Rede von
Richard
Freudenberg
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(FDP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Meine Damen und Herren! Ich glaube, daß es sehr wenig Zweck hat, sich mut dem Herrn Abgeordneten Rische auseinanderzusetzen. Ich möchte nur den einen Wunsch haben, daß der Herr Abgeordnete Rische diese Rede, die er soeben hier gehalten hat, einmal in einer Fabrik halten würde,
in der sich die Belegschaft darüber im klaren ist, daß wir eine trostlose Arbeitslosigkeit hätten, wenn uns nicht aus den Mitteln des Marshallplans die Arbeitsmöglichkeiten nach Deutschland gebracht worden wären.
Meine Damen und Herren, es erübrigt sich, auf die grundsätzliche Bedeutung dieses Vertragswerkes einzugehen, weil wir uns ja doch alle miteinander darüber im klaren sind, daß es uns gelingen muß, dieses westliche Europa — leider nur das westliche — wieder in das Gefüge der Welt und der Weltwirtschaft einzuschalten; sonst würden die Dinge ein sehr schlimmes Ende nehmen.
Meine Damen und Herren, ich glaube, daß wir in dieser Stunde, in der wir dem Gesetz in der zweiten und dritten Lesung unsere Zustimmung geben sollen, diesem Gesetz, das die Regierung ermächtigt, das Abkommen mit USA abzuschließen, wirklich Grund dazu haben, ein Wort des Dankes dafür zu finden, daß ein starker konstruktiver Wille versucht, sich in der Welt zum Durchbruch durchzuringen. Daß wir diesen Weg des Zvsammenfindens Europas nicht gehen können, ohne daß es auch da oder dort einmal Späne gibt, ist klar. Ich glaube, wir werden gut daran tun, nicht nur in dieser Stunde, sondern auch dann, wenn einmal mit der kurzen Welle Schwirigkeiten auftreten werden, immer an die lange Welle, an das lange Ziel, nämlich an das konstruktive Ziel, daß wir dieses Europa bekommen, zu denken. Mögen wir den wahren konstruktiven Gedanken der ERP-Hilfe immer erkennen! Dann wird dieses Werk, an dem wir heute zum ersten
Mal aktiv mitwirken können, zum dauernden Segen gereichen; dann werden wir in einer hoffentlich nicht zu fernen Zukunft wieder in einem größeren und gemeinsamen Raum denken und arbeiten können. Denn nur in einem größeren und gemeinsamen Raum werden die Eigenschaften, die heute alles so sehr zu zerklüften scheinen, nämlich Haß, Mißgunst und Neid, zurückgedrängt. In diesem Sinne begrüßen wir diese Gesetzesvorlage als den gigantischen Versuch,
einen Weg aus dem Unglück zu finden. Wir werden dem Gesetz unsere Zustimmung gehen.