Rede von
Dr.
Carlo
Schmid
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren! Die Worte, die vor einigen Minuten von diesem Platze aus gefallen sind, wonach das Problem der Gleichberechtigung der Frau, insoweit als es sich um die verheiratete Beamtin handelt, sich letzten Endes zusammenfassen lasse in dem Wunsche, sich die Zigaretten dazu verdienen zu dürfen, haben mich tief betrübt.
Es ist in diesem Hause selten — und das heißt etwas! — etwas so Eigenartiges gesagt worden.
Wenn Sie das Problem vom Doppelverdienertum aus anfassen wollen, meine Damen und Herren, dann müssen Sie weitergehen, als Sie es hier wollen.
Dann darf sich das Berufsverbot für die verheiratete Frau nicht auf die Beamtin beschränken.
Dann darf auch die Ehefrau nicht Anwältin und nicht Ärztin sein. und darn darf sie auch nicht in einem kaufmännischen Geschäft tätig sein.
Wenn Sie das wollten, liegt wenigstens Konsequenz in Ihrem Antrag.
Ja. dann liegt wenigstens Konsequenz in Ihrem Wollen.
Und noch ein Wort, Herr Kollege Euler. Sie haben vorhin ein gefährliches Wort ausgesprochen, ein Wort, das mich bei einem Liberalen wundert. Sie sprachen davon, man dürfe die Gleichheit doch nicht formal sehen. Sie haben nicht gesagt, w i e man sie sehen soll. Aber ich will Ihnen in Erinnerung rufen. was man vor einem Jahrzehnt der formalen Gleichheit entgegenzuhalten pflegte: die sogenannte „wahre" Gleichheit, die „echte" Gleichheit, die „organische" Gleichheit und ähnliches. Ich erinnere deswegen daran, weil ich von dieser Stelle aus doch einmal sagen möchte: wenn wir aufhören. die Gleichheit absolut zu nehmen. wenn man anfängt, sie zu relativieren, dann können Sie das Wort Gleichheit aus der Verfassung streichen!