Rede von
Gustav
Gundelach
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(KPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (KPD)
Meine Damen und Herren! Jeder von uns weiß, daß die Hochsee- und Küstenfischerei nicht nur für die Volksernährung, sondern auch für das Wirtschaftsleben besonders der Hafenstädte von größter Bedeutung ist. Die Fischerei kann aber nur mit einer leistungsfähigen Fischereiflotte lohnend betrieben werden. Diese fehlt uns eben heute. Abgesehen von den wenigen neuen Hochseefischereifahrzeugen und den Fischkuttern, die nach 1945 gebaut worden sind, ist der Fischdampfer- und der Fischkutterbestand nicht nur unzureichend, sondern infolge der Oberalterung auch ganz unrentabel geworden. An diesem Zustand sind vor allem die von den Alliierten der Fischerei in der Vergangenheit aus Konkurrenzgründen auferlegten Beschränkungen schuld, besonders hinsichtlich des Fischdampferneubaus und der Größe dieser Fahrzeuge. Die vorhandenen alten Fischdampfer sind bei den bestehenden Preisen für Bunkerkohle nicht mehr in der Lage, mit dem erzielten Erlös für ihre Fänge die Unkosten zu decken, die entstehen. Das hat zum Beispiel in Hamburg bereits dazu geführt, daß Fischdampfer nicht mehr zum Fang ausgelaufen sind. Wir
sind der Meinung, daß in Verbindung mit dieser Frage der Bau neuer Fischdampfer von sehr großer Bedeutung ist, und zwar von solchen Schiffen, die den modernsten Anforderungen entsprechen und auch von anderen Ländern betrieben werden. Jede Beschränkung betreffend Größe und Einrichtung muß beseitigt werden, damit schnellstens mit dem Bau der dringend benötigten Schiffe begonnen werden kalm. Das liegt sowohl im Interesse der Versorgung der Bevölkerung mit Fischen zu erträglichen Preisen wie auch im Interesse der Werftarbeiterschaft und der in der Fischindustrie Beschäftigten.
Bei dem Bau neuer Fischdampfer ist aber auch auf die äußerst schwere Arbeit der Schiffsbesatzungen Rücksicht zu nehmen. Die Seeleute dieser Schiffe haben einen berechtigten Anspruch darauf, bequeme Unterkunftsräume zu haben, um in ihrer Ruhezeit auch wirklich Ruhe zu finden.
In den Anträgen der Deutschen Partei wird auch zur Frage der Finanzierung des Wiederaufbaues der Fischdampferflotte Stellung genommen, und es werden Investitionskredite in Höhe von 30 Millionen D-Mark gefordert. Wir stehen dieser Frage nicht ablehnend gegenüber, erheben jedoch die Forderung, daß diese Kredite insbesondere den kleinen Reedern, den Genossenschaften usw. gegeben werden und daß die Küstenfischer dabei nicht benachteiligt werden. Es muß unserer Meinung nach in dieser Frage sehr schnell gehandelt werden, damit recht bald mit dem Bau neuer Fischereifahrzeuge begonnen werden kann; denn das ist notwendig, um bei den Werften der Hafenstädte weitere Entlassungen in der kommenden Zeit zu vermeiden.
Ob im einzelnen die aufgestellten Forderungen, wie sie in den vorliegenden Anträgen vertreten werden, hinsichtlich der Hebung des Fischfangs erfüllt werden können, sollte man eingehend im Ausschuß nachprüfen. Deshalb sind wir Kommunisten für die Überweisung der vorliegenden Anträge an den zuständigen Ausschuß.