Rede von
Dr.
Josef
Trischler
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(FDP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Meine Damen und Herren! Im Ausschuß für Heimatvertriebene haben wir uns mit diesem Problem eingehend befaßt. Ich begrüße aber den Zusatzantrag, der letzt hier gestellt worden ist. Es ist wichtig, daß wir uns nicht nur mit den Deutschen in Polen und in der Tschechei beschäftigen. sondern daß wir unsere Untersuchungen auch auf den Südosten ausdehnen. auf die Staaten Ungarn, Rumänien, Jugoslawien und Bulgarin. Dabei sind es insbesondere zwei Fragen. die uns zwingen, uns mit dieser Frage zu befassen.
Man könnte sich auf den Standpunkt stellen — und das werden die anderen wahrscheinlich sagen —, man sollte sich nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einmischen.
Aber ich will zwei Fälle erwähnen, die uns meines Erachtens zwingen, als Deutsche, als einzige Stelle, die sich mit dem Gesamtdeutschtum noch befassen kann, dazu Stellung zu nehmen und dafür einzutreten. Das ist erstens die Frage der zurückgebliebenen Umsiedler aus Rumänien. Wie bekannt, wurden seinerzeit internationale Abmachungen getroffen, Staatsverträge geschlossen, wonach die Deutschen aus diesen Gebieten, auch aus dem Buchenland und aus Bessarabien, ins Reich umgesiedelt wurden. Ihr ganzes Vermögen wurde vom damaligen Dritten Reich übernommen, und es wurde ihnen zugesichert, daß sie hier entsprechende Entschädigung und selbstverständlich vollkommene Gleichstellung erfahren würden. Nun ist ein großer Teil dieser Umsiedler tatsächlich hier, ein Teil im Bundesgebiet, ein Teil in der Ostzone und ein Teil noch in Österreich. Aber ein größerer Teil, insbesondere eine Gruppe von mehreren Tausenden ehemaliger Kriegsgefangenen der Buchenländer wurden nach Rumänien zurückgeliefert. Sie haben dort nicht ihre Staatsbürgerschaft bekommen; sie betrachten sich selbstverständlich als deutsche Staatsbürger und erwarten von uns mit Recht, daß wir uns ihrer annehmen und die Möglichkeit schaffen, daß sie wieder herauskommen können.
Eine zweite Frage betrifft die in Jugoslawien zurückgehaltenen Kinder. Wir wissen, daß während der Umsiedlung — insbesondere während der Verschleppung von Frauen von 18 bis 35 Jahren nach der UdSSR — sehr viele Kinder von ihren Eltern getrennt wurden. Sie wurden abgesondert in verschiedene Lager versandt. Auch dort, wo die Kinder mit ihren Müttern oder Großeltern in die verschiedenen Lager kamen, kam es häufig vor, daß sie getrennt wurden. So leben heute bestimmt mehrere Tausend Kinder in Jugoslawien in den verschiedensten Heimen, Lagern usw. Wir haben zahlreiche Beweise dafür, daß sie die deutsche Sprache allmählich vollkommen verlernt haben. Wir haben rührende Briefe an Eltern und Großeltern, in denen sie nunmehr in serbischer Sprache schreiben. Manche haben noch die Sehnsucht, hier zu ihren Eltern und Großeltern zu kommen; die anderen empfinden das vielleicht gar nicht mehr so richtig. Es ist selbstverständlich, daß das ein wohl allgemein menschliches und internationales Problem ist, und es gibt wohl keine andere Stelle als gerade den Bund, der sich auch dieser Aufgabe annehmen muß.
Selbstverständlich könnte man auch noch über die andern, die zurückgehalten wurden oder dort blieben, sehr viel sagen. Darauf will ich nicht eingehen. Aber notwendig ist es, daß wir ihr Schicksal weiterhin verfolgen. Wir wissen nicht, wie es endgültig werden wird. Es ist auch nicht unsere Aufgabe, über ihr Schicksal endgültig zu entscheiden; das wird eine Frage der internationalen Verhandlungen, der Friedensverträge usw. sein. Aber wir sind verpflichtet, diesen Menschen gegenüber zu zeigen, daß noch deutsche Stellen da sind, die ihrer gedenken und sich ihrer annehmen.