Rede:
ID0101903600

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 72
    1. der: 8
    2. zu: 4
    3. die: 4
    4. ist: 3
    5. für: 3
    6. den: 2
    7. in: 2
    8. dem: 2
    9. Antrag: 2
    10. Punkt: 2
    11. des: 2
    12. das: 2
    13. Die: 1
    14. Rednerliste: 1
    15. scheint: 1
    16. nunmehr: 1
    17. wirklich: 1
    18. erschöpft: 1
    19. sein.\n: 1
    20. Es: 1
    21. beantragt,: 1
    22. Gesetzentwurf: 1
    23. zum: 1
    24. Schutze: 1
    25. Jugend: 1
    26. Öffentlichkeit: 1
    27. Ausschuß: 1
    28. Jugendfürsorge: 1
    29. überweisen.: 1
    30. Ich: 1
    31. bitte: 1
    32. diejenigen,: 1
    33. zustimmen,: 1
    34. Hand: 1
    35. erheben.: 1
    36. —: 1
    37. Das: 1
    38. Mehrheit.: 1
    39. Damit: 1
    40. 2: 1
    41. Tagesordnung: 1
    42. erledigt.Wir: 1
    43. kommen: 1
    44. 3: 1
    45. Tagesordnung:: 1
    46. Mündlicher: 1
    47. Bericht: 1
    48. Ausschusses: 1
    49. Besatzungsstatut: 1
    50. und: 1
    51. Auswärtige: 1
    52. Angelegenheiten: 1
    53. über: 1
    54. Fraktion: 1
    55. CDU/CSU: 1
    56. betreffend: 1
    57. Maßnahmen: 1
    58. Deutsche,: 1
    59. Auswirkung: 1
    60. Krieges: 1
    61. im: 1
    62. Ausland: 1
    63. zurückgehalten: 1
    64. werden: 1
    65. Als: 1
    66. Berichterstatter: 1
    67. hat: 1
    68. Wort: 1
    69. Herr: 1
    70. Abgeordnete: 1
    71. Dr.: 1
    72. Gerstenmaier.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag. — 19. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1949 529 19. Sitzung Erster Tag Bonn, Donnerstag, den 1. Dezember 1949. Nachruf des Präsidenten auf den verstorbenen Abgeordneten Sewald 530B Geschäftliche Mitteilungen 530C, 558A, 565B, 569C Eintritt des Abg. Dr. Pferdmenges in den Bundestag 530C Interpellation der Abg. Euler, Dr. Preusker, Dr. Becker, Meyer, Dr. Dr. Nöll von der Nahmer und Gen. betr. Abschluß der Entnazifizierung (Drucksache Nr. 172) . . . 530D Einspruch des Abg. Dr. Schumacher gegen seinen Ausschluß (Drucksache Nr. 247) 530D Geschäftsordnungsmäßige Behandlung von Anträgen auf Aufhebung der Immunität von Abgeordneten 530D Antrag des Justizministeriums Rheinland-Pfalz betr. Entscheidung über die Immunität des Abg. Stauch 531A Antrag des Niedersächsischen Justizministers betr. Entscheidung über die Immunität des Abg. Onnen 531A Abänderungsantrag der KPD-Fraktion zur Tagesordnung betr. Regierungserklärung zum Gesetz der Alliierten Hohen Kommission über „strafbare Handlungen gegen Besatzungsinteressen" 531B Fisch (KPD) 531C Euler (FDP) 532A Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zum Schutze der Jugend in der Öffentlichkeit (Initiativantrag der Abg. Strauss, Kemmer und Gen.) (Drucksache Nr. 180) 532A Strauss (CSU), Antragsteller 532A, 543A Frau Thiele (KPD) 535C Frau Dr. Ilk (FDP) 537A Dr. Etzel (BP) . . . . . . . . 537B Frau Keilhack (SPD) 538B Dr. Heinemann, Bundesminister des Innern 539A Ribbeheger (Z) 539B Strauss (CSU) 540A Dr. Kleindinst (CSU) . . . . . 541D Dr. Besold (BP) 542B Mündlicher Bericht des Ausschusses für das Besatzungsstatut und Auswärtige Angelegenheiten über den Antrag der Fraktion der CDU/CSU betr. Maßnahmen für Deutsche, die in Auswirkung des Krieges im Ausland zurückgehalten werden (Drucksachen Nr. 165 und 60) . . . . . . . . 543D Dr. Gerstenmaier (CDU) Berichterstatter 543D, 547D Dr. Dehler, Bundesminister der Justiz 545C Müller, Oskar (KPD) . . . . . . . 546A Mündlicher Bericht des Ausschusses für das Besatzungsstatut und Auswärtige Angelegenheiten über den Antrag der DP betr. . Bevölkerung Helgolands (Drucksachen Nr 166 und 41) 548B Dr. von Merkatz (DP), Berichterstatter 548C Walter (DP) 551D Rademacher (FDP) . . . . . . 552A Mündliche Berichte des Ausschusses für das Besatzungsstatut und Auswärtige Angelegenheiten über die Anträge der Fraktion der BP betr. Verteilung der DPs (Drucksachen Nr. 196 und 85), betr. Inanspruchnahme der Quartierleistungen durch die Besatzungsmächte (Drucksachen Nr. 197 und 86 neu) und betr. Wohnraumbelegung durch verschleppte Personen (Drucksachen Nr. 198 und 87) 552D Dr. Gerstenmaier (CDU), Berichterstatter 553A, 557A Dr. Lukaschek, Bundesminister für Angelegenheiten der Vertriebenen 553C Dr. Seelos (BP) . . . . . . . . 553D Dr. Pfeiffer, Staatsminister und Leiter der Bayerischen Staatskanzlei . . 554B Niebergall (KPD) . . . . . . . 554C Stahl (FDP) 556A von Thadden (NR) 556C Unterbrechung der Sitzung . . 557D Mündlicher Bericht des Ausschusses für Arbeit über den Antrag der Zentrumsfraktion betr. Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenhilfe für Heimkehrer (Drucksachen Nr. 190 und 121) 558A Arndgen (CDU), Berichterstatter . 558A Mündlicher Bericht des Ausschusses für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen über den Antrag der Fraktion der SPD betr. einheitliche Regelung der Heimkehrerbetreuung (Drucksachen Nr. 191 und 118) 558B Pohle (SPD), Berichterstatter . 558C, 564B Leddin (SPD) . . . . . . . . . 559C Sabel (CDU) . . . . . . . 560D, 564D Krause (Z) 561C Renner (KPD) . . . . . . . . 562A Sauerborn, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit . . . . . 563B Frau Kalinke (DP) . . . . . . . 563C Mündlicher Bericht des Ausschusses für Verkehrswesen über den Antrag der Abg. Renner und Gen. betr. Bundesbahn (Drucksachen Nr. 170 und 105) . . . . 565A Rademacher (FDP), Berichterstatter 565B Interfraktioneller Antrag betr. Überweisung von Anträgen an Ausschüsse (Drucksache Nr. 211) 565D Antrag der Fraktion der BP betr. § 103 der vorl. Geschäftsordnung (Drucksache Nr. 184) 566A Dr. Arndt (SPD) . . . . . . 566A Anträge der Fraktion der SPD betr. Gleichberechtigung der Frauen (Drucksache Nr. 176), der Abg. Renner u. Gen. betr. rechtliche Gleichstellung der Frauen (Drucksache Nr. 206) und der Fraktion der SPD betr. Frauen im öffentlichen Dienst bei der Bundesverwaltung (Drucksache Nr. 177) 566B Frau Nadig (SPD), Antragstellerin . 566B Frau Thiele (KPD), Antragstellerin . 567A Frau Korspeter (SPD), Antragstellerin 568A Unterbrechung der Sitzung 565B, 569D Die Sitzung wird um 10 Uhr 17 Minuten durch den Präsidenten Dr. Köhler eröffnet.
  • folderAnlagen
    Keine Anlage extrahiert.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Angesichts der letzten Worte muß ich leider dem Hohen Hause zumuten, noch ein paar Sätze anzuhören.

    (Zuruf von der BP: „Zumuten" ist richtig!)

    Ich muß dem Herrn Abgeordneten Dr. Besold allerdings erwidern, daß man mit den Ausdrücken vorsichtig sein soll, wenn man von den Begriffen zu wenig weiß. In Artikel 72 Ziffer 3 steht, daß die konkurrierende Gesetzgebung des Bundes in Frage kommt, wenn die Wahrung der Rechts- oder Wirtschaftseinheit über das Gebiet eines Landes hinaus sie erfordert. Sie haben sich auf den Artikel 72 Absatz 2 bezogen.

    (Abg. Dr. Besold: Das ist 1, 2 und 3!)

    —Dann nehmen wir es eben genau. nämlich Absatz 2 Ziffer 3: wenn die Wahrung der Rechtsoder Wirtschaftseinheit es erfordert.
    Es ist wirklich bedauerlich, daß in sämtlichen Länderregierungen der amerikanischen Zone nicht ein Minister gesessen hat, der bisher die Erläuterungen, die Sie hier vorgetragen haben, auch in sich selber produziert hat. Denn Sie haben mir zwar ein Kompliment gemacht.

    (Zuruf von der BP: — — wenn Sie nicht selbst Minister sind!)

    — Ich will Ihnen den Rang in dem Punkt nicht ablaufen! Ich war ja zwei Jahre für die Jugendfürsorge in Bayern verantwortlich. Während dieser zwei Jahre scheint doch nach Ihrem Zugeständnis die Jugendfürsorge in Bayern einige Fortschritte gemacht zu haben. Ich wäre auch der allerletzte, der etwa sagen würde, daß die Handhabung der Jugendfürsorge von einer Zentrale aus gesteuert werden sollte, eventuell gar noch mit Hilfe von Bundesbehörden und deren Unterbau. Woran aber bisher im gesamten Gebiet der deutschen Republik, ob in Bayern oder anderswo, kein einziger vernünftiger Mensch gezweifelt hat, war, daß unser Jugendfürsorgerecht — und wenn Sie von Verwaltung eine Ahnung hätten, wüßten Sie, welche ungeheure Belastung unsere Verwaltung in den letzten Jahren hatte, weil das Fürsorgerecht auseinandergefallen war, welche Vielzahl von Beamten mehr beschäftigt werden mußte, weil sich die großen Schwierigkeiten' ergeben haben — im Gebiet der Bundesrepublik auf einer einheitlichen Rechtsgrundlage stehen muß. Daß dann allerdings die gesamte Ausführung, die Organisation, die Durchführung, die Festlegung der Behörden usw., durch die das Fürsorgerecht ausgeführt wird, Länderangelegenheit ist und in die Länderzuständigkeit fällt, das . dürfte auch Ihnen nicht unbekannt sein.
    Man soll etwas vorsichtig sein mit Äußerungen wie „Verrat an der bayerischen Sache" usw. Ich habe Ihnen vorhin schon gesagt, daß einer Ihrer heftigsten Zwischenrufer, mein verehrter Herr Kollege Dr. Baumgartner, lange Zeit in der heute von Ihnen zitierten und zum Teil geschmähten Regierung gesessen hat. Es hat allerdings lange genug — —

    (Abg. Dr. Baumgartner: Ich war ja Landwirtschaftsminister! — Heiterkeit.)

    — Ja, wenn doch nur!
    Die Frage, um die es sich hierbei gedreht hat und die die großen Schwierigkeiten auferlegt hat, war ja nicht die, daß man im Landtag von Bayern nicht hätte zu einer Einigung kommen können. Die Frage war vielmehr die, daß die Länderregierungen vor der tragischen Alternative standen, auf der einen Seite anzuerkennen, daß das Gesetz gemeinsame Richtlinien haben muß, auf der anderen Seite die peinliche Tatsache vorzufinden, daß diese gemeinsamen Richtlinien zwischen den Länderregierungen nicht vereinbart werden konnten. An diesen beiden Punkten ist bisher der Erlaß dieses Gesetzes im Laufe von dreieinhalb Jahren gescheitert. Unterschieben Sie mir nicht, Herr Dr. Besold, ich hätte meine eigene Regierung angegriffen. Sie haben sie im Wahlkampf genug angegriffen. Wenn sie verteidigt werden soll, tue ich es schon selber.

    (Unruhe und Zurufe rechts.)

    Wenn wir diese Regierung zu verteidigen haben, tun wir es schon selber. Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten! Die Leistung der bayerischen Regierung spricht für sich selber. Da brauchen Sie keine Angst zu haben; ihre Leistungen brauchen Sie weder herabzusetzen, noch brauchen Sie diese Leistungen zu betonen. Dafür sind wir schon da, beruhigen Sie sich!

    (Heiterkeit links und Zuruf von der SPD: Ist hier der Bayerische Landtag?)



Rede von Dr. Hermann Schäfer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Die Rednerliste scheint nunmehr wirklich erschöpft zu sein.

(Zurufe und Heiterkeit.)

Es ist beantragt, den Gesetzentwurf zum Schutze der Jugend in der Öffentlichkeit dem Ausschuß für Jugendfürsorge zu überweisen. Ich bitte diejenigen, die dem Antrag zustimmen, die Hand zu erheben. — Das ist die Mehrheit. Damit ist der Punkt 2 der Tagesordnung erledigt.
Wir kommen zu Punkt 3 der Tagesordnung: Mündlicher Bericht des Ausschusses für das Besatzungsstatut und Auswärtige Angelegenheiten über den Antrag der Fraktion der CDU/CSU betreffend Maßnahmen für Deutsche, die in Auswirkung des Krieges im Ausland zurückgehalten werden (Drucksachen Nr. 165 und 60).
Als Berichterstatter hat das Wort der Herr Abgeordnete Dr. Gerstenmaier.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Meine Damen und Herren! Der Ausschuß für das Besatzungsstatut und Auswärtige Angelegenheiten hat den Antrag der CDU/CSU-Fraktion wiederholt behandelt. Er hat dafür einen kleinen Unterausschuß eingesetzt, der dem Ausschuß dann den in Ihrer Hand befindlichen Antrag Drucksache Nr. 165 vorgelegt hat. Wie Sie sehen, gliedert sich dieser Antrag in zwei Ziffern Erlauben Sie mir, daß ich dazu zur Begründung kurz folgendes sage.
    Die Ziffer 1 und die Ziffer 2 beziehen sich auf eines der dunkelsten Kapitel dieser Nachkriegszeit. Es handelt sich um die deutschen Kriegsgefangenen und insbesondere um den Teil von Deutschen im Ausland, die, sei es als Militärpersonen, sei es als Zivilpersonen, unter der Anklage von Kriegsverbrechen im Ausland festgehalten sind.
    Um hinsichtlich der Ausmaße des Problems ein wenig Licht in die Diskussion zu bringen, darf ich Ihnen folgende Zahlen vortragen. Die weitaus größte Ziffer betrifft die in Rußland, sei es als Kriegsgefangene, sei es unter der Anklage von Kriegsverbrechen festgehaltenen deutschen Mili-


    (Dr. Gerstenmaier)

    tärpersonen und verschleppten Zivilisten. Es ist unmöglich, dafür eine präzise Zahl zu nennen. Trotz der in den letzten Monaten in erhöhtem Umfange aus Rußland zurückgekehrten Kriegsgefangenen schätzen wir, daß noch eine Anzahl von etwa 300- bis 500 000 Deutschen in Rußland festgehalten ist.

    (Hört! Hört! bei der SPD.)

    In Polen können wir mit einer Zahl von etwa 15 000 deutschen Kriegsgefangenen rechnen, in Albanien mit 300 und merkwürdigerweise in Spanien ebenfalls mit 300.
    Erlauben Sie mir, daß ich zu Spanien lediglich folgendes sage: Es handelt sich um die Rückführung von deutschen Kriegsgefangenen und von einigen Abenteurern, die in spanischen Lagern festgehalten sind, die die spanische Regierung auch ohne weiteres zurückliefern würde, vorausgesetzt, daß irgend jemand die Transportkosten übernimmt. Bis jetzt hat sich niemand gefunden, der für diese 300 Mann die Transportkosten auf den Tisch gelegt hätte. Infolgedessen sitzen sie nach wie vor in Spanien.
    Unter den 15 000 in Polen Festgehaltenen ist zweifellos eine besonders hohe Zahl von deutschen Frauen, die in Arbeitslagern festgehalten werden.

    (Hört! Hört!)

    Ich darf hier auf die Notiz des Westberliner „Der Sozialdemokrat" verweisen, der vor kurzem gemeldet hat, daß die Sowjetunion in den letzten drei Monaten 12 000 weibliche Kriegsgefangene, ehemalige deutsche Rote-Kreuz-Schwestern und Wehrmachtshelferinnen zur Arbeitsleistung an Polen ausgeliefert hat.

    (Lebhafte Pfuirufe.)

    Wir haben Anlaß anzunehmen, daß diese Meldung nicht aus der Luft gegriffen ist.

    (Zuruf von der KPD: Woher wollen Sie das wissen?)

    Sie charakterisiert, daß in diesen Gebieten der Menschenhandel mitten in unserer Zeit noch stattfindet.

    (Hört! Hört!-Rufe in der Mitte und rechts. — Zuruf von der KPD: Provokateur!)

    Wir müssen den Mut haben, die internationale Öffentlichkeit immer wieder darauf hinzuweisen. Wir sind aber der Meinung, daß nunmehr mit der Existenz der Bundesrepublik Deutschland der Augenblick gekommen ist, um auch von deutscher Seite aus diese Frage initiativ anzugehen. Der Rechtsschutz, auf den diese Deutschen, gleichgültig ob sie als Kriegsgefangene oder unter der Anklage von Kriegsverbrechen im Ausland sind, Anspruch haben, muß von der Bundesrepublik Deutschland wahrgenommen werden. Bis jetzt ist die Hilfe, die ihnen widerfahren ist, im wesentlichen auf Initiative freier Hilfsorganisationen wahrgenommen worden, unter denen ich das Deutsche Rote Kreuz, den Deutschen Caritasverband und das Hilfswerk der Evangelischen Kirche besonders nennen darf. Bei der Aufnahme der Rückkehrenden hat sich auch die Arbeiterwohlfahrt hilfreich beteiligt.
    Nun ist aberi der Augenblick gekommen, in dem diese Verbände mitsamt ihren internationalen Gliederungen diesen Rechtsschutz regelrecht an den Bund abtreten sollten und abtreten müssen. Darauf bezieht sich der Antrag der CDU/CSU-Fraktion, der hier in diesem Bericht des Ausschusses für Besatzungsstatut aufgenommen und bestätigt ist.
    Erlauben Sie mir nun noch ein Wort zu dem Problem der Kriegsverbrecher zu sagen. Ich gebe hier einige Zahlen. Militärpersonen und einige Zivilpersonen, die unter der Anklage von Kriegsverbrechen stehen oder zum Teil schon abgeurteilt sind, befinden sich in Frankreich zirka 1200, in Holland zirka 200, in Belgien 100, in Luxemburg 50, in Italien 20, in Dänemark 55, in Griechenland 8, in Jugoslawien zirka 1400, in Polen etwa 8000 und in Norwegen 60. Einige weitere befinden sich in Österreich, Ungarn, in der Schweiz und nach einer soeben vorliegenden Meldung in der Türkei zirka 30. Im letzteren Falle handelt es sich um Angehörige des ehemaligen deutschen Nachrichten- bzw. Abwehrdienstes.
    Meine Damen und Herren, ich möchte Ihre Aufmerksamkeit doch noch einmal auch von dieser Stelle aus, von der es meines Wissens noch nicht geschehen ist, auf die Fragwürdigkeit des ganzen Verfahrens richten, das auf diese Angeklagten im Auslande bis jetzt angewandt worden ist. Ich glaube, daß die Überzeugung jenseits der deutschen Grenzen wächst, daß das Verfahren, das gegen zahlreiche wegen Kriegsverbrechen angeklagte Deutsche im Ausland von ausländischen Gerichten angewendet worden ist, mehr als problematisch ist. Vor allem müssen die Strafen aus Urteilen, die von Kriegsgerichten in den ersten Jahren nach dem Kriege gefällt worden sind, bei Anwendung objektiver Rechtsnormen als durchweg überhöht gelten, ganz abgesehen davon, daß die Verfahrensweise, aber auch die Objektivität der Urteile und Gerichte von uns auf Grund von Unterlagen ernsthaft in Zweifel gezogen werden müssen. Es ist nicht unsere Absicht, nun hier eine Rechnung aufzumachen, was in diesen Verfahren alles versäumt worden ist. Wir bezweifeln, daß die Art und Weise, wie diese Probleme von den Siegermächten und von den Gewahrsamsmächten in den Jahren nach dem Kriege gehandhabt worden sind, gut war. Indem wir das aussprechen, verkennen wir nicht, daß es auch im Ausland Zeugen von hoher Objektivität gab, und daß es auch im Ausland Stimmen von Helfern und Helferinnen gab, die sich jahrelang bemüht haben, hier einzutreten und einen offenkundigen Notstand zu beseitigen. Es darf z. B. nicht verkannt werden, daß sich Stimmen wie die eines prominenten französischen Strafrechtlers, der als Verteidiger gearbeitet hat, wirkungsvoll dagegen erhoben haben. Ich zitiere hier. Er sagt:
    Die Grundsätze dieser Rechtsprechung rühren nicht nur an die Form, sondern an die Grundlage des Strafrechts. Sie laufen dem Grundsatz von dem nicht retroaktiven Strafgesetz dadurch zuwider, daß sie sowohl dem gültigen Straf- als auch dem gültigen Prozeßverfahrensrecht eine unbestreitbare Erschwerung verleihen. Sie überschreiten den Rahmen des Grundsatzes: nullum crimen, nulla poena sine lege. Wie betrüblich
    — so fährt der Franzose fort —
    auch immer für die französische Ehre eine derartige Feststellung sein mag, so können wir doch nicht umhin zu schließen, daß das Gesetz vom 15. September 1948 nicht der Ausdruck eines gerechten Rechts ist. Es ist eine Art legaler „Völkermord".

    (Hört! Hört! in der Mitte und rechts.)

    Meine Damen und Herren! Wie recht und wie richtig dieser Standpunkt ist, geht aus der Art und Weise hervor, wie die Prozesse in Jugoslawien gegen Deutsche durchgeführt worden


    (Dr. Gerstenmaier)

    sind. Ich habe hier ein Dokument vor mir liegen, das ich Ihnen im Original zur Kenntnis bringen möchte und das die Lage blitzartig beleuchtet. Wir haben etwa 1 400 deutsche Kriegsgefangene, die nach wie vor unter der Anklage des Kollektivverbrechens festgehalten werden. Eine Reihe von ihnen sind verurteilt. Ich habe hier vor mir den Brief eines Verurteilten vom 24. 7. 1949 an seine Frau, in dem es heißt:

    (Abg. Renner: Sprechen Sie als Berichterstatter? — Weitere Zurufe von der KPD.)

    Am 7. Mai 1949 durch Militärgericht Belgrad 15 Jahre. Im Urteil heißt es u. a.:

    (Zuruf von der KPD: Verteidigung der Kriegsverbrecher!)

    Dem Angeklagten kann eine Beteiligung an
    Kriegsverbrechen nicht nachgewiesen werden.
    Das steht im Urteil! Es heißt dann weiter:
    Durch Beschluß der Staatskommission zur Aufdeckung von Kriegsverbrechen unter Nr... . wird er für Kriegsverbrechen, die durch Angehörige seines Regiments begangen wurden, mit verantwortlich gemacht und ist daher zu bestrafen.

    (Hört! Hört! — Zuruf von der KPD: Wenden Sie sich an Ihren neuen Freund Tito!)

    15 Jahre! Das beleuchtet die Situation.
    Wir sind der Meinung, daß die Zurückhaltung von Kriegsgefangenen sowohl auf Grund der Haager Landkriegsordnung wie auf Grund der Magna Charta der Menschenrechte, zu denen sich die Nationen bekannt haben, nicht länger bzw. überhaupt nicht so lange vertretbar ist. Artikel 20 der Haager Landkriegsordnung sagt: „Nach Friedensschluß sollen die Kriegsgefangenen binnen kürzester Frist in ihre Heimat entlassen werden." Soweit sie bisher noch nicht zurückgekehrt sind, sind sie teils zu Arbeitsleistungen zurückgehalten worden, teils unter der Anklage des Kriegsverbrechens. Dabei spielt wiederum Jugoslawien eine besondere Rolle. Ich darf in diesem Augenblick Ihre Aufmerksamkeit darauf richten, daß Jugoslawien, welches zirka 1 400 nach solchen „Rechtsgrundsätzen" behandelte Deutsche immer noch festhält, nach einer Zeitungsnotiz der DPA im Begriff ist, deutsche Arbeitskräfte mit der Genehmigung des Hohen Kommissars für die französische Zone in Deutschland anzuwerben.

    (Hört! Hört!)

    Im übrigen ist offenbar auch Jugoslawien der Meinung, daß immerhin in der Rechtsprechung der letzten Jahre einiges passiert ist. Denn eine andere Notiz besagt, daß die jugoslawische Regierung die unrechtmäßige Hinrichtung des ehemaligen österreichischen Oberleutnants Otto Wehhofer in einer Note an die österreichische Regierung zugegeben und sich zur Zahlung einer Entschädigung bereit erklärt habe. Wir begrüßen derartiges und sind der Meinung, daß jetzt der Augenblick gekommen ist, wo diese Frage von der Bundesrepublik Deutschland von Amts wegen in die Hand genommen werden muß. Wir sind uns darüber im klaren, daß die Initiative, die die Bundesrepublik dabei ergreifen kann, durch das Besatzungsstatut begrenzt ist. Aber es wird die Pflicht der Bundesregierung und nach unserer Überzeugung auch die unabweisbare Aufgabe der Hohen Kommissare sein, in dieser Sache mit aktiv zu werden.

    (Abg. Renner: Vor allen Dingen Ihre Hetze zu finanzieren!)

    Denn solange die Wahrnehmung außenpolitischer i Befugnisse in der Hand der Hohen Kommissare ist, werden sie sich dieser Sache nicht entziehen wollen und auch nicht entziehen können. Was aber der vorliegende Antrag, den der Außenpolitische Ausschuß Ihnen hiermit zur Annahme empfiehlt, bezweckt, ist die Errichtung einer Rechtsschutzstelle beim Bundesministerium der Justiz, einer Rechtsschutzstelle, die eine geordnete Sammlung und Wahrnehmung aller Aufgaben, die die Bundesrepublik auf diesem Gebiete zu erfüllen hat, in die Hand nimmt und die diese Sache in einer befriedigenden Weise, hoffentlich bald, zum Abschluß zu bringen vermag.

    (Beifall.)