Protokoll:
18189

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 18

  • date_rangeSitzungsnummer: 189

  • date_rangeDatum: 21. September 2016

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 13:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 16:46 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/189 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 189. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 21. September 2016 Inhalt Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zu dem Überein- kommen von Paris vom 12. Dezember 2015 Drucksache 18/9650 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18689 B b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Übereinkommen von Paris vom 12. Dezember 2015 Drucksache 18/9520 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18689 B Tagesordnungspunkt 2: Befragung der Bundesregierung: Entwurf eines Gesetzes zur Ermittlung von Regel- bedarfen sowie zur Änderung des Zweiten und des Zwölften Buches Sozialgesetzbuch; weitere Fragen Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18689 D Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18690 B Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18690 B Dagmar Schmidt (Wetzlar) (SPD) . . . . . . . . . 18690 C Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18690 C Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . 18690 D Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18691 A Jana Schimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 18691 A Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18691 B Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18691 C Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18691 C Daniela Kolbe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18691 D Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18691 D Dr . Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18692 A Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18692 A Matthäus Strebl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18692 B Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18692 B Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18692 C Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18692 C Markus Paschke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18692 D Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18693 A Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18693 A Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18693 B Antje Lezius (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 18693 C Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18693 D Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18693 D Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18694 A Dr . Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18694 A Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18694 B Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18694 C Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18694 D Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18695 A Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18695 B Tobias Zech (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 18695 C Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18695 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 2016II Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18695 C Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18695 D Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . 18696 A Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18696 B Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18696 C Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18696 D Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18697 A Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18697 A Katrin Werner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18697 A Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18697 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18697 C Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18697 D Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18697 D Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 18698 A Klaus-Dieter Fritsche, Staatssekretär BK . . . . 18698 A Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18698 C Klaus-Dieter Fritsche, Staatssekretär BK . . . . 18698 D Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18699 A Klaus-Dieter Fritsche, Staatssekretär BK . . . . 18699 B Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18699 C Klaus-Dieter Fritsche, Staatssekretär BK . . . . 18699 C Tagesordnungspunkt 3: Fragestunde Drucksache 18/9642 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18699 D Mündliche Frage 1 Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Novellierung des Baurechts zur Eindäm- mung der Privilegierung von Tiermastan- lagen Antwort Florian Pronold, Parl . Staatssekretär BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18700 A Zusatzfragen Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18700 A Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18700 C Mündliche Frage 3 Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Verwendung der Mittel aus dem europäi- schen Instrument für Stabilität und Frieden für militärische Zwecke Antwort Thomas Silberhorn, Parl . Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18701 A Zusatzfragen Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18701 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18702 A Mündliche Frage 4 Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Wiederbelebung der Mittelmeerunion mit europäischen und nordafrikanischen Part- nern Antwort Thomas Silberhorn, Parl . Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18702 B Zusatzfragen Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18702 C Mündliche Frage 5 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Gesamtkosten der geplanten Veranstaltun- gen des Bundesnachrichtendienstes anläss- lich des Oktoberfests 2016 Antwort Klaus-Dieter Fritsche, Staatssekretär BK . . . . 18703 C Zusatzfragen Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18703 C Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18704 B Mündliche Frage 7 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Gespräche mit Vertretern der Atomkraft- werke betreibenden Unternehmen im Zu- sammenhang mit der Finanzierung des Kernenergieausstiegs Antwort Brigitte Zypries, Parl . Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18705 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 2016 III Zusatzfragen Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18705 B Mündliche Frage 8 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Sitzungen des Staatssekretärsausschusses Kernenergie im Zusammenhang mit der Fi- nanzierung des Kernenergieausstiegs Antwort Brigitte Zypries, Parl . Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18706 A Zusatzfragen Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18706 B Mündliche Frage 9 Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Position der Bundesregierung zur Abschaf- fung der Roaminggebühren innerhalb der Europäischen Union Antwort Brigitte Zypries, Parl . Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18707 C Zusatzfragen Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18707 D Mündliche Frage 21 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Verbindlichkeit des Beschlusses des Deut- schen Bundestages zum Antrag zum Völ- kermord an den Armeniern Antwort Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . 18708 C Zusatzfragen Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18708 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18709 C Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18710 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18710 B Mündliche Frage 22 Heike Hänsel (DIE LINKE) Gemeinsame Werte mit der Nachfolgeregie- rung von Präsident Michel Temer in Brasi- lien Antwort Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . 18710 C Zusatzfragen Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18711 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18711 C Mündliche Frage 27 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Verwaltungsgerichtliche Rechtsprechung zur Anerkennung der Flüchtlingseigen- schaft syrischer Asylsuchender Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18712 A Zusatzfragen Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18712 B Mündliche Frage 28 Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Bedarf an chemischen, biologischen, radio- logischen und nuklearen Abwehrfähigkei- ten der Bundeswehr im Inland angesichts der jüngsten Terroranschläge Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18713 A Zusatzfragen Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18713 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18713 D Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18714 B Mündliche Frage 31 Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Eckpunkte für ein Musterfeststellungsver- fahren zur Erleichterung einer gemeinsa- men Rechtsdurchsetzung für Verbraucher Antwort Ulrich Kelber, Parl . Staatssekretär BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18714 D Zusatzfragen Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18714 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 2016IV Mündliche Frage 32 Katrin Werner (DIE LINKE) Freie Wahl von Wohnort und Wohnform für Menschen mit Behinderungen Antwort Gabriele Lösekrug-Möller, Parl . Staatssekre- tärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18715 D Zusatzfragen Katrin Werner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18716 A Mündliche Frage 33 Katrin Werner (DIE LINKE) Anspruch auf Eingliederungshilfe für Men- schen mit Behinderungen mit Leistungsbe- zug nach dem Asylbewerberleistungsgesetz Antwort Gabriele Lösekrug-Möller, Parl . Staatssekre- tärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18717 A Mündliche Frage 34 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vereinbarkeit des Umfangs der medizini- schen und sonstigen Hilfe für Leistungsbe- rechtigte nach dem Asylbewerberleistungs- gesetz mit der EU-Aufnahmerichtlinie Antwort Gabriele Lösekrug-Möller, Parl . Staatssekre- tärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18717 C Zusatzfragen Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18717 D Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Konzentrati- on in der Agro- und Saatgutindustrie durch die geplante Fusion der Bayer AG und Monsanto Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18718 C Dr . Matthias Heider (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18719 C Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 18720 D Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18721 C Dr . Kristina Schröder (Wiesbaden) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18722 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 18724 A Rita Hagl-Kehl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18725 B Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18726 A Dr . Andreas Lenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18727 A Rainer Spiering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18728 B Hermann Färber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18729 A Alois Gerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18730 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18731 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 18733 A Anlage 2 Mündliche Frage 2 Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Grenzwert für Nitrat im Grundwasser und EU-Nitratrichtlinie Antwort Florian Pronold, Parl . Staatssekretär BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18733 C Anlage 3 Mündliche Frage 6 Andrej Hunko (DIE LINKE) Einladung ausländischer Nachrichtendiens- te zu Veranstaltungen im Jahr 2016 Antwort Klaus-Dieter Fritsche, Staatssekretär BK . . . . 18733 D Anlage 4 Mündliche Frage 10 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Mittelabfluss für das KfW-Programm „Er- neuerbare Energien – Speicher“ Antwort Brigitte Zypries, Parl . Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18734 A Anlage 5 Mündliche Frage 11 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Gespräche der KfW über die Finanzierung von Kohleinfrastrukturprojekten mit ande- ren Nationen bzw. Unternehmen Antwort Brigitte Zypries, Parl . Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18734 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 2016 V Anlage 6 Mündliche Frage 12 Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Entwicklung der Marktanteile der Bay- er AG bei einer Fusion mit Monsanto im Saatgut-, Pestizid- und Düngemittelbereich Antwort Brigitte Zypries, Parl . Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18734 C Anlage 7 Mündliche Frage 13 Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Wettbewerbssituation bei Saatgut, Pestizi- den und Düngemitteln Antwort Brigitte Zypries, Parl . Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18735 A Anlage 8 Mündliche Frage 14 Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Komplementarität der Geschäftsfelder der Bayer AG und Monsanto Antwort Brigitte Zypries, Parl . Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18735 A Anlage 9 Mündliche Frage 15 Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Auswirkungen der geplanten Fusion der Bayer AG und Monsanto auf die Saatgut- vielfalt sowie die Saatgutpreise in der EU Antwort Brigitte Zypries, Parl . Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18735 C Anlage 10 Mündliche Frage 16 Andrej Hunko (DIE LINKE) Weisungsbefugnis des italienischen Mariti- me Rescue Coordination Centre gegenüber Schiffen der EU-Missionen EUNAFVOR MED und Triton Antwort Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . 18735 D Anlage 11 Mündliche Frage 17 Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Unterstützung von im Iran inhaftierten Personen Antwort Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . 18736 B Anlage 12 Mündliche Frage 18 Niema Movassat (DIE LINKE) Zeitraum der Mittelzuwendung für einen von der EU-Kommission geplanten Investi- tionsfonds für Afrika Antwort Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . 18736 C Anlage 13 Mündliche Frage 19 Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Erkenntnisse über Beziehungen der Mil- li-Görüs-Bewegung zur Hamas und zur AKP Antwort Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . 18736 D Anlage 14 Mündliche Frage 20 Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Haltung der Bundesregierung zum Antrag des Deutschen Bundestages zum Völker- mord an den Armeniern Antwort Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . 18737 A Anlage 15 Mündliche Frage 23 Ulla Jelpke (DIE LINKE) Unterstützung eines in Griechenland inhaf- tierten deutschen Staatsbürgers durch die Bundesregierung Antwort Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . 18737 B Anlage 16 Mündliche Frage 24 Annette Groth (DIE LINKE) Aufnahme eines Berufungsverfahrens für einen in Griechenland inhaftierten deut- schen Staatsbürger Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 2016VI Antwort Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . 18737 C Anlage 17 Mündliche Frage 25 Annette Groth (DIE LINKE) Möglichkeiten der Nutzung von Gesichtser- kennungssoftware Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18737 D Anlage 18 Mündliche Frage 26 Ulla Jelpke (DIE LINKE) Reisen von arbeitslos gemeldeten Flüchtlin- gen in ihre Herkunftsländer Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18738 B Anlage 19 Mündliche Frage 29 Dr. André Hahn (DIE LINKE) Einnahmen des WM-Organisationskomi- tees aus Verträgen mit nationalen Förde- rern im Rahmen der Fußball-WM 2006 Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18738 C Anlage 20 Mündliche Frage 30 Dr. André Hahn (DIE LINKE) Kenntnisnahme von der Honorarzahlung des DFB an Franz Beckenbauer im Zuge der Fußball-WM 2006 Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18738 D Anlage 21 Mündliche Frage 35 Ronja Schmitt (CDU/CSU) Verlängerung der Meldefrist für die Kenn- zeichnung von Kälbern mit Ohrmarken Antwort Peter Bleser, Parl . Staatssekretär BMEL . . . . . 18739 B Anlage 22 Mündliche Frage 36 Ronja Schmitt (CDU/CSU) Ausnahmen von finanziellen Sanktions- maßnahmen bei Nichteinhaltung der Mel- depflicht zur Kennzeichnung von Kälbern Antwort Peter Bleser, Parl . Staatssekretär BMEL . . . . . 18739 C Anlage 23 Mündliche Frage 37 Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Verantwortung politischer Entscheidungs- träger zur Reduzierung von Emissionen Antwort Peter Bleser, Parl . Staatssekretär BMEL . . . . . 18739 D Anlage 24 Mündliche Frage 38 Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Geltungsbereich der EU-Freisetzungsricht- linie für gentechnisch veränderte Organis- men Antwort Peter Bleser, Parl . Staatssekretär BMEL . . . . . 18740 A Anlage 25 Mündliche Frage 39 Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Regeln für den Import und die Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen Antwort Peter Bleser, Parl . Staatssekretär BMEL . . . . . 18740 B Anlage 26 Mündliche Frage 40 Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Unterstützung der Mission EUNAVFOR MED in den Territorialgewässern der An- rainerstaaten des Einsatzgebietes Antwort Dr . Ralf Brauksiepe, Parl . Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18740 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 2016 VII Anlage 27 Mündliche Frage 41 Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) Aktueller und künftiger Drohnenbestand der Bundeswehr Antwort Dr . Ralf Brauksiepe, Parl . Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18740 C Anlage 28 Mündliche Frage 42 Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) Verlust bzw. Beschädigung von Drohnen der Bundeswehr seit Juni 2013 Antwort Dr . Ralf Brauksiepe, Parl . Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18741 B Anlage 29 Mündliche Frage 43 Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ausgaben für die Jugendverbandsarbeit im Entwurf zum Bundeshaushaltsplan 2017 Antwort Elke Ferner, Parl . Staatssekretärin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18741 C Anlage 30 Mündliche Frage 44 Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Von der Verteilung in einzelne Bundeslän- der ausgeschlossene unbegleitete minder- jährige Flüchtlinge im Jahr 2016 Antwort Elke Ferner, Parl . Staatssekretärin BMFSFJ . . . 18741 D Anlage 31 Mündliche Frage 47 Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Sicherheit von Erdgasfahrzeugen sowie et- waige vorübergehende Einstellung des Ver- kaufs von Erdgas Antwort Enak Ferlemann, Parl . Staatssekretär BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18742 A Anlage 32 Mündliche Frage 48 Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Prüfung der Auswirkungen des Chiptu- nings von Fahrzeugen auf das Motor- und Emissionsverhalten Antwort Enak Ferlemann, Parl . Staatssekretär BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18742 C (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 2016 18689 189. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 21. September 2016 Beginn: 13 .00 Uhr
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    Alois Gerig (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 2016 18733 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aken, Jan van DIE LINKE 21 .09 .2016 Böhmer, Dr . Maria CDU/CSU 21 .09 .2016 Brugger, Agnieszka BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21 .09 .2016 Heiderich, Helmut CDU/CSU 21 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 21 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 21 .09 .2016 Kofler, Dr. Bärbel SPD 21 .09 .2016 Korte, Jan DIE LINKE 21 .09 .2016 Krellmann, Jutta DIE LINKE 21 .09 .2016 Lach, Günter CDU/CSU 21 .09 .2016 Launert, Dr . Silke CDU/CSU 21 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 21 .09 .2016 Obermeier, Julia CDU/CSU 21 .09 .2016 Özoğuz, Aydan SPD 21 .09 .2016 Scheuer, Andreas CDU/CSU 21 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 21 .09 .2016 Steinmeier, Dr . Frank- Walter SPD 21 .09 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 21 .09 .2016 Ulrich, Alexander DIE LINKE 21 .09 .2016 Whittaker, Kai CDU/CSU 21 .09 .2016 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 21 .09 .2016 Willsch, Klaus-Peter CDU/CSU 21 .09 .2016 Zdebel, Hubertus DIE LINKE 21 .09 .2016 Anlage 2 Antwort des Parl . Staatssekretärs Florian Pronold auf die Fra- ge des Abgeordneten Friedrich Ostendorff (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/9642, Frage 2): Wie will die Bundesregierung mit ihren Vorstellungen zum Entwurf des Klimaschutzplanes 2050 mit einem zuläs- sigen Stickstoffüberschuss von zukünftig 80 kg Stickstoff pro Hektar und Jahr sicherstellen, dass zukünftig der Grenzwert von 50 mg Nitrat pro Liter Grundwasser und die EU-Nitrat- richtlinie (Richtlinie 91/676/EWG) eingehalten werden und Deutschland nicht vom Europäischen Gerichtshof dazu ge- zwungen wird? Zu den konkreten Inhalten des Klimaschutzplans 2050 im Einzelnen sowie den damit gegebenenfalls in Bezie- hung stehenden Aspekten kann derzeit noch nicht Stel- lung genommen werden, da die Abstimmungen inner- halb der Bundesregierung zum Klimaschutzplan 2050 noch nicht abgeschlossen sind . In den Entwurf des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit zum Klima- schutzplan 2050 wurde kein konkreter Bilanzüberschuss- wert für Stickstoff aufgenommen . Die Zielgröße der landwirtschaftlichen Stickstoff- überschüsse in der Gesamtbilanz Deutschlands ist zwar auch ein Maßstab für die Wirksamkeit entsprechender Reduzierungsmaßnahmen zum Grundwasserschutz . Das zentrale Element zur Reduktion der landwirtschaftlichen Stickstoffeinträge in die Gewässer ist jedoch die Dünge- verordnung, die derzeit umfassend überarbeitet wird . Ge- meinsam mit den Maßnahmenprogrammen der Länder zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie soll damit auch das Ziel von 50 Milligramm Nitrat im Grundwasser erreicht werden . Anlage 3 Antwort des Staatssekretärs Klaus-Dieter Fritsche auf die Frage des Abgeordneten Andrej Hunko (DIE LINKE) (Druck- sache 18/9642, Frage 6): Inwiefern hält die Bundesregierung auch in diesem Jahr an ihrer Praxis fest, ausländische Geheimdienste zur „Pfle- ge partnerschaftlicher Beziehungen“ zum Sommerfest des BND-Präsidenten, zum Münchner Oktoberfest und zum Neu- jahrsempfang einzuladen (vergleiche Plenarprotokolle 18/111 und 18/114 sowie Bundestagsdrucksache 18/6521; bitte die eingeladenen Dienste und die verausgabten Mittel aufführen), und welche dieser Dienste folgten oder folgen der jeweiligen Einladung im Jahr 2016? Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat im Jahr 2016 Vertreter ausländischer Nachrichtendienste zu Großver- anstaltungen eingeladen, die der Pflege der partnerschaft- lichen Beziehungen dienten . Ein Neujahrsempfang fand nicht statt . Die weitere Beantwortung der Frage kann aus Staats- wohlgründen nicht offen erfolgen . Diese Informationen Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 201618734 (A) (C) (B) (D) betreffen Ausgaben, deren Bewirtschaftung der Gesetz- geber in § 10a BHO geheim zu haltenden Wirtschaftsplä- nen zugewiesen hat . Einzelne Kostenaufstellungen aus den Wirtschaftsplänen unterliegen zwar nicht notwendi- gerweise dem gleichen Geheimhaltungsgrad wie das Ge- samtprodukt . Eine offene Beantwortung der Frage betrifft jedoch Details der Zusammenarbeit des BND mit auslän- dischen Nachrichtendiensten, deren öffentliche Bekannt- gabe sich, insbesondere in Bezug auf einzelne, zeitlich konkretisierbare gemeinsame Veranstaltungen, nachtei- lig für die Interessen der Bundesrepublik Deutschland auswirken könnte . Aus ihrem Bekanntwerden können Rückschlüsse auf die Ausgestaltung der Beziehungen des BND zu ausländischen Nachrichtendiensten gezo- gen werden . Dies könnte dazu führen, dass ausländische Nachrichtendienste die Zusammenarbeit einschränken . Durch die hierdurch drohenden Erkenntnisverluste wür- de die Auftragserfüllung des BND beeinträchtigt . Wei- tere Auskünfte werden daher als Verschlusssache gemäß der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift des Bundesmi- nisteriums des Innern zum materiellen und organisato- rischen Schutz von Verschlusssachen (VS-Anweisung – VSA) mit dem Geheimhaltungsgrad „VS-NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH“ eingestuft und können im Parlamentssekretariat des Deutschen Bundestages von Berechtigten eingesehen werden . Die als „Geheim“ ein- gestuften Informationen habe ich bei der Geheimschutz- stelle des Deutschen Bundestages hinterlegen lassen . Anlage 4 Antwort der Parl . Staatssekretärin Brigitte Zypries auf die Frage des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/9642, Frage 10): Wie hoch ist bereits der Mittelabfluss innerhalb dieses Jahres für das KfW-Programm „Erneuerbare Energien – Spei- cher“ (bitte unter Angabe der bewilligten Gesamtsumme und der gestellten und letztlich bewilligten Anträge), und gibt es Gespräche zwischen der Bundesregierung und der KfW, das Programm durch die Umschichtung anderer Titel weiter in diesem Jahr zu fördern (falls ja, bitte begründen)? Das seit 2013 laufende Photovoltaik-Batteriespei- cher-Förderprogramm wurde am 1 . März 2016 mit ver- änderten Rahmenbedingungen neu aufgelegt . Das neue Programm wird stark nachgefragt . Antragsentwicklung und Programmverlauf werden zusammen mit der KfW kontinuierlich evaluiert . Dies schließt die jährliche Ver- teilung der Mittel ein . Gewährt werden Tilgungszuschüsse des Bundes zur anteiligen Tilgung von zinsverbilligten KfW-Darlehen . Die Mittel für die Abwicklung des alten und des neuen Programms ruft die KfW beim Bund als Gesamtsumme quartalsweise ab. Der Mittelabfluss dieses Jahres umfasst mit Stand 1 . September 2016 das erste und zweite Quar- tal und beträgt rund 12,5 Millionen Euro für 3 935 För- derfälle . Diese resultieren weitgehend aus Zusagen aus dem letzten Jahr, die jetzt im Jahr 2016 kostenrelevant geworden sind . Anlage 5 Antwort der Parl . Staatssekretärin Brigitte Zypries auf die Frage des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/9642, Frage 11): Kann die Bundesregierung ausschließen, dass die KfW (unter anderem IPEX) in diesem Jahr Gespräche über die Fi- nanzierung von Kohleinfrastrukturprojekten mit anderen Na- tionen bzw . Unternehmen geführt hat, und falls ja, um welche Gespräche handelt es sich dabei (bitte auflisten nach Teilneh- mer, Datum, Verfahrensstand)? Die Bundesregierung kann nicht ausschließen, dass die KfW Gespräche geführt hat . Zu laufenden Gesprä- chen kann die KfW aus Datenschutzgründen keine Auskünfte erteilen . Die KfW handelt gemäß den neuen Leitlinien der KfW zur internationalen Kohlekraftwerks- finanzierung, die sich an dem diesbezüglichen Bericht der Bundesregierung vom 22 . Dezember 2014 ausrichten (vergleiche www .kfw .de/nachhaltigkeit/KfW-Konzern/ Nachhaltigkeit/Strategie-Management/Leitlinien-Werte/ Positionspapier-Kohlekraftfinanzierung/) . Derzeit gibt es bei der KfW keine konkreten Planun- gen zur Finanzierung neuer Vorhaben der Kohleinfra- struktur . Anlage 6 Antwort der Parl . Staatssekretärin Brigitte Zypries auf die Frage der Abgeordneten Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/9642, Frage 12): Wie würden sich nach Erkenntnissen der Bundesregierung die Marktanteile der Bayer AG durch eine Fusion mit dem Un- ternehmen Monsanto jeweils im Saatgut-, Pestizid- und Dün- gerbereich und aufgeschlüsselt für Deutschland, die EU sowie global verändern, und wie bewertet die Bundesregierung dies? Die Bewertung der wettbewerblichen Auswirkungen einer möglichen Übernahme des US-Konzerns Monsanto durch die Bayer AG fällt in die ausschließliche Kompe- tenz der zuständigen Wettbewerbsbehörden . Eine solche Prüfung ist noch nicht erfolgt, da der Zu- sammenschluss nach Informationen der Bundesregierung noch nicht bei einer Wettbewerbsbehörde angemeldet ist . Nach derzeitiger Einschätzung wird der Zusammen- schluss aufgrund der Umsätze der beiden Unternehmen in den Anwendungsbereich der europäischen Fusions- kontrolle fallen . Damit wäre die Europäische Kommis- sion für die Prüfung zuständig . Das Verfahren wird, wie bei allen bedeutenden Fällen, im Rahmen der vorgese- henen Beteiligungsrechte der EU-Mitgliedstaaten beglei- tet werden – auch vom Bundeskartellamt . Daneben ist aufgrund der weltweiten wirtschaftlichen Aktivitäten der Bayer AG und des US-Konzerns Monsanto davon aus- zugehen, dass das Zusammenschlussvorhaben auch von etlichen weiteren Wettbewerbsbehörden zu prüfen sein wird, wie zum Beispiel in den USA, in Lateinamerika und China . http://www.kfw.de/nachhaltigkeit/KfW-Konzern/Nachhaltigkeit/Strategie-Management/Leitlinien-Werte/Positionspapier-Kohlekraftfinanzierung/ http://www.kfw.de/nachhaltigkeit/KfW-Konzern/Nachhaltigkeit/Strategie-Management/Leitlinien-Werte/Positionspapier-Kohlekraftfinanzierung/ http://www.kfw.de/nachhaltigkeit/KfW-Konzern/Nachhaltigkeit/Strategie-Management/Leitlinien-Werte/Positionspapier-Kohlekraftfinanzierung/ Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 2016 18735 (A) (C) (B) (D) Welche Märkte im Einzelnen betroffen sind und wel- che Wettbewerbssituationen dort bestehen, kann die Bundesregierung derzeit nicht einschätzen . Anlage 7 Antwort der Parl . Staatssekretärin Brigitte Zypries auf die Frage der Abgeordneten Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/9642, Frage 13): Wie bewertet die Bundesregierung grundsätzlich die Wettbewerbssituation bei Saatgut, Pestiziden und Dünger in Deutschland, der EU und global, und wie begründet die Bun- desregierung diese Bewertung? Der Bundesregierung liegt keine aktuelle Bewertung der Wettbewerbssituation bei Saatgut, Pestiziden und Dünger vor, weder für Deutschland noch für die EU oder weltweit . Bewertungen Dritter sind der Bundesregierung ebenfalls nicht bekannt . Anlage 8 Antwort der Parl . Staatssekretärin Brigitte Zypries auf die Frage des Abgeordneten Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/9642, Frage 14): Welche Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung aus der von Bayer- und Monsanto-Vertretern behaupteten Kom- plementarität der Geschäftsfelder (Saatgut, Pflanzenschutz- mittel, GVO) der beiden Konzerne vor dem Hintergrund, dass für die wettbewerbsrechtliche Bewertung bzw . Genehmigung der geplanten Fusion von Bayer und Monsanto die Über- schneidung in wesentlichen Marktbereichen einen zentralen Punkt darstellt, und inwieweit wird die Bundesregierung eige- ne Beiträge zur Überprüfung dieser Frage leisten? Die Bewertung der wettbewerblichen Auswirkungen einer möglichen Übernahme des US-Konzerns Monsanto durch die Bayer AG fällt in die ausschließliche Kompe- tenz der zuständigen Wettbewerbsbehörden . Die Bun- desregierung nimmt zu Verfahren unabhängiger Wettbe- werbsbehörden grundsätzlich nicht Stellung . Der Zusammenschluss ist nach Informationen der Bundesregierung noch nicht bei einer Wettbewerbsbe- hörde angemeldet . Nach derzeitiger Einschätzung wird der Zusammenschluss aufgrund der Umsätze der beiden Unternehmen in den Anwendungsbereich der europäi- schen Fusionskontrolle fallen . Damit wäre die Europäi- sche Kommission für die Prüfung zuständig . Das Verfah- ren wird, wie bei allen bedeutenden Fällen, im Rahmen der vorgesehenen Beteiligungsrechte der EU-Mitglied- staaten begleitet werden – auch vom Bundeskartellamt . Daneben ist aufgrund der weltweiten wirtschaftlichen Aktivitäten der Bayer AG und des US-Konzerns Mon- santo davon auszugehen, dass das Zusammenschlussvor- haben auch von etlichen weiteren Wettbewerbsbehörden zu prüfen sein wird, wie z . B . in den USA, in Lateiname- rika und China . Anlage 9 Antwort der Parl . Staatssekretärin Brigitte Zypries auf die Frage des Abgeordneten Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/9642, Frage 15): Welche Auswirkungen der geplanten Fusion erwartet die Bundesregierung für die Saatgutvielfalt sowie die Saatgutprei- se in der EU, und inwieweit sieht die Bundesregierung ange- sichts der steigenden Marktkonzentration bei Saatgut (www . publiceye .ch/de/themen-hintergruende/landwirtschaftbiodi- versitaet/saatgut/marktkonzentration-auf-dem-saatgutmarkt/) die Notwendigkeit einer nationalen Züchtungsstrategie, wie sie in der Schweiz existiert? Zu potenziellen Auswirkungen einer möglichen Fu- sion liegen der Bundesregierungen keine Auswertungen oder Prognosen vor . Zu der allgemeinen Frage nach einer Notwendigkeit einer nationalen Züchtungsstrategie kann ich Ihnen Fol- gendes mitteilen: In der EU und in Deutschland steht der Landwirtschaft bei den landwirtschaftlichen Kulturarten ein breites Sor- tenspektrum zur Verfügung . Rund 60 deutsche Saatgut- unternehmen betreiben eigenständige Zuchtprogramme mit den landwirtschaftlichen Schwerpunkten Getrei- de, Öl-/Eiweiß- und Futterpflanzen sowie Hackfrüchte, Gemüse und Zierpflanzen. In der EU stellt das Sorten- schutzrecht nach dem Internationalen Übereinkommen zum Schutz von Pflanzenzüchtungen, sogenanntes UPOV-Übereinkommen, den Züchtungsfortschritt sicher und das Saatgutrecht die ausreichende Versorgung der Landwirtschaft mit qualitativ hochwertigem und gesun- dem Saatgut standortangepasster Sorten . Änderungen der spezifischen fachrechtlichen Regelungen aufgrund der angekündigten Unternehmensfusion werden als nicht erforderlich erachtet . Die Kooperation von öffentlicher Züchtungsfor- schung und privatwirtschaftlicher Sortenzüchtung wird in Deutschland seit Jahrzehnten erfolgreich praktiziert . Die Bundesregierung unterstützt innovative Pflanzen- forschung und Züchtung seit Jahren durch gezielte För- derprogramme von der Grundlagenforschung bis zur vorwettbewerblichen Entwicklung . Damit wird sicher- gestellt, dass neue, innovative Pflanzensorten entwickelt werden, die den zukünftigen Herausforderungen für eine nachhaltige pflanzliche Erzeugung gerecht wird. Die Notwendigkeit einer nationalen Züchtungsstrategie, wie in der Schweiz, besteht daher nicht . Anlage 10 Antwort des Staatsministers Michael Roth auf die Frage des Ab- geordneten Andrej Hunko (DIE LINKE) (Drucksa- che 18/9642, Frage 16): Was ist der Bundesregierung darüber bekannt, gegenüber welchen Schiffen der EU-Missionen EUNAVFOR MED oder Triton das italienische Maritime Rescue Coordination Centre in Rom für die Rettung von Geflüchteten in internationalen Gewässern vor Libyen weisungsbefugt ist, und nach welchen Verfahren oder Anweisungen wird von den Schiffen der Mis- http://www.publiceye.ch/de/themen-hintergruende/landwirtschaftbiodiversitaet/saatgut/marktkonzentration-auf-dem-saatgutmarkt/ http://www.publiceye.ch/de/themen-hintergruende/landwirtschaftbiodiversitaet/saatgut/marktkonzentration-auf-dem-saatgutmarkt/ http://www.publiceye.ch/de/themen-hintergruende/landwirtschaftbiodiversitaet/saatgut/marktkonzentration-auf-dem-saatgutmarkt/ Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 201618736 (A) (C) (B) (D) sionen EUNAVFOR MED oder Triton (oder auch vom Opera- tional Headquarter) entschieden, ob und wie sie die Schiffe für angeforderte Rettungseinsätze zur Verfügung stellen? Skrupellose Schleuser bringen Menschen tausend- fach in Lebensgefahr . In diesem Jahr wurden bereits 120 .000 Menschen aus Seenot im Mittelmeer gerettet . Das italienische Maritime Rescue Coordination Cen- ter – MRCC (Rettungsleitstelle) in Rom ist für die Ko- ordination von Seenotrettungsoperationen in seinem Zuständigkeitsbereich verantwortlich . Über eine grund- sätzliche Weisungsbefugnis gegenüber allen Schiffen und Booten verfügt die Rettungsleitstelle in Rom nicht, sondern immer nur im konkreten Seenotrettungsfall . Aufgrund des internationalen Seerechts unterstehen dann in Seenotsituationen zur Hilfeleistung fähige Schif- fe der Einsatzkoordination der zuständigen Rettungsleit- stelle . Daher können sich Schiffe und Boote einer Beteili- gung an Seenotrettungsoperationen grundsätzlich nicht entziehen . Im Seenotrettungsfall prüft zunächst jedes Schiff nach Eingang eines Notspruches, wo der Notfall stattgefun- den hat . Daraus lässt sich ableiten, ob das eigene Schiff schnellstmöglich zur Hilfe eilen kann oder gegebenen- falls ein anderes besser geeignet ist . Die für Seenotrettungsfälle zuständige Rettungsleit- stelle in Rom weist dann den verfügbaren Schiffen (auch denen der GSVP-Operation EUNAVFOR MED und der Frontex-koordinierten Operation Triton) Rettungseinsät- ze zu . Hierbei werden unter anderem Aufnahmekapazität des Schiffes und die Entfernung zu den in Seenot gerate- nen Menschen als Entscheidungsgrundlage genommen . Anlage 11 Antwort des Staatsministers Michael Roth auf die Frage des Ab- geordneten Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 18/9642, Frage 17): Inwiefern hat die Bundesregierung Schritte unternommen, um die im Iran inhaftierte und kürzlich zu fünf Jahren Haft verurteilte Nazanin Zaghari-Ratcliffe (www .independent . co .uk/news/world/middle-east/nazanin-zaghari-ratcliffe-bri- tish-iranian-woman-jailed-for-five-years-on-secret-char- ges-in-iran-a7234746 .html) und die seit über 100 Tagen inhaftierte Dr . Homa Hoodfar (www .thestar .com/news/ world/2016/09/13/hard-line-iranian-judge-dismisses-la- wyer-of-canadian-prisoner-homa-hoodfar .html) angesichts des Ausschlusses ihres Rechtsanwalts in ihren laufenden Pro- zessen zu unterstützen, und inwiefern hat sie diese Fälle in ihren Gesprächen mit der iranischen Regierung thematisiert? Das Auswärtige Amt verfolgt mit großer Aufmerksam- keit die Fälle der in Iran inhaftierten britisch-iranischen Staatsangehörigen Nazanin Zaghari- Ratcliffe sowie der kanadisch-iranischen Staatsangehörigen Dr . Homa Hoodfar . Da es sich hier um Doppelstaater iranischer und britischer bzw . kanadischer Staatsangehörigkeit han- delt, kann eine konsularische Betreuung allenfalls von Großbritannien bzw . Kanada beansprucht werden . Die Bundesregierung kann sich darüber hinaus nur in enger Abstimmung mit Großbritannien bzw . Kanada für die beiden Fälle einsetzen . Beide Länder haben bisher keine solchen Anliegen an die Bundesregierung gerichtet . Die Bundesregierung wird die weiteren Entwicklun- gen in diesen Fällen in Zusammenarbeit mit unseren Partnerländern aufmerksam verfolgen und Iran auch künftig mit Nachdruck auffordern, seine internationalen Verpflichtungen zum Schutz der Menschenrechte einzu- halten . Anlage 12 Antwort des Staatsministers Michael Roth auf die Frage des Ab- geordneten Niema Movassat (DIE LINKE) (Drucksa- che 18/9642, Frage 18): Über welchen Zeitraum sollen nach Kenntnis der Bundes- regierung Mittel in Höhe zwischen 44 Milliarden und 88 Mil- liarden Euro für einen von der EU-Kommission geplanten Investitionsfonds für Afrika fließen (bitte geplante Projekte und Höhe der betreffenden Summen auflisten), und in wel- cher Höhe plant die Bundesregierung, sich an diesem Fonds zu beteiligen (siehe AFP-Meldung vom 14 . September 2016, „EU-Kommission will Milliardenfonds für Investitionen in Afrika“)? Die EU-Kommission hat am 14 . September 2016 vor- geschlagen, bis zum Jahr 2020 3,35 Milliarden Euro an EU-Mitteln für den sogenannten „European External In- vestment Plan“ bereitzustellen . Davon sind 750 Millio- nen Euro zur Unterlegung des Garantiefonds vorgesehen, und 2,6 Milliarden Euro sollen aus Mitteln zweier bereits bestehender sogenannter EU-Blending-Fazilitäten – die Nachbarschaftsinvestitionsfazilität und die Afrika-Inves- titionsfazilität – umgewidmet werden . Hierüber soll die eigentliche Projektarbeit der Initiative laufen – das heißt, die Kommission baut keine neuen Strukturen auf . Durch Hebelung mit privatem Kapital sollen so 44 Milliarden Euro an Investitionen mobilisiert werden . Sofern sich die EU-Mitgliedstaaten oder andere Ge- ber an der Finanzierung beteiligen, könnte diese Summe weiter steigen . Der Legislativvorschlag der Europäischen Kommissi- on wird in den nächsten Wochen und Monaten verhan- delt . Es gibt daher bis dato auch keine Projektliste . Die Bundesregierung hat sich bisher nicht entschieden, ob und, wenn ja, wie sie sich bilateral – also über ihren Bei- trag zum EU-Haushalt hinaus – beteiligen will . Anlage 13 Antwort des Staatsministers Michael Roth auf die Frage der Ab- geordneten Sevim Dağdelen (DIE LINKE) (Drucksa- che 18/9642, Frage 19): Inwieweit hat die Bundesregierung Erkenntnisse (auch nachrichtendienstliche) über Beziehungen zwischen der Ha- http://www.independent.co.uk/news/world/middle-east/nazanin-zaghari-ratcliffe-british-iranian-woman-jailed-for-five-years-on-secret-charges-in-iran-a7234746.html http://www.independent.co.uk/news/world/middle-east/nazanin-zaghari-ratcliffe-british-iranian-woman-jailed-for-five-years-on-secret-charges-in-iran-a7234746.html http://www.independent.co.uk/news/world/middle-east/nazanin-zaghari-ratcliffe-british-iranian-woman-jailed-for-five-years-on-secret-charges-in-iran-a7234746.html http://www.independent.co.uk/news/world/middle-east/nazanin-zaghari-ratcliffe-british-iranian-woman-jailed-for-five-years-on-secret-charges-in-iran-a7234746.html http://www.thestar.com/news/world/2016/09/13/hard-line-iranian-judge-dismisses-lawyer-of-canadian-prisoner-homa-hoodfar.html http://www.thestar.com/news/world/2016/09/13/hard-line-iranian-judge-dismisses-lawyer-of-canadian-prisoner-homa-hoodfar.html http://www.thestar.com/news/world/2016/09/13/hard-line-iranian-judge-dismisses-lawyer-of-canadian-prisoner-homa-hoodfar.html Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 2016 18737 (A) (C) (B) (D) mas und der Milli-Görüs-Bewegung außerhalb Deutschlands, und welche Kenntnisse hat die Bundesregierung (auch nach- richtendienstliche) über die Zusammenarbeit zwischen der Milli-Görüs-Bewegung und der AKP (bitte sowohl bezogen auf Deutschland als auch auf die Türkei ausführen)? Die Bundesregierung verfügt nicht über Informatio- nen zu den Beziehungen, die im Ausland zwischen der Milli-Görüs-Bewegung und der Hamas bestehen . Es sind keine personellen Verbindungen zwischen der AKP und der Milli-Görüs-Bewegung bekannt . Anlage 14 Antwort des Staatsministers Michael Roth auf die Frage der Ab- geordneten Sevim Dağdelen (DIE LINKE) (Drucksache 18/9642, Frage 20): Inwieweit trägt die Bundesregierung die mit einer Ge- genstimme und einer Enthaltung angenommene Resolution des Deutschen Bundestages vom 2 . Juni 2016 zu Armenien (Bundestagsdrucksache 18/8613) mit, und welche konkreten Schritte hat die Bundesregierung bisher unternommen, um die an sie in der Resolution enthaltenen Forderungen umzusetzen? Der Deutsche Bundestag hat das Recht und die Mög- lichkeit, sich zu jedem Thema zu äußern, wann immer er das für richtig hält . Die Bundesregierung unterstützt und verteidigt dieses souveräne Recht der deutschen Volks- vertretung . Es steht der Bundesregierung nicht zu, sich in die Zuständigkeiten eines anderen Verfassungsorgans einzumischen und sich dazu wertend zu äußern . Dieses souveräne Recht, sich zu Fragen seiner Wahl zu äußern, hat der Bundestag auch im Fall der besagten Resolution, also der Drucksache 18/8613, ausgeübt – mit einem Entschließungsantrag, der qua Definition darauf zielt, Auffassungen zu politischen Fragen zum Ausdruck zu bringen, ohne dass diese rechtsverbindlich sind . So steht es im Übrigen auch auf der Homepage des Deutschen Bundestages . Die Bundesregierung setzt sich weiter regelmäßig in bilateralen Gesprächen dafür ein, dass die Türkei und Armenien ihre Bemühungen um Annäherung wiederauf- nehmen . Darüber hinaus unterstützt sie zivilgesellschaftliche Initiativen zur Aussöhnung zwischen der Türkei und Ar- menien . Derzeit fördert das Auswärtige Amt hierzu Pro- jekte im Wert von insgesamt 1 Million Euro . Anlage 15 Antwort des Staatsministers Michael Roth auf die Frage der Abgeordneten Ulla Jelpke (DIE LINKE) (Drucksa- che 18/9642, Frage 23): Inwiefern ist nach Kenntnis der Bundesregierung der in dem taz-Artikel vom 14 . September 2016, „Lebensabend: ruiniert“, geschilderte Verfahrensablauf zutreffend, insbeson- dere was die Kritik an der mangelhaften Übersetzung bei er- folgten Vernehmungen (mithilfe von Google Translate), den fehlenden Nachweis einer wiederholten Fluchthilfe und die nur 20-minütige Gerichtsverhandlung anbelangt (bei Abwei- chungen vom geschilderten Verlauf bitte den Sachverhalt aus dem Kenntnisstand der Bundesregierung heraus darstellen), und inwiefern setzt sich die Bundesregierung für die sofortige Haftentlassung des Betroffenen ein, unter dem Aspekt, dass die Verurteilung wegen Einschleusung von Ausländern nach Griechenland zu 16,5 Jahren Haft zum einen gemessen an deutschem Recht und der hiesigen Rechtsprechung, aber auch nach allgemeinen rechtsstaatlichen Grundsätzen nach meiner Auffassung völlig unverhältnismäßig erscheint, und zum an- deren gewichtige Gründe (fortgeschrittenes Alter des Betrof- fenen, keine Möglichkeit der Kommunikation im Gefängnis aufgrund von Sprachbarrieren, keine Terminanberaumung zur Revision des Verfahrens) nach meiner Auffassung für eine vor- zeitige Entlassung aus humanitären Gründen nach der bereits zweijährigen Haft sprechen (bitte ausführen und begründen)? Der Bundesregierung ist der Fall Bernd-Erich Keller bekannt . Herr Keller ist in Griechenland anwaltlich ver- treten und wird von der Deutschen Botschaft in Athen konsularisch betreut . Das Urteil ist noch nicht rechtskräf- tig . Nach Kenntnis der Bundesregierung hat Herr Keller Berufung gegen das erstinstanzliche Urteil eingelegt . Die Bundesregierung kann keine Aussagen zu einem laufenden Verfahren der unabhängigen griechischen Jus- tiz machen oder auf dieses Verfahren Einfluss nehmen. Anlage 16 Antwort des Staatsministers Michael Roth auf die Frage der Ab- geordneten Annette Groth (DIE LINKE) (Drucksa- che 18/9642, Frage 24): Wie hat sich die Bundesregierung bislang für den in Grie- chenland inhaftierten deutschen Staatsbürger B . K . hinsicht- lich einer Terminierung seines Berufungsverfahrens eingesetzt (www .taz .de/16-Jahre-Haft-wegen-Schlepperei/!5336068/)? Der Bundesregierung ist der Fall Bernd-Erich Keller bekannt . Herr Keller ist in Griechenland anwaltlich vertreten und wird von der Deutschen Botschaft in Athen konsu- larisch betreut . Die Bundesregierung kann auf ein laufendes Verfah- ren der unabhängigen griechischen Justiz keinen Einfluss nehmen . Anlage 17 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dr . Günter Krings auf die Frage der Abgeordneten Annette Groth (DIE LINKE) (Druck- sache 18/9642, Frage 25): Welche Produkte bzw . Hersteller sind dem Bundesinnen- ministerium bekannt, mit deren Hilfe „Privatpersonen die Möglichkeit“ haben, „jemanden zu fotografieren und mit einer Gesichtserkennungssoftware im Internet herauszufinden, ob es sich um einen Prominenten oder einen Politiker handelt, den man gerade gesehen hat“, wie es der Bundesminister des In- nern in seiner Begründung für die Notwendigkeit von Funkti- onen zur Gesichtserkennung in der Videoüberwachung erklärt http://www.taz.de/16-Jahre-Haft-wegen-Schlepperei/!5336068/ Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 201618738 (A) (C) (B) (D) hat (Die Welt vom 21 . August 2016), und wann soll die vom Bundesminister des Innern angekündigte gemeinsame Pro- jektgruppe der Deutschen Bahn AG, der Bundespolizei und des Bundeskriminalamtes ihre Ergebnisse vorlegen, in denen Ziele, Verfahren und Örtlichkeiten für Tests ebensolcher „neu- este(r) Videoanalysesysteme“ definiert werden sollen (verglei- che Antwort der Bundesregierung auf die schriftliche Frage 9 auf Bundestagsdrucksache 18/9512 des Abgeordneten Andrej Hunko)? Unterschiedliche kommerzielle Anbieter entwickeln seit einigen Jahren Softwareanwendungen zur 2D- und 3D-Gesichtserkennung, die von Privatpersonen genutzt werden können . So bieten mehrere bekannte Internetsuchmaschinen wie Google, Microsoft Bing, Baidu (China) oder Yandex (Russland) eine sogenannte „umgekehrte Bildersuche“ an, bei der jeder Internetnutzer Bilddateien zur Suche nach ähnlichen Bildern im durch die Suchmaschinen in- dizierten Datenbestand hochladen kann Das soziale Netzwerk Facebook hat laut Medienbe- richten die Software „DeepFace“ entwickelt . Diese soll mit einer Erfolgsquote von 97,25 Prozent Gesichter er- kennen . Auch für die russische Social-Network-Plattform Vkontakte existiert ein für Privatpersonen per App „FindFace“ nutzbarer Gesichtserkennungsdienst (https:// findface.ru/) . Entwickelt wurde diese Anwendung von dem Unternehmen NTechLab . Weiter ist hier der Dienst PicTrieve (www .pictriev . com/) bekannt . Er scheint biometrische Verfahren zur Suche in einer nicht näher spezifizierten Bilddatenbank von „Prominenten“ anzuwenden . Auch bietet das chi- nesische Technologieunternehmen Beijing FaceAll Co . (www .faceall .cn/index .en .html) eine Demo-Anwendung zur Prominentenerkennung an . Die Teilnehmer an der Projektgruppe befinden sich in der Abstimmungsphase . Konkrete sAussagen zu einem zeitlichen Rahmen, in welchem Ergebnisse präsentiert werden sollen, sind derzeit noch nicht möglich . Anlage 18 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dr . Günter Krings auf die Frage der Abgeordneten Ulla Jelpke (DIE LINKE) (Drucksa- che 18/9642, Frage 26): Welche Einschätzungen oder Erkenntnisse haben die an- gekündigten Bemühungen (vergleiche Die Welt vom 11 . Sep- tember 2016, „Flüchtlinge machen Urlaub, wo sie angeblich verfolgt werden“) der Bundesagentur für Arbeit (BA) und des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) erbracht, inwiefern arbeitslos gemeldete Flüchtlinge für kurze Zeit in Länder wie Syrien, Afghanistan oder den Libanon reisen (bitte jeweils ausführen und quantifizieren, soweit möglich), um dort tatsächlich „Urlaub“ zu machen, oder vielmehr aus nachvoll- ziehbaren, dringlichen Gründen dort hinfahren (wie zum Bei- spiel schwere Erkrankungen oder der Tod von Angehörigen, Besuch von Verwandten oder die Beschaffung notwendiger Dokumente), und inwiefern ist ein diesbezüglicher Datenaus- tausch zwischen der BA und dem BAMF datenschutzrechtlich überhaupt zulässig? Belastbare Einschätzungen oder Erkenntnisse zu der Frage, inwiefern arbeitslos gemeldete Flüchtlinge für kurze Zeit in Länder wie Syrien, Afghanistan oder Liba- non reisen, um dort Urlaub zu machen oder aus anderen Gründen dorthin reisen, liegen der Bundesregierung der- zeit nicht vor . Die Bundespolizei meldet entsprechende Einzelfälle teils direkt an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), teils werden sie an die Aus- länderbehörden weitergegeben . Eine Statistik zur Anzahl von Aus- und Einreisen durch anerkannte Flüchtlinge wird nicht geführt . Die Übermittlung von Daten zwischen dem BAMF und der Bundesagentur für Arbeit und gegebenenfalls weiteren öffentlichen Stellen bzw . Behörden erfolgt un- ter Beachtung der gesetzlichen Bestimmungen . Es wird geklärt, inwieweit ein einheitlicher Meldeweg zwischen BA und BAMF eingerichtet werden kann und ob hierzu gegebenenfalls eine Rechtsänderung erforderlich ist . Anlage 19 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dr . Günter Krings auf die Fra- ge des Abgeordneten Dr. André Hahn (DIE LINKE) (Drucksache 18/9642, Frage 29): Wie hoch waren nach Kenntnis der Bundesregierung die Einnahmen des WM-Organisationskomitees aus Verträgen mit den sechs nationalen Förderern (siehe Frankfurter All- gemeine Zeitung vom 14 . September 2016), und warum sind diese Einnahmen sowie die daraus getätigten Ausgaben nicht im Fußball-WM-2006-Abschlussbericht der Bundesregierung (herausgegeben vom Presse- und Informationsamt der Bun- desregierung, November 2006) enthalten? Nach Kenntnis der Bundesregierung hat das WM-OK aus den Verträgen mit den sechs nationalen Förderern Einnahmen in Höhe von ca . 65,5 Millionen Euro einge- plant . Diese Einnahmen bzw . die daraus getätigten Ausga- ben sind nicht im Abschlussbericht der Bundesregierung enthalten, da dieser die Aufgaben der Bundesregierung in Zusammenhang mit der Fußball-WM 2006 darstellt . Hierzu zählten insbesondere die Regierungsgarantien und deren Umsetzung, Standortwerbung für Deutsch- land (unter anderem Initiative „Deutschland – Land der Ideen“), das Kunst- und Kulturprogramm und die natio- nale Service- und Freundlichkeitskampagne (siehe Sei- te 10 des Berichts) . Der Bericht enthält daher weder Angaben zum Fi- nanzvolumen noch zu einzelnen Einnahme- bzw . Ausga- bepositionen des WM-Organisationskomitees . Anlage 20 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dr . Günter Krings auf die Fra- ge des Abgeordneten Dr. André Hahn (DIE LINKE) (Drucksache 18/9642, Frage 30): https://findface.ru/ https://findface.ru/ http://www.pictriev.com/ http://www.pictriev.com/ http://www.faceall.cn/index.en.html Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 2016 18739 (A) (C) (B) (D) Seit wann ist der Bundesregierung bekannt, dass der Chef des Organisationskomitees für die Fußball-WM 2006, Franz Beckenbauer, vom Deutschen Fußballbund (DFB) für sein „Ehrenamt“ 5,5 Millionen Euro Honorar erhalten hat (siehe Spiegel Online vom 13 . September 2016), und in welcher Wei- se ist die Bundesregierung seit der Steuerprüfung beim DFB im Jahr 2010 hinsichtlich eines möglichen Steuerbetrugs aktiv geworden? Nach den hier vorliegenden Unterlagen war die Auf- gabe des OK-Präsidenten ehrenamtlich . Demnach hat Herr Franz Beckenbauer für diese ehrenamtliche Tätig- keit keine Vergütung erhalten . Er hatte lediglich einen Anspruch auf Auslagenersatz . Neben seinem Ehrenamt nahm Herr Beckenbauer jedoch auch Aufgaben im wirtschaftlich geschäftlichen Bereich wahr, für die Zahlungen des WM-Organisations- komitees vorgesehen waren . Hierbei handelte es sich um werbliche Tätigkeiten für Oddset und Agenturleistungen für die Einwerbung von nationalen Förderern . Für die Werbemaßnahme Oddset wurde ein Vertragsabschluss in Höhe von circa 4 Millionen Euro geplant . Zur Höhe der Agenturleistungen liegen keine Erkenntnisse vor . Die genaue Höhe der Zahlungen über insgesamt circa 5,5 Millionen Euro sind der Bundesregierung lediglich aus der Presse bekannt . Für die Durchführung der Besteuerung sind nach un- serer Finanzverfassung die Finanzbehörden der Länder zuständig . Die Bundesregierung nimmt daher zu steuerlichen Einzelfällen keine Stellung . Selbst wenn die Bundes- regierung eigene Kenntnisse von Tatsachen hätte, wäre sie aufgrund des Steuergeheimnisses gehindert, diese öf- fentlich zu machen . Die Bundesregierung wird daher die Veröffentlichungen der Presse weder kommentieren noch bestätigen oder dementieren . Anlage 21 Antwort des Parl . Staatssekretärs Peter Bleser auf die Frage der Abgeordneten Ronja Schmitt (CDU/CSU) (Drucksa- che 18/9642, Frage 35): Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, die Sie- ben-Tage-Frist für die Kennzeichnung von Kälbern mit Ohr- marken, die sich aus der Umsetzung der Verordnung (EG) Nr . 1760/2000 (vorher EU-Verordnung 820/97) des Europä- ischen Parlaments und des Rates vom 17 . Juli 2000 ergibt, aufgrund von administrativen Schwierigkeiten von Kleinbe- trieben zum Beispiel in der Erntezeit etwas zu verlängern, und wenn ja, gibt es hierzu schon geplante Maßnahmen der Bundesregierung? Die Bundesregierung plant nicht, die seit nunmehr über 16 Jahren geltende 7-Tage-Frist zur Kennzeichnung von Rindern zu verlängern, da die frühzeitige Kenn- zeichnung von Tieren einen wesentlichen Bestandteil der Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit von Tieren im Tierseuchenfall darstellt . Anlage 22 Antwort des Parl . Staatssekretärs Peter Bleser auf die Frage der Abgeordneten Ronja Schmitt (CDU/CSU) (Drucksache 18/9642, Frage 36): Plant die Bundesregierung in Anbetracht von saisonalen und landwirtschaftsspezifischen Problemlagen, die in Aus- nahmefällen eine Nichteinhaltung der administrativen Mel- depflicht von sieben Tagen – gerade für Kleinbauern – fast unmöglich machen, Ausnahmen von den finanziellen Sankti- onsmaßnahmen zuzulassen, und wenn ja, welche? Gemäß § 28 der Viehverkehrsverordnung ( ViehVerkV) in geltender Fassung hat ein Tierhalter der zuständigen Behörde die Kennzeichnung eines Rindes innerhalb von sieben Tagen anzuzeigen . Die Nichteinhaltung dieser Anzeigepflicht stellt eine Ordnungswidrigkeit gemäß § 46 Absatz 1 der ViehVerkV dar . Verstöße gegen die Kennzeichnungspflicht können außerdem im Rahmen der Cross-Compliance-Regeln zu Kürzungen der landwirtschaftlichen Direktzahlungen führen . Diese betragen bei fahrlässigen Verstößen je nach Ausmaß und Schwere zwischen 1 Prozent und 5 Prozent . Bei geringfügigen Verstößen kann jedoch auch auf die Festsetzung einer Sanktion zunächst verzichtet und nur eine Verwarnung ausgesprochen werden . Der Landwirt ist dann zu Abhilfemaßnahmen verpflichtet. Generelle Ausnahmen sind EU-rechtlich nicht zulässig . Die Bundesregierung setzt sich aber dafür ein, dass die EU-Sanktionsvorschriften nicht zu unverhältnismä- ßigen Sanktionen führen . Verstöße, bei denen auf Seiten des Landwirts weder Fahrlässigkeit noch Vorsatz vorlie- gen, werden nicht sanktioniert . Anlage 23 Antwort des Parl . Staatssekretärs Peter Bleser auf die Frage des Abgeordneten Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/9642, Frage 37): Ist der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Christian Schmidt der Ansicht, dass es im Sinne der zukünf- tigen Generation in der Verantwortung politischer Entschei- dungsträger liegt, die Möglichkeiten zur Reduzierung von Emissionen wahrzunehmen, und setzt sich das Bundesminis- terium für Ernährung und Landwirtschaft für eine verbindliche Halbierung der Treibhausgasemissionen durch die Landwirt- schaft bis 2050 ein? Der Klimawandel ist neben der Armuts- und Hunger- bekämpfung eine der drängendsten globalen Herausfor- derungen unserer Zeit . Jeder Einzelne ist gefordert, Ver- antwortung zu übernehmen – ob in Politik, Wirtschaft oder im Privathaushalt . Die Landwirtschaft verursacht, wie jeder anderer Wirtschaftssektor, THG-Emissionen und ist deswegen verpflichtet, einen angemessenen Beitrag zum Klima- schutz zu leisten . Bei der Erarbeitung von mittel- und langfristigen Klimaschutzzielen besteht die Herausforderung darin, ein hohes Maß an Nahrungsmittelsicherheit zu gewähr- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 201618740 (A) (C) (B) (D) leisten und gleichzeitig das Erreichen ambitionierter Klimaschutzziele zu verfolgen, die Substitution fossiler Rohstoffe durch die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen auszubauen und gleichzeitig den Erhalt der natürlichen Ressourcen zu sichern . Dieser Herausforde- rung stellen wir uns . Anlage 24 Antwort des Parl . Staatssekretärs Peter Bleser auf die Frage der Abgeordneten Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 18/9642, Frage 38): Teilt die Bundesregierung die Einschätzung ihrer nach- gelagerten Behörden, dass Organismen, die mithilfe neuer Methoden gentechnisch verändert wurden, nicht unter die Be- stimmungen der Richtlinie 2001/18/EG fallen sollten (www . bfr .bund .de/cm/343/9-sitzung-der-bfr-kommission-fuer-gene- tisch-veraenderte-lebens-und-futtermittel .pdf), und kann die Bundesregierung ausschließen, dass ebensolche Konstrukte derzeit ohne Kennzeichnung auf den Binnenmarkt und damit auch auf den deutschen Markt gelangen? Die Prüfung der Bundesregierung zu der Frage, welche der mithilfe neuer Züchtungstechniken (NZT) erzeugten Organismen unter die Bestimmungen der Richtlinie 2001/18/EG fallen, dauert noch an . Auf die entsprechende Prüfung der EU-KOM wird verwiesen . Bei Produkten, bei denen nicht unterschieden werden kann, ob sie mit konventionellen oder neuen Züchtungs- methoden entstanden sind, kann – unabhängig von einer möglichen Regulierung – nie ausgeschlossen werden, dass sie ohne Kennzeichnung auf den Markt gelangen . Anlage 25 Antwort des Parl . Staatssekretärs Peter Bleser auf die Frage der Abgeordneten Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 18/9642, Frage 39): Bis wann wird die EU-Kommission nach Kenntnis der Bundesregierung klare Regeln für den Import und für die Freisetzung von Pflanzen und Tieren, die mithilfe von neuen Gentechnikverfahren verändert wurden, erlassen, und welche Risiken entstehen aktuell nach Einschätzung der Bundesregie- rung durch die Abwesenheit ebensolcher Regeln? Die EU-Kommission hat eine Auslegung des EU-Gen- technikrechts hinsichtlich der Pflanzen, die mittels neu- er Züchtungstechniken erzeugt werden, bis Ende dieses Jahres angekündigt . Ein möglicher Regelungsvorschlag für den Import und die Freisetzung von Pflanzen und Tie- ren, die mithilfe von neuen Züchtungstechniken erzeugt wurden, ist der Bundesregierung nicht bekannt . Importe als Saatgut, Lebens- und Futtermittel werden von den Ländern auf gentechnische Veränderungen un- tersucht . Sobald für einen gefundenen GVO keine Im- portzulassung als Lebens- und Futtermittel besteht, gilt die Nulltoleranz für Saatgut und Lebensmittel bzw . der technische Analyseschwellenwert von 0,1 Prozent be- stimmter GVO in Futtermitteln . Anlage 26 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dr . Ralf Brauksiepe auf die Fra- ge des Abgeordneten Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/9642, Frage 40): Ist nach Kenntnis der Bundesregierung im Rahmen des NATO-Mandats Sea Guardian die Unterstützung der Mission EUNAVFOR MED bei der Lagebilderstellung, Logistik und Durchsetzung des VN-Waffenembargos auch in den Territori- algewässern der Anrainerstaaten des Einsatzgebietes geplant? Die Bundesregierung hat bislang keine Kenntnis von konkreten Planungen seitens der NATO, EUNAVFOR MED auch in den Territorialgewässern von Anrainerstaa- ten des Einsatzgebiets zu unterstützen . Im Übrigen ist das Einsatzgebiet von EUNAVFOR MED selbst bisher auf die Hohe See beschränkt . Im Rahmen der Maritimen Sicherheitsoperation SEA GUARDIAN könnte ein möglicher Einsatz in Territo- rialgewässern allenfalls im Einzelfall („case by case“) auf Beschluss des Nordatlantikrats und nach jeweiliger Autorisierung durch den Küstenstaat erfolgen . Dies ist so auch im nationalen Mandatsantrag für die Maritime Sicherheitsoperation SEA GUARDIAN dargelegt . Anlage 27 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dr . Ralf Brauksiepe auf die Fra- ge des Abgeordneten Dr. Alexander S. Neu (DIE LIN- KE) (Drucksache 18/9642, Frage 41): Über wie viele Drohnen verfügt die Bundeswehr zurzeit, und welche Beschaffungen sind geplant (bitte wie auf Bundes- tagsdrucksache 17/8693 nach einzelnen Typen und Gewichts- klassen darstellen)? Derzeit umfasst der Bestand der Bundeswehr insge- samt 567 unbemannte Luftfahrzeuge . Diese unterteilen sich wie folgt: Bei den taktischen unbemannten Luftfahrzeugen in der Gewichtsklasse bis 5 kg verfügt die Bundeswehr beim System MIKADO über 145 Fluggeräte und beim System ALADIN über 290 Fluggeräte . In der Gewichtsklasse von 25 kg bis 150 kg verfügt die Bundeswehr über 85 Fluggeräte des Systems LUNA . In der Gewichtsklasse über 150 kg liegt der Bestand bei 43 Fluggeräten des Systems KZO . Das System Heron I wird im Rahmen der Betreiber- lösung SAATEG-Zwischenlösung seit März 2010 durch das Einsatzgeschwader Mazar-e Sharif in Afghanistan eingesetzt . Der Bundeswehr steht dazu eine vertraglich festgelegte Anzahl an Flugstunden zur Verfügung . Der- zeit sind drei unbemannte Luftfahrzeuge vom Typ He- ron I in Afghanistan im Einsatz . Weiterhin verfügt die Bundeswehr derzeit über einen Euro Hawk Full Scale Demonstrator . Hinsichtlich der geplanten Beschaffungen sind in der Gewichtsklasse bis 5 kg zehn Gesamtsysteme für den Einsatzsofortbedarf Einsatz Spezialkräfte 162H Black http://www.bfr.bund.de/cm/343/9-sitzung-der-bfr-kommission-fuer-genetisch-veraenderte-lebens-und-futtermittel.pdf http://www.bfr.bund.de/cm/343/9-sitzung-der-bfr-kommission-fuer-genetisch-veraenderte-lebens-und-futtermittel.pdf http://www.bfr.bund.de/cm/343/9-sitzung-der-bfr-kommission-fuer-genetisch-veraenderte-lebens-und-futtermittel.pdf Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 2016 18741 (A) (C) (B) (D) Hornet und sechs Gesamtsysteme für die Sofortinitiative Seegestützte Aufklärung aus der Luft im Rahmen Friend- ly Approach zur Beschaffung geplant . In der Gewichtsklasse bis 150 kg ist geplant, drei Ge- samtsysteme mittlerer Reichweite HUSAR als Nachfol- gesystem für das System LUNA zu beschaffen . Für die Deckung der Fähigkeitslücke „Aufklärung und Identifi- zierung im maritimen Einsatzgebiet“ ist die Beschaffung von drei Gesamtsystemen geplant . Zur Überbrückung des Zeitraums, bis zu dem das System „Aufklärung und Identifizierung im maritimen Einsatzgebiet“ zur Verfügung steht, ist die Sofortinitia- tive EUNAVFOR MED 005 M mit der Beschaffung von einem Gesamtsystem geplant . Die MALE-UAS-Überbrückungslösung sieht ein Vertragskonstrukt ähnlich zu den Verträgen SAATEG-Zwischenlösung als Betreiberlösung vor . Als unbemanntes Luftfahrzeug ist hierbei das Modell Heron TP vorgesehen . Die Anzahl einzusetzender unbemannter Luftfahrzeuge wird erst im Rahmen der noch ausstehen- den Vertragsverhandlungen und der anschließenden Ver- tragsunterzeichnung festgelegt . Im Juli 2016 erfolgte die Vertragsunterzeichnung für die SAATEG-Zwischenlösung Mali, die eine zur SAATEG-Zwischenlösung parallele Betreiberlösung im Einsatz für die Vereinten Nationen in Mali im Rahmen von MINUSMA vorsieht . Hierzu steht ebenfalls eine festgelegte Anzahl an Flugstunden zur Verfügung . Auch hier ist der Einsatz von drei Heron I geplant . Zur Deckung der Fähigkeitslücke der signalerfas- senden, luftgestützten weiträumigen Überwachung und Aufklärung ist noch die Auswahlentscheidung zu treffen . Der derzeit priorisierte Lösungsvorschlag sieht die In- tegration des Missionssystems ISIS in eine HALE-Trä- gerplattform vor . Gemäß diesem Lösungsvorschlag wäre die Beschaffung von drei Luftfahrzeugen des Typs MQ-4C Triton geplant . Anlage 28 Antwort des Parl . Staatssekretärs Dr . Ralf Brauksiepe auf die Fra- ge des Abgeordneten Dr. Alexander S. Neu (DIE LIN- KE) (Drucksache 18/9642, Frage 42): Wie viele Drohnen der Bundeswehr sind seit Beantwortung der schriftlichen Frage 99 des Abgeordneten Paul Schäfer (Köln) auf Bundestagsdrucksache 17/13991 jeweils im Ver- lauf von Übungs- oder Einsatzflügen verloren gegangen und/ oder schwer beschädigt worden (bitte nach Datum, Ort und Art bzw. Ursache des Zwischenfalls auflisten), und wie viele Drohnen des Bundesministeriums der Verteidigung wurden bislang für Flüge im deutschen Luftraum zugelassen (bitte aufgeschlüsselt nach Gewichtsklassen und Typen angeben)? Seit der Beantwortung der schriftlichen Frage 99 zu Flugunfällen von unbemannten Luftfahrzeugen der Bun- deswehr auf Bundestagsdrucksache 17/13991 kam es insgesamt zu vier Flugunfällen bzw . Totalverlusten und einem schweren Zwischenfall . Im November 2013 hat die Bundeswehr eine Heron 1 in Afghanistan verloren . Die Ursache hierfür lag im Be- reich des Personals . Im Juli 2014 kam es zum Verlust ei- ner LUNA auf dem Truppenübungsplatz Munster Süd . Im Jahr 2015 hat die Bundeswehr im Rahmen von Übungen zwei weitere LUNA auf Truppenübungsplätzen verloren, eine im Juni auf dem polnischen Truppenübungsplatz Zagan und eine im Oktober in Altenstadt . Die Ursachen für diese drei Flugunfälle wurden im Bereich der Technik verortet . Im August dieses Jahres hat es einen schweren Zwi- schenfall mit einem KZO gegeben, das auf dem Stand- ortübungsplatz Ohrdruf schwer beschädigt wurde . Auch hier wird die Ursache im Bereich der Technik vermutet . Die Untersuchungen dauern noch an . Für den Flugbetrieb in Deutschland wurden bisher die beiden unbemannten Systeme LUNA und KZO zugelas- sen . LUNA hat ein Startgewicht von circa 40 Kilogramm, KZO von circa 170 Kilogramm . Es handelt sich bei bei- den unbemannten Systemen um Aufklärungsmittel . Darüber hinaus wurde für den Erprobungsträger Euro Hawk Full Scale Demonstrator mit einem Gewicht von bis zu 15 Tonnen eine temporäre Zulassung zu Erpro- bungszwecken erteilt . Anlage 29 Antwort der Parl . Staatssekretärin Elke Ferner auf die Frage der Abgeordneten Beate Walter-Rosenheimer (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/9642, Frage 43): Mit welchen inhaltlichen Argumenten begründet das Bun- desfamilienministerium, die im Bundeshaushalt 2016 vom Parlament beschlossene Erhöhung der Ausgaben für die Ju- gendverbandsarbeit auf 18 675 000 Euro nicht im Entwurf zum Bundeshaushaltsplan 2017 fortzuschreiben? Die Mittelerhöhungen aus dem parlamentarischen Verfahren zum Haushaltsgesetz 2016 wurden im Regie- rungsentwurf für das Haushaltsjahr 2017 durch Kabinett- beschluss nicht fortgeschrieben . Es war nicht möglich, die Fortschreibung der Mittel zu veranschlagen . Diese Vorgehensweise wurde bei der Haushalts- aufstellung in allen Einzelplänen praktiziert . Anlage 30 Antwort der Parl . Staatssekretärin Elke Ferner auf die Frage der Abgeordneten Beate Walter-Rosenheimer (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/9642, Frage 44): Wie viel Prozent der eingereisten unbegleiteten minderjäh- rigen Flüchtlinge wurden im Jahr 2016 nach § 42b Absatz 4 des Achten Buches Sozialgesetzbuch von der Verteilung aus- geschlossen (bitte nach Bundesländern aufschlüsseln)? Belastbare Daten zu den unbegleiteten Minderjähri- gen, die nach § 42b Absatz 4 SGB VIII von der Durch- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 201618742 (A) (C) (B) (D) führung des Verteilungsverfahrens ausgeschlossen sind, liegen beim Bundesverwaltungsamt erst ab Februar 2016 vor . Daher können wir nur von einem Zeitraum vom 1 . Fe- bruar bis heute berichten . Insgesamt lässt sich aufgrund dieser Daten eine Aus- schlussquote von ca . 26 Prozent berechnen . Bei dieser Berechnungsquote müssen die zwei folgen- den Aspekte berücksichtigt werden: 1 . Das Saarland und Baden-Württemberg melden un- begleitete Minderjährige, die von der Durchführung des Verteilungsverfahrens ausgeschlossen sind, bislang noch nicht . 2 . Die genannte Ausschlussquote von circa 26 Prozent berücksichtigt nur unbegleitete Minderjährige, die vom Verfahren zur Durchführung der bundesweiten Aufnah- me ausgeschlossen sind . Anlage 31 Antwort des Parl . Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Frage des Abgeordneten Stephan Kühn (Dresden) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/9642, Frage 47): Wie bewertet die Bundesregierung vor dem Hintergrund der Explosion eines Erdgasfahrzeugs in Niedersachsen die grundsätzliche Sicherheit von Erdgasfahrzeugen sowie die Empfehlung fünf großer Mineralölkonzerne an die Tankstel- lenbetreiber, den Verkauf von Erdgas vorübergehend einzu- stellen? Die Bundesregierung prüft aktuell den Vorfall einer Explosion eines Erdgasfahrzeuges an einer Tankstelle . Abhängig vom Ergebnis dieser Untersuchung wird die Bundesregierung die notwendigen Maßnahmen einlei- ten . Die grundsätzliche Sicherheit von Erdgasfahrzeugen wird derzeit nicht in Frage gestellt . Anlage 32 Antwort des Parl . Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Frage des Abgeordneten Stephan Kühn (Dresden) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/9642, Frage 48): Mit welchen Maßnahmen stellt die Bundesregierung si- cher, dass die Auswirkungen des Chiptunings von Fahrzeugen auf das Motor- und Emissionsverhalten und damit auf die Zu- lassung der Fahrzeuge geprüft werden? Die Betriebserlaubnis von Fahrzeugen erlischt, wenn gemäß § 19 Absatz 2 der Straßenverkehrs-Zulas- sungs-Ordnung (StVZO) Änderungen vorgenommen werden, die das Abgas- und Geräuschverhalten ver- schlechtern . Die Betriebserlaubnis erlischt nicht, wenn ein Nachweis gemäß § 19 Absatz 3 StVZO über die Vorschriftsmäßigkeit erbracht wird . Im Rahmen dieses Nachweises werden die Auswirkungen auf das Abgas- und Geräuschverhalten beurteilt . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 189 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 21 . September 2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 189. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Gesetz zu dem Übereinkommen von Paris TOP 2 Befragung der Bundesregierung TOP 3 Fragestunde ZP 1 Aktuelle Stunde zu der geplanten Fusion der Bayer AG und Monsanto Anlagen Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19 Anlage 20 Anlage 21 Anlage 22 Anlage 23 Anlage 24 Anlage 25 Anlage 26 Anlage 27 Anlage 28 Anlage 29 Anlage 30 Anlage 31 Anlage 32
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818900000

Nehmen Sie bitte Platz . Die Sitzung ist eröffnet .

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich begrüße Sie
herzlich zu unserer Plenarsitzung .

Ich rufe zunächst die Tagesordnungspunkte 1 a und
1 b auf:

a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und SPD eingebrachten Entwurfs eines Ge-
setzes zu dem Übereinkommen von Paris vom
12. Dezember 2015

Drucksache 18/9650
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicher-
heit (f)

Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenab-
schätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem
Übereinkommen von Paris vom 12. Dezember
2015

Drucksache 18/9520
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicher-
heit (f)

Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenab-
schätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Eine Aussprache ist für heute nicht vorgesehen . Des-
wegen haben wir über die Überweisung zu befinden.

Interfraktionell wird Überweisung der Gesetzentwürfe
auf den Drucksachen 18/9650 und 18/9520 an die in der
Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen .
Hat jemand andere Vorschläge? – Diesmal nicht . Oder
Einwände? – Auch nicht . Dann sind die Überweisungen
so beschlossen .

Wir kommen nun zum Tagesordnungspunkt 2:

Befragung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka-
binettssitzung mitgeteilt: Entwurf eines Gesetzes zur
Ermittlung von Regelbedarfen sowie zur Änderung
des Zweiten und des Zwölften Buches Sozialgesetz-
buch.

Hierzu erteile ich das Wort für einen einleitenden
fünfminütigen Bericht der zuständigen Bundesministerin
für Arbeit und Soziales, Frau Nahles . Ich bitte die Frak-
tionen, soweit erkennbar, mir vielleicht schon einmal
gewünschte Nachfragen mitzuteilen, damit wir sie ein
bisschen vorsortieren können . – Frau Nahles, bitte schön .

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Die Bundesregierung hat heute den Entwurf
des Regelbedarfs-Ermittlungsgesetzes auf den Weg ge-
bracht . Damit setzen wir die Regelbedarfe für das SGB II
und das SGB XII ab 1 . Januar 2017 fest . Die Festsetzung
der Regelbedarfe beruht auf der Einkommens- und Ver-
brauchsstichprobe aus dem Jahr 2013 . Wichtig ist es mir,
hier festzuhalten: Der Entwurf stellt niemanden schlech-
ter . Im Gegenteil: Die Beträge für die meisten Bedarfs-
stufen steigen an, zum Teil deutlich .

Die Methode, die wir bei der Berechnung der Regel-
bedarfe anwenden, hat das Bundesverfassungsgericht
erst im Jahr 2014 grundsätzlich bestätigt . Die Kritik-
punkte des Gerichtes haben wir bei der Neuberechnung
berücksichtigt . Das betraf zum einen die Ermittlung der
Verbrauchsausgaben für Mobilität und zum anderen die
Jugendlichen zugeordneten Ausgaben für alkoholische
Getränke und Tabakwaren sowie weitere Prüfaufträge .

Die Regelbedarfe sollen zum 1 . Januar 2017 wie
folgt erhöht werden: Der Regelbedarf für eine alleinste-
hende Person steigt ab 1 . Januar 2017 um 5 Euro von
404 Euro auf 409 Euro; für Partner in Paarhaushalten um
4 Euro von 364 Euro auf 368 Euro . Für Kinder im Alter
von 6 bis 13 Jahren steigt der Regelbedarf von bislang
270 Euro auf 291 Euro, also eine ordentliche Steigerung
um 21 Euro . Bei den unter Sechsjährigen wird die Höhe
des bisherigen Regelbedarfes durch eine Besitzstandsre-
gelung gesichert .






(A) (C)



(B) (D)


Maßgeblich für die Zuordnung in die Regelbedarfs-
stufe 1 oder 2 – das ist eine wichtige Neuerung – wird in
Zukunft sein, ob Personen zusammen mit ihrem Partner
in einer Wohnung leben oder nicht . Das bisherige Merk-
mal, nämlich eine „gemeinsame Haushaltsführung“, ent-
fällt, um Schwierigkeiten bei der Zuordnung künftig zu
vermeiden . Das gilt auch für erwachsene Menschen mit
Behinderungen im Haushalt der Eltern, der Freunde oder
Verwandten . Künftig gilt für sie dauerhaft die höhere Re-
gelbedarfsstufe 1 . Das ist eine wesentliche Verbesserung .

Außerdem berücksichtigt der vorliegende Entwurf,
dass es den Begriff der „Unterbringung in einer stationä-
ren Einrichtung“ für Menschen mit Behinderungen nach
Verabschiedung des Bundesteilhabegesetzes, das noch
diese Woche ins Parlament eingebracht wird, ab 2020
nicht mehr geben wird .

Die neuen Wohnformen, in denen auch Leistungen
der Eingliederungshilfe erbracht werden, werden wegen
ihrer Ausstattung mit einem Paarhaushalt vergleichbar
sein . Damit gilt für ihre Bewohner Regelbedarfsstufe 2 .

Neu und wichtig als Verbesserung haben wir einge-
führt, dass Erwerbsunfähige und Ältere im Haushalt
naher Angehöriger künftig auch pauschale Aufwendun-
gen für Unterkunft und Heizung erhalten . Diese werden
anerkannt; das war bisher oftmals nicht so . Diese Rege-
lung stellt sicher, dass die nahen Angehörigen finanziell
nicht belastet werden, da sie für Leistungsberechtigte in
der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung
grundsätzlich kein eigenes Einkommen und Vermögen
einsetzen müssen .

Damit die neuen Regelbedarfe zum 1 . Januar 2017 in
Kraft treten können, muss der Gesetzentwurf nun zügig
den Bundestag und den Bundesrat passieren .

Vielen Dank .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818900100

Die erste Nachfrage geht an den Kollegen Wunderlich .


Jörn Wunderlich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818900200

Vielen Dank, Herr Präsident . – Frau Ministerin, bei

den Regelbedarfen haben sich zahlreiche Verbände für
die Einführung eines Unterhaltsmehrbedarfs bei Kindern
getrennt lebender Eltern ausgesprochen . Dieser wurde
bisher nicht berücksichtigt . Was spricht aus Sicht der
Bundesregierung gegen eine Berücksichtigung des spe-
zifischen Bedarfs von Kindern getrennt lebender Eltern?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Aus meiner Sicht ist das eine wünschenswerte Ergän-
zung, und wir sind an dieser Stelle in enger Beratung mit
den Regierungsfraktionen . Das könnte man im Laufe des
parlamentarischen Verfahrens noch klären .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818900300

Dagmar Schmidt .


Dagmar Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1818900400

Sehr geehrte Ministerin, es gab bereits bei der letzten

Neuermittlung der Regelbedarfe Kritik auch vonseiten
der SPD . Vielleicht können Sie noch einmal darstellen,
was bei der Neuermittlung der Regelbedarfe in diesem
Jahr im Vergleich zur letzten Ermittlung geändert wurde .

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Bei der Neuermittlung der Regelbedarfe wurde grund-
sätzlich die gleiche Vorgehensweise angewendet wie bei
der Bemessung nach der Einkommens- und Verbrauchs-
stichprobe 2008 . Warum? Zunächst wurde damals die-
ses Verfahren kritisiert und dann vor das Bundesverfas-
sungsgericht gebracht, das es im Juli 2014 im Grundsatz
bestätigt hat . Es gibt zwar andere Methoden der Berech-
nung, die man heranziehen könnte, zum Beispiel den Wa-
renkorb, der vor 20 Jahren Grundlage der Berechnung
war . Ich bin aber, ehrlich gesagt, froh, dass wir von die-
sem Verfahren weggekommen sind, weil der Staat mit
imaginären Warenkörben, die er befüllt, am Ende nicht
wirklich besser gefahren ist, als wenn reale Ausgaben zu-
grunde gelegt werden .

Eine wirkliche Änderung und Verbesserung ist ins-
besondere, dass wir das Merkmal der Haushaltsführung
abschaffen . Es hat auch immer wieder für Irritationen
gesorgt – es wurde auch als Schnüffelei betrachtet –,
warum gerade in der Sozialhilfe nachgewiesen werden
musste, ob jemand allein den Haushalt führt oder ob eine
gemeinsame Haushaltsführung vorliegt . Das ist nun eine
massive Veränderung .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818900500

Frau Kollegin .

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Auch dass die Kosten der Unterkunft in der Weise,
wie ich es eben dargelegt habe, angerechnet werden, ist
eine wesentliche Veränderung gegenüber der bisherigen
Ermittlung .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818900600

Es ist halt alles kompliziert . Das ist wahr . – Nächste

Frage: Kollege Strengmann-Kuhn .


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Vielen Dank . – Es geht um 8 Millionen Menschen, die
Grundsicherungsleistungen beziehen, und das Verfahren
ist eigentlich so, dass als Referenzgruppe eine Niedrig-
einkommensgruppe betrachtet wird, die selber schon ein
sehr geringes Einkommen hat . Es ist aber nicht so, wie
Sie gesagt haben, dass einfach deren Ausgaben genom-
men werden, sondern Sie machen es wie beim Waren-
korbmodell, dass Sie zusätzliche Sachen herausrechnen .
Darunter sind zum Beispiel Zimmerpflanzen, Haustiere,
Gartenpflege, der Weihnachtsbaum, ein Handy, der Ba-
bysitter bei Schichtdienst, aber auch ein Gaststättenbe-
such .

Bundesministerin Andrea Nahles






(A) (C)



(B) (D)


Wie rechtfertigen Sie diese massive Einschränkung
der sozialen und kulturellen Teilhabe gerade bei diesen
Menschen mit geringen Einkommen – das ist, wie ge-
sagt, ein großer Teil der Bevölkerung –, und trägt das
zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei? Diese Forde-
rung trägt ja auch die SPD in Wahlkämpfen und Sonn-
tagsreden vor sich her .

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Es gibt eine Unterscheidung, die auch das Bundesver-
fassungsgericht bestätigt hat, zwischen den Leistungen,
die für das Existenzminimum relevant und erforderlich
sind – dabei haben wir allerdings wenig Spielraum, und
da gab es auch Kritik an der letzten EVS 2008 und den
Berechnungen, die zugrunde gelegt wurden, das hatte
ich vorgetragen, nämlich in Bezug auf Mobilitätskosten,
die wir jetzt mit berücksichtigen –, und den darüber hi-
nausgehenden Leistungen . Bei darüber hinausgehenden
Leistungen – Sie haben von kulturellen gesprochen – ha-
ben wir Spielraum . Die entsprechenden Entscheidungen
müssen von Mal zu Mal getroffen werden . Das rechtfer-
tige ich damit, dass ich das, was wir vorschlagen, für an-
gemessen und ausgewogen halte .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818900700

Die nächste Fragestellerin ist Frau Schimke .


Jana Schimke (CDU):
Rede ID: ID1818900800

Frau Ministerin, anhand der gestellten Fragen wurde

deutlich, dass das Statistikmodell von vielen kritisiert
und die Warenkorbmethode favorisiert wird . Könnten
Sie vielleicht noch einmal die besonderen Vorteile der
Einkommens- und Verbrauchsstichprobe darlegen?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Wie schon Herr Strengmann-Kuhn gesagt hat, liegen
den Berechnungen reale Ausgaben zugrunde . Das reale
Ausgabeverhalten von 15 bis 20 Prozent der einkom-
mensschwachen Haushalte bzw . der unteren Einkom-
mensgruppen wird hier zugrunde gelegt . Übrigens wer-
den die Hartz-IV-Bezieher nicht berücksichtigt, damit es
keinen Karusselleffekt nach unten gibt .


(Katja Kipping [DIE LINKE]: Aber die Aufstocker nicht!)


Das ist realitätsnäher als ein imaginärer Warenkorb, den
der Staat zusammenstellt . Ich bin in der Sozialpolitik mit
einem solchen Warenkorbmodell groß geworden . Ein
solches Modell gab es noch zu Beginn meiner sozialpo-
litischen Tätigkeit . Ich kann Ihnen dazu nur sagen: Der
Streit war immer sehr groß, beispielsweise darüber, ob
die Ausgaben für eine halbe Kinokarte berücksichtigt
werden sollten oder nicht . Wie Sie aber sehen, können
wir solche Auseinandersetzungen auch mit der jetzigen
Methode nicht völlig auflösen. Die grundlegende Auf-
gabe ist, die Existenz zu sichern und bis zu einem be-
stimmten Grad eine kulturelle Teilhabe zu ermöglichen .
Es lohnt sich jedenfalls, das Ganze immer wieder zu
überprüfen . Das haben wir auch gemacht, bevor wir die

nun zur Diskussion stehenden Änderungen vorgenom-
men haben .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818900900

Frau Kipping, bitte .


Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818901000

Frau Ministerin, als das letzte Mal die Hartz-IV-Re-

gelsätze neu berechnet wurden, waren Sie noch in der
Opposition . Das passierte damals unter Ursula von der
Leyen . Sie haben im Jahr 2010 gegenüber der Rheini-
schen Post und anderen Zeitungen gesagt, das sei künst-
lich heruntergerechnet . Nun haben Sie als Ministerin
dieselben Parameter zugrunde gelegt . Warum handelt es
sich jetzt nicht um ein künstliches Herunterrechnen des
Hartz-IV-Regelsatzes?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Wir haben intensiv geprüft und festgestellt – genauso
wie damals das Bundesverfassungsgericht –, dass insbe-
sondere Mobilitätskosten nicht in ausreichendem Um-
fang sowie Ausgaben für Tabak- und Alkoholkonsum für
Jugendliche in zu hohem Umfang berücksichtigt werden .
Das haben wir jetzt korrigiert . Darüber hinaus ist wich-
tig – ich betone das –, dass nun die KdU, die bei nahen
Verwandten angefallen sind, berücksichtigt werden . Ich
kann also guten Gewissens sagen, dass wir das, was aus
unserer Sicht begründbar ist, einbeziehen . Wir rechnen
nichts herunter . Was wir tun, hat Hand und Fuß .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818901100

Frau Kolbe .


Daniela Kolbe (SPD):
Rede ID: ID1818901200

Sehr verehrte Frau Ministerin, es gibt noch einen Kri-

tikpunkt betreffend die Bemessungsgrundlage . Es wird
darauf hingewiesen, dass sich in der Referenzgruppe
auch Menschen befinden, die eigentlich Ansprüche auf
Sozialleistungen haben, Stichwort „verdeckte Armut“ .
Was entgegnen Sie dieser Kritik?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Das haben wir sehr intensiv geprüft . Das war einer der
Prüfaufträge, die das Bundesverfassungsgericht ange-
mahnt hatte . Ich halte das für eine wichtige Frage . Aber
ich muss leider zugeben, dass wir dies nicht befriedigend
lösen können, weil es uns nicht gelungen ist, herauszu-
finden, wie viel verdeckte Armut es wirklich gibt. Die
hier herrschende Unsicherheit ist so erheblich, dass wir
nicht zu Schätzungen mit einer gewissen Substanz kom-
men konnten . Die hieran geäußerte Kritik kann ich leider
nicht völlig ausräumen . Es gibt verdeckte Armut . Aber
wir können sie methodisch nicht erfassen und daher kei-
ne entsprechenden Einschätzungen vornehmen . Wie der
Name schon sagt: verdeckte Armut .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818901300

Frau Brantner .

Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn






(A) (C)



(B) (D)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben gerade auf die Frage von Herrn Wunderlich
geantwortet, dass Sie als Regierung die Einführung eines
Anspruchs auf Umgangsmehrbedarf als sehr positiv be-
trachten . Frau Schwesig hatte dies schon am 4 . Mai 2016
angekündigt . Das Parlament könnte es ja einbringen .
Trotzdem würde ich gerne verstehen: Warum ist es denn
bisher von Ihnen noch nicht gekommen, wenn Sie alle es
eigentlich richtig finden? Wo liegen denn die Probleme?
Warum ist es noch nicht Teil Ihrer Vorlage?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Wir diskutieren darüber mit den Regierungsfrakti-
onen, und hoffentlich gibt es da bald eine Einigung .
Es gab ja einen Vorlauf dergestalt, dass in der Öffent-
lichkeit Behauptungen umgingen, dass wir hier – was
überhaupt nicht stimmt – eine Leistungskürzung vor-
nehmen würden . Wir wollten hier lediglich – basierend
auf einem Bundessozialgerichtsurteil – im sogenannten
SGB-II-Rechtsvereinfachungsgesetz eine Klarstellung
vornehmen . Dabei ist dann eben auch herausgekommen,
dass es durchaus berechtigte Gründe gibt, diesen Mehr-
bedarf anders zu behandeln, als wir es bisher gemacht
haben . Ich bin zuversichtlich, dass wir das noch zu einem
positiven Abschluss bringen werden .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818901400

Matthäus Strebl .


Matthäus Strebl (CSU):
Rede ID: ID1818901500

Frau Ministerin, meine Frage geht auch in diese Rich-

tung: Wie wir ja wissen, hat das Bundesverfassungsge-
richt vorgegeben, dass der Gesetzgeber dafür Sorge zu
tragen hat, dass erkennbare Risiken einer Unterdeckung
existenzsichernder Bedarfe im Einzelfall vermieden wer-
den müssen . Meine Frage an Sie: Wie wird dieser Forde-
rung nachgekommen?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Das ist etwas, wo es in der Praxis tatsächlich immer
wieder erhebliche Bedarfe gibt . Wir haben hier, wie ich
finde, im SGB II eine angemessene Darlehenslösung, und
zwar sowohl hinsichtlich der Voraussetzungen für die Be-
antragung von Darlehen zur Überbrückung schwieriger
Situationen als auch hinsichtlich der sehr großzügigen
Rückzahlungsmodalitäten . Das ist für die Betroffenen,
glaube ich, bewältigbar ausgestaltet worden . Damit ver-
suchen wir, das jetzt in den Griff zu kriegen . Ich glaube,
das funktioniert auch . Insoweit hoffe ich, dass wir das
auch in einigen Jahren in der Rückbetrachtung so bilan-
zieren können .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818901600

Frau Müller-Gemmeke .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Vielen Dank, Herr Präsident . – Sehr geehrte Frau
Ministerin, ist es richtig, dass beim Regelsatz für Kin-
der und Jugendliche beispielsweise Kosten für Malstifte,
einen Regenschirm oder Handys nicht vorgesehen sind?
Und ist es auch richtig, dass es kein Geld dafür gibt, da-
mit Kinder im Sommer beispielsweise mit Freundinnen
einmal ein Eis essen gehen können? Wenn das so stimmt,
sind Sie dann der Auffassung, dass damit das Existenz-
minimum und die gesellschaftliche Teilhabe gesichert
sind?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Nun, das alles ist richtig, und Sie wissen das auch . Sie
knüpfen die Frage daran an: Ist das gerechtfertigt? Ich
muss Ihnen ganz ehrlich sagen: Es gibt ganz viele Leu-
te, die in Arbeit sind und wenig Einkommen – vielleicht
den Mindestlohn – haben . Auch diese müssen da abwä-
gen und können auch nur eingeschränkt Teilhabe wahr-
nehmen . Ich denke, das ist deswegen ein grundsätzliches
Problem .

Wir haben versucht, im Rahmen des Bildungs- und
Teilhabepaketes gerade junge Leute in Bezug auf Schul-
ausflüge, Mittagessen und anderes zu unterstützen. Auch
Nachhilfe wird mittlerweile in diesem Bereich finanziert.
Das alles sind unsere Maßnahmen, um genau die Teilha-
be, von der Sie reden, auch zu ermöglichen . Aber natür-
lich hat das auch Grenzen .

Es ist nicht schön, wenn ich Folgendes sagen muss:
Das hat nicht nur Grenzen, weil der Finanzminister viel-
leicht zu wenig Geld hat, sondern weil es natürlich auch
um eine Relation geht . Es geht um die Relation zwischen
denen, die wir im Rahmen des SGB-II- und SGB-XII-Re-
gelkreises unterstützen, und denen, die für ihren Lebens-
unterhalt arbeiten und vielleicht keine hohen Löhne bzw .
Einkommen haben .


(Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist zynisch!)


Genau diese Gruppe von Menschen ist ebenfalls in ihren
Möglichkeiten eingeschränkt . Sie mögen das anders se-
hen, aber es ist meine feste Überzeugung, dass wir auch
das insgesamt betrachten müssen .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818901700

Kollege Paschke .


Markus Paschke (SPD):
Rede ID: ID1818901800

Frau Ministerin, das Bundesverfassungsgericht hat

auf die Notwendigkeit einer laufenden Überprüfung
der Höhe der Regelbedarfe bei außergewöhnlich hohen
Preissteigerungen hingewiesen . Das spielte ja eine Zeit
lang in Bezug auf das Thema Stromkosten eine Rolle .
Wie wurde dem im Entwurf Rechnung getragen?






(A) (C)



(B) (D)


Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Das BMAS teilt die Auffassung, dass der Gesetzgeber
ganz klar verfassungsrechtlich verpflichtet ist, zu raschen
Anpassungen zu kommen, wenn es extreme Preisent-
wicklungen gibt . Diese sind in der Vergangenheit haupt-
sächlich im Zusammenhang mit Stromkosten aufgetreten .
Das Statistische Bundesamt stellt uns deswegen nicht nur
einmal jährlich eine Übersicht über die Veränderungen
bei dieser relevanten Personengruppe zur Verfügung –
das wäre ein ziemlich langer Zeitraum –, sondern – das
kann ich Ihnen versichern – das Statistische Bundesamt
legt uns monatlich Daten über diese Entwicklung vor, die
uns zur Verfügung stehen . Wir könnten deswegen unmit-
telbar darauf reagieren .

Es ergibt sich aus meiner Sicht keine Notwendigkeit,
das gesondert zu regeln . Vielmehr können wir aufgrund
des sehr intensiven monatlichen Monitorings sicher-
stellen, dass wir gegebenenfalls intervenieren . Die gute
Nachricht ist: Aufgrund der sehr verhaltenen Preisdyna-
mik hat es solche Fälle in den letzten Jahren nicht gege-
ben . Wir erwarten sie auch nicht für dieses oder nächstes
Jahr .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818901900

Frau Kollegin Haßelmann .


Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818902000

Vielen Dank, Herr Präsident . – Frau Ministerin, es

klingt schon irgendwie zynisch, was die Grenze bei den
Malstiften und dem Adventsschmuck angeht, muss ich
Ihnen ehrlich sagen .


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Ja, natürlich!)


Es ist schwer zu verstehen, wie Sie die natürliche Grenze
begründen .

Meine Frage betrifft aber ein anderes Thema . Im mo-
natlichen Regelbedarf sind 3 Euro für die Anschaffung
von Kühlschränken und Waschmaschinen vorgesehen .
Jeder und jede von uns kann sich vorstellen, wie lange
man 3 Euro pro Monat ansparen muss, wenn man ein
einigermaßen energiesparendes Gerät kaufen will . Ich
befürchte, dass Sie mir die gleiche Antwort mit dem Hin-
weis auf das Lohnabstandsgebot geben wie gerade mei-
ner Kollegin zu den Malstiften . Dennoch meine Frage:
Sind Sie der Auffassung, dass es realistisch ist, mit dem
Ansparen von 3 Euro monatlich zu einer Waschmaschi-
ne, die einigermaßen modernen Energiestandards ent-
spricht, zu kommen? Was halten Sie von dem Vorschlag,
weiße Ware auf Antrag als einmalige Leistung beziehen
zu können und aus dem Regelsatz herauszunehmen?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Es gibt sicherlich viele ähnliche Beispiele . Würde man
das aufgreifen, würde das jedoch eine andere Systematik
nach sich ziehen . Wenn man das alles summiert, kommt
man am Ende doch wieder zu einem Waren korbmodell .
Darüber kann man diskutieren . Aber wenn Sie die ver-
schiedenen Waren, die Sie jetzt, durchaus plausibel, auf-

zählen, aus dem Regelsatz herausnehmen wollen, dann
ist das am Ende ein Warenkorbmodell .

Wir haben eine andere Herangehensweise . Man kann
über die Grundlagen streiten, und das haben wir auch
bis hin zum Bundesverfassungsgericht gemacht . Solan-
ge wir aber bei unserer Systematik bleiben – mit die-
sem Entwurf tun wir das –, ist der Bedarf erst einmal
abgedeckt . Das Ansparen ist mit den 3 Euro möglich .
Wenn das nicht geht, greift die Darlehensregelung, die
ich Ihnen eben dargelegt habe, womit Sonderbedarfe so
abgedeckt werden können, dass die Leute sie im Rahmen
ihrer Möglichkeiten finanzieren können. Im Übrigen ist
Ehrlichkeit nicht zynisch .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818902100

Frau Lezius .


Antje Lezius (CDU):
Rede ID: ID1818902200

Vielen Dank, Herr Präsident . – Sehr geehrte Frau Mi-

nisterin, mit den Regelbedarfen wird ein Teil des sozio-
kulturellen Existenzminimums festgelegt . Dieser Bedarf
kann, wie wir gehört haben, auf unterschiedliche Weise
ermittelt werden . Das Bundesverfassungsgericht – das
haben Sie eben erklärt – hat kritisiert, dass durch die
Nichtberücksichtigung von Haushalten mit Kfz-Kosten
der Mobilitätsbedarf nur unzureichend abgebildet wird .
Mobilität sei aber zur Teilhabe an der Gesellschaft beson-
ders wichtig . Werden nunmehr Kfz-Kosten beim Mobili-
tätsbedarf berücksichtigt?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Das war nicht ganz präzise . Das Bundesverfassungs-
gericht hat nicht die Entscheidung kritisiert, Kfz-Kos-
ten nicht im Regelbedarf zu berücksichtigen . Das hat es
erst einmal akzeptiert . Wenn man das aber tue, was wir
gemacht haben, müsse berücksichtigt werden, dass der
Mobilitätsbedarf von Personen, die Kfz-Kosten hatten,
bei bloßer Nichtberücksichtigung statistisch unterfasst
bleibe . Das ist genau das, was ich immer mit Mobilitäts-
kosten beschreibe, bezüglich derer kritisiert wurde, dass
wir diese nicht ausreichend berücksichtigen .

Was haben wir jetzt gemacht? Wir haben uns mit
Fachleuten beraten . Dann haben wir gesagt: Wir be-
rücksichtigen bei den Regelbedarfen die ermittelten Ver-
brauchsausgaben im ÖPNV, und diese sind jetzt hier mit
eingeflossen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818902300

Kollege Wunderlich .


Jörn Wunderlich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818902400

Vielen Dank . – Ich muss jetzt eins sagen: Frau Minis-

terin, Sie haben vorhin vorgetragen, der Hartz-IV-Regel-
satz für Kinder in der Altersgruppe 6 bis 13 Jahre sol-
le von 270 Euro auf 291 Euro angehoben werden, und
behauptet, dies sei ein richtig dicker Batzen . Ich meine,
das ist der Beweis dafür, dass jahrelang unterfinanziert
worden ist und dass das Existenzminimum dieser Alters-






(A) (C)



(B) (D)


gruppe eben nicht bedarfsgerecht abgedeckt worden ist .
Nur so viel dazu .

Sie sprachen gerade das Bildungs- und Teilhabepa-
ket an . Nach wie vor wird da nichts dynamisiert . Es gibt
ein schwieriges Antragsverfahren . Bleiben Sie dabei,
dass der Regelbedarf für Schulmaterial 100 Euro pro
Schuljahr beträgt, obwohl eine aktuelle Studie des Sozi-
alwissenschaftlichen Instituts der EKD besagt, es seien
mindestens 150 Euro pro Schuljahr nötig? Das heißt, da-
durch werden trotz eines Bildungs-und Teilhabepaketes
die Bildungs- und Startchancen für das Leben weiterhin
verschlechtert .

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Ja, dabei bleiben wir .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818902500

Frau Verlinden .


Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818902600

Frau Ministerin, aus einer Studie zum Stromver-

brauch, die im Jahr 2015 erstellt wurde, geht hervor, dass
bei den Vergleichshaushalten der monatlich im Regel-
satz fehlende Betrag für Strom abhängig von der Größe
eines Haushalts zwischen 5 und 11 Euro liegt . Da der
Regelsatz nur um 5 Euro angehoben wurde im Vergleich
zu 2011, liegt womöglich eine Unterdeckung vor . Wie
wollen Sie sicherstellen, dass es in Zukunft trotz dieser
Diskrepanz – 5 Euro bis 11 Euro monatliche Unterde-
ckung bei den Stromkosten, je nach Haushaltsgröße; Sie
haben mit 5 Euro gerechnet – zu keiner Bedarfsunterde-
ckung kommen wird, zumal es ja für Menschen, die im
SGB-II-Bezug sind, gar nicht so einfach ist, ihren Strom-
anbieter zu wechseln? Es gibt zum Teil Tarife, die sehr
viel günstiger sind, womit man die Stromkosten redu-
zieren könnte; dennoch ist es aufgrund von Schufa-Ein-
trägen oder anderem für manche Menschen gar nicht so
einfach, den Stromanbieter zu wechseln . Deswegen ist
es sehr wichtig, zu schauen, dass die Grundversorgertari-
fe mit dem übereinstimmen, was Sie den Menschen mit
dem Regelsatz zur Verfügung stellen .

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Es wird hier immer wieder der Eindruck erweckt, als
ob wir im Bundesarbeitsministerium die Regelsätze zu-
sammenwürfelten . Das ist aber nicht der Fall . Wenn Sie
behaupten, wir hätten 5 Euro für Stromkosten angesetzt,
obwohl eigentlich bis zu 11 Euro angemessen wären,
dann ist das nicht korrekt . Wir haben hier die realen Aus-
gaben der einkommensschwachen Haushalte zugrunde
gelegt, und diese Ausgaben haben wir uns nicht ausge-
dacht . Deswegen bestreite ich erst einmal, dass es diese
Diskrepanz in dieser Form gibt .

Wir haben in den Gesetzentwurf Mechanismen einge-
baut, durch die zum Beispiel abgestellt wird, dass es an
einer Stelle eine Lücke gibt, nämlich dass KdU-Kosten
nicht übernommen werden, wenn jemand bei nahen Ver-
wandten lebt . Die Kritik, die es am bisherigen Zustand

gab, akzeptiere ich, und wir haben daraus die Konse-
quenzen gezogen . Aber grundsätzlich kann ich dem, was
Sie sagen, nicht folgen .

Interessant ist – das will ich gerne mitnehmen; wir
werden gerne noch einmal überlegen, was wir da tun
können – die mit dem Wechsel zu einem günstigeren An-
bieter verbundene Problematik . Die ist mir bekannt . Ich
finde Ihren Hinweis darauf erst einmal richtig. Ich würde
gerne schauen, ob es dafür nicht eine vernünftige Lösung
gibt, weil das ja eigentlich nicht in unser aller Interesse
sein kann .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818902700

Für die Zuhörer sollten wir vielleicht deutlich machen,

dass mit „KdU“ kein Sportverein, sondern „Kosten der
Unterkunft“ gemeint sind .

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Natürlich . Entschuldigung .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818902800

Herr Kollege Kurth .


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818902900

Frau Ministerin, Sie haben gerade auf die Frage der

Kollegin Britta Haßelmann, ob es nicht sinnvoll sei,
hochpreisigere Gebrauchsgüter als Pauschalleistung zu
bewilligen, geantwortet, das sei eine Abkehr vom Sta-
tistikmodell und eine Rückkehr zum Warenkorbmodell .
Meiner Auffassung nach ist es eher eine Differenzierung
des Statistikmodells, dass man bei umrissenen und genau
bestimmbaren Einzelgruppen – hier handelt es sich im
Wesentlichen ja um Kühlschränke und Herde, also um
sogenannte weiße Ware – sehr wohl in sehr engem Rah-
men entsprechend vorgehen kann, weil es ja erkennbar
realitätsfremd ist, 3 Euro im Monat für den Kauf einer
Waschmaschine anzusparen . Selbst wenn man ein Ge-
brauchtgerät kaufen möchte, müsste man dann drei oder
vier Jahre lang sparen .

Sie wollen die Unterdeckung über Darlehen kom-
pensieren . Ist Ihnen bekannt, wie hoch der Verwaltungs-
aufwand für Darlehen ist, die Hartz-IV-Beziehende mit
5 Euro im Monat über viele Monate tilgen müssen? Steht
dieser Verwaltungsaufwand nicht in einem großen Miss-
verhältnis zu der ausgereichten Leistung? Wäre es nicht
schon allein aufgrund dieses Verwaltungsaufwandes für
die Darlehen angezeigt, eine klare Lösung im Sinne einer
Pauschalierung zu finden?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Mir liegen dazu keine Erkenntnisse vor . Es ist aber
eine interessante Frage . Der gehe ich einmal nach .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818903000

Letzte Frage zu diesem Sachbereich von Kollegin

Müller-Gemmeke .


(Zuruf)


Jörn Wunderlich






(A) (C)



(B) (D)


– Mir wurde ein weiterer Fragewunsch nicht signalisiert .


(Zuruf)


– Ach, Frau Kipping . Ich habe Sie anstelle vom Kollegen
Wunderlich gestrichen . Aber Sie bekommen natürlich
noch das Wort .


(Katja Kipping [DIE LINKE]: Sehen wir uns zum Verwechseln ähnlich?)


– Offenkundig .


(Heiterkeit – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Da muss ich erst mal drüber nachdenken!)


Man braucht nur das drohende Ende einer Debatte anzu-
kündigen – schon kommen die Wortmeldungen wie Pilze
aus dem Boden geschossen .

Bitte schön, Frau Müller-Gemmeke .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Vielen Dank . – Ich muss auf die Ausführungen zu-
rückkommen, die Sie auf meine letzte Frage hin ge-
macht haben; „Regelsätze für Kinder und Jugendliche“,
„Malstifte“ waren die Stichworte . Diese Ausführungen
haben mich sehr irritiert; denn es geht momentan bei der
Regelsatzberechnung ganz klar darum, dass das Exis-
tenzminimum gesichert sein muss, und dazu gehört defi-
nitiv auch die gesellschaftliche Teilhabe .

Das Bundesverfassungsgericht hat sehr eindeutig
gesagt, dass bei der Berechnung das Lohnabstandsge-
bot – wie hoch ist der Regelsatz, und wie viel verdienen
beispielsweise Niedrigverdienende in Deutschland? –
überhaupt keine Rolle spielen darf . Trotzdem habe ich,
wenn ich Sie so reden höre, das Gefühl, dass Sie die
Menschen, die niedrige Einkommen beziehen, und die
Menschen, die momentan keine Arbeit haben, also er-
werbslos und auf Leistungen angewiesen sind, gegenei-
nander ausspielen . Sie müssten doch aber auf der einen
Seite das Existenzminimum sichern und auf der anderen
Seite genügend Maßnahmen auf den Weg bringen, dass
die Menschen, die Arbeit haben, davon tatsächlich auch
leben können . Gegeneinander ausspielen, das geht gar
nicht .

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Ihnen ist bekannt, dass ich den Mindestlohn hier als
Ministerin durchgesetzt habe – gegen nicht ganz uner-
hebliche Widerstände an einigen Stellen . Ich glaube, da
brauche ich keine Aufklärung . Ich kann leider auch Ihre
Irritation jetzt nicht auflösen.


(Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das Lohnabstandsgebot?)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818903100

Kollege Zech .


Tobias Zech (CSU):
Rede ID: ID1818903200

Herr Präsident! Frau Ministerin, wir erleben gerade,

dass wir bei der Ermittlung von Regelsätzen eine sehr
komplexe Vorgehensweise haben; bei jedem Komma
neigt man zu Diskussionen . Könnten Sie uns – neben
einzelnen Regelsätzen – vielleicht noch kurz erläutern,
was sich durch den Entwurf noch verändert, welche Neu-
erungen Sie noch vorsehen?

Vielen Dank .

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Wichtig scheint mir auch Folgendes zu sein: Bisher
hatten wir die Situation, dass für Menschen mit Behinde-
rungen, die meist bei ihren Eltern oder Verwandten leben,
keine Gleichbehandlung vorgesehen war . Wir behandeln
sie jetzt in den Regelbedarfsstufen gleich; sie werden wie
alle anderen behandelt. Das, finde ich, ist ein wichtiger
Schritt, der übrigens auch von vielen Behindertenverbän-
den und den Kirchen seit Jahren gefordert wurde . Wir
hatten eine Übergangsregelung, und diese wird jetzt auf
Dauer gelten . Darüber bin ich sehr froh . Das ist eine wei-
tere Verbesserung im jetzigen Entwurf .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818903300

Frau Kipping .


Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818903400

Frau Nahles, Sie haben selber ausgeführt: Bei der

Ermittlung der Hartz-IV-Regelsätze sind die Ausgaben
der ärmeren Haushalte zugrunde gelegt worden . Diese
Methode nennt sich „Statistikmodell“, und sie birgt eine
Gefahr: Wenn den ärmeren Haushalten, also den ärmeren
15 Prozent, das Geld für wirklich wichtige Dinge fehlt,
finden wir uns in einer Verarmungsspirale wieder, weil
von deren Ausgaben die Regelsätze abgeleitet werden .
Ich will das an zwei Beispielen aus der aktuellen Statis-
tik illustrieren:

Jugendliche über 15 Jahre haben nach dem Statistik-
modell im Monat durchschnittlich 22 Cent für Bildungs-
wesen ausgegeben – 22 Cent für Bildungswesen! Das
ist doch ein Ausdruck dafür, dass den Familien das Geld
fehlt, um ihren Kindern auch mal irgendeinen Kurs zu
finanzieren.

Erwachsene haben rund 26 Euro für die Benutzung
von Bus und Bahn ausgegeben . In welcher Stadt kann
man dafür, bitte schön, eine Monatskarte kaufen? Auch
das ist ein Ausdruck dafür, dass Geld für Wichtiges fehlt .

Vor diesem Hintergrund meine Frage: Wäre es nicht
sinnvoll, das Statistikmodell wenigstens mit einer Art
Bedarfs-TÜV zu kombinieren?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Was Sie jetzt genau unter „Bedarfs-TÜV“ verstehen,
kann ich nicht nachvollziehen . Ich möchte Ihnen aller-
dings sagen, dass ich die Verantwortung für bezahlbare
Schülertickets – und solche Angebote halte ich für not-
wendig – nicht alleine auf der Bundesebene sehe . Ich habe

Präsident Dr. Norbert Lammert






(A) (C)



(B) (D)


mit großer Irritation gesehen, dass bezahlbare Sozialti-
ckets und Schülertickets in den letzten Jahren nicht mehr
so weit verbreitet waren wie zu meiner Schülerzeit . Ich
kann und muss an dieser Stelle sehr deutlich dazu auffor-
dern, dass man sich auf der kommunalen Ebene wieder
verstärkt darum kümmert . Da müssen auch die Länder
gegebenenfalls unterstützen . Wir können diese Hilfen für
die Familien im unteren Einkommensbereich – genauso
wie für diejenigen, die auf Unterstützung durch SGB II
oder SGB XII angewiesen sind – zum Großteil auf der
Bundesebene stemmen; da sehen wir uns auch voll in der
Verantwortung . Aber es ist nicht allein unsere Aufgabe .
Insoweit haben Sie an dem Punkt meiner Meinung nach
ein indirektes Plädoyer für die Sozialtickets gehalten .

Ansonsten werden wir uns heute, glaube ich, nicht
mehr einig über die Grundlagen der Berechnung . Das
heißt aber nicht, dass wir im Laufe der anstehenden par-
lamentarischen Beratungen nicht noch aufeinander zuge-
hen können . – Vielen Dank .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818903500

Kollege Strengmann-Kuhn .


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Vielen Dank für die Möglichkeit, noch einmal nach-
zufragen . – Vorgaben zur Bedarfsprüfung waren übri-
gens im letzten Urteil des Bundesverfassungsgerichts
mit enthalten; dabei sind die Mobilitätskosten und auch
die Stromkosten explizit erwähnt worden . Das hätte man
also eigentlich machen müssen .

Aber ich wollte zu einem anderen Punkt noch einmal
nachfragen, und zwar zu den Zirkelschlüssen . Sie ha-
ben eben selbst gesagt, dass eigentlich vermieden wer-
den sollte, dass man die Berechnung der Regelsätze an
Leuten orientiert, die selber Hartz IV beziehen . Die ver-
deckten Armen sind schon angesprochen worden . Auch
als Wissenschaftler, der sich damit beschäftigt hat, wür-
de ich sagen: Das, was Sie gesagt haben, stimmt nicht;
man kann sie durchaus herausfiltern. Auch das, was Sie
im Zusammenhang mit den Hartz-IV-Empfängern ge-
sagt haben, ist nicht ganz richtig; denn es sind nicht alle
Hartz-IV-Beziehenden herausgerechnet worden, –

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Die Aufstocker nicht .


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


– die sogenannten Aufstocker nicht . Zumindest die-
jenigen mit geringem Einkommen bis zu 100 Euro – die
100 Euro sind eigentlich nur dazu da, die Zusatzkosten
für die Erwerbstätigkeit abzudecken – müsste man ei-
gentlich herausrechnen . Ebenfalls nicht herausgerechnet
sind Menschen, die BAföG-Leistungen, die in der Regel
niedriger als Hartz-IV-Leistungen sind, beziehen . Das
heißt, in der Referenzgruppe sind einige Gruppen, –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818903600

Herr Kollege, Sie wollten eine Frage stellen .


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


– die auf Hartz-IV-Niveau sind oder sogar darunter
liegende Einkommen haben . Das müsste man doch we-
nigstens beseitigen . Oder?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Das haben wir jetzt nicht gemacht .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818903700

Frau Kipping noch einmal zur Verdeutlichung des in-

zwischen wahrgenommenen Unterschieds zum Kollegen
Wunderlich .


Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818903800

Vielen Dank; ich bin ganz gerührt . – Frau Nahles,

Sie haben angedeutet, dass man noch aufeinander zu-
gehen kann . Ich will mal einen Paragrafen des Referen-
tenentwurfes – den Kabinettsentwurf konnten wir noch
nicht sehen –, nämlich § 9, herausgreifen . Dieser sieht
vor, dass Kindern, die in der Schule ein Mittagsessen
bekommen, und Menschen mit Behinderungen, die in
Werkstätten arbeiten und in der Kantine ein Mittagessen
bekommen, pro Essen vom ohnehin niedrigen Satz noch
mal 1 Euro abgezogen wird . Das heißt doch, dass ein oh-
nehin niedriger Regelsatz im Monat zusätzlich um über
20 Euro gekürzt wird . Die Frage ist: Müssen Sie wirklich
bei Menschen, die so wenig haben, so kleinlich sein, und
kann dieser Paragraf nicht einfach herausfliegen aus die-
sem Gesetzentwurf?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Wir subventionieren sehr häufig Mittagessen, die
dann teilweise kostenlos sind, mit öffentlichen Mitteln;
das heißt, dieses Geld wird durch die Gemeinschaft der
Beitragszahler und Steuerzahler gestellt . Von daher ist
eine Doppelfinanzierung an dieser Stelle sicherlich auch
fragwürdig .

Natürlich können Sie an diesem Punkt auch Klein-
lichkeit unterstellen . Ich muss aber ehrlich sagen: Sys-
tematisch ist das begründet . Aus meiner Sicht wäre eine
doppelte Belastung derjenigen, die das mit niedrigem
Einkommen finanzieren müssen, ebenfalls ein Problem.
Von daher weiß ich nicht, ob wir an dem Punkt zusam-
menkommen können .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818903900

Nun schließe ich die Fragen zu diesem heutigen The-

ma der Kabinettssitzung ab, mit Dank an die Ministe-
rin . – Gibt es Fragen zu anderen Themen der heutigen
Kabinettssitzung? – Herr Kollege Wunderlich und dann
Frau Werner .

Bundesministerin Andrea Nahles






(A) (C)



(B) (D)



Jörn Wunderlich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818904000

Vielen Dank, Herr Präsident . – Meine Frage passt the-

matisch: Nach jahrelangem Ringen hat der Vorsitzende
der SPD gesagt: Wir wollen die Zahlung des Unterhalts-
vorschusses bis zum 18 . Lebensjahr des Kindes verlän-
gern . Frau Familienministerin Schwesig hat das am vor-
letzten Freitag im Familienausschuss ebenfalls gefordert .
Hier im Plenum ist der letzte Antrag mit der Begründung
abgelehnt worden, es sei ein richtiger Antrag, es seien
nur nicht die finanziellen Mittel vorhanden. Finanzminis-
ter Schäuble hat nun gesagt, angesichts der erwirtschafte-
ten Milliarden seien Spielräume vorhanden . Meine Fra-
ge: War das Thema „Zahlung des Unterhaltsvorschusses
bis zum 18 . Lebensjahr des Kindes“ auch Gegenstand der
Kabinettssitzung? Damit könnten viele Familien aus dem
Hartz-IV-Bezug geholt werden, was zu Einsparungen in
Ihrem Haushaltstitel führen würde .

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Nein, war es nicht .


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Das ist schade! Ich habe nichts anderes erwartet!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818904100

Frau Kollegin Werner .


Katrin Werner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818904200

Wie Sie sich sicherlich denken können, geht es bei

meiner Frage um das Bundesteilhabegesetz . Sie spra-
chen gerade von erheblichem Widerstand . Haben Sie
etwas durchgesetzt? Im Moment sieht es so aus, als ob
gegen den erheblichen Widerstand vieler Verbände etwas
durchgesetzt wird, zumindest wenn es keine erheblichen
Nachbesserungen geben wird . Mich interessiert, ob das
Bundesteilhabegesetz aufgrund der Empfehlungen des
Bundesrates bzw . der Ausschüsse Thema der Kabinetts-
sitzung war . Es wurde der Bundesregierung vorgewor-
fen, die Versprechen aus dem Koalitionsvertrag nicht
eingehalten zu haben . So heißt es in den Empfehlungen:

… dass die Zusagen des Bundes auch beinhalteten,
dass aus dem Bundesteilhabegesetz keine zusätzli-
chen Ausgaben für Länder und Kommunen erwach-
sen dürfen und die Reform einen Beitrag dazu leis-
tet, . . .

Dann heißt es weiter:

Diese Ziele werden mit dem vorliegenden Gesetz-
entwurf klar verfehlt . Denn der Gesetzentwurf geht
nicht von einer finanziellen Entlastung, sondern von
einer Belastung . . . aus .

Wenn Sie in der Kabinettssitzung nicht darüber ge-
sprochen haben, würde mich interessieren, ob Ihr Haus
und das Haus des Finanzministers im Rahmen der Haus-
haltsberatungen weitere Gespräche führen werden . Sie
kommen auch aus Rheinland-Pfalz . Kommunaler Ent-
schuldungsfonds und Schuldenbremse dürften auch Ih-
nen ein Begriff sein .

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Wir bringen morgen das Bundesteilhabegesetz hier im
Parlament ein . Dann besteht sicherlich ausreichend Zeit,
dies zu diskutieren . Wir haben zusätzliche Mittel von bis
zu 700 Millionen Euro bis zum Jahr 2020 im Haushalt
ausgewiesen, um das, was wir an Mehrbedarfen durch
das Gesetz auslösen, auszugleichen . Das heißt, es gibt
sehr wohl eine Finanzierung des Gesetzes . Darüber hi-
naus beraten wir natürlich mit den Ländern über ihre
Stellungnahme . Sehr auffällig ist – das will ich Ihnen
nicht verhehlen –, dass die Länder zwar vieles unterstüt-
zen, aber sagen, dass der Bund es bezahlen soll . Das ist
natürlich ein altes Spiel . Darüber müssen wir noch reden .
Aber ich kann sagen, dass das, was wir in diesem Gesetz
als Leistungsverbesserung haben, durch zusätzliche Mit-
tel durch den Bundeshaushalt abgedeckt wird .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818904300

Herr Ströbele, ich habe Ihren Namen notiert, hatte

aber den Eindruck, dass Sie nicht zur Kabinettssitzung
eine Frage stellen möchten, sondern zum Thema „sons-
tige Fragen an die Bundesregierung“ . Wie ist das bei Ih-
nen, Frau Hänsel?


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Zur Kabinettssitzung!)


– Zum Kabinett, bitte schön .


Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818904400

Danke schön, Herr Präsident . – War heute das Abstim-

mungsverhalten der Bundesregierung bezüglich CETA
Thema im Kabinett? Es gab auch von Ihrer Partei eine
Entscheidung dazu . Hat sich die Bundesregierung darauf
geeinigt, dass es nicht zu einer vorläufigen Anwendung
von CETA seitens der Bundesregierung kommt?

Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Das stand heute nicht auf der Tagesordnung . Mögli-
cherweise wird dies auf einer der nächsten Sitzungen be-
handelt . Das kann ich Ihnen aber jetzt nicht sagen .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818904500

Dann rufe ich sonstige Fragen an die Bundesregierung

auf .

Herr Kollege Ströbele .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke, Herr Präsident . – Sie haben mich richtig ver-
standen, ohne dass wir geredet haben . Das war schon
einmal gut .

Ich habe eine Frage an die Bundesregierung und be-
dauere, dass Herr Minister Altmaier nicht bleiben konn-
te . Herr Fritsche, wird ihn wahrscheinlich gut vertreten
können . Die Frage lautet: Für welche Bundesministerien
und sonstige Bundesbehörden leistet der Bundesnach-
richtendienst in Deutschland Kurierdienste? Auf welcher






(A) (C)



(B) (D)


Auftragsgrundlage geschieht so etwas? Handelt es sich
dabei um die im Untersuchungsausschuss bekannte Ta-
sche, die auf dem Wege von Bonn nach Berlin zum Bei-
spiel eine Woche und länger transportiert wird?


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818904600

Ich ahne, Frau Nahles, dass das die Frage ist, auf die

Sie schon den ganzen Tag gewartet haben .


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
ziales:

Ich muss zugeben: Ich kann die Frage nicht beantwor-
ten . Ich bitte, das zu entschuldigen . Aber vielleicht kann
Herr Fritsche das tatsächlich übernehmen .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818904700

Gut . – Sie sind offenkundig auch damit einverstanden,

dass Herr Fritsche das beantwortet . – Bitte schön .

K
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1818904800


Herr Abgeordneter Ströbele, die Frage kann ich be-
antworten . Es ist tatsächlich so, wie es in den Medien
geschrieben ist . Ich glaube, auch heute in der Bundes-
pressekonferenz ist dazu gefragt worden . Insofern danke
ich Ihnen für die Frage in diesem Rahmen . Es ist richtig,
dass der Bundesnachrichtendienst einen Kurierdienst hat .
Weil der Bundesnachrichtendienst eine geheim arbeiten-
de Organisation ist und deswegen auch mit Verschluss-
sachen arbeitet und weil er innerhalb Deutschlands meh-
rere Außenstellen hat, hat er einen flächendeckenden
Kurierdienst, über den solche Verschlusssachen trans-
portiert werden .

Es ist genauso richtig, dass auch andere Behörden, die
keinen solchen Kurierdienst haben, aber ebenfalls Ver-
schlusssachen haben, ab und zu den Bundesnachrichten-
dienst bitten, auf seinen normalen Kurierwegen solches
eingestuftes Material zu transportieren . Das halte ich in
diesen Zeiten, in denen auch auf Ressourcen geachtet
wird, für ganz normal .


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist jetzt Teil der Nachhaltigkeitsstrategie!)


Bevor solche Behörden eigene Kurierdienste mit VS-er-
mächtigten Personen einrichten, ist es, glaube ich, besser,
auf den vorhandenen Kurierdienst des Bundesnachrich-
tendienstes zurückzugreifen .

Was die Transportdauer von einer Woche anbelangt,
ist Folgendes zu sagen: Wenn die Behörden sagen, dass
es sehr eilig ist, etwas zum Beispiel von Bonn nach Ber-
lin zu transportieren – das kommt ab und zu vor –, dann
geht das auch schnell . Wenn es aber nicht sehr eilig ist, ist
es im Normalfall so, dass es über die Zentrale in Pullach
läuft, und dann kann es bis zu einer Woche dauern .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818904900

Womit sich die Nachfrage erledigt, Herr Ströbele, ob

man für das Austeilen von Wahlkampfpost vielleicht auf
den Kurierdienst zurückgreifen könnte . Das wäre dann
sicherlich zu spät .


(Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Frau Haßelmann .


Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818905000

Frau Nahles, ich frage dann gleich Herrn Fritsche, weil

sich meine Frage auf das gleiche Thema bezieht . – Herr
Fritsche, auf welcher Rechtsgrundlage wird denn der von
Ihnen als selbstverständlich dargestellte Kurierdienst ge-
nutzt? Beim BND handelt es sich um einen Auslands-
geheimdienst, und wir reden hier über Bundesbehörden .
Wir reden also über sehr grundsätzliche rechtsstaatliche
Dinge, die aus gutem Grund voneinander getrennt sind .
Von daher finde ich, man sollte es eigentlich nicht so la-
pidar darstellen, wie Sie es gerade getan haben, dass man
da so einen Kurier bestellt, wie ich es vielleicht in mei-
nem Büro mit Fahrradkurieren mache .

Der zweite Punkt ist: Finden Sie es nicht verwun-
derlich, dass solch ein Kurierdienst mit Dingen, die als
Streng Geheim eingestuft sind, erst mal von Bonn nach
Pullach fährt, um dann vier Tage bis nach Berlin unter-
wegs zu sein?

K
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1818905100


Um gleich auf Ihre zweite Frage einzugehen: Das hal-
te ich nicht für verwunderlich; denn der Kurierdienst des
Bundesnachrichtendienstes wird einfach genutzt, weil
dort ermächtigte Kuriere vorhanden sind . Das halte ich
für ganz normal .

Zum ersten Punkt . Da wundere ich mich schon ein
bisschen über die Frage . Sie weisen hier darauf hin, dass
es einen Unterschied zwischen dem Inlandsnachrich-
tendienst und dem Auslandsnachrichtendienst gibt . Das
bestreitet kein Mensch . Aber auch der Auslandsnachrich-
tendienst ist mit seinen Liegenschaften nicht irgendwo
im Ausland untergebracht, sondern in der Bundesrepu-
blik Deutschland, weil er hier für die Sicherheit der Bür-
gerinnen und Bürger tätig ist .


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Rechtsgrundlage!)


Deswegen muss er diese Fahrten auch zwischen den hier
tätigen Außenstellen des Bundesnachrichtendienstes und
der Zentrale durchführen .


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe Sie nach der Rechtsgrundlage gefragt! Das sind Nebelkerzen!)


Als Rechtsgrundlage gilt ganz normal die VSA des
Bundesministeriums des Innern, in der festgelegt ist, wie
Unterlagen einzustufen sind, von VS-NfD, also nur für
den Dienstgebrauch, bis zu Streng Geheim . Das ist die

Hans-Christian Ströbele






(A) (C)



(B) (D)


entscheidende Grundlage für die Einstufung der Unter-
lagen .

Eine Rechtsgrundlage dafür, dass es hier im Wege
der Amtshilfe Unterstützung für andere Behörden geben
muss, gibt es außer den allgemeinen Amtshilfevorschrif-
ten im Verwaltungsverfahrensgesetz nicht, und ich sehe
auch keine Notwendigkeit für weitere Vorschriften .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818905200

Weitere Nachfragen sehe ich nicht . – Doch . Bitte

schön, Frau Künast .


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818905300

Danke . – Ob das Verwaltungsverfahrensgesetz vor-

sieht, im Wege der Amtshilfe solche Regelfälle zu kon-
struieren, das können wir an anderer Stelle und zu einem
anderen Zeitpunkt noch rechtlich klären, Herr Fritsche .

Ich wundere mich auch – so wie Sie sich wundern –,
nur aus anderen Gründen . Ich habe heute von Ihnen ge-
hört, dass die Nutzung des Kurierdienstes quasi Teil der
Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung ist . Sie ha-
ben gesagt: Er ist da, also wird er mitgenutzt . – So hat-
te ich mir Nachhaltigkeit immer vorgestellt, aber zu der
darin enthaltenen Instinktlosigkeit, dass ein Auslands-
geheimdienst Kurier im Inland wird, dazu ist mir bisher
nichts eingefallen .


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Schade, dass Ihnen nichts eingefallen ist!)


Dazu haben auch Sie nichts gesagt; wobei ich das von
Ihnen persönlich auch fast nicht erwartet hätte .

Meine Frage lautet: Wie wird denn, wenn die Kurie-
re entsprechende Unterlagen in ihrem Besitz haben und
diese ein paar Tage in Pullach gelagert werden, die Si-
cherheit gewährleistet? Was ist Ihr Sicherheitskonzept?
Werden die Unterlagen aus anderen Behörden und Mi-
nisterien in einem Extraraum gesichert, der abgeschlos-
sen ist und Ähnliches? Man muss sich ja die Frage stel-
len, ob der Bundesnachrichtendienst nicht neugierig ist
und einen Blick hineinwirft .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818905400

Aber eben alles in einer Minute, Frau Künast . Bitte

schön, Herr Fritsche .

K
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1818905500


Danke, Herr Präsident . – Frau Abgeordnete, zunächst
muss ich die Unterstellung zurückweisen, dass der Bun-
desnachrichtendienst Unterlagen, die er nur transportiert
und die für seine Tätigkeit nicht notwendig sind, öffnet .
Im Übrigen kann ich nur Ja sagen zu dem, was Sie un-
terstellt haben, nämlich dass es Geheimarchive gibt, in
denen diese Unterlagen aufbewahrt werden . Sie können
nicht zusammen mit offenen Unterlagen gelagert werden .
Beim Transport gilt das sogenannte Vieraugenprinzip,
das heißt, dass zwei Personen die Unterlagen transpor-
tieren müssen . Das alles ist der VSA des Bundesinnen-

ministeriums zu entnehmen . Deswegen ist das ein ganz
normaler Fall .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818905600

Eine Nachfrage lasse ich noch zu, dann ist es für heute

aber auch gut .

Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Das ist sehr freundlich, Herr Präsident . Danke schön
dafür . – Ich habe eine ganz kurze Frage zu den Akten,
die durch Deutschland gekarrt und hin- und hergescho-
ben werden: Sind auch Unterlagen betroffen, die für den
NSA-Untersuchungsausschuss eine Rolle spielen?

K
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1818905700


Dazu kann ich aus dem Stand heraus nichts sagen . Ich
gehe davon aus, dass alle Akten infrage kommen können,
also auch Akten für den Untersuchungsausschuss, näm-
lich dann, wenn sie durch Kuriere von einer Außenstelle
nach Berlin transportiert werden müssen .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818905800

Ich schließe die Befragung der Bundesregierung .


(Abg . Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Nachfrage)


– Nein . Auf jede Antwort kommt immer eine weitere Fra-
ge . Ich denke, wir haben uns in Bezug auf das Thema
jetzt hinreichend sortiert, um es für weitere politische Be-
wertungen zugänglich zu machen . Jeder kann dann seine
jeweiligen Präferenzen zum Ausdruck bringen .


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Sie können noch einen Untersuchungsausschuss einsetzen!)


Ich rufe Tagesordnungspunkt 3 auf:

Fragestunde

Drucksache 18/9642

Die Fragen werden, wie immer, in der vorher bekannt-
gegebenen Reihenfolge der Ressorts aufgerufen .

Wir beginnen mit dem Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Re-
aktorsicherheit . Der Kollege Florian Pronold steht als
Parlamentarischer Staatssekretär zur Beantwortung zur
Verfügung .

Ich rufe zunächst die Frage 1 des Kollegen Christian
Kühn auf:

Wann legt das Bundesministerium für Umwelt, Natur-
schutz, Bau und Reaktorsicherheit einen Gesetzentwurf zum
Baugesetzbuch vor, der die Privilegierung von großen Tier-
mastanlagen im Außenbereich von Städten und Gemeinden
eindämmt?

Staatssekretär Klaus-Dieter Fritsche






(A) (C)



(B) (D)


Fl
Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1818905900


Wir arbeiten derzeit im Umwelt- und Bauministerium
an einem Entwurf. Er befindet sich in unserem Haus in
der Schlussabstimmung . Es ist beabsichtigt, die Abstim-
mung innerhalb der Bundesregierung so zügig wie mög-
lich einzuleiten .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818906000

Zusatzfrage?

Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Ja . – Danke, Herr Staatssekretär Pronold . Meine Zu-
satzfrage lautet: Gab es schon Gespräche zwischen den
Ressorts über den Gesetzentwurf, und können Sie die
Eckpunkte des Gesetzentwurfs kurz skizzieren?

Fl
Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1818906100


Eine Ressortabstimmung wurde bisher noch nicht
eingeleitet . Es wird eine Frühkoordinierung durch das
Kanzleramt geben . Es gibt eine Reaktion aus dem sehr
stark betroffenen Landwirtschaftsministerium . Das
Landwirtschaftsministerium wartet aber erst einmal un-
sere konkreten Vorschläge ab .

Im Kern geht es bei diesem Gesetzentwurf darum,
den Kommunen mit Blick auf große Tiermastanlagen
im Außenbereich von Städten und Gemeinden mehr
Handlungsmöglichkeiten zu geben . Ab einer bestimmten
Größenordnung soll die Privilegierung wegfallen . Denn
für die Privilegierung kommt es bislang nicht darauf an,
ob das Futter für die Tiere in den Großmastanlagen tat-
sächlich auf den dafür vorgesehenen Flächen angebaut
wird . Wir müssen feststellen, dass die auf den für den
Anbau von Futtermitteln vorgesehenen Flächen ange-
bauten Pflanzen häufig zur Energieproduktion verwendet
werden und das Futter anderweitig zugeliefert wird . Uns
geht es darum, den Kommunen mehr Handlungsmög-
lichkeiten zu geben, damit sie auf Großmastanlagen, die
in der Bevölkerung auf vielfältige Kritik stoßen, besser
mit bauordnungsrechtlichen und anderen Möglichkeiten
reagieren können .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818906200

Weitere Zusatzfrage?

Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Ja, danke . – Herr Pronold, meine zweite Zusatzfra-
ge bezieht sich auf die Gründe für die Gesetzesnovelle .
Wir haben in Deutschland eine sehr intensive Landwirt-
schaft, die mit hohen Umwelt- und Klimafolgenkosten
verbunden ist . Könnten Sie darstellen, warum dieser Ge-
setzentwurf aus Sicht des Umweltministeriums auch zur
Klimastrategie der Bundesregierung und zu einer Stra-
tegie zur Reduzierung der Umweltfolgenkosten passt?
Könnten Sie ferner darstellen, welchen Effekt Sie sich

von dieser Gesetzesnovelle beispielsweise hinsichtlich
der Nitratbelastung erhoffen?

Fl
Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1818906300


Die Nitratbelastung, die Sie in Ihrer Frage angespro-
chen haben, beispielsweise die Nitratbelastung von Ge-
wässern, ist primär ein Thema der Düngemittelverord-
nung, die jetzt parallel beraten wird . Aber natürlich hat
auch die Intensivtierhaltung in Deutschland Auswirkun-
gen auf das Klima, weil entsprechende Gase produziert
werden . Diese Gase würden aber bei gleichbleibendem
Fleischkonsum sonst woanders produziert . Deshalb ist
dieser Gesetzentwurf nicht primär unter klimapolitischen
Gesichtspunkten zu betrachten – das ist nicht die primäre
Zielsetzung –, vielmehr wollen wir die Massentierhal-
tung stärker als bisher regulieren, weil dies von einer
breiten Öffentlichkeit gewünscht wird und die Massen-
tierhaltung auch unter ethischen Gesichtspunkten große
Probleme aufwirft .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818906400

Kollege Meiwald .


Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818906500

Vielen Dank, Herr Präsident . – Herr Pronold, noch

eine kurze Nachfrage dazu: Es steht ja sowieso eine No-
vellierung des Baugesetzbuches an . Können wir damit
rechnen, dass diese Regelungen in diese Novelle Einzug
halten werden, oder wird es eine spezielle, auf die Agrar-
struktur ausgerichtete Novelle oder Ergänzung zum Bau-
gesetzbuch geben?

Fl
Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1818906600


Wir sind nach langen Beratungen gerade bei der Ab-
stimmung der Novelle zum Baugesetzbuch . Ihr liegt, wie
wir das beim Baugesetzbuch immer machen, auch ein
Planspiel zugrunde, um die Auswirkungen abschätzen zu
können . Nach meiner Einschätzung wird es nicht mög-
lich sein, diese Aspekte in diese Novellierung des Bauge-
setzbuchs einzubeziehen, weil auch wasserrechtliche und
andere Vorschriften betroffen sind .


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1818906700

Die Frage 2 des Kollegen Ostendorff wird schriftlich

beantwortet . Damit sind wir mit diesem Geschäftsbe-
reich durch .

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeri-
ums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick-
lung auf . Der Kollege Thomas Silberhorn steht für die
Beantwortung zur Verfügung .

Ich rufe die Frage 3 des Kollegen Kekeritz auf:
Welche Position vertrat die Bundesregierung zu dem auf

dem informellen Treffen der Entwicklungsminister disku-
tierten Vorschlag der Europäischen Kommission, Gelder aus
dem europäischen Instrument für Stabilität und Frieden (ISP)


(bitte begründen)





(A) (C)


(B) (D)

kel 41 Absatz 2 des Lissabon-Vertrags in Einklang zu bringen,
der explizit festschreibt, dass „Maßnahmen mit militärischen
oder verteidigungspolitischen Bezügen“ nicht mit Mitteln aus
dem EU-Haushalt finanzierbar sind?

Th
Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1818906800


Vielen Dank, Herr Präsident . – Herr Kollege Kekeritz,
die Bundesregierung unterstützt es grundsätzlich, dass
die Europäische Kommission damit beginnt, den Auftrag
des Europäischen Rates vom Juni 2015 umzusetzen . Die
Initiative „capacity building in support of security and
development“, also Kapazitätsaufbau zur Förderung von
Sicherheit und Entwicklung, wird von allen Mitglied-
staaten unterstützt . Sie soll nach Vorstellung der Kom-
mission in einem ersten Schritt auch mit solchen Maß-
nahmen umgesetzt werden, die über das Instrument für
Stabilität und Frieden finanziert werden können. Dabei
handelt es sich um einen wichtigen Beitrag zur Herstel-
lung von Sicherheit . Das ist eine Grundvoraussetzung für
Entwicklung .

Zur Einschränkung des Artikels 41 Absatz 2 des
EU-Vertrages liegt eine Einschätzung des Juristischen
Dienstes des Rates vor . Danach bezieht sich diese Ein-
schränkung nur auf militärische Operationen der Eu-
ropäischen Union im engeren Sinn . Mit der Initiative
„Kapazitätsaufbau zur Förderung von Sicherheit und
Entwicklung“ sollen aber nicht solche militärischen Ope-
rationen der EU finanziert werden, sondern langfristige
Maßnahmen zum Kapazitätsaufbau bei den Strukturen
in den Partnerländern . Diese Maßnahmen sollen mittel-
oder unmittelbar entwicklungsförderlich sein .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818906900


Sie haben das Wort zur Nachfrage .


Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818907000


Danke schön . – Danke, Herr Staatssekretär . Wir haben
ja den Lissabon-Vertrag . Im Lissabon-Vertrag ist eindeu-
tig definiert, dass Entwicklungspolitik der Armutsredu-
zierung dient . Im Lissabon-Vertrag steht auch, dass keine
militärischen oder sicherheitspolitischen Maßnahmen
aus diesem Bereich finanziert werden können. Ich weiß,
es gibt das Argument, dass es ohne Sicherheit keine Ent-
wicklung gibt . Aber ich kann Ihnen auch sagen: Ohne
Entwicklung gibt es keine Sicherheit .

Deswegen ist meine Frage: Kann diese Bundesregie-
rung ausschließen, dass es zu einem Paradigmenwech-
sel kommt? Ich möchte noch einmal darauf hinweisen,
dass im Lissabon-Vertrag ganz bewusst darauf abgezielt
worden ist, militärische und sicherheitspolitische Maß-
nahmen aus diesem Fonds auszunehmen, um sicherzu-
stellen, dass Sicherheitsmaßnahmen eben nicht aus dem
Entwicklungsetat finanziert werden, sondern aus ande-
ren . Können Sie ausschließen, dass es zu einem Paradig-
menwechsel kommt?

Th
Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1818907100


Zur Interpretation des Lissabon-Vertrages habe ich
gerade vorgetragen und auf die Einschätzung des Juris-
tischen Dienstes des Rates verwiesen . Danach sind mili-
tärische Operationen der EU im engeren Sinne von Arti-
kel 41 Absatz 2 umfasst . Darum geht es aber vorliegend
nicht .

Die Kommission hat bisher allerdings keinen konkre-
ten Finanzierungsvorschlag vorgelegt, sondern sie ver-
weist auf die Rubrik 4 des EU-Haushaltes . Diese bezieht
sich auf alle Instrumente des Außenhandelns der Europä-
ischen Union . Das schließt nicht nur entwicklungspoliti-
sche, sondern auch nicht entwicklungspolitische Instru-
mente mit ein, also beispielsweise den Haushalt für die
Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, die Heran-
führungshilfe oder die europäische Nachbarschaftsiniti-
ative und eben auch die europäische Initiative zur Zu-
sammenarbeit . Die Bundesregierung prüft derzeit noch,
welche Finanzierungsquellen sie bevorzugen würde .
Diese Debatte läuft auch in der Europäischen Union .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818907200


Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage .


Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818907300


Danke schön . – Meine Frage zielte darauf ab, in-
wieweit Sie sicherstellen können, dass es nicht zu ei-
ner Schwerpunktverlagerung kommt . Wenn ich sehe,
dass 60 Millionen Euro und damit fast ein Drittel des
Finanztopfs für flexible und schnelle Maßnahmen zur
Krisenreaktion vorgesehen sind und bereits für das Ma-
nagement von Migration und Grenzschutz in der Türkei
über 30 Prozent verwendet werden, dann frage ich mich:
Wie stellt die EU bzw . die Bundesregierung sicher, dass
für zivile Friedensförderung tatsächlich noch genügend
Mittel zur Verfügung stehen?

Th
Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1818907400


Wir setzen uns mit Nachdruck dafür ein, dass ge-
nügend Mittel für zivile Friedensförderung zur Verfü-
gung stehen . In der Tat legen wir Wert darauf, dass der
Schwerpunkt bei diesen Maßnahmen liegt . Seit letzter
Woche, seit 15 . September, liegt ein neuer Textvorschlag
der Rats präsidentschaft zu einer Änderungsverordnung
vor, der vorsieht, dass die ursprüngliche Ausweitung der
Zweckbestimmung des Instrumentes für Stabilität und
Frieden reduziert wird . Dieser Vorschlag wird in den
Gremien der Europäischen Union und in der Bundesre-
gierung gerade geprüft .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818907500


Zu einer weiteren Nachfrage hat die Kollegin Hänsel
das Wort .

Präsident Dr. Norbert Lammert






(A) (C)



(B) (D)



Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818907600

Danke schön . – Herr Staatssekretär, hinsichtlich Ihrer

Interpretation bzw . der rechtlichen Interpretation des Ra-
tes bezüglich der Verwendung von Entwicklungsgeldern
frage ich: Können Sie damit ausschließen, dass zukünftig
für Kampfeinsätze von afrikanischen Staaten, afrikani-
schen Militärs Entwicklungsgelder, direkt oder indirekt,
verwendet werden?

Th
Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1818907700


Ich will nochmals darauf hinweisen, dass sich die In-
terpretation des Juristischen Dienstes des Rates auf den
EU-Vertrag bezieht . Bei der Frage der Finanzierungsin-
strumente – das habe ich eben schon erläutert – hat
sich die Kommission bisher nur auf die Rubrik 4 des
EU-Haushaltes bezogen, die alle Instrumente des Au-
ßenhandelns der Europäischen Union beinhaltet, sowohl
entwicklungspolitische als auch nicht entwicklungspoli-
tische .

Das Instrument für Stabilität und Frieden, das hier in
der Diskussion steht, ist, so wie es konstruiert ist, kein ex-
klusiv entwicklungspolitisches Instrument; ich bitte, das
mit zu bedenken . Es ist auch nicht an die OECD-Regeln
im Hinblick auf ODA, Official Development Assistance,
gebunden . Die Federführung für dieses Instrument liegt
beim Auswärtigen Amt; insofern wird es grundsätzlich
entwicklungspolitische wie nicht entwicklungspolitische
Maßnahmen umfassen können .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818907800

Wir kommen damit zur Frage 4 des Kollegen Uwe

Kekeritz:
Mit welchen europäischen und nordafrikanischen Part-

nern ist die Forderung von Bundesentwicklungsminister
Dr . Gerd Müller nach der Wiederbelebung der Mittelmeer-

(www .zeit .de/news/2016-09/12/deutschland-entwicklungsminister-mueller-will-mittelmeerunion-der-eu-wiederbeleben-12145203)

Initiative nach den Vorstellungen des Bundesministers mit
den anderen außenpolitischen Instrumenten der Europäischen
Union, wie den EU-Kooperationspartnerschaften und der Eu-
ropäischen Nachbarschaftspolitik, verzahnt werden?

Bitte, Herr Staatssekretär .

Th
Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1818907900


Die Bundesregierung bringt sich aktiv in die Arbeit
der Union für den Mittelmeerraum ein . Bundesminister
Dr . Gerd Müller hat Überlegungen zur Weiterentwick-
lung der Union für den Mittelmeerraum angestellt und
dazu jüngst Gespräche mit der Europäischen Kommis-
sion und mit Frankreich geführt . Die überarbeitete Eu-
ropäische Nachbarschaftspolitik weist der Union für den
Mittelmeerraum bereits eine zentrale Rolle als regiona-
ler Komponente zu, und sie sieht schon eine Vertiefung
der Zusammenarbeit vor . Unsere Überlegungen schlie-
ßen daran an . Sie zielen darauf ab, die wirtschaftliche
Zusammenarbeit und insbesondere die Beschäftigungs-
förderung zu stärken . Vor kurzem hat die Union für den

Mittelmeerraum beispielsweise ein regionales Vorhaben
zur Jugendbeschäftigung auf den Weg gebracht, das im
Auftrag unseres Ministeriums durchgeführt wird .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818908000

Sie haben das Wort zur Nachfrage .


Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818908100

Danke schön . – Ihrer Antwort entnehme ich, dass Herr

Müller das Thema tatsächlich breit abgesprochen hat:
im Kabinett, mit dem Außenministerium, auch mit dem
Kanzleramt oder der Kanzlerin . Wenn das so ist, freue
ich mich . Ich frage mich allerdings trotzdem, was denn
die Hauptzielrichtung dieser Mittelmeerunion sein soll .
Sie sprachen gerade von Beschäftigungsinitiativen . Aber
zurzeit diskutieren wir doch ganz viel die Fluchtproble-
matik . Geht es in diesem Bündnis um politische Integra-
tion, oder wird hier nicht doch schwerpunktmäßig ange-
strebt, die Flüchtlingsströme zu kontrollieren, zu lenken
oder zu reduzieren? Meine Frage ist natürlich auch, wie
das in Anbetracht des Krieges in Syrien, der Auseinan-
dersetzungen in Libyen und des israelisch-palästinensi-
schen Konflikts zu bewerten ist.

Th
Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1818908200


Die Union für den Mittelmeerraum wurde bereits im
Jahr 2008 auf Initiative des französischen Präsidenten
Sarkozy ins Leben gerufen . Der Union für den Mittel-
meerraum gehören alle Mittelmeeranrainerstaaten an;
es sind 43 Staaten, darunter auch sämtliche Mittelmeer-
anrainer der Europäischen Union . Es gehören ebenfalls
Jordanien und Mauretanien dazu . Die Mitgliedschaft Sy-
riens ist derzeit suspendiert .

Die Union für den Mittelmeerraum verfügt allerdings
nicht über eigene Projektmittel . Wir setzen uns dafür ein,
die vorhandenen Strukturen zu stärken und zu nutzen,
um die Mittelmeerländer zu stabilisieren, und über neue
wirtschaftliche Perspektiven, insbesondere für junge
Menschen, zu reden . Zu diesem Zweck wird Ende dieses
Monats, am 26 . und 27 . September, eine Ministerkonfe-
renz der Union für den Mittelmeerraum stattfinden. Es
treffen sich die Minister für Beschäftigung und Arbeit .
Es werden also sowohl das Bundesministerium für Ar-
beit und Soziales als auch das Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in en-
ger Koordination an diesem Ministertreffen teilnehmen .
Dort werden wir den nächsten Schritt unternehmen, um
Jugendbeschäftigung und berufliche Ausbildung im Mit-
telmeerraum zu fördern und zu stärken .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818908300

Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage .


Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818908400

Danke schön . – Das verwundert mich etwas . Ich bin

ja freudig überrascht, dass diese Mittelmeerunion seit
2008 besteht . Ich weiß, dass es diese Initiative gab . Aber
ich weiß auch, wie die Reaktion der Kanzlerin war, die

http://www.zeit.de/news/2016-09/12/deutschland-entwicklungsminister-mueller-will-mittelmeerunion-der-eu-wiederbeleben-12145203
http://www.zeit.de/news/2016-09/12/deutschland-entwicklungsminister-mueller-will-mittelmeerunion-der-eu-wiederbeleben-12145203
http://www.zeit.de/news/2016-09/12/deutschland-entwicklungsminister-mueller-will-mittelmeerunion-der-eu-wiederbeleben-12145203





(A) (C)



(B) (D)


damals sagte, dass dies Spannungskräfte in Europa er-
zeugen würde, die sogar den Zerfall Europas provozieren
könnten . Wenn diese Union jetzt doch schon mit Leben
erfüllt ist, frage ich mich natürlich, warum wir davon nie
etwas mitbekommen haben . Aber das ist ein anderes The-
ma . – Für mich wäre jetzt mehr die Frage interessant:
Welche Rolle soll denn die Türkei in diesem Bündnis
spielen?

Th
Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1818908500


Die Türkei ist Mitglied dieser Union für den Mittel-
meerraum wie viele andere Staaten auch . Ich möchte
darauf hinweisen, dass auch die Parlamentarier eng ein-
gebunden sind . Es gibt eine Euromediterrane Parlamenta-
rische Versammlung, der auch Mitglieder des Deutschen
Bundestages angehören, und wir würden es sehr begrü-
ßen, wenn auch die Abgeordneten dieses Hauses sich da-
ran beteiligen würden, den Mittelmeerraum zu stärken .
Wir wissen, es gibt eine große Heterogenität unter den
Mittelmeeranliegerstaaten, insbesondere in Nordafrika .
Es ist dringend notwendig, dass wir die Zusammenarbeit
verstärken und vertiefen .


(Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann freue ich mich auf Ihre Einladung! Danke schön!)


– Sehr gerne .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818908600

Wir sind damit am Ende der Fragen zum Geschäfts-

bereich des Bundesministeriums für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung . – Herzlichen Dank,
Herr Staatssekretär .

Wir kommen zum Geschäftsbereich der Bundeskanz-
lerin und des Bundeskanzleramts . Zur Beantwortung
steht der Staatssekretär Klaus-Dieter Fritsche zur Verfü-
gung .

Ich rufe die Frage 5 des Abgeordneten Hans-Christian
Ströbele zu Gesamtkosten der geplanten Veranstaltungen
des Bundesnachrichtendienstes anlässlich des Oktober-
fests 2016 auf:

Welche Auskünfte gibt die Bundesregierung über die Ge-
samtkosten der durch das KBI in dessen letztem Schwarz-

(www .schwarzbuch .de/content/ oans-zwoa-drei-gsuffa-schlapphute-auf-dem-oktoberfest)

geplanten Veranstaltungen des Bundesnachrichtendienstes

(BND) anlässlich des Oktoberfests 2016 (vor allem für Be-

wirtung, Fahrgeschäfte, Betreuung, Beherbergung und Trans-
port, einschließlich der Kosten der teilnehmenden anderen
Geheimdienste, differenziert nach Mitarbeitern des BND und
anderer Nachrichtendienste), und wie rechtfertigt die Bundes-
regierung gegebenenfalls eine Geheimhaltung der Antwort als
Verschlusssache wegen nachteiliger Auswirkungen auf die In-

(wie im Fall meiner mündlichen Frage 24 bzw . von Frage 42 in den Plenarprotokollen 18/111 bzw . 18/114 sowie der schriftlichen Fragen 1 auf Bundestagsdrucksache 18/6521 und 4 auf Bundestagsdrucksache 18/6603)

ner Veranstaltungen erfragt werden?

Bitte .

K
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1818908700


Frau Präsidentin, vielen Dank . – Sehr geehrter Herr
Abgeordneter Ströbele, die Beantwortung der Frage kann
nicht offen erfolgen, weil diese Informationen Ausgaben
betreffen, deren Bewirtschaftung der Gesetzgeber in
§ 10a der Bundeshaushaltsordnung geheim zu haltenden
Wirtschaftsplänen zugewiesen hat . Weitere Auskünfte
werden daher als Verschlusssache gemäß der Allgemei-
nen Verwaltungsvorschrift des Bundesministeriums des
Innern zum materiellen und organisatorischen Schutz
von Verschlusssachen mit dem Geheimhaltungsgrad
„VS – Nur für den Dienstgebrauch“ eingestuft und Ihnen
gesondert übermittelt .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818908800

Der Kollege Ströbele hat die Möglichkeit zur ersten

offenen Nachfrage .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke, Frau Präsidentin . – Ich hatte diese Antwort
nach den früheren Antworten auf solche Nachfragen be-
fürchtet . Aber, Herr Staatssekretär, ich habe ja nicht nach
den Teilnehmern gefragt; ich habe auch nicht nach den
Umständen gefragt, wie diese – so nenne ich es einmal
salopp – „Sause“ im Einzelnen stattfindet, die der Bun-
desnachrichtendienst für befreundete Dienste auf dem
Oktoberfest veranstaltet: ob da auch Lederhosen ausge-
geben werden, damit sie zünftig begangen werden kann .


(Heiterkeit des Abg . Heinz Wiese [Ehingen] [CDU/CSU])


Das habe ich Sie jetzt nicht gefragt, sondern ich habe Sie
nur nach der reinen Zahl gefragt . Der Bund der Steuer-
zahler hat diese Ausgaben in der Vergangenheit erheblich
kritisiert . Können Sie mir wenigstens sagen: In welcher
Größenordnung bewegen sich die Ausgaben des Bun-
desnachrichtendienstes aus Steuermitteln für eine solche
Sause mit befreundeten Geheimdiensten auf dem Okto-
berfest?


(Heinz Wiese [Ehingen] [CDU/CSU]: Sause mit Lederhosen!)


K
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1818908900


Herr Abgeordneter Ströbele, die von Ihnen so bezeich-
nete Sause und die Zahlen dazu sind Teil des Wirtschafts-
plans, und der ist Geheim eingestuft . Der Gesetzgeber
selbst hat das im § 10a der Bundeshaushaltsordnung so
vorgesehen . Eine Diskussion dazu gibt es in den dafür
vorgesehenen, geheim tagenden Gremien, nämlich dem
Vertrauensgremium und dem PKGr, dem Sie selbst an-
gehören .

Ich möchte auch noch auf das eingehen, wovon Sie
behaupten, dass es der Bund der Steuerzahler gesagt hat .
Ich habe mir die Stelle auch durchgelesen . Der Bund der
Steuerzahler sagt, dass er die Kosten nicht kritisiert und
dass er sie für vertretbar hält . Vielmehr kritisiert er, dass

Uwe Kekeritz

http://www.schwarzbuch.de/content/oans-zwoa-drei-gsuffa-schlapphute-auf-dem-oktoberfest
http://www.schwarzbuch.de/content/oans-zwoa-drei-gsuffa-schlapphute-auf-dem-oktoberfest





(A) (C)



(B) (D)


das Ganze geheim gehalten wird, und fordert Transpa-
renz .


(Beifall der Abg . Katja Keul [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Nur: Das ist eine Forderung, die an den Gesetzgeber zu
richten ist . Denn die Bundeshaushaltsordnung ist nun
einmal so, und daran muss sich die Bundesregierung hal-
ten .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818909000

Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich will den Versuch trotzdem noch einmal unter-
nehmen . Sie beziehen sich auch in der Antwort auf eine
frühere Frage von mir, die das gleiche Thema für die
vergangenen Jahre betroffen hat, darauf, dass es Auswir-
kungen auf die Interessen der Bundesrepublik Deutsch-
land haben könnte . Meinen Sie nicht, Herr Staatssekretär,
dass es im Interesse der Bundesregierung und der Bun-
desrepublik Deutschland liegt, auch der Öffentlichkeit
mitzuteilen, wie hoch die Summe ist, ob es nun 5 000
oder 50 000 Euro sind, dass Sie wenigstens sagen, ob es
eine fünfstellige oder höherstellige Zahl ist? Denn diese
Veranstaltung hat ja ein bisschen Hautgout .

K
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1818909100


Ich bestreite, dass diese Veranstaltung einen Hautgout
hat; denn solche Veranstaltungen werden ja nicht nur von
deutschen Diensten oder Organisationen – es handelt
sich ja nicht nur um Nachrichtendienste – veranstaltet,
sondern zum Beispiel auch von ausländischen Nachrich-
tendiensten, die dann auch Vertreter des Bundesnachrich-
tendienstes einladen . Solche Veranstaltungen gehören
auch zur Pflege der Partnerschaft.

Was Ihre Frage angeht, ob ich nicht eine fünfstelli-
ge, sechsstellige oder sonstige Zahl nennen kann, muss
ich noch einmal darauf verweisen, dass der Gesetzgeber
selbst uns das versagt hat .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818909200

Zu einer Nachfrage hat die Kollegin Künast das Wort .


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818909300

Herr Fritsche, angesichts Ihrer Antwort frage ich mich

fast, wie viele Geheimagenten und Geheimdienstmitar-
beiter von inländischen und ausländischen Diensten, wie
Sie gesagt haben, denn nun auf dem Oktoberfest sind und
ob es dort leer aussähe, wenn sie alle nicht mehr da wä-
ren .


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Das lässt sich hier aber wahrscheinlich nicht klären, weil
Sie auch keinen Zugang zu diesen Informationen haben .

Aber: Sie haben jetzt die Chance, eine etwas spal-
tungsirre Situation aufzulösen: Die Geheimdienstmit-

arbeiter gehen aufs Oktoberfest und sind dort zu sehen .
Wenn ich dort also mit einer Kamera langlaufen und je-
manden erkennen würde – oder Herr Ströbele oder sonst
wer –, dann könnte ich dort Fotos machen . Das ist ja ein
öffentliches Fest, und man zahlt teilweise Eintritt . – Es
kann doch nicht sein, dass man auf der einen Seite auf
ein öffentliches Fest geht, während auf der anderen Seite
die Tatsache, wie viel Bier man getrunken hat, und die
Summe, die dahinter steht, geheim sind . Das ist eine ab-
surde Situation .

Herr Fritsche, Sie haben hier jetzt die Chance, nicht
nur zu sagen, dass eine Änderung der Vorschrift dem
Haushaltsgesetzgeber obliegt, sondern auch auszudrü-
cken, dass Sie sich als Geheimdienstkoordinator vom
Haushaltsgesetzgeber wünschen, dass diese Zahlen frei-
gegeben werden können .

K
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1818909400


Zum Ersten: Frau Abgeordnete Künast, ich gehe da-
von aus, dass der Haushaltsgesetzgeber Gründe dafür
hatte, den § 10a der Bundeshaushaltsordnung so zu for-
mulieren, wie er ihn formuliert hat, und dass diese Grün-
de wohlerwogen sind . Ich kann mir auch eine Fülle von
Gründen vorstellen, warum es bei Nachrichtendiensten
im internationalen Bereich eben nicht üblich ist, irgend-
etwas zu den einzelnen Zahlen und Summen der Haus-
halte zu sagen .

Zum Zweiten, zu Ihrer Bemerkung, dass die Mitarbei-
ter des Bundesnachrichtendienstes oder anderer Nach-
richtendienste dort offen sitzen: Es ist ja nicht so, dass es
den Mitarbeitern deutscher Nachrichtendienste und auch
ausländischer Nachrichtendienste untersagt worden ist,
sich in der Öffentlichkeit zeigen . Sie treten ja auch nicht
mit dem Schild „Hier sitzt der Bundesnachrichtendienst“
auf .

Von daher halte ich das für durchaus üblich und für
eine internationale Gepflogenheit, und ich verweise noch
einmal auf den Bund der Steuerzahler, der gesagt hat,
dass er diese Kosten für vertretbar hält, und nur die Ge-
heimhaltung, die der Gesetzgeber bestimmt hat, rügt .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818909500

Danke, Herr Staatssekretär . – Die Frage 6 des Abge-

ordneten Andrej Hunko zu dem gleichen Gegenstand soll
schriftlich beantwortet werden .

Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums für Wirtschaft und Energie . Zur Be-
antwortung steht die Parlamentarische Staatssekretärin
Brigitte Zypries zur Verfügung .

Ich rufe die Frage 7 der Kollegin Sylvia Kotting-Uhl
auf:

Jeweils wann genau (Kalenderdatum bitte) gab es seit der
Antwort der Bundesregierung vom 6 . Juli 2016 auf meine
mündliche Frage 54, Plenarprotokoll 18/182, Gespräche der
Bundesregierung – insbesondere seitens des Bundeskanz-
leramtes, Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie

(BMWi), Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau

und Reaktorsicherheit und Bundesministeriums der Finan-
zen – mit Vertretern der Atomkraftwerke betreibenden Ener-

Staatssekretär Klaus-Dieter Fritsche






(A) (C)



(B) (D)


gieversorgungsunternehmen im Zusammenhang mit einer
Umsetzung der Empfehlungen der Kommission zur Überprü-
fung der Finanzierung des Kernenergieausstiegs (KFK) vom

(bitte mit vollständiger Angabe aller jeweiligen Gesprächsparteien analog zur oben genannten Antwort der Bundesregierung, Plenarprotokoll 18/182, Anlage 42; zu den KFK-Empfehlungen vergleiche BMWi-Webseite)

welche dieser Gespräche wurde ein Vermerk oder Ähnliches
erstellt?

Bitte, Frau Staatssekretärin .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1818909600


Sehr geehrte Frau Kollegin, natürlich hat die Bun-
desregierung Kontakte zu einer Vielzahl von Unterneh-
men . Sie werden aber, wie Sie sich denken können und
wahrscheinlich auch wissen, nicht systematisch erfasst .
Deswegen ist es uns auch nicht möglich, Ihnen eine lü-
ckenlose Aufstellung von sämtlichen Kommunikations-
vorgängen einschließlich der Gesprächsinhalte zu geben .

Ich werde Ihnen jetzt gleich ein paar Termine nennen,
aber ich kann nicht ausschließen, dass es neben diesen
Terminen aus dem Leitungsbereich der Ministerien, die
wir recherchiert haben, noch andere Zusammentreffen
am Rande von irgendwelchen Veranstaltungen oder Ähn-
lichem gab . Das mag auch der Fall gewesen sein .

Nach dem 6 . Juli dieses Jahres gab es folgende Ter-
mine bzw . Gespräche mit Vertretern der Kernkraftwerke
betreibenden Energieversorgungsunternehmen im Zu-
sammenhang mit der Umsetzung der Empfehlungen der
KFK, die wir recherchiert haben:

Der Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesmi-
nister für besondere Aufgaben hat am 15 . Juli 2016 ein
Gespräch mit Johannes Teyssen, dem Vorstandsvorsit-
zenden der Eon SE, geführt, und es gab am 4 . August
2016 ein Gespräch von Herrn Altmaier mit Vertretern
der Konzernbetriebsräte von Eon, RWE und Vattenfall .
Der Bundesminister für Wirtschaft und Energie hat mit
den Vorständen von EnBW, Eon, RWE und Vattenfall
am 29 . August 2016 Gespräche geführt . Von den übrigen
Bundesministerien ist gemeldet worden, dass es seit dem
6 . Juli 2016 diese entsprechenden Gespräche auf Lei-
tungsebene nicht gab .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818909700

Sie haben das Wort zur Nachfrage .


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818909800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Vielen Dank, Frau

Staatssekretärin . – Natürlich interessiert mich jetzt nicht
vorrangig das Datum dieser einzelnen Gespräche, –

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1818909900


Danach haben Sie aber gefragt .


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818910000

– sondern das, was da Thema war . Ich hatte konkret

danach gefragt, ob es im Zusammenhang mit den Emp-
fehlungen der KFK und dem Stand der Umsetzung Ge-

spräche gab . Es ist für den Bundestag, für uns, die wir
für den Haushalt verantwortlich sind, extrem wichtig, zu
wissen, wie hier der Gang der Dinge ist; denn es geht,
wie Sie sicher wissen, um sehr, sehr viel Geld, das ent-
weder von den Kraftwerksbetreibern, den Energieversor-
gern, aufgebracht wird oder am Ende eben in erster Linie
doch von den Steuerzahlern .

Gibt es denn irgendwelche Vermerke? Ich nehme ein-
mal an, dass Sie jetzt eher Nein sagen werden, wenn Sie
schon nicht Bescheid wissen oder nicht wissen dürfen,
welche Themen besprochen wurden . Wahrscheinlich
wissen Sie auch nicht, ob die Ergebnisse dokumentiert
wurden . Ich will, verbunden mit einer Kritik, doch fra-
gen: Warum werden solche dermaßen haushalts- und
zukunftsrelevanten Ergebnisse von Gesprächen nicht
sauber dokumentiert? Denn Regierungs- und Verwal-
tungshandeln sollte im Allgemeinen schon nachvollzieh-
bar sein . Ich betone noch einmal: Es geht hier um viel
Geld .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1818910100


Frau Kollegin, ich kann Ihnen nur sagen, dass mir mit-
geteilt wurde, dass es über diese Gespräche keine Ver-
merke gibt . Mehr kann ich Ihnen dazu leider nicht sagen .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818910200

Ihre zweite Nachfrage .


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818910300

Gut . – Dann gehe ich einen Schritt weiter und nicht

einen zurück: Wie sieht es denn mit dem Zeitplan aus?
Ich habe mich schon ein paarmal danach erkundigt . An-
fang August hieß es noch: Es wird zu einer Umsetzung
dieser KFK-Empfehlungen Ende August kommen . – Das
ist bekanntermaßen nicht mehr erreichbar . Dann hieß es:
Bis zum Ende des Jahres . – Als Antwort auf meine letzte
Frage hieß es dann: Zügig . – Dabei ist offen, ob mit „zü-
gig“ deutlich vor Ende des Jahres oder ein bisschen nach
Ende des Jahres gemeint ist .

Jetzt noch einmal meine Frage, auch wenn es vielleicht
ein bisschen nervt: Welcher Zeitplan für das Gesetz – es
sind vielleicht auch mehrere Gesetze – zur Umsetzung
der KFK-Empfehlungen ist seitens der Bundesregierung
nach aktuellem Stand vorgesehen? Ich möchte Sie noch
um Folgendes bitten: Haben Sie schon eine Vorstellung
davon oder gibt es einen Plan dafür, wann die Meilen-
steine, wie Referentenentwurf, Länder- und – ganz wich-
tig – Verbändeanhörungen – dafür muss Zeit da sein –,
Kabinettsbeschluss und dann Einbringung in Bundestag
und Bundesrat, sein werden? Das ist nun kein Gesetzes-
vorhaben, das man so eben hopplahopp, ohne größere
Beratungen und ohne gründliche Anhörungen, hier wird
durchpeitschen können .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1818910400


Ich weiß nicht so richtig, ob das mit Ihrer Frage 8 zu-
sammenhängt . Darin hatten Sie danach gefragt, wann der
Staatssekretärsausschuss getagt hat und tagen wird . Ich

Vizepräsidentin Petra Pau






(A) (C)



(B) (D)


gehe einmal davon aus, dass das in den gleichen Zusam-
menhang gehört, und möchte deshalb gerne Ihre Frage 8
mit beantworten .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818910500

Dann rufe ich die Frage 8 der Kollegin Kotting-Uhl

auf:
Jeweils wann genau (Kalenderdatum bitte) seit dem

27 . April 2016 gab bzw . gibt es Sitzungen des Staatssekre-
tärsausschusses Kernenergie im Zusammenhang mit einer
Umsetzung der Empfehlungen der Kommission zur Überprü-
fung der Finanzierung des Kernenergieausstiegs (KFK) vom

(bitte vollständige Angabe inklusive des nächsten anberaumten Termins)

desregierung hinsichtlich der Forderung der Energiekonzerne
Eon, RWE, Vattenfall und EnBW nach einem „Atomvertrag“
zwischen ihnen und der Bundesregierung zusätzlich zu einer

(vergleiche Onlinemeldung der Wirtschaftswoche „E .On, RWE, Vattenfall und EnBW fordern einen neuen Atomvertrag“ vom 26 . August 2016; die Frage zielt nicht auf einzelne Aspekte ab, die gegebenenfalls vertraglich geregelt werden müssen – beispielsweise hinsichtlich der Zwischenlagerzuständigkeiten –, sondern auf einen übergeordneten Vertrag im Sinne der Berichterstattung)


B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1818910600


Sie hatten gefragt, wann die Termine waren . Diese
waren am 4 . Mai, am 17 . Mai, am 4 . Juli, am 9 . August,
und die nächste Sitzung ist am 10 . Oktober . Sie können
aus dieser Terminabfolge erkennen, dass die Beratungs-
intensität doch ziemlich hoch ist, da der Staatssekretärs-
ausschuss ja in dieser Häufigkeit tagt.

Es gibt gegenwärtig eine Diskussion darüber, ob und
gegebenenfalls in welcher Art und in welchem Umfang
zur Umsetzung der Empfehlungen der KFK zusätzlich
zu den gesetzgeberischen Maßnahmen auch vertragliche
Vereinbarungen in Betracht kommen . Die Bundesregie-
rung hat dazu ihren Willensbildungsprozess noch nicht
abgeschlossen . Es ist auch noch nicht klar, in welcher ge-
nauen Abfolge das Gesetzgebungsverfahren oder etwai-
ge Gesetzgebungsverfahren stattfinden werden.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818910700

Sie haben jetzt die Möglichkeit zu zwei Nachfragen

zur Antwort auf Frage 8, wenn Sie mögen .


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818910800

Frau Präsidentin, jetzt muss ich erst einmal sagen: Ich

habe ein kleines Problem mit meinem Fragerecht und
dem Recht auf Antworten; denn auf meine zweite Nach-
frage zu meiner ersten Frage wurde mir die Antwort auf
meine zweite Frage gegeben, sodass ich zweier Antwort-
möglichkeiten verlustig gehe .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1818910900


Nein, Sie können sie gerne noch stellen .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818911000

Nein, ganz im Gegenteil .


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818911100

Die Zeit wird dadurch nicht verlängert .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818911200

Kollegin, genau das Gegenteil habe ich eben klarge-

stellt: dass Sie in jedem Fall noch zwei Nachfragemög-
lichkeiten haben .


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818911300

Ja, aber das war die Antwort auf die schriftlich ein-

gereichte Frage . Das heißt, meine zweite Frage von der
ersten Runde ist jetzt sozusagen konsumiert .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818911400

Wenn Sie noch eine Frage haben, werden wir das si-

cherlich ganz unkompliziert lösen . Stellen Sie einfach
erst einmal Ihre Frage .


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818911500

Gut, wenn das unkompliziert ist, dann gehe ich jetzt

noch einmal konkret auf die zweite Frage ein, die ich
eben gestellt hatte . Dabei ging es mir – das habe ich be-
tont – auch um die Verbändeanhörung bzw . den Zeitplan .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1818911600


Ich kann Ihnen dazu keinen Zeitplan nennen .


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818911700

Aber Sie können mir garantieren, dass es Zeit für eine

Verbändeanhörung geben wird .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1818911800


Selbstverständlich . In jedem Gesetzgebungsverfahren
gibt es eine Verbändeanhörung .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818911900

Da wir die Antwort auf Frage 8 schon gehört haben,

kommen wir zu zwei Nachfragen, wenn Sie diese noch
haben, zum Thema der Frage 8 .


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818912000

Ja . – Ich habe zunächst einmal eine Frage in Bezug

auf den Vertrag, der nun eingefordert wird. Es ist, finde
ich, schon ein erstaunliches Handeln der Energieversor-
ger, die im Bereich Atomausstieg selbst durchaus immer
wieder darauf eingewirkt haben, ein gemachtes Gesetz
wieder rückgängig zu machen, und jetzt zu ihrer eige-
nen Sicherheit einen extra Vertrag – zusätzlich zu einem
Gesetz – haben wollen und damit aussagen: Ein Gesetz
kann man auch ändern, und wenn eine Vereinbarung in
unserem Interesse sein soll, dann reicht uns ein Gesetz
nicht; dann muss darüber hinaus noch etwas passieren .

Können Sie zusichern, dass in einer solchen Atom-
vereinbarung nichts stehen wird, was über die heutigen
KFK-Empfehlungen hinausgeht? Gibt es darüber schon
eine Verständigung im Kabinett?

Parl. Staatssekretärin Brigitte Zypries






(A) (C)



(B) (D)


B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1818912100


Nein, Frau Kollegin . Ich sagte Ihnen eben schon in
meiner Antwort auf die Frage 8, dass der Willensbil-
dungsprozess zu der Frage, ob es überhaupt eine vertrag-
liche Vereinbarung geben wird, noch nicht abgeschlossen
ist . Deswegen kann ich natürlich auch noch nichts darü-
ber sagen, was da drinstehen wird .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818912200

Ihre zweite Frage .


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818912300

Danke schön . – Es hätte ja sein können, dass es zu

einzelnen Punkten auch heute schon – „schon“ sehr stark
betont – eine Einigung im Kabinett gibt .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1818912400


Hätte sein können, ja .


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818912500

Ich habe noch eine zweite Nachfrage zu dem Kom-

plex der Klagen der Konzerne im Zusammenhang mit
dem Atombereich . Der Wirtschaftsminister hat im letz-
ten Jahr zunächst zur Vorbedingung für die Einsetzung
und Arbeit der KFK gemacht, dass die Konzerne ihre
Atomklagen zurückziehen, und zwar, wenn ich es richtig
in Erinnerung habe, alle Atomklagen und nicht nur die,
von denen jetzt die Rede ist, im Zusammenhang mit der
Entsorgung .

Es würde mich interessieren, warum die Bundesregie-
rung es hinnimmt, dass nach wie vor weder im Zusam-
menhang mit Entsorgungsklagen irgendetwas zurück-
genommen wurde, obwohl die KFK-Empfehlungen seit
langem im Raum stehen, noch irgendeine Äußerung da-
hin gehend von den Konzernen kommt und bislang völlig
unklar ist, ob es sich ausschließlich um die Entsorgungs-
klagen oder auch um die Klagen im Zusammenhang mit
dem Atomausstieg handelt . Dafür war der Wirtschafts-
minister meines Wissens durchaus, bevor die KFK ein-
gesetzt wurde .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1818912600


Frau Kollegin, ich muss Ihnen die Frage schriftlich be-
antworten, weil ich die Prämisse, die ihr zugrunde liegt,
nicht bestätigen kann . Deswegen kann ich sie, ehrlich ge-
sagt, nicht beantworten . Wir werden das gerne schriftlich
nachreichen .


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818912700

Na gut .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818912800

Das halten wir so fest .

Ich weise darauf hin, dass wir jetzt im weiteren Ver-
lauf bitte wieder ein wenig auf das optische Signal ach-
ten, sowohl beim Formulieren der Fragen als auch bei

den Antworten, wobei das jetzt keine Kritik an der Kürze
der Antworten eben war . Aber wenn das optische Signal
auf Rot springt, ist die vereinbarte Fragezeit tatsächlich
überschritten .

Wir kommen zur Frage 9 der Kollegin Renate Künast:
Welche konkrete Position hat das Bundesministerium der

Justiz und für Verbraucherschutz bezüglich der Pläne der EU
zur Abschaffung der Roaminggebühren innerhalb der Euro-
päischen Union vertreten, und was hat die Bundesregierung
unternommen, als die EU-Kommission, die ursprünglich eine
vollständige Abschaffung der Gebühren bis Mitte 2017 vorge-
sehen hatte, Anfang September 2016 überraschend das Gebüh-
renverbot auf 90 Tage begrenzen wollte und nach der Kritik
von Verbraucherschützern ihre Pläne nun wieder rückgängig
machen will?

Bitte, Frau Staatssekretärin .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1818912900


Frau Künast, es gab einen Vorschlag der Kommissi-
on – vom 5 . September – mit dem Ansinnen, bis Ende
September eine öffentliche Konsultation zu diesem Vor-
schlag durchzuführen . Die Bundesregierung war auch
dabei, sich eine Meinung zu bilden, als der Vorschlag
wieder zurückgezogen wurde .

Wenn ich die Tickermeldungen heute richtig verfolgt
habe, gibt es einen neuen Vorschlag, der besagt, dass es
ab dem 15 . Juni 2017 überhaupt keine Roaminggebüh-
ren mehr geben wird und dass man die Sorgen, die man
seinerzeit aufgrund des sogenannten Wasserbett-Effektes
hatte, auf andere Art und Weise berücksichtigen wird .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818913000

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818913100

Frau Staatssekretärin, danke . – Ich habe ebenfalls mit-

bekommen, dass es nicht nur Aktivitäten von Verbrau-
chern und EU-Parlamentsabgeordneten gab . Vielmehr
hat Kommissar Oettinger nun erklärt, dass es mit Datum
15 . Juni für alle Menschen, die periodisch reisen, eine
gute Lösung geben werde, die am 15 . Dezember ver-
abschiedet werden solle . Aber es ist auch zu lesen, dass
gleichzeitig sichergestellt werden soll, dass die Anbieter
Werkzeuge haben, um gegen Missbrauch der betreffen-
den Regelungen vorzugehen . Dahinter steckt die Be-
fürchtung, dass sich Menschen in Europa die billigsten
Verträge in einem Land besorgen, in dem sie gar keinen
Wohnsitz haben, und dass dann darunter das Geschäfts-
modell der Anbieter leidet . Wie lässt sich, wenn es eine
90-Tage-Regelung geben sollte, eine Missbrauchsrege-
lung schaffen, ohne dass die Verbraucherrechte durch
die Hintertür wieder beschränkt werden? Für mich haben
Verbraucherrechte den Sinn, den Single Market, den Bin-
nenmarkt, nicht nur für Unternehmen, sondern auch für
Verbraucher herzustellen .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1818913200


Wir werden uns den Vorschlag, den die Kommission
nun vorlegt, genau anschauen müssen. Ich bezweifle,






(A) (C)



(B) (D)


dass dann solche Bedenken noch angebracht sind . Wenn
es tatsächlich keine Roaminggebühren gibt, dann besteht
diese Problematik auch nicht mehr . Hinter der 90-Ta-
ge-Regelung verbirgt sich die Sorge, dass diejenigen, die
verreisen und im Ausland telefonieren, von denjenigen
durch Gebühren quersubventioniert werden, die sich in
Deutschland aufhalten . Wenn man aber davon ausgeht,
dass es nur noch eine einheitliche Rate gibt, dann hat
sich das erledigt . Wir werden uns das jedenfalls genau
anschauen müssen . Wir können dann hier gerne noch ein-
mal darüber diskutieren .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818913300

Die zweite Nachfrage .


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818913400

Darum will ich auch bitten . Das Ganze ist noch

frisch . In der Presseerklärung der Kommission heißt es
ausdrücklich, dass die Anbieter Werkzeuge gegen Miss-
brauch bekommen sollen . Das macht mich vorsichtig;
denn Werkzeuge gegen Missbrauch könnten auch eine
Beschränkung der Rechte der Kunden darstellen . Des-
halb bitte ich Sie, zu prüfen und dann noch einmal auf
uns zuzukommen . Nach den bisherigen Erfahrungen
müssen wir uns das auf jeden Fall im Detail anschauen .

B
Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1818913500


Selbstverständlich . Ich gehe davon aus, dass darüber
auch in den zuständigen Ausschüssen des Bundestages
diskutiert werden wird .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818913600

Danke, Frau Staatssekretärin . – Die Fragen 10 und 11

des Abgeordneten Oliver Krischer, die Fragen 12 und 13
der Abgeordneten Katharina Dröge sowie die Fragen 14
und 15 des Abgeordneten Harald Ebner sollen schriftlich
beantwortet werden .

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Auswärtigen
Amts . Zur Beantwortung steht Staatsminister Michael
Roth zur Verfügung .

Die Frage 16 des Abgeordneten Andrej Hunko, die
Frage 17 des Abgeordneten Omid Nouripour, die Fra-
ge 18 des Abgeordneten Niema Movassat sowie die Fra-
gen 19 und 20 der Abgeordneten Sevim Dağdelen sollen
schriftlich beantwortet werden .

Ich rufe die Frage 21 des Kollegen Hans-Christian
Ströbele auf:

Wie verbindlich ist für die Bundesregierung der Beschluss
des Deutschen Bundestages vom 2 . Juni 2016 zum Antrag

(Bundestagsdrucksache 18/8613 vom 31 . Mai 2016)

über 99 Prozent der Stimmen der Abgeordneten aus allen
Fraktionen, darunter mehrere Mitglieder der Bundesregierung,
verabschiedet worden ist, insbesondere auch hinsichtlich der
neun darin enthaltenen Forderungen des Parlaments an die
Regierung, und welche Bemühungen hat die Bundesregierung
inzwischen unternommen, um diese neun Forderungen des
Deutschen Bundestages – bitte jeweils aufschlüsseln zu den
einzelnen Forderungen – zu erfüllen?

Bitte, Herr Staatsminister .


Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1818913700

Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Sie haben mich et-

was überrascht, weil ich davon ausging, dass der Kol-
lege Movassat seine Frage noch stellt . Dann komme ich
gleich zu der Frage des Abgeordneten Ströbele .

Der Deutsche Bundestag hat selbstverständlich das
Recht und die Möglichkeit, sich zu jedem Thema zu äu-
ßern, wann auch immer er es für richtig hält . Die Bun-
desregierung unterstützt und verteidigt dieses souverä-
ne Recht der deutschen Volksvertreter . Es steht mir als
Vertreter der Bundesregierung überhaupt nicht zu, sich
in die Zuständigkeiten eines anderen Verfassungsorgans
einzumischen und sich dazu wertend zu äußern . Das
souveräne Recht, sich zu Fragen seiner Wahl zu äußern,
hat der Bundestag auch im Fall der besagten Resoluti-
on ausgeübt, und zwar mit einem Entschließungsantrag,
der qua Definition darauf abzielt, Auffassungen zu poli-
tischen Fragen zum Ausdruck zu bringen, ohne dass die-
se rechtsverbindlich sind . Genauso steht es auch auf der
Homepage des Deutschen Bundestages .

Die Bundesregierung – das als Beantwortung des
zweiten Teils Ihrer Frage, Herr Kollege Ströbele – setzt
sich weiter regelmäßig in bilateralen Gesprächen dafür
ein, dass die Türkei und Armenien ihre Bemühungen um
eine Annährung wieder aufnehmen . Darüber hinaus un-
terstützen wir eine Reihe von Initiativen aus der Zivilge-
sellschaft heraus, um die Aussöhnung zwischen der Tür-
kei und Armenien bzw . zwischen Türkinnen und Türken
und Armenierinnen und Armeniern zu befördern . Mein
Haus fördert diese Projekte derzeit in einem Umfang von
1 Million Euro .

Ich will noch hinzufügen, dass ich mich selbst sehr
intensiv um einen Austausch von jungen Repräsentantin-
nen und Repräsentanten der Türkei und Armeniens be-
mühe . Da hat es schon Gespräche gegeben . Bei meiner
Reise Ende August in die Türkei habe ich mich auch mit
Repräsentanten der armenischen Minderheit in Istanbul
getroffen, um noch einmal einen Gesprächsfaden zu
knüpfen, der unser Bemühen unterstreicht, einen aktiven
Beitrag zur Versöhnung zu leisten .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818913800

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke, Herr Staatsminister . – Das war allerdings voll
am Thema vorbei . Sie haben die Presseerklärung des
Sprechers der Bundesregierung als Antwort auf meine
Frage verlesen . Ich denke, dass Sie mit dieser Haltung
das Parlament nicht ernst nehmen .

Ich hatte als Erstes gefragt, für wie verbindlich die
Bundesregierung diese fast einstimmig – mit 99 Prozent
der Abgeordneten – verabschiedete Resolution für die
Bundesrepublik Deutschland – und damit auch für die
Bundesregierung – hält . Der zweite Teil der Frage lau-
tete: Was hat die Bundesregierung seit der Verabschie-
dung am 1 . Juni – es sind ja inzwischen ein paar Monate
vergangen – getan, um die neun Forderungen, die der
Deutsche Bundestag an die Bundesregierung gerichtet

Parl. Staatssekretärin Brigitte Zypries






(A) (C)



(B) (D)


hat, umzusetzen? Oder halten Sie das alles für unver-
bindlichen Quatsch, zu dem Sie sich nicht äußern wol-
len? Dann sagen Sie das hier klar .


(Beifall des Abg . Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das ist doch eine Ungeheuerlichkeit, was Sie hier ma-
chen .


Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1818913900

Herr Kollege Ströbele, es steht Ihnen völlig frei, jede

Frage an die Bundesregierung zu richten, und mir steht es
frei, die Frage so zu beantworten, wie ich es namens der
Bundesregierung für verantwortbar halte .

Im Übrigen habe ich eben die Haltung der Bundesre-
gierung wiedergegeben . Darüber hinaus habe ich deut-
lich gemacht, wie sich die Bundesregierung diesem Be-
schluss verpflichtet fühlt. Ich habe auf eine Reihe von
konkreten Initiativen hingewiesen, die sich auch aus der
Beschlussfassung des Bundestages ergeben . Selbstver-
ständlich teilt die Bundesregierung die politischen Ziel-
setzungen der Forderungen aus dem Beschluss des Deut-
schen Bundestages . Es gibt – ich will das noch einmal
deutlich zum Ausdruck bringen – keine Distanzierung .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818914000

Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie wollen oder Sie können nicht, Herr Staatsminister .
Dann will ich einmal ein Beispiel nennen . Der Deutschen
Bundestag fordert die Bundesregierung im fünften Punkt
auf „eine Aufarbeitung der historischen Ereignisse durch
die Türkei und Armenien als ersten Schritt zur Versöh-
nung und zur längst überfälligen Verbesserung der tür-
kisch-armenischen Beziehungen aktiv zu unterstützen“ .
In welcher Weise hat die Bundesregierung diese Forde-
rung des Deutschen Bundestages seit dem 1 . Juni erfüllt?
Oder hat sie sie nicht erfüllt? Haben Sie da irgendetwas
unternommen oder nichts? Haben Sie vielleicht besser
geschwiegen, weil Herr Erdogan sonst die Augenbrauen
hochziehen würde?


Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1818914100

Herr Ströbele, offenkundig hören Sie mir nicht richtig

zu; denn ich habe Ihnen gerade eine Reihe von Maßnah-
men genannt . Dieses gesonderten Beschlusses des Bun-
destages bedurfte es insofern nicht, weil sich die Bun-
desregierung, insbesondere mein Haus, schon seit vielen
Monaten konkret und aktiv um die Versöhnung zwischen
Armeniern und Türken bemüht . Dies wird durch einen
Haushaltstitel in Höhe von 1 Million Euro untermauert .
Daraus werden entsprechende Projekte finanziert.

Darüber hinaus habe ich Ihnen berichtet, dass es nach
der Resolution des Deutschen Bundestages entsprechen-
de Gespräche gab, die unter anderem auch ich als ein
Vertreter der Bundesregierung geführt habe .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818914200

Zu einer Nachfrage hat der Kollege Volker Beck das

Wort .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818914300

Herr Staatsminister, vielen Dank für Ihre Beantwor-

tung . Ich glaube aber, es ist dem Hohen Haus noch nicht
ganz klar geworden, welche Aktivitäten die Bundesregie-
rung nach dem Beschluss des Bundestages in Umsetzung
der darin enthaltenen Aufforderungen ergriffen hat . Dass
Sie manches schon vorher gemacht haben, will ich gerne
zur Kenntnis nehmen und auch ausdrücklich loben . Aber
ich würde gerne wissen, welche neuen Aktivitäten entfal-
tet wurden . Ich glaube, das ist es auch, was Herr Ströbele
mit seiner Frage gemeint hat .


Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1818914400

Ich habe den Beschluss des Deutschen Bundestages

ausdrücklich als eine Ermutigung und eine Ermunterung,
aber auch als eine Bestätigung verstanden. Ich empfinde
das als Rückenwind für die Bemühungen, die die Bun-
desregierung schon seit geraumer Zeit unternimmt . Es
gibt eine Reihe von Projekten, die ich jetzt nicht alle na-
mentlich aufführen möchte . Es sind teilweise auch Pro-
jekte dabei, die geplant sind, aber noch nicht umgesetzt
wurden und die sich insbesondere an die jüngere Gene-
ration in beiden Staaten richten . Es geht dabei insbeson-
dere um Kooperationen, um Erinnerungskultur und um
Begegnungen . Es geht auch um wissenschaftliche Pro-
jekte, die wir unterstützen, bei denen deutsche, türkische,
aber auch armenische Vertreter zusammenkommen, um
über das zu sprechen, was Gegenstand der Resolution
des Deutschen Bundestages war . Das sind teilweise, Herr
Kollege Beck, neue Projekte .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nennen Sie doch mal die neuen!)


– Ich habe sie Ihnen doch genannt .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, haben Sie nicht!)


Ich kann Ihnen gerne eine Liste zukommen lassen .
Ich will mich auf drei Projekte beschränken, die ich aber
im Prinzip schon genannt habe . Es gibt ein kulturelles
Projekt, es gibt ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem
Deutsch-Französischen Jugendwerk über die Versöh-
nung, an dem auch Frankreich beteiligt ist, und es gibt
ein Projekt, das wir gemeinsam mit dem DAAD unter-
stützen . Damit wird deutlich, dass wir auf einem guten
Weg sind, der aber – das will ich hinzufügen – natürlich
noch nicht beendet ist .

Wir können Versöhnung nicht oktroyieren, wir kön-
nen nur Angebote unterbreiten . Wie schwierig und wie
sensibel das ist, werden all diejenigen von Ihnen erleben,
die selbst in der Türkei und in Armenien waren und die
selbst mit Repräsentantinnen und Repräsentanten dieser
beiden Staaten gesprochen haben . Aber wir sind da un-
verdrossen . Wir wollen unseren Beitrag leisten; das ver-
sichere ich Ihnen .


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wollen! Aber Sie sollen was tun!)


Hans-Christian Ströbele






(A) (C)



(B) (D)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818914500

Es gibt noch zwei Nachfragen zur Frage 21 . – Die

Kollegin Keul hat das Wort .


Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818914600

Vielen Dank . – Herr Staatsminister, wenn die Bundes-

regierung erklärt, dass der Beschluss des Deutschen Bun-
destages, wonach es sich um einen Völkermord gehan-
delt habe, keine unmittelbare Rechtswirkung hat, dann
ist das formaljuristisch überhaupt nicht zu beanstanden .
Was mich aber umtreibt, ist, dass das in der Realität doch
eine Rechtswirkung gehabt hat, nämlich die, dass die
türkische Regierung unmittelbar darauf den Besuch der
Abgeordneten in Incirlik bei der Bundeswehr erlaubt hat,
den sie zuvor untersagt hatte . Deswegen ist meine Frage:
Gab es im Vorfeld der Erklärung der Bundesregierung
über die fehlende Rechtswirkung dieses Beschlusses
eine Absprache zwischen der türkischen und der deut-
schen Regierung darüber, dass eine solche Erklärung den
Besuch bei der Bundeswehr wieder ermöglichen würde,
oder ist dieser zeitliche Zusammenhang reiner Zufall?


Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1818914700

Ich nehme Ihre Frage gerne zum Anlass, meine per-

sönlichen Erfahrungen aus den jüngsten Begegnungen
in der Türkei zu schildern . Ich bin von Vertreterinnen
und Vertretern nicht nur der Regierung, sondern auch
der Opposition und aus der Mitte der Zivilgesellschaft
angesprochen und gefragt worden, wie denn dieser Be-
schluss des Deutschen Bundestages zu verstehen sei, ob
sich daraus beispielsweise auch finanzielle Forderungen
ergäben . Daraufhin war auch mein Eindruck, dass das,
was wir im Übrigen gemeinsam regelmäßig tun, nämlich
Beschlüsse erläutern und sie einordnen, auch in dieser
Frage geboten erschien .


(Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gab es nun die Gespräche oder nicht?)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818914800

Es gibt jetzt leider keine Nachfragemöglichkeit . Ich

weiß, dass man zufrieden oder unzufrieden mit Antwor-
ten sein kann; aber die Vertreter der Bundesregierung
entscheiden, was sie antworten . Damit gehen wir dann
weiter um .

Die Kollegin Hänsel hat noch eine Nachfrage .


Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818914900

Danke schön . – Herr Staatsminister, Sie haben gerade

noch einmal behauptet, die Bundesregierung habe sich
von der Armenien-Resolution in keiner Weise distan-
ziert . Regierungssprecher Seibert hat in der Bundespres-
sekonferenz Anfang September 2016 – ich glaube, es war
am 2 . September – für die Bundesregierung noch einmal
klar gesagt, dass eine Einordnung als Völkermord nicht
Sache der Parlamente, sondern der Gerichte sei . Das ist
exakt die Formulierung der türkischen Regierung, mit
der sie jedes Mal die Einstufung als Völkermord ab-
wehrt . Rechtlich argumentiert, müssen also die Gerichte
entscheiden, nicht die Parlamente, und damit erkennt die
türkische Regierung den Tatbestand des Völkermords

nicht an . Die Bundesregierung hat diese Formulierung
übernommen und hat damit auch eine Distanzierung vor-
genommen . Keine andere Einschätzung ist da möglich .


Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1818915000

Frau Kollegin, ich widerspreche Ihnen da . Sie alle wis-

sen, dass es mindestens zwei Interpretationsmöglichkei-
ten für den Begriff des Völkermordes gibt . Es gibt einmal
den völkerrechtlichen Begriff . Der juristische Fachtermi-
nus ist in der UN-Völkermordkonvention klar definiert.
Losgelöst von dieser Legaldefinition gibt es diesen Be-
griff zum anderen, wie er in einem politischen, in einem
ethischen Kontext gebraucht wird – von Ihnen, von mir,
von vielen anderen . In genau diesem politisch-ethischen
Kontext steht für uns das Votum des Bundestages .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818915100

Ich rufe die Frage 22 der Kollegin Heike Hänsel auf:

Welche gemeinsamen Werte teilt die Bundesregierung
mit der Nachfolgeregierung von Präsident Michel Temer in
Brasilien, und wie geht sie mit der Tatsache um, dass der-
zeit innerhalb des südamerikanischen Wirtschaftsbündnis-
ses Mercosur Uneinigkeit besteht hinsichtlich der Ausübung

(www .clarin . com/mundo/Mercosur-presidencia-colegiada-canciller-Brasil_0_1632436835 .html)


Bitte, Herr Staatsminister .


Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1818915200

Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Von der Türkei nach

Brasilien . Brasilien ist seit 2009 das einzige Land in La-
teinamerika, mit dem wir eine strategische Partnerschaft
führen . Wir haben zudem im Jahr 2015 zum allerersten
Mal bilaterale Regierungskonsultationen durchgeführt .
In diesem Rahmen, aber auch auf multinationaler Ebe-
ne haben wir gemeinsame Ziele verfolgt im Bereich der
Menschenrechtspolitik, im Bereich des Klimaschutzes,
aber auch im Bereich des Erreichens der sogenannten
Nachhaltigkeitsziele . Als Schwellenland spielt Brasilien
eine ganz wichtige Rolle für den Schutz globaler Güter,
und es hat erst vor wenigen Tagen als einer der ersten
Staaten das Pariser Klimaschutzabkommen ratifiziert.
Genau diese enge, wertegebundene Zusammenarbeit, die
sehr fruchtbar war, möchte die Bundesregierung fortset-
zen .

Es gibt innerhalb von Mercosur eine Diskussion um
den venezolanischen Vorsitz; darauf zielt ja der zweite
Teil Ihrer Frage . Wir haben diese Diskussion sehr auf-
merksam verfolgt . Die Gründungsmitglieder von Mer-
cosur – Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay –
haben sich mittlerweile auf eine gemeinsame Ausübung
des Vorsitzes bis zur turnusmäßigen Übernahme durch
Argentinien zum Ende des Jahres verständigt . Sie wissen
ja, dass der Mercosur-Vorsitz im halbjährlichen Rhyth-
mus wechselt . Den Diskussionsprozess innerhalb von
Mercosur über die zukünftige Ausrichtung betrachtet die
Bundesregierung als dessen innere Angelegenheit .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818915300

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .

http://www.clarin.com/mundo/Mercosur-presidencia-colegiada-canciller-Brasil_0_1632436835.html
http://www.clarin.com/mundo/Mercosur-presidencia-colegiada-canciller-Brasil_0_1632436835.html
http://www.clarin.com/mundo/Mercosur-presidencia-colegiada-canciller-Brasil_0_1632436835.html





(A) (C)



(B) (D)



Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818915400

Danke schön . – Aufgrund der neu geschaffenen, durch

einen Putsch zustandegekommenen Ausrichtung Brasi-
liens kann man sich natürlich ausrechnen, dass sich die
Mehrheit im Mercosur gegen Venezuela richtet; das ist ja
offensichtlich .

Meine Nachfrage zielt aber auf etwas anderes: Teilt
die Bundesregierung die Einschätzung des Europäischen
Auswärtigen Dienstes, der den De-facto-Regierungschef
Temer aufgrund von massiven Korruptionsvorwürfen als
sehr zweifelhaft ansieht und darüber hinaus eine gewisse
Vorsicht anrät, zum Beispiel einen EU-Brasilien-Gipfel
auszurichten? Welche Position hat da die Bundesregie-
rung? Forciert die Bundesregierung die Ausrichtung des
EU-Brasilien-Gipfels in Zusammenarbeit mit der derzei-
tigen De-facto-Regierung Brasiliens?


Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1818915500

Die Bewertung der Europäischen Union ist hier klar –

und der Bewertung der Europäischen Union schließt sich
die Bundesregierung auch an –: Der Wechsel im Amt
des Staatspräsidenten Brasiliens hat sich im Rahmen der
brasilianischen Verfassung bewegt . Brasiliens oberstes
Gericht hat inzwischen auch den Einspruch der Exstaats-
präsidentin Rousseff abgelehnt .

Uns sind natürlich, genau wie Ihnen, Befürchtungen
über Rückschritte im Bereich der Menschenrechtspolitik,
aber auch der Sozialpolitik bekannt, und diese Befürch-
tungen werden von uns sehr ernst genommen .

Im Übrigen ist nicht allein die brasilianische Regie-
rung oder der neue brasilianische Staatspräsident An-
sprechpartner für die Bundesregierung . Wir stehen in
einem ganz engen und regelmäßigen Austausch mit Ver-
treterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft in Bra-
silien, insbesondere auch mit Menschenrechtsaktivisten .
Wir werden natürlich die Themen, die Sie eben angespro-
chen haben, im Format der EU, aber auch bilateral immer
wieder ansprechen . Gerade die menschenrechtsrelevan-
ten Themen sind für die Bundesregierung von besonderer
Bedeutung .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818915600

Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage .


Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818915700

Noch eine zweite Frage, und zwar bezüglich des Ver-

haltens der De-facto-Regierung unter Temer . Wie bewer-
ten Sie denn die Tatsache, dass genau die Berechnungen,
derentwegen die gewählte Präsidentin Dilma Rousseff
gestürzt wurde – die Vorwürfe lauteten ja, dass sie Haus-
haltsmanipulationen vorgenommen hätte –, mit der neu-
en Regierung Temer legalisiert wurden?


Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1818915800

Frau Kollegin, wenn ich richtig informiert bin, waren

alle Vorwürfe, die gegen die ehemalige Staatspräsidentin
Brasiliens erhoben worden sind, haltlos; da gab es ja kei-
ne Anlässe . Uns ist aber selbstverständlich bekannt, dass
es inzwischen gegen eine Reihe aktiver und ehemaliger

brasilianischer Politiker ganz unterschiedlicher Parteien
Ermittlungen gibt, und wir begrüßen ausdrücklich, dass
die unabhängige brasilianische Justiz Korruption und
mögliche andere Vergehen von hochrangigen Politikern
konsequent verfolgt . Natürlich muss darauf geachtet
werden – das ist das wesentliche Prinzip eines Rechts-
staats –, dass die Justiz in jedem Fall frei von politischer
Einflussnahme agieren kann.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818915900

Der Kollege Volker Beck hat das Wort zu einer Nach-

frage .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818916000

Ich finde, die Beantwortung sowohl der Frage von

Herrn Ströbele als auch der Frage von Frau Hänsel wirft
so ein bisschen grundsätzliche Fragen nach der Konsis-
tenz und Werteorientierung der Außenpolitik der Bun-
desregierung auf . Vor diesem Hintergrund möchte ich
Sie zu einem anderen Aspekt ähnlicher Natur fragen, und
zwar: Frau Merkel hat in Israel ja einmal den Satz gesagt,
Israels Sicherheit sei deutsche Staatsräson . Am 1 . Sep-
tember hat mir Ihr Haus berichtet, die Bundesregierung
gehe Hinweisen nach, dass die Palästinensische Behör-
de im Einzelfall das Budget der PLO-Kommission für
Gefangenenfragen unterstützt, woraus auch sogenannte
Märtyrerrenten bezahlt werden sollen, also Geld an At-
tentäter und Terroristen fließen soll.

Da Sie diesen Hinweisen nachgehen, frage ich Sie, ob
Sie dabei neue Erkenntnisse gewonnen haben und ob die
Bundesregierung, namentlich unsere Gesandtschaft in
Ramallah, angesichts der Tatsache, dass wir Projekte der
Palästinensischen Behörde finanzieren und die EU-Kom-
mission Budgethilfen leistet, auch mit deutschen Staats-
geldern, mit der Palästinensischen Behörde und der PLO
darüber gesprochen hat, dass es nicht angeht, dass an Ter-
roristen Renten gezahlt werden .


Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1818916100

Herr Kollege Beck, es steht Ihnen völlig frei, über die

Türkei und Brasilien auf Israel und die palästinensischen
Gebiete zu sprechen zu kommen . Es steht Ihnen auch
völlig frei, meine Antworten so zu bewerten, wie Sie
das getan haben . Ich weise Ihre Bewertung aber auf das
Schärfste zurück . Die Bundesregierung und insbesonde-
re das Auswärtige Amt sind selbstverständlich den Men-
schenrechten verpflichtet. Ich weiß jetzt nicht genau, was
Sie bezwecken . Wir waren gerade beim Thema Brasilien
und bei Mercosur, und jetzt soll ich etwas zur Situation
in Israel und zu Palästina sagen . Ich kann Ihnen nur ei-
nes versichern, nämlich dass wir allen Vorwürfen, allen
kritischen Punkten sehr genau, sehr aufmerksam nachge-
hen – wenn sie von Ihnen kommen, erst recht .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818916200

Herzlichen Dank, Herr Staatsminister .

Die Frage 23 der Kollegin Jelpke und die Frage 24 der
Kollegin Groth sollen schriftlich beantwortet werden .






(A) (C)



(B) (D)


Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums des Innern . Zur Beantwortung der Fragen steht
der Parlamentarische Staatssekretär Dr . Günter Krings
zur Verfügung .

Die Frage 25 der Kollegin Groth und die Frage 26 der
Kollegin Jelpke werden schriftlich beantwortet .

Ich rufe die Frage 27 des Kollegen Volker Beck auf:
Welche Schlussfolgerungen und Konsequenzen zieht die

Bundesregierung aus den Entscheidungen der Verwaltungs-
gerichte Düsseldorf, Meiningen, Regensburg, Schleswig und

(siehe www .asyl .net/startseite/nachrichten/artikel/56144 . html)

Verfolgung durch das syrische Regime bedroht sind und ihnen
daher die Flüchtlingseigenschaft zuzuerkennen ist, und welche
Maßnahmen wird sie gegebenenfalls ergreifen, um zu gewähr-
leisten, dass syrischen Asylsuchenden die Flüchtlingseigen-
schaft zuerkannt wird, ohne dass sie gegen einen ablehnenden
Bescheid des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge kla-
gen müssen?

Bitte, Herr Staatssekretär .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1818916300


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Lieber Kollege Beck, es handelt sich bei den in
Ihrer Frage genannten Entscheidungen um erstinstanzli-
che Einzelfallentscheidungen, gegen die das Bundesamt
für Migration und Flüchtlinge, das BAMF, Rechtsmittel
eingelegt hat . Die Entscheidungen des BAMF werden
stets nach individueller Bewertung der jeweiligen Ein-
zelfälle und ausschließlich nach Maßgabe der geltenden
Rechtslage getroffen .

In allen Landesteilen Syriens kann eine individuelle
Verfolgung im Sinne des § 3 Asylgesetz stattfinden. Ver-
folgungsakteure – das wissen Sie – sind die syrische Re-
gierung, aber auch zahlreiche nichtstaatliche Gruppen . In
diesen Fällen erfolgt eine Zuerkennung der Flüchtlings-
eigenschaft . Liegt eine solche individuelle Verfolgung
in Anknüpfung an die Vorgaben der Genfer Flüchtlings-
konvention und dann der sogenannten Qualifikations-
richtlinie der Europäischen Union nicht vor, kommt für
Personen, denen eine ernsthafte individuelle Bedrohung
des Lebens oder der Unversehrtheit infolge willkürlicher
Gewalt im Rahmen des Bürgerkriegs droht, die Gewäh-
rung subsidiären Schutzes in Betracht .

Seit Wiederaufnahme der persönlichen Anhörungen
stellt das Bundesamt insbesondere bei syrischen An-
tragstellern vermehrt ein Bürgerkriegsschicksal, nicht
aber ein individuelles Verfolgungsschicksal fest . Dies
führt nach der geltenden Rechtslage – nach Recht und
Gesetz – dann nicht zur Zuerkennung von Flüchtlings-
schutz, sondern in der Regel zur Gewährung subsidiären
Schutzes .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818916400

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818916500

Die Frage ist ja, ob sich dieser Streit lohnt, ob Sie

am Ende vor dem Bundesverwaltungsgericht obsiegen
werden angesichts von fünf Urteilen der unteren Ver-

waltungsgerichte, die alle in die gleiche Richtung gehen,
nämlich dass hier Schutz erteilt werden muss .

Ich hatte Sie angesichts der Fälle, in denen der GFK-
Schutz und nicht nur der subsidiäre Schutz zuerkannt
wurde, gefragt, wie Sie es vermeiden wollen, dass eine
ganz große Zahl an Flüchtlingen auf den Rechtsweg ver-
wiesen wird, wo sie dann auch recht bekommen . Es kann
ja nicht sinnvoll sein, dass die Anweisungen im BAMF
darauf hinauslaufen, dass wir alle in die Verfahren schi-
cken . Das belastet unsere Gerichte und das BAMF, kos-
tet ungeheuer viel Geld und bringt den Menschen große
Verunsicherung .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1818916600


Sie haben das Stichwort „Anweisungen“ genannt . Es
gibt keine allgemeine Anweisung, allen einen subsidiä-
ren Schutz zu geben . Das sieht man daran, dass das Bun-
desamt auch aktuell vielen Asylbewerbern die Flücht-
lingseigenschaft nach der Genfer Flüchtlingskonvention
zuerkennt . Es ist also keineswegs so, dass diese Zuerken-
nung in allen Fällen verweigert wird . Vielmehr ist immer
eine Einzelfallprüfung vorzunehmen .

Sie haben fünf Verwaltungsgerichte genannt . Meines
Wissens gibt es in Deutschland über 50 Verwaltungs-
gerichte . Selbst an den einzelnen Verwaltungsgerichten
wird teilweise unterschiedlich geurteilt . Das kann damit
zusammenhängen, dass es unterschiedliche Rechtsauf-
fassungen gibt, hängt aber meistens damit zusammen,
dass es unterschiedliche Verfolgungsschicksale gibt .
Wir haben im letzten Jahr doch wohl alle gelernt, dass
das Asylgrundrecht nach GFK ein individuelles Grund-
recht ist, und wir können ein individuelles Grundrecht
nur individuell prüfen und nicht kollektiv zuerkennen .
Das würde den Rechtscharakter geradezu auf den Kopf
stellen . Insofern ist das, was hier gemacht wird, eine Ent-
scheidung nach Recht und Gesetz nach persönlicher An-
hörung . Anders kann ein Bundesamt gar nicht agieren .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818916700

Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818916800

Wie hoch beziffern Sie denn die Kosten für die zig

Klageverfahren – Sie wollen das ja offensichtlich bis
zum Bundesverwaltungsgericht, womöglich bis zum
Bundesverfassungsgericht ausreizen –, in denen wir da-
rüber streiten, ob die Leute aufgrund subsidiären Schut-
zes oder GFK-Schutzes hierbleiben dürfen?

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1818916900


Ich kann Ihnen keine Kosten beziffern . Aber jeder
Rechtsstaat wäre schlecht beraten, wenn er die Vorge-
hensweise von Behörden nach Recht und Gesetz gegen
die Kosten aufrechnet . Die Behörden haben nach Recht
und Gesetz zu handeln, und das ist wichtiger als die Fra-
ge der Kosten .

Vizepräsidentin Petra Pau

http://www.asyl.net/startseite/nachrichten/artikel/56144.html
http://www.asyl.net/startseite/nachrichten/artikel/56144.html





(A) (C)



(B) (D)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818917000

Wir kommen zur Frage 28 der Kollegin Irene Mihalic:

Inwiefern hat die Bundesregierung infolge der Terroran-
schläge von Ansbach und Würzburg bzw . der Amoktat von
München einen möglichen Bedarf festgestellt, chemische,
biologische, radiologische oder nukleare Abwehrfähigkeiten

(CBRN-Fähigkeiten) der Bundeswehr im Inland zum Einsatz

zu bringen, und wenn ja, aus welchen Gründen?

Bitte, Herr Staatssekretär .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1818917100


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Liebe Frau Kollegin Mihalic, die terroristischen
Anschläge von Ansbach und Würzburg, aber auch die
Amoktat von München haben vielfältige Reaktionen und
Überprüfungen ausgelöst . Es waren – das ist bei dieser
Frage wichtig – in der Rückschau aber keine Szenarien,
zu deren Abwehr der Einsatz sogenannter CBRN-Ab-
wehrfähigkeiten erforderlich war . „CBRN“ ist die Ab-
kürzung für chemisch, biologisch, radiologisch oder nu-
klear . Die Bundesregierung hat infolge dieser Ereignisse
in der Rückschau auch keinen entsprechenden Bedarf
festgestellt .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818917200

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .


Dr. Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818917300

Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Vielen Dank, Herr

Staatssekretär, für die Beantwortung . Aus Ihrer Antwort
wird mir allerdings nicht deutlich, was die Bundesre-
gierung tatsächlich motiviert hat, nach den Anschlägen
von Würzburg, Ansbach und München ihre Absichten
zu konkretisieren, gemeinsame Antiterrorübungen zwi-
schen den Polizeien des Bundes und der Länder sowie
der Bundeswehr im Inland durchzuführen; denn Sie ha-
ben zu unserer kleinen Anfrage, die wir zu diesem The-
menkomplex gestellt haben, Folgendes geantwortet: Für
Terroranschläge mit Kriegswaffen in Deutschland ist die
Polizei mit ihren dienstlich zugewiesenen Waffen ange-
messen ausgestattet . Sie haben dabei aber auch auf soge-
nannte Unikatfähigkeiten der Bundeswehr hingewiesen,
über die weder die Polizei noch andere zivile Einrichtun-
gen verfügen . Die einzig echte Unikatfähigkeit, die Sie
dort benennen, sind die sogenannten CBRN-Fähigkeiten .
Das lässt für mich den Rückschluss zu, dass, wenn alles
andere auch die Polizei erledigen kann und es lediglich
um die CBRN-Fähigkeit geht, das dann sicherlich der
Anlass ist, nun die gemeinsamen Übungen anzustreben;
denn ansonsten würde es für diese Übungen keinen Be-
darf geben .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1818917400


Zunächst einmal wäre nichts so gefährlich und nach-
lässig, sich nur auf den Anschlag von gestern vorzube-
reiten . Sie haben in der Frage – so habe jedenfalls ich es
ausgelegt, und es ist nach dem Wortlaut möglich – kon-
kret nach diesen zwei Anschlägen und dem Amoklauf ge-
fragt . Aus diesen konkreten Abläufen heraus ergibt sich

kein CBRN-Bezug . Natürlich nehmen wir die weitere
Entwicklung der Sicherheitslage auch zum Anlass, über
das, was wir bisher erlebt haben, hinauszugehen und zu
schauen, welche Szenarien es noch geben könnte . Dabei
kann die CBRN-Fähigkeit der Bundeswehr eine große
Rolle spielen . Insofern prüfen Bund und Länder zurzeit,
ob und inwieweit in CBRN-Angelegenheiten dann ein
Unterstützungsbedarf besteht und ob die Bundeswehr
diesen abdecken kann . Darum geht es .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818917500

Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage .


Dr. Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818917600

Vielen Dank . – Heißt das nach Ihren Ausführungen,

dass Sie schon damit rechnen, dass es in Deutschland
terroristische Anschläge gibt, die einen Einsatz von
CBRN-Fähigkeiten der Bundeswehr im Inland erfor-
derlich machen, oder wie ist Ihre Antwort in diesem
Zusammenhang zu verstehen? Ich hätte mir vorgestellt,
dass Übungen seitens der Polizei durchaus Sinn machen
in Zusammenarbeit mit Feuerwehr, Rettungskräften auf
der Basis von Erfahrungen, die wir mit zurückliegenden
Terroranschlägen, also realistischen Szenarien, nicht nur
in diesem Jahr in Deutschland, sondern auch in Europa
gemacht haben . Nach Ihrer Antwort muss ich aber davon
ausgehen, dass Sie damit rechnen, dass es in Deutsch-
land Terroranschläge geben wird, die den Einsatz von
CBRN-Fähigkeiten erforderlich machen . Oder habe ich
Sie da missverstanden?

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1818917700


Es wäre jetzt nicht klug, darüber zu spekulieren, wo-
mit wir rechnen . Allerdings weise ich darauf hin, dass die
Gefahren aus Angriffen im CBRN-Bereich – die Abkür-
zung ist furchtbar, ich sage noch einmal, was es bedeutet:
chemisch, biologisch, radiologisch und nuklear – nicht
unrealistisch sind . Das spiegelt sich bereits im Bereich
des Katastrophenschutzes bei den LÜKEX-Übungen, die
Ihnen bekannt sind, wider, die jedes Jahr stattfinden. Be-
reits 2009, 2010 haben sie Szenarien mit terroristischem
Bezug beinhaltet . Insofern ist das keine neue Annahme .
Es muss jetzt die Frage geprüft werden, ob wir dazu spe-
ziell die Bundeswehr benötigen . Es ist auch diskutiert
worden, wenn es beispielsweise um unterstützende Tä-
tigkeiten wie Absperrungen und Ähnliches geht und man
kurzfristig mehr Personal für einige Stunden benötigt, ob
hier die Bundeswehr Hilfestellung geben kann . Das al-
les sind Dinge, die im Zuge der Amtshilfe möglich sind .
Hier sind wir auch nicht in einem Bereich, wo wir über
Grundgesetzänderungen sprechen, falls das eine weitere
Besorgnis sein sollte .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818917800

Der Kollege Ströbele hat das Wort zu einer Nachfrage .


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


H
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1818917900
Amokangriff mit






(A) (C)



(B) (D)


dem Beil nicht unbedingt den Bedarf an chemischen,
biologischen, radiologischen und nuklearen Fähigkeiten
begründet . Gab es denn nach Ihrer Kenntnis, nach Kennt-
nis Ihres Hauses, überhaupt schon mal in Europa einen
Anschlag, der einen solchen Bedarf signalisiert hat, und
wenn ja, welcher war das?

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1818918000


Ich kann Ihnen, lieber Kollege, jetzt nicht auswendig
sagen, ob das in anderen europäischen Staaten, beispiels-
weise in Großbritannien oder anderswo, mal eine Rolle
gespielt hat .

Ich kann nur eines sagen: Wir sitzen oder stehen ganz
trocken und gemütlich hier im Plenarsaal des Reichsta-
ges . Die Polizisten in München konnten beispielsweise
nicht sofort wissen, wie der Anschlag aussieht . Sie be-
kamen Meldungen, es gab Notrufe . Zuerst gab es die
Befürchtung, es könnte ein Terroranschlag sein . Glück-
licherweise hat sich das jedenfalls – so schlimm die Tat
an sich auch war – nicht bewahrheitet . Aber Polizeikräfte
vor Ort müssen in wenigen Sekunden Einschätzungen
treffen . Ich glaube, wir müssen auf alle Szenarien vorbe-
reitet sein . Wenn wir das nicht tun würden, würden wir
unsere Arbeit nicht machen; das ist unsere Haltung .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818918100

Zu einer weitere Nachfrage hat die Kollegin Keul das

Wort .


Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818918200

Vielen Dank . – Meine Frage bezieht sich auf die

Übungen, die künftig stattfinden sollen. Sie werden
sich, wenn ich es richtig verstanden habe, nicht auf die
CBRN-Fähigkeiten beschränken, sondern ganz breit an-
gelegt sein . Dann frage ich mich schon: Was ist denn der
Hintergrund? Hat es in solchen Fällen jemals Anlass zu
der Feststellung gegeben, dass es dort ein Defizit gibt?
Ist es im 70-jährigen Bestehen der Bundesrepublik dazu
gekommen, dass die Bundeswehr in einem Notfall nicht
einsatzfähig gewesen wäre, dass die Zusammenarbeit mit
der Polizei irgendwelche Risiken hervorgerufen hätte?
Die Notwendigkeit, das jetzt auch jenseits dieses spezi-
ellen Bereiches zu tun, erschließt sich mir bislang nicht .

D
Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1818918300


Frau Kollegin, wir müssen natürlich die Dinge ausei-
nanderhalten . Wir haben in vielen anderen europäischen
Staaten erlebt, dass man in Krisensituationen offenbar
auf Militär angewiesen war . Ich glaube nicht, dass das
im Regelfall selbst bei Anschlägen in Deutschland der
Fall ist, aber wir können es eben nicht ausschließen . Wir
wissen auch, dass es die Verfassungslage durchaus her-
gibt, dass die Bundeswehr im Wege der Amtshilfe un-
terstützend tätig wird . Es gab auch schon viele Katastro-
phenfälle abseits des Themas Terrorismus – ich will gar
nicht das Thema Hochwasser bemühen –, in denen die
Bundeswehr unterstützend tätig gewesen ist .

Wenn wir nach der Rechtslage etwas tun dürfen und es
auch schon in anderen Szenarien passiert ist, dann sollten
wir es auch üben . Ich glaube, es wäre verkehrt, wenn wir
nur über normative Veränderungen nachdächten, aber
nicht das einübten, was wir schon jetzt tun dürfen und
wozu es durchaus eine Notwendigkeit geben könnte . Lei-
der noch heftigere Anschlagsszenarien in anderen Staa-
ten um uns herum beweisen, dass es leicht zu solchen
Fällen kommen kann, in denen wir diese Unterstützung
brauchen . Wir hoffen nicht, dass wir sie brauchen, ich
glaube auch nicht, dass wir sie bei jedem Anschlag sofort
anfordern müssen, aber wir können es nicht ausschlie-
ßen . Es wäre leichtfertig, es dann nicht einzuüben .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818918400

Danke, Herr Staatssekretär . – Die Fragen 29 und 30

des Kollegen Dr . André Hahn sollen schriftlich beant-
wortet werden .

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums der Justiz und für Verbraucherschutz . Zur Beant-
wortung der Fragen steht der Parlamentarische Staatsse-
kretär Ulrich Kelber zur Verfügung .

Ich rufe die Frage 31 der Kollegin Renate Künast auf:
Wann wird das Bundesministerium der Justiz und für Ver-


(vergleiche Plenarrede des Abgeordneten Dirk Wiese, SPD, vom 5 . November 2015, Plenarprotokoll 18/133, Seite 12955 Eckpunkte für ein Musterfeststellungsverfahren vorzustellen, um Verbraucherinnen und Verbrauchern die gemeinsame Rechtsdurchsetzung zu erleichtern, und was waren bislang die Schwierigkeiten bei der Erarbeitung dieses Entwurfes? Bitte, Herr Staatssekretär . U Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Frau Kollegin Künast, das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz prüft derzeit Vorschläge zu einer Musterfeststellungsklage . Dabei sollen sowohl die Empfehlung der Europäischen Kommission für „Gemeinsame Grundsätze für kollektive Unterlassungsund Schadensersatzverfahren in den Mitgliedstaaten bei Verletzung von durch Unionsrecht garantierten Rechten“ als auch die Rechtsvorschriften und Erfahrungen anderer Mitgliedstaaten der Europäischen Union berücksichtigt werden . Ziel wäre eine Vereinfachung der zivilprozessualen Rechtsdurchsetzung für Verbraucherinnen und Verbraucher . Zugleich soll einer missbräuchlichen Rechtsverfolgung vorgebeugt werden . Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage . Danke, Herr Staatssekretär . Aber die Antwort befrie digt mich insofern nicht, als dass ich gerne mal wissen würde, wann die Endlosschleife des Prüfvorganges in eine finale Phase gerät. Deshalb sage ich es noch einmal ganz klar . Der Kollege Dirk Wiese hat am 5 . November 2015 hier gesagt: Es gibt demnächst Eckpunkte, jeden Hans-Christian Ströbele Augenblick . – Letztes Jahr im Sommer nahm ich an einer Veranstaltung teil, auf der Gerd Billen vor mir sprach . Damals kamen mir schon die Ersten strahlend entgegen und sagten: Der Staatssekretär hat gerade angekündigt, dass es schon bald die Möglichkeit einer Sammelklage gibt . – Das wurde später etwas korrigiert, nämlich dahin gehend, dass die Sammelklage eine Musterfeststellungsklage sein soll; aber immerhin etwas . Nur: Sie ist immer noch nicht da . Wann kommen Sie zu einem Ende? Oder ist die alte Ankündigung im Koalitionsdiskurs in schwarzen Löchern verschwunden? (Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Wie bei der Öffnung der Ehe!)

Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1818918500
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818918600
Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818918700




(A) (C)


(B) (D)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818918800

Sie haben das Wort, Herr Staatssekretär .

U
Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1818918900


Ich will die Aussage eines Parlamentariers über Zeit-
abläufe hier im Verfahren natürlich nicht kommentieren .
Aber als frühere Bundesministerin, Frau Kollegin, wissen
Sie, dass man bei der Vorlage eines innovativen, neuen
Konzeptes drei Aspekte berücksichtigen muss: Erstens,
man prüft seinen Vorschlag ganz genau, zweitens, man
spricht mit Betroffenen, und drittens, man sucht Unter-
stützer, bevor man einen Text vorstellt; denn Schaufens-
terentwürfe zu präsentieren, nützt der Sache auch nichts .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818919000

Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage .


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818919100

Schön, dass Sie daran erinnern, wie gut ich mich bei

Verfahrensregeln auskenne . – Es hat ja nicht nur ein Ko-
alitionskollege darüber gesprochen – Sie besprechen ja
viel in den Koalitionsfraktionen; das merken wir immer
im Rechtsausschuss: bevor nicht alle befriedet sind, be-
kommen wir die entsprechenden Themen nicht auf die
Tagesordnung bzw . abgeschlossen –, sondern auch Gerd
Billen, der Staatssekretär im gleichen Hause wie Sie ist .
Es gab so viele Ankündigungen, dass, finde ich, jetzt
endlich etwas kommen muss . Man kündigt ja nicht an,
wenn man nicht wüsste, dass man bald zu einem Ergeb-
nis kommt . Deshalb meine Frage: Wann wird es an die-
ser Stelle etwas geben, und geschieht dies noch bis zum
Ende der Legislaturperiode?

Ich sage das bewusst mit Blick auf VW und die
VW-Kunden . Wir brauchen solche Sammelklagen oder
Musterfeststellungsklagen, weil wir die Kunden gerade
bei kleinen Streitwerten nicht alleine lassen können . Die
VW-Kunden in Deutschland werden anders behandelt
als in den USA . Hier werden Rückrufaktionen durch-
geführt, die nicht einmal das zuständige Bundesamt für
gute Rückrufaktionen hält . Die Lügensoftware wird ver-
ändert, aber der Schadstoffausstoß bleibt immer noch ex-
trem hoch . Da werden die Kunden betrogen . Vielleicht
kommt demnächst ein Fahrverbot für bestimmte Diesel-
fahrzeuge in den Innenstädten . Dann hätten die Leute
mit Zitronen gehandelt; denn die Schadstoffsoftware ist

weg, aber sie dürfen mit ihren Autos nicht in die Innen-
städte fahren . Man sieht doch, dass die Kunden im Fall
VW dringend eine Entscheidung brauchen . Kommt sie?
Kommt sie noch in dieser Legislaturperiode?

U
Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1818919200


Nicht nur der beamtete Staatssekretär Gerd Billen,
sondern auch ich als Parlamentarischer Staatssekretär
habe mehrfach angekündigt, dass wir daran arbeiten wol-
len, dass wir es vorlegen wollen und dass wir es vor allen
Dingen beschlossen sehen wollen .


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Das waren jetzt drei „wollen“!)


Daran arbeitet das Bundesministerium der Justiz und für
Verbraucherschutz .


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Danke für die erschöpfende Auskunft!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818919300

Damit sind wir am Ende des Geschäftsbereichs . Herz-

lichen Dank für die Beantwortung, Herr Staatssekretär .

Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Arbeit und Soziales . Zur Beantwortung
der Fragen steht die Parlamentarische Staatssekretärin
Gabriele Lösekrug-Möller zur Verfügung .

Ich rufe die Frage 32 der Kollegin Katrin Werner auf:
Welche Bedingungen müssen nach Ansicht der Bundes-

regierung erfüllt sein, damit das Wunsch- und Wahlrecht in
Bezug auf freie Wahl von Wohnort und Wohnform in Deutsch-
land auch für Menschen mit Behinderungen realisiert wird,
und wie definiert die Bundesregierung den Progressionsvorbe-
halt in der UN-Behindertenrechtskonvention?

Bitte .

G
Gabriele Lösekrug-Möller (SPD):
Rede ID: ID1818919400


Liebe Kollegin Werner, nach Artikel 4 Absatz 2 der
UN-Behindertenrechtskonvention ist jeder Vertragsstaat
hinsichtlich der wirtschaftlichen, sozialen und kulturel-
len Rechte verpflichtet, unter Ausschöpfung seiner ver-
fügbaren Mittel nach und nach die volle Verwirklichung
dieser Rechte zu erreichen . Nach diesem sogenannten
Progressionsvorbehalt steht dem Gesetzgeber bei der
Fortentwicklung des Leistungsrechts nach den Maßga-
ben der UN-BRK ein entsprechender Gestaltungsspiel-
raum zu .

Im Rahmen der Gestaltung der Leistungen sind ange-
messene Wünsche der Leistungsberechtigten zu berück-
sichtigen . Für die Angemessenheit ist die Besonderheit
des Einzelfalls maßgeblich . Dabei sind insbesondere die
Art des Bedarfs, die persönlichen Verhältnisse, der Sozi-
alraum und die eigenen Kräfte und Mittel zu würdigen .
Sofern die Wünsche angemessen sind oder ihre Berück-
sichtigung nicht zu unverhältnismäßigen Mehrkosten
führt, ist ihnen zu entsprechen . Aber auch unangemes-
senen Wünschen ist zu entsprechen, wenn ansonsten der
Bedarf nicht oder nicht umfassend gedeckt werden kann

Renate Künast






(A) (C)



(B) (D)


oder alternative Leistungsformen nicht zumutbar sind .
Dabei erfolgt eine individuelle Zumutbarkeitsprüfung .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818919500

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .


Katrin Werner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818919600

Ich glaube, dass die Betroffenen, die schon vor der

Sommerpause mit einer Käfig-Aktion auf die Straße
gegangen sind und morgen vor dem Brandenburger Tor
unter dem Motto „Zwangsumsiedlung“ demonstrieren
werden, mit dieser Antwort leider nicht viel anfangen
können, dass ihre Ängste durch Ihre Antwort vielleicht
sogar verstärkt werden; denn Sie sprechen von „ange-
messen“, von „würdigen“, von „Prüfung“ und vielen
Faktoren, die eine Rolle spielen könnten, aber Sie stellen
die Entscheidung unter einen Vorbehalt . Gerade weil Sie
immer wieder vom Poolen sprechen – „Zwangspoolen“
ist ein immer wiederkehrendes Wort –, haben die Men-
schen Angst davor, dass entschieden wird, dass sie in
eine andere Wohnform gehen müssen, und das ist nicht
selbstbestimmt . Insofern bitte ich Sie, konkreter zu wer-
den: Haben die Menschen ein Wunsch- und Wahlrecht?
Können sie selbstbestimmt entscheiden, oder hängt die
Entscheidung von dem Mitarbeiter in der Verwaltung ab?
Wenn die Entscheidung von dem Verwaltungsmitarbei-
ter abhängig ist – diese Frage habe ich hier schon ein
paarmal gestellt –, dann ist sie auch vom kommunalen
Haushalt abhängig . Spätestens 2020, wenn die Schul-
denbremse in den Bundesländern angeblich greift, würde
in dem einen oder anderen Bundesland diese Angst die
Menschen erst recht umtreiben .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818919700

Bitte .

G
Gabriele Lösekrug-Möller (SPD):
Rede ID: ID1818919800


Ich antworte gerne . – Liebe Kollegin Werner, ich glau-
be, wir beide sind froh, in einem Land zu leben, in dem
freie Meinungsäußerung möglich ist . Deshalb habe ich
großen Respekt vor all dem, was in der Diskussion über
den Entwurf eines Bundesteilhabegesetzes – das ist, wie
ich finde, ein wirklich sehr großes Gesetzesvorhaben –
vorgetragen wird . Der Gesetzentwurf wird morgen ins
Parlament eingebracht . Dann haben es die Abgeordneten
dieses Hauses in der Hand, Veränderungen vorzunehmen .
Wir legen einen Gesetzentwurf vor . Das ist die Aufgabe
der Bundesregierung . Ich will Ihnen sagen: Dieser Ge-
setzentwurf ist aus meiner Sicht auch in dieser Hinsicht
so gestaltet, dass keine Willkür hinsichtlich der Ausge-
staltung des Wunsch- und Wahlrechts herrschen kann .
Das gilt auch für das geltende Recht . Auch wie Ermes-
sen ausgeübt wird, ist nicht beliebig . Insofern sage ich
zu dem, was Sie in Ihrer Frage unterstellt haben: Dieser
Bewertung kann die Bundesregierung nicht zustimmen .

Gleichwohl stimme ich Ihnen zu, dass das Wunsch-
und Wahlrecht ein sehr großes Thema ist . Das gilt insbe-
sondere für die Frage des Wohnortes und der Wohnform .
Meines Erachtens ist in dem Gesetzentwurf, den wir jetzt

zur Beratung vorlegen, angelegt, dass das angemessen
entschieden werden kann . Sollte das Parlament die Rege-
lungen noch verfeinern, glaube ich, wird die Bundesre-
gierung das sehr gerne zur Kenntnis nehmen .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818919900

Sie haben das Recht zur zweiten Nachfrage . Ich bitte,

die vereinbarte Zeit zu beachten .


Katrin Werner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818920000

Stoßrichtung meiner Frage ist das Poolen, also die

Gruppenleistung – entweder Sie bestätigen meine Aus-
legung bzw . Befürchtung, oder Sie widersprechen –: Die
Verwaltung kann unter dem Gesichtspunkt des Mehrkos-
tenvorbehalts eine Entscheidung zugunsten einer Pool-
leistung treffen, also einer Gruppenleistung – zum Bei-
spiel hinsichtlich der Wohnform –, die vom Betroffenen
nicht freiwillig gewählt würde . Insofern ist mir nicht klar,
wie man Artikel 19 der UN-Behindertenrechtskonventi-
on umsetzen möchte .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818920100

Frau Staatssekretärin .

G
Gabriele Lösekrug-Möller (SPD):
Rede ID: ID1818920200


Frau Kollegin Werner, ich glaube, zum Progressions-
vorbehalt in Bezug auf die Umsetzung der UN-BRK habe
ich genug gesagt . Was das gemeinsame Inanspruchneh-
men von Leistungen anbelangt, sieht der Gesetzentwurf
vor, dass das nur bei ganz bestimmten Leistungsarten
möglich ist . Ich denke, wir haben eine sehr angemessene
Regelung vorgeschlagen, wann eine gemeinschaftliche
Inanspruchnahme zumutbar ist . Ich weise hier noch ein-
mal darauf hin: Sollte sie im Einzelfall nicht zumutbar
sein, darf auch die Wirtschaftlichkeit nicht geprüft wer-
den . Das ist schon Gegenstand des Gesetzentwurfs, über
den ab morgen das Parlament beraten wird .

Ich erlaube mir, jetzt die Gelegenheit zu nutzen, noch
auf einen meines Erachtens von Ihnen nicht zu Recht
dargestellten Zusammenhang von Haushaltslagen von
Kommunen und einem Rechtsanspruch auf Leistungen
der Eingliederungshilfe hinzuweisen . Er kann nicht un-
ter dem Vorbehalt der finanziellen Möglichkeiten einer
Kommune stehen .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818920300

Danke . – Wir kommen zur Frage 33 der Kollegin

Katrin Werner:

Welchen Handlungsbedarf sieht die Bundesregierung hin-
sichtlich der Kritik von Selbstvertretungsorganisationen, dass
Menschen mit Behinderungen, die nach dem Asylbewerber-
leistungsgesetz Leistungen erhalten, keinen Anspruch auf Ein-
gliederungshilfe haben und somit von einer gesellschaftlichen
Teilhabe ausgeschlossen sind?

Bitte, Frau Staatssekretärin .

Parl. Staatssekretärin Gabriele Lösekrug-Möller






(A) (C)



(B) (D)


G
Gabriele Lösekrug-Möller (SPD):
Rede ID: ID1818920400


Ich antworte darauf wie folgt: Derzeit wird vonseiten
der Bundesregierung kein gesetzlicher Handlungsbedarf
gesehen . Die von Ihnen in der Frage mitgeteilte Auffas-
sung, wonach Menschen mit Behinderungen, die Leis-
tungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten,
keinen Anspruch auf Eingliederungshilfe haben, ist so
nicht zutreffend . Zwar besteht für den genannten Perso-
nenkreis während der ersten 15 Monate ihres Aufenthalts
im Bundesgebiet nach dem Asylbewerberleistungsgesetz
kein allgemeiner Anspruch auf Leistungen der Einglie-
derungshilfe – dem liegt die gesetzgeberische Wertung
zugrunde, dass mangels anerkanntem dauerhaftem Inte-
grationsbedarf in die deutsche Gesellschaft Leistungen
der gesellschaftlichen Teilhabe nach dem Asylbewerber-
leistungsgesetz grundsätzlich nicht beansprucht werden
können –, jedoch bietet die Sonderregelung in § 6 Ab-
satz 1 Asylbewerberleistungsgesetz eine Grundlage, die
im Einzelfall auch die Gewährung von Leistungen der
Eingliederungshilfe ermöglicht . Diese können nach § 6
Absatz 1 Asylbewerberleistungsgesetz gewährt werden,
wenn dies zur Sicherung der Gesundheit unerlässlich
oder zur Deckung besonderer Bedürfnisse von Kindern
geboten ist . Bei der Auslegung und Anwendung dieser
Norm obliegt es den Leistungsbehörden nach dem zitier-
ten Gesetz, europarechtliche Vorgaben einzuhalten und
den Wertentscheidungen völkerrechtlicher Verträge und
des Grundgesetzes Rechnung zu tragen .

Ich führe auch gerne noch aus: Nach einem fünfzehn-
monatigen Aufenthalt im Bundesgebiet haben die Leis-
tungsberechtigten nach Asylbewerberleistungsgesetz ge-
mäß § 2 Absatz 1 Anspruch auf Leistungen entsprechend
dem Zwölften Buch Sozialgesetzbuch . Insofern gilt für
sie hinsichtlich der Eingliederungshilfe die Sonderrege-
lung in § 23 Absatz 1 SGB XII, die die Gewährung von
Eingliederungshilfeleistungen in das Ermessen der Be-
hörde stellt .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818920500

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage . – Sie ver-

zichten . – Danke, Frau Staatssekretärin .

Dann kommen wir zur Frage 34 des Kollegen Volker
Beck:

Inwiefern hält es die Bundesregierung für vereinbar mit den
Vorgaben von Artikel 19 Absatz 2 und Artikel 25 Absatz 1 der
Aufnahmerichtlinie, Leistungsberechtigten nach dem Asylbe-
werberleistungsgesetz (AsylbLG) medizinische und sonstige
Hilfe lediglich in dem von den §§ 4 und 6 AsylbLG vorgesehe-
nen Umfang zu gewähren, obwohl die Aufnahmerichtlinie die
Mitgliedstaaten dazu verpflichtet, Antragstellern mit besonde-
ren Bedürfnissen die erforderliche medizinische oder sonsti-
ge Hilfe, einschließlich einer gegebenenfalls erforderlichen
psychologischen Behandlung, zu gewähren und Opfern von
Folter, Vergewaltigung und anderen schweren Gewalttaten
einen Anspruch auf medizinische Behandlung einzuräumen

(vergleiche Gemeinsame Stellungnahme des Bevollmächtigten des Rates der EKD und des Leiters des Kommissariats der deutschen Bischöfe zum Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Asylbewerberleistungsgesetzes)

die Bundesregierung die unionsrechtskonforme Leistungsge-
währung sicherstellen?

Bitte, Frau Staatssekretärin .

G
Gabriele Lösekrug-Möller (SPD):
Rede ID: ID1818920600


Herr Kollege Beck, ich antworte wie folgt: Die Bun-
desregierung hat der Kommission am 11 . April mitge-
teilt, wie die Richtlinie 2013/33/EU – das ist die Bezeich-
nung –, die sogenannte Aufnahmerichtlinie, in das Recht
der Bundesrepublik Deutschland umgesetzt wurde . Dies
erfolgte fristgerecht auf die Stellungnahme der Kommis-
sion vom 10 . Februar dieses Jahres .

Für das Asylbewerberleistungsgesetz gilt, dass die
Öffnungsklausel des § 6 Absatz 1 – er wurde gerade
schon in einer anderen Antwort erwähnt – den zuständi-
gen Leistungsbehörden die Möglichkeit eröffnet, beson-
deren, auch medizinischen, Bedürfnissen schutzbedürfti-
ger Personen, etwa im Hinblick auf eine Versorgung mit
psychotherapeutischen Behandlungsleistungen, im Sinne
der Aufnahmerichtlinie im Einzelfall Rechnung zu tra-
gen, wenn dies zur Sicherung der Gesundheit unerläss-
lich oder zur Deckung der Bedürfnisse von Kindern ge-
boten ist. Die Pflicht zur Identifizierung dieser Personen
obliegt den Ländern .

Ich will noch anfügen: Unbeschadet dessen prüft die
Bundesregierung derzeit, ob noch weiterer bundesrecht-
licher Regelungsbedarf besteht, etwa im Hinblick auf die
einheitliche Umsetzung der Richtlinienvorgaben in den
Ländern .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818920700

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818920800

Frau Staatssekretärin, die Diakonie Deutschland hat

in einer Stellungnahme zu dem Entwurf eines Gesetzes
zur Ermittlung von Regelbedarfen festgestellt, dass die
Leistungen für Erwachsene darin um rund 140 Euro un-
sachgemäß gekürzt worden sind . Was entgegnen Sie die-
ser Kritik, die sich ja auf Euro und Cent genau mit den
jeweiligen Beträgen umfangreich auseinandersetzt?

G
Gabriele Lösekrug-Möller (SPD):
Rede ID: ID1818920900


Diese Bewertung macht sich die Bundesregierung
nicht zu eigen .


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818921000

Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage .


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818921100

Sachlich haben Sie dem nichts entgegenzusetzen?


Klaus Ernst (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818921200
Ich erwarte schon, dass
Sie, wenn Sie hier einen Gesetzentwurf vorlegen und es
von einem der Spitzenverbände der Wohlfahrtspflege
eine detaillierte Kritik an Ihren Vorstellungen gibt, nicht
nur sagen, dass Sie anderer Auffassung sind, sondern
dem Parlament auch mitteilen, warum Sie anderer Auf-
fassung sind . Die Diakonie in Deutschland kommt bei
ihren Berechnungen zu einer Differenz von immerhin
140 Euro, von der sie sagt, sie sei unsachgemäß .






(A) (C)



(B) (D)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818921300

Sie haben das Wort .

G
Gabriele Lösekrug-Möller (SPD):
Rede ID: ID1818921400


Herr Kollege Beck, wir beide sind schon lange im Par-
lament und wissen, dass es bei jedem Gesetzgebungsvor-
haben ein Prozedere gibt, das immer auch eine Verbän-
deanhörung beinhaltet. Diese findet natürlich zu jedem
Gesetzesvorhaben statt. Wir haben es sehr häufig, dass
Wohlfahrtsverbände, deren Arbeit ich sehr schätze und
respektiere – ich will daran keinen Zweifel lassen –, im
Hinblick auf das, was wir vorschlagen, zu einer anderen
rechtlichen Bewertung kommen .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber können Sie das einmal begründen?)


Das ist auch in diesem Fall so . Aus der Sicht meines Hau-
ses und der Bundesregierung haben wir uns damit hinrei-
chend auseinandergesetzt . Wir kommen eben zu genau
dem Vorschlag, der jetzt Gegenstand ist .


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Keine Argumente offensichtlich!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818921500

Danke, Frau Staatssekretärin .

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmi-
nisteriums für Ernährung und Landwirtschaft . Die Fra-
gen 35 und 36 der Kollegin Ronja Schmitt, die Frage 37
des Kollegen Friedrich Ostendorff und die Fragen 38 und
39 der Kollegin Bärbel Höhn werden schriftlich beant-
wortet .

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmi-
nisteriums der Verteidigung . Die Frage 40 des Kollegen
Omid Nouripour und die Fragen 41 und 42 des Kollegen
Dr . Alexander S . Neu werden schriftlich beantwortet .

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend . Die
Fragen 43 und 44 der Kollegin Beate Walter-Rosenheimer
werden ebenfalls schriftlich beantwortet .

Damit kommen wir zum Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur .
Zur Beantwortung der Fragen steht der Parlamentarische
Staatssekretär Enak Ferlemann zur Verfügung .

Wir kommen zu den Fragen 45 und 46 des Kollegen
Matthias Gastel, den ich im Moment nicht entdecken
kann . – Es wird verfahren, wie in der Geschäftsordnung
vorgesehen .

Die Fragen 47 und 48 des Kollegen Stephan Kühn
werden schriftlich beantwortet .

Dann danke ich Ihnen, Herr Staatssekretär, für die Be-
reitschaft zur Beantwortung der Fragen .

Damit sind wir am Ende der Fragestunde .

Ich unterbreche die Sitzung des Plenums des Bundes-
tages bis zum Beginn der Aktuellen Stunde um 15 .40 Uhr .


(Unterbrechung von 15 .28 bis 15 .40 Uhr)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818921600

Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet .

Ich rufe den Zusatzpunkt 1 auf:

Aktuelle Stunde

auf Verlangen der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Konzentration in der Agro- und Saatgutindus-
trie durch die geplante Fusion der Bayer AG
und Monsanto

Ich eröffne die Aussprache . Das Wort hat die Kollegin
Katharina Dröge für die Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
nen .


Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818921700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Seit letzter Woche ist offiziell: 59 Milliarden
Euro will Bayer für den Gentechnikkonzern Monsanto
hinlegen; eine Riesensumme für ein Unternehmen mit
einem ziemlich schlechten Ruf .

Ich könnte heute lange darüber sprechen, warum
ich diese Fusion allein aus unternehmerischer Sicht für
Bayer nicht nachvollziehbar finde: das hohe finanzielle
Risiko, aber auch der immense Imageschaden, der damit
für Bayer verbunden ist . Aber ich glaube, das ist nicht
das Thema, mit dem wir uns als Deutscher Bundestag
beschäftigen müssen . Das Thema, um das es uns heute
gehen sollte, sind die gesamtwirtschaftlichen Folgen ei-
ner Fusion; die Folgen für die Verbraucherinnen und Ver-
braucher, die Folgen für die anderen Unternehmen und
auch die Folgen für die Umwelt .

Bei einem Blick auf die Folgen einer Fusion von
Bayer und Monsanto sieht es schlecht aus . Schon jetzt
haben Bayer und Monsanto auf dem Saatgut- und Pesti-
zidmarkt enorme Marktanteile und enorme Marktmacht .
Eine Fusion dieser beiden Unternehmen würde zu ei-
nem Megakonzern führen, der weltweit fast ein Drittel
des Saatgutes und ein Viertel der Pestizide kontrollieren
würde . Die Verliererinnen und Verlierer dieses neuen me-
gamächtigen Konzernes wären unter anderem die Land-
wirtinnen und Landwirte, die einem noch höheren Druck
ausgesetzt wären . Sowohl den Landwirten in Deutsch-
land als auch den Kleinbauern in den Entwicklungslän-
dern könnte diese Fusion die Lebensgrundlage entziehen .

Bei einer Fusion von Bayer und Monsanto erwarten
wir, dass es für die Verbraucherinnen und Verbraucher
massive negative Effekte geben wird . Es wird zu einer
Verschlechterung im Bereich der Lebensmittel kommen,
zu einer Verschlechterung der Auswahl . Mehr als 70 Pro-
zent der Deutschen sagen, sie wollen kein Genfood auf
ihrem Teller . Aber genau das ist ein Teil der Strategie der
Fusion von Bayer und Monsanto .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) (C)



(B) (D)


Mit dieser Marktmacht von Bayer und Monsanto wird
auch der politische Einfluss dieses neuen Megakonzernes
steigen, etwa der politische Einfluss in Brüssel. Wir se-
hen schon jetzt den Einfluss, den beide Konzerne bei der
Zulassung von Glyphosat ausüben . Wir sehen schon jetzt
den Einfluss, den beide in den USA und hier in Euro-
pa bei der Kennzeichnung von Gentechnik und anderem
ausüben. Dieser politische Einfluss wird steigen, wenn
diese beiden Konzerne fusionieren . Auch das müssen wir
uns anschauen, und auch das müssen wir diskutieren .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Aus diesem Grund sage ich: Die Kartellbehörden
müssen sehr genau hinschauen, ob sie diese Fusion ge-
nehmigen wollen oder nicht . Da höre ich sehr negative
Signale von den Expertinnen und Experten, sowohl auf
europäischer Ebene als auch von deutschen Kartellrecht-
lern . Viele Experten sagen: Eigentlich kann man diese
Fusion gar nicht verhindern; denn beide Unternehmen
agieren auf unterschiedlichen Märkten, das eine auf dem
Saatgutmarkt, das andere auf dem Pestizidmarkt . Das
seien zwei unterschiedliche Märkte . Damit könne nicht
festgestellt werden, dass die Marktmacht relevant steige .

Ich sage Ihnen: Wer so eine verengte, so eine altmo-
dische Blickweise im Bereich des Kartellrechts hat, der
trägt den Gefahren und Risiken sowie der wirtschaftli-
chen Bedeutung dieses Konzerns nicht Rechnung .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Denn was ist das wirtschaftliche Ziel dieser Fusion?
Warum ist Bayer bereit, fast 60 Milliarden Euro für so
einen Konzern wie Monsanto auszugeben? Es geht genau
um die Marktmacht, die durch die Fusion beider Kon-
zerne entstehen wird . Denn Bayer und Monsanto wol-
len gemeinsam Koppelprodukte verkaufen . Bayer und
Monsanto setzen gerade darauf, eine Kombilösung aus
Saatgut und Pestizid anzubieten und den Bäuerinnen und
Bauern zu sagen: Wenn du mein Saatgut kaufst, dann
musst du das Pestizid dazukaufen, und ich habe Saatgut,
das genau auf dieses Pestizid optimiert wird .

Damit wird die Marktmacht eben nicht auf beiden
Märkten separat in irgendeiner Weise betroffen sein, son-
dern die Marktmacht wird auf beiden Märkten zunehmen
und einen massiven Einfluss bringen. Wenn die Bundes-
kartellbehörden das nicht berücksichtigen, dann greifen
sie zu kurz . Es ist gerade bei integrierten Konzernen, bei
großen, international agierenden Konzernen im Wettbe-
werbsrecht in der letzten Zeit immer häufiger zu beob-
achten gewesen, dass die Blickweise des Bundeskartell-
amts und der Europäischen Kommission zu eng war .

Dasselbe war bei der Fusion zwischen Facebook und
WhatsApp zu sehen . Auch da haben die Wettbewerbsbe-
hörden gesagt: Das sind zwei unterschiedliche Märkte;
Facebook und WhatsApp agieren auf unterschiedlichen
Märkten . – Wir haben gesagt: Nein, beide haben einen
Messengerdienst, und die Fusion zielt darauf, dass Face-
book einen unliebsamen Konkurrenten vom Markt weg-
kaufen will .

Kurze Zeit nach der Fusion haben wir festgestellt:
Facebook hat die AGBs verschlechtert, also eine massi-
ve Marktverschlechterung für die Konsumentinnen und
Konsumenten durchgesetzt . Jetzt, zwei Jahre später, be-
schäftigt sich die Europäische Kommission damit . Jetzt
hat auch das Bundeskartellamt angefangen, sich mit der
Frage der Datenschutzverschlechterung auseinanderzu-
setzen . Aber ich sage Ihnen: Das ist zu spät .

Wenn man solche Fusionen betrachtet, dann muss man
am Anfang ansetzen, und dann müssen wir darüber re-
den, ob wir die Marktabgrenzung nicht anders definieren
müssen . Dabei ist es gegebenenfalls auch notwendig –
das wird sich bei der Fusion von Bayer und Monsanto
zeigen –, dass wir eine Reform des Wettbewerbsrechts
auf europäischer Ebene und gegebenenfalls auch auf
nationaler Ebene durchführen, damit diese Fusion von
Bayer und Monsanto verhindert werden kann .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818921800

Der Kollege Dr . Matthias Heider hat für die CDU/

CSU-Fraktion das Wort .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Matthias Heider (CDU):
Rede ID: ID1818921900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau

Kollegin Dröge, das ist wieder einmal eine ganz vor-
schnelle Aktuelle Stunde, die wir heute auf Ihr Verlangen
abhalten .


(Dr . Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine vorschnelle Aktuelle Stunde! Eine Aktuelle Stunde ist aktuell!)


Ich dachte eigentlich schon heute Morgen im Wirt-
schaftsausschuss, wir wären uns darüber einig gewesen,
dass politischer Druck auf Kartellbehörden eben nicht
das ist, was wir wollen . Ich glaube, mit dieser Aktuellen
Stunde machen wir gerade genau das Gegenteil .

Kennen Sie den Inhalt des Übernahmevertrages der
beiden Parteien? Haben Sie ihn gelesen? Hat irgendein
Mitglied dieses Hauses ihn gelesen?


(Dr . Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich kenne die beiden Konzerne!)


Nein, Sie haben ihn nicht gelesen . Sie blicken auf Markt-
daten, stellen Vermutungen an und machen das zu einer
Grundlage für eine Aktuelle Stunde . Das ist ein bisschen
dürftig, meine Damen und Herren .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wenn wir uns die einzelnen Punkte ein bisschen näher
anschauen, dann geht es vor allen Dingen um die Frage:
Was prüfen Kartellbehörden eigentlich, wenn es denn
so weit ist? Wir müssen zunächst einmal bestimmen,
welche Märkte betroffen, welche Märkte relevant sind .
Bayer und Monsanto müssen dann nachweisen, wie die
Verhältnisse der Produktion für diese Märkte bei ihnen
wirklich sind .

Katharina Dröge






(A) (C)



(B) (D)


Ein kurzer Überblick – das hätten Sie auch machen
können – zeigt aber Folgendes: Bayer ist auf dem Ge-
biet der Chemie, der Gesundheit und der Agrochemie
tätig . Im Geschäftsjahr 2015 hat Bayer einen Umsatz
von 46 Milliarden Euro erzielt . Monsanto produziert
Saatgut für Obst, Gemüse und Nutzpflanzen wie Mais,
Sojabohnen und Baumwolle, und das maßgeblich für den
amerikanischen Markt, mit einem Volumen von unge-
fähr 15 Milliarden Dollar . Überschneidungen zwischen
den beiden Unternehmen – man spricht dabei übrigens
von deckungsgleichem Geschäft, und ausschließlich um
diesen Aspekt wird es gehen – gibt es auf den Gebieten
Pflanzenschutz und Saatgut.

Dass die Übernahme von Monsanto durch Bayer
Bayer zur weltweiten Nummer eins im Geschäft mit
Agrochemie machen wird, ist, glaube ich, insgesamt eher
ein Vorteil als ein Nachteil .


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nein!)


Nicht zu verkennen ist, dass in diesem Bereich große Fu-
sionen wie von Dow und DuPont und von Syngenta und
ChemChina stattfinden. Eine Marktbetrachtung muss
deshalb auch das berücksichtigen .

Bayer ist ein Vorzeigeunternehmen in Deutschland .
Es liegt in unserem nationalen Interesse, dass wir einen
wettbewerbsfähigen Marktteilnehmer im internationalen
Geschäft heben, der sich europäischen Standards ver-
pflichtet fühlt, die gute Standards sind und für die wir
auch in internationalen Verträgen eintreten .


(Beifall bei der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das passt alles nicht zur Nachhaltigkeitsstrategie! Wir müssen Chemie reduzieren!)


– Erst einmal zuhören, Frau Künast!


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich höre ja zu!)


Darüber hinaus prüfen die Behörden die Auswirkun-
gen auf Bauern und Verbraucher . Hier müssen wir uns
kritisch mit den Informationen auseinandersetzen . Das
geht aber nicht über einzelne Produkte, die Ihnen viel-
leicht die Haare zu Berge stehen lassen, mit denen Sie
sich aber auseinandersetzen müssen .

Im Übrigen ist die Eigentümerstruktur ein ganz in-
teressanter Aspekt . BlackRock ist sowohl an Bayer als
auch an Monsanto beteiligt . Ob dadurch wirklich eine
Auswirkung auf den Wettbewerb besteht, werden die
Kartellbehörden im Einzelnen nachprüfen müssen . Das
liegt nicht ohne Weiteres auf der Hand .

Diese Prüfungen dauern eine Zeit lang . Deswegen ist
die Union überrascht, dass Sie schon heute eine Aktuelle
Stunde dazu lostreten .


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erst wenn es vorbei ist?)


Diese Verfahren sind nicht von heute auf morgen durch-
zuführen . Wenn Sie sich wenigstens angesehen hätten,
welche Wirkung das für den Bereich Forschung und Ent-
wicklung haben wird, dann hätten Sie erkannt, dass die

Synergien, die die beiden Unternehmen im Bereich der
Agrochemie darstellen können, immerhin ein Volumen
von 2,5 Milliarden Euro haben . 2,5 Milliarden Euro für
Forschung und Entwicklung! Ich wäre als Wirtschafts-
politiker ganz zufrieden, wenn wir das am Standort
Deutschland halten würden und nicht irgendwo anders
in der Welt .


(Beifall bei der CDU/CSU – Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wozu braucht es in diesem Bereich noch Synergien?)


Der letzte Aspekt, der ebenso wichtig ist, ist: Die Welt
wird von immer mehr Menschen bevölkert . Wir werden
für die Nahrungsversorgung der Menschen in den nächs-
ten Jahrzehnten Lösungen brauchen .


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht mit Chemie!)


Ich glaube, dass integrierte Lösungen, die in den Berei-
chen Saatgut und Pflanzenschutz angesiedelt sind, dazu
einen guten Beitrag leisten . Der Beitrag ist nicht, dass
wir nichts tun, Frau Künast . Unser Beitrag besteht darin,
mutig nach vorne zu schauen und nicht in den Rückspie-
gel .

Danke schön .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818922000

Das Wort hat die Kollegin Eva Bulling-Schröter für

die Fraktion Die Linke .


(Beifall bei der LINKEN)



Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818922100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Im Wort „Konzern“ steckt schon das Wort „Konzentra-
tion“ . Was aber jetzt mit der Übernahme von Monsanto
durch den Bayer-Konzern entsteht, ist ein bislang nicht
gekannter Superkonzern, der größte Agrokonzern der
Welt . Das sollte uns das Fürchten lehren . Ich sage Ihnen:
Ich empfinde dies als massive Bedrohung. Wir haben da-
mit im Agrarbereich eine bislang nicht gekannte Macht-
konzentration und damit eine ungeheuerliche Kontrolle
über die Ernährung, die Gesundheit und das Leben von
Milliarden Menschen . Ich gebe zu: Das macht mir Angst .
Sicherlich geht es vielen Menschen genauso .


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der neue Konzern wird das weltweite Geschäft mit
Saatgut und Pestiziden kontrollieren . Die Ernährung
der Weltbevölkerung liegt damit in der Hand eines Su-
perkonzerns, und es ist keine Menschenliebe, die die-
sen Konzern treibt . Es ist der Griff nach dem Leben der
Menschen, die totale Kontrolle der Ernährungsgrundlage
von Milliarden . Mit dem Geschäftsmodell von Bayer/
Monsanto wird es keine Artenvielfalt bei Insekten und
Vögeln mehr geben . Die Sortenvielfalt bei Getreide, Ge-
müse und Früchten wird beschränkt . Der Konzern wird
die Preise diktieren und noch mehr Bauern in Armut
stürzen . Für die Soja- und Maismonokulturen werden im

Dr. Matthias Heider






(A) (C)



(B) (D)


gleichen Konzern unwahrscheinliche Mengen an Pesti-
ziden produziert . Der Konzern setzt auf Genmanipula-
tionen in großem Stil . Die Folge dieses Horrors sind auf
Jahre kaputte Böden und Gefährdung des Grundwassers .
Es sind die Lebensgrundlagen, die mit diesem Chemie-
konzern zerstört werden . Dies ist der größte Zugriff auf
das Leben, den es je gegeben hat . Das wollen wir nicht
zulassen .


(Beifall bei der LINKEN)


Bayer war schon einmal der größte Chemiekonzern
der Welt, vor rund 75 Jahren . Ich möchte hier nicht die
Geschichte dieses Konzerns aufrollen . Aber eines war
schon immer Sache des Bayer-Konzerns und seiner Vor-
gänger: die Einteilung in richtiges und falsches Leben .
Heute sprechen wir von Biopatenten, die genau dafür
stehen: das vermeintlich Richtige zu verbreiten und das
vermeintlich Falsche auszumerzen . Der Konzern macht
damit Profit.

Ich bin schon lange Mitglied im Beirat der Coordi-
nation gegen Bayer-Gefahren, die mit den Kritischen
Aktionären hervorragende Aufklärungsarbeit leistet . Sie
informieren zum Beispiel, welche weltweiten Marktan-
teile der neue Superkonzern erreicht: Bei Pestiziden sind
es 25 Prozent, beim Saatgut für Ackerböden rund 30 Pro-
zent und bei Genpflanzen weit über 90 Prozent. 90 Pro-
zent, meine Damen und Herren! Da frage ich mich: Wol-
len wir das wirklich? Sie schon, aber die anderen nicht .

Mit der Fusion ist der Superkonzern dem Weltmarkt-
monopol für die gesamte Agrarwirtschaft gefährlich nahe
gekommen . Ich sage Ihnen: Das dürfen wir nicht zulas-
sen .


(Beifall bei der LINKEN)


66 Milliarden Dollar: Das ist die größte Investition eines
deutschen Konzerns im Ausland . Dieses Geschäft wird
sich Bayer durch TTIP absichern lassen wollen . Handels-
hemmnisse sollen fallen, damit der Superkonzern freie
Bahn hat und die Märkte in Europa für die Gentechnik-
produkte aus den USA geöffnet werden . An dem neuen
Superkonzern kommt dann niemand mehr vorbei .

Es geht darum, für Glyphosat die Bahn freizumachen,
und zwar möglichst unbefristet . Bahn frei für Gentechnik
auch auf unseren Äckern . Nur Monsantos gentechnisch
manipulierte Designerpflanzen überleben Glyphosat
überhaupt . Alles andere überlebt auf den Äckern nicht .

Es heißt, dass Frau Merkel gute Kontakte zum Auf-
sichtsratsvorsitzenden von Bayer pflegt. Sie hatte sich im
August überraschend für Monsantos Pflanzenschutzmit-
tel Glyphosat ausgesprochen, das die Weltgesundheitsor-
ganisation für wahrscheinlich krebserregend hält .

Ich erwarte jetzt, dass das Kartellamt bei dieser Fusion
einschreitet . Wir brauchen genau das Gegenteil der welt-
weiten großtechnischen Monopolisten, das Gegenteil
dieses Irrsinns von Weltkonzernen, die immer größer und
gefräßiger werden . Wir sollten unsere Gesundheit sowie
die Selbstbestimmung über unsere Ernährung eben nicht
diesem Chemie- und Gentechnikkonzern ausliefern .


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Mehrheit der Bevölkerung hier in Europa wünscht
das nicht . Wir wollen keinen Genfraß . Den wollen wir
weder aus den USA noch aus anderen Ländern, sondern
wir wollen gesunde Lebensmittel . Und wir wollen den
Zugriff auf unsere Lebensmittel selbst behalten und ihn
nicht Konzernen für deren Profit opfern.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818922200

Die Kollegin Elvira Drobinski-Weiß hat für die

SPD-Fraktion das Wort .


(Beifall bei der SPD)



Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1818922300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Jetzt beginnt eine neue Zeit in der Landwirtschaft –
eine Zeit mit bedeutenden Herausforderungen, die
neue nachhaltige Lösungen und Technologien ver-
langt, …

Wenn es mir nicht direkt im Halse stecken bleiben
würde, würde ich über diesen Teil der Pressemitteilung
aus dem Hause Bayer zur Fusion mit Monsanto lachen;
denn Monsantos Geschäftsmodell ist ja bekanntermaßen
sehr weit von allem entfernt, was tatsächlich nachhaltig
ist .


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Das betrifft vor allem das gentechnisch veränderte Saat-
gut, mit dem der Konzern einen großen Teil seines Gel-
des verdient .

Seit Jahrzehnten verspricht Monsanto, dass damit der
Hunger in der Welt besiegt werden kann . Genau das steht
jetzt auch wieder in der eingangs zitierten Pressemittei-
lung: Man könne nun die Herausforderungen unserer
Zeit besser meistern und bis zum Jahr 2050 zusätzlich
3 Milliarden Menschen ernähren . – Ich bin es so leid,
ständig diese Versprechen zu hören . Es gibt sie nämlich
nicht, diese wunderbaren neuen Pflanzen, die Dürren
besser überstehen oder Kleinbauern in Entwicklungslän-
dern höhere Erträge bringen .

Monsanto macht sein Geld bisher vor allem mit gen-
technisch veränderten Pflanzen, die gegen das ebenfalls
von Monsanto verkaufte Glyphosat unempfindlich sind,


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


mit gentechnisch veränderten Pflanzen, die – bestimmt
für die Fleisch- und Milchproduktion in Industrielän-
dern – vor allem ins Tierfutter gehen . Das hilft nirgend-
wo auch nur irgendeinem hungernden Kind .


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die „Wir besiegen den Hunger“-Slogans sind reine PR –
mehr nicht . Diese Gentechnik, die weltweit den Bauern,
den Verbraucherinnen und Verbrauchern bzw . einer ge-
samten Gesellschaft nutzt, gibt es nicht .

Eva Bulling-Schröter






(A) (C)



(B) (D)


Der Bayer-Konzern, der immerhin 60 Milliarden Euro
für Monsanto bezahlt hat – ich habe gelesen, dass das
Geld eigentlich gar nicht da ist –, muss dieses Geld je-
denfalls wieder hereinholen . Gerade weil ich mich schon
seit einiger Zeit mit Gentechnik und mit Monsanto be-
schäftige, habe ich erhebliche Zweifel daran, dass dies
tatsächlich auch auf nachhaltigem Wege und zum Nutzen
von Bauern, von Verbraucherinnen und Verbrauchern
und der Umwelt passieren wird und nicht ausschließ-
lich zum Nutzen der Aktionäre . Nachhaltigkeit bedeutet,
Vielfalt zu fördern und nicht auf Patente zu setzen, die
sich Kleinbauern gar nicht leisten können . Nachhaltigkeit
bedeutet auch, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in
der Landwirtschaft so gering wie möglich zu halten und
nicht Landwirte noch abhängiger von einem Anbieter zu
machen .


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Der Presse entnehme ich, dass die Kartellbehörden den
Zusammenschluss als unproblematisch bewerten könn-
ten . Monsanto sei ja vor allem in Amerika aktiv, Bayer in
Europa . Allerdings hätte Bayer offenbar nach der Fusion
einen Marktanteil von 90 Prozent bei gentechnisch ver-
ändertem Saatgut . Und das soll kein Monopol sein? Ich
hoffe, dass die Kartellbehörden sehr genau hinschauen .

Ich sehe hier eine massive Marktkonzentration und
damit Marktmacht . Je weniger Konzerne den Markt do-
minieren, desto weniger haben wir – ich meine uns alle
als Verbraucherinnen und Verbraucher – eine Chance,
selbst zu bestimmen, was wir essen .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Gleichzeitig laufen wir Gefahr, dass unser aller politi-
sches Engagement für eine nachhaltigere Landwirtschaft
schlicht verpufft, weil wir eine solche Marktmacht und
Dominanz einiger weniger Konzerne im Nachhinein gar
nicht mehr eingrenzen können .

Ich bin deshalb höchst besorgt über diese Fusion, und
ich kann nur an die Aufsichtsbehörden appellieren, be-
sonderes Augenmerk auf die Folgen dieses Deals für uns
alle, für die Landwirte und für die Verbraucherinnen und
Verbraucher, sowie für die Umwelt zu richten .

Vielen Dank .


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1818922400


Vielen Dank . – Für die CDU/CSU-Fraktion spricht
jetzt Dr . Kristina Schröder .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Kristina Köhler (CDU):
Rede ID: ID1818922500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Worüber reden wir heute?


(Zurufe von der SPD und der LINKEN: Gute Frage!)


Eigentlich darüber, dass ein großes und traditionsreiches
deutsches Unternehmen ein amerikanisches Unterneh-
men übernimmt – ein in der Tat großer Deal, bei dem sich
zwei Unternehmen zusammenschließen, deren Portfolio
und deren Pipeline sich in hohem Maße ergänzen . Das
künftige Unternehmen wird ein deutsches Unternehmen
sein und bewegt sich damit im regulatorischen Rahmen
der EU und der Bundesrepublik Deutschland . Und diesen
Rahmen setzen wir hier als Deutscher Bundestag .


(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Aber so nüchtern betrachtet die Opposition in diesem
Haus das leider nicht .

Im Kern geht es in der heutigen Debatte nämlich nicht
um die Übernahme; es geht um Monsanto an sich .


(Karin Binder [DIE LINKE]: Genau! – Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Um beides! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht um die Konzentration bei Saatgut!)


In der Tat kann man sich kritisch mit Monsanto auseinan-
dersetzen . Man kann diskutieren über manche Geschäfts-
modelle, über einige Vertragskonditionen, über den Um-
gang des Unternehmens mit Patenten . Über all das kann
man sachlich diskutieren .


(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit einem Monopol können Sie nicht diskutieren!)


Aber was machen Sie, vor allen Dingen Sie von den Grü-
nen?

In einigen Wochen, am 14 . Oktober, wird auf dem
Platz vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den
Haag ein Schauprozess inszeniert werden,


(Dr . Philipp Lengsfeld [CDU/CSU]: Wahrscheinlich wieder mit unserem Geld! – Dr . Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Was hat denn das mit einem Schauprozess zu tun?)


unterstützt von Attac, Greenpeace, manchem dubiosen
Wissenschaftler – und von Renate Künast,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Danke, dass Sie mich genannt haben!)


sogenannte Botschafterin dieses selbsternannten Tri-
bunals .


(Zuruf von der CDU/CSU: Die hat überall ihre Finger drin!)


Elvira Drobinski-Weiß






(A) (C)



(B) (D)


Angeklagt: Monsanto . Und zwar wegen – ich zitiere aus
einem Schreiben Renate Künasts – „Verbrechen gegen
die Menschlichkeit und Ökozids“ .


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, Verbrechen gegen die
Menschlichkeit! Ökozid! Das ist ein Begriff, der bewusst
dem Begriff des Genozids, des Völkermords, nachgebil-
det ist . Geht es nicht auch eine Nummer kleiner?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg . Dr . Wilhelm Priesmeier [SPD])


Was Sie hier machen, das ist keine Diskussion, das ist
eine Dämonisierung: eine Dämonisierung eines Unter-
nehmens, eine Dämonisierung einer ganzen Branche,
eine Dämonisierung einer ganzen Technologie .


(Beifall bei der CDU/CSU – Eva BullingSchröter [DIE LINKE]: IG Farben! Zyklon B!)


Sie unterteilen die Welt ja gern in Gut und Böse: hier
die böse Gentechnik, dort die gute Biolandwirtschaft;
hier die böse Industrienahrung, dort die guten Ökopro-
dukte; hier die bösen Lobbyisten, dort die guten Interes-
senvertreter . Tatsachen lassen sich aber mit einer ideolo-
gischen Brille nicht rational erfassen .


(Ralph Lenkert [DIE LINKE]: Agent Orange!)


Gerade bei neuen Technologien bedarf es einer rationa-
len Bestandsaufnahme . Bewiesene Risiken multipliziert
mit der Eintrittswahrscheinlichkeit müssen abgewogen
werden gegen Chancen, die auch wiederum multipliziert
werden müssen mit ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit .


(Beifall bei der CDU/CSU – Eva BullingSchröter [DIE LINKE]: Wir wollen kein Genfood!)


Das bedeutet für die Grüne Gentechnik nach heutigem
Stand der Wissenschaft: Gentechnisch veränderte Pflan-
zen


(Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Wir wollen die aber nicht!)


werden heute weltweit in 20 Ländern von circa 20 Milli-
onen Landwirten angebaut auf über 150 Millionen Hek-
tar Ackerfläche.


(Niema Movassat [DIE LINKE]: Schlimm! Ganz schlimm!)


Im Vergleich: Deutschland ist gerade einmal 35 Milli-
onen Hektar groß . In den letzten 25 Jahren haben sich
mehr als 500 unabhängige Forscherteams mit Untersu-
chungen zur biologischen Sicherheit transgener Pflanzen
beschäftigt .


(Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Wir wollen sie trotzdem nicht essen!)


In keiner dieser Untersuchungen konnten negative Aus-
wirkungen von gentechnisch veränderten Organismen
festgestellt werden,


(Beifall bei der CDU/CSU)


auch nicht bei den vieldiskutierten Auskreuzungen .


(Dr . Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Das ist Quatsch! Das könnten Sie besser wissen!)


Es gibt aber auf der anderen Seite beachtliche Chan-
cen, etwa durch den Einsatz des sogenannten Genome
Editing,


(Zuruf von der LINKEN: An deutschem Wesen soll die Welt genesen, ja?)


der größten methodischen Innovation in der Mikrobiolo-
gie seit mehr als 20 Jahren,


(Niema Movassat [DIE LINKE]: Haben Sie einen Beratervertrag mit Monsanto unterschrieben?)


die es mit einer nicht gekannten Präzision und Erfolgs-
aussicht ermöglicht, Pflanzen resistent gegen Krankhei-
ten zu machen,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt schon resistente Pflanzen!)


Abstoßungsreaktionen bei gespendeten Organen zu ver-
mindern und sogar Antibiotikaresistenzen zu bekämpfen .


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Sind Sie die Pressesprecherin?)


Beachtliche Chancen gibt es aber auch für unsere
deutsche Wirtschaft . Es wäre ja ganz schön, wenn es wie-
der einmal eine Technologie gäbe, bei der Deutschland
voranschreitet und sich nicht ängstlich wegduckt .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Beachtliche Chancen gibt es auch für die Bekämpfung
von Hunger und Krankheit in der Welt .


(Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Stimmt doch gar nicht!)


Der sogenannte Goldene Reis, der mit Vitamin A ver-
setzt ist, könnte jedes Jahr 250 000 bis 500 000 Kinder
vor der Erblindung bewahren .


(Dr . Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Sind Sie Pressesprecherin von Monsanto?)


Das kann Sie doch nicht kaltlassen .


(Widerspruch bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, 10 Milliar-
den Menschen werden 2050 auf unserer Welt leben . Um
alle Menschen satt zu bekommen, müssen die Landwirte
unserer Welt ihren Ertrag nahezu verdoppeln . Hier die
Chancen einer vielversprechenden Technologie ohne

Dr. Kristina Schröder (Wiesbaden)







(A) (C)



(B) (D)


fundierten Beweis ihrer Schädlichkeit einfach abzuleh-
nen und entsprechende Unternehmen zu verteufeln,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fragen Sie doch mal die katholischen Bischöfe!)


das ist naiv,


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind naiv! – Eva BullingSchröter [DIE LINKE]: Sie sind naiv!)


das ist verantwortungslos, und das ist auch dekadent .


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr . Thomas Gambke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Thema verfehlt!)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1818922600

Vielen Dank . – Nächster Redner für die Fraktion Die

Linke ist der Kollege Niema Movassat .


(Beifall bei der LINKEN)



Niema Movassat (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1818922700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau

Dr . Schröder, ich muss sagen: Das war eine wunder-
bare Bewerbung als Pressesprecherin für den neuen
Bayer-Monsanto-Konzern .


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr . Michael Fuchs [CDU/CSU]: Zur Sache!)


Fakt ist: Es gibt für Menschen nichts Grundlegenderes
als den sicheren Zugang zu Nahrung . Nichts wäre ge-
fährlicher, als wenn ein Konzern die globale Nahrungs-
mittelproduktion beherrscht; denn er entscheidet dann,
ob man Nahrung bekommt und zu welchem Preis . Ge-
nau diese Gefahr droht durch die geplante Übernahme
von Monsanto durch Bayer . Schon heute beherrschen
zehn Konzerne drei Viertel des Marktes für kommer-
zielles Saatgut – zehn Konzerne, die entscheiden, was
angebaut wird, was wir essen . Der neue Megakonzern
Bayer-Monsanto wird eine bislang ungekannte, gefähr-
liche Marktmacht im Bereich Saatgut, Gentechnik und
Pestizide besitzen. Allein im Bereich der Genpflanzen
wird das neue Unternehmen über 90 Prozent des Marktes
beherrschen . Statt der Macht einiger weniger Konzerne
brauchen wir eine Demokratisierung des Agrarmarktes,
weil der Zugang zu Nahrung ein Menschenrecht ist . Des-
halb hoffe ich, dass die Kartellbehörden diesem Deal ei-
nen Riegel vorschieben werden .


(Beifall bei der LINKEN – Dr . Matthias Heider [CDU/CSU]: Lassen Sie die doch erst mal entscheiden, bevor Sie da was fordern!)


Die geplante Übernahme ist jedoch nicht die einzi-
ge Strategie von Bayer, um seine globale Marktmacht
weiter auszubauen . Eine andere, viel zu wenig beach-
tete liegt in der intensiven Kooperation von Bayer mit
der Bundesregierung im Rahmen der Entwicklungszu-
sammenarbeit . Nehmen wir das Beispiel Afrika . Dort
stellen die Bauern noch bis zu 90 Prozent des Saatguts
eigenständig her . Diese Kleinbauern verweigern sich

zum Glück bisher nicht nur dem patentierten Saatgut der
Konzerne; nein, sie verbrauchen auch nur 2 bis 5 Pro-
zent der global eingesetzten Pestizide . Das soll sich nach
Meinung von Bayer, Monsanto und Co . besser heute als
morgen ändern . Beide Konzerne haben es dabei in den
letzten Jahren meisterhaft verstanden, die Entwicklungs-
zusammenarbeit als Türöffner für die Erschließung neuer
Märkte zu nutzen .

So üben sie über die sogenannte „Neue Allianz für Er-
nährungssicherung“ der G-7-Staaten erheblichen Druck
auf afrikanische Länder aus, ihre Gesetzgebung im Sinne
der Agrarkonzerne zu verändern . Bauern soll verboten
werden, ihr traditionelles Saatgut miteinander zu teilen
und zu tauschen .


(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Perfide ist das!)


Zugleich hat Monsanto mit der Bill-Gates-Stiftung
eine grüne Revolution für Afrika ausgerufen, in der auch
Gentechnik eine wichtige Rolle spielt .

Bayer wiederum hat in Kenia Bauern geschult – im
Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit .
Sollte alles angeblich produktneutral sein . Bestimmt ist
es nur Zufall, dass der Pestizidabsatz von Bayer darauf-
hin um 20 Prozent stieg . Diese Schulungen sollen im
Rahmen der Grünen Zentren, einem Lieblingsprojekt
von Entwicklungsminister Müller, weitergehen – wohl
bald auch mit Monsanto-Produkten im Sortiment .


(Dr . Matthias Heider [CDU/CSU]: Sie wollten doch was zur Fusionskontrolle sagen!)


Wir haben als Linke die Kooperation zwischen staatli-
cher Entwicklungszusammenarbeit und Agrarkonzernen
stets abgelehnt . Die bevorstehende Übernahme bringt
das Fass aber zum Überlaufen . Deshalb, liebe Bundesre-
gierung: Beenden Sie die Zusammenarbeit! Keine Steu-
ergelder und keine Kooperation mit Bayer-Monsanto!


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg . Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wenn Vertreter dieser Unternehmen von Hungerbe-
kämpfung sprechen, geht es nicht um die Teller der Ar-
men, sondern um die Taschen ihrer Aktionäre .


(Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Genau!)


Ihre umweltzerstörenden Gentechnik-Pestizid-Kombina-
tionen kann sich kaum ein Kleinbauer leisten . Die Klein-
bauern, die es kaufen, verschulden sich massiv . In Indien
haben sich in den letzten 20 Jahren 300 000 Kleinbauern
deshalb das Leben genommen,


(Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Genau!)


weil sie die Kredite bei den Agrarkonzernen nicht mehr
bedienen konnten .


(Zuruf der Abg . Dr . Kristina Schröder [Wiesbaden] [CDU/CSU])


Die Agrarkonzerne stillen ihren Hunger nach Profit auf
den Rücken – und manchmal auch auf den Leichen – von

Dr. Kristina Schröder (Wiesbaden)







(A) (C)



(B) (D)


Millionen Kleinbauern . Und die Bundesregierung hilft
tatkräftig mit . Damit muss endlich Schluss sein!


(Beifall bei der LINKEN)


Wer den Hunger auf der Welt erfolgreich bekämpfen
will, muss eine völlig andere Agrarpolitik betreiben . Die
staatlich finanzierte Agrarforschung muss die lokalen
Probleme und Erfordernisse von Kleinerzeugern in den
Mittelpunkt stellen . Es muss darum gehen, Kleinbauern
zu unterstützen und zu stärken . Wer sich vor der Aufga-
be drückt, das Ernährungssystem zu demokratisieren und
die Macht der Agrarkonzerne zu beschneiden, wird eine
Welt ohne Hunger nicht erreichen .

Jetzt darf ich Sie alle noch überraschen. Ich finde eine
Sache bei dem Bayer-Monsanto-Deal gut,


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


nämlich dass die öffentliche Kritik an der bisherigen
Agrarpolitik zunehmen wird . Denn in Umfragen be-
zeichnen Menschen Monsanto regelmäßig als das meist-
gefürchtete Unternehmen, als Symbol für alles, was auf
dem Agrarmarkt schiefläuft: genmanipulierte Pflanzen,
Gifteinsatz in der Landwirtschaft, Patente auf die Natur,
Gewinnstreben vor Umweltschutz . Bayer steht aber dem
US-Konzern in nichts nach . Das wird nun hoffentlich
auch der breiten Öffentlichkeit bewusst, und damit wird
hoffentlich der Druck auf die Bundesregierung erhöht,
endlich die unheilige Allianz mit den Agrarkonzernen ein
für alle Mal zu beenden .

Danke .


(Beifall bei der LINKEN)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1818922800

Vielen Dank . – Jetzt hat Rita Hagl-Kehl, SPD-Frakti-

on, das Wort .


(Beifall bei der SPD)



Rita Hagl-Kehl (SPD):
Rede ID: ID1818922900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Die ganze Welt blickt momentan auf die Fu-
sion von Monsanto und Bayer . Es ist die bislang größ-
te Übernahme eines deutschen Konzerns im Ausland .
Damit wird Bayer zusammen mit Monsanto der größte
Anbieter von Saatgut und Agrochemie auf dieser Welt
werden . Unser Landwirtschaftsminister Schmidt hat die
Übernahme begrüßt . Seine Erwartung ist, dass Bayer die
Nachhaltigkeitsstrategie auf Monsanto überträgt . Eben-
so erwartet er Potenzial für die digitale Technik . – Auf
diesen Punkt wird mein Kollege Rainer Spiering noch
eingehen .

Grundsätzlich bewerte ich Innovationsbereitschaft be-
züglich Umweltverträglichkeit und ressourcenschonen-
der Landwirtschaft natürlich als positiv . Wir können nur
die Hoffnung aussprechen, dass diese positive Beeinflus-
sung auch im Bereich der Reduktion der Pflanzenschutz-
mittel stattfinden wird.

Die Ziele der SPD sind eindeutig: Wir wollen eine flä-
chendeckend wirtschaftende, multifunktionale Landwirt-
schaft . Hier ist das Prinzip der Nachhaltigkeit besonders

wichtig . Wir wollen bäuerliche Landwirte mit hofnahen
Kreisläufen und ländliche Gemeinschaften, in die sie ein-
gebettet sind, und wir wollen eine Reduzierung des Ein-
satzes von Pflanzenschutzmitteln. Deswegen sehen wir
einige Punkte dieser Übernahme äußerst kritisch .

Wir hören auf die Ängste der Landwirte . Sie haben
Angst vor Preiserhöhungen . Sie haben Angst davor, in
Abhängigkeiten beim Saatgut zu geraten . Wir kennen ja
alle die Beispiele aus Amerika: Saatgut darf dort nur ein-
mal benutzt werden und dann in Kombination mit dem
dazu verkauften Pflanzenschutzmittel. Das ist etwas, was
wir nicht als nachhaltig betrachten . Das ist etwas, was
wir nicht für unsere Landwirte wollen .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir fürchten eine Beeinträchtigung der Marktwirt-
schaft, und wir fürchten eine noch stärkere Industriali-
sierung der Landwirtschaft und damit verbunden eine
Existenzgefährdung der Landwirte in kleinbäuerlichen
Strukturen, die oft am nachhaltigsten wirken .

Die SPD nimmt die Sorgen der Landwirte, aber auch
der Zivilgesellschaft ernst . Meine Kollegin ist schon auf
die Genthematik eingegangen . Die Menschen wollen
keine genmanipulierten Pflanzen bei uns in Deutschland.
Sie wollen aber auch nicht, dass – und das wissen sie in
den meisten Fällen nicht – die Tiere damit gefüttert wer-
den, die sie später essen .


(Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Genau! Vor allem in Bayern nicht! – Christel Voßbeck-Kayser [CDU/CSU]: Sie wollen gar keine Tiere essen!)


– Wir wollen schon Tiere essen;


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


das ist jetzt ein Vorurteil . Ich bin kein Veganer oder Vege-
tarier; ich will auch Tiere essen . Aber dafür müssen wir
die Tiere nicht mit genmanipulierten Pflanzen füttern. Es
gibt Tierhaltung bei uns schon länger, als es genmani-
pulierte Pflanzen gibt, und es gibt sie schon länger als
Lieferungen von Tiernahrung aus Südamerika und der-
gleichen .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir alle wollen auch das Klima schonen . Deshalb kön-
nen wir es uns auf Dauer nicht leisten, weiterhin diese
Pflanzen zu holen, weiterhin die Regenwälder abzuhol-
zen und all das zu tun, was damit verbunden ist . Das sind
alles Gefahren, die wir in Verbindung mit dieser Über-
nahme sehen .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir werden uns mit dieser Thematik heute mit Si-
cherheit nicht abschließend beschäftigen; vielmehr wird
die Thematik für uns alle noch eine große Rolle spielen .
Zunächst einmal sind natürlich auch die Kartellgerichte
damit befasst . Sie werden irgendwann ein Urteil fällen .
Ich habe keine Ahnung, wie das ausgeht . Aber für uns
muss im Mittelpunkt stehen, dass wir unsere Natur, un-

Niema Movassat






(A) (C)



(B) (D)


sere bäuerlichen Strukturen, wie wir sie jetzt haben, und
die Ernährung für die Menschen sichern . Das ist für uns
das Wichtigste . Dabei bedeutet Ernährung zu sichern für
mich nicht, nur immer mehr zu produzieren .

Danke schön .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1818923000

Vielen Dank . – Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grü-

nen spricht jetzt Harald Ebner .


Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1818923100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und

Kollegen! Saatgut ist die genetische Grundlage der Er-
nährung unserer Welt. Kulturpflanzenvielfalt ist auch ein
Kulturgut, das existenziell bedroht wird, wenn nur noch
wenige Konzerne sich auf wenige Sorten konzentrieren
oder am Ende gar nicht mehr züchten . Deswegen ver-
dient der weltweite Saatgutmarkt von uns hohe Aufmerk-
samkeit .

Auf diesem Markt findet seit Jahren eine erschrecken-
de Konzentration statt . Die Kontrolle über die geneti-
schen Grundlagen der Ernährung der Welt befindet sich
in den Händen von tatsächlich immer weniger und im-
mer größeren transnationalen Konzernen . Vor allem über
gentechnische Veränderungen, egal ob mit alter oder mit
neuer Gentechnik, sichern sich diese Unternehmen die
Kontrolle mit Biopatenten über wachsende genetische
Ressourcen . 2013 hielt Bayer – schon allein Bayer –
mehr als 200 Patente auf Gentechnikpflanzen – mehr als
alle anderen Konzerne in Europa zusammen .

Die Privatisierung der weltweiten genetischen Res-
sourcen ist in vollem Gange, und das kann uns nicht egal
sein .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Immer mehr mittelständische Züchter müssen diesem
Prozess weichen, auch in Deutschland . In Baden-Würt-
temberg zum Beispiel gab es vor Jahren noch drei mit-
telständische Züchter; heute gibt es nur noch einen . Jetzt
wird mit der ausgehandelten Fusion ein weiteres Kapitel
aufgeschlagen: Bayer und Monsanto kontrollieren allei-
ne bereits fast ein Drittel des Saatgutmarktes und über
ein Viertel des Pestizidmarktes .

Nur vier Kulturarten bilden heute die Basis von
50 Prozent der Welternährung . Nachhaltige bäuerliche
Landwirtschaft, vor allem Kleinbauern im globalen Sü-
den und der Ökolandbau sind auf standortgerechte viel-
fältige Sorten und vielfältige Saatgut- und Anbausys-
teme, und zwar ohne Abhängigkeiten, angewiesen . Sie
können nichts mit Sorten anfangen, die immer höhere
Inputs an Energie, an Stickstoffdünger, an Pestiziden
brauchen . Aber Konzerne, die Saatgut und Pestizide
entwickeln, sind nicht die Hoffnungsträger von morgen,
wie uns Bayer-Chef Baumann weismachen will; sie sind

nicht Teil der Lösung, sondern allzu oft leider Teil des
Problems Welthunger .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ehrliche Politik muss sich diesem Problem stellen, statt
wie das Kaninchen auf die Schlange zu starren .

Als einträgliche Geschäftsstrategie haben die Agrar-
konzerne Gentechnikpflanzen entwickelt – das wurde
schon mehrfach angesprochen –, die tolerant sind ge-
genüber einem Totalherbizid aus dem gleichen Haus . Bei
Monsanto ist es Glyphosat, bei Bayer ist es Glufosinat .
Diese Kombipakete verschärfen die Abhängigkeit und
haben tatsächlich zu einem massiven Anstieg der einge-
setzten Herbizidmengen in Nord- und Südamerika ge-
führt mit verheerenden Folgen für die Umwelt und den
Menschen .


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Hört! Hört!)


Was passiert, wenn Markt sich konzentriert, wenn
wir Oligopole nicht verhindern? Das sehen wir derzeit
in Deutschland im Lebensmitteleinzelhandel . Hier wer-
den unseren Erzeugern oft ruinöse Preise diktiert . Auch
die Landwirte in der EU mussten wegen geringen Wett-
bewerbs schon Preisanstiege beim Saatgut in Höhe von
30 Prozent innerhalb von zehn Jahren hinnehmen . Die
Bauern werden von zwei Seiten in die Zange genommen .
Da können wir nicht einfach zugucken .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg . Ralph Lenkert [DIE LINKE])


Durch die Monsanto-Übernahme wird Gentechnik
ein noch wichtigeres Geschäftsfeld von Bayer . Der neue
Riesenkonzern wird natürlich entsprechende Lobbyar-
beit betreiben . Was das bedeutet, können wir aktuell bei
Neonicotinoiden oder bei den Hormongiften beobachten .
Bundesminister Schmidt – er ist nicht da – erwartet, dass
Bayer seine Nachhaltigkeitsstrategie auch auf die neuen
Unternehmensteile übertragen wird . Das ist jedoch, mit
Verlaub, angesichts der bisherigen Unternehmenspoli-
tik von Monsanto und der damit verbundenen negativen
Reputation, aber auch angesichts der identischen An-
teilseigner beider Unternehmen ein mehr als frommer
Wunsch und eine einsame Sichtweise .

Nachhaltigkeit ist eine schöne Floskel . Aber was
macht Bayer wirklich? Der Konzern klagt gegen das
EU-Teilverbot seiner Bienenkiller in Form von Neonico-
tinoiden, also Imidacloprid und anderen . Bayer verkauft
auch Gentechpflanzen, die gegen das hauseigene Her-
bizid Glufosinat resistent sind, was bei uns nicht mehr
zulassungsfähig ist . Dazu sage ich: Wer Megakonzernen
die Definition von Nachhaltigkeit überlässt, macht den
Bock zum Gärtner .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Dr . Matthias Heider [CDU/CSU]: Was hat das mit der Fusion zu tun?)


Der Einfluss wird wohl in eine Richtung zunehmen, und
zwar von einem großen Unternehmen Richtung Politik
und nicht andersherum – ganz egal, ob es ein deutsches

Rita Hagl-Kehl






(A) (C)



(B) (D)


oder ein amerikanisches ist . Deshalb müssen wir hier
aufpassen .


(Dr . Matthias Heider [CDU/CSU]: Sie wollten etwas zur Fusionskontrolle sagen!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, wir
Grüne wollen nicht, dass die Bauern am Gängelband von
internationalen Konzernen hängen,


(Zuruf von der LINKEN: Die CSU angeblich auch nicht!)


und zwar unabhängig davon, wo deren Hauptsitz ist . So
stellen wir uns die Zukunft der Bäuerinnen und Bauern
im Bereich Ernährung und Landwirtschaft nicht vor, we-
der in Deutschland noch in Europa noch sonst wo auf
der Welt .

Danke schön .


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1818923200

Vielen Dank . – Jetzt spricht der Kollege Dr . Andreas

Lenz, CDU/CSU-Fraktion .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Andreas Lenz (CSU):
Rede ID: ID1818923300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Die Übernahme des amerikanischen Unter-
nehmens Monsanto durch Bayer wäre mit 59 Milliarden
Euro die größte Fusion in der deutschen Wirtschaftsge-
schichte . Dabei entstünde eines der weltweit führenden
Unternehmen in den Bereichen Saatgut, Pflanzenschutz
und digitale Landwirtschaft – Stichwort: Smart Farming .
Wir erleben im Moment einen rasanten Umbruch in der
Branche . In den USA kam es zu einem Zusammenschluss
von Dow und DuPont . Außerdem wurde vor kurzem die
Schweizer Syngenta durch ChemChina übernommen .
In diesem Kontext kann ich verstehen, dass man in der
Branche nach strategisch sinnvollen Zusammenschlüs-
sen sucht . Diese Überlegungen sind aber gar nicht unse-
re Aufgabe; denn die Wirtschaft findet in der Wirtschaft
statt und eben nicht in der Politik .


(Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Aha!)


Der Staat ist dazu da, die Regeln im Sinne eines
Schiedsrichters zu setzen . Der Staat ist grundsätzlich
aber nicht dazu da, um mitzuspielen .


(Zurufe von der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Natürlich gilt auch bei dieser Übernahme das Wettbe-
werbsrecht . Kartellrechtliche Bedenken müssen durch
die zuständigen Behörden geprüft werden . Weltweit
braucht es in 30 Regionen kartellrechtliche Freigaben
zur Genehmigung dieser Übernahme . Damit es zu keinen
marktbeherrschenden Stellungen kommt, sind beispiels-
weise Teilverkäufe nicht nur denkbar, sondern können
sogar notwendig sein .


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Aber die Politik sollte auch hier den unabhängigen Kar-
tellbehörden die Prüfung überlassen – eine Erfahrung,
die an anderer Stelle ja gerade der Bundeswirtschaftsmi-
nister macht .


(Beifall bei der CDU/CSU – Niema Movassat [DIE LINKE]: Er schießt gegen den eigenen Koalitionspartner!)


Wir müssen natürlich auch das Kartellrecht auf glo-
baler Ebene weiterentwickeln . Der Gesetzgeber muss
zudem alles tun, um Abhängigkeiten von einzelnen Her-
stellern zu verhindern . Bauern müssen und werden auch
zukünftig freie Wahl beim Saatgut haben . Der Wettbe-
werb muss gesichert werden . Aber darum geht es Ihnen
ja gar nicht . Sie wollen wieder einmal einen deutschen
Global Player diskreditieren .


(Dr . Kristina Schröder [Wiesbaden] [CDU/ CSU]: Richtig! – Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Es geht um Gentechnik! Und die CSU will auch keine Gentechnik!)


Eines der wesentlichen Ziele der globalen Nachhaltig-
keitsagenda ist es, den Hunger auf der Welt zu beenden .


(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür brauchen es keine Konzerne! Vielfalt braucht’s!)


Dies kann auch mit einer steigenden landwirtschaftlichen
Produktivität erreicht werden . Hier geht es nicht allein
um die Größe; hier geht es ganz entscheidend um die
Produktivität .


(Beifall bei der CDU/CSU)


1950 versorgte ein Landwirt 10 Menschen . Heute sind es
150 Menschen .


(Christian Kühn [Tübingen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wie viele Landwirte sind es noch?)


2050 müssen es 200 Menschen sein . Durch Subsistenz-
wirtschaft kann die wachsende Stadtbevölkerung in den
Entwicklungsländern in Afrika und Asien nicht sattge-
macht werden .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Täglich sterben immer noch rund 8 500 Kinder an den
Folgen von Hunger und Mangelernährung .

Jetzt ist Bayer sicherlich kein altruistisches Unterneh-
men,


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! Ups!)


auch wenn man das bei Durchsicht einiger Firmenpräsen-
tationen fast glauben könnte . Bayer will Geld verdienen .


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


Das ist übrigens nicht verboten .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nee, aber nicht mit allem! – Oliver Harald Ebner Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, aber es gibt Grenzen!)





(A) (C)


(B) (D)


Und wir brauchen auch und gerade im Agrarbereich In-
novationen .


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da wissen wir doch, was wir tun müssen!)


Schon jetzt unterstützt beispielsweise Smart Farming die
Landwirte dabei, höhere Ernten zu erzielen . Es gibt also
auch einen dritten Weg; es gibt gerade auch im Bereich
der Digitalisierung sehr viele Chancen . Wir haben zudem
erstmals in der Weltgeschichte die Mittel, eine wachsen-
de Weltbevölkerung zu ernähren .

Bei jeder Übernahme gibt es letztlich Chancen, aber
auch Risiken . Natürlich muss die Übernahme erst geprüft
werden . Natürlich müssen Recht und Gesetz gelten . Es
bestehen auch Risiken . Zwei Drittel aller Fusionen erfül-
len nicht die Erwartungen . Aber kritisch zu sein, bedeutet
eben nicht, alles zu verhindern . Es gilt immer auch, die
Chancen zu sehen, um die Zukunft zu gewinnen . Wir se-
hen eben auch die Chancen und nicht nur die Risiken –
im Gegensatz zu Ihnen .

Herzlichen Dank .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg . Willi Brase [SPD])



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1818923400

Vielen Dank . – Jetzt hat der Kollege Rainer Spiering,

SPD-Fraktion, das Wort .


(Beifall bei der SPD)



Rainer Spiering (SPD):
Rede ID: ID1818923500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Zuhörerinnen

und Zuhörer! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Vorab,
weil es hier wieder ein bisschen durchklang: Ich glaube,
auch bei dieser Frage könnten wir uns mit Kriegsrhetorik
ein bisschen zurückhalten .

Zur Sache . Wenn man sich anschaut, wer an dem Deal
beteiligt ist, dann findet man mehrere Finanzgruppen:
BlackRock, Vanguard, Capital Group. Ich finde es schon
spannend, an dem bisschen, das man jetzt googeln konn-
te, zu sehen, wer an dem Geschäft beteiligt ist . Und zwar
handelt es sich um ein Geschäft, das auf beiden Seiten
von Finanzgruppen gemacht worden ist . Dieselben Fi-
nanzgruppen, die bei Monsanto beteiligt sind, sind also
auch bei Bayer beteiligt. Ich finde, es ist eine ganz span-
nende Frage, ob es an der Kartellbehörde ohne Weiteres
vorbeigeht, dass diese großen Finanzblöcke das quasi im
Einvernehmen entschieden haben .


(Dr . Wilhelm Priesmeier [SPD]: Ich glaube nicht!)


Das finde ich ganz spannend; das wollen wir mal in aller
Ruhe abwarten .

Mich treibt etwas ganz anderes um . Ich habe es mit
der Überschrift beschrieben: Jetzt ist der Fuchs im
Hühnerstall . – Ich habe hier mehrere Reden zum The-

ma Smart Farming und zu der Frage gehalten, wer die
Macht über die Daten hat . Ich habe auch mehrfach das
Ministerium darum gebeten, sich intensiv darum zu küm-
mern und dafür Sorge zu tragen, dass in Deutschland eine
IT-Plattform für die Nachverfolgung landwirtschaftlicher
Produkte eingerichtet wird . Wir haben das partiell im Zu-
sammenhang mit der Hoftorbilanz besprochen, die wir
in eine IT-Plattform einfließen lassen wollen, damit wir
Stoffströme kontrollieren und nachverfolgen können . Es
kann sein, dass wir das alles gar nicht mehr brauchen .
Wir bekommen nämlich mit Monsanto eine der Daten-
kraken der Welt mitten ins Haus . Damit haben wir einen
Konzern, der Daten in einer Größenordnung wie Google
und Microsoft verarbeitet, und zwar mit amerikanischem
Know-how und auch mit amerikanischem Geschäftsge-
baren mitten in unserem relativ friedfertigen Europa . Da-
mit sind wir mitten in unserer Diskussion über die Frage,
wie wir Datensicherheit beurteilen und wie wir mit Daten
umgehen .


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wahrscheinlich Dobrindts digitale Strategie für Deutschland!)


Es wird sehr spannend, ob es uns gelingt, mit der Daten-
krake Monsanto nach unseren Spielregeln umzugehen .
Ich habe da, in der Tat, große Zweifel .


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In der Literatur heißt es, Cato der Ältere habe immer
gesagt: Und im Übrigen sollten wir an Karthago den-
ken . – In abgewandelter Form werde ich hier immer
sagen: Und im Übrigen sollten wir an eine gemeinsame
IT-Plattform denken . – Wir werden das aber nur hinbe-
kommen, wenn wir die IT-Plattform, die in Deutschland
zu entwickeln ist, mit Geld des Bundes unterstützen .
Wenn wir das nicht tun, dann besteht die Gefahr, dass all
diejenigen, die in Deutschland wirtschaftlich tätig sind,
in die Abhängigkeit eines einzelnen großen Konzerns
und dessen Datenmacht geraten, und das möchte ich in
diesem Land nicht erleben; denn das wäre zu unser aller
Schaden .

Kollege Ebner hat die Saatzucht angesprochen . Wer
sich ein bisschen mit diesem Thema auseinanderge-
setzt hat, weiß, dass es noch andere Zuchtbetriebe gibt .
Wir haben uns Wesjohann angeschaut, eine Sparte von
Wiesenhof . Die sind mittlerweile in der Lage, übrigens
ohne Genveränderung, in atemberaubender Geschwin-
digkeit zu züchten, und zwar mit IT .

Wenn ich das, was Monsanto leisten kann, jetzt mit
den Möglichkeiten vergleiche, die in Deutschland bereits
zur Verfügung stehen, dann stelle ich fest: Wir müssen
vonseiten des Staates alles Mögliche tun, um unsere
Wirtschaft, unsere Landmaschinentechnologie und unse-
re IT vor Einflüssen von außen zu schützen, um unsere
Standards zu sichern . Das können wir nur mit Staatsgeld,
weil die Firmen in diesem Bereich völlig überfordert
sind – wir werden vermutlich einen Antrag vorlegen, der
in diese Richtung geht –, und wir sollten auch in der Dis-
kussion über Datensicherheit trefflich aufpassen, dass es
bei uns zu keiner Unsicherheit kommt in einem Ausmaß,
das wir uns bisher nicht vorstellen konnten .

Dr. Andreas Lenz






(A) (C)



(B) (D)


Wir werden uns mithilfe des Ministeriums, so hoffe
ich, darum bemühen, etwas zu schaffen, was unseren Vor-
stellungen von der Zukunft einer vernünftigen Landwirt-
schaft entspricht, was unserer Vorstellung von sicheren
Datenströmen entspricht, was unseren Sicherheitsbedürf-
nissen und unseren Standards entspricht . Ich glaube, die
große Gefahr bei der Übernahme von Monsanto durch
Bayer ist die Macht über die Daten, und die Macht über
die Daten ist am Ende des Tages entscheidend, wenn es
darum geht, wer wann was wo und zu welchen Bedin-
gungen produziert . Ich kann uns alle nur dringend auffor-
dern, das im Blick zu behalten .

Herzlichen Dank .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1818923600

Vielen Dank . – Für die CDU/CSU-Fraktion spricht

jetzt der Kollege Hermann Färber .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Hermann Färber (CDU):
Rede ID: ID1818923700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren auf den Zuschauertribünen! Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Zu den wirtschaftlichen Aspekten der
Übernahme von Monsanto durch Bayer ist heute schon
vieles gesagt worden . Ich will mich auf die konkreten
Auswirkungen auf die Landwirtschaft in Deutschland
beschränken, und da sehe ich bei dieser Fusion, bei die-
ser Übernahme durchaus zwei Seiten .

Die bäuerliche Landwirtschaft in Deutschland steht
heute schon einer kartellrechtlich bedenklichen Konzen-
tration von wenigen großen Lebensmittelketten gegen-
über .


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Genau!)


Diese Lebensmittelketten nutzen ihre Marktmacht ohne
Rücksicht aus . Genau deshalb war die Ministererlaub-
nis von Wirtschaftsminister Gabriel bei der Edeka-
Tengelmann-Fusion so falsch,


(Beifall bei der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


und zwar völlig unabhängig von der Verfahrensweise .
Wenn ich mir Ihre Reden, liebe Kolleginnen und Kol-
legen von der SPD, heute so anhöre, dann fällt mir auf,
dass sie einfach nicht mit der Erteilung der Ministerer-
laubnis zusammenpassen .


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Sie müssen jetzt Monsanto/Bayer kritisieren, sonst passt das auch nicht!)


Es kann nicht im Interesse der bäuerlichen Land-
wirte sein, eine ähnliche Konzentration und damit eine
Verschiebung der Marktmacht zusätzlich aufseiten der
Lieferanten zu haben, zum Beispiel im Bereich Pflanzen-
schutz, Dünger und Saatgut . Damit gerät die immer noch
sehr kleinteilige deutsche Landwirtschaft immer mehr

zwischen zwei große Mühlsteine . Deshalb erwarte ich
von den europäischen Kartellbehörden eine sorgfältige
Beachtung dieser besonderen Wirtschaftsstruktur in der
Landwirtschaft .

Rainer Spiering, wir müssen uns nicht gegenseitig an-
greifen; denn wir sind uns in vielen Dingen einig .


(Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Was?)


77 Prozent der Aktien von Bayer sind im Streubesitz .
Es ist nicht so, dass es sich um wenige große Aktionä-
re handelt . Man muss sich auch einmal den Bereich der
Landtechnik anschauen: Auch die Landtechnikanbieter
sind mittlerweile alle in großen, globalen Konzernen
aufgegangen . Ich kann nur sagen: Kleine, regionale Fir-
men, die einmal Weltmarktführer waren und sich dieser
Entwicklung total verschlossen haben, gibt es heute nicht
mehr .

Über einen Punkt müssen wir vielleicht noch spre-
chen: über die Datensicherheit, die Datenvernetzung und
die Datenverteilung . Deine berechtigten Bedenken müs-
sen wir bei der Hoftorbilanz berücksichtigen .


(Rainer Spiering [SPD]: Einverstanden!)


Beim größten und populärsten Thema – Glypho-
sat – ist die Gefahr einer Monopolbildung übrigens am
geringsten . Beim Glyphosat gibt es nämlich anders, als
man das heute schon hörte, weltweit 90 Anbieter, allein
in China über 50 . In diesem Bereich ist der Wettbewerb
also wirklich gesichert . Das Patent, das Monsanto ur-
sprünglich einmal auf dieses Produkt hatte, ist, je nach
Land, vor 10 bis 15 Jahren ausgelaufen . Überhaupt habe
ich manchmal den Eindruck, dass sich viel Kritik an die-
ser Übernahme, an dieser Fusion nur damit erklären lässt,
dass manche NGOs Angst haben, dass ihre Kampagnen
gegen Monsanto künftig ins Leere laufen könnten .


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr sachliche Argumente!)


Es gibt – jetzt wird es wieder sachlicher – aber auch
noch eine andere Seite der Fusion, über die man sich
wirklich Gedanken machen muss . In den vergangenen
20 Jahren hat sich das Angebot an zugelassenen Wirk-
stoffen für den Pflanzenschutz in Europa von einst über
1 000 auf mittlerweile nur noch rund 400 verringert .
Grund dafür sind stetig steigende Standards zum Schutz
von Umwelt und Gesundheit . Das ist gut und richtig, und
das will auch gar niemand ändern .


(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch! Bayer will das ändern!)


Aber für viele Bereiche stehen heute kaum noch genü-
gend Wirkstoffe für ein gutes Resistenzmanagement zur
Verfügung . Wir sind also dringend darauf angewiesen,
dass diese Firmen etwas Neues entwickeln .


(Zuruf der Abg . Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


An dieser Stelle muss man einräumen, dass die immer
höheren Standards bei der Zulassung, die wir alle wollen
und alle für richtig halten, auch einen nichtwillkomme-

Rainer Spiering






(A) (C)



(B) (D)


nen Nebeneffekt haben: Gerade kleinere Unternehmen
können die Kosten für den Zulassungsprozess kaum noch
stemmen . Dieser Zusammenhang ist einfach unverkenn-
bar .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In dieser Glyphosatdebatte ist ein erschwerender Fak-
tor hinzugekommen: Der Zulassungsprozess wurde po-
litisiert .


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der war immer politisch! Vom ersten Tag an!)


Mit dieser Politisierung des Zulassungsprozesses nimmt
auch die Willkürlichkeit von Entscheidungen zu . Seit
Sommer 2016 ist klar: Ein Unternehmen kann sich nicht
mehr darauf verlassen, dass ein Wirkstoff, den alle zu-
ständigen Bewertungsbehörden in der EU als zulas-
sungsfähig eingestuft haben, tatsächlich zugelassen wird .
Damit haben wir für die Unternehmen eine Risikositu-
ation geschaffen, die nur extrem breit aufgestellte Un-
ternehmen überhaupt abfedern können . Ich bin in keiner
Weise dafür, dass wir irgendwelche Standards absenken;
aber wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir die
Unternehmen faktisch dazu zwingen, immer größer zu
werden, weil sie dieses Risiko nur so stemmen können .

Woran wir etwas tun könnten und tun sollten, ist, die
Rechtssicherheit von Zulassungsprozessen wieder zu er-
höhen .


(Zuruf des Abg . Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Diesbezüglich bitte ich ausdrücklich auch die Kolle-
ginnen und Kollegen aus dem Wirtschaftsausschuss um
Unterstützung . Wenn wir hier weiterkämen, wäre für den
Umweltschutz, den Verbraucherschutz und die Gesund-
heit der Menschen in Deutschland deutlich mehr getan
als durch eine kampagnengeleitete Verteufelung einzel-
ner Unternehmen .

Herzlichen Dank .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1818923800

Vielen Dank . – Letzter Redner zu diesem Tagesord-

nungspunkt ist jetzt der Kollege Alois Gerig, CDU/
CSU-Fraktion .


(Beifall bei der CDU/CSU)



Alois Gerig (CDU):
Rede ID: ID1818923900

Sehr geehrte Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Als letzter Redner in der De-
batte hat man die gute Möglichkeit, das Gehörte noch
einmal kurz zu bewerten .

Ja, ich stehe dazu: Ich teile die häufig – auch heute –
geäußerte kritische Haltung zu der Fusion von Großkon-

zernen und einer weiteren Konzentration von Großkon-
zernen .


(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr gut! – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


Aber ich frage auch sehr deutlich: Welche Einflussmög-
lichkeiten haben wir? Ich habe von keinem Redner der
Opposition irgendeinen Ansatz zur Lösung des Problems
gehört .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben nicht richtig zugehört!)


Ich sage: Es besteht kein Grund zur Panik . Es besteht
erst recht kein Grund, irgendwelche Horrorszenarien in
die Welt zu setzen oder die Bevölkerung zu verunsichern
und zu verängstigen .


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind Sie dagegen oder doch nicht?)


Warten wir es jetzt ab . Die Kartellbehörden werden
gründlich prüfen, und sie werden ihre Meinung dazu
abgeben . Die Aktionäre von Monsanto müssen noch zu-
stimmen . Nicht jede Großfusion – das sehen wir, wenn
wir in die jüngste Vergangenheit schauen – war gut oder
hat gehalten .

Deswegen frage ich mich: Was kann, was muss die
Politik leisten? Wo haben wir Möglichkeiten, Rahmenbe-
dingungen zu verändern? Mir geht es darum, dass wir die
hohen Standards, die wir in Deutschland beispielsweise
in den Bereichen Lebensmittel und Verbraucherschutz
haben, erhalten . Das muss unser großes Ziel sein . Wir
müssen die Menschen mitnehmen . Es gibt das Qualitäts-
produkt „Lebensmittel made in Germany“ . Lasst uns das
den Menschen sagen, und lasst uns eine Politik machen,
um diesen hohen Standard abzusichern .


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich will nicht, dass wir die Standards aufgeben, weder
durch eine Fusion noch durch den TTIP-Vertrag . Aber
das heißt doch nicht: Wenn man das eine tut, muss man
das andere lassen . Ich will keine Monopolstellung .

Es geht um drei Dinge. Es geht um Pflanzenzüchtung,
Pflanzenschutz, und es geht um die Digitalisierung.

Wir haben in Deutschland durchaus nicht nur ein
Züchtungsunternehmen . Es gibt auch noch zahlreiche
kleine und mittelständische Züchtungsunternehmen,


(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit stark abnehmender Tendenz!)


die speziell für den deutschen Markt, auf die Bedürfnis-
se der Landwirte und der Menschen ausgerichtet, Nutz-
pflanzen züchten und produzieren. Sie will ich weiterhin
stützen . Sie will ich erhalten . Auch da will ich beileibe
keine Konzentration und kein Monopol .

Ich will keine gentechnisch veränderten Pflanzen im
Anbau in Deutschland . Auch dazu stehe ich . Das ist ein
Qualitätsmerkmal, das wir vermarkten müssen . Unsere

Hermann Färber






(A) (C)



(B) (D)


Bauern geben derzeit reihenweise ihre Produktion auf,
weil sie keine wirtschaftliche Perspektive haben .


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie stellen doch den Agrarminister!)


Warum schaffen wir es nicht, gemeinsam einmal darzu-
stellen, was unsere Bäuerinnen und Bauern in Deutsch-
land leisten, und zu zeigen, was die Menschen mit ei-
nem gezielten Einkauf dafür tun können? Wenn wir das
schaffen, habe ich überhaupt kein Problem mit Bayer und
Monsanto .

Mir ist es allemal lieber, das Bayer-Kreuz hängt in den
USA als das Monsanto-Emblem oder irgendein chinesi-
sches in Leverkusen . Lassen Sie mich auch das sagen .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist doch für einen soliden deutschen Konzern viel-
leicht die Möglichkeit, weltweit darauf einzuwirken,
dass auch deutsche Standards, dass auch deutsche Recht-
mäßigkeit ein Stück weit vorankommen . Warum soll sich
die Welt nicht auch, wenn es denn so sein soll, in Rich-
tung von wieder mehr Anbau von Pflanzen ohne Gen-
technik verändern? Es ist ja nicht das Allheilmittel der
Welt . Darüber sind wir uns alle einig; das wurde schon
oft gesagt .

Was die Digitalisierung angeht, bin ich beim Kolle-
gen Rainer Spiering . Lasst uns eine Politik machen, um
eine neutrale Plattform zu schaffen . Ich will nicht, dass
Monsanto meine Daten hat, ich will nicht, dass John
Deere sie hat, und ich will auch nicht, dass Google sie
hat . Wir sollten politisch dafür Sorge tragen, dass eine

neutrale Plattform geschaffen wird . Die Digitalisierung
ist die Chance für den ländlichen Raum und für die Land-
wirtschaft .

Ich bin davon überzeugt, dass wir das Rad nicht nos-
talgisch zurückdrehen können . Wir werden keine Milch-
kannen mehr über die Wiesen tragen, und wir werden
keine Pferde mehr vor den Pflug spannen. Wir müssen
diese Chance für unsere Bauern nutzen . Daran möchte
ich gemeinsam mit Ihnen arbeiten, und ich bin gespannt,
wohin das führen wird .

Ich bin derzeit nicht in der Lage, die Fusion zu ver-
hindern . Wir sollten die Vorgänge beobachten und die
Rahmenbedingungen dann entsprechend verändern, da-
mit die Fusion keine Nachteile für Deutschland und seine
Bürger hat .

Vielen Dank .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg . Dr . Wilhelm Priesmeier [SPD])



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1818924000

Vielen Dank . – Damit ist nicht nur die Aktuelle Stunde

beendet, sondern wir sind auch am Schluss unserer heu-
tigen Tagesordnung .

Ich berufe die nächste Sitzung des Bundestages auf
morgen, Donnerstag, den 22 . September 2016, 9 Uhr, ein .

Die Sitzung ist geschlossen .