auswahl dessen, was nach drüben kommen soll, finden. Ich glaube, das dient dem Frieden dieser Stadt und dient der Aufgabe, die alle demokratischen Parteien in dieser Stadt gemeinsam zu erfüllen haben.
Es scheint mir die Aufgabe des Sprechers der christlichen Demokraten, der von Berlin kommt, zu sein, daß er hier dieses Gemeinsame der nationalen Verpflichtung 'gegenüber Berlin und für diese Stadt über den Rahmen der Stadt hinaus betont. Es gibt Dinge, wo wir uns trennen; aber es gibt für ein Volk, das in Not ist, vieles und großes Gemeinsames. Und das hervorzukehren gerade für diese Stadt und für die 18 Millionen der Sowjetzone, scheint mir die Aufgabe dieser Stunde zu sein, in der wir hier vom Ministerium für gesamtdeutsche Fragen sprechen. Ich möchte wünschen, daß wir in derselben Einmütigkeit, die bei der Beratung des Haushalts des Ministeriums für die Heimatvertriebenen gewaltet hat, uns über die Parteien hinweg auch in dieser Frage Berlin und Gesamtdeutschland zusammenfinden. Das von mir aus zu betonen, halte ich für meine Pflicht, und ich bin sicher, daß dieses Hohe Haus in all seinen Parteien, von Ihnen ganz links abgesehen, diese Meinung teilt.
Hier in diesem Saale steht die neue Bundesflagge mit ihren Farben schwarz, rot und gold, Farben, die aus vergangenen früheren Jahrhunderten eine große Tradition mit sich bringen, Farben aber auch, unter denen vor hundert Jahren der Kampf der deutschen Einheit und Freiheit gegen die Reaktion geführt worden ist. Heute ist das deutsche Land geteilt. Wir Deutsche sind leicht in der Gefahr, in Extreme zu fallen zum Nachteil der Mitte. Wir sind entweder Nationalisten oder wir sind ohne jedes nationale Bewußtsein. Es wäre besser, wir hätten eine gesunde nationale Haltung. Mir scheint, diese Flagge Schwarz-Rot-Gold sollte so lange einen Trauerflor tragen, wie dieses deutsche Land und Volk nicht geeint ist, und wir sollten diesen Flor erst in der Stunde, in der Deutschland geeint ist, abnehmen, damit eine deutsche Jugend nicht vergißt, daß 18 Millionen Deutsche jenseits des Eisernen Vorhangs unter schwersten seelischen und materiellen Bedingungen leben müssen.
Es gibt Völker, die für diese Dinge einen Sinn haben, so das französische Volk. Ich möchte wünschen, daß im deutschen Volk, in der deutschen Jugend nie der Gedanke dafür ausstirbt, daß 18 Millionen Menschen drüben leben müssen.
Wenn dieses Ministerium sich diesen Aufgaben widmet, ich glaube, dann erfüllt es eine große nationale Aufgabe, und wir sollten es alle, über alle Parteien hinweg, bei der Lösung dieser Aufgabe unterstützen.