Rede:
ID0103104000

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Metadaten
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag — 31. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. Januar 1950 951 31. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 26. Januar 1950. Geschäftliche Mitteilungen . . . . 951C, 979C Anfrage Nr. 24 der Fraktion der SPD betreffend Druckaufträge für Raucherkarten (Drucksache Nr. 333) 951D Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes (Antrag der Fraktion der CDU/CSU, SPD und Zentrum) (Drucksache Nr. 420) . . 951D Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betreffend das Abkommen über wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Bundesrepublik Deutschland vom 15. Dezember 1949 (Drucksachen Nr. 398 und 392) 951D Raestrup (CDU), Berichterstatter . 952A Dr. Seelos (BP) 953A Dr. Baade (SPD) . . . . . . . 953D Graf von Spreti (CSU) 954D Rische (KPD) . . . . . . .. 955B Freudenberg (FDP) 957A Goetzendorff (WAV) . . . . . . . 957C Dr. Mühlenfeld (DP) 957D Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für das Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten über den Antrag der Fraktion der KPD betreffend Ruhrstatut (Drucksachen Nr. 417 und 5) . 958C Dr. Vogel (CDU), Berichterstatter . . 958C Agatz (KPD) . . . . . . . . . . 958D Beratung des Antrags der Fraktion der WAV betreffend Einschränkung überhöhter Handelsspannen (Drucksache Nr. 257) 959D Schmidt (Bayern) (WAV), Antragsteller .. 960A Dr. Horlacher (CSU) . . . . . . . 960D Kurlbaum (SPD) 960D Loritz (WAV), Antragsteller . . . . 961C Unterbrechung der Sitzung . . 964D Zwischenfall zwischen den Abg. Goetzendorff und Bodensteiner und Ausschluß des Abg. Goetzendorff für 20 Sitzungstage 964D, 965A Fortsetzung der Beratung des Antrags der Fraktion der WAV betreffend Einschränkung überhöhter Handelsspannen (Drucksache Nr. 257) 965A Margulies (FDP) 968A Dr. Bertram (Z) 968C, 979A Aumer (BP) 969D Dr. Erhard, Bundesminister für Wirtschaft 971A Loritz (WAV) . . . . . . . . 975A Schoettle (SPD) (zur Geschäftsordnung) 978D Dr. von Brentano (CDU) (zur Geschäftsordnung) 978D Nächste Sitzung 978D, 979A, D Die Sitzung wird um 14 Uhr 36 Minuten durch den Präsidenten Dr. Köhler eröffnet.
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    Rede von Dr. Michael Horlacher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Nein, der Antrag als solcher nicht;

    (große Heiterkeit)

    denn ich würde mich als Abgeordneter dagegen verwahren, daß ein Mitglied dieses Hohen Hauses nicht ernst genommen wird. Ich nehme ihn — den Herrn Abgeordneten Loritz — durchaus ernst und weiß, daß es so richtig ist.

    (Zuruf des Abg. Loritz.)

    — Herr Loritz, lassen Sie mich reden, Sie sind ja alte Kundschaft von mir im Bayerischen Landtag.

    (Große Heiterkeit und Händeklatschen in der Mitte. — Zuruf des Abg. Loritz. — Erneute Heiterkeit.)

    — Herr Abgeordneter Loritz, da gibt es zwei Dinge, das wissen Sie schon vom Bayerischen
    Landtag: zunächst müssen die Zwischenrufe hörbar sein; zweitens müssen sie geistreich sein;

    (lebhafte Zurufe: Sehr gut! und Heiterkeit)

    denn sonst — —

    (Abg. Loritz: Ich kann nichts dafür, daß man mich hier hinten hingesetzt hat!)

    — Wenn vollständige Ruhe herrscht und der einzelne Abgeordnete nicht aufgeregt ist, kann er überall im Hause hören!
    Aber wir wollen jetzt zur Sache kommen. Es handelt sich darum, daß ein paar Dinge vorweg behandelt werden müssen. Das sind zunächst einmal die Hunderttausende von Zentnern Kartoffeln, die verfault sein sollen.

    (Abg. Loritz: Die verfaulen werden !)

    Ich weiß nicht, wo die verfaulen sollen. Jedenfalls haben wir uns bemüht, trotz der schlechten Kartoffelernte den Kartoffelausgleich in den Westzonen herbeizuführen. Das ist auch gelungen.

    (Zurufe links.) Das nur nebenbei.

    Zweitens: Ich bin sicher kein Freund von überhöhten Handelsspannen. Im Gegenteil! Aber ich habe heute hier die Neuigkeit gehört, die einzige Aufgabe der Mühlen sei das Vermahlen des Getreides. Das ist eine Neuigkeit, die werde ich mir zur Notiz nehmen.

    (Abg. Loritz: Arbeitsgang!)

    Vielleicht können wir dann die Handelsspannen bei den Mühlen auf dieser Grundlage ohne Rücksicht auf Verarbeitungs- und Transportkosten entsprechend heruntersetzen.

    (Sehr gut!)

    Das ist eine Frage für sich, die interessiert mich dann nicht weiter.
    Nun zum Thema, das hier gestellt ist. Es ist ja auch sonderbar, daß die Behandlung dieses Themas „Kampf gegen die überhöhten Handelsspannen" gerade zusammenfällt mit einer Vertagungsspanne im Bundestag. Auch hier ist mit des Geschickes Mächten kein ew'ger Bund zu flechten. Aber es war gut so, denn unterdessen habe ich mich auf diese Ausführungen noch einmal vorbereiten können. Meine Damen und Herren, Sie brauchen keine Angst zu haben; ich werde nicht zu lange reden, sondern nur einige grundsätzliche Ausführungen machen.

    (Frau Abg. Dr. Weber: Sehr gut!)

    Denn diese Fragen können nicht mit Rumhupfen von einem Gebiet zum andern erledigt werden,

    (Heiterkeit)

    indem man einmal vom Blumenkohl auf die Eier hupft und dann von den Eiern wieder herunter,

    (erneute große Heiterkeit)

    sondern diese Dinge können nur erledigt werden, indem man auf die sachlichen Gründe zurückgeht. Das ist das Richtigste. Und da könnte ich den Antrag überschreiben — das werden viele meiner Freunde hier im Hause wissen —: Der Weg vom Erzeuger zum Verbraucher! Das ist das, was viele Leute im Lande interessiert und woran sie eine ganze Reihe von Dingen auszusetzen haben. Das ist auch die Frage, mit der wir uns ernsthaft zu beschäftigen haben, denn das hängt mit der Gesamtlage unseres Volkes zusammen. Wir müssen alles aufbieten, um im Wirtschaftsleben Gerechtigkeit herbeizuführen, die Verhältnisse zu regeln und der Kaufkraft unserer Be-


    (Dr. Horlacher)

    völkereng auf der ganzen Linie Rechnung zu tragen, damit diese Kaufkraft nicht durch Übersetzungen im Wirtschaftsverkehr irgendwie gefährdet wird.

    (Abg. Rümmele: Sehr richtig!)

    Das ist ein Ziel, an dem jeder vernünftige Mensch arbeiten kann, und dieses Ziel muß uns auch hier vor Augen schweben. Wenn ich darauf hinweise, daß wir die Verwirklichung dieses Zieles schon seit langer Zeit im Auge gehabt haben, so kann ich das durch Tatsachen beweisen.
    Im Wirtschaftsleben müssen die Dinge letzten Endes dadurch geregelt werden, daß man den Grundursachen der Mißstände zu Leibe rückt. Man darf nicht bloß die Symptome sehen, sondern man muß das betrachten, was die Dinge hervorgerufen hat. Und da war es doch so, daß wir vor der Währungsreform unhaltbare Zustände gehabt haben. Ich brauche das nicht im einzelnen zu schildern. Tauschhandel, Schleichhandel und Schwarzhandelsgeschäfte haben hier eine große Rolle gespielt. Das ist bei den zuständigen Stellen auch wiederholt erörtert worden, und alles hat sich bemüht, diesen Erscheinungen durch .geeignete Maßnahmen entgegenzutreten. Aber all das waren letzten Endes bloß Einzelmaßnahmen, sie konnten nicht mehr durchgreifend wirken. Deswegen mußte man das Mißverhältnis zwischen Geld- und Warenverkehr beseitigen. Dazu hat die Währungsreform die Grundlage gelegt. Leider war die Währungsreform, worauf Herr Professor Dr. Erhard schon öfter hingewiesen hat, mit einer Reihe von Umständen verknüpft, die für die Entwicklung unmittelbar nach der Geldumstellung nicht günstig waren.

    (Abg. Rümmele: Sehr richtig!)

    Hier ist zusätzliche Kaufkraft, die damals zum Zuge kam, zusammengestoßen mit dem erhöhten Nachholbedarf der Bevölkerung. Trotzdem hat man unsere Ratschläge, auch in der Landwirtschaft und auf anderen Gebieten etwas die Nerven zu behalten, teilweise nicht befolgt. Dann kamen die Rückkehr zu normalen Verhältnissen und der Abbau der behördlichen Wirtschaft dazu. Glauben Sie mir: die Verhältnisse. haben sich erst mit Hilfe des Marshallplans ordnen können — und dafür müssen wir den Amerikanern immer dankbar sein —, indem die Rohstoff- und Nahrungsmittellage so gebessert wurde, daß die Mangellage auf den verschiedenen Gebieten geschwunden und damit die Grundlage der Schwarzgeschäfte weggenommen worden ist. Deswegen muß man hier den Dingen in den Grundursachen nachgehen; das heißt menschlich gesprochen: wenn es einem im Kopf fehlt, kann ich nicht die Hühneraugen operieren, dann muß ich schauen, daß der Kopf in Ordnung kommt.

    (Zustimmung und Heiterkeit in der Mitte und rechts. -t Zuruf des Abg. Loritz.)

    Deswegen muß man den Grundursachen nachgehen. Der Bauer hat ja unter den Grundursachen dieses Mangels auf industriellem Gebiet ungeheuer viel zu leiden gehabt, weil ja der Bauer hier — da haben Sie ganz recht — gewissermaßen unter Ausnahmerecht gestellt wurde. Er mußte abliefern, während die andern im Wirtschaftsleben bereits andere Wege gegangen sind.
    Aber warum sollen wir uns um die vergangenen Zeiten herumstreiten? Ich komme jetzt zu dem, was der Abbau der behördlichen Zwangswirtschaft bedeutet hat. Der Abbau der behördlichen Zwangswirtschaft hat bedeutet das müssen doch
    sämtliche Zuhörer in dem Raume feststellen daß der Konsument aus den Klauen der Bürokratie, die hier ungeeignet war, die Verhältnisse zu ordnen, befreit wurde.

    (Lebhafter Beifall und Händeklatschen in der Mitte.)

    Sie werden mir das eine zugeben: je mehr sich die Behörden, wenn das Wirtschaftsleben den Mangelzustand behoben hat, mit einzelnen Berechnungen einmischten, desto schlimmer war das für alle Beteiligten.

    (Beifall in der Mitte. — Abg. Loritz: Für einzelne, aber nicht für alle!)

    Ich war einmal in der Landespreisstelle in Bayern nach dem ersten Weltkrieg tätig. Ich habe dann auch ihr Begräbnis mitgemacht und habe noch in lebhafter Erinnerung, was für große Protokolle, Vernehmungen und alles mögliche wir gemacht haben. Und was ist dabei herausgekommen? Daß uns die Beteiligten nachgewiesen haben, daß die Handelsspanne immer viel zu gering gewesen ist.

    (Heiterkeit und Zurufe.)

    Deswegen ist es meines Erachtens das einzig Richtige, daß wir zu folgenden Grundsätzen kommen.

    (Zuruf: Pendeln lassen!)

    — Nein, nicht pendeln lassen! Je mehr wir aus dem Zustand herauskommen, daß der Umsatz nicht so steigt, daß er den Bedürfnissen der Bevölkerung Rechnung tragen kann, desto besser wird es sein; darüber müssen sich sämtliche Beteiligten klar sein. Hier ist es Aufgabe der staatlichen Überwachungsstellen,

    (Abg. Loritz: Aha!)

    dafür zu sorgen, daß sich das Richtige vollzieht. Da muß der volkswirtschaftliche Grundsatz gelten: Je größer der Umsatz, desto geringer müssen die Spannen werden, weil in der Größe des Umsatzes der Verdienst liegt, und das muß sich selber normalisieren. Je mehr Sie auch durch Preisregulierung beim Erzeuger oder sonstwo die Verhältnisse noch erhalten und je mehr Sie gegenüber dem Verbraucherpreis etwas nachgeben und das bei genügend aufgefülltem Markt der freien Regelung überlassen, desto besser wird es für die Bevölkerung sein. Dann spielen sich die Dinge ganz von selber ein; dann brauchen die Behörden das nicht zu berechnen.
    Wie war es denn hier im Hause? Wir haben uns über die Ermäßigung der Handelsspanne bei Margarine unterhalten. Was ist dabei herausgekommen? Bisher gar nichts! Denn die Margarinefabrikanten haben uns nachgewiesen, daß ihre Handelsspanne viel zu gering ist. Die Dinge müssen wir erst noch entsprechend nachrechnen und in Ordnung bringen.
    Dann gehört natürlich der andere Grundsatz noch hinzu, daß auch der Weg vom Erzeuger zum Verbraucher nicht mit ungeeigneten Zwischenkräften belastet sein darf,

    (Abg. Loritz: Aha!)

    sondern da stehe ich auf dem Standpunkt, daß das Ansehen des reellen Kaufmanns in Deutschland bei Normalisierung der Verhältnisse unbedingt wieder den Regulator bilden muß. Die ehrliche und reelle Geschäftswelt ist daran interessiert, daß das unter allen Umständen wieder in Ordnung gebracht wird, und dazu sind auch Ansätze da. Glauben Sie, daß ,die uferlose Anwendung der Gewerbefreiheit, wie sie jetzt be-


    (Dr. Horlacher)

    steht, zu einer Gesundung der Verhältnisse führt? Ich glaube das nicht.

    (Unruhe.)

    Das ist auch eine Frage, die der entsprechenden Beurteilung bedarf und entsprechende Korrektur hervorrufen muß.
    Aber eines müssen wir weiterhin verlangen: daß die Handelsspannen und der Verbraucherpreis jeweils im Verhältnis zum Erzeugerpreis stehen

    (Beifall in der Mitte. — Abg. Loritz: Das wollen wir doch!)

    und daß es dahin kommen muß, daß, wenn die Erzeugerpreise sinken, auch die Verbraucherpreise für die Bevölkerung allmählich nachkommen müssen, das heißt sich entsprechend auf die veränderten Preisgrundlagen ausgleichen müssen. Das ist eine Angelegenheit, die uns alle berührt.
    Da spreche ich noch eines aus: Bei der Veränderung unserer Fleisch-, unserer Gemüseversorgung und all diesen Dingen — das traue ich mir Ihnen einmal zu sagen — sind bei einem Teil unserer Gasthäuser und Fremdenverkehrsbetriebe die Preise übersetzt. Die Preise müssen nach neu zu errechnenden Gestehungskosten korrigiert werden. Das ist meine Meinung.

    (Zustimmung in der Mitte. — Zuruf rechts: Besonders in Bonn!)

    — Ja, bitte! Ich verstehe nicht, warum man sich dagegen wehrt!

    (Rufe: Nein!)

    — Wollen Sie vielleicht in Bonn noch teurer essen, als es jetzt schon der Fall ist?

    (Erneute Rufe: Nein!)

    Wir haben kein Interesse daran! — Das ist die 1 Frage, die hier unter allen Umständen auch einmal geregelt werden muß. Viele sind ihr schon nachgegangen. Ich erinnere da auch an unsere Fremdenverkehrsbezirke. Wenn ich schon auf den Fremdenverkehr angewiesen bin, dann muß ich auch dafür sorgen, daß der Fremdenverkehr nicht zu einer einseitigen Sache für besondere Elemente wird, sondern der Allgemeinheit, der Erholung der Bevölkerung dient. Das ist auch eine Frage, die hier nebenbei berührt werden muß.
    Nun lassen Sie mich zu einem Antrag kommen. Ich bemühe mich immer, die Dinge, sagen wir einmal: objektiv zu behandeln, — soweit es geht.

    (Große Heiterkeit.)

    — Letzten Endes kann keiner aus seiner Haut herausfahren. Aber ich habe da immer schon das Richtige getroffen. Ich bin nicht einseitig der Vertreter irgendwelcher Interessen — das lehne ich ab —, sondern ich bin schon immer auf dem Standpunkt gewesen, die Kirche beim Dorf zu lassen. Und da stehe ich auf dem Standpunkt: Schalten Sie die Behörden nur dort ein, wo es unbedingt notwendig ist.

    (Abg. Loritz: Ganz richtig!)

    Denn das Einschalten der Behörden ruft für die
    Beteiligten oft mehr Unsegen als Segen hervor.

    (Zustimmung.)

    Deswegen ist es auch notwendig, daß wir hier wieder zu normalen Verhältnissen zurückkommen. Deshalb sage ich hier in dem Antrag: „Der Bundestag wolle beschließen, die Bundesregierung zu ersuchen"; ich mußte das schon so formulieren, denn das Haus muß sich auch einmal darüber klar sein, daß zwischen Exekutive und
    Legislative ein Unterschied besteht. Wenn die Exekutive der Regierung in Frage kommt, dann kann der Bundestag schon auf die Exekutive Einfluß nehmen; aber er muß das in einer anderen Form tun. Denn sonst müßte ein Gesetzentwurf vom Bundestag in einer solchen Sache eingebracht werden. Deshalb sage ich hier:
    Der Bundestag wolle beschließen, die Bundesregierung zu ersuchen, die Entwicklung der Handelsspannen bei Lebensmitteln und bei allen lebensnotwendigen Erzeugnissen zu beobachten und ungerechtfertigte Preistreibereien und Kettenhandel zu verhindern.
    Dazu stehe ich auf dem Standpunkt, daß wir wieder dazu kommen müssen, daß die Erzeuger- und Großhandelspreise fortlaufend zur Kenntnis der Bevölkerung gebracht werden müssen.

    (Sehr gut! in der Mitte und rechts.)

    Das Exempel haben wir schon einmal bei den Eiern gemacht, soweit sie vom Ausland gekommen sind. Ich will aber die Eierdebatte hier nicht fortsetzen. Jedenfalls ist die Marktkenntnis eine Grundvoraussetzung zur Ordnung des Marktes. Wenn man schon hier freie Wirtschaft hat, dann muß auch die Regelung des Marktes so geschehen, daß sich der Markt entsprechend umändern kann. Deswegen ist hier die Marktbeobachtung und die Veröffentlichung der Erzeuger- und Großhandelspreise ein direktes Erfordernis. Es müssen also überall die Börsen- und Preisnotierungen wieder aufgenommen werden, damit wir hier einen Überblick über die Entwicklung der Verhältnisse bekommen, damit sich nicht ungeeignete Elemente — insbesondere bei einer Lage, die nach unten geht, oder bei einer Lage, die nach oben geht — sich der Sache annehmen und hier Spekulationsgewinne einheimsen, die die reelle Geschäftswelt nicht will; denn hier kommt es darauf an, die Preisverhältnisse in einer gewissen Stabilität und Ruhelage zu erhalten. Deshalb sagen wir zum Schluß:
    Zu diesem Zwecke sind Erzeuger- und Großhandelspreise fortlaufend zu veröffentlichen.
    Meine verehrten Damen und Herren, ich würde Ihnen vorschlagen, diesen Antrag gleich so, wie er hier geändert ist, anzunehmen. Denn was sollen die vielen Debatten über diese Frage noch bezwecken? Das ist eine Frage der Exekutive. Die Exekutive hat die Machtmittel auf Grund der gesetzgeberischen Grundlagen; das ist die Wucher-, die Preisgesetzgebung, die hier noch existiert, die Preis-Strafverordnung, die Sie damals im Wirtschaftsrat gemacht haben. Es muß wieder dazu kommen, daß auf Grund der entsprechenden Notierungen auch für jeden ersichtlich ist: was ist übersetzter Preis und was ist angemessener Preis, so daß wir hier wieder zu einer inneren Ordnung des Wirtschaftslebens kommen.
    Ich möchte nur zum Schluß noch sagen, damit es nicht heißt, daß ich über die Verhältnisse nicht orientiert bin: ich habe letzte Woche gegenüber Herrn Professor Dr. Erhard eine etwas gegenteilige Meinung vertreten.

    (Beifall bei der WAV. — Abg. Dr. Baumgartner: Das ist unsere Aufgabe: die Opposition!)

    Das ist deswegen noch keine Opposition, Herr Kollege Baumgartner. Aber man muß mit den richtigen Mitteln arbeiten. Ich habe hier das Buch von Lujo von Brentano „Das Freihandelsargument", und die Ausführungen, die darin


    (Dr. Horlacher)

    stehen, sind nicht die Ausführungen, die Herr
    Kollege Loritz gemacht hat. Das nur nebenbei.
    Im übrigen wäre ich Ihnen außerordentlich dankbar, wenn Sie diese Sache nicht mehr dem Ausschuß überweisen, sondern zum Abschluß bringen wollten, indem Sie den eben verlesenen Antrag annehmen, damit wir hier die Bahn für andere fruchtbare Arbeit frei bekommen und damit wir den Weg freimachen, so daß die Regierung auf diesem Gebiete das tun kann, was nach den gesetzlichen Grundlagen zu tun ist.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Erich Köhler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Abgeordneter Dr. Horlacher, Ihr Antrag trägt die Überschrift „Abänderungsantrag". Soll es dabei bleiben?

(Abg. Dr. Horlacher: Ja!)

— Danke schön!
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Margulies.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Robert Margulies


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Hohes Haus! Meine Fraktion hat den Antrag der WAV begrüßt, weil er uns die Möglichkeit gibt, ein Problem mit aller gebotenen Sachlichkeit, aber auch Offenheit zu behandeln und die in der Öffentlichkeit und teilweise auch hier im Hause vorherrschenden, etwas phantastischen Vorstellungen in dieser Sache zu berichtigen. Wir haben vor allen Dingen bei den Gütern zu unterscheiden, die heute noch preisgebunden sind. Nur bei diesen ist der Begriff der Handelsspanne anzuwenden. Wir sind mit den Antragstellern der Ansicht und befürworten auch den Antrag, den Kollege Horlacher soeben gestellt hat, daß die Preise und Handelsspannen der noch preisgebundenen Waren von der Regierung einmal überprüft und bekanntgegeben werden sollten, um die Vorstellungen darüber richtigzustellen. Bei den nicht mehr preisgebundenen Waren, meine Damen und Herren, ist der freie Wettbewerb das Regulativ, das dafür sorgt, daß die Preise nicht über das hinausgehen, was für den Konsumenten tragbar ist.
    Ich hatte während der Ausführungen des Herrn Kollegen Loritz manchmal den Eindruck, daß er Mitkämpfer im Kampfe gegen die Reste der Bewirtschaftung und für einen freien Wettbewerb sein wolle; denn alles, was er hier kritisiert hat, waren ja Ausflüsse der Reste der Bewirtschaftung und bezog sich in keiner Weise auf die nicht mehr preisgebundenen Waren. Ebenso begrüße ich ihn natürlich auch als Mitkämpfer um einen größeren Markt, eine Entwicklung, die wir ja heute nachmittag durch unsere Unterschrift unter das ECA-Abkommen eingeleitet haben. Leider Gottes hat der Handel nicht die von Herrn Kollegen Loritz vorgetragene prophetische Gabe gehabt, zu billigen Preisen einzukaufen, um jetzt bei teueren Preisen zu verkaufen, sondern die Entwicklung ist genau umgekehrt verlaufen. Ich habe hier eine kleine Aufstellung, aus der man sehr deutliche Schlüsse ziehen kann. Zum Beispiel sind Fette innerhalb der letzten 2 Monate bis zu 20 Prozent in den Preisen zurückgegangen, und zwar bei einer Handelsspanne, die maximal 51/2 bis 6 Prozent beträgt. Bei Textilien belaufen sich die Preisrückgänge bei Handelsspannen von etwa 15 Prozent auf bis zu 30 Prozent. Ich bedaure sehr, daß der Kollege Loritz infolge der bekannten Überarbeitung der Abgeordneten nicht die Möglichkeit hatte, tiefer in die Materie einzudringen,

    (Beifall in der Mitte. — Abg. Loritz: Genauer!)

    und sich auf die durch einige Zeitungsartikel vermittelten Kenntnisse berufen mußte. Bei eingehendem Studium der Dinge werden wir feststellen, daß in den letzten zwei Monaten im freien Wettbewerb Preisrückgänge eingetreten sind, die die Lage völlig umgestalten und dem Handel Verluste bringen, die er aus seiner sehr schmalen Kapitaldecke zu tragen hat. Damit wird sich aber auch, meine Damen und Herren, das Problem der Übersetzung des Handels ganz von selbst lösen; denn wer hier nicht mehr mitmachen kann, der scheidet aus.
    Ich darf Sie daher bitten, wenn wir die von Herrn Kollegen Loritz kritisierten Zustände künftig vermeiden wollen, die Reste der nun längst überholten Bewirtschaftung endlich aufzuheben und zu der freien Wettbewerbswirtschaft zu kommen, in der Handel und Genossenschaften —denn sie üben ja die gleiche Funktion aus — nicht mehr verdienen können, als ihnen der Konsument zubilligt. Für die im Augenblick noch preisgebundenen Waren bitte ich Sie, dem Antrag des Herrn Kollegen Horlacher zu entsprechen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)