Rede von
Max
Wönner
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren! Die sozialdemokratische Fraktion hat zu dem gleichen Thema eine Anfrage an die Regierung gerichtet, von der wir uns versprechen, daß sie die Folgewirkung haben wird, zu einem Teil wenigstens die derzeitige Stromkrise in Bayern einzuschränken; denn behoben kann sie im Augenblick sicherlich nicht werden. Es ist schon mit Nachdruck darauf hingewiesen worden, daß sie ursächlich bedingt ist durch politisch-technische Kriegsfolgen, dadurch, daß die 200 Megawatt aus Mitteldeutschland nicht mehr nach Bayern gebracht werden können, daß in Bayern selber einige Werke demontiert worden sind und daß wir dazu verpflichtet worden sind, 60 000 Kilowatt laufend nach Österreich zu liefern.
Über die Stromversorgung aus Wasserkraftwerken braucht man in diesem Kreise wohl kaum viel zu sagen. Die bayerischen Ströme haben infolge des ungeheuer trockenen Herbstes, den wir gehabt haben, heuer noch weniger Wasser, als sie sonst zu haben pflegen. Daraus resultiert die besondere Schärfe der Situation. Es ist nicht nötig, auf die wirtschaftlichen Auswirkungen solcher Umstände besonders hinzuweisen. Die damit verbundene Kurzarbeit und der Arbeitszeitausfall bedingen naturnotwendig eine Produktionsminderung. Aber das ist es nicht allein, was uns bewegt, sondern uns bewegen selbstverständlich auch die sozialen Wirkungen, die damit in Zusammenhang stehen. Die Verlagerungen von Arbeitszeit in die Nachtzeit können nur zu einem sehr, sehr spärlichen Teil vorgenommen werden. Denn würden sie in großem Umfang geschehen, würden sie praktisch bedeutungslos bleiben, weil ja die Wasserspeicherung durch die Nacht nicht mehr durchgeführt werden könnte. Das Ausweichen auf den Samstag und Sonntag ist eine zusätzliche Belastung für einen großen Teil der davon betroffenen Arbeitnehmerschaft, was uns ebenfalls dazu bewegen muß, zu versuchen, recht bald Abhilfe zu schaffen.
Es ist mit Dringlichkeit bereits darauf hingewiesen worden, daß akute augenblickliche Hilfe nur dann gebracht werden kann, wenn die naheliegenden Länder Hessen, Baden und Württemberg bereit wären, einen Teil der ihnen über das bayerische Maß hinauszugehenden Energiemenge dazu zur Verfügung zu stellen. Auch Südbaden leidet
ja in diesem Punkt unter denselben Schwierigkeiten wie Bayern, weil es auch vornehmlich Wasserstrom zu erzeugen hat. Aber trotzdem sollte versucht werden, einen billigen Ausgleich zu finden.
Damit ist das Problem aber grundsätzlich nicht gelöst. Das Problem kann grundsätzlich nur dann gelöst werden, wenn es uns gelingt — und daher die Anfrage an den Herrn Wirtschaftsminister —, die Energieversorgung nach Bayern aus dem Ruhrgebiet, aus dem Kohlengebiet her auf einer neuen Grundlage für die Dauer sicherzustellen. Daß die bayerische Staatsregierung bemüht sein wird, die in Angriff genommenen Kraftwerke fertigzustellen, ist eine Selbstverständlichkeit. Aber das dauert viel zu lange; denn wir haben ja heuer bereits den dritten Winter, in dem diese Stromkrise einen beachtlichen Einbruch in dem bayerischen Wirtschaftsgefüge zur Folge gehabt hat.
Wir bitten daher, daß die Bundesregierung recht bald diesen Dingen ihre Aufmerksamkeit zuwendet und diejenigen Erleichterungen schafft. die die bayerische Wirtschaft nötig hat.