Rede von
Hans
Tichi
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Ich habe nur noch ein paar Worte zu sagen.
Bei dieser Gelegenheit ein Wort zu der in voller Dramatik begonnenen Umsiedlung der Volksdeutsehen aus Polen und der Tschechei. Wir verurteilen den Standpunkt der Alliierten, die es ablehnen, diese armen Menschen in den Westzonen aufzuneh-
men. Über der Staatsraison steht das menschliche Schicksal dieser wahrhaft von aller Welt verlassenen, von Haus und Hof vertriebenen, ausgeplünderten und zusätzlich fünf Jahre unter Hunger, Krankheit und unseligen Leiden in Sklavenarbeit festgehaltenen Landsleute. Es sind deutsche Menschen, deren Kinder ja heute zum Teil schon entnationalisiert worden sind, und die alle die Sehnsucht haben, nach Westdeutschland zu kommen, um hier ohne Furcht, ohne Erniedrigung frei leben und atmen zu können. Es ist auffallend, daß fast durchweg alte Leute, Kinder, Greise und Frauen ausgewiesen werden, dagegen kaum jüngere und mittlere Jahrgänge. Vermutlich werden die jüngeren, arbeitsfähigen Männer von der Tschechei und von Polen zurückgehalten. Wenn drüben im Osten der Präsident Pieck und Herr Grotewohl sich bereit erklären, die aus Polen und der Tschechei ausgewiesenen deutschen Menschen aufzunehmen, so verstehen wir die Geste ganz genau, verstehen wir, um was es hier geht. Um so mehr ist es dann unsere nationale Pflicht, diesen Menschen die Möglichkeit zu geben, bei uns eine neue Heimat zu finden.