Gesamtes Protokol
Die Sitzung ist eröffnet.
Folgende amtliche Mitteilungen werden ohne Verlesung in den Stenographischen Bericht aufgenommen:
Der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung hat am 29. November 1965 gemäß Beschluß des Bundestages vom 8. April 1959 eine Ubersicht über die Beschäftigung Schwerbeschädigter bei den Bundesdienststellen nach dem Stand vom 1. Oktober 1965 übersandt, die als Drucksache V/66 verteilt wird.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist der Entwurf eines Umsatzsteuergesetzes — Drucksache V/48 — auch dem Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen mitberatend überwiesen worden.
Der Bundesminister des Auswärtigen hat am 7. Dezember 1965 die Kleine Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Rechtsstellung der bei den ausländischen Streitkräften beschäftigten deutschen Arbeitnehmer — Drucksache V/47 — beantwortet. Sein Schreiben wird als Drucksache V/98 verteilt.
Der Bundesminister des Innern hat am 2. Dezember 1965 die Kleine Anfrage der Fraktion der FDP betr. Teilzeitbeschäftigung von Beamtinnen — Drucksache V/39 — beantwortet. Sein Schreiben wird als Drucksache V/99 verteilt.
Der Präsident des Bundestages hat entsprechend dem Beschluß des Bundestages vom 25. Juni 1959 die nachstehenden Vorlagen überwiesen:
Richtlinie des Rats über die Aufhebung der Beschränkungen der Niederlassungsfreiheit und des freien Dienstleistungsverkehrs für selbständige Tätigkeiten der Kreditinstitute und anderer finanzieller Einrichtungen — Drucksache V/8 —
an den Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor dem Plenum am 16. Februar 1966
Richtlinie des Rats betreffend die Veresterung von Olivenspeiseöl — Drucksache V/9 —
an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor dem Plenum am 16. Februar 1966
Richtlinie des Rats zur Regelung viehseuchenrechtlicher und gesundheitlicher Fragen bei der Einfuhr von Rindern und Schweinen und von frischem Fleisch aus Drittländern sowie eine Entscheidung des Rats zur Errichtung eines Veterinärausschusses — Drucksache V/11 —
an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten —federführend — und an den Ausschuß für Gesundheitswesen — mitberatend — mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor dem Plenum am 23. März 1966
Verordnung des Rats zur Verlängerung des Zeitraums, in dem die Verordnung Nr. 17 des Rats auf den Eisenbahn-, Straßen- und Binnenschiffsverkehr keine Anwendung findet — Drucksache V/10 —
an den Verkehrsausschuß — federführend — und an den Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen — mitberatend — mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor dem Plenum am 9. Dezember 1965
a) Enwurf der Kommission der EWG für eine Entscheidung des Rats zur Errichtung eines Lebensmittelausschusses,
b) Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats zur Änderung der Richtlinie des Rats vom 5. November 1963 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für konservierende Stoffe, die in Lebensmitteln verwendet werden dürfen,
c) geänderter Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats zur Änderung der Richtlinie des Rats
zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für färbende Stoffe, die in Lebensmitteln verwendet werden dürfen,
d) geänderter Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für Antioxydantien, die in Lebensmitteln verwendet werden dürfen,
e) geänderter Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für Kakao und Schokolade — Drucksache V/12 —
an .den Ausschuß für Gesundheitswesen mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor dem Plenum am 26. Januar 1966
Richtlinie des Rats zur Änderung der Richtlinie des Rats vom 5. November 1963 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für konservierende Stoffe, die in Lebensmitteln verwendet werden dürfen — Drucksache V/13 —
an den Ausschuß für Gesundheitswesen mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor dem Plenum am 1. Juli 1966
Verordnung des Rats über besondere Maßnahmen zum Absatz der Butter in privater Lagerhaltung — Drucksache V/16 —
an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit der Ritte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor dem Plenum am 26. Januar 1966
Verordnung zur Änderung des Artikels 95 des Statuts der Beamten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der Europäischen Atomgemeinschaft — Drucksache V/17 —
an den Innenausschuß mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor dem Plenum am 10. Dezember 1965
Verordnung des Rats über die Einführung eines Margentarifsystems im Güterverkehr der Eisenbahnen, des Straßenverkehrs und der Binnenschiffahrt — Drucksache V/30 —
an den Verkehrsausschuß mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor dem Plenum am 1. Juli 1966
Verordnung des Rats über die Beseitigung von Diskriminierungen auf dem Gebiet der Frachten und Beförderungsbedingungen — Drucksache V/31 —
an den Verkehrsausschuß mit der Bitte um Vorlage des Berechtzeitig vor dem Plenum am 1. Juli 1966
— Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats über die Unterrichtung der Kommission betreffend die statistischen Angaben über Kapitalbewegungen nach und aus dritten Ländern,
— Empfehlung der Kommission der EWG für eine Entscheidung des Rats über die Einführung von Konsultationen innerhalb der Gemeinschaft betreffend die Politik der Mitgliedstaaten auf dem Gebiet der Kapitalbewegungen aus dritten Ländern — Drucksache V/35 —
an den Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor dem Plenum am 16. Februar 1966
Verordnung des Rats über die Festsetzung der Abschöpfungsbeträge gegenüber dritten Ländern für Schweine, Schweinefleisch und Schweinefleisch enthaltende Erzeugnisse für Einfuhren im ersten Vierteljahr 1966 — Drucksache V/40 —
an den Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen — federführend — und an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — mitberatend — mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor dem Plenum am 9. Dezember 1965
Verordnung des Rats zur Verlängerung der Geltungsdauer der Vorschriften über Milchpulver in der Verordnung Nr. 113/64/EWG
an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit der Bitte um Berichterstattung innerhalb eines Monats, wenn im Ausschuß Bedenken gegen die Verordnung erhoben werden
Verordnung des Rats zur Änderung der Verordnungen Nr. 55/65/EWG, 56/65/EWG betreffend besondere Bestimmungen über den Absatz gewisser Käsearten
an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit der Bitte um Berichterstattung innerhalb eines Monats, wenn im Ausschuß Bedenken gegen die Verordnung erhoben werden
408 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. Dezember 1965
Vizepräsident Schoettle
Verordnung des Rats über die Verlängerung der Geltungsdauer der Verordnung Nr. 88/65/EWG, betreffend die Erstattungen bei der Ausfuhr von Schweinefleisch, Eiern und Geflügelfleisch in dritte Länder
an den Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen — federführend — und an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — mitberatend — mit der Bitte um Berichterstattung innerhalb eines Monats, wenn im Ausschuß Bedenken gegen die Verordnung erhoben werden
Der Präsident des Bundestages hat entsprechend dem Beschluß des Bundestages vom 23. Februar 1962 die nachstehenden Vorlagen überwiesen:
Dreiunddreißigste Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1965 — Drucksache V/15 —
an den Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor dem Plenum am 11. Februar 1966
Achtunddreißigste Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1965 — Drucksache V/22 —
an den Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen mit der Bitte um Vorlage des Berichts rechtzeitig vor dem Plenum am 11. Februar 1966
Vizepräsident Schoettle: Eine Zusatzfrage, Herr Abgeordneter Kurlbaum.
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Ich glaube, daß das eher im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen möglich ist und nicht hier in aller Öffentlichkeit.
Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Genscher.
Herr Bundesminister, finden Sie nicht, daß es unserer Position bei künftigen Verhandlungen schadet, wenn Sie hier durch Fragen wie die .des Abgeordneten Zerbe veranlaßt werden, Probleme unserer Verhandlungstaktik öffentlich zu erörtern?
Herr Kollege Genscher, ich habe darauf hingewiesen, daß ich es angesichts der im Januar 1966 wieder beginnenden Verhandlungen für unzweckmäßig halte, hier in öffentliche Wertungen einzutreten. Wir haben es in unserer rechtsstaatlichdemokratischen Ordnung bei allen Verhandlungen ohnehin schwer, weil uns ein zentralistisch gelenktes kommunistisches System gegenübersteht, mit dem zu verhandeln in allen Fragen sehr schwer ist.
Eine Frage des Herrn Abgeordneten Dorn.
Herr Bundesminister, darf ich aus Ihrer Antwort auf ,die Fragen des Kollegen Zerbe entnehmen, daß sich die Bundesregierung im Laufe dieser wochenlangen Verhandlungen in allen Punkten in Übereinstimmung mit .der Haltung des Berliner Senats befunden hat?
Die Bundesregierung hat in engstem Einvernehmen mit dem Berliner Senat gehandelt, und wie alle Verlautbarungen bekunden, ist auch am Schluß ebenso wie in der Phase der Verhandlungen volle Übereinstimmung gewahrt worden.
Keine weiteren Fragen.
Ich rufe die Frage V/3 des Abgeordneten Dr. Müller-Emmert auf:
Ist der Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen bereit, im Interesse der finanziellen Unterstützung des Pfalztheaters Kaiserslautern und des Pfalzorchesters Ludwigshafen unverzüglich mit dem Ministerpräsidenten des Landes Rheinland-Pfalz Verbindung aufzunehmen, damit beschleunigt die Frage geklärt wird, ob Rheinland-Pfalz auch im Jahre 1966 und in den folgenden Jahren Mittel des gesamtdeutschen Ministeriums zur Förderung seiner Kulturinstitutionen erhält?
Zur Beantwortung bitte, Herr Minister!
Herr Präsident! Eine ähnliche Frage, wie sie heute Kollege Dr. Müller-Emmert stellt, hatte schon in der Fragestunde am 2. Dezember 1965 der Kollege Dr. Marx gestellt. Ich habe damals geantwortet, daß ich noch immer auf die Antwort des Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz auf meinen vor Wochen geschriebenen Brief warte, in dem ich die Einstellung der kulturellen Hilfe für Rheinland-Pfalz angekündigt habe. Ich habe dieser Auskunft, die ich dem Kollegen Dr. Marx gegeben habe, nichts hinzuzufügen, weil sich inzwischen nichts ereignet hat. Vor allem ist eine Antwort auf den Brief des Monats Juli bis zur Stunde noch nicht eingetroffen.
Haben Sie noch eine Frage, Herr Abgeordneter Dr. Müller-Emmert? — Bitte!
Herr Minister, ist Ihnen bekannt, daß inzwischen der Ministerpräsident und der Kultusminister des Landes Rheinland-Pfalz öffentlich erklärt haben, daß Ihre Behauptung in der Fragestunde vom 2. Dezember 1965, wonach das Land Rheinland-Pfalz Zuschüsse von Ihrem Ministerium abgelehnt habe, jeglicher Grundlage entbehre?
Herr Kollege Müller-Emmert, ich habe auch die Pressestimmen in Rheinland-Pfalz darauf hin verfolgt, und ich danke Ihnen, daß Sie mir die Gelegenheit geben, hier an Hand der unwiderleglichen und beweiskräftigen Schriftsätze und der Daten Mißverständnisse aufzuklären.
Mit einem Schnellbrief vom 6. Juli 1965 — man beachte das Datum — an die Staatskanzlei des Landes Rheinland-Pfalz hatte ich Kenntnis von meiner Absicht gegeben, nach meinen Informationsreisen ins Zonenrandgebiet, deutsch-tschechische Grenzgebiet und deutsch-dänische Grenzgebiet — zum Teil allein mit meinen Beamten, zum Teil zusammen mit dem Bundestagsausschuß für gesamtdeutsche Fragen — nunmehr auch Teile der deutschen Westgrenze kennenzulernen. Dabei wurden in dem Schreiben an die Staatskanzlei des Landes Rheinland-Pfalz die Orte Hornbach, Ludwigswinkel, Schweigen und Bergzabern sowie der Mundatwald erwähnt, die aber keineswegs das ausschließliche Ziel der Reise sein sollten. Der Mundatwald war deswegen aktuell geworden, weil der Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen wie seine Amtsvorgänger einem Abkommen über die Abtretung des Mundatwaldes an Frankreich widersprochen haben und im Kabinett darüber Übereinstimmung nicht erzielt werden konnte.
Ich habe weiter der Staatskanzlei in dem genannten Schnellbrief die Bitte unterbreitet, einen gemeinsamen Reise- und Zeitplan aufzustellen und mir zu übermitteln. Es ist bei allen Bereisungen üblich und selbstverständlich, daß der Ministerpräsident und der Innenminister oder der Kultusminister die jeweiligen Objekte vorschlagen, und da das Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen finanzielle Zuschüsse nur für kulturelle Vorhaben
418 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. Dezember 1965
Bundesminister Dr. Mende
in dem Grenzgebiet des Landes Rheinland-Pfalz gibt, wäre es entsprechend meiner Bitte nunmehr Sache des Landes gewesen, Vorschläge für den Besuch kultureller Institutionen zu machen.
Ich habe keinen Vorschlag erhalten. Vielmehr ist ein Brief des Herrn Ministerpräsidenten an den Bundeskanzler gerichtet worden, von dem ich informiert wurde, in dem die Zuständigkeit des Ministeriums für gesamtdeutsche Fragen für die westlichen Grenzgebiete irrtümlicherweise bestritten wurde. Der Bundeskanzler hat dann den Ministerpräsidenten darüber aufgeklärt, daß seit 16 Jahren auch für die kulturelle Betreuung der westlichen Grenzgebiete selbstverständlich das Ministerium für gesamtdeutsche Fragen zuständig ist.
Auf die andere Frage, ob jemals von dem Kultusminister oder dem Ministerpräsidenten Absagen auf kulturelle Unterstützung an den Minister für gesamtdeutsche Fragen gekommen sind, darf ich folgendes antworten. In früheren Jahren trat jeweils im Monat Dezember das Kultusministerium des Landes Rheinland-Pflaz an das Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen mit der Bitte heran, die gewünschte Förderung einzelner kultureller Objekte in dem Grenzgebiet des Landes aus Bundesmitteln mündlich zu besprechen. In diesem Jahr ist das bis zur Stunde unterblieben. Auch schriftlich hat weder das Kultusministerium noch der Ministerpräsident des Landes Anträge für eine Förderung gestellt.
In meinem Schreiben vom 23. Juli 65 an den Herrn Ministerpräsidenten Dr. Altmeier wurde bereits davon ausgegangen, daß ein Bedürfnis für eine Förderung kultureller Maßnahmen in den Grenzgebieten des Landes durch das Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen nicht mehr bestehe. Da eine Antwort auf dieses Schreiben in den mehr als fünf Monaten nicht eingegangen ist, konnte aus der gesamten Haltung nur der Schluß gezogen werden, daß das Land in der Tat an finanziellen Zuschüssen des Bundes für diesen Zweck nicht mehr interessiert sei, sondern kulturelle Förderungen in anderen Bereichen als dringender ansehe.
Noch eine Zusatzfrage.
Herr Minister, wenn nun die Landesregierung von Rheinland-Pfalz Ihnen versichern würde, daß sie weiterhin Zuschüsse von Ihrem Ministerium haben möchte, würden dann einer Bezuschussung keine Hindernisse mehr im Wege stehen?
Herr Kollege, wir würden dann die Anträge im Hinblick auf das allgemeine zur Verfügung stehende Haushaltsvolumen prüfen und uns auch der Zustimmung des Fünferausschusses dieses Bundestages versichern. Wenn da keine Einwände erhoben würden, ließe sich über einzelne Objekte durchaus Einvernehmen erreichen. Ich betone allerdings, daß der parlamentarische Fünferausschuß schon bisher Bedenken gegen die weitere Unterstützung des westlichen Grenzgebietes erhoben hat, weil er anderswo dringendere Anliegen feststellte. Es ist ja auch problematisch, ob man angesichts des deutschfranzösischen Freundschaftsvertrages noch eine kulturelle Gefährdung im westlichen Grenzland unterstellen darf.
Eine Zusatzfrage, Herr Abgeordneter Holkenbrink.
Herr Bundesminister, trifft es zu, daß Ihr Brief vom Juli dieses Jahres durch ein Gespräch des Finanzministers des Landes Rheinland-Pfalz, das im Auftrag des Ministerpräsidenten mit Ihnen geführt wurde, praktisch beantwortet ist und daß der ganze Sachzusammenhang im Auftrag des Ministerpräsidenten mit Ihnen erörtert wurde?
Nein, das trifft nicht zu. Der Finanzminister Glahn — zufällig mein Parteifreund — hat bedauert, daß die Reise nicht stattfand, und hat um einen neuen Termin gebeten. Der neue Termin war angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl allerdings dann nicht mehr zu finden, wenn nicht Mißdeutungen hätten entstehen sollen. Über die Einzelheiten der Förderung ist mit dem Finanzminister Glahn nicht verhandelt worden.
Noch eine Frage, Herr Abgeordneter Holkenbrink.
Herr Bundesminister, haben Sie im Sommer dieses Jahres in Rheinland-Pfalz — z. B. anläßlich Ihres Besuches in Trier — nicht anerkannt, daß dieses Grenzland auf Grund seiner Grenzlage in den vergangenen hundert Jahren einen Nachholbedarf habe und daß es künftig eine besondere Hilfe erfahren solle?
Ich habe in der letzten Fragestunde schon mitgeteilt, daß ich ungeachtet der fehlenden Anforderungen für 1966 für einige Objekte — so auch für Objekte im Raum Trier — die gleichen Beträge wie bisher in den Haushalt 1966 eingesetzt habe.
Eine Zusatzfrage des Abgeordneten Dröscher.
Herr Bundesminister, wie erklären Sie sich das nach Ihrer Darstellung des Sachverhalts offenbare Desinteresse des Landes Rheinland-Pfalz an dieser finanziellen Unterstützung angesichts der sonstigen prekären finanziellen Lage des Landes?
Diese Frage hat nicht unbedingt etwas mit der jeweiligen Lage der Finanzen des Landes zu tun, sondern mit den Bestimmungen, nach denen ich verpflichtet bin die Titel des Bundesministeriums
Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. Dezember 1965 419
Bundesminister Dr. Mende
für gesamtdeutsche Fragen zu verwalten. Möglicherweise will das Land die Förderung kultureller Objekte absolut selber übernehmen. Vielleicht glaubt es auf Grund der politischen Entwicklung, jene kulturelle Förderung des westlichen Grenzgebietes angesichts des deutsch-französischen Verhältnisses aus Mitteln meines Hauses nicht mehr nötig zu haben. Anders kann ich mir das nicht erklären.
Eine weitere Frage, Herr Abgeordneter Dröscher.
Herr Bundesminister, ist es richtig, wenn ich Sie so verstanden habe, daß Sie zunächst trotz der Bedenken bereit waren, in diesem Grenzraum, der ja seit Jahrzehnten vernachlässigt wurde, etwas zu tun?
Ich wiederhole, ich habe bezüglich des Saarlandes mit dem Ministerpräsidenten des Landes bereits für 1966 Verhandlungen geführt und auch Übereinstimmung erzielt. Was Rheinland-Pfalz betrifft, so sind trotz der bisher nicht erfolgten Anforderungen vorsorglich für 1966 noch die gleichen Beträge wie für 1965 eingesetzt worden.
Noch eine Frage, Herr Abgeordneter Dr. Marx.
Herr Minister, in Anlehnung an die Frage unseres Kollegen Holkenbrink darf ich zu der Antwort des Finanzministers Glahn, die Ihnen zugegangen ist, fragen: Sie verstehen diese Antwort nicht als eine Beantwortung Ihres Briefes an den Herrn Ministerpräsidenten Altmeier?
Nein, im allgemeinen Geschäftsverkehr der Bundesregierung und der einzelnen Bundesressorts mit den Ministerpräsidenten der Länder pflegen mündliche oder gar telefonische Fragen amtliche Schreiben nicht zu ersetzen.
Ich habe eine zweite Frage. Ich komme auf Ihren Schnellbrief vom 6. Juli zurück und frage, ob in diesem Brief angedeutet war, daß Sie auch kulturelle Institutionen des Landes Rheinland-Pfalz besichtigen oder besuchen wollten.
Ich habe sogar gebeten, die Objekte aus dem Titel 600 zu bestimmen, die in den Bereich der kulturellen Förderung fallen. Das ergab sich zwangsläufig aus der bisherigen Praxis und der Zweckbestimmung des Titels 600.
Eine Zusatzfrage, Herr Dr. Hamm.
Herr Minister, sind Sie mit mir der Meinung, daß, nachdem für das Jahr 1966 in Ihrem Hause die Ansätze beispielsweise für das Pfalztheater Kaiserslautern und für das Pfalzorchester festgelegt worden sind, eine ständige Behandlung dieser kulturellen Angelegenheit in der Fragestunde, und zwar über Gebühr, der Sache nicht dienlich ist?
Ich habe, Herr Kollege Hamm, den Eindruck: wenn die anderen Theater und kulturellen Institutionen erfahren, daß zwei Institutionen mit 70 000 DM bisher dotiert wurden — 40 000 DM und 30 000 DM —, könnten viele andere Anträge möglicherweise zu Schmälerungen dieser Zusagen führen.
Eine Frage des Herrn Abgeordneten Dr. Klepsch.
Herr Minister, auf welche Vorgänge gründet sich Ihre am 2. Dezember ausgesprochene Behauptung, daß der Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz die kulturelle Betreuung der Grenzräume seines Landes aus Mitteln des Bundesministeriums für gesamtdeutsche Fragen neuerdings ablehnt?
Das Wort „neuerdings" mußte ich aus der Bestreitung der Zuständigkeit des Bundesministers für gesamtdeutsche Fragen für die westlichen Grenzgebiete entnehmen. Denn 15 Jahre vorher sind solche Kompetenzbestreitungen nicht erfolgt.
Zum zweiten: „neuerdings" deswegen, weil im Gegensatz zu den anderen Ländern, auch zum Saarland, bis zur Stunde für das Jahr 1966 Mittel für das Land Rheinland-Pfalz noch nicht beantragt wurden.
Noch eine Frage.
Herr Minister, sind Sie der Auffassung, daß der Brief, um den es in der ganzen Zeit geht, den der Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz an den Herrn Bundeskanzler gerichtet hat und der sich auf eine Reise von Ihnen in der Vorwahlzeit bezog, tatsächlich als eine Aussage genommen werden sollte, die eine weitere Förderung aus Mitteln des gesamtdeutschen Ministeriums nicht in Betracht zieht.
Herr Kollege Klepsch, ich bin gern bereit, Ihnen den Text meines Schnellbriefes und des zweiten Briefes vom 23. Juli zur Einsicht zu geben,' wie ich auch hoffe, daß der Herr Bundeskanzler Ihnen Einsicht in den Brief des Ministerpräsidenten des Landes Rheinland-Pfalz gibt; dann werden Sie feststellen, daß meine Behauptung in den Briefen ihre Stütze hat.
420 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 11. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 8. Dezember 1965
Herr Abgeordneter Hermsdorf, ich habe den Eindruck, Sie wollen in dieses rheinland-pfälzische Heimattreffen eine fremde Note bringen?
Herr Minister, können Sie mir erklären wie es möglich ist, daß ein Abgeordneter dieses Hauses — wie Herr Dr. Hamm — klare Aussagen darüber machen kann, was in Ihrem Haushalt 1966 steht? Das würde mich nämlich als Berichterstatter interessieren, weil ich den Haushalt bisher nicht gesehen habe.
Herr Kollege Hermsdorf, in der letzten Fragestunde habe ich erklärt, daß ich vorsorglich für 1966 die gleichen Mittel in Ansatz gebracht habe, daß die letzte Entscheidung aber selbstverständlich beim Hohen Hause und nicht zuletzt auch beim Referenten des Haushaltsausschusses liegen dürfte.
Damit ist die Fragestunde beendet. Ich rufe den Punkt 2 der Tagesordnung auf:
Erste, zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Verträgen vom 10. Juli 1964 des Weltpostvereins .
Ich nehme an, die Vorlage wird nicht begründet. — Das ist so. Sie soll an den Postausschuß überwiesen werden. — Diesem Vorschlag wird nicht widersprochen; es ist so beschlossen.
Wir sind damit am Ende der heutigen Sitzung. Ich berufe die nächste Sitzung auf morgen vormittag, 9. Dezember 1965, 9 Uhr, ein.
Die Sitzung ist geschlossen.