Protokoll:
17251

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 251

  • date_rangeDatum: 28. Juni 2013

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 16:14 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/251Inhaltsverzeichnis b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung ei- nes Nachtrags zum Bundeshaushalts- plan für das Haushaltsjahr 2013 (Nach- tragshaushaltsgesetz 2013) (Drucksachen 17/14000, 17/14020, 17/14080, 17/14081) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 21: Beschlussempfehlung und Bericht des Haus- haltsausschusses – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Gregor Gysi, Jan van Aken, Agnes Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Mücke, Parl. Staatssekretär  BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Friedrich, Bundesminister  BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 70: a) Antrag der Abgeordneten Dr. Martina Bunge, Matthias W. Birkwald, Diana Golze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Vertrauensschutz bei Rentenleistungen für alle aus der 32461 D 32470 A 32471 C 32472 B 32473 C 32474 C Deutscher B Stenografisch 251. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Tagesordnungspunkt 69: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermö- gens „Aufbauhilfe“ und zur Ände- rung weiterer Gesetze (Aufbauhilfe- gesetz) (Drucksachen 17/14078, 17/14264) . . – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermögens „Aufbau- hilfe“ und zur Änderung weiterer Gesetze (Aufbauhilfegesetz) (Drucksachen 17/14176, 17/14264). . . – (D D G S D B D 32461 B 32461 B Alpers, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Flutopfern helfen – Hochwasserfonds einrichten undestag er Bericht ung 28. Juni 2013 t : zu dem Antrag der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Flutopfern soli- darisch helfen – Hochwasserschutz öko- logisch modernisieren rucksachen 17/13896, 17/14079, 17/14264) r. Reiner Haseloff, Ministerpräsident  (Sachsen-Anhalt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . tephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Helmuth Markov, Minister  (Brandenburg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Wolfgang Schäuble, Bundesminister  BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32461 D 32462 A 32463 B 32464 C 32465 B 32466 D 32468 D DDR Geflüchteten, Abgeschobenen und Ausgereisten gewähren (Drucksache 17/13453) . . . . . . . . . . . . . . 32476 B II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales – zu dem Antrag der Abgeordneten Matthias W. Birkwald, Diana Golze, Dr. Martina Bunge, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion DIE LINKE: Angleichung der Renten in Ost- deutschland auf das Westniveau bis 2016 umsetzen – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Kerstin Andreae, Monika Lazar, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Glei- ches Rentenrecht in Ost und West, Rentenüberleitung zum Abschluss bringen (Drucksachen 17/10996, 17/12507, 17/13971) c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Martina Bunge, Matthias W. Birkwald, Dr. Gregor Gysi, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion DIE LINKE: Bund-Länder-Arbeits- gruppe zur Korrektur der Überleitung von DDR-Alterssicherungen in bundes- deutsches Recht (Drucksachen 17/7034, 17/13865) . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Silvia Schmidt (Eisleben), Anton Schaaf, Gabriele Hiller- Ohm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Stufenplan zur An- gleichung des Rentensystems in Ost und West jetzt auf den Weg bringen (Drucksache 17/13963) . . . . . . . . . . . . . . . e) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales – zu dem Antrag der Abgeordneten Iris Gleicke, Anette Kramme, Silvia Schmidt (Eisleben), weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der SPD: Ein- setzung einer Bund-Länder-Arbeits- gruppe zur Vorbereitung eines „Rentenüberleitungsabschlussgeset- zes“ und zur Einrichtung eines „Härtefallfonds“ – zu dem Antrag der Abgeordneten Iris Gleicke, Anette Kramme, Silvia Schmidt (Eisleben), weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der SPD: Sofor- tige Ost-West-Angleichung von pauschal bewerteten Versicherungs- zeiten beim Erwerb von Entgelt- punkten für die Rentenversicherung vornehmen (Drucksachen 17/6486, 17/6487, 17/8956) f) D M Ir D D D A D D S J D P S P M A Z – – in T E b 32476 C 32476 C 32476 D 32476 D Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Kerstin Andreae, Birgitt Bender, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Altersarmut bekämp- fen – Mit der Garantierente (Drucksachen 17/13493, 17/14084) . . . . . r. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . aria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . is Gleicke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . r. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . r. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . r. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . onja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ohannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP) . . . . . . r. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . eter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . ilvia Schmidt (Eisleben) (SPD) . . . . . . . . . . ascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ax Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . rnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 22: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Er- gänzung des Betreuungsgeldgesetzes (Betreuungsgeldergänzungsgesetz)  (Drucksachen 17/11315, 17/14198) . . . . . Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 17/14208) . . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit agesordnungspunkt 72: rste Beratung des vom Bundesrat einge- rachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhe- 32477 A 32477 B 32479 D 32481 A 32482 A 32484 C 32486 C 32489 B 32489 C 32490 A 32490 C 32492 B 32494 A 32495 A 32496 A 32497 C 32499 A 32499 D 32501 B 32503 C 32503 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 III bung des Betreuungsgeldgesetzes (Drucksache 17/13112) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Grübel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ulla Burchardt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Geis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 23: Antrag der Abgeordneten Katja Dörner, Ekin Deligöz, Sven-Christian Kindler, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Rechtsanspruch auf Bil- dung, Erziehung und Betreuung zügig re- alisieren – Qualitätsoffensive in Kitas und Tagespflege in Angriff nehmen (Drucksache 17/14135) . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 24: Antrag der Abgeordneten Caren Marks, Petra Crone, Kerstin Griese, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: U3-Rechtsan- spruch sichern – Qualität verbessern und auf Betreuungsgeld verzichten (Drucksache 17/14138) . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Bracht-Bendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Marcus Weinberg (Hamburg)  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 25: – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zur Suche – – in Z B s to te B F J a (D in Z B s to – – – 32503 D 32504 A 32505 B 32506 D 32508 A 32509 A 32510 B 32512 A 32513 B 32514 D 32515 A 32517 B 32517 B 32517 C 32518 B 32519 D 32520 D 32522 B 32523 A und Auswahl eines Standortes für ein Endlager für Wärme entwickelnde ra- dioaktive Abfälle und zur Änderung an- derer Gesetze (Standortauswahlgesetz – StandAG)  (Drucksachen 17/13471, 17/14181) . . . . . Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Suche und Auswahl eines Standortes für ein Endlager für Wärme entwickelnde radioaktive Abfälle und zur Änderung anderer Gesetze (Standortauswahlgesetz – StandAG)  (Drucksachen 17/13833, 17/13926, 17/14181) Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 17/14209) . . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 26: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Umwelt, Naturschutz und Reak- rsicherheit zu dem Antrag der Abgeordne- n Sylvia Kotting-Uhl, Hans-Josef Fell, ärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der raktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Zwei ahre Fukushima – Ohne ehrlichen Atom- usstieg keine erfolgreiche Energiewende rucksachen 17/12509, 17/14179) . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 27: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Umwelt, Naturschutz und Reak- rsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Edelgard Bulmahn, Dr. Matthias Miersch, Marco Bülow, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Transparenz bei Rückstellungen im Kernenergiebereich schaffen zu dem Antrag der Abgeordneten Dorothée Menzner, Eva Bulling-Schröter, Ralph Lenkert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Überführung der Rückstellungen der AKW-Betreiber in einen öffentlich-rechtlichen Fonds zu dem Antrag der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Hans-Josef Fell, Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Rückstellungen der Atomwirtschaft in Ökowandel-Fonds überführen – Sicher- 32525 A 32525 B 32525 B 32525 C IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 heit, Transparenz und ökologischen Nutzen schaffen, statt an Wettbewerbs- verzerrung und Ausfallrisiko festhalten (Drucksachen 17/5901, 17/5480, 17/6119, 17/14187) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier, Bundesminister  BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Angelika Brunkhorst (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . Ute Vogt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 71: a) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Berufsbildungsbericht 2013 (Drucksache 17/13650) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Uwe Schummer, Dr. Thomas Feist, Albert Rupprecht (Weiden), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Heiner Kamp, Dr. Martin Neumann (Lausitz), Sylvia Canel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Duale Ausbildung exportieren – Jugendarbeitslosigkeit in der Europäi- schen Union bekämpfen, kooperative Berufsbildung weltweit steigern (Drucksache 17/13484) . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Brigitte Pothmer, Britta Haßelmann, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Bildungs- chancen im Lebensverlauf verbessern – Berufliche Ausbildung stärken (Drucksache 17/13554) . . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Agnes Alpers, Nicole Gohlke, Dr. Rosemarie Hein, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Das Recht auf Ausbildung um- setzen – Berufliche Perspektiven für alle garantieren (Drucksache 17/14119) . . . . . . . . . . . . . . . e) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu dem An- trag der Abgeordneten Priska Hinz (Her- born), Brigitte Pothmer, Krista Sager, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Aus- und Weiterbildung stärken, Abbrüche ver- in Z A D B ti te ti B (D E W H A K T a b 32525 D 32526 A 32527 A 32528 A 32529 B 32530 C 32531 D 32533 A 32534 A 32536 A 32536 A 32536 A 32536 B ringern, Erfolgsquoten erhöhen (Drucksachen 17/5489, 17/14085) . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 28: ntrag der Abgeordneten Willi Brase, r. Ernst Dieter Rossmann, Dr. Hans-Peter artels, weiterer Abgeordneter und der Frak- on der SPD: Betriebliche Ausbildung wei- r denken – Qualität erhöhen, Gleichwer- gkeit durch einen attraktiven Dualen ildungsweg herstellen rucksache 17/14134) . . . . . . . . . . . . . . . . . rnst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . illi Brase (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . einer Kamp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . gnes Alpers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . ai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 73: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Menschenrechte und Hu- manitäre Hilfe: zu dem EU-Jahresbe- richt 2010 – Menschenrechte und De- mokratie in der Welt – Ratsdok. 11501/ 2/11 REV 2 (Drucksachen 17/7423 Nr. A.37, 17/10899) ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Menschenrechte und Hu- manitäre Hilfe: – zu der Unterrichtung: Menschen- rechte in der Welt und Politik der Europäischen Union in diesem Be- reich – Entschließung des Europäi- schen Parlaments vom 18. April 2012 zu dem Jahresbericht zur Lage der Menschenrechte in der Welt und über die Politik der EU zu diesem Thema, einschließlich der Auswir- kungen für die strategische Men- schenrechtspolitik der EU (2011/ 2185(INI)) – EP P7_TA-PROV (2012)0126 – zu der Unterrichtung: Menschen- rechte und Demokratie in der Welt: Bericht über das Handeln der EU im Jahr 2011 – Ratsdok. 9238/12 – zu der Unterrichtung: Menschen- rechte und Demokratie: Strategi- scher Rahmen und Aktionsplan der EU – Ratsdok. 11417/12 32536 B 32536 C 32536 C 32537 C 32539 A 32541 A 32542 C 32543 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 V (Drucksachen 17/9797 Nr. A.9, 17/10710 Nr. A.65, 17/10710 Nr. A.66, 17/12922) . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Menschenrechte und Hu- manitäre Hilfe zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Zehnter Bericht der Bundesregierung über ihre Men- schenrechtspolitik (Drucksachen 17/11250, 17/11614 Nr. 1.1, 17/13848) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 75: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: 50 Jahre Kennedy-Rede vor dem Rat- haus Schöneberg in Berlin – Die transat- lantischen Beziehungen fortentwickeln (Drucksache 17/14137) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 77: a) Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Syrische Flüchtlinge schützen (Drucksache 17/14136) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan Korte, Agnes Alpers, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion DIE LINKE: Syri- sche Flüchtlinge schützen (Drucksache 17/13933) . . . . . . . . . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang Gehrcke, Jan van Aken, Christine Buchholz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Keine Waffenlieferungen nach Syrien (Drucksachen 17/12824, 17/13243) . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Be- schlussempfehlung zu dem Antrag: 10 Euro Mindestlohn jetzt (250. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 61) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A E V G w B s n A E ü z u n S B A E D m S E ti s (Z A Z – – – – – – (T s U D 32543 C 32543 D 32544 B 32544 C 32544 C 32544 C 32545 A 32545 A 32547 A 32547 C nlage 3 rklärung nach § 31 GO des Abgeordneten olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) zur Abstimmung über den Ent- urf eines Gesetzes zur Auskunftspflicht von undesbehörden gegenüber der Presse (Pres- eauskunftsgesetz) (250. Sitzung, Tagesord- ungspunkt 63) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 rklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung ber den Entwurf eines Gesetzes zur Ergän- ung des Betreuungsgeldgesetzes (Betreu- ngsgeldergänzungsgesetz) (Zusatztagesord- ungspunkt 22) ylvia Canel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . urkhardt Müller-Sönksen (FDP) . . . . . . . . nlage 5 rklärungen nach § 31 GO des Abgeordneten r. Michael Paul (CDU/CSU) zur Abstim- ung über den Entwurf eines Gesetzes zur uche und Auswahl eines Standortes für ein ndlager für Wärme entwickelnde radioak- ve Abfälle und zur Änderung anderer Ge- etze (Standortauswahlgesetz – StandAG) usatztagesordnungspunkt 25) . . . . . . . . . . . nlage 6 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung: Unterrichtung: Berufsbildungsbericht 2013 Antrag: Duale Ausbildung exportieren – Jugendarbeitslosigkeit in der Europäi- schen Union bekämpfen, kooperative Be- rufsbildung weltweit steigern Antrag: Bildungschancen im Lebensver- lauf verbessern – Berufliche Ausbildung stärken Antrag: Das Recht auf Ausbildung umset- zen – Berufliche Perspektiven für alle ga- rantieren Beschlussempfehlung und Bericht: Aus- und Weiterbildung stärken, Abbrüche ver- ringern, Erfolgsquoten erhöhen Betriebliche Ausbildung weiter denken – Qualität erhöhen, Gleichwertigkeit durch einen attraktiven Dualen Bildungsweg herstellen agesordnungspunkte 71 a bis 71 e und Zu- atztagesordnungspunkt 28) we Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . 32547 D 32547 D 32548 C 32548 D 32549 C 32550 A VI Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin  BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Beschlussempfehlung und Bericht: Men- schenrechte und Demokratie in der Welt – Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp, Parl. Staatssekretärin  BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: 50 Jahre Kennedy-Rede vor dem Rathaus Schöneberg in Berlin – Die transat- 32551 D 32552 C 32563 B 32564 A Ratsdok 11501/2/11 REV 2 – Beschlussempfehlung und Bericht zu der Unterrichtung: Menschenrechte in der Welt und Politik der Europäischen Union in diesem Bereich – Entschließung des Europäischen Parlaments vom 18. April 2012 zu dem Jahresbericht zur Lage der Menschenrechte in der Welt und über die Politik der EU zu diesem Thema, ein- schließlich der Auswirkungen für die stra- tegische Menschenrechtspolitik der EU (2011/2185(INI)) – EP P7_TA-PROV (2012)0126 – Beschlussempfehlung und Bericht zu der Unterrichtung: Menschenrechte und De- mokratie in der Welt: Bericht über das Handeln der EU im Jahr 2011 – Ratsdok. 9238/12 – Beschlussempfehlung und Bericht zu der Unterrichtung: Menschenrechte und De- mokratie: Strategischer Rahmen und Ak- tionsplan der EU – Ratsdok. 11417/12 – Beschlussempfehlung und Bericht zu der Unterrichtung: Zehnter Bericht der Bun- desregierung über ihre Menschenrechts- politik (Tagesordnungspunkte 73 a bis 73 c) Frank Heinrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Graf (Rosenheim) (SPD) . . . . . . . . Christoph Strässer (SPD). . . . . . . . . . . . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . la g P D H D S W A Z – – (T S R H B U J D A A 32556 B 32558 A 32558 D 32559 D 32560 B 32561 C 32562 C ntischen Beziehungen fortentwickeln (Ta- esordnungspunkt 75) eter Beyer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Wolfgang Götzer (CDU/CSU) . . . . . . . . . ans-Ulrich Klose (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . r. Rainer Stinner (FDP). . . . . . . . . . . . . . . . tefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . olfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 9 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung: Anträge: Syrische Flüchtlinge schützen Beschlussempfehlung zu dem Bericht: Keine Waffenlieferungen an Syrien agesordnungspunkt 77) tephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . üdiger Veit (SPD). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . artfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP). . . . . . . . ijan Djir-Sarai (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . lla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . osef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär  BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 10 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32564 D 32565 D 32566 C 32567 C 32568 B 32569 A 32569 D 32570 D 32572 A 32572 C 32573 A 32573 D 32574 C 32575 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 32461 (A) ) )(B) 251. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    Berichtigung 250. Sitzung, Seite 32041 (C), zweiter Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Hier sehe ich auch un- sere Verantwortung als Sportpolitiker.“ (D) (B) Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 32547 (A) ) )(B) Anlagen lien zugutekommen, die ihr Kleinkind nicht in eine Kin-DIE GRÜNEN (Betreuungsgeldergänzungsgesetz) (Zusatztages- ordnungspunkt 22) Sylvia Canel (FDP): Das Betreuungsgeld soll Fami- Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 28.06.2013 Steiner, Dorothea BÜNDNIS 90/ 28.06.2013 Anlage 1 Liste der entschuldigte * A G A G A  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 28.06.2013 Bahr (Münster), Daniel FDP 28.06.2013 Barnett, Doris SPD 28.06.2013 Behrens (Börde), Manfred CDU/CSU 28.06.2013 Binder, Karin DIE LINKE 28.06.2013 Börnsen (Bönstrup), Wolfgang CDU/CSU 28.06.2013 Brandner, Klaus SPD 28.06.2013 Brehmer, Heike CDU/CSU 28.06.2013 Brüderle, Rainer FDP 28.06.2013 Dr. Dehm, Diether DIE LINKE 28.06.2013 Fischer (Göttingen), Hartwig CDU/CSU 28.06.2013 Freitag, Dagmar SPD 28.06.2013 Fritz, Erich G. CDU/CSU 28.06.2013* Gerster, Martin SPD 28.06.2013 Gunkel, Wolfgang SPD 28.06.2013 Hiller-Ohm, Gabriele SPD 28.06.2013 Hintze, Peter CDU/CSU 28.06.2013 Klug, Astrid SPD 28.06.2013 Lay, Caren DIE LINKE 28.06.2013 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 28.06.2013 Meßmer, Ullrich SPD 28.06.2013 Möller, Kornelia DIE LINKE 28.06.2013 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.06.2013 Schlecht, Michael DIE LINKE 28.06.2013 D D W W Z Z  A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht n Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates nlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag: 10 Euro Mindestlohn jetzt (250. Sitzung, Tages- ordnungspunkt 61) Ich erkläre im Namen der Fraktion Bündnis 90/Die rünen, dass unser Votum „Zustimmung“ lautet. nlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Auskunfts- pflicht von Bundesbehörden gegenüber der Presse (Presseauskunftsgesetz) (250. Sitzung, Tagesordnungspunkt 63) Ich erkläre im Namen der Fraktion Bündnis 90/Die rünen, dass unser Votum „Zustimmung“ lautet. nlage 4 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Geset- zes zur Ergänzung des Betreuungsgeldgesetzes r. Troost, Axel DIE LINKE 28.06.2013 r. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 28.06.2013 erner, Katrin DIE LINKE 28.06.2013 underlich, Jörn DIE LINKE 28.06.2013 apf, Uta SPD 28.06.2013 immermann, Sabine DIE LINKE 28.06.2013 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 32548 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 (A) ) )(B) dertagesstätte bringen, sondern bis zum dritten Lebens- jahr zu Hause betreuen möchten. Junge Familien sollen demnach monatlich 100 Euro für das zweite Lebensjahr des Kindes bekommen, dann 150 Euro für das zweite und dritte Lebensjahr. Das Betreuungsgeld soll unabhän- gig von Erwerbstätigkeit und Einkommen garantiert werden. Als Berichterstatterin für frühkindliche Bildung der FDP-Bundestagsfraktion, Mutter zweier Kinder und Lehrerin kann ich dem vorliegenden Antrag nicht zu- stimmen. Das Betreuungsgeld ist frauen- und familienpolitisch der falsche Weg, denn es schmälert die Erwerbs- und Bildungschancen der sozial Schwachen. Ein Betreu- ungsgeld würde vor allem für Mütter mit niedriger Bil- dung einen Anreiz darstellen, dem Arbeitsmarkt länger fernzubleiben. Bei ihren relativ niedrigen Gehältern fie- len die vorgesehenen 150 Euro für private Kinderbetreu- ung stärker ins Gewicht. Je länger aber der Ausstieg aus dem Arbeitsmarkt dauert, desto schwieriger ist es für die Frauen – und die Nutzer des Betreuungsgeldes werden überwiegend Frauen sein –, wieder in den ersten Ar- beitsmarkt zu kommen. Aufstieg, Karriere und nicht zu- letzt eine eigenständige, vom Einkommen des Partners unabhängige Altersversorgung werden damit gefährdet. Bei gutverdienenden Familien führt das Betreuungsgeld zu Mitnahmeeffekten, die ebenso nicht zielführend sein können. Das Betreuungsgeld hält gerade die Kinder von früh- kindlicher Bildung ab, die sie am meisten brauchen, nämlich Kinder aus bildungsfernen Familien und sol- chen mit Migrationshintergrund. Das Diakonische Werk der EKD und die OECD haben darauf hingewiesen, dass das Betreuungsgeld Familien mit geringen Einkommen und Familien mit Migrationshintergrund vor die Wahl stelle, zwischen Geldleistungen und einem Angebot frühkindlicher Bildung zu entscheiden. Das sei unzu- mutbar und auch verfassungsrechtlich bedenklich. Er- heblich sinnvoller wäre es, das Geld in den weiteren Ausbau der frühkindlichen Betreuung zu investieren, in öffentliche und private Kitas und in die Unterstützung von Tagesmüttern. Zudem haben die Familienpolitiker vereinbart, dass alle Familienleistungen auf den Prüfstand kommen und auf ihre Wirksamkeit hin untersucht werden. Eine wei- tere Familienleistung ist zu Zeiten der Schuldenkrise nicht darstellbar. Die Diskussion um das Betreuungsgeld ist auch eine Diskussion um unser gesellschaftliches Leitbild. Studien zeigen, dass über 80 Prozent der Frauen Erwerbsarbeit und Familie kombinieren wollen, dass sie im Job aufstei- gen und Führungspositionen erobern wollen. Und sie wollen eine eigenständige Altersversorgung, die nicht vom Einkommen des (Ehe-)Mannes abhängig ist. Der vorliegende Gesetzentwurf bestätigt, dass es zu einem enormen bürokratischen Aufwand kommt. Dieser ist bedeutend höher als das, was die Eltern anschließend bekommen. m h G g fi c ic k B c s s g re le k d A o o F e n z b c fi s W la w d E fa K im (C (D Burkhardt Müller-Sönksen (FDP): In der Abstim- ung des Deutschen Bundestages am 9. November 2012 abe ich gegen den von der Bundesregierung vorlegten esetzentwurf zur Einführung eines Betreuungsgeldes estimmt. Aus meiner Sicht schafft das Betreuungsgeld falsche nanzielle Anreize und vermittelt ein Familienbild, wel- hes nicht mehr zeitgemäß ist. Meine Argumente habe h zur damaligen Abstimmung in einer persönlichen Er- lärung zum Ausdruck gemacht. Meine Sicht auf das etreuungsgeld hat sich seitdem nicht geändert. Die Abstimmung im Bundestag hat jedoch ein deutli- hes Ergebnis gehabt. Ich erkenne diese parlamentari- che Mehrheitsentscheidung an. Die Initiative der Oppo- ition, nun nach wenigen Monaten erneut über das leiche Thema abstimmen zu wollen, halte ich für ein ines wahlkampftaktisches Manöver. Auch wenn ich weiterhin das Betreuungsgeld ab- hne, lasse ich mich nicht für den populistischen Wahl- ampf der Opposition einspannen. Bei der heutigen Abstimmung werde ich mich aus iesen Gründen enthalten. nlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Michael Paul (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Geset- zes zur Suche und Auswahl eines Standortes für ein Endlager für Wärme entwickelnde radioak- tive Abfälle und zur Änderung anderer Gesetze (Standortauswahlgesetz – StandAG) (Zusatzta- gesordnungspunkt 25) Zur Abstimmung des als Zusatzpunkt 25 zur Tages- rdnung der heutigen Plenardebatte aufgerufenen Stand- rtauswahlgesetzes, StandAG, erkläre ich: An der Verfassungsmäßigkeit insbesondere den inanzierungsregeln des StandAG – §§ 21 ff. – habe ich rhebliche Zweifel: Zum Ersten handelt es sich bei der Standortauswahl icht um einen fachlich-wissenschaftlich gebotenen Pro- ess. Vielmehr dient er der – politisch gewollten – Ver- esserung der Akzeptanz. Die Finanzierung eines sol- hen politisch motivierten Auswahlprozesses kann aus nanzverfassungsrechtlichen Gründen nicht – wie im Ge- etzentwurf in den §§ 21 ff. des StandAG vorgesehen – im ege einer als Sonderabgabe zu qualifizierenden „Um- ge“ auf die Verursacher radioaktiver Abfälle überwälzt erden. Die Kosten sind vielmehr durch Steuern aus em allgemeinen Haushalt zu finanzieren. Zum Zweiten ist wegen der zahlreichen gesetzlichen ntscheidungen im Auswahlverfahren das Auswahlver- hren insgesamt als Gesetzesvorbereitung anzusehen. osten der Gesetzesvorbereitung sind aber, anders als StandAG vorgesehen, vom Steuerzahler zu tragen Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 32549 (A) ) )(B) und können nicht auf einzelne Gruppen überwälzt wer- den. Im Übrigen wird durch das im StandAG vorgesehene Verfahren der Grundsatz der Generationengerechtigkeit bei der Entsorgung radioaktiver Abfälle aufgegeben. Nach den nun vorgesehenen Zeitabläufen wird ein End- lager für hochaktive radioaktive Abfälle frühestens Mitte des Jahrhunderts zur Verfügung stehen. Die in Zwi- schenlagern befindlichen radioaktiven Abfälle würden dann – bei einer Betriebsdauer des Endlagers von 20 Jahren – im Schnitt in den 2060er-Jahren in dem End- lager eingelagert werden. Zwischen dem Zeitpunkt der letzten Nutzung der Kernenergie zur Stromerzeugung in Deutschland 2022 und der Endlagerung der hochradio- aktiven Abfälle in den 2060er-Jahren vergehen damit rund 40 Jahre. Die Zwischenlager sind für die Genera- tion der zum Zeitpunkt ihrer Errichtung dort Lebenden faktisch Endlager. Das bisher geltende Prinzip, dass die Generation, die den Nutzen aus der Kernenergienutzung hat, auch für die Entsorgung der dabei anfallenden radio- aktiven Abfälle zu sorgen hat, wird aufgegeben. Tatsäch- lich sind es nachfolgende Generationen, denen die Ent- sorgung aufgebürdet wird. Das ist weder nachhaltig noch generationengerecht. Außerdem kann das Gesetzesziel, den im Hinblick auf die Sicherheit bestmöglichen Standort zu finden, denklogisch nicht erreicht werden. Dies würde voraus- setzen, dass alle potenziellen Standorte untertägig erkun- det und dann miteinander verglichen würden. Das ist aber im StandAG nicht vorgesehen. Schließlich ist unbewiesen, ob tatsächlich eine höhere Akzeptanz für einen Endlagerstandort erreicht wird, wenn das vorgesehene Auswahlverfahren durchgeführt wird. Wahrscheinlich wird es dieselben politischen Aus- einandersetzungen geben wie in der Vergangenheit. Al- lerdings dann nicht nur an einem Standort, sondern bereits bei den mehreren zur obertägigen Erkundung vorgesehenen Standorten. Da nach meiner Meinung aus den genannten Gründen die Regelungen des StandAG die Lösung der nuklearen Entsorgung in Deutschland weder voranbringen noch insbesondere die Finanzierungsvorschriften verfassungs- rechtlich unzweifelhaft sind, stimme ich – anders als meine Fraktion – dem StandAG nicht zu. Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Unterrichtung: Berufsbildungsbericht 2013 – Antrag: Duale Ausbildung exportieren – Ju- gendarbeitslosigkeit in der Europäischen Union bekämpfen, kooperative Berufsbil- dung weltweit steigern – Antrag: Bildungschancen im Lebensverlauf verbessern – Berufliche Ausbildung stärken g L li z te d d K e S 7 b fa ru w n b li d 1 a 1 fi V d K d h 1 s e u e fe (C (D – Antrag: Das Recht auf Ausbildung umset- zen – Berufliche Perspektiven für alle ga- rantieren – Beschlussempfehlung und Bericht: Aus- und Weiterbildung stärken, Abbrüche verrin- gern, Erfolgsquoten erhöhen – Betriebliche Ausbildung weiter denken – Qualität erhöhen, Gleichwertigkeit durch ei- nen attraktiven Dualen Bildungsweg herstel- len (Tagesordnungspunkte 71 a bis 71 e und Zu- satztagesordnungspunkt 28) Uwe Schummer (CDU/CSU):Der Bericht zeigt die elungene Kooperation zwischen Wirtschaft, Bund und ändern. Unser Grundsatz: So viel betrieblich wie mög- ch, so viel außerbetrieblich wie nötig. Die duale Ausbildung genießt, wie auch unser Antrag eigt, weltweit große Anerkennung. Sie verbindet Brei- nbildung mit Fach- und Handlungskompetenz. Beson- eren Verdienst haben die Sozialpartner (Berufsbilder), ie Ausbilder in den Betrieben (24 Milliarden Euro), ammern, Berufsschullehrer und eine Politik, die sich insetzt. Diese Politik ist eng mit der Arbeit von Anette chavan verknüpft. Ihr gilt mein Dank. Die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland ist mit ,6 Prozent weltweit am geringsten. Europaweit liegt sie ei 23,5 Prozent. Die Zahl der Schulabbrecher ist von st 10 auf 6,2 Prozent weiter gesunken. Frühzeitige Be- fsorientierung steigert die Motivation in der Schule, enn am Ende der berufliche Einstieg steht. 333 Berufsbilder: mehr Übersicht, allein 25 kaufmän- ische Berufe, Berufsfamilien nach dem Grundsatz: reite Grundbildung zu Beginn und zunehmende Spezia- sierung zum Ende der Ausbildung. Kein Abschluss ohne Anschluss. Ein Erfolgt ist, dass ie Zahl der Altbewerber von 342 000 2005 auf 62 000 mehr als halbiert ist, dass die Zahl der Schul- bgänger bis 29 Jahre ohne Berufsqualifikation auf ,39 Millionen erstmals gesunken ist. Sie müsste Quali- zierung, Arbeit und Familie besser kombinieren. Das Berufsbildungsinstitut sagt: Von den 25 Prozent ertragsauflösungen gehen mehr als die Hälfte einen an- eren, für sie besseren Weg der Berufsqualifizierung. ein Ausstieg, sondern ein Umstieg. Während Rot-Grün as Bildungsbudget dreimal kürzte, haben wir den Haus- alt für Bildung und Forschung seit 2006 von 7,7 auf 4 Milliarden Euro um 82 Prozent gesteigert. Wir brauchen eine gute Balance zwischen akademi- cher und beruflicher Bildung, keinen Tunnelblick nur in ine Richtung. Der OECD-Bildungsbericht sagt: Für Akademiker nd Meister liegt die Arbeitslosenquote bei 2,4 Prozent, s herrscht fast Vollbeschäftigung. Bei der Berufsbildung überwiegen fraktionsübergrei- nd die Gemeinsamkeiten. So beim europäischen und 32550 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 (A) ) )(B) deutschen Qualifikationsrahmen. Wir stehen zur Gleich- wertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung. Jeder sollte auch im September das tun, was er am besten kann: die Union weiter regieren und die SPD an sich trainieren. Dann wird es mit Deutschland und der beruflichen Bildung weiter vorangehen. Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD): Das Diktat zu der Rede, die ich hiermit zu Protokoll gebe, steht noch ganz unter dem Eindruck des gesundheitlichen Zusam- menbruchs, den wir eben bei unserer hochgeschätzten Kollegin miterleben mussten. Ich bitte deshalb bei dieser diktierten Rede um Verständnis dafür, dass sie erstens kürzer und zweitens politisch weniger zugespitzt aus- fällt. Was mir in der zweiten Runde der Debatte von sozial- demokratischer Seite aus wichtig gewesen wäre, möchte ich in vier Punkte fassen. Erstens. Auch wenn eben andere Kollegen meinten, der SPD das eine oder andere unterstellen zu müssen in Bezug auf die Wertung des dualen Ausbildungssystems, die Anerkennung der Leistungen der Tarifpartner und Ausbildungsbetriebe oder auch der politischen Anstren- gungen, die in Bund, Ländern und Kommunen gemacht werden, so möchte ich hier nur einmal trocken und nüch- tern feststellen: Dem ist nicht so. Die SPD erkennt all dieses an, weil sie auch tatsächlich seit langem eine große Tradition in der beruflichen Bildung, in dem Ein- satz für die duale Berufsausbildung und in dem Arbeiten für gute Ausbildung und gesteigerte Ausbildungschan- cen hat. Das gilt auch für die Anerkennung und Unter- stützung der Instrumente, die in den letzten Jahren ge- wachsen sind und mit denen die öffentliche Hand, speziell der Bund, die Bundesagentur für Arbeit und die Länder die Berufsvorbereitung und Berufsbegleitung mit unterstützen. Um es ausdrücklich zu sagen: Wir haben nichts gegen Berufsausbildungsleiter, wir haben nichts gegen die Be- rufseinstiegsqualifizierung und wir haben auch nichts gegen die Verbesserung der Berufsorientierung. Ganz im Gegenteil setzen wir darauf, dass es noch eine viel stär- kere Orientierung auf die Berufsorientierung geben müsste, um die Zahl derjenigen Jugendlichen ohne Schulabschluss, aber auch derjenigen ohne Ausbildungs- anschluss noch weiter zu senken. Es gibt deutlich mehr als die 1 000 Schulen, an denen bisher Berufsorientie- rung stattfindet, die dieses Instrument gerne nutzen wür- den. Umso bedauerlicher ist, dass die schwarz-gelbe Ko- alition in ihrem Haushaltsentwurf für die nächsten Jahre eine Absenkung der Haushaltsmittel einplant, die das noch verschärft, was sich jetzt schon an den Zahlen zum Haushaltsentwurf 2014 abzeichnet. Es wird weniger Geld in der Unterstützung für berufliche Bildung durch das Bundesbildungsministerium geben. Die roten Nega- tivzahlen, die Sie jetzt schon im Haushaltsentwurf 2014 haben, werden 2015 ff. noch drastischer ausfallen. Auch deshalb ist es notwendig, dass hier eine Umkehr stattfin- det. Die SPD wird dieses in zweierlei Richtung tun, w w g k a w P ru n J In Q n s Ü a g u d ru s d g b d li v A M v s A m a ta D ü ti s 2 b d d w n n a d p w d ju d A w b (C (D enn wir nach dem 22. September Regierungsverant- ortung wieder übernehmen. A) Wir werden dafür sor- en, dass die Mittel für Bildung wachsen und nicht sin- en. B) Wir werden sehr genau im Einzelnen nalysieren, welche Maßnahme wir unterstützen und elche Maßnahmen wir wegen Misserfolg, schlechter lanung oder unzureichendem Bedarf zurückfahren. Konkret heißt das an dieser Stelle, dass wir die Be- fsorientierung stärken wollen und die Jobstarter-Con- ect-Programme zurückfahren wollen. Denn an diesen obstarter-Connect-Programmen nehmen nach unseren formationen nur 4 000 Jugendliche teil. Sie erwerben ualifikationen in kleinen Ausbildungsbausteinen und icht mal eine vollwertige Ausbildung. Der Aufwand teht hier in keinem Verhältnis zum Ertrag und weist im brigen in die falsche Richtung. Denn bei der Berufs- usbildung kann es für uns nicht um einzelne Bausteine ehen; es muss um eine vollwertige Ausbildung gehen nd dafür ist uns die Vorbereitung auf die Berufsausbil- ung wichtiger als die nicht zielführende Modularisie- ng. Zweitens. Es ist ja richtig, dass die Zahl der unver- orgten Bewerberinnen und Bewerber um Berufsausbil- ungsplätze sinkt. Allerdings übersteigt die Zahl der jun- en Menschen, die nach ihrer Schulausbildung eine erufliche Ausbildung machen möchten, immer noch eutlich das Angebot an Ausbildungsplätzen. Tatsäch- ch hat das Berufsbildungsgesetz auch nicht ohne Grund orgesehen, dass es mehr als 12,5 Prozent Überhang am usbildungsplatzangebot geben sollte, damit die jungen enschen auch eine Auswahlmöglichkeit haben. Hier- on sind wir allerdings noch sehr weit entfernt. Weder timmt die Passung, was die Struktur der angebotenen usbildungsplätze angeht, noch ist die Zahl ausreichend. Wenn man dann leider noch zur Kenntnis nehmen uss: Dass bei 57 Prozent der Betriebe, die im Prinzip usbildungsfähig und geeignet sind, nur 21,7 Prozent tsächlich ausbilden, beschreibt ein großes Problem. iese Zahl ist eben deutlich schlechter geworden gegen- ber früheren Jahren, ohne dass wir dieses parteipoli- sch münzen wollen. Wir dürfen dieses aber nicht still- chweigend hinnehmen und müssen über die 4,7 Prozent, die wir schon einmal hatten, hinaus anstre- en, auf zumindest 30 Prozent der Betriebe zu kommen, ie Ausbildungsplätze anbieten. Die Maßnahmen, die ie SPD hier in Regierungsverantwortung ergreifen ird, sind die Unterstützung von Branchenumlagen, ge- auso wie die Unterstützung von Vertriebskooperatio- en, sei es zwischen mehreren kleineren Betrieben oder uch in der Kombination mit überbetrieblicher Ausbil- ung, damit noch mehr Betriebe die Ausbildungsver- flichtung gegenüber den jungen Generationen auch irklich wahrnehmen. Drittens. Der zur Diskussion stehende Berufsbil- ungsbericht 2013 weist aus, dass fast 25 Prozent der ngen Menschen, die in einer dualen Ausbildung sind, iese Ausbildung abbrechen. Diese Abbruchquote bei usbildungsverträgen ist für uns nicht akzeptabel. Auch enn eine Untersuchung des Bundesinstituts für Berufs- ildung belegt, dass tatsächlich etwa 12 Prozent wäh- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 32551 (A) ) )(B) rend ihrer ersten dualen Berufsausbildung keinen Be- rufsabschluss erlangen, sehr wohl aber über eine zweite duale Berufsausbildung zu einem solchen Berufsab- schluss kommen, muss die Abbruchquote im Sinne der Jugendlichen unter dem Aspekt der Fachkräftesicherung weiter gesenkt werden. Dies würde auch noch einmal ei- nen Vorteil der beruflichen Ausbildung gegenüber zum Beispiel der beruflichen akademischen Ausbildung ver- stärken, denn auf den ersten Blick sind die Abbruchquo- ten der beruflichen und der akademischen Ausbildung mit jeweils fast 25 Prozent vergleichbar hoch. Weil uns so sehr daran gelegen ist, dass die jungen Menschen Berufsausbildung als Erfolg erleben, werden wir, wenn wir in der Regierung Verantwortung tragen, insbesondere darauf dringen, dass das System der ausbil- dungsbegleitenden Hilfen, mit denen Betriebe und Aus- zubildende darin unterstützt werden, dass es eine erfolg- reiche Berufsausbildung gibt, nachdrücklich stärken. Dass hier die Regierung die Bundesagentur für Arbeit in den Schwitzkasten nimmt – um es einfach auszudrücken – und die Mittel für die Förderung von jungen Menschen, wie von arbeitslosen jungen Menschen, immer wieder einschränkt, werden wir nicht hinnehmen. Die ausbil- dungsbegleitenden Hilfen, abH, sind ein Zukunftsinstru- ment, das eine SPD in der Regierung nachdrücklich stär- ken wird. Viertens. Seite 32 und 33 des Berufsbildungsberichts 2013 weisen auf ein großes Problem hin. Im Untersu- chungszeitraum fällt die Ausbildungsanfängerquote für junge Ausländer mit 29,8 Prozent nur etwa halb so hoch aus, wie die der deutschen jungen Menschen mit 60,2 Prozent. Verglichen mit dem Vorjahr stieg die Aus- bildungsanfängerquote der deutschen jungen Menschen dabei sogar noch stärker um 2,4 Prozentpunkte als die der ausländischen jungen Menschen, die nur um 0,3 Pro- zentpunkte gewachsen ist. Dieses wollen und können wir nicht hinnehmen. Gerade wenn in dieser Debatte, wo wir uns mit Recht Sorgen machen um die Ausbildungslosigkeit und Ar- beitslosigkeit in den südlichen Mitgliedsländern der Eu- ropäischen Union, angesprochen wird, wie wir diesen jungen Menschen Unterstützung geben können, dürfen wir nicht die Augen davor verschließen, dass viele aus- ländische junge Menschen in Deutschland selbst ge- nauso erfahren, dass sie keinen Einstieg in Ausbildung und Berufsleben bekommen. Die Freude darüber, dass 5 000 junge Menschen aus Spanien nach Deutschland gekommen sind, um ihre Ausbildung zu beginnen, darf nicht den Blick davor verstellen, dass bei uns ein Vielfa- ches an jungen Menschen mit Wurzeln aus Portugal, Spanien, Italien, Griechenland und vielen anderen Län- dern schon lange leben, die bei uns keine Ausbildung finden. Dies ist ein Skandal, der kein gutes Licht wirft auf das Umgehen in der beruflichen Ausbildung, in den Betrieben, in der Gesellschaft insgesamt mit den bei uns aufwachsenden jungen Menschen mit Migrationshinter- grund oder ausländischem Pass. Auch hier will ich ansprechen, was wir als SPD, wenn wir in Regierungs- verantwortung sind, ändern wollen gegenüber der bishe- rigen unengagierten Praxis von Schwarz-Gelb. Wir wer- den eine Berufsausbildungsgarantie einführen, bei der d a c v s S u b n W B o S S tu d c b a tu P K H b w n in B h n d k v w w m w A w e tu w te K g s B ra v b fe w g g (C (D iesen jungen Menschen mit Migrationshintergrund wie nderen auch nach einer sehr kurzen Zeit ein verbindli- hes Angebot gemacht wird, wie sie über eine Berufs- orbereitung oder direkt in eine Berufsausbildung ein- teigen können, sei dies in ein klassisches duales ystem, in ein Verbundsystem von dualer Ausbildung nd schulischer beziehungsweise überbetrieblicher Aus- ildung oder in eine rein schulische Ausbildung. Was ur nicht geht, ist, dass diese jungen Menschen in einer arteschleife stecken bleiben. Gleichzeitig – und das ist die zweite Maßnahme mit lick auf diese große Gruppe ausländischer Jugendlicher hne ausreichende Ausbildungsperspektive – muss das ystem der Berufsausbildungsbegleiter um eines von chulbegleitern in Verbindung mit Ausbildungsbeglei- ng ergänzt werden, sodass der Zugang und die Bin- ung zwischen jungen Menschen, Betrieben und fachli- her Begleitung stärker wird. Wir werden dabei eachten, dass das System der hauptamtlichen Berufs- usbildungsbegleiter sich gerade auch vor den interkul- rellen Herausforderungen neu organisiert und in den ersonen wie in deren Ausbildung die interkulturelle ompetenz gestärkt wird. Im Übrigen: Die erfolgreiche amburger Initiative einer Jugendberufsagentur ist vor- ildlich und muss überall Wirklichkeit werden. Wenn dies vier sehr konkrete Punkte sind, an denen ir Verbesserungsmöglichkeiten sehen, dann komme ich och zur Eingangsbemerkung zurück: Gerade wenn wir Deutschland in der glücklichen Lage sind, eine gute erufsausbildung über viele Jahrzehnte entwickelt zu aben, dürfen wir nicht die Überheblichkeit entwickeln, icht auch die Schwachstellen dieses jetzigen Berufsbil- ungssystems und die konkreten Ausformungen zu er- ennen, zu analysieren und das in konkrete Handlungs- orschläge münden zu lassen. Die SPD will dieses tun, enn wir Regierungsverantwortung übernehmen, und ir wollen das in einer sehr zielgerichteten, sehr prag- atischen und sehr ehrlichen Form tun. Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wer ill, kann OECD-Studien so lesen: Dank des dualen usbildungssystems hat Deutschland eine vergleichs- eise geringe Jugendarbeitslosigkeit. Das wäre aber ine äußerst oberflächliche und unterkomplexe Betrach- ng. Richtig ist: Vor allem dank guter Konjunktur und irtschaftlicher Stabilität funktioniert unser duales Sys- m. Wer das erkennt, sieht: Ihr Ansatz und Antrag als oalition kann funktionieren. Heute arbeitslosen Ju- endlichen hilft es nicht, jetzt die duale Ausbildung in üdeuropäische Krisenländer zu exportieren. Ein duales erufsbildungssystem setzt prosperierende Betriebe vo- us, die ausbilden können und wollen, die Ausbildungs- erträge schließen und Vergütungen zahlen können. Es raucht also eine intakte Wirtschaft – und genau das hlt europäischen Krisenländern. Deswegen macht es enig Sinn, den zweiten Schritt vor dem erstem zu tun: Wenn wir sehen, dass KMU in Krisenländern keine ünstigen Kredite erhalten, dann braucht es dort endlich ezielte Konjunkturimpulse. Deswegen fordern wir seit 32552 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 (A) ) )(B) Jahren ein europäisches Investitionsprogramm, das die Konjunktur belebt, die Kreditklemmen überwindet und Arbeitsplätze in Zukunftsbereichen schafft. Eine jahr- hundertelang gewachsene Tradition wie das duale Sys- tem – mit seiner Organisation durch Tarifpartner und Kammern – lässt sich nicht über Nacht in anderen Län- dern einführen. Es ist allenfalls ein lohnenswertes Lang- fristprojekt. Die EU-Gipfel-Ergebnisse von heute Vormittag zei- gen: Der Kanzlerin sind arbeitslose Jugendliche mick- rige 0,6 Prozent des künftigen siebenjährigen EU-Haus- halts wert, Landwirte und Ernährungsindustrie hingegen 40 Prozent. Für die abgehängte und verlorene Genera- tion zum Beispiel in Griechenland und Spanien ist das blanker Hohn. Wer wie die Koalition mit dem dualen Ausbildungs- system im Ausland glänzen will, übersieht schnell die Herausforderungen, die wir in Deutschland haben – und die der Berufsbildungsbericht dokumentiert: Wenn (laut Eurostat) 7,6 Prozent der Jugendlichen hierzulande ar- beitslos sind, dann ist das kein Grund zum Jubeln, aus unserer Sicht sind das noch immer viel zu viele. Wenn jeder 15. Jugendliche die Schule abbricht und über 2,2 Millionen unter 34-Jährige keinen Berufsabschluss haben, dann kann von gleichen Chancen auf Ausbildung keine Rede sein. Wenn trotz demografischer und kon- junktureller Effekte 267 000 Jugendliche im Übergangs- sektor landen statt in guter Ausbildung, dann haben wir ein offenkundiges Problem auf unserem Ausbildungs- markt. Das muss sich ändern, dazu macht die Koalition keine Vorschläge. Sie verschleppen die dringend not- wendigen Strukturreformen der beruflichen Bildung. Der Berufsbildungsbericht offenbart ein großes Mat- ching-Problem: Einerseits sind wiederholt über eine Viertelmillion Jugendliche in Warteschleifen und Maß- nahmen des Übergangsdschungels geparkt, andererseits blieben 33 000 Ausbildungsstellen bei Betrieben un- besetzt. Das müsste Sie, Frau Ministerin Wanka, doch alarmieren. Wir wollen möglichst ohne Warteschleifen auskom- men, damit Jugendliche direkt in die duale Ausbildung übergehen können. Dafür müssen wir alle auch mehr Unternehmen gewinnen. Denn trotz Fachkräftemangel und guter Konjunktur bilden nur noch 21,7 Prozent un- serer Betriebe aus – ein trauriger Negativrekord nach der Wiedervereinigung. Es ist mir unverständlich, dass die Regierung zur erneut geschrumpften Ausbildungsbe- triebsquote schweigt und nur mit den Achseln zuckt. Wir Grüne wollen gute Ausbildung für alle statt Frust und Zeitverlust. Mit Dual Plus haben wir anders als die Koalition einen Vorschlag für eine Strukturreform vorge- legt. Damit haben wir aus dem In- und Ausland gelernt, zum Beispiel vom Hamburger Modell oder aus Däne- mark. Damit schaffen wir systematische Übergänge für Jugendliche statt Warteschleifen. Damit bauen wir breite Wege in Ausbildung, fördern Jugendliche zusätzlich und individuell, gewinnen wieder mehr Betriebe für Ausbil- dung, vor allem kleinere. Damit steigern wir die Attrak- tivität der Ausbildung, anstatt die hohen Vertragslö- s d n n fo z d d in u ru ru le B D s d ti e T k a 6 g R h W im D d n z (4 B a d g n ru K is e d re b W u d w (C (D ungs- und Abbruchquoten zu tolerieren. Es ist schlecht, ass die Bundesregierung dies alles nicht angepackt hat. Schwarz-Gelb will selbst die letzten Plenumsdebatten icht mehr für Problemlösungen nutzen. Es wird Ihnen icht gelingen, mit dieser Schaufensterdebatte vom Re- rmstau in der beruflichen Bildung in Deutschland ab- ulenken. Ihr Antrag dient offenbar nur zur Vorbereitung es Auftritts der Kanzlerin am 3. Juli in Berlin. Das ist efinitiv zu wenig, damit werden Sie weder der Jugend Deutschland noch in Europa gerecht. Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung nd Forschung: Dass wir heute so kurz nach der Regie- ngsbefragung am 15. Mai 2013 erneut über den Be- fsbildungsbericht sprechen, zeigt, wie wichtig uns al- n – auch fraktionsübergreifend – das Thema berufliche ildung ist. Denn es geht hier um zwei ganz zentrale inge: Zum einen um die Zukunftschancen der jungen Men- chen in Deutschland und Europa. Unsere duale Ausbil- ung sichert hohe Quoten der Übernahme in Beschäf- gung. Sie ist somit eine wesentliche Voraussetzung für ine eigenständige Lebensführung und gesellschaftliche eilnahme. Nicht umsonst fällt die Jugendarbeitslosig- eit in Deutschland mit 7,5 Prozent (Stand April 2013) m niedrigsten aus. Zum Vergleich: Griechenland 2,5 Prozent Februar 2013, Spanien 56,4 Prozent, Portu- al 42,5 Prozent, Italien 40,5 Prozent. Zum anderen ist die berufliche Bildung aber auch das ückgrat der wirtschaftlichen Stärke Deutschlands. Das ohe Qualifikationsniveau der beruflichen Aus- und eiterbildung in Deutschland ist ein Wettbewerbsvorteil internationalen Vergleich. Wir können stolz auf unser Ausbildungssystem sein. afür hat uns zuletzt sogar auch die OECD gelobt. Bil- ung ist der beste Schutz gegen Arbeitslosigkeit. Nicht ur die Arbeitslosenquote von Akademikern (2,4 Pro- ent) lag in Deutschland unter dem OECD-Durchschnitt ,8 Prozent). Auch Personen mit einer abgeschlossenen erufsausbildung (5,8 Prozent) waren deutlich seltener rbeitslos als im OECD-Durchschnitt (7,3 Prozent). Und ie OECD, früher auf Kritik an Deutschland beim Ver- leich von Studienanfängern fokussiert, bilanziert dies un erfreulich klar mit dem deutschen „Vorteil einer be- fsorientierten Ausbildung“. Wir sind als eines der wenigen Länder gut durch die rise gekommen, unsere Konjunktur ist stabil, bei uns t die Arbeitslosigkeit nicht gestiegen. Das hat natürlich ine Reihe von Gründen, liegt aber nicht zuletzt auch an en klugen politischen Weichenstellungen der Bundes- gierung. Das gilt auch für die berufliche Bildung. Der Berufs- ildungsbericht 2013 zeigt: Wir sind auf dem richtigen eg: Wir haben die richtigen politischen Weichen gestellt, m die wirtschafts- und bildungspolitischen Rahmenbe- ingungen für eine nun schon mehrjährige positive Ent- icklung des Ausbildungsmarktes zu schaffen, die durch Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 32553 (A) ) )(B) die demografische Entwicklung begünstigt wird. Und wir haben Altlasten der Vorgängerregierung in Angriff genommen, mit wachsendem Erfolg: Erstens. Die Zahl der Altbewerber ist weiter gesun- ken. Verglichen mit 2011 ist die Zahl der Bewerber, die sich bereits ein oder zwei Jahre vor dem Berichtsjahr für eine Ausbildung beworben haben, um 5 531 bzw. 3,3 Prozent auf insgesamt 162 550 zurückgegangen. We- gen Statistikumstellungen ist hier kein Vergleich mit frü- heren Jahren möglich. Zweitens. Es gibt deutlich weniger Anfänger im Übergangsbereich (2012: 266 732). Meine Damen und Herren von der Opposition, Sie sagen immer, wir tun nichts, aber uns ist gelungen, die hohen Anfängerzahlen im Übergangsbereich zu reduzieren, und zwar um mehr als 150 000 (36,1 Prozent) verglichen mit 2005 (417 647). Drittens. Auch der Anteil der Ungelernten geht zurück. Er ist immer noch zu hoch. Aber erste Erfolge zeichnen sich ab. Die Ungelerntenquote der 20- bis 29-Jährigen geht zurück und liegt aktuell bei 14,1 Prozent (1,39 Mil- lionen). Im Übrigen muss der Hinweis erlaubt sein, dass es sich hier um eine „Altlast“ handelt, die auch Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, mit zu verantworten haben. Denn wer hat es denn versäumt, die heutigen jungen Erwachsenen direkt nach der Schule zu qualifizieren? Wir packen dies an, zum einen präventiv, über eine frühzeitige individuelle Förderung und Beglei- tung, zum Beispiel im Rahmen der Bildungsketten, die es gar nicht erst dazu kommen lässt, dass Personen ohne Abschluss bleiben, zum anderen aber auch durch eine Ausweitung der Nachqualifizierungsstrukturen. Neu ist hier die Initiative „AusBILDUNG wird was – Spätstarter gesucht“ von BMAS und BA. Ziel ist es, 100 000 jungen Menschen zwischen 25 und 35 Jahren ohne Berufsaus- bildung eine zweite Chance zu geben. Viertens. Mit dem Anerkennungsgesetz haben wir einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung und zur Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in den Arbeitsmarkt geleistet. Der Berufsbildungsbericht zeigt Verbesserungen bei der Schulabbrecher- und der Aus- bildungsanfängerquote von ausländischen Jugendlichen. Aber nach wie vor besteht weiterer Handlungsbedarf zur Verbesserung der Ausbildungs- und Beschäftigungs- chancen von Menschen mit Migrationshintergrund. Per- sonen mit Migrationshintergrund bleiben daher eine wichtige Zielgruppe, der wir uns im Rahmen verschiede- ner Maßnahmen (KAUSA, Bildungsketten, Ausbil- dungspakt) weiter verstärkt widmen werden. Die Ausbildungsmarktsituation 2012 kann insgesamt als gut betrachtet werden, wenngleich sich die Steige- rung der letzten Jahre nicht überall fortgesetzt hat. Es wurden 551 272 Ausbildungsverträge neu abgeschlos- sen. Das sind 18 108 (3,2 Prozent) weniger als im Vor- jahr. Die Vertragsrückgänge sind zum einen als Folge der demografischen Entwicklung und des gezielten, an die demografische Entwicklung angepassten, Abbaus der außerbetrieblichen Ausbildung zu sehen (-15,0 Pro- zent). Es wurden aber auch etwas weniger betriebliche Ausbildungsverträge abgeschlossen als 2011 (-2,5 Pro- z A fi k ä ra w 6 d s b ri a ß g n N B A c w S s tr d b A s 2 h tr b d P H w li m 2 a g ü u e K Ü d g S g H g a a re (C (D ent). Gleichzeitig blieb eine Rekordzahl (33 275) an usbildungsstellen unbesetzt. Eine ganz zentrale Herausforderung ist der demogra- sche Wandel mit seinen Auswirkungen auf die Fach- räftesicherung. Wir werden weniger, und wir werden lter. Die Bundesagentur für Arbeit rechnet für den Zeit- um von 2010 bis 2025 mit einem Rückgang des Er- erbspersonenpotenzials um 6,5 Millionen Personen. ,5 Millionen Erwerbspersonen weniger in 15 Jahren, as bleibt nicht ohne Auswirkungen für den Wirtschafts- tandort Deutschland und die Sicherung des Fachkräfte- edarfs. Wir wissen: Schon jetzt haben Betriebe Schwie- gkeiten, Auszubildende zu finden. Umso wichtiger ist, lle Potenziale für Bildung und Ausbildung zu erschlie- en. Ich will hier auf zwei ganz zentrale Herausforderun- en eingehen, erstens die – gerade angesprochenen – zu- ehmenden Matchingprobleme am Ausbildungsmarkt. ach wie vor gibt es noch zu viele Bewerberinnen und ewerber, denen der Übergang von der Schule in die usbildung nicht sofort gelingt. Auch diese Jugendli- hen werden gebraucht, um künftig den Fachkräftenach- uchs in Deutschland sicherzustellen. Auf der anderen eite suchen Betriebe händeringend Auszubildende. Be- onders betroffen davon sind kleinere und Kleinstbe- iebe. Wir können nicht ausschließen, dass sich Betriebe, ie mehrfach die Erfahrung machen, angebotenen Aus- ildungsstellen nicht besetzen zu können, ganz aus der usbildung zurückziehen. Das kann auch ein Grund ein, warum die Ausbildungsbetriebsquote – 2011: 1,7 Prozent, zum Vergleich 2008: 24 Prozent –, das eißt der Anteil der ausbildenden Betriebe an allen Be- ieben, erneut gesunken ist. Wir unterstützen daher das essere „Matching“ von suchenden Bewerbern und Ausbil- ungsbetrieben. Dies wird auch im neuen JOBSTARTER- rogramm des BMBF (Ausschreibung beginnt im erbst 2013) eine Förderpriorität bilden. Gleichzeitig geht mein Appell an die Wirtschaft, hier eiterhin ihrer Verantwortung nachzukommen. Aktuell egt die Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit ge- eldeten Stellen noch unter dem Vorjahresniveau. Juni 013: 454 602, das heißt -9 242 (-2,0 Prozent) weniger ls im Vorjahreszeitraum. Hier sind weitere Anstrengun- en erforderlich. Nur wer jetzt ausbildet, wird morgen ber den nötigen Fachkräftenachwuchs verfügen. Zweitens der weitere Abbau des Übergangsbereichs nd die Effizienzsteigerung der Maßnahmen. Hier lohnt s sich, genauer hinzuschauen und nicht alles über einen amm zu scheren. Denn nicht für alle Jugendlichen im bergangsbereich besteht gleichermaßen Handlungsbe- arf. Für Jugendliche, die die Maßnahmen des Über- angsbereichs gezielt nutzen wollen, um einen höheren chulabschluss zu erwerben (nach der BIBB-Über- angsstudie rund 30 Prozent), besteht kein unmittelbarer andlungsbedarf. Stattdessen müssen sich die Anstren- ungen auf zwei Zielgruppen konzentrieren, zum einen uf Jugendliche, die noch nicht ausbildungsreif sind, lso auf die eigentliche Zielgruppe des Übergangsbe- ichs; sie brauchen Unterstützung, um den Einstieg in 32554 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 (A) ) )(B) Ausbildung zu schaffen, zum anderen auf junge Men- schen, die nur deshalb in Maßnahmen des Übergangs- bereichs sind, weil sie keinen Ausbildungsplatz gefun- den haben, aber über die notwendige Ausbildungsreife verfügen und insofern auch unmittelbar in der Lage wä- ren, eine Ausbildung zu absolvieren. Ich denke hier zum Beispiel an die bei der BA gemeldeten rund 60 000 so- genannten „Bewerber mit Alternative zum 30.9.“. Das sind ausbildungsreife Bewerber, die eine Alternative zu einer Ausbildung begonnen haben, zum Beispiel berufs- vorbereitende Bildungsmaßnahme, Praktikum oder Ähn- liches, aber ihren Wunsch nach einer Ausbildung auf- rechterhalten und eine entsprechende Vermittlung durch die BA wünschen. Wie die BIBB-Prognose zur künftigen Entwicklung des Übergangsbereichs im Berufsbildungsbericht zeigt, ist ein vollständiger Abbau des Übergangsbereichs selbst bei günstiger Ausbildungsmarktentwicklung unrealis- tisch und auch nicht gewollt. Wir wollen sinnlose Warte- schleifen im Übergangsbereich vermeiden. Umso wich- tiger ist es, dass wir unser Ziel „Effizienzsteigerung der Fördermaßnahmen im Übergangsbereich“ konsequent umsetzen, um junge Menschen, die wirklich auf Unter- stützung angewiesen sind, zu identifizieren und ihnen den Weg in die Ausbildung zu erleichtern. Eine wichtige Rolle spielt hier auch die Stärkung der betrieblichen Ausbildungsvorbereitung (70 Prozent „Klebeeffekt“ durch betriebliche Einstiegsqualifizierung, EQ). Wenn wir Übergänge gestalten wollen, müssen wir aber auch regionale Bedingungen und Strukturen be- rücksichtigen. Die Verwirklichung des Zieles, den Maß- nahmendschungel zu lichten, ist keine einseitige Auf- gabe der Bundesregierung, sondern bedarf der Aktivität und engagierten Mitarbeit aller Beteiligten, auch der Länder. Wir sind hier im Prozess, besonders effektive Maß- nahmen zu verstetigen. Ein gutes Beispiel ist die BMBF- Initiative Bildungsketten, mit der Schulabbrüche verhin- dert, Warteschleifen im Übergangsbereich vermieden und der Fachkräftenachwuchs durch berufliche Ausbil- dung gesichert werden soll. 30 000 förderbedürftige Ju- gendliche werden so auf ihrem Weg in die Ausbildung und bis zum Berufsabschluss begleitet (aktueller Stand: rund 18 000). Wir planen eine Ausweitung der Initiative auf weitere Schulen und eine Verstetigung der Instru- mente. Umso mehr freut mich das vorhandene Länder- interesse an unserem Angebot, das bereits in erste kon- krete BMBF-Länder-Vereinbarungen zur Verankerung der Bildungskettenphilosophie in den Regelsystemen der Länder gemündet ist (Hessen, Thüringen, Baden-Würt- temberg, NRW) Forderungen nach einem Recht auf Ausbildung, einer Ausbildungsgarantie oder einer Umlagefinanzierung sind nicht neu. Wir haben die Diskussion bereits in der Vergangenheit geführt. Sie kennen die Position der Bun- desregierung. Wir verzichten auf gesetzliche Zwangs- regelungen und setzen stattdessen auf freiwilliges En- gagement wie die erfolgreichen Vereinbarungen im Ausbildungspakt, dessen künftige Ausgestaltung wir verhandeln. e G a D e c in ti S h B g L ti E w s s k u B s s b W Z d d e n e U e c d G P P s ti O d W d d fe s W in E ta 2 s e s (C (D Grundsätzlich gilt: Berufliche Bildung ist nicht nur twas für weniger leistungsstarke Jugendliche, ganz im egenteil. Viele Qualifikationen und Kompetenzen, die ndernorts an Hochschulen erworben werden, werden in eutschland durch berufliche Aus- und Weiterbildung rfolgreich und adäquat vermittelt. Absolventen berufli- her Aus- und Weiterbildung nehmen ebenso oder auch Konkurrenz zu Hochschulabsolventen berufliche Tä- gkeiten mit hohen Anforderungsprofilen wahr. Zur icherung des Fachkräftenachwuchses sprechen wir da- er verstärkt auch leistungsstarke Jugendliche an. MBF und BMWi haben dazu gemeinsam die Kampa- ne „Berufliche Bildung – Praktisch unschlagbar“ ins eben gerufen. Eine Verlängerung bis 2016 ist geplant. Berufliche und akademische Bildung sind gleichwer- g. Es gibt nicht nur einen Königsweg zum beruflichen rfolg. Ein ganz wichtiges Signal ist daher die gleich- ertige Einstufung von Meister- und Technikerabschlüs- en und dem Hochschulabschluss Bachelor im Deut- chen Qualifikationsrahmen, die wir durchsetzen onnten. Wir wollen die Durchlässigkeit zwischen beruflicher nd akademischer Bildung weiter verbessern. Unser lick richtet sich dabei aber nicht einseitig auf Durch- tiegsmöglichkeiten von der dualen in die hochschuli- che Bildung – Beispiele: Verbesserung der Anrechen- arkeit beruflicher Vorqualifikationen über ANKOM, ettbewerb Offene Hochschule, KMK Beschluss zum ugang beruflich Qualifizierter zu Hochschulen –, son- ern wir wollen auch die „umgekehrte Richtung“ för- ern. Erbrachte Leistungen aus dem Studium sollen auf ine duale Berufsausbildung angerechnet werden kön- en. Davon sollen Studienabbrecher profitieren. Es ist in Gebot der Gerechtigkeit, dass Vorkenntnisse zählen. nd im Zeichen des demografischen Wandels ist es auch in Gebot der ökonomischen Vernunft, dass wir entspre- hende Möglichkeiten schaffen. Daher freut es mich, ass auch der vorliegende Antrag von Bündnis 90/Die rünen dies fordert und somit unsere Politik in diesem unkt unterstützt. Wir sollten in der Lage sein, über die arteigrenzen hinweg vernünftige Vorschläge gemein- am anzugehen. Die duale Berufsausbildung gewinnt auch interna- onal verstärkt an Anerkennung und nimmt eine neue rientierungsrolle in der internationalen und insbeson- ere auch in der europäischen Berufsbildungspolitik ein. Deutlich werden wird dies besonders in der nächsten oche, in der wir Gastgeber und Förderer der Berufsbil- ungsweltmeisterschaft Worldskills in Leipzig sind, auf er über 1 000 Wettbewerber aus 55 Ländern in 46 Beru- n gegeneinander antreten und 200 000 jugendliche Be- ucher dort ganz praktische Berufsorientierung erhalten. ir nutzen die Worldskills Leipzig durch gemeinsame ternationale Konferenzen des BMBF mit der UN, der U und der OECD gezielt als Weltplattform zur Präsen- tion der Vorzüge unseres Systems. Und ich werde am . Juli auf der Worldskills gemeinsam mit den Kommis- aren Vassiliou, Bildung, und Andor, Beschäftigung, ine „Europäische Allianz für Lehrlingsausbildung“ tarten, die ein zentraler Bestandteil der EU-Jugend- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 32555 (A) ) )(B) garantie ist und letztlich auf eine europäische BMBF- Ministerinitiative (Berlin 2012) zurückzuführen ist. Ziel ist dabei der Systemtransfer dualer Prinzipien in die Be- rufsbildungssysteme anderer EU-Mitgliedstaaten. Systemberatung und Pilotprojekte für duale Ausbil- dung sollen zur Senkung der Jugendarbeitslosigkeit füh- ren und die Partnerländer bei der nachhaltigen Reform ihrer Berufsbildungssysteme unterstützen. Im Nachgang zum EU-Ministergipfel des BMBF im Dezember 2012 werden zurzeit in bilateral besetzten Arbeitsgruppen in Spanien, Italien, Portugal und Griechenland die Hand- lungsbedarfe ermittelt sowie Sofortmaßnahmen und Pilotprojekte entwickelt. Es ist geplant, dass Bundesprä- sident Gauck im Rahmen seines Besuches in Lettland ein Memorandum unterzeichnet, das unter anderem die Finanzierung einer Stelle bei der deutschen Auslands- handelskammer in Lettland vorsieht. Im Rahmen der Worldskills Leipzig am 2. Juli 2013 werden wir gemein- sam mit der europäischen Kommission den Launch einer Europäischen Ausbildungsallianz initiieren. Ziel ist es, die Maßnahmen unter einem europäischen Dach zu bün- deln, sodass alle interessierten EU-Mitgliedstaaten da- von profitieren können. Das BMBF arbeitet eng mit den Verbänden der deut- schen Handwerkskammern, ZdH, und der Industrie- und Handelskammern, DIHK, zusammen. Die Kammern sind als „zuständige Stellen“ in Deutschland vor Ort mit hoheitlichen Aufgaben in der Berufsbildung betraut; zu- dem bilden die weltweit tätigen Auslandshandelskam- mern eine wichtige Infrastruktur bei der Betreuung deut- scher Unternehmen im Ausland und bei Fragen zur deutschen Berufsbildung. Wir werden daher die Zusam- menarbeit zwischen BMBF, ZdH und DIHK künftig ver- stärken, um gemeinsam mit interessierten Ländern Ele- mente des deutschen dualen Systems zu exportieren und die Jugendarbeitslosigkeit in EU-Ländern gezielt zu be- kämpfen. Das internationale Netzwerk deutscher Auslands- schulen kann die Verbreitung kooperativer, betriebs- naher Elemente der Berufsbildung befördern. Hierzu gibt es in einigen Ländern lokale Ansätze, in denen in Kooperation mit zumeist deutschen Unternehmen und Auslandshandelskammern duale Berufsausbildungs- gänge angeboten werden. In Spanien wird das BMBF im Nachgang zur bilateralen Konferenz vom Juli 2012 die deutschen Auslandsschulen in Madrid und Barcelona mit dem Ziel fördern, die „Ausbildung der Ausbilder“ pilothaft in Spanien einzuführen. In Ländern, wo die be- triebliche Ausbildung aus historischen Gründen ein schlechtes Image hat, werden wir anregen, im Verbund mit Unternehmen duale Studienmodelle zu implementie- ren. Hierbei können deutsche Unternehmen mit ihrer Er- fahrung im Bereich betrieblicher Bildung wichtige Bei- träge leisten. Mit Partnerministerien in Russland, China, Indien und Israel unterhalten wir seit Jahren enge Kooperationsbezie- hungen in der Berufsbildung. Hochrangige Vertreterin- nen und Vertreter treffen sich regelmäßig in bilateralen Arbeitsgruppen, um den Fortschritt gemeinsamer Koopera- tionsaktivitäten zu diskutieren und die weiteren Arbeiten p s E d W tr b M h A e G a N te n la w g im P d D e M b g k c d k g ru g m g S k d d s li g d d D d fi h s J g fo (C (D artnerschaftlich zu koordinieren. Deutschland unter- tützt im Rahmen dieser Kooperationsbeziehungen die ntwicklung von „Berufsbildungsstandards und Curricula“, ie „Ausbildung der Ausbilder“, den Aufbau und die eiterentwicklung überbetrieblicher Ausbildungszen- en sowie die Entwicklung kooperativer und praxis- asierter Berufsbildungssysteme. Die Vergleichbarkeit von Abschlüssen erleichtert die obilität auf einem globalen Arbeitsmarkt. Das BMBF at hierfür 2012 das Gesetz zur Anerkennung von im usland erworbener Berufsqualifikationen initiiert, das inen gesetzlichen Anspruch auf eine Überprüfung der leichwertigkeit eingeführt hat. Das Gesetz erweist sich ls ein effektives Instrument der Fachkräftesicherung: ach Schätzungen wurden im ersten Jahr seit Inkrafttre- n am 1. April 2012 rund 30 000 Anträge auf Anerken- ung gestellt und die Mehrzahl der beruflichen Aus- ndsabschlüsse als gleichwertig anerkannt – das ist ein ichtiger Beitrag zur Fachkräftesicherung und ein Si- nal an die dringend benötigen Fachkräfte im Ausland. Das Bundesinstitut für Berufsbildung, BIBB, bietet Rahmen seines gesetzlichen Auftrags interessierten artnerländern Systemberatung und Fachexpertise bei er Weiterentwicklung ihrer Berufsbildungssysteme an. ie BMBF-Initiative iMOVE flankiert das Auslands- ngagement deutscher Bildungsanbieter durch gezieltes arketing sowie durch Marktstudien und Fachtagungen. Bei der internationalen Berufsbildungszusammenar- eit stimmt sich das BMBF mit den anderen Ressorts re- elmäßig im Rahmen des „Runden Tisches“ ab, um ein ohärentes, transparentes und effizientes Vorgehen zu si- hern. Auf Initiative des BMBF wird die Zentralstelle er Bundesregierung für internationale Berufsbildungs- ooperation beim Bundesinstitut für Berufsbildung ein- erichtet. In der Zentralstelle werden die relevanten Be- fsbildungsaktivitäten mit den Partnerländern zukünftig ebündelt und koordiniert. Produktion, Handel und zunehmend auch Arbeits- ärkte funktionieren in internationalen Zusammenhän- en. Der Export von Elementen des deutschen dualen ystems der Berufsbildung stärkt die Wettbewerbsfähig- eit der Volkswirtschaften in Partnerländern, unterstützt eutsche Unternehmen, die im Ausland tätig sind, bei er Fachkräfteentwicklung, flankiert den Zugang deut- cher Waren zu Auslandsmärkten und fördert die Mobi- tät von Fachkräften. Die ökonomische Krise 2010 hat ezeigt: Eine kooperative, praxisbasierte Berufsausbil- ung mit hoch entwickelten nationalen Standards ist Teil es Fundaments wettbewerbsfähiger Volkswirtschaften: ort, wo die Ausbildung praxisbasiert angelegt ist, wer- en Fachkräfte so qualifiziert, dass sie eher eine Stelle nden. Die Arbeitsmarktrelevanz, die guten Übergänge in ochwertige Beschäftigung, die Verantwortungsgemein- chaft von Regierung und Sozialpartnern und die geringe ugendarbeitslosigkeit – all dies sind überzeugende Ar- umente. Das duale Berufsausbildungssystem ist ein Er- lgsmodell. Dies gilt es zu erhalten und auszubauen. 32556 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 (A) ) )(B) Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Beschlussempfehlung und Bericht: Men- schenrechte und Demokratie in der Welt – Ratsdok 11501/2/11 REV 2 – Beschlussempfehlung und Bericht zu der Unterrichtung: Menschenrechte in der Welt und Politik der Europäischen Union in die- sem Bereich – Entschließung des Europäi- schen Parlaments vom 18. April 2012 zu dem Jahresbericht zur Lage der Menschen- rechte in der Welt und über die Politik der EU zu diesem Thema, einschließlich der Aus- wirkungen für die strategische Menschen- rechtspolitik der EU (2011/2185(INI)) – EP P7_TA-PROV (2012)0126 – Beschlussempfehlung und Bericht zu der Un- terrichtung: Menschenrechte und Demokra- tie in der Welt: Bericht über das Handeln der EU im Jahr 2011 – Ratsdok. 9238/12 – Beschlussempfehlung und Bericht zu der Unterrichtung: Menschenrechte und Demo- kratie: Strategischer Rahmen und Aktions- plan der EU – Ratsdok. 11417/12 – Beschlussempfehlung und Bericht zu der Unterrichtung: Zehnter Bericht der Bundes- regierung über ihre Menschenrechtspolitik (Tagesordnungspunkte 73 a bis 73 c) Frank Heinrich (CDU/CSU): Ich möchte meine Rede mit einer Würdigung beginnen und zitiere dafür aus der Beschlussempfehlung des Ausschusses für Men- schenrechte und Humanitäre Hilfe: „Der Deutsche Bundestag würdigt den zehnten Menschenrechtsbericht der Bundesregierung als ei- nen umfassenden Überblick über die Entwicklun- gen im internationalen und europäischen Men- schenrechtsschutzsystem und über die deutsche Menschenrechtspolitik. Er bietet eine sehr gute Grundlage für die parlamen- tarische sowie die gesellschaftliche Debatte über die Menschenrechtspolitik der Bundesregierung im Berichtszeitraum von März 2010 bis Februar 2012.“ Der Bericht gliedert sich in vier Teile, und in allen Bereichen lassen sich Fortschritte im Einsatz der Bun- desregierung für die Menschenrechte feststellen: Erster Teil: „Menschenrechte in Deutschland und im Rahmen der Gemeinsamen Justiz- und Innenpolitik der Europäischen Union“. Hier sind in den letzten vier Jah- ren erhebliche Fortschritte zu verzeichnen. Ich nenne exemplarisch die Bekämpfung der Armutsgefährdung durch differenzierte Arbeitsmarktinstrumente und kon- sequente Reformen der Hartz-Gesetze, die zu einer si- gnifikanten Verringerung der Arbeitslosenzahlen und zur h B n n u 2 G fü d u ß li B s a s D g d lu Z S g n U d d fi B E c d z A re v s L P ü s s in lu d Z e s d m h w (C (D öchsten Beschäftigungsquote in der Geschichte der undesrepublik Deutschland geführt haben: 41 Millio- en Menschen stehen in Lohn und Brot, und das führt icht zuletzt zu einer spürbaren Angleichung der Löhne nd Lebensverhältnisse in Ost und West und damit in 013 zu einer deutlichen Steigerung der Ost-Renten. Die Erhöhung der Chancengleichheit zwischen den eschlechtern sowie die Erhöhung der Bildungschancen r Migranten, hierfür steht Ausbau der Kitaplätze und er gesetzliche Anspruch auf einen Kitaplatz sowie die nterstützenden Leistungen des Bildungspaketes. Zweiter Teil: „Menschenrechte in der deutschen Au- en- und Entwicklungspolitik“. Auch hier sind wesent- che Gesichtspunkte der Menschenrechtspolitik im ericht zusammengetragen. Ich möchte vier Punkte be- onders betonen: Die Bundesregierung hat den „Menschenrechts- nsatz“, der bereits in der deutschen Entwicklungszu- ammenarbeit zentral war, auf ein neues Level gehoben. er Menschenrechtsansatz wurde als Querschnittsauf- abe formuliert und ist damit auch zum Kernanliegen eutscher Außen- und Wirtschaftspolitik geworden. Die Reform der bundeseigenen Institute der Entwick- ngszusammenarbeit zur Gesellschaft für Internationale usammenarbeit, GIZ, hat bei einer Verschlankung der trukturen zugleich zu einer Erhöhung der Wirksamkeit eführt. Die Umsetzung von verschiedenen UN-Konventio- en durch die Bundesregierung: Im Bericht findet die msetzung der Behindertenrechtskonvention (Ansatz er „Inklusion“) besondere Erwähnung. Zu ergänzen ist ie Kinderrechtskonvention, die in sehr kurzer Zeit rati- ziert wurde und nun umgesetzt wird, was zeitlich im ericht noch keine Erwähnung finden konnte. Und schließlich möchte ich einmal besonders den insatz für die Menschenrechte durch die verantwortli- hen Repräsentanten der Bundesregierung betonen. Auf em dünnen diplomatischen Eis der internationalen Be- iehungen haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und ußenminister Guido Westerwelle oder der Menschen- chtsbeauftragte der Bundesregierung Markus Löning iele Begegnungen genutzt, um auf die Lage der Men- chenrechte zu verweisen, sei das gegenüber den großen ändern China, USA oder Russland, wie am Beispiel der unkband Pussy Riot deutlich wird, aber auch gegen- ber Uganda (Stichwort: geplante Einführung der Todes- trafe für Homosexualität) oder Griechenland (Men- chenrechtsverletzungen in der Asylpolitik). Dritter Teil: „Menschenrechte weltweit“. Hier sind sbesondere die Erfolge bei den Milleniumsentwick- ngszielen, MDG, zu nennen. In vielen Bereichen sind ie MDG erreicht oder mehr als das, etwa im Bereich ugang zu Bildung, wo gerade auch die Mädchenquote rhöht werden konnte. Insbesondere im Sektor „Men- chenrecht auf Wasser und Sanitärversorgung“, wo wir, ie Bundesrepublik Deutschland, uns besonders stark achen, sind durch deutsche oder bilaterale Projekte er- ebliche Fortschritte erzielt worden. Die Erkenntnisse erden in die Post-2015-Agenda einfließen. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 32557 (A) ) )(B) Auch eine Stärkung zivilgesellschaftlicher Akteure wie Menschenrechtsverteidiger oder NGOs ist vielfach gelungen. Einen Schwerpunkt legt die Bundesregierung traditionell auf den Aufbau von Staatlichkeit („Good Governance“), was zu beachtlichen Erfolgen geführt hat, wie man etwa am Beispiel Ghanas erkennen kann. In einem vierten Teil enthält der Bericht den „Ak- tionsplan Menschenrechte der Bundesregierung 2012 bis 2014“. Auch dieser ist zu begrüßen, da er eine klare Strategie enthält. Einen Schwerpunkt darin möchte ich – gemeinsam mit der AG Menschenrechte meiner Fraktion und der Mehrheit des Ausschusses für Menschenrechte und Hu- manitäre Hilfe – ausdrücklich betonen: den Einsatz, den die Bundesregierung für Religionsfreiheit und verfolgte Christen (gemeinsam mit der EU) zeigt. So weit meine Würdigung. Eingangs hatte ich zitiert, dass der Bericht eine gute Grundlage für „die parlamentarische sowie die gesell- schaftliche Debatte“ darstellt. Bei allem Lob für die Ar- beit der Bundesregierung, es gibt im Bereich Menschen- rechte auch noch genug zu tun, wie es der Bericht selber in seinem Aktionsplan ja auch ausführt. Wenn wir die gesellschaftliche Debatte aufnehmen und auf die Nichtregierungsorganisationen hören, die wir ja auch zu einer Expertenanhörung in den Ausschuss eingeladen hatten, dann fällt hier vor allem die starke und breite Kritik von verschiedenen NGOs an der deut- schen Flüchtlingspolitik ins Auge. Hier muss in der nächsten Legislatur intensiv weiter debattiert werden, nicht zuletzt zwischen Bund und EU sowie zwischen Bund und Ländern, damit wir dem eige- nen Anspruch, den Menschenrechtsansatz als Quer- schnittsaufgabe deutscher Innen- und Außenpolitik wahrzunehmen, auch gerecht werden. Wir verzeichnen auch hier Erfolge: Teile des Asylbe- werberleistungsgesetzes wurden regional abgeschafft, wie die Residenzpflicht oder die Gutscheinregelung. Das EU-Parlament hat sich erst vor wenigen Tagen, am 24. Juni 2013, mit einer Änderung des sogenannten Dublin-II-Abkommens befasst. Aber wir haben noch viel Arbeit vor uns. Der Menschenrechtsausschuss hat in einem Ent- schließungsantrag 14 „Bitten“ an die Bundesregierung für den nächsten MR-Bericht formuliert. Auf zwei dieser Themen möchte ich an dieser Stelle exemplarisch näher eingehen: In Punkt 5 heißt es: „wir wollen … der weltweiten Verflechtung des Sklaven- und Menschenhandels und der Bekämpfung dessen sowie den Bemühungen der Bundesregierung dabei weiterhin ein besonderes Augen- merk widmen“. Beim Thema Menschenhandel besteht dringender Handlungsbedarf. Gestern Abend, am 27. Juni 2013 – um Mitternacht, genauer gesagt –, ist mit einem Zusatz zum Prostitu- tionsgesetz ein erster Schritt gemacht worden, aber nicht mehr als ein erster, zugegeben kleiner Schritt. Weitere M le c z k k In F B g n n n u G 2 „ b d v a z w te m s e g s ic ß B d a fü d d re v fa S z g s h P n o d m rü R (C (D aßnahmen sind dringend notwendig, das hat nicht zu- tzt die Anhörung zum Thema am Montag dieser Wo- he sehr deutlich gemacht. Wir brauchen strafgesetzliche Regelungen, um Poli- ei und Justiz eine Handhabe zu geben (nicht zuletzt eine larere Definition von „Prostitutionsstätte“), eine Auf- lärungskampagne für Freier und Pornographie-User im ternet, für Prostituierte in Form von mehrsprachigen lyern oder einem Nottelefon in den Arbeitsräumen, ein leiberecht für Opfer von Menschenhandel, damit sie eschützt sind und verlässliche Aussagen machen kön- en, eine Anmeldepflicht für Prostituierte und Erlaub- ispflicht für Betreiber von Bordellen, Präventionsmaß- ahmen in den Herkunftsländern, eine Dunkelfeldstudie, m auf wissenschaftlicher Grundlage zu arbeiten und esetze zu beschließen. In unserem Regierungsprogramm für die Legislatur 013 bis 2017 haben wir als CDU/CSU daher formuliert: Wir wollen Frauen vor Gewalt und Zwangsprostitution esser schützen. Deshalb haben wir dafür gesorgt, dass er Bundestag erste Maßnahmen zur besseren Kontrolle on Prostitutionsstätten beschlossen hat. Wir wollen ber weitergehen und treten dafür ein, das Strafrecht so u ändern, dass Menschenhändler bei ausreichender Be- eislage auch ohne die Aussage ihrer häufig verängstig- n Opfer verurteilt werden können.“ Hier werden wir nicht locker lassen. Ich bedanke ich an dieser Stelle bei den vielen engagierten Men- chen und NGOs, die sich diesem Thema widmen, denen s gelungen ist, eine neue gesellschaftliche Debatte mit roßer medialer Aufmerksamkeit zu entfachen. Als Berichterstatter meiner Partei zum Thema „Men- chenrecht auf Wasser und Sanitärversorgung“ möchte h abschließend noch auf Punkt 6 unseres Entschlie- ungsantrages eingehen. Dort heißt es: „Wir bitten die undesregierung … ein Schwerpunktthema zu dem von en Vereinten Nationen neu anerkannten Menschenrecht uf sauberes Trinkwasser und Sanitärversorgung einzu- gen“. Der Aktionsplan des Menschenrechtsberichts enthält ieses Anliegen zwar, wenn er formuliert: „Eine Priorität er Entwicklungspolitik wird der Ausbau des Menschen- chtsansatzes im Wassersektor sein – auch mit innovati- en Formaten wie zum Beispiel WASH United. Die Er- hrungen werden in den jeweiligen internationalen ektordialog eingebracht.“ Allerdings zeigt die Erfahrung der Runden Tische um Thema Wasser, die ich eingeführt und in der ver- angenen Legislatur regelmäßig mit afrikanischen Bot- chaftern durchgeführt habe: Das vorhandene Know- ow muss noch viel besser vernetzt werden, zahlreichere artner aus der Forschung und der Wirtschaft müssen och ins Boot geholt werden, um an der Seite der GIZ der der KfW Programme entwickeln zu können. Beson- ers der Sanitärversorgung ist ein Schwerpunkt zu wid- en. Menschenrechtspolitik ist Querschnittspolitik. Sie be- hrt alle Politikfelder: die Wirtschaft, die Sicherheit, die echtsstaatlichkeit. Der Menschenrechtsbericht zeigt 32558 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 (A) ) )(B) das große Engagement der Bundesrepublik, und er zeigt, wo weiterer Handlungsbedarf besteht. Bleiben wir dran! Um der Menschen willen. Erika Steinbach (CDU/CSU): Mit dem zehnten Be- richt der Bundesregierung über ihre Menschenrechts- politik, den zwei EU-Jahresberichten über Menschen- rechte und Demokratie in der Welt, der Entschließung des Europäischen Parlaments zum EU-Jahresbericht des Jahres 2010 sowie dem Strategischen Rahmen und Ak- tionsplan des EU-Parlaments debattieren wir heute um- fangreiche und weitreichende Dokumente. Der zehnte Menschenrechtsbericht war bereits Gegenstand einer öf- fentlichen Anhörung des Ausschusses für Menschen- rechte und Humanitäre Hilfe. Er fasst die innen- und außenpolitischen Aktivitäten und Initiativen zusammen und zeigt damit den Quer- schnittcharakter der Menschenrechtspolitik der christ- lich-liberalen Bundesregierung. Die Berichte machen deutlich, es gibt weltweit mehr Defizite als beruhigende Nachrichten. Die Hoffnung auf Verbesserungen wurde immer wieder enttäuscht. Aus dem Arabischen Frühling wurde in Ägypten ein funda- mentalistischer Winter. In diesen Tagen wehren sich al- lein in Kairo Hundertausende Menschen wieder gegen ihre Unfreiheit, sie protestieren gegen die Herrschaft Präsident Mursis. Tote sind zu beklagen. Die Schließung der Konrad-Adenauer-Stiftung in Kairo und die Verur- teilung ihrer Mitarbeiter zu mehrjährigen Haftstrafen be- stätigen unsere Befürchtungen. Eine Entwicklung Ägyp- tens hin zu Freiheit, Toleranz und Demokratie ist nicht eingetreten. Das Gegenteil ist der Fall. Auch die Türkei befindet sich seit Jahren im latenten Rückwärtsgang. Wie man mit Demonstrations- und Mei- nungsfreiheit seitens der Regierung Erdogan umgeht, haben wir in den zurückliegenden Wochen fassungslos verfolgen müssen. Die Vorgehensweise der türkischen Regierung gegen Demonstranten und Regierungskritiker ist unvereinbar mit unseren europäischen Werten. Reli- gionsfreiheit ist bei weitem nicht für alle im vollen Um- fang gesichert. Die Situation der Christen hat sich insbe- sondere im orientalischen Raum nicht verbessert, sondern ist geradezu dramatisch. Mit großer Sorge beobachten wir seit Jahren die Ent- wicklung Russlands im Bereich der Menschenrechte, der Demokratie und der Rechtstaatlichkeit. Das in der ver- gangenen Woche durch das russische Oberhaus verab- schiedete umstrittene Gesetz gegen „Homosexuellenpro- paganda“ setzt die Reihe der Entscheidungen gegen die russische Zivilgesellschaft fort. Im vergangenen Jahr wurde per Gesetz nicht nur die Arbeit von Nichtregie- rungsorganisationen, die mit ausländischen Partnern ko- operieren, erheblich eingeschränkt und deren Büros durchsucht, hohe Geldstrafen wurden gegen protestbe- reite Bürger verhängt, russische Oppositionelle wurden massiv schikaniert, einem Dumaabgeordneten wurde so- gar das Mandat entzogen. Er hatte sich für freie Wahlen eingesetzt und die Straßenproteste gegen Präsident Putin unterstützt. Mit einer Änderung des Verleumdungspara- grafen des russischen Strafgesetzbuches wurde es noch le B M K la g a d d B m c w n fo u B s re k d q G E e v h s fr ru A ri k G M m e ri E M fü a s S m Z te u p s K (C (D ichter, Journalisten den Mund zu verbieten, um nur eispiele zu nennen. In Deutschland leben wir im Vergleich dazu in einer enschenrechtsidylle. Besorgt müssen wir aber zur enntnis nehmen, dass Deutschland insbesondere Ziel- nd von Menschenhändlern für die in die Prostitution ezwungenen Opfer, meist Mädchen und junge Frauen us Ost- und Südosteuropa, geworden ist. Die Zunahme er Menschenhandelsopfer in diesem menschenentwür- igendem Bereich ist das Resultat der von der rot-grünen undesregierung geschaffenen Gesetzgebung, die es öglich macht, Bordelle unkontrolliert zu betreiben. Die hristlich-liberale Koalition hat dem in einem ersten not- endigen Schritt Einhalt geboten. Doch das genügt noch icht, alle wissen das. Deshalb müssen weitere Schritte lgen, um den Opfern Hilfestellung geben zu können nd den Verbrechern das Handwerk zu legen. Abschließend stelle ich mit Genugtuung fest: Diese undesregierung redet nicht nur im Inland von Men- chenrechten, sondern spricht sie beständig auch ande- n Staaten gegenüber an, ob das Russland oder die Tür- ei ist, ob es um China oder Indien geht. Insbesondere ie Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel ist sehr konse- uent darin. Zum Abschluss möchte ich unserer Kollegin Ute ranold sehr herzlich für ihr absolut unvergleichliches ngagement danken. Ich bedauere sehr, dass sie sich ntschlossen hat, aus dem Bundestag auszuscheiden. Ich erspreche gleichzeitig, dass wir ihre Herzensangelegen- eiten intensiv weiterverfolgen werden. Das sind insbe- ondere die Themen: Christenverfolgung und Religions- eiheit sowie Menschenhandel und Zwangsprostitution. Arnold Vaatz (CDU/CSU): Die jetzige Bundesregie- ng fühlt sich im Besonderen einer wertegebundenen ußenpolitik verpflichtet. Gerade unsere Bundeskanzle- n Dr. Angela Merkel lässt bei ihren Staatsbesuchen eine Gelegenheit aus, gegenüber ihren ausländischen esprächspartnern auch kritische Fragen zur Lage der enschenrechte zu erörtern. So stellte die britische Wochenzeitschrift The Econo- ist jüngst fest, dass man beim Umgang mit Russland her den Instinkten und Erfahrungen der Bundeskanzle- n vertrauen sollte als denen des US-Präsidenten. Der conomist lobte ausdrücklich den offenen Umgang erkels mit den Zuständen in Russland als beispielhaft r den Westen. Ein weiteres Beispiel ist die Ukraine. Seit dem Amts- ntritt von Präsident Janukowitsch im Jahre 2010 ver- chlechterte sich die Lage der Menschenrechte spürbar. ymbolisch dafür stehen die Strafverfahren gegen ehe- alige Mitglieder der Regierung Timoschenko. Im usammenhang mit der Fußball-EM 2012 und dem un- rschriftsreifen Assoziierungsabkommen mit der EU nterstützte die Bundeskanzlerin uns Menschenrechts- olitiker mit der Forderung nach Freilassung der politi- chen Gefangenen und nach fairen Wahlen und mit der ritik an der Rechtsstaatlichkeit in der Ukraine. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 32559 (A) ) )(B) Leider sind unsere tatsächlichen Einflussmöglichkei- ten in Weißrussland sehr bescheiden. Nach den gefälsch- ten Präsidentschaftswahlen im Dezember 2010 hat Dik- tator Lukaschenko in den vergangenen zwei Jahren für politische Friedhofsruhe gesorgt. Wichtig ist, dass wir den Bürgerrechtlern wie Andrej Sannikow, Aleksej Mihaljevich, Zmitser Dashkevich und anderen zuhören und ihnen eine Stimme geben, auch mit der heutigen De- batte. Besonderer Dank gilt an dieser Stelle unserem Kanzleramtsminister Ronald Pofalla, der schon mehr- fach selbst vor Ort war und auch hier in Berlin regelmä- ßig Vertreter der Opposition empfängt. Hoffnung für Weißrussland bleibt dennoch: Hybris, Realitätsverlust sowie Langeweile, die der Diktator als Qualitätsmerkmal seiner Wahlen beschrieb, bringen je- des Regime zum Einsturz. Das wissen wir aus unserer jüngsten und glücklich verlaufenen Geschichte genau. Ähnlich sieht es leider auch in Kuba aus. Im Ver- gleich zu Weißrussland gibt es aber nicht einmal die the- oretische Möglichkeit für Bürgerrechtler, an Wahlen teil- zunehmen oder öffentlich Kritik an der Regierung zu üben. Das kommunistische Regime hält unverdrossen an seiner Willkürherrschaft fest. Gestützt auf Einparteien- system, Staatssicherheit und Armee werden die Frei- heitsrechte der Bevölkerung unterdrückt. Wurden im Schwarzen Frühling 2003 noch zahlreiche Dissidenten verhaftet und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, hat das Castro-Regime jetzt seine Taktik zur Unterdrückung geändert: Nun werden Oppositionelle auf der Straße oder vor ihren Häusern durch die Staats- sicherheit angegriffen, misshandelt und vor ihren Nach- barn als Kriminelle und ausländische Agenten diskredi- tiert und immer wieder für kurze Zeit inhaftiert. Das und kleinere Beruhigungspillen wie die theoretische Reise- freiheit oder Ansätze wirtschaftlicher Reformen sind weiterhin auf den alleinigen Machterhalt der Partei- nomenklatur und des Militärs ausgerichtet. Wir sollten uns nicht Sand in die Augen streuen las- sen. Leider bin ich mir nicht sicher, ob das nicht bei eini- gen Kollegen und einem Staatssekretär des Bundes schon geschehen ist. Um mit Vertretern der kommunisti- schen Staats- und Parteiführung sprechen zu können, verzichteten sie bei ihren jüngsten Kubareisen bewusst auf den Kontakt mit Bürgerrechtlern. Noch einmal ganz anders gestaltet sich das Verhältnis der Linkspartei zur kubanischen Führung. Solidaritäts- adressen und -besuche gehören zum guten Ton und athe- istischen Glaubensbekenntnis. Ein klares Zeugnis dafür ist die Arbeitsgemeinschaft „Cuba Sí“ der Linkspartei. Dort sind sie heute Abend eingeladen, hier in Berlin den 85. Geburtstag des Massenmörders Ernesto Ché Guevara zu feiern. Mehr Identifizierung mit dem kuba- nischen Regime geht wohl kaum. Eigentlich könnte man über solch absurde Veranstaltungen die Schultern zu- cken, sich an den Kopf greifen und den Gang zum Arzt empfehlen. Aber Vorsicht! Seit Jahren wollen uns diese Partei und ihre Vertreter hier im Bundestag weismachen, dass sie nichts, aber auch gar nichts mehr mit ihrem Vorgän- g h ju w a m s F K w e D E d D e v c P le D p z d s fü s s M p d s 1 F re D ic K 1 o te lu h n g V b G M g g s a d (C (D er SED und deren Werkzeug Staatssicherheit zu tun aben, vielleicht einmal abgesehen davon, wenn es um ristische Auseinandersetzungen um alte Vermögens- erte geht. Immer wieder wird uns versichert, dass man nun doch uch etliche junge Führungskräfte habe, die nichts mehr it der DDR zu tun hatten. All diese Bemühungen ver- uchen lediglich, die altbekannten Inhalte zu vernebeln. ür Sie von der Linkspartei ist der Kommunismus in uba vorbildhaft und wird zur Nachahmung empfohlen, ie der ausgerufene „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ ines Hugo Chávez in Venezuela zeigt. Wenn Sie in eutschland die Mehrheit erringen würden, wären also inparteiensystem, Staatssicherheit und Unterdrückung er Freiheitsrechte nicht außerhalb der Diskussion. Ins Bild passt auch der von der Linkspartei zu dieser ebatte eingebrachte Entschließungsantrag. Er zeichnet in grauenhaftes Bild unseres Landes gemäß den vorre- olutionären Theorien von Marx, Engels und Lenin: drü- kende Armut, Wohnungsnot und Massenverelendung; olizeigewalt; Militarisierung an Schulen. Gerade der tzte Punkt ist mit Blick auf die Durchdringung der DR-Schulbücher mit militärischer Symbolik und die aramilitärische Ausbildung an Schulen an Hybris nicht u überbieten. Seit 1990 lebe ich in einem Staat, der seinen Bürgern ie Menschenrechte ohne Wenn und Aber garantiert und ich auch weltweit für deren Stärkung einsetzt. Das er- llt mich mit Dankbarkeit und Stolz und Einsatzbereit- chaft, das Errungene zu verteidigen. Angelika Graf (Rosenheim) (SPD): Lobend äußerten ich einige deutsche NGOs darüber, dass der vorliegende enschenrechtsbericht sich vermehrt auch auf innen- olitische Verhältnisse konzentriert. Auch ich begrüße as, und ich bin da völlig bei unserem Bundestagsprä- identen Professor Dr. Lammert. In seiner Rede zum 7. Juni sagte er: „Wir müssen uns selbst auch kritische ragen stellen oder zumindest gefallen lassen zu unse- m Umgang mit Andersdenkenden, Minderheiten und emonstranten“. Stichwort „double standards“, wenn h an die Polizeiaktion gegen die letzte Blockupy- undgebung in Frankfurt denke oder an die knapp 00 000 Menschen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus der an die „Rote Karte“, die die EU-Kommission ges- rn Deutschland zeigte und die mangelnde Gleichstel- ng und Diskriminierung der Roma bemängelte. Des- alb kann ich nur sagen: Gut gemeint ist noch lange icht gut gemacht. Man merkt: Sie haben es vor allem ut mit sich selber gemeint. Kritische Punkte aus der ergangenheit zu berücksichtigen oder bestehende Pro- leme neu zu denken, vermisse ich in diesem Bericht. leichzeitig will ich aber nicht in Abrede stellen, dass arkus Löning in den letzten dreieinhalb Jahren einen uten Job gemacht hat. Wenn es allerdings um die Situation im eigenen Land eht, so konzentriert sich die Bundesregierung haupt- ächlich darauf, Dinge abzuwehren oder bestenfalls nur uf Beschlüsse zu reagieren, zum Beispiel wenn es um en Schutz der Asylsuchenden geht. Drei Anträge hat 32560 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 (A) ) )(B) meine Fraktion vorgelegt, um ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Schließlich musste das Bundesverfas- sungsgericht richtigstellen, die Leistungen für Asylbe- werber zu erhöhen. Wenn ich mir das jüngste Urteil zur sukzessiven Adoption für gleichgeschlechtliche Paare in Erinnerung rufe, so war es erneut das Bundesverfas- sungsgericht, das die Ungerechtigkeit anprangerte. Es ist unverantwortlich, dass immer erst die Justiz eingreifen muss, um der Regierung die Augen zu öffnen und sie zum Handeln aufzufordern. Reagieren statt handeln, Passivität statt Aktivität, meinen statt tun! Sie sind auch weit davon entfernt, sich aktiv mit den neuen Gefahren auseinanderzusetzen, die die Rechte der Menschen in einer globalisierten Welt zu- nehmend bedrohen. Ich denke zum Beispiel an den Kli- mawandel oder an die Rechte älterer Menschen und den demografischen Wandel oder an die Entwicklungen in der Außenwirtschaft – Stichwort „Vergabe von Export- kreditgarantien“. Wenn ich mir dann auch noch Ihre gerade einmal acht Initiativen der vergangenen Legislatur anschaue – davon auch noch drei interfraktionelle – , dann wundere ich mich doch, wie Sie die zahlreichen Seiten Ihres Berichts überhaupt füllen konnten. Das alles zeigt, dass die jetzige Bundesregierung noch längst nicht sicherstellt, dass den hier lebenden Men- schen ein ausreichender Schutz zukommt. Frauen, Men- schen mit Migrationshintergrund, ältere Menschen, Asyl- suchende, Homosexuelle und Transgender sowie Menschen mit Handicap sind besonders schützenswert. Es ist un- sere Aufgabe, diese Gruppen mündig zu machen, ihre legitimen Ansprüche einfordern zu können. Sie haben das in den meisten Fällen abgelehnt. Für die SPD bedeu- tet das, dass in der kommenden Wahlperiode noch viel zu tun ist. Christoph Strässer (SPD): Wenn wir heute, am letzten Sitzungstag der Legislaturperiode, kurz bevor die Lichter ausgemacht werden, über die Menschenrechts- politik dieser noch amtierenden Bundesregierung und der EU debattieren, so zeigt dies, welchen Stellenwert dieses Politikfeld für diese Koalition hat: Es steht in der Wertigkeit ganz am Ende. Die Realität steht – wie bei fast allem, was diese Koalition als Bilanz vorlegt – in eklatantem Widerspruch zu den eigenen Ansprüchen. Fürwahr: Bunt in Hochglanz bedrucktes Papier gibt es en masse, in die Tat umgesetzt ist davon fast nichts. Dies gilt ganz besonders für den Bereich, mit dem ich mich heute im Wesentlichen befassen will, nämlich der Umsetzung internationaler Vereinbarungen und Konven- tionen in die deutsche Verfassungspraxis. Um nicht missverstanden zu werden, gleich zu Be- ginn die klare Feststellung, dass der Stand der Men- schenrechte in Deutschland sehr hoch ist. Ein insgesamt gut funktionierendes Justizsystem, der Stand der Mei- nungs- und Pressefreiheit, um nur zwei Eckpfeiler zu nennen, senden starke Signale für den Stand von Demo- kratie und Rechtsstaatlichkeit in unserem Land. Auch die Überprüfung Deutschlands vor dem Menschen- re re g d to 2 g s e n m li n g d A D B tr le in s tr b B g n K w a m b k g d p V s c re h d fü s b z in d h m d d L B B (C (D chtsrat der Vereinten Nationen im Frühling dieses Jah- s in Genf hat ein hohes Maß an Wertschätzung hervor- ebracht. Es gab aber auch ein großes Potenzial an Kritik, und ies nicht zu Unrecht. So hat Deutschland immer noch nicht das Zusatzpro- koll zu den WSK-Rechten ratifiziert – ein Skandal! 008 wurde dieses Abkommen, dass zum ersten Mal ei- enständige Beschwerdeverfahren der Betroffenen aus- pricht, durch die damalige Bundesregierung gezeichnet, in Gesetzentwurf zur Ratifizierung liegt immer noch icht vor. Seit Beginn dieser Legislaturperiode wird la- entiert, hoher Abstimmungsbedarf zwischen den betei- gten Ressorts wird geltend gemacht. Ein Armutszeug- is für eine Regierung und ein Land, das für sich egenüber anderen immer wieder eine Vorreiterrolle bei er Umsetzung von internationalen Vereinbarungen in nspruch nimmt und diese auch bei anderen einklagt. ie Ratifizierung wird eine der ersten Taten einer neuen undesregierung sein müssen. Weit zurück hängt diese Bundesregierung und die sie agende Mehrheit auch bei der Umsetzung internationa- r Rahmenbedingungen für eine verbindliche Haftung ternational tätiger Unternehmen für schwerste Men- chenrechtsverletzungen, die sie oder ihre Zuliefererbe- iebe zu verantworten haben. Nicht zuletzt die furcht- are Katastrophe in einem Textilverarbeitungsbetrieb in angladesch müsste doch dem Letzten die Augen dafür eöffnet haben, dass es gerade in solchen Arbeitsverhält- issen verbindlicher Normen bedarf, die sich an den ernarbeitsnormen der ILO orientieren, und zwar so- ohl hinsichtlich der konkreten Arbeitsbedingungen als uch hinsichtlich der sozialen und ökologischen Rah- enbedingungen in unseren Partnerländern. Auch hier esteht erheblicher Nachholbedarf hinsichtlich der kon- reten Verpflichtungen weltweit tätiger Unternehmen, erade angesichts solcher Katastrophen, den wir mit an- eren politischen Mehrheiten in der nächsten Legislatur- eriode in Angriff nehmen werden. Der Katalog der Versäumnisse ließe sich noch um ieles ergänzen, ich kann das aus Zeitgründen hier nur tichpunktartig machen: weiterhin keine bundesgesetzli- he Initiative zur kompletten Umsetzung der Kinder- chtskonvention. Die Rücknahme der letzten Vorbe- alte hierzu war ein großer Fortschritt, aber es blieb bei em, was viele befürchtet hatten, nämlich dass es sich r diese Bundesregierung um einen rein deklamatori- chen Akt handelte. Wir werden nach dem 22. Septem- er umgehend dafür Sorge tragen, dass es endlich auch u materiell-rechtlichen Anpassungen kommt, und zwar sbesondere im Aufenthalts- und Leistungsrecht. Auch ie Ausstattung der nationalen Präventionsstelle zur Ver- ütung von Folter ist nach wie vor unzureichend, ein Ar- utszeugnis für die Menschenrechtspolitik dieser Bun- esregierung, ganz zu schweigen von dem Skandal, dass ie Antikorruptionskonvention der VN auch in dieser egislaturperiode nicht ratifiziert wurde. Große Sorge bereitet auch der Umstand, dass es der undesregierung nicht gelungen ist, ein Gesetz in die eratung einzubringen, das den Status des Deutschen Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 32561 (A) ) )(B) Instituts für Menschenrechte regelt und ihm die Chance vermittelt, weiterhin formal in der höchsten Liga der nationalen unabhängigen Menschenrechtsinstitute mit- spielen zu können. Das Institut macht eine hervorra- gende Arbeit und ist international wie national eine der am höchsten angesehenen Menschenrechteinrichtungen. Diesen Ruf genießt es offenbar nicht bei dieser Bundes- regierung – oder jedenfalls Teilen davon. Bei der Akkre- ditierungskonferenz im Herbst besteht die konkrete Ge- fahr, dass das Institut seinen hohen Standard einbüßt, weil diese Bundesregierung sich weigert, einen bereits fertig in der Schublade liegenden Gesetzentwurf in die Beratung einzubringen, der die Arbeit des Instituts auf eine entsprechende Grundlage stellt. Ein Skandal erster Güte und eine komplette Blamage für das Ansehen der Bundesrepublik Deutschland, wofür allein diese Regie- rung die Verantwortung trägt. Ein letzter Punkt, der mir noch sehr am Herzen liegt, ist die Entwicklung in der ältesten europäischen Institu- tion, die sich mit der Situation der Menschenrechte in 47 Staaten des europäischen Kontinents auseinander- setzt, im Europarat. Als Mitglied der parlamentarischen Versammlung er- lebe ich seit einigen Jahren, dass der eigentliche Auftrag dieser Institution, nämlich die Wahrung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, immer mehr zurückgedrängt wird. Bündnisse entstehen, die sich nicht mehr an den Grundwerten des Europarates orientieren, sondern an ökonomischen Interessen und der Verteidigung von Ver- hältnissen in einzelnen Mitgliedsländern, die mit den Grundsätzen der Europäischen Menschenrechtskonven- tion jedenfalls nach meiner Überzeugung nicht mehr viel zu tun haben. Verletzungen der Meinungs- und Presse- freiheit, des Demonstrationsrechts, offene von den be- treffenden Staaten nicht nur nicht verhinderte, sondern teilweise sogar unterstützte Diskriminierungen von Ho- mosexuellen werden nicht mehr mit der nötigen Ent- schiedenheit angegangen, teilweise herrscht die Devise, nach der Bündnisse geschmiedet werden: Schweig Du über die Verhältnisse in meinem Land, dann rede ich nicht über die Versäumnisse in deinem. Die Glaubwür- digkeit, ja die Existenzberechtigung dieser ältesten euro- päischen überstaatlichen Menschenrechtsorganisation steht auf dem Spiel. Deshalb zum Schluss mein Appell an alle, denen der Europarat etwas bedeutet: Lassen Sie uns fraktionsübergreifend in der nächsten Legislatur- periode alle Anstrengungen unternehmen, um den Ver- fall dieser großartigen Institution aufzuhalten und sie wieder zu dem zu machen, was sie über Jahrzehnte ge- wesen ist: Eine politische und ethische Instanz, auf die Millionen Menschen in den Mitgliedstaaten gehofft ha- ben, eine unabhängige Instanz zur Verteidigung von De- mokratie, Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit. Es gibt viel zu tun in der nächsten Legislaturperiode, es gibt viele Versäumnisse zu beheben. Wir werden mit einer starken SPD-Fraktion in diesem Hause dafür sor- gen, dass die Menschenrechtspolitik im In- und Ausland endlich wieder den Stellenwert bekommt, der ihr zusteht – und das nicht nur auf dem Papier. z W m d re u L re h U T ra k te a ü D L fü d z s d M b b d ta lu le z z d le h U K u D d s n d e b k S S d (C (D Marina Schuster (FDP): Ich bin dankbar, dass wir um Abschluss der letzten Sitzungswoche in dieser ahlperiode noch einmal Menschenrechte zum Thema achen. Das ist eine Chance, um Bilanz zu ziehen. Und iese Bilanz kann sich sehen lassen. Wir haben als erste Koalition ein eigenes Menschen- chtskapitel in den Koalitionsvertrag aufgenommen, nd wir haben Wort für Wort geliefert. Das waren vier gute Jahre. Ich danke besonders meinem Kollegen Markus öning, dem Menschenrechtsbeauftragten der Bundes- gierung, für seinen unermüdlichen Einsatz. Es ist in ohem Maße sein Verdienst, dass Deutschland beim PR-Verfahren, dem sogenannten Menschenrechts- ÜV beim UN Menschenrechtsrat in Genf, eine hervor- gende Figur gemacht hat. Er hat auch Lob und Aner- ennung der internationalen Staatengemeinschaft erhal- n – und zwar zu Recht. Nicht nur im Ausland, sondern uch im Inland ist er für seine Arbeit höchst angesehen, ber alle Fraktionen hinweg. Ich schließe mit meinem Dank an, insbesondere an r. Guido Westerwelle, Dirk Niebel und Sabine eutheusser-Schnarrenberger, die sich in ihren Ressorts r Menschen- und Bürgerrechte stark machen. Unsere Richtschnur – und mein innerer Antrieb – ist abei: Menschenrechte, die auf dem Papier seit Jahr- ehnten bestehen, müssen sich auch materialisieren las- en. Das heißt, sie müssen einklagbar sein. Deswegen haben wir uns mit Erfolg dafür eingesetzt, ass Menschen ihre Rechte einklagen können, indem wir enschenrechtsschutzsysteme verbessert haben. Wir ha- en den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ei der Reformkonferenz in Brighton gestärkt, gegen en Widerstand auch aus Nachbarstaaten wie Großbri- nnien. Als Mitglied der Parlamentarischen Versamm- ng des Europarates weiß ich, dass das Gericht oft die tzte Hoffnung für Opfer von Menschenrechtsverlet- ungen ist. Über 120 000 anhängige Verfahren sind dort u verzeichnen, und wir werden daher alles tun, damit er EGMR nicht an seinem eigenen Erfolg zerbricht. Wir haben hier bei uns den Zugang zum Gericht er- ichtert durch das Gesetz zur Einführung von Kosten- ilfe für Drittbetroffene in Verfahren vor dem EGMR. nd hier erinnere ich ganz besonders an meinen lieben ollegen Dr. Max Stadler, der viel zu früh verstorben ist nd sich so für den EGMR eingesetzt hat. Zum Internationalen Strafgerichtshof, IStGH: Es war eutschlands Verdienst bei der Überprüfungskonferenz es IStGH in Kampala, dass Strafbarkeitslücken ge- chlossen wurden. Wir stärken damit den IStGH. Als ei- er der ersten Staaten hat Deutschland die Änderungen es Römischen Statuts ratifiziert, die Urkunde wurde rst Anfang des Monats in New York hinterlegt. Der Tat- estand der Aggression untersteht nun der Gerichtsbar- eit des IStGH. Damit wurde ein weiterer wichtiger chritt im Kampf gegen die Straflosigkeit und zum chutze universeller Menschenrechte erreicht – ich wie- erhole es sehr gerne: es ist ein Meilenstein des Völker- 32562 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 (A) ) )(B) strafrechts, der weit in die nächsten Generationen hin- ausreicht. Wir haben das Menschenrecht auf Wasser auf interna- tionaler Eben nach vorne gebracht. Zusammen mit Spa- nien haben wir die sogenannte „Blue Group“ geründet, das sind Unterstützer im Einsatz für das Menschenrecht auf Wasser und sanitäre Grundversorgung. Den Schutz von Kindern in bewaffneten Konflikten hat Deutschland verbessert. Durch die Einbringung zweier Resolutionen im UN Sicherheitsrat konnten wir erreichen, dass An- griffe auf Krankenhäuser und Schulen nun international geächtet werden, und haben die Arbeit der UN Sonder- beauftragten für Kinder und bewaffnete Konflikte deut- lich gestärkt. Wir haben uns kontinuierlich für die Menschenrechte von LGBTI-Personen weltweit eingesetzt. In 38 Ländern südlich der Sahara sind laut Amnesty International ho- mosexuelle Handlungen eine Straftat. Wir Liberale ha- ben uns in dieser Legislaturperiode immer wieder ent- schieden gegen solche Gesetzesinitiativen gewandt, sei es in Uganda oder zuletzt in Nigeria. Sehr bestürzt bin ich auch über das Gesetz, das „Homosexuellenpropa- ganda“ unter Strafe stellt und das vor einigen Tagen von der Duma verabschiedet wurde. Angela Merkel und Guido Westerwelle haben hier sehr klare Worte gefun- den und die russische Regierung aufgefordert, das Ge- setz zurückzunehmen. Weil ich gerade bei Russland bin, möchte ich gerne eines klarstellen. Gerade in Zusammenhang mit Russ- land wurde in der Vergangenheit oft von einer „Moral- ecke“ gesprochen, in der sich Deutschland angeblich be- finde. Da kämen immer diese Menschenrechtler mit ihrem erhobenen Zeigefinger, liest man da in Kommen- taren. Das hier geht auch ganz deutlich an die Sandschneiders, Steinbrücks und Schröders dieser Welt: Wenn wir Russ- land an seine menschenrechtlichen Pflichten erinnern, dann tun wir das aus dem Verständnis heraus, dass Men- schenrechte universell und unteilbar sind, und auf Grundlage der Europäischen Menschenrechtskonven- tion, der Russland freiwillig und selbständig bereits 1996 beigetreten ist. Menschenrechte sind Rechte. Es sind keine Standards des Westens. Wenn wir andere Staaten an diese Stan- dards erinnern und sie auch einfordern, dann ist das eben keine Einmischung in die inneren Angelegenheiten. Denn es geht um universelle Rechte, zu deren Einhal- tung sich viele, viele Staaten freiwillig verpflichtet ha- ben und die in den jeweiligen Verfassungen selbst veran- kert sind. Zum Schluss möchte ich Sie alle auffordern, selbst aktiv zu werden. Nutzen Sie das Menschenrechtslogo, werden Sie Menschenrechtsbotschafter und laden Sie das Foto auf der Website der Kampagne hoch. Viele mei- ner FDP-Kollegen sind bereits Unterstützer. Und noch viel wichtiger: Werden Sie Pate im Rahmen unseres gemeinsamen Bundestagsprogramms „Parla- mentarier schützen Parlamentarier“. Einige Kollegen ha- ben schon über alle Fraktionen hinweg Patenschaften ü a F G s S M V s k B le H z d M u F d A w ri la d le s d A A m s n b v G K k ri z 6 n ru ti s S d a le P (C (D bernommen, aber ich lade ganz herzlich Kollegen auch us ganz anderen Ausschüssen dazu ein, mitzumachen. rau Steinbach ist Patin von Julia Timoschenko, Frau raf Patin von Agzam Turgunov. Ich selbst bin bei- pielsweise Patin von drei Menschenrechtsaktivisten in imbabwe. Das Konzept ist denkbar simpel und doch erfolgreich: it der Patenschaft übernehmen wir Abgeordnete die erantwortung, Öffentlichkeit für den Einzelfall herzu- tellen, natürlich in Absprache mit den Betroffenen. Das önnen Pressemitteilungen oder Briefe an die jeweiligen otschafter sein oder auch ein Einwirken auf informel- m Wege, wenn wir zum Beispiel Gefangene besuchen. elfen Sie mit, Menschenrechtsverletzungen sichtbarer u machen und fundamentale Grundrechte weltweit urchzusetzen. Ich freue mich auf vier weitere gute Jahre für die enschenrechtspolitik. Am Schluss: Ein Dank gilt auch allen Kolleginnen nd Kollegen im Ausschuss. Wir haben doch über die raktionen hinweg einiges stemmen können. Meinen Kolleginnen Ute Granold und Angelika Graf, ie nicht mehr kandidieren, wünsche ich für den neuen bschnitt alles erdenklich Gute. Annette Groth (DIE LINKE): Weltweit kritisieren ir die Verletzung von Menschenrechten. Das ist auch chtig! Wenn es aber um Menschenrechte in Deutsch- nd und in den Ländern der EU geht, schweigen Sie in en Regierungsfraktionen, obwohl sich die Lage in den tzten Jahren spürbar verschlechtert hat. Einige Bei- piele dazu. Heftig und völlig zu Recht hat die Bundesregierung as brutale Vorgehen der türkischen Polizei kritisiert. ls aber die deutsche Polizei während der Blockupy- ktionstage in Frankfurt mit äußerster Härte eine De- onstration verhindert und mehr als tausend Demon- trierende einkesselt hat, schwieg die Regierung. Das ehmen wir nicht hin! Die maßgeblich von Troika und der Bundesregierung etriebene Austeritätspolitik stürzt ein Großteil der Be- ölkerung in den südeuropäischen Ländern ins Elend. In riechenland hat fast ein Drittel der Bevölkerung keine rankenversicherung mehr; viele Menschen können sich einen Arztbesuch mehr leisten; Kinder kommen hung- g in die Schule. In Portugal und Spanien sind 50 Pro- ent der Jugendlichen arbeitslos, in Griechenland über 0 Prozent. Ihnen wird jegliche Zukunftsperspektive ge- ommen. An dieser Situation ist auch die Bundesregie- ng mit schuldig. Beenden Sie endlich diese fatale Poli- k! Eine EU-Politik ohne soziale Gerechtigkeit wird cheitern! Der Bericht des UN-Menschenrechtsrats sowie der taatenbericht zum Sozialpakt listen etliche Defizite bei er Einhaltung von Menschenrechten in Deutschland uf. So wurde kritisch angemerkt, dass durch die feh- nde Kennzeichnung von Polizisten Gewaltakte durch olizeibeamte nicht strafrechtlich verfolgt werden kön- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 32563 (A) ) )(B) nen. Kritisiert wurden auch die fortwährende Diskrimi- nierung von Sinti und Roma, die Gettoisierung von Mi- grantinnen und Migranten, Gewalt gegen Frauen und die in vielen Pflegeheimen praktizierte Fixierung von De- menzkranken. Millionen Menschen wird seit der Einführung der Hartz-Reformen durch die damalige rot-grüne Bundesre- gierung die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftli- chen Leben verwehrt, die Bildungschancen von Kindern hängen in Deutschland vom Geldbeutel der Eltern ab. Hierzulande wächst jedes sechste Kind in Armut auf, un- ter den Kindern mit Migrationshintergrund sind es sogar doppelt so viele. Das ist ungeheuerlich! Wir Linke for- dern schon lange: Weg mit Hartz IV und die Schaffung einer bedarfsorientierten Grundsicherung für alle! Ein weiterer Skandal ist der unmenschliche Umgang mit Flüchtlingen, Asylsuchenden und Menschen ohne Papiere. Deshalb sind derzeit über fünfzig Flüchtlinge in München im Hungerstreik und protestieren gegen diese menschenverachtende Politik. Einige von ihnen sind be- reits im Krankenhaus. Wir fordern, die Residenzpflicht für Asylbewerberin- nen und Asylbewerber sofort abzuschaffen! Aber es geht nicht nur um das deutsche Asylsystem. Durch die Grenzabschottung ist die EU zu einer Festung geworden – und es ist ein Hohn, sie als „gemeinsamen Schutzraum für Flüchtlinge“ zu bezeichnen. Griechen- land hat im letzten Jahr für die Betreuung der Flücht- linge 4 Millionen Euro erhalten – für die Grenzsicherung der Außengrenzen zur Flüchtlingsabwehr aber 200 Mil- lionen Euro! Auch das ist ein Skandal! Mit vielen Mit- gliedern des Europarates fordern auch wir Linken nach- drücklich eine gerechte Aufteilung der Flüchtlinge auf alle EU-Mitgliedstaaten. Noch immer wird in etlichen Ländern die Todesstrafe verhängt und vollstreckt. Dies kritisieren alle Fraktio- nen. Dass die USA aber im völkerrechtswidrigen Droh- nenkrieg, wie zum Beispiel in Pakistan oder im Jemen, fast jede Woche Menschen ohne Anklage und ohne Ge- richtsurteil töten, wird schweigend hingenommen. Wir sagen, auch für den Drohnenkrieg dürfen keine Militärstützpunkte in Deutschland benutzt werden. Tö- ten durch Drohnen ist Mord! Und zu Mord darf keine deutsche Behörde beitragen, auch nicht durch die Wei- tergabe von Informationen. Wir fordern eine weltweite Ächtung von Kampfdrohnen und die Verankerung eines Verbots von Waffenexporten im Grundgesetz. Sehr verehrte Damen und Herren von der Regierungs- koalition, wir nehmen nicht hin, dass Menschenrechte mit zweierlei Maß gemessen werden. Menschenrechte sind unteilbar und nicht verhandelbar. Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wir diskutieren heute verschiedene Menschenrechtsbe- richte. Das sind der „EU-Jahresbericht 2010 – Men- schenrechte und Demokratie in der Welt“, der „Zehnte Bericht der Bundesregierung über ihre Menschenrechts- politik“ und weitere Unterrichtungen über die europäi- sche Menschenrechtspolitik. ri d M u g re k s m d b R H re fl S fi te P G S m M c s Ü V T e fo w g d li v T fü c te e th c e s s d h h d c n (C (D Die Prinzipien, die darin genannt werden, sind alle chtig. Wir haben aber heute konkrete Probleme, die ort nicht im Ansatz aufscheinen. Edward Snowden ist über Nacht zum meistgesuchten enschen der Welt geworden. Dank ihm wissen wir, wie ns die Geheimdienste NSA und GCHQ mit ihren Pro- rammen Prism und Tempora systematisch ausspionie- n. Edward Snowden ist kein Landesverräter, er ist Auf- lärer. Verraten hat er nur die Vergehen der amerikani- chen und britischen Regierung. Nicht Snowden sollte an der unrechtmäßigen Spionage bezichtigen, sondern ie Geheimdienste. Deutschland sollte dem Whistle- lower Snowden Asyl anbieten. Wer schützt jetzt noch Edward Snowden? Es sind ussland, China und Ecuador, sie alle gelten nicht als ort der Demokratie und der Meinungsfreiheit. Ausge- chnet die Feinde des freien Wortes, die eigene groß- ächige Überwachungsprogramme betreiben, sollen nowden schützen? Ausgerechnet bei ihnen soll er Asyl nden? Snowden ist Datenschützer und Menschenrechtsver- idiger. Er verteidigt das Briefgeheimnis sowie das ost- und Fernmeldegeheimnis, die laut Art. 10 des rundgesetzes „unverletzlich“ sind; er verteidigt den chutz der Privatsphäre und der Wohnung, und die infor- ationelle Selbstbestimmung. Sie alle sind Grund- und enschenrechte, die zum Schutz und zur Abwehr entwi- kelt wurden gegen einen Staat, der seine Bevölkerung ystematisch bespitzelt und unterdrückt. In Deutschland glaubten wir, dass die Zeit der totalen berwachung vorbei sei, dass Stasi-Machenschaften der ergangenheit angehörten. Seit dem 6. Juni 2013, dem ag, an dem der Guardian und die Washington Post das rste Mal über Prism berichtet haben, wissen wir: Die in- rmationellen Rechte sind in großer Gefahr. Bedroht erden sie nicht nur von Schurkenstaaten oder Terror- ruppen, bedroht werden sie auch von unseren Verbün- eten. Ihre Abhörprogramme unterminieren die freiheit- che Grundordnung unserer Demokratie. Die Bürger erlieren das Vertrauen in den Staat. Am 19. Juni sprach Obama vor dem Brandenburger or. „Geschichte schreiben“ wollte er und verkündete r den amerikanischen Terrorkampf eine neue Glei- hung: „balancing the pursuit of security with the pro- ction of privacy“. Und gleich im Anschluss versuchte r klarzustellen: „Our current programs are bound by e rule of law, and they’re focused on threats to our se- urity – not the communications of ordinary persons.“ Aber Obama und die Briten stehen unter Druck, in rster Linie durch eine wiedererwachende Zivilgesell- chaft. Auf beiden Seiten des Atlantiks wollen Men- chen die Bespitzelung nicht hinnehmen. Selbst die Bun- esregierung bemüht sich anscheinend um Kritik: Sie at einen Fragenkatalog eingereicht, die Justizministerin at einen Brief geschrieben, und auch Frau Merkel hat en amerikanischen Präsidenten auf Prism angespro- hen. Geholfen hat das alles nichts. Im Gegenteil: Britan- ien winkt kategorisch ab, die USA betreiben weiter ihre 32564 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 (A) ) )(B) Hetzjagd auf Snowden. Mehr noch: Ausgerechnet jetzt plant der Innenminister, das Internet stärker zu überwa- chen. 100 Millionen Euro sollen dazu in den Bundes- nachrichtendienst investiert werden. Das Programm hat noch keinen klangvollen Namen wie Prism oder Tem- pora. Wie wäre es mit „Nationales Center für Kommuni- kation und Transfer“, NACKT? Der Bundesinnenminis- ter und Obama haben dieselbe Begeisterung für die totale Überwachung. Die USA jagen den Whistleblower, die Bundesregierung will ihn nicht schützen, und das, obwohl sie sich in dem Antikorruptionsaktionsplan der G-20-Staaten vom November 2010 auch zum Schutz von Whistleblowern bekannt hat. Sie hat explizit angekündigt, sie werde „bis Ende 2012 Regeln zum Whistleblowerschutz erlassen und umsetzen“. Das ist nicht geschehen. Wir, die Grünen, haben den Entwurf ei- nes Gesetzes zum Schutz von Whistleblowern vorgelegt. Deutschland sollte Edward Snowden Asyl anbieten, das wäre ein Bekenntnis zu Freiheit und Menschenrech- ten in der Privatsphäre und im Netz. Asyl für Edward Snowden! Gudrun Kopp, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent- wicklung: Ich freue mich ganz außerordentlich, dass ich meine letzte Rede im Deutschen Bundestag in einer Plenardebatte halten darf, deren Thema mir ganz beson- ders am Herzen liegt, nämlich Menschenrechte und De- mokratie in der Welt. Das ist das liberale Thema über- haupt. Dafür bin ich in die Politik gegangen. Denn für Menschenrechte und Demokratie lohnt es sich, jeden Tag zu kämpfen. Und Menschenrechte und Demokratie sind der übergeordnete Rahmen, in dem unsere neue deutsche Entwicklungspolitik agiert. Lassen Sie uns auch jetzt im Wahlkampf nicht verges- sen, wofür wir überhaupt ein Mandat wollen. Das Grundgesetz sagt es in seiner Präambel: Deutschland ist beseelt von dem Willen, dem Frieden in der Welt zu die- nen. Gerade die deutsche Geschichte hat gezeigt: Dauer- haften Frieden kann es nicht geben ohne Menschen- rechte und Demokratie. Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht. Voriges Jahr konnten wir in der EU ein ganzes Menschenrechts- paket auf den Weg bringen, mit einer strategischen Erklärung und einem detaillierten Aktionsplan für Men- schenrechte. Mit Stavros Lambrinidis als Sonderbeauf- tragten für Menschenrechte haben wir einen Mann, der sich schon als EU-Abgeordneter einen Ruf als starker Anwalt der Freiheitsrechte erworben hat. Diese Erfolge wirken sich ganz konkret aus. Zum Beispiel wurden nicht zuletzt auf unser Wirken hin die Kriterien für die Vergabe von EU-Budgethilfe wesent- lich geschärft. Jetzt wird auf die Einhaltung von Men- schenrechten geschaut und gegebenenfalls auch mit Sanktionierung reagiert. Damit dokumentieren wir ganz konkret: Wir lassen nicht zu, dass Menschenrechte miss- achtet werden. Wir schauen nicht weg, wenn Unrecht geschieht. fü F s d fo w k e n s M fü d s E re d C M g M d s e h a b m A s m d m d g g M ü fü v h k A n te (C (D Und da machen wir weiter. Ganz aktuell arbeiten wir r die Entwicklungszusammenarbeit der EU an den inanzierungsinstrumenten zur Förderung von Men- chenrechten und Demokratie. Da ist mein Anliegen, ass wir einen umfassenden Menschenrechtsansatz ver- lgen und neben den bürgerlich-politischen auch die irtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte stär- en. Menschenrechte sind nichts Akademisches, sondern s geht ganz konkret darum, dass Menschen ihr Leben ach ihren Vorstellungen frei gestalten und selbstbe- timmt führen können. Das gilt auch und gerade für enschen mit Behinderung. Das gilt auch und gerade r die Rechte von Mädchen und Frauen. Das gilt immer ort, wo die freie Entfaltung des Menschen einge- chränkt wird. Für unseren Erfolg ist wichtig, dass alle Politiken der U kohärent zum weltweiten Kampf für Menschen- chte beitragen. Wir müssen zum Beispiel die EU-Han- elspolitik so gestalten, dass sie den ärmeren Ländern hancen auf Entwicklung und die Verwirklichung von enschenrechten bietet. Darauf zu achten, gehört übri- ens mit zu den Aufgaben des Sonderbeauftragten. Wir haben die deutsche Entwicklungspolitik neu auf enschenrechte ausgerichtet. Im BMZ haben wir 2011 as erste verbindliche Menschenrechtskonzept verab- chiedet. Seitdem durchlaufen alle unsere Programme inen Menschenrechts-Check. Menschenrechte sind das Fundament für zukunftsfä- ige Entwicklung. Das gilt in Deutschland wie überall uf der Welt. Und für die Zukunft der Menschen zu ar- eiten, das ist Politik, das ist die Aufgabe dieses Parla- ents. Für die Zukunft der Menschen zu arbeiten, war mein nspruch, den ich in 15 Jahren Zugehörigkeit zum Deut- chen Bundestag vertreten habe. Ich verabschiede mich it großer Freude über das Erreichte. Dies waren beson- ers erfolgreiche vier Jahre für die Entwicklungszusam- enarbeit. Ich verabschiede mich mit Dankbarkeit für ie gute Zusammenarbeit mit den Kollegen und Kolle- innen im Deutschen Bundestag. Mein spezieller Dank eht dabei an mein Team im Bundestagsbüro und an die itarbeiter und Mitarbeiterinnen im BMZ. Ich bin stolz ber die geballte Expertise, die es in diesem Ministerium r globale Zukunftsfragen gibt. Und schließlich: Ich erabschiede mich mit dem festen Willen, mich weiter- in mit Herzblut für die und in der Politik für die Zu- unft der Menschen zu engagieren. nlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: 50 Jahre Kennedy- Rede vor dem Rathaus Schöneberg in Berlin – Die transatlantischen Beziehungen fortentwi- ckeln (Tagesordnungspunkt 75) Peter Beyer (CDU/CSU): Der Besuch des amerika- ischen Präsidenten John F. Kennedy 1963 in der geteil- n Stadt Berlin markiert einen Meilenstein für eine enge Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 32565 (A) ) )(B) politische sowie emotionale Bindung zwischen Ameri- kanern und Deutschen. Vor den Augen der Weltöffentlichkeit machte Kennedy damals am Schöneberger Rathaus sichtbar, hörbar, ja fühlbar, was er in seiner bemerkenswerten Rede kurz zu- vor in der Frankfurter Paulskirche bereits formuliert hatte. Es ging ihm um nicht weniger als um eine atlanti- sche Partnerschaft, die über die rein militärische Zusam- menarbeit in der NATO weit hinausgehen sollte, und um eine immer tiefere wirtschaftliche und politische Integra- tion. Kennedy war damit der gedankliche Wegbereiter, ge- wissermaßen der Urvater des Gebildes, das wir heute als „TTIP“ bezeichnen. Mit der Vermittlung eines Senti- ments von Solidarität und Sicherheit traf er den Nerv ei- ner ganzen Generation, die noch unter dem traumati- schen Eindruck des Mauerbaus stand. Kennedy prophezeite dem Ostblock einen „Wind der Veränderung“, der eines Tages „über den Eisernen Vor- hang und die übrige Welt hinweg“ wehen werde – gleichsam ein Vorgriff auf die Entwicklungen, die 1989 zum Fall der Mauer und 1990 zur Wiedervereinigung unseres geteilten Heimatlandes führten. Die Wissenschaft sieht Kennedys Handeln heute dif- ferenziert. Rassenprobleme in den USA, der Reformstau im Bildungs- und Sozialbereich sowie außenpolitische Rückschläge und die Kuba-Krise brachten den jungen Präsidenten im eigenen Land unter innenpolitischen Druck. Wenn man diese Perspektive in die Bewertung einfließen lässt, so ordnet man die Europareise Kennedys 1963 womöglich etwas differenzierter ein: Kennedy brauchte dringend einen politischen Erfolg. Mit dem „Appell an das Volk“ vor dem Schöneberger Rathaus gelang ihm der erhoffte Triumph. Zugleich be- gründete er damit im kollektiven deutschen Gedächtnis eine Art Mythos um seine Person und den Traum von Amerika. Auch Barack Obama verkörperte in seinem ersten Wahlkampf diesen Traum, den nach wie vor ge- rade viele junge Leute bei uns in Deutschland träumen. Vor diesem Hintergrund wurden die Erwartungen an die Rede von Präsident Obama in der vergangenen Wo- che im Vorfeld seines Besuchs so hochgeschraubt. Die Öffentlichkeit hoffte in Zeiten einer von Krisen bedroh- ten Weltwirtschaft auf eine wegweisende transatlanti- sche Grundsatzrede. Präsident Obama ging auf eine Vielfalt von globalen Herausforderungen ein, die wir gemeinsam in Partnerschaft und Verantwortung meistern müssen. Damit stand seine Rede in der Tradition Kennedys. Wir sollten dabei nicht außer Acht lassen, dass wir heute in gänzlich anderen Zeiten leben als unsere Eltern und Großeltern. Deutschland und die USA befinden sich heute in einem anderen weltpolitischen Gefüge als 1963, als „JFK“ die Deutschen begeisterte, der Kontext hat sich weiterentwickelt, nicht zuletzt durch das Ende des Blockstaatensystems. Wir Deutschen sind keine Schutz- befohlenen Amerikas mehr. Heute sind wir „Partner in Verantwortung in einer festen Wertegemeinschaft“, wie es Außenminister Westerwelle kürzlich so treffend aus- drückte. v s w k k S s E s W h z tr ri u k a h M O V T b c b M W li n w ti m ic d d te u W Ic d s R rü li n m J (C (D Dabei haben die transatlantischen Beziehungen nichts on ihrer Bedeutung und Attraktivität eingebüßt. Das chließt ausdrücklich die für unser aller Zukunft so ichtige junge Generation ein. Ich nenne als Beispiel aus meinem eigenen Wahl- reis, der ohnehin in der Tradition des großen Atlanti- ers Gerhard Schröder, CDU, steht, eine 15-jährige chülerin, die den unbändigen Wunsch umzusetzen ver- ucht, ein Highschooljahr in den USA zu absolvieren. inzig die finanzielle Situation ihrer Eltern, die unver- chuldete Arbeitslosigkeit ihres Vaters, könnten der ahrwerdung ihres Traums derzeit noch im Wege ste- en. Es sind diese jungen Menschen, die wir unterstüt- en müssen, denn sie bilden den Nährboden, auf dem die ansatlantische Zukunft weiter wachsen kann und wird. Daher ist es gut, wenn in diesen Tagen viele US-ame- kanische Freunde zu uns nach Berlin reisen, um mit ns über eine gemeinsame, abgestimmte Zukunft zu dis- utieren. Nicht nur der US-Präsident kam zu Besuch, uch eine hochrangige Delegation von State Senators ielt sich mehrere Tage hier in Berlin auf ebenso wie iriam Sapiro, die eine ganz entscheidende Rolle in der bama-Administration spielen wird, wenn es um die erhandlungen zur TTIP geht. Deshalb werde ich nicht müde, hier noch einmal die TIP zu thematisieren, die Kennedy Jahrzehnte zuvor ereits vorausgesagt hatte. Ähnlich wie die NATO im Si- herheitsbereich wird die TTIP als vertraglich verein- arte Klammer fungieren, die gerade dem deutschen ittelstand zugute kommen und als Fundament unseren ohlstand sichern helfen wird. 50 Jahre nach Kennedys Berliner Rede, seiner inhalt- ch bedeutenderen Paulskirchen-Rede und 51 Jahre ach Kennedys Interdepence-Rede in Philadelphia erbe ich für die Zustimmung zum Antrag der Koali- onsfraktionen, denn er ist richtig, sinnvoll und gut. Dr. Wolfgang Götzer (CDU/CSU): Da dies heute eine letzte Rede im Deutschen Bundestag ist, möchte h allen Kolleginnen und Kollegen dieses Hauses, mit enen ich gut zusammengearbeitet habe, herzlich dafür anken, ebenso meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbei- rn und allen dienstbaren Geistern dieses Hauses. Danken möchte ich vor allem meinen Wählerinnen nd Wählern, die mich sechsmal als Vertreter ihres ahlkreises in den Deutschen Bundestag gewählt haben. h habe es immer als große Auszeichnung empfunden, iesem Parlament angehören zu dürfen. Es war eine pannende, schöne Zeit, aber alles hat auch seine Zeit. Gestatten Sie mir auch, den inhaltlichen Teil meiner ede mit einer persönlichen Note zu versehen: Ich war acht Jahre alt, als John F. Kennedy seine be- hmte Berliner Rede hielt. Damals hatte ich verständ- cherweise noch kein Interesse für Politik. Genau erin- ere ich mich allerdings an seine Ermordung, die ich mit einen Eltern entsetzt vor dem Fernseher verfolgt habe. Mein politisches Interesse setzte schlagartig fünf ahre später ein, nämlich mit dem 21. August 1968, dem 32566 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 (A) ) )(B) Tag der Niederwälzung des Prager Frühlings durch die Truppen des Warschauer Pakts auf Befehl Moskaus. Ich weiß noch genau, wie ich damals vom Balkon meines Elternhauses in Landshut nach Osten schaute und mir bewusst wurde, dass sich dies nur knappe zwei Auto- stunden oder einige Flugminuten entfernt abspielte. Dieses politische Schlüsselerlebnis führte dazu, dass ich mich mit dem Sowjetkommunismus zu beschäftigen begann und beschloss, mich politisch zu engagieren. Es war mir natürlich klar, dass ich die Rote Armee nicht aufhalten konnte, aber ich wollte meinen kleinen Beitrag zur Verteidigung unserer Freiheit leisten. Mir wurde auch klar, dass Westdeutschland dazu al- lein nicht in der Lage war, sondern wir diese unsere äu- ßere Freiheit der NATO und vor allem den USA verdan- ken. Bis dahin waren mir „die Amis“, wie wir sie nannten, irgendwie fremd und für meine Eltern – da sie auch in meiner Heimatstadt stationiert waren – eben Besatzer. Jetzt wurde mir bewusst, dass sie uns beschützten und der Garant für unsere Freiheit geworden waren. Dafür bin ich ihnen bis heute dankbar. John F. Kennedy begann ich als einen mutigen und konsequenten Antikommunisten zu schätzen, der den Sowjets in Kuba und eben Berlin die Stirn bot und die Grenzen aufzeigte. Und Ronald Reagan war es, der den Sowjetkommu- nismus in die Knie gezwungen hat. Damit war eine ent- scheidende Voraussetzung geschaffen, dass die Wieder- vereinigung möglich wurde und die unterjochten Völker Osteuropas ihre Freiheit wiedererlangen konnten. Die transatlantische Partnerschaft bleibt – auch und gerade unter gewandelten weltpolitischen Rahmenbedin- gungen – von zentraler Bedeutung für uns. Sie gilt es auch in Zukunft zu pflegen und zu stärken. Denn sie ist nicht nur von gegenseitiger Wertschätzung getragen, sondern auch von gemeinsamen Werten, die es wert sind, verteidigt zu werden – gegen Bedrohungen von au- ßen wie von innen. Zu diesen Werten gehört ganz wesentlich die persön- liche Freiheit, insbesondere die Meinungsfreiheit. Ich sehe diese bedroht durch eine seit Jahren zu beobach- tende zunehmende Uniformierung, Tabuisierung und Moralisierung des politischen Diskurses. „Der Spielraum für private Freiheit in unserer Gesell- schaft wird enger. An jeder Ecke melden sich Moral- apostel…“ (Süddeutsche Zeitung vom 27./28. April 2013) Die selbsternannten linken Gutmenschen wollen uns vorschreiben, was wir noch sagen, ja denken dürfen, ja, wie wir zu leben haben. Ansichten oder Handlungen sind – so wollen es die Tugendwächter der politischen Korrektheit – „nicht mehr richtig oder falsch, sondern gut oder böse“ (SZ vom 27./28. April 2013) Die größte Gefahr für die Meinungsfreiheit in un- serem Land geht heute vom Diktat der politischen Kor- rektheit aus, die mittlerweile an George Orwell´s N „ te k d a g s u S e d F G w n – n c c d S je 1 O fü m h B m w m s is m J h k K n d s s J m m fr e e g H (C (D ewspeak erinnert und an die von den 68-ern geplante Erziehungsdiktatur“. Und die inzwischen geradezu gro- ske Züge annimmt, wenn man etwa an die „politisch orrekte“ Umschreibung klassischer Kinderbücher enkt. Wir brauchen eine neue Diskussionskultur, die ndere Meinungen, wenn sie nicht im Mainstream lie- en, erträgt, wie es einer aufgeklärten, westlichen Ge- ellschaft würdig ist. Demokratie lebt von der Freiheit des Wortes, wie sie nsere Verfassung garantiert. Unübertroffen formuliert dies Ernst Jünger in seinem chlüsselwerk Auf den Marmorklippen: „…, denn wir rkannten im Wort die Zauberklinge, vor deren Strahle ie Tyrannenmacht erblasst. Dreieinig sind das Wort, die reiheit und der Geist.“ Ich danke Ihnen und wünsche Ihnen persönlich alles ute, politisch wünsche ich allen Kollegen, soweit sie ieder kandidieren, dass sie diesem Haus auch in der ächsten Wahlperiode angehören, und meiner Fraktion das werden Sie verstehen – dass wir die Wahl gewin- en. Hans-Ulrich Klose (SPD): In der vergangenen Wo- he waren die Zeitungen voll von Vergleichen: Verglei- he zwischen der „Ich bin ein Berliner“-Rede, die Präsi- ent Kennedy vor 50 Jahren (am 26. Juni 1963) vor dem chöneberger Rathaus gehalten hat, und der Rede des tzigen Präsidenten Barack Obama, gehalten am 9. Juni 2013, 24 Jahre nach dem Fall der Mauer, auf der stseite des Brandenburger Tores. Die Vergleiche waren r Präsident Obama nicht schmeichelhaft. Er habe ein- al mehr viele Themen angesprochen, auf Probleme ingewiesen. Es habe aber der eine Satz von historischer edeutung gefehlt, die klare Botschaft. Ich will auf diese Kritik nicht weiter eingehen. Sie ist ehr eine Reaktion auf enttäuschte Hoffnungen und Er- artungen. Manch einer hatte anfänglich von Obama ehr erwartet, als dieser – angesichts innenpolitisch chwieriger Verhältnisse – zu leisten imstande war und t. Davon abgesehen ist die heutige Lage (Juni 2013) it der des Jahres 1963 überhaupt nicht zu vergleichen. Zur Erinnerung: Kennedy besuchte Berlin 1963, zwei ahre nach dem Bau der Mauer, den die USA nicht ver- indert hatten und – wie ich glaube – nicht verhindern onnten und ein Jahr nach der Kuba-Krise, als der Kalte rieg dramatisch heiß lief und die Welt am Rande einer uklearen Katastrophe stand. Am 13. August 1961, als die Mauer gebaut wurde und ie Westmächte nicht reagierten, waren die Enttäu- chung und die Sorge vor allem der Berliner groß, und ie dauerten an. Kennedy wusste das. Er kam erst zwei ahre später nach Deutschland, nach Berlin – zu spät, einten die Berliner. Als er dann aber endlich kam, de- onstrierte er seine persönliche und die Solidarität aller eien Menschen mit eben diesem einen Satz: „Ich bin in Berliner“, will sagen: einer von euch, solidarisch mit uch, an eurer Seite. Genau darauf hatten die Berliner ewartet. Mit diesem einen Satz erfüllte Kennedy die offnungen und Erwartungen der Berliner. Der Jubel Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 32567 (A) ) )(B) war ein Jubel der Erleichterung, übrigens auch für Kennedy. Sein Bruder, Ted Kennedy, hat das bei einem Besuch der Parlamentariergruppe USA in Boston im Jahre 2006 angesprochen. Der Deutschlandbesuch habe seinem Bruder „gutgetan“. Wörtlich sagte er: „You have done good to my brother“. Er bezog sich dabei ausdrücklich auf das Jahr 1963. Präsident Kennedy war – wie wir heute wissen – durch die Kuba-Krise und die Kritik, die er für sein angebliches „Zurückweichen“ vor Chruscht- schow einstecken musste, nicht nur körperlich erschöpft. Der Besuch in Deutschland und vor allem der Empfang in Berlin war für ihn eine große Ermutigung und, mehr noch, eine Bestätigung, dass er im Fall Kuba und beim Bau der Berliner Mauer doch richtig gehandelt hatte: In beiden Fällen stand die Welt vor dem Abgrund; in bei- den Fällen sah sich Kennedy mit bitterster Kritik kon- frontiert. Tatsächlich wird bis heute über seine damalige Entscheidung gestritten. Ich verweise vor allem auf ein vor gut zwei Jahren erschienenes Buch von Fred Kempe: „Berlin 1961 – Kennedy, Chruschtschow und der gefähr- lichste Ort der Welt“, erschienen im Siedler Verlag im Jahre 2011. Darin wird Kennedy falsches Krisen- management vorgeworfen. Er sei Chruschtschow in je- der Beziehung unterlegen gewesen, so Fred Kempe. Ich habe es immer anders beurteilt. Ich glaube, dass Kennedy – wie auch auf seine Weise Chruschtschow – realistisch und verantwortungsbewusst gehandelt hat. Er hat den heißen Krieg vermieden, die alliierten Rechte in West-Berlin gleichwohl behauptet und – Trost der Ge- schichte und Glück für uns Deutsche – dazu beigetragen, dass am Ende beides gewonnen wurde: Frieden und Freiheit. Obama hat in seiner Rede vor dem Brandenburger Tor auf der Ostseite nicht nur auf die Kennedy-Rede Bezug genommen. Erwähnt hat er auch die Reagan-Rede vom 12. Juni 1987. Im Sinne beider Reden betonte er – wie seinerzeit Kennedy –, dass der Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit, gegen Armut und Unterdrückung weiter- geht und in anderen Teilen der Welt bis heute noch nicht beendet ist, dass wir – auch wir Deutschen – einen Bei- trag leisten müssten, um heute anderen zu helfen, so wie uns in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geholfen wurde. Es ist eine andere Zeit. Die Lage hat sich für uns, für Europa, für Deutschland verändert. Die Verantwortung der Freien für die weniger glücklichen Nicht-Freien besteht aber fort und ist heute nicht geringer und nicht weniger aktuell als 1963. Amerikaner und Deutsche – so Obama – sind Partner in Verantwortung. Das ist die Bot- schaft seiner Rede. Die strategische Dimension dieser Botschaft ist offensichtlich, ihr fordernder Charakter für Deutschland und Europa auch. Wir sind und bleiben – trotz „Pivot to Asia“ und „Rebalancing“ – transatlanti- sche Partner in Verantwortung. Diese Partnerschaft ist nicht umsonst, und sie ist gut nicht nur für unser Land und für die Menschen auf beiden Seiten des Atlantiks, sondern für alle Menschen, wo und wann immer Men- schenrechte missachtet und Freiheitsrechte unterdrückt werden. Im Klartext bedeutet „Pivot to Asia“ bzw. S S e te A R s w n K n P u K s Z g D h 1 B B h a k a u d g li z v s re d h n U e s k w d d s (C (D chwenk nach Asien eben auch „Pivot to reality“ bzw. chwenk in die neue heutige Wirklichkeit oder – wie ich s früher formuliert habe – in die wirkliche Wirklichkeit. Ich nutze die Gelegenheit dieser – nun wirklich – letz- n Rede, um mich bei den Mitgliedern des Auswärtigen usschusses und vor allem bei dem Vorsitzenden uprecht Polenz für viele Jahre freundschaftlicher Zu- ammenarbeit zu bedanken. Die Zusammenarbeit war ichtig, immer zur Sache und zielführend. Besser geht’s icht. Bedanken möchte ich mich bei allen Kolleginnen und ollegen, quer durch die Fraktionen. Ich teile die Mei- ung von Kerstin Müller: Der Bundestag ist ein gutes arlament, ein Arbeitsparlament, mit viel Sachverstand nd begabt mit der Fähigkeit und Bereitschaft zum ompromiss. So soll es sein. So habe ich es erlebt. So oll es bleiben. Ihnen allen danke ich für viele Jahre der usammenarbeit. Dr. Rainer Stinner (FDP): Es ist eine schöne Fü- ung der Tagesordnung, dass sich meine letzte Rede im eutschen Bundestag mit den transatlantischen Bezie- ungen befasst, mit denen ich mich seit 1969 privat, seit 976 beruflich und seit 2002 politisch ganz eng befasse. Die heutige Debatte erinnert an die Rede Kennedys in erlin vor 50 Jahren, der zu Recht in Deutschland große edeutung zukommt. Wir denken völlig zu Recht auch eute noch in Dankbarkeit an die geradezu unglaubliche merikanische Hilfe und Hilfsbereitschaft. Noch wichtiger ist für mich die Gegenwart und Zu- unft unserer Beziehungen. Wir müssen konstatieren, dass sich die Gesellschaften useinander entwickelt haben. So wie wir Guantanamo nd Prism kritisch betrachten, so empfinden Amerikaner ie wahrgenommene mangelnde Dynamik und die Zö- erlichkeit der Verantwortungsübernahme als befremd- ch. Doch trotz aller Probleme: Die transatlantischen Be- iehungen sollen und müssen noch eine große Zukunft or sich haben, und das aus ganz starkem Eigeninteresse owohl der Amerikaner als auch der Europäer. Wir beide sind durch die Werte der Aufklärung kultu- ll, gesellschaftlich und politisch geprägt und verbun- en. Beide gemeinsam können und sollen wir Selbstbe- auptungswillen und -fähigkeit demonstrieren. Trotz einer verständlichen Orientierung der USA ach Asien bleibt Europa der natürliche erste Partner der SA, wenn es um internationale Problemlösung geht. Europa und die USA können und müssen gemeinsam in Stabilitätsanker einer zunehmend heterogeneren Welt ein. Das nun angedachte Freihandelsabkommen TTIP ann dafür ein ganz wichtiger Baustein sein. Es geht um eit mehr als um eine Erhöhung des Bruttosozialpro- ukts auf beiden Seiten des Atlantiks. Es geht darum, ass die wirtschaftlich fortgeschrittensten Regionen die- er Welt, die durch einen gleichen Wertekanon verbun- 32568 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 (A) ) )(B) den sind, gemeinsam Standards setzen, die dann zu Weltstandards werden können. Das TTIP könnte Aus- prägung eines „Konzeptes des Westens“ sein, und damit große Ausstrahlung auf andere Weltregionen haben. Ein solches Abkommen könnte auch die gegenseitige Bedeutung füreinander, politisch, wirtschaftlich und kul- turell deutlich machen. Ein umfassendes TTIP schafft eine Einheit von 800 Millionen Menschen, an der in der Welt keiner vorbeikommt. Die Verbindungslinie der Sicherheit bleibt die NATO, die ich auch unter den völlig veränderten Rahmenbedin- gungen für sinnvoll und potenziell wirksam halte. Und kulturell sind die USA, trotz vieler arroganter, von Unwissen geprägter Stereotypen in Deutschland, die weltweit prägende Nation. Auch die besten Wissen- schaftler weltweit zieht es in die USA. Diese Attrakti- vität können wir verbinden mit den ureigenen Stärken Europas, der kulturellen Vielfalt, der Kreativität und Far- bigkeit dieses alten Kontinents. Ich verfolge damit keine romantisierte Wunschvorstellungen, sondern betreibe knallharte Interessenpolitik. Gemeinsam können wir transatlantisch für uns und für die Welt viel erreichen. Da dies heute meine letzte Rede im Bundestag ist, bleibt es die Aufgabe unserer Nachfolger, an diesem fas- zinierenden Projekt politisch weiter zu arbeiten. Ich habe es als großes Privileg angesehen, die span- nende Aufgabe eines Abgeordneten wahrzunehmen. Ich danke dem Schicksal dafür, dass ich diese Chance be- kommen habe. Ich habe dieses Amt mit großer Freude und Energie ausgeübt und ich wünsche unseren Nachfol- gern im Amte eine glückliche Hand bei der wichtigen Aufgabe, für unser Land und den Frieden und die Wohl- fahrt in der Welt zu arbeiten. Stefan Liebich (DIE LINKE): Am 1. August 1961 einigten sich Nikita Chruschtschow und Walter Ulbricht in einem Telefonat auf den Bau der Berliner Mauer. Am 13. August wurde sie errichtet. Ich will zu Beginn dieser Rede noch einmal unmissverständlich klarstellen: Kein Ideal und kein höherer Zweck kann das mit der Mauer verbundene Unrecht, die systematische Einschränkung der Freizügigkeit und die Gefahr für Freiheit sowie an Leib und Leben, beim Versuch das Land dennoch verlas- sen zu wollen, politisch rechtfertigen. Viele Menschen in Berlin waren damals entsetzt, die Augen richteten sich auf die Vereinigten Staaten von Amerika. Zum Glück kam es zu keiner weiteren Eskala- tion. „Keine sehr schöne Lösung, aber tausendmal besser als Krieg.“ sagte John F. Kennedy dazu. Diese Reaktion war für viele in Westberlin völlig unverständlich, und sie waren gespannt auf den Besuch des US-amerikanischen Präsidenten. Kennedy enttäuschte die Berlinerinnen und Berliner im Westteil nicht, er machte ihnen mit seiner Rede am Rathaus Schöneberg Mut und versicherte ihnen den wei- teren Schutz durch die Vereinigten Staaten. In einer Zeit, in der die Welt wieder und wieder am Rande einer nu- k ru S F m v B g d S q E W S g W h D c u z w s u k la is u k d B K re s m d d B u m g u w K s d le A b (C (D learen Katastrophe stand, empfanden dies viele als be- higend. Aber bei seinem Besuch sprach er nicht nur vor dem chöneberger Rathaus, sondern wenig später auch an der reien Universität vor Tausenden Studierenden. Glaubt an dem damaligen Sprecher des Berliner Senats, dem om rot-roten Senat zum Ehrenbürger ernannten Egon ahr, war dies die wichtigere Rede. Ihre Botschaft war, dass man mit den Realitäten um- ehen müsse, so wie sie wirklich sind – ein Signal für ie künftige Ostpolitik. Man dürfe „nicht nur auf der telle treten und in Erwartung besserer Zeiten den Status uo aufrechterhalten“. Und: „Und wenn die Möglichkeiten einer gütlichen inigung in Erscheinung treten, dann werden wir im esten klar machen, dass wir keinem Volk und keinem ystem feindlich gegenüberstehen, solange diese ihr ei- enes Schicksal bestimmen, ohne andere an ihrer freien ahl zu hindern. Auf beiden Seiten werden Wunden zu eilen sein, wird Misstrauen beseitigt werden müssen. ie Unterschiede des Lebensstandards müssen ausgegli- hen werden, aber nach oben, nicht nach unten. Faire nd wirksame Abkommen, um dem Wettrüsten ein Ende u machen, müssen erreicht werden. Diese Änderungen erden nicht heute oder morgen kommen, aber wir müs- en in unseren Bemühungen um eine wirkliche Lösung nablässig fortfahren.“ Und schließlich: „Es ist kein leichter Kurs. Es gibt einen leichten Kurs zur Wiedervereinigung Deutsch- nds und Wiederherstellung Europas. Aber das Leben t niemals leicht. Es gibt Arbeit, die getan werden muss, nd Verpflichtungen, die erfüllt werden müssen.“ Bundeskanzler Adenauer, so erinnert sich Bahr, habe eine Hand gerührt, während Willy Brandt applaudierte. Der Blick zurück ist wichtig, reicht aber nicht. Präsi- ent Obama zitierte Kennedy vor wenigen Tagen am randenburger Tor: ‚„Ich möchte Sie auffordern‘, sagte ennedy, ‚den Blick zu heben und nicht nur die Gefah- n der Gegenwart‘ und ‚die Freiheit nur dieser Stadt zu ehen‘. Schauen Sie, sagte er, ‚auf den Tag des Friedens it Gerechtigkeit, nicht nur für Sie und uns, sondern für ie ganze Menschheit‘. … Seine Worte sind zeitlos, enn sie ermahnen uns, uns nicht nur um unsere eigene equemlichkeit zu sorgen, um unsere eigene Stadt, um nser eigenes Land. Sie verlangen, dass wir uns das ge- einsame Unternehmen der gesamten Menschheit zu ei- en machen.“ Meine Damen und Herren von der Koalition, was Sie ns hier als Antrag vorgelegt haben, bleibt allerdings eit hinter den Herausforderungen, die Obama und ennedy in ihren Reden benannt haben, zurück. Sie beschwören wieder und wieder die transatlanti- che Partnerschaft, und ich werde das Gefühl nicht los, ass Sie nicht gemerkt haben, dass die Welt sich in den tzten zwanzig Jahren weitergedreht hat. „Pivot to sia“ der neue Blick der USA nach Asien, die aufstre- enden BRICS-Staaten, also Brasilien, Russland, Indien, Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 32569 (A) ) )(B) China, Südafrika fordern neues Denken heraus, aber bei diesem Antrag merkt man nichts davon. Gemeinsame Verteidigungspolitik, transatlantische Freihandelszone – Ende. Klimawandel kommt in ihrem Antrag vor, am Rande. Nukleare Abrüstung? Nein. – Eine Idee gerechter Ent- wicklungspolitik in der Welt – Obama nannte das Ziel einer Generation frei von Aids – kein Wort. Und zum staatlich organisierten Datenklau nicht nur in deutschen Wohnzimmern – kein Wort. Ein nostalgischer Blick auf die deutsch-amerikani- sche Freundschaft reicht schon lange nicht mehr. Obama sagte am Brandenburger Tor: „Unsere Arbeit ist noch nicht getan. … Wir sind nicht nur Bürger Ame- rikas oder Deutschlands – wir sind auch Weltbürger.“ Das allerdings sollte nicht nur eine schöne Rede sein, sondern das Handeln bestimmen. Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ja, der Besuch von John F. Kennedy in Berlin, das war ein denkwürdiger Tag. Meine Fraktion hat mich als Zeit- zeugen – netterweise – zum Reden auserkoren. Dabei war die Zeitzeugeneigenschaft gar nichts Besonderes: Geschätzt 1,2 Millionen Berliner waren jubelnd auf den Beinen, die Hälfte der damaligen Bevölkerung im West- teil der Stadt. Und ein Großteil der Menschen im Osten verfolgten das Geschehen im Radio. Und wer das verstehen will, wer abschätzen will, wa- rum John F. Kennedy wie eine Lichtgestalt erschien – die er real natürlich nicht war –, der muss nur ein Jahr in der Geschichte zurückgehen Am 17. August 1962, ein Jahr nach dem Mauerbau, verblutete fast eine Stunde lang, unweit vom Checkpoint Charlie, Peter Fechter, ein Maurergeselle, 18 Jahre alt, der sein Leben eigentlich noch vor sich hatte. Seine letz- ten Worte waren – und die haben sich eingebrannt ins kollektive Gedächtnis der Stadt –: Warum hilft mir denn niemand? Die Westberliner Polizei traute sich nicht, die Vopos warteten zu lange auf einen entsprechenden Be- fehl. Und die amerikanischen GIs weigerten sich, den Verletzten zu bergen. „Nicht unser Bier“, sollen sie an- geblich gesagt haben. Jedenfalls sind telefonische An- weisungen zum Nichtstun verbürgt. So gab es neben den Sprechchören „Mörder, Mörder“ von beiden Seiten der Mauer auch erstmals nach dem Krieg antiamerikanische Unmutsäußerungen im Westteil der Stadt. In diese mit dem Mauerbau entstandenen und dann wachsenden Zweifel an den Garantien der Schutz- mächte, bei ernsthaften Diskussionen, ob Berlin nicht in der Lüneburger Heide wieder aufgebaut werden solle, angesichts einer Mauer, die Familien von einem Tag auf den anderen zerteilte, ohne dass es so etwas wie Passier- scheine zunächst gab, in diese sehr depressive Situation hinein sprach Kennedy dann seine geradezu erlösenden Worte: Ich bin ein Berliner. d g s g C w n d B s A u d h n K o d le E a g W d A d 1 tü li d h h s s d te m w (C (D Es war die Garantie des Überlebens des freien Teiles ieser Stadt, und die USA haben nie einen Zweifel daran elassen, dass ihre Präsenz hier nicht nur symbolisch ist, ondern dass hier Kampfverbände stehen. Ihr Übungs- elände in Lichterfelde hieß nicht umsonst „Fighting ity“. Nur diese Demonstration der Entschlossenheit ar wirksam und erlaubte später dann die Entspan- ungspolitik Willy Brandts. Freunde in der Not gehen Tausend auf ein Lot – sagt as Sprichwort. Diese empfangene Solidarität haben die erliner und auch wir Grüne nie vergessen. Das zeigte ich am 11. September, als die Menschen am Tag der nschläge spontan mit Kerzen zur US-Botschaft kamen nd einige Tage später bei der Trauerkundgebung vor em Brandenburger Tor. Und eine solche Freundschaft – auf Werten gebaut – ält auch Kritik aus, ja sie braucht diese Kritik. Ich erin- ere an die heftigen Auseinandersetzungen wegen des rieges in Vietnam. Die Besuche von Richard Nixon der von Ronald Reagan hatten ein anderes Gesicht als er Kennedy-Besuch. Zu denken ist auch an die aktuel- n Differenzen, Stichwort: Prism oder Guantánamo. Wer glaubt, wie Innenminister Friedrich, aus der mpörung über eine Totalerfassung des Internets Anti- merikanismus herauszuhören, der liegt ganz falsch. Es ilt nach wie vor der Satz von Periander, eines der sieben eisen aus der Antike: Nur wahre Freunde sagen dir, ass dein Gesicht schmutzig ist. nlage 9 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Anträge: Syrische Flüchtlinge schützen – Beschlussempfehlung zu dem Bericht: Keine Waffenlieferungen an Syrien (Tagesordnungspunkt 77) Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU): Im Rahmen er Delegationsreise des Innenausschusses vom 6. bis 1. Mai 2013 hatten wir die Gelegenheit, an der syrisch- rkischen Grenze nahe der Stadt Gaziantep das Flücht- ngslager bei Kilis zu besuchen. Insbesondere im Vergleich zu den Flüchtlingslagern, ie die Delegation in Griechenland besuchte, sind die ohen Standards, die die Türkei für die Flüchtlinge bis- er garantiert, sehr erwähnens- und lobenswert. Bei- pielsweise der kostenlose Zugang zum türkischen Ge- undheitssystem ist bereits in über 5 000 Operationen en syrischen Flüchtlingen zugutegekommen. Doch die Situation vor Ort zeigt, dass es weiterer in- rnationaler Unterstützung bedarf. Als Vertreter dieses Hohen Hauses senden wir daher it dem heutigen fraktionsübergreifenden Antrag zwei ichtige Botschaften aus: 32570 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 (A) ) )(B) Erstens. Wir unterstützen die großen und umfassen- den Aktivitäten der Bundesregierung, das Leid der syri- schen Bevölkerung und syrischen Flüchtlinge zu lindern. Die zur Verfügung gestellten Mittel von über 130 Millio- nen Euro sind ein deutlicher Beleg für das große Enga- gement Deutschlands in der Region. Der Fokus unserer Hilfsanstrengungen muss auch weiterhin auf der Hilfe vor Ort bei den Betroffenen liegen. Dies hat die Delega- tionsreise des Innenausschusses bestätigt. Ergänzende Maßnahmen, wie die Aufnahme von 5 000 syrischen Flüchtlingen, leisten einen weiteren wichtigen Beitrag. An dieser Stelle möchte ich daher auch den Ländern danken, dass sie sich zur kurzfristigen Aufnahme der Flüchtlinge bereiterklärt haben. Zweitens. Wir unterstützen mit Nachdruck die Forde- rung der Bundesregierung nach einem stärkeren interna- tionalen und europäischen Engagement. Sowohl bei der Aufnahme von Flüchtlingen als auch bei der finanziellen und materiellen Unterstützung vor Ort müssen viele an- dere europäische Staaten noch nachlegen. Hier ist noch deutlich Luft nach oben. Von der zuständigen EU-Kommissarin Cecilia Malmström erwarte ich in diesem Zusammenhang, dass nun kurzfristig die Initiative für eine Konferenz auf europäischer Ebene ergriffen wird. Eine sogenannte „Pledging-Konferenz“ sollte dringend stattfinden, um die notwendigen Hilfsmaßnahmen abzustimmen und zu forcieren. Nichtsdestotrotz geht Deutschland mit gutem Beispiel voran. Ich hoffe, dass dies viele Nachahmer bei unseren Partnern findet. Viele unterschiedliche Forderungen begleiteten die Demonstrationen im arabischen Raum im Frühling des Jahres 2011 – mehr gesellschaftliche Teilhabe, Abkehr von autoritären Regimen, Öffnung der Gesellschaft. Auch wir haben mit diesen Ereignissen insbesondere die Hoffnung auf eine stärkere Demokratisierung der Länder in Nordafrika und der arabischen Halbinsel verbunden. In Syrien sind seit den ersten – zunächst friedlichen – Demonstrationen Anfang des Jahres 2011 das politische System und die politisch Verantwortlichen weitestge- hend identisch geblieben. Sukzessive haben sich die Fronten verhärtet, der Einsatz der Armee gegen die ei- gene Bevölkerung ist offensiver und rücksichtsloser ge- worden. Es finden täglich Schlachten um strategisch wichtige Städte statt. Beiden Seiten erhalten mittlerweile Unterstützung von ausländischen Kräften. Der nunmehr über zwei Jahre andauernde Bürger- krieg hat bereits mehr als 100 000 Todesopfer gefordert. Die Vereinten Nationen haben bestätigt, dass in den ers- ten zwei Jahren der Auseinandersetzung 93 000 Tote zu beklagen waren. Aber auch aufgrund der unterschiedlichen Ethnien, ihrer unterschiedlichen Interessen und Positionen, ist eine Beendigung des kriegerischen Konflikts nicht in Sicht. Das Leiden der syrischen Bevölkerung wird somit weitergehen. m ra li 4 g li fl p b e S e w v lo o s a m W tr W d u te z s z e g v n F z a F d m w F m n s ri A e w w (C (D In dem heute zu debattierenden Antrag nennen wir ehr als 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge in den An- inerstaaten als aktuelle Zahl. Wenn man die Flücht- nge innerhalb Syriens einbezieht, wird von mehr als Millionen Flüchtlingen ausgegangen. Nach Schätzun- en des UNHCR werden viele der noch in Syrien befind- chen Flüchtlinge ebenfalls in die umliegenden Länder iehen. Länder, die bereits jetzt an die Grenzen ihrer Ka- azitäten bei der Aufnahme gelangt sind. Im Raum Kilis sehen sich etwa 80 000 Einheimische ereits 60 000 syrischen Flüchtlingen gegenüber; davon twa 25 000 außerhalb der Lager. In der 1,5-Millionen- tadt Gaziantep halten sich nach aktuellen Schätzungen twa 55 000 sogenannte urban refugees auf. Viele von ihnen drängen in den Niedriglohnsektor, odurch es zu Spannungen mit der einheimischen Be- ölkerung kommt. In manchen Fällen berichten Vertreter kaler Nichtregierungsorganisationen über gewalttätige der sexuellen Übergriffe oder gar vereinzelten Men- chenhandel. Mit der weiter steigenden Flüchtlingszahl werden uch diese Probleme in der Tendenz eher zu- als abneh- en. Der heutige Antrag ist daher ein wichtiges Signal. ir sprechen unsere Solidarität mit den Opfern und Be- offenen aus und dokumentieren gleichzeitig unseren illen zur schnellen Hilfe und Abmilderung der Folgen er kriegerischen Auseinandersetzung vor Ort. Abschließend darf ich mich noch bei den Kolleginnen nd Kollegen bedanken, die als zuständige Berichterstat- r ihrer Fraktionen diesen gemeinsamen, wichtigen und ügig erarbeiteten Antrag ermöglicht haben. Rüdiger Veit (SPD): Die heute zu behandelnde – und elten genug von allen Fraktionen getragene – Initiative ur Aufnahme syrischer Flüchtlinge in Deutschland ist in geradezu symbolträchtiger schöner Abschluss einer anzen Legislaturperiode. Ohne die für mich nicht nach- ollziehbaren Berührungsängste der Koalitionsfraktio- en, die nicht auf einem Briefkopf gemeinsam mit der raktion der Linken stehen wollen, hätte man auch ohne wei Drucksachennummern auskommen können. So ber ist der gemeinsame Antrag von CDU/CSU, SPD, DP sowie Bündnis 90/Die Grünen auf Bundestags- rucksache 17/14136 sinn- und fast wortgleich identisch it dem Antrag der Linken auf Drucksache 17/13933. An dem gemeinsamen Wollen ändert die vielleicht et- as schräge Optik jedoch nichts. Im Gegenteil: Alle raktionen dieses Hauses sind sich in diesem Punkt auch it der Bundesregierung einig und unterstützen sie achdrücklich. Für uns alle ist es eigentlich unverständlich, dass man ich des Elends von vielen Millionen Flüchtlingen in Sy- en – und zwar innerhalb des Landes genauso wie in den nrainerstaaten Libanon, Jordanien und der Türkei – auf uropäischer Ebene bisher jedenfalls nicht annehmen ill, obwohl diese solidarische Hilfe dringend geboten äre. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 32571 (A) ) )(B) Umso überraschter und erfreuter war die SPD-Bun- destagsfraktion, dass Bundesinnenminister Friedrich schon zu einem Zeitpunkt zum Handeln angesetzt hat, als der Umdruck unseres Ursprungsantrags zu dieser Problematik sozusagen noch druckfrisch war. Er hatte nach einer kurzfristig anberaumten Telefonkonferenz mit allen Länderinnenministern und Senatoren verein- bart, dass trotz dieser Versäumnisse und Verschleppun- gen auf europäischer Ebene Deutschland mit gutem Beispiel vorangeht und fünftausend besonders schutzbe- dürftige Flüchtlinge bei uns aufnehmen wird. Die ent- sprechende Aufnahmeanordnung des BMI stammt be- reits vom 30. Mai 2013. Über diese Zahl hinausgehend sollen und können die Bundesländer durch eigene Auf- nahmeanordnungen weitere Familienangehörige von hier in Deutschland sich aufhaltenden Syrern erlassen. Diese Initiative geht wiederum zurück auf einige SPD- Länderinnenminister und -senatoren, namentlich auf den Vorstoß des niedersächsischen Innenministers Boris Pistorius, ist aber ebenfalls übereinstimmend so auf der Innenministerkonferenz am 23./24. Mai 2013 in Hanno- ver verabredet worden. Angesichts der Tatsache, dass syrische bzw. syrischstämmige Bürgerinnen und Bürger in ihrer Anzahl räumlich ganz unterschiedlich in den ein- zelnen Bundesländern verteilt sind, möchte ich aus- drücklich und eindringlich darum bitten, dass die Anzahl ihrer nach Deutschland einreisenden Familienangehöri- gen aber ebenfalls nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel auf ihre Quote für die Aufnahme von Flücht- lingen und Asylbewerbern angerechnet wird, damit diese in möglichst großer Zahl auch tatsächlich bei ihren Familienangehörigen in Deutschland Schutz vor dem Bürgerkrieg in Syrien finden können, ohne dass es hier zu einer unverhältnismäßigen Belastung einzelner Bun- desländer kommt. In unserem Antrag ist darüber hinaus natürlich auch enthalten, dass syrische Studenten ihre Ausbildung hier abschließen können, wenn sie über keine Lebensunterhaltssicherung mehr verfügen und dass die Bundesregierung sich sowohl auf nationaler wie auf europäischer Ebene für einen Stopp der Abschiebung aller Syrier in ihre Heimat einsetzt. Von besonderer Bedeutung ist aber auch die Ziffer III unseres Antrags betreffend die Anerkennung von inter- nationalen Hilfsorganisationen und ihrer jeweiligen Mit- arbeiter. Hier mussten wir auf einer gemeinsamen Dele- gationsreise des Innenausschusses im Mai dieses Jahres beispielsweise in der Türkei feststellen, dass viele Mitar- beiter von Nichtregierungsorganisationen ungeachtet der dringenden Notwendigkeit humanitärer Hilfe Schwierig- keiten haben, möglichst zeitnah als solche in ihrem Be- mühen anerkannt und unterstützt zu werden – ganz zu schweigen von einem UN-Mandat für humanitäre Hilfe in Syrien selbst. Ich kann und ich will nicht die Erkenntnisse, die wir bei dieser erwähnten Delegationsreise gewonnen haben, insgesamt darstellen, will aber auf drei Feststellungen besonderen Wert legen: Erstens. Während wir aktuell, aber aus anderen Grün- den das Verhältnis zur türkischen Regierung nicht gerade als entspannt bezeichnen können und dieser im Übrigen das Schicksal der Flüchtlinge aus anderen Herkunftstaa- te k h F b F in J U b g e a d v ri e d s g L ra ü d u g S d d je s h h e w e ih Ü te u p d n V s g – m w B n w m d h B (C (D n ziemlich egal zu sein scheint, kümmert sich die Tür- ei auf allen staatlichen Ebenen bis in die Kommunen inein in vorbildlicher Weise um Flüchtlinge aus Syrien. ür deren Unterbringung und Versorgung hat die Türkei isher annähernd 1 Milliarde Dollar ausgegeben und lüchtlinge aus Syrien sind als Gäste willkommen. Zweitens. Während wir nach einer Delegationsreise etwa gleicher Personenzusammensetzung vor zwei ahren in Griechenland katastrophale Zustände in der nterbringung und bei der Behandlung von Flüchtlingen eobachten mussten und Griechenland jedenfalls damals anz offensichtlich noch nicht einmal in der Lage war, in rheblicher Höhe zur Verfügung stehende Hilfsgelder us Brüssel von der EU auch nur zu beantragen, hat sich iese Situation in der Zwischenzeit zumindest punktuell erbessert: Es wurden und werden neue Aufnahmeein- chtungen, aber natürlich auch Abschiebegefängnisse rrichtet, es wird eine neue Asylbehörde aufgebaut und ie von der EU zur Verfügung gestellten Mittel ausge- chöpft sowie zweckentsprechend verwendet. Dass dies erade angesichts der übrigen wirtschaftspolitischen age Griechenlands für die dortige Regierung nicht ge- de einfach ist, liegt auf der Hand, wird aber fortgesetzt. Drittens. Bei all dem darf aber nach wie vor nicht bersehen werden, dass rund 90 Prozent aller in die EU rängenden Flüchtlinge über Griechenland einreisen – nd zwar nicht wie vor zwei Jahren noch über die Land- renze im Gebiet des Evrosflusses, sondern auf dem eeweg mit einer erheblichen Zunahme tragischer To- esfälle. Ähnliches gilt übrigens für die Überquerung er durch den Fluss Evros im Norden gebildeten Grenze denfalls in den Jahreszeiten, in denen dieser viel Was- er führt. Mit diesem Flüchtlingszustrom, der unvermindert an- ält, darf man Griechenland nicht alleine lassen. Unab- ängig von der derzeit ohnehin schwierigen Lage dort ist in Staat an den Außengrenzen der EU mit einer Ein- ohnerzahl von um die 11 Millionen bei der Aufnahme iniger Hunderttausend Flüchtlinge und der Bearbeitung rer Verfahren völlig überfordert. Daher muss nach berzeugung der Sozialdemokraten das bisherige Sys- m von Dublin II dringend einer grundlegenden Reform nterzogen werden. Wir brauchen hier eine echte euro- äische Verantwortungsteilung in dem Sinne, dass schon ie Verfahren und erst recht später dann auch die Auf- ahme von anerkannten Flüchtlingen im europäischen erbund solidarisch verteilt und bearbeitet werden müs- en. Griechenland – und zahlenmäßig in sehr viel gerin- erem Umfange aber auch Malta oder Italien – dürfen ich wiederhole es ganz bewusst – mit diesen Proble- en an den Außengrenzen der EU nicht alleine gelassen erden. Ich bedanke mich noch einmal abschließend bei allen eteiligten, die am Zustandekommen der jetzt einver- ehmlich angestrebten Regelung mitgewirkt haben, und ürdige erneut die deutsche Vorbildfunktion in Europa, ache aber auch darauf aufmerksam, dass angesichts es millionenfachen Flüchtlingselends in und um Syrien erum diese Zahl von 5 000 plus x nur ein erster kleiner austein zur Hilfe sein kann. 32572 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 (A) ) )(B) Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP): Wir alle hoffen, dass der Bürgerkrieg in Syrien möglichst bald beendet wird. Die syrische Regierung bekämpft ihr eigenes Volk. Der Bürgerkrieg bedroht alle Menschen in dem Land. Ich begrüße, dass sich alle demokratischen Fraktionen des Deutschen Bundestages in diesem Antrag zusam- mengefunden haben. Der Bügerkrieg in Syrien nimmt immer dramati- schere Ausmaße an. Schon lange gab es schwerwiegende Probleme mit der Menschenrechtslage in Syrien: Meinungs- und Ver- sammlungsfreiheit waren nicht gegeben, die Inlands- opposition war starken Repressionen ausgesetzt. Dies hat die gegenwärtige Bundesregierung ebenso wie ihre Vorgängerregierungen wiederholt und deutlich benannt. Es ist wichtig, dass wir auch im Parlament immer wieder über die Lage der syrischen Flüchtlinge spre- chen. Je länger der Konflikt dort dauert, desto schwieri- ger wird die Situation der betroffenen Menschen. Der Bundesinnenminister hat am 20. März 2013 ange- kündigt, dass die Bundesrepublik Deutschland im Vorgriff auf eine europäische Aufnahmeaktion 5 000 Flüchtlinge aufnehmen werde. Dies erfolgt selbstverständlich in en- ger Abstimmung und Übereinstimmung mit den Län- dern. Die FDP unterstützt die konsequente Haltung des Bundesinnenministers. Die Bundesregierung hat bereits in den letzten Mona- ten immer wieder betont, dass eine verstärkte Aufnahme von Flüchtlingen aus Syrien nicht ausgeschlossen wird. Neben dem Bundesinnenminister haben insbesondere der Bundesaußenminister und die Bundesjustizministe- rin auf die deutsche Verantwortung und Bereitschaft im- mer wieder hingewiesen. Zudem ist der Abschiebestopp der Länder soeben um weitere sechs Monate verlängert worden. Deutschland leistet auch vor Ort in der Krisenregion einen wichtigen Beitrag: Deutschland ist nach den USA weltweit der zweitgrößte Geldgeber für die Flüchtlings- hilfe in der Region. Und das ist gut so. Es wäre nur schön, wenn auch Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, einmal anerkennen könnten, dass das ein wichtiger Beitrag ist. Der Ansatz der Bundesregierung ist richtig, den Men- schen nach Möglichkeit vor Ort zu helfen. Denn entge- gen dessen, was auch von den Kolleginnen und Kollegen suggeriert wird, wünschen sich die meisten Flüchtlinge nicht eine Aufnahme in Deutschland, sondern eine Rückkehr in ein friedliches Syrien. Für die FDP steht auch weiterhin die persönliche Schutzbedürftigkeit eines Flüchtlings im Vordergrund, nicht kollektive Gruppenmerkmale, wie etwa die Reli- gionszugehörigkeit. Religiöse Verfolgung kann ein Grund für Schutzbe- dürftigkeit sein, ist aber sicher nicht der einzige. k m n B G n s n s s Z k d e li te d n d w M s d e U g d s K b u z le g d d b ri D n g z g in D ri D (C (D Die Länder können auch ihrer Verantwortung nach- ommen: Der Bundesinnenminister hat sein Einverneh- en nach § 23 Abs. 1 Aufenthaltsgesetz erteilt. Sie kön- en sofort Familienangehörige von Syrern, die in Ihrem undesland leben, aufnehmen. Machen Sie davon auch ebrauch! Eine bundeseinheitliche Regelung zum Familien- achzug in diesem Fall wäre nicht sinnvoll. Die Men- chen, die kommen, sollen gerade nicht nach dem Kö- igsteiner Schlüssel irgendwohin geschickt werden, ondern sie sollen zu ihren Familien kommen. Über das Entsetzen über die humanitäre Lage dort ind wir uns hier im Haus einig, über die grundsätzlichen iele auch. Die Frage, wie wir den Flüchtlingen helfen önnen, müssen wir uns immer wieder stellen. Syrien arf nicht aus unserem Blickfeld geraten. Wir Liberalen setzen uns jedenfalls beständig dafür in, die Entwicklung sensibel zu begleiten und alle Mög- chkeiten der Unterstützung für die Opfer offen zu hal- n. Bijan Djir-Sarai (FDP): Die Entscheidung der Bun- esregierung, 5 000 Flüchtlinge in unserem Land aufzu- ehmen, kann ich nur begrüßen. Wir zeigen den Syrern, ass wir sie in ihrer Not nicht alleine lassen und helfen, o es nur geht. Deutschland tut alles im Rahmen seiner öglichkeiten, dass dieser entsetzliche Bürgerkrieg, die- es sinnlose Blutvergießen so schnell wie möglich en- en. Ein Ende des Konflikts ist allerdings nicht dadurch zu rreichen, dass man mehr Waffen in das Land schickt. nd da bin ich auch schon beim Thema: Waffenlieferun- en nach Syrien sind falsch. Ich habe mir in diesem Zusammenhang sehr genau ie Argumente unserer amerikanischen Freunde ange- chaut, und ich nehme diese Argumente mit Respekt zur enntnis. Dennoch bleiben wir von der FDP-Fraktion ei unserer Haltung: Waffenlieferungen nach Syrien sind nd bleiben falsch! Mehr Waffen führen nur zu mehr Gewalt und damit u noch mehr Blutvergießen in Syrien. Das trifft vor al- m mal wieder die Zivilbevölkerung. Waffenlieferun- en werden den Bürgerkrieg nicht stoppen, sondern in ie Länge ziehen. Daher stehe ich voll und ganz hinter er Entscheidung unseres Außenministers, der standhaft leibt, auch wenn einige unserer europäischen und ame- kanischen Freunde auf Waffenlieferungen drängen. eutschland wird keine Waffen nach Syrien liefern. Das zweite Argument gegen Waffenlieferungen immt die Empfänger in den Fokus. Wer kämpft denn egen das Assad-Regime? Wir kennen die Akteure in- wischen nicht mehr, zu unübersichtlich ist die Gemen- elage. Die Gefahr, dass vom Westen gelieferte Waffen die Hände von radikalen Gruppen fallen, ist groß. ann würden sich unsere eigenen Lieferungen gegen sy- sche Zivilisten und eines Tages auch gegen uns richten. as kann keiner wollen. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 32573 (A) ) )(B) Am 3. Juni unterschrieb Außenminister Westerwelle in New York als einer der Ersten den ATT, das Interna- tionale Waffenhandelsabkommen. In dem Vertrag wird der globale Waffenhandel begrenzt. Er verbietet alle Rüstungsexporte, die unter anderem zu Kriegsverbre- chen und schweren Menschenrechtsverletzungen führen können. Vor allem der Verkauf von kleinen Waffen soll stärker kontrolliert werden, die besonders in Bürgerkrie- gen großes Unheil anrichten – wie zum Beispiel in Syrien. Das Engagement Westerwelles zeigt Deutschlands klare Haltung pro Abrüstung. Der Vertrag ist ein Meilen- stein für weltweiten Frieden und Sicherheit. Unsere Haltung beim syrischen Bürgerkrieg unter- streicht Deutschlands Position. Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass eine diplomatische Lösung in Syrien möglich ist. Dazu tragen wir auch aktiv bei. Wir nehmen 5 000 Flüchtlinge bei uns auf, um den Men- schen zu helfen, Familien zusammenzubringen und um die Nachbarländer Syriens zu entlasten. Nur durch Diplomatie und humanitäre Hilfe kann das Leiden Tau- sender Syrer beendet werden. Ulla Jelpke (DIE LINKE): Heute liegen zwei wort- gleiche Anträge zur Aufnahme syrischer Flüchtlinge vor. Ein interfraktioneller Antrag und ein Antrag der Linken. Schuld ist die ideologisch verbohrte Haltung der Unions- fraktion, keine Anträge gemeinsam mit der Linken stel- len zu wollen. Es ist doch beschämend, dass die Union selbst bei einem gemeinsamen humanitären Anliegen nicht über ihren Schatten springen kann. Zur Sache selbst. Die Aufnahme syrischer Flüchtlinge in Deutschland ist ein wichtige Anliegen der Fraktion Die Linke, und das nicht erst seit heute. Schon vor Jah- ren, als die Bundesregierung noch mit dem syrischen Geheimdienst kungelte, haben wir uns für ein Bleibe- recht für Flüchtlinge aus Syrien eingesetzt. Wir haben in dieser Wahlperiode bereits drei Initiati- ven mit diesem Ziel eingebracht. Denn auch schon vor der aktuellen Eskalation war die Menschenrechtslage in Syrien furchterregend. Das hat die deutschen Behörden leider nicht davon abgehalten, selbst ganze Familien abzuschieben. Erleichtert wurde das durch ein Rückführ- abkommen, das der damalige Bundesinnenminister Schäuble mit der syrischen Regierung von Bashar al- Assad geschlossen hatte. Einige auf dieser Grundlage deportierte Flüchtlinge sind dann in den Foltergefängnis- sen des syrischen Geheimdienstes gelandet. Das ist das Ergebnis einer unbarmherzigen Abschiebepolitik, die endlich beendet werden muss. Erst im April 2011 wurden Abschiebungen nach Sy- rien eingestellt, Damals kam es bereits monatelang zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Sicherheits- kräften und Oppositionskräften. Ein formeller Abschie- bestopp wurde sogar erst im Mai 2012 beschlossen. Sie können jetzt also salbungsvolle Worte über das humanitäre Engagement der Bundesrepublik verlieren. Doch Tatsache bleibt, dass es erst zu einer humanitären K B n F F la in in in g li z 5 n n g d d n tu in c N d z la V e e K sc n N L d K L d G B s w d b fe s s (C (D atastrophe kommen musste, bis die Innenminister von und und Ländern sich zu einem Abschiebestopp und un auch zur Aufnahme einiger weniger syrischer lüchtlinge durchringen konnten. Mit den vorliegenden Anträgen soll der Nachzug von lüchtlingen zu ihren Familienangehörigen in Deutsch- nd ermöglicht werden. Eine solche Regelung war die ständige Bitte vieler Syrer mit dauerhaftem Aufenthalt Deutschland. Wir können hier nur an die Landes- nenminister appellieren, diese Nachzugsregelungen roßzügig auszugestalten. Auf diesem Wege ist es mög- ch, Tausenden Menschen schnell und unbürokratisch u helfen. Damit bleibt aber ein Punkt offen. Während nun 000 Flüchtlinge nach Deutschland geholt werden und och einige Tausend zu ihren Verwandten kommen kön- en, bleiben die Grenzen der EU für syrische Flüchtlinge eschlossen. Sie müssen lebensgefährliche Wege über as Meer auf sich nehmen und viel Geld bezahlen, um ie Mauern der Festung Europa zu überwinden. Huma- itäre Aufnahmeaktionen bleiben heuchlerische Makula- r, wenn zugleich die Abschottung perfektioniert wird. Wir fordern: Grenzen auf für Menschen in Not! Wer Europa Schutz sucht, darf nicht an Mauern und Sta- heldraht scheitern. Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN): Auf der Grundlage der Anträge der Grünen und er SPD konnte endlich eine interfraktionelle Initiative um Schutz syrischer Flüchtlinge erreicht werden. Es hat nge gedauert, aber das nun vorliegende gemeinsame otum aller Fraktionen des Deutschen Bundestages ist in wichtiges humanitäres Signal – auch an die anderen uropäischen Mitgliedstaaten. Über zwei Jahre sind seit dem Ausbruch der blutigen ämpfe in Syrien vergangen. Schätzungsweise 80 000 Men- hen haben bei den Kämpfen ihr Leben verloren. Ge- aue Zahlen sind unbekannt, weil weder die Vereinten ationen noch unabhängige Medien ungehindert im and arbeiten können. Millionen von Menschen sind innerhalb Syriens auf er Flucht, nahezu jede zweite Person ist von den riegsfolgen direkt oder indirekt betroffen. Etwa 2 Millionen Syrerinnen und Syrer haben das and verlassen und suchen in Jordanien, im Libanon, in er Türkei, dem Irak oder in Armenien Zuflucht. Der roßteil der Flüchtlinge lebt unter extrem schwierigen edingungen in provisorischen Zeltlagern oder in Mas- enquartieren und ist dringend auf Unterstützung ange- iesen. Angesichts der Eskalation der Gewalt in Syrien und er ständig steigenden Zahl der Flüchtlinge in den Nach- arstaaten müssen wir nicht nur weitere finanzielle Hil- n für die Anrainerstaaten bereitstellen, sondern auch yrische Flüchtlinge in Deutschland aufnehmen. Es ist ein wichtiges Signal, dass Bund und Länder ich bereit erklärt haben, 5 000 besonders schutzbedürf- 32574 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 (A) ) )(B) tige syrische Flüchtlinge aus dem Libanon aufzuneh- men. Meine Fraktion begrüßt dies ausdrücklich; aller- dings weisen wir auch darauf hin, dass angesichts des Ausmaßes der humanitären Katastrophe dies nur ein An- fang gewesen sein kann. Ich kann nur hoffen, dass end- lich auch andere EU-Mitgliedstaaten ihre Türen öffnen und eine größere Anzahl syrischer Flüchtlinge aufneh- men. Besonders froh bin ich darüber, dass es endlich gelun- gen ist, eine unbürokratische Möglichkeit des Familien- nachzugs zu in Deutschland lebenden Syrern zu schaf- fen. Dies war für die grüne Fraktion essenziell für das Zustandekommen des Antrags. Wir wollen, dass der un- bürokratische Familiennachzug zu in Deutschland leben- den syrischen Staatsangehörigen endlich ermöglicht wird. Der Bundesinnenminister erteilt sein Einvernehmen, wenn Bundesländer Syrerinnen und Syrer zusätzlich zu dem Kontingent von 5 000 Personen aufnehmen wollen. Die rot-grün regierten Länder hatten bereits auf der ver- gangenen Innenministerkonferenz erklärt, dass sie den ergänzenden Familiennachzug wollen. Ich bin mir si- cher, dass angesichts des humanitären Leids der Men- schen auch weitere Bundesländer von dieser Möglich- keit Gebrauch machen werden. Es leben in Deutschland circa 40 000 Syrer bzw. sy- rischstämmige Deutsche, die finanziell meist in der Lage sind, Eltern, ihre Geschwister etc. aus der Türkei, aus Jordanien oder dem Libanon nach Deutschland zu holen. Bislang war dies aber nur in extremen Ausnahmefällen vom BMI und dem Auswärtigen Amt gestattet worden. Die Bereitschaft des BMI, jetzt das Einvernehmen zur Einreise von Verwandten zu erteilen, ist ein humanitärer Fortschritt. Zeitnah nach der Verabschiedung dieses gemeinsa- men Antrags müssen die Länder ihn nun mit Leben fül- len und per Erlass den Familiennachzug regeln. Denn die Hilfeersuchen verzweifelter in Deutschland lebender syrischer Staatsangehöriger, die keine Möglich- keit haben, Verwandte zu sich zu holen, reißen nicht ab. Grund hierfür sind die strengen Vorgaben beim Fami- liennachzug, die eine Einreise nur für die „Kernfamilie“ – dies sind Ehegatten und minderjährige Kinder aner- kannter Flüchtlinge und Asylberechtigter – zulassen. Der Nachzug weiterer Verwandter wie erwachsener Kin- der, Geschwister oder Eltern zu ihren in Deutschland le- benden Angehörigen ist unabhängig von deren Status nahezu ausgeschlossen. Auch deutschen Staatsangehörigen syrischer Abstam- mung gelingt es bisher kaum, Verwandte nach Deutsch- land zu holen, selbst wenn die Finanzierung des Aufent- halts gesichert ist. Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Natio- nen, UNHCR, hat bereits mehrfach an die Innenminister von Bund und Ländern appelliert, syrischen Flüchtlin- gen in Deutschland den Nachzug von Familienangehöri- gen aus der Region unabhängig vom Vorliegen der auf n m g m B w b H k S W s s N M w d Im s p H d te ro m S A s z w D W F w F re u e m s D S d g s K e (C (D ationaler oder europarechtlicher Ebene geregelten Fa- iliennachzugsvoraussetzungen zu erleichtern. Es ist ut, dass dieser Appell nun endlich erhört wurde. Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär beim Bundes- inister des Innern: Seit zwei Jahren tobt in Syrien ein ürgerkrieg: Flüchtlingselend, Angst und Schrecken – ir alle kennen die schlimmen Nachrichten, die furcht- aren Bilder. Menschen verlieren ihre Angehörigen, ihre äuser, ihre Existenzgrundlage, ihre Heimat. Wir alle ennen die Berichte über tragische Schicksale auch von yrern und syrischstämmigen Deutschen aus unseren ahlkreisen. Seit Ausbruch des Syrien-Konflikts Anfang 2011 hat ich die Lage zusehends verschärft: Etwa 100 000 Men- chen haben durch den Krieg bereits ihr Leben verloren. ach Angaben des UNHCR sind fast 1,7 Millionen enschen auf der Flucht; die tatsächliche Zahl ist höher, enn man Binnenvertriebene bedenkt und Menschen, ie sich nicht als Flüchtlinge registrieren lassen wollen. Libanon ist mittlerweile jeder vierte Einwohner ein yrischer Flüchtling. Angesichts des Ausmaßes der humanitären Katastro- he ist es die humanitäre Verantwortung Europas, seine ilfe auszuweiten und den Menschen, aber auch den urch die Flüchtlingsströme überlasteten Anrainerstaa- n Unterstützung und Solidarität zu zeigen. Deutschland hat hierbei von Anfang an eine Vorreiter- lle übernommen. Seit Beginn des Konfliktes haben ehr als 15 000 Menschen aus Syrien in Deutschland chutz erhalten, und die Bundesregierung unterstützt die nrainerstaaten in besonderem Maße. Mehr als 170 Millionen Euro sind bereits von deut- cher Seite bereitgestellt worden; damit sind wir der weitgrößte Geldgeber weltweit nach den USA. Und wir erden unsere finanzielle Hilfe mehr als verdoppeln. as hat die Bundeskanzlerin bereits zugesagt. Das ichtigste ist, das Leid in der Region zu mildern. Dazu leisten wir Unterstützung nicht ausschließlich in orm von finanziellen Mitteln. Unser Technisches Hilfs- erk ist in der Region segensreich tätig, indem es in den lüchtlingslagern in Jordanien die Wasserversorgung be- itstellt. Die Kolleginnen und Kollegen arbeiten dort nter schwierigen Bedingungen; dies verdient hohe An- rkennung. Ergänzend zur Hilfe in der Region hat Bundesinnen- inister Dr. Friedrich Ende März entschieden, 5 000 be- onders schutzbedürftige syrische Flüchtlinge aktiv nach eutschland zu holen und ihnen vorübergehenden chutz zu geben. Gleichzeitig haben wir die Europäische Kommission azu aufgefordert, eine europäische Initiative für eine emeinsame Aufnahmeaktion anzustoßen, um besonders chutzbedürftigen Flüchtlingen zu helfen. Leider ist die ommission unserer Bitte nicht nachgekommen. Wir haben in UN-Flüchtlingshochkommissar Guterres inen Verbündeten gefunden, der jüngst die EU-Mit- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 32575 (A) ) )(B) gliedstaaten dazu aufgefordert hat, insgesamt 10 000 sy- rische Flüchtlinge aufzunehmen. Nun hoffen wir, dass andere Mitgliedstaaten dem Bei- spiel Deutschlands endlich folgen werden und wenigs- tens zusammen auf die Anzahl an Flüchtlingen kommen, denen Deutschland allein Schutz bieten wird. Wir freuen uns sehr, mit dem fraktionsübergreifenden Entschließungsantrag zum Schutz syrischer Flüchtlinge den Bundestag hinter unserer Strategie zur Bekämpfung des Flüchtlingselends zu wissen. Ich kann Ihnen versichern, dass wir mit Hochdruck daran arbeiten, 5 000 besonders Schutzbedürftige so schnell wie möglich nach Deutschland zu holen. Im April waren Mitarbeiter des BMI, des BAMF und des AA sowie des Innenministeriums NRW in Begleitung ei- nes Mitarbeiters von UNHCR Deutschland in Jordanien und dem Libanon, um wichtige Informationen für die Entwicklung eines Aufnahmeverfahrens zu sammeln. Auf der Grundlage der so gewonnenen Erkenntnisse ha- ben wir im Mai in Abstimmung mit den Ländern die rechtliche Grundlage für die Flüchtlingsaufnahme ge- schaffen. Die ersten syrischen Flüchtlinge haben bereits eine Zusage vom Bundesamt für Migration und Flücht- linge erhalten. Es handelt sich hierbei um Menschen, die Verwandte in Deutschland haben und bei den deutschen Botschaften bereits bekannt waren. Wir stehen in den Startlöchern, um auch mit UNHCR als unserem wichtigsten Partner Schutzbedürftige auf- zunehmen. Sobald uns UNHCR die notwendigen Infor- mationen über für das Aufnahmeprogramm infrage kom- mende Flüchtlinge bereitstellt, können wir mit der Aufnahme beginnen. Mitte August soll nach unserem Wunsch der erste Flieger in Deutschland landen und die mithilfe des UNHCR – oder gegebenenfalls auch Caritas Libanon – ausgewählten Flüchtlinge in Sicherheit brin- gen. Bei der Auswahl der Flüchtlinge spielen neben huma- nitären Kriterien auch – wie bereits erwähnt – Bezüge zu Deutschland eine Rolle. Angesichts der auf hohem Niveau stetig ansteigenden Asylbewerberzahlen sind 5 000 zusätzliche Flüchtlinge für Deutschland – insbesondere für die Länder – eine große Herausforderung. Es ist jedoch auch eine Tatsa- che, dass wir anhand unseres Bundesprogramms nicht alle Verwandtenanfragen positiv bescheiden können. Wir haben daher die Möglichkeit für die Länder eröffnet, eine zusätzliche Aufnahme von Verwandten zu ermögli- chen. Dies ist auch deshalb der richtige Weg, weil die Menschen mit syrischem Hintergrund geballt in einigen Regionen Deutschlands leben. Wir wollen somit die Möglichkeit schaffen, dass Menschen gezielt ihre Ver- wandten aus Krisenregionen zu sich holen können. Gemeinsam lässt sich vieles besser bewegen. Ich danke für Ihre Anerkennung unseres Aufnahmepro- gramms und hoffe, dass wir auch in Europa bald von ei- ner gemeinsamen Aufnahmeaktion sprechen können. Ihr gemeinsamer Entschließungsantrag ist uns Anspruch und Ansporn zugleich. A m S z (C (D nlage 10 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 atz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung u den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühun- gen um Rüstungskontrolle, Abrüstung und Nichtver- breitung sowie über die Entwicklung der Streitkräfte- potenziale  (Jahresabrüstungsbericht 2010) – Drucksachen 17/4620 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühun- gen um Rüstungskontrolle, Abrüstung und Nichtver- breitung sowie über die Entwicklung der Streitkräfte- potenziale  (Jahresabrüstungsbericht 2012) – Drucksache 17/12570 – – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 25. bis 29. Januar 2010 in Straßburg – Drucksachen 17/8241, 17/9802 Nr. 1.1 – – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 26. bis 30. April 2010 in Straßburg – Drucksachen 17/8242, 17/9802 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 21. bis 25. Oktober 2010 in Straßburg – Drucksachen 17/8243, 17/9802 Nr. 1.3 – – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 4. bis 8. Oktober 2010 in Straßburg – Drucksachen 17/8244, 17/9802 Nr. 1.4 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Zweiter Bericht der Bundesregierung zur deutschen Personalpräsenz in internationalen Organisationen – Drucksachen 17/4306, 17/4499 Nr. 1.9 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Dritter Bericht der Bundesregierung zur deutschen Personalpräsenz in internationalen Organisationen – Drucksache 17/11942, 17/12114 Nr. 1.8 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung 16. Bericht der Bundesregierung zur Auswärtigen Kul- tur- und Bildungspolitik 2011/2012 – Drucksache 17/12052 – 32576 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 (A) ) )(B) Innenausschuss – Unterrichtung durch den Bundesbeauftragten für den Da- tenschutz und die Informationsfreiheit Tätigkeitsbericht zur Informationsfreiheit 2008 und 2009 – Drucksachen 17/1350 – – Unterrichtung durch den Bundesbeauftragten für den Da- tenschutz und die Informationsfreiheit Tätigkeitsbericht zur Informationsfreiheit für die Jahre 2010 und 2011 – Drucksachen 17/9100 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2011 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im ersten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2011 – Drucksache 17/6003, 17/6392 Nr. 1.4 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2011 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im zweiten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2011 – Drucksache 17/6741, 17/6961 Nr. 1.8 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2011 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im dritten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2011 – Drucksache 17/8080, 17/8207 Nr. 1.4 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2011 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im vierten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2011 – Drucksache 17/9646, 17/9802 Nr. 1.9 – Ausschuss für Gesundheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Erfahrungsbericht der Bundesregierung über die Durchführung der unabhängigen Verbraucher- und Patientenberatung – Drucksache 17/13127, 17/13580 Nr. 1.1 – Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die aktualisierten Stabilitäts- und Konver- genzprogramme 2011/2012 der EU-Mitgliedstaaten – Drucksachen 17/10669, 17/10879 Nr. 1.4 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. (C (D Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/2994 Nr. A.3 EuB-BReg 103/2010 Drucksache 17/6176 Nr. A.5 Ratsdokument 16230/10 Drucksache 17/6985 Nr. A.8 Ratsdokument 12283/11 Drucksache 17/7423 Nr. A.4 EuB-BReg 184/2011 Drucksache 17/7423 Nr. A.5 EuB-BReg 188/2011 Drucksache 17/7423 Nr. A.6 EuB-BReg 189/2011 Drucksache 17/7713 Nr. A.2 Ratsdokument 15608/11 Drucksache 17/8227 Nr. A.7 Ratsdokument 16897/11 Drucksache 17/12126 Nr. A.5 Ratsdokument 17114/12 Drucksache 17/12244 Nr. A.4 EuB-BReg 15/2013 Drucksache 17/12449 Nr. A.1 EP P7_TA-PROV(2013)0028 Drucksache 17/12449 Nr. A.2 Ratsdokument 5901/13 Drucksache 17/13340 Nr. A.5 EuB-BReg 36/2013 Drucksache 17/13595 Nr. A.2 Ratsdokument 8702/13 Drucksache 17/13595 Nr. A.3 Ratsdokument 8741/13 Innenausschuss Drucksache 17/12783 Nr. A.1 Ratsdokument 6225/13 Drucksache 17/12783 Nr. A.2 Ratsdokument 6342/13 Drucksache 17/13340 Nr. A.9 Ratsdokument 6415/13 Drucksache 17/13595 Nr. A.7 Ratsdokument 8521/13 Sportausschuss Drucksache 17/13340 Nr. A.11 EP P7_TA-PROV(2013)0098 Finanzausschuss Drucksache 17/13595 Nr. A.10 KOM(2013)213 endg. Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 17/13830 Nr. A.17 Ratsdokument 9124/13 Verteidigungsausschuss Drucksache 17/13340 Nr. A.19 EuB-BReg 33/2013 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/13340 Nr. A.22 Ratsdokument 8219/13 Drucksache 17/13595 Nr. A.16 Ratsdokument 8953/13 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Juni 2013 32577 (A) (C) )(B) Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/11617 Nr. A.11 Ratsdokument 15189/12 Drucksache 17/13183 Nr. A.25 Ratsdokument 7367/13 Drucksache 17/13183 Nr. A.26 Ratsdokument 7509/13 Drucksache 17/13595 Nr. A.17 Ratsdokument 8098/13 Drucksache 17/13595 Nr. A.18 Ratsdokument 8101/13 Drucksache 17/13595 Nr. A.19 Ratsdokument 8193/13 Drucksache 17/13595 Nr. A.20 Ratsdokument 8310/13 Drucksache 17/13595 Nr. A.21 Ratsdokument 8345/13 Drucksache 17/13595 Nr. A.22 Ratsdokument 8556/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.18 Ratsdokument 9016/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.9 Ratsdokument 9436/13 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Drucksache 17/8227 Nr. A.49 Ratsdokument 16626/11 Drucksache 17/9797 Nr. A.10 Ratsdokument 9126/12 Drucksache 17/10028 Nr. A.11 Ratsdokument 10834/12 Drucksache 17/11242 Nr. A.13 Ratsdokument 14358/12 Drucksache 17/11617 Nr. A.18 Ratsdokument 15691/12 Drucksache 17/11919 Nr. A.27 EP P7_TA-PROV(2012)0408 Drucksache 17/11919 Nr. A.28 Ratsdokument 10898/12 Drucksache 17/12126 Nr. A.47 EP P7_TA-PROV(2012)0453 Drucksache 17/12126 Nr. A.48 EP P7_TA-PROV(2012)0462 Drucksache 17/12126 Nr. A.49 Ratsdokument 16669/12 Drucksache 17/12126 Nr. A.50 Ratsdokument 16671/12 Drucksache 17/12126 Nr. A.51 Ratsdokument 16841/12 Drucksache 17/12449 Nr. A.15 Ratsdokument 5569/13 Drucksache 17/12587 Nr. A.17 Ratsdokument 5938/13 Entwicklung Drucksache 17/13183 Nr. A.27 Ratsdokument 7075/13 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 17/2408 Nr. A.34 Ratsdokument 10559/10 Drucksache 17/6407 Nr. A.29 Ratsdokument 11012/11 Drucksache 17/6407 Nr. A.30 Ratsdokument 11013/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.73 Ratsdokument 12048/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.76 Ratsdokument 12475/11 Drucksache 17/7713 Nr. A.25 EUCO 91/11 Drucksache 17/7713 Nr. A.27 Ratsdokument 13181/11 (D Drucksache 17/12783 Nr. A.15 EP P7_TA-PROV(2013)0053 Drucksache 17/13183 Nr. A.30 Ratsdokument 7537/13 Drucksache 17/13340 Nr. A.25 EP P7_TA-PROV(2013)0076 Drucksache 17/13340 Nr. A.26 EP P7_TA-PROV(2013)0078 Drucksache 17/13595 Nr. A.25 Ratsdokument 8602/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.20 KOM(2013)350 endg. Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 17/13830 Nr. A.21 KOM(2013)311 endg. Drucksache 17/13830 Nr. A.22 Ratsdokument 8934/13 251. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 69, ZP 21 Hilfefonds zur Bewältigung der Hochwasserkatastrophe TOP 70 Ost-West-Angleichung im Rentenrecht ZP 22, TOP 72 Betreuungsgeld ZP 23, 24 Bildung in Kitas und in der Tagespflege ZP 25 – ZP 27 Standortauswahlgesetz TOP 71, ZP 28 Berufliche Bildung TOP 73 Menschenrechte und Demokratie in der Welt TOP 75 50. Jahrestag der Kennedy-Rede in Berlin TOP 77 Schutz syrischer Flüchtlinge Anlagen
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725100000

Die Sitzung ist eröffnet. Guten Morgen, liebe Kolle-

ginnen und Kollegen!

Ich begrüße Sie alle herzlich zu unserer 251. Sitzung
in der allmählich zu Ende gehenden Legislaturperiode.
Ich begrüße all diejenigen, die schon wieder da sind


(Heiterkeit – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Oder die noch da sind!)


– und ganz besonders diejenigen, die immer noch da
sind, die die gestrige Jubiläumssitzung, die 250. Sitzung,
in vollen Zügen genossen haben.

Ich habe für die heutige Sitzung keine Änderungen
der Tagesordnung vorzuschlagen, was Sie hoffentlich
mit Beruhigung zur Kenntnis nehmen. Wir sollten uns
aber vielleicht, weil wir auch für den heutigen Tag noch
ein vergleichsweise strammes Programm haben, darum
bemühen, es heute ähnlich zu handhaben wie gestern
und Zwischenfragen und Kurzinterventionen auf das un-
abweisbar Dringliche reduzieren.


(Zurufe von der LINKEN)


– Ja, ich weiß schon, dass das gefühlt der ständigen Pra-
xis des Hauses entspricht. Aber ich glaube, das müssen
wir jetzt nicht vertiefen.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 69 a und 69 b so-
wie den Zusatzpunkt 21 auf:

69 a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Ge-
setzes zur Errichtung eines Sondervermögens
„Aufbauhilfe“ und zur Änderung weiterer Ge-
setze (Aufbauhilfegesetz)


– Drucksache 17/14078 –

– Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Errichtung eines Sondervermögens „Auf-
bauhilfe“ und zur Änderung weiterer Gesetze

(Aufbauhilfegesetz)


– Drucksache 17/14176 –

(C (D ung 28. Juni 2013 0 Uhr Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – Drucksache 17/14264 – Berichterstattung: Abgeordnete Norbert Barthle Carsten Schneider Otto Fricke Dr. Gesine Lötzsch Priska Hinz 69 b)

regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
über die Feststellung eines Nachtrags zum
Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr
2013 (Nachtragshaushaltsgesetz 2013)


– Drucksachen 17/14000, 17/14020 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Haushalts-
ausschusses (8. Ausschuss)


– Drucksachen 17/14080, 17/14081 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Carsten Schneider (Erfurt)
Otto Fricke

Dr. Gesine Lötzsch
Priska Hinz (Herborn)


ZP 21 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Gregor
Gysi, Jan van Aken, Agnes Alpers, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Flutopfern helfen – Hochwasserfonds ein-
richten

– zu dem Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Flutopfern solidarisch helfen – Hochwas-
serschutz ökologisch modernisieren

– Drucksachen 17/13896, 17/14079, 17/14264 –





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Carsten Schneider (Erfurt)
Otto Fricke
Dr. Gesine Lötzsch
Priska Hinz (Herborn)


Zu dem Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU,
SPD, FDP und des Bündnisses 90/Die Grünen liegt ein
Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und
der FDP vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Also können wir so verfahren.

Ich erteile das Wort dem Ministerpräsidenten von
Sachsen-Anhalt, Herrn Reiner Haseloff.


(Beifall bei der CDU/CSU)



(SachsenAnhalt)


Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
Schon wieder halten uns Meldungen über steigende Pe-
gel aufgrund starker Regenfälle in Atem. Nach dem, was
wir aktuell wissen und abschätzen können, wird es zwar
Gott sei Dank nicht zu einer quasi zweiten Welle der
Flutkatastrophe kommen. Dennoch zeigt uns dies, dass
wir immer wachsam sein müssen, dass wir die „Jahrhun-
dertflut“ zwar möglicherweise so nennen dürfen, aber so
handeln müssen, als ob sie uns schon im nächsten Jahr
wieder ereilen könnte. Deshalb ist es nicht nur wichtig,
dass der Bundestag heute das Gesetz zum Aufbauhilfe-
fonds verabschiedet, sodass wir im Anschluss an die So-
forthilfe mit dem Wiederaufbau beginnen können. Min-
destens ebenso wichtig ist, dass wir die richtigen
Konsequenzen aus den Ereignissen der letzten Wochen
ziehen; denn angesichts des Klimawandels und sich häu-
fender Extremwetterlagen ist der Satz „Nach der Flut ist
vor der Flut“ so banal wie richtig.

Sie, meine Damen und Herren Abgeordnete, haben
am vergangenen Dienstag hier im Bundestag mit der
Diskussion darüber begonnen. Wer die Regierungserklä-
rung der Bundeskanzlerin und die Debatte darüber nach-
liest, der wird an vielen Stellen Einigkeit in der vorläufi-
gen Analyse und den notwendigen Schlussfolgerungen
feststellen. Der Bundesrat hat dazu vorgestern in ähnli-
cher Weise Stellung bezogen.

Die eine Botschaft heute lautet also: Wir brauchen eine
gründliche, aber auch zügige Diskussion über die Verbes-
serung des präventiven Hochwasserschutzes. Als Minis-
terpräsident eines Bundeslandes mit rund 300 Elbe-Kilo-
metern und insgesamt 1 200 Kilometern Deichlänge will
ich hier die Initiative ergreifen und über das Thema auch
im europäischen Kontext reden. Der Kollege Tillich hat
hier im Bundestag am Dienstag über den Nutzen der be-
reits bestehenden intensiven Zusammenarbeit mit Tsche-
chien gesprochen. Diese müssen wir verstärken. Für die
weitere Diskussion möchte ich noch den Gedanken ein-
speisen, ob wir den Aufbauhilfefonds nicht, mit klaren
Kriterien versehen, zu einer dauerhaften, institutionali-
sierten Einrichtung der Katastrophenbewältigung ma-

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(C (D hen können, die uns im Bedarfsfall schnelles Handeln rmöglicht und politische Kraftanstrengungen wie in den tzten Tagen ein Stück weit erspart. Die zweite Botschaft habe ich wie auch alle anderen olleginnen und Kollegen im Bundesrat geäußert. Sie utet schlicht: Danke, Deutschland. Danke vor allem en vielen Helferinnen und Helfern. – Es liegen wohl och keine abschließenden Zahlen über die enormen eistungen von Bundeswehr, Feuerwehren, Polizei, HW, Mitarbeitern der Krisenstäbe und den vielen priaten Helfern vor, die sich in beeindruckender Weise uch über soziale Netzwerke organisiert haben. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


00 000 Einsatztage von Bundeswehr, THW und Bun-
espolizei, bis zu 75 000 Feuerwehrleute im Einsatz,
und-um-die-Uhr-Tätigkeit in den Krisenstäben, Dauer-
insatz von Jugendlichen an den Brennpunkten – viele
enschen aus allen Bundesländern und sogar darüber

inaus haben Beeindruckendes geleistet. Dafür danke
h ganz ausdrücklich!


(Beifall im ganzen Hause)


Danken möchte ich aber auch Ihnen. Dass der Bun-
estag heute ein 8-Milliarden-Euro-Programm zur Be-
ältigung der Flutkatastrophe beschließen wird, ist nicht

elbstverständlich. Ich denke, dass wir, natürlich insbe-
ondere die von der Flut besonders betroffenen Länder,
er Bundesregierung und dem Bundestag deshalb zu
roßem Dank verpflichtet sind. Wir haben uns aufeinan-
er zubewegt und sind jetzt so aufgestellt, dass wir den
etroffenen der Flutkatastrophe ruhigen Gewissens sa-
en können: Wir lassen euch nicht allein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Wiederaufbau nach der Zerstörung ist eine ge-
altige Herausforderung und ganz sicher nicht eine An-
elegenheit von Wochen oder Monaten, sondern von
ahren. Die Schäden sind gewaltig. Sachsen-Anhalt hat
llein aus dem Aufbauhilfefonds 2002 eine Dreiviertel-
illiarde Euro bekommen und für den Wiederaufbau

ingesetzt. Heute rechnen wir nach vorläufigen Scha-
enserhebungen mit einem deutlich höheren Bedarf;
enn wir hatten ja nicht nur unter dem Hochwasser der
lbe zu leiden, sondern auch unter dem der Mulde und
er Saale, und in die Saale floss vorher noch die Weiße
lster. Vor allem die Schäden in der Landwirtschaft sind
edeutend höher als vermutet. Jeden Tag müssen neue
ektarflächen hinzugerechnet werden. Derzeit sind circa

10 000 Hektar Nutzfläche betroffen, die in diesem Jahr
eine Erträge bringen werden. Bundes-, Landes- und
ommunale Straßen sind in weit stärkerem Maße ge-
chädigt als 2002. Ähnliches lässt sich auch für privates
ohneigentum sagen. Mehrere Zehntausend Menschen
ussten ihre Häuser verlassen, die teils für Tage oder

ar Wochen, zum Teil immer noch komplett im Wasser
tanden bzw. stehen. Darüber hinaus sind Tausende von
ewerbebetrieben betroffen. Nicht zuletzt sind auch

norme Schäden an den Hochwasserschutzanlagen ent-
tanden. Die Zerstörung der ICE-Strecke Düsseldorf–





Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff (Sachsen-Anhalt)



(A) )


)(B)

Berlin im Landkreis Stendal haben viele hier im Hohen
Hause bereits schmerzlich verspürt.

Der Wiederaufbau wird somit auf breiter Front erfol-
gen müssen. Vorher gilt es noch, Detailfragen und -pro-
bleme, die sich bei der Umsetzung des Aufbauhilfefonds
zwangsläufig ergeben, zu klären. Dabei geht es um den
Kreis der potenziell Anspruchsberechtigten, den wir an-
gesichts der enormen Breite der Schäden weit gefasst ha-
ben möchten. Es geht darum, dass die Hilfen schnell an-
laufen und dass wir die Verfahren nicht durch zu viel
Bürokratie überfrachten. Die Fachleute aus Bund und
Ländern beraten über diese Fragen noch heute im Bun-
desfinanzministerium.

Ich bin optimistisch, meine Damen und Herren Bun-
destagsabgeordnete, dass wir zu guten Lösungen kom-
men, und denke deshalb, dass Sie heute dem Aufbauhil-
fegesetz aus Überzeugung zustimmen können. Dafür
danke ich Ihnen ganz ausdrücklich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725100100

Das Wort erhält nun der Kollege Gerold Reichenbach

für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Gerold Reichenbach (SPD):
Rede ID: ID1725100200

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Bil-
der gleichen sich: Deiche, die dabei sind, zu brechen,
Menschen, die um ihr Hab und Gut sowie um ihre Exis-
tenz fürchten, und am Ende Häuser, die teilweise bis in
die ersten Stockwerke unter Wasser stehen. Dies ist nicht
das erste Mal, dass solche Bilder unser Land erschüttern:
1997 an der Oder, 1998/99 an Rhein, Mosel und Donau,
2002 an der Elbe, 2005 in Bayern und heute wieder an
Elbe und Donau. Die Jahrhundertfluten sind keine mehr.
Sie kommen häufiger. Ob dies Ergebnis des Klimawan-
dels ist oder nicht, darüber streiten die Experten. Aber
dass es so ist, ist eine Tatsache.

Ich selbst war 1997 in der Ziltendorfer Niederung und
2002 in Magdeburg als Fluthelfer eingesetzt. Ich kann
ein Stück weit aus eigenem Erleben nachvollziehen, was
die Betroffenen jetzt bewegt, wie der Verlust sie trifft
und wie hoffnungslos die Zukunft für manche aussieht.
Ich weiß aber auch, wie der gemeinsame Wille zum Wie-
deraufbau, zum Anpacken und zur Hilfe entsteht. Ich
kann nachvollziehen, was die Helferinnen und Helfer
von Feuerwehren, THW, DRK, DLRG, all den anderen
Hilfsorganisationen sowie Polizeien und Bundeswehr,
unterstützt von vielen freiwilligen Helfern, an den Dei-
chen, beim Retten von Hab und Gut, von Menschen und
Tieren und nun auch beim Aufräumen und Beseitigen
der schlimmsten Schäden leisten. Ihnen allen gilt unser
Dank. Den möchte ich ausdrücklich für meine Fraktion,
die Sozialdemokraten im Deutschen Bundestag, ausspre-
chen. Auch den Mitarbeitern vom BBK, in den Krisen-
stäben, in den Wasserbehörden und in anderen Ämtern,
die oft vergessen werden, gilt unser Dank.

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(C (D Solidarität, das Zusammenstehen, nicht das Schauen uf den eigenen Vorteil, sondern die uneigennützige ilfe für den Nächsten, das ist es, was uns zusammenält. Das sind übrigens die gleichen Werte, die meine artei 150 Jahre geprägt haben. Wenn uns wieder einmal twas deutlich gemacht hat, wie wichtig das Wir für uner Land ist, dann ist es diese Flutkatastrophe. Die Beoffenen brauchen unsere Solidarität bei der Beseitiung der Schäden und beim Wiederaufbau. Deshalb aben wir den Entwurf eines Gesetzes zur Errichtung eies Hilfsfonds mit eingebracht. Wir werden ihm zustimen. Was allerdings auf unsere Kritik stößt, ist die Art und eise, wie die Bundesregierung den Hilfsfonds finan ieren will. Sie finanziert ihn mit neuen Schulden, also uf Pump. Wenn wir 2002 genauso gehandelt hätten Sie haben damals übrigens gefordert: „Macht es doch uf Pump!“ –, dann müssten wir heute noch die Schulen des damaligen Hilfsfonds abbezahlen, und das zu eiem Zeitpunkt, wo wir erneut einen brauchen. (Beifall bei der SPD – Patrick Döring [FDP]: Ihr Haushalt war verfassungswidrig, Sie Witzbold!)


eine Damen und Herren von der FDP, Sie haben da-
als übrigens Ihre Zustimmung den Opfern an der Elbe

erweigert. Das ist vielen in Erinnerung geblieben.


(Beifall bei der SPD – Patrick Döring [FDP]: Sie haben einen verfassungswidrigen Haushalt vorgelegt!)


Mit Ihrem schuldenfinanzierten Hilfsfonds bürden
ie zukünftigen Generationen, die ohnehin die Kosten
er Folgen des Klimawandels zu tragen haben, zusätzli-
he Lasten auf. Das ist nicht nachhaltig.


(Patrick Döring [FDP]: Warum haben Sie dann im Haushaltsausschuss zugestimmt?)


ir werden den Betroffenen trotzdem die Solidarität
icht versagen.


(Patrick Döring [FDP]: Trotzdem!)


Können Sie vielleicht, Herr Generalsekretär, während
ir über so ernste Themen reden, Ihr Wahlkampfgetöse

ein lassen, auch wenn das Ihr Geschäft ist? Diejenigen,
ie draußen noch im Wasser stehen, haben das nicht ver-
ient. Nehmen Sie sich doch einmal ein Stück zurück,
nd gehen Sie in sich!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)


Wir werden den Betroffenen die Solidarität trotzdem
icht versagen; denn die Betroffenen können nichts für
r Finanzgebaren.

Es geht aber nicht nur um die Finanzierung des Wie-
eraufbaus, sondern auch darum, wie wir diesen Wieder-
ufbau gestalten. Wir müssen den Bürgern deutlich ma-
hen: Wer in der Nähe von Flüssen wohnt, hat keine
bsolute Sicherheit. Auch wenn wir die Deiche zügig
rtüchtigen und den technischen und ökologischen





Gerold Reichenbach


(A) )


)(B)

Hochwasserschutz ausbauen, wird es immer Pegel geben
können, die höher sind als die menschlichen Schutzmaß-
nahmen. Deshalb ist es wichtig, dass wir den Wiederauf-
bau so gestalten, dass er auch hochwasserverträglich ist,
dass Schäden minimiert werden. Da muss die Frage er-
laubt sein: Müssen im Rahmen des Wiederaufbaus auch
Ölheizungen finanziert werden? Wir alle kennen die Bil-
der von ölverschmierten Feldern, Gebäuden und Ein-
richtungen.

Wir müssen den Flüssen wieder mehr Raum geben.
Wir müssen das tatsächlich tun und dürfen nicht nur da-
rüber reden. Von den 2 700 Quadratkilometern an zu-
sätzlicher Fläche als Hochwasserschutzmaßnahme, wie
nach der letzten Elbeflut vorgeschlagen, wurden gerade
einmal 700 Quadratkilometer realisiert. Wir brauchen
auch ein besser integriertes Programm für den Hochwas-
serschutz; das ist angesprochen worden. Hochwasserma-
nagement darf sich nicht nach Ländergrenzen richten,
sondern muss den Gesetzmäßigkeiten der Flüsse ent-
sprechen. Deshalb brauchen wir mehr Zusammenarbeit.

Wir brauchen auch einen gemeinsamen Fonds. Wie
zügig der Hochwasserschutz ausgebaut werden kann,
darf nicht davon abhängen, wie finanzkräftig ein Bun-
desland ist.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen Solidarität in der Risikovorsorge; denn auf
Dauer wird der Steuerzahler die Folgen des Klimawan-
dels und immer stärkerer Extremwetterereignisse nicht
tragen können. Wir sollten nicht dem schlechten Beispiel
der Deutschen Bahn folgen, die nach dem Hochwasser
2002 ihre Hochwasserversicherung gekündigt hat mit
der Begründung: Der Staat zahlt ja sowieso. Dann kön-
nen wir uns die Prämie sparen. – Wenn wir wollen, dass
die Menschen Risikovorsorge betreiben, dann müssen
wir sie aber auch in die Lage versetzen, dies zu tun.
Viele in den betroffenen Gebieten, auch hinter den Dei-
chen bekommen keine Hochwasserversicherung mehr.
Deswegen müssen wir darüber nachdenken, wie wir hier
Solidarität erreichen, etwa über eine Elementarschaden-
versicherung mit staatlichen Garantien.

Unsere Aufgabe ist es, auch dann, wenn die Flut nicht
am Deich steht, dafür zu sorgen, dass Hochwasserschutz
und der Schutz der Bevölkerung gegenüber extremen
Naturereignissen ein Dauerthema in der Politik bleiben.
Das sind wir den Menschen, die zum Teil zum wieder-
holten Male die schwere Bürde einer Hochwasserkatas-
trophe zu tragen haben, schuldig.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725100300

Stephan Thomae ist der nächste Redner für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen nd Kollegen! Eine gute Gesellschaft kann auf Dauer ur gedeihen, wenn jeder ein bisschen mehr tut, als er ielleicht müsste, und ein bisschen weniger verlangt, als r eigentlich könnte. Wenn sich Menschen so verhalten, önnen im Zusammenwirken große Dinge geschehen. Herr Kollege Reichenbach, ich bedauere ein bisschen, ass Sie eine in meinen Augen unnötige Schärfe in die iskussion gebracht haben; denn in diesen Notzeiten beeist sich der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. eswegen will ich wiederholt Dank sagen. Das schulden ir den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern ie zum Beispiel von THW, Feuerwehr und der Bundesehr, die in diesen Tagen von überall her zu Hilfe geeilt ind, um den Menschen in der Flut zu helfen. Weil Sie es angesprochen haben, will ich als Haushälr doch noch zwei Kritikpunkte anmerken, die ich eientlich nicht ansprechen wollte, weil ich heute aus inem Anlass, auf den ich zum Schluss noch kommen erde, milde gestimmt bin. Der erste Punkt ist: Mit lick auf die Länder will ich darauf hinweisen, dass der und die 8 Milliarden Euro vorfinanziert. Das ist so verinbart. Die Länder werden ihren Anteil von 3,5 Milliaren Euro über einen Zeitraum von 20 Jahren in jährlihen Tranchen zurückzahlen. Das ist auch in Ordnung o. Ich hoffe aber sehr, dass die Länder dies später nicht azu nutzen werden, dem Bundestag ihren Anteil für ein a im Bundesrat abzukaufen. Das wäre ein schlechtes ignal. Meine Hoffnung ist, dass die Länder davon abseen werden. Für den zweiten Punkt, den ich eigentlich nicht anprechen wollte, haben Sie, Kollege Reichenbach, die orlage geliefert. Ich will einmal so einleiten: Ich freue ich, dass Sie sich heute dem Vernehmen nach im Ple um bereit erklären, der Fluthilfe und dem Nachtragsaushalt, mit dem die Fluthilfe finanziert wird, zuzutimmen. Aber ich fand es irritierend, dass sich Teile rer Fraktion im Haushaltsausschuss dazu nicht bereit efunden und dem Nachtragshaushalt nicht zugestimmt aben. Das ist deswegen irritierend, weil das unser Weg t, die Fluthilfe zu finanzieren. Ich weiß, dass Sie ein nderes Finanzierungsmodell vorgeschlagen haben, und war, wenn ich das richtig sehe, über Steuererhöhungen. (Joachim Poß [SPD]: Die Hoteliersteuer zum Beispiel! Das wäre ja eine Idee gewesen!)

Stephan Thomae (FDP):
Rede ID: ID1725100400

(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


as ist nicht unser Weg. Das ist auch nicht notwendig,
eil wir – im Unterschied zu 2002 – einen soliden Haus-
alt vorlegen und wir angesichts dessen genug Luft ha-
en, die Finanzierung über die Nettokreditaufnahme zu
isten. Ich meine, dass wir das Wahlkampfthema Steu-

rn und das Nichtwahlkampfthema Fluthilfe getrennt be-
achten sollten. Ich finde es unnötig, diese Dinge zu ver-
nüpfen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Gleichwohl gilt mein Dank allen Fraktionen dieses
auses. Dass wir heute einvernehmlich die Fluthilfe im





Stephan Thomae


(A) )


)(B)

Nachtragshaushalt beschließen, ist das Signal, das die
Menschen von uns erwarten. Ich will meinen Dank an
alle ausdehnen, mit denen ich in den letzten vier Jahren
im Deutschen Bundestag zusammenwirken konnte: im
Plenum, im Petitionsausschuss, im Rechtsausschuss und
im Haushaltsausschuss; denn ich werde den Bundestag
mit Ablauf dieser Wahlperiode verlassen. Ich bemühe
mich um ein Mandat im Bayerischen Landtag. Dafür
habe ich drei Gründe: Sie sind elf, acht und vier Jahre
alt. Ich hoffe, dass ich aufgrund der Nähe des Landtages
das Heranwachsen meiner Kinder etwas besser miterle-
ben kann. Der Bundestag hat seinen Preis. Diesen Preis
zahlen leider sehr oft die Kinder.

Es waren vier spannende Jahre. Es waren vier gute
Jahre. Ich bleibe diesem Haus gedanklich verbunden. Ich
habe meine Arbeit mit Ernst und Freude gemacht, auch
wenn der Bundestag nicht vollkommen ist. Er ist aber
ein Glücksfall in der deutschen Geschichte. Wir Parla-
mentarier sind auch Botschafter. Wir sollten die Bot-
schaften in gutem Stil und in gutem Umgang nach außen
tragen. Es ist ein gutes Parlament. Ich verabschiede mich
von Ihnen. Das war’s! Behalten Sie mich in guter Erin-
nerung, so wie ich Sie auch.


(Beifall im ganzen Hause)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725100500

Vielen Dank, Herr Kollege Thomae. Letzteres können

wir ganz gewiss vereinbaren. Ich denke, unter den zahl-
reichen nicht vollkommenen Einrichtungen dieser Welt
gehört der Deutsche Bundestag zu den etwas besseren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Nun erteile ich das Wort dem stellvertretenden Minis-
terpräsidenten des Landes Brandenburg, Herrn
Dr. Markov.


(Beifall bei der LINKEN)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1725100600

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Auch die Brandenburgerinnen und Brandenbur-
ger möchten sich ganz herzlich bedanken. In einer Zeit,
in der der Begriff Solidarität nicht mehr gesellschaftsbe-
stimmt ist, weil sehr viel den privaten Interessen oder
der Gewinnoptimierung unterworfen wird, hat sich ge-
zeigt, dass alle zusammenstehen können, wenn es not-
wendig ist: Technisches Hilfswerk, die Nachbarn, die
sonst sehr häufig und viel gescholtenen Jugendlichen,
die an den Sandplätzen einfach mitgeschippt haben, die
Soldatinnen und Soldaten, alle, die ihren Beitrag dazu
geleistet haben, dass die Flut für Brandenburg glimpflich
ausgegangen ist. Außerdem bedanke ich mich ganz herz-
lich bei Ihnen, dass Sie heute diesem Gesetzentwurf zu-
stimmen werden, wovon ich ausgehe.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Thomas Oppermann [SPD])


Ein altes chinesisches Sprichwort besagt: Du musst
den Brunnen graben, bevor du Durst hast. – Genau das
hat die rot-rote Landesregierung in Brandenburg in den

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(C (D tzten Jahren gemacht. Wir haben dank der finanziellen nterstützung der Europäischen Union, des Bundes und nserer eigenen Landesmittel 400 Millionen Euro in den ochwasserschutz gesteckt. Wir haben 200 Kilometer eiche modernisiert bzw. neu gebaut, wir haben 90 Pro ent der gesamten Deichanlagen an der Oder instand geetzt, bei der Elbe sind es 70 Prozent – und das, obwohl ir permanent von sogenannten Jahrhunderthochwas ern betroffen waren: 1997, 2002, 2006, 2010 mehrfach, 011. Es war eine enorme Anstrengung, und trotzdem at es nicht gereicht. Wir bauen die Deiche aus, wir auen sie immer höher; aber wir lösen damit das Prolem mitnichten. Der Rekordpegel an der Elbe im Noren unseres Landes Brandenburg war 50 Zentimeter höer als beim letzten Hochwasser. Zum Glück war der eich 70 Zentimeter höher gebaut. Aber das ist nicht die ösung des Problems. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Land Brandenburg hat unverzüglich Soforthilfe-
rogramme aufgelegt. Es ist vielleicht ungewöhnlich,
ass ein Dunkelroter das sagt; aber ich bin der Bundes-
gierung sehr dankbar dafür, dass wir die Verwaltungs-

ereinbarung sofort schließen konnten. Wir haben drei
ofortprogramme aufgelegt. Das erste Programm richtet
ich an die privat Betroffenen. Jeder Erwachsene be-
ommt 400 Euro sowie zusätzlich 250 Euro für jedes
inderjährige Kind, maximal 2 000 Euro pro Haushalt.
in zweites Programm haben wir speziell für die Wirt-
chaftsunternehmen und ein drittes Programm für die
ndwirtschaftlichen Unternehmen aufgelegt. Diese Pro-
ramme wirken.

Die voraussichtlichen Schäden in den überfluteten
olderflächen werden sich auf etwa 40 bis 45 Millionen
uro belaufen; das betrifft gerade einmal die landwirt-
chaftlichen Flächen. Wir waren in der Lage, sehr
chnell zu reagieren. Wir haben eine Hotline eingerich-
t, die sehr gut angenommen worden ist. Wir haben au-
erdem steuerliche Erleichterungen beschlossen, die all
enen zugutekommen, die betroffen sind. Die Landes-
gierung hat die Solidarität auf allen Ebenen unter-

tützt, befördert und auch dokumentiert.


(Beifall bei der LINKEN und der SPD)


Der Gesetzentwurf, der jetzt zur Debatte steht, sieht
Milliarden Euro an Hilfe vor. Das ist viel Geld. Natür-
ch könnte man jetzt trefflich darüber streiten: Reicht
as, oder reicht das nicht? Ist die Deckelung richtig, oder
t sie nicht richtig? – Ich glaube, wichtig ist, dass ge-
eigt wird, dass schnell und unbürokratisch geholfen
ird. Im Land Brandenburg haben wir das Geld für die
oforthilfeprogramme direkt den Landkreisen zur Verfü-
ung gestellt; denn die Landkreise können unmittelbar
inwirken. Sie wissen, wo etwas passiert ist, und reichen
as Geld sofort weiter. Die Bürger sind dankbar dafür;
ie haben sich darüber gefreut.

Es gibt trotzdem eine Menge zu tun; das ist schon an-
esprochen worden. Was wir brauchen, ist ein Versiche-





Minister Dr. Helmuth Markov (Brandenburg)



(A) )


)(B)

rungsschutz, bei dem die Versicherungen nicht außen
vor gelassen werden.


(Beifall bei der LINKEN und der SPD)


Es gab bereits Gespräche dazu. Man muss sie nur fort-
führen und zu Ende bringen. Das Verrückte ist doch: Wie
soll der Bürger uns Politikern vertrauen, wenn wir versi-
chern, dass wir ihnen helfen, die Versicherungen aber sa-
gen: „Wir versichern euch nicht, weil wir nicht glauben,
dass die ergriffenen Maßnahmen ausreichend sind, um
euch vor erneuten Hochwasserschäden zu schützen“?
Das ist ein Unding. Ich finde, so weit darf die Freiheit
von Versicherungsunternehmen nicht gehen; das sage
ich klar und deutlich.


(Beifall bei der LINKEN und der SPD)


Ich habe gesagt: Wir müssen den Flüssen mehr Raum
geben. Das hat das Land Brandenburg gemacht. Viel-
leicht kennen einige von Ihnen den Ausdruck „Böser
Ort“. Dieser liegt in Lenzen, wo die Elbe knickt. Noch
beim letzten Hochwasser waren dort Tausende von Men-
schen im Einsatz und haben die Deiche stabilisiert. Wir
haben diesen Deich rückverlegt und dadurch zusätzliche
Flutungsflächen, insgesamt 420 Hektar, geschaffen. Aus
dem „Bösen Ort“ ist ein guter Ort geworden. Das Wasser
konnte aufgrund unserer Maßnahmen abfließen. Das hat
sich bei diesem Hochwasser gezeigt.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Herr Tillich hat hier in der ersten Lesung des Gesetz-
entwurfes über die besonderen Maßnahmen, die in
Tschechien getroffen worden sind, gesprochen. Ich
möchte mich in meiner Rede auch an unsere polnischen
Nachbarn wenden. Das Land Brandenburg hat eine sehr
lange gemeinsame Grenze mit Polen. Die Oder und die
Neiße kommen ursprünglich aus Polen und Tschechien.
Die Republik Polen hat in der Zwischenzeit, seit dem
letzten Hochwasser, enorme Polderflächen am Oberlauf
geschaffen. Wir haben im Naturpark Unteres Odertal zu-
sätzliche Retentionsflächen im Umfang von 4 400 Hek-
tar geschaffen. Die polnischen Nachbarn helfen uns also
am Oberlauf, und wir helfen unseren polnischen Nach-
barn am Unterlauf. So muss es sein.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Solidarität muss länderübergreifend sein. Dass
dies geht, wenn man den politischen Willen hat, trotz der
unterschiedlichsten Farbenlehren, zeigt die Tatsache,
dass das Land Brandenburg Abkommen mit Sachsen-
Anhalt, Niedersachsen und Schleswig-Holstein ge-
schlossen hat. Auch das hat uns bei diesem Hochwasser
genutzt. Dadurch, dass wir die Polderflächen bei Havel-
berg bzw. bei uns bei Rathenow geflutet haben, hatten
wir die Chance, den Pegel um etwa 40 Zentimeter zu
senken. Das war natürlich nicht die Welt. Es war aber
trotzdem eine Menge. Es ist ganz wichtig, dass wir wei-
ter darüber nachdenken.

Wir dürfen uns unsere Zukunftschancen nicht ver-
bauen. Das heißt: Wenn wir jetzt über die Aufbauhilfe
reden, müssen wir gleichzeitig darüber reden, wie wir

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(C (D esellschaftspolitisch zukünftig anders agieren. Wir rauchen mehr Flächen. Wir müssen den Flüssen ihren auf zurückgeben. (Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


azu bräuchten wir eigentlich wieder ein gemeinsames
rogramm von Bund und Ländern, von mir aus auch je-
eils hälftig finanziert.

Natürlich kann man auch wieder kräftig darüber strei-
n – das verstehe ich –, wie das Geld aufgebracht wird.
ass ich da als Roter eine andere Überzeugung habe,
ass ich meine, dass man, statt Schulden dafür aufzuneh-
en, das auch mit Steuererhöhungen machen könnte, ja,

as bekenne ich freimütig. Aber das ist nicht die Grund-
ebatte. Das Geld muss zur Verfügung gestellt werden;
as ist wichtig.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


eswegen brauchen wir, wie ich glaube, eine gesamt-
eutsche, eine bundesrepublikweite Hochwasserkonfe-
nz, damit die Probleme, die wir haben, langfristig ge-
st werden und wir uns alle gemeinsam nicht alle zwei

ahre wieder darüber unterhalten müssen, wie wir So-
rthilfe organisieren. Die beste Soforthilfe ist die lang-
istige Hilfe.

Recht vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725100700

Bärbel Höhn ist die nächste Rednerin für die Fraktion

ündnis 90/Die Grünen.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1725100800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zu-

ächst ist es sehr wichtig, dass wir alle gemeinsam, dass
lle Fraktionen heute diesen Unterstützungsfonds be-
chließen und damit den Betroffenen unbürokratisch hel-
n.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


enauso wichtig ist es, dass wir gemeinsam im Bundes-
g die Leistungen der Menschen anerkennen, die in die
atastrophengebiete gegangen sind – zum Teil von Be-
fs wegen, zum Teil haben sie aber auch ganz spontan
ilfe geleistet –; denn durch diese Soforthilfe konnte hö-
erer Schaden abgewendet werden. Deshalb ein dickes
ankeschön an diejenigen, die in den Hochwassergebie-
n in der Not geholfen haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und der LINKEN)


Herr Haseloff hat eben gesagt: Das Wasser kommt
chon wieder, die Pegel steigen schon wieder. – Auf je-
en Fall sind die großen Flutmassen aber jetzt erst ein-





Bärbel Höhn


(A) )


)(B)

mal vorbei, sodass jetzt stärker an den Wiederaufbau ge-
dacht werden kann. Gerade dann, wenn diese Phase
erreicht ist, muss man Lehren aus der Flut ziehen. Wir
müssen Konsequenzen für einen besseren Hochwasser-
schutz ziehen, und wir müssen Konsequenzen ziehen,
damit die Schäden bei dem nächsten Hochwasser gemin-
dert werden. Denn das nächste Jahrhunderthochwasser
kommt bestimmt, und es kommt nicht erst in 100 Jahren.
Deshalb müssen wir jetzt handeln und ein Konzept er-
stellen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Wir haben 1993 und 1995 Extremhochwasser am
Rhein gehabt – damals war die Kölner Innenstadt über-
flutet –, 1997 an der Oder; 2002 war das Elbe-Hochwas-
ser. 2005 gab es Hochwasser im Alpenraum, 2011 wie-
der an der Elbe und 2013 an der Elbe und an der Donau.
Mehrere andere Hochwasser habe ich hier noch gar nicht
erwähnt. Wir haben also immer öfter Hochwasser. Aus
diesen Hochwassern muss etwas gefolgert werden.

Ich bin 1995 Umweltministerin in Nordrhein-Westfa-
len geworden; das war mehrere Monate nach den beiden
genannten Hochwassern in Köln. Ich habe damals genau
die Arbeit gemacht, die eigentlich unattraktiv ist. Ich bin
nach den Hochwassern in die betroffenen Gebiete ge-
gangen und habe dafür gesorgt, dass dort Polder einge-
richtet und Maßnahmen ergriffen werden, die die Leute
dort gar nicht haben wollten, weil sie an die Flut gar
nicht mehr dachten. Ich habe auch Spundwände auf-
bauen lassen, gegen den Willen der Leute dort, die sag-
ten, sie wollten lieber ihren freien Blick auf den Rhein
haben. Genau diese Arbeiten aber sind absolut notwen-
dig, um beim nächsten Hochwasser vor die Menschen
treten und ihnen sagen zu können: Wir haben auch den
zweiten Schritt gemacht. Wir haben euch auch in der
Zeit geholfen, in der die Flut nicht da war, um vorzubeu-
gen und damit dafür zu sorgen, dass Schäden beim
nächsten Mal vermieden werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Insoweit können wir von einem Land in Europa ler-
nen – ich jedenfalls habe viel von diesem Land gelernt –,
den Niederlanden. Die Niederländer sind diejenigen, die,
was Wasser und Überflutungen angeht, die größte Erfah-
rung in ganz Europa haben, weil die Niederlande unter
dem Meeresspiegel liegen und deshalb besonders betrof-
fen sind. Die Niederländer haben mir sehr deutlich ge-
sagt: Es reicht nicht, Deiche aufzubauen und zu verstär-
ken, das wird beim nächsten Hochwasser nicht reichen,
sondern ihr müsst dem Fluss mehr Raum geben.


(Zuruf des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Deshalb ist es ganz wichtig, drei Punkte umzusetzen:

Erstens. Wir brauchen mehr ökologischen Hochwas-
serschutz. Mit höheren Deichen allein kriegen wir das
Problem nicht in den Griff.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Zweitens. Wir müssen mehr für den Klimaschutz tun.
limaschutz ist Hochwasserschutz, meine Damen und
erren! Bei den Maßnahmen, die wir jetzt ergreifen
üssen, handelt es sich um Anpassungsmaßnahmen, die

uch erheblich etwas mit dem Klimawandel zu tun ha-
en. Wenn wir Hochwasserschutz und Klimaschutz nicht
emeinsam denken, werden wir das Problem auf Dauer
icht lösen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE])


Drittens. Wir brauchen ein ganzheitliches Konzept für
en gesamten Fluss, nicht nur für einzelne Flussab-
chnitte. Ich kann das sagen, weil ich aus einem Bundes-
nd komme, das zu den Unterliegern gehört und damit

uf die Solidarität der Oberlieger angewiesen ist.

Zum ersten Thema: ökologischer Hochwasserschutz.
ir müssen hier ganz nüchtern feststellen: An der Elbe
t zwar viel für den technischen Hochwasserschutz,
ber aus meiner Sicht zu wenig zur Schaffung von Rück-
alteräumen getan worden. Denn jeder neue Deich ver-
chärft das Problem für die Unterlieger, weil er dem
luss Raum nimmt. Man braucht dann wiederum mehr
latz, um die Unterlieger zu schützen. Das heißt: Wenn
er Fluss nicht genug Raum hat, dann nimmt er sich die
nenstadt von Köln oder Wohnungen in Magdeburg.
ass das passiert, müssen wir in Zukunft vermeiden;
enn das ist teuer.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das bedeutet auch, dass wir zum Beispiel mehr für
uen und Auenwälder tun müssen. Denn es gibt einen

infachen Spruch, und er heißt: In den Auen nicht mehr
auen! – Wir dürfen nicht die Auen immer mehr be-
auen und damit höhere Schäden in der Zukunft provo-
ieren. Also in den Auen nicht mehr bauen! Da gehören

älder hin; der Fluss muss zurückgehalten werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zum Thema „ökologischer Hochwasserschutz“ ge-
ört auch, meine Damen und Herren, dass wir an das
roblem der Flächenversiegelung herangehen. Jeden Tag
erden in Deutschland mehr als 80 Hektar verbaut und
ersiegelt. Das führt dazu, dass das Wasser über die be-
nierten Flächen herüberschießt, nicht mehr versickert

nd am Ende in den Flüssen landet. Das heißt: Je mehr
ir versiegeln, desto mehr verschärfen wir das Problem
es Hochwassers. Wir müssen mehr entsiegeln; wir dür-
n die Versiegelungspolitik in dieser Form nicht weiter-
hren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)






Bärbel Höhn


(A) )


)(B)

Das bedeutet auch: Wir müssen in der Landwirtschaft
etwas ändern. Es kann nicht sein, dass die Böden immer
mehr verdichtet werden, dass immer mehr Drainagen ge-
legt werden, Wasser immer mehr aus den Flächen he-
raus- und in die Flüsse hineinfließt. Das heißt: Wir brau-
chen eine andere Landwirtschaftspolitik, damit das
Wasser besser zurückgehalten wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE] – Zurufe von der FDP: Blödsinn!)


– Reden Sie einfach mal mit den Experten und sagen Sie
nicht immer: „Blödsinn!“ – Wenn wir meinen, das wäre
nur „Blödsinn“, werden wir beim nächsten Mal mehr be-
zahlen müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Das, was Sie hier machen, ist keine vorsorgende Politik,
sondern eine rückwärtsgerichtete, sehr kurzfristig ange-
legte Politik.

Außerdem gilt – mein zweiter Punkt –: Wir müssen
mehr für den Klimaschutz tun. Deshalb muss ich auch
sagen: Ich halte es für einen Widerspruch, dass die Bun-
desregierung hier auf der einen Seite über die Flutschä-
den redet – zu Recht –, aber auf der anderen Seite ges-
tern die CO2-Grenzwerte für Autos verwässert hat. Wer
keinen ehrgeizigen Klimaschutz betreibt, der tut nichts
zur Vorsorge gegen das nächste Hochwasser. Dieser Zu-
sammenhang muss endlich einmal hergestellt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Es kann auch nicht sein, dass wir in Deutschland auf
der einen Seite über höhere Deiche reden und auf der an-
deren Seite immer mehr Strom in klimaschädlichen
Kohlekraftwerken erzeugen und damit weniger für den
Klimaschutz tun. Insofern zahlen die Flutopfer am Ende
den Preis dafür, dass man vorher nichts für den Klima-
schutz getan hat.

Ich komme noch ganz kurz zu meinem letzten Punkt,
dem Gesamtkonzept. Wir brauchen ein Konzept für den
gesamten Fluss, und es muss international aufgestellt
sein. Da gibt es zwei wesentliche Punkte:

Erstens. Wir müssen dem Fluss mehr Raum geben.

Zweitens. Wir müssen die Geschwindigkeit des Was-
sers verringern. Es ist doch logisch: Wenn richtig viel
Flusswasser mit einer Riesengeschwindigkeit kommt,
dann ist das viel gefährlicher, als wenn das Wasser lang-
sam fließt. Das bedeutet, dass wir zum Beispiel die
Rückhalteräume, die Auenbereiche, wieder aufbauen
müssen, um die Geschwindigkeit zu verringern.

Meine Damen und Herren, wir haben die Flut an Do-
nau und Elbe erlebt, und wir wissen: Wir müssen jetzt
handeln. Wir müssen nicht nur unbürokratisch Hilfe leis-
ten, sondern müssen auch dafür sorgen, dass zukünftig
die Schäden minimiert werden. Das heißt, es geht um

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(C (D ehr ökologischen Hochwasserschutz, um konsequenn Klimaschutz und um eine stimmige Gesamtkonzepon für den Fluss. Das sind die Aufgaben, die wir zu erdigen haben. Danke. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – In den Reihen der FDP-Fraktion fällt eine Tischverkleidung zu Boden)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725100900

Herr Kollege Lindemann, ich nehme mit Interesse zur

enntnis, dass sich das Bedürfnis nach mehr Beinfrei-
eit zum Ende der Legislaturperiode offenkundig nicht
ur bei Kanzlerkandidaten entwickelt,


(Heiterkeit bei der LINKEN)


itte aber dennoch, das Mobiliar pfleglich zu behandeln,
eil wir es in der nächsten Legislaturperiode wieder
rauchen.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten im ganzen Hause)


Nun hat der Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble
as Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
en:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Flut
ar eine schlimme Katastrophe. Aber es hat sich auch
ezeigt, dass unser Land in schwierigen Zeiten zusam-
ensteht und große Herausforderungen bewältigen

ann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Ich will an dieser Stelle noch einmal allen danken, die
der Stunde der Herausforderung in unglaublich ein-

rucksvoller Weise zusammengestanden sind und nicht
nge gefragt haben: der Bundeswehr, dem Technischen
ilfswerk, der Bundespolizei, den Länderpolizeien, den
reiwilligen Feuerwehren und den unglaublich vielen
hrenamtlichen Helfern. Auch die Bevölkerung insge-
amt hat viel geleistet. Wir haben eine große Naturkata-
trophe besser bewältigt, als wir das, wenn wir uns vor-
er Gedanken darüber gemacht hätten, zu hoffen gewagt
ätten. Darauf können wir ein Stück stolz sein, dafür
önnen wir dankbar sein. Die freiheitliche Gesellschaft
at sich als leistungsfähig erwiesen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das Bund-Länder-Verhältnis hat sich als handlungsfä-
ig erwiesen. Es war zwischendurch wie immer ein biss-
hen herausfordernd – das ist in Ordnung –, aber es zeigt
ich: Wenn wir gesamtstaatliche Verantwortung anstre-
en, dann können wir im Bundestag schnell zu Entschei-
ungen kommen. Auch dafür möchte ich mich ausdrück-





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )



(B)

lich bedanken. Es ist keine Kleinigkeit, in einer Woche
ein Gesetz in erster, zweiter und dritter Lesung zu be-
schließen.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen von der SPD, der
Nachtragshaushalt gehört dazu. Deswegen ist es gut,
wenn Sie ihm heute zustimmen, auch wenn Sie gestern
im Haushaltsausschuss in dieser Frage noch etwas ver-
wirrt gewesen sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Frau Kollegin Höhn, Sie haben Ihre Rede ein biss-
chen genutzt, um uns die grüne Grundsatzprogrammatik
im Allgemeinen darzustellen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Worüber reden Sie denn?)


Das war sehr eindrucksvoll, aber ich will Ihnen doch sa-
gen: Auch die Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft ge-
hört dazu. Sonst wären wir nämlich nicht in der Lage, so
schnell so umfassende Hilfe auf die Beine zu stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Als Finanzminister sage ich Ihnen: Wenn es eine Si-
tuation rechtfertigt, dass man kurzfristig die Verschul-
dung erhöhen muss, dann eine solche Notsituation. Hier
greifen die automatischen Stabilisatoren, über die wir
uns im Grundsatz alle einig sind. Deshalb habe ich wirk-
lich nicht verstanden, warum Ihre erste Reaktion auf die
Katastrophe gewesen ist: Jetzt müssen wir die Steuern
erhöhen. – Nichts wäre unklüger. Wir brauchen nämlich
nicht nur hohe Steuersätze, die Sie befriedigen, sondern
wir brauchen vor allem Steuereinnahmen. Die bekom-
men wir nur, wenn wir eine leistungsfähige Wirtschaft
haben. Die dürfen wir nicht kaputtmachen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Mit diesem Nachtragshaushalt können wir die ent-
standenen Kosten finanzieren. Das fällt dem Finanz-
minister nicht leicht, aber es ist die richtige Entschei-
dung. Wir bleiben trotzdem in großem Abstand zur
Schuldenbremse, was wir uns am Anfang der Legislatur-
periode gar nicht vorstellen konnten.

Eines muss ich nun doch einmal sagen: Der Kollege
Steinbrück ist mein Vorgänger gewesen, und als mein
Vorgänger war er wesentlich besser als als Kanzlerkan-
didat; aber das ist eine andere Geschichte.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist das jetzt das CDU-Wahlprogramm, das Sie gerade vortragen?)


– Nein, Frau Kollegin Künast, ich zeige Ihnen, was ich
meine.


(Joachim Poß [SPD]: Sie missbrauchen das Stichwort Fluthilfe! – Gegenruf des Abg. Patrick Döring [FDP]: Aber Sie nicht?)


– Ja, ja, das weiß ich schon.


(Joachim Poß [SPD]: Das ist sehr billige Polemik!)


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(C (D Sie haben doch gestern dagegen gestimmt, weil Sie er Meinung waren, dass die Aufnahme neuer Schulden icht zu verantworten ist. (Thomas Oppermann [SPD]: Sie sollen Subventionen abbauen!)


nd Herr Kollege Steinbrück hat gestern gesagt, wir hät-
n in den vier Jahren dieser Legislaturperiode die Schul-
en des Bundes um insgesamt 100 Milliarden Euro
rhöht. Das trifft zu; so hoch ist die addierte Neuver-
chuldung.


(Thomas Oppermann [SPD]: Bei den höchsten Steuereinnahmen in der Geschichte des Landes!)


Herr Kollege Oppermann, es hilft nichts, es wird nicht
esser, durch jeden Zwischenruf wird es nicht besser. Ich
age es Ihnen.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP – Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])


Der Finanzplan des Bundes für die Jahre 2009 bis
013 vom 7. August 2009 – Finanzminister Peer
teinbrück, Innenminister Wolfgang Schäuble


(Joachim Poß [SPD]: Bundeskanzlerin Frau Merkel!)


ich kritisiere es doch gar nicht; ich sage es Ihnen nur –,
er sah 86,1 Milliarden Euro Neuverschuldung für den
aushalt 2010, 71,7 Milliarden Euro für 2011, 58,7 Mil-
arden Euro für 2012 und 45,9 Milliarden Euro für 2013
or. Das macht zusammen 262,4 Milliarden Euro. Das
t die Bundestagsdrucksache 16/13601. An diesen Da-
n können Sie übrigens erkennen, wie erfolgreich wir in
ieser Legislaturperiode gewesen sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Daraus folgt: Wir haben rechtzeitig gehandelt, um in
er Stunde der Not handlungsfähig zu sein.


(Joachim Poß [SPD]: Gestern ist es wohl nicht so gut gelaufen!)


dieser Stunde der Not hat sich unser Land bewährt:
ufgrund einer vorsorgenden Politik, einer leistungsfä-
igen Wirtschaft und zunehmend solider werdenden
taatsfinanzen sind wir handlungsfähig gewesen. Darum
nd dank der gesamtgesellschaftlichen Solidarität konn-
n wir den von der Katastrophe Betroffenen schnell und
nbürokratisch helfen. Dafür haben wir alle zusammen-
ewirkt.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Das war eine seltsame Einlage!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725101000

Ich erteile das Wort dem Kollegen Johannes Kahrs für

ie SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Nicht wieder eine Büttenrede wie gestern Abend!)

)






(A) )


)(B)


Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1725101100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Herr Schäuble, ich glaube, wir sollten an die-
ser Stelle auch noch einmal kurz auf das Thema zurück-
kommen.


(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Nachtragshaushalt! Ganz genau!)


Als Landesvorsitzender der THW-Helfervereinigung
Hamburg danke ich auch von dieser Stelle allen Helfern,
insbesondere den Helfern von der Bundeswehr, den Frei-
willigen Feuerwehren, den Polizeien und dem THW.
Wenn man sich die Organisation des THW anschaut,
stellt man fest, dass es einen kleinen hauptamtlichen
Kern gibt und in der Masse aus Freiwilligen besteht. Das
heißt, wenn Tausende kommen, dann sind das Freiwil-
lige, die ihren Arbeitsplatz verlassen, um zu helfen.

Am 3. Juni 2013 gab das THW eine Pressemeldung
heraus: „Flutkatastrophe: Keine Entspannung in Sicht“.
Da ist von 2 000 THW-Einsatzkräften die Rede. Diese
2 000 Leute wurden nach und nach ausgewechselt und
durch andere Freiwillige ersetzt. Am 4. Juni hat das
THW dann gemeldet: „Flutkatastrophe: Im Osten ver-
schärft sich die Lage“. Da war wieder von 2 000 THW-
Kräften sowie weiteren 450 Einsatzkräften plus 270 Hel-
ferinnen und Helfern die Rede. Am 6. Juni waren es
dann 3 500 THW-Kräfte. In der THW-Pressemeldung
stand: „Flutkatastrophe: Kein Ende in Sicht“. Am 7. Juni
schrieb das THW: „Flutkatastrophe: Arbeiten dauern
an“. Man kann das weiter durchdeklinieren. Am 9. Juni
meldete das THW: „Weitere 2.000 THW-Kräfte einge-
troffen“. So geht es in den folgenden Tagen weiter.

Das große ehrenamtliche Engagement zeigt sich also
eben auch in diesen Organisationsformen, die es so in
kaum einem anderen Land gibt. Der Einsatz dieser Men-
schen, die Sandsäcke gestapelt haben, hat es am Ende
gebracht. Diesen Einsatz muss man unterstützen.


(Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD])


Das ist das, was der Bundestag, die Abgeordneten des
Bundestages und die Bundesregierung unterstützen müs-
sen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Tun wir doch!)


Ich meine, das haben wir überparteilich vernünftig hin-
bekommen. Das muss man an dieser Stelle betonen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ganz besonders möchte ich mich bei der Kollegin
Höhn bedanken, die in ihrer Rede aufgezeigt hat, was
man strukturell tun muss, damit es nicht wieder zu einer
Katastrophe kommt. Als Hamburger kann ich sagen:
Wer nicht will deichen, muss weichen. Das ist ein alter
Spruch. Das reicht heute aber nicht mehr.


(Zuruf des Abg. Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU])


Deswegen muss man das weiterdenken und entspre-
chend durchdeklinieren. Das hat sie in ihrer Rede ge-

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(C (D acht. Das sollte die Grundlage sein. Zusammen mit en Kollegen aus den Ländern, die ihre Kommentare azu abgegeben haben, sollte man auf nationaler Ebene twas Entsprechendes aufbauen. Das wird viele Jahre auern, und es wird viele Widerstände vor Ort geben. ber anders geht es nicht. Ansonsten werden wir hier äufiger über diese Fragen diskutieren müssen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – HansMichael Goldmann [FDP]: Das ist doch nichts Neues! Das machen wir doch, Herr Kahrs!)


Das merkt man aber nicht so häufig.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Natürlich merkt man das!)


In diesem Zusammenhang muss ich auch auf die
ede von Herrn Schäuble eingehen, die bemerkenswert
enig mit der Flut, aber sehr viel mehr mit der Rede von
errn Steinbrück gestern zu tun hatte. Vielleicht haben
ie ja selber gemerkt, dass das gestern kein guter Tag für
ie und Ihre Bundeskanzlerin war.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei der CDU/CSU)


ielleicht haben Sie ja auch gemerkt, dass es gestern
icht gelaufen ist, und wollten heute noch einmal nach-
essern, um das, was Sie da Schlechtes geleistet haben,
ier noch einmal zu erklären.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Haben Sie heute schon das Politbarometer gesehen? – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Politbarometer!)


Aber vielleicht kann man Ihnen das auch einmal na-
ebringen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie müssen mir nichts nahebringen!)


ir alle wollen helfen. Wenn man sich den Gesetzent-
urf anschaut, sieht man, dass der Gesetzentwurf mit
em Titel „Entwurf eines Gesetzes zur Errichtung eines
ondervermögens ‚Aufbauhilfe‘ und zur Änderung wei-
rer Gesetze“ ein Gesetzentwurf von CDU/CSU, SPD,
DP und Bündnis 90/Die Grünen ist.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Linke vergessen!)


a sind wir alle beieinander. Gestern im Haushaltsaus-
chuss haben wir nicht über die 8 Milliarden Euro abge-
timmt, sondern über einen Gesetzentwurf, der heute
uch vorliegt, mit dem Titel „Entwurf eines Gesetzes
ber die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaus-
altsplan für das Haushaltsjahr 2013“. Dieser Entwurf
mfasst übrigens auch das Betreuungsgeld und viele an-
ere Dinge. Wir werden dem hier im Bundestag zustim-
en; das ist nicht strittig. Wir haben im Haushaltsaus-

chuss aber nicht zugestimmt, um Ihnen einfach einmal
u sagen, Herr Schäuble, dass das, was Sie hier ablie-
rn, unsolide, in der Sache falsch und nicht gegenfinan-

iert ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Johannes Kahrs )





(A) )

Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Planlo-
ses Verhalten! Sie haben sich verstimmt!)

Mein Kollege hat hier an dieser Stelle schon einmal
gesagt: Das, was wir hier machen, machen wir auf
Pump. Bundeskanzler Schröder hat es damals unter Rot-
Grün sauber gegenfinanziert.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das ist etwas, was man als Haushälter ab und zu einfach
einmal zur Kenntnis nehmen muss.


(Beifall bei der SPD – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Da waren wir noch der kranke Mann Europas!)


Sie können das nicht. Gegenfinanzierung scheint nicht
Ihr Ding zu sein. Sie, Herr Schäuble, machen das, was
Sie am besten können: Sie arbeiten auf Pump.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Warum stimmt ihr dann eigentlich zu?)


Das ist das Kennzeichen Ihrer Politik, das Kennzeichen
Ihrer Haushaltspolitik. Wir haben uns im Haushaltsaus-
schuss so verhalten, um einfach einmal darauf hinzuwei-
sen. Im Nachtragshaushalt wird nämlich der gesamte
Schuldenberg aufgeführt: 17,1 Milliarden Euro plus die
8 Milliarden Euro, das sind 25,1 Milliarden Euro. Das
muss man zur Kenntnis nehmen. Deswegen haben wir
Ihnen im Haushaltsausschuss gesagt, dass das so nicht
geht.

Schauen wir uns den entsprechenden Entwurf einmal
genauer an.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Einmal so, einmal so! Sie waren gar nicht einheitlich! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)


– Wer viel brüllt, hat nicht immer recht, also halten Sie
sich entsprechend zurück.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das hätten Sie sich gestern bei Ihrer Rede einmal merken sollen! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)


– Das muss ja gestern gesessen haben, Herr Kauder.


(Zuruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


– Ja, natürlich. Aber da haben wir über die Fehlleistun-
gen Ihrer Bundeskanzlerin gesprochen, über die Art und
Weise, wie sie Politik macht. Das scheint ja auch getrof-
fen zu haben. Es scheint ja zu sitzen. Ich sehe, wir ver-
stehen uns.

Wenn Sie sich den Entwurf eines Gesetzes zur Errich-
tung eines Sondervermögens anschauen, dann finden Sie
ganz hinten Art. 4 „Änderung des Entflechtungsgeset-
zes“. Dort steht: „Das Entflechtungsgesetz vom 5. Sep-
tember 2006 … wird wie folgt geändert“. Die entspre-
chenden Zahlungen des Bundes werden demnach bis
2019 fortgeführt. Das muss einen hier nicht wirklich
groß interessieren. Für die Haushälter unter uns sage ich:

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(C (D a haben die Länder unter Führung von Olaf Scholz den undesfinanzminister ziemlich über den Tisch gezogen. ls Hamburger kann ich das erst einmal nicht schlecht nden. Als Bundespolitiker muss ich sagen: Das wäre in einer anderen Konstellation so möglich gewesen. Wenn wir uns das anschauen, dann stellen wir fest, ass Ihr Versuch, Herr Schäuble, die peinliche Leistung on gestern glattzuwaschen, nicht funktioniert hat. Wir den hier über Aufbauhilfe. Wir reden hier darüber, was an tun muss, um solche Fluten künftig zu vermeiden. ir wären auch dafür, eine vernünftige strukturelle Lö ung zu finden. Diese sollte aber solide finanziert sein, icht über Schulden, nicht auf Pump, wie Sie es in der egel am besten können. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU/ CSU: Schulden sind immer auf Pump!)


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725101200

Der Parlamentarische Staatssekretär Jan Mücke hat

un als Nächster das Wort.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1725101300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege
ahrs, Sie sind ja schon lange im Haushaltsausschuss.
ls langjähriger Haushälter müsste Ihnen bekannt sein,
ass es ohne einen Nachtragshaushalt keinen Fluthilfe-
nds geben kann. Wer also gegen einen Nachtragshaus-

alt stimmt, stimmt gegen die Errichtung eines Fluthilfe-
nds. Die SPD hat gestern die Flutopfer im Regen

tehen lassen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Thomas Oppermann [SPD]: Wir stimmen aber für den Nachtragshaushalt! Machen Sie aus einer Mücke keinen Elefanten!)


Nächster Punkt: Im Zuge von Deichrückverlegungen
at der Freistaat Sachsen in den letzten Jahren mehr als
00 Hektar zusätzlichen Raum für die Flüsse geschaffen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber 5 000 Hektar wären möglich gewesen! Das ist doch nichts!)


lles, was hier angemahnt wurde, ist in den letzten Jah-
n angegangen worden. Nach 2002 hat der Freistaat
achsen, mein Heimatland, 120 Kilometer Deiche sa-
iert und 23 Kilometer neu gebaut. Aber für 297 Kilo-
eter, meine Damen und Herren, laufen noch die Pla-

ungs- und Genehmigungsverfahren. Damit sind wir am
unkt. Wir haben kein Erkenntnisdefizit und auch kein
egelungsdefizit, was das Thema Hochwasservorsorge
nd Hochwasserschutzmaßnahmen angeht. Wir haben
in gutes Raumordnungsgesetz, das die Grundsätze der
aumordnung festlegt. Es legt auch fest, wie beim





Parl. Staatssekretär Jan Mücke


(A) )


)(B)

Hochwasserschutz zu verfahren ist, und stellt klar, dass
den Flüssen mehr Raum gegeben werden muss. Wir ha-
ben ein gutes Wasserhaushaltsgesetz, das genau dies re-
gelt. Defizite haben wir aber bei der Umsetzung der Pla-
nungsverfahren, beim Erlangen von Baurecht; überall
dort haben wir Schwierigkeiten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, wenn es um Menschenle-
ben geht, wenn es um Hab und Gut geht, dann müssen
die Interessen von Käfern und Fledermäusen zumindest
nach elf Jahren Planungszeit irgendwann einmal zurück-
stehen.


(Zurufe von der LINKEN)


Dann muss es darum gehen, dass wir Hochwasserschutz-
maßnamen schnell umsetzen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Deshalb schlagen wir vor, die bewährten Planungsbe-
schleunigungsgesetze aus den 90er-Jahren und aus dem
letzten Jahrzehnt auch für Hochwasserschutzmaßnah-
men zu öffnen. Denn das, was für die Durchführung
wichtiger Infrastrukturmaßnahmen richtig gewesen ist
– Planungsbeschleunigung, schnelles Baurecht, keine
langen Einspruchsfristen, keine Klagen –, das ist, glaube
ich, das, was wir jetzt auch für den Hochwasserschutz
anwendbar machen müssen. Wir müssen schnell han-
deln. Geredet worden ist lange genug.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Letzter Punkt. Meine Damen und Herren, bitte kom-
men Sie nach Sachsen-Anhalt, nach Sachsen, nach Nie-
dersachsen, in alle Bundesländer, die vom Hochwasser
betroffen sind!


(Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin: Bayern!)


– Bayern, selbstverständlich. – Bitte machen Sie Urlaub
in Deutschland! Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass der
Flutwelle nicht die Pleitewelle folgt. Bitte machen Sie
Urlaub in Deutschland! Es ist schön hier.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725101400

Nächster Redner ist der Bundesminister des Innern,

Hans-Peter Friedrich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dr. Hans-Peter Friedrich, Bundesminister des In-
nern:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Die Wassermassen bei der Flut 2013 waren grö-
ßer als die bei der Flut 2002. Aber wir waren diesmal
besser aufgestellt, wir waren besser ausgestattet, und die
Organisation hat besser geklappt. Dennoch: Es war
schon ein herzzerreißendes Bild, wenn man mit den Be-
wohnern dort stand und gesehen hat, wie, nachdem das

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(C (D asser, das bis zum ersten Stock stand, zurückgegangen ar, die Einrichtungsgegenstände – das, was vorher chlafzimmer, Wohnzimmer, Kinderzimmer war – auf ie Straße getragen werden mussten, weil sie Müll wan, und in Container kamen. Wenn die Menschen zuckkamen, haben sie ganz unterschiedlich reagiert: die inen ganz still, die anderen weinend, die anderen verweifelt. Überall herrschte Fassungslosigkeit. Da war es sehr wichtig, dass Bürgermeister, Landräte, bgeordnete, Minister den Menschen sagen konnten: Ihr eid nicht allein; euch wird geholfen. – Das war eine ichtige Botschaft. Dass sie abgegeben werden konnte, erdanken wir den vielen, vielen Tausend Helfern der reiwilligen Feuerwehren, des THW, der Katastrophenchutzorganisationen, die nicht nur in diesem Einsatz täg sind, sondern sich auch über viele Jahre ständig auf olche Einsatzfälle vorbereiten, die viel von ihrer Freieit, von ihrer Kraft, von ihrer Energie hingeben, um ich ausbilden zu lassen. Ihnen gehört unser Dank für re Leidenschaft und für ihren Idealismus. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Wie gut das klappt, konnten wir, Andi Scheuer und
h, übrigens in Passau erleben, wo Bundespolizei,
HW, Freiwillige Feuerwehr, Bundeswehr nebeneinan-
er ihre Boote und Einsatzzüge hatten und wo Hand in
and gearbeitet wurde. Mit Wasserwerfern hat die Bun-
espolizei die Bevölkerung mit Trinkwasser versorgt.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Und mit Hubschraubern!)


as war eine wirklich große, auch organisatorische Leis-
ng. Aus Bundessicht kann man sagen: Die Investitio-

en in unser THW haben sich gelohnt und lohnen sich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich möchte an dieser Stelle ganz klar sagen, dass die
insatzkosten, die in diesem Zusammenhang angefallen
ind, der Bund selbst trägt. Weil es da irgendwelche ko-
ischen Gerüchte gibt, wiederhole ich: Der Bund trägt

ie Einsatzkosten des THW im Zuge der Fluthilfe selbst;
as möchte ich nur zur Klarstellung sagen, entgegen all
en Gerüchten, die es da geben mag.

Ich möchte mich auch bei den Arbeitgebern bedan-
en, die die Helfer des THW und der Feuerwehr freige-
tellt haben. Das haben sie nicht nur in Anbetracht der
tzigen Flut, in der akuten Situation getan, sondern sie

tellen sie vielfach auch zu Ausbildungszwecken und für
insätze, die in der Zwischenzeit stattfinden, frei. Meine
ehr verehrten Damen und Herren, gerade die Mittel-
tändler und die Handwerksbetriebe vermissen diese
eute schmerzlich. Auf der anderen Seite muss man ih-
en natürlich sagen: Ihr habt mit diesen Idealisten, mit
iesen gut ausgebildeten Leuten auch wertvolle Mitar-
eiter in euren Betrieben.

Ich bedanke mich bei den Arbeitgebern ganz herzlich
r ihre Kooperationsbereitschaft. Ich selber habe als
ienstherr des THW zusammen mit den Arbeitgebern

chon Veranstaltungen organisiert, um einerseits diesen





Bundesminister Dr. Hans-Peter Friedrich


(A) )


)(B)

Dank auszudrücken und andererseits die Bereitschaft der
Arbeitgeber zu wecken.

Die Profis von THW, Bundespolizei und Bundeswehr
haben – ob das in Rosenheim war, ob das in Deggendorf
war, ob das in Pirna war – weit über das hinaus gearbei-
tet, was sie leisten müssen. Die Bundespolizei war über
die Dienstzeiten hinaus Tag und Nacht im Einsatz. Auch
das ist ein wunderbares Beispiel für den Einsatzwillen in
unserem Land.

Wir werden – das wird gerade auf den Weg gebracht –
für die Fluthelfer eine Fluthelfermedaille stiften. Wir
werden hoffentlich schon in den nächsten Wochen die
ersten dieser Medaillen und Urkunden vergeben können;
sie sind ein kleines Zeichen unseres Dankes. Die Länder
haben signalisiert, dass sie das in ihrem Bereich auch
machen wollen.

Bewährt hat sich auch die Arbeit des Bundesamts für
Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Das Lage-
zentrum dort hat hervorragend gearbeitet.

Was die 1,7 Millionen Helfer bewerkstelligt haben, ist
beeindruckend. Bartholomäus Kalb und ich standen am
Ortseingang in Fischerdorf. Dort konnten wir zuschauen,
wie sich die freiwilligen Helfer, die aus allen Teilen
Deutschlands kamen, bei den Studentinnen und Studen-
ten der FH Deggendorf registrieren lassen konnten.


(Beifall des Abg. Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU])


Sie wurden dann Häusern, wo sie helfen konnten, zuge-
teilt. Das war wirklich eine wunderbare Erfahrung.

In Döbeln hat ein älterer Herr zu mir gesagt: „Ich
hätte nicht geglaubt, dass es noch eine solche Solidarität
in unserem Land gibt. Nachdem ich das alles gesehen
habe, bin ich optimistisch für die Zukunft Deutsch-
lands.“ Meine Damen und Herren, ich glaube, das ist
eine wichtige Botschaft. Entgegen allen Behauptungen,
dass in diesem Land nur Egoisten und Ichlinge leben
würden, gibt es hier eine große Solidarität. Darüber kön-
nen wir uns freuen, und darauf sollten wir auch stolz
sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Hans-Ulrich Klose [SPD] und Dr. Petra Sitte [DIE LINKE])


Lassen Sie mich zum Abschluss noch sagen, dass der
Stab „Fluthilfe“ im Bundesministerium des Innern ein
Internetportal eingerichtet hat – es ist über die Internet-
seite des BMI erreichbar –, wo jeder, der Schäden erlit-
ten hat, sich informieren kann. Dort erfährt man, wo man
Hilfe bekommt und wo man Anträge stellen muss. Wich-
tig ist jetzt die Botschaft an die Menschen, dass sie nicht
alleingelassen werden, dass ihnen geholfen wird. Allen,
die das möglich machen – auch Ihnen in diesem Haus –,
ganz herzlichen Dank dafür!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725101500

Das Wort erhält nun der Kollege Horst Meierhofer für

die FDP-Fraktion.


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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Horst Meierhofer (FDP):
Rede ID: ID1725101600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Na-

rlich schließe ich mich dem Dank des Innenministers
n. Die Erfahrung, die ich gemacht habe, war: Wenn es
berhaupt Engpässe gab, dann bei den Gerätschaften.
ie viele Menschen bereit waren, mitzuhelfen, war
irklich beeindruckend. Das war – da schließe ich mich
em Innenminister sehr gerne an – wirklich ein tolles
eispiel für die Solidarität, die es in Deutschland gibt.

Bund und Länder haben sich jetzt – das hat gut funk-
oniert – gemeinsam darauf verständigt, wie es finan-
iell weitergehen soll, damit den Menschen jetzt unbüro-
ratisch, schnell und unkompliziert geholfen wird.

Die Frage ist jetzt: Wie geht es weiter? Zusätzlich zu
en Gesetzentwürfen bezüglich der Hilfeleistungen ha-
en wir einen Entschließungsantrag vorbereitet, in dem
ir aufzeigen, was jetzt die nächsten Schritte sein soll-
n. Ich glaube, da haben wir alle ein bisschen Nachbes-

erungsbedarf, und darauf würde ich gerne eingehen. Es
t uns auch 2002 gelungen, auf die Flut zu reagieren. Es
t aber weniger gut gelungen, danach die notwendigen
aßnahmen einzuleiten. 2005 hatten wir ebenfalls
ochwasser. Die in der Folge geplanten Hilfen gegen
ochwasser konnten nicht schnell umgesetzt werden,
eil es zu Streitereien zwischen Bund und Ländern kam.
ir müssen diese Streitereien jetzt beenden. Es ist völlig

gal, wer auf Bundes- oder Landesebene die Verantwor-
ng trägt, es muss eine Selbstverständlichkeit sein, dass
ir jetzt endlich zu einem Ergebnis kommen müssen,
ei dem uns weder der Föderalismus noch ein Wett-
ewerb der Länder untereinander bremst. Man muss
erken, dass der Hochwasserschutz eine mindestens na-
onale Aufgabe ist, die es in allen Bereichen voranzu-
eiben gilt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Frau Höhn, das, was Sie gesagt haben, ist zu einem
roßen Teil richtig. Eine ganze Menge dieser Punkte ha-
en wir in unserem Entschließungsantrag aufgelistet.

Bei den Flussgebietsgemeinschaften dürfen nicht
ehr nur einzelne Abschnitte betrachtet werden. Das gilt

owohl für die Elbe als auch für die Donau. Daneben
tellt sich die Frage, wie man es schafft, dass weniger
asser in die großen Hochwassergebiete fließt, sodass

ie Schutzmauern nicht mehr so hoch gebaut werden
üssen. Das ist sicher auch ein wichtiger Punkt. Hier
üssen wir mehr tun. Eine gemeinsame Aufgabe ist

uch, die Altarme wieder anzubinden und dafür zu sor-
en, den Flüssen wieder mehr Raum zu geben.

Das Problem dabei ist die Zuständigkeitenverteilung
wischen dem Bund und den Ländern. Es gibt unter-
chiedliche Zuständigkeiten für das Planungsrecht beim
ochwasserschutz auf der einen Seite und bei Renaturie-
ngsmaßnahmen auf der anderen Seite. Einmal sind

ies die Wasserwirtschaftsämter, und einmal ist dies die





Horst Meierhofer


(A) )


)(B)

Wasser- und Schifffahrtsverwaltung, die relativ unab-
hängig voneinander tätig sind.

Ich habe vor einem Jahr eine Anfrage an den Bundes-
und die Landesminister gerichtet. Man sollte hier zumin-
dest einen Runden Tisch einführen und sich fragen: Was
ist unser gemeinsames Ziel? Ist diese ökologische Maß-
nahme nicht auch für den Hochwasserschutz wichtig?
Wäre es deswegen nicht vernünftig, das aus einer Hand
zu machen? Hier erwarte ich ein bisschen Entgegenkom-
men von den Ländern. Ich glaube, wenn das gelänge,
dann würden wir auch wieder einen großen Schritt wei-
ter sein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auch zwischen den Ländern, also nicht nur zwischen
dem Bund und den Ländern, gibt es unterschiedliche
Ansichten. An der Elbe beispielsweise wurden unter-
schiedlich hohe Deiche gebaut, je nachdem, zu welchem
Bundesland die jeweilige Seite gehört. Auch das kann
nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Hier müssen wir
endlich zu einer vernünftigen Abstimmung kommen. Ich
habe die große Hoffnung, dass es auch hier vorwärts-
geht.

Hinsichtlich des technischen Hochwasserschutzes bin
ich allerdings anderer Meinung. Beim ökologischen
Hochwasserschutz liegen unsere Ansichten nah bei-
einander, aber es funktioniert eben nicht nur das eine
oder das andere.

Wir haben es in Regensburg mit technischen Hoch-
wasserschutzmaßnahmen geschafft, dass die in diesem
Jahr sehr viel höhere Flut als 2002 sehr viel niedrigere
Auswirkungen für die Menschen hatte, indem wir bei-
spielsweise mobile Elemente eingesetzt haben. Wir
brauchen eine Beschleunigung der Planungsverfahren
für den technischen Hochwasserschutz.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es wird nicht funktionieren, wenn wir beispielsweise
ausschließlich sagen: Wir müssen die Bauern enteig-
nen. – Nein, wir müssen ihnen Angebote unterbreiten,
beispielsweise Auenprämien,


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


und sagen: Wir brauchen eure Flächen auch als Reten-
tionsräume. Ihr dürft nicht wirtschaftlich darunter zu lei-
den haben. – Wenn wir das nicht tun, werden wir diesen
Kampf weiterführen und verlieren.

Deswegen müssen wir jetzt bitte zusammenstehen.
Die Solidarität, die es jetzt zwischen den Ländern gab,
brauchen wir jetzt auch zwischen dem Bund und den
Ländern. Ich glaube, hier können wir auf dem Gebiet des
Föderalismus noch einiges tun.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Das Wort erhält der Kollege Norbert Brackmann für ie CDU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725101700


Norbert Brackmann (CDU):
Rede ID: ID1725101800

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

amen und Herren! Jeder von uns weiß, dass wir in ei-
er Mediendemokratie leben und uns natürlich von den
ildern leiten lassen, die wir in den Medien sehen – auch
ei dem, was wir hier im Bundestag debattieren.

Wie der eine oder andere von Ihnen weiß, bin ich
elbst bei der Hochwasserkatastrophe als Einsatzab-
chnittsleiter tätig gewesen, weswegen ich den heutigen

orgen dafür nutzen möchte, eingangs einmal auf dieje-
igen hinzuweisen, die Großes vollbracht haben, ohne
tändig in den Medien zu stehen:

Ich danke der älteren Dame mit einer größeren Woh-
ung, die ohne sich anzuschauen, wer von den Evakuier-
n zu ihr kommen wird, also ohne sich den Untermieter

uszusuchen, gesagt hat: Ich nehme sie auf. – Auch sie
ehört in das Licht der Öffentlichkeit.


(Beifall im ganzen Hause)


Ich denke an die Unternehmen, die alleine in meinem
insatzabschnitt Waren im Wert von über 150 000 Euro
ur Verfügung gestellt haben, um gerade auch in der An-
ngsphase den Menschen, die in Not geraten sind, und

en Helfern, die diesen Menschen zur Seite gestanden
aben, unbürokratisch und schnell zu helfen.

Ich denke an die Helfer des Deutschen Roten Kreuzes
in meinem Einsatzabschnitt waren es 1 200 Helfer –,
ie rund um die Uhr viermal am Tag die Verpflegung be-
itet haben.

Ich denke nicht zuletzt auch an die Kameradinnen
nd Kameraden der Deutschen Lebensrettungsgesell-
chaft, die, obwohl ihre eigene Unterkunft abgesoffen
t, draußen auf der Elbe waren, um die Deiche und die
äuser derjenigen, die aus ihren Häusern fliehen muss-
n, vor dem Hochwasser zu schützen.

Dies sind wenig in den Medien genannte, aber ge-
auso wertvolle Taten, derer wir heute Morgen auch ge-
enken sollten.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Jetzt sind die Medien weg. Aber die Menschen kom-
en zurück in ihre Wohnungen, wo die Holzfußböden

ufgequollen sind, wo sie im Erdgeschoss nicht mehr le-
en können. In alten, denkmalgeschützten Gebäuden
üssen sie den Lehm von den Wänden klopfen, womög-
ch dringt aus dem Obergeschoss ständig Modergeruch
eraus. Es sind keine Medien mehr da. Niemand hilft
ort konkret, und wir fangen an – gestern im Haushalts-
usschuss und heute hier –, zu diskutieren, was wir künf-
g tun können. Wir sollten uns erst einmal darauf kon-
entrieren, wie wir diesen Menschen heute mit dem
elfen, was unser Staat zu leisten in der Lage ist.





Norbert Brackmann


(A) )


)(B)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Beides machen, damit die nicht beim nächsten Mal wieder im Modder sitzen!)


– Den Menschen mit dem Modder in der Wohnung hilft
es nicht, liebe Frau Höhn, wenn Sie ihnen sagen, dass
wir in 20 Jahren vielleicht auf ökologische Art und
Weise die Elbe renaturiert haben.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber denen hilft es, wenn sie in drei Jahren vielleicht keinen Modder haben!)


Wir haben heute diese Notlage. Insofern ist es bemer-
kenswert, in welch großer Solidarität – wir sollten versu-
chen, sie nicht heute schon aufzugeben – Politiker aus
Ländern und Bund über die Parteigrenzen hinweg sich
zusammengefunden haben, um innerhalb einer Woche
dieses 8-Milliarden-Euro-Programm zu stemmen. Die-
sen Gesetzentwurf sollten wir heute beschließen.

Mit Verlaub und der gebotenen Zurückhaltung: Ich
finde es schon ein starkes Stück, Herr Kahrs, was Sie uns
heute Morgen hier geboten haben. Sie begründen Ihre
Ablehnung dieses Programms unter Verweis auf das Be-
treuungsgeld und Ähnliches.


(Johannes Kahrs [SPD]: Das machen wir gar nicht! Ich stimme dem zu, nur nicht der Finanzierung! Auf Pump wollen wir das nicht! Das sollten Sie sich merken!)


– Den Menschen, das sei Ihnen deutlich gesagt, hilft es
gar nicht, wenn Sie im nächsten Jahr die Steuern erhö-
hen wollen. Die Menschen wollen heute das Geld haben.
Sie brauchen es heute, und wir als Bund sind in der
Lage, es heute zur Verfügung zu stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Mit Schulden!)


Wenn das deutsche Parlament auf Menschen wie Sie
gehört hätte, dann hätte es die Politik von Peer
Steinbrück fortgesetzt, der von 2005 bis 2009 Mehraus-
gaben von 16 Prozent produziert hat.


(Joachim Poß [SPD]: Mit Frau Merkel zusammen! Täuschen Sie doch nicht! Mit Frau Merkel zusammen, mit der Bundeskanzlerin!)


Diese Regierung wird von 2009 bis 2013 3 Prozent we-
niger Ausgaben produziert haben. Spare in der guten
Zeit, dann hast du in der Not! Von dieser Weisheit ma-
chen wir Gebrauch. Das sollte das Signal an die Bevöl-
kerung sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Da hilft keine billige Polemik. Vielmehr sollten wir
diese Solidarität, die wir bisher aufgebracht haben, über
den Tag hinaus retten; denn die schweren Aufgaben lie-
gen jetzt unmittelbar vor uns. An diese Aufgaben sollten
wir uns wagen. Die Menschen werden uns an dem mes-
sen, was wir tun, und nicht an dem, was wir für die Zu-
kunft versprechen.

Danke schön.

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(C (D Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den von den raktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/ ie Grünen eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur rrichtung eines Sondervermögens „Aufbauhilfe“ und ur Änderung weiterer Gesetze. Der Haushaltsausschuss mpfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehng auf der Drucksache 17/14264, den Gesetzentwurf der erade genannten Fraktionen auf der Drucksache 17/14078 der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejeni en, die dem Gesetzentwurf in dieser Ausschussfassung ustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer ist dageen oder möchte sich der Stimme enthalten? – Damit ist er Gesetzentwurf in zweiter Beratung einstimmig angeommen. Ich bitte zur dritten Beratung nd Schlussabstimmung diejenigen, die dem Gesetzenturf zustimmen wollen, sich von den Plätzen zu erheen. – Das sieht nach einem sehr ähnlichen Abstimungsergebnis wie zuvor aus. Wer möchte gegen diesen esetzentwurf stimmen? – Das ist niemand. Möchte sich mand der Stimme enthalten? – Auch hier sehe ich nieanden. Damit ist der Gesetzentwurf vom Haus einstimig angenommen. Wir kommen nun zur Abstimmung über den Entchließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und der DP auf der Drucksache 17/14265. Wer stimmt für dieen Entschließungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – er enthält sich? – Damit ist der Entschließungsantrag it den Stimmen der Koalition angenommen. Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Hausaltsausschusses zu dem Entwurf eines Gesetzes zur Erchtung eines Sondermögens „Aufbauhilfe“ und zur Änerung weiterer Gesetze. Unter Buchstabe b seiner eschlussempfehlung empfiehlt der Ausschuss, den esetzentwurf der Bundesregierung auf Drucksa he 17/14176 für erledigt zu erklären. Wer stimmt dieser eschlussempfehlung zu? – Wer stimmt dagegen? – Wer nthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist angenomen. Unter dem Zusatzpunkt 21 setzen wir die Abstimung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus chusses auf Drucksache 17/14264 fort. Der Ausschuss mpfiehlt unter Buchstabe c seiner Beschlussempfehng die Ablehnung des Antrags der Fraktion Die Linke it dem Titel „Flutopfern helfen – Hochwasserfonds inrichten“. Wer stimmt dieser Beschlussempfehlung u? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Damit t die Beschlussempfehlung gegen die Stimmen der raktion Die Linke mit den übrigen Stimmen des Hauses ngenommen. Unter Buchstabe d empfiehlt der Ausschuss die Abhnung des Antrages der Fraktion Bündnis 90/Die Grüen auf Drucksache 17/14079 mit dem Titel „Flutopfern Präsident Dr. Norbert Lammert )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725101900




(A) )

solidarisch helfen – Hochwasserschutz ökologisch mo-
dernisieren“. Wer stimmt dieser Beschlussempfehlung
zu? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Damit
ist auch diese Beschlussempfehlung mehrheitlich ange-
nommen.

Unter dem Tagesordnungspunkt 69 b geht es um die
Abstimmung über den von der Bundesregierung einge-
brachten Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung
eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haus-
haltsjahr 2013. Der Haushaltsausschuss empfiehlt in sei-
ner Beschlussempfehlung auf den Drucksachen 17/14080
und 17/14081, den Gesetzentwurf der Bundesregierung
auf den Drucksachen 17/14000 und 17/14020 anzuneh-
men. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zu-
stimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt da-
gegen? – Wer enthält sich? – Niemand. Damit ist der
Gesetzentwurf in zweiter Beratung einstimmig ange-
nommen.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Herr Kahrs hat zugestimmt! – Gegenruf des Abg. Johannes Kahrs [SPD]: Nicht verstanden oder nicht zugehört!)


Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Diejenigen, die dem Gesetz-
entwurf zustimmen wollen, bitte ich, sich von den Plät-
zen zu erheben.


(Zuruf des Abg. Norbert Barthle [CDU/CSU] – Gegenruf der Abg. Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Ihr habt gar nichts verstanden!)


– Die Aussprache war geschlossen. Wir befinden uns
jetzt im Abstimmungsvorgang. – Auch wenn ich dafür
keine wirkliche Erfolgsaussicht sehe, frage ich, ob je-
mand gegen diesen Gesetzentwurf stimmen möchte. –
Das ist nicht der Fall. Enthält sich jemand der Stimme? –
Auch das ist nicht der Fall. Damit ist auch der Nachtrag
zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2013
einstimmig angenommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich bedanke mich dafür, dass dies trotz der aus ver-
ständlichen Gründen unterschiedlichen Akzente am
Ende einmütig so verabschiedet werden konnte.

Ich rufe nun unsere Tagesordnungspunkte 70 a bis
70 f auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Martina Bunge, Matthias W. Birkwald, Diana
Golze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
DIE LINKE

Vertrauensschutz bei Rentenleistungen für
alle aus der DDR Geflüchteten, Abgeschobe-
nen und Ausgereisten gewähren

– Drucksache 17/13453 –

(C (D b)

richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Matthias W.
Birkwald, Diana Golze, Dr. Martina Bunge,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Angleichung der Renten in Ostdeutschland
auf das Westniveau bis 2016 umsetzen

– zu dem Antrag der Abgeordneten
Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Kerstin
Andreae, Monika Lazar, weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN

Gleiches Rentenrecht in Ost und West, Ren-
tenüberleitung zum Abschluss bringen

– Drucksachen 17/10996, 17/12507, 17/13971 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Silvia Schmidt (Eisleben)


c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne-

ten Dr. Martina Bunge, Matthias W. Birkwald,
Dr. Gregor Gysi, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion DIE LINKE

Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Korrektur
der Überleitung von DDR-Alterssicherungen
in bundesdeutsches Recht

– Drucksachen 17/7034, 17/13865 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Peter Weiß (Emmendingen)


d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Silvia
Schmidt (Eisleben), Anton Schaaf, Gabriele
Hiller-Ohm, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der SPD

Stufenplan zur Angleichung des Rentensys-
tems in Ost und West jetzt auf den Weg brin-
gen

– Drucksache 17/13963 –

e) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Iris Gleicke,
Anette Kramme, Silvia Schmidt (Eisleben),
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
SPD

Einsetzung einer Bund-Länder-Arbeits-
gruppe zur Vorbereitung eines „Renten-
überleitungsabschlussgesetzes“ und zur
Einrichtung eines „Härtefallfonds“





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Iris Gleicke,
Anette Kramme, Silvia Schmidt (Eisleben),
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
SPD

Sofortige Ost-West-Angleichung von pau-
schal bewerteten Versicherungszeiten beim
Erwerb von Entgeltpunkten für die Renten-
versicherung vornehmen

– Drucksachen 17/6486, 17/6487, 17/8956 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Frank Heinrich

f) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne-

ten Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Kerstin
Andreae, Birgitt Bender, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Altersarmut bekämpfen – Mit der Garantie-
rente

– Drucksachen 17/13493, 17/14084 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Heinrich L. Kolb

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 90 Minuten vorgesehen. – Dagegen sehe
ich keinen Widerspruch. Also können wir so verfahren.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Gregor Gysi für die Fraktion Die Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725102000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir mei-

nen, dass die Menschen in Ost und West einen Anspruch
darauf haben, für die gleiche Lebensleistung endlich
auch eine gleiche Rente zu beziehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Jetzt werden wir zum 1. Juli im Osten einen stärkeren
Anstieg der Renten als im Westen erleben. Nun gibt es
viele im Westen, die sich darüber ärgern. Ich sage nur:
Hätten wir endlich eine Angleichung der Rentenwerte,
dann gäbe es nur noch eine gleiche Steigerung in Ost
und West. Auch deshalb scheint mir die Angleichung
notwendig zu sein.


(Beifall bei der LINKEN)


In den alten Bundesländern unterliegen leider viele
Menschen einem Irrtum: Mir wird immer erklärt, die
heutigen Rentnerinnen und Rentner im Osten hätten
doch zu DDR-Zeiten gar nicht in das Rentensystem der
Bundesrepublik eingezahlt. Der Irrtum besteht darin,
dass viele denken, die Rentenbeiträge würden angesam-
melt. Aber alle Versicherungsbeiträge, die im Mai gezahlt
werden, werden spätestens im Juli ausgegeben. Deshalb
muss ich sagen: Als die Ostrentnerinnen und -rentner
ihre Renten bezogen haben, haben natürlich auch die Be-

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(C (D chäftigten im Osten in die gesetzliche Rentenversicheng eingezahlt. Insofern ist das ein Irrtum. Dann gibt es einen unglücklichen Vergleich durch die ild-Zeitung und die Grünen. Die meinen nämlich, dass ie Ostrenten zu hoch seien. Die Bild-Zeitung und die rünen vergleichen den Durchschnitt der Ostrenten mit em Durchschnitt der gesetzlichen Westrenten. Warum t das falsch? Erstens berücksichtigen sie nicht, dass die rauen im Osten viel stärker erwerbstätig waren als rauen im Westen, die selbstverständlich auch gearbeitet aben, aber eben nicht in der Erwerbstätigkeit. Zweitens edenken sie nicht, dass im Osten 1990 sämtliche Beiebsrenten gestrichen worden sind, die im Westen elbstverständlich geblieben sind. Drittens bedenken sie icht, dass im Westen viele eine Lebensversicherung abeschlossen hatten. So etwas gab es im Osten vor dem eitritt gar nicht. (Iris Gleicke [SPD]: So ganz richtig ist das aber nicht!)


adurch müssen Ostrentnerinnen und Ostrentner aus-
chließlich von ihrer gesetzlichen Rente leben. Das müs-
en natürlich auch viele im Westen, aber viele im Westen
aben auch drei oder wenigstens zwei Säulen.

Dann kommt der größte Irrtum: Es gibt im Osten
eine Pensionen. Das heißt, der Institutsdirektor für Ge-
chtsmedizin bezieht eine hohe gesetzliche Rente. Im
esten bezieht er aber eine Pension. Wenn Sie einen
urchschnitt ermitteln, dann müssen Sie alle Pensionen
it einbeziehen und dann den Durchschnitt berechnen.
ann sieht die Welt ganz anders aus.


(Beifall bei der LINKEN)


Am 8. Juni 2009 hat Bundeskanzlerin Merkel auf
em Deutschen Seniorentag in Leipzig Folgendes erklärt
ich zitiere –:

Ich stehe dazu, dass wir eine solche Angleichung
von Ost und West brauchen. Ich würde, wenn Sie
mich nach dem Zeitrahmen fragen, sagen, dass das
Thema in den ersten beiden Jahren der nächsten Le-
gislaturperiode erledigt sein wird.

ie Linke war tatsächlich so stark, dass CSU, CDU und
DP miteinander vereinbart haben, diese Angleichung
is 2011 vorzunehmen. Aber wir waren noch nicht stark
enug, zu verhindern, dass das Wahlversprechen gebro-
hen und der Koalitionsvertrag an der Stelle aufgekün-
igt wurde, was wirklich ein Skandal ist.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Aber wiederum haben wir dank unserer Stärke eines
eschafft, nämlich dass jetzt alle Parteien in ihrem Wahl-
rogramm etwas dazu sagen müssen. Auch das ist neu.

Was sagt die Union? Die Union sagt, sie wird gar
ichts tun. Sie überlässt es einfach der Lohnentwicklung.
b das dann 2050 oder 2080 ist, ist ihr völlig wurscht.
as ist indiskutabel. Es ist eine Beerdigung erster
lasse.





Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die FDP macht zwei unterschiedliche Aussagen. Die
FDP sagt: Auf unabsehbare Zeit wird es in Ost und West
unterschiedliche Rentensysteme geben. – Das steht in
Ihrem Wahlprogramm.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nein! Falsch! Unterschiedliche Lohnentwicklung!)


Dann schreiben Sie, die Vereinheitlichung sei ein Gebot
der Fairness.

Deshalb frage ich: Was denn nun? Wenn wir eine Ver-
einheitlichung vornehmen, dann gibt es nicht mehr auf
unabsehbare Zeit unterschiedliche Rentensysteme in Ost
und West.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich erkläre es Ihnen!)


Warum haben Sie im Übrigen in der Regierung diesbe-
züglich nie etwas getan? Auch diese Frage müssen Sie
beantworten.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Umfaller!)


Dann komme ich zu den Grünen. Die Grünen wollen
eine Angleichung der Rentenwerte in Ost und West. Die
Ostrenten dürfen sich aber nicht erhöhen. Im Antrag
heißt es, sie sollen „konstant“ bleiben. Auf eine Höher-
wertung der niedrigen Einkommen Ost soll verzichtet
werden.

Es gibt aber die Kluft bei den Löhnen. Ich nenne Ih-
nen nur ein Beispiel. Gerade ist für die Gebäudereiniger
ein Tarifabschluss gemacht worden: Mindestlohn West
9,31 Euro, Mindestlohn Ost 7,96 Euro. Ich sage auch
Arbeitgebern und Gewerkschaften: Ich finde, das ist ein
Skandal. Die Zeit ist vorbei.


(Beifall bei der LINKEN und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das heißt, die Grünen haben das Prinzip der gleichen
Rente für die gleiche Lebensleistung aufgegeben.

Nun zur SPD. Die SPD hat fast alles von uns über-
nommen


(Beifall bei der LINKEN – Lachen bei der SPD – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Abgeschrieben!)


– das ist positiv –, mit zwei Unterschieden: Wir wollen
die Angleichung schon 2016, Sie erst 2020.


(Iris Gleicke [SPD]: Da sind Sie aber nachgezogen! Wie immer!)


Und Sie wollen die Höherbewertung der Einkommen
nur bis 2020. Wir wollen sie, solange man für die gleiche

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(C (D rbeit im Osten eine niedrigere Entlohnung bezieht. Das t der Unterschied. Aber immerhin. (Beifall bei der LINKEN – Iris Gleicke [SPD]: Schade! Wir wollten uns bei der Abstimmung über Ihren Antrag eigentlich enthalten!)


Aber Sie müssen uns schon erklären, warum Sie in Ih-
r Regierungszeit nie etwas getan haben – darauf

rwarte ich eine Antwort –, und weshalb Sie alle dies-
ezüglichen Anträge unserer Fraktion im Bundestag ab-
elehnt haben, egal ob es um die Angleichung der Ren-
nwerte ging oder darum, endlich die Lücken und
iskriminierungen bei der Rentenüberleitung zu beseiti-
en. Denn das wollen Sie jetzt auch, was ich ebenfalls
ositiv bewerte. Aber früher haben Sie es abgelehnt.

Was die Lücken und Diskriminierungen betrifft, ken-
en Sie unsere 19 Anträge. Es wird Zeit, dass die Zu-
atzversorgungssysteme zum Beispiel für Akademike-
nnen und Akademiker, für Beschäftigte bei Bahn und
ost und für übernommene und nichtübernommene Poli-
istinnen und Polizisten endlich berücksichtigt werden,
ass die geschiedenen Ehefrauen aus der DDR, die kei-
en Versorgungsausgleich erhielten, endlich bedacht
erden


(Beifall bei der LINKEN)


nd dass die mithelfenden Familienangehörigen in pri-
aten Handwerksbetrieben das ihnen zustehende Recht,
as sie schon erworben hatten, endlich wieder bekom-
en. Warum die FDP sich nicht einmal darum kümmert,

as müssen Sie mir erklären. Aber keine Chance.


(Beifall bei der LINKEN)


Dann gibt es noch eine Gruppe. Dazu haben wir auch
inen Antrag verfasst. Darin geht es um die Wiederher-
tellung des Vertrauensschutzes bei Rentenleistungen für
lle aus der DDR Geflüchteten, Abgeschobenen und
usgereisten.


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Das ist ja lächerlich! Das sind Ihre Opfer! Peinlich! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Darum hätten Sie sich kümmern können!)


iebe Union, es ist nicht zu fassen, dass Sie die deutsche
inheit benutzt haben, um diese Personengruppe
chlechterzustellen,


(Beifall bei der LINKEN)


ie vom Fremdrentengesetz auszuschließen und wieder
u DDR-Bürgern zu machen. Das ist grotesk. Darüber,
ass wir uns an Ihrer Stelle darum kümmern müssen,
ollten Sie einmal nachdenken.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: So eine Falschheit! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


ür die nach 1937 Geborenen mit diesem Schicksal gibt
s ja richtige Rentenkürzungen – beschlossen von der
nion. Also wirklich!





Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Es gibt keine Rentenkürzungen! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


Ich will dazu gar nicht mehr sagen als das, was ich schon
gesagt habe, aber das war auch dringend nötig.


(Zurufe von der CDU/CSU)


– Hören Sie zu!

Ich habe eben über die Angleichung zwischen Ost
und West gesprochen. Es geht aber um noch etwas: Wir
müssen natürlich das Rentenproblem insgesamt lösen.
Ich weiß, das ist heute nicht das Thema, aber ich will es
ganz kurz ansprechen. Wir können uns Altersarmut nicht
leisten. Wir müssen es schaffen, dass es wieder eine
Rente ab 65 Jahren gibt. Wir müssen auch dafür sorgen,
dass die Kürzungen, die im Bereich der Erwerbsminde-
rungsrenten vorgenommen wurden, wieder zurückge-
nommen werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Wie kann man das schaffen? Erstens, indem wir die
alte Rentenformel wieder einführen: zur Steigerung des
Rentenniveaus, zur besseren Anrechnung von Ausbil-
dungs-, Kinderbetreuungs- und Pflegezeiten und zur
deutlicheren Anbindung an die Lohnentwicklung. Zwei-
tens, indem wir der nächsten Generation sagen: Alle mit
Erwerbseinkommen müssen in die gesetzliche Renten-
versicherung einzahlen, alle – auch Bundestagsabgeord-
nete, auch Rechtsanwälte, auch Beamtinnen und Be-
amte, die aber nicht schlechtergestellt werden sollen.


(Beifall bei der LINKEN und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dann müssen wir die Beitragsbemessungsgrenze
streichen. Der nächste Ackermann muss dann halt einen
Beitrag aus seinen Millionen bezahlen. „Na und?“, kann
ich nur sagen. Weiter müssen wir für die Spitzenverdie-
ner den Rentenanstieg abflachen. Dann sind alle Pro-
bleme gelöst.


(Iris Gleicke [SPD]: Das ist verfassungsrechtlich schwierig!)


– Meine Damen und Herren von der SPD, dass die auf
der rechten Seite des Hauses das alles nicht wollen, kann
ich ja noch nachvollziehen, aber dass Sie mit dem blö-
den Argument der Demografie kommen, anstatt die Pro-
duktivität im Auge zu haben, nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Früher hat eine Bäuerin acht Personen versorgt, heute
versorgt sie 80! Wir können uns doch eine Rente ab 65
leisten, wenn wir das gerecht gestalten.


(Beifall bei der LINKEN – Iris Gleicke [SPD]: Das lasse ich Ihnen nicht durchgehen!)


Außerdem brauchen wir eine Mindestrente von
1 050 Euro, die zum Teil steuerfinanziert ist.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725102100

Herr Gysi!


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(C (D Herr Präsident, ich sage einen letzten Satz. Ich überlege, ob ich Ihnen drohe passen Sie auf! –, indem ich sage, dass ich vielleicht och versuchen werde, so lange im Bundestag zu bleien, (Heiterkeit bei der LINKEN – Iris Gleicke [SPD]: Meinen Sie, das ist die Motivation?)

Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725102200

(Maria Michalk [CDU/CSU]: Lassen Sie es!)


is Frauen und Männer in Ost und West bei gleicher Ar-
eitszeit für gleiche bzw. gleichwertige Arbeit endlich
uch den gleichen Lohn und für die gleiche Lebensleis-
ng die gleiche Rente erhalten. Wenn ich das androhte,

ollte das doch wenigstens ein gewisser Ansporn für Sie
ein, das möglichst schnell zu erledigen.


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: Das war das beste Argument der ganzen Rede!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725102300

Und manches, Herr Kollege Gysi, das im ersten Le-

en nicht so richtig geklappt hat, klappt dann hoffentlich
zweiten.


(Heiterkeit)


Nun hat als nächste Rednerin die Kollegin Maria
ichalk für die CDU/CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Maria Michalk (CDU):
Rede ID: ID1725102400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

aben es gerade wieder erlebt: Herrn Gysi ist jedes Mit-
l recht, um hier seine demagogischen, pauschalen An-

ätze anzubringen, die zulasten der Betroffenen neue
ngerechtigkeiten schaffen.


(Widerspruch bei der LINKEN – Iris Gleicke [SPD]: Ach Gott!)


Das war keine Drohung, Herr Gysi. Man sagt ja auch:
ie Wiederholung ist die Mutter des Erfolgs. – Aber Sie
önnen Adam Riese nicht politisch außer Kraft setzen.
ir bleiben deshalb bei unserer Lösung der systemati-

chen Angleichung der Renten in den alten und in den
euen Bundesländern.


(Iris Gleicke [SPD]: Gar keine Lösung haben Sie! – Weitere Zurufe von der SPD und vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


nd dass das funktioniert, werde ich Ihnen gleich noch
inmal erklären. Ich denke, wir haben im Laufe der De-
atte noch genügend Zeit, um das nachzuweisen.

Zu diesem Debattenthema werden ja immer wieder
nträge von Parteien unterschiedlichster Couleur vorge-
gt.





Maria Michalk


(A) )


)(B)


(Iris Gleicke [SPD]: Nur von den Oppositionsparteien, weil Sie nichts auf die Reihe kriegen!)


Deshalb ist es wichtig, noch einmal zu sagen, wo wir ei-
gentlich herkommen, was eigentlich der Ausgangspunkt
ist. 1983 – ich habe extra dieses Jahr gewählt, weil es ge-
nau 30 Jahre her ist – betrug die Mindestrente in der
DDR sage und schreibe 270 DDR-Mark. Rechnen Sie
das mal um!


(Zurufe von der LINKEN)


– Ja, ja, die Wahrheit tut weh.

Ein Jahr später wurde dieser Betrag auf 300 Mark er-
höht, und das wurde als sozialistischer, sozialer Erfolg
gewürdigt. Schämen Sie sich, kann ich nur sagen!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der LINKEN)


Wer 45 Arbeitsjahre nachweisen konnte, der erhielt
370 Mark. Und es waren nicht so viele, die nach 45 Ar-
beitsjahren 1 000 Mark im Monat verdienten. Die Rente
betrug also ein Drittel des Bruttodurchschnittslohns.

Vergleichen Sie das mal! Das erklärt, warum die ver-
fügbare Nettostandardrente Ost 1990, also nach der Wie-
dervereinigung, bei rund 40 Prozent der vergleichbaren
Westrente lag. Da kommen wir her.


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Aber die Ausgaben waren doch andere!)


Dieses Verhältnis hat sich erheblich verbessert. Durch
die anstehende Rentenanpassung – das kann niemand
leugnen – kommen wir zum 1. Juli dieses Jahres auf
91,5 Prozent.

Ich will einfach noch einmal festhalten: Die politische
Grundsatzentscheidung, die wir für das wiedervereinte
Deutschland getroffen haben, nämlich dass wir von der
gemeinsamen lohn- und beitragsbezogenen Renten-
berechnung ausgehen, war, ist und bleibt richtig. Die
Gesetze von Adam Riese kann man nicht außer Kraft
setzen. Noch einmal: Die Rentengeschichte in den letz-
ten zwei Jahrzehnten war mehr als eine Erfolgsge-
schichte. Über die Bestandsrentner kann man sagen, dass
sie die Gewinner der deutschen Einheit sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Aus meiner Sicht haben wir allerdings viel zu wenig
kommuniziert, wie sich die Rentenberechnung zusam-
mensetzt und dass die ostdeutschen Löhne auf den
Durchschnittslohn West hochgerechnet werden, und
zwar nicht nur, Herr Gysi, wie Sie in Diskussionsrunden
immer behaupten, die Löhne, die bis 1991 verdient wur-
den. Nein, das gilt bis zum heutigen Tag.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Und zwar jedes Jahr! – Zurufe von der LINKEN)


Wir haben 1990 mit dem Faktor 3 begonnen. Sie wis-
sen, dieser Faktor liegt heute bei knapp 1. Das zeigt, dass

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(C (D ie Angleichung funktioniert. Gleichwohl wissen wir uch, dass die Wachstumsraten in den ersten Jahren nach er Wiedervereinigung erheblich waren. Es folgte eine hase der Stagnation. Aber jetzt, wie Sie wissen, funkoniert die Angleichung wieder. Wenn die Löhne steien, steigen auch die Renten. So sind wir auf das heutige entenniveau gekommen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Iris Gleicke [SPD]: Das ist Unsinn, Frau Michalk!)


Man muss Ihnen sagen, Herr Gysi: Ihre Behauptung,
ass das, was durch die Rentenversicherungsbeiträge
ingenommen wird, am Monatsende wieder ausgegeben
ird, mag gegolten haben, als Sie versucht haben, ir-
endetwas daran zu drehen. Fakt ist, dass wir heute mehr
urücklegen als wir ausgeben. Dadurch ist die Renten-
cklage auf das 1,5-fache einer Monatsausgabe und

arüber gestiegen. Deshalb konnten wir auch die Ren-
nversicherungsbeiträge senken. Auch das kommt den
enschen in den neuen Bundesländern zugute.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Dann sinken die Renten langfristig!)


Unberücksichtigt bleibt – auch das muss man einmal
anz ehrlich sagen –, dass manche Tarifparteien Ab-
chlüsse zu 100 Prozent, also einheitliche Löhne in Ost
nd West, erzielen, andere aber nicht. Die Hochwertung
t bei allen gleich.


(Katja Kipping [DIE LINKE]: Sie hätten ja ein Gesetz machen können!)


h weiß aus Diskussionsrunden in den alten Bundeslän-
ern, dass das Ihren Freunden nicht gefällt. Wir aber
leiben dabei.

Wir haben im Rahmen eines Rentendialogs in Erfül-
ng des Koalitionsvertrages darüber diskutiert: Wie

önnte denn die Angleichungslösung aussehen? Dabei
ollten wir kein Ergebnis vorwegnehmen oder präjudi-

ieren; denn alleine die Diskussion darüber war wichtig.
m Ende der Diskussion haben wir nach vielfältigen Be-
chnungsmethoden festgestellt, dass das 1990 und 1992

ingeführte Rentenangleichungssystem – Sie kennen die
tichdaten und das Gesetz – so genial ist, dass wir daran
ichts zu ändern brauchen. Auch das ist ein Ergebnis der
iskussion. Damit haben wir den Auftrag aus dem Ko-

litionsvertrag erfüllt und meinen, dass wir auf diesem
eg weitergehen sollten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich möchte unbedingt noch einmal sagen, dass die be-
chlossenen Angleichungsprozesse eine Meisterleistung
ind, die in der Geschichte Deutschlands nirgendwo an-
ers zu finden sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


eshalb sollten wir hier nicht ohne Not etwas verändern
nd dadurch neue Ungerechtigkeiten schaffen. Ich hoffe,
ass sich in unserem Land die Erkenntnis durchsetzt:





Maria Michalk


(A) )


)(B)

Die Union steht für die Angleichung. Es wird den Tag
geben, an dem auch die Rentenwerte gleich sind. Aber
hierfür sind viele gefragt. Wenn die wirtschaftliche
Entwicklung so weiterläuft wie derzeit, wird der Anglei-
chungsprozess zu einem absehbaren Zeitpunkt abge-
schlossen sein. Das ist wichtig für unser Land.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725102500

Iris Gleicke ist die nächste Rednerin für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1725102600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

freue mich, dass wir heute Morgen die Gelegenheit ha-
ben, zu dringenden und drängenden Rentenfragen im
Zusammenhang mit der deutschen Einheit miteinander
zu debattieren. Vielleicht gelingt es mir, die Diskussion
zu dem einen oder anderen Punkt, der hier angesprochen
wurde, wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Anton Schaaf [SPD]: Das wird schwer!)


Aber beginnen will ich mit dem Antrag der Linken
zum Vertrauensschutz bei Rentenleistungen für aus der
DDR geflohene oder ausgebürgerte Personen. Diese
Menschen mussten nicht nur ihre Vermögenswerte in der
DDR zurücklassen, sondern auch ihre Rentenansprüche.
Viele von ihnen waren Oppositionelle und wurden von
den DDR-Machthabern zu Staatsfeinden stilisiert. In der
alten Bundesrepublik haben sie nach dem Fremdrenten-
gesetz ihre Rente bekommen. Nun werden klammheim-
lich ihre Anwartschaften umgerechnet, und die Betroffe-
nen verlieren bis zu 500 Euro. Das merken sie aber erst,
wenn sie in Rente gehen. Das ist eine Schande.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb haben wir Sozialdemokraten schon im Mai
2011 einen Antrag dazu eingebracht. Die Grünen haben
einen Monat später textgleich nachgezogen. Wir wollten
schon damals den Vertrauensschutz für Menschen, die
vor dem Mauerfall in die Bundesrepublik übergesiedelt
sind; denn wir sind der Meinung, dass man mit den be-
troffenen Menschen so nicht umgehen darf. Beide An-
träge wurden von der sogenannten christlich-liberalen
Koalition aus CDU/CSU und FDP abgelehnt.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Was hat denn die SPD gemacht, als sie regierte?)


Nun freue ich mich, dass die Linke, die uns schon da-
mals zugestimmt hat, das Thema auf der Grundlage der
rot-grünen Anträge aufgegriffen hat. Ich bin sehr dank-
bar, dass wir das heute zur Abstimmung stellen können.
Deshalb verwundert es wahrscheinlich niemanden, dass
wir dem Antrag der Linken zustimmen werden.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


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(C (D Außerdem geht es um die vorliegenden Konzepte um Umgang mit dem geteilten Rentenrecht Ost/West. ir Sozialdemokraten wollen einen Härtefallfonds mit inem Volumen von mindestens 500 Millionen Euro einchten, um Rentnerinnen und Rentnern zu helfen, bei enen Probleme aus der Rentenüberleitung zu geringen enten führen. Das sind verschiedene Betroffenengrupen. Zum Beispiel gehören die DDR-Geschiedenen oder as mittlere medizinische Personal dazu, um nur zwei erauszugreifen. Wie wir wissen, ist den Betroffenen über das Rentencht nicht zu helfen. Deshalb muss eine sozialpolitische ösung her. Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe soll Vorchläge erarbeiten, aus denen hervorgeht, wie die konreten Hilfen aus dem Härtefallfonds aussehen sollen. as ist eine saubere und sachgerechte Lösung. inen Härtefallfonds will die Linke zwar noch nicht. Sie bernimmt aber in ihrem Antrag wenigstens die Fordeng nach Einrichtung einer Bund-Länder-Arbeits ruppe. Trotzdem fehlt dann natürlich der entscheidende unkt, die Einrichtung eines Härtefallfonds, aus dem die ilfen gezahlt werden können. Sie bleiben leider auf der älfte der Strecke stehen. Aber an einer Stelle können wir aber gemeinsam sort für Gerechtigkeit sorgen. Wir wollen, dass alle pau chal bewerteten Versicherungszeiten auch für Ostdeutche mit dem höheren Westrentenwert berechnet erden. Es geht dabei um Zeiten der Pflege von Angeörigen, um Wehrund Zivildienstzeiten, um Zeiten der indererziehung oder Zeiten der Beschäftigung in einer erkstatt für Behinderte. Diese Leistungen werden auch r Westdeutsche aus dem allgemeinen Steueraufkomen finanziert, zu dem wir alle, auch wir Ostdeutschen, eitragen. Es ist überhaupt nicht einzusehen, dass dem taat diese gesellschaftlichen Leistungen im Osten bis eute weniger wert sind als im Westen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)


Sie von Regierung und Koalition haben auch das ab-
elehnt. Was bedeutet das? Junge Menschen, die nach
er Wiedervereinigung geboren wurden und in diesem
inen Deutschland leben, arbeiten und Steuern zahlen,
ie hier ihre Kinder großziehen, werden von der soge-
annten christlich-liberalen Koalition 23 Jahre nach der
inheit rentenrechtlich hinter den Eisernen Vorhang ver-
annt. Das ist wirklich unsäglich.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Wer war denn damals der zuständige Minister?)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ja, das Renten-
berleitungsgesetz war gut. Ja, es hatte eine positive
irkung. Keine Rentnerin und kein Rentner musste

ach der Einheit von einer DDR-Rente leben. Ich sage es
och einmal: Das war eine große Leistung der Solidarge-





Iris Gleicke


(A) )


)(B)

meinschaft in Ost und West. Ich werde auch nicht müde,
das immer wieder ganz klar zu sagen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es war richtig, die geringeren ostdeutschen Löhne um
die Differenz zu den Westlöhnen aufzuwerten, damit die
Ostdeutschen trotz geringerer Löhne überhaupt einen
Rentenentgeltpunkt erhalten. Wir alle, auch die Gewerk-
schaften, haben geglaubt, dass die Angleichung der
Löhne in Ostdeutschland an das Westniveau schneller
geht. Davon sollten auch die Rentnerinnen und Rentner
profitieren. Deshalb gibt es das getrennte Rentenrecht.

Frau Michalk, Sie haben hier gerade die Rentenstei-
gerung des letzten Jahres auf die Lohnsteigerungen „um-
gerubelt“. Gucken Sie sich einmal an, was wirklich pas-
siert ist. Die Löhne stagnieren. Die Differenz wird eher
wieder größer. Das ist die Wahrheit.


(Widerspruch bei der CDU/CSU – Maria Michalk [CDU/CSU]: Das ist doch falsch!)


Die höheren Rentenansprüche für die Ostdeutschen ha-
ben etwas mit der Garantiezusage von 2009 zu tun –
nichts anderes.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Man muss ganz klar sagen: Heute bildet der Aufwer-
tungsfaktor die Lohndifferenz nicht mehr wirklich ab.


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)


Wir haben je nach Branche Lohnunterschiede zwischen
15 und 45 Prozent. Das bedeutet, dass sich der damals
gewollte Ausgleich in einen Nachteil verkehrt. Diejeni-
gen, die heute viel weniger verdienen, dürfen nicht auch
bei der Rente abgehängt werden. Deshalb muss jetzt ge-
handelt werden.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Wir haben einen Vorschlag erarbeitet, der vorsieht,
dass die Rentnerinnen und Rentner in Ostdeutschland
zusätzlich zu der jährlichen Rentenerhöhung einen Zu-
schlag erhalten, damit bis zum Ende 2019 der Ostrenten-
punkt genauso viel wert ist wie der Westrentenpunkt. So
lange muss der Aufwertungsfaktor für die Beschäftigten
in Ostdeutschland erhalten bleiben. Die ostdeutschen
Rentner profitieren von den Lohnsteigerungen in Ost-
deutschland. Das ist ein ganz wichtiger Zusammenhang.
Denn wir wollen auf der einen Seite, dass die Rentnerin-
nen und Rentner nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag
auf die Rentenanpassung warten müssen. Auf der ande-
ren Seite wollen wir denjenigen helfen, die in Ost-
deutschland zu niedrigsten Löhnen arbeiten, damit sie
im Alter nicht noch einmal draufzahlen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Allein durch die Einführung eines flächendeckenden,
in Ost und West gleichen gesetzlichen Mindestlohns von
8,50 Euro – den wollen Sie ja auch nicht – würden die
Rentner in Ostdeutschland besonders profitieren.
1,2 Millionen Menschen arbeiten unterhalb dieser
Grenze, 800 000 in Ostdeutschland. Wenn wir diesen
Mindestlohn einführten, schlüge das im Jahr danach so-

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(C (D rt bei den Rentnerinnen und Rentner in Ostdeutschland u Buche. Das ist die Solidarität der Älteren mit den Jüneren. Wir brauchen diesen Zeitraum im Interesse beider eiten in Ostdeutschland. Die Linke fordert die Rentenanpassung schneller. err Gysi, Sie kannten wahrscheinlich Ihren eigenen ntrag nicht. ie haben sich nämlich auch vom Aufwertungsfaktor erabschiedet. Insofern haben wir uns entschlossen, uns ei der Abstimmung zu enthalten. Er steht nicht mehr drin. Ich habe gedacht, Sie sind rnfähig. Aber gut! Den Vorschlag der Grünen, der nur die Umrechnung er Anwartschaften vorsieht und zu keinerlei Verbessengen bei den Ostrenten führt, weder im Bestand noch der Zukunft, lehnen wir ab. Meine Damen und Herren, die Angleichung der Rehenwerte Ost an West ist 23 Jahre nach der deutschen inheit eine, vielleicht die entscheidende Gerechtigeitsfrage bei der Vollendung der inneren Einheit unses Landes. Dem geneigten Zuhörer sollte aufgefallen ein, dass ich hier nur über Anträge der drei Opposionsfraktionen rede. Bei einem solchen Thema fragt an sich doch: Was will denn die Regierung? Ich sage s Ihnen: nichts! ie haben in Ihrem Koalitionsvertrag geschrieben, dass ie Angleichung des Rentenrechts in dieser Legislatureriode geschafft werden sollte. Nichts haben Sie geacht. Keine Initiative! Kein Gesetzentwurf! Nur faule usreden Ihres Ostbeauftragten, es sei alles ein bisschen ompliziert. Das ist ganz klarer Wahlbetrug. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Zurufe von den LINKEN: Na, na, na!)


(Widerspruch bei der LINKEN)


(Maria Michalk [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)


Aber auch die Abgeordneten der sogenannten christ-
ch-liberalen Koalition haben nichts gemacht. Sie haben
ie Trägheit ihrer Regierung nicht nur durchgehen las-
en – Sie haben die anhaltende Untätigkeit auch noch
erteidigt. Die CDU-Ministerpräsidentin aus Thüringen,
hristine Lieberknecht, hat gesagt: Das ist ein „Fall von
rbeitsverweigerung“. Recht hat sie.


(Beifall bei der SPD)


An Ihrer Stelle hätte ich heute auf die Redezeit ver-
ichtet, so geschämt hätte ich mich.

Nun haben Sie, meine Damen und Herren Koalitio-
äre, sich vom Ziel der Angleichung der Lebensverhält-
isse bei den Renten gleich ganz verabschiedet. In Ihrem
egierungsprogramm steht zu lesen: Daher halten wir an
er Rentenberechnung nach geteiltem Recht fest.

Von Ihnen haben die Ostdeutschen nichts zu erwarten,
ar nichts. Jede Wählerstimme für CDU/CSU und FDP
t verschenkt, wenn es um die innere Einheit unseres
andes geht.





Iris Gleicke


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725102700

Frau Kollegin Gleicke, denken Sie bitte an die Rede-

zeit.


Iris Gleicke (SPD):
Rede ID: ID1725102800

Das waren vier verlorene Jahre für das Zusammen-

wachsen unseres Landes. Auch deshalb werden Sie am
22. September abgewählt werden.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD – Christian Lange [Backnang] [SPD]: So ist es!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725102900

Für die FDP-Fraktion hat jetzt der Kollege

Dr. Heinrich Kolb das Wort.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1725103000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wieder einmal ist Rentendebatte. Wieder einmal liegt
uns ein ganzes Bündel von Anträgen aus diesem The-
menbereich vor. Der Unterschied ist allein, dass die Op-
position anscheinend mittlerweile in den Wahlkampfmo-
dus geschaltet hat.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Aber Sie nicht! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Die Wahrheit ist bitter!)


Jedenfalls sind bisher, entgegen der sonstigen Übung,
dass die rentenpolitischen Experten der Fraktionen an-
treten, die Demagogen und Einheizer am Pult gewesen.
Das halte ich für falsch und gefährlich. Rente ist ein
Konsensthema und setzt auf langen Atem. Man sollte es
eine Nummer tiefer hängen als Sie, Herr Gysi, es getan
haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dies vorausgeschickt will ich zu einigen Punkten An-
merkungen machen. Das Erste ist: Beim Thema Renten-
angleichung haben Sie uns falsch zitiert, Herr Kollege
Gysi, wenn Sie mir Ihre Aufmerksamkeit schenken wür-
den. In unserem Antrag 16/9482 aus der letzten Legisla-
turperiode


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Er hat über das Wahlprogramm gesprochen!)


– ja, das baut darauf auf; wir sind konsequent und führen
es fort – heißt es:

Der Aufholprozess der Lohnstrukturen in den
neuen Ländern und damit die Angleichung der
Rechnungswerte in der Rentenversicherung werden

– jetzt wichtig –

im gegenwärtigen System noch unabsehbare Zeit
andauern.

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(C (D Das ist für uns aber die Begründung dafür, dass wir agen: Die Angleichung ist überfällig. Wir haben einen laren Vorschlag gemacht, wie sie erfolgen soll, nämlich tichtagbezogen, besitzstandwahrend und mit einer Abndung der nach dem Stichtag bestehenden Erwartunen an künftige Angleichungen. Das ist ein konsistenter orschlag, der weitgehend auch vom Sachverständigent übernommen wurde (Iris Gleicke [SPD]: Das ist doch Quatsch! Das hilft den Ostdeutschen doch überhaupt nicht!)


nd der von den Grünen, wenn ich es richtig sehe, ähn-
ch formuliert wird. Das ist der Weg, den man gehen
ann und der aus der Rentenversicherung finanzierbar
t.


(Iris Gleicke [SPD]: Das hilft den Ostdeutschen nicht!)


lles andere, was aus Gründen des Wahlkampfes auf
en Tisch gelegt wird, halte ich für unverantwortbar und
nfinanzierbar. Das muss man einmal deutlich sagen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Der zweite Punkt sind die speziellen Überleitungsfra-
en. Das haben wir wieder und wieder diskutiert.


(Katja Kipping [DIE LINKE]: Sie haben es wieder und wieder blockiert!)


Nein, wir haben auch hier einen Lösungsvorschlag auf
en Tisch gelegt.

Nachversicherungsangebote halte ich für das fairste
onzept. Es eröffnet Chancen, ohne neue Ungerechtig-
eiten zu schaffen. Das ist nämlich die Schwierigkeit. Es
ilft allen Betroffenen, ihre Situation zu verbessern.

Die DDR-Übersiedler und ihre rentenrechtliche Be-
andlung sind mir ein besonderes Anliegen. Ich glaube,
as ist auch bekannt. Der Petitionsausschuss hat dazu
ine Empfehlung ausgesprochen und der Bundesregie-
ng zur Erwägung vorgelegt. Das ist eine vergleichs-
eise hohe Stufe der kritischen Stellungnahme des Peti-
onsausschusses. Paul Lehrieder stimmt mir zu. Vor
inigen Wochen hatten wir noch einmal ein Bericht-
rstattergespräch. Es gab erneut den einheitlichen Willen
ller Fraktionen, bei diesem Thema etwas zu tun und die
ufforderung an das BMAS, noch einmal Recherchen
orzunehmen und dann einen verfassungsgemäßen
andlungsvorschlag vorzulegen. Wir verstecken uns
berhaupt nicht hinter der Ministerialbürokratie. Vor die-
em Hintergrund halte ich es für kontraproduktiv, heute
inen im Mai eingebrachten Querschuss – den Antrag –
u beschließen. Ich setze weiter auf die im gemeinsamen
estreben aller Fraktionen zu erreichende Lösung für die
etroffenen, liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Weil ich noch eine Minute und 40 Sekunden Redezeit

abe und keine Zwischenfragen gestellt wurden,

(Heiterkeit bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Klaus Ernst ist heute nicht da!)






Dr. Heinrich L. Kolb


(A) )


)(B)

möchte ich noch auf die Frage eingehen, wie wir es mit
den Rentenversicherungsbeiträgen halten wollen. Es gibt
im Moment dazu wieder eine Diskussion. Ich will auf ei-
nige Dinge hinweisen. Zum einen wird ein Zusammen-
hang konstruiert zwischen der Rentenhöhe und dem Bei-
tragssatz zur Rentenversicherung nach dem Motto:
Wenn wir das Geld in der Kasse lassen, gibt es eine hö-
here Rente. Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Da-
men und Herren auf der Tribüne und an den Bildschir-
men, das krasse Gegenteil ist der Fall. Die Senkung der
Rentenversicherungsbeiträge um 0,3 Prozentpunkte im
vorletzten Jahr hat ausweislich des Berichtes von
Annelie Buntenbach bei der Jahresversammlung der
Deutschen Rentenversicherung zu einer um 0,39 Prozent
höheren Rentenanpassung geführt. Also die Rentner pro-
fitieren wie auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-
mer, die Beitragszahler, von einer Absenkung des Bei-
trags in die Rentenversicherung. Das ist ein Argument.

Das Zweite ist. Es wird gesagt: Wir müssen die Nach-
haltigkeitsrücklage, die die Liquiditätsreserve der Ren-
tenversicherung ist, in eine Demografiereserve umwan-
deln. Ich sage Ihnen: Das ist absolut unglaubwürdig.
Alle, die das Wort „Demografiereserve“ im Munde füh-
ren, haben gleichzeitig ganz konkrete Vorschläge für
umfangreiche Leistungsverbesserungen, die in der Ren-
tenversicherung durchgeführt werden sollen. Alles liegt
in der Schublade. Das heißt: Diejenigen, die sagen:
„Lasst das Geld in der Kasse“, wollen es nicht für bes-
sere Zeiten oder für schlechtere Zeiten – so muss man
wohl eher sagen – zurücklegen. Sie wollen es vielmehr
für Wahlkampfversprechen ausgeben. Auch das halte ich
für unverantwortlich.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Um es einmal bildlich zu machen: Wenn einem die
Oma 10 Euro zum Geburtstag schenkt, dann kann man
keinen Handyvertrag für 360 Euro abschließen, auch
wenn das Geld vielleicht für die erste Rate reicht.


(Iris Gleicke [SPD]: Das ist also Ihre Wahrnehmung von der deutschen Wiedervereinigung! Das ist sehr interessant!)


Das ist etwas, was wir alle in diesem Haus uns immer
wieder vor Augen führen sollten: Wir müssen langfristig
und nachhaltig eine sichere Finanzierung der Rentenleis-
tungen sicherstellen. Da muss man zurückhaltend sein
und darf nicht dem Reiz unterliegen, in Wahlkampfzei-
ten das eine oder andere Werbegeschenk zu verteilen.
Das ist eine unverantwortliche Rentenpolitik. Das ist mit
uns nicht zu machen.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schauen Sie mal die CDU an!)


Wir wollen die Rentenpolitik im Interesse der Rentnerin-
nen und Rentner in Deutschland mit langem Atem und
mit fairen Konzepten gestalten.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Falscher Ansprechpartner!)


Das werden wir auch in der nächsten Legislaturperiode
tun. Es waren vier gute Jahre, auch für die Rentner in

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(C (D eutschland. Deswegen freuen wir uns darauf, diese Areit gemeinsam mit den Kollegen der Union fortzuseten. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Gar nichts habt ihr bei der Rente gemacht! Gar nichts!)


(Iris Gleicke [SPD]: Diese Untätigkeit!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725103100

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Wolfgang

trengmann-Kuhn vom Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Kolb, Sie haben gerade richtigerweise gesagt: Dau-
rhafte Ausgaben kann man nicht aus der Rücklage fi-
anzieren. Das sollten Sie einmal Ihrem Koalitionspart-
er und der Bundeskanzlerin sagen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


enn diese behaupten, die Mütterrenten, die mindestens
,5 Milliarden Euro umfassen, könnte man aus der
ücklage finanzieren.


(Maria Michalk [CDU/CSU]: Das steht hier gar nicht zur Debatte!)


err Kolb, Sie nicken, wie ich sehe. Sie kennen sich
ahrscheinlich damit ein bisschen aus. Dass das nicht

us der Rücklage zu finanzieren ist, ist offensichtlich bei
er CDU noch nicht so wirklich angekommen. Die
ücklage reicht vier Jahre, und dann ist das Geld futsch.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich bin nicht Ihrer Auffassung! – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Thema verfehlt!)


o kann man damit nicht umgehen. Das ist ein leeres
ersprechen. Die Erhöhung der Mütterrente funktioniert
icht ohne zusätzliche Steuermittel und ohne zusätzliche
eitragszahlungen. Das ist Voodoo-Ökonomie. Das geht
icht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Das heutige Thema ist ein anderes. Der letzte Tag in
er letzten regulären Sitzungswoche gibt noch einmal
elegenheit, vier Jahre zu überblicken und zu schauen,
as denn tatsächlich passiert ist. Der Anfang mit dem
oalitionsvertrag war gar nicht so schlecht; das ist schon

in paarmal erwähnt worden. Ich will einmal aus dem
oalitionsvertrag zitieren. Darin steht: „Wir führen in
ieser Legislaturperiode ein einheitliches Rentensystem
Ost und West ein.“


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört!)






Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn


(A) )


)(B)

Frau Michalk, da steht nicht „Wir diskutieren darüber,
wir prüfen, wir wollen“, sondern da steht: Wir führen
ein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das heißt, der Koalitionsvertrag ist an der Stelle nicht
umgesetzt worden. Sie haben nicht geliefert. Sie haben
an der Stelle nichts gemacht.

An anderen Stellen ist das anders. Im Koalitionsver-
trag steht: Wir wollen die Kindererziehungszeiten
– diese habe ich eben bereits erwähnt – prüfen. Wir wol-
len bei der Altersarmut etwas machen. Da sollte eine Re-
gierungskommission einen Vorschlag erarbeiten. Diese
gab es aber nicht. Es gab dann trotzdem einen Vorschlag,
der im Regierungsdialog vorgestellt worden ist.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Schwarzes Loch ist das gewesen!)


Manche nannten das auch „Regierungsmonolog“, weil
es nur darum ging, das Lieblingsbaby der Frau von der
Leyen, nämlich die Zuschussrente, zu verkaufen. Das ist
allerdings nicht gelungen. Im Verkaufen ist sie ja sonst
prima, aber im Regierungsdialog saßen eben die Exper-
tinnen und Experten. Die Zuschussrente ist von allen zu
Recht auseinandergenommen und abgelehnt worden. Sie
ist nun vom Tisch. Die Bundesregierung hat also auch an
der Stelle nichts getan und nicht geliefert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es gab noch weitere Themen: Selbstständige, Er-
werbsminderungsrente,


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Reha-Deckel!)


Reha-Deckel und – das ist ein Projekt, das der FDP am
Herzen lag –, die Kombirente und bessere Hinzuver-
dienstmöglichkeiten. Auch an dieser Stelle ist nicht ge-
liefert worden. Der Kollege Schaaf sagt immer: Diese
Regierung ist im Bereich der Rente eine Nichtregie-
rungsorganisation. Recht hat er.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es ist in der Tat nichts passiert. Frau von der Leyen
wird ja gleich reden, und ich bin gespannt, wie man mit
nichts blenden und sagen kann, was alles Tolles passiert
ist. Aber in der Tat ist nichts geliefert worden.

Nun zu dem Thema Ost-West-Rentenangleichung,
das Gegenstand der Debatte ist. Wie gesagt: Es gibt
keine aktuellen Vorschläge der Koalition. Es gibt le-
diglich einen Antrag der FDP aus der letzten Legisla-
turperiode. Sie haben jetzt erneut die Möglichkeit, eine
Entscheidung zu treffen. Dazu geben wir eine Entschei-
dungshilfe; denn jetzt liegen drei verschiedene Anträge,
drei verschiedene Konzepte zur Rentenangleichung vor.
Für eines können Sie sich nun entscheiden.

Aber auch das ist etwas, was bei dieser Regierungsko-
alition immer recht schwierig ist. Das haben wir bei den
Selbstständigen erlebt, das haben wir jetzt auch bei den

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(C (D st-West-Renten erlebt. In den Debatten hieß es immer: Das ist alles so fürchterlich kompliziert, diese Rente!“ as ging sogar so weit, dass die Bundesregierung cKinsey beauftragt hat, eine Machbarkeitsstudie zu er tellen. Da wird eine Unternehmensberatung bemüht, m eine sozialpolitische Aufgabe zu lösen! Das ist wirkch ein Offenbarungseid dieser Bundesregierung. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


erausgekommen ist dabei nichts; davon hat man nie
ieder etwas gehört.

Auch bei der Ost-West-Rentenangleichung heißt es
mer, das sei alles so kompliziert, und es gebe über-

aupt keine Lösung, die alle toll fänden. Ja, es ist so: Je-
er der drei Vorschläge, die uns hierzu vorliegen, hat
eine Vorteile, und jeder dieser drei Vorschläge hat seine
achteile. Und es gibt immer Leute, die damit nicht zu-
ieden sein werden. Aber es ist das Wesen von Politik,
ass man Vorteile und Nachteile abwägt und letztlich
ntscheidet. Ich kann nur sagen: Sie können es nicht. Sie
önnen einfach keine echte Rentenpolitik machen. Sie
aben an der Stelle völlig versagt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das geschieht auf dem Rücken der Menschen in Ost-
eutschland, die einfach nicht mehr verstehen, warum
ie bei der Rente als Menschen zweiter Klasse behandelt
erden. Deswegen ist in unserem Vorschlag der zentrale
unkt: Der Rentenwert Ost muss endlich auf den Ren-
nwert West angehoben werden, und zwar so schnell
ie möglich, nicht in Stufen, sondern in einem Schritt.

Der zweite Punkt ist aber: Wir wollen, dass das auch
irklich passiert. Insoweit sind die Stufenpläne proble-
atisch; denn diese kosten sehr viel Geld. Die Berech-

ungen liegen zwischen 4 und 6 Milliarden Euro. Ich
age die Prognose, dass das an dem nächsten Finanz-
inister oder an der nächsten Finanzministerin sicher

cheitern wird. Wenn Herr Steinbrück verspricht, dass an
er Stelle 4 bis 6 Milliarden Euro ausgegeben werden,
ann ist das ein Versprechen, das wir wahrscheinlich
icht einhalten können. Wir verfolgen in unserem Wahl-
ampf die Linie, dass wir nur das versprechen, was wir
tsächlich auch halten und umsetzen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Kollege Gregor Gysi sagte, im Osten seien die
öhne doch viel geringer als im Westen, und man dürfe
och dann nicht auf die Hochwertung verzichten. Wenn
an gleichzeitig den Rentenwert anhebt – das sind die

,5 Prozent; Frau Michalk hat die Zahl vorhin genannt –,
ann ist der Unterschied gar nicht mehr so groß, wenn
an gleichzeitig die Hochwertung abschafft. Auch die
PD will das ja dann ab dem Jahr 2020 so halten, wenn
er Rentenwert Ost auf dem Niveau des Rentenwertes
est liegt. Das ist aus unserer Sicht für diejenigen, die

iel verdienen, durchaus akzeptabel. In dem Bereich ist
s definitiv so, dass jemand, der 4 000 oder 5 000 Euro

Osten verdient, nicht sagen kann: „Ich bin im Osten
enachteiligt, und deswegen brauche ich eine Hochwer-





Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn


(A) )


)(B)

tung um 17 Prozent.“ Das würden auch wir nicht einse-
hen. Wir sagen: „Wir wollen gleichen Rentenanspruch
bei gleichem Einkommen.“


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Bei den Geringverdienern kommt es tatsächlich noch
vor. Sie haben einen Tarifvertrag angesprochen. Mittler-
weile sind aber deutlich mehr als 90 Prozent der Tarif-
verträge bei 100 Prozent angelangt. Das können Sie im
Tarifbuch des WSI nachschauen. Das heißt, bei den Ta-
rifverträgen besteht zu einem großen Teil Einheit. Das
Problem sind allerdings die wenigen Tarifverträge, ist
die geringe Tarifbindung im Osten. An der Stelle muss
man ansetzen.

Außerdem brauchen wir endlich einen einheitlichen
gesetzlichen Mindestlohn in Ost und West. Dazu gab es
neulich eine Berechnung des Prognos-Instituts, das ge-
sagt hat, dass der Unterschied zwischen Ost und West er-
heblich reduziert werden würde, wenn man einen Min-
destlohn in Ost und West einführen würde. Deswegen
brauchen wir einen einheitlichen gesetzlichen Mindest-
lohn.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Statt der Hochwertung für alle wollen wir eine grüne
Garantierente, von der diejenigen profitieren, die ein ge-
ringes Einkommen haben, im Westen wie im Osten.


(Iris Gleicke [SPD]: Dafür haben wir die Solidarrente!)


Das ist wichtig; denn ein Verdienst von 1 000 Euro ist
für jemanden im Osten wenig, für jemanden im Westen
aber auch. Die Rente nur im Osten anzuheben, macht
also keinen Sinn. Wir brauchen einen einheitlichen
Schutz vor Altersarmut.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das ist für den Osten in der Tat besonders wichtig;
das zeigen Prognosen zur Rentenentwicklung. In der Tat
geht es den Rentnerinnen und Rentnern im Osten noch
vergleichsweise gut; die Altersarmutsquoten sind im Os-
ten geringer, Herr Gysi, als im Westen.


(Iris Gleicke [SPD]: Noch!)


Das wird sich aber in den nächsten Jahren deutlich än-
dern. Deswegen ist die Garantierente besonders für den
Osten wichtig, als Schutz vor Altersarmut.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: In Ihrer Geschenkverpackung ist nichts drin! Das wissen Sie auch! Das ist nicht belastbar, denn es soll ja nichts kosten!)


Ich komme zum Schluss. Wie gesagt: Wir machen nur
Versprechen, die wir tatsächlich halten können. Wir wol-
len eine armutsfeste Garantierente. Sie schützt vor Ar-
mut, sie ist durchgerechnet, sie ist solide, sie ist umsetz-
bar. Wir werden uns daranmachen, den Schutz vor
Altersarmut damit tatsächlich zu verbessern. Wir wollen
weitere Schritte in Richtung einer Bürgerversicherung

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(C (D ehen und die Selbstständigen in der Rentenversicheng endlich besser absichern. Wir werden die Einheit ei den Renten in Ost und West tatsächlich herstellen, usammen mit den Sozialdemokraten. Wir haben da och einiges zu besprechen – wir stimmen nicht in allen unkten überein –, aber eine Nullnummer in der Rentenolitik, wie sie Schwarz-Gelb in den letzten vier Jahren bgeliefert hat, können wir uns nicht mehr leisten. Desegen braucht es am 22. September, in 86 Tagen, einen olitikwechsel. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725103200

Jetzt hat die Bundesministerin Dr. Ursula von der

eyen das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
rbeit und Soziales:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bin

oh, dass die Vorredner in dieser Debatte deutlich ge-
acht haben – das konnte man im Eingangsstatement

icht so ganz heraushören –, dass die niedrigeren Ein-
ommen im Osten auf das Niveau der Westeinkommen
ngehoben werden. Damit wird in dieser Debatte deut-
ch, dass die Rente – das ist eine Plattitüde; das weiß je-
er – vor allem das Ergebnis von guter Arbeit ist.

Wir haben zurzeit eine Rekordbeschäftigung; wir ha-
en die niedrigste Arbeitslosigkeit seit der Wiederverei-
igung.


(Zuruf von der SPD: Mit Niedriglöhnen! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Wir haben Zeitarbeit, befristete Verträge, Teilzeitjobs!)


ir haben gezeigt, dass wir konsolidieren und Wachs-
msimpulse setzen können. Das Ergebnis dessen ist:
ir hatten nach der Wiedervereinigung Ostrenten mit ei-

em Niveau von 51 Prozent im Vergleich zu dem, was
Westen gezahlt wurde; inzwischen haben wir dank

nseres guten wirtschaftspolitischen Kurses erreicht,
ass die Ostrenten ab 1. Juli ein Niveau von rund 92 Pro-
ent im Vergleich zu den Westrenten erreichen. Das ist
as Ergebnis guter Politik und guter Arbeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das waren vier gute Jahre für Deutschland! – Iris Gleicke [SPD]: Das ist nicht Ihr Verdienst!)


Insofern ist es richtig – danke, Herr Strengmann-
uhn, dass Sie darauf hingewiesen haben –, dass es
7,4 Prozent der heutigen Rentnerinnen und Rentner so
ut geht, dass sie aus eigener Kraft von ihren Altersein-
ommen existenzgesichert leben können.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das ist ja wohl normal!)


as ist heute Tatsache. Wenn man Ihnen zugehört hat,
ann man daran zweifeln. Aber die Lebenswirklichkeit





Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen


(A) )


)(B)

ist, dass 97,4 Prozent der Rentnerinnen und Rentner
heute auskömmliche Alterseinkünfte haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Schon mal was von verdeckter Armut gehört, Frau Ministerin? – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Wie viele beantragen Grundsicherung?)


Die Rentenfinanzen sind stabil, meine Damen und
Herren.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Sie berauschen sich an den Zahlen, und die stimmen nicht!)


Wir haben in den letzten vier Jahren sogar so gut gewirt-
schaftet, dass die Rentengarantie eingehalten wurde – –


(Iris Gleicke [SPD]: Gesundbeten! Vorausschauende Politik ist was anderes!)


– auch wenn Sie schreien. Die Rentengarantie sorgt da-
für, dass die Renten nicht sinken dürfen, selbst wenn die
Löhne sinken.


(Iris Gleicke [SPD]: Das war Franz Müntefering! Nein, es war Olaf Scholz! Jedenfalls einer von uns!)


Wir haben der jungen Generation aber auch versprochen,
dass dieser Vorschuss, der gegeben wird, ausgeglichen
wird. Das haben wir in diesem Jahr geschafft, meine Da-
men und Herren. Auch das ist das Ergebnis guter Arbeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


In der Zukunft wird es Probleme geben; Sie haben das
angesprochen, Herr Strengmann-Kuhn. Wir müssen aber
auch einmal darüber reden, woran das liegt.

Vor zehn Jahren hat Rot-Grün die Rente reformiert.
Sie haben damals gewusst, dass weniger junge Men-
schen nachkommen und dass zugleich die Zahl der Älte-
ren zunehmen wird. Sie haben gewusst – und das einbe-
zogen –, dass wir neben der gesetzlichen Rente als
zusätzliche Altersvorsorge eine private Säule aufbauen
müssen. Sie haben auch gewusst, dass das gesetzliche
Rentenniveau sinken wird. All das war klar, als die Re-
form vor zehn Jahren verabschiedet wurde.

Umso erstaunlicher ist es, dass Rot-Grün jetzt fast al-
les zurückdrehen will. Plötzlich gelten die drei Säulen
nicht mehr als Renteneinheit. Die SPD will die Rente
mit 67 abschaffen,


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer sagt das? – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das stimmt nicht! Die SPD hält an der Rente erst ab 67 fest!)


die sie selber in der Großen Koalition durch Franz
Müntefering eingeführt hat. Er war der letzte Sozialde-
mokrat, der noch wusste, was Generationengerechtigkeit
ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Sie haben den Menschen vor zehn Jahren allerdings icht gesagt, dass Ihre Rentenreform unweigerlich so anelegt ist, dass sich dann, wenn das Rentenniveau sinkt nd der Niedriglohnsektor durch die Agenda 2010 auseweitet wird, eine riesige Gerechtigkeitslücke für die eringverdiener auftut. Das muss man den Menschen ber sagen. Vor zehn Jahren haben Sie das verschwieen. Auch am Anfang dieser Legislaturperiode haben ie noch versucht, das zu vertuschen. Aber inzwischen t klar, dass wir heute die Weichen anders stellen müs en, damit Geringverdiener in Zukunft aus ihrer Arbeit, enn sie jahrzehntelang eingezahlt haben, eine Rente us der Rentenkasse beziehen können und nicht zum Soialamt müssen. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deswegen machen wir demnächst die grüne Garantierente! – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Dann müssen Sie das Rentenniveau wieder anheben!)


Wir haben die Lebensleistungsrente vorgeschlagen.
as heißt, dass die Renten derjenigen, die jahrzehnte-
ng eingezahlt haben, bis zu 850 Euro aufgewertet wer-
en können, und auch die Kindererziehungszeiten und
flegezeiten werden besonders berücksichtigt.


(Iris Gleicke [SPD]: Für den Osten auch? – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo sind denn die Gesetzentwürfe? Wo sind denn die Konzepte! Es gibt keine Konzepte! Sie reden nur! Sie sind aber die Regierung!)


amit erhält jeder, der alles richtig gemacht hat, seine
ente aus der Rentenkasse und nicht vom Sozialamt.
as ist unser Konzept.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Die sind im Osten geringer als im Westen!)


Es ist interessant, dass Sie jetzt so schreien.


(Burkhard Lischka [SPD]: Reden Sie einmal über Ihren Koalitionsvertrag!)


Offensichtlich ist das Konzept der Lebensleistungs-
nte so überzeugend,


(Lachen bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Selbst die FDP betreten schweigt! – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Da guckt noch nicht einmal die FDP überzeugt!)


ass die Grünen ihr Konzept einer Zuschussrente Wort
r Wort davon abgeschrieben haben.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Was, Herr Strengmann-Kuhn?)


ie haben lediglich ein paar Schleifen darum gemacht
nd dem Konzept einen neuen Namen gegeben; Sie nen-
en es jetzt Garantierente.





Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen


(A) )


)(B)


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh, jetzt wird es aber ganz falsch! Die Garantierente gab es schon im letzten Wahlprogramm! Wenn jemand abgeschrieben hat, dann waren Sie das!)


Die Rente wird auf 850 Euro aufgewertet. Das haben Sie
bei uns abgeschrieben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben doch sogar darüber nachgedacht, die „Garantierente“ zu nennen, und haben festgestellt, die gibt es schon!)


Ich finde es spannend, dass sich die Grünen etwas
verschämt winden. Sie merken an dem Geschrei: Der ge-
troffene Hund bellt. Offensichtlich sitzt das, was ich
sage.


(Beifall bei der CDU/CSU – Christian Lange [Backnang] [SPD]: So wie Ihre Kabinettskollegen abschreiben, so die ganze Regierung! – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stand bei uns schon im Wahlprogramm drin!)


– Ja, wir sind Ihnen auf die Schliche gekommen. Sie ha-
ben nicht nur abgeschrieben. Das nennt man Plagiat,
wenn man einfach einen neuen Titel darübersetzt.

Die Grünen haben zudem gehofft, dass keiner merkt,
dass sie das Wort „Beitragsjahre“ durch das Wort „Versi-
cherungsjahre“ ersetzen. Bei den Grünen bekommt man
nach 30 Versicherungsjahren eine Garantierente. Was
hat das zur Folge? Wenn jemand ein paar Jahre im Job
war, zum Beispiel ein Langzeitstudent, der nebenher ei-
nen kleinen sozialversicherungspflichtigen Job hatte, be-
kommt er nach dem Konzept der Grünen am Ende die
gleiche lebenslange Garantierente wie eine Floristin, die
40 Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt hat. Das ent-
wertet Arbeit.

Im Übrigen verteilen Sie das Geld mit einer großen
Gießkanne.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Frau von der Leyen, das sind netto 50 Euro Unterschied bei den Grünen! Mehr ist das nicht!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725103300

Frau Kollegin von der Leyen, gestatten Sie eine Zwi-

schenfrage?

Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
Arbeit und Soziales:

Nein, ich mache jetzt weiter.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau, das ist das! Sie trauen sich nicht! – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Austeilen, aber nicht einstecken können!)


– Das wollen Sie nämlich nicht hören. – Weil Sie das
Geld mit einer großen Gießkanne verteilen, kostet Ihr

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(C (D onzept 15 Milliarden Euro. Sie haben vorhin gesagt: ir werden nichts versprechen, was wir nicht halten und ezahlen können. Die 15 Milliarden Euro sind Sie uns in rer Rechnung schuldig geblieben. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch völlig aus der Luft gegriffen! Aber mit Zahlen können Sie eh nicht umgehen!)


Die SPD ist mit ihrem Konzept der Solidarrente ver-
ünftiger. Es ist unserem Konzept ähnlich: Mindestent-
eltpunkte und dann obendrauf abgestimmt etwas von
er Zuschussrente. Sie nennen das jetzt Solidarrente.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das haben Sie von uns abgeschrieben! Die solidarische Mindestrente gab es zuerst!)


Okay, dann haben sie es bei den Linken abgeschrieben
nd dann die Zuschussrente obendrauf gepackt.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was ich bei der SPD nicht verstehe, ist, dass sie das
eld mit der Gießkanne verteilt. Durch Ihr Konzept wird
der auf 850 Euro aufgewertet, egal wie hoch das Al-
rseinkommen ist. Das heißt, Sie geben einem Vermö-
enden,


(Iris Gleicke [SPD]: Quatsch!)


er ganz elegant von den Zinsen seines Vermögens leben
ann, genau die gleiche Solidarrente wie dem Facharbei-
r, der sich diese erst mühsam erarbeiten musste. Wir
issen, dass die SPD sehr gerne umverteilt, aber dieses
al haben Sie sich offenbar in der Richtung geirrt: Das
t eine Umverteilung von unten nach oben. Das machen
ir nicht mit.


(Beifall bei der CDU/CSU – Iris Gleicke [SPD]: Das ist doch gequirlter Unsinn! Vokaldiarrhoe ist das, was Sie erzählen!)


Deshalb ist unser Konzept richtig. Wir sagen: Lebens-
istungsrente ja, aber mit Maß. Nur bei denjenigen, die
ach jahrzehntelanger Einzahlung wirklich ein nichtaus-
ichendes Alterseinkommen haben, wollen wir die
ente aufwerten.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Können Sie mal wieder zum Thema Ostrenten reden, Frau Ministerin? Thema verfehlt!)


ir haben insbesondere die Frauen im Blick. Wir wollen
indererziehungs- und Pflegeleistungen aufwerten. Des-
alb lauten unsere Ziele – das ist der Dreiklang –: Wir
ollen die lebenslange Leistung würdigen,


(Iris Gleicke [SPD]: Nur nicht für Ostdeutsche! Was machen Sie? – Dagmar Ziegler [SPD]: Ostrenten! – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das ist eine Wahlkampfrede!)


ir wollen mehr Rentengerechtigkeit für Frauen schaf-
n, und wir halten den Grundsatz der Generationenge-
chtigkeit hoch.





Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen


(A) )


)(B)


(Iris Gleicke [SPD]: Nur nicht für Ostdeutsche! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Und was machen Sie? Nichts!)


Vielen Dank.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Iris Gleicke [SPD]: Wenn es noch einer Illustration bedurfte für die Unfähigkeit dieser Regierung, was die Ost-West-Angleichung angeht, dann war es diese Rede!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725103400

Ich bitte um etwas Mäßigung.


(Zuruf der Abg. Iris Gleicke [SPD])


Es hat immer der jeweilige Redner das Wort. Frau
Gleicke, Sie hatten schon das Wort.


(Iris Gleicke [SPD]: Ja, aber ich habe zum Thema gesprochen, Herr Präsident! – Beifall bei Abgeordneten der SPD)


– Ja, das sagen andere auch.


(Iris Gleicke [SPD]: Ich habe offensichtlich auch Ahnung davon!)


Das ist immer eine Sache des individuellen Eindrucks.

Mir liegen zwei Bitten um Genehmigung einer Kurz-
intervention vor, und zwar des Kollegen Anton Schaaf
und des Kollegen Strengmann-Kuhn.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Wenn dann die beiden Kollegen auch noch heute Abend um 18 Uhr da sind!)


Ich schlage vor, dass Sie Ihre Kurzinterventionen nach-
einander abgeben und dann die Ministerin die Chance
hat, zu antworten. – Bitte schön, Herr Schaaf.


Anton Schaaf (SPD):
Rede ID: ID1725103500

Vielen Dank, Herr Präsident. – Ich wollte mich ur-

sprünglich nicht mehr zu Wort melden, aber dieser Wort-
beitrag der Ministerin lässt mir letzten Endes keine
Wahl.

Frau Ministerin, Sie haben es in Ihrer achtminütigen
Rede vermieden, auch nur einmal über die vorliegenden
Anträge zu reden.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich finde es ja bemerkenswert, dass Sie sich mit den
Rentenkonzepten der Oppositionsfraktionen auseinan-
dersetzen; aber das liegt wahrscheinlich daran, dass Sie
überhaupt keins haben, Frau Ministerin.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich hätte gerne von Ihnen eine konkrete Antwort zum
Thema Ost-West-Angleichung gehabt. Sie haben vor
vier Jahren mit Ihrem damaligen Versprechen Stimmen
in Ostdeutschland gewonnen. Sagen Sie den Menschen
jetzt: Wir werden es nicht machen. Dann können die

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(C (D enschen das am 22. September bei ihrer Entscheidung erücksichtigen. Sie haben zu diesem Thema kein Wort esagt, Frau Ministerin. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725103600

Herr Strengmann-Kuhn, bitte.


(BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN)

Frau Ministerin, das eine ist, dass Sie nichts über Ihre

onzepte, die nach wie vor nicht vorliegen, gesagt ha-
en. Ihr Wahlprogramm enthält nur ein paar Wunschad-
ssen; ansonsten ist da nichts. Die Angleichung wird
ieder nicht stattfinden. Das andere ist, dass Sie sich
ierhinstellen und falsche Behauptungen machen.


(Iris Gleicke [SPD]: Ja!)


as geht überhaupt nicht. Das ist eine Unverschämtheit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Wir haben unser Konzept der Garantierente im Rah-
en eines wissenschaftlichen Gutachtens durchrechnen
ssen. Der Steuerzuschuss zur Finanzierung der Garan-
erente, die wir als Schutz der Neurentnerinnen und
eurentner vor Altersarmut vorsehen, beträgt im ersten

ahr 270 Millionen Euro. Die Summe wächst dann lang-
am auf. Nach drei Jahren beträgt der Steuerzuschuss
00 Millionen Euro. Wir haben das bis zum Jahr 2030
urchrechnen lassen. Für das Jahr 2030 kämen wir,
enn wir sonst keine Gegenmaßnahmen ergreifen wür-
en, auf 5 Milliarden Euro und nicht auf 15 Milliar-
en Euro.

Natürlich müssen wir präventiv diverse Maßnahmen
egen Altersarmut ergreifen. Auch diesbezüglich haben
ie nichts gemacht. Es geht um den Mindestlohn, um
essere Erwerbsbeteiligungsmöglichkeiten, um Equal
ay bei der Leiharbeit und vieles andere mehr im Be-
ich des Arbeitsmarktes. Die Zeit reicht nicht, jetzt alle
unkte anzusprechen. Das heißt, wir werden im Jahr
030 bei deutlich weniger als 5 Milliarden Euro landen.

Wichtig ist, dass man jetzt schnell etwas unternimmt,
eil es zunehmend mehr Altersarmut gibt. Schauen Sie
Ihren eigenen Armuts- und Reichtumsbericht. Wir ha-

en ein Konzept, das finanzierbar ist, mit entsprechen-
en Vorschlägen zur Gegenfinanzierung unterbreitet.
uch diesbezüglich haben Sie nichts vorzuweisen.

Bitte vermeiden Sie in Zukunft, irgendwelche Un-
ahrheiten über unser Konzept zu erzählen. Legen Sie

elber einmal etwas vor.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725103700

Frau Kollegin von der Leyen, bitte.






(A) )


)(B)

Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
Arbeit und Soziales:

Vielen Dank. – Zunächst einmal zu Herrn Schaaf. In-
teressant ist, sich einmal Folgendes anzuschauen: Be-
reits 2005 stand ebenso wie 2009 eine Passage zur Ost-
West-Angleichung im Koalitionsvertrag.


(Iris Gleicke [SPD]: Das haben Sie damals auch schon prononciert! Ja, ja! Ich erinnere mich!)


Schauen wir einmal, was unterm Strich herausgekom-
men ist; denn das ist entscheidend für die Menschen:
Wir haben es bei der Ost-West-Angleichung geschafft,
dass die Renten im Osten inzwischen bei 92 Prozent des
Westniveaus liegen.


(Iris Gleicke [SPD]: Das ist eine Unverschämtheit! Das ist eine dreiste Lüge! Sie haben gar nichts geschafft! Das war unsere Garantierente!)


Es ist für die Menschen entscheidend, dass wir durch
gute Arbeit und gute Wirtschaft die Ost-West-Anglei-
chung tatsächlich hinbekommen. Sie reden in der Theo-
rie. Keiner von Ihnen hat gesagt, ob Sie die Höherwer-
tung der Osteinkommen wieder abschaffen wollen, also
die Menschen im Osten wieder schlechterstellen wollen.
Für uns ist entscheidend, dass die Menschen im Osten
Arbeit haben, gute Arbeit haben und dass sie dann auch
eine gute Rente haben. Das haben wir mit den 92 Pro-
zent bewiesen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Anette Kramme [SPD]: Das ist eine grobe Lüge!)


Das Zweite. Herr Strengmann-Kuhn, Ihre Falle ist,
dass Sie bei Ihrem Konzept – wie gesagt: bei der Zu-
schussrente abgeschrieben und dann mit einem anderen
Namen versehen –


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Auch das ist falsch!)


„Beitragsjahre“ durch „Versicherungsjahre“ ersetzt ha-
ben. Vielleicht wissen die meisten Menschen nicht, was
das bedeutet. Versicherungsjahre heißt: Es reicht, dass
man in der Rentenkasse ist, auch ohne einen einzigen
Cent einzuzahlen. Wenn man 30 Jahre in der Renten-
kasse war, zum Beispiel weil man während des Studiums
einen sozialversicherungspflichtigen kleinen Job hatte


(Anton Schaaf [SPD]: Dann hat man doch eingezahlt!)


und danach einige Jahre gearbeitet hat,


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist völliger Unsinn! Sie kennen sich mit der Rente überhaupt nicht aus! Völlig unfähig sind Sie!)


wird man nach Ihrem Konzept zum Schluss auf die Ga-
rantierente von 850 Euro aufgewertet. Das macht es so
irrsinnig teuer. Deshalb ist die Rechnung, dass es 2030
nur 5 Milliarden Euro kostet, nicht richtig; es würde
deutlich mehr kosten.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo haben Sie die Zahlen her? Sie behaupten das einfach!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725103800

Das Wort hat jetzt die Kollegin Sonja Steffen von der

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Sonja Steffen (SPD):
Rede ID: ID1725103900

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Zurück zum
hema.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des Abg. Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Tatsächlich findet sich der Vorsatz, ein einheitliches
entenrecht für Ost und West hinzubekommen, bereits

chwarz auf weiß in Ihrem Koalitionsvertrag, meine Kol-
ginnen und Kollegen von der Regierungskoalition, und

war nicht für irgendwann, sondern für diese nun zu
nde gehende Wahlperiode. Frau Michalk, ich glaube,
ie haben den Koalitionsvertrag nicht gelesen. Ich muss
n deshalb noch einmal zitieren; Herr Strengmann-Kuhn

at es ja schon getan. Dort steht wörtlich auf Seite 84:

Wir führen in dieser Legislaturperiode ein einheitli-
ches Rentensystem in Ost und West ein.


(Iris Gleicke [SPD]: So ist es!)


icht Prüfungsauftrag, sondern Einführung.


(Maria Michalk [CDU/CSU]: Sie wissen, dass wir eine Arbeitsgruppe eingesetzt haben!)


uf dieses Versprechen haben sich die Menschen im Os-
n tatsächlich verlassen. Heute sind sie ernüchtert und
erden daher auch Ihre jetzigen Wahlversprechen als
as einordnen, was sie sind: Wahlbetrug mit Ansage.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


uch ich bin sicher: Die Quittung für diesen Wahlbetrug
erden Sie durch die Wahlentscheidung am 22. Septem-
er erhalten.

Übrigens, Herr Kolb, ich habe gelesen, dass Sie kürz-
ch gesagt haben, es sei „wirklich ärgerlich“, dass die
st-West-Angleichung nicht umgesetzt worden sei.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ja!)


h habe mich gefragt: Warum sagt ausgerechnet der
ntenpolitische Sprecher der FDP das?


(Iris Gleicke [SPD]: Selber machen!)


ie Erklärung ist eigentlich ganz einfach: In einem ein-
eitlichen Rentenrecht würde die Anpassung in Ost- und
estdeutschland im Juli 2013 gleich ausfallen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ja!)






Sonja Steffen


(A) )


)(B)

Der zu erwartende Unmut darüber, dass die 4 Millionen
Ostrentner im Juli eine Rentenerhöhung von 3,29 Pro-
zent erhalten werden und damit über 3 Prozent mehr als
ihre 16,6 Millionen Altersgenossen im Westen, wäre Ih-
nen, den schwarz-gelben Wahlkämpfern, dann erspart
geblieben.

Die unterschiedliche Erhöhung der Anpassungssätze
in Ost und West ist einem Normalsterblichen tatsächlich
nicht zu erklären. Ich habe viel Verwandtschaft im Wes-
ten, die überwiegend inzwischen Rentner sind. Ich habe
sie Ostern besucht. Thema Nummer eins war immer,
wenn ich bei ihnen war: Wie kann es sein, dass wir weni-
ger Rentenerhöhung bekommen als ihr im Osten? Ich
habe dann immer geduldig erklärt, dass das alles den ge-
setzlichen Vorgaben entspricht und schlicht die Formeln
für die Berechnung angewandt werden, und zwar richtig.
Es blieben dennoch erhebliche Fragen.

Frau Ministerin von der Leyen, Sie haben sich heute
zu dem Thema der Renten in Ost und West wirklich gar
nicht geäußert.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das ist peinlich!)


Sie haben vorhin erklärt, dass durch die unterschiedli-
chen Erhöhungen der Abstand zwischen den Renten in
Ost und West verringert wird und dass dies Ihr Verdienst
ist. Das ist schlichtweg falsch. Denn es ist ganz einfach
das Ergebnis einer mathematischen Berechnung und der
Lohnentwicklung geschuldet.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Iris Gleicke [SPD]: Kein einziger Lohn-Euro!)


Ihr Abtauchen in der Rentenpolitik führt dazu, dass
die Menschen in Ost und West sich weiterhin voneinan-
der abgrenzen. So wächst nicht zusammen, was zusam-
mengehört.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Damit schüren Sie nur Unmut und Ungerechtigkeits-
empfinden in Ost und West. Zwei Jahrzehnte nach der
Einheit ist es längst überfällig, dass in ganz Deutschland
endlich gleiche Renten gezahlt werden.


(Beifall der Abg. Dr. Marlies Volkmer [SPD])


Eine Bundesregierung mit uns an der Spitze wird die
Angleichung der Renten herbeiführen und sich nicht
wegducken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben in den letzten vier Jahren bei dieser Frage
nicht geschlafen.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Doch! – Gegenruf der Abg. Iris Gleicke [SPD]: Ach, Herr Weiß!)


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(C (D h freue mich, dass wir in der SPD-Landesgruppe Ost Zusammenarbeit mit der stellvertretenden Parteivor itzenden Manuela Schwesig – auch Iris Gleicke haben ir da sehr viel zu verdanken – die Angleichung in unsem Regierungsprogramm verankert haben. Ein ähnli hes Engagement hätte ich mir übrigens auch von den DU-Abgeordneten aus dem Osten gewünscht. Kein under, dass heute nicht einmal jemand von Ihnen zu iesem Thema spricht. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Matthias Zimmer [CDU/ CSU]: Doch, Frau Michalk! – Gegenruf des Abg. Anton Schaaf [SPD]: Aber zum Thema Rente hat sie doch nicht gesprochen!)


Unser Konzept – Frau Gleicke hat es vorhin schon
underbar erklärt – wird damit einhergehen, dass wir so

chnell wie möglich Ordnung auf dem Arbeitsmarkt
chaffen werden, und zwar so, dass die Menschen von
rer Arbeit leben und ordentliche Rentenbeiträge zahlen

önnen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725104000

Frau Kollegin Steffen, erlauben Sie eine Zwischen-

age der Kollegin Michalk?


Sonja Steffen (SPD):
Rede ID: ID1725104100

Nein. Sie hatten vier Jahre Zeit, uns Fragen zu stellen.

enn Sie welche hatten, dann hätten Sie das machen
önnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Dr. Matthias Zimmer [CDU/CSU]: Souverän ins Fettnäpfchen!)


Kurz zum Antrag der Linken. In der Zielsetzung sind
ir uns einig. Allerdings werden wir für die vollständige
ngleichung nach unserer Berechnung circa 4,5 Milliar-
en Euro in die Hand nehmen müssen. Damit stellen
ich Fragen der Finanzierbarkeit und Fragen im Zusam-
enhang mit dem Höherwertungsfaktor, die nur in
tufen solide beantwortet werden können. Deshalb wer-
en wir uns bei der Abstimmung über Ihren Antrag ent-
alten.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Wir haben doch einen Stufenplan! – Gegenruf des Abg. Anton Schaaf [SPD]: Aber einen sehr kurzfristigen, mein Freund!)


Meine Damen und Herren, solide Rentenpolitik geht
icht ohne vernünftige Arbeitsmarktpolitik. In meinem
ahlkreis, der übrigens auch der Wahlkreis der Abge-

rdneten Angela Merkel ist, verdient eine Verkäuferin in
ollzeit – hören Sie gut zu – durchschnittlich 1 300 Euro
rutto; das Gleiche verdient auch ein Kellner. In meinem
ahlkreis haben wir eine Arbeitslosenquote von

4,4 Prozent und eine Aufstockerquote von 15 Prozent.
h erinnere an dieser Stelle daran, dass es auch der
ahlkreis der Abgeordneten Angela Merkel ist.


(Iris Gleicke [SPD]: Hört! Hört! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Eine Schande!)






Sonja Steffen


(A) )


)(B)

Weder aus solch niedrigen Gehältern noch aus Arbeitslo-
sigkeit erwachsen vernünftige Rentenansprüche. Durch
Ihre verfehlte Arbeitsmarktpolitik, gerade und insbeson-
dere im Osten der Republik, und durch Ihre Verweige-
rung eines gesetzlichen Mindestlohnes werden die Men-
schen im Osten in doppelter Hinsicht bestraft: Sie sind
einkommensarm und werden deshalb später altersarm.


(Dr. Matthias Zimmer [CDU/CSU]: Und Sie sind argumentationsarm!)


Wir von der SPD denken Rentenpolitik immer auch
im Zusammenhang mit Arbeitsmarktpolitik. Vernünftige
Rentenpolitik heißt für uns Sozialdemokraten: 850 Euro
Solidarrente für Menschen, die 30 Jahre gearbeitet haben
und ein zu geringes Einkommen hatten.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Brutto oder netto? – Gegenruf des Abg. Dr. Matthias Zimmer [CDU/CSU]: Ach, das sind doch Details! Das wissen die doch selber nicht!)


Vernünftige Rentenpolitik heißt für uns Sozialdemokra-
ten: Diejenigen, die nicht mehr arbeiten können, müssen
durch eine Erwerbsminderungsrente gut abgesichert
werden. Vernünftige Rentenpolitik heißt für uns Sozial-
demokraten: Wer 45 Jahre versichert war, kann mit
63 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen. Und: Vernünf-
tige Rentenpolitik heißt für uns Sozialdemokraten, dass
wir in der nächsten Legislaturperiode unser Versprechen
der Ost-West-Angleichung halten werden.


(Beifall bei der SPD)


Im Gegensatz zu Ihnen von der Regierungskoalition
werden wir die Menschen nicht enttäuschen.


(Dr. Matthias Zimmer [CDU/CSU]: Sie enttäuschen sie doch schon!)


Sie haben versprochen und gebrochen, auch die Abge-
ordnete Angela Merkel.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725104200

Für die FDP-Fraktion hat jetzt der Kollege Johannes

Vogel das Wort.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Johannes Vogel (FDP):
Rede ID: ID1725104300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Nachdem der Abgeordnete Kolb eben insbesondere auf
den Antrag der Linken eingegangen ist, möchte ich mich
vor allem auf den Beitrag des Kollegen Strengmann-
Kuhn beziehen, der das wahrgemacht hat, was er vorhin
auf Twitter angekündigt hat – als ich auf dem Weg hier-
her war und meinen Twitter-Account checkte, konnte ich
das dort schon lesen –, dass er nämlich eine allgemeine
Bilanz der Rentenpolitik der letzten vier Jahre ziehen
und nicht nur zum eigenen Antrag sprechen wolle.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Aha!)


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(C (D h finde, das ist interessant. Über diese Bilanz können ir gerne reden. (Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Ja, dann machen wir das doch!)


Zunächst muss man festhalten – das hat die Ministe-
n eben schon völlig zu Recht gesagt –, dass Alters-
rmut in Deutschland für 98 Prozent der Menschen im
entenalter derzeit glücklicherweise keine Realität ist,
eil sie Gott sei Dank nicht auf die Grundsicherung an-
ewiesen sind. Das ist erst einmal eine gute Nachricht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Wolfgang StrengmannKuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das steht im Armutsund Reichtumsbericht aber ganz anders! – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Schauen Sie doch mal in den Reichtumsund Armutsbericht rein! 14,2 Prozent sind arm!)


Die Frage ist doch – das sage insbesondere ich als
üngerer –: Wie sorgen wir dafür, dass das in Zukunft so
leibt, dass die Altersarmut also auch in Zukunft nicht
der möglichst wenig steigt? Ich fand es interessant,
ass sowohl die Kollegin Steffen als auch Sie, lieber
err Strengmann-Kuhn, eben gesagt haben: Da geht es
icht nur um die Rentenpolitik an sich, sondern vor al-
m auch um den Arbeitsmarkt. – Ich finde es bemer-
enswert, dass Sie das sagen. Wenn ich mir die Lage am
rbeitsmarkt anschaue, kann ich nur sagen: Dann ist es
och eine gute Nachricht, dass wir in Deutschland Re-
ordbeschäftigung haben.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aufstocker!)


s ist doch eine gute Nachricht, dass wir in Deutschland
ie niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in Europa haben.
ei jedem jungen Menschen, der jetzt einen Job findet
was er früher, als Sie regiert haben, nicht konnte –,


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Noch nie gab es bei den Erwerbstätigen eine so hohe Armutsquote!)


inkt das Risiko, im Alter auf Unterstützung angewiesen
u sein. Daher ist die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik
ieser Koalition die beste Grundlage zur Vermeidung
on zukünftiger Altersarmut.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Iris Gleicke [SPD]: Um 800 Millionen Euro haben Sie die Arbeitsmarktmittel für den Osten gekürzt!)


Lieber Herr Strengmann-Kuhn, es ist nicht korrekt,
enn Sie in Ihrem Antrag ständig – kontrafaktisch; ich
eiß nicht, ob wider besseres Wissen oder einfach weil
ie mit Copy and Paste arbeiten – wiederholen, dass die
chere immer weiter auseinandergehe.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagt doch Ihr eigener Armutsund Reichtumsbericht! – Gegenruf des Abg. Johannes Vogel )





(A) )

Dr. Matthias Zimmer [CDU/CSU]: Nein, er
sagt das Gegenteil!)

Auch die Qualität der Arbeit entwickelt sich positiv, und
das nicht nur weil wir in Weiterbildung und Aufstiegs-
perspektiven investieren. Ausweislich der Zahlen nimmt
die Einkommensungleichheit seit 2006 nicht weiter zu.
In den letzten Jahren, unter dieser Koalition, ist der Nie-
driglohnsektor geschrumpft. Das sind doch gute Nach-
richten.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Markus Kurth [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Kommen Sie doch mal zur rentenpolitischen Bilanz! Die wollten Sie doch ziehen!)


Sie sollten die Fakten akzeptieren und nicht das Gegen-
teil behaupten, liebe Kolleginnen und Kollegen. Die
Fakten sind nämlich wichtig für die Rentenpolitik.

Kommen wir zu einem zweiten Punkt, der auch eine
Rolle spielt: Wie verhindern wir, dass sich die Demogra-
fie in Zukunft negativ auswirkt? Da kann ich nur sagen:
Diese Koalition gibt für den Ausbau von Betreuungsein-
richtungen gutes Bundesgeld.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollten doch etwas zur Rentenbilanz sagen! – Silvia Schmidt [Eisleben] [SPD]: Ostrenten!)


Die Koalition hat aber auch wegweisende Reformen auf
den Weg gebracht, zum Beispiel eine Reform der Blue-
card für eine moderne Einwanderungspolitik. Das ist
eine Investition in eine Abmilderung der demografi-
schen Probleme. Auch das ist gute Rentenpolitik, Herr
Strengmann-Kuhn – allemal besser als das, was Sie zu-
stande gebracht haben.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Aber kommen wir konkret zur Rente. Es ist in der Tat
bemerkenswert, wie sich die Kollegen von den Sozial-
demokraten von den eigenen Reformen verabschieden.
Ich nenne da insbesondere die Anhebung des Rentenein-
trittsalters. Selbstverständlich ist diese Anhebung not-
wendig; denn wenn wir alle älter werden und länger fit
bleiben, dann ist es auch richtig, etwas länger zu arbei-
ten. Wer hatte das unter anderem erkannt? Ihr Kollege
Franz Müntefering. Was macht die SPD jetzt? Sie wollen
sich von dieser Reform verabschieden.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Schön wär’s! Wir bleiben bei der Rente ab 65 Jahren! – Iris Gleicke [SPD]: Es wäre trotzdem schön, etwas zur Ost-West-Rentenangleichung zu hören!)


Derselbe Franz Müntefering – ehemaliger Vizekanzler
und Sozialminister – hat dazu klare Worte gefunden. Er
hat mit Blick auf das so hochgelobte Rentenkonzept der
SPD – seiner eigenen Partei – vor einigen Monaten ge-
sagt:

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(C (D Das kann überhaupt nicht funktionieren. Da muss man nicht Mathematik studiert haben, da reicht Grundschule Sauerland. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


in klareres Zeugnis können wir Ihrem Konzept auch
icht ausstellen, liebe Kolleginnen und Kollegen; damit
t alles gesagt.


(Anton Schaaf [SPD]: Wie war das mit der Ost-West-Angleichung?)


Es ist notwendig, dass wir das höhere Renteneintritts-
lter durch flexiblere Übergänge flankieren, lieber
ollege Toni Schaaf. Deswegen werden wir, wenn diese
oalition von den Wählerinnen und Wählern im Herbst
offentlich bestätigt worden ist, als ersten Schritt die Zu-
erdienstgrenzen abschaffen oder sie zumindest senken.
as ist richtig und notwendig.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie hätten das längst machen können! Bei diesem Thema waren Sie sich doch einig! Warum haben Sie das denn nicht gemacht?)


Die Rente steht auf zwei Säulen. Wegen der Demo-
rafie muss in Zukunft neben der Einzahlung in das Ren-
nsystem immer auch private Vorsorge stehen. Daher
üssen und werden wir dafür sorgen, dass klar ist: Wer

ich anstrengt und vorsorgt, der wird mehr haben als die
rundsicherung und mehr als der, der das nicht getan
at. – Dafür werden wir sorgen.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Die FDP hat doch alles verhindert!)


Das Konzept der SPD hält schon einer Überprüfung
urch Kollegen von der eigenen Partei, wie Franz
üntefering, nicht stand. Ihnen, liebe Kolleginnen und
ollegen von den Grünen, ist vorzuwerfen, dass Sie sich
ber die Finanzierung Ihres Konzepts völlig ausschwei-
en.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe eben etwas zur Finanzierung gesagt!)


a steht sinngemäß nur: Das wird dann irgendwie aus
teuermitteln finanziert. – In Zeiten der Euro-Schulden-
rise ist das eine bemerkenswerte Aussage. Da braucht
an doch eine nachhaltige Gegenfinanzierung. Damit
n Sie den Rentnerinnen und Rentnern keinen Gefallen.
as Rentensystem braucht Verlässlichkeit. Wir werden
as mit den beschriebenen Schritten fortsetzen.


(Silvia Schmidt [Eisleben] [SPD]: Ostrenten! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Sie haben nichts getan zur Ost-West-Angleichung! Das ist das Ergebnis von vier Jahren SchwarzGelb! Traurig! Setzen!)


Die letzten vier Jahre waren schon allein wegen der
ituation am Arbeitsmarkt vier gute Jahre für die Rent-
erinnen und Rentner in Deutschland. Deshalb ist die





Johannes Vogel (Lüdenscheid)



(A) )


)(B)

Rentenpolitik auch in Zukunft bei dieser Koalition in
den richtigen Händen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Iris Gleicke [SPD]: Diese Debatte geben wir als Broschüre heraus an alle Ostdeutschen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725104400

Für die Fraktion Die Linke hat jetzt die Kollegin

Dr. Martina Bunge das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Martina Bunge (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725104500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Differenziertheit der Debatte zeigt meines Erachtens ei-
nes: dass die Koalition es hervorragend versteht, um das,
was sie nicht erledigt hat, herumzureden. Andererseits
zeigt die Debatte aber auch, welches Riesenspektrum an
Aufgaben, die im Zusammenhang mit der deutschen
Einheit stehen und seit 23 Jahren nicht erledigt sind,
noch vor uns liegt.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Anträge der Linken verleihen denen eine Stimme,
die hier sonst nie gehört werden. Ich denke beispiels-
weise an die Beschäftigten im Gesundheitssystem, die
darauf vertraut haben, dass sie im Alter eine Würdigung
für ihre schwere und verantwortungsvolle Arbeit erfah-
ren.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Weil ihnen die DDR nichts gegeben hat! Schandhaft, wie ihr die Krankenschwestern in der DDR bezahlt habt! Schändlich war das!)


Ich habe die Kumpel der Braunkohleveredelung Borna/
Espenhain vor Augen. Sie haben diese harte Arbeit in
der Braunkohleveredelung auf sich genommen,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Unter zum Teil menschenverachtenden Bedingungen!)


weil die DDR kaum Steinkohle hatte, aber die Öle, Pa-
raffine und das, was dort sonst noch hergestellt wurde, in
der Wirtschaft und für den Alltag gebraucht wurden. Sie
sind heute krank; viele sind bereits verstorben. Ich finde
es eine Schande, dass die Bundesregierung diesen Men-
schen keine angemessene Sicherung für das Alter garan-
tiert. 400 bis 500 leben noch.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich denke aber auch an die Balletttänzerinnen und
Balletttänzer. Überall in der Welt gehen sie in etwa im
vierten Lebensjahrzehnt von der Bühne und sind abgesi-
chert. Die „berufsbezogene Zuwendung“ in der DDR
wurde dagegen durch den Einigungsvertrag zum 31. De-
zember 1991 beendet, aber nicht, um ersatzlos gestri-
chen zu werden. Das hat erst jüngst der damalige und
letzte Ministerpräsident der DDR, Lothar de Maizière,
noch einmal bestätigt. Ich finde es eine Schande, dass

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(C (D iese Bundesregierung so über den Willen der letzten olkskammer „hinwegwischt“. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Unerträglich finde ich es auch, dass die Bundesregie-
ng nichts für diejenigen tut, die geflüchtet sind oder

usgewiesen wurden – darüber wurde bereits gespro-
hen –, und hier untätig bleibt, obwohl wir heute vor ge-
au einem Jahr eine entsprechende Petition angenom-
en haben, nach der die Regierung diese Situation

erändern soll. Heute könnten wir diesen Auftrag mit ei-
er Sofortabstimmung bekräftigen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich bin froh, dass inzwischen alle Oppositionsfraktio-
en hier in diesem Hause aktiv geworden sind. Leider
at das Tätigwerden in den elf Jahren Regierungszeit der
PD nicht geklappt. Ich sehe das auch bei Ihnen, Herr
olb. In der letzten Legislaturperiode, als Sie noch in
er Opposition waren, haben Sie einen Antrag einge-
racht, der fast alle Probleme beschrieb, die die Linke
ier immer vorträgt. Sie hatten eine tolle Lösung: Es
uss nachversichert werden. – Das geht zwar nicht,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das geht gut! Das ist das beste System zur Vermeidung von Ungerechtigkeit!)


ber Sie hatten immerhin die Probleme eingestanden.
etzt sagen Sie nichts mehr dazu.

Das Einbringen der Anträge zeigt, dass hier ein ge-
einsamer Wille besteht. Ich bin allerdings skeptisch,

b das wohlklingende Rentenüberleitungsabschlussge-
etz, das die SPD fordert, wirklich sozialen Frieden brin-
en wird. Sie wollen mit dem Härtefallfonds vermeiden,
ass die Betroffenen in die Grundsicherung „rutschen“.
amit wird aber kein sozialer Friede


(Iris Gleicke [SPD]: Das wollen wir doch erst definieren in einer Arbeitsgruppe!)


wischen den Ingenieuren, den Professorinnen und Pro-
ssoren und den Eisenbahnern in Ost und West herge-

tellt. Hier geht es nämlich nicht nur um die Vermeidung
es Abrutschens in die Grundsicherung.

Sie sprechen von sozialen Härten und davon, dass in
er Vermeidung der Schlüssel liege.


(Iris Gleicke [SPD]: Deshalb heißt er auch Härtefallfonds!)


h denke, das wird nicht reichen. Auch der Missbrauch
es Rentenrechts als politisches Strafrecht wird damit
icht abgeschafft. Das alles sind Aufgaben, die meines
rachtens zur Erledigung anstehen.

Wir sehen, ein riesiger Berg von Aufgaben, die in der
ächsten Legislaturperiode zu erledigen sind, liegt vor
ns. Dazwischen erfolgen am 22. September 2013 die
ahlen. Wir alle wissen nicht genau, wie es ausgehen
ird, und so weiß auch ich nicht genau, ob ich hier noch

inmal sprechen kann. Ich möchte Ihnen und vor allen





Dr. Martina Bunge


(A) )


)(B)

Dingen auch allen, die zuhören, deshalb sagen: Solange
ich denken kann, solange mein Herz schlägt, werde ich
für Gerechtigkeit in Sachen Rentenüberleitung kämpfen.
Die Lebensleistung Ost muss anerkannt werden!


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725104600

Für die CDU/CSU-Fraktion hat jetzt der Kollege

Peter Weiß das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1725104700

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Es ist verständlich, dass sich vor allen Dingen die Oppo-
sition in der letzten Rentendebatte des Deutschen Bun-
destages vor einer Bundestagswahl noch einmal gut auf-
stellen will.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das haben wir ja auch geschafft! – Iris Gleicke [SPD]: Sie haben damit Mühe! Das ist wahr!)


Aber, verehrte Kolleginnen und Kollegen, alle Probleme
aus der Rentenüberleitung aus dem Jahr 1990, die uns
beschäftigen, und auch die Frage „Wie behandeln wir
diejenigen, die von der DDR auf schändliche Art und
Weise ausgebürgert wurden und in den Westen kamen?“,
liegen seit 1990 auf dem Tisch. Diese Menschen haben
wir nach der Wiedervereinigung in das gesamtdeutsche
Rentenrecht aufgenommen; zuvor wurden sie nach
Fremdrentenrecht behandelt, weil die Bundesrepublik
Deutschland aus der Rentenkasse der DDR nichts be-
kommen hat.

Das gilt auch für die Frage: Wie schafft man die Ren-
tenangleichung Ost-West? Acht Jahre nach der Wieder-
vereinigung, im Jahr 1998, hat Rot-Grün im Bund Re-
gierungsverantwortung übernommen. Seit dieser Zeit
hat elf Jahre lang ein Sozialdemokrat oder eine Sozialde-
mokratin die Regierungsverantwortung für die Renten-
politik in Deutschland getragen. In diesen elf Jahren ist
kein einziges der Probleme, die wir heute auflisten, von
Ihnen gelöst worden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Es ist wirklich unehrlich, wenn diejenigen, die elf Jahre
Zeit gehabt hätten, ebendiese Probleme zu lösen, jetzt,
wo sie in der Opposition sind, vor einer Bundestagswahl
plötzlich erzählen: Wir hätten es gemacht. – Nein, Sie
hätten es nicht gemacht. Sie hätten elf Jahre Zeit dafür
gehabt. Es ist also unehrlich, was Sie hier heute vortra-
gen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Unehrlich! Pfui!)


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(C (D Übrigens, was die Rentenangleichung Ost-West anbengt: Rot-Grün hat in den sieben Jahren seiner Regiengszeit zweimal per Gesetz den Rentnerinnen und entnern in Ost und West eine Nullrunde verordnet, prich: die Rentenangleichung Ost-West zum Stillstand ebracht. Wir haben die Rentenangleichung Ost-West ieder vorwärtsgebracht; das ist der Unterschied. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Iris Gleicke [SPD]: Weil die Löhne nicht gestiegen sind! Unsinn!)


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Zu Recht ist darauf hingewiesen worden: Bei der
iedervereinigung 1990 betrug der Rentenwert Ost ge-
de 40 Prozent des Rentenwerts West. Vollkommen
chtig: Die Rentenformel ist von zentraler Bedeutung.
ber was ist die Grundlage der Rentenformel? Die Lohn-

ntwicklung! Durch die gute Lohnentwicklung haben
ir es geschafft, dass ab Montag, 1. Juli dieses Jahres,
er Rentenwert Ost endlich auf 92 Prozent des Renten-
erts West ansteigt. Das ist ein großer Erfolg für die
entnerinnen und Rentner im Osten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Iris Gleicke [SPD]: Aber nicht Ihr Verdienst!)


Zu Recht sagen die Rentnerinnen und Rentner im Os-
n: Aber da fehlen ja noch 8 Prozent. – Dies veranlasst
ich, hier auf etwas hinzuweisen, was hier noch nie-
and in Zahlen vorgetragen hat, nämlich die Höherwer-
ng der Gehälter im Osten auf dem Rentenkonto, nicht

uf dem Girokonto. Diese Höherwertung liegt bei
7 Prozent. Wenn jemand im Osten in diesem Monat ein
ehalt von 1 000 Euro bekommt, dann wird sein Ren-
nkonto so gestellt, als hätte er in Wahrheit
176,70 Euro verdient. Das ist die Höherwertung.


(Iris Gleicke [SPD]: Es geht um den Rentenpunkt!)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn man
in einheitliches Rentenrecht in Ost und West will – wir
ls Union wollen das; die FDP genauso –,


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Dann macht es doch!)


ann muss man in dem Moment, in dem in Ost und West
as Rentenniveau gleich ist, wenn es also im Osten an-
tatt bei 92 Prozent bei 100 Prozent liegt, diese Höher-
ertung abschaffen; denn der Grund für ihre Einführung
ar ja das uneinheitliche Lohnniveau.

Das zeigt: Man kann eine Rentenangleichung Ost-
est nur durchführen, wenn man die Ostrenten den
estrenten schrittweise angleicht und die Höherwertung

eendet. Wenn man das mit einem Schlag, jetzt sofort,
acht, bedeutet das aber, dass man viele Rentnerinnen

nd Rentner im Osten schlechterstellt. Das wollen wir
icht. Wir wollen die Rentner im Osten nicht schlechter-
tellen, wir wollen sie besserstellen. Das ist der Unter-
chied.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725104800

Herr Kollege Weiß, erlauben Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Birkwald?


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1725104900

Okay.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725105000

Bitte schön, Herr Birkwald.


Matthias W. Birkwald (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725105100

Vielen Dank, Herr Präsident. Vielen Dank, Herr

Weiß, dass Sie die Frage zulassen. – Herr Weiß, Sie ha-
ben gerade gesagt. Wenn einer im Osten und einer im
Westen 1 000 Euro verdienen würde, dann würde derje-
nige im Osten eine höhere Rente erhalten. Das ist nur die
halbe Wahrheit.


(Iris Gleicke [SPD]: So ist es!)


Wahr ist, dass die Einkommen im Osten im Durch-
schnitt immer noch 20 Prozent unter denen im Westen
liegen. Wenn Sie jetzt die Hochwertung abschaffen,
dann hat das zum Ergebnis – auch wenn Sie den Renten-
wert angleichen –, dass diejenigen im Osten, die diesel-
ben Jobs wie diejenigen im Westen machen, am Ende
eine geringere Rente als die im Westen haben.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Anton Schaaf [SPD]: Genau so ist es!)


Ein Beispiel: Nehmen Sie zwei Floristinnen, die in
Teilzeit arbeiten, damit wir auf 1 000 Euro Verdienst im
Westen kommen. Die Floristin im Osten bekommt keine
1 000 Euro, sondern 750 oder 800 Euro.


(Iris Gleicke [SPD]: Richtig!)


Die Hochwertung dient dazu, dass auf dem Rentenkonto
beide Floristinnen denselben Wert vorfinden.


(Iris Gleicke [SPD]: So ist das!)


Aber nur wenn bei der Auszahlung der gleiche Renten-
wert steht, dann haben die beiden auch hinterher die-
selbe Rente.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Fakt ist doch derzeit noch: Wenn jemand im Osten
45 Jahre gearbeitet und immer den Durchschnittslohn
verdient hat und wenn jemand im Westen 45 Jahre gear-
beitet und immer den Durchschnittslohn verdient hat und
diese beiden am selben Tag in Rente gehen, dann hat der
Mann oder die Frau aus dem Osten immer noch
108 Euro weniger Rente als der Mann oder die Frau aus
dem Westen. Diese Ungerechtigkeit muss beseitigt wer-
den. Deshalb haben wir einen entsprechenden Vorschlag
gemacht. Was sagen Sie dazu?

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der LINKEN und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Endlich mal jemand, der die Wahrheit sagt!)


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(C (D Herr Kollege Birkwald, ich komme aus Baden-Würt mberg. (Zuruf von der SPD: Das wissen wir! – Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Wir haben doch nichts gegen Minderheiten!)

Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1725105200

ier im Bundestag sitzen Kolleginnen und Kollegen aus
chleswig-Holstein. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
ehmer in Schleswig-Holstein, die auch fleißig sind, ha-
en einen Durchschnittsverdienst in Höhe von nur
5 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in
aden-Württemberg.


(Iris Gleicke [SPD]: Und wo liegen sie im bundesrepublikanischen Durchschnitt?)


ber es gibt im westdeutschen Rentenrecht keine Me-
ode, um diesen Unterschied bei der Rente auszuglei-

hen. Wenn wir Ihrem Beispiel folgen würden, müssten
ir für alle Bundesländer ein solches System einführen.

Ich spreche mich nicht gegen eine Höherwertung aus.
ie ist wegen des unterschiedlichen Lohnniveaus in Ost
nd West gerechtfertigt. Aber das, was Sie vorschlagen,
hrt in Wahrheit gar nicht zu einem einheitlichen Ren-
nwert in West und Ost. Das, was Sie vortragen, ist Lug
nd Trug. Sie wollen die Spaltung Deutschlands in der
ente beibehalten, indem Sie den Rentenwert in Ost und
est auf das gleiche Niveau heben, aber gleichzeitig im
sten eine Höherwertung der Gehälter auf dem Renten-
onto beibehalten.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Nur so lange, bis sie angeglichen sind!)


as bedeutet doch, dass sich die Lage umkehrt. Plötzlich
ollen die Rentnerinnen und Rentner im Westen weniger
ekommen als die im Osten.


(Widerspruch bei der LINKEN – Iris Gleicke [SPD]: Unglaublich!)


iese neue Spaltung, die die Linke will, machen wir auf
einen Fall mit. Das hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun.


(Iris Gleicke [SPD]: Demagoge! – Weitere Zurufe von der SPD und der LINKEN)


o ist es.


(Beifall bei der CDU/CSU – Anton Schaaf [SPD]: Das ist ein Gegeneinanderausspielen!)


Ich will niemanden gegeneinander ausspielen. Ich sage
ur, wie die Fakten sind.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie sich
on den merkwürdigen Berechnungsmethoden, die ei-
ige vortragen, nicht täuschen.


(Widerspruch bei der SPD und der LINKEN)


ir wollen ein einheitliches Rentenrecht. Wir wollen die
entnerinnen und Rentner im Osten nicht benachteili-
en, wir wollen aber auch keine Benachteiligung der
entnerinnen und Rentner im Westen. Alle Arbeitneh-
erinnen und Arbeitnehmer in Deutschland haben eine

ute Rente verdient.





Peter Weiß (Emmendingen)



(A) )


)(B)


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Aber ihr macht nichts! – Dr. Wolfgang StrengmannKuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Wahlprogramm steht was anderes!)


Wir haben heute leider Menschen mit geringen Ein-
kommen im Osten wie im Westen. Deswegen ist die ei-
gentliche Frage nicht nur eine des gleichen Rentenwerts,
sondern die, ob wir eine Methodik entwickeln, die dazu
führt, dass Menschen mit geringem Einkommen, die ein
Leben lang gearbeitet haben, im Alter eine Rente bezie-
hen, die so hoch ist, dass sie nicht um staatliche Unter-
stützung bitten müssen. Das wollen wir für die Rentne-
rinnen und Rentner und für die Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer, die im Osten wie im Westen wenig ver-
dient haben, verwirklichen. Deswegen wollen wir – das
ist ein zentraler Punkt unseres Wahlprogramms – eine
Aufstockung von Niedrigrenten vornehmen, mit denen
wir den Rentnerinnen und Rentnern signalisieren: Wer
ein Leben lang gearbeitet hat, der muss auch von seiner
Rente leben können. – Das ist unsere Zusage.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Anton Schaaf [SPD]: Und privat vorgesorgt hat! Sonst nicht!)


Nun wird nicht nur heute, sondern sicherlich auch in
den nächsten Wochen im Wahlkampf vieles versprochen
und vieles gesagt. Wenn man eine rentenpolitische Bi-
lanz der acht Jahre Regierungszeit von Angela Merkel
ziehen will,


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Desaströs!)


dann fällt vor allen Dingen eines auf:


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Versprochen – gebrochen!)


Im September 2005 – auch damals war Bundestagswahl;
es war das Ende von Rot-Grün – haben die Rentnerinnen
und Rentner in Deutschland zum ersten Mal eine Rente
auf Pump bekommen. Die Rentenkasse war leer.


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU], an die Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN gewandt: Leer gemacht habt ihr sie!)


Die Rentenversicherung musste beim Finanzminister zu-
sätzliches Geld besorgen, um die Rente ausbezahlen zu
können.

Was ist heute, nach acht Jahren Angela Merkel, der
Fall? Die Rentenkasse ist voll. Sie hat eine Rücklage von
29 Milliarden Euro gebildet. Wir sind in der Lage, die
Rente auszubezahlen, ohne beim Finanzminister anzu-
klopfen. Wir haben auch Geld, um Leistungsverbesse-
rungen durchzuführen.


(Zuruf von der SPD: Dann machen Sie es doch!)


Liebe Rentnerinnen und Rentner, liebe Arbeitneh-
merinnen und Arbeitnehmer in Deutschland, es gibt ei-
nen Gesichtspunkt, nach dem Sie Ihre Wahlentscheidung
treffen sollten: Wer hat die Rente wieder auf eine solide
Basis gestellt? Wer kann wieder mit einer Rücklage in

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(C (D er Rentenkasse operieren, statt die Rente auf Pump ausahlen zu müssen? (Christian Lange [Backnang] [SPD]: Und wer hat Ost und West nicht angeglichen?)


as ist die eigentliche große Leistung der Regierung von
ngela Merkel. Vertrauen Sie Angela Merkel! Das be-
eutet auch eine sichere Rente.


(Widerspruch bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Dann bleiben die Ostrentner und Ostrentnerinnen im Regen stehen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725105300

Das Wort hat jetzt die Kollegin Silvia Schmidt für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Silvia Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1725105400

Sehr verehrter Herr Weiß, ich bin leicht irritiert, da

h eigentlich der Meinung bin, Sie sind ein kluger und
telligenter Mensch. Daher weiß ich nicht, wie ich Ihre
ede interpretieren soll.

Ich möchte Ihnen eines sagen: Die Ostdeutschen
ussten ganz genau, dass die Rentenkasse leer ist. Die
stdeutschen haben in einer friedlichen Revolution ge-
ämpft, und wir konnten uns wiedervereinigen. Die Ost-
eutschen sind dankbar für die Wiedererlangung der
inheit.

Es sind nicht die Menschen, sondern es war der Staat,
er nichts in den Kassen gelassen hat.


(Dr. Matthias Zimmer [CDU/CSU]: Was?)


In den Rentenkassen. Das Geld wurde woanders aus-
egeben, und die Kassen waren leer. Das wissen wir
och. Lesen Sie das im Geschichtsbuch nach!

Es ist bezeichnend, wie lange wir schon über die An-
leichung der Ost- und Westrenten diskutieren. Es ist
icht richtig, was Sie gesagt haben, Herr Weiß: Wir ha-
en uns sehr wohl in unserer Regierungszeit mit den Ei-
enbahnern und Postlern beschäftigt. Wir haben gerade
r diejenigen, die in der Diktatur der DDR verfolgt wur-

en, Verbesserungen herbeigeführt. Es gab auch für sie
ine angemessene Rente. Außerdem haben wir ein Ren-
n-Überleitungsgesetz und ein Anwartschaftsüberfüh-
ngsgesetz mit verfasst.

Es ist also nicht wahr, was Sie gesagt haben. Wir sind
enau wie die Väter der Einheit davon ausgegangen,
ass die Lohnanpassung stattfinden muss, um zu einer
entenangleichung zu kommen. Aber – das ist schon
on jedem Redner hier deutlich gemacht worden – im
sten verdient man 20 Prozent weniger. Ich kann es
icht mehr hören, wenn in diesem Zusammenhang auf
as kleine Saarland oder auf Niedersachsen verwiesen
ird.





Silvia Schmidt (Eisleben)



(A) )


)(B)

Ich nenne Ihnen einige Zahlen, die Sie auch nachlesen
können: 40 Prozent der Vollzeitstellen im Osten liegen
unterhalb der Niedriglohnschwelle. Im Westen sind es
nur 18,7 Prozent. Wir haben die meisten Aufstocker, und
die Langzeitarbeitslosigkeit ist bei uns gefestigt. Wir ha-
ben mit prekären Beschäftigungsverhältnissen zu tun.
Das sollte man nicht vergessen. Insofern bringt es nichts,
über den Lohn der Menschen in Schleswig-Holstein zu
diskutieren. Ich gönne jedem seinen Lohn. Die Gewerk-
schaften müssen überall für entsprechende Tarifab-
schlüsse kämpfen; das ist für mich überhaupt kein
Thema. Aber es kann nicht sein, dass in der Diskussion
die Situation falsch dargestellt wird.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Matthias W. Birkwald [DIE LINKE])


Ich weise ausdrücklich darauf hin: Im Osten verdient
man, wie gesagt, generell weniger. Wir brauchen die Hö-
herwertung. Ich glaube, ich habe den Antrag der Linken
richtig verstanden, dass sie genau wie wir der Meinung
sind: Wenn die Angleichung erfolgt, dann muss auf die
Höherwertung verzichtet werden; es sei denn, wir ma-
chen es in der Weise, dass wir uns für alle Betroffenen in
allen Bundesländern etwas Neues einfallen lassen. So
habe ich das verstanden, und ich denke, dieser Punkt
sollte aufgenommen werden.

Aber wir brauchen doch diese Höherwertungen über
einen längeren Zeitraum, bis tatsächlich eine Lohnan-
gleichung von Ost an West erreicht ist. Ein anderer
Punkt ist: Im Bereich des öffentlichen Dienstes und auch
in anderen Bereichen ist die Angleichung ja schon – da-
rauf weise ich jedes Mal hin; und ich bitte auch darum,
dass noch einmal darüber nachgedacht wird – zu
100 Prozent vollzogen.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Das ist der Punkt!)


In dem Bereich kann man die Höherwertung durchaus
weglassen; aber darauf gehen Sie gar nicht ein. Ich habe
das hier in den Diskussionen immer wieder gesagt; lesen
Sie das in meinen Reden nach!

Nun zu Herrn Bergner, dem Ostbeauftragten.


(Iris Gleicke [SPD]: Wer ist das?)


Ich kann es gar nicht fassen: Sie lächeln das Thema ein-
fach weg.


(Zuruf von der SPD: Ja!)


Ich fasse es einfach nicht! Sie kommen aus Halle, Sach-
sen-Anhalt. Sie wissen doch ganz genau, wie wenig
diese Menschen dort verdienen. Sie wissen, wie schwie-
rig die Situation für die Ostrentner ist.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Wer ist der Mann?)


Vielleicht denken Sie auch immer an die relativ hohen
Renten für die, die im Bergbau gearbeitet haben.

Als ich angefangen habe, im Bundestag über die
Rentner im Osten zu sprechen, gab es noch 5 Millionen

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(C (D strentner. Jetzt sind es noch knapp 4 Millionen. Die osten können also gar nicht so hoch sein. Und wenn ie glauben, dass die Ostrentner besser dastehen als alle nderen, und wenn Sie deshalb nichts tun, dann kann ich ich nur an den Kopf fassen und sagen: Gute Nacht, err Bergner! (Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie haben die Situation in den neuen Bundesländern wie
achsen-Anhalt einfach nicht verstanden. Da geht einem
irklich die Hutschnur hoch! Es reicht wirklich!


(Iris Gleicke [SPD]: Er hat nur gesagt, es ist zu kompliziert!)


Es gibt so viele Problemsituationen in den einzelnen
ereichen; das ist von den Kollegen meiner Fraktion

chon angesprochen worden. Wenn die Kollegen aus den
nderen Fraktionen darüber reden, wie die Rente gene-
ll in Zukunft aussehen soll, dann kann ich nur sagen:
as ist nett gemeint, aber jetzt geht es ganz speziell um
nsere Anträge zu den Renten in Ostdeutschland, in de-
en wir Verbesserungen fordern. Das müssen wir auch

Wahlkampf einfach deutlich machen.

Man kann nicht auf der einen Seite in den Koalitions-
ertrag schreiben, das etwas eingeführt wird, und dann
uf der anderen Seite nichts tun und sich zurücknehmen.
s gibt keine Berechnungen oder Vorschläge von Ihnen
noch nicht einmal in Ihrem Wahlprogramm –, die zei-
en, dass Sie in den nächsten Jahren etwas tun wollen.

Dann frage ich mich mit Blick auf die Kollegen von
er FDP, ob die Einführung der Mütterrente – Herr
ische spricht von Kosten in Höhe von 19 Milliarden
uro; ich weiß nicht, wie das finanziert werden soll –
uch in Ihrem Interesse liegt. Ich denke, wir sollten erst
inmal eine einheitliche Lösung anstreben, wozu wir in
nserem Regierungsprogramm konkrete Vorschläge ge-
acht haben. Das hat Frau Gleicke vorhin auch darge-

tellt.

Ich bin auch etwas enttäuscht – leider ist Frau von der
eyen schon weg –, dass die Ministerin dieses Thema
infach nicht erwähnt bzw. weggeredet hat und jetzt ge-
angen ist.


(Iris Gleicke [SPD]: Das ist bezeichnend! – Zuruf von der SPD: Verkrümelt hat sie sich auch! – Anton Schaaf [SPD]: Zum Thema Rente hatte sie vier Jahr lang nichts zu sagen!)


Das ist wirklich sehr bezeichnend. – Wahrscheinlich
uss man feststellen: Der Osten findet bei der CDU/
SU überhaupt nicht statt.

Aber bald fängt ja der Wahlkampf an. Die Bürgerin-
en und Bürger werden ganz genau hinhören und nach-
agen, wer was machen will. Wir tun etwas. Ich freue
ich darauf. Und beim nächsten Mal: Rot-Grün!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )


)(B)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725105500

Für die FDP-Fraktion hat jetzt der Kollege Pascal

Kober das Wort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Pascal Kober (FDP):
Rede ID: ID1725105600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Lieber Kollege Gysi, wenn Sie ankündigen, dass Sie be-
absichtigen, noch häufiger für den Deutschen Bundestag
zu kandidieren, dann empfinde ich das nicht als Dro-
hung, sondern ich verbinde damit die Hoffnung, dass Sie
vielleicht in einer der nächsten Legislaturperioden – so
Sie denn gewählt werden – doch einige Grundsätze der
sozialen Marktwirtschaft verstehen lernen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zurufe von der LINKEN: Oh!)


Ein Grundsatz ist, dass auch erwirtschaftet werden
muss, was nachher verteilt werden soll. Ihr Modell der
Aufwertung der Ostrenten, das Sie vorschlagen, kostet
zunächst einmal unmittelbar 5 bis 6 Milliarden Euro.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Richtig Geld!)


Der Kollege Heinrich Kolb hat ja schon darauf hinge-
wiesen: Es gibt den erklärten Willen – und dazu gibt es
auch Konzepte –, ein einheitliches Rentensystem Ost
und West zu schaffen. Das kann man für die FDP ein-
deutig festhalten. Was Sie aber vorschlagen, kostet so
viel Geld, dass man das den künftigen Generationen
nicht ohne Weiteres aufbürden kann, ohne gleichzeitig
zu sagen, woher das Geld kommen soll.

In Ihrer Rede haben Sie einen Vorschlag gemacht. Ich
erinnere mich: Sie haben den Produktivitätszuwachs an-
gesprochen und dafür das Beispiel aus der Landwirt-
schaft genommen, wonach heute wesentlich weniger
Landwirte mehr Menschen mit Lebensmitteln versorgen
können. Was Sie aber verschweigen – auch das gehört
mit Blick auf die soziale Marktwirtschaft zur Wahrheit
dazu –, ist, dass Sie in Ihrem gesamtpolitischen Konzept
noch sehr viel mehr Belastungen für die Wirtschaft vor-
sehen:


(Beifall des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


höhere Steuern, höhere Löhne, mehr Leistungen im Ge-
sundheitssystem. Die Unternehmer sollen auch noch In-
vestitionen tätigen, damit sie überhaupt am Markt beste-
hen können. All das soll aus dem Produktivitätszuwachs
finanziert werden.

Diese Rechnung wird am Ende nicht aufgehen. Das
wird Arbeitsplätze kosten. Wenn aber Arbeitsplätze ver-
loren gehen, dann schaffen Sie genau das, was Sie an-
geblich verhindern wollen, nämlich neue Armut und Al-
tersarmut in der Zukunft. Lieber Herr Gysi, das sollten
Sie einmal begreifen. Wir werden nicht nachlassen, Ih-
nen das, wenn Sie dem nächsten Bundestag wieder ange-
hören, zu erklären.


(Beifall bei der FDP)


Lieber Herr Kollege Strengmann-Kuhn, Sie haben
sich an einer Stelle ein Stück weit verraten. Sie haben

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(C (D esagt: Jetzt muss man schnell handeln. – Nein, im Rennrecht darf man nicht schnell handeln, sondern man uss überlegt handeln. uch Sie haben ein Modell vorgelegt und versuchen un, die Wählerinnen und Wähler zu umgarnen, indem ie ihnen vorrechnen: Im ersten Jahr kosten die Maßnahen, die die Grünen vorschlagen, nur 270 Millionen uro. Sie haben weiterhin vorgerechnet, dass diese umme in drei Jahren 800 Millionen Euro betragen ird. Dann aber wird es nebulös. Da heißt es: Im Jahr 030 wird die Summe vielleicht bei 5 Milliarden Euro egen, wenn bestimmte Maßnahmen – zu diesen Maßahmen sagen Sie im Detail nichts – flankierend hinzuommen. Das ist genau die Politik, die wir im Interesse der jüneren Generation beenden müssen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Wolfgang StrengmannKuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo sind denn die Berechnungen in Ihrem Modell? Sie haben doch vier Jahre Zeit gehabt!)


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ist es!)


ir dürfen heute nicht einfach Lasten beschließen, von
enen wir nicht wissen, wie sie sich auf die Zukunft aus-
irken.


(Iris Gleicke [SPD]: Das Modell der Grünen haben wir schon verstanden! Erklären Sie uns einmal Ihres!)


as ist keine seriöse Politik. Wir werden nicht zulassen,
ass Sie diese Politik in der nächsten Legislaturperiode
msetzen.

Wir von der christlich-liberalen Koalition werden in
er nächsten Legislaturperiode weiter regieren. Die ver-
angenen vier Jahre waren gute Jahre für Deutschland.
ie kommenden vier Jahre werden es auch sein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725105700

Für die CDU/CSU-Fraktion hat jetzt der Kollege Max

traubinger das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1725105800

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Die

ebatte dreht sich wieder einmal um die Rente, in die-
em Fall um die Angleichung des Rentenniveaus in Ost
nd West. Aber es liegen auch Anträge zu anderen Punk-
n auf dem Tisch, die die Linksfraktion mit dem Ziel

ingebracht hat, die Situation derjenigen, die treu für das
DR-Regime gearbeitet haben, zu verbessern. Das ist
r besonderes Anliegen, Herr Kollege Gysi.

Wir können in dieser Debatte feststellen: Die großen
ewinner dieser Rentenüberleitung im Rahmen der





Max Straubinger


(A) )


)(B)

Wiedervereinigung sind die Rentnerinnen und Rentner
im Osten Deutschlands.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dieser Punkt ist immer voranzustellen. Das wird auch
nicht bestritten; denn die Renten, die ein Honecker
– auch Sie waren daran beteiligt –


(Iris Gleicke [SPD]: Die CDU auch!)


den Menschen in diesem System geboten hat, haben ga-
rantiert nicht glücklich gemacht. Es ist wichtig, heraus-
zustellen, dass es die Leistung von Kanzler Helmut Kohl
war, der hier zielbewusst eine Verbesserung herbeige-
führt hat. Dafür sind ihm die Menschen dankbar.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der zweite Punkt ist, dass man meines Erachtens in
der Rentenpolitik insgesamt gesehen sehr zielorientiert
und gemeinsam handeln muss. Da stimme ich ausdrück-
lich dem Kollegen Kolb zu, der hierzu schon einiges
ausgeführt hat. Verlässlichkeit war in der westdeutschen
Rentenpolitik immer eine entscheidende Größe. Dieser
Grundsatz wurde aber von der SPD aufgekündigt. 1997/
1998 gab es nämlich Streit um den demografischen Fak-
tor, der seinerzeit von dem damaligen Bundesarbeitsmi-
nister Norbert Blüm richtigerweise eingeführt wurde.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ein peinliches Kapitel für die SPD!)


Die SPD und die Grünen haben dann im Bundeswahl-
kampf 1998 versprochen, diesen Faktor zurückzuneh-
men, was sie dann tatsächlich getan haben. Später hat
dann Kanzler Schröder erkannt, dass dies sein größter
politischer Fehler war. Deswegen hat er den sogenannten
Abschlagsfaktor eingeführt. Das ist die Politik von SPD
und Grünen, die in keiner Weise für ein gutes Rentensys-
tem im Interesse der Rentnerinnen und Rentner in unse-
rem Land steht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In der Rentenversicherung geht es immer auch um die
Finanzen. Alles muss von den Beitragszahlerinnen und
Beitragszahlern bezahlt werden. Die von SPD und Grü-
nen im Jahr 1998 durchgeführte Rentenreform war nicht
gut für die Menschen. Ergebnis dieser Reform war – der
Kollege Weiß hat bereits darauf hingewiesen –, dass im
Dezember 2005 die Renten nur noch mithilfe vorgezoge-
ner Steuerzuschüsse ausgezahlt werden konnten –


(Zuruf des Abg. Dr. Wolfgang StrengmannKuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


– Natürlich war es so, Herr Kollege Strengmann-Kuhn. –
Zusätzlich mussten Beitragszahlungen vorgezogen wer-
den. Es war notwendig, in einem Jahr 13 Beiträge zu er-
heben, um die Rentenkasse und die Sozialkassen auf ein
solides finanzielles Fundament zu stellen.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Sagen Sie doch mal was zur Ostrentenangleichung!)


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(C (D as war das Ergebnis rot-grüner Sozialund Rentenpolik. Man muss den Menschen immer wieder vor Augen hren, dass es unter Angela Merkel und unserer Bun esarbeitsministerin gelungen ist, die Nachhaltigkeitscklage in der gesetzlichen Rentenversicherung auf das ,7-Fache der Monatsausgaben steigen zu lassen. Damit ind die Renten der Rentnerinnen und Rentner in eutschland sicher geworden. as ist das Ergebnis der erfolgreichen Politik, die wir als nion – zuerst vier Jahre gemeinsam mit der SPD und un in besonderer Weise mit der FDP – für die Sichereit der Menschen in unserem Land betreiben. (Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Und wie gleichen Sie die Ostrenten an?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es gibt nun verschiedenste Vorschläge. Genauso wie
inke, SPD und Grüne um das beste Konzept zum Min-
estlohn wetteifern, gibt es mittlerweile auch einen
ettbewerb um das beste Rentenkonzept. Der Kollege
ysi hat verdeutlicht, was ihm letztendlich vorschwebt:

ine Einheitsrente.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Nein! Das ist Unsinn!)


Doch. – Der Kollege Gysi hat dargelegt, dass er prak-
sch alle in die Rentenversicherung, also in die Einheits-
ersicherung, einbeziehen will, unabhängig davon, ob es
ich um Beamte, Selbstständige oder Freiberufler han-
elt. Er will dann alle kräftig einzahlen lassen, aber
leichzeitig das Äquivalenzprinzip aufgeben.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: So ist es! – Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Abflachen!)


Herr Kollege Gysi, Sie haben gesagt, derjenige, der
ehr eingezahlt hat, dürfe ruhig ein bisschen weniger
ente bekommen. Das ist Ihr System. Das hätte eine
inheitsrente in Höhe von rund 1 050 Euro zur Folge,
nd sonst gar nichts.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Nein! Das ist etwas anderes!)


as sind Ihre Vorstellungen, die Sie aus der untergegan-
enen DDR in das wiedervereinigte Deutschland quasi
berführen wollen. So ist es.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Hanebüchener Unsinn ist das!)


as zeigt sehr deutlich: Sie sind rentenpolitische Geis-
rfahrer in diesem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie fahren gar nicht! Sie stehen!)


r Konzept ist garantiert keine gute Grundlage für die
ukunft.

Wir alle sind uns sicherlich darin einig: Von der ge-
etzlichen Rente muss man leben können. Die Rente soll





Max Straubinger


(A) )


)(B)

Leistung für Lebensleistung sein. Aber ich sage auch
ganz bewusst: Leistung für Lebensleistung bedeutet die
Beibehaltung des Äquivalenzprinzips. Dieses Prinzip
wird in eklatanter Weise durch die Vorschläge der Grü-
nen verletzt, wonach jemand nach geringster Beitrags-
zahlung – möglicherweise 35 Jahre Hartz-IV-Bezug –
später eine Rente in Höhe von 850 Euro bekommen soll.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was haben Sie denn für ein Bild von den Menschen in Deutschland?)


Sie setzen Märchen in die Welt. Das ist in keiner Weise
erfüllbar.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das richtet sich vor allen Dingen gegen die Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer, die tagtäglich in der
Früh aufstehen und hart arbeiten, genauso wie es Toni
Schaaf früher als Maurer gemacht hat. Diese werden
später die Gelackmeierten sein; denn sie müssen bei
Aufgabe des Äquivalenzprinzips dieses System quasi al-
leine finanzieren. Deshalb lehnen wir die von Ihnen kon-
zipierten und in den Deutschen Bundestag eingebrachten
Pläne ab. Jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer
in Deutschland merkt, dass sie die Gelackmeierten in un-
serer Gesellschaft sein werden, wenn Ihre Pläne Wirk-
lichkeit werden.

Unter diesem Gesichtspunkt bin ich sehr optimistisch,
dass uns die Bürgerinnen und Bürger am 22. September
wieder das entsprechende Vertrauen aussprechen, denn
sie wissen: Mit der Union und mit der FDP gemeinsam
ist die Rentenpolitik in Deutschland in guten und siche-
ren Händen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: In welchem Teil von Deutschland denn? – Zuruf von der SPD: Das sehen wir anders!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725105900

Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt hat

jetzt das Wort der Kollege Arnold Vaatz von der CDU/
CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1725106000

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Frau Steffen war eben erstaunt darüber, dass
kein ostdeutscher Redner aus der CDU/CSU-Fraktion an
dieser Debatte teilnimmt. Ich weiß gar nicht, ob sie noch
da ist. – Ach ja, da ist sie ja.


(Anton Schaaf [SPD]: Wir haben sie gerade reingeholt!)


Frau Steffen, da Sie in der Eifel geboren sind und die
Geografie Ihrer neuen Heimat vielleicht noch nicht so
richtig kennen, muss ich Ihnen sagen: Frau Kollegin
Michalk und meine Wenigkeit sind beide stolze ostdeut-
sche Volksvertreter; um das einmal klar zu sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Da wir gerade bei Stolz und Dankbarkeit sind, möchte h sagen: Ich bin stolz und dankbar, dass wir zugunsten er ostdeutschen Rentner von den Buchstaben unseres oalitionsvertrages abgewichen sind und eine bessere ösung zustande gekommen ist als die, an die wir gelaubt haben, als wir diesen Vertrag geschlossen haben. as ist eine gute Botschaft für die ostdeutschen Rentner. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Iris Gleicke [SPD]: Was denn für eine Lösung? – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Wo ist denn die Lösung?)


Wir haben heute schon eine Reihe von Beiträgen ge-
ört. Einen möchte ich ins Gedächtnis zurückrufen. Frau
ollegin Michalk hat kurz erwähnt, wie die Mindestren-
n in der DDR gewesen sind.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Aber vergessen, zu sagen, wie hoch die Mieten waren und wie viel die Brötchen gekostet haben!)


ie hat den Betrag 370 Mark – damals Deutsche Noten-
ank – genannt. Genau so war es. Dann kam von Ihnen
er Zwischenruf, dass die Lebenshaltungskosten viel ge-
nger gewesen seien.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Genau!)


etzt sage ich Ihnen einmal etwas zu den Lebenshal-
ngskosten: Ein Liter Benzin kostete 1,35 Mark. Rech-

en Sie das einmal prozentual auf den heutigen Preis
m.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Was kostete denn die Miete?)


in Viertel Kaffee der Marke Mona kostete 10 Mark.
ine Damenstrumpfhose kostete 18 Mark. Meine
amen und Herren, das war das Preisgefüge. Selbstver-

tändlich haben Sie recht, wenn Sie sagen, die Mieten
eien erheblich niedriger gewesen. Auch die Brötchen
aben weniger gekostet.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber die Autos waren teurer – wenn es sie gab!)


Allgemeinen musste man stundenlang anstehen, um
estimmte Artikel zu kriegen. Sie haben während der
anzen Arbeitszeit Schlange gestanden und am Ende
och nichts gekriegt. Das war die Realität.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Silvia Schmidt [Eisleben] [SPD]: Das wissen wir doch!)


Mich verblüfft immer wieder die Chuzpe, mit der die-
nigen, deren Altvorderen diese Katastrophe angerich-
t und hinterlassen haben, jetzt von anderen fordern,
ass sie für die Schäden, die daraus erwachsen sind, auf-
ommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD)


as ist menschlicher Abgrund. Das ist nicht einmal poli-
sches Fehlverhalten.

Kommen wir zu den heutigen Anträgen. Es liegt eine
anze Menge an Anträgen vor. Sie haben fast alle eines





Arnold Vaatz


(A) )


)(B)

gemeinsam: Die Angelegenheit wird fast ausschließlich
aus der Sicht der Anspruchsberechtigten betrachtet. Al-
lerdings haben bei diesen Rentenfragen wohl auch die
Beitragszahler, die die materielle Grundlage schaffen,
noch ein Wort mitzureden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, demzufolge ist es absolut
korrekt, wenn auch Kollegen aus den alten Bundeslän-
dern hierzu ihre Meinung sagen. Denn wir dürfen nicht
vergessen, dass die Rentenbeiträge seit der deutschen
Wiedervereinigung überproportional aus dem Bereich
der alten Bundesländer erbracht worden sind.


(Silvia Schmidt [Eisleben] [SPD]: Das wissen wir doch! Dafür sind wir dankbar!)


Dafür sind wir sehr dankbar. Das ist eine sehr große So-
lidaritätsleistung.


(Iris Gleicke [SPD]: Nun ist aber gut! Die Ostdeutschen zahlen auch seit 23 Jahren ein!)


Das nächte Thema: Fremdrenten. Auch dazu will ich
Stellung nehmen. Ich verstehe, dass es für die bisherigen
Fremdrentenbezieher keine gute Nachricht ist, wenn sie
jetzt in das Rentensystem Ost eingegliedert werden; das
ist richtig. Ich bin mir aber nicht sicher, ob der Fortbe-
stand der dauerhaften Besserstellung derjenigen, die in
die damalige Bundesrepublik Deutschland ausgereist
sind – auf welchem Weg auch immer –, von jedem unbe-
dingt als gerecht empfunden wird. Ich kenne Familien,
bei denen der ältere Bruder in den Westen gegangen und
der jüngere zu Hause geblieben ist. Der ältere Bruder
sagt mir heute, er wolle überhaupt nicht besser gestellt
werden als sein in der DDR verbliebener Bruder. Dieser
hat nämlich ein ganz anderes Schicksal hinter sich. Das
sollte man gegenseitig akzeptieren.

Aus diesem Grunde halte ich es für richtig, dass wir
darauf warten, was das Bundesverfassungsgericht dazu
sagt. Eine entsprechende Klage ist dort anhängig. Dann
werden wir sehen, wie die Dinge ausgehen.


(Iris Gleicke [SPD]: Regierung im Wartestand: bei Schwulen und Lesben, bei den Renten, bei vielen anderen Dingen!)


Herr Birkwald, Sie haben vorhin eine meines Erach-
tens relativ bemerkenswerte Zwischenfrage gestellt. Sie
haben im Grunde genommen das Zustandekommen und
die Wirkungsweise des Rentensystems erläutert. Dazu
möchte ich Folgendes sagen: Sie haben dabei eine klitze-
kleine Sache vergessen; das versuche ich zu ergänzen.
Die ursprüngliche Situation war, dass man die ostdeut-
schen Rentner nach 1990 niemals einfach nach dem
westlichen System hätte bezahlen können; denn dann
hätte man die wesentlich niedrigeren Gehälter, nämlich
die Gehälter, die in Ostdeutschland gezahlt worden sind
– das waren im Vergleich zum Westen 30 Prozent nomi-
nal –, zur Grundlage des Rentenanspruchs machen müs-
sen. Aus diesem Grunde hat man sich entschieden, eine
Höherwertung anzusetzen und die ostdeutschen Anwart-
schaften so zu gestalten, als hätten die Betreffenden in
Westdeutschland gearbeitet und die dadurch entstande-

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(C (D en Rentenansprüche erworben. Dadurch ist eine enorme ochwertung entstanden. Das ist auch vernünftig. (Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Dagegen habe ich auch nichts gesagt!)


Wissen Sie, was in Ostdeutschland passiert wäre,
enn man diese Werte mit dem westdeutschen Renten-
ert multipliziert hätte? Dann wäre Folgendes passiert
ich kann Ihnen die Rechenbeispiele zeigen –: Es hätte
älle gegeben, wo derjenige, der in Rente geht, mehr
eld bekommen hätte als derjenige, der im aktiven Be-
fsleben steht. Meine Damen und Herren, das geht

icht.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Damals! Heute geht es nicht mehr!)


Wir hatten in der DDR bei den Gehältern ein Verhält-
is von 30 zu 100 Prozent. Vergegenwärtigen Sie sich
as einmal. Wir können doch nicht den aktiv Arbeiten-
en zumuten, dass sie weniger verdienen als diejenigen,
ie in Rente gehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


us diesem Grunde war es völlig richtig, dass wir ge-
ennte Rentenwerte eingeführt haben.

Wir haben dann gesagt: Konvergenz im Lohnbereich
ieht Konvergenz im Rentenbereich nach sich. In diesem
ahr ist der Beweis erbracht, dass diese Tendenz anhält.


(Iris Gleicke [SPD]: Quatsch! – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das ist Unsinn!)


diesem Jahr haben wir eine Steigerung der Rente im
esten um 0,25 Prozent und eine Steigerung im Osten

m 3,29 Prozent. Das ist der Faktor 13. Mehr kann man
icht erwarten. Wir sind dankbar für diese hervorra-
ende Entwicklung und hoffen, dass sie anhält.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725106100

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
raktion Die Linke auf Drucksache 17/13453 mit dem
itel „Vertrauensschutz bei Rentenleistungen für alle aus
er DDR Geflüchteten, Abgeschobenen und Ausgereis-
n gewähren“. Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer

timmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Antrag ist mit
en Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stim-
en der Oppositionsfraktionen abgelehnt.

Abstimmung über die Beschlussempfehlung des
usschusses für Arbeit und Soziales auf Druck-

ache 17/13971. Der Ausschuss empfiehlt unter
uchstabe a seiner Beschlussempfehlung die Ableh-
ung des Antrags der Fraktion Die Linke auf Druck-
ache 17/10996 mit dem Titel „Angleichung der Ren-
n in Ostdeutschland auf das Westniveau bis 2016
msetzen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
ng? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Be-

chlussempfehlung ist angenommen mit den Stimmen
er Koalitionsfraktionen und der Fraktion Bündnis 90/





Dr. Hermann Otto Solms


(A) )


)(B)

Die Grünen gegen die Stimmen der Linken bei Enthal-
tung der SPD-Fraktion.

Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Ab-
lehnung des Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
nen auf Drucksache 17/12507 mit dem Titel „Gleiches
Rentenrecht in Ost und West, Rentenüberleitung zum
Abschluss bringen“. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die
Beschlussempfehlung ist angenommen mit den Stimmen
der Koalitionsfraktionen und der SPD-Fraktion bei Ge-
genstimmen der Fraktion Die Grünen und Enthaltung
der Fraktion Die Linke.

Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der
Fraktion Die Linke mit dem Titel „Bund-Länder-Ar-
beitsgruppe zur Korrektur der Überleitung von DDR-Al-
terssicherungen in bundesdeutsches Recht“. Der Aus-
schuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 17/13865, den Antrag der Fraktion Die
Linke auf Drucksache 17/7034 abzulehnen. Wer stimmt
dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Diese Be-
schlussempfehlung ist angenommen mit den Stimmen
der Fraktionen der CDU/CSU, der SPD, der FDP und
der Grünen gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke.

Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD
auf Drucksache 17/13963 mit dem Titel „Stufenplan zur
Angleichung des Rentensystems in Ost und West jetzt
auf den Weg bringen“. Wer stimmt für diesen Antrag? –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Antrag ist abge-
lehnt mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der
Grünen gegen die Stimmen der SPD und bei Enthaltung
der Fraktion Die Linke.

Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Arbeit und Soziales auf Drucksache 17/8956.
Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner Be-
schlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Frak-
tion der SPD auf Drucksache 17/6486 mit dem Titel
„Einsetzung einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Vor-
bereitung eines ‚Rentenüberleitungsabschlussgesetzes‘
und zur Einrichtung eines ‚Härtefallfonds‘“. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dage-
gen? – Wer enthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist
angenommen mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen
gegen die Stimmen der SPD bei Enthaltung von Linken
und Grünen.

Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Ab-
lehnung des Antrags der Fraktion der SPD auf Druck-
sache 17/6487 mit dem Titel „Sofortige Ost-West-An-
gleichung von pauschal bewerteten Versicherungszeiten
beim Erwerb von Entgeltpunkten für die Rentenversi-
cherung vornehmen“. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
Die Beschlussempfehlung ist angenommen mit den
Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen
der Oppositionsfraktionen.

Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „Alters-
armut bekämpfen – Mit der Garantierente“. Der Aus-

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(C (D chuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 17/14084, den Antrag der Fraktion Bündis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/13493 abzuhnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – egenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemphlung ist angenommen mit den Stimmen der Fraktio en der CDU/CSU, der SPD, der FDP und der Linken ei Gegenstimmen der Grünen. Ich rufe den Zusatzpunkt 22 sowie den Tagesordungspunkt 72 auf: P 22 – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ergänzung des Betreuungsgeldgesetzes (Betreuungsgeldergänzungsgesetz)

– Drucksache 17/11315 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-
schusses für Familie, Senioren, Frauen und Ju-
gend (13. Ausschuss)


– Drucksache 17/14198 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dorothee Bär
Christel Humme
Miriam Gruß
Diana Golze
Katja Dörner


(8. Ausschuss)


– Drucksache 17/14208 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Andreas Mattfeldt
Rolf Schwanitz
Dr. Florian Toncar
Steffen Bockhahn
Sven-Christian Kindler

72 Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des Be-
treuungsgeldgesetzes
– Drucksache 17/13112 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)
Rechtsausschuss 
Ausschuss für Arbeit und Soziales 
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 
Haushaltsausschuss

Zum Gesetzentwurf zur Ergänzung des Betreuungs-
eldgesetzes liegt ein Änderungsantrag der Fraktion
ündnis 90/Die Grünen vor, über den wir später nament-
ch abstimmen.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. Gibt es
iderspruch dagegen? – Das scheint nicht der Fall zu

ein. Dann ist das so beschlossen.


(Unruhe)


Bevor ich die Aussprache eröffne, bitte ich die Kolle-
innen und Kollegen, die an dieser Debatte nicht teilneh-





Dr. Hermann Otto Solms


(A) )


)(B)

men wollen, den Saal zu verlassen, damit die anderen
den Rednerinnen und Rednern zuhören können.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red-
nerin das Wort der Kollegin Dorothee Bär von der CDU/
CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1725106200

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Sehr geehrte Damen und Herren! Der 9. November
2012 war ein großartiger Tag für die Familien in unse-
rem Lande,


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


weil wir am 9. November des letzten Jahres in zweiter
und dritter Lesung über das Betreuungsgeld abgestimmt
haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das Gesetz ist vom Deutschen Bundestag und vom
Bundesrat beschlossen worden, es steht im Bundesge-
setzblatt und wird am 1. August 2013 in Kraft treten.
Und deshalb werden am 1. August 2013 die ersten Fami-
lien in Deutschland in den Genuss des Betreuungsgeldes
kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es erfüllt mich mit großem Stolz, dass wir als CDU/
CSU-FDP-Regierung in dieser Legislaturperiode ein so
großartiges Gesetz abschließen konnten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


Das ist ein Gesetz, das sich weit mehr als zwei Drittel
der jungen Männer und Frauen wünschen. Deswegen
mutet es schon etwas seltsam an, sehr geehrte Damen
und Herren von der Opposition, wenn Sie jetzt Ihr Wahl-
kampfgetöse auf dem Rücken der Familien austragen
wollen.


(Stefan Schwartze [SPD]: Tätä, tätä, tätä!)


Ich finde es ganz beeindruckend, wenn Sie ständig so
große Aussagen treffen wie diese: Der muss verteidigt
werden, die muss verteidigt werden, diese und jene
Randgruppe muss unter dem ganz besonderen Schutz
der Opposition stehen. Aber die Mehrheit der Menschen
in Deutschland, die Familien, die Mütter, die Väter, wird
von Ihnen immer unter Generalverdacht gestellt und mit
Schmutz beworfen.


(Zuruf von der SPD: Unverschämt! – Weitere Zurufe von der SPD)


Jetzt im Wahlkampf geschieht dies erneut.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen: Das tut weh. Es ist
für mich ganz erschreckend, wenn ich sehe, dass die ein-

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(C (D ige Lobby, die die Familien in diesem Lande haben, auf er rechten Seite des Parlaments sitzt. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Stefan Schwartze [SPD]: Tätä, tätä, tätä!)


Diese Legislaturperiode wird als die Legislatur-
eriode in die Geschichte eingehen,


(Lachen bei der SPD)


der die Familien am meisten profitiert haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Stefan Schwartze [SPD]: Tätä, tätä, tätä!)


as ist erst der Anfang; denn wir werden diese Koalition
uch in der nächsten Legislaturperiode fortführen und
och draufsatteln für die Familien in diesem Lande.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Bemerkenswert ist: Heute geht es um einen Gesetz-
ntwurf, der die Abschaffung des Betreuungsgeldes be-
haltet. Sie wissen doch ganz genau – vielleicht wissen
ie es nicht, weil Sie sich von der veröffentlichten Mei-
ung auf Ihrer Seite des Hauses falsch instrumentalisie-
n lassen –, dass Sie es nicht schaffen werden, das Be-
euungsgeld abzuschaffen. Und trotzdem wollen Sie
ider besseres Wissen und mit dieser bewussten Täu-

chung in den Wahlkampf ziehen und den Menschen
orgaukeln, dass hier etwas beschlossen worden sei, das
ie Bevölkerung nicht möchte.


(Zuruf der Abg. Dagmar Ziegler [SPD])


Das Schöne dabei sind – ich habe so etwas in den vie-
n Jahren, in denen ich Politik für die Bevölkerung ma-

hen darf, noch nie erlebt – die unendlich vielen Dankes-
riefe, die wir bekommen haben


(Lachen bei der SPD)


nd in denen es heißt, dass wir die Einzigen seien, die
r eine echte Wahlfreiheit eintreten. Denn wir schreiben

iemandem vor, wie er zu leben hat. Wir akzeptieren die
erschiedenen Lebensmodelle. Wir akzeptieren es, wenn
ine Frau oder ein Mann kurz nach der Geburt des Kin-
es wieder arbeiten gehen möchte. Niemand vor uns hat
en Kitaausbau so vorangetrieben wie wir.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir akzeptieren es aber auch, wenn man sich für ein
nderes Modell entscheidet. Warum gönnen Sie den Fa-
ilien nicht ihre eigene Entscheidung, und warum gön-

en Sie es den Familien nicht, selber zu entscheiden, was
ut für ihre Kinder ist? Wenn für den kleinen Paul etwas
ut ist, muss es für die kleine Anna nicht gut sein; denn
ie Menschen müssen unterschiedlich bewertet werden.
ir bewerten auch die Kinder unterschiedlich. Wir sind

ie Einzigen, die sagen: Wir denken vom Individuum
us. Wir wollen keine kollektive Gleichmacherei. Es ist
fam, was Sie sich hier leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich bin sehr froh darüber, dass ich heute noch einmal
ie Gelegenheit habe, zum Betreuungsgeld zu sprechen.
um Abschluss einer Legislaturperiode ist nichts schö-





Dorothee Bär


(A) )


)(B)

ner, als ein Gesetz zum Ende zu bringen, bei dem einem
das Herz aufgeht. Dies erfüllt mich mit ganz großer
Freude.

Ich möchte mich an dieser Stelle ganz besonders bei
zwei Männern bedanken, die in dieser Sache ganz große
Mitstreiter waren, die aber leider Gottes beide das Parla-
ment verlassen werden. Ich darf mich zunächst ganz
herzlich bei unserem Staatssekretär bedanken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Katja Dörner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Lieber Hermann Kues, es war nicht nur mir, sondern der
ganzen Arbeitsgruppe eine Riesenfreude, mit dir zusam-
menarbeiten zu dürfen. Du bist ein Staatssekretär, der
– im Gegensatz zu anderen Ministerien – für jedes ein-
zelne Thema alleine verantwortlich ist. Du bist bei je-
dem Thema sprechfähig. Du warst einer der ganz großen
Mitkämpfer für die Wahlfreiheit, für das Betreuungs-
geld. Lieber Hermann, wir werden dich in der nächsten
Legislaturperiode vermissen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Katja Dörner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Katja Dörner [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Da klatsche ich auch, aber nicht für das Betreuungsgeld!)


Ich darf mich auch ganz herzlich bei meinem Kolle-
gen Norbert Geis bedanken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD: Oh!)


Lieber Norbert, auch du wirst nicht mehr für den Deut-
schen Bundestag kandidieren. Ich möchte mich auch bei
dir ganz herzlich für dein Engagement bedanken, für
deine absolute Überzeugungstäterschaft, wenn es darum
geht, für das Wohl der Familien in diesem Lande zu
kämpfen. Wir werden auch dir hier im Parlament ein eh-
rendes Andenken bewahren und werden weiterhin sehr
gern außerparlamentarisch mit dir zusammenarbeiten.
Auch an dich ein ganz herzliches Dankeschön!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Herr Präsident, ich möchte jetzt eine Minute früher
aufhören, weil ich Norbert Geis für seine Rede eine Mi-
nute Redezeit schenken möchte.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725106300

Für die SPD-Fraktion hat jetzt das Wort die Kollegin

Caren Marks.


(Beifall bei der SPD)



Caren Marks (SPD):
Rede ID: ID1725106400

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Bär,
Ihre Rede bedarf wirklich keiner Kommentierung; das
bezieht sich sowohl auf den Inhalt als auch auf den Stil.
Ernsthafte Familienpolitik geht wirklich anders.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Sie können es nicht, Frau Marks! Sie können gar keine Politik!)


„Kaputtgespart“ titelt Der Spiegel diese Woche und
ezieht sich damit auf eine aktuelle Studie des Deut-
chen Instituts für Wirtschaftsforschung. Die Studie
acht sehr deutlich, dass die öffentliche Infrastruktur,

lso Schulen, Kitas, Straßen, zu einem beträchtlichen
eil in einem wirklich schlechten Zustand ist und dass
amit die Zukunftschancen unseres Landes aufs Spiel
esetzt werden.

In einem entsprechenden Artikel mit der Überschrift
Deutschland muss mehr in seine Zukunft investieren“
ppellieren Forscherinnen und Forscher an die Politik
ich zitiere –:

Es ist dringend an der Zeit, dass Deutschland die
Investitionsschwäche angeht und den Investitions-
rückstand aufholt. Und es ist wichtig, dass Deutsch-
land jetzt die Weichen dafür stellt.

Die Wissenschaftler weisen nach, dass unser Land bei
er Bildungsinfrastruktur ganz erheblich hinterherhinkt.
eutschland investiert nur 0,1 Prozent des Bruttoin-
ndsproduktes in die frühkindliche Bildung und Betreu-
ng von Kindern unter drei Jahren und liegt damit im
uropäischen Vergleich auf einem der hinteren Plätze. In
en skandinavischen Ländern ist der entsprechende Wert
is zu achtmal so hoch. Würde der Staat mehr in die öf-
ntliche Infrastruktur, insbesondere in die frühkindliche
ildung, investieren, würde dies nicht nur für eine bes-

ere Förderung unserer Kinder sorgen; alle könnten da-
on profitieren. Denn das Wirtschaftswachstum würde
teigen, ebenso Steuereinnahmen und Einnahmen aus
ozialversicherungsbeiträgen.

Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, ja, der Bund
at in den letzten Jahren – vor allem auf Initiative der
PD – Milliarden in die Kinderbetreuung investiert und
änder und Kommunen bei der Wahrnehmung dieser
irklich wichtigen gesamtgesellschaftlichen Aufgabe
nterstützt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


er U3-Ausbau war ein Kraftakt; aber wir wissen, dass
och mehr in frühkindliche Bildung investiert werden
uss. Ein Betreuungsgeld läuft dem definitiv zuwider.


(Beifall bei der SPD)


Es geht jetzt um die richtige Weichenstellung für die
ukunft, meine Damen und Herren von der Bundesre-
ierung. Es liegt auf der Hand, dass die Einführung des
etreuungsgelds die falsche Weichenstellung ist. Sie
önnen nicht ernsthaft die Appelle zahlreicher Wissen-
chaftlerinnen und Wissenschaftler und im Übrigen von
ier ehemaligen Bundesfamilienministerinnen, davon
wei von der CDU/CSU, ignorieren, die das Betreuungs-
eld als falsch und im Hinblick auf den notwendigen
usbau der frühkindlichen Bildung als kontraproduktiv
ezeichnet haben.





Caren Marks


(A) )


)(B)

Das Betreuungsgeld ist und bleibt eine teure Fehlin-
vestition, die Deutschland weiter zurückwirft.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das gilt auch für ein Betreuungsgeld in Form einer Leis-
tung für die private Altersvorsorge oder für ein privates
Bildungssparen. Meine Damen und Herren von der FDP,
Ihr Ansatz macht das Betreuungsgeld leider nicht besser.
Schwarz-Gelb ist auch mit diesem Ansatz definitiv auf
dem Holzweg.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Denn auch das sogenannte Betreuungsgeldergän-
zungsgesetz beseitigt nicht das grundsätzliche Problem,
dass das Betreuungsgeld bildungs-, integrations- und
gleichstellungspolitisch negative Effekte haben wird und
vor allem zu einer Ungleichbehandlung der Familien in
unserem Land führt.

Es wird Kinder von Kitas fernhalten. Es wird insbe-
sondere Frauen den Anreiz bieten, länger vom Arbeits-
markt fernzubleiben und auf eine eigenständige Exis-
tenzsicherung zu verzichten. Hochproblematisch ist
auch, dass das Betreuungsgeld mit unqualifizierten,
nicht staatlich geförderten Betreuungsformen kombi-
nierbar sein soll.


(Daniela Ludwig [CDU/CSU]: Mütter unqualifiziert?)


Das konterkariert alle bisherigen Anstrengungen für
mehr Qualität.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich den zusätzlichen
Verwaltungsaufwand – Schwarz-Gelb ruft ja immer: Bü-
rokratieabbau! –, den das Betreuungsgeldgesetz und das
heute zu debattierende Betreuungsgeldergänzungsge-
setz auslösen werden.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Totaler Bürokratieabbau!)


Wir von der Opposition stehen mit unserer Kritik in
diesem Land nicht alleine da. Ganz im Gegenteil: Die
überwiegende Mehrheit der Bevölkerung teilt unsere
Kritik an diesem unsinnigen Betreuungsgeld.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das stimmt nicht! Das ist gelogen!)


Auch die Europäische Union ermahnt Deutschland im-
mer wieder, auf das Betreuungsgeld zu verzichten. Noch
am 29. Mai hat die EU-Kommission in ihren länderspe-
zifischen Empfehlungen den Ausbau der frühkindlichen
Bildung und insbesondere der Ganztagsangebote ange-
mahnt, weil Deutschland hier nach wie vor rückständig
ist, meine Damen und Herren von der Regierungskoali-
tion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Bundesregierung sollte diese Warnungen ernst
nehmen und andere Prioritäten setzen. Sie müssen den

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(C (D vestitionsbedarf im Bereich der frühkindlichen Bilung endlich anpacken, wie der Gesetzentwurf des Bunesrates zur Aufhebung des Betreuungsgeldgesetzes völg zu Recht betont. Es geht – ich sage es erneut – um die richtige Weihenstellung. Selbst in den Reihen der Regierungskoalion gab es lange Murren und eine Ablehnung des Beeuungsgeldes. Es war vor allem die Kanzlerin, die vor er CSU eingeknickt ist und das Betreuungsgeld durchewinkt hat. Das war ein Riesenfehler, und es wird ein iesenfehler bleiben. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Diana Golze [DIE LINKE] – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Quatsch!)


Nach vier verlorenen Jahren unter Schwarz-Gelb
raucht es endlich eine Familienpolitik, die diesen Na-
en auch verdient. Ein Comeback einer modernen und

ozial gerechten Familienpolitik wird es nur mit Rot-
rün nach dem 22. September geben;


(Lachen der Abg. Dorothee Bär [CDU/CSU])


enn das heißt: Ja zu mehr frühkindlicher Bildung und
ein zu einem unsinnigen Projekt wie dem Betreuungs-
eld.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725106500

Für die FDP-Fraktion spricht jetzt die Kollegin
iriam Gruß.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Miriam Gruß (FDP):
Rede ID: ID1725106600

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und

ollegen! Ich kann mich noch ganz genau an das Ende
er letzten Legislaturperiode vor vier Jahren erinnern.
aher kann ich feststellen: Wir, diese Koalition, sind im-

tande, bis zum letzten Tag Gutes zu leisten. Nach vier
uten Jahren können wir auch am letzten Tag mit dem
etreuungsgeldergänzungsgesetz noch eins draufsetzen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Die letzte Koalition, insbesondere die SPD, hatte da-
als mit abwegigen Diskussionen über das Kinder-

chutzgesetz geglänzt. Das konnte damals nicht erfolg-
ich zu Ende geführt werden.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: So ist es! Genau!)


as war die Debatte der letzten Legislaturperiode. Wir
ingegen arbeiten gemeinsam, und zwar erfolgreich, für
ie Familien in Deutschland.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Caren Marks [SPD]: Das sehen nur die Familien nicht so!)






Miriam Gruß


(A) )


)(B)

Ich will konkret auf das Betreuungsgeldergänzungs-
gesetz eingehen. Ja, wir hatten eine Anhörung zu diesem
Thema – auch wenn im Ausschuss anderes behauptet
wurde –,


(Katja Dörner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, nein, nein! Schön bei den Fakten bleiben!)


und da ist ganz klar gesagt worden: Es gibt einen Bedarf
für öffentliche Förderung von Bildungsleistungen. Diese
Koalition muss sich in Bezug auf die Förderung von Bil-
dung nichts vorwerfen lassen, aber auch gar nichts.
Nicht nur, dass die schwarz-gelb regierten Länder besser
dastehen als alle anderen:


(Florian Hahn [CDU/CSU]: So ist es!)


Diese Koalition hat 12 Milliarden Euro in Bildung in-
vestiert. Da brauchen Sie mir nicht mit irgendwelchen
Zahlen von der OECD zu kommen. Wir haben gehan-
delt, und wir reden nicht nur.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Mit dem Betreuungsgeldergänzungsgesetz geben wir
den Familien genau das, was wir ihnen versprochen ha-
ben, wofür wir stehen, nämlich Wahlfreiheit. Sie können
selbst entscheiden, wofür sie das Geld ausgeben wollen.
Wollen sie es konkret für die Kinder ausgeben, wollen
sie es zur Altersvorsorge in einem Riester-Vertrag anle-
gen, oder wollen sie in Bildungssparen investieren und
somit etwas für die Zukunft der Kinder aufbauen? Klar,
wenn man nur die Bezugszeit von 22 Monaten zugrunde
legt, dann scheint das nicht die Riesensumme zu sein.
Aber wir setzen auf mündige Eltern. Wir setzen darauf,
dass die Eltern weiter investieren werden. Wenn die El-
tern nur 50 Euro monatlich drauflegen, dann kommt eine
Summe von rund 16 000 Euro zum 18. Geburtstag des
Kindes zusammen. Ich habe zu Beginn meines Studiums
von meinen Großeltern eine Summe von 15 000 D-Mark
erhalten. Damit bin ich durchs Studium gekommen. So
wollen wir das auch. Wir haben Vertrauen in die Fami-
lien. Wir vertrauen darauf, dass sie auch in die Bildungs-
zukunft ihrer Kinder investieren.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Diana Golze [DIE LINKE]: Wer kann es sich denn leisten, weiter einzuzahlen?)


Es gibt viele Möglichkeiten, das Geld anzulegen.
Man kann in bestehende Sparverträge investieren,


(Ulla Burchardt [SPD]: Für Sie ist Bildung Vermögensbildung!)


oder man kann in die Ausbildung investieren. Wir reden
nicht über bestimmte Zwecke. Wir wollen auch hier
Wahlfreiheit ermöglichen.


(Zuruf der Abg. Diana Golze [DIE LINKE])


Wenn Sie sich hier so aufregen, will ich rückblickend,
auch an die Adresse derjenigen, die diese wahrscheinlich
letzte Debatte zu diesem Thema in dieser Legislaturpe-
riode verfolgen, etwas über die Erfolge von Schwarz-
Gelb sagen:


(Ulla Burchardt [SPD]: Oh Gott!)


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(C (D as Bundeskinderschutzgesetz habe ich schon angesprohen. Dazu Fehlanzeige bei SPD oder bei den Grünen. N-Kinderrechtskonvention: Wer hat die Rechte von indern gestärkt? Wer hat das geschafft? Wir haben das eschafft und nicht diejenigen, die in diesem Plenum imer laut schreien. Wir haben die Vorbehalte zurückge ommen. Wir haben das Individualbeschwerdeverfahren ingeführt. Frau Ministerin Schröder hat ein Programm ur Sprachförderung aufgelegt. 65 000 Kinder in eutschland profitieren von dieser Sprachförderung. ir haben die Familien entlastet. Wir haben das Kinder eld erhöht. Wir haben den Bundesfreiwilligendienst ingeführt. Da ich gerade den Kollegen Bernschneider ehe: Was hat er sich und was haben wir uns anhören üssen: „Der Bundesfreiwilligendienst wird kein Erfolg erden, er kann den Zivildienst nicht ersetzen“, wurde esagt. Doch, alle Erwartungen wurden bei weitem überoffen. Wer hat es gemacht? Wir haben es gemacht. ir haben auch für das Ehrenamt erfolgreich gearbeitet. ir haben in allen zivilgesellschaftlichen Bereichen un ere Hausaufgaben gemacht. Von daher ist mir nicht bange, zurückzublicken. (Caren Marks [SPD]: Vorwärts lohnt auch nicht!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


iebe Kollegin Bär, ich möchte aber auch nach vorne
chauen. Ich möchte mich bedanken für die hervorra-
ende Zusammenarbeit, insbesondere bei Ingrid
ischbach und Dorothee Bär, aber auch bei der Ministe-
n und den Kolleginnen und Kollegen von der FDP-
raktion. Das waren vier gute Jahre. Ich werde die Ar-
eit gerne mit Ihnen gemeinsam fortsetzen.


(Sönke Rix [SPD]: Ihr hört jetzt auf! Ab Oktober machen das andere!)


h kann mir vorstellen, dass das heute zu beschließende
etreuungsgeldergänzungsgesetz der Einstieg in ein
reites Bildungssparen ist. Genau das ist es. Wir wollen
eute nicht aufhören, sondern wir werden weitermachen.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Genau so ist es!)


ir werden weiter erfolgreich arbeiten, und zwar ideolo-
iefrei, weltoffen und tolerant für die Familien in
eutschland.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as zeichnet diese Koalition im Gegensatz zu Ihnen aus.
ie wollen nach Gießkannenprinzip fördern und nicht in-
ividuell wie wir. Sie sind ideologisch voreingenommen
nd sehen alles nur schwarz-weiß. Wir sind für die
ahlfreiheit. Wir sind für die Freiheit der Familien. Das

eht nur mit uns.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Bravo!)







(A) )


)(B)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725106700

Für die Fraktion Die Linke hat jetzt das Wort die Kol-

legin Diana Golze.


(Beifall bei der LINKEN)



Diana Golze (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725106800

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

ren! Um es gleich vorweg zu sagen: Meine fünf Minuten
Redezeit reichen gar nicht aus, um mich genügend über
dieses Gesetz aufzuregen.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


Wer dachte, dass es nach dem Betreuungsgeld nicht
mehr schlimmer kommen kann, hat sich getäuscht. Jetzt
sollen nämlich auch noch Banken und Versicherungen
ihr Stück vom Kuchen abbekommen:


(Patrick Meinhardt [FDP]: Ach du lieber Gott! Dieses kommunistische Gefasel!)


120 Millionen Euro zusätzlich zu den Milliarden des Be-
treuungsgeldes sollen in den nächsten vier Jahren in Bil-
dungssparen und die private Altersvorsorge fließen,


(Zuruf des Abg. Markus Grübel [CDU/CSU])


120 Millionen Euro zusätzlich, die für Kitas und gute
Bildung fehlen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Frau Gruß, damit haben Sie wirklich noch eins drauf-
gesetzt. Was hier unter dem Label „Wahlfreiheit“ ver-
kauft werden soll, ist nichts anderes als ein billiger, nein,
ein teurer Kuhhandel auf dem Rücken von Kindern und
Familien.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Heute soll ein Gesetzentwurf dieses Haus passieren,
der vorsieht, dass Eltern entweder mit einem Zuschuss
für ihre eigene private Altersvorsorge belohnt werden,
wenn sie auf eine öffentliche Kindertagesbetreuung für
ihr Kind verzichten, oder Geld für ein Bildungssparen
bekommen. Es geht dabei um ein Sparen für den zukünf-
tigen Bildungsweg des Kindes. Dafür sollen sie aber auf
ein Bildungsangebot am Anfang der Bildungskarriere
des Kindes verzichten. Ja, hallo, geht’s noch?


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist so unsinnig. Was hat der Verzicht auf einen öf-
fentlichen Kitaplatz mit der Altersvorsorge der Eltern zu
tun? Was kann sinnvoll daran sein, Kindern ein früh-
kindliches Bildungsangebot vorzuenthalten, um private
Vorsorge für den späteren Bildungsweg zu treiben? Das
geht mir nicht in den Kopf. Ich verstehe es nicht.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Dieser Gesetzentwurf ist ein weiterer Beweis dafür, ass es Ihnen von Union und FDP nie um die Kinder, nie m die Familien und erst recht nicht um die Vereinbareit von Familie und Beruf ging. Ihnen geht es um die rivatisierung der Altersvorsorge, um die Privatisierung er Bildung und um den Ausschluss von ganzen Generaonen von Kindern aus der Bildung. (Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb hat der Bundesrat recht mit dem Gesetzent-
urf, der uns ebenfalls heute hier vorliegt, in dem ein
usstieg aus dem Betreuungsgeldgesetz gefordert wird;
as gilt natürlich auch für den Antrag der Grünen, der
enau dies fordert. Deshalb werden wir zustimmen.

Ob sich die Eltern, ob sich die Familien diese Bevor-
undung tatsächlich gefallen lassen, bleibt fraglich.
lar ist aber in jedem Fall: Eltern mit geringem oder
hne Erwerbseinkommen, die auf Transferleistungen an-
ewiesen sind, werden ein weiteres Mal entmündigt und
edemütigt. Denn, liebe Frau Bär, liebe Frau Gruß, spa-
n kann nur, wer etwas zum Sparen hat. Diesen Fami-
en nützen diese zwei Jahre nichts. Sie haben nichts, um
eiter einzuzahlen. Sie haben nichts von dem Geld, das

ie in diesen zwei Jahren ansparen können. Sie können
icht weiter einzahlen. Selbst die Sachverständigen der
nion haben in der Anhörung gesagt: Wenn nach diesen

wei Jahren nicht weiter mindestens 50 bis 100 Euro im
onat eingezahlt werden, dann nützen diese Gelder

ichts.

(Zuruf der Abg. Dorothee Bär [CDU/CSU])


s ist einfach ungeheuerlich, wie Sie diese Bevölke-
ngsgruppen von Bildung und der Verhinderung von
ltersarmut ausschließen.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mit diesem Betreuungsgeldergänzungsgesetz wird
eder die Altersarmut von Frauen bekämpft noch wird
ildung für alle ermöglicht. Deshalb sagen wir Nein zu
em Betreuungsgeld, egal in welcher Form. Wir sagen
ein zu diesem Ergänzungsgesetz, weil es privatisiert,
rmut privatisiert, Bildung privatisiert, und kein Aus-
eg für die Betroffenen ist.
Um es an dieser Stelle noch einmal zu sagen: Ich

ätte mir sehr gewünscht, liebe Kolleginnen und Kolle-
en von SPD und Grünen, dass wir nach der Beschluss-
ssung zum Betreuungsgeld im letzten Jahr gemeinsam

en Gang nach Karlsruhe angetreten hätten, um gegen
ieses Gesetz zu klagen. Wir haben von Ihnen die Ant-
ort bekommen, dass Sie diesen Weg nicht gehen wol-
n. Das finde ich sehr schade. Ich sage ganz deutlich:

ede Bundesregierung, die gegen dieses Gesetz vorgehen
ird, die dieses Gesetz zurücknehmen wird, wird die
nterstützung der Linken haben.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Um Gottes willen!)


as ist zum Wohle der Kinder und Familien in unserem
and.

Vielen Dank.





Diana Golze


(A) )


)(B)


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das sind Momente, die wir ernst nehmen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725106900

Das Wort hat jetzt die Kollegin Katja Dörner von

Bündnis 90/Die Grünen.


Katja Dörner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1725107000

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!

Liebe Kollegen! Mit unserem Änderungsantrag halten
wir den Notausgang sperrangelweit offen. Wir können
heute gemeinsam diesem Spuk Betreuungsgeld ein Ende
machen, und zwar noch bevor das erste Kind aus der
Kita gefallen und die erste Mutter aus dem Job gefallen
ist. Sie sollten diese Chance unbedingt ergreifen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Das Betreuungsgeld ist unverantwortlich. Es ist eine
reine Kitafernhalteprämie, und es wird dazu führen, dass
gerade die Kinder, die es am dringendsten brauchen,
weil sie in ihren eigenen Familien wenig mitbekommen,
von frühkindlicher Bildung ausgeschlossen werden.
Jeder, der hier heute am Betreuungsgeld festhält, muss
sehenden Auges die Verantwortung für verpasste Le-
benschancen von Kindern übernehmen. Er muss auch
die Verantwortung dafür übernehmen, dass es Eltern
noch schwerer gemacht wird, ihr Familienleben so zu
gestalten, wie es die große Mehrheit von Eltern wünscht:
Eltern wollen Erwerbsarbeit und Familienarbeit partner-
schaftlich aufteilen. Alle Studien belegen das. Aber das
Betreuungsgeld wird faktisch dazu führen, dass die Müt-
ter zu Hause bleiben. Das ist eine komplett falsche Wei-
chenstellung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Liebe Frau Bär, Ihre Aufregung hier ist ja doch ein
bisschen durchsichtig.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Freudige Erregung war das!)


Es ist doch wunderbar belegt, dass Sie selber eindring-
lich vor dem Betreuungsgeld gewarnt haben.


(Caren Marks [SPD]: Ja!)


Ich habe im Zeitungsarchiv nachgeguckt. Sie haben ge-
sagt, das Betreuungsgeld würde „dem Missbrauch Tür
und Tor öffnen“.


(Caren Marks [SPD]: Umfallerin! – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Oh!)


Kinder würden – Zitat – „die hochwertige Erziehung in
den Krippen“ verpassen.


(Caren Marks [SPD]: Wie war das mit dem Generalverdacht?)


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(C (D nd: Das Betreuungsgeld diene nur dazu – man höre nd staune –, „konservative Wählerschichten ruhig zu tellen“. Das alles hat in der Zeitung gestanden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da hatte sie wohl mal einen hellen Moment!)


as haben Sie damals zu Recht gesagt. Mir drängt sich
er Eindruck auf, dass man all diese klugen Erkenntnisse
bgeben muss, wenn man vor der Tür der CSU-Partei-
entrale steht und Vize-Generalsekretärin werden
öchte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dorothee Bär [CDU/CSU]: So ein Blödsinn!)


iebe Kolleginnen, liebe Kollegen, klar ist: Die Milliar-
en für das Betreuungsgeld sind unsinnig verausgabtes
eld.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Na ja, gleich kommt ja Gott sei Dank Markus Grübel und erklärt Ihnen das noch mal!)


Ich möchte auch einmal auf den Verwaltungsaufwand
u sprechen kommen. Alleine in Bonn, wo ich her-
omme, mussten im Jugendamt 4,5 Stellen umgewidmet
erden, damit die unsinnigen Betreuungsgeldanträge
earbeitet werden können. In Nordrhein-Westfalen sind
s knapp 100 Stellen, in Berlin sind es rund 20. Diese
enschen fehlen jetzt an anderer Stelle. Auch hier sieht
an die ganz klare Fehlleitung dringend benötigter Res-

ourcen. Bürokratiewahn ist das sowieso.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, um Herrn Seehofer
nd die CSU zu pampern, ist das Betreuungsgeld einfach
u teuer. Wir brauchen diese Milliarden dringend für den
itaausbau, insbesondere für eine Qualitätsoffensive.
as ist übrigens auch die einzige vernünftige Schluss-
lgerung aus den Ergebnissen der Evaluation der fami-

enbezogenen Leistungen, die die Ministerin letzte
oche vorgestellt hat. Warum gibt diese Regierung auf-
endige Studien in Auftrag, wenn von den Ergebnissen
ann überhaupt nichts umgesetzt wird?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


s ist sogar noch schlimmer: Neue Maßnahmen wie das
etreuungsgeld werden die in der Evaluation kritisierten
ehlanreize noch weiter verstärken. Das ist doch wirk-
ch absurd.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Wirklich absurd ist auch der Entwurf eines Betreu-
ngsgeldergänzungsgesetzes, der uns heute vorliegt. Mit
em Betreuungsgeld wird eine neue Barleistung ge-
chaffen, und mit dem Betreuungsgeldergänzungsgesetz
ird noch mal Geld obendrauf gelegt, damit diese





Katja Dörner


(A) )


)(B)

Barleistung bitte schön nicht in Anspruch genommen
wird. Das ist an Absurdität doch wirklich nicht mehr zu
überbieten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Wenn man sich die Ergänzungen genauer anschaut,
dann sieht man, um was es sich dabei handelt. Es handelt
sich um schwarz-gelbe Klientelgeschenke an die Versi-
cherungswirtschaft,


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


wie wir sie in den letzten vier Jahren schon gehäuft erle-
ben durften.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Hinzu kommt ein Pseudo-Bildungssparen. Ich finde,
Frau Gruß hat das eben selber ganz wunderbar auf den
Punkt gebracht: Es handelt sich um ein Pseudo-
Bildungssparen, das sich eben nur Familien leisten
können,


(Caren Marks [SPD]: Ganz genau!)


die auch ohne staatliche Subventionen


(Caren Marks [SPD]: Ja!)


gute Bildung für ihre Kinder problemlos finanzieren und
gewährleisten können. Das ist doppelt absurd: Schwarz-
Gelb investiert ins Betreuungsgeld, statt dieses Geld in
Kitas zu investieren, damit Eltern für eine Bildung spa-
ren, die ihren Kindern durch gute frühkindliche Bildung
in den Kitas besser und unmittelbar zuteilwerden könnte.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Betreuungs-
geldgesetz muss nicht ergänzt werden. Es muss umge-
hend abgeschafft werden. Ich drücke Ihnen die Daumen,
dass Sie, indem Sie unserem Änderungsantrag zustim-
men, heute noch den Notausgang finden.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725107100

Für die CDU/CSU-Fraktion hat jetzt der Kollege

Markus Grübel das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Markus Grübel (CDU):
Rede ID: ID1725107200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ab

dem 1. August dieses Jahres können Eltern in Deutsch-
land das Betreuungsgeld erhalten. Um was geht es beim
Betreuungsgeld? Es geht erstens um Wahlfreiheit, es
geht zweitens um Wahlfreiheit, es geht drittens um
Wahlfreiheit.


(Caren Marks [SPD]: Falsch!)


Es geht also darum, Eltern nicht zu bevormunden.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Schneider [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Quatsch!)


ber ich verstehe die Aufregung bei SPD, Linken und
rünen: Freiheit gehört nun einmal nicht zu eurem Mar-
enkern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


er sich zum Beispiel das Wahlprogramm der Grünen
nschaut, der sieht, dass es da von Bürgerbevormun-
ungsplänen nur so wimmelt. Das widerspricht dem,
as wir wollen, nämlich: Wahlfreiheit.

Es geht uns um Elterngeld und Betreuungsgeld auf
er einen Seite,


(Caren Marks [SPD]: Aber das sind völlig verschiedene Dinge! Die bringen Sie durcheinander!)


ber auch um den Ausbau der Kinderbetreuung für unter
reijährige; erst dann haben die Eltern echte Wahlfrei-
eit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben das Elterngeld beschlossen,


(Caren Marks [SPD]: Das Elterngeld haben Sie gar nicht beschlossen!)


ir haben das Betreuungsgeld beschlossen. Wir haben
ber auch die Zahl der Kitaplätze massiv ausgebaut:
und 300 000 zusätzliche Kitaplätze. Das heißt: Weitere
00 000 Eltern bekommen Wahlfreiheit.


(Diana Golze [DIE LINKE]: Es fehlen immer noch Plätze! 200 000 Plätze fehlen noch!)


as ist eine sehr gute Bilanz. Wir haben dafür, obwohl
er Bund an sich gar nicht zuständig ist, 5,4 Milliarden
uro zur Verfügung gestellt.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Das hat die Große Koalition beschlossen, nicht die FDP!)


Rechnen wir das Ganze jetzt einmal herunter auf einen
latz und einen Monat: Die öffentlichen Hände fördern ei-
en U3-Kinderbetreuungsplatz mit 900 bis 1 200 Euro
ro Monat. Wir wollen den Eltern, die keinen öffentlich
eförderten Betreuungsplatz in Anspruch nehmen, den
ltern, die die Betreuung selber organisieren oder nicht
eförderte Betreuungsplätze in Anspruch nehmen,
00 Euro – später 150 Euro – im Monat geben. Das ist
icht sehr viel Geld; aber selbst dieses wenige wollen
ie den Eltern wieder nehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Pfui!)


arum werden wir den Gesetzentwurf des Bundesrates
blehnen.

Sie haben immer angekündigt: Nach der gewonnenen
ahl wollen wir den Gesetzentwurf aufheben. – Aber

uer Steinbrück ist nix, euer Wahlprogramm ist nix, eure





Markus Grübel


(A) )


)(B)

Wahlumfragen sind nix, und euer Gesetzentwurf – der
Gesetzentwurf des Bundesrates – ist auch nix. Darum
wird daraus auch nichts werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir schaffen jetzt zusätzliche Altersvorsorge für El-
tern, insbesondere werden dadurch Mütter begünstigt.


(Diana Golze [DIE LINKE]: Es ist eine private Altersvorsorge!)


Das ist eine Anerkennung der Leistungen von Eltern.
Wir schaffen die Möglichkeit des Bildungssparens.
Diese neue Unterstützungsleistung sollten Sie nicht ver-
teufeln.


(Caren Marks [SPD]: Das nützt vor allem der Versicherungswirtschaft!)


Ich habe aber den Verdacht, es geht hier gar nicht um
das Betreuungsgeld. Es geht vielmehr um Wahlkampf,
es geht um Diffamierung, und es geht darum, die gute
Arbeit der Koalition in der Familienpolitik in den letzten
vier Jahren schlechtzureden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Diana Golze [DIE LINKE]: Wir waren schon immer gegen das Betreuungsgeld! Von Anfang an! Schauen Sie sich die Abstimmungen an! Wir haben von Anfang an dagegen gestimmt!)


Dann lohnt sich durchaus einmal ein Blick in eure Wahl-
programme.


(Caren Marks [SPD]: Das heißt: „in Ihre Wahlprogramme“!)


Was wollt ihr machen? Ihr wollt das Ehegattensplitting
abschaffen,


(Caren Marks [SPD]: Wir sind hier nicht im Bierzelt!)


teilweise sogar für die bestehenden Ehen. 3,5 Milliarden
Euro wollt ihr den Familien nehmen. Wir hingegen ent-
lasten und unterstützen die Familien, und ihr wollt sie
belasten.


(Caren Marks [SPD]: Wir verbitten uns das Duzen, Herr Präsident! Wir wollen nicht geduzt werden!)


Jetzt behauptet ihr, das Ehegattensplitting hätte nichts
mit Familie zu tun. Es hat sogar sehr viel damit zu tun:
90 Prozent derer, die vom Ehegattensplitting profitieren,
haben Kinder erzogen oder erziehen Kinder. Auch die,
die aktuell keine kleinen Kinder mehr haben, leisten
vielfältige Unterstützung und Dienste für ihre Kinder
und Enkelkinder.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Peter Röhlinger [FDP])


Was wollt ihr sonst noch machen? Ihr wollt den Steu-
erfreibetrag für Betreuung streichen, die Freibeträge für

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(C (D rziehung streichen, die Freibeträge für Ausbildung treichen. Wir geben – ihr nehmt. Wir unterstützen die amilien, und ihr belastet die Familien. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Seien Sie einmal höflich, und siezen Sie uns, ja? – Caren Marks [SPD]: Wir würden schon Wert darauf legen, vernünftig angeredet zu werden! – Weiterer Zuruf des Abg. Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Armleuchter!)


Bei aller Freundschaft: Das war vielleicht eine Spur zu
iel!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,


(Zuruf von der SPD: Wir sind nicht Ihre lieben Kolleginnen und Kollegen!)


um Schluss trotz dieses üblen Zwischenrufs noch ein
aar versöhnliche Worte. Wenn wir einmal den Schaum
om Mund wischen,


(Caren Marks [SPD]: Den Schaum haben Sie vor dem Mund! – Gegenruf der Abg. Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das ist genau der linke Stil!)


ann sieht man vielleicht doch bei dem ein oder anderen
in Lachen. Ich glaube, wir können gemeinsam stolz
ein auf das, was wir in der letzten Wahlperiode erreicht
aben – wir als Koalition mit unserer Familienministerin
nd dem Familienministerium, aber auch alle Fraktio-
en; denn einen Teil haben wir ja auch gemeinsam ge-
acht. Wir können stolz sein: auf den massiven Ausbau

er Kleinkindbetreuung, auf den massiven Ausbau der
reiwilligendienste, auf den Ausbau des Kinderschutzes
nd der Frühen Hilfen, auf den Ausbau der Unterstüt-
ung für Conterganopfer, auf den Ausbau der Unterstüt-
ung für Ehrenamtliche und das bürgerschaftliche Enga-
ement. Ich könnte meine Aufzählung fortsetzen.

Ich möchte an dieser Stelle allen, die aus dem Bun-
estag scheiden, Danke sagen. Ich empfehle denen, die
ltershalber ausscheiden, den fünften Altenbericht
Potenziale des Alters in Wirtschaft und Gesellschaft“
u lesen. Der neue Lebensabschnitt bringt neue Chancen
nd neue Herausforderungen und wird mit Sicherheit in-
ressant. Vielen Dank ganz persönlich dir, Hermann
ues: Du hast unsere Arbeit im familienpolitischen Be-
ich jahrelang väterlich begleitet.

Ich darf aber auch Frau Rupprecht Danke sagen. Wir
erden uns in den nächsten Jahren ja weiterhin sehen,
enn es um Hospiz- und Palliativmedizin geht.

Ich danke auch Frau Humme, Frau Laurischk und
wa Klamt.

Zum Schluss sage ich ganz besonders Norbert Geis
erzlichen Dank. Norbert, du bist katholisch, du bist
onservativ, du bist gut drauf. Dir alles Gute!

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725107300

Herr Kollege Schulz von der SPD, Sie haben den

Redner als „Armleuchter“ bezeichnet. Das ist unzuläs-
sig. Die Kolleginnen und Kollegen sollen nicht persön-
lich diffamiert oder angegriffen werden. Ich rüge das
ausdrücklich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das ist die Kinderstube!)


Als nächste Rednerin hat das Wort die Kollegin Ulla
Burchardt.


(Beifall bei der SPD)



Ulla Burchardt (SPD):
Rede ID: ID1725107400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich will mich auch gerne an die Regeln des Hau-
ses halten und deswegen sagen: Inhalt und Stil der Rede,
die wir gerade gehört haben, sind nicht kommentierbar.


(Beifall bei der SPD – Dorothee Bär [CDU/ CSU]: Was ist denn das? Das wird ja immer peinlicher!)


Worum geht es heute in der Debatte eigentlich? Es
geht um die Operation „Bildungsblockade durch die
Koalitionsfraktionen“ und um nichts anderes.

Diese Blockade ist überflüssig und schädlich. Das Be-
treuungsgeld wird auch durch das sogenannte Betreu-
ungsgeldergänzungsgesetz nicht besser, das ausschließ-
lich dem Ruhigstellen der FDP geschuldet ist; denn wir
alle wissen doch, dass nicht nur ein Großteil der CDU,
sondern auch der FDP das Betreuungsgeld für blanken
Unsinn und für unvertretbar hält.

Ganz zum Schluss, am allerletzten Tag, haben Sie
jetzt ein kleines Placebo gekriegt und dürfen noch einen
Entwurf für das sogenannte Bildungssparen einbringen
– die Kollegen lächeln und nicken mir freundlich zu; sie
wissen, wovon ich rede –, wissend, dass er vermutlich
sowieso keine Chance mehr auf Realisierung hat. Das,
was Sie hier als Bildungssparen verkaufen, ist in Wahr-
heit doch Etikettenschwindel. Das muss man einmal
ganz deutlich sagen.

Alle, die in den Gesetzentwurf blicken – und ich emp-
fehle das –, können feststellen: Die Eltern, die darauf
verzichten, ihr Kind in eine Kita zu schicken, erhalten ei-
nen Bonus von 15 Euro pro Monat, wenn sie das Betreu-
ungsgeld anlegen, und das auch nur für zwei Jahre. Da-
bei muss es nicht unbedingt ums Bildungssparen gehen,
sondern es kann sich um irgendeine Form der Geldan-
lage handeln – sei es für die private Altersvorsorge oder
was auch immer. Mit anderen Worten: Die beste Bildung
bei der FDP ist die Vermögensbildung. Sie bleiben sich
wirklich treu.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Entscheidende ist: Sie kriegen den Bonus nur für
zwei Jahre, wenn sie Versicherungsverträge abschließen.
Ich sage am letzten Tag, an dem wir interessanterweise
und pikanterweise diesen Gesetzentwurf von Ihnen auf

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(C (D en Tisch bekommen: Sie haben die Legislaturperiode it Geschenken an die Hoteliers begonnen, und Sie be nden sie mit Gaben und Gesten gegenüber der Versiherungswirtschaft. Das ist doch mal eine klare Linie! uf Sie kann man sich nun wirklich verlassen! (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Sie nehmen den Leuten das Geld weg!)


Das ist Klientelpolitik pur. Hier wirken Union und
DP wunderbar zusammen. Nur, eines ist auch klar: Ihr
orhaben konterkariert das Ziel einer qualitativ hoch-
ertigen Bildung von Anfang an, die dieses Land
raucht.


(Beifall bei der SPD)


Das Problem ist, dass Ihre Politik schädlich für unser
and und für die Zukunft unserer Kinder ist. Das sagt
icht nur die Opposition, die nicht nur für benachteiligte
andgruppen, sondern für die große Mehrheit der Men-

chen spricht. Schauen Sie doch in den „Chancenspie-
el“, den Ihnen die Bertelsmann-Stiftung, die Sie ja nun
irklich nicht als eine von der Opposition angefixte,
doktrinierte Gruppe bezeichnen können, am Montag

ieser Woche vorgelegt hat. Dort wird Ihnen noch ein-
al vorgeführt, wie tragisch es ist, dass in Deutschland
ildungserfolg nach wie vor von sozialer Herkunft ab-
ängt und dass es nach wie vor mehr Bildungsabsteiger
ls Bildungsaufsteiger gibt.

Aber Sie ignorieren vier Jahre lang konsequent all
as, was Ihnen wissenschaftliche Experten vorlegen.
as macht atemlos. Insofern versteht man auch die
prechgeschwindigkeit der Kolleginnen, die hier aufge-
eten sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der Kommentar der Experten in der Anhörung zu Ih-
m Versicherungsmodell: „Das können sich nur Fami-
en mit mittlerem und höherem Einkommen leisten“. Im
lartext: Zuerst fixen Sie Familien mit Betreuungsgeld
nd Sparzulage an, teure, langfristige Verträge abzu-
chließen. Wenn der Bezug der Herdprämie endet, dann
üssen die Familien sehen, wo sie bleiben und das Geld

us eigener Tasche aufbringen, was sie vermutlich über-
aupt nicht können. – Sparzulage und Herdprämie, bei-
es ist herausgeworfenes Geld, das im Aufbau der Bil-
ungsinfrastruktur deutlich besser angelegt wäre. Das ist
ie Zukunftsaufgabe, auf die es ankommt und bei der ge-
einsame Kraftanstrengungen von Bund, Ländern und
ommunen nötig wären.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir wollen tatsächliche Wahlfreiheit für Familien und
ie beste Bildung für alle Kinder durch den Ausbau von
itas und Ganztagsschulen. Wir haben das Programm
nd das Finanzierungskonzept für eine bessere Infra-
truktur, für mehr Personal, für eine hervorragende Qua-
tät. Wir haben das Programm für Chancengleichheit.
ildungsaufstieg ist wählbar. Die Menschen werden dies





Ulla Burchardt


(A) )


)(B)

in den nächsten Wochen erkennen und feststellen: Rot
und Grün sind diejenigen Parteien in diesem Land, die
den Menschen Lebenschancen ermöglichen und ihren
Bildungsaufstieg organisieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zum Schluss komme ich zum harmonischen Teil mei-
ner Rede, die meine letzte an dieser Stelle ist. Ich kann
Ihnen sagen: Ich empfinde es als Glück und als Ehre,
dass ich dem Deutschen Bundestag seit 1990 angehören
durfte. Deshalb danke ich zuallererst den Dortmunderin-
nen und Dortmundern, die mich sechsmal direkt gewählt
und hierher entsandt haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)


In aller Offenheit, die Sie von mir kennen, sage ich: Die
Zeit hier war nicht immer nur eine Freude; denn man hat
oft das Gefühl – ich habe das erlebt; und ich weiß, es
geht den meisten von Ihnen genauso –, dass die Jahre
hier doppelt zählen. Hier wird so viel, so hart, so en-
gagiert gearbeitet, oft bis an die Grenze dessen, was
Menschen überhaupt nur leisten können, wie es sich die
meisten Kommentatoren kaum vorstellen oder gar für
sich selbst akzeptieren würden. Der Bundestag ist tat-
sächlich – viele, die ausscheiden, haben es an dieser
Stelle schon gesagt – besser als sein Ruf.

Unterm Strich, liebe Kolleginnen und Kollegen: Es
war eine gute Zeit. Dafür danke ich allen, die mich in-
nerhalb und außerhalb des Bundestages fachlich und
menschlich begleitet haben. Nicht zuletzt danke ich allen
Kolleginnen und Kollegen, besonders den Mitgliedern
des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technik-
folgenabschätzung für kollegiale, faire, gute Zusammen-
arbeit, auch für die Geduld, die sie mit mir als Aus-
schussvorsitzende hatten. Ich freue mich auf neue
Aufgaben. Ich hoffe, Sie bei der einen oder anderen Ge-
legenheit wiederzutreffen. Machen Sie es gut!


(Beifall im ganzen Hause)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725107500

Wir wünschen Ihnen alles Gute auf Ihren weiteren

Wegen.

Das Wort hat nun der Kollege Norbert Geis für die
Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Norbert Geis (CSU):
Rede ID: ID1725107600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir haben über das Betreuungsgeld viel gestrit-
ten; es ging oft hart zur Sache. Wir sind eigentlich noch
immer nicht auf einen gemeinsamen Nenner gekommen.
Die Positionen sind nach wie vor unterschiedlich. Des-
wegen darf man sich nicht wundern, dass da und dort
klar Position bezogen wird, damit draußen deutlich wird,
was man jeweils darunter versteht.

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(C (D Ich will noch etwas sagen. Es geht hier nicht um die inder im ersten Lebensjahr. Für sie nehmen die Eltern eist das Elterngeld in Anspruch. Es geht auch nicht um ie Kinder nach dem dritten Lebensjahr, weil dann der indergarten zur Verfügung steht. In der Hinsicht haben ir keine Differenzen untereinander. Es geht nur um die inder im zweiten und dritten Lebensjahr. Für diese inder sehen wir Kitas und andere Instrumente vor. Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Ehe von ann und Frau ist darauf ausgerichtet, Leben weiterzu eben. Gleichzeitig muss man bedenken, dass die Säugnge – das neue Leben – am meisten auf ihre Eltern anewiesen sind. Sie entwickeln zu ihren Eltern das tensivste Gefühl, das Menschen überhaupt zueinander ntwickeln können. Das muss man bedenken, wenn man berlegt, wie es ab dem zweiten Lebensjahr weitergeht. ersten Lebensjahr – das ist klar – bleiben die Kinder eistens daheim. Aber auch im zweiten und dritten Le ensjahr wollen die Kinder noch enge Bindungen an die ltern haben, damit sie das Urvertrauen lernen; denn das rvertrauen ist wichtig, um überhaupt später lernen und ie Grundkompetenzen für das Leben erwerben zu könen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ieses Urvertrauen müssen die Eltern erzeugen, weil es
ie Eltern sind, die die engsten Beziehungen zu ihren
indern haben. Das gilt auch für die Adoptiveltern,

elbstverständlich.

Sie dürfen auch nicht die Tatsache unberücksichtigt
ssen, dass zunächst einmal die Eltern das alleinige Er-

iehungsrecht haben. Der Staat hat nicht das Recht, die
inder zu erziehen, sondern dieses Recht ist ausdrück-
ch – auch in der Verfassung – den Eltern vorbehalten.
eswegen können auch nur die Eltern bestimmen, wie

ie ihre Kinder erziehen. Der Staat hat ihnen nicht hi-
einzureden. Auch das müssen Sie beachten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der Staat hat aber die Pflicht, die Eltern bei der Erzie-
ung ihrer Kinder zu unterstützen. Das betrifft auch die
ita. Das wissen wir. Wir haben viel Geld für die Kitas

usgegeben. Wenn Eltern ihr Kind in die Kita geben
ollen, dann ist das ihre freie Entscheidung. Die haben
ir zu achten, und wir haben die Eltern von Staats we-
en zu unterstützen. Das ist auch geschehen. Wir haben
ber 5,5 Milliarden Euro – das ist schon gesagt worden –
llein für den Bau der Kitas ausgegeben, obwohl das
icht Aufgabe des Bundes ist. Wir geben weiterhin
000 Euro pro Monat und Kind für einen Kitaplatz aus.
as ist gut und richtig.

Aber dabei kann es nicht bleiben. Der Staat ist ver-
flichtet, die Eltern auch bei anderen Entscheidungen
ur Erziehungsleistung zu unterstützen. Das ist seine
ufgabe. Er kann sich nicht allein auf die Kita konzen-
ieren. Dann würde er Unrecht tun.


(Beifall bei der CDU/CSU)






Norbert Geis


(A) )


)(B)

Er hat die Pflicht, gleichzubehandeln. Das wollen wir
durch das Betreuungsgeld erreichen. Was ist daran so
verkehrt?


(Daniela Ludwig [CDU/CSU]: Genau!)


Die Entscheidung der Eltern, die nicht bereit sind, ihr
Kind in die Kita zu geben, müssen wir doch respektie-
ren. Wir müssen auch diese Eltern unterstützen; das ist
die Pflicht des Staates. Alles andere ist eine falsche
Denke.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der Staat hat nicht das Recht – das will ich noch ein-
mal betonen –, in die Entscheidungen der Eltern einzu-
greifen. Deswegen darf er auch nicht eine Erziehungs-
leistung, nämlich die in Form der Kita, präferieren; er
muss vielmehr alle Erziehungsleistungen unterstützen.
Die Frage ist natürlich, ob die 150 Euro in einem ange-
messenen Verhältnis zu den 1 000 Euro stehen, die wir
pro Monat und Kind für die Kitas ausgeben. Darüber
muss man nachdenken, auch in der nächsten Legislatur-
periode.

Denken Sie immer daran: In anderen Ländern wie
beispielsweise Frankreich nehmen nur 13 bis 15 Prozent
der Eltern eine Kita in Anspruch. Entweder erziehen sie
ihr Kind selbst und bleiben daheim, oder sie geben es an
eine Tagesmutter. Diese darf selber, ihre eigenen Kinder
eingeschlossen, nicht mehr als vier Kinder betreuen.
Oder sie geben ihre Kinder zu den Großeltern oder ande-
ren Verwandten. Das ist die andere Seite. Das ist eine
Möglichkeit der Eltern, ihre Erziehungsleistung zu er-
bringen. Diese Erziehungsleistung wird in Frankreich
beispielsweise durch ein Betreuungsgeld in Höhe von
300 bis 700 Euro unterstützt. Auch in Skandinavien wird
das Betreuungsgeld viel höher angesetzt als bei uns. Wa-
rum machen wir hier einen solchen Unterschied?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich verstehe den Aufwand, den Sie betreiben, und auch
die Ideologie, die dahintersteht, überhaupt nicht. Das
kann ich nicht nachvollziehen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, alles in al-
lem sollten wir, was die Unterstützung der Erziehungs-
leistung der Eltern angeht, vielleicht doch in der nächs-
ten Legislaturperiode, der ich nicht mehr angehören
werde, zu einem vernünftigen Ergebnis kommen. Für
mich war es immer eine Auszeichnung, diesem Haus an-
zugehören. Ich habe hier gerne gestritten; das gestehe
ich ohne Weiteres zu. Ich habe auch leidenschaftlich ge-
stritten und bin dabei vielleicht manchem auf die Füße
getreten. Dafür entschuldige ich mich. Ich wünsche Ih-
nen für die Zukunft alles Gute, und ich wünsche auch
unserem Land alles Gute. Gottes Segen!

Danke schön.


(Beifall im ganzen Hause)


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(C (D Kollege Geis, darf ich kurz um Ihre Aufmerksamkeit itten? – Wir wünschen in dieser Woche vielen Kolleinnen und Kollegen alles Gute für ihren neuen Lebensbschnitt. Aber ich gestehe: Seit ich gesehen habe, dass ie ausgerechnet in der Zeit Ihre letzte Rede in diesem ohen Hause halten, in der ich den Vorsitz habe, denke h darüber nach, was das für ein Zeichen ist. Denn Sie aren der erste Abgeordnete, der mir 1998 in meiner rsten Innenausschusssitzung des Deutschen Bundesges begegnete und zeigte, wo es langgeht, icht inhaltlich, sondern im Sinne von: Wo finden wir lle unseren Platz? – Ich wünsche Ihnen alles Gute. ie waren der Zweite, Herr Außenminister, wenn Sie ich erinnern. Ich schließe die Aussprache. Trotz aller notwendigen Zeremonien hier vorne komen wir jetzt zur Abstimmung über den von den Fraktio en der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurf ines Gesetzes zur Ergänzung des Betreuungsgeldgesetes. Der Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und ugend empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 17/14198, den Gesetzentwurf der Fraktioen der CDU/CSU und FDP auf Drucksache 17/11315 der Ausschussfassung anzunehmen. Hierzu liegt ein nderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen uf Drucksache 17/14211 vor, über den wir zuerst abtimmen. Es ist namentliche Abstimmung verlangt. Ich bitte die chriftführerinnen und Schriftführer, die vorgesehenen lätze einzunehmen. – Das ist der Fall. Ich eröffne die bstimmung. Während einige Kolleginnen und Kollegen noch abtimmen, gebe ich Ihnen zur Kenntnis, dass mir mehrere rklärungen nach § 31 unserer Geschäftsordnung vorlieen, die wir, wie immer, zu Protokoll nehmen.1)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725107700

(Heiterkeit)


(Beifall im ganzen Hause)


Gibt es ein Mitglied des Hauses, das seine Stimme
och nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall. Dann
chließe ich die Abstimmung. Bis zum Vorliegen des Er-
ebnisses der namentlichen Abstimmung unterbreche
h die Sitzung.


(Unterbrechung von 13.17 Uhr bis 13.24 Uhr)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725107800

Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet.

Ich gebe Ihnen das von den Schriftführerinnen und
chriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen
bstimmung bekannt: abgegebene Stimmen 545. Mit

a haben gestimmt 234, mit Nein 308 Kolleginnen und
ollegen, und es gab 3 Enthaltungen.

Anlage 4





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 545;
davon

ja: 234
nein: 308
enthalten: 3

Ja

SPD

Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heinz-Joachim Barchmann
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Bärbel Bas
Dirk Becker
Uwe Beckmeyer
Lothar Binding (Heidelberg)

Gerd Bollmann
Klaus Brandner
Willi Brase
Edelgard Bulmahn
Marco Bülow
Ulla Burchardt
Petra Crone
Dr. Peter Danckert
Martin Dörmann
Elvira Drobinski-Weiß
Sebastian Edathy
Ingo Egloff
Siegmund Ehrmann
Dr. h. c. Gernot Erler
Petra Ernstberger
Elke Ferner
Gabriele Fograscher
Sigmar Gabriel
Michael Gerdes
Iris Gleicke
Günter Gloser
Ulrike Gottschalck
Angelika Graf (Rosenheim)

Kerstin Griese
Gabriele Groneberg
Michael Groß
Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Klaus Hagemann
Michael Hartmann


(Wackernheim)

Hubertus Heil (Peine)

Gustav Herzog
Petra Hinz (Essen)

Dr. Eva Högl
Christel Humme
Oliver Kaczmarek
Johannes Kahrs
Dr. h. c. Susanne Kastner
Ulrich Kelber
Lars Klingbeil
Hans-Ulrich Klose
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe (Leipzig)

Anette Kramme
Ute Kumpf
Christine Lambrecht
Christian Lange (Backnang)


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abriele Lösekrug-Möller
irsten Lühmann
aren Marks
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etra Merkel (Berlin)

r. Matthias Miersch
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r. Rolf Mützenich
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hannes Pflug
achim Poß
r. Wilhelm Priesmeier
lorian Pronold
r. Sascha Raabe
echthild Rawert

tefan Rebmann
erold Reichenbach
r. Carola Reimann
önke Rix
ené Röspel
r. Ernst Dieter Rossmann
arin Roth (Esslingen)

ichael Roth (Heringen)

arlene Rupprecht

(Tuchenbach)

nnette Sawade
ernd Scheelen
arianne Schieder

(Schwandorf)

erner Schieder (Weiden)

lla Schmidt (Aachen)

arsten Schneider (Erfurt)

wen Schulz (Spandau)

wald Schurer
rank Schwabe
r. Martin Schwanholz
olf Schwanitz
tefan Schwartze
ita Schwarzelühr-Sutter
r. Carsten Sieling
onja Steffen
eer Steinbrück
r. Frank-Walter Steinmeier
hristoph Strässer
r. h. c. Wolfgang Thierse
ranz Thönnes
olfgang Tiefensee
üdiger Veit
te Vogt
r. Marlies Volkmer
ndrea Wicklein
eidemarie Wieczorek-Zeul
r. Dieter Wiefelspütz
altraud Wolff

(Wolmirstedt)

agmar Ziegler
anfred Zöllmer
rigitte Zypries

DP

ylvia Canel

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IE LINKE

n van Aken
gnes Alpers
r. Dietmar Bartsch
atthias W. Birkwald
eidrun Bluhm
teffen Bockhahn
va Bulling-Schröter
r. Martina Bunge
oland Claus
eidrun Dittrich
erner Dreibus
laus Ernst
icole Gohlke
iana Golze
nnette Groth
r. Gregor Gysi
r. Rosemarie Hein
ndrej Hunko
lla Jelpke
r. Lukrezia Jochimsen
atja Kipping
arald Koch
n Korte
tta Krellmann
atrin Kunert
abine Leidig
alph Lenkert
tefan Liebich
lla Lötzer
r. Gesine Lötzsch
lrich Maurer
orothée Menzner
ornelia Möhring
homas Nord
etra Pau
ns Petermann
ichard Pitterle
vonne Ploetz
aul Schäfer (Köln)

r. Ilja Seifert
aju Sharma
r. Petra Sitte
abine Stüber
lexander Süßmair
r. Kirsten Tackmann
rank Tempel
lexander Ulrich
athrin Vogler
hanna Voß
alina Wawzyniak
arald Weinberg

ÜNDNIS 90/
IE GRÜNEN

erstin Andreae
arieluise Beck (Bremen)


olker Beck (Köln)

ornelia Behm
irgitt Bender
gnes Brugger
iola von Cramon-Taubadel
kin Deligöz
atja Dörner
arald Ebner
ans-Josef Fell
r. Thomas Gambke

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(A) )

Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Manfred Behrens (Börde)

Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Peter Bleser
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Dirk Fischer (Hamburg)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Michael Frieser
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Thomas Gebhart
Norbert Geis
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Michael Glos
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Olav Gutting
Florian Hahn
Dr. Stephan Harbarth
Jürgen Hardt
Gerda Hasselfeldt
Dr. Matthias Heider
Helmut Heiderich
Mechthild Heil
Ursula Heinen-Esser
Frank Heinrich
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Ansgar Heveling
Ernst Hinsken

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hristian Hirte
obert Hochbaum
arl Holmeier
ranz-Josef Holzenkamp
achim Hörster
nette Hübinger
ubert Hüppe
homas Jarzombek
ieter Jasper
r. Franz Josef Jung
ndreas Jung (Konstanz)

r. Egon Jüttner
artholomäus Kalb
ans-Werner Kammer
teffen Kampeter
lois Karl
ernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


olker Kauder
r. Stefan Kaufmann
oderich Kiesewetter
ckart von Klaeden
wa Klamt
olkmar Klein
xel Knoerig
ns Koeppen
anfred Kolbe
r. Rolf Koschorrek
artmut Koschyk
homas Kossendey
ichael Kretschmer
unther Krichbaum
r. Günter Krings
üdiger Kruse
ettina Kudla
r. Hermann Kues
ünter Lach
r. Karl A. Lamers

(Heidelberg)

ndreas G. Lämmel
r. Norbert Lammert
atharina Landgraf
lrich Lange
r. Max Lehmer
aul Lehrieder
r. Ursula von der Leyen
gbert Liebing
atthias Lietz
r. Carsten Linnemann
atricia Lips
r. Jan-Marco Luczak
aniela Ludwig
r. Michael Luther
arin Maag
r. Thomas de Maizière
ans-Georg von der Marwitz
ndreas Mattfeldt
tephan Mayer (Altötting)

r. Michael Meister
aria Michalk
r. h. c. Hans Michelbach
r. Mathias Middelberg
hilipp Mißfelder
ietrich Monstadt
arlene Mortler
r. Gerd Müller
tefan Müller (Erlangen)


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r. Philipp Murmann
r. Georg Nüßlein
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r. Michael Paul
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r. Peter Ramsauer
ckhardt Rehberg
atherina Reiche (Potsdam)

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r. Heinz Riesenhuber
hannes Röring
r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
rwin Rüddel
lbert Rupprecht (Weiden)

nita Schäfer (Saalstadt)

r. Wolfgang Schäuble
r. Annette Schavan
r. Andreas Scheuer
arl Schiewerling
orbert Schindler
ankred Schipanski
eorg Schirmbeck
hristian Schmidt (Fürth)

atrick Schnieder
r. Andreas Schockenhoff
adine Schön (St. Wendel)

r. Kristina Schröder

(Wiesbaden)

r. Ole Schröder
ernhard Schulte-Drüggelte
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(Weil am Rhein)

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r. Patrick Sensburg
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hannes Singhammer
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r. Frank Steffel
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hristian Freiherr von Stetten
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homas Strobl (Heilbronn)

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r. Peter Tauber

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(A) )


ZP 24 Beratung des Antrags der Abgeordneten Caren bekannt, dass der Bedarf an U3-Plätzen deutlich hö-

Marks, Petra Crone, Ker
geordneter und der Frakt

U3-Rechtsanspruch sic
sern und auf Betreuung
– Drucksache 17/14138

Nach einer interfraktionellen
Aussprache eine halbe Stunde
keinen Widerspruch. Dann ist s

Ich eröffne die Aussprache.
gin Katja Dörner für die Frakti
nen.
stin Griese, weiterer Ab-
ion der SPD

hern – Qualität verbes-
sgeld verzichten



Vereinbarung ist für die
vorgesehen. – Ich höre
o beschlossen.

Das Wort hat die Kolle-
on Bündnis 90/Die Grü-

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er sein wird, als 2007 angeno
nge klar, dass die damals getr

inbarung zwischen Bund, L
icht funktionieren kann. U
chröder getan? Sie hat jahrela
esteckt und in Kauf genomm
uf den Kosten des Kitaausbau
em Finanzminister keinen einz
ch aus den Rippen geleiert. Da
he Vogel-Strauß-Politik.


(Beifall beim BÜNDNIS und bei der mmen. Damit war auch offene Finanzierungsverändern und Kommunen nd was hat Ministerin ng den Kopf in den Sand en, dass die Kommunen s sitzen bleiben. Sie hat igen müden Cent zusätzs ist eine unverantwortli 90/DIE GRÜNEN SPD)

Sabine Leutheusser-
Schnarrenberger

Lars Lindemann
Dr. Martin Lindner (Berlin)

Michael Link (Heilbronn)

Dr. Erwin Lotter
Oliver Luksic
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Gabriele Molitor
Jan Mücke
Petra Müller (Aachen)


Dr. Martin Neumann

(Lausitz)


Dirk Niebel
Hans-Joachim Otto


(Frankfurt)

Gisela Piltz
Jörg von Polheim
Dr. Birgit Reinemund
Hagen Reinhold
Dr. Peter Röhlinger
Dr. Stefan Ruppert
Björn Sänger
Frank Schäffler

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Ich bitte nun diejenigen, die dem Gesetzentwurf in
der Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Hand-
zeichen. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? –
Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den
Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen
der Oppositionsfraktionen angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetz-
entwurf ist mit den Stimmen der Unionsfraktion und der
FDP-Fraktion gegen die Stimmen der SPD-Fraktion, der
Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen angenommen.

Tagesordnungspunkt 72. Interfraktionell wird die Über-
weisung des Gesetzentwurfs auf Drucksache 17/13112 an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
schlagen. Gibt es dazu anderweitige Vorschläge? – Das
ist nicht der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlos-
sen.

Ich rufe die Zusatzpunkte 23 und 24 auf:

ZP 23 Beratung des Antrags der Abgeordneten Katja
Dörner, Ekin Deligöz, Sven-Christian Kindler,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Rechtsanspruch auf Bildung, Erziehung und
Betreuung zügig realisieren – Qualitätsoffen-
sive in Kitas und Tagespflege in Angriff nehmen
– Drucksache 17/14135 –

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(C (D hristoph Schnurr mmy Schulz arina Schuster r. Erik Schweickert erner Simmling dith Skudelny r. Hermann Otto Solms achim Spatz r. Rainer Stinner tephan Thomae anfred Todtenhausen r. Florian Toncar erkan Tören Johannes Vogel Dr. Daniel Volk Dr. Guido Westerwelle Dr. Claudia Winterstein Dr. Volker Wissing Hartfrid Wolff Enthalten FDP Nicole Bracht-Bendt Sebastian Körber Burkhardt Müller-Sönksen Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! iebe Kollegen! In einem Monat tritt der Rechtsanpruch auf einen Kitaplatz auch für die unter Dreijährien in Kraft. Damit kommen wir endlich familienpolisch dem näher, was ausweislich aller Studien und mfragen Eltern besonders wichtig ist, nämlich Familie nd Beruf besser miteinander vereinbaren zu können. as ist – ohne Frage – längst überfällig. Wir werden hier der Debatte wahrscheinlich seitens der Koalitionsfrakonen das übliche Schwarze-Peter-Spiel erleben: chimpfen auf rot-grün geführte Bundesländer und Verrehung der Tatsachen, was das Engagement der Komunen in dieser Angelegenheit angeht. (Dorothee Bär [CDU/CSU]: Sagen Sie doch mal, was Sie wollen!)


(Lüdenscheid)

Katja Dörner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1725107900

ieses Schwarze-Peter-Spiel nervt einfach, und es geht
sbesondere den Eltern auf den Zeiger. Eltern wollen

eine Wartelisten in den Kitas. Sie wollen keine Bewer-
ungsverfahren um Kitaplätze durchlaufen. Was sie wol-
n, sind flexible Öffnungszeiten und vor allem eine gute
ualität in den Einrichtungen, kleine Gruppen, kon-

tante Bezugspersonen sowie gut ausgebildete und auch
esser bezahlte Erzieherinnen und Erzieher.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Was hat die schwarz-gelbe Bundesregierung getan,
m diesen berechtigten Interessen der Eltern nachzu-
ommen? Fakt ist: Die Bilanz der Bundesregierung beim
itaausbau ist mehr als mickrig. Fakt ist: Es war jahre-
lang





Katja Dörner


(A) )


)(B)

Als die Bundesländer in den Fiskalpaktverhandlun-
gen zusätzlich 580 Millionen Euro für die Kitas erstrit-
ten haben, hatte Frau Schröder nichts Besseres zu tun,
als die Länder mit kleinteiligen Vorschriften zu schika-
nieren und die Auszahlung der Gelder zu verzögern. Das
ist eine Politik gegen die Wünsche der Eltern und gegen
die Kitas. Diese Politik muss ein Ende haben. Wir brau-
chen endlich eine Bundesregierung, die mit der Priorität
für den Kitaausbau Ernst macht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Für uns Grüne ist klar, dass sich der Bund weiterhin
für die Kitas engagieren muss, auch über 2013 hinaus.
Wir brauchen ein Sofortprogramm für die Kommunen,
die zwar in den Kitaausbau investiert haben, aber einen
Bedarf an U3-Plätzen haben, der weit über den damals
als Durchschnitt angenommenen 37 Prozent liegt. Das
muss der erste Schritt sein.

Wir Grüne sind aber auch der Meinung, dass der
Bund Verantwortung für die Qualität der Angebote über-
nehmen muss, damit die Kitas überhaupt die Chance ha-
ben, die in sie zu Recht gesetzten hohen Erwartungen
und Ansprüche erfüllen zu können. Wir machen hierfür
ganz konkrete Vorschläge. Ich nenne nur zwei: Wir wol-
len im Bundesgesetz konkretisieren, dass es sich bei dem
Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz um einen Anspruch
auf einen Ganztagsplatz handelt, und wir wollen Quali-
tätsstandards insbesondere zum Personalschlüssel im
Bundesgesetz festschreiben. Selbstverständlich ist der
Bund dann auch bei der Finanzierung mit in der Pflicht.
Das soll auch so sein.

Wir Grüne machen keine Wahlversprechen auf
Pump – im Gegensatz zu CDU/CSU und FDP. Wir sagen
in unserem Antrag ganz konkret, wo das Geld für den
weiteren Kitaausbau herkommen soll. Deshalb ist die
Wahl am 22. September auch eine Entscheidung da-
rüber, wer es ernst meint mit mehr Investitionen in gute
Kitas. Ich bin mir sicher: Da kann Schwarz-Gelb nur den
Kürzeren ziehen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725108000

Das Wort hat die Kollegin Dorothee Bär für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1725108100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Heute ist für
Frau Dörner ihr Pippi-Langstrumpf-Tag. Dieses „Ich
mach mir die Welt, wiede, wiede wie sie mir gefällt“ ist
wirklich unsäglich, Frau Kollegin.


(Ulrich Schneider [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was haben Sie denn vorhin erzählt!)


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(C (D an hat in Ihrer letzten Rede schon gemerkt: Sie nehen aus dem Zusammenhang herausgerissene alte Zite, die auf einer völlig anderen Grundlage basieren. anz bewusste Täuschung! Das Gleiche machen Sie uch bei diesem Antrag. Meine Damen und Herren, Sie haben jetzt die große hance, sich von mir erklären zu lassen, was die Grünen ier wieder planen. Ich bin der Kollegin Dörner dankbar, ass sie gesagt hat: Sie haben am 22. September die ahl. Angesichts ihres Täuschungsversuchs heute bin h sicher, dass von der Mehrheit der Bürgerinnen und ürger am 22. September die richtige Wahl getroffen ird. Uns geht es nämlich nicht um ein Schwarzer-Peterpiel. Das ist genau das Spiel, das Sie hier betreiben. Wir haben in dieser Woche wieder etwas Bemerkensertes erleben können: Der Deutsche Landkreistag und ie Familienministerkonferenz der Länder haben festgetellt, dass der 2007 vereinbarte Rechtsanspruch auf eien Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren eingest werden wird und dass alle Länder davon überzeugt ind, dass sie die Versprechen, die sie gegeben haben, uch einhalten können. Damit wurde Ihnen, meine lieen Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, narlich Ihr seit Jahren genutztes Totschlagargument weg enommen. Sie haben immer versucht, zu sagen: Das ann eh nicht eingehalten werden. Das Spannende ist, ass sich sogar SPD-Oberbürgermeister bedanken und agen: Wir werden es hinbekommen. Wir danken euch, ass ihr die Grundlagen dafür geschaffen habt. Wir verprechen, dass die Hausaufgaben in unseren Kommunen rledigt werden. – Es ist spannend, dass die Kommunalolitiker wesentlich weiter sind. (Ulrich Kelber [SPD]: Nennen Sie einmal einen mit Namen!)


Zum Beispiel der Nürnberger. Herr Maly bedankt sich


(Ulrich Kelber [SPD]: Er bedankt sich bei Ihnen?)


nd sagt: Jawohl, wir haben es geschafft, dass wir es
uch in Nürnberg hinbekommen werden.


(Ulrich Kelber [SPD]: Da gibt es andere Zitate, was er über Sie sagt! Das ist unverschämt, was Sie hier sagen! – Zuruf von der CDU/ CSU: Er ist ideologisch nicht so verbohrt!)


Sie vertragen die Wahrheit nicht. Das ist spannend.


(Ulrich Kelber [SPD]: Der Herr Maly hat ein bisschen etwas über Ihre Kindergartenpolitik gesagt! Stimmt! Öffentlich! Doch nichts Positives! – Gegenruf des Abg. Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Ich stelle Ihnen den Brief zur Verfügung!)


Okay, der Parlamentarische Geschäftsführer Stefan
üller stellt Ihnen den Brief zur Verfügung; dann wer-

en wir sehen, wer am Ende recht behalten wird.

Man sieht, Ihre Forderung nach einem Rechtsan-
pruch auf einen Ganztagsplatz ist entlarvend. Sie versu-
hen erst, Zweifel zu säen, ob der bedarfsabhängige
echtsanspruch überhaupt erfüllt werden kann. Weil Sie





Dorothee Bär


(A) )


)(B)

nun aber wissen, dass es klappen wird, den ab dem
1. August bestehenden Rechtsanspruch zu erfüllen, ver-
suchen Sie jetzt, alle Eltern in diesem Land zu verunsi-
chern. Es ist schäbig, dass Sie im Wahlkampf auf Kosten
der Eltern versuchen, Zwietracht zu säen, Unsicherheit
zu verbreiten, und damit den Eltern einfach Angst ma-
chen. Wir wollen den Eltern keine Angst machen; wir
wollen ihnen die Sicherheit geben, die wir ihnen ver-
sprochen haben. Wenn sich irgendein unbeteiligter Leser
Ihre Anträge anschaut, bekommt er den Eindruck, dass
zwar ab dem 1. August eine Betreuung da ist, sie aber
qualitativ minderwertig ist. Das ist ein ganz starkes
Stück. Sie beleidigen damit alle, die sich voller Engage-
ment für frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreu-
ung engagieren.

Vor diesem Hintergrund möchte ich an dieser Stelle
ein ganz herzliches Dankeschön an unsere Erzieherinnen
und unsere Erzieher sagen. Ihr Antrag ist ein Schlag ins
Gesicht unserer Erzieherinnen und Erzieher. Deswegen
vonseiten der CDU/CSU und FDP ein ganz herzliches
Dankeschön an alle Erzieherinnen und Erzieher, die sich
jeden Tag in diesem Land für die Kleinen und Kleinsten
aufopfern!


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich zitiere aus dem Beschlussvorschlag der Familien-
ministerkonferenz vom 6. und 7. Juni 2013; dort heißt
es:

Die JFMK kann vor allem feststellen, dass Befürch-
tungen, der Platzausbau würde zu Lasten der Quali-
tät der Kindertagesbetreuung gehen, unberechtigt
waren. Trotz der erheblichen Anstrengungen für
den Ausbau konnten die Personalausstattung und
die Gruppengrößen nicht nur gehalten, sondern in
fast allen Ländern sogar verbessert werden. In die-
sem Zusammenhang ist es gelungen, die Ausbil-
dungskapazitäten zu erhöhen, Fachkräfte zu qualifi-
zieren und zu gewinnen. Auch die räumlichen
Standards konnten durch den massiven Ausbau ge-
halten und in vielen Einrichtungen verbessert wer-
den.

Wie diese Aussagen unserer Fachministerinnen und
Fachminister zu den Unkenrufen in Ihrem Antrag pas-
sen, kann jeder selber entscheiden.

Natürlich wissen wir, dass wir noch einen weiteren
Ausbau brauchen, aber einen bedarfsgerechten. Das
Gießkannenprinzip, mit dem Sie immer durch die Lande
ziehen – das hat die Kollegin Gruß vorhin zu Recht an-
gesprochen –, verfängt nicht. Ich habe vorhin erwähnt,
dass nicht alle Eltern, alle Kinder und natürlich auch
nicht alle Bedarfe gleich sind. Sie denken ja oft, wir
müssten noch wesentlich mehr machen, auch über Be-
darf. Dabei gibt es Regionen, die über Bedarf Plätze ha-
ben, Regionen, in denen noch Plätze frei sind. Wir haben
selbstverständlich andere Regionen, in denen der eine
oder andere Platz noch zusätzlich geschaffen werden
muss. Deswegen sagen wir: bedarfsgerecht und nicht
nach dem Gießkannenprinzip.

Alle Forderungen an die Bundesregierung – so viel
zum Thema Schwarzer Peter, Frau Kollegin Dörner –

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(C (D eginnen Sie übrigens immer damit: „Wir müssen bei en Ländern darauf hinwirken …“, „Wir müssen zusamen mit den Ländern …“, „Wir müssen die Länder da ei unterstützen …“. (Widerspruch der Abg. Katja Dörner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ie sind also diejenigen, die dauernd an die Länder ap-
ellieren. Wir sind dagegen diejenigen – das haben Sie
öllig vergessen zu erwähnen –, die etwas tun. Wir sind
ämlich bereits tätig geworden: Ich nenne die Etablie-
ng der Arbeitsgruppe Fachkräftegewinnung, das Ak-

onsprogramm Kindertagespflege, die „Offensive Frühe
hancen“, Lohnkostenzuschüsse für die Festanstellung
on Tagesmüttern und Tagesvätern, das Servicepro-
ramm „Anschwung für Frühe Chancen“, „Lernort Pra-
is“, „Mehr Männer in Kitas“ usw. So könnte ich noch
ine Vielzahl von Maßnahmen nennen, die wir in den
tzten Jahren geleistet haben und noch leisten werden.

Mit dieser Vielzahl an Maßnahmen schmücken Sie
ich übrigens auch und ziehen damit durch die Lande. Es
t spannend, zu sehen, dass Sie auch in die Einrichtun-
en gehen und sich dafür loben lassen. Das sei Ihnen ge-
önnt. Dazu kann ich nur sagen: All das belegt ganz ein-
rucksvoll, welches Engagement der Bund an den Tag
gt. Wenn Sie Rat benötigen, wie die Länder ihr Geld

ffektiv einsetzen können, kann ich Ihnen gerne helfen.

Natürlich wäre Beitragsfreiheit an sich wünschens-
ert, aber sie sollte erst dann eingeführt werden, wenn
ualität und Quantität ausreichend gesichert sind.

Also: mehr Hausaufgaben machen, weniger Ge-
chenke verteilen, die man sich nicht leisten kann.


(Zuruf von der SPD: Wie viele Milliarden haben Sie beim Betreuungsgeld versprochen?)


h wünsche mir insgesamt: mehr Bayern, weniger Ber-
n. Diejenigen, die am lautesten schreien, sollten einmal
it ihren Ministerpräsidenten reden, ob es wirklich ge-
cht ist – angeblich sind Sie ja immer für Gerechtig-

eit –, dass die reichen Länder wie Bayern für die armen
PD-Länder zahlen müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Diana Golze [DIE LINKE]: Gerade 120 Millionen Euro zusätzlich für das Betreuungsgeld beschlossen! So viel dazu!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725108200

Das Wort hat der Kollege Sönke Rix für die SPD-

raktion.


(Beifall bei der SPD)



Sönke Rix (SPD):
Rede ID: ID1725108300

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

nd Kollegen! Liebe Kollegin Bär, wenn man sieht, dass
ie vor einem auf der Rednerliste stehen, dann weiß
an, dass sich daraus eine Debatte entwickeln kann, um

s einmal positiv zu formulieren.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Weil ich nicht so langweilig bin wie ihr alle!)






Sönke Rix


(A) )


)(B)

– Genau, und weil Sie so scharfzüngig sind. Dafür sind
Sie ja bekannt.

Zuerst einmal fange ich mit dem Versöhnlichen an.
Das ist die Tatsache, dass wir es gemeinsam in Zeiten
der Großen Koalition mit einer großen Kraftanstrengung
geschafft haben, den Krippenplatzausbau voranzubrin-
gen und dass es den Rechtsanspruch auf einen Platz gibt.
Das ist eine große gemeinsame Leistung a) derjenigen,
die es beschlossen haben, b) aber auch derjenigen, die es
vor Ort umsetzen müssen. Dazu gehören die Kommu-
nen, dazu gehören die Kindertagesstätten, und dazu ge-
hören die Erzieherinnen und Erzieher, die hier einen gro-
ßen Aufwand betreiben und viele Neuerungen umsetzen
mussten. Natürlich gebührt ihnen dafür der Dank des
ganzen Hauses.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Frau Kollegin Bär, nachdem Sie aber nun sagten, die
Anträge und das, was Frau Kollegin Dörner vorgetragen
hat, seien ein großer Täuschungsversuch, möchte ich Sie
einmal daran erinnern, dass Sie in Ihrem Wahlpro-
gramm, das Sie übrigens nicht einmal durch einen Par-
teitag haben beschließen lassen – wahrscheinlich weil
Sie Angst davor hatten, dass dort auch Kolleginnen und
Kollegen aus den Kommunen sind, die fragen, wie das
eigentlich bezahlt werden soll –,


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Verschwörungstheorien!)


Familien mit Kindern Milliarden versprechen, aber dafür
keine Gegenfinanzierung aufgezeigt haben. Das ist Heu-
chelei, das ist Täuschung, das ist Wählerbetrug, Frau
Bär, und nicht die hier vorliegenden Anträge.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das sehen wir am 22. September!)


Sie appellieren, hier kein Schwarzer-Peter-Spiel zu
spielen und uns uns lieber die Frage zu stellen: Was kön-
nen wir im Deutschen Bundestag leisten, damit wir den
Rechtsanspruch umsetzen können und vor Ort genügend
Krippenplätze zur Verfügung stehen? – Doch Sie fangen
gleich wieder mit dem Schwarzer-Peter-Spiel an. Sie ge-
ben nämlich keine Antwort auf die Frage, was Sie hier
als verantwortliche Regierungskoalition machen wol-
len. Sie sagen zwar: Natürlich sind wir beim Krippen-
platzausbau noch nicht am Ende. Wo sind aber die Ant-
worten? Wo sind Ihre Anträge? Wo sind Ihre Vorschläge,
über die wir heute sprechen könnten? Es liegt nichts vor.

Sie meinten dann, wir würden Zwietracht säen; das
haben Sie vorhin vorgetragen. Das ist in Ihren Reden im-
mer eine beliebte Aussage. Sie wollen uns immer unter-
stellen, dass wir diejenigen sind, die von staatlicher Seite
vorschreiben wollen, welch ein Familienbild in diesem
Land vorherrschen soll. Sie sagen auch, dass wir angeb-
lich diejenigen seien, die nicht für die Wahlfreiheit sind.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Alles richtig!)


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(C (D ein, genau das Gegenteil ist der Fall, liebe Kolleginnen nd Kollegen der Koalitionsfraktionen. Wir sagen: Es uss eine Wahlfreiheit für diejenigen geben, die ihre inder in Krippen und in Kindertagesstätten geben woln. Diese Wahlfreiheit gibt es nun einmal noch nicht. (Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das stimmt doch überhaupt nicht! Das glauben Sie doch selber nicht!)


aran arbeiten Sie auch nicht. Das ist Ihr Fehler, liebe
olleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sind 300 Millionen Euro zusätzlich für den Ausbau
er Krippenplätze Ihre Antwort auf den um 300 000 Be-
euungsplätze erhöhten Bedarf durch den Rechtsan-
pruch? Ist das schon das Ende? Fragen Sie einmal vor
rt nach, wie die Situation ist. Fragen Sie einmal, ob es
tsächlich auch bedarfsorientiert Kitaplätze gibt, ob es
tsächlich zeitlich flexible Plätze gibt und ob es auch
ualitativ hochwertige Krippenplätze gibt.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Ja!)


ie gibt es vor Ort leider nicht.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Bei mir schon!)


s fehlt die Qualitätsoffensive, die wir an dieser Stelle
infordern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Zum Schluss möchte ich zumindest ganz kurz auf das
etreuungsgeld eingehen. Die Frage ist, ob wir das Geld
icht vielleicht auch sinnvoller ausgeben können. 2 Mil-
arden Euro sind eine Menge Geld. Es fließt allerdings
ur ansatzweise in den qualitativen und quantitativen
usbau von Plätzen im Hinblick auf den Rechtsan-

pruch, den wir einhalten wollen. Würde mehr Geld von
ieser großen Summe in den Ausbau investiert werden,
ürde das für wahre Wahlfreiheit sorgen. Ich appelliere

n die Menschen, die am 22. September 2013 die Wahl
nd die Wahlfreiheit haben: Setzen Sie sich gegen das
etreuungsgeld und für den Krippenplatzausbau ein!

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725108400

Das Wort hat die Kollegin Nicole Bracht-Bendt für

ie FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Nicole Bracht-Bendt (FDP):
Rede ID: ID1725108500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine sehr geehrten Damen und Herren! Für mich als
auenpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion hat eine
milienfreundliche Infrastruktur höchste Priorität. Auch
der Kinderkommission ging es oft um die Betreuungs-





Nicole Bracht-Bendt


(A) )


)(B)

landschaft. Ich bin übrigens froh, dass wir in der KiKo
so konstruktiv – das muss ich einmal erwähnen, weil es
hier nicht so läuft – zusammengearbeitet haben. Über
Fraktionsgrenzen hinweg haben wir das Interesse des
Kindes und des Jugendlichen in den Mittelpunkt gestellt
und am Ende immer einstimmige Beschlüsse gefasst.

Auch die heute vorliegenden Anträge der Opposition
beinhalten Punkte, denen ich zustimme. Auch wir Libe-
ralen wollen selbstverständlich die „bestmögliche Bil-
dung aller Kinder von Anfang an“


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Aber nicht bezahlen!)


und eine bessere „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“.
Als Frauenpolitikerin kann ich Ihnen nur zustimmen,
dass wir „Brüche im Lebensverlauf vor allem von
Frauen“ vermeiden müssen. Dennoch zeigen mir Ihre
Anträge, wie viel uns in der Umsetzung und in der Beur-
teilung der Lage trennt.

Zum Beispiel: Am 1. August kommt der Anspruch
auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem ersten Le-
bensjahr. Mit Sicherheit wird es in manchen Regionen
zu Engpässen kommen. Der Deutsche Landkreistag hat
zugesagt, alle 295 Landkreise seien vorbereitet. Auch
die Städte und Ballungsgebiete haben Enormes auf den
Weg gebracht. Die Betreuungsquote hat sich im Ver-
gleich zu 2006 verdoppelt. Damals waren 13,5 Prozent
der unter Dreijährigen in Betreuung. Im März 2012 da-
gegen waren es schon 27,6 Prozent, also fast jedes dritte
Kind. Noch nie wurden in so kurzer Zeit so viele Betreu-
ungsplätze geschaffen. In der Kommune, aus der ich
komme, Buchholz in der Nordheide, hatten wir 2007
sechs Krippenplätze. Mittlerweile haben wir eine Quote
von mehr als 60 Prozent.

Das alles liegt vor allem an der massiven Förderung
durch den Bund. Verfassungsrechtlich sind zwar Länder
und Kommunen für die Kinderbetreuung zuständig, aber
wir als Bund haben entschieden, hier kräftig mitzuhel-
fen. Bis zum Jahre 2014 fließen insgesamt fast 5,4 Mil-
liarden Euro in zusätzliche Plätze in Kitas und der Kin-
dertagespflege. Danach werden die Länder bei den
Kitabetriebskosten jährlich mit 845 Millionen Euro un-
terstützt. Einige Länder haben anfangs die Investitions-
mittel nur schleppend abgerufen, und es gab massive
Probleme, an verlässliche Zahlen zu kommen. Mittler-
weile – auch auf unseren Druck hin – läuft es aber gut.
Auch deshalb blickt der Landkreistag relativ entspannt
auf den 1. August; anders als Sie es hier darstellen.

Aber Sie, Kolleginnen und Kollegen der Opposition,
verteufeln das Ganze, bevor es den Rechtsanspruch
überhaupt gibt. Ohne zu wissen, wie groß der Bedarf ist,
fordern die Grünen gleich den Rechtsanspruch auf einen
Ganztagsplatz. Das geht mir zu schnell. Im Übrigen wol-
len wir Liberale ohnehin nicht alles per Gesetz regeln,
wie bekannt ist. Jedes Gesetz bedeutet für alle Beteilig-
ten einen bürokratischen Mehraufwand.


(Caren Marks [SPD]: Hätten Sie das mal bei dem Betreuungsgeldgesetz so gesehen!)


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(C (D Noch eines: Grüne und SPD wollen mal wieder den und in die finanzielle Pflicht nehmen. Sie fordern, den tark belasteten Kommunen weitere Kosten für den Ausau abzunehmen. Wir als Bund haben aber, wie gesagt, ereits 5,4 Milliarden Euro investiert, und das freiwillig. etzt sind die Länder gefragt, ihren klammen Kommuen beizustehen. Liebe Kollegen von der SPD, sprechen ie doch erst einmal mit Ihren Ländern, statt hier überogene Forderungen zu stellen. Fragen Sie dort nach, wo ie SPD regiert. Wenn wir einen ausgeglichenen Hausalt haben wollen, können wir als Bund nicht nach Beeben nachlegen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Genauso unseriös ist Ihr Vorschlag, die Elternbeiträge
bzuschaffen. Hier haben wir bereits eine sozialverträg-
che Lösung. Alles andere schadet der Qualität der Be-
euung, die gerade von Ihnen hier angesprochen wurde.
ine hohe Qualität in der Kinderbetreuung – da sind wir
ns doch einig – wollen wir ja alle.

Es gibt aber noch einen Grund, warum ich Ihre An-
äge ablehne: Vieles haben wir längst umgesetzt. Kolle-
in Bär hat schon einiges gesagt, aber damit es bei Ihnen
esser ankommt, werde ich es wiederholen.

Nehmen wir bei den Grünen die Imagekampagne für
ie erzieherischen Berufe. Auf unseren Wunsch hin gab
s im letzten Jahr bereits eine entsprechende Kampagne
r Tagesmütter und Tagesväter.

Oder nehmen Sie unser Programm „Mehr Männer in
itas“. Damit stärken wir die Männer in den erzieheri-

chen Berufen. Noch sind es erst knapp 5 Prozent; aber
er Anteil steigt stetig.

Oder nehmen wir die von den Grünen geforderte „all-
gsintegrierte Sprachbildung“. Auch das hat Schwarz-
elb schon längst umgesetzt mit der „Offensive Frühe
hancen“. Wir sind die erste Koalition, die gezielt den
pracherwerb von Kleinkindern fördert. Mit 400 Millio-
en Euro werden Kitas in sozialen Brennpunkten unter-
tützt. Konkret heißt das: Jede Einrichtung kann eine
achkraft zusätzlich für den Spracherwerb einstellen.
rühe Bildung ist die beste Bildung.

Apropos: Die SPD fordert eine Fachkräfteoffensive.
a, wir haben noch eine Fachkräftelücke. Aber man muss
uch sehen: In den letzten sechs Jahren ist die Zahl der
achkräfte um ein Drittel gestiegen.

Sie sehen, wir sind auf vielen Gebieten, die Sie hier
nsprechen, schon lange aktiv.

Zwei Punkte möchte ich noch betonen. Wir Liberale
ollen nicht nur eine hochwertige, sondern auch eine
ielfältige Kinderbetreuungslandschaft, also nicht nur
taatliche, sondern auch private Betreuungsmöglichkei-
n. Dazu zählen die Betriebskitas. Wenn Kind und El-
rn gemeinsam zur Arbeit gehen können, lassen sich
eruf und Familie gut vereinbaren. Deshalb habe ich
ich auch persönlich für die Verlängerung der Förde-
ng eingesetzt. Arbeitgeber bekommen zwei Jahre lang

ine Anschubfinanzierung. Das sind bis zu 400 Euro, die





Nicole Bracht-Bendt


(A) )


)(B)

monatlich pro neu geschaffenem Ganztagsplatz zu den
Betriebskosten gezahlt werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Als wir in der letzten Sitzungswoche in der Kinder-
kommission erneut über die Betreuung sprachen, wurde
wieder deutlich, dass die Investitionen in den Ausbau
der Betreuung der Kleinsten richtig waren. Wichtig ist
aber auch eine gute Infrastruktur für die etwas Älteren.
Das heißt, die nachschulische Betreuung muss fortge-
setzt werden. Denn der Bedarf an Bildung und Betreu-
ung endet nicht mit der Kita.


(Beifall bei der FDP)


Grundschüler und Jugendliche brauchen ebenfalls ge-
zielte Angebote.

Eine familienfreundliche Infrastruktur heißt, die El-
tern vom 1. bis zum 18. Lebensjahr des Kindes zu unter-
stützen. Daran wollen wir in der nächsten Legislatur-
periode weiter arbeiten. Ich freue mich darauf. Dies
waren vier gute Jahre mit schwarz-gelber Politik.

Danke schön.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Es werden noch mal vier! Das war erst der Anfang, Nicole!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725108600

Das Wort hat die Kollegin Diana Golze für die Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Diana Golze (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725108700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin-

nen und Kollegen! Auch in der letzten Sitzungswoche
dieser Wahlperiode wird dank eines Antrags der Grünen
noch einmal deutlich, welch ein politisches Trauerspiel
wir in den letzten Jahren bei der Frage des Kitaausbaus
erlebt haben. Es war auch deswegen ein Trauerspiel,
weil es die Oppositionsfraktionen mit ihren Anträgen
waren, die immer wieder die Bundesregierung an ihren
Handlungsauftrag erinnern mussten.

Zugleich haben wir eine Ministerin erlebt, die sich auf
einem Sondervermögen für den Kitaausbau ausruhte,
das nachweislich falsche Bemessungsgrößen zur Grund-
lage hatte, sowohl was den Bedarf als auch die Ausbau-
kosten anging. Wir haben eine Ministerin erlebt, die die
Verantwortung für den schleppenden Ausbau der Kin-
derbetreuungsplätze auf andere abgewälzt hat, indem sie
Länder und Kommunen in gute und schlechte, in fleißige
und faule eingeteilt hat, und dies alles in dem Wissen,
dass es in den einzelnen Ländern und Kommunen von
Beginn an unterschiedliche Ausgangslagen gegeben hat.
Wir haben eine Ministerin erlebt, die die Erfüllung eines
vom Bund geschaffenen Rechtsanspruches davon abhän-
gig gemacht hat, wie voll oder wie leer die Kasse der je-
weiligen Kommune ist. Damit steht und fällt aber so-

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(C (D ohl der qualitative als auch der quantitative Ausbau der inderbetreuung. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Noch immer fehlt eine fundierte Bedarfsplanung.
eshalb wird an den daraus resultierenden falschen,
icht ausreichenden Ausbauzielen festgehalten. Wir ha-
en Sie hier schon mehrfach darauf hingewiesen, dass es
rhebungen gibt, die darauf hinweisen, dass weitaus
ehr als 38 Prozent der Eltern ab dem 1. August an die
athaustüren klopfen werden, um ihren Rechtsanspruch
urchzusetzen. Deshalb empfehle ich Ihnen, Frau Minis-
rin Schröder, endlich Ihren Blick auf die Realitäten zu
chten.

Ein Sondervermögen, das auf dem Reißbrett entstan-
en ist und an der Realität scheitert, gehört überarbeitet.
as wir aber dank Ihrer Untätigkeit haben, sind Krisen-

zenarien und Debatten fernab von dem, über das eigent-
ch geredet werden müsste, nämlich über den be-
orstehenden Fachkräftemangel, über die schwierigen
rbeitsbedingungen in der Kindertagespflege, über die
erstärkung des Betreuungsplatzausbaus, über Fachkräf-
ausbildung, über die Verbesserung des Betreuungs-

chlüssels.
Stattdessen werden Rufe nach „Kitaplatzsharing“ laut

ein ganz toller Begriff –: Bring du dein Kind vormit-
gs; ich bring mein Kind nachmittags, und alle sind
lücklich.


(Nicole Bracht-Bendt [FDP]: Das gibt es schon lange! – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Gibt es schon lange!)


as ist das für eine abstruse Vorstellung vom Betreu-
ngsanspruch der Kinder und ihrer Eltern?


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


uch von „Erzieheraustausch“ ist die Rede, nach dem
otto: Wandere mal durch die Einrichtungen, weil es

icht genügend Erzieherinnen und Erzieher gibt, die
an einstellen kann, bzw. sich die Kommune nicht ge-

ügend leisten kann.
Wir Linke bleiben deshalb nach wie vor bei unserer

orderung nach einem Spitzentreffen zwischen den ver-
ntwortlichen Akteuren von Bund, Ländern und Kom-
unen und unter Beteiligung der wissenschaftlichen
achwelt. Ein solcher Krippengipfel wird auch nach
em Inkrafttreten des Rechtsanspruchs im August dieses
ahres notwendig sein. Dann wird es nicht mehr nur um
ie Frage gehen, wie viele Plätze denn noch fehlen, son-
ern auch um die Frage, was getan werden muss, um den
ommunen dabei zu helfen, die vielen Klagen abzuweh-
n, die sich aufgrund des Platzmangels ergeben werden.
ier ist der Bund längst noch nicht aus seiner Pflicht

ntlassen; hier gilt es, Lösungen für das Problem zu fin-
en, um die Kommunen nicht im Regen stehen zu las-
en.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zwei Punkte aus dem Antrag der Grünen, die wir ein
tück weit kritisieren, wenngleich wir das Grundanlie-





Diana Golze


(A) )


)(B)

gen teilen: Wir wollen, wie gesagt, nicht vom Bund aus
beurteilen, wer genügend Kraft in den Ausbau investiert
hat, ohne uns vorher die Grundvoraussetzungen vor Ort
angeschaut zu haben. Wir wollen auch keine sogenann-
ten kreativen Zwischenlösungen, weil wir befürchten,
dass aus Provisorien schnell dauerhafte Lösungen wer-
den. Wir müssen grundsätzlich an dieses Problem heran-
gehen.

Meine Damen und Herren, wir bleiben dabei: Wer in
Sonntagsreden von der gesamtgesellschaftlichen Auf-
gabe des Ausbaus der Kindertagesbetreuung spricht, der
muss auch im Alltagsgeschäft die notwendigen Maßnah-
men ergreifen. Die Bundesregierung hat in den vergan-
genen Jahren gezeigt, dass sie in diesen wichtigen Zu-
kunftsfragen versagt hat. Deshalb gehört sie abgewählt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725108800

Das Wort hat der Kollege Marcus Weinberg für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Marcus Weinberg (CDU):
Rede ID: ID1725108900

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Es stellt sich die Frage, ob wir wie Herr
Rix versöhnlich die letzten Jahre Revue passieren lassen,
oder ob wir wie Frau Golze polemisch die Ereignisse der
letzten Jahre bewerten. Sie, Frau Golze, brachten ja Be-
griffe wie Trauerspiel, Verschleppung und Ähnliches.

Lassen Sie uns also Bilanz ziehen und uns fragen:
Was ist wahr? Was ist unwahr? Was war Sein und was
war Schein in dieser ganzen Debatte? – Ich möchte das
aufgreifen, was Frau Dörner am Anfang gesagt hat. Es
ist tatsächlich so, dass wir am 1. August eine erste Epo-
che des Krippenausbaus abschließen. Wir sorgen für
mehr Quantität. Es gibt jetzt einen Rechtsanspruch. Wir
werden diese Epoche erfolgreich abschließen. In der
nächsten Epoche wird es dann um die Fragen gehen, was
noch an der Qualität verbessert werden kann, was wir im
Hinblick auf die Ausbildung von Fachkräften tun müs-
sen und welche anderen Aufgaben auf uns zukommen.

Kollegin Bär hat ja eben die Familienministerkon-
ferenz vom 6. bis 7. Juni angesprochen. Die Verantwort-
lichen aus den Ländern haben da gesagt: Die ganze Auf-
regung der letzten Jahre war unnötig, weil die
vorhergesagten Katastrophenszenarien nicht eingetreten
sind. Die Süddeutsche beschrieb es so: Die Krippen-
debatte ist ein gutes Beispiel für eine gefühlte Statistik.
Natürlich wird es am 1. August Eltern geben, die für Ihre
Kinder nicht den Krippenplatz ihrer Wahl bekommen.
Aber wenn man Bilanz zieht, dann muss man schon ge-
nauer hinschauen.

Es wurde schon darauf hingewiesen, dass der Bund
4 Milliarden Euro plus 580 Millionen Euro zum Errei-
chen einer Bedarfsdeckung von 39 Prozent für den Aus-
bau der Krippenplätze zur Verfügung gestellt hat. Damit

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(C (D orgen wir dafür, dass die Regelung zum 1. August ein rfolg wird. Insgesamt haben wir in den Jahren 2008 bis 011 eine Steigerungsrate von 63 Prozent erreicht. Das t ein Erfolg der intensiven Bemühungen, die die Bunesregierung an den Tag gelegt hat. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Lassen Sie mich als Fußnote Folgendes anmerken,
eil es mich schon ärgert – Kollege Rix sagte ja vorhin
ersöhnlich, dass wir das gemeinsam auf den Weg ge-
racht haben –, wenn ich sehe, dass einige Verantwortli-
he hier in Berlin groß auftreten und von Gerechtigkeit
prechen und gleichzeitig der Bundesregierung den Vor-
urf machen, dass sie ihren Aufgaben nicht gerecht
ird. Betrachtet man die tatsächliche Entwicklung in
en Ländern, dann kommt man zu interessanten Ergeb-
issen, zum Beispiel, wenn es um die Differenz zwi-
chen Angebot und Nachfrage geht, um die Frage, wie
eit man vorangekommen ist. Erstaunlicherweise stellt
an da fest: Das erfolgreichste Land im Bereich Ausbau

er Krippenbetreuung ist Bayern, das am wenigsten er-
lgreiche Land ist Mecklenburg-Vorpommern.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: So ist das!)


as heißt, jene Ministerin, die von uns etwas einfordert,
at im Hinblick auf ihre eigene Bilanz versagt,


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das ist die Inkompetenz der Schattenkabinettsminister!)


ährend diejenigen, die sich permanent Vorwürfe anhö-
n müssen, nämlich die Bayern, erfolgreich sind. Es

ibt also einen Riesenunterschied zwischen Sein und
chein.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Hört! Hört! So sieht es aus! – Stefan Liebich [DIE LINKE]: Die CDU regiert doch in Mecklenburg-Vorpommern! Da müsst ihr einmal mit eurem Koalitionspartner sprechen!)


Da viele für Bildung zuständige Kollegen anwesend
ind, möchte ich auf den Bereich Bildung zu sprechen
ommen. Dabei geht nicht nur um den Ausbau der Kin-
ertagesbetreuung. Da kommt Frau Schwesig und for-
ert Ganztagsbetreuung. Auch ich bin Anhänger der
anztagsbetreuung, viele von uns hier sind der Mei-
ung, dass man sie ausbauen solle, und zwar qualitativ
ochwertig, das sei der richtige Weg. Dann schaue ich
ir wiederum die Situation in Mecklenburg-Vorpom-
ern an


(Sönke Rix [SPD]: Das regiert doch die CDU!)


Sie müssen erst zuhören, bevor Sie schimpfen – und
ergleiche sie mit der in Sachsen. In Sachsen regiert seit
990 bekanntermaßen die CDU. Der Ausbau der Ganz-
gsbetreuung hat einen Wert von 96,7 Prozent erreicht.
dem Bundesland, in dem Ihre Ministerin, die ständig
erechtigkeit zelebriert, zuständig ist, Herr Rix, liegt der
ert bei 42 Prozent.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Ihre tolle Frau Schwesig! Nix auf die Reihe gebracht!)






Marcus Weinberg (Hamburg)



(A) )


)(B)

Ihre Ministerin, die im Kompetenzteam Ihres Kanzler-
kandidaten für diesen Bereich verantwortlich ist,


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Inkompetenzteam!)


sollte erst einmal darstellen, wie sie sich im eigenen
Bundesland durchsetzt – anscheinend wohl gar nicht. In-
sofern auch hier Versagen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Sönke Rix [SPD]: Wahrscheinlich bremst in Mecklenburg-Vorpommern der Koalitionspartner!)


Als Hamburger verteidige ich eigentlich nicht perma-
nent die Kollegen aus Bayern. Ich finde, man muss der
Realität ihren Lauf lassen und überprüfen, was eigent-
lich passiert.


(Sönke Rix [SPD]: Sie können ruhig einmal Hamburg erwähnen!)


– Herr Rix, dazu komme ich gleich. – Sie erheben per-
manent den Vorwurf, dass die Politik der CSU in Bayern
Frauen von der Erwerbstätigkeit abhalte; dabei hat Bay-
ern die höchste Erwerbstätigkeitsquote bei Frauen. Auch
was die Quote der Väter betrifft, die Erziehungszeit in
Anspruch nehmen, ist Bayern ganz vorn. Auf diesem
Gebiet ist Bayern erfolgreich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dorothee Bär [CDU/CSU]: So schaut es aus!)


Herr Rix, Sie haben Hamburg angesprochen. Gerne
teile ich Ihnen mit: Die große Welle hinsichtlich der In-
anspruchnahme von Kindertagesbetreuung – aber nicht
nur im Betreuungsbereich, sondern auch im Bildungsbe-
reich – gab es zu Zeiten der CDU-Senate. Damals wurde
der Etat um über 50 Prozent erhöht.

Die Kolleginnen und Kollegen haben die Aufgaben,
die jetzt auf uns zukommen, bereits angesprochen: mehr
Männer in Kitas, Ausbau der Kindertagespflege, mehr
Fachkräfte. Die Zahl der Fachkräfte ist in den letzten
Jahren gestiegen. Wir müssen aber dafür sorgen, dass sie
in den nächsten Jahren noch stärker steigt. Es kommt in
den nächsten Jahren darauf an, dass wir die Qualität ver-
bessern, dass wir mehr Freiheiten schaffen, aber auch
darauf, dass wir den Unternehmen deutlich machen, dass
die Frage der Kindertagesbetreuung eine Standortfrage
ist und dieser Bereich deshalb weiter ausgebaut werden
muss. Die Bundesregierung hat in den letzten Jahren viel
Geld ausgegeben und viele Programme entwickelt, ge-
rade zur Verbesserung der Qualität.

Zum Schluss will ich auf unsere eigentliche Aufgabe
zu sprechen kommen. Wir unterbreiten Angebote hin-
sichtlich der Krippenplätze. Frau Ziegler, eine Kollegin
von der SPD, hat in der gestrigen Debatte zum Betreu-
ungsgeld Folgendes gesagt: Das Betreuungsgeld werden
wir abschaffen, damit alle Kinder die gleichen Chancen
haben.


(Sönke Rix [SPD]: Genau!)


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(C (D an muss zwei Dinge feststellen, Herr Kollege Rix: Es ird kein Krippenplatz weniger gebaut, weil es das Beeuungsgeld gibt. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Genau so ist es! – Sönke Rix [SPD]: Aber wir könnten mehr bauen, wenn es kein Betreuungsgeld gäbe!)


Entschuldigen Sie, Kollege Rix, ab dem 1. August
013 gibt es einen Rechtsanspruch auf einen Betreu-
ngsplatz. Dieser Anspruch muss erfüllt werden. Die
rage ist nicht, ob Sie mehr oder weniger bauen wollen.
ie müssen den Rechtsanspruch erfüllen.

Ich möchte einen zweiten Punkt ansprechen, der ganz
teressant ist. Was signalisieren Sie den Eltern, die die
rziehung und Betreuung ihres Kindes in den ersten drei
ahren – wir reden hier ja über Ein- bis Dreijährige – in
er Hand behalten wollen, mit einer solchen Aussage?
ie signalisieren ihnen, dass sie ihren Kindern nicht die
leichen Bildungschancen geben. Das ist eine Diffamie-
ng der Arbeit der Eltern, die sagen: Wir wollen uns zu
ause um unser Kind kümmern.


(Beifall der Abg. Ewa Klamt [CDU/CSU])


Das ist Ausdruck Ihres ideologisierten Ansatzes, der
ei Ihnen in der Debatte vorherrscht. Ihnen geht es nicht
arum, Wahlfreiheit zu schaffen. Sie sagen nicht: Wir
chaffen Angebote, aber die Eltern, die Familien sollen
nach Situation entscheiden. Ich bin sehr dafür, auch

us eigener Erfahrung, dass Eltern die Kindertagesbe-
euung in Anspruch nehmen. Ich kann mir aber auch
orstellen, dass Eltern sagen: Nein, die Erziehung, die
etreuung ist uns so wichtig, dass wir uns zu Hause da-
m kümmern.


(Caren Marks [SPD]: Das können sie ja auch! Aber das muss man nicht bezuschussen! – Sönke Rix [SPD]: Es will hier keiner die Kitapflicht einführen!)


eswegen ist es richtig, dass wir hier für einen Aus-
leich sorgen und signalisieren: Der Staat soll sich nicht
inmischen, sondern unterstützende Angebote unterbrei-
n.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich komme zum Schluss, Frau Präsidentin. – Mein
azit: Noch nie wurde so viel ausgebaut wie in den letz-
n Jahren.


(Sönke Rix [SPD]: „Ausgebaut“?)


och nie gab es eine so gute Entwicklung in diesem Be-
ich. Noch nie war man so nah an den Eltern. Das war

er richtige Weg in den letzten vier Jahren. Ich freue
ich auf die nächsten vier Jahre. Dann kommt der Krip-

enausbau 2.0, sprich: die Steigerung der Qualität. Wir
euen uns darauf, mit dieser Koalition den nächsten
chritt gehen zu können.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







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)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725109000

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/14135
mit dem Titel „Rechtsanspruch auf Bildung, Erziehung
und Betreuung zügig realisieren – Qualitätsoffensive in
Kitas und Tagespflege in Angriff nehmen“. Wer stimmt
für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält
sich? – Der Antrag ist mit den Stimmen der Koalitions-
fraktionen gegen die Stimmen der Fraktion Bündnis 90/
Die Grünen bei Enthaltung der SPD-Fraktion und der
Fraktion Die Linke abgelehnt.

Zusatzpunkt 24. Abstimmung über den Antrag der
Fraktion der SPD auf Drucksache 17/14138 mit dem Ti-
tel „U3-Rechtsanspruch sichern – Qualität verbessern
und auf Betreuungsgeld verzichten“. Wer stimmt für die-
sen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält
sich? – Der Antrag ist mit den Stimmen der Koalitions-
fraktionen gegen die Stimmen der SPD-Fraktion und der
Fraktion Die Linke bei Enthaltung der Fraktion Bünd-
nis 90/Die Grünen abgelehnt.

Ich rufe die Zusatzpunkte 25 bis 27 auf:
ZP 25 – Zweite und dritte Beratung des von den Frak-

tionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zur Suche und
Auswahl eines Standortes für ein Endlager
für Wärme entwickelnde radioaktive Ab-
fälle und zur Änderung anderer Gesetze

(Standortauswahlgesetz – StandAG)

– Drucksache 17/13471 –

– Zweite und dritte Beratung des von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Suche und Auswahl eines
Standortes für ein Endlager für Wärme ent-
wickelnde radioaktive Abfälle und zur Än-

(Standortauswahlgesetz – StandAG)

– Drucksachen 17/13833, 17/13926 –
Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-
schusses für Umwelt, Naturschutz und Reak-
torsicherheit (16. Ausschuss)

– Drucksache 17/14181 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Maria Flachsbarth
Ute Vogt
Angelika Brunkhorst
Ralph Lenkert
Sylvia Kotting-Uhl


(8. Ausschuss)

– Drucksache 17/14209 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Beckmeyer
Stephan Thomae
Roland Claus
Sven-Christian Kindler

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(C (D P 26 Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Antrag der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Hans-Josef Fell, Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Zwei Jahre Fukushima – Ohne ehrlichen Atomausstieg keine erfolgreiche Energiewende – Drucksachen 17/12509, 17/14179 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Georg Nüßlein Marco Bülow Angelika Brunkhorst Ralph Lenkert Sylvia Kotting-Uhl P 27 Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – zu dem Antrag der Abgeordneten Edelgard Bulmahn, Dr. Matthias Miersch, Marco Bülow, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Transparenz bei Rückstellungen im Kernenergiebereich schaffen – zu dem Antrag der Abgeordneten Dorothée Menzner, Eva Bulling-Schröter, Ralph Lenkert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Überführung der Rückstellungen der AKW-Betreiber in einen öffentlich-rechtlichen Fonds – zu dem Antrag der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Hans-Josef Fell, Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Rückstellungen der Atomwirtschaft in Ökowandel-Fonds überführen – Sicherheit, Transparenz und ökologischen Nutzen schaffen, statt an Wettbewerbsverzerrung und Ausfallrisiko festhalten – Drucksachen 17/5901, 17/5480, 17/6119, 17/ 14187 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Georg Nüßlein Marco Bülow Michael Kauch Ralph Lenkert Sylvia Kotting-Uhl Zu dem Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU, PD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen liegt ein Entchließungsantrag der Fraktion Die Linke vor. Vizepräsidentin Petra Pau )





(A) )

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Bundes-
minister Peter Altmaier.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Peter Altmaier, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich gebe zu,
es war nicht geplant, aber am Ende ist es eine gute Fü-
gung, dass wir das letzte große Gesetz dieser Wahlpe-
riode mit einer überwältigenden Mehrheit, die vier Frak-
tionen umfasst, in diesem Bundestag verabschieden und
damit eine der letzten großen innenpolitischen Streitfra-
gen der letzten 30 Jahre einer guten Lösung näherbrin-
gen. Heute ist ein guter Tag für das Parlament. Es hat
sich gezeigt, dass unsere parlamentarische Demokratie
dort, wo es notwendig ist, Kraft hat, auch Kraft zum
Konsens hat.

Auf die Frage, warum wir es denn in den letzten
30 Jahren nicht geschafft haben, ein Endlager zu bauen,
kann die Antwort nicht nur lauten, dass es sehr schwierig
ist und dass die Arbeiten dafür sehr umfangreich sind,
sondern die Antwort muss auch lauten, dass wir es nicht
geschafft haben, den Prozess so zu organisieren, dass
Misstrauen ausgeschlossen wird und dass die Bereit-
schaft, den anderen ernst zu nehmen und auf seine Argu-
mente einzugehen, so gewachsen ist, wie es notwendig
gewesen wäre, um dieses Ziel zu erreichen. Wir sind
dem mit dem Gesetz, das wir heute verabschieden, einen
großen Schritt näher gekommen.

Ich habe in der ersten Lesung schon sehr vielen unter
Ihnen gedankt, eigentlich reihum und über alle Fraktio-
nen verteilt. Ich will heute nur noch einmal sagen: Das,
was zwischen der ersten Lesung und der zweiten und
dritten Lesung vereinbart und verändert worden ist, ist
ein Beispiel für unsere politische Kultur. Alle haben
mitgemacht: die umweltpolitischen Sprecher, die Frak-
tionsvorsitzenden und die stellvertretenden Fraktions-
vorsitzenden. Aber es waren insbesondere die Bericht-
erstatterinnen, die sich zusammengesetzt und ihren
Führungsleuten immer wieder gesagt haben, dass wir zu-
sammenkommen müssen. Deshalb möchte ich mich
auch bei Sylvia Kotting-Uhl, bei Angelika Brunkhorst,
bei Ute Vogt und bei Maria Flachsbarth ganz herzlich für
ihre Arbeit bedanken.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte mich ganz herzlich bei meiner Staatsse-
kretärin Ulla Heinen-Esser bedanken; sie kann gerade
aus unaufschiebbaren Gründen nicht hier sein. Dieses
Gesetzesvorhaben war ihre letzte große Aufgabe, die sie
als Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumwelt-
ministerium übernommen hat. Sowohl beim Asse-Ge-
setz wie auch bei diesem Gesetz hat sie mit dazu beige-
tragen, dass gegenseitiges Vertrauen aufgebaut werden
konnte und so die Zusammenarbeit möglich geworden
ist. Sie scheidet aus dem Bundestag aus. Sie hat in mei-

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(C (D em Ministerium und, ich denke, auch weit darüber hiaus eine exzellente Arbeit geleistet. Wir haben in den letzten vier Wochen viel erreicht. as Gesetz, das an und für sich schon nicht schlecht war, t noch einmal ein Stück weit besser geworden, weil wir ie Kraft gefunden haben, auf den jeweils anderen zuzuehen. Wir haben das alte Struck’sche Gesetz, dass kein esetz den Bundestag so verlässt, wie es hineinkommt, estätigt. Das, was wir geändert haben, ist ein Schritt in ie richtige Richtung. Wir haben dafür gesorgt, dass die Ergebnisse des Bürerforums aufgegriffen worden sind. Viele Verbände atten darauf hingewiesen, das Bürgerforum sei aus ihr Sicht nicht glaubwürdig, alles stehe fest, alles sei gegelt. Nach dem Bürgerforum haben wir den indivi uellen Rechtsschutz in diesem Gesetz noch einmal eutlich ausgeweitet. Wir haben die Rolle der Wissenchaft in der gemeinsamen Kommission noch einmal getärkt. Das, was dort mit den Kolleginnen und Kollegen us dem Deutschen Bundestag diskutiert worden ist, hat einen Eingang in dieses Gesetz gefunden. Wir haben uns beim Verfahren der Standortauswahl uf ein Umlagefinanzierungsmodell verständigt. Auch as ist ein wichtiges Signal, das über die Verabschiedung es Gesetzes hinaus Klarheit schafft. Das neue Bundesmt wird erst im Jahre 2014 eingerichtet. Wir werden bis um Ende dieses Jahres eine Lösung erarbeiten, wo die 6 Castoren zwischengelagert werden, die nicht am tandort Gorleben zwischengelagert werden, damit auch ort Vertrauen entsteht. Wir haben es mit einem schwiegen Umfeld zu tun. Was Brunsbüttel angeht – hier ist ie grundsätzliche Bereitschaft der Landesregierung und es Landesparlamentes vorhanden –, gibt es seit zwei ochen ein Gerichtsurteil, das wir im Hinblick auf seine uswirkungen genau prüfen werden und das wir ernst ehmen. Aber nach den letzten Wochen habe ich keinen weifel, dass es uns gelingen wird, bis Ende des Jahres rei Standorte zu identifizieren, an denen wir die wenien noch verbleibenden Castoren sicher verwahren könen. Wir sind auch dem Wunsch Schleswig-Holsteins achgekommen, in den Gesetzentwurf den Passus aufzuehmen, dass die Zwischenlagergenehmigungen nicht hne Bundestagsbzw. Parlamentsbeteiligung verlängert erden können. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben ine Lösung gefunden, wie die Abgeordneten des Deutchen Bundestages so mit Wissenschaftlern und Zivilgeellschaft zusammenarbeiten können, dass am Ende ein ericht zustande kommt, der die eigentliche Endlagersuhe voranbringt und begleiten kann. Jetzt haben wir – daran weiterzuarbeiten, ist die Aufabe der nächsten Jahre, nicht der nächsten Monate – inen klaren und verlässlichen Rahmen, der sicherstellt, ass sachliche Argumente entscheiden, dass wir das este Endlager suchen und nicht eines, das aus politichen Gründen favorisiert wird, der sicherstellt, dass wir lle wesentlichen Entscheidungen mit einer breiten ehrheit, in einem breiten Konsens im Deutschen Bun estag und im Bundesrat politisch treffen und sie nicht inter verschlossenen Türen vorbereiten und fällen. Bundesminister Peter Altmaier )


(Beifall im ganzen Hause)





(A) )

Wenn wir diesen Gesetzentwurf heute verabschieden,
dann geben wir ein starkes Signal der Handlungsfähig-
keit des Deutschen Bundestages und zeigen unsere Ent-
schlossenheit, mit den Hinterlassenschaften des Atom-
zeitalters in Deutschland sicher und verantwortlich
umzugehen.

Zu Beginn der Endlagersuche gab es viele Demon-
strationen und viele Proteste und Kampagnen im Inter-
net. Heute habe ich vor dem Deutschen Bundestag keine
Demonstrationen und im Internet keine Kampagnen ge-
sehen. Das zeigt, dass die Gemeinsamkeit, die wir seit
einigen Wochen an den Tag legen, inzwischen auch von
der Zivilgesellschaft anerkannt wird. Das ist die wich-
tigste Voraussetzung dafür, dass es gelingen kann, in
Deutschland ein sicheres Endlager zu bauen. In diesem
Sinne möchte ich Sie alle ganz herzlich bitten, dieses
Gesetz mit Ihrer Stimme in Kraft zu setzen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725109100

Das Wort hat der Kollege Dr. Matthias Miersch für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1725109200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Heute ist ein Tag, zuversichtlich zu sein, aber kein Tag,
euphorisch zu sein. Warum Zuversicht? Wenn man diese
Wahlperiode Revue passieren lässt und die Reden, die
hier noch vor zweieinhalb, drei Jahren gehalten wurden,
als es beispielsweise um unsere Forderung nach Weiter-
geltung des Moratoriums ging, mit den Reden von heute
vergleicht, dann merkt man: Dieses Parlament ist bei ei-
ner entscheidenden Zukunftsfrage übereingekommen,
und das ist gut so.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Aber es gibt weiter Grund zum Misstrauen, Herr Bun-
desumweltminister; ich finde, in einer solchen Debatte
darf und muss man das erwähnen. Es ist mehr als bedau-
erlich, dass das, was Sie in der ersten Lesung kundgetan
haben, nicht eingetreten ist: Es gibt kein schwarz regier-
tes Land, das sich bereit erklärt hat, Ihnen und uns bei
der Suche nach einer Zwischenlagerlösung behilflich zu
sein. Das ist ein schlechtes Zeichen, liebe Kolleginnen
und Kollegen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich glaube, man muss auch zur Kenntnis nehmen,
dass die Unterschiede hinter den Kulissen noch sehr
groß sind. Ein Zeichen dafür ist, dass es uns nicht gelun-
gen ist, eine gemeinsame Empfehlung des Gorleben-
Untersuchungsausschusses vorzulegen. Da hätten wir
uns ein gemeinsames Zeichen gewünscht. So ist es ein
Zeichen des Vorbehalts. Ich habe noch sehr genau in den
Ohren, wie unsere Kanzlerin vor wenigen Monaten im
Untersuchungsausschuss gesagt hat, sie könne eigentlich

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(C (D is heute nicht verstehen, warum Gorleben nicht zu nde erkundet wird. – All diese Punkte belasten dieses erfahren. Dennoch enthält dieser Gesetzentwurf auch vertraunsbildende Signale und vertrauensbildende Maßnahen. Entscheidend ist das, was nach der Niedersachsenahl gerade von der dortigen rot-grünen Landesregieng und von Ministerpräsident Stephan Weil in den Ge etzgebungsprozess eingebracht worden ist. Es ist wichtig, dass wir heute gesetzlich festlegen, ass es zukünftig keine Zwischenlagerung in Gorleben ehr gibt. Das ist ein ganz wichtiges Signal, liebe Kolle innen und Kollegen. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es ist wichtig, dass dieser Diskurs erstmalig in die
ivilgesellschaft und in die Wissenschaft getragen wird
nd dass wir diesen Diskurs über eine Bund-Länder-
ommission an dieses Parlament andocken. Als
ebecca Harms – die Fraktionsvorsitzende der Grünen
Europäischen Parlament – und ich diesen Vorschlag

achten, wurden wir teilweise belächelt, nach dem
otto: Wer nicht weiterweiß, der gründet einen Arbeits-

reis. Ich glaube aber, dass man in dieser großen Frage
ur dann zu einer Lösung kommen kann, wenn man
ansparent und unter Beteiligung der Öffentlichkeit al-
s auf den Tisch legt und alles bewertet. Wir werden
iese große Frage nur mit einem größtmöglichen
iskurs lösen können, liebe Kolleginnen und Kollegen.
afür ist die Kommission ganz wichtig.

Es gibt nach wie vor Leute – auch Verbände –, die
iesem Prozess kritisch gegenüberstehen. Ich sage hier
nd heute – ich richte das an alle –: Beteiligt euch an
iesem Verfahren, das in den nächsten zwei Jahren be-
innen soll! Beteiligt euch an diesem Diskurs! Nehmt
ie Möglichkeiten, euch einzubringen, wahr! Wir sind
uf euch angewiesen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Diese Debatte heute wird von einem Team von
DFneo begleitet. Vorgestern habe ich dazu ein Ge-
präch geführt. In diesem Gespräch wurde vorgeschla-
en, dass sich das Parlament kontinuierlich mit den
roßen Menschheitsfragen beschäftigt, nach dem Motto
Save the world“. Wir haben darüber diskutiert, ob es
öglich ist, die großen Nachhaltigkeitsfragen in der De-
okratie zu lösen. Wir gehen heute ein paar Schritte

nicht mehr, aber auch nicht weniger – auf dem Weg zur
ösung einer zentralen, ganz schwierigen Frage. Das ist,
uch wenn noch ein langer Weg vor uns liegt, ein positi-
es Signal in einem Streit, der die letzten Jahrzehnte
icht zu lösen gewesen ist. Ich freue mich, auch in
ukunft mit allen an der Lösung dieser großen Aufgabe
usammenarbeiten zu können.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725109300

Die Kollegin Angelika Brunkhorst hat nun für die

FDP-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Angelika Brunkhorst (FDP):
Rede ID: ID1725109400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es ist

ein Erfolg, dass wir heute fraktionsübergreifend dieses
Standortauswahlgesetz einbringen und es beschließen
werden.

Ich bedanke mich bei meinen Berichterstatterkolle-
ginnen. Ich bedanke mich ganz besonders bei der Parla-
mentarischen Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser und
darüber hinaus bei den engagierten Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern des BMU für die geleistete Arbeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dieser Konsens wurde möglich, weil sowohl die Ko-
alitionsfraktionen als auch die Oppositionsfraktionen
festen Willens waren, ein Gesetz auf den Weg zu brin-
gen, das so ausgestaltet ist, dass – das ist in diesem Fall
wichtig – es Legislaturperioden überdauern kann. Auch
die Bundesländer wollten letztendlich den Erfolg dieses
Standortauswahlgesetzes. In den schwierigen Verhand-
lungen hat sich gezeigt, dass Bundesumweltminister
Altmaier die hohen Verhandlungshürden, die es teil-
weise gab, auf ein lösbares Maß senken konnte. Auch
die Länder haben sich dort bewegt. Auch dafür möchte
ich an dieser Stelle danken.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Alle gesellschaftlichen Gruppen sollen in den Stand-
ortauswahlprozess eingebunden werden, damit am Ende
ein echter, belastbarer Konsens steht. Darum wird dem
eigentlichen Standortauswahlverfahren eine Bund-
Länder-Kommission vorgeschaltet. Aufgabe dieser
Kommission ist die Vorbereitung des eigentlichen Stand-
ortauswahlverfahrens. Sie soll wissenschaftliche Ent-
scheidungsgrundlagen erarbeiten.

Da wir auf den wissenschaftsbasierten Ansatz Wert
legen, soll in diese Kommission eine große Zahl Exper-
ten aus der Wissenschaft entsandt werden, insgesamt
acht Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Hinzu
kommen acht Mitglieder aus vier gesellschaftlich rele-
vanten Gruppen: aus Unternehmen, aus Naturschutzver-
bänden, aus Religionsgemeinschaften, aus Gewerkschaf-
ten. Es gab bereits Kritik und Nachfragen, ob all diese
Gruppen wirklich in der Kommission vertreten sein
müssen. Ich sage: Ja, all diese Gruppen müssen mitwir-
ken, weil nur so ein breiter, von der Zivilgesellschaft ge-
tragener Diskurs stattfinden kann und diese auch als
Multiplikatoren dienen sollen. Ich denke, wir haben in
dem Gespräch mit den Ministerpräsidenten sowie den
Vertretern der Parteien und Fraktionen am 9. April die-
ses Jahres klargemacht, dass wir natürlich nur fachlich
kundige Mitglieder in diese Kommission schicken wol-
len. Alle diese 16 Mitglieder dieser Kommission, die ich
gerade genannt habe, werden stimmberechtigt sein.

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(C (D Hinzu kommt die Seite der Politik: jeweils acht deokratisch legitimierte Vertreter aus dem Bundestag und us dem Bundesrat. Diese werden nur eine beratende unktion, aber kein Stimmrecht haben. Wir werden dait die Bedenken ausräumen können, dass die Politik in ieser Diskussion ein zu starkes Gewicht hat und dass ir unter Umständen parteipolitisch hineinwirken woln. Diese Gefahr – in Anführungsstrichen – besteht daurch nicht. Auf der anderen Seite sind wir als entsandte Politiker ann faktisch auch nicht gebunden und können hinterer, wenn der Prozess zu Ende ist, im Bundestag und im undesrat frei entscheiden. Die bzw. der Vorsitzende der Kommission sollte eine nerkannte, unabhängige Persönlichkeit sein, die sich in iesem Themenbereich bereits profiliert hat. Das ist uner Wunsch. Vielleicht auch eine Frau, Frau Vogt. Selbstverständlich muss die Kommission nicht bei ull anfangen. Zu Beginn wird es auch darum gehen, die issenschaftlichen Erkenntnisse aus der deutschen Endgerforschung zu analysieren. Ich denke, wir sollten uns uch auf die Expertise unserer Ressortforschungseinchtungen verlassen. Die heute relevanten Fragen müssen klar und pränant formuliert werden, und vor allem müssen die wisenschaftlichen Streitfragen klar benannt werden. Der iskussionsprozess soll offen und ohne ideologische oreinstellungen geführt werden. Die Öffentlichkeit wird intensiv in den Auswahlrozess eingebunden: Sie wird zur Erarbeitung der Entcheidungsgrundlagen gehört werden, sie wird im Hinlick auf die Auswahl von Standortregionen gehört erden, und sie wird zu den Vorschlägen für die standrtbezogenen Erkundungsprogramme gehört werden. ies gilt schließlich auch für den endgültigen Standortorschlag. Hinzu kommt, dass vor Beginn der untertägigen Erundung eine verwaltungsgerichtliche Überprüfung öglich ist, ob die Auswahl der zu erkundenden Stand rte nach den Anforderungen und Kriterien dieses Geetzentwurfes erfolgt ist. Auch den Gemeinden, in deren emeindegebiet ein zur untertägigen Erkundung vorge chlagener Standort liegt, und deren Einwohnerinnen nd Einwohnern räumt man hiermit das Klagerecht ein. Es ist von Minister Altmaier vorhin schon gesagt orden, dass die Finanzierung des neuen Standortausahlverfahrens nicht über eine Ergänzung des Beitragschts erfolgen soll. Dafür haben sich insbesondere die rünen eingesetzt. Sie haben sich damit durchgesetzt, ass die Kosten des neuen Standortauswahlverfahrens urch die Umstellung auf ein Umlagesystem finanziert erden. Auch das war ein Kompromiss, den wir hier ingegangen sind. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein guter Kompromiss!)


(Ute Vogt [SPD]: Am besten eine Frau!)






Angelika Brunkhorst


(A) )


)(B)

So ist das eben: Kompromisse waren an allen Ecken und
Enden immer wieder notwendig.

Ich muss aber dazu sagen, dass das jetzige Beitrags-
recht für das Endlagerprojekt Schacht Konrad und letzt-
endlich auch für die Errichtung des zukünftigen Endla-
gers natürlich weiter gilt. Auch das Verursacherprinzip
gilt weiterhin.

Die Koalition ist große Schritte auf die Opposition
zugegangen. Das betrifft zum Beispiel auch die Errich-
tung des Bundesamtes für Entsorgung erst im Jahre
2014. Die Errichtung des BfE ist aufgrund der EU-Ent-
sorgungsrichtlinie erforderlich. Bei der Endlagersuche
muss organisatorisch eine saubere Trennung von Betrei-
ber und Kontrolleur gewährleistet sein. Es müssen ver-
schiedene Ämter sein.

Bei den Verhandlungen über den Gesetzentwurf gab
es ein Nehmen und Geben von allen Beteiligten. Das ist
das Wesen eines Kompromisses. Ich denke, es ist uns ge-
lungen, viele unterschiedliche Interessen und Wünsche
in diesen Konsens einzuarbeiten, und ich gehe davon
aus, dass auch der Bundesrat am 5. Juli 2013 seine Zu-
stimmung dazu geben wird.

Ich möchte noch ein paar persönliche Gedanken wei-
terführen: Ich habe die Bitte, dass man die Sommerpause
dazu nutzt, sich bereits über eine mögliche Besetzung
klar zu werden. Es wäre einfach optimal, wenn es ge-
länge, die Einsetzung dieser Kommission in der Sit-
zungswoche Anfang September 2013 im Bundestag,
also noch in dieser Legislaturperiode, zu beschließen.
Selbst der Bundesrat könnte am 20. September 2013
seine Zustimmung geben. Ich weiß, dass wir alle im
Wahlkampf viel zu tun haben; aber vielleicht kann man
das Nötige organisieren. Mit festem Willen könnte man
auch das noch schaffen. Wenn uns das wirklich gelingt,
dann sind wir in der Bewältigung der Endlagerthematik
wirklich ein Stück vorangekommen.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Ute Vogt [SPD])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725109500

Für die Fraktion Die Linke hat nun die Kollegin

Dorothée Menzner das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725109600

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Sehr geehrte Damen und Herren! Nach 35 Jahren fehlge-
leiteter Endlagersuche ist es durchaus löblich, nun zu
versuchen, mit einem vergleichenden Verfahren einen
gesellschaftlichen Konsens zu finden. Es verdient Aner-
kennung, dass die Berichterstatterinnen mit ihrer Initia-
tive dieses Thema einer parlamentarischen Beratung zu-
geführt haben. Ab diesem Zeitpunkt war auch die Linke
mit einbezogen, und das Thema Endlagerung wurde aus
den Hinterzimmern und männlichen Kungelrunden

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(C (D urück ins Parlament geholt. Es ist kein Thema für üchentische. An dieser Stelle möchte ich Frau Flachsbarth und uch Frau Heinen-Esser für ihr Engagement sehr anken. Es verdient Anerkennung; denn sie taten das, bwohl großen Teilen der Koalition bis heute die Einicht fehlt, dass in der Vergangenheit einiges grundleend falsch gelaufen ist, (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Ute Vogt [SPD])


ie wir zum Beispiel im Untersuchungsausschuss Gor-
ben immer wieder erlebt haben. Von daher meinen
ank an die Berichterstatterinnen sowie an die Staatsse-
retärin für die streitbare, oft auch kontroverse, aber im-
er faire Zusammenarbeit.


(Beifall bei der LINKEN)


Dennoch, die Linke sagt Nein zu diesem Endlager-
uchgesetz. Ich möchte das mit fünf Punkten kurz be-
ründen – es gäbe mehr Punkte, aber dafür fehlt leider
ie Zeit –:

Erstens. Leider kein gesellschaftlicher Konsens ist,
as hier heute verabschiedet wird. Wir haben hier heute
aximal einen Konsens von vier Fraktionen. Aber we-

entliche Teile der Antiatombewegung tragen ihn nicht
it. Herr Altmaier, „ausgestrahlt“ stand heute durchaus

or dem Reichstag und hat demonstriert.

Eine wirkliche Meinungsbildung, eine wirklich breite
esellschaftliche Debatte, ein Abwägen von Alternati-
en und die Bestimmung von Verfahrensschritten sind
icht erfolgt und konnten bei einem solchen Hauruck-
erfahren auch gar nicht erfolgen. Große Konfliktfelder,
ie etwa die Frage „Wohin mit den 26 Castoren?“, wur-
en ausgeklammert, genauso wie die Zwischenlager-
age. Ausgeklammert wurde auch die Frage „Wohin mit

chwach- und mittelradioaktivem Atommüll?“. Zum
eispiel ist das Endlager in meinem Wahlkreis, Schacht
onrad, in die Überlegungen überhaupt nicht mit einbe-

ogen worden. Das ist ein großes Manko.


(Beifall bei der LINKEN)


Auf wie tönernen Füßen die Zwischenlagerfrage
teht, wissen wir spätestens seit letzter Woche, seit dem
runsbüttel-Urteil. Von daher wird sich dieser Konsens
n seiner Haltbarkeit messen lassen müssen.

Zweitens. Es erfolgt nur ein begrenztes Lernen aus
er Vergangenheit. Eine bindende breite Beteiligung der
ürger findet nicht statt. Die parlamentarische Aufarbei-
ng etwa der Ergebnisse des Untersuchungsausschusses
orleben wurde nicht abgewartet und mit einbezogen.
uch ein wissenschaftliches Aufarbeiten der Fehler in
ezug auf Gorleben und Asse – ich erinnere an das, was
a in den letzten Jahren offenbar wurde – findet kaum
tatt. Nein, vielmehr werden in Teilen heute wieder die
leichen Wissenschaftler und Sachverständigen bemüht,
ie uns das Desaster in der Asse und auch in Gorleben
ingebrockt haben.

Drittens: die Kommission. Wir Linke begrüßen aus-
rücklich die Einsetzung einer unabhängigen Kommis-





Dorothée Menzner


(A) )


)(B)

sion zur Lösung der Endlagerfrage. Allerdings wäre eine
solche Kommission im Vorfeld einer Gesetzesverab-
schiedung notwendig gewesen und nicht, um ein Gesetz
zu evaluieren. Wissenschaftlicher Sachverstand, auch
aus dem gesellschaftswissenschaftlichen und philosophi-
schen Bereich, um Empfehlungen auszuarbeiten, ist
zwar dringend notwendig, aber nicht erst, wenn es um
die Evaluierung eines bereits sehr detaillierten Gesetzes
geht. An dieser Stelle sind wir sehr skeptisch, ob die
Kommission das unter diesen Voraussetzungen in zwei
Jahren leisten kann oder ob sich die Befürchtungen be-
wahrheiten, die da lauten: Diese Kommission ist nur
eine Alibiveranstaltung.


(Beifall bei der LINKEN)


Viertens: Bundesamt für kerntechnische Entsorgung.
Dieses Amt birgt aus unserer Sicht mehrere Gefahren:

Erstens. Wie in der Vergangenheit bestimmen die In-
teressen von Politik das Handeln, und somit hat nicht
höchstmögliche Sicherheit die durchgängig oberste Prio-
rität.

Zweitens. Wir haben gelernt, dass solche Behörden
gerade auch mittels Personalentscheidungen fragwür-
dige Wege einschlagen können. Ich erinnere nur an das
Bundesamt für Strahlenforschung und seine Positionie-
rung in den Jahren 1997/98 in der Gorleben-Frage.

Drittens. Es wird sich zeigen müssen, ob alle Bundes-
länder den Konsens auch noch mittragen, wenn sie fest-
stellen, dass sie als akut Betroffene an dieses Bundesamt
Länderkompetenzen abgetreten haben.

Als letzten Kritikpunkt möchte ich Gorleben anfüh-
ren. Die schwarze und die gelbe Fraktion haben jahr-
zehntelang gesagt, eine alternative Standortsuche sei
nicht machbar, weil kein Standort mit Gorleben mithal-
ten könne; denn dort gebe es einen uneinholbaren Wis-
sensvorsprung. Noch vor einem Dreivierteljahr hat die
Bundeskanzlerin, Frau Merkel, im Gorleben-Untersu-
chungsausschuss ausgeführt – ich zitiere –:

Also, ich sage noch mal: Dass die

– gemeint sind Gorleben und andere mögliche Stand-
orte –

nicht vergleichbar sind, bezieht sich auf die Tiefe
der Erkundung und die Tiefe der Kenntnis.

Nun sagen Sie, die Erkundungsergebnisse von Gorleben
sollen bei der Standortauswahl genutzt werden, aber kei-
nesfalls präjudizierend wirken. Ich frage Sie: Wie soll
das gehen? Sie haben uns doch immer erzählt, das gehe
nicht. Was hat Ihren Meinungswandel bewirkt? Oder ist
das vielleicht doch nur vorgeschoben?

Die Linke sagt: Gorleben muss heraus aus dem Ver-
fahren. Ein juristisches Gutachten im Auftrag von
Greenpeace, das uns allen vorliegt, sagt auch, wie das ju-
ristisch sicher ginge. Gorleben ist geologisch ungeeig-
net. Das wissen wir seit rund 20 Jahren. Der Wissensvor-
sprung zu Gorleben und die Fülle der Erkundungsdaten
sind so groß, dass die Gefahr einer Vorfestlegung ein-
fach riesig ist. Es besteht die Gefahr, alleine aus Kosten-
gründen weiter auf diesem Standort zu beharren.

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(C (D Kollegin Menzner, ich weiß, es gibt noch viel zu sa en. Versuchen Sie bitte trotzdem, es auf den Punkt zu ringen. Ein letzter Satz noch. – Ich sage Ihnen: Ohne dass orleben aus dem Verfahren genommen wird, werden ir nicht das Vertrauen in großen Teilen der Bevölkeng schaffen, das wir brauchen, um dieses Problem ei er Lösung zuzuführen. Ein Zweites: Solange wir weiter üll produzieren und nicht wissen, wo wir ihn lagern ollen, werden wir das Problem nicht dauerhaft lösen. Ich danke Ihnen. Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat die Kol gin Sylvia Kotting-Uhl das Wort. Verehrte Frau Präsidentin! Verehrter Herr Minister ltmaier! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Begonnen at diese Legislatur mit den Laufzeitverlängerungen und it der Einsetzung des Untersuchungsausschusses Gorben. Jetzt, am Ende der Legislatur, haben wir einen aktionsübergreifenden Konsens zum Atomausstieg, ir haben die Lex Asse, die die Rückholung der Abfälle ls Ziel festgeschrieben hat, und wir beschließen heute in Gesetz zu einer vergleichenden, ergebnisoffenen ndlagersuche. Wer hätte das gedacht? (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725109700
Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725109800

(Beifall bei der LINKEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725109900
Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1725110000

Vom Beginn – der Koalitionsvertrag in Baden-Würt-
mberg, in den wir die Bereitschaft zur Standortsuche

uch in Baden-Württemberg geschrieben haben, steht
m Anfang – bis heute hat es zwei Jahre gedauert. Das
ar also nicht wirklich ein Hauruckverfahren, liebe
orothée Menzner. Dazwischen gab es viele Etappen,
ei denen das Gesetz wieder auf der Kippe stand. Aber

mer wieder ging es weiter, immer wieder gab es gute
eue Initiativen. Nach der Bildung der neuen nieder-
ächsischen Landesregierung kam die Kommission
azu, und Schleswig-Holstein hat dann Bewegung in die
rage, wohin man die Castoren bringen solle, gebracht.
iese Frage ist allerdings jetzt etwas verschoben; denn
ir wollen erst zu Beginn des nächsten Jahres die drei
änder benennen, in die die Castoren kommen sollen.
h vermute, dass auch der Bundesumweltminister wie
ir auf einen Regierungswechsel in Hessen hofft, um
as Problem zu lösen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Peter Altmaier [CDU/ CSU]: Nein!)


ir sind uns auch ansonsten oft einig, Herr Altmaier.

Wir haben dieses Gesetz in einem breiten Konsens
eschlossen. Alle Bundesländer und vier Fraktionen hier





Sylvia Kotting-Uhl


(A) )


)(B)

im Deutschen Bundestag waren dabei. Aber selbstver-
ständlich ist ein Konsens kein Freifahrtschein. Nicht al-
les ist geregelt. Viele mussten Zugeständnisse machen,
und es werden noch viele Hürden zu überwinden sein,
bis dieses Gesetz tatsächlich wirken kann und es irgend-
wann einmal vollzogen ist.

Eine Fraktion fehlt bei diesem Konsens. Ich glaube
– diese Kritik möchte ich schon anbringen –, wenn in ge-
wissen Teilen der Führung der Unionsfraktion nicht im-
mer so ein Widerstand dagegen bestünde, die Linke in
das Rubrum aufzunehmen, hätten wir sie sowohl bei der
Entscheidung zur Asse als auch in diesem Falle mit da-
beigehabt und hätten einen ganz breiten Konsens im
Bundestag herstellen können.

Bei allem Verständnis muss ich aber sagen: Das, was
Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Linken,
heute mit Ihrem Antrag vorgelegt haben, ist so weit jen-
seits aller Realität und verkennt alles, was in den letzten
Monaten passiert ist, dass ich nicht verstehe, wie man
hier zu einer solchen Aussage kommen kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Es geht nicht um irgendwelche Alibiveranstaltungen.
Es geht darum, neue Formen von Bürgerbeteiligung und
Partizipation zu entwickeln.


(Zuruf von der LINKEN: Ja, genau!)


Dabei stehen wir am Anfang, weil wir das bisher nicht
gemacht haben. Wir stolpern sozusagen los, aber es gibt
einen breiten Willen, das zu tun.

Wir haben das Forum durchgeführt, und dieses Forum
hat seine Auswirkungen gehabt. Das hat nichts mit ei-
nem Alibi zu tun.

Nicht nur wir, die Verantwortlichen im Bundestag,
müssen lernen, wie neue Bürgerbeteiligung aussehen
muss, sondern auch die Gesellschaft muss das offen-
sichtlich lernen. Denn man kann Partizipation nur anbie-
ten; man kann sie nicht verordnen. Ob sie angenommen
wird oder nicht, entscheiden diejenigen, denen sie ange-
boten wird. Das können nicht wir entscheiden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Was Gorleben angeht, ist die große Botschaft des
Endlagersuchgesetzes bzw. Standortauswahlgesetzes:
Die 30 Jahre dauernde verheerende Fixierung auf einen
umstrittenen Standort und ein falsches Verfahren ist zu
Ende. Das ist die wunderbare Botschaft dieses Gesetz-
entwurfs.

Aber selbstverständlich wird Gorleben nie ein Stand-
ort wie jeder andere sein können. Darüber brauchen wir
uns nichts vorzumachen, und ich glaube, das tut auch
niemand hier. Selbstverständlich ist der Erkenntnisvor-
sprung bei Gorleben eine Belastung. Wir müssen uns be-
mühen, und das tun wir mit dem Gesetzentwurf, diese
Nachteile so gering wie möglich zu halten und Gorleben
so weit wie möglich zu einem Standort wie jeden ande-
ren zu machen.

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(C (D Deswegen haben wir auch die letzten Änderungsanäge eingebracht. Deswegen wird die vorläufige Sichereitsanalyse nicht ausgewertet, und die Daten werden icht gesichert. Alle Aussagen dazu im Gesetzentwurf ind gestrichen. Deswegen kommen keine Castortransorte mehr. Deswegen gibt es dort keinen Forschungstandort. Das sind alles Zugeständnisse auch von anderen Sein, die nicht leichtgefallen sind, aber erleichtern, dass orleben tatsächlich auf ein gerechtes und faires Verfahn vertrauen kann, genauso wie alle anderen Standorte, ie das tun müssen und auch wollen, dies aber nur dann önnen, wenn Gorleben nicht vorab politisch ausgechlossen wird. Nur dann können auch die anderen tandorte auf ein faires und gerechtes Verfahren verauen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Kommission wird in den nächsten zwei Jahren
gliche Arbeit machen; ansonsten ruht das Gesetz. Ein
ermutstropfen ist, dass es uns nicht gelungen ist, im

orfeld zu der heutigen Debatte die Einrichtung des
euen Bundesamtes noch aufzuschieben, bis die Kom-
ission ihre Arbeit beendet hat. Es wird im Laufe des

ächsten Jahres eingerichtet. Aber es ermöglicht immer-
in, dass die Kommission eigenständig arbeiten und ihre
rbeit auch ein gutes Stück vor der Einrichtung der Bun-
esbehörde aufnehmen kann.

Alles in allem ist es ein guter Gesetzentwurf. Für
ich als grüne atompolitische Sprecherin ist es das
este, was in dieser Legislaturperiode auf den Weg ge-
racht wurde. Ich möchte allen, die daran mitgearbeitet
aben – das waren nicht wenige –, von Herzen danken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725110100

Das Wort hat die Kollegin Dr. Maria Flachsbarth für

ie Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Maria Flachsbarth (CDU):
Rede ID: ID1725110200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Minister, wir sind in dieser Legislaturperiode tat-
ächlich einen langen Weg gegangen: von totaler Kon-
ontation bis hin zu einem gemeinsamen Grundver-

tändnis darüber, die real existierenden Probleme
emeinsam lösen zu wollen. Ich erinnere mich an eine
itzung des Umweltausschusses mit tumultartigen Zü-
en, als die Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke
eschlossen wurde.

Ich erinnere mich an die quälend langen Sitzungen
es Gorleben-Untersuchungsausschusses, der trotz der
ernehmung von 50 Zeugen und Sichtung von über
500 Akten noch nicht einmal über die gemeinsame
aktenerhebung eine gemeinsame Position zustande ge-





Dr. Maria Flachsbarth


(A) )


)(B)

bracht hat, weil offensichtlich die Wahrnehmungen so
unterschiedlich sind, dass man ein und dieselbe Person
bzw. ein und dieselbe Akte nicht in derselben Weise ver-
standen hat.

Ich erinnere mich aber auch an die große, fraktions-
übergreifende Mehrheit in diesem Haus, als wir nach
den schrecklichen Ereignissen in Fukushima den endgül-
tigen Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen haben.

Ich erinnere mich auch sehr gut an die Initiative des
damaligen Bundesministers Röttgen, des ehemaligen
Ministerpräsidenten McAllister und des Ministerpräsi-
denten Winfried Kretschmann, die im November 2011
zum ersten Bund-Länder-Gespräch zur Entsorgung ein-
geladen haben. Seit dem, Frau Kollegin Kotting-Uhl
– Sie haben völlig recht –, arbeiten wir an diesem Ge-
setzgebungsverfahren, und nicht etwa erst seit den letz-
ten drei Monaten.

Deshalb ist es richtig und wichtig, dass wir jetzt nicht
die tatsächlich historische Chance vertun, sondern einen
Neuanfang in der Endlagersuche wagen. Denn wir sind
uns doch einig: Die Frage der Entsorgung liegt in natio-
naler Verantwortung, und sie muss durch die jetzige
Generation beantwortet werden. Die Lösung dieses Pro-
blems darf nicht in die Zukunft verschoben werden. Wir
sind uns doch auch einig, dass wir zu unserer völker-
rechtlichen Verpflichtung stehen, radioaktive Abfälle
aus Deutschland nach der Wiederaufarbeitung im Aus-
land zeitnah zurückzunehmen.

Auch das Urteil des Oberverwaltungsgerichts in
Schleswig hat uns daran erinnert, dass wir dringend ein
Endlager finden müssen; denn Zwischenlager müssen
Zwischenlager bleiben und dürfen nicht etwa verkappte
Endlager werden.


(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Endlich haben wir die Kraft gefunden, diese Pro-
bleme tatsächlich anzugehen und ein Standortauswahl-
gesetz für ein Endlager für hoch radioaktive Abfälle auf
den Weg zu bringen. Aufbauend auf den Ergebnissen des
AkEnd stehen dabei drei zentrale Aspekte im Vorder-
grund: zum Ersten der Vorrang der Sicherheit in wissen-
schaftsbasierten Verfahren, zum Zweiten das Verursa-
cherprinzip und zum Dritten der Grundsatz eines
transparenten und fairen Verfahrens.

Unser Suchverfahren soll nun seine Legitimation
durch Entscheidungen des Bundestages beziehen. Es soll
ergebnisoffen, vergleichend und in verschiedene auf-
einanderfolgende Phasen gegliedert sein. Grundlegendes
charakteristisches Element des neuen Suchverfahrens ist
dabei die umfangreiche Öffentlichkeitsbeteiligung. Das
haben wir im Rahmen der Beratungen zu diesem Gesetz
schon einmal ausprobiert, und zwar in Form eines mehr-
tägigen Bürgerforums Ende Mai/Anfang Juni, an dem
sich jeder und jede beteiligen konnte.

Dort haben sich Änderungswünsche herauskristalli-
siert, die wir in unser parlamentarisches Verfahren ein-
gebracht haben, unter anderem für die Bund-Länder-

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(C (D ommission, die bis Ende 2015 arbeiten und grundleende Handlungsempfehlungen zu herausragenden Fraestellungen und Anforderungen bzw. Kriterien erarbein soll, die letztlich im Deutschen Bundestag beraten erden sollen. Bemängelt wurde, dass es in dieser Kommission eine ominanz der Politik gäbe. Es wurde angemahnt, dass s viel mehr Beteiligung aus Zivilgesellschaft und Wisenschaft geben müsste. Die neue Zusammensetzung ieser Kommission, in der die Politik jetzt nur noch eine eratende Funktion hat, ist Ausdruck dieser Anregunen. Übrigens sind in diesem Zusammenhang auch die Beenken des Bundestagspräsidenten eingeflossen, der die reiheit der Entscheidung des Parlamentes ganz deutlich ngemahnt hatte. Auch die Notwendigkeit der Einrichtung eines neuen undesamtes für kerntechnische Entsorgung wurde vom orum hinterfragt. Aber wir brauchen es, um eine verünftige Umsetzung der EU-Richtlinie zur Trennung on Aufsicht und Betrieb von kerntechnischen Anlagen u gewährleisten. Wir brauchen es übrigens auch, um die rbeit der Kommission organisatorisch zu unterstützen. nd wir brauchen es, um die durch das neue Verfahren ntstehenden Kosten auf die Verursacher – nämlich die raftwerksbetreiber – umzulegen. Den politischen Streit haben wir entschärft, indem wir ie Entscheidung über die Stellenbesetzung auf die Zeit ach der Wahl verschoben haben. Ich glaube, das war ehr, sehr klug. Wenn wir nun an die Arbeit gehen und dieses neue esetz tatsächlich realisieren und umsetzen, dann bitte h die Regierungen von Bund und Ländern, in diesem usammenhang eine Lösung für die Weiterbeschäftiung der Bergleute aus dem Erkundungsbergwerk Gorben nicht aus dem Auge zu verlieren. Ich möchte mich meinerseits, liebe Kolleginnen und ollegen, bei allen Beteiligten bedanken. Ich bedanke ich beim Bundestagspräsidenten, der uns mit Anregun en und Zuarbeit unterstützt hat. Ich bedanke mich sehr erzlich bei den Mitberichterstatterinnen für die kontruktive Zusammenarbeit. Ich bedanke mich beim Bunesumweltministerium, beim Herrn Minister, aber auch esonders bei seiner Staatssekretärin, unserer Kollegin lla Heinen-Esser. Und ich bedanke mich – das mag unewöhnlich sein, aber er hat wirklich unglaublich viel r uns getan – bei dem Unterabteilungsleiter Peter Hart, er uns sehr, sehr konstruktiv durch Dick und Dünn beleitet hat. Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, machen wir ns nun wieder auf den Weg – dieses Mal gemeinsam, ngespornt von dem ernsthaften Willen, ein Endlager für ochradioaktive Abfälle in unserem Land zu finden. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )


)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725110300

Die Kollegin Ute Vogt hat nun für die SPD-Fraktion

das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Ute Vogt (SPD):
Rede ID: ID1725110400

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Ich kann mich dem

Dank der Kollegin Flachsbarth vollumfänglich anschlie-
ßen und schließe in diesen Dank ausdrücklich auch die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ministeriums ein.

Ich habe mich gefreut, dass der Herr Minister am Be-
ginn seiner Rede das erste Struck’sche Gesetz zitiert hat,
das da heißt: Kein Gesetz kommt aus dem Parlament so
heraus, wie es eingebracht worden ist. Ich habe mich
deshalb besonders darüber gefreut, weil dieses Gesetz
die Stärke des Parlaments deutlich macht und zeigt, dass
die Vorschläge aus den Ministerien von den Parlamenta-
riern nicht immer übernommen werden müssen.

Wenn wir es als Parlamentarier geschafft haben, in
diesem Prozess der Gesetzgebung viele eigene Akzente
zu setzen, statt einfach nur die Vereinbarungen zwischen
Bund und Ländern, die außerhalb des Parlaments getrof-
fen wurden, zu übernehmen, dann ist das auch für uns
ein guter Tag, weil es zeigt, dass wir Parlamentarier,
wenn wir konstruktiv zusammenarbeiten und uns aufei-
nander zubewegen, unglaublich viel erreichen können
und eben nicht immer nur dem folgen müssen, was uns
die Regierungen vorgeben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU])


Das ist besonders erfreulich in Bezug auf das, was wir
im Vorfeld erprobt haben. Ich meine das dreitätige Bür-
gerforum. Viele Verbände haben vorhergesagt, dieses
Forum sei nur eine Farce. Das Forum simuliere nur Be-
teiligung, aber schaffe keine echte Beteiligung, so war
zu lesen. – Mich haben diese Reaktionen damals sehr
enttäuscht. Ich konnte aber aufgrund der Vorgeschichte
das Misstrauen und die Skepsis verstehen, weil sich alle
noch daran erinnern, wie es zu Gorleben gekommen ist.

Diese Geschichte rund um Gorleben ist aus unserer
Sicht nicht richtig aufgearbeitet worden. Auch den
Schlussfolgerungen der Koalitionsfraktionen im Unter-
suchungsausschuss konnte ich keinesfalls zustimmen.
Vielmehr waren Teile der CDU in Bezug auf die Fehler,
die im Zusammenhang mit Gorleben passiert sind, sehr
uneinsichtig. Umso höher ist es zu bewerten, dass wir
mit diesem Forum echte Bürgerbeteiligung schaffen
konnten.

Ich will Folgendes in Erinnerung rufen: Es war die
Rede davon, dass in der Kommission der Einfluss der
Mitglieder aus der Wissenschaft gegenüber denen aus
der Politik gestärkt werden sollte. Die Kommission solle
eigenständiger arbeiten können, so war zu hören. Das
Bundesamt für Strahlenschutz solle ja nicht zu früh ein-
gerichtet werden, um keine Ergebnisse der Kommission
zu präjudizieren. Es solle verbindlich festgelegt werden,
keine Castoren mehr nach Gorleben zu transportieren.

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(C (D s wurde unter anderem auch bemängelt, es gebe einen u geringen Rechtsschutz und keine Festlegung, den xport von Atommüll künftig auszuschließen. Zu all diesen Punkten ist es gelungen, zwischen der rsten Lesung und der heutigen zweiten und dritten esung und Schlussberatung tatsächliche Änderungen in en Entwurf des Gesetzes einzufügen. Wir haben einen öheren Rechtsschutz erreicht. Betroffene, Anwohnerinen und Anwohner und auch Kommunen haben inzwichen die Möglichkeit, bezüglich der unterirdischen rkundung tatsächlich zu klagen. Es gibt eine verbindliche Regelung dahin gehend, ass Castortransporte nur noch standortnah erfolgen soln. Wenn also in einem Atomkraftwerk Müll produziert ird, dann muss man auch die Belastungen für eine Zwi chenlagerung in Kauf nehmen. Das Bundesamt soll im aufe des Jahres 2014 ins Leben gerufen werden. Ich bin ir mit der Kollegin Kotting-Uhl darüber einig, dass ies auch noch später möglich gewesen wäre. Aber es ist umindest ein wichtiges Zeichen, dass die Kommission, ie jetzt dem Gedanken der Bürgerbeteiligung Rechnung agen und auch die Kriterien für die Suche festlegen oll, von Anfang an eigenständig arbeiten wird. Im Geetz wird festgeschrieben, dass es eine eigene Geschäftstelle der Kommission geben wird, die mit dem Bundesmt gerade nicht in Verbindung steht. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir sind in der Lage, die vielen Anregungen von Ver-
etern von Verbänden und Initiativen, die vielleicht
icht alle persönlich anwesend waren, aber ihre
ünsche über andere Personen im Forum einspeisen

onnten, aufzunehmen. Dabei haben wir uns sehr aufei-
ander zubewegt. Die einzige Forderung, die im Grunde
icht aufgenommen wurde, ist, gar kein Gesetz zu erar-
eiten. Natürlich wäre es auch vorstellbar gewesen, zu-
rst die Kommission zwei Jahre arbeiten zu lassen und
ann ein Gesetz zu erarbeiten. Das wäre jedenfalls for-
al möglich gewesen. Dann hätte aber das große Risiko

estanden, dass die politisch Verantwortlichen diesem
chwierigen und unbequemen Thema erneut aus dem
eg gehen. Wir haben stattdessen die historische
hance ergriffen, dafür zu sorgen, dass Bund und Länder
n einem Strang ziehen. Möglicherweise wäre das in ei-
igen Monaten gar nicht mehr der Fall.

Die schwierige Aufgabe kommt auf uns erst noch zu.
ufen wir uns die Vergangenheit in Erinnerung. Im Sep-
mber 1979 haben die Regierungschefs von Bund und
ändern beschlossen, wie mit den Abfällen aus Atom-
raftwerken umgegangen werden soll. Sie haben damals
orausgesagt, dass bis Mitte der 80er-Jahre das Problem
elöst sei. Das ist nun wahrlich nicht gelungen. Wenn
an sieht, wie viel Zeit seitdem verstrichen ist, kann
an sich ungefähr das Ausmaß der Aufgabe vorstellen,

ie nun nach der Verabschiedung des Gesetzentwurfs auf
ns zukommt. Es wird neue Formen der Bürgerbeteili-
ung geben. Wir werden Maßstäbe entwickeln, die dann
r viele andere Projekte gelten können. Das wird unsere
emokratie beleben.





Ute Vogt


(A) )


)(B)

Die Lösung der Aufgabe wird sich über viele Legisla-
turperioden erstrecken. Ich habe die Hoffnung, dass das,
was wir heute auf der Grundlage eines parteiübergreifen-
den Konsens auf den Weg bringen, in den nächsten Jah-
ren und Jahrzehnten hält und getragen wird; denn es
wird in Zukunft eher schwieriger denn leichter. Je mehr
Standorte wir konkret ins Auge fassen, desto stärker
wird naturgemäß der Widerstand sein. Insofern ist es gut,
dass am Anfang des Prozesses ein starkes Votum und ein
starkes Bekenntnis des Parlaments zur Verantwortlich-
keit stehen.

In diesem Sinne danke ich allen herzlich und freue
mich auf die weitere Zusammenarbeit.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725110500

Der letzte Redner in dieser Debatte ist der Kollege

Dr. Georg Nüßlein für die Koalitionsfraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1725110600

Frau Präsidentin! Meine Damen! Meine Herren!

Diese nun schon einige Zeit währende abschließende
Debatte wird aus meiner Sicht durch vier zentrale Be-
griffe bestimmt: Konsens, Akzeptanz, Legitimation und
vor allem Verantwortung. Konsens ist ein großes Wort.
Auf Konsens ist unsere Parteiendemokratie auch nicht in
erster Linie ausgelegt. Deshalb ist es natürlich etwas
ganz Besonderes, wenn sich ein Konsens gerade in
Wahlkampfzeiten anbahnt. Am fraktionsübergreifenden
Applaus – dieser wurde in den letzten Tagen sonst nur
denjenigen zuteil, die ihre letzte Rede gehalten haben –
erkennt man, dass diese Entscheidung von einem
Konsens getragen wird. Dass vier Parteien an diesem
Konsens beteiligt sind, stimmt mich optimistisch; denn
eine dieser vier Parteien wird immer an einer Regierung
beteiligt sein. Ich wünsche mir, dass die Betreffenden
dann, wenn sie an der Regierung beteiligt sind, nicht ver-
gessen, dass sie heute zugestimmt haben.

Die Tatsache, dass die Linke nicht dabei ist, ist für
mich – ich sage sicherlich nichts, was Sie erschreckt –
nicht weiter schlimm. Diese Partei ist für mich ausge-
sprochen entbehrlich. Eine Regierungsbeteiligung dieser
Partei ist alles andere als wünschenswert.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Frau Kotting-Uhl, es hat mich im Übrigen sehr erfreut,
dass Sie auf die Realitätsferne dessen hingewiesen ha-
ben, was die Linke beantragt. Sie können das natürlich
viel glaubhafter darlegen als ich. Wenn ich das getan
hätte, hätte es nur geheißen: Es ist ja klar, dass ein CSU-
Mann gegen die Linksradikalen ist.


(Zurufe bei der SPD und der LINKEN: Oh! Oh!)


Ich bin der festen Überzeugung, dass der nun erzielte
Konsens Ausdruck eines gemeinsamen Verantwortungs-
bewusstseins ist. Dass der Einstieg in den Ausstieg aus

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(C (D er Kernenergie politisch konsensual erfolgt ist, erwähne h an dieser Stelle ausdrücklich. Ich unterstreiche, dass ir alle – ob gern oder ungern, ob politisch dafür oder agegen – Nutznießer der Kernenergie waren und sich er Wohlstand in Deutschland in weiten Teilen auf die ernenergie begründet hat. Daraus erwächst eine besondere Verantwortung. Verntwortung ist in diesem Zusammenhang ein großes ort. Das kann man in der Kürze der Zeit hier nicht aushren. Mit Blick auf die Laufzeiten, mit Blick auf das, as wir hier entscheiden (Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie ziehen alle Reden in den Keller! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn Sie so weitermachen, geht das hier noch schief!)


Sie wissen gar nicht, was ich sagen will –, mit Blick
uf den Planungshorizont ist das Wort Verantwortung
in großes.


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen wieder alles kaputtmachen!)


Sie sind in Ihren Reaktionen so reflexartig, dass Sie
ir gar nicht mehr zuhören, liebe Freunde von den Grü-

en.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn wir reflexartig wären, hätten wir schon vor vier Minuten reagiert!)


h rede darüber, dass wir hier eine Entscheidung mit ei-
er langen Reichweite vorbereiten. Deshalb ist Verant-
ortung etwas Besonderes, etwas Großes. Man kann zu
echt Wissenschaft und Technik auf der einen Seite und
esellschaft auf der anderen Seite beteiligen. Ich bin ge-
eigt, hinzuzufügen, dass auch die Politik beteiligt wer-
en sollte. Ich persönlich tue mich üblicherweise etwas
chwer mit angeblich überparteilichen, angeblich unpo-
tischen, angeblich unabhängigen Gremien. Ich verstehe
ber, dass es Sinn macht, ein vorbereitendes Gremium
o, ohne Parteipolitik, zu besetzen, um es unangreifbar
u machen. Leider ist das Mode, und leider verteidigen
ir selber die politische Klasse zu wenig. Das so vorzu-
ereiten, halte ich für ausgesprochen richtig. Ich unter-
treiche aber, dass wir uns am Schluss nicht aus der Ver-
ntwortung ziehen können, sondern dass die Politik die
tzte Entscheidung treffen muss.

Zu den Stichwörtern Legitimation und Akzeptanz:
ei Akzeptanz sollte man nicht immer nur auf die Bür-
erinnen und Bürger abstellen, sondern auch auf das,
as wir miteinander vereinbaren und in weiteren Schrit-
n beschließen. Diese Entscheidungen müssen wir ge-
enseitig akzeptieren und dürfen sie nicht von Legisla-
rperiode zu Legislaturperiode infrage stellen.

Akzeptanz bei den Bürgerinnen und Bürgern – das hat
ie Vorrednerin richtig gesagt – nimmt in dem Maße ab,
dem es konkreter wird. Niemand will das im Vorgar-
n. Kein Heiliger in Deutschland wird konfessionsüber-
reifend so verehrt wie Sankt Florian. Damit werden wir
tztlich nicht punkten können. Es geht jetzt darum, ein

auberes Verfahren zu machen, das zunächst einmal ak-





Dr. Georg Nüßlein


(A) )


)(B)

zeptiert ist, legitim ist, und dass wir eine weiße Land-
karte schaffen. Abschließend unterstreiche ich, dass eine
weiße Landkarte ganz klar bedeutet, dass Gorleben drin-
bleibt. Denn es ist keine weiße Landkarte, wenn man an
einer Stelle einen schwarzen Fleck hat.

Uns muss auch Folgendes klar sein: Mit dem, was wir
heute beschließen, gehen wir zunächst einmal zurück auf
Start, auf Null. Bei Null zu beginnen, ist keine Leistung.
Das Entscheidende ist, von Null voranzukommen. Ich
wünsche, dass uns das allen miteinander gelingt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725110700

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von den
Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/
Die Grünen eingebrachten Gesetzentwurf zur Suche und
Auswahl eines Standortes für ein Endlager für Wärme
entwickelnde radioaktive Abfälle und zur Änderung an-
derer Gesetze.

Hierzu liegt mir eine Erklärung nach § 31 der Ge-
schäftsordnung vom Kollegen Michael Paul vor. Wir
nehmen sie entsprechend unseren Regeln zu Protokoll.1)

Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktor-
sicherheit empfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 17/14181, den Gesetzent-
wurf der Fraktionen der CDU/CSU, der SPD, der FDP
und Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/13471
in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejeni-
gen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zu-
stimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt da-
gegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetzentwurf ist
damit in zweiter Beratung mit den Stimmen der Koali-
tionsfraktionen, der SPD-Fraktion, der Fraktion Bündnis
90/Die Grünen gegen die Stimmen der Fraktion Die
Linke angenommen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei Enthaltung von Koppelin!)


– Bei Enthaltung des Kollegen Koppelin. – Ich bedanke
mich für die Unterstützung.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So viel Zeit muss sein!)


Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetz-
entwurf ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen,
wobei sich der Kollege Koppelin aus der FDP-Fraktion
enthalten hat, mit den Stimmen der SPD-Fraktion und
der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen
der Fraktion Die Linke angenommen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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n1) Anlage 5

(C (D Wir kommen nun zur Abstimmung über den Entchließungsantrag der Fraktion Die Linke auf Drucksahe 17/14213. Wer stimmt für diesen Entschließungsanag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der ntschließungsantrag ist mit den Stimmen der Koalionsfraktionen, der SPD-Fraktion und der Fraktion ündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der Fraktion ie Linke abgelehnt. Wir sind noch beim Zusatzpunkt 25. Abstimmung ber die Beschlussempfehlung des Ausschusses für Umelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Gesetz ntwurf der Bundesregierung zur Suche und Auswahl eies Standortes für ein Endlager für Wärme entwickelnde dioaktive Abfälle und zur Änderung anderer Gesetze. nter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 17/14181 empfiehlt der Ausschuss, den Ge etzentwurf der Bundesregierung auf den Drucksahen 17/13833 und 17/13926 für erledigt zu erklären. er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer timmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die Beschlussmpfehlung ist einstimmig angenommen. Zusatzpunkt 26. Abstimmung über die Beschlussmpfehlung des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz nd Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Fraktion ündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „Zwei Jahre ukushima – Ohne ehrlichen Atomausstieg keine erfolgiche Energiewende“. Der Ausschuss empfiehlt in sei er Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/14179, den ntrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Druck ache 17/12509 abzulehnen. Wer stimmt für diese Bechlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer entält sich? – Die Beschlussempfehlung ist mit den timmen der Koalitionsfraktionen angenommen. Zusatzpunkt 27. Wir kommen zur Abstimmung über die eschlussempfehlung des Ausschusses für Umwelt, Narschutz und Reaktorsicherheit auf Drucksache 17/14187. nter Buchstabe a empfiehlt der Ausschuss die Ablehung des Antrags der Fraktion der SPD auf Drucksahe 17/5901 mit dem Titel „Transparenz bei Rückstelngen im Kernenergiebereich schaffen“. Wer stimmt für iese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – er enthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist ange ommen. Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe b seiner eschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der raktion Die Linke auf Drucksache 17/5480 mit dem Til „Überführung der Rückstellungen der AKW-Betreier in einen öffentlich-rechtlichen Fonds“. Wer stimmt r diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dage en? – Wer enthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist ngenommen. Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Buchtabe c seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des ntrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Druck ache 17/6119 mit dem Titel „Rückstellungen der Atomirtschaft in Ökowandel-Fonds überführen – Sicherheit, ransparenz und ökologischen Nutzen schaffen, statt an ettbewerbsverzerrung und Auswahlrisiko festzuhaln“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer timmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die Beschlussmpfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktioen angenommen. Vizepräsidentin Petra Pau )





(A) )

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 71 a bis 71 e sowie
den Zusatzpunkt 28 auf:

71 a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Berufsbildungsbericht 2013

– Drucksache 17/13650 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Uwe
Schummer, Dr. Thomas Feist, Albert Rupprecht

(Weiden), weiterer Abgeordneter und der Frak-

tion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten
Heiner Kamp, Dr. Martin Neumann (Lausitz),
Sylvia Canel, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP

Duale Ausbildung exportieren – Jugendar-
beitslosigkeit in der Europäischen Union be-
kämpfen, kooperative Berufsbildung weltweit
steigern

– Drucksache 17/13484 –

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Kai
Gehring, Brigitte Pothmer, Britta Haßelmann,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Bildungschancen im Lebensverlauf verbes-
sern – Berufliche Ausbildung stärken

– Drucksache 17/13554 –

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Agnes
Alpers, Nicole Gohlke, Dr. Rosemarie Hein, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Das Recht auf Ausbildung umsetzen – Berufli-
che Perspektiven für alle garantieren

– Drucksache 17/14119 –

e) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Priska Hinz

(Herborn), Brigitte Pothmer, Krista Sager, weite-

rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Aus- und Weiterbildung stärken, Abbrüche
verringern, Erfolgsquoten erhöhen

– Drucksachen 17/5489, 17/14085 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Uwe Schummer
Willi Brase
Heiner Kamp
Agnes Alpers
Kai Gehring

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(C (D P 28 Beratung des Antrags der Abgeordneten Willi Brase, Dr. Ernst Dieter Rossmann, Dr. HansPeter Bartels, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Betriebliche Ausbildung weiter denken – Qualität erhöhen, Gleichwertigkeit durch einen attraktiven Dualen Bildungsweg herstellen – Drucksache 17/14134 – Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Der Kollege Hinsken hat as Wort für die Unionsfraktion. Verehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Da en und Herren! Vor Ihnen steht ein Dualer, einer, der es ber das duale System zur Meisterprüfung gebracht hat, iner, der sich damals ausbildete, um das notwendige üstzeug für das spätere Leben zu bekommen. Das ist eglückt. Heute darf ich feststellen – das wird allgemein geilt –: Das duale Berufsausbildungssystem ist ein Erlgsfaktor, und zwar nicht nur in der Bundesrepublik eutschland, sondern überall dort, wo es das gibt. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1725110800

(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Sehr gut!)


Wir werden von vielen Ländern um dieses System be-
eidet. Denn es beinhaltet zwei Komponenten: Zum ei-
en bringt es den Jugendlichen von der Straße weg und
stet ihn für das spätere Leben; zum anderen schafft es

ie Grundlage dafür, dass wir zu einem späteren Zeit-
unkt auf tüchtige Fachkräfte zurückgreifen können, die
ir brauchen, damit die Bundesrepublik Deutschland

uf wirtschaftlichem Gebiet weiterhin so bestehen kann,
ie das momentan der Fall ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, hierfür gibt es Kronzeu-
en. Vonseiten des amerikanischen Präsidenten Obama
nd der EU-Kommission ist zu hören, es wäre wün-
chenswert, dass das deutsche Berufsbildungssystem
berall Platz greift. Denn in unserem System besteht die
öglichkeit, sich von klein auf auszubilden und weiter-

ubilden und dann in den Arbeitsmarkt einzusteigen.
ir bringen den Beweis dafür, dass das das Richtige und

as Beste ist und dass es sich lohnt, einen solchen Weg
u gehen.

Ich möchte bei der Gelegenheit darauf verweisen,
ass wir besonders stolz darauf sein können, dass es bei
ns in der Bundesrepublik Deutschland in Sachen Ju-
endarbeitslosigkeit so gut läuft. Jeder vierte Jugendli-
he in der gesamten EU ist momentan arbeitslos. In
riechenland und in Spanien sind es über 50 Prozent.
ei uns in der Bundesrepublik Deutschland sind es Gott





Ernst Hinsken


(A)


)(B)

sei Dank – das sage ich in Anführungszeichen – „nur“
5,6 Prozent. Ich bin besonders stolz, Frau Minister Pro-
fessor Wanka, dass wir in Bayern sagen können: Wir
sind mit 2,7 Prozent absolute Spitze auf diesem Gebiet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Bayern an der Spitze! – Heiner Kamp [FDP]: Auf Bayern ist Verlass!)


Gerade in diesem Sektor hat sich sehr vieles bewährt.
Es würde deshalb den Rahmen sprengen, all das zu sa-
gen, was mich in dieser Stunde bewegt, dies umso mehr,
als es meine letzte Rede im Deutschen Bundestag ist,
dem ich seit 33 Jahren angehören darf.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich habe
vieles erlebt. Ich habe vieles mitgestalten dürfen. Ich
habe mich oftmals eingebracht. Ich habe den Konsens
gesucht, habe aber auch den Streit gesucht, wenn er fun-
diert war. Aber zu guter Letzt sind wir doch immer auf
einen Nenner gekommen. Ich habe viele nette Kollegin-
nen und Kollegen kennengelernt, die bereit waren, in die
gleiche Richtung zu marschieren, gemeinsam an einem
Strang zu ziehen.

Nachdem ich jahrelang Vorsitzender verschiedener
Ausschüsse war, kann ich feststellen, dass es auch über
parteipolitische Grenzen hinweg immer einen Konsens
gab, um den wir von anderen Ausschüssen zum Teil be-
neidet worden sind. Auch das spricht für die Kollegin-
nen und Kollegen.

Ich bin auch Ihnen, verehrte Kolleginnen und Kolle-
gen, insbesondere dem Kollegen Rupprecht, dankbar,
dass ich heute zum dualen Berufsausbildungssystem
noch das Wort ergreifen darf, vor allem weil diese The-
matik nur ein Teilaspekt der Wirtschaft ist, aber einer der
wichtigsten.

Nochmals zurück zu meinem Ausscheiden. Meine
Damen und Herren, wenn man dem Bundestag so lange
angehört hat, dann fragt man sich, was es an herausra-
genden Ereignissen gegeben hat. Ich meine, dazu gehö-
ren der NATO-Doppelbeschluss, aber zum Beispiel auch
die EU-Erweiterungen, die wir beschlossen haben. Wir
haben aber auch viele andere wichtige Beschlüsse ge-
fasst. Dass wir jetzt, wirtschaftlich gesehen, so blendend
dastehen, das haben wir im Deutschen Bundestag mit
beeinflusst. Davon möchte ich keine Fraktion ausneh-
men.

Weil ich die Redezeit nicht überschreiten soll – das
wurde mir ausdrücklich gesagt –,


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das fällt dir schwer!)


habe ich nur noch das Bedürfnis, mich bei Ihnen allen
herzlich für die freundschaftliche und gute Zusammen-
arbeit zu bedanken. Ich möchte denjenigen, die ausschei-
den, aber auch denjenigen, die sich momentan anschi-
cken, in den Wahlkampf zu ziehen, um Stimmen zu
werben und die Voraussetzung zu schaffen, auch beim
nächsten Mal wieder dabei sein zu können, um die Bun-
despolitik an vorderster Front mitgestalten zu dürfen, al-
les erdenklich Gute auf ihrem weiteren Weg wünschen.

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(C (D erzlichen Dank und alles Gute! Ich denke in gewisser insicht doch mit einem kleinen bisschen Wehmut an iese meine lange Zeit im Deutschen Bundestag zurück. Herzlichen Dank. Lieber Kollege Hinsken, auch ich sage Ihnen im Na en des ganzen Hauses herzlichen Dank für Ihre langhrige Arbeit. Alles Gute und Gottes Segen für Ihr weires Leben. Das Wort hat nun Willi Brase für die SPD-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ieber Kollege Hinsken! (Abg. Ernst Hinsken [CDU/CSU] nimmt Glückwünsche entgegen)


(Beifall im ganzen Hause)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1725110900

(Beifall)


(Beifall bei der SPD)

Willi Brase (SPD):
Rede ID: ID1725111000

Wenn er jetzt den Kopf wenden würde, wäre das nicht
chlecht.


(Heiterkeit)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1725111100

Kollege Hinsken, Sie werden gerade angesprochen.

itte ein bisschen Andacht!


Willi Brase (SPD):
Rede ID: ID1725111200

Ich möchte Ihnen, auch im Namen meiner Fraktion,

r Ihre langjährige Mitarbeit danken, vor allem in der
rage der Weiterentwicklung der beruflichen Bildung.
ie haben recht: Auch mein Eindruck, zumindest seit
998, ist, dass die Frage der beruflichen Bildung durch-
us immer wieder einen großen Konsens in diesem
ause gefunden hat. Ich glaube, das war für die Ent-
icklung in Deutschland und für die Entwicklung der
ngen Leute von großer Bedeutung. Daran haben Sie
itgewirkt. Dafür herzlichen Dank und für die Zukunft

lles Gute!


(Beifall im ganzen Hause)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte einige
inge ansprechen. Wir haben sowohl einen guten Be-
cht als auch gute – aus meiner Sicht zum Teil auch kri-
sche – Anträge vorliegen, und wir führen derzeit eine
ebatte über die Jugendarbeitslosigkeit in Europa.

Wenn man sich die Zahlen und das, was beschlossen
urde, genau anschaut, dann kann einem schon ein biss-

hen bange werden, dass die Perspektiven für 5,7 Millio-
en junge Leute – manche sprechen von 7,5 Millionen
ngen Leuten – nicht gerade sehr rosig aussehen. Zu-
indest die SPD-Fraktion hat mehrfach darauf hinge-
iesen und gesagt, zur Bekämpfung der Euro-Krise be-
ürfe es auch einer Begleitung der jungen Menschen in
uropa, die wichtig ist, weil ihnen eine Perspektive ge-
eben werden muss. Sie haben aber derzeitig keine Per-
)





Willi Brase


(A) )


)(B)

spektive. Das ist sehr schlecht; das ist für die europäi-
sche Entwicklung nicht gut.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir haben erlebt, dass gesagt wurde: Wir wollen, dass
die EU-Mitgliedstaaten in den nächsten sechs Jahren
6 Milliarden Euro für den Kampf gegen die Jugend-
arbeitslosigkeit ausgeben. Das sind 1 Milliarde Euro pro
Jahr für etwa 5,7 Millionen arbeitslose Jugendliche.
Wenn man es umrechnet, ergeben sich gerade einmal
rund 175 Euro pro Jahr und Person. Damit kann man
nicht viel machen.

Heute Morgen habe ich gehört, dass die Kanzlerin er-
klärt hat, sie wolle, dass die 6 Milliarden Euro ganz
schnell, in den nächsten ein bis zwei Jahren, ausgegeben
werden. Dann sind es immerhin etwas mehr als
1 000 Euro pro Person, die in dem Zeitraum für die Ju-
gendlichen in Europa ausgeben werden sollen. Auch das
ist nicht sehr viel. Wir können sehr gut verstehen, dass
die jungen Leute in Griechenland, Spanien, Portugal und
Frankreich auf die Straße gehen und sagen: Für die Ban-
ken habt ihr 1,2 Billionen Euro, aber für uns nur Almo-
sen. – Da besteht großer Handlungsdruck.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Zweite, das ich Ihnen sagen möchte: Unser dua-
les Ausbildungssystem hat sich gut entwickelt. Wir
Sozialdemokraten sind stolz darauf, das duale Ausbil-
dungssystem 2005 reformiert zu haben, mit Unterstüt-
zung anderer Fraktionen hier im Hohen Haus. Aber wir
stellen heute fest, dass das duale System ein, zwei
Schwächen hat. Eine Schwäche liegt beim nach wie vor
ungelösten Problem im sogenannten Übergangsbereich.
Wir können zwar ein Stück weit stolz darauf sein, dass
die Zahl der Jugendlichen im Übergangsbereich von
zeitweise 480 000 im Laufe der Jahre auf aktuell
260 000 bis 270 000 gesunken ist; aber obwohl über
80 Prozent dieser jungen Leute einen Schulabschluss ha-
ben, verweilen sie teilweise zwei oder drei Jahre im
Übergangsbereich. Das ist falsch; das muss dringend
verbessert und verändert werden. Sie von der Regie-
rungskoalition wollten das zu Beginn der Legislatur-
periode angehen, aber Sie haben es nicht geleistet.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Agnes Alpers [DIE LINKE])


Im Zusammenhang mit dem Pakt für Ausbildung ha-
ben Sie gesagt: Wir wollen die Vielfalt der Maßnahmen
reduzieren. – Die Staatssekretärsrunde hat auch nach
Rückfrage von Parlamentsfraktionen mitgeteilt: Sie ha-
ben es nicht geschafft und wollen versuchen, es in Zu-
kunft zu berücksichtigen. – Das ist zu wenig. Wir wol-
len, dass die Jugendlichen wissen, dass sie, wenn sie
einen Schulabschluss machen, danach einen guten An-
schluss bekommen. Dieser gute Anschluss sollte in den
allermeisten Fällen eine vernünftige duale Ausbildung
sein, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen
und Kollegen.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Agnes Alpers [DIE LINKE])


Deshalb sagen wir: Wir wollen den jungen Leuten so
twas wie eine praktizierte Ausbildungsgarantie geben.
ir führen eine Debatte über die demografische Ent-
icklung. Wenn es richtig ist, dass wir angesichts der
emografischen Entwicklung immer weniger junge
eute haben werden, dann ist es ein Gebot der Zeit,
den Jugendlichen mitzunehmen und nach Möglichkeit
irekt eine vernünftige Ausbildung zu ermöglichen.
azu wollen wir die Betriebsbeteiligungsquote erhöhen.
enn das ist kein positives Zeichen: Noch nie haben so
enige Betriebe, die ausbildungsfähig sind, ausgebildet.
as ist ein schlechtes Zeichen; denn die beste Ausbil-
ung erfolgt überwiegend in den Betrieben. Es müssen
ehr Betriebe zur Ausbildung herangezogen werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Agnes Alpers [DIE LINKE])


Ich will noch einen Punkt ansprechen: den Reformbe-
arf. Ja, die Gleichwertigkeit zwischen dualer und allge-
einer Ausbildung oder zwischen beruflicher und allge-
einer Ausbildung ist noch nicht hergestellt. Wir haben

ie Möglichkeiten des Übergangs aus dem dualen Sys-
m heraus zusammen mit den Ländern, mit der Kultus-
inisterkonferenz verbessert; aber eine tatsächliche
leichwertigkeit ist nicht gegeben. Wenn wir wollen,
ass sich die jungen Leute nicht nur darauf konzentrie-
n, den schulischen Weg bis zum Abitur zu wählen

das ist vielfach der Fall –, sondern ebenso den Weg
ber das duale System wählen sollen, müssen wir über-
gen – dazu fordern wir auf –: Wie können wir dafür

orgen, dass sich die jungen Leute für einen dualen, be-
fsständischen Weg entscheiden, angefangen mit der

ualen Ausbildung bis nach ganz oben? Ich glaube, in
er nächsten Legislaturperiode müssen und werden wir
ieses Problem angehen. Denn eines darf nicht passie-
n: dass zu viele junge Leute, aus welchen Gründen

uch immer, den schulischen Weg wählen, ein Hoch-
chulstudium aufnehmen, einen Bachelor machen, aber
einen Job in der Tasche haben, während uns im betrieb-
chen, industriellen Bereich die für die notwendige Mo-
ernisierung unserer Volkswirtschaft benötigten jungen
eute fehlen, die auf Grundlage einer dualen Ausbildung
ewonnen werden. Wir können den Weg nicht vorschrei-
en; da müssen wir Gleichwertigkeit herstellen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Agnes Alpers [DIE LINKE])


Ich komme zum Schluss. Wir haben im Ausschuss,
as die berufliche Bildung angeht, eigentlich ganz gut

usammengearbeitet. Lassen Sie uns dafür sorgen, dass
ie jungen Menschen im Übergangsbereich schnell ver-
ünftige Chancen bekommen. Lassen Sie uns dafür sor-
en, dass die Jugendlichen in Europa eine Perspektive
ekommen. Dafür müssen wir mehr Geld in die Hand
ehmen für kurzfristige Maßnahmen und mittelfristig für
en Ausbau der dualen Ausbildung. Diesen Weg müssen
ir mit den Ländern gemeinsam gehen.





Willi Brase


(A) )


)(B)

Ich wünsche Ihnen alles Gute. Gute Sommerpause!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1725111300

Das Wort hat nun Heiner Kamp für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Heiner Kamp (FDP):
Rede ID: ID1725111400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Lieber Herr Brase, es ist im-
mer das gleiche Schema: Sie schimpfen, Sie verkennen
die guten Zahlen, Sie fordern Staatsdirigismus. Das un-
terscheidet Sie von uns. Sie – die vereinigten Linkspar-
teien, und zwar alle drei – wollen immer alles vorschrei-
ben, wir hingegen setzen auf die Freiheit der
unternehmerischen Entscheidung und auf die Verantwor-
tung, die daraus resultiert.


(Beifall bei der FDP)


Am letzten Sitzungstag vor der parlamentarischen
Sommerpause beraten wir auch den Berufsbildungsbe-
richt 2013. Helmut Schlesinger, der frühere Präsident
der Deutschen Bundesbank, hat einmal gesagt: Die
schlechten Nachrichten werden überbewertet und die gu-
ten unterbewertet. Angesichts der Kommentare aus den
Oppositionsfraktionen hinsichtlich der Veröffentlichung
des Berufsbildungsberichtes 2013 kann ich nur festhal-
ten: Mit Blick auf den Berufsbildungsbericht 2013
könnte der Satz von Schlesinger nicht treffender sein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was sind denn die guten Nachrichten des aktuellen
Berichts? Ich nenne Ihnen drei Punkte; hören Sie genau
zu.

Erstens. Zum fünften Mal in Folge gab es mehr als
doppelt so viele unbesetzte Ausbildungsplätze wie un-
versorgte Bewerber. Das heißt konkret: Für junge Men-
schen in Deutschland ist die Situation auf dem Ausbil-
dungsmarkt ausgezeichnet. Die Chancen auf einen
Ausbildungsplatz sind so gut wie nie. Diese für die Ju-
gendlichen positive Entwicklung wird sich nach Ein-
schätzung aller Experten auch weiter fortsetzen.

Herr Brase, erlauben Sie mir einen Hinweis auf das
DIHK-Treffen, das kürzlich stattgefunden hat. Sie und
auch die Kollegin Alpers haben immer wieder auf be-
stimmte Branchen geschimpft, insbesondere auf die
Fleischwarenbranche.


(Agnes Alpers [DIE LINKE]: Hotels und Gaststätten!)


– Hotels und Gaststätten. – Darauf würde ich gerne Be-
zug nehmen.

Wissen Sie: Ich habe in der Fleischwarenbranche ge-
lernt, in einem Betrieb bei uns im Kreis Gütersloh. Das
Engagement, das von den Auszubildenden und ins-
besondere von den Ausbildern an den Tag gelegt wird,

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(C (D erade bei bildungsbenachteiligten Jugendlichen, die ühe hatten, überhaupt eine Stelle zu bekommen, ist norm. Die Jugendlichen, denen das Aufstehen schwerer llt, werden morgens aus dem Bett geholt. Nach Feier bend werden mit den Jugendlichen Mathe und andere ächer gepaukt, damit die Jugendlichen durch ihre Ausildung kommen. Bitte verkennen Sie diese Leistung icht. Wenn Sie so etwas immer schlechtreden, stellen Sie amit keinen zusätzlichen Ausbildungsplatz zur Verfüung. Im Gegenteil: Damit vergraulen Sie die Fleischarenbetriebe, die dann nämlich keine Ausbildungslätze mehr zur Verfügung stellen wollen. Und auch die ugendlichen haben, wenn immer alles schlechtgeredet ird, keine Lust, sich in der Branche zu bewerben. Las en Sie das also! Mehr Anerkennung täte uns allen viel esser. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mit dem erfolgreichen Ausbildungspakt leisten Re-
ierung und Wirtschaft einen Beitrag dazu, dass weiter-
in jedem Jugendlichen ein Ausbildungsplatz angeboten
ird.

Zweitens. Die Zahl der Altbewerber ist im Vergleich
um vorhergehenden Berichtsjahr weiter gesunken.
uch das ist eine gute Nachricht aus dem Berufsbil-
ungsbericht 2013.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Absolut!)


Drittens. Im Übergangsbereich haben wir einen Rück-
ang – Herr Brase, Sie hatten das erwähnt; schönen
ank dafür – auf weniger als 300 000 Jugendliche zu
erzeichnen. Das ist eine weitere gute Nachricht. Diese
ositiven Entwicklungen werden wir durch unsere ziel-
erichteten Maßnahmen unterstützen und weiter verste-
gen. Sie sehen: Unter Schwarz-Gelb sind alle negativen
rends rückläufig. Was wollen wir mehr?


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ein Blick zurück: Vergleicht man die Zahlen im aktuel-
n Bericht mit denen aus dem letzten Regierungsjahr
on Rot-Grün, stellt man nüchtern fest, dass wir einen
ückgang im Übergangssystem von mehr als
50 000 Personen verzeichnen können. SPD und Grüne
aren und bleiben Meister des beruflichen Verschiebe-
ahnhofs und der Maßnahmekarrieren. Man hat sich
erne an Frankreich angeschmiegt – jetzt hören Sie ge-
au zu – und Skandinavien als bildungspolitisches Vor-
ild gepriesen. SPD und Grüne orientieren sich tatsäch-
ch an Ländern, die eine Jugendarbeitslosigkeit
ufweisen, die doppelt bis dreimal so hoch ist wie die
nsere. Sagt das nicht schon alles?


(Beifall bei der FDP)


Für Deutschland ist es ein großes Glück, dass unsere
rfolgreiche und international hochgeachtete berufliche
us- und Weiterbildung von den rot-grünen Experimen-
n und Umbauversuchen verschont geblieben sind. Die
erufliche Dualausbildung ist ein Flaggschiff unseres





Heiner Kamp


(A) )


)(B)

Bildungssystems und leistet einen zentralen Beitrag zu
unserer wirtschaftlichen Stärke.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Gut, dass FDP und Union wissen, dass man keine Ex-
perimente auf dem Rücken von Kindern und Jugendli-
chen durchführt. Gut, dass unsere Koalition weiß, was
wir an unserem dualen Berufsbildungssystem haben.
Gut, dass wir auch in Zukunft diese Form der bildungs-
politischen Quacksalberei zu verhindern wissen.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mein Gott!)


Wir werden unseren Erfolgskurs in der kommenden Le-
gislaturperiode natürlich fortsetzen.

Die letzte Plenarwoche vor Beginn der parlamentari-
schen Sommerpause gibt Gelegenheit für ein kurzes per-
sönliches Resümee. Die vergangenen vier Jahre waren
vier gute Jahre für unsere Bildungsrepublik Deutsch-
land. Lassen Sie mich dies an einigen wenigen ausge-
wählten Beispielen festmachen, die mir besonders wich-
tig sind:

Mit dem Deutschen Qualifikationsrahmen, der am
1. Mai 2013 beschlossen wurde, werden unsere deut-
schen Berufsqualifikationen europaweit vergleichbarer.

Mit dem Anerkennungsgesetz haben wir erstmalig ei-
nen allgemeinen Rechtsanspruch auf Überprüfung der
Gleichwertigkeit eines ausländischen Berufsabschlusses
mit dem deutschen Referenzberuf geschaffen. Die Erfah-
rungen nach einem Jahr zeigen, dass das Gesetz ein Er-
folg ist.

Mit dem Deutschlandstipendium – hören Sie gut zu,
Herr Gehring –, haben wir eine neue Stipendienkultur
angestoßen. Begabten und leistungsstarken Studierenden
in Deutschland hat diese Koalition den Rücken gestärkt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Patrick Meinhardt [FDP]: Leistung zählt wieder! – Zuruf des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das können Sie ruhig vom Verfassungsgericht überprü-
fen lassen. Sie haben das angekündigt. Ich bin auf Ihre
Klage gespannt und noch mehr auf das Ergebnis.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir schaffen es mit der neuen Regierung ab!)


Auch für Sie gilt: Reden Sie nicht alles schlecht.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Reden Sie vor allen Dingen nicht alles schön!)


Versuchen Sie nicht, alles schlechtzumachen. Die Reali-
tät wird Sie einholen.

Mit dem Wissenschaftsfreiheitsgesetz haben wir den
außeruniversitären Wissenschaftseinrichtungen endlich
größere Handlungsspielräume für einen wirksameren,
effizienteren und zielorientierten Mitteleinsatz gegeben.
Der Forschungsstandort Deutschland ist gestärkt. Schö-
nen Dank, Peter, für deinen Einsatz.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mit dem Auslandsschulgesetz haben wir erstmals
ine eigene gesetzliche Grundlage für die Förderung der
uslandsschulen geschaffen. Die Schulen haben nun
lanungssicherheit für ihre wichtige Arbeit, und sie er-
alten Gott sei Dank mehr Eigenständigkeit.

Last, but not least: Das BAföG und die Freibeträge
aben wir – wer sonst? – natürlich erhöht.


(Zuruf des Abg. René Röspel [SPD])


Hören Sie gut zu, Herr Röspel. Ja, das tut weh. Das
eiß ich. Aber da müssen Sie jetzt durch.

Das im Koalitionsvertrag vereinbarte Ziel, 12 Milliar-
en Euro zusätzlich für den Bereich Bildung und For-
chung zur Verfügung zu stellen, haben wir mehr als
bererfüllt. Tatsächlich haben wir mehr als 13 Milliar-
en Euro zusätzlich für Zukunftsinvestitionen bereitge-
tellt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Willi Brase [SPD]: Da wollen wir einmal gucken, was die mittelfristige Finanzplanung sagt!)


Genau, Herr Brase. – Das ist so viel, wie keine andere
undesregierung jemals zuvor bereitgestellt hat, auch
eine, an der Sie beteiligt waren.

Diese wenigen Beispiele zeigen sehr deutlich: Die
ergangenen vier Jahre waren vier gute Jahre für
eutschland und für den Bereich Bildung und For-

chung. Das zentrale Zukunftsfeld ist nach vier Jahren
hristlich-liberaler Koalition hervorragend aufgestellt.
ie vergangenen vier Jahre waren nicht nur für den Be-
ich Bildung und Forschung vier gute Jahre. Auch für
ich persönlich waren es vier gute, vier erfüllte Jahre.
heodor Storm wird der folgende Satz zugeschrieben:
Eine Arbeit, die uns Befriedigung gewährt, ist gewiss
as beste und solideste Glück.“ Diese Beobachtung teile
h nach den vergangenen vier Jahren mit Ihnen, liebe
olleginnen und Kollegen, hier im Hohen Hause noch
ehr als zuvor.

Mit Ablauf der Wahlperiode scheide auch ich aus dem
eutschen Bundestag aus. Ich danke meinen Kollegin-
en und Kollegen in der FDP-Fraktion für die ausge-
eichnete Zusammenarbeit, ganz besonders meinen Mit-
treitern in der AG Bildung und Forschung. Der
usammenhalt und die große Solidarität in der Fraktion
aben mich immer wieder bestärkt, mit großem Mut
eiterzumachen. Den Kolleginnen und Kollegen im
usschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgen-

bschätzung danke ich für die gute und über die Frak-
onsgrenzen hinweg kollegiale und an der Sache orien-
erte Zusammenarbeit.

Vielen Dank, alles Gute und stets beste Gesundheit.
uf Wiedersehen!


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)







(A) )


)(B)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1725111500

Herr Kollege, ich danke Ihnen für vier Jahre gute Ar-

beit in diesem Hause und wünsche Ihnen alles Gute für
Ihr weiteres Leben.


(Beifall)


Das Wort hat nun Agnes Alpers für die Fraktion Die
Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Agnes Alpers (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725111600

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

ren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr
Hinsken, auch von unserer Seite vielen Dank, dass Sie
noch einmal die Bedeutung der beruflichen Bildung und
der Ausbildung insgesamt hervorgehoben haben. Wir
wünschen Ihnen alles Gute. Wir sind uns darüber einig,
dass das duale System ausgebaut werden muss. Vielen
Dank!


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Kamp, auch Ihnen wünsche ich alles Gute. Nur
leider ist es mit der Berufsbildungspolitik nicht so wie
mit dem Leben: Das Leben ist schön. Ihre politische Ar-
beit in der Berufsbildungspolitik ist aber leider über-
haupt nicht schön.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Patrick Meinhardt [FDP]: Die berufliche Bildung ist optimal!)


Ich muss Ihnen heute ganz ehrlich sagen: Ich habe es
wirklich satt, mir jedes Jahr in der Debatte über den Be-
rufsbildungsbericht – das war auch bei der Rede von
Herrn Kamp so – Ihre Zahlentricksereien anzuhören.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Patrick Meinhardt [FDP]: Sie tricksen! Man muss die Zahlen lesen können!)


Der bildungspolitische Sprecher der CDU/CSU, Herr
Rupprecht, wollte uns weismachen, dass 2012 auf jeden
Bewerber zwei freie Ausbildungsstellen kamen. Fakt ist
aber doch, Herr Rupprecht, dass von den 560 000 Be-
werbern auf Ausbildungsplätze, die bei der BA und
den Jobcentern gemeldet waren, nur 287 000 tatsäch-
lich einen Ausbildungsplatz bekommen haben. Herr
Rupprecht, mein Nachbar würde zu der Rechnung sagen,
dass zwei Leute auf eine Stelle kommen. Wann endlich
hören Sie damit auf, die ganze Republik mit Ihren Ge-
schichten für dumm zu verkaufen?


(Beifall bei der LINKEN – Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Sie sollten einmal nach Adam Riese rechnen, Frau Alpers, nicht nach Rosa Luxemburg!)


Fakt ist doch auch weiterhin, dass im letzten Jahr im-
mer noch 260 000 junge Menschen im Übergangssystem
landeten. Bei 90 000 jungen Menschen wissen wir über-
haupt gar nicht mehr, wo sie verblieben sind. Immer
noch haben wir in unserer Republik 2,2 Millionen Men-

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(C (D chen bis 34 Jahre ohne Berufsabschluss. Diese Ausbilungsmisere muss doch endlich einmal ein Ende finden. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ber diese Regierung rechnet nur auf Teufel komm raus
re Bilanz schön.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Der Teufel gehört vielleicht zu Ihnen, aber nicht zu uns!)


Insgesamt haben Sie in der beruflichen Bildung ver-
agt:


(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh! – Patrick Meinhardt [FDP]: In welcher Welt leben Sie eigentlich?)


Erstens. 2008 wurde beim Dresdener Bildungsgipfel
och propagiert, dass Sie die Zahl der Menschen bis
9 Jahre ohne Berufsausbildung halbieren wollen. Das
edeutet, meine sehr geehrten Damen und Herren von
er Koalition: Bis 2015 müssten wir zusätzlich
00 000 Ausbildungsstellen schaffen.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Schauen Sie einmal, dass Sie das in Brandenburg hinbekommen!)


as ist doch wirklich nur wieder ein frommer Wunsch.
uftschlösser, nichts als Luftschlösser, und wieder keine
aten!


(Beifall bei der LINKEN – Patrick Meinhardt [FDP]: Luftschlösser bauen Sie! Die Linken stehen nur für Luftschlösser!)


Zweitens. Auch wollen uns die Arbeitgeber und die
undesregierung wieder weismachen, dass die Zusagen
om Ausbildungspakt auch im letzten Jahr die Erwartun-
en übertroffen hätten. Sie behaupten, dass Sie im letz-
n Jahr 60 000 zusätzliche Ausbildungsplätze und
0 000 zusätzliche Ausbildungsbetriebe gewonnen ha-
en. Die Statistik besagt aber etwas anderes. Die Ausbil-
ungsstatistik sagt aus – das ist die Realität –, dass das
usbildungsangebot zurückgegangen ist und einen
euen Tiefstand erreicht hat. Insgesamt bilden heute nur
och 21,7 Prozent der Betriebe aus. Ihre wunderbare
elbstverpflichtung verpufft wieder einmal. Der Ausbil-
ungspakt hat grandios versagt. Deshalb sagen wir: Füh-
n Sie endlich die gesetzliche Umlage ein.


(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh!)


Ja, meine Damen und Herren von den Regierungsfrak-
onen, nur so kommen wir dazu, dass wir tatsächlich
mfänglich ausbilden können.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir selber schlagen in unseren Anträgen nicht nur die
esetzliche Umlage vor, sondern auch ein 1,5-Milliar-
en-Euro-Programm.


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Es geht um den Bericht in diesem Jahr!)






Agnes Alpers


(A) )


)(B)

Wir stehen dafür, kleine Betriebe zu unterstützen und
Menschen über Weiterbildung einen Berufsabschluss zu
ermöglichen.


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Bisher kannte die Linke nur Kombinate!)


Sie alle wollen diese Dinge aber überhaupt nicht ange-
hen. So sieht es doch aus. Der demografische Wandel
wird es schon richten – das ist Ihre erste These. Dann be-
haupten Sie auch noch, die Arbeitslosigkeit hätte insge-
samt derart abgenommen, dass Sie sich nicht mehr da-
rum zu kümmern bräuchten. Dazu sage ich Ihnen heute:
Dann erzählen Sie den Menschen bitte die ganze Wahr-
heit. Die Arbeitslosigkeit bei den Menschen ohne Be-
rufsabschluss hat sich in den letzten zehn Jahren um
10 Prozent erhöht. Das ist ein Armutszeugnis.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ihre Rede ist ein Armutszeugnis!)


Immer öfter – das haben wir auch in der Rede von
Herrn Kamp gehört – können wir diese Ausbildungsstel-
len nicht besetzen. Fragen Sie sich doch bitte einmal,
warum die jungen Menschen heute nicht mehr Restau-
rantfachfrau, Köchin oder Fleischer werden wollen. Es
geht um Überstunden, um regelmäßiges Arbeiten nach
der Berufsschule. Es geht um die körperlichen Belastun-
gen.


(Heiner Kamp [FDP]: Frau Alpers, das glauben Sie doch selber nicht, was Sie erzählen!)


Es geht um die geringe Vergütung, Herr Kollege. Nach
der Ausbildung gibt es kaum Aussichten auf eine Über-
nahme und schon gar keine Aussichten auf gute Be-
zahlung. Herr Kamp, eines sage ich Ihnen: Um die Be-
zahlung in der Fleischereibranche ist es heute schlecht
bestellt. Die dort Tätigen sind zu 80 Prozent Leiharbei-
ter. Das sind nicht mehr die Perspektiven, die es gab, als
das Fleischereihandwerk noch einen anderen Stellenwert
hatte.


(Beifall bei der LINKEN)


Aus diesen Gründen sagt die Linke hier klipp und
klar: Erstens. Die Ausbildungsvergütung muss so hoch
sein, dass man davon leben kann.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1725111700

Frau Kollegin, Sie müssen zum Schluss kommen.


Agnes Alpers (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725111800

Ja, ich komme sofort zum Schluss. – Zweitens. Die

Qualität der Ausbildung muss so gut sein, dass man als
Fachkraft nahtlos eine Anschlussbeschäftigung findet.
Drittens. Die Bezahlung nach der Ausbildung muss so
hoch sein, dass man davon gut leben und sich eine Zu-
kunft aufbauen kann. Mit diesen drei Fundamenten
schafft Ausbildung Zukunft. Dafür steht die Linke.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)


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1)

(C (D Das Wort hat nun Kai Gehring für die Fraktion Bünd is 90/Die Grünen. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! er will, kann OECD-Studien so lesen: Dank des dualen usbildungssystems hat Deutschland eine vergleichseise geringe Jugendarbeitslosigkeit. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1725111900
Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1725112000

as wäre aber eine äußerst unterkomplexe und ober-
ächliche Betrachtung.

Richtig ist: Vor allem dank guter Konjunktur und
irtschaftlicher Stabilität funktioniert das duale System
Deutschland. Wer das erkennt, sieht: Der in dem An-
ag der Koalition enthaltene Ansatz wird nicht funktio-
ieren. Arbeitslosen Jugendlichen in südeuropäischen
risenländern hilft es heute nicht, wenn wir die duale
usbildung exportieren. Denn ein duales Berufsausbil-
ungssystem setzt florierende Betriebe voraus, die aus-
ilden können und wollen, die Ausbildungsverträge
chließen und eine Vergütung zahlen können. Es braucht
lso eine prosperierende statt einer kollabierenden Wirt-
chaft. Genau das fehlt europäischen Krisenländern.
eswegen macht es wenig Sinn, den zweiten Schritt vor
em ersten zu machen – –


(Medizinischer Notfall in den Reihen der Fraktion der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1725112100

Ich unterbreche die Sitzung.


(Unterbrechung von 15.41 bis 16.06 Uhr)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1725112200

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir alle sind betrof-

n und wünschen der Kollegin Alpers, dass alles wieder
ut wird.


(Beifall)


Wir haben vereinbart, dass die Debatte nicht fortge-
etzt wird und alle Reden zu Protokoll gegeben werden
önnen; ich schlage vor, bis Montagnachmittag, damit
iejenigen, die ihre Reden noch nicht ausgearbeitet ha-
en, dazu Zeit haben. – Damit sind Sie einverstanden.1)

Da wir in der Sondersituation sind, dass das Ende der
egislaturperiode naht, haben wir uns darauf geeinigt,
ass die Abstimmungen ohne Debatte stattfinden, sodass
ir jetzt in aller Ruhe die Tagesordnung abwickeln und
ann die Sitzung beenden werden.

Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 71 a. Inter-
aktionell wird Überweisung der Vorlage, die wir ge-
de diskutiert haben, an die in der Tagesordnung aufge-
hrten Ausschüsse vorgeschlagen. Sie sind damit

ewiss einverstanden. – Dann ist die Überweisung so be-
chlossen.

Anlage 6





Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse


(A) )


)(B)

Tagesordnungspunkt 71 b. Abstimmung über den An-
trag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP auf Druck-
sache 17/13484 mit dem Titel „Duale Ausbildung expor-
tieren – Jugendarbeitslosigkeit in der Europäischen
Union bekämpfen, kooperative Berufsbildung weltweit
steigern“. Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt
dagegen? – Enthaltungen? – Der Antrag ist mit den
Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen
der Oppositionsfraktionen angenommen.

Abstimmung über den Antrag der Fraktion Bünd-
nis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/13554 mit dem
Titel „Bildungschancen im Lebenslauf verbessern – Be-
rufliche Ausbildung stärken“. Wer stimmt für diesen An-
trag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der An-
trag ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen
die Stimmen der Grünen bei Enthaltung von SPD und
Linken abgelehnt.

Tagesordnungspunkt 71 d. Abstimmung über den An-
trag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/14119
mit dem Titel „Das Recht auf Ausbildung umsetzen –
Berufliche Perspektiven für alle garantieren“. Wer
stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
haltungen? – Der Antrag ist gegen die Stimmen der
Fraktion Die Linke mit den Stimmen des übrigen Hauses
abgelehnt.

Tagesordnungspunkt 71 e. Abstimmung über die Be-
schlussempfehlung des Ausschusses für Bildung, For-
schung und Technikfolgenabschätzung zu dem Antrag
der Fraktion der Grünen „Aus- und Weiterbildung stär-
ken, Abbrüche verringern, Erfolgsquoten erhöhen“. Der
Ausschuss empfiehlt auf Drucksache 17/14085, den An-
trag der Fraktion der Grünen auf Drucksache 17/5489
abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Be-
schlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitions-
fraktionen gegen die Stimmen der Grünen und der
Linken bei Enthaltung der SPD angenommen.

Zusatzpunkt 28. Abstimmung über den Antrag der
Fraktion der SPD auf Drucksache 17/14134 mit dem
Titel „Betriebliche Ausbildung weiter denken – Qualität
erhöhen, Gleichwertigkeit durch einen attraktiven Dua-
len Bildungsweg herstellen“. Wer stimmt für diesen An-
trag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der An-
trag ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen
die Stimmen der SPD bei Enthaltung der Linken und
Grünen abgelehnt.

Tagesordnungspunkte 73 a bis 73 c:

a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Menschenrechte und
Humanitäre Hilfe (17. Ausschuss)


zu dem EU-Jahresbericht 2010

– Menschenrechte und Demokratie in der Welt

Ratsdok. 11501/2/11 REV 2

– Drucksachen 17/7423 Nr. A.37, 17/10899 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Egon Jüttner
Christoph Strässer

ih
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(C (D Marina Schuster Annette Groth Volker Beck b)

richts des Ausschusses für Menschenrechte und
Humanitäre Hilfe (17. Ausschuss)


– zu der Unterrichtung

Menschenrechte in der Welt und Politik der
Europäischen Union in diesem Bereich

Entschließung des Europäischen Parla-
ments vom 18. April 2012 zu dem Jahresbe-
richt zur Lage der Menschenrechte in der
Welt und über die Politik der EU zu diesem
Thema, einschließlich der Auswirkungen
für die strategische Menschenrechtspolitik
der EU (2011/2185[INI])


EP P7_TA-PROV(2012)0126

– zu der Unterrichtung

Menschenrechte und Demokratie in der
Welt: Bericht über das Handeln der EU im
Jahr 2011 
Ratsdok. 9238/12

– zu der Unterrichtung

Menschenrechte und Demokratie: Strategi-
scher Rahmen und Aktionsplan der EU 
Ratsdok. 11417/12

– Drucksachen 17/9797 Nr. A.9, 17/10710
Nr. A.65, 17/10710 Nr. A.66, 17/12922 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Erika Steinbach
Christoph Strässer
Marina Schuster
Annette Groth
Volker Beck (Köln)


c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Menschenrechte und
Humanitäre Hilfe (17. Ausschuss) zu der Unter-
richtung durch die Bundesregierung

Zehnter Bericht der Bundesregierung über
ihre Menschenrechtspolitik

– Drucksachen 17/11250, 17/11614 Nr. 1.1,
17/13848 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Erika Steinbach
Christoph Strässer
Marina Schuster
Annette Groth
Tom Koenigs

Zu dem Zehnten Bericht der Bundesregierung über
re Menschenrechtspolitik liegt ein Entschließungsan-
ag der Fraktion Die Linke vor.





Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse


(A) )


)(B)

Die Reden werden, wie vereinbart, zu Protokoll ge-
geben.1)

Wir kommen zur Abstimmung zunächst über die Be-
schlussempfehlung des Ausschusses für Menschenrechte
und Humanitäre Hilfe zu dem EU-Jahresbericht 2010
mit dem Titel „Menschenrechte und Demokratie in der
Welt“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussemp-
fehlung auf Drucksache 17/10899, in Kenntnis des EU-
Jahresberichts 2010 eine Entschließung anzunehmen.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist mit den Stimmen der Koalition gegen die
Stimmen der Linken bei Enthaltung von SPD und Grü-
nen angenommen.

Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe zu
drei EU-Unterrichtungen zu Menschenrechten und De-
mokratie in der Welt. Der Ausschuss empfiehlt auf
Drucksache 17/12922, in Kenntnis der Unterrichtung
eine Entschließung anzunehmen. Wer stimmt dafür? –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschluss-
empfehlung ist mit den Stimmen der Koalition gegen die
Stimmen der Linken und Grünen bei Enthaltung der
SPD angenommen.

Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe zu
dem Zehnten Bericht der Bundesregierung über ihre
Menschenrechtspolitik. Der Ausschuss empfiehlt auf
Drucksache 17/13848, in Kenntnis des Berichts auf
Drucksache 17/11250 eine Entschließung anzunehmen.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist mit den Stimmen der Koalition gegen die
Stimmen der Opposition angenommen.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der
Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/14212. Wer
stimmt für diesen Entschließungsantrag? – Wer stimmt
dagegen? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag
ist gegen die Stimmen der Linksfraktion mit den Stim-
men des übrigen Hauses abgelehnt.

Tagesordnungspunkt 75:

Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/
CSU und FDP

50 Jahre Kennedy-Rede vor dem Rathaus
Schöneberg in Berlin – Die transatlantischen
Beziehungen fortentwickeln

– Drucksache 17/14137 –

Auch hier werden die Reden, wie vereinbart, zu Pro-
tokoll genommen.2)

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der Frak-
tionen von CDU/CSU und FDP auf Drucksache 17/14137
mit dem Titel „50 Jahre Kennedy-Rede vor dem Rathaus
Schöneberg in Berlin – Die transatlantischen Beziehun-
gen fortentwickeln“. Wer stimmt für diesen Antrag? –

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1) Anlage 7
2) Anlage 8 3)

(C (D er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Antrag ist it den Stimmen der Koalition und der SPD gegen die timmen der Linken bei Enthaltung der Grünen angeommen. Tagesordnungspunkte 77 a bis 77 c: a)

SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Syrische Flüchtlinge schützen

– Drucksache 17/14136 –

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulla
Jelpke, Jan Korte, Agnes Alpers, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion DIE LINKE

Syrische Flüchtlinge schützen

– Drucksache 17/13933 –

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)

Wolfgang Gehrcke, Jan van Aken, Christine
Buchholz, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion DIE LINKE

Keine Waffenlieferungen nach Syrien

– Drucksachen 17/12824, 17/13243 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Karl-Georg Wellmann
Günter Gloser
Bijan Djir-Sarai
Wolfgang Gehrcke
Kerstin Müller (Köln)


Auch hier werden, wie vereinbart, die Reden zu Pro-
koll genommen.3)

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
raktionen von CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/
ie Grünen auf Drucksache 17/14136 mit dem Titel

Syrische Flüchtlinge schützen“. Wer stimmt für diesen
ntrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der
ntrag ist einstimmig angenommen.

Abstimmung über den Antrag der Fraktion Die Linke
uf Drucksache 17/13933 mit dem Titel „Syrische
lüchtlinge schützen“. Wer stimmt für diesen Antrag? –
er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Antrag ist
it den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der
pposition abgelehnt.

Abstimmung über die Beschlussempfehlung des
uswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion
ie Linke mit dem Titel „Keine Waffenlieferungen
ach Syrien“. Der Ausschuss empfiehlt auf Drucksache
7/13243, den Antrag der Fraktion Die Linke auf
rucksache 17/12824 abzulehnen. Wer stimmt für diese
eschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
altungen? – Der Antrag ist mit den Stimmen der Koali-
onsfraktionen und des Kollegen Klose gegen die Stim-

Anlage 9





Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse


(A) (C)men der Linken bei Enthaltung von SPD und Grünen

angenommen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Montag, den 2. September 2013, ein. Der
Beginn der Sitzung wird Ihnen rechtzeitig bekannt gege-
ben.

Die Sitzung ist geschlossen. Ich wünsche Ihnen allen
einen ruhigen und gesunden Sommer. Ich wünsche be-
sonders unserer Kollegin Alpers, dass sie schnell wieder
gesund wird.


(Beifall)


Kommen Sie gut nach Hause.