Protokoll:
17246

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 246

  • date_rangeDatum: 13. Juni 2013

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 00:49 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/246 setz – Erinnern an die Opfer von Ver- Inhaltsverzeichnis treibung (Drucksache 17/13883) . . . . . . . . . . . . . . . c) Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Bundesver- triebenengesetzes (Drucksachen 17/10511, 17/13937) . . . . . d) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Maßnahmen zur Förderung der Kul- turarbeit gemäß § 96 des Bundesver- triebenengesetzes in den Jahren 2011 und 2012 (Drucksache 17/13777) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Friedrich, Bundesminister  BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brähmig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . Tagesordnungspunkt 8: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Bärbel Höhn, Dr. Hermann E. Ott, Hans- Josef Fell, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Festlegung nationaler Klimaschutz- ziele und zur Förderung des Klima- schutzes (Klimaschutzgesetz) (Drucksache 17/13757) . . . . . . . . . . . . . . 31262 C 31262 C 31262 D 31263 A 31281 B 31282 C 31284 A 31285 B Deutscher B Stenografisch 246. Sitz Berlin, Donnerstag, d I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Hans-Christian Ströbele und Helga Daub . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absetzung der Tagesordnungspunkte 18 d, 23, 25, 52 und 62 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 7: a) Abgabe einer Regierungserklärung durch den Bundesminister des Innern: Gelebte nationale Solidarität – 60 Jahre Bun- desvertriebenengesetz . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: 60 Jahre Bundesvertriebenenge- S U V V P D E M 31259 A 31259 A 31262 C 31262 C Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 31266 A 31268 A undestag er Bericht ung en 13. Juni 2013 t : Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erkan Tören (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . olker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . atrick Kurth (Kyffhäuser) (FDP) . . . . . . . . . r. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . rika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . emet Kilic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31268 B 31269 A 31270 B 31272 B 31274 A 31275 C 31276 B 31277 C 31280 C 31280 D b) Antrag der Abgeordneten Angelika Graf (Rosenheim), Wolfgang Gunkel, Ullrich Meßmer, weiterer Abgeordneter und der II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 Fraktion der SPD: Klimawandel gefähr- det Menschenrechte (Drucksache 17/13755) . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Bärbel Höhn, Dr. Hermann E. Ott, Hans-Josef Fell, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Emis- sionshandel stärken – Überschüssige Zertifikate vom Markt nehmen (Drucksache 17/13907) . . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Frank Schwabe, Ulrich Kelber, Dirk Becker, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der SPD so- wie der Abgeordneten Bärbel Höhn, Dr. Hermann E. Ott, Oliver Krischer, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Erfolgrei- cher Klimaschutz braucht neue Maß- nahmen (Drucksache 17/13758) . . . . . . . . . . . . . . . e) Antrag der Abgeordneten Dr. Bärbel Kofler, Dr. Sascha Raabe, Dr. h. c. Gernot Erler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Erneuerbare Ener- gien und Energieeffizienz in Entwick- lungsländern (Drucksache 17/13884) . . . . . . . . . . . . . . . f) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung zu dem Antrag der Abgeord- neten Winfried Hermann, Dr. Anton Hofreiter, Dr. Valerie Wilms, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Strategie für Kli- maschutz im Verkehr vorlegen (Drucksachen 17/4040, 17/7010) . . . . . . . g) Antrag der Abgeordneten Dr. Bärbel Kofler, Ulrich Kelber, Dirk Becker, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Hermann E. Ott, Thilo Hoppe, Ute Koczy, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Bangladesch bei der Bewältigung des Klimawandels unterstützen (Drucksache 17/12848) . . . . . . . . . . . . . . . h) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Ab- geordneten Frank Schwabe, Ulrich Kelber, Dirk Becker, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Hermann E. Ott, Bärbel Höhn, Thilo Hoppe, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Klimakonferenz Doha – Kein internationaler Erfolg ohne natio- nale Vorreiter (Drucksachen 17/11651, 17/12743) . . . . . i) j) k l) m n 31285 B 31285 C 31285 C 31285 C 31285 C 31285 D 31285 D Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Verbraucherschutz zu dem An- trag der Abgeordneten Waltraud Wolff (Wolmirstedt), Dr. Wilhelm Priesmeier, Dirk Becker, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Herausforderung Klimawandel – Landwirtschaft 2050 (Drucksachen 17/1575, 17/4888 Buch- stabe a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung zu dem Antrag der Abgeord- neten Dirk Becker, Ulrich Kelber, Gerd Bollmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Biomethan im Ver- kehrssektor fördern (Drucksachen 17/3651, 17/8414) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Ab- geordneten Frank Schwabe, Ulrich Kelber, Dirk Becker, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der SPD: Ein natio- nales Klimaschutzgesetz – Verbindlich- keit stärken, Verlässlichkeit schaffen, der Vorreiterrolle gerecht werden (Drucksachen 17/3172, 17/13850) . . . . . . Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Ab- geordneten Frank Schwabe, Dirk Becker, Gerd Bollmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Nach Cancún – Europäische Union muss ihr Klima- schutzziel anheben (Drucksachen 17/5231, 17/13824) . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung zu dem Antrag der Abgeord- neten Stephan Kühn, Dr. Anton Hofreiter, Dr. Valerie Wilms, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Mit ambitionierten Ver- brauchsgrenzwerten die Ölabhängig- keit verringern (Drucksachen 17/10108, 17/11846) . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann E. Ott, Kerstin Müller (Köln), Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Neue Initiative für transatlantische Ko- operation in der Klima- und Ener- giepolitik 31286 A 31286 A 31286 B 31286 B 31286 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 III – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann E. Ott, Viola von Cramon-Taubadel, Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: China als wichtiger Partner im Kli- maschutz (Drucksachen 17/7356, 17/7481, 17/13930) o) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung zu dem Antrag der Abgeord- neten Bettina Herlitzius, Daniela Wagner, Oliver Krischer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Energetische Quartierssa- nierung sozialgerecht voranbringen (Drucksachen 17/11205, 17/13827) . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zu dem Antrag der Abge- ordneten Cornelia Behm, Friedrich Ostendorff, Harald Ebner, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Grünlanderhalt ist Klimaschutz (Drucksachen 17/11028, 17/13148) . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Jung (Konstanz) (CDU/CSU) . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . Peter Altmaier, Bundesminister  BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann E. Ott (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniela Ludwig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Angelika Graf (Rosenheim) (SPD) . . . . . . . . Klaus Breil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . J G C T a b c d e f) g 31286 D 31286 D 31286 D 31287 A 31288 C 31290 A 31291 A 31292 B 31293 C 31295 C 31297 A 31298 D 31300 A 31301 B 31301 C 31302 A 31303 A 31304 A 31305 B ohannes Röring (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . abriele Groneberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . hristian Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann E. Ott (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 69: ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Suche und Auswahl eines Stand- ortes für ein Endlager für Wärme entwickelnde radioaktive Abfälle und zur Änderung anderer Gesetze (Stand- ortauswahlgesetz – StandAG)  (Drucksachen 17/13833, 17/13926) . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Vertrag vom 2. April 2013 über den Waffenhandel (Drucksache 17/13834) . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Priska Hinz (Herborn), Kerstin Andreae, Sven- Christian Kindler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Bundesvermögen transpa- rent bilanzieren (Drucksache 17/13759) . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Bettina Herlitzius, Agnes Krumwiede, Daniela Wagner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Stärkung von Baukultur und Denkmal- schutz (Drucksache 17/13914) . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Nicole Maisch, Dorothea Steiner, Ingrid Hönlinger, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Geplanten Verschleiß stoppen und die Langlebig- keit von Produkten sichern (Drucksache 17/13917) . . . . . . . . . . . . . . Antrag der Abgeordneten Dr. Valerie Wilms, Stephan Kühn, Dr. Anton Hofreiter, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Straßen- und Schienenlärm wirksam reduzieren (Drucksache 17/13915) . . . . . . . . . . . . . . ) Bericht des Ausschusses für Bildung, For- schung und Technikfolgenabschätzung ge- mäß § 56 a GO-BT: Technikfolgenab- schätzung (TA) – Regenerative Energieträger zur Sicherung der Grundlast in der Stromversorgung (Drucksache 17/10579) . . . . . . . . . . . . . . 31306 A 31307 A 31308 A 31309 B 31311 C 31311 D 31311 D 31312 A 31312 A 31312 A 31312 B IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 Zusatztagesordnungspunkt 3: a) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der Bekämpfung von Steuerstraftaten (Drucksache 17/13664) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Jens Spahn, Stefanie Vogelsang, Michael Grosse- Brömer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge- ordneten Dr. Karl Lauterbach, Dr. Marlies Volkmer, Dr. Frank-Walter Steinmeier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Heinz Lanfermann, Gabriele Molitor, Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP sowie der Abgeordneten Dr. Martina Bunge, Kathrin Vogler, Dr. Gregor Gysi, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE sowie der Abgeordneten Birgitt Bender, Elisabeth Scharfenberg, Dr. Harald Terpe, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: System der Or- gantransplantation in Deutschland nachhaltig stärken: Konsequenzen aus den Manipulationen an Patientendaten in deutschen Transplantationskliniken (Drucksache 17/13897) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 70: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Ab- kommens vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die Erhaltung der Grenzbrücken im Zuge der deut- schen Bundesfernstraßen und der pol- nischen Landesstraßen an der deutsch- polnischen Grenze (Drucksachen 17/13418, 17/13779) . . . . . b) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 13. Januar 2013 über die Vorrechte und Immunitäten der Internationalen Organisation für erneuerbare Energien (Drucksachen 17/13416, 17/13828) . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Dr. Wilhelm Priesmeier, Elvira Drobinski-Weiß, Petra Crone, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Grünland effektiv schützen (Drucksache 17/13895) . . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Tom Koenigs, Uwe Kekeritz, wei- e f) g h 31312 B 31312 B 31312 D 31313 A 31313 B terer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Transna- tionale Unternehmen für Menschen- rechtsverletzungen zur Rechenschaft ziehen (Drucksache 17/13916) . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung zu dem Antrag der Abgeord- neten Daniela Wagner, Bettina Herlitzius, Dr. Anton Hofreiter, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ökologische Baustoffe – Klima schützen, Energie sparen und Ölabhängigkeit reduzieren (Drucksachen 17/11380, 17/12592) . . . . . Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung – zu dem Antrag der Abgeordneten Bärbel Bas, Johannes Pflug, Michael Groß, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Duisburger Hafen muss in öffentlicher Hand bleiben – zu dem Antrag der Abgeordneten Ulla Lötzer, Dr. Barbara Höll, Sahra Wagenknecht, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Duis- burger Hafen AG in öffentlichem Eigentum erhalten – zu dem Antrag der Abgeordneten Bettina Herlitzius, Bärbel Höhn, Dr. Anton Hofreiter, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Keine Privatisie- rung des Duisburger Hafens (Drucksachen 17/8140, 17/8349, 17/8583, 17/12921) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung zu dem Antrag der Abgeord- neten Bettina Herlitzius, Dr. Valerie Wilms, Dr. Anton Hofreiter, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Hinterlandan- bindung der ZARA-Häfen verbessern (Drucksachen 17/12194, 17/13151) . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung zu dem An- trag der Abgeordneten Uwe Kekeritz, Markus Kurth, Thilo Hoppe, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Rechte von Men- schen mit Behinderungen in der deutschen Entwicklungszusammenar- beit sichern und Inklusion weltweit er- möglichen (Drucksachen 17/12844, 17/13365) . . . . . 31313 B 31313 C 31313 C 31314 A 31314 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 V i) Beschlussempfehlung und Bericht des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Omid Nouripour, Memet Kilic, Volker Beck (Köln), weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Gesell- schaftliche Vielfalt in der Bundeswehr anerkennen (Drucksachen 17/13095, 17/13621) . . . . . j) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Abgeordneten Matthias W. Birkwald, Diana Golze, Dr. Martina Bunge, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Wiedereingliede- rung fördern – Gefangene in die Ren- ten-, Kranken- und Pflegeversicherung einbeziehen (Drucksachen 17/13103, 17/13806) . . . . . k) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Verordnung der Bundesregierung: Verordnung zur Ände- rung der Vorschriften über elektroma- gnetische Felder und das telekommuni- kationsrechtliche Nachweisverfahren (Drucksachen 17/13421, 17/13580 Nr. 2.1, 17/13835) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . l) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu der Verordnung der Bundesregie- rung: Sechsundneunzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschafts- verordnung (Drucksachen 17/13422, 17/13580 Nr. 2.2, 17/13792) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . m)–v) Beratung der Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersich- ten 598, 599, 600, 601, 602, 603, 604, 605, 606 und 607 zu Petitionen (Drucksachen 17/13738, 17/13739, 17/13740, 17/13741, 17/13742, 17/13743, 17/13744, 17/13745, 17/13746, 17/13747) . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 4: Beschlussempfehlung und Bericht des Haus- haltsausschusses – zu dem Antrag der Abgeordneten Hans- Joachim Hacker, Rainer Arnold, Dr. Hans- Peter Bartels, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Konversion gestal- ten – Kommunen stärken – zu dem Antrag der Abgeordneten Daniela Wagner, Bettina Herlitzius, Britta Haßelmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- (D Z A d P S n F A S O D D U P R K M D U T A u ti L fö (D D G D P V D K P D 31314 C 31314 D 31315 A 31315 B 31314 B NEN: Konversion – Zwischen Verwer- tungsdruck und nachhaltigen Konzep- ten rucksachen 17/9060, 17/9405, 17/10001) usatztagesordnungspunkt 5: ktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion er SPD: Haltung der Bundesregierung zu länen des CSU-Vorsitzenden Horst eehofer zur Einführung einer Pkw-Maut ur für Ausländer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lorian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . lexander Dobrindt (CDU/CSU) . . . . . . . . . abine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . liver Luksic (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Andreas Scheuer, Parl. Staatssekretär  BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . we Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . atrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ita Schwarzelühr-Sutter (SPD) . . . . . . . . . . arl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . artin Burkert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . aniela Ludwig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . lrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 9: ntrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP nd BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Antisemi- smus entschlossen bekämpfen, jüdisches eben in Deutschland weiterhin nachhaltig rdern rucksache 17/13885) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär  BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . abriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . r. Stefan Ruppert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . etra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Schröder (Wiesbaden)  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . erstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . atrick Kurth (Kyffhäuser) (FDP) . . . . . . . . . r. Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . 31316 B 31316 D 31317 A 31318 A 31319 C 31320 D 31321 D 31323 A 31325 A 31326 B 31327 C 31328 C 31330 A 31331 B 31332 C 31333 C 31333 D 31335 A 31336 B 31337 B 31338 A 31339 A 31340 C 31341 C 31343 B 31344 B VI Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gitta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Rolf Mützenich, Dr. Hans-Peter Bartels, Rainer Arnold, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Haltung der Bundesre- gierung zum Erwerb und Einsatz von Kampfdrohnen (Drucksachen 17/11102, 17/13655) . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Gehrcke, Jan van Aken, Christine Buchholz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Missbilligung der Amtsführung von Bun- desminister de Maizière (Drucksache 17/13899) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister  BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . Rainer Erdel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) . . . . . . . . Rainer Erdel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Agnes Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Spatz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 11: – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der interna- tionalen Sicherheitspräsenz in Kosovo auf der Grundlage der Resolution 1244 (1999) des Sicherheitsrates der Verein- ten Nationen vom 10. Juni 1999 und des Militärisch-Technischen Abkommens zwischen der internationalen Sicher- heitspräsenz (KFOR) und den Regie- – D D P S M M N E T a b c 31344 C 31345 C 31346 D 31346 D 31347 A 31348 A 31350 C 31352 B 31354 A 31354 C 31354 D 31355 B 31357 B 31358 C 31361 A 31361 D rungen der Bundesrepublik Jugosla- wien (jetzt: Republik Serbien) und der Republik Serbien vom 9. Juni 1999 (Drucksachen 17/13661, 17/13955) . . . . . Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 17/13956) . . . . . . . . . . . . . . r. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . r. h. c. Susanne Kastner (SPD) . . . . . . . . . . eter Beyer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . evim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . arieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 12: ) Beratung der Antwort der Bundesregie- rung auf die Große Anfrage der Abgeord- neten Cornelia Möhring, Diana Golze, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion DIE LINKE: Hilfe und Unterstützung für alle Opfer von häuslicher Gewalt nach dem Gewalt- schutzgesetz (Drucksachen 17/5069, 17/6685) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag der Abgeord- neten Monika Lazar, Ekin Deligöz, Katja Dörner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Effektive Unterstützung und Schutz bei Gewalt gegen Frauen gewährleisten (Drucksachen 17/12850, 17/13960) . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – zu dem Antrag der Abgeordneten Marlene Rupprecht (Tuchenbach), Petra Crone, Petra Ernstberger, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Frauenhäuser ausreichend zur Verfügung stellen und deren Finan- zierung sichern – zu dem Antrag der Abgeordneten Monika Lazar, Ekin Deligöz, Josef Philip Winkler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Grundrechte schützen – Frauenhäuser sichern 31364 B 31364 C 31364 D 31366 B 31367 C 31368 D 31369 D 31370 C 31372 A 31375 C 31372 B 31372 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 VII (Drucksachen 17/1409, 17/259, 17/2070 Buchstaben a und c) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD) . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Aydan Özoğuz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 13: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Tourismuspolitischer Bericht der Bundes- regierung – 17. Legislaturperiode – (Drucksache 17/13674) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär  BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Hacker (SPD) . . . . . . . . . . . . . Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Markus Tressel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . Klaus Brähmig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 14: a) Antrag der Abgeordneten Ulrich Kelber, Elvira Drobinski-Weiß, Willi Brase, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die digitale Welt verbraucher- freundlich gestalten (Drucksache 17/13886) . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Gerold Reichenbach, Gabriele Fograscher, Petra Ernstberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Volker Beck (Köln), Ingrid Hönlinger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Unabhängigkeit der Stiftung Daten- schutz sicherstellen (Drucksachen 17/11825, 17/13938) . . . . . Brigitte Zypries (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . D D M U T a b in Z A P te N te B h 31372 C 31372 D 31373 D 31377 B 31378 D 31379 D 31380 C 31382 A 31383 A 31383 B 31384 D 31386 C 31388 B 31389 B 31390 D 31391 D 31392 D 31394 C 31394 C 31394 D 31395 C 31396 D r. Erik Schweickert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . r. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Erik Schweickert (FDP) . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 15: ) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Übertra- gung besonderer Aufgaben im Zu- sammenhang mit der Aufsicht über Kreditinstitute auf die Europäische Zentralbank (Drucksachen 17/13470, 17/13961) . . – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zum Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Übertragung besonderer Aufgaben im Zusammenhang mit der Aufsicht über Kreditinstitute auf die Euro- päische Zentralbank (Drucksachen 17/13829, 17/13901, 17/13961) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Peer Steinbrück, Joachim Poß, Ingrid Arndt-Brauer, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Gerhard Schick, Kerstin Andreae, Dr. Thomas Gambke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Ein neuer An- lauf zur Bändigung der Finanzmärkte – Für eine starke europäische Banken- union zur Beendigung der Staatshaf- tung bei Bankenkrisen (Drucksachen 17/11878, 17/13961) . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 7: ntrag der Abgeordneten Dr. Gerhard Schick, riska Hinz (Herborn), Manuel Sarrazin, wei- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN: zu den angekündig- n Vorschlägen der EU-Kommission zur ankenrestrukturierung und -abwicklung – ier: Stellungnahme gegenüber der Bun- 31397 D 31399 A 31400 A 31400 D 31401 B 31401 D 31402 D 31402 D 31403 A VIII Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 desregierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes – Bankenunion be- schleunigen statt bremsen – Über eine Ab- wicklungskompetenz der Europäischen Kommission die Haftung der Steuerzahler beenden (Drucksache 17/13908) . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Manuel Sarrazin, Dr. Gerhard Schick, Priska Hinz (Herborn), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: zu dem Vor- schlag für eine Verordnung zur Übertra- gung besonderer Aufgaben im Zusammen- hang mit der Aufsicht über Kreditinstitute auf die Europäische Zentralbank (SSM- Verordnung) in der Fassung vom 16. April 2013 – Ratsdok. 7776/1/13 REV 1 –  hier: Stellungnahme gegenüber der Bun- desregierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes – Kontrollrechte des Europäischen Parlaments bei EZB-Ban- kenaufsicht stärken (Drucksache 17/13909) . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Manuel Sarrazin, Dr. Gerhard Schick, Priska Hinz (Herborn), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: zu dem Vor- schlag für eine Verordnung zur Übertra- gung besonderer Aufgaben im Zusammen- hang mit der Aufsicht über Kreditinstitute auf die Europäische Zentralbank (SSM- Verordnung) in der Fassung vom 16. April 2013 – Ratskok. 7776/1/13 REV 1 –  hier: Stellungnahme gegenüber der Bun- desregierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes – SSM-Verordnung zu- stimmen, keine innerstaatliche Präjudiz- wirkung schaffen (Drucksache 17/13910) . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Peter Danckert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . G M L F R N E T B s J – – (D in Z B s tr c L ti s K (D in Z B s tr M o G im (D 31403 A 31403 B 31403 C 31403 D 31405 B 31406 B 31407 B 31408 C 31409 D 31411 C erhard Drexler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . anfred Kolbe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . othar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . rank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . alph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 16: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Familie, Senioren, Frauen und ugend zu dem Antrag der Abgeordneten Christel Humme, Caren Marks, Willi Brase, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Gleichstellung – Fortschritt – Jetzt – Durch eine konsistente Gleich- stellungspolitik zu dem Antrag der Abgeordneten Renate Künast, Ekin Deligöz, Kerstin Andreae, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Gleich- stellung von Frauen und Männern im Lebensverlauf durchsetzen rucksachen 17/12487, 17/12497, 17/13367) Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 10: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Kultur und Medien zu dem An- ag der Abgeordneten Ulla Schmidt (Aa- hen), Siegmund Ehrmann, Angelika Krüger- eißner, weiterer Abgeordneter und der Frak- on der SPD: Für die tatsächliche Gleich- tellung von Frauen und Männern auch im unst-, Kultur- und Medienbereich rucksachen 17/13478, 17/13954) . . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 11: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Kultur und Medien zu dem An- ag der Abgeordneten Agnes Krumwiede, onika Lazar, Krista Sager, weiterer Abge- rdneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN: Grundlagen für Gleichstellung Kulturbetrieb schaffen rucksachen 17/6130, 17/10880) . . . . . . . . . 31411 D 31412 C 31413 C 31414 A 31415 A 31416 D 31419 C 31417 A 31417 B 31417 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 IX Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Zusatztagesordnungspunkt 12: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Einver- nehmensherstellung von Bundestag und Bundesregierung zum Antrag der Repu- blik Lettland, der dritten Stufe der Euro- päischen Wirtschafts- und Währungsunion beizutreten und den Euro als Umlaufwäh- rung einzuführen – hier: Stellungnahme des Deutschen Bundestages nach Artikel 23 Absatz 3 GG in Verbindung mit § 9 des Ge- setzes über die Zusammenarbeit von Bun- desregierung und Deutschem Bundestag in Angelegenheiten der Europäischen Union (Drucksache 17/13887) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 18: a) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Petra Sitte, Nicole Gohlke, Dr. Rosemarie Hein, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Änderung des Urheber- rechtsgesetzes – Digitalisierung vergrif- fener und verwaister Werke  (Drucksachen 17/4661, 17/13946) . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu dem Antrag der Ab- geordneten Dr. Petra Sitte, Agnes Alpers, Nicole Gohlke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Wissen- schaftliche Urheberinnen und Urheber stärken – Unabdingbares Zweitveröf- fentlichungsrecht einführen (Drucksachen 17/5479, 17/13946) . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu dem Antrag der Ab- geordneten Dr. Petra Sitte, Halina Wawzyniak, Agnes Alpers, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Die Chance der Digitalisierung erschlie- ßen – Urheberrecht umfassend moder- nisieren (Drucksachen 17/6341, 17/13942) . . . . . . e) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Petra Sitte, Halina Wawzyniak, Jan Korte, weiteren Abgeord- f) g D T Z ti N w d (D R A D H W T T a 31417 D 31421 A 31423 A 31423 D 31424 D 31425 D 31428 A 31428 B 31428 C 31428 C neten und der Fraktion DIE LINKE einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ermöglichung der privaten Weiterver- äußerung unkörperlicher Werkexem- plare (Drucksachen 17/8377, 17/13943) . . . . . . Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Petra Sitte, Dr. Lukrezia Jochimsen, Jan Korte, weiteren Abgeord- neten und der Fraktion DIE LINKE einge- brachten Entwurfs eines Zweiten Geset- zes zur Stärkung der vertraglichen Stellung von Urhebern und ausübenden Künstlern (Drucksachen 17/11040, 17/13949) . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu dem Antrag der Ab- geordneten Tabea Rößner, Jerzy Montag, Agnes Krumwiede, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Verhandlung auf Augenhöhe – Das Urhebervertragsrecht reformieren (Drucksachen 17/12625, 17/13949) . . . . . r. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 17: weite und dritte Beratung des von den Frak- onen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- urfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung es Europawahlgesetzes rucksachen 17/13705, 17/13935) . . . . . . . . einhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . xel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . r. Stefan Ruppert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . alina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . olfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . homas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 20: ) – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Brigitte Pothmer, Markus Kurth, Katrin Göring-Eckardt, weiteren Abgeordneten und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einrichtung eines Sozialen Ar- beitsmarktes (Drucksachen 17/11076, 17/13321) . . – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 17/13344) . . . . . . . . . . . . 31428 D 31429 A 31429 A 31429 B 31430 D 31431 A 31432 B 31433 D 31434 D 31435 D 31436 C 31437 C 31437 D X Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales – zu dem Antrag der Abgeordneten Katja Mast, Anette Kramme, Petra Ernstberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Sozialen Arbeitsmarkt dauerhaft über Pas- siv-Aktiv-Transfer ermöglichen – Teilhabe für alle durch sozialver- sicherungspflichtige Beschäftigung im allgemeinen Arbeitsmarkt – zu dem Antrag der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Jutta Krellmann, Dr. Axel Troost, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion DIE LINKE: Ein- stieg in gute öffentlich geförderte Beschäftigung beginnen (Drucksachen 17/11199, 17/12377, 17/13321) c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Abgeordneten Katrin Kunert, Katja Kipping, Sabine Zimmermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Wirksamkeit der Arbeit der Beiräte bei den Jobcen- tern erhöhen (Drucksachen 17/7844, 17/13807) . . . . . . Tagesordnungspunkt 19: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung einer Partner- schaftsgesellschaft mit beschränkter Be- rufshaftung und zur Änderung des Berufs- rechts der Rechtsanwälte, Patentanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (Drucksachen 17/10487, 17/13944) . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 21: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Förderung Deutscher Auslandsschulen (Auslands- schulgesetz – ASchulG) (Drucksachen 17/13058, 17/13618, 17/13957) – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 17/13958) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 31: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Eine gesetzliche Ober- b M In M C N T A M la ti J B s sc in (D T Z ti G d (D H M D F D T B a K M d o (P 31437 D 31438 A 31438 C 31439 A 31439 A grenze für verbrauchergerechte Dispo- sitionszinsen (Drucksachen 17/10988 (neu), 17/13778) ) Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu dem Antrag der Ab- geordneten Caren Lay, Dr. Axel Troost, Dr. Kirsten Tackmann, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion DIE LINKE: Be- grenzung der Zinssätze für Dispo- sitions- und Überziehungskredite (Drucksachen 17/10855, 17/13950) . . . . . arco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . go Egloff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arco Buschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . aren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . icole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 22: ntrag der Abgeordneten Michael Stübgen, ichael Grosse-Brömer, Stefan Müller (Er- ngen), weiterer Abgeordneter und der Frak- on der CDU/CSU sowie der Abgeordneten oachim Spatz, Gabriele Molitor, Rainer rüderle und der Fraktion der FDP: Politi- che Mechanismen zum Schutz europäi- her Grundwerte etablieren – Rechtsstaats- itiative konsequent vorantreiben rucksache 17/13888) . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 33: weite und dritte Beratung des von der Frak- on der SPD eingebrachten Entwurfs eines esetzes zur Änderung des Gesetzes über ie Ruhebezüge des Bundespräsidenten rucksachen 17/11593, 17/13939) . . . . . . . . elmut Brandt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ichael Hartmann (Wackernheim)  (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Stefan Ruppert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . rank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . r. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 24: eschlussempfehlung und Bericht des Sport- usschusses zu dem Antrag der Abgeordneten laus Riegert, Eberhard Gienger, Stephan ayer (Altötting), weiterer Abgeordneter und er Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge- rdneten Serkan Tören, Joachim Günther lauen), Dr. Lutz Knopek, weiterer Abgeord- 31439 B 31439 C 31439 C 31440 B 31441 A 31441 C 31442 B 31443 A 31443 B 31443 B 31444 A 31445 A 31445 D 31446 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 XI neter und der Fraktion der FDP: Integration von Menschen mit Migrationshintergrund im und durch den Sport nachhaltig stärken (Drucksachen 17/13479, 17/13928) . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 27: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zu dem Antrag der Abge- ordneten Karin Binder, Johanna Voß, Dr. Kirsten Tackmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Die Ursachen der Vernichtung und Verschwendung von Lebensmitteln wirksam bekämpfen (Drucksachen 17/10989, 17/12153) . . . . . . . . Carola Stauche (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 26: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung des elek- tronischen Rechtsverkehrs mit den Ge- richten (Drucksachen 17/12634, 17/13948) . . . . . – Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Förderung des elektronischen Rechtsverkehrs in der Justiz (Drucksachen 17/11691, 17/13948) . . . . . Manuel Höferlin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 29: Erste Beratung des von den Abgeordneten Jerzy Montag, Nicole Maisch, Volker Beck (Köln), weiteren Abgeordneten und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes über die Einführung von Gruppenverfahren (Drucksache 17/13756) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Jan-Marco Luczak (CDU/CSU) . . . . . . . Ingo Egloff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Judith Skudelny (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . T U N A (D A G D A H T B s tr K g C te (D H U J J S M T A D w C D R o 4 fü d (D A N R D D D 31447 D 31448 A 31448 B 31448 D 31449 D 31450 D 31451 C 31452 C 31452 C 31452 D 31454 B 31454 C 31456 A 31456 C 31457 C 31458 C agesordnungspunkt 28: nterrichtung durch die Bundesregierung: ationaler Aktionsplan zur nachhaltigen nwendung von Pflanzenschutzmitteln rucksache 17/13076) . . . . . . . . . . . . . . . . . lois Gerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . ustav Herzog (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . lexander Süßmair (DIE LINKE) . . . . . . . . arald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 40: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Arbeit und Soziales zu dem An- ag der Abgeordneten Josip Juratovic, Anette ramme, Hubertus Heil (Peine), weiterer Ab- eordneter und der Fraktion der SPD: Neue hancen für Menschen mit Migrationshin- rgrund am Arbeitsmarkt rucksachen 17/9974, 17/13927) . . . . . . . . . eike Brehmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . lrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . osip Juratovic (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ohannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP) . . . . . evim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . emet Kilic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 30: ntrag der Abgeordneten Axel Knoerig, r. Philipp Murmann, Dr. Heinz Riesenhuber, eiterer Abgeordneter und der Fraktion der DU/CSU sowie der Abgeordneten r. Martin Neumann (Lausitz), Dr. Peter öhlinger, Patrick Meinhardt, weiterer Abge- rdneter und der Fraktion der FDP: Industrie .0 – Forschung, Entwicklung und Bildung r die Digitalisierung der Industriepro- uktion rucksache 17/13889) . . . . . . . . . . . . . . . . . xel Knoerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . adine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . ené Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . r. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . r. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31460 A 31460 A 31461 B 31462 A 31463 C 31464 A 31465 C 31465 D 31467 C 31468 B 31469 B 31470 A 31471 B 31472 B 31472 C 31473 C 31474 C 31475 D 31476 C 31477 C XII Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 Tagesordnungspunkt 42: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wirtschaft und Technologie zu dem Antrag der Abgeordneten Rolf Hempelmann, Dr. Sascha Raabe, Wolfgang Tiefensee, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Transparenz in den Zah- lungsflüssen im Rohstoffbereich und keine Nutzung von Konfliktmineralien (Drucksachen 17/11876, 17/12881) . . . . . . . . Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . Rolf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Todtenhausen (FDP) . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Ute Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 35: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Arbeit und Soziales – zu dem Entschließungsantrag der Abge- ordneten Frank Heinrich, Dr. Matthias Zimmer, Peter Weiß (Emmendingen), wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Heinrich L. Kolb, Sebastian Blumenthal, Heinz Golombeck, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: zu der Unter- richtung durch die Bundesregierung – Lebenslagen in Deutschland – Vierter Armuts- und Reichtumsbericht – zu dem Antrag der Abgeordneten Hilde Mattheis, Gabriele Lösekrug-Möller, Anette Kramme, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die notwendi- gen politischen Konsequenzen aus der Armuts- und Reichtumsberichterstat- tung ziehen – zu dem Antrag der Abgeordneten Katja Kipping, Diana Golze, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Verschleierung verhindern – Berichterstattung über Armut und Reichtum auf eine unab- hängige Kommission übertragen (Drucksachen 17/13250, 17/12650, 17/13102, 17/12709, 17/13826) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 13: Antrag der Abgeordneten Markus Kurth, Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Kerstin Andreae, weiterer Abgeordneter und der F m v d (D U D G D M M T Z d G B (D U S S J In T Z d G d te (D D A D R In O T a 31478 C 31478 D 31479 C 31480 C 31481 B 31482 A 31483 A raktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ar- uts- und Reichtumsberichterstattung erbessern – Lebenslagen umfassend abbil- en rucksache 17/13911) . . . . . . . . . . . . . . . . . lrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . r. Matthias Zimmer (CDU/CSU) . . . . . . . . abriele Lösekrug-Möller (SPD) . . . . . . . . . r. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . atthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . arkus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 34: weite und dritte Beratung des von der Bun- esregierung eingebrachten Entwurfs eines esetzes zur Stärkung der Funktionen der etreuungsbehörde rucksachen 17/13419, 17/13619, 17/13952) te Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . onja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . tephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . örn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . grid Hönlinger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 36: weite und dritte Beratung des von der Bun- esregierung eingebrachten Entwurfs eines esetzes zur Änderung des Gesetzes zu em OCCAR-Übereinkommen vom 9. Sep- mber 1998 rucksachen 17/13417, 17/13752) . . . . . . . . r. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . nita Schäfer (Saalstadt)  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . . ainer Erdel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . mid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 38: ) – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Anette Kramme, Hubertus Heil (Peine), Gabriele Hiller- Ohm, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Schutz 31483 B 31483 C 31484 B 31485 D 31486 C 31487 D 31489 A 31490 C 31490 D 31492 A 31492 D 31493 C 31494 C 31495 C 31495 D 31496 D 31498 A 31498 B 31498 D 31499 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 XIII von Hinweisgebern – Whistle- blowern (Hinweisgeberschutzgesetz – HinwGebSchG) (Drucksachen 17/8567, 17/12577) . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Ingrid Hönlinger, Hans-Christian Ströbele, Dr. Konstantin von Notz, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung von Trans- parenz und zum Diskriminierungs- schutz von Hinweisgeberinnen und Hinweisgebern (Whistleblower- Schutzgesetz) (Drucksachen 17/9782, 17/12577) . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Abgeordneten Karin Binder, Andrej Hunko, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Die Bedeutung von Whistleblowing für die Gesellschaft anerkennen – Hinweisgeberinnen und Hinweisgeber schützen (Drucksachen 17/6492, 17/12577) . . . . . . Gitta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Kerstin Tack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinz Golombeck (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 37: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutsch- land bekräftigt EU-Verordnung zum Ein- fuhr- und Handelsverbot für Robbenpro- dukte (Drucksache 17/13890) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dieter Stier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Heinz Paula (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . Alexander Süßmair (DIE LINKE) . . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 45: a) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Zweiten Buchs Sozialge- setzbuch – Weiterfinanzierung von b c H P G A P D U T Z ra s g (D N C O R P T a 31500 B 31500 C 31500 D 31500 D 31502 B 31503 A 31503 D 31504 C 31505 C 31506 C 31506 C 31507 C 31508 C 31509 A 31509 C Schulsozialarbeit und Mittagessen in Horteinrichtungen (Drucksache 17/13663) . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag der Abgeord- neten Dr. Rosemarie Hein, Diana Golze, Agnes Alpers, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Für ein neues Verständnis der Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe – Schulsozialar- beit an allen Schulen (Drucksachen 17/11870, 17/13180) . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Abgeordneten Gabriele Hiller-Ohm, Angelika Krüger-Leißner, Anette Kramme, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Bildung und Teilhabe für alle Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland sicherstellen – Das Bildungs- und Teil- habepaket reformieren (Drucksachen 17/13194, 17/13825) . . . . . eike Brehmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . aul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . abriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . ngelika Krüger-Leißner (SPD) . . . . . . . . . ascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . lrich Schneider (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 39: weite und dritte Beratung des vom Bundes- t eingebrachten Entwurfs eines Ersten Ge- etzes zur Änderung des Finanzausgleichs- esetzes rucksachen 17/13427, 17/13931) . . . . . . . . orbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . arsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . tto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . riska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 46: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang Tiefensee, Hubertus Heil (Peine), Ingrid Arndt-Brauer, weiterer Ab- 31510 B 31510 C 31510 C 31510 D 31512 A 31513 A 31514 C 31515 B 31515 D 31517 A 31517 D 31518 A 31518 C 31519 A 31519 C 31520 A XIV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 geordneter und der Fraktion der SPD: Deutschland 2020 – Zukunftsinvestitio- nen für eine starke Wirtschaft: Infra- struktur modernisieren, Energiewende gestalten, Innovationen fördern (Drucksachen 17/12682, 17/13200) . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu dem Antrag der Abgeordneten Garrelt Duin, Hubertus Heil (Peine), Doris Barnett, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Impulse für den Standort Deutschland – Für eine mo- derne Industriepolitik (Drucksachen 17/8572, 17/9132) . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Claudia Bögel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 41: – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Än- derung des Bundeszentralregistergeset- zes und anderer registerrechtlicher Vorschriften zum Zweck der Zulassung der elektronischen Antragstellung bei Erteilung einer Registerauskunft (Drucksachen 17/13222, 17/13953) . . . . . – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bun- deszentralregistergesetzes und anderer registerrechtlicher Vorschriften zum Zweck der Zulassung der elektroni- schen Antragstellung bei Erteilung ei- ner Registerauskunft (Drucksachen 17/13616, 17/13953) . . . . . Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Manuel Höferlin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 43: Beschlussempfehlung und Bericht des Innen- ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan Korte, Wolfgang Gehrcke, w L b (D G D G U W Z B a B d 2 d h (D T B s J U (K ti J (D D C M D U T B s – – (D 31520 D 31520 D 31521 A 31526 C 31527 C 31528 B 31530 D 31531 D 31532 D 31533 A 31533 A 31534 B 31535 A 31535 B 31536 D eiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE INKE: Mehr Mitsprache des Parlaments ei Auslandseinsätzen der Bundespolizei rucksachen 17/8381, 17/13316) . . . . . . . . . ünter Baumann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . r. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . isela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 14: eschlussempfehlung und Bericht des Innen- usschusses zu der Unterrichtung durch den undesbeauftragten für den Datenschutz und ie Informationsfreiheit: Tätigkeitsbericht 009 und 2010 des Bundesbeauftragten für en Datenschutz und die Informationsfrei- eit – 23. Tätigkeitsbericht – rucksachen 17/5200, 17/13936) . . . . . . . . . agesordnungspunkt 44: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Familie, Senioren, Frauen und ugend zu dem Antrag der Abgeordneten lrich Schneider, Kai Gehring, Volker Beck öln), weiterer Abgeordneter und der Frak- on BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Queere ugendliche unterstützen rucksachen 17/12562, 17/13932) . . . . . . . . r. Peter Tauber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . hristel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . lrich Schneider (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 49: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Wirtschaft und Technologie zu dem Antrag der Abgeordneten Michael Gerdes, Dr. Ernst Dieter Rossmann, Willi Brase, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Starke Forschung für die Energiewende zu dem Antrag der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Ekin Deligöz, Katja Dörner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Energie- forschung konsequent am Atomaus- stiegsbeschluss des Deutschen Bundes- tages ausrichten rucksachen 17/11201, 17/11688, 17/12450) 31537 C 31537 D 31538 C 31539 A 31539 C 31540 C 31541 A 31541 C 31541 C 31542 C 31544 A 31544 D 31545 B 31546 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 XV Thomas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Michael Gerdes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Breil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 50: a) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Rüdiger Veit, Gabriele Fograscher, Petra Ernstberger, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Schaffung einer aufenthaltsrecht- lichen Bleiberechtsregelung (Drucksachen 17/7933, 17/13565) . . . . . . b) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Aufenthaltsgesetzes (Drucksache 17/13424) . . . . . . . . . . . . . . . Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 47: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- wärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Ab- geordneten Inge Höger, Wolfgang Gehrcke, Jan van Aken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Uranmunition ächten (Drucksachen 17/11898, 17/13559) . . . . . . . . Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Fritz Rudolf Körper (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Christoph Schnurr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Agnes Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 48: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zu dem Antrag der Abge- ordneten Harald Ebner, Cornelia Behm, Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der F s P N (D D G D A H T a 31546 C 31547 B 31548 A 31549 A 31549 B 31550 B 31551 B 31551 C 31551 C 31552 C 31553 B 31554 B 31555 B 31556 B 31556 B 31557 C 31557 D 31559 B 31559 D 31560 C raktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Vor- orgeprinzip anwenden – Zulassung des estizidwirkstoffs Glyphosat aussetzen und eubewertung vornehmen rucksachen 17/7982, 17/8822) . . . . . . . . . . r. Max Lehmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . ustav Herzog (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . lexander Süßmair (DIE LINKE) . . . . . . . . arald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 53: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Swen Schulz (Spandau), Dr. Ernst Dieter Rossmann, Dr. Hans-Peter Bartels, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Studienfinanzie- rung sozial gerecht gestalten – Stu- diengebühren abschaffen und BAföG stärken – zu dem Antrag der Abgeordneten Marianne Schieder (Schwandorf), Swen Schulz (Spandau), Dr. Ernst Dieter Rossmann, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der SPD: Ein- führung eines generellen Schüler- BAföG – Ein Instrument für mehr Chancengleichheit im deutschen Schulsystem – zu dem Antrag der Abgeordneten Nicole Gohlke, Agnes Alpers, Matthias W. Birkwald, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Studiengebühren jetzt bundesweit abschaffen – zu dem Antrag der Abgeordneten Nicole Gohlke, Dr. Petra Sitte, Agnes Alpers, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: 40-jähriges BAföG-Jubiläum für soziale Weiter- entwicklung nutzen – zu dem Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Ekin Deligöz, Katja Dörner, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Studienfinanzierung stärken – Das BAföG zum Zwei-Säulen-Modell ausbauen (Drucksachen 17/11823, 17/9576, 17/11824, 17/6372, 17/7026, 17/13866) . . . . . . . . . . 31561 A 31561 B 31562 B 31562 D 31564 B 31564 D 31566 A XVI Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Swen Schulz (Spandau), Dr. Ernst Dieter Rossmann, Dr. Hans-Peter Bartels, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Hochschulpakt aufstocken – Finanzierung von wachsenden Studienkapazitäten an den Hochschulen langfristig sicher- stellen – zu dem Antrag der Abgeordneten Nicole Gohlke, Jan Korte, Agnes Alpers, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Hochschulzu- gang bundesgesetzlich regeln – Recht auf freien Zugang zum Mas- ter sichern – zu dem Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Krista Sager, Ekin Deligöz, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Hochschulen auf das Studierenden- hochplateau vorbereiten – Allen Stu- dienberechtigten die Chance auf ei- nen Studienplatz geben (Drucksachen 17/12690, 17/10861, 17/9173, 17/13867) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Stefan Kaufmann (CDU/CSU) . . . . . . . . Marianne Schieder (Schwandorf) (SPD) . . . Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Gohlke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 54: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Oliver Kaczmarek, Dr. Ernst Dieter Rossmann, Dr. Hans-Peter Bartels, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der SPD: Alphabetisierung und Grundbildung in Deutschland för- dern – Für eine nationale Alphabeti- sierungsdekade – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Rosemarie Hein, Agnes Alpers, Nicole Gohlke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Nie- manden abschreiben – Analphabe- b M O D P D K T B s – – (D T D R K J H 31566 C 31566 D 31568 D 31569 D 31570 C 31572 B 31573 A tismus wirksam entgegentreten, Grundbildung für alle sichern – zu dem Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Ekin Deligöz, Krista Sager, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Bildungsarmut durch Alphabetisie- rung und Grundbildung entgegen- wirken (Drucksachen 17/9564, 17/8766, 17/8765, 17/13869) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu dem An- trag der Abgeordneten Oliver Kaczmarek, Dr. Ernst Dieter Rossmann, Dr. Hans- Peter Bartels, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Zugänge schaffen und Teilhabe erleichtern – Die Einfache Sprache in Deutschland fördern (Drucksachen 17/12724, 17/13868) . . . . . arcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . liver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . r. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . atrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . r. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . ai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 51: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Wirtschaft und Technologie zu dem Antrag der Abgeordneten Jens Petermann, Ralph Lenkert, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Zukunft der So- larindustrie sichern zu dem Antrag der Abgeordneten Hans- Josef Fell, Bärbel Höhn, Dr. Tobias Lindner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Energiewende sichern – Solarwirtschaft stärken rucksachen 17/13242, 17/9742, 17/13794) homas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . r. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . olf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . laus Breil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31574 D 31575 A 31575 B 31576 C 31577 B 31578 C 31580 B 31581 B 31582 C 31582 C 31583 D 31585 C 31586 C 31586 D 31588 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 XVII Tagesordnungspunkt 56: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- wärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Ab- geordneten Viola von Cramon-Taubadel, Dr. Frithjof Schmidt, Hans-Josef Fell, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Zusammenarbeit mit China intensivieren – China-Kompe- tenzen in Deutschland ausbauen (Drucksachen 17/11202, 17/13560) . . . . . . . . Dr. Wolfgang Götzer (CDU/CSU) . . . . . . . . Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Johannes Pflug (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Viola von Cramon-Taubadel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 57: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe zu dem Antrag der Abgeordneten Angelika Graf (Rosenheim), Wolfgang Gunkel, Dr. h. c. Gernot Erler, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der SPD: Reli- gionsfreiheit im Iran stärken und Men- schenrechte der Baha’i wahren (Drucksachen 17/13474, 17/13849) . . . . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Graf (Rosenheim) (SPD) . . . . . . . . Pascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 58: Beschlussempfehlung und Bericht des Innen- ausschusses – zu dem Antrag der Abgeordneten Daniela Kolbe (Leipzig), Ulla Burchardt, Rüdiger Veit, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der SPD: Arbeitsbedingungen von Lehrkräften in Integrationskursen ver- bessern – zu dem Antrag der Abgeordneten Memet Kilic, Josef Philip Winkler, Katja Dörner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Lehr- kräfte von Integrationskursen stärken und den Kurszugang erweitern (Drucksachen 17/10647, 17/11577, 17/13566) M D S S M T a b M P P G D M D T B a E G F b te s (D G W G U O 31589 A 31589 B 31590 A 31591 A 31592 B 31593 A 31594 A 31595 B 31595 C 31596 D 31597 D 31598 D 31600 A 31600 D ichael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . aniela Kolbe (Leipzig) (SPD) . . . . . . . . . . erkan Tören (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . evim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . emet Kilic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 55: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Abgeordneten Matthias W. Birkwald, Klaus Ernst, Diana Golze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Rentenversicherung stär- ken und solidarisch ausbauen – Solida- rische Mindestrente einführen (Drucksachen 17/8481, 17/13320) . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Abgeordneten Matthias W. Birkwald, Diana Golze, Dr. Martina Bunge, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Riester-Förderung in die gesetzliche Rente überführen (Drucksachen 17/12436, 17/13317) . . . . . ax Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . eter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . etra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . abriele Lösekrug-Möller (SPD) . . . . . . . . . r. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . atthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . r. Wolfgang Strengmann-Kuhn  (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . agesordnungspunkt 59: eschlussempfehlung und Bericht des Innen- usschusses zu dem Antrag der Abgeordneten delgard Bulmahn, Klaus Brandner, Dr. h.c. ernot Erler, weiterer Abgeordneter und der raktion der SPD: Deutsches Engagement eim Einsatz von Polizistinnen und Polizis- n in internationalen Friedensmissionen tärken und ausbauen rucksachen 17/8603, 17/13940) . . . . . . . . . ünter Baumann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . olfgang Gunkel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . isela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . mid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31601 A 31602 A 31603 B 31603 D 31605 B 31606 C 31606 C 31606 D 31607 C 31609 A 31609 D 31610 D 31612 A 31613 B 31614 B 31614 C 31615 B 31616 B 31617 C 31618 C XVIII Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 Tagesordnungspunkt 60: Antrag der Abgeordneten Burkhard Lischka, Christine Lambrecht, Petra Ernstberger, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Videoübertragung von Gerichtsverhand- lungen ermöglichen (Drucksache 17/13891) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 61: Antrag der Abgeordneten Martin Dörmann, Lars Klingbeil, Wolfgang Tiefensee, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Netzneutralität und Diskriminierungsfrei- heit gesetzlich regeln, Mindestqualitäten bei Breitbandverträgen sichern und schnelles Internet für alle verwirklichen (Drucksache 17/13892) . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Claudia Bögel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem An- trag: Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der internationalen Sicherheitspräsenz in Kosovo auf der Grundlage der Resolution 1244 (1999) des Sicherheitsrates der Verein- ten Nationen vom 10. Juni 1999 und des Mili- tärisch-Technischen Abkommens zwischen der internationalen Sicherheitspräsenz (KFOR) und den Regierungen der Bundesre- publik Jugoslawien (jetzt: Republik Serbien) u (T A E K D R (S S s z z s s g A E A z R im K b V S B K A E L (E s z z s s g A E H G w d p A E n s 31619 B 31619 C 31620 C 31620 D 31621 B 31622 B 31623 D 31624 A 31624 D 31627 A 31629 C 31631 A 31632 A 31633 D 31635 A nd der Republik Serbien vom 9. Juni 1999 agesordnungspunkt 11) . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten laus Brandner, Ulla Burchardt, Dr. Peter anckert, Mechthild Rawert, Marlene upprecht (Tuchenbach), Swen Schulz pandau), Ewald Schurer und Rolf chwanitz (alle SPD) zur namentlichen Ab- timmung über den Entwurf eines Gesetzes um Vorschlag für eine Verordnung des Rates ur Übertragung besonderer Aufgaben im Zu- ammenhang mit der Aufsicht über Kreditin- titute auf die Europäische Zentralbank (Ta- esordnungspunkt 15 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 rklärungen nach § 31 GO zur namentlichen bstimmung über den Entwurf eines Geset- es zum Vorschlag für eine Verordnung des ates zur Übertragung besonderer Aufgaben Zusammenhang mit der Aufsicht über reditinstitute auf die Europäische Zentral- ank (Tagesordnungspunkt 15 a) . . . . . . . . . . eronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . ylvia Canel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . laus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . nlage 5 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten othar Binding (Heidelberg) und Petra Hinz ssen) (beide SPD) zur namentlichen Ab- timmung über den Entwurf eines Gesetzes um Vorschlag für eine Verordnung des Rates ur Übertragung besonderer Aufgaben im Zu- ammenhang mit der Aufsicht über Kreditin- titute auf die Europäische Zentralbank (Ta- esordnungspunkt 15 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 6 rklärung nach § 31 GO des Abgeordneten ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) zur Abstimmung über den Ent- urf eines Fünften Gesetzes zur Änderung es Europawahlgesetzes (Tagesordnungs- unkt 17) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 7 rklärung nach § 31 Abs. 2 GO des Abgeord- eten Jörn Wunderlich (DIE LINKE) zur Ab- timmung über den Entwurf eines Gesetzes 31635 C 31636 B 31637 C 31637 C 31638 A 31639 A 31640 B 31640 A 31642 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 XIX zur Förderung des elektronischen Rechtsver- kehrs mit den Gerichten (Tagesordnungs- punkt 26) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Urheberrechtsgesetzes – Digitalisierung vergriffener und verwaister Werke – Beschlussempfehlung und Bericht zu dem Antrag: Wissenschaftliche Urheberinnen und Urheber stärken – Unabdingbares Zweitveröffentlichungsrecht einführen – Beschlussempfehlung und Bericht: Die Chance der Digitalisierung erschließen – Urheberrecht umfassend modernisieren – Entwurf eines Gesetzes zur Begrenzung der Haftung und der Abmahnkosten bei Urheberrechtsverletzungen – Entwurf eines Gesetzes zur Eindämmung des Missbrauchs des Abmahnwesens – Entwurf eines Gesetzes zur Ermöglichung der privaten Weiterveräußerung unkörper- licher Werkexemplare – Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Stär- kung der vertraglichen Stellung von Urhe- bern und ausübenden Künstlern – Beschlussempfehlung und Bericht zu dem Antrag: Verhandlung auf Augenhöhe – Das Urhebervertragsrecht reformieren (Tagesordnungspunkte 18 a bis 18 g) Ansgar Heveling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 9 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung einer Partnerschaftsgesellschaft mit be- schränkter Berufshaftung und zur Änderung des Berufsrechts der Rechtsanwälte, Patentan- wälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (Tagesordnungspunkt 19) Norbert Geis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . Christoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Marco Buschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . J In A Z – – – (T D P K P S B A Z d ru s p D J A H D C A Z d S 31642 C 31642 D 31644 A 31644 C 31645 B 31646 D 31648 A 31649 A 31649 D 31651 B ens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . grid Hönlinger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 10 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung: Entwurf eines Gesetzes zur Einrichtung eines Sozialen Arbeitsmarktes Beschlussempfehlung und Bericht zu den Anträgen: – Sozialen Arbeitsmarkt dauerhaft über Passiv-Aktiv-Transfer ermöglichen – Teilhabe für alle durch sozialversiche- rungspflichtige Beschäftigung im all- gemeinen Arbeitsmarkt – Einstieg in gute öffentlich geförderte Beschäftigung beginnen Beschlussempfehlung und Bericht zu dem Antrag: Wirksamkeit der Arbeit der Bei- räte bei den Jobcentern erhöhen agesordnungspunkte 20 a bis 20 c) r. Matthias Zimmer (CDU/CSU) . . . . . . . . aul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . atja Mast (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . abine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . rigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 11 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Gesetzes über die Förde- ng Deutscher Auslandsschulen (Auslands- chulgesetz – ASchulG) (Tagesordnungs- unkt 21) r. Thomas Feist (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . ürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ngelika Krüger-Leißner (SPD) . . . . . . . . . arald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . laudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 12 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Politische Mechanismen zum chutz europäischer Grundwerte etablieren – 31652 A 31652 D 31653 D 31654 C 31656 A 31657 A 31657 D 31658 D 31659 D 31660 D 31662 B 31663 D 31664 C 31665 A XX Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 Rechtsstaatsinitiative konsequent vorantrei- ben (Tagesordnungspunkt 22) Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Spatz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 13 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts zu dem Antrag: Integration von Menschen mit Migrationshintergrund im und durch den Sport nachhaltig stärken (Tagesordnungs- Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 15 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Einvernehmensherstellung von Bundestag und Bundesregierung zum Antrag der Republik Lettland, der dritten Stufe der Europäischen Wirtschafts- und Währungs- union beizutreten und den Euro als Umlauf- währung einzuführen (Zusatztagesordnungs- punkt 12) Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . Oliver Luksic (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31665 D 31667 A 31668 A 31668 D 31669 C 31678 C 31679 C 31680 B 31681 B 31681 B punkt 24) Klaus Riegert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frank Steffel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) . . . . . . Dr. Lutz Knopek (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Viola von Cramon-Taubadel (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 14 zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurf eines Gesetz zur Förderung des elektronischen Rechtsverkehrs mit den Ge- richten (Tagesordnungspunkt 26) Elisabeth Winkelmeier-Becker  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . A M A Z d d 2 s – n S G G J D 31670 C 31671 C 31672 D 31674 A 31674 C 31675 C 31676 B 31677 C lexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . anuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 16 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Beschlussempfehlung und des Berichts zu er Unterrichtung: Tätigkeitsbericht 2009 und 010 des Bundesbeauftragten für den Daten- chutz und die Informationsfreiheit 23. Tätigkeitsbericht – (Zusatztagesord- ungspunkt 14) tephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . erold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . isela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . an Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31682 B 31683 B 31684 A 31685 D 31687 A 31688 C 31689 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31259 (A) ) )(B) 246. Sitz Berlin, Donnerstag, d Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31635 (A) ) )(B) Anlagen Loslösung unterstützt und staatlich anerkannt haben.Michael waren. Trotz Anwesenheit der KFOR-Mission ist das Ko- sovo von Serbien abgetrennt worden und ein eigener Staat. Deutschland war eines der ersten Länder, die diese Rößner, Tabea BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.06.2013 Roth (Heringen), SPD 13.06.2013 Anlage 1 Liste der entschuldigte A K a s e g K im  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich van Aken, Jan DIE LINKE 13.06.2013 Bockhahn, Steffen DIE LINKE 13.06.2013 Brackmann, Norbert CDU/CSU 13.06.2013 Buchholz, Christine DIE LINKE 13.06.2013 Ebner, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.06.2013 Ernst, Klaus DIE LINKE 13.06.2013 Golze, Diana DIE LINKE 13.06.2013 Gunkel, Wolfgang SPD 13.06.2013 Hintze, Peter CDU/CSU 13.06.2013 Hofmann (Volkach), Frank SPD 13.06.2013 Kipping, Katja DIE LINKE 13.06.2013 Kopp, Gudrun FDP 13.06.2013 Dr. Koschorrek, Rolf CDU/CSU 13.06.2013 Kunert, Katrin DIE LINKE 13.06.2013 Lay, Caren Nicole DIE LINKE 13.06.2013 Lenkert, Ralph DIE LINKE 13.06.2013 von der Marwitz, Hans- Georg CDU/CSU 13.06.2013 Mattfeldt, Andreas CDU/CSU 13.06.2013 Möller, Kornelia DIE LINKE 13.06.2013 Nietan, Dietmar SPD 13.06.2013 Nord, Thomas DIE LINKE 13.06.2013 Ploetz, Yvonne DIE LINKE 13.06.2013 Rachel, Thomas CDU/CSU 13.06.2013 S S S S D W Z  A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht n Abgeordneten nlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentli- chen Abstimmung über die Beschlussempfeh- lung zu dem Antrag: Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der internationalen Sicherheits- präsenz in Kosovo auf der Grundlage der Reso- lution 1244 (1999) des Sicherheitsrates der Ver- einten Nationen vom 10. Juni 1999 und des Militärisch-Technischen Abkommens zwischen der internationalen Sicherheitspräsenz (KFOR) und den Regierungen der Bundesrepublik Jugoslawien (jetzt: Republik Serbien) und der Republik Serbien vom 9. Juni 1999 (Tagesord- nungspunkt 11) Den Antrag der Bundesregierung zur Fortsetzung des FOR-Einsatzes der Bundeswehr im Kosovo lehne ich b und stimme mit Enthaltung. Die KFOR-Mission der Vereinten Nationen im Ko- ovo hat in den circa 13 Jahren wichtige Aufträge nicht rfüllen können oder wollen. Sie hat die territoriale Inte- rität Serbiens und die multiethnische Gesellschaft im osovo nicht gesichert. Beides waren Aufgaben, die ihr zugrunde liegenden UN-Mandat zugewiesen worden chlecht, Michael DIE LINKE 13.06.2013 chmidt (Eisleben), Silvia SPD 13.06.2013 chwabe, Frank SPD 13.06.2013 kudelny, Judith FDP 13.06.2013 r. Troost, Axel DIE LINKE 13.06.2013 olff (Wolmirstedt), Waltraud SPD 13.06.2013 iegler, Dagmar SPD 13.06.2013 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 31636 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) Nach der Stationierung der KFOR-Mission wurden in deren Anwesenheit im Kosovo Minderheiten diskrimi- niert und insbesondere weit über hunderttausend Roma dort verfolgt und aus dem Land vertrieben. Häuser und Gehöfte wurden in Brand gesetzt, Menschen verletzt, ge- jagt und außer Landes getrieben. Noch heute – mehr als ein Dutzend Jahre später – ist die Situation von Roma im Kosovo so schlecht und desolat, dass Flüchtlinge nicht in ihre Heimat zurückkehren und dort friedlich leben können. Ich verkenne nicht, dass die militärische KFOR- Mission nicht mit der NATO-Armee identisch ist, die 1999 gegen Serbien einen völkerrechtswidrigen Luft- krieg geführt hat. Die KFOR-Soldaten sind eine interna- tionale Truppe, die nach dem Waffenstillstand 1999 mit einem UN-Mandat und mit Zustimmung der damaligen serbischen Regierung unter Milosevic unter Beteiligung auch von russischen Soldaten im Kosovo stationiert wurde, um den Waffenstillstand und den Frieden zu sichern. Aber sie haben ihre Mission nur teilweise erfüllt. Die Garantien für den serbischen Staat und die gesamte Bevölkerung des Kosovo einschließlich aller Minderhei- ten, die Voraussetzung für die Zustimmung Serbiens und Russlands zur Stationierung der internationalen KFOR- Truppen auf damals serbischem Gebiet waren, haben sie nicht eingehalten. Inzwischen ist die staatliche Entwicklung der Region weitergegangen. Serbien und das Kosovo streben die Aufnahme in die EU an. Diese Bemühungen halte ich für richtig. Sie können zu einer vernünftigen Lösung der ethnischen Konflikte, zur Beendigung der Diskriminie- rung von Minderheiten, gerade auch der Roma, und Wahrung der Sicherheit für die gesamte Bevölkerung im Kosovo beitragen. Bis dahin können noch notwendige Aufgaben zur Erhaltung der Sicherheit im Land durch internationale Polizeikräfte wie EULEX wahrgenommen werden. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Klaus Brandner, Ulla Burchardt, Dr. Peter Danckert, Mechthild Rawert, Marlene Rupprecht (Tuchenbach), Swen Schulz (Spandau), Ewald Schurer und Rolf Schwanitz (alle SPD) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zum Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Übertragung besonderer Aufgaben im Zu- sammenhang mit der Aufsicht über Kreditinsti- tute auf die Europäische Zentralbank (Tages- ordnungspunkt 15 a) Die Schaffung einer europäischen Bankenunion – be- stehend aus einer europäischen Bankenaufsicht, einem einheitlichen Restrukturierungs- und Abwicklungs- mechanismus und einem durch die Banken finanzierten Restrukturierungsfonds – wird seit langem von der SPD g u S fu L O d E d ü m B d v u h D n s h G d fü b m d w s a tu e lu R g s tu d fo E li d s d d d s g n „ B w d s re Z tr L E u (C (D efordert und ist ein wichtiges Regulativ gegen bislang nkontrollierbare Finanzkrisen in Europa. Ein erster chritt für eine solche Bankenunion könnte die Schaf- ng einer europäischen Bankenaufsicht und als schnelle ösung dafür, mangels anderer bereits bestehender rganisationen, auch die zeitlich befristete Zuordnung er Aufsichtsfunktion zur Europäischen Zentralbank, ZB, sein. Eine solche Bankenunion könnte insbeson- ere auch das Erpressungspotenzial der Banken gegen- ber den Staaten verringern – „Too big to fail“-Proble- atik – und einen Rückzug aus der Staatshaftung für anken bewirken. Diese Grundprämissen sehen wir we- er mit dem Handeln der Bundesregierung noch mit der orgelegten Verordnung verwirklicht oder erstrebt. In nseren Augen besteht vielmehr dringender Nachver- andlungsbedarf im Europäischen Rat, weshalb der eutsche Bundestag heute die Bundesregierung mit ei- em entsprechenden Verhandlungsauftrag verpflichten ollte. Beim vorgelegten Gesetzentwurf haben wir des- alb mit Nein votiert. Im Detail gab es dafür folgende ründe: Erstens: Die europäische Bankenunion soll nach For- erungen der SPD einen Rückzug aus der Staatshaftung r Banken eröffnen. Die bisherige, nicht länger akzepta- le Praxis, nach der die Steuerzahler für die Sanierung aroder Banken haften, die Gewinne also privatisiert, ie Risiken jedoch im Krisenfalle regelmäßig sozialisiert erden, soll so beendet werden. Die Sanierungskosten ollen nach den Vorschlägen der SPD künftig stattdessen us einem durch die Banken selbst finanzierten Restruk- rierungsfonds beglichen werden. Weder ein solcher uropaeinheitlicher Restrukturierungs- und Abwick- ngsmechanismus noch ein solcher bankenfinanzierter estrukturierungsfonds sind jedoch Ziele der Bundesre- ierung. Im Gegenteil: Sie lehnt einen auf der europäi- chen Ebene organisierten bankenfinanzierten Restruk- rierungsfonds ausdrücklich ab. Zu einem Rückzug aus er Staatshaftung für diese Banken, wie von der SPD ge- rdert, soll es deshalb gar nicht kommen. Zweitens: Die heute zur Beschlussfassung vorgelegte rmächtigung der Bundesregierung verschärft in Wirk- chkeit die bisherige Staatshaftung für sanierungsbe- ürftige Banken. Bei den Verhandlungen des Europäi- chen Rates besteht zwischen dem Projekt Bankenunion, essen erster Schritt heute beschlossen werden soll, und er Eröffnung der direkten Bankenrekapitalisierung urch den ESM ein seit längerem von den südeuropäi- chen EU-Ländern gefordertes und durch die Bundesre- ierung bereits akzeptiertes Junktim. Die mit der Verord- ung vorgelegte Bankenaufsicht ist deshalb faktisch der politische Türöffner“ für die Direktfinanzierung der anken durch den ESM. Durch diese Direktfinanzierung ird nach unserer Meinung die Staatshaftung und damit ie Haftung der Steuerzahler künftig nicht erschwert, ondern erleichtert und beschleunigt. Denn eine Direkt- kapitalisierung der Banken durch den ESM erfordert in ukunft regelmäßig weder ein Vollprogramm eines an- agstellenden Landes, noch muss ein hilfebedürftiges and überhaupt gegenüber dem ESM als Schuldner in rscheinung treten. Die Haftungskette verläuft künftig nmittelbar von der Bank über den ESM zu dessen Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31637 (A) ) )(B) Mitgliedsländern. Auch wenn eine solche Direktrekapi- talisierung der Banken im deutschen ESM-Finanzie- rungsgesetz bisher ausdrücklich nicht vorgesehen ist, so könnte dies durch eine einfachgesetzliche Änderung auch kurzfristig möglich gemacht werden. Dies wollen wir ausdrücklich nicht. Die infolge der Verordnung zweifelsfrei zu erwartende Direktrekapitalisierungsmög- lichkeit der Banken durch den ESM beeinträchtigt da- rüber hinaus auch die Wirksamkeit dieses dauerhaften Rettungsschirmes. Er ist für eine Rekapitalisierung grö- ßerer Banken weder konzipiert noch vom Volumen her dafür ausgestattet, weshalb seine Glaubwürdigkeit am Finanzmarkt weiter sinken wird. Drittens: Die mit der Verordnung angestrebte Ban- kenaufsicht bei der EZB ist mit schweren Konstruktions- fehlern verbunden. Es gibt durch die Letztentschei- dungskompetenz des EZB-Rates keine klare Trennung zwischen der Geld- (und Rettungs-)Politik einerseits und der Bankenaufsicht der EZB andererseits. Die Gefahr von Interessenskonflikten der EZB als Kontrolleur und zumindest indirekter Geschäftspartner von Banken ist in diesem Aufsichtsmodell nicht ausgeräumt. Darüber hi- naus sind die Rechenschaftspflicht dieser europäischen Aufsichtsbehörde und die parlamentarischen Kontroll- rechte unzureichend, weil das Unabhängigkeitsregime der EZB aus ihrer geldpolitischen Funktion sachfremd auch auf die Funktion der EZB als Aufsichtsbehörde übertragen werden wird. Obwohl die Bankenaufsicht für die größeren Banken mit der Verordnung von der natio- nalen auf die europäische Ebene geht, findet die bisher gegebene nationale Fach- und Rechtsaufsicht – der Bun- desregierung gegenüber der BaFin – keine europäische Entsprechung. Die nationalen Parlamente verlieren da- durch auch ihre indirekten Kontrollmöglichkeiten, was auch Fragen bezüglich des Demokratieprinzips aufwirft. Schlussendlich ist die Beauftragung der EZB mit der Funktion der Bankenaufsicht auch keine befristete Ein- stiegs- oder Übergangslösung. Die Regelung ist tatsäch- lich unbefristet. Die Bundesregierung präferierte diese Konstruktion unter anderem auch deshalb, weil sie so den politisch mühsamen Weg einer Änderung europäi- scher Verträge umgehen kann. Es geht in Wahrheit also nicht um ein Provisorium, sondern um eine dauerhafte Konstruktion mit Mängeln. Viertens: Die von der Bundesregierung seit mittler- weile einem Jahr im Europäischen Rat geführten Ver- handlungen und Zusagen stehen in einem zentralen Punkt im Widerspruch zur Meinungsbildung im Deut- schen Bundestag. Der Deutsche Bundestag hat sich im Juni 2012 erkennbar gegen eine direkte Bankenreka- pitalisierung durch den ESM ausgesprochen. Da die Bundesregierung bereits damals dem Europäischen Rat entsprechende Zusagen machte, nahm das Parlament un- mittelbar danach eine unmissverständliche Regelung di- rekt in das ESM-Finanzierungsgesetz auf. In der Be- gründung zu dieser Regelung heißt es: „Gleichermaßen muss sichergestellt sein, dass der entsprechende ESM- Mitgliedstaat auch für die Rückzahlung der Finanzhilfe durch eine Staatsgarantie gegenüber dem ESM haftet. Damit ist gewährleistet, dass der ESM keine direkten Bankenrisiken übernimmt“ (beschlossener Änderungs- a s E D z m ta im w M s ti A d p e A d o S k v e re ro e E A m d S d re n D 7 g E d te n d te s d (C (D ntrag der CDU/CSU, SPD und FDP im Haushaltsaus- chuss am 27. Juni 2012, Ausschussdrucksache 4549). s ist ein wohl einzigartiger Vorgang in der deutschen emokratiegeschichte, dass eine Bundesregierung über wölf Monate hinweg Verhandlungen führt und Zusagen acht, die einem klaren Votum des Deutschen Bundes- ges widersprechen. Der seitens der Bundesregierung Rat formulierte Parlamentsvorbehalt ändert daran enig. Für dieses Verhalten müssten Bundeskanzlerin erkel und Bundesfinanzminister Schäuble gerügt, die- es Handeln dürfte nicht im Nachhinein durch die Koali- on von CDU/CSU und FDP legitimiert werden. nlage 4 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zum Vorschlag für eine Ver- ordnung des Rates zur Übertragung besonderer Aufgaben im Zusammenhang mit der Aufsicht über Kreditinstitute auf die Europäische Zent- ralbank (Tagesordnungspunkt 15 a) Monika Bellmann (CDU/CSU): Mit dem vorliegen- en Gesetzentwurf soll der deutsche Vertreter im Euro- äischen Rat ermächtigt werden, dem „Vorschlag für ine Verordnung des Rates zur Übertragung besonderer ufgaben im Zusammenhang mit der Aufsicht über Kre- itinstitute auf die Europäische Zentralbank“, SSM-Ver- rdnung, zuzustimmen. Mittels dieser sogenannten SM-Verordnung sollen Aufgaben im Bereich der Ban- enaufsicht, die bisher auf nationaler Ebene erfolgten, on der EZB wahrgenommen werden. Ich werde mich bei der Abstimmung zur einheitlichen uropäischen Bankenaufsicht enthalten, weil sie der di- kten Rekapitalisierung bankrotter Banken aus dem Eu- päischen Schuldenmechanismus ESM dient und damit in weiterer Schritt zur Schuldenvergemeinschaftung in uropa gegangen wird. Außerdem folgt die überstürzte ufstellung einer europäischen Bankenaufsicht nicht ehr dem Grundsatz Qualität vor Schnelligkeit, sondern em Diktat der Märkte, immer neues Geld an insolvente taaten und Banken zu geben. Obwohl vonseiten der Regierung betont wird, für eine irekte Bankenrekapitalisierung bestünden noch diverse chtliche Hürden, wird unter Hochdruck an den Richtli- ien zur direkten Bankenrekapitalisierung gearbeitet. emzufolge sollen angeschlagenen Banken bis zu 0 Milliarden Euro direkt aus dem ESM zur Verfügung estellt werden, die als Obergrenze nach der geübten uro-Rettungspolitik nicht in Stein gemeißelt sind. In en Dokumenten sind bereits jetzt Hebelmodelle enthal- n, die diese Summe um ein Vielfaches erhöhen kön- en. Eine Erhöhung wird vielleicht schon bald nötig, enn die Schulden der Banken aus den sechs am heftigs- n von der Euro-Krise betroffenen Staaten summieren ich auf 9 400 Milliarden Euro. Demgegenüber umfasst er ESM lediglich 700 Milliarden Euro. 31638 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) Indem die EZB die oberste Bankenaufsichtsbehörde innerhalb der Europäischen Union wird, ist sie gleichzei- tig Aufseher und Richter über die europäischen Banken und damit automatisch auch Richter über sich selbst. Das ist und bleibt ein Zielkonflikt, der auch durch den intensiven Einsatz der Bundesregierung für eine strikte Trennung nicht entschärft werden konnte. Die EZB hat bereits etwa 900 Milliarden Euro Son- derkredite zur Finanzierung von Zahlungsbilanzdefiziten an die Banken der sechs Krisenländer vergeben. Würde sie eine dieser Banken vom Markt nehmen, würde sie sich selbst schaden. Also wird sie auf eine „Rettung“ des betroffenen Instituts drängen. Die EZB spielt eine immer größere Rolle in der direk- ten und indirekten Staatsfinanzierung, was ganz und gar nicht ihrem Auftrag entspricht. Sylvia Canel (FDP): Der Entwurf sieht eine Be- schlussfassung über die Abgabe der Hoheit über die Bankenaufsicht an die EZB vor. Der Beschluss dieses Entwurfs hat weitreichende Folgen. Wird die Hoheit über die Bankenaufsicht an die EZB abgegeben, wird damit der ESM, der Staatsinsolvenzen verhindern soll, zu einem Europäischen Banken-Rettungsfonds umge- widmet. Deutschland stimmt damit der direkten Banken- rekapitalisierung aus dem ESM zu und rettet damit die Gläubiger von Banken. Das marktwirtschaftliche Prinzip von Haftung und Risiko gehören jedoch zusammen. Die europäischen Schuldenländer stellen im Gegen- zug ihre Banken ebenfalls unter eine einheitliche euro- päische Aufsicht. Ein Schritt, der für Europa durchaus begrüßenswert erscheint. Jedoch wird Deutschland, das wirtschaftsstärkste Land, nicht angemessen vertreten sein. Es ist nur ein Land unter vielen und kann seinen Einfluss entsprechend der eigenen Wirtschaftsleistung, des Risikos für die eigene Volkswirtschaft und entspre- chend seiner Einlagenhöhe nicht geltend machen. Ursprünglich sollte die „europäische Aufsicht unter Beteiligung der Europäischen Zentralbank" durchge- führt werden, wie Herr Schäuble in seiner Rede am 19. Juli 2012 im Bundestag ausgeführt hat. Nun jedoch bekommen wir eine einheitliche Aufsicht durch die Eu- ropäische Zentralbank. Das ist etwas völlig anderes, als ursprünglich versprochen wurde. Ziel der Bankenaufsicht war die Schaffung eines un- abhängigen Gremiums zur Durchsetzung „deutscher" Standards für die südeuropäischen, insbesondere spani- schen Banken. Das ist gut und richtig. Die Aufsicht durch die EZB kann das jedoch nicht gewährleisten, und das liegt an der internen Kompetenzverteilung der EZB. Es wird durch Art. 19 der SSM-VO ein Aufsichtsgre- mium eingerichtet, das die Aufsicht leiten soll. Dieses Aufsichtsgremium besteht aus einem Vertreter je teilneh- mendem Mitgliedsstaat plus sechs weiteren Mitgliedern, von denen vier durch den EZB-Rat benannt werden und ein fünftes Direktoriumsmitglied der EZB ist. Die Entscheidungen werden mit Mehrheit getroffen. Vom Aufsichtsgremium sind also keine Entscheidungen zu er- warten, die inhaltlich von der inflationären, die südeuro- p a e R tu n M b te E b fü V le w d ü D E n e te p D R k u s h s s s b h A v g A p g d p lä Z d d g (C (D äischen Länder bevorteilenden „Geld"-Politik der EZB bweichen oder dieser widersprechen. Wegen der Interessengleichheit wird es eher selten zu inem Konflikt zwischen Aufsichtsgremium und EZB- at kommen, für den eine Beilegung durch eine Schlich- ngsstelle vorgesehen ist. Selbst wenn: Diese Schlichtungsstelle entscheidet er- eut mit einfacher Mehrheit und besteht aus je einem itglied, das von jedem teilnehmenden Mitgliedsstaat enannt wird, wobei der jeweils zu benennende Schlich- r entweder Mitglied im Aufsichtsgremium oder im ZB-Rat sein muss. Daraus folgt, dass erneut die nationalen Mehrheiten estehen bleiben. Ich erinnere daran, dass ein Argument r die Einrichtung des ESM war, dass Deutschland ein etorecht bei Finanzhilfen bekommen werde. Die EZB hatte sich durch den Ankauf von Staatsan- ihen fiskalische Aufgaben angeeignet, die Deutschland egen der Stimmverteilung im EZB-Rat nicht verhin- ern konnte. Das hat zu einem Rücktritt der jeweils berstimmten Bundesbankpräsidenten und des von eutschland gestellten Chefvolkswirts der EZB geführt. Die Hoffnung war, dass durch die Einrichtung des SM die EZB keine fiskalischen Aufgaben mehr wahr- ehmen würde und Deutschland ein seiner Finanzkraft ntsprechendes Stimmgewicht, nämlich ein Veto, erhal- n würde. Ich erinnere auch daran, dass wir in unser Wahl- rogramm zusätzlich hineingeschrieben haben, dass eutschland auf eine andere Stimmgewichtung im EZB- at hinwirken muss. In der Frage der Aufsicht sollen wir alle diese Beden- en und unseren vorsichtigen Vorstoß zur Abhilfe der ngerechten Stimmverteilung im EZB-Rat ignorieren. Nun sollen wir einer Aufsicht zustimmen, die Ent- cheidungen wie der EZB-Rat mit einfacher Kopfmehr- eit gegen deutsche Interessen herbeiführen kann. Wie ollen wir von einer solchen Aufsicht erwarten, dass sie panische, griechische, portugiesische, zyprische, irische, lowenische, italienische und französische Banken so eaufsichtigt, wie wir uns das vorstellen? Es ist zweifel- aft, dass dies passieren wird. Oft genannt wird das Argument, dass ein europäischer ufseher objektiv gegenüber nationalen Behörden hätte orgehen können, wenn wir ihn schon in der Krisenver- angenheit gehabt hätten. Das ist eine bemerkenswerte ussage. Sie impliziert, dass europäische Aufseher euro- äische Interessen vertreten und ihren nationalen Hinter- rund vergessen könnten. Die Wirklichkeit ist anders: Für die EZB liegen Stu- ien vor, dass die Leitzinsen im EZB-Rat nicht im euro- äischen Interesse, sondern mit Blick auf die Heimat- nder ausgehandelt werden (vgl. FAZ: Die EZB als ins-Basar, 20. November 2011). Für die Aufsicht durch ie EZB wird zukünftig nichts anderes gelten. Entschei- ungen der Aufsicht werden nicht irgendeinem fiktiven esamteuropäischen Interesse folgen, sondern den Inte- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31639 (A) ) )(B) ressen derjenigen, die im Aufsichtsgremium entschei- den. Oder anders: Es ist eine Illusion, zu glauben, wir be- kämen eine objektive Aufsicht mit deutschen Standards. Diese EZB-Aufsicht wird weitreichende Entschei- dungen treffen. Sie wird zukünftig über den Erwerb von Beteiligungen entscheiden, sie genehmigen oder ableh- nen können. Das sind harte Eingriffsbefugnisse. Die EZB hat es zukünftig in der Hand, welche Form und Ge- stalt die europäische Kreditbranche annehmen wird. Die Übertragung neuer Kompetenzen auf die EZB ist mindestens so lange ein Fehler, wie die derzeitigen Strukturen – nicht nur bei den Stimmverhältnissen – von ESZB und EZB fortbestehen. Das Einzige, was wir auf diese Art bewirken, ist die Tür für weitere Transfers zu öffnen. Ein europäischer Fi- nanzausgleich sollte jedoch nicht innerhalb des Zentral- banksystems stattfinden. Ich lehne deshalb diesen „Entwurf eines Gesetzes zum Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Über- tragung besonderer Aufgaben im Zusammenhang mit der Aufsicht über Kreditinstitute auf die europäische Zentralbank" ab. Bettina Hagedorn (SPD): Die Schaffung einer euro- päischen Bankenunion – bestehend aus einer europäi- schen Bankenaufsicht, einem einheitlichen Restrukturie- rungs- und Abwicklungsmechanismus und einem durch die Banken finanzierten Restrukturierungsfonds – wird seit langem von der SPD gefordert und ist ein wichtiges Regulativ gegen bislang unkontrollierbare Finanzkrisen in Europa. Ein erster Schritt für eine solche Banken- union könnte die Schaffung einer europäischen Banken- aufsicht und als schnelle Lösung dafür, mangels anderer bereits bestehender Organisationen, auch die zeitlich be- fristete Zuordnung der Aufsichtsfunktion zur Europäi- schen Zentralbank, EZB, sein. Eine solche Bankenunion könnte insbesondere auch das Erpressungspotenzial der Banken gegenüber den Staaten verringern – „Too big to fail“-Problematik – und einen Rückzug aus der Staats- haftung für Banken bewirken. Diese Grundprämissen sehe ich weder mit dem Handeln der Bundesregierung noch mit der vorgelegten Verordnung verwirklicht oder erstrebt. Beim vorgelegten Gesetzentwurf habe ich mit Enthaltung votiert, weil ich ausdrücken will, dass ich aus folgenden Gründen zwar nicht zustimmen kann, aber dennoch grundsätzlich das Ziel der Bankenunion richtig finde, wenn sichergestellt wäre, dass im zweiten Schritt der einheitliche Restrukturierungs- und Abwicklungs- mechanismus und ein durch die Banken finanzierter Re- strukturierungsfonds etabliert würden: Erstens. Die europäische Bankenunion soll nach For- derungen der SPD einen Rückzug aus der Staatshaftung für Banken eröffnen. Die bisherige, nicht länger akzepta- ble Praxis, nach der die Steuerzahler für die Sanierung maroder Banken haften, die Gewinne also privatisiert, die Risiken jedoch im Krisenfalle regelmäßig sozialisiert werden, soll so beendet werden. Die Sanierungskosten sollen nach den Vorschlägen der SPD künftig stattdessen aus einem durch die Banken selbst finanzierten Restruk- tu ro m R g s tu d fo E li d s d d d s g n „ B w d s re Z tr L E u M ta ru k a a fr d n s k a m a le d n d ta s m h p k s B v z (C (D rierungsfonds beglichen werden. Weder ein solcher eu- paeinheitlicher Restrukturierungs- und Abwicklungs- echanismus noch ein solcher bankenfinanzierter estrukturierungsfonds sind jedoch Ziele der Bundesre- ierung. Im Gegenteil: Sie lehnt einen auf der europäi- chen Ebene organisierten bankenfinanzierten Restruk- rierungsfonds ausdrücklich ab. Zu einem Rückzug aus er Staatshaftung für diese Banken, wie von der SPD ge- rdert, soll es deshalb gar nicht kommen. Zweitens. Die heute zur Beschlussfassung vorgelegte rmächtigung der Bundesregierung verschärft in Wirk- chkeit die bisherige Staatshaftung für sanierungsbe- ürftige Banken. Bei den Verhandlungen des Europäi- chen Rates besteht zwischen dem Projekt Bankenunion, essen erster Schritt heute beschlossen werden soll, und er Eröffnung der direkten Bankenrekapitalisierung urch den ESM ein seit längerem von den südeuropäi- chen EU-Ländern gefordertes und durch die Bundesre- ierung bereits akzeptiertes Junktim. Die mit der Verord- ung vorgelegte Bankenaufsicht ist deshalb faktisch der politische Türöffner" für die Direktfinanzierung der anken durch den ESM. Durch diese Direktfinanzierung ird nach meiner Meinung die Staatshaftung und damit ie Haftung der Steuerzahler künftig nicht erschwert, ondern erleichtert und beschleunigt. Denn eine Direkt- kapitalisierung der Banken durch den ESM erfordert in ukunft regelmäßig weder ein Vollprogramm eines an- agstellenden Landes, noch muss ein hilfebedürftiges and überhaupt gegenüber dem ESM als Schuldner in rscheinung treten. Die Haftungskette verläuft künftig nmittelbar von der Bank über den ESM zu dessen itgliedsländern. Auch wenn eine solche Direktrekapi- lisierung der Banken im deutschen ESM-Finanzie- ngsgesetz bisher ausdrücklich nicht vorgesehen ist, so önnte dies durch eine einfachgesetzliche Änderung uch kurzfristig möglich gemacht werden. Dies will ich usdrücklich nicht. Die infolge der Verordnung zweifels- ei zu erwartende Direktrekapitalisierungsmöglichkeit er Banken durch den ESM beeinträchtigt darüber hi- aus auch die Wirksamkeit dieses dauerhaften Rettungs- chirmes. Er ist für eine Rekapitalisierung größerer Ban- en weder konzipiert noch vom Volumen her dafür usgestattet, weshalb seine Glaubwürdigkeit am Finanz- arkt weiter sinken wird. Drittens. Die mit der Verordnung angestrebte Banken- ufsicht bei der EZB ist mit schweren Konstruktionsfeh- rn verbunden, die vor allem dann schwer wiegen, wenn iese Bankenaufsicht auf Dauer etabliert wird und nicht ur als Übergangslösung. Die vorliegende Beauftragung er EZB mit der Funktion der Bankenaufsicht ist aber tsächlich unbefristet von der Bundesregierung vorge- ehen, um mit dieser Konstruktion den politisch mühsa- en Weg einer Änderung europäischer Verträge umge- en zu können. Viertens. Bei diesem Konstrukt als Dauerlösung ist roblematisch, dass es durch die Letztentscheidungs- ompetenz des EZB-Rates keine klare Trennung zwi- chen der Geld- (und Rettungs-)politik einerseits und der ankenaufsicht der EZB andererseits gibt. Die Gefahr on Interessenskonflikten der EZB als Kontrolleur und umindest indirekter Geschäftspartner von Banken ist in 31640 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) diesem Aufsichtsmodell nicht ausgeräumt. Darüber hi- naus sind die Rechenschaftspflicht dieser europäischen Aufsichtsbehörde und die parlamentarischen Kontroll- rechte unzureichend, weil das Unabhängigkeitsregime der EZB aus ihrer geldpolitischen Funktion sachfremd auch auf die Funktion der EZB als Aufsichtsbehörde übertragen werden wird. Obwohl die Bankenaufsicht für die größeren Banken mit der Verordnung von der natio- nalen auf die europäische Ebene geht, findet die bisher gegebene nationale Fach- und Rechtsaufsicht – der Bun- desregierung gegenüber der BaFin – keine europäische Entsprechung. Die nationalen Parlamente verlieren da- durch auch ihre indirekten Kontrollmöglichkeiten, was auch Fragen bezüglich des Demokratieprinzips aufwirft. Fünftens. Die von der Bundesregierung seit mittler- weile einem Jahr im europäischen Rat geführten Ver- handlungen und Zusagen stehen in einem zentralen Punkt im Widerspruch zur Meinungsbildung im Deut- schen Bundestag. Der Deutsche Bundestag hat sich im Juni 2012 erkennbar gegen eine direkte Bankenrekapita- lisierung durch den ESM ausgesprochen. Da die Bun- desregierung bereits damals im europäischen Rat ent- sprechende Zusagen machte, nahm das Parlament unmittelbar danach eine unmissverständliche Regelung direkt in das ESM-Finanzierungsgesetz auf. In der Be- gründung zu dieser Regelung heißt es: „Gleichermaßen muss sichergestellt sein, dass der entsprechende ESM- Mitgliedstaat auch für die Rückzahlung der Finanzhilfe durch eine Staatsgarantie gegenüber dem ESM haftet. Damit ist gewährleistet, dass der ESM keine direkten Bankenrisiken übernimmt“; beschlossener Änderungs- antrag der CDU/CSU, SPD und FDP im Haushaltsaus- schuss am 27. Juni 2012, Ausschussdrucksache 4549. Es ist ein wohl einzigartiger historischer Vorgang in der deutschen Demokratiegeschichte, dass eine Bundes- regierung über zwölf Monate hinweg Verhandlungen führt und Zusagen macht, die einem klaren Votum des Deutschen Bundestages widersprechen. Der seitens der Bundesregierung im Rat formulierte Parlamentsvorbe- halt ändert daran wenig. Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU): Mit dem vorlie- genden Gesetzentwurf soll der deutsche Vertreter im Eu- ropäischen Rat ermächtigt werden, dem „Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Übertragung besonderer Aufgaben im Zusammenhang mit der Aufsicht über Kre- ditinstitute auf die Europäische Zentralbank“ – SSM- Verordnung – zuzustimmen. Mittels dieser sogenannten SSM-Verordnung sollen Aufgaben im Bereich der Ban- kenaufsicht, die bisher auf nationaler Ebene erfolgten, von der EZB wahrgenommen werden. Ich lehne die einheitliche europäische Bankenaufsicht ab, weil ihre Errichtung – zumindest in den Augen unse- rer europäischen Partner – allein zur Ermöglichung einer direkten Rekapitalisierung bankrotter Banken aus dem Europäischen Schuldenmechanismus ESM erfolgt. Die Bankenaufsicht ist ein weiterer Schritt zur Schuldenver- gemeinschaftung in Europa. Die Aufstellung einer euro- päischen Bankenaufsicht würde normalerweise Jahre in Anspruch nehmen. Nur der Druck der Märkte, immer neues Geld an insolvente Staaten und Banken zu geben, k ru d re n D ta z a w s le d d k le n re a 2 B b u Z a n E D s w s g B n o s R m e E la g z o S d R le tu L O E s w (C (D ann die Etablierung der Bankenaufsicht in diesem Hau- ckverfahren erklären. Obwohl vonseiten der Regierung betont wird, für eine irekte Bankenrekapitalisierung bestünden noch diverse chtliche Hürden, wird unter Hochdruck an den Richtli- ien zur direkten Bankenrekapitalisierung gearbeitet. en Abgeordneten des Bundestages wurden bereits de- illierte Modelle – im Entwurfsstatus – übersandt. Dem- ufolge sollen angeschlagenen Banken bis zu 70 Milli- rden Euro direkt aus dem ESM zur Verfügung gestellt erden. Dass solche „Obergrenzen“ im Bedarfsfalle pielend erhöht werden, ist eine ständige Erfahrung der tzten drei Jahre „Euro-Rettungspolitik“. Mit zwei in en Dokumenten vorgestellten Hebelmodellen könnte iese Summe um ein Vielfaches erhöht werden. Ich habe eine Zweifel, dass bereits an der Beseitigung dieser tzten rechtlichen Hürden gearbeitet wird. Wäre dies icht so, würden die uns übersandten Unterlagen zur di- kten Bankenrekapitalisierung keinen Sinn ergeben. Wie Hans-Werner Sinn und Harald Hau in einem be- chtenswerten Gastbeitrag in der FAZ vom 21. Januar 013 vorrechneten, summieren sich die Schulden der anken aus den sechs am heftigsten von der Euro-Krise etroffenen Staaten auf 9400 Milliarden Euro. Der ESM mfasst mit seinen 700 Milliarden Euro nicht einmal ein ehntel dieser Summe. Leider werden solche Stimmen us der Wissenschaft im Kreise der Rettungsideologen icht gehört. Am Mittwoch war mit Yves Mersch ein Mitglied des ZB-Direktoriums zu Gast im Haushaltsausschuss des eutschen Bundestages. Ich hätte gerne ein paar kriti- che Nachfragen an Herrn Mersch gerichtet, doch leider ar die Zeit so knapp kalkuliert, dass nicht alle Aus- chussmitglieder sich mit ihren Fragen und Anmerkun- en zu Wort melden konnten. Eine verantwortungsvolle efassung sieht anders aus. Herr Mersch konnte Zweifel an einem Zielkonflikt in- erhalb der EZB nicht ausräumen: Indem die EZB die berste Bankenaufsichtsbehörde innerhalb der Europäi- chen Union wird, ist sie gleichzeitig Aufseher und ichter über die europäischen Banken und damit auto- atisch auch Richter über sich selbst. Sie kann nicht frei ntscheiden. Die EZB hat bereits etwa 900 Milliarden uro Sonderkredite zur Finanzierung von Zahlungsbi- nzdefiziten an die Banken der sechs Krisenländer ver- eben. Würde sie eine Bank vom Markt nehmen, der sie uvor Liquidität verliehen hat, wäre der eigene Schaden ffensichtlich. Vielmehr würde die EZB in einer solchen ituation auf eine „Rettung“ des betroffenen Instituts rängen, um die eigene Bilanz zu schonen. Die EZB verheddert sich immer mehr in der falschen ettungsschirmpolitik. Aus einem am Anfang bilatera- n Kredit für Griechenland ist ein verworrenes Ret- ngs-Konglomerat von EFSF, ESM, KfW, OMT, SMP, TRO, ELA, TARGET usw. geworden. Drei Jahre nach ffenbarung der Euro-Krise hangeln sich die Staaten der uro-Zone von Rettungsanker zu Rettungsanker. Wir ollten endlich den Mut fassen für einen echten Kurs- echsel. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31641 (A) ) )(B) Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Lothar Binding (Heidelberg) und Petra Hinz (Essen) (beide SPD) zur na- mentlichen Abstimmung über den Entwurf ei- nes Gesetzes zum Vorschlag für eine Verord- nung des Rates zur Übertragung besonderer Aufgaben im Zusammenhang mit der Aufsicht über Kreditinstitute auf die Europäische Zen- tralbank (Tagesordnungspunkt 15 a) Unter der Überschrift „Vertrauen zurückgewinnen: Ein neuer Anlauf zur Bändigung der Finanzmärkte“ hat Peer Steinbrück am 25. September 2012 einen Weg für Europa und Deutschland aufgezeigt, wie wir die Bankenkrise und die Krisen am Finanzmarkt verantwor- tungsvoll lösen und welche Schritte notwendig sind, solchen Krisen in Zukunft zu begegnen. Die SPD-Bun- destagsfraktion hat sich frühzeitig für die Einführung einer europäischen Bankenaufsicht als Teil einer Ban- kenunion ausgesprochen, die neben der Aufsicht einen einheitlichen Restrukturierungs- und Abwicklungs- mechanismus und einen bankenfinanzierten Restruktu- rierungsfonds umfasst. Am 12. Juni 2013 hat Yves Mersch, Mitglied des Direktoriums der EZB im Haus- haltsausschuss erklärt, „Wir können keine Aufsicht ha- ben, wenn wir keine Sicherheit haben über die Abwick- lung ... zur gleichen Zeit.“ Das Desaster: Die Kanzlerin hat am 29. Juni 2012 im Europäischen Rat leichtfertig zugesagt, dass eine direkte Bankenrekapitalisierung aus dem ESM möglich sei, wenn es eine europäische Aufsicht gäbe. Europaweit wurde das unwidersprochen so verstanden, dass es einen direkten Zugriff von privaten Banken auf den ESM, also Steuergelder, gibt, sobald eine europäische Aufsicht er- richtet wurde. Zwischen dem Zugriff privater Banken auf Steuergelder im ESM und dem heutigen Beschluss, also dem Zugriff einer einzelnen Bank auf Steuergelder aus allen am ESM beteiligten Ländern, steht lediglich eine einfachgesetzliche Änderung des ESM-Finanzie- rungsgesetzes. Wer wollte glauben, dass dieses Ventil nicht ebenso eilfertig geöffnet wird, wie die Kanzlerin ihre Zusage gegeben hat. Es droht ein Transferkanal zwischen öffentlicher Armut und privatem Reichtum. Der Deutsche Bundestag muss nun alle Anstrengungen unternehmen, diese Fehlentwicklung zu verhindern. Also müsste der Bundestag das heutige „Gesetz zum Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Übertra- gung besonderer Aufgaben im Zusammenhang mit der Aufsicht über Kreditinstitute auf die Europäische Zen- tralbank“ ablehnen, denn damit ist der Weg frei für eine europäische Aufsicht die diesen Transferkanal zwischen Steuergeldern und Bankenschulden öffnet. Das Dilemma: Eine europäische Bankenaufsicht ist aber aufgrund der Ausweitung der grenzüberschreiten- den Tätigkeit der europäischen Banken dringend erfor- derlich. Die bestehenden Mechanismen zur Koordina- tion nationaler Aufsichtsbehörden reichen für eine effektive Kontrolle der international tätigen Banken nicht aus. Eine Zentralisierung der Aufsichtskompeten- z a E z e Z z G g n ro z n w b b S e tu k E ri e a G tu u E A U F e k a d B K k b B F s d s m te s d K e e M (C (D en ist ferner notwendig, um eine Lastenverschiebung uf die Europäische Zentralbank, EZB, zu verhindern. s besteht sonst die Gefahr, dass die EZB durch ein ver- ögertes Handeln der nationalen Aufsichtsbehörden zu iner Stützung von Banken gezwungen wird, um deren usammenbruch und Dominoeffekte im Bankensektor u verhindern. Also müsste der Bundestag die heutige esetzesvorlage ablehnen. Nach unserer Auffassung schafft der zugrunde lie- ende Verordnungsvorschlag des Europäischen Rates icht die Voraussetzungen für eine handlungsfähige eu- päische Aufsicht. Eine Aufsicht ohne die Instrumente ur Abwicklung ist ein stumpfes Schwert. Die EZB kann ur dann eine durchsetzungsfähige Aufsicht ausüben, enn auf der europäischen Ebene auch die Kompetenz esteht, Banken im Ernstfall abwickeln zu können. Wir rauchen also eine echte Bankenunion, wie sie auch Peer teinbrück im September 2012 für Europa gefordert hat. Eine krisenfeste Bankenunion umfasst wenigstens: ine unabhängige Aufsicht, einen einheitlichen Restruk- rierungs- und Abwicklungsmechanismus, einen ban- enfinanzierten Restrukturierungsfond, eine tragfähige inlagensicherung. Die Errichtung eines bankenfinanzierten Restruktu- erungsfonds ist erforderlich, um die europäischen Steu- rzahler von den Kosten der Bankenrettung zu entlasten. Außerdem sind aufgrund der Ansiedlung der Banken- ufsicht bei der EZB Interessenkonflikte zwischen eldpolitik und Aufsicht zu befürchten. Da die Errich- ng der Bankenaufsicht ohne Vertragsänderung erfolgt nd es damit bei der Letztentscheidungsbefugnis des ZB-Rates bleibt, ist eine effektive Trennung beider ufgaben nicht möglich. Aufgrund der geldpolitischen nabhängigkeit der EZB sind auch der Rechts- und achaufsicht über die bei der EZB angesiedelte Aufsicht nge Grenzen gesetzt. Die Übertragung der Bankenaufsicht auf die EZB ann, darf deshalb nur befristet erfolgen. Die Banken- ufsicht muss so bald wie möglich auf eine eigenstän- ige Aufsichtsbehörde ausgelagert werden. Wie oben angedeutet, werden mit der europäischen ankenaufsicht, infolge der Verhandlungsfehler der anzlerin, schließlich die Weichen für eine direkte Ban- enrekapitalisierung aus Mitteln des Europäischen Sta- ilitätsmechanimus, ESM, gestellt. Eine solche direkte ankenrekapitalisierung lehnen wir ab. Sie bedeutet eine ortsetzung der Bankenrettung auf Kosten der europäi- chen Steuerzahler. Außerdem schränkt sie die Fähigkeit es ESM zur Gewährung von Finanzhilfen an Mitglied- taaten ein. Eine Restrukturierung von privaten Banken uss künftig vom Privatsektor finanziert werden. Soll- n als Ultima Ratio öffentliche Mittel erforderlich sein, oll es auch in Zukunft bei der bisher schon auf Antrag es Mitgliedstaates möglichen Rekapitalisierung von reditinstituten durch den ESM in Verbindung mit inem Sanierungsprogramm für den Bankensektor und iner Rückverbürgung der gewährten Hilfe durch den itgliedsstaat bleiben. 31642 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) Kanzlerin Merkel hat Deutschland also in eine auf- sichtsrechtliche Falle geführt. Nun ist zu fragen, ob wir Europa und schließlich auch Deutschland darunter lei- den lassen dürfen, denn eine Ablehnung dieses auch ver- fassungsrechtlich hoch umstrittenen Gesetzes sendet nach Europa die Botschaft: Deutschland ist gegen eine europäische Aufsicht. Aber wir sind für eine europäische Aufsicht. Eine Ablehnung sendete nach Europa das Signal: Deutschland will sich seiner Verantwortung in Europa entziehen. Aber wir wollen Verantwortung über- nehmen. Allerdings nicht nur für den Finanzplan, nicht nur für Geld, auch für die Menschen in Europa. Wir sen- deten das Signal, der Bundestag sei außenpolitisch ebenso schwach wie der Außenminister. Aber wir sind außenpolitisch ein sehr aktives Parlament mit guter Re- putation. Mit Blick auf diese außenpolitischen Wirkungen und mit der Hoffnung, dass sich mit einer neuen Regierung bald eine vernünftige Bankenunion aufbauen lässt, stimme ich dem Gesetz heute zu. Um zu dokumentieren, wie sich die SPD-Fraktion eine Bankenunion unter Einschluss einer europäischen Aufsicht vorstellt, geben wir dem Deutschen Bundestag einen Entschließungsantrag zur Namentlichen Abstim- mung. Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- mung über den Entwurf eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Europawahlgesetzes (Tages- ordnungspunkt 17) Die Einführung einer 3-Prozent-Sperrklausel für die Wahlen zum Europäischen Parlament lehne ich ab. Ich stimme deshalb dem Gesetz nicht zu. Sperrklauseln im Wahlrecht sind undemokratisch. Sie verstoßen gegen die Grundrechte von Wahlgleichheit und Chancengleichheit der Parteien. Deshalb hat das Bundesverfassungsgericht die ursprünglich in diesem Wahlgesetz stehende 5-Prozent-Sperrklausel für verfas- sungswidrig und nichtig erklärt. Sperrklauseln begünstigen in der Regel die etablierten Parteien. Die Möglichkeit der Vertretung neuer politi- scher Gedanken und Gruppierungen im Parlament wird erheblich eingeschränkt. Neue soziale Bewegungen ha- ben es schwerer, politisch zu wirken, wenn sie in den Parlamenten nicht Wort zu kommen. Deshalb haben sie sich zu Recht immer wieder gegen Sperrklauseln ausgesprochen. Diese Positionierung muss aber auch gelten, wenn die eigene Partei nicht von sol- chen Klauseln betroffen ist, weil sie mehr als drei Prozent Wahlstimmen erreichen wird. Zum Europäischen Parla- ment wählen die anderen EU-Länder ohne Sperrklauseln, jedenfalls ohne solche in dieser Höhe. A A n s ri ru F k s w In s z w L (C (D nlage 7 Erklärung nach § 31 Abs. 2 GO des Abgeordneten Jörn Wunderlich (DIE LINKE) zur Abstimmung über den Entwurf eines Geset- zes zur Förderung des elektronischen Rechts- verkehrs mit den Gerichten (Tagesordnungs- punkt 26) Ich nehme an der Abstimmung nicht teil. nlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Urheberrechtsgesetzes – Digitalisierung ver- griffener und verwaister Werke – Beschlussempfehlung und Bericht zu dem Antrag: Wissenschaftliche Urheberinnen und Urheber stärken – Unabdingbares Zweitver- öffentlichungsrecht einführen – Beschlussempfehlung und Bericht: Die Chance der Digitalisierung erschließen – Urheber- recht umfassend modernisieren – Entwurf eines Gesetzes zur Begrenzung der Haftung und der Abmahnkosten bei Urhe- berrechtsverletzungen – Entwurf eines Gesetzes zur Eindämmung des Missbrauchs des Abmahnwesens – Entwurf eines Gesetzes zur Ermöglichung der privaten Weiterveräußerung unkörper- licher Werkexemplare – Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Stär- kung der vertraglichen Stellung von Urhe- bern und ausübenden Künstlern – Beschlussempfehlung und Bericht zu dem Antrag: Verhandlung auf Augenhöhe – Das Urhebervertragsrecht reformieren (Tagesordnungspunkt 18 a bis g) Ansgar Heveling (CDU/CSU): Das Urheberrecht ist un bereits seit einigen Jahren in das Zentrum der politi- chen Diskussion gerückt. Während es zuvor stets ein ju- stisches Expertenthema war, sind durch die Digitalisie- ng heute so viele Menschen von urheberrechtlichen ragen betroffen wie nie zuvor. Im Mittelpunkt der Dis- ussion steht dabei immer wieder das Verhältnis zwi- chen Nutzern auf der einen und den Urhebern sowie Ver- ertern als Rechteinhaber auf der anderen Seite. nerhalb dieses Spannungsfeldes ist es Aufgabe des Ge- etzgebers, einen angemessenen und gerechten Ausgleich wischen den unterschiedlichen Interessen herzustellen, obei der Urheber im Mittelpunkt steht. Die Anträge und Gesetzentwürfe der Fraktionen Die inke sowie Bündnis 90/Die Grünen beschäftigen sich Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31643 (A) ) )(B) mit unterschiedlichen Punkten, die im Rahmen der Dis- kussion um das Urheberrecht unmittelbar oder am Rande eine Rolle gespielt haben, wobei die Fraktion Die Linke mit dem Antrag „Die Chance der Digitalisierung er- schließen“ eine weitgehende Neuordnung des Urheber- rechts ins Spiel bringt. Wir als CDU/CSU-Fraktion sehen zwar durchaus die Notwendigkeit zur Anpassung einzelner Regelungen im Urheberrecht, sind aber gleichzeitig der Auffassung, dass es sich in seinen Grundstrukturen bewährt hat. Es gibt keinen Grund, Veränderungen am Kern des Urhe- berrechts vorzunehmen. Neben dem Urheberrecht als solchem nimmt die Fraktion Die Linke auch das Urhebervertragsrecht in den Blick. Zweifelsohne bestehen hierzu viele diskussions- würdige Fragen, die der Klärung bedürfen. Das Urheber- vertragsrecht ist gut zehn Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes zur Stärkung der vertraglichen Stellung von Urhebern und ausübenden Künstlern nach wie vor ein streitbehaftetes Diskussionsfeld. Dennoch sind die Vor- schläge, die an dieser Stelle von der Linken und Bünd- nis 90/Die Grünen gemacht werden, nicht zielführend, da sie insbesondere ein Dilemma nicht aufzulösen ver- mögen: Einerseits soll die öffentliche Zugänglichma- chung im Urheberrecht nach vorne gestellt werden, gleichzeitig sollen aber die vertraglichen Rechte der Ur- heber gestärkt werden. Das Urhebervertragsrecht gehört sicherlich zu den Punkten, die im Bereich des Urheberrechts auch in Zu- kunft auf die Tagesordnung gehören. Jedoch muss man sich dann auch entsprechend genau und präzise die gege- bene Situation in den unterschiedlichen Bereichen an- schauen. Dies ist aus unserer Sicht in den vorliegenden Gesetzentwürfen und Anträgen nicht geschehen. Zudem ist bei diesem Thema auch zu berücksichtigen, dass das beste Urhebervertragsrecht ohne eine wirksame Durch- setzung des Urheberrechts wenig zu bewirken vermag. Bekanntlich bleibt der Bildschirm ohne Inhalt leer – und wenn für diesen Inhalt nicht gezahlt wird oder dafür keine Bereitschaft besteht, nutzen den Urhebern und Kreativschaffenden auch die besten Verträge nichts. Insgesamt lässt sich feststellen, dass in den Anträgen allzu selektiv die Interessen der unterschiedlichen Betei- ligten behandelt werden. Unter Beachtung der verfas- sungsrechtlichen Gebote in Art. 14 des Grundgesetzes ist es eigentlich angezeigt, diese sorgsam gegeneinander abzuwägen und zu gewichten. In den vorliegenden Vor- schlägen wird eine Schaffung ausgewogener rechtlicher Grundlagen für die Verhandlungen der Interessen der un- terschiedlichen Beteiligten jedenfalls nicht vorgesehen. Stattdessen fällt die „Abwägung“ der Interessen verhält- nismäßig einseitig zugunsten der öffentlichen Zugäng- lichmachung geistiger Leistungen aus. Zu den weiteren in den Anträgen behandelten The- men ist vor allem anzumerken, dass wir derzeit verschie- dene durch die Bundesregierung eingebrachte Gesetz- entwürfe beraten und noch in dieser Wahlperiode abschließen wollen, die sich mit den gleichen Herausfor- derungen wie die vorliegenden Anträge auseinanderset- z v e w g n ö n a z is fr W n M n d e m w o z v m re D le te Z B d a a k s e d re k b B z fo m u h s g d w h d e (C (D en. Dazu gehört zum einen die Regelung der Nutzung erwaister und vergriffener Werke, mit der wir nun die ntsprechende EU-Richtlinie umsetzen wollen. Damit ollen wir Bibliotheken und Archiven die Möglichkeit eben, Digitalisate von Werken, deren Urheber sich icht oder nicht mehr ermitteln lassen, rechtssicher zur ffentlichen Nutzung zur Verfügung zu stellen. Dabei gehen wir über die Vorgaben der Richtlinie hi- aus und regeln zusätzlich zu den verwaisten Werken uch die Nutzung vergriffener Werke. Denn eine der entralen Grundlagen unserer Informationsgesellschaft t ein freier – aber damit nicht zwangsläufig kosten- eier – und ungehinderter Zugang und Austausch von issen, Forschungsergebnissen und anderen Informatio- en. Durch die Digitalisierung sind die entsprechenden öglichkeiten schier unendlich geworden. Durch die eue gesetzliche Regelung wird es künftig möglich sein, ass auch die in verwaisten oder vergriffenen Werken nthaltenen Daten, Inhalte und Informationen einer öglichst großen Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt erden. Denn wir dürfen nicht riskieren, dass einige der möglicherweise sogar viele Werke nicht öffentlich ugänglich gemacht werden und damit kulturelles Erbe erloren geht. Mit der neuen gesetzlichen Regelung er- öglichen wir die Weitergabe unseres wertvollen kultu- llen Erbes auch an künftige Generationen. Mithilfe der igitalisierung unseres wissenschaftlichen und kulturel- n Erbes wollen wir sicherstellen, dass dauerhaft Schrif- n, Filme und Tonträger zugänglich sind. Darüber hinaus ist die gesetzliche Regelung eines weitverwertungsrechts für Autoren wissenschaftlicher eiträge vorgesehen. Dabei setzen wir uns dafür ein, ass zwischen den berechtigten Interessen der Autoren uf der einen und der Verleger auf der anderen Seite ein ngemessener Ausgleich hergestellt wird. Schließlich befassen auch wir uns mit unseriösen In- assoforderungen und urheberrechtlichen Abmahnungen owie unlauterer Telefonwerbung. Dazu ist vorgesehen, in umfassendes Gesetzespaket zu verabschieden, mit em wir unseriöse Geschäftspraktiken im Inkassobe- ich, im Abmahnwesen und bei der Telefonwerbung zu- ünftig besser bekämpfen wollen. Es geht darum, miss- räuchlichen und unlauteren Geschäftspraktiken den oden zu entziehen und eine juristische Grundlage dafür u schaffen, dass Verbraucher besser vor unlauterer Tele- nwerbung, unseriösem Inkasso und überzogenen Ab- ahnungen geschützt werden. Gleichzeitig wollen wir dabei berücksichtigen, dass nser Rechtssystem auch in Zukunft wirksam gegen Ur- eberrechtsverletzer, gegen Nutzer vorgehen soll, die ge- chützte Inhalte illegal down- bzw. uploaden. Teilweise eschieht dies vereinzelt; es gibt jedoch auch Fälle, in enen massenhaft Urheberrechtsverletzungen begangen erden. Wir werden also in Kürze unsere eigenen Vorschläge ier im Bundestag zur Abstimmung bringen. Die von en Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen ingebrachten Vorschläge werden wir daher ablehnen. 31644 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) Burkhard Lischka (SPD): Es ist gut, dass wir heute zum Ende der Legislaturperiode die Möglichkeit haben, über das Urheberrecht zu debattieren. Sehr viel besser wäre es allerdings gewesen, wenn Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von Union und FDP, in dieser Legislatur- periode auch einen vernünftigen Gesetzentwurf zum Ur- heberrecht hier dem Deutschen Bundestag vorgelegt und beschlossen hätten. Wie haben Sie großspurig in Ihrem Koalitionsvertrag verkündet: „Wir werden deshalb das Urheberrecht entschlossen weiterentwickeln, mit dem Ziel, ein hohes Schutzniveau und eine wirksame Durch- setzbarkeit des Urheberrechts zu gewährleisten. Um die- ses Ziel zu erreichen, werden wir zügig die Arbeit an ei- nem Dritten Gesetz zur Regelung des Urheberrechts in der Informationsgesellschaft aufnehmen.“ Meine Damen und Herren von Union und FDP, ich weiß nicht, was Sie unter entschlossen und zügig verste- hen. Aber ich weiß: Die Legislaturperiode ist vorbei. Vorgelegt haben Sie nichts. Und das ist nur ein weiterer Beleg für das Scheitern dieser Bundesregierung. Dabei wäre eine Weiterentwicklung des Urheber- rechts dringend notwendig. Es ist längst nicht mehr ein Nischenthema für einige wenige Fachjuristen, sondern wird inzwischen seit Jahren von einer breiten Öffentlich- keit diskutiert. Nur: Anstatt dieser Diskussion Ziel und Richtung zu geben, haben Sie durch Ihr Nichtstun dafür gesorgt, dass in diese Diskussion teilweise eine Schärfe hereingekom- men ist, die eine Problemlösung erschwert, und haben da- mit allen einen Bärendienst erwiesen: Nutzern, Verwer- tern und nicht zuletzt den Urhebern selbst. Und auch volkswirtschaftlich ist Ihr Nichtstun sträflich: Wenn wir über den Schutz von Kreativen, von Urhebern sprechen, dann geht es ja nicht nur um eine Handvoll Musiker, Au- toren und Filmemacher. Nein, in der Kreativwirtschaft sind inzwischen 1 Million Menschen in Deutschland be- schäftigt, und dieser Bereich hat inzwischen eine Wert- schöpfung aufzuweisen, die durchaus mit der Automobil- industrie vergleichbar ist. Und diese Kreativwirtschaft, die sich in einem globalen Wettbewerb befindet, ist auf gute rechtliche Rahmenbedingungen angewiesen, wie an- dere Unternehmen auch! Sie von Schwarz-Gelb suggerieren immer, die Inte- ressen der Wirtschaft vertreten zu wollen. Aber was Sie hier, im Bereich der Kreativwirtschaft, vorzuweisen ha- ben ist wirklich jämmerlich und ein Standortnachteil für dieses Land. Dabei liegen doch die Themen, die endlich mal ange- gangen werden müssten, förmlich auf der Hand. Ich will nur ein paar nennen: Erstens. Wie können wir Rechteinhabern bei der Rechtsdurchsetzung gegen illegale Plattformen helfen? Denn das ist organisierte Kriminalität, mit einem Millio- nenmarkt. Zweitens. Wie können wir dafür sorgen, dass Krea- tive und Künstler eine angemessene Vergütung bekom- men, die auch dem Wert ihrer Arbeit entspricht? Wie können wir in diesem Bereich zu mehr und schnelleren V k s u s b fö M a J In b b is b P ta R u ra s a g d s d fo k Ü fo d rü te d 1 lo g z s P A A d k V d (C (D ereinbarungen zwischen Urhebern und Verwertern ommen? Drittens. Wie können wir Konflikte, wie wir sie bei- pielsweise in den letzten Monaten zwischen GEMA nd Musikveranstaltern erlebt haben, fair und schnell lö- en? Viertens. Wie können wir legale Geschäftsmodelle, eispielsweise durch bessere Lizensierungsverfahren, rdern? Fünftens. Wie schaffen wir ein Urheberrecht, das für illionen Nutzer praktikabel und handhabbar ist? Sechstens. Wie sorgen wir für einen fairen Interessen- usgleich zwischen allen Beteiligten? Bei all diesen Fragen sind Sie in den vergangenen ahren keinen Schritt weitergekommen. „Das Urheberrecht hat in der modernen Medien- und formationsgesellschaft eine Schlüsselfunktion“, ha- en Sie im Koalitionsvertrag vor vier Jahren geschrie- en. Was Sie den Menschen allerdings nicht gesagt haben, t, dass Sie keinerlei Antworten darauf hatten und ha- en, wie man dieser Schlüsselfunktion durch eine gute olitik gerecht wird. Sie waren als Schwarz-Gelb ein To- lausfall, auch in diesem Politikbereich. René Röspel (SPD): Erst ist wahrlich nicht die erste ede, die ich an dieser Stelle zum Thema Wissenschaft nd Urheberrecht halte. Um so wichtiger ist es mir, da- uf hinzuweisen, dass ein leistungsfähiger Forschungs- tandort, wie es Deutschland ja sein will und soll, auf däquate und wissenschaftsfreundliche Urheberrechtsre- elungen angewiesen ist. Nun hat sich die Fraktion Die Linke dazu entschie- en, ein ganzes Sammelsurium von Anträgen unter die- em Tagesordnungspunkt vorzulegen. Dies ist offenbar em hehren Versuch geschuldet, eine umfassende Re- rm des Urheberrechts vorzulegen. Eine nicht allzu leinteilige Vorgehensweise wäre jedoch im Sinne der bersichtlichkeit wünschenswerter. Ich erlaube mir lglich, nur auf die Aspekte bzw. Anträge einzugehen, ie den Wissenschaftsstandort Deutschland im Kern be- hren. Daher erfolgt diese Äußerung nur zu den Aspek- n des Zweitveröffentlichungsrechts bzw. des Antrags er Fraktion Die Linke mit der Drucksachennummer 7/5479. Zunächst gilt es, den analytischen Teil des Antrags bend hervorzuheben: Das darin geschilderte Ungleich- ewicht zwischen öffentlich finanzierten Wissensprodu- enten und dem faktischen Oligopol bestimmter Wissen- chaftsverlage gibt das Defizit der Wissenschafts- bzw. ublikationslandschaft in Deutschland treffend wieder. uch die unbefriedigende Situation, dass analog zu dem nstieg der Kosten für Periodika und Fachzeitschriften er öffentlich finanzierten wissenschaftlichen Bibliothe- en die Rendite just jener dem Oligopol angehörenden erlage steigt, legt den gesetzgeberischen Handlungsbe- arf in dieser Frage nahe. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31645 (A) ) )(B) Die Kernaufgabe einer Novellierung des Wissen- schaftsurheberrechts besteht – neben der Berücksichti- gung von Neuerungen der Digitalisierung – darin, ein neues Gleichgewicht zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern einerseits und den Wissenschaftsverla- gen andererseits zu schaffen. Wir nehmen mit Freude zu Kenntnis, dass auch in Rei- hen der Fraktion Die Linke der Antrag der SPD-Bundes- tagsfraktion zum Zweitverwertungsrecht Anerkennung findet. Leider muss ich jedoch mit Bedauern feststellen, dass beim Versuch, sich von der guten Vorlage der SPD- Bundestagsfraktion abzuheben, die Antragsteller über das Ziel hinausschießen. Zwar wäre die Einführung eines sogenannten „Dritten Korbes“ im Urheberrecht durchaus wünschenswert, doch unter den Forderungen, die seitens der Linksfraktion zusätzlich erhoben werden, halte ich ei- nen solchen Korb für nicht für umsetzungsfähig. Konkret beziehe ich mich auf die Forderung der Lin- ken, dass im Falle einer Einführung eines Zweitveröffent- lichungsrechts dieses Recht sich nicht nur auf alle Pu- blikationsformen erstrecken soll, sondern auch die Grenzziehung zwischen kommerzieller und nicht kom- merzieller Zweitverwertung verwischt werden soll. Ein solcher Regelungsvorschlag ist in meinen Augen kein po- sitiver Beitrag auf dem Weg zu einer Neujustierung des Verhältnisses zwischen Verlagen und Wissenschaft. Denn die Möglichkeit, eine Publikation kommerziell zweitzu- verwerten, würde eine faktische Enteignung der Verlage bedeuten. Zudem würde eine solche Regelung langfristig zum Nachteil der Wissenschaft selbst werden; denn unter solchen Voraussetzungen wird das Interesse der Verlage an einer Erstpublikation und der redaktionellen Betreu- ung derselben langfristig schwinden. Die grundsätzliche Intention einer Einführung eines Zweitverwertungsrechts – nämlich die Erleichterung der Diffusion von wissen- schaftlichen Erkenntnissen in die Wissenschaftsgemein- schaft – wäre somit konterkariert. Aus diesem Grund halten wir nicht nur an der strikten Einhaltung der Embargofrist fest, sondern wollen das unabdingbare Recht zur Zweitveröffentlichung auf nicht kommerzielle Zwecke beschränken. Auch wenn ich die redliche Intention des vorliegenden Antrags zu schätzen weiß, so können wir dem Antrag in Gänze nicht zustim- men, weil er in Teilen über das Ziel hinausschießt. Stephan Thomae (FDP): Wir befassen uns heute zum wiederholten Male mit dem Thema Urheberrecht. Die Linke fordert in ihrem Antrag auf Bundestagsdruck- sache 17/5479 ein unabdingbares Zweitveröffentli- chungsrecht für wissenschaftliche Urheber, das auch für kommerzielle Publikationen gelten soll. Diese Forde- rung lehnt die FDP-Bundestagsfraktion ab. Grundsätzlich ist es Aufgabe der handelnden Parteien, also des Urhebers und des publizierenden Verlages, die Modalitäten auszuhandeln, unter denen das Werk veröf- fentlicht wird. Wird die Arbeit mindestens zur Hälfte aus öffentlichen Mitteln finanziert, ist der Gedanke vernünf- tig, dass die Öffentlichkeit auch in den kostenlosen Ge- nuss dieses Werkes kommen soll. Allerdings darf dies nicht im Rahmen einer kommerziellen Zweitveröffentli- c s v V ih d h te R d z m W fe w Z Z A ti z k d s u d S F fr L n M w A Z b n d ra z b ih ta s fä s a ih W A v a g a e u n R W s (C (D hung geschehen. Hier müssen die berechtigten Interes- en des Verlages berücksichtigt werden. Durch ein Zweit- erwertungsrecht des Wissenschaftlers entsteht dem erlag eine künstliche Konkurrenz. Das Zeitfenster, das m zur Refinanzierung seiner Investitionen bleibt, wird adurch kleiner. Vor dem Hintergrund der mindestens älftigen Finanzierung des Werkes durch öffentliche Mit- l ist dies unter Umständen hinzunehmen. Wird im ahmen des Zweitveröffentlichungsrechts jedoch auch ie Möglichkeit eröffnet, das Werk kommerziell weiter u nutzen, ist dies nicht mehr hinnehmbar. Der Verlag üsste dann auch noch hinnehmen, dass Dritte von dem erk, das er produziert hat, profitieren. Zudem ist der Öf- ntlichkeit, die für ihre Finanzierungstätigkeit entlohnt erden soll, mit einer nicht kommerziellen öffentlichen ugänglichmachung bereits gedient. Die Linke fordert weiterhin, dass die Sperrfrist für ein weitverwertungsrecht nur sechs Monate betragen soll. uch diesen Vorschlag lehnt die FDP-Bundestagsfrak- on ab. Eine entsprechende Regelung könnte sich sogar um Nachteil der wissenschaftlichen Urheber auswir- en. Denn eine solch kurze Sperrfirst birgt die Gefahr, ass sich kein Verlag mehr findet, der die Werke der wis- enschaftlichen Urheber auf eigenes Risiko ohne Risiko- nd Kostenbeteiligung der Autoren veröffentlicht, weil ie Möglichkeiten der Refinanzierung durch die kurze perrfirst zu stark eingeschränkt sind. Daher plädiert die DP-Bundestagsfraktion für eine zwölfmonatige Sperr- ist. Auf der Bundestagsdrucksache 17/4661 stellt die inke ihren Gesetzentwurf zur Digitalisierung vergriffe- er und verwaister Werke vor. Dieser hat ein wesentliches anko: Er unterscheidet nicht hinreichend zwischen ver- aisten und vergriffenen Werken. So heißt es in § 52 c bs. 3 UrhG-E der Linken: „Dem Recht auf öffentliche ugänglichmachung kann auch durch den nachträglich ekannt gewordenen Urheber oder Rechteinhaber … icht widersprochen werden, wenn die Voraussetzungen es Absatzes 1 vorliegen.“ Dabei regelt Abs. 1 die Vo- ussetzungen, unter denen verwaiste Werke öffentlich ugänglich gemacht werden dürfen. Problematisch ist da- ei, dass die Rechteinhaber vergriffener Werke dabei in ren Rechten eingeschränkt werden. Die FDP-Bundes- gsfraktion steht für einen umfassenden Eigentums- chutz, der auch das geistige Eigentum umfasst. Darunter llt auch die Entscheidung des Rechteinhabers, ob er ein Werk veröffentlichen will oder nicht. Ist ein Werk lso vergriffen, der Rechteinhaber aber bekannt, muss es m vorbehalten bleiben, zu entscheiden, ob und wie sein erk genutzt werden darf. Diese Möglichkeit sieht der ntrag nicht vor. Daher ist er abzulehnen. Stattdessen erweise ich auf den Gesetzentwurf der Bundesregierung uf Bundestagsdrucksache 17/13423. Danach dürfen ver- riffene Werke nur dann genutzt werden, wenn die Werke uf Antrag der zuständigen Verwertungsgesellschaft in in Register vergriffener Werke eingetragen worden sind nd die Rechteinhaber nicht innerhalb von sechs Wochen ach Bekanntmachung der Eintragung gegenüber dem egister ihren Widerspruch gegen die beabsichtigte ahrnehmung ihrer Rechte durch die Verwertungsgesell- chaft erklärt haben. Eine solche Regelung berücksichtigt 31646 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) die Rechte der Urheber und Rechteinhaber wesentlich besser und ist daher zu bevorzugen. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung soll in der letzten Sitzungswoche des Deutschen Bundestages in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden. Ein weiterer Antrag, den wir heute diskutieren, steht auf Bundestagsdrucksache 17/6341. Darin schlägt die Linke Schritte vor, mit denen die Chancen der Digitalisie- rung erschlossen und das Urheberrecht umfassend mo- dernisiert werden sollen. So fordern die Kolleginnen und Kollegen der Linken die Bundesregierung auf, einen ent- sprechenden Gesetzentwurf vorzulegen. Dieser soll es unter anderem ermöglichen, die Übertragung von Nut- zungsrechten beim erstmaligen Vertragsschluss grund- sätzlich zeitlich zu begrenzen. Diese Forderung ist in zweierlei Hinsicht bedenklich. Zum einen bekennt sich die FDP-Bundestagsfraktion zur Vertragsfreiheit der han- delnden Parteien. Es ist ihnen vorbehalten, zu klären, zu welchen Konditionen sie zusammenarbeiten wollen. Dies umfasst auch die Möglichkeit, die Dauer eines Vertrages zeitlich zu befristen, sodass es hierfür keiner eigenen ge- setzlichen Regelung bedarf. Zum anderen ist nicht nach- vollziehbar, warum die Übertragung von Nutzungsrech- ten nur beim erstmaligen Vertragsschluss, nicht aber bei möglichen weiteren Vertragsschlüssen begrenzt werden soll. Die Linke versäumt es, diese Unterscheidung zu er- läutern. Der von der Linken angemahnte Gesetzentwurf der Bundesregierung soll die Rechtsprechung zur Auslegung des Begriffs „angemessene Vergütung“ in § 32 des UrhG durch eine genauere Bestimmung des Begriffs der Ange- messenheit im Gesetzestext umsetzen. Die FDP-Bundes- tagsfraktion hält diesen Vorschlag für nicht praktikabel. Die Frage der Angemessenheit hängt von den jeweiligen Umständen im Einzelfall ab und kann nicht abstrakt ge- nerell im Gesetzestext geregelt werden. Es ist gerade die Aufgabe der Rechtsprechung, diese Frage zu klären. Die Bewertung der Angemessenheit in den verschiedenen Fallkonstellationen kann sich ja auch im Laufe der Zeit ändern. Stünde dann eine Regelung im Gesetzestext, müsste der Gesetzgeber immer wieder nachbessern. Ein solches Verfahren erscheint nicht praktikabel und sollte folglich nicht umgesetzt werden. Auf Bundestagsdrucksache 17/11040 findet sich der Antrag der Linken für ein zweites Gesetz zur Stärkung der vertraglichen Stellung von Urhebern und ausüben- den Künstlern. Auch diesem kann die FDP-Bundestags- fraktion nicht zustimmen. Gerne erläutere ich die Gründe dafür. Die Linke schlägt vor, § 31 UrhG einen neuen Abs. 6 anzufügen. Darin soll dem Urheber, der ein ausschließliches Nutzungsrecht für mehr als fünf Jahre eingeräumt hat, unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit gegeben werden, dieses Vertragsverhältnis zu kündigen. Ziel dieser Initiative ist es, dass der Urhe- ber durch Nachverhandlungen besser von dem unerwar- teten Erfolg seines Werkes profitieren kann. Das ist durchaus nachvollziehbar. Allerdings ist es der Weg, mit dem dieses Ziel erreicht werden soll, nicht. Nach den Vorstellungen der Linken soll nämlich der Urheber, der einen Vertrag, mit dem ein ausschließliches Nutzungs- recht eingeräumt wurde, wirksam gekündigt hat und sein W w e g W n tr d W s e fo o d V V s b tr g s n w tu d te V s h P u W w e s s s z S n d e g 3 B V E w in W D ta G a (C (D erk anschließend erneut verwerten will, verpflichtet erden, dem früheren Inhaber des Nutzungsrechts ein ntsprechendes Nutzungsrecht zu angemessenen Bedin- ungen anzubieten. Diese Pflicht ist unverständlich. enn man dem Urheber die Möglichkeit einräumt, sich ach einer gewissen Zeit von seinem Vertragspartner zu ennen, muss dies auch gelten. An dieser Stelle muss ann ein Schnitt gemacht werden. Will der Urheber sein erk anschließend erneut verwerten, muss es ihm frei- tehen, mit wem und zu welchen Konditionen er einen ntsprechenden neuen Vertrag eingehen will. Weiter will Die Linke § 32 Abs. 1 S. 2 UrhG wie folgt rmulieren: „Ist die Höhe der Vergütung nicht bestimmt der ist die vereinbarte Vergütung nicht angemessen, gilt ie angemessene Vergütung als vereinbart.“ Auch dieser orschlag erhält nicht meine Zustimmung. Wenn eine ergütung zwischen den Parteien vereinbart wurde, kann ich grundsätzlich keine Partei über das erzielte Ergebnis eklagen, denn es besteht in diesem Bereich kein Kon- ahierungszwang. Auch der Schutz vor Übervorteilun- en ist durch das bestehende Recht bereits gegeben. Hier ei der Hinweis auf § 138 BGB gestattet. Die Linke will in Bundestagsdrucksache 17/11040 ei- en neuen Abs. 6 des § 36 UrhG einfügen. Dort heißt es ie folgt: „Wird dem Einigungsvorschlag der Schlich- ngsstelle nach Absatz 4 widersprochen, ist das Bun- esministerium der Justiz nach Ablauf von sechs Mona- n ermächtigt, auf dessen Grundlage gemeinsame ergütungsregeln durch Rechtsverordnung festzulegen, ofern die Parteien zu keiner anderen Einigung gefunden aben.“ Dieser Ansatz steht im Widerspruch zu liberaler olitik. Es muss Aufgabe der beteiligten Parteien sein nd bleiben, die angemessene Vergütung zu bestimmen. ürde man die vorgeschlagene Regelung installieren, ürde den Parteien jeglicher Anreiz genommen, selbst ine Einigung herbeizuführen. Vielmehr könnten diese ich auf die Haltung zurückziehen: Der Staat wird es chon richten. – Das kann nicht in unserem Interesse ein. Die Marktteilnehmer sind viel besser in der Lage, u beurteilen, welche Tarife angemessen sind, als es der taat jemals sein wird. Zudem beraten wir heute auch einen Antrag der Grü- en. Diese fordern in Bundestagsdrucksache 17/12625, ass es Vereinigungen von Urheberinnen und Urhebern rmöglicht wird, die Ansprüche ihrer Mitglieder auf an- emessene Vergütung gemäß §§ 11 S. 2, 32, 32 a, 36, 6 a UrhG gerichtlich einklagen zu können. Die FDP- undestagsfraktion sieht eine solche Möglichkeit der erbandsklage kritisch. Es ist grundsätzlich Aufgabe des inzelnen, seine Rechte geltend zu machen. Zudem ürde die von den Grünen geforderte Lösung die Gefahr sich bergen, dass Vereinigungsmitglieder gegen ihren illen in eine entsprechende Klage gezogen werden. ies kann jedoch nicht in unserem Interesse sein. Aus den genannten Gründen lehnt die FDP-Bundes- gsfraktion die vorliegenden Anträge ab. Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die esetzentwürfe und Anträge der Linken, zu denen es uch unsere grünen Anträge und Gesetzentwürfe gibt, Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31647 (A) ) )(B) und auch unser heutiger Antrag zur Reform des Urheber- vertragsrecht gibt mir Gelegenheit, in der wohl letzten Debatte des Bundestages in dieser Legislaturperiode ei- nen Blick auf die rechtspolitische Untätigkeit zu werfen, die diese schwarz-gelbe Koalition auf dem Gebietet des Urheberrechts geprägt hat. Wie in fast keinem anderen Rechtsgebiet rufen gesellschaftliche Entwicklungen der letzten Jahre im Urheberrecht nach Reformen. Der Re- formstau ist gigantisch, und die Probleme türmen sich gewaltig auf. Ganze Wirtschaftszweige, alle Bildungs- einrichtungen vom Kindergarten bis zur Hochschule, Wissenschaft und Forschung, Künstlerinnen und Künst- ler aller Sparten und nicht zuletzt Millionen von Bürge- rinnen und Bürgern warten auf zukunftsausgerichtete Lösungen – und diese Regierung und diese Koalition verharrt in Unfähigkeit und im Unwillen. Kleinste Mini- aturänderungen und sinnlose Einzelregelungen bestäti- gen nur dieses Gesamtbild. Dabei haben eine grenzüberschreitende Digitalisie- rung der Kommunikation, völlig neu entstandene Trä- germedien und vor allem das Internet schon längst völlig neue Möglichkeiten der Nutzung, aber auch der legalen wie illegalen Verbreitung urheberrechtlich geschützter Werke durch ihre Nutzer eröffnet. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzen genauso wie Künstlerinnen und Künstler diesen neuen Produktions- wie Kommuni- kationsweg. Die Grenzen zwischen professioneller und privater Werkproduktion verwischen ebenso wie die zwischen schlichter Rezeption und Verbreitung. Bürgerinnen und Bürger, die keine Urheber sind, wer- den heute ungleich häufiger mit dem Urheberrecht kon- frontiert – und nicht selten kollidiert die private, nicht kommerzielle Nutzung von urheberrechtlich geschützten Werken im Internet mit Regelungen des heutigen Urhe- berrechts. Es gäbe also allen Grund, sich mit Elan und Mut zu neuen kreativen Lösungen als Gesetzgeber zu machen, das Urheberrecht fit für das digitale Zeitalter zu gestalten. Sie aber haben, um erste Beispiele zu nennen, wirk- lich drängende Probleme wie die Ertüchtigung des Urhe- berrechtswahrnehmungsgesetzes oder im Bereich von Bildung und Wissenschaft die Sicherung des notwendi- gen Zugangs zu digitalen Werken ungelöst liegen gelas- sen. Den Bildungseinrichtungen haben Sie die Nutzung geschützter Werke im Unterricht wieder nur befristet zu- gestanden – kleiner kann ein solcher Trippelschritt nach vorne gar nicht sein. Die unselige Abmahnerei, ein Millionen-Abzocker- Programm ohne Sinn und Zweck, mit dem schon meh- rere Millionen von Haushalten überzogen worden sind, packen Sie nicht an. Es ist völlig offen, ob Sie hier bei all dem Gezänk in Ihren eigenen Reihen noch zu Potte kom- men – man hört jedenfalls, dass hier – wenn überhaupt – ein zahnloser Tiger das Licht der Welt erblicken wird. Was ist aus den Problemen des Urheberwahrneh- mungsrechts, der demokratischeren Binnenausgestal- tung bestimmter Verwertungsgesellschaften und der so streitigen Gebührenstaffel der GEMA für Clubs und s d v fo u w z re d m u b B ta m M o d v g b d d la G B z S b n e d N c b re s h g a e a q m ü „ s u m g d n (C (D onstige Veranstalter von Live-Musik geworden? Von er Regierung und der Koalition konnte man dazu nichts ernehmen. Ziehen wir bei Betrachtung des anschwellenden Re- rmstaus, der von den Restanten des früheren zweiten nd dritten Reformkorbs bis zu hochaktuellen Themen ie der Sicherung von Archiv- und Bibliotheksarbeit um Wohl der Allgemeinheit reicht, Bilanz von vier Jah- n Urheberrechtspolitik von Schwarz-Gelb, so kann iese nur als jämmerlich bezeichnet werden. Und wo sie al aktiv wurden, kann das Ergebnis nur als mangelhaft nd kontraproduktiv bezeichnet werden. Das von Ihnen eschlossene Leistungsschutzrecht war anfangs eine ankrotterklärung vor den Herausforderungen der digi- len Welt durch die Errichtung gesetzlicher Schutz- auern für überholte Geschäftsmodelle, auf den letzten etern haben sie daraus ein Placebo ohne Wirkung und hne Sinn gemacht. Sie haben eine letzte Chance: Am Montag haben wir ie Sachverständigen zur Vitalisierung vergriffener und erwaister Werke und zum Zweitveröffentlichungsrecht ehört. Ein bunter Strauß richtiger und notwendiger Ver- esserungen liegt jetzt auf dem Tisch. Ich glaube nicht, ass Sie diese gutgemeinten Vorschläge aufgreifen wer- en. Vielmehr droht eine Verschlimmbesserung der Vor- ge aus dem Justizministerium. Notwendig ist jetzt ein esamtkonzept einer Reform des Urheberrechts, das der ildung und der Wissenschaft den notwendigen Zugang u digitalen Werken unter angemessenen und für alle eiten fairen Bedingungen gewährleistet und die Nutz- arkeit der digitalen Potenziale für Forschung und Lehre achhaltig sicherstellt. Hierzu nötig wäre die Schaffung iner allgemeinen Bildungs- und Wissenschaftsschranke, ie Neuregelungen des § 52 b UrhG für eine bessere utzbarkeit von digitalen Werken, die rechtliche Absi- herung der digitalen Langzeitarchivierung und Klarheit eim digitalen Kopienversand. Es ist nötig, mit einer Reform das Urhebervertrags- cht gegenüber den Verwertern zu stärken. Die ange- pannte soziale Lage vieler Urheberinnen und Urheber ätte Ihnen Antrieb sein müssen, die angemessene Ver- ütung endlich durchsetzbar zu gestalten. Dazu müsste ber das Verfahren für gemeinsame Vergütungsregeln ndlich zu einem verbindlichen Ergebnis führen, wie es uch fraktionsübergreifend im Abschlussbericht der En- uete-Kommission empfohlen wurde. Auch die drängenden Reformen im Urheberwahrneh- ungsgesetz sind Sie nicht angegangen, trotz fraktions- bergreifender Einigkeit in der Enquete-Kommission Kultur“ darüber, dass es innerhalb der Verwertungsge- ellschaften mehr Binnendemokratie, mehr Transparenz nd eine Begrenzung der Verwaltungskosten geben uss, die durch eine umfangreichere staatliche Aufsicht ewährleistet wird. Das Urheberrecht muss an die Herausforderungen des igitalen Zeitalters angepasst werden; wir werden uns ach der Wahl und Ihrer Abwahl ans Werk machen. 31648 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) Anlage 9 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung einer Partnerschaftsgesellschaft mit beschränkter Berufshaftung und zur Ände- rung des Berufsrechts der Rechtsanwälte, Pa- tentanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprü- fer (Tagesordnungspunkt 19) Norbert Geis (CDU/CSU): Mit diesem Gesetz wird die Partnerschaftsgesellschaft mit beschränkter Haftung für freie Berufe eingeführt. Dies ist die deutsche Alter- native zur britischen Limited Liability Partnership, LLP. Es wird als zunehmend unbefriedigend empfunden, dass das deutsche Recht keine der LLP vergleichbare Haf- tungsbeschränkung anbietet. Deshalb hat insbesondere der Deutsche Anwaltverein die Initiative zur Reform er- griffen. Bei der bisherigen Partnerschaftsgesellschaft konzen- triert sich die Haftung auf den jeweils handelnden Rechtsanwalt. Für den Entwurf einer Partnerschaft mit beschränkter beruflicher Haftung wird die Haftung für berufliche Fehler auf das Gesellschaftsvermögen be- schränkt. Die Haftung für andere Schulden wie Mieten, Löhne usw. bleibt in voller Höhe erhalten. Zum Ausgleich für die Haftungsbeschränkung auf das Vermögen der Partnerschaftsgesellschaft ist eine Ver- pflichtung zum Abschluss einer Berufshaftpflichtversi- cherung vorgesehen. Im Entwurf war diese Haftpflicht- versicherung ursprünglich nur als Voraussetzung für die Haftungsbeschränkung nach § 8 Abs. 4 Nr. 1 vorgese- hen. Eine ausdrückliche Pflicht zum Abschluss einer Haftpflichtversicherung war nicht vorgesehen. Dies ge- schieht jetzt erst aufgrund des Änderungsantrags der Koalitionsfraktionen. Danach wird die freiwillige Versi- cherung gemäß § 8 Abs. 4 PartGG einer Pflichtversiche- rung im Sinne der §§ 113 ff. VVG gleichgestellt. Damit erfolgt eine Klarstellung zum Schutze der Mandanten vor Schäden, die durch die berufliche Wahrnehmung der Interessen der Mandanten diesem bei fehlerhaftem Ver- halten der Gesellschaft entstehen können. Der vorgesehene Entwurf sieht eine Mindestversiche- rungssumme von 2,5 Millionen Euro vor. In der Diskus- sion wurde bezweifelt, ob eine solche Versicherungs- summe nicht zu großzügig bemessen ist. Dies gilt sicher für diejenigen Anwaltssozietäten, die überwiegend Rechtsfälle des täglichen Lebens bearbeiten (Mietrecht, Familienrecht, Verkehrsunfälle). Diese Kanzleien benö- tigen einen solch hohen Versicherungsschutz in der Re- gel nicht. Solche Sozitäten sind in der Regel auch nicht an einer Partnerschaftsgesellschaft mit beschränkter Be- rufshaftung, PartGmbB, interessiert. Ganz anders gilt dies für solche Kanzleien, die vorwiegend in Wirt- schaftssachen tätig sind. Sie vertreten gewerblich tätige Mandanten. Hier kann sehr schnell durch Falsch- beratung ein Schaden von über 2,5 Millionen Euro ent- stehen. Deshalb ist die Mindestversicherungssumme von 2,5 Millionen Euro tatsächlich angezeigt. lu s H o s fr L g d g F re v a s s ti z s P d P in ru s S b a w F g s s z ti P b p ti x tr k w a d h e p li a z li (C (D Auch wurde eingewandt, es bestünde kein Hand- ngsbedarf für die Einrichtung einer Partnerschaftsge- ellschaft mit beschränkter Berufshaftung. Ein solcher andlungsbedarf besteht aber jedenfalls dann, wenn es hne diese vorgesehene Neuregelung der Haftungsbe- chränkung für berufliche Tätigkeiten im Bereich der eien Berufe zu einer allmählichen Abwanderung zur LP kommt. Die Regierung ist der Auffassung, dass ute Gründe für eine solche Befürchtung bestehen. Auch er DAV vertritt diese Auffassung. Auch das Argument, das Partnerschaftsgesellschafts- esetz mit beschränkter beruflicher Haftung sei ein remdkörper im System des deutschen Gesellschafts- chtes, ist nicht durchgreifend. Die im Gesetzentwurf orgesehene Gesellschaftsform richtet sich insbesondere n diejenigen Kanzleien, in denen mehrere Anwälte am elben Thema im Team zusammenarbeiten. Hier erweist ich die bestehende Möglichkeit der Haftungskonzentra- on auf einen oder mehrere Anwälte, wie sie vom der- eit gültigen Partnerschaftsgesellschaftsgesetz vorge- ehen ist, als ein nicht zureichender Schutz. Je mehr artner an einem Mandat arbeiten, desto weniger schützt ie Haftungskonzentration des § 8 Abs. 2 PartGG. Die artnerschaftsgesellschaft entwickelt sich dann faktisch eine eingetragene GbR. Das wird auch im Regie- ngsentwurf angeführt. Deshalb ist die Haftungsbe- chränkung auf die Partnerschaft dann der geeignete chutz, wenn eine entsprechende Pflichtversicherung esteht, wie dies ja im Gesetz vorgesehen ist. Für den ußerberuflichen Bereich gilt die unbeschränkte Haftung eiter. Von daher ist diese Gesellschaftsform kein remdkörper in unserem Gesellschaftsrecht. Der vorlie- ende Entwurf ist vielmehr die Fortentwicklung des be- tehenden Partnerschaftsgesetzes. Allerdings wird es Abgrenzungsschwierigkeiten zwi- chen der Tätigkeit, die als berufliche Tätigkeit qualifi- iert wird, und einer anderen nicht berufsbezogenen Tä- gkeit, für die die volle Haftung besteht, geben. Die raxis muss herausarbeiten, wann die Beschränkung auf erufliche Tätigkeit infrage kommt. Bei einer Obliegenheitspflichtverletzung ist der Haft- flichtversicherer möglicherweise nicht leistungspflich- g. Dies bleibt als Problem. Auch insoweit wird die Pra- is erweisen, ob die jetzige Regelung reicht. Was ist, wenn die Haftung durch vorformulierte Ver- agsbedingungen auch für die Fälle grober Fahrlässig- eit ausgeschlossen wird? Das kann nicht akzeptiert erden. Gerügt wird auch, dass die Beschränkung auf Rechts- nwälte, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer unter Umstän- en gegen den Gleichheitssatz verstößt. Allerdings wird ier mit Recht eingewendet, dass für diese freien Berufe in „Berufsrecht“ und damit verbunden eine Berufshaft- flicht besteht. Dadurch ist in der Tat eine |unterschied- che Behandlung von Angehörigen der freien Berufe zu nderen Berufen gerechtfertigt. Alles in allem gesehen, ist dies ein gelungenes Geset- eswerk. Durch die Haftungsbeschränkung bei beruf- cher Tätigkeit auf die Gesellschaft und zugleich durch Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31649 (A) ) )(B) eine entsprechende Absicherung durch die Haftpflicht- versicherung sind bei einem Schadensfall sowohl die Anwälte, als auch die Mandanten hinreichend abge- sichert. Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU): Mit dem von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzentwurf zur Einführung einer Partnerschaftsgesellschaft mit be- schränkter Berufshaftung und Änderung des Berufs- rechts der Rechtsanwälte, Patentanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer wird Freiberuflern eine ausge- wogene Alternative zur britischen Limited Liability Partnership, LLP, an die Hand gegeben. Im Bereich der Anwaltschaft und Steuerberatung sehen wir eine gesell- schaftsrechtliche Abwanderung nach Großbritannien. Dabei erfreut sich insbesondere bei Rechtsanwälten die Rechtsform der Limited Liability Partnership einer be- sonderen Beliebtheit. Das bisherige Haftungskonzept der deutschen Partnerschaftsgesellschaft wird von den Angehörigen freier Berufe zum Teil nicht als befriedi- gend empfunden. Zwar wird mit der Partnerschaftsge- sellschaft schon derzeit eine Rechtsform angeboten, die unter anderem den Vorteil einer transparenten Besteue- rung und einer Haftungskonzentration verbindet. Aller- dings ergeben sich praktische Schwierigkeiten dann, wenn innerhalb der Partnerschaftsgesellschaft Aufgaben durch Teams bearbeitet werden. Dies gilt nicht nur für große, sondern auch für mittelständische Sozietäten, die häufig einen interprofessionellen Ansatz praktizieren. Die aufgrund unterschiedlicher Spezialisierung mitei- nander arbeitenden Partnerinnen und Partner können die Arbeitsbeiträge der anderen mitunter weder inhaltlich noch dem Umfang nach vollständig überblicken und vor allem verantworten. Begeht ein Partner einen Fehler, haften nach geltender Rechtslage der Partnerschaftsge- sellschaft alle Partner, die in das fragliche Mandat invol- viert waren, für diesen Berufsfehler, auch diejenigen, die keinen Fehler begangen haben. Dies ist ein schwer er- träglicher Zustand. Die mit dem Gesetz zur Einführung einer Partner- schaftsgesellschaft mit beschränkter Berufshaftung vorgesehene Rechtsformvariante der Partnerschaftsge- sellschaft für die freien Berufe vereint eine Haftungsbe- schränkung bei beruflichen Fehlern und steuerlicher Transparenz. Dies allein wäre für uns keine hinreichende Grundlage, dem Gesetzentwurf zuzustimmen. Entschei- dend ist für uns, dass sich jedenfalls in den allermeisten Fällen die Rechtsposition geschädigter Mandanten ver- bessern wird. Dies beruht darauf, dass das nun vorgese- hene Haftungsprivileg nur dann erlangt werden kann, wenn die Partnerschaftsgesellschaft in erheblicher Höhe gegen berufliche Fehler Versicherungsschutz besitzt. Zur finanziellen Bewältigung möglicher Schadensfälle dürfte deshalb künftig in den meisten Fällen ein größerer Betrag zur Verfügung stehen als bisher, wenn der Man- dant auf den Zugriff auf das persönliche Vermögen von Partnern angewiesen war. Im Falle von Schadensfällen ist künftig mithin die Wahrscheinlichkeit größer, dass der Mandant hinreichende Kompensation erfährt. Im Einzelnen: Der Gesetzentwurf schafft die Voraus- setzung für die Haftungsbeschränkung dergestalt, dass e m ru A s g s E D 1 z ru a k W b a te p B d d K c g e B s k h s e g ü is in w ü tr O h v s G d a B s k s s e T W b a p (C (D ine Haftpflichtversicherung abgeschlossen werden uss. Dabei sieht der Gesetzentwurf eine Differenzie- ng der Versicherungssummen in Abhängigkeit von der rt des freien Berufs vor. Die Mindestversicherungs- umme für Rechtsanwälte soll 2,5 Millionen Euro betra- en. Eine Partnerschaftsgesellschaft von Steuerberatern oll eine Mindestversicherungssumme von 1 Million uro ausweisen. Gleiches gilt für Wirtschaftsprüfer. iese sollen ebenfalls eine Mindestversicherung von Million Euro vorhalten müssen. Als weitere Vorausset- ung der Partnerschaftsgesellschaft mit beschränkter Be- fshaftung wird der nach außen hin sichtbare Hinweis uf die Haftungsbeschränkung vorgeschrieben. Dies ann beispielsweise durch das Kürzel „mbB“ geschehen. ichtig ist für uns auch, dass die vorgesehene Haftungs- egrenzung nur für berufliche Fehler eingreift, nicht für ndere Verbindlichkeiten wie etwa Kreditverbindlichkei- n oder geschuldete Mietzahlungen. Insoweit bleibt die ersönliche Haftung der Partner bestehen. Mit der Partnerschaftsgesellschaft mit beschränkter erufshaftung wird für Freiberufler eine Art Lücke im eutschen Gesellschaftsrecht geschlossen, weil für diese ie Gesellschaftsform der GmbH & Co. KG mit ihrer ombination von Haftungsbeschränkung und steuerli- her Transparenz nicht zur Verfügung steht. Im bisheri- en Gesetzgebungsverfahren kamen Stimmen auf, die ine Öffnung der GmbH & Co. KG auch für die freien erufe forderten. Eine derartige Öffnung des Handelsge- etzbuches für die freien Berufe mag akademisch dis- utabel sein. Es würde sich dabei indes um eine Jahr- undertreform des Handelsgesetzbuchs handeln, die orgfältiger Vorbereitung bedürfte. Aus diesem Grund ine zeitgemäße Reform des Rechts der Partnerschafts- esellschaft auf die lange Bank zu schieben, wäre nicht berzeugend. Die Reform des Rechts der Partnerschaftsgesellschaft t auch vor dem Hintergrund der Initiative „Law made Germany“ zu sehen. Es wäre wenig glaubwürdig, enn Anwälte gerade im internationalen Rechtsverkehr berzeugend für die Anwendung deutschen Rechts ein- eten, wenn sie selbst für jedermann sichtbar in ihrer rganisationsverfassung dem deutschen Recht entflie- en. Noch nicht überzeugen kann die berufsrechtlich eranlasste Beschränkung der Partnerschaftsgesell- chaft mit beschränkter Berufshaftung auf einzelne ruppen von Freiberuflern. Wir wünschen uns, dass in er kommenden Legislaturperiode auch das Berufsrecht nderer freier Berufe so geändert wird, dass diese freien erufe ebenfalls auf das Institut der Partnerschaftsge- ellschaft mit beschränkter Berufshaftung zurückgreifen önnen. Christoph Strässer (SPD): Neben der Partner- chaftsgesellschaft, PartG, soll eine „Partnerschaftsge- ellschaft mit beschränkter Berufshaftung“, PartG mbB, ingeführt werden. Kanzleien beklagen, bei großen eams könnten die einzelnen Anwälte, Steuerberater und irtschaftsprüfer bei komplexen Mandaten die Arbeits- eiträge der andern oft nicht mehr überblicken und ver- ntworten, müssten aber in einer PartG, auch mit ihrem ersönlichen Vermögen dafür haften. Der Bundesge- 31650 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) richtshof hat mittlerweile die Haftung für Fehler inner- halb einer Partnerschaftsgesellschaft sogar auf Partner ausgedehnt, die erst nach einem Fehler und Schaden dazu gestoßen sind. Der Entwurf sieht nun eine Beschränkung der unmit- telbaren persönlichen Haftung für Fehler bei der Berufs- ausübung vor. Bei beruflichen Fehlern soll bei der PartG mbB nur noch das Gesellschaftsvermögen haften und nicht mehr zusätzlich die Bearbeiter des Auftrags persönlich und mit ihrem gesamten Vermögen. Die ent- fallende Haftung der Bearbeiter wird durch eine vorge- schriebene Berufshaftpflichtversicherung ausgeglichen, die die PartG mbB abschließen muss. Damit wird das Konzept „Versicherung statt Haftung“ verfolgt. Mindestversicherungssumme pro Versicherungsfall sollen 2,5 Millionen Euro bei Anwälten, 1 Million Euro bei Wirtschaftsprüfern sowie Steuerberatern sein. Die Steuerberater hatten in der Sachverständigenan- hörung geltend gemacht, bei ihnen gebe es im PartG mbB-Gesetzentwurf keine feste Mindestversiche- rungssumme; sie sollten sich lediglich angemessen ver- sichern. Das schafft jedoch Unsicherheiten – für alle Beteiligten. Diesem Bedenken wird mit dem Änderungs- antrag der Koalition Rechnung getragen. Damit ent- spricht die Koalition auch dem Petitum des Bundesrates. Dem schließen wir uns an, auch wenn wir eine Einheit- lichkeit bei den Versicherungssummen begrüßt hätten. Um was geht es aber noch? Zunächst einmal geht es um die Haftungsbeschränkung. Aber es geht noch um weit mehr. Die Partnerschaftsgesellschaft ist und bleibt eine Personengesellschaft und muss deshalb weder Kör- perschaftsteuer noch Gewerbesteuer bezahlen, eine Buchführung nach dem HGB ist nicht erforderlich. Für die Gewinnermittlung genügt eine einfache Einnahmen- überschussrechnung. Und in der Anhörung wurde gar er- wähnt, dass dies eine Pflichtmitgliedschaft in der IHK ersparen würde. Auch darum geht es. Wie ist nun der Gesetzentwurf insgesamt zu beurtei- len? Der DAV hat vorgetragen, dass nicht nur Großkanz- leien an der Reform ein Interesse hätten. Zunächst ein- mal muss man sich die neue Rechtsform auch leisten können. Eine Berufshaftpflicht mit der entsprechenden Mindestversicherungssumme ist teuer. Richtig ist dann aber: Die Mandanten sind – ich be- tone – in der Regel durch die Berufshaftpflicht gut ge- schützt. 2,5 Millionen Euro muss man von einem Privat- mann erst einmal holen. Der Gesetzentwurf ist aber trotzdem nicht völlig un- problematisch. Es gibt durchaus denkbare Lücken beim Gläubigerschutz. Viele Kanzleien werden wegen der teuren Prämien die geplante Mindestversicherungs- summe von 2,5 Millionen Euro nicht überschreiten. Etwa im Arzt-, Architekten- und Gesellschaftsrecht dro- hen aber durchaus höhere Schäden. In der Anhörung wurde geltend gemacht, dass eigentlich gegenüber dem Kunden offengelegt werden müsste, wie viel von der Jahreshöchstsumme der Berufshaftpflicht schon in An- spruch genommen wurde; denn eine Partnerschaft haftet nur in Höhe der Versicherungssumme. ru a d g s te v G g d g k n G d s z te T s to s S O z te a m w d z K A k s F s S fü d s v F p tu ru A h b te a (C (D Aus diesem Grund hat die SPD-Fraktion einen Ände- ngsantrag gestellt, der für die Mandanten für ein Mehr n Transparenz sorgt. Danach müsste die Partnerschaft em Auftraggeber vor Übernahme des Auftrags offenle- en, inwieweit die Versicherung im laufenden Jahr chon in Anspruch genommen wurde. Dogmatisch unterscheiden wir Personengesellschaf- n und Kapitalgesellschaften. Mit dem Gesetzentwurf erwischt sich die ursprünglich klar gezogene Linie im esellschaftsrecht einmal mehr. Damit sind wir nicht lücklich. Im Recht der Kapitalgesellschaften ist das Privileg er Haftungsbeschränkung auf das Gesellschaftsvermö- en an die Erfüllung strenger Kapitalvorschriften ge- nüpft. Hier werden vorteilhafte Merkmale der Perso- enhandels- und der Kapitalgesellschaft vermischt. Im esetzentwurf heißt so schön, Ziel des Entwurfs sei es, ie „transparente Besteuerung“ der PartG mit einer wirk- amen Beschränkung der Außenhaftung zu verbinden. Am 10. Juni war die Anhörung im Rechtsausschuss um Ordnungsgeldverfahren, wenn Kapitalgesellschaf- n ihre Jahresabschlüsse nicht offenlegen. Am nächsten ag kam hierzu die Stellungnahme des Instituts der Wirt- chaftsprüfer in Deutschland e. V., in der das IDW be- nt, wie wichtig die Offenlegung bei Kapitalgesell- chaften ist, bei denen niemand persönlich haftet. In der tellungnahme des IDW heißt es unter anderem: „Die ffenlegungspflicht ist ein Korrelat zur Haftungsbegren- ung bei Kapitalgesellschaften und ihnen gleichgestell- n Personenhandelsgesellschaften.“ Dann muss das ber auch für Wirtschaftsprüfer gelten, die sich zusam- enschließen und ihre persönliche Haftung ausschließen ollen. Wer einen Haftungsausschluss zum Kernziel hat, für en steht aber auch die GmbH als Kapitalgesellschaft ur Verfügung. Kann es deshalb nicht sinnvoll sein, die apitalgesellschaften für Freiberufler weiter zu öffnen? ngesichts der Kommerzialisierung des Anwaltsberufs önnte man diesem den Zugang zu den Handelsgesell- chaften erleichtern und die Kapitalgesellschaften für reiberufler steuerlich und bilanzrechtlich attraktiver ge- talten. Das hielte ich zunächst für einen richtigen chritt. Wir schaffen hier eine Rechtsform und ein Privileg r bestimmte Berufsgruppen. Es bestehen Zweifel, ob ie Begrenzung der Haftungsbeschränkung auf be- timmte Berufsgruppen mit dem Gleichheitsgrundsatz ereinbar ist. Deshalb wird es auch nicht lange dauern, bis andere reiberufler ebenfalls gegen Abschluss einer Berufshaft- flicht eine Personengesellschaft ohne persönliche Haf- ng haben wollen. Der Bundesverband der freien Be- fe hat bereits erklärt, auch für beratende Ingenieure, rchitekten, Ärzte, Zahnärzte, Hebammen und weitere eilkundliche Berufsgruppen, Handelschemiker, haupt- erufliche Sachverständige etc. gebe es nach Inkrafttre- n des neuen Gesetzes Anpassungsbedarf. Werden die Handwerker folgen? Und was wird dann us der Gewerbesteuer? Denn wenn das Gesetz ver- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31651 (A) ) )(B) abschiedet ist, werden sich bestehende Anwalts-, Steuer- berater- und Wirtschaftsprüfer-GmbHs in Partner- schaftsgesellschaften umwandeln und damit keine Gewerbesteuer mehr bezahlen. Die Städte und Gemeinden haben zu Recht Bedenken angemeldet. Allen Fraktionen liegt ein Schreiben des Deutschen Städtetages vor, in dem diese Bedenken kon- kretisiert werden. Der Städtetag fordert, eine Entschei- dung über den Gesetzentwurf so lange zurückzustellen, bis eine Quantifizierung der zu erwartenden Gewerbe- steuerausfälle erfolgt und Vorschläge zu deren vollstän- diger Kompensation vorliegen. Der Städtetag schlägt vor, die PartG mbB durch eine begleitende Steuergesetz- gebung als Gewerbebetrieb kraft Rechtsform einzuord- nen, wodurch eine ungerechtfertigte Ungleichbehand- lung der PartG mbB gegenüber Kapitalgesellschaften vermieden werde, weil die Haftungsbeschränkung letzt- lich ein zentrales Strukturmerkmal von Kapitalgesell- schaften sei. Ohne mich konkret diesem Vorschlag an- schließen zu wollen, ist dies ein Vorschlag, der zu diskutieren ist. Seit der Anhörung haben wir über ein halbes Jahr nichts mehr von dem Gesetzentwurf gehört. Wir haben in der Ausschusssitzung der vergangenen Woche des- halb nachgefragt. Da gab es vom Ministerium noch keine Auskunft, und jetzt ging es ganz schnell. Nach an- fänglichem Widerstand aus der CDU hat sich die Koali- tion nun doch darauf verständigt, den Gesetzentwurf noch in dieser Legislaturperiode zu verabschieden. Man hätte das letzte halbe Jahr konstruktiv für Beratungen auch mit der Opposition nutzen können; denn auch uns ist an einer Lösung gelegen, selbst wenn wir die syste- matischen Bedenken beiseiteschieben und keine Dogma- tiker sein wollen. Leider wurde unserem Änderungsan- trag nicht entsprochen, und weitere Fragen bleiben ungeklärt, sodass wir dem Gesetzentwurf nicht zustim- men können. Marco Buschmann (FDP): Wir debattieren heute über einen Gesetzentwurf, der die Haftungsverhältnisse von Anwälten, Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern neu regelt. Genauer gesagt geht es um die Einführung der Partnerschaftsgesellschaft mit beschränkter Berufs- haftung. Damit reagieren wir als Gesetzgeber zum einen auf die Flucht immer mehr deutscher Sozietäten in ausländi- sche Gesellschaftsformen wie etwa der britischen Limited Liability Partnership, kurz LLP. Wir regeln zum anderen etwas, das in allen Bereichen des täglichen Le- bens zu Recht bereits gilt: Verantwortung und Kontrolle gehen Hand in Hand mit Haftung. Das bedeutet im Um- kehrschluss, dass es immer dann keine Haftung geben kann, wenn eine Person eben keine Verantwortung hat oder Kontrolle ausüben kann. Vor diesem Hintergrund wird die geltende Haftungs- konzeption der bestehenden Partnerschaftsgesellschaften häufig als unbefriedigend empfunden. Das ist auch der Grund für die Flucht in die LLP. Lassen Sie mich das an- hand eines Beispiels verdeutlichen: Um den größtmögli- chen Sachverstand zu konzentrieren, arbeiten verschie- d In h le B k s ti li m b u d b s s b s d le b d d v e tü n a s d d s a V e E h G 2 c G O K p E is s a d F fe s B e A (C (D en spezialisierte Anwälte häufig in Teams zusammen. einem immer komplexer werdenden Rechtssystem ist ohe Beratungsqualität kaum noch anders zu gewähr- isten. Dabei anzunehmen, dass jeder Spezialist den ereich des anderen überblicken, verstehen und sogar ontrollieren kann, ist lebensfremdes Denken und ent- pricht nicht der Wirklichkeit arbeitsteiliger Koopera- on. Bisher haftet aber jeder dieser Anwälte grundsätz- ch persönlich und mit seinem gesamten Vermögen. Durch die Einführung der Partnerschaftsgesellschaft it beschränkter Berufshaftung kann nun die unmittel- are persönliche Haftung von Anwälten, Steuerberatern nd Wirtschaftsprüfern beschränkt werden, wenn sich iese Berufsangehörigen in einer Partnerschaft mit eschränkter Berufshaftung organisieren. Die Gesell- chaft haftet für berufliche Fehler künftig mit ihrem Ge- ellschaftsvermögen. Für sonstige Verbindlichkeiten leibt es dagegen bei der bisherigen Haftung der Gesell- chafter. Die Haftungsbeschränkung darf jedoch nicht zulasten er Mandantinnen und Mandanten gehen. Wir gewähr- isten dies einerseits durch Transparenz: Die Haftungs- eschränkung wird über einen Zusatz in der Firmierung er Gesellschaft transparent gemacht werden. Dies folgt em Beispiel der GmbH oder der AG. Zum anderen erdienen Mandantinnen und Mandanten als Gläubiger ines Haftungsanspruchs wegen beruflicher Fehler na- rlich Schutz. Der beste Schutz ist ein solventer Schuld- er. Genau dafür sorgen wir mit dem Erfordernis eines ngemessenen Versicherungsschutzes, der sicherstellen oll, dass der Verbraucher im Haftungsfall seinen Scha- en ersetzt bekommt. Mit Blick auf den Versicherungsschutz stehen Man- antinnen und Mandanten einer Partnerschaftsgesell- chaft mit beschränkter Berufshaftung sogar besser da ls andere. Denn die Mindestversicherungssumme pro ersicherungsfall bei der Berufshaftpflichtversicherung twa von Anwälten liegt momentan bei 250 000 Euro. ine Partnerschaftsgesellschaft mit beschränkter Berufs- aftung, die aus Anwälten besteht, muss nach dem esetzentwurf künftig mit einer Mindestsumme von ,5 Millionen Euro versichert sein – also dem Zehnfa- hen. Bei den Wirtschaftsprüfern ist es 1 Million Euro. Die neue Versicherungslösung zum Schutz der läubiger erklärt auch, warum einige Kritikpunkte der pposition nicht überzeugen. Im Rechtsausschuss haben ollegen gefragt, warum wir denn keine Bilanzierungs- flicht einführen. Die Bilanzierungspflicht dient der rmittlung des Eigenkapitals. Nach traditioneller Sicht t das Eigenkapital eine Größe, an die der Gläubiger- chutz anknüpft. Wenn man die Gläubiger aber ganz nders – nämlich durch eine Versicherung – schützt, ann erschließt sich auch nicht, warum die betroffenen reiberuflichen nun einer Bilanzierungspflicht unterwor- n werden sollen und nicht weiterhin eine Gewinnüber- chussrechnung durchführen dürfen. Das wäre nutzlose ürokratie! Das ergibt aus meiner Sicht keinen Sinn. Mit dem vorliegenden Gesetz haben wir vielmehr ine ausgewogene Lösung gefunden sowohl für die nwaltschaft, Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung 31652 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) als auch für die Mandantinnen und Mandanten. Ich bitte daher um Ihre Zustimmung. Jens Petermann (DIE LINKE): Die Begrenzung der Haftung für Fehler hat einen hohen Preis. Wer nur mit dem haften will, was im Moment des Zugriffs der Gläu- biger gerade vorhanden ist, muss dies entweder indivi- dualvertraglich aushandeln oder eine entsprechende Rechtsform für sein Unternehmen wählen. Der Einwand einiger Sachverständiger in der öffentlichen Anhörung des Rechtsausschusses, die hier vorgeschlagene Partner- schaftsgesellschaft mit beschränkter Berufshaftung, PartG mbB, wäre kein Systembruch, sondern eine kon- sequente Fortentwicklung des Gesellschaftsrechts, geht am Kern des Problems vorbei. Denn entscheidend ist nicht, was gesellschaftsrechtlich denkbar, möglich oder gar sinnvoll ist. Entscheidend ist, welche Konsequenzen und Rechtsfolgen der Gesetzgeber quasi als Gegenleis- tung für die gesellschaftsrechtliche Haftungsbeschrän- kung vorsieht. Und hier findet der eigentliche Systembruch statt. Das Kapitalgesellschaftsrecht als Paradedisziplin der Haf- tungsbeschränkungen kennt nicht nur eine Fülle von Ka- pitalerhaltungsvorschriften, die verhindern sollen, dass beim Zugriff von Gläubigern nichts mehr vorhanden oder vorher durch dunkle Kanäle versickert ist. Wesent- lich entscheidender sind die handelsrechtlichen Offenle- gungspflichten. Sie bilden das eigentliche Gegenwicht. Kapitalgesellschaften müssen grundsätzlich ihre Jahres- abschlüsse beim Bundesanzeiger veröffentlichen. Nur so kann sich der potenzielle Gläubiger ein Bild über die wirtschaftliche Lage und Entwicklung seines zukünfti- gen Partners machen, und nur so wird er in die Lage ver- setzt, das Risiko eines Regressausfalles einzuschätzen. Beide Elemente fehlen vollständig bei der PartG mbB. Die Haftung ist auf ein Gesellschaftsvermögen begrenzt, das nicht vorhanden sein und das niemand kennen muss. Alles, was Sie dem entgegenstellen, ist eine Berufshaft- pflichtversicherung. Das mag, pragmatisch betrachtet, gelegentlich von höherem Nutzen sein als ein mit bilan- zieller Kreativität ausgewiesenes Gesellschaftsvermö- gen. Abgesehen davon, dass es keine Veröffentlichungs- pflicht über den aktuellen Ausschöpfungsgrad der der Höhe nach begrenzbaren Versicherung gibt, muss jede der hier erfassten Berufsgruppen ohnehin eine Berufs- haftpflichtversicherung unterhalten. Es stellt sich daher die Frage, warum Sie diese Privilegierung ausschließlich Partnerschaftsgesellschaften angedeihen lassen, und im Übrigen nur denen, die gesetzlich, nicht jedoch freiwillig eine Berufshaftpflichtversicherung unterhalten, sodass Sie nicht nur Einzelanwälte, sondern ganze Berufsgrup- pen davon ausschließen. Die Antwort darauf findet sich unverblümt im Ge- setzentwurf, der die ideologische Handschrift der FDP trägt und offen mit freundlichen Grüßen der Lobbyisten der anwaltlichen Großkanzleien gezeichnet ist. Dort heißt es in der Problembeschreibung, das Haftungskon- zept der Partnerschaftsgesellschaft würde als „nicht be- friedigend empfunden“ und an seine Grenzen stoßen, wo „Partnerschaftsgesellschaften eine gewisse Größe über- schreiten“, anwaltliche Großkanzleien folgen einem T d d s S g e d e k g in li K s b c A ru d k w g D n E li n s a B d h d d s c G h s s D G n S fo s s g H v B a d (C (D rend zur LLP. Bei den „Alternativen“ heißt es lapidar, ass die „PartG mbB eine Alternative zur Rechtsform er britischen LLP darstelle“. Nur selten hat das Bundesjustizministerium seine be- ondere Fürsorge für Großkanzleien so demonstrativ zur chau gestellt. Sie verlieren kein Wort darüber, dass die ewünschte Haftungsbegrenzung durch die Gründung iner Anwalts-GmbH erreicht werden kann. Diese stellt ie bestehende, ernsthafte und damit den Gesetzentwurf ntbehrlich machende Alternative dar. Warum ist dies eine Alternative für Ihre Großkanzleien? Wer eine LLP ründen kann, hat die organisatorische, finanzielle und tellektuelle Kraft dafür, eine GmbH zu gründen. Oder egt es nicht vielmehr daran, dass insbesondere Ihre lientel schlicht keine Lust hat, Gewerbe- und Körper- chaftsteuer zu zahlen, nach handelsrechtlichen Vorga- en korrekt Bücher zu führen und diese zu veröffentli- hen? Mit Vehemenz wird dies natürlich zurückgewiesen. nwälte seien ja schließlich Angehörige der Freien Be- fe, Organ der Rechtspflege, nur dem Ideal des Man- ats verpflichtet, das Geld nur notwendiges Übel – diese önne man ja nicht in einen Topf mit den üblichen Ge- erbetreibenden werfen, es müsse besondere Betäti- ungsformen geben, die dem Rechnung tragen. Diese ifferenzierung ist so unzeitgemäß wie einst die Tren- ung von Arbeitern und Angestellten. 600 Millionen uro Umsatz generiert allein die Abmahnindustrie jähr- ch in Deutschland, von der auch von Anwälten getrage- en Inkassoindustrie mal ganz zu schweigen. Lösen Sie ich von diesen anachronistischen Eitelkeiten, öffnen Sie uch das Gesellschaftsrecht in allen Facetten den Freien erufen, dann brauchen Sie Ihrer Klientel keine beson- eren Geschenke zu machen. Abschließend lassen Sie mich noch auf Folgendes inweisen: Mit der PartG mbB beerdigen Sie nicht nur ie Anwalts-GmbH. Vor allem geben Sie sich in Europa er Lächerlichkeit preis, denn es sind vor allem Sie, die eit gut zwei Jahrzehnten um die Einführung der So- ietas Privata Europaea als europäische Schwester der mbH kämpfen, also um eine Gesellschaftsform, die ier auf einmal nicht mehr gut genug sein soll, und es ind Sie, die für „law made in Germany“ Hochglanzbro- chüren produzieren und nun die eigene Kost verächten. Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ie Bundesregierung will eine neue Rechtsform im esellschaftsrecht einführen. Diese soll für einige we- ige Berufsgruppen gelten, nämlich für Rechtsanwälte, teuerberater und Wirtschaftsprüfer. Die neue Rechts- rm nennt sich Partnerschaftsgesellschaft mit be- chränkter Berufshaftung (PartG mbB). Wie der Name chon andeutet, will die Regierung mit dem Gesetz den enannten Berufsgruppen die Möglichkeit geben, ihre aftung für berufliche Fehler auf das Gesellschafts- ermögen zu beschränken. Eine persönliche Haftung der erufsträger, wie sie derzeit geltendes Recht ist, ist dann usgeschlossen. Ziel des Gesetzes, so steht es in der Gesetzesbegrün- ung, ist es, Anwälten, Steuerberatern und Wirtschafts- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31653 (A) ) )(B) prüfern eine deutsche Alternative zur angelsächsischen Limited Liability Partnership (LLP) zu bieten. Das hört sich im ersten Moment gut an. Aber die Lektüre des Ge- setzentwurfs macht deutlich, woher hier der Wind weht. Schon in der Einleitung des Gesetzentwurfs können wir lesen, dass sich „im Bereich von anwaltlichen Groß- kanzleien“ ein Trend zum Wechsel in die LLP abzeich- net. Dies ist also ein Gesetz, mit dem die schwarz-gelbe Koalition erneut einen Bereich ihrer Klientel bedient: die Großkanzleien. Die Regierungskoalition schenkt den Großkanzleien eine „eierlegende Wollmilchsau“, wie Kollege Strässer von der SPD die Partnerschaftsgesell- schaft mit beschränkter Berufshaftung in der ersten Be- ratung dieses Gesetzes treffend bezeichnet hat. Natürlich beschränkt sich das Gesetz rein rechtlich nicht auf große Gesellschaften. Aber in der Realität werden kleine Kanzleien diese Rechtsform kaum nutzen können. Die Versicherungsbeiträge werden bei der Part- nerschaftsgesellschaft mit beschränkter Berufshaftung deutlich in die Höhe gehen. Die Mindestversicherungs- summe von 2,5 Millionen Euro pro Versicherungsfall er- fordert hohe Prämien. Und natürlich können wir aus Gründen des Gläubigerschutzes nicht darauf verzichten, eine hohe Mindestversicherungssumme für die Partner- schaftsgesellschaft mit beschränkter Berufshaftung ein- zusetzen. Unabhängig von der Versicherungsproblematik führt das Konzept der Partnerschaftsgesellschaft mit be- schränkter Berufshaftung zu einer weiteren Zersplitte- rung der Rechtsformen im ohnehin schon komplexen Gesellschaftsrecht. Es kommt zu einer Vermischung von Merkmalen der Personengesellschaft und Merkmalen der Kapitalgesellschaft. Darüber hinaus unterfallen – an- ders als bei der LLP – nur die Ansprüche aus beruflichen Fehlern der Haftungsbeschränkung. Für sonstige Ansprüche gegen die Gesellschaft und den einzelnen Berufsträger gilt die Haftungsbeschränkung nicht. Das verkompliziert das System noch mehr. Und insbesondere die Anwaltschaft muss sich fragen lassen, welchen Weg sie in Zukunft gehen will. Rechtsanwälte sind Organe der Rechtspflege als beru- fene Vertreterinnen und Vertreter ihrer Mandantinnen und Mandanten. Sie sind unerlässlich, damit der Rechts- staat den Rechtsgewährungsanspruch der Bürgerinnen und Bürger erfüllen kann. In dieser Funktion und der da- mit einhergehenden Einbindung in die Rechtsanwalts- kammern bilden sie einen Beruf, der den Begehrlichkei- ten anderer Berufe zur Rechtsberatung trotzen kann. Der Weg in eine weitere Ökonomisierung der Rechts- anwaltstätigkeit zum Rechtsanwalt als ein – wenn auch freien so doch „gewöhnlichen“ – Beruf wie jeder andere entfernt ihn von seiner ihn schützenden Organstellung als notwendiger Teil der Justiz, die Verfassungsrechte der Menschen gewährleistet. Wenn es sich nicht als unabweislich notwendig er- weist, der Rechtsanwaltschaft eine weitere haftungs- beschränkte Organisationsmöglichkeit zu eröffnen – und ein solcher Nachweis ist bisher weder aus der tatsächli- chen Entwicklung noch systematisch geführt worden –, d k h R Ä g g e s W e w W „ a A h A L s te P s W d 2 d s d H s n (C (D ann sollte der Gesetzgeber den Lobbyinteressen eines leinen Teils der Anwaltschaft nicht nachgeben. Im Rechtsausschuss haben wir eine öffentliche An- örung zu dem Gesetzentwurf der schwarz-gelben egierungskoalition durchgeführt. Es gab zahlreiche nderungsvorschläge der Sachverständigen, die die Re- ierungskoalition nicht aufgegriffen hat. Diese schwarz- elbe Koalition peitscht kurz vor Ende der Wahlperiode in Gesetz durch, das einfach noch nicht ausgereift ist. Ich sehe das Bedürfnis für Reformen im Gesell- chaftsrecht. Aber dieses Gesetz ist nicht die Lösung. enn wir hier etwas Neues schaffen, sollten wir über ine Rechtsform debattieren, von der alle Freiberufler et- as haben. Ein solches Gesetz könnte im internationalen ettbewerb wirklich Erfolg haben. Dann könnten wir Law, made in Germany“ als echtes Qualitätsprodukt uf den Markt bringen. nlage 10 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes zur Einrichtung ei- nes Sozialen Arbeitsmarktes – Beschlussempfehlung und Bericht zu den Anträgen: – Sozialen Arbeitsmarkt dauerhaft über Passiv-Aktiv-Transfer ermöglichen - Teil- habe für alle durch sozialversicherungs- pflichtige Beschäftigung im allgemeinen Arbeitsmarkt – Einstieg in gute öffentlich geförderte Be- schäftigung beginnen – Beschlussempfehlung und Bericht zu dem Antrag: Wirksamkeit der Arbeit der Beiräte bei den Jobcentern erhöhen (Tagesordnungspunkt 20 a bis c) Dr. Matthias Zimmer (CDU/CSU): Wir beraten eute einen Gesetzentwurf der Grünen und drei weitere nträge von SPD und Linken zur Eingliederung von angzeitarbeitslosen. Uns eint dabei das Ziel, alle Men- chen an der guten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ilhaben zu lassen. Wir unterscheiden uns aber in der roblemanalyse und daher wohl auch im politischen In- trumentarium. Politik beginnt mit der Betrachtung der Wirklichkeit: ir haben die niedrigste Arbeitslosigkeit seit der Wie- ervereinigung, die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist seit 007 um rund 40 Prozent gesunken, Deutschland weist ie niedrigste Jugendarbeitslosenquote in der EU auf, ogar als einziges Land einen signifikanten Rückgang er Quote, einen Tiefstand im Hartz-IV-Bezug, einen öchststand bei der Beschäftigung. Das sind die ent- cheidenden Gründe, warum seit dem Höhepunkt der Fi- anz- und Wirtschaftskrise natürlich auch weniger finan- 31654 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) zielle Mittel für Arbeitsmarktpolitik benötigt werden. Sie sprechen von „katastrophalen Kürzungen“, aber es ist doch ganz klar: Je weniger Arbeitslose ich habe, desto weniger Geld muss ich für deren Betreuung und Vermittlung aufwenden. Genau nach dieser Logik han- deln wir. Bei Ihnen habe ich manchmal den Eindruck: Egal ob wir mehr oder weniger Arbeitslose haben, es wird immer mehr Geld gebraucht. Diese Logik kann ich nicht nachvollziehen. Die Linken wollen den öffentlich geförderten Be- schäftigungssektor wieder einmal deutlich ausweiten, um Langzeitarbeitslosigkeit abzubauen. Sie bemängeln eine mangelnde Integration von Langzeitarbeitslosen, aber wollen gleichzeitig, dass öffentlich geförderte Be- schäftigung für Ältere den nahtlosen Übergang in die Rente sichern soll. Ist das der „Paradigmenwechsel“ in der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik, von dem Sie in Ihrem Antrag sprechen? Die SPD fordert in einem Antrag – die Grünen in ei- nem Gesetzentwurf – die Einführung eines „Passiv-Ak- tiv-Transfers“. Mit ihm soll sozialversicherungspflich- tige Beschäftigung als Nachteilsausgleich bezuschusst werden. Zielgruppe: Arbeitslose mit besonders schweren Vermittlungshemmnissen. Alle Arbeitgeber sollen gleichberechtigten Zugang zur Förderung haben. In der Konsequenz muss also die so öffentlich geförderte Be- schäftigung nicht mehr den Kriterien der Zusätzlichkeit und des öffentlichen Interesses entsprechen. Sie argu- mentieren, der Staat könne so seinem Integrationsauftrag nachkommen. Ja, der „Passiv-Aktiv-Transfer“ hat einen gewissen Charme. Denn es sind sozial- und gesell- schaftspolitische Gründe, die für eine solche Option der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung sprechen: Erwerbsarbeit dient nicht nur der Erzielung von Einkom- men, sondern sie dient auch der sozialen Integration, der gesellschaftlichen Teilhabe und einem höheren Selbst- wertgefühl. Gewichtige Gründe, unbestritten. Aber die vorliegenden Anträge machen einen unausgegorenen Eindruck; denn sie unterscheiden nicht zwischen Lang- zeitarbeitslosigkeit und verfestigter Sockelarbeitslosig- keit. Diese Unterscheidung ist aber wichtig; denn der verfestigte Kern der Sockelarbeitslosen weist in der Re- gel massive Vermittlungshemmnisse auf, die ihre Inte- gration in den ersten Arbeitsmarkt erschweren. Zwei Gruppen stellen hier mit ihren schweren Vermittlungs- hemmnissen die Fallmanager vor Ort vor besonders große Herausforderungen: Das sind zum einen psychisch und physisch kranke Langzeitarbeitslose, bei denen das Ziel, „gesünder zu werden“, weit vor einer Erwerbstätig- keit steht, und zum anderen unmotivierte Langzeitar- beitslose, die sich im Leistungsbezug eingerichtet haben oder auch ein distanziertes Verhältnis zur Erwerbstätig- keit haben. Folglich wäre es sinnvoll, ihnen eine Be- schäftigung in einem geschützten Bereich anzubieten. Bestehende Arbeitsplätze dürfen dabei nicht verdrängt werden, deshalb müsste die Neu- und Wiedergewinnung von Beschäftigungsfeldern im Fokus stehen. Dies aber ist in den Vorschlägen von SPD und Grünen nicht vorge- sehen und es bleibt vor allem im Gesetzentwurf der Grü- nen offen, wie schwere Vermittlungshemmnisse über- wunden werden können. v fo s fä tu E w g d F h D d k g W s s s s d w v e b tr s u d e s G u s a h fü K g d li a E S k o G (C (D Und ein letzter Punkt: Auch ein Nachteilsausgleich on 100 Prozent an die Arbeitgeber, wie ihn die Grünen rdern, vermag wenig zu überzeugen. Die Höhe des Be- chäftigungszuschusses richtet sich nach der Leistungs- higkeit des Leistungsberechtigten. Wäre der Leis- ngsberechtigte zu 100 Prozent nicht in der Lage, die rwerbstätigkeit auszuüben, könnte er schwerlich als er- erbsfähig im Sinne des SGB II gelten. Folgerichtig inge ihm so die Leistungsberechtigung verloren. Kurzum: Weder der Gesetzentwurf der Grünen noch ie Anträge von SPD und Linksfraktion sind mit ihren orderungen zustimmungsfähig. Daher werden wir sie eute auch ablehnen. Paul Lehrieder (CDU/CSU): Die Arbeitslosigkeit in eutschland ist in den letzten Jahren kontinuierlich auf en niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung gesun- en, die Zahl der Beschäftigten auf über 41 Millionen estiegen. Die umsichtige und kluge Arbeitsmarkt- und irtschaftspolitik der Koalitionsregierung wirkt sich po- itiv aus. Und dies alles trotz der Eurokrise. Im europäi- chen und internationalen Vergleich steht Deutschland ehr gut da – es wird sogar vom „German Wunder“ ge- prochen. Und um unseren robusten Arbeitsmarkt und ie mit Abstand geringste Jugendarbeitslosigkeit werden ir im gesamten europäischen Ausland beneidet. Vor diesem Hintergrund ist es für mich nicht nach- ollziehbar, wenn die Linken in ihrem Antrag schreiben, s fehlten „ausreichend Arbeitsplätze auf dem ersten Ar- eitsmarkt“. Der christlich-liberalen Koalition ist es gelungen, otz der weltweit schwierigen Finanz- und Wirtschafts- ituation unsere Wirtschaft wettbewerbsfähig zu machen nd zu halten. Wir schaffen Arbeitsplätze und setzen mit einer soli- en Bildungs- und Familienpolitik die Grundlage für ine erfolgreiche Zukunft. Mit dem Bildungs- und Teilhabepaket beispielsweise ichern wir die Zukunftschancen bedürftiger Kinder aus eringverdienerfamilien. In einem Punkt haben Sie jedoch Recht. Wir dürfen ns nicht auf unseren Erfolgen ausruhen, sondern müs- en uns weiter konsequent um jeden einzelnen Langzeit- rbeitslosen kümmern und diesen schrittweise und be- utsam wieder in Beschäftigung bringen. Allerdings erreichen wir das nicht mit der Wiederein- hrung der Arbeitsbeschäftigungsmaßnahmen. Die osten der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen waren gi- antisch, die positiven Auswirkungen sehr gering. Stu- ien belegen zudem: Wer erst einmal dauerhaft in öffent- ch geförderter Beschäftigung ist, verschwindet leichter us dem Blick der Jobcenter, zeigt selbst meist weniger igeninitiative und hat es daher deutlich schwerer, eine telle auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden. Die Folgen einer Politik, die Arbeit bezahlt, für die es eine Nachfrage gibt – etwa in Form eines überdimensi- nierten Staatssektors –, können wir beispielsweise in riechenland erkennen. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31655 (A) ) )(B) Die Verwirklichung dieser Vorstellungen würde nicht nur ungeheuer viel Geld kosten, sondern auch durch die Bildung der von den Kollegen der Linken geforderten „regionalen Beiräte“ eine Aufblähung eines Apparates nach sich ziehen, die ineffizient, bürokratisch und zu teuer wäre. Viel Geld würde für unsinnige Verwaltungs- arbeit ausgegeben, Geld, das dann an anderer Stelle feh- len würde. Dies zeigen sehr deutlich die Ergebnisse und Erfahrungen, die die rot-rote Regierung in Berlin mit dem öffentlich geförderten Beschäftigungssektor (ÖBS) gemacht hat: Dieses Instrument ist zur Qualifizierung in den ersten Arbeitsmarkt ungeeignet, da eine Überführung in eine reguläre Beschäftigung die Ausnahme darstellt. Außerdem ist dieses Instrument ungerecht. Nur ein Bruchteil – circa 7 500 – der rund 200 000 Berliner Langzeitarbeitslosen kann von diesem Programm profi- tieren. Der ÖBS hilft damit nur circa 3,75 Prozent aller Langzeitarbeitslosen. Das Vorzeigeprojekt ÖBS verschlingt in Berlin mehr als die Hälfte des Geldes für geförderte Beschäftigung und geht offensichtlich zulasten der Ausbildungsförde- rung. Der ÖBS ist ein sehr teures Instrument von zweifel- hafter Wirksamkeit. Jede in Berlin nach dem ÖBS geför- derte Stelle kostet den Steuerzahler circa 23 860 Euro pro Jahr. Im Jahr 2009 kostete der ÖBS Berlin circa 178 Mil- lionen Euro. Wie bereits angesprochen, ist Langzeitarbeitslosigkeit nach wie vor ein ernstes gesellschaftliches Problem. Im Interesse der Betroffenen bedarf es trotz erster Erfolge weiterhin großer Anstrengungen aller beteiligten Ak- teure. Ziel der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik der unions- geführten Bundesregierung ist und bleibt es, möglichst alle Menschen, die dazu in der Lage sind, in den allge- meinen Arbeitsmarkt zu vermitteln, und nicht die dauer- hafte Finanzierung eines zweiten Arbeitsmarktes – wie Sie es in Ihren Anträgen fordern. Im Übrigen verkennen Sie, dass sich die Regierungs- koalition mit der Reform der arbeitsmarktpolitischen In- strumente weiterhin zum Instrument der öffentlich ge- förderten Beschäftigung bekennt. Dies gilt auch für von Langzeitarbeitslosigkeit Betroffenen mit besonderen Vermittlungshemmnissen. Alle verfügbaren Maßnahmen, die aktivieren und da- mit mittel- oder langfristig helfen, Beschäftigungsmög- lichkeiten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu eröff- nen, können und müssen genutzt werden. Auch die Maßnahmen der öffentlich geförderten Beschäftigung sind nach wie vor wichtiger Bestandteil des arbeits- marktpolitischen Instrumentariums im SGB II. Mit der Instrumentenreform wurden die sozialversi- cherungspflichtigen Varianten Arbeitsgelegenheiten in der Entgeltvariante und JobPerspektive zu einem Instru- ment der Förderung von Arbeitsverhältnissen (§ 16 e S w re ti a g z z u b m z ru K In g d b te in a h ti je L v im s g d e fe le ti d a fe Z ti F re m d lu a m d u d d m b ti g v b (C (D GB II) verbunden. Arbeitsgelegenheiten mit Mehrauf- andsentschädigung sind weiterhin in § 16 d SGB II ge- gelt. Öffentlich geförderte Beschäftigung soll zukünf- g nur dann eingesetzt werden, wenn der Einsatz nderer vorrangiger Instrumente eine unmittelbare Inte- ration in den allgemeinen Arbeitsmarkt nicht unterstüt- en kann. Für die Förderung von Arbeitsverhältnissen für Lang- eitarbeitslose mit besonderen Vermittlungshemmnissen nd die Freie Förderung können die Jobcenter jährlich is zu 20 Prozent des Eingliederungstitels einsetzen. So- it stehen bundesweit für 2013 etwa 665 Millionen Euro ur Verfügung. Mit dem Gesetz zur Verbesserung der Eingliede- ngschancen am Arbeitsmarkt, das am 1. April 2012 in raft getreten ist, haben wir den arbeitsmarktpolitischen strumentekasten zur Eingliederung von Arbeitslosen rundlegend überarbeitet. Das Gesetz zielt darauf ab, urch einen effektiven und effizienten Einsatz der Ar- eitsmarktinstrumente die zur Verfügung stehenden Mit- l für die Integration in Erwerbstätigkeit, insbesondere sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, besser ls bisher zu nutzen und bei wachsender Aufnahmefä- igkeit des Arbeitsmarktes die Integration in Erwerbstä- gkeit zu beschleunigen. Die Bundesregierung beschreitet mit dem Modellpro- kt „Bürgerarbeit“ neue Wege bei der Integration von angzeitarbeitslosen in Arbeit, auch unter Einbeziehung on öffentlich geförderter Beschäftigung. Zudem wird Rahmen des Bundesprogramms „Perspektive 50plus“ eit dem Jahr 2010 ein besonderes Augenmerk darauf elegt, scheinbar nicht vermittelbare ältere Menschen in as Arbeitsleben zu integrieren. Hier zeigen die bisher rzielten Erfolge, dass dies auch ohne den Einsatz öf- ntlich geförderter Beschäftigung möglich ist. Die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit, vor al- m der verfestigten Sockelarbeitslosigkeit, ist ein wich- ges Anliegen dieser Regierungskoalition. Wir werden ie Reform wirken lassen, dann die Ergebnisse genau nalysieren und anschließend entscheiden, ob und inwie- rn nachjustiert werden muss. Die von Ihnen vorgeschlagenen Maßnahmen mit dem iel der Ausweitung der öffentlich geförderten Beschäf- gung und dem Passiv-Aktiv-Transfer als neue Säule der inanzierung einzuführen, erachten wir weder als ausge- ift noch als zielführend. Wir setzen auf die schnellst- ögliche Heranführung von Leistungsberechtigten an en ersten Arbeitsmarkt durch eine umfassende Vermitt- ngs-, Qualifizierungs- und Betreuungspolitik und nicht uf die dauerhafte Finanzierung eines zweiten Arbeits- arktes, der im Übrigen auch zu Einbindungs- und Ver- rängungseffekten führen würde, falsche Anreize setzen nd sich somit arbeitsmarktpolitisch sogar kontrapro- uktiv auswirken würde. In Anbetracht der hervorragen- en Situation auf dem Arbeitsmarkt und im Zuge des de- ografischen Wandels und des Fachkräftemangels eschreitet die christlich-liberale Koalition hier den rich- gen Weg. Es gilt die Potenziale an Arbeitskräften so ut wie möglich zu nutzen und nicht dauerhaft in sub- entionierter Beschäftigung unterzubringen. Nebenbei emerkt, haben die Sachverständigen im Rahmen der öf- 31656 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) fentlichen Anhörung auch bestätigt, dass die aus dem Passiv-Aktiv-Transfer resultierenden Mittel überhaupt nicht ausreichen würden, einen sozialen Arbeitsmarkt zu finanzieren. Katja Mast (SPD): Für uns in der SPD ist Arbeit mehr als Broterwerb. Arbeit ermöglicht Teilhabe an der Gesellschaft. Deshalb braucht es eine politische Strate- gie, die auf Vollbeschäftigung setzt. Wir Sozialdemokraten wollen alle Menschen in unse- rer Gesellschaft mitnehmen, auch die, die am Rand des Arbeitsmarktes stehen, also diejenigen, die schon sehr lange Arbeit suchen und auf absehbare Zeit keine finden werden. Sie brauchen unsere besondere Unterstützung. Wir wollen und können die Spaltung auf unserem Ar- beitsmarkt nicht akzeptieren. Es kann nicht sein, dass wir über 1 Million Langzeitarbeitslose haben und die Regierung Merkel ihre Chancen auf Arbeit und Teilhabe abbaut, statt sie auszubauen. Denn was wollen die meisten Menschen, die schon mehrere Jahre Arbeit suchen? Mir stellen sie immer wie- der eine Frage: Frau Mast, was können Sie dafür tun, dass ich wieder einen Arbeitsvertrag bekomme und mor- gens weiß, wozu ich aufstehe? Die Menschen wollen arbeiten, sie wollen eine Auf- gabe haben, die erfüllend und sinnstiftend ist. Sie wollen ihren Beitrag leisten. Sie haben es satt, stigmatisiert zu werden, sie haben es satt, dass ihnen Vorurteile entge- gengebracht werden. Und sie wollen auch nicht als spät- römisch-dekadent von der FDP beschimpft werden. Unsere sozialdemokratische Antwort für Menschen am Rand des Arbeitsmarktes, für den Abbau der ver- krusteten Langzeitarbeitslosigkeit in unserem Land ist die Einrichtung eines echten sozialen Arbeitsmarktes. Wir von der SPD wollen Arbeit statt Arbeitslosigkeit fi- nanzieren! In unserem Antrag „Sozialen Arbeitsmarkt dauerhaft über Passiv-Aktiv-Transfer ermöglichen – Teilhabe für alle durch sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im allgemeinen Arbeitsmarkt“ haben wir die Bausteine für diesen sozialen Arbeitsmarkt klar umrissen. Wir wol- len Menschen, die länger als zwei Jahre arbeitslos sind und die mehrere Vermittlungshemmnisse haben, zum Bei- spiel gesundheitliche Einschränkungen oder fehlende Qualifikationen, wieder in Beschäftigung bringen. Da- von könnten rund 200 000 Menschen in Deutschland profitieren. Kernpunkte dabei sind die Finanzierung über den Passiv-Aktiv-Transfer, also Arbeit statt Arbeitslosig- keit, ergänzt durch Mittel der fördernden Arbeitsmarkt- politik sowie die Bereitstellung sozialpädagogischer Begleitung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Das Gehalt soll sich am jeweils gültigen Tariflohn oder – wenn es keinen gibt – am ortsüblichen Lohn orientie- ren. Unterste Haltelinie ist der jeweils gültige Mindest- lohn bzw. – sobald die SPD sich damit durchgesetzt hat – der flächendeckende gesetzliche Mindestlohn von mindestens 8,50 Euro. Die örtlichen Beiräte beraten über Umfang und Art der geförderten Arbeitsplätze, wobei die Sozialpartner ein Vetorecht erhalten. R c lo re a e tr S s S z b d a s M g h U B m g b b z a e ti p d E B s d H fü 4 d b is D g d b B b b z B ru c (C (D Dabei ist eins klar: Unterstützung für Menschen am and gibt es nicht zum Nulltarif. Wir müssen ausrei- hend Mittel in die Hand nehmen, um Langzeitarbeits- se zu integrieren. Die SPD ist dazu bereit – die schwarz-gelbe Bundes- gierung nicht! Das Gegenteil ist der Fall. Mit Bundes- rbeitsministerin von der Leyen an der Spitze wird hier ine Politik des sozialen Kahlschlags sondergleichen be- ieben. Allein zwischen 2009 und 2013 wurden die GB-II-Mittel in der aktiven Arbeitsmarktpolitik um atte 40 Prozent gekürzt. Die Zahl der Arbeitslosen im GB II sank im gleichen Zeitraum lediglich um 10 Pro- ent. Eine Sparpolitik, die auf Kosten der Langzeitar- eitslosen geht. Eine Politik, die die öffentlich geför- erte Beschäftigung massiv beschnitten hat und damit uch die Teilhabechancen der langzeitarbeitslosen Men- chen. Eine Politik, die mit ihrem Hü und Hott, mit ihren odellprojekten und ihrer Projektitis – Stichwort Bür- erarbeit – für Unsicherheit und Förderlücken gesorgt at. Wir Sozialdemokraten wollen damit Schluss machen. nd da, wo wir Regierungsverantwortung haben – zum eispiel in meinem Heimatland Baden-Württemberg – achen wir es bereits mit dem Landesarbeitsmarktpro- ramm unserer Ministerin Altpeter. Wir sagen: Gerade in Zeiten des Aufschwungs am Ar- eitsmarkt muss es politisches Ziel sein, verkrustete Ar- eitslosigkeit aufzubrechen und sich den Menschen zu- uwenden, die unsere besondere Förderung brauchen. Nachhaltige Vorschläge oder Initiativen, um langzeit- rbeitslose Menschen wieder in Arbeit zu bringen, gibt s von dieser Bundesregierung nicht. Auch heute disku- eren wir, wieder einmal, allein die Vorschläge der Op- ositionsparteien. Fehlanzeige bei CDU und FDP. Statt- essen hat die Regierung Merkel alle Instrumente zum rhalt einer dauerhaften sozialversicherungspflichtigen eschäftigung für Langzeitarbeitslose de facto abge- chafft. Und was passiert jetzt? Kurz vor der Wahl erweckt ie Bundesregierung Merkel wieder den Anschein des andelns. Sie tut so als ob, indem sie die Bundesagentur r Arbeit sagen lässt, für drei Jahre werden 20 bis 0 Menschen in ganz Deutschland im Rahmen des Mo- ellprojekts „Perspektiven in Betrieben“ beschäftigt. 20 is 40 Menschen, betroffen sind rund 200 000! Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein – eigentlich t es eher ein Tröpfchen auf den ausbrechenden Vulkan. as ist Anscheinserweckungspolitik vom Feinsten. Es eht der Regierung Merkel nicht um die Menschen, son- ern um den Anschein. Man setzt für die Modelllaufzeit von drei Jahren 20 is 40 Teilnehmer und Teilnehmerinnen an, obwohl der edarf bei circa 200 000 Menschen liegt! Langzeitar- eitslose sollen in privatwirtschaftlichen Betrieben ar- eiten, im Gegenzug bezahlt die Bundesagentur 75 Pro- ent des Gehaltes. Das Instrument ist nicht neu, mit dem eschäftigungszuschusses haben wir seit Jahren Erfah- ng. Wir brauchen keine neuen Programme, wir brau- hen endlich einen echten sozialen Arbeitsmarkt. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31657 (A) ) )(B) Die Länder, allen voran mein Heimatland Baden- Württemberg, haben das erkannt und ebenfalls eine ent- sprechende Bundesratsinitiative zur Neuausrichtung der öffentlich geförderten Beschäftigung in der letzten Wo- che verabschiedet. Mit dieser schwarz-gelben Koalition gibt es keine Antwort auf die Probleme der Menschen. Diese Regie- rung bedeutet Stillstand. Nach dem 22. September wer- den wir das beenden. Schwarz-Gelb will Anscheinser- weckung – die SPD schafft Teilhabe. Die Bürger haben die Wahl für einen sozialen Arbeitsmarkt. Pascal Kober (FDP): Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Hause Einigkeit darüber haben, dass wir uns vermehrt um die Arbeitsmarktchancen von Langzeitar- beitslosen kümmern müssen. Die vergangenen Jahre ha- ben große Erfolge auf dem Arbeitsmarkt gebracht – auch für Langzeitarbeitslose. Es ist in diesem wirtschaftlichen Aufschwung zum ersten Mal seit 45 Jahren gelungen, die Zahl der Lang- zeitarbeitslosen zu senken. Im Mai dieses Jahres waren 2 Millionen Personen arbeitslos im Rechtskreis des So- zialgesetzbuches II. Im Mai 2010 waren es noch über 200 000 Personen mehr. Nichtsdestotrotz sind derzeit noch immer 2 Millionen Menschen im Rechtskreis des Sozialgesetzbuches II als arbeitsuchend gemeldet. Das Vorstandsmitglied der Bun- desagentur für Arbeit Heinrich Alt geht davon aus, dass seit Einführung der Hartz-IV-Gesetze 400 000 Erwach- sene durchgehend Grundsicherungsempfänger waren. Man kann daher davon ausgehen, dass es für diese Men- schen besonderer Antworten und Anstrengungen bedarf, um sie wieder am Erwerbsleben teilhaben zu lassen. Ge- rade in der derzeitigen wirtschaftlichen Lage im Zusam- menhang mit dem Fachkräftemangel muss es unsere ge- sellschaftliche und auch unsere politische Aufgabe sein, auch für sie Perspektiven anzubieten. Für die FDP bedeutet Arbeit mehr als nur die Mög- lichkeit der eigenverantwortlichen Sicherung des Le- bensunterhaltes. Sie trägt zur Sinnstiftung im Leben bei, vermittelt das Bewusstsein, gewollter Teil der Gesell- schaft zu sein und gebraucht zu werden, und stärkt so das Selbstwertgefühl. Arbeitslosigkeit darf daher nicht auf ihre materielle Dimension reduziert werden. Das Fehlen von Arbeit ist daher auch immer das Fehlen von Freiheit. Menschen wollen etwas leisten und wollen sich betei- ligen. Daher haben wir uns in der Vergangenheit, unter anderem zusammen mit dem Paritätischen Wohlfahrts- verband, Gedanken darüber gemacht, mit welchen Pro- grammen man hier Perspektiven schaffen kann. Ich gebe ganz offen zu, dass wir dabei auch an den sogenannten Passiv-Aktiv-Transfer denken. Für uns ist aber klar, dass die Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt stattfinden muss. Ja, wir werden hier über Lohnkostenzuschüsse re- den müssen. Im Gegensatz zum Gesetzentwurf und den Anträgen der Oppositionsfraktionen wollen wir keinen parallelen sozialen Arbeitsmarkt. Die Menschen sollen mittel- und la d e d V B te b m D k a d s fü re g n M m a tr h h M c Id te d h d s Ih n 8 b u z a li V Ü g B b b e s L (C (D ngfristig an den ersten Arbeitsmarkt herangeführt wer- en, und daher halten wir es auch für notwendig, dass ine Anbindung an den ersten Arbeitsmarkt besteht. Stu- ien des Instituts zur Zukunft der Arbeit haben in der ergangenheit gezeigt, dass der Sprung aus geförderter eschäftigung in ungeförderte Beschäftigung viel leich- r ist, wenn man einen direkten Kontakt zum ersten Ar- eitsmarkt hat. Darüber hinaus sind wir aus Gründen des Fachkräfte- angels darauf angewiesen, dass kein Potenzial in eutschland ungenutzt bleibt. Auch Langzeitarbeitslose önnen etwas. Vielleicht kurz noch im Einzelnen zu Forderungen us Ihren Anträgen bzw. dem Gesetzentwurf. Liebe Kolleginnen und Kollegen der Grünen, Sie for- ern in Ihrem Gesetzentwurf, dass der Lohnkostenzu- chuss bis zu 100 Prozent betragen soll. Dies halte ich r den falschen Ansatz. Es ist zum einen ein demotivie- ndes Zeichen gegenüber dem Einzelnen, wenn er so ezeigt bekommt, dass seine Arbeit am Markt offenbar ichts wert ist. Zum anderen kann jede und jeder einen ehrwert für das Unternehmen bringen, gerade wenn an berücksichtigt, dass die begleitende Betreuung auf nderem Weg finanziert werden kann. Liebe Kolleginnen und Kollegen der Linken, Ihr An- ag fordert, einen eigenen öffentlich finanzierten, dauer- aften sozialen Arbeitsmarkt zu schaffen. Zudem soll ier ein Mindestlohn von mindestens 10 Euro gelten. an merkt hier deutlich, dass es Ihnen nicht um Chan- en für Langzeitarbeitslose geht, sondern nur um Ihre eologie, bzw. wenn Sie es ernst meinen würden, müss- n Sie erkennen, dass Ihr einheitlicher gesetzlicher Min- estlohn von 10 Euro für diese Personengruppe viel zu och ist. Sprechen Sie einmal mit Praktikern, mit Menschen ie in ihren Unternehmen und Beschäftigungsgesell- chaften Langzeitarbeitslose beschäftigen. Die werden nen klar sagen, dass ein Mindestlohn von 10 Euro icht realistisch ist. Gleiches gilt auch für die Mindestlohnforderung von ,50 Euro der SPD. Sie werden hier die gleichen Pro- leme haben. Zudem finde ich es sehr interessant, dass ns Praktiker aus der Arbeit mit Langzeitarbeitslosen um Beispiel davor warnen, Veränderungen bei der Zeit- rbeit umzusetzen. Dies sei für viele eine wichtige Mög- chkeit der Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt. or diesem Hintergrund sollten Sie daher auch Ihre berlegungen dazu überdenken. Sie können sicher sein, dass wir in der nächsten Le- islaturperiode sinnvolle und hilfreiche Lösungen für die etreuung von Langzeitarbeitslosen finden werden. Da- ei sollten wir in diesem Hause auch alle zusammenar- eiten. Die Bedeutung der Aufgabe gebietet es. Sabine Zimmermann (DIE LINKE): Alle Gesetz- ntwürfe und Anträge, die heute hier zur Abstimmung tehen, wollen durch öffentlich geförderte Beschäftigung angzeiterwerbslosen neue Perspektiven eröffnen. Es 31658 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) sind alles Initiativen der Opposition, von der Regierung findet man nichts. Sie hält strikt an ihrem Sparkurs in der Arbeitsmarktpolitik fest. Dabei haben Langzeitarbeits- lose kaum von dem bescheidenen Aufschwung der Jahre 2010 bis 2012 profitiert. Im letzten Sommer kritisierte sogar die OECD Deutschland für den hohen Anteil der Langzeitarbeitslosen. Und mit der jüngsten Stagnation der deutschen Wirtschaft wächst inzwischen schon wie- der die Langzeitarbeitslosigkeit: Im Mai gab es laut Bun- desagentur für Arbeit 1 058 133 Menschen, die ein Jahr oder länger arbeitslos waren. Das sind fast 18 000 oder 1,7 Prozent mehr als im Mai letzten Jahres. Damit wird die gesellschaftliche Teilhabe von immer mehr Men- schen massiv eingeschränkt. Welche Antworten können darauf gegeben werden? Schaut man sich die verschiedenen Anträge an, fallen zwischen den Initiativen der SPD und der Grünen und dem Antrag der Linken deutliche Unterschiede auf, ers- tens bei der Beschreibung des Problems: Bei SPD und Grünen hat man oft den Eindruck, der Großteil der Menschen, die ein Jahr und länger ohne Ar- beit sind, haben verschiedene persönliche, gesundheitlich Probleme, die verhindern, dass sie einen Job bekommen. Aber das trifft nur auf eine Minderheit zu. Das IAB, das wissenschaftliche Institut der Bundesagentur für Arbeit, spricht von 100 000 bis 200 000 Personen mit sogenann- ten größeren Vermittlungshemmnissen. Lässt man hier die oftmals problematische Definition der Vermittlungs- hemmnisse außer Acht, wird deutlich: Etwa 800 000 bis 900 000 Langzeiterwerbslose haben keine schwerwie- genden Vermittlungshemmnisse. Warum klappt es bei ih- nen trotzdem nicht? Drei zentrale Gründe können hier mindestens genannt werden: Erstens wird vielen Betrof- fenen durch den Kürzungskurs der Bundesregierung in der Arbeitsmarktpolitik die notwendige Qualifizierung- und Weiterbildung vorenthalten. Nach wie vor werden sie lieber in billigere 1-Euro-Jobs abgeschoben. Zweitens sind viele Unternehmen nicht bereit, Lang- zeiterwerbslose einzustellen. Das IAB hat kürzlich eine Studie vorgestellt, wonach nur jeder dritte Betrieb lang- zeitarbeitslosen Bewerbern im Einstellungsprozess eine Chance gibt. Dabei zeigt sich dann, dass bei den Betrie- ben, die Langzeiterwerbslose einstellen, etwa die Hälfte ihre Arbeitsmotivation und Zuverlässigkeit als gut oder sogar sehr gut beurteilt. Nur jeder siebente bis neunte Betrieb beurteilte diese Eigenschaften als mangelhaft oder sehr schlecht. Das zeigt, wie massiv die Einstel- lungschancen der Langzeiterwerbslosen durch Vorurteile der Arbeitgeber beschnitten werden. Drittens fehlen entgegen allen Meldungen über das angebliche deutsche Jobwunder schlicht Arbeitsplätze. Im Mai hatten wir knapp 3 Millionen Menschen, die of- fiziell als Arbeitslose erfasst sind, die Zahl der tatsäch- lich Erwerbslosen ist noch viel höher. Es gibt derzeit aber nur 950 000 offene Stellen, Tendenz sinkend. Wir sehen also, es gibt mehrere Punkte, wo wir ansetzen müssen, wenn es um die Bekämpfung von Langzeiter- werbslosigkeit geht. Q v w k c D e z e d s s te le e u u ö s li w K v n a fü L d ü S ti W k e d n v v fe z w z z u d G m g g d e D te a (C (D Wir brauchen mehr Gelder für Weiterbildung und ualifizierung. Wir brauchen ein anderes Einstellungs- erhalten der Arbeitgeber. Die Politik sollte überlegen, ie sie den Arbeitgebern hier auf die Sprünge helfen ann. Wir brauchen mehr Arbeitsplätze. Und wir brau- hen eben auch öffentlich geförderte Beschäftigung. enn nach den Vorstellungen der Linken könnten durch inen öffentlich geförderten Beschäftigungssektor, ÖBS, usätzliche Arbeitsplätze entstehen, die Erwerbslosen ine berufliche Perspektive eröffnen. Gleichzeitig kann amit die Zivilgesellschaft gestärkt und gesellschaftlich innvolle Arbeit organisiert werden – wie es zum Bei- piel in Berlin zur Zeit des Rot-Roten Senats bei Stadt- ilzentren, Vereinen, Initiativen und Netzwerken sozia- r, kultureller, ökologischer und antizipativer Projekte rprobt wurde. Dieser Sektor braucht eine dauerhafte nd zuverlässige Finanzierung. Wir haben als Linke in nserem Antrag klare Vorschläge gemacht, wie mit guter ffentlich geförderter Beschäftigung sinnvolle, gesell- chaftlich notwendige Arbeit ermöglicht wird. Diese Vorschläge unterscheiden sich zum Teil deut- ch von denen der SPD und Grünen. SPD und Grüne ollen bei öffentlich geförderter Beschäftigung auf die riterien „Zusätzlichkeit“ und „öffentliches Interesse“ erzichten. Wir halten das für falsch und warnen vor ei- er Verdrängung bestehender Arbeitsplätze. Da hilft es uch nicht, darauf zu verweisen, dass alle Arbeitgeber r die Einrichtung öffentlich geförderter Jobs einen ohnkostenzuschuss erhalten können. Die Linke hält eshalb an diesen Kriterien fest und sagt zugleich, dass ber die Frage, ob ein Job zusätzlich ist, nicht an einem chreibtisch entschieden werden soll, sondern prak- sch vor Ort unter Mitbestimmung der Sozialpartner. ir haben sogar dazu einen eigenen Antrag „Wirksam- eit der Arbeit der Beiräte bei den Jobcentern erhöhen“ ingebracht. Zum anderen wollen SPD und Grüne an en 1-Euro-Jobs festhalten, diese teilweise den von ih- en neu geforderten Beschäftigungsverhältnissen sogar orschalten. Darüber hinaus will die SPD gar keine ollsozialversicherungspflichtige Beschäftigung schaf- n, sondern verweigert den Betroffenen den Zugang ur Arbeitslosenversicherung. Das alles ist mit der Linken nicht zu machen. Wir ollen, dass die neu geschaffene Beschäftigung voll so- ialversicherungspflichtig ist, freiwillig und tariflich be- ahlt. Wir sagen klar Nein zu Niedriglohnarbeitsplätzen nd prekärer Beschäftigung. Ich fasse abschließend zusammen: Die Regierung hat ie Langzeiterwerbslosen abgeschrieben. SPD und rüne bringen Vorschläge für einen sozialen Arbeits- arkt ein, die eine Verdrängung von regulärer Beschäfti- ung nicht ausschließen und nicht mit der Hartz-Gesetz- ebung brechen. Deshalb ist die Linke die einzige Kraft, ie sich für gute, öffentlich geförderte Beschäftigung insetzt. Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ie FDP-Bundestagsfraktion wirbt gerade unter dem Ti- l „Vier gute Jahre“ mit einem Kinospot für sich, quasi ls Leistungsschau ihrer Regierungsbeteiligung. Über Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31659 (A) ) )(B) Langzeitarbeitslose wird in dem Spot aber kein Wort verloren, und das aus gutem Grund; denn die letzten vier Jahre waren keine guten Jahre für Langzeitarbeitslose. Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat in den letzten vier Jahren massiv bei der aktiven Arbeitsmarktpolitik gekürzt, rund 40 Prozent. Dadurch sind ausgerechnet die durch den Rost gefallen, die besonderer Unterstützung bedürfen, um wieder eine Chance auf Arbeit zu haben. Durch die schwarz-gelbe Instrumentenreform wurden die Fördermöglichkeiten für Langzeitarbeitslose noch- mals verschlechtert. Das war die ausgesprochen ungute Realität der letzten Jahre für Langzeitarbeitslose. Aber offensichtlich ge- schehen noch Zeichen und Wunder. Denn in dieser Wo- che fand eine Veranstaltung „Perspektiven für Langzeit- arbeitslose“ statt, organisiert von der FDP. Durch die Macht des Faktischen hat offenbar auch das liberale Ideologie-Bollwerk feine Risse bekommen. Denn richtig ist: Der Markt richtet es nicht von alleine für Hundert- tausende Arbeitslose. Fakt ist auch, dass wir mit den vor- handenen Instrumenten keine vernünftigen Perspektiven für diese Menschen aufbauen können. Darum bin ich froh, dass inzwischen auch in das FDP-Vokabular Worte wie „Passiv-Aktiv-Transfer“ Einzug gehalten haben. Gut ist auch, dass die Kolleginnen und Kollegen von der FDP inzwischen zugeben, dass in den letzten vier Jahren zu wenig für Langzeitarbeitslose getan wurde. Leider ist Ihnen das erst jetzt aufgefallen. Ich hoffe, dass die FDP genug Klarsichtfolie eingekauft hat, um all die Ideen, die sie nun am Ende der Legislaturperiode auf einmal präsentiert, auch über den Wahlkampf hinaus frisch zu halten. Wenn Sie es ernst meinen, müssen Sie Ihren bisherigen Kurs korrigieren. Als Wahlkampfmanö- ver taugt dieses Thema nicht; dafür geht es um viel zu viele Schicksale. Unser grüner Kurs ist klar: Wir wollen einen Sozialen Arbeitsmarkt als Baustein eines inklusiven Arbeits- markts schaffen. Wir wollen damit auch denjenigen Teil- habe und Perspektive anbieten, die von der schwarz-gel- ben Bundesregierung vier lange Jahre lang links liegen gelassen wurden. Unser Gesetzentwurf hat die folgenden Kernpunkte: Der Soziale Arbeitsmarkt wird gesetzlich verankert. Wir ziehen neben die vorhandene Möglichkeit der För- derung von Arbeitsplätzen dauerhaft eine zusätzliche Säule ein. Damit wird die bereits existierende Förderung von Arbeitsentgelten bis zu 75 Prozent des sozialversi- cherungspflichtigen Arbeitsentgelts um die Option einer Förderung bis zu 100 Prozent ergänzt. Der grüne Soziale Arbeitsmarkt ist für alle Tätigkei- ten bei allen Arbeitgebern offen. Praxisuntaugliche För- derkriterien wie Zusätzlichkeit, Wettbewerbsneutralität und öffentliches Interesse werden ersetzt durch einen lo- kalen Konsens. Den Konsens schmieden müssen die re- levanten Arbeitsmarktateure vor Ort. So kann ein gesell- schaftlich akzeptierter Beschäftigungsbereich entstehen, der zudem eine Brückenfunktion in den regulären Ar- beitsmarkt übernimmt. Denn auch wenn wir das Ange- b s li A w b b d b w n e ih n n v s u B z c c n In s Z ru b M n d A a G le a s 2 A s u h n v (C (D ot längerfristig ausgestalten: Der Soziale Arbeitsmarkt oll keine Sackgasse sein. Die Teilnahme am Sozialen Arbeitsmarkt ist freiwil- g. Er wendet sich an über 25-Jährige, da wir jüngere rbeitslose vorrangig in eine Ausbildung vermitteln ollen. Vorausgesetzt wird eine besonders lange Ar- eitslosigkeit von mindestens 24 Monaten sowie eine esonders komplexe Problemlage. Um sicherzustellen, ass wirklich die richtigen Personen vom Sozialen Ar- eitsmarkt profitieren, haben wir ein sorgfältiges Aus- ahlverfahren eingezogen. Vorgesehen ist eine Entloh- ung gemäß tariflicher bzw. ortsüblicher Löhne oder ines geltenden Mindestlohns. Im Sozialen Arbeitsmarkt stehen die Arbeitslosen und re Wege aus der Arbeitslosigkeit im Mittelpunkt; denn ur mit einer individuellen Integrationsstrategie kann ih- en nachhaltig geholfen werden. Wir setzen auf sinn- olle Beschäftigung, aber auch auf spezifisch zuge- chnittene weitere Angebote der Betreuung, Beratung nd Förderung, beispielsweise auf sozialpädagogische etreuung, Maßnahmen zur Gesundheitsförderung oder ur Sprachförderung. Der grüne Soziale Arbeitsmarkt schafft eine verlässli- he Planungsgrundlage für die Betroffenen, für die Job- enter, aber auch für die Arbeitgeber. Das liegt zum ei- en an der Förderdauer, zum anderen an der stallierung des Passiv-Aktiv-Transfers. Damit werden tatt passiver Leistungen bei Langzeitarbeitslosigkeit uschüsse zum Arbeitsentgelt für eine sozialversiche- ngspflichtige Beschäftigung gewährt. Anstelle von Ar- eitslosigkeit wird Arbeit finanziert. Die Einführung eines Sozialen Arbeitsmarktes für enschen ohne absehbare Chancen am Arbeitsmarkt ist otwendig und überfällig. Unser Gesetzentwurf zeigt en Weg, und dafür bitten wir um Ihre Unterstützung. nlage 11 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Förderung Deutscher Auslandsschulen (Auslandsschulgesetz – ASchulG) (Tagesord- nungspunkt 21) Dr. Thomas Feist (CDU/CSU): Ich freue mich ußerordentlich, dass wir heute abschließend über den esetzentwurf zur Förderung deutscher Auslandsschu- n beraten. Gerade die Vielzahl der Schwierigkeiten, die us dem Weg geräumt werden konnte, macht diese ab- chließende Beratung zu einem sehr freudigen Ereignis. Ich erinnere an den Anfang dieses Prozesses. Bereits 008 hat der Bundestag die besondere Bedeutung der uslandsschulen festgehalten. In dem damals beschlos- enen Antrag „Deutsches Auslandsschulwesen stärken nd weiterentwickeln“ (Bundestagsdrucksache 16/9303) eißt es: „Deutsche Auslandsschulen vermitteln ein achhaltiges und positives Bild von Deutschland. Sie erbinden Völker und Kulturen aller Welt mit Deutsch- 31660 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) land und schaffen Verständnis für Deutschland in Poli- tik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Die Schulen leisten als Zentren schulischer Zusammenarbeit einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung der schuli- schen Bildung und damit zur Entwicklung im Gastland insgesamt.“ Die Bundesregierung wurde aufgefordert, die Planungssicherheit für die Auslandsschulen zu ver- bessern. Genau das erreichen wir mit diesem Gesetz jetzt. Mit dem Rechtsanspruch auf eine Förderung geben wir den Schulen die langfristige Planungssicherheit, die sie so dringend brauchen und gefordert haben. Aber nicht nur das. Mit diesem Gesetz verdeutlichen wir er- neut, wie wichtig das deutsche Auslandsschulwesen als Eckpfeiler der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik für uns ist, und dass wir bereit sind, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu setzen. Der vorliegende Änderungsantrag der christlich-libe- ralen Koalition bessert den Gesetzentwurf an den richti- gen Stellen nach. Im parlamentarischen Verfahren gab es ja von verschiedenen Seiten Fragen und Anregungen zu dem Entwurf. Ich bin nun froh, dass wir mit dem Ände- rungsantrag einen guten Kompromiss und Ausgleich der verschiedenen Interessen gefunden haben. Sicherlich gibt es einige, die sich insbesondere bei dem zentralen Punkt der Förderfähigkeit eine geringere Anzahl der not- wendigen Abschlüsse gewünscht hätten. Der Gesetzent- wurf sah 20 Abschlüsse vor, der Unterausschuss für Aus- wärtige Kultur- und Bildungspolitik hat fünf Abschlüsse vorgeschlagen. Unser Änderungsantrag beinhaltet nun den Kompromiss von zwölf Abschlüssen. Das ist eine gute Lösung, und ich möchte meinen Kollegen Herrn Dr. Gauweiler zitieren, der das letze Woche sehr schön auf den Punkt gebracht hat (Plenarprotokoll 17/244): „Ich freue mich, dass es jetzt einen Kompromissvor- schlag gibt, über den man sich einigen kann. Ich bitte in diesem Fall auch die Opposition, die in diesem Fall nicht Opposition, sondern Trägerin der Mehrheit im Bundesrat ist, ihrem Herzen einen Stoß zu geben: 20 Abschlüsse fordern die einen, 5 die anderen. Jetzt gibt es einen Vor- schlag bezüglich 12. Ich danke dem Kollegen Mißfelder, dass er sich hier so massiv dafür eingesetzt hat, dass wir die Kuh vom Eis bringen und dieses Gesetz in Gottes Namen noch durchsetzen können.“ Ich kann mich meinem Kollegen nur anschließen und an die Mitglieder der Oppositionsfraktionen appellieren, diesem Gesetz in der geänderten Form zuzustimmen. Dies sage ich auch vor dem Hintergrund der Erkennt- niss, dass in der letzten Anhörung Folgendes deutlich geworden ist: Nach dem ursprünglichen Entwurf, der 20 Abschlüsse vorsah, hätten 45 der 140 Auslandsschu- len einen Rechtsanspruch auf eine Förderung gehabt. Die geforderten fünf Abschlüsse hätten zu einem Kreis von 89 anspruchsberechtigten Schulen geführt. Der Kompromissvorschlag mit zwölf Abschlüssen ergibt, dass 82 Schulen einen Förderanspruch haben. Insbeson- dere mit Blick auf den ursprünglichen Entwurf nenne ich das einen tragfähigen Kompromiss, den wir hier im par- lamentarischen Verfahren erreicht haben. A s s s m d te w v e b m A m A F s tu D n to S m B v p 7 u 8 S m tü d to A g w d s B a d e d in Ic la A P d g in b (C (D Hinzu kommt, dass mehrere Experten in der letzten nhörung die Argumentation der Bundesregierung ge- tützt haben, dass die Mindestzahl von zwölf Schulab- chlüssen aus pädagogischer Sicht sinnvoll und richtig ei. Bei fünf Abschlüssen, so wurde angemerkt, könne an nicht von Lerngruppen ausgehen, in denen neben en fachlichen auch die sozialen Kompetenzen vermit- lt würden. Darüber hinaus nimmt der vorliegende Antrag noch eitere wichtige Änderungen an dem Gesetzentwurf or. Nun ist auch ausdrücklich der Hauptschulabschluss rwähnt, sodass im Ergebnis sowohl deutsche allgemein- ildende und berufsbildende Abschlüsse als auch das ge- ischtsprachige International Baccalaureate gemäß der nerkennung durch die Ständige Konferenz der Kultus- inister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland bschlüsse im Sinne des Gesetzes sind. Nicht zu vergessen ist, dass ein neuer Paragraf zur örderung von Schulen, die keine deutschen Auslands- chulen sind, aber das Deutsche Sprachdiplom der Kul- sministerkonferenz anbieten, eingefügt werden soll. ie Förderung, auf die kein Rechtsanspruch besteht, soll ach Maßgabe des Zuwendungsrechts erfolgen und be- nt damit den überaus wertvollen Beitrag, den diese chulen leisten, ohne die zugrunde liegende Fördersyste- atik aufzubrechen und zu übermäßigen finanziellen elastungen zu führen. Das deutsche Auslandsschulwesen leistet einen wert- ollen Beitrag zur Auswärtigen Kultur- und Bildungs- olitik. Es umfasst 140 deutsche Auslandsschulen in 1 Ländern mit rund 78 000 Schülern, 20 000 deutschen nd 58 000 nichtdeutschen Schülern. Dazu kommen 70 Schulen, an denen der Abschluss des Deutschen prachdiploms der Kultusministerkonferenz der Länder öglich ist. Damit sind die Auslandsschulen Leucht- rme Deutschlands im Ausland und des deutschen Bil- ungssystems weltweit. Auch wenn traditionell und his- risch gewachsen der Fokus auf allgemeinbildenden bschlüssen liegt, sind die Schulen daneben hervorra- ende Beispiele für die in ganz Europa immer wichtiger erdende berufliche Bildung. Aktuelle Zahlen zeigen, ass im Jahr 2012 bereits an 14 deutschen Auslands- chulen der berufsschulisch-theoretische Teil der dualen erufsausbildung neben der allgemeinen Hochschulreife ngeboten wurde. Dabei durchliefen 507 Schüler entwe- er eine klassische kaufmännische duale Ausbildung an iner Berufsschule oder besuchten eine Fachoberschule. Auch aus diesem Grund bin ich froh und zufrieden, ass wir die Chance nutzen konnten und nun doch noch dieser Legislaturperiode dieses Gesetz verabschieden. h danke allen Beteiligten herzlich. Jürgen Klimke (CDU/CSU): Die deutsche Aus- ndsschularbeit ist einer der zentralen Pfeiler unserer uswärtigen Kultur- und Bildungspolitik, AKPB. Dieser olitikbereich liegt mir persönlich am Herzen, dienen ie dafür eingesetzten Mittel doch der Völkerverständi- ung, der Stärkung deutscher Kultur und Wissenschaft der Welt und tragen zu einem positiven Deutschland- ild bei. Neben dem Auslandsschulwesen gibt es ver- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31661 (A) ) )(B) schiedene andere wichtige Aspekte deutscher Kultur- und Bildungspolitik wie die Förderung der deutschen Sprache durch die Goethe-Institute, den Freiwilligen- dienst des Auswärtigen Amtes, die kulturelle Programm- arbeit oder den Wissenschafts- und Hochschulaustausch. Auf alle diese Bereiche einzugehen, würde den zeitli- chen Rahmen dieser Debatte sprengen. Ich möchte aber wenigstens einige Sätze zum Hochschulaustauch und der Arbeit des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in die Diskussion einbringen. Vor wenigen Wochen durfte ich dem 50-jährigen Jubiläum der Präsenz des DAAD in Frankreich beiwohnen. Dort wurde mir be- wusst, wie wichtig die Rolle des Wissenschafts-, aber auch des Jugendaustauschs insgesamt für die deutsch- französische Versöhnung nach dem Krieg gewesen ist. Der lebhafte Austausch unserer Kulturen, die Internatio- nalisierung wissenschaftlicher Karrieren befruchtet die vormals national geprägten Sichtweisen und bringt die Forschung und somit letztlich auch die Wirtschaft nach vorne. Auf der hochrangig besetzten Konferenz in Paris waren wir uns einig, wie wichtig die Rolle der auswärti- gen Kultur- und Bildungspolitik auch im Bereich der Wissenschaft ist. Das zeigt auch der Prozess der Interna- tionalisierung der Studienabschlüsse, der bei aller be- rechtigten Kritik zu einem europaweiten Zusammen- wachsen der Studenten und Studiengänge führt und die Internationalität der Lebensläufe bei Akademikern signi- fikant erhöht. Austausch ist wichtig. Er baut Vorurteile ab, und der damit verbundene Perspektivwechsel sorgt für eine neue Sichtweise auf die eigene, bisher nicht hinterfragte Her- kunftsgesellschaft. Das Ergebnis ist eine Persönlich- keitsentwicklung, die Flexibilität im Denken durch un- terschiedliche Herangehensweisen fördert und immun gegen nationale Stereotypen ist. Deshalb setze ich mich für eine Stärkung von Jugendaustausch und den Aufbau von internationalen Partnerschaften von Städten, Hoch- schulen, Schulen, aber auch von zivilgesellschaftlichen Akteuren ein. In diese Richtung wirken übrigens auch die Deut- schen Auslandsschulen. Stellen Sie doch allein durch ihr Selbstverständnis eine Brücke zwischen dem Staat, in dem die Schule angesiedelt ist, und Deutschland dar. Sie sichern somit nicht nur die schulische Versorgung deut- scher Kinder im Ausland und vermitteln und fördern wichtige Kenntnisse der deutschen Sprache, sondern sie stärken auch den Wissens- und Wirtschaftsstandort Deutschland und ermöglichen jungen Menschen die Be- gegnung mit deutscher Kultur. Sie bringen Kinder und Jugendliche in diesen Staaten mit Deutschland in Kon- takt und prägen ihr Bild von unserem Land maßgeblich. Die Schulen, für die ein Schulgeld entrichtet wird, haben große Anziehungskraft auf lokale Eliten. Durch den Be- such ihrer Kinder von deutschen Schuleinrichtungen profitiert Deutschland langfristig und sichert sich somit den Zugang zu zukünftigen Entscheidern. Durch die gezielte Förderung von Kindern und junger Menschen im deutschen Auslandsschulwesen wird bei jungen Menschen die Neugier auf Deutschland geweckt. Reisen nach Deutschland, persönliche Kontakte und möglicherweise der Besuch einer deutschen Hochschule w s d d M s s b b b a a s n s h g E „ u k fe W Z B d w g s g e s s li e fü b h tu C z S s z w s B d ti W M d v B d (C (D erden gefördert, sodass unser Land langfristig von die- en Karrieren profitiert. Durch die Beschäftigung mit eutschen Medien und deutscher Alltagskultur wird zu- em ein erhöhtes Bewusstsein für deutsche Produkte und arken geweckt. Somit werden für die deutsche Wirt- chaft neue Märkte erschlossen. Derzeit gibt es weltweit etwa 140 deutsche Auslands- chulen in 71 Ländern sowie 870 von der Bundesrepu- lik Deutschland geförderte schulische Einrichtungen zw. deutsche Abteilungen in staatlichen Schulen. Die esondere Bedeutung dieser zentralen AKPB-Säule wird uf verschiedene Weise sichtbar. Bereits im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und FDP us dem Jahr 2009 wird auf die zentrale Rolle des deut- chen Auslandsschulwesens hingewiesen, mit der Über- ahme der Schirmherrschaft für das Auslandsschulwe- en durch Bundespräsident Joachim Gauck im Jahr 2012 at diese AKPB-Säule nochmals eine wichtige Würdi- ung erfahren. In einer bereits 2008 verabschiedeten ntschließung des Deutschen Bundestages heißt es: Deutsche Auslandsschulen vermitteln ein nachhaltiges nd positives Bild von Deutschland. Sie verbinden Völ- er und Kulturen aller Welt mit Deutschland und schaf- n Verständnis für Deutschland in Politik, Wirtschaft, issenschaft und Gesellschaft. Die Schulen leisten als entren schulischer Zusammenarbeit einen wertvollen eitrag zur Entwicklung der schulischen Bildung und amit zur Entwicklung im Gastland insgesamt.“ Die Förderung dieses Brückenpfeilers deutscher Aus- ärtiger Kultur- und Bildungspolitik im Rahmen einer esetzlichen Grundlage, die durch den vorliegenden Ge- etzentwurf der Bundesregierung geschaffen wird, be- rüße ich deshalb ausdrücklich. Hiermit schaffen wir ine erhöhte Rechtssicherheit der Förderung von deut- chen Auslandsschulen und können in konstanter und ubstanzieller Weise dem Förderziel dienen, eine mög- chst große Anzahl von Schülerinnen und Schülern zu inem in Deutschland anerkannten Bildungsabschluss zu hren. Wir gewährleisten damit, dass dort, wo sich sta- ile, voll ausgebaute deutsche Auslandsschulen etabliert aben, die Grundlagen für eine dauerhafte Gewährleis- ng des laufenden Betriebs geschaffen werden. Der vorliegende Änderungsantrag der Fraktionen der DU/CSU und FDP greift die Anliegen des Bundesrates ur Erweiterung des Kreises der anspruchsberechtigten chulen, zur Förderfähigkeit und zur Form der Schulab- chlüsse auf und ist deshalb eine sinnvolle Ergänzung um Gesetzentwurf. Lassen Sie mich nochmals die große Bedeutung Aus- ärtiger Kultur- und Bildungspolitik im Bereich deut- cher Auslandsschulen betonen. Das Interesse an diesem ildungsangebot ist weltweit groß. Gestiegene Anmel- ezahlen aus den letzten Jahren zeigen das. Hier ermu- gt sicherlich auch unser guter Ruf als Wirtschafts- und issenschaftsstandort eine stetig wachsende Zahl junger enschen, unsere Auslandsschulen zu besuchen und die eutsche Sprache zu erlernen. Ihr Erwerb ist nach wie or eine wichtige Voraussetzung für einen reibungslosen erufseinstieg auf dem Arbeitsmarkt. Zudem ist der eutsche Arbeitsmarkt vor dem Hintergrund des sich ab- 31662 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) zeichnenden Fachkräftemangels derzeit aufnahmefähig für gut ausgebildete junge Menschen, die sich durch ihre Bikulturalität auszeichnen. Das hat zur Folge, dass die Anzahl der Schüler, die die Schulen des deutschen Aus- landsschulwesens besuchen, auf über eine Million ange- stiegen ist und weiterhin kontinuierlich steigt. Ohne Frage, das ist ein großer Erfolg, den wir auch durch den vorliegenden Gesetzentwurf fortführen und steigern wollen. Von der vorbildlichen Arbeit deutscher Auslands- schulen konnte ich mich auch auf meinen Dienstreisen als Mitglied im Auswärtigen Ausschuss mehrfach über- zeugen. Sie sind für mich ein Beispiel für zukunfts- weisende öffentlich-private Partnerschaften. Private Trä- gervereine führen die deutschen Auslandsschulen eigenverantwortlich. Über Schulgelder und Spenden er- bringen sie erhebliche Eigenleistungen. Sie beliefen sich beispielsweise im Jahr 2011 auf etwa 400 Millionen Euro. Damit können im Schnitt 71 Prozent der Schul- haushalte gedeckt werden. Aus dem Schulfonds des Auswärtigen Amtes wurden die deutschen Auslands- schulen im selben Jahr mit 152,2 Millionen Euro und über den Baufonds des Auswärtigen Amtes mit 3,0 Mil- lionen Euro gefördert, Investitionen in die Zukunft – wie ich finde –, die schon nach kurzer Zeit ihre Dividende abwerfen. Um so wichtiger ist es, diesen Weg institutionell zu begleiten und die Förderung der Schulen mit einem Ge- setz zu sichern. An dieser Stelle möchte ich die Gelegen- heit nutzen, den unermüdlichen und konstruktiven Ein- satz von Frau Staatsministerin Cornelia Pieper in dieser Sache zu loben. Mit ihrem Einsatz für eine gesetzliche Regelung der Förderung von Auslandsschulen hat sie maßgeblich zum Erfolg beigetragen. An dieser Stelle herzlichen Dank In der Debatte um eine gesetzliche Regelung darf der Blick auf den Kostenrahmen nicht fehlen. Besorgten Haushaltspolitikern sei versichert: In der Summe wird das Gesetz nicht zu Mehrausgaben führen und kann in- nerhalb der bisherigen Ausgabensätze finanziert werden. Ich bitte Sie deshalb, dem Gesetz über die Förderung deutscher Auslandsschulen zuzustimmen und einen wichtigen Schritt nach vorne für die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik der Bundesrepublik Deutschland zu unterstützen. Angelika Krüger-Leißner (SPD): Wir bringen heute die Beratung des Auslandsschulgesetzes zum Abschluss. Die Vorgehensweise bei der Beratung für diesen Entwurf im zuständigen Unterausschuss war in der Tat unge- wöhnlich. Lassen Sie mich das noch einmal nachzeich- nen: Die Bundesregierung hatte einen Entwurf vorgelegt, der nach Einschätzung aller Fraktionen mangelhaft war. Das selbst gesteckte Ziel, nämlich den Auslandsschu- len endlich Finanzierungssicherheit zu bringen, wurde mit der Vorlage weit verfehlt, denn nur ganze 43 von 141 Schulen hätten danach einen Förderanspruch be- kommen. g v D m le S b u z li S te K b u n h A w d W d w z b s d fe D u le n K S S d s z S d ti s g z 8 s ih w d d D (C (D Wir aber waren uns mit allen Kolleginnen und Kolle- en im Unterausschuss darüber einig, dass möglichst iele Schulen finanzielle Sicherheit bekommen sollten. iese Absicht war das Ergebnis unseres langjährigen ge- einsamen Bemühens im Unterausschuss. Aber vor al- m auch unsere vielen Besuche und Gespräche mit den chulleitungen an den Standorten in der ganzen Welt ha- en uns in dieser Überzeugung bestärkt. Deshalb war es nser gemeinsames Ziel, den Regierungsentwurf nach- ubessern. Wir waren sogar bereit, uns bei der Zahl der erforder- chen Abschlüsse auf einen Kompromiss einzulassen. tatt 20 Abschlüssen, wie im Entwurf vorgesehen, woll- n wir die Hürde auf 5 Abschlüsse absenken. Diesen ompromiss haben wir einstimmig im Unterausschuss eschlossen und als Änderungsantrag eingebracht. Dieser Konsens wurde dann im weiteren Verlauf zu nserer großen Überraschung von den Koalitionsfraktio- en einseitig aufgekündigt. Für mich ist das ein unge- euerlicher Vorgang, denn damit werden über zwei Jahre usschussarbeit für dieses Gesetz ad absurdum geführt. Lassen Sie mich die weiteren Punkte aufzählen, die ir gemeinsam beschlossen hatten, die aber jetzt von en Koalitionsfraktionen über Bord geworfen werden. ir wollten, dass die Schulen unabhängig von der Zahl er Klassenzüge gefördert werden. Der Regierungsent- urf aber will die Förderfähigkeit auf drei Züge begren- en. Das würde für den wichtigen Standort Istanbul edeuten, dass der vierte Klassenzug aus dem Förderan- pruch rausfällt. Und das können wir nicht wollen. Wir wollten neben den finanziellen auch weitere För- ermöglichkeiten für die deutschen Schulen im Gesetz stschreiben, um die Qualität der Schulen zu sichern. azu gehören vor allem die Förderung von Ausbildung nd Weiterbildung von Lehrkräften, Schulverwaltungs- iten und -vorständen und die regelmäßigen Inspektio- en. Nichts davon steht jetzt im Gesetz. Damit setzt die oalition mittelfristig die Qualität unserer Schulen aufs piel. Wir wollten auch die freiwillige Förderung der DSD- chulen im Gesetz durch die klare Benennung von För- ermodalitäten festschreiben. Im Entwurf aber findet ich dazu nur ein lapidarer Satz. Dem können wir nicht ustimmen, denn damit wird die Förderung der DSD- chulen der Beliebigkeit ausgesetzt. Und letztlich stellt as die wichtige Arbeit der DSD-Schulen zur Disposi- on. Das kann es nicht sein. Wenn jetzt immer wieder behauptet wird, dieses Ge- etz bringe Sicherheit für die Schulen, dann ist das ein roßer Trugschluss. Denn wir werden Schulen erster und weiter Klasse haben. Die begünstigten Schulen – nur 2 von 141 – bekommen einen gesetzlichen Förderan- pruch. Das heißt: Über ein Drittel der Schulen wären in rer Existenz bedroht. Die anderen, darunter viele uns auch gerade politisch ichtige Standorte, sind künftig auf die Kassenlage es Bundes angewiesen: Dazu gehören zum Beispiel ie Schulen in Kairo, Ankara, Erbil, Addis Abeba, schidda, Kabul, Bukarest, Belgrad oder Nairobi. Das Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31663 (A) ) )(B) ist nicht gut. Die sollen „freiwillig weitergefördert“ wer- den, wie es heißt. Aber machen wir uns doch nichts vor! Die haushaltspolitischen Vorgaben zwingen uns in allen Bereichen zum Sparen. Und deshalb wird auch der Ku- chen für die Schulen kleiner werden. Alle Schulen, die keinen Förderanspruch haben, müs- sen sehen, was für sie übrig bleibt – und absehbar ist, dass das immer weniger wird. Das heißt im Klartext: Die Schulbeihilfen, die demnächst budgetiert werden, wer- den immer weiter schrumpfen. Und damit werden die Schulen in ihrem Bestand gefährdet. Das können wir doch nicht wollen. Aber selbst für die Schulen, die in den Förderan- spruch kommen, ist die Finanzierung alles andere als klar. Nach § 13 des Gesetzentwurfs sollen die Lehrkräfte reduziert werden, um die Haushaltsmittel für die finan- zielle Förderung zu erwirtschaften. Wie soll denn damit die Qualität der Arbeit der deutschen Schulen gewähr- leistet bleiben? Zusätzliche Lehrkräfte sollen wiederum mit der Reduzierung der finanziellen Förderung erkauft werden. Das soll dann auf alle Schulträger umgelegt werden. Bei der personellen Förderung schafft der Gesetzent- wurf also alles andere als Sicherheit. Denn der Verwal- tungsvereinbarung zwischen Bund und Ländern bleibt es vorbehalten, wie viele Lehrer wo eingesetzt werden und wo Lehrkräfte reduziert werden. Planungssicherheit sieht anders aus. Das ist auch nicht das, was die Staats- ministerin mit dem ersten Entwurf für dieses Gesetz an- gestrebt hatte. Ich habe immer ihr großes Engagement für die Schulen geschätzt. Doch dies konnte sie am Ende nicht durchsetzen, denn bedauerlicherweise wurde sie nicht von Außenminister Westerwelle unterstützt. Wie wenig dem Außenminister die deutschen Schulen am Herzen liegen, hat er doch damit demonstriert, dass er den Einladungen in den Unterausschuss nicht ein Mal gefolgt ist. Wie unsicher die Finanzierung ist, zeigen uns doch schon die ersten Hinweise auf den nächsten Haushalt. Eigentlich müssten doch bei allen die Alarmglocken läu- ten, wenn wir zur Kenntnis nehmen müssen, welche massive Kürzung die Bundesregierung beim DAAD vor- nehmen will. Um 24,5 Millionen Euro soll gekürzt wer- den, das entspricht einer Kürzung um 28 Prozent. Inte- ressant ist vor allem die Begründung des Auswärtigen Amtes: weil die bisher zur Verfügung stehenden Bil- dungs- und Forschungsmittel künftig wegfallen. Von diesem Mittelausfall wären natürlich auch die Auslands- schulen betroffen. Aber bei den Haushaltsplanungen für die Schulen hüllt sich das Auswärtige Amt noch in Schweigen. Warum wohl? Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Am 3. September liegt uns der Haushaltsvorschlag vor. Dann wird es für viele, die jetzt noch den Kopf in den Sand stecken, ein böses Erwachen geben. Die unsi- chere Finanzlage für die Schulen wird durch ein Weite- res zugespitzt. Es ist das erklärte Vorhaben der Staatsmi- nisterin, das PASCH-Netz von 1 500 auf 2 000 Schulen zu erhöhen. Eigentlich würde ich das gerne begrüßen. Wir wissen doch, wie erfolgreich diese Initiative des e v d le n s P d D n tu g d A a d c h A b G F w d la w a E z le s A g z n d F P p e S u s M e le o h le S a n M d (C (D hemaligen Außenministers Frank-Walter Steinmeier in ielen Ländern ist. Aber der Pferdefuß dabei ist doch, ass die Ausweitung nicht mit Haushaltsmitteln unter- gt wird. Das war doch auch die Kritik des Bundesrech- ungshofs in der Expertenanhörung im Haushaltsaus- chuss. Der Rechnungshof hat nicht gesagt, dass die robleme am Zuwendungsrecht liegen, sondern daran, ass einfach zu wenig Geld für die Schulen bereitsteht. a ist es nur folgerichtig, dass der Haushaltsausschuss un die Bundesregierung auffordern will, die Auswei- ng des PASCH-Netzes von seiner Zustimmung abhän- ig zu machen. Wir müssen aber davon ausgehen, dass ie für PASCH nötigen zusätzlichen Mittel auch den uslandsschulen abgezogen werden, die keinen Förder- nspruch haben. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition, a können Sie doch nicht allen Ernstes von „Planungssi- herheit“ für die Schulen sprechen. Sie geben hier ein ohles Versprechen, das einfach nicht einzuhalten ist. lle, die jetzt meinen, perspektivisch Sicherheit zu ekommen, werden enttäuscht werden. Denn was im esetz steht, ist nicht unterlegt mit einer langfristigen inanzplanung. Das ist eine morsche Brücke, über die ir nicht gehen können. Meine Fraktion hält es daher für unverantwortlich, em Gesetzentwurf zuzustimmen. Wir müssen die Vor- ge ablehnen. In der nächsten Legislaturperiode werden ir ein Auslandsschulgesetz machen, das diesen Namen uch wirklich verdient. Harald Leibrecht (FDP): Ich freue mich, gegen nde meiner Zeit im Deutschen Bundestag noch einmal um Gesetz über die Förderung deutscher Auslandsschu- n reden zu können. Das Thema deutsche Auslands- chulen hat mich in meiner Zeit im Unterausschuss für uswärtige Kultur- und Bildungspolitik fortwährend be- leitet, nicht zuletzt, da dies für mich eine echte Her- ensangelegenheit ist. Zusammen mit meinen Kollegin- en und Kollegen im Unterausschuss habe ich hart für ie Verabschiedung einer gesetzlichen Grundlage für die örderung der deutschen Schulen im Ausland gekämpft. Die deutschen Auslandsschulen sind ein wesentlicher feiler der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungs- olitik. Oft kommen hier Schülerinnen und Schüler zum rsten Mal mit der deutschen Kultur, Geschichte und prache in Kontakt. Angesichts des Fachkräftemangels nd der demografischen Entwicklung in Deutschland ind wir darauf angewiesen, weltweit vor allem junge enschen für unser Land zu gewinnen. Der Besuch iner deutschen Schule bildet die Grundlage für ein benslanges Interesse an Deutschland, welches dann ftmals im Rahmen eines Studien- oder Arbeitsaufent- alts vertieft wird. In vielen Ländern sind die deutschen Auslandsschu- n eine Insel der Freiheit und der geistigen Aufklärung. ie sind nicht nur ein Ort erstklassiger Bildung, sondern uch ein Ort der Begegnung zwischen den verschiede- en Kulturen. Sie sind Begegnungsstätte, wo sich junge enschen mit unterschiedlichsten sozialen Hintergrün- en kennenlernen und austauschen können. Hiervon 31664 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) konnte ich mir zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus dem Unterausschuss für Auswärtige Kul- tur- und Bildungspolitik bei Auslandsreisen ein Bild vor Ort machen. Das gute Miteinander der deutschen und einheimi- schen Schülerinnen und Schülern ist für mich immer wieder faszinierend. Zusammen mit den sehr engagier- ten Lehrkräften schafft die internationale Schülerschaft ein einmaliges Umfeld für das gemeinsame Lernen jun- ger Menschen. Der Besuch einer deutschen Schule ist die optimale Vorbereitung auf einen erfolgreichen Wer- degang in einer immer weiter zusammenwachsenden und globalisierten Welt, die von zunehmendem Wettbe- werb geprägt ist. An dieser Stelle sollte man auch einmal Danke sagen! Ein Dankeschön gebührt all jenen, die sich im Bereich der Auslandsschulen in oft schwierigstem politischen Umfeld in vielfältiger Weise engagieren. Dies gilt für die Trägervereine, den Weltverband deutscher Auslands- schulen und natürlich und in erster Linie für die vielen hochengagierten Lehrkräften. Ohne sie wäre das Aus- landsschulwesen in seiner derzeitigen Form nicht denk- bar. Mit dem Deutschen Auslandsschulgesetz wird der so- eben beschriebenen Bedeutung des deutschen Auslands- schulwesens Rechnung getragen. Zum ersten Mal wird dadurch die staatliche Förderung der Auslandsschulen auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Die Idee des Auslandsschulgesetztes stammt von Frau Staatsministerin Pieper. Ihr möchte ich an dieser Stelle Dank und ein großes Lob aussprechen. Ihr uner- müdlicher Einsatz für dieses Gesetz und ihre Hartnä- ckigkeit in der Sache haben den Weg zur Einbringung dieses Gesetzvorhabens geebnet. Durch das neue Gesetz erhalten die betreffenden Schulen Planungssicherheit. Sie erhalten größere Auto- nomie und können die Verwaltung der staatlichen Zu- schüsse an ihre jeweiligen Gegebenheiten anpassen. Der parlamentarische Prozess bis zu dieser zweiten Lesung war nicht einfach. Der Zuschnitt des Gesetzes musste sorgsam durchdacht sein. In Zeiten knapper Kas- sen dürfen haushaltspolitische Erwägungen nicht unbe- rücksichtigt bleiben. Das Gesetz muss aus haushälteri- scher Sicht durchdacht und solide durchgerechnet sein, damit es nicht Erwartungen weckt, die hinterher nicht er- füllt werden können. Mit dem nun vorliegenden Entwurf ist uns ein tragba- rer und guter Kompromiss gelungen. Ein Kompromiss hat es nun mal an sich, dass jede Seite etwas bekommt und an anderen Stellen auch zu Eingeständnissen bereit sein muss. Es liegt in der Natur der Sache, dass man sich vielleicht noch etwas mehr gewünscht hätte. So wäre es schön gewesen, wenn man durch ein weiteres Absenken der erforderlichen Abschlüsse mehr Auslandsschulen unter das Gesetz hätte fassen können. Nun bietet sich je- doch die Chance, zunächst einmal die Auswirkungen des Gesetztes an einer festgelegten Zahl von Schulen zu tes- ten und zu evaluieren, um dann gegebenenfalls später den Anwendungsbereich des Gesetzes zu erweitern. s n la v z n s is b d s ru A ru Ü fa h m fe s n li s h v s ri d ra D to tu k E s a B s Z lä h u e s w fe s fa k d M fü d (C (D Schlussendlich bin ich froh, dass es nach einer inten- iven parlamentarischen Debatte zum Gesetzentwurf un zu einer Verabschiedung des Gesetztes kommt. Dies ist ein guter Schritt zur Unterstützung der Aus- ndsschulen und zeigt die Wertschätzung ihrer Arbeit onseiten des Deutschen Bundestages. Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE): Macht ein- usetzen, um gute Politik zu machen, ist die Aufgabe ei- er Regierung. Macht einzusetzen wider besseres Wis- en und vielfachen Rat von Experten und Betroffenen, t nicht die Aufgabe einer Regierung, sondern Miss- rauch von Macht. Genau das erleben wir jetzt am Ende ieser Legislaturperiode im Umgang mit dem Auslands- chulgesetz. Bis zum 25. April dieses Jahres waren sich Regie- ngsvertreter wie Opposition im Unterausschuss für uswärtige Kultur- und Bildungspolitik in der Formulie- ng eines Auslandsschulgesetzes einig, waren gleicher berzeugung. Dann aber wurde in einem Hauruckver- hren in der Koalition umentschieden, und nun wird ein andwerklich schlechter Gesetzentwurf durch das Parla- ent gepeitscht, der zentrale Fragen der Förderung of- nlässt, vor allem aber, anstelle Planungs- und Rechts- icherheit für alle Auslandsschulen zu schaffen, unmehr ein Zwei-Klassen-System einführt. 82 gesetz- ch geförderten Schulen stehen in Zukunft 59 nicht ge- etzlich geförderten Schulen gegenüber. Das gab es bis- er nicht. So gesehen verschlechtert das Gesetz die Lage on vielen Schülern, Eltern und Lehrern gerade in Kri- enregionen. Wo wir „Leuchttürme für Demokratie“ auf- chten und erhalten wollten und sollten, nehmen wir iese Schulen aus der neuen gesetzlichen Regelung he- us. Seit über fünf Jahren beschäftigen wir uns mit den eutschen Auslandsschulen. Immer wieder wurde be- nt, wie wichtig diese Schulen für die Auswärtige Kul- r- und Bildungspolitik Deutschlands und den inter- ulturellen Dialog sind. Das war 2008 so in der ntschließung des Bundestages „Deutsches Auslands- chulwesen stärken und weiterentwickeln“, und das hat uch der Unterausschuss für Auswärtige Kultur- und ildungspolitik immer wieder betont: Gemeinnützigkeit tatt Gewinnorientierung. Nicht Geld-Eliten sollten die ukunft der Auslandsschulen sichern, sondern eine ver- ssliche Finanzierung und mehrjährige Planungssicher- eit. Auch jetzt hat der Unterausschuss wieder viel Zeit nd Arbeit in die Verbesserung des vorliegenden Gesetz- ntwurfes gesteckt. Vergeblich! Die einstimmig be- chlossenen Änderungen zum Gesetzentwurf blieben eitgehend unbeachtet. Die Koalition will nun auf Teu- l komm raus ein Gesetz beschließen, das das selbstge- teckte Ziel bei weitem nicht erfüllen kann. Besonders tal daran: Es sind gerade die Schulen im Aufbau, die leinen Schulen in politisch wichtigen Regionen, die aus em Gesetz fallen werden. Wie soll dieses Gesetz den enschen, die sich in Zagreb, Bratislava oder Belgrad r ihre Schule engagieren, erklärt werden? Welcher Ein- ruck wird in Kabul, Erbil oder Beirut entstehen? Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31665 (A) ) )(B) Das ist schlechte Machtpolitik wider besseres Wissen. Wir tragen das nicht mit. Das kann die Regierung – das wissen wir von vielen anderen Beispielen – gut ver- schmerzen. Was ihr allerdings zu denken geben sollte, ist, dass wir keineswegs allein mit unserer Ablehnung sind. Alle drei Oppositionsfraktionen werden diesem Gesetzentwurf nicht zustimmen. Welch eine Wirkung wird das haben, auch auf die deutschen Schulen im Aus- land, auf die deutschen Kulturvermittler insgesamt, auch auf die Gastländer, in denen sich die deutschen Schulen befinden? Da wird von Deutschland immer Demokratie und breite parlamentarische Zustimmung eingefordert, besonders in Fragen kultureller Relevanz. Aber die Re- gierungskoalition handelt anders. Das Gesetz schädigt jetzt schon unsere Auswärtige Kulturpolitik, obwohl es noch gar nicht in Kraft getreten ist und Auswirkungen hat. Das nenne ich schlechte Poli- tik wider besseres Wissen und Missbrauch der Macht. Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Im Unterausschuss Auswärtige Kultur- und Bil- dungspolitik haben wir lange und intensiv über den Entwurf des Auslandsschulgesetzes beraten. Es gab zah- leiche Gespräche, eine Anhörung, Besuche von Schulen im Ausland. Auf dieser Grundlage haben wir dann frak- tionsübergreifend und im Konsens einen Änderungsan- trag zum Gesetzentwurf vorgelegt. Leider hat die Koali- tion den Konsens der Fachpolitiker im Unterausschuss aufgekündigt und stattdessen einen eigenen Änderungs- antrag vorgelegt, einen Antrag, dem wir nicht zustim- men können, ebenso wenig wie dem Entwurf, auf den er sich bezieht. Der Gesetzentwurf ist von vielen handwerklichen Mängeln gekennzeichnet. Entscheidende Fragen blei- ben offen. Das zur Förderung bereitstehende Geld wird anders verteilt, aber unklar ist, wie. Entsprechend unklar ist, welche Schulen von welchen Kürzungen betroffen sein werden. Auch werden nur bis zu drei parallele Klassenzüge in der Förderung berücksichtigt. Fraglich ist, wie Schulen mit mehr als drei parallelen Zügen gefördert werden. Das wichtige Anliegen der Inklusion wird nicht näher bestimmt. Und wir wissen auch nicht, wie der Bereich der dualen Ausbildung ausgestattet sein soll. Faktisch wird das Gesetz ein Zweiklassensystem von Auslandsschulen schaffen: Schulen, die über zwölf Ab- schlüsse im Jahr haben und in die gesetzliche Förderung gelangen können, und Schulen unter zwölf Abschlüssen, die herausfallen. Wir befürchten, dass es auf dieser Grundlage Kürzun- gen geben wird, die für einige Schulen sogar existenzge- fährdend sein können, vor allem für die kleinen Aus- landsschulen, die nicht in die gesetzliche Förderung aufgenommen werden. Sie müssen sogar mit drastischen Kürzungen rechnen – wenn das zur Verfügung stehende Geld erst einmal an jene Schulen verteilt ist, die mit dem Gesetz einen verbrieften Anspruch erhalten. D s d n N fü b k e a n te Im A d A s d b ru s s s s li d g S s A g V m a A g m ru P v ri K lu b K im (C (D Herausfallen würden die Schulen in Addis Abeba, schidda, Managua oder Manila, die unter zwölf Ab- chlüssen bleiben. In sehr großer Zahl herausfallen wür- en noch kleinere Schulen, gerade solche in Krisenregio- en, wie zum Beispiel die in Kabul, Kairo oder Erbil im ordirak. Doch gerade diese Schulen sind doch wichtig r das Anliegen der Demokratie- und Menschenrechts- ildung. Auch Schulen in Belgrad, Bukarest oder An- ara, die für die weitere europäische Zusammenarbeit ine wichtige Rolle spielen, wären betroffen. Wir sollten ll diese Schulen nicht dem Risiko aussetzen, dass sie nur och die Mittel erhalten, die von anderen, bevorrechtig- n Schulen nicht aufgebraucht werden. Es wird auch einen Abbau von Lehrerstellen geben. § 13 des Entwurfs steht das ja schon explizit. Dieser bbau wird noch viel stärker ausfallen, wenn die Son- ermittel aus dem Bildungsetat, mit dem das Auswärtige mt bisher immer wieder eigene Haushaltslöcher ge- topft hat, nicht mehr zur Verfügung stehen. Und mit em Stellenabbau wird dann auch ein Qualitätsverlust ei den Auslandsschulen einhergehen. Wir sehen für das Gesetz einen großen Nachbesse- ngsbedarf. Wir halten es auch für falsch, ein Auslands- chulgesetz, das derart unausgegoren ist, jetzt noch chnell vor dem Ende der Legislaturperiode zu verab- chieden. Deshalb haben die drei Oppositionsfraktionen ich heute in einer gemeinsamen Presseerklärung öffent- ch gegen den Entwurf gewandt. Es ist absehbar, dass as Gesetz in der nächsten Legislaturperiode umgehend eändert und neu gefasst werden muss. Ein solches tückwerk sollten wir uns und vor allen den Auslands- chulen ersparen. nlage 12 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Politische Mechanis- men zum Schutz europäischer Grundwerte eta- blieren – Rechtsstaatsinitiative konsequent vo- rantreiben (Tagesordnungspunkt 22) Thomas Silberhorn (CDU/CSU): Wer neues Mit- lied der Europäischen Union werden möchte, muss die oraussetzungen von Art. 49 EU-Vertrag erfüllen. Er uss als europäischer Staat unsere gemeinsamen Werte chten und sich für ihre Förderung einsetzen. Nach rt. 2 EU-Vertrag sind die Werte, auf die sich die Union ründet, die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, De- okratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wah- ng der Menschenrechte einschließlich der Rechte der ersonen, die Minderheiten angehören. In der Europäischen Union prüfen wir die Beitritts- oraussetzungen – präzisiert in den Kopenhagener Krite- en – in zunehmender Intensität von der Verleihung des andidatenstatus über den Beginn von Beitrittsverhand- ngen bis hin zum Beitritt. Die schwierigsten Punkte ei den letzten Verhandlungsrunden – mit den meisten ontroversen – waren in der Regel die Verhandlungen Rahmen von Kapitel 23, Judikative und Grundrechte. 31666 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) Hier wird die Einhaltung elementarer rechtsstaatlicher Standards geprüft. Unparteilichkeit, Integrität und ein hoher Standard bei der richterlichen Entscheidung sind unerlässlich. Die Korruption muss effektiv bekämpft werden, da sie eine Bedrohung für die Stabilität der de- mokratischen Institutionen und für den Rechtsstaat ist. Die Achtung der Grundrechte muss gewährleistet sein, wie es Verfassungen und Grundrechtecharta garantieren. Bei Beitrittskandidaten wird also ganz genau hinge- schaut. Mit der Entscheidung, ob und wann ein Beitritt erfolgt, hat die Europäische Union auch ein effektives Druckmittel zur Durchsetzung ihrer Ansprüche in der Hand. Schwieriger wird es nach dem Beitritt. Auch „Clubmitglieder“ müssen natürlich die Werte, auf die sich die Europäische Union gründet, respektieren und die hohen Standards im Bereich der Rechtsstaatlichkeit gewährleisten. Die Möglichkeiten, dies zu kontrollieren und bei erkennbaren Versäumnissen zu handeln, sind al- lerdings deutlich geringer. Natürlich gibt es zum einen das Vertragsverletzungs- verfahren. Es ist aber langwierig und passt oft nicht für Situationen, in denen beispielsweise die Gewaltentei- lung oder die Unabhängigkeit der Justiz durch grund- sätzliche Fehlentwicklungen in Gefahr geraten. Zum an- deren verfügt die Europäische Union über das scharfe, aber bislang ungenutzte Schwert des Art. 7 EU-Vertrag bei der Gefahr einer schwerwiegenden Verletzung von Grundwerten. Das Verfahren hat zu Recht hohe Hürden, unter anderem eine Vierfünftelmehrheit oder Einstim- migkeit im Rat. Es kann darüber hinaus zu einschnei- denden Konsequenzen führen, bis hin zum Stimmrechts- entzug für den betroffenen Mitgliedstaat. Diese – vom Kommissionspräsidenten so bezeichnete – „nukleare Option“ ist noch nie angewandt worden. Daher ist es grundsätzlich zu begrüßen, dass der deut- sche Außenminister mit seinen niederländischen, finni- schen und dänischen Kollegen initiativ geworden ist und dem Rat am 22. April dieses Jahres die Einführung eines neuen politischen Mechanismus zum Schutz europäi- scher Grundwerte vorgeschlagen hat. Die Minister rufen dazu auf, mehr Nachdruck auf die Förderung einer Kul- tur der Achtung der Rechtsstaatlichkeit in den Mitglied- staaten zu legen, ohne die einzelstaatlichen Verfassungs- traditionen zu missachten. Sie heben hervor, dass die interne und die externe Dimension des Vorgehens der Europäischen Union in Menschenrechtsfragen aufeinan- der abgestimmt werden müssten. In der Tat hängen An- sehen und Glaubwürdigkeit Europas in der Welt davon ab, dass sich die Europäische Union in der Praxis auch selbst an ihre gemeinsamen Werte hält. Der vorgeschlagene Frühwarnmechanismus soll es er- möglichen, dass sich Institutionen und Mitgliedstaaten in einen Dialog über die Wahrung der Grundwerte bege- ben und einvernehmliche Lösungen finden. So könnte die Europäische Kommission bei konkreten Anhalts- punkten für eine Gefährdung oder Verletzung von Grundwerten eine Stellungnahme des Mitgliedstaats ein- holen und einen Bericht erstellen. Die Initiative betont aber zu Recht, dass wir kein flächendeckendes, dauer- haftes Monitoring wollen. S m T „ m d V s k B R d g u c C u s b p le b d n p d d M a w w B W L G ti V d a D ti ro k V a d ti „ g s g R s (C (D Der Rat Justiz und Inneres hat am 6. Juni 2013 chlussfolgerungen verabschiedet, in denen er die Kom- ission auffordert, die Debatte über die Frage, ob die hemen Rechtsstaatlichkeit und Schutz der Grundrechte im Wege einer auf Zusammenarbeit beruhenden, syste- atischen Methode behandelt werden sollten und wie iese Methode aussehen könnte, im Einklang mit den erträgen voranzutreiben.“ Die Europäische Kommis- ion ist allerdings eher zurückhaltend. Sowohl die Justiz- ommissarin Reding als auch Kommissionspräsident arroso verweisen darauf, dass es bereits eine ganze eihe von Instrumenten zum Grundwerteschutz gebe. In der Unionsfraktion sind uns nicht in erster Linie ie Instrumente wichtig, sondern die Resultate: Die Mit- liedstaaten müssen die Grundwerte effektiv schützen, nd die Europäische Union muss dabei helfen, dies si- herzustellen. Diese Grundwerte haben für CDU und SU auch deshalb eine besondere Bedeutung, weil sie nter anderem aus den christlichen Wurzeln und religiö- en Traditionen Europas hervorgegangen sind. Das ha- en wir im Antrag noch einmal ausdrücklich betont. Wenn die Europäische Kommission ein Diskussions- apier zum Thema vorlegt, kann sie darin natürlich dar- gen, wie sie einen effektiven Grundwerteschutz mit estehenden Instrumenten bewerkstelligen will. Wenn ies nicht gelingt, sollte man über ein neues Verfahren achdenken. Dabei sind der Unionsfraktion zwei As- ekte besonders wichtig: Es darf keine doppelten Stan- ards und keine Gesinnungspolizei geben. Zum Ersten: Mitgliedstaaten müssen denselben Stan- ards unterliegen wie Beitrittskandidaten, und an alte itglieder muss dieselbe Messlatte angelegt werden wie n neue. Es darf nicht sein, dass aus parteipolitischen Er- ägungen ein Land an den Pranger gestellt wird, ährend andere unbehelligt bleiben. Wer Ungarn in den lick nehmen will, muss auch nach Rumänien schauen. er den Balkan fokussiert, darf nicht über andere änder hinwegsehen. Doppelte Standards würden die laubwürdigkeit der EU untergraben. Daher ist es rich- g, dass die Kommission als unabhängige Hüterin der erträge ein solches Verfahren in Gang setzen soll. An- ere Mitgliedstaaten wären dazu, wie die Erfahrung in nderen Bereichen zeigt, weniger geeignet. Zum Zweiten darf es keine Gesinnungspolizei geben. as Verfahren muss sich an objektiven Kriterien orien- eren und strikt auf überprüfbare Gefährdungen der eu- päischen Grundwerte aus Art. 2 EU-Vertrag beschrän- en, insbesondere auf klare und juristisch anerkannte erletzungen des Rechtsstaatsprinzips. In diesem Sinne hat auch der Rat Justiz und Inneres m 6. Juni 2013 in seinen Schlussfolgerungen betont, ass gewährleistet sein muss, dass etwaige künftige Ini- ativen, die in diesem Bereich vereinbart werden, transparent, auf Grundlage objektiv gesammelter, ver- lichener und analysierter Fakten und nach dem Grund- atz der Gleichbehandlung aller Mitgliedstaaten durch- eführt werden“. Wir dürfen gespannt sein auf das vom at angeforderte erste Diskussionspapier der Kommis- ion. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31667 (A) ) )(B) Kerstin Griese (SPD): Wir begrüßen die Initiative des Bundesaußenministers, sich für einen besseren Schutz der europäischen Grundwerte einzusetzen. Wir freuen uns immer, wenn unsere Ideen von Ihnen aufge- nommen werden. Die bislang auf EU-Ebene geltenden Instrumente zur Überwachung und Durchsetzung der Grundwerte und Grundrechte der EU sind entweder zu schwach, wie bisherige Vertragsverletzungsverfahren zeigen, oder sie sind im Falle des Art. 7 EUV zu schwerfällig, um die Einhaltung demokratischer Standards und Rechtsstaat- lichkeit in den Ländern der Europäischen Union wirk- sam zu sichern. Während sich die EU-Mitgliedsländer infolge der Wirtschaftskrise auf weitgehende Überwa- chungs- und Sanktionsmechanismen geeinigt haben, gibt es bis heute kein ständiges Verfahren zur Überwachung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in den EU-Staa- ten, um Fehlentwicklungen aufzuzeigen. Die Initiative des Bundesaußenministers Westerwelle und dreier weiterer europäischer Außenminister ist des- halb grundsätzlich ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings ist es bemerkenswert, dass der deutsche Außenminister offenbar keine Unterstützung konservati- ver Außenminister erhalten hat. Unterstützung erhielt er allerdings von den drei sozialdemokratischen Außenmi- nistern Dänemarks, Finnlands und der Niederlande. Offenbar sahen konservative Politiker bis heute keinen großen Handlungsbedarf, um Verstöße gegen Demokra- tie und Rechtsstaatlichkeit in der EU zu ahnden. Vor diesem Hintergrund ist es sehr bemerkenswert, dass die CDU/CSU-Fraktion nun einen Antrag mitträgt, der die Initiative zur Stärkung der Grundwerte in den EU-Staaten unterstützt und den Handlungsbedarf aner- kennt. Bedauerlicherweise sah die CDU/CSU diesen Handlungsbedarf Anfang 2011 noch nicht. Anderenfalls hätte sie dem Antrag von SPD und Grünen zum ungari- schen Mediengesetz auf Drucksache 17/4429 zustimmen müssen, anstatt ihn abzulehnen. Denn die Debatte über die Verteidigung europäischer Grundwerte wurde vor allem durch die Politik der ungarischen Regierung her- vorgerufen. Begründet wurde die Ablehnung unseres Antrages zum ungarischen Mediengesetz von der CDU/ CSU im federführenden Europaausschuss damit, dass die weitgehenden Verfassungs- und Gesetzesänderungen der Regierung Orban nicht weiter schlimm seien. Refor- men stießen immer auf Protest; das war die Haltung der CDU/CSU. Doch schon damals sahen viele ungarische Intellektuelle wie auch die OSZE die Entwicklung in Ungarn mit großer Besorgnis. Sie befürchteten, dass Ministerpräsident Orban seine komfortable Zweidrittel- mehrheit im Parlament ausnutzen könne, um das Land nach seinen Vorstellungen umzubauen und demokrati- sche Rechte wie zum Beispiel die Medienfreiheit einzu- schränken. Auch die Venedig-Kommission des Europa- rates wird während ihrer bis morgen andauernden Plenarsitzung eine Stellungnahme zur vierten Änderung der ungarischen Verfassung verabschieden. Zuvor hatte die Kommission bereits einige verfassungsrechtliche Änderungen in Ungarn kritisiert. Deshalb wäre es für die CDU/CSU bereits vor mehr als zwei Jahren an der Zeit g G n s m d d w S c W h e G m V li tu b w g te S E A g s z K w G u ih b s ti c a u h d e n u re E Z w e w ta o (C (D ewesen, die Einhaltung europäischer Grundwerte und rundrechte anzumahnen. Sollte der vorliegende Antrag un Ausdruck eines Sinneswandels sein, würde uns das ehr freuen. Wir sind uns darin einig, dass wir bessere Mechanis- en in der EU benötigen, die dafür sorgen, dass die in en europäischen Verträgen verankerten Grundwerte in en EU-Staaten eingehalten werden. Immerhin haben ir ja auch dafür gesorgt, dass die EU-Staaten ihre chulden begrenzen. Ein solches ständiges Überwa- hungsverfahren, wie wir es mit dem Stabilitäts- und ährungspakt und neuerdings mit dem Euro-Plus-Pakt aben, ist auch für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit rforderlich. Verletzungen der Grundwerte wären jedoch im egensatz zu den Maastricht-Kriterien nicht mit mathe- atischer Eindeutigkeit festzustellen. Die Arbeit der enedig-Kommission zeigt aber, dass es durchaus mög- ch wäre, im jeweiligen nationalen Kontext die Einhal- ng der europäischen Grundwerte und Grundrechte zu ewerten. Eine ständige Überwachung aller EU-Staaten ürde vermeiden, dass einzelne Staaten an den Pranger estellt würden. Ein ständiges Monitoring aller EU-Staa- n würde dem Verdacht vorbeugen, dass nur einige taaten aus politischen Gründen gemaßregelt würden. in Ad-hoc-Verfahren liefe Gefahr, gar nicht erst zur nwendung zu kommen, damit niemandem auf die Füße etreten wird. Zudem sollte vermieden werden, dass die Europäi- che Kommission im Rahmen eines solchen Verfahrens u sehr involviert würde. Zwar ist die Europäische ommission die Hüterin der europäischen Verträge und äre somit auch prädestiniert für die Überwachung der rundwerte, doch muss die Kommission möglichst nparteiisch gegenüber den Mitgliedstaaten bleiben, um re Funktion als Initiatorin der Rechtsetzung in der EU estmöglich ausführen zu können. Aus diesem Grund teht die Europäische Kommission dem Vorschlag skep- sch gegenüber. Sinnvoller wäre es, wenn ein ständiges Überwa- hungsverfahren durch die Europäische Grundrechte- gentur durchgeführt würde. Die Agentur ist bislang nur nzureichend ausgelastet, obwohl sie das nötige Know- ow hat, um einen wirksamen Beitrag zur Einhaltung er Grundwerte und Grundrechte der EU zu leisten. Die Rechtsstaatsinitiative des Bundesaußenministers ntbehrt bislang auch einer Aussage über die Sanktio- en, mit denen etwaige Verstöße gegen die Grundwerte nd Grundrechte der EU geahndet werden sollen. Eine ine Überwachung wäre sicherlich ein Fortschritt; die rfahrung zeigt aber, dass nur Sanktionen dem Tiger ähne geben. Schließlich muss auch noch geklärt erden, ob ein solcher Mechanismus eine Änderung der uropäischen Verträge erfordern würde. Die Kehrtwende der Koalition ist somit begrüßens- ert, auch wenn die Rechtsstaatsinitiative in einigen De- ils verbesserungsbedürftig ist und noch einige Fragen ffenlässt. Deshalb werden wir uns enthalten. 31668 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) Joachim Spatz (FDP): Zusammen mit den Außen- ministern der Niederlande, Dänemarks und Finnlands hat Bundesminister Dr. Guido Westerwelle an den Präsi- denten der Europäischen Kommission die Bitte gerich- tet, einen Vorschlag für einen Ad-hoc-Mechanismus zur Stärkung der Grundwerte in der Europäischen Union zu unterbreiten. Als FDP-Bundestagsfraktion sind wir dem Außenminister für seine Initiative sehr dankbar und un- terstützen das Anliegen nachdrücklich. Ziel des vorlie- genden Antrags der Koalitionsfraktionen ist es, den Wunsch der Bundesregierung zu bekräftigen und die Eu- ropäische Kommission aufzufordern, ein erstes Diskus- sionspapier für einen politischen Mechanismus zum Schutz europäischer Grundwerte vorzulegen. Die Initiative des Außenministers reiht sich ein in eine lange Liste von Vorschlägen und Ideen zur Weiterent- wicklung und Stärkung der Europäischen Union, die das Auswärtige Amt unter Leitung von Guido Westerwelle in den vergangenen Jahren erarbeitet hat. Dazu zählt nicht zuletzt der unter maßgeblicher Mitarbeit Deutschlands formulierte Bericht der Zukunftsgruppe der Außenminis- ter vom 17. September 2012. Unter liberaler Führung hat das Auswärtige Amt exzellente Arbeit bei der Weiterent- wicklung der Europäischen Union geleistet. Dafür möchte ich mich im Namen der FDP-Bundestagsfraktion ganz herzlich bedanken. Ausgangspunkt der Initiative der Außenminister war die Erkenntnis, dass bislang im Bereich der Grundwerte und des Rechtsstaates eine Lücke im Instrumentenkasten der Europäischen Union klafft. Diese Schwäche resul- tiert letztlich daraus, dass die bisher in den Europäischen Verträgen vorgesehenen Mechanismen gegen Grundwer- teverletzungen entweder nicht ausreichen oder jene Wege, die bereits existieren, mit politischen und rechtli- chen Hürden weitestgehend verbaut sind. So greift das klassische Instrument der Vertragsverletzungsverfahren zu kurz, da es grundsätzliche Fehlentwicklungen wie beispielsweise beim Prinzip der Gewaltenteilung oder bei der Unabhängigkeit der Justiz in der Regel nicht er- fasst. Mit Art. 7 EUV steht der Europäischen Kommis- sion, dem Europäischen Parlament und dem Rat zwar ein sehr weitreichendes Instrument zur Reaktion auf schwerwiegende oder anhaltende Verletzungen der Werte, auf denen sich die Europäische Union gründet, zur Verfügung. Aufgrund der sehr hohen Hürden und potenziell sehr weitreichenden Konsequenzen dieses Verfahrens wurde es jedoch noch nie angewendet. Bei der Vorstellung der Initiative im Rat der Europäi- schen Union wurde die Idee von der großen Mehrheit der anderen Mitgliedstaaten ausdrücklich begrüßt. Dies zeigt, dass auch unsere engsten Partner einen Bedarf an zusätzlichen Instrumenten in Bezug auf die Grundrechte in Europa verspüren. Schließlich ist die Europäische Union weit mehr als nur Binnenmarkt und Reisefreiheit. Sie ist in allererster Linie eine Wertegemeinschaft. Zen- trale Elemente sind dabei die Einhaltung von Rechts- staatlichkeit sowie gemeinsame Grundwerte. Die Idee der vier Außenminister beinhaltet die Ein- richtung eines leicht handhabbaren Verfahrens innerhalb der Europäischen Union, mit dessen Hilfe zukünftig alle A U s s p E k K s G g e fa v g ri w g d g E ru d n li d w s z u n V v b le S tr p B w g d T G q R s Z E E A li o B (C (D rten von Rechtsstaatsverletzungen durch Mitglieder der nion im Rat thematisiert werden können. Die europäi- chen Institutionen und die Mitgliedstaaten sollen sich achverhaltsbezogen in einen Dialog über die richtige Im- lementierung der gemeinsamen Werte begeben können. in solcher Prozess muss zügig in Gang gesetzt werden önnen. Ein denkbarer Startpunkt könnte ein Bericht der ommission darstellen, falls konkrete Anhaltspunkte be- tehen, die auf eine Verletzung oder Gefährdung von rundwerten der Europäischen Union in einem der Mit- liedstaaten hindeuten. Dieser Bericht sollte auch bereits ine Stellungnahme des betreffenden Mitgliedstaates um- ssen. Dabei soll es nicht darum gehen, parteipolitisch moti- iert einseitige Beschuldigungen gegen unliebsame Re- ierungen oder ausschließlich neue Mitgliedstaaten zu chten. Vielmehr soll das neue Instrument auf alle an- endbar sein und muss daher für alle Mitgliedstaaten elten. So wird unter anderem auch gewährleistet, dass as immer wieder kritisierte Gefälle zwischen einer ein- ehenden Prüfung während des Beitrittsprozesses zur uropäischen Union und einer mangelnden Thematisie- ng von rechtsstaatlichen Fehlentwicklungen während er Mitgliedschaft abgebaut wird. Die Implementierung eines neuen politischen Mecha- ismus soll möglichst niederschwellig, also nach Mög- chkeit ohne Vertragsänderungen, erfolgen. Die gelten- en Verträge bieten ausreichend Spielraum für ein eiteres Instrumentariu. Rechtlich tragfähig könnte bei- pielsweise eine gemeinsame politische Vereinbarung wischen den Mitgliedstaaten und der Kommission sein, m im bislang ungeregelten Vorfeld des Art. 7 EUV einen euen politischen Frühwarnmechanismus zu etablieren. orbild hierfür wäre eine ähnliche Praxis wie im Vorfeld on Vertragsverletzungsverfahren, wo die Kommission ei Vorliegen konkreter Anhaltspunkte auf Vertragsver- tzungen den jeweiligen Mitgliedstaat zur Abgabe einer tellungnahme auffordern kann. Die Europäische Kommission ist als Hüterin der Ver- äge nun dazu berufen, ein politisches Diskussionspa- ier zu dieser Gesamtthematik zu erarbeiten. Als FDP- undestagsfraktion freuen wir uns auf die Vorlage und erden den Prozess in Zukunft weiter konstruktiv be- leiten. Andrej Hunko (DIE LINKE): Wir reden hier über en Antrag der Koalitionsfraktionen mit dem schönen itel „Politische Mechanismen zum Schutz europäischer rundwerte etablieren – Rechtsstaatsinitiative konse- uent vorantreiben“. In der Tat ist die Stärkung der echtsstaatlichkeit in den Mitgliedstaaten der Europäi- chen Union ein unterstützenswertes und brandaktuelles iel. Nicht zuletzt die Debatte und Unfähigkeit der uropäischen Union, angemessen auf die bedrohliche ntwicklung in Ungarn zu reagieren, unterstreicht diese ktualität. Aber auch die jüngste Schließung der öffent- chen Fernseh-und Rundfunkanstalten in Griechenland der die rechtswidrige Unterbindung der europaweiten lockupy-Demonstration in Frankfurt vor der EZB Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31669 (A) ) )(B) durch die hessische Polizei unterstreicht die Prekarität der Rechtsstaatlichkeit in Mitgliedstaaten der EU. Allerdings enthält der Antrag der Koalitionsfraktio- nen eine Reihe von Forderungen und Aussagen, die uns an der Ernsthaftigkeit des Anliegens zweifeln lassen. So heißt es zunächst in ihrem Antrag: „Durch die Schulden- krise im Euro-Raum droht das Vertrauen vieler Men- schen in das gemeinsame europäische Projekt zu sin- ken“. Es ist aber nicht eine Schuldenkrise, sondern Ihr Krisenregime – die Troikaisierung Europas –, das als Reaktion auf die Finanzmarktkrise eingerichtet wurde, die zu dem dramatischen Vertrauensverlust insbesondere in den südeuropäischen Ländern geführt hat. Die er- wähnten jüngsten Ereignisse in Griechenland sind auch in diesem Kontext zu sehen. Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem europäische Grundwerte, auch die Rechtsstaatlichkeit, gegen dieses Krisenregime vertei- digt werden müssen. Es ist in dem Zusammenhang befremdlich, dass diese „Rechtsstaatsinitiative“ genau von den Ländern im Euro-Raum ausgeht – Deutschland, Niederlande, Däne- mark, Finnland –, die als Überschussländer weniger von den Auswirkungen des Krisenregimes betroffen sind als die Krisenländer. Im Sinne eines integrativen Ansatzes wäre hier ein umfassenderer Ansatz wünschenswert ge- wesen. Im Feststellungsteil Ihres Antrages bezeichnen Sie zu Recht die Europäische Menschenrechtskonvention des Europarates als „Richtschnur, an der europäisches Han- deln“ ausgerichtet werden müsse. Wenn Sie dieser Mei- nung sind, dann müssen die Organe des Europarates zur Umsetzung der Konvention gestärkt und dürfen nicht ge- schwächt werden. Es ist skandalös, dass bei der Vorstel- lung Ihrer Initiative der zuständige Staatsminister genau diese Organe als ungeeignet bezeichnet hat und man des- halb einen neuen Mechanismus innerhalb der EU brau- che. Es ist zu befürchten, dass Ihre Initiative darauf hin- ausläuft, hier Parallelstrukturen zu schaffen, die dazu geeignet sind, die wesentlich differenzierteren Instru- mente des Europarates beiseitezuschieben, ähnlich wie dies schon bei der Einrichtung der Grundrechteagentur in Wien der Fall war. Unglaubwürdig ist der Antrag auch deshalb, weil zu- mindest einer der regierenden Koalitionspartner, die CDU/CSU, sich im Fall Ungarn, der ja den Hintergrund der Debatte innerhalb der EU um die Frage des Art. 7 EUV bildet, mit Händen und Füßen dagegen wehrt, dass diese Instrumente zur Anwendung kommen. Ich finde Ihr Argument auch bemerkenswert, Sie wollten diesen neuen Mechanismus, da der EU-Mechanismus nach Art. 7 aufgrund der hohen Hürden und potenziell weit- reichender Konsequenzen noch nie angewendet wurde. Mit dieser Initiative sorgen Sie dafür, dass Art. 7 auch in Zukunft nicht angewendet werden wird, sondern bereits im Vorfeld relativ willkürlich ein politisches Verfahren ohne formal mögliche Konsequenzen eröffnet werden würde. Schließlich wollen Sie die Europäische Kommission dazu auffordern, einen entsprechenden politischen Me- chanismus zu erarbeiten. In der gegenwärtigen Situation is K h g li In W V G d u K fe g d m ra re s g W rä s b d m fä p d d g ra m d re P e d s v ra k h w te s d m in d g e (C (D t die demokratisch schwach legitimierte Europäische ommission als Teil der Troika jedoch eher eine Bedro- ung europäischer Grundwerte denn Teil ihrer Verteidi- ung. Zusammengefasst: Initiativen für mehr Rechtsstaat- chkeit in Europa sind begrüßenswert; die vorliegende itiative ist es nicht. Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ir sprechen heute über die Rechtsstaatsinitiative, einen orschlag von Außenminister Westerwelle, den wir rüne ausdrücklich begrüßen. Ich bin froh, dass sich iese Initiative heute auch die Fraktionen von CDU/CSU nd FDP zu eigen machen und wir diesen Antrag der oalition auf dem Tisch liegen haben. Es ist gut, dass die Koalition mit diesem Antrag of- nbar ihrer Einsicht Rechnung trägt, dass es Sache der esamten EU ist, wenn die europäischen Grundwerte in en einzelnen Mitgliedstaaten gefährdet sind. Ich kann ich sehr gut an Diskussionen erinnern, in denen Sie da- uf beharrten, dass sich der Bundestag nicht in die inne- n Angelegenheiten anderer Mitgliedstaaten einmi- chen dürfe. Diese Argumentation haben wir damals aus utem Grund kritisiert. Die EU ist eine Gemeinschaft, die auf gemeinsamen erten beruht – nicht nur ein einfacher Verbund souve- ner Nationalstaaten. Deswegen regeln die europäi- chen Verträge die Definition der Grundwerte nach Vor- ild des Grundgesetzes an prominenter Stelle: in Art. 2 es Vertrages über die Europäische Union! Zu den ge- einsamen Werten gehört zum Beispiel eine funktions- hige Demokratie, und zur Funktionsfähigkeit der euro- äischen Demokratie gehört, dass die Demokratien in en Mitgliedstaaten funktionieren. Wenn wir Anzeichen afür haben, dass diese Funktionsfähigkeit in einem Mit- liedstaat bedroht ist, dann ist es richtig und wichtig, da- uf zu reagieren. Das gilt natürlich nicht nur für die De- okratie, sondern für alle europäischen Grundwerte. Wenn wir über die Einhaltung bzw. über Defizite bei en Grundwerten in einzelnen Mitgliedstaaten debattie- n – sei es im Bundestag, in einem anderen nationalen arlament oder im Europäischen Parlament – dann geht s nicht darum, einem Land von außen Regeln aufzu- rängen. Es geht um Verpflichtungen, die das Land mit einem Beitritt zur Europäischen Union und dem damit erbundenen Bekenntnis zu den Werten und zum Vor- ng des Europarechts eingegangen ist. In diesen Fragen ann es keinen geschützten Bereich innerer Angelegen- eiten geben. Die Einhaltung der europäischen Grund- erte sind innere Angelegenheit der gesamten EU. Wir begrüßen diese Initiative, weil wir sie inhaltlich ilen. Auch wir halten einen Mechanismus, der zwi- chen Vertragsverletzungsverfahren und Art. 7 angesie- elt ist, für notwendig. Wir brauchen einen Mechanis- us, der eine Gefährdung der europäischen Grundrechte einem Mitgliedstaat frühzeitig thematisiert. Dabei arf es nicht darum gehen, einzelne Staaten an den Pran- er zu stellen. Ziel muss es sein, Fehlentwicklungen in inem frühen Stadium konstruktiv und kooperativ the- 31670 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) matisieren und nach gemeinsamen Lösungen suchen zu können. Es ist wichtig, dass ein entsprechender Mecha- nismus objektiv, soll heißen: nicht diskriminierend, und mit Bedacht von der EU-Kommission angewendet wird. Es ist gut, dass ein Großteil der Mitgliedstaaten die Initiative von Außenminister Westerwelle befürwortet. Über die ausdrückliche Unterstützung Ungarns freue ich mich besonders. Es ist unerlässlich, dass auch die künfti- gen Schritte bis hin zu einer möglichen Einigung auf ei- nen Mechanismus von allen Mitgliedstaaten unterstützt werden. Finden wir bei der Konstruktion des Mechanis- mus keinen Konsens, dann wird es ihm später an der not- wendigen Akzeptanz fehlen. Der Weg zu einem funktionsfähigen, objektiven und akzeptierten Mechanismus wird nicht einfach. Das ist uns allen bewusst. Es ist aber richtig, jetzt detaillierte Vorschläge zu erarbeiten, wie ein solcher aussehen könnte. Wir unterstützen daher die Aufforderung an die Bundesregierung, sich gegenüber der EU-Kommission erneut dafür stark zu machen, ein erstes Diskussionspa- pier vorzulegen. Wir werden diesem Antrag aus diesem Grund auch zustimmen. Ich möchte aber trotzdem noch kurz auf drei Punkte eingehen, die wir inhaltlich nicht teilen. Sie sprechen von christlichen Wurzeln und religiösen Traditionen Europas, aus denen die gemeinsamen Grundwerte der EU, die Charta und die EMRK hervor- gegangen seien. Sie vergessen dabei die Werte der Auf- klärung und des Humanismus genauso wie den Kampf um soziale Rechte der Arbeiterbewegung. Und ich finde, das jüdische Erbe der Werte der EU kann und sollte ebenso ausdrücklich erwähnt werden wie das abendlän- dische Christentum, vom europäischen Islam ganz zu schweigen. Dann sehen Sie das Vertrauen vieler Menschen in das gemeinsame europäische Projekt „nicht zuletzt durch die Schuldenkrise im Euro-Raum“ schwinden. Auch hier müssen wir ausdrücklich feststellen: Es ist nicht nur die Schuldenkrise, es ist vor allem das Missmanagement der Bundeskanzlerin, die das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die EU schwinden lässt. Schließlich wollen Sie einen Mechanismus, der mög- lichst ohne Vertragsveränderungen auskommt. Aus mei- ner Sicht setzen wir uns damit unnötige Hürden. Ich möchte einen guten und wirkungsorientierten Mechanis- mus. Ich möchte keine Abstriche machen, um einer Ver- tragsänderung aus dem Weg zu gehen. Ich würde mir wünschen, dass die EU-Kommission, wenn notwendig, zwei Vorschläge macht: einen mit und einen ohne Ver- tragsänderung. Eine gemeinsame politische Vereinba- rung, wie im vorliegenden Antrag vorgeschlagen, ist eine Möglichkeit, die jedoch innerhalb eines europäi- schen Konvents nach den EP-Wahlen 2014 in die Ver- träge übernommen werden muss. Gestatten sie mir abschließend noch einen Hinweis auf ein anderes europäisches Projekt, welches im Zu- sammenhang mit der Demokratie steht. Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski hatte während Polens Ratspräsidentschaft eine Initiative für einen Europäi- s is N h a b n li tu la S d g D R A h n g lu in A a d is h M g s v M d w s In z li te S C d d B M b ra z m (C (D chen Fonds für Demokratie gestartet. Ziel dieses Fonds t die Förderung von Demokratie in der Europäischen achbarschaft und darüber hinaus. Die Bundesregierung at den Vorschlag selbst unterstützt. Heute müssen wir ber leider feststellen, dass die Bundesregierung nicht ereit ist, dieses aus ihrer Sicht sinnvolle Projekt auch fi- anziell zu unterstützen. Sehr geehrter Herr Westerwelle, an dieser Stelle ver- eren Sie Ihre Glaubwürdigkeit. Sie reden von Einhal- ng der Grundrechte und Förderung der Demokratie, ssen in diesem Fall aber unsere polnischen Partner im tich. Das sollten Sie ändern, nicht nur Ihrer Glaubwür- igkeit zuliebe, sondern auch im Interesse dieses wichti- en und sinnvollen Projekts des Europäischen Fonds für emokratie. Bleibt zu hoffen, dass Sie es mit der echtsstaatsinitiative ernster meinen. nlage 13 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts zu dem Antrag: Integration von Men- schen mit Migrationshintergrund im und durch den Sport nachhaltig stärken (Tagesordnungs- punkt 24) Klaus Riegert (CDU/CSU): Ich freue mich sehr, eute zum gemeinsamen Antrag der Koalitionsfraktio- en „Integration von Menschen mit Migrationshinter- rund im und durch den Sport nachhaltig stärken“ Stel- ng nehmen zu können. Die Koalitionsfraktionen haben Beratungen im Sportausschuss und in verschiedenen nträgen das Thema „Integration im Sport“ vielfach ufgegriffen. Es hat sich zudem immer wieder gezeigt, ass die Integration ein langer gesellschaftlicher Prozess t, der sich nicht von heute auf morgen einstellt und da- er einer langfristigen politischen Unterstützung bedarf. it unserem Antrag „Integration von Menschen mit Mi- rationshintergrund im und durch den Sport nahhaltig tärken“ wollen wir diesem Thema erneut Nachdruck erleihen. Es gilt hier, die bestehenden Programme und aßnahmen der Bundesregierung in Kooperation mit en Sportverbänden weiterzuführen und auszubauen so- ie die Bedeutung des Sports allgemein hervorzuheben. In Deutschland leben mehr als 15 Millionen Men- chen mit Migrationshintergrund. Der Sport leistet zur tegration von Menschen in Deutschland einen unver- ichtbaren Beitrag. Im Spitzensport zeigt sich vorbild- ch, dass die Herkunft keine Rolle spielt und ein geleb- s Miteinander zu großem Erfolg, Freundschaft und elbstverantwortung führen kann. Im Sport gilt das redo: „Es spielt keine Rolle, woher Du kommst, son- ern wohin Du willst!“. Abseits des Spitzensports und er großen Sportarenen spielt in der Alltagswelt der reitensport eine zentrale Rolle bei der Integration von enschen mit Migrationshintergrund: Der Breitensport ereitet die individuellen und gruppenbezogenen Vo- ussetzungen, damit Integration im und durch den Sport um Erfolgsmodell werden kann. Der Breitensport er- öglicht einerseits eine ganzheitliche Entwicklung der Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31671 (A) ) )(B) Persönlichkeit und schafft damit die individuellen Vo- raussetzungen für eine erfolgreiche Integration. Der Sport bringt andererseits Menschen unabhängig von Ge- schlecht, Alter, sozialem Status oder Herkunft zusam- men und ermöglicht damit eine Identifikation mit der Gemeinschaft. In bundesweit über 91 000 Vereinen kommen Menschen unterschiedlicher Herkunft zusam- men, um gemeinsam Sport zu treiben und ihre Freizeit zu verbringen. Damit erbringt der Sport eine unschätz- bare gesellschaftliche Integrationsleistung, die jedoch kein Selbstläufer ist. Im Antrag der Koalitionsfraktionen fordert der Bun- destag die Bundesregierung auf, die bereits bestehenden Integrationsprogramme zu stärken und dabei die sport- wissenschaftliche Expertise noch stärker einzubeziehen. Des Weiteren sollen jene Projekte verstärkt gefördert werden, die eine Übertragung von Integrationserfolgen im Sport auf andere Lebensbereiche besonders betonen. Damit wird der Sport mit anderen Gesellschaftsberei- chen eng verknüpft und eine Kopplung der Integrations- bemühungen erreicht. Integration von Menschen mit Mi- grationshintergrund kann nicht eindimensional gesehen werden und darf sich nicht auf zum Beispiel die Bil- dungs-, Arbeits- und Sozialpolitik beschränken. Integra- tion ist ein ganzheitlicher Prozess, deshalb müssen auch die verschiedenen förderpolitischen Maßnahmen inein- andergreifen. Bei einer Fortführung des „Nationalen Aktionsplans Integration“ soll der Sport weiter angemessen berück- sichtigt werden. Der Sport hat in diesem Kontext sehr viel geleistet, sodass auch in Zukunft diesem eine wich- tige Stellung zukommen sollte. Ferner wird in dem Antrag eine enge wissenschaftliche Begleitung der Inte- grationsbemühungen durch das Bundesinstitut für Sport- wissenschaft, BISp, gefordert. Wie in allen anderen Bereichen auch muss politisches Handeln hier evidenz- basiert und damit durch wissenschaftliche Erkenntnisse abgesichert sein. Wir versprechen uns in diesem Zusam- menhang zudem wegweisende Neuerungen und fun- dierte Zielperspektiven. Die Erfahrungen haben weitergehend gezeigt, dass es für eine erfolgreiche Verwirklichung der Integration der Expertise von vielen Organisationen und Institutionen im Sport bedarf. Daher ist es angezeigt, die integrations- bezogenen Projekte und Maßnahmen beim Deutschen Olympischen Sportbund, DOSB, der Deutschen Olympi- schen Akademie, DOA, der Deutschen Sportjugend, DSJ, und weiteren relevanten (Spitzen-)Verbänden wei- ter zu stärken. So soll das Programm „Integration durch Sport“ auf einem höheren Niveau als derzeitig mit Bun- desmitteln gefördert werden. Bei der Bundeskonferenz des Integrationsbeauftragten im Mai 2013 konnte der Sport mit seinem DOSB-Programm „Integration durch Sport“ seine besondere Rolle – auch in Abgrenzung zu anderen Bereichen – unterstreichen. Sport bewegt Men- schen, bringt Bürgerinnen und Bürger zusammen, schafft Verständigung und baut Vorurteile ab. Sport ist in diesem Sinne der beste Integrationsmotor. Ferner wird in dem Antrag betont, den organisierten Sport bei der Gewinnung und Qualifizierung von ehren- a s li d V k D S d b fü d s ti 1 ih g z s g fü D e c in S d s In p G s A V „ s h te d G d ti e J m li B W ti is v s re b ti (C (D mtlich Engagierten mit Migrationshintergrund zu unter- tützen. Auch hier zeigt sich, wie die einzelnen förderpo- tischen Maßnahmen ineinandergreifen können. Mit em Gesetz zur Stärkung des Ehrenamtes wurden eine ielzahl an steuerrechtlichen Anreizen geschaffen, Risi- en minimiert und bürokratische Hemmnisse abgebaut. ie Kombination der verschiedenen Teilbereiche der port- und Engagementförderung kann die Integration eutlich voranbringen. Die Koalitionsfraktionen aus CDU/CSU und FDP ha- en sich in der 17. Wahlperiode in vielfacher Hinsicht r die Integration im und durch den Sport eingesetzt – ies werden wir auch in Zukunft fortsetzen. Dr. Frank Steffel (CDU/CSU): In meiner Heimat- tadt Berlin leben über 850 000 Menschen mit Migra- onshintergrund. In Deutschland sind es mehr als 5 Millionen Menschen. Die meisten von ihnen haben ren Platz in der deutschen Gesellschaft gefunden. Eini- en fällt es aber immer noch schwer, sich in Deutschland urechtzufinden. Die Gründe dafür sind vielfältig. Eine prachliche Distanz, unterschiedliche Wertevorstellun- en oder bürokratische Barrieren können zu einer ge- hlten oder schlimmstenfalls realen Isolation führen. as Ziel einer wirkungsvollen Integrationspolitik sollte s daher sein, eine gesellschaftliche Teilhabe zu ermögli- hen. Dabei zählt nicht, woher jemand kommt, sondern sbesondere, ob er integrations- und leistungsbereit ist. chließlich ist Integration kein einseitiger Prozess, son- ern fordert die Aufnahmegesellschaft wie auch Men- chen mit Migrationshintergrund gleichermaßen. Die tegration kann nur gelingen, wenn gegenseitiger Res- ekt, Toleranz und Offenheit selbstverständlich sind. rundvoraussetzungen für eine gelungene Integration ind dabei die Beherrschung der deutschen Sprache, die kzeptanz unseres Rechtssystems und die Bereitschaft, erantwortung für sich und für andere zu übernehmen. Als ehrenamtlicher Präsident des Breitensportvereins Füchse Berlin-Reinickendorf e. V.“ kenne ich die be- ondere Situation der Migranten. Unser Verein hat einen ohen Anteil an jungen Mitgliedern mit Migrationshin- rgrund. Sie haben sich hervorragend integriert – gerade urch und im Sport, sowohl im Verein als auch in der esellschaft. Reinickendorf-Ost ist ein Teil Reinicken- orfs mit einem hohen Anteil an Menschen mit Migra- onshintergrund. Bewusst bauen wir unser neues Ver- insheim in diesem Ortsteil. Damit wollen wir Kindern, ugendlichen und ihren Eltern auch eine sportliche Hei- at geben. Wir werden damit unserer gesellschaftspo- tischen Verantwortung als Verein gerecht. Bei uns im reitensportverein lernen junge Menschen wichtige erte wie Teamgeist, Disziplin und Fairplay. Integration ist eine Querschnittsaufgabe, die alle poli- schen Ebenen berührt. Die Förderung von Integration t eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Unabhängig on kulturellen und religiösen Prägungen sollte eine Ge- ellschaft allen Menschen die gleichen Chancen gewäh- n, ihre Talente und Fähigkeiten zu entwickeln. Dabei raucht insbesondere die Kinder- und Jugendarbeit Kon- nuität, die auf Vertrauen, gegenseitigem Respekt und 31672 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) Toleranz basiert. Der Sport leistet in diesem Zusammen- hang einen unverzichtbaren Beitrag. Der Sport erhöht das physische und psychische Wohlbefinden und stärkt die persönliche Leistungsfähigkeit. Insbesondere der Breitensport ermöglicht eine ganzheitliche Entwicklung der Persönlichkeit und schafft damit auch die individuel- len Voraussetzungen für eine erfolgreiche Integration. Der Einzelne setzt sich im Sport mit wichtigen gesell- schaftlichen Werten auseinander. Hierzu gehören nicht nur Fairness, Verantwortung und Leistungsbereitschaft, sondern auch der gemeinsame Umgang mit Niederlagen und Rückschlägen. Das Bewegungserlebnis in der Gemeinschaft und der Einsatz für ein gemeinsames Ziel schaffen ein Wirge- fühl, das man in keinem anderen gesellschaftlichen Be- reich in dieser intensiven Form finden kann. Sport kann damit eine Kultur der Offenheit und des Miteinanders schaffen, braucht dazu aber die Unterstützung der Poli- tik. Die gemeinsame Freizeitgestaltung führt dazu, dass insbesondere Kinder und Jugendliche mit Migrations- hintergrund durch Sport erfahren, dass sie ihre eigenen Talente in die Gemeinschaft und Gesellschaft einbringen können. Diese Erfolgserlebnisse und die damit verbun- dene soziale Anerkennung schaffen Raum für individu- elle Entfaltung und ermöglichen eine ganzheitliche Inte- gration. Sportliche Erfolge fördern darüber hinaus das Selbstwertgefühl, sie verstärken soziale Kontakte und schaffen Freundschaften, die über den Sport hinausge- hen. Ein besonderes Merkmal des Sports ist es, dass er über eine niedrigere Partizipationshürde als alle anderen Integrationsbereiche verfügt. Anders als bei den prioritä- ren Integrationsbereichen wie der Schule, dem Arbeits- platz oder dem sozialen Umfeld bedarf es hier geringer Zugangsvoraussetzungen wie Regelkunde, Spielver- ständnis und weniger tiefgehender Sprachkenntnisse. In einem Sportverein aktiv zu sein, bedeutet viel mehr, als nur gemeinsam Sport zu treiben. Der Sport bringt Menschen unabhängig von Geschlecht, Alter, so- zialem Status, religiöser oder politischer Anschauung, körperlichen Voraussetzungen, Herkunft oder sexueller Orientierung in bundesweit über 91 000 Vereinen zu- sammen. Allein in meinem Wahlkreis Berlin-Reinicken- dorf gibt es 200 Sportvereine. Damit erbringt der Sport eine unschätzbare gesellschaftliche Integrationsleistung. Die Vereinskultur in Deutschland lebt von einem starken ehrenamtlichen Engagement, gegenseitigen Hilfestellun- gen und nimmt eine starke Vermittlungsposition für das Erwerbs- und Schulleben ein. Insbesondere für Men- schen mit Migrationshintergrund ist der Aufbau von So- zial- und Netzwerkkapital ein wichtiger Faktor für den schulischen und beruflichen Erfolg. Auch im vereinsungebundenen Sport ist die Inte- gration wichtig. Immer mehr Menschen treiben in kom- merziellen Gesundheits- und Fitnessstudios oder auf öffentlichen Grünanlagen, Straßen und Plätzen selbstor- ganisiert Sport. Hier sind die Akteure noch stärker selbst gefragt, Diskriminierungen abzubauen und das offene Miteinander zu stärken. Diskriminierung und Rassismus dürfen im Sport keinen Platz haben – zudem verkehren sie die Ziele der In R S fä n R n d k ra a G d o te ti In b c B g A B A m M re te E In v te e ti m Ü w s v D M S s M S la fü W w z m d e h K (C (D tegration ins Gegenteil. So müssen aufkeimendem assismus und Fremdenfeindlichkeit weiterhin durch olidarität und Zivilcourage begegnet werden. Die viel- ltigen Initiativen der Vereine, der Verbände, der orga- isierten Fans in den Stadien und der Fanprojekte gegen assismus, Ausgrenzung oder Homophobie müssen och besser unterstützt und miteinander vernetzt wer- en. Eine weiterhin in den Vordergrund zu stellende, lare Positionierung der Vereine zu Respekt und Tole- nz ist dazu dringend erforderlich, nicht zuletzt um uch die eigene Jugendarbeit auf eine werteorientierte rundlage zu stellen. Beispielsweise mit Änderungen in en Vereinssatzungen oder Anpassungen in den Stadion- rdnungen haben viele Vereine in der letzten Zeit auf in- grative Entwicklungen reagiert. Der Sport hat große Integrationspotenziale, die poli- sch begleitet und vor Ort genutzt werden müssen; denn tegration gelingt im Sport häufig schneller und pro- lemloser als in allen anderen gesellschaftlichen Berei- hen. Der vorbildhafte Charakter von (Spitzen- und reiten-)Sportlern – mit und ohne Migrationshinter- rund – darf nicht unterschätzt werden. Sie können nstoß für Menschen sein, sich selbst im sportlichen ereich zu engagieren und zur Integration beizutragen. ber auch im Sport ist gelungene Integration kein Auto- atismus. Integration lebt von offenen und toleranten enschen, die neugierig sind und sich füreinander inte- ssieren. Deshalb liegt der Fokus für eine gelungene In- gration im und durch den Sport unter anderem auf dem hrenamt und der Selbstorganisation der Menschen. Die stitutionen zu unterstützen und die Menschen zu moti- ieren ist ein zentraler Wesenszug einer zukunftsgerich- ten Integrationspolitik im Sport. Ohne die im Sport ngagierten Menschen kann keine staatliche Integra- onspolitik gelingen – mit ihnen kann sie zu einem ge- einsamem Erfolg für alle gebracht werden. Von daher begrüße ich, dass die Bundesregierung die bungsleiter- und Ehrenamtspauschale erhöht sowie eitere Erleichterungen für Vereine im Rahmen des Ge- etzes zur Stärkung des Ehrenamtes eingeführt hat. Da- on profitieren nicht nur 23 Millionen Ehrenamtliche in eutschland, sondern es erleichtert auch Menschen mit igrationshintergrund, sich – gerade im und durch den port – in unserer Gesellschaft zu integrieren. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Sie um Zu- timmung zu unserem Antrag, um die Integration von enschen mit Migrationshintergrund im und durch den port nachhaltig zu stärken. Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD): Die Legis- turperiode neigt sich dem Ende zu, und wir alle ziehen r uns sicher Bilanz über die vergangenen vier Jahre. ir denken an das, was wir erreicht haben, an das, oran wir noch arbeiten, und an das, was noch auf uns ukommt, wenn wir uns im Herbst wieder hier zusam- enfinden. Und da man nie weiß, wer einem dann auf ieser oder jener Seite des Ganges gegenübersitzt, kann s ja auch nicht schaden, noch mal das schriftlich festzu- alten, auf das man besonders stolz ist. Oder, verehrte olleginnen und Kollegen der Koalitionsfraktionen, um Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31673 (A) ) )(B) es mit Alfred Oder auszudrücken: „Manches Bündnis ist gegenseitiges Schulterklopfen, bis es weh tut.“ Sie, liebe Abgeordnete der Union und der FDP, haben einen Antrag vorgelegt, in dem Sie eigentlich nichts Schlechtes schreiben. Sie betonen, wie wichtig der Sport für die Integration von Menschen mit Migrationshinter- grund ist. Sie schreiben auch sehr richtig, dass Integra- tion kein einseitiger Prozess ist, sondern eine Gesell- schaft auch aufnahmebereit sein muss. Das klang vor ein paar Jahren und Wahlkämpfen bei Ihnen auch noch an- ders. Aber wir freuen uns natürlich, dass Sie mittlerweile erkannt haben, dass man Menschen nicht einfach ein Deutschbuch in die Hand drücken kann, und dann wird alles gut. Eine Gesellschaft muss Bereitschaft zeigen, Men- schen in ihrer Mitte aufzunehmen. Und dies – da stim- men wir ganz mit Ihnen überein – geschieht am besten dort, wo aus Gesellschaft eine Gemeinschaft wird, näm- lich in den vielen Vereinen. Und ganz besonders in den Sportvereinen. Es zeichnet unser Land aus, dass sich Millionen Menschen in ihrer Freizeit für ihre Mitmen- schen engagieren. Das ist genau der Eindruck, den neue Mitbürgerinnen und Mitbürger von unserer Gesellschaft bekommen sollen. Denn man kann ein neues Land nur dann als Heimat sehen, wenn man sich willkommen fühlt, wenn man sich eingebunden fühlt, wenn man sich als Teil von etwas fühlt, etwa als Teil eines Vereins, eines Teams oder einer Mannschaft. Daher stellt der Sport auf mehreren Ebenen das ideale Instrument für Integrationspolitik dar: Im Breitensport finden junge Menschen Akzeptanz und Freundschaft. Und im Spit- zensport finden sie Vorbilder, die vielleicht einen ähnli- chen Hintergrund haben wie sie selbst, die vielleicht ganz ähnlich angefangen haben wie sie selbst und jetzt das Trikot unserer Nationalmannschaft tragen. Sport bietet eine nahezu idealtypische Grundlage für die Inte- gration von Menschen aus anderen Kulturen in unsere Gesellschaft. Das alles schreiben Sie im Einleitungsteil Ihres An- trags. Und dann geht es los. Dann bringen Sie eine aus- führliche Liste von Initiativen zu Papier, die Sie begrü- ßen. Das sind zum Teil Initiativen, an denen die Bundesregierung beteiligt ist. Es sind aber auch Initiati- ven, mit denen die Bundesregierung überhaupt nichts zu tun hat. Wohlwollend könnte man das als Anerkennung bezeichnen, weniger wohlwollend aber auch als Schmü- cken mit fremden Federn. Sie schreiben so viel Richti- ges. Aber leider schreiben Sie nichts Neues. Wenn wir uns nämlich den Forderungsteil ihres Antrag ansehen, bietet sich als Überschrift ein fettes „Weiter so!“ an. Nach nahezu jedem Spiegelstrich fordern Sie die Fort- setzung oder Weiterführung von etwas, das es zum Teil schon seit Jahren gibt und das Sie augenscheinlich als Leistung Ihrer Koalition beanspruchen. Womit wir wie- der beim Schulterklopfen wären. Den Forderungsteil leiten Sie aber mit einer etwas anderen Überschrift ein, und dann noch gleich mit einer Einschränkung, nämlich alles nur „im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel“ zu fordern. Lehnen Sie sich bloß nicht zu weit raus, Ihnen wird noch s Ih ti fö a fa n g ir m g M g in ß d O m G a g h w g g v w s m tr n S v H a s d c A Z ti v s a s A e A w v Z u w q D (C (D chwindelig. Diese Einschränkung betrifft aber nur eine rer Forderungen, nämlich die, das Programm „Integra- on durch den Sport“ stärker durch Bundesmittel zu rdern. Ich verstehe ja, warum Sie das so formulieren, nstatt es vor ein paar Monaten im Bundeshaushalt ein- ch so zu machen. Im Bundeshaushalt hätten Sie ämlich eine Gegenfinanzierung für die Erhöhung vorle- en müssen. Das hätte natürlich wiederum bedeutet, gendwo anders Gelder zu streichen. Und wehtun öchte man ja in einem Wahljahr niemanden. Das Programm „Integration durch Sport“ wird übri- ens vom Bundesinnenministerium, dem Bundesamt für igration und Flüchtlinge und vom DOSB getragen. Es ehört zu den erfolgreichsten Integrationsprogrammen unserem Land und hat sich seit Jahren bewährt. Au- erdem läuft es zum 31. Dezember 2013 aus. Gehen wir avon aus, dass die nächsten Haushaltsberatungen im ktober stattfinden, bliebe dem Programm noch etwas ehr als ein Monat, um sich über einen eventuellen eldsegen zu freuen. Wir von der SPD-Fraktion teilen ber Ihre Ansicht, dass das Programm gute Arbeit eleistet hat und besser gefördert werden sollte. Daher aben wir einen Änderungsantrag eingebracht, in dem ir Ihre Forderung ein wenig ergänzen und eine Verlän- erung des Programms über den bisherigen Bewilli- ungszeitraum hinaus fordern. Das BMI, mit dem wir orher Rücksprache gehalten haben, sieht keinen Grund, eswegen das Programm nicht verlängert werden sollte, ofern ein bewilligungsfähiger Antrag vorliege. Kurzum, eine Damen und Herren von der Koalition, dieser An- ag trägt ohne unseren Änderungsantrag wenig bis ichts zur Integrationspolitik bei. Was mir im Forderungsteil aber gut gefällt, ist, dass ie die Integration als gesamtgesellschaftliche Aufgabe erstehen und Netzwerke zu Nachmittagsbetreuung, ausaufgabenhilfe und Lehrstellensuche aus dem ehren- mtlichen Engagement im Sportbereich erwachsen las- en wollen. Das kann man machen, oder wir schaffen as Betreuungsgeld wieder ab und investieren in staatli- he Bildungsstrukturen und in Chancengleichheit. Eine nleitung dazu finden Sie in unserem Antrag „Projekt ukunft – Deutschland 2020 – Eine moderne Integra- onspolitik für mehr Chancengleichheit“. Den haben wir or etwa einem Monat hier debattiert und in die Aus- chüsse überwiesen. Trotz aller richtigen Punkte, die Sie in Ihrem Antrag ufgeführt haben, werden wir diesem Antrag nicht zu- timmen, ganz einfach deshalb nicht, weil wir diesen ntrag, so wie er vorliegt, nicht brauchen. Da Sie aber benso viel schreiben, was richtig ist, werden wir diesen ntrag nicht ablehnen, da wir nicht das Signal geben ollen, der Bundestag lehne teilweise die Integration on Menschen durch den Sport ab. Aber für eine ustimmung zum Antrag fehlt leider – wiederum ohne nseren Änderungsantrag – die Rechtfertigung. Daher erden wir uns des Votums enthalten. Das Thema Integration verdient mehr, als es als Re- uisite für den Ausklang einer Wahlperiode zu benutzen. as Thema verdient mehr, als zum Podest gemacht zu 31674 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) werden, auf dem sich gut sichtbar gegenseitig auf die Schulter geklopft wird. Dr. Lutz Knopek (FDP): Im März hat sich der Sport- ausschuss in einer öffentlichen Anhörung mit dem Thema „Integration in und durch Sport“ befasst. Dabei wurde uns allen noch einmal die enorme Bedeutung des Sports für erfolgreiche Integrationsarbeit vor Augen ge- führt. Ich bin daher sehr froh, dass wir heute den Antrag der Koalitionsfraktionen zu diesem Thema debattieren, mit dem wir die Bundesregierung in ihrem Anliegen un- terstützen, die zahlreichen gut funktionierenden integra- tiven Projekte, Initiativen und Kampagnen durch Bund, Länder, Sportvereine, Verbände und lokale Integrations- beauftragte fortzuführen bzw. noch zu verstärken. Jedem von uns ist bewusst, dass Menschen mit Migrationshintergrund auf verschiedene Weise am ge- sellschaftlichen und politischen Leben teilhaben können, dafür aber verschiedene Bedingungen erfüllt sein müssen. Die Gründe, warum Integration teilweise nicht optimal gelingt, sind vielfältig. Sprachliche Distanz, un- terschiedliche Wertevorstellungen oder bürokratische Hürden können zu einer gefühlten oder schlimmstenfalls realen Ausgrenzung führen. Aus diesem Grund sollte das Ziel einer jeden wirkungsvollen Integrationspolitik sein, gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Dem Sport kommt bei diesem Thema eine ganz eigene und wichtige Rolle zu. Anders als bei den prioritären In- tegrationsbereichen wie der Schule, dem Arbeitsplatz oder dem sozialen Umfeld liegen die Partizipationshür- den hier weitaus tiefer. So sind Zugangsvoraussetzungen geringer und weniger tief gehende Sprachkenntnisse er- forderlich. Der einfachere Zugang zum Sport ermöglicht ins- besondere Kindern und Jugendlichen mit Migrationshin- tergrund eine gemeinsame Freizeitgestaltung, die eine ganz eigene starke Wirkung auf ihre Entwicklung hat. Die Sportler erfahren, dass sie ihre eigenen Talente in die Gemeinschaft und Gesellschaft einbringen können. Diese Erfolgserlebnisse und die damit verbundene so- ziale Anerkennung schaffen Raum für individuelle Ent- faltung und ermöglichen eine ganzheitliche Integration. Sportliche Erfolge fördern darüber hinaus das Selbst- wertgefühl; sie verstärken soziale Kontakte und schaffen Freundschaften, die auch über den Sport hinausgehen können. Hinzu kommt, dass sich der Einzelne mit wich- tigen gesellschaftlichen Werten auseinandersetzt. Hierzu gehören nicht nur Fairness, Verantwortung und Leistungsbereitschaft, sondern auch der gemeinsame Umgang mit Niederlagen und Rückschlägen. In einem Sportverein aktiv zu sein, bedeutet also viel mehr, als nur gemeinsam Sport zu treiben. Der Sport bringt Menschen unabhängig von Geschlecht, Alter, sozialem Status, religiöser oder politischer Anschauung, körperlichen Voraussetzungen, Herkunft oder sexueller Orientierung in bundesweit über 91 000 Vereinen zu- sammen. Damit erbringt der Sport eine unschätzbare ge- sellschaftliche Integrationsleistung. a O le D B u d Z ti A je n A tr T w d ü b w k F z w W d W v In k A ti g n g D v g d m g ti A J F V v m u d w g d (C (D Integration ist somit eine Querschnittsaufgabe, die lle Politikfelder auf allen politischen Ebenen betrifft. b Integration gelingt oder nicht, entscheidet sich aber tztlich bei jedem Einzelnen und damit immer vor Ort. eshalb und auch wegen ihrer Zuständigkeit in den ereichen Bildung, Kultur und Sicherheit sind Länder nd Kommunen die wichtigsten staatlichen Akteure in er staatlichen Integrationspolitik. In seinem eigenen uständigkeitsbereich unterstützt der Bund die Integra- on nach Möglichkeiten. Es ist uns daher ein wichtiges nliegen, dass die bereits laufenden erfolgreichen Pro- kte in diesem Bereich auch in Zukunft fortgeführt und ach Möglichkeit sogar noch ausgebaut werden. Unser ntrag erteilt der Bundesregierung dazu den klaren Auf- ag, in diese Richtung weiter fortzuschreiten und dem hema „Integration durch Sport“ auch zukünftig die not- endige Aufmerksamkeit zuteilwerden zu lassen. Zum Abschluss noch ein Wort zum Änderungsantrag er SPD-Fraktion. Dieser ist nach unser Auffassung berflüssig, da die von der SPD geforderte Präzisierung ereits in unserer Forderung implizit enthalten ist. Wir erden diesen Antrag daher ablehnen. Aber vielleicht önnen sich die Kolleginnen und Kollegen der SPD- raktion ja dazu durchringen, unserem Antrag dennoch uzustimmen. Jens Petermann (DIE LINKE): Es ist wenig ver- underlich, dass Union und FDP so kurz vor Ende der ahlperiode noch einen Antrag eingebracht haben, mit em Sie versuchen, die eigene Politik zu feiern. Der ahlkampf wirft seine Schatten voraus. Weniger nach- ollziehbar ist hingegen, dass diese parlamentarische itiative beinahe heimlich abgearbeitet wird; Wahl- ampf lebt schließlich von der Öffentlichkeit. Selbst im usschuss hatten die Abgeordneten der Koalitionsfrak- onen nichts Bemerkenswertes zu ihrem eigenen Anlie- en zu sagen. Das ist traurig; denn dieses Thema darf icht unter „Sonstiges“ abgehakt werden: In Deutschland leben 15 Millionen Menschen mit Mi- rationshintergrund. 2,6 Millionen von ihnen sind laut eutschem Olympischem Sportbund, DOSB, in Sport- ereinen aktiv; das sind immerhin 9,3 Prozent der Mit- lieder. Seit 2002 gibt es das Programm „Integration urch Sport“, das maßgeblich über Gelder des Bundes- inisteriums des Innern und des Bundesamtes für Mi- ration und Flüchtlinge finanziert wird. Die Linksfrak- on steht ohne Wenn und Aber hinter diesem Programm. llerdings ist die Finanzierung bisher nur bis Ende des ahres sichergestellt. Dem Änderungsantrag der SPD- raktion, Mittel über den 31. Dezember 2013 hinaus zur erfügung zu stellen, stimmen wir daher zu. Aber selbst- erständlich ließe sich aus unserer Sicht noch bedeutend ehr tun, und das betrifft nicht allein den Sport. Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe nd gleichzeitig ein dauernder Prozess. Das Klima, in em Integration stattfindet, muss stimmen. Hier haben ir erhebliche Zweifel, dass die Anstrengungen für ein utes Zusammenleben, für die Teilhabe der Menschen, ie zu uns kommen, ausreichend sind. Der vorliegende Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31675 (A) ) )(B) Antrag selbst legt Zeugnis dafür ab, dass noch viel Ar- beit vor uns liegt. Ist Ihnen von Union und FDP eigentlich aufgefallen, dass Sie im ersten Teil des Antrags die Migrantinnen und Migranten, die vermeintlich Schwierigkeiten haben, sich zu integrieren, ausschließlich selbst dafür verant- wortlich machen? „Eine sprachliche Distanz, unter- schiedliche Wertevorstellungen oder bürokratische Bar- rieren können zu einer gefühlten oder schlimmstenfalls realen Isolation führen“, heißt es dort. Kein Wort über Rechtsextremismus und Rassismus in unserer Gesell- schaft; erst viel später im Text werden sie erwähnt. Da- bei kann auch Fremdenfeindlichkeit ein ganz entschei- dender Grund dafür sein, dass einzelne Menschen oder auch ganze Gruppen – dabei denke ich beispielsweise an Sinti und Roma – ihren Platz noch nicht gefunden haben. Das ist zumindest eine gefährliche Sprache, die leicht in entsprechendes Denken verwandelt werden kann. Die öffentliche Anhörung des Sportausschusses im März dieses Jahres hat gezeigt, dass die anwesenden Ak- teure weitestgehend zufrieden mit dem bisher Erreichten sind. Das ist erfreulich, weil ein Hinweis darauf, dass der Sport bei der Integration eine tragende Rolle spielen kann. Das greift dieser Antrag auf und feiert die schwarz-gelbe Integrationspolitik ohne Grund etwas zu überschwänglich. Auch der Forderungsteil weist aus unserer Sicht in die richtige Richtung, wenn die Koalitionsfraktionen bei- spielsweise über den Sport hinausgehende Maßnahmen wie Nachmittagsbetreuung, Hausaufgabenhilfe oder Un- terstützung bei der Suche nach einer Lehrstelle anregen. Nur, Sie haben Ihre berechtigten Forderungen doch gleich mit dem ersten Satz wieder zum Wunschzettel he- rabgestuft, wenn dort steht „im Rahmen der zur Verfü- gung stehenden Haushaltsmittel“. Bisher war kein Geld für die weitergehenden Forderungen übrig. Wo sollte es denn jetzt plötzlich herkommen? Aber eine funktionierende Gesellschaft ist nicht um- sonst zu haben; sie kostet neben viel Engagement eben auch Geld. Sport spielt bei der Integration von Men- schen mit Migrationshintergrund eine wichtige Rolle; das sieht Die Linke genauso. Er hilft, Vorurteile abzu- bauen und Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln. Es gibt nennenswerte Ansätze in der Sportpolitik und beim DOSB, die unbedingt weiterhin unterstützt und ausge- weitet werden müssen. Um die Integration durch Sport zu stärken, bedarf es allerdings außerdem zusätzlicher Bildungsangebote, die Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Rechtsextremis- mus entgegenwirken. Solche Programme werden durch diese Regierung mitnichten ausreichend unterstützt. Vielmehr hängen entsprechende Initiativen für eine de- mokratische, antirassistische Gesellschaft viel zu häufig in der Luft. Es fehlt die Planungssicherheit, weil Gelder fast immer nur für einen kurzen Zeitraum bereitgestellt werden. Langfristige Projekte sind die Ausnahme. Damit die teilweise richtigen Ansätze dieses Antrags auch wirksam umgesetzt werden können, müssten sie in eine Politik eingebettet werden, die ein gesamtgesellschaft- li fe G g h u g in a u L a ra d re In m u le s a C g k g s d S D n g s c a d re h s S n fi g in lo u b u S O d ru (C (D ches Klima erzeugt, von dem wir derzeit noch weit ent- rnt sind. Viola von Cramon-Taubadel (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Das Thema Integration und Sport hat für die rüne Bundestagsfraktion eine große Bedeutung. Wir alten es für geboten, die bisherige Integrationspolitik m den Ansatz der Inklusionspolitik zu vervollständi- en. Wir meinen, dass in einer Gesellschaft der Vielfalt sbesondere gesellschaftliche Institutionen – und somit uch der Sport – gefordert sind, sich zu verändern. Das Ziel muss sein, eine gleichberechtigte Teilhabe nd Selbstbestimmung in allen Feldern des öffentlichen ebens zu ermöglichen. Dies ist für die Menschen, aber uch für die Sportverbände und -vereine eine große He- usforderung. So richtig es ist, wenn Sportvereine und ie entsprechenden Verbände beginnen, sich interkultu- ll zu öffnen, so darf dies nicht bei der Einrichtung von tegrationsbeauftragten enden. Es wird darauf ankom- en, dass sich Vereine und Verbände selbst verändern nd der Vielfalt ihrer Mitglieder anpassen. Der Inklusionsansatz ist eine Säule des internationa- n Menschenrechtsschutzes und bedeutet, einen umfas- enden Anspruch aller Menschen in dieser Gesellschaft uf ein Höchstmaß an Gleichbehandlung, Teilhabe und hancengleichheit zu ermöglichen – und zwar unabhän- ig vom sozialen Status oder von der ethnischen Her- unft. Innerhalb des Sports sind die Vereine der Ort der Be- egnung. In den Sportvereinen finden großartige An- trengungen statt; daher ist es völlig inakzeptabel, dass ie BMI-Förderung für das Programm „Integration durch port (IdS)“ des Deutschen Olympischen Sportbundes, OSB, seit Jahren bei 5,4 Millionen Euro stagniert. Aus grüner Sicht wäre es eine notwendige Maß- ahme, den Sport nicht nur verbal bei den Integrations- ipfeln der Bundesregierung positiv hervorzuheben, ondern auch ganz konkret die notwendige Mittelaufsto- kung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, lso innerhalb des Haushalts des Bundesinnenministers, urchzuführen. Das war zuletzt mit Rot-Grün in den Jah- n 1999 und 2001 der Fall. Es ist zutreffend, dass der Sport besondere Erfolge at, wenn es um Integrationsbemühungen und gemein- chaftliches Zusammenleben in Deutschland geht; denn port ist grundsätzlich geeignet, für ein besseres Mitei- ander in der Gesellschaft zu sorgen, weil der Sport häu- g in Teams ausgeübt und nach einem anerkannten Re- elwerk betrieben wird. Sport wird durch 91 000 Vereine Deutschland flächendeckend angeboten, ist also nicht kal begrenzt. Zudem bietet der Sport großes Potenzial, m in spielerischer Form generationsübergreifend zu ar- eiten. Unsere Fraktion hat jedoch nie die Dysfunktionen nd Fehlentwicklungen des Sports außer Acht gelassen. o spiegelt erfolgreicher Spitzensport in National- oder lympiateams nicht die Situation des Alltagssports und es Breitensports wider; denn Rassismus, Diskriminie- ng, Homophobie, Ausgrenzung gehören auch im Sport 31676 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) leider mit zum Alltag. Im Sportausschuss haben wir dazu eine öffentliche Anhörung durchgeführt. Unsere Fraktion hat zu diesem Thema in den letzten Jahren im- mer wieder politische Vorschläge für Lösungen vorge- legt. Wir brauchen dringend mehr geschultes Personal zur Herausbildung aller dem Sport zugewiesenen Eigen- schaften wie Gesundheitsprävention, Wertevermittlung, sportlichem Miteinander. Wir müssen Sport auch als Teil des Bildungssystems verstehen. Die Aus- und Fortbil- dung der Übungsleiter und der Vereinsvorstände ist ein entscheidendes Element zur Vermittlung der dem Sport zugewiesenen oder nachgesagten Werte. Die Realität ist auch: Noch immer sind Vereinsvorstände mit Migra- tionshintergrund deutlich unterrepräsentiert in Sportver- einen in Deutschland. Beim vorliegenden Antrag handelt es sich allerdings um einen „Last-Minute-Antrag“. Alle politischen Forde- rungen sind zum Ende der Legislaturperiode faktisch nicht mehr umsetzbar. Es wird eine Politik dargestellt, die so nicht stattgefunden hat. Darüber hinaus ist festzu- stellen, dass es bis heute nicht einen einzigen Wortbei- trag eines Vertreters der Regierungsfraktionen zum vor- liegenden Antrag gegeben hat; denn die Einbringung in den Deutschen Bundestag erfolgte ohne Debatte. Im fe- derführenden Sportausschuss fand keine Beratung statt, weil die Koalition ihren eigenen Antrag nicht vorgestellt und begründet hat. So kann und darf man keine Politik machen. Dem vorliegenden Änderungsantrag der SPD stim- men wir selbstverständlich zu; denn es muss sicherge- stellt werden, dass Planungssicherheit für das Programm „Integration durch Sport“ herrschen muss. Anlage 14 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetz zur Förderung des elektronischen Rechtsverkehrs mit den Gerichten (Tagesordnungspunkt 26) Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU): Mit unserem Änderungsantrag haben wir es als Regierungs- koalition geschafft, den guten Gesetzentwurf der Bun- desregierung zur Förderung des elektronischen Rechts- verkehrs mit den Gerichten in allen einschlägigen Punkten zu optimieren. Dadurch steht einer Förderung und deutlichen Ausweitung des elektronischen Rechts- verkehrs nichts mehr im Wege. Bundesregierung und Bundesrat waren sich von Anfang an darüber einig, dass die Nutzung des elektronischen Rechtsverkehrs in den vergangenen Jahren weit hinter den Erwartungen zu- rückgeblieben ist. Nun haben Bund und Länder nach zahlreichen Gesprächen mit der Praxis einen gemeinsa- men Nenner gefunden, der den bestmöglichen Sicher- heitsstandard mit der nötigen Praktikabilität in Einklang bringt und zugleich Verbesserungsvorschläge von Ex- perten, insbesondere in Sachen Barrierefreiheit, berück- sichtigt. o d s G fa s b s lu c ri re lu s p E E d M g d m B s ü tr A k h li D E fi d s D v n s d te g fa u fo A s c s U b A n g tr (C (D Ob nun De-Mail, qualifizierte elektronische Signatur der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung; alles Termini, mit enen wir uns in den vergangen Monaten ausgiebig be- chäftigt haben. Teilweise ist diesbezüglich ein wahrer laubenskrieg entstanden. Jedes Kommunikationsver- hren könnte noch besser gesichert werden; dies aber tets um den Preis der Massentauglichkeit bzw. Praktika- ilität, die für das Nutzerverhalten elementar wichtig ein wird. Wir haben uns bei den sicheren Übermitt- ngswegen für einen Mittelweg entschieden, bei wel- hem die Einfluss- und Korrekturmöglichkeiten des Ge- chts mit berücksichtigt worden sind. Nachbesserungsbedarf ergab sich für uns eher im Be- ich der von Behörden genutzten sicheren Übermitt- ngswege. Bisher stand den Behörden nach dem Ge- etzentwurf der Bundesregierung nur die Übermittlung er De-Mail zur Verfügung. Von einigen wird jedoch das lektronische Gerichts- und Verwaltungspostfach, GVP, bereits in großem Umfang verwendet und ist in ie bestehende IT-Landschaft integriert. Wir haben die öglichkeit geschaffen, dass Behörden bei gleichzeiti- er Übermittlung von Strukturdaten und unter Verwen- ung des EGVP über einen sicheren Übermittlungsweg it der Justiz kommunizieren können. Das angedachte ehördenpostfach erfüllt die Voraussetzungen für einen icheren Übermittlungsweg, da die Authentizität des bermittelten Dokuments durch wirksame Zugangskon- ollen sichergestellt wird. Nachvollziehbar war für uns zudem der Wunsch der nwaltschaft nach einer Beibehaltung des Empfangsbe- enntnisses. Eine automatisierte Eingangsbestätigung ätte dazu geführt, dass der Anwalt nicht mehr persön- ch von der Zustellung hätte Kenntnis nehmen können. eshalb haben wir uns anstatt für eine automatisierte ingangsbestätigung in Verbindung mit einer Zugangs- ktion für einen elektronischen Zustellungsnachweis, er dem herkömmlichen Empfangsbekenntnis für Zu- tellungen nach § 174 ZPO entspricht, entschieden. enn das Empfangsbekenntnis hat sich für Zustellungen on Schriftstücken bewährt und sollte daher für elektro- ische Zustellungen beibehalten werden. Um keinen zusätzlichen Bürokratieaufwand zu verur- achen, wird das elektronische Empfangsbekenntnis ann in Form eines strukturierten Datensatzes übermit- lt, der dem Anwalt bei der Zustellung zur Verfügung estellt wird. Durch einfaches Anklicken kann der Emp- ng des elektronischen Dokuments bestätigt werden nd das Gericht kann den zurücklaufenden Datensatz so- rt dem zugestellten Dokument zuordnen. Ebenfalls zur Entbürokratisierung der gerichtlichen rbeitsabläufe beitragen wird die Möglichkeit der ma- chinellen Beglaubigung von zuzustellenden Schriftstü- ken. Als Authentizitätsnachweis wird in diesem Zu- ammenhang das Gerichtssiegel ausreichend sein; einer nterschrift des Urkundsbeamten der Geschäftsstelle edarf es nicht. Bei einer beglaubigten elektronischen bschrift eines Schriftstücks kann allerdings wegen des otwendigen Integritätsschutzes für das zuzustellende erichtliche Dokument nicht auf eine qualifizierte elek- onische Signatur des Urkundsbeamten der Geschäfts- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31677 (A) ) )(B) stelle verzichtet werden; hier besteht aber die Möglich- keit einer zentralen elektronischen Beglaubigungsstelle. Um die Rechtswegs- und Verwaltungsvereinfachun- gen zu erreichen, wird es letztendlich darauf ankommen, in absehbarer Zeit eine bundesweite flächendeckende Umsetzung der Maßnahmen, ohne föderale Zersplitte- rung, zu erreichen. Bei allen technischen Neuerungen war es uns ein zen- trales Anliegen, einen bestmöglichen barrierefreien Zu- gang zu den Gerichten zu ermöglichen. Deshalb haben wir nahezu alle Vorschläge des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e. V. in unserem Änderungsantrag umgesetzt. Die Änderun- gen unmittelbar im Gerichtsverfassungsgesetz dienen der Gewährleistung der verfahrensübergreifenden Bar- rierefreiheit bei der elektronischen Kommunikation mit dem Gericht. Ab sofort sind sichere Übermittlungswege, bei vorhandener Ermächtigungsgrundlage eingeführte elektronische Formulare und natürlich auch elektroni- sche Dokumente barrierefrei zu gestalten. Mit unserem Änderungsantrag verbessern wir einen Gesetzentwurf, der durch die Bank von allen Sachver- ständigen und Verbänden aus der Praxis ausdrücklich be- grüßt wird. Monate-, wenn nicht sogar jahrelang wurde in Workshops, Tagungen und Podiumsdiskussionen nach der idealen Lösung gesucht. Wir geben nun einen Rah- men für eine bestmögliche Umsetzung. Es wird aber auch Sache der Länder sein, für die technische Ausrüs- tung der Gerichte und der Verwaltung zu sorgen. Kommen wir nun zu einem Punkt, der in dieser Re- form mit geregelt wird und in der gerichtlichen Praxis eine wichtige Rolle spielt: dem Änderungsbedarf im Revisionsrecht. Nach geltendem Recht kann der Revi- sionsankläger die Revision noch bis zur Verkündung des Revisionsurteils zurücknehmen, und dies ohne eine Zu- stimmung des Revisionsbeklagten. Der Beklagte kann zudem, auch in der Revisionsinstanz, den Anspruch noch bis zur Verkündung des Urteils anerkennen. Ein entsprechendes Anerkenntnisurteil bedarf dann keiner Begründung. Mehrere Grundsatzentscheidungen des Bundesge- richtshofs insbesondere in bank- und versicherungs- rechtlichen Angelegenheiten sind in jüngster Zeit auf diese Weise verhindert worden, da nach Hinweisen in der mündlichen Verhandlung der voraussichtlich unterle- gene Part entweder den Anspruch anerkannt oder seine Revision zurückgenommen hat. In diesen Fällen gab es dann zwingend lediglich ein Anerkenntnisurteil ohne Begründung bzw. einen Beschluss allein über die Kosten und den Verlust des Rechtsmittels. Die Neuregelung schränkt dies ein und bindet die Rücknahme der Revision in bestimmten Fällen an die Einwilligung des Revisionsbeklagten. Bei einem Aner- kenntnis des Beklagten in der Revisionsinstanz muss der Kläger künftig den Erlass eines Anerkenntnisurteils be- antragen. In beiden prozessualen Konstellationen kann also künftig der Kläger des Rechtsstreits die Absicht des Beklagten, eine Grundsatzentscheidung zu verhindern, durch unterlassene Mitwirkung vereiteln. re re b re k e le s a s ti ru d d g d B s d w e w R G te g li d n P Z d s s w fü fe n a lä fr w o Ä B v ü d n b (C (D Wir verabschieden damit heute zwei wichtige Verfah- nsverbesserungen, die sich sicher in der Praxis bewäh- n werden. Dr. Edgar Franke (SPD): Onlineshopping, Online- anking, Kommunikation in sozialen Netzwerken gehö- n heute zum Alltag. Wir sind in einem Zeitalter ange- ommen, in dem es heißt: „weg vom Papier“ und hin zu iner zeitgemäßen Bearbeitung, zur Digitalisierung, tztlich zur elektronischen Akte. Diese Entwicklung können wir in der Wirtschaft chon lange beobachten, bei Banken, Dienstleistern und uch in der Industrie. Dort ist es schon eine Selbstver- tändlichkeit. Wieso sollte es dann nicht auch in der Jus- z funktionieren? Es stehen Veränderungsprozesse bevor, und Verände- ngen sorgen stets für Unsicherheit, gerade auch bei en Mitarbeitern der Gerichte. Wir brauchen eine Justiz, ie die Kriminalität erfolgreich bekämpft und die Bür- errechte schützt, eine Justiz, die das Recht überall in er Gesellschaft gewährleistet. Wir wollen, dass alle ürgerinnen und Bürger unabhängig von ihrem wirt- chaftlichen Status ihre Rechte in angemessener Zeit urchsetzen können. Bei diesen Strukturveränderungen ird der elektronische Rechtsverkehr in der Justiz eine ntscheidende Rolle bei der zukünftigen Aufgabenbe- ältigung haben. Die Anstöße dazu kamen bereits aus der rot-grünen egierungszusammenarbeit. Die bisherigen gesetzlichen rundlagen stammen aus den Jahren 2001 und 2005 un- r Ministerin Zypries. Der elektronische Rechtsverkehr stellt einen wichti- en Baustein für eine leistungsfähige und bürgerfreund- che Justiz dar. Elektronischer Rechtsverkehr bedeutet en sicheren und rechtsverbindlichen Austausch elektro- ischer Dokumente mit der Justiz. Er soll die bisherige apierkommunikation ergänzen und sukzessive ablösen. u diesem Zweck müssen die Zivilprozessordnung und ie anderen Gerichtsordnungen geändert werden. Die IT-Ausstattung ist bei den Gerichten sehr unter- chiedlich; aber heute schon ist klar, dass die IT-Infra- truktur insgesamt wesentlich besser werden muss. Das ird enormer Mittel für die technische Ausstattung und r die notwendige organisatorische Umstellung bedür- n. Auch die Mitarbeiter müssen auf diesen Weg mitge- ommen werden. Auch wir sind überzeugt, dass damit uf Dauer Kostenreduzierungen in den justiziellen Ab- ufen realisiert werden können. Bei technischen Neuerungen muss aber ein barriere- eier Zugang ermöglicht werden. Der Regierungsent- urf bekennt sich zwar zur Barrierefreiheit, allerdings hne ausreichende Zugangssicherung. Nach unserem nderungsantrag soll, entsprechend einer Anregung des linden- und Sehbehindertenverbandes, in das Gerichts- erfassungsgesetz eine generelle verfahrensordnungs- bergreifende Regelung eingefügt werden. Diese soll azu verpflichten, den elektronischen Rechtsverkehr ach Maßgabe einer Rechtsverordnung grundsätzlich arrierefrei zu gestalten. 31678 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) Nach Art. 4 und Art. 13 der Behindertenrechtskon- vention der Vereinten Nationen ist der Gesetzgeber ver- pflichtet, alle geeigneten Maßnahmen zu ergreifen, um Menschen mit Behinderungen einen gleichberechtigten Zugang zur Justiz zu ermöglichen. Sie sollen selbstbe- stimmt an allen Informations- und Kommunikationssys- temen, die elektronisch bereitgestellt werden, teilhaben können. Der Gesetzentwurf bekennt sich zwar zu dieser Gleichstellung und Barrierefreiheit, setzt dieses Be- kenntnis aber nach meiner Auffassung nicht ausreichend um. Die bisherige Regelung im Gerichtsverfassungsge- setz, die Menschen mit Behinderungen ein Recht auf barrierefreie Zugänglichmachung gibt, ist nicht ausrei- chend. Es handelt sich dabei nur um ein Recht auf „Übersetzung“ und „Hilfeleistung“. Ziel der Behinder- tenrechtskonvention ist aber der selbstbestimmte, ohne Unterstützung mögliche, freie Zugang zu der gesamten Kommunikation. In einigen Jahren sollen nach dem Gesetzentwurf der Bundesregierung alle Gerichte bundesweit für elektroni- sche Eingänge geöffnet werden. Neben der schon heute möglichen Übermittlung mit qualifizierter elektronischer Signatur sollen dann auch weitere sichere Übermitt- lungswege wie De-Mail oder das kostenlose elektroni- sche Gerichts- und Verwaltungspostfach zulässig sein. Künftig sollen bundesweit einheitliche und technikneu- trale Standards für die elektronische Kommunikation mit der Justiz gelten. Bei der Bundesrechtsanwaltskammer wird bis 2016 für jeden Anwalt ein sicheres elektronisches Anwalts- postfach eingerichtet. Ab 2018 ist jedes deutsche Gericht elektronisch erreichbar. Die Länder können diesen Zeit- punkt bis spätestens 2022 hinausschieben, aber nur ein- heitlich für das ganze Land. Schriftsätze und andere Dokumente können dann in elektronischer Form rechts- wirksam an alle teilnehmenden Gerichte und Behörden übermittelt werden; dies kann auch über andere sichere Kommunikationswege erfolgen. Für die Bürger soll die elektronische Kommunikation ermöglicht, aber nicht verpflichtend werden. Es ist wichtig, eine föderale, aber auch gleichgerich- tete und gleichzeitige Umsetzung zu fordern. Insofern wird der Entwurf des Bundesrates von uns als überholt angesehen. Ich sagte es bereits mit meinen Ausführungen im Rahmen der ersten Beratung: Die verpflichtende Einfüh- rung sollte möglichst bundeseinheitlich – und in der Übergangsphase zwischen 2018 und 2022 zumindest landeseinheitlich – erfolgen. Das liegt im Interesse der Anwaltschaft. Damit kann eine Zersplitterung der Situa- tion in den Bundesländern vermieden und zeitgleich eine Umsetzung der Vorschriften in die Praxis umgesetzt werden. Richtig ist für mich, dass das Empfangsbekenntnis von Zustellungen bei den Rechtsanwälten abgeschafft und durch die künftig durch das elektronische Postfach der Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte automatisch ausgelöste Eingangsbestätigung ersetzt werden soll. in d w Z d a B s s n n d E h s k S G D te D n s n s S te g d li w n S V la d ri w P m n m ü s d n k v D (C (D Generell ist der elektronische Rechtsverkehr mit und nerhalb der Justiz notwendig. Gleich zu Beginn sollten ie Weichen auf Barrierefreiheit gestellt werden. Obwohl unser Änderungsantrag abgelehnt wurde und ir uns im Vorwahlkampf befinden, begrüßen wir die ielrichtung des Gesetzentwurfs. Dies tun wir auch vor em Hintergrund unserer früheren Initiativen, gerade uch der unserer sozialdemokratischen Justizministerin rigitte Zypries. Ihr lag die Förderung des elektroni- chen Rechtsverkehrs bei den Gerichten sehr am Herzen. Jens Petermann (DIE LINKE): Nach der Auffas- ung von Bundesrat und Bundesregierung ist die elektro- ische Kommunikation mit den Gerichten bisher nicht ennenswert vorangekommen. Nun soll das Potenzial er jüngsten technischen Entwicklung auch in der Justiz inzug halten. Da insbesondere die Rechtsanwälte den erkömmlichen postalischen Weg nutzen, soll eine Ge- etzesänderung her, die den elektronischen Rechtsver- ehr mit den Gerichten voranbringt. In Zukunft sollen chriftsätze, sonstige und formgebundene Anträge bei ericht mittels Computertechnik eingereicht werden. as ist ein hehres Ziel, wenn man bedenkt, auf welchem chnischen Niveau viele Gerichte in Deutschland ihre ienstleistungen erbringen müssen. Zum Beispiel berichtete mir kürzlich der Direktor ei- es Amtsgerichts in Nordrhein-Westfalen über die Aus- tattung seines Gerichts: Die vorhandene Computertech- ik – und das ist auch an vielen anderen Gerichten so – ei derart veraltet, dass nicht einmal die einfachsten pracherkennungsprogramme auf den Personalcompu- rn liefen. Die Potenziale der jüngsten technischen Entwicklun- en können nur genutzt werden, wenn die Technik aus em letzten Jahrhundert flächendeckend erneuert wird. Zunächst muss die Mehrzahl der Justizgebäude bau- ch und technisch auf einen akzeptablen Stand gebracht erden. Das muss der erste Schritt sein, um dann die euesten technischen Entwicklungen in einem zweiten chritt einzusetzen. Die Landesfinanzminister sehen das indes anders: on der Justiz werden jedes Jahr neue Einsparungen ver- ngt, Teilbereiche werden privatisiert, wie zum Beispiel ie Übertragung von Aufgaben der freiwilligen Ge- chtsbarkeit auf Notare, bei den Bedürftigen soll gespart erden, wie zum Beispiel durch die Begrenzung der rozesskosten- und Beratungshilfe. Reden Sie erst ein- al mit den Finanzministern, und sorgen Sie für die fi- anziellen Mittel, die nötig sind, um unsere Justiz ange- essen auszustatten. Erst danach macht es doch Sinn, ber solche Sachen wie elektronischen Rechtsverkehr zu prechen! Auch wenn Sie mit ihrem Gesetzentwurf wiederholt en zweiten Schritt vor dem ersten machen, möchte ich un auf den zweiten Schritt näher eingehen: Im Einzelnen ist vorgesehen, dass elektronische Do- umente mit einer qualifizierten elektronischen Signatur ersehen werden. Diese können dann entweder über ein e-Mail-Konto, über ein spezielles Anwaltspostfach Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31679 (A) ) )(B) oder über sonstige, erst durch Rechtsverordnung zu schaffende Verfahren an das Gericht gesandt werden. Dann wird es ausreichend sein, wenn der Versender ei- nes dieser Verfahren zur Übermittlung benutzt und das Dokument einfach signiert, sodass die verantwortliche Person erkennbar wird. Die Authentizität soll durch das Übermittlungsverfahren selbst sichergestellt werden. Kritisch ist vor allem die Kommunikation über De- Mail zu sehen. Dieser Dienst sieht keine Ende-zu-Ende- Verschlüsselung beim Transport vor, vielmehr ist nur die Kommunikation zwischen Versender und De-Mail- Dienst bzw. Empfänger und De-Mail-Dienst verschlüs- selt. Damit kann der Betreiber des Dienstes ungehindert auf die Daten zugreifen, sie verändern. Für eine Ende- zu-Ende-Verschlüsselung müssten die Parteien selbst sorgen. Darüber hinaus gibt es größte datenschutzrecht- liche Bedenken, die Gefahr des gläsernen Bürgers be- steht ohnehin. Daneben kritisierte ein Sachverständiger in der öf- fentlichen Anhörung, dass der mangelnden Akzeptanz der qualifizierten elektronischen Signatur dadurch be- gegnet werden soll, dass minderwertige und sachfremde technische Verfahren per Gesetz für sicher und angemes- sen deklariert werden. Ich denke, das ist nicht der rich- tige Weg. Das De-Mail-Verfahren genügt den bereits heute anerkannten und gängigen Sicherheitsansprüchen nicht. Dies wurde auch schon in einer Expertenanhörung im Innenausschuss deutlich. Dieses Verfahren kann aus folgenden Gründen ein qualifiziert elektronisch signiertes Dokument nicht erset- zen: Erstens. Bei Eröffnung eines De-Mail-Kontos muss der Anwender lediglich einmalig seine Identität gegen- über dem Anbieter unter Beweis stellen. Zweitens. Bei Versenden einer De-Mail wird die Identität nicht mehr geprüft, das heißt, dass jeder Dritte, der in den Besitz von Nutzernamen und Passwort gelangt ist, De-Mails im Namen des Anwenders versenden kann. Drittens. Die De-Mail wird vom Provider signiert, sodass keine Be- weiskraft für eine Willenserklärung des Absenders gege- ben sein kann. Darüber sollten Sie sich, meine Damen und Herren, Gedanken machen, und zwar bevor Sie die- ser Initiative zustimmen. Eine positive Seite hat dieses Vorhaben wenigstens: Die Bundesländer werden gezwungen, die IT-Infrastruk- tur der Gerichte auf den technischen Stand zu bringen, der ein Funktionieren der Spracherkennung und des elektronischen Rechtsverkehrs zumindest theoretisch er- möglichen würde. Die elektronische Sicherheit bleibt al- lerdings auf der Strecke. Zu den vorgelegten Gesetzentwürfen hatten wir im April 2013 eine öffentliche Anhörung im Rechtsaus- schuss. Es gab berechtigte Kritik einiger Sachverständi- ger an den vorgeschlagenen Regelungen. Aber der Än- derungsantrag der Koalition vermag es nicht, die Fehler auszumerzen. Man stellt fest, dass noch nicht alle Über- mittlungswege erfasst sind. Zwar sieht § 130 a ZPO-E vor, dass auch diejenigen Wege „sicher“ sind, die per Rechtsverordnung festgelegt werden – aber wer weiß, wann diese kommt. Und da Behörden mit Gerichten schon fleißig über das sogenannte elektronische Ge- richts- und Verwaltungspostfach Korrespondenz betrei- b V h m e D n b e k ru e je S H R h D m re z te V d e b e d v d d g B B w M ru m a te z Z je h u D m ti ri B ri u s V (C (D en und man sich offenbar nicht so sicher ist, ob dieses erfahren von § 130 a ZPO-E erfasst ist, hat man kurzer- and das Verfahren zwischen Behörden und Gerichten it registriertem elektronischen Postfach auch als sicher ingestuft. Ein furchtbarer Flickenteppich steht bevor. ie Beweiskraft für De-Mail-Nachrichten soll sich nun icht nur auf den Absender, sondern auch auf den Inhalt eziehen. Da die Signatur beim Provider erfolgt, ist eine ventuelle Manipulation des Inhaltes ebenso nicht er- ennbar. Darüber hinaus hat die Koalition mit diesem Ände- ngsantrag eines dieser unsäglichen Omnibusverfahren ingefügt. In der ZPO werden an geeigneter, aber für das tzige Gesetzgebungsverfahren völlig sachfremder telle die §§ 555, 556 ZPO zur Revision geändert. Im inblick auf ein Anerkenntnis sowie die Rücknahme der evision wird der Rechtszustand von vor 2001 wieder- ergestellt. Leider muss ich Ihnen, meine sehr verehrten amen und Herren der Koalitionsfraktionen, für Ihren issglückten Änderungsantrag nachhaltige Beratungs- sistenz bescheinigen. Die SPD-Fraktion hat es besser gemacht. Sie schlägt um Beispiel einen barrierefreien Zugang zu den Gerich- n und Staatsanwaltschaften vor, den wir sehr begrüßen. Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): or knapp 13 Jahren hat die rot-grüne Bundesregierung en ersten allgemeinen Rechtsrahmen für den Einsatz lektronischer Verfahren in der Justiz erstellt. Heute de- attieren wir hier im Bundestag über die Einführung des lektronischen Rechtsverkehrs in der Justiz. Hierzu hat ie schwarz-gelbe Bundesregierung ihren Gesetzentwurf orgelegt. Dieser Vorschlag ist noch verbesserungswür- ig. Warum? Meine Fraktion und ich sehen deutliche Defizite in en Bereichen Barrierefreiheit und Datensicherheit. Hier ibt es noch erhebliches Verbesserungspotenzial. Zur arrierefreiheit: Deutschland hat Anfang 2009 die UN- ehindertenrechtskonvention ratifiziert. Damit haben ir uns verpflichtet, alle geeigneten gesetzgeberischen aßnahmen zu ergreifen, um Menschen mit Behinde- ng einen gleichberechtigten Zugang zur Justiz zu er- öglichen, außerdem eine selbstbestimmte Teilhabe an llen modernen Informations- und Kommunikations- chnologien, die elektronisch bereitgestellt werden oder ur Nutzung offenstehen. Auch wollen wir vorhandene ugangshindernisse und -barrieren beseitigen. Der Änderungsantrag der Regierungskoalition geht tzt auf wesentliche Bedenken von Blinden- und Sehbe- indertenverbänden ein. Dafür haben auch wir Grünen ns im Laufe des Gesetzgebungsverfahrens eingesetzt. iese Weiterentwicklung begrüße ich, auch im Namen einer Fraktion, ausdrücklich. Allerdings enthält der Änderungsantrag der Koali- onsfraktionen nach wie vor keine Regelung zur Bar- erefreiheit bei Internetauftritten und -angeboten der undesjustiz. Auch sollten wir den Grundsatz der Bar- erefreiheit verfahrensübergreifend in einem „Guss“ nd umfassend zentral in § 191 a ZPO regeln. Hier sind owohl der Vorschlag der Bundesregierung als auch der orschlag der Regierungskoalition unzureichend. 31680 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) Eine positive Wendung nehmen wir Grünen allerdings bei der Frage des Empfangsbekenntnisses wahr. Wenn Schriftstücke in Rechtsanwaltskanzleien eingehen, bestä- tigen diese bisher den Erhalt des Dokuments mit ihrer Un- terschrift unter das Empfangsbekenntnis. Dieses schicken sie anschließend an den Absender, also beispielsweise an das Gericht, zurück. Im Regierungsentwurf war die Ein- führung einer automatischen Eingangsbestätigung vorge- sehen. Dies hätte zu einem erheblichen Paradigmenwech- sel geführt. Anwalt und Anwältin hätten so keine eigene Kontrolle über die Bestätigung des Erhalts von Doku- menten gehabt. An diesem Punkt hat die Koalition die geäußerte Kri- tik ernst genommen. Nunmehr soll die Zustellung durch ein elektronisches Empfangsbekenntnis nachgewiesen werden. Dieses wird jetzt persönlich von der Anwältin oder dem Anwalt erstellt. Das entspricht der aktuellen Rechtslage. Das unterstützen wir Grünen ausdrücklich. Wir betonen aber auch in der heutigen Debatte noch einmal die datenschutzrechtlichen Unsicherheiten, die bei Nutzung der De-Mail bestehen. Hier gibt es keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und alle De-Mails müs- sen zum Zwecke des Virenchecks geöffnet werden. Au- ßerdem – das möchte ich hervorheben – bleibt ein beson- deres Risiko: Es gibt insgesamt nur eine ganz kleine Anzahl von De-Mail-Servern. Gelingt es einem Hacker, einen solchen Server zu öffnen, erhält er auf einen Schlag Unmengen von hochsensiblen Daten aus Gerichtsverfah- ren. Das können Scheidungsverfahren oder sonstige höchstpersönliche Angelegenheiten sein. Einen solchen unsicheren Übermittlungsweg können wir Grünen, auch und gerade im Gerichtsbereich, nicht unterstützen. Für uns ist Datenschutz ein zentrales An- liegen. Nur mit einem hohen Datenschutzstandard kön- nen wir Vertraulichkeit und Privatsphäre in der Justiz si- cherstellen. Das aber leistet der Gesetzentwurf der schwarz-gel- ben Bundesregierung nicht. Auch wenn er viele positive Ansätze enthält, können wir ihm aus den genannten Gründen nicht zustimmen. Wir werden uns bei der Ab- stimmung enthalten. Anlage 15 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Einvernehmensher- stellung von Bundestag und Bundesregierung zum Antrag der Republik Lettland, der dritten Stufe der Europäischen Wirtschafts- und Wäh- rungsunion beizutreten und den Euro als Um- laufwährung einzuführen (Zusatztagesordnungs- punkt 12) Michael Stübgen (CDU/CSU): Wir befassen uns heute mit dem Antrag der Republik Lettland vom 5. März 2013 an die Präsidenten der Europäischen Kom- mission und der Europäischen Zentralbank, Barroso und Draghi, eine außerordentliche Konvergenzprüfung für Lettland durchzuführen, mit dem Ziel, der Europäischen W d n A n 2 ta s G W s tu v S z tr d m fi w b d Z p V d s d V s 2 h te E te s g J s B d s 2 s m V d m d d le la A ih s d (C (D ährungsunion beizutreten. Von den baltischen Staaten, ie der Europäischen Union angehören, wäre Lettland ach Estland der zweite Mitgliedstaat, der einen solchen ntrag stellt, und es wird erwartet, dass auch Litauen ei- en Antrag stellen wird, der Währungsunion im Jahr 015 beizutreten. Aus der Sicht der CDU/CSU-Bundes- gsfraktion sind die Anträge aus dem Baltikum ausge- prochen positiv zu bewerten, und das aus mehreren ründen: Erstens. Die Europäische Wirtschafts- und ährungsunion befindet sich seit über drei Jahren in der chwersten Krise ihrer Geschichte. In einer solchen Si- ation dem Euro beitreten zu wollen, ist keine Selbst- erständlichkeit. Die Bevölkerung ist skeptisch. Die orge, dass Lettland nach einem Beitritt auch finanziell ur Solidarität mit den Krisenstaaten in Südeuropa bei- agen muss, ist real. Zweitens. Das hohe Maß an Haushaltsdisziplin und ie Bereitschaft zu sozialen und ökonomischen Refor- en, welche Lettland erst für die Währungsunion quali- ziert haben, reflektieren eine Haltung zu Europa, die ir bei anderen EU-Partnern vermissen, übrigens auch ei Frankreich. Drittens. Lettland macht deutlich, dass es nicht auf as Ende der Krise warten will, um Mitglied der Euro- one zu werden. Mit dem Antrag zum jetzigen Zeit- unkt zeigt das Land, dass es nicht nur auf den eigenen orteil bedacht ist, sondern bereit ist, aktiv zur Überwin- ung der Krise beizutragen. Die Konvergenzberichte der Europäischen Kommis- ion und auch der Europäischen Zentralbank kommen zu em Ergebnis, dass Lettland die Beitrittskriterien des ertrages von Maastricht vollständig erfüllt. Die Preis- tabilität ist in etwa so hoch wie die deutsche. Sie wird 013 in Jahresmitte bei 1,4 Prozent liegen. Das Haus- altsdefizit und die Gesamtverschuldung liegen weit un- r dem europäischen Durchschnitt. Obwohl Lettland nde 2008 fast zahlungsunfähig war und nur mithilfe in- rnationaler Kreditzusagen einen wirtschaftlichen Zu- ammenbruch verhindern konnte, ist es der Regierung elungen, die staatliche Defizitquote innerhalb von zwei ahren von 8,1 auf 1,2 Prozent zu senken. Die Staatsver- chuldung betrug im vergangenen Jahr 40,7 Prozent vom ruttoinlandsprodukt und lag damit nur halb so hoch wie ie deutsche. Das Zinsniveau für länger laufende letti- che Staatsanleihen am Kapitalmarkt lag Ende April 013 bei 3,8 Prozent und entsprach damit dem europäi- chen Durchschnitt. Lettland hat die rechtlichen Bestim- ungen zur Unabhängigkeit der Notenbank und zum erbot der monetären Staatsfinanzierung reformiert und urch das neue Notenbankgesetz in volle Übereinstim- ung mit dem EU-Vertrag gebracht. Unser Wunsch ist, ass alle diese Fortschritte nachhaltig sind, wie dies auch ie EZB in ihrem Bericht als Erwartung formuliert hat. Der lettische Konvergenzprozess war auch mit sozia- n Einschnitten verbunden, welche die Grenzen der Be- stbarkeit der lettischen Bevölkerung getestet haben. ber die Menschen gehen den Weg, den ihre Regierung nen vorschlägt, mit. Sie wissen, dass der Abbau von taatlichen Defiziten und Schulden die Bedingungen für auerhaftes Wirtschaftswachstum und höhere Wettbe- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31681 (A) ) )(B) werbsfähigkeit verbessert – eine Erkenntnis, von der an- dere Partner in Europa leider nichts wissen wollen. Der Vier-Fraktionen-Antrag, mit dem wir heute der Bundesregierung grünes Licht dafür geben, im Rat der Europäischen Union die Ausnahmeregelungen für Lett- land aufzuheben und die damit verbundene Einführung des Euro als Währung zum 1. Januar 2014 zu unterstüt- zen, soll Lettland auch ermutigen, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Orientierung hierfür gibt das aktuali- sierte Konvergenzprogramm für die Jahre 2013 bis 2016, welches deutlich macht, dass eine gute Entwick- lung in Lettland nicht nur Austeritätspolitik sein kann, sondern auch Investitionen in die Menschen, im Bil- dungssystem, in Wissenschaft und Forschung, bei der Beschäftigung, im Gesundheitssystem, in der staatlichen Verwaltung und bei den sozialen Ausgaben erfordert. Beide Ebenen sind wichtig, Lettland wird dann eine gute Zukunft haben, wenn die fiskalischen Erfolge dem ge- sellschaftspolitischen Fortschritt zugutekommen. Beide Ebenen müssen dazu in ein nachhaltiges Gleichgewicht gebracht werden. Lassen Sie mich abschließend noch etwas zu dem Verfahren sagen, mit dem der Deutsche Bundestag zum Antrag Lettlands auf Beitritt zur Euro-Zone Stellung nehmen kann. Wir nutzen mit dieser Stellungnahme heute ein Instrument, das es rechtlich eigentlich noch gar nicht gibt: die Herstellung des Einvernehmens zwischen Bundesregierung und Bundestag über die Zustimmung in den europäischen Gremien bei Aufnahme eines Lan- des in die Europäische Währungsunion. Das Gesetz für dieses Instrument ist das neue EUZBBG, welches am 18. April 2013 im Deutschen Bundestag und am 7. Juni 2013 im Bundesrat beschlossen wurde. Das Gesetz ist gleichwohl formal noch nicht in Kraft getreten. Die Bun- desregierung hat dem Deutschen Bundestag deshalb die Möglichkeit eröffnet, jenseits einer formalen Verpflich- tung von dem Verfahren zur Herstellung des Einverneh- mens bereits bei der Entscheidung zu Lettland Gebrauch zu machen. Dies ist ein gutes Signal für die Zusammen- arbeit zwischen Bundestag und Bundesregierung in An- gelegenheiten der Europäischen Union, für die ich mich im Namen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion bei der Bundesregierung sehr herzlich bedanken möchte. Axel Schäfer (Bochum) (SPD): Wir erleben heute eine Premiere. Zum ersten Mal stellen Bundesregierung und Bundestag förmlich Einvernehmen zu der Frage her, ob in einem weiteren Mitgliedsland der Europäischen Union der Euro als Zahlungsmittel eingeführt wird. Wir haben uns dieses und viele weitere Parlamentsrechte er- stritten – unter anderem im neuen EUZBBG, das wir heute bereits sinngemäß anwenden. Jetzt gilt es, diese Rechte engagiert, aber immer auch verantwortungsvoll zu nutzen. Die Befürchtung, gerade das Recht der Mit- sprache bei Euro-Beitritten sei nur dafür geschaffen, um in Zeiten der Krise populistische Debatten à la „Das Boot ist voll“ zu führen und Beschlüsse in Europa zu er- schweren, wird heute eindeutig widerlegt. Wir müssen uns als Parlament mitunter auch an eine neue Arbeitsweise gewöhnen, die im Fall unserer Rolle b s H s d la e p m b m d b ri fü p d T k s 2 g s n E W B K n b fa z v d Z b ru H w d s s k – n m z e u k g ü z S (C (D ei der Euro-Einführung besonders deutlich wird: Wir timmen nicht über Gesetze ab, wir stimmen nicht über aushalte ab oder führen Wahlen durch, sondern wir enden politische Signale. Heute tun wir dies gegenüber er Bundesregierung und gegenüber der Republik Lett- nd. Dass wir keine formale Entscheidung treffen, macht in Blick in die EU-Verträge klar: Alle Staaten sind ver- flichtet, den Euro einzuführen, sobald sie die klar for- ulierten Konvergenzkriterien erfüllen. Die Ausnahmen ilden bekanntermaßen Dänemark und Großbritannien, it Abstrichen auch Schweden. Das Verfahren ist ein- eutig und im Falle Lettlands auch in wenigen Worten eschrieben: Kommission und EZB haben in ihren Be- chten dem baltischen Staat die Fähigkeit zur Euro-Ein- hrung bescheinigt. Diese Analyse teilen wir. Das Euro- äische Parlament wird eine Anhörung durchführen, und er Europäische Rat wird sich Ende des Monats mit dem hema befassen. Ich bin mir sicher, dass der Ecofin im ommenden Monat den letztlich entscheidenden Be- chluss fassen wird und die Menschen ab dem 1. Januar 014 in Lettland mit Euro bezahlen. Wir senden heute das klare Signal an die Bundesre- ierung: Der Deutsche Bundestag bekräftigt den deut- chen Vertreter darin, im Rat der Aufhebung der Aus- ahmeregelung für Lettland zuzustimmen und für dieses U-Mitglied den Weg in die Euro-Zone frei zu machen. ir senden zudem ein Signal nach Riga: Der Deutsche undestag teilt fraktionsübergreifend die Ansicht von ommission und EZB, dass Lettland stark und stabil ge- ug für den Euro ist. Und mehr: Wir begrüßen die Repu- lik und beglückwünschen sie zu dem nicht immer ein- chen wirtschaftlichen Reform- und Veränderungspro- ess der letzten zwei Jahrzehnte. Oliver Luksic (FDP): In Zeiten der Krise gab es iele Stimmen, die der Meinung waren, der Euro könne ie Krise nicht überstehen. Es gab Horrorszenarien vom usammenbruch des Euro-Systems und vom unabwend- aren Zerfall des Währungsgebietes. Der Euro als Wäh- ng wurde und wird immer wieder infrage gestellt. eute ist allen klar, dass da vieles zu schwarz gesehen urde. Der Euro kann diese Krise überstehen, er wird iese Krise überstehen. Die Maßnahmen, die wir in der chwarz-gelben Koalition ergriffen haben, greifen. Un- ere Währung ist stark und hat immer noch Anziehungs- raft auf andere Länder. Der Euro gilt international trotz Krise – als sichere Währung. Das wird auch dadurch deutlich, dass Lettland jetzt ach den immensen Anstrengungen, die es unternom- en hat, um seine wirtschaftliche Situation in den Griff u kriegen, und den großartigen Erfolgen, die es dabei rzielt hat, den Euro einführen möchte. Das zeigt, dass nsere gemeinsame Währung immer noch ein Erfolgs- onzept ist. Das ist auch ein gutes Zeichen für Europa. Lettland ist ein gutes Beispiel für ein Land, dem es elungen ist, seine ökonomischen Schwierigkeiten zu berwinden und vom Problemkind zum Musterschüler u werden. Grund dafür ist vor allem eine konsequente parpolitik. Noch 2008 war das Land fast zahlungsun- 31682 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) fähig. 2010 lag die staatliche Defizitquote bei über 8 Prozent. Das Land hat es geschafft, diese innerhalb von zwei Jahren auf 1,2 Prozent zu senken, und konnte dieses Niveau seither halten. In diesem Jahr wird Lett- land wahrscheinlich die am schnellsten wachsende Wirt- schaft der EU sein. Das ist ein beeindruckender Erfolg, der zeigt, dass es gelingen kann, ein übermäßiges Defizit dauerhaft zu korrigieren, und man auch aus wirtschaft- lich schwierigen Situationen gestärkt hervorgehen kann. Austeritätspolitik ist besser als ihr Ruf. Sicherlich muss Lettland auch weiterhin Anstrengun- gen unternehmen, um dort zu bleiben, wo es jetzt ange- kommen ist. Der Inflationsdruck im Land sollte ernst ge- nommen werden. Der Konvergenzbericht der EZB nennt es eine Herausforderung für das Land, die Teuerungsra- ten niedrig zu halten. Auch wird im Bericht darauf hin- gewiesen, dass trotz der guten Anpassungsfähigkeit, die Lettland bewiesen habe, noch Nachholbedarf unter an- derem im Bereich der wirtschaftspolitischen Steuerung bestehe. Darüber hinaus muss darauf geachtet werden, dass die Implementierung der Anti-Geldwäsche-Gesetze entschieden durchgesetzt wird. Auch in Zukunft muss Lettland alle Kriterien erfüllen. Aber wir dürfen auch nicht übervorsichtig sein. Für Lettland ist es gut, der Euro-Zone beizutreten. Es wird das Land weiter voranbringen. Allein durch die Ankün- digung wurde das Land bereits von der Ratingagentur Standard & Poor’s hochgestuft. Auch das spricht dafür, dass nach wie vor großes Vertrauen in die Euro-Zone herrscht. Auch steht uns Lettland in vielen wirtschaftspoliti- schen Fragen sehr viel näher als so manch anderes Euro- Land und wird somit ein wichtiger Bündnispartner in Euro-Fragen werden. Insbesondere bei der Frage nach Einsparungen und mehr Haushaltsdisziplin ist Unterstüt- zung immer erfreulich. Lettland wird hier als Positiv- beispiel sicher dazu beitragen, die deutsche Position auch gegenüber den südlichen Ländern zu stärken. Alles in allem hat Lettland sich beeindruckend gut entwickelt. Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln, dass diese Erfolge von Dauer sind. Deshalb ist es nur ge- recht, wenn wir diesen oft schwierigen, letztlich aber er- folgreichen Weg würdigen und belohnen. Insbesondere die erfolgreiche Durchsetzung von Einsparungen hat zum Erfolg Lettlands geführt. Lettland kann hier auch eine Vorbildrolle für andere Länder einnehmen. Der Euro-Zonen-Beitritt des Landes ist für Europa ein deut- liches und wichtiges Zeichen: Der Euro hat auch trotz Krise nichts von seiner Anziehungskraft eingebüßt! Eine Rückkehr zur D-Mark oder die Auflösung der Euro- Zone sind keine Alternative für Deutschland und Eu- ropa. Der Erfolg Lettlands unterstreicht das. Andere Länder streben immer noch danach, Teil der Euro-Zone zu werden, und das sollten wir als Erfolg sehen. Daher begrüße ich die lettische Entscheidung, das 18. Mitglied der Euro-Zone zu werden. Verabschieden wir uns vom Lats, und begrüßen wir Lettland ab dem 1. Januar 2014 in der Euro-Zone! Alexander Ulrich (DIE LINKE): Lettland hat die Konvergenzkriterien des Maastricht-Vertrags erfüllt. In- fl ri Z S d K li W z w Ir g P s ru P u b D b v s b a d le s B w fe fo d d d tä s k im n v n A S e z R S v M u tr d ru d z g fo fe (C (D ationsrate, Schuldenstand und Defizit sind relativ nied- g und der Wechselkurs ist stabil. Das Gleiche galt zu eiten der Euro-Einführung im Wesentlichen auch für panien, Portugal und Irland. Die bisherige Entwicklung ieser Länder zeigt eindrucksvoll, wie untauglich die riterien sind. In einer Währungsunion, die hauptsäch- ch auf Wettbewerb zwischen Ländern beruht, deren ettbewerbsfähigkeit sehr ungleich ist, kommt es wangsläufig zu immer weiter wachsenden Ungleichge- ichten in den Leistungsbilanzen. Länder wie Spanien, land, Portugal, Griechenland und Zypern sind heute die roßen Verlierer dieses ungleichen Wettbewerbs. Den reis zahlt die Bevölkerung mit der Zerstörung von Be- chäftigung, öffentlichem Eigentum und sozialen Siche- ngssystemen. Auch die Lettinnen und Letten wissen um diesen reis. In den vergangenen vier Jahren wurde von IWF nd EU ein gigantisches Austeritätsprogramm durchge- oxt, das vor allem auf Entlassungen im öffentlichen ienst, Verbrauchsteuererhöhungen und Arbeitsmarktli- eralisierung beruht. Die Arbeitslosenquote ist innerhalb on zwei Jahren von 8 Prozent auf fast 20 Prozent ge- tiegen, das durchschnittliche Jahreseinkommen der Ar- eitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist von etwas mehr ls 8 500 Euro auf rund 8 000 Euro zurückgegangen, und ie Armutsquote ist auf über 25 Prozent gestiegen. Mitt- rweile hat sich die soziale Lage wieder etwas ent- pannt. Diese kleinen Fortschritte könnten durch einen eitritt zur Währungsunion schnell zunichte gemacht erden. EU-Kommission und EZB lassen keinen Zwei- l daran, dass die Kürzungspolitik nach dem Beitritt rtgeführt werden müsse. Dabei ist es gut möglich, dass er Austeritätskurs dann analog zu Griechenland und an- eren von der Troika erzwungen wird. Selbst die EZB vermerkt in ihrem Konvergenzbericht, ass „ernst zu nehmende Risiken“ für die Finanzstabili- t bestehen. Der niedrigen öffentlichen Verschuldung teht eine hohe private Verschuldung gegenüber. Hinzu ommt ein extrem hoher Anteil gebietsfremder Einlagen Finanzsektor. Wenn sich diese instabile Situation ach einem Beitritt zur Eurozone weiter zuspitzt – und ieles spricht dafür –, dann wird über den ESM das ächste große Bankenrettungspaket geschnürt werden. us den privaten Schulden werden dann öffentliche chulden. Ein weiteres Mal wird aus einer Bankenkrise ine Staatsschuldenkrise gemacht. Und um die Schulden u bekämpfen wird die Troika ins Land geschickt um die este des lettischen Sozialstaates und des öffentlichen ektors zu ruinieren. Trotz dieser erheblichen Bedenken sind wir als Linke or allem der Meinung, dass die Entscheidung über eine itgliedschaft in der Währungsunion von den Lettinnen nd Letten getroffen werden muss. Wir können dem An- ag von CDU/CSU, SPD, FDP und Grünen vor allem eshalb nicht zustimmen, weil er der lettischen Regie- ng den Weg frei macht, diesen großen Schritt gegen en Willen der Bevölkerung zu vollziehen. Umfragen ufolge sind 62 Prozent der lettischen Bevölkerung ge- en den Beitritt. Mehrere Parteien und Gewerkschaften rdern, zu dieser wichtigen Frage das Volk in einem Re- rendum zu befragen. Die lettische Regierung verwei- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31683 (A) ) )(B) gert das. Trotzdem behaupten CDU/CSU, SPD, FDP und Grüne in ihrem Antrag, dass Lettland ein gutes Beispiel dafür sei, dass die Währungsunion nichts an ihrer Anzie- hungskraft verloren hat. Wie realitätsfremd ist das denn? Noch mal: Wenn Lettland am 1. Januar 2014 der Wäh- rungsunion beitritt, dann geschieht das gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung. Das ist Ihr gutes Beispiel für die Attraktivität der Währungsunion? In allen Umfra- gen schrumpft die Zustimmung zur Europäischen Inte- gration und der Währungsunion immer weiter. In ganz Südeuropa kommen breite Debatten über einen Austritt auf, in Deutschland ist gerade eine rechtspopulistische Anti-Euro-Partei entstanden. Und Sie erzählen, dass die Währungsunion nichts an ihrer Attraktivität verloren hat und belegen das mit dem Beitritt eines Landes, in dem fast zwei Drittel nicht beitreten wollen? Wenn wir die Währungsunion halten wollen, dann können wir nicht so tun, als sei alles in Ordnung. Statt- dessen müssen wir sie grundlegend reformieren – und zwar schnell. Wir brauchen eine Lohnkoordination und vor allem deutlich höhere Löhne in Deutschland. Wir brauchen eine Zentralbankpolitik, die demokratisch kon- trolliert wird und die Zinsspirale durch direkte Kredite an die Mitgliedstaaten durchbricht. Wir brauchen eine Strategie zur Angleichung ökonomischer und sozialer Standards. Wir brauchen ein Ende des Steuerdumpings. Und vor allem brauchen wir ein sofortiges Ende des Kürzungsdiktats und der Troikapolitik, die soziale Rechte und Demokratie mit Füßen tritt. Ihre Krisenpoli- tik ist jedenfalls der sicherste Weg, die gemeinsame Währung zum Scheitern zu bringen. Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Der Deutsche Bundestag sagt heute Ja zu Lettland im Euro. Mit dem vorliegenden interfraktionellen Antrag erklärt der Bundestag sein Einvernehmen, dass die Bun- desregierung auf europäischer Ebene zustimmt, wenn in wenigen Wochen im Rat der Europäischen Union die be- stehenden Ausnahmeregelungen für Lettland aufgeho- ben werden sollen. Die Währung der Europäischen Union ist und bleibt der Euro. Mit Ausnahme von Großbritannien und Däne- mark haben sich alle EU-Staaten verpflichtet, die Ge- meinschaftswährung einzuführen – sobald die im Ver- trag festgelegten Kriterien erfüllt sind. Lettland hat nun genau diese Kriterien erfüllt, wenn nicht sogar überfüllt: Die Inflationsrate belief sich in den letzten 12 Monaten auf 1,2 Prozent – der Referenzwert beträgt 2,7 Prozent. Lettland weist Zahlen bei den öf- fentlichen Finanzen vor, von denen die Bundesregierung nur träumen kann: 1,2 Prozent Defizit, 40,7 Prozent Schuldenquote. Die EU-Kommission hat empfohlen, das Defizitverfahren einzustellen. Die Zinssätze beliefen sich im letzten Jahr auf 3,8 Prozent, der Referenzwert liegt bei 5,5 Prozent. Und nicht zuletzt nimmt Lettland seit 2005 am Wechselkursmechanismus teil, seit zwei Jahren gab es keine Abweichung vom Leitkurs, die hö- her als plus/minus 1 Prozent war. Die langjährige Haus- haltskonsolidierung und der bemerkenswerte Reform- p re fe w S m K A S s s m k d w s g d d h in h fü is d s w S 2 m w is e E a K S u te d „ m E g k E a E d w F tr m m h a E (C (D rozess haben sich also ausgezahlt. Kurzum: Lettland ist if für den Euro! Klar ist aber auch: Mit der Einführung des Euro dür- n die begonnenen Anstrengungen nicht auf Eis gelegt erden. Auch Lettland muss die wirtschaftspolitische teuerung der EU ernst nehmen und geeignete Maßnah- en in Bezug auf die Empfehlungen der Europäischen ommission ergreifen. So müssen beispielsweise die ntigeldwäscheregeln vollständig umgesetzt und die teuerpolitik dort auf den Prüfstand gestellt werden, wo ie nicht der Entwicklung von Produktion und Realwirt- chaft, sondern vor allem den Interessen der Finanz- ärkte dienen könnte. Lettland wird also auch in den ommenden Jahren vor Herausforderungen stehen, die er baltische Staat aber „im Euro“ besser lösen können ird als außerhalb. Lettland kann sich dabei der Unter- tützung und Solidarität seitens der EU und ihrer Mit- liedstaaten, also auch Deutschlands, sicher sein. Ebenso bemerkenswert wie der Reformprozess und ie Haushaltskonsolidierung ist die politische Klarheit er lettischen Politik, die keinen Zweifel daran gelassen at, dass die Zukunft des Landes im Euro liegt. Gerade der aktuellen Krisenzeit tut solch eine politische Klar- eit gut, sie ist ein starkes Zeichen gegen die Krise und r die gemeinsame Währung. Diese politische Klarheit t meines Erachtens aber auch nicht zuletzt aufgrund es wirtschaftlichen und politischen Potenzials des Ost- eeraums angebracht. Am 1. Januar 2014 soll Lettland den Euro als Umlauf- ährung einführen und wäre damit der zweite baltische taat in der Euro-Zone. Estland hat seit 2011 den Euro. 015 will Litauen das baltische Trio im Euro komplett achen. Wir Grüne freuen uns, dass die Euro-Zone ächst. Wir Grüne sind überzeugt vom Projekt Euro – t er nicht zuletzt das alltäglich sichtbarste Zeichen ines immer engeren Zusammenwachsens der Staaten uropas. Das geplante Wachsen der Euro-Zone zeigt ber auch, dass die leider viel zu oft propagierte statische ategorisierung in „Euro-Staaten“ und „Nicht-Euro- taaten“ realitätsfern ist. Mindestens bis auf Dänemark nd Großbritannien werden alle Noch-nicht-Euro-Staa- n früher oder später den Euro einführen. Diese Staaten ürfen daher nicht durch eine Euro-Nebenregierung à la Merkollande“ aufs Abstellgleis geführt werden. Viel- ehr muss ein immer engeres Zusammenwachsen aller U-Mitgliedstaaten das Ziel bleiben und entsprechend efördert werden. Und erlauben Sie mir abschließend noch eine Bemer- ung: Wir alle haben im Zuge der Debatte über die Euro- inführung in Lettland gelesen, dass Umfragen zufolge uch die Zustimmung der lettischen Bevölkerung zum uro schwindet. Einmal mehr wurde damit deutlich, ass die Krise in der Euro-Zone Unsicherheit schürt. Das iederholt misslungene Krisenmanagement der Euro- inanzminister oder Euro-Regierungschefs kostet Ver- auen – Vertrauen in die EU, Vertrauen in unsere ge- einsame Währung. Aber lassen Sie uns alle – damit eine ich auch die Europäerinnen und Europäer außer- alb dieses Hauses – optimistisch bleiben, trotz oder vor llem wegen der vielen Herausforderungen, die die uro-Zone und die EU der 27, bald 28 Staaten zu meis- 31684 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) tern hat; mit der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit sei nur eine von vielen genannt. Ich weiß: Es gibt viel zu tun. Ich weiß aber auch: Alle gemeinsam können und müssen wir diese Krise lösen und mit einer gestärkten EU aus ihr heraus gehen! Anlage 16 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts zu der Unterrichtung: Tätigkeitsbe- richt 2009 und 2010 des Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfrei- heit – 23. Tätigkeitsbericht – (Zusatztagesord- nungspunkt 14) Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU): Zu Beginn der heutigen Debatte zum 23. Tätigkeitsbericht 2009 und 2010 des Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit möchte ich mich zunächst bei mehreren Personen bedanken, ohne die die heutige De- batte in dieser Form nicht möglich wäre. Zunächst darf ich mich beim Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit sowie seinen Mitarbeiterin- nen und Mitarbeitern für diesen umfangreichen Tätig- keitsbericht für die Jahre 2009 und 2010 bedanken. Mein Dank gilt aber auch meinen Kolleginnen und Kollegen in den anderen Fraktionen sowie deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Als zuständige Berichterstatter im Innenausschuss des Deutschen Bundestages haben wir in der sich nun dem Ende zuneigenden Legislaturperiode fast wöchent- lich Fragen des Datenschutzes diskutiert. Dabei waren die Diskussionen nicht immer einvernehmlich, oftmals auch sehr kontrovers. Dies ist nicht verwunderlich; denn politisch werden die Schwerpunkte je nach Parteizuge- hörigkeit sehr unterschiedlich gelegt. Dennoch ist es uns gelungen, eine gemeinsame, frak- tionsübergreifende Entschließung zum Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die In- formationsfreiheit zu erarbeiten. Dies zeigt, dass selbst in diesem oftmals sensiblen Politikfeld fraktionsüber- greifende Kompromisse möglich sind. Alle Seiten haben zwar aus ihrer Sicht wichtige Punkte vielleicht nicht oder nicht vollständig einbringen können, aber wir können heute dennoch über einen Ent- schließungsantrag debattieren, der nicht nur sehr wich- tige, sondern auch sehr aktuelle Fragen des Datenschut- zes im öffentlichen und im nichtöffentlichen Bereich beinhaltet. Wichtig war es uns auch, nicht bloß Probleme aufzuzeigen, sondern gleichzeitig auch mögliche Lö- sungsansätze zu beschreiben. Die hochinnovativen technischen Entwicklungen, der fast grenzenlose Datenverkehr und eine Vielzahl von da- tenbasierten Geschäftsmodellen haben in den vergange- nen Jahren die politische Bedeutung, aber auch das öf- fentliche und mediale Bewusstsein für Fragen des Datenschutzes erheblich steigen lassen. Wie ich bereits in der Plenardebatte zur Stiftung Datenschutz am 13. Dezember 2012 dargelegt habe, besteht für mich mo- d d tu z d n d te h s B n in d R ß g „ fo s w te m o d d d s T c d u E v s d u te 2 ro b s u A b b d w D a g k d (C (D erne und zukunftsorientierte Datenschutzpolitik aus en folgenden drei Säulen: erstens aus Eigenverantwor- ng und Selbstdatenschutz der Bürgerinnen und Bürger, weitens aus Selbstverpflichtungen und Eigeninitiative er Wirtschaft und drittens aus flankierenden, technik- eutralen gesetzlichen Regelungen. Ausprägungen dieser drei Säulen lassen sich auch in en 16 Punkten der Entschließung wiederfinden. Gestat- n Sie mir, dass ich hierzu einige Punkte exemplarisch erausgreife. Für mich ist es von besonderer Bedeutung, sicherzu- tellen, dass technische Innovationen, die den Alltag der ürgerinnen und Bürger erleichtern sollen, letztlich icht zu einem unangemessenen Risiko für das Recht auf formationelle Selbstbestimmung führen. Notfalls hat ies der Gesetzgeber durch entsprechende gesetzliche egelungen zu gewährleisten. Diesem Ansatz folgend haben wir in der Entschlie- ung sowohl die Chancen als auch die Herausforderun- en eines Smart Meterings beschrieben. Die Nutzung intelligenter Energienetze“ trägt unzweifelhaft zum Er- lg der Energiewende bei. Sie muss aber so ausgestaltet ein, dass auch der Grundsatz der Datensparsamkeit ge- ahrt bleibt. Auch die zunehmende Verbreitung und fortschrei- nde Entwicklung der elektronischen Kommunikation it elektromagnetischen Wellen, RFID-Technologie, der vergleichbare Techniken können auf Dauer nur ann erfolgreich sein, wenn die Bürgerinnen und Bürger avon ausgehen können, dass die zum Einsatz kommen- en Systeme gegen Missbrauch höchstmöglich geschützt ind. Unentdecktes oder ungewolltes Auslesen von ransaktionen oder Benutzerdaten muss durch entspre- hende Sicherheitsvorkehrungen, wie beispielsweise urch Verschlüsselungen, ausgeschlossen werden. Neben dem Bereich der technischen Innovationen nd Entwicklungsperspektiven greifen wir mit dieser ntschließung aber auch hochaktuelle politische Sach- erhalte wie beispielsweise das Urteil des Bundesverfas- ungsgerichtes zum Gesetz zur Errichtung einer standar- isierten zentralen Antiterrordatei von Polizeibehörden nd Nachrichtendiensten von Bund und Ländern, Anti- rrordateigesetz – ATDG, auf. Das Bundesverfassungsgericht hat mit Urteil vom 4. April 2013 für Recht erkannt, dass Teile des Antiter- rdateigesetzes aus dem Jahr 2006 bis zum 31. Dezem- er 2014 anzupassen sind, um sicherzustellen, dass die- es Gesetz mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Zugriffe nd Änderungen an der sogenannten Antiterrordatei, TD, sind vollständig zu protokollieren und in praktika- ler, auswertbarer Weise dem zuständigen Datenschutz- eauftragten zur Verfügung zu stellen. Die Entscheidung es Bundesverfassungsgerichtes gibt wichtige Hinweise, ie zukünftig die Antiterrordatei und auch vergleichbare ateien verfahrensrechtlich durch die Datenschutzbe- uftragten des Bundes und der Länder zu prüfen sind. Dass es gelungen ist, sich in so kurzer Zeit auf eine emeinsame Aussage in der Sache zu verständigen, ist eine Selbstverständlichkeit und unterstreicht die Be- eutung der gemeinsamen Entschließung. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31685 (A) ) )(B) Als letzten und vielleicht wichtigsten Punkt möchte ich die Ausführungen zur europäischen Datenschutz- Grundverordnung herausgreifen. Alle Fraktionen des Deutschen Bundestages stimmen darin überein, dass der von der EU-Kommission am 25. Januar 2012 vorgelegte Vorschlag für eine Datenschutz-Grundverordnung eine große Chance ist, um das Datenschutzrecht innerhalb der Europäischen Union auf einem hohen Niveau zu harmo- nisieren. Die Beratungen zur Datenschutz-Grundverord- nung im Europäischen Parlament und im Rat dauern weiterhin an. Ich freue mich daher sehr darüber, dass es im Rahmen der Entschließung gelungen ist, der Bundes- regierung in zentralen Punkten Unterstützung für die be- vorstehenden Verhandlungen im Europäischen Rat zu- teilwerden zu lassen. Die Reduzierung der ursprünglich vorgesehenen dele- gierten Rechtsakte ist sowohl für die Mitglieder des Eu- ropäischen Parlaments als auch für die Mitglieder des Deutschen Bundestages eine wichtige Bedingung dafür, dass eine europäische Datenschutz-Grundverordnung verlässliche Rahmenbedingungen für alle Betroffenen schafft. Wichtig ist aber auch, dass auch weiterhin eine sach- gerechte Differenzierung zwischen öffentlichem und nichtöffentlichem Bereich möglich bleibt. Für den nicht- öffentlichen Bereich wäre auch eine Verankerung eines konkreten Risikoansatzes in der Verordnung wünschens- wert. Auch das Verhältnis zwischen dem Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung und anderen teilweise in Konkurrenz befindlichen Grundrechten ist in vielen Fragen noch nicht abschließend geklärt. Es ist für die Akzeptanz dieses wichtigen Gesetzgebungsvorhabens sowohl bei den Bürgerinnen und Bürgern als auch bei der Wirtschaft meines Erachtens zwingend, hier nicht das Kind mit dem Bade auszuschütten. Neue Lösungsan- sätze sollten nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis funktionieren. In die Entschließung haben wir auch weitere Einzel- fragen der Novellierung des EU-Datenschutzes aufge- nommen, die uns besonders wichtig waren. Hierzu gehö- ren die Rolle der betrieblichen Datenschutzbeauftragten, die Unabhängigkeit der Datenschutzaufsicht sowie die Möglichkeit der Selbstregulierung. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Bundesre- gierung diese sehr komplexen und schwierigen Verhand- lungen unter Berücksichtigung aller, teils divergierender Interessen zu einem guten Ergebnis führen wird. Bei aller Übereinstimmung kann ich Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren von den Oppositions- fraktionen, jedoch nicht ersparen, auch darauf hinzuwei- sen, dass ich mich sehr darüber gefreut hätte, wenn wir uns in der Entschließung auch zum Entwurf einer Richt- linie zur justiziellen und polizeilichen Zusammenarbeit geäußert hätten. Der Wegfall der innereuropäischen Grenzkontrollen ist ein zentraler und positiver Bestandteil des europäi- schen Einigungsprozesses, der zahlreiche Herausforde- rungen für die Sicherheitsbehörden in Europa mit sich gebracht hat. Selbstverständlich ist daher auch im Be- re u E s a E g fü u m B z d d w In ru s D B 8 e le d a fü z D re s n te im h D g R D d n J h ß ri h F b n s a li w D e (C (D ich von Polizei und Justiz ein möglichst einheitliches nd hohes Datenschutzniveau in Europa begrüßenswert. ine effektive Zusammenarbeit zwischen den europäi- chen Polizei- und Strafverfolgungsbehörden macht uch einen zunehmenden Datenaustausch erforderlich. Ich hätte mir daher sehr gewünscht, dass es in der ntschließung zu einem gemeinsamen Bekenntnis dahin ehend kommt, dass die Kompetenz der Mitgliedstaaten r den Datenschutz bei innerstaatlichen prozessualen nd polizeirechtlichen Maßnahmen gewahrt bleiben uss. Es wäre sicher hilfreich gewesen, auch für diesen ereich die Verhandlungsposition der Bundesregierung u stärken. Die Erfahrungen der letzten Wochen, in denen wir iese Entschließung erarbeitet haben, haben mir gezeigt, ass selbst bei teilweise sehr unterschiedlichen Blick- inkeln eine konstruktive Zusammenarbeit möglich ist. diesem Zusammenhang möchte ich meiner Aufforde- ng an die Oppositionsfraktionen Nachdruck verleihen, ich endlich ihrer Verantwortung für den Datenschutz in eutschland zu stellen und jeweils einen Vertreter in den eirat der Stiftung Datenschutz zu entsenden. Der Beirat hat mit seiner konstituierenden Sitzung am . Mai dieses Jahres die Arbeit aufgenommen. Noch ist s nicht zu spät. Beteiligen Sie sich, anstatt zu schmol- n! Obwohl die christlich-liberale Koalition Initiator ieses vielsprechenden Projekts ist, ist Ihre Teilnahme usdrücklich erwünscht. Abschließend danke ich nochmals allen Beteiligten r die engagierte Mitarbeit. Ich bin fest davon über- eugt, dass bereits zu Beginn der 18. Wahlperiode der atenschutz und die Fortentwicklung des Datenschutz- chts in Deutschland und Europa auf der Tagesordnung tehen wird. Gerold Reichenbach (SPD): Lassen Sie mich zu- ächst vornangestellt Herrn Schaar und seinen Mitarbei- rinnen und Mitarbeitern für ihre ausgezeichnete Arbeit Bereich des Datenschutzes und der Informationsfrei- eit danken. Herr Schaar ist ein wahrer Kämpfer für den atenschutz. Dabei kämpft er manchmal vergeblich oder egen Windmühlen. Oft kämpft er aber auch mit viel ückendeckung und Unterstützung. Herr Schaar, vielen ank für Ihre hervorragende Arbeit. Auch wenn Sie oft en Politikern als schlechtes Gewissen und steter Mah- er im Nacken sitzen, so sehen und wissen wir alle seit ahren, mit welch absoluter Leidenschaft und Gewissen- aftigkeit Sie Ihre Arbeit machen, und mit welch gro- em Eifer Sie Mängel beim Schutz der Daten der Bürge- nnen und Bürger aufdecken oder auf Schutzlücken inweisen, Verbesserungsvorschläge unterbreiten und ortschritte evaluieren, so auch in ihrem 23. Tätigkeits- ericht, den wir heute debattieren. Sie stellen darin ei- erseits die Chancen und Möglichkeiten dar, die der ra- ante digitale Fortschritt mit sich bringt. Und Sie zeigen uch Gefahren und Probleme für den Schutz der Persön- chkeitsrechte auf, die damit einhergehen und für die ir Lösungen finden müssen. Die Handlungsfelder in der Politik im Bereich des atenschutzes nehmen aufgrund der Fülle der Daten- rhebung, Datenerfassung, Datenverarbeitung und der 31686 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) Datenweitergabe immer weiter zu. Die Masse an Daten, die wir produzieren und das damit verbundene Interesse, diese zu kontrollieren und zu überwachen und zu eige- nen Zwecken zu nutzen, wird nicht nur vor der aktuellen Debatte über die US-Überwachung deutlich. Wie viele von uns haben Ihre Daten in der Cloud? Und wissen wir tatsächlich, wo dort der Cloud-Server steht und wer auf diesen Zugriff hat? Und das ist mittlerweile nicht mehr die Seltenheit, sondern wird für uns immer mehr zum Normalzustand. Die Politik hinkt dabei immer hinterher. Dies zeigt sich auch bei den aktuellen Verhandlungen zur Datenschutz-Grundverordnung in Brüssel. Wir brau- chen diese Verordnung und befürworten sie. Sicherlich bedarf es noch erheblicher Änderungen und Ergänzun- gen, wenn dieses Verordnungswerk einen für ganz Eu- ropa einheitlichen und starken Datenschutz schaffen soll. Doch ist das ein Grund, hier im Rat zu bremsen, sehr ge- ehrte Damen und Herren Kollegen der Koalition? Ihr Minister bremst im Rat. Ja, er nimmt sogar die Absen- kung des Datenschutzes der Bürgerinnen und Bürger durch die Änderungsvorschläge im Rat widerspruchslos hin und befördert sie sogar selbst, ganz im Gegensatz zu dem, was er im Inland immer wieder öffentlich bekun- det. In Deutschland preist er das hohe Datenschutzni- veau und über Europa wirkt er an dessen Abschleifung mit. Auch Herr Schaar hat sich zur Verordnung bekannt und immer angemahnt, dass die Bundesregierung bei den Verhandlungen darauf achten solle, dass das hohe deutsche Datenschutzniveau dabei nicht aufgeweicht wird. Das fordern auch wir. In unserem überfraktionellen Entschließungsantrag haben wir gemeinsame Mindestanforderungen zur Euro- päischen Datenschutz-Grundverordnung formuliert. Wir erwarten, dass die Bundesregierung sich im Rat nach- drücklich dafür einsetzt, dass der Datenschutz in der Verordnung entsprechend verbessert und der deutsche Datenschutz nicht verwässert wird. Sowohl in dem Be- richt des Datenschutzbeauftragten als auch mit dem vor- liegenden Entschließungsantrag wird deutlich gemacht, dass weiter erheblicher Handlungsbedarf für die Verbes- serung des Datenschutzes auch auf der nationalen Ebene besteht. Das gilt sowohl für den gesetzgeberischen Rah- men, für die Verbesserung der Kontrollmöglichkeiten als auch für die datenschutzfreundliche Konstruktion und Ausführung von Verwaltungsvorgängen und Projekten der Exekutive, wie beispielsweise das Gesetz zur Förde- rung des elektronischen Rechtsverkehrs mit den Gerich- ten. Wir brauchen aber auch die Gewährleistung des Da- ten- und Verbraucherschutzes auf nationaler Ebene dort, wo die fortschreitende Entwicklung der Technik und de- ren Verbreitung einen Anlass gibt, wie zum Beispiel bei der Nutzung von RFID-Technik, die mittlerweile weit verbreitet in den Alltag Einzug gefunden hat. Aber auch vor dem Hintergrund der aktuellen Über- wachungsdebatte durch US-Behörden wird deutlich, wie wichtig es ist, auch auf internationaler bzw. europäischer Ebene weiter für einen starken und effektiven Daten- schutz zu kämpfen. So fordern wir in unserem Entschlie- ßungsantrag unter anderem die Bundesregierung auf, die datenschutzrechtliche Kontrolle des SWIFT-Abkom- mens sicherzustellen, die auch Herr Schaar angemahnt hat. Ebenso fordern wir von der Bundesregierung, dass b c v w c m b g s g s C h n u n a u B G e s g te D m g B – g d n n d a s S D s m b ta s c s ih tu lu d h fä fü w R k S B (C (D ei Verhandlungen auf europäischer Ebene im polizeili- hen und justiziellen Bereich ein besonders hohes Ni- eau sichergestellt wird – und zwar insbesondere dort, o Daten an Drittstaaten übermittelt werden. Aber ma- hen wir uns nichts vor bei allem Good Will unseres ge- einsamen Antrages: In den letzten vier Jahren wurde es uchstäblich versäumt, den Datenschutz voranzubrin- en. Auch der Bundesdatenschutzbeauftragte deutet in einem aktuellen 24. Tätigkeitsbericht an, dass die ver- angenen vier Jahre vergeudete Jahre waren. Und meine ehr verehrten Damen und Herren Kollegen von CDU/ SU und FDP, den Schuh müssen Sie sich auch anzie- en. Auch wenn Europa hier ein großes Projekt begon- en hat, man kann nicht immer nur nach Europa schielen nd jegliche Verantwortung von sich weisen. Ich fange mal beim ersten selbsternannten Internetmi- ister an, der ein Rote-Linie-Gesetz vorlegen wollte und uf die Selbstverpflichtung der Geodatendienste pochte nd nun in einem anderen Ressort ganz erheblich in der redouille sitzt. Zwei ganze Jahre nach Übergabe des eodatenkodex an den Innenminister wird nun endlich ine Beschwerdestelle, die die Einhaltung des Daten- chutzkodex für Geodatendienste kontrolliert, auch ein- erichtet. Zwei Jahre danach! Vom pompös angekündig- n Rote-Linie-Gesetz, das den Nutzer vor exzessivem atensammeln im Netz schützen sollte, ist gar nichts ehr zu sehen. Den Beschäftigtendatenschutz haben sie randios an die Wand gefahren, obwohl ein Schutz der eschäftigtendaten dringender denn je erforderlich ist. Auch das Prestigeobjekt des Koalitionspartners FDP die Stiftung Datenschutz – ist nicht wirklich ein Vorzei- eobjekt. Es wäre immerhin das Einzige Projekt! So hat iese Stiftung am 1. Januar 2013 zwar ihre Arbeit aufge- ommen. Was konkret gearbeitet wird, haben wir bisher och nicht vernommen. Es gibt kaum Informationen, was ie Stiftung eigentlich gerade so treibt. Geht man nämlich uf die offizielle Internetdomain www.stiftungdaten chutz.org, so findet man in drei Sätzen erläutert, was die tiftung machen soll und wo ihr Sitz ist, nebst Impressum. as ist ein bisschen arg dünn für Ihr zentrales Daten- chutzprojekt. Die 10 Millionen Stiftungskapital hätte an sicherlich anderweitig besser gebrauchen können, eispielsweise beim Bevölkerungsschutz oder in der Ka- strophenhilfe. Sie erlauben mir diesen Seitenhieb als zu- tändiger Berichterstatter in diesem Bereich. Aber man- he Kürzungen sind umso unverständlicher, wenn man ieht, dass an anderer Stelle Gelder gebunden werden, die ren Zweck nicht erfüllen. Fazit ist, dass im Bereich des Datenschutzes der ak- ellen Bundesregierung und ihren Fraktionen nichts ge- ngen ist. Und dass die Problemfelder und Vorschläge, ie Herr Schaar nicht nur in diesem Bericht dargelegt at, auf eine auch in Sachen Datenschutz handlungsun- hige Koalition getroffen sind. Die SPD wird alles da- r tun, dass sich das mit der anstehenden Bundestags- ahl ändert. Wir brauchen klar definierte Regeln und echte, die die Betroffenen auch wirksam einfordern önnen und die auch mit wirksamen Kontrollen und anktionen bewehrt sind. Abschließend bleibt festzuhalten, dass der Arbeit des undesbeauftragten für den Datenschutz und die Infor- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31687 (A) ) )(B) mationsfreiheit noch mehr Beachtung und Aufmerksam- keit – insbesondere mit Blick auf das politische und ge- setzgeberische Handeln – geschenkt werden muss. Dazu gehört auch, dass wir seine Unabhängigkeit stärken müs- sen. Mit anderen Worten: Die Behörde des Datenschutz- beauftragten muss vollständig eigenständig gegenüber dem Innenministerium werden. Ich bin der festen Über- zeugung, dass die Bedeutung des Datenschutzes und der Schutz der persönlichen Integrität in Zukunft noch mehr an Gewicht gewinnen werden. Umso wichtiger ist es, dass ihm die Politik noch einen größeren Stellenwert zu- misst. Wir Sozialdemokraten werden dies tun. Gisela Piltz (FDP): Auch wenn in dieser Wahlpe- riode viel für den Datenschutz getan wurde, gibt es im- mer wieder Herausforderungen, sei es, dass Gesetze, die noch aus Zeiten stammen, als Telefone Wählscheiben hatten, nicht mehr zur heutigen Zeit passen, sei es, dass Gesetze Lücken aufweisen, die bei ihrer Verabschiedung nicht absehbar waren, sei es, dass das Bundesverfas- sungsgericht – wie jüngst bei der von der damaligen Großen Koalition eingeführten Anti-Terror-Datei – die geltenden Regelungen für unzureichend erklärt, oder sei es, dass im Gesetzesvollzug die Normadressaten nicht oder nur zögerlich die Vorgaben umsetzen. All diese Punkte werden alle zwei Jahre vom Bundes- datenschutzbeauftragten akribisch aufgelistet, bewertet und dem Bundestag wie auch der Öffentlichkeit vorge- legt. Es gehört zu den guten Traditionen in diesem Hause, dass dazu eine fraktionsübergreifende Entschlie- ßung beraten und verabschiedet wird. Der Bundesdaten- schutzbeauftragte soll nicht parteipolitisch instrumenta- lisiert werden. Ich freue mich deshalb, dass wir uns auf diese Entschließung einigen konnten und bedanke mich für die sehr konstruktiven Beratungen zwischen den Fraktionen, insbesondere für die sachliche und zielorien- tierte Moderation durch den Kollegen Stephan Mayer. In diesen Tagen hat – zugegebenermaßen – ein Daten- schutzskandal von unvorstellbarer Dimension alle ande- ren Fragen in den Hintergrund gestellt. Die völlig unver- hältnismäßigen Überwachungsprogramme der USA, durch die auch zahllose deutsche Bürgerinnen und Bür- ger ins Visier der amerikanischen Geheimdienste geraten können, haben uns wieder einmal deutlich vor Augen geführt, wie wichtig der Einsatz für Datenschutz ist. Wir leben in einer Zeit rasanter technischer Entwick- lung. Diese bietet unendliche Chancen – für soziale In- teraktion, für Information, für wirtschaftliche Betätigung als Anbieter wie auch als Verbraucher, im Grunde ein- fach für alle Lebensbereiche. Sie bietet zugleich auch neue, ungeahnte Möglichkeiten zur Überwachung. Denn vieles, was früher flüchtig war, hinterlässt jetzt Spuren. Den kurzen Smalltalk über den Gartenzaun mit dem Nachbarn konnte die NSA nicht ohne Weiteres von allen Menschen aufzeichnen, den kurzen Chat bei Facebook aber schon. Damit die Informationsgesellschaft nicht zum Albtraum wird, in dem Bürgerrechte, Unschulds- vermutung und Rechtsschutz nichts mehr gelten, müssen wir klare Grenzen ziehen. Die Bundesregierung ist hier ebenso wie die EU-Kommission gefordert, sich nach- drücklich bei den USA dafür einzusetzen, dass eine To- talüberwachung deutscher Bürger nicht infrage kommt. L F d k d m e je d d B s F z ra ß a D Ä b b im d li s w lo n E E d a m d n g H w v d a li h d P d k w is A M D w d d g (C (D ieschen Müller ist keine Terroristin, nur weil sie bei acebook ist. Gerade vor diesem Hintergrund freut es mich, dass iese deutsche Regierung in der aktuellen Wahlperiode eine neuen, einschneidenden Eingriffsbefugnisse für ie Sicherheitsbehörden verabschiedet hat. Es freut ich, dass wir die Vorratsdatenspeicherung nicht wieder ingeführt haben. Aber ich wundere mich schon, dass tzt gerade diejenigen am lautesten von Besorgnis über ie Totalüberwachung reden, die gleichzeitig dafür sind, as Telekommunikationsverhalten aller europäischen ürgerinnen und Bürger für sechs Monate anlasslos zu peichern. Wir, die FDP-Fraktion, hätten in der von allen raktionen gemeinsam vorgelegten Entschließung gerne ugestimmt, als weiteren Punkt ein klares Nein zur Vor- tsdatenspeicherung aufzunehmen. Aber auch ohne diesen Punkt sind in der Entschlie- ung wichtige Forderungen enthalten, die gerade auch ktuelle Fragestellungen aufgreifen. So bekräftigt der eutsche Bundestag seine Haltung, die bereits in der nderung der Luftverkehrsordnung zum Ausdruck ge- rachte Notwendigkeit der Beachtung des Datenschutzes eim Einsatz von Drohnen auch bei künftigen Vorhaben Auge zu behalten. Im einem anderen Zusammenhang er Datensammlung durch die Vereinigten Staaten, näm- ch SWIFT, drängt der Deutsche Bundestag auf Ein- ichtnahme in die Prüfberichte, die bislang verweigert urde. Auch wenn die Haltung der FDP-Fraktion zur anlass- sen Sammlung von Fluggastdaten unverändert ableh- end ist, müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass es in uropa eine Mehrheit für ein eigenes PNR-System gibt. s ist dann, wie in der Entschließung dargelegt, das Min- este, dass ein höchstmögliches Datenschutzniveau ver- nkert wird. Datenschutz ist in der Informationsgesellschaft nicht ehr allein eine Frage zwischen Staat und Bürger, son- ern gerade auch eine zentrale Herausforderung im ichtöffentlichen Bereich. Soziale Netzwerke, intelli- ente Stromzähler, „location-based services“ auf dem andy – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Daten erden in immer größerer Zahl erhoben und gespeichert, ernetzt und verknüpft, ausgewertet und sogar gehan- elt. Hier gilt es, klare Regeln aufzustellen, die sich vor llem daran orientieren, dem mündigen Bürger die Mög- chkeit zu geben, die Kontrolle über seine Daten zu be- alten. Profilbildungen ohne explizite Einwilligung etwa arf es nicht geben. Auch muss schon vorbeugend auf seudonymisierung und Anonymisierung gesetzt wer- en, damit Persönlichkeitsprofile erst gar nicht zustande ommen können. Hier darf aber auch nicht vergessen erden, dass Datenvermeidung der beste Datenschutz t. Selbstdatenschutz muss oberste Priorität genießen. ufklärung und Bildung sind hier der Schlüssel, um die enschen in die Lage zu versetzen, sorgsam mit ihren aten umzugehen. Wir haben beim Datenschutz noch viel zu tun, aber ir haben auch schon viel erreicht. Nicht nur haben wir ie von der Vorgängerregierung noch geplante „Bun- esabhörzentrale“ wieder zurückgenommen, sondern es ab auch keine neuen Sicherheitsgesetze mit neuen, ein- 31688 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) ) )(B) schneidenden Überwachungsbefugnissen für die Sicher- heitsbehörden. Das ist die erste Wahlperiode seit über ei- nem Jahrzehnt, in der nicht am laufenden Band die Befugnisse der Sicherheitsbehörden ausgeweitet wur- den. Weil wir Freiheit und Sicherheit nicht als Gegensatz verstehen – und, anders als noch die Vorgängerregie- rung, Datenschutz nicht als Täterschutz –, haben wir bestehende Sicherheitsgesetze überprüft und teilweise entschärft, etwa das Terrorismusbekämpfungsergän- zungsgesetz, in dem Befugnisse gestrichen wurden und eine erneute Befristung eingeführt wurde. Bei der Errichtung der gemeinsamen Datei zur Be- kämpfung des Rechtsextremismus wurden die rechts- staatlichen Hürden zum Beispiel bei der Eilfallregelung oder bei der Speicherung von Kontakt- und Begleitper- sonen im Vergleich zur von der Vorgängerregierung ein- geführten Anti-Terror-Datei angehoben; damit wurde das Trennungsgebot zwischen Polizei und Nachrichten- diensten besser gesichert. Während Rot-Grün die Bestandsdatenabfrage für Ordnungswidrigkeiten und Strafverfolgung sowie Ge- fahrenabwehr und Nachrichtendienste ohne jedwede rechtsstaatliche Hürden eingeführt hatte, haben wir diese in Übererfüllung der Vorgaben des Bundesverfassungs- gerichts mit einem Richtervorbehalt und Benachrichti- gungspflichten, einer Begrenzung der zugriffsberechtig- ten Behörden, erheblichen materiellen Zugriffshürden und der Beschränkung auf Fälle mit konkreter Gefahr oder Anfangsverdacht deutlich verschärft auf rechts- staatliche Füße gestellt. Die anlasslose zentrale Massendatenspeicherung in der ELENA-Datenbank wurde von uns abgeschafft. Da- mit wurde nicht nur Bürokratie zulasten von Unterneh- men und Kommunen verhindert, sondern vor allem der Datenschutz von Millionen Arbeitnehmern gesichert. Die rechtsstaatlich bedenklichen und wirkungslosen Internetsperren haben wir abgeschafft und durch das Prinzip „Löschen statt Sperren“ zur effektiven Bekämp- fung der Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen im Internet ersetzt. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik und vor allem erstmals seit der einschneidenden Anti-Terror- Gesetzgebung der Vorgängerregierungen wurde eine Kommission zur Evaluierung der Sicherheitsgesetze eingesetzt, die noch in dieser Wahlperiode Handlungs- empfehlungen abgeben wird, damit künftig nicht mehr doppelte Befugnisse auch zu doppelten Grundrechtsein- griffen führen. Mit der Errichtung der Stiftung Datenschutz wurde ein neues und modernes Instrument zur Aufklärung und Sensibilisierung im Bereich des Datenschutzes sowie zur Erarbeitung eines Datenschutzgütesiegels geschaffen. Diesen Weg wollen wir fortsetzen, denn die Erfolge für den Datenschutz zeigen, dass man es besser machen kann als Rot-Grün oder Schwarz-Rot, die in ihren jewei- ligen Regierungszeiten das Bankgeheimnis abgeschafft, eine Registrierungspflicht für Prepaid-Handys einge- führt, die Onlinedurchsuchung ins BKA-Gesetz ge- schrieben, der Übermittlung von Fluggastdaten in die USA zugestimmt haben und und und. Das waren Dürre- ja in s n a E ti in z s G d fü a w v ü A B m b te ri b B s d s g A d n s B m T 1 d d P n lo id z h G d P p n g a z w g (C (D hre für den Datenschutz. Mit uns hingegen können wir dieser Wahlperiode auf vier gute Jahre für den Daten- chutz blicken. Jan Korte (DIE LINKE): Auch von meiner Seite aus atürlich zuerst einmal ein herzlicher Dank an die Mit- rbeiterinnen und Mitarbeiter, die den gemeinsamen ntschließungsantrag vorbereitet haben – der Fünf-Frak- onen-Antrag ist meines Wissens ein singuläres Ereignis dieser Legislaturperiode. Ich bin sehr froh, dass der gemeinsame Antrag auch u diesem Bericht zustande gekommen ist – aufgeführt ind darin ein kleiner Kernbereich gemeinsam getragener rundpositionen zu ausgewählten Datenschutzfragen, ie in dem 23. Tätigkeitsbericht des Bundesbeauftragten r den Datenschutz und die Informationsfreiheit, BfDI, ngesprochen sind, und einige aktuelle Entwicklungen ie die Arbeit an einer Europäischen Datenschutzgrund- erordnung. Darüber hinaus ist der Antrag aber auch, ber alle Fraktionsgrenzen und Differenzen hinweg, usdruck der Wertschätzung, die Person und Arbeit des undesbeauftragten für den Datenschutz und die Infor- ationsfreiheit und seine Mitarbeiterinnen und Mitar- eiter genießen. Der Entschließungsantrag aller Fraktionen, der in in- nsiven Arbeitsrunden auf Grundlage des Tätigkeitsbe- chts zustande gekommen ist, soll also vor allem die Ar- eit des Bundesbeauftragten stützen und stärken. Dessen ericht selbst ist ein Handbuch der eher wenigen daten- chutzrechtlichen Fortschritte und der rapide wachsen- en datenschutzrechtlichen Probleme. Es wäre wirklich ehr zu begrüßen, wenn in Zukunft zu Beginn einer Le- islatur dieses Handbuch in seiner jeweils aktuellen usgabe diskutiert und dann daraus, ganz am Anfang er Wahlperiode, der rote Faden für die Arbeit des In- enausschusses und der Fraktionen in Sachen Daten- chutz werden würde. Das wäre der guten Arbeit des undesdatenschutzbeauftragten angemessen. Der Entschließungsantrag wiederum greift, dem ge- einsamen Kompromiss geschuldet, nur einen kleinen eil des Berichts auf und formuliert zu insgesamt 6 Punkten die gerade noch möglichen gemeinsamen atenschutzrechtlichen Positionen, Bedenken und For- erungen. Von den sich schon wieder verschlechternden erspektiven der europäischen Datenschutzgrundverord- ung über Profilbildung, der unverzichtbaren lücken- sen Kontrolle der Anti-Terror-Datei über die Steuer- entifikationsnummer, die eigentlich ausschließlich nur u steuerlichen Zwecken verwendet werden dürfte, bis in zu den ungelösten Problemen bei der elektronischen esundheitskarte, den intelligenten Energienetzen und er RFID-Technik reichen die gemeinsam formulierten unkte. Dazu kommen noch jahrzehntealte Datenschutz- robleme beim Bundesamt für Verfassungsschutz und atürlich auch die noch nicht ganz vollendete Unabhän- igkeit der Datenschützer in Deutschland. Von den insgesamt 46 Empfehlungen des Bundesbe- uftragten, auf die die Befunde des Tätigkeitsberichts ugespitzt sind, wurden von der Regierungspolitik nur enige konsequent angegangen. Bezeichnend ist, dass erade einige der größeren Erfolge des Datenschutzes in Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 31689 (A) ) )(B) den letzten Jahren darin bestanden, gerade nichts zu tun, Vorhaben aufzugeben oder Projekte einzustampfen. Ich erinnere hier nur an die endgültige Einstellung des Groß- projekts ELENA, die Blockade eines Umsetzungsgeset- zes für die Vorratsdatenspeicherung trotz Drohungen mit Geldbußen. Auch die in letzter Sekunde durchgesetzten Rückänderungen im Meldegesetz aus den letzten Mona- ten können dazu gerechnet werden. Und auch der Ver- zicht auf die Durchsetzung der Koalitionsausgabe eines Beschäftigtendatenschutzes, der eher ein Beschäftigten- überwachungsgesetz war, muss in diese Reihe aufge- nommen werden – wenngleich nicht ganz ohne Wehmut, bedeutet das doch eine nochmalige Verlängerung des in- zwischen jahrzehntelangen Wartens auf einen effektiven Schutz der Daten von Beschäftigten. Godot war ein Hek- tiker im Vergleich dazu. Es hören sicher nicht alle gerne, wir jedoch schon: Gerade diese Beispiele, die alle von Protesten begleitet waren und sind, belegen die enorm gestiegene Bedeu- tung des Datenschutzes für die Politik im Lande und in Europa. Den offiziell bestallten Datenschützern sind mit dieser kritischen Öffentlichkeit und ihren Kampagnen starke Bündnispartner an die Seite getreten. Dass deren Stärkung in Zukunft noch wichtiger wird, belegen tagtäglich die Medien. Die größenwahnsinnige Datenab- saugerei der US-Geheimdienste und die mehr oder weni- ger erzwungene Kumpanei der Provider und Internet- konzerne von Apple bis Verizon ist ja beileibe kein alleiniges Problem der USA und deren mangelhaften rechtsstaatlichen Regelungen, die noch geheimniskräme- rischer sind als die hierzulande. Dies sind Zeichen eines totalitären Anspruchs, der Unternehmen und staatliche Instanzen verbindet und der deutschen Behörden und In- ternetunternehmen keineswegs fremd ist. Die von der Bundesregierung zur Schau gestellte Un- kenntnis der US-Praxis ist nicht besonders glaubhaft. Und die Bundesregierung sollte sich entscheiden, was ihr lieber ist: Entweder als unwissender Hampelpampel zur Komplizin gemacht worden zu sein, nicht gefragt zu haben, aus welchen Quellen die Daten stammten, die ja munter zwischen den Diensten ausgetauscht werden und sich überhaupt nicht um die Rechtsgrundlagen geküm- mert zu haben – im Innenausschuss war der Bundes- beauftragte für Datenschutz für die Rechtsgrundlagen auskunftsfähig, Staatssekretär Schröder bezeichnender- weise dagegen nicht oder aber als wache Partnerin der USA Rechtsgrundlagen und Praxis zwar gekannt, aber die Dimension vielleicht ein bisschen unterschätzt zu ha- ben. Dafür, dass die Wahrheit eher hier zu finden wäre, spricht einiges. Vermutlich ist es auch kein Zufall, dass eine interessante Frage der Kollegin Piltz von der Bun- desregierung im Innenausschuss schlicht ignoriert wurde. Sie wollte nämlich wissen, worin sich die deut- sche Praxis, also zum Beispiel die strategische Fernauf- klärung des Bundesnachrichtendienstes, denn von der jetzt mit Getöse bekannt gewordenen Prism-Praxis des NSA unterscheide, im Kern, nicht im Ausmaß. Dass die Bundesregierung mit gezinkten Karten spielt, legt auch der massive Druck der USA nahe, den diese Anfang 2012 auf die Entwicklung der EU-Daten- schutzgrundverordnung ausübten. Ursprünglich sollte genau der jetzt aufgeflogene, praktisch unkontrollierte Z M d g a w a d s b d n ä a re e li fe a n s d h N te d d s b a D g ja n h n a h d h u e d G fe c n u g u u c h tr n n F (C (D ugriff der US-Geheimdienste auf Kundendaten von icrosoft, Google, Facebook und Co. beschränkt wer- en. Rechtsgrundlage damals: exakt der Foreign Intelli- ence Surveillance Act, Fisa, den die Bundesregierung ngeblich nicht kennt. Und, oh Wunder, wenig später ar eine Vorlage, die den Zugriff etwas beschränkt hätte, us den Zuarbeiten zur Grundverordnung verschwun- en. Auch darüber – da ist die Bundesregierung in ihrem elbstverordneten Unwissen ganz konsequent – gaben isher nicht die Regierungsvertreter Auskunft, sondern er Bundesbeauftragte für den Datenschutz. Es gehört icht viel prophetische Gabe dazu, vorherzusagen, dass hnlich wie bei den Fluggastdatenabkommen, nach einer ufgedeckten, quasi rechtlosen und nur von den USA ge- gelten Datenerfassung, Verhandlungen anstehen. Und s steht zu befürchten, dass an deren Ende bürgerrecht- ch fragwürdige europäische Regelungen gegen den öf- ntlichen Widerstand durchgesetzt werden. Der gemeinsame Entschließungsantrag beschreibt lso nur einen kleinen Teil der Aufgaben, die in der ächsten Legislatur intensiv angegangen werden müs- en, und den auch nur sehr eingeschränkt. Aber wenn ihn ie nächsten Fraktionen als Handlungsanleitung verste- en wollen, wäre das schon ein großer Schritt. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN): Wohl alle in diesem Hohen Hause mit dem Da- nschutz befassten Kolleginnen und Kollegen dürften in en letzten Tagen kaum viel anderes gemacht haben, als ie Berichte und Enthüllungen im Prism-Skandal zu le- en und zu kommentieren. Eine aktuelle Datenschutzde- atte des Deutschen Bundestages kann und darf diesen ktuellen Vorgang nicht ignorieren; denn er zeigt eine imension auf, die leider die schlimmsten Befürchtun- en der zurückliegenden Jahre wahr werden lässt. Das zentrale Argument der Datenschützer war und ist , dass die technologischen Möglichkeiten und die tech- ische Gesamtentwicklung dahin gehen, eine weitge- end totale Überwachung von Menschen auch im Inter- et zu realisieren. Mit Prism sehen wir, dass konkret mit ller Macht genau daran gearbeitet wird und wie weitge- end bereits jetzt der Zugriff durch den US-Geheim- ienst NSA realisiert wurde. Wir dürfen davon ausge- en, dass Millionen von Bundesbürgern als Nutzerinnen nd Nutzer des Internet betroffen sind. Das ist ungeheu- rlich, ein Skandal ungeahnten Ausmaßes und muss von iesem Haus zurückgewiesen werden! Wir können und dürfen es nicht hinnehmen, dass die rundrechte der Bundesbürger auf diese Weise leerlau- n, dass letztlich allein der Serverstandort über Datensi- herheit oder Datenwillkür entscheidet. Wir dürfen es icht hinnehmen, dass die digitalen Marktplätze des Web nd die Kommunikationsdienste mit allen ihren Vorzü- en, aber eben auch mit dem ultimativen Ziel, möglichst mfangreichen persönlichen Traffic von Bürgerinnen nd Bürgern zu erzeugen, dem freien Zugriff eines Si- herheitsapparates offen stehen, der nur noch durch Ge- eimgerichte und geheim bleibende Verfügungen kon- olliert zu werden scheint. Wenn wir diese Situation icht in den Griff bekommen, wird auch der gesamte in- ereuropäische Grundrechtsschutz entwertet, er wird zur arce; denn wie sollen bei uns Datenschutzvorgaben ge- 31690 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 246. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Juni 2013 (A) (C) )(B) V rechtfertigt werden, wenn gleich einen Klick weiter die reine Willkür herrscht? Ich danke in diesem Zusammenhang dem Bundesbe- auftragten für seinen gestrigen Besuch im Innenaus- schuss und seine Erläuterungen zur Rechtsgrundlage, auf die sich die US-Regierung beruft. Die Bundesregie- rung war dazu ersichtlich nicht bereit. Sie tat so, als hörte sie von FISA zum ersten Mal, dabei dreht sich bei- Denn längst hat sich das Feld des Datenschutzes zu ei- nem hochkontroversen Politikfeld weiterentwickelt, mit einer wachsenden, auch tagespolitischen Bedeutung. Vor diesem Hintergrund ist eine konsensuale Entschließung keinesfalls selbstverständlich. Entsprechend wurde auf Arbeitsebene auch um die Formulierungen gerungen. Erlauben Sie mir einige Erläuterungen zum Ergebnis. Sicherlich hätten wir uns eine deutlichere Formulierung spielsweise die Clouddebatte schon seit Jahren um kaum etwas anderes. Angesichts der sehr weitgehenden, unwi- dersprochenen Erkenntnisse in den Medien und der be- reits erfolgten, sehr offensiven Rechtfertigung des Pro- gramms durch Präsident Obama halte ich die Vorgehensweise der Bundesregierung für verantwor- tungslos und verfassungsvergessen. Die Bundesregierung ist nicht nur gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern, sondern auch gegenüber der bundesdeutschen Internetwirtschaft verantwortungslos, deren Geschäfte mit den vollüberwachten US-Unterneh- men jetzt auf der Kippe stehen und die ihre Kunden nicht verlieren wollen. Die schwarz-gelbe Koalition spielt deshalb auf Zeit, weil sie kein Interesse am Grund- rechtsschutz hat. Sie wird, wie in dieser Legislaturpe- riode noch immer, auf groteske symbolische Veranstal- tungen verfallen, um ihr Interesse zu simulieren und die berechtigte Empörung zu mildern, aber konkret liefern wird sie auch hier nicht. Wir haben dem Bundesbeauftragten für den Daten- schutz und seinen Mitarbeitern für die herausragende Arbeit der vergangenen Jahre zu danken. Der Bundesbe- auftragte hat in einer großen Fülle von Einzelfragen in den zurückliegenden Jahren deutliche Präsenz gezeigt, öffentlich interveniert und für die Interessen des Daten- schutzes Partei genommen und gestritten. Gerade die alle zwei Jahre vorgelegten Tätigkeitsberichte des Bun- desbeauftragten zeigen die große Bandbreite der Fragen, mit denen der Datenschutzbeauftragte und sein Team konfrontiert waren. Die Tätigkeitsberichte offenbaren dabei eine spezifi- sche Perspektive gewissermaßen aus dem IT-Maschi- nenraum vor allem der Bundesbehörden auf die Politik und die Regierungsarbeit, bei der die gesellschaftspoliti- sche Bedeutung von Privatheit und Datenschutz auf ein- drückliche Weise verdeutlicht wird. Peter Schaar hat da- bei auch im Berichtszeitraum 2009/2010 nicht darauf verzichtet, den Finger in die Wunde zu legen, wo nötig, und auch deutliche Worte der Kritik zu finden. Dabei wurden in zahlreichen Fällen konstruktive Lösungen ge- funden, und es wurde wohlabgewogen argumentiert. Die Entschließung des Deutschen Bundestages, ihr Inhalt sowie ihr Zustandekommen an sich, reflektiert diese Arbeit und bedeutet eine angemessene Würdigung. b d d d b a S d E s B je s u k fe z d g tr d d G G w re s e H d e s g B d a d s m s fü Offsetdrucker ertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln (D ei der Frage der Unabhängigkeit der Datenschutzbehör- en gewünscht. Wir haben bereits in mehreren Anträgen ie Unabhängigkeit auch des Bundesbeauftragten für en Datenschutz gefordert. Stattdessen ist er immer noch eim Bundesinnenministerium angebunden und kann uf unterschiedlichste Art und Weise genötigt werden. chon der bloße Anschein aber verletzt die Ausübung er Aufgaben seines Amtes. Wir hätten uns auch eindeutigere Formulierungen bei LENA gewünscht; denn wir alle wissen doch, wie es ich tatsächlich zugetragen hat. Die Empörung in der evölkerung über dieses gigantische Datensammelpro- kt war am Ende so groß, und so viele Experten hatten ich kopfschüttelnd geäußert, dass Frau von der Leyen nd die Bundesregierung am Ende gar nicht mehr anders onnten, als das Projekt stillzulegen. Da war keine tie- re Einsicht zu spüren. Und natürlich wirkt die Passage der Entschließung ur Antiterrordatei fast schon etwas autistisch angesichts er massiven Vorgaben aus Karlsruhe, die etwa zeit- leich zu unseren Verhandlungen der Entschließung ein- udelten. Da stecken Arbeitsaufträge in größerer Anzahl rin, und wir Grünen werden das auch in der kommen- en Legislaturperiode kleinlichst nachhalten, was der esetzgeber da liefern muss, weil wir wie das oberste ericht der Auffassung sind, dass eine derartige Datei, ie übrigens die Rechtsextremismusdatei auch, eine chtsstaatliche Gratwanderung bedeutet, die eine be- onders sorgfältige datenschutzrechtliche Austarierung rforderlich macht. Zwei Themen werden in der Entschließung unseres auses zum Tätigkeitsbericht überhaupt nicht erwähnt: ie vollkommen gescheiterte Initiative der Koalition für in Beschäftigtendatenschutzgesetz wie auch die Kas- ation des Gesetzes der Großen Koalition und der Vor- ängerregierung zur Vorratsdatenspeicherung durch das undesverfassungsgericht. Vor allem mit der Vorrats- atenspeicherung schließt sich der Kreis: Massenhafte, nlasslose und rechtlich verpflichtende Speicherungen er Daten unterschiedslos aller Bürgerinnen und Bürger ind der Einstieg in eine Überwachungsgesellschaft, die it unserem Grundgesetz absolut nicht zu vereinbaren ind. Diesen Dammbruch gilt es zu verhindern, und da- r werden wir Grünen nicht müde werden zu streiten. ei, Bessemerstraße 83–91, 1 , Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 246. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 7 Regierungserklärung zum Bundesvertriebenengesetz TOP 8, ZP 2 Klimaschutzpolitik TOP 69, ZP 3 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 70, ZP 4 Abschließende Beratungen ohne Aussprache ZP 5 Aktuelle Stunde zu Plänen des CSU-Vorsitzenden zur Pkw-Maut nur für Ausländer TOP 9 Jüdisches Leben in Deutschland TOP 10, ZP 6 Erwerb und Einsatz von Kampfdrohnen TOP 11 Bundeswehreinsatz in Kosovo (KFOR) TOP 12 Unterstützung für Opfer häuslicher Gewalt TOP 13 Tourismuspolitischer Bericht TOP 14 Digitaler Verbraucher- und Datenschutz TOP 15, ZP 7–9 Aufsicht über Kreditinstitute TOP 16, ZP 10, 11 Gleichstellungspolitik ZP 12 Beitritt der Republik Lettland zum Euro-Raum TOP 18 Urheberrecht TOP 17 Europawahlgesetz TOP 20 Sozialer Arbeitsmarkt TOP 19 Partnerschaftsgesellschaft mit beschränkter Haftung TOP 21 Auslandsschulgesetz TOP 31 Zinsen für Dispositionskredite TOP 22 Schutz europäischer Grundwerte TOP 33 Ruhebezüge des Bundespräsidenten TOP 24 Integration durch Sport TOP 27 Verschwendung von Lebensmitteln TOP 26 Elektronischer Rechtsverkehr mit den Gerichten TOP 29 Einführung von Gruppenverfahren TOP 28 Aktionsplan zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln TOP 40 Arbeitsmarktchancen bei Migrationshintergrund TOP 30 Digitalisierung von Industrieprodukten TOP 42 Nutzung von Konfliktmineralien TOP 35, ZP 13 Armuts- und Reichtumsberichterstattung TOP 34 Stärkung der Funktionen der Betreuungsbehörde TOP 36 Gesetz zu dem OCCAR-Übereinkommen TOP 38 Schutz von Hinweisgebern TOP 37 Einfuhr- und Handelsverbot für Robbenprodukte TOP 45 Schulsozialarbeit TOP 39 Finanzausgleichsgesetz TOP 46 Zukunftsinvestitionen in die Wirtschaft TOP 41 Bundeszentralregistergesetz TOP 43 Auslandseinsätze der Bundespolizei ZP 14 Datenschutzbericht 2009 und 2010 TOP 44 Queere Jugendliche TOP 49 Forschung für die Energiewende TOP 50 Aufenthaltsrechtliche Bleiberechtsregelung TOP 47 Uranmunition TOP 48 Pestizidwirkstoff Glyphosat TOP 53 Studienfinanzierung und Hochschulzugang TOP 54 Alphabetisierung und Grundbildung TOP 51 Solarwirtschaft TOP 56 Zusammenarbeit mit China TOP 57 Religionsfreiheit im Iran TOP 58 Lehrkräfte in Integrationskursen TOP 55 Rentenversicherung TOP 59 Polizisten in internationalen Friedensmissionen TOP 60 Videoübertragungen von Gerichtsverhandlungen TOP 61 Netzneutralität Anlagen
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724600000

Die Sitzung ist eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Guten Morgen, Herr Präsident!)


Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Bevor wir in die heutige Tagesordnung eintreten,
möchte ich dem Kollegen Christian Ströbele in absen-
tia nachträglich zu seinem 74. Geburtstag und der Kolle-
gin Helga Daub zu ihrem gestrigen 71. Geburtstag gra-
tulieren. Alle guten Wünsche im Namen des ganzen
Hauses!


(Beifall)


Es gibt eine interfraktionelle Vereinbarung, die ver-
bundene Tagesordnung um die in der Zusatzpunkteliste
aufgeführten Punkte zu erweitern:

ZP 1 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktionen
CDU/CSU und FDP:

Aktuelle Situation in der Türkei

(siehe 245. Sitzung)


Z
ZP 2 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz (10. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Behm,
Friedrich Ostendorff, Harald Ebner, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Grünlanderhalt ist Klimaschutz

– Drucksachen 17/11028, 17/13148 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Johannes Röring
Dr. Wilhelm Priesmeier
Dr. Christel Happach-Kasan
Alexander Süßmair
Cornelia Behm

(C (D ung en 13. Juni 2013 2 Uhr P 3 Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren Ergänzung zu TOP 69 a)

Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der
Bekämpfung von Steuerstraftaten

– Drucksache 17/13664 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)
Rechtsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Jens
Spahn, Stefanie Vogelsang, Michael Grosse-
Brömer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Karl
Lauterbach, Dr. Marlies Volkmer, Dr. Frank-
Walter Steinmeier, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Heinz
Lanfermann, Gabriele Molitor, Rainer Brüderle,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
sowie der Abgeordneten Dr. Martina Bunge,
Kathrin Vogler, Dr. Gregor Gysi, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion DIE LINKE sowie
der Abgeordneten Birgitt Bender, Elisabeth

Scharfenberg, Dr. Harald Terpe, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

System der Organtransplantation in Deutsch-
land nachhaltig stärken: Konsequenzen aus
den Manipulationen an Patientendaten in
deutschen Transplantationskliniken

– Drucksache 17/13897 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit (f)
Rechtsausschuss

ZP 4 Weitere abschließende Beratung ohne Aus-
sprache
Ergänzung zu TOP 70





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Hans-
Joachim Hacker, Rainer Arnold, Dr. Hans-
Peter Bartels, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der SPD

Konversion gestalten – Kommunen stärken

– zu dem Antrag der Abgeordneten Daniela
Wagner, Bettina Herlitzius, Britta Haßelmann,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Konversion – Zwischen Verwertungsdruck
und nachhaltigen Konzepten

– Drucksachen 17/9060, 17/9405, 17/10001 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Brackmann
Johannes Kahrs
Otto Fricke
Roland Claus
Dr. Tobias Lindner

ZP 5 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der
SPD:

Haltung der Bundesregierung zu Plänen des
CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer zur Einfüh-
rung einer Pkw-Maut nur für Ausländer

ZP 6 Beratung des Antrags der Abgeordneten
Wolfgang Gehrcke, Jan van Aken, Christine
Buchholz, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion DIE LINKE

Missbilligung der Amtsführung von Bundes-
minister de Maizière

– Drucksache 17/13899 –

ZP 7 Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Gerhard Schick, Priska Hinz (Herborn),
Manuel Sarrazin, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

zu den angekündigten Vorschlägen der EU-
Kommission zur Bankenrestrukturierung und
-abwicklung

hier: Stellungnahme gegenüber der Bundes-
regierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des
Grundgesetzes

Bankenunion beschleunigen statt bremsen –
Über eine Abwicklungskompetenz der Euro-
päischen Kommission die Haftung der Steuer-
zahler beenden

– Drucksache 17/13908 –

ZP 8 Beratung des Antrags der Abgeordneten Manuel

(Herborn)

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Z

Z

Z

(C (D zu dem Vorschlag für eine Verordnung zur Übertragung besonderer Aufgaben im Zusammenhang mit der Aufsicht über Kreditinstitute auf die Europäische Zentralbank (SSM-Verordnung)

Ratsdok. 7776/1/13 REV 1

hier: Stellungnahme gegenüber der Bundes-
regierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des
Grundgesetzes

Kontrollrechte des Europäischen Parlaments
bei EZB-Bankenaufsicht stärken

– Drucksache 17/13909 –

P 9 Beratung des Antrags der Abgeordneten Manuel

(Herborn)

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

zu dem Vorschlag für eine Verordnung zur
Übertragung besonderer Aufgaben im Zusam-
menhang mit der Aufsicht über Kreditinstitute

(SSM-Verordnung)

Ratsdok. 7776/1/13 REV 1

hier: Stellungnahme gegenüber der Bundes-
regierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des
Grundgesetzes

SSM-Verordnung zustimmen, keine inner-
staatliche Präjudizwirkung schaffen

– Drucksache 17/13910 –

P 10 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Kultur und Medien

(22. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne-

ten Ulla Schmidt (Aachen), Siegmund Ehrmann,
Angelika Krüger-Leißner, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der SPD

Für die tatsächliche Gleichstellung von Frauen
und Männern auch im Kunst-, Kultur- und
Medienbereich

– Drucksachen 17/13478, 17/13954 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Monika Grütters
Ulla Schmidt (Aachen)
Reiner Deutschmann
Dr. Lukrezia Jochimsen
Agnes Krumwiede

P 11 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Kultur und Medien

(22. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne-

ten Agnes Krumwiede, Monika Lazar, Krista
Sager, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Grundlagen für Gleichstellung im Kultur-
betrieb schaffen

– Drucksachen 17/6130, 17/10880 –





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

Berichterstattung:
Abgeordnete Dorothee Bär
Ulla Schmidt (Aachen)
Reiner Deutschmann
Dr. Rosemarie Hein
Agnes Krumwiede

ZP 12 Beratung des Antrags der Fraktionen CDU/CSU,
SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Einvernehmensherstellung von Bundestag und
Bundesregierung zum Antrag der Republik
Lettland, der dritten Stufe der Europäischen
Wirtschafts- und Währungsunion beizutreten
und den Euro als Umlaufwährung einzu-
führen

hier: Stellungnahme des Deutschen Bundesta-
ges nach Artikel 23 Absatz 3 GG i. V. mit § 9
des Gesetzes über die Zusammenarbeit von
Bundesregierung und Deutschem Bundestag
in Angelegenheiten der Europäischen Union

– Drucksache 17/13887 –

ZP 13 Beratung des Antrags der Abgeordneten Markus
Kurth, Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Kerstin
Andreae, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Armuts- und Reichtumsberichterstattung ver-
bessern – Lebenslagen umfassend abbilden

– Drucksache 17/13911 –

ZP 14 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu der
Unterrichtung durch den Bundesbeauftragten für
den Datenschutz und die Informationsfreiheit

Tätigkeitsbericht 2009 und 2010 des Bundes-
beauftragten für den Datenschutz und die In-
formationsfreiheit
– 23. Tätigkeitsbericht –

– Drucksachen 17/5200, 17/13936 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Stephan Mayer (Altötting)
Gerold Reichenbach
Gisela Piltz
Jan Korte
Dr. Konstantin von Notz

ZP 15a) – Zweite und dritte Beratung des von den Frak-
tionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Beseitigung so-
zialer Überforderung bei Beitragsschulden
in der Krankenversicherung

– Drucksache 17/13079 –

– Zweite und dritte Beratung des von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Beseitigung sozialer Überfor-
derung bei Beitragsschulden in der Kran-
kenversicherung

– Drucksache 17/13402 –

Z

Z

(C (D Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit – Drucksache 17/13947 – Berichterstattung: Abgeordneter Heinz Lanfermann – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung – Drucksache 17/13959 – Berichterstattung: Abgeordnete Alois Karl Ewald Schurer Otto Fricke Michael Leutert Katja Dörner b)

richts des Ausschusses für Gesundheit (14. Aus-
schuss)
– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Karl

Lauterbach, Elke Ferner, Bärbel Bas, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Keine überhöhten Säumniszuschläge bei
Beitragsschulden

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Martina
Bunge, Harald Weinberg, Diana Golze, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE
Privat Versicherte solidarisch versichern –
Private Krankenversicherung als Vollversi-
cherung abschaffen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Martina
Bunge, Dr. Ilja Seifert, Kathrin Senger-
Schäfer, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion DIE LINKE
Versorgung der privat Versicherten im Ba-
sistarif sicherstellen

– Drucksachen 17/12069, 17/10119, 17/5524,
17/13947 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Heinz Lanfermann

P 16 Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Änderung des Einkommensteu-
ergesetzes in Umsetzung der Entscheidung des
Bundesverfassungsgerichtes vom 7. Mai 2013
– Drucksache 17/13870 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)
Rechtsausschuss 
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

P 17 Erste Beratung des von der Fraktion der SPD ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Gleich-
stellung der Lebenspartnerschaft mit der Ehe
im Einkommensteuerrecht
– Drucksache 17/13871 –





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)
Rechtsausschuss 
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

ZP 18 Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker
Beck (Köln), Lisa Paus, Kai Gehring, weiteren
Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Umsetzung der Entscheidung des
Bundesverfassungsgerichts vom 7. Mai 2013
zur Gleichstellung eingetragener Lebenspart-
nerschaft mit der Ehe im Einkommensteuer-
recht

– Drucksache 17/13872 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)
Rechtsausschuss (f)
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO
Federführung strittig

ZP 19 Beratung des Antrags der Abgeordneten Volker
Beck (Köln), Kai Gehring, Ingrid Hönlinger, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Das Recht auf Eheschließung für Personen
gleichen Geschlechts einführen

– Drucksache 17/13912 –

ZP 20 Beratung des Antrags der Abgeordneten Volker
Beck (Köln), Lisa Paus, Kai Gehring, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Die Entscheidungen des Bundesverfassungsge-
richts vom 19. Februar 2013 und vom 7. Mai
2013 zur Gleichstellung eingetragener Le-
benspartnerschaft mit der Ehe im Adoptions-
und Einkommensteuerrecht umsetzen

– Drucksache 17/13913 –

ZP 21 Beratung des Antrags der Fraktion der SPD

zu der Empfehlung für einen Beschluss des
Rates über die Ermächtigung zur Aufnahme
von Verhandlungen über ein umfassendes
Handels- und Investitionsabkommen, trans-
atlantische Handels- und Investitionspartner-
schaft genannt, zwischen der Europäischen
Union und den Vereinigten Staaten von Ame-
rika

KOM(2013) 136 endg.; Ratsdok. 7396/13

hier: Stellungnahme gegenüber der Bundes-
regierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des
Grundgesetzes i. V. m. § 9 des Gesetzes über
die Zusammenarbeit von Bundesregierung
und Deutschem Bundestag in Angelegenheiten
der Europäischen Union

Die Verhandlungen mit den USA zu einem
transatlantischen Handels- und Investitions-
abkommen konsequent an europäischen Stan-
dards ausrichten

– Drucksache 17/13904 –

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(C (D Von der Frist für den Beginn der Beratungen soll, soeit erforderlich, abgewichen werden. Die Tagesordnungspunkte 18 d, 23, 25, 52 und 62 erden abgesetzt. Darüber hinaus kommt es zu den in er Zusatzpunkteliste dargestellten weiteren Änderunen des Ablaufs. Sind Sie mit diesen Vereinbarungen einverstanden? – as sieht so aus. Dann haben wir das hiermit so be chlossen. Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 7 a bis 7 d auf: a)

Bundesminister des Innern

Gelebte nationale Solidarität – 60 Jahre Bun-
desvertriebenengesetz

b) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/
CSU und FDP

60 Jahre Bundesvertriebenengesetz – Erin-
nern an die Opfer von Vertreibung

– Drucksache 17/13883 –

c) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat
eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur
Änderung des Bundesvertriebenengesetzes

– Drucksache 17/10511 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Innenaus-
schusses (4. Ausschuss)


– Drucksache 17/13937 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Stephan Mayer (Altötting)
Rüdiger Veit
Serkan Tören
Ulla Jelpke
Memet Kilic

d) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
regierung

Bericht der Bundesregierung über die Maß-
nahmen zur Förderung der Kulturarbeit ge-
mäß § 96 des Bundesvertriebenengesetzes in
den Jahren 2011 und 2012

– Drucksache 17/13777 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (f)
Auswärtiger Ausschuss 
Innenausschuss
Ausschuss für Tourismus

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
ie Aussprache im Anschluss an die Regierungserklä-
ng 90 Minuten vorgesehen. Ich habe den Eindruck,

ass Sie auch damit einverstanden sind. – Das ist der
all. Dann können wir so verfahren.

Das Wort zur Abgabe einer Regierungserklärung hat
er Bundesminister des Innern, Herr Dr. Hans-Peter
riedrich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)

Dr. Hans-Peter Friedrich, Bundesminister des In-
nern:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Vor 60 Jahren, im Juni 1953, trat das Gesetz
über die Angelegenheiten der Vertriebenen und Flücht-
linge in Kraft. Dieses sogenannte Bundesvertriebenen-
gesetz kam nach langen und intensiven Beratungen zu-
stande; denn es griff in viele Lebensbereiche und in viele
politische Zuständigkeiten – Wirtschaft, Landwirtschaft,
Wohnungsbau, um nur einige zu nennen – ein. Das Ge-
setz baute auf den Erfahrungen der unmittelbaren Nach-
kriegsjahre auf und sollte die Grundlage der Integration
von Millionen von Menschen werden. Es ist bis heute
ein Dokument für gelebte nationale Solidarität in
Deutschland.

Von den 16 Millionen Deutschen, die bei Kriegsende
in den deutschen Ostgebieten und in den ost- und südost-
europäischen Staaten lebten, wurden fast 12 Millionen
aus ihrer Heimat vertrieben. 2 Millionen fanden auf der
Flucht, bei Vertreibung oder Deportation den Tod. Die
traumatischen Erlebnisse der Vertreibung waren damals
allgegenwärtig – umso mehr, als sich das Leid auch da-
nach fortsetzte. Denn der Zufluchtsort, die neu gegrün-
dete Bundesrepublik, war ebenfalls von Elend, Hunger
und Zerstörung gezeichnet. Jeder hatte mit sich selbst zu
tun, und nur wenige hatten freie Kapazitäten, sich um die
Flüchtlinge zu kümmern. Am Ende aber, meine sehr ver-
ehrten Damen und Herren, setzte sich die mitmenschli-
che Solidarität, die christliche Nächstenliebe und der ge-
meinsame Wille, Zukunft zu gestalten, durch. Dem
nationalen Zusammenhalt in dieser schweren Zeit gilt
unser Respekt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Anteil aller Flüchtlinge an der Einwohnerzahl des
Bundesgebietes betrug damals 20 Prozent. Das heißt, je-
der Fünfte war ein Vertriebener. Es galt, mehrere Millio-
nen Menschen sozial und wirtschaftlich einzugliedern.
Sie brauchten schnelle Hilfe, Kleidung und natürlich
Essen. Sie brauchten Wohnungen, Arbeit und die Mög-
lichkeit, sich eine Existenz zu gründen. Deutschland war
damals auf sich allein gestellt; denn die Hilfe aus dem
Ausland ließ lange auf sich warten.

Vor Ort – in den Dörfern, Städten und Gemeinden –
wurden die Herausforderungen angenommen und bewäl-
tigt. Die Regierungen der Bundesländer hatten die große
nationale Aufgabe begriffen. So hat etwa der Freistaat
Bayern die Sudetendeutschen als seinen vierten Stamm
aufgenommen, und bis heute ist dort an vielen Stellen
und Orten die Handschrift der Sudetendeutschen erkenn-
bar.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, mit anderen zu teilen, die
in Not sind, baut auf einem geistigen Fundament und ei-
nem Menschenbild auf, das Bundeskanzler Konrad
Adenauer zum Ausdruck brachte, indem er sagte: Im
Mittelpunkt allen Strebens und Handelns bleibt der
Mensch und seine Freiheit. – Die zweite Erkenntnis:
Eine Nation ist eine Solidargemeinschaft, eine Schick-

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(C (D alsgemeinschaft, eine Familie – in guten wie in schlechn Zeiten. Im Bundesvertriebenengesetz wurden desalb auch zwei Grundsätze formuliert, nämlich erstens: ertriebene sind voll gleichberechtigte Staatsbürger der undesrepublik Deutschland. Zweitens: Notwendige ilfe gibt es so lange, bis die Eingliederung in das wirt chaftliche und soziale Leben erfolgt ist. Das heißt, nieand sollte bevorzugt werden; aber es sollte sicherge tellt werden, dass alle die gleichen Möglichkeiten und ie gleichen Bedingungen für einen Neuanfang haben. icht die Umverteilung war das Ziel, sondern Ziel war s, jedem Menschen die Chance zu geben, sich selbst zu ntwickeln, sich einzubringen und teilzuhaben. Das Bundesvertriebenengesetz gab Antwort auf die rängenden Fragen. Es half dabei, die faire Verteilung er Vertriebenen auf alle Bundesländer zu vollenden, es nderte die Wohnungsnot. Mit besonderen Wohnungsauprogrammen wurden 264 000 Wohnungen für umgeiedelte Vertriebene geschaffen. Für die Aussiedler urden in den Folgejahren über 20 Sonderwohnbauproramme in Milliardenhöhe aufgelegt. Bis 1968 wurden napp 2 Millionen Menschen mit Wohnraum versorgt. in weiteres drängendes Problem war die Landwirtchaft. Die Bauern hatten in besonderer Weise unter ihr sozialen Deklassierung zu leiden. Früher selbststän ige Bauern, die von Haus und Hof vertrieben worden aren, waren nun gezwungen, sich als Landarbeiter zu erdingen. Mit der Eingliederung der vertriebenen Landirte galt es, für diese Menschen einen tiefen Einschnitt ihrem Leben, ihrem Selbstverständnis und auch ihrem elbstbewusstsein zu bewältigen. Gleichzeitig musste ie Ernährung der Bevölkerung sichergestellt werden. Mit dem Bundesvertriebenengesetz schuf die Bundesgierung die Voraussetzung, dass viele vertriebene Bau rn auch in ihrer neuen Heimat ihrem Beruf nachgehen onnten. Mehrere Milliarden D-Mark hat die Bundespublik in den Jahren 1949 bis 1959 dafür ausgegeben. s wurde 100 000 Bauernfamilien geholfen. Dahinter tand auch die Erkenntnis, dass ein Land nicht allein auf eine Industrieproduktion setzen kann, sondern dass die rnährung der eigenen Bevölkerung durch landwirtchaftliche Urproduktion sichergestellt werden muss – in Grundsatz, meine Damen und Herren, der auch heute och gilt und den man ab und zu in Erinnerung rufen uss. Eine weitere wichtige Erkenntnis lag dem Bundesveriebenengesetz zugrunde: Freiheit des Einzelnen setzt oraus, dass er sich eine materielle Grundlage schaffen ann, die ihm im Leben Entscheidungsfreiheit und Getaltungsfreiheit gibt. Das Bekenntnis zum Eigentum, ur Förderung der Eigentumsbildung war ein wichtiges ignal. Die Regelung, dass Vertriebene wegen früherer chulden nicht mehr in Anspruch genommen werden urften, war wichtig; denn damit wurden sie in die Lage ersetzt, wieder Eigentum zu erwerben und damit unabängig und frei ihr Leben zu gestalten. Ebenso freiheitsfördernd wirkten die Hilfen bei der irtschaftlichen Eingliederung. Die Arbeitslosigkeit war Verhältnis zur einheimischen Bevölkerung wesent Bundesminister Dr. Hans-Peter Friedrich lich höher. Das Gesetz sah deswegen die Förderung von Existenzgründungen vor. Damit wurden Anreize für Kreativität und Innovation gesetzt, eine entscheidende Weichenstellung für eine freiheitliche Wirtschaftsordnung, die Deutschland in der Folge so erfolgreich machen sollte. Die Idee der Freiheit ist die Grundlage für Hilfe zur Selbsthilfe und war eine Triebfeder für das deutsche Wirtschaftswunder. Die Vertriebenen brachten gute handwerkliche Fähigkeiten und industrielles Know-how mit. Von der Glaskunst über die Textilherstellung bis hin zum Instrumentenbau reichte die Vielfalt erfolgreichen unternehmerischen Wirkens der Vertriebenen in der neuen Heimat. All diese Vergünstigungen und Hilfen nach dem Bundesvertriebenengesetz galten auch für den zunehmenden Strom von Flüchtlingen aus der sowjetischen Besatzungszone. Die Regierung Adenauer hat damit auf die aktuelle Entwicklung im Osten Deutschlands reagiert. Übrigens, das Thema Vertreibung wurde in der DDR schlichtweg totgeschwiegen. Nachdem die Vertriebenen dort angekommen waren und alles verloren hatten, wurde ihnen durch die Zuordnung der Begriffe „Umsiedler“ und „Neubürger“ klargemacht, dass ihre Sicht der Dinge nicht gefragt war. Die Begriffe „Flüchtlinge“, „Vertriebene“, „Heimatlose“ waren verboten. Durch staatliche Anordnung gab es sie nicht. Die Heimatvertriebenen hatten im politischen Geschehen keine Stimme, kein Gesicht und in der DDR keinen Platz zur Erinnerung und zur Aufarbeitung ihres Schicksals. Was politisch nicht gewollt war, sollte auch nicht stattfinden, ohne Rücksicht auf die Gefühle der Menschen. Auf die kam es nicht an in der DDR. Dort stand nicht der Mensch im Mittelpunkt, sondern die Ideologie. In der Bundesrepublik wurden die Vertriebenenorganisationen von Anfang an politisch eingebunden. Es war erklärtes Ziel der Regierung Adenauer, den Organisationen eine Stimme zu geben und ihnen die Mitgestaltung zu ermöglichen. Die Rolle der Landsmannschaften und ihrer Dachorganisation, des Bundes der Vertriebenen, während der Aufbaujahre und des Kalten Krieges können wir nicht hoch genug einschätzen. Die Vertriebenen haben Deutschland nicht nur materiell wieder aufgebaut, sondern sie haben auch an der geistig-moralischen Grundlage unserer Freiheitsordnung mitgewirkt. Für sie bedeutete Integration nicht, Ansprüche zu stellen, sondern anzupacken, mitzuhelfen, dass die neue Heimat Bundesrepublik Deutschland eine gute Zukunft hat. Trotz des erlittenen Unrechts und der Trauer um die verlorene Heimat sind sie nicht bitter und unversöhnlich geworden, sondern haben eine große Geste des Friedens ausgesandt. In der Charta der Heimatvertriebenen von 1950 heißt es: D d g A b g b s u re fr le d a v le d m u V g s te s 1 g E p P F A g A o u z s p b B d d (C (D Wir werden jedes Beginnen mit allen Kräften unterstützen, das auf die Schaffung eines geeinten Europas gerichtet ist, in dem die Völker ohne Furcht und Zwang leben können. iese Haltung verdient größten Respekt: kein Rachegeanke, sondern Versöhnungsbereitschaft. Welch eine unlaubliche menschliche Leistung! (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B)


(Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Das ist unwahr!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Auf dieser Grundlage haben sich die Vertriebenen der
ussöhnung und der Verständigung verpflichtet. Sie ha-
en diese Verpflichtung ernst genommen und Brücken
ebaut, nach Osten, in die alte Heimat, und das lange
evor staatliche Politik diesen Weg gehen konnte. In
chwierigen Zeiten haben sie den Weg für Verständigung
nd Versöhnung offengehalten und waren dadurch Vor-
iter auch der europäischen Einigung. Denn sie haben
üher als andere begriffen, dass es eine gute Zukunft al-
r Mitgliedstaaten und Bürger Europas nur auf der Basis
es Bekenntnisses zu gemeinsamen Werten geben kann.

Das Bundesvertriebenengesetz wurde immer wieder
n die aktuellen Entwicklungen angepasst, stets getragen
on dem Gedanken der Solidarität mit unseren Lands-
uten. Ging es zunächst um eine rasche Eingliederung
er Vertriebenen und Flüchtlinge, trat später mehr und
ehr die Aufnahme von deutschstämmigen Aussiedlern

nd ihren Angehörigen im damaligen Ostblock in den
ordergrund. Sie kamen nach Deutschland, weil sie we-
en ihres Deutschseins diskriminiert wurden. Die Aus-
iedler aus der ehemaligen Sowjetunion waren jahrzehn-
lang kollektiven Strafmaßnahmen ausgesetzt und

ystematisch entwurzelt worden.

Im Zeitraum 1950 bis 1988 kamen insgesamt über
,6 Millionen Aussiedler einschließlich ihrer Angehöri-
en zu uns. Die starke Zunahme der Zahl der Aussiedler
nde der 80er-Jahre war Zeichen des grundlegenden
olitischen Wandels in den Staaten des Warschauer
akts.

Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl hat als
olge des starken Zustroms der Aussiedler das Amt des
ussiedlerbeauftragten beim Bundesminister des Innern
eschaffen. In der Folgezeit kümmerte sich der damalige
ussiedlerbeauftragte Horst Waffenschmidt um die Ko-
rdinierung der Aussiedlerpolitik der Bundesregierung
nd übernahm den Vorsitz im Vertriebenenrat. Er wurde
u einem wichtigen und engen Ansprechpartner der Aus-
iedlerorganisationen und gab wichtige politische Im-
ulse für die Vertriebenengesetzgebung.

Heute, meine sehr verehrten Damen und Herren, ha-
en wir im Bundesministerium des Innern mit Christoph
ergner einen Mann,


(Thomas Oppermann [SPD]: Wie hieß der? – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Den Namen haben wir vorher noch nicht gehört!)


er sich in besonderer Weise kompetent und mit Herz
er Sache der Vertriebenen und der Aussiedler, aber
)





Bundesminister Dr. Hans-Peter Friedrich


(A) )


)(B)

auch der deutschen Minderheiten im Ausland verpflich-
tet weiß.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Schaffung des Amts des Aussiedlerbeauftragten
war außerordentlich weitsichtig. Das zeigte sich 1990,
als 400 000 Aussiedler einschließlich ihrer Angehörigen
nach Deutschland kamen. Bis zum Ende des Jahrzehnts
waren es dann jährlich durchschnittlich weitere
180 000 Aussiedler.

Dieser Ansturm brachte große organisatorische und
finanzielle Herausforderungen für Bund, Länder und
Kommunen mit sich. Wie in den Nachkriegsjahren
stellte sich zunächst die Frage, wie die Aussiedler im
Bundesgebiet verteilt werden sollten und wie sie vor Ort
untergebracht werden könnten. Aufnahmelager wurden
eingerichtet. Im Zentrum stand wieder – einmal mehr –
das Grenzdurchgangslager Friedland. Wieder wurde die
Glocke von Friedland zum Symbol der Freiheit, und sie
ist es geblieben bis zum heutigen Tag. Und wieder war
der Bundesgesetzgeber gefragt, Regelungen zu finden,
die den Aufnahmekapazitäten gerecht wurden. Dies ge-
lang der Regierung Kohl 1990 mit dem Aussiedlerauf-
nahmegesetz, mit dem erstmals ein öffentliches Aufnah-
meverfahren eingeführt wurde.

Das Festhalten am Solidaritätsgedanken war aller-
dings nicht immer unumstritten. Eine besondere Zuspit-
zung der Diskussion erfolgte mit dem Spätaussiedlersta-
tusgesetz von 2001. Danach wurden die Spätaussiedler
zum Nachweis gezwungen, dass ihre Deutschkenntnisse
auf familiärer Vermittlung beruhen. Dies führte natürlich
in der Praxis zu großen Schwierigkeiten und hatte auch
Auswirkungen auf die Familien. Viele wurden getrennt.

Dramatische Auswirkungen hatte das 2005 verab-
schiedete Zuwanderungsgesetz. Es erschwerte die Mit-
aussiedlung von Ehegatten und Abkömmlingen der
Spätaussiedler beträchtlich.

In den letzten Jahren konnte jedoch wieder an die
Politik der nationalen Solidarität angeknüpft werden.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Rede ist irgendwie unerträglich!)


Es wurden viele Maßnahmen verabschiedet, die die Inte-
gration von Spätaussiedlern und ihren Angehörigen un-
terstützten. Das betrifft die Anerkennung von Prüfungen
und erworbenen Befähigungsnachweisen. Das betrifft
spezielle Fördermaßnahmen, die die Deutschkenntnisse
der Spätaussiedler und das Zusammengehörigkeitsge-
fühl gestärkt haben.

60 Jahre nach Inkrafttreten des Bundesvertriebenen-
gesetzes kann man hinsichtlich der Integration unserer
deutschen Landsleute von einer Erfolgsgeschichte spre-
chen. Die Weichenstellung der Adenauer-Regierung war
richtig. Man hat den Vertriebenen eine neue Heimat ge-
geben und anerkannt, dass ihre alte Heimat ein untrenn-
barer Teil deutscher Geschichte und Kultur bleibt.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist total revisionistisch, was er erzählt!)


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(C (D ie Kultur und die Traditionen der deutschen Ostgebiete ind Teil unseres deutschen Selbstverständnisses, und uch daran mahnt und erinnert uns das Bundesvertriebeengesetz. Bund und Länder haben sich damals mit groer Überzeugung dazu verpflichtet, Kultur und Gechichte der Deutschen im östlichen Europa wachuhalten im Bewusstsein unserer Nation. Das reiche kulrelle Erbe, das die Deutschen aus ihrer jahrhundertealn Geschichte im östlichen Europa mitbrachten, ist für nsere Nation von herausragender Bedeutung. Ob Muik, ob Malerei, ob Architektur, Philosophie oder Wisenschaft und Forschung, der Beitrag des schöpferischen eistes der Deutschen in den ehemaligen Ostgebieten at unsere Nation und ihre Entwicklung mitgeprägt. Die Bundesregierung fördert heute über den Beaufagten für Kultur und Medien Museen, Kulturund Wisenschaftseinrichtungen, die sich dem deutschen Kulturrbe im östlichen Europa widmen. Ziel ist es, den ugang zum kulturellen Erbe der Deutschen im östlihen Europa zu erhalten und seine zukunftsweisende Beeutung sichtbar zu machen. Breiten Raum nimmt aber auch die Zusammenarbeit it Gruppen der Vertriebenen und Aussiedler ein, die ich für den Erhalt des Kulturerbes einsetzen und sich emeinsam mit ausländischen Partnern engagieren. Alle ktivitäten stehen im Zeichen der Kooperation mit den artnerorganisationen in den Regionen und wenden sich erstärkt auch an die junge Generation. Das Bundesvertriebenengesetz hat in den letzten echs Jahrzehnten Geschichte geschrieben, auf die es ufzubauen gilt. Wichtig ist, die Erinnerung wachzuhaln. Mit der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung at die Erinnerung an das Schicksal der Millionen Veriebenen eine zusätzliche Kraft bekommen. Es geht um nser gemeinsames Erbe. Dieses Erbe müssen wir unsen Nachfolgegenerationen vermitteln; denn Kultur und eschichte der Vertriebenen gehören zu unserer Identit. Dass wir das sagen können, verdanken wir auch der eidenschaft und der Hartnäckigkeit der Vertriebenen, ie immer darauf gedrängt haben, dass ihre Herkunft, re Tradition, ihre Bindung auch heute noch in unserem and lebendig sind. Die Vertriebenen, denen unermesslihes Leid widerfahren ist, dürfen sich unserer Solidarit, unserer Anerkennung und des nationalen Gedenkens icher sein. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Hans-Ulrich Klose [SPD])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724600100

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-

ächst dem Kollegen Rüdiger Veit für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)







(A) )


)(B)


Rüdiger Veit (SPD):
Rede ID: ID1724600200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Ja, Herr Bundesinnenminister, in dem
Punkt stimme ich Ihnen unumwunden zu – alle Sozialde-
mokraten tun dies –: Die Integration der Vertriebenen
und Spätaussiedler ist eine großartige Erfolgsgeschichte
der vergangenen Jahrzehnte, an der ganz viele der Zuge-
wanderten genauso wie der Stammbevölkerung hier in
Deutschland beteiligt waren. Anders, als Sie den Ein-
druck erweckt haben, wenn ich das der Vollständigkeit
halber sagen darf, war das eben auch nicht nur eine Ge-
schichte, an der Christdemokraten beteiligt waren – Sie
haben nämlich nur die Namen von Christdemokraten ge-
nannt –, sondern auch Sozialdemokraten.


(Beifall bei der SPD)


Ich nenne nur Wenzel Jaksch, der in Hessen die Auf-
gabe hatte, sich der Belange der Vertriebenen anzuneh-
men und hervorragende Leistungen erbracht hat, später
dann auch Präsident des Bundes der Vertriebenen wurde.
Ich nenne aber auch Heinrich Albertz, der im Jahre 1948
in Niedersachsen das Amt des zuständigen Ministers in-
nehatte. Ich darf auch an unsere Kollegen Hans-Peter
Kemper und Jochen Welt erinnern, die in früheren Zeiten
das Amt des Aussiedlerbeauftragten der Bundesregie-
rung innehatten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Thomas Oppermann [SPD]: Die hätte Friedrich auch erwähnen können!)


Zu den kulturpolitischen Gegebenheiten und zu Ihrer
Regierungserklärung wird nachher der Kollege Ernst
Dieter Rossmann reden. Ich will mich mit den anderen
Vorlagen befassen, die heute hier zur Debatte stehen.

Das Bundesvertriebenenrecht verlangt für die Auf-
nahme von Ehegatten von Spätaussiedlern oder von ih-
ren Abkömmlingen Grundkenntnisse der deutschen
Sprache vor der Ausreise aus dem Aussiedlungsgebiet.
Dies hat in der Verwaltungspraxis der vergangenen Jahre
zu einer ganzen Reihe von – jedenfalls in dieser Form –
sicher nicht beabsichtigten Härten geführt. Konsequen-
terweise hatte daher der Bundesrat vorgeschlagen, von
diesem Erfordernis der Sprachkompetenz jedenfalls
dann abzusehen, wenn der Ehegatte oder Abkömmlinge
aufgrund einer körperlichen, geistigen oder seelischen
Krankheit oder in einem vergleichbaren Fall nicht in der
Lage sind, Grundkenntnisse der deutschen Sprache zu
erwerben. Die Bundesregierung hatte die Formulierung
„oder in einem vergleichbaren Fall“ für zu unbestimmt
und zu vage gehalten. Daher haben die Koalitionsfrak-
tionen in ihrem Änderungsantrag diese fünf Wörter nicht
übernommen. Das ist unseres Erachtens falsch, weil man
nicht sämtliche denkbaren Fallkonstellationen vorherse-
hen kann, die aus nachvollziehbaren humanitären Grün-
den eigentlich verlangen, dass eine Familie eben nicht
auseinandergerissen wird.

Die Einfügung dieser fünf Wörter mit Bezug auf Ehe-
gatten von Ausländern in das Aufenthaltsgesetz, wie sie
auch in dem im Ausschuss behandelten Änderungsan-
trag der Linken vorgeschlagen wird, wäre ebenso konse-
quent und geboten gewesen. Wir werden trotzdem dem

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(C (D ntrag der Koalitionsfraktionen zustimmen; dem Ändengsantrag der Linken hatten wir zugestimmt. Ich setze im Übrigen als bekannt voraus, dass unsere rundsätzliche Kritik am Erfordernis des vorherigen pracherwerbs von nachzugswilligen Ehegatten, also chon im Herkunftsland, unverändert fortbesteht. Aber leine Verbesserungen im Sinne einer Härtefallregelung ind bzw. wären natürlich besser als nichts. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Memet Kilic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Der Vollständigkeit halber sei vermerkt, dass die Ko-
litionsfraktionen durch die nunmehr vorgeschlagene
euregelung offenbar wiederum eine Ungleichbehand-
ng von minderjährigen Kindern produzieren; denn die
inderjährigen Kinder der Spätaussiedler werden vom
rfordernis der Sprachkompetenz generell befreit, wäh-
nd es bei den minderjährigen Kindern von Ausländern,

ei den 16- und 17-jährigen Kindern, gemäß § 32 Abs. 2
es Aufenthaltsgesetzes nach wie vor einer positiven In-
grationsprognose bzw. des Vorhandenseins eines gülti-
en Aufenthaltstitels beider Eltern bzw. des allein perso-
ensorgeberechtigten Elternteils bedarf.

Insgesamt aber – das ist das für uns politisch Ent-
cheidende – bejahen natürlich gerade wir Sozialdemo-
raten alle Regelungen, die humanitäre Härten beseiti-
en und das Zusammenbleiben der Familien fördern.
ies gilt für Spätaussiedler genauso wie für Ausländer.


(Beifall bei der SPD)


Nicht zustimmen können wir allerdings dem Antrag
er Koalitionsfraktionen mit dem Titel „60 Jahre Bun-
esvertriebenengesetz – Erinnern an die Opfer von Ver-
eibung“. Abgesehen davon, dass dieser Antrag erst von
ienstagabend stammt und der Titel dreimal geändert
orden ist – aber das ist Ihre Verantwortung –, bleibt er
eit hinter dem zurück, was heute geboten wäre.

Er bezieht sich im Übrigen ausdrücklich auf einen
ntrag von Ihnen zum 60. Jahrestag der Charta der deut-

chen Heimatvertriebenen auf der Bundestagsdrucksa-
he 17/4193 vom 15. Dezember 2010, über den am
0. Februar 2011 hier im Bundestag debattiert wurde.
azu hat Wolfgang Thierse, wie ich finde, richtiger-
eise abschließend gesagt – ich zitiere aus dem Proto-
oll –:

Unsere, der Deutschen Sensibilität für die Leiden
und Opfer von Vertreibung und Flucht resultiert
nicht nur und nicht zuerst daraus, dass Deutsche
selbst Opfer gewesen sind, sondern daraus, dass
Deutsche andere zu Opfern gemacht haben. Daraus,
aus dieser doppelten bitteren Erfahrung, resultiert
unsere dauerhafte moralische Verpflichtung.

Genau diesen entscheidenden Punkt verfehlte schon
r Antrag von damals. Der heute vorliegende Antrag ist

in bisschen besser; das will ich gern einräumen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte Wolfgang Thierse ergänzen durch ein Zi-
t aus einer Rede unseres ehemaligen Bundespräsiden-





Rüdiger Veit


(A) )


)(B)

ten Johannes Rau, die er beim Tag der Heimat des Bun-
des der Vertriebenen im Jahr 2003, also vor nunmehr
zehn Jahren, gehalten hat:

Überall im deutschen Machtbereich sind ethnische
Minderheiten und ganze Völker verfolgt, versklavt
und vertrieben worden, sobald man sie in die Ge-
walt bekam: So wurden aus dem westlichen Polen
gleich nach der Besetzung binnen Monaten weit
mehr als eine Million polnische Bürger deportiert,
um Platz für Deutsche zu schaffen. Und das sollte ja
nur der Anfang sein: Die Pläne für die Vertreibung
von Millionen Polen und Russen lagen bereit. Im
„Generalplan Ost“ und im „Generalsiedlungsplan
Ost“ kalkulierte die SS allein mit mehr als dreißig
Millionen russischen Opfern dieser Landnahme. In
der Vernichtung der europäischen Juden erreichte
diese rassistische und ethnokratische Politik ihre
schrecklichste Form. Götz Aly hat Recht: Der Ho-
locaust gehört „mitten hinein“ in die historische
Konstellation, der am Ende auch die deutschen Ver-
triebenen zum Opfer fielen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zu Ihrem Antrag von vorgestern, wie erwähnt, muss
ich sagen: Er enthält genau wie der frühere Antrag eine
Reihe von Formulierungen in einer, wie ich meine, viel-
leicht doch zu volkstümelnden und rückwärtsgewandten
Schattierung. Er enthält im Übrigen aber auch Forderun-
gen, die vielleicht noch in das Entstehungsjahr des Bun-
desvertriebenengesetzes gepasst hätten, keinesfalls aber
in einen Antrag des Jahres 2013. Allen Ernstes sollen
wir uns, so Ihr Antrag, neben der rechtlichen auch für
eine gesellschaftliche Anerkennung des Schicksals der
deutschen Heimatvertriebenen aussprechen.

Angesichts der von uns allen – auch ich habe das ge-
tan – beschriebenen erfolgreichen Integration von mehr
als 12 Millionen Flüchtlingen und Heimatvertriebenen
und von mehr als 3 Millionen Spätaussiedlern kann
diese Forderung zum heutigen Tage nur als absurd be-
zeichnet werden und übrigens in der gesamten Bevölke-
rung nur Kopfschütteln auslösen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Andererseits stehen in Ihrem Text aber auch einige
richtige Passagen, von denen ich mir wünschen würde,
dass Sie sie in ihren wohlklingenden Formulierungen
weiter denken und umsetzen würden. Beispielsweise
heißt es:

Von übergeordneter Bedeutung ist die Versöhnung
und Wiedergutmachung gegenüber den Opfern des
Nationalsozialismus und der von Deutschland aus-
gehenden Aggressionskriege.

Wenn dies aber richtig ist, wäre zum Beispiel eine be-
sondere Sensibilität auch gegenüber der von Deutsch-
land seinerzeit verfolgten Bevölkerungsgruppe der
Roma angebracht und gerade ihr eine besondere Ach-
tung und Toleranz zu schenken.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ber was erleben wir? Exakt zeitgleich mit der feierli-
hen Eröffnung des Denkmals für die ermordeten und
erfolgten Sinti und Roma am Südeingang des Reichsta-
es mussten wir uns im Innenausschuss – dies war eben-
lls um 11 Uhr – im gegenüberliegenden Paul-Löbe-
aus anhören, warum das CSU-geführte Innenministe-
um aus Gründen der Bekämpfung von Armutszuwan-
erung aus Serbien und Mazedonien stammende Roma

Schnellverfahren ausweisen und abschieben möchte.
urzerhand will das Innenministerium dann auch noch
ie nicht erwerbstätigen EU-Bürger aus Bulgarien und
umänien loswerden, obwohl dies nun einem der funda-
entalen Grundsätze, nämlich dem der Freizügigkeit, in

er Europäischen Union widerspricht.

Natürlich, meine sehr verehrten Damen und Herren,
erkennen auch wir nicht die besonderen Belastungen in
inigen wenigen deutschen Großstädten, in denen sich
berdurchschnittlich viele von ihnen aufhalten. Auch
ier handelt es sich vielfach um Roma. Der Bundesin-
enminister sollte aber besser den betroffenen Kommu-
en durch finanzielle Unterstützung bei der Versorgung
ieser Bevölkerungsgruppe helfen, anstatt den Anschein
ines politischen Aktionismus zu geben, und dies zu
asten einer Bevölkerungsgruppe, die in fast ganz Eu-
pa Diskriminierungen ausgesetzt ist und der gegenüber

erade Deutschland eine historisch begründete Verant-
ortung wahrnehmen sollte.


(Beifall bei der SPD)


Nun noch ein weiteres von mir begrüßtes Zitat aus Ih-
m Antrag:

Wir nehmen das 60-jährige Jubiläum des BVFG
zum Anlass, uns dafür einzusetzen, dass Vertrei-
bung weltweit geächtet wird. Noch immer werden
oder sind Menschen gezwungen, ihre Heimat zu
verlassen. Der jüngste Report des UN-Flüchtlings-
kommissariats zu Flucht und Vertreibung beziffert,
dass Ende 2011 insgesamt 42,5 Millionen Men-
schen von Flucht und Vertreibung betroffen waren,
viele von ihnen innerhalb ihres Heimatlandes.

Wenn Sie sich mit solchen Fragestellungen und Fest-
tellungen selbst ernst nehmen, dann müssten Sie sich
damit meine ich die Koalitionsfraktionen genau wie
iese Bundesregierung – in der ersten Reihe derjenigen
efinden, die im Zuge einer europaweiten Verantwor-
ngsteilung bereit sind, in Deutschland mehr Flücht-
nge aufzunehmen,


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Was sagen Sie eigentlich über das Bundesvertriebenengesetz?)


nstatt sie nach den von Ihnen hartnäckig verteidigten
nd überkommenen Grundsätzen der sogenannten Dub-
n-II-Verordnung in den Mittelmeeranrainerstaaten,


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Ich glaube, Sie sind in der falschen Debatte hier!)






Rüdiger Veit


(A) )


)(B)

die mit der Aufnahme und der Verfahren allein schon
wegen der Größe des Problems völlig überfordert sind,
dahinvegetieren zu lassen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ulla Jelpke [DIE LINKE])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724600300

Herr Kollege Veit, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Grindel?


Rüdiger Veit (SPD):
Rede ID: ID1724600400

Ja.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1724600500

Herr Kollege Veit, Sie reden jetzt vier Fünftel Ihrer

Redezeit in dieser Debatte nicht über Vertriebene, son-
dern über Ausländer, über Flüchtlinge, über andere The-
men. Darf ich das so interpretieren, dass Sie in Wahrheit
das Schicksal der Vertriebenen und der Aussiedler nicht
interessiert?


Rüdiger Veit (SPD):
Rede ID: ID1724600600

Dann haben Sie nicht zugehört, lieber Herr Grindel.

Ich habe eingangs darauf hingewiesen, dass der Kollege
Rossmann etwas zur kulturpolitischen Seite sagen wird.
Sie haben recht und insoweit richtig zugehört, dass ich
mich vier Fünftel meiner Rede mit Vertriebenen- und
Flüchtlingsfragen beschäftige. Das wird auch so bleiben.
Ich lehne mich dabei an Formulierungen Ihres Antrages
an. Ich wüsste nicht, was Sie daran stören sollte.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724600700

Der Kollege Beck würde auch gerne eine Zwischen-

frage stellen.


Rüdiger Veit (SPD):
Rede ID: ID1724600800

Gerne.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724600900

Bitte schön.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724601000

Vor dem Hintergrund der Intervention von Herrn

Grindel: Können Sie mir bestätigen, dass der vorlie-
gende Antrag der Koalition ausdrücklich vorschlägt, den
internationalen Weltflüchtlingstag um das Gedenken an
die Opfer von Flucht und Vertreibung zu erweitern, dass
in diesem Zusammenhang – genau wie Sie in Ihrer Rede –
der Antrag auf den jüngsten Report des UN-Flüchtlings-
kommissariats hinweist, der auf 42,5 Millionen Flücht-
linge verweist, und Sie insofern in der Tonlage Ihrer
Rede zum Gegenstand der Debatte gesprochen haben
und Herr Grindel vielleicht etwas ewiggestrig ist?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie der Abg. Ulla Jelpke [DIE LINKE])


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(C (D Herr Kollege Beck, ich kann das nicht nur bestätigen, ondern möchte in Bezug auf diese Zwischenfrage danend sagen: In der Tat ist das das Phänomen, mit dem ir es zu tun haben. In diesem Antrag stehen wohlklinende Worte gegenüber allen Vertriebenen und Flüchtngen bis in die heutige Zeit. Was wir aber vermissen darauf komme ich noch zu sprechen –, sind die Taten. a muss offenbar nachgearbeitet werden, auch beim ollegen Grindel. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Rüdiger Veit (SPD):
Rede ID: ID1724601100

Denn – jetzt wende ich mich noch einmal an Sie, Herr
rindel, aber nicht nur an Sie –: Ich sprach davon, dass
ir nach Dublin II zu einer europäischen Verantwor-
ngsteilung kommen müssen. Das Gleiche gilt auch für

as sogenannte Resettlement von Flüchtlingen, die aus
ren Herkunftsländern fliehen mussten, um Leib und
eben zu retten. Durch die fürchterlichen Gräuel, die
erzeit den Menschen im syrischen Bürgerkrieg zuge-
gt werden, sind nicht nur Europa und die ganze Welt,

ondern auch wir dringend aufgefordert, Hilfe zu leisten.

Der wohl in der nächsten Sitzungswoche auf der Ta-
esordnung stehende gemeinsame Antrag aller Fraktio-
en und die auch von Ihnen, Herr Innenminister
riedrich, betriebene Übernahme und Aufnahme von
000 Flüchtlingen aus Syrien sind natürlich, das ver-
enne ich nicht, ein anerkennenswerter Beitrag. Wir un-
rstützen Sie, Herr Minister, bei Ihren Bemühungen, auf

uropäischer Ebene hier zu einer weiterführenden und
achhaltigen Lösung zu kommen. Es ist aber eben nur
in kleiner Schritt auf dem im Prinzip richtigen Weg.

Lassen Sie mich zum Schluss gedanklich in die Situa-
on von vor über 60 Jahren in das Nachkriegsdeutsch-
nd zurückgehen. Als ich 1986 in Gießen Landrat
urde, gehörte es von da an auch zu meinen Aufgaben,
he- und Altersjubiläen wahrzunehmen und den Leuten
u gratulieren. Dort habe ich dann gelegentlich sowohl
nter den ebenfalls anwesenden Gratulanten als auch un-
r den Jubilaren frühere Bürgermeister der damals noch

ehr kleinen Städte und Gemeinden getroffen. Diese ha-
en mir berichtet, wie es unmittelbar nach dem Zweiten
eltkrieg, war.

Unsere Kreisbevölkerung ist schlagartig um ein Drit-
l gewachsen. Diese kommunalen Kollegen mussten
amals von Haus zu Haus gehen und schauen, wo und in
elcher Weise dort noch Flüchtlinge untergebracht wer-
en konnten, indem die anderen Menschen in ihren Häu-
ern zusammenrücken. Man kann davon sprechen, dass
as eine Art Requirierung war. Sie haben sich damit
icht unbedingt nur Freunde gemacht.

In der damaligen Zeit war aber nicht nur Wohnraum
napp. Es gab auch nicht genügend gut bezahlte Arbeit.
s gab nicht einmal für alle genügend zu essen. Diese
essourcen mussten, wie ich bereits dargelegt habe,
urch eine wesentlich größere Anzahl von Bewohnerin-
en und Bewohnern geteilt werden.

Da wir heute über einen ganz anderen wirtschaftli-
hen Background und über eine ganz andere Infrastruk-





Rüdiger Veit


(A) )


)(B)

tur verfügen, kann man sagen: Wenn das damals in die-
ser Größenordnung und bei dieser Notlage möglich war,
dann sollte das uns auch heute, so finde ich jedenfalls,
im Hinblick auf eine viel kleinere Zahl von Flüchtlingen
möglich sein, auch wenn sie nicht deutscher Volkszuge-
hörigkeit sind.

Auch – ich betone ausdrücklich: auch – dieser Auf-
gabe müssen wir uns im Jahre 2013 stellen. Wir brau-
chen nicht nur wohlklingende Worte, wie in Ihrem An-
trag, sondern wir brauchen Taten. Dazu fordere ich Sie
an diesem Gedenktag nachdrücklich auf.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724601200

Für die FDP-Fraktion hat jetzt der Kollege Serkan

Tören das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Serkan Tören (FDP):
Rede ID: ID1724601300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Veit, eines muss man einfach festhalten: Sie haben
in Ihrer Rede im Wesentlichen am Thema vorbei gespro-
chen und Dinge miteinander verglichen, die in keiner
Weise zu vergleichen sind.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Christine Lambrecht [SPD]: Sie haben es überhaupt nicht verstanden!)


In diesem Jahr wird das Bundesvertriebenengesetz
60 Jahre alt. Mit dem Bundesvertriebenengesetz stellte
die damals noch junge Bundesrepublik die Weichen für
die Aufnahme und erfolgreiche Integration von 12 Mil-
lionen deutschen Flüchtlingen aus den östlichen Teilen
Europas, die nach dem Zweiten Weltkrieg in die Bundes-
republik kamen. Das Bundesvertriebenengesetz war
auch die rechtliche Grundlage für die Aufnahme von
4,5 Millionen Spätaussiedlern. Diese kamen nach dem
Fall des Eisernen Vorhangs vor allem aus der ehemali-
gen Sowjetunion in die Bundesrepublik. Auch die Spät-
aussiedler haben wir im wiedervereinigten Deutschland
im Großen und Ganzen gut integriert.

Meine Damen und Herren, das Bundesvertriebenen-
gesetz ist – so kann man sicherlich aus heutiger Sicht sa-
gen – einer der Gründe, warum es der Bundesrepublik
nach dem Zweiten Weltkrieg wirtschaftlich so schnell
wieder gut ging. Millionen von Menschen kamen, wenn
auch nicht ganz freiwillig, in die junge Bundesrepublik,
sind damals schnell integriert worden und haben erfolg-
reich am Wiederaufbau Deutschlands mitgearbeitet. Da-
bei darf natürlich nicht vergessen werden, dass der
Grund für die Vertreibung und das Leid von vielen Mil-
lionen Menschen gerade in Osteuropa in der deutschen
Geschichte gesucht werden muss. Ohne das Dritte Reich
wäre uns Europäern viel erspart geblieben.

Wie bereits ausgeführt, war die Integration von
12 Millionen Flüchtlingen ein voller Erfolg. Allerdings
ist dieses Kapitel der deutschen Geschichte bis heute

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(C (D icht abgeschlossen. Noch immer gibt es gerade in den achfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion Deutsch tämmige. Diese haben ein Recht, in die Bundesrepublik berzusiedeln. Bei dieser Gruppe von Deutschstämmien gibt es aber immer wieder Fallkonstellationen, die on der aktuellen Gesetzeslage nicht erfasst sind. Eine bersiedlung nach Deutschland wäre in vielen Fällen usgeschlossen. Dies führt gerade für Familien immer ieder zu nicht hinnehmbaren Härten. Daher hat der undesrat einen Vorschlag zur Änderung des Bundesertriebenengesetzes vorgelegt. Diesem Vorschlag will ie christlich-liberale Koalition in weiten Teilen folgen. Ziel der nun vorliegenden Gesetzesänderung ist es, nter sehr engen Voraussetzungen das Erfordernis der enntnis der deutschen Sprache zu streichen. Dies soll ber nur in den Fällen greifen, in denen der Betroffene ufgrund von Krankheit oder Behinderung nicht in der age ist, Deutsch zu sprechen. Die weiter gehenden Forerungen des Bundesrates, auch sogenannte vergleichare Fälle zu berücksichtigen, lehnen wir als zu ungenau b. Damit würde der Tatbestand mit unabsehbaren Folen erweitert. Daneben wird mit der geplanten Gesetzesänderung avon abgesehen, dass der notwendige Erwerb der deutchen Sprache nur im familiären Rahmen erfolgen darf. it der vorgesehenen Änderung berücksichtigen wir, ass in vielen Familien die deutsche Sprache aus politichen Gründen oft nur rudimentär verwendet wurde. er sich in solchen Fällen aktiv um seine kulturellen urzeln bemüht und außerhalb der Familie Deutsch gernt hat, soll dadurch aus unserer Sicht keinen Nachteil rleiden. Diese Personen sollen die Möglichkeit haben, ei entsprechenden Deutschkenntnissen in die Bundespublik Deutschland überzusiedeln. Im Zusammenhang mit dieser sinnvollen Gesetzesänerung wurde vonseiten der Opposition auch gestern im nenausschuss wieder die Forderung erhoben, bei jegli hem Familiennachzug auf die Kenntnis der deutschen prache zu verzichten. Meine Damen und Herren, siherlich ist die Pflicht zum Nachweis zumindest einchster Kenntnisse der deutschen Sprache ein Hindernis r jeden, der nach Deutschland kommen will. Auch ist s richtig, dass Spätaussiedler und nachziehende Famienmitglieder von hier lebenden Ausländern oder eingeürgerten Deutschen unterschiedlich behandelt werden. llerdings sollten wir uns bewusst sein, dass wir hier anz unterschiedliche Gruppen von Menschen miteinaner vergleichen. Im Fall der Spätaussiedler reden wir von Menschen, ie ihre deutschen Wurzeln nach dem Zweiten Weltkrieg erleugnen mussten bzw. verleugnet haben, um keinerlei achteile in ihrem Leben zu erleiden. Damit ist kulturels Erbe und somit auch Kenntnis der deutschen Sprache erloren gegangen. Bei diesen Menschen ist sehr oft die esamte Verwandtschaft in die Bundesrepublik übergeiedelt. Daher bestehen oft keinerlei familiäre Bindunen mehr in den Ländern, in denen die Spätaussiedler isher lebten. Ich frage Sie daher alle: Wollen wir diese miliären Strukturen bewusst zerstören? Serkan Tören )





(A) )

Im Fall des Familiennachzugs bei hier lebenden Aus-
ländern oder eingebürgerten Deutschen geht es um eine
Gruppe von Menschen, die sich bewusst dafür entschie-
den hat, eine familiäre Verbindung nach Deutschland
aufzubauen. Das kann man natürlich nicht miteinander
vergleichen. Die für Ausländer geltenden Bestimmungen
des Aufenthaltsgesetzes und die Bestimmungen und An-
spruchsgrundlagen des Bundesvertriebenengesetzes sind
völlig unterschiedlich und können dementsprechend
nicht miteinander verglichen werden.


(Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Warum eigentlich nicht?)


Diese Koalition ist sich ihrer Verantwortung bewusst,
die sich aus unserer Geschichte ergibt. Daher waren die
vergangenen vier Jahre auch für die Spätaussiedler und
ihre Familien gut.

Meine Damen und Herren, gerade unter Berücksichti-
gung unserer Geschichte und des Schicksals der Heimat-
vertriebenen ist uns Deutschen bewusst, welches
menschliche Leid mit Vertreibung verbunden ist. Gerade
daher sollte es uns allen ein besonderes Anliegen sein,
weltweit jegliche Art von Vertreibung zu ächten. Der
christlich-liberalen Koalition ist es daher besonders
wichtig, den schon heute jährlich am 20. Juni stattfin-
denden Weltflüchtlingstag weiterzuentwickeln. Aus un-
serer Sicht wäre es richtig, diesen Tag auf der Ebene der
Vereinten Nationen um das Gedenken an die Opfer von
Vertreibung zu erweitern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Dieser 20. Juni sollte für uns alle immer wieder ein An-
sporn sein, uns gegen die Vertreibung von Menschen
einzusetzen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724601400

Ulla Jelpke erhält nun das Wort für die Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Ulla Jelpke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724601500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Dem Erin-

nern an Unrecht, das Menschen im Zusammenhang mit
dem Zweiten Weltkrieg widerfahren ist, hat sich die
Linke noch niemals widersetzt, wohl aber dem Versuch,
historische Verantwortlichkeiten zu verwischen und die
Schuld Nazideutschlands am Weltkrieg und seinen Fol-
gen zu relativieren.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Memet Kilic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ja, es war eine große Leistung, Millionen Menschen,
die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verloren
hatten, zu integrieren. Das geschah übrigens nicht nur in
der BRD, wie der Koalitionsantrag suggeriert,

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(C (D (Rainer Brüderle [FDP]: Jawohl, BRD! Honecker!)


ondern auch in der DDR. Die Leistungen von Flüchtlin-
en, Ausgesiedelten und den Bewohnern der beiden
eutschen Staaten verdienen unseren Respekt.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Andrea Wicklein [SPD])


Hunderttausende von Deutschen sind nach dem Krieg
u Besuch in ihre alten Heimatstädte gefahren und insbe-
ondere im westlichen Polen Menschen begegnet, die ih-
rseits aus dem östlichen Polen vertrieben worden wa-
n. Sie haben das größtenteils ohne Revanchegefühle

etan, was von der polnischen Bevölkerung sehr aner-
annt worden ist.

Es ist aber wichtig, zwischen der Masse der Vertriebe-
en und denen, die sich als ihre Fürsprecher ausgeben
da meine ich vor allen Dingen den Bund der Vertriebe-
en – zu unterscheiden.


(Beifall bei der LINKEN)


enn eine Bereitschaft zu einem freundschaftlichen und
spektvollen Verhältnis zu den Menschen in Osteuropa

ann man dem Bund der Vertriebenen nun wirklich nicht
achsagen. Im Gegenteil: Es ist außerordentlich bedau-
rlich, dass es diesem Verein von Berufsvertriebenen
elungen ist, sich als Repräsentant von Millionen Men-
chen zu inszenieren und dafür Jahr für Jahr Steuergel-
er in Millionenhöhe zu kassieren.


(Beifall bei der LINKEN – Burkhardt MüllerSönksen [FDP]: Unanständig! Berufskommunistin!)


Der BdV hat, anstatt zu versöhnen – auch das muss
eutlich gesagt werden –, bei unseren europäischen
achbarn immer wieder Wunden aufgerissen, die deut-

che Kriegsschuld geleugnet und die Nachkriegsordnung
ngefochten. Zum Beispiel die Verbandschefin Erika
teinbach hat 1991 hier im Bundestag gegen die Oder-
eiße-Linie gestimmt und damit gegen die polnische
renze.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unsäglich!)


s ist das zweifelhafte Verdienst des BdV, eine revan-
histische Parallelgesellschaft geschaffen zu haben und
eiterhin am Leben zu halten.


(Lachen bei der CDU/CSU)


Schon die Charta der Heimatvertriebenen aus dem
ahre 1950 ist einzig ein Dokument des Revanchismus.
s heißt darin allen Ernstes bis heute – das muss man
ich einmal klarmachen –, die Heimatvertriebenen seien
ie – das ist ein Zitat – „vom Leid dieser Zeit am
chwersten Betroffenen“.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unglaublich! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Ahistorisch!)






Ulla Jelpke


(A) )


)(B)

Damit werden die Opfer des Raub- und Vernichtungs-
krieges der Wehrmacht und des Holocaust auf unglaub-
liche Weise verschwiegen und verharmlost.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das ist ein Zeichen für die Linie des BdV: Naziver-
brechen zwar nicht direkt zu leugnen, aber sie immer
wieder zu relativieren. Doch es ist nun einmal die histo-
rische Wahrheit: Die Aussiedlung der Deutschen aus den
Staaten Osteuropas war eine unmittelbare Folge der Ver-
brechen des Zweiten Weltkrieges.

Weiter heißt es in der Charta – ich zitiere –: „Wir Hei-
matvertriebenen verzichten auf Rache und Vergeltung.“


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Großzügig!)


Dieser Satz musste damals, fünf Jahre, nachdem die
Rote Armee den Besatzungsterror der Deutschen in Ost-
europa beendet hatte, den Betroffenen als blanker Zynis-
mus erscheinen. Schließlich handelte es sich bei den vie-
len Unterzeichnern, die hier großzügig auf Rache
verzichteten, um ehemalige Nazifunktionäre.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Altnazis!)


11 von 13 der damaligen Vorstandsmitglieder des BdV
waren Mitglieder der NSDAP oder der SS gewesen:
Vom SS-Obersturmbannführer bis zum Gauleiter war al-
les vertreten. Frau Steinbach hat diese Vorhalte noch im
letzten Jahr lakonisch mit den Worten zurückgewiesen
– ich zitiere –: „Männer mit zuvor gesammelter organi-
satorischer Erfahrung“ wurden gebraucht.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Übel! Unerhört!)


Solange der BdV Massenmörder und ihre Helfershelfer
derart verharmlost, verdient er keinen einzigen Cent
Steuergeld.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Vor fünf Jahren sprachen Sie, Frau Steinbach, anläss-
lich Ihres Tages der Heimat von – ich zitiere – „vorsätz-
lich geplanten und systematischen Vernichtungsaktio-
nen“, die nach dem Krieg an den Deutschen begangen
worden seien. Im Nachkriegsjugoslawien sahen Sie ei-
nen „Völkermord“ an Deutschen in sogenannten „Todes-
lagern“ und „Vernichtungslagern“. Sie wissen ganz ge-
nau, was Sie damit tun: Sie setzen das zweifellos harte
Schicksal, das viele Deutsche in Osteuropa erfahren ha-
ben, mit den Verbrechen gleich, die Deutsche in Ost-
europa angerichtet haben. Sie setzen die Aussiedlung der
Deutschen mit der Ermordung der europäischen Juden
durch das NS-Regime gleich. Ich sage: Wer eine solche
Gleichsetzung vornimmt, der betreibt Geschichtsrevisio-
nismus, der relativiert die Naziverbrechen, und dem
muss man entschieden in die Parade fahren.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Meine Damen und Herren, ich habe eingangs gesagt, em Erinnern an Unrecht werde sich die Linke nicht wiersetzen. Nun herrscht in Deutschland kein Mangel an rinnerung – an Denkmälern, biografischen Werken sw. – zum Thema Vertreibung, auch wenn das der BdVobby immer noch nicht genug ist; tatsächlich aber hat ie ihre eigene revisionistische Sicht schon lange etaliert. Aber wenn man über Vertreibung redet, muss man uch über die deutschen Verbrechen in Osteuropa reden nd darüber, welche politische Funktion deutsche Minerheiten vor dem Krieg hatten, beispielsweise im Sudenland, wo sie sich zum großen Teil offen gegen die chechische Demokratie gestellt haben. (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! So ist es!)


ie befreiten Völker in Osteuropa wollten diesen Hebel
ur Zerschlagung ihrer Staaten neutralisieren. An diese
istorischen Zusammenhänge muss erinnert werden,
onst verdreht man die Geschichte und die politischen
erantwortlichkeiten. Aus genau diesem Grund darf die
rinnerung an die Nachkriegsereignisse nicht dem Bund
er Vertriebenen überlassen werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun will die Koalition den Weltflüchtlingstag um das
edenken an Heimatvertriebene erweitern. Ich halte das,

hrlich gesagt, für keine gute Idee; denn wer den Tag des
lüchtlings ernst nimmt, hat schon bisher an diesem Tag
hnehin aller Menschen gedacht, die vor Gewalt und un-
enschlicher Behandlung fliehen mussten oder müssen.
ber ganz offenbar passt es den Vertriebenenfunktionä-
n nicht, sich gemein zu machen mit dem Somali, der

or Gewalt und Hunger flieht, oder der Kurdin, die vor
taatsterror und Unterdrückung flieht. Sie wollen einen
eutschen Gedenktag für deutsche Kriegsopfer.

Ich habe keinen Zweifel, was passiert, wenn Sie den
0. Juni um das spezielle Gedenken an die Heimatver-
iebenen erweitern. Dann wird in Deutschland nämlich
ur noch an die Heimatvertriebenen erinnert, und das
ann ja wohl nicht sein.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


tatt dem BdV seinen eigenen Feiertag zu schenken, will
ie Linke, dass der 20. Juni ein Tag der weltweiten Soli-
arität mit Flüchtlingen bleibt, auch mit Vertriebenen,
as ist selbstverständlich. Deswegen lehnen wir diesen
ntrag der Koalition ab.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich komme nun zum letzten Punkt, zum Gesetzent-
urf des Bundesrates zur Änderung des Bundesvertrie-
enengesetzes. Grundsätzlich ist unsere Haltung: Es
äre endlich an der Zeit, das Bundesvertriebenengesetz

bzuschaffen und seine Einwanderungsregelung in den
atalog des Aufenthaltsgesetzes zu überführen. Die
inke ist sehr für liberalisierte Zuwanderung. Aber wir
ehen überhaupt nicht ein, dass dies nur für sogenannte
olksdeutsche gelten soll.


(Beifall bei der LINKEN)






Ulla Jelpke


(A) )


)(B)

Die Koalition und mehr noch der Bundesrat zeigen
jetzt endlich eine gewisse Bereitschaft, den Familien-
nachzug von Spätaussiedlern zu erleichtern. Wir sind da-
für. Das ist nämlich im Interesse der Menschen, und das
wird von der Linken begrüßt. Der Bundesrat unternimmt
einen Schritt in die richtige Richtung, indem er einen
Härtekatalog von Fällen vorstellt, in denen auf den
Nachweis deutscher Sprachkenntnisse verzichtet werden
soll. Wir halten einen solchen Nachweis ohnehin für un-
angemessen. Die deutsche Sprache lernt man am besten
in Deutschland.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Aber was macht die Koalition? Sie will mit einem
Änderungsantrag die Vorschläge des Bundesrates teil-
weise wieder zurücknehmen und die Regelungen ver-
schärfen. Alter, Lernschwäche, Bildungsferne und
andere Härten will sie nicht als Ausnahmegründe aner-
kennen, die einen Verzicht auf den Sprachnachweis be-
gründen. Im Klartext heißt das, dass diesen Personen-
gruppen verwehrt wird, zu ihren bereits in Deutschland
lebenden Verwandten zu ziehen. Das ist ganz klar fami-
lienfeindlich und inhuman. Deshalb werden wir uns bei
diesem Gesetzentwurf auch nur enthalten.

Wir haben stattdessen einen eigenen Änderungsantrag
zum Vorschlag der Regierungskoalition in den Innenaus-
schuss eingebracht. Dort schlagen wir vor, diese Erleich-
terung für alle ins Aufenthaltsgesetz aufzunehmen. Es
geht hier, wie gesagt, um Spätaussiedler, aber es geht
nicht nur um sie, sondern es geht auch um Migranten. Es
ist überhaupt nicht einzusehen, warum diese Sprachhür-
den für viele Menschen aus anderen Ländern existieren
müssen.

Generell empfiehlt die Linke: Lassen Sie uns die im
Vergleich zu Nichtdeutschen großzügigen Zuwande-
rungsbestimmungen des Vertriebenengesetzes in den all-
gemeinen Regelungsbereich der Zuwanderung überfüh-
ren. Gleiches Recht für alle, auch im Bereich der
Zuwanderung, statt völkisch motivierter Privilegierung.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724601600

Volker Kauder ist der nächste Redner für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1724601700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

begehen heute in dieser Sitzung ein besonderes Ereignis.
Wir erinnern nämlich an eine großartige Erfolgsge-
schichte in den letzten 60 Jahren. Mit dem Bundesver-
triebenengesetz, das vor 60 Jahren im Deutschen Bun-
destag beschlossen wurde, haben wir die Grundlagen
dafür gelegt, dass 14 Millionen Menschen, die aus ganz
Europa vertrieben wurden, im Nachkriegsdeutschland
eine neue Heimat finden konnten. Das war eine riesige
Aufgabe, eine gewaltige Herausforderung.

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(C (D Die Vertriebenen waren nicht überall und immer willommen. Auch das gehört zur ganzen Wahrheit. Das and war zerbombt, es war zerstört, und jeder hatte geügend damit zu tun, sich seine Existenzgrundlage wieer aufzubauen. Dann kommen 14 Millionen Menschen inzu, die auch Heimat, Unterkunft und Chancen suhen. Ich rede heute deshalb, weil ich aus einer Familie omme, deren Eltern Vertriebene waren. Meine Eltern ls Deutsche im ehemaligen Jugoslawien kamen auf eier langen Reise nach Deutschland. Ich selbst habe mich ie als Vertriebenen bezeichnet, weil ich 1949 in Hoffeneim auf die Welt kam. Aber ich habe, als ich in die chule kam, sehr wohl gemerkt, dass ich nicht von Anng an dazugehört habe. Welche Konsequenz hat man daraus ziehen können? ie wurde das Ganze dann zu dieser großen Erfolgs eschichte? Indem wir, die Kinder von Vertriebenen, die elber auch als Vertriebene bezeichnet wurden, uns völg darüber im Klaren waren, dass wir selbst unseren eitrag leisten müssen, um in diese neue Heimat, in iese Gesellschaft hineinzuwachsen, dass wir nicht erarten konnten, dass diejenigen, die schon immer in die em Land gelebt haben, ausschließlich sagen würden: erzlich willkommen! Die Integration ist nur geglückt, eil die einen es wollten und die anderen alles darange etzt haben, in dieser Gesellschaft heimisch zu werden. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


as ist ein Aspekt dieser Erfolgsgeschichte, von dem
ir auch für die heutige Zeit etwas lernen können. Ohne
en starken Willen, in diese Gesellschaft hineinzuwach-
en, einen Beitrag zur Entwicklung dieser Gesellschaft
u leisten, wäre auch mit dem Bundesvertriebenengesetz
ie Integration nicht gelungen.

Die Vertriebenen haben über ihr Leid relativ wenig
esprochen.


(Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Die Naziopfer auch!)


Seien Sie jetzt einmal ganz schön friedlich.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Sie ist friedlich!)


ahrscheinlich sind Sie gar nicht betroffen. Aber ich
preche als einer, der das alles miterlebt hat. Das wird
uch einmal zulässig sein.

Ich kann dazu nur sagen: Die Väter haben über das,
as sie im Krieg erlebt haben, in der Regel nicht gespro-

hen. Das hat im Übrigen dazu geführt, dass Ende der
0er-Jahre eine intensive Diskussion begonnen hat. Die-
er Teil der Diskussion der sogenannten 68er-Jahre war
uch völlig berechtigt, weil wir wissen wollten, was da-
als geschehen war.

Aber unsere Mütter haben davon gesprochen. Meine
utter hat immer erzählt, dass für sie das Dritte Reich

nd die Nationalsozialisten das Unglück ihres Lebens
aren. Denn sie hat sich in Jugoslawien wohlgefühlt, sie
ollte gar nicht woandershin. Sie hat immer gesagt:





Volker Kauder


(A) )


)(B)

Wenn die Nazis nicht gekommen wären, hätten wir ein
anderes Leben führen können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie hat uns, den Kindern, gesagt: Ihr müsst alles daran-
setzen, dass so etwas in diesem Land nicht noch einmal
passieren kann. Das war die Botschaft von Vertriebenen
aus ganz Europa.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Natürlich hat Vertreibung stattgefunden. Immer in der
Geschichte hat es Vertreibung gegeben. Aber wenn man
die Geschichte des Zweiten Weltkrieges, des Nationalso-
zialismus, unseres Deutschlands anschaut, sieht man,
dass natürlich – da hat Kollege Veit recht – die Vertrei-
bung damit begonnen hat, dass zunächst einmal die Ju-
den aus ihrer Heimat vertrieben und dann in den Tod ge-
schickt wurden. Das war der erste Akt von Vertreibung
in dieser unglaublichen Verbrechergeschichte des natio-
nalsozialistischen Regimes. Das war Unrecht in höchs-
tem Maße.

Aber es war auch mit viel Leid für die Vertriebenen
verbunden. Meine Mutter hatte mit dem Nationalsozia-
lismus überhaupt nichts am Hut. Sie hat das alles verach-
tet. Dennoch war sie Leidtragende. Sie hat nicht nur da-
runter gelitten, dass sie aus ihrer Heimat vertrieben
wurde, sondern auch darunter, dass sie über ihr Leid
nicht sprechen konnte, ohne dass man ihr den Vorwurf,
der mit der Sache gar nichts zu tun hatte, gemacht hat,
dass sie das Leid von Juden und all das, was im Dritten
Reich passiert ist, relativieren wollte. Die allermeisten
Vertriebenen waren sich bewusst, wie ich am Beispiel
meiner Mutter sagen kann, was Ausgangspunkt ihres
Dramas war. Dessen waren sich alle bewusst. Dass man
ihnen aber verwehrt hat, auch über ihr individuelles Leid
zu sprechen, hat sie ein zweites Mal vertrieben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Andrea Wicklein [SPD])


Ich zitiere:

Die politische Linke hat in der Vergangenheit, das
läßt sich leider nicht bestreiten, zeitweise über die
Vertreibungsverbrechen, über das millionenfache
Leid, das den Vertriebenen zugefügt wurde, hin-
weggesehen, sei es aus Desinteresse, sei es aus
Ängstlichkeit vor dem Vorwurf, als Revanchist ge-
scholten zu werden, oder sei es in dem Irrglauben,
durch Verschweigen und Verdrängen eher den Weg
zu einem Ausgleich mit unseren Nachbarn im Os-
ten zu erreichen. Dieses Verhalten war Ausdruck
von Mutlosigkeit und Zaghaftigkeit.

Bundesinnenminister Otto Schily am 29. Mai 1999.

Ähnlich formuliert es Günter Grass in seiner bemer-
kenswerten Novelle Im Krebsgang in gleicher Richtung.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh Gott! Das passt zu Ihrer Rede, das Buch!)



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(C (D Wissen Sie, ich will Ihnen einmal eines sagen: Es geht icht an, dass die Grünen glauben, allein den moralichen Anspruch gepachtet zu haben, zu wissen, was man agen darf und was nicht. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Andrea Wicklein [SPD])


h bin das jetzt langsam leid. Ich lasse mir von Ihnen
eine Vorwürfe machen. Ich weiß, was der Ausgangs-
unkt der Vertreibung war: das verbrecherische national-
ozialistische Regime. Aber Leid von Menschen ist nicht
ilbar, meine sehr verehrten Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Andrea Wicklein [SPD] – SvenChristian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat ja auch keiner behauptet! Aber dass Grass Mitglied der Waffen-SS war, muss man dazusagen!)


Wir haben mit dem Bundesvertriebenengesetz nach
em Krieg die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass
ine Integration der Vertriebenen stattfinden konnte. Wir
ergessen nicht die Verbrechen, die Deutsche an Juden
egangen haben und die im Namen der Deutschen an Ju-
en verübt wurden. Deshalb gehört die Union als einzige
artei, vielleicht noch zusammen mit der FDP, zu denen,
ie unverbrüchlich zu Israel stehen und die Sicherheit Is-
els als Teil unserer Staatsräson begreifen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

enn ich so manche Diskussionen erlebe, kann ich nur

agen – ich will das niemandem abstreiten; aber bei uns
t das so –: Wir wissen um die Verantwortung, die aus
nserer Geschichte erwächst.


(Rüdiger Veit [SPD]: Wir doch auch!)

Wir blicken auch nicht zurück, sondern wir sagen:

iejenigen, die Deutsche sind, sich der deutschen Spra-
he auch weiterhin gewidmet haben, sollen auch in Zu-
unft nach Deutschland kommen können – unter ganz
enauen, festen Regeln. Ich akzeptiere selbstverständ-
ch und bin sehr dafür – gerade weil ich für verfolgte
hristen in der ganzen Welt eintrete –, dass wir Men-

chen, die in Bedrängnis sind, die verfolgt werden, die
or Bürgerkriegen fliehen, in Deutschland aufnehmen.
er Bundesinnenminister hat da auch klare Zusagen ge-
acht: beispielsweise dass wir weitere 5 000 Menschen

us Syrien aufnehmen. Aber genauso, wie ich dafür ein-
ete, dass Asylbewerber nach Deutschland kommen
ürfen, trete ich dafür ein, dass auch diejenigen, die
eutsche sind und noch im Ausland leben, nach
eutschland kommen dürfen. Da gibt es keine Untertei-
ng, meine sehr verehrten Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Das Bundesvertriebenengesetz ist eine großartige Er-

lgsgeschichte. Als jemand, der eigentlich bei armen
ltern aufgewachsen ist, muss ich sagen: Ich bin diesem
and außerordentlich dankbar. Meine Eltern, vor allem
eine Mutter, haben mir immer gesagt: Wir werden

uch nie Reichtum geben oder ein Vermögen übergeben
önnen; aber wir können euch Erziehung und Bildung
itgeben, und dann könnt ihr aus eigener Kraft etwas
isten.





Volker Kauder


(A) )


)(B)

Nicht allein aus eigener Kraft, sondern auch dank der
Solidarität der Deutschen haben die Vertriebenen es ge-
schafft. Beides zusammen – die Solidarität derjenigen,
die schon immer hier gelebt haben, und der Wille der
Vertriebenen, zu dieser Gemeinschaft zu gehören – hat
dazu geführt, dass die Integration der Vertriebenen im
Nachkriegsdeutschland eine großartige Erfolgsge-
schichte wurde.


(Langanhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] tritt ans Rednerpult – Beifall des Abg. Memet Kilic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724601800

Wie Sie sehen, ist der nächste Redner Volker Beck für

die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, der selten vor Be-
ginn einer Rede im Deutschen Bundestag so viel Beifall
hat entgegennehmen können.


(Heiterkeit – Cornelia Möhring [DIE LINKE]: Der es im Zweifel auch genießt! – Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Nur fürs Protokoll: Der Applaus war nicht für Herrn Beck!)



Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724601900

Vielen Dank. – Herr Präsident! Meine Damen und

Herren! Herr Kauder, ich finde, Sie haben in diese De-
batte unnötige Schärfe gebracht.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir sind uns einig in diesem Haus: Vertreibung ist ein
Verbrechen gegen die Menschlichkeit; das ist im deut-
schen Völkerstrafgesetzbuch ausdrücklich so festgehal-
ten. Viele Opfer von Vertreibung verlieren nicht nur Hab
und Gut und Wohnsitz, sondern werden oftmals auch
Opfer schrecklicher Gewalttaten. So war das auch bei
der Vertreibung der Deutschen aus den ehemaligen östli-
chen Reichsgebieten. So war es bei der Vertreibung der
Deutschen aus dem Sudetenland, das zur Tschechoslo-
wakei gehörte, und auch aus anderen osteuropäischen
Staaten. Das dürfen wir nicht vergessen. Daran müssen
wir uns auch erinnern, aber wir müssen uns erinnern im
Kontext der Geschichte.

Der Vertreibung ging eben der verbrecherische An-
griffskrieg der Nazis gegen die Völker Europas voraus.
Es gingen ein Holocaust an den Juden und ein Völker-
mord an den Sinti und Roma in Europa voraus. All dies
gehört zum Kontext. Es gehört auch zum Kontext, dass
zu dem Zeitpunkt, als die Deutschen aus den heute zu
Polen gehörenden Gebieten vertrieben wurden, im Osten
Polens von den Sowjets Polen aus ihrem Land vertrieben
wurden, die dann dort siedelten, wo vorher Deutsche ge-
lebt haben. Auch das gehört zu der Tragödie, die mit
dem Zweiten Weltkrieg verbunden ist.


(Zuruf von der CDU/CSU)


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(C (D Ich sage das hier – Frau Kollegin, ich weiß nicht, wo ie und Ihre Familien herkommen – als Kind einer sudendeutschen Familie und einer österreichischen Offi iersfamilie, die am Ende jedes Weltkrieges im letzten ahrhundert vertrieben wurden, also zweimal, und zweial in ihrem Leben alles verloren haben. Trotzdem darf an nicht darüber hinwegreden, was dem vorausgegan en ist. Herr Kauder, Sie haben eben Ihre Familiengeschichte eschildert. Es gibt aber auch Familiengeschichten von ertriebenen, die zeigen, dass nicht alle Vertriebenen im erzen und im Geiste Widerstandskämpfer oder Gegner es Nationalsozialismus gewesen sind. Ich habe viel im eller meiner Mutter gefunden – das gehörte nicht zum arrativ der Geschichte, weil man es nicht erzählen ollte, weil man dabei nicht gut aussah –, zwar keine itgliedsbücher der NSDAP, aber der Sudetendeutschen artei. Nicht alle Sudetendeutschen waren ausgemachte azis. Aber was haben sie damals gemacht? – Sie haben eim Einmarsch Hitlers gejubelt und haben die ausgetreckte Hand der Tschechen und der Slowaken in der ielvölkerrepublik Tschechoslowakei abgewiesen. Auch as gehört zu der komplizierten Geschichte dazu. Das rklärt zwar nicht die Verbrechen, aber das erklärt zuächst die Akzeptanz der Vertreibung in der Tschecholowakei, weil sich die Deutschen eben vorher nicht azu bereitgefunden haben, Teil dieser Republik zu weren und an einem friedlichen Miteinander der drei bzw. ier Völker, wenn man die Roma dazunimmt, in der schechoslowakei mitzuwirken. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Wenn wir heute der Vertreibung gedenken, dann kön-
en wir nicht darüber hinwegsehen, dass gegenwärtig in
er Welt 42,5 Millionen Menschen auf der Flucht sind,
ertrieben sind, im Sudan, in Syrien, in vielen Ländern
frikas und Asiens. Auch das gehört dazu.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


enn wir wirklich Empathie für die deutschen Vertrie-
enen haben, dann kann diese Empathie nicht bei ande-
n Vertriebenen in der Jetztzeit aufhören. Dann müssen
ir heute Einsatz für das Recht von Flüchtlingen und
ertriebenen zeigen und unsere Verantwortung überneh-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Kurz zu einigen konkreten Punkten in Ihrem Antrag.
ie schlagen vor – das begrüße ich –, den 20. Juni auch
um Anlass zu nehmen, deutscher Vertriebener und Ver-
eibung zu gedenken. Das ist ein Vorschlag, den ich vor
ngerer Zeit gemacht habe. Ich bin froh, dass sich dieser
der Koalition gegen den Vorschlag von Frau
teinbach durchgesetzt hat, ausgerechnet den 5. August
ierfür zu nehmen, den Tag, als die Charta der Vertriebe-





Volker Beck (Köln)



(A) )


)(B)

nen, auf die Frau Jelpke schon Bezug genommen hat,
verabschiedet wurde.

Diese Charta war wirklich eine Charta der Nichtaner-
kennung des geschichtlichen Kontexts, des Verdrehens
von Geschichte, der Selbststilisierung nur als Opfer und
nicht auch als Täter, und das bei einer langen Liste von
Unterschriften von NSDAP-Funktionären, SS-Generä-
len und Sturmbannführern. Dass wir uns heute von die-
sem Tag als Bezugspunkt für die Erinnerung an das Un-
recht der Vertreibung verabschieden, ist ein gutes Signal.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Dennoch darf der 20. Juni nicht nur ein Tag zur Erin-
nerung an die deutschen Heimatvertriebenen sein, son-
dern er muss ein Tag sein, der ein Appell gegen das Un-
recht von Vertreibung und für die Solidarität mit allen
Flüchtlingen und Vertriebenen ist, seien sie deutsch oder
anderer Provenienz oder Nationalität.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte noch zwei konkrete Punkte ansprechen.
Nachher diskutieren wir über die Nachzugsregelung für
die Angehörigen von Vertriebenen. Ich finde es richtig,
dass eine Härtefallklausel bei den Sprachvoraussetzun-
gen geschaffen werden soll, ich finde es aber völlig un-
plausibel, dass wir das im Aufenthaltsgesetz gegenüber
Ausländern nicht machen. Ich will Ihnen nahelegen: Das
führt am Ende zur Inländerdiskriminierung. Wenn ein
Deutscher hier aus Berlin in der Türkei eine Frau ken-
nenlernt und heiratet, sie aber noch kein Wort Deutsch
spricht, während er gut türkisch spricht – vielleicht hat er
sogar dort unten gearbeitet und hat sie dabei kennenge-
lernt –, dürfte er mit dieser seiner Frau aus der Türkei
nicht hierher nach Deutschland kommen, bevor sie nicht
die deutschen Sprachvoraussetzungen erfüllt. Wäre er
Spätaussiedler und käme er mit seiner Frau aus Russland
und sie wäre Russin und spräche kein Sterbenswörtchen
Deutsch, dann könnte er sie nach dieser Härtefallklausel
unter Umständen mitbringen. Das ist Inländerdiskrimi-
nierung. Das ist absurd. Lassen Sie uns das deshalb auch
im Aufenthaltsgesetz entsprechend regeln.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte noch einen anderen Punkt der Gleichstel-
lung hier ansprechen: das Fremdrentengesetz.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724602000

Herr Kollege Beck, darf Ihnen Herr Kollege Bergner

eine Zwischenfrage stellen?


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724602100

Ja. Wenn ich meinen letzten Gedanken dann auch

noch unterbringen kann, will ich das gerne tun.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724602200

Bitte schön.

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(C (D Herr Kollege Beck, wir haben auch im Innenaus chuss darüber gesprochen. Ich will nur vermeiden, dass ie jetzt von falschen Voraussetzungen ausgehen. Die inke fordert in ihrem Antrag, dass die unscharfe ormulierung des Bundesratsantrags „in vergleichbaren ällen“ ins Aufenthaltsrecht übernommen wird. Der orschlag der Koalition ersetzt aber gerade diese uncharfe Formulierung – und zwar aus rechtlichen Grünen – durch konkrete Sachverhalte, die wiederum nur in en Kontext des Vertriebenenrechts eingebracht werden önnen, und es entsteht ausdrücklich nicht die Situation, ie Sie hier zu schildern versuchten, dass automatisch mand, der als Spätaussiedler aus den Staaten der frühen Sowjetunion kommt, keinen Sprachnachweis erbrin en muss. Könnte es sein – das ist meine Frage –, dass Sie die ntragstellungslage nicht richtig durchschaut haben? (Volker Kauder [CDU/CSU]: Ganz ausgeschlossen! Der Beck durchschaut alles!)

Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1724602300


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724602400

Das kann selbstverständlich nicht sein. Ich habe den

nderungsantrag, der von Herrn Uhl und dem Kollegen
er FDP unterschrieben wurde, vorhin aufmerksam gele-
en. Ich habe ihn auch dabei, aber nicht hier am Redner-
ult, sondern er liegt an meinem Platz. Ich habe darauf
ufmerksam gemacht, dass eine Härtefallklausel einge-
hrt werden soll, gemäß der in bestimmten Konstella-

onen auf die Sprachvoraussetzung beim Ehegattennach-
ug – ich halte sie ohnehin für Quatsch; aber sie ist nun
inmal Recht – verzichtet werden kann – nicht einmal
rundkenntnisse müssen sie haben –, sodass Spätaussied-
r ihre nichtdeutschen Ehegattinnen und Kinder mit ein-
isen lassen könnten. – So soll es geregelt werden.

Mein Punkt war: Warum soll es eine Härtefallklausel
ei Spätaussiedlern geben, die mit Russen oder Weißrus-
en oder Ukrainern oder – was weiß ich – mit Usbeken
erheiratet sind? Warum soll die Härtefallklausel für
iese gelten, aber für Deutsche, die mit einer Türkin ver-
eiratet sind und aus der Türkei hier zu uns nach
eutschland einreisen wollen, in keinem Fall?


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind immer Deutsche und es ist immer Ehe! Es geht um die Deutschen!)


as ist unter Gleichheitsgesichtspunkten nicht zu recht-
rtigen. Das benachteiligt deutsche Staatsbürger in be-

timmten Konstellationen gegenüber einreisenden Spät-
ussiedlern, und das ist meines Erachtens rechtlich nicht
altbar und politisch tatsächlich nicht sinnvoll.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Christoph Bergner [CDU/CSU]: Ich mache darauf aufmerksam – –)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724602500

Nein, nein. Sie machen jetzt bitte nicht mehr darauf

ufmerksam, weil der Kollege Beck schon lange seine
edezeit überschritten hat und ich nur wegen unserer





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

sprichwörtlich privilegierten Verbindung Ihre Zusatz-
frage zugelassen habe.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724602600

Ich möchte nur noch einen Satz sagen. Wir haben im

Fremdrentengesetz die Rentenansprüche für Spätaus-
siedler so geregelt, dass diese durch die Einreise nach
Deutschland keine Nachteile haben. Die gleiche Rege-
lung sollten wir für jüdische Kontingentflüchtlinge
treffen, die zu uns gekommen sind und heute oft
Grundsicherung im Alter erhalten, weil ihre Rentenver-
sicherungszeiten in ihrer ehemaligen Heimat nicht aner-
kannt werden.

Ich glaube, das sind zwei parallele Fälle, und es ge-
hört auch zum Thema Vertreibung und Flucht,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr gut!)


dass wir die Integration gegenüber jüdischen Kon-
tingentflüchtlingen genauso ernst nehmen wie gegen-
über deutschstämmigen Spätaussiedlern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724602700

Das Wort erhält nun der Kollege Patrick Kurth für die

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Patrick Kurth (FDP):
Rede ID: ID1724602800

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Auch ich möchte mit persönlichen Familienerinne-
rungen beginnen, nämlich mit meinen eigenen.

Ich wurde in der DDR geboren, Frau Jelpke. Ihre Ein-
lassungen dazu sind immer wieder interessant. Ich per-
sönlich muss sagen, dass ich als Kind, das in der DDR
zur Schule gegangen ist, mit dem Thema Vertreibung
überhaupt nichts zu tun hatte. Ich kannte das gar nicht;
ich wusste überhaupt nichts davon. Ich war persönlich
nicht tangiert – dachte ich jedenfalls. Es wurde keine
Wissensvermittlung betrieben. Ich hatte zwar einen
Onkel, der wohl in der Tschechoslowakei, wie sie da-
mals noch hieß, geboren war. Ich freute mich, dass er so
gut Deutsch konnte, wusste aber nicht, dass er tatsäch-
lich Deutscher ist und welche Hintergründe das hat.
Ganz interessant ist, dass meine Großeltern ab und zu
von ihrem Dorf wenige Kilometer östlich der Oder spra-
chen. Kam ich also aus Polen? – Nun, diese Frage wurde
nicht thematisiert.

Ich muss sagen: Es ist ein bisschen beklemmend, zu
wissen, dass von meiner eigenen Familie – meine Groß-
eltern standen während des gesamten Dritten Reiches als
Bauernfamilie auf dem Feld und wurden eigentlich nur
wenige Kilometer vertrieben –, die zu Beginn des Jahres
1945 noch aus fünf Familienangehörigen bestand, we-
nige Wochen später nur noch meine Großmutter und ihre
Mutter lebten. Ist es nicht beklemmend, zu wissen, dass

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(C (D s unterlassen worden ist – auch staatlich reglementiert –, u fragen: „Warum? Woher? Wieso? Weshalb?“, und ofn darüber zu sprechen – mit allem, was dazugehört, um Beispiel den Ursachen? Warum haben wir nicht darüber gesprochen? Warum hlte mir das Wissen? Ich ahnte ja nicht, was dahinter tand. In der DDR war im Staatsbürgerkundeunterricht, Geschichtsunterricht, im Gesellschaftsunterricht oder onst wo nicht ein einziges Wort dazu zu vernehmen – (Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Ich habe in der Schule auch nichts über den Faschismus gehört!)


icht, weil es in der DDR-Bildungspolitik verschwiegen
orden ist, wie woanders möglicherweise, sondern weil

s schlichtweg untersagt war, Kenntnisse zu vermitteln.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Auch gesellschaftlich war das Thema Vertreibung
icht etwa ein Tabuthema, wie das möglicherweise in
er Bundesrepublik in den 50er-Jahren gewesen sein
önnte, nein, es war in der DDR zum Teil bei Strafe ver-
oten, sich zu dem Thema Vertreibung auszulassen. Die
ED hatte spätestens in den 50er-Jahren die Losung aus-
egeben bzw. die klare Ansage gemacht:

Wer sich jetzt noch als Vertriebener bekennt, macht
sich der Volksverhetzung schuldig.

Diejenigen, die nach der Vertreibung im sowjetisch
esetzten Teil Deutschlands landeten, wurden, wenn sie
azu sprachen, gewissermaßen als Staatsfeinde, Revan-
histen oder Volksverhetzer bestraft. Das ging so weit,
ass sie nicht einmal „Vertriebene“ heißen durften
Herr Minister, Sie haben es angesprochen –, sondern
erharmlosend „Umsiedler“ genannt worden sind.

Meine Damen und Herren, die Entwicklung nach
990 zeigt, dass in der DDR diese Wunde, die man dort
it aller Kraft zu überdecken versuchte, nicht geschlos-

en oder gar geheilt wurde; denn das Vertriebenenwesen
ntwickelte sich dann auch in der ehemaligen DDR. Ich
ill damit sagen: Dieses Vertreibungsumdeuteln im öst-
chen Teil Deutschlands, dieses staatlich verordnete
chweigen, dieses Geschichtsverdrehen, diese Unauf-
chtigkeit des Staates, diese Unehrlichkeit gegenüber
er eigenen Geschichte, diese Falschheit auch gegenüber
en östlichen Nachbarn stand im Gegensatz zu dem, was
der Bundesrepublik gemacht worden ist:


(Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Da hat man die Nazis verschwiegen!)


ämlich ein Bundesvertriebenengesetz, das 60 Jahre
ng dazu beitrug, die Erinnerung aufrechtzuerhalten.
h sage ganz deutlich: Darauf kann und soll Deutsch-
nd auch stolz sein. Das ist ein guter Schritt gewesen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Auf die Nazis im Vertriebenenverband sollen wir stolz sein?)


Wer von den Nazis im Vertriebenenverband spricht
nd kein Wort darüber verliert, dass er Stasi-Leuten zu





Patrick Kurth (Kyffhäuser)



(A) )


)(B)

ihrer hervorragenden Geschichte gratuliert, der braucht
sich hier in der Debatte überhaupt nicht zu melden und
kann sich setzen – am besten in die letzte Reihe.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei der LINKEN – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das haben Sie nicht zu entscheiden! Zum Glück! – Harald Weinberg [DIE LINKE]: Unmöglich! Das soll ein Demokrat sein? – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen uns aber nicht so anschreien!)


Meine Damen und Herren, ich will vor allen Dingen
nach vorne schauen. Auch mit dem Bundesvertriebenen-
gesetz muss man nach vorne schauen. Vor allen Dingen
geht es um die Zukunft. Flucht und Vertreibung – auch
die deutsche Flucht und Vertreibung – sind eben kein
einmaliger Akt in der Geschichte. Das ist auch noch
nicht abgeschlossen. Es gab bzw. gibt seit hundert Jahren
überall auf der Welt – in Europa, auch in Deutschland –
Vertreibungen. Sie haben seither auch nicht aufgehört.
Mali, Darfur und Syrien sind ganz aktuelle Themen, die
auch uns in besonderer Weise betreffen. Deswegen ist
staatlich verordnetes Totschweigen oder Ähnliches an
dieser Stelle nicht geeignet, weil wir an anderer Stelle
natürlich eine klare Auffassung haben müssen.

Ich will abschließend vier Punkte nennen, auf die es
uns in der FDP, aber auch in der Koalition ankommt:

Erstens. Nie wieder dürfen Menschen ihrer Heimat
beraubt oder vertrieben werden – nirgendwo auf der
Welt. Nie wieder darf es Kollektivstrafen geben, weil es
auch keine Kollektivschuld gibt. Nie wieder darf das
passieren.

Zweitens. Nirgendwo darf die Vertreibung der Deut-
schen möglicherweise als Blaupause dienen oder viel-
leicht sogar als Rechtfertigung herangezogen werden,
wenn es um Vertreibungen in anderen Ländern auch in
aktueller Zeit geht. Das geht auf keinen Fall.

Drittens. Nie wieder darf das Unrecht der Vertreibung
von Menschen durch staatliche Stellen oder gesellschaft-
lichen Druck tabuisiert oder verschwiegen werden. Nie-
mals wieder darf das offene Ansprechen von Flucht und
Vertreibung bestraft werden.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Heute ist echt der Tiefpunkt des Parlamentarismus in diesem Jahr! Sie sollten sich schämen!)


Viertens. Nie wieder darf es dazu kommen – –


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sollten sich schämen, dass Sie keinen einzigen Zusammenhang herstellen! – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Unterirdisch! – SvenChristian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wirklich unsäglich! – Weitere Zurufe von der SPD und der LINKEN)


Nie wieder darf es dazu kommen, dass wie bei mir – –


(Weitere Zurufe der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



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(C (D Wieso hören Sie eigentlich auf zu reden, wenn ich Ihen zuhöre, fangen aber an zu reden, wenn ich spreche? as ist denn das für eine Unhöflichkeit? Das ist eine arstigkeit hier im Hause! Das kann ja wohl nicht wahr ein! Also, letzter Punkt: Nie wieder darf es dazu kommen, ass wie bei mir bewusst Wissen nicht vermittelt und anz bewusst Unwissen verbreitet wurde. Ziel war, so iel wie möglich im Unklaren zu lassen. Wir stehen hier vor einer großen Herausforderung. iele junge Leute bzw. Jugendliche haben keinen blas en Schimmer, wie man mit Vertreibung umgeht. Das esamte Haus steht hier vor einer großen Herausfordeng; diese zu meistern ist unsere gemeinsame Aufgabe. Herzlichen Dank, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unsägliche Rede!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724602900

Für die SPD-Fraktion erhält nun der Kollege Ernst

ieter Rossmann das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1724603000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

olkmar Gabert, der große sozialdemokratische bayeri-
che Politiker und Präsident der Seliger-Gemeinde der
udetendeutschen, hat uns in diesem Zusammenhang
emahnt, zum „Dialog über emotionale Gegensätze hin-
eg fähig zu sein“. Daran sollten wir uns, glaube ich,

uch in dieser Debatte orientieren.

Ich will Ihnen hier als Schleswig-Holsteinischer Ab-
eordneter zwei Zugänge zu dieser Frage – wir zollen
0 Jahren Bundesvertriebenengesetz ausdrücklich hohen
espekt – vortragen.

Zunächst einmal aus dem Blick eines Schleswig-
olsteiners. Schleswig-Holstein ist ein kleines Land, in
em nach dem Krieg 50 Prozent der Menschen Vertrie-
ene und Flüchtlinge aus Ostpreußen waren. Zugleich
efand sich in diesem Land der Kriegsverbrecher
önitz. 1955 setzten dann – damals war Kai-Uwe von
assel Ministerpräsident Schleswig-Holsteins; später
ar er hier Parlamentspräsident – Konrad Adenauer und
er dänische Außenminister Hansen in den Bonn-
openhagener Erklärungen ein erstes sichtbares Zeichen
r Aufarbeitung, Versöhnung und Anerkennung von
inderheitenrechten. Schließlich ist Schleswig-Holstein

in Bundesland, in dem drei der vier autochthonen
inderheiten in Deutschland eine Heimstatt und Aner-

ennung gefunden haben. Dort wird jetzt auch mit einem
uropäischen Institut in Flensburg ganz direkt darauf
bgehoben, zu untersuchen: Was heißt Respekt vor
erschiedenheit und Minderheitenrechten im Europa der
ukunft? – Das ist der eine Blickwinkel.





Dr. Ernst Dieter Rossmann


(A) )


)(B)

Ich komme zum anderen Blickwinkel. Herr Kauder,
ich möchte Ihnen – Sie haben hier Ihre Biografie vorge-
tragen – von der Biografie einer Person berichten, in de-
ren Familie es keine Vertreibung gab. 1956/57 war ich
fünf bzw. sechs Jahre alt. Man merkte in zunehmendem
Maße, was eigentlich in der Nachbarschaft geschah. Es
gab da den Tischler Juderjahn aus Elbing, ein ungemein
fleißiger Handwerker. Das war seine Verbindung in die
Heimat. Da gab es den Bauern Schmidt aus einem ganz
kleinen ostpreußischen Ort, der mit seinem Rollwagen
jeden Tag 15 Kilometer hin und her fuhr, um irgendwo
zu melken. Natürlich gingen sie alle zu den Treffen der
Heimatvertriebenen. Sie kamen dorthin, weil sie sich mit
früheren Bekannten, mit Freunden treffen und mit ihnen
sprechen konnten. Sie waren nicht unbedingt deshalb
dort hingegangen, weil sie politische Kampfreden erwar-
teten und hören wollten. Ich habe deshalb den Tischler
Juderjahn und den Bauern Schmidt angesprochen, weil
sie etwas hatten, was sie auch vermitteln konnten, was
leider viele andere nicht hatten: Sie hatten die Fähigkeit,
zu trauern. Das war ihre große Leistung. Für diese Fä-
higkeit zollen wir diesen Menschen Respekt, in ihrem
persönlichen Erleben, aber auch in ihrem politischen Er-
leben, das sie eingebracht haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Den Grund für die Trauer – er wurde schon deutlich dar-
gestellt – will ich nicht wiederholen. Aber ich will Ihnen,
Herr Kauder, eine kleine Bitte vortragen, dass nämlich
die Bemerkung von Otto Schily nicht so verstanden wer-
den darf, als ob Willy Brandt, ein Sozialdemokrat, nicht
sehr viel dafür getan hätte, und das trotz aller Anfein-
dungen gegen seine Person, mit Weitblick, Beharrlich-
keit und Mut dafür zu sorgen, dass Menschen zu ihrem
Menschenrecht auf Heimat, zu ihrem Menschenrecht auf
Frieden, zu ihrer Menschenpflicht auf Versöhnung kom-
men konnten. Den Sozialdemokraten Willy Brandt darf
man hier nicht vergessen


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Otto Schily aber auch nicht! Oder ist Schily kein Sozialdemokrat?)


und darf ihn auch nicht zum Zwecke der Polarisierung
nutzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dieses Gift der Polarisierung muss aus der Debatte he-
rausgenommen werden, wenn wir die Debatte nach
vorne wenden wollen.

Der Bundesinnenminister hat die 60 Jahre Bundesver-
triebenengesetz mit einem Antrag verbunden, einge-
bracht von CDU/CSU und FDP, in dem fünf Handlungs-
felder geschildert werden: Integration der Flüchtlinge,
Integration der Spätaussiedler, Förderung der deutschen
Minderheiten, Pflege des kulturellen Erbes, früher eher
Pflege des Brauchtums, jetzt eher Pflege von Erkenntnis,
Verständnis und damit von Wissenschaft, und die welt-
weite Ächtung von Vertreibung.

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(C (D Wir als Sozialdemokraten finden: Das kann eine Bais dafür sein, nach der positiven Geschichte von 60 Jahn Bundesvertriebenengesetz nach vorne zu denken und ach vorne Politik zu machen, und zwar durchaus in inem Konsens. Ich möchte daran erinnern, dass es undeskanzler Gerhard Schröder war, mit dem am . September 2000 das erste Mal in Berlin ein sozialdeokratischer Bundeskanzler auf einem Heimattreffen er Vertriebenen sprechen konnte. (Erika Steinbach [CDU/CSU]: Ich habe ihn eingeladen!)


r hat klare Worte in beide Richtungen gesprochen.

Es gab dann eine Fortsetzung mit einer sehr bemer-
enswerten Tagung der Konrad-Adenauer-Stiftung am
./4. September 2008, auf der die nachfolgende Bundes-
anzlerin und Innenminister Schäuble herausgearbeitet
aben: Welche Pflicht erwächst aus der Geschichte? Was
t in Zukunft die Aufgabe in Bezug auf Anerkennung
nd Förderung von Minderheiten allgemein wie von
eutschen Minderheiten, aber auch die Aufgabe einer
olitik in Europa, die insgesamt Verschiedenheit und
ielfalt von Minderheiten als Kriterium aufnimmt und
nerkennt? Wir finden es sehr gut, wenn diese Überle-
ungen nach vorne getragen werden.

Ich darf mir allerdings die Bemerkung erlauben: Wir
issen, dass 60 Jahre Bundesvertriebenengesetz eine
roße Sache sind, dass es aber mit diesem Bundesver-
iebenengesetz nicht 60 Jahre so weitergehen kann;
ielmehr muss dieses Gesetz zu einem Gesetz der Ver-
öhnung und der Respektierung von Verschiedenheit und
ielfalt werden. Deshalb ist es gut, dass sich diese Ent-
icklung in Ihren Anträgen wiederfindet.

Ich will nicht weiter darauf eingehen, sondern nur
urz sagen, weshalb wir uns bei der Abstimmung über
iesen Antrag enthalten werden. In diesem Antrag konn-
n Sie leider nicht darauf verzichten, an die unglückse-
ge Debatte um 60 Jahre Charta zu erinnern. Kollege
eck sprach schon von Ihrem fehlleitenden Vorschlag,
en 5. August zum Erinnerungstag zu machen. Aber Sie
aben eine Entwicklung durchgemacht. Diese geht da-
in, dass jetzt der 20. Juni, der Weltflüchtlingstag der
N, zu dem Tag werden soll, an dem wir das Flücht-
ngselend politisch diskutieren und den wir mit der poli-
schen Aufgabe verbinden, uns gegen Vertreibung
inzusetzen. Es ist auch gut so, dass das Dokumenta-
onszentrum, wie es nach harten Diskussionen gemein-
chaftlich getragen wird, diese Verbindung zwischen
lucht, Vertreibung und Versöhnung herstellt. Das Wich-
gste aber ist Versöhnung.

Ich darf an dieser Stelle noch eine Bemerkung und
ine Bitte an den Innenminister richten. Herr Friedrich,
ie haben das sehr nüchtern und respektvoll vorgetragen
nd müssen doch auch zu der von den Koalitionsfraktio-
en eingebrachten Idee stehen, am 20. Juni an Vertrei-
ung und Flüchtlingselend zu erinnern. Deshalb ist es
icht so gut, wenn in Bayern noch versucht wird, statt
es 20. Juni wieder etwas Eigenes zu finden. Gerade
uch, weil Sie der Innenminister für das ganze Deutsch-
nd sind, dürfen wir nicht in die Verschiedenheit der Er-





Dr. Ernst Dieter Rossmann


(A) )


)(B)

innerung verfallen. Ich spreche Sie direkt an, weil Sie in
beiden Bereichen politische Verantwortung mittragen.

Zum Schluss möchte ich – vielleicht ist das unge-
wöhnlich, aber ich sollte ja, wie Kollege Veit gesagt
hatte, etwas zu dem wissenschaftlichen und kulturellen
Hintergrund von Erinnerungsarbeit sagen – aus der Mo-
nografie des Historikers und Osteuropa-Vertreibungsfor-
schers Andreas Kossert „Masuren. Ostpreußens verges-
sener Süden“ zitieren. Er schreibt im letzten Absatz
dieser profunden wissenschaftlichen Erinnerung – ich
darf zitieren, Herr Präsident –:

Das alte Masuren wird nicht wiedererstehen, aber
es scheint, als widerfahre den Masuren – nach ei-
nem Jahrhundert politischer Vereinnahmung – nun
erstmals historische Gerechtigkeit. Auch wenn es
die Masuren nicht mehr gibt: Endlich wird ihre
schwierige Lage zwischen Deutschen und Polen ge-
würdigt, endlich zollt man ihnen den Respekt, den
deutscher und polnischer Nationalismus ihnen stets
verwehrt haben.

Das ist der entscheidende Punkt: Respekt und Versöh-
nung für Vielfalt und Verschiedenheit. Geert Mak, der
große niederländische Publizist, –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724603100

Herr Kollege.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1724603200

– hat es so ausgedrückt: Im letzten Jahrhundert war

das erste halbe Jahrhundert das der Kriege und das
zweite halbe Jahrhundert das der Überwindung der
Kriegsfolgen. Er hat uns aufgegeben, das nächste Jahr-
hundert zu einem Jahrhundert der Versöhnung zu ma-
chen.

Wenn Respekt vor 60 Jahren Bundesvertriebenenge-
setz darin mündet, dass wir den Dialog über emotionale
Verschiedenheit hinweg zu Versöhnung führen können,
dann hat dieser Erinnerungstag auch im Parlament etwas
Gutes erbracht.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724603300

Das Wort erhält nun Erika Steinbach für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Erika Steinbach-Hermann (Plos):
Rede ID: ID1724603400

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Die Wortbeiträge haben eines deutlich gemacht: Es
gibt auch im Deutschen Bundestag viele Betroffene, die
zu denen gehören, deren Familien vertrieben worden
sind. Volker Kauder hat es sehr engagiert und emotional
geschildert. Es ist Tatsache, dass ein Viertel der deut-
schen Bevölkerung Vertriebene sind oder einen familiä-
ren Bezug zu dem Thema Vertreibung haben. Das macht

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(C (D uch deutlich, welch gigantischer Vorgang das seinerzeit ewesen ist und welche Aufgaben damit vor diesem ande gestanden haben. Das Bundesvertriebenengesetz – es lohnt sich, dass ir nach 60 Jahren daran erinnern – hatte den Sinn, den ertriebenen aus den östlichen Bereichen Europas, die eutsch besiedelt waren, einen angemessenen Platz in ieser Gesellschaft zu verschaffen. Es ging um die Verorgung mit den elementarsten Dingen. Es herrschte irklich bittere Not. Eben wurde Schleswig-Holstein anesprochen. Meine Mutter hat bis zu ihrem Lebensende ie vergessen – wir sind über die Ostsee in Schleswigolstein angespült worden –, (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie waren nicht vertrieben! Sie waren Besatzungskind! Klittern Sie nicht schon wieder die Geschichte!)


ass ihr, als sie etwas Milch für uns Kleinstkinder
rauchte, ein Bauer sagte: Ihr seid ja schlimmer als Ka-
erlaken. – Auf der anderen Seite sagte ihr ein Arzt, als
ie schwer verunglückte und ihm sagte: „Ich habe kein
eld; ich kann das nicht bezahlen“: „Machen Sie sich
eine Gedanken! Das hole ich mir von den Bauern in
chleswig-Holstein wieder.“

Es gab also so etwas und so etwas. Es gibt viele Ge-
chichten und viele Schicksale, an die man erinnern
ann. Aber wichtig ist, dass wir gemeinsam diese
xtremsituation in Deutschland überwinden konnten.
ie Integration der vielen Heimatlosen war und ist eines
er Ziele dieses Gesetzes.

Das sind die ideellen Grundgedanken, die den Vertrie-
enen nicht mit bloßer Caritas, sondern in Solidarität
nd Gleichberechtigung entgegengebracht werden soll-
n. Das unsichtbare Fluchtgepäck der Vertriebenen, wie

s die sudetendeutsche Dichterin Gertrud Fussenegger
annte, ihr technisches Know-how, das handwerkliche
önnen und die 700-jährige oder 800-jährige kulturelle
rfahrung im Neben- und Miteinander mit den slawi-
chen, magyarischen, baltischen oder rumänischen
achbarn: All das hat Deutschland nachhaltig geprägt.
iese Erfahrungen, so wie sie sich hier in Deutschland

usammengefunden haben, gibt es in dieser Verdichtung
keinem anderen europäischen Land.

Aber es war auch das kulturelle Fluchtgepäck, das
itgebracht wurde. Das war nichts, was sofort sichtbar

ewesen wäre, sondern es war etwas, was im Kopf und
Herzen aus der Heimat hierher mitgetragen wurde. Es

ar natürlich hörbar in den regionalen Mundarten, in
en Klangfarben. Das hat den Menschen die Integration
icht unbedingt leichter gemacht. Wer in Bayern einen
stpreußischen Dialekt hatte, für den war es bestimmt
icht ganz einfach, kann ich mir vorstellen.

Das Gesetz machte und macht deutlich, dass das Kul-
rgut der Vertriebenen eine gesamtdeutsche Aufgabe
t, ein unverzichtbarer Teil unserer deutschen Identität.
an muss einfach einmal rekapitulieren: Das Erbe der
arls-Universität in Prag hat unser Volk genauso geprägt
ie das der Universitäten Königsberg, Breslau, Dorpat,
zernowitz einerseits oder Heidelberg, Tübingen, Mar-





Erika Steinbach


(A) )


)(B)

burg, München, Leipzig, Berlin andererseits. Das gehört
alles zusammen. Wenn man das ignorieren würde, hieße
das, geistige Wurzeln zu kappen. So war es schon sehr
weise, dass Bund und Länder der jungen Bundesrepublik
Deutschland mit diesem Gesetz die Verantwortung für
das gesamte kulturelle Erbe der Vertreibungsregionen
unabhängig von Grenzen und von staatlicher Zugehörig-
keit hervorgehoben haben.

Dieser gesetzliche Auftrag ist geboren aus der Er-
kenntnis, dass es ein einheitliches, ein gemeinsames kul-
turelles Fundament gibt. Das müssen wir auch erkennen:
Die schönsten Seiten unseres Vaterlandes liegen doch in
unserem kulturellen Reichtum mit vielen unterschiedli-
chen Facetten und dem schöpferischen Geist, aus vielen
Jahrhunderten erwachsen und herausgebildet über Mu-
sik, Literatur, Philosophie, Baukunst und Malerei. All
das prägt uns, ist ein Teil von uns allen.

Vieles, was in den 1950er-Jahren sozial noch drin-
gend und drängend gewesen ist, ist es gottlob heute nicht
mehr dank der Gemeinschaftsleistung, die die Vertriebe-
nen, die Aussiedler und die Einheimischen gemeinsam
erbracht haben. Diese großartige Gemeinschaftsleistung
war und ist nahezu ein Wunder. Der französische Politik-
wissenschaftler Alfred Grosser hat die Integration der
Vertriebenen und der Flüchtlinge als die größte sozial-
und wirtschaftspolitische Aufgabe bezeichnet, die von
der jungen Bundesrepublik gemeistert worden sei. Dem
kann jeder zustimmen.

Diese Herkulesaufgabe konnte aus zwei Gründen ge-
lingen.

Der erste Grund: Die Vertriebenen haben keine Ra-
chegedanken kultiviert, sondern immer und immer wie-
der manifestiert, dass sie Verständigung wollen. Ich erin-
nere daran, dass der Bund der Vertriebenen mit seiner
Ausstellung „Erzwungene Wege“ die erste Institution in
Deutschland war, die im Kronprinzenpalais in Berlin an
das Schicksal der vertriebenen Polen und anderer Ver-
triebener in Europa erinnert hat. Dieser Verband war der
Vorreiter, als es darum ging, Anteil daran zu nehmen,
was anderen widerfahren ist, beginnend bei dem Geno-
zid an den Armeniern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Vertriebenen wollten immer Verständigung,
schon allein deshalb, weil damit ihre Heimat verbunden
war. Der Satz „Wir werden durch harte, unermüdliche
Arbeit teilnehmen am Wiederaufbau Deutschlands und
Europas“ war die Voraussetzung, dass auch die Integra-
tion gelingen konnte.

Der zweite Grund: Die Parteien der Bundesrepublik
Deutschland unterstützten die ersten zwei Jahrzehnte
praktisch einmütig die Anliegen der Vertriebenen und
waren sich ihrer Verantwortung sehr bewusst.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724603500

Frau Steinbach, Sie müssen zum Schluss kommen.

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(C (D Ich komme gleich zum Schluss. – Es gab damals hef ge Debatten bis zur Verabschiedung des Gesetzes, und s wurde fast um jeden Paragrafen gerungen. Am Ende timmten alle zu. Wer nicht zugestimmt hat, das war die ommunistische Partei, die damals im Deutschen Bunestag gesessen hat. (Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Zu Recht, kann man nur sagen!)

Erika Steinbach-Hermann (Plos):
Rede ID: ID1724603600

re Töne hier stehen in Kontinuität zu dem damaligen
erhalten.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich glaube es bald nicht mehr! Es ist derart retro! Das ist unerträglich! Die meisten Vertriebenen fühlen sich von Ihnen doch gar nicht vertreten! Die schämen sich!)


Ein Gedenktag zum Schicksal von Flucht und Vertrei-
ung: Es hängt nicht am 5. August. Der 20. Juni ist ge-
auso ein guter Tag; Hauptsache, dieser Gedenktag
ommt.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724603700

Memet Kilic ist der nächste Redner für die Fraktion

er Grünen.


Memet Kilic (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724603800

Sehr geehrter Herr Präsident Lammert! Liebe Kolle-

innen und Kollegen! Mit dem 60. Jahrestag des Bun-
esvertriebenengesetzes gedenken wir des Leides von
4 Millionen Menschen, die ihre Heimat verloren hatten.
ie sind letztendlich zum Spätopfer von dem geworden,
as die Nazis angerichtet haben. Der 60. Jahrestag ist
icht nur ein Grund zum Gedenken oder dafür, die Er-
ngenschaften des Bundesvertriebenengesetzes zu fei-

rn, sondern auch der richtige Zeitpunkt dafür, die recht-
che Grundlage zeitgemäß anzupassen.

Dieses Gesetz privilegiert Vertriebene mit deutscher
bstammung im Vergleich zu anderen Einwanderern.
eispielsweise werden Spätaussiedler aus Russland ge-
enüber anderen russischen Staatsbürgern bei der Ein-
ürgerung und Anerkennung von Qualifikationen privi-
giert, obwohl die Herkunft und Qualifikation exakt
ieselbe ist. Unter anderem wird auch bei der Einwande-
ng und der Rente zwischen diesen Gruppen unter-

chieden – und das allein wegen der Vorfahren. So eine
nterscheidung ist nicht mehr zeitgemäß, meine Damen
nd Herren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie Bundesregierung möchte den Nachzug von Fami-
enangehörigen von Spätaussiedlern vereinfachen. Dazu
öchte die Bundesregierung eine Härtefallregelung ein-
hren. Dieses Anliegen unterstützen wir.

Bereits im Jahr 2011 haben wir Grünen einen Ände-
ngsantrag zu den geforderten Deutschkenntnissen ein-

ebracht. Wir sind aber einen Schritt weiter gegangen als





Memet Kilic


(A) )


)(B)

die Bundesregierung. Wir haben gefordert, dass generell
keine Deutschkenntnisse mehr für den Nachzug gefor-
dert werden.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Statt aber unserem Antrag zuzustimmen, haben Sie zwei
Jahre lang sozusagen auf dem Leid der Menschen geses-
sen und gewartet, damit Sie drei Monate vor der Bundes-
tagswahl den Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern
eine Aktion vorgaukeln können. Aber diese Menschen
haben die Nase voll von Ihren leeren Worthülsen, liebe
Koalitionsparteien!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Im Petitionsausschuss erreichen uns viele Petitionen,
in denen Familien ihr schweres Leid durch ungewollte
Trennungen vortragen. In vielen Fällen wird der Fami-
liennachzug verwehrt, weil es an den erforderlichen
Deutschkenntnissen mangelt. Insbesondere älteren Men-
schen, Personen mit wenig Bildungserfahrung und Men-
schen aus strukturschwachen ländlichen Gebieten fällt
der Spracherwerb im Ausland oft sehr schwer. Diese Pe-
titionen betreffen Spätaussiedler, aber nicht nur Spätaus-
siedler, sondern zum Beispiel auch die brasilianische
Ehefrau eines Deutschen. Die Menschen beklagen die
Härten einer jahrelangen Trennung, die das deutsche
Einwanderungsrecht ihnen zumutet.

Die Zeit ist gekommen, grundsätzlich zu prüfen, ob
so ein Gesetz mit dem Aufenthaltsgesetz verschmolzen
werden sollte. Solange diese Verschmelzung noch nicht
durchgeführt ist, müssen wir dafür sorgen, dass dieses
Gesetz zeitgemäß angepasst wird.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724603900

Das Wort erhält nun der Kollege Klaus Brähmig für

die CDU/CSU.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Klaus Brähmig (CDU):
Rede ID: ID1724604000

Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Während der Bundestag heute über ein Gesetz de-
battiert, das vor 60 Jahren in Kraft getreten ist, kämpft
Deutschland weiter gegen das Hochwasser an. Wir ver-
lieren dabei den Blick für die aktuellen Nöte der Men-
schen nicht aus den Augen. So bekräftigte Bundespräsi-
dent Gauck bei seinem kürzlichen Besuch in der schwer
geschädigten Stadt Halle, dass Deutschland ein solidari-
sches Land sei. Es ist dieser Zusammenhalt, der beson-
ders uns Deutsche auszeichnet, und das ist ein Kern-
punkt der jetzigen Debatte.

Meine Damen und Herren, gerade in diesen Zeiten
gilt es, an die Solidarität zu erinnern, mit der wir bereits

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(C (D ndere nationale Katastrophen bewältigt haben. Dafür tehen die herausragenden Beispiele des Bundesvertrieenengesetzes von 1953 und des ihm vorausgegangenen astenausgleichsgesetzes von 1952. Die vorbildliche eistung der Vertriebenen beim Wiederaufbau unseres andes möchte ich hierbei ausdrücklich würdigen. Es ist ine einzigartige Erfolgsgeschichte. Die Kriegsfolgenbewältigung war für den Deutschen undestag und sämtliche Bundesregierungen stets ein entrales Anliegen, zu der vorrangig die Versöhnung und iedergutmachung gegenüber den Opfern des National ozialismus gehören. Dazu zählt auch die Solidarität mit en Deutschen, die wegen ihrer Volkszugehörigkeit ein esonders schweres Schicksal erlitten haben. Die CDU/ SU-Bundestagsfraktion ist die einzige Fraktion, die eit 1949 eine soziologische Gruppe eingerichtet hat, die ich in der 17. Legislaturperiode neu aufgestellt hat. Die ruppe konnte ihre Mitgliederzahl verdoppeln und umsst nunmehr 70 Abgeordnete. Wir erkennen damit ach wie vor das Kriegsfolgenschicksal an, aus dem sich ine Einheit aus Vertriebenen, Aussiedlern und deutchen Minderheiten ergibt. Meine sehr geehrten Damen und Herren, unsere ruppe ist maßgeblich daran beteiligt, dass die Solidarit durch Hilfen bei der Eingliederung der 12 Millionen lüchtlinge und Heimatvertriebenen sowie der Aufahme und Integration von bisher etwa 4,5 Millionen ussiedlern eingelöst wurde und wird. Dass wir weiterhin zu der historisch-moralischen Verflichtung nach Art. 116 Grundgesetz stehen, hat unsere oalition mit der neunten und zehnten Novellierung des undesvertriebenengesetzes eindeutig unter Beweis ge tellt. Beide Initiativen dienen der Vermeidung von Härfällen bei der Familienzusammenführung von Spätaus iedlern. Hier hat sich das Amt des Beauftragten der undesregierung für Aussiedlerfragen und nationale inderheiten bewährt. Ich danke dem Parlamentari chen Staatssekretär Christoph Bergner und unserem undesinnenminister Hans-Peter Friedrich ganz herzlich r die intensive Kooperation. Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Koalion hat in dieser Legislaturperiode auch bei der Kulturrderung nach § 96 des Bundesvertriebenengesetzes achhaltig in den Erhalt und die Pflege des deutschen ulturerbes im östlichen Europa investiert. Der aktuelle ericht der Bundesregierung belegt dies faktenreich. Zuem hat der Wissenschaftsrat in einer Strukturuntersuhung im Januar 2013 festgestellt, dass die außeruniveritäre historische Osteuropaforschung, zu der die sogeannten 96er-Einrichtungen gehören, weltweit einzigarg ist und international hohes Ansehen genießt. Es ist das große Verdienst von Staatsminister Bernd eumann, der übrigens aus Westpreußen stammt, dass er Mitteleinsatz von knapp 13 Millionen Euro im Jahr 005 auf jetzt 20 Millionen Euro angehoben wurde und amit fast das Niveau von 23 Millionen Euro der letzten hristlich-liberalen Regierung im Jahr 1998 erreicht. Klaus Brähmig )


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )

Erstmals hat unsere Gruppe alle nach § 96 geförder-
ten Einrichtungen besucht und teilweise Modernisie-
rungsbedarf festgestellt. Dies wird die Aufgabe der
kommenden Legislaturperiode sein. Wir haben uns er-
folgreich dafür eingesetzt, dass ein Sudetendeutsches
Museum in München entsteht, und wir werden uns au-
ßerdem dafür einsetzen, dass ein Museum für die Ge-
schichte der Russlanddeutschen errichtet wird.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, das zentrale
Gedenkvorhaben der Bundesregierung in diesem Be-
reich – die Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung –
ist jetzt auf einem guten Weg. Die Bundeskanzlerin hat
vorgestern mit dem Startsignal für den Baubeginn im
Deutschlandhaus einen weiteren Meilenstein zur Ver-
wirklichung des Dokumentationszentrums gesetzt. Da-
mit unterstreicht die Bundesregierung ihre besondere
Verantwortung für dieses wichtige Versöhnungsprojekt,
das der Initiative von Erika Steinbach und Peter Glotz zu
verdanken ist und welches von unserer Gruppe parla-
mentarisch begleitet wird.

Die öffentliche Reaktion auf den Baubeginn der Stif-
tung Flucht, Vertreibung, Versöhnung hat erfreulicher-
weise gezeigt, dass wir in dem Erinnerungsdiskurs wei-
tergekommen sind. So resümiert die Frankfurter Rund-
schau – ich zitiere –:

Es gibt wohl nur noch wenige, die die Relevanz ei-
ner Einrichtung bestreiten, die an die verheerenden
Vertreibungen vor, während und nach dem Zweiten
Weltkrieg erinnern soll. Im Kontext einer interna-
tionalen Genozidforschung wird inzwischen auch
dem Leid der deutschen Vertreibungsopfer Rech-
nung getragen, obwohl es ja gerade die Deutschen
waren, die den mörderischen Vertreibungswahn
auslösten und forcierten.

Meine Damen und Herren, es ist ebenso an der Zeit,
endlich die Versöhnung der Deutschen beim Thema
Flucht und Vertreibung mit sich selbst zu vollenden und
der Erlebnisgeneration noch eine Chance zu geben, ihren
Frieden schließen zu können. Daher sprechen wir uns
neben der rechtlichen auch für eine gesellschaftliche An-
erkennung des Schicksals der Heimatvertriebenen aus,
getragen von einer breiten Zustimmung im Deutschen
Bundestag. Wir wollen außerdem, dass Vertreibung
weltweit geächtet wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der bestehende Flüchtlingstag am 20. Juni soll daher
um das Gedenken an Heimatvertriebene erweitert und
auf nationaler Ebene begangen werden.

Die Kolleginnen und Kollegen von der Fraktion der
Grünen erinnere ich an ihre Äußerung zum Weltflücht-
lingstag im Rahmen der Debatte im Jahr 2011 zu unse-
rem Antrag „60 Jahre Charta der deutschen Heimatver-
triebenen“. Den Kolleginnen und Kollegen der SPD-
Fraktion lege ich die Erklärung des Abgeordneten
Richard Reitzner zur Verabschiedung des Bundesvertrie-
benengesetzes ans Herz, der sagte, dass die sozialdemo-
kratische Bundestagsfraktion dem Bundesvertriebenen-
gesetz trotz Bedenken zustimme. Ich möchte aus dem

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(C (D lenarprotokoll vom 25. März 1953 zitieren. Richard eitzner sagte damals: Bei ihrer Mitarbeit in den Ausschüssen und in der zweiten und dritten Lesung ist die sozialdemokratische Bundestagsfraktion von der Absicht geleitet gewesen, die Rechte der Heimatvertriebenen und Sowjetzonenflüchtlinge konsequent wahrzunehmen. Zum Abschluss möchte ich noch herzlich meinen ollegen Günter Krings, Hans-Peter Uhl, Patrick Kurth nd besonders Herrn Staatsminister Michael Link für die ertrauensvolle Zusammenarbeit danken. Das Wort erhält nun der Kollege Stephan Mayer, benfalls für die CDU/CSU-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr verehrte Kolle innen! Sehr geehrte Kollegen! Wir begehen heute das 0-jährige Bestehen des Bundesvertriebenengesetzes. h glaube, man kann wirklich mit Fug und Recht be aupten: Das Bundesvertriebenengesetz war ein solides nd wesentliches Fundament für die erfolgreiche Interation von 8 Millionen Flüchtlingen und Heimatvertrieenen, die in der damaligen Bundesrepublik Deutschnd angekommen sind. Die Voraussetzungen – das möchte auch ich noch einal erwähnen – waren denkbar ungünstig. Es war in kei er Weise so, dass die Heimatvertriebenen und Flüchtnge willkommen waren. Ich weiß das auch von den childerungen meiner Großeltern, die aus dem Sudetennd stammten. Die Heimatvertriebenen kamen in ein and, das materiell, ideell und moralisch am Boden lag. erade die Bevölkerung in Bayern hungerte. Da war es lles andere als angenehm, dass zusätzlich 3 Millionen eimatvertriebene kamen, die Arbeit, neue Chancen und erspektiven suchten und natürlich auch essen wollten. 1949 wollten 85 Prozent der Heimatvertriebenen wieer in die alte Heimat zurück. Selbst 17 Jahre nach dem nde des Zweiten Weltkriegs, im Jahr 1962, wollten 2 Prozent der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge in ie alte Heimat zurück. Es war noch Mitte der 50erahre ein Drittel aller Heimatvertriebenen arbeitslos. 00 000 Heimatvertriebene waren Fürsorgeempfänger. an kann daher wirklich mit Fug und Recht behaupten: s ist eine Erfolgsgeschichte Deutschlands, dass die Ingration von 8 Millionen Heimatvertriebenen in Westeutschland erfolgreich funktioniert hat. Auf diese Erfolgsgeschichte können alle stolz sein, nabhängig davon, ob sie selbst einen Vertriebenenhinrgrund haben oder nicht. Denn der Plan Stalins war och ein ganz anderer: Der perfide Plan Stalins war es, ass die Heimatvertriebenen als Spaltpilz in der deut Stephan Mayer )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724604100

(Beifall bei der CDU/CSU)

Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1724604200

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

schen Gesellschaft wirken sollten. Ziel der Sowjetunion
war, dass die Heimatvertriebenen dazu beitragen sollten,
dass Westdeutschland kollabiert. Dass genau das Gegen-
teil eingetreten ist, dass die Heimatvertriebenen ange-
packt und entscheidend dazu beigetragen haben,
Deutschland wieder aufzubauen und unser Wirtschafts-
wunder zu ermöglichen, ist etwas, worauf alle stolz sein
können. Das ist ein herausragendes Kapitel unserer
Nachkriegsgeschichte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Bedauerlicherweise war das Schicksal der 4 Millio-
nen Heimatvertriebenen, die in die ehemalige DDR ka-
men, ein anderes. Deren Schicksal wurde unterminiert.
Sie wurden euphemistisch als Umsiedler oder Neubürger
bezeichnet. Jegliche Erinnerungs- und Trauerarbeit
wurde vermieden und ausgeblendet. Das, verehrte Kolle-
gin Jelpke, ist unsäglich. Auch daran sollte man heute er-
innern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Bund hat durch die Mittel nach § 96 des Bundes-
vertriebenengesetzes maßgeblich dazu beigetragen, dass
die Pflege des kulturellen Erbes der Heimatvertriebenen
weiterhin ermöglicht wurde. Ich möchte an dieser Stelle
insbesondere allen Landsmannschaften und den Heimat-
gruppen für das, was sie in den vergangenen sechs Jahr-
zehnten geleistet haben, danken. Es ist eine herausra-
gende Arbeit, die wirklich große Anerkennung und
höchsten Respekt verdient. Es war eine lebendige Kul-
turarbeit, die dazu beitrug, dass die Vertriebenenarbeit
nicht musealisiert wurde. Landesmuseen sind wichtig;
keine Frage. Sie sind eine wichtige Säule. Aber daneben
bedarf es auch einer lebendigen und aktiven Kulturarbeit
sowie einer aktiven Pflege des Brauchtums und der Tra-
ditionen. Dies wurde insbesondere durch die Vergabe
von Mitteln gemäß § 96 BVFG möglich.

Man muss an der Stelle auch erwähnen, meine sehr
verehrten Kolleginnen und Kollegen, dass sich ab 1998,
als Rot-Grün das Ruder übernahm, ein deutlicher Ein-
bruch bei den sogenannten 96er-Mitteln vollzogen hat.
Der Titel der 96er-Mittel diente der rot-grünen Koalition
als Steinbruch und ist in den sieben Jahren rot-grüner
Regierungsverantwortung um sage und schreibe 45 Pro-
zent gesenkt worden, von gut 23 Millionen Euro auf
knapp 13 Millionen Euro.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Unglaublich!)


Umso erfreulicher ist es, dass es seit 2005 gelungen ist,
die 96er-Mittel sukzessive zu erhöhen. Sie betragen jetzt
20 Millionen Euro. Ich glaube, das kann sich sehen las-
sen, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Holger Krestel [FDP])


Es ist auch erfreulich, dass der lange und beschwer-
liche Weg zum Bau des Dokumentationszentrums der
Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung jetzt erfolg-
reich abgeschlossen wurde. Ich darf hier sagen: Alle Be-
mühungen und alle Anstrengungen, so schwer und um-
fangreich sie auch waren, haben sich letzten Endes
gelohnt. Es ist schön, dass der offizielle Baubeginn am

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(C (D ienstag in Anwesenheit unserer Bundeskanzlerin zebriert werden konnte. Ich glaube, es ist ein schönes ignal, dass wir mit dem Dokumentationsund Begegungszentrum in der Mitte Berlins eine Lücke der deutchen Erinnerungskultur schließen. Ich verbinde mit der Grundsteinlegung und dem offiiellen Baubeginn die Hoffnung, dass dieses Zentrum als egegnungsstätte für die junge Generation dienen wird; enn ich bin der festen Überzeugung, dass insbesondere ie Heimatvertriebenen und deren Nachkommen als rückenbauer fungieren können: Sie können Brücken ach Osteuropa bauen und zu einer Verständigung mit en jungen Menschen in den osteuropäischen Ländern eitragen. Ich möchte betonen, dass der Gedanke, dass das eine nrecht das andere Unrecht nicht rechtfertigt, wesentlicher estandteil der Ausstellung im Begegnungszentrum sein ird. Natürlich gab es schwerwiegende Naziverbrechen. ber auch ich möchte, weil es in der heutigen Debatte in anchen Reden leider mit dem falschen Zungenschlag egleitet wurde, betonen: Das eine Unrecht rechtfertigt icht das andere Unrecht. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Das eine Unrecht ist die Folge des anderen Unrechts!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, ab-
chließend möchte ich hervorheben, dass es uns gelun-
en ist, eine zehnte Novellierung des Bundesvertrie-
enengesetzes voranzubringen. Wir schließen mit der
erbesserung einer Härtefallregelung eine Lücke und er-
öglichen damit, dass verbliebene Angehörige von
pätaussiedlern jetzt ebenfalls nach Deutschland reisen
önnen. Da geht es nicht um 20- oder 30-Jährige, son-
ern um hochbetagte Menschen, die häufig krank oder
ehindert sind und aufgrund dessen nicht Deutsch lernen
der sprechen können. Wir sind zur Auffassung gelangt,
ass ihnen dies nicht zum Nachteil gereichen darf. Ich
öchte mich bei der FDP ganz herzlich dafür bedanken,

ass es jetzt noch möglich war, diese Änderung zu voll-
iehen. Wir setzen damit ein schönes Signal in Richtung
er Spätaussiedler und Aussiedler.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724604300

Herr Kollege.


Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1724604400

Jetzt gibt es die Möglichkeit für noch ausstehende Fa-

ilienzusammenführungen. Ein herzliches Dankeschön
afür.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724604500

Thomas Strobl hat jetzt für die CDU/CSU-Fraktion

as Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )


)(B)


Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1724604600

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Vor zwei Tagen, am Dienstag, haben Bundeskanz-
lerin Angela Merkel und Staatsminister Bernd Neumann
den Beginn des Baus des Dokumentationszentrums der
Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung im Berliner
Deutschlandhaus an der Stresemannstraße eingeläutet.
Dieser Baubeginn ist im Hinblick auf die Erinnerungs-
kultur in Deutschland ein bedeutendes Ereignis. Ich
möchte unserem Koalitionspartner und allen, die mitge-
wirkt haben und über viele Jahre und Debatten hinweg
einen langen Atem hatten, Danke schön sagen. Ich
möchte dem verstorbenen Sozialdemokraten Peter Glotz
und unserer Kollegin Erika Steinbach Dank sagen dafür,
dass wir den Baubeginn in dieser Woche vornehmen
konnten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Verehrte Kolleginnen und Kollegen, mit der Verab-
schiedung des Bundesvertriebenengesetzes vor 60 Jah-
ren haben sich Bund und Länder verpflichtet, Kultur und
Geschichte der Deutschen im östlichen Europa nicht
dem Vergessen preiszugeben. Jede Bundesregierung hat
sich dieser Aufgabe verpflichtet gefühlt. Diese Bundes-
regierung hat den Auftrag sehr ernst genommen und ihn
mit großer Überzeugung und Leidenschaft angenom-
men.

Seit der Übernahme der Regierung 2005 haben wir
die finanziellen Mittel für Pflege und Erhalt des Kultur-
guts Jahr für Jahr maßvoll erhöht. Der Etat des Kultur-
staatsministers Neumann betrug 2006 13 Millionen Euro,
in diesem Jahr stehen mehr als 20 Millionen Euro zur
Verfügung, und das trotz aller Sparmaßnahmen und trotz
der Haushaltskonsolidierung. Das ist das Markenzeichen
dieser Regierung: auf der einen Seite Haushaltskonsoli-
dierung und finanzielle Solidität und auf der anderen
Seite klare Schwerpunktsetzung dort, wo es uns wichtig
ist. Das haben wir in den letzten Jahren so gemacht, und
das wird eine unionsgeführte Bundesregierung in den
nächsten Jahren fortsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Für die Pflege und den Erhalt unseres kulturellen Er-
bes ist besonders das Angebot an junge Menschen wich-
tig. Jeder vierte Deutsche hat Wurzeln in den ehemaligen
deutschen Gebieten oder Siedlungsräumen, und die
nachfolgenden Generationen interessieren sich für das
Leben ihrer Vorfahren. Unsere Schwerpunktsetzung
spiegelt deshalb den Wunsch wider, Antworten gerade
auf die Fragen der jungen Generation zu geben.

Wir betreiben deshalb wissenschaftliche Nachwuchs-
förderung. Wir sind stolz darauf, den Wissensdurst der
Nachwuchswissenschaftler durch Stiftungs- und Junior-
professuren, Projektförderprogramme und internationa-
len Austausch anfachen zu können. Die Resonanz auf
diese Angebote ist überwältigend. Die Anzahl hochwer-
tiger Projektanträge übersteigt die Fördermöglichkeiten
bei weitem.

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(C (D All das Wissen wäre aber fruchtlos, wenn es nicht ermittelt werden würde. Deshalb stellt die Weitergabe on gewonnenem Wissen den zweiten Förderschwerunkt des § 96 BVFG dar. Die späteren Lehrer, Museogen, Theatermacher, Journalisten und Politikberater ollen an den Universitäten mehr über das Kulturgut der eutschen im östlichen Europa erfahren, damit sie die es Wissen weitertragen können. Kultur und Geschichte der deutschen Minderheiten, enauso wie Flucht und Vertreibung, werden in den chulen leider nur untergeordnet behandelt. Umso posiver ist die Nachricht, dass sich die Geschichtsmuseen ei der jüngeren Generation einer wachsenden Beliebteit erfreuen. Diesseits wie jenseits der heutigen Staatsrenzen wächst gerade bei jungen Menschen das Intesse an der gemeinsamen europäischen Geschichte. Die odernisierung von Museen in Deutschland, aber auch den Herkunftsländern treiben wir deswegen mit Enga ement voran. Es gibt einen dritten Schwerpunkt. Wir unterstützen it unseren Mitteln auch in unseren Nachbarländern den rhalt deutschen Kulturguts; denn dort wächst ebenfalls as Interesse am Erbe der deutschen Minderheiten, die re Lebensräume nicht selten nachhaltig geprägt haben. it der Restaurierung von Kulturdenkmälern oder der icherung von Bibliotheken und Archiven stärken wir arüber hinaus die Identität der heute noch dort lebenden eutschen Minderheiten. Wir als Union haben uns lange einen eigenen Geenktag für die Vertreibung von 14 Millionen Deutschen ewünscht. Wir sind fest davon überzeugt, dass die Veröhnung in Deutschland inzwischen so weit fortgeschritn ist, dass dem Schicksal von 14 Millionen Deutschen, as sich als Folge des Zweiten Weltkrieges ergab, frei on revisionistischen Gedanken gedacht werden kann. leichzeitig sind wir uns unserer historischen Verantortung bewusst. Wir wissen, etwa durch die Berichte us Syrien, dass solches Leid auch heute Millionen von enschen heimsucht. Nicht alle unsere Wünsche sind in Erfüllung geganen, aber es ist richtig, jetzt im Rahmen des internationan Weltflüchtlingstages das Gedenken an die deutschen eimatvertriebenen zu begehen. Wir hoffen, dass sich er Deutsche Bundestag mit einer breiten Mehrheit für as Gedenken an die Vertreibung der Deutschen auspricht. Das wäre neben dem Baubeginn des Dokumentionszentrums in dieser Woche ein schönes, parteibergreifendes Geburtstagsgeschenk anlässlich 60 Jahre undesvertriebenengesetz. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der raktionen der CDU/CSU und der FDP auf Drucksahe 17/13883 mit dem Titel „60 Jahre Bundesvertriebeengesetz – Erinnern an die Opfer von Vertreibung“. er stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724604700




(A) )

Enthaltungen? – Dann ist dieser Antrag angenommen
bei Zustimmung durch die CDU/CSU-Fraktion und die
FDP-Fraktion. Dagegen war die Fraktion Die Linke.
Enthalten haben sich SPD und Bündnis 90/Die Grünen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf
des Bundesrates zur Änderung des Bundesvertriebenen-
gesetzes. Der Innenausschuss empfiehlt in seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 17/13937, den Ge-
setzentwurf des Bundesrates auf Drucksache 17/10511 in
der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen,
die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustim-
men wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? –
Enthaltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf in zweiter
Beratung angenommen. Die Fraktion Die Linke hat sich
enthalten. Dagegen hat niemand gestimmt. Alle übrigen
Fraktionen haben zugestimmt.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Wer zustimmen will, möge
sich bitte erheben. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
Damit ist der Gesetzentwurf in dritter Beratung mit dem
gleichen Stimmenverhältnis wie vorher angenommen.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 17/13777 an die Ausschüsse vorgeschla-
gen, die Sie in der Tagesordnung finden. – Damit sind
Sie einverstanden. Dann ist die Überweisung so be-
schlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 8 a bis 8 o sowie
Zusatzpunkt 2 auf:

8 a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Bärbel
Höhn, Dr. Hermann E. Ott, Hans-Josef Fell, wei-
teren Abgeordneten und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zur Festlegung nationaler Kli-
maschutzziele und zur Förderung des Klima-
schutzes (Klimaschutzgesetz)


– Drucksache 17/13757 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)
Finanzausschuss 
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Angelika Graf (Rosenheim), Wolfgang Gunkel,
Ullrich Meßmer, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der SPD

Klimawandel gefährdet Menschenrechte

– Drucksache 17/13755 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe (f)
Innenausschuss 
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 
Ausschuss für Gesundheit 
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit 
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung 
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

(C (D c)

Höhn, Dr. Hermann E. Ott, Hans-Josef Fell, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN
Emissionshandel stärken – Überschüssige Zer-
tifikate vom Markt nehmen
– Drucksache 17/13907 –

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frank
Schwabe, Ulrich Kelber, Dirk Becker, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie
der Abgeordneten Bärbel Höhn, Dr. Hermann E.
Ott, Oliver Krischer, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Erfolgreicher Klimaschutz braucht neue Maß-
nahmen
– Drucksache 17/13758 –

e) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Bärbel Kofler, Dr. Sascha Raabe,
Dr. h. c. Gernot Erler, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der SPD
Erneuerbare Energien und Energieeffizienz in
Entwicklungsländern
– Drucksache 17/13884 –

f) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt-
entwicklung (15. Ausschuss) zu dem Antrag der
Abgeordneten Winfried Hermann, Dr. Anton
Hofreiter, Dr. Valerie Wilms, weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Strategie für Klimaschutz im Verkehr vorle-
gen
– Drucksachen 17/4040, 17/7010 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Daniela Ludwig

g) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Bärbel Kofler, Ulrich Kelber, Dirk Becker,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD
sowie der Abgeordneten Dr. Hermann E. Ott,
Thilo Hoppe, Ute Koczy, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Bangladesch bei der Bewältigung des Klima-
wandels unterstützen
– Drucksache 17/12848 –

h) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit (16. Ausschuss) zu dem
Antrag der Abgeordneten Frank Schwabe, Ulrich
Kelber, Dirk Becker, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten
Dr. Hermann E. Ott, Bärbel Höhn, Thilo Hoppe,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Klimakonferenz Doha – Kein internationaler
Erfolg ohne nationale Vorreiter

– Drucksachen 17/11651, 17/12743 –





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

Berichterstattung:
Abgeordnete Andreas Jung (Konstanz)
Frank Schwabe
Michael Kauch
Dr. Hermann E. Ott

i) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz (10. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Waltraud Wolff

(Wolmirstedt), Dr. Wilhelm Priesmeier, Dirk

Becker, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der SPD

Herausforderung Klimawandel – Landwirt-
schaft 2050
– Drucksachen 17/1575, 17/4888 Buchstabe a –

Berichterstattung:
Abgeordnete Johannes Röring
Waltraud Wolff (Wolmirstedt)
Dr. Edmund Peter Geisen
Dr. Kirsten Tackmann
Cornelia Behm

j) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (15. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Dirk Becker, Ulrich Kelber,
Gerd Bollmann, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der SPD

Biomethan im Verkehrssektor fördern
– Drucksachen 17/3651, 17/8414 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Daniela Ludwig

k) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit (16. Ausschuss) zu dem
Antrag der Abgeordneten Frank Schwabe, Ulrich
Kelber, Dirk Becker, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der SPD

Ein nationales Klimaschutzgesetz – Verbind-
lichkeit stärken, Verlässlichkeit schaffen, der
Vorreiterrolle gerecht werden
– Drucksachen 17/3172, 17/13850 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Andreas Jung (Konstanz)
Dirk Becker
Michael Kauch
Eva Bulling-Schröter
Bärbel Höhn

l) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit (16. Ausschuss) zu dem
Antrag der Abgeordneten Frank Schwabe, Dirk
Becker, Gerd Bollmann, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der SPD

Nach Cancún – Europäische Union muss ihr
Klimaschutzziel anheben
– Drucksachen 17/5231, 17/13824 –

Z

(C (D Berichterstattung: Abgeordnete Andreas Jung Dirk Becker Michael Kauch Eva Bulling-Schröter Dr. Hermann E. Ott m)

richts des Ausschusses für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (15. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Stephan Kühn, Dr. Anton
Hofreiter, Dr. Valerie Wilms, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN
Mit ambitionierten Verbrauchsgrenzwerten
die Ölabhängigkeit verringern
– Drucksachen 17/10108, 17/11846 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Oliver Luksic

n) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit (16. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Abgeordneten

Dr. Hermann E. Ott, Kerstin Müller (Köln),
Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Neue Initiative für transatlantische Koope-
ration in der Klima- und Energiepolitik

– zu dem Antrag der Abgeordneten
Dr. Hermann E. Ott, Viola von Cramon-
Taubadel, Hans-Josef Fell, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN
China als wichtiger Partner im Klima-
schutz

– Drucksachen 17/7356, 17/7481, 17/13930 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Andreas Jung (Konstanz)
Dirk Becker
Michael Kauch
Eva Bulling-Schröter
Dr. Hermann E. Ott

o) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (15. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Bettina Herlitzius, Daniela
Wagner, Oliver Krischer, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Energetische Quartierssanierung sozialge-
recht voranbringen
– Drucksachen 17/11205, 17/13827 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Petra Müller (Aachen)


P 2 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz (10. Ausschuss) zu





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Behm,
Friedrich Ostendorff, Harald Ebner, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Grünlanderhalt ist Klimaschutz

– Drucksachen 17/11028, 17/13148 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Johannes Röring
Dr. Wilhelm Priesmeier
Dr. Christel Happach-Kasan
Alexander Süßmair
Cornelia Behm

Verabredet ist, hierzu eineinhalb Stunden zu debattie-
ren. – Dazu sehe und höre ich keinen Widerspruch. Dann
verfahren wir so.

Ich eröffne die Aussprache und gebe das Wort Renate
Künast für Bündnis 90/Die Grünen.


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724604800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir le-

gen heute den Entwurf eines umfassenden Klimaschutz-
gesetzes für Deutschland vor. Ich muss sagen: Wir haben
nicht geahnt, wie dramatisch aktuell dieser Gesetzent-
wurf heute sein würde. Ich sage das, weil ich heute früh
im Radio gehört habe, dass zum Beispiel in Sachsen-An-
halt Dörfer evakuiert wurden, dass Familien, die gerade
noch das Essen für Helferinnen und Helfer in der Nähe
vorbereiteten, urplötzlich schnell eine Tasche packen
mussten, weil sie weg mussten.

Sonst erscheint Klimaschutz immer abstrakt. Man re-
det über das 2-Grad-Ziel oder die Reduktion des CO2-
Ausstoßes um 95 Prozent bis zum Jahr 2050. Das sind
alles abstrakte Zahlen. Aber am Ende und gerade jetzt ist
ganz entscheidend, ob das Haus noch steht, ob der Acker
noch fruchtbar ist, ob das Unternehmen noch funktions-
fähig ist. Viele Menschen an der Donau, an der Elbe und
an anderen Flüssen erleben jetzt, was es heißt, wenn die
Natur nicht mehr beherrschbar ist, wenn zerstört wird,
was man sich erarbeitet hat.

Jetzt will ich gar nicht behaupten, dass jede Flut Folge
des Klimawandels ist; aber die Häufung der Wetter-
extreme, die Häufung von Dürren und Hochwasser, die
Tatsache, dass wir an der Elbe 2002, 2011 und 2013
Jahrhunderthochwasser hatten bzw. haben, das alles ist
die Folge des Klimawandels, der Klimaerwärmung; das
ist menschengemacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir alle sind von der Flut betroffen, und wir alle wol-
len mit aller Kraft beim Wiederaufbau helfen; das sage
ich ganz klar. Deshalb erwarte ich, dass die Kanzlerin
beim Treffen mit den Ministerpräsidenten heute Nach-
mittag nicht nur einen abstrakten Vorschlag für einen
Fluthilfefonds vorlegt. Ich erwarte, dass bei dem heuti-
gen Treffen ein konkreter Vorschlag vorgelegt wird


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D insichtlich der hälftigen Aufteilung der Kosten von Milliarden Euro zwischen Bund und Ländern. Ich erarte aber auch – das sind Sie bisher schuldig geblieben –, ass ein konkreter Plan vorgelegt wird, wie der Bund einen Anteil aus dem Haushalt finanzieren will und wie er Bund den Ländern helfen will, damit sie ihren Teil nter Beachtung der Schuldenbremse finanzieren könen. (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das hätten wir heute beschließen können! Das haben Sie abgelehnt!)


Ich sage Ihnen: Kommen Sie uns bitte heute nicht mit
iner Vertagung oder einem Verschieben, sondern ma-
hen Sie heute einen konkreten Vorschlag, damit wir bis
nde nächster Sitzungswoche hier im Bundestag über
in entsprechendes Gesetz entscheiden können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Die Länder sollen nichts zahlen?)


Die Länder werden auch zahlen.


(Otto Fricke [FDP]: Gut!)


h weiß, dass es da eine Menge Diskussionen gibt.
rotz alledem muss der Bund an der Stelle den Ländern
elfen, es organisatorisch zu stemmen.

Aber das ist nicht die ganze Aufgabe. Die mindestens
o große Aufgabe heute – auch für diese Bundesregie-
ng – ist es, dafür Sorge zu tragen, dass man nicht in ei-

igen Wochen und Monaten wieder in den alten Trott zu-
ckfällt. Der alte Trott hat bedeutet, dass seit Jahren viel

u wenig für den Hochwasserschutz getan wurde; es
urde genug geplant, aber zu wenig umgesetzt oder ko-
rdiniert.

An der Stelle will ich meine zweite Erwartung an
iese Bundesregierung klar formulieren. Wir wissen
das ist die Lehre aus diesen Jahrhundertfluten –, dass
s nicht allein ausreichend ist, höhere Deiche zu bauen
nd damit das Problem flussabwärts zu verlagern. Wir
rauchen Retentionsflächen, Auenwälder müssen rena-
riert werden, wir brauchen ökologischen Hochwasser-

chutz. Wir brauchen eine Bundesregierung, die das
uch gezielt in die Hand nimmt und diese Aufgaben
icht der Kleinstaaterei überlässt, meine Damen und
erren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Viele Pläne sind gemacht worden. Sachsen sollte zum
eispiel seit 2002 über 500 Millionen Euro für Überflu-
ngsflächen entlang sächsischer Gewässer ausgeben.
on den 500 Millionen Euro sind am Ende nur 5 Millio-
en Euro wirklich ausgegeben worden. Die klare Forde-
ng ist: Der Bund muss seiner Koordinierungsaufgabe

achkommen. Wir brauchen einen Masterplan für ökolo-
ischen Hochwasserschutz, der zum Ziel hat, Flächen-
ersiegelungen an den Flussoberläufen zu verhindern.
er ökologische Hochwasserschutz muss in Zukunft
riorität haben. Daran werden Sie gemessen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)






Renate Künast


(A) )


)(B)

Neben der Finanzierung, der Prioritätensetzung und
der Schaffung eines Masterplans für ökologischen Hoch-
wasserschutz ist auch der Punkt wichtig – dieser ist Be-
standteil des Gesetzentwurfs, den wir heute vorlegen –,
in Deutschland dafür Sorge zu tragen, dass es einen
Stopp beim Anstieg der CO2-Emissionen gibt. Wir müs-
sen in den nächsten Jahrzehnten zu einer umfassenden
Reduzierung kommen. Diese Bundesregierung hat ge-
sagt: 40 Prozent CO2-Reduzierung bis 2020 ist ein sinn-
volles Ziel. – Aber es ist dann bei der Zielformulierung
geblieben. Wo sind die Taten?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Da wird der Emissionshandel an die Wand gefahren,
dicken Autos soll weiterhin Vorfahrt gewährt werden –
so werden wir die angestrebte Reduzierung um 40 Pro-
zent nicht erreichen. Ich sage Ihnen klar: An den Taten,
nicht an den Worten werden Sie, werden wir gemessen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Christian Hirte [CDU/ CSU]: Richtig! Jawohl!)


Es reicht nicht aus, sich selbst zur Klimakanzlerin zu de-
klarieren oder – wie Altmaier – noch einen neuen Club
der Energiewende-Staaten zu gründen.

Heute steht auf der Tagesordnung ein nationales Kli-
maschutzgesetz, ein konkretes Instrument, das wirklich
zeigt, wie man die Reduktion um 40 Prozent erreichen
kann, und das ganz eindeutige Sektorziele für Strom,
Wärme, Verkehr, Landwirtschaft und Abfallwirtschaft
nennt. Einen solchen Klimaschutz sind wir den Men-
schen schuldig, die jetzt unter dem Hochwasser leiden,
genauso wie wir es nachfolgenden Generationen schul-
dig sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb will ich kein weiteres Gerede. Ich will auch
nicht, dass es demnächst wieder heißt: Ach, Klima-
schutz, das führt wieder zu Belastungen im Alltag. – Ja,
wir werden anders produzieren, anders transportieren,
anders leben, anders wohnen und uns in Zukunft anders
ernähren müssen. Wir haben die Aufgabe, klar zu sagen:
Nur wenn wir diese Änderungen vornehmen, wenn wir
den Klimaschutz durch einen Lebens- und Produktions-
wandel vorantreiben, wenn wir schädliche Subventionen
abbauen und endlich auf Effizienz und Erneuerbare set-
zen, können wir wirklich Klimaschutz betreiben und den
Versuch unternehmen, Hochwasser, wie wir es gerade
erleben, zu verhindern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich sage auch: Wir brauchen nicht nur verlässliche
Reduktionsziele, die die Energiewende begleiten, son-
dern wir brauchen natürlich auch Planungssicherheit für
die Wirtschaft, damit klar ist, wo der Weg langgeht.

In diesen von mir genannten Bereichen müssen wir
jetzt tätig werden. Wir müssen es endlich anpacken mit
einem Klimaschutzgesetz, durch das die Lasten fair ver-
teilt werden.

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(C (D Frau Kollegin. Ich sage Ihnen als letzten Satz: Wann, wenn nicht in iesen Tagen, erwarten die Menschen zu Recht von uns, ass es jetzt endlich mit dem Klimaschutz losgeht? (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724604900
Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724605000


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724605100

Andreas Jung hat jetzt das Wort für die CDU/CSU-

raktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Andreas Jung (CDU):
Rede ID: ID1724605200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir alle verfolgen mit Betroffenheit die Bilder aus den
ochwassergebieten. Deshalb ist jetzt die Stunde, den
etroffenen Menschen, die in Not sind, zu helfen. Das
t die Bundesregierung. Dafür hat sie die volle Unter-

tützung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das ist das, was jetzt getan werden muss. Natürlich
eht es auch darum, die Konsequenzen aus dieser Situa-
on zu ziehen und zu fragen: Wo kann man noch mehr
r Hochwasserschutz tun? Was muss in Abstimmung

on Kommunen, Ländern und Bund noch mehr auf den
eg gebracht werden? Ich glaube, es ist eine gemein-

ame Aufgabe, dieses Thema anzugehen und dafür zu
orgen, dass wir das nächste Mal besser auf solch ein
ochwasser vorbereitet sind.

Man kann nicht bei jeder Flut – was die Kollegin
ünast zu diesem Punkt gesagt hat, ist selbstverständlich
chtig – eine Kausalität zum Klimawandel herstellen,
ber Fakt ist, dass uns die übergroße Zahl der Wissen-
chaftler sagt, dass es einen Zusammenhang gibt und
ass wir durch den fortschreitenden Klimawandel immer
ehr extreme Wetterereignisse haben und sich solche
luten häufen. Deshalb ist selbstverständlich eine Kon-
equenz aus dieser Katastrophe, dass wir gemeinsam den
limaschutz entschieden weiter voranbringen wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich würde nur Ihrer Wortwahl widersprechen, Frau
ollegin, wenn Sie sagen, dass wir jetzt endlich anfan-
en müssen. Deutschland hat schon lange mit Klima-
chutz angefangen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Mit uns! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe Sie gemeint!)






Andreas Jung (Konstanz)



(A) )


)(B)

– Auch mit Ihnen. – Wir sind über unterschiedliche Bun-
desregierungen hinweg, ungeachtet der jeweiligen par-
teipolitischen Farbe, Vorreiter im Klimaschutz in Europa
und international.

Sie haben außerdem gesagt, dass es Ihnen nicht um
Worte geht, sondern um Taten und Fakten. Deshalb be-
ginnen wir einmal mit den Fakten. Deutschland hat sich
im Kioto-Protokoll zu einem ehrgeizigen Ziel verpflich-
tet, nämlich bis 2012 die CO2-Emissionen um 21 Pro-
zent gegenüber 1990 zu reduzieren. Damit haben wir uns
zu mehr verpflichtet als andere, und wir haben diese Ver-
pflichtung nicht nur erfüllt, sondern wir haben sie über-
erfüllt.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, weil Bitterfeld dichtgemacht wurde! Das ist auch schon vorbei! – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das lag an der Wiedervereinigung! Das wissen Sie doch!)


Mit minus 25 Prozent haben wir mehr erreicht, als wir
uns vorgenommen hatten. Ich finde, da sollte man nicht
meckern, sondern man sollte sich gemeinsam darüber
freuen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die nächste Frage ist natürlich, wie wir jetzt darauf
aufbauen können. Es ist doch auch wahr, dass wir über
alle Bundesregierungen hinweg mit allen Parteien ge-
meinsam für ein international verbindliches Abkommen
geworben haben bzw. werben, bei dem alle, die USA,
China und andere Partner, mit ins Boot kommen und in
dessen Rahmen wir global diese auch nur global zu lö-
sende Frage angehen und sagen: Ja, international ma-
chen wir engagierten Klimaschutz und gehen voran.

Es ist doch richtig – Sie haben den Club der Energie-
wende-Staaten angesprochen –, auf diesem Weg Partner
um sich herum zu sammeln und Verbündete zu finden.
Deshalb begrüßen wir es, dass Peter Altmaier einen Club
der Energiewende-Staaten gegründet hat und alle die mit
ins Boot geholt hat, die mit uns gemeinsam diesen Weg
gehen wollen. Das ist doch ein Fortschritt.

Sie haben einen Antrag in den Bundestag eingebracht,
in dem Sie sagen: Für die Klimapolitik müssen wir eine
Partnerschaft mit China aufbauen und verstärken. – Da
ist es doch ein Fortschritt, dass China sich bereit erklärt
hat, diesem Club beizutreten.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dazu hat es nicht Herrn Altmaier gebraucht!)


Andere Staaten, von denen man es nicht unbedingt er-
wartet hätte, sind ebenfalls beigetreten. Deutschland ist
hier führend, Deutschland drängt auf ein solches Ab-
kommen. Ein solches Abkommen ist wichtig, auch als
Konsequenz aus der aktuellen Situation.


(Ulrich Kelber [SPD]: Wir brauchen inhaltliche Allianzen, nicht namentliche Allianzen!)


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(C (D Kommen wir zum Emissionshandel. Ich gebe Ihnen cht: Beim Emissionshandel müssen wir mehr machen ls bisher. (Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Überhaupt etwas machen wäre schön!)


ir müssen die Geburtsfehler des Emissionshandels be-
eben. Es ist richtig, wenn der Bundesumweltminister
rdert – das ist auch meine Position –, den Backloa-

ing-Vorschlag der Europäischen Kommission zu unter-
tützen.


(Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Was sagt der Wirtschaftsminister dazu?)


ls Ultima Ratio brauchen wir einen Eingriff in den
missionshandel.

Die Opposition weist darauf hin, dass in der Regie-
ng über Backloading noch diskutiert wird. Wahr ist

och aber auch: Dort, wo Ihre Parteien Verantwortung
agen – im Bundesrat –, führen Sie die gleichen Diskus-
ionen.


(Daniela Ludwig [CDU/CSU]: So ist es!)


er Wirtschaftsminister der rot-grünen Regierung in
ordrhein-Westfalen hat die Europaabgeordneten der
PD angeschrieben und sie aufgefordert, gegen Back-
ading zu stimmen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das hat kein Einziger gemacht! Alle haben dafür gestimmt! – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat denn dagegen gestimmt? Das war doch die CDU/CSU! – Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sollen doch erst einmal Ihre Abgeordneten dafür stimmen!)


Ja; aber das zeigt doch, dass Sie dieselben Diskussio-
en führen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Aber mit einem besseren Ergebnis!)


Ich finde, dass diejenigen, die hier vorangehen wol-
n, sich gemeinsam dafür einsetzen sollten, dass wir
eim Emissionshandel einen Durchbruch schaffen; dafür
erbe ich. Diesen Durchbruch wollen wir. Ich bin näm-
ch sicher: Wer eine strukturelle Reform des Emissions-
andels jetzt verhindert, wird damit das marktwirtschaft-
chste Instrument der Klimapolitik beschädigen und am
nde irgendetwas bekommen, was er überhaupt nicht
ill. Dann wird Ordnungsrecht herauskommen, dann
erden CO2-Steuern herauskommen, wie sie hier von ei-
igen gefordert werden.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weisen Sie doch einmal den Wirtschaftsminister zurück!)


eshalb müssen wir die Grundlagen dafür schaffen, dass
er Emissionshandel dauerhaft erfolgreich bleibt. Das
ill Peter Altmaier, und dabei unterstützen wir ihn.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724605300

Herr Kollege, Frau Bulling-Schröter würde Ihnen

gerne eine Zwischenfrage stellen. Möchten Sie das zu-
lassen? – Bitte schön.


Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724605400

Danke schön. – Kollege Jung, ich weiß, dass Sie sehr

für Backloading sind. Wir haben im Umweltausschuss
lange über dieses Thema diskutiert und eine Anhörung
dazu durchgeführt. Nächste Woche Mittwoch wird eine
weitere Anhörung dazu stattfinden, obwohl dieses
Thema im Umweltausschuss im Grunde ausdiskutiert
ist; denn die Mehrheit steht hinter dieser Forderung. Da
Anträge im Zusammenhang mit dieser Anhörung nicht
mehr abgestimmt werden können und laut Koalition
auch nicht mehr abgestimmt werden sollen, können wir
jetzt nicht mehr agieren. Wir müssten aber schnell han-
deln. Haben Sie einen Vorschlag, wie wir es schaffen,
gemeinsam schnell zu handeln?


Andreas Jung (CDU):
Rede ID: ID1724605500

Frau Kollegin, Sie weisen darauf hin, dass es im Um-

weltausschuss – auch in meiner Fraktion – die ganz klare
Auffassung gibt, dass Backloading geeignet ist, den
Emissionshandel zu verbessern. Wir alle wissen aber,
dass die strukturelle Reform des Emissionshandels, die
wir brauchen, allein mit Backloading nicht zu erreichen
ist. Wir müssen darüber hinausgehen und fragen: Wel-
ches waren eigentlich die Geburtsfehler des Emissions-
handels, und wie können wir diese Geburtsfehler jetzt
beheben?

Die Kanzlerin hat einen Pflock dazu eingeschlagen.
Sie hat darauf hingewiesen: Als damals der Emissions-
handel eingeführt wurde, hatte man eine bestimmte
Entwicklung des Wirtschaftswachstums vor Augen. –
Ausgehend von der Erwartung eines positiven Wirt-
schaftswachstums wurde auch die Verteilung der Emissi-
onszertifikate vorgenommen. Diese Erwartung hat sich,
wie wir alle wissen, nicht erfüllt: Durch die Wirtschafts-
krise kam es in Europa zur Rezession. Das führte dazu,
dass es ein Überangebot dieser Zertifikate auf dem
Markt gibt.

Der beschriebene Mechanismus wurde in den rechtli-
chen Grundlagen des Emissionshandels allerdings nicht
berücksichtigt. Deshalb gilt es jetzt, zu prüfen, was es
für den Emissionshandel bedeutet, dass sich das Wirt-
schaftswachstum anders als erwartet entwickelt hat und
welche Konsequenzen wir ziehen müssen: welche Rege-
lungen wir ändern müssen und welche neuen Weichen
wir stellen müssen.

Das ist eine Frage, über die wir uns im Umweltaus-
schuss schneller einigen können als im Bundestag insge-
samt. Gesetze, Initiativen, Anträge können aber nur vom
Bundestag insgesamt beschlossen werden. Deshalb
glaube ich, dass es richtig ist, dass wir diese Frage im
Umweltausschuss noch einmal aufgreifen und Experten
anhören und ihren Rat einholen, um herauszufinden, was
wir machen können, um die Strukturen des Emissions-
handels umfassend zu reformieren.

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(C (D (Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Jung, Sie meinen doch gar nicht, was Sie jetzt sagen! Sie würden doch auch lieber schnell handeln! – Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Diese Antwort ist keine Antwort!)


Damit komme ich zu einem weiteren Thema. Wir ha-
en nicht nur den Emissionshandel, sondern haben ge-
einsam im Konsens die Energiewende beschlossen. Es

ilt, diese zum Erfolg zu machen, wegen des Klima-
chutzes, aber auch wegen der wirtschaftlichen Perspek-
ven, die dahinterstehen. Deshalb müssen wir den Aus-
au der erneuerbaren Energien konsequent fortführen,
en Ausbau noch effizienter gestalten und beim Netz-
usbau und den Speichertechnologien vorankommen.
h bin froh, dass wir bei der Energieforschung einen
chwerpunkt genau auf diese Bereiche gelegt haben, um
ns mit neuen Technologien dieser Herausforderung
och besser stellen zu können.

Auch die Bundeskanzlerin hat gestern ganz klar ge-
agt – darüber bin ich froh –, dass wir über die Förde-
ng der erneuerbaren Energien sprechen müssen und

ie Frage stellen müssen, wie wir den Ausbau der Erneu-
rbaren und die Preisentwicklung in Einklang bringen.
ie hat dabei zwei Festlegungen getroffen: Sie hat ers-
ns gesagt, dass es keine rückwirkenden Eingriffe ge-
en wird. Das ist richtig, weil so die Vertrauensgrund-
ge für den zukünftigen Ausbau erhalten wird. Sie hat

weitens gesagt, dass es bei dem Einspeisevorrang der
rneuerbaren Energien bleiben wird. Das ist die Grund-
ge für einen erfolgreichen Ausbau. Daran wird unsere
raktion auch in Zukunft mitarbeiten. Wir wollen dieses
rojekt zum Erfolg machen.

Frau Kollegin Künast, Sie haben gerade gesagt, dass
ir dicken Autos Vorfahrt gewähren würden. Dazu will
h sagen: Wir stellen doch gerade mit unserer Initiative
r Elektromobilität die Weichen für nachhaltige Mobili-
t.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Womit? Mit Ihren Blockaden in Brüssel tun Sie das Gegenteil!)


ir haben in dieser Legislaturperiode mehr als 1 Mil-
arde Euro für Forschung eingesetzt, um die entschei-
enden Fragen zu lösen,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glauben Sie doch selber nicht! Die Frage ist, was jetzt fährt und nicht in 100 Jahren!)


ie Antriebstechnologien und die Batterietechnik zu ver-
essern. Mit all dem soll die Voraussetzung dafür ge-
chaffen werden, dass wir unsere Autos in Zukunft nicht
ehr mit Öl, Diesel oder Benzin betreiben, sondern mit
kostrom.
Ökostrom ist das Benzin von morgen. Das ist unsere

eitlinie. Deshalb arbeiten wir in den unterschiedlichen
ektoren, die auch Sie angesprochen haben, dafür, dass
ir den Klimaschutz voranbringen und die Energie-
ende ein Erfolg bleibt.
Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724605600

Für die SPD-Fraktion hat jetzt Ulrich Kelber das

Wort.


(Beifall bei der SPD)



Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1724605700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Ja, nicht jede Dürre, nicht jeder Sturm, nicht
jede Flutkatastrophe ist Folge des Klimawandels. Ein
solcher Erklärungsversuch wäre wirklich viel zu einfach.
Aber wir wissen, dass der Klimawandel Wetterextreme
begünstigt, insbesondere bei Niederschlägen.

Wir sehen gerade wieder an der Elbe, an der Donau
und an deren Zuflüssen, welche Bedrohung, welche Kri-
sen, welche gefährlichen Zustände ein solches Hochwas-
ser schon in einem Industriestaat mit sich bringt. Ich
weiß, dass ich im Namen aller rede, wenn ich deutlich
mache, dass wir dort natürlich als Gesamtgesellschaft
helfen werden. Der Dank gilt all jenen, die als freiwillige
und hauptamtliche Helfer in den von Hochwasser betrof-
fenen Gebieten im Einsatz sind.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Erlauben Sie mir, dass ich als Bonner Abgeordneter
einen besonderen Gruß den weit über 100 Bonner Frei-
willigen von Freiwilliger Feuerwehr, Technischem
Hilfswerk, DLRG und anderen Rettungsorganisationen
schicke, die in mehreren Bereichen in Sachsen-Anhalt
im Einsatz sind.

Aber wenn wir schon sehen, welche Folgen solche
Katastrophen in einem Industriestaat mit bestehender In-
frastruktur und einem gewissen Wohlstand haben, dann
ist natürlich umso ersichtlicher, was das für Afrika, Teile
Asiens oder Lateinamerikas bedeutet. Dort gefährdet der
Klimawandel alle Errungenschaften, die wir in den letz-
ten Jahren und Jahrzehnten im Kampf gegen Armut und
Hunger erreicht haben. Dort ist der Klimaschutz eine
Frage von Leben und Tod. Deswegen braucht Klima-
schutz einen langen Atem. Jahrelanges konsequentes
Handeln darf nicht zugunsten anderer Themen, die ge-
rade in Mode sind, aufgeschoben werden, wie es teil-
weise heute passiert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deutschland, Europa und die Welt brauchen eine neue
Entschlossenheit in der Klimapolitik. Die SPD setzt sich
für ein verbindliches nationales Klimaschutzgesetz mit
klar definierten Zwischenzielen ein, an denen wir die In-
strumente des Klimaschutzes ausrichten können. Damit
können wir nicht nur über Etiketten, sondern auch über
Maßnahmen sprechen, mit denen diese Ziele erreicht
werden können. Die unabhängige Begutachtung der
Maßnahmenpakete der Bundesregierung, die zeigt, dass
wir das Klimaschutzziel für 2020 mit dem bisher Unter-
nommenen nicht erreichen werden, sollte doch alle
Alarmglocken klingeln lassen.

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(C (D Deswegen fordern wir die Bundesregierung auf, sich hne Wenn und Aber, ohne Hintertüren und ohne Tricks u dem deutschen Klimaschutzziel zu bekennen, den usstoß von Treibhausgasen bis 2020 um wenigstens 0 Prozent zu reduzieren, und das bei der EU als deutchen Beitrag anzumelden, damit es dort möglich ist, das uropäische Klimaschutzziel auf eine Minderung von 0 Prozent zu verbessern. Das brauchen wir dringend or der Klimakonferenz in Polen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Aktuell ist es aber so, dass Deutschland im Klima-
chutz zurückfällt. Die Treibhausgasemissionen Deutsch-
nds sind 2012 wieder gestiegen, übrigens schneller als
as Bruttoinlandsprodukt. Das war nicht gemeint, als wir
on der Entkoppelung der Treibhausgasemissionen vom
irtschaftswachstum gesprochen haben. Damit war das

enaue Gegenteil angestrebt.

Deutschland ist in der Europäischen Union nicht bei
einer Vorreiterrolle geblieben, die wir, unabhängig von
arteigrenzen, einmal entwickelt hatten, sondern hat bei
er Energieeffizienz gebremst und bremst jetzt bei den
limaschutzzielen, indem diese nicht nach Brüssel
emeldet werden. Die Bundesregierung versucht, den er-
euerbaren Energien den Schwarzen Peter für Preisstei-
erungen zuzuschieben, um vom eigenen Missmanage-
ent abzulenken. Das ist die Realität, mit der wir heute

onfrontiert sind.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Ihre!)


Herr Kollege Jung, es war für Sie ungewöhnlich,
eim Emissionshandel einen Versuch des Angriffs zu
tarten. Alle SPD-Europaabgeordneten haben im Euro-
aparlament der Reparatur des Emissionshandels über
ackloading zugestimmt. Wenn nur wenigstens ein Vier-
l der CDU-Europaabgeordneten dem auch zugestimmt
ätte – sie haben nämlich fast geschlossen dagegen ge-
timmt –, hätten wir eine Mehrheit im Europäischen Par-
ment gehabt.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


s ist doch unsinnig, dass die CDU-Vorsitzende es jetzt
rdert. Als aber darüber abgestimmt wurde, hat sie nicht
it ihren Abgeordneten gesprochen. Sie hätte nur ein
iertel ihrer eigenen Leute überzeugen müssen. Das
äre besser gewesen.


(Zuruf des Abg. Andreas Jung [Konstanz] [CDU/CSU])


Deutschland hat mit seiner Vorreiterrolle immer auch
ine Vorbildfunktion gehabt. Es ist doch so: Wenn wir
eigen, dass Klimaschutz und wirtschaftlicher Erfolg zu-
ammengehören, wenn wir zeigen, dass Klimaschutz
nd damit eine verbindliche und langfristig verlässliche
limapolitik gut für die Wirtschaft ist, weil neue Dienst-
istungen und neue Produkte neue Jobs entstehen las-

en, weil so alle Wirtschaftsleistungen effizienter
erden und somit unabhängiger von teurer werdenden





Ulrich Kelber


(A) )


)(B)

Ressourcen, dann überzeugen wir auch andere. Dies ist
natürlich auch gut für die Verbraucherinnen und Ver-
braucher. Wenn der Energieverbrauch sinkt, wenn die
Reparaturkosten für die Schäden des Klimawandels sin-
ken, dann ist das die beste Chance, dass die Verbrauche-
rinnen und Verbraucher langfristig bezahlbare Energie-
rechnungen erhalten.

Alles das war schon einmal gemeinsame Einsicht im
Deutschen Bundestag, aber zumindest Teile davon hat
die Bundesregierung anscheinend vergessen. Für Merkel
ist Klimaschutz ein Modethema; es findet im Augen-
blick nicht mehr statt. Im Zweifelsfall lieber gegen den
Klimaschutz und für kurzfristige Interessen!

Wirtschaftsminister Rösler hat den Klimaschutz und
den Kampf gegen erneuerbare Energien zum Identifika-
tionsthema seiner Partei gemacht, um sich von allen an-
deren abzusetzen. In der EU gilt er schon als „Mister
Njet“: Egal was ansteht: Es folgt ein Nein, um zu blo-
ckieren.

Bleibt der Umweltminister, der seine Aufgabe zumin-
dest beim Klimaschutz ein wenig falsch verstanden hat.
Ein deutscher Umweltminister kämpft mit all seiner
Kraft, mit seinem Einfluss und seiner Zeit in Brüssel da-
für, dass Autos in Europa auch nach 2025 noch viel Ben-
zin verbrauchen und viele Treibhausgase ausstoßen dür-
fen. Ich glaube, das stand vor einem Jahr nicht in der
Arbeitsplatzbeschreibung des Umweltministers. Lieber
Peter Altmaier, so darf es in Deutschland nicht bleiben;
wir brauchen einen neuen Anlauf in der Klimapolitik.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724605800

Michael Kauch hat das Wort für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1724605900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Auch

ich möchte zunächst einmal meinen Dank an die Helfe-
rinnen und Helfer aussprechen, die in den Hochwasser-
gebieten wirklich unermüdlich dafür kämpfen, dass
möglichst wenig Schaden für Mensch und Eigentum ent-
steht. Das ist ein toller Einsatz, den der Deutsche Bun-
destag anerkennt und für den wir ganz herzlich danken.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich begrüße es auch, dass die Bundesregierung klar-
gemacht hat: Wir werden den Flutopfern unbürokratisch
helfen. Darauf haben sie einen Anspruch, und diesen
Anspruch wird diese Bundesregierung erfüllen.

Es ist schon angesprochen worden, dass die Wetter-
extreme durch den Klimawandel zunehmen werden.
Man kann zwar nicht jedes Hochwasser auf den Klima-
wandel zurückführen. Aber wir müssen uns darauf vor-

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(C (D ereiten, dass es eben nicht nur nötig sein wird, Klimachutz zu betreiben. Wir müssen auch die Anpassung an en Klimawandel in Deutschland zu einem größeren hema machen. Das ist nicht nur ein Thema für Banglaesch, an das wir immer denken, wenn wir Überflutunen sehen; dazu kommt es durch das Wasser aus dem Hialaja. Nein, das ist auch ein Thema für Deutschland. Deshalb hat diese Bundesregierung in dieser Wahlpeode einen Aktionsplan zur Anpassung an den Klimaandel vorgelegt. Dieser Aktionsplan befindet sich in er Umsetzung. Dabei geht es um Hochwasserschutz, ber auch um viele andere Themen, zum Beispiel um ine klimagerechte Stadtentwicklung – dazu haben wir Bundestag einen Gesetzentwurf durchgesetzt –, um ehr Widerstandsfähigkeit von Verkehrsinfrastrukturen nd um solche Dinge wie die Umgestaltung der Bundesrsten hin zu stabileren Mischwäldern. All das wurde auf den Weg gebracht. Wir sind noch icht am Ende, vieles könnte schneller gehen. Ich laube, dies erfordert die Unterstützung des ganzen Haues. Wir, Bund, Länder und Kommunen, sollten diese chritte gemeinsam angehen, um uns für extreme Wetrsituationen besser zu wappnen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, für den Klimaschutz wa-
n es vier gute Jahre. Wir haben unsere Verpflichtungen

emäß dem Kioto-Protokoll zur Reduktion der Emissio-
en übererfüllt. Wir, die christlich-liberale Koalition,
aben ein einseitiges Reduktionsziel von 40 Prozent be-
chlossen und hier im Deutschen Bundestag verabschie-
et. Deshalb, lieber Herr Kelber, brauchen wir hier über-
aupt keine Nachhilfe von der Opposition.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Warum melden Sie das dann nicht in Brüssel offiziell an? Sie verweigern sich doch!)


Es war diese Koalition, die die Energiewende be-
chlossen hat.


(Daniela Ludwig [CDU/CSU]: So ist es!)


as war und ist das Leitprojekt für den Klimaschutz in
uropa. Andere Länder schauen auf uns, um zu sehen,
ie wir es in unserem hochindustrialisierten Land schaf-
n, dieses große Projekt ohne Wohlfahrtsverluste zu

temmen. Hier sind wir auf einem guten Weg. Es ist
och viel zu tun, aber wir werden das gemeinsam schaf-
n.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit Ihnen geht es nicht!)


Nachdem mittlerweile jede vierte Kilowattstunde
trom Ökostrom ist, geht es jetzt darum, dass wir das
ystem insgesamt umgestalten: hin zu mehr Produzen-
nverantwortung, hin zu besseren Netzen, aber eben

uch hin zu besserer Bezahlbarkeit dessen, was wir kli-
apolitisch wollen.





Michael Kauch


(A) )


)(B)

Zum Bereich Gebäudesanierung. Die Bundesregie-
rung hat das CO2-Gebäudesanierungsprogramm auf sta-
bile finanzielle Füße gestellt. Aus einem kurzzeitigen
Konjunkturprogramm wurde ein dauerhaftes Klima-
schutzprogramm. Der Bundesrat, der von Rot und Grün
dominiert wird, hat den zweiten Förderweg, nämlich die
steuerliche Förderung der Gebäudesanierung, blockiert.
Wir werden in der nächsten Wahlperiode erneut eine Ini-
tiative für die steuerliche Förderung der Gebäudesanie-
rung einbringen,


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Sie Gott sei Dank nicht mehr!)


und dann werden wir sehen, ob die Roten und die Grü-
nen weiterhin blockieren wollen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Erhöhen Sie doch den Haushaltsansatz auf das Niveau, das Sie vorgefunden haben!)


Ich finde, wir müssen jetzt gemeinsam handeln: gegen
den Klimawandel und für die Gebäudesanierung. Hierzu
müssen auch die Länder ihren Teil beitragen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Sie haben doch erst einmal die Mittel total zusammengestrichen!)


Wenn wir uns anschauen, was der Bund ansonsten
macht, dann sehen wir: Wir haben die Mittel für den in-
ternationalen Klimaschutz erheblich aufgestockt. Allein
im Haushalt 2013 sind es wieder 100 Millionen Euro
mehr. Das Entwicklungsministerium gibt 1,8 Milliarden
Euro für Klimaschutz und Biodiversität in der Welt aus.


(Ulrich Kelber [SPD]: Aus anderen Projekten abgezogen!)


Das ist ein genauso effektiver und zugleich kosten-
günstiger Klimaschutz, als wenn wir alles nur hier zu
Hause machen würden. Jede CO2-Emission in den Ent-
wicklungs- und Schwellenländern ist in Bezug auf den
Klimawandel genauso wirksam, als wenn wir hier emit-
tieren. Deshalb müssen wir über den Tellerrand hinaus-
blicken. Dann erkennen wir: Der internationale Klima-
schutz ist genauso bedeutend wie die Energiewende und
politisch genauso zu unterstützen. Die FDP wird dies
weiter tun.


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Reden Sie sich nicht heraus! Hier geht es um den nationalen Klimaschutz!)


Ich begrüße ausdrücklich, dass das Auswärtige Amt
in dieser Wahlperiode zum ersten Mal eine ernsthafte
Klimaaußenpolitik betreibt, bei der in den internationa-
len Verhandlungsprozessen die Dinge zusammenge-
schnürt werden können, die ansonsten allein vom
Entwicklungshilfeministerium und vom Umweltministe-
rium behandelt wurden. Das geschieht jetzt mit Unter-
stützung des Auswärtigen Amtes. Auch das ist eine
positive Maßnahme, um ein globales Klimaabkommen
zu erreichen. Das ist entscheidend, wenn unsere Klima-
schutzpolitik auch global wirksam werden soll.

Meine Damen und Herren, der Emissionshandel
wurde angesprochen. Er ist eingeführt worden, damit die

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(C (D limaschutzziele umgesetzt werden. Genau das leistet er Emissionshandel. In den Bereichen, wo wir den missionshandel haben, werden die Klimaschutzziele ingehalten. In den Bereichen aber, wo wir keinen Emisionshandel haben, zum Beispiel beim Verkehr, werden ie verfehlt. Das zeigt: Der Emissionshandel ist ein gutes strument, und wir werden weiterhin auf ihn setzen. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724606000

Die Kollegin Eva Bulling-Schröter hat jetzt das Wort

r die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724606100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Der CO2-Ausstoß ist auf 31,6 Milliarden Ton-
en weltweit geklettert. Eigentlich haben wir uns an sol-
he Meldungen schon gewöhnt; aber es sind und bleiben
orrormeldungen. Auf diese Weise werden wir bei
Grad, eventuell sogar bei 5,3 Grad Erwärmung landen;
as ist Fakt. Was 5,3 Grad Temperaturveränderung be-
euten, zeigt vielleicht das Beispiel der letzten Eiszeit.
a war es global etwa um diesen Wert kälter als heute.
uropa war mit kilometerdicken Eispanzern überzogen.
ie nicht weniger dramatischen Szenarien bei einer ent-

prechenden Erwärmung kennen Sie alle; das muss ich
icht mehr erzählen.

Ich richte das nicht nur an die Adresse von Klima-
ugnern im Umfeld der FDP. Auch in den Zeitungen
aren ganz seltsame Kommentare zu lesen, wie zum
eispiel: Hamburg hat bald ein Wetter wie in Freiburg.
rima, wo liegt das Problem? – Seltsamer Kommentar.


(Beifall bei der LINKEN)


ittlerweile haben wir die dritte Jahrhundertflut, aller-
ings innerhalb von nur elf Jahren. Ist das vielleicht die
ntwort auf diese Frage? Darum müssen wir handeln,
nd zwar deutlich schneller als gegenwärtig.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich verstehe aber
icht, dass, wenn die Linke auf einen Tagesordnungs-
unkt verzichtet, um darüber zu diskutieren, alle anderen
raktionen das ablehnen.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Genau so ist es!)


as ist sehr seltsam. Wir hätten für eine solche Debatte
inen Tagesordnungspunkt zur Verfügung gestellt, eine
ebatte zurückgezogen. Das sollten die Leute draußen
issen.


(Beifall bei der LINKEN)


Heute findet wahrscheinlich die letzte Klimadebatte
dieser Legislaturperiode statt. Deshalb ein Rückblick.
unächst gab es bei den erneuerbaren Energien hierzu-
nde ein rasantes Wachstum. Das ist eine Erfolgsstory.
er Erfolg ist im Erneuerbare-Energien-Gesetz begrün-





Eva Bulling-Schröter


(A) )


)(B)

det, das die jetzige Koalition von der alten nur geerbt
hat.

Deutschland lag 2012 weltweit auf Platz eins bei der
installierten Leistung von Photovoltaik, auf Platz drei
bei der installierten Windkraft und auf Platz fünf bei der
Gesamtkapazität der Erneuerbaren. Jede vierte Kilowatt-
stunde Strom ist Ökostrom; das ist gut. Ich behaupte, das
ist ein Erfolg trotz dieser Bundesregierung und nicht we-
gen dieser Bundesregierung.


(Beifall bei der LINKEN)


Die dauernden Angriffe abzuwehren, die insbeson-
dere von der FDP gegen das Erneuerbare-Energien-Ge-
setz gestartet wurden, hat den Umweltverbänden, den
Erzeugerinnen und Erzeugern von Ökostrom, vielen
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, aber auch
den Experten im Umweltbundesamt sowie in anderen
Gremien der Bundesregierung unendlich viel Kraft ge-
kostet. Es wurden Ressourcen gebunden, die wir drin-
gend gebraucht hätten, um das EEG für eine Welt jen-
seits eines Anteils von 30 Prozent Ökostrom intelligent
zukunftsfähig zu machen. Kräfte wurden verschlissen,
die nötig gewesen wären, um zügig ein neues Strom-
marktmodell zu entwickeln, ein Modell, das die fossile
Stromerzeugung in die Welt der erneuerbaren Energien
integriert und nicht umgekehrt, wie es gegenwärtig der
Fall ist. Es wurden Ressourcen verschleudert, die wir
nun in der nächsten Legislaturperiode aufwenden müs-
sen, um einen zukunftsfähigen Netzausbau zu organisie-
ren und im Bereich Energiespeicher- und Lastmanage-
ment weiterzukommen.

Es gab dann interessante Gespräche bei Minister
Altmaier, aber letztlich wurden vor allem Fragen aufge-
worfen und kaum Lösungen präsentiert. Dort, wo sie auf
der Hand liegen, etwa bei der Abschaffung der unbe-
rechtigten und teuren Industrieprivilegien, passiert
nichts. Ich sage Ihnen: Sie wollen sich einfach nicht mit
den Konzernen anlegen.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Genau! Das stimmt!)


Natürlich gibt es in der Bundesregierung partiell auch
Unterstützung für die Energiewende; wir sind schließ-
lich nicht blind. Manche Probleme sind zudem schlicht
der Tatsache geschuldet, dass niemand einen Masterplan
für eine solch umfassende Transformation in der Tasche
hat; auch das ist klar.

Aber unter dem Strich betreiben Union und FDP eine
erschreckend doppelzüngige Politik.


(Beifall bei der LINKEN)


Während die Koalition auf der einen Seite einige Wei-
chen in Richtung mehr regenerative Energien stellt, ver-
sucht sie auf der anderen Seite, die fossil-atomaren Kon-
zerne weiter zu päppeln. Die Kosten zahlen die kleinen
Leute. Wer sonst?

Die zweite dunkle Seite kann man nirgends deutlicher
sehen als beim europäischen Emissionshandel. Er soll
angeblich das Hauptinstrument im Klimaschutz sein;
Herr Kauch hat das bestätigt. Seine Klimaschutzwirkung

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(C (D eht aber gegen null oder ist sogar negativ. Seine Verteingswirkung war bislang grotesk ungerecht. Deutschnd hat sich in Brüssel dennoch gegen die Reparatur des missionshandels gestellt, konkret gegen die Stilllegung er überschüssigen CO2-Emissionsrechte, die das Sysm kaputtmachen. Das ist kein Wunder; denn in den Jahren zuvor hat die undesregierung dafür gesorgt, dass diese zerstörerische ertifikatsflut überhaupt erst entstehen konnte, etwa urch großzügige Möglichkeiten für Industrie und Eneriewirtschaft, sich mit windigen Auslandszertifikaten inzudecken, oder auch durch Zuteilungsregeln, mit deen den Industriefirmen viel mehr Emissionsrechte zuestanden wurden, als sie benötigten. Lasche Ziele und chlupflöcher groß wie Scheunentore kamen hinzu. Im rgebnis dümpelt nicht nur der CO2-Preis mit unter Euro im Keller, obwohl er doch einmal 30 Euro betraen sollte. Die festgesetzte CO2-Obergrenze selbst wird dabei urchlöchert; denn hinter vielen importierten CO2-Gutchriften aus Projekten in Indien oder China stehen keine ingesparten Emissionen, sei es infolge von Betrug oder bsurd großzügigen Regelwerken der UN. Zum Schluss alten ja sogar Kohlekraftwerke als Beitrag zum Klimachutz. So wird das europäische Emissionshandelssystem on außen mit heißer Luft aufgebläht. Allein in Deutschnd gibt es 260 Millionen überschüssige Zertifikate, in er EU fast 2 Milliarden. Ein Großteil davon sind, ökogisch gesehen, nichts anderes als Schrottpapiere, die us windigen Projekten im globalen Süden stammen. Es eht also wieder einmal um Schrottpapiere. Zu Deutsch: ir haben mit dem allseits geliebten Emissionshandel eniger Klimaschutz als ohne dieses System. Eine ahrhaft erfolgreiche Bilanz, kann ich da nur sagen. Die Energieversorger fuhren in der Vergangenheit mit em Emissionshandel sagenhafte Profite ein. Das müsen wir als Linke sagen. Wer sagt es denn sonst? Die nergieversorger haben die Zertifikate vom Staat gechenkt bekommen, ihren Handelswert aber in den trompreis eingepreist. Zusammengefasst reden wir über ine Maschinerie, die in Europa erstens einen zusätzlihen CO2-Ausstoß erzeugt – erst letztes Jahr sind die missionen der deutschen Kraftwerke wieder gestiegen – nd zweitens die Kassen der Kohleund Atomkonzerne llt – auf Kosten der Verbraucherinnen und Verbrau her. ie Konzerne wurden gepäppelt und der Emissionshanel geschwächt. Bravo! Da frage ich mich: Wo ist die Klimakanzlerin? Wir rauchen eine Regierungschefin, die endlich einmal auf ie FDP pfeift Eva Bulling-Schröter )


(Klaus Breil [FDP]: Sollte!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Quatsch!)


(Lachen bei der FDP)





(A) )

und sich in Brüssel für wirksame Reformen im Emis-
sionshandel einsetzt, zuallererst natürlich für das Back-
loading als Voraussetzung dafür. Das tut sie leider nicht.

Das Emissionshandelssystem hätte von Anfang an
vernünftiger gestaltet werden können, aber das ist Ge-
schichte. Änderungen sind nicht in Sicht, wie wir gehört
haben; Sie sind ja beratungsresistent. Deshalb brauchen
wir Ordnungspolitik. Davor haben Sie aber Angst wie
der Teufel vorm Weihwasser.

Ich möchte noch einmal für ein Kohleausstiegsgesetz
werben. Denn dann könnten die letzten Meiler spätes-
tens 2040 vom Netz gehen. Wir setzen uns dafür ein.


(Beifall bei der LINKEN)


In der nächsten Wahlperiode müssen sich Parlament
und Regierung auch endlich ernsthaft mit der Energie-
wende im Gebäudebereich und in der Mobilität beschäf-
tigen. Bei beiden existieren fast keine Instrumente, die
nur annähernd die Durchschlagskraft haben wie etwa das
EEG im Strombereich.

Hier liegen zudem die größten sozialen Spannungs-
felder. Denn schon heute nehmen die Heizkosten und
Kraftstoffe den ersten Platz unter den Preistreibern bei
den Energiepreisen ein, schlicht weil Öl und Gas sich
drastisch verteuert haben. Deshalb ist es nicht nur aus
Sicht des Klimaschutzes geboten, mit der Gebäudesanie-
rung endlich voranzukommen, genauso wie mit der Mo-
bilitätswende, die im Prinzip noch komplett aussteht.
Beides entlastet perspektivisch die Haushaltskassen. Das
ist ja wichtig.

Bei der sozialen Ausrichtung der Energiewende geht
es nicht nur um ein Energiegeld beim Wohngeld, um
ausreichende Kredite der KfW für die Gebäudesanierung
oder um angemessene Zuschüsse für die soziale Stadt-
entwicklung. Es geht auch schlicht um den Mindestlohn.


(Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)


Denn es kann ja nicht sein, dass wir bei jeder umweltpo-
litischen Maßnahme, die etwas Geld kostet, Tausende
Leute zu den Ämtern treiben. Sie sind doch gegen Büro-
kratie. Darum freuen wir uns – hören Sie jetzt zu! –, dass
auch die Klima-Allianz – wie im Übrigen auch der Mie-
terbund – einen Mindestlohn und soziale Fangnetze
beim Umbau der Energieversorgung fordert.


(Beifall bei der LINKEN)


Denn im Gegensatz zur Bundesregierung haben die da-
rin vertretenen Organisationen begriffen: Die Energie-
wende funktioniert nur sozial, oder sie funktioniert gar
nicht. Dafür steht die Linke, und dafür wird sie jetzt ste-
hen wie auch in der nächsten Legislaturperiode.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Nichts funktioniert! Dafür steht die Linke!)


Denn die Energiewende ist dringend notwendig; ich
habe das ausgeführt. Daran kommen auch Sie von der
CSU nicht vorbei.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Für die Bundesregierung erteile ich das Wort dem undesminister Peter Altmaier. Peter Altmaier, Bundesminister für Umwelt, Naturchutz und Reaktorsicherheit: Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Uns eint heute Morgen selbstverständlich über lle Fraktionsgrenzen hinweg das Mitgefühl für das Leid nd die Not der Betroffenen, die noch lange nicht überunden sind, und auch der Respekt für die großartigen nd geradezu übermenschlichen Leistungen unserer ilfsdienste: Bundeswehr, Feuerwehr, THW, Rotes reuz und all die anderen, die im Einsatz sind. Dafür ein erzliches Dankeschön! Ich will das ausdrücklich auch für das Zusammenwiren von Bund, Ländern und Kommunen auf der politichen Ebene zum Ausdruck bringen. Ich bin schon ein aar Jahre länger dabei. Mein Eindruck ist: Im Vergleich u früheren Hochwasserkatastrophen hat es dieses Mal ielleicht etwas weniger PR gegeben, aber dafür deutlich ehr effektive und schnelle Hilfe auch aus der Politik. as soll auch in den nächsten Wochen und Monaten so leiben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Das beruht auf den Strukturen, die 2002 geschaffen wurden!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724606200

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall im ganzen Hause)


eshalb werden wir, die Ministerpräsidenten der Länder
nd die Bundeskanzlerin, heute Mittag im Bundeskanz-
ramt über das sprechen, was jetzt notwendig ist, um
onkrete Not zu lindern, die Schäden zu beseitigen und
iederaufbau zu ermöglichen.

Aber ich meine, dass wir, als ehemaliger Umwelt-
inister Herr Trittin und als jetziger Umweltminister
eine Person, auch eine Verantwortung unter dem Ge-

ichtspunkt der Umweltpolitik haben, nicht jetzt, wo die
ämme noch verteidigt werden, aber dann, wenn das
asser sich verlaufen hat. Dann brauchen wir auch eine
estandsaufnahme dessen, was defizitär ist, was nicht
emacht worden ist, was nicht umgesetzt worden ist.


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vor allen Dingen die Klimapolitik!)


Darauf komme ich ja noch, Herr Kollege Ott.

Aber auch im Hinblick auf den Hochwasserschutz
alte ich es für notwendig, dass wir uns anschauen, was
ir ändern müssen. Im Jahre 2005 wurde ein von der
t-grünen Koalition auf den Weg gebrachtes Hochwas-

erschutzgesetz verabschiedet.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie haben dagegen gestimmt!)


Ich biete Ihnen an – wohl wissend, dass auch wir da-
als nicht mit allem einverstanden waren –, dass wir uns





Bundesminister Peter Altmaier


(A) )


)(B)

dieses Gesetz anschauen und darüber nachdenken, was
wir verändern und weiterentwickeln können. Ich biete
auch an, dass wir darüber reden, wo Umsetzungsdefizite
sind. Wir Umweltpolitiker sollten deutlich machen, dass
wir keine Ausreden mehr haben, wenn es darum geht,
notwendige Deichverlegungen vorzunehmen und not-
wendige Vorfluträume zu schaffen, wenn es darum geht,
der Natur, insbesondere den Flüssen, etwas mehr Raum
zu geben. Das alles muss auch dann durchgesetzt wer-
den, wenn es Widerstände dagegen gibt. Wenn wir es ge-
meinsam tun, dann werden wir unsere Ziele möglicher-
weise auch erreichen. Deshalb lade ich Sie herzlich ein,
mitzumachen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Als ich seinerzeit Parlamentarischer Staatssekretär im
Bundesinnenministerium war, habe ich im Auftrag mei-
nes damaligen Ministers Wolfgang Schäuble in der
Föderalismusreformkommission den Vorschlag ein-
gebracht, dem Bund auch bei länderübergreifenden
Hochwasserlagen und Katastrophenlagen eine Zustän-
digkeit einzuräumen. Ich meine, auch darüber muss man
noch einmal diskutieren. Ein Hochwasser kann nämlich
nicht nur in der jeweiligen Gemeinde und in dem zustän-
digen Bundesland bekämpft werden. Wir sind alle in der
Verantwortung und brauchen die notwendigen finanziel-
len, politischen, aber auch rechtlichen Instrumente.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer war denn dagegen?)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist rich-
tig: Wir werden nicht wissen, in welchem Ausmaß die-
ses eine Hochwasser von den Klimaveränderungen be-
einflusst worden ist. Aber wir wissen eines: dass die
Klimaveränderung weltweit voranschreitet und dass wir
keine Ausrede haben, wenn man in 20 oder 30 Jahren
feststellt, dass wir nicht gehandelt haben. Deshalb müs-
sen wir unsere Anstrengungen im Klimaschutz national
und international verstärken.

Vorhin ist der Club der Energiewende-Staaten, Ren-
ewables Club, angesprochen worden. Ich bedanke mich
zunächst einmal für die politische Unterstützung, die ich
auch von vielen von Ihnen bekommen habe; der Kollege
Ott und andere haben sie öffentlich zum Ausdruck ge-
bracht. Es gab aber auch hämische Kommentare, die ich,
ehrlich gesagt, nicht verstanden habe. Es ist uns gelun-
gen, innerhalb eines halben Jahres zehn Länder – Ent-
wicklungsländer, Schwellenländer, Industrieländer, etwa
Indien und China, Südafrika und Marokko, Tonga, Dä-
nemark, Großbritannien, Frankreich – auf deutsche
Initiative hin dazu zu bringen, dass wir uns weltweit
politisch für den Ausbau der erneuerbaren Energien
starkmachen.

Der Klimaschutz kommt nämlich nicht voran, wenn
es nur in Deutschland, in Dänemark und in Großbritan-
nien mehr Windräder und mehr Solardächer gibt, son-
dern er kommt dann voran, wenn die erneuerbaren Ener-
gien dort eingesetzt und produziert werden, wo die
klimatischen Voraussetzungen dafür gegeben sind, wo

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(C (D an alte Ölund alte Kohlekraftwerke abschalten kann nd durch eine moderne, umweltverträgliche Energieersorgung ersetzen kann. Ich möchte Sie alle einladen, iese Initiative zu unterstützen. Lieber Herr Ott, wir werden in einigen Monaten das ächste große politische Treffen nutzen. In der Zwichenzeit wird einiges geschehen. Warum treffen sich icht Parlamentarier aus diesen zehn Energiewendelänern parallel und gemeinsam mit den Ministern, um eutlich zu machen: „Das ist nicht nur eine Veranstalng der Regierungen; das betrifft auch die Parlamente“? h lade Sie herzlich ein, sich daran zu beteiligen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Gut! Sie müssen etwas tun!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, Klima-
chutz ist deshalb so schwierig, weil wir immer auch im
inzelnen Interessenkonflikte aushalten und lösen müs-
en. Das ist übrigens wie beim Hochwasserschutz. Ich
ätte es um ein Haar vergessen – Frau Künast hat so nett
ber die Frage „Wer zahlt was?“ gesprochen –: Liebe
rau Höhn, wenn Sie am Wochenende nach Nordrhein-
estfalen kommen, dann nehmen Sie bitte mit, dass die

ild-Zeitung am 13. Juni 2013 schreibt:

Nordrhein-Westfalen kürzt beim Hochwasserschutz
um 10 Millionen Euro. Im Haushalt 2013 sind für
den Hochwasserschutz nur noch 30 Millionen Euro
eingeplant, nach 40 Millionen im Vorjahr.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür hat Nordrhein-Westfalen ohne Unterstützung total viel gemacht!)


Dass man kürzen muss, weil man pleite ist, das ver-
tehe ich ja. Aber dass es ausgerechnet beim Hochwas-
erschutz geschehen muss, das sehe ich nun wirklich
icht ein.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sachsen! Sachsen-Anhalt! Nennen Sie mal die Zahlen! Da sind Sie feige!)


assen Sie uns das gemeinsam verhindern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Kollege Kelber hat zum Thema Klimaschutz auf
ie CO2-Grenzwerte von Kraftfahrzeugen hingewiesen.
h kann mich daran erinnern, weil ich alt genug bin und

as auch erlebt habe, dass die Haltung der Bundesregie-
ng zum Thema „CO2-Ausstoß von Kraftfahrzeugen“

einerzeit von Bundeskanzler Schröder und Wirtschafts-
inister Clement maßgeblich bestimmt worden ist.
ieser Linie, die Herr Schröder damals mit seiner Richt-
nienkompetenz bestimmt hat, fühlt sich die Bundesre-
ierung bis heute verpflichtet – nur mit dem Unter-
chied, dass wir glauben, dass wir die Arbeitsplätze in
eutschland erhalten und trotzdem etwas mehr für den
limaschutz tun können.

Wir müssen uns dann eben Gedanken darüber ma-
hen, wie wir verhindern, dass die guten umweltfreund-
chen Tendenzen und Entwicklungen in der deutschen
utomobilindustrie zunichte gemacht werden. Gestern





Bundesminister Peter Altmaier


(A) )


)(B)

hat der erste große Hersteller ein elektrisches Serienfahr-
zeug vom Band rollen lassen – hier in Deutschland; das
hat es in Deutschland bisher nicht gegeben –; die ande-
ren Hersteller werden nachziehen. Ich schäme mich
manchmal, wenn ich sehe, dass in der Stadt Peking in-
zwischen mehr Elektrobusse und Elektrofahrzeuge im
Einsatz sind als in der gesamten Bundesrepublik
Deutschland.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, vernichtend! Woran liegt das?)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724606300

Herr Minister, möchten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Ott zulassen?

Peter Altmaier, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit:

Aber gern.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724606400

Bitte schön.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Lieber Kollege
Altmaier, ich fände es ganz schön, wenn Sie einmal et-
was zu dem von uns vorgelegten Entwurf eines Klima-
schutzgesetzes sagen würden, das ja Mittelpunkt des
Themas der Debatte ist. Im Grunde müssten Sie das, was
wir da aufgeschrieben haben, als eigenen Entwurf ein-
bringen – wir würden Ihnen das wahrscheinlich sogar er-
lauben –; denn das ist genau das, was Ihnen fehlt. Wir
schreiben da für alle zukünftigen Bundesregierungen
zum Beispiel vor, dass es sektorale Reduktionsziele gibt,
dass die einzelnen Ressortminister da für ihren Bereich
verantwortlich sind und dass Maßnahmen getroffen wer-
den, falls sie diese Ziele nicht erreichen. Ich meine, das
ist wie auf Sie zugeschnitten.

Jetzt nennen Sie mir doch einmal eine Gelegenheit,
bei der Sie gegenüber Ihrem Kollegen Rösler die Ober-
hand behalten haben, abgesehen vielleicht einmal von
der Besetzung des WBGU, was ja auch nicht in der
Kompetenz des Wirtschaftsministers liegt. Nennen Sie
uns doch einmal einen einzigen Fall, in dem Sie in einer
Auseinandersetzung mit dem Wirtschaftsminister sagen
konnten: Hier habe ich mich durchgesetzt.

Das ist doch die große Frage: Wie erklären Sie sich,
dass Ihre Kanzlerin, die Sie als Mann für das zweitwich-
tigste Projekt dieser Regierung, die Energiewende, ein-
gesetzt hat – nach Schäuble für Finanzpolitik/Euro –, Sie
nicht unterstützt, dass diese Kanzlerin zwar in den Flut-
gebieten herumstapft und hier eine Aufmunterung gibt
und da eine kleine Flutopferhilfe zusagt,


(Otto Fricke [FDP]: Das ist nicht mehr eine Zwischenbemerkung, das ist eine Zwischenrede!)


aber nicht in dem zentralen Projekt dieser Bundesregie-
rung tätig ist und Sie unterstützt, wo doch, wenn ver-
nünftiger Klimaschutz betrieben würde, Katastrophen

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(C (D ie die, die wir jetzt erleben, zukünftig weniger würden nd nicht mehr, wie das jetzt zu befürchten ist? Nennen ie uns doch einmal einen Fall! Peter Altmaier, Bundesminister für Umwelt, Naturchutz und Reaktorsicherheit: Sehr geehrter Herr Kollege Ott, ich war heute eigentch sehr auf Konsens eingestellt, aber eines möchte ich nen schon sagen: Ich verstehe meine Rolle in einer oalition nicht darin, dass ich mich ständig in einem lein-Klein-Krieg mit einzelnen Ministern befinde und m Ende nichts erreiche. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, aber Sie müssen sich durchsetzen!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


iese Regierung hat sich in allen entscheidenden Fragen
das geht von der Energieeffizienz-Richtlinie über die
aftung im Offshorebereich im Rahmen der Energie-
ende bis hin zur Reform der Photovoltaik-Förderung –

ls handlungsfähig erwiesen. Der deutsche Bundesum-
eltminister hat einen erheblichen Beitrag dazu geleistet
nd immer wieder mit Ideen die Diskussion vorange-
racht.


(Zuruf des Abg. Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich stelle nur einmal fest, lieber Herr Ott, dass wir
eute in Deutschland unter der Verantwortung von
hilipp Rösler und Peter Altmaier weitaus weniger CO2
usstoßen und weitaus mehr erneuerbare Energien nut-
en als seinerzeit unter der Verantwortung von Wolfgang
lement und Jürgen Trittin.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie können keinen Fall nennen!)


ir haben die Dinge vorangebracht, und wir lassen uns
iese Erfolge nicht kleinreden.


(Ulrich Petzold [CDU/CSU], an den Abg. Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] gewandt: Stehen bleiben! – Gegenruf des Abg. Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Dann bitte ich auch um eine Antwort! Nennen Sie einen Fall! Wo haben Sie sich durchgesetzt?)


Ich bin noch nicht fertig, Herr Kollege Ott. Sie haben
uch die Klimakanzlerin angesprochen. Bitte noch ein-
al kurz aufstehen!

Sie rufen ständig nach der Richtlinienkompetenz. Fra-
en Sie Ihren Kollegen Trittin, wie das damals war, als
err Schröder die Richtlinienkompetenz ausgeübt hat!
h sage Ihnen eines: Angela Merkel steht weltweit für

ie Bemühungen, den Klimaschutz voranzubringen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie denn?)






Bundesminister Peter Altmaier


(A) )


)(B)

Sie war diejenige, unter deren Verantwortung das Kioto-
Protokoll zustande gekommen ist, und das ist bis heute
das effektivste Instrument, das wir in diesem Bereich ha-
ben.


(Ute Vogt [SPD]: Das ist längst verjährt! – Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nennen Sie ein Beispiel!)


Es ist nicht ausreichend, und wir müssen es verbessern.
Ich sage Ihnen, dass die Hoffnungen für den Klima-
schutz weltweit auf den Schultern der Bundeskanzlerin
Angela Merkel ruhen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ruhen? Ja, es ruht!)


Deshalb sollten Sie sie in diesem Bereich unterstützen.
Springen Sie über Ihren Schatten, auch wenn es viel-
leicht etwas schwerfällt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben die Frage nicht beantwortet!)


Es ist öffentlich bekannt, dass ich der Auffassung bin,
dass wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit regulatori-
schen Eingriffen – das schlagen Sie vor – anfangen soll-
ten. Ich glaube, dass das europäische ETS, das System
des Zertifikatehandels, ein marktwirtschaftliches System
ist, und ich glaube, dass wir kurz davor sind, diesem
System weltweit zum Durchbruch zu verhelfen: in
China, in Australien, in Korea.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deshalb machen Sie es hier kaputt?)


In vielen Ländern dieser Welt ist ein eigener Zertifika-
tehandel eingeführt worden oder ist kurz davor, einge-
führt zu werden.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deshalb machen Sie es hier kaputt? Toll!)


Deshalb sollten wir nicht unsere Lösung, nur weil sie zu
rot-grünen Zeiten schlecht gestrickt worden ist, infrage
stellen.


(Beifall bei der FDP)


Der deutsche Umweltminister – das ist bekannt – ist
vielmehr der Auffassung, dass wir das sogenannte Back-
loading machen sollten, damit wir ein Knappheitssignal
bekommen. Der deutsche Umweltminister wird weiter
dafür kämpfen. Der Unterschied zum Kollegen Duin,
lieber Herr Kollege Kelber, ist: Auch ich habe meine
Kollegen im EP angeschrieben.


(Ulrich Kelber [SPD]: Und?)


Das hat immerhin sieben Kollegen dazu bewogen, dem
Backloading zuzustimmen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sieben von?)


Herr Duin hat auch einen Brief geschrieben. Er hat in Ih-
rer Partei niemanden zu etwas bewegt. Das haben Sie
eben selbst gesagt. Ich sage Ihnen eines: Widerstehen
Sie der Versuchung, dieses Thema in die parteipolitische
Auseinandersetzung zu führen.

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(C (D (Ulrich Kelber [SPD]: Nur weil Sie nicht liefern!)


Dass der Kollege Rösler eine andere Vorstellung vom
ackloading hat als der Bundesumweltminister,


(Ulrich Kelber [SPD]: Wir sollen also nicht sagen, wo Sie nicht liefern! Das hat nichts mit Parteipolitik zu tun!)


t nicht besonders überraschend. Ich sage Ihnen eines:
enn wir es gemeinsam geschafft haben, im Europäi-

chen Parlament dafür eine Mehrheit zu erreichen, dann
ird sich diese Bundesregierung auch für die Abstim-
ung im Ministerrat positionieren.


(Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Danach?)


h sage Ihnen zu, dass der Bundesumweltminister das
t, wozu er nach seinem Amtsverständnis verpflichtet
t, nämlich sich für eine erfolgreiche Klimapolitik ein-
usetzen und dafür, dass Deutschland Vorreiter und Vor-
ild in Europa und weit darüber hinaus bleibt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist lange her, dass Sie Vorreiter waren!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724606500

Jetzt hat Bärbel Kofler das Wort für die SPD-Frak-

on.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1724606600

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Herr Minister Altmaier, ich finde es schon ein biss-
hen perfide, wenn Sie nicht handeln, jedoch das Benen-
en Ihres Nichthandelns seitens der Opposition als
arteipolitisches Kalkül und Parteipolitik bezeichnen.
ir fordern die Regierung zum Handeln auf, wenn es

um Beispiel um die Fragen des europäischen Emis-
ionshandels geht. Sie müssen an dieser Stelle liefern
nd dürfen sich nicht hinter Ihren eigenen Koalitionspro-
lemen verstecken.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Eigentlich hätte ich schon erwartet, dass Sie einmal
lar sagen, wie Sie zu den CO2-Reduzierungszielen auf
uropäischer Ebene stehen. Wollen Sie als Bundesregie-
ng die 30-Prozent-Reduktion auf europäischer Ebene,

der wollen Sie sie nicht? Wir alle wissen es nicht. Ihre
egierung weiß es auch nicht. Diese Frage wurde von
ns vor einiger Zeit in der Fragestunde gestellt. Frau
eiche antwortete darauf:

Die Bundesregierung hat bisher keine einheitliche
Haltung zu einer notwendigen Stärkung des euro-
päischen Emissionshandels und prüft derzeit noch
die von der EU-Kommission vorgelegten Vor-
schläge.

as ist doch kein aktives Handeln für einen der wich-
gsten Partner in der Europäischen Union, wenn es um





Dr. Bärbel Kofler


(A) )


)(B)

die Frage der Vorreiterrolle beim Emissionshandel und
der Reduzierung der CO2-Ausstöße geht.

Ich glaube – Herr Kauch hat viel über die internatio-
nale Ebene gesprochen –, dass Sie mit Ihrem Nichthan-
deln Vertrauen auf internationaler Ebene verspielen.
Wenn man wirklich auf internationaler Ebene zur CO2-
Reduzierung kommen möchte, dann braucht man Part-
ner, sei es in den Schwellenländern, aber gerade auch in
den Entwicklungsländern. Diese stehen vor unheimli-
chen Herausforderungen. Es muss 1,3 Milliarden Men-
schen, die noch keinen Zugang zu Energieversorgung
haben, geholfen werden, zu einer Energieversorgung zu
kommen. Es muss den 2,7 Milliarden Menschen gehol-
fen werden, die lediglich eine mehr oder weniger not-
dürftig zusammengezimmerte Kochgelegenheit haben
und fossile Brennstoffe verwenden – mit allen Folgen
für Umwelt und Gesundheit.

Wenn Sie für diese Länder etwas tun wollen, dann tre-
ten Sie mit ihnen in einen partnerschaftlichen Dialog da-
rüber, wie sie sich entwickeln und den Zugang zu Ener-
gie für ihre Bevölkerung verbessern können. Dabei
müssen aber auch die Grenzen unseres Planeten aner-
kannt werden, und es muss verstanden werden, dass die
Fehler, die wir während der Industriealisierung in der
Vergangenheit gemacht haben, nicht in anderen Ländern
reproduziert werden können.

Bevor dieser Dialog zustande kommt, bedarf es erst
einmal hier in Deutschland einer vernünftigen Haltung
mit vernünftigen Vorbildern. Dazu gehört das nationale
Ziel der CO2-Reduzierung. Dazu gehört die Haltung auf
europäischer Ebene. Dazu gehört auch Ihre Klima- und
Energiepolitik generell. An Kopenhagen erinnern wir
uns mit Grausen. Die von Ihnen viel gerühmte Energie-
wende lief doch nach dem Motto „Rein in die Kartof-
feln, raus aus den Kartoffeln“ ab. Das wird im Ausland
bemerkt.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie wollten am Anfang dieser Legislaturperiode doch
etwas ganz anderes. Wer hat die Laufzeiten von Atom-
kraftwerken denn verlängert und ganz andere Signale
ausgesendet? Erst angesichts der Katastrophe von Fuku-
shima und der bevorstehenden Landtagswahl in Baden-
Württemberg sind Sie auf andere Gedanken gekommen.
Das ist doch der wahre Hintergrund. Es geht Ihnen nicht
um die Frage, wie man den CO2-Ausstoß wirklich ver-
ringert und die Energiewende weltweit voranbringt.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es ist bezeichnend, dass gerade zu diesem Punkt
17 Anträge zum Thema Klimaschutz – Klimaschutz bei
uns und weltweit – vorliegen. Alle sind von der SPD
oder von den Grünen eingebracht. Die Regierung hat es
offensichtlich nicht nötig, irgendetwas einzubringen.


(Michael Kauch [FDP]: Wir machen Gesetze!)



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(C (D Die Gesetze, die Sie machen, Herr Kauch, würden wir erne einmal sehen. Das stimmt. Gerne möchten wir sie nicht sehen. Ich halte es für dringend geboten, etwas zum internaonalen Bereich zu sagen. Wir haben einen Antrag einebracht, in dem wir uns explizit mit den Entwicklungsndern und der Frage beschäftigen, wie wir zu mehr nergie für die Menschen kommen, aber auch Effizienz oranbringen können. Wir wollen das Thema „Low Caron“, wie es auf Neudeutsch so schön heißt, also wenier fossile Energien, voranbringen. Wir wollen Strateien mit den Ländern entwickeln. Wir wollen uns über nsere Exportgarantien unterhalten und uns Gedanken arüber machen, wie wir die Themen erneuerbare Enerien und Energieeffizienz und nicht Garantien für Träger on Atomenergie oder fossiler Energie in den Mittelunkt unseres Handelns stellen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Ulrich Kelber [SPD]: Nein! Nicht gerne!)


Es ist leider zu Recht über die Frage der Anpassungs-
aßnahmen in Deutschland gesprochen worden. Ich be-
ne das Wort „leider“. Es ist nichts Schönes, dass wir

ns darüber unterhalten müssen, dass auch bei uns mitt-
rweile Anpassungsmaßnahmen notwendig sind. Vom
ollegen Kelber ist zu Recht angedeutet worden, dass in
en Ländern des Südens – ich nenne das Beispiel Bang-
desch, weil die Grünen und wir gemeinsam einen An-
ag dazu eingebracht haben –, also bei den Ärmsten der
rmen, in den letzten 30 Jahren 200 Extremwetterereig-
isse stattgefunden haben: Dürren, Überschwemmun-
en, Überflutungen. 180 000 Menschen haben ihr Leben
erloren. Wir machen leider keine wirklichen Angebote,
m diese Menschen, die vor Ort eine ganze Menge tun,
u unterstützen, sei es mit dem Bau von Notunterkünf-
n, sei es mit der Umstellung ihres Energiesystems hin

u erneuerbaren Energien – das wollen viele –, sei es
insichtlich der Frage der Flüchtlingsbewegung, die
ittlerweile Druck auf die Städte und die sozialen Struk-
ren ausübt.

Wir müssen diese Länder anhand von Anpassungs-
aßnahmen unterstützen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724606700

Frau Kofler!


Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1724606800

Ich komme zum Schluss. – Das wäre eine wirkliche

ilfestellung, durch die in den anderen Ländern Ver-
auen in den internationalen Klimaschutz und in ein
andeln für eine gemeinsame Welt unter Anerkennung
er Grenzen unseres Planeten geschaffen wird.

Danke sehr.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724606900

Das Wort für die FDP-Fraktion hat jetzt der Kollege

Horst Meierhofer.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Horst Meierhofer (FDP):
Rede ID: ID1724607000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich möchte kurz noch etwas zum Hochwasserschutz sa-
gen, weil ich aus Regensburg komme und wir den
höchsten Wasserstand seit mehr als 130 Jahren zu ver-
zeichnen hatten: Es ist – wie sich mittlerweile abzeich-
net – glücklicherweise so, dass die Schäden aufgrund
mobiler Hochwasserschutzelemente deutlich geringer
ausgefallen sind als in den letzten Jahren. Das zeigt also,
dass man mit Anpassung wirklich etwas bewegen kann.

Wenn man sich die Situation donauabwärts ansieht
– Richtung Deggendorf und Passau sowie Richtung
Elbe –, dann erkennt man, welche Probleme und Schwie-
rigkeiten vorhanden sind. Eine Antwort allein wird nicht
ausreichen. Das, was Minister Altmaier gesagt hat, näm-
lich dass man den Flüssen mehr Raum geben muss, ist
richtig. Dafür müssen wir gemeinsam sorgen. Es gibt üb-
rigens auch Umweltschutzverbände, die sich eingebracht
haben. Dazu gehören NABU und WWF, aber auch
BUND, die Deichrückverlegungsmaßnahmen ergriffen
haben. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Bereich. In
dem Bereich müssen wir noch mehr tun.

Allerdings – das ist die Kehrseite – geht es nicht nur
darum, Deiche zurückzuverlegen, sondern auch darum,
aktiv Hochwasserschutz zu betreiben, also auch Hoch-
wasserdämme zu bauen. Da gibt es schon das eine oder
andere Beispiel dafür, wo von den Umweltschutzverbän-
den oder auch Parteien ein bisschen mehr Entgegenkom-
men gezeigt werden muss. Ich glaube, wir müssen uns,
wenn die Flut vorbei ist und die Probleme gelöst sind,
genauer darüber unterhalten und Akzeptanz insbeson-
dere für aktiven Hochwasserschutz beispielsweise in
Form von Wällen und Wänden erreichen. Da muss man
von der Blockadehaltung wegkommen und ein bisschen
mehr darauf setzen, die Leute, die davon direkt betroffen
sind, zu schützen.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Paul Lehrieder [CDU/CSU])


Ein Thema, das dazugehört, ist die Frage der Finan-
zierung. Als bayerischer Abgeordneter darf ich sagen:
Der Osten war vom Hochwasser 2002 natürlich deutlich
stärker betroffen; aber wenn eine Fondslösung am
Schluss dazu führt, dass ein Bundesland ungefähr
60 Millionen aus dem Fonds erhält und gleichzeitig
450 Millionen Euro einzahlt, so wie es damals im Falle
Bayerns war, dann ist es nicht der richtige Weg. Es sollte
schon so sein, dass man den betroffenen Regionen
schnell und unbürokratisch hilft. Die Bundeskanzlerin
selbst hat darauf hingewiesen, dass eine Eins-zu-eins-
Lösung – auf jeden Euro, der von den Ländern kommt,
legt der Bund einen Euro drauf – eine Lösung sein
könnte, die uns allen hilft. Ich hoffe, dass wir da zu ei-
nem vernünftigen Ergebnis kommen.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Max Lehmer [CDU/CSU])


In Nordrhein-Westfalen scheint es nicht ganz so gut
u funktionieren. Minister Altmaier hat darauf hingewie-
en, dass die Mittel für den Hochwasserschutz dort um
0 Millionen Euro reduziert wurden. Damit nicht genug:
leichzeitig wurde die Förderquote gesenkt.


(Ulrich Kelber [SPD]: Vielleicht haben wir unsere Hausaufgaben schon erledigt!)


isher war es so, dass 80 Prozent der Kosten, die von
en Leuten vor Ort für den Hochwasserschutz aufge-
endet wurden, von den Ministerien, vom Land über-
ommen wurden. Die Landesbeteiligung wurde jetzt auf
0 Prozent reduziert, was bedeutet, dass die Betroffenen
0 Prozentpunkte mehr bezahlen müssen. Ob das in
olch einer Phase die richtige Botschaft ist, Herr Kelber,
as wage ich wirklich zu bezweifeln.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Ich komme zu den Themen, die uns heute beschäfti-
en. Klimaschutz im Zusammenhang mit Hochwasser
t ein kleiner Bereich; ganz anders sieht es mit dem
eltweiten Klimaschutz aus. Ich möchte darauf hinwei-

en, dass unsere Regierung extrem hohe Aufwendungen
nd extrem große Anstrengungen unternommen hat: Al-
in im Jahr 2013 werden 16,4 Milliarden Euro für den
limaschutz bereitgestellt. Auch was die Reduzierung
er CO2-Emissionen betrifft, gibt es einen Riesenerfolg:

Kioto-Protokoll haben wir uns verpflichtet, die Emis-
ionen im Vergleich zu 1990 um 21 Prozent zu reduzie-
n. Ich habe gehört, dass eine Senkung um 25 Prozent

der sogar 27 Prozent erreicht worden ist. Das reicht
icht aus, aber es ist ein Riesenschritt.


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber letztes Jahr ist es wieder gestiegen! Um 1,6 Prozent!)


s ist ein schönes Ergebnis, dass wir unser Ziel überer-
llt haben. Das wollen wir gerne ausweiten.


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie tun ja doch nichts!)


Es taucht des Öfteren die Frage auf, ob die Bundesre-
ierung oder die Koalitionsfraktionen bereit seien, die
limaschutzziele insgesamt zu erhöhen. Da sage ich:
atürlich sind wir bereit. Deutschland hat das Ziel, die
O2-Emissionen um 40 Prozent zu reduzieren.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo steht das denn? – Ulrich Kelber [SPD]: Warum melden Sie das dann nicht in Brüssel an?)


as ist ambitionierter als die Ziele, Herr Ott, die sich die
t-grüne Regierung gesetzt hat.


(Ulrich Kelber [SPD]: Die Kommission fragt gerade nach den Zielen! Sie melden das 40-Prozent-Ziel nicht! Das ist falsch, was Sie sagen!)


ir haben gesagt, dass wir auch bereit wären, auf euro-
äischer Ebene das Ziel einer Reduzierung der Emissio-





Horst Meierhofer


(A) )


)(B)

nen um 30 Prozent festzulegen. Wenn wir es schaffen,
die Emissionen in Deutschland um 40 Prozent zu redu-
zieren, dann werden sich auch die anderen an einer stär-
keren Reduzierung beteiligen. Sie können es im Nach-
haltigkeitsbericht des letzten Jahres nachlesen; dort
haben wir es ganz klar niedergeschrieben. Wir werden es
auch tun.

Herr Kelber, jetzt möchte ich auf eines hinweisen. Sie
erwarten von uns, dass wir unsere Ziele, die wir ambitio-
nierter gestalten als Sie jemals vorher, nochmals erhö-
hen. Und was machen Sie in den Bundesländern? Sie re-
duzieren die Ziele. Sie haben die Klimaschutzziele in
Baden-Württemberg und in Nordrhein-Westfalen redu-
ziert


(Zuruf von der FDP: Pfui!)


und darüber hinaus, was die Gebäudesanierung betrifft,
das Gegenteil von dem gemacht, was passieren sollte,
nämlich dafür gesorgt, dass im Bundesrat wirkliche Kli-
maschutzmaßnahmen blockiert werden. Wenn man das
macht, also Wasser predigt und Wein säuft, dann ist das
nicht besonders nachhaltig und glaubwürdig.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Max Lehmer [CDU/CSU])


Dann sollten Sie die Letzten sein, die mit dem Finger auf
uns zeigen. Sie sollten sich auch einmal darüber freuen,
dass wir sehr viel erreicht haben, auch wenn Sie es uns
vielleicht nicht gönnen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724607100

Herr Kollege.


Horst Meierhofer (FDP):
Rede ID: ID1724607200

Es waren vier sehr gute Jahre für den Klimaschutz,

für die erneuerbaren Energien und den Emissionshandel.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724607300

Zu einer Kurzintervention gebe ich dem Kollegen

Ulrich Kelber das Wort.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Aber wirklich kurz!)



Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1724607400

Fakten kann man immer in ziemlich kurzer Zeit darle-

gen, Herr Kollege Grosse-Brömer. – Eigentlich hätte
Herr Kauch, der aus Nordrhein-Westfalen kommt, Herrn
Meierhofer von der FDP schon einmal erklären müssen,
wie es sich mit den Klimaschutzzielen in Nordrhein-
Westfalen verhält, die der Kollege gerade am Ende er-
wähnt hat. In der Tat ist das Klimaschutzziel der rot-grü-
nen Landesregierung unterhalb des Klimaschutzzieles
der schwarz-gelben Landesregierung!


(Ulrich Petzold [CDU/CSU]: Ja, guck an! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)



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(C (D Ich wusste, dass Sie sich freuen. Das Interessante ist ber, hinzuschauen: Wie war denn die Entwicklung bei en Treibhausgasen unter der schwarz-gelben Landesreierung, die sich eine Reduzierung um 30 Prozent vorgeommen hat? In den fünf Jahren ihrer Regierungszeit hat ie es geschafft, den Ausstoß von Treibhausgasen in ordrhein-Westfalen zu erhöhen. Das ist eben der Unter chied zwischen Schein und Sein. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724607500

Herr Meierhofer.


Horst Meierhofer (FDP):
Rede ID: ID1724607600

Wenn Sie tagesgenau abrechnen wollen, wie viel man

uf der einen Seite im Bereich Klimaschutz erreicht hat
nd wie viel Treibhausgasemissionen es auf der anderen
eite gab, dann sollten Sie vernünftige Zeiträume ange-
en.


(Ulrich Kelber [SPD]: Stimmen die Zahlen oder stimmen sie nicht?)


Schauen Sie sich an, was wir im Zuge des Kioto-Pro-
kolls in den Jahren 1990 bis 2012 erreicht haben.


(Ulrich Kelber [SPD]: Stimmen meine Zahlen?)


7 Prozent sind ein stattliches Ziel, auch wenn wir im
tzten Jahr auf nationaler Ebene mehr CO2-Ausstoß zu
erzeichnen hatten.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Geht es noch weiter weg?)


brigens wurde aufgrund des Emissionshandels europa-
eit weniger CO2 ausgestoßen als vorher.


(Ulrich Kelber [SPD]: Stimmen meine Zahlen?)


Es tut mir leid, dass ich nicht für jeden einzelnen
ahlkreis die Ziele pro Tag und Monat definieren kann.


(Ulrich Kelber [SPD]: Nordrhein-Westfalen hat 62 Wahlkreise!)


ber Tatsache ist, dass der Emissionshandel funktio-
iert.

Folgendes ärgert mich furchtbar: Man legt Ziele auf
ternationaler Ebene fest. Sie alle weisen regelmäßig

arauf hin, dass wir nicht nur in Deutschland, sondern
eltweit Klimaschutz betreiben müssen. Wir haben uns
r die Erreichung der Ziele eingesetzt. Die Ergebnisse

egen nun vor, aber Sie sagen: Schön und gut, aber bei
ns zu Hause reicht das nicht aus, darum müssen wir
tzt etwas anderes machen. – Aber so funktioniert das
icht.

Sie können nicht fünf Konzepte in fünf Projekten
leichzeitig verwenden, um ein Ziel zu erreichen. Sie
üssen eine Vorgabe machen, die Sie erreichen wollen.
ur dann schaffen Sie es. Aber genau das machen Sie
ider nicht. Sie sagen: Wir achten nur auf uns, wir brau-

hen die Vorreiterrolle, und es ist uns schnurzpiepegal,





Horst Meierhofer


(A) )


)(B)

was der Rest der Welt macht. So kommen wir zu keinem
Ergebnis.

Obwohl wir in einem Jahr, in dem wir Gott sei Dank
einen Wirtschaftsaufschwung zu verzeichnen haben, wie
er weltweit oder zumindest europaweit nicht vergleich-
bar ist, etwas mehr Emissionen haben, haben wir trotz-
dem unsere Klimaschutzziele auf europäischer Ebene er-
reicht, weil andere dafür deutlich weniger Emissionen
haben. Wenn wir es schaffen würden – Kollege Kauch
hat darauf hingewiesen, dass wir gerne dazu bereit wä-
ren –, das auch auf den Verkehrssektor und auf den
Wohnbereich auszudehnen, hätten wir eine echte
Chance, noch mehr für den Klimaschutz zu tun. Das
könnten wir vielleicht gemeinsam angehen; denn auch
Sie haben dieses Ziel.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Drei Minuten für „Sie haben recht!“ Das ist ein neuer Rekord! Das hätte man auch in vier Worten sagen können. Bärbel Höhn hat jetzt das Wort für Bündnis 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir le gen Ihnen hier im Deutschen Bundestag heute unseren Gesetzentwurf zum Klimaschutz vor, weil wir das Thema aus der tagespolitischen Debatte herausholen wollen. Herr Meierhofer, wir wollen, dass das Thema Klimaschutz langfristig angegangen wird und dass wir nicht nur Ziele verkünden, sondern dass wir diese Ziele am Ende auch erreichen. Das muss unsere Aufgabe sein. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724607700
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724607800

Die deutsche Politik hat die Schuldenbremse gesetz-
lich verankert, weil es nicht sein kann, dass wir immer
mehr Schulden machen und nachfolgende Generationen
keinen Spielraum mehr haben. Meine Fraktion findet,
dass die Erhaltung unserer Lebensgrundlage, der Klima-
schutz, eine ebenso wichtige Aufgabe ist, die wir nicht
einfach auf Kosten unserer Kinder lösen dürfen. Deshalb
brauchen wir nicht nur eine Schuldenbremse, sondern
wir brauchen auch eine CO2-Bremse, um unseren Kin-
dern eine Zukunft zu ermöglichen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Hochwasserkatastrophe erinnert uns in der Tat
daran, wie teuer nicht vorhandener Klimaschutz sein
kann. Der eine oder andere mag der Meinung sein: Der
Klimawandel ist doch gar nicht so schlimm, es wird viel-
leicht 2 bis 3 Grad wärmer. Wir sehen, dass genau das
eintritt, was Niclas Stern in seiner Studie gesagt hat: Wir
werden den Klimawandel nicht bezahlen können. Er
wird so teuer, dass ihn keiner bezahlen kann. – Deshalb
müssen wir uns für den Klimaschutz einsetzen. Die Flut-

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(C (D atastrophen zeigen, dass auch Deutschland nicht verchont bleibt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Mir ist wichtig, dass wir beim Klimaschutz auch an
nsere internationale Verantwortung denken; denn wir,
ie Industrieländer, sind für den hohen CO2-Ausstoß
erantwortlich. 80 Prozent der Emissionen werden von
en Industrieländern verursacht. Die Gewinne sind lange
ingefahren, aber die Opfer des Klimawandels, die zum
eispiel in Bangladesch und Afrika leben, leiden immer
ieder unter den Folgen; noch viel mehr als wir hier.
eshalb haben wir die Verpflichtung – nicht nur für die
enschen hier in Deutschland, sondern auf der ganzen
elt –, verlässlichen Klimaschutz zu betreiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Rolle der Kanzlerin ist mehrfach angesprochen
orden. Herr Altmaier, es stimmt: Die Kanzlerin hat da-
als das Kioto-Protokoll mitverhandelt. 2007 hat sie

ich, als es en vogue war und der Stern-Bericht gerade
uf dem Tisch lag, als Klimakanzlerin präsentiert. Aber
ach 2007 hat sie alle ihre Versprechungen nicht gehal-
n. Es waren leere Versprechungen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


2008 hat sie auf europäischer Ebene dafür gekämpft,
ass die großen Autos mehr CO2 ausstoßen dürfen. 2008
ug die Kanzlerin die Verantwortung für das verhee-
nde Ergebnis der Klimakonferenz in Poznan und in der
olge auch in Kopenhagen. Es kann nicht sein, dass
lle, medienwirksame Fotos mit einem roten Anorak

or den schmelzenden Eisbergen gemacht werden und
anach kein Klimaschutz betrieben wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Der mit dem roten Anorak war Herr Gabriel, oder?)


as darf nicht sein. Deshalb wollen wir unser Klima-
chutzgesetz. Deshalb wollen wir auch, dass diese Kanz-
rin endlich ihre Verantwortung wahrnimmt – denn sie
t diejenige mit dem meisten Wissen in der Bundesre-
ierung –, den Wirtschaftsminister endlich in die
chranken weist und endlich dafür sorgt, dass der Kli-
aschutz in Deutschland ernst genommen wird und wir

ine Vorreiterrolle übernehmen, auch in der EU. Dafür
rauchen wir unser Klimaschutzgesetz.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724607900

Daniela Ludwig hat jetzt das Wort für die CDU/CSU-

raktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)


Daniela Raab (CSU):
Rede ID: ID1724608000

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Kolleginnen

und Kollegen! Uns liegt ein bunter Strauß aus Anträgen
und Gesetzentwürfen vor. Sie nehmen es mir hoffentlich
nicht übel, wenn ich mich in meiner Eigenschaft als Ver-
kehrs- und Baupolitikerin zunächst gerne mit den ent-
sprechenden Anträgen beschäftigen möchte; denn zum
Klimaschutz und zu dem, was Sie sich sonst noch vor-
stellen, haben wir heute schon Hinreichendes gehört.
Auch die Rednerinnen und Redner nach mir werden
dazu sicherlich noch einiges ausführen.

Vorweg möchte ich etwas zur Mobilitätsstrategie der
Bundesregierung sagen: Wir sind „mit Ziel mobil“. So
möchte ich das einmal überschreiben. Wer das Gegenteil
behauptet – das war heute schon vielfach der Fall –, der
hat ganz offenkundig das Verkehrskonzept dieser Bun-
desregierung nicht richtig verstanden.


(Ulrich Kelber [SPD]: Seite 1 Rhetorikhandbuch! Blättern Sie einmal auf Seite 2!)


Wenn wir innerhalb der Bundesregierung, aber auch in-
nerhalb der Koalitionsfraktionen manchmal über den
Weg zu den konsensualen Zielen debattieren, dann ist
das, so glaube ich, nicht unbedingt verwerflich. Das
zeigt nur: Wir sind an gesellschaftlichen Debatten über
die Energiewende und den Klimaschutz interessiert, und
wir sind daran interessiert, die Menschen, aber auch die
Industrie in unserem Land mitzunehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Michael Kauch [FDP])


Das möchte ich an dieser Stelle mit aller Deutlichkeit sa-
gen. Anders funktioniert die Energiewende mit Sicher-
heit nicht.

Was die CO2-Reduktionsziele im Verkehrsbereich an-
geht, möchte ich Folgendes sagen: Das, was im Energie-
konzept der Bundesregierung steht, geht weit über das
hinaus, was in den vorliegenden Anträgen gefordert
wird. Das müssen Sie schlicht und ergreifend einmal zur
Kenntnis nehmen. Wir sagen: Der Energieverbrauch im
Verkehrssektor soll bis 2020 um 10 Prozent und bis 2050
um immerhin 40 Prozent gesenkt werden. Außerdem be-
zieht sich das Energiekonzept dieser Regierung nicht nur
auf fossile Energieträger, sondern auch auf nichtfossile
Energieträger. Dabei sind wir auch noch technologieoffen.
Ich glaube, auch das ist wichtig; denn im Moment kann
keiner wirklich beurteilen, was sich am Markt letztlich
durchsetzen wird. Wir sollten den Markt nicht vergessen.
Bei uns geht es um Elektromobilität, bei uns geht es aber
auch um die Brennstoffzelle und um Hybride.


(Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Es geht um Umweltschutz! Das haben Sie schon verstanden?)


Ich glaube, das zeigt, dass wir auf einem relativ guten
Weg sind, wir aber auch viele Dinge gemeinsam mit der
Industrie und der Forschung weiterentwickeln müssen.

Die SPD fordert, Biomethan im Verkehrssektor zu
fördern. Ja, diesbezüglich besteht ein klarer Konsens.
Das sehen wir auch so. Allerdings ist auch das bereits
Bestandteil unseres Energiekonzeptes. Wenn Sie sich

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(C (D as zu Gemüte geführt hätten, hätten Sie dieses Stichort leicht gefunden. (Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Sie haben aber verstanden, dass Sie regieren, oder?)


ir sind bereits dabei, diese Forderung zu erfüllen und
mzusetzen. – Frau Kofler, falls Sie es nicht verstanden
aben, wiederhole ich das gerne noch einmal:


(Ulrich Kelber [SPD]: Nur schlechte Redner unterstellen anderen, es nicht gelesen und verstanden zu haben! Die anderen haben es nicht nötig!)


er Verkehrssektor ist nicht ganz unwichtig bei der
rage, wie wir die Klimaschutzziele und die Energie-
ende umsetzen. Deswegen erlaube ich mir, in meiner
ede auf die Punkte einzugehen, die aus Sicht der Ver-
ehrspolitiker in diesem Zusammenhang nicht ganz un-
ichtig sind. Das müssen Sie schlicht und ergreifend

ushalten. Da müssen Sie jetzt durch. Ganz offensicht-
ch haben Sie ein Problem damit, wenn man hier relativ
hig, ohne den Schallpegel zu durchbrechen, ein paar

akten vorbringt und sagt, wo wir hinkommen wollen
nd wie wir das erreichen wollen.

Deswegen sage ich zum Thema Biomethan: Auch
ier sind wir offen. Sie, liebe Kollegen von der SPD, ha-
en vielleicht auch zur Kenntnis genommen, dass Bio-
ethan bei der Biokraftstoffquote selbstverständlich an-
chenbar ist. Aber auch hier gilt: Es gibt noch ein Leben

aneben. Das sollten Sie zur Kenntnis nehmen.

Die Verbrauchsgrenzwerte müssen ambitioniert sein,
eine Frage. Aber uns ist schon wichtig, dass Ambitio-
en und Augenmaß zusammenpassen, dass das eine das
ndere nicht ausschließt. Wir haben heute schon mehr-
ch gehört, dass wir in diesem Bereich europaweit ab-

olute Vorreiter sind. Der Kollege Jung hat es ausge-
hrt, der Bundesumweltminister ebenso. Wir wissen

ber auch, dass wir Standort von vielen großen und gu-
n Fahrzeugschmieden sind. Ich möchte hier in aller
eutlichkeit sagen: Wir stehen dazu, dass wir in unse-
m Land eine herausragend gute Automobilindustrie

aben, und wir wollen auch, dass das so bleibt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deshalb ist es auch nicht verwerflich und nicht verbo-
n, sich mit der Industrie darüber zu unterhalten, wie
ir ambitionierte Ziele miteinander und nicht gegenein-

nder erreichen können. Das ist auch ein Ziel der Ver-
ehrspolitik der deutschen Bundesregierung. Dazu ste-
en wir definitiv. Wir wissen, dass wir im Bereich der
lektromobilität noch einige Probleme zu lösen haben,
eine Frage. Wir befinden uns in einer – wie es so schön
eißt – schwierigen Marktvorbereitungssituation. Wir
erfolgen ein ehrgeiziges Ziel, und wir werden noch sehr
art daran arbeiten müssen, lieber Kollege Jung, dieses
uch zu erreichen.

Aber es geht nicht gegen den Markt, es geht nur mit
em Markt. Es geht auch nur mit dem Verbraucher, der
tztlich diese Autos fahren und bezahlen muss. Danach
üssen wir uns politisch richten. Deswegen gilt für uns





Daniela Ludwig


(A) )


)(B)

ganz klar: nicht nur Reglementierung, nicht ein Gegenei-
nander, sondern ein gutes Miteinander und ein gemein-
sames Erreichen dieser Ziele. Ich glaube, dass wir tat-
sächlich auf einem ausgezeichneten Weg sind.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Angesichts dieser Leistungsbilanz glaube ich, dass
wir zufrieden sein können. Wir können uns nicht zurück-
lehnen, ganz im Gegenteil. Wir müssen noch sehr viel
dafür tun, dass wir beim Klimaschutz vorankommen.
Aber ich möchte betonen: Diese Leistungsbilanz kann
sich in der Tat sehen lassen, und sie ist durchaus noch
ausbaufähig. Das hätte ich gern in dem einen oder ande-
ren Antrag von Ihnen gelesen, aber dafür hat es im
Wahlkampf offenbar nicht mehr gereicht.


(Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Machen Sie doch selber einen!)


Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724608100

Angelika Graf hat jetzt das Wort für die SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



Angelika Graf (SPD):
Rede ID: ID1724608200

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Präsidentin!

Frau Kollegin Ludwig, meine Lebenserfahrung sagt mir,
dass man dem politischen Gegner besser nicht unterstel-
len sollte, dass er dumm, uninformiert etc. ist. Ich denke,
das hat etwas mit dem Ansehen der Politik zu tun. Dem
haben Sie gerade intensiv geschadet.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte mich mit dem Thema, das ich Ihnen heute
vorstelle, ein bisschen außerhalb der Grenzen Deutsch-
lands bewegen; denn der Klimawandel macht eben nicht
an den Grenzen halt. Darüber haben wir heute schon län-
ger und anhand vieler Beispiele gesprochen.

Ich möchte Ihnen von einer Delegationsreise des
Menschenrechtsausschusses, dem ich angehöre, berich-
ten. Wir waren Anfang April in Nepal und haben uns
über die schwierige Lage vor Ort informiert. Diese hat
auf der einen Seite etwas mit den Schatten der Vergan-
genheit zu tun, die immer noch auf diesem Land liegen,
auf der anderen Seite aber durchaus auch mit der Klima-
veränderung, die man in Nepal ganz besonders deutlich
sieht und spürt. Die Gletscher im Himalaja-Staat
schmelzen. Der UN-Klimarat schätzt, dass sie im Jahre
2035 nur noch ein Fünftel der heutigen Fläche bedecken.
Durch die Schmelze entstehen riesige Gletscherseen.
Wenn man sich anschaut, welche Flächen dort überflutet
werden, weiß man, dass die Hochwasser, gegen die wir
heute hier kämpfen und die uns wegen ihrer Ausmaße
und der Anzahl der betroffenen Menschen erschrecken,
dagegen wirklich ein Klacks sind. Die Folge ist – so ab-

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(C (D urd es klingt –, dass die Trinkwasserversorgung für nd 1,3 Milliarden Menschen in den umliegenden Län ern stark gefährdet ist. Die Menschen sind somit sehr tark in ihrem Recht auf Wasser beeinträchtigt. Um auf die Folgen der Erderwärmung aufmerksam zu achen, hat die Regierung von Nepal im Jahre 2009 am ount Everest in 5 262 Metern Höhe getagt. Ich frage den, der hier ist, ob er das zur Kenntnis genommen hat, b uns allen bekannt ist, wie verzweifelt die Lage in dieem Land ist. Ich finde es gut, dass Nepal bei der diesjährigen Klimaonferenz in Polen eine besondere Rolle einnimmt. Neal ist derzeit der Sprecher der Gruppe der Least Deveped Countries. Damit hat Nepal die schwierige ufgabe, die Interessen und Bedürfnisse derjenigen enschen zu vertreten, deren Rechte durch die Folgen es Klimawandels am stärksten gefährdet sind. Bisher standen die Rechte der Menschen bei den Deatten der internationalen Klimaverhandlungen eben icht im Zentrum des Interesses. Mittlerweile diskutien die Regierungen und auch die Großen der Weltwirt chaft über geeignete Anpassungsstrategien – das ist in rdnung –, streiten über einen transparenten Emissionsandel – auch das ist prima – und über das 2-Grad-Ziel. ir haben heute mehrfach gehört, dass wir dieses wohl icht erreichen können; es ist aber gut, dass dies ein hema ist. Eines vermisse ich jedoch bei all diesen Diskussionen das ist meiner Meinung nach das Wichtigste –, nämlich ie Rechte der Menschen. Es geht darum, den Menschen icht als hilfloses Opfer, sondern als Träger von Rechten u sehen und diese Thematik mehr in die Debatte um en Klimawandel einzubringen. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ies umfasst das Recht auf Wohnen, das Recht auf Was-
er, das Recht auf Gesundheit und zum Beispiel auch
da schließe ich an das an, über das wir vorhin debat-
ert haben – das Recht, nicht vertrieben zu werden, nicht
om Wasser und auch nicht von anderen Menschen, die
ehr Geld haben und sich infolgedessen sozusagen in

em Land einkaufen, wo andere Menschen vorher gelebt
aben.

Die Verbindung zwischen der Verletzung von Men-
chenrechten und dem Klimawandel ist, wie das ein-
angs beschriebene Beispiel Nepal gezeigt hat, offen-
ichtlich. Dennoch ist auf internationaler Ebene bisher
eine Verknüpfung dieser beiden Rechts- und Politik-
ereiche erfolgt. Auf der einen Seite haben wir das inter-
ationale Menschenrechtssystem mit den UN-Pakten,
er Genfer Flüchtlingskonvention und mit seinen indivi-
uellen Möglichkeiten der Beschwerde. Auf der anderen
eite haben wir die internationalen Klimaverhandlungen
nter dem Dach der Klimarahmenkonvention.

Hier setzt unser Antrag an. Wir sind der Meinung,
ass die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels
usschließlich in Verbindung mit der Verletzung oder
efährdung der Rechte der Menschen gesehen werden





Angelika Graf (Rosenheim)



(A) )


)(B)

können und sollen und dass wir die Einbindung der
Menschenrechte in die Klimadiskussion brauchen, um
nachhaltige und für die Menschen angepasste und wich-
tige und richtige Lösungen zu finden.


(Beifall bei der SPD)


Ein menschenrechtsbasierter Ansatz in der Klimapolitik
würde aus unserer Sicht die internationalen Diskussio-
nen neu ankurbeln und den besonders Betroffenen eine
wichtige Stimme verleihen.

Erstens ist in den UN-Pakten die Pflicht, international
zu kooperieren, fest verankert. Zweitens würde der Fo-
kus dadurch besonders auf verwundbare Bevölkerungs-
gruppen, also zum Beispiel ethnische Minderheiten, ge-
legt. Drittens könnte ein menschenrechtsbasierter Ansatz
Standards und Mechanismen für die Klimapolitik bereit-
stellen, die den Klimawandel mit seinen Folgen auf ver-
traglich vereinbarter Grundlage politisch und rechtlich
bewerten.

Wir fordern daher diese und die kommenden Bundes-
regierungen auf, diesen Ansatz im Menschenrechtssys-
tem und bei den Klimaverhandlungen sowie im Flücht-
lingsschutz –


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724608300

Frau Kollegin.


Angelika Graf (SPD):
Rede ID: ID1724608400

– ich bin sofort fertig – und der bi- und multilateralen

Entwicklungspolitik entsprechend zu integrieren. Herr
Kauch, vom Außenministerium – Sie sind mir nicht böse –
habe ich diesbezüglich noch nichts gehört.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724608500

Für die FDP-Fraktion hat jetzt das Wort der Kollege

Klaus Breil.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Klaus Breil (FDP):
Rede ID: ID1724608600

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und

Kollegen! In tiefer Betroffenheit möchte ich mich den
Worten des Kollegen Horst Meierhofer zur Hochwasser-
katastrophe, vor allen Dingen mit dem Bezug zu Bayern,
anschließen.

Angesichts der Anzahl der Beschlussempfehlungen
und Anträge möchte ich mich auf die zwei Punkte
„transatlantische Kooperation“ und „China als Partner“,
die sich vor allem in zwei Anträgen der Grünen finden,
konzentrieren. Dabei möchte ich die Damen und Herren
der Opposition um eines bitten. Allzu oft führen Sie die
Vorreiterrolle Deutschlands als Begründung für die Ein-
führung von Zwangsmaßnahmen an. Ich möchte Ihnen
in dieser Sache eines mitgeben: Nehmen Sie bitte zur
Kenntnis, dass Fingerzeige von uns auf China oder die
USA als diejenigen, die Nachhilfe von uns brauchen,
nicht notwendig sind.

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(C (D (Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Macht doch keiner!)


iemand braucht oder mag uns Deutsche als Besserwis-
er, die stets nach einer Eins mit Sternchen lechzen.
eide Länder – das mag für den einen oder anderen hier
eu sein – kümmern sich sehr wohl um den Klimaschutz
nerhalb ihrer Staatsgrenzen. Beide Länder tun dies auf
re eigene Art. Beide Länder nehmen andere Wege als
ir in Deutschland.

Da Sie mir das nicht glauben, möchte ich Ihnen zwei
eispiele aus meiner jüngsten persönlichen Erfahrung
ennen. Ende Mai war ich in Washington D. C. auf dem
nergy Efficiency Global Forum, einer internationalen
onferenz zur Energieeffizienz. Dort war es fast schon

ine Selbstverständlichkeit, dass ein Deutscher, nämlich
er Unternehmer Heinz Dürr, mit einem Preis für sein
ebenswerk ausgezeichnet wurde. Deutschland steht
ie kein anderes Land für Effizienz, so auch für Ener-
ieeffizienz.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wow!)


Die Amerikaner verfolgen bei ihrer Energiewende
inen anderen, einen eigenen Ansatz: Sie agieren markt-
ezogen. Sie setzen auf Energieeffizienz sowohl in der
dustrie als auch in den privaten Haushalten. Großen
influss auf die Steigerungsraten bei der Energieeffi-
ienz bzw. bei der Produktivität haben in den USA Pro-
uktzyklen: die Zeiträume, in welchen Maschinenparks
der Geräte ausgetauscht werden. Bei diesem Weg
öchte ich einem souveränen Staat nicht hereinreden.

Den Ansatz der Chinesen zum Klimaschutz konnte
h auf der letzten Delegationsreise des Wirtschaftsaus-

chusses wieder erleben: Dort werden – das ist zugege-
enermaßen eine Spur mehr Planwirtschaft als bei uns –
ünfjahrespläne aufgestellt. Diese haben unter anderem
as Ziel, die Effizienz in den Unternehmen zu steigern
nd den Einsatz von Ressourcen zu verringern. Für mich
t das eine klare Ansage und nicht neu: Auch im letzten
ünfjahresplan wurde das Projekt Energieeffizienz ange-
angen, und zwar für die chinesische Stahlindustrie.
urch strenge Vorgaben wurden in China in diesem Be-
ich die größten Verschmutzer vom Markt genommen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Ordnungsrecht!)


nen wurde einfach die Genehmigung zur Produktion
ntzogen. Das ist der chinesische Weg.


(Lachen des Abg. Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Unser Weg liegt zwischen dem amerikanischen mit
iel Markt und dem chinesischen mit Plänen. Mit Ver-
ub: Wir könnten ein wenig mehr Markt gebrauchen;

ber das gehen wir gemeinsam mit unserem Koalitions-
artner in der kommenden Legislaturperiode an.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724608700

Jetzt hat der Kollege Johannes Röring das Wort für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie der Abg. Angelika Brunkhorst [FDP])



Johannes Röring (CDU):
Rede ID: ID1724608800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

Koalition steht ohne Wenn und Aber zum Klimaschutz.
Keine Regierung hat so viel für den Klimaschutz getan
wie die christlich-liberale Koalition unter Angela
Merkel.


(Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


Der Maßnahmenkatalog reicht von der Förderung der
erneuerbaren Energien bis hin zur Förderung der energe-
tischen Gebäudesanierung. Die Reduktion von Treib-
hausgasen um 40 Prozent bis 2020 und um 80 Prozent
bis 2050


(Ulrich Kelber [SPD]: War da die Halbierung drin?)


ist keine leere Worthülse, sondern sie ist Realität.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, in einem der siebzehn An-
träge, über die wir hier diskutieren, geht es auch um die
Landwirtschaft. Deswegen möchte ich ein wenig näher
darauf eingehen. Wie jeder andere Sektor ist auch die
Landwirtschaft bereit, ihren Beitrag zum Erreichen der
Klimaschutzziele zu leisten. Die Bauern selbst haben ein
großes Interesse am Klimaschutz.

Ich möchte in diesem Zusammenhang die Starkregen-
fälle der letzten Wochen erwähnen, die viele Dörfer und
viele meiner Berufskollegen stark in Mitleidenschaft ge-
zogen haben. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen
Helferorganisationen bedanken und äußerst loben, dass
dort so viel Einsatz gezeigt wurde. Mein Dank gilt auch
den vielen Landwirten, die mit ihren Maschinen, mit ih-
rer Technik mitgeholfen haben.

Ich sage der Opposition an dieser Stelle sehr deutlich:
Die Landwirtschaft ist – anders als das manchmal
behauptet wird – bereit, ihren Beitrag zu leisten, auch in
der Frage von Retentionsflächen. Wir sehen allerdings
nicht ein, warum diese Flächen nicht bewirtschaftet wer-
den sollen. Ich sage an dieser Stelle noch einmal: Die
Landwirtschaft lässt mit sich reden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Horst Meierhofer [FDP])


Wenn es um notwendige Deichbaumaßnahmen geht,
sage ich Ihnen allerdings sehr deutlich: Da ist mir der
Mensch wichtiger als die Libelle.

Land- und Forstwirtschaft sind die einzigen Wirt-
schaftszweige, in denen durch den Anbau von Pflanzen
und durch Humusanreicherung in den Böden sogar CO2
gebunden werden kann. Die originäre Aufgabe der

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(C (D andwirtschaft ist nämlich Erzeugung von hochwertigen ahrungsmitteln für die Menschen. Um weiterhin genügend gute und bezahlbare Nahng zu produzieren, brauchen wir eine hocheffiziente nd intensive Landwirtschaft. (Ulrich Kelber [SPD]: Eben nicht! Sie setzt nämlich CO2 frei!)


iese wird aber immer öfter von einigen als industrielle
andwirtschaft beschimpft, und das vor dem Hinter-
rund einer sich noch vergrößernden Weltbevölkerung.
eswegen glaube ich, dass eine extensive Landwirt-

chaft und Ökoanbau allein die Menschen auf der Welt
icht satt machen werden.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sagt wer außer Ihnen?)


Die Landwirtschaft ist zwar durch Emissionen wie
O2, Methan und NO2 am Klimawandel beteiligt, aber
in Verzicht oder eine Verlagerung von Produktion in
ndere Länder – das wäre die zwangsläufige Folge –
äre überhaupt keine Alternative.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


um Beispiel ist ohne den Einsatz des Hauptnährstoffes
tickstoff kein Anbau von Früchten möglich. Aber die
andwirtschaft ist bereit, sich durch ständige Anpassung
er guten fachlichen Praxis wie emissionsarme Düngung
nd Düngerausbringung zu verbessern. Die Formel
eißt: Mit weniger mehr erzeugen. Betrachtet man näm-
ch den CO2-Fußabdruck als Messlatte für Klimabeein-
ussung, dann sieht man ganz deutlich, dass der Ausstoß
ro Tonne Getreide, pro Liter Milch und pro Kilo
leisch, also pro Einheit, bei der modernen Landwirt-
chaft erheblich geringer ist. Deswegen ist Bio nicht im-
er gleich Öko.

Forderungen der Opposition zum Klimaschutz in der
andwirtschaft sind ein Versuch, die beiden Bewirt-
chaftungsformen gegeneinander auszuspielen. Effi-
iente Landwirtschaft in Deutschland bedeutet doch
ffizienten Klimaschutz, meine Damen und Herren. In
achen Klimaschutz sind wir nämlich auch in der Land-
irtschaft in Deutschland Vorreiter.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was für ein Blödsinn!)


Diesen Weg wollen und werden wir weitergehen. Das
nktioniert aber nicht, indem man die Landwirtschaft
mer mit weiteren Regeln und Verboten gängelt. Das
hrt nämlich zur Verzerrung des Wettbewerbs und vor

llen Dingen zur Schwächung unserer klimaeffizienten
andwirtschaft. Die Folge ist ganz einfach: Sie bevortei-
n Klimasünder in anderen Ländern, weil die Produk-
on dorthin auslagert wird, und Sie gefährden die
rbeitsplätze bei uns vor der Tür. Klimaschutz ist näm-
ch eine internationale Aufgabe. Durch nationale Al-
ingänge werden die Probleme nur verschoben, aber
icht gelöst. Deutschland ist deshalb Gründungsmitglied
er Globalen Forschungsallianz zu landwirtschaftlichen
reibhausgasen.





Johannes Röring


(A) )


)(B)

Die christlich-liberale Koalition steht für eine klima-
effiziente Landwirtschaft, die dem Ernährungsauftrag
auch in Zukunft gerecht werden will.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dazu gehören natürlich auch Vorgaben und Leitplanken
für die Landwirtschaft. Gebote und Verbote erfordern
jedoch das richtige Augenmaß. Ihre Vorschläge, meine
Damen und Herren von der Opposition, sind gekenn-
zeichnet von Regelungswut und maßlosen Vorgaben.
Klimaschutz geht nur mit den Bauern und nicht gegen
sie. Ihre Anträge sprechen eine andere Sprache. Deswe-
gen lehnen wir sie ab.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724608900

Jetzt hat die Kollegin Gabriele Groneberg das Wort

für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Gabriele Groneberg (SPD):
Rede ID: ID1724609000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Zu der Aktualität dieser Debatte ist heute schon viel ge-
sagt worden. Dem kann ich mich in großen Teilen nur
anschließen. Mir geht es in dieser Debatte wie Ihnen,
Herr Röring, um die Belange der Landwirtschaft. Aber
ich glaube, das ist so ziemlich das Einzige, was wir bei
dieser Debatte gemein haben.

In der Tat: Die Landwirtschaft ist ganz besonders be-
troffen von den künftigen Auswirkungen des Klimawan-
dels. Und: Unsere Landwirtschaft ist nicht klimaneutral.
Sie ist Opfer, aber sie ist eben auch Verursacher. Die
Abholzung von Wäldern, der Umbruch von Grünland
und Brachflächen, der intensive Ackerbau mit engen
Fruchtfolgen und Monokulturen, der starke Einsatz von
synthetischen Düngemitteln und die intensive Tierhal-
tung tragen nachweislich zum Klimawandel bei. Wohl-
gemerkt geht es hier nicht darum, die Landwirtschaft als
Klimakiller zu diffamieren; aber selbst nach Angaben
dieser Bundesregierung ist die Landwirtschaft an den
Treibhausgasemissionen mit einem Anteil von 11 bis
15 Prozent beteiligt.

In der Nachhaltigkeitsstrategie dieser Bundesregie-
rung ist der Handlungsdruck durchaus formuliert: Die
Indikatorberichte sagen aus, dass es für den Bereich der
Landwirtschaft zwingend notwendig ist, den Stickstoff-
überschuss zu verringern, was bei Ihnen, liebe Kollegin-
nen und Kollegen von der Koalition, offensichtlich ver-
drängt wird. Herr Röring, Ihre Ausführungen dazu
waren auch nicht sehr erbaulich. Mit unserem Antrag
hingegen haben wir Sie bereits vor zwei Jahren aufgefor-
dert, den Stickstoffüberschuss auf 50 Kilogramm pro
Hektar zu begrenzen.

Dass wir ein Problem mit dem Nährstoffüberschuss
haben, ist ja nicht neu; es gibt Regionen in diesem Land,
wo dringender Handlungsbedarf besteht. Das wissen wir
seit längerem. Dort schlagen vor allem auch die Wasser-

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(C (D erbände Alarm, weil die Nitratwerte im Grundwasser eunruhigend ansteigen. Wir finden: Hier besteht drinender Handlungsbedarf. Ihre einzige Antwort ausweislich der Bundestagsrucksache 17/4888 ist – jetzt kommt es –: Die Vorwürfe, es werde nicht genug kontrolliert, träfen nicht zu. Erst vor kurzem habe es eine erhebliche Verschärfung der Verbringungsverordnung gegeben. Auf der Grundlage dieser Verbringungsverordnung werde jedes Kilogramm Stickstoff, Phosphor und Kali registriert und kontrolliert. Deswegen sei auch die Forderung nach einer Verschärfung der geltenden Regelungen der Düngeverordnung der falsche Weg. Liebe Kolleginnen und Kollegen der Koalition, Sie erken doch offensichtlich überhaupt nicht, was da raußen passiert. Es gibt definitiv nicht genug Kontroln. Wir haben neben diesem Antrag einen weiteren Anag eingebracht, in dem wir fordern, die Düngeverordung zu novellieren und zu verschärfen. Wir wollen über ie Reduzierung des Stickstoffüberschusses hinaus mit iner Stickstoffbilanz eine zielgenaue, bedarfsgerechte nd standortangepasste Düngung erreichen. Diese erlgt in Teilen zurzeit nicht. Wir wollen Schulungsund Beratungsprogramme innsivieren. Es muss eine wirksame Düngeverordnung eben. Diese muss konsequent eingehalten werden, und afür müssen Kontrollen ebenso wie wirksame Sanktioen sorgen. Und es gilt, den Grünlandumbruch zu nterbinden, um auch damit die Stickstoffüberschüsse zu egrenzen. In diesem Zusammenhang haben Sie es versäumt, lare Regelungen zur intensiven Tierhaltung und zum ierschutz in der landwirtschaftlichen Tierhaltung auf en Weg zu bringen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Nach langen Verhandlungen in diesem Hause konnten
enigstens einige Regelungen von uns durchgesetzt
erden, die vor allem die kommunale Planungshoheit in
en ländlichen Räumen, zum Beispiel in Bezug auf die
berbordende Bebauung mit Ställen, sichern sollen.

Aber es gibt noch weitere Handlungsfelder, auf denen
ie in den letzten Jahren ständig untätig geblieben sind
nd bei denen Sie sich wirksamen Maßnahmen zum
chutz des Klimas und der Landwirtschaft schlichtweg
erweigern. Als Stichworte nenne ich nur das Waldge-
etz, Maßnahmen auf EU-Ebene und zum ökologischen
andbau und natürlich auch unseren Antrag zur Verwen-
ung von Pflanzenölen in der Landwirtschaft. Nichts ist
on Ihnen hier akzeptiert worden. Bei allem haben Sie
njet“ gesagt.


(Michael Grosse-Brömer Würden wir nie tun! Gabriele Groneberg )





(A) )

Da sind die Herausforderungen der Ernährung einer
immer größer werdenden Bevölkerung, Herr Röring.
Diese unter Inkaufnahme einer Vernachlässigung von
ökologischen Faktoren sicherzustellen, ist geradezu
sträflich und rächt sich. Es rächt sich vor allem da, wo
Natur und Umwelt nachhaltig Schäden erleiden und da-
mit letztendlich den Menschen schaden. An dieser Stelle
muss auch einmal deutlich gesagt werden: Wir wollen
die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland sichern.
Dafür muss man aber weiter denken als Sie zurzeit in
dieser Koalition. Ein Weiter-so, ein „immer intensiver“
ist letztendlich der Todesstoß für viele Landwirte in un-
serem Land. So wie Sie nicht auf Herausforderungen der
Zukunft zu reagieren, nicht zu reagieren auf den Klima-
wandel, bedeutet das Aus für eine gute Landwirtschaft.
Das muss man den Menschen draußen auch sagen. Wir
werden das tun.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724609100

Jetzt hat der Kollege Christian Hirte für die CDU/

CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Christian Hirte (CDU):
Rede ID: ID1724609200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir
haben jetzt eine Vielzahl von Reden gehört. Als letzter
Redner der Debatte habe ich die besondere Freude, zu
schauen, was übrigbleibt, und zusammenzukehren, was
aus der Debatte dauerhaft Bestand haben soll.

Viele meiner Vorredner haben schon darauf hingewie-
sen, dass Klimaschutz nicht allein eine nationale
Aufgabe ist, sondern dass Klimaschutz nur im interna-
tionalen Kontext vernünftig organisiert werden kann.

Ich glaube, uns allen ist klar, dass wir die Welt allein
mit der von uns hier in Deutschland betriebenen Klima-
schutzpolitik nicht retten können. Daher müssen wir al-
les daransetzen, zunächst europäisch, aber auch interna-
tional dafür Sorge zu tragen, dass ein vernünftiger Weg
eingeschlagen wird. Wir müssen als Deutsche dabei ei-
nen Spagat vollbringen, indem wir auf der einen Seite
den Weg, den wir hier ja schon beispielhaft beschrieben
haben, weiter vorangehen, auf der anderen Seite unsere
Bürger und unsere Wirtschaft aber nicht überfordern.

Wir wollen in dieser Bundesregierung – in der Koali-
tion aus CDU/CSU und FDP – Ökonomie und Ökologie
unter einen Hut bringen. Wir sind – das wird übrigens
weltweit bestätigt – Vorreiter in der Klimaschutzpolitik.
Die Wahrnehmung, die Sie in der Opposition möglicher-
weise haben, entspricht nicht der unserer Bürger in
Deutschland und schon gar nicht der, die international
vorherrscht, wenn man dort schaut, was wir in Europa
und vor allem aber auch in Deutschland schon auf den
Weg gebracht haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D Es mag nett sein, über Klimaschutzziele und deren efinition und Festschreibung zu debattieren. Entscheiend ist aber, was am Ende tatsächlich praktisch umgeetzt wird. Wir haben gerade am Anfang der jetzigen Leislaturperiode mit dem Energiekonzept erstmals eine ngfristige konkrete Vision aufgestellt, (Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Laufzeitverlängerung der AKW!)


ie für den Zeitraum bis 2050 konkrete Ziele und Maß-
ahmen dafür definiert, dass der Energieverbrauch bei
ns in Deutschland insgesamt gemindert wird.


(Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Lachhaft!)


h glaube, hier können wir durchaus – das will ich
ohlwollend in Richtung der Opposition sagen – auch

uf gemeinsame Erfolge in der Vergangenheit zurückbli-
ken, auf die wir aufsatteln konnten.

Der Ausbau der Erneuerbaren war in der jetzigen Le-
islaturperiode so erfolgreich wie nie. Der Anteil der er-
euerbaren Energien im Strommarkt liegt mittlerweile
ei etwa 25 Prozent. Ich glaube, das ist ein beeindru-
kender Erfolg.


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Obwohl Sie alles tun, um das zu stoppen!)


eswegen verfängt es doch überhaupt nicht, dass Sie
en Anschein erwecken wollen, dass wir mit unserer
limaschutzpolitik und unserer Politik für die erneuer-
aren Energien nicht erfolgreich vorankommen.


(Lachen des Abg. Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das tun wir im Übrigen nicht nur, indem wir hier Kli-
aschutzdebatten führen, sondern indem wir auch prak-
sch Geld in die Hand nehmen, zum Beispiel für den
eutlichen Ausbau der Forschung, etwa für die For-
chung an Netztechnologien und dem Ausbau von Spei-
hern.


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Viel zu wenig!)


as sind sehr wichtige Themen, wenn wir den Ausbau
er erneuerbaren Energien langfristig erfolgreich voran-
ringen wollen; denn jedem von uns hier im Hause ist
lar, dass der Ausbau der Erneuerbaren nur dann erfolg-
ich sein kann, wenn die volatilen Energien abgepuffert
erden können.

Als Mitglied des Koordinationskreises Elektromobili-
t will ich auch sagen,


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was haben Sie da erreicht?)


ass wir insbesondere im Bereich Elektromobilität sehr
iel erreicht haben, indem wir mittlerweile etwa 1 Mil-
arde Euro in die Forschung investiert haben.


(Ute Vogt [SPD]: 1 Million Elektrofahrzeuge! – Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch ein Fiasko bei Ihnen! Sie Christian Hirte )





(A) )

wollten 1 Million Elektrofahrzeuge erreichen!
7 000 haben Sie geschafft!)

Es ist auch gut, dass wir zunächst Forschungsmittel in
die Hand nehmen und anders als andere Staaten nicht
unmittelbare Anreize für den Kauf von Autos setzen.


(Beifall des Abg. Paul Lehrieder [CDU/CSU])


Das würde nämlich dazu führen, dass man keine deut-
schen, sondern französische oder japanische Fahrzeuge
kaufen würde.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch die Folge Ihrer Politik! – Weitere Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich halte es deswegen für richtig, dass wir den Weg be-
schreiten, zunächst die Technologie so zu entwickeln,
dass wir am Ende nicht nur Leitmarkt, sondern vor allem
Leitanbieter in einem so wichtigen Bereich werden kön-
nen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724609300

Herr Kollege, Sie haben gesehen, dass es den Wunsch

zu einer Zwischenfrage gibt. Ich mache aber darauf auf-
merksam, dass Ihre originäre Redezeit gleich abläuft.


Christian Hirte (CDU):
Rede ID: ID1724609400

Dann will der Kollege Ott sie wahrscheinlich verlän-

gern.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724609500

Prima, gut. Hiermit ist sie zugelassen.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Aber jetzt nicht wieder eine Rede!)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege, ich wollte Ihren Kollegen Röring eben
nicht unterbrechen, weil ich nicht wusste, ob er meine
Frage hätte beantworten können. Bei Ihnen setze ich
doch etwas Sachverstand voraus.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das ist doch eine Frechheit! Unglaublich! – Patrick Döring [FDP]: Hochmut kommt vor dem Fall!)


Sie sagen, dass Sie die Elektromobilität fördern wol-
len. Erzählen Sie uns doch einmal, was Sie dafür wirk-
lich tun. Ich komme in diesem Zusammenhang mit vie-
len Leuten zusammen – mit Entwicklern von diesen
Fahrzeugen und solchen, die diese Fahrzeuge dann tat-
sächlich absetzen wollen –, und wir kommen einfach
nicht weiter. 1 Million Elektroautos wollte Ihre Regie-
rung bis 2020 auf die Straße bringen. Ein paar Tausend
sind es bis jetzt geworden. Das wird also niemals gelin-
gen.

Jetzt sagen Sie uns doch: Mit welchen Maßnahmen
wollen Sie den Absatz von Elektrofahrzeugen fördern?
Sie sagen: Wenn wir jetzt eine Prämie für den Kauf ein-


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(C (D hren, dann werden nur französische Autos gekauft. amit geben Sie doch zu, dass Anreize für die deutsche dustrie fehlen, solche Fahrzeuge tatsächlich zu entwi keln. Gerade deshalb brauchen wir Kaufanreize, damit lektrofahrzeuge diese Hürde nehmen können. Lieber Kollege Ott, zunächst herzlichen Dank für die lumen, was meine Kompetenz angehen soll. Die kann h leider nicht zurückgeben. ir befinden uns momentan noch in einer ganz frühen hase des Markteintritts von Elektromobilen, in der wir ns teilweise noch im Konzeptbereich bewegen und anz viel forschen müssen. Es fängt jetzt gerade erst an, ass langsam auch in der Breite nutzbare Fahrzeuge auf en Markt kommen. (Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt doch längst Fahrzeuge!)

Christian Hirte (CDU):
Rede ID: ID1724609600

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


er Bundesminister Altmaier hat gerade gesagt, dass in
ieser Woche das erste deutsche Serienfahrzeug vom
and gelaufen ist und dass in diesem Jahr zum Beispiel
och andere – auch deutsche – Automobilhersteller
achziehen werden. Wenn Sie meinen, dass wir im Be-
ich Elektromobilität noch nicht vorangekommen sind,

ehme ich Ihnen das nicht so recht ab, weil ich glaube,
ass Sie wissen müssten, dass wir neben den For-
chungsmitteln, die wir auf den Weg gebracht haben,
uch mit den Modellregionen Erfolge verzeichnen kön-
en, dass wir bei den Zulassungen jetzt beeindruckende
ahlen haben


(Abg. Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] nimmt wieder Platz – Zuruf von der CDU/CSU: Stehen bleiben!)


ich bin mit dem Thema Elektromobilität noch nicht
rtig –, die besagen, dass allein im letzten Jahr die Zu-
ssung rein elektrisch betriebener Fahrzeuge von 4 500

uf 7 200 gestiegen ist. Bei Hybridfahrzeugen gab es
ine Steigerung von 12 000 auf 21 000 Fahrzeuge. Das
eschah in einer ganz frühen Phase der Markteinfüh-
ng.

Wenn wir jetzt nach und nach mit unseren deutschen
rodukten auf den Markt kommen, bin ich nicht so pes-
imistisch wie Sie, sondern glaube, dass es nach wie vor
urchaus erreichbar ist, dass wir in den Jahren 2017 bis
019 jährliche Produktionsmengen von ein paar Hun-
erttausend Fahrzeugen erreichen können, womit wir
as von unserer Regierung gesetzte Ziel erreicht hätten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Manfred Grund [CDU/CSU]: Gute Antwort!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724609700

Herr Kollege Hermann Ott, Sie wissen, was im Hause

blich ist. Sie haben sich da nicht so verhalten; aber je-
er ist ja immer für sich selbst verantwortlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)


Christian Hirte (CDU):
Rede ID: ID1724609800

Meine sehr geehrten Damen und Herren, abschlie-

ßend möchte ich sagen, dass wir nicht starr wie die Maus
vor der energie- und klimapolitischen Katastrophen-
schlange sitzen und warten, was passieren möge. Wir ha-
ben gehandelt, wir haben Erfolge vorzuweisen. Ich
glaube, jeder, der das mit ein wenig Wohlwollen und
auch Sachverstand verfolgt, kann das bestätigen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724609900

Unser Kollege Christian Hirte war der letzte Redner

in dieser Aussprache.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir kommen nun zu
einer Reihe von Abstimmungen.

Tagesordnungspunkte 8 a und 8 b. Interfraktionell
wird Überweisung der Vorlagen auf den Drucksachen
17/13757 und 17/13755 an die in der Tagesordnung auf-
geführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit
einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist das so be-
schlossen.

Tagesordnungspunkt 8 c. Wir kommen zum Antrag der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/13907
mit dem Titel „Emissionshandel stärken – Überschüs-
sige Zertifikate vom Markt nehmen“. Die Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen wünscht die Abstimmung in der
Sache, die Fraktionen der CDU/CSU und der FDP wün-
schen die Überweisung zur federführenden Beratung an
den Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi-
cherheit. Wir stimmen nach ständiger Übung zuerst über
den Antrag auf Ausschussüberweisung ab. Ich frage des-
halb: Wer stimmt für die beantragte Überweisung? – Das
sind die Koalitionsfraktionen. Wer stimmt dagegen? –
Das sind die drei Oppositionsfraktionen. Vorsichtshal-
ber: Enthaltungen? – Niemand. Dann ist die Überwei-
sung so beschlossen. Damit stimmen wir heute über den
Antrag auf Drucksache 17/13907 nicht ab.

Tagesordnungspunkt 8 d. Antrag der Fraktionen der SPD
und Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/13758
mit dem Titel „Erfolgreicher Klimaschutz braucht neue
Maßnahmen“. Die Fraktionen von SPD und Bündnis 90/
Die Grünen wünschen Abstimmung in der Sache, die
Fraktionen von CDU/CSU und FDP wünschen Überwei-
sung zur federführenden Beratung an den Ausschuss für
Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Auch hier
stimmen wir zuerst wieder über den Antrag auf Aus-
schussüberweisung ab. Ich frage deshalb: Wer stimmt
für die beantragte Überweisung? – Das sind die Koali-
tionsfraktionen. Wer stimmt dagegen? – Das sind alle
drei Oppositionsfraktionen. Vorsichtshalber: Enthaltun-
gen? – Niemand. Dann ist die Überweisung so beschlos-
sen. Damit stimmen wir heute über den Antrag auf
Drucksache 17/13758 nicht ab.

Tagesordnungspunkt 8 e. Abstimmung über den An-
trag der Fraktion der SPD auf Drucksache 17/13884 mit
dem Titel „Erneuerbare Energien und Energieeffizienz in
Entwicklungsländern“. Wer stimmt für diesen Antrag? –

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(C (D as sind alle drei Oppositionsfraktionen. Wer stimmt daegen? – Das sind die Koalitionsfraktionen. Enthaltunen? – Niemand. Der Antrag ist abgelehnt. Tagesordnungspunkt 8 f. Beschlussempfehlung des usschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zu em Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit em Titel „Strategie für Klimaschutz im Verkehr vorleen“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussemphlung auf Drucksache 17/7010, den Antrag der Frakon Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/4040 bzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehng? – Das sind die Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – as ist die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Enthaltunen? – Sozialdemokraten und Linksfraktion. Die Bechlussempfehlung ist infolgedessen angenommen. Tagesordnungspunkt 8 g. Abstimmung über den Anag der Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen uf Drucksache 17/12848 mit dem Titel „Bangladesch bei er Bewältigung des Klimawandels unterstützen“. Wer timmt für diesen Antrag? – Das sind alle drei Opposionsfraktionen. Wer stimmt dagegen? – Das sind die oalitionsfraktionen. Enthaltungen? – Niemand. Der ntrag ist abgelehnt. Tagesordnungspunkt 8 h. Beschlussempfehlung des usschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi herheit zu dem Antrag der Fraktionen von SPD und ündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „Klimakonferenz oha – Kein internationaler Erfolg ohne nationale Voriter“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschluss mpfehlung auf Drucksache 17/12743, den Antrag der raktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen auf rucksache 17/11651 abzulehnen. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Das sind die Koalitionsfraktioen. Gegenprobe! – Die Fraktionen der Sozialdemokran und Bündnis 90/Die Grünen. Enthaltungen? – raktion Die Linke. Die Beschlussempfehlung ist angeommen. Tagesordnungspunkt 8 i. Beschlussempfehlung des usschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verraucherschutz zu dem Antrag der Fraktion der SPD mit em Titel „Herausforderung Klimawandel – Landwirthaft 2050“. Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a einer Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/4888, en Antrag der Fraktion der SPD auf Drucksache 17/1575 bzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehng? – Das sind die Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – raktion der Sozialdemokraten. Enthaltungen? – Bündis 90/Die Grünen und Linksfraktion. Die Beschlussmpfehlung ist angenommen. Tagesordnungspunkt 8 j. Beschlussempfehlung des usschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zu em Antrag der Fraktion der SPD mit dem Titel „Biomean im Verkehrssektor fördern“. Der Ausschuss empehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksahe 17/8414, den Antrag der Fraktion der SPD auf rucksache 17/3651 abzulehnen. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Das sind die Koalitionsfraktioen. Gegenprobe! – Fraktion der Sozialdemokraten. Entaltungen? – Bündnis 90/Die Grünen und Linksfraktion. ie Beschlussempfehlung ist angenommen. Vizepräsident Eduard Oswald )





(A) )

Tagesordnungspunkt 8 k. Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi-
cherheit zu dem Antrag der Fraktion der SPD mit dem
Titel „Ein nationales Klimaschutzgesetz – Verbindlich-
keit stärken, Verlässlichkeit schaffen, der Vorreiterrolle
gerecht werden“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 17/13850, den An-
trag der Fraktion der SPD auf Drucksache 17/3172 abzu-
lehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Das sind die Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – Frak-
tionen der Sozialdemokraten und Bündnis 90/Die Grü-
nen. Enthaltungen? – Linksfraktion. Die Beschlussemp-
fehlung ist angenommen.

Tagesordnungspunkt 8 l. Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi-
cherheit zu dem Antrag der Fraktion der SPD mit dem
Titel „Nach Cancún – Europäische Union muss ihr Kli-
maschutzziel anheben“. Der Ausschuss empfiehlt in sei-
ner Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/13824, den
Antrag der Fraktion der SPD auf Drucksache 17/5231
abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? – Das sind die Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! –
Das sind die drei Oppositionsfraktionen. Enthaltungen? –
Niemand. Die Beschlussempfehlung ist angenommen.

Tagesordnungspunkt 8 m. Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zu
dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit
dem Titel „Mit ambitionierten Verbrauchsgrenzwerten die
Ölabhängigkeit verringern“. Der Ausschuss empfiehlt in
seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/11846,
den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf
Drucksache 17/10108 abzulehnen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Das sind die Koalitionsfraktio-
nen und die Fraktion der Sozialdemokraten. Gegen-
probe! – Bündnis 90/Die Grünen und Linksfraktion. Ent-
haltungen? – Niemand. Die Beschlussempfehlung ist
angenommen.

Tagesordnungspunkt 8 n. Abstimmung über die Be-
schlussempfehlung des Ausschusses für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit auf Drucksache 17/13930.
Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner Be-
schlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/7356
mit dem Titel „Neue Initiative für transatlantische Ko-
operation in der Klima- und Energiepolitik“. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung? – Das sind die Koali-
tionsfraktionen. Gegenprobe! – Sozialdemokraten und
Bündnis 90/Die Grünen. Enthaltungen? – Linksfraktion.
Die Beschlussempfehlung ist angenommen.

Wir sind noch bei Tagesordnungspunkt 8 n. Unter
Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung des
Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Druck-
sache 17/7481 mit dem Titel „China als wichtiger Part-
ner im Klimaschutz“. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung? – Das sind die Koalitionsfraktionen.
Gegenprobe! – SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Links-
fraktion. Enthaltungen? – Niemand. Die Beschlussemp-
fehlung ist angenommen.

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(C (D Tagesordnungspunkt 8 o. Beschlussempfehlung des usschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zu em Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit em Titel „Energetische Quartierssanierung sozialgecht voranbringen“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner eschlussempfehlung auf Drucksache 17/13827, den ntrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Druck ache 17/11205 abzulehnen. Wer stimmt für diese Bechlussempfehlung? – Das waren die Koalitionsfraktionen. egenprobe! – Bündnis 90/Die Grünen und Linksfrakon. Enthaltungen? – Sozialdemokraten. Die Beschlussmpfehlung ist angenommen. Zusatzpunkt 2. Beschlussempfehlung des Ausschuses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherchutz zu dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grüen mit dem Titel „Grünlanderhalt ist Klimaschutz“. Der usschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 17/13148, den Antrag der Fraktion Bündis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/11028 abzulehen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Das ind die Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – Alle drei ppositionsfraktionen. Enthaltungen? – Niemand. Die eschlussempfehlung ist angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 69 a bis 69 g sowie ie Zusatzpunkte 3 a und 3 b auf: 69 a)

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Suche
und Auswahl eines Standortes für ein End-
lager für Wärme entwickelnde radioaktive
Abfälle und zur Änderung anderer Gesetze

(Standortauswahlgesetz – StandAG)


– Drucksachen 17/13833, 17/13926 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ver-
trag vom 2. April 2013 über den Waffenhandel

– Drucksache 17/13834 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)
Rechtsausschuss 
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Verteidigungsausschuss

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Priska
Hinz (Herborn), Kerstin Andreae, Sven-Christian
Kindler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Bundesvermögen transparent bilanzieren

– Drucksache 17/13759 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss (f)
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung





Vizepräsident Eduard Oswald


(A) )


)(B)

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Bettina
Herlitzius, Agnes Krumwiede, Daniela Wagner,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Stärkung von Baukultur und Denkmalschutz
– Drucksache 17/13914 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)
Ausschuss für Kultur und Medien

e) Beratung des Antrags der Abgeordneten Nicole
Maisch, Dorothea Steiner, Ingrid Hönlinger, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Geplanten Verschleiß stoppen und die Lang-
lebigkeit von Produkten sichern
– Drucksache 17/13917 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)
Rechtsausschuss 
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit 
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

f) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Valerie Wilms, Stephan Kühn, Dr. Anton
Hofreiter, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Straßen- und Schienenlärm wirksam reduzie-
ren
– Drucksache 17/13915 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit 
Haushaltsausschuss

g) Beratung des Berichts des Ausschusses für Bil-
dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

(18. Ausschuss) gemäß § 56 a GO-BT


Technikfolgenabschätzung (TA)

Regenerative Energieträger zur Sicherung der
Grundlast in der Stromversorgung
– Drucksache 17/10579 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

ZP 3 a)Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der
Bekämpfung von Steuerstraftaten
– Drucksache 17/13664 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)
Rechtsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Jens
Spahn, Stefanie Vogelsang, Michael Grosse-

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(C (D Brömer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Karl Lauterbach, Dr. Marlies Volkmer, Dr. FrankWalter Steinmeier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Heinz Lanfermann, Gabriele Molitor, Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP sowie der Abgeordneten Dr. Martina Bunge, Kathrin Vogler, Dr. Gregor Gysi, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE sowie der Abgeordneten Birgitt Bender, Elisabeth Scharfenberg, Dr. Harald Terpe, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN System der Organtransplantation in Deutschland nachhaltig stärken: Konsequenzen aus den Manipulationen an Patientendaten in deutschen Transplantationskliniken – Drucksache 17/13897 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Gesundheit Rechtsausschuss Es handelt sich um Überweisungen im vereinfachn Verfahren ohne Debatte. Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu berweisen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der all. Dann sind die Überweisungen so beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 70 a bis 70 v sowie usatzpunkt 4 auf. Es handelt sich um die Beschlussfasung zu Vorlagen, zu denen keine Aussprache vorgeseen ist. Tagesordnungspunkt 70 a: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Abkommens vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die Erhaltung der Grenzbrücken im Zuge der deutschen Bundesfernstraßen und der polnischen Landesstraßen an der deutsch-polnischen Grenze – Drucksache 17/13418 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Drucksache 17/13779 – Berichterstattung: Abgeordneter Hans-Joachim Hacker Der Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwickng empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 17/13779, den Gesetzentwurf der Bundesreierung auf Drucksache 17/13418 anzunehmen. Ich bitte iejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, m das Handzeichen. – Das sind alle Fraktionen des auses. Wer stimmt dagegen? – Niemand. Enthaltun Vizepräsident Eduard Oswald )


(15. Ausschuss)





(A) )

gen? – Niemand. Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter
Beratung angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Die jetzt noch stehen, haben an-
dere Gründe. Enthaltungen? – Niemand. Der Gesetzent-
wurf ist angenommen.

Tagesordnungspunkt 70 b:
Zweite Beratung und Schlussabstimmung des
von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom
13. Januar 2013 über die Vorrechte und Im-
munitäten der Internationalen Organisation
für erneuerbare Energien
– Drucksache 17/13416 –
Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher-
heit (16. Ausschuss)

– Drucksache 17/13828 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Maria Flachsbarth
Dirk Becker
Michael Kauch
Dorothée Menzner
Hans-Josef Fell

Zweite Beratung
und Schlussabstimmung. Der Ausschuss für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit empfiehlt in seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 17/13828, den Gesetz-
entwurf der Bundesregierung auf Drucksache 17/13416 an-
zunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf
zustimmen wollen, sich zu erheben. – Es haben sich alle
erhoben. Ob dies auch richtig ist, schauen wir: Wer
stimmt dagegen? – Niemand. Enthaltungen? – Niemand.
Der Gesetzentwurf ist angenommen.

Tagesordnungspunkt 70 c:
Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Wilhelm Priesmeier, Elvira Drobinski-Weiß,
Petra Crone, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der SPD
Grünland effektiv schützen
– Drucksache 17/13895 –

Wer stimmt für diesen Antrag? – Das sind die drei
Oppositionsfraktionen. Wer stimmt dagegen? – Die Ko-
alitionsfraktionen. Enthaltungen? – Niemand. Der An-
trag ist abgelehnt.

Tagesordnungspunkt 70 d:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Volker
Beck (Köln), Tom Koenigs, Uwe Kekeritz, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN
Transnationale Unternehmen für Menschen-
rechtsverletzungen zur Rechenschaft ziehen
– Drucksache 17/13916 –

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(C (D Wer stimmt für diesen Antrag? – Das sind die Fraktioen Bündnis 90/Die Grünen und Linksfraktion. Wer timmt dagegen? – Das sind die Koalitionsfraktionen. nthaltungen? – Sozialdemokraten. Der Antrag ist abgehnt. Tagesordnungspunkt 70 e: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung der Abgeordneten Daniela Wagner, Bettina Herlitzius, Dr. Anton Hofreiter, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ökologische Baustoffe – Klima schützen, Energie sparen und Ölabhängigkeit reduzieren – Drucksachen 17/11380, 17/12592 – Berichterstattung: Abgeordneter Volkmar Vogel Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehng auf Drucksache 17/12592, den Antrag der Fraktion ündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/11380 abzuhnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – as sind die Koalitionsfraktionen und die Fraktion der ozialdemokraten. Gegenprobe! – Bündnis 90/Die Grüen. Enthaltungen? – Fraktion Die Linke. Die Bechlussempfehlung ist angenommen. Tagesordnungspunkt 70 f: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – zu dem Antrag der Abgeordneten Bärbel Bas, Johannes Pflug, Michael Groß, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Duisburger Hafen muss in öffentlicher Hand bleiben – zu dem Antrag der Abgeordneten Ulla Lötzer, Dr. Barbara Höll, Sahra Wagenknecht, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Duisburger Hafen AG in öffentlichem Eigentum erhalten – zu dem Antrag der Abgeordneten Bettina Herlitzius, Bärbel Höhn, Dr. Anton Hofreiter, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Keine Privatisierung des Duisburger Hafens – Drucksachen 17/8140, 17/8349, 17/8583, 17/12921 – Berichterstattung: Abgeordneter Matthias Lietz Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner eschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Vizepräsident Eduard Oswald )





(A) )

Fraktion der SPD auf Drucksache 17/8140 mit dem Titel
„Duisburger Hafen muss in öffentlicher Hand bleiben“.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Das sind
die Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – Das sind alle
drei Oppositionsfraktionen. Enthaltungen? – Niemand.
Die Beschlussempfehlung ist angenommen.

Wir sind noch beim Tagesordnungspunkt 70 f. Unter
Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung empfiehlt der
Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion Die
Linke auf Drucksache 17/8349 mit dem Titel „Duisbur-
ger Hafen AG in öffentlichem Eigentum erhalten“. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Das sind die
Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – Fraktion Die
Linke. Enthaltungen? – Sozialdemokraten und Bünd-
nis 90/Die Grünen. Die Beschlussempfehlung ist ange-
nommen.

Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Buch-
stabe c seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des
Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Druck-
sache 17/8583 mit dem Titel „Keine Privatisierung des
Duisburger Hafens“. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung? – Das sind die Koalitionsfraktionen. Ge-
genprobe! – Die Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/
Die Grünen. Enthaltungen? – Sozialdemokraten. Die Be-
schlussempfehlung ist angenommen.

Tagesordnungspunkt 70 g:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (15. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Bettina Herlitzius, Dr. Valerie
Wilms, Dr. Anton Hofreiter, weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN

Hinterlandanbindung der ZARA-Häfen ver-
bessern
– Drucksachen 17/12194, 17/13151 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Hans-Werner Kammer

Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
lung auf Drucksache 17/13151, den Antrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/12194 abzu-
lehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Das sind die Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – So-
zialdemokraten und Bündnis 90/Die Grünen. Enthaltun-
gen? – Linksfraktion. Die Beschlussempfehlung ist an-
genommen.

Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 70 h:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit und Entwicklung (19. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Uwe Kekeritz,
Markus Kurth, Thilo Hoppe, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN

Rechte von Menschen mit Behinderungen in
der deutschen Entwicklungszusammenarbeit
sichern und Inklusion weltweit ermöglichen
– Drucksachen 17/12844, 17/13365 –

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(C (D Berichterstattung: Abgeordnete Sabine Weiss Karin Roth Helga Daub Niema Movassat Uwe Kekeritz Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehng auf Drucksache 17/13365, den Antrag der Fraktion ündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/12844 abzuhnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? Das sind die Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – Das ind alle drei Oppositionsfraktionen. Enthaltungen? – iemand. Die Beschlussempfehlung ist angenommen. Tagesordnungspunkt 70 i: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses (12. Ausschuss)

Nouripour, Memet Kilic, Volker Beck (Köln),
weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Gesellschaftliche Vielfalt in der Bundeswehr
anerkennen

– Drucksachen 17/13095, 17/13621 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Markus Grübel
Lars Klingbeil
Burkhardt Müller-Sönksen
Paul Schäfer (Köln)
Omid Nouripour

Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
ng auf Drucksache 17/13621, den Antrag der Fraktion
ündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/13095 abzu-
hnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
as sind die Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – So-

ialdemokraten und Bündnis 90/Die Grünen. Enthaltun-
en? – Linksfraktion. Die Beschlussempfehlung ist an-
enommen.

Tagesordnungspunkt 70 j:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne-

ten Matthias W. Birkwald, Diana Golze,
Dr. Martina Bunge, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion DIE LINKE

Wiedereingliederung fördern – Gefangene in
die Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung
einbeziehen

– Drucksachen 17/13103, 17/13806 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Peter Weiß (Emmendingen)


Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
ng auf Drucksache 17/13806, den Antrag der Fraktion
ie Linke auf Drucksache 17/13103 abzulehnen. Wer

timmt für diese Beschlussempfehlung? – Das sind die
oalitionsfraktionen. Gegenprobe! – Bündnis 90/Die





Vizepräsident Eduard Oswald


(A) )


)(B)

Grünen und Linksfraktion. Enthaltungen? – Sozialdemo-
kraten. Die Beschlussempfehlung ist angenommen.

Tagesordnungspunkt 70 k:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit (16. Ausschuss) zu der
Verordnung der Bundesregierung

Verordnung zur Änderung der Vorschriften
über elektromagnetische Felder und das tele-
kommunikationsrechtliche Nachweisverfah-
ren

– Drucksachen 17/13421, 17/13580 Nr. 2.1,
17/13835 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Michael Paul
Dirk Becker
Judith Skudelny
Sabine Stüber
Sylvia Kotting-Uhl

Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
lung auf Drucksache 17/13835, der Verordnung der Bun-
desregierung auf Drucksache 17/13421 zuzustimmen.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Das sind
die Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – Bündnis 90/Die
Grünen und Linksfraktion. Enthaltungen? – Sozialdemo-
kraten. Die Beschlussempfehlung ist angenommen.

Tagesordnungspunkt 70 l:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss) zu der Verordnung der
Bundesregierung

Sechsundneunzigste Verordnung zur Ände-
rung der Außenwirtschaftsverordnung

– Drucksachen 17/13422, 17/13580 Nr. 2.2,
17/13792 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Ulla Lötzer

Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
lung auf Drucksache 17/13792, die Aufhebung der Ver-
ordnung der Bundesregierung auf Drucksache 17/13422
nicht zu verlangen. Wer stimmt für diese Beschlussemp-
fehlung? – Das sind die Koalitionsfraktionen und die
Fraktion der Sozialdemokraten. Gegenprobe! – Niemand.
Enthaltungen? – Bündnis 90/Die Grünen und Linksfrak-
tion. Die Beschlussempfehlung ist angenommen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir kommen nun zu
den Tagesordnungspunkten 70 m bis 70 v. Es handelt
sich um die Beschlussempfehlungen des Petitionsaus-
schusses.

Tagesordnungspunkt 70 m:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 598 zu Petitionen

– Drucksache 17/13738 –

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(C (D Wer stimmt dafür? – Das sind alle Fraktionen des auses. Wer stimmt dagegen? – Niemand. Enthaltunen? – Niemand. Die Sammelübersicht 598 ist angeommen. Tagesordnungspunkt 70 n: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 599 zu Petitionen – Drucksache 17/13739 – Wer stimmt dafür? – Koalitionsfraktionen und SPDraktion. Wer stimmt dagegen? – Linksfraktion. Enthalngen? – Bündnis 90/Die Grünen. Sammelübersicht 599 t angenommen. Tagesordnungspunkt 70 o: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 600 zu Petitionen – Drucksache 17/13740 – Wer stimmt dafür? – Koalitionsfraktionen, Sozialdeokraten, Bündnis 90/Die Grünen. Wer stimmt dage en? – Niemand. Enthaltungen? – Linksfraktion. Samelübersicht 600 ist angenommen. Tagesordnungspunkt 70 p: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 601 zu Petitionen – Drucksache 17/13741 – Wer stimmt dafür? – Koalitionsfraktionen, Sozialdeokraten, Bündnis 90/Die Grünen. Wer stimmt dage en? – Niemand. Enthaltungen? – Linksfraktion. Die ammelübersicht 601 ist angenommen. Tagesordnungspunkt 70 q: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 602 zu Petitionen – Drucksache 17/13742 – Wer stimmt dafür? – Koalitionsfraktionen, Sozialdeokraten, Bündnis 90/Die Grünen. Wer stimmt dage en? – Niemand. Enthaltungen? – Linksfraktion. Samelübersicht 602 ist angenommen. Tagesordnungspunkt 70 r: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 603 zu Petitionen – Drucksache 17/13743 – Wer stimmt dafür? – Das sind alle Fraktionen des auses. Wer stimmt dagegen? – Niemand. Enthaltunen? – Niemand. Sammelübersicht 603 ist angenommen. Vizepräsident Eduard Oswald )





(A) )

Tagesordnungspunkt 70 s:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 604 zu Petitionen

– Drucksache 17/13744 –

Wer stimmt dafür? – Koalitionsfraktionen, Sozialde-
mokraten, Bündnis 90/Die Grünen. Wer stimmt dage-
gen? – Linksfraktion. Enthaltungen? – Niemand. Sam-
melübersicht 604 ist angenommen.

Tagesordnungspunkt 70 t:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 605 zu Petitionen

– Drucksache 17/13745 –

Wer stimmt dafür? – Koalitionsfraktionen und Sozial-
demokraten. Wer stimmt dagegen? – Bündnis 90/Die
Grünen und Linksfraktion. Enthaltungen? – Niemand.
Sammelübersicht 605 ist angenommen.

Tagesordnungspunkt 70 u:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 606 zu Petitionen

– Drucksache 17/13746 –

Wer stimmt dafür? – Koalitionsfraktionen und Bünd-
nis 90/Die Grünen. Wer stimmt dagegen? – Sozialdemo-
kraten und Linksfraktion. Enthaltungen? – Niemand.
Sammelübersicht 606 ist angenommen.

Tagesordnungspunkt 70 v:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 607 zu Petitionen

– Drucksache 17/13747 –

Wer stimmt dafür? – Koalitionsfraktionen. Wer
stimmt dagegen? – Alle drei Oppositionsfraktionen. Vor-
sichtshalber: Enthaltungen? – Niemand. Sammelüber-
sicht 607 ist angenommen.

Zusatzpunkt 4:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Hans-
Joachim Hacker, Rainer Arnold, Dr. Hans-
Peter Bartels, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der SPD

Konversion gestalten – Kommunen stärken

– zu dem Antrag der Abgeordneten Daniela
Wagner, Bettina Herlitzius, Britta Haßelmann,

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(C (D weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Konversion – Zwischen Verwertungsdruck und nachhaltigen Konzepten – Drucksachen 17/9060, 17/9405, 17/10001 – Berichterstattung: Abgeordnete Norbert Brackmann Johannes Kahrs Otto Fricke Roland Claus Dr. Tobias Lindner Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner eschlussempfehlung die Ablehnung des Antrages der raktion der SPD auf Drucksache 17/9060 mit dem Titel Konversion gestalten – Kommunen stärken“. Wer timmt für diese Beschlussempfehlung? – Das sind die oalitionsfraktionen. Gegenprobe! – Sozialdemokraten, ündnis 90/Die Grünen. Enthaltungen? – Linksfraktion. ie Beschlussempfehlung ist angenommen. Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Abhnung des Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grüen auf Drucksache 17/9405 mit dem Titel „Konversion – wischen Verwertungsdruck und nachhaltigen Konzepn“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Das ind die Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – Bündis 90/Die Grünen und Linksfraktion. Enthaltungen? – ozialdemokraten. Die Beschlussempfehlung ist angeommen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie werden es nicht lauben, wir sind am Ende dieser Abstimmungen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/ CSU]: Es wären auch keine Buchstaben mehr übrig!)


Ja, ich weiß. Die Kondition wird noch reichen.

Ich rufe den Zusatzpunkt 5 auf:

Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktion der SPD

Haltung der Bundesregierung zu Plänen des
CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer zur Einfüh-
rung einer Pkw-Maut nur für Ausländer

Ich eröffne nun die Aussprache.


(Unruhe)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind wieder ganz
ei der Sache.


(Heiterkeit)


Erster Redner in unserer Aktuellen Stunde ist unser
ollege Florian Pronold für die Fraktion der Sozialdemo-
raten.


(Beifall bei der SPD)







(A) )


)(B)


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1724610000

Sehr geehrter Herr Präsident! Wenn viele Kollegen

diesem Vorschlag des Herrn Seehofer nicht mit Ernsthaf-
tigkeit folgen wollen, kann ich es verstehen; denn ernst
gemeint kann er nicht sein. Es ist eine dreiste Lüge, zu
behaupten, man könnte eine Pkw-Maut auf deutschen
Straßen allein für ausländische Pkw erheben.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wenn eine Pkw-Maut eingeführt würde, dann wären die
Leidtragenden die Pendlerinnen und Pendler, alle die,
die auf das Auto angewiesen sind. Das sind überwiegend
Menschen, die in Deutschland leben. Man kann lügen,
indem man die Wahrheit verschweigt. Darum wollen wir
uns der Wahrheit ein bisschen nähern.

Ich finde es spannend, wer heute redet und wer nicht
redet. Spannend ist vor allem, wer nicht redet. Wo ist die
Kanzlerin, die die Pkw-Maut ablehnt?


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


Wo sind die Kolleginnen und Kollegen der CDU, die die
Pkw-Maut ablehnen? Es sind die Kollegen der CSU da.
Auf der Rednerliste stehen nur Redner von der CSU,
sehr spannend. Aber der Kollege Max Straubinger fehlt
mir,


(Zuruf von der FDP: Steinbrück ist auch nicht da!)


mein Freund aus dem Wahlkreis, mit dem ich vor kur-
zem ein Pro und Kontra in der örtlichen Zeitung zum
Thema Pkw-Maut hatte. Die Argumente konnte man
überhaupt nicht unterscheiden. Herr Straubinger hat vor
Ort deutlich gemacht: Nein, die Pkw-Maut allein für
Ausländer geht nicht. Zweitens hat er deutlich gemacht,
dass es am Schluss nur den Pendlerinnen und Pendlern
schadet. Schade, dass Sie Herrn Straubinger heute nicht
als Redner benannt haben.


(Beifall bei der SPD – Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Den haben Sie nicht richtig verstanden, wie üblich!)


Jetzt kommen wir zu der Frage, wie das denn gehen
soll. Die Bundesregierung ist von der SPD im letzten
Jahr befragt worden, ob es möglich ist, dass man eine
Pkw-Maut erhebt und dass unter dem Strich nur die aus-
ländischen Autofahrer zahlen. Die klare Antwort der
Bundesregierung im letzten Jahr in diesem Haus – Peter
Ramsauer ist, glaube ich, Teil dieser Bundesregierung –
war: Das geht nicht. – Warum geht das nicht? Weil es ein
europarechtliches Diskriminierungsverbot gibt. Jetzt
stellen wir uns ganz kurz vor, dass es tatsächlich ginge.
Ich will nur eine Minute Zeit darauf verschwenden, dass
man unterstellt, Herr Seehofer könnte recht haben und es
ginge. Dann muss man aber einige Fakten zur Kenntnis
nehmen.

Nur 5 Prozent der Pkw auf deutschen Straßen sind
ausländische Pkw. In Österreich gibt es das Pickerl.
Viele in Niederbayern ärgern sich, wenn sie nach Öster-
reich fahren, weil Sie dort Maut zahlen müssen und es
umgekehrt nicht so ist. Die Verwaltungskosten machen

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(C (D Prozent der Einnahmen durch das Pickerl aus. 9 Proent der Einnahmen der österreichischen Pkw-Maut geen an den Betreiber. Das sind die öffentlichen Ausünfte, die dort zu erhalten sind. ie brauchen nicht zu schreien und zu jammern: Das ist o. Wenn nur 5 Prozent der Pkw auf deutschen Straßen us dem Ausland sind, dann zahlen die ausländischen kw nichts anderes als die Verwaltungskosten. Die, die eschröpft werden, sind die deutschen Autofahrer. Das t Ihr tatsächlicher Plan. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Zuruf von der CDU/CSU: Blödsinn! Reservebank!)


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


Sie wollen die Angaben der Bundesregierung nicht
ur Kenntnis nehmen. CSU-Abgeordnete haben den
issenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestages

efragt und sich ein Gutachten erstellen lassen. Das Er-
ebnis war dasselbe: Es geht nicht.


(Daniela Ludwig [CDU/CSU]: Geht nicht, gibt’s nicht!)


Ich frage Sie: Warum stellen Sie diese Lügen in den
aum? Wenn man sagt, dass nur die Ausländer zahlen

ollen, dann bekommt man Zustimmung; das ist klar.
ie Wahrheit ist: Zum Schluss zahlen es die deutschen
utofahrerinnen und Autofahrer.

Fließt das Geld überhaupt in die Straße? Diese Forde-
ng beinhaltet doch, dass der Herr Ramsauer von sei-

em eigenen Versagen ablenken will. 1,5 Milliarden
uro werden jedes Jahr für den Verkehrsetat an zusätz-
chen Steuern erhoben. Wurde mehr Geld in die Straße
vestiert?


(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Wollen Sie das denn?)


ein. Nichts hat sich verändert. Warum soll das denn mit
er Pkw-Maut funktionieren? Das glaubt Ihnen doch
iemand.

Wir brauchen tatsächlich eine stärkere Reparatur der
frastruktur. Es gibt marode Brücken. Schwarz-Gelb

at dagegen nichts gemacht.


(Patrick Döring [FDP]: Ja, genau! Abwählen!)


0 Prozent der Lkw auf deutschen Straßen sind ausländi-
che Lkw. Diese Lkw machen jede Straße 60 000-mal
ehr kaputt als jeder Pkw. Deswegen muss man die tat-

ächlichen Verursacher der Kosten heranziehen,


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ie Lkw-Maut ausweiten und nicht die Menschen, die in
rer Heimat leben wollen und jeden Tag lange Wege zur
rbeit auf sich nehmen, zur Kasse bitten. Deswegen leh-
en wir im Kontext mit der FDP, mit der Bundeskanzle-
n, mit der CSU, mit Herrn Straubinger von der CSU,
iese Wahllüge der CSU ab.





Florian Pronold


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Sie reden ja am Thema vorbei!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724610100

Nächster Redner in unserer Aktuellen Stunde ist für

die Fraktion von CDU/CSU unser Kollege Alexander
Dobrindt. Bitte schön, Kollege Alexander Dobrindt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Alexander Dobrindt (CSU):
Rede ID: ID1724610200

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es geht um eine Frage
der Gerechtigkeit auf deutschen Straßen.


(Lachen bei der SPD)


Überall im Ausland werden die deutschen Autofahrer
zur Kasse gebeten, und die ausländischen Autofahrer in
Deutschland fahren gratis. Das ist keine faire Infrastruk-
turfinanzierung in Europa.


(Beifall bei der CDU/CSU – Gustav Herzog [SPD]: Kein Applaus von der FDP!)


Schauen wir uns doch einmal in Europa um: Polen,
Tschechien, Slowakei, Österreich, Italien, Schweiz,
Frankreich, in nahezu allen Staaten um uns herum wird
der deutsche Autofahrer abkassiert. Mittendrin in Eu-
ropa, in Deutschland, das das am besten ausgebaute Auto-
bahnnetz hat, dürfen alle unsere Nachbarn kostenlos fah-
ren. Das kann auf Dauer so nicht aufrechterhalten
werden. Deswegen setzen wir uns dafür ein, dass mehr
Gerechtigkeit auf den Straßen in Europa herrscht.


(Gustav Herzog [SPD]: Peinlich! Da schämt man sich für Sie! Das ist so schlimm! Sie sind doch ein weltoffener Mensch, Herr Dobrindt?)


Das heißt, dass alle den Ausbau und die Instandhaltung
der Infrastruktur mitfinanzieren müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wenn Sie mit dem Auto von München nach Verona
fahren, fallen in Österreich und Italien Mautgebühren
von über 30 Euro an. Wenn Sie von Köln nach Bordeaux
fahren, zahlen Sie in Frankreich fast 70 Euro an Maut-
gebühren. Von Stuttgart nach Nizza zahlen Sie in der
Schweiz und in Frankreich über 60 Euro. Von Rotterdam
nach Garmisch-Partenkirchen zahlen Sie auf deutschen
Autobahnen null Autobahngebühr. Das ist nicht fair.


(Beifall bei der CDU/CSU – Florian Pronold [SPD]: Sollen es die deutschen Autofahrer auch zahlen?)


Herr Pronold, Sie sollten vielleicht zur Kenntnis neh-
men, dass in der letzten Woche das Emnid-Institut in einer
repräsentativen Umfrage gemessen hat, dass 88 Prozent
der Menschen in Bayern dafür sind, dass auch auslän-
dische Pkw Maut bezahlen.


(Sören Bartol [SPD]: Sie lügen uns doch ins Gesicht, Herr Dobrindt!)



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(C (D Schön, dass Sie danach fragen. Ich kann Ihnen mittein, wie die SPD-Wähler dies sehen. 79 Prozent der PD-Wähler in Bayern sind für die Pkw-Maut für ausndische Autofahrer. Die Grünen haben recht, dass sie sich etwas zurückalten. Sie wissen auch genau, warum. Das liegt daran, ass 86 Prozent der Anhänger der Grünen in Bayern dar sind, dass es eine Pkw-Maut für ausländische Autohrer gibt. Im Rest von Deutschland sieht es nicht sehr iel anders aus. (Florian Pronold [SPD]: 100 Prozent der Menschen sind dafür, dass Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen! Das geht auch nicht!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Herr Pronold, Sie haben für Ihre Politik schlichtweg
eine Mehrheiten, und deswegen kommt von Ihnen im-
er gerne der Populismusvorwurf. Ihnen fällt nichts an-

eres ein. Sie bestätigen, dass Sie keine Mehrheit haben,
dem Sie anderen Populismus vorwerfen. Ganz ehrlich:
s ist schon Einfallslosigkeit, die Sie, Herr Pronold, an
en Tag legen, wenn Sie sagen, es gebe europarechtliche
edenken.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Sie sind eine klassische Minderheitspartei!)


ie kapitulieren ja schon, bevor die Diskussion mit der
ommission beginnt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn es überall in Europa möglich ist, warum dann
icht in Deutschland?


(Florian Pronold [SPD]: Das ist unglaublich!)


Wissen Sie, vielleicht haben Sie einfach keinen
umm, sich für die Interessen der deutschen Steuerzah-
r einzusetzen, weder SPD noch Grüne.


(Florian Pronold [SPD]: Sie setzen sich nur für die Mövenpicks ein!)


ei den Grünen ist es vielleicht etwas leichter zu erklä-
n: Sie sind halt doch die alte grüne Antiinfrastruktur-

artei, die Sie in der Vergangenheit waren. Sie wollen
obilität verhindern statt ermöglichen und deswegen

uch kein weiteres Geld für die Infrastruktur ausgeben.


(Stephan Kühn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Programm lesen!)


h will aus der FAZ den Ministerpräsidenten von Baden-
ürttemberg, Kretschmann, zitieren,


(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das unterlassen Sie gefälligst! Das steht Ihnen nicht zu! Wer solche Reden hält, nimmt seine Worte nicht in den Mund!)


er gesagt hat:

Aus dem freien Gut Straße muss das knappe Gut
Straße werden.





Alexander Dobrindt


(A) )


)(B)

Sie wollen Freiheit knapp machen. Das ist die Politik der
Grünen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was fällt Ihnen ein, solch ein Benehmen an den Tag zu legen? Unglaublich!)


Schön, dass Sie das offensichtlich zu Zwischenrufen
anregt. Das gibt mir die Möglichkeit, darauf hinzuweisen,
dass Sie im Landtagswahlprogramm der bayerischen
Grünen aufgeschrieben haben:

Auf den Bau neuer Straßen wollen wir verzichten.

Sie wollen also die Freiheit der Straße zum knappen Gut
der Straße machen. Das ist die Politik der Grünen.

Sie wollen in einem Land, in dem Mobilität ein we-
sentlicher Faktor für Wirtschaft und Wohlstand ist, genau
diese Mobilität verknappen. Sie wollen den ländlichen
Raum von der Zukunft und vom Wohlstand abschneiden.
Das ist die Politik der Grünen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD – Uwe Beckmeyer [SPD]: Sie sind ein Scharlatan, Herr Dobrindt! Ein Scharlatan! – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind Sie in Bayern so schwach, dass Sie solch eine Show abziehen?)


Wenn Sie sich schon aufregen, Herr Hofreiter: Was
Sie auch verschweigen, ist, dass die Grünen natürlich
eine Maut einführen wollen. Sie wollen keine Autobahn-
maut für ausländische Autofahrer; aber Sie wollen eine
City-Maut einführen. Im Landtagswahlprogramm der
bayerischen Grünen ist aufgeschrieben:

Die Einführung einer allgemeinen PKW-Maut leh-
nen wir … ab. Die Einführung einer City-Maut als
Steuerungsinstrument und als neues Finanzierungs-
modell … wollen wir prüfen.

Im Klartext: Sie sagen, ausländische Autofahrer sollen
weiterhin kostenlos auf unseren Autobahnen fahren; die
deutschen Autofahrer sollen nach Ihren Vorstellungen
stärker belastet werden. Das ist die Realität der grünen
Politik.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Patrick Döring [FDP])


Sie können sich einmal überlegen, ob das, was Sie an
dieser Stelle vorhaben, vielleicht Inländerdiskriminie-
rung ist.

Auf jeden Fall wollen Sie die Belastungen der Auto-
fahrer erhöhen. Sie wollen keine Straßen bauen, Sie wol-
len Mobilität einschränken, und Sie wollen, dass auslän-
dische Autofahrer weiter kostenlos auf unseren Straßen
unterwegs sind. Wir wollen mehr Mobilität, mehr Frei-
heit und Gerechtigkeit auf den deutschen Straßen. Das
sind die Alternativen in Deutschland, meine Damen und
Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU – Uwe Beckmeyer [SPD]: Hemmungslos!)


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(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen, aus aktuellem An ss weise ich darauf hin, dass bei Aktuellen Stunden eine Zwischenfragen möglich sind. Ich habe ein paar eldungen gesehen, aber deswegen wird die Geschäfts rdnung auch bei einer solchen Aktuellen Stunde nicht eändert. Nächste Rednerin für die Fraktion Die Linke ist unere Kollegin Sabine Leidig. Bitte schön, Frau Kollegin abine Leidig. Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich urde gerade gefragt, ob ich das Niveau meiner Rede an as Niveau der Rede von Herrn Dobrindt anpassen kann. (Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Das schaffen Sie nicht! Geben Sie sich keine Mühe!)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724610300

(Beifall bei der LINKEN)

Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724610400

as ist mir leider nicht möglich, weil Herr Seehofer und
err Dobrindt offenbar auf allerunterstem Stamm-
schniveau punkten wollen


(Beifall bei der LINKEN und der SPD sowie der Abg. Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


nd wieder einmal die Ausländerkarte ziehen, dieses
al beim Thema Pkw-Maut. Das ist wirklich unglaub-

ch.

Angeblich nutzen unsere Nachbarn die Deutschen
us. Diese Behauptung ist nicht nur schäbig, sie ist auch
lsch. Auch wenn es in den Ferien manchmal anders

ussieht: Tatsächlich machen ausländische Autos – da-
uf wurde bereits hingewiesen – auf deutschen Auto-

ahnen im Jahr ungefähr 5 Prozent des gesamten Pkw-
erkehrs aus. Und sie tanken in Deutschland. Dadurch
ind die Einnahmen aus der Mineralölsteuer ungefähr
oppelt so hoch wie die Infrastrukturkosten, die die aus-
ndischen Autofahrerinnen und Autofahrer verursa-

hen.


(Zuruf von der CDU/CSU: So ein Quatsch!)


as sind Zahlen vom ADAC, die Sie natürlich auch ken-
en, aber Sie wollen hier eine ausländerfeindliche Num-
er abziehen. Das ist wirklich eine Sauerei.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/ CSU]: Wenn Ihnen nichts anderes einfällt!)


Im Bereich Lkw sieht es völlig anders aus. Ich finde
s ausgesprochen spannend, dass Sie dieses Thema nicht
nsprechen. Tatsächlich kommen 30 Prozent der Lkws,
ie auf unseren Autobahnen fahren, aus dem Ausland,
arunter viele von Tochterfirmen deutscher Konzerne.


(Patrick Döring [FDP]: Zahlen aber alle Maut!)


ie tanken sehr selten bei uns. Fakt ist auch, dass ein
0-Tonner die Straße so stark belastet wie 160 000 Pkw.


(Patrick Döring [FDP]: Die zahlen doch Maut!)






Sabine Leidig


(A) )


)(B)

Warum gehen Sie hier nicht heran? Darauf müssen wir
noch einmal zurückkommen, das werde ich auch gleich
tun.

Herr Ramsauer will die Pkw-Maut für alle, damit es
endlich mehr Geld für den Straßenbau gibt. Herr
Pronold, ich finde es echt schade, dass auch Sie es klasse
finden, dass man mehr Geld für den Straßenbau be-
kommt.

Was Herr Ramsauer macht, ist schäbig und falsch.
Erstens. Die Autofahrerinnen und Autofahrer bezahlen
über Kfz-, Mineralöl- und anteilige Mehrwertsteuer je-
den Euro, den inländische Pkw an Wegekosten verursa-
chen, mehrfach, konkret: vierfach.

Zweitens. Würde die Pkw-Maut über eine Vignette
erhoben werden – das ist eine Variante –, wäre das unge-
recht, ökologisch unsinnig und unsozial, weil alle in ei-
nen Topf geworfen werden: diejenigen, die viel fahren
und diejenigen, die wenig fahren, diejenigen, die große
Autos fahren, und diejenigen, die ganz kleine, sparsame
Autos fahren. So etwas kann nicht in Ordnung sein.


(Beifall bei der LINKEN)


Die zweite Variante wäre, 40 Millionen deutsche Pkw
mit Erfassungsgeräten auszustatten. Das wäre für ein
paar Elektronikhersteller natürlich ein Riesengeschäft.
Aber nicht nur wir, sondern auch die meisten Daten-
schützerinnen und Datenschützer lehnen diesen Überwa-
chungsapparat ab. Auch das kann nicht wirklich Ihr
Ernst sein.

Apropos Geschäft: Das ist der Kern, worum es Herrn
Ramsauer eigentlich geht. Er will den Straßenbau priva-
tisieren – das sagt er ja auch –, weil – auch das sagt er –
das Geld im Verkehrsetat nicht reicht. Aber die großen
Baukonzerne lassen sich auf so etwas, wie eine Auto-
bahn zu bewirtschaften, nur ein, wenn ordentlicher Ge-
winn dabei herausspringt. Der sprudelt am besten, wenn
alle Autofahrerinnen und Autofahrer zur Kasse gebeten
werden. Darum geht es Ihnen in Ihrem Modell: Sie wol-
len den großen Bauunternehmen Geschäfte zuschustern,
und die kleinen Leute sollen es zahlen. Dazu ein klares
Nein von unserer Seite.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir brauchen eine Ausweitung der Lkw-Maut. Es
muss Schluss sein mit der Begünstigung von Unterneh-
men, die Waren auf Teufel komm raus durch ganz Eu-
ropa karren, auch wenn es überhaupt nicht nötig ist, weil
zum Beispiel Milch oder Autoteile in der Region herge-
stellt werden und dort verbraucht werden könnten.

Der Güterverkehr muss endlich die Kosten tragen, die
diese enorme Zahl von Lastwagen verursacht. Die Kom-
mission zur Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur, die
die Bundesregierung selber eingesetzt hat, hat jetzt die
Vorschläge durchgerechnet, die wir Linke schon vor
zwei Jahren als Antrag in den Bundestag eingebracht ha-
ben: Lkw-Maut auf allen Straßen und bereits für Lastwa-
gen ab 3,5 Tonnen. Dann kommen jedes Jahr zusätzlich
4,4 Milliarden Euro in die öffentlichen Kassen. Mit die-
sem Geld könnten die Kommunen, die Länder und der

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(C (D und die dringend benötigten Renovierungen von Brüken und Straßen bezahlen. Noch wichtiger: Mit diesem Geld kann man den Eintieg in die Verkehrswende finanzieren. Die ist nämlich ötig: mehr Bahn, mehr Bus, grünere Städte und weniger erkehr. (Gustav Herzog [SPD]: Ein Bus braucht auch eine Straße!)


ir sind nicht der Meinung, dass mehr Beton die Le-
ensqualität der Menschen hierzulande verbessert. Für
ehr Gerechtigkeit, auch für mehr Umweltgerechtigkeit,
üssten Verkehrsverhältnisse geschaffen werden, die es
öglichst vielen leicht machen, auf das eigene Auto zu

erzichten. Dazu braucht es umweltverträgliche und
reisgünstige Alternativen.

Die Abzocke von Autofahrern, ob sie in Deutschland
ohnen oder nicht, ist jedenfalls der falsche Weg, und
ie Pkw-Mautdebatte ist nichts anderes als ein böser
puk, mit dem die Wählerinnen und Wähler hoffentlich

September Schluss machen.


(Beifall bei der LINKEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724610500

Nächster Redner in unserer Aktuellen Stunde ist für

ie Fraktion der FDP unser Kollege Oliver Luksic. Bitte
chön, Herr Kollege.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Oliver Luksic (FDP):
Rede ID: ID1724610600

Vielen Dank. – Herr Präsident! Meine sehr verehrten

olleginnen und Kollegen! Die SPD redet viel über die
läne von anderen, ich glaube, auch um ein bisschen von
en eigenen Problemen abzulenken. Der Schattenminis-
r hat ja gerade gesprochen. Im Schattenkabinett erwar-
n wir keine Lichtgestalten, in dieser Rede des Kollegen
ronold war aber wirklich sehr viel Schatten und wenig
icht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Die Programme von SPD und Grünen zeigen, dass sie
ehr erfindungsreich sind, wenn es um neue Abgaben
nd neue Steuern geht, gerade im Bereich Verkehr. Des-
egen ist Ihre Empörung über eine neue Belastung für
ie Autofahrer ein Stück weit fehl am Platze. Sie wollen
ie City-Maut einführen,


(Florian Pronold [SPD]: Wer will das?)


ie wollen die Verkehrsinfrastrukturabgabe – ich bin ge-
pannt, was das sein soll; wahrscheinlich eine Pkw-

aut, nur anders –, Sie wollen eine Logistikabgabe, Sie
ollen die Kfz-Steuer erhöhen, und Sie wollen eine
usweitung der Lkw-Maut. Das ist das rot-grüne Pro-
ramm für die Bürgerinnen und Bürger.


(Florian Pronold [SPD]: Lügen darf der Dobrindt!)


nd dann fordert der SPD-Vorsitzende, Herr Gabriel,
uch noch Tempo 120 auf deutschen Autobahnen. Inso-





Oliver Luksic


(A) )


)(B)

fern sage ich: Passen Sie lieber ein bisschen auf. Sie
wollen den Verkehr verteuern, wir wollen das nicht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Florian Pronold [SPD]: Bleiben Sie doch einfach einmal bei der Wahrheit!)


Jetzt hat die CSU – das ist eine eigenständige Partei –

(Lachen bei der SPD)


die Maut vorgeschlagen. Die Gedanken sind frei.

(Lachen bei der SPD)


Ich weiß nicht, wo die Umfrageergebnisse, von denen
wir eben gehört haben, herkommen. Die Pendler, die ich
kenne, die Arbeitnehmer, die ich kenne, die wollen keine
Maut zahlen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP sowie der Abg. Ute Vogt [SPD])


Vor dem Hintergrund der Belastung, die wir schon haben
– die Zahlen wurden ja eben genannt; diese Zahlen wa-
ren richtig –, ist klar festzuhalten: Liberale wie übrigens
auch die Kollegen der CDU wollen keine Maut, auch,
weil das Argument, dass nur Ausländer zur Kasse gebe-
ten werden, nicht verfängt. Deren Anteil liegt in der Tat
bei 5 bis 10 Prozent. Das würde, wenn überhaupt, rei-
chen, um die Systemkosten auszugleichen.


(Sören Bartol [SPD]: So ist es!)

Vor allem werden die Autofahrer schon heute über die
Steuer mit 53 Milliarden Euro zur Kasse gebeten. Des-
wegen sind wir gegen die FDP-Maut,


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


gegen die Pkw-Maut; denn das wäre ganz klar eine Be-
lastung.

Der springende Punkt ist, dass eine Differenzierung
zwischen In- und Ausländern europarechtlich nicht zu-
lässig ist. Für die Verankerung des Rechts auf Nichtdis-
kriminierung ist übrigens auch Deutschland eingetreten.
Das ist EU-Recht. Die Leitlinien, die wir in Europa für
Straßenbenutzungsgebühren beschlossen haben, wurden
übrigens von der Vorgängerkoalition so beschlossen. Der
Vorschlag, nur Ausländer zahlen zu lassen, ist unrealis-
tisch. Genauso realistisch wäre es, zu fordern, auf baye-
rischen Straßen müssten nur Preußen zahlen. Das geht
einfach nicht. Das ist unrealistisch.


(Beifall bei der FDP)

Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht. Wir ha-

ben die Zweckentfremdung der Lkw-Mautmittel, die
Rot-Grün zu verantworten hat, zurückgenommen.


(Florian Pronold [SPD]: Wie viel Geld gibt es jetzt mehr für die Straße?)


Die Einnahmen fließen jetzt in den Finanzierungskreis-
lauf Straße. Kollege Pronold, das ist nun einmal so. Wir
haben ein Mautmoratorium eingeführt; das war richtig.
Wir haben vor allem, wie Sie selber sagen, mehr Geld
für die Straße besorgt.


(Florian Pronold [SPD]: Wo denn?)


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(C (D ir haben 1,5 Milliarden Euro zusätzliche Mittel beorgt. Das ist ein Erfolg dieser Koalition im Bereich der frastrukturfinanzierung. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


er Bund verfügt über Einnahmen in Höhe von über
00 Milliarden Euro. Wir haben Rekordsteuereinnah-
en. 53 Milliarden Euro kommen aus dem Bereich Ver-

ehr.

Wir sind der festen Überzeugung, dass wir in der
ächsten Legislaturperiode den Schwerpunkt auf die Inf-
struktur legen müssen. Wie wir in dieser Legislaturpe-
ode den Schwerpunkt auf Bildung und Forschung ge-
gt haben, müssen wir in der kommenden Wahlperiode
och mehr beim Thema Infrastrukturfinanzierung tun.
ie EU-Kommission hat in ihrem Bericht klar darauf
ingewiesen, dass hier weiterer Bedarf besteht. Dem
tellen wir uns.

Ihre Forderung nach immer neuen Abgaben – das ist
anz klar – ist falsch. Pauschale Vorwürfe helfen nicht
eiter, zumal Sie selbst an anderer Stelle den Verkehr
eiter verteuern wollen. Wir Liberale sagen ganz klar:
er Autofahrer zahlt bereits mehr als genug Steuern.
ir wollen den Verkehr nicht weiter verteuern. Das sieht

ie FDP so und auch die CDU.


(Beifall bei der FDP – Uwe Beckmeyer [SPD]: Herr Dobrindt, was sagen Sie nun? – Gegenruf des Abg. Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Meine Überzeugungsarbeit wird erfolgreich sein!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724610700

Nächster Redner in unserer Aktuellen Stunde ist für

ie Fraktion Bündnis 90/Die Grünen unser Kollege
r. Anton Hofreiter. Bitte schön, Kollege Dr. Hofreiter.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Herr Dobrindt, es sind diese Auftritte, die
olitik insgesamt in Verruf bringen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Das sagt das größte Rumpelstilzchen im Deutschen Bundestag! Sie haben es gerade nötig, ausgerechnet! – Daniela Ludwig [CDU/CSU]: Ausgerechnet!)


Es sind diese Auftritte, die letztendlich dem Ansehen
on Politik insgesamt schaden, weil es offensichtlich ist,
ass es nicht stimmt, was Sie hier sagen, und auch nicht
timmen kann.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Dann lass mal hören, was die Wahrheit ist!)


Sie haben von einer Gesetzgebung gesprochen, die
iskriminierend nur für eine bestimmte Gruppe gilt. Man
raucht gar nicht EU-Recht anzuführen, da können Sie
anz simpel einfach einmal ins deutsche Grundgesetz





Dr. Anton Hofreiter


(A) )


)(B)

schauen, dann stellen Sie fest, dass es Gleichbehand-
lungsgrundsätze gibt. Die gelten interessanterweise auch
für Vorschläge der CSU.

Deshalb unterlassen Sie diese Art von Debatte; denn
das frustriert die Leute am Ende nur, auch wenn es viel-
leicht zwischenzeitlich kurz Aufmerksamkeit bringt. Es
wissen alle, dass es am Ende nicht funktionieren wird.
Es wird nicht kommen, und es stimmt nicht, was Sie be-
haupten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wenn dann die Frage kommt: „In ganz Europa geht
das, und warum nicht bei uns?“, dann ist das eben auch
die Unwahrheit; denn in ganz Europa zahlt die Gesamt-
bevölkerung, die diese Straßen nutzt, Pkw-Maut, und
nicht nur eine bestimmte Gruppe von Menschen, die
nicht Staatsangehörige dieses Landes sind. Deshalb un-
terlassen Sie so etwas, denn es schadet der demokrati-
schen Kultur insgesamt.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Junge, Junge, jetzt geht es aber los!)


Es ist einfach peinlich, solche Reden im Plenum zu hal-
ten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Peinlich sind Sie! – Zuruf der Abg. Daniela Ludwig [CDU/CSU])


Aber vielleicht zu den inhaltlichen Fragen. Warum
lehnen wir eine Pkw-Maut ab? Die Modelle, die es für
eine Pkw-Maut gibt, schauen letztendlich alle so aus,
dass man für eine Vignette zahlt. Bei der Vignette zahlt
derjenige, der ein großes Auto hat, genauso viel wie je-
mand, der ein kleines Auto hat, es zahlt derjenige, der
viel verdient, genauso viel wie jemand, der wenig ver-
dient. Was ist das? Die Vignette in dieser Form ist sozial
ungerecht, deshalb lehnen wir sie ab.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Was ist ein weiterer Grund, aus dem wir die Vignette
ablehnen? Es zahlt derjenige, der wenig fährt, genauso
viel wie derjenige, der viel fährt. Ein Rentner, der ab und
zu mal – alle paar Wochen – auf die Autobahn fährt,
zahlt, wenn es eine Jahresvignette ist, genauso viel wie
jemand, der sie ständig benutzt. Das heißt, sie ist auch
noch ökologisch blind.

Warum lehnen wir sie des Weiteren ab? Wir sind nicht
der Meinung, dass man in ein System als allererstes
mehr Geld hineinstecken sollte, sondern man sollte sich
überlegen, ob dieses System effizient ist, ob mit dem
Geld der Steuerzahler, ob mit dem Geld der Unterneh-
men, wenn wir an die Lkw-Maut denken, wirklich effi-
zient umgegangen wird. Ich finde es spannend, dass im-
mer einfach nur gefordert wird, erst einmal mehr Geld in
das System zu schütten und dann zu schauen, ob man es
anpassen kann. Nein, unser Weg ist ein völlig anderer.

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(C (D (Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Sie wollen keine Straßen bauen, Autofahren verhindern! Sie wollen Mobilität einschränken!)


er Weg muss sein: Man muss das System anschauen
nd sich fragen, ob das Geld effizient ausgegeben wird
der nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das Geld wird leider in vielen Fällen nicht effizient
usgegeben, was man allein an den Wunschlisten, die für
en Bundesverkehrswegeplan abgegeben werden, erken-
en kann.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Ihr wollt doch gar keine Straßen mehr!)


ir haben als eine der ersten Wunschlisten die Wunsch-
ste aus Bayern erhalten, von der CSU-Staatsregierung
o beschlossen. Man glaubt gar nicht, dass so etwas von
inem Kabinett beschlossen wird.


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Das haben Sie in Baden-Württemberg beschlossen, keine Straßen mehr zu bauen! Das haben Sie beschlossen!)


Darin sind 398 Projekte mit einem Finanzvolumen
on 17 Milliarden Euro enthalten. Dankenswerterweise
aben Sie die Zahl mitgeliefert. Die ist zwar zu niedrig,
eil bei Bauprojekten gern eine zu niedrige Zahl ange-
eben wird, aber wir nehmen einfach nur einmal die
7 Milliarden Euro. Jetzt schauen wir uns an, wie viel
eld im Schnitt pro Jahr für den Aus- und Neubau in
ayern von einem CSU-geführten Bundesverkehrsmi-
isterium zur Verfügung gestellt wird. Da kommen wir

Schnitt auf 105 Millionen Euro. Jetzt teilen wir die
7 Milliarden Euro durch 105 Millionen Euro, dann
ommen wir auf 160 Jahre. Das bayerische Kabinett hat
llen Ernstes eine Liste beschlossen, die unter den jetzi-
en Finanzierungsbedingungen 160 Jahre brauchen
ürde, um abfinanziert zu werden. Das ist eine Frech-
eit, das ist unseriös. Genau in dieses komische System
edenken Sie Ihre Pkw-Maut hineinschütten zu können.
o geht es schlichtweg nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sind die Fakten!)


Vernünftige Verkehrspolitik und vernünftige Straßen-
aupolitik halten sich an ein paar Grundsätze. Erst ein-
al erhält man das, was man hat.


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Sie sind ja schlimmer als der Pronold!)


as heißt, man sorgt dafür, dass die vorhandene Infra-
truktur unterhalten wird. Das passiert nicht, insbeson-
ere im Verantwortungsbereich der CSU nicht, weil sie
ahr für Jahr Mittel, die der Bund für den Unterhalt zur
erfügung stellt, für Neubau umwidmet und damit dafür
orgt, dass die wertvolle Infrastruktur zu teuren Schlag-
chpisten wird.


(Daniela Ludwig [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht! Das ist glatt gelogen!)






Dr. Anton Hofreiter


(A) )


)(B)

Das ist eine Frechheit. Das muss der Bund endlich unter-
binden. Das ist der erste Grundsatz. Hier wird nämlich
wie folgt gehandelt: Man fragt sich zuerst, ob man ein
Dach, durch das es reinregnet, abdichten soll oder nicht,
und beschließt dann, dass man das Dach nicht abdichtet,
sondern es weiter reinregnen lässt. So kann man mit In-
frastruktur nicht umgehen.


(Beifall der Abg. Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wenn der Unterhalt sichergestellt ist, muss man ange-
sichts des knappen Geldes dafür sorgen, dass man ver-
nünftig priorisiert und zuerst die Maßnahmen ergreift,
die am dringendsten notwendig sind. Von solch einer
vernünftigen Prioritätensetzung sind Sie ganz weit ent-
fernt. Machen Sie erst einmal richtig Ihre Hausaufgaben,
bevor Sie hier solche unglaublichen Reden halten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Sie sind so peinlich!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724610800

Nächster Redner ist für die Bundesregierung der Par-

lamentarische Staatssekretär Dr. Andreas Scheuer. Bitte
schön, Herr Parlamentarischer Staatssekretär.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


D
Andreas Scheuer (CSU):
Rede ID: ID1724610900


Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
Herr Kollege Hofreiter, Sie haben für Ihre Rede eine
sehr ethisch-moralische Einleitung gewählt. Nun muss
ich Ihnen das vorwerfen, was Sie meinem Kollegen
Dobrindt – übrigens zu Unrecht – vorgeworfen haben:
Sie haben gelogen. Denn wenn Sie sich die genauen
Zahlen im jetzigen Bundesetat und die Quoten, die wir
für Erhalt und Neubau haben, anschauen,


(Daniela Ludwig [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


dann sehen Sie, dass es eine klare Umschichtung und
eine klare Prioritätensetzung durch Bundesminister
Ramsauer gibt, nämlich Erhalt vor Neubau. Das wissen
Sie genau.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben die Liste! – Uwe Beckmeyer [SPD]: Er hat das gar nicht kritisiert!)


Sie haben Ihre Rede moralisch begonnen. Wenn Sie
hier zum Besten geben, was aus Ihrer Sicht unmoralisch
ist, erwarte ich aber auch, dass Sie gute Argumente ak-
zeptieren.


(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben die Liste mit der Abschichtung!)


So ist es gut, dass die Zeit von SPD-Bundesverkehrsmi-
nistern endlich vorbei ist, in der auf Verschleiß unseres
Netzes gefahren wurde. Nehmen Sie als Beispiel nur

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(C (D inmal die Ansätze für die Brücken. Wir haben diese ittel von 300 Millionen Euro auf fast 700 Millionen uro erhöht. (Uwe Beckmeyer [SPD]: Weil das bitter nötig ist!)


ie hatten die Erhaltungsnotwendigkeiten nicht gesehen.


(Daniela Ludwig [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


ir haben jetzt diese Korrektur vollzogen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Noch ein Thema. Herr Kollege Hofreiter, Ihr Vorgän-
er im Amt als Vorsitzender des Verkehrsausschusses
es Deutschen Bundestages, Winfried Hermann, mein
eschätzter Kollege,


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Na ja!)


er jetzt Minister in Baden-Württemberg ist, verantwor-
t eine Anmeldeliste für Baden-Württemberg, die die
edarfe aus den Stimm- und Wahlkreisen beinhaltet.
iese zeigt die verkehrspolitische Notwendigkeit auch
r Neubauten und Ausbauten zur Entlastung der Bür-

erinnen und Bürger von Lärm und Abgasen und zur
erstetigung und Steigerung der Verkehrssicherheit.
infried Hermann sagt in jedem seiner Grußworte an-
sslich von Spatenstichen oder Eröffnungen neuer
erkehrswege, dass er die Pkw-Maut will, und zwar am
esten auf allen Straßen, und, wenn möglich, die City-
aut noch dazu.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


o besteht da der Zusammenhang, wenn Sie das eine
ehaupten und Ihr Kollege in Baden-Württemberg das
ndere? Die Politik der Grünen ist in dieser Frage nicht
tringent. Das muss man hier konstatieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Stephan Kühn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Einfach ins Wahlprogramm schauen!)


Ich will meine Ausführungen zur Unterfinanzierung
er Infrastruktur mit einer grundsätzlichen Vorbemer-
ung einleiten. Die gesamte Verkehrspolitik in Bund und
ändern hat sich doch schon längst darauf geeinigt, dass
ie Infrastruktur in Deutschland – das betrifft die Lan-
esstraßen genauso wie die Bundesfernstraßen – klas-
isch unterfinanziert ist. Deswegen haben die Länderver-
ehrsminister die Einsetzung einer Kommission erwirkt
vorher gab es die Daehre-Kommission, jetzt die
odewig-Kommission, benannt nach einem ehemaligen
PD-Bundesverkehrsminister –, die Vorschläge für den
und erarbeiten soll, wie man die Unterfinanzierung der
frastruktur beheben und mehr Mittel aufbringen kann.
uch die Finanzierung durch Nutzer ist in dieser
odewig-Kommission ein wichtiger Punkt. Das heißt,
Gegensatz zu Ihnen, meine Damen und Herren von

er SPD-Bundestagsfraktion, haben die Länderverkehrs-
inister von der SPD längst begriffen, was Nutzerfinan-

ierung und Pkw-Maut miteinander zu tun haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Lachen des Abg. Florian Pronold Parl. Staatssekretär Dr. Andreas Scheuer )





(A) )

[SPD] – Sören Bartol [SPD]: Ist das die Aus-
sage der Bundesregierung?)

Jörg Vogelsänger – als brandenburgischer Verkehrsmi-
nister Sprecher der Länder – beispielsweise hat sich ganz
klar geäußert, indem er gesagt hat, dass eine Pkw-Maut
es erlauben würde, die Mittel für die Infrastruktur aufzu-
stocken und sie zu verstetigen.

Ich denke, dass die Parteien in den Tagen des Wahl-
kampfes – ab Juli/August – Gelegenheit haben werden,
die verschiedenen Konzepte zur Diskussion zu stellen.
Die Bürgerinnen und Bürger werden am 22. September
darüber abstimmen.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Sprechen Sie für die CSU oder die Bundesregierung?)


Kollege Dobrindt hat die Umfragewerte erwähnt:
88 Prozent der bayerischen Wählerinnen und Wähler
wollen eine Pkw-Maut. Und, Herr Kollege Pronold,
nachdem Sie den geschätzten Kollegen Straubinger an-
gesprochen haben, muss ich Ihnen sagen: Er ist der Ab-
geordnete, der bei der letzten Bundestagswahl in Ihrem
Wahlkreis mit 53,6 Prozent der Stimmen das Direktman-
dat errungen hat, während Sie gerade einmal 17,5 Pro-
zent der Stimmen erringen konnten.


(Zurufe von der CDU/CSU: Hört! Hört!)


Auch da sind die Mehrheitsverhältnisse ganz klar gere-
gelt. Ich denke, die CSU ist mit diesem Vorschlag wiede-
rum viel näher an den Menschen. Deswegen werden wir
diesen Vorschlag in den Bundestagswahlkampf einbrin-
gen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Klaus Barthel [SPD]: Sprechen Sie heute für die Bundesregierung, oder sprechen Sie für die CSU?)


Es wird immer wieder behauptet, dass durch eine
Pkw-Maut nur für Ausländer höchstens 250 bis 300 Mil-
lionen Euro eingenommen werden könnten. Die Ver-
kehrsbelastung ist aber erheblich gestiegen. In einer ak-
tuellen Studie rechnet die Ages uns vor, dass durch eine
Pkw-Vignette für ausländische Durchfahrer fast 1 Mil-
liarde Euro erwirtschaftet werden könnten.


(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Lkw! Das ist wirklich krass!)


Sollen wir auf diese 1 Milliarde Euro einfach so verzich-
ten? Ich fordere die SPD auf, endlich Mumm zu zeigen,
diese europapolitische Hörigkeit abzulegen und an einer
Änderung des Europarechts – klar, das ist vorher not-
wendig – mitzuwirken. Es gibt diese Modalitäten; aber
wir wollen nicht akzeptieren, dass die Ausländer um-
sonst durchfahren und wir auf die 1 Milliarde Euro, die
wir für die Finanzierung der Infrastruktur dringend brau-
chen, verzichten sollen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei Abgeordneten der SPD – Sabine Leidig [DIE LINKE]: Das sind doch Lkw!)


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(C (D Die SPD-Bundestagsfraktion hat diese Europahörigeit schon in der letzten Legislaturperiode beim Feuerehrführerschein an den Tag gelegt. Bundesminister amsauer hat es geschafft, für den Feuerwehrführer chein eine Regelung zu schaffen, die europarechtlich ägt. Wo stünden die vielen ehrenamtlichen Helfer, die tzt bei der Hochwasserkatastrophe helfen, wenn der eutsche Feuerwehrführerschein keine europarechtliche kzeptanz gefunden hätte? Das ist nur ein Beispiel, das eigt, dass Sie mutiger werden sollten und, anstatt auf as Europarecht zu verweisen, Ihren Kollegen in Brüssel egenüber klarmachen sollten, dass Deutschland will, ass durchfahrende Ausländer an der Finanzierung der undesfernstraßen beteiligt werden. Die Einnahmen in illiardenhöhe wollen wir in die Bundesinfrastruktur investieren. Das wäre das richtige Rezept. nterstützen Sie uns dabei! Zeigen Sie endlich Aktivit! Machen Sie sich Gedanken, und verwenden Sie Ihr ehirnschmalz darauf, Lösungen zu finden. (Uwe Beckmeyer [SPD]: Wen meinen Sie eigentlich? – Florian Pronold [SPD]: Sie sind Mitglied der Bundesregierung! Hat diese nicht erklärt, dass es keine Pläne zur Einführung einer Pkw-Maut gibt?)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Kollege Pronold, es wird seinen Grund haben,
ass die Medien im Hinblick auf die Mannschaft, mit der
ie SPD nach der Wahl regieren möchte, nicht von ei-
em Kompetenzteam, sondern von einem Schattenkabi-
ett sprechen. Sie zeigen, dass Sie sich in Ihr Schicksal
rgeben.


(Widerspruch bei der SPD)


Die CSU möchte, dass die Ausländer nicht einfach
ur durchfahren und Müll und Unrat auf unseren Park-
lätzen lassen. Mittlerweile, Frau Leidig, tankt auch kei-
er mehr in Deutschland: weil das Spritpreisniveau zu
och ist.


(Zurufe von der SPD)


ir wollen also diese Pkw-Maut einführen,


(Stephan Kühn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sprechen Sie für die Bundesregierung?)


m auch von unseren europäischen Mitbürgern einen
eitrag zur Finanzierung des deutschen Bundesfernstra-
ensystems zu bekommen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Himmel, Herrgott, Zwirn noch mal!)


Meine Damen und Herren von der SPD, schauen Sie
ich bitte die Ages-Studie an! Sie ist sehr aktuell. Ich
de Sie ein – auch wenn die Diskussion heute ein biss-

hen lebhafter war –, sich mit uns ohne Scheuklappen
edanken darüber zu machen, wie wir die Infrastruktur-
nanzierung auf eine zukunftsfähige Grundlage stellen
önnen. Die verschiedenen Konzepte liegen auf dem
isch. Die Bürgerinnen und Bürger können am 22. Sep-





Parl. Staatssekretär Dr. Andreas Scheuer


(A) )


)(B)

tember entsprechend ihr Kreuzchen machen. Bei 88 Pro-
zent Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger in Bayern
zur Pkw-Maut ist mir nicht bange, dass wir uns in dieser
Regierungskonstellation auch in der nächsten Legislatur-
periode wunderbar wieder treffen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724611000

Nächster Redner in unserer Aktuellen Stunde ist für

die Fraktion der Sozialdemokraten unser Kollege Uwe
Beckmeyer. Bitte schön, Kollege Uwe Beckmeyer.


(Beifall bei der SPD)



Uwe Beckmeyer (SPD):
Rede ID: ID1724611100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Herr Scheuer, Ihnen persönlich herzlichen Glück-
wunsch zur Vaterschaft.

Ich habe mich, wie auch meine Fraktion, eben die
ganze Zeit gefragt: Wen vertreten Sie eigentlich? Die
CSU-Landesgruppe oder die Bundesregierung? Ich
denke, Sie sitzen auf der Regierungsbank am falschen
Platz. Sie müssten eigentlich in den Reihen der CDU/
CSU sitzen, wenn Sie hier so sprechen wollen. Dann hät-
ten Sie allerdings auch keine neun Minuten Redezeit,
sondern nur fünf.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich finde es unerhört, was hier abgeht: Die Bundes-
kanzlerin erklärt für diese Bundesregierung ganz klar,
dass es in Deutschland keine Pkw-Maut geben soll; der
Staatssekretär des Fachministeriums erklärt das Gegen-
teil.


(Caren Marks [SPD]: Das ist schon interessant!)


Sie sollten sofort demissionieren. Holen Sie sich Ihre
Abdankungsurkunde beim Bundespräsidenten ab, und
gehen Sie wieder in Ihre Fraktion zurück!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Gerd Müller [CDU/ CSU]: Die Argumente haben Sie wohl getroffen! – Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Keine Sachargumente! Es scheint ganz schön weh zu tun, was der Staatssekretär gesagt hat!)


– Herr Dobrindt, kennen Sie den EU-Vertrag?


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Zur Genüge!)


In Art. 2 ist unter anderem die Gleichheit der europäi-
schen Bürger festgelegt.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Die Gleichheit?)


Kennen Sie unser Grundgesetz? Toni Hofreiter hat es
eben zitiert. Herr Ramsauer spricht davon, dass es in der
hintersten Ecke irgendwelche Fußnoten geben solle, die
man nur ändern müsse, um die Pkw-Maut für Ausländer
in Bayern und in Deutschland einführen zu können. Was

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(C (D t das für ein Minister, der die Leute so hinters Licht hrt? Für wie dumm halten Sie eigentlich Ihre bayeri chen Wähler, dass Sie mit einer solchen Klamotte vor en Deutschen Bundestag treten und behaupten, das sei öglich? Die Wahrheit ist eine ganz andere: Sie wollen die kw-Maut auf ganzer Linie. Die Pläne zur Pkw-Maut ind schon vor sechs Monaten in der Bild-Zeitung dokuentiert worden. Die Pkw-Maut, die Sie wollen, belastet den deutschen Pkw-Fahrer mit 80 bis 365 Euro pro ahr. Das ist die Wahrheit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Zurufe von der CDU/CSU)


as müssen Sie dementieren, wenn Sie das nicht wollen.
ber Sie können das nicht dementieren, weil Sie eine

ndere Variante gar nicht durchsetzen können. Dann sind
s am Ende wieder die bösen Europäer gewesen, die Ih-
en das leider vermasselt haben. Sie werden für die baye-
sche CSU sagen: Wie schade, dass es leider Gottes mit
er Durchsetzung in Europa nicht geklappt hat. – Man
ann das wieder auf Europa abladen.


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Offensichtlich tun Sie sich schwer!)


Diese Bauernschläue ist im Grunde das tragende Ele-
ent Ihres ganzen Wahlkampfes. Sie wollen mit irgend-

inem neuen Thema von Ihrer Amigo-Affäre ablenken,


(Zurufe von der CDU/CSU: Och nee!)


ber das sich die Republik dann aufregen soll. Aber mit
ieser Nummer kommen Sie nicht durch.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn man Ihre Variante weiterdenkt, dann müssten
ir den Italienern demnächst auch für Pasta- und Pizza-
erzehr in Deutschland Steuern zahlen oder Freibier für
lle. Solche Dinge sind doch unsinnig in der Politik. Das
uss man so feststellen.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Bis jetzt ist Ihnen nichts eingefallen!)


Es ist doch sonnenklar: Mit einer derart formulierten
olitik betreiben Sie in Deutschland am Ende Scharlata-
erie. Der Seehofer ist am Ende der Münchhausen dieser
epublik, und Sie sind sein Assistent. Was ist das eigent-
ch für eine Politik, die so formuliert wird? Glauben Sie
tsächlich, dass in Deutschland so etwas durchgesetzt
erden kann? Hirnrissiger geht es doch nimmer.


(Beifall des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


er Staatssekretär tutet in das gleiche Horn und erklärt
iesem Parlament ebenfalls, dass das machbar sei.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Na klar!)


en wollen Sie eigentlich noch hinters Licht führen? Je-
er Rechtskundige weiß, dass das nicht geht. Dennoch
ird es versucht.





Uwe Beckmeyer


(A) )


)(B)

Sie machen doch im Grunde eine lautstarke Minder-
heitenpolitik aus Bayern, damit sich bei Ihnen die Leute
in den Bierzelten auf die Schenkel schlagen und sagen:
Jawohl, Pkw-Maut für Ausländer, das brauchen wir jetzt
noch, damit die Straßen ordentlich finanziert werden
können. – Jeder Kundige im Verkehrsausschuss weiß,
dass die Systemkosten die Einnahmen, die da erwirt-
schaftet werden und ganze 5 Prozent des Straßenetats
ausmachen sollen, vollkommen auffressen. Am Ende
werden Sie keinen Cent zusätzlich übrig haben für die
Finanzierung der Infrastruktur.

Was Sie brauchen, ist eine Antwort auf das Problem,
das Herr Scheuer genannt hat. Uns fehlen in Deutsch-
land 4 Milliarden Euro pro Jahr für Investitionen in die
Infrastruktur. Darauf haben Sie keine Antwort. Eine
ganze Wahlperiode lang hat dieses Ressort nichts zu-
stande gebracht. Herr Ramsauer hat auf ganzer Linie
versagt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Zurufe von der CDU/CSU)


Wir müssen im Hinblick auf die Bundestagswahl fest-
halten: Diese CSU ist mit ihren Ministern im Grunde
nicht in der Lage, die Verkehrspolitik in Deutschland or-
dentlich zu organisieren.

Machen Sie sich also nicht über ein Schattenkabinett
lustig. Sie sind eine C-Mannschaft, nicht einmal eine B-
Mannschaft.

Ganz herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724611200

Nächster Redner in unserer Aktuellen Stunde ist für

die Fraktion der FDP unser Kollege Patrick Döring.
Bitte schön, Kollege Patrick Döring.


(Beifall bei der FDP)



Patrick Döring (FDP):
Rede ID: ID1724611300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nur

für den Fall, dass das unklar geblieben ist: Die Fraktio-
nen, die diese Bundesregierung tragen, haben für diese
Wahlperiode keine Pkw-Maut verabredet, und wenn es
nach der FDP und nach der Frau Bundeskanzlerin geht,
werden wir so etwas auch in der kommenden Wahl-
periode nicht verabreden.


(Beifall bei der FDP – Zurufe von der SPD und vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dafür werden wir Liberale werben und streiten. Die De-
batte jetzt läuft ja ein wenig nach dem Muster ab: Wer
wenig weiß, muss mehr glauben.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, lieber Uwe
Beckmeyer, selbstverständlich ist es lohnenswert, da-
rüber zu diskutieren, wie wir mehr Geld ins System be-
kommen. Ich will darauf hinweisen, dass es Abgeord-
nete von CDU/CSU und FDP waren, die es geschafft
haben, dass für 2012 und 2013 über 1,7 Milliarden Euro

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(C (D usätzliche Mittel für Investitionen zur Verfügung steen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auch erlaube ich mir den Hinweis, dass keine CDU-
andtagsfraktion und keine FDP-Landtagsfraktion in
oalitionsverträgen mit dem Partner verabredet hat,
eine weiteren Straßen zu bauen, so wie es die SPD in
heinland-Pfalz, Baden-Württemberg und in Schleswig-
olstein verabredet hat. Der Eindruck, den Sie zu erwe-

ken versuchen, Sie seien der Schutzpatron der Infra-
truktur, ist nun wahrlich durch die Wirklichkeit wider-
gt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zurufe von der SPD)


Entscheidend ist, dass man, wenn man die zutreffen-
en Rechtsgrundsätze, die Uwe Beckmeyer genannt hat,
nd das Diskriminierungsverbot ernst nimmt, am Ende
ine Vignettenpflicht für alle einführen müsste. Für In-
nder müsste man dann kunstvoll versuchen, ihnen die

rhobenen Gebühren zurückzuerstatten. Ich erlaube mir
en Hinweis, dass wir all das bei der Lkw-Maut auch
chon diskutiert und dabei festgestellt haben, dass das in
uropa aus guten Gründen so einfach nicht möglich ist.
ir Liberale werden nicht die Hand für die Übernahme

on Systemkosten reichen. Ich bin nach der Erfahrung
it der Lkw-Maut sicher, dass wir das teurer machen
ürden als die Österreicher, dass wir ein System auf-
auen würden, das 10 Prozent bis 20 Prozent System-
osten produzierte; und dann müssten wir noch ir-
endwo ein Pkw-Vignetten-Rückvergütungsamt für die
eutschen einrichteten. Diesen bürokratischen Aufwand
erden wir Liberale jedenfalls nicht mitgehen. So etwas
ollen wir nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


enn die Autofahrerinnen und Autofahrer in Deutsch-
nd zahlen genug Steuern, Mineralölsteuer und Kfz-
teuer.

Wenn man sich die Geschichte der Infrastrukturfinan-
ierung anschaut, dann sieht man, wie skeptisch und
isstrauisch die Deutschen aus gutem Grund bei dieser
ebatte sind; denn unsere Vorgänger haben in den 60er-
nd 70er-Jahren mehrfach Mineralölsteuererhöhungen
orgenommen und ins Gesetz geschrieben: Dieses Geld
ird auf Dauer ausschließlich für die Finanzierung der
traße verwendet. Wir alle hier setzen diese gesetzlichen
egelungen mit jedem Bundeshaushalt wieder außer
raft. Die Deutschen wissen genau, dass das Verspre-

hen, neue Abgaben würden zweckgebunden eingesetzt,
elten gehalten wird. Wir haben es bei der Lkw-Maut un-
r Rot-Grün erlebt und würden es auch bei einer Pkw-
aut erleben. Auch darum wollen wir Liberale kein

eues Abkassierinstrument einführen.


(Beifall bei der FDP)


Nein, wir müssen schlicht dafür sorgen, dass in die-
em Parlament durch überzeugende Argumente mehr
eld aus dem Kfz-Steuer- und Mineralölsteueraufkom-





Patrick Döring


(A) )


)(B)

men für die Infrastrukturfinanzierung erkämpft wird, da-
mit wir die Unterdeckung beseitigen.


(Zuruf der Abg. Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD])


Ich finde es aber bemerkenswert, dass die Redner bei-
der Oppositionsfraktionen, die hier gesprochen haben,
offengelegt haben, dass sie höhere Belastungen für all
jene, die nicht Pkw fahren, planen, nämlich mit einer
Güterverkehrsabgabe auf allen Bundesstraßen in Deutsch-
land, für alle Fahrzeuge schwerer als 3,5 Tonnen und da-
mit für jeden Handwerker, für jeden Landwirt, für jeden
Möbelspediteur.


(Florian Pronold [SPD]: Quatsch! Jetzt lügen Sie auch noch hier herum! Das ist doch unwahr! Unglaublich!)


Das ist die Abzocke von Mittelstand und heimischem
Gewerbe, und die werden wir auch nicht mitmachen,
meine sehr verehrten Damen und Herren, weil regionale
Wirtschaftsverkehre nicht zusätzlich belastet werden
sollen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deshalb reden wir vielleicht weniger über neue Be-
lastungen für die Menschen und eher darüber, wie sie
mit ihrem eigenen Geld ihr Leben gestalten können.


(Florian Pronold [SPD]: Wenn wir auf Lügen Steuern erheben würden, dann hätten wir heute durch FDP und CSU den Staatshaushalt saniert!)


Und sorgen wir dafür, dass wir die über 50 Milliarden
Euro, die die deutschen Verkehrsteilnehmer aufbringen,
dass wir die 4 Milliarden Euro Lkw-Maut, die alle inlän-
dischen und ausländischen Lkw bezahlen, richtig einset-
zen und dass wir am Ende eine auskömmliche Infra-
strukturfinanzierung haben! Wir brauchen keine neuen
Finanzierungsinstrumente, die hohe Verwaltungskosten
verschlingen; wir brauchen den Menschen auch nicht
mit xenophoben Argumenten Sand in die Augen zu
streuen.


(Beifall des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das Einzige, was wir brauchen, ist eine durchsetzungsfä-
hige Mehrheit, die viel mehr Geld für die Infrastruktur
beschafft. Die Fraktionen von Union und FDP haben in
der Auseinandersetzung mit dem Parlament und mit dem
Haushaltsausschuss bewiesen, dass sie das können; so
werden wir auch weiter vorgehen.

Es waren vier gute Jahre für die Infrastrukturfinanzie-
rung, und wir werden vier gute Jahre anschließen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Alexander Dobrindt [CDU/ CSU]: Mit der Pkw-Maut!)


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(C (D Nächste Rednerin in unserer Aktuellen Stunde ist für ie Fraktion der Sozialdemokraten unsere Kollegin Frau ita Schwarzelühr-Sutter. Bitte schön, Frau Kollegin chwarzelühr-Sutter. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! iebe Kollegen! Was für ein Schauspiel heute! an könnte fast meinen, die Augsburger Puppenkiste ist ieder auf Tournee. (Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Keine Beschimpfung! – Sabine Leidig [DIE LINKE]: Das ist eine Beleidigung der Augsburger Puppenkiste!)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724611400

(Beifall bei der SPD)

Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1724611500

(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Schön!)


uf dem Programm stehen Wahlversprechen aller Art.
ngekündigt ist eine hundertprozentige Befriedigung
er Wählerinnen und Wähler und ihrer Wünsche.

In Bezug auf den Handlungsablauf befinden wir uns
erade in einem retardierenden Moment: Hochdrama-
sch meldet sich einer der Kronprinzen zu Wort, wider-
pricht der Königin und droht gar mit Auszug aus dem
chloss, wenn nicht Wegezoll für Fremde verlangt wird. –
ie wissen, wen ich meine. Wir, das mehr oder weniger
eneigte Publikum, wissen dennoch, dass das Unver-
eidliche folgen wird; denn die Puppenspielerin wird

m Ende des Stücks das Krokodil Horst und den Kasper
eter wieder zurück in die Kiste stecken und zum nächs-
n Auftrittsort weiterreisen.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE])


Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer for-
ert eine Pkw-Maut für Ausländer und will damit die
oheit über die Stammtische wiedergewinnen. Ich frage
ich manchmal wirklich, warum es eigentlich keine
aut für politische Geisterfahrer gibt.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


kw-Maut als Wunderwaffe für blasse Verkehrsminister!
h denke hier nur an die Helmpflicht für Radfahrer, an

as Punktesystem und anderes.


(Stephan Kühn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Radlerkennzeichen!)


Sie sagen dann auch noch, es gehe Ihnen um mehr
erechtigkeit und mehr Geld für den Straßenbau – und
as wollen Sie natürlich nur von den Ausländerinnen
nd Ausländern, Europarecht hin oder her. Das Europa-
cht scheint wenigstens in den Augen des Ministers
eehofer nur eine Nebensächlichkeit zu sein; aber ich
age Ihnen eines: Das drückt bei allem Spaß aus, wel-
hes Rechtsverständnis Sie haben, wie Sie zu Recht und
esetz stehen und welche Haltung Sie in Europa einneh-
en.





Rita Schwarzelühr-Sutter


(A) )


)(B)

Wir lehnen die Pkw-Maut ab, weil die Fahrerinnen
und Fahrer von Pkw, wie schon gesagt, bereits eine
Menge Geld zahlen, nämlich 53 Milliarden Euro pro
Jahr. Aber nur 17 Milliarden Euro pro Jahr werden in
den Straßenverkehr investiert. Glauben Sie wirklich,
dass Ihnen jemand abnimmt, dass Ihre Pkw-Maut on top
kommt? Sie versprechen dem Handwerker und dem
Pendler im ländlichen Raum, dass sie da das El Dorado,
das Paradies, für Straßen finden. Das ist doch wirklich
nicht die Wahrheit; vielmehr hängen Sie den Menschen
eine goldene Karotte bzw. eine Wurst vor die Nase.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Enttäuscht müssen Handwerker und Pendler vor al-
lem deswegen sein, weil das doch eigentlich Ihr Klientel
ist. Haben Sie sie vor lauter Eifer in Ihrem Wahlkampf
vergessen? Sagen Sie ihnen, wenn die Maut ausgeweitet
wird, doch auch einmal, wo der Verkehr dann hinfließt
und welche Umverkehre entstehen. Der Verkehr flutet
dann doch auf die Landstraßen, und unsere schönen Au-
tobahnen werden dann gar nicht mehr genutzt.

Die eigentlichen Verursacher lassen Sie außen vor.
Hier haben Sie in dieser Legislaturperiode richtig viel
Geld verschleudert. Sie haben keine Mautspreizung vor-
genommen, und Sie haben keinen Anreiz für mehr Euro-
6-Lkw geschaffen. Der Verkehrsminister hat sich viel-
mehr darauf zurückgezogen, dass er erst ein lupenreines
Wegekostengutachten brauche, bevor er so etwas jemals
noch einmal unternimmt.


(Patrick Döring [FDP]: Das hätte aber zu weniger Mauteinnahmen geführt!)


Sie haben kein Herz für Verbraucherinnen und Ver-
braucher, sondern Sie versuchen, sie gnadenlos abzuzo-
cken.


(Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Bei uns ist das absolut nicht so wie bei Ihnen!)


Maut heißt nur, noch mehr Geld von inländischen
Autofahrern abzukassieren.

Ich zitiere Herrn Meyer vom ADAC.


(Zuruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


– Keine Aufregung, Herr Kauder.

Maut-Vorschläge sind an Einfallslosigkeit kaum zu
überbieten.

Recht hat der Herr Meyer vom ADAC.

Die Kanzlerin und die Bundesregierung haben ver-
sprochen, dass es keine Pkw-Maut gibt. Deshalb frage
ich mich: Was sind die Versprechen dieser Bundesregie-
rung eigentlich wert?


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Wir machen Neues in einer neuen Zeit!)


Es war bezeichnend, dass ein Staatssekretär nicht für die
Bundesregierung, sondern eigentlich für die CSU ge-
sprochen hat. Oder hat er doch für die Regierung gespro-
chen? Wir werden versuchen, das einzuordnen. Der Bür-
ger vor Ort aber weiß jetzt, woran er ist: Er wird

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(C (D bkassiert und abgezockt. Die eigentlichen Lkw-Dreckchleudern aus dem Osten – oder was weiß ich, woher – erden Sie aber weiter fröhlich durch das Land ziehen ssen. Sie halten sich lieber an die Verbraucher, die Bürerinnen bzw. Bürger, die am Ende die Zeche bezahlen. Glück auf! (Beifall beim der SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724611600

Nächster Redner in unserer Aktuellen Stunde ist für

ie Fraktion von CDU/CSU unser Kollege Karl
olmeier. Bitte schön, Kollege Karl Holmeier.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Karl Holmeier (CSU):
Rede ID: ID1724611700

Sehr verehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen

nd Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
h kann, ehrlich gesagt, die ganze Aufregung der Oppo-

ition über die Äußerungen unseres bayerischen Minis-
rpräsidenten nicht verstehen.


(Kirsten Lühmann [SPD]: Stimmt! Kann man eigentlich nicht ernst nehmen!)


r hat gesagt, er will eine Maut, die deutsche Autofahrer
icht belastet – nicht mehr und nicht weniger. Zum
hema Pkw-Maut gibt es einen Parteitagsbeschluss aus
em Jahr 2011. Die Aussage unseres Ministerpräsiden-
n Horst Seehofer in der Bild am Sonntag gibt nichts

nderes als das wieder, was bereits vor zwei Jahren be-
chlossen wurde.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Das wird auch nicht besser dadurch!)


Es ist doch besser. Wenn Sie es wollen, stelle ich das
r die Opposition noch einmal klar.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir werden nach

er Bundestagswahl 2013 eine Pkw-Maut in Deutsch-
nd einführen. Das ist schlicht und einfach eine Frage
er Gerechtigkeit.


(Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Wer wird die einführen? Wer ist „wir“? Wir hören von der CDU und der FDP nichts anderes!)


Wir werden sie einführen, weil wir auch nach der Wahl
ie Regierung stellen werden. Warten Sie es ab, Frau
chieder.


(Beifall des Abg. Dr. Gerd Müller [CDU/CSU] – Florian Pronold [SPD]: Wer denn? Erzählen Sie einmal!)


Wenn deutsche Autofahrer in Österreich, in Italien, in
er Schweiz und in Tschechien Maut bezahlen, dann
ollten dies auch die Reisenden, die durch Deutschland
hren, machen. Es ist unserer Ansicht nach nur gerecht,
enn die vielen Abgaben, welche die deutschen Auto-
hrer an den Staat leisten, sich am Ende auch bei den
traßen unseres Landes widerspiegeln.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Will das Königreich Bayern aus der EU austreten?)






Karl Holmeier


(A) )


)(B)

Die Realität, Herr Beckmeyer, sah nach elf Jahren roter
Regentschaft im Bundesverkehrsministerium ganz an-
ders aus. Die CSU arbeitet mit unserem Verkehrsminis-
ter Dr. Peter Ramsauer daran, das zu ändern. Um mehr
geht es nicht.


(Unruhe – Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Ja freilich, die kriegen da nichts gebacken!)


Weder der bayerische Ministerpräsident noch die
CSU möchten Ausländer diskriminieren oder die Grund-
sätze und Errungenschaften der Europäischen Union
über den Haufen werfen.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Nein? Also austreten?)


Wir wollen keine Diskriminierung, wir wollen nur Ge-
rechtigkeit auf Deutschlands Straßen. In unserem Partei-
tagsbeschluss heißt es – ich zitiere das wörtlich –:

Kaum ein Industrieland in Europa stellt seine Stra-
ßen gebührenfrei jedem Autofahrer … zur Verfü-
gung – mit Ausnahme des größten europäischen
Transitlandes Deutschland.


(Florian Pronold [SPD]: Gibt es denn ein Land, wo die Inländer keine Maut zahlen?)


Es ist daher ein Gebot der Fairness, dass sich aus-
ländische Autofahrer künftig in Deutschland an den
bei uns entstehenden Kosten beteiligen.

Und das wollen wir.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Florian Pronold [SPD]: Herr Holmeier, zählen Sie doch einmal die europäischen Länder auf, wo kein Inländer Maut zahlt! Zählen Sie die einmal auf!)


– Sie stehen im Schatten, Herr Pronold, und werden auch
nach der Bundestagswahl im Schatten stehen. – Ich kann
darin beim besten Willen keine Ungleichbehandlung er-
kennen. Im Gegenteil: Das ist eine Forderung nach glei-
chem Recht für alle.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Jawohl! – Uwe Beckmeyer [SPD]: Sind Sie also für eine PkwMaut für alle? Großartig! – Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Sollen denn die Deutschen nicht zahlen?)


Um die ohnehin schon genügend strapazierten Geld-
beutel der deutschen Autofahrer nicht noch mehr zu stra-
pazieren, haben wir auf unserem Parteitag 2011 auch be-
schlossen, dass es mit der Einführung der Maut eine
Kompensation – ich wiederhole: eine Kompensation –
für die deutschen Autofahrer geben muss.


(Florian Pronold [SPD]: Was sagt denn die Bundesregierung dazu? Geht das?)


Daran ist nichts Verwerfliches zu erkennen – auch nicht
für Sie, Herr Pronold. Im Gegenteil: Alle, die eine an-

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(C (D ere Meinung vertreten, sollten den Autofahrern klaren ein einschenken. (Florian Pronold [SPD]: Also die Bundesregierung in dem Fall? Ihre eigene Bundesregierung hat ja diese Meinung auf Anfrage der SPD vertreten!)


ir wollen nicht, dass unsere Autofahrer künftig noch
ehr belastet werden. Wir wollen keine Mehrbelastung
r unsere Autofahrer, sondern eine verlässliche Finan-

ierung unserer Verkehrsinfrastruktur, ohne die Autofah-
r – vor allem die Pendler auf dem Land – noch zusätz-
ch zu belasten.


(Florian Pronold [SPD]: Woher kommt denn das Geld?)


Fakt ist, meine sehr verehrten Damen und Herren,
ass der Verkehrshaushalt seit Jahren unterfinanziert ist.
ie Kehrtwende zum Positiven wurde in den letzten Jah-
n unter CSU-Minister Peter Ramsauer vollzogen.


(Lachen bei der SPD – Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Wieso weiß das niemand?)


orher war es ein Riesenproblem. Zuvor haben die SPD-
erkehrsminister über elf Jahre hinweg den Verkehrs-
aushalt sträflichst vernachlässigt. Sie haben zuerst die
kw-Maut verstolpert und nach deren Einführung die
aushaltsmittel im Einzelplan 12 abgesenkt. Den Finan-

ierungskreislauf Straße, der die Kehrtwende zu mehr
nabhängigkeit vom Verkehrshaushalt markiert, hat erst
nser Verkehrsminister Peter Ramsauer eingeführt.


(Florian Pronold [SPD]: Dann haben Sie wesentlich mehr Geld für die Straße zur Verfügung! Sie sollten einfach einmal Ahnung haben von dem, was Sie erzählen!)


Hören Sie zu, Herr Pronold! – Unser Ziel lautet: Straße
nanziert Straße. CSU-Minister Ramsauer war es auch,
it dem wir es geschafft haben, im Jahr 2012 1 Mil-
arde Euro und im Jahr 2013 dann noch einmal 750 Mil-
onen Euro zusätzlich für den Straßenbau zu erhalten.

Genau diesen Weg wollen wir nach der Bundestags-
ahl fortführen. Wir werden ihn auch fortführen: mit der
inführung einer Pkw-Maut, mit der finanziellen Betei-
gung der Autofahrer aus unseren Nachbarländern, die
nsere Straßen benutzen.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Wir werden Sie zitieren!)


afür steht die CSU. Wir stehen für Gerechtigkeit und
takte Straßen in Deutschland.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Für mehr Belastungen!)


Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Gut, dass es die CSU gibt!)







(A) )


)(B)


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724611800

Nächster Redner in unserer Aktuellen Stunde ist für

die Fraktion der SPD unser Kollege Martin Burkert. –
Bitte schön, Kollege Martin Burkert.


(Beifall bei der SPD)



Martin Burkert (SPD):
Rede ID: ID1724611900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Hätten Sie
nicht 10 Milliarden Euro bei der Bayerischen Landes-
bank versenkt, bräuchten wir heute keine Diskussion
über die Pkw-Maut.


(Beifall bei der SPD)


Allein während dieser Aktuellen Stunde müssen dafür
40 000 Euro Zinsen aufgebracht werden. Herzlichen
Glückwunsch, Herr Dobrindt. So viel dazu.

Stellen Sie sich ein Fußballstadion vor. Alle drücken
der Mannschaft die Daumen, und ein kleiner Block Un-
verbesserlicher zündet bengalische Feuer. So ungefähr
kommt mir die Diskussion um die Pkw-Maut vor. Eine
große Mehrheit aus SPD, Grünen, Linken und CDU ist
gegen die Maut. Es gibt einen Parteitagsbeschluss und
klare Worte der Kanzlerin dazu. Ronald Pofalla – ja,
Herr Kauder, das ist so – und auch die FDP sind hier an-
derer Meinung. Gut, Herr Döring, wir müssen konstatie-
ren: die bayerische FDP, aber das sind ja nur ein paar
Hanseln, und das auch nicht mehr lang.


(Patrick Döring [FDP]: Die regieren! Sie stellen den stellvertretenden Ministerpräsidenten!)


Ich nenne hier auch die ablehnende Haltung der Freien
Wähler, des ACE und des ADAC zur Pkw-Maut. Eine
Umfrage des ADAC vom März dieses Jahres hat erge-
ben: Mehr als drei Viertel der Auto- und Motorradfahrer
lehnen eine Pkw-Maut ab.

Herr Dobrindt, wir wissen, wie die CSU in Bayern
Umfragen macht. Mit solchen Umfragen brauchen Sie
gar nicht erst zu kommen. Ich sage Ihnen: Wir alle leh-
nen eine Pkw-Maut in aller Deutlichkeit heute ab.


(Beifall bei der SPD – Dr. Gerd Müller [CDU/ CSU]: Heute! Und morgen?)


– Sie fürchten zu Recht die bayerische Landtagswahl. –
Es gibt nur diesen kleinen Block von Unruhestiftern, die
CSU und die Piratenpartei. Da haben sich zwei gefun-
den.


(Heiterkeit bei der SPD)


Ich sage Ihnen: Natürlich brauchen wir neue Einnah-
men, Herr Staatssekretär. Ich zitiere den Minister
Ramsauer:

Die nächste Bundesregierung wird zwingend sagen
müssen, wie man die Unterfinanzierung des Ver-
kehrsetats anpackt.

Ich kann darauf nur antworten: Wir haben Vorschläge
gemacht, wie eine zukunftsfähige, nachhaltige und so-
lide Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur aussehen
soll.

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(C (D (Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Steuererhöhungen, Steuererhöhungen, Steuererhöhungen!)


ir haben die Arbeit gemacht, die der Minister in dieser
egislatur hätte machen müssen. Sie gestehen ja selbst
in, dass Sie keine Antworten gegeben haben.

Was machen Sie denn eigentlich, wie schon zu Recht
efragt wurde, mit den über 50 Milliarden Euro Steuer-
innahmen von den Autofahrern? Reichen die nicht aus?
eden Sie mit Ihrem Bundesfinanzminister. Stichwort
Finanzierungskreislauf Straße“: Das heißt nach Ihrem
erständnis: Umgehungsstraßen in Bayern, aber dafür
en ländlichen Raum belasten.

Wir lehnen die Pkw-Maut ab: aus datenschutzrechtli-
hen Gründen, aus ökologischen Gründen, aus Gründen
er Verkehrssicherheit und aus sozialen Gründen.


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Aus mangelndem Verstand!)


it der Pkw-Maut würden gerade die Pendler getroffen,
ie im ländlichen Raum täglich auf die Nutzung von
ernstraßen und Autobahnen angewiesen sind.

Sie können sich Nachhilfe bei YouTube holen. Der
DAC hat im Oktober 2010 ein 15-minütiges Video mit
em Titel „Irrtum Pkw-Maut“ hochgeladen. Bis heute
urde dieses Video etwa 11 500 Mal angeschaut. Ein
SUler war offenbar nicht dabei und ein Pirat anschei-
end auch nicht.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Wer schaut denn Videos?)


anz nebenbei frage ich mich, was die den ganzen Tag
Internet machen; aber das nur am Rande.

Wir sagen ganz klar: Pkw-Maut nein, Nutzerfinanzie-
ng ja. Dafür müssen aber vier Kriterien erfüllt sein:
mwelt- und Lärmschutz sowie effiziente Lenkung der
erkehrsströme; jegliche Datenerfassung muss mit dem
atenschutzrecht in unserem Land im Einklang stehen
denken Sie an die Debatte in den USA –, und Pendler
ürfen nicht benachteiligt werden, um das als Franke
nd als Bayer deutlich zu sagen, Herr Dobrindt.


(Beifall bei der SPD)


Diesen vier Kriterien wird Ihre Pkw-Maut nicht ge-
cht. Ich bin ganz bei den Grünen, lieber Toni: Man

ann ernsthaft darüber nachdenken, ob man nicht eine
rhöhung der Mineralölsteuer ins Auge fasst,


(Oliver Luksic [FDP]: Noch mehr Steuern!)


m damit die Kfz-Steuer abzuschaffen. Auch das hätte
ine lenkende Wirkung.

Die Behauptung des Herrn Ministerpräsidenten und
eines Ministers in Berlin, Ramsauer, eine Pkw-Maut in
eutschland würde nur ausländische Autofahrer treffen,
t dreist und falsch – das wissen Sie –, und sie ist auch
nzulässig. Ich denke nur an Ihren Parteitag: Wenn Ihre
bgeordneten den Wissenschaftlichen Dienst beauftra-
en und sich das noch einmal schwarz auf weiß geben
ssen, dann sage ich, Herr Seehofer: Das ist Europa-





Martin Burkert


(A) )


)(B)

recht für Anfänger. Das sollten Sie wissen, Herr Minis-
terpräsident.

Unterm Strich sage ich Ihnen: 15 von 16 Autos auf
deutschen Autobahnen haben ein deutsches Kennzei-
chen. Die wollen Sie alle belasten.


(Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Genau!)


Sie wollen den deutschen Autofahrer mit hineinziehen
und den Europäern wieder die Schuld geben.

Ich zitiere heute im Deutschen Bundestag Hubert
Aiwanger – die Freien Wähler wollen ja kommen –:

Seehofer träumt … von schwarzen Weißwürsten
und überschätzt deutlich seine Macht. Ich wünsche
ihm viel Erfolg dabei, das EU-Recht zu ändern …

Ich sage Ihnen: Wir freuen uns. Wir haben kein Pro-
blem, wenn Herr Seehofer sagt, er wolle seinen Koali-
tionsvertrag danach ausrichten. Dem steht nichts im
Weg. Denn Dissens zwischen Grünen, SPD und den
Freien Wählern gibt es nicht. Wir werden den Koali-
tionsvertrag in Bayern dementsprechend machen. Wir
freuen uns auf die Landtags- und Bundestagswahlen am
15. und 22. September dieses Jahres. Bei aller Freund-
schaft, Herr Scheuer, nach Ihrer Rede hoffe ich, –


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724612000

Jetzt müssen Sie aber zum Schluss kommen.


Martin Burkert (SPD):
Rede ID: ID1724612100

– dass Sie dem Kabinett danach nicht mehr angehö-

ren.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724612200

Nächste Rednerin in unserer Aktuellen Stunde ist für

die Fraktion von CDU und CSU unsere Kollegin Daniela
Ludwig. – Bitte schön, Frau Kollegin Daniela Ludwig.


(Beifall bei der CDU/CSU – Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Endlich jemand, der weiß, wovon er redet!)



Daniela Raab (CSU):
Rede ID: ID1724612300

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und

Kollegen! Wenn jemand Hubert Aiwanger zitieren muss
und ihn als Kronzeugen braucht, dann fehlt es schon an
einigem, meine lieben Kolleginnen und Kollegen von
der SPD.


(Martin Burkert [SPD]: Sie wollen doch koalieren! – Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Den schicken wir Ihnen! – Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Die Sozis haben seltsame Freunde!)


Ich stelle eines voran: Wir sind nicht nur in einer
Mautdebatte, sondern in einer Verkehrsdebatte im Allge-
meinen. Ich höre von Ihnen immer: Geht nicht. –


(Zuruf von der SPD: Ja!)


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(C (D as stimmt: Unter Ihren Verkehrsministern ist vieles icht gegangen. Es ging los mit dem Erhalt der Infrastruktur: Das ging ei Ihnen nicht. Das arbeiten wir jetzt gerade mühsam b, Brücke für Brücke, Straße für Straße. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Uwe Beckmeyer [SPD]: Aber sehr erfolglos!)


en Verschleiß dieser rot-grünen Bundesregierung ba-
en wir bzw. die deutschen und bayerischen Autofahrer
us. Schade, das ging bei Ihnen leider nicht.

Bei Ihnen ging auch das nicht, was Sie jetzt so prei-
en, Herr Burkert: die Nutzerfinanzierung.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Privatisieren!)


traße finanziert Straße: Das ging bei Ihnen auch nicht.
afür mussten erst wir kommen. In unserer Verkehrspo-
tik geht das.

Jetzt sagen Sie: Wir sind für Nutzerfinanzierung, aber
egen die Pkw-Maut. – Erklären Sie das einmal zu
ause in Ihrem Wahlkreis!


(Beifall bei der CDU/CSU – Florian Pronold [SPD]: Reden Sie doch mal über die Zahlen! Nichts haben Sie bewirkt! 6 Milliarden Mehreinnahmen! 1,4 Milliarden haben Sie wieder investiert! Minus 4 Milliarden für die Straßen!)


as geht bei Ihnen also auch nicht.

Sie werfen sich immer in vorauseilendem Gehorsam
or der Europäischen Union in den Sand in dem Glau-
en, Sie müssten sich direkt wegducken und hinter dem
U-Recht verstecken, wenn Sie irgendetwas nicht wol-
n. Es ist bitter für Sie. Die Umfragen sind relativ ein-
eutig – und Ihre langen Gesichter waren vorhin auch
iemlich eindeutig –, dass die ganz große Mehrheit der
ayerischen SPD-Wähler – viele sind es ja nicht mehr –
der Tat für eine Vignette ist. Bitter für Sie, dass erst
ir Sie darauf bringen müssen und dass die CSU wieder

inmal ihrem politischen Motto gerecht wird. Wir sind
ämlich schlicht und ergreifend näher am Menschen und
issen, was die bayerischen Menschen wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Da brauchen wir keine Videos zu schauen!)


uch das ist relativ eindeutig.

Wir sind ein Transitland. Mein Wahlkreis ist eine
lassische Transitregion. Ich kann Ihnen schon jetzt die
zenarien ausmalen, wenn demnächst die Sommerferien
eginnen: Wir werden Schlangen über Schlangen von
eutschen, aber auch von ausländischen Pkw auf unse-
n Autobahnen haben, die Sie, wie gesagt, in der letzten

nd vorletzten Legislatur verschlissen haben. Die Men-
chen in meinem Wahlkreis fragen sich schlicht und er-
reifend: Wie kann es angehen, dass wir in Österreich
r eine Vignette zahlen müssen, dass wir in Italien

was ja eigentlich fast noch schlimmer ist – eine stre-
kenbezogene Maut zahlen müssen? Dann müssen wir





Daniela Ludwig


(A) )


)(B)

noch eine Extraabgabe zahlen, wenn wir über den Bren-
ner fahren, weil dies offenbar besonders gefahrenträchtig
ist.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Statt Straße Schiene! Die können ja auch alle mit dem Zug fahren! – Florian Pronold [SPD]: Zahlen die Österreicher in Österreich Maut oder nicht?)


Aber bei uns tuckert man in aller Seelenruhe durch, stellt
sich in unsere Staus, verpestet unsere Luft, lädt seinen
Müll bei uns ab; nur tanken tut man nicht mehr – dieses
Geschäft nehmen wir leider nicht mehr mit –, und zahlen
tut man auch nicht.


(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Schluss mit Tourismus in Bayern! Keine Touristen mehr nach Bayern!)


Ich kann Ihnen in aller Deutlichkeit sagen: Was Horst
Seehofer hier fordert, ist richtig. Wir werden diese For-
derung weitertreiben. Wir halten nichts von vorauseilen-
dem Gehorsam gegenüber der Europäischen Union, son-
dern wir stellen eine Forderung auf und werden sie auch
durchsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Wir harmonisieren die Duschköpfe in Europa! Dann können wir auch die Mautsysteme harmonisieren!)


Sie haben unter anderem die Pendler angesprochen.
Auch in meinem Wahlkreis leben viele Pendler. Ich weiß
nicht, mit wem Sie sprechen.


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Gar nicht! Die schauen nur Videos!)


Wahrscheinlich sprechen Sie mit niemandem, sondern
schauen YouTube.


(Rita Schwarzelühr-Sutter [SPD]: Wir sind multifunktional!)


Mir ist es lieber, mit den Bürgern zu sprechen und mir
dort Rückmeldung für meine Politik zu holen. Diese
Rückmeldung habe ich letzte Woche wieder relativ klar
durch unsere 50-köpfigen Besuchergruppen erfahren.


(Florian Pronold [SPD]: „Relativ klar“!)


Es vergeht keine Woche, in der nicht eine Besucher-
gruppe hier ankommt und ich mit fassungslosem Gesicht
angeschaut werde,


(Florian Pronold [SPD]: Sie sind also näher am Menschen, Kollegin, näher an der Besuchergruppe!)


wenn ich versuche zu erklären, warum viele europäische
Länder eine Maut und ein paar wenige eine Vignette ha-
ben und wir mittlerweile fast das einzige europäische
Land sind, in dem man für die Benutzung der Infrastruk-
tur überhaupt nichts zahlen muss.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Sagen Sie mal die Wahrheit! Sie wollen die Pkw-Maut für alle! Die CSU will die Pkw-Maut für alle!)


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(C (D eine Wähler zu Hause verstehen das nicht mehr. Weil ie es nicht verstehen, haben wir die hohe Verpflichtung, iesen Zustand endlich zu ändern. Vielen herzlichen Dank. Letzter Redner in unserer Aktuellen Stunde ist für die raktion von CDU und CSU unser Kollege Ulrich ange. – Bitte schön, Kollege Ulrich Lange. Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! ieber Kollege Pronold, was Sie heute veranstaltet haen, ist der Offenbarungseid der SPD-Verkehrspolitik. (Florian Pronold [SPD]: Ein neuer Straubinger!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724612400

(Beifall bei der CDU/CSU)

Ulrich Lange (CSU):
Rede ID: ID1724612500

enn Sie für eine Aktuelle Stunde nicht mehr zu bieten
aben als einen Parteitagsbeschluss der CSU aus dem
ahr 2011, wenn Sie keine eigenen Ideen haben, dann
ind Sie kein Kompetenzmann; Sie sind nicht einmal die

urzel aus Kompetenz.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


m passt ja nichts, aber er hat nichts zu bieten; es kom-
en keine neuen Ideen.

Herr Kollege Burkert, das war wenigstens ehrlich.
as war ehrlich wie 2005, als es hieß: Mit uns keine
ehrwertsteuererhöhung. Maut: Nein. Nutzerfinanzie-
ng: Ja. – „Steinbrück-Steuer, das wird teuer“: Das ist

er Satz, der auf Sie heute ganz besonders zutrifft.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Jörg van Essen [FDP])


Eine gute Infrastruktur, eine gute Verkehrspolitik ha-
en wir in den letzten vier Jahren weiß Gott gemacht.


(Florian Pronold [SPD]: Weiß Gott!)


h glaube, es ist Ihnen sehr wohl bewusst, dass wir elf
ahre auf Verschleiß gefahren sind; das gilt für Brücken
i
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1724612600
Wir haben umgeschichtet.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Hat er!)


iese Umschichtung war notwendig. Wir haben auch bei
er Schiene umgeschichtet. Auch das war notwendig.
ur, insbesondere im Gegensatz zu den Grünen, lieber
ollege Hofreiter: Der neue Bundesverkehrswegeplan
t kein „Wünsch dir was“. Ortsumfahrungen im ländli-
hen Raum bedeuten weiterhin Lebensqualität für Men-
chen, die an belasteten Straßen leben. Dafür brauchen
ir auch in Zukunft Geld, und zwar mehr Geld als bis-
er.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dass die Verkehrsinfrastruktur in Zukunft viel Geld
osten wird, sollten wir auch den Wählerinnen und





Ulrich Lange


(A) )


)(B)

Wählern heute schon sagen. Es wird ja von niemandem
bestritten, auch von Ihnen nicht.


(Florian Pronold [SPD]: Also doch für die inländischen Autofahrer!)


– Es wird auch von Ihnen nicht bestritten. – Nur, Herr
Pronold, schaffen Sie es? Schauen Sie als Verkehrspoli-
tiker vielleicht auch einmal bei den Mitgliedern des Aus-
schusses für Arbeit und Soziales vorbei? Schaffen Sie
es, in diesem Bereich irgendwelche Ausgaben zu kür-
zen? Denken Sie an die Ökosteuer, die Sie, Rot-Grün,
eingeführt haben. Sie wissen doch ganz genau, wohin
die Einnahmen aus der Ökosteuer fließen: Sie landen im
Topf des Haushaltes für Arbeit und Soziales.


(Beifall bei der CDU/CSU – Florian Pronold [SPD]: Sie regieren seit vier Jahren! Sie haben 6 Milliarden mehr eingenommen und davon nicht mal ein Drittel zurückgeführt!)


Sie sollten nicht so tun, als ob Sie das nicht wüssten; Sie
sind doch schon lange dabei.


(Stephan Kühn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und Sie hatten vier Jahre Zeit, das zu ändern!)


Nachzudenken über weitere Finanzierungsmöglich-
keiten, ist legitim. Abkassieren ist grundsätzlich Ihre
Idee. Da ist die FDP nicht so dabei; das haben wir vorhin
schon mitbekommen, Kollege Luksic.


(Florian Pronold [SPD]: Geben Sie zu, dass die Pkw-Maut „Abkassieren“ ist?)


Eines ist klar: Die Finanzierung der Infrastruktur
ohne Mittel durch die, die sie nutzen, nämlich auch die
ausländischen Pkw, wird auf Dauer nicht funktionieren.
Wie die Kollegin Ludwig gerade zu Recht gesagt hat:
Erklären Sie einmal, warum man in Österreich eine
Vignette kauft und in Italien kilometerbezogen zahlt!
Das ist doch kein Problem. Sie kaufen die Vignette; ich
kaufe sie auch. Ich habe Verständnis dafür. Vielleicht
sollten Sie auch Verständnis dafür aufbringen, dass die
Österreicher auf diese Weise Geld einnehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte auf guten Straßen durch Österreich fahren.
Dafür zahle ich. Nichts leichter als das!


(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Bei dem Einkommen ist das auch kein Problem!)


Dann tun wir das doch genauso.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Einführung ei-
ner Vignette bei gleichzeitiger Kompensation für Inlän-
der ist eine legitime Möglichkeit zur Finanzierung unse-
rer Infrastruktur.


(Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Wie schaut die aus?)


Wir werden diese Gerechtigkeitslücke schließen. Wie ist
vorhin so richtig festgestellt worden? Die CSU ist eine
eigenständige Partei. Das ist gut so.


(Daniela Ludwig [CDU/CSU]: Ja!)


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(C (D amit sind wir auch Partner in Koalitionsverhandlunen. Eine Koalition mit der CSU heißt: mehr Geld für ie Infrastruktur, (Uwe Beckmeyer [SPD]: Aber nicht auf diesem Weg! Keinen Cent mehr bringt das! Diese Operation ist ein Nullum!)


chließung der Gerechtigkeitslücke und weiterhin Stra-
enbau.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Das ist mehr Lücke als Gerechtigkeit!)


Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724612700

Kollege Ulrich Lange war der letzte Redner in unse-

r Aktuellen Stunde, die nun auch beendet ist.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich rufe den Tages-
rdnungspunkt 9 auf:

Beratung des Antrags der Fraktionen CDU/CSU,
SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Antisemitismus entschlossen bekämpfen, jüdi-
sches Leben in Deutschland weiterhin nach-
haltig fördern

– Drucksache 17/13885 –

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Stunde vorgesehen. – Sie sind alle da-
it einverstanden. Dann haben wir dies gemeinsam so

eschlossen.

Ich eröffne nun die Aussprache. Als Erster hat das
ort der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Christoph
ergner. – Bitte schön, Kollege Dr. Christoph Bergner.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1724612800

Verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kol-

gen! Wenn wir die Lehren aus der Geschichte der Wei-
arer Republik ziehen, so wird deutlich, dass die Gefah-
n, die vom Antisemitismus ausgehen, nicht nur
efahren sind, die jüdische Gemeinden und jüdisches
eben betreffen – dies allein wäre schon gefährlich ge-
ug –; die Geschichte der Weimarer Republik zeigt, dass
ntisemitismus in viel allgemeinerer Weise auch eine
efahr für die Demokratie insgesamt darstellt.

Deshalb hat für die Bundesregierung die Bekämpfung
xtremistischer Bestrebungen jeglicher Couleur politi-
che Priorität. Antisemitismus ist ein alle Strömungen
es Rechtsextremismus verbindendes Ideologieelement
nd ein festes Themenfeld in der rechtsextremistischen
ropaganda. Diese Ideologie gilt es zu identifizieren. Es
ilt, sich mit ihr präventiv auseinanderzusetzen und sie
ihren menschenverachtenden Wirkungen zu bekämp-
n.
Es darf nicht sein, dass sich in deutschen Städten Be-

iche bilden, in die man sich nicht mehr traut, wo Juden





Parl. Staatssekretär Dr. Christoph Bergner


(A) )


)(B)

oder Moslems oder Menschen mit heller oder dunkler
Hautfarbe nicht mehr sicher sind. Bei der Auseinander-
setzung mit dem Antisemitismus und dem Rassismus
sind also alle Teile der Gesellschaft gefragt: vom Staat
über die Sportvereine und die Erzieher bis hin zu den
Religionsgemeinschaften. Wir müssen uns dabei der Tat-
sache stellen, dass antisemitische und rassistische Vorur-
teile in unserer Gesellschaft vorhanden sind. Sie bilden
den Nährboden für verschiedene extremistische und zum
Teil gewaltbereite Gruppen am Rande unserer Gesell-
schaft.

Die von den Experten des unabhängigen Experten-
kreises im Antisemitismusbericht seinerzeit ausgewerte-
ten demoskopischen Untersuchungen geben überein-
stimmend eine Größenordnung von etwa 20 Prozent
latentem Antisemitismus an. Die Quote mag in der Dis-
kussion stehen. Je nach wissenschaftlicher Methode, er-
kenntnisleitendem Interesse, Fragebogendesign und an-
derem können solche Ergebnisse natürlich variieren.
Aber unabhängig von der Festlegung auf eine bestimmte
Zahl: Die Bundesregierung nimmt die Ergebnisse dieses
Antisemitismusberichtes ernst. Sie sieht sich weiterhin
veranlasst, den Antisemitismus in der Gesellschaft nach-
haltig zu bekämpfen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Im ersten Quartal 2013 wurden insgesamt 203 Strafta-
ten mit antisemitischem Hintergrund gemeldet. Davon
waren 8 Gewalttaten und 48 Propagandadelikte. Meine
Damen und Herren, jede einzelne dieser Straftaten ist
eine zu viel.


(Beifall im ganzen Hause)


Werte wie Respekt, Toleranz und Demokratie fallen
nicht vom Himmel. Sie sind keine Naturereignisse. Sie
müssen täglich neu vermittelt werden. Hier sind alle de-
mokratischen Institutionen, Staat und Zivilgesellschaft
gleichermaßen gefordert, sich auch und gerade dem An-
tisemitismus überall entschlossen entgegenzustellen. Die
Bedeutung des Schutzes dieser Werte muss nicht zuletzt
auch vor dem Hintergrund der Aufdeckung der terroristi-
schen Mordserie des NSU im November 2011 gelten, die
unsere Gesellschaft bis heute noch schwer erschüttert.
Dies zeigt uns leider, dass wir angreifbar und verletzlich
sind. Deshalb ist es wichtig, unsere demokratischen
Werte gegen jede extremistische Hetze und gegen Ge-
walttäter zu verteidigen. Dies ist zwingender Konsens
aller freiheitlichen Demokraten.

Neben spezifischen Maßnahmen, wie zum Beispiel
dem Schutz jüdischer Einrichtungen, bedeutet für uns
die Bekämpfung antisemitischer Straftaten nach wie vor,
vor allem die politisch rechts motivierte Kriminalität zu
bekämpfen. Dies wird als eine Daueraufgabe angesehen,
der wir uns, immer wieder angepasst an neue Gegeben-
heiten, stellen.

Alle gemessenen Quantitäten antisemitischen Einstel-
lungspotenzials in unterschiedlichsten Erscheinungen
– zum Beispiel antisemitische Ressentiments, Klischees,
Verschwörungstheorien etc. – sind mit den Werten einer
freiheitlich-demokratischen Gesellschaft nicht vereinbar.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Seit vielen Jahren werden zahlreiche Modellprojekte
ur Prävention von Antisemitismus in den Bundespro-
rammen gefördert. Dies wird vom Antisemitismus-
ericht ausdrücklich hervorgehoben und grundsätzlich
ositiv gewürdigt.

Die Auswertungen der Modellprojekte durch die wis-
enschaftlichen Begleitungen haben gezeigt, dass diese
rojekte in den verschiedenen Förderperioden einen
ichtigen Beitrag im Kampf gegen antisemitische Ten-
enzen geleistet haben. Die Projekte haben zahlreiche
novative Ideen für die Auseinandersetzung mit histori-

chem und aktuellem Antisemitismus entwickelt. Dabei
ar und ist es eine besondere Herausforderung, Strate-
ien und Maßnahmen zur Auseinandersetzung mit Anti-
emitismus so zu entwickeln, dass sich insbesondere Ju-
endliche von den angebotenen Aktivitäten erfassen und
egeistern lassen und die angestrebten positiven Verän-
erungen dann auch tatsächlich eintreten.

Die Tatsache, dass die jüdische Gemeinschaft in
eutschland heute die am stärksten wachsende in Eu-
pa ist, zeigt, dass sich hier starkes und lebendiges jüdi-

ches Leben wieder dauerhaft etabliert. Wir sollten
ankbar dafür sein. Es ist ein zentrales Anliegen der
undesregierung, dass dies auch weiterhin ermöglicht
erden kann.

Auch deshalb fördert die Bundesregierung eine Viel-
ahl von überregionalen bedeutsamen jüdischen Einrich-
ngen. Ich erwähne die Hochschule für Jüdische Stu-

ien Heidelberg, das Zentralarchiv für Erforschung der
eschichte der Juden in Deutschland, das Abraham-
eiger-Kolleg mit dem ihm angegliederten Jewish Insti-
te of Cantorial Arts in Potsdam und das Leo-Baeck-In-

titut. In diesem Zusammenhang ist auch die institutio-
elle Förderung des Internationalen Auschwitz Komitees
u nennen, das sich die Weitergabe der Erinnerung an
en Holocaust an die jüngere Generation zur Aufgabe
emacht hat. Darüber hinaus wird als Ausdruck der kon-
nuierlichen Zusammenarbeit zwischen der Bundes-
gierung und der jüdischen Gemeinschaft deren Dach-

rganisation, der Zentralrat der Juden in Deutschland,
eit 2012 mit einer jährlichen Staatsleistung in Höhe von
0 Millionen Euro gefördert.

Der gesellschaftliche Konsens einer nachhaltigen Be-
ämpfung von Antisemitismus und Rassismus wird da-
urch unterstrichen, dass der vorliegende parteiübergrei-
nde Antrag „Antisemitismus entschlossen bekämpfen,
disches Leben in Deutschland weiterhin nachhaltig
rdern“ hier und heute zur Beschlussfassung vorliegt.
ie Bundesregierung begrüßt und unterstützt diesen An-
ag und wird auch weiterhin das ihr Mögliche tun, ge-
einsam mit allen freiheitlich-demokratischen Kräften
der Gesellschaft die Ächtung und Bekämpfung des
ntisemitismus voranzutreiben.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )


)(B)


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724612900

Nächste Rednerin in unserer Aussprache ist für die

Fraktion der Sozialdemokraten unsere Kollegin Frau
Gabriele Fograscher. – Bitte schön, Frau Kollegin
Fograscher.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Stefan Ruppert [FDP])



Gabriele Fograscher (SPD):
Rede ID: ID1724613000

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Herr Bergner, die Lehren, die wir zu ziehen haben, sind
nicht die Lehren aus der Weimarer Republik. Es sind vor
allen Dingen die Lehren aus den Verbrechen der Natio-
nalsozialisten.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Zu dem Antrag, den wir heute hier vorlegen, kann
man nur sagen: Was lange währt, wird endlich gut. Wir
haben lange verhandelt. Ich bin froh, dass es uns gelun-
gen ist, uns auf den vorliegenden Antrag zu einigen. Der
Antrag ist ein Signal, dass wir Antisemitismus weiterhin
gemeinsam und entschlossen bekämpfen und jüdisches
Leben weiterhin fördern wollen.

Das Expertengremium, das wir in der letzten Wahlpe-
riode eingesetzt haben, hat seinen Bericht im November
2011 vorgelegt. Wir haben ihn dann leider erst im Okto-
ber 2012 hier im Plenum beraten. Dieser Bericht ist eine
gründliche und fundierte Analyse des Antisemitismus in
Deutschland. Dafür noch einmal meinen Dank an die
Expertinnen und Experten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Im Bericht wird festgestellt, dass es bei 20 Prozent
der deutschen Bevölkerung, quer durch alle Bevölke-
rungsgruppen, antisemitische Einstellungen gibt. Mit
dieser erschreckend hohen Zahl wollen und werden wir
uns nicht abfinden. Im Bericht wird ebenfalls festge-
stellt, dass es eine weitverbreitete Gewöhnung an alltäg-
liche judenfeindliche Tiraden und Praktiken in der Mitte
der Gesellschaft gibt.

Der Rechtsextremismus ist immer noch der wich-
tigste Träger von antisemitischen Einstellungen. Neue
Phänomene treten allerdings hinzu. Der in dieser Woche
vorgestellte Verfassungsschutzbericht 2012 zeigt uns
deutlich, dass wir in unserem Engagement nicht nachlas-
sen dürfen. Die Zahl der rechtsextremistisch motivierten
Straftaten mit antisemitischem Hintergrund stieg im Jahr
2012 auf 1 286. Das sind 124 mehr als im Vorjahr. Die
Zahl der rechtsextremistisch motivierten Gewalttaten
mit antisemitischem Hintergrund stieg von 22 auf 36.

Antisemitismus ist zwar ein fester Bestandteil der
rechtsextremistischen Ideologie. Wir müssen Antisemi-
tismus aber auch als eigenständiges Phänomen außer-
halb des Rechtsextremismus wahrnehmen.

Der Antrag ist ein Kompromiss. Für uns, die SPD-
Bundestagsfraktion, waren folgende Punkte wichtig:

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(C (D Im ursprünglichen Entwurf der Koalitionsfraktionen ar vorgesehen, dass das Bundesinnenministerium dem eutschen Bundestag einen regelmäßigen Bericht vorgt. Das war uns zu wenig. Für uns war und ist es wichg, dass unabhängige Sachverständige aus Theorie und raxis, deren Benennung in Abstimmung mit den Frakonen erfolgen soll, dem Deutschen Bundestag zu spezischen Schwerpunkten aus dem Themenkomplex Antiemitismus in Deutschland berichten. (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


er Bericht soll Empfehlungen enthalten, die auf Bun-
esebene umgesetzt werden können.

Ein weiterer unverzichtbarer Punkt ist für uns die län-
erfristige Implementierung von Programmen gegen den
ntisemitismus. Den ursprünglichen Finanzierungsvor-
ehalt haben wir aus dem Antrag gestrichen. Das ist gut
nd richtig, denn erfolgreiche Projekte müssen unter
inbeziehung der Evaluationsergebnisse weitergeführt
erden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Gitta Connemann [CDU/CSU])


ir würden sonst viel Sachverstand verlieren, Engage-
ent behindern und Erfolge im Kampf gegen Antisemi-
smus konterkarieren. Diese Forderung war bereits im
terfraktionellen Antrag von 2008 enthalten. Sie ist aber
ider nicht umgesetzt worden. Herr Bergner, auch zu
iesem Thema, das eigentlich zum Aufgabenbereich Ih-
r Bundesregierung gehört, haben Sie in Ihrem State-
ent hier nichts gesagt. Wir müssen das in der nächsten
ahlperiode nachholen.

Zusätzlich wollen wir neue und innovative Ansätze
r die Stärkung der demokratischen Kultur und gegen
ntisemitismus verfolgen. Diese dürfen nicht an einer
hlenden Kofinanzierung durch andere staatliche Ebe-

en scheitern. Das ist auch eine Forderung des Zentral-
ts der Juden und des American Jewish Committee.

Ein weiterer Punkt, der wichtig ist: Wir werden künf-
g Hemmnisse beseitigen, die demokratische Gruppen
er Zivilgesellschaft in ihrem Engagement behindern.
ir verstehen darunter unter anderem die Abschaffung

er sogenannten Extremismusklausel.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE])


Wir begrüßen es, dass der Deutsche Bundestag dem
taatsvertrag zwischen dem Zentralrat der Juden und der
undesrepublik Deutschland zugestimmt hat. Die Erhö-
ung der Mittel leistet einen wichtigen Beitrag zur För-
erung des jüdischen Lebens und der jüdischen Kultur in
eutschland.

Jüdisches Leben und jüdische Kultur gehören zu
eutschland. Anlässlich der Einweihung der Neuen Sy-
agoge in Ulm im Dezember 2012 sagte Bundespräsi-
ent Joachim Gauck:





Gabriele Fograscher


(A) )


)(B)

Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich da-
für bin, dass jüdisches Leben, dass jüdische Men-
schen nach all diesem Schrecken und all diesem
himmelschreienden Unrecht wieder in Deutschland
Heimat gefunden haben. Gemeinden sind wieder
gegründet und belebt worden, es gibt jüdische Kin-
dergärten, Schulen, Altenheime.

Ich glaube, da hat er uns aus dem Herzen gesprochen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Stefan Ruppert [FDP])


Wir hätten uns gewünscht, unter Punkt 4 des Antrages
aufzunehmen, dass Jüdische Studien an den Hochschu-
len interdisziplinär gestärkt und weiter ausgebaut wer-
den sollen. Damit könnte das Wissen um jüdisches
Leben und jüdische Geschichte in der Hochschulausbil-
dung fächerübergreifend gefördert werden.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, solange jüdische
Einrichtungen rund um die Uhr bewacht werden müssen,
jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger sich Pöbeleien
und tätlichen Angriffen ausgesetzt sehen, Hasstiraden im
Internet verbreitet werden und Vorurteile gegen Jüdin-
nen und Juden in der Mitte der Gesellschaft verbreitet
sind, so lange müssen wir uns hier im Deutschen Bun-
destag, in den Länder- und Kommunalparlamenten und
in der Zivilgesellschaft damit auseinandersetzen. Wir
müssen um gemeinsame Positionen ringen und uns auf
wirkungsvolle Maßnahmen verständigen. Die heutige
Abstimmung über diesen Antrag ist deshalb nicht das
Ende der Beratungen. Sie ist ein weiterer Schritt auf dem
Weg zu einer umfassenden Gesamtstrategie gegen Anti-
semitismus. Es gibt etwas, „was wir nie wieder aufs
Spiel setzen wollen“, wie Joachim Gauck es formulierte,
nämlich die „Selbstverständlichkeit jüdischen Lebens in
Deutschland“.

Ich danke den Berichterstattern und ihren Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeitern sowie den Referentinnen und
Referenten der Fraktionen und den vielen Kolleginnen
und Kollegen, die konstruktiv an diesem Antrag mitge-
arbeitet haben.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724613100

Das Wort hat nun Stefan Ruppert für die FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Stefan Ruppert (FDP):
Rede ID: ID1724613200

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! In den 80er- und 90er-Jahren hatten Pädagogen und
diejenigen, die sich mit dem Holocaust und der Vernich-
tung jüdischen Lebens in Deutschland beschäftigt haben,
die Hoffnung, dass man dem Antisemitismus in
Deutschland durch eine sogenannte Vergangenheitspoli-

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(C (D k, durch Aufklärung und Bildung weitgehend zu Leibe cken könnte. Leider haben sich diese Hoffnungen nicht erfüllt. ittlerweile ist zu konstatieren, dass das Phänomen des ntisemitismus eher Wellenbewegungen folgt und in nserem Land keinesfalls im Abnehmen begriffen ist. as müssen wir sehr ernst nehmen. Denn alle Bemühunen, durch die adäquate Auseinandersetzung mit unserer ergangenheit zu einer endgültigen Lösung dieses Prolems zu kommen, sind gescheitert. 90 Prozent der Straftaten gegen jüdisches Leben in eutschland kommen aus dem Bereich des Rechtsextreismus. Das ist natürlich eine dramatische Zahl. Aber ir würden es uns zu leicht machen, wenn wir den Anti emitismus mit Rechtsextremismus gleichsetzen würen. Der Antisemitismus ist leider bis in weite Teile des ürgertums, der Mitte unserer Gesellschaft und in Men chen aller Parteien – leider würde ich fast keine Partei avon ausnehmen wollen – verwurzelt. Insofern gibt es ach wie vor einen erschreckend hohen latenten Antiseitismus; Herr Bergner hat einige Kennzahlen genannt. as wird auch aus Antworten auf die Frage, ob Juden zu iel Einfluss in diesem Land haben, deutlich. Entsprehende Aussagen kommen keinesfalls nur vom rechten and der Gesellschaft, wo Antisemitismus schwerpunktäßig zu finden ist. Ich habe den Antisemitismusbericht in jüdischen Geeinden, am Fritz-Bauer-Institut und anderen Orten vor estellt und diskutiert. Die Reaktionen waren: Es ist gut, ass eine unabhängige Kommission aus Wissenschaftrn das Thema aufgearbeitet hat und dass wir nun empische Erkenntnisse haben. – Bemängelt wurde allenfalls in wenig, dass wir erst noch Handlungsansätze daraus ntwickeln müssen und angesichts der vorliegenden Tatestände erst noch aktiv werden müssen. Im nächsten ntisemitismusbericht des Deutschen Bundestages ollte neben einer genauen Betrachtung des Istzustandes uch Wert auf die Konsequenzen gelegt werden, die zu iehen sind. (Beifall bei Abgeordneten der FDP, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir scheint, dass die ausgewählte Didaktik – auch das ist
in Befund des Berichtes – bisweilen nicht geeignet ist,
m dem Phänomen Antisemitismus ausreichend zu
eibe zu rücken.

Jüdisches Leben in Deutschland ist nach wie vor
eine Normalität, aber zum Glück eine sichtbare und er-
euliche Selbstverständlichkeit. Es ist ein anderes jüdi-

ches Leben als das, was wir vor 1933 in Deutschland
atten. Als Rechtshistoriker im Max-Planck-Institut für
uropäische Rechtsgeschichte bin ich immer wieder er-
chrocken darüber, wie das Fachgebiet der Romanistik,
lso die Auseinandersetzung mit dem Römischen Recht
eine fast nur von jüdischen Deutschen betriebene Dis-
iplin –, durch den Holocaust gleichsam ausgerottet
urde und wie Kenntnisse und Traditionen des deut-

chen Bildungsbürgertums jüdischer Prägung für
eutschland verloren gegangen sind. Das jüdische Le-
en heute ist ein anderes, ein erfreulich plurales und





Dr. Stefan Ruppert


(A) )


)(B)

auch ein lebendiges, das manchmal durch ein unter sich
streitendes und debattierendes Judentum gekennzeichnet
ist. Darüber können wir uns ausgesprochen freuen.

Wir alle sollten gemeinsam an der Bekämpfung des
Antisemitismus arbeiten. Deswegen verzichte ich in
meiner Rede auf jede parteipolitische Zuordnung. Auch
Frau Pau bemüht sich als Berichterstatterin in ihrer Frak-
tion redlich, dieses Thema aktiv anzugehen; ich würde
sagen: mit wechselndem Erfolg. Ich kann Ihnen nur alles
Gute wünschen, Frau Pau, weil das Thema auch in der
Linksfraktion weiter bearbeitet werden sollte.


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der LINKEN: Definieren Sie Erfolg!)


– Sie alle kennen die Beschreibungen von sekundärem
Antisemitismus. Sie alle wissen, dass es auch in Ihren
Kreisen Menschen gibt, die Israel anders kritisieren als
andere Staaten dieser Welt, die eine andere Wortwahl be-
nutzen, wenn es um Israel geht, als wenn es um einen
anderen Staat geht. Von daher haben Sie, liebe Kollegin-
nen und Kollegen der Linksfraktion, durchaus noch viel
zu tun.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich finde es richtig, dass wir die Gespräche über das
Thema nun fortsetzen, dass wir uns auch in der nächsten
Legislaturperiode dieses Themas annehmen, dass wir
Handlungsoptionen entwickeln und nicht nur beschrei-
ben. Ich finde es richtig, dass wir mit den Jüdinnen und
Juden in Deutschland weiterhin ins Gespräch kommen.
Allein in dieser Legislaturperiode haben die Haushälter
viel für jüdisches Leben in Deutschland getan: die Un-
terstützung der Barenboim-Said-Akademie und die Auf-
stockung der Mittel für den Zentralrat der Juden. Ich
glaube aber, es darf nicht nur um Finanzen gehen, son-
dern es muss auch um das regelmäßige Gespräch und die
Bekämpfung des Antisemitismus an den Stellen gehen,
an denen er auftaucht: in den eigenen Reihen und am
rechten Rand der Gesellschaft. Dann geht es mit dem
Antisemitismus, der ja leider in Wellenbewegungen vor-
kommt, hoffentlich wieder abwärts. Ich glaube, wir wer-
den das Phänomen in Deutschland nie endgültig beseiti-
gen können.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724613300

Das Wort hat nun Petra Pau für die Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724613400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

Antrag, über den wir beraten und über den wir danach
abstimmen, hat eine Vorgeschichte. Sie begann vor fünf
Jahren, im Jahr 2008. Damals beschloss der Bundestag,
einen Antrag mit der Überschrift „Den Kampf gegen
Antisemitismus verstärken, jüdisches Leben in Deutsch-

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(C (D nd weiter fördern“ anzunehmen. Der Beschluss wurde amals letztlich von allen Fraktionen gefasst. So wurde r zu einer Botschaft in die Gesellschaft. Ich finde ohnehin: Bei menschenfeindlichen Themen ie Rechtsextremismus oder Antisemitismus sollten Deokraten aller Couleur immer das Gemeinsame im rennenden suchen und nicht das Trennende im Geeinsamen. (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


as ist jedenfalls meine Lehre aus der deutschen Ge-
chichte; denn die Nazis kamen 1933 nicht an die Macht,
eil die NSDAP so stark war, sondern weil die Demo-
raten zu zerstritten waren und der Propagierung von
eindbildern freien Lauf ließen.

Der Antrag von 2008 war auch eine Willensbekun-
ung des Bundestages. Er enthielt sieben konkrete Auf-
äge an die Bundesregierung. Die Bundesregierung
urde zum Beispiel aufgefordert, eine Expertenkommis-

ion zu berufen. Diese wiederum sollte eine aktuelle
nalyse zum Antisemitismus in Deutschland erarbeiten.
ie Kommission legte 2011 ihren Bericht vor. Er bestä-
gt, dass Antisemitismus ein akutes gesellschaftliches
roblem ist. Am 17. Oktober 2012 haben wir hier im
lenum über die umfassende Expertise debattiert. Das
ar übrigens eine weitgehend sachliche Debatte, aber –

uch das ist normal und demokratisch – sie hat auch Dif-
renzen offenbart. Ich will an einige erinnern:

Erstens. Die SPD, die Linke und Bündnis 90/Die Grü-
en forderten, dass diese Kommission unter verbesserten
rbeitsbedingungen ihre Arbeit fortsetzt. Der Kollege
hl äußerte sich für die CDU/CSU-Fraktion verhaltener
nd befand, der Bericht sei dünn, wenn es um konkrete
orschläge für die Politik gehe. Unsere Kollegin
lachsbarth warnte davor, ein weiteres Gremium zu ver-
tetigen. Im selben Sinn hat sich Bundesinnenminister
riedrich damals geäußert. Seitdem war klar: Wir haben
inen Konflikt. Soll die Bundespolitik, wie 2008 vom
undestag beschlossen, beständig von externen Exper-
n beraten werden oder nicht? Damals sagte die Union
ein, die anderen Fraktionen meinten Ja.

Wenn ich den nun vorliegenden Antrag von aller
rosa entkleide – die Kollegin Fograscher hat das auch
chon gemacht –, dann steht darin ein Nein zur beständi-
en Weiterführung dieses Gremiums. Damit entpuppt
ich der Dank an die Expertinnen und Experten als Ab-
esang an diese. Dem stimmt die Linke nicht zu.

Zweitens. Der Bericht der Experten enthält übrigens
2 dringende Empfehlungen an die Politik, an die Ge-
ellschaft, an die Wissenschaft.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724613500

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

ollegin Schröder von der CDU/CSU-Fraktion?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724613600

Ja, natürlich.





Petra Pau


(A) )


)(B)


(Martin Burkert [SPD]: Sie ist extra Abgeordnete geworden! – Gegenruf des Abg. Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Das war sie vorher schon! Seit 2002 übrigens!)



Dr. Kristina Köhler (CDU):
Rede ID: ID1724613700

Ich bin nicht Abgeordnete geworden, sondern ich bin

schon seit einigen Jahren Abgeordnete.

Frau Kollegin Pau, ich möchte mit Ihrer Hilfe meine
Erinnerung abgleichen. Sie erwähnten eben den Antrag
von 2008 und sagten, den hätten damals letztlich alle
Fraktionen verabschiedet. Wenn ich mich richtig erin-
nere, war es damals so, dass dieser Antrag von der CDU/
CSU, der SPD, den Grünen und der FDP eingebracht
wurde und die Linke einen wortgleichen Antrag einge-
bracht hat.

Es war aber auch so, dass etwa zehn bis zwölf Abge-
ordnete der Linken demonstrativ den Saal verlassen ha-
ben, weil sie nicht bereit waren, diesem Antrag zuzu-
stimmen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Genau so war es!)


Medial haben sie dann geäußert, dass dies vor allen Din-
gen auch etwas damit zu tun hatte, dass in dem Antrag
gestanden hat, die Solidarität mit Israel gehöre zur
Staatsräson der Bundesrepublik Deutschland und die
Teilnahme an Demonstrationen, auf denen Israel-Flag-
gen verbrannt würden, könne nicht zur legitimen Kritik
an Israel dazugehören. Teilen Sie diese Erinnerung?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724613800

Es ist gut, dass Sie mir durch diese Zwischenfrage die

Gelegenheit geben, hier ein bisschen Geschichtsaufarbei-
tung zu betreiben.

Aus allen Fraktionen sitzen hier Kollegen, die sich
– beginnend im November 2007 – mit dem Ziel, einen
gemeinsamen Antrag aller Fraktionen mit Blick auf den
9. November 2008, also auf das Gedenken an die
Reichspogromnacht, zu erarbeiten, und im Bemühen, jü-
disches Leben tatsächlich zu befördern, zusammenge-
funden hatten. Es waren also alle Fraktionen vertreten.
Die Kollegin Connemann und der Kollegen Beck – sie
sind hier anwesend – waren auch dabei.

Dann übernahmen die Machtpolitiker einer Fraktion
dieses Hauses die Initiative, sie legten einen neuen An-
trag mit ganz offensichtlich falschen Aussagen mit Blick
auf die Geschichte und den Umgang mit Jüdinnen und
Juden nach 1945 vor, zum Beispiel in der DDR, womit
ich aber das, was in der DDR geschehen ist, und auch
die Verantwortung der SED für falsche politische Ent-
scheidungen nicht kleinreden will. Dieser neue Antrag
ging dann sowohl der SPD als auch Bündnis 90/Die
Grünen und – so erinnere ich mich – auch Vertretern der
FDP zu weit; denn nun lag die Zumutung auf dem Tisch,
einen Antrag mit offensichtlich falschen Behauptungen
zu beschließen.

Es wurde also unter den Fraktionen unter Ausschluss
der Linken weiterverhandelt. Das Ergebnis lag dann vor.
Die Fraktion Die Linke wäre bereit gewesen, obwohl sie

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(C (D m Verhandlungsprozess und damit an der Kompromissuche nicht beteiligt war, diesem Antrag beizutreten, das eißt, auch innerparteiliche und innerfraktionelle Ausinandersetzungen zu diesem Kompromiss zu führen. azu wiederum war die Unionsfraktion nicht bereit. Daraufhin hat die Fraktion Die Linke unter Zurücktellung ihrer eigenständigen Vorschläge, die sie gern och in den Verhandlungsprozess eingebracht hätte, geagt: Wir wollen ein starkes Signal senden, deshalb brinen wir den Antrag, den die anderen Fraktionen des auses hier eingebracht haben, wortgleich – ich erinnere ich sogar an einen übernommenen Fehler in der Inter unktion – hier ein. – Der Bundestagspräsident ließ über eide Anträge abstimmen. Auch aus meiner Erinnerung ist richtig, dass sich ehn Abgeordnete enthalten bzw. nicht an dieser Abtimmung teilgenommen haben, da sie insbesondere mit em Thema Staatsräson ihre Probleme hatten. (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Jetzt fängt die eigentliche Antwort an!)


ie haben aber nicht gegen diesen Antrag gestimmt. Wir
aben dazu in der Folge weitere Debatten geführt. Ich
eiß, dass es durchaus auch in anderen Parteien und
raktionen zum Begriff der Staatsräson, wenn es um das
erhältnis zu Israel geht, unterschiedliche Auffassungen
ibt. Aber es ist nicht so, dass wir die anderen guten und
chtigen Dinge, die in diesem Antrag standen, ablehnen.
o war die Geschichte 2008.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der FDP: Ich würde sagen, fast so! – Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihr Gedächtnis ist beeindruckend, das muss man wirklich sagen!)


ass ich das alles noch einmal ausgepackt habe, haben
ie mit Ihrer Frage provoziert.

Wie gesagt: Der Bericht der Experten enthält 22 drin-
ende Empfehlungen an die Politik, an die Gesellschaft
nd an die Wissenschaft. Mich bewegt das Generalfazit
er Kommission. Es lautet nämlich: Es gibt kein stimmi-
es Gesamtkonzept im Kampf gegen Antisemitismus.
ugleich boten die Wissenschaftler dem Deutschen Bun-
estag an, Leitlinien für ein solches Konzept zu entwi-
keln. Mit dem jetzt vorliegenden Antrag nehmen wir
ieses Angebot erst einmal nicht an. Ersatzweise wird in
inem Nebensatz die Klugheit der Bundesregierung ge-
riesen. Ich finde, das kommentiert sich selbst.

Drittens. Ein weiteres Hemmnis wurde erneut bestä-
gt: Die gesellschaftlichen Initiativen gegen Rechts-
xtremismus, Rassismus und Antisemitismus brauchen
ehr Zuspruch und Förderung. Sie leisten Unverzicht-

ares vor Ort und in den Regionen, aber sie hängen am
ropf. SPD, Linke und Bündnis 90/Die Grünen verlan-
en seit Jahren von der Bundespolitik ein neues Förder-
odell. Im vorliegenden Antrag des Bundestages bleibt

avon eine unverbindliche Bitte um Prüfung an die Bun-
esregierung übrig. Ich finde, das ist zu wenig.

Schließlich – das wurde durch meine Antwort auf die
wischenfrage der Kollegin Schröder eben schon doku-





Petra Pau


(A) )


)(B)

mentiert; aber ich will es trotzdem für das Protokoll fest-
halten – wurde beim vorliegenden Antrag gegen Anti-
semitismus und für jüdisches Leben die Linke erneut
ausgeschlossen. Alle anderen Fraktionen machen mit.
Wir haben im NSU-Untersuchungsausschuss zu diesem
Neonazi-Mord-Desaster erlebt, dass es auch anders geht,
dass man sachlich und fraktionsübergreifend zusammen-
arbeiten kann. Insofern ist der heutige Vorgang auch aus
dieser Sicht ein Rückfall. So kommen wir grassierendem
Antisemitismus nicht bei und befruchten auch nicht ge-
meinsam jüdisches Leben in der Bundesrepublik.

Ich finde, heute steht eine verpasste Chance zur Ab-
stimmung.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724613900

Das Wort hat nun Volker Beck für die Fraktion Bünd-

nis 90/Die Grünen.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724614000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Antisemi-

tismus ist trauriger deutscher Alltag. Mindestens zwei-
mal täglich gibt es in Deutschland antisemitische Straf-
taten. Im Jahr 2012 waren es 865 Taten. Sosehr man es
sich wünscht: Auch 70 Jahre nach der Befreiung von
Auschwitz kann von Normalität für jüdisches Leben in
Deutschland keine Rede sein. Sie bleibt aber unser Ziel.
Dieses Ziel ist aber nicht erreicht, solange wir vor Syna-
gogen, vor jüdischen Kindergärten und Schulen sowie
Altenheimen einen besonderen polizeilichen Schutz
brauchen, weil die Sicherheitslage es erfordert. So
selbstverständlich es uns heute erscheint, dass man eine
jüdische Einrichtung am Polizeiauto vor der Tür erken-
nen kann, so sehr widerspricht es eben einer Selbstver-
ständlichkeit von jüdischem Leben.

Zur Wahrheit gehört, dass diese Bedrohungen aus
ganz unterschiedlichen Lagern kommen. Sie kommen
häufig, zu über 90 Prozent, aus der rechtsextremen
Szene. Sie kommen aber auch von muslimischen Orga-
nisationen, islamistischen Gruppen, und sie kommen
auch von der linken Seite und aus der Mitte der Gesell-
schaft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Stefan Ruppert [FDP] – Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Gut, das auszusprechen!)


Das gehört zur Ehrlichkeit dieser Debatte dazu. Deshalb
fand ich manche Tonlage hier und das Zeigen auf andere
nicht angemessen.

Wir haben in allen Parteien, in allen gesellschaft-
lichen Großorganisationen Probleme mit unterschied-
lichen Formen von Antisemitismus. Es gibt den christlichen
Antisemitismus. Es gibt den politischen Antisemitismus.
Es gibt auch Antisemitismus in Form von antiisrae-
lischer Politik. Hierbei wird das Existenzrecht Israels
ignoriert. Es wird argumentiert, man müsse – angeblich
ist es ein Tabu – doch auch einmal Kritik äußern dürfen.
Dabei kann man die Spiegel-Titel mit Kritik – zum Teil
auch berechtigter Kritik – an konkreten Aktionen der is-

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(C (D elischen Regierung oder Armee meterweise übereinanerlegen. Zu behaupten, hier müsse jemand ein Blatt vor en Mund nehmen und es gebe ein gesellschaftliches abu, ist eine Selbstinszenierung der Antisemiten als pfer einer vermeintlichen politischen Korrektheit. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte zu dem Antrag kommen. Es war wichtig,
urchzusetzen – das war nicht ganz einfach; Frau Kolle-
in, ich hätte Sie bei diesem Termin gerne an meiner
eite gehabt; das wissen Sie –, dass wir die Arbeiten mit
iesem Expertengremium fortsetzen. Es wird wieder
achverständige geben, die von der Bundesregierung be-
tellt werden und an der Erstellung dieses Berichts sitzen
erden. Für den letzten Bericht möchte ich stellvertre-
nd Juliane Wetzel vom Zentrum für Antisemitismus-
rschung – sie sitzt hier auf der Tribüne – danken. Ich

enke, diese gute Arbeit sollte fortgesetzt werden. Wir
ollten diesen Bericht dann aber auch ernst nehmen;


(Beifall der Abg. Kerstin Griese [SPD])


enn darin stehen konkrete Empfehlungen. Bislang ha-
en wir davon nichts politisch umgesetzt.

In dem Antrag steht, dass erneut geprüft werden soll,
ie mit den Fördermaßnahmen umgegangen wird. Wie
as erfolgen sollte, ist eigentlich klar. Es macht mich
chon etwas ungeduldig, Frau Schröder, wenn Sie die
ollegin Pau auf das Abstimmungsverhalten irgendwel-

her Abgeordneter – welches auch ich nicht verstehen
ann – aufmerksam machen. Sie sollten sich vielmehr
inmal die Empfehlungen durchlesen. Das betrifft näm-
ch Ihr Haus: Schaffen Sie die Extremismusklausel ab!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


inden Sie endlich eine Lösung für die Verstetigung der
rbeit dieser Projekte!

Wenn wir uns darauf beschränken, nur davon zu träu-
en, dass es das Problem nicht mehr gibt, wird dieser
raum nie wahr werden. Es ist ein Problem, dass Modell-
rojekte gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus

mer nur auf drei oder vier Jahre angelegt werden kön-
en. Wir brauchen dafür eine Lösung. Es muss entweder
ine Stiftung errichtet werden, oder der Bund muss den
ut haben, gegenüber dem Bundesrechnungshof zu ver-

eten, dass für diesen Bereich eine dritte Art der Finan-
ierung – zwischen Projektförderung und institutioneller
örderung – eingerichtet wird. So wie bisher können wir
icht weitermachen; damit werfen wir denen, die sich
ngagieren, Knüppel zwischen die Beine.

Nachgedacht werden muss auch über die Kommunal-
indung dieser Projekte. In den Bereichen, wo es gesell-
chaftlich besonders große Probleme gibt, sind manche
ommune und mancher kommunale Entscheidungsträ-
er nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.
anchmal können die Rechtsextremen nur deswegen

esellschaftlichen Raum einnehmen, weil ihnen dieser
aum unwidersprochen überlassen wird. Deshalb darf
ie Förderung nicht darauf aufbauen, dass bereits alle
eteiligten verstanden haben, worum es geht.





Volker Beck (Köln)



(A) )


)(B)

Meine Damen und Herren, die Angriffe auf Rabbiner
in Berlin – so auch auf Stephan Kramer, der auf der Tri-
büne sitzt und den ich begrüße –


(Beifall der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


oder kürzlich in Offenbach zeigen, dass der Kampf ge-
gen Antisemitismus eine Aufgabe für uns alle ist. Die
Fragen, die parallel auf der am Alexanderplatz stattfin-
denden OSZE-Konferenz über Jewish Security behan-
delt werden, zeigen, dass wir uns diese Fragen europa-
weit stellen müssen: Die Situation in Ungarn ist mehr als
alarmierend und verlangt klare Signale der Europäischen
Union; denn der Antisemitismus steht im Kern im Wi-
derspruch zu der Idee eines friedlichen und demokra-
tischen Europas, das ja eine Antwort sein soll auf die
schrecklichste Phase des Antisemitismus: als unter den
Nationalsozialisten in unserem Land und in den europäi-
schen Nachbarländern massenhaft jüdische Bürgerinnen
und Bürger ermordet wurden.

Ich denke, wir müssen hier energischer vorgehen und
uns diese Fragen zu Herzen nehmen. Herr Bergner, da
muss ich eine deutlich andere Tonlage wählen als Sie in
Ihrer Rede: Es reicht nicht, wenn die Strafverfolgungsor-
gane gegen antisemitische Straftaten vorgehen; das muss
eine Selbstverständlichkeit sein. Entscheidend dafür,
dass wir dabei vorankommen, die Zahl dieser Taten zu
minimieren, ist jedoch das gesellschaftliche Klima. Wir
brauchen eine Mobilisierung der Zivilgesellschaft, und
wir brauchen in allen Bereichen eine Sensibilisierung
dafür, was Antisemitismus ist. Wir sollten uns dabei, wie
ich eingangs gesagt habe, nicht immer so sicher sein,
dass unsere Organisationen bei allen Fragen auf der rich-
tigen Seite sind. Wir müssen weiter aufmerksam bleiben
und darauf achten, wenn entsprechende Äußerungen
auch in unseren Kreisen gemacht werden.

Zum Schluss möchte ich allen Menschen in der Ge-
sellschaft danken, die sich in entsprechenden Initiativen,
die nur wenig Geld bekommen, engagieren. Für großen
Frust sorgt dabei auch, dass wir bestimmte Sachen, die
schon lange klar sind, einfach nicht anpacken. Stellver-
tretend für die vielen Tausende von Menschen, die sich
vor Ort engagieren, möchte ich Ulla Scharfenberg von
der Amadeu-Antonio-Stiftung und Fabian Weißbarth
vom American Jewish Committee danken. Wir brauchen
Ihr Engagement. Geben Sie nicht auf! Irgendwann wird
es uns gelingen, das, was wir mit dem heutigen Be-
schluss zum zweiten Mal versprechen – dass wir Ihnen
bei Ihrer wichtigen Arbeit keine Hürden in den Weg stel-
len –, politisch durchzusetzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie der Abg. Ulla Jelpke [DIE LINKE])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724614100

Das Wort hat nun Hans-Peter Uhl für die CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und ollegen! Dass wir heute über wiedererstarkendes jüdiches Leben in Deutschland debattieren können, ist eine er glücklichsten und wohl auch erstaunlichsten Enticklungen in der Geschichte der Bundesrepublik eutschland. Diese Entwicklung ist alles andere als elbstverständlich, auch fast 70 Jahre nach dem Ende on Rassenwahn und NS-Herrschaft. Wir sollten heute icht das Trennende herausarbeiten – das gilt auch für ie, Herr Beck –, sondern sollten zufrieden sein, dass es ns gelungen ist, einen gemeinsamen fraktionsübergreinden Antrag zu formulieren, der Ausdruck der Ent chlossenheit dieses Parlamentes ist, gemeinsam jede orm von Antisemitismus zu bekämpfen. Ich meine, es ist nicht ganz so gewesen, wie es Frau ollegin Pau dargestellt hat hinsichtlich der Abfassung es letzten Antrags im Jahre 2008; es würde jetzt zu weit hren, das alles herauszuarbeiten. (Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Jetzt behaupten Sie etwas und belegen es nicht!)

Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1724614200

Ich möchte an die Rede Ihres damaligen Parteivorsit-
enden Gysi erinnern, die er vor der Rosa-Luxemburg-
tiftung gehalten hat, in der er Ihre Partei ermahnt hat,
ass sie in der politischen Parteienlandschaft Deutsch-
nds erst dann Fuß fassen könne, wenn sie ihr Verhält-
is zum Judentum und zum Staate Israel ins Reine ge-
racht habe. Das ist die Botschaft einer großen und
uten Rede von Gregor Gysi, adressiert an Ihre eigenen
arteifreunde.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Das ist doch völlig in Ordnung!)


a ist etwas aufzuarbeiten. Das sollten Sie hier nicht
leinreden.

Meine Damen und Herren, es muss uns allen aber
uch klar sein, dass man Antisemitismus nicht mit Pa-
ieren oder politischen Bekenntnissen bekämpfen kann;
an muss sich vielmehr die Mühe machen, auf lokaler
bene ganz gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Dort, wo
ntisemitismus anzutreffen ist, muss er bekämpft wer-
en. Damit sind wir Parlamentarier im Bundestag natür-
ch nicht die erste Adresse. Das muss über die Länder
uf die Ebene der Kommunen heruntergebrochen wer-
en und zum Beispiel in den Schulen angegangen wer-
en, also überall dort, wo man Antisemitismus antreffen
ann.

Der Bericht, den wir bekommen haben, ist eine um-
ssende wissenschaftliche Darstellung aller Formen von
ntisemitismus. Er liest sich wie ein Kompendium.
ber das ist nicht die Lösung. Wir müssen uns auf der
asis dieses Berichtes ganz konkrete Maßnahmen aus-
enken.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Dann machen Sie es doch!)


Es gibt auch neue Formen des Antisemitismus; darauf
aben die meisten Redner hingewiesen. Auch das gilt es
u beachten: Neben dem Schwerpunkt des Antisemitis-
us im Rechtsextremismus – ganz selbstverständlich –





Dr. Hans-Peter Uhl


(A) )


)(B)

gibt es eben auch in Teilen der Migrationsgemeinde in
Deutschland neue Formen des Antisemitismus. Dies
muss beachtet werden, muss bekämpft werden. Es muss
hinterfragt werden, wie es dazu kommen konnte. Wir
alle sind dazu aufgerufen, wachsam zu sein.

Die Anschläge auf die Rabbiner möchte ich jetzt nicht
noch einmal ausführlich darstellen; sie wurden schon er-
wähnt. Vielmehr möchte ich auf Sender wie Al-Aqsa,
der von der Hamas betrieben wird, oder den libanesi-
schen Hisbollah-Sender Al-Manar hinweisen, über die
Antisemitismus aus der Ecke des Islamismus in unsere
Wohnzimmer und in die muslimischen Gemeinden in
Deutschland hineingetragen wird und vor allem bei der
Jugend ankommt. Dadurch erklärt sich auch der eine
oder andere Übergriff aus diesem Milieu auf Juden in
Deutschland. Es ist auch unsere Aufgabe, hier gegenzu-
steuern, diese Szene zu beobachten, weil es eine große
Population gibt, die dafür anfällig sein könnte.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das heißt, der ungelöste Nahostkonflikt spielt auch hier
eine große Rolle. Es muss in den Schulen aufgeklärt
werden und alles dafür getan werden, um hier keinen
neuen Antisemitismus in Deutschland entstehen zu las-
sen.

Toleranz, Miteinander in den Kommunen, das muss
den jungen Menschen beigebracht werden. Die Frage,
wie wir dies tun können, ist schwierig zu beantworten.

Lassen Sie mich kurz berichten. Ich war in den
Pfingstferien wieder mit zwei befreundeten jüdischen
Familien privat in Israel und Jerusalem und – natürlich –
auch wieder einmal in Yad Vashem, wie sicherlich viele
von Ihnen auch schon in Yad Vashem waren. Man muss
dieses Monument und Museum der entsetzlichen deut-
schen Geschichte, des Holocausts auf sich wirken lassen.
Das beginnt schon mit der architektonischen Wucht die-
ses Museums. Es wurde wie die Klinge eines Messers,
mit der Spitze nach oben, auf einem Höhenrücken er-
richtet. Darin wird man durch die Dunkelheit der deut-
schen Geschichte der Nazizeit geführt, übrigens nicht
beginnend mit Hitler, sondern mit der Epoche und den
Jahren davor, die zu Hitler geführt haben. Das ist auch
sehr interessant zu sehen. Da hängt ein Plakat aus der
Weimarer Zeit, auf dem steht: „Jetzt kann nur noch
Adolf Hitler helfen!“, um die Stimmung aus den 20er-
Jahren aufzugreifen. Man erfährt auch, dass Hitlers Mein
Kampf, wo alles angekündigt wurde, nicht gelesen
wurde, weil man glaubte, jetzt könne nur noch er helfen.
Wie es dazu kam, wird eindrucksvoll dargestellt. Dann
geht es weiter durch die 30er-Jahre in Wort und Ton, auf
erschütternde, ergreifende Weise.

Ich glaube, wer dieses Museum in seinem Leben auch
nur einmal gesehen hat, dem brennt sich in die Seele ein,
dass es in Deutschland niemals wieder solches Gedan-
kengut geben darf. Deswegen sollte man alle zu einem
Besuch aufrufen. Yad Vashem ist ein Muss für jeden
Deutschen. Das muss man auf sich wirken lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Diese Architektonik ist auch deswegen so beeindrukend, weil sich, wenn man durch diese dreieckige Benschlucht hindurchgegangen ist, am Ende die Betonauer öffnet und man vor einem weiten, grünen Tal teht – und über einem der blaue Himmel. Es öffnet sich er Weg in eine bessere Welt, in eine Welt ohne Antiseitismus. Dafür sollten wir alle miteinander arbeiten. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724614300

Das Wort hat nun Kerstin Griese für die SPD-Frak-

on.


(Beifall bei der SPD)



Kerstin Griese (SPD):
Rede ID: ID1724614400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

estern, am 12. Juni, war der 84. Geburtstag von Anne
rank, des jüdischen Mädchens, geboren in Frankfurt am
ain, mit der Familie geflüchtet nach Amsterdam, ver-

teckt im Hinterhaus, ermordet in Bergen-Belsen. Dieses
ädchen und seine Geschichte kennen wir alle. Wahr-

cheinlich geht es vielen von Ihnen so wie mir: Das Le-
en des Tagebuchs als junge Jugendliche, als Kind, war
er Anlass, sich mit dem Holocaust zu beschäftigen. Für
iele ist dieses Mädchen auch eine Identifikationsfigur.
uch heute lesen viele Schülerinnen und Schüler das Ta-
ebuch.

Wenn allein das Wissen über die Geschichte Antise-
itismus verhindern könnte, müssten wir heute nicht da-
ber debattieren, warum es so erschreckend ist, dass

ich der Antisemitismus in den letzten Jahren sogar noch
erstärkt hat. Herr Kollege Ruppert hat auf die didakti-
chen Diskussionen hingewiesen. Ich habe selber viele
ahre in einer Gedenkstätte für die NS-Opfer gearbeitet.
o einfach macht es sich, glaube ich, niemand, zu den-
en, dass durch das Wissen über die Geschichte Anti-
emitismus per se verhindert wird.

Dass Antisemitismus sogar zugenommen hat, wissen
ir aus dem Antisemitismusbericht. Auch ich danke
och einmal sehr herzlich jenen, die an diesem umfas-
enden und wichtigen Bericht mitgewirkt haben und
eute hier sind. Aus ihm geht hervor, dass bestimmte
ussagen Zustimmung finden. Das hat Professor
eitmeyer mit seiner Arbeitsgruppe „Gruppenbezogene
enschenfeindlichkeit in Deutschland und Europa“ im-
er wieder untersucht. Zum Beispiel stimmen 12,6 Pro-

ent der Befragten voll oder ganz dem Satz zu: „Durch
r Verhalten sind die Juden an ihren Verfolgungen mit-

chuldig.“ So viel zum Thema Antisemitismus in der
itte der Gesellschaft.

Wie passt das zusammen – auf der einen Seite diese
ohe, auch emotionale Identifikation, dieses große Inte-
sse an dem jüdischen Mädchen Anne Frank und auf

er anderen Seite solche Meinungen?

Was ich bei allen Studien, die wir über dieses Thema
sen und kennen, auffällig finde, ist, dass die Auslän-
erfeindlichkeit dort am größten ist, wo am wenigsten





Kerstin Griese


(A) )


)(B)

Ausländer leben. Der Antisemitismus ist dort am größ-
ten, wo die Menschen am wenigsten Jüdinnen und Juden
kennen oder mit ihnen gar nicht in Kontakt kommen.
Das sollte uns zu denken geben. Das sollte uns auch zu
denken geben, wenn wir über Konsequenzen für die pä-
dagogische Arbeit, für die Prävention von Rassismus
und Antisemitismus diskutieren. Denn die Bekämpfung
des Antisemitismus ist nicht Aufgabe der Juden in
Deutschland, sondern dies ist Aufgabe der ganzen Ge-
sellschaft und zuvorderst auch der Politik.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP – Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wohl wahr! Das ist unsere Aufgabe!)


Wir haben es heute schon mehrfach gehört: Der weit-
aus größte Teil – etwa 90 Prozent – der antisemitischen
Straftaten wird im rechtsextremen Spektrum verübt. Es
ist sogar ein Anstieg zu verzeichnen. Das Bundesinnen-
ministerium hat neulich für 2012 einen Anstieg der anti-
semitischen Straftaten um 10,6 Prozent bekannt gege-
ben. Wir hören ja auch immer wieder von Fällen, wie
hier in Berlin, dass Stolpersteine beschmiert werden,
dass Rabbiner angegriffen werden, dass sich junge Ju-
den, jüdische Studenten nicht mehr trauen, eine Kippa zu
tragen.

Wir erleben diesen rassistischen Antisemitismus, die-
sen alten Antisemitismus, der auf den christlichen Anti-
judaismus des Mittelalters zurückgeht, der im National-
sozialismus sein Extrem fand. Aber wir erleben auch
sekundären Antisemitismus. Interessant ist, dass in dem
erwähnten Bericht auch die Rede von diesem sekun-
dären Antisemitismus ist. Abgefragt wurde zum Beispiel
die Zustimmung zu dem Satz: „Viele Juden versuchen,
aus der Vergangenheit des Dritten Reiches heute ihren
Vorteil zu ziehen.“ Diesem Satz haben 39,5 Prozent der
Befragten zugestimmt. Das muss man sich einmal vor-
stellen. Ich finde das beschämend.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir erleben auch islamistischen Antisemitismus und
solchen von links; auch das ist hier schon gesagt worden.
Gerade deshalb will ich auch einmal den vielen Initiati-
ven im interreligiösen Dialog ein Dankeschön sagen, die
sich gerade darum bemühen, dass die drei Weltreligio-
nen ihre friedvollen Gemeinsamkeiten finden und daran
auch festhalten.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind uns sicher
alle einig, dass wir aufgrund unserer Geschichte immer
besonders sensibel mit Antijudaismus und Antisemitis-
mus umgehen müssen. Aber heute müssen wir auch kon-
kret über die Konsequenzen aus dem Antisemitismusbe-
richt sprechen. Es ist schon darauf hingewiesen worden:
Darin gibt es sehr konkrete Empfehlungen. Ich will nur
zu zwei Bereichen etwas sagen, nämlich zur Bildungs-
arbeit und zu dem Programm gegen Rechtsextremismus.

Zur Bildungsarbeit. Wir haben auch in Deutschland
– Herr Kollege Uhl hat beeindruckend Yad Vashem be-

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(C (D chrieben – sehr beeindruckende Gedenkstätten an den istorischen Orten. Ich kann nur immer wieder sagen: uch hier lohnt sich ein Besuch. Diese Gedenkstätten rfüllen mit ihrer pädagogischen Arbeit und ihrer Bilungsund Präventionsarbeit eine wichtige Aufgabe. Hier in Berlin gibt es das Anne-Frank-Zentrum. Auch undesweit gibt es viele Initiativen, zum Beispiel Schule ohne Rassismus“, das Netzwerk für Demokratie nd Courage und sehr viele andere. Diesen Initiativen, on denen auch Vertreter heute hier sind, will ich anken. Sie alle sind sehr wichtig; sie müssen weiter unrstützt werden. Auch die Gedenkstätten an den histori chen Orten hier in Deutschland müssen wir unterstüten. Unsere Erinnerungskultur verändert sich schon seit inigen Jahren; auch das hatte Kollege Ruppert angeprochen. Ich will aus eigener Erfahrung sagen, dass es ichtig ist, dass die jungen Menschen von heute, die ich mit der Geschichte beschäftigen, ihre eigenen Fraen stellen können. Viele von ihnen können Zeitzeuginen und Zeitzeugen nicht mehr erleben. Unsere Generaon haben diese Zeitzeugen so nachdrücklich geprägt ie kaum andere Menschen. Die Jugendlichen von heute stellen das Lernen aus er Geschichte in ihre eigenen lebensweltlichen Zusamenhänge, und das ist auch gut so. Insofern bekommen ie Gedenkstättenarbeit und das Lernen aus der Gechichte eine immer mehr universal menschenrechtliche imension, wie das in den USA übrigens schon länger er Fall ist. Wenn Jugendliche einen solchen historischen Ort der hier in Berlin das Mahnmal für die ermordeten Juen Europas besuchen, dann bedeutet das für sie immer uch eine Auseinandersetzung damit, was Toleranz eute bedeutet, wie mit Menschen verschiedener Herunft, Religion oder Hautfarbe umgegangen wird, und as ist gut. Denn die Auseinandersetzung mit Antisemismus im Jahr 2013 ist immer auch eine Auseinanderetzung mit moralischen Standards und der Frage, wie ir unser Zusammenleben gestalten. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Eine ganz wichtige, eindeutige Konsequenz aus dem
ntisemitismusbericht ist: Erfolgreiche Projekte und Ini-
ativen gegen Rechtsextremismus müssen längerfristig
efördert werden. Auch ich habe hier eine gewisse Un-
eduld, weil ich mich inzwischen seit vielen Jahren da-
it beschäftige und mich ärgere, dass wir das noch im-
er nicht hinbekommen.

Es gibt viele gute Programme und viele engagierte
enschen. Wir verärgern sie ganz besonders mit der Ex-

emismusklausel, mit der wir sie unter Generalverdacht
tellen. Das ist vollkommen überflüssig und behindert
ie Arbeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In der Empfehlung des Antisemitismusberichts heißt
s so schön: „vom Modell zur Regelpraxis“. Das heißt,





Kerstin Griese


(A) )


)(B)

wir müssen endlich einen Weg finden, dass wir nicht im-
mer nur dreijährige Modellprojekte fördern, die dann,
wenn sie angelaufen sind und hervorragende Arbeit leis-
ten, wieder beendet werden, sondern dass wir gute Orga-
nisationen und deren Arbeit auch längerfristig fördern.
Ich scheue mich auch nicht davor, sie institutionell zu
fördern.

Ganz konkret heißt das für den Haushalt 2014 aber
auch – ich spreche hier die zuständige Ministerin an –,
dass für viele Projekte noch nicht geklärt ist, wie es wei-
tergeht. In etwa drei Vierteln der Projekte gibt es keine
Verpflichtungsermächtigungen. Bei etwa drei Vierteln
der Projekte weiß man nicht, wie es ab Frühjahr 2014
weitergeht, und es wäre schädlich, diese Arbeit zu been-
den. Wir brauchen dort mehr Kontinuität.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich will mit einem
beeindruckenden Zitat von Anne Frank enden, nachdem
ich auch schon mit ihr begonnen habe, nämlich einem
Tagebucheintrag vom 15. Juli 1944. Dort schreibt die
gerade 15-Jährige:

Es ist ein Wunder, dass ich nicht alle Erwartungen
aufgegeben habe, denn sie scheinen absurd und un-
ausführbar. Trotzdem halte ich an ihnen fest, trotz
allem, weil ich noch immer an das Gute im Men-
schen glaube.

Das hat mich sehr bewegt und beeindruckt, und in
diesem Sinne wünsche ich mir, dass wir in der nächsten
Legislaturperiode alle gemeinsam alles dafür tun, die
Menschen, die Ideen, die Projekte, die Arbeit gegen
Rechtsextremismus und Antisemitismus voll und ganz
zu unterstützen, und uns selbst im Bundestag und in der
Politik auf die Fahnen schreiben, dass wir Antisemitis-
mus in unserem Land nicht dulden und entschieden be-
kämpfen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724614500

Das Wort hat nun Patrick Kurth für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Patrick Kurth (FDP):
Rede ID: ID1724614600

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Bei den allermeisten Themen gibt es im demokrati-
schen Meinungskampf mehrere akzeptable Ansichten.
Allein heute streiten wir im Deutschen Bundestag zum
Beispiel über das Auslandsschulgesetz und die Pkw-
Maut. Wir reden über die Tourismuspolitik. Ich erinnere
an die lebhafte Debatte von heute früh, als wir über das
Vertriebenengesetz gesprochen haben.

Bei einigen wenigen Themen jedoch darf es unter De-
mokraten keine zwei Meinungen geben; das ist und
bleibt ein gesamtgesellschaftlicher Grundkonsens. Dazu

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(C (D ehört das Thema Antisemitismus. Gerade Deutschland erbindet mit diesem Ungeist eine schuldbeladene Verangenheit, die nur ein Urteil zulässt: die entschiedene blehnung jeder Form des Antisemitismus. Dies muss ur politischen DNA unseres Landes, zur politischen NA dieses Parlamentes und zur politischen DNA aller arteien gehören. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ass der vorliegende Antrag bei allen politischen Diffe-
nzen gemeinsam von der Union, der FDP, den Grünen

nd der SPD eingebracht worden ist, belegt dies. Auf
en Zusammenhalt in dieser Frage können, müssen und
ürfen wir auch ein Stück weit stolz sein.

In dieser Debatte wurde viel Richtiges gesagt. Ich
öchte kurz auf uns eingehen. Liebe Kollegen, ich ver-

tand die Unruhe nicht, als Herr Ruppert mit Samthand-
chuhen darauf aufmerksam machte, dass es in dieser
egislatur einige Ereignisse gab, bei denen sich durch-
us Fragen stellten. Diese Fragen, liebe Frau Pau, stelle
h nicht Ihnen. Wir arbeiten lange genug zusammen.
h weiß, dass Sie eine klare Auffassung haben. Ihre
raktion aber hat sich in dieser Legislatur, auch hier im
lenum, hin und wieder auf eine Art und Weise eingelas-
en, die diese Klarheit, von der ich am Anfang sprach,
icht immer belegte.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich will hierzu die deutliche Frage stellen: Warum ha-
en Sie, warum hat sich Ihre Fraktion oder Ihre Frak-
onsführung nicht sehr entschieden dagegen verwahrt,
ass am Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, am
7. Januar 2010, als Schimon Peres hier im Deutschen
undestag sprach, einige hochrangige Linke – darunter
ahra Wagenknecht – sitzen blieben? Warum haben Sie
ie nicht öffentlich in die Schranken gewiesen?


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Kollege Uhl zeigte 2010 hier im Deutschen Bundes-
g ein Flugblatt Ihres Duisburger Kreisverbandes, auf
em ein Davidstern verschlungen mit einem Hakenkreuz
argestellt war. Warum haben Sie das nicht mit aller
eutlichkeit zurückgewiesen? Warum haben Sie, als im

ahr 2010 Abgeordnete der Linksfraktion, türkische Ak-
visten und radikal-islamische Gruppierungen mit einer
lottille nach Gaza fuhren, in der damals diesbezüglich
tattfindenden Aktuellen Stunde nicht ganz deutlich und
lar Position bezogen? Wenn es die von mir angespro-
hene politische DNA in unserem Lande bzw. in unse-
m Hause gibt, dann gehört dazu auch, dass man in die-

er Frage Klarheit herstellt.

Im Juni 2011 wurde in Ihrer Fraktion ein Beschluss
egen Antisemitismus – einstimmig, wie es hieß – her-
eigeführt. Hinterher kam heraus, dass 76 linke Parla-
entarier dafür waren. Der Rest nahm nicht teil oder

erließ die Sitzung.


(Dorothée Menzner [DIE LINKE]: Wir sind doch nicht mehr als 76!)






Patrick Kurth (Kyffhäuser)



(A) )


)(B)

– Ich habe mich verlesen. Sie kennen die Zahlen und den
Vorgang. Das ist auch kein vertrauenerweckendes Bei-
spiel.

Liebe Kollegen, man darf gespannt sein, wie Sie auf
den heute vorliegenden Antrag reagieren. Sie haben ja
angedeutet, wie Sie sich verhalten werden. Ich kann Sie
jetzt nur noch einmal einladen: Stellen Sie es klar, ma-
chen Sie es deutlich und stimmen Sie diesem Antrag zu.
Das wäre ein klarer Beleg am Ende der Legislatur.

Ich möchte ganz am Ende noch auf eines aufmerksam
machen: Neben dem Alltagsantisemitismus gibt es noch
etwas sehr Schwieriges, den Alltagsrassismus. Gerade
wir von der FDP haben in den letzten Wochen – auch in
den sozialen Medien – eine ungeheure Flut an Unterstel-
lungen und Knietritten gegen unseren Bundesvorsitzen-
den erlebt. Man kann nicht glauben, dass das im
21. Jahrhundert in einer aufgeklärten Gesellschaft ge-
schieht. Ich fordere Sie auf – Sie persönlich haben daran
keinen Anteil, aber Sie tragen ein Stück weit Verantwor-
tung für Ihre Anhänger –, in Ihren Reihen für Klarheit zu
sorgen. Dieses Verhalten muss aufhören.

Wir befinden uns hier in einem aufgeklärten Hause.
Diese rassistischen Äußerungen, die einem Tritt gegen
das Knie gleichen, gehen auf keinen Fall. Ich bitte Sie,
hier aktiv zu werden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724614700

Das Wort hat Franz Josef Jung für die CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1724614800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Antisemitismus wird nach herkömmlicher Defi-
nition als nationalistische, sozialdarwinistische oder ras-
sistische Judenfeindlichkeit verstanden. Antisemitismus
ist nicht nur ein Thema für die jüdischen Gemeinden.
Vielmehr berührt es unser gesamtgesellschaftliches Zu-
sammenleben. Es berührt unsere Grundwerte von Demo-
kratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit. Deshalb ist Anti-
semitismus, in welcher Form auch immer, von uns mit
aller Entschiedenheit zu bekämpfen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist die Aufgabe von Politik, von Bund, Ländern
und Gemeinden, aber das ist auch eine gesamtgesell-
schaftliche Aufgabe. Gerade vor dem Hintergrund der
millionenfachen Ermordung der Juden ist das für uns
eine besondere Verpflichtung. Der Kollege Uhl hat auf
die Gedenkstätte Yad Vashem hingewiesen. Wer durch
den Raum für die ermordeten Kinder geht, der kann
diese Stätte nicht ohne innere Bewegung verlassen.

Es ist wichtig, dass wir uns dieses Themas annehmen,
zumal der Expertenkreis festgestellt hat – darauf wurde

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(C (D ingewiesen –, dass immerhin ein Anteil von etwa 0 Prozent der Deutschen offen oder latent antisemitisch t. Man kann das im Hinblick auf die historische Situaon nicht nachvollziehen. Aber deshalb ist es umso ichtiger, dass wir dieser Haltung entschieden entgegeneten. In dem Bericht des Expertenkreises wird festgehalten, ass das rechtsextremistische Lager nach wie vor der beeutendste Träger des Antisemitismus ist. In dem Becht wird aber auch darauf hingewiesen, dass der Islaismus als neuer Träger hinzugekommen ist. Es wird eiterhin festgehalten, dass es auch unter den Linken ositionen gibt, die einen antisemitischen Diskurs beförern. Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der ollegin Beck? Bitte sehr. Marieluise Beck RÜNEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724614900
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1724615000
Lieber Herr Kollege Jung, es käme niemand hier in

iesem Haus auf den Gedanken, sich aus dem Konsens
uszuklinken, dass wir alle den Antisemitismus mit gan-
er Kraft bekämpfen wollen. Die Schwierigkeit, mit der
ir uns auseinanderzusetzen haben – ich finde, dies soll-
n wir hier nicht unter den Tisch fallen lassen –, besteht
arin, dass die an sich klare Definition von Antisemitis-
us im Alltag nicht immer greift.

Vor einigen Tagen ist eine sehr saubere linguistische
nalyse „Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahr-
undert“ von der Technischen Universität Berlin vorge-
tellt worden, wo über 15 000 Blog-Einträge, journalisti-
che Einträge und Kommentare auf die Frage hin
nalysiert worden sind: Wo gibt es Stereotype, die in den
renzbereich zum Antisemitismus hineinreichen? Wo
andelt es sich ganz offensichtlich um Antisemitismus?
ass wir uns mit dieser Grenzziehung schwertun, das

eigen doch die Debatten um Martin Walser, Günter
rass und auch Jakob Augstein, alles gut Gebildete und
tellektuelle unserer Gesellschaft, sogar Meinungsfüh-
r.

Ich würde mir wünschen, dass wir uns auch diesen of-
nsichtlich schwierigen Herausforderungen, dieser Fa-

ette des Antisemitismus, die davon geprägt ist, dass die
efinition von Antisemitismus bzw. eine Grenzziehung

o klar nicht vorzunehmen ist und dass Antisemitismus
icht nur den Ungebildeten zugewiesen werden kann
der denen, die noch nicht in Yad Vashem waren, son-
ern dass er offensichtlich sogar, wie diese Studie belegt,
ei Akademikern und Gebildeten ganz besonders ausge-
rägt ist, mit aller Hingabe zuwenden.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)







(A) )



(B)


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1724615100

Besten Dank, Frau Kollegin Beck. – Ich kann das nur

unterstreichen und weise noch einmal darauf hin, dass
ich meine Rede mit der Definition von Antisemitismus
begonnen habe und genau das mit impliziert habe, was
jetzt Ihre Überlegungen darstellen. Wenn ich mir den
Bericht im Einzelnen anschaue, dann denke ich, das
kommt darin auch ziemlich deutlich zum Ausdruck. Es
wird auch deutlich gemacht, dass wir aus der histori-
schen Verantwortung die Solidarität mit Israel zu Recht
als einen integrierten Bestandteil unserer Staatsräson an-
sehen und dass jemand – so steht es in dem Bericht –,
der an Demonstrationen teilnimmt, bei denen Israel-Fah-
nen verbrannt oder antisemitische Parolen gerufen wer-
den, kein Partner im Kampf gegen den Antisemitismus
ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Es steht auch in dem Bericht – das trifft auf Abgeordnete
dieses Hauses zu –, dass die Solidarisierung mit terroris-
tischen und antisemitischen Gruppen wie der Hamas
oder der Hisbollah nicht zählt, wenn es um den Kampf
gegen Antisemitismus geht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine Damen und Herren, der Parlamentarische
Staatssekretär Bergner hat auf die Leistungen der Bun-
desregierung hingewiesen, um eine Verbesserung zu er-
zielen. Ich will noch die Verdoppelung der finanziellen
Mittel auf 10 Millionen Euro für den Zentralrat der Ju-
den, die Erhöhung der Mittel für die Bundeszentrale für
politische Bildung und das Programm zur Bekämpfung
des Rechtsextremismus erwähnen.

Ich denke – darüber sind wir uns in dem Antrag einig –,
dass wir weiterhin einen Sachverständigenbericht brau-
chen, der die Programme entsprechend evaluiert, um im
Kampf gegen den Antisemitismus noch weiter erfolg-
reich zu sein. Hinzu kommt die Aufklärung an den Schu-
len und an außerschulischen Bildungseinrichtungen.
Dazu zählt auch, die Lehrpläne zum Thema jüdisches
Leben zu erweitern, und dazu zählt auch – es ist auf die
aktuelle Debatte hingewiesen worden – die Sensibilisie-
rung von Polizei, Strafverfolgungsbehörden und Nach-
richtendiensten in diesem Bereich. So steht es in unse-
rem Antrag.

Jüdisches Leben hat in Deutschland zum Glück wie-
der einen hervorragenden Aufschwung genommen. Es
ist überall festzustellen, dass dies in sehr positiver Art
und Weise stattfindet. Man kann eigentlich nur dankbar
sein, dass dies nach dem Grauen der Shoah in Deutsch-
land wieder möglich ist. Aber deshalb ist es auch unsere
Verpflichtung – ich bin all denjenigen in den Fraktionen,
die diesen Antrag mittragen, dankbar –, dass wir ge-
meinsam zusammenstehen, wenn es darum geht, Antise-
mitismus entschieden entgegenzutreten und alles dafür
zu tun, dass Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit
auch in Zukunft als Grundwerte in unserer parlamentari-

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(C (D chen Demokratie von entscheidender Bedeutung bleien. Besten Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724615200

Letzte Rednerin zu diesem Debattenpunkt ist Kolle-

in Gitta Connemann für die CDU/CSU-Fraktion.


Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1724615300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! „Ich habe

nichts gegen Juden, nur: Wieso sind Juden immer so
öse?“ Das ist keine Frage, die in einem NPD-Forum ge-
tellt würde; nein, diese Frage steht seit zwei Jahren auf
em Onlineportal gutefrage. Für eine Löschung sahen
ie Betreiber keinen Anlass. Na ja, was ist schon so
chlimm daran? Das hat doch eine ganz andere Qualität
ls ein aktueller Kommentar auf YouTube: „Ihr tut unse-
r Ehre weh, unsere Antwort Zyklon B.“ Zwei Wochen

lt ist dieser Kommentar.
Die Antwort lautet: Antisemitismus hat viele Facet-

n. Gerade der relativierende Halbsatz „Ich habe ja
ichts gegen Juden, aber …“ sollte die Alarmglocken
uten lassen. Ich denke, dass jeder von uns diesen Satz

chon einmal gehört hat. Antisemitismus ist kein
andphänomen. 20 Prozent der Menschen in unserem
and sind offen oder latent antisemitisch. Sie sind der
nsicht: „Die Juden sind doch selber schuld.“
Frau Professor Schwarz-Friesel wies in dem schon

on der Kollegin Beck angesprochenen Vortrag am ver-
angenen Montag unter anderem auf die ebenfalls ak-
elle Einlassung eines Berliner Journalisten hin: Warum
erden die Juden seit Jahrhunderten immer wieder ver-
lgt? Das müssen sie sich schon selber fragen.
In diesem Vortrag hat sie übrigens mit einem Vorurteil

ufgeräumt: Es ist nicht so, dass alle Antisemiten in
wickau sitzen, Springerstiefel tragen, sich im Internet
erstecken und eklig sind. Antisemitismus gibt es nicht
ur bei islamischen Migrantenkindern, die vom arabi-
chen Fernsehen getrieben werden. Nein, Antisemiten
ind in der Mitte unserer Gesellschaft anzutreffen, übri-
ens auch in humanistischen Kreisen, in Presseklubs, bei
riedensdemonstrationen. Antisemitismus ist salonfähig
eworden, und das macht uns in unserer Fraktion Angst.


(Kerstin Griese [SPD]: Wenn Sie gesagt hätten „in allen Fraktionen“, hätte ich geklatscht!)


enn jetzt kommt der Antisemitismus gepflegt und in-
llektuell daher. Unter dem Deckmantel der Meinungs-
eiheit und der legitimen Kritik an Israel werden anti-

emitische Verunglimpfungen artikuliert, oder es heißt:
as wird man ja wohl noch sagen dürfen. – Der Kollege
eck hat darauf hingewiesen. Aktuelles Beispiel: Jakob
ugstein. Er bedient sich regelmäßig antisemitischer
enkmuster. Er schwadroniert von der Allmacht Israels.
treiche „Israel“, setze ein „Juden“. – Die Stereotype än-
ern sich nicht. Worte sind Waffen.

Die Folgen ändern sich übrigens auch nicht. Der Kol-
ge Uhl hat auf den Angriff auf einen Rabbiner in der
ergangenen Woche in Offenbach hingewiesen. Das Per-
)





Gitta Connemann


(A) )


)(B)

fide: Die privaten Sicherheitsleute halfen dem Rabbiner
nicht, sondern ergriffen Partei für die Angreifer.

„Du Jude“ ist ein Schimpfwort an deutschen Schulen.
Oder wagen Sie doch noch einmal den Blick auf You-
Tube. Ich habe es getan, und es war widerwärtig. Ein
Beispiel gefällig?

Der Rabbi, dieses alte Schwein, der kommt dann in
den Ofen rein … Fiderallala

Dieser Kommentar ist eine Woche alt.

Es widert mich unglaublich an, und es macht mir
Angst. Ich frage mich: Wie sollen Jüdinnen und Juden in
einem solchen Umfeld hier bei uns leben? Wollen wir
uns damit abfinden, dass alle jüdischen Einrichtungen in
Deutschland unter Polizeischutz stehen? Wo bleibt der
Aufschrei der Öffentlichkeit und der Medien? Ich frage
mich auch immer wieder: Weshalb? Offensichtlich gibt
es ein kollektives Gedächtnis. Antisemitismus gibt es
seit Anbeginn der Zeit. Seine Denkmuster haben sich of-
fensichtlich tief eingebrannt und wirken bis heute.

Was können wir tun? Wir haben in dieser Legislatur-
periode erstmals verlässliche Daten und Fakten über Anti-
semitismus in Deutschland erhalten, dank des Antisemi-
tismusberichtes, den das Bundesinnenministerium auf
unsere gemeinsame Initiative hin in Auftrag gegeben
hat. Denn nur ein Problem, dessen Ausmaß und Ursache
wir kennen, können wir angehen.

Und weiter? Vieles ist genannt worden, und vieles ist
noch zu tun. Dies wurde auch bei der Erarbeitung dieses
Antrages deutlich, bei der wir übrigens stark flankiert
wurden vom Zentralrat der Juden. Stephan Kramer, inso-
weit vielen Dank. Mein Dank gilt auch dem AJC, insbe-
sondere an Deidre Berger.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es wird unabhängige Sachverständige geben, damit
antisemitische Tendenzen frühzeitig erkannt und damit
rechtzeitig begegnet werden kann. Es braucht Aufklä-
rung, übrigens auch bei Behörden der Länder und des
Bundes.

Und es braucht Bildung, Bildung, Bildung.


(Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Es sind die gebildeten Kreise, die da mitmachen! Das ist das Ergebnis der Studie!)


Das betrifft nicht allein den Geschichtsunterricht. Es
muss über die Toten geredet werden, aber gerade auch
über die Lebenden. Schülerinnen und Schüler müssen
ein Gefühl dafür bekommen, wie bunt und vielfältig jü-
disches Leben in Deutschland heute wieder ist – ein Um-
stand, über den ich zutiefst froh bin –, aber auch dafür,
wie bedrückend es sein kann, ein Jude in Deutschland zu
sein. Wir brauchen die pädagogische Auseinanderset-
zung, übrigens bereits bei der Erziehung und Ausbildung
von Erziehern und Lehrern selbst, damit sie ihre Stereo-
type nicht entsprechend übertragen.

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(C (D Eines ist klar: Es gibt weder die Juden noch den protypischen Ausländer, sondern es gibt nur Menschen, ie entweder schlau oder dumm sind, gut oder böse, gechickt oder ungeschickt, und das sollten wir wissen. Frau Connemann, Sie müssen zum Schluss kommen. In dieser Woche ist das Jüdische Forum für Demo ratie und gegen Antisemitismus fünf Jahre alt geworen. Der Mitinitiator Levi Salomon hatte einen einzigen unsch: dass unsere Arbeit irgendwann nicht mehr notendig sein wird. Ich hoffe, dass dieser Antrag einen eitrag dazu leistet. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724615400
Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1724615500


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724615600

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
raktionen von CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/
ie Grünen auf Drucksache 17/13885 mit dem Titel

Antisemitismus entschlossen bekämpfen, jüdisches Le-
en in Deutschland weiterhin nachhaltig fördern“. Wer
timmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
altungen? – Der Antrag ist mit den Stimmen des Hau-
es bei Enthaltung der Fraktion der Linken angenom-
en.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich rufe nun den Ta-
esordnungspunkt 10 sowie Zusatzpunkt 6 auf:

10 Beratung der Antwort der Bundesregierung auf
die Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Rolf
Mützenich, Dr. Hans-Peter Bartels, Rainer
Arnold, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der SPD

Haltung der Bundesregierung zum Erwerb
und Einsatz von Kampfdrohnen

– Drucksachen 17/11102, 17/13655 –

P 6 Beratung des Antrags der Abgeordneten
Wolfgang Gehrcke, Jan van Aken, Christine
Buchholz, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion DIE LINKE

Missbilligung der Amtsführung von Bundes-
minister de Maizière

– Drucksache 17/13899 –

Zu der Beratung der Antwort auf die Große Anfrage
egt ein Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke
or.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
iderspruch. Dann ist das so beschlossen.





Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse


(A) )


)(B)

Ich eröffne die Aussprache und erteile Kollegen
Hans-Peter Bartels für die SPD-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1724615700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Minister de Maizière, Sie haben gesagt, Sie verbä-
ten sich, dass man Ihnen vorwirft, dass Sie die Unwahr-
heit sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich trage Ihnen jetzt noch einmal Ihre unterschiedlichen
Versionen der Wahrheit vor:

Sie haben in Ihrer persönlichen Erklärung am 5. Juni
behauptet, vor dem 13. Mai niemals etwas Schriftliches
zu der Euro-Hawk-Problematik vorgelegt bekommen zu
haben.


(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Das hat er nicht gesagt!)


Ich zitiere:

Es gab zuvor keine Vorlage an den Minister mit ei-
ner Beschreibung der Zulassungsprobleme oder
überhaupt zum Gesamtproblem.

Keine Vorlage!

In der Ausschusssitzung vom 5. Juni haben Sie diesen
Eindruck der völligen Ahnungslosigkeit noch verstärkt,
als Sie drei Varianten einer korrekten Ministerinforma-
tion unterschieden: erstens eine an den Minister ausge-
zeichnete Vorlage, zweitens den Vortrag eines Staats-
sekretärs und drittens die Erörterung in der Leitungsrunde.
Zum Thema „Euro Hawk“, so sagen Sie dann ausdrück-
lich, seien – abgesehen von der allgemeinen Rüstungs-
klausur am 1. März 2012 und einer G-10-Vorlage – alle
drei Varianten nicht zum Tragen gekommen. Warum be-
haupten Sie das so? Glaubten Sie, als Sie es sagten, dass
das die Wahrheit ist: „keine Information“?

Am nächsten Tag erfahren wir dann von Ihrem Ge-
spräch beim Donaukurier am 7. Mai, also vor dem
13. Mai. Am 7. Mai wussten Sie schon, so werden Sie
zitiert, dass der Euro Hawk nicht für die Bundeswehr
fliegen wird. Zitat: „Im Moment sieht es nicht so aus.“
Wenn Sie nichts Genaueres wussten, woher wussten Sie
dann das Ergebnis schon, sodass Sie sich gegenüber der
Presse äußern konnten? Machen Sie das immer ohne In-
formationen?


(Zuruf des Abg. Dr. Rainer Stinner [FDP])


In derselben Nacht schiebt Ihr Ministerium eine Er-
klärung nach. Da heißt es, Ihre Aussage beruhe auf Hin-
tergrundinformationen, die Sie in der allgemeinen Be-
sprechung am 1. März 2012 sowie auch später erhalten
hatten. „Sowie auch später“! Erwähnt wird in der Presse-
erklärung ein Schreiben von Staatssekretär Kossendey
an mich vom 20. März 2013. Erwähnt wird nicht, ob Sie
es gelesen hatten. Sie hatten sich ja festgelegt: „keine
Vorlage“. Aber Briefe, die dem Minister vorgelegt wer-
den, sind Vorlagen, oder?


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Ach, lächerlich!)


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(C (D Am Wochenende lesen wir von „Flurgesprächen“ im inisterium, die es dann doch gegeben haben könnte. ber Hörensagen bedeutet Ihnen nichts. Sie sagen: „Der eordnete Geschäftsbetrieb eines jeden Ministeriums ndet bestimmt nicht auf dem Flur statt.“ – Das ist wahr. ber was wollen Sie damit sagen? Dass es keine Vorlage ab, oder? Keine Vorlage! Am Montag geben Sie schließlich zu: Doch, für den esuch beim Euro-Hawk-Partner EADS in Manching m 10. Dezember 2012 gab es natürlich eine Vorlage für en Minister, schriftlich, auf dem Dienstweg. Und natürlich hatten Sie den Brief von Staatssekretär ossendey gelesen. Zur Frage nach dem Donaukurier erwiesen Sie in der Bundespressekonferenz am Montag usdrücklich auf diesen Brief, der Ihnen vorgelegt woren ist: schriftlich, auf dem Dienstweg, nicht auf dem lur. Und wie ich das Ministerium kenne, werden Ihnen ogar auch täglich sogenannte Pressespiegel vorgelegt. m 21. März hieß es bei tagesschau.de: „Keine neuen rohnen für die Bundeswehr“. Die Frankfurter Rund chau schrieb am 23. März: „Euro Hawk vor dem Abturz“. Und der Kommentar in der Berliner Zeitung laute: „Dilettantismus mit Drohne“. Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Stinner? Nein, ich möchte fortfahren. (Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh! – Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Er hat keine Ahnung! Deswegen will er keine zulassen!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724615800
Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1724615900

Natürlich haben Sie das mitbekommen. Deswegen
ussten Sie ja auch schon bei Ihrem Besuch beim Donau-

urier, was Sache ist. Natürlich gibt es auch weitere Vor-
gen – schriftlich, dienstlich – aus dem Jahr 2012. Ich
age mich, und ich glaube, die ganze deutsche Öffent-
chkeit tut das: Warum um Himmels willen wollen Sie
on dem sich anbahnenden Drohnendesaster nichts ge-
usst haben? Was wäre denn so schlimm, wenn Sie auch

in Stück Verantwortung gehabt hätten? Warum müssen
ie alle Verantwortung auf Ihre Mitarbeiter schieben?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Thomas Oppermann [SPD]: Das ist die Frage! – Zuruf des Abg. Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP])


as ist gut daran, sich als ahnungsloser Minister zu in-
zenieren? Das ist keine gute Rolle, die Sie spielen, Herr

inister.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Thomas Feist [CDU/ CSU]: Ihre Rolle ist noch viel schlimmer!)


re Glaubwürdigkeit ist völlig ruiniert. Was ist Ihr Wort
ert? Sie können Ihr Amt nicht mehr frei wahrnehmen.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)






Dr. Hans-Peter Bartels


(A) )


)(B)

Sie müssen sich vor Indiskretionen von Mitarbeitern aus
Ihrem Ministerium fürchten,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


denen Sie ganz pauschal mit personellen Konsequenzen
gedroht haben.


(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Billige Konstruktion!)


Ich hoffe, Sie wissen, was Sie Ihrem Amt, Ihrem Ruf
und den Streitkräften unseres Landes schuldig sind. –
Sie wissen es.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724616000

Das Wort hat nun Bundesminister Thomas de

Maizière.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister der Ver-
teidigung:

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Herr Kollege Bartels, es ist interessant, dass Sie jetzt
hauptsächlich zu dem Zusatzpunkt, dem Antrag der Lin-
ken, gesprochen haben. Das finde ich für Sozialdemo-
kraten ungewöhnlich.


(Thomas Oppermann [SPD]: Er hat über Sie gesprochen!)


Davon abgesehen, haben Sie als Sozialdemokraten
die Entscheidung getroffen, einen Untersuchungsaus-
schuss zu beantragen. Das ist Ihr gutes Recht. Ich sehe
dem gelassen entgegen.


(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Genau!)


Das führt natürlich dazu, dass ich die Antworten auf alle
Fragen, die Sie hier stellen, in meiner Zeugenaussage im
Untersuchungsausschuss sorgfältig und gründlich vor-
tragen werde. In der Zwischenzeit werde ich natürlich
meine Amtspflichten erfüllen und Ihnen nicht auf den
Leim gehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deswegen erlauben Sie mir, dass ich auf die Antwort
der Bundesregierung auf die Große Anfrage der SPD
zum Thema Drohnen eingehe. Das haben Sie auf die Ta-
gesordnung gesetzt. Deswegen will ich es Ihnen gerne
erläutern.

In ihrer Antwort hat die Bundesregierung festgehal-
ten, dass wir eine breite gesellschaftliche Debatte über
den Einsatz von Drohnen für notwendig halten. Wir füh-
ren sie auch. Wie Sie wissen, habe ich sie selbst vor ei-
nem Jahr eröffnet.


(Rainer Arnold [SPD]: Ethisch neutral!)


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(C (D In der Antwort auf die Große Anfrage stellt die Bunesregierung fest: Eine abschließende Entscheidung zur Beschaffung bewaffneter UAS ist von der Bundesregierung noch nicht getroffen worden. ine Debatte darüber gehört natürlich ins Parlament. Ich abe im Januar in einer Aktuellen Stunde sieben Gründe rmuliert, die aus meiner Sicht für die Beschaffung von rohnen, auch bewaffnungsfähigen Drohnen, sprechen. h will sie heute nicht alle wiederholen. Derzeit prägt natürlich – das haben Sie durch eine ersonalisierung gemacht; das ist okay – die Diskussion ber die Entscheidung zur Nichtanschaffung der Euroawk-Serie den Hintergrund für unsere Beratungen. Für lle, die nicht im Verteidigungsausschuss sind und mit en Dingen nicht so vertraut sind, will ich gerne noch inmal festhalten: Der Typ Euro Hawk fliegt sehr hoch. r ist unbewaffnet und dient der Aufklärung. Das, was egenstand der Großen Anfrage ist, sind Drohnen, die in ittlerer Höhe fliegen, die ebenfalls aufklären und beaffnungsfähig sein können. Dann gibt es Drohnen, die niedriger Höhe fliegen. Diese hat die Bundeswehr seit ahrzehnten, völlig unstreitig. Im Übrigen haben auch nsere Verbündeten Drohnen: auch alle drei Typen. rankreich zum Beispiel hat gerade eine Serie von Drohen vom Typ Predator in den USA bestellt. Sie sehen: An diesem Thema kommt niemand vorbei. ir brauchen diese Debatte. Am Anfang jeder militärischen Beschaffung steht ein rmittelter und belegter Bedarf. Das ist ein wesentliches rinzip auch unseres neuen Beschaffungsprozesses. Wir aufen, was wir brauchen, und nicht, was uns angeboten ird. Der militärische Bedarf ist auch im Falle bewaffeter unbemannter Luftfahrzeuge mittlerer Höhe vom eneralinspekteur klar formuliert. Wir brauchen die dait verbundenen Fähigkeiten zum Schutz unserer Soldan und zum Schutz unserer Verbündeten. Es geht zunächst um fünf bewaffnungsfähige unbeannte Systeme ab etwa 2016. Sie sollen eine Überbrü kungslösung sein bis zur Beschaffung eines neuen, öglichst europäischen Systems ab Mitte des nächsten ahrzehnts. So habe ich Sie, Herrn Arnold, und andere mer verstanden: Über das Erfordernis der Entwick ng einer europäischen Drohne bestand mit den Sozialemokraten bisher immer Einigkeit. (Andrej Hunko [DIE LINKE]: Das ist ja das Problem!)


h hoffe, das gilt auch weiterhin.

Derzeit werden verschiedene auf dem Markt verfüg-
are und einsatzerprobte Systeme untersucht. Eine ab-
chließende Entscheidung ist noch nicht getroffen wor-
en. Aber wer eine Debatte will, der braucht eine
iskussionsgrundlage. Eine Auswahlentscheidung kann
nde des Jahres gefällt werden, sodass sie dem neu ge-
ählten Bundestag zur Bewilligung vorgelegt werden
ann. Die Erfahrungen im Hinblick auf die Probleme bei
er Zulassung des Euro Hawk fließen natürlich in die
rüfung der Optionen ein. Es gibt dabei einen wesentli-





Bundesminister Dr. Thomas de Maizière


(A) )


)(B)

chen Unterschied zwischen dem Entwicklungsvorhaben
Euro Hawk und den aktuell für die Beschaffung zu prü-
fenden Optionen. Die jetzt zu prüfenden Systeme, etwa
aus Amerika oder aus Israel, werden heute bereits von
mehreren alliierten Partnern im Einsatz geflogen, nicht
zuletzt auch zum Schutz deutscher Soldaten.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich et-
was zu dem Hauptpunkt unserer Debatte rund um das
Thema Drohnen sagen: zur Bewaffnung. Auf die damit
verbundenen ethischen, rechtlichen, politischen Fragen
müssen wir als Gesellschaft, als Regierung, als Parla-
ment eine Antwort finden wie auf jede einzelne Anfrage
zum Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte auch.


(Rainer Arnold [SPD]: Dazu haben Sie aber nichts geschrieben!)


Es macht natürlich einen Unterschied, ob ein Luftfahr-
zeug bewaffnet ist oder nicht. Ob es hingegen bemannt
oder unbemannt ist, kann militärisch einen großen Un-
terschied machen. Das ist zur Beurteilung der Rechtsfra-
gen jedoch nicht entscheidend. Denn das Luftfahrzeug
selbst steht nicht im Mittelpunkt der rechtlichen, der
politischen oder der ethischen Prüfung, sondern im Mit-
telpunkt steht stets derjenige, der es steuert, stehen dieje-
nigen, die ihm dazu den Befehl geben, und die Grenzen,
in denen dies geschieht.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: So ist es!)


Wir müssen darüber diskutieren, in welchen Fällen, un-
ter welchen Bedingungen, mit welchem Auftrag und mit
welchen Einschränkungen wir den Einsatz militärischer
Gewalt für richtig halten oder ablehnen.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Genau!)


Das gilt dann auch für Einsätze von bewaffneten Droh-
nen.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Genau! Das ist nämlich die eigentliche Debatte!)


Unser Kollege Steinbrück hat nun kürzlich festge-
stellt, dass die Bundesrepublik Deutschland keine be-
waffneten Drohnen braucht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Agnes Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Ingo Gädechens [CDU/CSU], an den Abg. Thomas Oppermann [SPD] gewandt: Die Verteidigungspolitiker klatschen aber nicht, Herr Oppermann! Die klatschen nicht! – Peter Beyer [CDU/CSU]: Bei der SPD gibt es auch eine Fähigkeitslücke!)


Herr Kollege Oppermann, ich habe das einmal in Ihrem
Wahlprogramm nachgelesen. Da finde ich diesen Satz
nicht. In Ihrem Wahlprogramm heißt es:


(Thomas Oppermann [SPD]: Keine überstürzte Anschaffung!)


Eine überstürzte Entscheidung zur Beschaffung von
Kampfdrohnen lehnen wir ab.


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Aha!)


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(C (D Wir fordern, dass vorher alle sicherheitspolitischen, völkerrechtlichen und ethischen Fragen umfassend beantwortet werden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Das wollen wir auch!)


eswegen stehen wir hier und diskutieren darüber. Aber
ir nehmen das Ergebnis nicht vorweg, wie Herr
teinbrück es getan hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, eine namhafte überregio-
ale Zeitung kommentierte die Rede von Herrn
teinbrück übrigens dahin gehend – an anderen Teilen
er Rede gibt es nicht viel zu kritisieren –, dass jeder
eutnant, der schon einmal eine Patrouille in unsicheres
ebiet führen musste, erklären könne, warum es doch
ut wäre, wenn die Bundeswehr über bewaffnete Droh-
en verfügte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dazu genügt ein Blick in unsere Einsatzrealität. Mit
nseren unbewaffneten Drohnen vom Typ Heron 1 kann
ine Besatzung von Masar-i-Scharif aus einen Patrouil-
nführer bei Kunduz unterstützen, der in einen Hinter-
alt Aufständischer geraten ist. Sie kann ihm über Funk
itteilen, wo sich die Angreifer befinden. Sie kann ihn
arnen, wenn sich weitere Aufständische nähern, und
m mitteilen, von wo sie angreifen. Kurz: Die Besat-

ung kann aus großer Höhe den Überblick behalten und
ie eigenen Kräfte am Boden mit Aufklärung in Echtzeit
nterstützen. Aktiv ins Geschehen eingreifen kann das
eron-Bedienpersonal hingegen nicht, denn der Heron 1
t unbewaffnet. Er kann bei andauernden Angriffen
icht das Leben deutscher Soldaten schützen und retten,
dem er die Angreifer mit einem Warnschuss ab-

chreckt oder in letzter Konsequenz auch gezielt be-
ämpft. Es kann nicht sein, dass wir Soldaten in Einsätze
chicken


(Andrej Hunko [DIE LINKE]: Richtig!)


nd dann nicht willens sind, ein System einzuführen, das
nsere Soldaten bei der Erfüllung ihres Auftrages unter-
tützt, schützt und ihr Leben retten kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Derzeit sind unsere Soldaten in einer solchen Situa-
on auf die Luftnahunterstützung durch bemannte
ampfflugzeuge oder bewaffnete unbemannte Luftfahr-

euge unserer Partner angewiesen; Sie alle kennen das:
lose Air Support. Allerdings ist dies in der Regel mit
inem deutlichen Zeitverzug verbunden, der entschei-
end sein kann, und wir sind bisher zumeist auf Verbün-
ete angewiesen. Der Einsatz von Drohnen mittlerer
öhe ist aufgrund ihrer Verweildauer und Präzisionsfä-
igkeit oftmals die einzig erfolgversprechende Möglich-
eit, eigene Kräfte zeitnah und wirksam zu unterstützen.


(Dr. Hans-Peter Bartels [SPD]: Warum passiert das nicht in Afghanistan?)






Bundesminister Dr. Thomas de Maizière


(A) )


)(B)

Das kann auch bei einem Einsatz nötig sein, der keinen
Kampfauftrag mehr enthält, wie in Afghanistan ab 2015.


(Rainer Arnold [SPD]: Was heißt das?)


Denn der Schutz der eigenen Soldaten bleibt natürlich
notwendig.

Wie bei allen anderen Mitteln der Anwendung militä-
rischer Gewalt sind bei einem Einsatz von Drohnen die
im Einzelfall geltenden verfassungs- und völkerrecht-
lichen Rahmenbedingungen und das humanitäre Völker-
recht zu beachten. Wir haben uns dazu verpflichtet, und
das gilt für jeden Einsatz der Bundeswehr, mit welchen
Mitteln auch immer. Es würde auch für den Einsatz be-
waffneter Drohnen gelten. Wir sollten, liebe Kolleginnen
und Kollegen, so selbstbewusst sein, nicht von der Ein-
satzmethode anderer Staaten auf diejenige der Bundes-
wehr oder des Einsatzmittels insgesamt zu schließen.


(Rainer Arnold [SPD]: Sie reflektieren die aber!)


Nun sagen viele, es gebe bei Drohnen eine emotionale
Ferne; sie setzten die Hemmschwelle zur Anwendung
von Gewalt herab. Das ist ein gewichtiges Argument;
ich habe es im Januar schon vorgetragen. Eine größere
emotionale Distanz unserer Besatzungen zum Gesche-
hen im Einsatzland lässt sich aber nicht belegen. Jeder
von Ihnen, der unsere Truppen in Afghanistan schon be-
sucht hat, weiß: Die Besatzungen unserer unbemannten
Luftfahrzeuge dienen vor Ort; sie nehmen in Masar-i-
Scharif an Trauerveranstaltungen für gefallene Kamera-
den teil, sie stehen Spalier für die Särge auf dem Weg zur
Transall. Diese Soldaten sind sich der ethischen, rechtli-
chen und moralischen Dimension ihres Handelns voll-
kommen bewusst.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Die Soldaten für sich zu instrumentalisieren, ist einfach nur noch ekelig!)


Ich komme zum Schluss, Herr Präsident. – In einem
sind wir uns sicher einig: Wir wollen keinen Automaten-
krieg. Die Waffen dürfen sich nicht von Entscheidungen
durch Menschen lösen und verselbstständigen. Mit be-
waffnungsfähigen Drohnen sind wir weit davon entfernt.
Erhalten wir uns bitte die Kraft zur Differenzierung, ins-
besondere wenn wir über Wert und Unwert von Waffen
reden. Im Mittelpunkt der Debatte sollte stehen, was die
Bundeswehr zur Erfüllung ihres Einsatzes braucht.


(Agnes Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo sind die Initiativen der Bundesregierung?)


Die Bundeswehr besteht aus Menschen, die verantwor-
tungsvoll und im Rahmen der Gesetze handeln. Ihr
Schutz ist uns Verpflichtung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724616100

Das Wort hat nun Paul Schäfer für die Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das hema „Drohnen und Kampfdrohnen“ erregt die Öffentchkeit, und das völlig zu Recht. Auf den Euro Hawk omme ich noch zu sprechen; ich komme zunächst zu en bewaffneten Drohnen. Da gibt sich die Regierung ja och einsilbig und drückt sich eigentlich um eine klare nd eindeutige Positionierung herum. Jetzt haben wir es ieder gehört: Es bestehe bis Ende des Jahres noch gar ein Entscheidungsbedarf. Es wird also auf die Zeit nach em 22. September verwiesen. Ein Schelm, wer Böses abei denkt! Zugleich werden aber die Weichen gestellt: Ich meine ie Entwicklungsprojekte und dass man in den USA anefragt hat, ob man dort Kampfdrohnen kaufen kann. uch das, was der Minister hier gesagt hat, diente eientlich dazu – zu nichts anderem –, das Feld zumindest ropagandistisch vorzubereiten. Herr Minister, in Ihrer ede Ende Januar haben Sie bereits erklärt, warum man rohnen jeglicher Art dringend brauche. Es war davon ie Rede, dass der unbemannten Luftfahrt die Zukunft ehöre. Das wurde von der Kernenergie auch behauptet, nd doch sind wir dabei, auszusteigen. Dieses Argument t insbesondere nicht koscher, wenn es umstandslos auf ie bewaffneten Kampfdrohnen übertragen wird. Ja, sie erden eingesetzt, und viele Staaten sind drauf und dran, ich welche zuzulegen, aber noch kann man dieser Enticklung Einhalt gebieten. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD])

Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724616200

Die Friedensforschungseinrichtungen haben in ihrem
iesjährigen Friedensgutachten ihre Forderung wieder-
olt, Kampfdrohnen international zu ächten.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


er Entwicklung dieser Waffensysteme müsse dringend
in Riegel vorgeschoben werden – ich zitiere –, „bevor
ie eine fatale Eigendynamik entfaltet“. Genau darum
eht es. Jetzt ist die letzte Gelegenheit, diese Entwick-
ng zu stoppen. Wir müssen sie nutzen. Das fordern wir
unserem Antrag.


(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Das sehen die deutschen Soldaten unter Beschuss ganz anders!)


Unsere Positionen: Erstens. Für die Verteidigung un-
eres Landes werden keine mit Raketen bestückten
rohnen benötigt. Sie sind vor allem für militärische
perationen außerhalb des NATO-Territoriums geeig-
et. Diesen Interventionismus wollen wir nicht.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD])


ir wollen auch nicht, dass der Drohnenkrieg von deut-
hem Boden aus geführt wird, weder von der Airbase
amstein noch vom Africa Command der USA in Stuttgart.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD])






Paul Schäfer (Köln)



(A) )


)(B)

Zweitens. Die bisherige Einsatzpraxis ergibt ein ein-
deutiges Bild. In Afghanistan, Pakistan, aber auch So-
malia, Jemen oder Palästina geht es vor allem darum,
Einzelpersonen oder kleine Gruppen von Menschen
schnell und ohne Zeugen zu töten. Obwohl sich die USA
nicht in einem bewaffneten Konflikt mit Pakistan befin-
den, wurden nach Schätzungen des Bureau of Investiga-
tive Journalism seit 2004 dort mehr als 2 500 Personen
getötet, davon mindestens 400 unschuldige Zivilisten.


(Elke Hoff [FDP]: Aber nicht durch die Bundeswehr!)


Das ist eine sehr konservative Schätzung. In Wirklich-
keit sind es sehr viel mehr, vor allem Frauen und Kinder.


(Holger Krestel [FDP]: Sie reden am Thema vorbei!)


Drohnen mögen aus Ihrer Sicht militärisch praktisch
sein, in ihrer Konsequenz können sie barbarisch wirken,
weil sie zu gezielten Tötungen von Menschen ohne vor-
herige Gerichtsverhandlung verleiten, aus sicherer Dis-
tanz, wenn es darauf ankommt auch grenzüberschrei-
tend, ohne dass es jemand merkt, unter Bruch des
Völkerrechts.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das ist ein völliger Unsinn!)


Nun sagt der Minister – ich habe genau zugehört –,
die Bundeswehr werde die Drohnen gewiss nicht in die-
sem Sinne einsetzen, es entspräche nicht unserer Militär-
kultur.


(Elke Hoff [FDP]: Richtig! – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das ist eine Rechtsfrage, keine technische Frage!)


Das mag heute zutreffen, aber was wird morgen sein?
Kampfdrohnen werden doch für gezielte Tötungen ein-
gesetzt, weil sie dafür besonders geeignet sind.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Nein! Das ist Unsinn!)


Wird man dieser Versuchung wirklich widerstehen,
wenn man diese Mordwaffe erst einmal hat? Ich glaube:
Nein!


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD] – Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Glauben, glauben, glauben!)


Drittens. Kampfdrohnen verbreiten in den genannten
Ländern Angst und Schrecken, sie verstärken Ohn-
machtsgefühle, und – weil sie allzu oft die Falschen tref-
fen – sie nähren Hass und Gewaltbereitschaft. Hören Sie
doch einmal genau zu: Sie sind dabei, die Drohnen zu ei-
nem Sinnbild für die Hightechkriege der führenden In-
dustriemächte zu machen, gegen die sich die Underdogs
dieser Welt mit archaischen Gewaltformen zur Wehr set-
zen. Asymmetrischen Krieg nennen wir das, in der Kon-
sequenz: robotisierte Kriegsführung versus Selbstmord-
attentate. Wohin soll das führen? Es ist doch ein
elementares Gebot politischer Klugheit, die Dinge vom

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(C (D nde her zu betrachten. Das sollten Sie an dieser Stelle n. (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD] – Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Kommen Sie mit Ihrer Rede zum Ende!)


Viertens. Die Bewaffnung mit Kampfdrohnen senkt
ie Hemmschwelle, Gewaltmittel einzusetzen. Dabei
eht es nicht um diejenigen, die diese Waffen unmittel-
ar führen. Das ist doch Nebelkerzenwerferei. Ein
ampfpilot unterscheidet sich in der Tat nicht von einem
oldaten, der die Drohne steuert. Das habe ich nie be-
auptet, und das würde ich auch nie behaupten. Aber da-
m geht es auch gar nicht.

Die Drohnen verändern – so hat es ein renommierter
S-Informatiker gesagt – unsere Sicht auf den Krieg.
enauer gesagt: Es geht um die politischen Entschei-
ungsträger und die Versuchungen, die diese neue Tech-
ologie für die Politik bedeuten. Darüber sagen Sie
ichts, davon lenken Sie nur ab. Das ist der Punkt.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD] und Agnes Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ie Vollautomatisierung des Krieges ist nur der theoreti-
che Endpunkt einer solchen beunruhigenden Entwick-
ng.

Fünftens. Mit der Einführung der Kampfdrohnen wird
in neuer Rüstungswettlauf eingeleitet. Auch hier müs-
en wir uns fragen: Wohin soll das führen? Unsere Ant-
ort ist klar: Rüstungskontrolle und Abrüstung, nicht
ualitative Aufrüstung – das ist angesagt.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD])


In den letzten Wochen hat uns die Entwicklung des
uro Hawk beschäftigt. Ja, es geht nicht nur um Kampf-
rohnen, auch die Aufklärungsdrohnen müssen kritisch
nter die Lupe genommen werden. Das unschönere Wort
afür heißt Spionage. Sie sind also auch dafür vorgese-
en, bei Militärinterventionen für eine Informations-
berlegenheit zu sorgen. So harmlos sind sie also nicht.
an muss sich mit dem Thema zumindest kritisch aus-

inandersetzen. Daher ist es schlimm, dass alle Parteien
ieses Drohnenprojekt auf den Weg gebracht haben und
em Prestigeprojekt Euro Hawk nicht widerstehen woll-
n – nur die Linke hat widerstanden, und sie wird es
eiter tun.


(Beifall bei der LINKEN)


Besonders schlimm wird es, wenn bei solchen Groß-
rojekten die politische Kontrolle versagt. Genau darum
eht es. Der Minister der Verteidigung hat am Anfang
einer Amtszeit den Eindruck erweckt, er wisse um die
trukturellen Probleme. Er hat verkündet: Alle großen
üstungsvorhaben müssen auf den Prüfstand. Für den
uro Hawk jedenfalls galt das nicht.


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Quatsch! – Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Doch, dafür galt es auch!)






Paul Schäfer (Köln)



(A) )


)(B)

Er hat damals harte Gespräche mit der Industrie ange-
kündigt, sich dann aber doch von den Rüstungsfirmen
einlullen lassen. Anders ist das Debakel doch gar nicht
zu erklären.

Die Ausrede, bis auf Verfahrensfehler sei alles richtig
gelaufen, lassen wir nicht gelten. Das alles muss in ei-
nem Untersuchungsausschuss geklärt werden. Es geht
um persönliche und politische Verantwortlichkeiten,
aber auch um die strukturellen Bedingungen für das
Euro-Hawk-Debakel. Ich meine das dichte Beziehungs-
geflecht zwischen Rüstungsindustrie, Streitkräftefüh-
rung und Ministerium.

Die Verschleuderung von Steuergeldern ist das eine.
Wenn dann aber auch noch Parlament und Öffentlichkeit
desinformiert und hintergangen werden – das kann man
Schwarz auf Weiß belegen –, dann muss gesagt werden:
Das ist schlicht nicht hinnehmbar.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Aus genau diesem Grund beantragt meine Fraktion, Die
Linke, dass der Bundestag dieses Vorgehen missbilligt
und die Kanzlerin auffordert, die nötige personelle Kon-
sequenz zu ziehen – nicht mehr und nicht weniger.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724616300

Das Wort hat nun Rainer Erdel für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rainer Erdel (FDP):
Rede ID: ID1724616400

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich bin entsetzt.


(Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir auch!)


Kollege Schäfer, Sie haben eben ein Bild vom Deut-
schen Bundestag gezeichnet, als seien die Abgeordneten
dieses Hauses eine mehr oder minder fahrlässig vorge-
hende Räuberbande, die letztendlich nur Rüstungsgüter
beschafft, um sie genauso fahrlässig vorgehenden Solda-
ten zur Verfügung zu stellen, die dann damit machen
können, was sie wollen.


(Zurufe von der LINKEN)


Herr Schäfer, hier muss ich Ihnen ganz entschieden wi-
dersprechen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE]: Reden Sie zum Euro Hawk!)


Wir reden über den Einsatz, über den Erwerb von
Kampfdrohnen. Unter diesem Tagesordnungspunkt be-
schäftigen wir uns auch mit Ihrem Antrag auf Missbilli-
gung der Amtsführung von Bundesminister de Maizière
und Entlassung des Ministers nach Art. 64 Abs. 1 des

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(C (D rundgesetzes. In Ihrem Antrag schreiben Sie, dass das inisterium, dass der Bundesminister eine gesellschaft che Diskussion über den Einsatz von Drohnen bisher erhindert hat. Gerade das ist nicht der Fall. In seinem edebeitrag vor wenigen Minuten hat der Minister noch inmal sehr deutlich auf die Notwendigkeit, aber auch uf die Grenzen solcher Projekte hingewiesen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Rainer Arnold [SPD]: Er hat gesagt, dass er sie beschaffen will!)


Sie, Herr Kollege Schäfer, haben die Diskussion, die
arüber stattfindet, als Propaganda bezeichnet, dazu
uss ich sagen: Ich weiß nicht, auf welcher Plattform

ine Diskussion stattfinden soll, wenn sie von Ihrer Seite
leich als Propaganda bezeichnet wird. Ich denke, die
esellschaftliche Diskussion über den Einsatz von Droh-
en, auch von Kampfdrohnen, ist notwendig. Dabei ist
s wichtig, die Unterscheidung zu kennen. Wenn wir
ber Flugzeuge reden, unterscheiden wir sehr wohl zwi-
chen Segelflugzeugen, Passagierflugzeugen und
ampfflugzeugen.


(Beifall des Abg. Andrej Hunko [DIE LINKE])


h glaube, in Ihren Diskussionsbeiträgen zum Thema
rohnen vermischt sich so einiges. Ich musste leider
ststellen, dass auch der Kollege Bartels in seinem Bei-
ag einiges vermischt hat.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


r hat zwar über Aufklärungsdrohnen geredet, aber er
at möglicherweise Kampfdrohnen gemeint. So ist man-
hes unscharf geblieben.

Tatsache ist: Wir müssen bei der Beschaffung und vor
er Beschaffung, wir müssen im gesamten Prozess über
ie sicherheitspolitische Begründung nachdenken. Wir
üssen darüber reden: Ist es notwendig, dass dies Teil

nseres Fähigkeitsspektrums ist? Sind Drohnen ein not-
endiger Teil des Fähigkeitsspektrums der NATO, in die
ir eingebunden sind? Ist es notwendig, dass wir uns zur
andesverteidigung eine bestimmte Bewaffnung zule-
en? Es ist schon interessant, dass der Kanzlerkandidat
er SPD darauf hingewiesen hat, dass Deutschland keine
rohnen braucht,


(Rainer Arnold [SPD]: „Kampfdrohnen“ hat er gesagt!)


r vor wenigen Jahren als Finanzminister aber mehrere
undert Millionen Euro für dieses Drohnenprojekt zur
erfügung gestellt hat. Herr Bartels, Sie haben auch in
iesem Kontext gesprochen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Genauso interessant ist es, wenn ein SPD-Politiker,
er in Bayern Ministerpräsident werden will, darauf hin-
eist, dass bei den Vorgängen um den Euro Hawk nicht
er geringste militärische Nutzen entwickelt worden sei
nd dass drei CDU/CSU-Minister verantwortlich gewe-
en seien. Ja, drei Minister der CDU/CSU waren verant-
ortlich, es waren aber auch zwei Minister der SPD





Rainer Erdel


(A) )


)(B)

verantwortlich. Ein solches Rüstungsprojekt, das über
mehr als zehn Jahre entwickelt wird, verdient es auch,
dass man es von Zeit zu Zeit wieder bewertet und
entscheidet, ob man ein solches Projekt fortsetzt, oder ob
man an den Punkt kommt, ein solches Projekt zu
beenden. Genau diese Entscheidung hat der Minister ge-
troffen.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Zu spät!)


Ich weiß jetzt nicht, was daran bei Ihnen als so falsch
empfunden wird, denn der Minister hat im Jahr 2011 da-
rauf hingewiesen:


(Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was hat der zwei Jahre gemacht?)


Alle Rüstungsprojekte kommen auf den Prüfstand. –


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE]: Zwei Jahre lang hat der nichts gemacht! Die Stückzahl reduziert, sonst nichts! – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Sie beschädigen den Minister mit Ihrer Rede noch!)


Wir kommen zum Einsatz. Der Einsatz von Drohnen
ist klar umrissen. Der Einsatz von Drohnen ist sowohl in
Deutschland, was die Möglichkeiten der Ausbildung be-
trifft, als auch in den Einsatzgebieten in den sogenannten
Rules of Engagement umrissen. Der Einsatz von Droh-
nen – so wäre es auch bei Kampfdrohnen, wenn wir
denn welche hätten – ist keinerlei Willkür unterworfen,
sondern unterliegt klaren Regeln und hängt von den je-
weiligen Einsatzszenarien ab.

Wenn Sie die Wirkung und Bedeutung von Drohnen
so grundsätzlich infrage stellen, dann rate ich Ihnen: Be-
suchen Sie doch einmal die Soldaten und reden Sie mit
ihnen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE]: Tun wir!)


Reden Sie mit den Soldaten in den Aufklärungsbatail-
lonen darüber, welche hervorragenden Ergebnisse Droh-
nen liefern können. Reden Sie mit den Soldaten in den
Einsatzgebieten, die dort das System Heron nutzen. Die
werden Ihnen sagen, wie außerordentlich wichtig die
Erkundungs- und die Aufklärungsergebnisse sind.


(Rainer Arnold [SPD]: Aufklärungsdrohnen, ja!)


Dann bitte ich Sie, die Situation neu zu bewerten.

Die jüngsten Ergebnisse zeigen uns, dass man viel-
leicht auch über die zivile Nutzung der Drohnen nach-
denken kann. Wir setzen zurzeit Hubschrauber und Auf-
klärungsflugzeuge der Bundeswehr ein, um die Situation
an unseren Deichen festzustellen.


(Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE]: Das kann man auch unabhängig!)


Ich glaube, das wäre kostengünstiger und vielleicht auch
rund um die Uhr möglich, wenn wir Drohnen hätten.

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(C (D (Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE]: Da braucht man doch keine militärischen Drohnen!)


Ich komme zu Ihrem zweiten Antrag: Missbilligung
er Arbeit des Ministers. Sie haben diesen Antrag in drei
eilen begründet. Ich bin der Meinung, wir haben einen
erteidigungsminister, der das Ministerium in einer
ußerst schwierigen Phase führt. Wir haben insgesamt
3 Auslandseinsätze auf drei Kontinenten. Wir führen
ine Strukturreform durch. Es gibt Beschaffungsvorha-
en, die sehr langfristig laufen, teilweise bereits über
wanzig Jahre, und die jetzt auf dem Prüfstand stehen.
s hat in der Geschichte übrigens immer Beschaffungs-
orhaben gegeben, die gestoppt wurden. Sie können die
rgebnisse in verschiedenen Museen besichtigen. Da
ab es senkrecht startende Transportflugzeuge, die zehn
ahre lang entwickelt wurden.


(Zuruf der Abg. Agnes Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


a gab es senkrecht startende Düsenflugzeuge. Es ist
otwendig, diese Beschaffungsvorhaben immer wieder
eu zu bewerten.

Sie bemängeln die Information durch den Minister.
h habe einen anderen Eindruck: Der Minister infor-
iert, das Ministerium informiert über die Lage in den
insatzgebieten. Der Minister hat in der letzten Sitzung
urchaus zugestanden, dass wir vielleicht künftig auch
ine Information über die Lage bei den Rüstungsprojek-
n einführen müssen. Warum nicht? Ich denke, das ist

in Prozess, der der Strukturreform zu verdanken ist, die
on dieser schwarz-gelben Koalition angeschoben
urde.

Ich glaube, der Minister und die Staatssekretäre, der
eneralinspekteur und die Inspekteure nehmen ihre
ufgabe, Verantwortung gegenüber dem Parlament und
egenüber den Abgeordneten des Bundestages zu zei-
en, sehr ernst. Sie schreiben in Ihrem Antrag, der
inister und das Ministerium würden das Parlament mit
esinformation versorgen – Desinformation ist be-
usste Fehlinformation –,


(Agnes Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


as muss ich zurückweisen. Wenn Sie mit Ihrem Antrag
tzt bereits den Vollzug eines Urteils fordern, das Ver-
hren aber von Ihnen erst im Untersuchungsausschuss

achgeschoben werden soll,


(Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE]: Es geht im Untersuchungsausschuss um mehr!)


ann ist dieses zu missbilligen: nicht zuerst das Urteil
nd die Vollstreckung und das Gerichtsverfahren hinter-
er. Deswegen missbilligen wir Ihren Antrag, und wir
erden Ihre beiden Anträge ablehnen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A)


)(B)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724616500

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich

Heidemarie Wieczorek-Zeul.


Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD):
Rede ID: ID1724616600

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich beziehe mich

auf diejenigen, die die Frage der Kampfdrohnen ange-
sprochen haben. Ich muss schon sagen: Angesichts des
Versagens des Verteidigungsministers bei der Beschaf-
fung von Euro Hawk erstaunt es sehr, dass der Mut
besteht – abgesehen davon, dass der 22. September da-
vor ist –, dass man über die Frage bewaffneter Kampf-
drohnen diskutieren und entscheiden will. Ich möchte
daher auf etwas hinweisen, das man bei einer Debatte,
die die ethischen Aspekte berücksichtigt, erwarten
würde.


(Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)


– Durch Schreien wird es nicht besser.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Friedensforschungsinstitute haben in ihrem Gut-
achten vor einer Woche Folgendes konstatiert:

Erstens. Es droht ein Rüstungswettlauf bei den be-
waffneten Systemen. Nicht nur die USA verfügen über
solche Systeme, sondern zum Beispiel auch China.

Zweitens. In der Tendenz besteht die Gefahr – die
Friedensforschungsinstitute formulieren das so – einer
im Verborgenen stattfindenden Kriegsführung, die die
generelle Ächtung des Krieges im Völkerrecht unter-
läuft. Krieg würde unterhalb der Wahrnehmungs-
schwelle geführt, und damit würde Krieg banalisiert.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Gefahr einer
solchen Entwicklung muss man in einer solchen Debatte
ansprechen. Das tue ich.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Für so etwas brauchen Sie eine Kurzintervention? Lächerlich ist das! – Zuruf des Abg. Martin Lindner [Berlin] [FDP])


– Herr Lindner, Sie kennen wir schon.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Sie aber auch! Immer wenn man voll danebenliegt, dann stehen Sie auf!)


– Ja, das muss man. Sie werden in jedem Wahlkreis ge-
fragt werden, wie Sie dazu stehen, dass Sie bewaffnete
Kampfdrohnen beschaffen und einführen wollen.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Wenn man nicht so ein Schmalspurpopulist ist wie Sie, dann kriegt man das auch hin!)


Dann müssen Sie wissen, was Sie antworten.

Die Friedensforschungsinstitute sagen auch: Ange-
sichts der Tatsache, dass die Gefahr einer Automatisie-
rung und Verselbstständigung derartiger Systeme be-
steht, ist nicht die Beschaffung von Kampfdrohnen

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(C (D otwendig, sondern die Ächtung solcher Systeme. Dazu rdere ich uns alle auf. Das werden wir auch erleben. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das war die Rede, die Herr Bartels nicht gehalten hat! Eine Frechheit ist das!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724616700

Herr Kollege Erdel, wollen Sie darauf reagieren? –

itte schön.


Rainer Erdel (FDP):
Rede ID: ID1724616800

Frau Kollegin Wieczorek-Zeul, ich zitiere aus einer

usarbeitung der Wissenschaftlichen Dienste des Deut-
chen Bundestages:

Kampfdrohnen sind völkerrechtlich nicht verboten.
Der Einsatz von Drohnen steht aber unter dem
Vorbehalt der strikten Einhaltung des geltenden
Völkerrechts sowie des verfassungsrechtlichen Par-
lamentsvorbehaltes.


(Rainer Arnold [SPD]: Es kommt auf den Einzelfall an!)


ichts anderes hat der Minister und nichts anderes habe
h angemerkt.

Danke.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724616900

Das Wort hat nun Agnes Brugger für die Fraktion

ündnis 90/Die Grünen.


Agnes Malczak (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724617000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Fehler

ind da, um wiederholt zu werden.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ach so lebt ihr!)


o könnte man den Grundsatz der Beschaffungspolitik
Bundesverteidigungsministerium zusammenfassen,

enn man sich die Antwort der Bundesregierung auf die
roße Anfrage der SPD zum Erwerb und Einsatz von
ampfdrohnen durchliest. Diese Antwort wurde am
9. Mai per Kabinettsbeschluss einfach abgenickt. Völ-
g unbeeindruckt vom Euro-Hawk-Desaster kündigt die
undesregierung darin die Beschaffung von fünf
ampfdrohnen bis 2016 an und hält sich gleich einmal
ffen, noch elf weitere zu erwerben.

Es ist doch kaum zu fassen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Was?)


ie kann es eigentlich sein, dass diese Bundesregierung
otz der massiven Probleme bei der Zulassung des Euro
awk gleich die nächste Staffel Drohnen ordern will,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


nd zwar nicht Aufklärungsdrohnen, sondern gleich
ampfdrohnen, die zu Recht hoch umstritten sind? Spä-
)





Agnes Brugger


(A) )


)(B)

testens jetzt müssten Sie doch die Risiken, die mit der
Beschaffung von Drohnen verbunden sind, erst einmal
gründlich prüfen, bevor Sie einen solchen Beschluss fas-
sen. Doch weit gefehlt: Drohnenminister de Maizière
und Merkels Kabinettstruppe halten nicht einmal eine
Diskussion darüber für nötig.


(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Jetzt ist aber Wahlkampf!)


So beschließen Sie mitten im Skandal gleich den nächs-
ten Skandal.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der LINKEN)


Der Kabinettsbeschluss zur Beschaffung von Kampf-
drohnen offenbart, mit welcher Verantwortungslosigkeit
Schwarz-Gelb beim Kauf von Waffensystemen entschei-
det. Die Probleme bei der Zulassung spielen für Sie trotz
des Milliardendesasters beim Euro Hawk keine Rolle.


(Zuruf von der CDU/CSU: Wieso das denn? Nicht einmal die Zahlen stimmen!)


Klar ist: Der Erwerb und die Verwendung von
Kampfdrohnen drohen die Hemmschwelle zum Einsatz
von bewaffneter Gewalt insgesamt zu senken und die
Kriegsführung grundlegend zu verändern. Vor allem die
USA greifen in ihrem sogenannten Kampf gegen den
Terror systematisch auf dieses Waffensystem zurück und
verstoßen mit gezielten Tötungen in Pakistan, im Jemen
und in Somalia gegen das Völkerrecht.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Bundesregierung darf diese Praxis nicht einfach
stillschweigend hinnehmen! Warum drücken Sie sich da-
vor, diesen offensichtlichen Bruch des Völkerrechts


(Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE]: Genau!)


offen zu kritisieren?


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724617100

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Spatz von der FDP-Fraktion?


Agnes Malczak (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724617200

Sehr gerne.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Auch noch „sehr gerne“!)



Joachim Spatz (FDP):
Rede ID: ID1724617300

Frau Brugger, Sie wollen mit Beispielen aus anderen

Ländern belegen, dass bei denen, die über solche Waf-
fensysteme verfügen, die Hemmschwelle sinke. Ist
Ihnen klar, dass Sie damit uns alle – und unsere Nachfol-
ger – anklagen? Denn wir wären es, die einen entspre-
chenden Einsatz, bevor er durchgeführt werden könnte,
genehmigen müssten.


(Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben keine Hemmschwelle!)


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(C (D Ich klage niemanden an, sondern ich weise auf die efahren hin. (Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Wir haben eine Parlamentsarmee!)

Agnes Malczak (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724617400

m Fall der USA, die ja ein wichtiger Verbündeter sind,
ieht man, dass diese Befürchtungen nicht unbegründet
ind: Ein Friedensnobelpreisträger nutzt diese Systeme
nd höhlt damit das Völkerrecht aus – auch weil diese
undesregierung zum Beispiel kein einziges Wort da-
ber verliert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


h würde mir wünschen, dass die Bundesregierung das
inmal zur Sprache bringt.

Ich finde, man muss auch selbstkritisch damit umge-
en. Man müsste sich an dieser Stelle auch das Parla-
entsbeteiligungsgesetz noch einmal anschauen. Sie

ennen die Urteile des Bundesverfassungsgerichts. Mit
iner unmittelbaren Gefährdung der Soldatinnen und
oldaten zu argumentieren, würde zur Mandatierung ei-
es Einsatzes bewaffneter Drohnen nicht ausreichen. Ich
itte Sie, sich mit diesen Fragen noch einmal gründlich
useinanderzusetzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ie blenden die mit Kampfdrohnen verbundenen Gefah-
n für den Frieden und die weltweite Einhaltung der
enschenrechte einfach aus.

Wir Grüne haben uns mit einem Antrag klar positio-
iert: Wir lehnen die Beschaffung von Kampfdrohnen
r die Bundeswehr ab.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir freuen uns darüber, dass inzwischen auch die
PD – per Beschluss des Parteivorstands – diese Posi-
on mit uns teilt und sich den verantwortungslosen Be-
chaffungsplänen von Minister de Maizière entgegen-
tellt.

Dem Rüstungswettlauf muss Einhalt geboten werden,
evor immer mehr Staaten über solche Waffensysteme
erfügen und sie weiter exportieren. Wir Grüne wollen
ternationale Regelungen – auf der Ebene der Vereinten
ationen – und Begrenzungen für bewaffnete unbe-
annte Systeme. Wir setzen uns auch für eine völker-
chtliche Ächtung von autonomen bewaffneten Drohnen

in; denn es darf nicht zur Entwicklung von Robotern
ommen, die selbstständig über Leben oder Tod von
enschen entscheiden.


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Welche Spiele spielen Sie eigentlich? – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Zu viel Terminator geschaut!)


Herr Minister de Maizière, Sie haben gesagt, Sie wol-
n keine autonomen Systeme. Da frage ich Sie: Wo sind





Agnes Brugger


(A) )


)(B)

denn Ihre Initiativen auf internationaler Ebene zur Äch-
tung dieser Systeme?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Der erste Schritt wäre der eigene Verzicht auf Kampf-
drohnen; aber wie es scheint, ist dieser Verteidigungsmi-
nister von seinen Drohnenprojekten nicht mehr zu tren-
nen. Schwarz-Gelb im Drohnenfieber,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Oh!)


freuen kann sich hierüber nur die Rüstungsindustrie mit
ihren Verbandlungen ins Verteidigungsministerium.


(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: In Gang gesetzt hat die Beschaffung von Drohnen seinerzeit Rot-Grün! – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Eure Minister haben das beschafft!)


Meine Damen und Herren, es muss endlich Schluss
sein mit der kostspieligen und planlosen Beschaffungs-
praxis des Verteidigungsministeriums.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Die Beschaffungspolitik darf sich nicht nach den Interes-
sen der Rüstungsindustrie und der Logik des Wettrüstens
richten. Grundlage müssen eine sicherheitspolitische Be-
darfsanalyse und eine friedenspolitische Einhegung sein.

Herr Minister de Maizière, nach den gravierenden
Fehlern, die bei der Entwicklung des Euro Hawk ge-
macht wurden, dürfen und können Sie sich nicht einfach
taub stellen und wegdrehen. Ihre Strategie, Herr Vertei-
digungsminister – ich weiß von nichts und reagiere nur
auf offizielle schriftliche Vorlagen aus meinem Ministe-
rium; diese habe ich erst am 13. Mai 2013 erhalten –,
war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Mit Bekanntwerden der von Ihnen persönlich quittier-
ten Infomappe zum Euro Hawk, die Sie für Ihren Besuch
bei Cassidian – wohlgemerkt am 10. Dezember 2012 –
samt Schilderung der Zulassungsproblematik erhalten
haben, ist klar geworden: Sie wussten sehr wohl Be-
scheid und haben gelogen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/ CSU – Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Ungeheuerlich! Aufhören!)


So spärlich Ihre Antworten auf die vielen Fragen auch
waren: Selbst mit den wenigen Worten haben Sie es ge-
schafft, sich auch noch in große Widersprüche zu ver-
heddern.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Schande für das Hohe Haus!)


Erst hieß es, Sie seien nicht informiert worden und Ihr
Haus sei schuld. Dann fiel Ihnen ein, dass Sie als Minis-
ter doch irgendwie für das Verantwortung tragen, was in

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(C (D rem Haus abläuft. Wirkliche Verantwortung wollten ie trotzdem nicht übernehmen, da man Sie nicht schriftch über das Problem informiert habe. Auch von diesem tandpunkt mussten Sie sich zurückziehen. (Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Sie wissen nicht, wovon Sie sprechen!)


etzt versteifen Sie sich darauf, dass in der schriftlichen
orlage nicht von unlösbaren Problemen die Rede war.
err Minister, hören Sie auf mit dieser Haarspalterei,
nd übernehmen Sie Verantwortung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE])


Nein, es ist nicht alles richtig gelaufen und entschieden
orden. Nein, es stimmt einfach nicht, dass Sie erst am
3. Mai 2013 eine schriftliche Vorlage zu den Schwierig-
eiten bei der Zulassung erhalten haben. Ersparen Sie uns
nd sich selbst Ihre pseudophilosophischen Einlassun-
en über das Lösbarkeitspotenzial von Problemen, deren
xistenz Sie jetzt fleißig über den Pressestab Ihres Ver-
idigungsministeriums verbreiten lassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Ulrich Lange [CDU/CSU]: Das ist eine interessante Differenzierung! Lösbar und Unlösbar!)


Wir lassen Ihnen Ihre Ausflüchte und plumpen Täu-
chungsmanöver nicht einfach durchgehen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Peinlich!)


s ist schon sagenhaft, welche Naivität Sie der Öffent-
chkeit und dem Parlament unterstellen, wenn Sie glau-
en, sich mit diesen Verdrehungen so einfach heraus-
icksen zu können.

Herr Minister, Sie müssen dafür sorgen, dass Sie und
ie politische Führung Ihres Ministeriums die Informa-
onen erhalten, die für eine frühzeitige und realistische
inschätzung notwendig sind.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Das ist die letzte Rede! – Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Ja, die letzte Rede!)


as Chaos um die Euro-Hawk-Beschaffung offenbart
in eklatantes Führungs- und Organisationsversagen im
erteidigungsministerium, das Sie, Herr Minister, zu
erantworten haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Um hier für eine lückenlose Aufklärung zu sorgen,
erden wir gemeinsam mit der SPD die Einsetzung ei-
es Untersuchungsausschusses beantragen.


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Sie brauchen doch den Ausschuss gar nicht, wenn Sie das Ergebnis schon kennen!)






Agnes Brugger


(A) )


)(B)

Ich bin gespannt, in wie viele Sackgassen Ihr Labyrinth
aus Widersprüchen noch führen wird.


(Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unlösbar!)


Doch schon jetzt ist klar: Das Maß an Widersprüchen
und Unwahrheiten ist voll. Deswegen werden wir auch
dem Missbilligungsantrag der Linken zustimmen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Herr Minister, Sie geben sich als tadelloser Bürokrat,
bezeichnen sich selbst gar als Büroklammer. Sie sind
aber der einzige Minister dieses schwarz-gelben Chaos-
kabinetts, an dessen Akte ein Missbilligungsantrag und
ein Untersuchungsausschuss haften.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Na, na! Jetzt ist aber der Wahlkampf ausgebrochen!)


Es ist Zeit für eine neue und kritische Politik im Um-
gang mit Drohnen, die sich eben nicht nur von technolo-
gischen Verheißungen und Versprechungen der Rüs-
tungsindustrie leiten lässt, sondern sich gerade auch mit
den Risiken dieser neuen Militärtechnologie auseinan-
dersetzt. Hier ist Verantwortungsbewusstsein gefordert.
Wer dieses Verantwortungsbewusstsein nicht hat, der
sollte auch kein Ministerium leiten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Schlecht angefangen und schlecht aufgehört!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724617500

Das Wort hat nun Jürgen Hardt für die CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Jürgen Hardt (CDU):
Rede ID: ID1724617600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Da

der Minister in sehr sachlicher Art und Weise ausgeführt
hat, warum die Überlegungen zur Anschaffung bewaff-
neter Drohnen sinnvoll sind, kann ich mich jetzt zu-
nächst einmal darauf konzentrieren, mich mit den beiden
schockierendsten Wortmeldungen des heutigen Tages
auseinanderzusetzen: der des Kollegen Bartels und der
der Kollegin Brugger.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Lieber Kollege Bartels, am vergangenen Mittwoch
hat eine Ausschusssitzung stattgefunden. In dieser Aus-
schusssitzung hat der Minister mit keinem Wort irgend-
eine Verantwortung und irgendeine Schuld auf irgendei-
nen Untergebenen geschoben.


(Rainer Arnold [SPD]: Haben Sie das Protokoll gelesen?)


Während die Sitzung lief, hat die SPD bereits über die
Presse verbreitet, er hätte die Schuld auf Staatssekretäre

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(C (D eschoben. Der Minister hat das Ganze zwei Stunden päter hier in der Aktuellen Stunde klargestellt. (Agnes Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da hat er noch schnell die Linie gewechselt!)


ass Sie diesen perfiden Vorwurf, von dem Sie wissen,
ass er einen Ehrenmann in besonderer Weise treffen
uss, hier heute wiederholen, ist, gelinde gesagt, eine
auerei.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Liebe Kollegin Brugger, wir mussten uns am Wo-
henende unsägliche Kommentare anhören: Lüge,
reiste Lüge, doppelte Lüge.

Am Montag hat der Verteidigungsausschuss vier
tunden getagt. In dieser Sitzung haben wir uns mit die-
er Frage befasst. In diesen vier Stunden ist nicht von ei-
em Mitglied der Opposition der Vorwurf der Lüge er-
oben oder gar bewiesen worden. Und draußen stellen
ie sich hin und wiederholen das. Das ist Verarschung
er Öffentlichkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf des Abg. Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Das, was wir in der letzten Woche und in dieser Wo-
he von der rot-grünen Opposition erlebt haben, ist für
ich der Wendepunkt in diesem Wahlkampf. Sie haben

ich entschieden, mangels Inhalten und Zielen einen
chmutzwahlkampf zu machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der FDP: Schäbig ist das!)


Ich kann Ihnen sagen: Wenn Herr Bebel, Herr
chumacher und Herr Brandt erleben müssten, wie die
PD im Jahr 2013 meint die Bundestagswahl gewinnen
u müssen, würden sie sich im Grabe umdrehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD – Zurufe von der FDP: So ist es! – Selbst der Wehner!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724617700

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Bartels?


Jürgen Hardt (CDU):
Rede ID: ID1724617800

Nein, danke.

Ich möchte zum Thema bewaffnete Drohnen spre-
hen. Ich kritisiere den Verteidigungsminister ungern;
ber Herr Steinbrück hat in der Rede von Drohnen ge-
prochen. „spd.de“ kann ich nur jedem empfehlen.
chauen Sie sich dort das Original der Rede an. In dem
erbreiteten Manuskript ist in der Tat von bewaffneten
rohnen die Rede. Ich will einmal nicht unterstellen,
ass das jemand hinterher noch in das Manuskript „hin-
ingeflickt“ hat. Ich glaube eher, dass Herr Steinbrück
chlicht nicht wusste, wovon er redet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Wie immer!)






Jürgen Hardt


(A) )


)(B)

Wir haben in der Bundeswehr seit den 70er-Jahren
Drohnen. Sie sind im Übrigen von Verteidigungsminis-
tern der SPD in Auftrag gegeben worden.


(Andrej Hunko [DIE LINKE]: Schlimm genug! – Zuruf von der FDP: Aha!)


Zurzeit gibt es über 300 Drohnen bei der Bundes-
wehr; keine davon ist bewaffnet. Einige Dutzend davon
befinden sich im Augenblick in einem sinnvollen und
guten Einsatz in Afghanistan und an anderen Einsatz-
orten der Bundeswehr.


(Rainer Arnold [SPD]: Die funktionieren auch!)


Das, was Herr Steinbrück zum Thema Drohnen sagte,
erinnert mich sehr an das, was Wilhelm II. über die
Autos gesagt hat. Er hat gesagt, er glaube an die Pferde;
das Automobil sei eine vorübergehende Erscheinung.
Wilhelm II. war vermutlich ein besserer Reiter als ein
Regierungschef. Ich denke, dass Herr Steinbrück mögli-
cherweise ein besserer Flieger als ein Regierungschef
ist. Auf jeden Fall hat er von diesem Thema keine Ah-
nung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der FDP: Nicht nur davon!)


Lassen Sie mich noch den Versuch einer sauberen Be-
gründung machen, warum ich der Meinung bin, dass be-
waffnete Drohnen, so wie sie die Bundeswehr einsetzen
würde, eine sinnvolle und notwendige Unterstützung der
Ausrüstung der Bundeswehr sein können.

Wenn wir auf die bewaffneten Konflikte der letzten
Jahrzehnte schauen, insbesondere auch auf jene, in de-
nen die Bundeswehr im Einsatz war, so müssen wir doch
immer wieder feststellen, dass die besonders unschönen
Entwicklungen in diesen Konflikten – dass Kollate-
ralschäden verursacht worden sind, dass vielleicht Ein-
satzführer aus der Not heraus über das Ziel hinausge-
schossen sind – immer dadurch zustande kommen, dass
die jeweils zur Verfügung gestellte Ausrüstung nicht auf
den Einsatz und die Erfüllung des Auftrags passte. Ich
sage Ihnen: Wenn wir wollen, dass unsere Soldaten das
Völkerrecht achten und dass sie nach dem Grundsatz der
Angemessenheit und der Verhältnismäßigkeit Waffen in
robusten Einsätzen einsetzen, dann müssen wir ihnen ein
Spektrum von Waffen zur Verfügung stellen, das wir für
richtig halten, damit sie angemessen reagieren können.


(Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht so, wie Sie es wollen!)


In dem Augenblick, in dem wir über ein breiteres
Spektrum an Waffen verfügen – eben nicht nur über
Kampfflugzeuge, sondern auch über bewaffnete Droh-
nen –, haben wir bei klugem Einsatz durch die klugen
Offiziere der Bundeswehr die Möglichkeit, Eskalationen
von bewaffneten Konflikten eher zu vermeiden, als dass
wir sie schüren. Über diese Chance sollten wir hier se-
riös reden und seriös verhandeln.


(Agnes Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glauben Sie doch selbst nicht!)


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(C (D In diesem Sinne denke ich, dass der Weg der Bundesgierung, zunächst eine intensive Diskussion über die thische Dimension dieser Waffen zu führen und dann ber auch ganz konkret zu prüfen, wie man zu diesen affen kommen kann, genau der richtige Weg ist. Ich wünsche mir, dass wir das mit anderen Partnern usammen machen, dass wir das mit den Franzosen zuammen machen, vielleicht sogar mit den Engländern, amit wir diese Art von Waffen auch für unsere Streiträfte zur Schaffung von Frieden und zur Erhaltung des riedens in der Welt zur Verfügung haben. Herzlichen Dank. Das Wort hat nun Rainer Arnold für die SPD-Frak on. Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! In der Regierung erkel ging in den letzten Jahren ja viel hin und her. Es ibt aber auch eine Kontinuität: Jetzt wird bereits beim ritten Verteidigungsminister sichtbar, dass dieses wichge Amt bei der CDU nicht in guten Händen ist. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1724617900
Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1724618000

Es gibt drei gute und wichtige Gründe, warum dieser
inister nicht länger im Amt bleiben kann:


(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Das Amt des sicherheitspolitischen Sprechers der SPD ist wirklich nicht in guten Händen!)


Den ersten hat er heute noch einmal selbst bekräftigt,
nd zwar durch seinen Umgang mit der schwierigen Di-
ension und den ethischen Fragen bei Kampfdrohnen.
err Minister, Sie sagen, die Soldaten kennen die ethi-

chen Dimensionen. Ja, das Problem ist aber, dass Sie sie
icht richtig reflektieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Oberkäse! – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Sie sind doch einer der größten Quatschköpfe der SPD!)


Ein Minister, der die Debatte damit beginnt, dass
affen per se ethisch neutral sind, hat diese Dimension

ben nicht verstanden und nicht reflektiert,


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


nd ein Minister, den seine eigene Koalition bremsen
uss, damit er nicht ganz schnell – hoppla hopp! – vor

er Bundestagswahl noch eine Entscheidung trifft und
ampfdrohnen beschafft, hat dies auch nicht verstanden.

Jetzt reden Sie von einer breiten gesellschaftlichen
ebatte, und gleichzeitig sagen Sie, das Ergebnis kennen





Rainer Arnold


(A) )


)(B)

Sie schon: Sie brauchen Kampfdrohnen. – Sie kennen
das Ergebnis schon vorher.


(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Wer hat das denn gesagt?)


Ich sage Ihnen: Wir kennen es nicht, weil viele
schwierige Fragen zu beantworten sind: ethische – klar –


(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Ja!)


und völkerrechtliche.

Wir brauchen eine Bundesregierung, die in New York
dafür streitet, dass es Nichtverbreitungsabkommen für
Kampfdrohnen gibt. Dieses System darf nicht in jeder-
manns Hände fallen. Begreifen Sie das denn überhaupt
nicht?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Wer will das denn?)


Wir brauchen in New York natürlich Impulse Deutsch-
lands dafür, dass vollautomatische Systeme völkerrecht-
lich geächtet werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Holger Krestel [FDP]: Sie sind doch überhaupt nicht vollautomatisch!)


Herr Minister, wer die Große Anfrage und die Ant-
wort Ihrer Bundesregierung liest, der erkennt: Das, was
Sie in sechs Monaten an Antworten zusammengetragen
haben, ist an Oberflächlichkeit ja nun wirklich nicht zu
überbieten. Ich mache es einmal sehr einfach:


(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Wie immer! – Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Sie sind das Gegenteil von oberflächlich! Sie sind unterirdisch! – Weiterer Zuruf der CDU/CSU: Er muss es ja selbst verstehen!)


Wie würden Sie denn antworten, wenn die Vereinig-
ten Staaten, unser enger Verbündeter, Kampfjets mit Pi-
loten nach Pakistan, in den Jemen und nach Somalia
schicken würden, wo Raketen abgeschossen werden
würden und Menschen ums Leben kämen? Würden Sie
dann in der Antwort auch ausweichend hin und her la-
vieren und sagen, es käme auf den Einzelfall an, ob dies
völkerrechtlich richtig oder falsch ist? Das ist eindeutig
völkerrechtswidrig.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das hat doch mit Waffen nichts zu tun! Das ist doch eine Rechtsfrage!)


Herr Minister, Sie machen es sich auch mit der Aus-
sage, wir Parlamentarier hätten das alles in der Hand,
viel, viel zu einfach.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Sie verwechseln Technik und Rechtsfrage!)


Wir tun gut daran, uns selbst bei solchen Fragen im-
mer auch zu reflektieren.


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Ja, dann fangen Sie doch einmal an!)


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(C (D Wenn ich das im Nachklapp tue, dann frage ich mich ersönlich schon – wenn Sie das nicht tun, dann ist das r Problem –, warum es beim Einsatz im Kosovo leichr gefallen ist, Tornado-Kampfjets in den Einsatz zu chicken, die in Italien stationiert waren, während es viel chwerer gefallen wäre, Bodentruppen hinzuschicken. Herr Minister, es ist doch ganz klar: Der Einsatz von rohnen hat die Fähigkeiten und die Möglichkeiten, onflikte zu führen, in der Welt verändert. Einer Bunesregierung, die dies nicht reflektiert, werden wir keine ampfdrohnen in die Hände geben dürfen und können. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der zweite Grund, warum Sie nicht länger im Amt
leiben können, ist der Vorgang um den Eurofighter.
etztendlich 600 Millionen Euro für nichts.


(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Eurofighter? – Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Oh, wer hat Ihnen denn das Manuskript geschrieben?)


Ja.

Ihre Strategie, Herr Minister, haben wir hier schon
or einem Jahr kritisch diskutiert. Wir hatten schon im-
er den Eindruck, dass Sie eine konzeptionelle Idee ha-

en, die lautet: Lasst doch die schwierigen Fragen mög-
chst gar nicht an den Schreibtisch des Ministers heran.


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Das ist ungeheuerlich! Sie können jetzt aufhören! Sie haben alles gesagt!)


Das ist Ihr Konzept gewesen. Das hat sich jetzt ziem-
ch gerächt; das ist ganz offensichtlich.

Herr Minister, der Kollege der FDP hat gesagt, Sie
ätten alle Großvorhaben auf den Prüfstand gestellt. Das
ar keine Hilfe für den Minister.


(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Sie können ja nicht einmal den Eurofighter vom Euro Hawk unterscheiden!)


Hätte er das nämlich wirklich gemacht, dann hätte er
as Euro-Hawk-Problem natürlich auf dem Schreibtisch
ehabt und seriös bearbeitet.

Herr Minister, Sie sagen in der Tat, Sie haben nichts
ehört, und sagen gleichzeitig, der Flurfunk interessiert
ie nicht so wirklich. Herr Minister, auf Ihren Fluren im
inisterium – drüber und drunter – sitzen zwei beamtete

taatssekretäre, zwei Parlamentarische Staatssekretäre,
in Generalinspekteur und die Abteilung Politik. Das
ind allesamt Herren, die nicht irgendwer sind. Egal ob
uf dem Flur oder sonst wo: Wenn sie Ihnen etwas sa-
en, dann dürfen Sie das nicht mit „Flurfunk“ abtun,
ondern dann müssen Sie nachfragen und die Dinge klä-
n, und das haben Sie nicht getan.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Minister, wenn Sie jetzt sagen, dass Sie die Pro-
leme nicht mehr wegdrücken und diese Reform zu





Rainer Arnold


(A) )


)(B)

Ende führen wollen, dann verstehen das viele Soldaten
inzwischen nicht als Versprechen, sondern als Drohung;


(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Die Soldaten nennen Sie mir mal!)


denn Sie machen das in allen Bereichen sehr gerne so.

Herr Minister, Sie wollen auch eine Legende auf-
bauen: Von den 600 Millionen Euro könnte viel Geld ge-
rettet werden, weil dieses sogenannte Missionssystem
– also die Aufklärung – weiter verwendet werden kann.
Sie tun dabei so, als ob man das einfach unter ein neues
Flugzeug schrauben könne. Nein, was dort im Augen-
blick erprobt wird, ist in erster Linie die Integration des
Systems in die Drohne. All das muss man bei jedem
neuen Flugzeug neu beginnen. Das wird wieder eine
dreistellige Millionensumme kosten. Sagen Sie das doch
ehrlicherweise!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich sage Ihnen heute schon: Auch Ihre Prognose, dass
das tatsächlich bis Ende September zertifiziert sein wird,
wird nicht eintreffen. Auch dies werden Sie nicht schaf-
fen.


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Das können nur Leute mit einer Kristallkugel!)


Der dritte Grund, Herr Minister, warum Sie nicht im
Amt bleiben können, ist – wie bei vielen Ministern, die
zurückgetreten sind – die Art und Weise, wie Sie die
Krise managen. Herr Minister, es ist ein Desaster, wie
Sie mit den zur Diskussion stehenden Fragen umgegan-
gen sind. Natürlich werden Erinnerungen an Ihren Vor-
gänger wach. Der hat nämlich auch begonnen, mit nicht
haltbaren Statements die Medien zu füttern. Er musste
dann zurückrudern.

Nachdem er zurückgetreten war, kamen Sie ins Amt.
Da ging ein Aufatmen durch die Truppe und auch durch
die Reihen von uns Verteidigungspolitikern; denn wir,
Herr Minister, haben gedacht: Hier kommt einer mit Be-
amtentugenden; jemand, der sein eigenes Image, so zu
sein, durchaus kultiviert und damit – das ist auch ganz
klar – die Latte der Ansprüche entsprechend hoch legt.
Jetzt aber sieht die staunende Öffentlichkeit, Herr Minis-
ter: Es ist gar nicht so.

In der Tat haben Sie bei unserer ersten Debatte – Herr
Kollege Hardt, es ist nicht wahr, was Sie sagen – die
Probleme auf andere abgewälzt. Sie haben gesagt, Sie
wurden nicht informiert. Wenn ein Minister sagt, er be-
hält sich personelle Konsequenzen vor: Was ist denn das
anderes als ein Abwälzen auf seine Untergebenen?


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Minister, ich stelle mir Führungsverantwortung an-
ders vor, nämlich dass man sich nach außen stets vor
seine Mitarbeiter stellt und die notwendigen Konsequen-
zen innen diskutiert und durchsetzt.

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(C (D Herr Minister, haben Sie einmal darüber nachgedacht, as es für Ihre Untergebenen bedeutet, wenn sie in den wiespalt geraten, wahrheitsgemäß berichten zu müsen: Wann hat wer was gewusst und wem gesagt? – Das lles – wie Sie mit den Leuten umgehen, Herr Minister – t nicht schön. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Ist Peer Steinbrück vorbildlich? Der wirft sie alle raus!)


Ich sage Ihnen am Ende eines, Herr Minister: Das
eitfenster, währenddessen Sie noch in Würde Ihre eige-
en Entscheidungen treffen können – das ist für einen
olitiker ein Wert an sich –, wird sich nächstens schlie-
en.


(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Den Zeitpunkt, Ihre Rede würdevoll zu beenden, haben Sie überschritten!)


h erinnere Sie deshalb noch einmal daran, wie andere
orgänger auch in Ihrer Partei mit der Verantwortung
es Amtes umgegangen sind.

Ich nehme einfach einmal Minister Stoltenberg.


(Stefanie Vogelsang [CDU/CSU]: Was trauen Sie sich eigentlich! Unverschämtheit!)


r hatte gar keine persönlichen Verfehlungen begangen,
ar nichts. Er musste eine Waffenlieferung an die Türkei
erantworten, die nicht in Ordnung war, von der er aber
ichts gewusst hatte und nichts wissen konnte. Was hat
r bei seinem Rücktritt gesagt? Er sagte: Ich bejahe
eine Verantwortung als Parlamentsminister für den ge-

amten Geschäftsbereich des Bundesministeriums der
erteidigung. Und deshalb stelle ich mein Amt zur Ver-
gung. – Das ist Verantwortung.

Ich nehme ein anderes Beispiel, das eines Sozialde-
okraten. Schorsch Leber – kein preußischer Beamter,

ondern Bauarbeiter und Gewerkschafter. Er hatte einen
ühsamen Weg, um hier ins Parlament und ins Minister-

mt hineinzukommen. Er wurde mit einem Abhörskan-
al des MAD konfrontiert. Davon konnte er gar nichts
issen. Was sagte Schorsch Leber – wie er nun einmal
ar – politisch prägnant und kurz? Er sagte: „Politische
erantwortung ist nicht teilbar.“

Herr Minister, nehmen Sie sich ein Beispiel an diesen
eiden Vorgängern: Politische Verantwortung ist nicht
ilbar.

Herzlichen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der SPD – Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Dieses hohle Pathos kann man nicht ertragen!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724618100

Das Wort hat der Kollege Dr. Reinhard Brandl für die

nionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







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)(B)


Dr. Reinhard Brandl (CSU):
Rede ID: ID1724618200

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Lieber Herr Arnold, es ist schon erbärmlich, was
Sie in den letzten Tagen und heute hier aufgeführt haben.


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Ja! – Agnes Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich glaube, da verwechseln Sie etwas! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Sie meinen wohl den Minister!)


Sie finden an der Amtsführung und an der Bundeswehr-
reform des Ministers inhaltlich nichts zu kritisieren, was
zündet und was die Öffentlichkeit wahrnimmt.


(Widerspruch bei Abgeordneten der SPD)


Jetzt versuchen Sie, ihn als Person zu diskreditieren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Agnes Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das macht er schon selbst!)


Diese Strategie kann man in der Euro-Hawk-Debatte
sehr schön beobachten. Zuerst haben Sie sich in der Sa-
che aufgeblasen und ganz laut gerufen: Fehlentschei-
dung! Und: Die Reißleine ist zu spät gezogen worden.


(Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! So ist es doch!)


Der Minister hat dann letzte Woche sehr sauber und
gründlich dargelegt, dass die Entscheidung und auch der
Zeitpunkt der Entscheidung richtig waren.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Sauber war gar nichts! Bis heute ist nichts sauber!)


Er hat auch berichtet, dass er, bevor er personelle Konse-
quenzen zieht, den Vorgang vernünftig aufklären will.
Auf dem Weg zu dieser Entscheidung gab es Fehler; das
hat der Minister dargestellt, das hat der Bundesrech-
nungshof dargestellt.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Wer ist dafür verantwortlich?)


Der Minister hat auch die Konsequenzen daraus präsen-
tiert. Damit ist Ihr schönes erstes Vorwurfskonstrukt in
sich zusammengefallen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dann haben Sie übers Wochenende versucht, an einer
einzigen Äußerung ein neues Konstrukt mit dem Vor-
wurf der Falschaussage aufzuziehen. Nachdem Sie die
Zitate genau gelesen haben, ist am Montag auch Ihr
zweites Konstrukt in sich zusammengefallen.

Lieber Herr Arnold, wann der Herr Minister von einer
richtigen Entscheidung erfahren hat, die zum richtigen
Zeitpunkt auf der in der Organisation richtigen Ebene
getroffen worden ist,


(Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wird durch Wiederholen nicht besser!)


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(C (D at mit der ursprünglichen Sache gar nichts mehr zu tun. ber sei es drum. Der Vorwurf ist aufgeklärt. Sie haben n ja auch im Verteidigungsausschuss am Montag gar icht mehr wiederholt. Nachdem Ihnen danach gar ichts mehr eingefallen ist, (Lachen des Abg. Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Rainer Arnold [SPD]: Sie werden noch überrascht sein, was uns einfällt!)


uss jetzt ein Untersuchungsausschuss her, in der Hoff-
ung, dass man irgendetwas findet, das man im Wahl-
ampf ausschlachten kann. Das ist Ihr Recht.

Aber glauben Sie ja nicht, dass Ihre Strategie in der
ruppe gutgeheißen wird. Die Soldaten sehen nämlich
anz genau, dass es Ihnen nicht mehr um die Sache geht,
ondern nur noch darum, einen beliebten und erfolgrei-
hen Verteidigungsminister persönlich fertigzumachen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Weder beliebt noch erfolgreich! – Rainer Arnold [SPD]: Warten Sie einmal auf die Umfrage nächste Woche bei den Soldaten!)


Als Union werden wir uns am Untersuchungsaus-
chuss konstruktiv beteiligen und aufklären, was in dem
esamten Prozess seit 2001 alles schiefgelaufen ist. Das
t bei den Summen, um die es geht, auch angemessen.
ber ich sage Ihnen eines voraus: Dabei wird klar wer-
en, dass die Jacke von vornherein falsch eingeknöpft
orden ist. In den Zeiten der rot-grünen Regierungsver-

ntwortung und in den Zeiten der Großen Koalition wa-
n die Erwartungen der amerikanischen und deutschen
eite, was den Aufwand für eine Zulassung betrifft, zu
nterschiedlich. Vor dem Hintergrund war die Grund-
atzentscheidung richtig, zuerst einen Prototypen und
icht gleich die ganze Serie zu bestellen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724618300

Kollege Brandl, gestatten Sie eine Frage oder Bemer-

ung der Kollegin Keul?


Dr. Reinhard Brandl (CSU):
Rede ID: ID1724618400

Ich lasse die Frage zu.


Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724618500

Vielen Dank, Herr Kollege. – Sie haben gerade ge-

agt, die Fehler lägen viele Jahre zurück und reichten bis
die rot-grüne Regierungszeit hinein.


(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Richtig!)


önnen Sie mir erklären, wie Fehler aus einem Vertrag,
er im Januar 2007 unterschrieben wurde, und Fehler
us einem Projekt, das erstmals im Januar 2007 be-
chlossen worden ist und für dessen Durchführung erst
ann Geld in die Hand genommen worden ist, schon in
er rot-grünen Regierungszeit angelegt gewesen sein
ollen?


(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Weil ihr die Jacke falsch geknöpft habt!)







(A) )


)(B)


Dr. Reinhard Brandl (CSU):
Rede ID: ID1724618600

Der Beginn des ganzen Projekts geht auf Rudolf

Scharping im Jahr 2001 zurück. Damals hatten die Ame-
rikaner die Vorstellung, dass man dieses System, das
eine amerikanische Zulassung hatte, auch in Deutsch-
land zulassen könne, die Zulassung quasi einfach um-
stempeln könne. Die deutschen Politiker, auch die ver-
antwortlichen Politiker der SPD, hatten die Vorstellung:
Die Drohne fliegt im amerikanischen Luftraum. Wir
können sie auch bei uns ganz leicht in den Luftraum in-
tegrieren.

Das hat dazu geführt, dass man im Laufe der Zeit, bis
der Vertrag 2007 geschlossen worden ist, von den ur-
sprünglichen Traumvorstellungen von Rot-Grün abge-
rückt ist


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– ja, Sie werden es im Untersuchungsausschuss sehen –
und in dem Vertrag zumindest die Integration in den
Luftraum nicht mehr vorgesehen hat. Die Frage ist be-
antwortet.


(Beifall bei der CDU/CSU – Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE]: Die Anforderungen an die Industrie runtersetzen! Immer schön runtersetzen! – Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Hat jemand von Ihnen den Rechnungshofbericht gelesen?)


Ich möchte Ihnen auch noch einmal die Dimension
der Frage, über die wir hier reden, darstellen. Noch nie
wurde in Deutschland ein unbemanntes Flugzeug in die-
ser Größe zugelassen. Zu Zeiten des Vertrages gab es
keine Vorschriften dafür, und es gab auch keine Erfah-
rung. Dank des Projekts Euro Hawk haben wir jetzt die
Vorschriften und die Erfahrungen, die uns bei den anste-
henden Projekten helfen. Das ist ein unendlich wertvol-
ler Schatz. Denn wir müssen diese Aufgabe schultern.


(Thomas Oppermann [SPD]: Haben Sie den Minister beraten bei seiner Entscheidung?)


Wenn wir es nicht schaffen, unbemannte Flugzeuge in
Deutschland zuzulassen – das sollte auch die SPD interes-
sieren; dabei geht es nämlich auch um Arbeitsplätze –,
dann hat die zivile Luftfahrtindustrie in Deutschland
keine Chance mehr.

Meine Damen und Herren, ich habe zwei Befürchtun-
gen, was von dieser Debatte, die Sie anzünden, ausgehen
kann. Die erste Befürchtung ist: Ich will keine Bundes-
wehr, in der Probleme dadurch gelöst werden, dass sie
an die nächsthöhere Stelle weitergemeldet werden. Jede
Ebene muss die ihr zugewiesene Verantwortung über-
nehmen.


(Agnes Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Außer dem Minister!)


Genau das war in dem Projekt auch der Fall. Dafür zu-
ständig waren die Staatssekretäre.


(Agnes Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie machen sich lächerlich!)


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(C (D ie Entscheidungen, die sie getroffen haben, waren soohl inhaltlich als auch vom Zeitpunkt her richtig. Der zweite Punkt ist: Ich will keine Bundeswehr, in er Rüstungsvorhaben bei Bekanntwerden von Probleen sofort abgebrochen werden. Dann hätten wir nämch heute kein modernes Gerät, zumindest nicht aus eutschland. Meine lieben Damen und Herren, bei Hochtechnoloieprojekten gibt es immer und in jeder Branche Risiken nd Rückschläge. Fragen Sie die Automobilindustrie, ie viele entwickelte Prototypen nicht in Serie gegangen ind! (Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Das zahlt alles der Steuerzahler!)


eswegen entwickelt man schließlich Prototypen. Oder
onkreter: Fragen Sie, wie viele Projekte in der Automo-
ilindustrie, in denen ein Auto ohne Fahrer einparken
oll, an Zulassungsfragen gescheitert sind!


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Hätten Sie mal den Zusammenhang zum Auswechseln von Vorstandsvorsitzenden hergestellt!)


h bin davon überzeugt, dass wir in zehn Jahren Autos
aben werden, die genau das können, genauso wie wir in
0 Jahren unbemannte Flugzeuge haben werden, die
hne Pilot am Flugverkehr teilnehmen können.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie Frage ist nur, wo sie hergestellt werden und wer sie
erstellt. Wer nicht den Mut hat, Neues auszuprobieren,
er kommt nicht voran. Man muss nur aus Rückschlägen
rnen und darf bei neuen Projekten nicht wieder die
leichen Fehler machen.

Genau darum werden wir uns im Untersuchungsaus-
chuss kümmern: dass die Fehler, die ja zugegebenerma-
en in diesem Projekt mit gemacht worden sind, sich bei
ukünftigen Projekten nicht wiederholen.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Der Minister ist schon ganz unruhig bei Ihrer Rede!)


ir wollen das machen, damit wir mit der Bundeswehr
nd auch mit der Luftfahrt in Deutschland weiter voran-
ommen.

Danke, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Andrej Hunko [DIE LINKE]: EADS hat gesprochen!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724618700

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Ent-
chließungsantrag der Fraktion Die Linke auf Druck-
ache 17/13898. Wer stimmt für diesen Entschließungs-
ntrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich?


(Dr. Rainer Stinner [FDP]: Chaos in der SPD!)






Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)

Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der
Koalitionsfraktionen, der SPD-Fraktion, der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen gegen die Fraktion Die Linke
abgelehnt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zusatzpunkt 6. Abstimmung über den Antrag der
Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/13899 mit dem
Titel „Missbilligung der Amtsführung von Bundesminis-
ter de Maizière“. Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Antrag ist
mit den Stimmen der Unionsfraktion und – –


(Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE] begibt sich zum Präsidium – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP], an die LINKE gewandt: Ihr seid eine Clownstruppe! – Weitere Zurufe: Das ist eindeutig die Mehrheit gewesen! – Also nun hört es auf! – Das ist Quatsch! Das ist Blödsinn!)


Das Präsidium ist nicht einig.


(Lachen und Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe: Man hat doch gesehen, dass die Mehrheit des Hauses auf der rechten Seite gewesen ist, Frau Präsidentin, also wirklich! Also, bitte! Mann, Mann, Mann, Mann! – Das ist doch abgesprochen! – Natürlich ist das abgekartet! – Glocke der Präsidentin)


– Ich bitte, von allen Unterstellungen gegen das Ta-
gungspräsidium, egal wer hier vorne sitzt, abzusehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Präsidentin macht jetzt das, was in der Geschäfts-
ordnung vorgesehen ist: Sie wiederholt die Abstimmung
und wird feststellen, ob das Präsidium einmütig das
Abstimmungsergebnis feststellen kann oder nicht. Ich
wiederhole die Abstimmung: Wer stimmt für diesen
Antrag? Es geht um die Drucksache 17/13899. – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich?


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Was war denn mit der Abstimmung davor? Was war denn bei TOP 10? Da wart ihr euch doch auch einig! – Weiterer Zuruf: Für mich ist das eindeutig, das Abstimmungsergebnis!)


Ich kann nichts daran ändern, dass im Präsidium eine
Schriftführerin das Abstimmungsverhältnis nicht so wie
die anderen sieht.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das gibt’s doch gar nicht! So was Unparlamentarisches! Bis 18 Uhr möchten wir morgen namentlich abstimmen! Das ist doch lächerlich! Das kann ja wohl nicht wahr sein!)


Daraus folgt, dass wir vorgehen, wie es in der Geschäfts-
ordnung vorgesehen ist.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Die soll sich schämen, die Dame! – Weitere Zurufe)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, in § 51 Abs. 1 unse-
rer Geschäftsordnung heißt es:

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(C (D Ist der Sitzungsvorstand über das Ergebnis der Abstimmung nicht einig, so wird die Gegenprobe gemacht. Bleibt er auch nach ihr uneinig, so werden die Stimmen gezählt. Auf Anordnung des Sitzungsvorstandes erfolgt die Zählung gemäß Absatz 2. Abs. 2 wiederum besagt, dass ich Sie jetzt allesamt uffordern muss, den Plenarsaal zu verlassen. Wenn dies eschehen ist, werden wir per Hammelsprung das bstimmungsergebnis zum Antrag auf Missbilligung er Amtsführung von Bundesminister de Maizière festtellen. (Henning Otte [CDU/CSU]: Schmierenkomödie! Das kann überhaupt nicht wahr sein! – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das ist doch eine Dreistigkeit ohne Ende! – Weitere Zurufe: Was willst du denn da machen? – Unglaublich!)


Ich bitte die Kolleginnen und Kollegen, den Saal zu
erlassen.


(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Ich schmeiße mein Schriftführeramt hin, wenn das so läuft! Direkten Blickkontakt gehabt! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU und der FDP – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Es sollte wenigstens annähernd eine Chance bestanden haben!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Sie, nach
rledigung der notwendigen Geschäfte hier den Saal zu
erlassen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Uns gefällt es aber hier! – Bernd Siebert [CDU/CSU]: Das ist aber schön hier! Wir bleiben hier! – Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Wir lassen uns von Frau Hönlinger nicht verraten! Wir können eine Demo machen! – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Was passiert, wenn wir nicht rausgehen? – Gegenruf des Abg. Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Das weiß ich nicht! Lassen wir mal prüfen! – Bernd Siebert [CDU/CSU]: Das ist Missbrauch der Geschäftsordnung! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Dass eine Grünen-Beisitzerin von der Linken einen Befehl entgegennimmt! Abenteuerlich! Befehl von der Linksfraktion – das machen Sie! Schämen! Schämen sollten Sie sich!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin durch die
eschäftsordnung gehalten, Sie aufzufordern, den Saal

u verlassen, damit wir die Sachabstimmung durchfüh-
n können und das Abstimmungsergebnis festhalten

önnen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich höre gerade,

ine Voraussetzung, um die Abstimmung durchführen zu
önnen, ist schon erfüllt. Die Schriftführerinnen und
chriftführer haben ihre Plätze an den Abstimmungstü-
n eingenommen. Nun bitte ich die Kolleginnen und
ollegen, die noch etwas im Saal zu erledigen hatten,
ies zu beenden und den Saal zu verlassen, damit wir mit
er Abstimmung beginnen können.

Ich bitte um ein Zeichen, ob alle Kolleginnen und
ollegen den Saal inzwischen verlassen haben. – Dann





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)

erkläre ich noch einmal, was wir jetzt tun. Wir stimmen
ab über den Antrag der Fraktion Die Linke auf Druck-
sache 17/13899 mit dem Titel „Missbilligung der Amts-
führung von Bundesminister de Maizière“.

Ich eröffne die Abstimmung und bitte die Kollegin-
nen und Kollegen, den Saal zu betreten.

Ich bitte die Kolleginnen und Kollegen, die den Saal
schon betreten haben, uns den Blick auf die Abstim-
mungstüren freizumachen, damit wir sehen, ob alle Kol-
leginnen und Kollegen ungehindert abstimmen können.


(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Der Durchblick fehlt! Das ist wohl wahr!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Sie erstens,
den Saal wieder zu betreten; zweitens bitte ich diejeni-
gen, die dies vollbracht haben, uns bitte den Blick auf
die Abstimmungstüren freizumachen.

Ich bitte um ein Zeichen, ob noch Kolleginnen und
Kollegen vor dem Saal sind, die an der Abstimmung teil-
nehmen wollen. – Ich bitte die Kolleginnen und Kolle-
gen, die noch in der Lobby sind, sich zu den Abstim-
mungstüren zu begeben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Sie, uns
den Blick auf die Türen freizumachen, damit wir fest-
stellen können, ob noch Kolleginnen und Kollegen ge-
hindert werden, an dieser Abstimmung teilzunehmen.

Ich bitte um ein Zeichen, ob ich die Abstimmung
schließen kann. – Dann bitte ich die Schriftführerinnen
und Schriftsteller


(Lachen und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Entschuldigung –, die Schriftführerinnen und Schrift-
führer, insofern schriftstellerisch tätig zu werden, als sie
mir jetzt bitte das Abstimmungsergebnis kurz und knapp
mitteilen.


(Rainer Brüderle [FDP]: Kindergarten, die Zweite! Passt alles zusammen!)


Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ich bitte um
Aufmerksamkeit für das Ergebnis der Abstimmung über
die Drucksache 17/13899. 307 Kolleginnen und Kolle-
gen haben mit Nein gestimmt, 233 Kolleginnen und Kol-
legen haben dem Antrag zugestimmt, es gab keine Ent-
haltungen. Der Antrag ist damit abgelehnt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich bitte jetzt alle Kolleginnen und Kollegen, die an

der Debatte weiter teilnehmen wollen und können, sich
zu setzen. Diejenigen, die uns leider verlassen müssen,


(Michaela Noll [CDU/CSU]: Die Linken sollen mal gehen!)


bitte ich, es uns zu ermöglichen, mit den Beratungen
fortzufahren.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 11 auf:
– Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-


(3. Ausschuss)

Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der
internationalen Sicherheitspräsenz in Kosovo

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(C (D auf der Grundlage der Resolution 1244 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 10. Juni 1999 und des Militärisch-Technischen Abkommens zwischen der internationalen Sicherheitspräsenz gierungen der Bundesrepublik Jugoslawien Serbien vom 9. Juni 1999 – Drucksachen 17/13661, 17/13955 – Berichterstattung: Abgeordnete Philipp Mißfelder Uta Zapf Marina Schuster Wolfgang Gehrcke Marieluise Beck – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung – Drucksache 17/13956 – Berichterstattung: Abgeordnete Herbert Frankenhauser Klaus Brandner Dr. h. c. Jürgen Koppelin Michael Leutert Sven-Christian Kindler Ich bitte diejenigen, die jetzt nicht an den Beratungen ilnehmen können, sicherzustellen, dass diejenigen, die ierbleiben wollen, hören und verstehen können, was ier verhandelt wird. Während offensichtlich noch umfangreiche Umgrupierungen im Parlament notwendig sind, informiere ich ie schon einmal darüber, dass zu diesem Tagesordungspunkt ein Entschließungsantrag der Fraktion ündnis 90/Die Grünen vorliegt und wir über die Be chlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses später amentlich abstimmen werden. Für die nun folgende Aussprache ist eine halbe tunde vorgesehen. – Ich gehe davon aus, dass die hier och herrschende Lärmkulisse keinen Widerspruch zu ieser Verabredung zum Ausdruck bringt, sodass so bechlossen ist. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege r. Rainer Stinner für die FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Ich bin sehr froh, dass erstmals eine Debatte ber das Kosovo eine so große Zuhörerschaft erreicht. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(jetzt: Republik Serbien) und der Republik


(Beifall bei der FDP)

Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1724618800

Ich bedanke mich ausdrücklich bei den Kolleginnen
nd Kollegen der Opposition, die das durch ihr demo-
ratietheoretisches Verfahren heute möglich gemacht ha-
en.


(Michaela Noll [CDU/CSU]: Richtig!)






Dr. Rainer Stinner


(A) )


)(B)

Von den internationalen Engagements im Kosovo,
von den drei im Kosovo in den letzten zehn Jahren statt-
gefundenen internationalen Einsätzen, den Operationen
UNMIK, EULEX und KFOR, ist nach meinem Dafür-
halten KFOR mit Abstand die erfolgreichste Operation
gewesen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich persönlich verhehle nicht, dass ich mit dem Er-
gebnis der jahrelangen Bemühungen von UNMIK nicht
zufrieden bin. Ich glaube, auch bei der Wirksamkeit von
EULEX gibt es noch Raum für Verbesserungen. Das
KFOR-Mandat hat von Anfang an einen ganz wichtigen,
unverzichtbaren Beitrag zur Stabilisierung in sehr unru-
higen Zeiten geliefert, zur Schaffung von Frieden, zur
Stabilisierung der Region. Dafür sollten wir allen Solda-
tinnen und Soldaten aller Nationen sehr dankbar sein.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, ich möchte das zum An-
lass nehmen, um der zum Teil in der Öffentlichkeit und
auch von Teilen des Parlaments wiederholt vorgebrach-
ten Beschuldigung deutlich entgegenzutreten, Deutsch-
land würde seinen internationalen Verpflichtungen unzu-
reichend nachkommen. Diese Beschuldigung, die zum
Teil auch von einigen prominenten Exgenerälen in der
Öffentlichkeit immer wieder verbreitet wird, ist eindeu-
tig falsch, und ich weise sie, ich glaube, für alle Fraktio-
nen und für alle Koalitionen, die hier Verantwortung ge-
tragen haben, nachdrücklich zurück.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Gerade der Einsatz im Kosovo, bei dem Deutschland
bis zum heutigen Tage die – so lautet der Terminus tech-
nicus – Lead Nation, die Führungsnation, gewesen ist,
zeigt, dass wir bereit sind, dort, wo es notwendig ist, un-
seren Einsatz zu bringen.

Nun findet die Verlängerung des Kosovo-Mandates,
für die meine Fraktion plädiert, natürlich in einem poli-
tisch interessanten, spektakulären Umfeld statt, nämlich
im Umfeld der Fragestellung, ob es denn sinnvoll ist,
dass die Europäische Union Serbien ermöglicht, Bei-
trittsverhandlungen mit der EU aufzunehmen. Hierzu
wird die Europäische Union Ende dieses Monats eine
grundsätzliche Entscheidung fällen.

Ich bin sehr dafür, dass wir sehr genau überprüfen, in-
wieweit die beiden Parteien der Vereinbarung – Kosovo
und Serbien – ihre Verpflichtungen eingehalten haben
und inwieweit speziell die Implementierungsvereinba-
rung vom 25. Mai 2013 umgesetzt wird. Darin gibt es
Zeitlinien für Maßnahmen, die bis Ende Mai, bis Mitte
Juni, bis Ende Juni, bis Mitte Juli durchgeführt werden
sollen. Das sollten wir sehr genau beobachten.

Aber ich sage Ihnen auch: Die Tatsache, dass sich
diese beiden zerstrittenen, verfeindeten Parteien am
19. April 2013 auf ein grundsätzliches Übereinkommen
geeinigt haben, ist – ich sage das mit Bedacht – von his-
torischer Bedeutung.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


rstmals hat Serbien damit anerkannt: Jawohl, es gibt
in Staatswesen Kosovo. – Das ist ein bedeutsamer
chritt für Serbien gewesen.

Auch ich bin dafür, dass wir Serbien und Kosovo hin-
ichtlich ihrer Verpflichtungen beim Wort nehmen. Aber
das sage ich sehr deutlich – ich plädiere zugleich dafür,
ass die Grundsatzentscheidung über die Aufnahme von
eitrittsverhandlungen jetzt Ende Juni getroffen wird.
nser gemeinsames Verständnis sollte sein, dass wir

päter überprüfen, ob die Implementierungsvereinba-
ng eingehalten wird. Das wird dann durch die Europäi-

che Kommission oder den Rat der Außenminister,
ahrscheinlich im Dezember, überprüft. Wir sollten die
rundsatzentscheidung aber nicht noch einmal aufschie-
en. Sie steht jetzt an. Wir werden diese Entscheidung

Lichte der Stellungnahme der EU-Kommission fäl-
n, die Ende Juni kommen wird. Ich bin guten Mutes,
ass wir dann zustimmen können.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724618900

Kollege Stinner, verzeihen Sie, ich unterbreche Sie

ngern – ich habe natürlich auch die Uhr angehalten –,
ber all meine Appelle, die notwendige Aufmerksamkeit
ier herzustellen und sicherlich notwendige Gespräche
ach draußen zu verlagern, haben bisher offensichtlich
eine Früchte getragen.


(Rainer Brüderle [FDP]: Bei den Linken!)


h bitte diejenigen, die sich über den Saal verteilt offen-
ichtlich in Gesprächsgruppen zusammengefunden ha-
en, diese Gespräche nach außen zu verlagern und die
otwendige Aufmerksamkeit für alle Rednerinnen und
edner hier herzustellen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Damit das einmal klar ist, Frau Präsidentin: Die Rüge weise ich zurück! – Zurufe von der LINKEN: Geschäftsordnung lesen! Benehmen Sie sich mal, Herr Kauder! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Seien Sie doch einmal ruhig! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Was ist das für ein Demokratieverständnis? – Weiterer Zuruf von der LINKEN: Rüpel!)



Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1724619000

Frau Präsidentin, ich bedanke mich ganz herzlich für

iese Intervention. Die Wogen schlagen heute hoch. –
re Intervention veranlasst mich zu dem Wunsch, ein-
al in meinem Leben für fünf Minuten Bundestagspräsi-

ent zu sein. In einer solchen Situation würde ich die Sit-
ung unterbrechen und warten, bis Ruhe eingekehrt ist.
as würde, glaube ich, disziplinierendere Wirkung ha-
en als alle Ermahnungen. Aber das ist ein bescheidener
eitrag von mir. Ich werde bedauerlicherweise nie in die
osition kommen. So ist das Leben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN und der Abg. Dr. Rainer Stinner )





(A) )

Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN])

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum
Schluss noch einmal sehr deutlich sagen, welches Signal
für Serbien, für die Region, aber auch darüber hinaus
von der Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit die-
sem wichtigen Land auf dem Balkan ausgeht. Das dür-
fen und sollten wir nicht unterschätzen. Natürlich hat die
Aufnahme von Beitrittsverhandlungen Sogfunktion und
Beispielfunktion. Völlig klar ist, dass einige andere Län-
der in der Region – ich denke an Bosnien-Herzegowina
und auch an Mazedonien – natürlich wissen, dass sie
eventuell zurückfallen, wenn sie sich nicht entsprechend
anstrengen. Das will natürlich niemand. Ich hoffe, dass
die Beitrittsverhandlungen mit Serbien dazu führen, dass
auch in diesen Ländern, zum Beispiel in Bosnien-Herze-
gowina, endlich ein Veränderungsdruck, ein Reform-
druck auf die Politik ausgeübt wird.

Von daher hat die Aufnahme von Beitrittsverhandlun-
gen mit Serbien wesentliche Auswirkungen politischer
Art über Serbien hinaus auf ganz Europa. Deshalb bin
ich guten Mutes, dass die Kommission uns Ende des
Monats einen Bericht vorlegen wird, der uns dazu brin-
gen wird, diesen wichtigen Schritt der Aufnahme von
Beitrittsverhandlungen mit Serbien zu gehen.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Dr. Sascha Raabe [SPD])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724619100

Das Wort hat die Kollegin Susanne Kastner für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1724619200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich bin froh, dass die Emotionen jetzt wieder einigerma-
ßen heruntergefahren sind, behandeln wir doch heute ein
Thema, bei dem sehr viele Gemeinsamkeiten vorherr-
schen. Jedermann und jede Frau von uns weiß, dass die
deutsche Beteiligung am KFOR-Einsatz der NATO ein
Erfolg ist. Unsere Soldatinnen und Soldaten leisten dort
seit vielen Jahren eine hervorragende Arbeit und genie-
ßen ein hohes Ansehen und Vertrauen in der Region.

An KFOR sind insgesamt 31 Nationen mit rund 5 000
Soldaten beteiligt. Deutschland ist dabei der größte
Truppensteller. Unsere Soldatinnen und Soldaten tragen
maßgeblich zur Stabilität in der Region bei und haben
zudem seit drei Jahren die Führungsverantwortung.

Insgesamt betrachtet ist die Lage im Kosovo zwi-
schenzeitlich recht stabil. Allerdings gibt es im Norden
noch immer Unwägbarkeiten und Konfliktpotenzial zwi-
schen den Kosovaren und der serbischen Minderheit. So
sperrig der Titel „Erstes Abkommen über die Prinzipien
über die Normalisierung der Beziehungen“ auch klingen
mag: Das Abkommen, welches im April zwischen dem

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(C (D osovo und Serbien geschlossen wurde, ist in der Tat in historisches Abkommen. Auf dem Weg zu einem iedlichen Miteinander wurde damit ein wichtiger Meinstein erreicht. Nun gilt es, dieses Abkommen auch onsequent umzusetzen. Die Präsenz von internationalen KFOR-Truppen ist Sinne des Konzepts der drei Sicherheitsreihen jedoch eiterhin erforderlich. Bislang sind die örtlichen Sichereitskräfte noch nicht in der Lage, die Verantwortung für ie Sicherheit aller Bevölkerungsgruppen vollumfängch zu übernehmen. EULEX als zweite Sicherheitsreihe chafft es ebenfalls nicht, die Lage zu kontrollieren. Daer werden unsere Soldatinnen und Soldaten nach wie or gebraucht. Mit einer Mandatsobergrenze von aktuell 1 850 Solatinnen und Soldaten – derzeit werden effektiv 806 einesetzt – haben wir den notwendigen Spielraum, um bei edarf mit dem Bataillon der operativen Reserve in Kri ensituationen umgehend reagieren zu können. Fakt ist allerdings, dass der Einsatz keine Dauerlöung sein darf. Das erste KFOR-Mandat der Bundesehr haben wir schließlich bereits im Jahre 1999 verab chiedet. Auch heute, fast auf den Tag genau 14 Jahre päter, ist der Auftrag leider noch nicht abgeschlossen. aum einer hätte damals gedacht, dass sich die Bundesehr im Kosovo so lange engagieren würde. Wir müssen eshalb alles daransetzen, den politischen Druck auf die osovarische Regierung zu erhöhen, damit die Ausbilung der Sicherheitskräfte vorangetrieben wird. Unser iel muss es sein, die Truppenstärke kontinuierlich zuckzufahren, um ein deutliches Zeichen zu setzen, dass er KFOR-Einsatz eben keine Selbstverständlichkeit ist. Seit Beginn des Einsatzes im Jahre 1999 haben bisng 100 000 deutsche Soldatinnen und Soldaten im Ko ovo ihren Dienst geleistet. Das ist eine extrem hohe ahl. Ich möchte mich daher im Namen des Deutschen undestages ganz herzlich bei unseren Bundeswehrkonngenten bedanken, die zur Stabilisierung des Kosovo eigetragen haben. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen
abe ich die Hoffnung, dass die Verantwortung in eini-
en Jahren komplett in kosovarische Hände gelegt wer-
en kann. Ich denke, wir sind auf einem guten Wege, uns
tück für Stück verzichtbar zu machen. Der Tag wird
ommen, an dem die KFOR-Truppen getrost abziehen
önnen. Doch bis es tatsächlich so weit ist, bitte ich Sie
m die Verlängerung des KFOR-Mandates, damit die
ute Arbeit vor Ort fortgesetzt und zum Ende gebracht
erden kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, dies war nach
4 Jahren heute meine letzte Plenarrede. Es waren
4 spannende Jahre, in denen ich als Abgeordnete, tou-
smuspolitische Sprecherin, Parlamentarische Geschäfts-
hrerin, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages,
orsitzende der Deutsch-Rumänischen Parlamentarier-





Dr. h. c. Susanne Kastner


(A) )


)(B)

gruppe und Vorsitzende des Verteidigungsausschusses
im Bundestag tätig sein durfte. Seit gestern ist zudem ge-
wiss, dass ich diese Legislaturperiode so beenden werde,
wie ich sie begonnen habe: mit einem neuen Untersu-
chungsausschuss.


(Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrte Damen und Herren, als Vorsitzende des
Verteidigungsausschusses möchte ich ein herzliches
Dankeschön an unsere Soldatinnen und Soldaten richten.
Vor wenigen Tagen wurde die Sonderbriefmarke „Im
Einsatz für Deutschland“ vorgestellt.


(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Ganz übel ist das!)


Genau diesen Einsatz für Deutschland sollten wir nicht
nur stillschweigend, sondern auch anerkennend zur
Kenntnis nehmen.

Unsere Demokratie ist ein schützenswertes Gut, für
das sich unsere Soldatinnen und Soldaten tagtäglich und
vielfältig einsetzen. Sei es im internationalen Einsatz in
Afghanistan, im Kosovo, am Horn von Afrika oder ak-
tuell bei der Bekämpfung des gewaltigen Hochwassers:
Unsere Bundeswehr leistet großartige Arbeit. Ich bin
stolz auf unsere Parlamentsarmee mit ihren unglaublich
engagierten Soldatinnen und Soldaten.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Den Soldatenfamilien gilt mein besonderer Dank. Ich
weiß um die alltäglichen Probleme, Sorgen und Nöte.
Bei jedem Einsatz sind die Angehörigen der Soldaten
ebenfalls direkt betroffen und müssen so manche Belas-
tung ertragen.

Gerade das Zusammentreffen mit Hinterbliebenen hat
mich als Ausschussvorsitzende besonders bewegt. Ich
baue fest darauf, dass die in dieser Legislaturperiode be-
gonnene Arbeit zum würdigen Gedenken an Soldatinnen
und Soldaten in der nächsten Legislaturperiode zielstre-
big fortgesetzt wird.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Mitglied des Deut-
schen Bundestages zu sein, war ein arbeitsintensives und
verantwortungsvolles Amt. Ich möchte die zurücklie-
genden Jahre auf keinen Fall missen. Ich bin stolz und
dankbar, dass ich über all diese Jahre hinweg die Geschi-
cke unserer parlamentarischen Demokratie ein Stück
weit mitgestalten durfte. Politik habe ich immer als
Dienstleistung an den Bürgerinnen und Bürgern empfun-
den. Mein Wahlkreis sorgte stets für die notwendige Bo-
denhaftung und das direkte Feedback. Das ist wichtig,
auch für unser Amt.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um mich eben-
falls beim Sekretariat des Verteidigungsausschusses und
den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bundestags-
verwaltung und meines Büros recht herzlich zu bedan-
ken. Sie haben nie auf die Uhr geschaut. Sie waren im-
mer da, wenn sie gebraucht wurden. Das alles ist nicht
selbstverständlich. Gerade in dieser Zeit, in der ein neuer
Untersuchungsausschuss ansteht, möchte ich diesem

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(C (D eam von ganzem Herzen für den Einsatz, das Engageent und die gute Zusammenarbeit danken. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der LINKEN)


Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, in wenigen
ochen endet die 17. Legislaturperiode. Zum Wohle un-

erer parlamentarischen Demokratie wünsche ich Ihnen
llen einen bewegten, aber fairen Wahlkampf und vor al-
n Dingen uns allen eine rege Wahlbeteiligung.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724619300

Für die Unionsfraktion hat der Kollege Peter Beyer

as Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Peter Beyer (CDU):
Rede ID: ID1724619400

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

erehrte Kolleginnen und Kollegen! Der Frieden im Ko-
ovo ist nicht selbstverständlich. Er ist ein fragiles
flänzchen, das es zu gießen gilt. Doch ohne Rankhilfe,
ämlich die Soldaten im Einsatz vor Ort, die KFOR-
ission der Vereinten Nationen, wären die Sicherheit

icht gewährleistet und die mit dem Frieden verbunde-
en Hoffnungen nicht realistisch. Nur mithilfe der inter-
ationalen Schutztruppe war es in der Vergangenheit
öglich, größeres Blutvergießen im Kosovo zu verhin-

ern. Für ihren vorbildlichen Einsatz für die Sicherheit
nd die Stabilität in der gesamten Region gebührt unser
ller Dank den deutschen Soldatinnen und Soldaten im
FOR-Einsatz und in anderen Auslandsverwendungen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Die geteilte Stadt Mitrovica im Norden des Kosovo
at in der Vergangenheit immer wieder ethnisch moti-
ierte Gewalt erlitten. Seit Jahresbeginn gab es dort über
0 Anschläge mit Handgranaten. Immer noch wird die
U-Rechtsstaatlichkeitsmission EULEX blockiert. Nach
ie vor ist ihre freie Bewegung in dem gebotenen Aus-
aß nicht möglich.

Im März dieses Jahres bin ich zusammen mit einigen
ollegen in Belgrad und sodann auch in Pristina gewe-

en. Dort haben wir uns mit dem EULEX-Chef, Herrn
orchardt, zusammengesetzt und einige Dinge bespro-
hen. Ein Beispiel ist mir sehr in Erinnerung geblieben:
r erzählte uns davon, dass von zehn Versuchen, die ko-
ovarischen Zöllner mit dem Auto statt mit dem Hub-
chrauber – eine sehr viel kostspieligere Variante – an
ie Grenzübergänge zu bringen, acht fehlgeschlagen
eien. Aufgrund dieser Erfahrung sei man dann dazu
bergegangen, diese Versuche einzustellen.





Peter Beyer


(A) )


)(B)

Verehrte Kollegen, dies alles sind Gegebenheiten, die
die Freude über die doch vielen positiven Entwicklungen
in der Region, die wir durchaus zu verzeichnen haben,
ebenso trüben wie die Äußerungen des serbischen Pre-
mierministers Dacic. Er äußerte sich dahin gehend, dass
nur ein positiver Avis auf dem EU-Gipfel Ende Juni für
Serbien akzeptabel sei. Gäbe es kein grünes Licht für die
Aufnahme von Beitrittsverhandlungen, dann würde es
auch keine Umsetzung der Vereinbarungen mit dem Ko-
sovo geben. Und er legte noch eine Schippe drauf: Das
Kosovo sei nach wie vor eine abtrünnige Provinz von
Serbien. An dieser Position ändere sich auch nichts
durch die jüngsten Abkommen vom 19. April und
26. Mai dieses Jahres. Und selbst wenn es ein konkretes
Datum gäbe, würde man das Kosovo nicht gewisserma-
ßen im Tausch als unabhängigen, souveränen Staat aner-
kennen.

Verehrte Kollegen, diese vermutlich innenpolitisch
motivierte Rhetorik muss endlich aufhören. Sie ist uner-
träglich, sie ist überflüssig, und sie ist im Übrigen nicht
zielführend. Sie gießt Wasser auf die Mühlen derjenigen,
die ohnehin an einer Befriedung und an einer Annähe-
rung der Region an die EU kein Interesse haben und ins-
besondere Gegenspieler der Normalisierung der Bezie-
hungen zwischen Serbien und dem Kosovo sind. Jedoch,
verehrte Kollegen, die EU ist kein Basar, auf dem wir
Tauschhandel betreiben. Das muss auch der serbischen
Führung ein für alle Mal klargemacht werden.

Erst vor zwei Tagen hatte ich hier im Hohen Hause
die Gelegenheit, eine Abordnung von Kollegen aus dem
serbischen Parlament zu begrüßen und mit ihnen über
Fragen zu diskutieren. Mir wurde die Frage gestellt: Was
können wir als serbisches Parlament tun, damit es grünes
Licht gibt, damit ein konkretes Datum für die Aufnahme
von Beitrittsverhandlungen genannt wird? Mit wem
müssen wir sprechen? – Die einzig richtige Antwort da-
rauf kann nur lauten: Es muss eine Umsetzung der
Selbstverpflichtungen aus den beiden vorhin von mir
schon genannten Abkommen vom April und Mai dieses
Jahres geben. Das können die beiden Länder nur selbst
machen. Wer der EU als Mitglied beitreten will, der
muss beitragen.

Schon jetzt allerdings – das möchte ich nicht verheh-
len – hängt Serbien und hängen die Verhandlungs-
parteien dem eigenen Plan der Umsetzung der ersten
Vereinbarung von Prinzipien zur Regelung der Normali-
sierung der Beziehungen hinterher. Ich nenne aus einer
Fülle von Punkten nur zwei Beispiele:

Erstens. Die Einrichtung eines Managementteams,
das für die Errichtung des kosovarisch-serbischen Ge-
meindeverbandes zuständig ist, sollte bereits bis Ende
Mai dieses Jahres erfolgt sein.

Zweitens. Auch die Herstellung der vollständigen
Transparenz über alle Zahlungsströme aus Belgrad in die
Einrichtungen im Nordkosovo sollte bis Ende Mai um-
gesetzt sein; das ist aber noch nicht geschehen. Als
nächstes Datum wird jetzt, wie man hört, der 20. Juni ge-
nannt. Allein, wir müssen sehr genau hinschauen, ob der
Termin eingehalten wird.

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(C (D Deshalb sage ich: Die Bundesregierung sollte sich auf em EU-Gipfel am 27./28. Juni nur grundsätzlich und ühestens zum Jahr 2014 für den Beginn von Beitrittserhandlungen mit Serbien aussprechen. Zudem darf ein onkretes Datum für den Beginn der Verhandlungen erst ann festgelegt werden, wenn alle Verpflichtungen aus er Umsetzungsvereinbarung vom 26. Mai nachweisch, vollständig und nachhaltig erfüllt sind. Dazu gehön insbesondere erstens die vollständige Auflösung der legalen Parallelstrukturen im Sicherheitsund Justizbeich im Nordkosovo und stattdessen die Errichtung euer Strukturen unter kosovarischer Führung, zweitens ie Einrichtung eines kosovarisch-serbischen Gemeindeerbandes und drittens die Abhaltung freier und fairer ommunalwahlen im ganzen Kosovo. Das alles kann aber nicht davon ablenken, dass endch ein gesamteuropäisches Konzept für die gesamte estbalkanregion entwickelt werden muss. Die Europäi che Union kann in dieser für die Weiterentwicklung uneres Kontinents so wichtigen Region auch dann nur laubwürdig handeln, wenn wir in der Europäischen nion endlich mit einheitlicher Stimme sprechen. (Beifall der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Daher appelliere ich an dieser Stelle, wie ich es schon
iederholt getan habe, noch einmal ausdrücklich an die
nf EU-Mitgliedsländer, sich endlich zusammenzurau-
n und das Kosovo als eigenständigen, souveränen
taat anzuerkennen. Dieser Schritt ist überfällig, und nur
ann ist die Europäische Union glaubwürdig.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss
nd werbe für die Zustimmung zur Verlängerung des
FOR-Mandats.

Herzlichen Dank.


(Beifall der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724619500

Das Wort hat die Kollegin Sevim Dağdelen für die

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724619600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wieder

inmal soll es heute hier im Bundestag eine weitere Ver-
ngerung des Bundeswehreinsatzes im Kosovo geben.
eit nunmehr 14 Jahren stehen deutsche Truppen auf
em Südbalkan. Selbst die Bundesregierung spricht in
rem Antrag von jährlich 60 Millionen Euro Zusatz-

osten jenseits der Kosten für die Bereitstellung der
ATO-Infrastruktur für diese Truppenstationierung.

Wenn es eines Belegs dafür bedurfte, mit welchem
rgebnis für die Menschen vor Ort die jahrelange Trup-
enstationierung verknüpft ist, dann liegt er jetzt vor;





Sevim Dağdelen

(A) )


)(B)

denn er ist aus den Anträgen der Koalition und der Grü-
nen selbst herauszulesen, die zu Recht die schlimme so-
ziale, aber auch die fatale rechtsstaatliche Situation im
Kosovo und vor allem auch die miserable Situation der
Minderheiten, wie der Roma und der Serben, beschrei-
ben. Gerade die jüngste Annährung zwischen der serbi-
schen Regierung und der Kosovo-Administration zeigt
aber: Es muss hier um politische Lösungen gehen. Eine
Verewigung militärischer Präsenz, wie sie sich im
Kosovo nach 14 Jahren ja abzeichnet, wird lediglich zu
einer weiteren Verschlechterung der Situation der Men-
schen vor Ort führen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich finde es wirklich bemerkenswert, dass die Koali-
tion mit ihrer harten Haltung gegenüber der serbischen
Regierung und der Weigerung, die Beitrittsverhandlun-
gen zu eröffnen, jetzt auch noch diese Annäherung zu
torpedieren droht.


(Peter Beyer [CDU/CSU]: Das ist Quatsch! – Zuruf von der FDP: Falsch!)


Erdogan lässt die Proteste in der Türkei niederknüppeln
und wird von Ihnen für seine Reformbemühungen mit
einem Vorantreiben des Beitrittsprozesses belohnt. Ser-
bien aber wollen Sie offenbar regelrecht demütigen.


(Beifall der Abg. Heike Hänsel [DIE LINKE] – Peter Beyer [CDU/CSU]: Sie verstehen den Prozess doch gar nicht!)


Statt zu unterstützen, satteln Sie immer neue Forde-
rungen drauf.


(Peter Beyer [CDU/CSU]: Unsinn!)


Auch hier werden Sie von den Grünen überholt. Aber
das wundert ja immer weniger Menschen in diesem
Land – zu Recht, wie ich sagen muss.


(Beifall der Abg. Heike Hänsel [DIE LINKE])


Ich kann mich nicht daran erinnern, dass die grüne
Fraktion bei einem Auslandseinsatz der Bundeswehr
einmal mit Nein gestimmt hat.


(Lars Lindemann [FDP]: Weil die noch vernünftig sind!)


Es scheint, als wirkten bei einer Mehrheit hier in die-
sem Haus noch immer antiserbische Feindbilder.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: So ein Unsinn!)


Während der Ruf nach Minderheitenrechten für alba-
nischstämmige Kosovaren oder Bosniaken auf dem Bal-
kan für Sie im Sinne einer ethnischen Parzellierung Leit-
motiv Ihrer Außenpolitik war, meint man, die Serben mit
fortgesetzter militärischer Präsenz vor Ort in Schach hal-
ten zu müssen. Sie haben mit dieser Außenpolitik die
Büchse der Pandora mit geöffnet.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie müssen sich diese Frage einfach gefallen lassen: Mit
welchem Recht postulieren Sie ein Selbstbestimmungs-

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(C (D cht der Kosovaren, das Sie den Serben im Norden osovos einfach verweigern? Diese Frage müssen Sie ier erst einmal beantworten. Meine Damen und Herren, meine große Sorge ist, ass die Bundeswehr in Zukunft noch direkter zur Unterrückung der serbischen Minderheit im Kosovo in tellung gebracht wird. (Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Jetzt reicht es langsam!)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Dass sie im Gegenteil eben nicht fähig oder willens
t und war, Serben im Kosovo zu schützen, hat sie mit
rer unrühmlichen Rolle bei den Pogromen gegen die
inderheiten im Kosovo 2004 bereits bewiesen.


(Helmut Brandt [CDU/CSU]: Unverschämtheit! – Michaela Noll [CDU/CSU]: Sie haben nichts begriffen!)


h finde, dafür und für diesen Bundeswehreinsatz ins-
esamt sind nicht nur die jährlichen 60 Millionen Euro
usatzkosten viel zu viel, sondern dafür ist schon jeder
inzelne Euro zu viel.


(Beifall der Abg. Heike Hänsel [DIE LINKE])


Wir brauchen eine andere Balkan-Politik. Ziehen Sie
ie Bundeswehr ab und unterstützen Sie endlich vorbe-
altlos die politischen Lösungen in der Region! Damit
äre den Menschen auf dem Balkan, aber auch den
enschen hier mehr geholfen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724619700

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat die Kol-

gin Marieluise Beck das Wort.

Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE
RÜNEN):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Es ist hier ja fast wie Dinner for One,


(Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)


enn ich nun wieder die Freude habe, auf die Linksfrak-
on zu antworten. Ich tue das aber noch einmal, weil es
ichtig für uns alle ist. In der Tat haben sich auch Grüne
beraus schwergetan, Militäreinsätzen zuzustimmen.


(Zuruf von der LINKEN: Lang, lang ist es her!)


ir haben da eine lange Geschichte und schwierige
ämpfe hinter uns. Wir sind zu der Schlussfolgerung ge-
ommen, dass es gerechtfertigt war, dass sich andere
änder militärisch gerade gegen die Aggressionen, die
Ersten und Zweiten Weltkrieg von deutschem Boden

usgingen, gewehrt haben und dass die Vereinten Natio-
en daraus die ethische Verpflichtung abgeleitet haben,
ass, wenn es wieder solche Aggressionen gibt, die





Marieluise Beck (Bremen)



(A) )


)(B)

Opfer nach Möglichkeit zu schützen sind. Dass wir im
Rahmen der von den Vereinten Nationen geführten Ein-
sätze mit dabei sind,


(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Es war ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg, Madame!)


ist tatsächlich eine Lehre aus dem vergangenen schreck-
lichen Jahrhundert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Es war die Gesellschaft für bedrohte Völker, die uns,
als wir Grüne uns noch weigerten, händeringend gebeten
hat, endlich zusammen mit den UN in Bosnien zu inter-
venieren, weil dort der Genozid im Gange war. Dass es
so war, wissen wir heute. Aus ebendiesem Grunde ist im
Kosovo Militär eingesetzt worden. Das ist die Realität.

Dieses Militär hat keinen Frieden schaffen können.
So illusionär, zu glauben, dass das gelingen könnte, ist
heute niemand mehr. Wir wissen, dass Militär besten-
falls ein Feuer austreten kann; aber das Austreten des
Feuers ist Voraussetzung für einen politischen Prozess.
Dieser politische Prozess geht jetzt mit einem wunderba-
ren Schritt in die nächste Etappe,


(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: 14 Jahre!)

nämlich mit einer grundsätzlichen Einigung zwischen
den Regierungen aus Belgrad und Pristina. Sie wollen
gemeinsam den Verhandlungsweg gehen, und sie wollen
gemeinsam den Weg in die Europäische Union suchen.
Dieser Weg wird noch schwierig sein. Es gibt viele Ein-
wände und Fragen, die noch zu stellen sind.

Mich überzeugt eine Beobachtung aus Kroatien, das
ja einen ähnlichen Weg gegangen ist. Dabei handelt es
sich um eine Selbsteinschätzung im Rahmen eines Rück-
blicks. Die kroatische Präsidentschaft hat geschildert,
dass von Beginn der Verhandlungen an in Kroatien ein
Institutionenaufbau – der Aufbau einer fairen Justiz bzw.
von Rechtsstaatlichkeit, von Institutionen, die Bürgerin-
nen und Bürgern dienen – stattgefunden hat. Genau das
gab es im Rahmen des Prozesses der Annäherung an die
Europäische Union. Wir wissen, dass sowohl das Ko-
sovo als auch Serbien in diesem Prozess des Institutio-
nenaufbaus noch viel vor sich bzw. zu leisten haben. Der
Weg hin zu der Europäischen Union ist aber offensicht-
lich der richtige. Deswegen freuen wir uns über diesen
historischen Schritt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)


Zum Schluss möchte ich – vor allen Dingen für meine
Kolleginnen und Kollegen aus dem Verteidigungsaus-
schuss, aber auch für meine Fraktion – der Kollegin
Susanne Kastner noch einmal von Herzen danken. Sie
waren eine hingebungsvolle und von uns allen sehr
respektierte Kollegin, die immer fair gewesen ist. Solche
Parlamentarierinnen tun uns allen hier im Hause gut. Ich
danke Ihnen sehr und wünsche Ihnen alles Gute für die
kommenden Jahre.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


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(C (D Das Wort hat der Kollege Michael Brand für die nionsfraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724619800


Michael Brand (CDU):
Rede ID: ID1724619900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ast genau auf den Tag vor 14 Jahren rückte die NATO
das Kosovo ein. Damit wurde ein mörderischer Krieg

eendet. In diesen 14 Jahren seit 1999 wurde viel er-
icht; aber bei weitem nicht alle Probleme wurden ge-
st. Bis heute gibt es offene Wunden, Spannungen und

chwelende Konflikte.

Die heute vorgesehene Verlängerung des KFOR-
andates findet in einer angespannten Lage statt.
arieluise Beck hat recht: Wahr ist, die KFOR – und da-
it auch die Bundeswehr als größte Truppe der KFOR –

ann nicht die Kohlen aus dem Feuer holen, die politisch
erursacht wurden. Das muss die Politik tun.

Die EU feiert ein derzeit stockendes Implementie-
ngsabkommen – aus meiner Sicht verfrüht – als histo-
sch. Dieses Abkommen ist dabei schon eine Art Wie-
erauflage. Schon lange sollte umgesetzt sein, was
ithilfe der Bundeskanzlerin beim EU-Gipfel im Herbst

011 angestoßen wurde, nämlich die echte Normalisie-
ng des Verhältnisses zwischen Belgrad und Pristina.
h will diese Gelegenheit nutzen, heute unserer Bundes-

anzlerin dafür zu danken, dass sie im Herbst 2011 mit
rer starken Haltung dafür gesorgt hat, dass in den Pro-

ess der Annäherung zwischen Belgrad und Pristina wie-
er Bewegung gekommen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind für eine
uropäische Perspektive des Westbalkans einschließlich
erbiens. Aber es bleibt völlig klar: Wir dürfen schwe-
nde Konflikte nicht in die EU importieren, vor allem
eine, die wieder zu kriegerischen Konflikten führen
önnen. Deshalb brauchen wir unumkehrbare politische
ösungen, die auch vor Ort funktionieren.

Nach all den Kriegen verweigern führende Politiker
Belgrad bisher die völlige Anerkennung der territoria-
n Integrität von zwei Nachbarn: der Republik Kosovo
nd Bosnien-Herzegowina. Das schafft Spannungen,
eil die Existenz der Staaten nicht sicher ist.

Diese Risiken müssen auch heute in der Debatte offen
ngesprochen werden. Wir dürfen uns nicht in die Ta-
che lügen und sagen, dass alles auf Erfolgskurs wäre.

Machen wir bitte nicht den Fehler, die Lage falsch zu
eurteilen. Serbien hat Kosovo trotz des Abkommens
ben nicht anerkannt. Im Gegenteil: Zugleich mit dem
erben um den EU-Beitritt bekräftigen in Serbien der
inisterpräsident, der ehemalige Sprecher von Slobodan
ilosevic, der Präsident, bis vor wenigen Jahren glühen-

er Verfechter von Großserbien, und der starke Mann,
er stellvertretende Ministerpräsident, in ihren öffent-
chen Schwüren, Kosovo niemals anzuerkennen.





Michael Brand


(A) )


)(B)

Herr Dacic, der Ministerpräsident, hat erst in den letz-
ten Tagen klargemacht: keine Anerkennung, sogar für
den Fall des Beitritts. Seine Partei, die Sozialisten, haben
in dieser Woche mit einer Blockade des Abkommens ge-
droht, wenn man am Ende des Monats kein konkretes
Datum für den Beginn der Beitrittsverhandlungen be-
komme. Deswegen will ich klar sagen: Das ist nicht ak-
zeptabel. Für uns gilt auch: Wir sind nicht erpressbar.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es gibt hier ein einfaches Beispiel; denken wir an die
Vergabe des EU-Kandidatenstatus für Serbien im Früh-
jahr 2012. Kurz danach waren wir, gemeinsam mit Frau
Kastner, der Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses,
„an Gate 1“ im Norden Kosovos, hinter Mitrovica. Die
Soldaten haben uns berichtet, wie das genau abgelaufen
ist: Der serbische Teil hatte in Nord-Mitrovica Barrika-
den zur Sperrung der Straße aufgestellt. Dann hat die EU
an Belgrad appelliert, sich doch bitte verhandlungsbereit
zu zeigen. Daraufhin wurden die Barrikaden weggeräumt,
und Serbien wurde der Kandidatenstatus verliehen. Da-
nach wurden die Barrikaden wieder aufgebaut.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, aus dieser Erfah-
rung heraus sage ich: Ankündigungen genügen nicht
mehr. Deshalb sollten alle die Zeit nutzen. Wir wollen
sehen, dass es die Beteiligten ernst meinen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ein Serbienkenner der Stiftung Wissenschaft und
Politik, der nicht gerade im Verdacht steht, ein Freund
der Kosovaren zu sein, hat dieser Tage öffentlich und
deutlich gewarnt: Die Implementierung des so gelobten
Abkommens könnte gar zu Gewalt und Toten führen,
weil Radikale im Norden Kosovos gewaltsam gegen
eine Implementierung des Abkommens vorgehen wür-
den. Dabei wären, so die deutliche Warnung, unschul-
dige Zivilisten, aber auch KFOR-Soldaten in unmittel-
barer Gefahr.

Das überrascht überhaupt nicht. Seit Jahren blockie-
ren Radikale, Nationalisten und organisierte Kriminalität
die Bewegungsfreiheit von KFOR und EULEX im Nor-
den Kosovos. Es bleiben angespannte Zeiten zwischen
Serbien und Kosovo. In beiden Ländern sind die politi-
schen Eliten – gelinde ausgedrückt – problematisch. Es
gibt in beiden Ländern – weit verbreitet – Korruption,
organisierte Kriminalität bis hin zu politischen Morden.
Zu oft gibt es keine Verfolgung dieser Straftaten; wenn
ja, dann geht es oft nach politischen Motiven und nicht
nach Prinzipien des Rechtsstaates.

Einen schlechten Ruf – auch das kann man nicht un-
erwähnt lassen – hat leider auch die EULEX im Kosovo.
Dazu hat sie selbst beigetragen. Dieses Versagen strahlt
inzwischen auch auf die EU ab. Die Autorität der EU vor
Ort sinkt. Die KFOR-Truppen sind in Wahrheit die ein-
zig wirkliche Autorität. Die Risiken sind also massiv,
und sie bleiben massiv, selbst wenn wir sie verschwei-
gen würden. Statt also zum falschen Zeitpunkt und viel
zu früh Hurra zu rufen, müssen wir unumkehrbare Ver-
einbarungen, vor allem von Serbien, fordern, damit die
Büchse der Pandora eben nicht aufgemacht wird, son-
dern ein für alle Mal geschlossen bleibt. Es darf keinen

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(C (D ersilschein geben, sondern wir stellen Bedingungen, ie erfüllbar sein müssen, aber die dann auch erfüllt weren müssen. Herr Ahtisaari, Friedensnobelpreisträger und derjeige, der das Abkommen im Kosovo zwischen Serbien nd Kosovo vor einigen Jahren ausgehandelt hat, hat geagt – ich zitiere –: Aber wir müssen sehr strikt sein. Wir dürfen niemandem erlauben beizutreten, der nicht alle nötigen Kriterien erfüllt. Wir sollten hier von früheren EUErweiterungen lernen. iebe Kolleginnen und Kollegen, Herr Ahtisaari hat cht. (Beifall des Abg. Klaus-Peter Willsch [CDU/ CSU])


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir tun also gut daran, klare Ansagen zu machen:
ommt nach Europa; denn ihr gehört zu Europa. Aber

ntscheidet euch für Europa! Macht unumkehrbar
chluss mit der unseligen nationalistischen Vergangen-
eit! Und zeigt auch, dass es nicht um das Geld der EU
eht, sondern dass die Ideale wichtig sind!

Denn man muss sich vorstellen: Ein fast bankrottes
and wie Serbien, das bisher über 2 Milliarden Euro an
eutschen Steuergeldern erhalten hat, finanziert in einem
achbarland illegale Strukturen mit bis zu 360 Millio-
en Euro, und zwar jährlich. Niemand darf sich täu-
chen: Wenn dieser Konfliktherd weiter schwelen wird,
ann er sich noch einmal und mit viel Gewalt entzünden.

Für uns muss gelten: Safety first. Die EU darf den
rößten Konfliktherd in Europa nicht länger kleinreden.
s darf nicht länger sein, dass um des lieben Friedens in-
erhalb der EU willen faule Kompromisse gemacht wer-
en. Ziel ist ein dauerhafter Frieden auf dem Balkan. So-
nge der Frieden nicht stabil ist, bleiben KFOR und Co.
der Verantwortung. Das tun sie seit 14 Jahren.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724620000

Kollege Brand, achten Sie bitte auf die Zeit.


Michael Brand (CDU):
Rede ID: ID1724620100

Dafür danken wir den Soldatinnen und Soldaten, und

or allen Dingen wünschen wir unseren Soldaten eine
lückliche Hand, die sichere Rückkehr und Gottes Segen
ei ihrer wichtigen Aufgabe.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724620200

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Auswärti-
en Ausschusses auf Drucksache 17/13955 zu dem An-
ag der Bundesregierung zur Fortsetzung der deutschen
eteiligung an der internationalen Sicherheitspräsenz im





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)

Kosovo. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf
Drucksache 17/13661 anzunehmen. Wir stimmen über
diese Beschlussempfehlung namentlich ab.

Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die
vorgesehenen Plätze einzunehmen, und möchte Sie un-
terrichten, dass mir eine Erklärung nach § 31 unserer
Geschäftsordnung des Kollegen Hans-Christian Ströbele
vorliegt. Wir nehmen diese Erklärung entsprechend un-
seren Regeln zu Protokoll.1)

Sind alle Schriftführerinnen und Schriftführer an den
vorgesehenen Plätzen? – Das ist der Fall. Ich eröffne die
Abstimmung.

Ich mache darauf aufmerksam, dass wir gleich noch
zu weiteren Abstimmungen kommen.

Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, welches
seine Stimme nicht abgeben konnte? – Das ist nicht der
Fall. Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schrift-
führerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu
beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen
später bekannt gegeben.2)

Ich bitte diejenigen, die an den weiteren Verhandlun-
gen und insbesondere an den folgenden Abstimmungen
teilnehmen wollen, Platz zu nehmen, damit es dem Präsi-
dium möglich ist, die Abstimmungsergebnisse zweifels-
frei festzustellen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlie-
ßungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf
Drucksache 17/13962. Wer stimmt für diesen Entschlie-
ßungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält
sich? – Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen
der Koalitionsfraktionen und der Fraktion Die Linke ge-
gen die Stimmen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
bei Enthaltung der SPD-Fraktion abgelehnt.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 12 a bis 12 c auf:

a) Beratung der Antwort der Bundesregierung auf
die Große Anfrage der Abgeordneten Cornelia
Möhring, Diana Golze, Matthias W. Birkwald,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Hilfe und Unterstützung für alle Opfer von
häuslicher Gewalt nach dem Gewaltschutzge-
setz

– Drucksachen 17/5069, 17/6685 –

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend (13. Ausschuss) zu dem An-
trag der Abgeordneten Monika Lazar, Ekin
Deligöz, Katja Dörner, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Effektive Unterstützung und Schutz bei Ge-
walt gegen Frauen gewährleisten

– Drucksachen 17/12850, 17/13960 –

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1) Anlage 2
2) Ergebnis Seite 31375 C

(C (D Berichterstattung: Abgeordnete Elisabeth Winkelmeier-Becker Marlene Rupprecht Sibylle Laurischk Cornelia Möhring Monika Lazar c)

richts des Ausschusses für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend (13. Ausschuss)


(Tuchen bach)

Abgeordneter und der Fraktion der SPD
Frauenhäuser ausreichend zur Verfügung
stellen und deren Finanzierung sichern

– zu dem Antrag der Abgeordneten Monika
Lazar, Ekin Deligöz, Josef Philip Winkler,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Grundrechte schützen – Frauenhäuser sichern

– Drucksachen 17/1409, 17/259, 17/2070 Buch-
staben a und c –
Berichterstattung:
Abgeordnete Elisabeth Winkelmeier-Becker 
Marlene Rupprecht (Tuchenbach)
Nicole Bracht-Bendt 
Cornelia Möhring 
Monika Lazar

Die Fraktion Die Linke hat zu der Antwort auf ihre
roße Anfrage einen Entschließungsantrag eingebracht.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die

ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
örn Wunderlich für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Jörn Wunderlich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724620300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der

urch die Bundesregierung in Auftrag gegebene Lagebe-
cht zur Situation des Schutz- und Hilfesystems bei Ge-
alt gegen Frauen hat gezeigt, in welch desolatem Zu-

tand sich dieses zum Teil befindet, bezogen sowohl auf
trukturen als auch auf Ressourcen. In der Anhörung im
ezember des letzten Jahres wurde dieses Fazit durch
ie Vertreterinnen der Schutz- und Hilfseinrichtungen
ntermauert.

In der Antwort auf die Große Anfrage zum Gewalt-
chutzgesetz hat die Bundesregierung darauf verwiesen,
ass sie auf der Basis einer Bestandsaufnahme zur Lage
es Hilfesystems bei häuslicher Gewalt beurteilen wird,
b und wie für alle gewaltbetroffenen Frauen eine ange-
essene Versorgung sicherzustellen ist. Trotz des Resul-
ts des Lageberichts wie auch der Anhörung hat die
undesregierung bis heute nicht gehandelt.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, traurig!)


Traurig, aber wahr.





Jörn Wunderlich


(A) )


)(B)

In ihrer Stellungnahme zum Lagebericht stellt die
Bundesregierung selbst fest, dass es ein struktureller
Nachteil sei – jetzt zitiere ich –, „dass die leistungsrecht-
liche Verortung der Hilfen für gewaltbetroffene Frauen
zur Zeit überwiegend über Normen des Sozialrechts er-
folgt … und nicht auf den individuellen Hilfebedarf bei
Gewalterfahrungen“ zugeschnitten ist. In der Praxis
sieht die Bundesregierung allerdings dennoch keinen
Handlungsbedarf.

In den letzten Jahren wurde immer wieder auf die fa-
tale Situation sowohl der betroffenen Frauen als auch der
Frauenhausmitarbeiterinnen hingewiesen, in welche
diese durch die Tagessatzfinanzierung kommen. Es gibt
bürokratische Hürden ohne Ende, und sie werden nicht
abgebaut. Ich zitiere die Leiterin der Zentralen Informa-
tionsstelle Autonomer Frauenhäuser, Frau Eva Risse,
mit einer Antwort aus der Anhörung:

Ich kann Ihnen einmal darstellen, welche Unterla-
gen man für einen Arbeitslosengeld-II-Antrag be-
nötigt:


(Unruhe)


– Vielleicht sollten die Kollegen, die sich mit Anträgen
zu Frauenhäusern nicht so gut auskennen, einmal zuhö-
ren; das ist nämlich hochinteressant.


(Beifall bei der LINKEN)


Man braucht den Hauptantrag, die Anlage EK, die
Anlage Kl, die Anlage UH 1, die Anlage UH 2, die
Anlage VM, eventuell die Anlage BB, die Anlage
KDU, die Anlage Vermittlung, den Bewerbungsbo-
gen Teil 1 und 2, die Kontoauszüge der letzten drei
Monate, die Anmeldung, den Sozialversicherungs-
ausweis, den Nachweis über die Krankenversiche-
rung, den Pass oder Personalausweis, Nachweise
über Kontoeröffnung, über Einkommen und Ver-
mögen, einen Nachweis über die Beantragung von
Kindergeld, UVG-Leistungen,

– Unterhaltsvorschussgesetz-Leistungen –

Unterhaltsansprüche müssen geltend gemacht wer-
den, Elterngeld muss beantragt werden und, wenn
man einen Anspruch auf BAföG oder Arbeitslosen-
geld I haben könnte, die entsprechenden Ableh-
nungsbescheide.

Alle diese Unterlagen müssen für jede einzelne Frau
und deren Kinder ausgefüllt, zum Amt gebracht und
beschieden werden. Vielleicht haben Sie jetzt eine Vor-
stellung von dem bürokratischen Aufwand, dem die
Frauenhausmitarbeiterinnen und die betroffenen Frauen
ausgesetzt sind. Aber Sie sehen ja keinen Handlungsbe-
darf. Das Interesse hier ist auch mal wieder einzigartig.

Das Einzige, was die Bundesregierung in dieser
Wahlperiode für die von Gewalt betroffenen Frauen mit
Anlaufschwierigkeiten auf den Weg gebracht hat, ist das
bundesweite kostenlose Hilfetelefon. Das ist – das muss
man zugestehen – eine gute Sache.

Auf der Pressekonferenz am 3. Juni verkündete un-
sere Familienministerin Schröder – auch nicht da! –,
„dass das Hilfetelefon die in das Angebot gesetzten Er-

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(C (D artungen erfüllt“. Bis zum Stichtag 29. Mai seien im chnitt 220 Anrufe täglich eingegangen; sie hoffe, dass s noch mehr werden. Nun hoffen wir auch, dass sich mehr Frauen an dieses ilfetelefon wenden, zum Hörer greifen und ihre Not ituation schildern. Aber was folgt dann? Es soll doch eitervermittelt werden. Was wollen Sie als Regierung achen, wenn dieses Angebot tatsächlich mehr Frauen rreicht und dazu bringt, Hilfe zu suchen? Das Schutznd Hilfesystem kann doch schon jetzt nicht alle Frauen uffangen. Wie sollen denn dann die erhöhten Zahlen urch die Frauenhäuser bewältigt werden? Was soll aus iesen Frauen werden? Handeln Sie endlich! Geben Sie on Gewalt betroffenen Frauen endlich einen Rechtsanpruch auf Schutz und Hilfe, also einen gesetzlich veranerten Anspruch! orgen Sie dafür, dass diesen Frauen und ihren Kindern icher, schnell, unbürokratisch und bedarfsgerecht chutz und qualifizierte Hilfe zuteilwird! Erarbeiten Sie ndlich einen nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung on Gewalt gegen Frauen, der diesen Namen auch wirkch verdient! Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat die Kollegin Dorothee Bär für die nionsfraktion. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Gute Frau!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724620400


Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1724620500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine sehr geehrten Damen und Herren! Für die Regie-
ng können wir feststellen, dass der Bund in den letzten

ier Jahren überall da, wo er Verantwortung übernehmen
onnte, dies auch getan hat. Diese Bundesregierung hat
ei der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen also sehr
iel erreicht.

Was Sie so lapidar als einzige Maßnahme abtun, das
uss man wirklich noch einmal herausstellen. Seit dem

. März 2013 haben wir das Hilfetelefon für von Gewalt
etroffene Frauen. Wir haben das so eingerichtet, dass es
irklich für jede einzelne Frau, die sich dahin wendet,
nktionieren wird. Wir haben eine bundesweit einheitli-

he Rufnummer geschaltet. Unter der Rufnummer
8000 116 016 kann man anrufen und bekommt kosten-
s, anonym und vertraulich Rat durch erfahrene Fach-

räfte.

Das Wichtigste für uns war dabei, dass jede Frau, die
ich dahin wendet, egal ob sie der deutschen Sprache
ächtig ist oder nicht, Hilfe bekommt. Es stehen näm-
ch Dolmetscherinnen zur Verfügung, die am Telefon
eitnah zugeschaltet werden können.

Für uns ist dieses Hilfetelefon die erste wichtige ano-
yme Anlaufstelle. Sie hat Lotsenfunktion mit Blick auf





Dorothee Bär


(A) )


)(B)

die Erstberatung. Es geht darum, dass eine Frau, egal wo
im Bundesgebiet sie wohnt, Hilfe bekommt und erfährt,
wohin sie sich wenden kann. Deswegen sollen Betrof-
fene informiert, auf die Unterstützungseinrichtungen vor
Ort hingewiesen und gegebenenfalls auch dorthin ver-
mittelt werden.

Es reicht nicht aus, eine Einrichtung zu schaffen. Es
ist wichtig, dass man sie auch bekannt macht. Wir haben
also eine bundesweite Kampagne gestartet, um das Tele-
fon bekannt zu machen und um allen Frauen nahezubrin-
gen, dass Gewalt gegen Frauen nicht toleriert wird, dass
es Hilfe gibt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es gibt eine Zwischenbilanz. Man kann sich natürlich
darüber streiten, ob es gut ist, dass sich viele an Stellen
wie das Hilfetelefon wenden, oder ob das schlecht ist.
Aber die Zwischenbilanz hat ergeben, dass es bei dem
Hilfetelefon innerhalb der ersten zwölf Wochen fast
19 000 Anrufe gab. Das sind mehr als 220 Anrufe täg-
lich. Auf der einen Seite macht dies deutlich, dass das
Angebot gut angenommen wird. Auf der anderen Seite
wäre es schön, wenn es keinen einzigen Anruf gäbe, weil
keiner notwendig wäre. Aber es sind nun einmal fast
19 000 Anrufe eingegangen, und wir versuchen, den Be-
troffenen mithilfe dieses Angebots individuell zu helfen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir haben weiterhin – auch das ist dieser Bundesre-
gierung zu verdanken – einen eigenständigen Straftatbe-
stand für weibliche Genitalverstümmelungen geschaf-
fen. Die Nichtregierungsorganisation Terre des Femmes
schätzt, dass in Deutschland ungefähr 24 000 Frauen von
Genitalverstümmelungen betroffen sind. Aktuell sind
immer noch 6 000 Frauen und Mädchen davon bedroht.
Die körperlichen und psychischen Folgen sind immens.
Deswegen wollen wir eine weitere Schärfung des Un-
rechtsbewusstseins der Öffentlichkeit. Es soll ein deutli-
ches Signal an die betroffenen Frauen sein, dass wir auf
ihrer Seite stehen, indem wir dieses Verbrechen als ein
solches benennen, und auch die Eltern der gefährdeten
Mädchen sollen wissen, dass die deutsche Gesellschaft
hier nicht wegschaut. Auch das ist dieser Koalition zu
verdanken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Weiterhin trat am 1. Juli 2011 das Gesetz zur Be-
kämpfung der Zwangsheirat in Kraft. Auch damit wollen
wir betroffenen Frauen durch Regelungen helfen.

Wir haben außerdem einen Gesetzentwurf auf den
Weg gebracht, der es ermöglicht, dass Bordelle besser
kontrolliert werden, um Zwangsprostitution und Men-
schenhandel einzudämmen. Damit korrigieren wir die
unerträglichen Auswüchse des von Rot-Grün 2001 be-
schlossenen Prostitutionsgesetzes.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es wird nicht besser, wenn man das immer wieder wiederholt!)


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(C (D enn es ist eine naive Annahme, dass alle Prostituierten elbstbestimmte Sexarbeiterinnen sind. Leider Gottes aben wir in Deutschland die Situation, dass jede Pomesbude besser kontrolliert wird als die Bordelle. eswegen kann man sagen: Manchmal ist gut gemeint och lange nicht gut. Rot-Grün hat Deutschland leider ottes zu einem Paradies für Zuhälter und Menschenändler gemacht. (Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Grober Unfug! – Marlene Rupprecht [Tuchenbach] [SPD]: Das ist unverschämt! Das ist unerhört! – Bettina Hagedorn [SPD]: Unglaublich! Stammtischgerede!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


em setzen wir jetzt an dieser Stelle ein Ende.

Zuletzt sei der Frauenhausbericht der Bundesregie-
ng erwähnt. Es ist die erste umfassende sozialwissen-

chaftliche Untersuchung, die aufzeigt, was Frauenhäu-
er und Frauenberatungsstellen alles leisten. Für viele
rauen und ihre Kinder ist die Flucht in ein solches
rauenhaus der letzte Ausweg. Frauen können zum Bei-
piel auch in einer Region, in der sie nicht leben, in ein
rauenhaus gehen.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Die kann noch nicht mal zwischen Exekutive und Legislative unterscheiden!)


eswegen möchte ich meine heutige Rede auch dazu
utzen, allen, die dort hauptberuflich, aber auch jenen,
ie dort ehrenamtlich arbeiten, ein herzliches Danke-
chön für ihre Arbeit in den Frauenhäusern in Deutsch-
nd auszusprechen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Es gibt in den Ländern unterschiedliche Situationen.
as ist – leider – richtig, weil nicht alle Bundesländer ih-
r Verantwortung gerecht werden. Manche Bundeslän-

er, wie Bayern, haben zusätzliche finanzielle Unterstüt-
ung auf den Weg gebracht. So wurde 2009 in Bayern
r die Frauenhäuser eine Erhöhung der staatlichen Zu-

chüsse um 13 Prozent durch das Land beschlossen. Lei-
er kommt das Geld nicht immer an der richtigen Stelle
n, weil man bei manchen Kommunen nicht immer ge-
illt ist, eine durch das Land bewilligte höhere Förde-
ng weiterzugeben. Aber die Hauptverantwortung der

inanzierung liegt nicht beim Bund. Deswegen enthält
er Bericht zur Situation der Frauenhäuser auch weitere
aßnahmen auf Bundesebene.

Wir nehmen unsere Verantwortung in allen Politikfel-
ern sehr ernst. Für uns ist diese Politik, die sich mit der
ewalt gegen Frauen beschäftigt, nicht nur eine Politik,
ie in unserem Ausschuss und in unserem Ministerium
ngesiedelt ist. Deswegen möchte ich mich – das ist
ein letzter Satz – ganz herzlich bei der Staatsministerin
Auswärtigen Amt, Frau Cornelia Pieper, bedanken,

ie am 28. Juni um 10 Uhr zu einer Podiumsdiskussion
it herausragenden, weltweit engagierten Frauen zum
hema „Gewalt gegen Frauen – gelebte und geduldete
irklichkeit?“ in das Auswärtige Amt einlädt, weil es
r sie gerade auch in der Außenpolitik ein wichtiges





Dorothee Bär


(A) )


)(B)

Dirk Fischer (Hamburg)


(Karlsruhe Land)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Michael Frieser
Erich G. Fritz
Dr. Michael Fuchs

Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster

(Villingen Schw.)

Volker Kauder
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Eckart von Klaeden

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Dieter Stier
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Karin Strenz
Thomas Strobl (Heilbronn)

Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Hartwig Fischer (Göttingen) Dr. Egon Jüttner Michaela Noll Christian Freiherr von Stetten
Thema ist. Deswegen, sehr gee
rin, ein herzliches Dankeschön
Hand in Hand kämpfen.

Vielen Dank!


(Beifall bei der CDU/C Vizepräsidentin Petra Pau Bevor wir die Debatte fortse von den Schriftführerinnen und Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 553; davon ja: 495 nein: 50 enthalten: 8 Ja CDU/CSU Peter Aumer Dorothee Bär Thomas Bareiß Norbert Barthle Günter Baumann Ernst-Reinhard Beck Manfred Behrens Veronika Bellmann Dr. Christoph Bergner Peter Beyer Steffen Bilger Peter Bleser Dr. Maria Böhmer Wolfgang Bosbach Klaus Brähmig Michael Brand Dr. Reinhard Brandl Helmut Brandt Dr. Ralf Brauksiepe Dr. Helge Braun Heike Brehmer Ralph Brinkhaus Cajus Caesar Gitta Connemann Alexander Dobrindt Thomas Dörflinger Marie-Luise Dött Dr. Thomas Feist Enak Ferlemann Ingrid Fischbach H A In D N A E M Jo P D U R H M M M M O F D Jü G D H M U F R M A E C R K F Jo A H T D D A hrte Frau Staatsministe, dass Sie hier mit uns SU und der FDP)


(Reutlingen)


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tzen, gebe ich Ihnen das
Schriftführern ermittelte

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r. Michael Meister
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r. Philipp Murmann

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Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)

Arnold Vaatz
Volkmar Vogel (Kleinsaara)

Stefanie Vogelsang
Andrea Astrid Voßhoff
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg (Hamburg)

Peter Weiß (Emmendingen)

Sabine Weiss (Wesel I)

Ingo Wellenreuther
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth Winkelmeier-

Becker
Dagmar G. Wöhrl
Dr. Matthias Zimmer
Wolfgang Zöller
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SPD

Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heinz-Joachim Barchmann
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Sören Bartol
Bärbel Bas
Sabine Bätzing-Lichtenthäler
Uwe Beckmeyer
Lothar Binding (Heidelberg)

Gerd Bollmann
Klaus Brandner
Willi Brase
Bernhard Brinkmann


(Hildesheim)

Marco Bülow
Ulla Burchardt
Martin Burkert
Petra Crone
Dr. Peter Danckert
Martin Dörmann
Elvira Drobinski-Weiß
Sebastian Edathy
Ingo Egloff
Siegmund Ehrmann
Dr. h.c. Gernot Erler
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Elke Ferner
Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
Dagmar Freitag
Michael Gerdes
Martin Gerster
Iris Gleicke
Günter Gloser
Ulrike Gottschalck
Angelika Graf (Rosenheim)

Kerstin Griese
Gabriele Groneberg
Michael Groß
Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Klaus Hagemann
Michael Hartmann


(Wackernheim)


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r. Barbara Hendricks
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r. Eva Högl
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liver Kaczmarek
hannes Kahrs
r. h.c. Susanne Kastner
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hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
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r. Wilhelm Priesmeier
lorian Pronold
r. Sascha Raabe
echthild Rawert

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r. Carola Reimann
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r. Ernst Dieter Rossmann
arin Roth (Esslingen)

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(Tuchenbach)

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(Schwandorf)

erner Schieder (Weiden)

lla Schmidt (Aachen)

arsten Schneider (Erfurt)

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iriam Gruß
achim Günther (Plauen)

r. Christel Happach-Kasan
anuel Höferlin

lke Hoff
irgit Homburger
einer Kamp
ichael Kauch
r. Lutz Knopek
ascal Kober
r. Heinrich L. Kolb
ebastian Körber
olger Krestel
atrick Kurth (Kyffhäuser)

einz Lanfermann
arald Leibrecht
abine Leutheusser-
Schnarrenberger

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(C (D ars Lindemann r. Martin Lindner ichael Link r. Erwin Lotter liver Luksic orst Meierhofer atrick Meinhardt abriele Molitor n Mücke etra Müller urkhardt Müller-Sönksen r. Martin Neumann irk Niebel ans-Joachim Otto ornelia Pieper isela Piltz rg von Polheim r. Christiane RatjenDamerau r. Birgit Reinemund agen Reinhold r. Peter Röhlinger r. Stefan Ruppert jörn Sänger rank Schäffler hristoph Schnurr mmy Schulz arina Schuster r. Erik Schweickert erner Simmling r. Hermann Otto Solms achim Spatz orsten Staffeldt r. Rainer Stinner tephan Thomae anfred Todtenhausen r. Florian Toncar erkan Tören hannes Vogel r. Daniel Volk r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN erstin Andreae arieluise Beck olker Beck ornelia Behm gnes Brugger iola von Cramon-Taubadel kin Deligöz atja Dörner ans-Josef Fell r. Thomas Gambke ai Gehring atrin Göring-Eckardt ritta Haßelmann ettina Herlitzius riska Hinz r. Anton Hofreiter ärbel Höhn grid Hönlinger Vizepräsidentin Petra Pau )


(Lausitz)


(Frankfurt)


(Lüdenscheid)





(A) )

Marlene Rupprecht (Tuche
Frau Präsidentin! Kolleginne

sem Tagesordnungspunkt beha
Anfrage der Linken zum Them
zung für alle Opfer von häuslich
waltschutzgesetz“, b) die Besch
Bericht des Ausschusses für F
und Jugend zum Antrag der Gr
fektive Unterstützung und Sc
Frauen gewährleisten“ und c) d
und den Bericht des Ausschuss
Frauen und Jugend zum Antrag
„Frauenhäuser ausreichend zu
deren Finanzierung sichern“ un
mit dem Titel „Grundrechte sch
chern“. Das ist das Thema diese

Wenn wir über das Thema
chen wollen, dann hätten wir d
auf die Tagesordnung gesetzt; d
genügend Raum ein.


(Beifall bei der SPD – Mo NIS 90/DIE GRÜNEN]: D der nächsten Sitzungswoch Ich finde es nicht gut, wenn ein sondert betrachtet werden muss nbach)

n und Kollegen! Bei die-
ndeln wir a) die Große
a „Hilfe und Unterstüt-
er Gewalt nach dem Ge-
lussempfehlung und den
amilie, Senioren, Frauen
ünen mit dem Titel „Ef-
hutz bei Gewalt gegen
ie Beschlussempfehlung
es für Familie, Senioren,
der SPD mit dem Titel

r Verfügung stellen und
d zum Antrag der Grünen
ützen – Frauenhäuser si-
r Debatte.

Prostitution hätten spre-
azu einen eigenen Punkt
enn dieses Thema nimmt

nika Lazar [BÜND-
arüber reden wir in
e noch mal!)

anderes Thema, das ge-
, mit dem Thema Frauen-

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(Beifall bei der SPD und DIE GRÜNEN sowie be CDU/CSU, der FDP und d ermischen Sie also bitte nicht rauen nicht gut, und das tut vo (Dorothee Bär [CDU/CSU weh, die Wahrhei Eines möchte ich gerne sage hemen an bestimmten Punkt ürfen wir nicht lockerlassen. mer wieder darüber reden. A aben wir hier noch am 16. Ma Wir haben in der Vergangen üssen uns wahrlich nicht ve esuch des PACE-Generalberic ota haben wir vorgetragen, wa aben. Wir müssen uns, wie g as gilt für alle in diesem Haus en haben. Das gilt auch für die inisterium, die sich seit Jahre hema beschäftigt. Deswegen ist es umso unvers inem Punkt nicht schaffen, vor anzierung von Frauenhäusern. dem BÜNDNIS 90/ i Abgeordneten der er LINKEN)


die Themen! Das tut den
r allem uns nicht gut.

]: Ach! Es tut nur
t zu hören!)

n: Wenn wir bei manchen
en nicht vorankommen,
Es ist wichtig, dass wir
uch über dieses Thema

i dieses Jahres diskutiert.

heit sehr viel getan. Wir
rstecken. Beim heutigen
hterstatters José Mendes
s wir alles unternommen
esagt, nicht verstecken.
e, die mit dazu beigetra-
zuständige Abteilung im
n hartnäckig mit diesem

tändlicher, dass wir es in
anzukommen: bei der Fi-
Wir wissen, dass dieses
Thilo Hoppe
Uwe Kekeritz
Katja Keul
Susanne Kieckbusch
Memet Kilic
Sven-Christian Kindler
Maria Klein-Schmeink
Ute Koczy
Tom Koenigs
Oliver Krischer
Agnes Krumwiede
Stephan Kühn
Markus Kurth
Undine Kurth (Quedlinburg)

Dr. Tobias Lindner
Nicole Maisch
Jerzy Montag
Dr. Konstantin von Notz
Omid Nouripour
Friedrich Ostendorff
Dr. Hermann E. Ott
Brigitte Pothmer
Claudia Roth (Augsburg)

Krista Sager
Elisabeth Scharfenberg
Dr. Gerhard Schick
Dr. Frithjof Schmidt
Ulrich Schneider
Dorothea Steiner

Dr. Wolfgang Strengmann-
Kuhn

Dr. Harald Terpe
Markus Tressel
Jürgen Trittin
Daniela Wagner
Beate Walter-Rosenheimer
Arfst Wagner (Schleswig)

Wolfgang Wieland
Dr. Valerie Wilms
Josef Philip Winkler

Nein

DIE LINKE

Agnes Alpers
Dr. Dietmar Bartsch
Herbert Behrens
Karin Binder
Matthias W. Birkwald
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Heidrun Dittrich
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Annette Groth
Dr. Gregor Gysi

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Wir fahren in der Debatte zum Tagesordnungs-
punkt 12 fort. Das Wort hat die Kollegin Marlene
Rupprecht für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D eike Hänsel r. Rosemarie Hein ge Höger r. Barbara Höll ndrej Hunko lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen arald Koch abine Leidig ichael Leutert lla Lötzer r. Gesine Lötzsch homas Lutze lrich Maurer orothée Menzner iema Movassat etra Pau ichard Pitterle grid Remmers aul Schäfer r. Ilja Seifert athrin Senger-Schäfer r. Petra Sitte abine Stüber lexander Süßmair r. Kirsten Tackmann rank Tempel lexander Ulrich athrin Vogler hanna Voß Halina Wawzyniak Harald Weinberg Katrin Werner Jörn Wunderlich Sabine Zimmermann fraktionsloser Abgeordneter Wolfgang Nešković Enthalten SPD Klaus Barthel Petra Hinz FDP Dr. h.c. Jürgen Koppelin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Sylvia Kotting-Uhl Monika Lazar Beate Müller-Gemmeke Lisa Paus Hans-Christian Ströbele äuser vermischt wird. Manche Frauen, die ein Frauenaus aufsuchen bzw. dort Zuflucht suchen, kommen ielleicht aus der Prostitution; das kann sein. Aber diese rauen sind nicht die Hauptzielgruppe, wenn es um rauenhäuser geht. Marlene Rupprecht )





(A) )

Vorhaben verfassungsrechtlich problematisch ist, weil es
Bund-Länder-Kollisionen gibt. Aber es muss doch mög-
lich sein, dass wir uns einigen. Dieses Thema gehört zur
öffentlichen sozialen Daseinsvorsorge, genauso wie die
Wasserversorgung in einer Gemeinde und die Kinderbe-
treuung auf kommunaler Ebene. All das betrifft die öf-
fentliche soziale Daseinsvorsorge. Wir brauchen auch
den Schutz vor Gewalt. Es ist ein Menschenrecht, Schutz
vor Gewalt zu gewährleisten.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Frauen misshandelt werden und wir dies zulassen,
ist sogar ein Straftatbestand erfüllt.

Ich denke, unsere Ziele sind die gleichen: Wir wollen
schnelle, unbürokratische und bedarfsgerechte Hilfe für
alle von Gewalt betroffenen Frauen und ihre Kinder.
Diese Hilfe muss barrierefrei zugänglich sein und in ge-
eigneten Räumlichkeiten angeboten werden. Das gibt es
allerdings nicht zum Nulltarif. Die Finanzierung muss
gesichert sein, damit die Mitarbeiterinnen der Frauen-
häuser nicht Tag um Tag bangen müssen, ob es im
nächsten Monat weitergeht oder nicht.


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Genau!)


Für diese Sicherheit müssen wir Politiker, die wir die
Entscheidungen treffen, sorgen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es gibt eine zweite Baustelle, bei der wir nicht voran-
gekommen sind: die Ratifizierung der Istanbul-Konven-
tion des Europarates. In dieser Konvention ist exakt be-
schrieben, was wir zum Schutz der Frauen vor
häuslicher Gewalt tun müssen. Wir müssen uns bei die-
sem Thema aber nicht verstecken. Vielmehr sollten wir
deutlich machen, was wir alles getan haben. So haben
wir zum Beispiel einen ersten und zweiten Aktionsplan
auf den Weg gebracht. Wir haben im Laufe der Jahre
durch kontinuierliche Befassung mit diesem Thema vie-
les erreicht. Allerdings frage ich mich: Wann ratifizieren
wir endlich diese Konvention? Damit würden wir auch
auf europäischer Ebene ein Zeichen setzen, nämlich das
Zeichen, dass wir vorneweg marschieren und nicht hin-
terherhüpfen.


(Beifall bei der SPD)


Ich denke, es ist wichtig, dass wir im nächsten Parla-
ment Abgeordnete haben, die gerade auch bei schwieri-
gen Themen die Zusammenarbeit über Fraktionsgrenzen
hinweg suchen, damit sich etwas bewegt. Sonst bewegt
sich nämlich nichts.

Wir führen heute die Debatte zu einer prominenten
Zeit: Es ist jetzt 18.59 Uhr. Wir haben auch schon zu
späteren Zeiten debattiert oder gar nicht debattiert und
die Reden zu Protokoll gegeben. Ich wünsche mir kämp-
ferische Kolleginnen und Kollegen, die sich wirklich um
dieses Thema kümmern; denn wir sind dabei noch nicht
am Ziel.

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(C (D Ich wünsche mir aber auch – wenn ich einen Wunschatalog anbringen darf – eine Entschleunigung von olitik: dass wir uns für Gesetze Zeit lassen. Außerdem ollten wir beispielsweise die Umsetzung einer EUichtlinie zum Menschenhandel oder zum Kinderhandel icht dazu nutzen, etwas, was vor zehn oder elf Jahren emacht wurde, zu ändern, ohne dass der dazugehörige ericht vorgelegt wird. Wenn man Entscheidungen trifft der später eine Revision durchführt, dann sollte man as Wissen, das man erarbeitet hat – Deutschland ist eltmeister im Erforschen –, einfach auch nutzen. Der erste Schritt ist also, Berichte vorzulegen. Dann ann dieses Parlament zukünftig fachund sachgerecht däquate Entscheidungen unter Einbeziehung der Beoffenen treffen. Das wünsche ich mir, das wünsche ich nen, den Kolleginnen und Kollegen. Ich hoffe, dass Sie, meine Kolleginnen und Kollegen, der 18. Legislaturperiode, in der ich dem Bundestag icht mehr angehören werde, genug Mut aufbringen, um ies gemeinsam voranzubringen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724620600

Das Wort hat die Kollegin Sibylle Laurischk für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Sibylle Laurischk (FDP):
Rede ID: ID1724620700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

berschrift der heutigen Debatte lautet: Unterstützung
r Opfer häuslicher Gewalt. Dazu liegt eine Vielzahl

on Anträgen vor. Über allem steht natürlich das Thema
rauenhaus.

Als ich vor elf Jahren in den Bundestag gewählt
urde, war „Gewalt gegen Frauen, familiäre Gewalt“
ein Thema, weil ich es als Anwältin vielfältig bearbei-
t habe. Mein Impuls war immer, in diesem Bereich zu

rbeiten. Ich stellte zu Beginn meiner Abgeordnetentä-
gkeit fest, dass sich der Bundestag damals im Jahr 2003
0 Jahre lang nicht mit dem Thema beschäftigt hatte; der
tzte Bericht stammte aus dem Jahr 1983.

Gemessen daran, haben wir in den vergangenen Jah-
n doch sehr viel gemacht, und zwar durchaus auch
aktionsübergreifend. Meine Fraktion und ich haben uns
nge Zeit aus der Opposition heraus mit der Frauen-
ausfinanzierung befasst; wir haben Anhörungen durch-
eführt und uns an der Frage der verfassungsmäßigen
uständigkeit abgearbeitet. Leider ist es in den verschie-
enen Legislaturperioden so gewesen – es ist nach wie
or so –, dass es in diesem Haus keine entsprechende
ehrheit für eine Zuständigkeit des Bundes für die Frau-

nhausfinanzierung zu geben scheint. Um daran etwas
u ändern, müsste die Verfassung geändert werden. Das
t nicht so einfach.





Sibylle Laurischk


(A) )


)(B)

Dennoch haben wir das Thema „Häusliche Gewalt,
Gewalt in der Familie“ sehr ernst genommen und an ei-
ner Lösung der Probleme gearbeitet. Wir haben ein
Bundeskinderschutzgesetz auf den Weg gebracht, wir
haben den Einsatz von Familienhebammen ermöglicht,
die dafür sorgen, dass Familien, die sich in einer schwie-
rigen, stressigen, vielleicht auch gewaltbesetzten Situa-
tion befinden, lernen, gerade mit ihren kleinen Kindern
gut umzugehen. Ich denke, das sind flankierende Maß-
nahmen, die im Kampf gegen familiäre Gewalt notwen-
dig sind. Es sind die flankierenden Maßnahmen, die ich
immer eingefordert habe. Dazu gehört also nicht nur die
Finanzierung von Frauenhäusern, sondern sehr viel
mehr.

Ebenso haben wir in dieser Legislatur auch das Hilfe-
telefon „Gewalt gegen Frauen“ auf den Weg gebracht.
Es stand im Koalitionsvertrag, und wir haben gesagt:
Das muss möglich sein, es muss finanziert werden kön-
nen. – Das haben wir hinbekommen. Auch da waren an-
fänglich durchaus Widerstände vorhanden; denn es ist
schon eine große Aufgabe, die das Ministerium zu stem-
men hat, wenn ein solches Projekt auf den Weg gebracht
werden soll.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Der Erfolg gibt uns recht. Wir haben bei diesem
Hilfetelefon darauf geachtet, dass es ein Angebot auch
für Migrantinnen ist. Gerade Frauen, die sich in
Deutschland noch nicht so gut auskennen, die sprachli-
che Defizite haben und die Schwierigkeiten haben, um
Hilfe nachzufragen, haben hier eine relativ einfache
Möglichkeit, unbürokratisch konkrete Hilfe vor Ort zu
finden, indem sie ihre Probleme in ihrer Sprache am
Telefon benennen können. Das Hilfetelefon wird schon
jetzt gut angenommen. In Zukunft wird es für die Arbeit
gegen strukturelle Gewalt in der Familie große Bedeu-
tung haben.

Darüber hinaus sind noch andere Tatbestände zu nen-
nen, die ausdrücklich unter Strafe gestellt werden, zum
Beispiel die Zwangsheirat und die Genitalverstümme-
lung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dadurch wird klar: Gewalt, in welcher Form auch im-
mer, wird in Deutschland nicht akzeptiert. Wenn Gewalt
ausgeübt wird, dann wird dies strafrechtlich verfolgt.

Ich komme nun auf die sehr spezielle Frage der ver-
traulichen Geburt zu sprechen, über die in der letzten
Woche hier im Bundestag aufgrund geschäftsordnungs-
technischer Mätzchen der Opposition leider nicht debat-
tiert werden konnte.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Was halten Sie von der Geschäftsordnung? Wie reden Sie über die Geschäftsordnung?)


Wir haben die gesetzlichen Grundlagen für die ver-
trauliche Geburt geschaffen. Wir bringen damit deutlich
zum Ausdruck: Wenn schwangere Frauen in großer Not
sind, eventuell unter familiärem Druck stehen, keine

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(C (D ufenthaltsgenehmigung haben und einfach nicht wisen, wie sie sich verhalten sollen, dann stehen ihnen ngebote zur Verfügung, damit sie ihr Kind in einem ge chützten Raum zur Welt bringen können. Dadurch ist uch der Schutz des Kindes gewährleistet; denn gerade nter der Überschrift „Opfer häuslicher Gewalt“ ist es ichtig, festzuhalten, dass es eben nicht nur um die rauen geht, sondern auch um die Kinder, die ebenso pfer und ebenso hilflos wie ihre Mütter sind. Es ist mir wichtig, an dieser Stelle darauf hinzuweien, dass die Thematik der vertraulichen Geburt vielicht nicht sehr viele Frauen betrifft, aber sie betrifft rauen in besonders großer Not. Für sie haben wir, die undesregierung und die Regierungskoalition, nun ein ngebot geschaffen, das sich sehen lassen kann. Wir müssen uns weiterhin mit dem Thema häusliche ewalt beschäftigen. Leider sind wir noch lange nicht m Ende. Dass sich dieses Problem nie ganz lösen lässt, as sei dahingestellt. Wir haben das Unsere getan. Ich ünsche mir, dass der nächste Bundestag an diesem hema weiterarbeiten wird. Danke schön. Die nächste Rednerin ist für Bündnis 90/Die Grünen ie Kollegin Monika Lazar. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! h glaube, dass die Vorrednerinnen der Koalition ihre edezeit mit anderen Themen aufgefüllt haben, weil sie onst hätten zugeben müssen, dass sie in dieser Wahlpeode auf dem Gebiet der Finanzierung von Frauenhäuern viel zu wenig erreicht haben. Anders kann ich mir as nicht erklären. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724620800
Monika Lazar (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724620900

Ich kann die Wut des Kollegen Wunderlich durchaus
achvollziehen. Ich kann auch verstehen, warum Sie als
inksfraktion den Entschließungsantrag eingebracht
aben; denn es ist einfach so: Es ist zu wenig passiert.

Wir haben in den letzten Jahren häufig über diese
hematik diskutiert. Wir alle wissen genau: Oft ist unge-
lärt, wie die Finanzierung von Frauenhäusern sicherge-
tellt werden kann. Es ist schwierig, eine ausreichende
inanzierung hinzubekommen. Darin sind wir uns alle
inig.


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Die Kommunen sind zuständig!)


Natürlich sind die Kommunen und die Länder zustän-
ig, aber auch der Bund steht in der Pflicht; denn es ist
ine gesamtgesellschaftliche Aufgabe,


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)






Monika Lazar


(A) )


)(B)

den von Gewalt betroffenen Frauen und ihren Kindern
zu helfen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir wissen: Die rechtlichen und haushalterischen
Schwierigkeiten sind groß, aber: Wo ein Wille ist, ist
auch ein Weg. Allerdings scheint bei der Koalition kein
politischer Wille vorhanden zu sein, sonst wären wir
weitergekommen.


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Sie machen sich bei diesem Thema einen schlanken Fuß!)


Richtig ist: Das Hilfetelefon ist freigeschaltet. Ich
möchte daran erinnern, dass das Hilfetelefongesetz hier
einstimmig verabschiedet wurde. Wir haben das Vorha-
ben unterstützt, und wir finden es nach wie vor gut.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dagegen sagt auch niemand etwas. Aber was ist
– Kollege Wunderlich hat das schon angemerkt –, wenn
sich vermehrt Frauen melden? Die Erstberatung findet
statt; das ist gut. Aber was ist, wenn sie an die örtlichen
Strukturen verwiesen werden? Was ist, wenn das Frau-
enhaus sie nicht aufnehmen kann? Wenn die Beratungs-
stellen nicht jeden Tag offen haben, dann stehen die
Frauen womöglich vor verschlossener Tür und haben
das Nachsehen. Das kann es doch nicht sein.

In dieser Wahlperiode wurde der Bericht vorgelegt. In
dem Bericht wird dargelegt, dass das derzeitige Unter-
stützungsangebot unterfinanziert ist. Daher müssen wir
uns überlegen, was wir dagegen machen wollen. In der
Anhörung waren sich alle Sachverständigen einig: Es
muss etwas getan werden. Aber – das ist bitter – es gibt
keine Vorschläge der Koalition dazu. Das ist wirklich
sehr traurig.

Die Vorschläge der Opposition liegen vor. Wir haben
vor vier Wochen über unseren zweiten Antrag in dieser
Wahlperiode zu dieser Thematik beraten. Wir haben uns
genau überlegt, wie wir mit dieser schwierigen Situation
umgehen können. Zumindest hätte man zu diesem
Thema eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe, wie in unse-
rem Antrag vorgeschlagen, jetzt einrichten können, da-
mit alle an einen Tisch kommen und sagen: Jeder trägt
seinen Teil dazu bei; keiner muss alles finanzieren, aber
jeder muss sich beteiligen; denn niemand ist mit dem
Umstand, dass die Frauen unzureichend abgesichert
sind, zufrieden.

Heute liegen die Anträge zu dieser Thematik zur Ab-
stimmung vor. In der Opposition sind wir uns zum Glück
über die Richtung einig. Wir haben die Anträge mit
Absicht so lange Zeit im Verfahren gelassen. Wir haben
den Bericht abgewartet, und wir haben die Anhörung ab-
gewartet. Ich persönlich habe immer gedacht, dass noch
etwas passiert. Aber es ist leider nichts passiert, sodass
wir über die Anträge heute abschließend beraten.

Die Koalition hat leider nichts gemacht. Deshalb kann
ich nur sagen: Wir müssen auf die nächste Wahlperiode
setzen. Mit der Wahl werden sich die Mehrheitsverhält-
nisse ändern, und mit der neuen Bundesregierung wer-

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(C (D en wir auch diese Probleme lösen. Von daher machen ir in der nächsten Wahlperiode erfolgreich weiter. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie des Abg. Jörn Wunderlich [DIE LINKE] – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist doch einmal ein konstruktiver Ansatz! Sehr gut! So machen wir das!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724621000

Jetzt hat das Wort die Kollegin Nadine Schön für die

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Liebe Kollegin Lazar, da Sie es so dargestellt
aben, dass wir jetzt nicht über Ihren Antrag debattieren
ollten


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das habe ich nicht gesagt! Sie haben nur keine Lösung!)


nd deshalb unter diesem Tagesordnungspunkt verschie-
ene Themen ansprechen würden, muss ich sagen, dass
as schlicht falsch ist. Heute Abend gehen ungefähr
0 Punkte zu Protokoll. Wir können froh sein, dass wir
ber dieses Thema noch einmal so ausführlich reden
önnen.


(Katja Dörner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ändert nichts! – Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das habe ich doch nicht gesagt! Wir haben sehr viel geredet! Aber wir haben keine Lösung gefunden! Wir haben Vorschläge gemacht! Sie nicht!)


Ich bin froh, dass wir über den gesamten Themen-
omplex Gewalt gegen Frauen sprechen können; denn es
ind wirklich wichtige Themen dabei. Das wird deutlich,
enn man sich die Zahlen anschaut: Vier von zehn
rauen haben seit ihrem 16. Lebensjahr schon einmal
örperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Angesichts
essen finde ich es wichtig, dass wir über den ganzen
hemenkomplex sprechen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben das Thema Gewalt gegen Frauen in dieser
egislaturperiode zum Schwerpunktthema unserer Frau-
npolitik gemacht. Wir konnten einige Verbesserungen
r die Frauen erreichen.

Da ist zum einen das neu eingerichtete Hilfetelefon
ewalt gegen Frauen; es ist bereits erwähnt worden. Es
t seit März im Einsatz. Es kostet viele Millionen Euro,
ber das Geld ist, wie ich glaube, sehr gut angelegt. Das
elefon ist 24 Stunden am Tag besetzt und gebührenfrei.
ie Anruferin kann anonym bleiben. Die Berater spre-

hen mehrere Sprachen. Die Nummer 08000 116 016
ird mittlerweile an vielen Orten beworben. Ich habe sie





Nadine Schön (St. Wendel)



(A) )


)(B)

im Internet und auf verschiedenen Druckerzeugnissen
gesehen. Man kann sie zukünftig auf Türen von öffentli-
chen Toiletten lesen. Überall, wo Menschen sind, wird
auf diese Nummer hingewiesen. Das ist eine gute Sache.

Durch diese Nummer werden vor allem die Frauen er-
reicht, die von Gewalt betroffen sind, die aber vielleicht
aus kulturellen, aus persönlichen, aus körperlichen oder
sprachlichen Gründen eben nicht den Weg zu Beratungs-
stellen finden oder nicht direkt ins Frauenhaus gehen. Es
geht um Frauen mit Migrationshintergrund, um Frauen
mit Behinderung und durchaus auch um Opfer von
Zwangsprostitution. Das, was Frau Rupprecht über diese
Frauen gesagt hat, fand ich nicht angebracht. – Wo ist
Frau Rupprecht eigentlich?


(Caren Marks [SPD]: Hinter Ihnen!)


– Ach so, sie sitzt als Schriftführerin hinter mir.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Perspektive gewechselt!)


– Die Perspektive zu wechseln, kann manchmal nicht
schaden.


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Frau Rupprecht, ich fand es schade, dass Sie gesagt
haben, dass Opfer von Zwangsprostitution eigentlich
nicht zur Zielgruppe der Frauenhäuser gehören. Ich
finde, gerade Opfer von Zwangsprostitution gehören
durchaus zur Klientel der Frauenhäuser.


(Aydan Özoğuz [SPD]: Das hat sie so gar nicht gesagt! Die Verallgemeinerung ist nicht in Ordnung!)


Das Hilfetelefon ist eine wichtige Verbesserung. Eine
weitere Verbesserung ist, dass wir die Strafverfolgung
intensiviert haben. In der polizeilichen Grundausbildung
ist das Thema häusliche Gewalt mittlerweile fester Be-
standteil. Es gibt viele Fortbildungen in dem Bereich,
was sehr wichtig ist. Wir haben auch den rechtlichen
Schutz verbessert. Der Straftatbestand der Genitalver-
stümmelung ist schon erwähnt worden. Sie wird jetzt un-
ter Strafe gestellt. Auch die Zwangsheirat ist ein Straftat-
bestand und wird ebenfalls unter Strafe gestellt. Beides
sind wichtige Meilensteine, die in dieser Legislaturpe-
riode gesetzt wurden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir beraten aktuell das Gesetz zum Thema Men-
schenhandel und Zwangsprostitution. Es ist leider so,
dass wir in Deutschland diesbezüglich die laschesten
Gesetze haben und dass es in Deutschland die meisten
Prostituierten gibt. Wer die Reportage in der ARD am
Montag gesehen hat, der hat wirklich sehr eindrücklich
erfahren können, dass sich diese Frauen in problemati-
schen Situationen befinden. Das ist leider die Konse-
quenz aus der Liberalisierung, die 2002 unter Rot-Grün
beschlossen wurde. Ich weiß, dass es gute Absichten wa-
ren, die dahinterstanden, aber man muss der Realität ins
Auge sehen und erkennen, dass die Liberalisierung zu

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(C (D ntwicklungen geführt hat, die nicht gut sind. An einer erbesserung müssen wir gezielt arbeiten – auch im Inresse der Frauen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


In einem ersten Schritt wollen wir, dass die Bordelle
tärker kontrolliert werden


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein unzureichender Vorschlag!)


nd dass den Ordnungsämtern die Möglichkeit gegeben
ird, Auflagen und Einschränkungen zu machen und die
ontrollen zu verstärken. Für meine Fraktion muss ich

uch sagen: Das reicht uns noch nicht, hier müssen wir
och mehr tun. Auch im Aufenthaltsrecht und im Prosti-
tionsgesetz muss noch einiges getan werden.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Aufenthaltsrecht hätten Sie etwas machen sollen! Da wären wir bei Ihnen! Es ist aber nichts passiert!)


Auch die Länder stehen in der Verantwortung, etwa
enn es um die Flatrate-Bordelle geht. Da können die
änder ihren Beitrag zur Verbesserung der Situation der
rauen leisten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Schließlich noch ein Satz zu den Frauenhäusern. Frau
azar, Sie haben gesagt, es werde einen Wechsel in der
egierung geben. Selbst wenn das passiert, würden sich
ie Zuständigkeiten, die durch die Verfassung gegeben
ind, leider nicht ändern. Für die Frauenhäuser sind nun
inmal die Länder zuständig. Es ist eine schwierige Si-
ation, weil auch die Kommunen Geld geben und der
und über die Sozialgesetzgebung beteiligt ist. So haben
ir eine Mischzuständigkeit. Die führt – das ist leider

o – sehr oft zu Unsicherheiten und dazu, dass die Situa-
on der Frauenhäuser sehr unterschiedlich ist.

Ich bin skeptisch, ob das Problem durch eine reine
undeszuständigkeit gelöst werden kann.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darum geht es gar nicht!)


umindest finanziell geht es einigen Frauenhäusern sehr
ut. Ob es denen immer noch so gutgehen wird, wenn
er Bund dann alle über einen Kamm schert, weiß ich
icht. Klar ist, dass man hier Wege finden muss, um die
ituation der Frauenhäuser zu verbessern. Es gab ein
ntsprechendes Gutachten, es gibt auch Gespräche. Ich
in mir sehr sicher, dass in der nächsten Legislaturpe-
ode die verschiedenen Partner – Bund, Länder und
ommunen – zusammenkommen und ganz konkrete
chritte unternehmen.

Ich will zum Schluss meiner Rede all denjenigen ganz
erzlich danken, die sich in dieser Legislaturperiode für
ll diese Themen in den unterschiedlichsten Ausschüs-
en eingesetzt haben, auch unserer Berichterstatterin
lisabeth Winkelmeier-Becker und den Vertretern des
inisteriums, die sich sehr intensiv für das Thema Ge-
alt gegen Frauen engagiert haben. Ich bedanke mich





Nadine Schön (St. Wendel)



(A) )


)(B)

vor allem bei denen, die in den Hilfsorganisationen, in
den NGOs, in den Frauenhäusern und in den Beratungs-
stellen tagtäglich vor Ort mit diesem Thema zu tun ha-
ben. Vielen Dank für die wertvolle Arbeit, die hier ge-
leistet wird!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich bin mir sicher, dass auch in der nächsten Legisla-
turperiode das Thema Gewalt gegen Frauen uns – leider –
beschäftigen wird und dass die Politik hier ihre Verant-
wortung wahrnehmen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724621100

Für die Fraktion der SPD hat nun Aydan Özoğuz das

Wort.


(Beifall bei der SPD)



Aydan Özoğuz (SPD):
Rede ID: ID1724621200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich möchte in der kurzen Zeit nur noch einen
Punkt hierzu anmerken.

Frau Schön, Sie haben es gerade angesprochen: Lei-
der handelt die Bundesregierung bei diesem Thema
häusliche Gewalt durchaus widersprüchlich. Ich möchte
das Beispiel des 2011 verabschiedeten Gesetzes gegen
Zwangsheirat nennen. Das wurde im Rahmen der Auf-
enthaltsgesetzgebung beschlossen, in der auch viele gute
Punkte enthalten waren. Aber ich möchte dieses Gesetz
nennen, weil darin der Schutz der Opfer nicht ausrei-
chend gestärkt wurde.

Verheerend daran war ja, dass die Ehebestandszeit,
also die Zeit, die vergangen sein muss, bevor ein auslän-
discher Ehepartner ein eigenständiges Bleiberecht be-
kommt, sehr willkürlich von zwei auf drei Jahre erhöht
wurde. Unter dem Strich hat die Regierung damit be-
wirkt, dass, wenn es ein Gefängnis Zwangsehe gibt, die-
ser Zustand sogar noch um ein Jahr verlängert wird. Das
kann man nun wirklich nicht als Schutz für die Frauen,
die betroffen sind, bezeichnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Außerdem müssen die Opfer von Zwangsheiraten
– das möchte ich noch hinzufügen – auch selber die Be-
weise für die Gewalt erbringen. Oftmals sind sie nicht in
der Lage, dies zu beweisen. Sie müssen es aber doku-
mentieren, auch wenn sie Angst vor dem Partner oder
seinen Familienangehörigen haben. An der Stelle – das
muss man festhalten – haben Sie es den Opfern deutlich
erschwert.

Ich möchte jetzt gerne meine übrige Redezeit nutzen,
um im Namen der gesamten Arbeitsgruppe einen ganz
herzlichen Dank an unsere Kollegin Marlene Rupprecht,
die mir gerade als Schriftführerin links im Nacken sitzt,
auszusprechen. Dies war voraussichtlich ihre letzte Rede
im Deutschen Bundestag. Für den 18. kandidiert sie

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(C (D icht mehr; das hat sie eben selber gesagt. Wer sie kennt, er weiß, dass sie auch nach ihrer Zeit im Bundestag siher nicht in den sogenannten Ruhestand gehen wird. as ist bei ihr unvorstellbar. (Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unruhestand!)


Sie war hier in unserem Haus und im Europarat seit
996 eine unermüdliche Kämpferin für die, die keine
roße Lobby hatten. Als jahrelanges Mitglied der Kin-
erkommission hat sie sich für die Rechte der Kinder
ingesetzt. Sie hat für Frauen in Notsituationen ge-
ämpft. In Fürth hat sie ein Frauenhaus gegründet. Sie
t Vorsitzende des Kuratoriums der Elly-Heuss-Knapp-
tiftung, also des Deutschen Müttergenesungswerkes.
ie hat für die Contergan-Opfer gestritten, für die Kinder
nd Jugendlichen, die in staatlichen Heimen Opfer von
ewalt und Willkür wurden. Sie hat sich für die Rechte
er Opfer von sexuellem Missbrauch eingesetzt, also für
ie, die keine laute Stimme hatten.

So mancher Runde Tisch hätte ohne sie vermutlich
in weniger gutes Ergebnis gehabt. Wer sie gut kennt,
eiß, dass sie in ihrer Handtasche stets eine kleine Aus-
abe der UN-Kinderrechtskonvention dabei hat, die sie
uch manchmal herausholt, um daraus zu zitieren.

Liebe Marlene, dir gebühren unser herzlicher Dank
nd eine ganz große Anerkennung für das, was du hier
eleistet hast.


(Beifall im ganzen Haus)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724621300

Diesem Dank schließt sich offensichtlich das ganze

aus an und natürlich auch das Präsidium.

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlie-
ungsantrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache
7/13905. Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag?
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Ent-
chließungsantrag ist abgelehnt bei Zustimmung durch
ie einbringende Fraktion. SPD und Bündnis 90/Die
rünen haben sich enthalten. CDU/CSU und FDP haben
agegen gestimmt.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
chusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu
em Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit
em Titel „Effektive Unterstützung und Schutz bei Ge-
alt gegen Frauen gewährleisten“. Der Ausschuss emp-
ehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache
7/13960, den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
en auf Drucksache 17/12850 abzulehnen. Wer stimmt für
iese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist damit an-
enommen bei Zustimmung durch die Koalitionsfraktio-
en. Die Oppositionsfraktionen waren gemeinsam dage-
en.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
mpfehlung des Ausschusses für Familie, Senioren,





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

Frauen und Jugend auf Drucksache 17/2070, Buchstaben
a und c.

Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner
Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der
Fraktion der SPD auf Drucksache 17/1409 mit dem Titel
„Frauenhäuser ausreichend zur Verfügung stellen und
deren Finanzierung sichern“. Wer stimmt für diese Be-
schlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Die Beschlussempfehlung ist angenommen
bei Enthaltung der Fraktion Die Linke. Dafür waren die
Koalitionsfraktionen, dagegen SPD und Bündnis 90/Die
Grünen.

Unter Buchstabe c seiner Beschlussempfehlung emp-
fiehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/259
mit dem Titel „Grundrechte schützen – Frauenhäuser si-
chern“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschluss-
empfehlung ist angenommen bei Zustimmung durch die
Koalitionsfraktionen. Die Oppositionsfraktionen waren
dagegen.

Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 13 auf:

Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Tourismuspolitischer Bericht der Bundes-
regierung
– 17. Legislaturperiode –

– Drucksache 17/13674 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Tourismus (f)
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Kultur und Medien

Hierzu ist verabredet, eine Dreiviertelstunde zu debat-
tieren. – Dazu sehe und höre ich keinen Widerspruch.
Das ist dann so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache.

Für die Bundesregierung ergreift das Wort der Kol-
lege Ernst Burgbacher.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


E
Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1724621400


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Gestatten Sie, dass ich vorab zu dem aktuellen Thema
Hochwasser etwas sage. Das Hochwasser hat gerade den
Tourismus ganz empfindlich getroffen; denn touristische
Einrichtungen sind in aller Regel in Flussnähe. Die Lage
vieler Betriebe, die wegen des völlig verkorksten Wet-
ters sowieso schon in großen Schwierigkeiten waren,
wird jetzt bedrohlich. Deshalb wird die Bundesregierung
mit ihrer Soforthilfe alles tun, um Betrieben sehr schnell
zu helfen.

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(C (D (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der Zehn-Punkte-Plan, den Minister Dr. Rösler vor-
elegt hat, zeigt, wie wir zum Beispiel auch mit entspre-
henden Maßnahmen der KfW, die schon wirken, pass-
enau helfen können.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das große Problem
t, dass viele Menschen jetzt meinen, sie müssten Rei-

en und Übernachtungen stornieren. Deshalb bitte ich
ie und alle, die uns zuhören, den Menschen zu sagen:
an kann überall hinfahren, man kann überall Urlaub
achen, es gibt überhaupt keinen Grund, diese Gebiete
tzt zu meiden. – Das müssen wir den Menschen sagen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Die Bundesregierung hat in diesen Tagen ihren Tou-
smuspolitischen Bericht mit der Bilanz der letzten vier
ahre vorgelegt. Ich kann mit berechtigtem Stolz sagen:

ir haben in dieser Legislaturperiode wirklich eine
enge für den Tourismus in Deutschland erreicht. Wir

aben den Blick dafür geschärft, dass der Tourismus
ine Wachstumsbranche ist. Wir haben unsere wach-
ende Beliebtheit in der Welt als freundliches Reiseland
r eine neue Willkommenskultur in unserem Land ge-

utzt. Wir haben uns außerordentlich starkgemacht für
arrierefreiheit im Deutschlandtourismus: Jeder soll un-

ere Infrastruktur nutzen können; auch das bedeutet
Willkommenskultur“.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben die ländlichen Räume im Deutschlandtou-
smus gegenüber den ohnehin attraktiveren Städten auf-
ewertet, indem wir den touristischen Leistungsträgern
uf dem Land konkrete Hilfen bei Qualität, bei Innova-
on und beim Marketing an die Hand gegeben haben –
in zentrales Projekt, das heute schon große Erfolge
eigt.

Meine Damen und Herren, entgegen allen Unkenru-
n hat sich die Senkung der Mehrwertsteuer für die Ho-
llerie als äußerst erfolgreiches Investitions- und Mo-
ernisierungsprogramm für die deutsche Hotelbranche
rwiesen. In diesem Haus hört man immer Unkenrufe,
raußen geben Vertreter aller Parteien zu: Das war ein
iesenerfolg.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Joachim Hacker [SPD]: Da reden wir noch drüber, Herr Burgbacher!)


Wir haben geeignete Strategien zur Gewinnung von
achkräften entwickelt und verfolgen im Augenblick
chon ganz konkrete Ansätze.

Wir haben die internationale Dimension des Touris-
us gestärkt. Ich habe mich persönlich stark dafür ein-

esetzt, dass beim Treffen der G 20 zum ersten Mal der
ourismus gewürdigt wurde und Perspektiven für die
ntwicklung des Tourismus in das Abschlusskommuni-
ué aufgenommen wurden. Das ist ein großer Erfolg.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)






Parl. Staatssekretär Ernst Burgbacher


(A) )


)(B)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Tourismus in
Deutschland läuft rund; das zeigt der Tourismuspoliti-
sche Bericht der Bundesregierung 2013. Der Tourismus
ist ein ökonomisches Schwergewicht, er ist ein Jobmotor
in Deutschland: 2,9 Millionen Erwerbstätige sind direkt
im Tourismus beschäftigt; das sind 7 Prozent aller Er-
werbstätigen. Die Bruttowertschöpfung liegt bei fast
100 Milliarden Euro. Das sind gute Zahlen.

Reisende verwenden 280 Milliarden Euro für den tou-
ristischen Konsum. 20 Prozent davon betreffen übrigens
Geschäftsreisen. In diesem Bereich sind wir sehr stark.
Wir sind das Kongress- und Messeland Nummer eins in
Europa. Das zeigt, dass die Rahmenbedingungen richtig
gesetzt wurden. Mit über 407 Millionen Gästeübernach-
tungen wurde dieses Jahr zum ersten Mal die 400-Mil-
lionen-Grenze überschritten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will hier sagen: Wir sind stolz auf „Made in Ger-
many“. Aber auch „Holiday in Germany“ steht hoch im
Kurs. Die Dynamik ist mit 8 Prozent Zuwachs bei Über-
nachtungen von Menschen aus dem Ausland wirklich
enorm. Damit konnte Deutschland im Vergleich zum eu-
ropäischen und weltweiten Durchschnitt doppelt so stark
zulegen. Darauf können wir wirklich stolz sein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist auch ein Verdienst der Deutschen Zentrale für
Tourismus, deren Mittel wir noch einmal erhöht haben
und die in der Welt hervorragende Arbeit für den Standort
Deutschland macht. Auch dies trägt mit dazu bei, dass im-
mer mehr Menschen aus der ganzen Welt zu uns kommen.
Jetzt gilt es, die Rahmenbedingungen weiter zu verbes-
sern. Hier gibt es viele Dinge. Ich denke an die Sommer-
ferienregelung. Ich denke aber auch an Verbesserungen
bei der Visapolitik. In diesem Bereich haben wir vieles ge-
macht und arbeiten aktuell noch weiter daran.

Manchmal muss man auch Dinge verhindern. Ich bin
zum Beispiel froh, dass wir den Hygiene-Smiley verhin-
dert haben. Das hätte keine zusätzlichen Informationen
gebracht, aber eine gewaltige Bürokratie.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Tourismus ist eingebettet in die allgemeine Wirt-
schaftsentwicklung. Dass wir so gut sind, dass wir Wachs-
tum haben, dass wir fast Vollbeschäftigung, eine geringe
Arbeitslosigkeit und eine Steigerung bei den verfügbaren
Einkommen haben, wirkt sich natürlich im Tourismus un-
mittelbar aus. Deshalb ist die erfolgreiche Wirtschaftspoli-
tik dieser Regierung mit ursächlich für die tollen Zahlen
im Tourismus; auch das darf man sagen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hans-Joachim Hacker [SPD]: Das ist doch Selbstlob, Herr Burgbacher!)


– Das ist kein Selbstlob, lieber Kollege Hacker. Schon
Wilhelm Busch hat sehr treffend gesagt:

Froh schlägt das Herz im Reisekittel,
Vorausgesetzt, man hat die Mittel.

Genau das ist der Punkt.

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(C (D Es waren gerade im Bereich Tourismus vier gute ahre für Deutschland. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hans-Joachim Hacker [SPD]: Aber nicht für diese Regierung!)


h bin sehr stolz darauf, dass ich daran ein Stück weit
itwirken durfte. Ich habe 15 Jahre für den Tourismus

ewirkt. Ich habe mich entschieden, nicht mehr zu kan-
idieren. Ab November werde ich die guten Rahmenbe-
ingungen nutzen und selbst dafür sorgen, dass die Zah-
n weiter nach oben gehen.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Kollegin-
en und Kollegen, vor allem bei denen des Tourismus-
usschusses, ganz herzlich bedanken. Wir hatten immer
ine tolle Atmosphäre, überall ein gutes Vertrauensver-
ältnis. Herzlichen Dank dafür. Ich blicke mit Freude auf
iese Zeit zurück und freue mich auf neue Herausforde-
ngen. Ich freue mich aber vor allem darauf, dass es mit

em Tourismus weiter steil nach oben geht.

Herzlichen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724621500

Herr Burgbacher, auch Ihnen im Namen des ganzen

auses herzlichen Dank für Ihre engagierte Arbeit. Wir
euen uns natürlich sehr, dass Sie sich jetzt auf andere
eise dem Tourismus widmen wollen. Wir wünschen
nen dabei viel Erfolg, Freude und Heiterkeit.


(Beifall)


Ich gebe für die SPD-Fraktion dem Kollegen Hans-
oachim Hacker das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1724621600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

or allen Dingen einen herzlichen Gruß an die Besu-
hergruppe aus meinem Wahlkreis.

Lieber Ernst Burgbacher, auch vonseiten der SPD
anz herzliche Wünsche für die künftige Zeit. Du warst

mer ein verlässlicher, kollegialer Partner. Wir werden
ich hier vermissen. Wir wünschen dir eine gute Zeit,
or allen Dingen Gesundheit, und natürlich auch eine
ute rot-grüne Tourismuspolitik in der nächsten Legisla-
rperiode.


(Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ingbert Liebing [CDU/CSU]: Der Wähler möge das verhindern!)


Das wird schon eintreten, Herr Liebing. – Meine sehr
erehrten Damen und Herren, so viel zur Vorrede.

Die Bundesregierung hat auf der Zielgeraden dieser
egislaturperiode den Tourismuspolitischen Bericht vor-
elegt. Darüber können wir heute noch einmal diskutie-
n. Der Bericht spiegelt viele positive Daten wider, die





Hans-Joachim Hacker


(A) )


)(B)

Herr Staatssekretär Burgbacher teilweise schon vorgetra-
gen hat. Sie nochmals zu nennen, will ich mir ersparen,
weil andere Kolleginnen und Kollegen diese Zahlen
möglicherweise auch noch einmal zitieren.

Die Wertschöpfung beträgt 97 Milliarden Euro. Das
sind 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Vergleicht man
diese Branche mit anderen Branchen, zum Beispiel mit
der Automobilindustrie, dann kann man zu dem Ergeb-
nis kommen: Wenn über den Tourismus in Deutschland
wöchentlich so viel in den Zeitungen stünde wie über
Volkswagen, über Mercedes oder über andere deutsche
Spitzenmarken, dann wären wir wohl noch zufriedener.
Das heißt, wir in der Politik müssen noch mehr tun, da-
mit der Tourismus in Deutschland öffentlich noch besser
wahrgenommen werden kann. Denn hier findet Beschäf-
tigung statt, hier findet Wertschöpfung statt. Viele Deut-
sche machen zunehmend in Deutschland Urlaub; mehr
Ausländer kommen zu uns. Ich sage an dieser Stelle
auch: Hoffentlich kommen bald auch mehr Ausländer in
die neuen Länder. Insoweit bestehen noch Defizite.
Diese haben unterschiedliche Ursachen, auf die ich hier
nicht eingehen kann.

H
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1724621700
Den Opfern der Flut an Elbe, Mulde, Saale und
Donau muss geholfen werden. Da gibt es keinen Streit
zwischen uns. Wir haben in dieser Woche im Tourismus-
beirat darüber gesprochen. Heute hat es hier in Berlin
eine Beratung mit den Ländern darüber gegeben. Das,
was im Moment als Soforthilfe zur Verfügung steht,
reicht – wir wissen es alle – längst nicht aus. Gestern war
der Präsident des Deutschen Bauernverbandes im Aus-
schuss. Er nannte eine dreistellige Millionenzahl allein
für den Bereich der Landwirtschaft. Wir wissen, was
noch hinzukommt: Handel, Gewerbe, privates Eigen-
tum. Wir werden also eine so große Anstrengung ma-
chen müssen wie 2002, und das wird Deutschland auch
leisten.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Deutschland prä-
sentiert sich gut im Bereich des Tourismus. Ich denke an
unser Aushängeschild, die ITB. Wir müssen alles tun,
damit diese gute Präsentation fortgesetzt wird. Lobhude-
lei allein hilft in keinem Lebensbereich weiter, auch
nicht in der Politik. Deswegen, liebe Kolleginnen und
Kollegen von der Koalition, müssen wir jetzt einmal
über das Eingemachte reden, müssen wir über Dinge re-
den, die wir gemeinsam verbessern müssen und bei de-
nen die Bundesregierung in den letzten vier Jahren auch
ein bisschen mehr hätte zeigen können, Herr
Burgbacher.

Ich nenne insbesondere den Bereich Ausbildung und
Arbeit im Gastgewerbe. Das sind Dinge, die den Men-
schen auf den Nägeln brennen, die den Unternehmen auf
den Nägeln brennen. Manche sprechen heute mit einem
Mal von Fachkräftemangel. Das hätte man eigentlich
schon vor 16 Jahren hochrechnen können. Wer vor
16 Jahren nicht geboren wurde, kann heute die Schule
nicht verlassen. Das ist eine ganz einfache Rechnung.
Deswegen wundert es mich manchmal schon, dass jetzt
aus heiterem Himmel eine Diskussion über fehlende
Fachkräfte geführt wird.

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(C (D Ich denke aber, wir müssen den Finger noch tiefer in ie Wunde legen und fragen: Wie finden Ausbildung soie Beschäftigung nach der Ausbildung insbesondere im ereich der Gastronomie und der Hotellerie in Deutschnd statt? Wie werden junge Leute in den Schulen auf ie Ausbildung vorbereitet? Wie ist eigentlich die Enthnung insbesondere in den Bereichen Gastronomie nd Hotellerie? Das sind nämlich die Bereiche, in denen ie meisten Probleme bestehen. Ich sage: Hier besteht roßer Nachholbedarf. Es kann nicht richtig sein, dass ungefähr 40 Prozent er Auszubildenden, die ihre Ausbildung im Bereich der astronomie und Hotellerie beginnen, diese abbrechen. as ist ein Skandal. Das betrifft die jungen Leute, die nternehmen, aber genauso die Gesellschaft. Hier wird eit und hier wird auch Geld verschwendet. Die hohe Zahl der Fachkräfte, die später nicht im Bef bleiben, ist alarmierend. Vor zwei Wochen war ein ertreter der Bundesanstalt für Arbeit im Tourismusauschuss. Die Zahl der Köche auf dem Arbeitsmarkt, die in irklichkeit nicht mehr in diese Branche zurückwollen, larmiert uns allesamt. Hier muss mehr getan werden, nd hier müssen Antworten gegeben werden. Die Antorten müssen zuallererst von der Branche selbst gegeen werden. Sie muss eine bessere Vorbereitung auf die ünftige Ausbildung leisten, und sie muss auch ordentch entlohnen. Ordentliches Entlohnen bedeutet für uns ie Zahlung eines flächendeckenden gesetzlichen Minestlohns, Herr Brähmig. Das ist unser Ziel. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Horst Meierhofer [FDP]: Gottes willen!)


Da können Sie noch so viel mit dem Kopf schütteln.
ir haben das unter Rot-Grün begonnen und in der Gro-

en Koalition fortgesetzt. Wir brauchen in Deutschland
inen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn.

Ich wundere mich darüber, dass sich Vertreter aus der
ranche über den Fachkräftemangel beklagen, aber
leichzeitig Mindestlöhne ablehnen. Ich habe mir von
iner Gewerkschaft einmal eine Tarifübersicht zu den
öhnen im Hotel- und Gaststättengewerbe geben lassen.
iese Übersicht enthält auch Stundenlöhne von unter
Euro, nämlich in Mecklenburg-Vorpommern und in
randenburg. Aber auch im Saarland beträgt der Stun-
enlohn nur 7,68 Euro. Diese Zustände können und dür-
n wir nicht akzeptieren. Deswegen appelliere ich hier

n die rechte Seite des Hauses.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Das sind Tariflöhne! Haben Sie schon einmal etwas von Tarifautonomie gehört?)


– Die Tarifautonomie, Herr Kollege Fuchs, hat in die-
em Bereich ja nicht funktioniert.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Ach so! – Marlene Mortler [CDU/CSU]: Die Gewerkschaften waren immer dabei!)


Das war ja unsere Überlegung in den 90er-Jahren.
eil das dort nicht funktioniert hat, brauchen wir den

esetzlichen Mindestlohn. Wir haben das doch auch





Hans-Joachim Hacker


(A) )


)(B)

schon gemacht: Es gibt doch gesetzliche Mindestlöhne
in neuen Branchen.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Erklären Sie das einmal den Gewerkschaften!)


Wir werden das auch weiter so machen, weil das not-
wendig ist. Wir wollen, dass menschliche Arbeit aner-
kannt wird und dass die sozialen Sicherungssysteme in
Deutschland nicht ausgehöhlt werden. Wir wollen die
Widersprüche im Wettbewerb beseitigen, die durch sol-
che Lohndrückereien entstehen. Das ist ganz wichtig.


(Beifall bei der SPD)


Die SPD will, dass prekäre Arbeitsverhältnisse,
Schwarzarbeit und vor allen Dingen auch die Verletzung
des Jugendschutzes in Unternehmen endlich ein Ende
haben. Das spielt in der Hotel- und Gastronomiebranche
eine Rolle. Wer die Branche kennt, weiß, wovon ich
rede. Ich rede nicht von allen, aber ich rede von den
schwarzen Schafen, und das muss hier benannt werden.

Lieber Kollege Burgbacher, es reizt mich, hier auch
noch ein Wort zur Steuerpolitik zu sagen. Sie loben die
Absenkung der Mehrwertsteuer im Bereich der Hotelle-
rie; dieses Loblied habe ich mehrfach gehört. Warum ha-
ben Sie sie eigentlich nicht auch für die Gastronomie
gesenkt? Ihr Kollege Finanzminister musste ein sechs-
seitiges Papier schreiben, damit man Ihre Steuerregelung
in der Branche überhaupt anwenden konnte. Das nenne
ich Bürokratieabbau im wahrsten Sinne des Wortes.


(Heiterkeit der Abg. Elvira Drobinski-Weiß [SPD])


Wir haben ja nicht nur Gewerkschaften oder uns na-
hestehende Organisationen befragt, sondern wir haben
auch die Bankenwirtschaft befragt, was sie dazu sagt.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724621800

Herr Kollege.


Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1724621900

Bitte?


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724622000

Sie sind am Ende Ihrer Redezeit angekommen.


Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1724622100

Frau Präsidentin, ich habe eigentlich noch drei Seiten;

aber ich sehe schon, Sie geben mir heute nicht die
Chance.


(Dr. Florian Toncar [FDP]: Das ist Selbstschutz für Sie!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724622200

Nein.


Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1724622300

Deswegen will ich meine Rede mit einem guten

Wunsch und damit beenden, zu sagen, dass man die Tou-
rismuspolitik der Bundesregierung nicht alleine mit
Hochglanzbroschüren beschreiben kann, sondern sich

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(C (D uch den eigentlichen Problemen widmen muss. – Ich ehe, dafür haben Sie Verständnis. Herzlichen Dank und alles Gute. (Beifall bei der SPD – Klaus Brähmig [CDU/ CSU]: Schimpfst auf mich und hast überzogen!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724622400

Marlene Mortler hat jetzt das Wort für die CDU/CSU-

raktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1724622500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Lieber Kollege Hacker, wir arbeiten wirklich
chwer daran, dass die neue Bundesregierung wie die
lte Bundesregierung heißt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zum Hochwasser. Bedauerlicherweise hat der bayeri-
che SPD-Spitzenkandidat Ude


(Heinz Paula [SPD]: Sehr guter Mann!)


nserem Ministerpräsidenten Seehofer Hochwassertou-
smus vorgeworfen.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Das gehört hier nicht hin!)


Dabei hat er nichts anderes als seine Pflicht getan
nd, wie es sich für einen Regierungschef geziemt, Ver-
ntwortung für sein Land gezeigt und sich gekümmert.

Nun aber zu unserer Debatte. Ich finde es klasse, dass
ir heute den Tourismuspolitischen Bericht der Bundes-
gierung nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern auch

ebattieren; denn wir haben Anträge eingebracht, Initia-
ven gestartet, Kongresse organisiert, Gesetze ange-
choben und beschlossen. Ein wichtiges Gesetz ist für
ich beispielsweise das Gesetz zur Schlichtung im Luft-

erkehr.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Ein Rohrkrepierer! – Markus Tressel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das würde ich nicht ausgerechnet als gutes Beispiel nennen!)


h bin überzeugt, dass das Verfahren der außergerichtli-
hen Streitbeilegung an Akzeptanz gewinnen und sich
ewähren wird, wie das in den Bereichen Bahn, Bus und
chiff längst der Fall ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Tourismuspolitik ist eine Querschnittsaufgabe, aber
uch Ländersache. Das heißt, die konkrete Planung, die
ntwicklung und die Förderung liegen in der Verantwor-
ng der Bundesländer. Der DTV, der Deutsche Touris-
usverband, übernimmt hier sicherlich eine wichtige

eratende Rolle. Wir als Bund sind zuständig für die
erbesserung der Rahmenbedingungen, aber auch für
ie Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit.





Marlene Mortler


(A) )


)(B)

Eines der wichtigsten Projekte, das wir in dieser
Wahlperiode gestartet haben, war zweifellos das Projekt
„Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen“. Aus
viel Kleinarbeit und fachlicher Zuarbeit ist ein Arbeits-
papier entstanden, das modellhafte Lösungswege auf-
zeigt und in diesem Fall auch größtmögliche Praxisnähe
aufweist.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Das ist ein geschlossenes Paket, Frau Mortler!)


– Lieber Kollege, es ist ein Arbeitspapier entstanden, zu
dem ich sagen kann: Diejenigen, die es nicht gelesen ha-
ben, kritisieren es. Diejenigen aber, die es gelesen haben,
sagen: Klasse, Frau Mortler, klasse, Bundesregierung,
endlich ein Arbeitspapier, das wir zu Hause umsetzen
können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir wollen, dass die Betriebe beständig an der Qua-
litätsschraube drehen und weiter an Profil gewinnen.
Außerdem wollen wir, dass die Landestourismusorgani-
sationen mit Tourismusvermarktern neue Kooperations-
lösungen suchen und zur Professionalisierung der Leis-
tungsträger beitragen. Weiterhin wollen wir, dass wir
Bundespolitiker für optimale Rahmenbedingungen von
der Infrastruktur bis hin zur Förderstruktur sorgen.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Beim Radtourismus ist nichts los!)


Dazu habe ich heute ein Gespräch mit der Landwirt-
schaftlichen Rentenbank geführt. Ich finde es klasse,
dass man sich jetzt in unsere Richtung bewegt und unter
dem Titel „Leben auf dem Land“ verstärkt auf Finanzie-
rungen für Tourismusprojekte im ländlichen Raum setzt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hans-Joachim Hacker [SPD]: Was machen die Radwege?)


Ich verweise außerdem darauf – das ist viel zu wenigen
bekannt –, dass die Landwirtschaftliche Rentenbank
schon seit vielen Jahren den Kommunen in den länd-
lichen Räumen attraktiv, unbürokratisch und schnell ta-
gesaktuelle Finanzierungsmöglichkeiten anbietet.

Meine Damen und Herren, Staatssekretär Burgbacher
hat die Wirtschaftskraft der Tourismusbranche sehr gut
aufgezeigt. Betrachtet man die Konsumausgaben, die in
unserem Lande in diesem Bereich zustande kommen,
dann reden wir zusätzlich von 280 Milliarden Euro.
Dazu tragen vom ADAC bis hin zur Willy-Scharnow-
Stiftung viele Akteure bei. Auf Bundesebene sorgen
70 relevante Akteure für Vielfalt im Deutschlandtouris-
mus.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband ist si-
cherlich ein wichtiger Spieler. Es gibt 2,9 Millionen Ar-
beitsplätze in der Branche insgesamt. Im Hotel- und
Gaststättenbereich haben 1,7 Millionen Beschäftigte ihr
Ein- und Auskommen. Ich begrüße es, dass wir in die-
sem Zusammenhang ein Projekt zum Thema Fachkräfte-
sicherung gestartet haben, das der Branche, wenn es ab-
geschlossen ist, sicherlich helfen wird. Es zeigt aber
auch uns Politikern verschiedene Handlungsansätze auf.

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(C (D Besonders am Herzen – auch da haben wir ein Projekt estartet – liegt mir der Tourismus für alle bzw. Barriereeiheit für alle. Ich weiß, dass das ein ehrgeiziges Ziel t. Wir wollen einheitliche Kennzeichnungen, einheitlihe Qualitätsstandards und eine gemeinsame Internetlattform. Ein Gespräch, das gestern beim BDO, beim undesverband Deutscher Omnibusunternehmer, stattnd, hat uns Folgendes aufgezeigt: Was nützt ein barriefreier Bus, wenn die Infrastruktur in der Kommune icht passt? Das heißt, wir müssen in Zukunft den Blick erstärkt auf die gesamte Kette richten. Meine Damen und Herren, wir haben nicht nur ins Innd, sondern auch ins Ausland geblickt. Ich erwähne in iesem Zusammenhang das Thema „Tourismus und enschenrechte“. Ich bin stolz, dass ich dabei war, als eneralsekretär Rifai von UNWTO, der internationalen ourismusorganisation, in Montenegro zusammen mit ichtigen Vertretern der deutschen Tourismusbranche en sogenannten Weltethikkodex unterschrieben hat, ach dem Motto: Tourismus und Menschenrechte, das t kein Selbstläufer. Ich bin außerdem stolz darauf, dass s uns diese Woche im Tourismusausschuss gelungen ist, emeinsam einen Brief an den Botschafter von Ägypten, ber auch an den Regierungschef von Ägypten mit folendem Inhalt zu schicken: Wir finden es skandalös, ass nach der Schließung von Stiftungen und der Verurilung von unschuldigen Mitarbeitern, wie im Falle der onrad-Adenauer-Stiftung, einfach zur Tagesordnung bergegangen wird. – Vielen Dank, dass ihr hier alle lagge gezeigt habt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Richtig!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724622600

Sind Sie damit am Ende Ihrer Rede?


Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1724622700

Frau Präsidentin, habe ich nicht ausnahmsweise noch

ine Minute Redezeit? Ich möchte gerne noch ein paar
ankesworte an den Staatssekretär richten, der heute

um letzten Mal gesprochen hat.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724622800

Sie hatten ausnahmsweise schon eine Minute Rede-

eit mehr.


Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1724622900

Ein herzliches Dankeschön dafür, dass wir die Zu-

ammenarbeit mit Griechenland verbessert haben, dass
ir gesagt haben: Wir nehmen euch an die Hand, wir
ollen euch helfen. – Ein Dankeschön an den gesamten
usschuss. Vor allem aber auch ein Dankeschön an die
eutsche Zentrale für Tourismus, die unser Flaggschiff
Ausland ist.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724623000

Frau Mortler.






(A) )


)(B)


Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1724623100

Zuletzt hat sie mit der Gründung eines Büros in Bel-

grad zusammen mit dem DCC, dem Donaukompetenz-
zentrum, einen weiteren Leuchtpunkt gesetzt, um für
Deutschlandtourismus im Ausland zu werben.

Frau Präsidentin, ich bitte um Verzeihung und möchte
am Schluss noch einmal klarstellen:


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Tourismus ist ein Zukunftsmotor.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724623200

Ich glaube, Herr Brähmig wird sauer.


Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1724623300

Wir wollen sein Potenzial im Sinne von Stadt und

Land bestmöglich ausschöpfen. In diesem Sinne freue
ich mich auf eine gemeinsame Zusammenarbeit in der
nächsten Wahlperiode, so es der Wähler will.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724623400

Ich gebe jetzt das Wort dem Kollegen Dr. Ilja Seifert

für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724623500

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Meine Damen und Herren! Auf 70 schön gestalte-
ten Seiten lobt sich die Bundesregierung im Tourismus-
politischen Bericht für ihr unermüdliches Tun. Der
Bericht quillt geradezu über von Rekordzahlen. Ich muss
mich an dieser Lobhudelei nicht beteiligen, sondern
kann gleich zur Sache kommen.

Der Bericht reiht akribisch aneinander, was in wel-
chem Ressort wann getan wurde, das man irgendwie
dem Tourismus zurechnen könnte.


(Zuruf von der FDP: Fleißarbeit!)


– „Fleißarbeit“ können Sie ruhig sagen. – So meint die
Bundesregierung der Querschnittsaufgabe Tourismuspo-
litik gerecht zu werden. Dann stellt sie fest, dass eine
große Menge der Kompetenzen in den Ländern liege. Da
könne sie sowieso nichts tun, zumal die Tourismuswirt-
schaft ohnehin mittelständisch geprägt sei, und da müsse
man sowieso die Marktkräfte walten lassen. Und – die
Rekordzahlen belegen es – sie obwalten wunderbar.

Eine Regierung hat aber nicht die Aufgabe, nur zu-
sammenzuzählen und artig aufzuschreiben, was so im
Lande geschieht. Sie soll gestalten. Sie soll Konzepte
entwickeln und daraus Maßnahmen ableiten. Für den
Tourismusbereich hieße das, nicht nur philosophierende
Leitlinien vorzulegen, sondern ihnen auch Gestaltungs-
kraft zu geben. Das, was jedoch fehlt, ist der Gestal-
tungswille. Hätte ihn diese Regierung, müsste er irgend-
wie erkennbar sein – ist er aber kaum.

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(C (D Weil diese schwarz-gelbe Koalition nicht einmal rnsthaft von Tourismuspolitik spricht, braucht man sich uch nicht zu wundern, dass sie nur die Tourismuswirtchaft kennt. So kommt es, dass zwar die 2,9 Millionen irekt in der Tourismuswirtschaft Beschäftigten manchal erwähnt werden – das hat auch Kollegin Mortler ieder getan –, wenn die Bedeutung dieses Zweiges für ie Volkswirtschaft hervorgehoben werden soll. Wenn ber nach den Arbeitsbedingungen gefragt wird, dann ind die Angaben dürftig. Dabei wäre es eine erstrangige ufgabe, sich für ganzjährige und existenzsichernde öhne sowie für familienverträgliche Arbeitsbedingunen zu engagieren. Aber: Fehlanzeige! (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der einseitige Blick auf die Wirtschaft verstellt auch
ie Sicht auf den eigentlichen Sinn von Tourismus. Der
esteht nämlich nicht darin, der Tourismuswirtschaft
ine Wertschöpfungskette zu basteln. Nein, die eigentli-
he Aufgabe besteht darin, Menschen mit und ohne Be-
inderungen zu ermöglichen, sich zu erholen, zu ent-
pannen, sich die Welt anzuschauen, ihre Gesundheit zu
tärken, andere Kulturen kennenzulernen, vielfältige
reizeiterlebnisse zu haben usw.

Immerhin – Kollegin Mortler hat es gerade gesagt –:
er Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft
nterzeichnete im Oktober 2012 den Ethikkodex der
NWTO – 13 Jahre nach dessen Verabschiedung. Die
inke hat das schon lange gefordert. Aber genau in die-
em Kodex sind die Aufgaben, die ich gerade nannte,
odifiziert. Dass deren Erfüllung auch Wertschöpfung
ulässt, bleibt unbenommen; klar. Aber die Prioritäten
üssen stimmen. Hier fehlt das Primat der Politik vor

er Wirtschaft.


(Beifall bei der LINKEN)


Tourismuspolitik braucht Koordination auf mehreren
benen, auch innerhalb der Bundesregierung. Eine wei-
re Ebene, die der Koordination – eigentlich auch der
ooperation – bedürfte, ist die zwischen und mit den
undesländern. Beides funktioniert aber nur unzurei-
hend. Das eine nennt man Föderalismus. Ich sage:
leinstaaterei. Das andere nennt man Ressorthoheit. Ich

age: Gartenzaundenken.

Die aktuelle Jahrhundertflut zeigt doch zum Beispiel
n der Elbe, dass man sich bisher nicht einmal auf ein-
eitliche Deichhöhen beiderseits desselben Flussab-
chnitts einigen konnte. Zu den Leidtragenden gehören
uch viele touristisch geprägte Kommunen in meinem
undesland Sachsen.

Wer eine Querschnittsaufgabe richtig angehen will,
raucht auch Querschnittszuständigkeiten. Es dürfte sich
zwischen herumgesprochen haben, dass ich seit Jahren

in starkes Tourismusministerium fordere. Aber ich
önnte mir auch eine andere Organisationsform vorstel-
n, beispielsweise eine Tourismusbeauftragte oder einen
ourismusbeauftragten, die oder der wirklich mit Kom-
etenzen und Befugnissen ausgestattet wäre.


(Zuruf von der FDP: Haben wir doch!)






Dr. Ilja Seifert


(A) )


)(B)

Der jetzige Amtsinhaber ist zwar ein sympathischer
Zeitgenosse – keine Frage, wir verstehen uns gut –, aber
wirkliche Gestaltungsmacht hast du nicht, lieber Ernst
Burgbacher. Ansonsten früge der Beauftragte, wie sich
denn diese oder jene Maßnahme in das Tourismuskon-
zept der Bundesrepublik einfüge. Und wenn sie damit
nichts zu tun hätte, dann könnte er Umwidmungen errei-
chen. Aber: Fehlanzeige!

Ein unbefriedigendes Beispiel zeigt sich im Kinder-
und Jugendtourismus. In der Debatte zum Antrag der
Linken zum sozialen Tourismus verweisen Sie ange-
sichts der Tatsache, dass immer mehr Kinder und Ju-
gendliche aus finanziellen Gründen nicht mehr in den
Urlaub fahren können, auf die Möglichkeit der Bezu-
schussung von Schulfahrten. Diese ersetzen aber keinen
Familienurlaub. Wir brauchen beides.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724623600

Herr Kollege.


Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724623700

Ja? – Ich sehe: Es blinkt. Entschuldigen Sie, liebe

Präsidentin. Ich komme zum Schluss.

Ich hätte noch etliche Beispiele aufzuführen, wo Sie
keine Gestaltungskraft aufbringen. Aber ich darf sagen:
Die Linke steht für einen sozialen, ökologischen und
barrierefreien Tourismus, an dem alle teilhaben können.
Wir werden daran auch in der Zukunft weiter arbeiten.

Eines will ich noch sagen: Der Tourismusausschuss
ist ein Beispiel dafür, dass über die Fraktionsgrenzen
hinweg gut zusammengearbeitet werden kann. Das will
ich durchaus positiv hervorheben.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das musste noch gesagt werden!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724623800

Ich habe den Eindruck, dass der Tourismus eine rela-

tiv zeitaufwendige Sache ist.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Ja! Aber eine schöne, Frau Präsidentin!)


– Quasi entschleunigend.

Markus Tressel hat jetzt das Wort für Bündnis 90/Die
Grünen.


Markus Tressel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724623900

Vielen Dank, Frau Präsidentin. Ich frage Sie jetzt

nicht, ob ich schon vorneweg eine Minute Zeitbonus ein-
gerechnet bekomme.


(Beifall der Abg. Halina Wawzyniak [DIE LINKE])


Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Tourismus ist
mit einem Anteil von fast 10 Prozent an der Bruttowert-
schöpfung ein ernst zu nehmender Wirtschaftsfaktor in
diesem Land. Vor allem in den Städten boomt das Ge-

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(C (D chäft mit den Reisenden. Das hat uns der Tourismusolitische Bericht der Bundesregierung noch einmal eutlich gemacht. Insofern möchte ich Ihnen für die leißarbeit danken, die diesem Bericht zugrunde liegt. h hätte mir auch gewünscht, dass Sie die Große Anage zum Tourismusstandort Deutschland rechtzeitig eantwortet hätten. Dann hätten wir die Debatte darüber leichzeitig mit dieser führen können. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie der Abg. Halina Wawzyniak [DIE LINKE])


Sie haben es gesagt, Herr Kollege Burgbacher: Das
anze ist ein Rückblick. Ich glaube, dass der Tourismus-
olitische Bericht nicht nur Rückblick, sondern auch
usblick sein sollte. Das ist das, was mir an Ihrem Be-
cht an dieser Stelle ein Stück weit fehlt: Was ist das
olitische Ziel? Sie benennen Fakten, Daten und geben
inen Überblick, aber eine Schlussfolgerung, eine politi-
che Vision bleiben Sie mit diesem Bericht allerdings
chuldig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


h glaube, das wäre genau das, was die Branche und
uch wir erwartet hätten.

Der Tourismusstandort Deutschland steht trotz der
uten Zahlen vor großen Herausforderungen. Es ist be-
its gesagt worden: Das Hochwasser hat uns den Klima-
andel noch einmal sehr deutlich vor Augen geführt.
ir haben es zu tun mit dem demografischen Wandel,

er Finanzkrise, einem veränderten Konsum- und damit
uch Buchungsverhalten, steigenden Ansprüchen der
unden an Unterkünfte und auch an die Infrastruktur
nd mit einem starken Gefälle bei der Tourismusintensi-
t in Stadt und Land.

Ich möchte einmal einige entscheidende Punkte nen-
en, die in Ihrem Bericht meines Erachtens fehlen.

Das Thema Fachkräfte muss – meine Vorredner haben
s angesprochen – ganz oben auf der Agenda stehen. Die
rbeits- und Ausbildungsbedingungen in der Touris-
uswirtschaft in diesem Land sind eindeutig verbesse-
ngswürdig. Wir haben vor zwei Wochen im Ausschuss
r Tourismus gehört, dass von den 1,9 Millionen Be-

chäftigungsverhältnissen in der engeren Tourismus-
ranche nur die Hälfte sozialversicherungspflichtig ist.
as sollte uns mehr als nachdenklich machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ausbildungsberufe in der Hotellerie, in der Gastrono-
ie belegen in Rankings immer die letzten Plätze. Das

at vor allem mit den Arbeitsbedingungen zu tun.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: So ist das!)


ieses Problem – ich finde, es ist eines der Kernpro-
leme für die Branche – streifen Sie in Ihrem Bericht
ur, indem Sie lediglich auf die Neuausrichtung des Be-
fsbildes Tourismuskaufmann/Tourismuskauffrau ver-
eisen und die Imagemaßnahmen der Branche heraus-

tellen.





Markus Tressel


(A) )


)(B)

Die Realität spricht eine deutlich andere Sprache. Die
Anzahl der neubegonnenen Ausbildungsverhältnisse in
der Tourismuswirtschaft ist massiv rückläufig. Die Ab-
bruchquote bei den Ausbildungen liegt deutlich über
dem Durchschnitt. Uns muss klar sein: Ohne Fachkräfte
kein qualitativ hochwertiger Tourismus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Rolle der Arbeitsbedingungen hätte man in diesem
Bericht deutlicher herausstellen müssen. Da hätte ich
mir klare Worte der Bundesregierung gewünscht.

Gleiches gilt für das Thema Verkehrsinfrastruktur, die
sich künftig, bedingt durch den demografischen Wandel
und den Klimawandel, anders gestalten muss. Die Frage
ist doch: Wie wird die Mobilität nachhaltig, vor allem im
ländlichen Raum, aber auch in den Städten? Das hat
auch etwas mit Klimaschutz zu tun. Angesichts dessen
war ich sehr verblüfft, als ich in Ihrem Bericht zum
Thema „Klima- und Umweltschutz im Verkehr“ ganze
zwei Sätze auf Seite 109 gefunden habe.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das spricht Bände!)


Zwei Sätze, das kann und darf man getrost als dürftig be-
zeichnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Zur nachhaltigen Verbesserung regionaler Wirt-
schaftsstrukturen durch den Tourismus habe ich eben-
falls wenig gefunden. Dabei ist das essenziell. Lediglich
12 Prozent der Wertschöpfung im Tourismus werden auf
dem Land generiert, obwohl fast 32 Prozent der Über-
nachtungskapazitäten hier zu finden sind. Dabei bleiben
von 100 umgesetzten Euro nur rund 36 Euro in der Re-
gion. Dazu gibt es keine Ausführungen in Ihrem Bericht.
Da hilft auch Ihr Arbeitspapier, das Sie eben so betont
haben, nicht weiter.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das gesamte Thema „Sanierungsstau in den Kommu-
nen, in Unternehmen und die geringe Eigenkapital-
quote“ – es ist ein wichtiges Thema – haben Sie eben-
falls fast gänzlich ausgespart. Dafür haben Sie sich dann
gleich mehrfach die Verhinderung der Hygieneampel als
tourismuspolitische Großtat auf die Fahnen geschrieben.
Das ist natürlich Unsinn, weil ein effektiver Schutz der
Verbraucher kein Hemmnis, sondern auch für die Unter-
nehmen ein Vorteil ist. Das hätte man an dieser Stelle
noch einmal deutlich machen müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir werden da weiterhin kritisch nachfragen und in ei-
ner neuen Bundesregierung ab Herbst


(Horst Meierhofer [FDP]: Das möge der liebe Gott verhüten!)


neue Akzente setzen. Darauf können Sie sich verlassen.

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(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch ich möchte ich an dieser Stelle bei Ihnen, Herr Burgbacher, bedan en. Ich habe die Zusammenarbeit mit Ihnen ja nur vier ahre genießen dürfen. Jeder weiß, dass die Tourismusolitik trotz inhaltlicher Kontroversen von einem kolleialen Umgang miteinander geprägt ist. Ich möchte mich ei Ihnen herzlich für Ihre Arbeit bedanken. Sie waren mer ein angenehmer und engagierter Mitstreiter für en Tourismusstandort Deutschland. Auch wenn wir icht immer einer Meinung waren, glaube ich sagen zu önnen, dass die Zusammenarbeit von gegenseitigem espekt geprägt war. Ich glaube, dass es der Branche zuutekommt, wenn wir unterschiedliche strategische Anätze haben. Ich hoffe, dass wir uns trotz der Reisetätigkeit, die Sie ngekündigt haben, noch das eine oder andere Mal in urismuspolitischer Mission treffen werden. Ich glaube, ass Ihre Tätigkeit ein Stück über Ihre Amtszeit hinaus irken wird. Ich wünsche Ihnen alles Gute, viel Erfolg, gute Geundheit, damit Sie noch viel Zeit für die Reisetätigkeit aben. Vielen Dank, Herr Burgbacher. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724624000

Horst Meierhofer hat das Wort für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)



Horst Meierhofer (FDP):
Rede ID: ID1724624100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir haben vorhin schon gehört, dass es unglaublich viele
rbeitsplätze in dem Bereich des Tourismus gibt und
ass sich die Situation in den letzten Jahren auch noch
erbessert hat. Dass wir genau wissen, wie es überhaupt
ussieht, ist ein Verdienst von Ernst Burgbacher und
om Ministerium. Gemeinsam mit dem BTW haben sie
afür gesorgt, dass wir endlich belastbare Zahlen haben.
as war, glaube ich, eine Voraussetzung, um die Bedeu-
ng des Tourismus in der öffentlichen Wahrnehmung

in bisschen nach vorn zu bringen. Wie wir heute schon
ehört haben, ist es nicht so, dass jeder das automatisch
rkennt.

Was die Frage des Mindestlohns betrifft, die der Herr
ollege Hacker angesprochen hat:


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Sehr gut, Herr Meierhofer!)


h halte es gerade im Bereich des Tourismus für gefähr-
ch, einen flächendeckenden einheitlichen Mindestlohn
u schaffen,


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Sie wollen eine ordentliche Belohnung als gefährlich bezeichnen?)


gal ob es um Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg
der die Region am Starnberger See geht. Gleichzeitig
agen Sie, dass Sie die Schwarzarbeit verhindern wollen.





Horst Meierhofer


(A) )


)(B)

Das wird nicht funktionieren. Sie würden das genaue
Gegenteil erreichen.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Sie werden sehen! In neun Branchen haben wir ihn!)


Sie würden damit wahrscheinlich vernünftige, angemel-
dete Arbeitsverhältnisse verlieren und mehr Schwarzar-
beit bekommen. Genau das wollen wir natürlich nicht,
weil das nicht der Weg ist, der vernünftig ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Auch das Thema Mehrwertsteuersenkung haben Sie
kritisch angesprochen. Ihre Kollegen in Bayern sehen
das anders. Sie wissen selber, dass die wie die Kollegen
der Grünen und der Linken auf Bundesebene der Mei-
nung sind,


(Markus Tressel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vereinzelt!)


dass der ermäßigte Mehrwertsteuersatz ganz sinnvoll ist.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist die Mehrwertsteuerreform, Herr Meierhofer? Die haben Sie nicht hingekriegt!)


Ich muss daran erinnern, dass Sie in der letzten Legisla-
turperiode dafür gesorgt haben, dass die Umsätze aus
dem Betrieb der Gondelbahnen einem ermäßigten Mehr-
wertsteuersatz unterliegen. Man darf sich die Frage stel-
len, ob das für diese riesige Branche angesichts des in-
ternationalen Wettbewerbs ein cleverer Schachzug war,
wenn man bedenkt, dass in 24 von 27 Ländern ansonsten
gleiche Bedingungen gelten. Genau das ist der Unter-
schied zur Gastwirtschaft.


(Beifall bei der FDP – Hans-Joachim Hacker [SPD]: Seit wann steht das „Adlon“ mit anderen Hotels im Wettbewerb! Das ist Unsinn!)


– Wenn Sie glauben, dass das „Adlon“ der Durchschnitt
unserer deutschen Hotels ist, muss ich Ihnen sagen: Der
Durchschnitt sind mittelständische, kleine Betriebe, Fa-
milienbetriebe. Genau um die geht es. Die wollen wir
fördern, und das ist uns auch sehr gut gelungen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Da ist auch der Großteil der Arbeitsplätze entstanden.

Sie haben gesagt, wir hätten in der Vergangenheit zu
wenig Pläne gemacht. Darüber, dass dieser Bericht der
ausführlichste und inhaltsstärkste ist, der in den letzten
Jahren vorgelegt wurde, besteht, glaube ich, große Über-
einstimmung. Das ist wirklich ein vorbildlicher Bericht.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Ich habe gesagt: „Bunte Bilder reichen nicht!“)


Darin stehen auch die Beispiele. Dieses Mal wurde
schwerpunktmäßig das Thema Wassertourismus bear-
beitet.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Der Wassertourismus ist ein Skandal! Die Anträge haben Sie noch gar nicht umgesetzt!)


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(C (D as Thema Gesundheitstourismus ist bearbeitet worden. er Bereich der ländlichen Räume ist schwerpunktmäig bearbeitet worden. Das sind genau die Bereiche, von enen wir, so glaube ich, in den nächsten Jahren profitien können. (Beifall bei Abgeordneten der FDP – HansJoachim Hacker [SPD]: Wo waren Sie im Ausschuss?)


Ich gestehe zu, dass wir in den nächsten Jahren mehr
n müssen, was das Thema Fachkräftemangel betrifft.
ber ich sehe nicht, dass wir als Politik da viele Mög-
chkeiten haben. Da möchte ich an die Branche appel-
eren. Ich muss erwähnen, dass es der DEHOGA war,
er vor zwei Jahren begonnen hat, mit einem ersten
chritt voranzugehen. Aber es ist leider noch nicht ge-
ngen, die Branche so attraktiv zu machen, wie sie sein

ollte – was den Tourismusbereich betrifft, schon; was
ie Gastronomie und die Hotellerie betrifft, leider nicht
anz.

Zum Abschluss auch von meiner Seite und selbstver-
tändlich von den Kollegen Helga Daub und Jens
ckermann, aber auch von der ganzen FDP-Fraktion ein
esonders herzliches Dankeschön an Ernst Burgbacher,
er seit 15 Jahren mit Herzblut begeisterter Tourismus-
olitiker ist und über alle Parteigrenzen hinweg ge-
chätzt wird, der aber vor allem auch in der Branche ge-
chätzt wird. Alle wissen, dass er ein verlässlicher und
irklich konstruktiver Arbeiter für die gemeinsame Sa-

he war, von der wir heute viel gehört haben. Deswegen:
rnst Burgbacher, wir werden dich vermissen.

Die Tatsache, dass du als Staatssekretär und auch als
ourismusbeauftragter hier die Latte noch höher gelegt
ast, hat sich als positiv erwiesen. Damit hat dieser
ichtige Bereich in der Bundesregierung vielleicht ein

usätzliches Gewicht erhalten. Dafür herzlichen Dank!
ür die Zukunft alles Gute! Ich hoffe auf eine weiterhin
ute Zusammenarbeit in diesem Bereich.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724624200

Das Wort hat die Kollegin Elvira Drobinski-Weiß für

ie SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1724624300

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

gen! Herr Burgbacher! Wir haben schon gehört: Der
ourismus gehört zu den am stärksten wachsenden Wirt-
chaftssektoren weltweit. Die Zahlen dazu, auch für
eutschland, haben wir gehört. Das ist natürlich sehr er-
eulich.

Es läuft im Tourismus jedoch nicht überall so rund,
err Staatssekretär, wie Sie es formuliert haben; denn
er Tourismus im ländlichen Raum ist vielerorts schlicht
nd ergreifend unterentwickelt. Hier ist noch einiges zu
n. Wir brauchen hier bessere Rahmenbedingungen und
ehr Unterstützung; denn Fachkräftemangel – er ist

chon verschiedentlich genannt worden –, Defizite in der





Elvira Drobinski-Weiß


(A) )


)(B)

Infrastruktur, mangelnde Vernetzung der Verkehrsträger
und der touristischen Anbieter, die Unterversorgung mit
schnellen Internetzugängen – ein ganz wichtiger Punkt –
sind nur einige der Probleme, die angegangen werden
müssen.


(Iris Gleicke [SPD]: Das stimmt!)


Bestehende Förderprogramme auf EU-, Bundes- und
Länderebene müssen sehr viel besser aufeinander abge-
stimmt werden. Die Fördermittel müssen der Tourismus-
wirtschaft auch zukünftig in ausreichender Höhe zur
Verfügung stehen; denn – wie unser Ausschussvorsitzen-
der Klaus Brähmig immer gerne zu sagen pflegt – der
Tourismus ist ein scheues Reh.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD, der CDU/ CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das von der Bundesregierung initiierte Projekt „Tou-
rismusperspektiven in ländlichen Räumen“ ist nur ein
Schritt in die richtige Richtung. Die Frage bleibt beste-
hen: Wie werden die Empfehlungen nun umgesetzt?
Welche konkreten Maßnahmen ergreift die Bundesregie-
rung? In ihrem Bericht ist auf Seite 27 nur zu lesen:

Derzeit laufen konzeptionelle Überlegungen, wie
der Know-how-Transfer in die örtliche Wirtschaft
und Politik sinnvoll organisiert werden kann.

Das, denke ich, ist mehr als mager. Viel beschriebenes
Papier ohne konkrete Maßnahmen und Taten, die den
ländlichen Regionen wirklich helfen.

Ich möchte Ihr Augenmerk noch auf einen anderen
Bereich lenken, nämlich das Thema Verbraucherschutz
im Tourismusbereich. Bei dem Thema Schlichtungs-
stelle – Frau Mortler hat es angesprochen – hat sich die
Bundesregierung von der Luftverkehrswirtschaft in die
Knie zwingen lassen und akzeptiert, dass die Luftver-
kehrsunternehmen sich nicht an einer einheitlichen
Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr
beteiligen müssen.


(Iris Gleicke [SPD]: Unglaublich! Ein Skandal! – Zuruf der Abg. Marlene Mortler [CDU/ CSU])


Das Zuständigkeitschaos ist damit vorprogrammiert; lei-
der zulasten der Flugkunden, aber auch zulasten der
Wirtschaft.

Wir, die SPD, fordern eine verkehrsträgerübergrei-
fende Schlichtungsstelle, etwa nach dem Vorbild der
Schlichtungsstelle Energie.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Reisende könnten sich dann mit allen im Zusammen-
hang mit der Reise aufgetretenen Problemen an die be-
reits bewährte Schlichtungsstelle für den öffentlichen
Personenverkehr, abgekürzt söp, wenden. Noch viel
schlimmer ist: Die Schlichtung könnte für Verbrauche-
rinnen und Verbraucher sogar Geld kosten. Also: Eine
verbraucherfreundliche Politik für diejenigen, die Ur-
laub machen wollen, sieht wahrlich anders aus.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich hätte gerne noch einen anderen Punkt angespro-
hen, aber leider läuft meine Zeit ab. Es geht darum,
ass wir im Fernbuslinienverkehr eine große Entwick-
ng zu verzeichnen haben. Dies ist eventuell auch eine
hance für den ländlichen Raum. Ich kann nicht guthei-
en, dass sich hier große Unternehmen, wie die DB AG,
usbreiten. Sie beschäftigt tatsächlich tschechische Bus-
hrer, die bei einer Arbeitszeit von 70 Stunden in der
oche einen Stundenlohn von sage und schreibe 3 Euro

ekommen. Das wollen wir nicht.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Iris Gleicke [SPD]: Das darf nicht sein!)


as ist nicht nur Lohndumping, sondern Sozialdumping.
as können wir und auch Sie nicht zulassen.

Ihnen persönlich, Herr Burgbacher, wünsche ich alles
ute. Sie werden in Südbaden sicherlich in der politi-

chen Szene fehlen. Gute Zeit für Sie!

Vielen Dank, liebe Kolleginnen und Kollegen!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724624400

Das Wort hat der Kollege Klaus Brähmig für die

nionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Klaus Brähmig (CDU):
Rede ID: ID1724624500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

erzeit steht vielen Hoteliers und Gastronomen in ganz
eutschland buchstäblich das Wasser bis zum Hals. Ge-
de in den Regionen, die schon 2002 von der Jahrhun-

ertflut betroffen waren, trifft das erneute Hochwasser
ie Menschen schwer. Wir als Politiker müssen über alle
arteigrenzen hinweg nun dafür Sorge tragen, dass die-
en Menschen und Betrieben geholfen wird. Vom Gipfel
er Länder mit der Kanzlerin, der heute stattfand, muss
nd wird ein klares Signal an die Betroffenen ausgehen.
s gilt, nicht zu kleckern, sondern zu klotzen. Meiner
nsicht nach benötigen wir für die Zukunft einen natio-
alen Katastrophenfonds.

Die Menschen an den großen Flüssen Deutschlands
nd die dort ansässige Wirtschaft brauchen eine Per-
pektive für die Zukunft. Infolge des Klimawandels hat
s in den vergangenen 20 Jahren eine deutliche statisti-
che Häufung von wetterbedingten Naturkatastrophen
egeben. Die jahrhundertealten Siedlungsräume längs
nserer Flüsse Donau, Elbe, Saale und Rhein sind beson-
ers schützenswert; denn hier findet man Kulturstätten,
m die Deutschland weltweit beneidet wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


usehends wird es für die Eigentümer und Unternehmen
ber schwieriger, das Risiko einer Existenz an Flusslagen
inzugehen. Ich bin der festen Überzeugung, dass noch





Klaus Brähmig


(A) )


)(B)

einmal intensiv über eine solidarische Versicherungslö-
sung nachgedacht werden muss.

Mein Dank gilt heute allen Helfern vor Ort, die in ei-
nem Akt nationaler Solidarität einfach anpacken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Allen Menschen, die in die Flutgebiete reisen wollten,
sei gesagt: Häufig ist nicht die ganze Urlaubsregion be-
troffen. Spätestens im August dieses Jahres können viele
Unternehmen wieder ihre vollen Kapazitäten anbieten.
Meine Damen und Herren, eine besondere Geste wäre
es, dann eine Kurzreise in diese Feriengebiete zu unter-
nehmen oder dort einen Urlaub zu verbringen, um die
Wirtschaft wieder anzukurbeln.


(Horst Meierhofer [FDP]: Regensburg!)


Dies zu sagen, war mir wichtig.

Wir debattieren heute den dritten Tourismuspolitischen
Bericht der Bundesregierung. Den Bericht, den wir heute
beraten, hast du, lieber Ernst Burgbacher, als Tourismus-
beauftragter der Bundesregierung zu verantworten. Da-
für mein herzlicher Dank!


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie des Abg. Markus Tressel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich möchte dir Dank und Anerkennung auch für die
15 Jahre guter, kollegialer und kameradschaftlicher Zu-
sammenarbeit aussprechen. Ich persönlich bedaure sehr,
dass du nicht mehr kandidierst, hoffe aber, dass du dein
Pensionärsdasein mit deiner Familie genießen wirst.
Mein Dank gilt aber nicht nur dir, lieber Ernst, sondern
auch den Mitarbeitern des Tourismusreferates des Bun-
deswirtschaftsministeriums, die dem Ausschuss für Tou-
rismus stets als kompetente Ansprechpartner zur Verfü-
gung stehen.

An den nächsten Wirtschaftsminister möchte ich ap-
pellieren, dieses Referat personell weiter aufzustocken.
Warum fordere ich eine Aufstockung? Die Tourismus-
wirtschaft ist einer der stärksten und dynamischsten
Wirtschaftsbereiche, nicht nur in Deutschland, sondern
auch weltweit; in dieser Feststellung sind wir uns in die-
sem Hause wohl alle einig. Bisher wurde der Tourismus-
politische Bericht, wie Sie wissen, in einem Fünfjahres-
rhythmus vorgelegt. Würde er allerdings alle zwei Jahre
vorgelegt, könnte man ihn als Handlungsempfehlung
oder Masterplan für die Tourismuswirtschaft in Deutsch-
land ausgestalten. Dann könnte er der Entwicklung sicher-
lich einen weiteren entscheidenden Schub geben. Aber
dafür benötigt man natürlich mehr Personal.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, einige wich-
tige Punkte, von denen ich mir noch mehr wirtschaft-
liche Dynamik erhoffe, will ich ansprechen. Zu nennen
ist die bessere Vernetzung zwischen Wissenschaft, Wirt-
schaft und Politik. Die wirtschaftliche Bedeutung des
Tourismus spiegelt sich nicht in dem erforderlichen
Maße in Wissenschaft und Forschung wider. Doch an-
statt dass an Universitäten und Fachhochschulen mehr

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(C (D um Thema Tourismus gelehrt und geforscht wird, weren Lehrstühle abgebaut. Hier müssen Wissenschaft, irtschaft und Politik zusammenarbeiten, um die Tou smuswirtschaft und die Tourismuswissenschaft zuunftsfähig zu machen. Als ein positives Beispiel für die inbeziehung wissenschaftlicher Studien zur Entwickng praktischer Konzepte möchte ich die a-ja-Hotels ennen. Auch freue ich mich, dass du, lieber Ernst, unseren orschlag aufgegriffen hast, auch einen Vertreter der issenschaft in den Tourismusbeirat aufzunehmen. Ein kurzes Wort zum Fachkräftemangel. Ich glaube, s ist ganz wichtig, dass unser duales System eine Erlgsstory und ein Exportschlager ist. Aber ich bin der sten Überzeugung: Es kann nicht sein, dass die Bedie ung von Maschinen viel besser bezahlt wird als die ienstleistung für den Gast. (Hans-Joachim Hacker [SPD]: Richtig, Klaus! Und deswegen: Mindestlohn!)


Meine Damen und Herren, weil meine Redezeit schon
eit fortgeschritten ist,


(Beifall des Abg. Heinz Paula [SPD])


öchte ich nur ganz kurz auf Folgendes eingehen: Barri-
refreiheit – meine Kollegen haben es schon gesagt – ist
in Markenzeichen des Deutschlandtourismus. Das Glei-
he gilt natürlich auch für die Auslandsinstitutionen der
eutschen Zentrale für Tourismus. Hier gilt es natürlich

benfalls, in der nächsten Legislaturperiode für eine wei-
re Aufstockung zu sorgen. Das wird uns, denke ich,

uch gelingen.

Lassen Sie mich noch ein Wort zur Infrastruktur
agen, wo in vielen Bereichen ebenfalls Nachholbedarf
esteht und die weiter ausgebaut werden muss. Ich
enke, gerade im Hinblick auf die Hotels konnte durch
ie Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes eine Menge
ewegt werden.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Das stimmt! Und in den Gaststätten!)


ie Hotelbetreiber haben den finanziellen Spielraum
enutzt, um notwendige Investitionen zu tätigen, das
ersonal weiterzubilden und neue Arbeitskräfte einzu-
tellen.

Vor wenigen Tagen war ich in meinem Wahlkreis un-
rwegs und musste feststellen, dass die in der gesamten
otellerie und Gastronomie getätigten Investitionen, die
ewissermaßen durch den reduzierten Mehrwertsteuer-
atz ermöglicht wurden, durch das Hochwasser leider
unichtegemacht worden sind. Zumindest ich will mich
der nächsten Legislaturperiode dafür einsetzen – das

ann ich ja tun –, dass der reduzierte Mehrwertsteuersatz
r die Hotellerie erhalten bleibt, zumindest bis eine ge-

erelle Neuordnung der Verbrauchsteuern durch die
olitik in Angriff genommen worden ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Joachim Hacker [SPD]: Das war von dieser Regierung ja nicht zu erwarten!)






Klaus Brähmig


(A) )


)(B)

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum Ab-
schluss noch auf Folgendes hinweisen: Wir müssen se-
hen, wie wir in der EU-Förderperiode ab 2014 trotz der
Streichung der eigenständigen Förderkriterien für diesen
Bereich wiederum eine Förderung des Tourismus organi-
sieren können. Das ist sicherlich möglich; wir haben es
im Ausschuss besprochen.

Zum Abschluss darf ich als Ausschussvorsitzender ei-
nen Dank an alle Mitglieder des Ausschusses ausspre-
chen, die es immerhin vier Jahre lang mit mir ausgehal-
ten haben. Ich möchte mich für die außerordentlich
kollegiale Zusammenarbeit herzlich bedanken. Ein ganz
besonderer Dank, meine Damen und Herren, gilt den
Kollegen, die nicht mehr kandidieren, zuallererst meiner
Stellvertreterin Rita Pawelski, aber auch dem Kollegen
Heinz Paula von der sozialdemokratischen Fraktion und
der heute abwesenden, im Krankenstand befindlichen
Kollegin Kornelia Möller, der ich beste Genesungswün-
sche übermittle. Ein herzliches Dankeschön für die Zu-
sammenarbeit!


(Beifall)


Ich wünsche allen Kollegen, die wieder kandidieren,
viel Erfolg, damit auch in der 18. Legislaturperiode an
der Stärkung des Deutschlandtourismus gearbeitet wer-
den kann. Ich gehe als Ausschussvorsitzender selbstbe-
wusst davon aus, dass der Ausschuss für Tourismus in
der nächsten Wahlperiode vor allem wegen seiner gro-
ßen wirtschaftlichen Bedeutung weiter gestärkt wird und
vielleicht mehr Mitglieder haben wird.

In diesem Sinne wünsche ich allen viel Erfolg, sage
Danke schön für die Zusammenarbeit und wünsche Got-
tes reichsten Segen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin, Danke schön für die Geduld.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724624600

Welcher Präsident, welche Präsidentin würde Dank-

sagungen unterbrechen! Auf diese Art und Weise ist die
wundersam verkürzte Redezeit wieder aufgefüllt wor-
den.


(Heiterkeit und Beifall der Abg. Iris Gleicke [SPD])


Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 17/13674 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, interfraktionell ist
vereinbart, den Tagesordnungspunkt 32 – Entwurf eines
Gesetzes zur Umsetzung der Verbraucherrechterichtlinie –
einschließlich der dazu beantragten namentlichen Ab-
stimmung nicht mehr heute, sondern erst morgen als ers-
ten Tagesordnungspunkt aufzurufen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann verfahren wir so.

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(C (D Ich rufe die Tagesordnungspunkte 14 a und 14 b auf: 14 a)

Kelber, Elvira Drobinski-Weiß, Willi Brase, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Die digitale Welt verbraucherfreundlich ge-
stalten

– Drucksache 17/13886 –

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Gerold
Reichenbach, Gabriele Fograscher, Petra
Ernstberger, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der SPD sowie der Abgeordneten
Dr. Konstantin von Notz, Volker Beck (Köln),
Ingrid Hönlinger, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Unabhängigkeit der Stiftung Datenschutz si-
cherstellen

– Drucksachen 17/11825, 17/13938 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Stephan Mayer (Altötting)
Gerold Reichenbach
Gisela Piltz
Jan Korte
Dr. Konstantin von Notz

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle-
in Brigitte Zypries für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1724624700

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Meine sehr geehrten

amen und Herren! Kolleginnen und Kollegen! Wir ha-
en gestern hier an dieser Stelle über den Antrag der
PD zu den Marktwächtern diskutiert, und wir haben Ih-
en unser grundsätzliches Konzept vorgestellt. Heute
öchte ich Ihnen sagen, dass wir Marktwächter auch für

en Bereich der digitalen Welt für ausgesprochen wich-
g halten.

Wir alle wissen, dass der technologische Fortschritt
urch das Internet und die neuen Informations- und
ommunikationsmöglichkeiten viele Dinge einfacher
acht. Auf der anderen Seite macht er die Welt aber

uch komplizierter und undurchschaubarer. Denn an vie-
n Stellen wissen Verbraucherinnen und Verbraucher
icht, auf was sie sich mit diesem Internet eigentlich
inlassen. Es ist in vielen Fällen schwer, seriöse und un-
eriöse Angebote voneinander zu unterscheiden. Nach
ie vor gibt es im Netz oder auch bei Handyverträgen
allen, in die man ganz leicht tappen kann. Ich denke da
eispielsweise an die Schnüffel-Apps, die man sich her-
nterlädt, weil man denkt, man bekäme eine Taschen-
mpe, die aber das ganze Adressbuch ins Netz übertra-
en. Oder ich denke an die Abofallen bei Smartphones.





Brigitte Zypries


(A) )


)(B)

Man kommt ganz leicht auf einen Knopf und schon hat
man ein Abo, für das man 7,99 Euro pro Woche zahlen
muss. Auch unverständliche AGBs machen es den Ver-
braucherinnen und Verbrauchern schwer, zu verstehen,
in was sie überhaupt einwilligen.


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: Wer war denn Justizministerin?)


Die Frage, welche Daten von wem verwendet oder
sogar an Dritte weitergegeben werden sollen, können die
Nutzerinnen und Nutzer häufig nicht beantworten. Hier
setzt unser Vorschlag an. Wir sagen: Die digitalen
Marktwächter sollen die Strukturen im Internet beobach-
ten, sie sollen die Beschwerden der Verbraucherinnen
und Verbraucher sammeln, und sie sollen Missstände an
die zuständigen Aufsichtsbehörden melden.


(Beifall bei der SPD)


Selbstverständlich – das ist sehr wichtig und hat auch
schon positive Ergebnisse gezeigt – müssen die Markt-
wächter für die Verbraucherinnen und Verbraucher kla-
gen können; denn dass der Bundesverband der Verbrau-
cherzentralen erfolgreich gegen Apple klagen konnte, ist
ein echter Erfolg. Das müssen wir weiter ausbauen.


(Beifall bei der SPD)


Wenn wir über das Internet reden – das hat die En-
quete-Kommission eindeutig gezeigt –, ist klar: Wir
müssen vor allen Dingen sicherstellen, dass alle Men-
schen in unserem Lande einen Zugang zu schnellem In-
ternet haben. Wir können nicht sagen: Das ist nur wich-
tig für Firmen und Unternehmen. Inzwischen ist es ein
Standortvor- bzw. -nachteil für Gemeinden, die Studie-
rende anwerben wollen; denn wenn es kein schnelles In-
ternet gibt, dann kommen die nicht, um dort zu wohnen.
Es ist wichtig, dass wir die Versorgung mit schnellem In-
ternet in ganz Deutschland als eine Infrastruktur begrei-
fen, die inzwischen genauso wichtig geworden ist wie
die Versorgung mit Wasser, Strom oder Straßen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Halina Wawzyniak [DIE LINKE])


Wir müssen endlich handeln; denn leider sind wir in den
letzten vier Jahren nicht in dem Maße vorangekommen,
wie das angekündigt war und wie wir uns das gewünscht
hätten.

Ganz kurz zu einem weiteren Punkt, über den wir dis-
kutieren müssen. Wir können nicht akzeptieren, dass Tele-
kommunikationsanbieter Daten langsamer durchleiten,
wenn sie von fremden Anbietern kommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Halina Wawzyniak [DIE LINKE])


Wir brauchen eine gesetzlich festgeschriebene Netzneu-
tralität. Wir wollen nicht, dass Telekommunikations-
anbieter Angebote von Dritten drosseln. Das kann nicht
richtig sein.


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: Frau Zypries! Da haben Sie recht!)


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(C (D s kann natürlich sein, dass man Datenpakete mit unterchiedlichen Konditionen bucht, aber es darf keine Disriminierung geben. Wenn ich richtig informiert bin, önnte die Koalition diesbezüglich jetzt schon handeln. ie geben mir recht; vielleicht können Sie gleich noch twas zu Ihrer Planung sagen. Vielen Dank. Das Wort hat die Kollegin Mechthild Heil für die nionsfraktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen nd Kollegen! Das Internet ist heute für die meisten enschen in Deutschland privat und beruflich unver ichtbar geworden. Deswegen setze ich mich für eine ächendeckende Versorgung mit schnellem Internet ein. lächendeckend, das heißt, nicht nur in der Stadt, sonern auch auf dem Land muss eine schnelle Internetverindung möglich sein. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sollten die Partei wechseln!)


(Beifall bei der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724624800

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Mechthild Heil (CDU):
Rede ID: ID1724624900

Das Ziel ist klar. Wir haben es zwar noch lange nicht
rreicht, aber auf dem Weg dorthin sind wir ein gutes
tück vorangekommen. Inzwischen haben über 50 Pro-
ent der Haushalte Zugang zu Breitband von mindestens
0 Megabit pro Sekunde,


(Iris Gleicke [SPD]: Da müssen die Länder etwas tun!)


014 werden es 75 Prozent sein, und 2018 werden
chnelle Internetverbindungen hoffentlich flächende-
kend zur Verfügung stehen.

Die digitale Welt verändert sich nicht nur rasend
chnell, sondern es wird auch eine riesige Menge an Da-
n produziert. Der Spiegel hat errechnet, dass im Netz
den Tag solche Datenmengen verschickt werden, dass
an 250 Millionen DVDs brauchen würde, um diese
aten zu speichern. Das Volumen verdoppelt sich alle

wei Jahre. Darin steckt ein riesiges Potenzial für die
enschen, aber eben auch eine große Gefahr. Mit jeder

euen Entwicklung ergibt sich neuer Handlungsbedarf.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, Sie
aben mit Ihrem Antrag „Die digitale Welt verbraucher-
eundlich gestalten“ eine etwas oberflächliche Abhand-
ng über den Verbraucher im Allgemeinen und den di-

italen Verbraucherschutz im Besonderen vorgelegt. Ihre
ernaussage lautet: die technischen Errungenschaften
utzen und die Interessen der Verbraucherinnen und Ver-
raucher wahren. Toll! Herzlichen Glückwunsch zu die-
er Erkenntnis!

Es folgt ein Potpourri aus Forderungen, vom Recht
uf ein schnelles Internet über Netzneutralität bis hin zur





Mechthild Heil


(A) )


)(B)

Etablierung des Markt-Ort-Prinzips. Die meisten dieser
Forderungen sind alt und überholt.


(Brigitte Zypries [SPD]: Ja, aber leider nicht verwirklicht!)


Wir setzen uns schon seit Jahren intensiv für guten di-
gitalen Verbraucherschutz im Spannungsfeld zwischen
Technikoffenheit und Datenschutz ein. Unsere Verbrau-
cherschutzministerin Ilse Aigner hat es auf den Punkt
gebracht. Sie sagt:

Für die IT-Branche ist Datenschutz eine Schicksals-
frage. Im Internet wird langfristig nur Erfolg haben,
wer die Interessen der Nutzer respektiert und ihre
persönlichen Daten so gut wie nur irgendwie mög-
lich schützt.

Recht hat sie.

Wir wollen ein hohes europäisches Datenschutz-
niveau. Die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung
soll sicherstellen, dass die persönlichen Daten von Ver-
brauchern in Europa besser geschützt werden. Das ist
gut. Das unterstützen wir. Deutschland gibt dabei ein ho-
hes Datenschutzniveau vor, und auf weniger Daten-
schutz werden wir uns in Europa nicht einlassen. Daher
gilt hier: Sorgfalt vor Schnelligkeit. Wir gehen noch ein
Stück weiter: Auch außereuropäische Anbieter sollen
sich an das europäische Datenschutzrecht halten müssen,
wenn sie ihre Angebote an europäische Verbraucher
richten.

Mit uns führt kein Weg an datenschutzfreundlichen
Voreinstellungen vorbei. Wir wollen auch das Recht auf
Vergessen – das ist ein zentraler und gleichzeitig stritti-
ger Punkt in den Verhandlungen mit unseren EU-Part-
nern –: Jedem Nutzer muss es möglich sein, seine per-
sönlichen Daten im Internet zu löschen. Facebook,
Google und Co. dürfen nicht über meine Daten verfügen,
wenn ich das nicht möchte.

Damit ich aber überhaupt erst weiß, was diese Anbie-
ter alles mit meinen Daten anstellen können, muss ich
mich informieren, und ich muss wissen, wie ich an diese
Informationen komme. Deshalb gehört für uns zu einer
gelungenen Verbraucherpolitik auch immer eine gute
Verbraucherbildung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Verbraucher müssen wissen, wie sie sich gegen den
Missbrauch der eigenen Daten im Internet schützen kön-
nen. Nur wenn sie gut informiert sind, können sie über
ihre Privatsphäre souverän selbst bestimmen.

Wir reden hier über eine Welt, die sich rasend schnell
verändert. Jede Minute bringt neue Innovationen, aber
auch neue Gefahren. Deshalb brauchen wir eine breite
gesellschaftliche Debatte darüber, wie wir das digitale
Deutschland gestalten wollen. Dabei sind alle gefragt:
Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und die Netzgemeinde.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und der Gesetzgeber vor allem!)


Was wir in der vorletzten Sitzungswoche dieser Legis-
laturperiode dagegen nicht brauchen, ist ein altbackener,

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(C (D berflüssiger Antrag der SPD. Wir brauchen keinen Anag, der nur dazu dient, dass Frau Zypries als Schattenerbraucherministerin eine Bühne bekommt, um zu Verraucherfragen zu sprechen. Frau Zypries, leider sieht es it Ihrer Kompetenz in Sachen Verbraucherpolitik ma er aus. as haben Sie in der gestrigen Debatte bewiesen. Sie haen munter über Vorhaben von 2001 geplaudert, aber die ktuellen Themen – es ist zwölf Jahre später; wir leben Jahr 2013 – kennen Sie nicht. Ich sage Ihnen an dieer Stelle: Warteschleifen sind seit dem 1. Juni 2013 kosnlos. Wenn Sie auf Ihrer Wahlkampftour das nächste al danach gefragt werden, dann sagen Sie einfach: Ist rledigt, die christlich-liberale Koalition hat sich längst arum gekümmert. Alles gut! (Brigitte Zypries [SPD]: Eben nicht! Funktioniert eben nicht! Das ist doch das Problem! – Ulrich Kelber [SPD]: Sie sollten mit Ihrem Redenschreiber reden! Er schreibt immer nur Beleidigungen auf!)


(Widerspruch bei der SPD)


Vielen Dank.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Iris Gleicke [SPD]: Das war jetzt lang anhaltender, starker Beifall! – Gegenruf von der CDU/CSU: Für euch reicht der!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724625000

Das Wort hat die Kollegin Halina Wawzyniak für die

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Halina Wawzyniak (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724625100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Die SPD hat einen Antrag vorgelegt, der den Ti-
l „Die digitale Welt verbraucherfreundlich gestalten“
ägt. Vieles von dem, was die SPD auf fünfeinhalb Sei-
n als Zustandsbeschreibung abgibt,


(Brigitte Zypries [SPD]:: Siebeneinhalb! – Iris Gleicke [SPD]: Haben Sie schon immer gewusst!)


ilen wir.


(Beifall der Abg. Iris Gleicke [SPD])


ass beim Verbraucherschutz in der digitalen Welt ei-
iges im Argen liegt und deshalb Handlungsbedarf
esteht, wird am Sondervotum der drei Oppositionsfrak-
onen im Bereich der Handlungsempfehlungen der Pro-
ktgruppe Verbraucherschutz der Enquete-Kommission

Internet und digitale Gesellschaft“ deutlich.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


Wir Linken wollen den Verbraucherschutz in der digi-
len Welt stärken und ihn auf ein Niveau heben, das ab-

eits der digitalen Welt schon lange existiert.





Halina Wawzyniak


(A) )


)(B)

Im Umkehrschluss sollten wir aber auch nicht ver-
nachlässigen, dass zum Beispiel die Weiterentwicklung
von Verbraucherinformationsangeboten im Netz nicht
dazu führen darf, dass Bürgerinnen und Bürger ohne
Netzzugang von jedem Zugang zu solchen Informatio-
nen ausgeschlossen sind.


(Beifall bei der LINKEN)


Die SPD fordert die Bundesregierung auf, zu prüfen,
wie der Weiterverkauf von digitalen Gütern rechtlich er-
möglicht werden kann. Wenn ich beispielsweise im
Buchhandel ein Buch kaufe, kann ich das jemandem
ausleihen oder weiterverschenken. Kaufe ich mir das
gleiche Buch aber digital als E-Book, kann ich dieses
Buch nicht ohne Weiteres – also eigentlich gar nicht –
verborgen oder verschenken. Technisch wäre das alles
möglich, aber die Unternehmen haben etwas dagegen.
Das zeigt: Wo Profit maximiert werden kann, muss der
Verbraucher eben mit der Beschneidung seiner Rechte
leben.

Wir als Linke haben bereits einen konkreten Vor-
schlag für die Ermöglichung eines solchen Weiterver-
kaufs unterbreitet. Unser Vorschlag sieht vor, dies in
§ 17 a Urheberrechtsgesetz zu verankern. Vielleicht
kann ja diese oder eine andere Bundesregierung den Vor-
schlag aufgreifen. Wir würden diesbezüglich auch keine
Abmahnung wegen Urheberrechtsverletzung schreiben.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Erik Schweickert [FDP]: Das ist aber großzügig!)


Damit sind wir an einem weiteren Punkt des SPD-An-
trages. Die SPD möchte die massenhaften Abmahnun-
gen wegen Urheberrechtsverletzungen eindämmen. Seit
Jahren haben wir in Deutschland eine regelrechte Indus-
trie der Massenabmahnungen. Wir haben hier schon
mehrmals ausführlich darüber gesprochen. Auch inso-
weit empfehle ich den von der Linken vorgelegten Ge-
setzentwurf. Auch hier würden wir, sollte dieser Entwurf
aufgegriffen werden, keine Abmahnung wegen Urheber-
rechtsverletzung schreiben.


(Beifall bei der LINKEN)


Über das Thema Netzneutralität will ich jetzt nicht re-
den, weil wir dazu die Reden zu Protokoll gegeben ha-
ben.

Aber kommen wir noch einmal zum Thema Daten-
schutz. Nicht erst seit dem Bekanntwerden von Prism,
der umfassenden Überwachungsmaßnahme von großen
Internetfirmen durch den US-Geheimdienst, wissen wir,
dass unsere eigenen Daten ein begehrtes Gut sind. Dass
US-Geheimdienste bei großen Internetfirmen Daten über
deren Nutzerinnen und Nutzer anfordern und diese Fir-
men bereitwillig liefern – vermutlich zumindest –, ist ein
Skandal. Vorhin war zu hören, der BND habe von allem
nichts gewusst. Datenschutz ist deswegen angezeigter
denn je. Das zeigt im Übrigen auch – diese sachfremde
Bemerkung kann ich Ihnen nicht ganz ersparen –, dass
Geheimdienste machen, was sie wollen, und abgeschafft
gehören.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D er Freiheit verteidigen will, indem er Freiheit einchränkt, wird am Ende Freiheit verlieren. Ob die Stiftung Datenschutz geeignet ist, Datenschutz urchzusetzen, (Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wohl kaum!)


t mehr als zweifelhaft. Die Konstruktion dieser Stif-
ng Datenschutz mit der Übermacht von Wirtschafts-

ertretern lässt uns mehr als zweifeln. Ich würde sagen,
ass das Modell gescheitert ist.


(Beifall bei der LINKEN)


ir halten es für vernünftiger, die Datenschutzbeauf-
agten finanziell und personell zu stärken und trotzdem
nabhängig zu behalten. Wir werden dem Antrag der
PD zustimmen, auch wenn er uns an verschiedenen
tellen zu viele Prüfaufträge enthält und zu wenige Lö-
ungen anbietet. Aber er ist ein Anfang, und den wollen
ir nicht behindern.


(Beifall bei der LINKEN – Brigitte Zypries [SPD]: Vielen Dank!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724625200

Das Wort hat der Kollege Professor Dr. Erik

chweickert für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Erik Schweickert (FDP):
Rede ID: ID1724625300

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich muss ge-
tehen: Ich bin heute morgen in die Fänge des US-Ge-
eimdienstes geraten. Vor zwanzig Jahren hätte ich dafür
ines schweren Verbrechens bezichtigt werden müssen.
eute Morgen habe ich einfach nur meine E-Mails abge-
fen.

Hier wird Freiheit von unbescholtenen Bürgern mit
üßen getreten. Das dürfen wir als Deutscher Bundestag
icht durchgehen lassen.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ier muss die Bundeskanzlerin ein deutliches Zeichen
etzen; denn Datenschutz ist ein essenzielles Bürger-
cht. Wir dürfen uns dieses Bürgerrecht nicht von ame-
kanischen Behörden nehmen lassen. Das müssen wir,
as muss die Bundeskanzlerin Präsident Obama gegen-
ber deutlich zum Ausdruck bringen, wenn der US-Prä-
ident nächste Woche hier in Berlin ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Das Beispiel zeigt uns deutlich: Wir stehen vor gro-
en Herausforderungen im Umgang mit der digitalen
elt. Das Recht auf Selbstbestimmung in dieser digita-
n Welt muss Realität werden, und zwar nicht nur ge-
enüber Behörden und Staaten, sondern auch gegenüber
nternehmen. Google Street View filmt unsere Häuser.
acebook speichert unsere Aufenthaltsorte. App-Anbie-





Dr. Erik Schweickert


(A) )


)(B)

ter greifen auf unsere Kontakte zu, und die neue Xbox-
One-Kamera ermöglicht nicht nur das interaktive Spie-
len, sondern schaut uns womöglich auch beim Spielen
zu, wenn wir es gar nicht wollen.

Dadurch wandelt sich die Rolle der Verbraucher. Wir
sind nicht nur aktiv beim Verbrauchen, sondern wir wer-
den selbst Objekte von Unternehmen und Staaten. Der
digitale Verbraucher wird vom bewussten Konsumenten
zum unfreiwilligen Lieferanten, nämlich zum Lieferan-
ten seiner Daten; häufig werden diese im Hintergrund
und ohne sein Wissen gesendet. Diesen unbewussten
Wandel der Verbraucherrolle vom Konsumenten zum
Lieferanten müssen wir in die Schranken weisen.


(Beifall des Abg. Jörn Wunderlich [DIE LINKE])


Problematisch dabei ist allerdings, dass die Grenzen
der analogen Welt nicht immer die der digitalen Welt
sind. Deshalb greifen auch nationale Regelungen nicht
weit genug. Aus meiner Sicht benötigen wir zwingend
eine Neuverhandlung des Safe-Harbor-Abkommens
zwischen der Europäischen Union und den USA.


(Ulrich Kelber [SPD]: Schon seit drei Jahren!)


Wenn ein Unternehmen in Europa digitale Leistungen
erbringt, sollte es europäischem Recht unterliegen, auch
wenn sein Sitz in den USA ist.

Dort, wo nationale Regelungen den Verbrauchern
besseren Schutz gewähren, hat diese schwarz-gelbe Re-
gierungskoalition gehandelt. Wir haben die Kostenfallen
im Internet geschlossen. Mit dem sogenannten Internet-
button ist seit 1. August 2012 explizit auf die Kosten-
pflichtigkeit eines Angebots hinzuweisen. Das heißt, die
Verbraucher werden vor versteckten Kosten in den ellen-
langen Allgemeinen Geschäftsbedingungen geschützt.
Es ist nicht mehr möglich, ihnen dort etwas unterzu-
jubeln. Wir haben mehr Transparenz und ein Sicherheits-
netz für die Verbraucher gegen Abzocke geschaffen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir haben dafür gesorgt, Frau Zypries, dass die von
der Telekom angekündigte Drosselung bei ihren DSL-
Kunden durch die Bundesnetzagentur akribisch geprüft
wird. Die Bundesnetzagentur ist genau das Instrument,
das wir dafür brauchen. Sie verhilft dem Grundsatz der
Netzneutralität zum Durchbruch; denn dieser darf nicht
aufgegeben werden.

Wir wollen außerdem die Verbraucherkompetenz im
Netz stärken und die Verbraucherbildung zu einem fes-
ten Bestandteil der Schullehrpläne machen. Dies ist ein
gemeinsames Anliegen dieses Hauses und der Deut-
schen Stiftung Verbraucherschutz. Letztlich bleibt auch
Datensparsamkeit ein wichtiger Baustein für Daten- und
Verbraucherschutz. Das müssen wir selbst kleinen Kin-
dern beibringen; denn jeder kann seinen Beitrag dazu
leisten, dass Datenkraken nur kurze Arme haben.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Vom Leitbild des unselbstständigen Verbrauchers ist
es für die SPD nur ein kurzer Weg zum bevormundeten
Verbraucher. Da ist für die SPD wie selbstverständlich

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(C (D er Staat die beste Medizin. Es ist dann zwar folgerichg, dass Sie ein Instrument für einen modernen Ansatz on Kooperation und den Anreiz zur Selbstregulierung ie die Stiftung Datenschutz ablehnen, sinnvoll ist es ber auf gar keinen Fall. Im Sinne eines effizienten Verraucherschutzes ist es auch nicht. Denn bei der Stiftung atenschutz wird ein Gütesiegel vergeben, das den Verraucherinnen und Verbrauchern auf einen Blick Geissheit verschafft, ob der Anbieter mit den Daten gut mgeht, ob man ihm diese guten Gewissens anvertrauen ann oder nicht. Statt sich einzubringen und ihre Vorstellungen zu forulieren, wie so ein Gütesiegel aussehen könnte, stellen PD und Grüne sich in die Schmollecke, und das, obohl Sie – der Gedanke ist Ihnen gar nicht so neu und ar nicht fremd – in Ihrem Koalitionsvertrag 2002 geeinsam geschrieben haben – ich zitiere –, dass es eine Einführung selbstregulativer Modelle“ geben sollte und u „prüfen bleibt, ob und in welcher Form eine instituonalisierte Plattform zur Koordination eingerichtet erden kann“. Das haben Sie aber nicht hingekriegt. ir, Schwarz-Gelb, haben es hingekriegt. Deshalb fühn Sie sich jetzt auf wie ein beleidigtes Kind, dem man as Förmchen weggenommen hat. In Ihrem Antrag schreiben Sie, es bestünde im Beirat er Stiftung Datenschutz eine „Beschlussmehrheit der ertreter der datenverarbeitenden Wirtschaft“. Das ist chlicht falsch. Von den insgesamt 34 Mitgliedern könen datenverarbeitende Branchen – darunter befinden sich brigens nicht nur die Wirtschaft, sondern auch spendenammelnde Organisationen, zum Beispiel Greenpeace nd der BUND – 14 Mitglieder benennen. Bleiben nach dam Riese 20 übrig. Das sind mehr als 14. Sie haben allerdings recht, wenn Sie sagen, dass es ur einen Sitz für den Bundesdatenschutzbeauftragten ibt. Aber Sie unterschlagen dabei natürlich, wie Sie es erne tun, einen Sitz für den Landesdatenschutzbeaufagten und einen weiteren für die Datenaufsichtsbehören der Länder. Dann kommen noch neun Vertreter des undestages und Vertreter des Anwaltvereins, der öfntlichen Verwaltung, des BSI, der Kultusministerkonrenz, der Innenministerkonferenz und der Kirchen soie des vzbv und der Stiftung Warentest dazu. Es ist schade, dass Sie – jenseits der demokratischen epflogenheiten – die dem Bundestag und Ihren Frakonen zustehenden Sitze boykottieren. Da muss schon in großes Wirtschaftsunternehmen in seinen Beirat einden, damit Herr Reichenbach und Herr von Notz nicht ein sagen. Aber bei einer Stiftung, die dem Gemeinohl verpflichtet ist, weigern Sie sich, mitzumachen. (Christoph Poland [CDU/CSU]: Es ist schlimm, das zu hören!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


as verstehe, wer will. Damit werden Sie dem Anliegen,
as wir haben – der Daten- und Verbraucherschutz –
icht gerecht.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724625400

Das Wort hat der Kollege Dr. Konstantin von Notz für

die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und
Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Antrag
der SPD ist grundsätzlich zu begrüßen. In ihm werden
dringende Verbesserungen im Bereich des digitalen
Verbraucherschutzes angemahnt, für die auch meine
Fraktion seit langem streitet: eine tatsächliche gesetz-
liche Festschreibung der Netzneutralität, Privacy-by-
Design- und Privacy-by-Default-Konzepte, das Recht
auf Transportabilität der eigenen Daten, die Weiterent-
wicklung des Rechts auf eine Privatkopie und die drän-
gende und überfällige Begrenzung der Abmahnkosten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

In dem Antrag wird zu Recht festgehalten, dass Grund-
lage einer verbraucherfreundlichen offenen demokrati-
schen Gesellschaft der Zugang zu einem schnellen und
neutralen Internet ist. In dem Antrag werden zahlreiche
Themen angesprochen, über die wir uns in den letzten
drei Jahren in der Enquete-Kommission „Internet und
digitale Gesellschaft“ intensiv ausgetauscht haben und
für die wir fraktionsübergreifend konkrete Vorschläge
erarbeitet haben.

In dem Antrag werden zahlreiche Themen des Wan-
dels zur digitalen Gesellschaft angesprochen, die die
schwarz-gelbe Bundesregierung in dieser Legislatur
sträflich vernachlässigt hat, Herr Kollege Schweickert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Manfred Zöllmer [SPD])


Sei es eine gute Breitbandversorgung für alle Menschen
und alle Regionen in Deutschland, sei es die gesetzliche
Wahrung der Netzneutralität, sei es die dringend benö-
tigte Reform des Urheberrechts oder sei es der digitale
Daten- und Verbraucherschutz: Ihre Bilanz, liebe Kolle-
ginnen und Kollegen von der Koalition, ist – das können
Sie hier heute überhaupt nicht verbergen – auch in die-
sem Bereich verheerend.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Erik Schweickert [FDP]: Warten Sie einmal auf die nächste Woche!)


Egal wohin man schaut, man muss feststellen: Die
schwarz-gelbe Bundesregierung hat beim Schutz der
Bürgerinnen und Bürger in der digitalen Welt kläglich
versagt. Das wird dieser Tage in Zeiten von Drosselkom
und Prism auch dem Letzten klar. Sie haben all die guten
Vorschläge, Ideen und Konzepte, die es gibt, leider gänz-
lich ignoriert.


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: Das stimmt doch gar nicht!)


Das bringt mich direkt zur Stiftung Datenschutz, Herr
Kollege Schweickert, zu der Ihnen heute ein Antrag von
uns vorliegt. Die Stiftung Datenschutz ist ein völlig un-
terfinanzierter Einmannbetrieb; doch Sie wagen es noch
immer, dieses gefloppte Projekt völlig ernsthaft und
ganz ironiefrei einen Erfolg Ihrer Koalition zu nennen.

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(C (D (Dr. Erik Schweickert [FDP]: Es ist nicht gefloppt!)


err Schweickert, Sie haben die Stiftung Datenschutz
ier am Pult verteidigt. Sprechen Sie einmal mit Ihrem
ann da in Leipzig! Fahren Sie einmal nach Leipzig!
ie ganze Veranstaltung ist ein Witz erster Kajüte. Und
amit blähen Sie sich hier so auf! Das ist lächerlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Astrid Klug [SPD] – Dr. Erik Schweickert [FDP]: Sie haben die Stiftung Datenschutz von vornherein boykottiert!)


Ich kann der SPD auch heute leider nicht Kritik erspa-
n. Ich muss ansprechen, dass die SPD, obwohl sie in
rem Antrag zu Recht die Datensammelwut des Staates

ritisiert, ihre Haltung zur Vorratsdatenspeicherung nicht
orrigiert, und das, obwohl wir am Fall Prism die
rassen und verfassungswidrigen Auswirkungen dieser
icherheitslogik klar erkennen können. Was wir jetzt
ber Prism erfahren, ist erschreckend und wird in den
ereichen, über die wir hier diskutieren, verheerende
uswirkungen haben. Es ist schlimm genug, dass
auerhafte massenhafte schwellenlose Grundrechtsver-
tzungen zum System erhoben wurden. Die Enthüllun-
en werden darüber hinaus auch das Vertrauen in
en zentralen Kommunikationsraum unserer Zeit nach-
altig schwächen. Das ist schlecht für die Verbraucherin-
en und Verbraucher, aber auch für die Wirtschaft. Und
s ist verheerend, wenn nicht gar tödlich, für sämtliche
-Government-Projekte wie zum Beispiel Ihr geliebtes
e-Mail-Projekt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mit Erstaunen, liebe Kolleginnen und Kollegen von
er Union – das sage ich Ihnen jetzt einmal ganz direkt –
öre ich Ihre öffentlichen Statements zu Prism. Da wird
eholzt: CSU-Parlamentarier sprechen von Stasimetho-
en. Innenminister geben sich empört und schreiben
riefe an die US-Regierung. Das sind dieselben Kolle-
innen und Kollegen, denen hier in den letzten Jahren
ein Sicherheitsgesetz scharf genug sein konnte,


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN sowie des Abg. Manfred Zöllmer [SPD])


ie bei jeder Gelegenheit die Vorratsdatenspeicherung
rdern, diesen Dammbruch für den Schutz der freien
ommunikation und der Unschuldsvermutung. Das ist
nglaubwürdig, und das trägt bigotte Züge.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


Ich sage Ihnen: Die Diskussion um Prism – ja, damit
üssen Sie jetzt leben – und die Praktiken der Totalüber-
achung müssen der Wendepunkt in der Debatte um das
mer stärkere Ausdehnen sogenannter Sicherheits-

esetze nach 2001 sein. Vollziehen wir diese Wende jetzt
icht, gibt es bald keinen Rechtsstaat mehr, den wir hier
erteidigen können.

Ganz herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)







(A) )


)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724625500

Das Wort hat der Kollege Michael Frieser für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Michael Frieser (CSU):
Rede ID: ID1724625600

Frau Präsidentin! Werte Kollegen! Herr Kollege,

durch Lautstärke hat noch niemand die Situation retten
können.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, jetzt aber! Das von einem CSU-Abgeordneten! Das ist ja lustig!)


Es ist keine Lösung, möglichst viele Nebelkerzen in ei-
nen Topf zu werfen, sich das bunte Feuerwerk anzu-
schauen und zu hoffen, dass irgendetwas irgendwo
schon hängen bleiben wird.


(Beifall der Abg. Marlene Mortler [CDU/ CSU])


Zur Frage des Verbraucherschutzes und zum Thema
Daten haben die Kollegin Heil und der Kollege
Dr. Schweickert schon das Entscheidende gesagt. Die
Union hat deutlich gemacht, dass das, was in den Verei-
nigten Staaten passiert, soweit es europäischen Boden
betrifft, auf einer Rechtsgrundlage zu basieren hat, die
überprüfbar sein muss. Das ist unsere Haltung. Das war
sie immer. Der Datenschutz in Deutschland und in Eu-
ropa muss auch für die Amerikaner gelten. Hier werden
Sie es nicht schaffen, uns irgendetwas ans Bein zu bin-
den, was mit den letzten vier Jahren mit Sicherheit nichts
zu tun hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Abstruser wird die Situation noch, wenn man sich
über die Frage Stiftung Datenschutz unterhält. Stellen
Sie sich einmal vor: Diese christlich-liberale Koalition
hat in den letzten vier Jahren genau das geschafft, was
vonseiten der SPD seit 1998 angekündigt wurde. Mit der
Aussage, „Wir werden etwas schaffen, das in der Lage
ist, unabhängig vom Staat, aber auch unabhängig von
der Wirtschaft zu agieren“, beginnt bereits die irrige
Logik, zu glauben, man könne Unabhängigkeit in ir-
gendeiner Art und Weise, am besten noch im Chemie-
labor, konstruieren.

Wir haben eine Stiftung Datenschutz – Herr Kollege, Sie
haben es Gott sei Dank auch zahlenmäßig aufbereitet –, bei
der vollkommen klar ist, dass weder die öffentliche
Hand, vor der gewissermaßen eine große Angst bestan-
den hat, noch die datenverarbeitende Wirtschaft über-
handnehmen können.


(Abg. Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724625700

Kollege Frieser.

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(C (D Ich habe ihn schon gesehen. Einen kleinen Augen lick. Vielleicht kann er sich die Frage so lange merken, is ich mit diesem Gedanken fertig bin. Wir haben es geschafft, dass sich diese beiden Pole egenseitig kontrollieren. Das ist die Definition von nabhängigkeit. Das heißt, dass es auf der einen Seite ine öffentliche Kontrolle der Politik und auf der anden Seite die datenverarbeitende Wirtschaft mit ihrem achverstand und die Verbände, die für den Verbrauherschutz da sein sollen, gibt. Das ist unsere Vorstelng von Datenschutz, vor allem von verbrauchergerechm Datenschutz. Sich jetzt an dieser Stelle in die Obstruktion zu flüchn, weil man der Auffassung ist, das könne nur in öfntlicher Hand organisiert werden, ist meines Erachtens er Inbegriff der Unlogik oder der Zwiegespaltenheit; enn es geht eigentlich nur darum, Obstruktion zu etreiben. Es geht eben gerade nicht mehr darum, deutch zu machen, dass man einen unabhängigen Verbrauherschutz will und dass man eine Stiftung will, bei der achleute zusammengezogen werden, die in der Tat uch in der Lage sind, darüber zu entscheiden, was notendig ist. – Jetzt hätten wir Zeit. Dann frage ich Sie, ob Sie eine Bemerkung oder rage des Kollegen von Notz zulassen. – Das ist so. ann hat er das Wort. Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Michael Frieser (CSU):
Rede ID: ID1724625800
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724625900
Herzlichen Dank, Herr Kollege. – Die Stiftung Daten-

chutz, die Sie hier so über den grünen Klee loben,
aben Sie, glaube ich, noch nie gesehen oder sich mit
en Menschen, die dort verantwortlich sind – es ist, ehr-
ch gesagt, nur einer –, unterhalten. Sie haben dieses
roßartige Projekt beschrieben, daher können Sie mir
ielleicht sagen, wie viel Geld dieser Stiftung im Jahr
ur Verfügung steht, wie viele Menschen derzeit für sie
rbeiten, ob es eine Homepage gibt, auf der man schon
gendetwas feststellen kann und wie viele der Plätze im
ufsichtsrat, den Sie hier so gelobt haben, überhaupt be-

etzt sind. Das würde mich sehr interessieren. Ich könnte
nen dann auch die Antworten geben. Das kann ich mir

ämlich merken.


Michael Frieser (CSU):
Rede ID: ID1724626000

Ich fange einmal mit der Satzung an. Die Stiftung hat

einen Aufsichtsrat, sondern einen Verwaltungsrat, ei-
en Vorstand und einen Beirat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Da geht es schon los!)


as macht aber nichts. Ich finde die Tatsache interes-
ant, dass man durchaus in der Lage wäre, von diesen
4 Verwaltungsratsmitgliedern einen auszuwählen, der
ich mit genau diesen Fragen beschäftigt,


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie viele sind es denn, Herr Michael Frieser )





(A) )

Frieser? – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN]: Was ist denn mit der Home-
page?)

damit nämlich, wie sich diese Stiftung zu finanzieren
hat, wie der Arbeitsauftrag aussieht und was die Aufga-
benfelder sind. Genau das wäre die Aufgabe: einen
Vorstand zu kontrollieren und ihm mit diesen Fragen
deutlich zu machen, welchen Auftrag er nach der Sat-
zung tatsächlich haben sollte. Das müsste meines Erach-
tens als Antwort schon genügen.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Frage ist nicht beantwortet! Was ist das denn? – Weitere Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mir geht es aber noch um etwas ganz anderes, näm-
lich um die entscheidende Tatsache, dass Sie an dieser
Stelle versuchen, ein Instrument, das Sie selber einmal
mit aus der Taufe heben und schaffen wollten, nur weil
es in der Zeit der Koalition erarbeitet und auf den Weg
gebracht wurde, durch politische Obstruktion lahmzule-
gen. Ich hoffe nur, dass sich die Menschen, die sich dort
einbringen, dass sich die Fachleute in diesem Land, die
sich dort einbringen, nicht davon ins Bockshorn jagen
lassen, sondern dass wir in der Lage sind, unserem poli-
tischen Auftrag gerecht zu werden und dem Datenschutz
gerade auch mit der Stiftung Datenschutz eine Zukunft
zu geben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724626100

Das Wort hat der Kollege Ulrich Kelber für die SPD-

Fraktion.


(Michaela Noll [CDU/CSU]: Nein, nicht schon wieder der Kelber! Ich kann ihn nicht mehr hören!)



Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1724626200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Die SPD versteht die umfassende Digitalisie-
rung als eine Chance, gesellschaftlich und wirtschaftlich.
Wir sehen die Chance in gesellschaftlicher und kulturel-
ler Teilhabe, in neuen Bildungsmöglichkeiten und wirt-
schaftlichem Innovationspotenzial. Wie immer gibt es
dabei natürlich auch Risiken: beim Schutz persönlicher
Daten, mit neuen Abhängigkeiten, die entstehen, durch
wirtschaftliche Übervorteilung.

Wir haben mit unserem Positionspapier und dem
darauf basierenden Antrag „Die digitale Welt verbrau-
cherfreundlich gestalten“ einen Vorschlag gemacht, wie
man auch in der digitalen Welt verbraucherpolitische
Leitplanken zum Nutzen der Verbraucherinnen und Ver-
braucher einziehen kann. Meine Kollegin Brigitte
Zypries hat einige der Handlungsfelder, die wir ange-
sprochen haben, schon erläutert. Ich will drei weitere
Beispiele nennen: die Frage der Datenportabilität, die
Frage von Privacy by Default und Privacy by Design
und die Frage der Nutzerrechte im Urheberrecht.

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(C (D Das Recht auf Datenportabilität, in der Öffentlichkeit och wenig wahrgenommen, wird zu einem der entcheidenden Grundrechte werden. Bei der Nutzung von loud-Diensten, integrierten Foto-, Videound Musikiensten und sozialen Netzwerken hinterlege ich Daten, peichere ich Daten, vertraue ich einem Dienstleister aten an. Aber längst gilt das auch bereits für Gegen tände wie zum Beispiel ein Auto oder ein SmartMeter. ei den Schwierigkeiten beim Export dieser Daten, bei er Übernahme in das Angebot eines Konkurrenten entteht schnell der goldene Käfig eines Herstellers. Kollege Kelber, gestatten Sie – – Einen kurzen Augenblick. – Ein Recht auf Daten ortabilität, auf eine elektronische Kopie, auf einen bertrag auf einen anderen Dienstleister schafft Konollmöglichkeiten für die Verbraucherinnen und Verraucher und sorgt für Wettbewerb. Herr Kollege Schweickert möchte eine Frage stellen der eine Bemerkung machen. (Dr. Erik Schweickert [FDP]: Eine Frage stellen!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724626300
Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1724626400
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724626500

ie gestatten das? – Dann hat er das Wort.


Dr. Erik Schweickert (FDP):
Rede ID: ID1724626600

Herr Kelber, vielen Dank für das Zulassen der Zwi-

chenfrage.

Sie sprechen in Ihrem Antrag, auf den Sie jetzt noch
inmal deutlich verwiesen haben, immer von Markt-
ächtern, die Sie in der digitalen Welt einführen möch-
n. Ich stelle Ihnen die Frage, ob Sie auf abgeordneten-
atch.de bei einer Antwort den Marktwächter mit den
igenschaften „Schnüffeln“, „Bellen“ und „Beißen“ de-
niert haben. Sind Sie nicht der Meinung, dass diese
efinition eines Marktwächters in der digitalen Welt ge-
de in der heutigen Zeit, in der wir das Thema Prism

nd anderes diskutieren, unangebracht ist?


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1724626700

Herr Kollege Schweickert, ich weiß nicht, wie Sie mit

bgeordnetenwatch.de umgehen. Ich halte es übrigens
r gut, weil die Fragen öffentlich gestellt und öffentlich

eantwortet werden. In der letzten Zeit habe ich dort
twa 100 Fragen beantwortet.

In der Tat habe ich bei der Frage nach den Markt-
ächtern darauf verwiesen – im Gegensatz zu mir wer-
en Sie den Text wahrscheinlich vor sich liegen haben;
h wiederhole ihn aus meiner Erinnerung –, dass sich
er Begriff am englischen Beispiel orientiert, wo es
consumer watchdog“ heißt. Dort wird definiert, dass er
chnüffelt, bellt und beißt.

Er untersucht den Markt zum Beispiel mit Mystery
hopping, wie es Verbraucherministerin Aigner vorge-





Ulrich Kelber


(A) )


)(B)

schlagen, aber nicht umgesetzt hat. Er gibt Laut, wenn
jemand unfaire oder falsche Angebote macht – das ist
das Bellen –, und er beißt zum Beispiel mit juristischen
Klagen zu. Ich glaube, das ist eine gute Beschreibung
dessen, was ein Wachhund macht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben es „Marktwächter“ genannt, damit wir keine
Begrifflichkeiten verwenden, die Ihnen eine schlaflose
Nacht bereiten, Herr Kollege Schweickert.


(Beifall bei der SPD – Dr. Erik Schweickert [FDP]: Mir ganz bestimmt nicht!)


Wir wollen die Grundsätze „Privacy by Default“ und
„Privacy by Design“ gesetzlich verankern. Ich will das
am Beispiel von Privacy by Default darstellen:

Die Einhaltung der Verpflichtung von Anbietern,
Dienstleistern und Herstellern von Produkten, diese zu-
nächst auf maximalen Datenschutz und maximale Si-
cherheit einzustellen und es den Verbraucherinnen und
Verbrauchern zu überlassen, diese Einstellungen zu öff-
nen oder Daten preiszugeben, ist heute nicht gewährleis-
tet. Oft muss man sich bis zu der am tiefsten hinterlegten
Einstellung durchklicken, um einen minimalen Daten-
schutz zu gewährleisten.

Wir wollen die Nutzerrechte in einem modernen Ur-
heberrecht stärken, zum Beispiel durch das Recht auf
Weiterverkauf digitaler Güter. Aber wir wollen eben
auch, dass die aus der analogen Welt bekannte Idee der
Privatkopie unter den besonderen Bedingungen digitaler
Nutzungsmöglichkeiten erweitert wird. Es muss also
möglich sein, die Daten in mein privates Netzwerk zu
Hause oder auf mobile Geräte zu kopieren.

Die besondere Herausforderung besteht in der Tat in
den Innovationszyklen der digitalen Wirtschaft. Oft ent-
steht in wenigen Wochen oder Monaten ein neuer
Dienst. Wenn man dies mit der Geschwindigkeit ver-
gleicht, mit der allein schon aufgrund der Beteiligungs-
rechte einzelgesetzliche Regelungen erfolgen können, so
sieht man: Dies ist ein hoffnungsloses Rennen. Daher
müssen wir technologie- und dienstneutrale Regelungen
treffen, die bei neuen Fragestellungen durch starke Ver-
braucherbehörden, aber eben auch durch die Zivilgesell-
schaft, Herr Professor Schweickert, also durch Markt-
wächter, durchgesetzt werden können.

Wir wollen die Chancen der Digitalisierung dafür nut-
zen, die Grundrechte der Verbraucherinnen und Verbrau-
cher in der digitalen Welt politisch durchzusetzen. Dies
geschieht nicht durch Technik oder Wettbewerb allein;
es muss politisch aktiv gestaltet werden.

Sie haben gemerkt, dass ich keine großen Angriffe
gegen die Regierung gestartet habe, weil ich erläutern
wollte, aber zu einem Punkt, den Herr Schweickert in
seiner Rede als Mitglied der Regierungskoalition ge-
nannt hat, möchte ich doch etwas sagen:

Er hat gefordert, wir müssten das Safe-Harbor-Ab-
kommen mit den Vereinigten Staaten, das natürlich vor
allem Unternehmen wie Facebook und andere für sich
nutzen, neu verhandeln. Die Forderung ist richtig. Meine

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(C (D rage ist nur: Warum haben Sie – auch Sie als Person – den letzten dreieinhalb Jahren auf Anträge der Oppo ition, das zu tun, immer mit einer Neinstimme geantortet, anstatt uns in diesem Punkt zu unterstützen? (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Erik Schweickert [FDP]: Weil das schlechte Anträge waren!)


Wir haben in acht Minuten Redezeit nur einige
unkte aus unserem Antrag „Die digitale Welt verbrau-
herfreundlich gestalten“ vorstellen können. Ich lade
lle ein, mit uns darüber zu diskutieren und Vorschläge
u machen – auch dafür, was zusätzlich passieren oder
nders werden muss. Wir freuen uns auf den Dialog.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1724626800

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
raktion der SPD auf Drucksache 17/13886 mit dem Ti-
l „Die digitale Welt verbraucherfreundlich gestalten“.
er stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? –
er enthält sich? – Der Antrag ist abgelehnt mit den

timmen der Koalitionsfraktionen bei Zustimmung von
PD und Linken und Enthaltung der Grünen.

Beschlussempfehlung des Innenausschusses zu dem
ntrag der Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die
rünen mit dem Titel „Unabhängigkeit der Stiftung Da-
nschutz sicherstellen“. Der Ausschuss empfiehlt in sei-
er Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/13938, den
ntrag der Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die
rünen auf Drucksache 17/11825 abzulehnen. Wer

timmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstim-
en? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist

ngenommen mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen
egen die Stimmen der Oppositionsfraktionen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 15 a und 15 b so-
ie die Zusatzpunkte 7 bis 9 auf:

5 a) –Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zum Vorschlag für eine
Verordnung des Rates zur Übertragung beson-
derer Aufgaben im Zusammenhang mit der
Aufsicht über Kreditinstitute auf die Europäi-
sche Zentralbank

– Drucksache 17/13470 –

– Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zum Vorschlag für eine Verordnung des Rates
zur Übertragung besonderer Aufgaben im Zu-
sammenhang mit der Aufsicht über Kreditin-
stitute auf die Europäische Zentralbank

– Drucksachen 17/13829, 17/13901 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzaus-
schusses (7. Ausschuss)


– Drucksache 17/13961 –





Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms


(A) )


)(B)

Berichterstattung:
Abgeordnete Ralph Brinkhaus
Manfred Zöllmer
Dr. Volker Wissing
Dr. Gerhard Schick

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Finanzausschusses (7. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Peer Steinbrück,
Joachim Poß, Ingrid Arndt-Brauer, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der SPD sowie der
Abgeordneten Dr. Gerhard Schick, Kerstin
Andreae, Dr. Thomas Gambke, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Ein neuer Anlauf zur Bändigung der Finanz-
märkte – Für eine starke europäische Banken-
union zur Beendigung der Staatshaftung bei
Bankenkrisen

– Drucksachen 17/11878, 17/13961 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Ralph Brinkhaus
Manfred Zöllmer
Dr. Volker Wissing
Dr. Gerhard Schick

ZP 7 Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Gerhard Schick, Priska Hinz (Herborn),
Manuel Sarrazin, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

zu den angekündigten Vorschlägen der EU-
Kommission zur Bankenrestrukturierung und
-abwicklung

hier: Stellungnahme gegenüber der Bundes-
regierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des
Grundgesetzes

Bankenunion beschleunigen statt bremsen –
Über eine Abwicklungskompetenz der Euro-
päischen Kommission die Haftung der Steuer-
zahler beenden

– Drucksache 17/13908 –

ZP 8 Beratung des Antrags der Abgeordneten Manuel

(Herborn)

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

zu dem Vorschlag für eine Verordnung zur
Übertragung besonderer Aufgaben im Zusam-
menhang mit der Aufsicht über Kreditinstitute

(SSM-Verordnung)


Ratsdok. 7776/1/13 REV 1

hier: Stellungnahme gegenüber der Bundes-
regierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des
Grundgesetzes

Kontrollrechte des Europäischen Parlaments
bei EZB-Bankenaufsicht stärken

– Drucksache 17/13909 –

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(C (D P 9 Beratung des Antrags der Abgeordneten Manuel Sarrazin, Dr. Gerhard Schick, Priska Hinz (Herborn)

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

zu dem Vorschlag für eine Verordnung zur
Übertragung besonderer Aufgaben im Zusam-
menhang mit der Aufsicht über Kreditinstitute

(SSM-Verordnung)


Ratskok. 7776/1/13 REV 1

hier: Stellungnahme gegenüber der Bundes-
regierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des
Grundgesetzes

SSM-Verordnung zustimmen, keine inner-
staatliche Präjudizwirkung schaffen

– Drucksache 17/13910 –

Zu dem Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU
nd der FDP liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion
er SPD vor, über den wir später namentlich abstimmen
erden. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist
r die Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen.
ibt es Widerspruch dagegen? – Das ist nicht der Fall.
ann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
er dem Kollegen Eduard Oswald von der CDU/CSU-
raktion das Wort.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der CDU/CSU: Bravo!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724626900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als

h hereinkam, haben einige Kollegen gesagt, sie würden
enerell klatschen – egal was ich sage.


(Heiterkeit)


ennoch will ich den Versuch unternehmen, zum Thema
u sprechen; denn ich glaube, dass es in dieser Legisla-
rperiode ein für uns alle wichtiges Thema ist.

Mit dem Zustimmungsgesetz zur europäischen Ban-
enaufsicht machen wir heute den Weg für eine europa-
eit einheitliche Bankenaufsicht frei.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zuruf von der CDU/CSU: Bravo!)


ir nehmen als deutscher Gesetzgeber unsere Integra-
onsverantwortung wahr und bereiten den Weg für eine
ustimmung der Bundesregierung zur Übertragung be-
onderer Aufgaben der Bankenaufsicht auf die Europäi-
che Zentralbank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


An der Stelle habe ich nun nicht unbedingt mit Beifall
erechnet.


(Heiterkeit)






Eduard Oswald


(A) )


)(B)

Damit schaffen wir einheitliche Aufsichtsstandards in
Europa und stärken die Durchschlagskraft der Banken-
aufsicht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zurufe von der CDU/CSU: Bravo!)


Wir sind davon überzeugt, dass dies das Vertrauen in die
Stabilität der Banken überall in Europa stärkt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der CDU/CSU: Bravo!)


– Herr Präsident, ich brauche noch zusätzliche Beifall-
redezeit.


(Heiterkeit)


„Vertrauen“ ist das entscheidende Wort; denn das Ver-
trauen der Bürgerinnen und Bürger in ihre Finanz- und
Kreditinstitute hat in den letzten Jahren wahrlich gelit-
ten. Über die Ursachen wurde hier in diesem Haus aus-
führlich geredet. Zu lange hat man geglaubt, dass sich
die Märkte selbst regulieren. Dass dieser Weg nicht der
richtige war, wissen wir jetzt. Und wir haben die richti-
gen Lehren gezogen.

In dieser Legislaturperiode haben wir 30 Gesetze auf
den Weg gebracht, um die Finanzmärkte zu regulieren,
die Banken zu stabilisieren und das Vertrauen wieder
herzustellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Na ja!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben national
vieles erreicht und international nicht nur einmal eine
Vorreiterrolle übernommen. Für dieses nationale Vorge-
hen wurden wir oft kritisiert. Doch sind zum Beispiel
das Leerverkaufsgesetz und das Restrukturierungsgesetz
ein eindrucksvoller Beweis dafür, wie erfolgreich gerade
diese Vorreiterrolle war und ist und wie wichtig es war,
gegenüber unseren europäischen und internationalen
Partnern ein Zeichen zu setzen.

Wir geben heute unsere Zustimmung zur Neuordnung
der europäischen Bankenaufsicht. Künftig wird die Eu-
ropäische Zentralbank die bedeutenden Kreditinstitute
der teilnehmenden Mitgliedstaaten beaufsichtigen. Wenn
wir heute dem Gesetzentwurf – wohl mit großer Mehr-
heit – zustimmen werden, zeigt dies auch, dass wir
gemeinsam der Auffassung sind, dass eine europaweit
einheitliche Bankenaufsicht richtig und notwendig ist.
Es zeigt aber auch, dass wir auf Europa setzen, statt die
Bürgerinnen und Bürger mit Euro-Austrittsfantasien zu
beunruhigen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Gemeinsam begrüßen wir, dass es gelungen ist, dass
regional tätige kleine und mittlere Kreditinstitute – wie
unsere Sparkassen und Genossenschaftsbanken – grund-
sätzlich nicht der Aufsicht durch die Europäische Zen-
tralbank unterliegen. Hier galt es, ein richtiges Maß zu
finden, und dies ist gelungen.


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(C (D Wir begrüßen es auch, dass sich die Bundesregierung r ein System der strikten Trennung zwischen Geldpoli k und Aufsicht in der Europäischen Zentralbank eingeetzt hat. Hier wurde alles erreicht, was auf der Basis der erträge möglich war. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Manfred Zöllmer [SPD]: Das ist aber ein bisschen wenig!)


s ist auch richtig, dass die europäischen Finanzminister
ekräftigt haben, an einer Vertragsänderung zu arbeiten,
m langfristig eine weitergehende Trennung von Geld-
olitik und Aufsicht zu ermöglichen.

Es war richtig, dass wir dieses Zustimmungsgesetz
rmuliert haben. Es ist richtig, bei dieser weitreichen-

en Übertragung von Kompetenzen auch den Bundestag
nd den Bundesrat angemessen zu beteiligen. Ich bin da-
on überzeugt, dass dies bei einer derart weitreichenden
bertragung von Aufsichtsbefugnissen notwendig ist.

Wir dürfen uns nicht auf dem Erreichten ausruhen,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ondern müssen zügig einen europaweit einheitlichen
echanismus auf den Weg bringen, der uns die Abwick-
ng großer, international tätiger Banken ermöglicht.
ur dann werden die neuen europäischen Aufsichtsstan-
ards ihre volle Wirkung entfalten können.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich benütze die Ge-
genheit, um mich bei allen für das Miteinander zu be-
anken. Im Finanzausschuss wird mit hohem Sachver-
tand argumentiert und gearbeitet. Aber wir alle müssen
emeinsam daran arbeiten, hier im Plenum in einer Spra-
he zu reden, die nicht nur von den Experten verstanden
ird.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


uch das gegenseitige Zuhören und die Fähigkeit, auf
ie Argumente des anderen einzugehen, müssen immer
ieder neu erarbeitet werden, auch im Ausschuss.

Dass meine CSU-Landesgruppe heute Abend so stark
ertreten ist, ehrt mich persönlich;


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn ihr habe ich auf meinem politischen Weg in Bonn
nd Berlin eigentlich alles zu verdanken.


(Beifall bei der CDU/CSU)


h hatte die Ehre, in meiner Parlamentszeit neben vielen
nderen Aufgaben Vorsitzender von drei Parlamentsaus-
chüssen zu sein, darunter in der Zeit der Großen Koali-
on auch im Finanzausschuss.

Ich habe mich für die Kollegialität über alle Frak-
onsgrenzen hinweg zu bedanken. Auch wenn die Poli-
kansätze da und dort unterschiedlich sind, ja, in einer
emokratischen Struktur unterschiedlich sein müssen,
ibt es mehr Gemeinsamkeiten, als gerade in Wahlzeiten





Eduard Oswald


(A) )


)(B)

oder an Sitzungstagen wie heute zum Ausdruck kom-
men.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das stimmt mich für unsere parlamentarische Demo-
kratie insgesamt zuversichtlich. Aber auch wenn es ein-
fach klingt, ist es dennoch wahr: So wie Politik nichts
anderes ist, als im Dienst für unsere Mitbürgerinnen und
Mitbürger zu stehen, so hat die Finanzwirtschaft die
Aufgabe, nicht für sich selbst da zu sein und mit sich
selbst Geschäfte zu machen,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


sondern sie hat der realen Wirtschaft und damit allen
Menschen zu dienen.


(Langanhaltender Beifall im ganzen Hause – Abgeordnete aller Fraktionen erheben sich – Abg. Eduard Oswald [CDU/CSU] nimmt Glückwünsche entgegen)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1724627000

Lieber Kollege Oswald, ich bedanke mich bei Ihnen

im Namen des ganzen Hauses für die langjährige, kolle-
giale und menschliche Zusammenarbeit im Deutschen
Bundestag und auch in der Bundesregierung. Sie waren
seit 1987 Mitglied des Bundestages, also in sieben Le-
gislaturperioden. Das war sicher eine spannende und
aufregende Zeit, insbesondere die Zeit der Bildung der
deutschen Einheit. Ich hoffe, Sie werden die Jahre ohne
Bundestag trotzdem gut verbringen und die Zeit auch
ohne Politik gut ertragen. Alles Gute!


(Beifall)


Für die SPD-Fraktion hat jetzt der Kollege Manfred
Zöllmer das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Manfred Zöllmer (SPD):
Rede ID: ID1724627100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Warum brauchen wir eine Bankenunion in der Euro-
Zone? Bisher ist Europa sehr schonend mit seinen Ban-
ken umgegangen. Während in den USA in den letzten
Jahren seit Beginn der Finanzkrise fast 500 Banken ge-
schlossen wurden, sind es in Europa nur sehr wenige ge-
wesen.

Die Konsequenz daraus lautet: Es gibt viele marode
Banken in Europa, und sie existieren weiter. Die Folge
ist eine massive Störung des Interbankenmarktes, weil
das Vertrauen der Banken untereinander nicht mehr vor-
handen ist. Diese maroden Banken sind ein großes Pro-
blem. Sie verleihen kaum noch Kredite und werden
künstlich am Leben gehalten. Sie können nicht richtig
leben, gestorben sind sie aber auch nicht. Sie sind
scheintot.

Nationale Aufseher haben bisher kaum eingegriffen,
weil sie um die Zahlungsfähigkeit ihrer Staaten fürchte-
ten. Zypern ist dafür ein sehr gutes Beispiel. Wenn eine
dieser maroden Banken dann endgültig ins Wanken ge-

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(C (D et, mussten die Steuerzahler bisher diese Banken retn. Insgesamt müssen wir feststellen: Die Risiken sind ngst europäisch geworden; die Aufsicht blieb national. ir brauchen deshalb dringend eine Bankenunion in Eupa, die diese Banken auf Augenhöhe überwachen, ontrollieren und notfalls auch abwickeln kann. as war die Forderung von Peer Steinbrück in seinem apier zur besseren Regulierung der Finanzmärkte. ies war die Forderung der Bundestagsfraktion der PD. Inzwischen hat sich auch die Bundesregierung iese Forderung grundsätzlich zu eigen gemacht. Nun soll der Bundestag grünes Licht für eine gemeiname Bankenaufsicht bei der EZB geben. Ich will jetzt icht im Detail auf die europaund verfassungsrechtchen Probleme eingehen. Nur so viel: Das von der undesregierung gewählte Verfahren stellt aus unserer icht kein Präjudiz für ähnliche Übertragungen von Aufaben auf die europäische Ebene dar. ies haben wir als Berichterstatter in einer gemeinsamen rklärung für das Ausschussprotokoll formuliert. Die Bankenaufsicht soll auf die EZB übertragen weren. Sie ist zurzeit die einzig funktionsfähige Institution der Euro-Zone, die dies durchführen kann. Es bleibt ber ein Problem, nämlich das ökonomische Problem er Verquickung von Aufsicht und Geldpolitik. Hier ann es zu ganz erheblichen Konflikten kommen. Denn ie Aufgabe der unabhängigen EZB ist es, Geldpolitik u betreiben. Sie wurde nach dem deutschen Muster einerichtet. Das war auch richtig. Deshalb kann ich manhe aktuelle Diskussion vor allem aus konservativen reisen über die EZB und ihre Geldpolitik kaum nachollziehen. Die Konstruktion einer sogenannten Chinese Wall wischen Aufsicht und Geldpolitik zur Vermeidung von onflikten konnte nur teilweise gelingen. Dies hat die nhörung deutlich gezeigt. Deshalb fordern wir Sozialemokraten in unserem Entschließungsantrag, die Überagung der Aufsicht auf die EZB nur vorübergehend orzunehmen, bis eine eigenständige europäische Instition, die von der EZB unabhängig ist, diese Aufgabe bernehmen kann. Die Übertragung der Aufsicht kann nur ein erster chritt sein. Damit alleine haben wir noch keine Banenunion. Eine Aufsicht ohne Sanktionsmöglichkeit ist in zahnloser Tiger. Damit sind wir beim Thema Rekapilisierung und Abwicklung. Im letzten Jahr wurde auf inem Europäischen Rat mit Zustimmung von Frau erkel vereinbart, dass mit der Einführung einer euro äischen Bankenaufsicht eine direkte Rekapitalisierung on Banken aus dem Europäischen Stabilitätsmechanis Manfred Zöllmer )


(Beifall bei der SPD)


(Dr. Birgit Reinemund [FDP]: Nie gemacht!)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )

mus, dem ESM, erfolgen kann. Dies ist eine fatale Ent-
scheidung; denn der ESM wurde aus Steuergeldern ge-
speist und sollte dazu dienen, Staaten und nicht Banken
finanziell am Leben zu erhalten.


(Beifall bei der SPD)


Wer Banken schont und dafür den Steuerzahler in die
Haftung nehmen will, der lässt weiterhin den Steuerzah-
ler für marode Banken in Europa bluten. Deshalb for-
dern wir Sozialdemokraten: Keine direkte Rekapitalisie-
rung von Banken aus dem ESM! Hände weg vom Geld
der Steuerzahler!


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Manfred Kolbe [CDU/CSU])


Unsere Alternative heißt: Eigentümer und langfristige
Fremdkapitalgeber müssen zuerst in die Haftung kom-
men. Wir brauchen eine vernünftige Haftungskaskade.
Darüber hinaus brauchen wir einen einheitlichen euro-
päischen bankenfinanzierten Restrukturierungsfonds,
unabhängig von der EZB, der gespeist wird über eine
Bankenabgabe, die sich am systemischen Risiko einer
Bank orientiert.

Dies ist auf der Basis der geltenden Verträge möglich.
Bisher hat sich die Bundesregierung diesen Forderungen
verweigert. Damit befindet sie sich im Widerspruch zur
EU-Kommission, zur EZB und zu nahezu allen namhaf-
ten Experten. Dies hat die Anhörung noch einmal deut-
lich gezeigt. Wir fordern das in unserem Antrag. Ihr
Stimmverhalten wird zeigen, wie Sie zu Forderungen,
die Banken und nicht den Steuerzahler in die Haftung zu
nehmen, stehen.


(Beifall bei der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, der erste Schritt,
Bankenaufsicht, geht in die richtige Richtung. Bei den
weiteren Schritten sind Sie aber auf dem Holzweg. Än-
dern Sie die Richtung! Diese Bundesregierung macht
doch auch sonst Politik nach dem Motto „Was kümmert
mich mein Geschwätz von gestern?“.

Danke sehr.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1724627200

Für die FDP-Fraktion hat jetzt der Kollege Dr. Volker

Wissing das Wort.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1724627300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

möchte zunächst dem Kollegen Eduard Oswald herzli-
chen Dank, Anerkennung und Respekt im Namen der
FDP-Fraktion aussprechen. Er war und ist ein wertvoller
Kollege, der einen besonders menschlichen und wertvol-
len Stil in die parlamentarische Debatte gebracht hat.
Wir haben großen Respekt vor ihm als Parlamentarier
und sind dankbar, dass er Kollege von uns ist, und sind
stolz, dass wir mit ihm zusammenarbeiten durften.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Deutsche Bun-
estag hat bereits im Jahr 2005 ein europäisches Ban-
enaufsichtsregime gefordert. Nicht dass wir die Krise
orausgesehen hätten – aber uns war damals schon klar,
ass sich die Finanzwirtschaft immer stärker vernetzt
nd dass Dinge, die so eng zusammenhängen, auf Dauer
icht mehr rein nationale Aufgaben sein können.

Wir haben, als sich die Regierungschefs darauf ver-
tändigt haben, ein europäisches Aufsichtsregime zu
chaffen, hier im Deutschen Bundestag einen Entschlie-
ungsantrag verabschiedet, in dem wir die Eckpunkte
stgelegt haben, wie aus unserer Sicht eine europäische
ufsichtsstruktur geschaffen werden soll.

Dabei war immer klar: Wir wollen nicht warten, bis
s eine Vertragsänderung gibt, sondern wir wollen auf
er Grundlage des geltenden Primärrechtes eine Banken-
ufsicht schaffen, weil wir keine Zeit haben, um weiter
uzuwarten. Wir haben nach wie vor eine Vertrau-
nskrise an den Märkten. Vertrauen zurückzugewinnen,
etzt handlungsfähige, effektive staatliche Strukturen vo-
us. Wir haben gesehen, dass die nationalen Aufsichten

icht mehr ausreichen, weil nationale Risiken im Ban-
ensektor die gesamte Euro-Zone betreffen und Risiken
nderer Länder auch Risiken deutscher Steuerzahler sein
önnen. Deswegen haben wir uns darauf verständigt, so
chnell wie möglich eine europäische Bankenaufsicht zu
chaffen.

Selbstverständlich ist damit nicht alles vollendet.
elbstverständlich muss man jetzt auch noch an Restruk-
rierungsfragen herangehen. Aber das, was man auf der
rundlage des geltenden Primärrechtes ohne Vertragsän-
erung schaffen kann, muss schnell kommen. Mit der
SM-Verordnung liegt die richtige Verordnung vor. Wir
önnen sagen, dass die Bundesregierung alle Punkte, die
er Deutsche Bundestag hier für wichtig erachtet hat, in
ie SSM-Verordnung hineinverhandelt hat, und deswe-
en können wir ihr heute zustimmen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es geht nicht um die Frage: Wie und aus welchem
onds werden Banken rekapitalisiert? Es geht heute
uch nicht um die Frage, wie ein Restrukturierungsre-
ime aussieht. Dazu haben wir klare Vorstellungen; aber
arüber entscheiden wir heute nicht. Diese Dinge müs-
en noch verhandelt werden. Aber wichtig ist, dass jetzt
ine einheitliche Aufsicht kommt und dass wir den deut-
chen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern sagen kön-
en: Wir haben die Lücke erkannt. Wir wollen, dass wir
ber eine europäische Aufsicht die Möglichkeit haben,
uch Einfluss auf die Kontrolle von Banken im europäi-
chen Ausland auszuüben, weil diese Banken Risiken
aben, die sich für deutsche Steuerzahlerinnen und Steu-
rzahler realisieren können. Das Warten auf eine Ver-
agsänderung wäre nicht zu verantworten.

Wir verabschieden heute nicht die SSM-Verordnung
nmittelbar, sondern ein Gesetz, das die Bundesregie-
ng ermächtigt, dieser Verordnung zuzustimmen, nicht





Dr. Volker Wissing


(A) )


)(B)

deshalb, weil der Deutsche Bundestag Kompetenzen von
europäischer Ebene wieder an sich ziehen möchte, son-
dern deshalb, weil wir uns unserer Verantwortung stellen
wollen.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: So ist es!)


Es geht hier um die Übertragung exekutiver Rechte. Die
Europäische Zentralbank wird in Grundrechte Deutscher
eingreifen können – und das unmittelbar. Da ist es für
uns eine Selbstverständlichkeit, dass wir als Vertreter
des Souveräns dies ganz klar mit einer Willensbildung
des Deutschen Bundestages begleiten.


(Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Willensbildung kann ja reichen! Es muss ja kein Gesetz sein!)


Das ist das Maximum an parlamentarischer Beteiligung.
Wir stellen uns unserer Verantwortung. Wir wollen nicht
Kompetenzen anderer an uns ziehen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie sagen, Herr Kollege Zöllmer, dass die Problema-
tik der Haftungskaskade gelöst werden muss. Da sind
wir einer Meinung. Die Bundesregierung hat deutlich
gemacht, dass Vertragsänderungen erforderlich sind. Wir
werden jetzt mit aller Sorgfalt, mit der notwendigen Zeit
– die werden wir uns nehmen müssen – auf Vertragsän-
derungen hinwirken. Wir werden dann die Frage des Re-
strukturierungsregimes klären und werden auch da in
Europa richtungsweisend wirken, weil wir mit dem deut-
schen Banken-Restrukturierungsgesetz eine Vorleistung
erbracht haben.

Was sorgfältig erarbeitet werden kann, auch durch
Vertragsverhandlungen erarbeitet werden muss, soll
sorgfältig erarbeitet werden. Aber die Bankenaufsicht
kann nicht auf sich warten lassen. Wir brauchen sie drin-
gend, um das Vertrauen zurückzugewinnen, und wir
brauchen sie dringend, um Prävention im Sinne deut-
scher Steuerzahlerinnen und Steuerzahler betreiben zu
können. Deswegen können wir diesem Gesetz mit voller
Überzeugung zustimmen.

Die Bundesregierung hat dem Willen des Deutschen
Bundestages Rechnung getragen. Wir kommen Schritt
für Schritt voran. Wir werden die europäischen Finanz-
märkte damit stabiler machen und einen Schutzwall für
die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler bauen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1724627400

Für die Fraktion Die Linke hat jetzt das Wort die Kol-

legin Dr. Barbara Höll.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724627500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Gut sechs Jahre ist der Ausbruch der Finanz-
krise her. Viele, viele Arbeitsplätze hat sie gekostet und

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(C (D iele Menschen, die gar nichts, rein gar nichts für die rise konnten, in finanzielle, in existenzielle Not geracht. Die Staatsverschuldung vieler Länder schnellte sant in die Höhe. Die Finanzkrise ging in die Krise des uros über, und in vielen europäischen Staaten spitzten ich die Probleme der Bevölkerung dramatisch zu; sie pitzen sich weiter zu. Die Arbeitslosenrate unter Juendlichen in Griechenland, das sich im sechsten Jahr er Rezession befindet, liegt bei rund 60 Prozent – auch ine Folge der harten Sparund Kürzungsprogramme. Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist ein Armutseugnis der Politik und sicher auch einer der Gründe, arum die Politikverdrossenheit zunimmt und radikale urokritische Parteien wie die „Alternative für Deutschnd“ Zulauf erfahren, dass Sie viel zu spät gehandelt haen und handeln. (Beifall bei der LINKEN – Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gut, dass Sie den Namen noch erwähnt haben!)


Die Krise brachte die Erkenntnis – immerhin! –, dass
icht die weitere Liberalisierung der Finanzmärkte die
ösung sein kann, getreu dem Motto „Der Markt wird es
chon richten“, sondern dass es sowohl der Regulierung
er Bankentätigkeit, insbesondere der Bankprodukte, be-
arf, um Zockerei, die nichts mit der Kernaufgabe von
anken, der Finanzierung der Realwirtschaft, zu tun hat,
u verhindern, als auch klarer Mechanismen zur Ab-
icklung insolventer Banken, um zu verhindern, dass
eiterhin die Gewinne privatisiert und die Verluste der
llgemeinheit, also uns allen, aufgebürdet werden.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das ist Wiederholung!)


ies erfordert eine Bankenaufsicht, einheitlich geregelt,
indestens im Euro-Raum; das ist unbestritten.

Heute geht es um einen Gesetzentwurf, mit dem be-
ondere Aufgaben im Zusammenhang mit der Aufsicht
ber Kreditinstitute auf die EZB übertragen werden sol-
n, die SSM-Verordnung. Der deutsche Vertreter im Rat

oll ermächtigt werden, dem Vorschlag für die Verord-
ung des Rates zuzustimmen. De facto wollen Sie damit
on uns heute nur die förmliche Zustimmung und sich
amit rechtlich absichern.

Die Linke sieht die Notwendigkeit einer europäischen
ankenaufsicht, ganz klar.


(Zuruf von der FDP: Aber Ihr stimmt dagegen!)


llerdings ist Ihre Umsetzung so halbherzig, dass wir
rem Vorgehen nicht zustimmen können. Die Kritik-

unkte überwiegen eindeutig. Schließlich muss die
rage lauten: Wird die Bankenaufsicht mit Ihrem Gesetz
esser oder nicht? Das ist der springende Punkt. Man
uss leider sagen: Nein, sie wird nicht besser.


(Beifall bei der LINKEN)


Lassen Sie mich vier Punkte herausgreifen.

Erstens. Die Begrenzung der europäischen Banken-
ufsicht auf die Euro-Zone erfasst damit nicht die Bank-





Dr. Barbara Höll


(A) )


)(B)

aktivitäten am größten europäischen Finanzplatz Lon-
don. Das ist natürlich ein Riesenmanko.


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Fahren Sie doch mal da hin!)


Zweitens. Die europäische Bankenaufsicht, so wie sie
bei der EZB angesiedelt werden soll, birgt in sich einen
Zielkonflikt zwischen der Geldpolitik der EZB und ihrer
Aufsichtstätigkeit. Zudem ist die Europäische Zentral-
bank den Weisungs- und Kontrollrechten der Regierun-
gen völlig entzogen. Ich will das einmal vergleichen:
Die BaFin, die nationale Bankenaufsicht, untersteht der
Rechts- und Fachaufsicht des Bundesfinanzministeriums,
welches wiederum der parlamentarischen Kontrolle un-
seres Hauses untersteht. Das ist eine ganz andere Kon-
struktion.

Drittens. Die von Ihnen organisierte Bankenaufsicht
hat im Prinzip keinerlei Macht. Im Gegensatz zur natio-
nalen Bankenaufsicht hat die EZB keinerlei Möglich-
keiten, die von ihr beaufsichtigten systemrelevanten
Banken zu schließen, abzuwickeln oder neu zu organi-
sieren. Es ist sozusagen ein Tiger ohne Zähne. Da wird
sich von vornherein manche Bank freuen.

Viertens entsteht mit der neuen Bankenaufsicht ein
weiteres Problem. Richtig ist, dass wir heute in Europa
eine Vernetzung zwischen den Banken haben, aber glei-
chermaßen auch im Wertpapierhandel und im Versiche-
rungswesen. Was wir brauchen, ist eine Allfinanzauf-
sicht, die tatsächlich alle diese drei Bereiche kontrolliert.


(Beifall bei der LINKEN)


In Ihrer Organisation der Bankenaufsicht besteht die Ge-
fahr, dass Krisen nicht erkannt werden und einfach von
einem Bereich auf einen anderen überschwappen.

Die Bundesregierung war viel zu lang untätig. Nun
läuft Ihnen einfach die Zeit davon. In Windeseile er-
schaffen Sie hier ein Gesetz, mit dem Sie sich eine
Zustimmung im Bundestag erkaufen wollen. Die Ban-
kenaufsicht wird nicht besser als vorher sein, in man-
chen Punkten sogar schlechter. Deshalb werden wir die-
sen Gesetzentwurf ablehnen.

Lassen Sie mich an dieser Stelle meinem ehemaligen
Ausschussvorsitzenden Herrn Oswald persönlich dan-
ken, der nicht nur als Ausschussvorsitzender eine her-
vorragende Arbeit geleistet hat, sondern – wir alle schät-
zen ihn als Vizepräsidenten des Bundestages – der sich
immer um eine gute Auseinandersetzung und eine gute
Stimmung im Haus bemüht hat, trotz aller Probleme, die
wir durchaus miteinander haben. Danke.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1724627600

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Gerhard Schick für

Bündnis 90/Die Grünen.

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(C (D Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

öchte mich erst einmal dem Dank an Eduard Oswald
erzlich anschließen, der für mich als Neuparlamentarier
meinen ersten Schritten im Parlament mehr als fair
ar. Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Zu dem Gesetz. Normalerweise haben wir im Finanz-
usschuss dicke Gesetze, bei denen viel durchzulesen
nd durchzuarbeiten ist und in denen es viele Detailrege-
ngen gibt. Heute haben wir ein Gesetz, das auf einen
ettel passt und in dem vier Sätze stehen. Von diesen hat
igentlich nur einer eine inhaltliche Aussage. Dieser
eißt: Der deutsche Vertreter im Rat soll der Übertra-
ung der Bankaufsichtskompetenz auf die europäische
bene zustimmen.

Es ist ein bisschen komisch, ein solches Gesetz zu ha-
en. Dahinter steht eine rechtspolitische, eine verfas-
ungsrechtliche und europarechtliche Diskussion. Wir
einen, dass der Weg, den die Bundesregierung geht,
lsch ist. Es wäre richtig, hier nicht ein Gesetz zu ma-

hen, denn das Gesetz gibt es schon auf europäischer
bene, sondern mit einer Stellungnahme nach Art. 23
es Grundgesetzes unsere Auffassung zum Ausdruck zu
ringen, wie die Bundesregierung in Brüssel agieren
oll; denn genau dafür gibt es diesen Artikel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Lassen Sie uns den Gesetzentwurf trotz dieses Ver-
hrensfehlers in der Sache bewerten. Heute geht es

arum, einen großen Fehler der Bundesregierung zu kor-
gieren. Es ist ja eine komische Situation: Es gibt eine
uropäische Bankenaufsicht, und wir schaffen eine euro-
äische Bankenaufsicht. Was soll denn das? Es gibt be-
its eine europäische Bankenaufsicht in London. Sie hat
re Arbeit am 1. Januar 2011 aufgenommen. Aber sie

at keine wirklichen Durchgriffsrechte auf die Banken.
a fragt man sich: Wieso hat man das nicht schon da-
als so gemacht, wenn heute eine Bankenaufsicht ge-

lant ist, die genau diese Durchgriffsrechte haben soll?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Nun, die Antwort ist ganz einfach. Es gab zwei
egierungen, die vehement dagegen waren. Eine dieser
egierungen sitzt leider hier in Berlin. Sie muss heute
insehen, dass sie vor drei Jahren auf dem völlig fal-
chen Dampfer war und Europa drei Jahre verloren hat.
as war für den deutschen und den europäischen Steuer-

ahler teuer.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Daniel Volk [FDP]: Sagen Sie doch auch mal, wer vor drei Jahren ebenfalls auf dem falschen Dampfer war!)






Dr. Gerhard Schick


(A) )


)(B)

Wir haben das schon damals gefordert. Dass das richtig
war, war allen klar: dem Europäischen Parlament, der
Europäischen Kommission und der europäischen Öffent-
lichkeit.

Warum ist das so fatal? Es wäre in den letzten Mona-
ten gut gewesen, eine europäische Bankenaufsicht zu ha-
ben, um sich die Situation der Banken in Zypern genau
anschauen zu können. Es wäre auch gut gewesen, eine
europäische Bankenaufsicht zu haben, um die Probleme
in Spanien rechtzeitig aufzuklären und dafür zu sorgen,
dass sie nicht ewig verschleppt werden. Europa hätte
sich viele dramatische Monate der Rettung ersparen kön-
nen, wenn wir rechtzeitig gehandelt hätten. Es ist gut,
dass dieser Fehler endlich korrigiert wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Hätte, hätte, Fahrradkette!)


Ich richte meinen Blick aber nicht nur in die Vergan-
genheit. Diese Koalition ist nämlich dabei, dieselbe Art
von Fehler zu wiederholen, nämlich beim Abwicklungs-
fonds. Eines sollte man sich zu Herzen nehmen – Euro-
päische Zentralbank und Bundesbank sind ja nicht im-
mer einer Meinung; aber in dieser Frage sprechen sie mit
einer Stimme –: Es ist gefährlich, wenn die Aufsichts-
kompetenz auf europäischer Ebene angesiedelt ist, die
Abwicklung von Banken, die wackeln, aber nur national
organisiert werden kann. Davor haben Herr Mersch ges-
tern in den Ausschüssen und Frau Lautenschläger-Peiter
in den letzten Tagen für die Bundesbank gewarnt. Alle
Experten sagen: Das gehört zusammen. Wer steht wieder
auf der Bremse? Diese Bundesregierung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Warum ist das so fatal? Es wird jetzt noch einmal eine
Überprüfung der Bankbilanzen geben. Das macht die
EZB; das ist gut, und das ist richtig so. Wenn dann Kapi-
tal fehlt, gibt es zwei Wege, es zu beschaffen. Der erste
Weg besteht darin, dass sich der Steuerzahler mit Geld
beteiligt; diesen Weg hat die Bundesregierung durch den
ESM eröffnet. Es gibt einen zweiten Weg: Man könnte
das Kapital auch durch einen Bankenabwicklungsfonds,
den die Banken bezahlen, beschaffen. Diesen Weg blo-
ckiert die Bundesregierung. Nach Adam Riese ist klar,
was wieder passieren wird: dass doch der Steuerzahler
ins Risiko gehen muss. Deswegen fordern wir Sie in un-
serem Antrag auf: Machen Sie endlich den Weg frei,
dass die Probleme der Banken von den Banken gelöst
werden und nicht mehr vom Steuerzahler!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Ich möchte einen letzten Punkt, der uns Parlamentari-
ern wichtig sein sollte, ansprechen. Häufig wird in Sonn-
tagsreden beklagt, dass irgendwelche europäischen Insti-
tutionen entscheiden, sie aber nicht demokratisch
kontrollierbar sind. In diesen Tagen geht es um genau
diese Frage: Gibt es, was die neue Bankenaufsichtskom-
petenz der Europäischen Zentralbank angeht, eine effek-
tive parlamentarische Kontrolle oder nicht? Da sind wir

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(C (D ns im Grunde und abstrakt einig. Aber jetzt geht es enau darum, dass der Deutsche Bundestag bei den Verandlungen klar sagt: Wir wollen, dass das Europäische arlament wirklich kontrollieren kann, ob die Bankenufsicht eine gute Arbeit macht, ob sie Großbanken richg auf die Finger schaut, ob die Personalausstattung timmt. – Es reicht nicht aus, wenn man nur Fragen steln darf, die einem niemand beantwortet. Die Banken ufsicht muss verpflichtet sein, zu antworten. Sie muss irklich kontrollierbar sein, im Extremfall auch durch inen Untersuchungsausschuss. Wir haben ja gesehen, ass die Bankenaufsicht manchmal richtige Fehler acht. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Was wollen Sie denn damit sagen?)


Der Appell der Fraktion der Grünen an Sie alle lautet:
timmen Sie dafür, dass die neue europäische Banken-
ufsicht durch das Europäische Parlament effektiv
ontrolliert werden kann, damit nicht dadurch, dass
eutschland Kompetenzen an die europäische Ebene ab-
ibt, das Demokratiedefizit vergrößert wird! Vielmehr
uss demokratische Kontrolle, so wie es auch das Bun-

esverfassungsgericht von uns fordert, auch im europäi-
chen Einigungsprozess immer gewährleistet sein.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1724627700

Für die CDU/CSU-Fraktion erhält jetzt der Kollege

unther Krichbaum das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Gunther Krichbaum (CDU):
Rede ID: ID1724627800

Vielen Dank. – Herr Präsident! Meine lieben Kolle-

innen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Wenn wir heute die Weichen für eine einheitli-

he europäische Bankenaufsicht stellen und damit den
eg dafür bereiten, dass die Standards der europäischen
ankenaufsicht eines Tages durchgesetzt werden, dann
isten wir damit auf jeden Fall einen wesentlichen Bei-
ag zu einer Stabilitätskultur für unsere Währung.

Wahrscheinlich standen noch nie in einer Legislatur-
eriode währungs- und geldpolitische Maßnahmen so
ehr im Fokus wie in dieser. Aber eines kann man in je-
em Fall festhalten: Ja, vieles von dem, was wir in den
tzten zwei oder drei Jahren hier im Deutschen Bundes-
g parlamentarisch begleitet und beschlossen haben,
ätte man natürlich vernünftigerweise schon damals mit
em Vertrag von Maastricht auf den Weg bringen müs-
en. Es lag damals aber mit Sicherheit nicht an der Bun-
esrepublik Deutschland, das zu realisieren. So holen
ir jetzt gewissermaßen im Zeitraffer das nach, was da-
als letztlich versäumt wurde.

Dennoch: Der Euro bleibt eine attraktive Währung.
ir brauchen den Euro, die Welt braucht den Euro als





Gunther Krichbaum


(A) )


)(B)

zweite starke Leitwährung. Wie attraktiv der Euro nach
wie vor ist, sehen wir schon allein daran, dass jetzt
Lettland – darüber werden wir heute Abend auch noch
abstimmen – den Euro alsbald einführen möchte.

Doch der Blick zurück lohnt immer noch. Wir dürfen
nicht vergessen, warum wir all das machen: Wir haben
auch in der Bundesrepublik Deutschland die schwerste
Finanz- und Wirtschaftskrise der letzten 80 Jahre hinter
uns. Deswegen geht es natürlich darum, zu mehr Stabili-
tät zu finden und die entsprechenden Entscheidungen zu
respektieren; denn – da knüpfe ich an meinen Vorredner,
Herrn Schick, an – Regeln, die aufgestellt werden, sind
immer nur so gut, wie sie respektiert werden. Wir haben
und hatten einen Stabilitätspakt.


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Dieser Stabilitätspakt wurde bis zum heutigen Tag mehr
als 60-mal verletzt, ohne dass einmal vernünftig geahn-
det worden wäre. Letztlich wurde der Stabilitätspakt sei-
nerzeit vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder
in einer verhängnisvollen Entente cordiale mit dem fran-
zösischen Präsidenten Jacques Chirac aufgeweicht.
Auch das gehört zur Wahrheit dazu.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Und von den Grünen!)


Es hilft wenig, an dieser Stelle irgendwie nachzukar-
ten. Nur gilt eines beim Blick voran: Wir müssen die
Regeln, die wir heute aufstellen, respektieren. Das gilt
insbesondere jetzt – da blicke ich abermals durchaus mit
einer gewissen Sorge nach Frankreich –, wo es ein soge-
nanntes Europäisches Semester gibt, wo es länderspezi-
fische Empfehlungen gibt, aber der französische Präsi-
dent, wenn eine solche Empfehlung ausgesprochen wird,
nichts anderes zu tun hat, als zu sagen, dass er diese als
Einmischung in die inneren Angelegenheiten Frank-
reichs erachtet.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Bundesregierung findet auch nicht alles witzig!)


So bauen wir sicherlich nicht das Vertrauen auf, das wir
brauchen. Aber es ist das Wichtigste, dass wir das verlo-
rengegangene Vertrauen zurückgewinnen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auch deswegen ist es wichtig, dass wir in Deutsch-
land schon vor geraumer Zeit die Schuldenbremse in un-
sere Verfassung eingefügt haben. Ein zentraler Bestand-
teil des Fiskalpaktes war es, dass Schuldenbremsen nun
europaweit Einzug in die Verfassungen der einzelnen
Länder finden.

Ja, da gilt es weiterzumachen. Wir brauchen eine ein-
heitliche europäische Bankenaufsicht mit drei Säulen:
Aufsicht, Abwicklungsregeln und Abwicklungsfonds.
Eines können und müssen wir heute Abend wahrschein-
lich festhalten: Mittelfristig wird es nicht ohne Vertrags-
änderungen gehen. Wir werden sie brauchen, um mehr
Klarheit zu schaffen. Aber ich denke, entscheidend ist

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(C (D uch, dass wir heute Abend hier die Weichen richtig steln. Denn wir können für die Bürger, die uns heute bend noch zuhören, festhalten: Als Erstes muss eine ank versuchen, sich selbst am Kapitalmarkt zu retten. elingt das nicht, sind als Nächstes die Anteilseigner nd die Anleihegläubiger dran, die auf ihre Forderungen erzichten müssen. In einem weiteren Schritt müssen die ankkunden mit Einlagen höher als 100 000 Euro ein pringen. Dann, aber auch erst dann, ist der heimische teuerzahler in der Pflicht. Last, but not least: Der letzte ettungsanker wäre die europäische Solidargemein chaft, sprich: der ESM. So ist es insbesondere von der undesregierung entwickelt worden, namentlich durch nsere Bundeskanzlerin Angela Merkel, vor allem aber urch Herrn Bundesfinanzminister Dr. Schäuble. Das orgehen trägt unsere Handschrift. Damit setzen wir ein utes Zeichen in Europa. Vielen Dank. Für die SPD-Fraktion hat jetzt das Wort der Kollege r. Peter Danckert. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Bartholomäus Kalb [CDU/CSU])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1724627900


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1724628000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren Kollegen!

uch ich möchte zu Beginn meiner Ausführungen – da-
it ich es nachher nicht vergesse – dir, lieber Eddi
swald, sehr herzlich für die Begleitung meiner parla-
entarischen Arbeit danken. Ich habe dich als junger
bgeordneter in hohen Jahren als jemanden schätzen ge-
rnt, der mit uns freundschaftlich-kollegial umgeht und
ns auch einmal einen Tipp gibt. Politisch sind wir nicht

mer einer Meinung gewesen, aber du warst für mich
ls Youngster im hohen Alter ein echtes Vorbild. Da das
eute meine letzte Rede ist, freut es mich, dass ich dir
on dieser Stelle aus meinen aufrichtigen Dank dafür sa-
en darf. Vielen Dank!


(Beifall im ganzen Hause)


Meine Damen und Herren, eben hat der Präsident an-
ekündigt, dass ich für die SPD-Fraktion spreche. Ja, ich
in Mitglied der SPD-Fraktion und auch stolz darauf,
ber ich vertrete heute eine abweichende Meinung. Es ist
uter parlamentarischer Brauch, wenn man sich dazu
urchringt, auch einen Abweichler, der möglicherweise
ie richtige Auffassung hat, aber nicht die Mehrheits-
einung vertritt, im Parlament zu Wort kommen zu las-

en.

Ich bin am Dienstag und Mittwoch in Karlsruhe ge-
esen. Ich habe an einer spannenden Verhandlung zu
ragen des ESM und der EZB – was ist die Aufgabe der
ZB? – teilgenommen. Wir werden sehen, wie das Ver-
hren ausgeht. Mein Eindruck war: Alle Parteien sehen

ich aus dieser Verhandlung als Punktsieger hervorge-
en. In einigen Wochen, vielleicht Monaten, wird uns
er Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts mit sei-
er Entscheidung vielleicht überraschen.





Dr. Peter Danckert


(A) )


)(B)

Ich will meine Ausführungen mit der einleitenden Be-
merkung des Präsidenten des Bundesverfassungsgerich-
tes, Herrn Professor Voßkuhle, zur mündlichen Verhand-
lung beginnen. Sein ungefährer Wortlaut war: Die EZB
trifft mit ihrem Plan, Staatsanleihen zu kaufen, im
Grunde politische Umverteilungsentscheidungen, die
EZB ist aber demokratisch nicht legitimiert. Sie kann
nicht kontrolliert werden, weil sie unabhängig ist. Sie ist
politisch nicht verantwortlich und trifft dennoch weitrei-
chende Entscheidungen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das ist für alle Akteure im Grunde genommen perfekt,
bis auf die, die am Ende die Zeche zahlen müssen, und
das sind leider in der Regel die Steuerzahler.


(Beifall des Abg. Frank Schäffler [FDP])


Dieses Problem hat der Präsident mit einer bemerkens-
werten Offenheit angesprochen, und dieser Feststellung
kann ich mich nur anschließen.

Mit der heutigen Beschlussfassung, die mit großer
Gemeinsamkeit getroffen werden wird, setzt sich diese
fatale Entwicklung meines Erachtens fort. Ich prophe-
zeie, dass die heutige Entscheidung ebenfalls beim Bun-
desverfassungsgericht landet. Wir werden uns in der
nächsten Legislaturperiode mit bestimmten Fragen viel-
leicht gründlicher befassen und nicht alles immer sofort
aus „politischen Gründen“ akzeptieren. Auch gegen die
Bankenaufsicht, gegen die Bankenunion ist aus meiner
Sicht prinzipiell nichts zu sagen. Die Frage ist aber, wie
wir das machen und wie wir damit umgehen. Der
Kollege Dr. Schick hat gerade darauf hingewiesen, dass
dieser Gesetzentwurf, mit dem weitreichende Kompe-
tenzen an die EZB übertragen werden sollen, im Grunde
aus einer Zeile besteht. Eine so weitreichende Kompe-
tenz steht im Widerspruch zu dem mageren Text des
Gesetzentwurfs.

Die Probleme sind komplexer, als die meisten hier
im Raum wahrhaben wollen. Ich darf die Koalitions-
fraktionen sowie die Mehrheit der Kolleginnen und
Kollegen aus meiner Fraktion daran erinnern, dass wir
am 29. Juni 2012 nach dem Gipfeltreffen vom 28. und
29. Juni 2012 in Brüssel und einem entsprechenden Än-
derungsantrag, der in die Haushaltsberatungen eingegan-
gen ist, hier im Deutschen Bundestag Folgendes be-
schlossen haben:


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1724628100

Herr Kollege Danckert, ich muss Sie bitten, zum

Schluss zu kommen. Ich habe Ihnen schon ausreichend
zusätzlich Zeit gewährt.


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1724628200

Wird meine Zeit, in der ich Herrn Oswald gelobt

habe, angerechnet?


(Heiterkeit)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1724628300

Die habe ich schon einbezogen.

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(C (D Also: Man sollte nicht so viel mit Komplimenten ar eiten. Meines Erachtens ist das eine ganz fatale Entwickng. Ich will – abschließend, Herr Präsident – Bitte schön. – auf die von meinem Kollegen Rolf Schwanitz erfasste, von ihm, mir und weiteren Kollegen mituntereichnete persönliche Erklärung zur Abstimmung vereisen, in der es heißt: Es ist ein wohl einzigartiger Vorgang in der deutschen Demokratiegeschichte, dass eine Bundesregierung über 12 Monate hinweg Verhandlungen führt und Zusagen macht, die einem klaren Votum des Deutschen Bundestags widersprechen. ie Insider wissen, worauf ich abhebe. (Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Das weiß doch keiner!)

Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1724628400
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1724628500
Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1724628600

Ich kann deshalb heute hier nicht anders als mit Nein
timmen. Die Gründe habe ich versucht anzudeuten. Es
ind verfassungsrechtliche und politische Gründe. Ich
laube, wir würden gut daran tun, wenn wir die Banken-
ufsicht, das Abwicklungsregime und den Ausgleichs-
nds als einen Komplex ansehen würden, statt hier

cheibchenweise vorzugehen.

Vielen Dank, auch für Ihre Nachsicht, Herr Präsident.


(Beifall im ganzen Hause)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1724628700

Bitte schön. – Das Wort hat der Kollege Gerhard

rexler für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Gerhard Drexler (FDP):
Rede ID: ID1724628800

Sehr verehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-

en und Kollegen! Ich bin scheinbar ein bisschen zu früh
ufgesprungen, aber als Neuer darf man ja den einen
der anderen Fehler machen. Ich freue mich, dass ich
eine erste Rede zu diesem Thema, bei dem ich mich

in bisschen auskenne, halten darf; denn das hat etwas
it meinem Beruf zu tun.

In meiner Kindheit stellte uns ein Bauer eine Wiese
it zwei Fußballtoren zur Verfügung. Wir haben ohne
chiedsrichter gespielt; den haben wir nicht gebraucht.
enn einer gefoult hat, sind wir stehen geblieben und es

ab einen Freistoß. Weil sich der eine oder andere nicht
aran gehalten hat, haben wir später einen Schiedsrichter
ebraucht, aber nur einen. Das war eine schöne Kinder-
eit. Wie die Geschichte weitergegangen ist, sieht man
tzt in der Bundesliga. Wir brauchen derzeit vier
chiedsrichter, einen Videobeweis und wer weiß was
och alles. Versteckte Fouls gibt es trotzdem.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)






Gerhard Drexler


(A) )


)(B)

Jetzt kommen wir zur Welt der Banken. In der Welt
der Banken ist es ähnlich. Früher haben die Banken die
Leute mit Krediten versorgt, und die Sparer haben ihr
Geld aufs Sparbuch getan. Die Welt war damals schein-
bar noch in Ordnung. Dann kamen die Leute, die Finanz-
produkte designt haben. Mir sind Designer lieber, die
schöne Hemden machen. Die Finanzproduktdesigner
haben die Produkte so designt, dass keiner mehr verstan-
den hat, worum es sich bei diesen Finanzprodukten über-
haupt gehandelt hat. Das war völlig daneben. Keiner
wusste mehr, was die verkaufen. Dann gab es noch die
Situationen, die auch kein Mensch versteht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


– Ja, ich bin noch da, meine Damen und Herren. Ich
würde mich freuen, wenn Sie mir etwas zuhören würden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es gibt sicher etwas Neues zu hören. Ich möchte
Ihnen eine Geschichte erzählen. Es gibt zum Beispiel ei-
nen österreichisch-spanischen Bauriesen, der immer sehr
sportlich günstige Angebote gemacht hat und dem man
dann mehrere Hundert Millionen Euro geschenkt hat,
damit er überlebt. Dem kleinen Bäckermeister hat man
die Semmeln aus dem Backofen heraus gepfändet, wenn
er nur zwei oder drei Raten nicht zahlen konnte. Des-
wegen muss man die Banken und die Bankenlandschaft
reformieren.

Auch in Europa ist es ziemlich deftig zugegangen.
Deswegen dürfen wir sagen: Wir brauchen eine ge-
scheite Bankenaufsicht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber die Argumente der Linken sind furchtbar, sie
sind fadenscheinig. Die wollen die Banken einfach nur
abschaffen oder verstaatlichen. Das ist schön, aber mit
uns geht das nicht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir wollen keine Haftungsunion, und wir wollen auch
nicht, dass alles in einen Topf geschmissen wird. Aber
wir brauchen eine gewisse Aufsicht.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Zuhören bildet!)


– Zuhören ist ganz schön, aber auch sehr schwierig, weil
Sie die Leute hier immer mit Ihrem Hammelsprung ver-
treiben.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das ist immer ganz interessant. Sie machen da eine
Geisterfahrt. Wenn man als Geisterfahrer auf der Auto-
bahn fährt und sich immer freut, dass irgendwelche
Leute ausweichen, wird man irgendwann bestraft, weil
man mit jemandem zusammenstößt. Ich habe einiges ge-
sehen, was Sie machen, aber das ist wirklich der Hohn.
Sie leben in Ihrem Wolkenkuckucksheim, dabei sollten

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(C (D ie eigentlich auf das Geld der kleinen Sparer aufpassen. ber das machen Sie nicht. Jetzt kommen wir wieder zurück zum Fußball. Liebe ollegen von der Opposition: Wer immer im Abseits teht, darf beim nächsten Mal nicht mehr mitspielen. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1724628900

Herr Kollege Drexler, ich danke Ihnen für Ihre erste

ede im Deutschen Bundestag, die Sie als Nachrücker
och kurz vor Ende der Legislaturperiode halten konn-
n. Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Wort hat jetzt der Kollege Manfred Kolbe für die
DU/CSU-Fraktion bzw. als abweichende Meinung.


Manfred Kolbe (CDU):
Rede ID: ID1724629000

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Ich bedanke mich zunächst für die Einräu-
ung von drei Minuten Redezeit. Ich bedanke mich

anz besonders deshalb, weil es nach 23 Jahren meine
tzte Rede im Deutschen Bundestag ist.

Wie der Kollege Danckert muss ich mit einer abwei-
henden Meinung schließen: zehn Gründe, aus denen ich
eute nicht zustimmen kann.

Erstens. Ausgangspunkt ist der verhängnisvolle
eschluss des Euro-Gipfels vom Juni letzten Jahres,
onach der Euro-Krisenfonds ESM nicht nur Staaten,

ondern auch marode Banken direkt rekapitalisieren
ürfe, sobald ein Aufsichtsmechanismus unter dem
ach der EZB funktionsfähig sei. Seitdem wird unter
ochdruck an der europäischen Bankenaufsicht gebas-
lt, obwohl es vielen Staaten weniger um diese Auf-

icht, als vielmehr um den direkten Zugang ihrer Banken
um ESM geht, um ein schmerzhaftes Krisenprogramm
u vermeiden.

Zweitens. Wie schon die Euro-Zone, so spaltet auch
ie Bankenaufsicht Europa erneut. Kein einziges Nicht-
uro-Land nimmt an der Bankenaufsicht teil, Europas
ichtigster Finanzplatz London fehlt. Es ist schlichtweg

bsurd, ohne London von einer europäischen Banken-
ufsicht zu sprechen.


(Beifall des Abg. Frank Schäffler [FDP])


Drittens. Lediglich eine Verordnung auf der Basis des
rt. 127 Abs. 6 AEUV überträgt der EZB weitreichende
efugnisse. Notwendig wäre eine Änderung des euro-
äischen Primärrechts gewesen.

Viertens. Durch die Ansiedlung der Aufsicht bei der
ZB werden gravierende Interessenkonflikte zwischen
eldpolitischem Mandat einerseits und Aufsichtsfunk-





Manfred Kolbe


(A) )


)(B)

tion andererseits entstehen. Die Bundesbank hat nach-
drücklich darauf hingewiesen.

Fünftens. Die Letztverantwortung für Entscheidungen
liegt bei der unabhängigen EZB. Eine unabhängige Aus-
übung hoheitlicher Befugnisse ohne jegliche politische
Kontrolle widerspricht dem Demokratieprinzip.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das ist keine parlamentarische Demokratie, das erinnert
uns an Ludwig XIV.

Sechstens. Die EZB wird als Bankenaufsicht Ein-
griffe anordnen müssen. Welcher gerichtliche Rechts-
schutz steht dagegen zur Verfügung? Das bleibt trotz der
Rechtsweggarantie des Grundgesetzes im Dunkeln.

Siebtens. Das auch für die Bankenaufsicht geltende
gleiche Stimmrecht im EZB-Rat benachteiligt große
Länder.

Achtens. Eine europäische Bankenaufsicht würde
auch eine Restrukturierungseinrichtung erfordern. Diese
fehlt aber.

Neuntens. Die Altlastenproblematik ist nicht geregelt.

Zehntens. Auch wenn die Bundesregierung es abstrei-
tet: Der Weg von der europäischen Bankenaufsicht über
die europäische Restrukturierung wird hin zur europäi-
schen Einlagensicherung führen. Dafür öffnen wir heute
mit diesem Beschluss im Deutschen Bundestag das Tor.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Überhaupt nicht!)


All dies sage ich als überzeugter Europäer. Aber wie
schon die Euro-Krise und die wachsende Euro-Skepsis
in Europa zeigen, kann man Europa auch durch Überfor-
derung und übereilte Entscheidungen beschädigen. Ich
habe Angst davor, dass wir das tun.

Lassen Sie mich mich abschließend nach sechs Legis-
laturperioden im Deutschen Bundestag bei meinen Wäh-
lerinnen und Wählern in meinem sächsischen Wahlkreis
bedanken, die mich seit 1990 sechsmal hintereinander
direkt gewählt haben. Ich möchte mich auch bei allen
Kolleginnen und Kollegen ganz herzlich für 23 wunder-
bare Jahre der Zusammenarbeit bedanken, in denen wir
für Deutschland und für Europa sehr viel erreicht haben.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1724629100

Lieber Kollege Kolbe, auch Ihnen danke ich im Na-

men des ganzen Hauses für die langjährige, gute und
kollegiale Zusammenarbeit.


(Beifall)


Jetzt hat das Wort der Kollege Lothar Binding für die
SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Herr Präsident! Sehr verehrte Damen und Herren! iebe Kolleginnen und Kollegen! Die SPD-Fraktion timmt dem Gesetzentwurf mehrheitlich zu, weil wir offen, dass die Kinder überleben. Stellen Sie sich folende Situation vor: Sie wollen ausgehen und bestellen en Babysitter. Der Babysitter kommt, schaut ins Kinerzimmer und sieht, dass dort der Besteckkasten, ein aar Streichhölzer und ein paar toxische Produkte sind. ann werden die Kinder aktiv, machen ein kleines euerchen im Zimmer; und der Babysitter darf wieder inschauen, aber nicht eingreifen. Deshalb sollten Sie nserem Antrag zustimmen. Denn unser Antrag ist sozuagen der Schlüssel für das Kinderzimmer. Er ermögcht es, dort hineinzugehen, einzugreifen und das chlimmste zu verhindern. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Lothar Binding (SPD):
Rede ID: ID1724629200

Eigentlich könnten wir uns freuen. Peer Steinbrück
at unter dem Stichwort „Vertrauen zurückgewinnen:
in neuer Anlauf zur Bändigung der Finanzmärkte“ im
eptember 2012 ein exzellentes Papier vorgelegt,


(Zuruf von der SPD: Sehr wahr!)


as ein Gesamtkonzept aus Aufsicht, einem Abwick-
ngs- und Restrukturierungsfonds bis hin zur Einlagen-

icherung vorsieht. Sie – und wir mit Ihnen – beschlie-
en heute aber nur die Aufsicht. Die Aufsicht ist aber ein
tumpfes Schwert; denn wenn sie etwas feststellt, zum
eispiel eine bevorstehende Insolvenz, kann sie gar
icht operativ eingreifen, um die entsprechende Bank, so
ie wir es wollen, abzuwickeln. Wir fragen uns, warum
ie das nicht zeitlich koordiniert haben.

Gestern sagte EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch:
ir können keine Aufsicht einführen, wenn wir nicht

leichzeitig Sicherheit über die Abwicklung haben. –
er sollte es besser wissen als er?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


sofern hat Eduard Oswald, dem auch ich sehr gern für
ie konstruktive Zusammenarbeit und für eine exzellente
eitung des Finanzausschusses über viele Jahre danke
das hat er super gemacht –, heute mit einer kleinen Ne-
enbemerkung nicht ganz richtig gelegen. Er sagte: Wir
chaffen heute eine Bankenaufsicht mit Durchschlags-
raft. – Nein, diese schaffen wir nicht. Wir schaffen nur
ie Voraussetzungen, dass sie in die Banken herein-
chauen kann, aber wir schaffen für sie keine Durch-
chlagskraft. Diese wollen wir schaffen. Es ist absolut
otwendig, das schnellstmöglich nachzuholen.

Da – das muss man sagen – haben wir nicht unbedingt
as volle Vertrauen in Sie, natürlich auch deshalb nicht,
eil Ihre Kanzlerin relativ leichtfertig am 29. Juni letz-
n Jahres gesagt hat: Wenn wir einmal die Aufsicht ha-
en, dann dürfen die privaten Banken auch in den ESM-
teuertopf greifen. Dazu sagen wir: Diesen Transferka-
al hin zu privaten Banken, die nicht immer so korrekt
rbeiten, wie wir es uns wünschen – Stichwort: öffentli-





Lothar Binding (Heidelberg)



(A) )


)(B)

che Armut und Verantwortung –, wollen wir nicht öff-
nen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Kanzlerin hat uns insofern in eine aufsichtsrechtli-
che Falle gelockt, aus der wir im Moment nicht heraus-
kommen: Wir brauchen die Aufsicht; aber wir können
dieses Versprechen nicht gebrauchen.

Deshalb mein Appell: Stimmen Sie unserem Antrag
zu! Er heilt dieses Dilemma, bestimmt die Richtung für
unser Handeln im nächsten Jahr und sichert eine kom-
plette Bankenunion, die voll funktionsfähig ist, unter
Einschluss der Aufsicht, unter Einschluss eines Restruk-
turierungsregimes. So wird ein gutes Ganzes daraus. Ich
hoffe, Sie halten dieses Versprechen ein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1724629300

Jetzt hat das Wort der Kollege Frank Schäffler von

der FDP-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)



Frank Schäffler (FDP):
Rede ID: ID1724629400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die Übertragung der Bankenaufsicht auf die
Europäische Zentralbank ist eine der weitreichendsten
Entscheidungen, die der Deutsche Bundestag seit der
Einführung der gemeinsamen Währung, des Euro, ge-
troffen hat. Sie ist verbunden mit der Abgabe von Sou-
veränität. Dass der Deutsche Bundestag über diese ent-
scheidende Frage heute um 22 Uhr entscheidet, zeigt,
wie wichtig wir diese Frage als Parlament tatsächlich
einschätzen.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da hat er recht! – Joachim Poß [SPD]: Was heißt hier „wir“? – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Ihre Koalition!)


Die Frage ist, wie ernst es uns damit ist, die europäi-
sche Bankenaufsicht tatsächlich zentral zu regeln. Es
glaube bitte keiner in diesem Raum, dass es möglich ist,
von 17 Bankenaufsichten in Europa mit 17 EDV-Syste-
men und 17 Behördenstrukturen innerhalb eines Jahres
zu einer funktionsfähigen europäischen Bankenaufsicht
zu kommen.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Es geht nur um wenige Banken!)


Das ist unmöglich, und es wissen auch alle, dass das un-
möglich ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Daran sehen Sie: Es geht gar nicht darum, eine funk-
tionsfähige Bankenaufsicht in Europa zu schaffen, es
geht um etwas ganz anderes: Es geht darum, die spani-
schen Banken mit Eigenkapital aus europäischen Steuer-


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(C (D pfen zu befördern. Das eigentliche Ziel ist, die Banken urch den ESM an den Staatshaushalten vorbei direkt zu kapitalisieren. as Ziel ist also, dass der ESM zu einem Bankenrekapilisierungsfonds wird; die Bankenaufsicht spielt überaupt keine Rolle. (Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


(Beifall des Abg. Manfred Kolbe [CDU/CSU])


Wenn Sie es ernst meinten mit der vollständigen
bertragung der Bankenaufsicht, dann müssten Sie die

uropäischen Verträge ändern. Diese Verträge geben das,
as Sie heute beschließen wollen, nämlich nicht her. In
rt. 127 Abs. 6 AEUV ist geregelt, dass nur besondere
ufgaben der Bankenaufsicht auf die EZB übertragen
erden können, aber nicht die komplette Bankenauf-

icht.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: „Bedeutende“ heißt es im Vertrag! – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das machen wir gar nicht!)


och genau das haben Sie jetzt vor. Wenn Sie das ma-
hen, begehen Sie einen Rechtsbruch. Tatsächlich gibt es
r das, was Sie heute beschließen wollen, keine Rechts-

rundlage.


(Widerspruch des Abg. Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU])


Wenn Sie den ESM zu einem Bankenrekapitalisie-
ngfonds machen wollen, dann müssen Sie das mit of-
nem Visier tun, dann müssen Sie einen Konvent einbe-
fen und eine Vertragsänderung in Gang setzen und in
tzter Konsequenz auch eine Volksabstimmung darüber
Deutschland durchführen. Wir sind dann nämlich
tztendlich auf dem Weg in den europäischen Super-

taat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch des Abg. Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU])


er den europäischen Bundesstaat will, der muss am
nde die Verträge dahin gehend ändern und muss da-
ber in einer Volksabstimmung entscheiden lassen. Das
uss man offensiv machen, das darf man nicht durch die
intertür tun.

Wenn wir gute Nachbarn in Europa zu Schuldnern
zw. Gläubigern machen, dann schaffen wir kein ein-
eitliches Haus Europa, sondern zerstören es. Das, was
eute beschlossen werden soll, ist ein weiterer Schritt
ahin, der am Ende dazu führt, dass das Haus Europa
erstört wird, statt dass an ihm weitergebaut wird.

Vielen Dank.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Völlig verquer!)







(A) )


)(B)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1724629500

Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt hat

jetzt das Wort der Kollege Ralph Brinkhaus von der
CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Ralph Brinkhaus (CDU):
Rede ID: ID1724629600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber

Kollege Schäffler, es hätte uns gefreut, wenn Sie sich in
die Facharbeit des Ausschusses und in die Anhörungen
genauso engagiert eingebracht hätten wie hier an diesem
Plenumstag.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir müssen ja immer wieder feststellen, dass Sie hier
große Reden schwingen, aber in der Facharbeit nicht zu
sehen sind. Das halte ich für falsch.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Man kann sich – ich habe großen Respekt vor den Ar-
gumenten des Kollegen Danckert und auch des Kollegen
Kolbe – trefflich darüber unterhalten, welche Kompeten-
zen man nach Europa verlagert. Wir alle hätten uns im
Jahr 2009 nicht träumen lassen, dass die EZB die Auf-
sicht über die großen europäischen Banken übernimmt.
Aber während vier Jahren Finanzmarktregulierung ha-
ben wir eines gelernt: dass es bei keinem Punkt so sinn-
voll ist, Kompetenzen auf Europa zu übertragen, wie bei
der Regulierung der Finanzmärkte. Wer das negiert, der
verteidigt seine Kindheit, der verteidigt eine Illusion, die
der Wahrheit nicht entspricht. Dementsprechend, meine
Damen und Herren, kann ich Ihnen wirklich nur empfeh-
len, hier heute, an diesem Abend, dieser ganzen Sache
zuzustimmen. Ich bin sehr froh, dass SPD und Grüne un-
serem Antrag überwiegend zustimmen werden.

Sie haben allerdings auch Kritik geübt. Das ist durch-
aus legitim. Das ist das Privileg der Opposition. Aber
Ihre Kritik muss sich an dem messen lassen, was Sie ge-
sagt haben. Sie als SPD haben hier behauptet – ohne
dass Sie dafür jemals den Nachweis erbringen müssen –,
dass Sie schneller in der Lage gewesen wären, einen Re-
strukturierungsmechanismus aufzustellen, als diese Bun-
desregierung. Das ist nicht okay, weil diese Bundes-
regierung über diesen Restrukturierungsmechanismus
verhandelt und weil diese Bundesregierung am Anfang
dieser Legislaturperiode dafür gesorgt hat, dass es in
Europa eine Blaupause für diesen Restrukturierungsme-
chanismus gibt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch des Abg. Joachim Poß [SPD])


Sie müssen sich auch noch an etwas anderem messen
lassen. Sie behaupten, dass dann, wenn es diesen Re-
strukturierungsmechanismus nicht gibt, der Steuerzahler
einspringen muss, und sagen von sich, sie hätten einen
Fonds mit einem Volumen von 200 Milliarden Euro auf-

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(C (D elegt, der von den Banken gespeist wird. Ich halte es chlichtweg für naiv, so etwas in einer so kurzen Frist inzubekommen. Deswegen ist es richtig und gut, dass ie Bundesregierung die nationalen Staaten nicht aus der erantwortung entlässt, sondern dafür sorgt, dass jeder rst vor seiner Haustür kehrt – das sollte auch Ihnen gellen, Kollege Schäffler – und erst dann die Restruktuerungsmechanismen greifen. Insofern laufen Ihre Anäge ins Leere. Herr Kollege Schick, Sie haben das Demokratiedefiit angemahnt. Wir haben das Problem bereits im letzten ahr in einem Entschließungsantrag aufgegriffen und der undesregierung aufgegeben, sich darum zu kümmern. ie Kolleginnen und Kollegen vom Europäischen Parlaent haben unsere volle Unterstützung, wenn sie ihre emokratischen Kontrollrechte bei der EZB einklagen nd einfordern. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann können Sie ja zustimmen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dazu bedarf es keines weiteren Antrages.

Ich möchte auf noch einen Punkt eingehen, den der
ollege Binding eben genannt hat. Er hat das Papier von
errn Steinbrück mit dem Titel „Vertrauen zurückge-
innen: Ein neuer Anlauf zur Bändigung der Finanz-
ärkte“ zitiert. Das war sehr nett. Auch Ihr heutiger An-
ag trägt diesen Titel. Das ist sehr interessant. Wir haben
amals – es war der September des Jahres 2012 – darauf
ewartet, was in diesem groß angekündigten Papier von
errn Steinbrück steht. Es war ja seine Bewerbungsun-
rlage als Kanzlerkandidat der SPD. Was haben wir vor-
efunden, als dieses Papier veröffentlich worden ist?
arin standen Dinge, die schon längst umgesetzt worden
aren. Darin standen Dinge, die gerade umgesetzt wur-
en, und darin standen Dinge, die in der Diskussion wa-
n und heute umgesetzt werden.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das ist wie Eimer ohne Löcher! Die Überschriften waren gut!)


Ich sage das ohne jegliche Häme, lieber Kollege
inding; denn wir kamen bei der Identifikation der Pro-
leme am Finanzmarkt immer zu den gleichen Ergebnis-
en. Der Unterschied zwischen uns besteht nun darin,
ass Sie sagen, Sie könnten schneller, höher, weiter. Das
t, wie gesagt, auch das Privileg der Opposition, weil
ie nie nachweisen müssen, dass Sie schneller, höher,
eiter können.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Eimer ohne Löcher!)


Vor dem Hintergrund möchte ich einfach noch einmal
urz zusammenfassen, was diese Regierungskoalition in
en letzten vier Jahren geleistet hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)






Ralph Brinkhaus


(A) )


)(B)

Wir haben hier in diesem Parlament über 30 Initiativen
und Gesetze zur Finanzmarktregulierung verabschiedet.
Wir haben dafür gesorgt, dass Banken weniger Fehler
machen. Wir haben mit unseren Regulierungsmaßnah-
men dafür gesorgt, dass die Fehlertragfähigkeit von Ban-
ken und Finanzinstitutionen erhöht worden ist. Wir ha-
ben die Aufsicht in diesem Land gestärkt. Wir haben die
europäische Aufsicht gestärkt. Wir werden heute eine
Bankenunion schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Volker Wissing [FDP]: Sehr gut!)


Wir haben in Anerkennung der Tatsache, dass Aufsicht
nicht ausreicht, dass trotzdem Fehler passieren können
und dass Fehlertragfähigkeit manchmal auch nicht aus-
reicht, dafür gesorgt, dass hier in Deutschland Restruktu-
rierungsmechanismen eingeführt worden sind. Wir
haben dafür gesorgt, dass Abwicklungspläne erstellt
werden müssen. Wir haben dafür gesorgt, dass Banken
Testamente machen müssen.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Sehr gut!)


Wir haben darüber hinaus auch dafür gesorgt – auch
wenn Sie es nicht gerne hören –, dass die Banken an den
Kosten der Krise beteiligt werden. Diese Bundesregie-
rung hat die Finanztransaktionsteuer vorangetrieben.


(Lachen bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)


Diese Bundesregierung hat die Bankenabgabe einge-
führt, von der Sie nur reden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Diese Bundesregierung und diese Regierungskoali-
tion haben den Verbraucherschutz im finanziellen Be-
reich in einer Form gestärkt, wie es noch nie in der Ge-
schichte der Bundesrepublik Deutschland vorgekommen
ist. Vier Jahre Finanzmarktpolitik in diesem Haus heißt
für die Opposition: Papiere schreiben, diskutieren, la-
mentieren und kritisieren. Vier Jahre Finanzmarktpolitik
heißt für diese Koalition: liefern.

Danke.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1724629700

Ich schließe die Aussprache.


(Zuruf von der FDP: Schade!)


Wir kommen zur Abstimmung über die von den Frak-
tionen der CDU/CSU und der FDP sowie von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwürfe eines Gesetzes
zum Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Über-
tragung besonderer Aufgaben im Zusammenhang mit
der Aufsicht über Kreditinstitute auf die Europäische
Zentralbank.

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1)

2)

(C (D Der Finanzausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seier Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/13961, den esetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU und der DP auf Drucksache 17/13470 sowie den Gesetzentwurf er Bundesregierung auf den Drucksachen 17/13829 nd 17/13901 zusammenzuführen und anzunehmen. Ich will Ihnen mitteilen, dass zahlreiche Erklärungen ach § 31 unserer Geschäftsordnung vorliegen, die wir u Protokoll nehmen.1)



(Unruhe)


Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustim-
en wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? –
nthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Bera-
ng mit großer Mehrheit bei zahlreichen Gegenstimmen

nd einigen Enthaltungen angenommen worden. Nach
raktionen kann ich das von hier oben nicht genau defi-
ieren, dafür hätten Sie noch Platz behalten müssen.

Dritte Beratung

nd Schlussabstimmung. – Nehmen Sie bitte Platz! Sie
üssen sich nämlich, wenn Sie nun zustimmen wollen,

rheben.

Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustim-
en wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? – Ent-

altungen? – Der Gesetzentwurf ist mit großer Mehrheit
ngenommen worden.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungs-
ntrag der Fraktion der SPD auf Drucksache 17/13965.
ierzu ist namentliche Abstimmung verlangt. Ich bitte
ie Schriftführerinnen und Schriftführer, ihre Plätze ein-
unehmen und die Urnen aufzustellen.

Ich bitte anzuzeigen, ob die Schriftführer überall an-
esend sind. – Gut. Ich eröffne die Abstimmung und
itte, die Stimmkarten einzuwerfen.

Haben alle anwesenden Mitglieder des Hauses ihre
timmkarten eingeworfen? – Das ist der Fall. Ich
chließe die Abstimmung und bitte die Schriftführerin-
en und Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen.
as Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen später be-
annt gegeben werden.2)

Tagesordnungspunkt 15 b. Beschlussempfehlung des
inanzausschusses zu dem Antrag der Fraktionen von
PD und Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „Ein
euer Anlauf zur Bändigung der Finanzmärkte – Für
ine starke europäische Bankenunion zur Beendigung
er Staatshaftung bei Bankenkrisen.“ Der Ausschuss
mpfiehlt unter Buchstabe b seiner Beschlussempfeh-
ng auf Drucksache 17/13961, den Antrag der Fraktio-

en der SPD und Bündnis 90/Die Grünen auf Druck-
ache 17/11878 abzulehnen. Wer stimmt für diese
eschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
en? – Die Beschlussempfehlung ist angenommen mit
en Stimmen der Koalitionsfraktionen und der Fraktion
ie Linke bei Gegenstimmen von SPD und Grünen.

Anlagen 3 bis 5
Ergebnis Seite 31419 C





Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms


(A) )


)(B)

Zusatzpunkt 7. Abstimmung über den Antrag der Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/13908 mit
dem Titel „Bankenunion beschleunigen statt bremsen –
Über eine Abwicklungskompetenz der Europäischen
Kommission die Haftung der Steuerzahler beenden“.
Wer stimmt für diesen Antrag? – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Der Antrag ist abgelehnt mit den Stimmen
der Koalitionsfraktionen und der Fraktion Die Linke bei
Zustimmung der Grünen und Enthaltung der SPD.

Zusatzpunkt 8. Abstimmung über den Antrag der Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/13909 mit
dem Titel „Kontrollrechte des Europäischen Parlaments
bei EZB-Bankenaufsicht stärken“. Wer stimmt für die-
sen Antrag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der
Antrag ist abgelehnt mit den Stimmen der Koalitions-
fraktionen bei Gegenstimmen von Linken und Grünen
und Enthaltung der SPD.

Zusatzpunkt 9. Abstimmung über den Antrag der Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/13910 mit
dem Titel „SSM-Verordnung zustimmen, keine inner-
staatliche Präjudizwirkung schaffen“. Wer stimmt für
diesen Antrag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der
Antrag ist abgelehnt mit den Stimmen der Koalitions-
fraktionen und der Linken bei Zustimmung der Grünen
und Enthaltung der SPD-Fraktion.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 16 sowie Zusatz-
punkte 10 und 11 auf:

16 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend (13. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Christel
Humme, Caren Marks, Willi Brase, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Gleichstellung – Fortschritt – Jetzt – Durch
eine konsistente Gleichstellungspolitik

– zu dem Antrag der Abgeordneten Renate
Künast, Ekin Deligöz, Kerstin Andreae, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Gleichstellung von Frauen und Männern im
Lebensverlauf durchsetzen

– Drucksachen 17/12487, 17/12497, 17/13367 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Nadine Schön (St. Wendel)
Christel Humme
Nicole Bracht-Bendt
Cornelia Möhring
Monika Lazar

ZP 10 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Kultur und Medien

(22. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne-

ten Ulla Schmidt (Aachen), Siegmund Ehrmann,
Angelika Krüger-Leißner, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der SPD

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(C (D Für die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern auch im Kunst-, Kulturund Medienbereich – Drucksachen 17/13478, 17/13954 – Berichterstattung: Abgeordnete Monika Grütters Ulla Schmidt Reiner Deutschmann Dr. Lukrezia Jochimsen Agnes Krumwiede P 11 Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Kultur und Medien ten Agnes Krumwiede, Monika Lazar, Krista Sager, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Grundlagen für Gleichstellung im Kulturbetrieb schaffen – Drucksachen 17/6130, 17/10880 – Berichterstattung: Abgeordnete Dorothee Bär Ulla Schmidt Reiner Deutschmann Dr. Rosemarie Hein Agnes Krumwiede Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Rederin das Wort der Kollegin Dorothee Bär für die CDU/ SU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Stefan Ruppert [FDP])


(22. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne-



Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1724629800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben in

ieser Legislaturperiode schon sehr oft über Gleichstel-
ngspolitik gesprochen. Heute Abend hätte es vielleicht

en einen oder anderen gegeben, der das nicht mehr als
anz dringend notwendig befunden hätte. Nachdem ich
ber gehört hatte, dass es die Abschiedsrede der Frau
ollegin Humme geben wird, sind wir alle selbstver-

tändlich gerne hier hergekommen, liebe Frau Kollegin
umme, um mit Ihnen diese letzte Debatte zu führen.
h kann von unserer Seite aus sagen: Sie sind eine der
uten, auch wenn wir vielleicht nicht immer bei jedem

inzelnen Punkt einer Meinung waren.


(Heiterkeit der Abg. Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


h spreche leider vor Ihnen. Trotzdem möchte ich mich
ei Ihnen für die gute Zusammenarbeit im Ausschuss
nd vor allem auch für das gute menschliche Miteinan-
er in den letzten Jahren bedanken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD])






Dorothee Bär


(A) )


)(B)

Wir sind in vielen Punkten, was die Analyse betrifft,
gar nicht weit auseinander. Vielleicht sind wir es, was
die Umsetzung betrifft. Wenn man sich den Ersten
Gleichstellungsbericht der Bundesregierung anschaut,
sieht man, dass es strukturelle Ungleichheiten gibt. In
ganz vielen Kapiteln dieses Gleichstellungsberichts kann
man ganz genau nachlesen, wie groß die Ungleichheiten
im Lebensverlauf von Frauen und Männern sind. Man
kann sehen, dass es Nachteile gibt, die sich durch ganz
bestimmte Lebenssituationen – zum Beispiel Einkom-
mensverlust während einer familienbedingten Auszeit,
Ehescheidung, Aufnahme einer geringfügigen Beschäf-
tigung – ergeben. Insbesondere dann, wenn sich das im
Lebensverlauf kumuliert, sieht man, dass die gleichbe-
rechtigte Teilhabe von Frauen in allen Etappen ihres Le-
bensverlaufs immer noch nicht gewährleistet ist.

Wir haben festgestellt, dass Frauen noch immer selte-
ner als Männer in Führungspositionen aufsteigen, dass
sie ihr Berufsleben häufiger und länger unterbrechen und
dass sie sich heute mehrheitlich immer noch um Kinder
und zu pflegende Angehörige kümmern. Deswegen
freue ich mich sehr, dass unsere beiden Parteien be-
schlossen haben, in ihr Wahlprogramm – und damit
wohl in der nächsten Legislaturperiode auch in das Re-
gierungsprogramm – die Einführung einer Quote aufzu-
nehmen. Dass unsere beiden Parteivorsitzenden sehr
stark dafür kämpfen, ist ein sehr guter Erfolg.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der SPD)


Ich sehe in der ersten Reihe bei uns Frau Fischbach,
Rita Pawelski und Nadine Schön. Dahinter sitzt
Elisabeth Winkelmeier-Becker.


(Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: Wo ist Markus Grübel?)


– Ich möchte erst einmal über die Frauen sprechen, Herr
Kollege Jarzombek. – Unsere Frauen sind auf jeden Fall
der Meinung, dass das ein richtiges Anliegen ist. Wenn
auch fast alle unsere gleichberechtigungspolitischen
Sprecher – Markus Grübel, Thomas Jarzombek und der
PGF Stefan Müller – jetzt dieser Meinung sind, kann
gesagt werden, dass wir einen richtigen Schritt in die
richtige Richtung gemacht haben.

Diese Bundesregierung hat die Vereinbarkeit von Fa-
milie und Beruf als ganz zentrales Anliegen in den Vor-
dergrund gestellt. Wir haben als erste Bundesregierung
festgestellt, dass wir bei dem Thema nicht nur die
Frauen, sondern ganz besonders auch die Männer in den
Blick nehmen müssen. Das müssen wir zum Teil
deshalb, weil Männer grundsätzlich auch gleiche Rechte
haben, aber auch ein Interesse daran haben sollten – teil-
weise haben sie es auch –, ihre Kinder zu betreuen und
dann später aber auch ihre Angehörigen zu pflegen. Zum
anderen natürlich deshalb, weil die Bereitschaft der
Männer zur – eigentlich selbstverständlichen – partner-
schaftlichen Teilung von Fürsorgearbeit auch für die be-
ruflichen Entfaltungsmöglichkeiten von Frauen ent-
scheidend ist.

Man muss sich vergegenwärtigen, dass das Kinderbe-
kommen innerhalb der Karriere eine große Rolle spielt.
Wenn man sich einmal die Biografien von Karriere-
frauen und -männern anschaut, stellt man Folgendes

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(C (D st: Die meisten Führungspositionen bzw. Vorstandsämr haben Männer mit Kindern inne. An zweiter Stelle ommen Männer ohne Kinder. Dann kommen Frauen hne Kinder. Schließlich kommen Frauen mit Kindern. soweit muss man ganz klar feststellen, dass Kinder ein Hinderungsgrund sind, um eine Führungsaufgabe bertragen zu bekommen, wie man am männlichen Teil ieht. Da ist es sogar ein Vorteil. Dagegen ist es bei den rauen komplett anders. Deshalb ist es nicht nur wichtig, arrieren für Frauen abzubauen und Chancengleichheit r Frauen und Mädchen zu verwirklichen, sondern auch ie Verwirklichungschancen im Lebenslauf von Mänern zu erweitern. Deswegen hat die Bundesregierung ine Jungenund Männerpolitik gemacht. Wir wollen ungen und Männer unterstützen, sich nicht von angebch vorgegebenen Rollenbildern einengen zu lassen. ine Maßnahme, die wir auf den Weg gebracht haben, t das Programm „Mehr Männer in Kitas“. Uns war es ichtig, die Zahl von Männern in der Ausbildung zum rzieher zu erhöhen. Sie hat seit Beginn unseres Bunesprogramms um 40 Prozent zugenommen. Das ist ein anz großer Erfolg dieser Bundesregierung. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Sibylle Laurischk [FDP])


Neben der Aktion „Mehr Männer in Kitas“ möchte
h noch den Boys’ Day erwähnen, bei dem Jungen an-
esprochen werden, Berufsalternativen jenseits tradier-
r Männerberufe kennenzulernen. Gerade im Bereich
er Erziehung, der Pflege und der Gesundheitsberufe
ind Männer noch deutlich unterrepräsentiert.

Einer unserer ganz großen Erfolge ist die Schaffung
es Bundesfreiwilligendienstes, weil er es gerade jungen
ännern ermöglicht, in viele Berufe hereinzuschnup-

ern. Wenn jemand einmal durch ein Praktikum oder
urch den Bundesfreiwilligendienst diese Möglichkeit
atte, fällt es ihm später wesentlich leichter, in einem
ieser Berufe Fuß zu fassen und vielleicht mit kleinen
indern oder Jugendlichen zu arbeiten.
Wir sind hier auf einem guten Weg. Ich sage gar

icht, dass wir schon in allen Bereichen des Lebens ge-
au da angekommen sind, wo wir ankommen wollen.
ir haben in den letzten vier Jahren viel erreicht, wer-

en aber natürlich in unserer christlich-liberalen Koali-
on in den nächsten vier Jahren noch mehr auf den Weg
ringen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und das mit der FDP!)


Chancengleichheit für Frauen und Männer ist erreich-
ar, wenn wir nicht nur kurzfristig, sondern auch mittel-
nd langfristig die Chancenungerechtigkeit abbauen und
enn wir auch in den Köpfen etwas ändern. Das ist eine
esamtgesellschaftliche Aufgabe. Aber die Hausaufga-
en, die die Bundesregierung zu machen hatte, hat sie er-
digt. Jetzt freue ich mich, dass sich Frau Humme in ih-
r letzten Rede für unsere Arbeit bei uns bedankt.
Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Sibylle Laurischk [FDP] – Christel Humme [SPD]: Wofür?)







(A) )


)(B)

Bettina Hagedorn
Klaus Hagemann
Michael Hartmann


(Wackernheim)

Hubertus Heil (Peine)

Wolfgang Hellmich

Annette Sawade
Axel Schäfer (Bochum)

Bernd Scheelen
Marianne Schieder


(Schwandorf)

Werner Schieder (Weiden)


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laus Brähmig
ichael Brand
r. Reinhard Brandl
elmut Brandt
r. Ralf Brauksiepe
r. Helge Braun
eike Brehmer

Robert Hochbaum
Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Joachim Hörster
Anette Hübinger
Hubert Hüppe
Michael Groß
Hans-Joachim Hacker

Marlene Rupprecht

(Tuchenbach)


Wolfgang Bosbach Ernst Hinsken
Christian Hirte
Vizepräsident Dr. Herman
Bevor ich die nächste Redne

nen das von den Schriftführer
ermittelte Ergebnis der nam
über den Entschließungsantrag
Vorschlag für eine Verordnung

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 538;
davon

ja: 130
nein: 311
enthalten: 97

Ja

SPD

Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heinz-Joachim Barchmann
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Sören Bartol
Bärbel Bas
Sabine Bätzing-Lichtenthäler
Uwe Beckmeyer
Lothar Binding (Heidelberg)

Gerd Bollmann
Klaus Brandner
Willi Brase
Marco Bülow
Ulla Burchardt
Martin Burkert
Petra Crone
Dr. Peter Danckert
Martin Dörmann
Elvira Drobinski-Weiß
Sebastian Edathy
Ingo Egloff
Siegmund Ehrmann
Dr. h.c. Gernot Erler
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Elke Ferner
Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
Dagmar Freitag
Michael Gerdes
Martin Gerster
Iris Gleicke
Günter Gloser
Ulrike Gottschalck
Angelika Graf (Rosenheim)

Kerstin Griese
Gabriele Groneberg

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n Otto Solms:
rin aufrufe, gebe ich Ih-

innen und Schriftführern
entlichen Abstimmung
der SPD-Fraktion zum
des Rates zur Übertra-

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r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
abriele Hiller-Ohm
etra Hinz (Essen)

r. Eva Högl
hristel Humme
sip Juratovic
liver Kaczmarek
hannes Kahrs
r. h.c. Susanne Kastner
lrich Kelber
ars Klingbeil
ans-Ulrich Klose
strid Klug
r. Bärbel Kofler
ritz Rudolf Körper
nette Kramme
ngelika Krüger-Leißner
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
teffen-Claudio Lemme
urkhard Lischka
abriele Lösekrug-Möller
irsten Lühmann
aren Marks
atja Mast
ilde Mattheis
etra Merkel (Berlin)

llrich Meßmer
r. Matthias Miersch
ranz Müntefering
r. Rolf Mützenich
anfred Nink

homas Oppermann
olger Ortel
ydan Özoğuz
einz Paula
hannes Pflug
achim Poß
r. Wilhelm Priesmeier
lorian Pronold
r. Sascha Raabe
echthild Rawert

tefan Rebmann
erold Reichenbach
r. Carola Reimann
önke Rix
ené Röspel
r. Ernst Dieter Rossmann
arin Roth (Esslingen)


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ung besonderer Aufgaben im
ufsicht über Kreditinstitute a
albank bekannt: abgegebene
aben gestimmt 130, mit Ne
nthaltungen 98. Der Entsch
hnt.

lla Schmidt (Aachen)

arsten Schneider (Erfurt)

wen Schulz (Spandau)

wald Schurer
r. Martin Schwanholz
olf Schwanitz
tefan Schwartze
ita Schwarzelühr-Sutter
r. Carsten Sieling
onja Steffen
r. Frank-Walter Steinmeier
hristoph Strässer
erstin Tack
r. h.c. Wolfgang Thierse
ranz Thönnes
olfgang Tiefensee
üdiger Veit
te Vogt
r. Marlies Volkmer
ndrea Wicklein
eidemarie Wieczorek-Zeul
r. Dieter Wiefelspütz
ta Zapf
agmar Ziegler
anfred Zöllmer
rigitte Zypries

ÜNDNIS 90/
IE GRÜNEN

ans-Christian Ströbele

ein

DU/CSU

eter Altmaier
eter Aumer
orothee Bär
homas Bareiß
orbert Barthle
ünter Baumann
rnst-Reinhard Beck

(Reutlingen)

anfred Behrens (Börde)


eronika Bellmann
r. Christoph Bergner
eter Beyer
teffen Bilger
lemens Binninger
eter Bleser
r. Maria Böhmer

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(C (D Zusammenhang mit der uf die Europäische Zen Stimmen 539. Mit Ja in haben gestimmt 311, ließungsantrag ist abge alph Brinkhaus ajus Caesar itta Connemann lexander Dobrindt homas Dörflinger arie-Luise Dött r. Thomas Feist nak Ferlemann grid Fischbach artwig Fischer irk Fischer xel E. Fischer (KarlsruheLand)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)

ichael Frieser

rich G. Fritz
r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel
lexander Funk
go Gädechens
r. Thomas Gebhart
orbert Geis
lois Gerig
berhard Gienger
ichael Glos
sef Göppel

eter Götz
r. Wolfgang Götzer
te Granold
einhard Grindel
ermann Gröhe
ichael Grosse-Brömer
arkus Grübel
anfred Grund
onika Grütters
lav Gutting
lorian Hahn
r. Stephan Harbarth
rgen Hardt
erda Hasselfeldt
r. Matthias Heider
elmut Heiderich
echthild Heil
rsula Heinen-Esser
rank Heinrich
udolf Henke
ichael Hennrich
nsgar Heveling





Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms


(A) )


)(B)

Thomas Jarzombek
Dieter Jasper
Dr. Franz Josef Jung
Andreas Jung (Konstanz)

Dr. Egon Jüttner
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster

(Villingen Schw.)

Volker Kauder
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Eckart von Klaeden
Ewa Klamt
Volkmar Klein
Jürgen Klimke
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Manfred Kolbe
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Hermann Kues
Dr. Karl A. Lamers


(Heidelberg)

Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Dr. Ursula von der Leyen
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Dr. Carsten Linnemann
Patricia Lips
Dr. Jan-Marco Luczak
Daniela Ludwig
Dr. Michael Luther
Karin Maag
Dr. Thomas de Maizière
Stephan Mayer (Altötting)

Dr. Michael Meister
Maria Michalk
Dr. h.c. Hans Michelbach
Dr. Mathias Middelberg
Philipp Mißfelder
Dietrich Monstadt
Marlene Mortler
Dr. Gerd Müller
Stefan Müller (Erlangen)

Dr. Philipp Murmann
Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Dr. Michael Paul
Rita Pawelski
Ulrich Petzold

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r. Joachim Pfeiffer
ibylle Pfeiffer
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homas Rachel
r. Peter Ramsauer
ckhardt Rehberg
atherina Reiche (Potsdam)

othar Riebsamen
sef Rief
laus Riegert
r. Heinz Riesenhuber
hannes Röring
r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
rwin Rüddel
lbert Rupprecht (Weiden)

nita Schäfer (Saalstadt)

r. Wolfgang Schäuble
r. Andreas Scheuer
arl Schiewerling
orbert Schindler
ankred Schipanski
eorg Schirmbeck
hristian Schmidt (Fürth)

atrick Schnieder
r. Andreas Schockenhoff
adine Schön (St. Wendel)

r. Ole Schröder
ernhard Schulte-Drüggelte
we Schummer

(Weil am Rhein)

etlef Seif
hannes Selle
einhold Sendker
r. Patrick Sensburg
ernd Siebert
homas Silberhorn
hannes Singhammer
ns Spahn
arola Stauche
r. Frank Steffel
rika Steinbach
hristian Freiherr von Stetten
ieter Stier
ero Storjohann
tephan Stracke
ax Straubinger
arin Strenz
homas Strobl (Heilbronn)

ena Strothmann
ichael Stübgen
r. Peter Tauber
ntje Tillmann
r. Hans-Peter Uhl
rnold Vaatz
olkmar Vogel (Kleinsaara)

tefanie Vogelsang
ndrea Astrid Voßhoff
r. Johann Wadephul
arco Wanderwitz
ai Wegner
arcus Weinberg (Hamburg)


eter Weiß (Emmendingen)

abine Weiss (Wesel I)


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eter Wichtel
nnette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
lisabeth Winkelmeier-
Becker
agmar G. Wöhrl
r. Matthias Zimmer
olfgang Zöller
illi Zylajew

DP

ns Ackermann
hristine Aschenberg-
Dugnus
aniel Bahr (Münster)

lorian Bernschneider
ebastian Blumenthal
laudia Bögel
icole Bracht-Bendt
laus Breil
ainer Brüderle
ngelika Brunkhorst
rnst Burgbacher
arco Buschmann

ylvia Canel
elga Daub
einer Deutschmann
ijan Djir-Sarai
atrick Döring
erhard Drexler
echthild Dyckmans
ans-Werner Ehrenberg
ainer Erdel
rg van Essen
lrike Flach
tto Fricke
r. Edmund Peter Geisen
r. Wolfgang Gerhardt
ans-Michael Goldmann
einz Golombeck
iriam Gruß
achim Günther (Plauen)

r. Christel Happach-Kasan
einz-Peter Haustein
anuel Höferlin

lke Hoff
irgit Homburger
einer Kamp
ichael Kauch
r. Lutz Knopek
ascal Kober
r. Heinrich L. Kolb
r. h.c. Jürgen Koppelin
ebastian Körber
olger Krestel
atrick Kurth (Kyffhäuser)

einz Lanfermann
ibylle Laurischk
arald Leibrecht
abine Leutheusser-
Schnarrenberger

ars Lindemann
ichael Link (Heilbronn)

r. Erwin Lotter
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atrick Meinhardt

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(C (D abriele Molitor n Mücke etra Müller urkhardt Müller-Sönksen r. Martin Neumann irk Niebel ans-Joachim Otto ornelia Pieper rg von Polheim r. Christiane RatjenDamerau r. Birgit Reinemund agen Reinhold r. Peter Röhlinger r. Stefan Ruppert jörn Sänger rank Schäffler hristoph Schnurr mmy Schulz arina Schuster r. Erik Schweickert erner Simmling r. Hermann Otto Solms achim Spatz orsten Staffeldt r. Rainer Stinner tephan Thomae anfred Todtenhausen r. Florian Toncar erkan Tören hannes Vogel r. Daniel Volk r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff nthalten IE LINKE gnes Alpers r. Dietmar Bartsch erbert Behrens arin Binder atthias W. Birkwald eidrun Bluhm va Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus eidrun Dittrich erner Dreibus r. Dagmar Enkelmann nnette Groth r. Gregor Gysi eike Hänsel r. Rosemarie Hein ge Höger r. Barbara Höll ndrej Hunko lla Jelpke arald Koch abine Leidig lla Lötzer r. Gesine Lötzsch homas Lutze orothée Menzner Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms )


(Lausitz)


(Frankfurt)


(Lüdenscheid)





(A) )

(Beifall bei der SPD un

Sie haben richtig gesagt: M
sich unsere Analysen. – Aber S
als die Regierungen vorher: S
hervorragenden Ersten Gleichs
abhängigen Sachverständigenko


(Beifall bei der SPD un Und was machen Sie mit dies richt? Die Bundesregierung ni nicht die Ministerin, sondern Kues. Das hat mich nicht gewu rin hat einmal in einem Intervie sind die Personen, die die Au Minister und Ministerinnen nich (Heiterkeit bei Abgeor d der LINKEN)


öglicherweise gleichen
ie hatten es viel einfacher
ie hatten nämlich einen
tellungsbericht einer un-
mmission.

d der LINKEN)

em hervorragenden Be-
mmt ihn entgegen, aber
der Staatssekretär Herr
ndert; denn die Ministe-
w gesagt: Staatssekretäre
fgaben übernehmen, die
t übernehmen wollen.

dneten der SPD)

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nen: „Sei berufstätig! Wir b
ieten Betreuungsangebote“, un
nen mit dem Ehegattensplittin

eld: Liebe Frauen, bleibt doch
Ich denke, das traurige Ergeb

olitik – das zeigt auch der Gl
mer noch, dass Frauen im L

rmutsrisiko tragen.

(Beifall der Abg. Mechth ie verdienen in ihrem Leben 5 änner, und in der Konsequen ent der Männerrenten. Wenn d t, dann weiß ich nicht, was erändern wollen, Frau Bär. (Beifall bei der SPD und DIE GRÜNEN sowie be LINKEN)

rauchen Fachkräfte. Wir
d andererseits sagen wir
g und Ihrem Betreuungs-
zu Hause!
nis dieser inkonsistenten

eichstellungsbericht – ist
ebensverlauf das größte

ild Rawert [SPD])
8 Prozent weniger als die
z erhalten sie nur 52 Pro-
as Gleichstellungspolitik
Sie in Zukunft vielleicht

dem BÜNDNIS 90/
i Abgeordneten der
denke, in Bezug auf die Gleichstellungspolitik. schiedliche Signale an die Frauen. Einerseits sagen wir
Niema Movassat
Petra Pau
Richard Pitterle
Ingrid Remmers
Paul Schäfer (Köln)

Dr. Ilja Seifert
Kathrin Senger-Schäfer
Dr. Petra Sitte
Sabine Stüber
Alexander Süßmair
Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Johanna Voß
Halina Wawzyniak
Harald Weinberg
Katrin Werner
Jörn Wunderlich
Sabine Zimmermann

BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Volker Beck (Köln)

Cornelia Behm
Agnes Brugger
Viola von Cramon-Taubadel
Ekin Deligöz
Katja Dörner
Hans-Josef Fell
Dr. Thomas Gambke
Kai Gehring
Katrin Göring-Eckardt
Britta Haßelmann
Bettina Herlitzius
Priska Hinz (Herborn)

Bärbel Höhn
Ingrid Hönlinger
Thilo Hoppe
Uwe Kekeritz
Katja Keul

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Als nächste Rednerin hat jetzt die Kollegin Christel
Humme von der SPD-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1724629900

Herr Präsident! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen!

Liebe Frau Bär, ich glaube, für die SPD-Fraktion sagen
zu können, dass uns Gleichstellungspolitik zu diskutie-
ren immer wichtig ist, ob ich meine letzte Rede halte
oder nicht. Das musste ich erst einmal sagen.


(Beifall bei der SPD)


Es sind noch 100 Tage bis zur nächsten Bundestags-
wahl. In der Tat, ich halte meine letzte Rede zum Thema
Gleichstellungspolitik. Dieses Thema stand schon häu-
figer auf der Tagesordnung des Parlaments. Ich hätte mir
gewünscht – das gebe ich ehrlich zu –, dass ich dieses
Lob, das Sie eingefordert haben, Frau Bär, tatsächlich
hätte aussprechen können. Nur musste ich leider feststel-
len, dass die letzten vier Regierungsjahre vergeudete
Zeit für die Frauen waren, vergeudete Zeit auch, wie ich

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(C (D usanne Kieckbusch emet Kilic ven-Christian Kindler aria Klein-Schmeink te Koczy om Koenigs ylvia Kotting-Uhl liver Krischer arkus Kurth ndine Kurth onika Lazar r. Tobias Lindner rzy Montag eate Müller-Gemmeke r. Konstantin von Notz mid Nouripour riedrich Ostendorff r. Hermann E. Ott isa Paus rigitte Pothmer Krista Sager Manuel Sarrazin Elisabeth Scharfenberg Dr. Gerhard Schick Dr. Frithjof Schmidt Ulrich Schneider Dorothea Steiner Dr. Wolfgang Strengmann Kuhn Markus Tressel Daniela Wagner Arfst Wagner Wolfgang Wieland Dr. Valerie Wilms Josef Philip Winkler fraktionsloser Abgeordneter Wolfgang Nešković ie, Herr Kues, mussten also diesen Bericht entgegenehmen. Dann haben Sie diesen Bericht in die Schubde gelegt, und zwar ganz weit hinten, und nicht mehr ur Kenntnis genommen. Denn wenn Sie diesen Bericht tatsächlich zur Kennt is genommen hätten, dann wäre es nicht zur Einführung es Betreuungsgeldes gekommen und dann hätten wir uch keine Ausweitung der Minijobs. Diese Entscheiungen haben Sie getroffen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


amit zementieren Sie die Männerrolle als Haupternäh-
r. Von Gleichstellung ist da keine Spur.
Dabei wissen wir doch ganz genau, was der Gleich-

tellungsbericht festgestellt hat: Echte Gleichstellung
ibt es nur, wenn Männer und Frauen eigenständig für
ie Existenz sorgen können. Wir brauchen etwas – auch
as hat der Gleichstellungsbericht festgestellt –, was
eute in der Politik überhaupt nicht vorhanden ist, näm-
ch ein konsistentes Leitbild. Wir geben immer unter-





Christel Humme


(A) )


)(B)

Falsche Anreize, die wir in der Politik geben, haben
– das sehen wir daran – fatale Folgen für die Frauen, und
zwar ein Leben lang.


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Damit haben Sie ja Erfahrung, mit falschen Anreizen!)


Wir wollen genau das verhindern. Darum haben wir Ih-
nen einen Antrag mit einem konsequenten, schlüssigen
Konzept vorgelegt, das den gesamten Lebenslauf der
Frauen in den Mittelpunkt stellt. Damit können wir dann
auch die Widersprüche, die wir in der Politik haben, auf-
lösen.

Liebe Kollegen, liebe Kolleginnen von der Regierung
und von den Regierungsfraktionen, wenn Sie schon
nicht den wissenschaftlichen Bericht ernst nehmen, dann
würde ich mich freuen, wenn Sie die Frauen ernst neh-
men. Denn 80 Prozent der Frauen möchten eine eigen-
ständige Existenzsicherung. Sie möchten nicht für
6,50 Euro oder gar darunter arbeiten müssen.

Warum, frage ich Sie, ist es nicht möglich, mit Ihnen
den gesetzlichen flächendeckenden Mindestlohn einzu-
führen, damit wir endlich diesen Frauen helfen?


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie wissen genauso wie wir: Frauen verdienen weniger
als Männer, und zwar 22 Prozent bzw. bis zu 35 Prozent
in höheren Führungspositionen.

Wir haben einen Gesetzentwurf vorgelegt, der diese
Diskriminierung endlich auflöst. Was machen Sie? Sie
stimmen natürlich dagegen, leider auch die Linken. Aber
was machen Sie, zwei Tage nachdem Sie diesen Gesetz-
entwurf abgelehnt haben? Sie gehen zum Brandenburger
Tor und demonstrieren für Equal Pay. Gegen wen eigent-
lich?


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gegen sich selbst!)


Was sind das für ein Zynismus und eine Schizophrenie?


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Gut, dass du das jetzt sagst! Ich zähle nur auf, was wir alles gemacht haben!)


– Ganz ruhig, Frau Fischbach. – Wenn 80 Prozent der
jungen Frauen eine eigenständige Existenzsicherung und
eine Familie wollen, dann wollen sie heraus aus der Zu-
verdienerrolle. Aber das verhindern das ungerechte
Steuersystem und die Minijobs. Mit beiden Instrumenten
zusammen schaffen wir nicht, dass die Frauen aus der
Zuverdienerrolle herauskommen, Frau Fischbach.


(Elke Ferner [SPD]: Im Gegenteil!)


Das wissen Sie genauso wie wir alle auch.


(Beifall bei der SPD)


Darum brauchen wir an dieser Stelle eine Reform der
Minijobs statt einer Ausweitung, wie Sie das beschlos-
sen haben, und wir brauchen auch eine Reform des Ehe-

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(C (D attensplittings, wie wir es vorgeschlagen haben, hin zu inem Partnerschaftstarif. (Viola von Cramon-Taubadel [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: So ist es! Das hätte schon längst passiert können!)


as heißt, dass wir zwar die bestehenden Ehen schützen,
ber eine neue Individualbesteuerung mit gegenseitiger
nterhaltsverpflichtung schaffen. Das würde den Frauen
elfen, aus ihrer Rolle der Zuverdienerin herauszukom-
en.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Während Sie sich – das stelle ich immer wieder fest –
edauerlicherweise von alten Zöpfen nicht lösen kön-
en, haben wir mit diesem Antrag ein wirklich zukunfts-
eisendes Gleichstellungskonzept vorgelegt. Wir wissen

uch ganz genau: Eine echte Gleichstellung – das
chreibe ich Ihnen ins Stammbuch – geht nicht ohne
andlung. Das heißt, es geht nicht ohne gesetzliche Re-
elungen.


(Beifall bei der SPD)


Wir brauchen gesetzlichen Mindestlohn, verbindliche
uoten, das Entgeltgleichheitsgesetz, den Partner-

chaftstarif und gute Arbeit mit Sozialversicherung. Erst
ann, wenn es diese gesetzlichen Regelungen gibt, bie-
n wir Frauen und Männern mehr Wahlmöglichkeiten,

u entscheiden, wie sie tatsächlich ihren Lebensverlauf
estalten wollen.

Wenn Sie diese zusätzlichen Wahlmöglichkeiten auch
ollen, dann müssen Sie eigentlich unserem Antrag zu-

timmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


So weit zu Ihrer Politik.

Frau Bär, ich danke Ihnen in der Tat. Ich danke allen
usschussmitgliedern für die gute Zusammenarbeit, für
ie Unterstützung an manchen Stellen, aber auch für die
ritik; gar keine Frage. Ich hoffe, dass wir in der nächs-
n Legislatur ganz viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter
die Mitstreiter nenne ich ganz bewusst – für ein zu-
unftsträchtiges Gleichstellungskonzept bekommen.
as wünsche ich uns allen, auch mir, die ich das nur
och von außen beobachten werde.

Schönen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der SPD – Beifall bei der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1724630000

Statt der Kollegin Bracht-Bendt erteile ich nun der

ollegin Sibylle Laurischk für die FDP-Fraktion das
ort.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Sibylle Laurischk (FDP):
Rede ID: ID1724630100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Frau Humme, Sie haben gerade sehr für Ihren
Antrag geworben. Die Situation am Ende einer Legis-
laturperiode ist aber wie zu Anfang: Dem stimmt die Re-
gierungskoalition nicht zu.

Dennoch ist das Thema „Gleichstellung von Männern
und Frauen“ für uns Thema in dieser Legislaturperiode
gewesen. Ich persönlich mache keinen Hehl daraus: Ich
hätte mir mehr gewünscht. Wir haben mit den Verbänden
eine sehr intensive und sehr engagierte Debatte zur
Quote für Frauen in den Aufsichtsräten geführt, und es
ging hier durchaus hoch her. Ich nehme sehr wohlwol-
lend zur Kenntnis, dass in der CDU/CSU als Schlussfol-
gerung daraus wohl eine programmatische Zielsetzung
formuliert worden ist. Ich wünsche mir das auch für die
FDP.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich habe der FDP ein entsprechendes Signal gegeben.

So ist das nun einmal in der Gleichstellungspolitik.
Sie ist mühsam. Sie ist nicht im Hauruckverfahren er-
folgreich. Ich bin ganz sicher: In der nächsten Legis-
laturperiode werden wir im Bundestag, egal in welchen
Mehrheiten, das Thema „Frauen in der gesellschaft-
lichen Verantwortung“ noch einmal in den Vordergrund
stellen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was diese Koalition auf jeden Fall vorzuweisen hat,
sind sehr viel mehr Staatssekretärinnen in den Ministe-
rien. Das ist etwas, was Rot-Grün schon vor Jahren hätte
machen können; es war kein Thema. Das ist eine ver-
passte Chance. Es ist natürlich bitter, zu sehen, wie wir,
die Regierungskoalition, auch Themen vorangebracht
haben, die vielleicht nicht ganz so spektakulär sind, die
nach meinem Dafürhalten aber sehr wirkungsvoll sind.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Wenn Frauen in die Führungspositionen in den Minis-
terien kommen, dann wird sich auch da in den entspre-
chenden Aufgabenstellungen das Thema Gleichstellung
durchsetzen. So wünschen wir uns das natürlich auch für
die Wirtschaft. Wie man das auf den Weg bringt, dazu
gibt es verschiedene Vorstellungen. Nach Auffassung
der Liberalen sollten dies sicherlich keine Zwangsmaß-
nahmen sein; denn wir setzen auf den freien Wettbewerb
und auf die Einsicht, dass eine Gesellschaft die Gleich-
stellung von Frauen braucht; nur dann ist sie zukunfts-
fähig. Gesellschaften, die Frauen ausgrenzen – ich
glaube, ich brauche die entsprechenden Beispiele im
Einzelnen gar nicht aufzuzählen –, sind nicht zukunfts-
fähig.


(Beifall der Abg. Harald Leibrecht [FDP] und Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


An diesem Maßstab müssen wir uns ausrichten. Danach
werden wir uns auch in Zukunft richten.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Ich möchte noch einen Aspekt aufzeigen, den wir vor urzem im Familienausschuss, wo die Gleichstellungsolitik angesiedelt ist, beleuchtet haben. Wir haben den ehrbeauftragten zu Gast gehabt. Mittlerweile haben ir eine große Anzahl von Frauen auch in der Bundesehr, einem typischen Männerbereich, wo Frauen mittrweile ebenfalls ihre Aufgabe finden. Wenn man mit iner „Frau Hauptmann“ spricht, muss man sich erst einal an diese Situation gewöhnen. Aber man kann fest tellen, dass Frauen auch da ihre Themen zu platzieren issen; beispielsweise die Familienpolitik in der Buneswehr ist eine ganz spezielle Fragestellung, mit der ir uns auseinandergesetzt haben. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


So gibt es einige Beispiele dafür, wie wir die Gleich-
tellung im Detail vorangebracht haben. In diesem Zu-
ammenhang möchte ich auf etwas ganz Wesentliches
inweisen: Gleichstellung ist nur möglich, wenn Frauen
re beruflichen Möglichkeiten entwickeln können. Das

eißt, Mütter müssen ihre Kinder angemessen versorgt
issen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein
roßes Thema, dem wir uns mit viel Geld gewidmet ha-
en. Wir haben Geld und nochmals Geld zur Verfügung
estellt, damit die Bundesländer, die bei der Aufgabe der
inderbetreuung ganz zentral gefragt sind, ihrer Auf-
abe auch nachkommen können. Dabei sind die SPD-ge-
hrten Bundesländer nicht nur vorbildlich. Ich habe
ich gewundert, wie wenig insbesondere der Ausbau

er Kinderbetreuung in Nordrhein-Westfalen von der
PD vorangetrieben worden ist.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Wohl wahr! Die haben es nicht begriffen!)


Wir haben die richtigen Signale gesetzt, das Geld zur
erfügung gestellt. Insofern brauchen wir uns, auch was
ie Gleichstellungspolitik angeht, nicht zu verstecken.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1724630200

Jetzt hat die Kollegin Dr. Barbara Höll für die Linken

as Wort.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724630300

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Frau Bracht-Bendt, Sie haben gesagt – –


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Die war nicht da! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1724630400

Die Frau Kollegin Laurischk hat geredet, wenn ich Ih-

en das in Erinnerung rufen darf.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724630500

Entschuldigung!





Dr. Barbara Höll


(A) )


)(B)


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Wenn man die Kritik spontan in die Rede reingeschrieben hat, ist das ein kleines Problem!)


Frau Laurischk, ich kenne Sie natürlich. Das war jetzt
ein kleiner Fehler.

Trotzdem: Sie haben gesagt: Natürlich ist Gleichstel-
lungspolitik mühsam. – Da frage ich mich: Warum „na-
türlich“? Wie man dann noch sagen kann: „Wir setzen
auf den Wettbewerb und die Einsicht“, kann ich nicht
nachvollziehen. Genau das ist doch gescheitert. Deshalb
reden wir hier wieder und wieder und wieder über
Gleichstellungspolitik. Wir treffen uns ständig, heute aus
Anlass der Anträge von Grünen und SPD. Das ist gut
und richtig; wir wechseln uns immer ab. Jedes Mal kom-
men wieder die Anträge. Letztendlich liegen die Forde-
rungen doch auf dem Tisch.

Was Sie bisher gemacht haben – die Industrie soll
Einsicht zeigen, und die Frauen sollen vielleicht dann
doch ein bisschen gefördert werden –, ist einfach ge-
scheitert. Sie handeln wider besseres Wissen. Das ist das
Problem.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Im Grundgesetz ist die Gleichstellung von Mann und
Frau verankert, aber die Lebensrealität ist einfach eine
andere. Männer und Frauen haben nicht die gleichen Le-
bensperspektiven, und das schadet Männern und Frauen,
beiden Geschlechtern.

Der Gleichstellungsbericht ist doch eindeutig. Natür-
lich brauchen Frauen Existenzsicherung. Frauen wollen
selbstständig leben können, unabhängig vom Einkom-
men ihres Ehemanns und auch nicht in Abhängigkeit
vom Staat; denn das kann doch nicht die Perspektive
sein.


(Beifall der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE])


Ich frage mich, warum es mühsam ist, das durchzuset-
zen. Es müsste doch auch im Interesse aller Männer sein,
dass Frauen selbstständig sind.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir haben im Ersten Gleichstellungsbericht das Bei-
spiel der Minijobs. Sie wurden von Rot-Grün eingeführt.
Das war ein Fehler, aber Sie haben das auch als Fehler
erkannt.


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Immer wenn sie in der Opposition sind, begehen sie Fehler! Aber wenn sie in der Regierung sind, sieht das anders aus!)


Ich zitiere einmal aus dem Bericht:

Die gegenwärtige Minijobstrategie muss aus der
Perspektive der Geschlechtergleichstellung … als
desaströs bezeichnet werden.

Ja!

In den letzten Jahren, von 2000 bis 2010, hat sich die
Anzahl der in Teilzeit Beschäftigten um 3 Millionen von
7 Millionen auf 10 Millionen erhöht. 45 Prozent der er-

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(C (D erbstätigen Frauen sind nur in Teilzeit tätig; bei den ännern sind es 10 Prozent. Die Ursache: fehlende Voll eitjobs, fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten. – ie Kinderbetreuungsmöglichkeiten muss man schaffen. abei kann man die Länder und die Kommunen nicht alinlassen. Es reicht nicht, dass wir als Bund für Bauaßnahmen eintreten; wir müssen auch tatsächlich för ern. Allein 70 000 Erzieherinnen und Erzieher fehlen Bereich der Betreuung der unter Dreijährigen. Es ist chön, jetzt Schnupperkurse anzubieten, aber lassen Sie ns doch einmal darauf gucken: Wie werden diese typichen Frauenberufe bezahlt? Niedriger als Männerbefe! Ändern Sie die Bezahlung! enn Sie das tun, dann werden wir auch eine andere Siation haben; dann werden auch viel mehr Männer iese Berufe ergreifen. (Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Das haben Sie in Berlin gut vorgemacht, als Sie in der Verantwortung waren! Da sind Sie sofort an die Löhne gegangen! Da waren Sie Vorbild für alle anderen Länder!)


(Beifall bei der LINKEN und der SPD)


Diese verheerende Entwicklung bei den Minijobs ha-
en Sie nicht gestoppt; im Gegenteil: Sie haben die Ver-
ienstobergrenze angehoben und die Jobs ausgeweitet.
ie haben die 400-Euro-Jobs in 450-Euro-Jobs umge-
andelt. Und was kommt dabei heraus? Uns droht eine
erheerende Altersarmut.


(Jörg von Polheim [FDP]: Wegen 50 Euro?!)


iele Frauen wissen schon heute, dass sie im Alter nicht
igenständig leben können. Ich finde, es ist eine men-
chenunwürdige Perspektive, wenn Frauen von vorn-
erein dazu gezwungen werden, zum Amt zu gehen, um
berhaupt überleben zu können.

Deshalb kann ich nur sagen: Geschlechtergerechtig-
eit nutzt Männern und Frauen. Lassen Sie uns endlich
emeinsam gesetzliche Regelungen schaffen – zum
indestlohn, zu einer Mindestrente und einer gerechten
ewertung aller Berufe –; dann können wir tatsächlich
ine Verbesserung der Situation erreichen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Rot-Rot hätte alles machen können in Berlin! Nichts ist passiert!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1724630600

Für Bündnis 90/Die Grünen hat die Kollegin Monika

azar das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Monika Lazar (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724630700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

t schön, dass wir in dieser Wahlperiode noch einmal
ie Gelegenheit haben, die Scheinwerfer auf eine eher





Monika Lazar


(A) )


)(B)

verstaubte Ecke im Regierungshandeln von Schwarz-
Gelb zu richten,


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


eine Ecke, wo der Staub hoch ist und der Wollmäuse
viele sind. Es ist eine Ecke, in der leider viel zu wenig
passiert ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Ich habe mitbekommen, dass der Gleichstellungsbe-
richt überfraktionell einstimmig begrüßt wurde. Die Er-
gebnisse sind richtig. Dies wurde schon angesprochen.
Man fragt sich, warum die Ministerin ihn Anfang 2012
nicht selber entgegengenommen hat. Wenn man aber den
Bericht liest, insbesondere die Forderungen bezüglich
einer konsistenten Gleichstellungspolitik mit einer Le-
bensverlaufsperspektive, dann wird das nachvollziehbar;
denn all das hat Schwarz-Gelb nicht umgesetzt. Die
Ministerin hat den Bericht lieber in den Schrank gestellt,
ihn verstauben lassen und den Kopf in den Sand ge-
steckt.


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Sie wissen doch, dass das nicht stimmt!)


Die Lebensverlaufsperspektive ist sehr einleuchtend.
Die Vorschläge im Gleichstellungsbericht sind wirklich
sehr anregend. Wir konnten uns sehr gut bei den Argu-
menten bedienen. Von daher mussten wir nicht einmal
mit unseren eigenen Anträgen argumentieren, sondern
wir konnten wunderbar mit dem Gleichstellungsbericht
argumentieren. Es gab auch eine Anhörung dazu. Von
daher waren die Vorlagen vorhanden.

Im Gleichstellungsbericht steht, dass ein konsistentes
Leitbild fehlt. Auch die Steuer- und Sozialpolitik war in
den letzten vier Jahren widersprüchlich: Entgeltgleich-
heit – Fehlanzeige. Quote – Fehlanzeige.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Kommt doch alles!)


Die Ministerin hat es noch nicht einmal geschafft, ihr so-
genanntes Flexi-Quoten-Modell vorzulegen. Es ist alles
nur angekündigt worden. An das Thema Ehegattensplit-
ting gehen Sie nicht heran. Bei den Minijobs gab es eine
Verschlechterung, indem jetzt nur noch 450 Euro ver-
dient werden können. Auch bei der Kinderbetreuung ist
noch sehr viel nachzuholen.

Das alles zeigt: Die letzten vier Jahre waren in Bezug
auf die Gleichstellungspolitik vier verlorene Jahre.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Da nützen die Behauptungen vonseiten der Regierung
leider nichts. Denn klar ist: Von allein tut sich nichts.
Wir brauchen gesetzliche Rahmenbedingungen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Elke Ferner [SPD]: Wir brauchen andere Mehrheiten!)


Deshalb müssen wir in den Bereichen, die im Gleich-
stellungsbericht angesprochen wurden, nachbessern. Wir

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(C (D on SPD und Grünen haben in den letzten vier Jahren ut vorgearbeitet. ir haben Konzepte, die sich durchaus in Teilbereichen nterscheiden. Beim Thema Ehegattensplitting gibt es och Gesprächsbedarf, weil wir da weiter gehen wollen ls Sie. Beim Thema Entgeltgleichheit sind wir relativ ah beieinander, ebenso beim Thema Geschlechterquote r Führungspositionen. Ich denke, wir sind gut vorbeitet. Von dieser Regierung ist sowieso nichts mehr zu erarten, erst recht nicht beim Thema Gleichstellung. Ich ann auch bei meiner zweiten Rede heute sagen: Wir ind vorbereitet. Ab September wird es anders. Wir hofn dann auf die Unterstützung der Linksfraktion, ie uns aus der Opposition weiterhin ab und zu Anregunen geben kann. Ab Herbst wird sich auf alle Fälle im positiven Sinne twas ändern. Von daher arbeiten wir weiter und setzen ie guten Konzepte, die wir in den letzten Jahren entwikelt haben, gemeinsam um. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


(Beifall des Abg. René Röspel [SPD])


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1724630800

Als letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt

at jetzt die Kollegin Nadine Schön das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU):
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Frau Lazar, wenn Ihr größtes Problem ist,
ass nicht die Ministerin, sondern der Staatssekretär den
leichstellungsbericht entgegengenommen hat,


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, das ist es nicht!)


ann haben wir in den letzten vier Jahren wirklich kei-
en allzu schlechten Job gemacht.


(Christel Humme [SPD]: Oh, oh, oh!)


as so hochzustilisieren, wird der Sache wirklich nicht
erecht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ir sind froh, dass wir engagierte Staatssekretäre haben,


(Lachen bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Christel Humme [SPD]: Ui, ui, ui!)


ie sich für die Belange der Frauen einsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Nadine Schön (St. Wendel)



(A) )


)(B)

Dass heute Abend so viele Kollegen aus unserer Frak-
tion da sind und auch unser Fraktionsvorsitzender bei
den gleichstellungspolitischen Debatten meistens anwe-
send ist – was man von Ihrem Fraktionsvorsitzenden lei-
der nicht sagen kann –,


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Nie war der da! So ist das!)


spricht dafür, dass die Gleichstellungspolitik in unserer
Fraktion durchaus einen hohen Stellenwert einnimmt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Genau! Der Kandidat geht nur ans Brandenburger Tor!)


Sie haben den Gleichstellungsbericht gelobt. Ja, wir
haben einen Gleichstellungsbericht mit konkreten Aus-
sagen und konkreten Handlungsempfehlungen vorge-
legt.


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: So ist das! – Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und was haben Sie durchgesetzt? Sie haben nichts daraus gemacht!)


Es wäre schön gewesen, wenn auch Sie, als Sie an der
Regierung waren, einen solchen Bericht erarbeitet hät-
ten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Was haben Sie denn umgesetzt?)


Eines haben Sie nicht verstanden: die Gleichstel-
lungspolitik aus der Lebensverlaufsperspektive. Sie sa-
gen, Familien brauchen ein Leitbild. Sie sagen, wir brau-
chen ein Leitbild, nach dem sich die Menschen in
Deutschland richten und nach dem sie leben sollen, ein
Leitbild von Familie und Gesellschaft. Dieses Leitbild
sieht so aus, dass Männer und Frauen, wie Sie sagen,
gleichermaßen zum Familieneinkommen beitragen sol-
len. Das finde ich ja gut. Aber die Frage ist: Muss dies
das Leitbild für alle Menschen in Deutschland sein?


(Elke Ferner [SPD]: Sie haben doch das Leitbild von der Ernährerfamilie!)


Sollte die Politik den Menschen in Deutschland wirklich
vorschreiben, wie sie leben sollen, wie jede Familie und
jedes Paar das Familienleben gestalten soll?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich finde, das ist der falsche Ansatz. Das wird dem,
was die Menschen in Deutschland wollen, nicht gerecht.
Die Menschen wollen sich nicht vorschreiben lassen,
wie sie zu leben haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Menschen wollen füreinander Verantwortung über-
nehmen. Sie wollen ihr Familienleben so gestalten, wie
sie es am besten finden, und nicht so, wie Grüne, Linke
oder SPD es ihnen vorschreiben wollen.

Etwa 85 Prozent der Menschen sind für die Beibehal-
tung des Ehegattensplittings.

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(C (D (Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Wir brauchen aber dazu Alternativen!)


ie wollen es abschaffen. Sie wollen eine individuelle
esteuerung. Die gegenseitige Übernahme von Verant-
ortung kommt in Ihrem Leitbild überhaupt nicht vor.


(Elke Ferner [SPD]: Stimmt doch gar nicht!)


Übrigen verlangt auch das Bundesverfassungsge-
cht, dass man zwei Menschen, die miteinander verhei-
tet sind, nicht schlechterstellen darf als zwei Men-

chen, die nicht miteinander verheiratet sind. Deswegen
ind wir für die Beibehaltung des Ehegattensplittings
nd für eine Weiterentwicklung zum Familiensplitting.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Christel Humme [SPD]: 10 Milliarden Euro kostet das mehr! – Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Was machen wir mit den Alleinerziehenden?)


Im Gegensatz zu Ihrem Leitbild wollen die Familien
Deutschland Zeit für Familie haben. Man darf keine
ngst haben müssen, nach einer Erwerbsunterbrechung
omplett auf die Karriere verzichten zu müssen; das ist
nser Anliegen. Sie raten den Menschen: Vermeidet Er-
erbsunterbrechungen!


(Zuruf von der SPD: Nein!)


as kann aber nicht die Lösung sein. Die Lösung muss
uten: Der Staat und vor allem die Arbeitgeber müssen
afür sorgen, dass man Karriere machen kann, auch
enn man die Erwerbstätigkeit ein paar Monate oder

ahre unterbrochen hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


r Zwischenruf „Nein!“ zeigt mir, dass Sie das leider
icht so sehen. Ich bin der Meinung, junge Familien
ollen Zeit für ihre Familie haben. Das sollte ihnen, was
ie Karriereplanung betrifft, nicht zum Nachteil gerei-
hen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das besagt im Übrigen auch die Gleichstellungspoli-
k aus der Lebensverlaufsperspektive. Das heißt, dass
an die Möglichkeit haben muss, die Entscheidungen,

ie man im Leben individuell trifft, im Verlauf des Le-
ens zu kompensieren, auch durch staatliche Möglich-
eiten.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was haben Sie denn dafür getan?)


Was haben wir getan? Ich kann es Ihnen ganz konkret
agen, Frau Lazar.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja? Ich bin gespannt!)


at man zum Beispiel noch im zweiten Lebensjahr eines
indes auf Berufstätigkeit verzichtet


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann kriegt man Betreuungsgeld! Und?)






Nadine Schön (St. Wendel)



(A) )


)(B)

oder den Umfang der Berufstätigkeit reduziert, haben
diese Jahre in der Vergangenheit im Hinblick auf die
Rente gefehlt; sie waren weg.


(Viola von Cramon-Taubadel [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wir wollen doch eine höhere Frauenerwerbsquote und nicht eine niedrigere Frauenerwerbsquote! Das ist doch nicht Ihr Ernst!)


Viele Frauen entscheiden sich aber dafür, noch zu Hause
zu bleiben und auf Berufstätigkeit zu verzichten, wenn
ihr Kind erst 16 oder 18 Monate alt ist. Ich weiß, dass
Sie das nicht wollen. Aber die Menschen tun es trotz-
dem.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Genau! Und die sind sogar selbstständig!)


Sie haben den Menschen die ganze Zeit gesagt: Dann
habt ihr, was die Rente angeht, halt Pech. – Wir sagen: In
der Zeit, in der ihr zu Hause bleibt, weil das Kind erst
zwei Jahre alt ist, bekommt ihr 115 bzw. 165 Euro pro
Monat. Dieses Geld könnt ihr für die Rente anlegen. Die
Entscheidungen werden von den Familien getroffen, ob
Sie das wollen oder nicht.


(Caren Marks [SPD]: Aber der Staat setzt die Rahmenbedingungen!)


Man kann sie bei der Rente im Regen stehen lassen, oder
man kann ihnen helfen, die Altersvorsorge für diese Zeit
sicherzustellen. Wir haben uns für das Zweite entschie-
den. Das ist Gleichstellungspolitik aus der Lebensver-
laufsperspektive.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir geben die Möglichkeit, Nachteile aus individuellen
Entscheidungen, die im Laufe des Lebens getroffen wer-
den, zu kompensieren, damit es keine langfristigen nega-
tiven Folgen gibt.

Bei einigen Themen, die Sie angesprochen haben,
sind wir durchaus einer Meinung: Wir wollen mehr
Frauen in Führungspositionen, wir wollen Entgeltgleich-
heit. Wir müssen leider feststellen, dass sich in Ihrer Re-
gierungszeit gerade beim Thema „Frauen in Führungs-
positionen“ nichts entwickelt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In unserer Regierungszeit hat sich durch den Druck, der
durchaus von den beiden Ministerinnen und auch von
unserer Fraktion aufgebaut wurde, in den Aufsichtsräten
einiges getan. Noch vor zwei Jahren hatten wir 10 Pro-
zent Frauen in den Aufsichtsräten der DAX-Unterneh-
men; heute sind es 16 Prozent. 10 Prozent vor zwei Jah-
ren, 16 Prozent heute – daran sehen Sie: Der politische
Druck, den wir in der Diskussion erzeugt haben, hat ge-
wirkt. Wir haben jetzt 16 Prozent Frauen in den Auf-
sichtsräten.

Wir sagen ganz klar: Wenn die Dynamik nicht anhält,
wenn sich das nicht mit dieser Schnelligkeit weiterent-
wickelt, dann wird es eben ein Gesetz geben. Das ist

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(C (D olitik, die sich an den Bedürfnissen der Menschen rientiert. Wir stülpen den Menschen kein Leitbild über, ach dem jeder in Deutschland zu leben hat. Das ist icht unser Ansatz; da unterscheiden wir uns leider Gots. (Elke Ferner [SPD]: Die Rede hätten Sie sich sparen können, Frau Schön!)


Zum Schluss will ich Frau Humme ebenfalls herzlich
r die gute Zusammenarbeit danken. Wir waren in vie-
n Punkten einer Meinung, auch wenn das in der Rede
icht rübergekommen ist. Ich denke, wir haben viele ge-
einsame Ziele. Nachdem wir einmal in Stockholm mit

iner Delegation angekommen waren, die nur aus
rauen bestand, und die Koffer nicht da waren, haben
ir alle uns gut verstanden. Das ist ein Zeichen dafür,
ass die Frauen fraktionsübergreifend zusammenhalten
önnen, wenn es ernst wird. In diesem Sinne wünsche
h Ihnen persönlich alles Gute und danke Ihnen für Ihr
ngagement für die Gleichstellung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724630900

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Ich schließe die Aus-

prache.

Wir sind beim Tagesordnungspunkt 16 und kommen
ur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des
usschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

uf Drucksache 17/13367. Der Ausschuss empfiehlt un-
r Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung die Ableh-
ung des Antrags der Fraktion der SPD auf Drucksa-
he 17/12487 mit dem Titel „Gleichstellung – Fortschritt –
etzt – Durch eine konsistente Gleichstellungspolitik“.
er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Das sind

ie Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – Das sind die
ppositionsfraktionen. Enthaltungen? – Niemand. Die
eschlussempfehlung ist angenommen.

Wir sind noch beim Tagesordnungspunkt 16.


(Unruhe)


Solange um diese Uhrzeit niemand irgendetwas be-
weifelt, bin ich mit jeder Unruhe einverstanden.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Ab-
hnung des Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
en auf Drucksache 17/12497 mit dem Titel „Gleichstel-
ng von Frauen und Männern im Lebensverlauf

urchsetzen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
ng? – Das sind die Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! –
as sind die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und die
inksfraktion. Enthaltungen? – Die Sozialdemokraten.
ie Beschlussempfehlung ist angenommen.

Zusatzpunkt 10. Beschlussempfehlung des Ausschus-
es für Kultur und Medien zu dem Antrag der Fraktion
er SPD mit dem Titel „Für die tatsächliche Gleichstel-
ng von Frauen und Männern auch im Kunst-, Kultur-

nd Medienbereich“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner





Vizepräsident Eduard Oswald


(A) )


)(B)

Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/13954, den
Antrag der Fraktion der SPD auf Drucksache 17/13478
abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? – Das sind die Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! –
Das sind die drei Oppositionsfraktionen. Enthaltungen? –
Niemand. Die Beschlussempfehlung ist angenommen.

Zusatzpunkt 11. Beschlussempfehlung des Ausschus-
ses für Kultur und Medien zu dem Antrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „Grundlagen für
Gleichstellung im Kulturbetrieb schaffen“. Der Aus-
schuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 17/10880, den Antrag der Fraktion Bünd-
nis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/6130 abzulehnen.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Das sind
die Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – Das sind die
drei Oppositionsfraktionen. Enthaltungen? – Niemand.
Die Beschlussempfehlung ist angenommen.

Ich rufe nun den Zusatzpunkt 12 auf:

Beratung des Antrags der Fraktionen CDU/CSU,
SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Einvernehmensherstellung von Bundestag und
Bundesregierung zum Antrag der Republik
Lettland, der dritten Stufe der Europäischen
Wirtschafts- und Währungsunion beizutreten
und den Euro als Umlaufwährung einzufüh-
ren
hier: Stellungnahme des Deutschen Bundesta-
ges nach Artikel 23 Absatz 3 GG i. V. mit § 9
des Gesetzes über die Zusammenarbeit von
Bundesregierung und Deutschem Bundestag
in Angelegenheiten der Europäischen Union
– Drucksache 17/13887 –

Die Reden sollen zu Protokoll gegeben werden.1) Sie
sind einverstanden, dass ich die Redner nicht vorlese.
Alle Reden wurden hier abgegeben.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag auf
Drucksache 17/13887. Wer stimmt für diesen Antrag? –
Das sind die Koalitionsfraktionen, die Fraktion der So-
zialdemokraten und die Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
nen. Wer stimmt dagegen? – Niemand. Enthaltungen? –
Fraktion Die Linke. Der Antrag ist angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 18 a bis c sowie
18 e bis g auf:

a) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordne-
ten Dr. Petra Sitte, Nicole Gohlke, Dr. Rosemarie
Hein, weiteren Abgeordneten und der Fraktion
DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zur Änderung des Urheberrechtsgesetzes –
Digitalisierung vergriffener und verwaister
Werke
– Drucksache 17/4661 –
Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)

– Drucksache 17/13946 –

1) Anlage 15

(C (D Berichterstattung: Abgeordnete Norbert Geis Ansgar Heveling Burkhard Lischka Stephan Thomae Halina Wawzyniak Jerzy Montag b)

richts des Rechtsausschusses (6. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Dr. Petra Sitte,
Agnes Alpers, Nicole Gohlke, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion DIE LINKE

Wissenschaftliche Urheberinnen und Urheber
stärken – Unabdingbares Zweitveröffentli-
chungsrecht einführen

– Drucksachen 17/5479, 17/13946 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Geis
Ansgar Heveling
Burkhard Lischka
Stephan Thomae
Halina Wawzyniak
Jerzy Montag

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Rechtsausschusses (6. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Dr. Petra Sitte,
Halina Wawzyniak, Agnes Alpers, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion DIE LINKE

Die Chance der Digitalisierung erschließen –
Urheberrecht umfassend modernisieren

– Drucksachen 17/6341, 17/13942 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Geis
Ansgar Heveling
Burkhard Lischka
Stephan Thomae
Halina Wawzyniak
Jerzy Montag

e) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Dr. Petra Sitte, Halina Wawzyniak, Jan
Korte, weiteren Abgeordneten und der Fraktion
DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zur Ermöglichung der privaten Weiterver-
äußerung unkörperlicher Werkexemplare

– Drucksache 17/8377 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)


– Drucksache 17/13943 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Geis
Ansgar Heveling
Burkhard Lischka
Stephan Thomae
Halina Wawzyniak
Jerzy Montag





Vizepräsident Eduard Oswald


(A) )


)(B)

f) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Dr. Petra Sitte, Dr. Lukrezia Jochimsen, Jan
Korte, weiteren Abgeordneten und der Fraktion
DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines Zwei-
ten Gesetzes zur Stärkung der vertraglichen
Stellung von Urhebern und ausübenden
Künstlern

– Drucksache 17/11040 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)


– Drucksache 17/13949 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Geis
Ansgar Heveling
Burkhard Lischka
Stephan Thomae
Halina Wawzyniak
Jerzy Montag

g) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Rechtsausschusses (6. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Tabea Rößner,
Jerzy Montag, Agnes Krumwiede, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Verhandlung auf Augenhöhe – Das Urheber-
vertragsrecht reformieren

– Drucksachen 17/12625, 17/13949 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Geis
Ansgar Heveling
Burkhard Lischka
Stephan Thomae
Halina Wawzyniak
Jerzy Montag

Folgende Kollegen haben ihre Reden zu Protokoll ge-
geben: Stephan Thomae, Burkhard Lischka, Ansgar
Heveling und Jerzy Montag.1)

Ich erteile Frau Kollegin Petra Sitte das Wort. Bitte
schön, Frau Kollegin Dr. Petra Sitte.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724631000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das gel-

tende Urheberrecht bietet bekanntermaßen Urheberinnen
und Urhebern vielfach keine ausreichende ökonomische
Grundlage. Das – so haben es verschiedene Studien ge-
zeigt – liegt nun nicht am bösen Internet. Vielmehr dient
das Urheberrecht weit mehr den Interessen der großen
Medienkonzerne. Darüber hinaus passt das Urheberrecht
nicht mehr zu der Art, wie eine digitale Gesellschaft In-
formationen erarbeitet und vermehrt.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


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d1) Anlage 8

(C (D chließlich und noch schlimmer: Die Kultur des Teilens on Inhalten wurde durch Rechtsverschärfungen in der ngsten Vergangenheit zusätzlich behindert. Wir brauchen also dringend eine umfassende Urheerrechtsreform. Allerdings haben die Regierungsfrakonen – obwohl sie es immer wieder angekündigt hatten – is heute keine substanziellen Vorschläge unterbreitet. tattdessen haben sie das Problem durch Schutzfristverngerungen und Änderungen im Leistungsschutzrecht r Presseverlage am Ende noch verschärft. Wir dagegen wollen heute einen ganzen Strauß von eformideen zur Abstimmung stellen. Unser Leitprinzip ber alle Anträge hinweg ist: eine faire Vergütung für reative bei gleichzeitig möglichst freizügiger Nutzung reativer Werke. Erstens. Dazu gehört der private Weiterverkauf von -Books und Co. Ich frage Sie: Warum bitte soll digital erboten sein, was analog möglich ist? Zweitens. Für die Wissenschaft, für Museen, Biblioeken und Archive wollen wir die digitale Bereitstelng und Nutzung verwaister und vergriffener Werke esentlich erleichtern. Unser Vorschlag ähnelt dabei in er Rechtssystematik dem Herangehen der EU-Kommision und im Übrigen auch einem Gesetzentwurf des ustizministeriums. Wir sind allerdings mit unserem orschlag deutlich näher an den Bedürfnissen und Mögchkeiten der Museen und Archive als der Regierungsntwurf. Dabei werden von uns alles in allem die Rechte er Urheberinnen und Urheber gewahrt. Drittens. Unser Antrag auf Einführung eines unabingbaren Zweitveröffentlichungsrechts für wissenchaftliche Autorinnen und Autoren stärkt die Rechte er Urheber gegenüber den Verlagen. Er hilft zugleich, as Prinzip der Open-Access-Veröffentlichungen in der issenschaft auszubauen. Wir haben uns dabei ganz tark an die Vorschläge der Wissenschaftsorganisationen nd der Open Access Community angelehnt. Dagegen hat die Regierung ihren Gesetzentwurf zum weitveröffentlichungsrecht mit Passagen vergiftet, zu enen man einfach sagen muss, dass die Urheberinnen nd Urheber dadurch einmal mehr zugunsten der Verge enteignet werden. Aber selbst über diese verlegereundliche Fassung wird innerhalb der Koalitionsfrakonen noch kontrovers diskutiert. Deshalb bin ich schon inmal sehr gespannt darauf, ob Sie es wirklich schaffen, iesen Gesetzentwurf in der letzten Sitzungswoche dieer Legislaturperiode hier vorzulegen. Viertens. Die Rechte der Urheberinnen und Urheber u stärken, ist auch das Ziel unseres Gesetzentwurfs zum rhebervertragsrecht. Auch diesen Gesetzentwurf haben ir nicht still und heimlich erarbeitet, sondern wir haben n über mehrere Monate ins Netz gestellt. Wir haben n transparent gemacht und offen mit Interessierten und ngagierten sowie mit Verbandsvertretern diskutiert, nd wir haben den Gesetzentwurf schließlich aufgrund er Hinweise verbessert. Das Ergebnis sind Regelungen, ie sich die Kreativen selbst wünschen. Dies war im Üb Dr. Petra Sitte )


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )

rigen auch die Grundlage der Reformempfehlungen der
Enquete-Kommission des Bundestages „Internet und di-
gitale Gesellschaft“. Diese Reformempfehlungen sind
einstimmig verabschiedet worden.

Ich werde die zu Protokoll gegebenen Reden der Ab-
geordneten der anderen Fraktionen interessiert lesen, um
herauszufinden, warum Sie unserem Vorschlag heute
nicht zustimmen.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724631100

Vielen Dank, Frau Kollegin.

Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Ab-
stimmung über den Gesetzentwurf der Fraktion Die
Linke zur Änderung des Urheberrechtsgesetzes – Digi-
talisierung vergriffener und verwaister Werke. Der
Rechtsausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner
Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/13946, den
Gesetzentwurf der Fraktion Die Linke auf Drucksa-
che 17/4661 abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzei-
chen. – Das ist die Fraktion Die Linke. Wer stimmt da-
gegen? – Das sind die Koalitionsfraktionen. Enthaltun-
gen? – Sozialdemokraten und Bündnis 90/Die Grünen.
Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung abgelehnt. Sie
wissen, dass nach unserer Geschäftsordnung damit die
weitere Beratung entfällt.

Tagesordnungspunkt 18 b. Beschlussempfehlung des
Rechtsausschusses zu dem Antrag der Fraktion Die
Linke mit dem Titel „Wissenschaftliche Urheberinnen
und Urheber stärken – Unabdingbares Zweitveröffentli-
chungsrecht einführen“. Der Ausschuss empfiehlt unter
Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung auf Drucksa-
che 17/13946, den Antrag der Fraktion Die Linke auf
Drucksache 17/5479 abzulehnen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Das sind die Koalitionsfraktio-
nen und Bündnis 90/Die Grünen. Gegenprobe! – Die
Fraktion Die Linke. Enthaltungen? – Die Fraktion der
Sozialdemokraten. Die Beschlussempfehlung ist ange-
nommen.

Tagesordnungspunkt 18 c. Beschlussempfehlung des
Rechtsausschusses zu dem Antrag der Fraktion Die
Linke mit dem Titel „Die Chance der Digitalisierung er-
schließen – Urheberrecht umfassend modernisieren“.
Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung
auf Drucksache 17/13942, den Antrag der Fraktion Die
Linke auf Drucksache 17/6341 abzulehnen. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung? – Das sind die Koali-
tionsfraktionen und die Fraktion der Sozialdemokraten.
Gegenprobe! – Die Fraktion Die Linke. Enthaltungen? –
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Die Beschlussempfeh-
lung ist angenommen.

Tagesordnungspunkt 18 e. Abstimmung über den Ge-
setzentwurf der Fraktion Die Linke zur Ermöglichung
der privaten Weiterveräußerung unkörperlicher Werk-
exemplare. Der Rechtsausschuss empfiehlt in seiner
Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/13943, den

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(C (D esetzentwurf der Fraktion Die Linke auf Drucksahe 17/8377 abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzei hen. – Die Fraktion Die Linke. Wer stimmt dagegen? – ie Koalitionsfraktionen. Enthaltungen? – Bündnis 90/ ie Grünen und Sozialdemokraten. Der Gesetzentwurf t in zweiter Beratung abgelehnt. Damit entfällt nach nserer Geschäftsordnung die weitere Beratung. Tagesordnungspunkt 18 f. Abstimmung über den esetzentwurf der Fraktion Die Linke zur Stärkung der veraglichen Stellung von Urhebern und ausübenden Künstrn. Der Rechtsausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seier Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/13949, den esetzentwurf der Fraktion Die Linke auf Drucksa he 17/11040 abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – as ist die Fraktion Die Linke. Wer stimmt dagegen? – as sind alle anderen Fraktionen des Hauses. Enthaltunen? – Niemand. Der Gesetzentwurf ist in zweiter Berang abgelehnt. Damit entfällt nach unserer Geschäfts rdnung auch die weitere Beratung. Tagesordnungspunkt 18 g. Beschlussempfehlung des echtsausschusses zu dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/ ie Grünen mit dem Titel „Verhandlung auf Augenhöhe – as Urhebervertragsrecht reformieren“. Der Ausschuss mpfiehlt unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehng auf Drucksache 17/13949, den Antrag der Fraktion ündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/12625 abzuhnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – as sind die Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – Bündis 90/Die Grünen. Enthaltungen? – Sozialdemokraten nd Linksfraktion. Die Beschlussempfehlung ist angeommen. Ich rufe Tagesordnungspunkt 17 auf: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Europawahlgesetzes – Drucksache 17/13705 – Beschlussempfehlung und Bericht des Innenausschusses – Drucksache 17/13935 – Berichterstattung: Abgeordnete Reinhard Grindel Gabriele Fograscher Dr. Stefan Ruppert Wolfgang Wieland Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Alle sind amit einverstanden. Dann haben wir das gemeinsam so eschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Der Kollege Reinhard Grindel spricht für die Fraktion on CDU/CSU. Bitte schön, Herr Kollege. )





(A) )


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1724631200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

spreche eigentlich sogar für alle Fraktionen außer der
Linken; denn wir wollen mit der Änderung des Europa-
wahlgesetzes den Rechtsschutz in Wahlsachen in glei-
cher Weise verbessern, wie wir das bei der Bundestags-
wahl bereits geregelt haben. Wir führen eine 3-Prozent-
Sperrklausel ein; denn aufgrund des Urteils des Bundes-
verfassungsgerichts vom 9. November 2011 würde an-
sonsten bei der nächsten Europawahl 2014 keine Sperr-
klausel gelten.

Das Gericht hat uns als Gesetzgeber in seiner Ent-
scheidung eine Beobachtungspflicht auferlegt. Die die
Wahlgleichheit und die Chancengleichheit berührenden
Normen müssen dann geändert werden, wenn sich die
Verhältnisse ändern, die der verfassungsrechtlichen
Beurteilung zugrunde liegen. Die Fraktionen von CDU/
CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen sind der
Auffassung, dass sich die Lage zur Beurteilung der Ver-
hältnisse in Zusammenhang mit der Europawahl verän-
dert hat.

Im Lichte der Entscheidung des Bundesverfassungs-
gerichts hat das Europäische Parlament am 22. Novem-
ber 2012 mit großer Mehrheit eine Entschließung verab-
schiedet, in der die Mitgliedstaaten aufgefordert werden,
Art. 3 des Direktwahlaktes in ihrem Europawahlrecht
zur Durchsetzung zu verhelfen und Sperrklauseln zu
verabschieden, um die Funktionalität des Europäischen
Parlaments zu wahren.

Es ist die Überzeugung aller Fraktionen mit Aus-
nahme der Linken, dass sich angesichts des Vertrages
von Lissabon die Grundlagen im Verhältnis zwischen
Parlament und Kommission fundamental verändert
haben. Wir teilen die in der Entschließung des EU-Parla-
ments zum Ausdruck kommende Überzeugung, dass
sich durch das Wahlverfahren der Kommission und der
Notwendigkeit, den Kommissionspräsidenten mit quali-
fizierter Mehrheit zu wählen, die Frage der Funktionsfä-
higkeit völlig neu stellt.

Angesichts der veränderten Verhältnisse zwischen
Parlament und Kommission ab der Europawahl 2014
sind verlässliche Mehrheiten im Europäischen Parlament
für die Stabilität der Legislativverfahren der EU und das
reibungslose Funktionieren ihrer Exekutive von ent-
scheidender Bedeutung.

Bei der EU-Wahl wird es Kandidaten für das Amt des
Kommissionspräsidenten geben, die in nahezu allen Mit-
gliedstaaten Wahlkampf machen. Damit soll die Legiti-
mation des Europäischen Parlaments gestärkt und für
mehr Bürgernähe gesorgt werden. Gleichzeitig bedeutet
dies eine größere Parteipolitisierung des EU-Parlaments,
was die Mehrheitsbildung erschweren wird, da nicht
davon ausgegangen werden kann, dass sich die in der
parlamentarischen Praxis bisher häufig praktizierte
Konsensbildung zwischen den großen Fraktionen so
fortsetzen lassen wird.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


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(C (D raktionslose Abgeordnete würden damit einen die Entcheidungsprozesse behindernden Einfluss erhalten. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ei einer starken Zersplitterung der Zusammensetzung
es Europäischen Parlaments steigt sogar das Risiko ei-
er anhaltenden Blockade der politischen Willensbil-
ung.

Wir erleben einen Bedeutungswandel der europäi-
chen Institutionen, der die Frage nach deren Funktions-
higkeit mit besonderer Intensität stellt, weil sich ein
ntagonismus zwischen Regierungs- und Oppositions-
aktionen herausbilden wird, der auch auf die übrige
rbeit des Parlaments Rückwirkungen haben wird. Des-
alb ist es für den Deutschen Bundestag noch wichtiger,
in Wahlrecht zu beschließen, das Rahmenbedingungen
chafft, die diese Funktionsfähigkeit nicht beeinträchti-
en. Der Deutsche Bundestag legt Wert auf die Feststel-
ng, dass er vor diesem Hintergrund die Entscheidung

ber die Einführung einer 3-Prozent-Klausel in Ausfül-
ng des ihm zustehenden Gestaltungsspielraums trifft.

Das Bundesverfassungsgericht hat immer wieder
largestellt, dass es sich gerade in den Kernbereichen
er Legislativmacht des Parlaments nicht zum Ersatzge-
etzgeber aufschwingen will. Das schließt dann aber mit
in, dass durch eine sehr weitgehende Interpretation un-
estimmter Rechtsbegriffe wie der der Funktionsfähig-
eit des Parlaments der Beurteilungsspielraum des Bun-
estages nicht quasi durch die Hintertür praktisch auf
ull reduziert werden darf.


(Beifall des Abg. Manfred Grund [CDU/CSU] – Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Sehr wahr!)


iner unserer Sachverständigen in der öffentlichen An-
örung hat das auf die folgende Formel gebracht: Eine
ertretbare Einschätzung des Gesetzgebers dürfe nicht
urch eine vertretbare Einschätzung des Gerichts ersetzt
erden.

In der Entschließung des Europaparlaments drückt
ich mit Verweis auf die Verträge von Lissabon die
orge aus, dass bereits die Beeinträchtigung der Funk-
onsfähigkeit und nicht erst ihre Blockade angesichts
es Bedeutungswandels des Parlaments erhebliche
chwierigkeiten zur Folge habe, die der Deutsche Bun-
estag ausdrücklich durch das von ihm verabschiedete
ahlrecht verhindern will.

Angesichts von demnächst 28 Mitgliedstaaten und
hlenden europaweiten Parteien ist es völlig klar, dass

s formal eine große Zahl von Parteien gibt, die zum Teil
uch nur wenige Abgeordnete haben, wobei es durch die
erteilung der Parlamentsmandate auf die einzelnen
itgliedstaaten in vielen Ländern ohnehin sozusagen

atürliche Sperrklauseln gibt. Im Schnitt kommen aus
en EU-Staaten zwischen fünf und sechs Parteien ins
arlament. Für dessen Funktionsfähigkeit ist jedoch
icht die Zahl der Parteien als solche entscheidend, son-
ern dass es in allen Mitgliedstaaten parteipolitische
erhältnisse gibt, die denen der im Europaparlament
ertretenen Parteifamilien entsprechen. Es gibt konser-





Reinhard Grindel


(A) )


)(B)

vativ-christlich-demokratische, sozialistische und sozial-
demokratische, liberale, grüne und kommunistische Par-
teien.

Ohne Sperrklausel kämen aus Deutschland etwa
13 oder 14 Parteien, und zwar – darauf kommt es an –
zusätzlich gerade solche, die weder den Parteifamilien
angehören, die sich im Europäischen Parlament zu Frak-
tionen zusammenfinden, noch von diesen integriert wer-
den könnten. Insofern würden wir ohne Sperrklausel
eine Zahl von fraktionslosen Parlamentariern produzie-
ren, die das immer wichtigere Funktionieren des Zusam-
menwirkens der Institutionen massiv gefährden könnten.

Wenn das Verfassungsgericht gesprochen hat, trifft
den Gesetzgeber kein Normwiederholungsverbot. Ganz
im Gegenteil: Die Kompetenzordnung unserer Verfas-
sung sieht gerade den Bundestag als berufen an, über die
Wahlgesetzgebung zu befinden. Wir tun dies heute na-
hezu einmütig. Deswegen bin ich mit allem Respekt vor
unserem höchsten deutschen Gericht angesichts der Ent-
schließung des Europäischen Parlaments, die eine neue
Grundlage für unsere Änderung des Europawahlgesetzes
bedeutet, zuversichtlich, dass uns im Falle eines Falles
die Karlsruher Richter bestätigen werden, dass wir uns
im Rahmen des uns zustehenden Gestaltungsspielraums
bewegt haben.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724631300

Vielen Dank, Kollege Reinhard Grindel. – Nächster

Redner für die Fraktion der Sozialdemokraten unser
Kollege Axel Schäfer. Bitte schön, Kollege Axel
Schäfer.


(Beifall bei der SPD)



Axel Schäfer (SPD):
Rede ID: ID1724631400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Diskussion, die wir heute über die Änderung des Euro-
pawahlgesetzes führen, ist sicherlich eine besondere
Diskussion. Denn wir als nationales Parlament treffen
solidarisch eine Entscheidung, die die Zusammenset-
zung, Funktionsfähigkeit und politische Führungsfähig-
keit eines supranationalen Parlaments betrifft. Deshalb
ist der erste Punkt, dass wir uns noch einmal vergewis-
sern, auf welchem Terrain wir uns befinden.

Wir alle miteinander waren bis 2011 der Meinung,
dass das Urteil des Bundesverfassungsgerichts von
1979, das zur ersten Direktwahl des EP ausdrücklich die
damals bestehende Fünfprozentklausel mit der Verfas-
sung im Einklang sah, natürlich auch in der Gegenwart
weiterhin gilt. Denn damals, 1979, hatte das Europäische
Parlament – bis auf sehr begrenzte Haushaltsrechte – in
der Gesetzgebung, bei der Wahl des Kommissionspräsi-
denten und bei anderen zentralen Aufgaben nichts zu
entscheiden.

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(C (D Nach dem Lissabon-Vertrag sind wir in der Situation, ass sich die parlamentarische Entwicklung in vielen tufen – über Vertragsänderungen, die alle parlamentasch ratifiziert worden sind, und zwar mit sehr großen ehrheiten im Bundestag wie im Bundesrat – auf eine eise dynamisch fortgesetzt hat, von der diejenigen, die ie Direktwahl in den 70er-Jahren erkämpften, wirklich ur träumen konnten. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts soll un für ein Parlament mit außergewöhnlicher Stärke in er Gesetzgebung und Macht gegenüber der Kommision – der faktischen und funktionalen Regierung – eine Sperrklausel mehr gelten, die der Gewährleistung einer Funktionsfähigkeit dient. Es gibt da ein paar Missverständnisse, über die wir iskutieren müssen. Wir sind die erste Gewalt und müsen mit der dritten Gewalt diskutieren, vor allen Dingen ann, wenn Vertreter der dritten Gewalt über Bundesressekonferenzen mit uns kommunizieren und nicht nur urch Urteile. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist denn Ihr Kollege Hartmann? Der sollte das alles hören!)


Lieber Kollege Wieland, Sie wissen, warum ich heute
ier spreche: Ich bin ehemaliges Mitglied des Europäi-
chen Parlaments und jetzt als stellvertretender Frakti-
nsvorsitzender für die Angelegenheiten der EU zustän-
ig. So fühle ich mich berufen, über dieses Thema zu
den.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Aber Herr Hartmann braucht diese Nachhilfe!)


Das grundlegende Missverständnis ist, dass manche
enken, dass, weil im Europäischen Parlament 160 Par-
ien vertreten sind, es auf 10 oder 20 Parteien mehr

uch nicht mehr ankommt; dass das Europäische Parla-
ent schon irgendwie funktionieren wird.

Im Hinblick darauf, wie die Parteien, die im Deut-
chen Bundestag vertreten sind, politisch und finanziell
nd auch, was die Entscheidungen über Personen an-
eht, konstituiert sind, könnte man argumentieren: Die
DU gibt es 15-mal, die SPD sogar 16-mal, und für
DP, Grüne und Linkspartei gilt das Gleiche. Die Lan-
esverbände haben in Deutschland eine außergewöhnli-
he Stärke. Auch ein Parteivorsitzender oder eine Kanz-
rin kann nicht von Bundesebene aus vorschreiben, was
ie Landesverbände zu entscheiden haben. Das ist die
ealität bei uns.

Die Realität in Europa ist: Im Europäischen Parla-
ent gibt es sieben Fraktionen, die bei einem Parlament
it Abgeordneten aus 27 Mitgliedstaaten natürlich aus
ehr als nur sieben Parteien gebildet werden. Die Partei-
milien, die sich herausgebildet haben, sind etwas
eues, etwas Besonderes und haben eine höhere Ver-
indlichkeit bekommen, als wir uns das in der Grün-
ungsphase in den 70er-Jahren hätten vorstellen können.

Bei dem gemeinsamen Gesetzentwurf, den vier
raktionen hier in den Deutschen Bundestag eingebracht





Axel Schäfer (Bochum)



(A) )


)(B)

haben, geht es – der Kollege Grindel hat geschätzter-
weise darauf hingewiesen – um drei zentrale Punkte:

Der erste Punkt sind die Verbundenheit und die Soli-
darität mit dem Europäischen Parlament und auch der
Respekt vor diesem Parlament, das ausdrücklich für sich
definiert hat: Es wäre gut, wenn in den Mitgliedstaaten
eine Mindestsperrklausel eingeführt würde. – Hinter-
grund ist das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes.
Hintergrund ist aber auch: Außer in Spanien haben die
nationalen Parlamente von bereits 26 Mitgliedstaaten der
EU eine solche Sperrklausel in ihr Europawahlgesetz
aufgenommen. Dieser Punkt ist ganz wichtig; wir
sprechen ja immer über das Verhältnis der nationalen
Parlamente zum EP. Das ist auch eine Frage von prakti-
zierter Solidarität.

Der zweite Punkt ist – das hat eine neue Qualität; der
Kollege Grindel hat ja etwas angekündigt, was die EVP
noch nicht beschlossen hat, aber hoffentlich beschließen
wird –, dass es bei der Europawahl 2014 tatsächlich da-
rum gehen wird, dass der Präsident der Kommission
– der faktische Regierungschef in der EU – durch das
Parlament gewählt wird. Das ist eine fundamentale Än-
derung, die zur Konsequenz haben wird, dass wir – so
hoffe ich, und das wünschen wir, glaube ich, auch alle –
zum ersten Mal einen europäischen Wahlkampf führen
werden, in dem sich die Wählerinnen und Wähler nicht
nur dafür entscheiden können, entweder ihre nationale
Regierung abzuwatschen oder ihren Regierungschef zu
loben. Es wird 2014 auch darum gehen, wie wir uns als
Sozialdemokraten, als Christdemokraten, als Grüne, als
Liberale oder als Linke im Europäischen Parlament in-
haltlich definieren.

Gleichzeitig sagen wir den Wählerinnen und Wählern
damit: Wenn ihr uns wählt – ich hoffe, es wählen viele
die SPD –, dann werden wir mit den Grünen und viel-
leicht noch mit anderen, die guten Willens sind, zusam-
men einen Kommissionspräsidenten wählen – wenn wir
die Mehrheit dafür haben. Wenn nicht, werden die ande-
ren das tun. Das ist die Voraussetzung. Damit wird deut-
lich, dass die parlamentarische Verantwortung dieses
Regierungschefs eine andere ist.

Als Verfassungswirklichkeit wird auch etwas anderes
eintreten: Die Staats- und Regierungschefs werden nach
der Europawahl einen Vorschlag für das Amt des Kom-
missionspräsidenten machen, so wie der deutsche Bun-
despräsident nach dem Ergebnis der Bundestagswahl ei-
nen Vorschlag für den zu wählenden Regierungschef
macht, und nicht vorher im stillen Kämmerlein irgendet-
was aushandeln. Das wird die Konsequenz sein. Denn
das Parlament wählt, das Parlament entscheidet dabei.

Der dritte Punkt. Wir haben in den letzten Jahren ge-
sehen, wie sich auch die Gesetzgebung in Europa entwi-
ckelt hat. Manche glauben ja, es würde alles auf Gipfeln
entschieden. Gott sei Dank ist das nicht so. Das aller-
meiste, was die Frage „Wirtschaft und Währung“ anbe-
langt, wird immer noch in Europa entschieden, wo die
Kompetenzen bestehen.

Wir als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten
sind der Meinung, es müsse dort auch noch mehr parla-

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(C (D entarisiert werden. Dafür braucht man stabile Verhältisse; das ist überhaupt keine Frage. Zu den stabilen Verältnissen gehört auch, dass es eine Mehrheit gibt, die rößer ist als diejenige, die den Kommissionpräsidenten ewählt hat. Um dieses zu ermöglichen, brauchen wir ine Form bzw. einen Rechtsrahmen durch die Verändeng des Europawahlgesetzes. Wir sollten uns in die Augen schauen und uns in die and hinein versprechen, dass wir diesen Europawahlampf in dem Geiste führen, in dem wir heute diskutiert aben: als einen wirklich europäischen Wahlkampf. Dar brauchen wir europäische Parteifamilien. Dafür brau hen wir auch Vereinbarungen oder rechtliche Regeln, as Mindestnormen anbelangt, also eine Sperrklausel. s braucht vor allen Dingen den gemeinsamen Willen, as durchzusetzen. In diesem Sinne leisten wir heute etwas Gutes. Desalb ist es auch gut, dass man noch um 23.31 Uhr (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es ist fünf vor zwölf, Herr Kollege!)


ffentlich darüber diskutiert und diese Debatte nicht nur
u Protokoll gibt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724631500

Vielen Dank, Kollege Axel Schäfer. – Nächster Red-

er für die Fraktion der FDP unser Kollege Dr. Stefan
uppert. Bitte schön, Kollege Dr. Ruppert.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Stefan Ruppert (FDP):
Rede ID: ID1724631600

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

n! Karlsruhe hat in den letzten Jahren eine Vielzahl
on wahlrechtlichen Entscheidungen getroffen. Man
onnte den Eindruck gewinnen, dass man dort in Teilen
paß an sehr detaillierten Vorgaben gewonnen hat. So
at Karlsruhe aus Art. 38 der Verfassung herausgelesen,
ass ziemlich genau 15 Überhangmandate verfassungs-
emäß seien. Man hat weiterhin herausgelesen, dass im
usland lebende Deutsche bestimmte kulturelle Bezüge
rauchen, um unser Wahlrecht genießen zu können. Man
at aus dieser Verfassung auch herausgelesen, dass die
ünfprozenthürde ein zu starker Gleichheitseingriff in
ie Gleichheit der Wahl sei.

Als Verfassungsrechtler stehe ich der Tendenz, den
pielraum des Gesetzgebers bis auf wenige Gestaltungs-
öglichkeiten drastisch zu beschränken, ausgesprochen

keptisch gegenüber. Der Demokrat in mir sagt natür-
ch: Wir müssen diese Entscheidung respektieren.
leichwohl ist es, glaube ich, gar nicht so schlecht, dass
an auch in Karlsruhe noch einmal darüber nachdenkt,

b es eigentlich richtig ist, den politischen Gestaltungs-
pielraum des Gesetzgebers – hier des Deutschen Bun-
estages – in Fragen, die ihn ureigen angehen – das
ahlrecht ist nun einmal ureigene Parlamentsangelegen-

eit –, so drastisch zu beschneiden.





Dr. Stefan Ruppert


(A) )


)(B)

Genau diese Überlegung hat auch eine Rolle gespielt,
als wir uns gefragt haben: Hat man hier formal über
5 Prozent oder zumindest politisch auch über 3 Prozent
mitentschieden? Nein, eine Fünfprozenthürde ist ein
größerer Eingriff in die Gleichheit der Wahl als eine
Dreiprozenthürde.

Ich glaube, alle Fraktionen im Deutschen Bundestag
haben sich die Überlegungen dazu ausgesprochen
schwer gemacht. Wir haben Anhörungen durchgeführt.
Wir haben aber auch in einem Zeitraum von über einem
Jahr in mehreren Gesprächen intern fachlich diskutiert
und sind zu der politischen und verfassungsrechtlichen
Abwägung gekommen, dass 3 Prozent verfassungsge-
mäß sind,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fünf ist nicht drei! Das leuchtet ein!)


weil, ganz einfach gesagt, drei eben nicht fünf ist.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


Wir müssen weitere Argumente in unsere Überlegun-
gen mit einbeziehen. Das erste Argument ist, dass wir in
Zukunft aller Wahrscheinlichkeit nach noch 96 Abge-
ordnete aus Deutschland im Europäischen Parlament ha-
ben werden. Jetzt könnte man sagen, eine Zersplitterung
dieser Delegation in vielleicht sieben, acht oder neun
weitere Fraktionen sei allein eine machtpolitische Frage
und betreffe alleine den machtpolitischen Einfluss
Deutschlands auf europäischer Ebene. Nein, es ist auch
ein Repräsentationsproblem, weil es einem einzelnen
Abgeordneten eben nicht gelingen kann, die Brüsseler
oder Straßburger Entscheidungen gegenüber dem deut-
schen Wahlbürger zu vertreten. Insofern wird aus diesem
machtpolitischen Argument auch ein verfassungsrechtli-
ches.

Das Europäische Parlament – so sagt es auch die
Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts – soll
sich weiter parlamentarisieren. Wenn man etwa die Lis-
sabon-Entscheidung betrachtet, so liest man dort, dass
auf europäischer Ebene nach wie vor Demokratiedefizite
bestünden. Aber gerade die Funktionsfähigkeit eines sol-
chen Parlaments ist eine Voraussetzung für eine weitere
Parlamentarisierung. Insofern, glaube ich, ist eine Drei-
prozenthürde auch eine notwendige Voraussetzung für
diese Funktionsfähigkeit.

Lassen Sie mich zum Schluss noch etwas zum subjek-
tiven Wahlrechtsschutzrecht sagen. Hierzu gibt es, so-
weit ich weiß, 40 oder 45 Entscheidungen Karlsruhes.
Sie sind in einer sehr guten Dissertation von Heinrich
Lang aufgeführt. Sie können in Deutschland gegen alles
klagen, gegen die Anbringung einer Dachrinne durch Ih-
ren Nachbarn oder gegen die Beförderung Ihres Kolle-
gen. Aber das urdemokratische Recht, als Partei an einer
Wahl teilzunehmen, konnten Sie bisher auf europäischer
Ebene und bis vor kurzem auch auf deutscher bzw. na-
tionalstaatlicher Ebene nicht einklagen. Wir gehen auch
den wichtigen Schritt, dass man mehr Demokratisierung,
mehr rechtliche Überprüfung, mehr Rechtsschutz bei der
Frage hat, ob man bei einer Wahl antreten darf oder ob
vielleicht der Bundeswahlausschuss oder ein anderes

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(C (D remium dies untersagt. Das wird in Zukunft rechtlich berprüfbar werden. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Am Ende werden wir uns wohl in Karlsruhe wieder-
ehen. Es wird Gruppierungen geben, die gegen diese
reiprozenthürde klagen. Dann sollten wir uns an die,
ie ich finde, bisher sehr gute Diskussion an diesem
bend und an unsere politischen und verfassungsrechtli-

hen Abwägungen erinnern. Wir sollten Karlsruhe un-
ere meiner Meinung nach guten Argumente vortragen.
s bleiben auch bei mir Restzweifel, ob ein Bericht-
rstatter, der eine Fünfprozenthürde vehement für ver-
ssungswidrig gehalten hat, seine Haltung in einem zu-

ünftigen Urteil revidieren wird. Die Zusammensetzung
es Zweiten Senats hat sich ja insofern geändert, als die
eiden Richter, die abweichende Voten abgegeben hat-
n, nicht mehr vertreten sind. Ich glaube aber, es gibt

ehr gute Argumente dafür, dass wir heute das Richtige
n, nicht nur politisch, sondern auch verfassungsrecht-
ch.

Die FDP-Fraktion wird dem von vier Fraktionen ein-
ebrachten Gesetzentwurf zustimmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724631700

Vielen Dank, Kollege Dr. Stefan Ruppert. – Nächste

ednerin für die Fraktion Die Linke unsere Kollegin
rau Halina Wawzyniak. Bitte schön, Frau Kollegin.


(Beifall bei der LINKEN)



Halina Wawzyniak (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724631800

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

n! Ich bin dem Kollegen Ruppert dankbar dafür, dass
r den Wahlrechtsschutz noch einmal angesprochen hat.
enn in vier von fünf Punkten sind wir uns bei diesem
esetzentwurf einig. Wir sind uns nur an einer Stelle
icht einig, und das ist die Frage der Dreiprozentsperr-
lausel.

Ich komme nicht umhin, zu Anfang noch etwas zum
erfahren zu sagen. Wir haben die erste Lesung dieses
esetzentwurfs ohne Debatte durchgeführt. Am Mitt-
och der vergangenen Sitzungswoche hat der Innenaus-

chuss beschlossen, eine Anhörung durchzuführen. Die
nhörung ist am Montag durchgeführt worden. An
ieser Anhörung haben der Kollege Ruppert, der Kol-
ge Wieland und ich teilgenommen. Nach dem
öferlin’schen Gesetz aus dem Rechtsausschuss dürfte
eute gar nicht abgestimmt werden. Der Kollege
öferlin hatte seinerzeit, als es um die Strafbarkeit von
bgeordnetenbestechung ging, darauf hingewiesen, dass
och gar kein Protokoll vorliege. Ich nehme zur Kennt-
is: Wir stimmen heute über einen Gesetzentwurf ab, ob-
ohl auch noch kein Protokoll über die Anhörung vor-





Halina Wawzyniak


(A) )


)(B)

liegt. Das kann man machen, muss man aber nicht
machen.

Wir haben rechtliche und politische Bedenken gegen
eine Dreiprozenthürde. Ich will – das ist zumindest den
Berichterstattern bekannt – nochmals auf die Randnum-
mer 118 des Bundesverfassungsgerichtsurteils hinwei-
sen. Ich zitiere:

Deshalb fehlt es an zwingenden Gründen, in die
Wahl- und Chancengleichheit durch Sperrklauseln
einzugreifen, so dass der mit der Anordnung des
Verhältniswahlrechts auf europäischer Ebene ver-
folgte Gedanke repräsentativer Demokratie … im
Europäischen Parlament uneingeschränkt entfaltet
werden kann.


(Beifall bei der LINKEN)


Das Verfassungsgericht spricht bewusst von Sperr-
klauseln. Jetzt kann man sich darüber streiten, ob deswe-
gen eine Sperrwirkung für den Gesetzgeber eintritt oder
nicht. Das ist zumindest ein Indiz dafür, dass es sich das
Bundesverfassungsgericht mit der Dreiprozentsperrklau-
sel auch nicht so einfach machen würde.

Herr Grindel, der ja nicht bei der Anhörung war, wes-
wegen er das vielleicht nicht besser wissen konnte


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Entschuldigung! Ich bin in der Flut stecken geblieben! Das können Sie mir nicht vorwerfen! Bei aller Liebe!)


– okay, akzeptiert; Sie sind in der Flut stecken geblieben –,
hat hier vorgetragen, es gebe neue rechtliche und tat-
sächliche Gründe. Ich gebe zu: Ich finde das ein wenig
abenteuerlich. Das Bundesverfassungsgericht hat den
Lissabon-Vertrag in seinem Urteil ausdrücklich und ein-
gehend dekliniert, bewertet und zur Kenntnis genom-
men. Eine Entschließung des Europäischen Parlaments
wird hier als neuer rechtlicher und tatsächlicher Grund
angeführt. Seit wann richtet sich die Verfassungslage da-
nach, was politisch gewollt ist? Das Europäische Parla-
ment ist noch immer ein Parlament und kein Rechtset-
zungsorgan.


(Beifall bei der LINKEN)


Daneben ist gesagt worden, die 3 Prozent seien das
deutlich mildere Mittel. Herr Wieland sagt dann immer:
Fünf ist mehr als drei.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat Herr Ruppert auch erkannt!)


Durch die schriftliche Stellungnahme von Wilko
Zicht von Wahlrecht.de ist erwiesen, dass es faktisch lei-
der nicht so ist. Denn auch bei einer Dreiprozenthürde,
hochgerechnet auf die Europawahl 2009, wären 10 Pro-
zent der gültigen Stimmen – das sind die Stimmen von
2,8 Millionen Wahlberechtigten – nicht an der Sitzver-
teilung des Europaparlaments beteiligt gewesen. Auch
von daher ist das Argument nicht ganz überzeugend.

Zum Änderungsantrag von Bündnis 90/Die Grünen
will ich nur kurz sagen: In der Anhörung ist darauf hin-
gewiesen worden, dass es Bedenken hinsichtlich der Un-

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(C (D ittelbarkeit und der Gleichheit der Wahl gibt. Wir tein diese Bedenken. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


Nun möchte ich aber noch etwas zu den politischen
edenken sagen. Ich glaube, wir alle sind uns einig, dass
ie Bevölkerung der Souverän ist. Wir als Parlamenta-
erinnen und Parlamentarier müssen damit umgehen,
as der Souverän gewählt hat. Es kann doch nicht sein,
ass sich der Souverän danach zu richten hat, wie wir
nsere Arbeit organisieren, und dass Stimmen des Sou-
eräns einfach hinten runterfallen, wenn wir unsere Ar-
eit nicht organisiert bekommen. Das ist für mich nicht
achvollziehbar.


(Beifall bei der LINKEN)


Deswegen lehnen wir auch aus politischen Gründen
ine Sperrklausel ab.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war auch nicht überzeugend!)


Ich komme zum Schluss und will Ihnen sagen: Lassen
ie uns doch einfach die Chance nutzen, ein Parlament
hne Sperrklauseln zu haben, ein Parlament, in dem viel-
icht das Argument, das Zuhören und die freie Debatte

ählen.

Am Ende sage ich Ihnen: Wer will, dass alles bleibt,
ie es ist, der will nicht, dass es bleibt. Ich möchte, dass
er Parlamentarismus bleibt.


(Beifall bei der LINKEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724631900

Vielen Dank, Frau Kollegin Wawzyniak. – Nächster

edner für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen unser
ollege Wolfgang Wieland. Bitte schön, Kollege
olfgang Wieland.


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724632000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich be-

rüße besonders die zwei Zuhörer auf der Tribüne, die
ns hier die Ehre ihrer Anwesenheit geben.

Wir sollten uns hier nichts vormachen, Frau Kollegin
awzyniak: Wir begeben uns auf dünnes Eis. Das ist so

twas wie ein Ritt über den Bodensee, und die vier Frak-
onen, die diesen Gesetzentwurf eingebracht haben,
önnen nur hoffen, dass wir am Ende nicht tot wie dieser
eiter sind, der über den Bodensee geritten ist.

Ich sehe hier aber gar keinen Grund zur Aufregung.
iese Frage wird wieder in Karlsruhe entschieden wer-
en; das ist absolut sicher. Jede der kleinen Parteien, die
ier betroffen sind, wird klagen – auch schon vorher,
eil sie natürlich sagen, dass sich ihre Chancen mindern,
enn die Leute von diesen 3 Prozent hören und sie nicht
ehr wählen, weil ihre Stimme dann möglicherweise

erschwendet ist.

Wir gehen dieses Risiko ein, weil wir zum einen sa-
en: Diese Entscheidung aus Karlsruhe ist höchst um-
tritten. Das war sie von Anfang an. Zum anderen – die





Wolfgang Wieland


(A) )


)(B)

Kollegen Grindel und Schäfer haben hier ja sehr aus-
führlich vorgetragen; ich hätte mir gewünscht, dass Ihre
Rechts- und Innenpolitiker diese Reden gehört hätten,


(Dr. Stefan Ruppert [FDP]: Die konnten nicht!)


weil sie diese Nachhilfe in Sachen Europa nötig haben –
waren alle Argumente, die hier genannt wurden, richtig.

Wir alle wollten den Präsidenten des Europaparla-
mentes, Herrn Martin Schulz, hören – vor der Klammer
sozusagen, keinen Platz wegnehmend. Die SPD-Frak-
tion wollte das nicht. Wir haben es nicht verstanden,
aber so war es.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das Europäische Parlament entwickelt sich weiter.
Die Momentaufnahme, die Karlsruhe 2011 gemacht hat,
war schon damals kritisch. Für die Wahl 2014 ist sie
falsch; das sage ich ganz deutlich. Die andere Funktions-
weise des Parlaments, auch die Europäisierung der Par-
teien und der Parteizusammenschlüsse wurde nicht rich-
tig vorausgesehen und nicht richtig eingeschätzt.
Deswegen ist es richtig, hier noch einmal diesen Versuch
zu machen.

Der Kollege Ruppert hat scharfsinnig erklärt, dass
fünf nicht drei ist und dass drei nicht fünf ist. Nur die
Fünf ist in den Tenor eingeflossen. Natürlich, Frau
Wawzyniak, steht in den Gründen ganz allgemein etwas
von Sperrklauseln. Deswegen sage ich: Es wird schwie-
rig werden in Karlsruhe; aber diese Auseinandersetzung
sollten wir führen. Wir als Deutscher Bundestag müssen
akzeptieren, dass das letzte Wort im Grunde nicht immer
wir sprechen, sondern ein Verfassungsgericht. Das war
so von den Eltern des Grundgesetzes gewollt. Damit soll
man nicht hadern; aber die hohen Damen und Herren in
Karlsruhe müssen dann auch akzeptieren, dass wir dort
unsere Argumente vorbringen. Ich denke, es sind die
besseren Argumente; deshalb sollten wir das tun.

In diesem Sinne: Lassen Sie uns dem entgegensehen.
Inzwischen haben wir den europäischen Wähler. Wir
werden immer mehr europäische Parteien haben. Auch
müssen wir sehen, dass wir auf ein europäisches Wahl-
recht hinarbeiten. Dies ist ein erster und nicht der letzte
Schritt. Das ist die Zukunft, und da müssen wir hinge-
hen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724632100

Vielen Dank, Kollege Wolfgang Wieland. – Nächster

Redner für die Fraktion von CDU und CSU unser Kol-
lege Thomas Silberhorn. Bitte schön, Kollege Thomas
Silberhorn.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die inführung einer Dreiprozentklausel – nachdem die ünfprozentklausel vom Bundesverfassungsgericht geippt wurde – ist sicherlich juristisch gewagt, aber sachch gerechtfertigt und politisch geboten. Eine Dreiproentsperrklausel ist nach unserer festen Überzeugung eboten, um eine weitere Funktionsbeeinträchtigung des uropäischen Parlaments zu verhindern. Insoweit kann ie Einschätzung des Europäischen Parlaments selbst icht ganz unbeachtet bleiben. Es hat in seiner Entschlieung vom 22. November 2012, die schon zitiert worden t, die Mitgliedstaaten aufgefordert, in ihrem Wahlrecht eeignete und angemessene Mindestschwellen für die uteilung der Sitze festzulegen. Diese Entschließung belegt, dass es nicht allein um in Anliegen des Deutschen Bundestages geht. Es gibt ein Kartell der etablierten Parteien, neue, kleine Parien außen vor zu halten; aber wir haben bei der Ausge taltung des Wahlrechts sehr wohl einen deutlichen pielraum und als Parlamentarier eine originäre Kompenz in Bezug auf die Beurteilung von parlamentarischen unktionsrisiken. Die Arbeitsfähigkeit eines so heterogen zusammengeetzten Organs wie des Europäischen Parlaments hängt och viel stärker als im Deutschen Bundestag davon ab, ass es große Gruppen von Abgeordneten gibt, die durch emeinsame politische Zielsetzungen miteinander verunden sind. Das war das überzeugende Argument des undesverfassungsgerichts 1979, mit dem es damals die perrklausel für die Europawahl noch ausdrücklich geilligt hatte – und das, obwohl das Europäische Parlaent damals im Wesentlichen nur Beratungsund Konollbefugnisse besaß. Angesichts der seither stetig gewachsenen Kompetenen und Aufgaben des Europäischen Parlaments ist es chon erstaunlich, dass das Gericht in seiner Entscheiung 2011 die Fünfprozentsperrklausel nicht erst recht ebilligt, sondern verworfen hat. Dabei ist es für mich enig überzeugend, darauf abzustellen, dass sich das uropäische Parlament bisher mit den festgestellten unktionsbeeinträchtigungen gut arrangiert habe und iese Funktionsbeeinträchtigungen noch nicht zu einer ähmung des Parlamentsbetriebs führen würden. Das ann doch beim besten Willen kein Grund dafür sein, em Europäischen Parlament jetzt noch mehr zuzumun. Der Umstand, dass im Europäischen Parlament Mehreiten oft nur durch ein Zusammenwirken der beiden rößten Fraktionen erzielt werden können, macht deutch, dass die bereits vorhandene Zersplitterung mit sehr ielen Parteien aus 27 und bald 28 Mitgliedstaaten die rbeitsfähigkeit des Europäischen Parlaments spürbar chwächt. Vor dem Hintergrund der gewachsenen Mitntscheidungsbefugnisse des Parlaments besteht deshalb ie reale Gefahr, dass dieses Europäische Parlament in einer Funktion beeinträchtigt wird, wenn man auf eine perrklausel vollständig verzichten würde. Meine Damen und Herren, es kann doch nicht angeen, dass Splitterparteien, die in Deutschland nir Thomas Silberhorn )

Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1724632200




(A) )

gendwo, bei keiner Bundestagswahl, bei keiner Land-
tagswahl, einen Fuß auf den Boden bekommen,
ausgerechnet zum Europäischen Parlament leichter zu-
gelassen werden sollen und so die Arbeitsfähigkeit die-
ses Parlaments weiter schwächen könnten. Das kann
nicht der Stellenwert sein, den wir in Deutschland unse-
rer parlamentarischen Vertretung in der Europäischen
Union einräumen.

Das Europäische Parlament benötigt Handlungsfähig-
keit, wenn es im ordentlichen Gesetzgebungsverfahren
als gleichberechtigter Akteur neben dem Rat eine Posi-
tion durchsetzen will. Es muss in der Lage sein, eine
mehrheitsfähige Willensbildung in den eigenen Reihen
herbeizuführen. Jeder Mitgliedstaat trägt Mitverantwor-
tung dafür, dass das Europäische Parlament auch in Zu-
kunft handlungsfähig bleibt, dass es seine gesetzgebe-
rische Funktion und auch die Kontrolle über die
Kommission effektiv wahrnehmen kann.

Sicherlich ist es so, dass Staaten wie Deutschland, die
ein größeres Sitzkontingent als andere haben, eine be-
sondere Verantwortung dafür tragen, eine weitere Zer-
splitterung im Europäischen Parlament zu verhindern.
Wir brauchen ein starkes Europäisches Parlament, das
zusammen mit dem Deutschen Bundestag und den ande-
ren nationalen Parlamenten die demokratische Legitima-
tion des Handelns der Europäischen Union sichert. Des-
wegen ist eine moderate Sperrklausel von 3 Prozent ein
Mittel, das sachlich gerechtfertigt und politisch geboten
ist, um dieses Ziel zu erreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mit unserem Gesetzentwurf reagieren wir auch da-
rauf, dass mit dem Vertrag von Lissabon die Anzahl der
deutschen Sitze im Europäischen Parlament von 99 auf
96 reduziert worden ist. Wir sind das einzige Mitglieds-
land, das auf Sitze verzichtet hat, aus meiner Sicht ein
völlig unnötiges und überflüssiges Zugeständnis.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wieso? Sie geben nie nach?)


Abgesehen davon geht das aus meiner Sicht grund-
sätzlich in die falsche Richtung; denn im Lissabon-Ver-
trag wurde das sogenannte Prinzip der degressiven Pro-
portionalität festgeschrieben. Das bedeutet: Je mehr
Mitgliedstaaten beitreten, desto weniger repräsentativ
wird die Zusammensetzung des Europäischen Parla-
ments. Wir in der CSU sind ganz im Gegenteil der An-
sicht, dass die Völker der Mitgliedstaaten im Europäi-
schen Parlament repräsentativ vertreten sein müssen.
Das wäre ein Quantensprung für die Vertiefung der euro-
päischen Integration.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724632300

Kollege Thomas Silberhorn war der letzte Redner in

dieser Aussprache, die ich damit schließe.
Mir liegt eine Erklärung nach § 31 unserer Geschäfts-

ordnung vor.1)

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(C (D Wir kommen zur Abstimmung über den von den raktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/ ie Grünen eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur nderung des Europawahlgesetzes. Der Innenausschuss mpfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druckache 17/13935, den Gesetzentwurf auf Drucksache 17/ 3705 in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte iejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussssung zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Das ind die Koalitionsfraktionen, Sozialdemokraten und ündnis 90/Die Grünen. Wer stimmt dagegen? – Die raktion Die Linke. Enthaltungen? – Niemand. Der Geetzentwurf ist damit in zweiter Beratung angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – oalitionsfraktionen, Sozialdemokraten, Bündnis 90/ ie Grünen. Wer stimmt dagegen? – Die Linksfraktion. nthaltungen? – Niemand. Der Gesetzentwurf ist angeommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 20 a bis 20 c auf: a)

neten Brigitte Pothmer, Markus Kurth, Katrin
Göring-Eckardt, weiteren Abgeordneten und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einrich-
tung eines Sozialen Arbeitsmarktes

– Drucksache 17/11076 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Arbeit und Soziales (11. Ausschuss)


– Drucksache 17/13321 –

Berichterstattung:
Abg. Katja Mast

– Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 17/13344 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land)
Bettina Hagedorn
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Gesine Lötzsch
Priska Hinz (Herborn)


b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Katja Mast,
Anette Kramme, Petra Ernstberger, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Sozialen Arbeitsmarkt dauerhaft über Pas-
siv-Aktiv-Transfer ermöglichen – Teilhabe
für alle durch sozialversicherungspflichtige
Beschäftigung im allgemeinen Arbeits-
markt

Anlage 6





Vizepräsident Eduard Oswald


(A) )


)(B)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Sabine
Zimmermann, Jutta Krellmann, Dr. Axel
Troost, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion DIE LINKE

Einstieg in gute öffentlich geförderte Be-
schäftigung beginnen

– Drucksachen 17/11199, 17/12377, 17/13321 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Katja Mast

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne-

ten Katrin Kunert, Katja Kipping, Sabine
Zimmermann, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion DIE LINKE

Wirksamkeit der Arbeit der Beiräte bei den
Jobcentern erhöhen

– Drucksachen 17/7844, 17/13807 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Brigitte Pothmer

Die Reden sollen zu Protokoll gegeben werden.1) –
Alle sind damit einverstanden.

Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 20 a. Abstim-
mung über den Entwurf eines Gesetzes der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen zur Einrichtung eines Sozialen
Arbeitsmarktes. Der Ausschuss für Arbeit und Soziales
empfiehlt unter Buchstabe c seiner Beschlussempfehlung
auf Drucksache 17/13321, den Gesetzentwurf der Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/11076
abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf
zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Zustimmen
wollen Bündnis 90/Die Grünen und Sozialdemokraten.
Wer stimmt dagegen? – Koalition und Linksfraktion.
Enthaltungen? – Niemand. Der Gesetzentwurf ist in
zweiter Beratung abgelehnt. Damit entfällt nach unserer
Geschäftsordnung die weitere Beratung.

Tagesordnungspunkt 20 b. Wir setzen die Abstim-
mung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses
für Arbeit und Soziales auf Drucksache 17/13321 fort.
Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner Be-
schlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Frak-
tion der SPD auf Drucksache 17/11199 mit dem Titel
„Sozialen Arbeitsmarkt dauerhaft über Passiv-Aktiv-
Transfer ermöglichen – Teilhabe für alle durch sozialver-
sicherungspflichtige Beschäftigung im allgemeinen
Arbeitsmarkt“. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? – Das sind die Koalitionsfraktionen und die Links-
fraktion. Gegenprobe! – Sozialdemokraten und Bünd-
nis 90/Die Grünen. Enthaltungen? – Niemand. Die
Beschlussempfehlung ist angenommen.

Noch Tagesordnungspunkt 20 b. Der Ausschuss emp-
fiehlt unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung die
Ablehnung des Antrags der Fraktion Die Linke auf
Drucksache 17/12377 mit dem Titel „Einstieg in gute öf-

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1) Anlage 10 2)

(C (D ntlich geförderte Beschäftigung beginnen“. Wer timmt für diese Beschlussempfehlung? – Koalitionsaktionen, Sozialdemokraten und Bündnis 90/Die Grüen. Gegenprobe! – Linksfraktion. Enthaltungen? – Nieand. Die Beschlussempfehlung ist angenommen. Tagesordnungspunkt 20 c. Beschlussempfehlung des usschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der raktion Die Linke mit dem Titel „Wirksamkeit der Areit der Beiräte bei den Jobcentern erhöhen“. Der Auschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 17/13807, den Antrag der Fraktion Die inke auf Drucksache 17/7844 abzulehnen. Wer stimmt r diese Beschlussempfehlung? – Das sind die Koali onsfraktionen. Gegenprobe! – Linksfraktion. Enthalngen? – Sozialdemokraten und Bündnis 90/Die Grü en. Die Beschlussempfehlung ist angenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 19 auf: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung einer Partnerschaftsgesellschaft mit beschränkter Berufshaftung und zur Änderung des Berufsrechts der Rechtsanwälte, Patentanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer – Drucksache 17/10487 – Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses – Drucksache 17/13944 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Stephan Harbarth Christoph Strässer Marco Buschmann Jens Petermann Ingrid Hönlinger Die Reden sollen zu Protokoll gegeben werden.2)

lle sind damit einverstanden.

Wir kommen infolgedessen zur Abstimmung. Der
echtsausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
ng auf Drucksache 17/13944, den Gesetzentwurf der
undesregierung auf Drucksache 17/10487 in der Aus-

chussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
em Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
ollen, um das Handzeichen. – Das sind die Koalitions-
aktionen. Wer stimmt dagegen? – SPD und Bünd-
is 90/Die Grünen. Enthaltungen? – Die Fraktion Die
inke. Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung
ngenommen.

Dritte Beratung

nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Ge-
etzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Das
ind die Koalitionsfraktionen. Wer stimmt dagegen? – So-
ialdemokraten und Bündnis 90/Die Grünen. Enthaltun-
en? – Linksfraktion. Der Gesetzentwurf ist angenom-
en.

Anlage 9





Vizepräsident Eduard Oswald


(A) )


)(B)

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 21 auf:

– Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
über die Förderung Deutscher Auslandsschu-
len (Auslandsschulgesetz – ASchulG)

– Drucksache 17/13058, 17/13618 –
Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärti-
gen Ausschusses (3. Ausschuss)


– Drucksache 17/13957 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Philipp Mißfelder
Ulla Schmidt (Aachen)
Patrick Kurth (Kyffhäuser)
Stefan Liebich
Kerstin Müller (Köln)


– Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung
– Drucksache 17/13958 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Herbert Frankenhauser
Klaus Brandner
Dr. h. c. Jürgen Koppelin
Michael Leutert
Sven-Christian Kindler

Die Reden sollen zu Protokoll gegeben werden.1) –
Alle sind damit einverstanden. Widerspruch erhebt sich
nicht.

Wir kommen zur Abstimmung. Der Auswärtige Aus-
schuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 17/13957, den Gesetzentwurf der Bundesre-
gierung auf Drucksachen 17/13058 und 17/13618 in der
Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Das sind die Koalitions-
fraktionen. Wer stimmt dagegen? – Das sind die drei Op-
positionsfraktionen. Enthaltungen? – Niemand. Der Ge-
setzentwurf ist damit in zweiter Beratung angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. Das
sind die Koalitionsfraktionen. Wer stimmt dagegen? –
Sozialdemokraten, Bündnis 90/Die Grünen und Links-
fraktion. Enthaltungen? – Niemand. Der Gesetzentwurf
ist angenommen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich rufe die Tages-

ordnungspunkte 31 a und 31 b auf:
a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

richts des Rechtsausschusses (6. Ausschuss) zu
dem Antrag der Fraktion der SPD
Eine gesetzliche Obergrenze für verbraucher-
gerechte Dispositionszinsen
– Drucksachen 17/10988 (neu), 17/13778 –

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(C (D Berichterstattung: Abgeordnete Marco Wanderwitz Ingo Egloff Marco Buschmann Halina Wawzyniak Ingrid Hönlinger b)

richts des Rechtsausschusses (6. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Caren Lay,
Dr. Axel Troost, Dr. Kirsten Tackmann, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Begrenzung der Zinssätze für Dispositions-
und Überziehungskredite

– Drucksachen 17/10855, 17/13950 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Marco Wanderwitz
Ingo Egloff
Marco Buschmann
Raju Sharma
Ingrid Hönlinger

Wie in der Tagesordnung bereits ausgewiesen, wer-
en die Reden zu Protokoll genommen.


Marco Wanderwitz (CDU):
Rede ID: ID1724632400

Zum mittlerweile vierten Mal in dieser Legislatur-

eriode hat die Opposition das Thema „gesetzliche
eckelung von Zinssätzen bei Dispositions- und Über-

iehungskrediten“ auf die Tagesordnung des Plenums
esetzt. Zum vierten Mal tauschen wir damit die glei-
hen Argumente aus. Auch heute wird die Botschaft
er christlich-liberalen Koalition sein: Eine gesetzli-
he Deckelung wird es mit uns nicht geben, weil es da-
r keinen Bedarf gibt.
Der seit Jahren von der Opposition pauschal vorge-

agene Vorwurf, Banken würden günstige Konditio-
en, die ihnen bei der Geldbeschaffung von der Euro-
äischen Zentralbank eingeräumt werden, nicht an
re Kunden weitergeben, ist falsch. Wir hatten in der
tzten Befassung im Oktober 2012 zunächst auf die
rgebnisse einer von Verbraucherschutzministerin Ilse
igner in Auftrag gegebenen Studie zum Zinsanpas-
ungsverhalten der Banken hingewiesen. Wichtigste
otschaft: Der Durchschnitt der Überziehungszinsen
Deutschland lag noch bei knapp über 10 Prozent,

in Wert, der angesichts eines europäischen Mittels
on 8,8 Prozent in den vergangenen Jahren im Tole-
anzbereich liegt.

Wenn wir von einem Mittelwert sprechen, heißt das
ber auch: Es gibt Ausreißer nach oben, ebenso aber
uch günstigere Angebote. Das gibt es bei einer Flug-
ise, beim Kauf eines Haushaltsgerätes und eben

uch bei Banken und ihren Zinsen. Das nennt man
arkt. Der Markt gibt den Verbrauchern die Möglich-

eit, durch entsprechende Informationsgewinnung
ünstigere Konditionen zu erhalten, und der Banken-
ettbewerb in Deutschland ist intensiv. In diesem Zu-

ammenhang hatte ich im Oktober auf folgende inte-
ssante Ergebnisse einer Forsa-Umfrage hinge-


(A) )


)(B)

wiesen: Nur 43 Prozent der Verbraucher kennen über-
haupt ihren Dispozinssatz; lediglich 13 Prozent wür-
den allein aufgrund eines deutlich günstigeren Dispo-
zinssatzes ihre Bank wechseln.

Durch die Opposition wird regelmäßig der Ein-
druck vermittelt, dass die Zinsdifferenz zwischen Geld-
marktzinsen – oder dem Hauptrefinanzierungssatz der
EZB – und dem Dispozinssatz die Gewinnmarge einer
Bank sei. Dies ist nicht einmal die halbe Wahrheit.
Faktoren wie Refinanzierungskosten, Eigenkapitalkos-
ten, Risikoprämien, Kosten des operativen Geschäfts
etc. nehmen starken Einfluss auf die Höhe des jeweili-
gen Dispozinssatzes. Die Kundennähe der klassischen
Filialbanken in Deutschland wie Sparkassen und
Volks- und Raiffeisenbanken kostet.

Der Dispositionskredit räumt dem Kunden größt-
mögliche Flexibilität ein; er ist jederzeit abrufbar. Das
heißt andererseits für die Banken: Sie müssen dauer-
haft diese Liquidität vorhalten. Die Inanspruchnahme
ist nicht planbar, womit die Banken letztlich ein größe-
res Risiko gehen als bei klassischen Krediten mit festen
Laufzeiten und monatlichen Tilgungsraten. Diese Fle-
xibilität hat ihren Preis.

Der Dispositionskredit ist zudem für den kurzfristi-
gen Gebrauch gedacht. Wer aus seinem Dispo dauer-
haft schöpft, muss eben mit hohen Zinsbelastungen
rechnen. Für diese Fälle sind Ratenkredite günstiger.
Wer die Bonität für den Dispo hat, hat sie üblicher-
weise auch für den Ratenkredit. Man muss es dann
eben auch machen.

Die Stiftung Warentest hat im Dezember berichtet,
dass eine nicht unerhebliche Zahl von Banken mittler-
weile nicht nur transparenter agiert, sondern ihre Dis-
pozinsen weiter heruntergefahren hat. Das zeigt deut-
lich: Der Markt funktioniert. Die in der genannten
Studie vorgeschlagenen weniger tief eingreifenden
Maßnahmen wie Frühwarnsysteme oder verpflich-
tende Umschuldungsangebote oder auch der von der
SPD aufgeworfene Gedanke einer Hinweispflicht auf
günstigere Produkte bleiben in meinen Augen grund-
sätzlich überlegenswert. Angesichts der Marktent-
wicklung sehe ich aber derzeit keinen Handlungsbe-
darf.


Ingo Egloff (SPD):
Rede ID: ID1724632500

Das Thema Dispozinsen hat uns schon mehrfach be-

schäftigt. Der hier heute vorliegende Antrag der SPD-
Fraktion hat einen Vorschlag gemacht, wie das Miss-
verhältnis zwischen der im Moment sehr günstigen Re-
finanzierung für die Banken und der Tatsache, dass sie
trotzdem hohe Zinsen für Überziehungskredite neh-
men, aufgelöst werden kann.

Niemand verlangt von den Banken, dass sie der
barmherzige Samariter sind. Niemand verlangt auch,
dass sie draufzahlen, wenn Verbraucher einen Über-
ziehungskredit in Anspruch nehmen. Aber verlangt
werden kann, dass Vorteile, die der Staat durch billiges

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Zu Protokoll ge

(C (D eld angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung und er Finanzkrise gewährt, nicht von den Banken als Zuatzgewinn vereinnahmt werden und gar nichts an den erbraucher weitergegeben wird. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsrschung, ZEW, und das Institut für Finanzdienstistungen e. V., iff, erstellten im Auftrag des Bundesinisteriums für Ernährung, Landwirtschaft und erbraucherschutz im letzten Jahr eine Studie. Danach etragen die durchschnittlichen jährlichen Überzieungszinsen für private Haushalte 10,27 Prozent. Die andbreite liegt allerdings bei 6 bis 20 Prozent pro ahr. Angesichts der Refinanzierungsmöglichkeiten er Banken ist dies inakzeptabel. Deshalb haben wir en Vorschlag gemacht, die Dispozinsen auf 8 Prozent berhalb des Basiszinssatzes festzulegen. Dieser Vorchlag hat den Vorteil, dass er flexibel auf das Markteschehen reagieren kann. Ändert sich der Basiszinsatz, steigt oder senkt sich der Zinssatz insgesamt, je ach Marktgeschehen. Feste Obergrenzen verbieten sich aus marktwirtchaftlichen Gründen und auch deshalb, weil sie nicht raktikabel sind; denn es müsste gegebenenfalls jedesal der Gesetzgeber tätig werden, um den Zinssatz an upassen. Aber auch die von den Linken geforderten Prozent über Basiszinssatz schießen über das Ziel hiaus, weil die von uns geforderten 8 Prozent jedenfalls em Niveau der letzten Jahre entsprechen. Und auch ie Ausfallraten der Banken im Privatkundengeschäft ind so, dass sie eine höhere Verzinsung nicht rechtfergen, im Gegenteil. Außerdem nähern wir damit den inssatz für Überziehungskredite dem Zinssatz nach 288 BGB an, der für Verzug gesetzlich zu zahlen ist. ies ist unter dem Gesichtspunkt des Verbraucher chutzes angemessen. Auch unsere zweite Forderung, dass die Banken em Kunden verpflichtet sein sollen, den Kunden bei ngerer Inanspruchnahme von Überziehungskrediten uf die Möglichkeit des Abschlusses eines Vertrages ber ein günstigeres Produkt hinzuweisen, ist unter erbraucherschutzgesichtspunkten angemessen. Waum die Koalition angesichts dieser Marktsituation icht mit unserem Vorschlag einverstanden ist, vertehe ich nicht. Über Verbraucherschutz reden ist das ine. Verbraucherschutz aber aktiv zu betreiben und ich dann eventuell mit den mächtigen Banken in dieem Land anzulegen, ist etwas anderes. Dazu sind Sie nscheinend nicht bereit. Noch etwas kommt hinzu. Die Banken haben unendch von der Stabilitätspolitik des Staates in der Fianzkrise profitiert. Der Staat – das heißt: letztendlich ie Steuerzahler – haben dies finanziert. Dann kann an allerdings auch verlangen, dass die Banken nicht och zusätzliche Vorteile aus der Bewältigung der inanzkrise ziehen, Extraprofite einstreichen und der erbraucher und der Steuerzahler am Ende die Dumen sind. Marco Wanderwitz gebene Reden )





(A) )


Dr. Marco Buschmann (FDP):
Rede ID: ID1724632600

Die vorliegenden Anträge verlangen etwas objektiv

Unmögliches: Die Bundesregierung solle in der vor-
letzten Sitzungswoche dieser Legislaturperiode aufge-
fordert werden, ein Gesetz auf den Weg zu bringen.
Dabei weiß jeder, dass ein solcher Gesetzentwurf
scheitern muss – und zwar unabhängig davon, welchen
Inhalt er hat. Denn selbst wenn die Bundesregierung
in der nächsten Sitzungswoche einen perfekten Ent-
wurf vorlegte, lassen es die parlamentarischen Ab-
läufe gar nicht zu, dass dieser Entwurf vom Parlament
in zweiter und dritter Lesung angenommen werden
kann. Der Gesetzentwurf fiele zwangsläufig der Dis-
kontinuität anheim und wäre gescheitert. Schon des-
halb sollte man diesem Antrag – jedenfalls zum jetzi-
gen Zeitpunkt – als seriös arbeitender Abgeordneter
nicht zustimmen. Jetzt dient er offenbar nur noch zu
Ausstellungszwecken im Schaufenster des Wahl-
kampfs.

Aber nicht nur aus Verfahrensgründen, sondern
auch in der Sache lehnen wir die Vorschläge ab: Na-
türlich kann ich die Frage verstehen, warum Dispozin-
sen hoch sind und die Refinanzierungszinsen der Ban-
ken im Moment sehr niedrig. Als Student habe ich mich
chronisch immer wieder „im Dispo“ befunden, um den
einen oder anderen Monat überbrücken zu können,
und habe auch horrende Zinsen gezahlt. Aber beden-
ken wir bitte eines: Zinsen sind der Preis für Verschul-
dung. Der Gesetzgeber tut nie gut daran, Preise staat-
lich festzuschreiben. Preise sollen sich in der sozialen
Marktwirtschaft im Wettbewerb bilden, damit die
richtigen volkswirtschaftlichen Preissignale zustande
kommen. Sonst drohen Fehlsteuerungen, was gerade
jedermann am Beispiel des Erneuerbare-Energien-Ge-
setzes, EEG, studieren kann. Und was für die Preise
von Energie falsch ist, das ist auch für den Preis von
Verschuldung nicht richtig. Die Senkung der Preise ist
die Aufgabe des Wettbewerbs.

Nun sagen einige in der Opposition: Das mag ja
grundsätzlich stimmen, hier aber liege Marktversagen
vor. Es kommen keine sinnvollen Preise zustande. Aber
ist das Preissignal für Konsumkredite denn so falsch?
Wir leben in einer Zeit mit zu viel Verschuldung – sei es
staatlich oder auch privat. Darüber sind sich alle ei-
nig. Hohe Zinsen signalisieren: Vermeide Schulden,
baue Schulden ab! So absurd finde ich das gar nicht,
zumal die Zinsen ja auch das Ausfallrisiko des Kredi-
tes widerspiegeln sollten. Und das ist meist höher,
wenn man permanent überzieht.

Ich persönlich bin offen dafür, dass man darüber
nachdenken kann, ob man den Wechsel von Bank zu
Bank vereinfachen kann, um den Wettbewerb unter den
Anbietern von Girokonten und damit Dispositionskre-
diten zu intensivieren. Aber ich bin dagegen, den Wett-
bewerb abzuschaffen, indem man einen staatlichen
Festpreis diktiert.

Daher lehnen wir die vorgelegten Anträge ab.

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Zu Protokoll ge

(C (D Die Dispozinsen liegen derzeit bei durchschnittlich 0,51 Prozent, und das, obwohl der Leitzins der Euroäischen Zentralbank, bei der sich die Banken ihr eld leihen, seit Mai bei erneut historisch niedrigen ,5 Prozent liegt. Zuvor war der Leitzins ebenfalls exem niedrig mit 0,75 Prozent. Laut Bundesbank stehen ie Verbraucherinnen und Verbraucher aktuell mit 1 Milliarden Euro nur mit ihren Dispositionskrediten ei den Banken in der Schuld. Ein guter Grund, um ereut die Deckelung von Dispo-Zinsen auf 5 und von berziehungskreditzinsen auf 8 Prozent zu fordern. Die Banken verdienen gut an den überhöhten Disozinsen und damit auch an ihren ärmsten Kunden. enn die, die gezwungen sind, den Dispo auszuschöpn, haben eh in der Regel schon zu wenig Geld und erstricken sich in einen Teufelskreis aus immer neuen rediten, die zu immer neuen Schulden führen. Derzeit t fast jeder zehnte Erwachsene in Deutschland über chuldet, Tendenz steigend. Ein wichtiger erster chritt in die Überschuldung sind nach Angaben der erbraucherzentrale Hamburg die völlig überhöhten ispozinsen. Die Banken begründen die Höhe der Dispozinsen it angeblichen Ausfallrisiken. Das Argument ist jeoch längst wissenschaftlich widerlegt. Die Risiken für ie Banken sind extrem gering und liegen laut einer tudie des Institutes für Finanzdienstleistungen bei geade einmal 0,3 Prozent, während das Ausfallrisiko bei lassischen Konsumkrediten bei 2,5 Prozent liegt. Dait gehören Dispokredite zu den sichersten Krediten r Anbieter und sind doch gleichzeitig die teuersten redite für die Kundinnen und Kunden. Ein überhöhr Dispozinssatz ist also ein lukratives Geschäft für ie Bankinstitute und keine Serviceleistung an ihre unden. Dazu ein aktuelles Beispiel: In der vergangenen oche wurde der Fall eines Erwerbslosen bekannt, er sich hilfesuchend an die Verbraucherzentrale in amburg gewandt hat. Nach dem Verlust seiner Arbeit eriet er finanziell ins Straucheln und war gezwungen, en Dispo-Kredit auszuschöpfen, den die Bank ihm geährt hatte. Der Dispozinssatz seines Kontos liegt bei tolzen 18,95 Prozent. Jetzt möchte er auf einen reguren Kredit mit einem Zinssatz von 12 Prozent umsatln, um nicht immer weiter in die Verschuldung zu utschen. Mit dem fadenscheinigen und zynischen Arument, dass er ja über kein geregeltes Einkommen erfügt, wird es ihm von seiner Bank verwehrt. Die Bundesregierung setzt auch hier immer noch uf Selbstverpflichtungen. Doch auch hier funktionien sie nicht. Als Anfang Mai der Leitzins erneut durch ie EZB auf ein Rekordtief gesenkt wurde, gaben dies erade einmal vier Institute an ihre Kunden weiter. enig überraschend verzichteten die meisten Institute icht auf ihre Sondereinnahmen. Gesetzliche Regelungen sind dringend notwendig. ie in so vielen Bereichen hat Schwarz-Gelb in den gebene Reden Caren Lay )

Caren Lay (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724632700







(A) )

vergangenen Jahren auch hier geschlafen und keine
Maßnahmen eingeleitet, um Verbraucherinnen und
Verbraucher vor Abzocke zu schützen. Mehrfach hat
Die Linke das Thema hier auf die Agenda gesetzt. Ich
freue mich, dass SPD und Grüne unserem Vorschlag,
Zinsen zu deckeln, im Kern folgen. Auch in den Län-
dern sind wir dran: Die Fraktion Die Linke im Saar-
land wird bald ein Volksbegehren gegen hohe Dispo-
Zinsen starten. Trotz unserer Kritik, die von Forschern
und Verbraucherverbänden geteilt wird, sieht die Ko-
alition nach wie vor keinen Grund zum Handeln und
bestreitet sogar, dass es hier ein Problem gibt, obwohl
sogar ein Bericht des Verbraucherministeriums das
anders sieht. Als wir das Thema zuletzt im Oktober
vergangenen Jahres diskutiert haben, hieß es, dass die
Ministerin Aigner ja mit den Banken das Gespräch ge-
sucht habe. Es ist ja schön für die Ministerin und auch
die Bankenvertreter, wenn man mal die Gelegenheit
hat, zwanglos zu plaudern. Aber es war auch ver-
schenkte Zeit, denn das Problem besteht trotz Ministe-
rinnenunterredung nach wie vor.

Wie Sie es drehen und wenden, wir kommen nicht
drum herum: Gesetzliche Regelungen müssen her, und
zwar schnell. Dabei orientieren wir uns am Bürger-
lichen Gesetzbuch, welches bereits eine Deckelung der
Zinsen bei Zahlungsverzug auf 5 Prozent über den Ba-
siszinssatz vorsieht. Es gibt keinen Grund, warum Dis-
pozinsen viel höher liegen müssen. Das müssen sich
übrigens auch die Sozialdemokraten fragen lassen, die
den Banken immer noch ein sattes Plus von 8 Prozent
über dem Basiszinssatz beim Dispo gönnen wollen.

Dass das Thema derzeit wieder in aller Munde ist,
zeigt, dass Die Linke nach wie vor der soziale Motor
ist. Gut verdienen werden die Banken trotzdem noch.
Selbst bei unserer Forderung einer Deckelung von
Dispo-Zinsen auf 5 und von Überziehungskreditzinsen
auf 8 Prozent über dem Basiszinssatz verdienen die
Banken nach wie vor gutes Geld, und trotzdem entlas-
ten wir Hunderttausende Menschen, die eh schon we-
nig haben.


Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724632800

Verbraucherzentralen und Schuldnerberatungsstel-

len sind sich einig: Überhöhte Dispositionszinsen sind
für eine Vielzahl der Verbraucher und Verbraucherin-
nen keinesfalls ein kleines Übel, sondern ein erster
Schritt in die Schuldenspirale.

Seit dem Runden Tisch im September 2012 und Frau
Aigners Appell an die Kreditwirtschaft, für mehr
Transparenz und günstigere Zinsen zu sorgen, hat sich
nicht viel geändert. Die große Mehrheit der Banken
und Sparkassen ist immun gegen gut gemeinte Appelle.

Jetzt ist politisches Handeln gefragt, das über Show-
veranstaltungen und Pressearbeit hinausgeht, um das
Marktversagen im Dispobereich zu beenden. Mehr
Transparenz über die Höhe der Zinsen ist ja nett, aber
keine Entlastung für die Geldbeutel der Bankkunden.

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(C (D Die aktuelle durchschnittliche Höhe der Dispositinszinsen liegt laut Europäischer Zentralbank in eutschland bei 10,5 Prozent, während der Leitzins in er Eurozone bei 0,5 Prozent liegt. Einzelne Banken ehmen sogar 15 Prozent Zinsen und für eine weitere berziehung dann schon mal 18 Prozent. Die Zahlen zeigen: Die Kreditwirtschaft verweigert ich, günstigere Konditionen für Dipositionszinsen zu chaffen, gleichzeitig klagen mehr und mehr Verbrauher und Verbraucherinnen über die Weigerung der ank, ihnen einen günstigeren Ratenkredit zu ermöglihen oder grundsätzlich keinen Dispo einzuräumen, enn es der Kunde wünscht. Dass der Dispound Überziehungsbereich eines ontos nur ein Notpuffer sein soll – wie Herr Profes or Schweickert in der letzten Debatte feststellte –, leibt ja unumstritten, nur leider ohne Konsequenzen r Bankkunden, wenn die Bank die Umwandlung in inen günstigeren Ratenkredit verweigert. Ein Teufelsreis für verschuldete Menschen und ein Versagen der undesregierung, aus ihrer eigenen Studie keine regutorischen Schlüsse gezogen zu haben. Einwände der Kreditwirtschaft, ein Überziehungsredit berge ein höheres Ausfallrisiko und damit seien uch höhere Zinsen gerechtfertigt, wurden in Frau igners Studie widerlegt. Wir fordern eine gesetzliche Deckelung von Dispond Überziehungszinsen, die sich durch die Orientieung an einem verbindlichen Leitzins flexibel an die arktbedingungen anpasst. In einer aktuellen Studie der Verbraucherzentrale undesverband haben 63 Prozent der Bürgerinnen nd Bürger kein Vertrauen in den Finanzbereich, sie ermuten dort bei Produkten und Anbietern eine Täuchungsabsicht. Wucherische Überziehungszinsen chüren das Misstrauen der Kunden und Kundinnen ei Banken und Sparkassen. Wir finden, dass die Zeit der Appelle an die Kreditstitute definitiv vorbei ist. Jetzt muss gesetzliches andeln folgen. Wir kommen zur Abstimmung. Tagesordnungspunkt 31 a. Der Rechtsausschuss empehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druckache 17/13778, den Antrag der Fraktion der SPD auf rucksache 17/10988 iese Beschlussempfehlung? – Das sind die Koalitionsaktionen. Gegenprobe! – Sozialdemokraten. Enthaltunen? – Linksfraktion und Fraktion Bündnis 90/Die Grüen. Die Beschlussempfehlung ist angenommen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir befinden uns bei bstimmungen und sind froh, dass wir dies auch um iese Uhrzeit diszipliniert gemeinsam durchführen. Froh ind wir auch, dass dies alles abgewickelt werden kann. Vizepräsident Eduard Oswald )

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724632900

(Zurufe)





(A) )

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der
FDP und der LINKEN)

Tagesordnungspunkt 31 b. Der Rechtsausschuss emp-
fiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksa-
che 17/13950, den Antrag der Fraktion Die Linke auf
Drucksache 17/10855 abzulehnen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Das sind die Koalitionsfraktio-
nen und die Fraktion der Sozialdemokraten. Gegen-
probe! – Linksfraktion. Enthaltungen? – Bündnis 90/Die
Grünen. Die Beschlussempfehlung ist angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 22 auf:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Michael
Stübgen, Michael Grosse-Brömer, Stefan Müller

(Erlangen), weiterer Abgeordneter und der Frak-

tion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten
Joachim Spatz, Gabriele Molitor, Rainer Brüderle
und der Fraktion der FDP
Politische Mechanismen zum Schutz europäi-
scher Grundwerte etablieren – Rechtsstaats-
initiative konsequent vorantreiben
– Drucksache 17/13888 –

Die Reden sollen zu Protokoll gegeben werden.1) –
Alle sind damit einverstanden.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
Fraktionen der CDU/CSU und FDP auf Drucksa-
che 17/13888. Wer stimmt für diesen Antrag? – Das
sind die Koalitionsfraktionen und Bündnis 90/Die Grü-
nen. Wer stimmt dagegen? – Linksfraktion. Enthaltun-
gen? – Sozialdemokraten. Der Antrag ist angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 33 auf:
Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion
der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Änderung des Gesetzes über die Ruhe-
bezüge des Bundespräsidenten
– Drucksache 17/11593 –
Beschlussempfehlung und Bericht des Innen-
ausschusses (4. Ausschuss)

– Drucksache 17/13939 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Helmut Brandt
Michael Hartmann (Wackernheim)
Dr. Stefan Ruppert
Frank Tempel
Dr. Konstantin von Notz

Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die
Reden zu Protokoll genommen.


Helmut Brandt (CDU):
Rede ID: ID1724633000

Erlauben Sie mir zunächst eine Vorbemerkung:

Wenn man über eine Neuregelung hinsichtlich des Am-
tes des Bundespräsidenten sprechen und einen neuen
Gesetzentwurf einbringen möchte, war es stets guter
Brauch in diesem Hause, bereits vor der Einreichung
eines solchen Entwurfs zunächst mit den übrigen

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w1) Anlage 12

(C (D raktionen ein Gespräch zu führen. Aufgrund der beonderen Stellung des Bundespräsidenten in diesem taat ist dies auch richtig und notwendig, da man von eginn an bestrebt sein sollte, eine einvernehmliche, on allen Fraktionen getragene Lösung herbeizufühn. Schade, dass die SPD von dieser langjährigen bung abgewichen ist. Der Grund dafür liegt auf der and. Entgegen allen Beteuerungen auch des innenolitischen Sprechers der SPD-Fraktion, Michael artmann, man wolle hieraus kein Wahlkampfthema chaffen und die Initiative habe mit dem bedauerlihen Rücktritt des Bundespräsidenten a. D. Christian ulff nichts zu tun, zeigt sich sowohl durch den Inhalt es Gesetzentwurfs als auch durch das Verhalten der PD-Fraktion, dass das Gegenteil richtig ist. Gerne möchte ich nun auf einzelne Punkte des Geetzentwurfs eingehen. Die SPD möchte einem gewählten Bundespräsidenn überhaupt nur dann einen Anspruch auf ein Ruheehalt zusprechen, wenn dieser mindestens zweieinalb Jahre sein Amt ausgeübt hat. Scheidet er vor blauf einer zweieinhalbjährigen Amtszeit aus, soll er ar kein Ruhegehalt erhalten. Die Höhe des Ruheehalts soll sich in drei Stufen vollziehen. Nach Ablauf iner zweieinhalbjährigen Amtszeit soll das Ruhegealt 50 Prozent der jetzigen Amtsbezüge ohne Aufandsgelder betragen. Nach einer vollen Amtszeit von nf Jahren soll sich das Ruhegehalt auf 75 Prozent nd nach einer Amtszeit von zehn Jahren auf 100 Proent der Amtsbezüge ohne Aufwandsgelder erhöhen. Der vorliegende Gesetzentwurf verkennt die Besonerheit des Amtes des Bundespräsidenten und seine erausgehobene Stellung in unserem Land. Beides verietet es, eine Ruhegehaltsregelung mit Sanktionschaakter zu schaffen. Auch berücksichtigt der Gesetzenturf nicht hinreichend, dass mit diesem Amt auch nach usscheiden Nachwirkungen verbunden sind, die in ller Regel eine Rückkehr in den alten Beruf oder die ufnahme einer neuen beruflichen Tätigkeit ausschlieen. Und nicht zuletzt möchten wir auch keine Anreize chaffen, nur zur Erlangung der vollen Ruhebezüge ine zweite Amtszeit anzustreben. Bei allen Gesprächen zwischen den Berichterstatrn der Fraktionen sowie dem Austausch mit dem undespräsidialamt wurde deutlich, dass eine Regengslücke nicht besteht und der vorliegende Gesetz ntwurf in dieser Form von allen übrigen Fraktionen bgelehnt wird. Dabei möchte ich zum Schluss betonen, dass nach ehr als 60 Jahren, die seit der Schaffung dieses mtes vergangen sind, und den Erfahrungen, die wir diesen Jahren gewonnen haben, es angebracht sein ag, über eine Neuregelung zu diskutieren. So er cheint heute der Begriff „Ehrensold“ für die Ruheezüge der ausgeschiedenen Bundespräsidenten antiuiert, obgleich der Begriff von seinem Sinngehalt her urchaus noch seine Berechtigung hat. Gerne hätten ir auch ernsthaft darüber diskutiert, ob eine gene )


(A) )

relle Absenkung der derzeit geltenden Bezüge sinnvoll
wäre. Auch über eine Anrechnung über die aus öffent-
lichen Kassen fließenden Bezüge hinaus auf Einkünfte
bei erneuter beruflicher Tätigkeit ließe sich nachden-
ken. Schlussendlich ließe sich auch über eine Erhö-
hung des derzeit vorgesehenen Eintrittsalters für das
Amt des Bundespräsidenten oder einer Bundespräsi-
dentin reden sowie eine Verlängerung der Amtszeit
ohne Möglichkeit der Wiederwahl. Über all dies ließe
sich in der nächsten Legislaturperiode trefflich disku-
tieren, um dann gegebenenfalls gemeinsam und bereits
vor Einführung eines entsprechenden Gesetzentwurfs
zu einer übereinstimmenden Regelung zu kommen.

Sie haben mit Ihrem Gesetzentwurf dem Ansehen
des Amtes des Bundespräsidenten und des Parlamen-
tes geschadet. Den von Ihnen vorgelegten Entwurf leh-
nen wir jedenfalls aufgrund der von mir aufgezeigten
Unzulänglichkeiten ab.


Michael Hartmann (SPD):
Rede ID: ID1724633100

Trotz aller Steine, die uns boshaft in den Weg gelegt

wurden, beraten und beschließen wir heute über den
Gesetzentwurf der SPD-Bundestagsfraktion zur Neu-
regelung der Ruhebezüge des Bundespräsidenten.

Seit Ende November des vergangenen Jahres liegen
unsere Vorschläge dem Hohen Haus vor. Es wäre des-
halb absurd, uns Wahlkampfgeplänkel bei diesem
Thema vorzuwerfen. Weder Form noch Inhalt unserer
Aktivitäten berechtigten zu dieser Polemik. Tatsächlich
geht es uns einzig und allein darum, den Missstand ei-
ner Überversorgung zu beseitigen. Zu diesem Urteil
gelangten nach dem Rücktritt des unglückseligen
Herrn Wulff hohe und höchste Vertreter aller Fraktio-
nen. Gehandelt hat jedoch alleine die SPD. Alle ande-
ren setzen entweder darauf, dass doch bitte Gras über
die Sache wachsen möge, man in jedem Fall aber mit
diesem peinlichen Thema nicht mehr befasst sein
möchte.

Wir sind fest davon überzeugt, dass das derzeitige
„Rundum-sorglos-Paket“ für das Amt des Bundesprä-
sidenten, das ein Wahlamt wie jedes andere ist – wenn
auch mit unbestreitbar besonderer Bedeutung –, abge-
löst werden muss, und zwar abgelöst werden muss
durch ein System, das nicht mehr wie eine Apanage für
einen Fürsten wirkt und nicht wie die Altersversorgung
für ein ehemaliges Staatsoberhaupt einer Republik.

Derzeit ist es ja so, dass unabhängig von Amtsdauer
und Lebensalter des Amtsinhabers ab dem Moment
seines Ausscheidens die vollen aktiven Bezüge zu
100 Prozent weitergezahlt werden, und zwar bis zum
Lebensende. Diese Summe beläuft sich auf runde
200 000 Euro im Jahr.

Das war in der Geschichte der zweiten Demokratie
auf deutschem Boden keineswegs immer schon so. Zu-
nächst schied ein Bundespräsident mit – immer noch
üppigen – 50 Prozent aus. Erst 1959 wurde – ange-
spornt vom Liebäugeln Konrad Adenauers mit dem

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(C (D öchsten Staatsamt – das aktuelle Versorgungsniveau eschaffen. Als unsere Vorgängerinnen und Vorgänger das Geetz schufen und dann veränderten, hätte sich niemand u irgendeiner Zeit den Rücktritt eines Präsidenten orstellen können. Vielmehr wurden mit größter Sorglt würdige ältere Herren ausgewählt. Das geschah ie im politikfreien Raum und nie ohne politische Abicht. Es geschah aber immer im Bewusstsein, dass die ürde des Amtes durch die richtigen Persönlichkeiten, re Herzensbildung und charakterliche Eignung her estellt wird. Das beweist unser amtierender Bundesräsident Joachim Gauck in unvergleichlich hervorraender Weise. Nun haben wir zu unser aller Nachteil den allerings unvermeidlichen Rücktritt von Herrn Wulff erbt. Mit Anfang 50 und bis zum Ende seiner Tage steen ihm nun jene derzeit 200 000 Euro im Jahr zu. Das urde damals nicht nur in den Medien und einer brein Öffentlichkeit, sondern auch von vielen von uns als akzeptabel angesehen. Mehr als nur bemerkenswert t übrigens, dass der Petitionsausschuss in seinem iese Woche vorgelegten Bericht erneut darauf hingeiesen hat, dass eine Reform überfällig ist. Ein Votum, as durch eine beeindruckende Zahl von Bürgerzuchriften an ihn geradezu eingeklagt wird. Nachdem aber nichts geschah, kein Zeichen aus den nderen Fraktionen kam und unsere Signale ignoriert urden, haben wir als SPD einen eigenen Gesetzenturf entwickelt und eingebracht. Stets und immer wieer erklärten wir dabei, dass darin nichts in Stein geeißelt ist. Offenheit und Verhandlungsbereitschaft estimmten unser Vorgehen. War uns doch an einer öglichst einvernehmlichen Regelung gelegen. In drei erichterstatterrunden und einem weiteren Termin mit em Staatssekretär des Bundespräsidenten haben wir iese Offenheit immer wieder unter Beweis gestellt. Alle anderen Fraktionen verweigerten sich jedoch. ie seitens der Koalition, aber auch von Linken und rünen vorgetragenen Argumente erspare ich Ihnen us christlicher Nächstenliebe zur Schonung Ihres Geüts. Dass allerdings unser Vorschlag mit nahezu verumderischer Argumentation heute in den Orkus verannt werden soll, ist ein Skandal; denn die Kritik an nseren Vorschlägen hätte alle verpflichtet, mit eigeen Vorschlägen aufzuwarten. Die gibt es nicht. Regieungsfraktionen, Linke und Grüne hätten es angesichts er weit auseinander gehenden Meinungen dort auch chwer gehabt, einen Vorschlag zu Papier zu bringen. a ist es halt einfacher, unser Gesetz zurückzuweisen. erantwortungsvoll ist dies aber nicht. Da wir – wie Sie – vollkommen überzeugt sind von er einzigartigen Bedeutung des höchsten Staatsams, unterbreiten wir den Vorschlag, bereits nach einer alben Amtszeit 50 Prozent der Bezüge, nach einer anzen 75 Prozent und nach zwei Wahlperioden chließlich 100 Prozent als Versorgung zu gewähren. amit wäre der Bundespräsident in jeder Hinsicht Helmut Brandt gebene Reden )





(A) )

weit über dem stehend, was wir beispielsweise dem
Bundeskanzler unseres Staates gewähren.

Natürlich nimmt auch ein ausgeschiedener Bundes-
präsident immer noch viele Verpflichtungen aller Art
für unser Land wahr. Deshalb soll er in Sachen Versor-
gung nicht wie irgendwer sonst behandelt werden. Un-
ser Gesetzentwurf weist den Weg.

Mit Neid oder Boshaftigkeit, Missgunst oder Rache
an einem mit Schimpf und Schande ausgeschiedenen
Präsidenten hat dies nichts zu tun. Wohl aber mit dem
Willen, aus einem an feudalem Denken orientierten
Ehrensold eine immer noch hochnoble Ruhestandsre-
gelung zu machen. Ihre Verweigerung ist eine
Schande!

Unseren Willen, auch bei diesem Thema nicht lo-
cker zu lassen, sollten die übrigen Fraktionen nicht un-
terschätzen. Wir werden nach den Bundestagswahlen
einen erneuten Anlauf starten. Die Mehrheitsverhält-
nisse in der 18. Wahlperiode und das Vertrauen in Ihre
Läuterungsfähigkeit werden der SPD den verdienten
Erfolg bringen bei ihrem Ziel, aus dem Bundespräsi-
denten auch in puncto Versorgung ein Staatsoberhaupt
einer parlamentarischen Demokratie zu machen.


Dr. Stefan Ruppert (FDP):
Rede ID: ID1724633200

Den heute zur endgültigen Abstimmung vorliegen-

den Antrag der SPD lehnen wir aus zwei grundsätz-
lichen Erwägungen ab. Erstens. Das von der SPD ein-
geschlagene Verfahren, das zu diesem Antrag führte,
ist kritikwürdig. Zweitens ist der Antrag auch inhalt-
lich nicht ausgewogen gestaltet, trotz eines durchaus
berechtigten Anliegens.

Zunächst ein paar Anmerkungen zum Verfahren.
Die SPD hat ihren Antrag nur kurze Zeit nach dem
Rücktritt des ehemaligen Bundespräsidenten Christian
Wulff erarbeitet und vorgelegt. Zwar haben die Sozial-
demokraten immer betont, es gehe ihnen nicht um eine
„Lex Christian Wulff“. Aber der Zeitpunkt der Geburt
des Gesetzes lässt diesen Eindruck leider nicht ver-
blassen. Zudem hat die SPD leider durch das vor-
schnelle Vorlegen eines Gesetzentwurfs die weiteren
interfraktionellen Gespräche gelähmt.

Schon in der Vergangenheit hat sich gezeigt: Wenn
es ein Anliegen gibt, bei dem sich alle Fraktionen im
Bundestag einig sind, dass es Reformbedarf gibt, dann
sollte man zuerst das gemeinsame Gespräch suchen
und sich danach auf einen Textentwurf einigen. Die
SPD hat durch ihr einseitiges Handeln die anderen
Fraktionen eher brüskiert und der Sache an sich ge-
schadet. Ich konnte mich in dieser Legislaturperiode
schon mehrfach davon überzeugen, dass der andere
Weg – zuerst gemeinsame Gespräche und dann einen
Gesetzentwurf – deutlich besser funktioniert. Sowohl
beim subjektiven Wahlrechtsschutz als auch bei der
großen Wahlrechtsreform haben wir in sehr sachlicher
und konstruktiver Atmosphäre unter allen Fraktionen
gemeinsame Reformpunkte ausgelotet und dann zu-
sammen einen Gesetzentwurf entwickelt. Mit diesem

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(C (D eg hätten wir sicher auch bei den Ruhebezügen etas Gemeinsames erreicht. Doch dazu kam es wegen er SPD nicht. Inhaltlich hat der Entwurf ebenso Schwächen offenart, auf die die SPD keine überzeugenden Antworten eliefert hat. Erstens hat der Verfassungsrechtler in ir durchaus Bauchschmerzen, ob die SPD einen Fall on Rückwirkung normiert; eine rückwirkende Ändeung für ehemalige Bundespräsidenten und deren Hinrbliebene wäre nämlich schlicht verfassungswidrig. weitens hat die SPD keine Regelungen für den Fall etroffen, dass ein Bundespräsident krankheitsbedingt us dem Amt ausscheiden muss; das hätte man in der ntstehung zumindest einmal bedenken können. Dritns finde ich es kritisch, dass über die Abstufung der öhe der Ruhebezüge – erst nach zwei vollen Amtserioden soll die volle Höhe der Ruhebezüge gewährt erden – ein finanzieller Anreiz für eine zweite Amts eit geschaffen wird. Ein Bundespräsident sollte aus efster innerer Überzeugung für eine weitere Amtszeit andidieren und nicht wegen seiner Ruhebezüge. In den Beratungen im Innenausschuss waren sich lle Fraktionen einig, dass wir in der kommenden Leislaturperiode das Thema erneut aufgreifen wollen. as begrüße ich ausdrücklich. Dann sollen aber sachrientierte Gespräche am Anfang einer Reform stehen nd nicht ein einseitiger Vorstoß einer einzelnen Frakon. So erreichen wir gemeinsam in der Sache mehr. Im Gesetz über Ruhebezüge des Bundespräsidenten der Fassung von 2009 ist geregelt, dass der Bundesräsident beim Ausscheiden aus seinem Amt einen hrensold in Höhe seiner Amtsbezüge erhält. Mit dem ücktritt des ehemaligen Bundespräsidenten Christian ulff vom Amt aus persönlichen Gründen gerieten in en Medien und im politischen Raum die Ruhebezüge den Blick. Christian Wulff selbst brachte die unan emessene Höhe der Ruhebezüge in die Diskussion. Nicht nur vonseiten der Linken wurde auch über die rage nachgedacht, inwieweit das Amt des Bundesräsidenten überhaupt noch zeitgemäß ist. Doch das eht über das hier vorliegende Thema hinaus und ollte sehr gründlich in einem breiteren Rahmen diskuert werden. Seit November vorigen Jahres liegt der Gesetzenturf der SPD auf dem Tisch. Es gab dazu mehrere Be ichterstattergespräche sowie ein Treffen der Berichtrstatter mit der Präsidialverwaltung. Alle Fraktionen ekannten sich dazu, dass Regelungsbedarf besteht nd ein gemeinsamer Antrag die beste Lösung ist, um as Amt nicht zu schädigen. Ich möchte ganz ausdrücklich betonen, dass ein solher gemeinsamer Antrag auch möglich gewesen äre, wenn die SPD nicht im Zeichen des kommenden ahlkampfes die Vorreiterrolle für sich besetzt hätte nd mit einem eigenen – auch noch schlechten – Anag einen Pflock in den Verhandlungstisch einge Michael Hartmann gebene Reden )

Frank Tempel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724633300




(A) )

schlagen hätte. Ein gemeinsamer Antrag heißt: erst
miteinander reden, Gemeinsamkeiten finden und dann
einen gemeinsamen Antrag formulieren. Die SPD war
somit nicht Vorreiter, sondern Verhinderer einer ge-
meinsamen Lösung. So ist das nun mal, wenn Wahl-
kampf wirklich wichtiger ist als alles andere.

Vorschläge hat es in den mündlichen Beratungen
umfangreich gegeben. Ich denke, in der Summe der
Ideen aller Fraktionsvertreter war auch der Ansatz ei-
ner guten Lösung vorhanden.

Nun wird also doch über den ursprünglichen Antrag
der SPD diskutiert und abgestimmt. Er sieht eine Min-
destamtszeit von zwei Jahren und sechs Monaten vor,
um 50 Prozent der Ruhebezüge zu erhalten. Nach einer
vollen Amtszeit von fünf Jahren sind es 75 Prozent.
Erst nach zwei Amtszeiten würden 100 Prozent der
Amtsbezüge erreicht.

Die Linke begrüßt die Idee der zeitlichen Staffelung,
sieht aber in einer nicht vorhandenen Grundversor-
gung in der ersten Hälfte der Amtszeit einen Mangel.
Bei einem Ausscheiden zum Beispiel aus gesundheitli-
chen Gründen gäbe es keinerlei Ruhebezüge. Wer will
vermitteln, dass ein Bundespräsident, der nach einem
Jahr Amtszeit schwer erkrankt, keinen Anspruch auf
Ruhebezüge hat?

Der grundsätzliche Fehler im Antrag ist aber der
Vorschlag zur Erreichung der vollen Ruhebezüge nach
zwei Amtszeiten. Das allein macht den SPD-Ansatz be-
reits völlig unannehmbar. Es kann folgende Situation
entstehen: Am Ende einer ersten Amtszeit unterzeich-
net der Bundespräsident ein umstrittenes Gesetz. Ob
berechtigt oder nicht, hier entsteht automatisch der
Vorwurf, bereits die eigene Wiederwahl im Blick zu ha-
ben. Das Amt des Bundespräsidenten allein durch die
Möglichkeit eines solchen Vorwurfs zu belasten, ist un-
verantwortlich. Im Übrigen war genau dies auch In-
halt der Beratungen der Berichterstatter. Der Fakt,
dass der SPD-Antrag mit diesem deutlichen Makel
aufrechterhalten wurde, zeigt, dass es der SPD nie um
eine Lösung, sondern nur um die parlamentarische
Show ging.

Die Linke ist nach wie vor an einer gemeinsamen
Lösung interessiert, dann halt in der nächsten Legisla-
tur. Die Höhe der zu erreichenden Ruhebezüge ist
zweitrangig. Ob die bis 1959 geltende Regelung wie-
der eingeführt wird, sodass die Höhe der Ruhebezüge
wieder bei 50 Prozent oder weiter bei 100 Prozent
liegt, ist sekundär. Wichtig ist uns eine Regelung, die
eine Grundversorgung von Beginn der Wahlperiode an
und eine zeitliche Stufung enthält. Dabei muss die Un-
abhängigkeit des Amtes gewahrt bleiben. Einem ge-
meinsamen Antrag aller Fraktionen in diese Richtung
wird sich die Linke nicht verschließen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Bundespräsident steht als Staatsoberhaupt pro-
tokollarisch an der Spitze des Staates. Er ist das Ver-

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(C (D ssungsorgan, das die Bundesrepublik Deutschland ach innen und nach außen repräsentiert. Dies gechieht, indem der Bundespräsident durch sein Haneln und öffentliches Auftreten den Staat selbst – seine xistenz, Legitimität, Legalität und Einheit – sichtbar acht. Darin kommen zugleich die Integrationsaufabe und die rechtsund verfassungswahrende Konollfunktion seines Amtes zum Ausdruck. Sie wird eränzt durch eine politische Reservefunktion für Kriensituationen des parlamentarischen Regierungssysms. Besonders seine Mitwirkung bei der Ausfertigung er Gesetze, seit Jahrzehnten wegen der streitigen eichweite ein Dauerbrenner in der juristischen Ausildung, macht eines deutlich: Bei aller Kritik am Amt es Bundespräsidenten handelt es sich eben nicht nur m eine Art „Ersatzkönig“, wie es salopp gerne beauptet wird. Dem Bundespräsident kommen vielmehr urchaus bedeutende Mitwirkungshandlungen im Reierungssystem zu. Er hat als Staatsoberhaupt maxiale Sichtbarkeit und symbolische Vertretungsmacht r das gesamte deutsche Volk, er ist der höchste Re räsentant. Zudem ist er Leiter des Bundespräsidialmtes, einer obersten Bundesbehörde, und verfügt dait über einen eigenen bürokratischen Stab, um seinen mtsgeschäften nachkommen und die ihm durch das esetz zugesprochenen Aufgaben erfüllen zu können. All das – Sie ahnen schon, worauf ich damit hinausill – klingt so gar nicht danach, als sollte man in groer Eile, auf die noch nachklingende öffentliche Kritik n einem bislang einmaligen Vorgang – der Niederleung des Amtes bereits während der ersten Amtszeit –, ie Parameter dieses Amtes in Gestalt der Ruhebezüge uf die Schnelle grundlegend ändern. Das verlangt die ürde des Amtes, die kein nebulöser Begriff sein soll, ondern unter der wir die Aufgaben und die verfasungsrechtlich bestimmte Rolle des Bundespräsidenten ezeichnen. Die Causa Wulff – weniger staatstragend könnte an auch formulieren: sein unrühmlicher Abgang ach kurzer Zeit; immerhin standen und stehen Vorürfe möglicher Strafbarkeit im Raum – hatte die rage aufgeworfen, ob Bundespräsident a. D. Wulff ie ihm nach dem Gesetz zustehenden Ruhebezüge, en sogenannten Ehrensold, überhaupt beanspruchen önne. Denn dieser setzt einen Rücktritt ausschließlich us gesundheitlichen oder politischen Gründen voaus. Folglich wurde argumentiert, Wulff sei aus perönlichen Gründen aus dem Amt geschieden und damit icht anspruchsbefugt. Doch lassen sich politische und ersönliche Gründe beim Amt des Bundespräsidenten chwer voneinander trennen. Es blieb deshalb dabei, ass Wulff nach der geltenden Rechtslage der Ehrenold nicht abzuerkennen war. Von welcher Stelle auch ätte das geschehen sollen? Gleichwohl führen wir seit em Abgang von Christian Wulff eine, wie ich meine, uch ganz legitime Reformdiskussion. Wir haben sie ffentlich geführt, wir führen sie im Haushaltsauschuss, und jetzt führen wir sie im Innenausschuss. Frank Tempel gebene Reden Dr. Konstantin von Notz )








(A) )

Schon der Begriff des Ehrensoldes erscheint mehr als
unzeitgemäß; das Jahr der gesetzlichen Regelung
1953 lässt grüßen.

Schlicht, weil es bislang nicht notwendig war, haben
wir immer noch eine Regelung, die ohne Rücksicht auf
die Amtsdauer, das Alter, die Gründe des Ausscheidens
und sonstige Lebensumstände die vollen Bezüge zusi-
chert. Auch die im Umfang die Ruhebezüge noch über-
steigenden Nebenleistungen wie Büro und Mitarbeiter,
bislang übrigens wie die aktiven Amtsbezüge gesetz-
lich nicht gesondert geregelt, werfen Fragen der Ange-
messenheit auf. Bezugspunkt für die Bestimmung, so
scheint es sachgerecht, können dabei nur öffentliche
Ämter sein, weil wir es eben mit dem ersten Diener des
Staates zu tun haben.

Eine berechtigte Funktion der Ruhebezüge liegt da-
rin, nach dem Ausscheiden aus dem Amt eine nachwir-
kende Zurückhaltung bei der Bekleidung neuer Ämter
zu bewirken. Dabei sollte aber grundsätzlich auch bei
den Bezügen anderer staatlicher Ämter Maß genom-
men werden.

Auch wir wollen die Abschaffung des Ehrensoldes
und eine faire Vergütungsregelung, die sich an der Sys-
tematik der Vergütungen etwa von Bundeskanzlerinnen
und Bundeskanzlern und Bundesministerinnen und
Bundesministern orientiert. Und es erscheint durchaus
sachgerecht, dabei auch eine Regelung vorzusehen,
bei der die Dauer der Ausübung des Amtes angemes-
sene Berücksichtigung findet und deshalb in der ersten
Amtszeit nicht gleich bei 100 Prozent liegt. Doch damit
allein ist es nicht getan. Wie gesagt, auch bei den ganz
erheblichen Nebenleistungen besteht Bedarf an Nach-
besserungen und an Rückführung auf ein angemesse-
nes und nachvollziehbares Maß. Dieses Jahr haben
wir im Haushaltsausschuss ja bereits gewisse Anpas-
sungen vorgenommen. Geklärt werden muss aber
auch, wer am Ende für die entsprechenden Festsetzun-
gen zuständig sein soll. Meines Erachtens kann das
nur das Parlament selbst sein.

Die Beschreibung der Rolle und der Funktion des
Bundespräsidenten macht zudem deutlich, dass es gut
ist, wenn wir den bisherigen parlamentarischen Com-
ment im Hinblick auf Fragen des Bundespräsidenten
wahren, und damit meine ich die weitgehende inter-
fraktionelle Abstimmung. Ehrensold und Amtsausstat-
tung werden bislang im Haushaltsausschuss des Deut-
schen Bundestages einvernehmlich behandelt. Soweit
möglich, wollen wir diesen Weg weiter beschreiten.
Dabei sollten wir auch diskutieren, ob eine normen-
klare und wohlabgewogene gesetzliche Regelung
ebenfalls besser zum Ausdruck bringen könnte, dass
wir es eben nicht nur mit unserem Staatsoberhaupt zu
tun haben, sondern mit dem ersten Diener des Staates.

Dem SPD-Vorschlag, der ausschließlich auf die
Frage der Neuregelung mit Blick auf die Amtsdauer
abzielt, können wir mit Blick auf den umfangreicheren
Novellierungsbedarf nicht zustimmen, auch wenn er in
die richtige Richtung geht. Die einhellige Kritik im In-
nenausschuss am unilateralen Vorgehen der SPD zu
einem Zeitpunkt, der die heiße Phase des Wahlkampfes

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(C (D inläutet, teilen wir mit Blick auf die besondere Würde es Amtes, wie sie in der Verfassung zum Ausdruck ommt. Wir wollen das Amt des Bundespräsidenten da eraushalten. Dann aber, in der kommenden Legislaturperiode, ollten wir uns nicht scheuen, in Ruhe und offen über lle Fragen zu sprechen. Meines Erachtens zählt dazu uch die grundgesetzlich festgelegte Frage der Amtsauer. Könnte nicht eine Verkürzung der Berufung auf usschließlich eine Amtszeit, etwa sieben Jahre, Unlarheiten beseitigen helfen, die im Verfahren der Betellung in den letzten Jahren zutage getreten sind? Ich ünsche uns bei dieser schon bald wieder hier zu disutierenden Frage einen kühlen Kopf und demokratiche Weitsicht, zum Besten unseres Landes. Wir kommen zur Abstimmung. Der Innenausschuss mpfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druckache 17/13939, den Gesetzentwurf der Fraktion der PD auf Drucksache 17/11593 abzulehnen. Ich bitte dienigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um as Handzeichen. – Das sind die Sozialdemokraten. Wer timmt dagegen? – Koalitionsfraktionen, Bündnis 90/ ie Grünen und Linksfraktion. Enthaltungen? – Nieand. Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung abgehnt. Damit entfällt nach unserer Geschäftsordnung die eitere Beratung. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 24 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Sportausschusses dem Antrag der Abgeordneten Klaus Riegert, Eberhard Gienger, Stephan Mayer weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Serkan Tören, Joachim Günther Knopek, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Integration von Menschen mit Migrationshintergrund im und durch den Sport nachhaltig stärken – Drucksachen 17/13479, 17/13928 – Berichterstattung: Abgeordnete Klaus Riegert Martin Gerster Dr. Lutz Knopek Jens Petermann Viola von Cramon-Taubadel Hierzu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion der PD vor. Die Reden sollen zu Protokoll gegeben werden.1)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724633400
lle sind damit einverstanden. Dann haben wir das so
eschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung. Der Sportausschuss
mpfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druck-

Anlage 13





Vizepräsident Eduard Oswald


(A) )


)(B)

sache 17/13928, den Antrag der Fraktionen der CDU/
CSU und der FDP auf Drucksache 17/13479 anzuneh-
men. Es liegt ein Änderungsantrag der Fraktion der SPD
auf Drucksache 17/13941 vor, über den wir zuerst ab-
stimmen. Wer stimmt für diesen Änderungsantrag? –
Das sind die drei Oppositionsfraktionen. Wer stimmt
dagegen? – Das sind die Koalitionsfraktionen. Enthal-
tungen? – Niemand. Der Änderungsantrag ist abgelehnt.

Wer stimmt nun für die Beschlussempfehlung auf
Drucksache 17/13928? – Koalitionsfraktionen. Gegen-
probe! – Bündnis 90/Die Grünen. Enthaltungen? – So-
zialdemokraten und Linksfraktion. Die Beschlussemp-
fehlung ist angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 27 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz (10. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Karin Binder,
Johanna Voß, Dr. Kirsten Tackmann, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Die Ursachen der Vernichtung und Ver-
schwendung von Lebensmitteln wirksam be-
kämpfen

– Drucksachen 17/10989, 17/12153 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Carola Stauche
Elvira Drobinski-Weiß
Hans-Michael Goldmann
Karin Binder
Nicole Maisch

Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die
Reden zu Protokoll genommen.


Carola Stauche (CDU):
Rede ID: ID1724633500

Wir debattieren heute den Antrag „Die Ursachen

der Vernichtung und Verschwendung von Lebensmit-
teln wirksam bekämpfen“, der von der Linkspartei ein-
gebracht wurde, einen Antrag, der auf den ersten Blick
ein hehres Ziel verfolgt, dem wir uns alle hier im Ho-
hen Hause verpflichtet fühlen sollten, nämlich die Ver-
schwendung von Lebensmitteln auf ein Mindestmaß
zurückzuführen.

Wie es sich für einen Antrag der Linkspartei gehört,
ist auch schon ein Schuldiger gefunden. In diesem Fall
ist es der Lebensmitteleinzelhandel, speziell der Dis-
counterhandel. So einfach, wie es in den Anträgen der
Linkspartei immer dargestellt ist, ist es in der Realität
dann doch nicht. Es gibt unterschiedliche Gründe für
die Verschwendung oder gar Vernichtung von Lebens-
mitteln. Hier die Schuld allein beim Handel zu suchen,
ist meines Erachtens nicht nur falsch, sondern das
wird dem Thema nicht gerecht. Über die vielfältigen
Ursachen von Lebensmittelverschwendung haben wir
bereits mehrfach an dieser Stelle und auch im Aus-
schuss gesprochen. Der gemeinsame Antrag der Union,
FDP, SPD und der Grünen auf Drucksache 17/10989
geht darauf auch deutlich ein.

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(C (D Das zeigt deutlich, dass sich auch die anderen Frakonen des Deutschen Bundestages der Problematik er Lebensmittelverschwendung bewusst sind und reasierbare Lösungsvorschläge anbieten. Aber auch im Bundesministerium für Ernährung, andwirtschaft und Verbraucherschutz wurden Maßahmen zur Reduzierung von Verschwendung in der esamten Lebensmittelkette ergriffen. Beispielgebend öchte ich hier die Kampagne „Zu gut für die Tonne“ ennen. Auf der Internetseite www.zugutfuerdietonne.de ann man sich persönlich darüber informieren, wie jeder r sich seinen persönlichen Anteil leisten kann, damit eniger noch essbare Lebensmittel weggeworfen weren. Den Ansatz, dass jeder erst einmal bei sich selbst nfangen muss, sein Lebensmittelkonsumverhalten zu erändern, ist mir sehr sympathisch. Hier muss die Areit der Politik ansetzen: aufklären, informieren, praksche Angebote machen. Ressentiments aufbauen und orurteile gegenüber bestimmten Gruppen schüren, ollte nicht nur in dieser Debatte unterlassen werden, ehr geehrte Damen und Herren von der Linkspartei. Natürlich gibt es beim Thema Lebensmittelverchwendung noch viel zu tun, es wird nach wie vor zu iel weggeworfen. Aber lassen Sie uns auch über die ositiven Beiträge in der Debatte berichten. So hat ine gemeinsame Untersuchung des Thünen-Instituts, es Julius-Kühn-Instituts und des Max-Rubner-Instits festgestellt, dass sich die Nachernteverluste in der andwirtschaft auf einem relativ geringen Niveau beegen. Natürlich unterliegen sie von Jahr zu Jahr ereblichen – witterungsbedingten – Schwankungen. ber im internationalen Vergleich sind die Nachernteerluste in der Bundesrepublik gering. Die Erntetechik und die Lagerungstechnik sind bei uns so ausgeift, dass wir ein solches Ergebnis erreichen. Das ollte man an dieser Stelle honorieren. Da mir ihre Arbeit besonders am Herzen liegt, öchte ich an dieser Stelle die Tafeln besonders herorheben und mich für das Engagement der vielen ehnamtlichen Helfer bedanken. Nicht nur, aber gerade it Blick auf das Thema „Vermeidung von Lebensmitlverschwendung“ wird bei den Tafeln sehr viel Gutes eleistet. Abschließen möchte ich mit einem Aufruf: Lassen ie uns gemeinsam weiter gegen die Lebensmittelverchwendung kämpfen! Gemeinsam und nicht gegeneinnder! Der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung ist ns allen ein wichtiges Anliegen. So haben wir über ie Fraktionsgrenzen hinweg alle gemeinsam den Anag „Lebensmittelverluste reduzieren“ mit Maßnahen gegen die Verschwendung von Lebensmitteln auf en Weg gebracht. Das war ein gutes und wichtiges Sinal! Denn mit dem Wegwerfen genießbarer Lebensittel werden ungeheure Ressourcen verschwendet: rbeitskraft, Energie, Wasser, Rohstoffe und landwirtchaftliche Flächen, die in armen Ländern dringend )

Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1724633600

(A) )

benötigt würden, um den Hunger dort vor Ort zu be-
kämpfen.

Damit hat das Thema nachhaltige und ethische Di-
mensionen, denen wir nur gerecht werden können,
wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Des-
halb war uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemo-
kraten ein gemeinsamer Antrag sehr wichtig, auch
wenn wir in einem gemeinsamen Antrag nicht alle un-
sere Vorschläge zu 100 Prozent unterbringen konnten
und wie alle anderen auch Kompromisse gemacht ha-
ben.

Bisher stand vor allem das Verhalten der Verbrau-
cher im Fokus der Maßnahmen gegen Lebensmittel-
verschwendung. Das reicht nicht aus. Uns Sozialde-
mokratinnen und Sozialdemokraten ist es wichtig,
immer wieder deutlich zu machen: Beim verschwende-
rischen Umgang mit Lebensmitteln handelt es sich um
ein „systemisches“ Problem, dessen Ursache ein nicht
nachhaltiger Umgang auf allen Produktionsstufen
liegt.

Zwar müssen wir alle als Verbraucherinnen und
Verbraucher unser „Verbrauchsverhalten“ und unsere
Ansprüche an Vielfalt, frische Optik und ständige Ver-
fügbarkeit von Lebensmitteln hinterfragen. Dazu ge-
hört aber auch, dass Verbraucher besser darüber in-
formiert werden, was die Erfüllung dieser Ansprüche
für soziale und ökologische Folgen hat und welchen
Wert Lebensmittel wirklich haben.

An unserem gemeinsamen Antrag hat im Vorfeld
auch die Fraktion Die Linke konstruktiv mitgearbeitet.
Das zeigt die große inhaltliche Übereinstimmung bei
diesem Thema. Doch die Fraktionen der CDU/CSU
und FDP haben sich aus grundsätzlichen Erwägungen
gegen eine Beteiligung der Fraktion Die Linke an dem
interfraktionellen Antrag ausgesprochen, und so
brachte Die Linke einen eigenen Antrag ein. Viele der
darin vorgeschlagenen Maßnahmen unterstützen wir,
viele entsprechen auch denen im gemeinsamen Antrag.
Der Forderung, dass das unmittelbare Entsorgen von
Lebensmitteln ohne den nachweislichen Versuch, diese
weiterzureichen, geahndet werden soll, können wir
aber nicht folgen. Sie ist nicht durchdacht, rechtlich
bedenklich und setzt zudem ein nicht praktikables und
ebenfalls bedenkliches Maß an Überwachung voraus.
Deshalb haben wir uns enthalten.

Mit Anträgen und mit Frau Aigners Programm „Zu
gut für die Tonne“ allein wird sich der Lebensmittel-
verschwendung aber nicht beikommen lassen.

Die mangelnde Wertschätzung ist nicht nur bei Ver-
brauchern ein Problem. Wo Wegwerfen billiger und
leichter für die Anbieter ist als die Weiterverwertung,
braucht man nach Wertschätzung nicht zu fragen. Die
Konzentration im Handel verschärft die Situation;
denn im Kampf um Marktanteile sind Niedrigstpreise
für Lebensmittel die Waffe, mit denen Konkurrenten
vom Markt gedrängt werden und unter denen Zuliefe-
rer und Erzeuger zu leiden haben. Und auch die An-
sprüche an Optik und Verarbeitungsfähigkeit üben

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(C (D ruck auf die Erzeuger aus und führen zur Aussortieung und unnötigen Abfällen bereits bei der Ernte. ieser Umgang mit Lebensmitteln ist ethisch, sozial nd ökologisch nicht vertretbar. Wir müssen den Blick auf die gesamte Wertschöpngskette richten; denn die Verschwendung von Le ensmitteln kann nur eingedämmt werden, wenn alle eteiligten ihren Beitrag leisten. Auch die Landwirtchaft, die Ernährungsindustrie und der Handel müsen stärker Verantwortung übernehmen. Diese Einicht scheint sich noch nicht überall in der Branche urchgesetzt zu haben. So hatte zum Beispiel die vom grarministerium in Auftrag gegebene Studie der Uniersität Stuttgart wegen fehlender Auskunftsbereitchaft auf neue Zahlen aus Handel und Industrie verichten müssen. Hier braucht es mehr Kooperationsereitschaft und mehr Transparenz, um nachvollziehen u können, wo wie viel Lebensmittelabfälle anfallen. Uns allen ist bewusst, dass im Zeitalter der Globaliierung, in einer immer weiter vernetzten Welt die ertschöpfungsketten immer länger werden. Damit ibt es zwischen Produzenten und Verbrauchern imer mehr Zwischenhändler, Logistiker, Verpackungsnd Lagerungsspezialisten und immer mehr Wege, auf enen brauchbare Lebensmittel aussortiert und wegeworfen werden. Zudem gibt es immer alles und überall: Erdbeeren us China, Mangos aus Indien in Deutschland und Äpl aus Amerika in Indonesien – und das alles das anze Jahr über. Die Lebensmittel müssen teilweise eit reisen, um zum Verbraucher zu gelangen. Kürzere Wertschöpfungsketten und der Einkauf von gionalen und saisonalen Produkten sind deshalb uch gute Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwenung. Dabei sind nicht nur die Verbraucher selbst geagt, sondern auch die Gastronomie, Großküchen und antinen. 20 Millionen Tonnen genießbarer Lebensmittel andern in Deutschland jährlich in den Müll. Statissch gesehen wirft jeder von uns 235 Euro im Jahr in en Abfall! Jedes fünfte Brot wird weggeworfen. Trotzem haben wir über 300 verschiedene Brotsorten in en Regalen der heimischen Bäckereien und Läden. nd bis zum Ladenschluss wird das komplette Sortient angeboten – um den Kunden auch um 20 Uhr och die volle Auswahl bieten zu können. Was übrig leibt, wird weggeworfen. „Das Brot, das ihr verderben lasst, ist das Brot der ungernden“ (Basilius von Caesarea, Bischof, Kir henlehrer und Asket)

gisch unverantwortlich. Und dagegen müssen wir

ns alle gemeinsam weiterhin engagieren.


Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1724633700

In Deutschland werfen wir große Mengen an Le-

ensmitteln weg. Elf Millionen Tonnen an Lebensmit-
ln landen bei Industrie, Handel, Großverbrauchern




Elvira Drobinski-Weiß
gebene Reden


(A) )


)(B)

und Verbrauchern auf dem Müll und nicht auf unseren
Tellern; der Großteil davon in Privathaushalten.

Zum Teil ist das unserer Überflussgesellschaft ge-
schuldet, in der jederzeit das gekauft und konsumiert
werden kann, wonach uns gerade der Sinn steht. Zum
Teil fehlt uns an einigen Stellen auch das Wissen über
den richtigen Umgang mit Lebensmitteln. Das Min-
desthaltbarkeitsdatum, das Verbrauchsdatum oder die
Lagerung von Lebensmitteln stellen uns beispielsweise
vor Herausforderungen.

Lebensmittel sind nicht nur Mittel zum Leben, son-
dern auch Ressourcen, die einer klugen Verwendung
bedürfen. Für unser gesellschaftliches Tun ist es von
großer Bedeutung, dass wir uns der Vergänglichkeit ei-
niger Ressourcen bewusst werden. Nachhaltiges und
verantwortungsvolles Konsumieren trägt dazu bei,
dass auch unsere nachfolgenden Generationen ausrei-
chend Ressourcen zur Verfügung haben.

Aus ethischer und ökologischer Sicht sind vermeid-
bare Lebensmittelverluste nicht akzeptabel. Sie sind
nicht mit dem Prinzip der Nachhaltigkeit vereinbar.
Die Nahrungsmittelerzeugung, ihre Verarbeitung und
Verteilung nutzt natürliche Ressourcen, die dadurch
für andere Ziele nicht zur Verfügung stehen. Emissio-
nen und Einträge haben Auswirkungen auf die Umwelt
– CO2-Emissionen, Flächenverbrauch, Eutrophierung
und anderes –, und es entstehen Kosten für die gesamte
Gesellschaft. Deshalb ist es ein Gebot der Nachhaltig-
keit und der Verantwortung für kommende Generatio-
nen, Lebensmittelverluste so weit wie möglich zu redu-
zieren.

Wenn wir uns vor Augen führen, wie viel Arbeit und
Energie in jedem Lebensmittel stecken, verhalten wir
uns bei unserem nächsten Einkauf klüger und voraus-
schauender und müssen nicht am Ende, unserem Ein-
kaufsverhalten geschuldet, Lebensmittel vernichten.
Wir müssen den Wert der Lebensmittel wieder stärker
in das Bewusstsein rücken.

Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Le-
bensmittel zu verschwenden, ist nicht vertretbar. Da-
her haben die Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und
Bündnis 90/Die Grünen einen gemeinsamen Antrag
mit dem Titel „Lebensmittelverluste reduzieren“ im
Deutschen Bundestag verabschiedet. Es war mir
– auch in meiner Funktion als Ausschussvorsitzender –
ein sehr großes Anliegen, und es erfüllt mich mit
Freude und Stolz, dass ein fraktionsübergreifender An-
trag zustande kam; denn das Thema der Lebensmittel-
verschwendung geht uns alle an, und es ist äußerst
wichtig, dass wir gemeinsam für die gute Sache kämp-
fen. Nur gemeinsam haben wir die Chance, Verbesse-
rungen hervorzurufen, damit Lebensmittel mehr wert-
geschätzt werden.

Studien zeigen, dass der Großteil der Lebensmittel-
abfälle in privaten Haushalten anfällt. Daher müssen
unsere Anstrengungen genau dort ansetzen, wo Ver-
braucher für den Wert von Lebensmitteln sensibilisiert
werden können.

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Zu Protokoll ge

(C (D Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtchaft und Verbraucherschutz engagiert sich bereits it vielfältigen Aktionen für einen bewussteren Umang mit Lebensmitteln. Die Informationskampagne Zu gut für die Tonne!“ ist eine davon. Dass wir auf einem richtigen Weg sind, zeigen die ositiven Rückmeldungen von Bürgerinnen und Bürern sowie Unternehmen, die sich Gedanken machen, ie Lebensmittel bewusster konsumiert werden können nd was für Strategien es gegen Verschwendung gibt. tädte, Kommunen, Schulen, Krankenhäuser, Tafeln, inzelhandel, Gastronomie, Kirchen oder auch Uniersitäten, um nur einige zu nennen, packen es an: der in seinem Zuständigkeitsbereich und doch mit inem gemeinsamen Ziel. Das nenne ich gesellschaftlihe Verantwortung. Die Ergebnisse der Studie zu Nachernteverlusten in er Landwirtschaft zeigen: Gute Transportund Lageungsbedingungen halten Verluste im internationalen ergleich gering. Dennoch bestehen auch hier weitere andlungsoptionen zum Beispiel im Bereich der Optiierung der Lagerbedingungen, einer verstärkten orschung, von Vermarktungsnormen oder internatioaler Aktivitäten. Die in dem Antrag der Fraktion Die Linke genannn Ursachen für die Lebensmittelverschwendung sind u einseitig gewichtet. Das systembedingte Grundprolem für die Verschwendung von Lebensmitteln liegt icht in einer wachstumsgetriebenen Wirtschaftsweise, ie auf Dumpingpreise ausgerichtet ist und automasch große Überschüsse verursacht. Die Hauptveruracher für Lebensmittelverschwendung wären dabei dustrie und Handel. Die Studie der Universität Stutt art widerlegt diese These. Moderne Lagerhaltungsysteme im Handel sorgen für eine geringe Menge an erschwendeten Lebensmitteln im Verhältnis zum Geamtumsatz. Vor diesem Hintergrund lehnen wir den ntrag der Fraktion Die Linke ab. Rund ein Drittel der genießbaren Lebensmittel lan et hierzulande auf dem Müll. Eine Hauptursache der ernichtung und Verschwendung von Lebensmitteln ist ruinösen Wettbewerb der Lebensmittelbranche zu uchen. Dumpingpreise entwerten unsere Esswaren. o Lagerhaltung und Personalaufwand den Wert von bst, Gemüse und Fleisch übersteigen, wird weggeorfen. Das ist die Folge von Billiglebensmitteln. Ein weiterer Grund ist die zunehmende Macht von dustrie und Handel. Sie diktieren durch Handelsnoren den Landwirten, wie ihre Erzeugnisse beschaffen ein müssen. Schon hier kommt es zu riesigen Auschüssen, wenn Kartoffeln, Möhren und Äpfel nicht für ie Industriemaschinen passen oder nicht hübsch geug für die Auslage sind. Für die zuständige Ministerin Ilse Aigner sind aber ur die Verbraucherinnen und Verbraucher schuld. Sie ollen doch bitte weniger Essen wegwerfen und auch Hans-Michael Goldmann gebene Reden )

Karin Binder (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724633800




(A) )

aus Übriggebliebenem noch eine nette Mahlzeit kreie-
ren. Die Mitverantwortung von Lebensmittelindustrie
und Handel wehrt sie durch zweifelhafte Gutachten ab.

Allein auf die Studie zu Lebensmittelüberschüssen
in der Landwirtschaft musste der Ausschuss fast ein-
einhalb Jahre warten. Das Ergebnis der dünnen Stu-
die: Sie ist nicht verwertbar. Lebensmittel, die in Fut-
tertrögen oder Biogasanlagen landen, werden nicht
als Abfall erfasst. Die Daten basieren laut Verfasser
auf nicht repräsentativen Erhebungen und auf ungenü-
genden Grundlagen. Untersuchungsmotto: Was statis-
tisch nicht erfasst wird, gibt es auch nicht.

Die anderen vier Fraktionen haben zwar den An-
trag „Lebensmittelverluste reduzieren“ ins Leben ge-
rufen. In dem Antrag sprechen sie davon, dass zu we-
nig auf Nachhaltigkeit geachtet wird und vermeidbare
Lebensmittelverluste nicht akzeptabel sind. Sie rufen
zur Verantwortung für kommende Generationen auf
und verweisen auf die steigende Weltbevölkerung. Und
dann schlagen sie vor, das Problem der Lebensmittel-
verschwendung mit Informationskampagnen zu be-
kämpfen. Verbraucherinnen und Verbrauchen sollen
besser informiert und ein „offener Dialogprozess“
eingeleitet werden. Meine Damen und Herren, glauben
sie wirklich, dass so etwa genügt?

Natürlich muss das Thema Essen auf den Lehrplan
der Schulen und Kindertagesstätten gesetzt werden.
Selbstverständlich ist es wichtig, Verbraucherinnen
und Verbraucher für Lebensmittelverschwendung zu
sensibilisieren. Die Linke sagt: Um der Vernichtung
und Verschwendung von Lebensmitteln konsequent
und effektiv zu begegnen, brauchen wir verbindliche
Regeln. Das Hauptproblem ist doch nicht der Mangel
an Information. Es reicht nicht, die Halbierung der
Menge an vermeidbarem Lebensmittelmüll bis 2020
als gemeinsames Ziel auszurufen und auf freiwillige
Vereinbarungen der Lebensmittelwirtschaft zu hoffen.
Notwendig ist es, diese Ziele verbindlich vorzugeben.

Die Linke fordert wirksame Maßnahmen, um die
Vernichtung und Verschwendung von Lebensmitteln zu
bekämpfen.

Erstens. Die Halbierung der Menge an vermeidba-
ren Lebensmittelabfällen bis 2020 ist als verbindliches
Ziel festzuschreiben.

Zweitens. Wir brauchen mehr Transparenz in der
Lebensmittelkette. Dazu müssen größere Lebensmittel-
unternehmen ihre Warenbilanz offenlegen.

Drittens. Verbraucherinnen und Verbraucher sowie
Verbraucherschutzorganisationen müssen mittels Ver-
braucherinformationsgesetz, VIG, ein ungehindertes
und direktes Auskunftsrecht gegenüber den Unterneh-
men erhalten.

Viertens. Die Kundinnen und Kunden müssen Waren
wie Obst, Gemüse und Eier generell auch einzeln aus-
wählen können. So erfolgt die Sortierung und Preisge-
staltung über die Kundinnen und Kunden von selbst.

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Zu Protokoll ge

(C (D Fünftens. Güteklassen und industrielle Vermarkngsnormen sind aufzuheben. Sechstens. Die ökologische und regionale Erzeuung und Verarbeitung muss auf der Bundesebene onsequent gefördert werden. Regionale Strukturen ermindern die Lebensmittelverschwendung durch urze Wege zwischen Erzeugung und Verbrauch. Siebtens. Lebensmittel sind rechtzeitig vor Ablauf es Mindesthaltbarkeitsdatums billiger anzubieten. bgelaufene und noch genießbare Esswaren sollen ostenfrei an Interessierte weitergereicht werden. Achtens. Es bedarf einer Umkehr der Rechtslage: tatt das „Containern“, also das Fischen nach essban Lebensmitteln aus dem Müll, als Straftat zu verfol en, sollte das unmittelbare Entsorgen von Lebensmitln ohne den nachweislichen Versuch, diese eiterzureichen, geahndet werden. Neuntens. Die Gastronomie soll angehalten werden, edarfsgerechte Portionen in unterschiedlichen Gröen anzubieten. Für Buffetangebote sollen Konzepte ur deutlichen Minderung der Wegwerfrate gefördert erden. Tag für Tag werden Millionen Tonnen an Lebensmit ln unnötig verschwendet. Mehr als 80 000 Tonnen ind es allein in Deutschland pro Jahr. Gleichzeitig ungert fast 1 Milliarde Menschen, und unser Planet elangt langsam, aber sicher an die Grenzen seiner kologischen Belastbarkeit. Diesen Zustand empfinen immer mehr Menschen zu Recht als schwer erträgch. Das hat auch Verbraucherministerin Aigner erkannt nd eine Kampagne gegen Nahrungsmittelverschwenung gestartet. Dabei absolviert sie medienwirksame uftritte mit Starköchen und veröffentlicht Postkarten nd Apps. Es ist gut, dass die Ministerin das Thema ufgegriffen hat. Allerdings wird die Kampagne bei eitem nicht ausreichen, um die Lebensmittelver chwendung in Deutschland und weltweit tatsächlich den Griff zu bekommen. Als Bundestagsfraktionen haben wir gemeinsam eien Antrag vorgelegt, in dem wir Frau Aigner aufforern, endlich die Zügel in die Hand zu nehmen und mit er Wirtschaft in Verhandlungen zu treten. Da waren ir uns hier mit Schwarz-Gelb einig: Alleine den Verraucherinnen und Verbrauchern alle Verantwortung die Schuhe zu schieben, reicht bei weitem nicht aus. enn auch die Politik der Bundesregierung hat in ereblichem Ausmaß Mitschuld an unserem Umgang mit ebensmitteln. Vor allem bei der Fleischproduktion, ber auch in anderen Bereichen, setzt die Bundesreierung noch immer auf Masse statt Klasse und auf illige Massenproduktion. Die Überproduktion von ebensmitteln hat System, und das Wegwerfen von Leensmitteln ist eingeplant. Davon müssen wir weg. Karin Binder gebene Reden Nicole Maisch )

Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724633900







(A) )

Wir Grüne fordern, dass Verluste vom Acker bis zum
Teller auf der gesamten Wertschöpfungskette wir-
kungsvoll reduziert werden müssen. Deshalb müssen
Agrarsubventionen, die auf Masse statt Klasse setzen,
abgeschafft werden. Vor allem tierquälerische und um-
weltschädliche Massentierhaltung darf nicht weiter
gefördert werden. Was wir brauchen, ist eine stärkere
Förderung der nachhaltigen Lebensmittelerzeugung,
eine Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe und des
Biolandbaus.

Dazu gehört auch eine ehrliche Preisstruktur. Die
hochsubventionierte industrialisierte Lebensmitteler-
zeugung hat massive negative Auswirkungen auf un-
sere Umwelt und die Gesundheit von Menschen und
Tieren. Viele Produkte werden eher weggeworfen, weil
sich Aussortieren oder eine Prozessoptimierung bei
den geringen Preisen nicht lohnt. Deshalb brauchen
wir Preise, die die Wahrheit sagen. Die negativen Aus-
wirkungen müssen sich im Preis widerspiegeln und so
einen Anreiz bieten für den Kauf nachhaltiger Pro-
dukte und die Vermeidung von Verschwendung. Da-
durch wird auch die Wertschätzung von Lebensmitteln
wieder gestärkt.

Wir wollen, dass Handels- und Qualitätsnormen
überwunden und unsinnige Handelsnormen, die zum
Beispiel kleine Äpfel erst gar nicht in den Handel ge-
langen lassen, abgeschafft werden. Stattdessen müssen
alternative und innovative Vermarktungswege geför-
dert werden. Außerdem muss bedarfsgerechtes Ein-
kaufen und Essen ermöglicht werden. Statt XXL-Pa-
ckungen und Schnäppchenschlacht brauchen wir
portionierbare Packungen und den Verkauf von losem
Obst und Gemüse.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Stärkung der
Ernährungsbildung an Schulen und Kitas, um die
Wertschätzung für Lebensmittel und das Wissen über
gesundes Essen zu verbessern. Die Verbraucherfor-
schung und Aufklärung muss deutlich gestärkt werden.
Gute Ernährungsbildung fängt bereits in der Schulzeit
an und muss in die Lehrpläne integriert werden. Wir
wollen auch, dass jedes Kind ein gesundes und voll-
wertiges Mittagessen bekommt. Außerdem wollen wir
nicht, dass Menschen, die gutes Essen aus den Müll-
tonnen retten, bestraft werden. Hier muss es rechtliche
Klarheit und angemessene Regelungen geben.

Doch nach wie vor hat es Frau Aigner versäumt, ein
integratives Konzept vorzulegen, um die immense Ver-
schwendung von Lebensmitteln auf allen Stufen der
Wertschöpfungskette in den Griff zu bekommen. Die
Vereinbarungen mit einzelnen Unternehmen wie zum
Beispiel den Studentenwerken oder Vivantes sind ein
guter erster Schritt, den wir ausdrücklich begrüßen.

Allerdings hat Ilse Aigner es nicht geschafft, eine
Vereinbarung mit der gesamten Wirtschaft entlang der
Lebensmittelkette zu treffen, die branchenspezifische
Zielmarken zur Reduzierung des Abfalls vorgibt und
somit einen Anreiz für die Unternehmen schafft, selbst
Lösungen zu entwickeln. Auch die von uns geforderten

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(C (D novationsund Ideenwettbewerbe zur Verhinderung es Lebensmittelabfalls hat die Bundesregierung bis eute nicht ins Leben gerufen. Die Amtsperiode von inisterin Aigner ist fast zu Ende, ihre Bilanz leider rnüchternd. Wir kommen zur Abstimmung. Der Ausschuss für Er ährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz empehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druckache 17/12153, den Antrag der Fraktion Die Linke auf rucksache 17/10989 abzulehnen. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Koalitionsfraktionen. Gegenrobe! – Linksfraktion. Enthaltungen? – Sozialdemokran und Bündnis 90/Die Grünen. Die Beschlussempfehng ist angenommen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich rufe den Tagesrdnungspunkt 26 auf: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung des elektronischen Rechtsverkehrs mit den Gerichten – Drucksache 17/12634 – – Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung des elektronischen Rechtsverkehrs in der Justiz – Drucksache 17/11691 – Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses – Drucksache 17/13948 – Berichterstattung: Abgeordnete Elisabeth Winkelmeier-Becker Dr. Edgar Franke Manuel Höferlin Jens Petermann Ingrid Hönlinger Jerzy Montag Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Alle sind amit einverstanden. Die Rede des Kollegen Manuel öferlin wird gehalten – die anderen Reden sind zu rotokoll gegeben –, und ich erteile ihm das Wort. Bitte chön, Kollege Höferlin. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten amen und Herren! Tja, heute geht das Plenum ein bisshen länger. Es hat nicht geklappt, das Plenum früher zu eenden, liebe Opposition. Deswegen und wegen der alben Stunde Verzögerung heute Abend, vor allen Dinen aber wegen der Wichtigkeit des Gesetzes habe ich ich entschlossen, diese Rede zu halten. Ich glaube, an muss die Beratung eines guten Gesetzes mit einer ede beenden. Manuel Höferlin )

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724634000

(Beifall bei der FDP)

Manuel Höferlin (FDP):
Rede ID: ID1724634100

(Beifall bei der FDP)





(A) )

Das digitale Zeitalter ist da. Nachdem in der vergan-
genen Woche das E-Government-Gesetz den Bundesrat
passiert hat, zieht nun die Justiz nach mit der, wie ich es
schon im Ausschuss genannt habe, Elektronifizierung
der Kommunikation von Staat und Verwaltung mit den
Bürgern. Verwaltung und Justiz müssen mit dem digita-
len Wandel der Gesellschaft Schritt halten – das ist über-
fällig –, und das schaffen wir heute.

Wir haben in dieser Legislaturperiode auch das E-Go-
vernment-Gesetz auf den Weg gebracht. Jetzt folgt das
E-Justice-Gesetz. Wir haben das Bundeszentralregister-
gesetz novelliert und das Planungsvereinheitlichungs-
gesetz verabschiedet. All das stärkt die digitale Kommu-
nikation und damit die Teilhabe von Bürgerinnen und
Bürgern am Staat. Es wird Sie nicht wundern, meine
sehr geehrten Damen und Herren, wenn ich sage: Das
waren vier gute Jahre für Deutschland.


(Beifall bei der FDP)


Heute schaffen wir mit dem E-Justice-Gesetz die
Grundlage für die Modernisierung der Justiz. Die Ver-
handlungen mit allen Beteiligten waren sehr konstruktiv,
und ich freue mich, dass wir heute einen ausgewogenen
und zeitgemäßen Vorschlag für die moderne elektroni-
sche Kommunikation in und mit der Justiz verabschie-
den können. Wir gehen mit diesem Vorschlag qualitativ
weiter als die Bundesländer in ihrem Vorschlag. Deswe-
gen, Frau Justizminister, ein herzlicher Dank für Ihren
Vorschlag, für die harte Arbeit an diesem Gesetz und für
die Ausdauer.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Andrea Astrid Voßhoff [CDU/CSU])


Bürgerfreundlichkeit, Rechtssicherheit für alle Betei-
ligten und Raum für Innovationen, diese drei Herausfor-
derungen hat mein lieber Kollege Max Stadler in der ers-
ten Lesung als Maßgaben für den elektronischen
Rechtsverkehr formuliert. Ich bin überzeugt, dass wir
mit dem vorliegenden Entwurf nicht nur diesen Anforde-
rungen gerecht werden, sondern auch in Sachen Barrie-
refreiheit und in der Verzahnung des elektronischen
Rechtsverkehrs mit den anderen Gesetzesvorhaben der
christlich-liberalen Koalition zur Verbesserung der Si-
tuation beitragen.

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich kurz dar-
legen, wie das geschieht:

Für Bürgerinnen und Bürger, Anwälte, Richter und
Justizangestellte wird endlich die Möglichkeit geschaf-
fen, einfach, sicher und rechtsverbindlich miteinander zu
kommunizieren. Mit der De-Mail haben wir ein sicheres
Angebot für Bürgerinnen und Bürger zur Kommunika-
tion mit der Justiz geschaffen. Daneben bieten das elek-
tronische Gerichts- und zukünftig das elektronische
Anwaltspostfach weitere Möglichkeiten der rechtsver-
bindlichen und sicheren Kommunikation bei Gericht.
Alle Möglichkeiten haben einen höheren Sicherheits-
standard als die heute üblichen Abläufe; ich nenne zum
Beispiel den Brief oder das Fax. Das hat uns auch die
überwiegende Anzahl der Sachverständigen bei der An-
hörung im Rechtsausschuss bestätigt. Mit diesen neuen
Kommunikationsmitteln regeln wir im E-Justice-Gesetz

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(C (D inheitlich für alle Verfahrensformen den Einsatz der odernen IT. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, lassen Sie mich an der
telle noch kurz auf die Fristen eingehen; das sind Um-
etzungsfristen, und das ist durchaus wichtig. Mit der
bergangsphase bis 2016 haben die Anwälte genügend
eit, das Anwaltspostfach einzurichten. Für die Länder
urde eine flexible Übergangsphase geschaffen, die die
estaffelte Einführung des elektronischen Rechtsver-
ehrs gewährleisten soll – eine gute Lösung, die den un-
rschiedlichen Ausgangssituationen in den einzelnen
ändern gerecht wird. Ich wünsche mir allerdings, dass
ie Länder – auch wenn wir es ihnen nicht vorgegeben
aben – das E-Justice-Gesetz zügig umsetzen.

Doch damit nicht genug: Es wird zukünftig auch
öglich sein, strukturierte Formulare im Webbrowser

uszufüllen – einfach, unbürokratisch und sicher. Das er-
ichtert Bürgerinnen und Bürgern den Zugang zur Jus-
z. Die Verordnungsermächtigung, die wir für das
inisterium der Justiz hier ins Gesetz eingefügt haben,
t eine gute Grundlage für ein zusätzliches Angebot für
ie Bürgerinnen und Bürger.

Wir machen noch mehr. Mit dem vorliegenden Ge-
etzentwurf werden wir die elektronische Aktenführung
nd die elektronische Beurkundung von Gerichtsdoku-
enten ermöglichen – genau wie wir das auch für die
erwaltung gemacht haben. Das wird nicht nur das Pa-
ieraufkommen an den Gerichten reduzieren. Es wird
or allen Dingen die Abläufe an den Gerichten einfacher
nd schneller machen. Das ist eine zentrale Verbesse-
ng für alle.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Thomas Silberhorn [CDU/CSU])


Der christlich-liberalen Koalition ist es ein Anliegen,
ass alle Menschen auch digital am öffentlichen Leben
ilhaben können. Teilhabe war uns beim E-Govern-
ent-Gesetz wichtig. Dafür und gerade auch für die Be-
nge behinderter Menschen haben wir uns starkge-
acht. Mit dem Änderungsantrag haben wir klargestellt,

ass der elektronische Rechtsverkehr barrierefrei zur
erfügung gestellt werden muss. Bei der Anhörung gab
s gute Argumente vom Deutschen Verein der Blinden
nd Sehbehinderten. Hier haben wir einige sehr gelun-
ene Änderungen vorgenommen.

Wie Sie sehen, haben wir mit dem vorliegenden Ge-
etzentwurf drei zentrale Ziele erfüllt: Das E-Justice-Ge-
etz ist bürgerfreundlich, indem es den Menschen in
eutschland einfache barrierefreie Wege zur Justiz er-
ffnet. Es schafft mit seinen Fristenregelungen und sei-
er klaren Definition bei der elektronischen Aktenfüh-
ng Rechtssicherheit für alle Beteiligten. Das E-Justice-
esetz schafft Raum für Innovationen und den zukünfti-
en Einsatz weiterer Technologien, Stichwort: Technolo-
ieneutralität, Offenheit.

Darüber hinaus haben wir das Gesetz zur Förderung
es elektronischen Rechtsverkehrs mit den Gerichten





Manuel Höferlin


(A) )


)(B)

eng mit den anderen Maßnahmen der liberalen Strategie
zur Verwaltungsmodernisierung verzahnt, sodass auch
hier medienbruchfrei kommuniziert werden kann und
Raum für Innovationen bleibt. Die Landesregierungen
haben uns ihre Unterstützung bei diesem wichtigen Vor-
haben zugesagt. So schaffen wir den Einstieg in die digi-
tale Kommunikation bei den Gerichten.

Das E-Justice-Gesetz – lassen Sie mich das abschlie-
ßend sagen – war ein guter erster Schritt. Die FDP wird
sich dafür starkmachen, dass dem noch weitere Schritte
folgen. Dann werden auch die nächsten vier Jahre vier
gute Jahre für Deutschland.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724634200

Vielen Dank, Kollege Manuel Höferlin. – Alle ande-

ren Reden sind zu Protokoll gegeben.1) Wir kommen
nun zur Abstimmung über den von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Förderung des
elektronischen Rechtsverkehrs mit den Gerichten. Der
Rechtsausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner
Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/13948, den
Gesetzentwurf der Bundesregierung auf 17/12634 in der
Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Koalitionsfraktionen und
Sozialdemokraten. Wer stimmt dagegen? – Linksfrak-
tion. Enthaltungen? – Bündnis 90/Die Grünen. Der Ge-
setzentwurf ist damit in zweiter Beratung angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Koalitionsfraktionen und Sozialdemokraten. Wer stimmt
dagegen? – Linksfraktion. Enthaltungen? – Bündnis 90/
Die Grünen. Der Gesetzentwurf ist angenommen.

Abstimmung über den vom Bundesrat eingebrachten
Gesetzentwurf zur Förderung des elektronischen Rechts-
verkehrs in der Justiz. Der Rechtsausschuss empfiehlt
unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 17/13948, den Gesetzentwurf des Bundes-
rates auf Drucksache 17/11691 abzulehnen. Ich bitte die-
jenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um
das Handzeichen. – Das ist niemand. Stimmt jemand da-
gegen? – Das sind alle Fraktionen des Hauses. Enthal-
tungen? – Niemand. Der Gesetzentwurf des Bundesrates
ist damit in zweiter Beratung abgelehnt. Damit entfällt
nach unserer Geschäftsordnung die weitere Beratung.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 29 auf:
Erste Beratung des von den Abgeordneten Jerzy
Montag, Nicole Maisch, Volker Beck (Köln),
weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes über die Einführung von Grup-
penverfahren
– Drucksache 17/13756 –

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s1) Anlage 14

(C (D Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die eden zu Protokoll genommen. Wir debattieren heute über einen Gesetzentwurf der raktion Bündnis 90/Die Grünen. Dabei geht es um ie Einführung von sogenannten Gruppenverfahren in as Zivilprozessrecht. Ihnen geht es vielleicht genau ie mir. Ich konnte mir unter dem Begriff „Gruppenerfahren“ nicht so recht etwas vorstellen. Deshalb ur Klarheit: Wir reden hier über die Einführung von ammelklagen. Bevor ich aber etwas zum Inhalt dieses Gesetzenturfs sage, möchte ich doch meiner Verwunderung usdruck verleihen. Mit Ablauf des heutigen Tages haen wir im Deutschen Bundestag noch ganze vier guläre Plenartage zur Verfügung, bevor wir am 8. Juni in die parlamentarische Sommerpause gehen. anach sind wir dann alle im Bundestagswahlkampf. Und das finde ich schon erstaunlich: Hier wird ein ntwurf eingebracht, von dem die Antragsteller genau issen, dass es keine fachlichen Beratungen oder Anörungen in den Ausschüssen des Deutschen Bundesges mehr geben kann, weil die Zeit dafür einfach icht mehr ausreichend ist. Und es geht auch nicht um gendeinen Gesetzentwurf, sondern es geht um weitichende Änderungen der Systematik, der Dogmatik nd der grundlegenden Prinzipien unserer Zivilproessordnung. Unsere ZPO gibt es seit über 100 Jahren – ie hat sich bewährt. Die Grünen wollen nun aber weentliche Prinzipien der ZPO mal eben so ändern. Sie gen uns einen Gesetzentwurf vor, mit dem ein komlett neuer Abschnitt in die ZPO eingeführt werden oll. Ganze 26 Paragrafen lang soll dieser Abschnitt ein. Die Regelungen sind ausgesprochen kleinteilig nd komplex, weil es hier in aller Regel um sehr komlizierte Sachverhalte geht. Daran wird, glaube ich, deutlich, dass eine solch mfassende und tief greifende Änderung der ZPO aushrlich beraten werden muss. Dazu benötigen wir die achund Fachkenntnisse des Deutschen Anwaltsverins, der Bundesrechtsanwaltskammer, des Deutschen ichterbundes, der Verbraucherschützer und vieler nderer Verbände, die sich in diesem Bereich auskenen. Wir selbst müssen uns intensiv mit dieser Materie useinandersetzen und diese in den Details beraten. as geht aber nun wirklich nicht in ein paar Tagen. as wissen auch die Grünen als Antragsteller selbst. Dass Sie uns das jetzt, liebe Kolleginnen und Kolleen von den Grünen, trotzdem so vorlegen, kann ich ur auf eines zurückführen: Es ist Wahlkampf! Ihnen eht es nicht um eine seriöse Befassung mit dieser Marie, sondern es geht Ihnen darum, kurz vor Tores chluss gegenüber den Menschen in unserem Land )

Dr. Jan-Marco Luczak (CDU):
Rede ID: ID1724634300

(A) )

noch einen Arbeitsnachweis zu erbringen, dass Sie
fleißig gewesen sind. Für ein solches parlamentari-
sches „Last-Minute-Vorhaben“ geben wir uns als
Union nicht her – rechtspolitische Schnellschüsse wird
es mit uns nicht geben! Allein schon aus diesem forma-
len Grund, dass Sie den Bundestag mit offensichtlich
wahlkampftaktisch motivierten Dingen befassen, kön-
nen wir Ihren Gesetzentwurf nicht mittragen.

Aber auch in der Sache geht Ihr Entwurf inhaltlich
in die falsche Richtung. Ich kann mich hier auf einige
wenige Aspekte beschränken, da wir schon aus zeitli-
chen Gründen gar nicht mehr dazu kommen werden,
Ihren Entwurf in der notwendigen Tiefe zu beraten.

Ich möchte festhalten: Es ist für die Union völlig
klar, dass dort, wo das Gesetz Verbrauchern Rechte
und Ansprüche einräumt, diese auch effizient und kos-
tengünstig durchsetzbar sein müssen. Dazu gehört
auch, gegebenenfalls eine angemessene Kompensation
für entstandene Schäden zu erlangen. Ansonsten wä-
ren diese Rechte wert-, weil wirkungslos. In Deutsch-
land kann ich allerdings derzeit kein Defizit bei der
Durchsetzung materieller Rechte erkennen. Denn wir
haben bereits eine Vielzahl von Instrumenten, die eine
wirkungsvolle Rechtsdurchsetzung sicherstellen. Zu
nennen sind hier vor allem Verbandsklagebefugnisse,
Gewinnabschöpfungsansprüche und Musterklagen.
Diese Instrumente greifen auch bei den gerade im Ge-
setzentwurf der Grünen herangezogenen Streu- und
Bagatellschäden, wo der Einzelne möglicherweise we-
gen eines individuell nur sehr geringen Schadens von
einer Rechtsverfolgung absehen würde. Für Deutsch-
land sehe ich daher keinen Bedarf für weitere kollek-
tive Rechtsschutzinstrumente.

Es gibt aber nicht nur keinen Bedarf für diese Sam-
melklagen, Sammelklagen begegnen darüber hinaus
auch sehr prinzipiellen Einwänden. Die Sammelkla-
gen, die nun in die ZPO eingeführt werden sollen, sind
ein höchst umstrittenes Klageverfahren, weil ihnen ein
großes Missbrauchspotenzial innewohnt und sie mit
kontinentaleuropäischen Rechtstraditionen kaum in
Einklang zu bringen sind. Bereits im Koalitionsvertrag
zwischen Union und FDP haben wir 2009 deshalb
deutlich formuliert: „Die Einführung von Sammelkla-
gen national und europaweit lehnen wir ab.“ Dabei
bleiben wir.

Denn wir alle kennen aus den Medien die Aus-
wüchse, die Sammelklagen in den USA und anderen
Rechtsordnungen genommen haben. Sammelklagen in
Deutschland begründen die latente Gefahr, dass eine
weitgehend selbstreferenzielle Klageindustrie nach
US-amerikanischem Vorbild entsteht. Dort geht es
längst nicht mehr um die Durchsetzung materieller
Rechte von Verbrauchern. Vielmehr tummeln sich dort
Anwälte, die Sammelklagen als Spielfeld für die Erzie-
lung von Einnahmen im Rahmen einer regelrechten
Klageindustrie entdeckt und zu nutzen gelernt haben.
Es geht also nicht mehr darum, Menschen zu ihrem
Recht zu verhelfen, sondern darum, möglichst viel Ge-

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(C (D inn mit einer Klage zu erzielen. Das können wir alle icht wollen! Und es geht ja noch weiter: Oftmals werden Samelklagen mit öffentlichkeitswirksamen Medienkamagnen begleitet. Aus Angst vor Imageschäden und icht selten existenzbedrohenden Prozesskosten weren Unternehmen häufig zu kostspieligen außergeichtlichen Vergleichen genötigt. Diese sind nicht seln sachlich unangemessen, weil die zugrunde egenden Ansprüche bereits zweifelhaft sind. Nach ngaben der US Chamber of Commerce werden unlaubliche 95 bis 98 Prozent aller Sammelklagen auergerichtlich beigelegt, Sammelklagen, über die also ar kein Richter urteilt. Ich will nicht, dass solche Erressungskampagnen in Form von Sammelklagen in eutschland möglich werden. Man muss den Grünen zugestehen, dass sie in ihrem esetzentwurf versuchen, Lösungsansätze zur Verhinerung des Missbrauchs aufzuzeigen. Allerdings bin h der festen Überzeugung, dass dem Instrument der ammelklage die Gefahr des Missbrauchs immanent t. Es liegt in der Struktur von Sammelklagen, dass ndige Anwälte sie zur Durchsetzung eigener wirtchaftlicher Interessen ausnutzen und nicht mehr der chutz von materiellen Rechten der Verbraucher im ordergrund steht. Das will ich nicht. Der Deutsche Bundestag hat sich in der Vergangeneit deswegen auch sehr kritisch mit Bestrebungen auf uropäischer Ebene auseinandergesetzt, kollektive echtsschutzinstrumente einzuführen. Ich erinnere nur n unsere ablehnende Stellungnahme im Rahmen der on der EU-Kommission durchgeführten öffentlichen onsultation zum „Kollektiven Rechtsschutz“. Ich kann für meine Fraktion sagen, dass sich an unerer Kritik und unseren Bedenken nichts geändert hat. aran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Euroäische Kommission vor zwei Tagen unverbindliche rundsätze veröffentlicht und den Mitgliedstaaten in en nächsten Jahren die Einführung kollektiver echtsschutzverfahren empfohlen hat. Ich glaube, es t uns gut hier im Deutschen Bundestag, dass wir un eachtet der Empfehlungen aus Brüssel unsere eigene einung bilden und diese vertreten. Für die Union ann ich sagen, es bleibt dabei: Wir lehnen Sammellagen ab! Denn – und das soll auch gleich mein Fazit der Deatte sein – wir brauchen keine Sammelklagen, weil ir in Deutschland ein differenziertes Rechtsschutz ystem haben. Jeder Verbraucher kann seine Rechte irksam und kostengünstig schon jetzt durchsetzen. ammelklagen beinhalten darüber hinaus ein enormes issbrauchspotenzial, dem man auch durch Kautelen icht wirksam entgegenwirken kann. Einen Gesetzentwurf aber, der erstens nicht erforerlich ist und zweitens sogar noch schädliche Auswirungen hat, den, liebe Kolleginnen und Kollegen von en Grünen, brauchen wir nun wirklich nicht! Dr. Jan-Marco Luczak gebene Reden )





(A) )


Ingo Egloff (SPD):
Rede ID: ID1724634400

Der hier vorliegende Gesetzentwurf der Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen betritt rechtspolitisches Neu-
land, zumindest in der Bundesrepublik Deutschland.
Die gruppenweise Durchsetzung von Ansprüchen ist
dem deutschen Recht fremd, außer im Spezialfall des
Musterverfahrensgesetzes für Kapitalanleger. Aus an-
deren Rechtsordnungen, meistens in angelsächsischen
Ländern, kennt man diese Verfahren allerdings. Nun
heißt die Verwirklichung in anderen Rechtsordnungen
nicht, dass wir immer in gleicher Weise hier verfahren
sollten.

Allerdings gibt es gute Gründe, die Einführung ei-
nes Gruppenverfahrens zu prüfen und zu diskutieren,
die dem Gesetzentwurf bzw. seiner Begründung zu ent-
nehmen sind. Ob am Ende das gewünschte Ziel er-
reicht wird, mehr Bürgern die Scheu davor zu nehmen,
ihre Rechte durchzusetzen, mag zunächst dahinstehen.
Es ist aber klar, dass die Angst vieler Bürger vor den
Risiken einer Klage abnimmt, wenn man das Risiko mit
mehreren zusammen trägt und sich im Verfahren nicht
alleine und verloren vorkommt, insbesondere wenn es
gegen vermeintlich große und starke Gegner geht. Wir
sollten nicht vergessen, dass manche Bürger nur ein
einziges Mal im Leben versuchen, vor Gericht ihre An-
sprüche durchzusetzen. Es ist gegebenenfalls auch ein
probates Mittel, dass das Ausweichen in andere
Rechtsordnungen – wegen eines internationalen Be-
zugs zum Beispiel in die USA – verhindert wird und der
deutsche Kläger in einer vertrauten Rechtsordnung
dann, auch was die Risikoabschätzung angeht, besser
aufgehoben ist.

Ich denke also, dass der Versuch unternommen wer-
den sollte, allerdings zunächst mit einer Befristung
ähnlich wie beim KapMuG, da wir in der Rechtspraxis
Erfahrungen sammeln müssen. Die Anhörung über das
KapMuG in dieser Legislaturperiode hat ja gezeigt,
dass selbst ein Zeitraum von annähernd zehn Jahren
nicht ausgereicht hat, dieses Instrument so zu etablie-
ren, dass eine dauerhafte Lösung Bestand haben
könnte.

Insofern ist eine Befristung mit entsprechender Eva-
luierung das richtige Mittel, um das juristische Neu-
land, das wir hier betreten, angemessen zu bestellen.

Wichtig ist im Entwurf auch, dass er mit einer Opt-
in-Regelung hantiert, das heißt, der Bürger bestimmt,
ob er beitreten möchte, und er kann das Verfahren
auch wieder verlassen. Wichtig ist auch, dass individu-
elle Rechte nicht abgeschnitten werden. Der Kläger,
der neben der Gruppenklage seine Rechte individuell
durchsetzen möchte, muss die Möglichkeit dazu haben.

Leider kommt der Gesetzentwurf so spät, dass wir
im Verfahren nicht mehr weit kommen werden. Ich
gehe daher davon aus, dass in der neuen Legislaturpe-
riode ein neuer Anlauf genommen werden muss. In der
Anhörung sollten wir dann auch die Erfahrungen an-
derer Länder nutzen und uns über die dortige Praxis
informieren lassen. Das kann ein spannender Versuch

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(C (D erden, unsere Rechtsordnung im Sinne des Bürgers rtzuentwickeln und noch bürgerfreundlicher zu ge talten. Deshalb beurteilt meine Fraktion den Gesetzntwurf positiv. Heute beraten wir über einen Gesetzentwurf der raktion Bündnis 90/Die Grünen über die Einführung on Gruppenverfahren, der dem scheinbaren Problem egegnen soll, dass die individuelle Rechtsdurchsetung der deutschen Zivilprozessordnung den neuen erausforderungen der Dienstleistungsund Informaonsgesellschaft nicht mehr gewachsen ist. Es ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, dass ie rechtliche Regulierung diverser Lebensbereiche ie der Energieversorgung oder dem Versicherungs ektor in den vergangenen Jahren zugenommen hat. och ob sich aus der Zunahme dieser meist verbrau herschützenden Regelungen ein Problem ergibt, ist erzeit nicht ersichtlich. Und obwohl sich die Lage der erbraucher aus unserer Sicht nicht verschlechtert at, stellt sich die Frage, wie wir mit der zunehmenden chtlichen Regulierung umgehen. Die hier vorge chlagene Einführung von Gruppenverfahren ist für ns jedoch aus folgenden Gründen nicht zu befürworn: Der Gesetzentwurf wirft das Problem des mangelnen Zugangs zu Gericht und der mangelnden Rechtsurchsetzung vor allem bei kleineren massenhaft aufetenden Individualschäden auf. Beispiele dafür nden sich bei der Rückgewähr von Leistungen bei unirksamen AGBs, die von Versicherern oder Energieersorgern genutzt werden, oder der Zahlung pauschar Entschädigungen bei Flugausfällen. Die vorgeschlagene Lösung im vorliegenden Geetzentwurf ist, dass bei mehreren Geschädigten nur in Mitglied der Gruppe Klage erheben und den Anag auf Durchführung des Gruppenverfahrens stellen uss. Einschränkend ist dabei, dass Teilnahmeerklä ungen von mindestens zehn Gruppenmitgliedern beiufügen sind und die Teilnehmer am Gruppenverfahn sich anwaltlich vertreten lassen müssen. Das chtliche Gehör wird jedoch einzig durch den Grup enkläger ausgeübt; die weiteren Teilnehmer können eine Prozesshandlungen vornehmen. Wird das Grupenverfahren dann eröffnet, können innerhalb von drei onaten weitere Teilnehmer dazukommen. Ein sehr wichtiger Punkt, den ich gesondert erwähen möchte, ist, dass die Teilnahme und der Verbleib Gruppenverfahren freiwillig sind und die Geschäigten auch alle übrigen zur Verfügung stehenden echtsschutzmöglichkeiten nutzen können. In der Praxis wird aus dieser Freiwilligkeit mit sehr oher Wahrscheinlichkeit folgen, dass sich, vor allem ei größeren, anonymen Gruppen, viele Geschädigte icht nur dem Gruppenverfahren anschließen, da der ufwand dafür ziemlich gering ist, sondern parallel azu auch eigene Anstrengungen unternehmen wergebene Reden )

Judith Skudelny (FDP):
Rede ID: ID1724634500




(A) )

den, um den größtmöglichen Erfolg zu erzielen. Was
sich daraus für die Gerichte ergeben wird, kann sich
jeder vorstellen: Sie werden überschwemmt von Grup-
penverfahren und Einzelverfahren zum gleichen Sach-
verhalt. Damit steigt auch die Gefahr sich widerspre-
chender Entscheidungen unterschiedlicher Gerichte
trotz gleichartiger Sachverhalte.

Dabei bestehen bereits Instrumente, die eine gebün-
delte Verhandlung und Entscheidung vieler Fälle, die
den gleichen Streitgegenstand und auch kleinere An-
sprüche betreffen, ermöglichen und sich in der Vergan-
genheit bewährt haben. Verbraucher haben die Mög-
lichkeit, ihre Forderungen durch Einziehung an eine
qualifizierte Einrichtung abzutreten, die diese sammelt
und durch den Weg einer objektiven Klagehäufung
durch eine einzige Klage vor Gericht geltend macht.
Die objektive Klagehäufung ermöglicht je nach Ver-
fahrensverlauf sowohl eine vollstreckbare Entschei-
dung als auch eine einvernehmliche Regelung. Der
Vorteil dieses Verfahrens ist, dass der Verbraucher bei
der Einziehungsabtretung keinen Rechtsanwalt benö-
tigt, wodurch die Kosten des Verbrauchers natürlich
deutlich geringer ausfallen.

Das hier zur Debatte stehende Gruppenverfahren
ist somit nicht nur deutlich komplexer, sondern auch
mit höheren Kosten für die Verbraucher verbunden.

An dieser Stelle möchte ich betonen: Die FDP steht
nicht nur für Bürokratieabbau, sondern auch für einen
umfassenden Verbraucherschutz. Da sich die Grünen
dieses Ziel ebenfalls auf ihre Fahnen geschrieben ha-
ben und es immer wieder öffentlichkeitswirksam beto-
nen, ist es für mich nicht nachvollziehbar, warum dem
Verbraucher statt dem bewährten ein Verfahren er-
möglicht werden soll, dass nicht nur komplexer, son-
dern für ihn auch deutlich teurer sein wird – von der
Überlastung der Gerichte, die deren Arbeitsfähigkeit
erheblich einschränken wird, ganz zu schweigen. Es
besteht somit kein Bedarf an dieser deutlich kompli-
zierteren Verfahrensmöglichkeit, sondern das Verfah-
ren der objektiven Klagehäufung hat sich in der Ver-
gangenheit bewährt.

Lassen Sie mich darüber hinaus abschließend noch
eine sehr wichtige Sache ansprechen: Die Europäische
Kommission hat am 11. Juni 2013 eine Empfehlung zu
den gemeinsamen Grundsätzen des kollektiven Rechts-
schutzes für Unterlassungs- oder Schadensersatzan-
sprüche in den Mitgliedstaaten bei Verletzungen gegen
EU-Recht herausgegeben. Der hier zur Debatte ste-
hende Gesetzentwurf ist auf diese Empfehlungen in
keiner Weise abgestimmt. Auch Ihnen müsste klar sein,
dass es wenig Sinn macht, in den letzten Sitzungswo-
chen noch schnell ein Gesetz verabschieden zu wollen,
das ein komplexes Verfahren etablieren soll und sich
nicht an der Debatte auf der europäischen Ebene
orientiert. Somit darf ich abschließend feststellen, dass
die vorgeschlagene Einführung von Gruppenverfahren
nicht nur bewährte Instrumente durch komplizierte er-
setzen will, sondern auch den Verbraucher finanziell

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(C (D tärker belasten und die Gerichte massiv überlasten ird. Sollte in den nächsten Jahren der Bedarf an einer ollektiven Rechtsdurchsetzung steigen, werden wir ns einer Debatte darüber sicherlich nicht verschlieen. Eine solche muss jedoch allen Aspekten und auch er europarechtlichen Dimension Rechnung tragen. a der vorliegende Gesetzentwurf alle diese Voraus etzungen nicht erfüllt, ist er im Ergebnis natürlich abulehnen. Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf versuchen die rünen, ein hehres, begrüßenswertes Ziel zu erreihen. Die Einführung eines generellen kollektiven echtsschutzes für Verbraucherinnen und Verbraucher owie Bürgerinnen und Bürger ist seit langem eine ichtige Forderung linker Verbraucherschutzpolitik. diesem Bereich sind uns andere Rechtsordnungen eit voraus. Es ist in der Tat so, dass mit der Einfüh ung von Gruppenverfahren dem bisher mangelnden echtsschutz für Betroffene von Massenindividualchäden und den damit verbundenen Problemen der echtsdurchsetzung begegnet werden kann. Wenn zum eispiel ein Großkonzern eine große Anzahl seiner unden jeweils um einen kleinen Betrag schädigt, ann wäre ein Gruppenverfahren die richtige prozesschtliche Maßnahme, um die Interessen der Betroffe en effizient zu bündeln. Es gab schon Beispiele, bei enen ein Landgericht mit 15 000 gleichlautenden lagen sachlich und personell einfach überfordert ar. Gerade in solchen Fällen ist das Instrument der ruppenverfahren eine sinnvolle Alternative. In der egründung des Entwurfs werden zutreffend verschieene Beispiele beschrieben, in denen die einzelnen ürgerinnen und Bürger aus finanziellen, sozialen der kulturellen Gesichtspunkten vor der Durchsetung ihrer Rechte vor Gericht zurückschrecken. Viele etroffene sagen sich, dass es nicht lohnen würde, für eispielsweise 20 Euro vor Gericht zu ziehen. Diesen roblemen könnte durch die Einführung von Gruppenerfahren begegnet werden, zum Beispiel dann, wenn in Unternehmen 10 000 Kunden um jeweils 20 Euro eschädigt hat. An sich ist das ein guter Ansatz, aber die Umsetzung essen im deutschen Rechtsund Justizsystem gestaltet ich wie gewohnt schwierig. Die Initiatoren dieses Geetzentwurfs haben sich vom Kapitalanlegermustererfahrensgesetz – ich drücke es einmal vorsichtig us – inspirieren lassen. Das Gruppenverfahren soll ine Weiterentwicklung des Kapitalanlegermusterverhrensgesetzes sein und dieses ablösen. Das Kapital nlegermusterverfahrensgesetz bietet schon heute die öglichkeit einer kollektiven Klageeinreichung für apitalanleger. Die Bündelung individueller Ansprühe soll nun durch den vorliegenden Gesetzentwurf erallgemeinert und in die Zivilprozessordnung interiert werden, die Zugangsvoraussetzungen für Grupenverfahren abgesenkt sowie massenhafte Schadens Judith Skudelny gebene Reden )

Jens Petermann (Plos):
Rede ID: ID1724634600




(A) )

fälle einer angemessenen Konfliktlösung zugeführt
werden. Das vorgeschlagene Opt-in-Verfahren, bei
dem die Wirkung einer Entscheidung im Gruppenver-
fahren ausschließlich die Personen betrifft, die aus-
drücklich ihre Teilnahme erklärt haben, ist ein guter
Ansatz und dem in den USA, Kanada und Australien
praktizierten Opt-out-Verfahren, Entscheidung betrifft
jedes Mitglied der Gruppe, vorzuziehen. Aus Praktika-
bilitätsgründen ist es sinnvoll, dass das Verfahren nur
vom Gruppenkläger geführt wird und die Teilnehmer,
ohne selbst Prozesshandlungen vornehmen zu können
oder zu müssen, über den Fortgang des Verfahrens in-
formiert werden.

Das Gesetzgebungsverfahren zur Änderung des Ka-
pitalanlegermusterverfahrensgesetzes haben wir erst
vor gut einem Jahr in diesem Hause abgeschlossen. Im
Vorfeld haben viele Beratungen und eine öffentliche
Anhörung im Rechtsausschuss stattgefunden. Im Rah-
men dieser öffentlichen Anhörung wurden auch die
Probleme erörtert, die eine Einführung des kollektiven
Rechtsschutzes in die deutschen Prozessordnungen mit
sich bringen. Diese Probleme wirft der vorliegende
Gesetzentwurf ebenfalls auf und löst sie genauso we-
nig wie das Kapitalanlegermusterverfahrensgesetz.

Zu den konkreten Problemen des vorliegenden Ent-
wurfs: Zum einen führt die Wahl eines Gruppenverfah-
rens zwangsläufig zu einer zeitlichen Verzögerung, da
den anderen Teilnehmern eine Frist von drei Monaten
zur Erklärung der Teilnahme gewährt wird. Die Veröf-
fentlichung des Eröffnungsbeschlusses und der Teil-
nahmeerklärung im Klageregister reicht aus meiner
Sicht nicht aus, um wirklich jeden potenziell Betroffe-
nen zu erreichen. Hier müssen zusätzlich noch andere
Bekanntmachungswege eröffnet werden, wobei es dort
wieder datenschutzrechtliche Probleme geben kann.
Zum anderen drängt sich die Frage auf, wozu sich je-
der Teilnehmer anwaltlich vertreten lassen muss, ob-
wohl er selbst bzw. sein Rechtsbeistand keine Prozess-
handlungen vornehmen können. Dazu ist lediglich der
Gruppenkläger berechtigt. Das sind noch nicht alle
Unzulänglichkeiten des Entwurfs.

Alles in allem begrüße ich den Vorstoß, der aber
noch ausreifen muss, die bestehenden Probleme nicht
alle zufriedenstellend löst und das aus dem 19. Jahr-
hundert stammende System der Zivilprozessordnung
noch nicht ins 21. Jahrhundert zu katapultieren ver-
mag.

Zudem wirft der Zeitpunkt der Einbringung dieser
Initiative Fragen auf. Eine konstruktive und tief ge-
hende Befassung und Beratung in den letzten beiden
Sitzungswochen der Legislatur ist nicht mehr möglich.
Das schadet dem Anliegen. Eine begrüßenswerte öf-
fentliche Anhörung wird aus Zeitgründen nicht mehr
möglich sein. Die Verfasser hätten vor diesem Hinter-
grund ihre Initiative früher einbringen sollen. Das
hätte zumindest die Ernsthaftigkeit des Anliegens un-
terstrichen.

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(C (D Sie wollen mit dem Flugzeug verreisen, der Flug urde gestrichen und obwohl Ihnen da eigentlich eine ntschädigung zusteht, zahlt die Airline nicht. Ziehen ie vor Gericht und klagen die Entschädigung ein? Sie haben den Stromanbieter gewechselt, der neue tromanbieter hat Ihnen einen Wechselbonus versprohen, der nach zwölf Monaten ausgezahlt werden soll. achdem Sie aber nach dem ersten Jahr erneut den tromanbieter wechseln, zahlt Ihnen der erste Stromnbieter den Wechselbonus nicht. Verklagen Sie den tromanbieter in diesem Fall? Sie haben eine Lebensversicherung abgeschlossen, ie Sie aus persönlichen Gründen vorzeitig kündigen üssen. Von ihrem eingezahlten Geld bekommen Sie aum etwas zurück. Schuld sind die hohen Abschlussosten und deren nachteilige Verrechnung sowie Storoabzüge, die der Lebensversicherer durch Klauseln seinen Verträgen festgelegt hat. Klagen Sie vor Ge icht gegen diese Klauseln? Gleich ist in all diesen Fällen das Ungleichgewicht wischen den einzelnen wirtschaftlich ohnmächtigen erbraucherinnen und Verbrauchern auf der einen eite und den mächtigen Firmen und Unternehmen auf er anderen Seite. Die einzelnen Verbraucherinnen nd Verbraucher sind erst einmal allein mit ihren chäden und müssen sich entscheiden, ob sie das Unrnehmen, das die Zahlung verweigert, verklagen. ür viele ist dies eine sehr hohe Hürde, die mit Geld, eit, Ärger und der Ungewissheit verbunden ist, wie er Prozess denn ausgehen wird und welche teilweise chwer kalkulierbaren finanziellen Risiken auf sie zuommen. Gerade auch bei kleineren Schäden, wie zum eispiel in dem oben erwähnten Wechselbonusfall, ist s aus Sicht des Einzelnen tatsächlich auch nicht raonal, diese Schäden in Anbetracht des Kostenrisikos inzuklagen. Viele dieser Ansprüche werden daher icht geltend gemacht. Unredlich erlangte und unchtmäßige Gewinne verbleiben so bei den Unternehen. Das ist nicht länger hinnehmbar. Wir brauchen daher neue Formen kollektiver echtsdurchsetzung. Zwar kennt das deutsche Recht ereits in ihrer Anwendung sehr beschränkte Möglicheiten von Verbänden, in eigenem Namen für Gemeinteressen einzutreten, die Instrumenten des kollekti en Rechtsschutzes ähnlich sind – die im UKlaG und WG geregelten Verbandsklagen auf Unterlassung der der im UWG geregelte Gewinnabschöpfungsanpruch zugunsten des Bundeshaushalts. Auch das 2005 ingeführte und 2012 reformierte Kapitalanlegerusterverfahrensgesetz ist eine Sonderregelung kolktiver Rechtsdurchsetzung, mit weiterhin vielen Defi iten und in seiner Anwendbarkeit auf Kapitalmarktrodukte beschränkt. Für Fälle wie die eingangs erwähnten, aber grundätzlich für alle Fälle, in denen eine Vielzahl von Peronen durch ein Massenereignis gleich gelagerte Veräge oder sonst aufgrund eines gleichen Lebenssach Jens Petermann gebene Reden )

Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724634700




(A) )

verhalts geschädigt werden, haben wir daher ein
Gruppenverfahren erarbeitet, mit dem erstmals ein
umfassendes Verfahren zur Durchführung von Grup-
penklagen in Deutschland ermöglicht wird. Dieses hat
übrigens nichts mit der Sammelklage – der sogenann-
ten „class action“ – nach amerikanischem Modell zu
tun. Nach unserem Vorschlag profitieren von einer er-
folgreichen Gruppenklage nur diejenigen, die sich ihr
anschließen, sogenanntes Opt-in-Prinzip. Klagen, die
von Einzelnen für angeblich alle potenziell Betroffenen
geführt werden, sogenanntes Opt-out-Prinzip, lehnen
wir ab. Wir halten auch am Loser-pays-Prinzip fest,
dass also der Prozessverlierer die Kosten des Verfah-
rens zu tragen hat. Auch Erfolgshonorare und Beteili-
gungen der Rechtsanwälte an den einzuklagenden
Forderungen lehnen wir ebenso ab wie die Einführung
von Strafschadensersatz und die sogenannte Pre-trial
discovery.

Unser Gesetzentwurf deckt alle zivilrechtlichen An-
sprüche ab. Lediglich Familiensachen und Angelegen-
heiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit werden nicht
erfasst. Teilnehmer des Gruppenverfahrens wird nur,
wer aktiv seine Teilnahme am Gruppenverfahren ge-
genüber dem Gericht erklärt. Um Geschädigten, die
bisher von einem Gerichtsverfahren abgesehen haben,
den Rechtsschutz zu erleichtern, sind die Rechtsan-
walts- und Gerichtsgebühren reduziert und außerdem
auf höchstens vier Rechtsanwaltsgebühren begrenzt.
Die Teilnehmer wissen also genau, auf was sie sich
einlassen und wie hoch ihre Kosten sind, sollte der
Prozess verloren gehen.

Auf der anderen Seite sind die Teilnehmer aber auch
nicht Prozessbeteiligte und können weder Prozess-
handlungen vornehmen noch Angriffs- oder Verteidi-
gungsmittel vorbringen. Dies kann nur der Gruppen-
kläger, der den Prozess führt und insofern das
rechtliche Gehör für die Teilnehmer quasi treuhände-
risch ausübt. Wir halten dies für verfassungsrechtlich
vertretbar, da die Teilnehmer freiwillig dem Gruppen-
verfahren beitreten und auch wieder austreten können.
Beitritt zum und Austritt aus dem Gruppenverfahren
sind grundsätzlich bis zum Ende der mündlichen Ver-
handlung möglich. Strebt der Gruppenkläger einen
Vergleich an, so können die Teilnehmer, wenn sie mit
dem Ergebnis nicht zufrieden sind, ebenfalls austreten.
Gruppenkläger kann nach unserem Modell nicht nur
eine geschädigte Person sein, sondern auch ein hierzu
zugelassener Verband.

Nach unserem Entwurf kann mit der Gruppenklage
direkt auf Leistung geklagt werden, etwa in dem zu Be-
ginn skizzierten Fall, in dem eine pauschalierte Ent-
schädigung für einen ausgefallenen Flug verlangt
wird. Hier ist die Ursache der Entschädigungsleistung
für alle Passagiere identisch, und die Entschädigungs-
summe unterscheidet sich nicht individuell und kann
daher auch von allen Teilnehmer gemeinsam einge-
klagt werden.

Aber auch in dem eingangs erwähnten Versiche-
rungsfall bietet sich eine Gruppenklage an, und zwar

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Zu Protokoll ge

(C (D uf Feststellung, dass die in den AGB des Lebensversiherers enthaltenen Klauseln rechtswidrig und damit nwirksam sind. Das Gruppenverfahren beschränkt ich in diesen Fällen auf Feststellungen zu gemeinsaen Tatsachen oder Rechtsfragen und endet schon eswegen nicht mit einer vollstreckbaren Entscheiung. In diesen Fällen müsste ein individuelles Verfahn nachgeschaltet werden, in dem der einzelne Ge chädigte seinen konkreten Anspruch einklagt. Bei bensnaher Betrachtung wird das nachgeschaltete Inividualverfahren aber die Ausnahme bleiben: Siegt ie klagende Gruppe im Gruppenverfahren, so wird r den Beklagten in der Regel ein starker Anreiz zur ütlichen Streitbeilegung gesetzt. Ist dagegen der Belagte im Gruppenverfahren siegreich, so sind weitere dividualverfahren für die Kläger regelmäßig sinnlos. Mit unserem Gesetzentwurf werden nicht nur Verraucherinnen und Verbraucher in der Durchsetzung rer Ansprüche gestärkt, es wird auch die gesell chaftliche Steuerungsfunktion des Rechts gestärkt. enn die Aufgabe des Rechts besteht nicht nur darin, en Einzelnen zu schützen, sondern zugleich auch insesamt für faire Marktbedingungen zu sorgen, sodass ich die Verwendung rechtswidriger Geschäftsbedinungen und verbraucherschutzwidriger Praktiken, die hlerhafte Anlageberatung und sonstige Rechtsver töße aufgrund effektiver Rechtsdurchsetzungsmögchkeiten der Geschädigten nicht mehr lohnen. Vor zwei Tagen hat nun auch die Europäische Komission nach jahrelanger Diskussion ein Paket zum ollektiven Rechtsschutz verabschiedet, das Prinzipien ollektiver Rechtsschutzinstrumente enthält und die itgliedstaaten auffordert, kollektive Schadensersatz nd Unterlassungsklagen einzuführen. Spätestens dait ist die Debatte um kollektive Rechtsschutzinstruente auch in Deutschland eröffnet. Von der schwarzelben Bundesregierung und der sie tragenden Koalion ist hier allerdings nicht viel zu erwarten. Unter em Druck der Wirtschaft hat die Bundesregierung ich immer wieder gegen die Einführung von Grupenklagen ausgesprochen. Dabei ist der Aufschrei der irtschaft vollkommen überzogen. Niemand in der EU ill Sammelklagen amerikanischer Art einführen. Dies tellt die Europäische Kommission auch in ihrer Emphlung klar. Sie stellt Prinzipien für kollektive Rechts chutzinstrumente auf, die sich von der amerikanichen Sammelklage abgrenzen. Nicht ohne Grund erwendet sie nicht den Begriff der Sammelklage, sonern spricht von kollektiven Unterlassungsund Schaensersatzklagen und allgemein von kollektiven echtsschutzverfahren. Wir können nun – wie die CDU/CSU und die FDP – Verweigerung verharren und abwarten, bis die Eupäische Union uns zum Handeln zwingt. Wir können ber auch aktiv werden, eigene Regelungen ausarbein und vorschlagen und damit Einfluss auf die weitere estaltung kollektiven Rechtsschutzes in den Mitglied taaten und auf europäischer Ebene nehmen. Wir Grüen gehen diesen aktiven Weg und legen mit unserem Jerzy Montag gebene Reden Jerzy Montag )








(A) )

Gesetzentwurf einen ausformulierten Vorschlag auf
den Tisch. Wir freuen uns auf eine angeregte Debatte
mit Ihnen, aber auch mit der Fachwelt, den Interessen-
verbänden und der interessierten Öffentlichkeit.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724634800

Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-

wurfes auf Drucksache 17/13756 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
Dann haben wir das gemeinsam so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 28 auf:

Beratung der Unterrichtung durch die Bun-
desregierung

Nationaler Aktionsplan zur nachhaltigen An-
wendung von Pflanzenschutzmitteln

– Drucksache 17/13076 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die
Reden zu Protokoll genommen.


Alois Gerig (CDU):
Rede ID: ID1724634900

Die Regierungsfraktionen und die Bundesregierung

schaffen die Rahmenbedingungen für einen modernen
Pflanzenschutz: 2011 haben wir mit der Pflanzen-
schutznovelle eine entsprechende EU-Richtlinie umge-
setzt und damit einen wichtigen Beitrag zur Harmo-
nisierung des europäischen Pflanzenschutzrechts
geleistet. Darauf aufbauend hat die Bundesregierung
den Nationalen Aktionsplan zur nachhaltigen Anwen-
dung von Pflanzenschutzmitteln ausgearbeitet und be-
schlossen.

Mit der Pflanzenschutznovelle und dem Aktionsplan
bringen wir das oberste Ziel unserer Pflanzenschutz-
politik klar zum Ausdruck: Bei der Anwendung von
Pflanzenschutzmitteln müssen Risiken für Mensch und
Natur so weit wie möglich ausgeschlossen werden.
Deshalb durchlaufen Pflanzenschutzmittel ein äußerst
strenges Zulassungsverfahren, bevor sie in der Land-
und Forstwirtschaft oder im Wein- und Gartenbau an-
gewendet werden dürfen. Aus dem gleichen Grund
müssen die Anwender von Pflanzenschutzmitteln ihre
Sachkunde nachweisen, sich durch regelmäßige Fort-
bildungen auf den neuesten Stand bringen und ihre
Spritzgeräte von amtlich anerkannten Kontrollbetrie-
ben regelmäßig überprüfen lassen. Das hohe Schutzni-
veau wirkt: Bei Untersuchungen werden bei deutschen
Lebensmitteln kaum Rückstände festgestellt, die die
Grenzwerte übersteigen.

Mit dem Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung
von Pflanzenschutzmitteln werden die Anstrengungen
verstärkt, die Risiken zu minimieren. Zu diesem Zweck
schlägt der Aktionsplan zahlreiche Maßnahmen vor,

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(C (D rmuliert konkrete Ziele und legt Indikatoren für die ielerreichung fest. So sieht der Aktionsplan beispielseise vor, kulturpflanzenspezifische Leitlinien für den tegrierten Pflanzenschutz auszuarbeiten, den illegan Handel mit Pflanzenschutzmitteln einzudämmen nd den Verbraucherund Anwenderschutz voranzuringen. Da die verwendete Menge eines Pflanzenchutzmittels nicht unbedingt etwas über die Risiken ieses Mittels aussagt, verzichtet der Aktionsplan richgerweise auf Zielvorgaben für eine pauschale Menenreduzierung. Länder, Kommunen, Forschungseinrichtungen, ersteller, Handel und die Anwender in den grünen erufen wurden in die Ausarbeitung des Aktionsplans ingebunden und sind nun aufgerufen, sich an der Umetzung zu beteiligen. Dem Bundesministerium für Erährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ebührt Dank für diesen Aktionsplan, mit dem eutschland eine weitere Verpflichtung aus der Pflan enschutz-Rahmenrichtlinie der EU erfüllt. Die CDU/CSU hat sich an der Ausarbeitung des Akonsplans konstruktiv beteiligt – wir werden auch die msetzung im Auge behalten. Keinesfalls darf sich aus em Aktionsplan der Bundesregierung ein neues Fachcht entwickeln – es muss dem Parlament vorbehalten leiben, alle wesentlichen Regelungen des Pflanzenchutzrechts vorzunehmen. Wir sehen den Sinn des Akonsplans vielmehr darin, dass sich alle genannten kteure auf der Grundlage des bestehenden Rechtsahmens für Fortschritte bei der Risikominimierung insetzen. Es kommt also darauf an, alle Beteiligten ur Mitund Zusammenarbeit zu motivieren. In der Vergangenheit wurden bereits erhebliche ortschritte bei der Risikominimierung erreicht. Ich enne nur die Entwicklung hocheffizienter Spritzdüsen it geringer Abdrift. Das stimmt mich zuversichtlich, ass weitere Fortschritte möglich sind. Pflanzenchutzmittel sind keine gewöhnlichen Gebrauchsgür – Risikominimierung bleibt deshalb eine ständige ufgabe. Den Naturhaushalt funktionsfähig halten, die iodiversität schützen, den Verbraucherund Anwenerschutz gewährleisten – an diesen Aufgaben muss eiter gearbeitet werden. Die Agrarwirtschaft in eutschland einschließlich der vorund nachgelagern Bereiche ist auf eine effiziente, nachhaltige und si here Produktion ausgerichtet. Der Aktionsplan leistet azu einen Beitrag. Um Risiken bei der Anwendung von Pflanzenschutzitteln angemessen beurteilen zu können, muss im Naonalen Aktionsplan auch der Nutzen von Pflanzenchutzmitteln berücksichtigt werden. Dies war ein ichtiges Anliegen zahlreicher Verbände – auch der DU/CSU. Für uns ist es nicht vertretbar, Pflanzen chutzmittel ausschließlich unter Risikogesichtspunkn zu beurteilen: Mithilfe von Pflanzenschutzmitteln önnen sich Landwirte gegen Schadorganismen zur ehr setzen, die die Erträge empfindlich reduzieren önnen. )


(A) )

Pflanzenschutzmittel tragen erheblich zur landwirt-
schaftlichen Produktion und damit zur Einkommenssi-
cherung bäuerlicher Familienbetriebe bei. Dies ist für
die Lebensfähigkeit ländlicher Räume unverzichtbar.
Auch für den Verbraucher bringt die Anwendung von
Pflanzenschutzmitteln Vorteile: Eine leistungsfähige
landwirtschaftliche Produktion ist Voraussetzung für
die Ernährungssicherung, also für eine ausreichende
und bezahlbare Versorgung mit gesunden Lebensmit-
teln.

Darüber hinaus ist zu beachten: Würden wir auf
Pflanzenschutzmittel und damit auf höhere Erträge
verzichten, hätte dies steigende Importe von Lebens-
und Futtermitteln sowie nachwachsenden Rohstoffen
zur Folge. Dies kann zu indirekten Landnutzungsände-
rungen anderswo auf der Welt führen. Pflanzenschutz-
mittel leisten einen wichtigen Beitrag, dass wir unsere
heimischen Nutzflächen effizient bewirtschaften kön-
nen. Zudem wird durch Pflanzenschutzmittel die ma-
schinelle Bodenbearbeitung reduziert, was mit Blick
auf den Klimaschutz positiv zu bewerten ist.

Es ist richtig, dass der Aktionsplan diese Zusam-
menhänge berücksichtigt. Bei Pflanzenschutzmitteln
sind neben gesundheitlichen und ökologischen auch
soziale und wirtschaftliche Gesichtspunkte zu betrach-
ten. Ich hoffe, dieser Aktionsplan trägt dazu bei, dass
sachlicher über Pflanzenschutzmittel diskutiert wird.
Wie sehr es zuweilen an Sachlichkeit mangelt, zeigt
beispielsweise die falsche Entscheidung der EU-Kom-
mission, im Rapsanbau die Anwendung von Pflanzen-
schutzmitteln mit Wirkstoffen aus der Gruppe der Neo-
nikotinoide auszusetzen.

Die Position der CDU/CSU ist eindeutig: Es muss
alles getan werden, um Risiken zu minimieren. Gleich-
zeitig treten wir dafür ein, dass Pflanzenschutzmittel
im Rahmen des integrierten Pflanzenschutzes und
nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen ange-
wendet werden können – zum Nutzen der Landwirt-
schaft und der Verbraucher!


Gustav Herzog (SPD):
Rede ID: ID1724635000

Am 26. April 2013 verkündete ein namhafter Chemie-

konzern eine weitere Umsatzsteigerung um 5 Prozent
zum Vorjahresquartal auf insgesamt 19,7 Milliarden
Euro. Der Absatz wuchs insbesondere durch eine stär-
kere Nachfrage nach Pflanzenschutzmitteln. Auch der
Industrieverband Agrar gibt nicht nur Rekordumsätze
an, sondern zudem auch steigende Absatzmengen. Waren
es 1994 in Wirkstoffen noch unter 30 000 Tonnen,
näherten wir uns 2011 den 45 000 Tonnen; zubereitet
sind das laut BVL 112 000 Tonnen Pflanzenschutzmittel
auf deutschen Äckern. Interessanterweise gab es zwi-
schen 1998 und 2006 eine deutliche Absatzdelle, die ich
an dieser Stelle nicht weiter kommentieren möchte.

Wir beraten heute den Bericht der Bundesregierung
zum „Nationalen Aktionsplan zur nachhaltigen An-
wendung von Pflanzenschutzmitteln“. Die Steige-
rungsdaten zeigen ja deutlich genug auf, wie wichtig
es ist, das Thema immer weiter zu begleiten. Schon vor

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(C (D ber zehn Jahren haben wir darüber gestritten, insbeondere mit Ihnen, meine Damen und Herren der Kolition, als Sie damals noch Opposition waren. Mit änden und Füßen haben Sie sich gegen den rot-grüen Kurs gewehrt, die Landwirtschaft nachhaltiger zu estalten. Damals hieß es noch Reduktionsprogramm, nd seitdem ist viel geschehen. Wirkungsvolle Maßahmen haben insgesamt zu einer Reduzierung der Bestung unserer Flora und Fauna geführt. Die Mess tellen schlagen deutlich weniger aus als noch vor ehn oder zwanzig Jahren. Ein Großteil dieses Effekts eruht besonders beim Grundwasser darauf, dass toffe wie Atrazin, die seit Jahrzehnten verboten sind, anz allmählich rückläufig sind. Diese langanhaltende elastung zeigt mir doch deutlich, wie gerechtfertigt ie strenge Zulassung und der vorsichtige Umgang mit flanzenschutzmitteln sind. Moderne Pflanzenschutzittel werden weit weniger im Grundwasser gemessen ls alte, und das beweist, wie gut wir daran getan haen, unsere Pflanzenschutzmittelindustrie neu aufzutellen. Die Prüfung der Altwirkstoffe, die Umsetzung es Pflanzenschutzpaketes und die klaren Kriterien für ie Zulässigkeit von Wirkstoffen waren wegweisende chritte, auch wenn sich viele dagegen gewehrt haben, llen voran die Industrie. Die Fortschritte möchte ich an dieser Stelle würdien, doch für mich ist das noch lange kein Grund zum ufatmen; denn nach wie vor haben wir erhebliche robleme mit Pflanzenschutzmitteln in Gewässern. In twa 20 Prozent der Grundwässer werden Rückstände rmittelt, die zum Teil mit erheblichen Kosten unchädlich gemacht werden müssen, in Oberflächengeässern haben wir insbesondere mit Punkteinträgen u kämpfen, und nahezu die Hälfte aller Amphibien teht auf der Roten Liste und ist vom Aussterben beroht. Entwarnung ist also nicht geboten. Pflanzenschutzmittel sind nach wie vor ein Prolem, und dieses Problem ist messbar. Entweder sind ie Anwendungsvorschriften falsch, oder sie werden icht eingehalten, und wenn wir unser Zulassungssysm nicht grundsätzlich infrage stellen wollen, müssen ir davon ausgehen, dass die Mittel nicht richtig angeendet werden. Umso wichtiger ist es, die gute fachlihe Praxis rechtsverbindlich zu gestalten, Schutzgeiete auszuweiten und die Sachkundenachweise auch r den Hausund Kleingartenbereich zu verschärfen. ei allen Beratungen und allem Gefeilsche um Redukonsziele dürfen wir eines nicht aus dem Blick verlien, nämlich die Kontrolle der Einhaltung von Anwen ungsauflagen. Die anspruchsvollsten Ziele helfen nur enig weiter, wenn es nicht auch im Vollzug „klare ante“ gibt. Das heißt auch scharfe Sanktionen; denn issbrauch von Pflanzenschutzmitteln ist kein Kava ersdelikt, weder in der Landwirtschaft noch im Hausnd Kleingartenbereich. Und es kann nicht angehen, ass die Anwender die Kosten für eine Beseitigung der ngerichteten Schäden beispielsweise in Wasserweren an die Gemeinschaft abwälzen. Sie, meine Damen nd Herren der Koalition, hatten es in der Hand, die ute fachliche Praxis verbindlich auszugestalten und Alois Gerig gebene Reden )





(A) )

dem Vollzug ein effektives Werkzeug in die Hand zu ge-
ben. Sie haben Ihre Chance nicht genutzt. Stattdessen
gibt es nur ein stumpfes Schwert. Da brauchen wir uns
nicht zu wundern, dass es – bei allen Fortschritten –
immer noch erhebliche Probleme mit Pflanzenschutz-
mitteln gibt.

Wir begrüßen die Vorlage des Aktionsplans. Er ent-
hält viele geeignete und effiziente Maßnahmen und In-
strumente sowohl für eine Reduzierung der Belastung
von Gewässern und Böden wie auch zur Eindämmung
der Gefahren für die biologische Vielfalt. Jetzt kommt
es darauf an, dieses Maßnahmenbündel auch umzuset-
zen und mittels konsequenter Kontrolle der Einhaltung
der Anwendungsauflagen unsere Ökosysteme effektiv
zu schützen. Wir brauchen eine Reduzierung des Pflan-
zenschutzes auf das tatsächlich notwendige Maß, wir
brauchen moderne Pflanzenschutzmittel und -technik,
wir brauchen zügig eine verbindliche Einführung der
Grundsätze des integrierten Pflanzenschutzes und eine
weitere Ausweitung ökologisch bewirtschafteter Flä-
chen. Der Aktionsplan geht die nächsten Schritte; ob
sie jedoch reichen, die negativen Auswirkungen des
Pflanzenschutzes wirksam und zeitnah einzudämmen,
bleibt abzuwarten. Weitere Schritte nach der Bundes-
tagswahl behalten wir uns auf jeden Fall vor.


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1724635100

Die moderne Landwirtschaft hat für Deutschland

große Bedeutung. Das Bild unserer Landschaft ist in
vielen Regionen durch die Landwirtschaft geprägt.
Landwirtschaft sowie Gemüse- und Obstbau sind
wichtig für eine regionale Versorgung mit hochwerti-
gen Lebensmitteln. Gerade jetzt in der Spargel- und
Erdbeerzeit wissen die Menschen dies zu schätzen.

Die Leistungen von Landwirtschaft und Gemüse-
und Obstbau sind anzuerkennen. Es gibt keinen
Grund, veraltete Anbaumethoden aus dem Beginn des
letzten Jahrhunderts nostalgisch zu verklären. Die
Produktqualität hat sich seither stetig verbessert.

Es bleibt eine stetige Herausforderung, die Metho-
den des Pflanzenschutzes zu verbessern, seine Auswir-
kungen auf Nichtzielorganismen zu minimieren. Die
sachgerechte Anwendung von Pflanzenschutzmitteln
ist Teil guter fachlicher Praxis in der Landwirtschaft.
Die mit der Zulassung festgelegten Anwendungsbe-
stimmungen, die gute Ausbildung der Landwirte sowie
die sorgfältige Umsetzung der Bestimmungen haben
zur Minderung der Auswirkungen von Pflanzenschutz-
mitteln auf Nichtzielorganismen beigetragen.

Moderner Pflanzenschutz ist von Vorteil für Mensch
und Umwelt. Pflanzenschutzmittel sind für eine gute
Produktqualität wie auch sichere Ernteerträge unab-
dingbar. Verschimmelte Erdbeeren, schorfige Äpfel
oder Salat mit Blattläusen sind keine Verkaufsschlager.

Pflanzenschutz hat einen erheblichen gesamtgesell-
schaftlichen Nutzen. Er trägt zur Sicherung der be-
trieblichen Einkommen in der Land- und Forstwirt-
schaft sowie im Gartenbau bei und damit auch zur

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(C (D icherung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum. Er t ein wichtiger Faktor zur Steigerung der Effizienz er eingesetzten Ressourcen wie Arbeitskraft, Saatgut, nergie, Düngemittel und Wasser für die pflanzliche roduktion auf der Fläche und zur Sicherung der geundheitlichen Unbedenklichkeit dieser Produkte. Die Anwendung verschiedener Pflanzenschutzmittel ermindert zudem die Möglichkeit der Resistenzbilung bei Schadinsekten. Die FDP setzt sich dafür ein, en Einsatz von Pflanzenschutzmitteln soweit irgend öglich zu minimieren. Ein völliger Verzicht ist im inne der Qualität der Nahrungsmittel und der Eragssicherheit nicht sinnvoll. Der Nationale Aktionsplan zur nachhaltigen Anendung von Pflanzenschutzmitteln wurde vor dem intergrund des Auftrages aus dem Pflanzenschutzge etz, das die EU-Pflanzenschutz-Rahmenrichtlinie umetzt, von der Bundesregierung unter Mitwirkung der änder und Beteiligung betroffener Verbände erarbeit. Er wurde am 10. April 2013 vom Bundeskabinett erabschiedet. Er ist als Aktionsplan weder Verordung noch Gesetz und hat keine unmittelbaren Auswirungen auf Landwirte, Forstwirte oder Gärtner. Er nthält Selbstverpflichtungen der Bundesregierung nd der Länder und ruft beteiligte Kreise zur Mitarbeit uf. Die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln genügt in eutschland höchsten Ansprüchen. Doch es bleibt ine Herausforderung, weitere Erkenntnisse zu ihrer nwendung zu gewinnen. Der Verlust an Biodiversität der agrarischen Kulturlandschaft ist nach wie vor esorgniserregend. Es ist jedoch falsch, allein im Einatz von Pflanzenschutzmitteln die Ursache zu sehen. Die Bekämpfung von Pilzerkrankungen hat in eutschland abhängig von der Witterung eine große edeutung. Pilzerkrankungen mindern nicht nur den rtrag, sondern beeinträchtigen durch die von ihnen ebildeten Pilzgifte die Qualität von Nahrungsund uttermitteln erheblich. In Jahren mit feuchter Witteung gibt es Getreidepartien, die nur noch energetisch erwertet werden können. Ohne den Einsatz von Fungiziden würde in eutschland nach der Studie „Gesamtgesellschaftcher Nutzen von Pflanzenschutz in Deutschland“ ein ohlfahrtsverlust von jährlich 870 Millionen Euro ntstehen. Allein im Kartoffelanbau würde der Verzicht uf die Nutzung von Fungiziden Ernteausfälle verursahen, die dem jährlichen Kartoffelkonsum von 60 Milonen Menschen entsprechen. Chemische Fungizide önnen nicht durch Kupferhydroxid ersetzt werden. ine Studie des Umweltbundesamtes hat die negativen uswirkungen von Kupferhydroxid auf die Bodenuna insbesondere bei der Nutzung in Dauerkulturen achgewiesen. Eine Herausforderung ist deshalb die inderung des Einsatzes des Schwermetalls Kupfer in er Bekämpfung von Pilzerkrankungen im konventioellen wie im ökologischen Pflanzenbau. Laut Umeltbundesamt gibt es inzwischen chemische Alterna Gustav Herzog gebene Reden )





(A) )

tiven, die deutlich umweltverträglicher sind und den
Boden weniger belasten als die Verwendung von Kup-
fer. Der Ökolandbau, der bisher auf das insbesondere
Regenwürmer schädigende Kupferhydroxid setzt,
sollte seine Strategie überdenken.

Das in jedem Jahr durchgeführte Lebensmittelmo-
nitoring zeigt, dass unsere landwirtschaftlichen Pro-
dukte nur minimal mit Rückständen von Pflanzen-
schutzmitteln belastet sind. Laut einer Studie von
Wissenschaftlern der Berliner Humboldt-Universität
belaufen sich die Wohlstandsgewinne durch den Ein-
satz von Pflanzenschutzmitteln auf etwa 4 Milliarden
Euro pro Jahr. Angesichts der steigenden Weltbevölke-
rung ist ein effizienter Einsatz der Ressource Boden
unbedingt geboten. Der Ertrag zum Beispiel bei Wei-
zen liegt ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln
etwa um die Hälfte niedriger.

Insektizide aus der Wirkstoffgruppe der Neonicoti-
noide sind als bienengefährdend eingestuft. Sie dürfen
daher nur unter strengen Auflagen verwendet werden.
Deutschland hat nach den Vorfällen im Sommer 2008
die Bestimmung zur Saatgutbeizung deutlich ver-
schärft und damit in Europa eine Vorreiterrolle einge-
nommen. Das Bienenmonitoring hat gezeigt, dass in
Deutschland unter den bei uns geltenden Anwendungs-
bedingungen Bienen nicht gefährdet sind. Diese Aufla-
gen sollten EU-weit vorgeschrieben werden. Die FDP
hält das jetzt von der EU verfügte zweijährige Morato-
rium für Nutzung von Neonicotinoiden auch für die
Beizung von Saatgut für falsch. Die Beizung von Sa-
men mit systemisch wirkenden insektiziden Wirkstoffen
ist eine gute Methode, um Schadinsekten zu bekämp-
fen, weil so verlässlich Nichtzielorganismen geschont
werden.

Die gegenwärtige Diskussion um Glyphosat ist völ-
lig überflüssig. Der Wirkstoff wird seit über 40 Jahren
in der Landwirtschaft als Unkrautbekämpfungsmittel
angewendet. Er ist ein Hilfsmittel für die pfluglose Bo-
denbearbeitung, die den Boden vor Erosion schützt. In
geringem Umfang wird er zur Sikkation, zur beschleu-
nigten Abreifung von Getreide, verwendet. Auch in
Bioprodukten wurde Glyphosat gefunden. Moderne
Pflanzenschutzmittel wie der Wirkstoff Glyphosat sind
bei fachgerechtem Einsatz für Mensch und Umwelt un-
gefährlich. Berichte aus Südamerika sind ungeeignet,
die Anwendung bei uns infrage zu stellen.

Glyphosat ist das am besten untersuchte Herbizid
weltweit. Das international angesehene Bundesinstitut
für Risikobewertung, BfR, hat unser volles Vertrauen,
die von der EU in Auftrag gegebene Neubewertung bis
2015 auf höchstem wissenschaftlichen Niveau durch-
zuführen. Glyphosat wird in der EU-Gefahrstoffklassi-
fizierung als reizend und umweltgefährlich eingestuft,
aber nicht als giftig. Der LD50-Wert entspricht dem
von Alkohol und ist damit tausendfach geringer als der
des Pilzgiftes Aflatoxin. Die Aufregung, die das ZDF
veranlasst hat, einen schlecht recherchierten Beitrag
über Glyphosat zu senden, ist fehl am Platz und lenkt
von wirklichen Problemen ab.

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(C (D Gibt es eine nachhaltige Anwendung von Pflanzen chutzmitteln? Wenn ich meine Pflanzen mit Brennneselsud behandele oder Schneckenfallen mit Bier auftelle, ist das nachhaltig? Oder ist es eher Tierquälerei nd Bierfrevel? In jedem Fall wären es überschaubare ingriffe ins Ökosystem mit überschaubaren Folgen. dustriell hergestellte chemische Pflanzenschutzmitl haben bestimmte positive Effekte auf die Pflanzen nd damit auf die Erträge in der Landwirtschaft. Aber ie haben eben auch negative, schädliche Auswirkunen für Menschen, Tiere und Umwelt. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist hier und im Titel es Aktionsplans lediglich Worthülse. Wenn ich es ichtig verstanden habe, ist der Aktionsplan doch eher in Plan zur Verringerung des Einsatzes von Pflanzenchutzmitteln. Doch das traut sich die Bundesregieung nicht hinzuschreiben, sonst würde sich ja die grarund Chemielobby beschweren. Und, mal wieer handelt die Bundesregierung hier nur auf Druck us Brüssel. Das kennen wir ja! Worum geht es nun konkret? Wir verfügen heute ber vielfältige Mittel zum Pflanzenschutz. Das ist rundsätzlich auch gut so. Was aber, wenn die Biodiersität in Flora und Fauna auf unseren Agrarflächen egen des Einsatzes von Pflanzschutzmitteln sich teils rastisch reduziert hat? Dieses Problem haben auch die Autoren des Natioalen Aktionsplans, NAP, erkannt: Nutzen und Risiken es Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln sollen abgeogen werden. Ich zitiere aus dem NAP: „Vom ökoloischen Landbau ist dabei unter anderem durch das erbot chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel nd vielfältige Fruchtfolgen ein wertvoller Beitrag zur iederherstellung der Biodiversität in der Kulturland chaft zu erwarten.“ So weit, so gut. Dann aber muss die Bundesregieung endlich mehr als bisher die Forschung zum kolandbau unterstützen und den ökologischen Landau stärker fördern! Dazu haben Sie alle Parteien der pposition schon mehrfach aufgefordert. Sie sagen es auch selbst: Sie beabsichtigen das im Rahmen der ationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030. ur Zahlen nennen Sie keine dazu. Aber auch hier uss Ziel sein, dass 20 Prozent der Bundesmittel für ie Agrarforschung dem Ökolandbau zugutekommen. onst sind das hier alles nur Lippenbekenntnisse! Im NAP steht ausdrücklich, dass ökologische und tegrierte Pflanzenschutzverfahren entwickelt werden ollen, die mit nur geringen Anwendungen von Pflanenschutzmitteln auskommen. Bis 2023 soll der Einatz von Pflanzenschutzmitteln um 30 Prozent verrinert werden. Ein ehrgeiziges Ziel. Der NAP geht auch auf die Problematik der Pflanenschutzmittel in Hausund Kleingärten ein. Dort erden sie von Hobbygärtnern oft nicht sachgerecht ingesetzt. Hier sind umfassende Information, Weiter Dr. Christel Happach-Kasan gebene Reden )

Alexander Süßmair (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724635200




(A) )

bildung und der Nachweis der Sachkunde dringend
vonnöten.

Dann liest man im NAP von Leitlinien, die erstellt
werden sollen. Anreize sollen geschaffen werden, „um
die beruflichen Verwender von Pflanzenschutzmitteln
zur freiwilligen Umsetzung von Kulturpflanzen- oder
sektorspezifischen Leitlinien zum integrierten Pflan-
zenschutz zu veranlassen“. Wie aber wollen Sie diese
pädagogische Leistung vollbringen? Oder wollen Sie
Pflanzenschutzmittel höher besteuern? Dazu sagt der
NAP freilich nichts.

Wir aber werden Sie beim Wort nehmen! Die Linke
wird genau hinsehen, wie Sie den Plan umsetzen oder
ob es wieder einmal bei Ankündigungen und Absichts-
erklärungen bleibt. Was Ihr Ministerium hier aufge-
schrieben hat, dient nicht nur dem Schutz einzelner
Pflanzen. Der NAP soll der Umwelt insgesamt dienen,
sowie der Produktion gesunder Lebensmittel und dem
Schutz der Gesundheit der Bevölkerung.

Die Linke setzt sich dafür ein, dass diese Ziele ver-
wirklicht und nicht den Kapitalinteressen der agrarin-
dustriellen Lobby geopfert werden.


Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724635300

Heute möchte sich die Bundesregierung mit der

Vorstellung ihres „Aktionsplans zur nachhaltigen An-
wendung von Pflanzenschutzmitteln“, NAP, gerne ein-
mal wieder selber loben – wenn es schon sonst kein an-
derer macht. Leider gibt das, was die Bundesregierung
vorgelegt hat, zu Lob keinerlei Anlass.

Denn die Aufstellung eines nationalen Aktionsplans
ist eine durch europäisches Recht gesetzte Aufgabe.
Die Bundesregierung hat aber die Aufgabenstellung
entweder gar nicht verstanden oder nicht verstehen
wollen. Das Ziel der nationalen Aktionspläne der EU-
Mitgliedstaaten ist durch die EU-Richtlinie 2009/128
klar vorgegeben, nämlich: „die Abhängigkeit von der
Verwendung von Pestiziden zu verringern“.

Doch schon im Vorwort zeigt sich, was der „Aktions-
plan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutz-
mitteln“ schon einmal nicht ist: nämlich ein irgendwie
geartetes Reduktionsprogramm für Pestizide. Stattdes-
sen lesen wir ein Loblied auf die Segnungen des chemi-
schen Pflanzenschutzes, also genau das Gegenteil des
von der EU gestellten Arbeitsauftrages. Das ist unge-
fähr so, als würde man in einem Ratgeber zum Aufge-
ben des Rauchens erst einmal lang und breit betonen,
wie viel Genuss Zigaretten bereiten und wie viel Steu-
ern sie dem Staat einbringen.

Überraschen kann diese absurde Haltung leider
nicht. Denn die Bevorzugung der Interessen der Agro-
chemieindustrie auf Kosten von Mensch und Umwelt
zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Ag-
rarpolitik der Bundesregierung. Schwarz-Gelb ver-
folgt ein Agrarmodell, das auf immer höheren Input
von externen Betriebsmitteln wie Pestiziden und syn-
thetischen Düngemitteln setzt und das bestens be-
währte Prinzipien wie mehrgliedrige Fruchtfolgen

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(C (D der die gezielte Unterstützung von Nützlingen über ord wirft. Dabei wäre es so einfach, auf das in Jahrunderten angesammelte Wissen zurückzugreifen. Und es kommt noch schlimmer! Nach dem euphoisch pestizidfreundlichen Vorwort erweist sich der est des Plans als handwerklich so schlecht gemacht, ass er nicht einmal als Nachwort ernst genommen erden kann. Der Grundfehler des NAP schlechthin ist die wei rhin fehlende rechtssichere Definition einer „guten chlichen Praxis“ – und das, obwohl sich viele Passa en im NAP auf eben diese Praxis berufen! Besser ann man nicht um den Brei herumreden! Wegen eben ieser fehlenden gesetzlichen Definition können nämch Verstöße gegen die gute fachliche Praxis nicht irksam sanktioniert werden. Das Verursacherprinzip ommt daher nicht zum Tragen. Stattdessen werden die olgen solcher Verstöße der Allgemeinheit aufgebüret, zum Beispiel in Form von hohen Aufbereitungsosten von belastetem Grundund Oberflächenwasser Rahmen der Trinkwassergewinnung. Auch in den Details des „Aktionsplans“ agiert die undesregierung eher planlos: Viele wichtige Ziele erden zwar benannt, aber dann nicht mit klaren ennzahlen und vor allem Zeitfenstern für die Zielerichung belegt. So wird zwar im Text mehrfach und ichtigerweise der Ökolandbau als Vorbild für ein andbewirtschaftungssystem gepriesen, das vor allem urch den Verzicht auf Herbizide Maßstäbe für den chutz von Wasser, Boden und Artenvielfalt setzt. Endch hat das auch die Bundesregierung kapiert. Doch amit ist bei Schwarz-Gelb auch der Höhepunkt der rkenntnis erreicht; denn ein Datum für das selbstgeteckte Ziel, die Ökolandbau-Fläche in Deutschland uf mindestens 20 Prozent auszuweiten, sucht man im AP vergeblich. Ja, bis wann soll denn dieses Ziel ericht werden? Am Sankt Nimmerleinstag, wie die rauenquote in Vorständen und Aufsichtsräten? Auch für das Ziel „Reduktion der Belastung von lütenbestäubenden Insekten mit Pflanzenschutzmitln“, womit natürlich vor allem die Bienen gemeint ind, wird weder eine konkrete Zielmarke noch eine rist genannt. Und obwohl der Aktionsplan immer wieder betont, ie wichtig die Erforschung und Entwicklung von Alrnativen zum chemischen Pflanzenschutz doch seien, ffenbart ein Blick in den Haushalt von Ministerin igner den krassen Unterschied zwischen Schein und ein: Gerade einmal 4 Millionen Euro, das ist weniger ls ein Tausendstel ihres Etats, ist Ilse Aigner die Suhe nach Chemie-Alternativen wert – kein Wunder, ass die „Abhängigkeit“ von Pestiziden in Deutschnd nach wie vor erschreckend hoch ist! Was sind die Folgen dieser Politik? Die Praxis er artet zu Recht eindeutige und verlässliche Signale, chließlich können für Landwirte oder Gärtner Vorgaen im Pflanzenschutzbereich mit erheblichen Investionen verbunden sein. Doch statt der notwendigen Alexander Süßmair gebene Reden Harald Ebner )








(A) )

Verbindlichkeit liefert die Bundesregierung wie üblich
Nebelkerzen, auf deren Basis keine seriöse Planung
möglich ist. Planungs- und Investitionssicherheit?
Fehlanzeige!

Mit ihrer Linie „Abwarten und Tee trinken“ nimmt
die Bundesregierung in Kauf, dass die deutsche Land-
wirtschaft wichtige Weichenstellungen im Pflanzen-
schutzbereich nicht oder zu spät vornimmt und damit
völlig unnötig an Wettbewerbsfähigkeit verliert. Schon
jetzt fordern verschiedene Handelsunternehmen von
ihren Lieferanten Garantien für die Freiheit der Ware
von Pestizidrückständen oder zumindest Rückstands-
mengen, die deutlich unter den offiziellen Grenzwerten
liegen. Der Handel zieht damit – im Unterschied zur
Bundesregierung – Konsequenzen aus den Ergebnis-
sen der amtlichen Lebensmittelüberwachung: Das
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittel-
sicherheit stellte in seinem letzten Bericht über die
Rückstandslage im Frühjahr 2012 fest, dass fast
60 Prozent aller getesteten Produkte Rückstände von
Pflanzenschutzmitteln aufwiesen, 40 Prozent sogar
Mehrfachrückstände!

Die Ursache für diese Belastungen ist einfach: Die
offizielle Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln
im Vorfeld ihrer Zulassung funktioniert offensichtlich
nicht. Dieses Defizit birgt nicht nur potenzielle Ge-
sundheitsrisiken für die Anwender und – über Rück-
stände – auch die Verbraucher. Auch für die landwirt-
schaftliche Praxis bedeutet es aufwändige Umstellun-
gen der Produktionssysteme, wenn wiederholt und zum
Teil Jahrzehnte nach ihrer Erstzulassung gefährliche
„Nebenwirkungen“ von Pestiziden festgestellt werden,
die zuvor in der amtlichen Risikobewertung auf Basis
von Studien der Hersteller als harmlos eingeschätzt
worden waren. Ob DDT, Atrazin oder zuletzt Glypho-
sat oder die Neonicotinoide, der Ablauf ist immer der
gleiche: Erst werden neue Pestizide bei der Risikoprü-
fung nicht entschlossen genug auf mögliche Gefahren
für Mensch und Umwelt überprüft, nach der Zulassung
werden Hinweise auf Risiken zunächst geleugnet oder
ignoriert, bis dann letztlich doch irgendwann ein Ver-
bot unvermeidbar ist.

Mit einem ambitionierten Pflanzenschutzgesetz und
mit Initiativen auf europäischer Ebene hätte die Bun-
desregierung in den letzten Jahren diesen Missstand
beseitigen können. Doch Aigner und die Regierungs-
fraktionen haben im 2011 vorgelegten neuen Pflanzen-
schutzgesetz wissenschaftliche Erkenntnisse zu Defizi-
ten in der Risikobewertung von Pestiziden konsequent
ignoriert, Alternativen zum chemischen Pflanzen-
schutz eher geschwächt als gestärkt und vor allem die
gesetzliche Definition der guten fachlichen Praxis ver-
säumt.

Die Bundesregierung hätte jetzt immerhin noch ver-
suchen können, diese Defizite durch einen seriösen
und handwerklich sauberen Aktionsplan mit verbindli-
chen Aussagen und Zielfestsetzungen wenigstens in
Teilen zu heilen. Aber auch diese Chance haben
Aigner & Co. nicht genutzt, und sie haben sie offen-

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(C (D undig auch gar nicht nutzen wollen. Dieser Meinung aren auch die Umweltverbände, die schon vor Jahsfrist unter Protest das Vorbereitungsgremium des AP verlassen haben. Die Bezeichnung dieses Machwerks führt völlig in ie Irre: Die Bundesregierung hat weder einen Plan och ist eine verbindliche Aktion vorgesehen, und mit achhaltigkeit hat das Ganze weniger zu tun als das bfackeln von Gas bei der Erdölförderung! Einer Unenge an Papiertigern fügt die Bundesregierung mit em NAP einen weiteren hinzu, in dem viele wohlfeile orte stehen, der aber weder die Risiken noch die Abängigkeit von Pestiziden in Deutschland reduzieren ird. Kurzum: Eine weitere verpasste Chance, zum ohl der Menschen und der Umwelt etwas zu errei hen. Dieser NAP ist ein Nepp! Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf rucksache 17/13076 an die in der Tagesordnung aufeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit inverstanden? – Das ist der Fall. Dann haben wir das emeinsam so beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 40 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Arbeit und Soziales ten Josip Juratovic, Anette Kramme, Hubertus Heil Fraktion der SPD Neue Chancen für Menschen mit Migrationshintergrund am Arbeitsmarkt – Drucksachen 17/9974, 17/13927 – Berichterstattung: Abgeordneter Johannes Vogel In der Tagesordnung hatten wir schon ausgewiesen, ass die Reden zu Protokoll genommen werden. „Die Integration der Menschen mit Migrationshin rgrund ist für Deutschland eine Schlüsselaufgabe.“ ies haben wir in der christlich-liberalen Koalition in nserem Koalitionsvertrag im Jahr 2009 festgeschrieen. Weiter heißt es: „Wir wollen Mitbürgerinnen und itbürger aus Zuwandererfamilien alle Chancen eines eltoffenen Landes eröffnen und ihre gesellschaftlihe, wirtschaftliche und kulturelle Teilhabe ermöglihen. Wir erwarten in gleicher Weise die Aufnahmeereitschaft der deutschen Gesellschaft und die tegrationsbereitschaft der Zuwanderer.“ In Deutschland leben rund 15 Millionen Menschen it Migrationshintergrund. Das hat die aktuelle Zenus-Umfrage im Mai 2013 ergeben. Vor dem Hinterrund des demografischen Wandels und abnehmender evölkerungszahlen spielt die Zuwanderung von Miranten eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft. ittlerweile kommen rund 35 Prozent der unter fünf )

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724635400

(11. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne-

Heike Brehmer (CDU):
Rede ID: ID1724635500

(A) )

jährigen Kinder in Deutschland aus einer Familie mit
Migrationshintergrund. In Anbetracht des Fachkräfte-
mangels, den wir bereits vielerorts spüren, gewinnt das
Thema Migration in unserer Arbeitsmarkt- und Sozial-
politik immer mehr an Bedeutung.

In ihrem Antrag „Neue Chancen für Menschen mit
Migrationshintergrund am Arbeitsmarkt“ kritisiert die
Fraktion der SPD: „Menschen mit Migrationshinter-
grund haben … nicht die gleichen Chancen am Arbeits-
markt wie Menschen ohne Migrationshintergrund.“
Die nachhaltige Integration von Frauen und Männern
mit Migrationshintergrund am Arbeitsmarkt ist eine
Aufgabe, der sich alle gesellschaftlichen Akteure ge-
meinsam stellen müssen. Dabei sind Politik, Unterneh-
men, Bildungseinrichtungen und Gesellschaft glei-
chermaßen gefordert. Wir in der christlich-liberalen
Koalition haben im Zuge unserer Arbeitsmarkt- und
Sozialpolitik die entscheidenden Weichen für eine
nachhaltige Integration von Migranten am Arbeits-
markt gestellt.

In ihrem Bericht zum Thema „Teilhabe und Zusam-
menhalt – Integrationspolitik in der 17. Legislatur-
periode“ schreibt die Beauftragte der Bundesregie-
rung für Migration und Flüchtlinge, Frau Professor
Dr. Maria Böhmer: „Bei der Integration von Zuwan-
derern in den Arbeitsmarkt schneidet Deutschland im
europäischen Vergleich überdurchschnittlich gut ab.
Ausländische Arbeitsuchende finden in der Bundesre-
publik wesentlich leichter eine Stelle als in anderen
westeuropäischen Staaten. So stieß nur jeder Dritte,
der in Berlin eine Arbeit suchte, auf Probleme.“ Wir in
der CDU/CSU wollen, dass Deutschland auch in Zu-
kunft ein attraktives Zielland für ausländische Fach-
kräfte bleibt. Deshalb ist es wichtig, die Qualifikatio-
nen ausländischer Fachkräfte anzuerkennen.

In ihrem Antrag stellt die Fraktion der SPD die For-
derung: „Diskriminierung beseitigen; Anerkennung
ausländischer Berufsabschlüsse“. Mit dem Gesetz zur
Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifika-
tionen haben wir in der christlich-liberalen Koalition
erstmals einen allgemeinen Rechtsanspruch auf Über-
prüfung der Gleichwertigkeit eines ausländischen Be-
rufsabschlusses mit einem deutschen Beruf geschaffen.
Mit dem am 1. April 2012 in Kraft getretenen Gesetz
haben wir einen Meilenstein in der Integrationspolitik
geschaffen. Migrantinnen und Migranten erhalten nun
die Chance, sich besser mit ihrem Wissen und ihren
Fähigkeiten auf dem deutschen Arbeitsmarkt einzu-
bringen.

Nach rund einem Jahr zeigen die Praxiserfahrun-
gen und die Vielzahl der eingereichten Verfahren den
Erfolg dieses Gesetzes. Es gibt vielerorts Unternehmen,
Handwerksbetriebe, Krankenhäuser und Pflegeein-
richtungen, welche schon jetzt auf ausländische Fach-
kräfte angewiesen sind. Mit dem Anerkennungsgesetz
hat unsere unionsgeführte Bundesregierung ein wichti-
ges Instrument zur Sicherung des Fachkräftebedarfs in
Deutschland geschaffen.

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(C (D Auch die Einführung der Blauen Karte der EU, welhe durch unsere Bundesregierung in nationales Recht mgesetzt wurde, setzt ein wichtiges Zeichen für die illkommenskultur unserer deutschen Wirtschaft. Die laue Karte ermöglicht hochqualifizierten Drittstaanangehörigen den Aufenthalt in der EU und die öglichkeit, hier eine Tätigkeit aufzunehmen. Am 1. Juli 2013 tritt in Deutschland die neue Bechäftigungsverordnung im Bereich des Ausländereschäftigungsrechts in Kraft. Mit dieser Verordnung ird der deutsche Arbeitsmarkt für Fachkräfte aus rittstaaten geöffnet, welche eine berufliche Ausbilung absolviert haben. Die Voraussetzung hierfür ist ein ungedeckter Fachräftebedarf am deutschen Arbeitsmarkt und ein qualizierter ausländischer Berufsabschluss, der einem inndischen Abschluss gleichwertig ist. Um dem Fachkräftemangel in Deutschland zu beegnen, hat das Bundesministerium für Arbeit und Soiales gemeinsam mit dem Bundesministerium für irtschaft und Technologie und der Bundesagentur für rbeit die Fachkräfteoffensive ins Leben gerufen. In nger Zusammenarbeit mit verschiedenen Netzwerken ietet die Fachkräfteoffensive Unternehmen und Areitnehmern mit und ohne Migrationshintergrund eine hance, sich über das regionale Fachkräftepotenzial u informieren. In ihrem Antrag fordert die Fraktion der SPD weirhin: „berufliche Deutschförderung [zu] stärken“. n dieser Stelle möchte ich entgegnen, dass unsere hristlich-liberale Koalition eine Vielzahl an Maßnahen zur Integration durch den Erwerb und die Förde ung der deutschen Sprache auf den Weg gebracht hat. lar ist: Die Beherrschung der deutschen Sprache ist ine Grundvoraussetzung für die Integration in unsen Arbeitsmarkt. Das „Programm zur berufsbezoge en Sprachförderung für Personen mit Migrationshinrgrund“, welches mit Mitteln aus dem Europäischen ozialfonds finanziert wird, fördert Personen mit Mirationshintergrund, denen ausreichende Deutschenntnisse für fehlen. Dieses Angebot richtet sich priär an Arbeitsuchende aus den Bereichen des Zweiten nd Dritten Sozialgesetzbuches, SGB II und SGB III. ro Jahr werden damit circa 20 000 Teilnehmer für eien Zeitraum von maximal sechs Monaten gefördert. er Erwerb der deutschen Sprache als Schlüssel für tegration kann nicht früh genug beginnen. Denn ins esondere sprachliche Kompetenzen bei Kindern eben den Weg für die spätere Schullaufbahn und den zuünftigen Eintritt ins Berufsleben. Wir in der christlich-liberalen Koalition wollen, ass jedes Kind von Anfang an eine faire Chance erält. Deshalb hat unsere Bundesregierung die „Offenive frühe Chancen: Schwerpunkt Kitas Sprache und tegration“ ins Leben gerufen. Mit dem Programm rdert das Bundesministerium für Familie, Senioren, rauen und Jugend rund 4 000 Schwerpunktkitas in anz Deutschland. Ich konnte mich bereits mehrmals Heike Brehmer gebene Reden )





(A) )

vor Ort in meinem Wahlkreis Harz von der hervorra-
genden Arbeit der Schwerpunktkitas überzeugen.

Mit rund 400 Millionen Euro, die der Bund bis zum
Jahr 2014 zur Verfügung stellt, können zusätzliche
personelle Ressourcen in den Kitas geschaffen werden.
Das ist wichtig, um die frühe und systematische
Sprachförderung der Kleinsten in den Kindertagesein-
richtungen sicherzustellen.

Die SPD geht in ihrem Antrag auf das Thema Chan-
cengleichheit von Jugendlichen mit und ohne Migra-
tionshintergrund ein. Darin heißt es: „Jugendliche mit
Migrationshintergrund haben es schwieriger bei ihrem
Start ins Berufsleben.“ Dem widersprechen der ak-
tuelle Berufsbildungsbericht sowie die Ergebnisse des
6. Integrationsgipfels vom Mai 2013. Die Maßnahmen,
die wir zur Förderung von Migrantinnen und Migran-
ten im Nationalen Ausbildungspakt umgesetzt haben,
zeigen erste Wirkung. Die Chancen von Jugendlichen
aus Zuwandererfamilien verbessern sich Stück für
Stück. Das legt den Grundstein für einen erfolgreichen
Übergang von der Schule ins Berufsleben. So ist der
Anteil der ausländischen Jugendlichen ohne Schulab-
schluss von 12,8 Prozent im Jahr 2010 auf 11,8 Pro-
zent im Jahr 2011 gesunken.

Das Ziel der Chancengleichheit von Migranten ist
jedoch noch nicht hundertprozentig erreicht worden.
Die Ausbildungsanfängerquote junger Ausländer hat
sich lediglich von 29,5 Prozent im Jahr 2010 auf
29,8 Prozent im Jahr 2011 erhöht. Das zeigt, dass es in
Zukunft verstärkt auf die Zusammenarbeit aller am
Ausbildungsmarkt vorhandenen Akteure ankommen
wird.

Es ist unsere gesamtgesellschaftliche Aufgabe, im
politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Leben eine gemeinsame Willkommenskultur zu schaf-
fen. Für uns in der CDU/CSU nimmt das Thema Inte-
gration eine wichtige Schlüsselrolle unserer Politik
ein. Wir haben einen Nationalen Integrationsplan mit
eindeutigen Zielen beschlossen und zahlreiche Maß-
nahmen zur Integration von Migranten in den Arbeits-
markt umgesetzt. Unser Ziel ist es, Mitbürgerinnen und
Mitbürger aus Zuwandererfamilien an unserem politi-
schen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben
teilhaben zulassen. Das gilt insbesondere für die Inte-
gration in den deutschen Arbeitsmarkt. Gleichzeitig
wissen wir, dass dies nur gelingen kann, wenn sich
auch die Migrantinnen und Migranten selbst engagie-
ren und sich aktiv um eine erfolgreiche Integration be-
mühen. Nur so können wir die erfolgreiche Integra-
tionspolitik unserer Bundesregierung fortsetzen und
die noch bestehenden Hemmnisse weiter abbauen. In
der christlich-liberalen Koalition haben wir hierfür
vieles auf den Weg gebracht. Wir wollen auch in Zu-
kunft mit großem Verantwortungsbewusstsein und Tat-
kraft den Weg für eine integrative Gesellschaft und ei-
nen integrativen Arbeitsmarkt ebnen.

Die im Antrag der SPD genannten Forderungen
sind in weiten Teilen schon heute Bestandteil unserer

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(C (D andlungsschwerpunkte im Bereich Integrationsund ozialpolitik. Deshalb lehnen wir in der CDU/CSUundestagsfraktion den vorliegenden Antrag der SPD b. Auch wenn wir die „Migration in der Arbeitswelt“ chon häufig debattiert haben, so sehe ich dieses hema immer noch als ein gewichtiges an, das sich zu iskutieren lohnt. Es ist richtig und wichtig, sich arüber Gedanken zu machen, wie wir die Chancen r Menschen mit Migrationshintergrund am Arbeitsarkt und Integration in unsere Gesellschaft verbes ern können. Der uns vorliegende SPD-Antrag entwikelt aber leider keine neuen Ideen oder wichtigen pulse, die zu einer Verbesserung der Situation fühn würden. Die SPD stellt etliche Forderungen, die in ieser oder einer ähnlichen Form schon umgesetzt ind. Das ist nicht zweckdienlich und löst schon gar eine Probleme. Stellvertretend möchte ich auf Ihre Forderung nach ermehrter beruflicher Deutschförderung durch die undesagentur für Arbeit eingehen. Sie wissen doch so ut wie wir, dass in den Jobcentern schon heute massiv uf die Leistungsempfänger mit Problemen der deutchen Sprache dahin gehend eingewirkt wird, dass sie u Deutschkursen gehen sollen bis hin zur Androhung on Sanktionsmaßnahmen, wenn die Maßnahmen icht durchgeführt werden. Weil wir wissen, wie wichg die Beherrschung der deutschen Sprache für eine ngfristige Anstellung ist, unterstützen wir die Mitar eiterinnen und Mitarbeiter in den Jobcentern bei rem teilweise zähen Job, ihre Kunden von der Bedeung dieser Deutschkurse zu überzeugen. Leider werden aus unserer Sicht die Potenziale höer qualifizierter Zuwanderinnen und Zuwanderer und rer Kinder bisher nur unzureichend erschlossen. Vor em Hintergrund dieser Problemlagen gelten für die undesregierung folgende strategische Ziele: erstens eschäftigungsund Erwerbschancen sowie Qualifiierung erhöhen, zweitens interkulturelle und migraonsspezifische Qualifizierung des Beratungspersoals sicherstellen, drittens betriebliche Integration erbessern, viertens Fachkräftebasis sichern. Wichtig ist die frühzeitige Einbindung aller Menchen mit Migrationshintergrund. Deshalb ist ein ichtiger Bereich die Berufsausbildung. Unser Erlgsmodell „duale Ausbildung“ ist nicht nur für die eutschen Jugendlichen ein äußerst erfolgreicher Weg eine langfristige Beschäftigung, sondern auch für ie jungen Leute mit ausländischen Wurzeln. Im Ausildungsbetrieb lernen die jungen Menschen mit ihren rbeitskollegen nicht nur die Arbeit, sondern auch die prache und unsere Kultur kennen und integrieren ich damit Stück für Stück in unsere Gesellschaft. Ich hre die geringe Jugendarbeitslosigkeit bei uns auch uf dieses Ausbildungsmodell zurück, ein Modell, das den anderen Ländern immer mehr Nachahmung fin et, wie ich hervorheben möchte. Und dies ist auch Heike Brehmer gebene Reden )

Ulrich Lange (CSU):
Rede ID: ID1724635600




(A) )

kein Wunder. In Spanien waren Anfang dieses Jahres
55 Prozent der unter 25-Jährigen ohne Arbeit, in Grie-
chenland über 60 Prozent, in Italien und Portugal
38 Prozent – im Gegensatz zu Deutschland mit einer
Jugendarbeitslosigkeit von circa 8 Prozent.

Nicht nur im Hinblick auf den Fachkräftemangel,
sondern auch auf eine verbesserte Integration von
Menschen mit Migrationshintergrund, die schon bei
uns im Land sind, haben wir die Beschäftigungs-
verordnung verändert: Innerhalb der EU ist für jede
Bürgerin und jeden Bürger der Zugang zum deutschen
Arbeitsmarkt uneingeschränkt möglich. Mit der neuen
Beschäftigungsverordnung wird jetzt der Arbeitsmarkt
auch für Facharbeiter aus Nicht-EU-Ländern geöff-
net, und durch die erleichterte Anerkennung der absol-
vierten Ausbildungsabschlüsse wird die Integration
wesentlich erleichtert. Die Bedingungen hierfür sind:
Wer in Deutschland arbeiten möchte, muss prüfen
lassen, ob der Ausbildungsabschluss gleichwertig mit
einer deutschen Berufsausbildung ist. Das Anerken-
nungsgesetz vom April 2012 gibt dafür Kriterien und
Fristen vor. Das Verfahren kann auch vom Heimatland
aus betrieben werden. Es muss ein entsprechender
Bedarf am Arbeitsmarkt bestehen, den die Bundes-
agentur für Arbeit ermittelt.

Die CDU/CSU- und die FDP-Bundestagsfraktion
haben frühzeitig die Strukturen auf dem Arbeitsmarkt
für eine Integration von Menschen mit Migrationshin-
tergrund geschaffen. Es ist gut, dass dadurch jeder
Einzelne unserer Gesellschaft die Chance auf Integra-
tion in unsere Gesellschaft und unseren Arbeitsmarkt
bekommt.


Josip Juratovic (SPD):
Rede ID: ID1724635700

Wenn man sich die letzte Veröffentlichung der

Bundesagentur für Arbeit anschaut, besteht klar die
Notwendigkeit, dass wir hier über Integration und die
Verbesserung der Situation für Menschen mit Migra-
tionshintergrund am Arbeitsmarkt debattieren. Der
Statistik zufolge haben 35 Prozent der Arbeitslosen ei-
nen Migrationshintergrund. Die Hälfte davon hat
keine abgeschlossene Berufsausbildung. Der Anteil
der Menschen mit Migrationshintergrund an der Ge-
samtbevölkerung liegt laut Statistischem Bundesamt
bei etwa 20 Prozent. Es ist deutlich: Menschen mit
Migrationshintergrund sind in unserem Land leider
häufiger arbeitslos als der Durchschnitt der Gesamt-
gesellschaft. Selbst diejenigen mit Migrationshinter-
grund, die einen Berufsabschluss haben, arbeiten oft
unter ihrem Qualifikationsniveau, weil im Ausland er-
worbene Abschlüsse hier zu selten anerkannt werden.
Das spiegelt die Realität deutlich wider, dass Men-
schen mit Migrationshintergrund in Deutschland nicht
die gleichen Chancen am Arbeitsmarkt haben wie
Menschen ohne Migrationshintergrund.

Bei der Diskussion über Integration darf man nicht
nur an Arbeitskräfte und Wirtschaft denken; denn die
gesellschaftlichen Auswirkungen von Migration und
Integration müssen in den Vordergrund gestellt wer-

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Zu Protokoll ge

(C (D en. Aber zugleich weiß ich aus meiner persönlichen rfahrung, dass wir eine gute und funktionierende tegration in den Arbeitsmarkt brauchen, um Integra on in der gesamten Gesellschaft erfolgreich gestalten u können. Für die geleistete Arbeit genießt man nerkennung vonseiten der Aufnahmegesellschaft, nd dadurch entwickelt man ein Zugehörigkeitsgefühl u dieser Gesellschaft. Und genau dieses Zugehörigeitsgefühl ist der Kern einer erfolgreichen Integraon. Die Teilhabe beginnt im Bildungssektor, wo Proleme in der Schule, Schwierigkeiten beim Übergang on allgemeinbildenden Schulen in die Berufsausbilung sowie beim Übergang von der Ausbildung in den eruf viele Jugendliche in unserem Land betreffen. ugendliche mit Migrationshintergrund haben hier berdurchschnittlich viele Schwierigkeiten. Bei der erufsberatung muss auf die Bandbreite der Ausbilungsberufe geachtet werden; denn viele Jugendliche it Migrationshintergrund konzentrieren sich auf die lassischen Berufe. Außerdem haben Jugendliche mit igrationshintergrund bei gleichen Qualifikationen eringere Chancen auf einen Ausbildungsplatz als eutschstämmige Jugendliche, und auch in der Weiterildung werden weniger Menschen mit Migrationshinrgrund berücksichtigt. Daher muss die Förderung on Menschen mit Migrationshintergrund als ein chwerpunkt der Arbeitsförderung verankert werden. Einer aktuellen OECD-Studie zufolge verliert eutschland aufgrund der unzureichenden Integration on Migranten in den Arbeitsmarkt potenzielle Mehrinnahmen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro jährlich. m diese Kosten der Nichtintegration zu vermeiden, rauchen wir dringend mehr konkretes Handeln für ie Integration vor Ort. Die Integrationsgipfel sind dar nicht ausreichend; denn wir brauchen mehr als nur ie Schaufensterpolitik der Regierung Merkel! Es ist uns allen hier von zahlreichen Studien beannt, dass Jugendliche, die einen ausländischen amen aufweisen, trotz gleicher oder manchmal sogar esserer Qualifikation seltener zu Vorstellungsgesprähen eingeladen werden. Deshalb brauchen wir nonyme Bewerbungen. Man soll nur die Qualifikaon der Bewerber in Betracht ziehen und nicht ihre erkunft. Ein anderes, zurzeit sehr großes Hindernis der Interation am Arbeitsmarkt ist der immer noch hohe Anil von im Ausland erworbenen Abschlüssen, die in eutschland nicht anerkannt werden. Hier rede ich icht nur von akademischen Abschlüssen, sondern von iner breiten Spanne von erworbenen Berufsqualifikaonen. So verliert Deutschland wertvolle Arbeitsräfte. Das muss dringend geändert werden! Wir brauhen mehr Flexibilität und eine Vereinfachung des erfahrens für die Anerkennung von ausländischen bschlüssen sowie für die Förderung zum Nachholen ines Schulabschlusses. Ulrich Lange gebene Reden )





(A) )

Weiterhin brauchen wir ein arbeitsmarktpolitisches
Instrumentarium, das direkt an den spezifischen Be-
dürfnissen von Menschen mit Migrationshintergrund
ausgerichtet wird. Behörden und Botschaften reprä-
sentieren unseren Staat und seinen Umgang mit
Einwanderern. Deshalb müssen die Beratungs-, Infor-
mations- und Integrationsangebote schnellstmöglich
wesentlich verbessert werden. Menschen mit Migra-
tionshintergrund müssen stärker als bisher in das För-
dergeschehen einbezogen werden. Wir brauchen drin-
gend mehr interkulturelle Kompetenz, interkulturelle
Sensibilisierung sowie Qualifizierung und Begleitung
des Beratungspersonals in Jobcentern, Agenturen für
Arbeit und anderen Einrichtungen. Wir brauchen ein
Arbeitsmarktprogramm „Perspektive MigraPlus“
ähnlich der „Perspektive 50plus“.

Besonders möchte ich das Schicksal derjenigen be-
tonen, die in Deutschland nur mit Duldung leben. Ih-
nen wird viel zu lange der Zugang zum Arbeitsmarkt
verwehrt. Deswegen brauchen wir dringend eine ge-
setzliche Garantie, dass Geduldete mit Arbeitserlaub-
nis von den Agenturen für Arbeit und Jobcentern bera-
ten werden müssen. Und wir müssen diese Menschen
fördern. Leider lässt Ministerin von der Leyen jedoch
aktuell das ESF-Projekt zur Integration von Bleibe-
berechtigten und Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt
trotz großer öffentlicher Kritik auslaufen! Das ist ein
Fehler; denn die Daten zeigen: Wir brauchen mehr
und nicht weniger Unterstützung bei der Integration in
den Arbeitsmarkt!

Das sind nur einige der Forderungen unseres um-
fassenden Antrages, die dafür sorgen sollen, dass
Menschen mit Migrationshintergrund mehr Chancen
auf dem Arbeitsmarkt haben. Integration ist etwas, das
von beiden Seiten geleistet werden muss. Aber damit
die eine Seite überhaupt etwas leisten kann, müssen
wir als Politiker zunächst reale Chancen für die Inte-
gration in den Arbeitsmarkt für jeden in unserem Land
schaffen. Die Umsetzung unserer SPD-Vorschläge ist
entscheidend für eine bessere Integration von Men-
schen mit Migrationshintergrund in unseren Arbeits-
markt; denn das brauchen wir sowohl für jeden einzel-
nen Betroffenen als auch für unseren wirtschaftlichen
Erfolg. Daher bitte ich um Zustimmung zu unserem
Antrag.


Johannes Vogel (FDP):
Rede ID: ID1724635800

Schon in der ersten Beratung ist nicht ganz klar ge-

worden, was jetzt eigentlich der genaue Mehrwert Ih-
res Antrags sein soll. Auf mich wirkt das Ganze nach
wie vor wie eine reichlich zufällige Zusammenstellung
von allerlei Dingen, die einem einfallen, wenn man
einmal danach fragt, was eigentlich für Migranten und
Migrantinnen zu tun sei. Das ist aber – darauf haben
auch schon viele Kollegen in der ersten Beratung hin-
gewiesen, und ich bitte Sie, diese Bemerkung nicht zu
persönlich zu nehmen – etwas oberflächlich. Einige
zentrale Punkte, die Sie fordern, sind schon lange um-
gesetzt, und natürlich komme ich nicht umhin, das

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(C (D och einmal aufzuzählen. Die Bundesagentur für Areit engagiert sich beispielsweise bereits seit längerem der Sprachförderung von Migranten; trotzdem for ern Sie das. Sie hat ja im Übrigen unter dieser Regieung auch erstmalig Daten zur Arbeitsmarktsituation on Menschen mit Migrationshintergrund vorgelegt, nd zwar im Mai 2012. Seitdem wissen wir mehr, nämch dass ziemlich genau 35 Prozent der Arbeitslosen inen Migrationshintergrund haben. Und die zentrale uslandsund Fachvermittlung der Bundesagentur für rbeit führt Anerkennungsberatungen keineswegs nur r Akademiker durch, wie Sie meinen, sondern auch ezüglich nicht akademischer Berufsabschlüsse. Akell geschieht das etwa verstärkt bei den Pflegeberun. Ähnliches gilt für das Recht darauf, einen Schulbschluss nachzuholen. Auch hier haben wir schon ine Regelung im Sozialgesetzbuch III und vieles mehr. Abgesehen davon finde ich, dass diese Bundesregieung mit Blick auf den gesamten Themenkomplex Einanderung eine sehr respektable Bilanz hat. Das könen wir gerne mit der Bundesregierung und der oalition vergleichen, die 2009 abgewählt worden ist. ie verweisen ja zu Recht auf die zentrale Frage nach er Anerkennung der Berufsabschlüsse. Und wir sehen och schon jetzt, dass es notwendig und richtig war, in Anerkennungsgesetz zu beschließen, das die Mögchkeiten zur Anerkennung von im Ausland erworbeen Berufsqualifikationen erheblich verbessert. Seit pril 2012 steht der allgemeine Rechtsanspruch auf berprüfung eines ausländischen Berufsabschlusses Bundesgesetzblatt. Das ist ein großer Erfolg, für ich genommen und allemal im Vergleich zur Bilanz origer Bundesregierungen. Einen ähnlichen Paradigenwechsel haben wir im Rahmen der Reform der areitsmarktpolitischen Instrumente erreicht, indem wir ie Förderungsmöglichkeiten der beruflichen Weiterildung nicht nur erhalten, sondern weiterentwickelt aben. Gerade die Weiterbildung von unter 45-jährien Arbeitnehmern in kleinen und mittleren Unternehen ist auch für Migranten und Migrantinnen von be onderem Interesse, weil viele von ihnen natürlich sehr ohl in den deutschen Arbeitsmarkt integriert sind, ies aber häufig genug trotz ihrer Qualifikation und icht wegen dieser geschafft haben. Diese neuen Mögchkeiten kommen ihnen also entschieden zugute. Hier önnte man noch lange weitererzählen, gerade das ufenthaltsund Niederlassungsrecht böte hier genüend Spielraum. Ich mache das noch einmal, aber kurz nd verständlich: Deutschland ist traditionell ein Einanderungsland. Dass dies lange Jahre in Abrede ge tellt wurde, ist eine große Dummheit gewesen. Dass ies heute zumindest die große Mehrheit von uns und ie Öffentlichkeit anders sehen, ist eine, wenn nicht berhaupt die wichtigste grundsätzliche Entwicklung, ie es in unserer Politik und Gesellschaft zuletzt gegeen hat. Auch wenn wir diesen Antrag von Ihnen abhnen, bedanke ich mich gerne noch einmal dafür, ass Sie seinerzeit mit uns gestimmt haben, als es daum ging, die Hürden für Einwanderung massiv zu Josip Juratovic gebene Reden )





(A) )

senken – auch wenn wir hier noch nicht ganz am Ziel
angekommen sind.

Schließlich darf ich noch einmal etwas grundsätzli-
cher werden. Für alle Menschen, auch für solche mit
Migrationshintergrund, ist ein Arbeitsmarkt von Vor-
teil, in dem neue Jobs entstehen und der nicht durch
Überregulierung seine Offenheit verliert. Ich bin mir
sicher, dass das für viele Menschen auch im Herbst
den Ausschlag geben wird.


Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724635900

Wer keine Erwerbsarbeit und kein ausreichendes

Einkommen hat, ist in der heutigen Gesellschaft von
sozialer Ausgrenzung bedroht. Wer erwerbslos ist, be-
kommt zumeist längstens zwölf Monate Arbeitslosen-
geld I und stürzt dann in das Hartz-IV-System ab. Viele
erlangen erst gar keine Ansprüche auf Arbeitslosen-
geld I und bekommen gleich Hartz IV. Das bedeutet Ar-
mut und Ausgrenzung per Gesetz. Mit Sanktionen und
Leistungskürzungen wird versucht, die Erwerbslosen
in meist unsinnige Maßnahmen oder schlechte Jobs
abzudrängen. Gefördert werden sie dagegen kaum.
Besonders darunter leiden Migrantinnen und Migran-
ten. Sie sind von einer Gesetzgebung im Niedriglohn-
bereich überproportional betroffen, die Leiharbeit im
heutigen Ausmaß erst möglich gemacht hat. Ihre
Arbeitslosenquote ist doppelt so hoch. Jeder zehnte
Minijobbeschäftigte hat Migrationshintergrund. Mehr
als ein Drittel der Beschäftigten, 36,4 Prozent, haben
einen Verdienst unterhalb der Niedriglohnschwelle.
Die Folge ist, dass Menschen mit Migrationshinter-
grund mit 28,2 Prozent deutlich stärker als Deutsche
von Armut betroffen sind.

Das ist weder Schicksal, noch liegt es an den Mi-
granten. Es liegt an der unsozialen und ausgrenzenden
Politik der bisherigen Bundesregierungen. Es ist nicht
vordergründig eine Frage der Sprachbeherrschung,
wie die Bundesregierung immer wieder gebetsmühlen-
artig versucht, den Menschen weiß zu machen. Aus der
Praxis wissen wir, dass Kenntnisse der deutschen
Sprache wichtig, aber nicht ausreichend sind für eine
gleichberechtigte Teilhabe in der Gesellschaft. Viele
Migrantinnen und Migranten beherrschen die deut-
sche Sprache. Trotzdem ändert das nichts bzw. kaum
etwas an ihrer Situation auf dem Arbeitsmarkt, auch
wegen Diskriminierungen und Benachteiligungen auf-
grund ihrer Herkunft. Und schon gar nicht ändert das
vom Kollegen Lange angesprochene Fachkräftekon-
zept irgendetwas. Im Gegenteil: Deutschland gehört zu
den OECD-Ländern mit den rechtlich geringsten
Hürden bezüglich der Fachkräftemigration. Trotzdem
werden die in Deutschland lebenden Fachkräfte einer
weiter verschärften Konkurrenzsituation auf dem
Arbeitsmarkt durch die letztes Jahr beschlossene Blue-
Card-Regelung ausgesetzt. Diese ist ein weiterer
Schritt in Richtung Lohndumping. Das Einstiegsgehalt
von Fachkräften in Deutschland liegt bei rund
48 000 Euro. Da die Zuwanderungsgrenze bei
42 000 Euro liegt, ist sie deutlich unter dem Durch-

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(C (D chnittsverdienst einer Fachkraft von 65 000 Euro und uch unter dem jetzigen Einstiegsgehalt. Bei Ingenieun oder Ärzten liegt die Hürde nun gerade bei 5 000 Euro. Zu den teilweise negativen Auswirkunen auf die Herkunftsländer werde ich hier jetzt nicht eiter eingehen; der Bundesregierung sind diese aber hnehin egal. Hier werden lange in Deutschland bende Migrantinnen und Migranten gegen Neuzuandernde ausgespielt werden. Der Skandal ist, dass einerseits Menschen als Lohnrücker instrumentalisiert werden und man anderereits die Benachteiligungen von Migrantinnen und igranten insbesondere auf dem Arbeitsmarkt, im mgang mit Behörden und in Bildungsinstitutionen icht wirklich bekämpfen will. Das betrifft auch die ollkommen unzureichende Regelung hinsichtlich der nerkennung von ausländischen Abschlüssen. In der ebatte zu diesem Antrag erklärte Johannes Vogel von er FDP, dass es sich bei der Anerkennung von Berufsbschlüssen um „die zentrale Herausforderung“ im ereich der Integration handele. Wenn dem so ist, timmt es umso bedenklicher, dass das mit jahrelanger erspätung verabschiedete Anerkennungsgesetz so klatante Lücken und Schwächen aufweist wie: fehnde Gesetze in den Bundesländern, keine einheitli hen Ansprechund Beratungsstellen, hohe Kosten, hlender Anspruch auf Weiterqualifizierung usw. Die Linke hatte bereits im Jahr 2007 die Erarbeing eines Anerkennungsverfahrens gefordert, Bun estagsdrucksache 16/7109 – da war noch kaum jeand sich dieses komplexen Problems überhaupt ewusst. Aber dieser Antrag der Linken wurde, wie so äufig, von allen anderen Fraktionen, inklusive der PD, abgelehnt. Die Grünen hatten sich enthalten. as Problem wurde also zulasten der Migrantinnen nd Migranten erst einmal auf die lange Bank geschoen. In diesem Antrag hatten wir auch schon unter ezug auf OECD-Daten darauf hingewiesen, dass es erade bei der Beschäftigung von hoch qualifizierten usländerinnen und Ausländern Probleme gibt, wähnd die Beschäftigungsquote der gering qualifizierten igranten sogar über der von gering qualifizierten eutschen ohne Einwanderungsgeschichte liegt. Und uch 2007 schon lagen Erkenntnisse über die schlechren Vermittlungschancen von Migrantinnen und igranten bei gleicher Qualifikation vor. Seitdem hat ich leider kaum etwas zum Besseren gewandelt. Zutreffend werden im Antrag bestehende struktulle Diskriminierungen von Migranten am Arbeitsarkt und Benachteiligungen in den Bereichen rbeitsvermittlung, Beschäftigung, Qualifizierung sw. beschrieben. Allerdings gehört für die Linke das iel gleicher Rechte, die individuelle Perspektive der etroffenen und ihr Anspruch auf freie Entfaltung ihr Persönlichkeit in den Vordergrund – und nicht, ass „wir“ es uns „angesichts des demografisch beingten Rückgangs des Erwerbspersonenpotenzials icht leisten" können, „dass Talente unentdeckt bleien“, wie es im Antrag eingangs formuliert wird. Es ist Johannes Vogel gebene Reden )





(A) )

schon bemerkenswert, dass bei allen Fraktionen im-
mer wieder erst der vermeintliche oder erhoffte Nutzen
kommt, bevor dann quasi als Anhängsel das Ziel von
„Teilhabe“ nachgeschoben wird. Wir finden nicht,
dass politische und soziale Rechte unter irgendeinem
wie auch immer definiertem Nutzenvorbehalt stehen
sollten.

Fast alle konkreten Einzelforderungen in dem An-
trag können wir unterstützen. Sie sind auf eine Beseiti-
gung vorhandener Diskriminierungen und Defizite und
auf die individuelle Förderung der Beschäftigung von
Migranten gerichtet – leider nur im bestehenden Sys-
tem. Auch wir fordern zum Beispiel die Aufhebung von
rechtlichen Einschränkungen für den Zugang zum
Arbeitsmarkt, eine wirksame Anerkennung der im
Herkunftsland erworbenen Qualifikationen und Wei-
terqualifizierungsmaßnahmen, eine Anhebung des Be-
schäftigtenanteils von Migrantinnen und Migranten,
individuelle Förderung bei der Arbeitsvermittlung, die
Gewährung eines gleichberechtigten Zugangs zu be-
trieblichen und außerbetrieblichen Ausbildungsplät-
zen sowie zu berufsvorbereitenden Maßnahmen, eine
berufsbezogene Sprachförderung und die besondere
Berücksichtigung und Förderung der Zwei- und Mehr-
sprachigkeit. Doch im Gegensatz zu den anderen
Fraktionen stellen wir das gegebene Instrumentarium
der Arbeitsmarktförderung und das Sanktionsregime
des SGB II grundlegend infrage. Kein Wunder also,
wenn in dem Antrag jede Kritik in Bezug auf die von
der SPD zu verantwortende Politik der Agenda 2010
fehlt, und das, obwohl diese sich auf die Beschäfti-
gungslage von Migrantinnen und Migranten beson-
ders negativ ausgewirkt hat. Migrantinnen und Mi-
granten sind in besonderer Weise betroffen von der
Gesetzgebung zum Niedriglohnbereich, zu Leiharbeit,
von einem fehlenden gesetzlichen Mindestlohn, prekä-
rer Beschäftigung und vom Armuts- und Sanktions-
regime Hartz IV. Hierzu findet sich in dem Antrag lei-
der nichts. Deshalb können wir uns im Ergebnis nur
enthalten.


Memet Kilic (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724636000

Die Gesellschaft erwartet, dass wir unseren Lebens-

unterhalt selbstständig sichern können. Dafür müssen
wir in der Regel einer Arbeit nachgehen. Am Arbeits-
platz knüpft man auch Kontakte und erfährt Wertschät-
zung. Erfüllt jemand nicht diese gesellschaftliche
Norm, fühlt er sich oft nicht vollwertig und zieht sich
zurück. Trotz der relativ erfolgreichen Teilhabe der Be-
völkerung mit Migrationshintergrund am Arbeitsmarkt
besteht noch immer eine Kluft zur Erwerbstätigkeit der
alteingesessenen Bevölkerung. Laut einem Bericht der
Bundesagentur für Arbeit über die Entwicklungen am
Arbeitsmarkt haben knapp 35 Prozent der Arbeitslosen
einen Migrationshintergrund.

Menschen mit Migrationshintergrund werden im-
mer noch am Arbeitsmarkt in einem hohen Maße dis-
kriminiert. Zu diesem Ergebnis kommen gleich meh-
rere wissenschaftliche Studien, unter anderem auch
eine des Bundesinstitutes für Berufsbildung. Hier wird

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Zu Protokoll ge

(C (D argelegt, dass Benachteiligungen wegen der ethnichen Herkunft in Deutschland leider weit verbreitet ind. Eine aktuelle Studie des Nürnberger Instituts für rbeitsmarktund Berufsforschung zeigt, dass Einanderer inzwischen über ein höheres Bildungsund ualifikationsniveau als die deutsche Stammbevölke ung verfügen. Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt hat viele Geichter. Frauen, Menschen mit einer psychischen oder örperlichen Einschränkung und ältere Menschen haen es ähnlich schwer. Am schwersten haben es Menchen, bei denen diese Faktoren kombiniert aufeinaner treffen. Dabei sollte am Arbeitsmarkt nur die eistung zählen und sonst nichts! Dass das nicht so uft, zeigt auch die Wahl des Schwerpunktthemas des iesjährigen Integrationsgipfels: der Zugang von Migantinnen und Migranten zum Arbeitsmarkt. Auf dem ipfel zeigte sich selbst die Kanzlerin unzufrieden ber die Lage der Einwanderinnen und Einwanderer m Arbeitsmarkt. Sie gab sogar zu, dass Unternehmer it Migrationshintergrund hierzulande noch immer trukturell benachteiligt werden, etwa bei der Kreditergabe. Auf die Diskriminierung von nicht Selbststänigen am Arbeitsmarkt ging sie nicht einmal ein. Man agt, dass späte Einsicht besser ist als keine Einsicht. ennoch fragt man sich, wieso Frau Merkel all die ahre in der Regierung nichts dagegen unternommen at. Warme Worte helfen Betroffenen genauso wenig ie verspätete Lippenbekenntnisse. Letztes Jahr erst hatte die Bundesregierung den Nationalen Aktionsplan Integration“ ins Leben gerun. Die Teilnehmenden des Gipfels haben sich damals u 400 Maßnahmen verpflichtet. Darunter waren besere Sprachund Integrationskurse ebenso Ziele wie ie Einbeziehung von mehr Migranten in den öffentlihen Dienst. Konkrete Maßnahmen sucht man gerade um letzten Punkt jedoch vergeblich. Bei der Koalition angelt es nicht an Geständnissen, aber an Verbindchkeit und am Nachdruck bei der Umsetzung schön lingender Absichtserklärungen. Frau Merkel betonte beim Integrationsgipfel, dass uch im öffentlichen Dienst gezielt gehandelt werden uss. Recht hat sie! Dort erwartet sie nämlich die rößte Parallelgesellschaft in Deutschland. Kaum Anestellte mit ausländisch klingenden Namen sind dort nzutreffen. Wir Grünen setzen uns für die interkultulle Öffnung der Verwaltung ein: Wir brauchen endch klare und überprüfbare Selbstverpflichtungen im und und in den Ländern, um Menschen mit Einwanerungsgeschichte entsprechend ihres Bevölkerungsnteils im öffentlichen Dienst zu beschäftigen. Entprechendes gilt aber zumindest auch für die Anbieter ozialer Dienste – die ja zu den größten Arbeitgebern eutschlands zählen. Deutschland befindet sich bei der Arbeitsmarktinteration von Eingewanderten leider nur im Mittelfeld er OECD-Länder. Gründe dafür sind neben den Disriminierungen bei der Arbeitsplatzsuche unzureihende Aufenthaltsund Arbeitserlaubnisse, hohe ürden bei der Einbürgerung, die noch immer man Sevim Dağdelen gebene Reden Memet Kilic )








(A) )

gelnde Anerkennung von ausländischen Abschlüssen
und die Chancenungleichheit im Bildungssystem.

Dieser Teufelskreis muss durchbrochen werden! Die
Bundesregierung muss die Grundvoraussetzung dafür
schaffen, dass alle am Arbeitsmarkt gleich behandelt
werden.

Dafür ist erstens notwendig: Die Vorrangprüfung,
wonach zuerst Einheimische bei der Vergabe von offe-
nen Stellen durch das Arbeitsamt bevorzugt werden,
muss weiter gelockert werden.

Zweitens. Das anonyme Bewerbungsverfahren muss
dringend die Regel bei der Einstellungspolitik werden,
nicht die Ausnahme!

Die staatlichen Einrichtungen sollen mit einer
neuen Einstellungspolitik ein Vorbild für den privaten
Sektor werden. Sie sollen folgende zwei Eigenschaften
als Pluspunkt werten:

Erstens: interkulturelle Kompetenzen; und zwei-
tens: zusätzliche Muttersprachen. Diese Fähigkeiten
verdienen eine positive Berücksichtigung bei der Ein-
stellungspolitik.

Einen besonderen Handlungsbedarf sehe ich bei der
Arbeitsverwaltung. Die Jobvermittler müssen interkul-
turell geschult und die Arbeitsagenturen mit der Mi-
grationsberatung vernetzt werden. Da haben wir noch
großen Nachholbedarf.

Ich komme zum Fazit: Der SPD-Antrag hat kons-
truktive Vorschläge zur Weiterentwicklung bestehen-
der Ansätze. Im Kern lese ich ihn jedoch nicht als
Grundsatzkritik am schwarz-gelben Regierungshan-
deln. Um Menschen mit Migrationshintergrund neue
und nachhaltige Chancen am Arbeitsmarkt zu ermög-
lichen, ist weit mehr nötig als in dem Antrag vorge-
schlagen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724636100

Wir kommen zur Abstimmung. Der Ausschuss für

Arbeit und Soziales empfiehlt in seiner Beschlussemp-
fehlung auf Drucksache 17/13927, den Antrag der Frak-
tion der SPD auf Drucksache 17/9974 abzulehnen. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Das sind die
Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – Sozialdemokraten.
Enthaltungen? – Bündnis 90/Die Grünen und Links-
fraktion. Die Beschlussempfehlung ist angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 30 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Axel
Knoerig, Dr. Philipp Murmann, Dr. Heinz
Riesenhuber, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten
Dr. Martin Neumann (Lausitz), Dr. Peter
Röhlinger, Patrick Meinhardt, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion der FDP

Industrie 4.0 – Forschung, Entwicklung und
Bildung für die Digitalisierung der Industrie-
produktion

– Drucksache 17/13889 –

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(C (D In der Tagesordnung hatten wir schon ausgewiesen, ass die Reden zu Protokoll genommen werden. Mit dem Antrag „Industrie 4.0“ haben wir zum nde der Legislaturperiode ein innovationspolitisches eisterstück der Hightech-Strategie vorliegen. Die pposition hat sich mit Industrie 4.0 überhaupt nicht useinandergesetzt. Sie hat es verschlafen. Sie zeigt amit ihre technologiepolitische Rückständigkeit und teressenlosigkeit. Und damit bleibe ich bei meinem Vom: Die Forschungsund Bildungspolitik der schwarz elben Koalition zeigt vor allem bei Industrie 4.0 Augenaß und Verantwortung, um den digitalen Wandel bechenbar zu machen und zu gestalten. Gleichzeitig haben wir die Zusammenarbeit zwi chen Wissenschaft und Wirtschaft weiter gestärkt. azu wurden in der Forschungsförderung neue Maßahmen und Instrumente eingeführt. Grundgedanke er Hightech-Strategie ist es, dass Innovationen vor llem durch neue Technologien und gesellschaftliche eränderungen entstehen. Daher wurden diese Trends den Förderprogrammen besonders berücksichtigt. ls ein Einzelziel der Hightech-Strategie werden somit eitmärkte und Leitbranchen vorrangig gefördert. Geade die Branche der Informationsund Kommunikaonstechnik ist in den letzten Jahren stark gewachsen. o stieg die Zahl der Beschäftigten seit 2008 um ,5 Prozent. Deutschland ist führend, was das Angebot für die ogenannte intelligente, vernetzte Produktion angeht. ast 80 Prozent aller Innovationen hierzulande gehen zwischen auf Produktionstechnologien zurück. In einem Wahlkreis Diepholz-Nienburg spielt die Prouktionsbranche im Bereich der Logistik eine große olle. Die Berufsbildenden Schulen in Syke betreiben ine Logistikhalle, an der 25 Firmen beteiligt sind. ieses Wirtschaftsund Ausbildungscluster ist in der undesrepublik einmalig. Fachkräfte werden dort ausebildet und eingesetzt, wo der regionale Wirtschaftstandort sie braucht. Um unserer Produktionsbranche langfristig die pitzenposition auf dem Weltmarkt zu sichern, wurde as Projekt „Industrie 4.0“ gestartet. Es ist eines von ehn Zukunftsprojekten der Hightech-Strategie und urde auf einen Zeitraum von 15 Jahren angelegt. Inustrie 4.0 ist eine große Herausforderung; denn das rojekt schließt gleich vier wichtige Aspekte der Zuunft ein: die Wettbewerbsfähigkeit des Hochlohntandortes Deutschland, die Ressourcenund Energieffizienz unseres Landes, den demografischen Wandel, ie urbane Produktion. Dabei kommt es hauptsächlich arauf an, komplexe, arbeitsteilige und geografisch erteilte Prozesse zu steuern. Wir sprechen in diesem Zusammenhang inzwischen on der vierten industriellen Revolution. Gemeint ist amit die Digitalisierung der Produktion. Diese ist beits voll im Gange. Schon heute werden in den Fabri en Maschinen über das Internet gesteuert. Häufig er )

Axel Knoerig (CDU):
Rede ID: ID1724636200

(A) )

folgt die Steuerung auch über Funkchips und digitale
Systeme. Industrie 4.0 wird die Produktionsabläufe,
wie wir sie heute kennen, zunehmend verändern. So
werden Produkte immer stärker individualisiert. Groß-
serien können jetzt schon in hoher Flexibilität her-
gestellt werden. Und unter dem Begriff „hybride
Produktion“ werden Herstellung und hochwertige
Dienstleistungen miteinander gekoppelt. Kunden und
Geschäftspartner können intensiver in Fertigungspro-
zesse und Wertschöpfungsketten integriert werden.

Die Digitalisierung der Produktionsanlagen geht
einher mit der digitalen Veredelung industrieller Pro-
dukte. Das Ergebnis sind hochwertige Erzeugnisse wie
zum Beispiel allgemeine Gebrauchsgegenstände mit
integrierter Speicher- und Kommunikationsfähigkeit,
Funksensoren, eingebettete Aktuatoren, intelligente
Softwaresysteme.

Unsere Zukunft wird vom „Internet der Dinge und
Dienste“ bestimmt. Genau wie im Internet werden
physikalische Objekte mit virtueller Darstellung ver-
knüpft. Das bedeutet für die Industriefertigung: Pro-
duktion und Produkt werden in einem umfassenden
Entwicklungs- und Herstellungsprozess miteinander
verbunden. Dieser Vorgang erfolgt in sogenannten
Konzept- und Modellfabriken. Sie werden auch Smart
Factories genannt.

Ein weiterer Baustein dieser Digitalisierung sind
die sogenannten Cyber-Physical Systems, CPS. Sie bil-
den eine Einheit aus computertechnischen und physi-
kalischen Systemen. Ihre Aufgabe ist es, eingebettete
Informations- und Kommunikationstechnologie mit
dem Internet zu vernetzen. Man spricht hier auch von
IKT-Systemen. Die Produktionsabläufe in einer Fabrik
werden mit CPS dahin gehend flexibilisiert, dass die
Maschinen selbstorganisatorisch die Komponenten
konfigurieren sowie die Produkte integrieren. Damit
ist es möglich, eine Ware mit einem kommunikationsfä-
higen Sensor, etwa einem Funkchip, auszustatten. Die
Produktion wird dahin gehend revolutioniert, dass das
Werkstück ein digitales Gedächtnis bekommt.

Aufgrund der genannten Entwicklungen werden
sich in der Industrieproduktion die klassischen Pro-
duktionshierarchien auflösen. Die zentrale Steuerung
wird von dezentraler Selbstorganisation abgelöst.

Als Mitglied der Arbeitnehmergruppe der CDU/
CSU-Bundestagsfraktion kann ich nur immer wieder
sagen, dass die Auswirkungen der Digitalisierung auf
die Arbeitswelt immens sein werden. Die ganze Pro-
duktionslogik wird in ihren bekannten Abläufen lang-
fristig umgewandelt. Die Folgen für die Arbeits-, Pro-
duktions- und Logistikstrukturen sind gewaltig. Es
werden neue Kooperationsformen zwischen Mensch
und Technik entstehen. Arbeitsplätze müssen dement-
sprechend völlig neu definiert werden. Diese enormen
Veränderungen müssen sozialverträglich in die Gesell-
schaft integriert werden. Wirtschafts- und sozialpoliti-
sche Fragen greifen hierbei ineinander.

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(C (D Für diese großen Herausforderungen haben wir beits die Weichen gestellt. Mit unserer vorausschauen en Bildungsund Forschungspolitik, die bedeutende ukunftsprojekte wie Industrie 4.0 fördert, werden wir en Innovationsstandort Deutschland auch weiterhin ach vorn bringen. Nadine Schön Was spannend, technisch und – sagen wir – groß lingt, ist es auch. „Industrie 4.0“ ist mehr als nur ein chlagwort. „Industrie 4.0“ steht für einen Paradigenwechsel in der industriellen Fertigung. Keiner kann besser erklären, was hinter diesem egriff steckt, als der oder zumindest einer der Väter on Industrie 4.0, Professor Dr. Wolfgang Wahlster, orsitzender der Geschäftsführung des Deutschen orschungszentrums für Künstliche Intelligenz, kurz FKI. Was Industrie 4.0 konkret heißt, beschreibt er lgendermaßen: „Maschinen in der Fertigung sind ernetzt und tauschen ihre Informationen zur Steueung untereinander aus. Produkte steuern ihren Fabriationsprozess selbst und übernehmen ihre eigene ualitätskontrolle. Die Interaktion zwischen Bediener nd Produktionslinie wird über mobile Endgeräte wie martphones oder Tablet-PCs möglich sein. Der ensch steht dabei im Mittelpunkt und erhält durch inlligente Ausbildungsund Assistenzsysteme in Echt eit Unterstützung. Es entsteht also die intelligente Farik, die Smart Factory, in der statt einer starren, ezentralen Fabriksteuerung die einzelnen Fertiungsanlagen und sogar die Produkte selbst dezentral telligent miteinander kommunizieren und so selbst inen aktiven Part in der Steuerung und Logistik der abrik darstellen. Dies hat mehrere Vorteile: Produktionsprozesse önnen sehr flexibel und dynamisch gestaltet werden. ualität, Zeit, Umweltverträglichkeit werden dadurch u variablen Dimensionen. Auch Kleinstmengen könen rentabel und individualisiert produziert werden; ies macht ein Eingehen auf spezifische Kundenwünche möglich. Ressourcen werden effektiver als bisher enutzt; dies spart Energie, Zeit und Material. Auch uf kurzfristige Veränderungen bei Störungen oder eränderungen im Marktumfeld kann flexibel und chnell reagiert werden. Damit wird die Wertschöpng ständig optimiert. Schließlich bietet Industrie 4.0 öllig neue Geschäftsmodelle durch neue Dienstleisngen im B2B-Bereich. Gerade für KMU und Start ps bietet diese Entwicklung somit großes Potenzial. Das sind eine Reihe von Vorteilen mit enormen hancen für unsere Wirtschaft. Doch auch im gesell chaftlichen Bereich wird diese Revolution zu neuen öglichkeiten führen. Schließlich wird die Produktion uch im Hinblick auf den Arbeitnehmer personalisierr, sodass es besser als bisher möglich ist, sich auf die dividuellen Fähigkeiten, das Tempo und den Takt des itarbeiters einzustellen. Vor dem Hintergrund des emografischen Wandels mit einer größeren Zahl älter Arbeitnehmer bietet dies interessante Potenziale. Axel Knoerig gebene Reden )





(A) )

Klar ist: Diese Chancen im wirtschaftlichen wie im
gesellschaftlichen Bereich müssen wir nutzen. Schließ-
lich haben wir die besten Voraussetzungen, um Indus-
trie 4.0 zum Markenzeichen Deutschlands zu machen.
Deutschland ist weltweit bekannt für seine Produkte
Made in Germany aus Maschinen- und Anlagenbau.
Gleichzeitig haben wir die Innovationsführerschaft bei
Automatisierungstechnik und im Bereich der Imbed-
ded Systems. IT-Kompetenz aus Deutschland wird ge-
schätzt, die Start-up-Szene im IT-Bereich gehört zu den
dynamischsten in der Welt. Und schließlich haben wir
leistungsfähige Forschungseinrichtungen. Aufgabe
von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ist es also
nun, Ingenieurskunst und IT-Kompetenz erfolgreich zu
vernetzen. Und genau das tun wir; etwa dadurch, dass
Industrie 4.0 zu einem der Zukunftsprojekte in der
Hightech-Strategie der Bundesregierung gemacht
wurde mit den entsprechenden Initiativen.

In meiner Heimat, dem Saarland, findet in diesem
Zusammenhang genau heute in einer Woche ein Kon-
gress statt zu Industrie 4.0. Hochrangig besetzt mit
Professor Wahlster und unserer Ministerpräsidentin,
Frau Annegret Kramp-Karrenbauer, wird Industrie 4.0
erklärt, anhand einer Smart Factory anschaulich dar-
gestellt und vor allem der mittelständischen Wirtschaft
nähergebracht. Hier beginnt die Vernetzung, die wir
für den Erfolg von Industrie 4.0 so dringend brauchen.
Ich gebe zu: Es erfüllt mich mit Stolz, dass mein Land
hier an der Spitze marschiert.

Wer sich Industrie 4.0 konkret anschauen will, der
ist herzlich in meinen Wahlkreis eingeladen, etwa zur
Einzelhandelskette Globus aus St. Wendel. Das Unter-
nehmen hat zusammen mit dem DFKI ein „Living
Lab“ entwickelt mit dem Namen Innovative Retail
Laboratory, IRL. Entwickelt und präsentiert wird hier
der Supermarkt der Zukunft, etwa eine intelligente
Frischetheke oder auch neue Logistik- und Bezahl-
systeme. Ebenso innovativ: die QKies der Firma
Juchem aus Eppelborn, eine individuelle Botschaft auf
einem Keks, möglich durch einen QR-Code aus Le-
bensmittelfarbe. Hier verschmilzt IT mit traditionellem
Gewerbe; hier entstehen die ersten Anwendungen von
Industrie 4.0. Wir sind also auf einem guten Weg. Wir
haben die besten Voraussetzungen, um die Chancen
von Industrie 4.0 zu nutzen.

Es liegt nun an der Politik, die notwendigen Rah-
menbedingungen zu schaffen. Das fängt an bei den
rechtlichen Rahmenbedingungen, vor allem zum
Thema Datenschutz, geht über Maßnahmen zur IT-
Sicherheit bis hin zum Breitbandausbau. Politik kann
helfen, den Fachkräftebedarf zu decken durch Unter-
stützung von Ausbildung und Weiterbildung sowie
durch die Akquise von Fachkräften aus dem Ausland.
Denn Fachkräfte sind notwendig, um Industrie 4.0
erfolgreich zu gestalten. Politik muss die Investitionen
in Forschung und Entwicklung garantieren und Unter-
nehmen dabei unterstützen, selbst zu forschen und im
Zuge des Technologietransfers den Kontakt zu den
Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu suchen.

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(C (D u erwähnen sind dabei auch die Unterstützungsmaßahmen für Gründer und wachsende Unternehmen. nd schließlich gilt es, mit den Projekten der Highch-Strategie Impulse zu setzen und Netzwerke zu nüpfen. Das sind unsere Hausaufgaben. Zusammen mit der Wissenschaft und der Wirtschaft ilt es gemeinsam die großen Chancen zu nutzen. So erden wir gemeinsam zum Industrieland 4.0. Bei der Koalition bricht kurz vor den Wahlen Hektik us. Da erhalten wir Mittwoch morgens einen Antrag er Koalition, über den Donnerstagabend abschlieend abgestimmt werden soll, also ohne Ausschussbessung, und das ganze geht dann auch noch ohne De atte zu Protokoll. Man fragt sich wirklich, was da los t. Bei dem uns vorliegenden Antrag handelt sich um inen unausgegorenen Schnellschuss. Wobei ein chuss in der Regel einen Einschlag und somit Spuren interlässt. Das hier ist aber eine Luftnummer, die purlos versanden wird. So erleben wir in diesem Anag eine Verkoppelung von nicht zusammenhängenen Punkten, Thesen und unbewiesenen Behauptunen. Natürlich ist es richtig, dass die Ausgaben für Forchung und Entwicklung in den letzten Jahren gestieen sind, aber daraus abzuleiten, wie im Antrag zu leen, dass die Hightech-Strategie der Bundesregierung den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtchaft vorangebracht habe“, kann man wirklich nicht rnsthaft behaupten und auch nicht belegen. Es fehlt abei schlicht jeder kausale Zusammenhang. Aber treu ach dem Motto „lieber fest und überzeugend behaupt als schwach bewiesen“ soll das wohl seine Wirkung der Öffentlichkeit entfalten. Zwar ist richtig, wie in dem Antrag in der Einleing formuliert wird, dass die Industrieexporte und die roduktionsund Fertigungstechnologie das Rückgrat er deutschen Wirtschaft bilden. An dieser Stelle wäre ber ein Dank an die rot-grüne Bundesregierung von or zehn Jahren angebracht. Denn wir als Sozialdemoratinnen und Sozialdemokraten waren es, die der iberalisierungstendenz, die es zu Anfang dieses Jahrunderts gab, widerstanden haben. Unter dem Stichort „New Economy“ glaubten deren Verfechter, die ld Economy, also das produzierende Gewerbe, erset en zu müssen. Heute wissen wir, dass die Blase der ew Economy schnell geplatzt ist und viele Kollate alschäden ausgelöst hat. Es war richtig, dass Rotrün diesen Kurs damals nicht mitgemacht und die roduktivität der deutschen Wirtschaft erhalten hat. as hat uns stark gemacht. Und davon – vor allem – rofitiert die heutige Regierung. Insgesamt ist der Text des Antrags mitunter sehr gechwurbelt. Da werden beispielsweise Dinge als senationell betrachtet, nämlich dass Werkstücke ein soenanntes digitales Produktgedächtnis haben, die Nadine Schön gebene Reden )

René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1724636300




(A) )

schon längst in der Anwendung sind. Ich habe mir vor
einigen Monaten in einer Hagener Gesenkschmiede
angeschaut, wie Produkte mit RFID-Chips versehen
werden, die die wesentlichen Produktdaten und -eigen-
schaften in Sekundenbruchteilen nachvollziehbar ma-
chen.

Aber dieser Antrag enthält nicht nur wenig Neues,
sondern ist auch zusammengewürfelt aus einer Reihe
von Textbausteinen, die zu recherchieren ich mir nicht
die Mühe gemacht habe. Aber auf Seite 3 sieht man am
Ende des zweiten Absatzes allein durch die unter-
schiedliche Schriftbildformatierung, dass hier – wie es
bei dieser Regierungskoalition häufig vorkommt– flei-
ßig „copy and paste“ betrieben wurde. Allerdings ist
der Antrag nicht einmal auf dem neuesten Stand. In
den umfassenden „Begrüßungen des Bundestages“
unter römisch Zwei, wo Bestehendes der Bundesregie-
rung durch die Koalitionsfraktionen gelobt wird – das
mag wohl mittlerweile üblich sein –, wird noch davon
gesprochen, dass die Handlungsempfehlungen der
Plattform „Industrie 4.0“ auf der Hannover-Messe In-
dustrie 2013 vorgestellt werden sollen. Nun ist die
Hannover-Messe aber im April 2013 zu Ende gegan-
gen, und das hätte in einem Antrag mit dem Datum
11. Juni 2013 spätestens mal gemerkt werden können.
Wie auch im letzten Spiegelstrich unter römisch Zwei,
wo davon gesprochen wird, dass der „Arbeitskreis In-
dustrie 4.0 im April 2013 eine ausführliche Berichts-
version mit ersten Handlungsfeldern im Bereich des
Datenschutzes vorlegen will“. Wenn der Antrag eini-
germaßen aktuell gewesen wäre, oder wenn ihn we-
nigstens noch mal jemand aus der Koalition gelesen
hätte, hätte man schon längst merken können, dass das
zwei Monate her ist und die Berichte mittlerweile vor-
liegen.

Richtig ist, wenn im Antrag steht, dass die nachhal-
tige Veränderung der Arbeitswelt frühzeitig durch For-
schung flankiert werden muss und die Industrie 4.0 auf
eine veränderte Form menschlicher Arbeit in der In-
dustrie hinauslaufen wird. Bravo, Koalitionsfraktio-
nen! Endlich gemerkt, aber sie hätten wahrnehmen
können, dass die SPD das schon seit langer Zeit for-
dert. Wir müssen die veränderte Arbeitswelt stärker in
der Forschung berücksichtigen und erforschen. Des-
wegen haben wir in den letzten Jahren immer wieder
angemahnt, den Haushaltsansatz für Dienstleistungs-
und Arbeitsforschung mit einer Erhöhung zu versehen.
Das ist aber immer wieder von der Regierungskoali-
tion abgelehnt worden. Und die Frage ist: Wenn sie
das doch nun in einen Antrag schreibt, warum kürzt sie
eigentlich dann die Mittel in diesem Bereich?

Richtig ist auch, dass es ein gemeinsames Ziel sein
muss, die Arbeitsplatzperspektive einer in Zukunft im-
mer mehr dienstleistungsorientierten Wirtschaft vo-
ranzutreiben. Aber passt das eigentlich zu der Forde-
rung, die ja einen Spiegelstrich weiter steht, dass die
Schwerpunkte der Forschung auf intelligente Produk-
tionssysteme und Verfahren sowie auf die Realisierung
verteilter und vernetzter Produktionsstätten zu legen

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(C (D ind? Passt das zu der Forderung, dass die Zielrichng sein muss, Arbeitsplatzperspektiven zu schaffen? nter dem vorletzten Spiegelstrich wird noch ge chrieben, dass die Kenntnisse für die Industrie 4.0. eutlich umfassender in akademischen Qualifikationsngeboten berücksichtigt werden müsse. Hört sich lug an, aber was heißt das denn eigentlich? Was meien die lieben Koalitionäre damit? Es wäre doch mal teressant, das aufzuführen. Sie können sicherlich auch zum Thema Datenschutz nd Sicherheitsarchitektur viele Worte verlieren. Im tzten Satz steht: „Es ist insgesamt ein ausgewogener usgleich zwischen angemessener Sicherheit und irtschaftlichkeit zu schaffen.“ Da muss man auch ierbei sagen, hört sich gut an, aber was meinen die oalitionäre eigentlich damit? Was ist denn angemes ene Sicherheit und vor allen Dingen, wer schafft die ngemessene Wirtschaftlichkeit? Soll der Staat hier ingreifen? In diesem Antrag stecken, wie man sieht, mehr Fraen als Antworten. In einer Ausschusssitzung hätte an diese vielleicht noch einmal diskutieren können, a dies aber abgelehnt wurde, kann ich nur von dem ier Geschriebenen ausgehen. Und das sind Allgeeinheiten bzw. veraltetes Wissen. Wirklich neue polische Forderungen fehlen. Ich habe vielmehr die tarke Vermutung, dass den Teilnehmern der Frakonskonferenz im Frühling dieses Jahres versprochen urde, das Thema noch einmal zu platzieren. Deshalb ohl der inhaltslose Aktionismus. Das Thema hätte ehr verdient. Aus diesem Grund lehnen wir den Anag ab. Die Neuausrichtung der Hightech-Strategie 2020 t ein Erfolg. Das bestätigt die Expertenkommission Forschung und Innovation“ in ihren jährlichen Gutchten immer aufs Neue, zuletzt in ihrem Jahresbericht 013. Von der Expertenkommission wird die Weiterenticklung der Hightech-Strategie, der Zuschnitt auf die nf großen gesellschaftlichen Herausforderungen und ie damit einhergehende Missionsorientierung der orschungsund Innovationspolitik Deutschlands als ichtiger und wichtiger Schritt gelobt. International ilt die Hightech-Strategie 2020 als „gutes Modell der overnance eines F&I-Systems“. Die deutsche Highch-Strategie ist darüber hinaus Vorbild für einen entralen Programmteil des 8. Europäischen Forchungsrahmenprogramms, Horizont 2020. Welche rößere Bestätigung kann es geben, wenn Europa in er Forschungsund Innovationspolitik unseren Prorammen und Strategien nacheifert? Mit der Auswahl der zehn Zukunftsprojekte über die nf Bedarfsfelder hinweg haben wir die Hightech trategie weiter wissenschaftlich, technologisch und esellschaftlich geschärft. Die in den Zukunftsprojekn identifizierten Potenziale sind auf einen Zeitraum on zehn bis fünfzehn Jahren angelegt. Eine herausgeobene Stellung nimmt das interdisziplinäre Zu René Röspel gebene Reden )

Dr. Martin Neumann (FDP):
Rede ID: ID1724636400




(A) )

kunftsprojekt Industrie 4.0 ein. Nach kurzer Zeit hat
das Thema Industrie 4.0 an Bedeutung gewonnen;
mancher spricht schon von einer neuen „industriellen
Revolution“. Diese Entwicklung zeigt uns auch den
Erfolg und die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges,
den diese christlich-liberale Koalition gewählt hat.

Hinter Industrie 4.0 verbirgt sich die Digitalisie-
rung der klassischen Industrie, ihrer Produktionstech-
niken und -verfahren. Über das Internet wird die reelle
mit der virtuellen Industrieproduktion verknüpft. Ist
die bisherige Produktion durch Automatisierung
charakterisiert, wird Industrie 4.0 durch neue digitale
Verfahren – Stichwort „Cyber-Physical-Systems“,
CPS – die Produktion intelligenter werden lassen. Ver-
folgt wird die intelligente Fabrik, die sich selbstopti-
miert, selbstkonfiguriert und auch eine Selbstdiagnose
der Produktionsanlage anfertigt. Besonders kenn-
zeichnend für Industrie 4.0 ist, dass die Industrie damit
in der Lage ist, stark individualisierte Produkte zu er-
zeugen und dabei unter den Bedingungen einer hoch
flexibilisierten Großserienproduktion zu produzieren.
Durch die Digitalisierung wird es möglich sein, Kun-
den und Geschäftspartner in die industriellen Prozesse
zu integrieren und die Produktion mit hochwertigen
Dienstleistungen zu koppeln.

Hinter Industrie 4.0 verbirgt sich damit nicht nur
ein neuer Innovationsschub für die deutsche Industrie
im Bereich Produktion, sondern auch die Chance, eine
technologische Marktführerschaft in der Ausrüster-
industrie zu erreichen. Die christlich-liberale Koali-
tion hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, dem Zu-
kunftsprojekt Industrie 4.0 mit dem vorgelegten Antrag
„Industrie 4.0 – Forschung, Entwicklung und Bildung
für die Digitalisierung der Industrieproduktion“ eine
herausgehobene Stellung zu verleihen.

Als FDP machen wir mit dem Antrag deutlich, dass
die Umsetzungsempfehlungen des Arbeitskreises „In-
dustrie 4.0“ der Forschungsunion Wissenschaft und
Wirtschaft vom 2. Oktober 2012 und die Umsetzungs-
empfehlungen zur Hannover Messe Industrie 2013
vom 10. April 2013 berücksichtigt werden. Weiterhin
werden wir Liberale gemeinsam mit dem Koalitions-
partner den Nachwuchs- und Fachkräftebedarf in die-
sem Bereich in den Blick nehmen, das bedeutet sowohl
in der Aus- und Weiterbildung als auch beim akademi-
schen Nachwuchs, gemeinsam mit der Industrie Quali-
fikationsangebote zu erarbeiten und anzubieten. Des
Weiteren werden wir Liberale eine umfassende Be-
gleitforschung umsetzen, damit die Veränderungen,
die Industrie 4.0 in der Arbeitswelt bewirkt, rechtzeitig
bekannt sind. Denn mit Industrie 4.0 werden sich die
klassischen Grenzen zwischen Produzenten/Anbietern
auf der einen Seite und Anwendern/Nachfragern auf
der anderen Seite zunehmend auflösen. Das hat ver-
ständlicherweise Folgen für die Beschäftigung und
stellt Fragen an die Akzeptanz als auch Fragen an die
Qualifikationen der Beschäftigten.

Als FDP wollen und werden wir Industrie 4.0 in der
Bundesregierung noch einige Zeit positiv begleiten

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(C (D nd fördern. Mit einer gemeinsamen Förderung von undesregierung, Wissenschaft und Wirtschaft kann es elingen, dass Deutschland sich als Leitanbieter an ie Spitze setzt. Das Internet wird von unserer Bundesregierung oft mbivalent betrachtet: Mal ist es der Hort von Krimialität und massenhaften geistigen Diebstahls, mal as Werkzeug von Geheimnisverrätern. Der Breitandausbau stockt, die Netzneutralität steht unter ruck, die Vorratsdatenspeicherung hingegen boomt. Eine groß angelegte Initiative dieser Bundesregieung für das Internet gibt es jedoch: „Industrie 4.0“. Industrie 4.0 – selbst wir Abgeordneten im Auschuss für Bildung und Forschung wussten fraktionsbergreifend mit dem Begriff nichts anzufangen, als er ns dort das erste Mal begegnete. Das verwundert icht, ist er doch ein Kunstbegriff der heute zugrunde egenden Initiative von mehreren Industrieverbänden nd orientiert sich an den historischen Stadien indusieller Revolutionen. In der Innovationsforschung pielte der Begriff bisher keine Rolle; im Ausland exiseren zum Teil auch andere Begriffe für die Digitaliierung der Produktion. Mit diesem uns hier vorliegenden Antrag wird nun uch im Parlament verhandelt, was geradezu als ehrstück der klassischen Industrieförderung der Bunesministerien für Wirtschaft und für Forschung geln kann. Wie Unternehmen und Verbände For chungspolitik machen, wird bereits am Setting des ogenannten Foresight-Prozesses sichtbar. Es waren ie Verbände der IT-Branche wie BITKOM und der aschinenbauer, namentlich der VDMA, sowie der lektroindustrie, ZVEI, die die Agenda für ein Förderrogramm zur Digitalisierung des Maschinenund nlagenbaus diskutierten. Neue Anwendungsmöglicheiten für vernetzte IT-Lösungen in der industriellen ertigung sollten geschaffen werden. Sowohl die IKTranche als auch die Ausrüster und Maschinenbauer ersprachen sich davon einen neuen Innovationsschub nd Weltmarktvorteile. „Cyber-Physical Systems“, urz CPS, also vernetzte Aggregate und Systeme wuren von den Verbänden als industriepolitischer Trend er Zukunft ausgemacht. Und ohne Zweifel kann und ird das Internet auch die Produktionsprozesse von ütern massiv verändern. Bereits bei der Logistik von ohstoffen und -bauteilen können RFID-Chips und ensoren ganz neue Informationen über Transportege und Lieferbedingungen senden. Die Onemand-Fertigung lässt sich mit automatisierter chtzeitkoordination neu aufstellen. Die Verzahnung on IT-Technik etwa in der Vermessung mit 3Dcannern mit dem Produktionsprozess könnte auch die ualitätsprüfung vereinfachen und effektivieren. Der oftwareanteil in klassischen Industrieprodukten wie twa Autos oder Haushaltsgeräten steigt generell und rfordert neue Wege der Produktentwicklung. Klar, ass solch eine Infrastruktur auch Auswirkungen auf Dr. Martin Neumann gebene Reden )

Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724636500




(A) )

die Arbeitswelt, auf benötigte Qualifikationen und
Arbeitsformen hat. Dieser Bereich von Arbeit und
Ausbildung ist denn auch der einzige, in welchem die
Beraterphalanx aus Unternehmen, Verbänden und
Instituten durchbrochen wurde. Eine Vertreterin der
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Ingrid
Sehrbrock vom DGB, durfte in dem Arbeitskreis mitar-
beiten, eine Kollegin von der IG Metall mit am
Schlussbericht schreiben.

Wir finden, dass diese Zusammensetzung der Bera-
tung eine gewisse Einseitigkeit in Politikberatung
bedingt. Denn um Politikberatung ging es den Verbän-
den ja. Das zeigt auch die Hightech-Strategie, bei der
Industrie 4.0 als ein Zukunftsprojekt benannt wird. Die
Bundesregierung hat sich denn auch großzügig gezeigt
und 200 Millionen Euro Fördermittel versprochen.
Das ist kein Pappenstiel, etwa wenn wir es einfach ein-
mal in Relation zu den 100 Millionen Euro Soforthilfe
für die Hochwasseropfer sehen.

Wir müssen auch aus der Sicht der Forschungs- und
der Haushaltspolitik fragen: Ist dieses Geld gut und
nachhaltig investiert? Wenn man sich die Liste der be-
teiligten Unternehmen – BASF, Bayer, BMW, Bosch,
Daimler, SAP, Siemens, Hewlett-Packard, Telekom,
Trumpf Maschinen und viele weitere – und die Gegen-
stände der Förderung ansieht, können einem da Zwei-
fel kommen. Bereits die Milliardenförderung für die
Elektroautos krankt daran, dass kein gesellschaftli-
cher, sondern ein unternehmerischer Blickwinkel be-
stimmend bei der Prioritätensetzung war, mit dem
Erfolg, dass mit den Fördermitteln weitgehend erfolg-
los an den tatsächlichen Marktbedingungen vorbei
entwickelt wurde. Im Klartext: Die Zukunft, die Unter-
nehmensverbände als Zukunft beschreiben, dient
vielleicht mehr der Akquise öffentlicher Förderung als
der Vorhersage einer von vielen Faktoren bestimmten
Entwicklung und der Vorausschau auf gesellschaftli-
che Erfordernisse.

Die genannten Unternehmen nagen zudem nicht am
Hungertuch. Welche Rolle soll die öffentliche Hand
hier überhaupt spielen? Gehört es nicht zur Kernauf-
gabe solcher globalen Player, ihr Innovationsgeschäft
selbst zu finanzieren?

Wenn hier Millionen von Fördergeldern in die Mo-
dernisierung der Industrie investiert werden sollen,
dann müsste der Ansatz aus unserer Sicht wesentlich
breiter gewählt werden. Der Bereich der Arbeit und
der Beschäftigten sollte deutlich ausgebaut werden;
der uns hier vorliegende Antrag der Koalition legt zu
Recht einen Schwerpunkt darauf. Muss der Entgren-
zung von Arbeitszeiten selbst eine Grenze gesetzt wer-
den? Ist eine Selbstausbeutung zu befürchten, wenn in-
dustrielle Prozesse mit Smartphones gesteuert werden
können? Wo und wie drohen Überwachung und Sank-
tionierung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-
mern, wenn jedes Produkt seinen Produktionsprozess
an zentrale Server sendet? Welchen Schutz privater
Daten brauchen wir in einer virtualisierten Fabrik?
Wie können wir das Internet gegen die Entfremdung

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(C (D on Arbeitsprozessen einsetzen? Wir meinen, diese ragen sollten Gegenstand der öffentlichen Forchungsförderung sein. Auch die Maßnahmen zum zusätzlichen Ressourcenerbrauch einer solchen vernetzten Fabrik bleiben äuerst dünn, was sicher durch eine Verbreiterung des eratergremiums behoben werden könnte. Zur umeltverträglichen Modernisierung der Industrie hätte ie Expertise von Umweltverbänden und entsprechenen Forschungseinrichtungen sicher etwas beitragen önnen. Auch die Frage von Verkehr, Logistik und gionalräumlicher Entwicklung wäre im Zusammen ang mit Industriestandorten von Interesse gewesen. ie Vernetzung von kleinen und mittleren Unternehen wäre gerade in Deutschland mit seinem vielfältien Mittelstand Thema gewesen, ebenso das Zusamenspiel mit den immer wichtiger werdenden ienstleistungen. Und nicht zuletzt fehlen Gendererspektiven in der Politikberatung, wenn von 37 Mitliedern des Arbeitskreises ganze drei weiblich sind. Fazit: Diese Initiative zur vernetzten Fabrik ist ein pannendes Projekt der Industrie. Die Politik sollte jeoch in Augenhöhe ihre eigenen Akzente und Anliegen ur Modernisierung der Industrie formulieren. Die aktuelle Fortentwicklung der Wirtschaft durch ine zunehmende Digitalisierung wird in Fachkreisen chon als vierte industrielle Revolution bezeichnet. llerdings haben manche Teile der Wirtschaft dieses otenzial noch nicht erkannt. IKT werden noch nicht allen Bereichen optimal eingesetzt. Dafür muss die irtschaftspolitik Antworten finden. Die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland ängt wesentlich davon ab, wie wir die Innovationsraft der IKT mit unseren Stärken in den Schlüsseldustrien Automobilbau, Chemie, Elektronik und Ma chinenbau verbinden. Mehr als die Hälfte aller dustrieprodukte hängt heute schon vom Einsatz von T ab. 20 Prozent des Wertes eines neuen Autos erge en sich aus dem Wert der darin befindlichen Softare. Der Politik kommt insbesondere bei der Moderni ierung und Digitalisierung der Infrastruktur eine ichtige Rolle zu. Ein flächendeckendes Breitbandnetz it hohen Bandbreiten sowie intelligente Verkehrsnd Energienetze sind entscheidende Faktoren für eien zukunftsfähigen Industriestandort Deutschland. Der Wirtschaftsminister hat sich bis jetzt so gut wie ar nicht um die digitale Infrastruktur in Deutschland ekümmert – er lässt die Menschen im analogen Moemzeitalter hängen. Wir Grüne fordern für jeden aushalt eine gesetzlich garantierte Basisversorgung it einem Breitbandinternetanschluss, ähnlich dem estehenden Universaldienst für Telefonanschluss der für Postzulieferung. Der Austausch großer Datenmengen wird besoners für Unternehmen immer wichtiger. Big Data ist Dr. Petra Sitte gebene Reden Dr. Tobias Lindner )

Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724636600







(A) )

das „big“ Thema der Wirtschaft, und Dienstleistung
und Produktion gehen immer mehr Hand in Hand.
Deshalb brauchen wir einen neuen Innovationsbegriff,
der über den Tellerrand schaut und diese Entwicklun-
gen erkennt. Mehrwert entsteht zunehmend aus der
Vernetzung unterschiedlichster Akteure und aus Ko-
operationen.

Der Digitalisierung kommt auch eine wichtige Rolle
zu, wenn es um Energieeinsparung und Effizienz geht.
Der Standort Deutschland sollte die aktuelle Chance
nutzen und als Leitmarkt für Green-IT-Technologien
vorangetrieben werden, eine Vorreiter- und Innova-
tionsrolle als Nutzer umweltfreundlicher Produkte und
Technologien einnehmen. Die Enquete-Kommission
„Internet und digitale Gesellschaft“ hat hierzu viele
Vorschläge unterbreitet. Durch den Einsatz von IT
kann der Energie- und Ressourcenverbrauch erheblich
reduziert werden. Der Vorschlag einer „Nationalen
Roadmap Green IT“ soll laut Enquete-Kommission er-
arbeitet werden. Darin sollen sowohl langfristige Ziele
für die Bereiche „Green in der IT“ und „Green durch
IT“ als auch für Felder wie intelligente Gebäude –
Smart Buildings –, intelligente Stromnetze – Smart
Grids – oder intelligente Industrieprozesse – Smart
Industry – festgelegt werden.

Vorgeschlagen wird auch eine Initiative „Klimaneu-
trale Rechenzentren für Deutschland“, die vom Bund,
der IT-Wirtschaft und großen Rechenzentrumsbetrei-
bern getragen werden könnte. Ziel einer solchen Ini-
tiative sollte es sein, zumindest die rund 500 mittleren
und großen Rechenzentren in Deutschland, die rund
40 Prozent aller Server betreiben, bis 2015 klimaneu-
tral zu stellen. Die rund 52 000 Rechenzentren in
Deutschland verbrauchten im Jahr 2011 knapp
10 Terawattstunde an Strom. Es sind circa vier mittel-
große Kohlekraftwerke notwendig, um diese Strom-
menge zu erzeugen. Die mit dem Stromverbrauch der
Rechenzentren verbundenen Kohlendioxidemissionen
beliefen sich in 2011 auf rund 5,5 Millionen Tonnen.
Wie vielfältige Praxisbeispiele der vergangenen Jahre
zeigen, kann die Energieeffizienz von Rechenzentren
erheblich gesteigert werden. Die Klimaneutralität von
Rechenzentren ist ohne Weiteres umsetzbar. Bislang
sind es aber nur wenige Vorreiter, die dies realisiert
haben.

Vor dem Hintergrund von Innovationspolitik ist die
steuerliche Forschungsförderung als wichtiges Stand-
bein zu nennen. Eine steuerliche Forschungsförderung
bildet die Grundlage für einen unbürokratischen und
breiten Zugang zu Forschungsförderung, insbesondere
für kleine und mittelständische Unternehmen. Es ist
die notwendige Antwort auf ein sich änderndes Inno-
vationsgeschehen, in dem offene Innovationsnetzwerke
zunehmend geschlossene Forschungsabteilungen ab-
lösen. Die schwarz-gelbe Koalition hat es in vier Jah-
ren nicht geschafft, ihr im Koalitionsvertrag niederge-
schriebenes Ziel zu verwirklichen.

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(C (D Der Antrag der Koalition spart ganz konkrete andlungsansätze zur Förderung der Industrie 4.0 us. Wir lehnen den Antrag ab. Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der Frak onen der CDU/CSU und FDP auf Drucksache 17/13889. er stimmt für diesen Antrag? – Das sind die Koali onsfraktionen. Wer stimmt dagegen? – Die drei Oppoitionsfraktionen. Enthaltungen? – Niemand. Der Antrag t angenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 42 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie ordneten Rolf Hempelmann, Dr. Sascha Raabe, Wolfgang Tiefensee, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Transparenz in den Zahlungsflüssen im Rohstoffbereich und keine Nutzung von Konfliktmineralien – Drucksachen 17/11876, 17/12881 – Berichterstattung: Abgeordneter Andreas G. Lämmel Die Reden werden zu Protokoll genommen. Wir hatn dies in der Tagesordnung ausgewiesen. Viel Neues haben wir in der Sitzung des Ausschus es für Wirtschaft und Technologie am 20. März 2013 u diesem Antrag nicht gehört. Und dies, obwohl es ich um eine Jubiläumssitzung des Ausschusses hanelte, nämlich um die 100. Sitzung. Auch die Kollegen us der SPD haben nicht viel Redezeit für ihren eigeen Antrag verwandt. Das lässt tief blicken. Vielleicht aren meine Argumente aus der ersten Lesung des ntrags im Plenum vom 31. Januar dieses Jahres so berzeugend, dass es nicht mehr viel zu sagen gab. Ich möchte erneut betonen, was ich bereits im Auschuss gesagt habe. Zum Dodd-Frank Act in den USA egen noch keine ausreichenden Erfahrungen oder ine systematische Evaluation vor. Außerdem sind iese Regelungen nach wie vor Gegenstand juristicher Auseinandersetzungen und keinesfalls so unumtritten, wie es der Antrag suggeriert. Ich habe dazu in er ersten Lesung bereits ausreichend gesprochen. Ein Aspekt wurde im Ausschuss gar nicht diskutiert. ufgrund des Dodd-Frank Acts werden möglichereise Bergbauunternehmen genauso wie Rohstoffandelsunternehmen künftig Konfliktregionen aus orge vor möglichen Sanktionen oder aufgrund einer enerellen Rechtsunsicherheit meiden. Es gibt klare nzeichen für diese Reaktion der Wirtschaft. Dies äre für den regional vorhandenen legalen Bergbau efährlich und würde kriminellen Marktakteuren Vorile verschaffen. Zudem sind Wettbewerbsnachteile nd zusätzliche Bürokratiekosten für deutsche und eu Andreas G. Lämmel )

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724636700
Andreas G. Lämmel (CDU):
Rede ID: ID1724636800




(A) )

ropäische Unternehmen zu befürchten. Nachteile, die
andere internationale Akteure nicht haben und die un-
sere Unternehmen in Entwicklungsländern verdrän-
gen, sicher nicht zum Nutzen Letzterer. Wir müssen
also sehr genau beobachten, wie sich die Lage auf den
internationalen Rohstoffmärkten entwickelt.

Aber ich will hier nicht nur Kritik üben. Viele der im
Antrag genannten Forderungen sind von der Bundes-
regierung und der Koalition bereits umgesetzt. Zum
Beispiel setzt sich die Bundesregierung bereits im Rah-
men der G-8- und G-20-Verhandlungen für eine umfas-
sende internationale Unterstützung für EITI ein und
ermuntert Unternehmen, sich an dieser freiwilligen
Initiative zu beteiligen. In diesem Bereich liegt auch
ein Schwerpunkt der Rohstoffstrategie der Bundes-
regierung vom Herbst 2010.

Allerdings verzichtet der Antrag auf eine positive
Erwähnung des Instruments der Rohstoffpartnerschaf-
ten. Rohstoffpartnerschaften sind ein neues Werkzeug
der deutschen Rohstoffpolitik; einerseits dienen sie der
Rohstoffversorgung der deutschen Wirtschaft, aber an-
dererseits auch dem Technologie- und Know-how-
Transfer in die Partnerländer. Dies betrifft auch die
Etablierung von Umwelt- und Sozialstandards sowie
die Implementierung von Transparenz- und Anti-
korruptionsregeln. Deutschland fördert auch im Rah-
men der wirtschaftlichen Entwicklungszusammenar-
beit die Etablierung von Good-Governance-Standards.

Die Zusammenarbeit mit der Mongolei ist beispiel-
haft für das Engagement Deutschlands im Bereich der
Rohstoffpartnerschaft. Im Rahmen der Integrated
Mineral Resource Initiative, IMRI, arbeiten deutsche
Durchführungsorganisationen eng mit der internatio-
nalen, deutschen und lokalen Privatwirtschaft zusam-
men. Mit diesen Partnerschaften ist sicher mehr für
Transparenz und gute Regierungsförderung erreicht
worden als mit Oppositionsanträgen fürs Schaufenster.

Auch die Bundesanstalt für Geowissenschaften und
Rohstoffe, BGR, führt bereits ein G-8-Pilotprojekt zur
Zertifizierung von Handelsketten für mineralische
Rohstoffe in der Demokratischen Republik Kongo,
DRC, und in Ruanda durch. Weiterhin wurde ein be-
lastbares, standardisiertes Verfahren für den Her-
kunftsnachweis von Coltan und ein Konzept für dessen
umfassende internationale Verankerung entwickelt.
Beide Verfahren tragen nun zum Aufbau eines Zertifi-
zierungssystems in der Region der Großen Seen in
Afrika bei. Deutschland unterstützt diese Maßnahmen
im Rahmen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit.

Deutschland setzt sich also bereits sehr aktiv für
mehr Transparenz auf den internationalen Rohstoff-
märkten ein. Mit der Rohstoffpartnerschaft bieten wir
bereits ein positives Modell für Entwicklungsländer
an, welches Unterstützung verdient.

Uns liegt ein grundsätzlich gut gemeinter Antrag
der SPD-Fraktion vor. Aber gut gemeint ist eben nicht
gut gemacht. Das Ringen um mehr Transparenz und
die Sanktionierung von Konfliktmineralien sind prinzi-

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(C (D iell zu begrüßen. Aber setzen wir dabei bitte auf die ichtigen und verhältnismäßigen Instrumente. Ich ann Sie nur aufrufen, der Beschlussempfehlung des usschusses für Wirtschaft und Technologie zuzustimen und diesen Antrag abzulehnen. Häufig stellt sich für Entwicklungsund Schwellen nder und deren Bevölkerungen Rohstoffreichtum als rmutsfalle dar. Obwohl Rohstoffeinnahmen bei richgem Einsatz zu innerstaatlicher Wertschöpfung und ur Wohlstandsentwicklung in den rohstoffabbauenden ändern führen können, profitieren sie nicht davon. ielmehr verleiten die schnellen und hohen Rohstoffewinne zu Korruption und Misswirtschaft und können Extremfall Konflikte und Konfliktparteien finanzien. Die SPD-Bundestagsfraktion sieht in guter Regie ungsführung, Good Governance, guter Haushaltsolitik, einem verantwortlichen Umgang mit Steuerinnahmen und Antikorruptionsmaßnahmen die öglichkeit, der genannten Armutsfalle zu entfliehen nd die Menschen in den Ländern an Wohlstand und ertschöpfung teilhaben zu lassen. Voraussetzung dar sind Transparenz in den Zahlungsund Rohstoff trömen sowie ein offener Zugang zu solchen Informaonen, um die Korruption einzudämmen und die innahmen gerecht zu verteilen. Die SPD-Bundestagsfraktion begrüßt die verschie enen freiwilligen Ansätze zur Offenlegung von Zahngen an Förderländer bzw. an deren Regierungen der dort handelnde Personen, wie es zum Beispiel die xtractive Industries Transparency Initiative, EITI, orsieht oder auch die OECD Due Diligence Guidelies for Responsible Supply Chains of Minerals from onflict-Affected and High-Risk Areas. Nach den ECD Due Diligence Guidelines soll ein Manageentsystem unter anderem mit einem System zur Konolle und Nachverfolgbarkeit in der Lieferkette aufgeaut werden. Außerdem sehen sie eine Etablierung ines unabhängigen Audits, 3rd party, für ausgewählte unkte der Lieferkette sowie die Veröffentlichung eies Berichts, zum Beispiel als Teil des CSR-Berichts, ur Sorgfaltspflicht in der Lieferkette vor. Die SPD-Bundestagsfraktion hält diese freiwilligen itiativen für sehr wichtig und unterstützt sie, jedoch ichen uns die freiwilligen Initiativen nicht aus. Nehen wir die EITI: Derzeit haben 23 Förderländer die egeln der EITI umgesetzt, darunter Länder wie die ongolei, Norwegen, Peru oder die Republik Kongo. eitere 16 Länder, wie zum Beispiel Kasachstan, haen einige EITI-Regeln eingeführt, aber noch nicht mfassend. Ein Land wie die Demokratische Republik ongo ist dagegen suspendiert. Gestern hat das Europäische Parlament über die eiden Entwürfe der Kommission zur Novellierung der U-Richtlinien zu den Transparenzanforderungen und u den Jahresabschlüssen abgestimmt und entscheiende Änderungen in das Regelwerk eingearbeitet. So )

Rolf Hempelmann (SPD):
Rede ID: ID1724636900

(A) )

ist nun eine Offenlegung von Zahlungen auf Länder-
ebene, Country-by-Country Reporting, und auf Projekt-
ebene, Project-by-Project Reporting, vorgesehen. Es
gibt eine Präzisierung bzw. eine Projektdefinition, die
sich auf den Vertrag bezieht, aus dem sich Zahlungs-
verpflichtungen ergeben. Außerdem wurde eine Offen-
legungsuntergrenze von 100 000 Euro eingeführt. Dies
ist ein großer Erfolg. Bei der Ausgestaltung dieser Re-
geln ist darauf zu achten, dass keine Benachteiligun-
gen von Unternehmen im internationalen Wettbewerb
geschaffen werden. Besonders wichtig ist, dass keine
Ausnahmen von der Offenlegungspflicht im Falle von
entgegenstehendem Recht in den rohstofffördernden
Ländern zugelassen werden wird, das sogenannte
Tyrannenveto wurde abgelehnt.

Die SPD-Bundestagsfraktion begrüßt den Be-
schluss europäischer Regeln; denn wir halten einen
Alleingang eines Landes in der Europäischen Union
für kontraproduktiv. Viele deutsche Unternehmen sind
den US-Regeln des Dodd-Frank Act unterworfen, ent-
weder direkt oder über Zulieferketten. Daher ist es gut,
dass die europäischen Regeln sich im Grundsatz an
den US-amerikanischen Regelungen des Dodd-Frank
Act orientieren; denn nur so können doppelte Berichts-
pflichten für Unternehmen vermieden werden.

Nun ist die Bundesregierung aufgefordert, den
Richtlinien im Europäischen Rat zuzustimmen und
dann für eine zügige Umsetzung in deutsches Recht zu
sorgen. Wichtig ist dabei, wie die Form der Veröffent-
lichung der Daten und die Sanktionsmechanismen aus-
gestaltet sind. Wir werden das genau beobachten.

Aber in unserem Antrag gibt es noch einen weiteren
Aspekt. Es existieren Pilotprojekte zur Zertifizierung
von Minen. Solche Verfahren können helfen, Diskrimi-
nierungen wie auch De-facto-Embargos, wie wir es
derzeit am Beispiel der Demokratischen Republik
Kongo erleben, zu vermeiden. Die SPD-Bundestags-
fraktion ist der Auffassung, dass dieser direkte, unmit-
telbare und, wenn man es so will, Ansatz „von unten“
für mehr Transparenz im Rohstoffsektors, aber vor al-
lem auch für geregelte Produktionsbedingungen sor-
gen kann. Wenn das Zertifizierungssystem Transpa-
renz-, Umwelt- und Sozialstandards beinhaltet, legt es
einen Grundstein für einen konfliktfreien Abbau von
und Handel mit Rohstoffen. Aber es nutzt auch den
Menschen vor Ort in den Förderländern, wenn sich die
Förder- und Lebensbedingungen verbessern. Es
kommt aber auch den Unternehmen zugute. Denn mit
dem Zertifikat können sie ihren Pflichten zum Umgang
mit Mineralien aus Konfliktregionen nachkommen.
Diese Pilotprojekte müssen nach unserer Ansicht wei-
ter ausgebaut und unterstützt werden.

Sie sehen, unser Antrag bietet viel Stoff. Die Bun-
desregierung ist aufgefordert, beim Umgang mit Roh-
stoffen und mit den Förderländern endlich Farbe zu
bekennen.

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Zu Protokoll ge

(C (D Das Ziel, bei der Erschließung von Rohstoffen in ntwicklungsund Schwellenländern auf die Etablieung und Einhaltung sozialer und ökologischer Stanards zu drängen, ist grundsätzlich zu unterstützen. abei auch auf einen verantwortungsvollen Umgang it den Einnahmen aus dem Rohstoffhandel, auf Reierungshandeln im Sinne einer positiven gesellschaftchen Entwicklung und auf Maßnahmen gegen Koruption und Misswirtschaft hinzuwirken sind ebenfalls egrüßenswerte Zielsetzungen. Nur erreicht man dies icht durch aufwendige und schwer zu überwachende ertifizierungssysteme oder selbst auferlegte Handelseschränkungen. Wenn Intransparenz und Korruption u den Problemen eines Landes zählen, dann ist wohl aum von Sorgfalt und Redlichkeit bei der Zertifikatsusstellung auszugehen. Eine verordnete Ausgrenzung er betreffenden Regionen aus internationalen Hanelsbeziehungen führt zwangsläufig dazu, dass gerade en ärmsten Teilen der Bevölkerung in der Regel die xistenzgrundlage entzogen wird. In rund 50 Entwickngsländern trägt die Erschließung von Rohstoffen im leinbergbau mit mehr als 10 Prozent zum Bruttoinndsprodukt bei, in der Republik Kongo sind es 3,4 Prozent. Weltweit werden zwischen 15 und 0 Prozent der Rohstoffe in dieser speziellen Form des ergbaus gewonnen. Rund 100 Millionen Menschen ind nach aktuellen Hochrechnungen davon existeniell abhängig. Die Erfahrungen in vielen Regionen er Welt zeigen leider auch, dass sich die Finanzieung gewalttätiger Auseinandersetzungen dank krimieller Marktteilnehmer immer sicherstellen lässt, daan können selbst Embargos nichts ändern. Als die egierung der Republik Kongo ein Verbot sämtlicher ergbauaktivitäten verhängte, brachen augenblicklich eite Teile der Wirtschaft und damit auch die Staatsinnahmen massiv ein. Bewaffnete Milizen besetzten mgehend die nun freien Minen, der illegale Abbau nd Handel florierte. Es ist daher nicht verwunderlich, ass die Regierung das Verbot nach knapp sechs Moaten eilig wieder aufhob. Das macht deutlich: Die im vorliegenden Antrag eforderten Konzepte befördern eher Konflikte, als ass sie ihnen entgegenwirken. Nationale Alleingänge ie beispielsweise die Regelungen gemäß Dodd-Frank ct bleiben womöglich in ihrer Wirkung auf die Rohtoffmärkte beschränkt. Sie bergen aber erhebliche efahren für die Versorgungssicherheit der eigenen dustrie und führen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu ettbewerbsnachteilen. Obwohl im Antrag die Abhänigkeit der deutschen Wirtschaft von Rohstoffimporten ufgezeigt und in diesem Zusammenhang die Bedeung von Handelsbeziehungen mit Schwellenund Enticklungsländern betont wird, stimmen die Autoren in Loblied auf den Rechtsrahmen in den USA und auf ie bürokratischen Vorgaben der US-Börsenaufsicht n. Dies ist wohl auch ein Beweis dafür, dass sich die PD inzwischen weit von ihren industriellen Wurzeln ntfernt hat. Rolf Hempelmann gebene Reden )

Manfred Todtenhausen (FDP):
Rede ID: ID1724637000




(A) )

Der bessere Ansatz sind international breit unter-
stützte und auf Freiwilligkeit beruhende Initiativen.
Nur wenn beide Seiten – Schwellen- oder Entwick-
lungsländer auf der einen und die dort aktiven Unter-
nehmen auf der anderen Seite – ein Bewusstsein für re-
gionale und spezifische Probleme entwickeln, lässt
sich die notwendige Verbindung von mehr Transparenz
und Good Governance erreichen. Erst der schrittweise
Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen setzt gestalteri-
sche Kräfte frei, schafft neue Chancen und lässt so alle
Beteiligten gleichermaßen profitieren. Drohende Iso-
lation und öffentliche Pranger bewirken das Gegen-
teil.

Diese Überzeugung zählt zu den stabilen Leitplan-
ken der Außen-, Wirtschafts- und Entwicklungspolitik
der Bundesregierung, wie an den verschiedenen Initia-
tiven im Rahmen der G 8 und G 20, der aktiven Rolle
in der Extractive Industries Transparency Initiative,
EITI, oder den unterzeichneten Rohstoffpartnerschaf-
ten zweifellos deutlich wird. Als zentrales Element der
Rohstoffstrategie schaffen dabei insbesondere Part-
nerschaften die Grundlage für gezielte Pilotprojekte
und enge Kooperationen zur Verbesserung der Ar-
beits-, Lebens- und Umweltbedingungen. Hierin sehen
wir den richtigen Weg, um eine nachhaltige Rohstoff-
gewinnung und eine Zunahme der Ressourceneffizienz
zu erreichen.

Die Notwendigkeit für weiterführende gesetzliche
Regelungen, wie sie der eingebrachte Antrag fordert,
lehnen wir daher ab.


Ursula Lötzer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724637100

Gestern hat das Europäische Parlament die soge-

nannten Transparenzrichtlinie verabschiedet. In ihr
wurde erstmals eine Berichtspflicht festgeschrieben.
Börsennotierte Rohstoffunternehmen müssen zukünftig
offenlegen, was sie in den Förderländern an Steuern
und Abgaben zahlen müssen. Ein Reporter des
Deutschlandfunks zitiert eine Frau aus Papua Neugui-
nea: „Bald werden wir wissen, was unsere Regierung
an Einnahmen von der Goldmine bekommt. Dann wer-
den wir für Krankenhäuser, Schulen und Straßen
kämpfen. Vielleicht ist es noch nicht zu spät.“

Diese Gesetzesänderung ist vor allem das Verdienst
einer britischen NGO – Publish what you pay –, die
seit 2002, also seit rund 12 Jahren, für Offenlegungs-
pflichten eintritt. Ihre Forderung war von Beginn an:
Die Menschen in rohstoffreichen Ländern haben ein
Recht darauf, dass ihnen der Rohstoffreichtum zugute
kommt. Sie haben das Recht, zu wissen, wie viel ihr
Land aus dem Rohstoffabbau erhält, denn Boden-
schätze sind fast überall auf der Welt Eigentum der Be-
völkerung eines Landes. Steuervermeidung und Kor-
ruption bei der Vergabe von Konzessionen und
Förderlizenzen führen aber in der Realität oft nur
dazu, dass entweder gar nichts gezahlt wird oder sich
die politische Elite bereichert. Große Bergbaukon-
zerne finanzieren so Bürgerkriege und Vertreibung.

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Zu Protokoll ge

(C (D Mit dem Dodd-Franc Act sind die USA einen wichgen Schritt gegangen. Aber wir wissen alle, dass das esetzesvorhaben auf europäischer Ebene eineinhalb ahre gedauert hat, und wir kennen alle den Bremser: ie Bundesregierung. Wir kennen vom BDI auch die ründe für diese Blockadehaltung: zusätzliche Büro ratiekosten. Die Europäische Union hat diese in einer tudie abgeschätzt und kommt auf 0,05 des Jahresgeinns der betroffenen Rohstoffunternehmen, Gewinne, ie im Rohstoffsektor seit Jahren sprudeln, auch weil iele dieser Unternehmen die billigen Arbeitskräfte in en Förderländern ausbeuten und die Kosten für die mweltverschmutzung und Landvertreibung natürlich icht bezahlen müssen. Wir kennen das aus dem ölvereuchten Nigerdelta, um nur ein prominentes Beispiel u nennen. Herr Lämmel und Herr Fritz von der CDU/ SU-Fraktion haben diese Argumente in der ersten ebatte wiederholt und alleine auf freiwillige Selbst erpflichtungen und Rohstoffpartnerschaften gesetzt. Die Transparenzinitiative, die auch die SPD in ihm Antrag fordert, ist demgegenüber ein richtiger, ber sehr kleiner Schritt im Versuch, die großen Konerne an die Leine zu nehmen. Die EU ist dem jetzt eitgehend entgegengekommen. Einige EU-Mitglied taaten werden beim G-8-Gipfel die Umsetzung in naonales Recht innerhalb eines Jahres ankündigen. Es äre gut, wenn auch die Bundesregierung mit dabei äre. Außerdem ist es Aufgabe der Mitgliedstaaten, efktive Sanktionen festzusetzen, die zur Anwendung ommen, wenn Unternehmen gegen die Offenlegungsflicht verstoßen. Auch hier sind geeignete Maßnahen zu ergreifen, damit das Gesetz nicht zum zahnlo en Tiger wird. Auf den Rohstoffmärkten haben in den letzten Jahn dramatische Verschiebungen stattgefunden, die in er Öffentlichkeit immer noch viel zu wenig diskutiert erden und von der Politik kaum aufgegriffen werden. Zuge des neuen Rohstoffhungers der Schwellenlän er haben Finanzinvestoren Rohstoffmärkte als Spekutionsobjekt neu entdeckt und treiben gemeinsam mit ohstoffhändlern wie Glencore nicht nur mit Nahungsmitteln Schindluder. Gleichzeitig ist die Konzenation im Bergbausektor enorm angestiegen. Viele hstoffreiche Länder des Südens leiden immer mehr nter dem Ressourcenfluch. Streiks von Minenarbeirn und Proteste der betroffenen Bevölkerung häufen ich. Deshalb brauchen wir nicht nur Transparenz, ondern Regulierung. Wir müssen weitergehen und ben nicht nur fragen: „Zahlen die Konzerne auch teuern?“, sondern auch: Was passiert danach mit den ohstofferlösen? Kommen sie der Bevölkerung insgeamt zugute, und kommen sie den von Bergbau betrofnen Regionen zugute? Unter welchen Bedingungen ird abgebaut? Werden soziale und ökologische Stanards eingehalten? Wird die lokale Bevölkerung in die ntscheidungen einbezogen? Konkret: Da Bergbauunternehmen oft kaum Geinnsteuern vor Ort zahlen, sind Exportzölle auf Roh toffe ein wichtiger Einnahmezweig für rohstoffreiche Manfred Todtenhausen gebene Reden )





(A) )

Länder, aber genau gegen diese kämpfen die WTO und
die Industriestaaten mithilfe von einseitigen Freihan-
dels- und Investitionsschutzabkommen. Deshalb müs-
sen zukünftig Menschenrechte, Arbeitsrechte und
Umweltschutz bei allen Handels-, Investitions- und
Rohstoffabkommen Vorrang bekommen.

Nimmt man den Abschlussbericht der Enquete-
Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“
ernst, stehen wir aber vor einer viel größeren Heraus-
forderung: Von den Industriestaaten und Schwellen-
ländern muss ein Impuls ausgehen, um in den nächsten
Jahren den absoluten Ressourcenverbrauch nicht nur
beim Erdöl zu senken. Viele zivilgesellschaftliche Or-
ganisationen in rohstoffreichen Ländern beginnen
bereits, Vorstellungen zu entwickeln, wie denn eine
Entwicklung ihres Landes ohne Bergbau oder Erdöl-
förderung und damit ohne die begleitende Umweltzer-
störung aussehen könnte. Das setzt aber voraus, dass
wir unseren zukünftigen Wohlstand vom Rohstoffver-
brauch entkoppeln. Keine leichte Aufgabe!


Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724637200

Seit gestern ist es amtlich: Nach den USA zieht nun

auch die EU nach. Das Europäische Parlament hat
umfassende Transparenzregeln im Rohstoffsektor be-
schlossen. Das ist eine gute Nachricht. Doch das heißt
auch, meine sehr verehrten Damen und Herren von der
Koalition: Sie sind mit Ihrer Verhinderungstaktik in
Sachen Rohstofftransparenz krachend gescheitert.
Zwar haben Sie hier im Bundestag stets beteuert, sich
für verpflichtende Transparenz im Rohstoffsektor ein-
zusetzen; aber auf EU-Ebene hat Schwarz-Gelb doch
mit aller Kraft versucht, substanzielle Regeln zu ver-
hindern.

Unseren Grünen-Antrag „Transparenz im Rohstoff-
sektor – EU-Vorschläge umfassend umsetzen“ auf
Drucksache 17/8354, in dem wir bereits Anfang 2012
genau das gefordert haben, was auf EU-Ebene jetzt be-
schlossene Sache ist, hat die Koalition abgelehnt. Der
Antrag der SPD, den wir heute abschließend beraten
und dem wir zustimmen, wird von Schwarz-Gelb eben-
falls abgelehnt.

Die gestern beschlossenen Offenlegungspflichten
im Rohstoffsektor sind ein großer Erfolg in der Sache.
Sie sind auch ein Erfolg von uns allen, die wir bei die-
sem Thema nicht locker gelassen haben: wir hier im
Parlament, unsere Kolleginnen und Kollegen im EP,
die großartig verhandelt haben, und die Zivilgesell-
schaft, die den Druck aufrechterhalten hat. Dieser
Druck war notwendig; denn die schwarz-gelbe Bun-
desregierung hat sich zur Sachwalterin der Rohstoff-
lobby gemacht. Aber sie ist damit nicht weit gekom-
men. Im Verhandlungsprozess in Brüssel musste die
Bundesregierung peu à peu ihre Positionen räumen.

Die Entscheidung in Brüssel ist also gefallen, und
jetzt kommt es auf die Umsetzung in nationales Recht
an. Ab Herbst ist das hoffentlich die Aufgabe einer Re-
gierung, die den nötigen Willen dazu hat. Bis dahin

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Zu Protokoll ge

(C (D rdern wir die schwarz-gelbe Bundesregierung ganz xplizit dazu auf, jetzt nicht länger auf die Bremse zu eten und die Ausgestaltung der Regeln in nationales echt schnellstmöglich voranzutreiben. Es gibt EUitgliedstaaten, die beim G-8-Gipfel nächste Woche ie Umsetzung innerhalb eines Jahres verkünden weren. Daran werden wir die Bundesregierung messen. Mit den Regelungen des Dodd-Frank Acts in den SA und den gestern beschlossenen EU-Regeln weren 70 Prozent der globalen Rohstoffindustrie abgeeckt. Auch Kanada hat angekündigt, die Offenleungspflichten im Rohstoffsektor anzugehen. Wir ewegen uns also zunehmend in Richtung eines globan Standards; ja, das ist unser Ziel. In diesen Tagen sind Aktivistinnen und Aktivisten in eutschland zu Gast, die sehr viel riskieren, weil sie geen die brutalen Konsequenzen und Verstrickungen im ohstoffsektor ihrer jeweiligen Länder angehen. Golden isabiko und Anthony Lyamunda, die gegen den ranabbau in der Demokratischen Republik Kongo bzw. Tansania kämpfen, oder Delphine Djiraibé, die sich eit Beginn der Erdölförderung im Süden des Tschad für ie Interessen der betroffenen Bevölkerung einsetzt und iese als Anwältin vor Gericht vertritt. Sie berichten, elche Konsequenzen die Komplizenschaft zwischen ohstoffmultis und Regierungen hat, für die Umwelt, r die Menschen, für die Wirtschaft in den rohstoffrei hen Ländern. Hier ist Transparenz wichtig; das ist nbestritten. Aber sie reicht bei weitem nicht aus. Rohtoffkonzerne müssen endlich zur Verantwortung gezoen werden für ihre unsäglichen Menschenrechtsvertzungen. Wir brauchen verbindliche Standards und eine inrnational gerechte und entwicklungsförderliche Roh toffpolitik. Deshalb steht grüne Rohstoffpolitik für ine umfassende Innovationsstrategie, wie wir sie in nserem Antrag auf Drucksache 17/13568 skizzieren. ir wollen den Rohstoffverbrauch vom wirtschaftli hen Wachstum entkoppeln und setzen auf verstärktes ecycling, ressourceneffiziente Produktion, Substituon, faire Verteilung von Ressourcen und auf nachhalge Entwicklungschancen für rohstoffreiche Entwickngsländer. Denn: In der Rohstoffpolitik muss endlich mgesteuert werden. Schwarz-Gelb ist dazu nicht in er Lage. Die Bundesregierung setzt stupide auf das business as usual“. Das ist kurzsichtig. Bereits letzte Woche, als wir hier über den Koalionsantrag zum Rohstoffabbau in der Demokratischen epublik Kongo abgestimmt haben, habe ich darauf ingewiesen – ich will auch heute damit enden –: Der lub of Rome warnt vor einem Zusammenbruch des kosystems. Wir müssen die planetarischen Grenzen ndlich anerkennen und unser Handeln, unsere Polik, unseren Rohstoffhunger daran ausrichten. Nur enn wir die Grenzen des Wachstums ernst nehmen, sst sich die totale Plünderung des Planeten noch toppen. Ulla Lötzer gebene Reden )








(A) )


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724637300

Wir kommen nun zur Abstimmung. Der Ausschuss

für Wirtschaft und Technologie empfiehlt in seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 17/12881, den An-
trag der Fraktion der SPD auf Drucksache 17/11876 ab-
zulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Das sind die Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – So-
zialdemokraten und Bündnis 90/Die Grünen. Enthaltun-
gen? – Linksfraktion. Die Beschlussempfehlung ist an-
genommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 35 sowie den Zu-
satzpunkt 13 auf:

35 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss)


– zu dem Entschließungsantrag der Abgeordne-
ten Frank Heinrich, Dr. Matthias Zimmer,
Peter Weiß (Emmendingen), weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der CDU/CSU so-
wie der Abgeordneten Dr. Heinrich L. Kolb,
Sebastian Blumenthal, Heinz Golombeck,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
FDP

zu der Beratung der Unterrichtung durch
die Bundesregierung

– Drucksache 17/12650 –

Lebenslagen in Deutschland – Vierter
Armuts- und Reichtumsbericht

– zu dem Antrag der Abgeordneten Hilde
Mattheis, Gabriele Lösekrug-Möller, Anette
Kramme, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der SPD

Die notwendigen politischen Konsequenzen
aus der Armuts- und Reichtumsberichter-
stattung ziehen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Katja
Kipping, Diana Golze, Matthias W. Birkwald,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Verschleierung verhindern – Berichterstat-
tung über Armut und Reichtum auf eine
unabhängige Kommission übertragen

– Drucksachen 17/13250, 17/12650, 17/13102,
17/12709, 17/13826 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Frank Heinrich

ZP 13 Beratung des Antrags der Abgeordneten Markus
Kurth, Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Kerstin
Andreae, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Armuts- und Reichtumsberichterstattung ver-
bessern – Lebenslagen umfassend abbilden

– Drucksache 17/13911 –

In der Tagesordnung hatten wir ausgewiesen, dass die
Reden zu Protokoll genommen werden.

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(C (D Die öffentliche Anhörung hat gezeigt, dass der Ar utsund Reichtumsbericht den wissenschaftlichen tandards entspricht. Hervorheben möchte ich an dieer Stelle, dass das Statistische Bundesamt bestätigt at, dass alle in dem Bericht verwendeten Daten der mtlichen Statistik von ihm geprüft und korrekt wieergegeben worden sind. Hinweisen möchte ich auch uf den Beitrag der Arbeiterwohlfahrt, der bei seinem tatement fordert, dass die Berichtslegung aus den undestagswahlkämpfen herausgehalten werden müsse. Aber genau das will weder die SPD, geschweige enn die Linke. Der Armutund Reichtumsbericht ist ine kritische Bestandsaufnahme der sozialen Realität Deutschland. Wenn er besser ausfällt, als es den inken für ihre Polemik passt, ist es für unsere Gesellchaft nur gut. Der Armutsund Reichtumsbericht macht deutlich, ass die Schere zwischen Arm und Reich im Berichtseitraum nicht weiter auseinandergedriftet ist, und ies nicht nur im Zeitraum des aktuellen Berichtes. ielmehr zeigen sich seit 2005 keine signifikant steienden Werte, sodass die Wissenschaft zu dem Schluss ommt, dass das Verhältnis der unterschiedlichen Einommen relativ stabil ist. Einer der wesentlichen Faktoren für diese positive ntwicklung ist die Stabilisierung des Arbeitsmarktes. ie Opposition bemerkt dann gerne, dass Arbeit nicht lles ist. Aber es bedeutet sehr viel für die Menschen in nserem Land, wenn sie morgens zur Arbeit gehen und ort ihren Lebensunterhalt verdienen. Ein funktioniender Arbeitsmarkt ist entscheidend für die Armuts isiken in unseren Land, und dieser christlich-liberan Regierung ist es gelungen, der Wirtschaft so viele pulse zu geben, dass die Konjunktur kontinuierlich eiterläuft, die Beschäftigtenzahlen weiter zunehmen nd die Arbeitslosigkeit gesunken ist. Der Vierte Armutsund Reichtumsbericht macht eshalb zu Recht auf die positive Entwicklung auferksam: Von 2007 bis 2012 ist die Anzahl der Arbeitslosen m knapp 1 Million gesunken und die Anzahl der soialversicherungspflichtigen Beschäftigten um rund Millionen gestiegen. Seit dem Jahr 2007 reduzierte sich die Langzeitrbeitslosigkeit um über 40 Prozent. Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger ging bei den Ererbsfähigen um über 800 000 und bei den Kindern m rund 270 000 zurück. Die Armutsrisikoquote blieb seit 2007 relativ kontant zwischen 14 und 16 Prozent. Die Ungleichheit bei der Einkommensverteilung ar in den vergangenen Jahren tendenziell rückläufig. Der Niedriglohnbereich – ebenfalls eine relative röße – hat nicht zugenommen, sondern schwächte ich zuletzt eher ab. )

Ulrich Lange (CSU):
Rede ID: ID1724637400

(A) )

Das sind einfach Erfolge, die nicht wegdiskutiert
werden können.

Aber der Armuts- und Reichtumsbericht signalisiert
auch Handlungsbedarf. So steht das deutsche Bil-
dungssystem weiterhin vor der Aufgabe, die soziale
Durchlässigkeit zu erhöhen und Bildungsaufstiege zu
ermöglichen. Wir empfinden es als problematisch,
dass Kinder aus bildungsfernen und einkommens-
schwachen Elternhäusern sowie insbesondere Kinder
mit Migrationshintergrund seltener und kürzer eine
Kindertagesstätte besuchen als andere Kinder. Auch
der erreichte allgemeine und berufliche Bildungsab-
schluss wird in Deutschland stark vom soziokulturellen
Hintergrund geprägt. Defizite bei Schul- und Ausbil-
dungsabschluss wirken sich nach den Ergebnissen des
Berichts vor allem auch bei Menschen mit Behinde-
rungen negativ auf die gesamte Erwerbsbiografie aus.

Gefragt sind daher in Zukunft vermehrt politische
Strategien für eine faire, aufstiegsoffene Gesellschaft,
die sich aktiv gegen herkunftsbedingte Benachteiligun-
gen wendet und Chancen für Beschäftigung eröffnet.
Das ist nicht nur ein Gebot der sozialen Gerechtigkeit,
sondern auch der wirtschaftlichen Vernunft. Die Lin-
ken wollen mit ihrem Verteilungswahlkampf die Schul-
den erhöhen, die von den kommenden Generationen
bezahlt werden müssen. Wir setzen auf die Ausbildung
unserer Jugend und damit auf die Zukunft unserer Ge-
sellschaft.


Dr. Matthias Zimmer (CDU):
Rede ID: ID1724637500

Seit Anfang März liegt uns der sogenannte Armuts-

und Reichtumsbericht vor – ein Bericht, der „Lebens-
lagen in Deutschland“ in den Blick nimmt. Im Fokus
stehen dabei die Veränderungen von Lebenslagen, also
nicht Armutsrisiken als bloße statistische Größe, son-
dern Wege in und aus Armut. Ein erster Blick auf die
Daten zeigt: Den Menschen in der Bundesrepublik
geht es gut, sie sind nicht massenweise von Verelen-
dung betroffen, wie es die Opposition behauptet. Wir
haben die niedrigste Arbeitslosigkeit seit der Wieder-
vereinigung, die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist seit
2007 um rund 40 Prozent gesunken, Deutschland weist
die niedrigste Jugendarbeitslosenquote in der EU auf,
sogar als einziges Land einen signifikanten Rückgang
der Quote, einen Tiefstand im Hartz-IV-Bezug, einen
Höchststand bei der Beschäftigung, und auch die
Löhne steigen spürbar, insbesondere dort, wo die Ta-
rifbindung hoch ist. Kurzum: Wir haben eine insge-
samt gute arbeits- und sozialpolitische Gemengelage,
um materielle Armutsrisiken zu senken.

Nun wird bisweilen im Ton des Vorwurfs argumen-
tiert: Die Bundesregierung habe massiv Leistungen
bei der Arbeitsförderung gekürzt. Ja, das ist richtig.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir die Mittel für
Programme der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungsför-
derung auf dem Höhepunkt der Krise deutlich nach
oben gefahren haben. Das macht ja auch Sinn. In der
Krise stellen wir mehr Geld zur Verfügung, nach der
Krise fahren wir den Ansatz nach unten. Aber: Trotz

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(C (D er Reduzierung geben wir heute pro Kopf mehr für ie Integration von Langzeitarbeitslosen in den Areitsmarkt aus als vor der Krise. Ich kann mir nicht orstellen, dass es sinnvoll ist, nicht nur bei steigender rbeitslosenzahl mehr Geld für Arbeitsmarktpolitik uszugeben, sondern auch, wenn es weniger Arbeitsse gibt. Das ist Unfug auf allen Ebenen. Nun fordern die Linken eine „unabhängige Komission“, die zusammengesetzt sein solle aus Vertrern der „Wissenschaft, Gewerkschaften, Verbände soie Interessenvertretungen der von Armut und sozialer usgrenzung betroffenen Personen“. Man kann ja urchaus eine Diskussion über eine unabhängige ommission führen. Wenn ich aber ein unabhängiges, lso ein objektives Bild haben will, darf ich nicht die etroffenen zu Richtern in eigener Sache machen, der, um den Kollegen Jakob Maria Mierscheid zu zieren: „Wer den Baum fällen will, darf nicht die aumspechte um Rat fragen.“ Es geht also nicht, Intessenvertreter in eine solche „unabhängige“ Komission zu berufen. Genauso absurd ist in diesem Zu ammenhang, der Kommission bereits im Antrag ahezulegen, welche normativen Schlussfolgerungen ie aus ihrer Analyse zu ziehen hat. Damit würde die on ihnen geforderte Kommission zum Sprachrohr der inken degenerieren. Ich frage mich, welcher wirklich nabhängige Experte sich hierfür freiwillig instrumenlisieren lassen würde. Richtig ist, dass atypische Beschäftigungsformen ie Teilzeitarbeit oder auch befristete Arbeitsverhältisse zugenommen haben. Sie haben aber Normalrbeit nicht verdrängt – der Verlauf zeigt eine solide unahme sozialversicherungspflichtiger Beschäftiungsverhältnisse. Es kann also keine Rede davon ein, dass atypische Beschäftigungsformen reguläre rbeitsverhältnisse verdrängt haben. Beide haben Zuachsraten. Selbstverständlich ist nicht jede Tätigkeit esser als Arbeitslosigkeit. Aber auch ein befristetes rbeitsverhältnis kann ein Türöffner in den Arbeitsarkt sein und damit Armutsrisiken senken helfen. Vor llem an Übergängen im Lebensverlauf wie etwa Beufseinstieg oder Teilzeit im Alter können atypische eschäftigungsverhältnisse durchaus Arbeitnehmern nd Arbeitgebern ein Stück weit gewollte Flexibilität ichern. Bei ungewollter atypischer Beschäftigung ingegen sollten wir unsere sozialpolitischen Handngsspielräume unbeirrt nutzen, um sichere Jobs zu ewahren. Der Armutsund Reichtumsbericht stellt weiterhin st, dass Mindestlöhne bzw. allgemein verbindliche ohnuntergrenzen helfen können, Wege aus Armut zu ankieren. Der Plural ist mir hier ein Dorn im Auge. ir wollen eine robuste Lohnuntergrenze als Regel. as ist aus Gründen der Wettbewerbsgleichheit sinn oll und gleichzeitig sozialpolitisch notwendig. Ein weiterer wichtiger Befund des Berichts: Bildung nd Ausbildung beeinflussen die soziale Mobilität. Bilungschancen von Kindern werden durch Bildungs Ulrich Lange gebene Reden )





(A) )

armut und geringes Haushaltseinkommen der Eltern
negativ beeinflusst. Eine frühzeitige Bildungsförde-
rung zahlt sich also aus. Dies zeigt sich exemplarisch
bei den Geringverdienern: So sind es trotz der be-
grenzten Aufwärtsmobilität von Niedriglohnbeschäf-
tigten in erster Linie besser ausgebildete Geringver-
diener, deren Aufstiegswahrscheinlichkeit hoch ist.
Bildung und Ausbildung werden wichtiger, weil Tarif-
bindungen rückläufig und betriebliche Öffnungsklau-
seln für Geringverdiener häufig von Nachteil sind. Da-
her ist es nicht nur erfreulich, dass der Anteil der
Schüler ohne Schulabschluss gesunken ist, sondern
vor allem auch die Quote der Bildungsaufsteiger ange-
stiegen ist, wir also Anzeichen einer Abkopplung des
Bildungserfolges von der sozialen Herkunft beobach-
ten können.

Eine politische Spielwiese der Opposition ist die
Einkommens- und Vermögensverteilung in unserem
Land. Mein Eindruck ist, dass an dieser Stelle die De-
batte ganz besonders verquer ist. Das Deutsche Insti-
tut für Wirtschaftsforschung hat berechnet: Die Ar-
mutsgefahr hat in Deutschland zwischen 1999 und
2004 deutlich zugenommen, seither nicht mehr. Im Ge-
genteil: Die Einkommensschere hat sich wieder ge-
schlossen. Die Opposition hingegen verkündet, die
Armutsgefährdung in Deutschland steige. Fast 16 Pro-
zent der Haushalte seien davon betroffen. Doch was
heißt „armutsgefährdet“ überhaupt? Armutsgefährdet
ist, wer über weniger als 60 Prozent des gewichteten
Nettoeinkommens verfügt. Das ist eine häufig vorge-
nommene Definition der EU. – Das ist aber lediglich
eine statistische Größe und sagt über die Lebenslage
der Menschen nichts aus. Sie ist zudem unsinnig. Wenn
in einer Gesellschaft wie Nordkorea alle Menschen
hungern, ist gleichzeitig statistisch betrachtet keiner
armutsgefährdet. Es hungern ja alle gleich, und weni-
ger als 60 Prozent des gewichteten Nettoeinkommens
hat keiner.

Das gilt im Übrigen auch für den Begriff des Reich-
tums. Statistisch gesehen ist derjenige reich, der über
200 Prozent des gewichteten Medianeinkommens ver-
fügt. Dieses Medianeinkommen liegt bei etwa
1 655 Euro netto im Monat für einen Einpersonen-
haushalt. Demnach wäre jemand mit 993 Euro, 60 Pro-
zent, und weniger im Monat armutsgefährdet, und
reich wäre jemand ab einem Nettoeinkommen von
3 300 Euro. Also, zwischen armutsgefährdet und reich
liegen – statistisch gesehen – gerade einmal
2 200 Euro an Nettoeinkommen. Das ist aus meiner
Sicht ziemlich absurd. Es ist von der Begrifflichkeit her
kontraintuitiv, weil es die landläufigen Meinungen da-
rüber, was arm und reich ist, vollkommen infrage
stellt. Um es auf die Spitze zu bringen: Ein Student vor
dem Abschluss des Studiums gilt in der Regel als ar-
mutsgefährdet oder arm. Mit seinem ersten Job kann
er dann von einem Tag auf den anderen plötzlich reich
werden. So schnell können sich Lebenslagen ändern.

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(C (D Vielleicht ist es sinnvoll, sich andere Zahlen anzuchauen, beispielsweise den Gini-Koeffizienten, der as Maß an Ungleichverteilung in einer Gesellschaft ntersucht. Die Werte reichen von 0 bis 1, wobei 0 die leichverteilung bedeutet und 1 die größtmögliche ngleichverteilung, also eine Person das komplette ermögen oder Einkommen erhält. Für Deutschland eigt sich zunächst einmal, dass die Ungleichheit, geessen am Gini-Koeffizienten, seit 2007 rückläufig ist, ährend sie von 2000 bis 2005 zugenommen hat. Das etrifft die Nettoäquivalenzeinkommen auf Hausaltsebene, also alle Einkommensarten. Etwas anders ieht es bei der Vermögensverteilung aus. Hier sind ach den letzten Zahlen von 2008 die Privatvermögen Zeitraum von 1998 bis 2008 im obersten Dezil getiegen. Allerdings sind in den Rentenund Pensionsassen angehäufte Ansprüche – anders als die Kapitalbensversicherungen – nicht berücksichtigt. Bezieht an diese sogenannten Sozialvermögen in Höhe von twa 5 Billionen Euro in die Vermögensrechnung ein, ntsteht auch hier ein erheblich gleichmäßigeres Bild insichtlich der Vermögensverteilung. Ich finde es bedauerlich, dass die ganze Debatte leiglich mit Blick auf materielle Faktoren geführt wird. enschen können sich durchaus bei genügender mate ieller Grundausstattung als arm empfinden, wenn sie ozial vereinsamt sind, wenige oder keine personalen etzwerke haben, wenn sie von Krankheiten geplagt ind oder sich in trostlosen Lebenslagen befinden. Umekehrt können Menschen sich auch trotz geringer marieller Mittel ihr Leben als glücklich vorstellen. Leensqualität ist keine ausschließliche Funktion des inkommens. Dahinter steht auch die Frage nach eiem guten Leben, einem gelingenden Leben. Dafür ist ie materielle Ausstattung ein Faktor, aber für viele enschen sicherlich nicht der wichtigste. Das ist vielleicht auch der Grund, warum wir es unrlassen sollten, uns künstlich arm zu reden. Armut ist in relativer Begriff, zum einen relativ zu dem Einkomen oder Vermögen anderer, aber auch relativ zu aneren uns wichtigen Lebenschancen. Vieles davon könen wir messen, vieles nicht. Den Menschen und seine ebenschancen lediglich auf die materiellen Möglicheiten zu reduzieren, erscheint mir falsch und sollte in einer Lebenslage Leitmotiv sein. Der vierte Armutsund Reichtumsbericht der Bun esregierung stellt der sozialen Gerechtigkeit in eutschland ein schlechtes Zeugnis aus. Er ist auch in schlechtes Zeugnis für die Bundesregierung. Denn ie hat diesen Bericht geschönt. Sätze wie: „Die Priatvermögen sind in Deutschland sehr ungleich verilt“, oder: „Allerdings arbeiteten im Jahr 2010 in eutschland knapp über vier Millionen Menschen für inen Bruttostundenlohn von unter sieben Euro“, wuren einfach gestrichen. An der Realität hat sich daurch nichts geändert, aber hier werden Tatsachen schöngeschrieben“. Dr. Matthias Zimmer gebene Reden )

Gabriele Lösekrug-Möller (SPD):
Rede ID: ID1724637600




(A) )

Die empirischen Befunde der Experten sind eindeu-
tig. Deutschland ist kein gerechtes Land. Nach Berech-
nungen des Instituts für Arbeit und Qualifikation auf
Basis des SOEP lag die Niedriglohnschwelle 2010 bei
einem Stundenlohn von 9,15 Euro. Insgesamt 7,92 Mil-
lionen Menschen arbeiteten deutschlandweit für
9,15 Euro oder weniger. Darüber hinaus arbeiten fast
7 Millionen Menschen für einen Lohn unter 8,50 Euro.
Der Niedriglohnanteil bei den Beschäftigten in
Deutschland liegt bei erschreckenden 23 Prozent.
Auch das Armutsrisiko von Erwerbstätigen ist von
7,7 Prozent 2003 auf 8,7 Prozent 2008 angestiegen.

Seit Jahren fordert die SPD deshalb einen gesetzli-
chen Mindestlohn. Dieser soll bei 8,50 Euro eingeführt
werden und würde somit die sozial-ökonomische Situa-
tion von fast 7 Millionen Menschen verbessern. Für
die SPD gilt: Schluss mit diesem ausufernden Niedrig-
lohnsektor. Durch ihn macht Arbeit arm, und Armut im
Alter wird vorprogrammiert.

Weitere Fakten belegen, dass in Deutschland ein
Verteilungsgerechtigkeitsproblem besteht. So verfüg-
ten nach dem Bericht 2008 die obersten 10 Prozent der
Haushalte in Deutschland über 50 Prozent des vorhan-
denen Nettovermögens, wohingegen die 50 Prozent
der ärmsten Haushalte nur 1 Prozent des gesamten
Nettovermögens besaßen. Und diese Spaltung ist in
den Krisenjahren größer geworden. Denn der Reich-
tum an der Spitze hat zugenommen. Der vorliegende
Bericht ignoriert die Ursachen der gesellschaftlichen
Spaltung. Armut wird individualisiert, strukturelle Be-
nachteiligung nicht in den Blick genommen. So beklagt
der Deutsche Frauenrat zu Recht: „Dem ARB fehlt …
auch eine konkrete Linie für den sozialen Ausgleich.“
Oft wird der SPD vorgeworfen, sie rede Deutschland
schlecht. Daran ist kein Gramm Wahrheit. Deutsch-
land ist ein starkes Land. Gleichwohl ist es kein Para-
dies.

Auch wenn es Deutschland im Verhältnis zu anderen
Ländern in Europa ökonomisch recht gut geht, haben
wir ein Verteilungsgerechtigkeitsproblem. Es ist Fakt.
Das belegt sogar der geschönte vierte ARB. Deshalb
hat die SPD-Fraktion zahlreiche Anträge zu Recht und
Ordnung auf dem Arbeitsmarkt, zu Rente, zu Verein-
barkeit von Familie und Beruf, zur Steuergesetzge-
bung, zu Gleichstellung, zu Integration und zum Aus-
länderrecht vorgelegt. Unser Ziel ist es, Armutsrisiken
vorzubeugen und Benachteiligungen aufgrund von Le-
benslagen deutlich zu verkleinern. Teilhabe für alle
und Armutsvermeidung sind Aufgaben des gesell-
schaftlichen Zusammenhalts auf allen politischen Ebe-
nen.

Was muss besser werden in der Berichterstattung
über Armut und Reichtum? Einige Beispiele: bessere
Einbindung des Beraterkreises, Transparenz der Be-
richterstellung durch die Veröffentlichung des Bera-
tungsprozesses, Verbesserung der Indikatoren, Ge-
schlechtergerechtigkeit in den Blick nehmen, stärkere
Nutzung vorhandenen Datenmaterials zum Reichtum,
verdeckte Armut überhaupt identifizieren, Vernetzung

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Zu Protokoll ge

(C (D er Ergebnisse anderer Berichterstattungen, den Leensphasenansatz durch einen Lebenslagenansatz eränzen. Wir brauchen Erkenntnisse über die struktullen Ursachen von Armut und Reichtum, damit wir olitische Handlungsansätze entwickeln können. Meine Aufforderung an die Bundesregierung ist eute: Erkennen Sie die soziale Situation in Deutschnd an. Geben Sie zu, dass es in Deutschland nicht gecht zugeht. Sie hatten vier Jahre Zeit, entsprechende itiativen zu ergreifen. Das haben Sie versäumt. Wir erden uns kümmern, nach dem 22. September 2013. Der Vierte Armutsund Reichtumsbericht der Bun esregierung hat in diesem Jahr hohe Wellen geschlaen. Was wurde nicht alles an Vorwürfen erhoben! erschleierung, Vertuschung, sogar absichtliche Fälchung. Ich werde nachfolgend versuchen, die populissche Spreu vom Weizen zu trennen, und ein paar unkte aus dem Bericht aufführen, die, wie ich meine, inen realistischen Blick auf die Situation in unserem and ergeben. Die Wörter „arm“ und „reich“ rufen ganz unterchiedliche Gefühle auf. Es ist deshalb wichtig, dass ie Bundesregierung alles daransetzt, eine ausgewoene Darstellung bei einem solchen Bericht zu erreihen. Die Abstimmung in der Bundesregierung unter eteiligung aller Ressorts leistet genau dieses. Der tzt vorgelegte Bericht enthält im Ergebnis eine diffenzierte und ausgewogene Darstellung dieses wichti en Themas. Im Mittelpunkt des Berichts stehen Fragen der so ialen Mobilität, das heißt der Chancen unterschiedliher Personengruppen unserer Gesellschaft, in Bezug uf ihr Einkommen und/oder ihren beruflichen Status ufzusteigen. Damit greift der Bericht das Ergebnis eier aktuellen Allensbach-Befragung auf, nach der die undesdeutsche Bevölkerung die Chancengerechtigeit höher bewertet als die Verteilungsgerechtigkeit – ine Überzeugung, die wir Liberale aus vollem Herzen ilen! Der Bericht tritt der Behauptung entgegen, die Kluft wischen Arm und Reich sei durchgängig gewachsen. r zeichnet ein differenziertes, an den verfügbaren Dan und Fakten im Berichtszeitraum ausgerichtetes ild. Der Berichtszeitraum 2007 bis 2011 war geprägt on einer ausgesprochen guten Entwicklung auf dem rbeitsmarkt, trotz der zwischenzeitlich spürbaren Bestungen durch die Finanzund Wirtschaftskrise. Der rbeitsmarkt zeigt sich äußerst robust und hat histoisch hohe Beschäftigungsstände erreicht. Zwischen 2006 und 2011 wurden in Deutschland Millionen Menschen zusätzlich in Beschäftigung geracht; über 1,5 Millionen Menschen weniger waren rbeitslos. Zu dieser strukturellen Verbesserung hat uch die Einführung des Niedriglohnsektors durch die amalige rot-grüne Bundesregierung beigetragen; Gabriele Lösekrug-Möller gebene Reden )

Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1724637700




(A) )

denn auch Einkommen aus niedrig entlohnten Tätig-
keiten können zu einem höheren Haushaltseinkommen
beitragen und sind allemal dem Verbleib in Arbeitslo-
sigkeit vorzuziehen.

Die Bedeutung eines gut funktionierenden Arbeits-
marktes zur Vermeidung von Armut kann kaum hoch
genug eingeschätzt werden. Langzeitarbeitslosigkeit
ist eine der gravierendsten Ursachen für Armutsrisi-
ken.

Der Vierte Armuts- und Reichtumsbericht macht
dies deutlich: Allein im Berichtszeitraum reduzierte
sich die Langzeitarbeitslosigkeit um über 40 Prozent.
Die Zahl der Hilfebedürftigen in der Grundsicherung
für Arbeitsuchende ist um 800 000 zurückgegangen,
die Zahl der Kinder unter 15 Jahren in Haushalten, die
Hartz-IV-Leistungen beziehen, ist um 270 000 gesun-
ken.

Hier müssen wir unsere Bemühungen jetzt noch
weiter verstärken. Es ist Zeit, zur besseren Förderung
von Menschen, die schon seit langer Zeit arbeitslos
sind, auch über einen anderen Einsatz der aktiven und
passiven Mittel nachzudenken mit dem Ziel einer Be-
schäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt.

Ein weiteres wesentliches Ergebnis des Berichts ist,
dass sich im Berichtszeitraum, insbesondere seit dem
Jahr 2005, die Einkommen der privaten Haushalte in
Deutschland nicht weiter gespreizt haben. Im Gegen-
teil: Wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsfor-

(DIW-Wochenbericht 43/2012)

Herbst bestätigte, hat die Einkommensungleichheit als
Ergebnis der ausgesprochen guten Beschäftigungsent-
wicklung zuletzt sogar abgenommen.

Diese Ergebnisse befinden sich im Einklang mit ei-
ner Studie des Instituts für Angewandte Wirtschaftsfor-
schung in Tübingen, IAW, die das Bundesministerium
für Arbeit und Soziales für den Armuts- und Reich-
tumsbericht in Auftrag gegeben hatte. Sie verdeutlicht,
dass die Einkommensungleichheit in Deutschland zwi-
schen 1999 und 2005 zwar gestiegen ist, sich aber seit-
dem stabilisiert hat.

Dieser Punkt ist mir persönlich besonders wichtig,
da die Opposition nach wie vor durch die Lande zieht
und von der immer weiter auseinanderklaffenden
Schere zwischen Arm und Reich fabuliert. Die Daten
im Vierten Armuts- und Reichtumsbericht zeigen hier
eindeutig, dass diese Behauptungen falsch sind.

Daneben wird im Bericht festgestellt, dass in der
Berichtsperiode 2007 bis 2011 der Anteil der Niedrig-
lohnbeschäftigten, Löhne unter zwei Dritteln des
Medianlohns – leicht zurückgegangen ist. Er war von
2000 bis 2007 von 20 Prozent auf 24 Prozent gestiegen
und ist seither wieder auf 23 Prozent gesunken. Der
Anteil der sogenannten atypischen Beschäftigungsver-
hältnisse liegt seit 2005 konstant bei etwa 25 Prozent,
ist also auch nicht wesentlich verändert.

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Zu Protokoll ge

(C (D Auch hier stimmt die Mär von den Arbeitgebern, die re Stammbelegschaften durch Zeitarbeiter und Minibber ersetzen, eindeutig nicht. Es wäre schön, wenn ich politische Parteien bei der Skizzierung der Verältnisse in Deutschland an den Fakten und nicht an iner „fantasierten Realität“ orientieren würden. Die Armutsgefährdungsquote ist im Berichtszeitaum nahezu konstant geblieben und liegt – je nach atenquelle – zwischen 14 und 16 Prozent. Als relati es Armutsmaß, Einkommen unter 60 Prozent des Meianeinkommens, kann sie selbst bei steigenden Einommen konstant sein. So wird verschleiert, dass sich ie wirtschaftliche Situation der Menschen mit niedrien Einkommen absolut verbessert hat. Dies ist zuminest in den letzten drei Jahren der Fall gewesen: Die alen verfügbaren Einkommen sind im Schnitt um Prozent pro Jahr gestiegen, mehr als doppelt so stark ie im Durchschnitt der davor liegenden 15 Jahre. Hier sollte man, wie ich finde, einmal über verwenete Begrifflichkeiten nachdenken. Ob unsere besteenden Definitionen tatsächlich Armut widerspiegeln der einfach nur Ungleichheit, macht nämlich meiner einung nach einen großen Unterschied. Wenn es hancengerechtigkeit für jeden gibt – und auch daran üssen wir noch weiter gerade im Bereich der früh indlichen und „regulären“ Bildung arbeiten –, ist ngleichheit in einer Gesellschaft hinnehmbar, Armut uss jedoch immer mit Nachdruck bekämpft werden. Mir ist bewusst, dass es bei einer gesellschaftlich so chwerwiegenden Frage wie der von Armut und Reichm unterschiedliche Meinungen zwischen den Parien gibt, und das ist ja auch gut so. Aber ich bitte Sie ls Kollegen nachdrücklich, in der Öffentlichkeit nicht it falschen Zahlen und Behauptungen zu agieren. as ist nicht nur schädlich für den politischen Diskurs. s verunsichert vor allem diejenigen Menschen, die ich nicht den ganzen Tag mit Studien und Erhebungen azu beschäftigen. Es zeichnet ein Bild von einer Geellschaft, die real so nicht existiert, und es schürt ngste und Vorurteile, die überflüssig sind. Deutschland geht es gut, auch im europäischen Verleich. Es waren vier gute Jahre für unser Land. Narlich geht es immer noch besser. Wir werden nach em 22. September vier weitere Jahre gerne und engaiert daran arbeiten. Linke, SPD und Grüne haben wieder und wieder auf erschleierung, Zensur, Verharmlosung und Heuchelei Vierten Armutsund Reichtumsbericht der Bundesgierung hingewiesen. Durch alle Medien ging die Nachricht, dass das irtschaftsministerium unter Philipp Rösler die strukrellen sozialen Probleme in diesem Land offenbar icht sehen will. Was Ministerin von der Leyen noch an ritik zuließ, hat Rösler offenkundig streichen oder urch Wohlwollenderes ersetzen lassen. Weder steht ie Regierungskoalition zu den sozialen Ungerechtig Dr. Heinrich L. Kolb gebene Reden )

Matthias W. Birkwald (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724637800




(A) )

keiten noch gedenkt sie, wirklich etwas an der beste-
henden Situation zu verändern. Das ist skandalös.

Interessant allerdings wird es, wenn wir den Ar-
muts- und Reichtumsbericht in Zusammenhang mit ei-
nem noch anderen Umstand bringen: „Gespaltene De-
mokratie“ lautet der Titel der gemeinsamen Studie der
Bertelsmann-Stiftung und dem Institut für Demoskopie
Allensbach, die in dieser Woche Schlagzeilen machte.
Die Studie belegt, dass die Wahlbeteiligung von Ge-
ringverdienenden stetig sinkt.

Das bedeutet, dass nicht nur die soziale Spaltung
insgesamt zunimmt, wie der Bericht zeigt. Es zeigt
sich, dass es auch eine zunehmende soziale Spaltung
bei der Wahlbeteiligung gibt. Während aus der Mittel-
und Oberschicht schon fast 70 Prozent angeben, wäh-
len gehen zu wollen, können das lediglich knapp
30 Prozent der Geringverdienenden von sich behaup-
ten.

Die Politik der Regierungskoalition ist eine Politik
für Überprivilegierte auf Kosten der Allgemeinheit.
Sie ist eine Politik für potenzielle Großspenderinnen
und Großspender. Ein geringer Bildungsgrad ist laut
Studie beinahe eine Garantie für das Nichtwählen.
Auch deshalb fordern wir, reale Bildungschancen für
alle zu schaffen, damit gebildete und gut ausgebildete
Menschen in guten Jobs arbeiten können und ihr Wahl-
recht wahrnehmen.

Der Vierte Armuts- und Reichtumsbericht propa-
giert Individualismus und Egozentrismus. Einzelne
können es bis ganz nach oben schaffen, wenn sie nur
alle ihnen gönnerhaft zugebilligten Angebote wahr-
nehmen. Oben angekommen, dürfen sie mit der Ober-
schicht auf die Masse blicken, die sie im Schweiße ih-
res Angesichts zurücklassen konnten. Das ist zynisch;
denn die meisten schaffen das nicht.

Laut DIW besitzt das reichste Prozent der Bevölke-
rung 35,7 Prozent des gesamten deutschen Nettover-
mögens. Die obersten 10 Prozent besitzen sogar ganze
66,6 Prozent. Die untere Hälfte der Bevölkerung teilt
sich hingegen nur 1 Prozent des Nettovermögens. Ge-
rechtigkeit sieht anders aus. Die Politik der Regierung
gefährdet – so stand es wortwörtlich in der unzensier-
ten Fassung des Berichts – den „Zusammenhalt“ un-
ser aller Gesellschaft.

Obwohl wir zusammen in Deutschland ein privates
Nettovermögen von rund 10 Billionen Euro vorweisen
können, müssen 1,3 Millionen Arbeitende mit Hartz IV
aufstocken. Hundertausende davon arbeiten in Voll-
zeit. Die Botschaft an sie lautet: Ihr seid einfach nicht
gut genug, habt wohl die Chancen nicht genutzt. –
Diese Demütigung muss ein Ende haben.

In den Jahren von 1998 bis 2008 haben die unters-
ten 40 Prozent der Vollzeitbeschäftigten reale Lohn-
verluste erleiden müssen, und 4,7 Millionen Men-
schen, die sozialversicherungspflichtig in Vollzeit
beschäftigt sind, arbeiten inzwischen im Niedriglohn-
bereich. Insgesamt arbeiten fast 8 Millionen Menschen


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Zu Protokoll ge

(C (D r einen Niedriglohn, also für weniger als 9,15 Euro rutto pro Stunde. Die Agenda 2010 von SPD und Grüen mit ihrer Deregulierung des Arbeitsmarkts ist verntwortlich für 1 Million mehr Menschen im Niedrighnsektor und 1,4 Millionen Menschen, die für einen tundenlohn von unter 5 Euro arbeiten müssen. Wenn im ersten Entwurf des Armutsund Reichmsbericht steht, dass in Zukunft doch bitte auch „ein eringqualifizierter von seiner Vollzeitarbeit seinen ebensunterhalt bestreiten können soll“, S. XIX, und ieser Satz dann gestrichen wird, bedeutet das doch: ie Bundesregierung möchte nicht, dass diejenigen, ie einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen, ihren Leensunterhalt selbst bestreiten können. Die Bundesregierung möchte auch nicht, dass die trukturellen Bedingungen von Armut verstanden weren und Menschen ihr Wahlverhalten danach ausrichn. Das nämlich würde die sofortige Abwahl der der eitigen Regierung bedeuten. Der Armutsund Reichtumsbericht darf selbstvertändlich nicht länger von einer Regierung erstellt erden, die sich seit Jahren der Reichtumspflege widet. Es muss vielmehr eine unabhängige Kommission ingerichtet werden. Einer Regierung darf nicht die ewertung ihrer eigenen Politik überlassen werden. ie Bewertung muss parlamentarisch verankert sein nd zu einem großen Teil der betroffenen oder fachlich ersierten Zivilgesellschaft überlassen werden. Das ist er richtige Weg, und alle Sachverständigen in der usschussanhörung, die sich zum Vorschlag der Linen geäußert haben, haben ihn auch für gut befunden. SPD und Grüne fokussieren ihre Forderungen auf vestitionen in Bildung, und wie die Studie belegt, ist as auch tatsächlich die basale Notwendigkeit für eien strukturellen Wandel. Die Möglichkeit zur Zensur es Berichts möchte aber keine der beiden Fraktionen, ie schon zur eigenen Regierungszeit, endgültig aus en Händen geben. Ein Schelm, wer Böses dabei enkt. Die Linke fordert, dass Vermögende ihrem Vermöen entsprechend am Zusammenhalt der Gesellschaft nanziell beteiligt werden. Eine einmalige Vermögensbgabe bei einem Freibetrag von 1 Million Euro wäre in Anfang. Weitervererbter Reichtum muss großzügig esteuert werden. Steuerhinterziehung im großen Stil arf nicht länger geduldet werden. Ein flächendeckener gesetzlicher Mindestlohn von mindestens 10 Euro ro Stunde wäre ein erster Schritt zur Bekämpfung von ukünftiger Altersarmut, eine solidarische Mindestnte von 1 050 Euro ein zusätzliches Sicherungsnetz. Leiharbeit gehört verboten oder wenigstens streng guliert. Der Missbrauch von Werkverträgen muss erhindert werden. Sanktionen für Menschen am Exisnzminimum sind inakzeptabel. Die Linke steht für inen echten Zusammenhalt der Gesellschaft und uningeschränkte Solidarität. Mit anderen Worten: Wir üssen Reichtum begrenzen und Armut bekämpfen! Matthias W. Birkwald gebene Reden )





(A) )


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724637900

Es ist schon bezeichnend, dass wir heute erneut

über den Vierten Armuts- und Reichtumsbericht debat-
tieren – seit seiner Veröffentlichung ist das nun das
vierte Mal –, und es ist auch dringend notwendig; denn
der Bericht ist ein Beispiel dafür, wie die Armuts- und
Reichtumsberichterstattung nicht ausfallen sollte.

Der Ausschuss für Arbeit und Soziales hat am
3. Juni eine öffentliche Anhörung von Sachverständi-
gen durchgeführt, in der die Kritik am Armuts- und
Reichtumsbericht bestätigt wurde. Ich will hier nicht
alle Kritikpunkte wiederholen, die dort benannt wur-
den, sondern nur einen Punkt herausgreifen, den auch
wir von Anfang an kritisiert haben, und zwar das ein-
seitige Verständnis der Koalition von effektiver Ar-
mutsbekämpfung. Würde man dem Bericht Glauben
schenken, so ließe sich Armutspolitik auf die einfache
Formel bringen: Absenkung der Arbeitslosenzahlen
plus Ermöglichung von sozialer Mobilität gleich allge-
meine Wohlstandssteigerung.

Dass diese Rechnung nicht aufgeht, zeigt die Ar-
mutsrisikoquote, die seit 2004 auf hohem Niveau von
über 15 Prozent stagniert, und das obwohl sich die
Bundesregierung damit brüstet, dass Deutschland in
den vergangenen Jahren ein Beschäftigungswunder
erlebt. Normalerweise sollte ein Rückgang der Ar-
beitslosenzahlen zu einer Absenkung der Armutsrisi-
koquote führen. Dass dies nicht der Fall ist, wird in der
Wissenschaft inzwischen als „deutsches Paradoxon“
beschrieben und hat verschiedene Gründe. Ein ganz
entscheidender ist, dass nicht jeder Job existenzsi-
chernd ist, und Erwerbsarbeit eben nicht für alle Be-
völkerungsgruppen automatisch das Ende ihrer finan-
ziellen Nöte bedeutet.

Wer Armut effektiv bekämpfen will, muss das Pro-
blem in seiner Komplexität und Vielfalt wahrnehmen.
Ihr sehr kleines sozialpolitisches Einmaleins reicht da
nicht aus. So richtig und wichtig die Bekämpfung der
Arbeitslosigkeit und Bildungsförderung unbestritte-
nermaßen sind, eine Armutsbekämpfung, die sich da-
rauf beschränkt, bekommt viele drängende Probleme
gar nicht in den Blick. Nehmen wir das Beispiel der
verdeckten Armut. Armutsforscher des DIW schätzen,
dass circa 40 bis 60 Prozent der älteren Menschen
Grundsicherungsleistungen nicht in Anspruch neh-
men, obwohl sie Anspruch darauf hätten. Diese Men-
schen leben in Armut und sind mit arbeitsmarkt- oder
bildungspolitischen Initiativen nicht zu erreichen.

Das Gleiche gilt für „reguläre“ Rentnerinnen und
Rentner. Die Rentenversicherung hat Anfang dieser
Woche bestätigt – diese Zahlen dürften auch der Re-
gierungskoalition nicht entgangen sein –, dass im ver-
gangenen Jahr jede zweite Rente in Deutschland unter
700 Euro im Monat lag. Auch wenn ich weiß, dass die
gesetzliche Rente nicht immer das einzige Altersein-
kommen ist, liegt dieser Wert unterhalb der Armuts-
grenze, sodass die Zahl der Rentenversicherung auf
ein Risikofeld hindeutet.

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Zu Protokoll ge

(C (D Das sind Armutsprobleme, die jetzt drängen und für ie es jetzt Lösungen braucht. Wir brauchen Lösungen r die Beschäftigten im Niedriglohnsektor. Ihr Anteil egt inzwischen bei über 20 Prozent, das heißt jeder nfte Arbeitnehmer kann seinen Lebensunterhalt icht selbst sichern, und das obwohl er erwerbstätig t. Wir brauchen Lösungen für die Armut von Frauen. re geringe Entlohnung schlägt – vor allem wenn sie lleinerziehend sind – auf ihre Kinder durch. Kurz: er von der Koalition so hoch gelobte deutsche Areitsmarkt ist nicht nur Lösung, sondern in seiner jetigen Form zugleich Teil des Problems. Ich möchte noch auf einen zweiten Punkt zu sprehen kommen, der in der Diskussion – nicht zuletzt, eil die Defizite bei den Armutsdaten so eklatant wan – etwas untergegangen ist, zur vollständigen Be ichterstattung über die Lebenslagen in Deutschland ber unverzichtbar ist: den Bereich „Reichtum und rivates Vermögen“. Hierzu liefert der Armutsund eichtumsbericht nur sehr spärlich und insgesamt unulängliche Daten. Entwicklungen wie die, dass das oberste Prozent er Topverdiener im letzten Jahrzehnt überdurchchnittliche Einkommenszuwächse verzeichnen konnte der dass das Statistische Bundesamt im Jahr 2008 otz Bankenkrise und staatlicher Rettungsmilliarden 0 000 neue Einkommensmillionäre verzeichnete, finen im Bericht keine Erwähnung. Auch die Polarisieung der Einkommen in Deutschland ist nicht dokuentiert. Heute verdienen die Mitglieder der obersten 0 Prozent der deutschen Gesellschaft etwa achtmal so iel wie die untersten 10 Prozent; in den 1990er-Jahn lag das Verhältnis bei 6 : 1. Das Medianeinkomen ging in Deutschland im Zeitraum von 1991 bis 009 real von 19 094 Euro auf 18 510 Euro jährlich urück, bei einem realen Wirtschaftswachstum von und 35 Prozent in diesem Zeitraum. Dagegen sind die inkommen der Reichen gestiegen. Die am besten verienenden 10 Prozent der Bevölkerung beziehen heute twa ein Viertel des gesamten Nettoeinkommens, drei rozentpunkte mehr als noch 1999. In Bezug auf die arkteinkommen beziehen nur die oberen 20 Prozent er Bevölkerung fast die Hälfte. Ihr Anteil ist seit 1999 m 3,5 Prozentpunkte gestiegen. Noch drastischer als bei der Betrachtung der Einommen stellt sich die Entwicklung der Ungleichverilung bei der Betrachtung der Vermögen in Deutschnd dar: Die obersten 10 Prozent der Deutschen esitzen heute zwei Drittel des gesamten Vermögens, nd nur das vermögendste Prozent der Deutschen ennt 35,5 Prozent des gesamten Vermögens sein Eien. Im Zeitraum von 2002 bis 2007 ist der Anteil der bersten 10 Prozent gewachsen, während der Anteil er unteren 90 Prozent am Vermögen gesunken ist. ,4 Millionen Haushalte in Deutschland haben heute it einem Schuldenberg von insgesamt etwa 120 Milarden Euro zu kämpfen. Wenn über die Lebenslagen in Deutschland bericht werden soll – und der Armutsund Reichtumsbegebene Reden Markus Kurth )








(A) )

richt heißt nicht ohne Grund „Armuts- und Reichtums-
bericht“ –, dann müssen die Daten zu Armut und
Reichtum einander gegenübergestellt werden. Für die
Frage der Armutsbeseitigung ist nicht allein von Be-
lang, wer aus welchen Gründen arm ist, sondern auch
welche Personengruppen reich sind. Denn die starke
Spreizung zwischen Arm und Reich – darüber waren
sich auch die Sachverständigen der Anhörung einig –
kann nicht durch Bildungs- und Aufstiegsförderung
aufgelöst werden. Hier braucht es steuerpolitische Ini-
tiativen, und zwar so, wie wir Grünen dies fordern:
durch eine Entlastung unterer und mittlerer Einkom-
men und eine stärkere Besteuerung großer Einkom-
men.

Zu guter Letzt: Das Deutsche Institut für Wirt-
schaftsforschung monierte in seiner Stellungnahme zur
Anhörung, dass der Armuts- und Reichtumsbericht nur
eine Blickrichtung kennt, nämlich in die Vergangen-
heit. Ein Blick in die Zukunft, welche Armutsrisiken
sich bereits heute abzeichnen und welche Bevölke-
rungsgruppen besonders gefährdet sind, fehlt, und mit
ihm auch die Ansätze dafür, wie diesen Tendenzen
frühzeitig entgegengewirkt werden kann. Hieran wird
deutlich, wie weitreichend die negativen Folgen des
Vierten Armuts- und Reichtumsberichts sind. Mit der
Aussparung von strukturellen Armutsrisiken und den
fehlenden Daten zur Reichtumsentwicklung hat die
schwarz-gelbe Bundesregierung die Arbeitsgrundlage
zur Armutsbekämpfung deutlich geschwächt.

Damit diese defizitäre Berichterstattung ein Einzel-
fall bleibt, haben wir in unserem Antrag klare Forde-
rungen formuliert: Die 1999 vom Gesetzgeber formu-
lierten Zielsetzungen und Richtlinien für die Armuts-
und Reichtumsberichterstattung müssen zukünftig ver-
bindlich und konsequent umgesetzt werden, sodass der
Bericht das liefert, was er soll: ein umfassendes Abbild
der Lebenslagen in Deutschland.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724638000

Tagesordnungspunkt 35. Wir kommen zur Abstim-

mung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses
für Arbeit und Soziales auf Drucksache 17/13826.
Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner
Beschlussempfehlung die Annahme des Entschließungs-
antrags der Fraktionen von CDU/CSU und FDP auf
Drucksache 17/13250 zu der Unterrichtung der Bundes-
regierung auf Drucksache 17/12650 mit dem Titel
„Lebenslagen in Deutschland – Vierter Armuts- und
Reichtumsbericht“. Wer stimmt für diese Beschlussemp-
fehlung? – Das sind die Koalitionsfraktionen. Gegen-
probe! – Das sind die drei Oppositionsfraktionen. Ent-
haltungen? – Niemand. Die Beschlussempfehlung ist
angenommen.

Wir sind noch bei Tagesordnungspunkt 35. Unter
Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung des
Antrags der Fraktion der SPD auf Drucksache 17/13102
mit dem Titel „Die notwendigen politischen Konsequen-
zen aus der Armuts- und Reichtumsberichterstattung zie-
hen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Die
Koalitionsfraktionen stimmen zu. Gegenprobe! – Sozial-

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(C (D emokraten und Bündnis 90/Die Grünen. Enthaltunen? – Linksfraktion. Die Beschlussempfehlung ist anenommen. Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Buchstabe c einer Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags er Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/12709 mit dem itel „Verschleierung verhindern – Berichterstattung ber Armut und Reichtum auf eine unabhängige Komission übertragen“. Wer stimmt für diese Beschluss mpfehlung? – Die Koalitionsfraktionen und Bündis 90/Die Grünen. Gegenprobe! – Linksfraktion. nthaltungen? – Sozialdemokraten. Die Beschlussemphlung ist angenommen. Zusatzpunkt 13. Abstimmung über den Antrag der Frakon Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/13911 mit em Titel „Armutsund Reichtumsberichterstattung veressern – Lebenslagen umfassend abbilden“. Wer timmt für diesen Antrag? – Das sind die Sozialdemoraten und Bündnis 90/Die Grünen. Wer stimmt dageen? – Die Koalitionsfraktionen. Enthaltungen? – Linksaktion. Der Antrag ist abgelehnt. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 34 auf: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Funktionen der Betreuungsbehörde – Drucksache 17/13419, 17/13619 – Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses – Drucksache 17/13952 – Berichterstattung: Abgeordnete Ute Granold Sonja Steffen Stephan Thomae Jörn Wunderlich Ingrid Hönlinger Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die eden zu Protokoll genommen. Wir beraten heute abschließend über den Gesetzent urf der Bundesregierung zur Stärkung der Funktioen der Betreuungsbehörde. Die bisherige Debatte, sbesondere die Anhörung im Rechtsausschuss am . Juni 2013, hat uns bestätigt, dass der mit diesem esetzentwurf eingeschlagene Weg zur schrittweisen eiterentwicklung des Betreuungsrechts richtig ist. ie Sachverständigen haben das Ziel des Gesetzes, die ahl der Betreuungen durch eine Stärkung der Betreungsbehörde zu senken, begrüßt. An dieser Stelle ist es mir wichtig, zunächst noch inmal festzuhalten, dass das deutsche Betreuungscht aus dem Jahr 1992 als eines der modernsten echtsinstrumente dieser Art in Europa gilt. Anstelle on Bevormundung ist die Anerkennung betreuter enschen als gleichberechtigte und selbstbestimmte itglieder unserer Gesellschaft getreten. Unser Be )

Ute Granold (CDU):
Rede ID: ID1724638100

(A) )

treuungsrecht entspricht damit bereits grundsätzlich
den Anforderungen der VN-Behindertenrechtskonven-
tion. Es ermöglicht eine nach Aufgabenkreisen maßge-
schneiderte Vertretung des Betreuten in dem jeweils
erforderlichen Umfang, ohne die Geschäftsfähigkeit
des Betreuten aufzuheben. Damit kann gerade die Be-
treuung dazu beitragen, dem Betreuten ein möglichst
selbstbestimmtes Leben nach seinen Wünschen und
Vorstellungen zu bieten. Gleichzeitig gewährt das
Betreuungsrecht Menschen in besonders gefährdeten
Situationen einen Schutz. Diese beiden Zielsetzungen
stehen in einem ständigen Spannungsverhältnis zwi-
schen Selbstbestimmung und Fürsorge, das für das Be-
treuungsrecht bestimmend ist.

Der 2011 vorgelegte Abschlussbericht der durch
das BMJ eingerichteten interdisziplinären Bund-Län-
der-Arbeitsgruppe „Betreuungsrecht“ hat bestätigt,
dass sich das deutsche Betreuungsrecht in der Praxis
bewährt und im internationalen Vergleich einen sehr
hohen Standard erreicht hat. Deshalb wird darin auch
die grundsätzliche Beibehaltung des bisherigen Sys-
tems bei punktuellen Neuregelungen im Betreuungs-
und Verfahrensrecht empfohlen. Die jetzige Gesetzvor-
lage soll also keine tiefgreifende Reform, sondern eine
Abrundung der bestehenden Struktur sein.

Wir haben bereits 2005 mit dem 2. Betreuungs-
rechtsänderungsgesetz den ersten Schritt zur Weiter-
entwicklung des Betreuungsrechts gemacht. Die Eva-
luation des Gesetzes hat im gerade genannten
Abschlussbericht Punkte aufgezeigt, die wir mit dem
heute beratenen Gesetzentwurf aufgegriffen haben.
Danach werden wir eine erneute Evaluation starten,
um sicherstellen zu können, dass das Betreuungsrecht
auch weiterhin den sich ändernden Bedürfnissen der
Menschen und den Vorgaben der VN-Behinderten-
rechtskonvention entspricht.

Ich habe bereits in der Debatte am 16. Mai 2013 da-
rauf verwiesen, dass die interdisziplinäre Arbeits-
gruppe weitere Vorschläge für untergesetzliche Maß-
nahmen angeregt hat, die alle Bereiche betreffen:
Betreuungsgerichte, Betreuungsbehörden und Betreu-
ungsvereine. Diese Vorschläge bilden ein in sich
geschlossenes Konzept, das möglichst komplett umge-
setzt werden sollte, um Eingriffe in das Selbstbestim-
mungsrecht auf das Erforderliche zu reduzieren und
das Aufzeigen und die Vermittlung anderer Möglich-
keiten der Unterstützung und Assistenz nach dem
Grundsatz „Assistenz statt Betreuungsanordnung“ zu
verbessern. Wir können heute davon nur die Vor-
schläge aufgreifen, die Bundesrecht betreffen.

Das Betreuungsrecht steht im Spannungsfeld zwi-
schen dem Prinzip der Erforderlichkeit auf der einen
und der Selbstbestimmung auf der anderen Seite. Vor
diesem Hintergrund ist der heute abschließend bera-
tene Gesetzentwurf ein weiterer Schritt hin zu einer
Stärkung des Erforderlichkeitsgrundsatzes.

Die wesentlichen Neureglungen des Gesetzentwur-
fes habe ich bereits in der Debatte am 16. Mai erläu-

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Zu Protokoll ge

(C (D rt. Darüber hinaus will ich nun die Änderungen eränzen, die sich im Rahmen der Anhörung und der eratungen im Rechtsausschuss ergeben haben. Kernpunkte des Gesetzes sind die obligatorische nhörung der Betreuungsbehörden vor der Bestellung ines Betreuers und der hierzu von diesen vorzuleende qualifizierte Bericht. Damit dieser Bericht der etreuungsbehörde gewissen Standards genügt, weren für ihn qualifizierte Kriterien festgelegt. Ferner erden die Aufgaben der Betreuungsbehörde im Beeuungsbehördengesetz konkreter als bisher beschrieen. Dabei liegt der Fokus auf der Beratung, welche nderen Hilfen möglich sind. Darüber hinaus wird geetzlich verankert, dass die Betreuungsbehörden ihre ufgaben durch Fachkräfte wahrnehmen müssen. Aufgrund der öffentlichen Anhörung des Rechtsauschusses haben wir die Anregung aufgenommen, dass ie Betreuungsbehörde dann, wenn kein Betreuer zu estellen ist, nicht nur auf Hilfen hinwirken, sondern iese auch vermitteln soll. Damit wird noch deutlicher ervorgehoben, dass die Betreuungsbehörde gegebeenfalls den Hilfebedarf eines hilfebedürftigen Erachsenen anderen Fachbehörden mitteilen und dem etroffenen Wege zu den zuständigen Stellen aufzeigen oll. Die Betreuungsbehörde wird durch den heute beranen Gesetzentwurf zum Drehund Angelpunkt zwi chen Betreuungsrecht und Sozialrecht. Die erweitern Aufgaben der Betreuungsbehörde stellen neue nforderungen an die Anzahl und die Qualifikation er Mitarbeiter. Vor diesem Hintergrund hat der Bunesrat in seiner Stellungnahme darum gebeten, ein Inraftsetzen im Laufe des Jahres 2014 zu prüfen. Der eitpunkt des Inkrafttretens soll danach einerseits geährleisten, dass den Kommunen ausreichend Zeit für ie angemessene Ausstattung der Betreuungsbehörden ur Verfügung steht. Andererseits soll er ausreichend aum geben, um in Vorbereitung der bereits erwähnn umfassenden weiteren Evaluation des Vorhabens urch das Bundesjustizministerium den Istzustand zu rmitteln. Wie in der Gegenäußerung der Bundesregieung erläutert, kann diesen Anliegen auch bei dem tzt vorgesehenen Inkrafttreten zum 1. Juli 2014 noch echnung getragen werden. Die im Rahmen der Ausschussberatungen von der pposition vorgeschlagene obligatorische Beteiligung er Betreuungsbehörde nicht nur bei der Erstbestelng eines Betreuers, sondern auch bei einer Erweite ung oder Verlängerung haben wir nach den entsprehenden Anregungen einzelner Sachverständiger auch rwogen. Da jedoch anders als bei der erstmaligen Betellung dem Gericht in diesen Verfahren bereits Inforationen zu den Betroffenen zum Beispiel durch den ereits bestellten Betreuer vorliegen, haben wir davon ber letztendlich Abstand genommen. Deshalb soll die ntscheidung über eine Beteiligung der Betreuungsbeörde in das Ermessen des Gerichts gestellt werden. Ute Granold gebene Reden )





(A) )

Zusammenfassend sind wir uns darin einig, dass
sowohl die demografischen und gesellschaftlichen
Herausforderungen als auch die Vorgaben aus der VN-
Behindertenrechtskonvention eine ständige Weiterent-
wicklung des Betreuungsrechts notwendig machen. In
diesem Zusammenhang begrüße ich es sehr, dass auch
die SPD-Fraktion den Gesetzentwurf mitträgt.

Meine Ausführungen haben gezeigt, dass die
unionsgeführte Bundesregierung mit dem vorliegen-
den Gesetzentwurf zur Stärkung der Funktion der Be-
treuungsbehörden entschlossen ist, sich dieser Auf-
gabe zu stellen.


Sonja Steffen (SPD):
Rede ID: ID1724638200

Ein Sachverständiger hat in der öffentlichen Anhö-

rung des Rechtsausschusses das Gesetz zur Stärkung
der Betreuungsbehörde sehr zutreffend beschrieben:
Es sei weniger die Taube auf dem Dach als vielmehr
der Spatz in der Hand. Dieser Einschätzung kann ich
mich nur anschließen.

Grundsätzlich ist es richtig, den Erforderlichkeits-
grundsatz im Betreuungsrecht zu stärken. Gerade auch
im Hinblick auf die UN-Behindertenrechtskonvention
müssen Eingriffe in das Selbstbestimmungsrecht der
Betroffenen auf das Nötigste begrenzt werden. Das ist
ein erster Schritt.

Durch die obligatorische Anhörung der Betreu-
ungsbehörde vor der Bestellung eines Betreuers oder
der Anordnung eines Einwilligungsvorbehalts soll die
Nutzung der Fachkompetenz im gerichtlichen Verfah-
ren verankert werden. Die Betreuungsbehörde soll mit
ihren Kenntnissen über andere Hilfen, die eine recht-
liche Betreuung überflüssig machen, dazu beitragen,
rechtliche Betreuungen in Fällen, bei denen andere
Möglichkeiten zur Verfügung stehen, zu verhindern.

Wir haben in der Anhörung und im Ausschuss da-
rüber diskutiert, ob auch bei einer Erweiterung und
Verlängerung der Betreuung oder der Einrichtung ei-
nes Einwilligungsvorbehalts eine verpflichtende Anhö-
rung der Betreuungsbehörde geboten ist.

Die SPD-Bundestagsfraktion spricht sich für eine
Ermessensentscheidung der Gerichte aus. Ich traue es
den Richterinnen und Richtern grundsätzlich zu, selbst
zu entscheiden, ob eine erneute Anhörung der Be-
treuungsbehörde notwendig erscheint oder nicht. Wir
haben den Änderungsantrag der Linken aber nicht ab-
gelehnt. Denn letztlich werden wir in der Praxis über-
prüfen müssen, ob die verabschiedeten Regelungen
ausreichen, um unnötige rechtliche Betreuungen zu
verhindern und die Interessen und Rechte der Betroffe-
nen ausreichend zu wahren.

Neben den verfahrensrechtlichen Regelungen soll
auch im Vorfeld gerichtlicher Verfahren die Rolle der
Betreuungsbehörde gestärkt werden. Hierfür wird im
Gesetz die Beratungspflicht der Behörde verankert.
Durch Information und Beratung sollen frühzeitig an-
dere Hilfen aufgezeigt und bertreuungsgerichtliche
Verfahren schon im Vorfeld vermieden werden. Wir ha-

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Zu Protokoll ge

(C (D en uns im Ausschuss gemeinsam dafür ausgesprohen, die Behörden dazu zu verpflichten, nicht nur auf ndere Hilfen hinzuwirken, sondern diese den Menchen auch zu vermitteln und dabei mit den zustänigen Sozialleistungsträgern zusammenzuarbeiten. Insgesamt zielen die Regelungen des Gesetzentwurs darauf ab, dass zukünftig nur noch Betreuer be tellt werden, wenn dies wirklich erforderlich ist. Zur tärkung des Erforderlichkeitsgrundsatzes, der bereits eute durch § 1896 BGB im Betreuungsrecht verankert t, wird vor allem auf die Kompetenz und das Fachissen der Betreuungsbehörde abgestellt. Das bedeutet, dass dieses Gesetz nur so gut ist, wie nsere Betreuungsbehörden gut sind. Schon in der ersten Lesung hat die Bundesjustizmi isterin zu bedenken gegeben, dass der Erfolg dieser eureglung von der praktischen Umsetzung vor Ort bhängen wird – und damit von der angemessenen usstattung der Behörden. Diese Einschätzung wurde on den Sachverständigen in der öffentlichen Anörung bestätigt. Die vorgeschlagenen Änderungen önnten zwar zu einer stärkeren Beachtung des Erforerlichkeitsgrundsatzes gerade im gerichtlichen Verhren beitragen. Voraussetzung hierfür sei aber, dass ie Betreuungsbehörden personell so ausgestattet ürden, dass sie ihre neuen Aufgaben auch bewältigen önnten. An dieser Stelle sind vor allem die Länder gefragt nd deren Bereitschaft, zumindest anfangs Mehrkosten Kauf zu nehmen, um die Behörden vor Ort vernünfg aufzustellen. Die Fachkenntnisse müssen gezielt ingesetzt und den Hilfebedürftigen und Gerichten zuänglich gemacht werden. Das wird teilweise nur mit iner deutlichen Personalaufstockung umsetzbar sein. Ohne ein breites Angebot an sozialen Hilfen führt er Gesetzentwurf ebenso ins Leere. Ich habe in meier letzten Rede auf den derzeit vielerorts praktizierten bbau sozialer Dienste und Hilfen hingewiesen und in auch auf weitere Unklarheiten im Bereich des Beeuungsrechts eingegangen. Trotz der vielen offenen Fragen werden wir dem Ge etzentwurf heute zustimmen. Aber es ist nur ein kleier Schritt oder, anders gesagt, eben doch nur der patz in der Hand und nicht die Taube auf dem Dach. Wir leben in einer Gesellschaft, die immer älter ird. In einer älter werdenden Bevölkerung bleibt es icht aus, dass immer mehr Menschen Probleme bei er Bewältigung des Alltags haben. Eine Folge dessen t, dass die Zahl der Betreuungen für Erwachsene steg ansteigt. Allerdings bestehen in der Fachwelt große weifel, ob die Bestellung eines Betreuers in jedem inzelfall tatsächlich erforderlich ist oder ob nicht anere Möglichkeiten bestehen, den Betroffenen die errderliche Hilfe zukommen zu lassen. Diese Frage uss insbesondere vor dem Hintergrund gestellt weren, dass jeder Fall von Betreuung einen Eingriff in Ute Granold gebene Reden )

Stephan Thomae (FDP):
Rede ID: ID1724638300




(A) )

das Selbstbestimmungsrecht der einzelnen Personen
darstellt.

Liberale Politik setzt auf einen selbstbestimmten
Bürger. Wo Menschen ihre Aufgaben nicht mehr al-
leine bewältigen können, ist es unser Anspruch, ihnen
die nötigen Hilfen zukommen zu lassen, damit sie so
weit wie möglich ein selbstbestimmtes Leben führen
können.

Zu diesem Zweck stärkt der vorgelegte Gesetzent-
wurf der Bundesregierung die Funktion der Betreu-
ungsbehörde. Sie muss künftig in jedes Verfahren einer
Erstbestellung eines rechtlichen Betreuers eingebun-
den werden. In diesem Verfahren wird die Betreuungs-
behörde dann insbesondere zu folgenden Aspekten
berichten: persönliche, gesundheitliche und soziale
Situation des Betroffenen, Erforderlichkeit der Betreu-
ung einschließlich geeigneter anderer Hilfen, Betreu-
erauswahl und Berücksichtigung des Vorrangs der
Ehrenamtlichkeit und die diesbezügliche Sichtweise
des Betroffenen.

Dieses Verfahren sichert die Möglichkeit, dass die
Betreuungsbehörde ihren Sachverstand einfließen
lässt. Die dort tätigen Mitarbeiter können aufgrund ih-
rer Expertise am besten einschätzen, ob der Betroffene
tatsächlich einer rechtlichen Betreuung bedarf oder ob
er nur für einen bestimmten Teil seiner Alltagsaufga-
ben Unterstützung braucht. So tun sich zum Beispiel
viele ältere Menschen schwer damit, Behördenanträge
auszufüllen. Dies muss aber nicht immer gleich hei-
ßen, dass diese Menschen auch generell nicht in der
Lage sind, ihre rechtlichen Angelegenheiten zu regeln.
Vielmehr ist nicht auszuschließen, dass ihnen durch
gezielte soziale Unterstützungen besser geholfen ist.
Der Vorteil einer solchen Lösung ist, dass der Eingriff
in die Selbstbestimmtheit der Menschen wesentlich ge-
ringer ausfällt, als wenn sie unter rechtliche Betreuung
gestellt werden.

In § 4 des Betreuungsbehördengesetzes, BtBG, wer-
den durch das neue Gesetz die Aufgaben der Betreu-
ungsbehörde konkretisiert. Sie soll alle Beteiligten
über betreuungsrechtliche Fragen informieren. Sie soll
auch Personen, bei denen Anhaltspunkte für einen
Betreuungsbedarf bestehen, ein Beratungsangebot un-
terbreiten. Dieses Gebot umfasst auch die Pflicht, an-
dere Hilfen, bei denen kein Betreuer bestellt wird, zu
vermitteln. Dies hat die schwarz-gelbe Koalition in ei-
nem Änderungsantrag klargestellt. In der ursprüngli-
chen Fassung des Gesetzentwurfes war noch geregelt,
dass die Betreuungsbehörde auf andere Hilfen hinwir-
ken müsse. Durch die nun vorgenommene Änderung,
nach der die Betreuungsbehörden alternative Hilfen zu
vermitteln haben, wird das Ziel unterstrichen, rechtliche
Betreuungen so weit wie möglich zu vermeiden und
den Betroffenen ein weitestmöglich selbstbestimmtes
Leben zu ermöglichen.

Damit dieses angestrebte Ziel erreicht werden kann,
ist es erforderlich, dass in den Betreuungsbehörden
entsprechend qualifiziertes Personal tätig ist. Daher

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Zu Protokoll ge

(C (D erden in § 9 BtBG entsprechende Anforderungen eregelt. Die Betreuungsbehörde soll nur solche Peronen beschäftigen, die sich hierfür nach ihrer Persönchkeit eignen und die in der Regel entweder eine ihn Aufgaben entsprechende Ausbildung erhalten aben oder über vergleichbare Erfahrungen verfügen. Die FDP-Bundestagsfraktion unterstützt den vorlieenden Gesetzentwurf. Er trägt dazu bei, unnötige chtliche Betreuungen zu vermeiden. Darüber hinaus ird er die Justizhaushalte der Länder entlasten, da ie Länder die Kosten einer rechtlichen Betreuung zu agen haben, soweit die Betreuten selber dazu nicht in er Lage sind. Der Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages at am 3. Juni 2013 eine öffentliche Anhörung zu dem orgelegten Gesetzentwurf durchgeführt. Die Sachvertändigen lobten den Gesetzentwurf als Verbesserung es deutschen Betreuungsrechts. Nicht zuletzt dieses ositive Feedback aus der Fachwelt bestärkt uns dain, den Gesetzentwurf zu unterstützen. Daher bitte ich uch Sie um Ihre Zustimmung zu diesem Gesetzenturf. Vier Wochen sind seit der ersten Lesung vergangen, m 3. Juni 2013 hatten wir im Rechtsausschuss zu dem orliegenden Gesetz eine Anhörung mit zehn Sachvertändigen, deren Sachverstand teilweise in das Gesetz ingeflossen ist, aber eben nur teilweise. Wie schon vor vier Wochen gesagt, werden mit dem esetz Verbesserungen erzielt, welche dem Rahmen es Übereinkommens der Vereinten Nationen über die echte von Menschen mit Behinderung entsprechen. iel ist nach wie vor, die Zahl der Betreuungsfälle zu erringern oder weniger umfangreiche Betreuungen nzuordnen. Damit soll das Recht des Einzelnen auf elbstbestimmung gestärkt werden. Im Ergebnis der Beratungen ist an wesentlicher Änerung geblieben, dass künftig nach der Neuregelung es FamFG das Gericht in jedem Fall vor der Erstbetellung eines Betreuers oder der Anordnung eines inwilligungsvorbehalts die zuständige Betreuungsbeörde anhören muss. Bislang geschah dies nur auf Verngen des Betroffenen selbst oder bei Erforderlich eitsfeststellung durch das Gericht. Diese Beteiligung ist nun zwingend vorgeschrieben. n den Kriterien hat sich in den vergangenen vier Wohen ebenfalls nichts geändert, es wird dem Schutz des etroffenen verstärkt Rechnung getragen. Im Falle einer Erweiterung der Betreuung ist es jeoch bei der im Gesetz vorgesehenen Situation geblieen. Künftig ist – wie bisher – die Betreuungsbehörde ur anzuhören, wenn es der Betroffene verlangt oder s der Sachaufklärung dient. War es früher so, dass bei allen Bestellungen, Ereiterungen, Verringerungen des Umfangs usw. die etreuungsbehörde nur auf Antrag oder bei erforderli Stephan Thomae gebene Reden )

Jörn Wunderlich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724638400




(A) )

cher Sachaufklärung beteiligt wurde, ist nicht so rich-
tig schlüssig, warum künftig nur bei der Erstbestellung
die Behörde beteiligt werden muss und nachfolgend
nicht.

Sowohl die Sachverständige der Arbeitsstelle zur
rechtlichen Betreuung für den Deutschen Caritasver-
band e. V., den Sozialdienst katholischer Frauen sowie
den Katholischen Verband für soziale Dienste in
Deutschland als auch der Sachverständige des Bun-
desverbandes für körper- und mehrfachbehinderte
Menschen e. V. haben dies in der Anhörung angeregt.

Diese Änderung, von der Linken beantragt, ist lei-
der durch die Stimmen der Koalitionsfraktionen im
Rechtsausschuss abgelehnt worden. So bleibt es beim
alten Status, obwohl aus sachverständiger Sicht der
Vertreter der Verbände, welche Betroffene vertreten
bzw. direkt mit ihnen zu tun haben, eine solche Ände-
rung wünschenswert gewesen wäre.

Vielleicht ist diese Entscheidung aber auch aus den
Gründen heraus ergangen, dass bereits jetzt die Be-
treuungsbehörden teilweise nicht ausreichend ausge-
stattet sind, sowohl in sachlicher als auch in personel-
ler Hinsicht.

Dies wurde in der Anhörung auch problematisiert,
ebenso wie aus Sicht der Sachverständigen aus dem
Bereich der Justiz, Betreuungsrichter und Rechtspfle-
ger der zu hohe Pensenschlüssel bemängelt wurde.

Positiv sind und bleiben die Änderungen im Betreu-
ungsbehördengesetz, wonach die Betreuungsbehörde
künftig nicht nur für Betreuer ein Angebot zur Einfüh-
rung in ihre Aufgaben und Fortbildung bereitstellt,
sondern dies auch auf Bevollmächtigte ausgeweitet
wird.

Die Zahl der Vorsorgebevollmächtigten ist in letzter
Zeit gestiegen und dürfte auch weiter steigen. Deshalb
wird mit den Neuregelungen sichergestellt, dass auch
diesem Personenkreis die Möglichkeit eröffnet wird, in
die Aufgaben einer Betreuung eingeführt und/oder ent-
sprechend fortgebildet zu werden. Fortbildung ist in
diesem sensiblen Bereich unabdingbar.

Der Gesetzentwurf setzt damit ein positives Signal,
die Häufigkeit von Betreuungen im Hinblick auf die
tatsächliche Erforderlichkeit zu reduzieren. Er ist ein
Einstieg in eine Verbesserung des Betreuungsrechts,
aber eben nur ein Einstieg, der durchaus hätte besser
erfolgen können.

Selbstbestimmtes Leben sollte höchste Priorität ge-
nießen. Von daher wäre eine verpflichtende Anhörung
der Betreuungsbehörde während der gesamten Betreu-
ung und nicht nur bei der Erstbestellung ausgespro-
chen sinnvoll. Aus diesem Grunde wird sich die Linke
bei diesem Gesetzentwurf, dessen Zielsetzung und po-
sitive Aspekte durchaus begrüßt werden, enthalten.

Zu den Kosten und dem Erfüllungsaufwand gab und
gibt der Gesetzentwurf nichts her, da hat sich in den
letzten vier Wochen ebenfalls nichts geändert. In der
Anhörung kam allerdings deutlich zur Sprache, dass

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Zu Protokoll ge

(C (D ereits mit der jetzigen Änderung ein Mehraufwand uf die Betreuungsbehörden zukommt und die Mittel ur entsprechenden Ausstattung fehlen. Ob durch die Ergebnis der Anhörung erfolgte Änderung im Beeuungsbehördengesetz, wodurch die Behörde gehaln ist, bei Hilfebedarf eines Betroffenen, dem kein Beeuer bestellt ist, nicht nur auf andere Hilfen inzuwirken, sondern diese nun auch zu vermitteln, ine neue Aufgabe an die Länder übertragen worden t, muss geprüft werden. Denn dies hätte auch Auswirungen auf die Finanzierung. Aber egal, wie auch immer steht für die Linke der ensch im Vordergrund, und Menschenrechte dürfen icht unter Finanzierungsvorbehalt stehen. Auch daan hat sich in den letzten vier Wochen nichts geänert. Immer mehr Menschen sind in Deutschland auf Be euung oder Assistenz angewiesen. In den letzten zehn ahren haben wir einen kontinuierlichen Anstieg von etreuungsverfahren erlebt. Im Jahr 2011 benötigten 319 361 Menschen eine rechtliche Betreuung. Und ie Tendenz ist steigend. Ursache für diese hohe Anahl an Betreuungen sind demografische und gesellchaftliche Entwicklungen. Wir leben – das ist uns aln hier im Saal bewusst – in einer Gesellschaft, die mer älter wird und in der der familiäre Zusammen alt sich immer mehr lockert. Gleichzeitig ist uns allen ichtig, dass Menschen, solange sie hierzu in der Lage ind, ihre Entscheidungen selbstbestimmt treffen könen. Deutschland hat sich auch in der UN-Behindernrechtskonvention dazu verpflichtet, das Selbstestimmungsrecht von Menschen mit Behinderung ntscheidend zu stärken. Unser Betreuungsrecht wird iesen Anforderungen nicht gerecht. Wir müssen es eshalb umfassend reformieren. Heute debattieren wir über den entsprechenden Geetzesvorschlag der Bundesregierung. Dass diese Bunesregierung nun überhaupt noch einen Reformvorchlag in den Bundestag eingebracht hat, freut uns. ie geplanten Maßnahmen zur Stärkung der Betreungsbehörden bewerten wir positiv. Sie können dazu eitragen, Betreuungen zu vermeiden. Auch die Ändeungsanträge der Koalitionsfraktionen und der Frakon Die Linke unterstützen wir. Es ist positiv, dass die etreuungsbehörden den Betroffenen andere Hilfen vermitteln“ und nicht nur „auf eine Vermittlung hinirken“ sollen. Auch befürworten wir, dass bei der Ereiterung und der Verlängerung einer Betreuung die nhörung der Betroffenen und der Betreuungsbehörde erpflichtend sein soll. Diese Maßnahmen können das elbstbestimmungsrecht der Betroffenen stärken und Ergebnis zur Vermeidung von Betreuungen beitraen. Allerdings kann und wird das Gesetz nur Wirkung eigen, wenn in den Betreuungsbehörden ausreichend ersonelle Kapazitäten und finanzielle Mittel für die rfüllung der neuen Aufgaben vorhanden sind. Anders ls dies im Gesetzentwurf zu lesen ist, sehen wir hier Jörn Wunderlich gebene Reden Ingrid Hönlinger )

Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724638500







(A) )

eine große finanzielle Mehrbelastung auf die Länder
zukommen. Das haben uns auch die Sachverständigen
in der Anhörung bestätigt. Nicht alle Länder werden
diese Anstrengungen schultern können. Die Gesetzes-
änderung wird also vielerorts nur heiße Luft bleiben.
Die betroffenen Menschen werden davon nur in weni-
gen Fällen profitieren.

Insgesamt ist der Gesetzentwurf der Regierungs-
koalition also nicht der große Wurf. Das wurde schon
in der Sachverständigenanhörung deutlich, und das
müssen wir auch hier noch einmal ganz klar feststel-
len. Die vorgesehenen Änderungen können nur ein ers-
ter Schritt sein. Anstatt einige verfahrensrechtliche Re-
gelungen für Betreuungsbehörden vorzunehmen, wäre
eine umfassende Reform des Betreuungsrechts ange-
zeigt gewesen. Wir Grünen haben in unserem Ent-
schließungsantrag zu unserer Großen Anfrage die
Eckpunkte einer solchen personenzentrierten und
ganzheitlichen Reform des Betreuungsrechts bereits
aufgezeigt.

Hierzu will ich Ihnen nur einige grundlegende Ge-
danken nennen: Wenn wir darüber sprechen, ob eine
Betreuung erforderlich ist oder nicht, geht es nicht nur
darum, Betreuung zu vermeiden. Es geht auch darum,
Selbstbestimmung zu ermöglichen. Die UN-Behinder-
tenkonvention setzt hier zu Recht auf ein System der
„unterstützten Entscheidungsfindung“. Der Staat
muss also gewährleisten, dass Menschen mit einge-
schränkter Entscheidungskompetenz die notwendige
Unterstützung und Hilfe erhalten, um selbst handeln
und entscheiden zu können. Dies verlangt Betreuerin-
nen und Betreuern mitunter schwierige Abwägungs-
vorgänge ab. Häufig können diese Entscheidungen
nicht ohne Weiteres von Ehrenamtlichen getroffen wer-
den. Wir Grünen setzen uns daher im Interesse aller,
also sowohl der Betreuten als auch der Betreuerinnen
und Betreuer, für eine Festschreibung von Eignungs-
kriterien für berufliche Betreuung ein.

Eine stärkere Professionalisierung und Spezialisie-
rung von rechtlichen Betreuerinnen und Betreuern
sollte sich konsequenterweise auch in einem neuen
Vergütungsbemessungssystem widerspiegeln. Dieses
wiederum sollte sich auch an der Schwierigkeit des je-
weiligen Falls bemessen. Ein System der unterstützten
Entscheidungsfindung, einhergehend mit der Fest-
schreibung von gesetzlichen Eignungskriterien und ei-
ner Änderung des Vergütungsbemessungssystems, wird
entscheidend zur Qualitätssicherung von Betreuung
und zur Vermeidung von Betreuung beitragen. Davon
sind wir Grünen überzeugt.

Von einer Verwirklichung dieser Gedanken sind wir
noch weit entfernt. Hier besteht erheblicher Nachbes-
serungsbedarf. Wir Grünen werden uns weiterhin für
eine personenzentrierte und ganzheitliche Reform des
Betreuungsrechts einsetzen. Das Betreuungsrecht be-
nötigt endlich eine umfassende Modernisierung.

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(C (D Dem Gesetzentwurf der Regierungskoalition könen wir nicht zustimmen. Er ist inhaltlich nicht ausreihend. Wir werden uns bei der Abstimmung enthalten. Wir kommen infolgedessen gleich zur Abstimmung. er Rechtsausschuss empfiehlt in seiner Beschlussemphlung auf Drucksache 17/13952, den Gesetzentwurf er Bundesregierung auf den Drucksachen 17/13419 und 7/13619 in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich itte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Auschussfassung zustimmen wollen, um das Handzeihen. – Das sind die Koalitionsfraktionen und die ozialdemokraten. Wer stimmt dagegen? – Niemand. nthaltungen? – Bündnis 90/Die Grünen und Linksfrakon. Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung ngenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – as sind die Koalitionsfraktionen und die Sozialdemoraten. Wer stimmt dagegen? – Niemand. Enthaltunen? – Bündnis 90/Die Grünen und Linksfraktion. Der esetzentwurf ist angenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 36 auf: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zu dem OCCARÜbereinkommen vom 9. September 1998 – Drucksache 17/13417 – Beschlussempfehlung und Bericht des Verteidigungsausschusses – Drucksache 17/13752 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Reinhard Brandl Dr. Hans-Peter Bartels Rainer Erdel Inge Höger Omid Nouripour Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die eden zu Protokoll genommen. Seit Beginn dieser Legislaturperiode bin ich Mit lied im Verteidigungsausschuss. Neben der Neuausichtung der Bundeswehr hat mich in diesen fast vier ahren kein Thema so kontinuierlich begleitet wie das er internationalen Rüstungskooperationen. Die Beriffe „Pooling und Sharing“ sowie „Smart Defence“ llen nahezu jedes Mal, wenn es um die Zukunft unser Streitkräfte und die Herausforderungen durch die chrumpfenden europäischen Verteidigungshaushalte eht. Um so verwunderlicher ist es im Grunde, dass ir hier im Plenum selten über die Institutionen prechen, die zur Koordination von Rüstungskooperaonen geschaffen wurden. Heute bietet sich diese elegenheit mit der abschließenden Debatte zum )

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724638600
Dr. Reinhard Brandl (CSU):
Rede ID: ID1724638700

(A) )

Gesetzentwurf zur Änderung des Gesetzes zu dem
OCCAR-Übereinkommen vom 9. September 1998.

Der vorliegende Gesetzentwurf hat die Änderung
des Vertragsgesetzes der Organisation Conjointe des
Coopération en Matière d’Armement, OCCAR, zum
Ziel. Die Aufgabe der OCCAR umfasst das effiziente
und effektive Management von gemeinsamen Rüs-
tungsvorhaben. Die Organisation soll zur Entstehung
eines einheitlichen europäischen Rüstungsmarktes
beitragen und insbesondere ein optimales Kosten-
Nutzen-Verhältnis bei laufenden und zukünftigen
Kooperationsvorhaben erzielen. Aktuell betreut die
OCCAR acht Vorhaben, unter anderem den Transport-
panzer Boxer und den Kampfhubschrauber Tiger. Der
A400M beispielsweise ist das erste Programm, das die
Organisation von Beginn an führt. Da die OCCAR den
gesamten Lebenszyklus eines Programms betreut, steht
sie für dieses für viele Jahre in der Verantwortung.

An diesem Punkt möchte ich kurz auf die Zusam-
menarbeit zwischen der Europäischen Verteidigungs-
agentur und OCCAR hinweisen. Tim Rowntree, Direk-
tor der OCCAR, hat in einem kürzlich erschienen
Interview die bewährte bisherige Zusammenarbeit der
beiden Organisationen hervorgehoben. Der Schwer-
punkt der Europäische Verteidigungsagentur liegt auf
der Identifikation von Fähigkeitslücken sowie der
Koordinierung der Bedarfe der Nationen. Die OCCAR
schließt mit ihrem Management an die Arbeit der Ver-
teidigungsagentur an, sobald die Weichen für ein ko-
operatives Programm gestellt sind.

Nun aber zurück zu dem Gesetzentwurf, den wir
heute verabschieden wollen. Das Gründungsdokument
der OCCAR wurde im Jahr 1998 unterzeichnet. Heute
umfasst die Organisation die vier Gründungsmitglie-
der Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritan-
nien sowie Belgien und Spanien. Ein Antrag der
Türkei, in die OCCAR aufgenommen zu werden, wird
derzeit geprüft, eine Anfrage von Polen wurde bereits
angekündigt. Ferner dürfen sich auch Staaten, die
nicht Mitglied der OCCAR sind, an deren Program-
men beteiligen. Derzeit tun dies, als sogenannte
Kooperationsmitglieder, die Türkei, die Niederlande
sowie Luxemburg, Polen, Schweden und Finnland.

Die Aufnahme von weiteren neuen Mitgliedern ist
ausschlaggebend für die Vertragsänderung, die wir
heute beschließen. Im Kern geht es dabei um die
Anlage IV des Übereinkommens aus dem Jahr 1998.
Bisher wurden Beschlüsse grundsätzlich einstimmig
durch die Mitgliedstaaten getroffen. In Anlage IV des
Übereinkommens wurde festgeschrieben, dass Be-
schlüsse zur Aufnahme neuer Mitgliedstaaten, zu
Vorschriften der OCCAR, zum Aufbau der Geschäfts-
führung sowie zur Ernennung des OCCAR-Direktors
aber mit verstärkter qualifizierter Mehrheit angenom-
men werden können. Für das Abstimmungsverfahren
hat dies zur Folge, dass bei zehn oder mehr Gegen-
stimmen keine positive Entscheidung zustande kommt.

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(C (D Um die volle Handlungsfähigkeit der OCCAR auch Zukunft, mit einer höheren Mitgliederzahl, gewähristen zu können, haben die Mitgliedstaaten beschlos en, weitere Entscheidungen von nun an durch eine erstärkte qualifizierte Mehrheitsentscheidung herbeiuführen. Hinzu kommen Entscheidungen über die ufnahme neuer Rüstungsprogramme, die Wahl des CCAR-Vizedirektors sowie den Abschluss von Ver inbarungen mit anderen Staaten und internationalen rganisationen. Deutschland verfügt, gemeinsam mit en weiteren Gründungsmitgliedern, über jeweils zehn timmen. Neumitglieder werden weniger Stimmen zuesprochen, um den Gründungsmitgliedern ein Vetocht einzuräumen. Wir beraten heute diesen Gesetzentwurf, da jede nderung der Anlage IV ein neues Vertragsgesetz beötigt, welches wiederum ein Gesetzgebungsverfahren urchlaufen muss. Um dieses Verfahren in Zukunft zu ereinfachen, soll das Bundesministerium der Verteidiung nun ermächtigt werden, Änderungen bei den bstimmungsverfahren in Anlage IV durch eine echtsverordnung in Kraft zu setzen. Hierbei handelt s sich um innerorganisatorische Angelegenheiten der CCAR, mit denen wir uns hier im Deutschen Bundesg nicht zwingend befassen müssen. Dies ist eine ängige Vorgehensweise zur Entlastung des Gesetzebers, die im ursprünglichen Vertragsgesetz jedoch icht eingefügt wurde. Bei grundsatzpolitischen ntscheidungen oder Fragen, die die Grundrechte der ürger betreffen, wird der Bundestag weiterhin eingeunden sein. Während der Ausschussberatung hat der Entwurf on allen Fraktionen, mit Ausnahme der Fraktion Die inke, Zustimmung erhalten. Die Änderungen sind otwendig und haben keine Auswirkungen auf die echte des Deutschen Bundestages. Durch Ihre Zutimmung zu diesem Gesetzentwurf wird auch nicht die eutsche Position innerhalb der OCCAR geschwächt, afür sorgt das bereits erwähnte Vetorecht der Grünungsmitglieder. Vor dem Hintergrund der sinkenden aushaltsmittel im Verteidigungsbereich wird die otwendigkeit von Kooperationen bei Rüstungsvorhaen in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen. Die CCAR unterstützt die Bemühungen der europäischen ationen, ihren zukünftigen Bedarf möglichst kostenünstig zu decken. Wir sollten der OCCAR dafür die erfahrensregeln geben, die sie für ihre Arbeit benögt. Deshalb bitte ich Sie, dem Gesetzentwurf auch eute hier im Plenum zuzustimmen. Seit 15 Jahren managt die Gemeinsame Organisa on zur Rüstungszusammenarbeit, OCCAR, europäiche Entwicklungsprogramme im Verteidigungsereich. Sie ist entstanden aus der Erkenntnis, dass ine Nation alleine kaum noch die finanziellen Mittel ufbringen kann, um hochkomplexe Systeme für ihre igenen nationalen Bedürfnisse zu entwickeln. Dr. Reinhard Brandl gebene Reden )

Anita Schäfer (CDU):
Rede ID: ID1724638800




(A) )

Das ist natürlich schon damals, im Jahr 1998, keine
neue Erkenntnis gewesen. Mehr oder weniger erfolg-
reiche Versuche der Rüstungszusammenarbeit in
Europa und der NATO hat es schließlich schon früher
gegeben. Zu den erfolgreichen gehört sicherlich das in
deutsch-britisch-italienischer Kooperation entwickelte
Kampfflugzeug Tornado, das nach diversen Moderni-
sierungsmaßnahmen noch immer in allen Partnerlän-
dern zuverlässig seinen Dienst verrichtet, zu den weni-
ger erfolgreichen das NATO-Fregattenprogramm, das
letztlich an zu unterschiedlichen nationalen Anforde-
rungen scheiterte. Aber auch aus solchem Scheitern
lassen sich schließlich Lehren ziehen, insbesondere,
dass man sich vorher auf die Anforderungen an ein
Projekt einigt.

Die OCCAR managt derzeit acht Programme. Da-
von hatten einige auch ihre Schwierigkeiten, wie der
Kampfhubschrauber Tiger und das Transportflugzeug
A400M, die aber letztlich erfolgreich eingeführt wor-
den sind oder kurz vor der Einführung stehen. Dane-
ben stehen die vollen Erfolge wie das geschützte
Transportfahrzeug Boxer, das sich bekanntlich mittler-
weile ebenso wie der Tiger im Einsatz in Afghanistan
befindet und von den Soldaten sehr geschätzt wird.

Auch da sind Partner zwischendurch abgesprungen,
aber durchaus zu ihrem Schaden. Großbritannien etwa
hat seine Entscheidung über ein gleichwertiges Fahr-
zeug mehrfach revidiert und immer noch keines in Aus-
sicht.

Offensichtlich gilt die OCCAR als erfolgreich ge-
nug, dass sich neben den Gründungsmitgliedern
Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien
weitere Länder der Organisation angeschlossen haben
oder dies beabsichtigen. Belgien und Spanien sind be-
reits Mitglieder, die Türkei hat einen Beitrittsantrag
gestellt, und Polen hat seine Absicht hierzu erklärt.

Mit der wachsenden Mitgliederzahl ändern sich
aber auch die internen Verhältnisse. Die ursprüngli-
chen vier Partner entschieden nach dem Einstimmig-
keitsprinzip.

Schon damals wurde aber festgelegt, dass bei einer
Erweiterung des Kreises verstärkte qualifizierte
Mehrheitsentscheidungen in einigen Fragen einge-
führt werden sollten, wobei die Gründungsmitglieder
ein Vetorecht behielten.

Mit dem Beitritt Belgiens und Spaniens ist dies be-
reits für Änderungen der internen Struktur und
Entscheidungen über die Aufnahme weiterer Mitglie-
der eingerichtet worden. Künftig soll dies auch für die
Aufnahme neuer Rüstungsprogramme, den Abschluss
von Vereinbarungen mit anderen Staaten oder Organi-
sationen sowie die Wahl des OCCAR-Vizedirektors der
Fall sein. Der Direktor selbst wird bereits mit verstärk-
ter qualifizierter Mehrheit ernannt.

Dazu ändern wir heute das Vertragsgesetz und
ermächtigen das Bundesministerium der Verteidigung,
Änderungen in der entsprechenden Anlage des

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Zu Protokoll ge

(C (D CCAR-Übereinkommens durch Rechtsverordnung in raft zu setzen. Damit muss der Bundestag künftig icht mehr nach jeder Entscheidung der OCCARitglieder zu innerorganisatorischen Angelegenheiten in aufwendiges Gesetzgebungsverfahren auf den Weg ringen. Das ist zugleich ein Schritt im Sinne einer effektiven europäischen Kooperation im Sicherheitsund erteidigungsbereich, die ja von allen Seiten des Haues seit langem gefordert ist. Die Tatsache, dass diese nderung von allen Fraktionen – mit der üblichen usnahme der Linken – unterstützt wird, spricht für ich. Es ist dies allerdings auch ein einfacherer Schritt ls die Frage gemeinsamer militärischer Einsätze, auf ie sich diese Diskussion häufig konzentriert. Durch die heutige Änderung ergeben sich keine uswirkungen auf die Rechte des Bundestages. emeinsame Einsätze berühren dagegen den Parlaentsvorbehalt bei der Entsendung bewaffneter Trupen ins Ausland, ein sehr schwieriges Problem. Ich möchte dennoch die heutige Gelegenheit nutzen, och einmal zur Verfolgung weitergehender Lösungen uch in dieser Frage aufzurufen. Es wird zwar vielfach nd zu Recht darauf hingewiesen, dass ein gemeinsaer Einsatz noch nie an Deutschland gescheitert ist, nd der Bundestag hat bewiesen, dass er in dringenen Fragen sehr schnell handeln kann. Auch setzt uns die Rechtsprechung des Bundesverssungsgerichts hier enge Grenzen. Ich glaube aber, ass Verbesserungen im Detail möglich sind, gerade ei eilbedürftigen Einsätzen. Das wäre vor allem desalb ein wichtiges Signal, weil wir in Europa Sichereit nur noch gemeinsam organisieren können. Und eutschland wird in diesem Zusammenhang ein zuehmend wichtiger Partner für unsere direkten Nacharn, deren Mittel teilweise noch weitaus begrenzter ind als unsere. Intelligente Lösungen können hier räfte und Fähigkeiten bündeln. Ich erinnere nur an as kürzliche Übereinkommen zu einer verstärkten eutsch-niederländischen Kooperation, die sogar die nterstellung einer niederländischen Brigade unter ie deutsche Division Schnelle Kräfte beinhaltet. Ähnches wird mit Polen im Marinebereich angestrebt. aneben gibt es weitere Vorhaben zum Pooling und haring in Europa. Ich begrüße auch ausdrücklich die kürzliche Initiave von Bundesverteidigungsminister de Maizière, nalog zu den EU-Battlegroups schnell einsetzbare emeinsame Kräfte für Ausbildungsmissionen wie jetzt Mali vorzuhalten. All dies sind konkrete Schritte zu iner wirklich gemeinsamen europäischen Sicherheitstruktur. Dazu gehört auch die heutige Änderung des Gesetes zum OCCAR-Übereinkommen. Dies ist ein weiterer austein für ein sicheres vereintes Europa der Zukunft. DU und CSU stimmen daher dem Änderungsentwurf u. Anita Schäfer gebene Reden )





(A) )


Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1724638900

Das Gesetz zum OCCAR-Übereinkommen aus dem

Jahr 1999 hatte folgendes Ziel: „Stärkung der Rüs-
tungskooperation auf dem Gebiet der Verteidigungs-
ausrüstung zur Herausbildung einer europäischen
Sicherheits- und Verteidigungsidentität durch Effizienz-
erhöhung und Kostenverringerung zur Erzielung eines
optimalen Kosten-Nutzen-Verhältnisses aufgrund der
Entwicklung optimierter Managementverfahren.“

Wenn man diesen Satz genauer betrachtet, so wird
deutlich, dass die Herausbildung einer europäischen
Sicherheits- und Verteidigungsidentität als Finalziel
definiert ist. Gerade dieses Ziel aber wird durch die
Politik der derzeitigen Bundesregierung unterminiert.
Dass der gegenwärtige Verteidigungsminister im
Guardian vom 22. April mit den Worten zitiert wird,
dass Deutschland keine europäische Armee wolle, bil-
det da nur die Spitze des Eisberges.

Wir Sozialdemokraten bekennen uns zu einer ver-
stärkten Integration in der europäischen Sicherheits-
und Verteidigungspolitik, an deren Ende gemeinsame
europäische Streitkräfte stehen werden!

Der heute beratene Gesetzentwurf stellt nur einen
ersten Schritt dar, um die Abstimmungsverfahren in
der Gemeinsamen Organisation für Rüstungskoopera-
tion zu ändern. Langfristig sollen Entscheidungen
über Steuern, Zölle sowie Ein- und Ausfuhrbeschrän-
kungen durch eine qualifizierte Mehrheit getroffen
werden können. Dadurch wird ein Stillstand in der
Rüstungskooperation verhindert und der OCCAR mit
größerer Flexibilität neues Leben eingehaucht.

Das Ziel bleibt wie 1999 die Herausbildung einer
europäischen Sicherheits- und Verteidigungsidentität!
Diesem Ziel fühlen wir Sozialdemokraten uns heute
ebenso wie 1999 verpflichtet.


Rainer Erdel (FDP):
Rede ID: ID1724639000

Die Organisation Conjointe de Coopèration en Ma-

tière d’Armement oder kurz OCCAR genannt dürfte
wahrscheinlich nicht allen Bürgerinnen und Bürgern
in unserem Land ein Begriff sein, sehr wohl jedoch für
jene, die sich wie ich mit Rüstung und Ausrüstung der
Bundeswehr beschäftigen.

Gegründet von Frankreich, Großbritannien, Italien
und der Bundesrepublik Deutschland dient die OCCAR
als internationale Organisation dem Management von
gemeinsamen Rüstungsprojekten. Ziel ist es, durch ge-
meinsame Projekte zu einem Mehr an Wettbewerb und
Wettbewerbsfähigkeit der Wehrindustrie in Europa zu
kommen. So wird beispielsweise die Beschaffung des Un-
terstützungshubschraubers Tiger oder des gepanzerten
Mehrzweckradfahrzeuges Boxer durch die OCCAR im
Auftrag der Mitgliedsländer gemanagt.

Damit bietet die OCCAR eine Alternative zur natio-
nalen Beschaffung und die Möglichkeit, Entwicklungs-
und Rüstungsprojekte gemeinsam mit den Mitglieds-
und Partnernationen aus und für Europa kostenspa-
rend zu realisieren. Dies ist gerade in einer Zeit rele-

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Zu Protokoll ge

(C (D ant, in der die Rüstungsausgaben kontinuierlich veringert werden, gleichzeitig jedoch von uns Europäern gerade auch vonseiten der USA – erwartet wird, ehr sicherheitspolitische Verantwortung zu übernehen. Hierfür müssen sich die Bundeswehr und unsere erbündeten rüsten, und dafür bietet die OCCAR eine lattform, von der in Zukunft noch mehr Gebrauch geacht werden wird. Als Beleg dafür kann auch das Interesse mehrerer artner dienen, der OCCAR als Mitglied beizutreten. panien und Belgien haben dies bereits getan. Jedes and, das Mitglied der OCCAR wird, verstärkt die eupäische Rüstungszusammenarbeit. Die Einbindung tärkt das Vertrauen ineinander und das Verständnis reinander. Außerdem können gemeinsame Rüstungs rojekte zu einer verstärkten Interoperationalität bei emeinsamen Einsätzen führen. Da bisher die sechs Mitglieder alles im Einstimmigeitsprinzip entscheiden und auch mit zusätzlichen itgliedern die Handlungsfähigkeit sichergestellt erden muss, sieht der uns nun vorliegende Gesetzenturf Änderungen der Abstimmungsregeln vor. So finet eine Verschiebung vom Einstimmigkeitsprinzip hin um Verfahren der verstärkten qualifizierten Mehrheit tatt, wobei die vier Gründungsmitglieder, also auch eutschland, weiterhin über eine Sperrminorität vergen werden. So kann auch weiterhin gegen den Wiln Deutschlands zum Beispiel kein neues Rüstungsrogramm ins Leben gerufen und auch kein neues itglied aufgenommen werden. Besonders wichtig ist mir hierbei, zu betonen, dass ie parlamentarischen Kontrollrechte des Bundestaes bei Rüstungsprojekten unangetastet bleiben. Auch Zukunft werden alle Projekte der OCCAR, an denen as Bundesverteidigungsministerium beteiligt ist und ie einen Wert von 25 Millionen Euro überschreiten, owohl vom Verteidigungsals auch vom Haushaltsusschuss zu billigen sein. Die europäische Rüstungskooperation und mit ihr ie OCCAR wird zukünftig noch an Bedeutung gewinen. Es ist in unserem Interesse, die Handlungsfähigeit dieser Organisation zu erhalten und sie gleichzeig für weitere Mitglieder zu öffnen. Die FDPundestagsfraktion wird deshalb dem Gesetzentwurf er Bundesregierung zustimmen. Bei Rüstungsgeschäften geht es um viel Geld, um dliche Gerätschaften und um politische Macht. Wenn ie Abwicklung dieser Geschäfte an angeblich effiiente multinationale Beschaffungsorganisationen wie ie in Bonn ansässige OCCAR ausgelagert wird, dann ndert das an der Natur der Geschäfte gar nichts. Alle ieben Rüstungsprojekte, die die OCCAR im Auftrag on unterschiedlichen Koalitionen aus NATOund U-Staaten abwickelt, haben einen direkten Bezug zu ilitärischen Interventionsplanungen. Die bekanntesn Projekte sind der Radpanzer Boxer, das Transportugzeug Airbus A400M und der Kampfhubschrauber gebene Reden )

Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724639100




(A) )

Tiger. Mit dem Boxer soll die Beweglichkeit der Trup-
pen im Kriegseinsatz verbessert werden, der Kampf-
hubschrauber Tiger soll für aggressive Einsätze mas-
siv ausgerüstet werden, und der Militärtransporter
Airbus A400M soll die schnelle Erreichbarkeit oft
ferner Kriegsgebiete sicherstellen. Allein diese kurze
Beschreibung zeigt, dass das Problem nicht in erster
Linie in der Organisation des Einkaufs von Rüstungs-
gütern liegt, sondern in der politischen Entscheidung
für globale militärische Interventionen. Ohne eine sol-
che aggressive Außenpolitik existiert auch kein „Be-
darf“ für den Kauf von Waffensystemen.

Die Rüstungsagentur OCCAR fasst die Rüstungs-
wünsche verschiedener Staaten zusammen und tritt als
einheitlicher Ansprechpartner und Manager gegen-
über der Rüstungsindustrie auf. Die OCCAR selbst
sieht sich als „Partner“ und „Dienstleister“ der
Streitkräfte. Misstrauen gegen solche Vokabeln ist
überall angebracht, so auch hier. Denn effizienter und
billiger wird das Geschäft mit dem Tod durch OCCAR
auch nicht. Zu große Nähe zur Rüstungsindustrie trägt
offensichtlich immer das Risiko zur Verschleuderung
von Steuergeldern in sich. Dabei scheint es egal zu
sein, ob ein Geschäft, wie bei der Pannendrohne Euro
Hawk, über das deutsche Verteidigungsministerium
abgewickelt wird oder im Fall des Airbus A400M über
die OCCAR. Warum es trotz der unendlichen Pannen-
serie des Airbus A400M und des Kampfhubschraubers
Tiger noch Illusionen über ein angebliches Sparpoten-
zial durch ein „effizientes Beschaffungsmanagement“
gibt, das müsste selbst diejenigen erstaunen, die nicht
friedensbewegt sind. Eines jedoch ist klar: Durch die
Organisation über Agenturen haben die Interessen der
Rüstungsindustrie eine ausgesprochen gute Lobby.

Agenturen wie die OCCAR oder die Europäische
Verteidigungsagentur, EDA, werden mit staatlichen
Geldern finanziert, sie machen das Geschäft der
Rüstungsindustrie einfacher, und sie erschweren die
demokratische Kontrolle des Rüstungsbereiches. Die
Agenturen helfen der Rüstungsindustrie bei der Ver-
marktung ihrer tödlichen Produkte – auch in Länder
außerhalb der NATO und der Europäischen Union.

Heute entscheidet der Bundestag nicht grundsätz-
lich über die OCCAR, sondern über eine Vertragsän-
derung, mit der die Agentur angeblich ein wenig hand-
lungsfähiger werden soll. Um bei einem möglichen
zukünftigen Wachstum nicht durch kleinere Länder
ausgebremst zu werden, will die OCCAR fortan in eini-
gen Bereichen vom bisher überwiegend gültigen Prin-
zip der Einstimmigkeit abweichen können. Stattdessen
soll, wie zwischenzeitlich in vielen Bereichen der EU
üblich, mit einer qualifizierten Mehrheit entschieden
werden. Faktisch reduziert damit die Bundesregierung
jedoch nur das Gewicht einiger anderer Staaten, wäh-
rend gegen die Stimmen Deutschlands nach wie vor
nichts entschieden werden kann. Herrscht hier das
Motto: „Effizient ist, wenn andere weniger zu sagen
haben“? Wenn ja, dann erinnert dies sehr an das Ver-
halten der deutschen Regierung in vielen anderen Be-
reichen der Europäischen Union.

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Zu Protokoll ge

(C (D Für die Fraktion Die Linke ist diese Vertragsändeung absurd und die Existenz der Agentur ein grundätzlicher Fehler. Wir sind uns bewusst, dass sich unere Positionierung von der aller anderen Parteien im undestag grundsätzlich unterscheidet. Als einzige onsequente Friedenspartei sprechen wir uns nicht ur gegen den Änderungsvertrag aus, der das Rüsngsgeschäft noch „effizienter“ machen soll, wir for ern auch grundsätzlich eine Auflösung der OCCAR nd aller anderen NATOund EU-Rüstungsagenturen. Omid Nouripour Das Desaster um den Euro Hawk zeigt: Bei de aizières Beschaffungsprozeduren explodieren die osten, oder die Produktanforderungen werden im erlauf des Vorhabens gesenkt, und trotzdem wird imer weiter gekauft. Dabei war Thomas de Maizières ngetreten, die chronischen Probleme des Beschafngswesens zu lösen. Ergebnisse? Fehlanzeige! Zwar iegen mittlerweile die ersten Hubschrauber Tiger in fghanistan. Doch wie viele Jahre konnte diese sogeannte Fähigkeitslücke nicht geschlossen werden? Wo ir gerade von Jahren sprechen: Wann wird endlich er erste A400M übergeben? In den letzten Tagen und Wochen haben wir auch iel über die hohen Risiken von Entwicklungsprojekten ehört und gelesen. Gepaart mit der hohen Komplexit dieser Projekte, könnte man der Annahme verfaln, dass Probleme vorprogrammiert oder unvermeidar sind. Doch dem ist nicht so, Risiken können alkulierbar sein, und durch Fachwissen kann kompleen Sachverhalten begegnet werden. Die Ergebnisse ieler Projekte zeigen, dass es hier deutliche Defizite ibt. Immerhin setzt sich in Europa mehr und mehr die insicht durch, dass Beschaffungsvorhaben gemeinam geplant und durchgeführt werden. Doch „Pooling nd Sharing“ bedeutet auch, Wissen zu teilen. Insbeondere bei einer Risikoeinschätzung ist dies von eleentarer Bedeutung. Doch mit besonderen Aktivitäten t Schwarz-Gelb hierbei leider nicht aufgefallen. Dafür gibt es eine Vielzahl von Plattformen, beipielsweise die Europäische Verteidigungsagentur, DA. Doch bereits vor ihrer Gründung war die Orgaisation für die gemeinsame Rüstungszusammenareit, OCCAR, über die wir heute beraten, bereits ein eispiel für multinationale Rüstungskooperation. rotz genannter Probleme und Fehlschläge birgt sie as Potenzial zum effizienten Management von Rüsngsvorhaben. Am 27. Juli 2012 unterzeichneten EDA nd OCCAR eine Kooperationsvereinbarung. Beide rganisationen erfüllen nun komplementäre Rollen in iner kooperativen Zusammenarbeit bei Rüstungsvoraben. Nun gilt es auch die potenziellen Vorteile und ynergien aus dieser vertieften Partnerschaft zu nuten. Die Lehren aus vergangenen Ad-hoc-Kooperatioen müssen nun in anstehende Projekte, wie beispieleise die europäische Befähigung zur Luftbetankung, infließen. Ich möchte hervorheben, dass immer mehr Staaten ie Vorteile des OCCAR-Übereinkommens erkennen Inge Höger gebene Reden Omid Nouripour )








(A) )

und teilhaben wollen. Das ist gut. Jedoch hat der Zu-
wachs auch Auswirkungen auf die Handlungs- und
Funktionsfähigkeit der Organisation selbst Daher
müssen auch Anpassungen in Bezug auf die Beschluss-
fähigkeit vorgenommen werden. Der Anwendungsbe-
reich des Einstimmigkeitsprinzip bei Beschlüssen soll
daher eingeschränkt und der Anwendungsbereich von
Beschlüssen mit qualifizierter Mehrheit gestärkt wer-
den.

Wichtig ist jedoch, dass zentrale Aspekte des Über-
einkommens dadurch nicht berührt sind, und in diesen
Teilen des Übereinkommens weiterhin das Einstimmig-
keitsprinzip aufrechterhalten wird. Insbesondere gilt
das für die Ein- und Ausfuhrbeschränkungen. Auch in
Zukunft dürfen diese Beschränkungen nicht aufge-
weicht werden, selbst wenn das den Panzergeschäften
von Schwarz-Gelb zugute käme. Im vorliegenden Ge-
setzentwurf ist dies explizit aufgeführt. Somit ist durch
die Anpassung des OCCAR-Übereinkommens gewähr-
leistet, dass die Organisation handlungsfähig bleibt,
ohne jedoch zentrale Ein- und Ausfuhrbeschränkun-
gen aufzuweichen.

Zusätzlich baut der Gesetzentwurf Bürokratie ab.
Der Bundesrat hatte diesbezüglich zu Recht keine Ein-
wände eingebracht. Daher stimmen wir auch unter
diesen Gesichtspunkten dem Gesetzentwurf zu. Den-
noch werden wir die weitere Entwicklung der OCCAR
kritisch beobachten.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724639200

Wir kommen zur Abstimmung. Der Verteidigungs-

ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 17/13752, den Gesetzentwurf der Bundesre-
gierung auf Drucksache 17/13417 anzunehmen. Ich bitte
diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen,
um das Handzeichen. – Koalitionsfraktionen, Sozialde-
mokraten, Bündnis 90/Die Grünen. Wer stimmt dage-
gen? – Linksfraktion. Enthaltungen? – Niemand. Der
Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung angenom-
men.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Das ist das gleiche Stimmverhalten wie vorhin. Gegen-
stimmen? – Linksfraktion. Enthaltungen? – Niemand.
Der Gesetzentwurf ist angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 38 a und 38 b auf:

a) – Zweite und dritte Beratung des von den Abge-
ordneten Anette Kramme, Hubertus Heil

(Peine), Gabriele Hiller-Ohm, weiteren Abge-

ordneten und der Fraktion der SPD einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zum Schutz

(Hinweisgeberschutzgesetz – HinwGebSchG)


– Drucksache 17/8567 –

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(C (D – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Ingrid Hönlinger, Hans-Christian Ströbele, Dr. Konstantin von Notz, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung von Transparenz und zum Diskriminierungsschutz von Hinweisgeberinnen und Hinweisgebern (Whistleblower-Schutzgesetz)


– Drucksache 17/9782 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Arbeit und Soziales (11. Ausschuss)


– Drucksache 17/12577 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Beate Müller-Gemmeke

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne-

ten Karin Binder, Andrej Hunko, Dr. Dietmar
Bartsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
DIE LINKE

Die Bedeutung von Whistleblowing für die
Gesellschaft anerkennen – Hinweisgeberinnen
und Hinweisgeber schützen

– Drucksachen 17/6492, 17/12577 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Beate Müller-Gemmeke

Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die
eden zu Protokoll genommen.


Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1724639300

Er ist 29 Jahre alt, er ist Ex-Techniker der CIA:

dward Snowden, der zurzeit bekannteste Enthüller
er Welt. Vor drei Wochen kopierte er die letzten Doku-
ente in seinem Büro des US-Geheimdienstes NSA
nd leitete diese an die Medien weiter. Jetzt erschüttert
in Spionageskandal die USA, nein, die ganze Welt.
urch den Einsatz von Edward Snowden ist jetzt be-

annt, dass die NSA wochenlang Daten sammelte,
uch in Deutschland.

Regelmäßig werden Skandale durch Hinweise von
itarbeiterinnen und Mitarbeitern aufgedeckt. Sie

eigen Zivilcourage, vor der ich, vor der wir, die Mit-
lieder der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, größten
espekt haben. Sie nehmen illegales Handeln, Miss-
tände oder Gefahren nicht schweigend hin, sondern
ecken diese auf.

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die durch
re Hinweise zur Aufklärung von Straftaten beitragen,

rauchen nicht nur unsere Anerkennung, sondern auch
nseren Schutz. Wer sich so für andere einsetzt, muss
or Nachteilen geschützt werden; denn Hinweisgeber
ehen häufig ein hohes Risiko ein. Sie setzen ihren Ruf
nd ihre Existenz aufs Spiel.


(A) )


)(B)

Diese Erfahrung machte auch Brigitte Heinisch,
eine Altenpflegerin aus Berlin. In dem Altenpflegeheim
lagen Bewohner in Urin und Kot; andere wurden ohne
richterlichen Beschluss in ihren Betten fixiert. Brigitte
Heinisch alarmierte ihren Arbeitgeber. Als sie dort kei-
nen Erfolg hatte, erstattete sie eine Strafanzeige wegen
Betruges gegen ihren Arbeitgeber. Daraufhin wurde
ihr gekündigt. Sie musste den Gang durch die Instan-
zen antreten. Der Europäische Gerichtshof für Men-
schenrechte gab ihr schließlich recht. Er entschied,
dass ihre fristlose Kündigung ungerechtfertigt war.
Der Europäische Gerichtshof untermauerte damit die
Rechtsstellung von Hinweisgebern.

Schon vor der Entscheidung hatten die Linken, nach
der Entscheidung dann auch Bündnis90/Die Grünen
sowie die SPD ein Schutzgesetz gefordert. Offensicht-
lich ging es jedenfalls den beiden letzten Antragstel-
lern darum, an der damaligen öffentlichen Diskussion
teilzunehmen. Man warf sich in die Brust und verwies
darauf, einen Antrag eingebracht zu haben. Dass es
den Antragstellern dann in der Sache nicht so wichtig
war, zeigt der Umstand, dass diese Anträge seit mehr
als einem Jahr vor sich hin dümpeln. Keine der Oppo-
sitionsfraktionen sah einen Anlass, das Thema neu
aufzurufen – bis heute; denn jetzt naht das Ende der
Legislaturperiode und damit der Wahlkampf.

Schade, denn wir sind der Ansicht, dass Hinweisge-
ber wie Brigitte Heinisch eine andere Wahrnehmung
verdient hätten. Denn sie suchen keinen eigenen Vor-
teil; Sie folgen ihrem Gewissen, auch dann, wenn es
unbequem für sie werden kann. Deshalb haben wir uns
auch sehr ernsthaft und sorgfältig mit der Frage ausei-
nandergesetzt, ob es eines eigenständigen Gesetzes be-
darf. Dazu wurde am 5. März 2012 eine Anhörung des
Ausschusses für Arbeit und Soziales durchgeführt. Im
Mittelpunkt stand die Frage, ob der Schutz in Deutsch-
land ausreichend ist. Das Fazit der überwiegenden
Mehrheit der Sachverständigen: Spätestens seit der
Entscheidung in Sachen Brigitte Heinisch steht fest,
dass es genau diesen erforderlichen Schutz in unserem
Land gibt. In vielen Gesetzen sind Anzeigerechte von
Mitarbeitern geregelt. Diese finden sich im Betriebs-
verfassungsgesetz, im Arbeitsschutzgesetz, im Bundes-
Immissionsschutzgesetz, im Bundesdatenschutzgesetz
usw. usf.

Jetzt wird der eine oder andere fragen: Wer soll
bzw. kann diese ganzen Gesetze schon kennen? Was
bringen Schutzinstrumente, die nicht transparent ge-
nug sind? Diesen Einwand lasse ich gelten. Denn nicht
jeder Arbeitnehmer ist Jurist, der mit Gesetzbüchern
bewaffnet ist.

Alles das spricht für eine knappe gesetzliche Rege-
lung an zentraler Stelle. Aber diese gibt es schon, näm-
lich dort, wo die grundsätzlichen Regelungen für jedes
Arbeitsverhältnis zu finden sind: im Bürgerlichen Ge-
setzbuch, genauer in § 612 a BGB. In dieser Vorschrift
ist das sogenannte generelle Maßregelungsverbot
geregelt. § 612 a besagt, dass der Arbeitgeber einen
Arbeitnehmer bei einer Vereinbarung oder eine

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(C (D aßnahme nicht benachteiligen darf, weil der Arbeitehmer in zulässiger Weise seine Rechte ausübt. Desalb gibt es schon heute ein allgemeines Anzeigerecht, as von der Rechtsprechung anerkannt worden ist. Es t wiederholt von Arbeitsgerichten entschieden woren, dass Arbeitnehmer einen Arbeitgeber anzeigen ürfen. Ihnen darf nicht gekündigt werden. Erfolgt ennoch eine Kündigung, ist diese rechtswidrig. Allerings sind Spielregeln zu beachten. Denn nur so kann er Unterschied zwischen Hinweisen zum Wohl der esellschaft und reinem Denunziantentum, die einen igenen Vorteil suchen, gezogen werden. Zum einen uss der Hinweisgeber sich vor der Anzeige ernsthaft m eine innerbetriebliche Klärung bemüht haben, usnahme: Es handelt sich um eine Straftat mit schwen Folgen. Aber nicht jeder Missstand ist gleich eine traftat. Zum anderen darf diese Anzeige nicht leichtrtig erfolgen. Darüber hinaus darf die Anzeige auch icht mit dem Ziel erstattet werden, in erster Linie dem rbeitgeber oder Kollegen zu schaden. Denn nicht jeen leiten altruistische Motive. Eine Anzeige betrifft äufig auch Kollegen, die ja zunächst einmal genauso chutzwürdig sind wie der Hinweisgeber. Ist erst einal ein Eindruck in der Öffentlichkeit entstanden, sst sich dieser kaum mehr korrigieren. Schließlich uss der Hinweisgeber sich an eine öffentliche Stelle enden. Sie werden jetzt das Gegenargument bringen, dass iese Rechtsprechung zu Unsicherheiten führt; denn ntscheidend ist der Einzelfall. Ja, aber das geforderte esetz würde daran leider nichts ändern. Denn alle ntwürfe, die jetzt auf dem Tisch liegen, verwenden ofne Rechtsbegriffe. So finden sich in dem Antrag der PD unter anderem Begriffe wie „Missstand“ oder leichtfertig“. Zu der Auslegung beider Begriffe gibt s inzwischen eine große Anzahl an Urteilen; das heißt uch die Auslegung Ihres Gesetzentwurfs würde im treit durch ein Gericht erfolgen müssen. Ebenso ist es bei den Grünen. Auch hier müsste ein ericht entscheiden, was für eine Partei „unzumutar“ ist. Die Fraktion der Linken knüpft schließlich ie Zulässigkeit der Weitergabe von Informationen an ie „Gutgläubigkeit“ des Hinweisgebers an. Ich emphle hier nur den Blick in die Kommentierungen zum eispiel zu § 932 BGB, der den gutgläubigen Erwerb on einem Nichtberechtigten regelt. Gerade der Beriff der Gutgläubigkeit ist einer, der für Auslegungen ußerordentlich viel Raum gibt. Die Auslegung erfolgt urch die Gerichte. Die Liste der unbestimmten echtsbegriffe in den vorliegenden drei Anträgen ließe ich beliebig fortsetzen. Im Streitfall kämen immer die erichte zum Zuge. Damit wären wir dann wieder eim Anfang, bei der Rechtsprechung. Diese hat sich brigens ebenso wie das geschriebene Recht in eutschland bewährt. Denn sie ermöglicht eine diffenzierte Betrachtung differierender Sachverhalte. Inressen von Betrieben, Hinweisgebern, Mitarbeiterinen und Mitarbeitern können abgewägt werden. Gitta Connemann gebene Reden )





(A) )

Zu diesem Ergebnis ist übrigens auch der Europäi-
sche Gerichtshof gekommen. Denn er hat die Recht-
sprechung der deutschen Arbeitsgerichte bestätigt.
Grundsätzlich muss ein Arbeitnehmer auch nach An-
sicht des Gerichtshofs vor einer Beschwerde den inter-
nen Beschwerdeweg einhalten. Der Gerichtshof hat
unser Recht auch in einem weiteren wichtigen Punkt
bekräftigt: Ein Arbeitnehmer muss den Missstand be-
weisen.

Auch die internationalen Vereinbarungen begrün-
den keinen Handlungsbedarf in Deutschland. Denn
weder die Beschlüsse der G-20-Staaten noch die des
Europarates begründen eine Pflicht zur Verabschie-
dung eines speziellen Gesetzes zum Schutz von Hin-
weisgebern. Vielmehr laden die G-20-Staaten sowie
der Europarat in ihrem Aktionsplan bzw. ihrer Ent-
schließung dazu ein, Regeln zum Schutz von Hinweis-
gebern zu erlassen und umzusetzen, um Hinweisge-
bern, die gutgläubig einen Verdacht auf Korruption
melden, vor Diskriminierung und Vergeltung zu schüt-
zen. Diesen wird durch § 612 a BGB Rechnung getra-
gen. Die Vorgaben sind damit erfüllt.

Viele Betriebe haben darüber hinaus bereits freiwil-
lig gehandelt und Möglichkeiten zur Meldung geschaf-
fen – intern und extern. In einem Teil der Betriebe
werden Ombudsmänner berufen, in anderen gibt es in-
nerbetriebliche Regelungen für das Whistleblowing. In
vielen Unternehmen existieren Betriebsvereinbarun-
gen. Bekanntlich werden diese zwischen Betriebsrat
und Betriebsleitung ausgehandelt – passgenau für den
Einzelfall.

Diese sind allesamt näher an der Wirklichkeit als
pauschalierende gesetzliche Regelungen. Mich er-
staunt und irritiert, dass es laut der Oppositionsan-
träge solche Betriebsvereinbarungen künftig nicht
mehr geben soll. Offensichtlich halten Sie, meine Da-
men und Herren von der Opposition, die Mitglieder in
Betriebsräten nicht für geeignet, passende betriebliche
Regelungen zu finden.

Das ist mit uns nicht zu machen. Wenn ich wählen
sollte, wo der gesunde Menschenverstand wohnt,
würde ich mich nicht für die Fraktionsflure der Oppo-
sition entscheiden, sondern für die Betriebsratsbüros
in Deutschland. Unsere Betriebsräte wissen besser,
was notwendig und angemessen für ihre Kolleginnen
und Kollegen ist. Sie wissen zu unterscheiden, und das
ist erforderlich. Denn es geht nicht nur um den Hin-
weisgeber oder den Arbeitgeber selbst. In den meisten
Fällen richtet sich der Hinweis gegen Arbeitskollegen.
Auch diese haben Rechte. Auch diese verdienen
Schutz.

Unser Rechtssystem bietet diesen ausgewogen für
alle Beteiligten. Wir brauchen also keine neuen Rege-
lungen. Deshalb lehnen wir Ihre Anträge ab.


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1724639400

Ganz offenbar ist Rot-Rot-Grün vom Diskontinui-

tätsfieber erfasst. Nicht anders ist zu erklären, wie

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Zu Protokoll ge

(C (D tiefmütterlich die Opposition – durch die Bank – das hema der heutigen Debatte im vergangenen Jahr beandelt hat. Erst haben sie Fraktion für Fraktion einen ntrag gestellt, in dem vollmundig ein umfassender chutz von Whistleblowern gefordert wird; zuerst die inken, dann die SPD, und schließlich sind auch die rünen auf den fahrenden Zug gesprungen. Wir haben den Antrag im Bundestag beraten, den Antrag der raktion von Bündnis 90/Die Grünen zuletzt vor – fast uf den Tag genau – einem Jahr. Danach ist aber ichts mehr passiert. Die Antragsteller sind auf Tauchtation gegangen. Erst heute, in der vorletzten Situngswoche, hat sich die Opposition aufgerafft, ihre orlagen parlamentarisch abzuschließen. Zuvor haen sie pflichtschuldig eine entsprechende kurze Pasage in ihre Wahlprogramme geschrieben und das hema damit in die nächste Legislaturperiode geschoen. Das ist schon ein wenig scheinheilig. Echtes ngagement und Überzeugung sehen jedenfalls aners aus. Da stellt sich für mich die Frage: Sind die orderungen reine Lippenbekenntnisse? Wie sonst ist as zögerliche Verhalten der Opposition zu erklären? der war Ihnen der Verlauf der Anhörung, die wir zu em Thema am 5. März 2012 durchgeführt haben, einlich? Denn das Ergebnis der Anhörung war klar nd eindeutig: Die Vorschläge der Opposition sind weer geeignet, den Schutz von Hinweisgebern auf eine eue, brauchbare Grundlage zu stellen, noch sind sie otwendig, um den Schutz von Hinweisgebern in der rforderlichen ausgewogenen Weise zu verbessern. enn Arbeitnehmer, die den zuständigen Behörden chte oder vermeintliche Gesetzesverstöße melden, ind in Deutschland nicht schutzlos. Der Schutz ergibt ich aus den allgemeinen arbeitsrechtlichen und verssungsrechtlichen Vorschriften und der hierzu er angenen Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts nd des Bundesverfassungsgerichts. Die Kollegen itta Connemann und Ulrich Lange haben das in der undestagsdebatte am 14. Juni 2012 eindrucksvoll argelegt. In einem wichtigen Urteil hat der Europäische Geichtshof für Menschenrechte das Recht von Beschäfgten in Deutschland weiter konkretisiert, öffentlich uf Missstände an ihrem Arbeitsplatz hinzuweisen. Im onkreten Fall ging es um die Kündigung einer Altenflegerin, die den Behörden Missstände an ihrem Areitsplatz angezeigt hat. Auch dieses Urteil war zenaler Gegenstand der letzten Bundestagsdebatte. Die rbeitsgerichte werden das Urteil des Europäischen erichtshofs für Menschenrechte künftig in ihrer echtsprechung mit zu berücksichtigen haben. Wir erden die Entwicklung dieser Rechtsprechung auferksam beobachten. Zur Klarstellung: Couragierte Arbeitnehmer, die elfen, Gesetzesverstöße zu verhindern bzw. wirksam ekämpfen zu können, zum Beispiel von Korruption, ufdeckung von Missständen im Pflegebereich oder ei Lebensmittelherstellung, verdienen den Schutz der echtsordnung vor Repressalien des Arbeitgebers. er sich für andere einsetzt, muss vor Nachteilen ge Gitta Connemann gebene Reden )





(A) )

schützt sein. Darin sind wir uns einig. Allerdings leiten
wir daraus keinen gesetzlichen Handlungsbedarf ab.
Wir halten keine neuen Schutzgesetze für erforderlich.
Aus diesem Grunde werden wir die Vorlagen der Op-
position heute ablehnen.


Kerstin Tack (SPD):
Rede ID: ID1724639500

Auch zur zweiten und dritten Lesung unseres

Gesetzentwurfes zum Schutz von Hinweisgebern hat
das Thema Whistleblower mal wieder Aktualität. Mit
Edward Snowden, der Teile des amerikanischen
Überwachungsprogramms Prism an die Öffentlichkeit
brachte, gibt es wieder einen berühmten Whistle-
blower, einen Menschen, der einen Skandal aufdeckte,
über den nun die ganze Welt redet. Die Debatte, wel-
che Daten staatlich gespeichert werden dürfen, wird
uns, auch in diesem Hause, noch lange beschäftigen.
Auch für den konkreten aufgedeckten Skandal werden
nun Lösungen gesucht und gefunden werden. Das
Schicksal, das Edward Snowden erleiden wird, steht
dagegen noch nicht endgültig fest. Sicher ist jedoch:
Sein Arbeitgeber hat ihn bereits entlassen.

Genau dieses Schicksal teilt Snowden mit nahezu
jedem deutschen Whistleblower der vergangenen
Jahre: mit dem Lkw-Fahrer, der 2007 den Gammel-
fleischskandal ins Rollen brachte, mit der Prokuristin,
die Verstöße der damaligen DG Bank gegen Insiderre-
geln publik machte, und mit dem Revisor, der auf ge-
fälschte Statistiken der Arbeitsämter aufmerksam
machte. Sie alle teilen dasselbe Schicksal: Sie alle ver-
loren ihre Arbeitsstellen.

Whistleblower sind Menschen, die Skandale aufde-
cken, Menschen, die ihre eigene Existenz aufs Spiel
setzen, um Probleme aufzudecken, die für eine Vielzahl
von Menschen von Interesse sind. Solche Menschen
müssen wir unterstützen. Um diese Unterstützung buh-
len wir seit Jahren. Die Bundesregierung versagt
Whistleblowern jedoch jeden weitergehenden Schutz.
Die Verankerung eines wirksamen Schutzes für
Whistleblower scheint für die schwarz-gelbe Koalition
unvorstellbar. Vielmehr wird die Legitimierung von
Whistleblowern nach wie vor, jedenfalls von einzelnen
Mitgliedern der Regierungsfraktionen, als Förderung
des Denunziantentums begriffen – eine Reaktion, die
auch manch amerikanische Politiker im Fall des
Edward Snowden reflexartig zeigen.

Doch mit Denunziantentum hat es nichts zu tun,
wenn Missstände nur aufgedeckt und behoben werden
können, indem sie öffentlich gemacht werden. Mit
Denunziantentum hat es erst recht nichts zu tun, wenn
Menschen den Mut aufbringen, bei der Abwägung
„Löse ich das Problem der vielen und riskiere dabei
meine eigene berufliche Zukunft?“ die Entscheidung
für die „vielen“ treffen.

Bedenken haben wir in unserem Gesetzentwurf, der
heute zur Abstimmung steht, berücksichtigt. Wir sehen
deshalb ein Anzeigerecht für Hinweisgeberinnen und
Hinweisgeber vor, das am Grundsatz der Verhältnis-

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(C (D äßigkeit ausgerichtet ist. Es berücksichtigt die Mögchkeit, ein an den Bedürfnissen und Gegebenheiten er Arbeitgeberin bzw. des Arbeitgebers angepasstes inweisgebersystem zu implementieren, den offenen ternen Umgang mit und die Vorbeugung vor Miss tänden. Bis heute gibt es in Deutschland kaum einen Schutz r Hinweisgeberinnen und Hinweisgeber im Arbeitserhältnis. Die Anzeige innerbetrieblicher Missstände n externe Stellen ist nur in absolut eng definierten usnahmefällen gestattet. Arbeitnehmerinnen und rbeitnehmer müssten sich im Zweifel auf eine Kläung im Rechtsweg einlassen, um zu klären, ob eine echtfertigung für das Handeln der Arbeitnehmerin der des Arbeitnehmers bestand oder nicht. Sowohl as berufliche als auch das finanzielle Risiko sind amit immens. Diese Unwägbarkeiten behindern das eben von Hinweisen. Arbeitnehmerinnen und Arbeitehmer brauchen rechtssicheren Schutz. Wir können es icht dulden, dass Zivilcourage blockiert wird. Andere Länder sind uns weit voraus; das hatte ich ereits in meinen letzten beiden Reden zu diesem hema erwähnt. Spezielle gesetzliche Regelungen zum formantenschutz kennen in Europa schon heute nter anderem Großbritannien, Belgien, Frankreich, orwegen, Rumänien und die Niederlande. In Deutschland unternahmen wir bereits in der roßen Koalition einen Anlauf zur Stärkung des Inforantenschutzes; das war vor nunmehr fünf Jahren. ie Union blockierte letztlich. Der Entwurf wurde amals im Rahmen des Gammelfleischskandals erareitet. Doch statt zu sagen: „Wir freuen uns, dass der ammelfleischskandal aufgedeckt wurde und wir jetzt arauf reagieren können“, wehrte sich die Union lötzlich gegen jede Regelung. Der damalige Verbrauherschutzminister Seehofer pinnte dem Whistlelower noch einen Orden an, und das war es dann uch schon wieder in Sachen Hinweisgeberschutz. eitdem herrscht Stillstand. Die neue Regierungskoalition hat das Thema einch liegen lassen, und das, obwohl es einen von der undesregierung mitgetragenen Beschluss der G-20itgliedstaaten gibt, in dem sich die Staaten verpflichten, bis Ende 2012 Regeln zum Whistleblowerschutz u erlassen und umzusetzen. Wenn sich die Bundesreierung nun auf die bestehenden arbeitsrechtlichen orschriften und die begleitende Rechtsprechung beuft, dann handelt sie entgegen dem damals gefassten eschluss. Daher fordere ich Sie heute noch einmal uf, werte Bundesregierung: Hören Sie endlich auf, nternehmerische Interessen über das Gemeinwohl zu tellen! Lassen Sie die Wirtschaftslobby liegen, und timmen Sie unserem Hinweisgeberschutzgesetz zu, für nser aller Wohl! Wir können Missstände nur bekämpn, wenn wir sie kennen. Whistleblowing ist in Deutschland seit nun mehr als ehn Jahren ein bekanntes Konzept. Die letzten Jahre Max Straubinger gebene Reden )

Heinz Golombeck (FDP):
Rede ID: ID1724639600




(A) )

haben gezeigt, dass es zunehmend gelungen ist, die
wichtige Bedeutung von Whistleblowern in der Öffent-
lichkeit und in Unternehmen zu verankern, ein Thema,
das in regelmäßigen Abständen neu diskutiert wird.
Das unterstreicht auch das große mediale Echo, wenn
Korruptions- oder Gammelfleischskandale aufgedeckt
werden oder der aktuelle Enthüllungsskandal um den
„Prism-Whistleblower“ durch die Presse geht.

Die Oppositionsfraktionen fordern in verschiedenen
Anträgen einen Regelungsbedarf für eine gesetzliche
Grundlage zum Schutz der Whistleblower. Unter ande-
rem sollen Änderungen des Bürgerlichen Gesetz-
buches vorgenommen werden, die Hinweisgeber bes-
ser als bisher vor arbeitsrechtlichen Konsequenzen
schützen sollen. Es werden Behauptungen aufgestellt,
der deutsche Gesetzgeber sei nach den Beschlüssen
des Europarates und der G-20-Staaten verpflichtet, bis
2012 ein Gesetz zum Schutz von Whistleblowern zu
verabschieden. Die Entschließung des Europarates
aus dem Jahr 2010 ist jedoch nicht verpflichtend, son-
dern gilt als unverbindliche Erklärung.

Unsere Rechtslage ist ausreichend. Es existieren be-
reits zahlreiche spezialgesetzliche Anzeigerechte von
Beschäftigten. Ein ungeschriebenes Anzeigerecht von
Arbeitnehmern ist auch in der Rechtsprechung aner-
kannt. Solange eine Anzeige nicht leichtfertig erfolgt
und dieser eine ernsthafte Bemühung um eine innerbe-
triebliche Klärung vorgeht, können sich Arbeitnehmer
an öffentliche Stellen wenden. Eine Ausnahme davon
wird bei Straftaten mit schweren Folgen für Einzelne
oder die Allgemeinheit gemacht. In solchen Fällen
kann von einer innerbetrieblichen Klärung abgesehen
werden.

Als Berichterstatter für dieses Thema verteidige ich
weiterhin das Ziel der FDP-Bundestagsfraktion, einer-
seits aufrichtig handelnde Whistleblower zu schützen
und andererseits die Interessen des Arbeitsgebers zu
berücksichtigen. Dafür bedarf es keiner zusätzlichen
gesetzlichen Regelung. Denn zum Schutz von Hinweis-
gebern gibt es bereits ausreichende Normen. Das An-
schwärzen von Vorgesetzten trägt für die FDP nicht zu
einer konstruktiven Unternehmenskultur bei. Daher
plädieren wir für den Vorrang einer innerbetrieblichen
Klärung, wie auch vom Europäischen Gerichtshof für
Menschenrechte bekräftigt.

Die zunehmende offene Diskussionskultur über
Missstände in Betrieben, die dem Schutz von Whist-
leblowern dient, verdeutlicht die bewusste Auseinan-
dersetzung mit diesem Thema. Viele Unternehmen kön-
nen mittlerweile die Möglichkeiten zur Meldung von
innerbetrieblichen Missständen aufweisen. Eine Viel-
zahl von Unternehmen haben sich für eine betriebliche
Regelung von Whistleblowing entschieden, wie zum
Beispiel die Deutsche Bahn.

Wir bleiben dabei: Ein Änderungsbedarf im Bürger-
lichen Gesetzbuch und anderen Gesetzen, wie hier ge-
fordert, halten wir nicht für erforderlich.

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Zu Protokoll ge

(C (D Whistleblower informieren die Öffentlichkeit über ngesetzliches Handeln in Unternehmen und Behören. Sie decken Gammelfleischskandale auf oder mahen Steuerbetrug bekannt. Sie machen auf Behördenillkür oder unhaltbare Zustände in Pflegeheimen ufmerksam. Statt den Mut dieser Menschen anzuerennen, werden sie in der Regel gnadenlos gejagt. Es geht um Menschen, die persönliche Nachteile in auf nehmen, wenn sie sich für das Gemeinwohl ein etzen. Es geht um Zivilcourage. Das ist ein schöner egriff, der in Sonntagsreden auch hier im Bundestag ern Verwendung findet. Wenn es darauf ankommt, iese Menschen zu unterstützen, wird jedoch weggeseen und geschwiegen. Mitglieder der CDU/CSU-Frakon beschimpfen sie sogar als Denunzianten und lockwarte. Was für ein abstoßendes Menschenbild at die angeblich christliche Union eigentlich? So ist es kein Wunder, dass in dieser Wahlperiode ein Gesetz zum Schutz von Whistleblowern mehr verbschiedet wird. Die internationale Verpflichtung der -20-Staaten, bis Ende 2012 Regelungen zum gesetzli hen Schutz von Whistleblowern einzuführen und umusetzen, hat Deutschland damit nicht umgesetzt. Man ei völkerrechtlich nicht daran gebunden, heißt es aus reisen der Bundesregierung. Ich frage: Welchen Sinn acht es dann, an den G-20-Beratungen teilzunehen? Die Lage der Menschen, die zum Wohle der Gesellchaft wichtige Informationen öffentlich machen, ist urchweg schlecht. Sie verlieren ihren Arbeitsplatz nd oft die finanzielle Existenzgrundlage. Sie werden emobbt, mit Drohungen, Klagen oder anderen willürlichen Vergeltungsmaßnahmen überzogen. All das illigt die Bundesregierung bewusst. Die Altenpflegerin Brigitte Heinisch hat unhaltbare nd teils menschenverachtende Zustände in einem flegeheim aufgedeckt. Dafür bezahlte sie mit dem erlust ihres Arbeitsplatzes und musste in einem sieenjährigen Rechtsstreit bis vor den Europäischen Geichtshof für Menschenrechte ziehen, um Recht und ine kleine Entschädigung zu bekommen. Inge Hannemann, Mitarbeiterin im Jobcenter Hamurg, wurde im April dieses Jahres vom Dienst „freigetellt“. Sie hatte die menschenunwürdige Sanktionsprais der Arbeitsagentur gegenüber Hartz-IV-Beziehern ngeprangert. In einem Gespräch mit unserer Frakon spricht sie offen über eine „Sanktionsquote“, die on der Behörde vorgegeben wurde. Das muss man ich einmal vorstellen: Der Staat macht Vorgaben zum rangsalieren von hilfsbedürftigen Menschen. Als weiteres tragisches Beispiel von Whistleblowing uss man wohl den Fall Gustl Mollath bezeichnen. eine Hinweise auf umfänglichen Steuerbetrug haben n in die Psychatrie gebracht und einige Jahre Frei eit gekostet. Heinz Golombeck gebene Reden )

Karin Binder (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724639700




(A) )

Die Linke sagt: Whistleblowing muss endlich ge-
sellschaftliche Anerkennung und gesetzlichen Schutz
erfahren. Solange verantwortliche Politikerinnen und
Politiker der Regierungskoalition diese mutigen Men-
schen als Denunzianten beschimpfen und im Nazi-Jar-
gon als Blockwarte diffamieren, wirkt Zivilcourage
existenzgefährdend. Die genannten Beispiele zeigen:
Wer sich für die Gesellschaft starkmacht und Miss-
stände in Betrieben und Behörden aufdeckt, muss da-
mit rechnen, mit Billigung und Unterstützung des Staa-
tes ins Abseits gestellt zu werden. Das ist ein Skandal.

Die Linke fordert ein eigenständiges Gesetz zum
Schutz von Whistleblowern und den Aufbau einer un-
terstützenden und unabhängigen Einrichtung als An-
laufstelle für Whistleblower. Diese soll beraten und
sich um die Durchsetzung der Rechte von Hinweisge-
bern kümmern. Die bisher auf Richterrecht beruhende
Abwägung im Einzelfall führt zu einer erheblichen
Rechtsunsicherheit für Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
nehmer und trägt nicht dazu bei, dass Beschäftigte sich
kritisch mit Missständen auseinandersetzen. Hinweis-
geberinnen und Hinweisgeber müssen frei zwischen
interner und behördlicher Offenlegung ihres Wissens
wählen können. Sonst werden unseriöse Unternehmen
und behördliche Heimlichkeiten statt der Whistleblo-
wer geschützt. Hinweisgeber müssen das Recht haben,
sich jederzeit an die Öffentlichkeit oder eine Ombuds-
stelle zu wenden, wenn die Warnungen intern oder ge-
genüber der Behörde erfolglos geblieben sind oder es
sich um eine Notfallsituation handelt. Ein echtes
Schutzgesetz muss die gutgläubige Weitergabe von In-
formationen schützen.

Die Linke fordert, dass alle Hinweisgeber vor Vergel-
tungsmaßnahmen geschützt werden. Das schließt Be-
amte, Angehörige der Streitkräfte und der Geheimdienste
ein. Wir wollen vermeiden, dass es auch in Deutschland
Fälle wie den des Soldaten Bradley Manning oder den
des Geheimnisverrats beschuldigten IT-Technikers
Edward Snowden geben wird. Diese beiden jungen
Männer hatten die Courage, sich mit dem US-amerika-
nischen Militär und dem Geheimdienst anzulegen, in-
dem sie ungeheuerliche Verletzungen der Menschen-
rechte und Grundrechte öffentlich gemacht haben.
Bradley Manning muss nach amerikanischem Militär-
recht sogar mit der Todesstrafe rechnen. Deshalb for-
dere ich Sie alle auf, sich beim US-Präsidenten Barack
Obama für die Freilassung und Rehabilitierung dieser
beiden jungen Männer einzusetzen.

Geschützt werden müssen auch Personen außerhalb
klassischer Arbeitsverhältnisse wie zum Beispiel unab-
hängige Beraterinnen und Berater, Auftragnehmerinnen
und Auftragnehmer, Praktikantinnen und Praktikanten,
ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vo-
rübergehend Beschäftigte, Leiharbeiterinnen und
Leiharbeiter, ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitar-
beiter sowie Arbeitsuchende. Deshalb fordert die
Linke ein Whistleblowerschutzgesetz. Machen Sie
Ernst mit der Stärkung von Zivilcourage und gesell-
schaftlicher Verantwortung!

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Zu Protokoll ge

(C (D In der vergangenen Woche ging ein Aufschrei durch ie weltweite Öffentlichkeit. Eine interne „Informaonsquelle“ hatte die Datensammelwut des Geheimienstes der Vereinigten Staaten von Amerika ans Licht ebracht. „In einer besseren Welt … würde ihm ein Orden für nterstützung der Demokratie verliehen“, schrieb die Zeit“ in ihrer Ausgabe vom vergangenen Freitag ber den zu diesem Zeitpunkt noch unbekannten inweisgeber im US-Datenskandal. Wenige Tage spär suchte der bis dahin anonyme Hinweisgeber, dward Snowden, gezielt den Weg an die Öffentlicheit. Er stellte seine Motive für die Aufdeckung des pionageprogramms dar, und er schilderte seine Berchtungen, seine Arbeitsstelle und seine bisherigen ebensumstände zu verlieren. Von der in der „Zeit“ geschilderten besseren Welt erden wir vorerst noch träumen müssen. Aber ich öchte doch an dieser Stelle festhalten: Hinweisgebe innen und Hinweisgeber sind engagierte und mutige enschen. Sie sind ein essenzieller Bestandteil unser Demokratie. Sie verdienen den Respekt und die nerkennung unserer Gesellschaft. Whistleblower ind keine „Verräter“. Im Gegenteil, diese Menschen eigen Mut und Zivilcourage. Regelmäßig befinden sie ich in einem schweren Gewissenskonflikt. Sie nehmen igene Nachteile in Kauf, weil sie Verantwortung für ie Gemeinschaft übernehmen. Gleichzeitig fühlen diese Menschen sich von der olitik im Stich gelassen. Noch immer sind Schutzorschriften für Whistleblower gesetzlich nicht ausreihend verankert. Der Schutz, den die Rechtsprechung ietet, ist einzelfallbezogen und zu vage. Auch beiebsoder behördeninterne Hinweisgebersysteme önnen eine weitergehende gesetzliche Verankerung es Whistleblower-Schutzes nur ergänzen, nicht erseten. Meine Damen und Herren von der Regierungskoalion, seit langem fordern wir Grüne genauso wie die aneren Oppositionsfraktionen, dass Hinweisgeberinnen nd Hinweisgeber besser geschützt werden. Das Beürfnis hierfür ist da, auch bei uns in Deutschland. Denen Sie nur an den Gammelfleischskandal oder an die issstände im Pflegebereich, die die Pflegekraft rigitte Heinisch aufgedeckt hat. Die Zeit ist also reif, ndlich auch in Deutschland für einen besseren Schutz on Hinweisgeberinnen und Hinweisgebern zu sorgen. Heute beraten wir in abschließender Lesung den esetzentwurf meiner Fraktion, Bündnis 90/Die Grüen. Mit diesem Gesetz wollen wir Arbeitnehmerinnen nd Arbeitnehmer, Bundesund Landesbeamtinnen nd -beamte sowie Auszubildende, die Missstände theatisieren, besser vor nachteiligen Konsequenzen chützen. Wir schlagen eine ausdifferenzierte Lösung or, die die Interessen der Arbeitgeber, der Arbeitneher und der Öffentlichkeit ausgewogen berücksichtigt nd ausgleicht. Karin Binder gebene Reden Ingrid Hönlinger )

Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724639800







(A) )

Das Kernstück des Gesetzentwurfs ist ein „Anzeige-
recht“. Ein Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehmerin
kann sich grundsätzlich zunächst an den Arbeitgeber
oder die Arbeitgeberin oder eine zur innerbetriebli-
chen Klärung zuständige Stelle wenden, wenn er oder
sie konkrete Anhaltspunkte dafür hat, dass im Zusam-
menhang mit der betrieblichen Tätigkeit rechtliche
Pflichten verletzt werden. Eine solche interne Stelle
kann zum Beispiel der Betriebsrat oder der Personal-
rat sein.

Wenn der Missstand daraufhin nicht beseitigt wird,
können Hinweisgeber sich an eine außerbetriebliche
Stelle richten. Das kann zum Beispiel eine Strafverfol-
gungsbehörde sein. Hinweisgeber können auch direkt
mit einer solchen außerbetrieblichen Stelle Kontakt
aufnehmen, wenn es ihnen nicht zumutbar ist, sich zu-
erst intern zu beschweren. Dies ist bei Straftaten der
Fall oder wenn eine gegenwärtige Gefahr für wichtige
Individualrechtsgüter wie Leben oder Gesundheit,
aber auch für die Stabilität des Finanzsystems oder die
Umwelt besteht.

In ganz extremen Fällen können Hinweisgeberinnen
und Hinweisgeber ihre Informationen auch direkt an
die Öffentlichkeit geben. Dies ist unter noch engeren
Voraussetzungen möglich: Das öffentliche Interesse
am Bekanntwerden der Information muss das betrieb-
liche Interesse an deren Geheimhaltung erheblich
überwiegen.

Mit diesem Kaskadensystem legen wir eine prakti-
kable Lösung für den gesetzlichen Schutz von Hinweis-
geberinnen und Hinweisgebern vor. Damit fördern wir
Zivilcourage, und wir stärken das Vertrauen von
Menschen mit Verantwortungsbewusstsein in den
Rechtsstaat.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724639900

Tagesordnungspunkt 38 a. Wir kommen zur Abstim-

mung über den Gesetzentwurf der Fraktion der SPD zum
Schutz von Hinweisgebern. Der Ausschuss für Arbeit und
Soziales empfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 17/12577, den Gesetzent-
wurf der Fraktion der SPD auf Drucksache 17/8567 abzu-
lehnen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf
zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Das sind die
Sozialdemokraten. Wer stimmt dagegen? – Die Koali-
tionsfraktionen und Bündnis 90/Die Grünen. Enthaltun-
gen? – Linksfraktion. Der Gesetzentwurf ist in zweiter
Beratung abgelehnt. Damit entfällt die weitere Beratung.

Wir sind noch beim Tagesordnungspunkt 38 a. Ab-
stimmung über den von der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen eingebrachten Entwurf eines Whistleblower-
Schutzgesetzes. Der Ausschuss für Arbeit und Soziales
empfiehlt unter Buchstabe b seiner Beschlussempfeh-
lung auf Drucksache 17/12577, den Gesetzentwurf der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/9782
abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf
zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen. Wer stimmt dagegen? – Koali-
tionsfraktionen und Linksfraktion. Enthaltungen? – So-

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(C (D ialdemokraten. Der Gesetzentwurf ist in zweiter Berang abgelehnt. Infolgedessen entfällt nach unserer eschäftsordnung die weitere Beratung. Tagesordnungspunkt 38 b. Wir setzen die Abstimung zu den Beschlussempfehlungen des Ausschusses r Arbeit und Soziales auf Drucksache 17/12577 fort. er Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe c seiner Be chlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Frakon Die Linke auf Drucksache 17/6492 mit dem Titel Die Bedeutung von Whistleblowing für die Gesellchaft anerkennen – Hinweisgeberinnen und Hinweiseber schützen“. Wer stimmt für diese Beschlussemphlung? – Koalitionsfraktionen und Bündnis 90/Die rünen. Gegenprobe! – Linksfraktion. Enthaltungen? – ozialdemokraten. Die Beschlussempfehlung ist angeommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 37 auf: Beratung des Antrags der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Deutschland bekräftigt EU-Verordnung zum Einfuhrund Handelsverbot für Robbenprodukte – Drucksache 17/13890 – Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die eden zu Protokoll genommen. Wir befassen uns heute mit einem interfraktionellen ntrag, in welchem wir der Bundesregierung das andat erteilen, auf EU-Ebene nochmals in aller eutlichkeit für den Erhalt des Handelsverbotes für obbenprodukte einzutreten. Mit der Verabschiedung er EU-Verordnung chen Parlaments und des Rates vom 16. September 009 ist der Handel mit Robbenerzeugnissen bis auf enige Ausnahmen verboten worden. Im Vorfeld dieses EU-Beschlusses hatte sich der eutsche Bundestag am 19. Oktober 2006 bereits mit em klaren Auftrag an die Bundesregierung gewandt, uf EU-Ebene für den konsequenten Schutz der Robben inzutreten. Mit großer Mehrheit hat unser Parlament amals den Auftrag der Wählerinnen und Wähler umesetzt, wirksam mit politischen Mitteln gegen die rausamkeiten beim jährlichen Abschlachten der obben vorzugehen. Der Erfolg dieser EU-Verordnung aus dem Jahre 009 ist jetzt nach über drei Jahren deutlich messbar; enn die Anzahl der getöteten Robben ist von circa 50 000 jährlich auf 40 000 bis 70 000 zurückgeganen. Diese positive Entwicklung ist ursächlich auf das trikte EU-Einfuhrund -Handelsverbot zurückzufühn. Der kommerzielle Handel mit Robbenprodukten t damit nahezu zum Erliegen gekommen. Dies ist anesichts der bis 2009 praktizierten massenhaften Abchlachtungen und der grausamen Tötungsmethoden it Spitzhacke oder gar Knüppeln eine erfreuliche ntwicklung. Kein zivilisiertes Land der Welt kann )

Dieter Stier (CDU):
Rede ID: ID1724640000

(A) )

seine Blicke vor diesen aus reiner Gewinnsucht er-
schlagenen Robben abwenden.

Um den Bedürfnissen der Inuit gerecht zu werden,
dürfen Robben in geringem Umfang für den Eigenbe-
darf erlegt werden. Mit dieser Ausnahme soll den Ur-
einwohnern von Kanada, Alaska und Grönland die
Aufrechterhaltung ihrer traditionellen Lebensweise er-
möglicht werden.

Gegen diese EU-Verordnung haben Kanada und
Norwegen 2009 bei der Welthandelsorganisation,
WTO, Klage wegen Verstoßes gegen WTO-Vorschrif-
ten erhoben. Die Entscheidung der WTO in dieser
Sache wird im Laufe des Jahres 2013 erwartet. Falls
Kanada und Norwegen mit ihrer Klage Erfolg haben
sollten, ist das bestehende Handelsverbot in Gefahr.
Denn eine Lockerung oder gar Rücknahme dieser EU-
Verordnung würde wieder eine Zunahme der Robben-
jagd bedeuten.

Dies kann nicht im Sinne des Deutschen Bundes-
tages und des Artenschutzes sein. Deshalb fordert der
Deutsche Bundestag mit diesem Antrag die Bundes-
regierung auf, sich bei der EU-Kommission mit Nach-
druck für das bestehende Import- und Handelsverbot
für Robbenerzeugnisse einzusetzen.

Ende Februar 2013 fand in Genf die erste WTO-An-
hörung zu Kanadas und Norwegens Klage gegen die
EU-Verordnung statt. Dabei wurde vor allem deutlich,
dass beide Länder hohe Summen an Steuergeldern in
dieses WTO-Klageverfahren geben. Die Chancen, dass
einer Anfechtung des EU-Importverbots stattgegeben
wird, stehen nicht günstig.

Vielmehr sollte Kanada einen Ausstieg aus der kom-
merziellen Robbenindustrie anstreben, anstelle die
WTO durch Klageverfahren zu bemühen und dadurch
eine absterbende Industrie im Niedergang zu stützen.
Würde dieses Geld statt an die Anwälte für interna-
tionales Handelsrecht an die wenigen verbliebenen
Robbenjäger fließen, dann wäre nicht nur den Robben,
sondern auch den Robbenfängern geholfen.

Mittlerweile haben neben der EU auch andere
wichtige Märkte den Import von Robbenfellen ver-
boten, darunter auch Mexiko, Taiwan, die USA und so-
gar Russland als bisheriger Hauptimporteur von kana-
dischen Robbenfellen.

Dennoch versucht die kanadische Regierung immer
wieder, die EU dazu zu bewegen, das Handelsverbot
für Felle und Fleisch von Robben aufzuweichen. Das
Gericht der Europäischen Union in Luxemburg bestä-
tigte gerade erst am 26. April 2013 in erster Instanz
die Rechtmäßigkeit des Handelsverbots für Fell und
Fleisch von Robben aus Gründen des Artenschutzes.
Die Richter wiesen damit eine Klage der kanadischen
Volksgruppe der Inuit sowie kanadischer Robbenhändler
ab, die eine Lockerung des Handelsverbots erwirken
wollten.

Ich bedanke mich an dieser Stelle ausdrücklich bei
den Kolleginnen und Kollegen von SPD und Bündnis 90/

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Zu Protokoll ge

(C (D ie Grünen, dass in diesem Falle auch eine ergebnisrientierte Zusammenarbeit mit der Opposition gelunen ist. Mit dem vorliegenden Antrag können wir Parmentarier des Deutschen Bundestages ein Zeichen etzen und uns geschlossen für den Erhalt der EU-Verrdnung aussprechen. Deshalb bitte ich die Kolleginnen und Kollegen alr Fraktionen um ein klares Bekenntnis für den Schutz er Robben. Lassen Sie uns einstimmig diesem frakonsübergreifenden Antrag zustimmen. Im Jahr 2009 hatten das Europäische Parlament und er Rat die Verordnung über den Handel mit Robbenrzeugnissen beschlossen. Dies war nicht nur eine nge geforderte Harmonisierung der Rechtsvorschrifn, sondern insbesondere ein Zeichen für mehr Tier chutz. Denn die Verordnung verbietet glasklar den andel mit Robbenprodukten. Die Initiative war daals unter anderem auf den „Aktionsplan der Gemein chaft für den Schutz und das Wohlbefinden von Tieren 006–2010“ zurückzuführen, in dem das Europäische arlament die Kommission zum Handeln aufforderte, ndlich ein völliges Verbot der Einfuhr von Robbenereugnissen vorzulegen. Auch hatte nicht nur die Parlaentarische Versammlung des Europarats 2006 emphlen, die Robbenjagd für Mitgliedstaaten des uroparats zu verbieten. Besonders wir Sozialdemoraten hatten uns in mehreren Anträgen immer wieder r ein sofortiges Ende der Einfuhr und des Handels on Robbenprodukten eingesetzt. Die Robbenjagd uss endlich verboten werden ebenso wie alle grausaen Jagdmethoden, die keine Gewähr für einen chmerzlosen, unverzüglich eintretenden Tod bieten. ußerdem muss das Betäuben von Tieren mit Instruenten wie Spitzhacken, sogenannten Hakapiks, Keun und Schusswaffen endlich der Vergangenheit angeören. Der Hintergrund ist klar: Jedes Jahr werden welteit Hunderttausende Robben getötet. Die größten agden auf zahlreiche Sattelrobben und Klappmützen nden in Kanada im Frühjahr statt. Allein in Kanada urden seit der Wiederaufnahme der Robbenjagd über Millionen Sattelrobben getötet. Angesichts dieser ahlen ist langfristig der Erhalt der Population gehrdet. Denn neben der Jagd ist der Bestand durch eitere Faktoren wie Klimaänderungen, Beifang bei er Fischerei und Zerstörung des Lebensraums beroht. So ist zum Beispiel auch die Eisbedeckung der rktis rückläufig, was erheblichen Einfluss auf die Poulationen haben kann, da Robbenarten wie Sattelbbe und Klappmütze zur Vermehrung auf Packeis ngewiesen sind. Nicht zuletzt unter dem Tierschutzspekt erscheinen mir die Robbentötungen als katatrophal. Die Tiere werden teilweise nur mangelhaft etäubt, sind somit bei der Häutung bei Bewusstsein. Wie auch bei der Wiederaufnahme der Robbenjagd Jahr 1996 wird diese immer wieder damit begrün et, dass die Robben die Kabeljaubestände gefährden Dieter Stier gebene Reden )

Heinz Paula (SPD):
Rede ID: ID1724640100




(A) )

würden. Angesichts von Überfischung, Vermüllung der
Meere und Klimawandel ist dieses Argument mehr als
fragwürdig. Abgesehen von der traditionellen und des-
wegen ausdrücklich erlaubten Robbenjagd der Inuit,
besteht für die Robbenjagd kein vernünftiger Grund.
Für Fell und andere Produkte gibt es zahlreiche Alter-
nativen.

Zwar ist die Einfuhr von Fellen von Jungsattelrobben
und Jungmützenrobben und der daraus hergestellten
Erzeugnisse zu kommerziellen Zwecken in die Mit-
gliedstaaten schon seit 1983 verboten. Doch werden
Robben auch weiterhin gejagt und zur Gewinnung von
Fleisch, Öl, Unterhautfett, Organen, Fellen und da-
raus hergestellten Produkten verwendet. Die morbide
Produktpalette reicht von Omega-3-Kapseln und Texti-
lien bis hin zu verarbeiteten Robbenhäuten und -fellen.
Für die Verbraucherinnen und Verbraucher ist es oft-
mals nahezu unmöglich, sie von ähnlichen Produkten
zu unterscheiden, die nicht von Robben stammen.

Das Töten und Häuten von Robben ist mit Schmer-
zen, Qualen und Angst verbunden. Damit die Erzeug-
nisse, die aus diesem Leid erwachsen, nicht auf den
Markt gelangen, haben mehrere Mitgliedstaaten Vor-
schriften erlassen, den Handel zu regeln, indem sie die
Einfuhr und die Herstellung dieser Erzeugnisse ver-
bieten. Auch die sogenannte Robbenrichtlinie von
1983 hatte zunächst tatsächlich dazu beigetragen, die
Robbenjagd zu vermindern. Sie reichte aber nicht
mehr aus; denn die massenhaften Robbentötungen fan-
den einfach zwei Wochen später statt, wenn die Tiere
die in der Richtlinie vorgegebene Altersgrenze über-
schritten hatten. Es erwies sich daher als äußerst sinn-
voll, diese Regelungen EU-weit und im Rahmen der
Verordnung über den Handel mit Robbenerzeugnissen
verbindlich zu harmonisieren, um auch Mitgliedstaaten
mit ins Boot zu holen, die keinerlei Handelsbeschrän-
kungen für diese Erzeugnisse vorweisen konnten.

Selbstverständlich ist diese Regelung mit Handels-
einschränkungen verbunden. Zugleich wurde die EU-
Verordnung aber auch in Kenntnis der geltenden
WTO-Richtlinien erarbeitet. Dennoch hatten Kanada
und Norwegen 2009 bei der WTO Klage wegen Versto-
ßes gegen den freien Welthandel erhoben, weil sie ein
Handelsverbot für ungerechtfertigt halten. Sie werfen
der EU vor, mit dem Verbot die kommerzielle Robben-
jagdindustrie auf unfaire Weise zu diskriminieren. Das
Urteil der WTO wird für Oktober erwartet. Auch wenn
das Urteil der WTO offen ist und die Kommission das
Handelsverbot vehement verteidigt, muss sich die Bun-
desregierung für die Verordnung starkmachen. Denn
sie hat sich als wirksam erwiesen: Die Anzahl der ge-
töteten Robben ist in den letzten Jahren von circa
350 000 jährlich auf circa 40 000 bis 70 000 jährlich
zurückgegangen. Wir können davon ausgehen, dass
die EU-Verordnung hierfür ursächlich verantwortlich
ist.

Die Bundesregierung und die schwarz-gelbe Regie-
rungskoalition haben den Tier- und Artenschutz in den
vergangenen Jahren sträflich vernachlässigt. Zuletzt

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Zu Protokoll ge

(C (D ar sie nicht einmal bereit, einem in sachlicher Zuammenarbeit aller Fraktionen entstandenen Antragsxt für eine Einschränkung des Wildtierhandels berohter Arten zuzustimmen. Wenn sie auch innerhalb eutschlands jede Gelegenheit verstreichen lässt, den ierschutz zu stärken, so kann sich die Bundesregieung wenigstens für den Fortbestand des Einfuhrund andelsverbotes für Robbenprodukte einsetzen. Den ückhalt des Deutschen Bundestages hätte sie zuminest. Fraktionsübergreifend wollen wir deutlich mahen, dass ein Abschwächen dieser Verordnung aus ierschutzund Artenschutzaspekten völlig inakzeptael wäre, da eine Lockerung oder gar Rücknahme dieer Verordnung erneut eine Zunahme der Robbenjagd ur Folge hätte, mit all ihren Folgen, die wir nicht läner vor Augen haben wollen: blutüberströmte Eisfeler, auf denen mit mittelalterlichen Methoden Tauende Tiere grausam und elendig umgebracht werden. chluss damit! Deutschland hat das Einfuhrund Handelsverbot r Robbenerzeugnisse initiiert und sich dafür auf inrnationaler Ebene stark gemacht. Weil wir uns in den ergangenen Jahren im Deutschen Bundestag gechlossen – über die Fraktionsgrenzen hinweg – für in Ende der tierquälerischen Robbenjagd eingesetzt aben, haben wir erreicht, dass sich auch die Europäiche Kommission mit dem Thema auseinandergesetzt nd im Jahr 2009 eine EU-Verordnung vorgelegt hat, ie das Inverkehrbringen von Robbenerzeugnissen in ie Mitgliedstaaten der Europäischen Union verbietet. Für Erzeugnisse aus der traditionellen Robbenjagd on Inuit und weiteren einheimischen Gemeinschaften elten Ausnahmen. Somit sind die Interessen der Urinwohner berücksichtigt, und die Lebensgrundlage er indigenen Gruppen ist gesichert. Darüber hinaus ilt das Verbot nicht für Robbenerzeugnisse aus Neenprodukten einer Jagd, die ausschließlich der nachaltigen Bewirtschaftung der Meeresressourcen dient. Das seit dem 20. August 2010 geltende Verbot war in großer Tierschutzerfolg – unser gemeinsamer Tierchutzerfolg. Denn die Anzahl der getöteten Robben ist den letzten Jahren von circa 350 000 auf circa 0 000 bis 70 000 pro Jahr gesunken. Dass Kanada und Norwegen an dem EU-weiten onsens, keine Robbenerzeugnisse in die Europäische emeinschaft einzuführen, mittels einer Klage bei der elthandelsorganisation zu rütteln versuchen, ist kein utes Signal für den Tierschutz. Deutschland muss auf ternationaler Ebene seine klare Position gegen die obbenjagd bekräftigen. Denn das Einfuhrund Hanelsverbot für Robbenerzeugnisse darf aus Tierund rtenschutzgründen nicht gelockert werden. Mit dem orliegenden interfraktionellen Antrag setzen wir ein eutliches Zeichen für Tierschutz in dem Streit über as Verbot. Es ist nicht zu tolerieren, dass die Jagd auf Robben eiterhin mit Methoden durchgeführt wird, die nicht Heinz Paula gebene Reden )

Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1724640200




(A) )

den Grundsätzen einer tierschonenden und ordnungs-
gemäßen Jagd entsprechen. Immer noch werden Rob-
ben durch Schläge mit dem Hakapik oder Knüppeln
umgebracht. Problematisch daran ist weiterhin, dass
der Vorwurf laut wird, dass die Tiere teilweise noch bei
Bewusstsein sind, wenn sie gehäutet werden. Zwar
werden zum Beispiel vonseiten der kanadischen Regie-
rung positive Veränderungen in der Art der Durchfüh-
rung der Robbenjagd betont, aber Deutschland und
die Europäische Union müssen sich von der Einfuhr
der Produkte distanzieren und an dem EU-weiten Ver-
bot festhalten. Es gibt keinen haltbaren Grund, Er-
zeugnisse von Tieren, denen bei der Jagd unnötig
Leiden und Schmerzen zugefügt wurden, nach Deutsch-
land und in die anderen EU-Staaten einzuführen. Wir
Parlamentarier müssen uns entschlossen und geschlos-
sen – mit der Bundesregierung auf unserer Seite – da-
gegen wehren. Vor diesem Hintergrund bin ich sehr er-
freut über unseren gemeinsamen Antrag, hinter dem
die gesamte FDP-Fraktion steht.


Alexander Süßmair (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724640300

Es geht bei diesem Antrag um das in der EU existie-

rende Einfuhr- und Handelsverbot für Robbenpro-
dukte, wie der Titel schon sagt. Eins ist völlig klar:
Deutschland und die EU dürfen sich nicht von Ka-
nada, Norwegen oder wem auch immer unter Druck
setzen lassen.

Viele Menschen waren und sind empört über das
grausame Schlachten von Robben oder sogar Robben-
babys wegen ihres Fells oder des Fleisches. Jahrzehn-
telang haben Tierschützer dagegen gekämpft, und end-
lich, nach langer Zeit, kam es 2009 zu einem EU-
weiten Einfuhr- und Handelsverbot für Robbenpro-
dukte, um diesem Schlachten Einhalt zu gebieten. Im
Sinne des Tier- und Artenschutzes darf das Einfuhr-
und Handelsverbot für Robbenprodukte nicht gelo-
ckert werden, so wie dies Norwegen und Kanada for-
dern.

So ist es im vorliegenden Antrag formuliert, und das
ist gut so. Aber Deutschland und die EU müssen auch
dann, wenn die Welthandelsorganisation WTO in Zu-
kunft etwas anderes vorsehen sollte, am Einfuhr- und
Handelsverbot für Robbenprodukte festhalten.

Weniger gut ist, was über dem Antrag steht: die Auf-
zählung der Einreicherinnen, nämlich der Fraktionen
der CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/ Die Grü-
nen. Meine Damen und Herren von den Koalitions-
fraktionen, ein großer Konservativer hat mal gesagt:
„Der Antikommunismus ist die Grundtorheit unserer
Epoche.“ Das war Thomas Mann. Und nun geht es
nicht einmal um Kommunistinnen und Kommunisten,
es geht um die Linke. Sie von CDU und CSU sorgen in
Ihrer ideologischen und zutiefst undemokratischen
Verblendung dafür, dass der Bundestag sich nicht ge-
meinsam und geschlossen zum Robbenschutz bekennen
kann, weil Sie aus Prinzip mit uns Linken keine ge-
meinsamen Anträge stellen wollen. Und Sie, meine
Kolleginnen und Kollegen von SPD und Grünen, Sie

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Zu Protokoll ge

(C (D achen dieses undemokratische Spielchen immer brav it. Ich bin sicher, die absolut überwiegende Mehrheit er Menschen in Deutschland will die Robben schüten und begrüßt das Einfuhrund Handelsverbot. Die inke ist nicht so ideologisch verbohrt wie die CDU nd CSU. Wir werden deshalb diesem Antrag zustimmen, dait der Bundestag einstimmig eine klare Botschaft für inen konsequenten Robbenschutz sendet. Kurz vor dem Ende der Legislaturperiode ist es ge ngen, noch einen interfraktionellen Antrag zum Robenschutz zu vereinbaren. Darin fordert der Bundestag ie Bundesregierung auf, auch in Zukunft an der EUerordnung festzuhalten, die das Inverkehrbringen von obbenerzeugnissen regelt, und sich dieses wichtige strument zum Schutz der Robben nicht aus der Hand chlagen zu lassen. Über diesen Antrag bin ich besonders froh, nicht ur weil er den Schutz der Robben stärkt, sondern weil r auf unserer bündnisgrünen Initiative beruht. Es ist eineswegs eine Selbstverständlichkeit, dass es uns als ppositionsfraktion gelingt, die Regierungsfraktionen on einer eigenen Initiative zu überzeugen! Das ist das kann ich nach elf Jahren im Bundestag sagen – chon etwas Besonderes. Daher möchte ich mich beonders bei den Kolleginnen und Kollegen der Union nd der FDP, aber natürlich auch der SPD, bedanken, ass sie bereit waren, unsere Initiative mit leichten eränderungen mitzutragen und diesen Antrag einzuringen. Das zeigt, dass der Deutsche Bundestag beim chutz der Robben – wie im Übrigen auch beim Schutz er Wale – im Großen und Ganzen an einem Strang ieht; denn schon 2006 hat sich der Deutsche Bundesg mit Zustimmung aller Fraktionen für ein gemein chaftsweit gültiges Einfuhrund Handelsverbot von rodukten aller Robbenarten ausgesprochen. Dass die Union seit Jahren darauf beharrt, dass sie eine interfraktionellen Anträge mit der demokratisch ewählten Fraktion der Linken macht, auch wenn es in er Sache absolut keinen Dissens gibt, halten wir rüne für falsch. Wir haben jedoch keine Möglichkeit, ei der Union ein anderes Verhalten durchzusetzen. in Verzicht auf interfraktionelle Anträge als Konseuenz daraus kommt für uns im Interesse der Sache jeoch nicht infrage. Warum diese Aufforderung an die Bundesregieung? Warum die Bekräftigung der Position, dass eutschland an der EU-Verordnung zum Einfuhrund andelsverbot für Robbenprodukte, das die EU 2009 ach jahrelangem Drängen unter anderem aller Frakonen des Deutschen Bundestages verabschiedet hat, sthält? Der Grund liegt darin, dass dieses internatioal angefochten wird – konkret vor der Welthandelsoranisation. Kanada und Norwegen haben gegen die U-Verordnung bei der WTO Klage wegen Verstoßes Hans-Michael Goldmann gebene Reden Cornelia Behm )

Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724640400







(A) )

gegen den freien Welthandel erhoben. Im Laufe des
Jahres 2013 ist mit einer Entscheidung der WTO zu
rechnen.

Zwar bestehen angesichts der Tatsache, dass die
EU-Verordnung in Kenntnis der geltenden WTO-Richt-
linien erarbeitet und beschlossen wurde, realistische
Aussichten, dass diese Verordnung vor der WTO Be-
stand haben wird. Aber der Ausgang auch dieses Ver-
fahrens ist selbstverständlich offen. Eine Gewähr für
einen juristischen Erfolg gibt es selbstredend nicht.

In diesem Verfahren kommt es sehr darauf an, wie
und wie stark die EU-Kommission die EU-Verordnung
begründet und verteidigt. Damit die EU-Kommission
hier bei ihrer konsequenten Linie bleibt, sind die Si-
gnale aus den Mitgliedstaaten wichtig. Sie sollten
deutlich machen, dass für sie ein Abschwächen dieser
Verordnung aus Gründen des Tier- und Artenschutzes
nicht akzeptabel ist. Entgegengesetzte Signale wären
hingegen sehr kontraproduktiv.

Warum ist es so wichtig, diese EU-Verordnung zu
verteidigen? Der Grund liegt darin, dass sich diese
Verordnung als wirksam erwiesen hat: Die Anzahl der
getöteten Robben ist in den letzten Jahren von circa
350 000 jährlich auf circa 40 000 bis 70 000 jährlich
zurückgegangen. Das ist zwar noch kein Ende des tier-
schutzwidrigen Robbenschlachtens, aber doch eine er-
hebliche Abnahme. Es ist davon auszugehen, dass die
EU-Verordnung hierfür ursächlich verantwortlich ist.
Bei einer Lockerung oder gar Rücknahme dieser Ver-
ordnung wäre daher erneut eine bedrohliche Zunahme
der Robbenjagd zu befürchten.

Das wollen wir Grüne unbedingt verhindern. Von
daher bin ich froh, dass auch die anderen Fraktionen
in diesem Haus das so sehen und diesem Antrag zu-
stimmen. Und zudem bin ich dankbar, dass mir die
Kolleginnen und Kollegen zum Ende meiner parla-
mentarischen Arbeit noch einmal die seltene Gelegen-
heit geben, einen gemeinsamen Antrag zu beschließen.
Ich hoffe, dass er seine Wirkung in Richtung EU-Kom-
mission und WTO entfaltet.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724640500

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag auf

Drucksache 17/13890. Wer stimmt für diesen Antrag? –
Das sind alle Fraktionen des Hauses. Gegenstimmen? –
Niemand. Enthaltungen? – Niemand. Der Antrag ist an-
genommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 45 a bis 45 c auf:

a) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des
Zweiten Buches Sozialgesetzbuch – Weiter-
finanzierung von Schulsozialarbeit und Mit-
tagessen in Horteinrichtungen

– Drucksache 17/13663 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)
Innenausschuss
Rechtsausschuss

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(C (D Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO b)

richts des Ausschusses für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend (13. Ausschuss) zu dem An-
trag der Abgeordneten Dr. Rosemarie Hein,
Diana Golze, Agnes Alpers, weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion DIE LINKE

Für ein neues Verständnis der Zusammen-
arbeit von Schule und Jugendhilfe – Schul-
sozialarbeit an allen Schulen

– Drucksachen 17/11870, 17/13180 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Peter Tauber
Sönke Rix
Florian Bernschneider
Diana Golze
Ulrich Schneider

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne-

ten Gabriele Hiller-Ohm, Angelika Krüger-
Leißner, Anette Kramme, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der SPD

Bildung und Teilhabe für alle Kinder, Jugend-
liche und junge Erwachsene in Deutschland
sicherstellen – Das Bildungs- und Teilhabepa-
ket reformieren

– Drucksachen 17/13194, 17/13825 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Johannes Vogel (Lüdenscheid)


Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die
eden zu Protokoll genommen.


Heike Brehmer (CDU):
Rede ID: ID1724640600

Der Schlüssel für die Zukunft unserer Kinder heißt

ildung. Bildung ebnet den Weg für Selbstständigkeit
nd Entwicklung. Bildung legt den Grundstein für eine
rfolgreiche Schullaufbahn und den späteren Eintritt
s Arbeitsleben. Der Zugang zu guter Bildung wird

ber gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht.
Wir in der CDU/CSU wollen, dass alle Kinder und

ugendlichen in Deutschland unabhängig von den
nanziellen Möglichkeiten ihrer Familien eine Chance
uf Bildung und Teilhabe erhalten. Aus diesem Grund
aben wir das Bildungs- und Teilhabepaket infolge des
undesverfassungsgerichtsurteils vom 9. Februar
010 rückwirkend zum 1. Januar 2011 eingeführt.

Die Kolleginnen und Kollegen der Fraktion der
PD fordern in ihrem Antrag, Bildung und Teilhabe für
lle Kinder und Jugendlichen sicherzustellen. Ich
öchte daran erinnern, dass wir mit der Einführung
es Bildungs- und Teilhabepakets Kindern und Ju-


(A) )


)(B)

gendlichen aus sozial schwächeren Familien erstmals
seit Einführung der Hartz-IV-Gesetze durch die rot-
grüne Bundesregierung 2005 eine echte Chance auf
Bildung und Teilhabe gegeben haben. So gehören bei-
spielsweise die Mitgliedschaft in einem Musik- oder
Sportverein, die Schülerbeförderung, die Teilnahme an
Klassenausflügen oder das warme Mittagessen in der
Kita, im Hort oder in der Schule zu den Leistungen des
Bildungs- und Teilhabepakets.

In ihrem Antrag bemängelt die SPD weiterhin die
mangelnde Inanspruchnahme des Bildungs- und Teil-
habepakets. Dazu hat unsere Bundesministerin für Ar-
beit und Soziales, Frau Dr. von der Leyen, im April
2013 die aktuellen Zahlen zur Inanspruchnahme des
Bildungspakets veröffentlicht. Demnach nehmen bun-
desweit im Durchschnitt 73 Prozent aller leistungsbe-
rechtigten Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren
das Bildungs- und Teilhabepaket in Anspruch. Das ist
ein positiver Trend.

Am 21. Februar 2013 haben wir im Deutschen Bun-
destag dem Gesetzentwurf des Bundesrates zur Ände-
rung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch und ande-
rer Gesetze zugestimmt. Mit diesem Gesetzentwurf,
dem auch die Kolleginnen und Kollegen der SPD zuge-
stimmt haben, wurde der Weg für eine Vereinfachung
des Bildungspakets geebnet. Hierfür wurden im Vor-
feld viele konstruktive Vorschläge vom Deutschen
Landkreistag als Vertreter der deutschen Landkreise
unterbreitet.

So können zum Beispiel Leistungen, die vor einem
Schulausflug nicht rechtzeitig erbracht wurden, auch
im Nachhinein erstattet werden. Den Eigenanteil bei
der Schülerbeförderung und die Kostenabrechnung
von Klassenausflügen sollten mit dem Gesetzentwurf
insgesamt praktikabler gefasst werden. Deshalb ist es
höchst fraglich, weshalb die SPD, welche dem Gesetz-
entwurf des Bundesrates noch vor wenigen Monaten
zugestimmt hat, heute die Reformierung des Bildungs-
und Teilhabepakets fordert.

Die SPD fordert weiterhin kostenlose Betreuungs-
angebote, Lernmittelfreiheit und gebührenfreien För-
derunterricht. Wer das alles bezahlen soll, wird im An-
trag nicht erwähnt. Weiterhin fordert die SPD – ich
zitiere – „Anstrengungen … für ein … für alle zugäng-
liches Mittagessen in Schulen, Kindertageseinrichtun-
gen, Kindertagespflege und Horten sowie für die not-
wendige finanzielle Absicherung der zusätzlichen
Bildungsanstrengungen von Bund und Ländern“.

Denken wir doch einmal an diejenigen Familien,
welche keine Leistungen aus dem Bildungs- und Teil-
habepaket erhalten und für ihre Kinder jeden Cent
zweimal umdrehen müssen. Alle Wohltaten, die die
SPD in ihrem Antrag verteilen will, müssen erst erar-
beitet und vor allem sozialverträglich gegenfinanziert
werden. Nur so können wir unsere politischen Rah-
menbedingungen in der Praxis auch mit Leben füllen.

Um die Förderung von Bildung und Teilhabe voran-
zubringen, hat sich der Bund im Rahmen des Gesetzes

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Zu Protokoll ge

(C (D ur Ermittlung von Regelbedarfen und zur Änderung es Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetzbuch an en Mitteln für die Schulsozialarbeit beteiligt. Die Fraktion der Linken befasst sich in ihrem Anag mit dem Thema Schulsozialarbeit. Darin fordern ie Linken „Schulsozialarbeit im Jugendhilferecht des GB VIII als Regelleistung im Wege einer Präzisieung und Neuverortung der schulbezogenen Angebote Form einer eigenständigen Angebotsform vorzunehen“. Die Schulsozialarbeit wurde damals im Frühhr 2011 im Vermittlungsausschuss zum Bildungs nd Teilhabepaket mit Bund und Ländern verhandelt. s wurde vereinbart, dass 400 Millionen Euro pro Jahr om Bund unter anderem für die Schulsozialarbeit und as Mittagessen in Horten für den Zeitraum von 2011 is 2013 zur Verfügung gestellt werden. Aus diesem Grund hat der Bund die Mittelüberahme über eine um 2,8 Prozentpunkte erhöhte Beteigung an den Leistungen für Unterkunft und Heizung ur Verfügung gestellt. Dieser Weg wurde damals geählt, weil der Bund laut Verfassung nicht für den Beich Schule zuständig ist. Dies fällt in Deutschland ach unserem föderalen System in die Zuständigkeit er Länder. Die Schulsozialarbeit ist ein gutes pädagogisches ngebot, aber wir dürfen nicht aus den Augen verlien, dass das Schulwesen Aufgabe der Länder ist. Die erantwortung der Länder für Bildung spielt auch eim Thema Finanzierung eine wichtige Rolle. So belegte das Bundesland Thüringen beim INSMildungsmonitor 2012 den ersten Platz, als es darum ing, wie viele Finanzmittel ein Bundesland in seine ildungssysteme pro Kopf investiert. Die Länder Bern und Bremen hingegen belegten dabei die letzten lätze. Das zeigt: Wo die CDU in der Regierungsverntwortung ist, wird in Bildung und die Chancen unser Kinder investiert. In ihrem Antrag fordert die Linke die Bundesregieung auf, die Finanzierung der Schulsozialarbeit urch den Bund, die Länder und die Kommunen für die eiterentwicklung zu einem flächendeckenden sozialädagogischen Angebot sicherzustellen. In dem vom Bundesrat eingebrachten Gesetzenturf wird ebenfalls gefordert: „Zur Weiterfinanzie ung von Sozialarbeit oder sonstigen Projekten im Beich der Grundsicherung für Arbeitsuchende, die den ugang von Kindern und Jugendlichen zu Leistungen es Bildungsund Teilhabepakets sicherstellen, ist ine Entfristung der Bundesfinanzierung erforderch.“ Ich möchte daran erinnern, dass unsere unionsgehrte Bundesregierung bereits eine Vielzahl von Maß ahmen auf den Weg gebracht hat, um Länder und ommunen dauerhaft zu entlasten. So übernimmt der und in den Kommunen die Finanzierung der Grundicherung im Alter und bei Erwerbsminderung zum ahr 2014 vollständig. Das bedeutet für die Kom Heike Brehmer gebene Reden )





(A) )

munen bis zum Jahr 2016 eine Entlastung von rund
18,5 Milliarden Euro. Eine vergleichbare Entlastung
für Kommunen hat es in der Geschichte der Bundesre-
publik Deutschland noch nie gegeben. Aus diesem
Grund appelliere ich an die zuständigen Länder, wel-
che in der Pflicht sind, ihr Bildungswesen auszugestal-
ten und eigenverantwortlich zu handeln.

Die SPD geht in dieser Hinsicht nicht gerade mit
gutem Beispiel voran, wie man derzeit in Niedersach-
sen beobachten kann, wo die SPD in der Regierungs-
verantwortung ist und wo sie das Sitzenbleiben in der
Schule abschaffen will.

Wir in der CDU/CSU wollen, dass alle Kinder und
Jugendlichen in Deutschland ein Anrecht auf Bildung
und gesellschaftliche Teilhabe haben. Unabhängig
vom Geldbeutel ihrer Eltern sollen Kinder und Ju-
gendliche eine echte Chance erhalten, um eigenver-
antwortlich ins Leben zu starten. Ich möchte alle Kol-
leginnen und Kollegen recht herzlich einladen, sich
mit Herz und Verstand für die Perspektiven unserer
Kinder und Jugendlichen einzusetzen. Die Anträge der
Fraktionen SPD und der Linken sowie des Bundesra-
tes lehnen wir ab.


Paul Lehrieder (CSU):
Rede ID: ID1724640700

Über das Bildungs- und Teilhabepaket der Bundes-

regierung für Kinder von Sozialleistungsempfängern
wurde in den zwei Jahren seiner Einführung viel disku-
tiert – Kritik wurde vor allem am bürokratischen Be-
willigungsmodus geübt.

Die aktuellen Zahlen belegen jedoch, dass das Bil-
dungs- und Teilhabepaket ankommt: 73 Prozent der be-
rechtigten Kinder und Jugendlichen erhalten tatsäch-
lich Leistungen aus dem Bildungspaket. Am häufigsten
genutzt werden dabei das Mittagessen, die 100 Euro für
den Schulbedarf und die Übernahme der Kosten für
Klassenfahrten. Zu einem Viertel wird es für „Teilhabe“
genutzt – also für Musikunterricht oder die Mitglied-
schaft in Sportvereinen. Weiter hinten auf der Liste ste-
hen Schülerbeförderung und Lernförderung. Diese
positive Bilanz verdeutlicht doch vor allem das nach
wie vor große Potenzial des Programms der Bundesre-
gierung. Unser Ziel ist es, dass noch mehr Kinder die
Teilhabeangebote nutzen, insbesondere Kinder mit Mi-
grationshintergrund und Kinder, deren Eltern das Bil-
dungspaket noch nicht kennen.

Für das Programm stellt der Bund den Kommunen
über 433 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung –
hinzu kommen 160 Millionen für die Verwaltung. Um
den Verwaltungsaufwand bei der Umsetzung des Bil-
dungs- und Teilhabepakets zu verringern, hat der
Deutsche Bundestag am 22. Februar dieses Jahres
zahlreiche Erleichterungen beschlossen: In bestimm-
ten Fällen kann vom Sachleistungsprinzip abgewichen
werden, sodass beispielsweise bei Schulausflügen und
Klassenfahrten Geldleistungen gewährt werden kön-
nen. Unter bestimmten Voraussetzungen können von
den Eltern ausgelegte Beträge für Zwecke des Bil-
dungs- und Teilhabepakets erstattet werden. Um beste-

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(C (D ende Schwierigkeiten bei der Ermittlung des im Reelsatz enthaltenen Anteils für die Schülerbeförderung u beheben, wird als Eigenleistung ein Pauschalbetrag on 5 Euro festgelegt. Der für die Teilhabe am kultullen und sozialen Leben in der Gemeinschaft vorge ehene Betrag von 10 Euro monatlich kann unter betimmten Voraussetzungen auch für die Beschaffung on erforderlicher Ausstattung genutzt werden. Da ein ntrag auf den Beginn des aktuellen Bewilligungszeitaums zurückwirkt, können auch Mittel entsprechend ngespart werden. Insgesamt verringert die Neuregeng den Verwaltungsaufwand und entlastet damit die räger des Bildungsund Teilhabepakets. Im Rahmen des Vermittlungsausschusses zum Bilungsund Teilhabepaket SGB II wurde auch ein weirer Aspekt verhandelt, der heute Thema dieser Deatte ist, nämlich die durch den Bund geförderte chulsozialarbeit. Im Vermittlungsausschuss wurde ereinbart, dass vom Bund von 2011 bis 2013 pro Jahr 00 Millionen Euro für Schulsozialarbeit und Mittagssen in Horten zur Verfügung gestellt werden. Bei der Schulsozialarbeit handelt es sich um ein rofessionelles pädagogisches Angebot, das gezielte räventionsmaßnahmen und eine individuelle Fördeung ermöglicht, welche Fehlentwicklungen frühzeitig nd ganzheitlich korrigierend entgegenwirken können. s ist vollkommen unstrittig, dass Schulsozialarbeit ls Schnittstelle zwischen Schulen, Familien und Juendhilfe immer wichtiger wird. Sie entlastet Lehrerinen und Lehrer und wirkt nicht nur an Brennpunktchulen stabilisierend, weil sie auf das Schulklima ositive Effekte hat. Den sicherlich nicht immer einfachen und engagiern Einsatz der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter owie der Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen n den Schulen möchte ich hiermit ausdrücklich würigen. Nichtsdestotrotz liegt dieser Bereich verfassungschtlich auf dem Gebiet der allgemeinen Bildung und es Schulwesens bei den Ländern bzw. den kommunan Gebietskörperschaften. Diese Zuständigkeit müsste uch den geschätzten Kolleginnen und Kollegen der inkspartei bekannt sein, die fordern, das im Grundgeetz verankerte Kooperationsverbot von Bund und ändern im Bereich der allgemeinen Bildung aufzuheen, um die dauerhafte Absicherung der Schulsozialrbeit als Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Länern zu gewährleisten. Nach dem Auslaufen der nschubfinanzierung liegt die Verantwortung bei den ändern. Zwar war mit den Ländern im Rahmen des Vermittngsverfahrens zum Gesetz zur Ermittlung von Regel edarfen und zur Änderung des Zweiten und Zwölften uches Sozialgesetzbuch vereinbart worden, ihnen und en Kommunen befristet bis 2013 zusätzlich 00 Millionen Euro zur Unterstützung ihrer Aufgaben Einrichtungen nach § 22 SGB VIII (gemeinschaftche Mittagsverpflegung von Hortkindern)





Heike Brehmer
gebene Reden


(A) )


)(B)

Ausbau von Schulsozialarbeit zur Verfügung zu stellen –
aber dies war von Anfang an befristet. Eine dauerhafte
Finanzierung der Schulsozialarbeit durch den Bund war
und ist nicht vorgesehen.

Da der Bund ab dem Jahr 2014 die Nettoausgaben
des Vorvorjahres für die Grundsicherung im Alter und
bei Erwerbsminderung vollständig erstattet, stehen
Ländern und Kommunen dann ausreichend Finanzmit-
tel zur Verfügung, um auch die kommunalen Aufwen-
dungen für Mittagessen und Schulsozialarbeit dauer-
haft selbst finanzieren zu können. Im mittelfristigen
Finanzplanungszeitraum von 2013 bis 2016 bedeutet
dies für die Kommunen eine Entlastung um 18,5 Mil-
liarden Euro. Wir sprechen hier vom umfangreichsten
Kostenentlastungsgesetz für die deutschen Kommunen
seit Bestehen der Bundesrepublik – eine vergleichbare
kommunale Entlastung hat es noch nie gegeben. Das
heißt aber eben auch, dass mit dem Auslaufen der An-
schubfinanzierung die Finanzierung der Schulsozial-
arbeit durch die Länder und Kommunen gewährleistet
werden kann. Die dafür erforderlichen finanziellen
Spielräume sind vorhanden.

Aus diesem Grund können und werden wir Ihrem
Antrag nicht zustimmen.


Gabriele Hiller-Ohm (SPD):
Rede ID: ID1724640800

Wir sprechen heute abschließend über unseren

SPD-Antrag zum Bildungs- und Teilhabepaket und
über zwei Initiativen zur Schulsozialarbeit. Dass im
Bildungs- und Teilhabepaket überhaupt Mittel für die
Schulsozialarbeit verankert werden konnten, ist ein
großer sozialdemokratischer Verhandlungserfolg, den
wir gemeinsam mit unseren Ländern Anfang 2011 im
Vermittlungsausschuss erzielt haben.

Die Erfahrungen vor Ort haben gezeigt, dass die
Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter eine
ganz wichtige Arbeit leisten: Sie tragen dazu bei, dass
unsere Schülerinnen und Schüler besser unterstützt
und gefördert werden. Und sie sorgen auch dafür, die
Angebote des Bildungspakets bekannter zu machen.
Denn sie sind vor Ort und kennen die Lebensverhält-
nisse der Kinder und Jugendlichen an ihrer Schule
sehr genau. Sie sind somit ein wichtiger Baustein für
mehr Bildungsgerechtigkeit in unserem Land.

Die Finanzierungszusage des Bundes läuft zum Jah-
resende aus. Schwarz-Gelb ist nicht bereit, die unbe-
stritten wichtige Schulsozialarbeit weiter zu unterstüt-
zen. Den Hilfeschrei der Länder – stellvertretend für
die Kommunen – haben wir heute alle aus dem Bun-
desrat vorliegen. Wir wollen, dass der Bund in der Ver-
antwortung bleibt. Warum, so frage ich Sie, meine Da-
men und Herren der Regierungsfraktionen, tun Sie
nichts? Warum unternimmt Ihre Bundesregierung
nichts, um die soziale Situation an den Schulen und die
der Schülerinnen und Schüler, der Eltern und der
Lehrkräfte zu verbessern? Hier kann und muss doch
gehandelt werden. Oder ist Ihnen der Bildungserfolg
von Kindern aus armen Elternhäusern egal?

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(C (D Die Linken fordern in ihrem Antrag mehr Schulsozilarbeit. Das ist richtig. Es fehlen aber Aussagen zur inanzierung. Deshalb werden wir uns bei diesem Anag enthalten. Die SPD hingegen hat mit dem „Nationalen Pakt r Bildung und Entschuldung“ einen umfassenden orschlag vorgelegt, die Bildungsfinanzierung von und und Ländern auszuweiten und so auch Mittel für ie Schulsozialarbeit bereitzustellen. Wir wollen für ildung zusätzlich 20 Milliarden Euro im Jahr bereittellen, je 10 Milliarden Euro von Bund und Ländern, nanziert aus Einsparungen, dem Abbau von überflüsigen Subventionen, der Wiedereinführung der Vermöensteuer und der Reform der Erbschaftsteuer zugunsn der Länder, die für die Bildung unserer Kinder die erantwortung tragen. Eine wichtige Voraussetzung für bessere und gechtere Bildungschancen in ganz Deutschland ist, ass Bund und Länder in der Bildungspolitik enger zuammenarbeiten. Dafür muss das Kooperationsverbot Grundgesetz aufgehoben werden, das diese Zusamenarbeit verbietet. Nur gemeinsam wird es gelingen, anztagsschulen und Kitas in Deutschland – mit Sozilarbeiterinnen und Sozialarbeitern – auszubauen und ie besser auszustatten. SPD-regierte Länder engagieren sich übrigens bei er Finanzierungsbeteiligung für die Schulsozialarbeit tärker als andere. In Rheinland-Pfalz und in meiner eimat in Schleswig-Holstein sind die Mittel für chulsozialarbeit vor kurzem erhöht worden. Wir Sozildemokratinnen und Sozialdemokraten sind davon berzeugt, dass eine gute und leistungsfähige Schulsoialarbeit einen wichtigen Beitrag zur Bildungsund hancengerechtigkeit leistet. Wir sagen Ja zum Bildungspaket. Aber es muss auch ei den Kindern ankommen. Eltern im Sozialleistungsezug haben seit 2011 einen Rechtsanspruch für ihre inder auf diese wichtigen Leistungen, zum Beispiel uf Übernahme der Kosten für Klassenfahrten oder usflüge, für ein warmes Mittagessen, für Lernmateial und Nachhilfe. Inzwischen sind über zwei Jahre ergangen, und immer noch gehen viele Kinder und ugendliche trotz des Rechtsanspruchs leer aus. Die uständige Sozialministerin Ursula von der Leyen verucht, diese beschämende Wahrheit mit fadenscheinien Zahlen über die Inanspruchnahme aus einer selbst Auftrag gegebenen Studie zu verschleiern. Danach ürden 73 Prozent der leistungsberechtigten Kinder nd Jugendlichen das Bildungsund Teilhabepaket in nspruch nehmen. Doch auf Nachfrage musste die inisterin einräumen, dass beispielsweise ein aus dem aket geförderter Schulausflug schon ausreiche, um in ie Statistik aufgenommen zu werden. So kämen die 3 Prozent zusammen, selbst wenn andere Leistungen ie Lernförderung, Mittagessen, Teilnahme an Sport nd Kultur nicht genutzt werden können. Damit wird deutlich: Von Bildungsgerechtigkeit und eilhabe an Kultur und Freizeit für alle Kinder sind Paul Lehrieder gebene Reden )





(A) )

wir immer noch weit entfernt. Lernerfolg und Mit-
machmöglichkeiten hängen nach wie vor vom Geld-
beutel der Eltern ab. Die Chancen, die das Bildungs-
paket bietet, wurden von der schwarz-gelben
Bundesregierung nicht genutzt. Im Gegenteil: Durch
unnötigen und teuren Bürokratieaufbau wird Bil-
dungsgeld an den Kindern und Jugendlichen vorbei
verschwendet.

Nach Umfragen des Deutschen Städtetages und des
Deutschen Landkreistages erhalten nur rund die
Hälfte der 2,5 Millionen berechtigten Kinder, Jugend-
lichen und jungen Erwachsenen Leistungen aus dem
Bildungs- und Teilhabepaket. Und „Anspruch nicht
eingelöst“ heißt zum Beispiel die Studie des Paritäti-
schen Wohlfahrtsverbandes. Anstatt schöner Worte
sollte Frau von der Leyen dafür sorgen, dass die Leis-
tungen unbürokratisch in Anspruch genommen werden
können, die Bildungsinfrastruktur gestärkt und die
Schulsozialarbeit ausgeweitet wird.

Unser Antrag enthält einen umfangreichen Forde-
rungskatalog, mit dem Bildung und Teilhabe für alle
Kinder und Jugendlichen gewährleistet werden wird.
Kurzfristig muss das Bildungs- und Teilhabepaket fol-
gendermaßen umgebaut werden: Die 10 Euro monat-
lich zur Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben in
der Gemeinschaft sollen ohne Antrag mit dem Regel-
satz ausgezahlt sowie grundsätzlich überprüft werden.
Wie die Regelsätze selbst muss dieser Betrag fortlau-
fend angepasst werden. Ebenso soll mit dem Schulbe-
darfspaket von 100 Euro jährlich verfahren werden.
Der Zugang zur Lernförderung soll vereinfacht und
möglichst direkt an den Schulen angeboten werden. An
Schulen, Horten und Kitas muss eine diskriminie-
rungsfreie gemeinsame und gesunde Essensverpfle-
gung gewährleistet werden. Auf den Eigenanteil von
1 Euro soll verzichtet werden, was zudem Verwal-
tungskosten spart. Zur Entbürokratisierung soll der
Finanzierungsbeitrag des Bundes pauschal orientiert
an der Zahl der Leistungsberechtigten erfolgen. Ledig-
lich Einmal- und Härtefallleistungen sowie nur schwer
pauschalierbare Kosten wie für Kita- und Schulaus-
flüge und Beförderungskosten sollen weiterhin auf un-
bürokratischen Antrag gewährt werden. Außerdem
muss die Direktzahlung an die Eltern ohne Gutschein-
oder Sachleistungsabwicklung zur Verringerung des
Verwaltungs- und Kostenaufwands ermöglicht werden.
Darüber hinaus wollen wir mittel- und längerfristig
durch zusätzliche Investitionen in unsere Bildungsinf-
rastruktur für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen.

Kitas und Horte müssen flächen- und bedarfsde-
ckend ausgebaut und Schulen zu Ganztagsschulen um-
gestaltet werden – mit Betreuungs-, Freizeit,- und
Lernförderangeboten und Schulsozialarbeitern sowie
diskriminierungsfrei zugänglicher und gesunder Es-
sensverpflegung.

Die Finanzierung ist gesichert über unseren bereits
dargestellten „Nationalen Pakt für Bildung und Ent-
schuldung“. Zudem wollen wir das völlig verfehlte Be-
treuungsgeld schnellstmöglich abschaffen und die so

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(C (D ewonnenen rund 2 Milliarden Euro jährlich zusätzch in die Bildungsinfrastruktur stecken. Gerechte Bildungschancen für alle Kinder und Juendlichen zu schaffen ist unser Ziel. Gute Bildung von nfang an muss für alle möglich sein: von der Kita ber die Schule bis zum Studium und Berufsabschluss. Schließen Sie sich unseren Forderungen an – für die ildungsund Zukunftschancen unserer Kinder. Wiederholt haben wir in den vergangenen Monaten ber das Bildungsund Teilhabepaket gesprochen. Für und 2,5 Millionen Kinder, Jugendliche und junge Erachsene sollte es das soziokulturelle Existenzminium gewährleisten. Die Erwartungen waren groß. eit seiner Einführung 2011 kritisieren wir und die soialen Träger in diesem Land die bürokratische und enig praxisnahe Umsetzung. Es war gut gemeint, ber schlecht gemacht. Die vor gut einem Monat durch Ministerin von der eyen präsentierten Zahlen zur Inanspruchnahme der eistungen aus dem Bildungsund Teilhabepaket könen über diesen Fakt nicht hinwegtäuschen; denn die ahlen aus der Studie sind wenig aussagekräftig. So icht die Förderung eines einzigen Schulausfluges, m in die Statistik mit aufgenommen zu werden. Das at nichts mit der Gewährleistung des soziokulturellen xistenzminimums zu tun. Das wahre Ergebnis der tudie, welches Ministerin von der Leyen gerne verchweigt, ist, dass in Regionen mit schlechter Bilungsund Sozialinfrastruktur das Bildungsund Teilabepaket überhaupt nicht ankommt. So wichtige ereiche wie die Lernförderung werden nur durch Prozent in Anspruch genommen. Leistungen für Teilabe erreichen nur jeden vierten Anspruchsberechtign. Und das ist ein Armutszeugnis. Anstatt die Proleme anzupacken, schmückt sich diese Koalition eber mit bunt angemalten Federn. In unserem Antrag „Bildung und Teilhabe für alle inder, Jugendliche und junge Erwachsene in eutschland sicherstellen – Das Bildungsund Teilhaepaket reformieren“ setzten wir genau dort an, an der ildungsinfrastruktur. Wir wollen keine Flickschustei an einem Paket, das dem Grunde nach falsch ge trickt wurde. Das ließ sich im Vermittlungsausschuss ider nicht verhindern und muss dringend korrigiert erden. Wir wollen, dass das Geld, welches wir für das Bilungsund Teilhabepaket bereitstellen, in die Infratruktur vor Ort investiert wird. Wir wollen damit den anztagsschulausbau vorantreiben. Wir wollen mehr itaplätze damit finanzieren. Wir wollen, dass an den chulen mit den finanziellen Mitteln Lernförderung tattfinden kann, die man nicht erst beantragen muss. ir wollen gute und vor allem unkomplizierte Ange ote, damit wir alle Kinder und Jugendlichen erreihen, und wir wollen die Schulsozialarbeit als wich Gabriele Hiller-Ohm gebene Reden )

Angelika Krüger-Leißner (SPD):
Rede ID: ID1724640900




(A) )

tige Institution für mehr Chancengleichheit fördern
und ausbauen.

Als 2011 das Bildungs- und Teilhabepaket verhan-
delt wurde, war es die SPD, die darauf bestand, dass
die Schulsozialarbeit ein Teil dessen wird. Aus der täg-
lichen Praxis wissen wir, dass Schulsozialarbeit sich
als effektives Instrument erwiesen hat, um Bildungs-
armut und soziale Exklusion abzubauen. Sie verfolgt
einen präventiven Ansatz und unterstützt insbeson-
dere sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler,
Bildungschancen wahrzunehmen. Die Bedeutung von
Schulsozialarbeit wurde an diesem Montag, dem
10. Juni 2013, während der Anhörung im Ausschuss
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend durch die
anwesenden Experten deutlich unterstrichen.

Mit der Einführung des Bildungs- und Teilhabe-
pakets stellt der Bund seit 2011 über eine 2,8 Prozent
erhöhte Bundesbeteiligung an den Kosten der Unter-
kunft circa 400 Millionen Euro jährlich bereit, mit de-
nen unter anderem der Einsatz von pädagogischem
Fachpersonal in den Schulen finanziert wird, sprich:
Schulsozialarbeitern. Diese Regelung läuft in diesem
Jahr aus. Daher fordert der Bundesrat im Sinne der
Fortführung der erfolgreichen Arbeit der Schulsozial-
arbeiter zu Recht die Entfristung der Mittel, damit vie-
lerorts in Deutschland nicht mitten im nächsten Schul-
jahr auf einmal die Schulsozialarbeiter fehlen. Jedem
leuchtet dieser notwendige Schritt ein. Wir brauchen
mehr anstatt weniger Schulsozialarbeit. Meine Frak-
tion hat die Bundesregierung gefragt, ob sie die Finan-
zierungszusage für Schulsozialarbeit verlängern will.
Die klare Aussage: Nein.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, vielleicht haben
auch Sie von Schülerinnen und Schülern, von Eltern
sowie von Lehrerinnen und Lehrern aus Ihrem Wahl-
kreis Post bekommen. So schreibt mir Alicia aus Fal-
kensee: „Unsere Schulsozialarbeiterin soll bleiben.
Sie hilft uns bei vertraulichen Angelegenheiten. Sie
hilft Schülern und Eltern.“ Genau das wollten wir. Das
macht Sinn. Für mich ist es unverständlich, warum
sich die Regierungskoalition dafür nicht einsetzt. Mit
Worten treten Sie doch auch immer für die Unterstüt-
zung von benachteiligten Familien auf. Leider fehlen
Ihre Taten.

Unser Antrag zum Bildungs- und Teilhabepaket so-
wie die Anträge des Bundesrates und der Linken haben
das richtige Ziel, und wir meinen es ernst. Wir wollen
mehr Schulsozialarbeit. Es darf keinen Abbruch ge-
ben.

Darüber hinaus wollen wir für die Zukunft mehr
Ganztagsbetreuung für Kinder, mehr Ganztagsschulen,
mehr Förderangebote an Schulen für lernschwache
wie lernstarke Schüler, damit Bildung und Teilhabe für
alle Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sicher-
gestellt wird und dies nicht nur leere Worte bleiben.


Pascal Kober (FDP):
Rede ID: ID1724641000

Schulsozialarbeit ist eine wichtige Aufgabe. Aber

um es gleich vorwegzunehmen: Sie ist nach der föde-

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(C (D alen Ordnung unseres Landes eine wichtige Länderufgabe, also nicht in der Verantwortung des Bundes. s ist daher vielleicht auf den ersten Blick etwas überaschend, dass wir einen Gesetzentwurf des Bundesras beraten, der den Bund zum dauerhaften Einstieg in ie Schulsozialarbeit auffordert. Weniger überrachend ist das Ganze, wenn man sich anschaut, dass es or allem um Bundesmittel für eine originäre Lanesaufgabe gehen soll. Es ist hier ein wenig so wie beim Sprichwort mit em kleinen Finger und der ganzen Hand. Für die ahre 2011 bis 2013 hatte der Bund – nicht zweckgeunden, aber in Kenntnis des erklärten politischen Inresses der Länder – 400 Millionen Euro zusätzlich r Schulsozialarbeit und Mittagessen in Horteinrichngen zur Verfügung gestellt. Das war der damals gendene Kompromiss im Vermittlungsverfahren bei der euberechnung der Regelsätze des Arbeitsloseneldes II. So ist auch festzuhalten, dass es keinen Zuammenhang zwischen der Regelung beim Bildungsnd Teilhabepaket und der befristeten Förderung der chulsozialarbeit gab, anders als dies im Gesetzenturf des Bundesrates zum Ausdruck gebracht wird. Es at hier einen politischen Kompromiss gegeben, der wei unterschiedliche Themen miteinander verbunden at. Die 400 Millionen Euro für Schulsozialarbeit und ußerschulisches Hortmittagessen sind nicht Bestandil des Bildungsund Teilhabepakets. Sie sind ergän end als eigener Bestandteil des Kompromisses bechlossen worden. Gleichwohl hat sich der Bund in der ereinbarung bereit erklärt, für drei Jahre die entsprehenden Ausgaben zu finanzieren. Zudem hat diese hristlich-liberale Bundesregierung die Länder und ommunen durch die vollständige Übernahme der osten für die Grundsicherung im Alter allein im Zeit aum 2012 bis 2016 um 20 Milliarden Euro entlastet. uch dies war Teil des Kompromisses, der am 22. Feruar 2011 zwischen Bund und Ländern geschlossen urde. Sie distanzieren sich von gemeinsam gefundenen ompromissen, die Sie sogar selbst als Ihren Erfolg efeiert haben. Sie kritisieren dann diese christlich-lierale Regierungskoalition für die gemeinsam mit Ihen gefundenen Lösungen und fordern am Ende eine omplette Änderung und Umdeutung Ihrer ursprünglihen Ziele. Im Übrigen möchte ich festhalten, dass wir es zum eispiel durch die vom Bundesministerium für Arbeit nd Soziales initiierten Runden Tische geschafft aben, Startschwierigkeiten beim Bildungsund Teilabepaket zu lösen. Unter anderem deshalb ist es gengen, die Inanspruchnahme der Leistungen auf 3 Prozent zu erhöhen. Diesen Weg der schnellen und onstruktiven Zusammenarbeit im Sinne der anspruchserechtigten Kinder und Jugendlichen werden wir weir fortsetzen. Schulsozialarbeit ist aus erfolgreicher Bildungs olitik in allen Ländern und Kommunen nicht mehr egzudenken. Durch erfolgreiche Schulsozialarbeit Angelika Krüger-Leißner gebene Reden )

Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724641100




(A) )

können Lernende nachhaltig unterstützt und Lehrerin-
nen und Lehrer spürbar entlastet werden. Die Heraus-
forderungen in der Arbeit in den Schulen aller Schul-
formen in Deutschland, die komplizierter werdenden
Bedingungen des Aufwachsens von Kindern und Ju-
gendlichen, die hohe Abhängigkeit des Bildungserfol-
ges von der sozialen Herkunft, die Anforderungen an
inklusive Bildungsarbeit und der hohe Stellenwert von
Bildung in der Gesellschaft erfordern zunehmend eine
multiprofessionelle Arbeit an Schulen. Schulsozial-
arbeit gehört unbedingt dazu. Bislang ist Schulsozial-
arbeit aber eine mehr oder weniger freiwillige Auf-
gabe in der Verantwortung der Kommunen, die vor
allem auf Schulen in besonderen sozialen Brennpunk-
ten beschränkt bleibt und oft genug der angespannten
Haushaltslage zum Opfer fällt. Das wird der neuen Be-
deutung von Schulsozialarbeit in keiner Weise gerecht.

Zwar hat die SPD als Kaufpreis für ihre Zustim-
mung zum Bildungs- und Teilhabepaket im Bundesrat
der Bundesregierung ein 400 Millionen Euro schweres
Paket für Hortmittagessen und Schulsozialarbeit ab-
ringen können, aber das läuft zum Ende dieses Jahres
aus. Wenn man bedenkt, wie viele Kommunen über
diese zusätzliche Bundesfinanzierung deutlich mehr
Stellen für Schulsozialarbeit finanzieren konnten, als
das bislang der Fall war, dann ist auch absehbar, was
passiert, wenn diese Mittel mit dem Ende dieses Jahres
wegfallen. In manch einer Kommune könnte es dann
gar keine Schulsozialarbeit mehr geben.

Dem soll nun durch den Gesetzentwurf des Bundes-
rates abgeholfen werden. Doch so wichtig die Versteti-
gung des Mittelflusses aus Bundesgeldern ist, so falsch
ist der Weg, über den das passieren soll. Die Bundes-
regierung weist in ihrer Stellungnahme zum Gesetzent-
wurf zu Recht darauf hin, dass die Erhöhung der Zu-
weisung der Kosten der Unterkunft um 400 Millionen
Euro zur Finanzierung von Hortmittagessen und
Schulsozialarbeit rechtlich nicht bindend ist. Eine
dauerhafte Lösung über eine Entfristung dieser Finan-
zierung ist also nicht sachgerecht und auf Dauer auch
nicht zielführend.

Die Linke fordert darum, Schulsozialarbeit als Re-
gelleistung im Kinder- und Jugendhilferecht zu veran-
kern und zudem ein Bundesprogramm zur Beteiligung
von Bund und Ländern an der dauerhaften Finanzie-
rung von Schulsozialarbeit aufzulegen. Damit käme
Verlässlichkeit, Planbarkeit und Qualität auch für die
Träger von Schulsozialarbeit in die Sache.

Das alles wäre auch unter den heutigen grundge-
setzlichen Bedingungen schon machbar, aber es geht
natürlich besser, viel besser, wenn das leidige Verbot
der Zusammenarbeit in Bildungsfragen zwischen Bund
und Ländern, das es seit der Föderalismusreform 2006
gibt, zugunsten einer neuen Gemeinschaftsaufgabe
Bildung aufgehoben würde. Darum ist das unsere
dritte, nicht zum ersten Mal erhobene Forderung. Der
Bund kann sich nicht mehr aus dem herausziehen, was
in Schulen, was in der Bildung überhaupt geschieht.
Ein hohes Bildungsniveau der gesamten Bevölkerung

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(C (D t ein gesamtgesellschaftliches Problem, das gesamttaatliches Handeln erfordert. Immerhin steht in Art. 7 es Grundgesetzes auch: „Das gesamte Schulwesen teht unter der Aufsicht des Staates.“ Momentan chaut aber der Staat Bundesrepublik nicht hin, was im chulwesen warum schlecht läuft. Oder besser: Er chaut gelegentlich hin und ist hilflos. Oder er erfindet ildungsund Teilhabepakete, die kaum Teilhabe und chon gar nicht Bildung sichern. Vielmehr rechnet sich ie Bundesregierung die Welt schön, indem sie die Benspruchung von Bestandteilen des Paketes einfach ddiert. So entsteht der Eindruck, als ob zwei Drittel er berechtigten Kinder und Jugendlichen von dem ngebot profitieren. Schaut man ins Detail, so erfährt an, dass alle Bestandteile des Paketes von nicht einal einem Drittel aller Kinder und Jugendlichen, die nspruch hätten, wahrgenommen werden oder wahrenommen werden können. So nutzt die Möglichkeit ines gestützten Mittagessens nichts, wenn vor Ort gar eines angeboten wird. Die Möglichkeit zur Teilhabe ar wird selbst in der geschönten Statistik der Bundesgierung nur von 27 Prozent der Berechtigten ge utzt, Lernförderung gar erhalten nur 5 Prozent der erechtigten. Das Bildungsund Teilhabepaket hat sich nicht nur ls bürokratisches Monstrum erwiesen, es kommt auch icht dort an, wo es nach dem Spruch des Bundesverssungsgerichtes hin sollte. Das hätten die Eltern almal besser hinbekommen. Und es wäre gerechter ewesen. Das Bildungsund Teilhabepaket ist darum icht zu reformieren, sondern die Mittel müssen umgenkt werden in eine vernünftige finanzielle Absiche ung von Kindern in Bedarfsgemeinschaften, Famien, die Wohngeld oder Kinderzuschlag erhalten oder ach dem Asylbewerberleistungsgesetz Anspruch haen. Wie einfach das gehen kann, zeigt das Schulbearfspaket. Das alles hat nun auch die SPD erkannt. Aber wenn ie nun die Finanzierung von Bildungsleistungen und chulsozialarbeit weiter über das SGB II absichern ill, bleibt sie in der falschen Logik stecken. Sicher ann man für Anspruchsberechtigte einfach zweckgeunden Mittel auszahlen. Aber Rechtsansprüche sind r alle und diskriminierungsfrei zu verankern. Damit ber gehören sie ins Kinderund Jugendhilferecht, lso ins SGB XIII. Die soziale Absicherung von Kinern in benachteiligten Familien könnte über eine Kinergrundsicherung wirkungsvoller gewährleistet weren. Im SPD-Antrag finden wir einige gute und auch aus nserer Sicht richtige Forderungen. Schade nur, das ie SPD für ihre Einsichten den Umweg über das SGB brauchte. Vielleicht hat ja auch die Nähe zur Bunestagswahl beim Erkenntnisgewinn geholfen. Dann leibt zu hoffen, dass diese Einsicht nach der Wahl icht wieder verschwindet. Die Linke bleibt dabei: Eine auskömmliche Kinderrundsicherung für alle Kinder und Jugendlichen, ein esser ausfinanziertes System von Gemeinschaftsschu Dr. Rosemarie Hein gebene Reden Dr. Rosemarie Hein )








(A) )

len, in denen alle Kinder individuell gefördert werden
können, mit Schulsozialarbeit an allen Schulen, finan-
ziell besser ausgestattete Kommunen, damit sie das
auch leisten können, und eine dauerhafte und stärkere
Beteiligung von Bund und Ländern an der Finanzie-
rung von Schulsozialarbeit als Regelleistung der Kin-
der- und Jugendhilfe, das würde mehr bringen als die
bisherigen hilflosen Versuche des Bundes zur Kompen-
sation des unterfinanzierten Sozial- und Bildungssys-
tems.

Die Linke wird sich bei dem Antrag der SPD darum
auch enthalten.


Ulrich Schneider (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724641200

Mit ihrem Antrag zu Schulsozialarbeit spricht die

Fraktion Die Linke in der Tat ein sehr wichtiges
Thema an und setzt es auf die Tagesordnung, wo es
sonst oft nicht genügend Aufmerksamkeit bekommt.

Schulsozialarbeit kann jungen Menschen Möglich-
keiten aufzeigen und helfen, gerade in schwierigen Si-
tuationen Herausforderungen zu meistern. Darüber
hinaus ist die Schulsozialarbeit ein wichtiger Faktor,
damit Schülerinnen und Schüler ihre Schule als Le-
bensraum wahrnehmen können. Gerade in Ganztags-
schulen ist dies von zentraler Bedeutung. Schule darf
nicht mehr nur als ein Ort verstanden werden, an dem
Lerninhalte vermittelt werden, sondern muss Raum
und Möglichkeiten bieten, dass Jugendliche sich wohl-
fühlen, unterschiedliche Erfahrungen machen und sich
entwickeln können.

Die derzeitige Situation, in der gerade einmal
7,5 Prozent aller Schulen mit Angeboten der Schulso-
zialarbeit versorgt sind, ist angesichts der Anforderun-
gen, die nun an den Lern- und Lebensraum Schule ge-
stellt werden, untragbar. Hier ist jahrelang vonseiten
der Regierung eine Entwicklung verschlafen worden.
Anstatt sich mit Fragen wie der Gewährleistung von
qualitativ hochwertigen und flächendeckenden Ange-
boten der Schulsozialarbeit auseinanderzusetzen, will
die schwarz-gelbe Regierung lieber das blödsinnige
Betreuungsgeld einführen und damit Milliarden von
Euro aus dem Bundeshaushalt aus dem Fenster wer-
fen. Diese Entwicklung muss gestoppt werden! Bildung
– sowohl formal als auch nonformal – muss in all ihren
Facetten endlich wieder ernst genommen werden, weil
sie entscheidend ist für die Perspektiven, die junge
Menschen in ihrem Leben haben werden.

Deshalb muss hier sinnvoll investiert werden! Der
Bund kann die Kommunen und die Länder im Finan-
zierungsbedarf allerdings nicht alleine lassen. Des-
halb muss – wie im Antrag vorgeschlagen – das Ko-
operationsverbot von Bund und Ländern abgeschafft
werden.

Allerdings schafft der Antrag es nicht, hier von Bun-
desseite Finanzierungsquellen aufzuzeigen. Der der-
zeitigen Unterfinanzierung und damit verbunden der
fehlenden Gewährleistung von flächendeckender
Schulsozialarbeit ist nicht mit der bloßen Forderung

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(C (D eizukommen, hier einen Rechtsanspruch zu formulien. Schulsozialarbeit darf dabei nicht auf Kosten an erer Leistungen der Jugendhilfe oder Jugendarbeit ehen. Hier muss langfristig ein tragfähiges Konzept rarbeitet werden, wie Kommunen, Bund und Länder emeinsam diese Herausforderungen meistern könen, ohne die unterschiedlichen Felder gegeneinander uszuspielen. Die Grünen haben im Wahlprogramm durchgerechete Finanzvorschläge für Investitionen insbesondere Bildung und damit auch in Schulsozialarbeit geacht. So werden wir das Thema nach der Wahl angeen und eine bessere Versorgung mit Angeboten der chulsozialarbeit umsetzen! Wir sind beim Tagesordnungspunkt 45 a. Interfraktio ell wird Überweisung des Gesetzentwurfs auf Drucksahe 17/13663 an die in der Tagesordnung aufgeführten usschüsse vorgeschlagen. Gibt es dazu anderweitige orschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann haben wir ies gerade so beschlossen. Tagesordnungspunkt 45 b. Wir kommen zur Abstimung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses r Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag er Fraktion Die Linke mit dem Titel „Für ein neues Vertändnis der Zusammenarbeit von Schule und Jugendilfe – Schulsozialarbeit an allen Schulen“. Der Auschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mpfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksahe 17/13180, den Antrag der Fraktion Die Linke auf rucksache 17/11870 abzulehnen. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Das sind die Koalitionsfrakonen. Gegenprobe! – Linksfraktion. Enthaltungen? – ozialdemokraten und Bündnis 90/Die Grünen. Die Bechlussempfehlung ist angenommen. Tagesordnungspunkt 45 c: Beschlussempfehlung des usschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der raktion der SPD mit dem Titel „Bildung und Teilhabe r alle Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in eutschland sicherstellen – Das Bildungsund Teilhabeaket reformieren“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner eschlussempfehlung auf Drucksache 17/13825, den Anag der Fraktion der SPD auf Drucksache 17/13194 abzuhnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – as sind die Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – Sozialemokraten und Bündnis 90/Die Grünen. Enthaltungen? – inksfraktion. Die Beschlussempfehlung ist angenomen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 39 auf: Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Finanzausgleichsgesetzes – Drucksache 17/13427 – Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – Drucksache 17/13931 – Vizepräsident Eduard Oswald )

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724641300




(A) )

Berichterstattung:
Abgeordnete Klaus-Peter Willsch
Carsten Schneider (Erfurt)
Otto Fricke
Dr. Gesine Lötzsch
Priska Hinz (Herborn)


In der Tagesordnung ist ausgewiesen, dass die Reden
zu Protokoll genommen werden.


Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1724641400

Wir beraten heute abschließend eine Änderung des

Finanzausgleichsgesetzes. Inhaltlich geht es um Fol-
gendes: Seit 2005 erhalten die Länder Brandenburg,
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt
und Thüringen Sonderbedarfs-Bundesergänzungszu-
weisungen zum Ausgleich von Sonderlasten durch die
strukturelle Arbeitslosigkeit und die daraus entstehen-
den überproportionalen Lasten bei der Zusammenfüh-
rung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe für Er-
werbsfähige, sogenannte Hartz-IV-SoBEZ. Diese
Sonderbedarfs-Bundesergänzungszuweisungen werden
durch die Ländergesamtheit finanziert, indem Umsatz-
steuereinnahmen in Höhe der Sonderbedarfs-Bundes-
ergänzungszuweisungen aus dem Länderanteil auf den
Bund übertragen werden. Die Höhe der Sonderlasten
ist dabei regelmäßig zu überprüfen. In einem Abstand
von drei Jahren überprüfen Bund und Länder, in wel-
cher Höhe die Sonderlasten ab dem jeweils folgenden
Jahr durch die Hartz-IV-SoBEZ auszugleichen sind. In
diesem Jahr wurde die Überprüfung für das Jahr 2012
mit Wirkung ab 2014 vorgenommen.

Als Ergebnis dieser Überprüfung hat sich ein Be-
trag von 777 Millionen Euro ab dem Jahr 2014 und
damit eine Absenkung gegenüber der bisherigen Höhe
um 30 Millionen Euro ergeben. Dieses Gesetz setzt das
Ergebnis der Überprüfung rechtlich um. Da für den
Bund das Gesetz finanzneutral ist, sprechen keine
Gründe gegen den Gesetzentwurf. Die Koalition ver-
hält sich ländertreu und wird dem Gesetzentwurf zu-
stimmen.

Ich nutze die Gelegenheit in diesem Zusammenhang
aber, daran zu erinnern, dass der Bund den Ländern in
dieser Legislaturperiode in vielen Bereichen finanziell
sehr weit entgegengekommen ist und hohe finanzielle
Zugeständnisse gemacht hat. In den Jahren 2010 bis
2016 summieren sich diese Zugeständnisse des Bundes
an die Länder auf rund 55 Milliarden Euro. Als Bei-
spiele nenne ich nur die Bundesmittel für den Hoch-
schulpakt 2020 zur Sicherung der Leistungsfähigkeit
der Hochschulen bei steigenden Studierendenzahlen,
die zusätzlichen Investitionen zum Ausbau der öffent-
lich geförderten Betreuung von Kindern unter drei
Jahren und viele Kompensationszahlungen des Bundes
bei Steuergesetzen.

Mit dem Gesetzentwurf wird es auch Änderungen
der Bundeshaushaltsordnung geben. Ich begrüße, dass
wir fraktionsübergreifend den Zugang zu Prüfungs-
ergebnissen und Berichten des Bundesrechnungshofs
klarstellen und konkretisieren und Regelungen zur Ver-

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(C (D ffentlichung von Bemerkungen und Berichten im Inrnet treffen. Die Einsichtnahme in noch nicht abge chlossene Prüfungsverfahren und vom Parlament och nicht beratene Berichte schließen wir aus. Damit erhindern wir eine Gefährdung der externen Rechungskontrolle und sichern den Erfolg der parlamenrischen Finanzkontrolle. Zu später Stunde geht es um die Schlussberatung ines vor allem für die ostdeutschen Bundesländer ichtigen Gesetzes. Seit 2005 erhalten die Länder Brandenburg, ecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt nd Thüringen Sonderbedarfs-Bundesergänzungszueisungen, sogenannte SoBEZ, damit sie besondere asten ausgleichen können, die durch die strukturelle rbeitslosigkeit und die daraus entstehenden überroportionalen Lasten bei der Zusammenführung von rbeitslosenhilfe und Sozialhilfe für Erwerbsfähige ntstehen. Diese Sonderbedarfs-Bundesergänzungsuweisungen werden durch die Ländergesamtheit nanziert, indem Umsatzsteuereinnahmen in gleicher öhe aus dem Länderanteil auf den Bund übertragen erden. Das Gesetz schreibt zu Recht vor, die Höhe der onderlasten regelmäßig zu überprüfen. Neben vielen rfolgsmeldungen am bundesweiten Arbeitsmarkt der ergangenen Jahre, die übrigens immer SPD-Arbeitsinister erreicht haben, bleibt in den ostdeutschen ändern noch einiges zu tun. Wenn ich mir ansehe, wo ir beispielsweise in Thüringen gestartet sind, dann telle ich fest, dass es dem Engagement der Länder, ehr aber noch den Menschen selbst zu verdanken ist, ass sich in vielen Regionen und Branchen die Lage r Erwerbsfähige verbessert hat. In einigen aber noch icht. Daher gibt es nichts daran zu rütteln, dass der edarf an SoBEZ grundsätzlich weiter besteht. Der Gesetzentwurf setzt deshalb das Ergebnis der tzten Überprüfung im Jahr 2013 für die Jahre ab 014 gesetzlich um. Die Basis für die Überprüfung ildet das Relationsmodell, das sich bewährt hat. Als rgebnis hat sich ein Betrag von 777 Millionen Euro b dem Jahr 2014 und damit eine Absenkung gegenber der bisherigen Höhe um 30 Millionen Euro ergeen. Die horizontale Verteilung erfolgt unter Beibehalng der bisherigen prozentualen Anteile. Selbst wenn der Gesetzentwurf etwas technisch nmutet: Er ist Ausdruck der Solidarität der Länder ntereinander und ein gutes Stück gelebter Solidarität; enn – untechnisch gesprochen – die Länder sind Teil es Bundes, aber auch untereinander verbunden. Sie tehen nicht nebeneinander, sondern miteinander. Ich ünschte, das wäre etwas häufiger so. Während der Gesetzesberatungen haben wir im aushaltsausschuss übrigens fraktionsübergreifend och eine weitere Änderung aufgenommen. Wir haben ie Bundeshaushaltsordnung ergänzt und den Zugang )

Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1724641500

(A) )

zu Prüfungsergebnissen und Berichten des Bundes-
rechnungshofs konkretisiert. Damit wurde eine Geset-
zeslücke geschlossen, sodass jetzt klare Regeln für die
Veröffentlichungspflicht von Bemerkungen und
Berichten im Internet bestehen. Laufende Prüfungs-
verfahren und vom Parlament noch nicht beratene
Berichte werden weiter geschützt, damit der Bundes-
rechnungshof seine besonders für uns im Haushalts-
ausschuss, aber auch für das ganze Parlament wichti-
gen Kontrollen und Prüfungen unabhängig fortsetzen
kann.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1724641600

Der vorliegende Gesetzentwurf des Bundesrates

sieht eine Änderung des Finanzausgleichsgesetzes vor,
mit der die Sonderbedarfs-Bundesergänzungszuwei-
sungen im Bereich Hartz IV neu geregelt werden. Seit
2005 erhalten die Länder Brandenburg, Mecklenburg-
Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
Ergänzungszuweisungen zum Ausgleich von Sonder-
lasten durch die strukturelle Arbeitslosigkeit. Die
Höhe der Sonderlasten war dabei regelmäßig zu über-
prüfen. Bei der letzten Überprüfung wurde ein Bedarf
von 777 Millionen Euro ermittelt, was einer Absen-
kung gegenüber der bisherigen Höhe um 30 Millionen
Euro entspricht. Diese Ermittlung ist sachlich nach-
vollziehbar und für den Bund finanzneutral.

Mit dem Gesetzentwurf wird es auch Änderungen
der Bundeshaushaltsordnung geben. Ich begrüße, dass
wir fraktionsübergreifend den Zugang zu Prüfungs-
ergebnissen und Berichten des Bundesrechnungshofes
klarstellen und konkretisieren und Regelungen zu Ver-
öffentlichungen von Bemerkungen und Berichten im
Internet treffen konnten.

Die Einsichtnahme in noch nicht abgeschlossene
Prüfungsverfahren und vom Parlament noch nicht be-
ratene Berichte schließen wir aus. Damit verhindern
wir eine Gefährdung der externen Rechnungskontrolle
und sichern den Erfolg der parlamentarischen Finanz-
kontrolle. Eine Veröffentlichung von Prüfungen und
Prüfergebnissen zu einem früheren Zeitpunkt würde
eine effektive Überprüfung durch den Bundesrech-
nungshof verhindern, da Berichte nur noch in der Öf-
fentlichkeit unschädliche Feststellungen beinhalten
und somit zu keiner positiven Mitwirkung der unter-
suchten Stelle führen würden. Eine solche Regelung ist
wichtig für die Arbeit des Bundesrechnungshofes und
für eine vertrauensvolle, positive Ergebnisse zeiti-
gende Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure.

Sicherlich hätte man auch eine Lösung über das In-
formationsfreiheitsgesetz unmittelbar suchen können.
Dieses kann sicherlich auch zu einem späteren Zeit-
punkt erfolgen. Solange jedoch eine Regelung im
Informationsfreiheitsgesetz noch nicht gefunden ist,
bietet eine spezialgesetzliche Regelung über die Bun-
deshaushaltsordnung den besten Lösungsweg. Dass es
sich hierbei um ein Lex specialis nach Ansicht der
Fraktionen handelt, die diesem Gesetz zustimmen, ha-
ben wir deswegen auch noch durch die Formulierung


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Zu Protokoll ge

(C (D im Übrigen“ in der Begründung des Änderungsanages der vier Fraktionen festgehalten. Ich darf mich daher ausdrücklich für die gute interaktionelle Zusammenarbeit zur Lösung dieser Prolematik bedanken. Zu unserer und der Bürgerinnen und Bürger Erinne ung will ich an den Anfang meiner Ausführungen die rage stellen, worüber wir hier eigentlich sprechen, enn wir Stellung beziehen zur Änderung des Finanzusgleichsgesetzes. Durch die Strukturreformen der t-grünen Bundesregierung in den Sozialsystemen nd die Einführung des Hartz-IV-Systems wurden die amalige Arbeitslosenhilfe und die Sozialhilfe zusamengelegt. Diese Zusammenlegung betraf in ihrer ärte und Konsequenz vor allem die ostdeutschen lächenländer, die damals wie heute unter einer signikant höheren Arbeitslosigkeit zu leiden hatten und aben. Damit im Zusammenhang steht auch der hohe nteil der Zeitund Leiharbeit im Osten. Diese strukturelle Arbeitslosigkeit belastet die aushalte der ostdeutschen Bundesländer dement prechend stärker als die Haushalte ihrer westdeutchen Schwesterländer. Im Fachjargon redet man dann on einer überproportionalen Belastung. Um dieser berproportionalen Belastung entgegenzuwirken, eralten die Länder seit 2005 über den Finanzausgleich wischen Bund und Ländern die sogenannten Sonerbedarfs-Bundesergänzungszuweisungen, Hartz-IVoBEZ, deren Höhe regelmäßig überprüft wird. Nun rfolgt also die nächste Anpassung in Form einer um iesmal 30 Millionen Euro gekürzten Summe. Ab 2014 rhalten die ostdeutschen Flächenländer dann insgeamt 777 Millionen Euro Hartz-IV-SoBEZ. In den Jahn 2012 bis inklusive 2013 lag die Summe noch bei 07 Millionen Euro, in den Jahren zwischen 2005 und 011 noch bei circa 1 Milliarde Euro. Nun haben alle ostdeutschen Bundesländer der Änerung des Finanzausgleichsgesetzes zugestimmt. Wir ls Linke, die in einer besonderen Verantwortung für stdeutschland stehen, werden uns dem einheitlichen otum der ostdeutschen Finanzminister, darunter auch in Linker, nicht entgegenstellen. Jedoch fordern wir Interesse der Betroffenen, dass die Bundesregierung ndlich eine aktive Ostdeutschlandpolitik betreibt. enn die alltäglichen Probleme und Nöte der ostdeut chen Bevölkerung werden durch Hartz-IV-SoBEZ, gal in welcher Höhe, nicht gelöst. Die Linke fordert eit langem einen grundlegenden Kurswechsel in der stdeutschlandpolitik. Der Nachbau West ist final ge cheitert. Stattdessen bedarf es einer klugen Strukturnd Regionalpolitik, in deren Zentrum der sozial-ökogische Umbau steht. Vor diesem Hintergrund will die inke zu regionaler Wertschöpfung, zum Entstehen uter Arbeit, zur Sicherung der öffentlichen Daseinsorsorge in Ost und West gelangen; denn die gesamte epublik steht vor einem einschneidenden Strukturechsel. Nur so kann und wird unserer Ansicht nach ute und neue Arbeit für die Betroffenen entstehen. Carsten Schneider gebene Reden )

Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724641700







(A) )

Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Seit 2005 erhalten die Länder Brandenburg, Meck-
lenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und
Thüringen sogenannte Sonderbedarfs-Bundesergän-
zungszuweisungen, also finanzielle Unterstützung vom
Bund zum Ausgleich von Sonderlasten durch die struk-
turelle Arbeitslosigkeit und die daraus entstehenden
überproportionalen Lasten bei der Zusammenführung
von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe für Erwerbs-
fähige. Das ist eine richtige und sinnvolle Regelung,
deren Umsetzung regelmäßig evaluiert wird. Nachdem
die Höhe der Sonderlasten wie vereinbart überprüft
wurde, haben die Länder nun eine Absenkung der
Mittel für das Jahr 2014 um 30 Millionen Euro auf
dann 777 Millionen Euro beantragt. Das entspricht
der tatsächlichen Entwicklung der Sonderlasten, des-
halb ist es richtig, die Absenkung durch die beantragte
Änderung des Finanzausgleichsgesetzes zu vollziehen.
Wir unterstützen diesen Gesetzentwurf des Bundesra-
tes zur Anpassung der Mittel selbstverständlich.

Gleichzeitig wollen wir den Gesetzentwurf zum
Finanzausgleichsgesetz nutzen, um die Transparenz-
pflichten des Bundesrechnungshofes zu konkretisieren,
dessen unklare Pflichten zur Herausgabe von Unter-
lagen in der Vergangenheit zu Unsicherheiten geführt
hat. Ich finde es positiv, dass wir dazu einen interfrak-
tionellen Beschluss zur Änderung der Bundeshaus-
haltsordnung erreicht haben. Mit dem Antrag wird die
einstimmige Empfehlung des Rechnungsprüfungsaus-
schusses umgesetzt, der sich für eine Konkretisierung
eingesetzt hat. Der Zugang zu relevanten Prüfungs-
ergebnissen des Bundesrechnungshofes soll künftig
verbessert werden. Bei besonders wichtigen Vorgän-
gen soll der Rechnungshof die entsprechenden Be-
richte von sich aus veröffentlichen.

Es ist richtig, dass der Rechnungshof erst nach ab-
geschlossener Prüfung berichten soll, nicht bereits
während des laufenden Prüfprozesses. Wir alle haben
ein gemeinsames Interesse daran, die wichtige Arbeit
des Rechnungshofes weiterhin zu ermöglichen. Die al-
lermeisten Mängel, die bei Prüfungen zutage treten,
können nur deshalb direkt von der zuständigen Stelle
beseitigt werden, weil eine vertrauliche Zusammenar-
beit mit dem Rechnungshof möglich ist. Diese erfolg-
reiche Praxis soll weiterhin möglich sein.

Außerdem haben wir als Abgeordnete ein großes
Interesse an weiterhin qualifizierten Berichten, die un-
sere parlamentarische Arbeit unterstützen. Dieses
muss abgewogen werden gegen das Interesse an öf-
fentlicher Information. Ich glaube, uns ist das in einem
ersten Schritt gelungen. In der kommenden Legislatur-
periode wollen wir Grüne das Informationsfreiheitsge-
setz reformieren und für mehr Transparenz und bessere
Zugänge zu Informationen sorgen. In diesem Prozess
sollte dann auch die Regelung zum Rechnungshof von
der Bundeshaushaltsordnung in das neue Informa-
tionsfreiheitsgesetz übernommen werden.

Bei der jetzt geplanten Regelung der Herausgabe-
pflichten muss immer auch klar sein, dass der BRH der

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(C (D ransparenz verpflichtet ist und seinen Ermessenspielraum nicht missbrauchen darf, um unliebsame formationen zurückzuhalten. Wenn sich dies in ukunft abzeichnen sollte, müsste entsprechend nachesteuert werden. Ich habe jedoch großes Vertrauen in as Urteilsvermögen des Bundesrechnungshofes, der isher stets hervorragende Arbeit geleistet hat, und egrüße den Antrag aller Fraktionen zur Klarstellung er Herausgabepflichten. Wir kommen zur Abstimmung. Der Haushaltsaus chuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 17/13931, den Gesetzentwurf des Bundesras auf Druckache 17/13427 in der Ausschussfassung an unehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf der Ausschussfassung zustimmen wollen, um das andzeichen. – Das sind alle Fraktionen des Hauses. er stimmt dagegen? – Niemand. Enthaltungen? – Auch iemand. Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Berang angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – as sind wieder alle Fraktionen des Hauses. Vorsichtsalber: Gegenprobe! – Niemand erhebt sich. Enthaltunen? – Auch jetzt erhebt sich niemand. Der Gesetzenturf ist somit angenommen. Ich rufe auf die Tagesordnungspunkte 46 a und 46 b: a)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724641800
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abge-
ordneten Wolfgang Tiefensee, Hubertus Heil

(Peine), Ingrid Arndt-Brauer, weiterer Abgeord-

neter und der Fraktion der SPD

Deutschland 2020 – Zukunftsinvestitionen für
eine starke Wirtschaft: Infrastruktur moder-
nisieren, Energiewende gestalten, Innovatio-
nen fördern

– Drucksachen 17/12682, 17/13200 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Oliver Krischer

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abge-
ordneten Garrelt Duin, Hubertus Heil (Peine),
Doris Barnett, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der SPD

Impulse für den Standort Deutschland – Für
eine moderne Industriepolitik

– Drucksachen 17/8572, 17/9132 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Joachim Pfeiffer

In der Tagesordnung war ausgewiesen, dass die Re-
en zu Protokoll genommen werden.


(A) )


)(B)


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1724641900

Der Titel des heute vorliegenden Antrags der SPD

ist eher als eine Kurzversion der wirtschaftspoliti-
schen Bilanz der bürgerlichen Koalition zu lesen:
„Deutschland 2009–2013: Zukunftsinvestitionen für
eine starke Wirtschaft möglich gemacht: Infrastruktur
modernisiert, Energiewende gestaltet, Innovationen
gefördert“. Denn die meisten von Ihnen angesproche-
nen Maßnahmen sind nicht neu. Viele Ihrer Forderun-
gen haben wir in den letzten Monaten und Jahren
schon umgesetzt oder auf den Weg gebracht.

Sie schreiben, dass die deutsche Wirtschaftpolitik
„die materielle Basis des wirtschaftlichen Erfolgs“
vernachlässige. Ausgehend von dieser falschen Prä-
misse fordern Sie eine moderne Energie-, Verkehrs-
und Kommunikationsinfrastruktur, eine „verlässliche,
umweltgerechte und nachhaltige Energiepolitik, die
Versorgungssicherheit zu wettbewerbsfähigen Kosten
garantiert“ und geeignete Rahmenbedingungen für
Innovationen, industrielle Forschung und Entwick-
lung, Fachkräftesicherung, die Unterstützungen von
Gründungen und die Förderung von Wagniskapital.

Wie in so vielem, was uns die SPD als „neu“ oder
„innovativ“ vorsetzt, ist auch dieser Antrag weitge-
hend überholt. Schauen wir auf die Energienetze:
Schon im Jahr 2011 hat die Koalition wichtige
Rahmenbedingungen für die Beschleunigung des Netz-
ausbaus geschaffen. Denken wir nur an das Bundesbe-
darfsplangesetz oder an die von uns neu gestalteten
einheitlichen Planungs- und Genehmigungsverfahren.
Auch der Sachverständigenrat hat unser Engagement
in diesem Bereich gewürdigt, das wir freilich noch
lange nicht einstellen können und wollen.

Zum schnelleren und kostengünstigeren Breit-
bandausbau haben wir mit dem neuen Telekommunika-
tionsgesetz eine Vielzahl von wichtigen Maßnahmen
auf den Weg gebracht, die die Rahmenbedingungen für
den Aus- und Aufbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen
verbessern und Anreize für Investitionen in neue Netze
setzen.

Im Bereich Verkehr haben wir schon 2012 die Lkw-
Maut auf ausgewählte vier- und mehrstreifige Bundes-
straßen ausgeweitet. Das stärkt den Finanzierungs-
kreislauf des Verkehrsträgers Straße spürbar. Außer-
dem stellt der Bund im Rahmen des von CDU/CSU und
FDP durchgesetzten Infrastrukturbeschleunigungs-
programms II ab diesem Jahr zusätzlich 750 Millionen
Euro für Neu- und Ausbauprojekte zur Verfügung.
Mehr ist mit Blick auf den Bundeshaushalt, den wir im
Gegensatz zu Ihnen konsolidieren und nicht zulasten
kommender Generationen ruinieren wollen, nicht drin.
Mit dem Eisenbahnregulierungsgesetz und dem Perso-
nenbeförderungsgesetz stärken wir den Wettbewerb
auf der Schiene.

Auch bei der Fachkräftesicherung haben wir ge-
handelt: Unser Fachkräftekonzept zielt unter anderem
auf Aus- und Weiterbildung vornehmlich inländischer
Arbeitskräfte, auch älterer Arbeitnehmer, auf eine ver-

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(C (D esserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf und auf ine gezielte Zuwanderungspolitik. So öffnen wir das uwanderungsrecht zum 1. Juli 2013 dahin gehend, ass auch Fachkräfte in Ausbildungsberufen Zugang um deutschen Arbeitsmarkt erhalten können, wenn ihr bschluss einem der deutschen Berufsausbildung leichsetzbaren Abschluss entspricht. Der rote Antrag ist im Wesentlichen ein industrieolitisches Konzept. Die SPD setzt dabei weiter auf ine vom Staat gelenkte Wirtschaft, bei der der Staat ls Nachfrager und Entscheider über wirtschaftspolitiche Weichenstellungen entscheidet. Dieser Geist urchdringt die SPD leider nach wie vor, wenngleich ie versucht, sich modern und innovationsfreudig zu eben. Auch Ihr nett formulierter Antrag kann Ihr etastisches Denken nicht kaschieren. Sätze wie: Deutschland hat mit seiner breiten industriellen asis, seinen weit verzweigten Wertschöpfungsketten nd seinen exzellenten Fachkräften die besten Vorausetzungen, als europäischer Motor einer schwächelnen Euro-Zone Antrieb zu verleihen“ könnte auch ich nterschreiben, weiß aber mit Blick auf ihre „Realolitik“, dass das nur heiße Luft ist. In Ihrem Antrag lassen Sie einen umfassenden geamtwirtschaftlichen Ansatz vermissen. Entscheidende rundvoraussetzungen für Wettbewerbsfähigkeit und achstum, wie etwa ein flexibler Arbeitsmarkt, die edeutung der Arbeitskosten oder die dringend notendige und von uns strikt betriebene Konsolidierung er öffentlichen Haushalte, werden in Ihrem Pamphlet ar nicht erst erwähnt. Die Wirtschaftsund Finanzpolitik der Koalition erücksichtigt dagegen das Ziel der Haushaltskonsoliierung, ohne die erforderlichen Investitionen in Zuunftsbereiche wie Bildung und Forschung, aber auch frastruktur zu vernachlässigen. Nur so können wir enerationengerechtigkeit und langfristige Handngsfähigkeit der öffentlichen Haushalte wahren und ugleich unsere wirtschaftsnahe Infrastruktur erhalten nd dauerhaft fördern. Sie hingegen versprechen vies auf Pump. Das ist unverantwortlich. Verantwortliche Politik haben wir in den vergangeen dreieinhalb Jahren vorgemacht, wenn wir etwa rioritäten im Bereich Verkehr und bei Bildung und orschung gesetzt haben. Insgesamt liegen die Ausgaen des Bundes für Investitionen nach den schon bechlossenen Eckwerten für den Bundeshaushalt 2014 it 29,6 Milliarden Euro deutlich über den investiven usgaben von noch vor einigen Jahren. Der Bund wird m Ende dieser Legislaturperiode voraussichtlich und 13,3 Milliarden Euro mehr für Bildung und orschung ausgegeben haben als noch die Große Kolition davor. Lassen Sie mich nun auf ein paar von Ihnen erhoene Forderungen etwas genauer eingehen, um auch nen, werte SPD-Kollegen, vor Augen zu führen, was ir in dieser Legislaturperiode schon erreicht haben nd Sie noch immer fordern. Offenbar sind Sie die gebene Reden )





(A) )

ganze Zeit so sehr damit beschäftigt, Anträge zu
schreiben, die am Ende der Legislaturperiode noch um
2.35 Uhr im Plenum debattiert werden sollen, dass Sie
die Realität gar nicht mitbekommen.

Sie fordern, jährlich drei Milliarden Euro mehr für
die Modernisierung der Infrastruktur und für die Ener-
giewende zur Verfügung zu stellen. Dazu sei ange-
merkt, dass der Bund bereits gezielte Prioritäten in
diesen Bereichen setzt. Im Energiebereich gibt es zahl-
reiche Impulse, Instrumente und Maßnahmen zur
Unterstützung der Energiewende. Insgesamt liegen die
Ausgaben des Bundes für Investitionen nach den
Eckwerten für den Bundeshaushalt 2014 mit 29,6 Mil-
liarden Euro deutlich über den investiven Ausgaben
von noch vor einigen Jahren. Selbst bei Berücksichti-
gung der ESM-Tranche liegen die Investitionen 2014
mit rund 25,3 Milliarden Euro über dem Wert von 2008
mit 24,3 Milliarden Euro.

Die Eckwerte für den Haushalt 2014 sehen eine
Verstetigung der Investitionen im Bereich Verkehr auf
hohem Niveau vor. Zum Erhalt und weiteren Ausbau
des Netzes der „klassischen“ Verkehrsträger Straße,
Schiene, Wasserstraße und für den kombinierten
Verkehr sind Ausgaben von 10 Milliarden Euro jähr-
lich veranschlagt. Für das Infrastrukturbeschleuni-
gungsprogramm II werden beispielsweise zusätzlich
150 Millionen Euro eingeplant.

Neben den eigenen Sachinvestitionen des Bundes
liegt ein Schwergewicht auf den Finanzierungshilfen
zugunsten von Investitionsvorhaben Dritter. Auch die
Kreditinstitute des Bundes, zum Beispiel die KfW,
tragen in erheblichem Umfang zu öffentlichen und pri-
vaten Investitionen bei. Ich weiß, dass Sie, Genossin-
nen und Genossen, in staatlichen Anreizen keinen Reiz
sehen. Wir wollen aber keine staatlichen Anordnun-
gen, weil das bislang immer schiefgegangen ist, wie
uns die Geschichte lehrt.

Zu Ihren Forderungen für den Netzausbau im Be-
reich der Energieinfrastruktur darf ich Ihnen wie folgt
Hinweise geben: Schon 2011 hat die unionsgeführte
Bundesregierung wichtige Rahmenbedingungen für
die Beschleunigung des Netzausbaus geschaffen und
alle Akteure in einer Netzplattform „Zukunftsfähige
Energienetze“ zusammengebracht. Hier werden für
die vielfältigen Aspekte des Netzausbaus – vom Regu-
lierungsrahmen über Smart Grids bis hin zu Speichern
– Lösungsvorschläge für den Netzausbau und die
Modernisierung der Stromnetze erarbeitet.

Grundlage für den Ausbau der Übertragungsnetze
ist der zehnjährige Netzentwicklungsplan der vier
Übertragungsnetzbetreiber. Dieser Plan weist die
vorrangigen nationalen und grenzüberschreitenden
Netzausbauprojekte aus. Auf Basis des ersten Netzent-
wicklungsplans, der 2012 von der Bundesnetzagentur
bestätigt wurde, haben CDU/CSU und FDP im April
dieses Jahres das Bundesbedarfsplangesetz beschlos-
sen, mit dem wir eine Beschleunigung der Planungs-
und Genehmigungsverfahren für die vorrangigen

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(C (D etzausbauprojekte auf Übertragungsnetzebene beirken. Zur Steigerung der Akzeptanz des Netzausbaus ehen wir in den neuen Verfahren zur Netzausbauedarfsplanung und in den anschließenden Planungsnd Genehmigungsverfahren nach dem Netzausbaueschleunigungsgesetz eine frühzeitige und umfasende Öffentlichkeitsbeteiligung vor. Um den Ausbau der Offshorewindenergie zu bechleunigen, haben wir 2012 einen Systemwechsel bei er Anbindung von Offshorewindparks eingeleitet. Zuünftig soll durch einen Offshorenetzentwicklungsplan in bedarfsgerechter und effizienter Ausbau des Offhorestromnetzes in einem geordneten Verfahren sihergestellt werden. Der Systemwechsel wird mit einer aftungsregelung für Verzögerungen und Störungen er Netzanbindung verknüpft. Das alles erhöht die lanungssicherheit der Investoren und baut Investionshindernisse ab. Das Interesse von Investoren an deutschen Netzen und nicht zuletzt die Vereinbarung zwischen Tennet nd Mitsubishi Anfang 2013 über die Beteiligung bei ier Offshoreanbindungsprojekten – zeigt, dass in eutschland mit der Anreizregulierung ein wirtschaftch attraktiver Investitionsrahmen vorhanden ist. Den uss die SPD nicht schlechtreden. Mit Blick auf Effi ienz und Kostenbegrenzung ist es klar vorzuziehen, en Ausbau und Betrieb der Stromnetze marktwirtchaftlich und nicht planwirtschaftlich zu organisien. Dass Sie der Speicherthematik in Ihrem Antrag eien zentralen Platz einräumen, ist richtig. Aber auch ier haben wir nicht geschlafen: Um die Technologientwicklung voranzutreiben, hat die schwarz-gelbe undesregierung im Rahmen ihres Energieforschungsrogramms die Förderinitiative „Energiespeicher“ estartet, die mit 200 Millionen Euro ausgestattet ist. ber 400 Vorschläge wurden im Rahmen der Initiative ingereicht. Davon wurden im letzten Jahr schon mehr ls 100 Projekte bewilligt. Aber das bleibt eine erausforderung, der sich Politik, Wirtschaft und orschung weiterhin stellen müssen. Kommen wir zum Breitbandausbau: Auch wir wol n eine schnelle, flächendeckende Breitbandversorung, und zwar eben nicht nur in Städten und Balngsgebieten, sondern genauso auch in den kleinen emeinden, Ortsteilen und Dörfern. Mit der Novelle es Telekommunikationsgesetzes im Mai 2012 haben ir – ergänzend zur Breitbandstrategie der Bundesgierung – die Rahmenbedingungen für den Ausund ufbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen umfassend ptimiert. Dazu gehören die Zulassung des sogenannn Microtrenching, einer Verlegetechnik, bei der die reitbandkabel in den Asphalt bzw. in den Erdboden ingefräst werden. Das spart hohe Grabungskosten. eiter haben wir im TKG die Mitnutzung von vorhanener Infrastruktur geregelt. Wenn ein TKnternehmen Infrastruktur der öffentlichen Hand mitutzen will, besteht sogar ein Anspruch darauf, bei der frastruktur privater Inhaber zumindest ein Antrags Dr. Georg Nüßlein gebene Reden )





(A) )

recht. Dass die SPD am liebsten auch private Unter-
nehmen und Einrichtungen von Staats wegen zur
Mitnutzung verpflichten würde, ist klar. Wohin Plan-
wirtschaft am Ende führt, hat uns die Geschichte aber
deutlich gelehrt. So schaffen wir Synergien, vermeiden
Doppelkosten, neue Grabungsarbeiten und so weiter.
Mit dem sogenannten Hausstich haben Telekommuni-
kationsunternehmen nun das Recht, ihre Breitbandka-
bel im Rahmen einer einzigen Baumaßnahme nicht nur
entlang der Straße zu verlegen, sondern gleich in die
entlang der Straße befindlichen Häuser, auch wenn der
Haus-/Grundstückseigentümer das vielleicht nicht
will: Das spart enorme Kosten, weil die Straße nicht
für jedes Haus erneut und separat aufgerissen werden
muss. Darüber hinaus erlauben wir eine stärker regio-
nalisiert betrachtete Regulierung. Das fördert den
Wettbewerb dort, wo regionale Monopole drohen.
Schließlich haben wir ein Antragsrecht für Telekom-
munikationsunternehmen ins TKG hineingeschrieben,
womit die Netzbetreiber jetzt verbindliche Auskunfts-
rechte haben, welche Regulierungsmaßnahmen bei In-
vestitionen in der Stadt bzw. Region X auf sie zukom-
men. Das schafft Planungssicherheit und macht Mut zu
Investitionen.

Bei der Breitbandstrategie liegen wir im Zeitplan:
Die Grundversorgung mit 1 Megabit pro Sekunde flä-
chendeckend ist bis auf wenige Ausnahmen gesichert.
Dazu trägt sicherlich auch der LTE-Ausbau in
Deutschland bei, der aber nicht der Weisheit letzter
Schluss ist, sondern nur als Zwischenlösung gesehen
werden kann. Unser weitergehendes Ziel, 2018 der
ganzen Bundesrepublik 50 Megabit pro Sekunde zur
Verfügung stellen zu können, werden wir mit LTE al-
lein sicherlich nicht erreichen können. Langfristig sind
Glasfaser und die Kabelnetze in meinen Augen die
technisch sicherste Lösung.

Was die Förderkulisse für den Breitbandausbau
angeht, ist zu sagen, dass die bestehenden Förder-
programme des Bundes – KfW, Landwirtschaftliche
Rentenbank – und der Länder auch Impulse setzen
können. Bestehende Programme der KfW für die Fi-
nanzierung des Breitbandausbaus sind in den letzten
Monaten transparenter und besser nutzbar gemacht
worden. Derzeit läuft eine Evaluation darüber, wie
diese Programme besser in Anspruch genommen wer-
den können. Außerdem haben wir noch die Gemein-
schaftsaufgaben „Verbesserung der Agrarstruktur und
des Küstenschutzes“ und „Verbesserung der regiona-
len Wirtschaftsstruktur“ in den Ländern, die für den
Ausbau des schnellen Internets angezapft werden kön-
nen.

„Für den Fall, dass wettbewerbliche Lösungen
allein nicht zum Ziel führen“ fordern Sie, „die Grund-
versorgung durch einen gesetzlichen Universaldienst
abzusichern, mit dem die Unternehmen je nach Markt-
anteil über ein Umlageverfahren zum Aufbau einer
flächendeckenden Internetgrundversorgung verpflich-
tet werden“. Ich muss Ihnen sagen, dass ich bei diesem
Punkt gar nicht so weit weg von Ihnen bin. Schon jetzt

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(C (D t absehbar, dass es entlegene Regionen oder Siedlunen gibt, bei denen sich ein hochbitratiger Anschluss r den Netzbetreiber finanziell nicht lohnt und auch ie lohnen wird. Für solche Fälle müssen wir uns etas einfallen lassen. Kommen wir zur Finanzierung der Verkehrsinfratruktur: Wie eingangs erwähnt, haben wir die Lkwaut seit dem 1. August 2012 auf ausgewählte vier nd mehrstreifige Bundesstraßen bereits ausgeweitet. ie Mauteinnahmen daraus fließen direkt in den rhalt und den Ausbau der Bundesfernstraßen und icht in den Sozialhaushalt oder sonst wohin. Das ist ur richtig so. Wie Bundesverkehrsminister Peter amsauer halte auch ich mittelfristig eine Pkw-Maut uf deutschen Straßen für unumgänglich, wenn wir en Zustand unserer Straßen so erhalten wollen, wie ir ihn schätzen und lieben, um ihn werden wir interational beneidet. Der Investitionsrahmenplan 2011 bis 2015 für die erkehrsinfrastruktur des Bundes vom März 2012 setzt rstmals einen klaren Schwerpunkt auf Ersatzund rhaltungsmaßnahmen, wie auch Sie das fordern. Um ber auch den Ausbau der Bundesverkehrswege oranzubringen, stellen wir mit dem Infrastrukturbechleunigungsprogramm II ab diesem Jahr zusätzlich 50 Millionen Euro für Neuund Ausbauprojekte beit. Das könnten Sie, werte SPD-Kollegen, sicherlich uch – auf Pump, zulasten unserer Kinder und Enkel. ir kriegen das aber – im Gegensatz zu Ihnen – leichzeitig mit dem Abbau der Verschuldung hin. Das t die politische Kunst: Für 2013 haben wir für Investionen in die Verkehrsinfrastruktur rund 10,7 Milliaren Euro eingeplant. Das kann sich sehen lassen. Unter der Überschrift „Ökonomischen und ökologichen Wandel gestalten – Für eine sichere Energiend Rohstoffversorgung der deutschen Wirtschaft“ ommen Sie in Ihrem Antrag auf eine, wenn nicht die entrale Herausforderung für die deutsche Wirtschaft u sprechen, die Energiewende. Dabei fordern Sie uch eine grundlegende Reform des EEG. Die wird ommen müssen, ohne Zweifel. Eine solche Novelle ird darauf abzielen müssen, ein hohes Maß an Investionssicherheit zu gewährleisten, das Zusammenspiel on erneuerbaren Energien mit der übrigen Energieersorgung, insbesondere bei den Stromnetzen und fleiblen Kraftwerken, zu verbessern und zugleich die osten auf ein vertretbares Maß zu begrenzen. Auch ie Ausnahmetatbestände und die Berechnungsgrundgen müssen einer Prüfung unterzogen werden. Die Bundesregierung arbeitet seit Herbst 2011 im raftwerksforum mit Branchenvertretern, Umweltveränden und den Ländern an der Frage einer möglihen Änderung des Marktdesigns, um eine nachhaltige ösung für die notwendigen konventionellen Krafterke einschließlich der Marktintegration der Erneurbaren zu erreichen. Zur Frage der Wettbewerbsfähigkeit energieintensier Unternehmen: Meines Erachtens sind Entlastun Dr. Georg Nüßlein gebene Reden )





(A) )

gen für im internationalen Wettbewerb stehende ener-
gieintensive Industrien im Grundsatz so lange richtig
und notwendig, wie international nicht vergleichbare
Rahmenbedingungen gelten. Anderenfalls droht näm-
lich der Verlust von Arbeitsplätzen in Deutschland und
gleichzeitig eine höhere Belastung des globalen Kli-
mas durch den sogenannten Carbon-Leakage-Effekt.
Gleichwohl müssen wir Ausnahmeregelungen so aus-
gestalten, dass die Entlastungen nicht zu Mitnahme-
effekten bei nicht betroffenen Unternehmen führen.
Die Bundesregierung hat im Februar eine Förder-
richtlinie zur Kompensation emissionshandelsbeding-
ter Stromkosten – die ab 2013 anfallen – für diejenigen
Industriesektoren erlassen, bei denen das Risiko einer
emissionshandelsbedingten Verlagerung von Betrie-
ben ins Ausland besteht.

Natürlich darf in Ihrem Antrag die Energie-,
Rohstoff- und Materialeffizienz nicht fehlen: Es ist zen-
trales Ziel unseres Energiekonzepts, bis 2050 einen na-
hezu klimaneutralen Gebäudebestand zu haben. Dafür
streben wir bis 2050 eine Minderung des Primärener-
giebedarfs in der Größenordnung von 80 Prozent an.
Deutschland hat bereits einen – im Vergleich mit ande-
ren Ländern – gut entwickelten Markt für Energie-
dienstleistungen. Mit dem Energiedienstleistungs-
gesetz und der Einrichtung der Bundesstelle für
Energieeffizienz haben wir in den letzten Jahren wich-
tige Schritte zur Förderung und weiteren Stärkung des
Marktes unternommen. Im Rahmen der Umsetzung der
EU-Effizienzrichtlinie wird derzeit innerhalb der Bun-
desregierung geprüft, ob und inwieweit sich daraus
weiterer Umsetzungsbedarf ergibt.

CDU und CSU setzen auf finanzielle Anreize für In-
vestoren und private Haushalte. Die SPD dagegen
würde am liebsten auch die Privathaushalte dazu ver-
donnern, teuer energetisch zu sanieren. Der Staat ruft
und der Häuslebesitzer kann’s dann nicht bezahlen. So
nicht! Bis 2014 stellen wir jährlich 1,5 Milliarden
Euro im CO2-Gebäudesanierungsprogramm bereit.
Zusätzlich gibt es ab 2013 eine verbesserte Zuschuss-
förderung um 300 Millionen Euro, die besonders hoch-
effiziente Sanierungsmaßnahmen von selbstnutzenden
Wohnungseigentümern unterstützt. Außerdem wollen
wir die energetischen Mindestanforderungen an Neu-
bauten schrittweise erhöhen und so wichtige Schritte
in Richtung Niedrigstenergiegebäudebestand tun, der
bis spätestens 2020 im Neubau erreicht werden soll.

Das von der Koalition im Bundestag schon
beschlossene Gesetz zur steuerlichen Förderung ener-
getischer Sanierungsmaßnahmen haben die rot-grün
regierten Bundesländer im Januar dieses Jahres aus
parteitaktischen Erwägungen heraus leider im
Bundesrat scheitern lassen. Unser Plan hätte nicht nur
Immobilienbesitzern, Wohneigentümern und auch
Mietern kräftig unter die Arme gegriffen, sondern
auch spürbare Impulse für das deutsche Handwerk
und mittelständische Unternehmen gesetzt. Diese Hal-
tung ist unverantwortlich. Wenigstens haben wir von-
seiten der Koalition ankurbeln können, dass die KfW

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(C (D b 2013 jährlich Mittel von 300 Millionen Euro für die nergetische Sanierung von selbstgenutztem und verietetem Wohnraum zur Verfügung stellt, wobei selbstenutzter Wohnraum durch Zuschüsse gefördert wird. Die von uns 2012 verabschiedete Novelle des KWKesetzes gestaltet die Förderung in wichtigen Punkten ttraktiver: In Zukunft werden auch Wärmeoder Kälspeicher gefördert, die Förderung von Wärmeund ältenetzen ausgeweitet und die Modernisierung von WK-Anlagen erleichtert und auch Kraft-Wärmeopplung mit einbezogen. Im Rahmen des Marktanizprogramms zur Förderung Erneuerbarer Energien Wärmemarkt werden große Wärmespeicher und ärmenetze gefördert, sofern die Wärme aus Mindest nteilen erneuerbarer Energien bereitgestellt wird und ofern Fördermöglichkeiten im KWK-Gesetz nicht betehen. Deutschland nimmt in Sachen Ressourceneffizienz nd Recycling EU-weit einen Spitzenplatz ein. Im verangenen Jahr haben wir die Rahmenbedingungen für ehr Recycling und höhere Ressourceneffizienz weiter erbessert. Die Bundesregierung hat im Februar 2012 as Deutsche Ressourceneffizienzprogramm, ProgRess, erabschiedet. Im Juni 2012 trat außerdem das von ns gemachte neue Kreislaufwirtschaftsgesetz in raft. Im Zentrum hier stehen die Abfallvermeidung nd die Stärkung des Recyclings. Ganz klar: Eine sichere Rohstoffversicherung ist as A und O für die deutsche Industrie. Politisch unrstützen wir die Rohstoffverbrauchende Wirtschaft ei der Sicherung ihrer nachhaltigen Versorgung mit ineralischen Rohstoffen durch Beratungsleistungen er Deutschen Rohstoffagentur. Mit dem neu aufgelegn Explorationsförderprogramm werden Rohstoff rdernde Unternehmen bei der Erschließung von ohstoffprojekten im Inund Ausland unterstützt. Mit em Programm „Wirtschaftsstrategische Rohstoffe für en Hightech-Standort Deutschland“ stärken wir ezielt die Forschung und Entwicklung umweltund ssourcenschonender Technologien. Zusätzlich zu den Rohstoffpartnerschaften mit der ongolei und mit Kasachstan hat Deutschland auf itiative der Bundesregierung eine weitere Partner chaft mit Chile abgeschlossen. Deutschland untertützt die internationalen Initiativen zur Erhöhung der ransparenz im Rohstoffsektor, zum Beispiel im Rahen der Initiative „Extractive Industries Transparency itiative“. Bei der noch abzuschließenden Dohaunde steht im Sinne der Rohstoff verbrauchenden dustrie der Abbau bestehender nichttarifärer und TO-widriger Handelsbeschränkungen im Vorder rund. Das Kapitel III überschreibt die SPD mit „Technogische Leistungsfähigkeit der Industrie sichern – novationen fördern und den Mittelstand stärken“. lles schön und gut. Aber wie wollen Sie denn den Mitlstand stärken, wenn Sie ihn gleichzeitig mit massi en steuerlichen Belastungen erdrücken wollen? Wenn Dr. Georg Nüßlein gebene Reden )





(A) )

Sie die Einkommensteuer erhöhen, wenn Sie den Spit-
zensteuersatz von 42 auf 49 Prozent erhöhen, wenn Sie
die Vermögensteuer wieder einführen, träfe das eben
nicht nur die oberen 10 000, sondern eben auch unsere
Leistungsträger aus dem Mittelstand. Ihre Steuererhö-
hungspläne sind leistungs- und mittelstandsfeindlich
und gefährden Arbeitsplätze. Der DIHK warnt davor,
dass mit einer Vermögensteuer oder -abgabe 450 000
Arbeitsplätze verloren gehen. Wollen Sie das?

Leistungsfeindlich ist auch die Blockadehaltung der
rot-grün regierten Länder, die im Bundesrat die von
uns schon beschlossene Abmilderung der kalten
Progression zu Fall gebracht haben. Damit hätten wir
die deutschen Arbeitnehmer jährlich um drei Milliar-
den Euro entlastet. Rot-Grün ist für Deutschland eine
Belastung, keine Entlastung. Wer so billige parteitakti-
sche Spielchen auf Kosten der Bürger macht, handelt
gegen das Wohl unseres Volkes. Ich hoffe, dass Rot-
Grün bei der Bundestagswahl auch die Quittung dafür
bekommt.

Zu Recht thematisieren Sie in Ihrem Antrag die
Sicherung des Fachkräftebedarfs. Eine ungezügelte
Zuwanderung aus dem Ausland in unsere Sozialsys-
teme darf es dabei aber nicht geben. Unser Fachkräf-
tekonzept ist umfassend darauf ausgerichtet, Fach-
kräfteengpässe abzuwenden. Dabei steht für uns die
Nutzung und Förderung inländischer Potenziale im
Vordergrund. Dazu gehört es auch, das Wissen und die
Erfahrung älterer Arbeitnehmer stärker und länger in
die Berufswelt zu integrieren. Sicherlich muss das aber
auch um mehr qualifizierte Zuwanderung aus dem
Ausland ergänzt werden. Der erstmals im Januar 2013
von der Bundesregierung beschlossene – zukünftig
jährlich erscheinende – Fortschrittsbericht zum Fach-
kräftekonzept beschreibt die bereits erzielten Fort-
schritte und ergriffenen Maßnahmen. BMWi, BMAS
und die Bundesagentur für Arbeit begleiten das Fach-
kräftekonzept mit einer öffentlichkeitswirksamen
Fachkräfte-Offensive. Außerdem wurden Arbeitsgrup-
pen der Demografiestrategie der Bundesregierung
eingerichtet, die darüber beraten, wie die Deckung des
Fachkräftebedarfs gesichert werden kann: zum Bei-
spiel mit dem Ausbau der Kindertagesbetreuung für
Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. Darauf
haben die Bundesbürger ab dem 1. August 2013 einen
Rechtsanspruch. Der Nationale Pakt für Ausbildung
und Fachkräftenachwuchs – Ausbildungspakt – hat
sich als sehr erfolgreich dabei erwiesen, ausbildungs-
willigen und ausbildungsfähigen Jugendlichen ein An-
gebot auf Ausbildung oder Qualifizierung zu machen.
Die Durchlässigkeit in unserem Bildungssystem wird
durch das Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz, das
„Meister-BAföG“, und das Aufstiegsstipendium unter-
stützt. Die Kampagne „Berufliche Bildung – praktisch
unschlagbar“ informiert über die Vorteile der dualen
Aus- und Weiterbildung. Der duale Bildungsweg ist ein
gewichtiger Faktor dafür, dass der deutsche Arbeits-
markt und die deutsche Wirtschaft so gut durch die
Euro-Schuldenkrise kommen. Das Modell wird mehr

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(C (D nd mehr zum Exportschlager und verdient jede Förerung. Um Fachkräften aus Drittstaaten einen Zugang zum eutschen Arbeitsmarkt zu ermöglichen, haben wir 012 die Blue Card EU und das Visum zur Arbeitsuche eingeführt sowie umfassende Erleichterungen r Hochschulabsolventen und Unternehmensgründer eschaffen. Zum 1. Juli 2013 öffnen wir das Zuwandeungsrecht zusätzlich dadurch, dass auch Fachkräfte Ausbildungsberufen mit einem der deutschen Be ufsausbildung gleichsetzbaren Abschluss Zugang zum eutschen Arbeitsmarkt erhalten können. Mit dem illkommensportal „Make it in Germany“ sollen ehr internationale Fachkräfte für Deutschland beeistert werden. Statt für den Mittelstand Steuern und Bürokratiekosn zu erhöhen, wie es die SPD vorhat, wollen wir leine und mittlere Unternehmen von bürokratischen uflagen entlasten. Dazu haben wir zahlreiche aßnahmen, wie zum Beispiel das E-Governmentesetz, Maßnahmen im Rahmen der 8. GWB-Novelle, as Gesetz zur Änderung und Vereinfachung der Unrnehmensbesteuerung und des steuerlichen Reise ostenrechts auf den Weg gebracht. Das Ziel der oalition, bis Ende 2011 ein Viertel der Bürokratieosten der Wirtschaft im Vergleich zu 2006 einzuspan, haben wir nahezu erreicht. Des Weiteren stärken wir die Gründungskultur in eutschland. Mit dem neuen Investitionszuschuss agniskapital verfolgen wir das Ziel, den Kapitalzuang für junge innovative Unternehmen zu verbessern. tellen private Investoren solchen Unternehmen für indestens drei Jahre Kapital zur Verfügung, bekomen sie 20 Prozent ihrer Investition erstattet. Dafür ind ab diesem Jahr für vier Jahre insgesamt 150 Milonen Euro vorgesehen. Der Investitionszuschuss agniskapital ergänzt den European Angels Fund, den ir gemeinsam mit dem Europäischen Investitionsnds im Volumen von 70 Millionen Euro aufgelegt aben. Auch der High-Tech-Gründerfonds bietet vielersprechenden Technologiegründungen eine erste Fianzierungsmöglichkeit. Innovative Unternehmen und Unternehmensgrünungen sind seit vergangenem Jahr auch der Schwerunkt der Kreditprogramme aus dem ERP-Sonderermögen. 2013 kann ein Volumen von rund ,6 Milliarden Euro für neue Zusagen bereitgestellt erden. Der neue Mezzanin-Dachfonds für Deutschnd wurde von uns mit dem Ziel aufgelegt, für mittel tändische Unternehmen das Angebot an Finanzierunen zu erweitern, die die Funktion von fehlendem igenkapital übernehmen können. Er hat ein Volumen on insgesamt 200 Millionen Euro und beteiligt sich eit Juni 2012 an Fonds, deren Fokus auf Investitionen deutschen Mittelstandssegment liegt. Das ist effiziente, förderliche und gezielte Politik für en Mittelstand. Dr. Georg Nüßlein gebene Reden )





(A) )

Die schon genannte Hightech-Strategie bündelt die
Forschungs- und Innovationsaktivitäten der Bundesre-
gierung. Außerdem haben wir ein innovationspolitisches
Konzept erarbeitet, das darauf abzielt, Technikakzeptanz
und Technikoffenheit zu stärken, die Rahmenbedingun-
gen für eine innovationsfreundliche Wirtschaft zu ver-
bessern und das Innovationspotenzial der mittelständi-
schen Unternehmen zu stimulieren. Darüber hinaus
richten wir vermehrt Schülerlabore in vom Bund finan-
zierten Forschungseinrichtungen wie dem Deutschen
Zentrum für Luft- und Raumfahrt, der Physikalisch-
Technischen Bundesanstalt oder der Bundesanstalt für
Materialforschung und -prüfung ein. Auf mehreren
Workshops für Lehrer werden zudem Empfehlungen
ausgearbeitet, wie bei Jugendlichen mehr Interesse für
Technik geweckt werden kann. Grundsätzlich muss ich
hier aber auf die Kompetenz der Bundesländer verwei-
sen, die für Bildung und Technikverständnis das erste
Wort haben.

Am Ende meiner Rede möchte ich noch auf die
Außenwirtschaftsförderung eingehen, die Sie auch
ansprechen. Die Priorität der Koalition beim Ab-
schluss bilateraler EU-Freihandelsabkommen liegt im
asiatischen und lateinamerikanischen Raum sowie in
Nordamerika. Hier haben wir in den vergangenen
Jahren einige Fortschritte erzielt. Die neuen Freihan-
delsabkommen mit Kolumbien und Peru sowie der
Handelsteil des Assoziierungsabkommens mit Zentral-
amerika und Panama können bald angewendet wer-
den. Die Verhandlungen der Bundesregierung über
Freihandelsabkommen mit Vietnam und Malaysia
kommen voran. Weitere Verhandlungen laufen – auch
auf EU-Ebene.

Die Exportkreditgarantien des Bundes, die Hermes-
Deckungen, schützen deutsche Exporteure und deren
finanzierende Banken vor dem Risiko eines Zahlungs-
ausfalls bei Ausfuhrgeschäften. Im letzten Jahr wurden
Exportgeschäfte im Umfang von mehr als 29 Milliar-
den Euro auf diesem Wege abgesichert. Mitte 2012
wurden die OECD-Umweltleitlinien für staatlich un-
terstützte Exportkredite verabschiedet. Eine systemati-
sche und vergleichbare Anwendung der Umwelt- und
Sozialstandards in OECD-Ländern bietet unseren
deutschen Exporteuren ein Tätigkeitsfeld in der OECD
und stärkt so die Wachstums- und Beschäftigungs-
chancen der deutschen Wirtschaft.

Das ist Wirtschafspolitik, wie sie die Unternehmer
und die Arbeitnehmer in unserem Land nach all den
Unwägbarkeiten und den Unsicherheiten infolge der
Euro-Schuldenkrise verdient haben. Unseren vielen
Arbeitnehmern, die tagtäglich ihre Arbeit verrichten
und eventuell in Kurzarbeit waren und trotzdem den
Mut nicht verloren haben, und unseren Unternehmern,
die ihre Schiffe und ihre Mannschaften durch diese
stürmische ökonomische See steuern und gesteuert ha-
ben, ohne aufzugeben, danke ich an dieser Stelle ganz
herzlich für ihr Engagement, ihren Willen und ihre
Leistungsbereitschaft. Ob das unter Rot-Grün so lau-
fen würde, muss ich mehr als bezweifeln.

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(C (D In einer Zeit, in der Europa und seine Staaten vor roßen Herausforderungen stehen, stellt sich für uns in eutschland die Frage, wie wir als Industrienation auf ie Probleme einer alternden Gesellschaft und einen tetig wachsenden Wettbewerb mit den Schwellenund ntwicklungsländern antworten wollen. Der Schlüssel für den Industriestandort Deutsch nd liegt in einer konsequenten Fortführung einer odernen Industriepolitik, verzahnt und damit einherehend in einer notwendigen Sicherung des Fachkräfbedarfs nicht nur für den Mittelstand. Deutschland raucht eine starke Industrie. Eine Voraussetzung dar ist eine gute Ausbildung von jungen Menschen soie eine konsequente Fortund Weiterbildungspolitik. ie Kreativität der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinen und deren Engagement in den Unternehmen steln einen Schwerpunkt für den Erfolg der deutschen irtschaft dar. Moderne Industriepolitik in einer mo ernen Gesellschaft bedeutet aber auch faire Arbeitstandards und Beteiligung der Arbeitnehmer und Areitnehmerinnen an Unternehmensprozessen – kurz: oderne Industriepolitik braucht eine Arbeitnehmer olitik des 21. Jahrhunderts! Industriepolitik ist ohne aktive Arbeitspolitik nicht u denken. Denn der Faktor Arbeit ist entscheidend für en Erfolg eines Unternehmens. Die Ausgestaltung es sozialen Umfelds eines Unternehmens ist daher on nicht zu unterschätzender Bedeutung. Es werden ukünftig nicht nur der Lohn und nicht nur die Leistunen aus Betriebsvereinbarungen sein, die die Innovaonskraft eines Betriebes hochhalten. Aus-, Fortund eiterbildung, Mitbestimmung, Zeitmanagement, failienfreundliche Angebote, also die sozialen Innovaonskräfte, werden die Kriterien sein, die für den Mitrbeiter zählen. Schon heute ist zu erkennen, dass achkräfte nachgefragt werden, dass Fachkräfte sich en Betrieb aussuchen können, für den sie arbeiten ollen. Deshalb kann es nur im eigenen Interesse der nternehmen sein, ihre Arbeitskräfte durch betriebli he Ausund Weiterbildung zu fördern. Denn durch en stetigen Wandel in Produktionsprozessen werden uch immer neue Berufsbilder entstehen, welche wieerum völlig neue Qualifizierungsmodelle mit sich ringen. Die Ausbildungsordnungen müssen angeasst, die Fortund Weiterbildungsangebote für die eschäftigen in den betroffenen Unternehmen aber uch durch die Arbeitsagentur weiterentwickelt weren. Eine nach sozialdemokratischen Vorstellungen estaltete Industriepolitik setzt sich nicht nur für inustrielle Forschung und Entwicklung von „Highnd-Produkten“ ein, sondern unterstützt ebenso den andel in der Produktion, damit die industrielle und ewerbliche Wertschöpfungskette so weit wie möglich m Standort Deutschland erhalten bleibt. Zur Innovaonsfähigkeit werden kompetente Fachkräfte und andlungsfähige Unternehmen gebraucht. Im Vorderrund muss insbesondere die Innovationsfähigkeit urch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stehen – as Know-how der Beschäftigten ist Motor der Inno Dr. Georg Nüßlein gebene Reden )

Doris Barnett (SPD):
Rede ID: ID1724642000




(A) )

vation. Grundlage dafür bildet das „Lernen lernen“,
also „Bildung von Anfang an“, das die Landesregie-
rung Rheinland-Pfalz erfolgreich initiiert hat.

Der demografische Wandel wird den Bedarf an gut
ausgebildeten Fachkräften enorm verstärken. Wir
müssen deshalb schon heute dafür Sorge tragen, dass
wir einem Fachkräftemangel in der Zukunft vorbeu-
gen. Deshalb fordern wir in unserem Antrag eine Alli-
anz für die Sicherung von Fachkräften. Es liegt in den
Händen von Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften,
an einem Strang zu ziehen und die Potenziale unserer
Gesellschaft entscheidend abzurufen. Dies gilt für die
bessere Förderung und Ausbildung von Geringqualifi-
zierten, aber auch für eine gezielte Einwanderungspoli-
tik. Gerade jetzt wollen viele junge und hochqualifizierte
Menschen aus den europäischen Nachbarstaaten in
Deutschland arbeiten. Dieses Potenzial dürfen wir
nicht leichtfertig verschenken, denn in naher Zukunft
werden wir auf qualifiziertes Fachpersonal aus dem
Ausland angewiesen sein. Wir wollen deshalb eine
konsequente Weiterentwicklung des deutschen Ein-
wanderungsrechts, um dringend gebrauchte Fach-
kräfte noch stärker als bisher anzuwerben und diesen
eine unkomplizierte Integration in den deutschen Ar-
beitsmarkt zu ermöglichen.

Mitbestimmung und Wirtschaftsdemokratie sind
eine bewährte Grundlage für eine gute Unternehmens-
kultur. Wir wollen den Missbrauch von Leiharbeit ver-
hindern. Dazu gehören gleiche Bezahlung für gleiche
Arbeit und eine Begrenzung der Verleihzeit. Die Mitbe-
stimmungsrechte für die Arbeitnehmer und Arbeitneh-
merinnen sind Bestandteil einer modernen Unterneh-
menskultur. Sie gehen einher mit der Stärkung von
Betriebsräten und Gewerkschaften. Im Gegensatz zu
Schwarz-Gelb sind wir der festen Ansicht, dass Unter-
nehmen von den starken Mitbestimmungsrechten ihrer
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen profitieren wer-
den. Gezielte Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen
zum Beispiel, die von den Betriebsräten initiiert wur-
den, können den Unternehmen später zu Innovations-
schüben verhelfen.

Gute Arbeit bedeutet übrigens auch gleicher Lohn
für gleiche Arbeit und gleiche Arbeitsbedingungen für
Frauen und Männer. In unserer modernen Arbeitswelt
sollte man dies eigentlich nicht mehr betonen müssen.

Vor allem aber bedeutet gute Arbeit auch eine Ent-
lohnung ohne Aufstockung. Soziale Marktwirtschaft
beinhaltet die Verantwortung der Unternehmen für
ihre Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Unterneh-
men, die ihren Angestellten so wenig bezahlen, dass
diese aufstocken müssen, werden von den Arbeitsagen-
turen quersubventioniert, drücken sich vor ihrer Ver-
antwortung in der Gesellschaft. Letztendlich aber
schneiden sie sich ins eigene Fleisch. Denn nur Unter-
nehmen, die ihren Beschäftigten vernünftige Standards
auch bei der Entlohnung anbieten können, werden in
Zukunft keine Personal- und Nachwuchsprobleme ha-
ben. Wir bleiben übrigens bei unserer Forderung eines

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(C (D inheitlichen flächendeckenden Mindestlohnes, der uch nur mit uns so kommen wird. Zu einer modernen Industriepolitik gehört letztendch ein zeitgemäßes Miteinander von Arbeit und Kapil und somit eine zeitgemäße Mitbestimmung. Denn es eht nicht nur um den Gewinn des Unternehmens, sonern auch um den Fortbestand von guten Arbeitspläten, die den Gewinn erst erwirtschaften. Dabei dürfen ir uns nicht nur auf Deutschland beschränken. Gute nternehmensführung steht für Kooperation. Sozialartnerschaft lohnt sich. Dazu gehört auch Corporate ocial Responsibility esellschaftlicher Verantwortung durch die Unternehen über gesetzliche Anforderungen hinaus. Wir rwarten von unseren Unternehmen, dass sie bei Ausndsaktivitäten ökologische, soziale und menschenchtliche Standards einhalten. Für im Ausland tätige nternehmen bieten die ILO-Kernarbeitsnormen und ie OECD-Leitsätze gute Orientierungsmöglichkeiten, ire Rahmenbedingungen für ihre Arbeitnehmer und rbeitnehmerinnen zu schaffen. Dass es der deutschen Wirtschaft verhältnismäßig ut geht, hat mit der Politik der gegenwärtigen Bunesregierung wenig zu tun. Es sind vor allem Deutschnds starke industrielle Basis und die weltweit einzig rtige mittelständische Struktur, die dazu beigetragen aben, dass wir besser durch die Krisenjahre gekomen sind als manch andere europäische Volkswirt chaft. Die Robustheit unserer Wirtschaft heute beruht abei auch auf Entscheidungen von gestern. Wir Soialdemokratien haben vor zehn Jahren Deutschland us einer Position der Schwäche heraus modernisiert. Dass Deutschland heute vergleichsweise gut dateht, sollte jedoch nicht zu Überheblichkeit führen, ie ich sie gelegentlich bei dem einen oder anderen ertreter meiner Zunft feststelle. Dafür gibt es keinen nlass, und dafür sind die Herausforderungen auf eupäischer Ebene nach wie vor viel zu groß. Laut akellem Bericht des Internationalen Währungsfonds aut der IWF Deutschland kaum noch Wachstum zu. ieses werde durch die anhaltende Investitionsschwä he in der deutschen Wirtschaft verhindert, was wiedeum mit Unsicherheiten über die Politik im Euro-Raum usammenhänge. Diese Unsicherheiten hängen auch mit der Untätigeit dieser Bundesregierung zusammen. Statt Zukunftsorsorge zu betreiben, ruht sie sich auf den Lorbeeren er Vergangenheit aus, die nicht einmal ihre sind. Bei er Infrastruktur sowie bei Investitionen auf Zukunftsärkten – also bei entscheidenden Grundlagen für ünftiges Wirtschaftswachstum – gerät Deutschland imer mehr ins Hintertreffen. Mit einer Nettoinvestitionsuote von gerade einmal 3 Prozent im Jahr 2011 liegt eutschland im Vergleich der Organisation für wirt chaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung weit inten. Deutschland lebt von der Substanz. Doris Barnett gebene Reden )

Wolfgang Tiefensee (SPD):
Rede ID: ID1724642100




(A) )

Unsere öffentliche Infrastruktur leidet an Unterfi-
nanzierung – egal ob im Verkehrs-, Energie- oder Tele-
kommunikationsbereich. Bei der Verkehrsinfrastruktur
verlieren sich CDU, CSU und FDP in Streitereien über
die Einführung einer Pkw-Maut, anstatt sich um trag-
fähige Konzepte zu bemühen. Im Bereich Energie hinkt
der Ausbau von Übertragungsnetzen und Speichern
der Entwicklung der erneuerbaren Energien meilen-
weit hinterher. Die Bundesregierung sperrt sich den-
noch weiterhin gegen unsere Idee einer Deutschen
Netz AG. Beim Breitbandausbau vertraut Wirtschafts-
minister Rösler wie sein Vorgänger Rainer Brüderle
allein auf den Wettbewerb. So verliert Deutschland
bei der Breitbandinfrastruktur international den An-
schluss.

Nicht nur bei der wirtschaftsnahen Infrastruktur tut
diese Bundesregierung viel zu wenig, um die Wettbe-
werbsfähigkeit der deutschen Industrie zu erhalten.
Wenn wir insbesondere unseren industriellen Mittel-
stand fördern wollen, müssen wir ihn in seiner Innova-
tionsfähigkeit stärken. Daher wollen wir eine steuerli-
che Forschungsförderung einführen. Dazu hat Kollege
Dr. Pfeiffer von der CDU/CSU-Fraktion bei der ersten
Debatte zu unserem Antrag „Impulse für den Standort
Deutschland“ am 9. Februar 2012 Folgendes gesagt:
„Deshalb muss Ziel dieser Regierung sein – und ist es
auch –, in dieser Legislatur den Einstieg in die steuer-
liche Forschungsförderung zu schaffen.“ Als wir dann
ein Jahr später, am 20. Februar 2013, nachgefragt ha-
ben, ob die steuerliche Forschungsförderung noch in
dieser Legislatur kommt, erhielten wir die lapidare
Antwort der Bundesregierung: „Im Bundeshaushalt
2013 und im geltenden Finanzplan ist eine steuerliche
Förderung von Forschung und Entwicklung nicht be-
rücksichtigt.“ Mit anderen Worten: Einmal mehr ver-
fehlt die Koalition ihre selbst gesteckten Ziele. Die Bi-
lanz des Koalitionsvertrags lässt sich auf die kurze
Formel reduzieren: Versprochen, gebrochen.

Die SPD-Bundestagsfraktion hat auf die industrie-
politischen Fragen unserer Zeit eigene Antworten vor-
gelegt: vom Positionspapier zur sozialdemokratischen
Industriepolitik über das Energiekonzept und die zahl-
reichen Papiere im Rahmen des Projekts „Infrastruk-
turkonsens“ bis hin zu den Positionen für eine bessere
Mittelstandspolitik. Die beiden vorliegenden Anträge
fassen die wesentlichen Maßnahmen zusammen, um
den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken. Die
Zögerlichkeit und die Tatenlosigkeit der schwarz-gel-
ben Bundesregierung müssen ein Ende haben. Wir
brauchen endlich wieder eine aktive Wirtschaftspoli-
tik!


Claudia Bögel (FDP):
Rede ID: ID1724642200

Die deutsche Wirtschaft ist der Anker für Stabilität

und Wachstum in der derzeit rauen europäischen See.
Unsere äußerst solide wirtschaftliche Basis sichert un-
sere Konkurrenzfähigkeit im Zeitalter der Globalisie-
rung und des damit einhergehenden weltweiten Stand-
ortwettbewerbs. Die deutsche Wirtschaft ist auf den

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(C (D eltmärkten außerordentlich erfolgreich; etwa jedes weite deutsche Industrieerzeugnis wird beispielseise ins Ausland exportiert. Aber die deutsche Wirtschaft hat nicht nur im Aus nd Erfolg, sondern genießt auch eine herausragende tellung innerhalb unseres Landes: Die Leistungsund ettbewerbsfähigkeit der vielen, vor allem mittelstänischen Unternehmen in Deutschland leistet einen sinifikanten Beitrag zu Wohlstand und Beschäftigung. Liebe Opposition, um Ihr bisher vernachlässigtes irtschaftspolitisches Profil vor der Wahl noch einmal opulistisch-öffentlichkeitswirksam zu schärfen, legen ie uns hier nun einen zehnseitigen Antrag mit einem ammelsurium von Forderungen aus den verschiedeen Wirtschaftsbereichen vor. Mir wird dabei aber icht ganz klar, ob und, wenn ja, welchem konsistenten esamtwirtschaftlichen Konzept Sie dabei folgen. Ihr Vorwurf, der gegenwärtigen Wirtschaftspolitik angele es an klaren Vorstellung und konkreten Kon epten, ist haltlos und schlichtweg falsch. Ganz im egenteil: Die FDP hat in ihrer Regierungsverantortung das Bestmögliche getan, der Wirtschaft in eutschland bedarfsgerechte und verlässliche Rahenbedingungen zu setzen. Wir haben Impulse für achstum und Innovationen gesetzt und dafür gesorgt, ass Deutschland auch in Zukunft seine Chancen als iner der weltweit führenden Wirtschaftsstandorte nuten kann. So haben wir beispielsweise in Anbetracht des deografischen Wandels und des Fachkräftemangels die hemen Bildung und (Berufs-)Qualifikation ganz oben uf unsere Agenda gesetzt und dort beachtliche Erlge erzielt: Im Rahmen des Fachkräftekonzepts und der Fach räfteoffensive der Bundesregierung haben wir wichge Schritte unternommen, um verstärkt die inländichen Fachkräftepotenziale zu nutzen und gleichzeitig uch ausländische Fachkräfte zu gewinnen. Mit dem esetz zur Verbesserung der Feststellung und Aner ennung im Ausland erworbener Berufsqualifikatioen haben wir dafür gesorgt, dass die beruflichen ualifikationen von Bürgerinnen und Bürgern mit Mirationshintergrund besser als bisher bewertet werden önnen. Darüber hinaus erleichterten wir mit dem Geetz zur Umsetzung der Hochqualifizierten-Richtlinie er EU die Zuwanderung von hoch qualifizierten achkräften aus Drittstaaten, und zwar spürbar. Bei Ihrer Forderung im Antrag nach Aufstockung er Investitionen in Forschung haben Sie aber offenar übersehen, dass wir mit unserem Koalitionsparter im Bereich von Technologie und Innovation trotz er dringend notwendigen Haushaltskonsolidierung in ieser Legislaturperiode 13 Milliarden Euro zusätzch für Forschung, Entwicklung und Bildung bereitgetellt haben. Das ist der höchste Betrag, der dafür in iesem Land je zur Verfügung gestellt wurde. Wir Libealen sind der Überzeugung, dass das eine gute, nachaltige und zukunftsgerichtete Investition war. Wolfgang Tiefensee gebene Reden )





(A) )

Die Mittel fließen beispielsweise in die Hightech-
Strategie 2020, die Forschung und Innovation in einer
kohärenten Gesamtstrategie zusammenfasst und in den
Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit stellt. Weitere
Mittel werden im ERP-Startfonds und den neuen High-
tech-Gründerfonds zur Verfügung gestellt und tragen
dazu bei, mehr junge, innovative Unternehmen zu mo-
bilisieren. Nicht zuletzt wurden das „Zentrale Innova-
tionsprogramm Mittelstand“ finanziell aufgestockt
und somit pro Jahr circa 5 000 Forschungs- und
Innovationsprojekte in kleinen und mittleren Unter-
nehmen finanziert.

Im Hinblick auf die Sicherung der Rohstoff- und
Energieversorgung haben wir die deutsche Wirtschaft
durch die Verbesserung der institutionellen und politi-
schen Rahmenbedingungen maßgeblich unterstützt,
indem wir uns für die Stärkung offener und effizienter
Märkte eingesetzt und die Umsetzung der Rohstoffstra-
tegie weiter vorangetrieben haben. So hat die Bundes-
regierung mit der Erarbeitung eines Deutschen
Ressourceneffizienzprogramms beispielsweise dazu
beigetragen, die Beeinträchtigung der Umweltmedien
durch Rohstoffgewinnung und -verarbeitung zu mini-
mieren und die Ressourcennutzung in Deutschland
weiter zu optimieren.

Wir haben dafür gesorgt und werden dafür sorgen,
dass mit unserer Energiepolitik, durch einen breiten
und effizienten Energiemix, ein sicheres und preis-
günstiges Energieangebot sichergestellt wird.

Dabei ist es uns besonders wichtig, die Übersubven-
tionierung zulasten der Verbraucherinnen und Ver-
braucher, die durch das derzeitige EEG entstanden ist,
zu reduzieren. Aus diesem Grund wollen wir auch das
Erneuerbare-Energien-Gesetz, EEG, reformieren und
dadurch unter anderem künftig auch Unternehmen des
energieintensiven industriellen Mittelstands Erleichte-
rungen bei der EEG-Umlage gewährleisten.

Wir Liberale sind der unbedingten Auffassung, dass
Energie bezahlbar bleiben muss; dies ist nicht nur ent-
scheidend für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirt-
schaft, sondern auch eine soziale Frage. Wenn ich
dann in Ihrem Antrag lese, dass Sie „die Belastungen
sowohl für den einfachen Stromkunden als auch für die
in Deutschland produzierende Industrie so gering wie
möglich … halten“ wollen, muss ich sagen, dass Sie
auch an dieser Stelle wieder nur reden, während wir
schon längst handeln.

Ich möchte aber auch nicht unerwähnt lassen, dass
die Energiewende bei allen Herausforderungen, mit
denen sie uns konfrontiert, auch neue technologische
und ökonomische Chancen für die innovativen deut-
schen Unternehmen eröffnet hat, die es jetzt zu nutzen
gilt.

Im Antrag fordern Sie weitere Investitionen für die
Modernisierung der Infrastruktur. Doch auch dabei
scheinen Sie einfach zu ignorieren, dass unser Inves-
titionsrahmenplan vorsieht, in den nächsten Haushal-
ten das Niveau von 10 Milliarden Euro für Infrastruk-

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(C (D rmaßnahmen zu erhalten. Darüber hinaus wirkt 013 zusätzlich ein Infrastrukturbeschleunigungsproramm II, das weitere 750 Millionen Euro umfasst. enn Sie allein 2 Milliarden Euro jährlich für die Ver ehrsinfrastruktur fordern, muss ich Sie darauf hineisen, dass Sie in der Vergangenheit deutlich weniger die Verkehrswege unseres Landes investiert haben, ls wir es jetzt tun. Das ist heuchlerisch. Es ist uns Liberalen durchaus wichtig, in die Verehrsinfrastruktur zu investieren, und das tun wir auch Rahmen der Möglichkeiten, die uns der Haushalt ietet. Wir gehen vernünftig mit den uns zur Verfügung tehenden Mitteln um. Sie aber, liebe Kolleginnen und ollegen der SPD, greifen den Bürgerinnen und Bürern durch Steuererhöhungen noch tiefer in die Tache, wenn es beim Bund nichts mehr zu holen gibt. as ist so simpel wie ungerecht. So wollen sie bei pielsweise die Lkw-Maut auf alle Bundes-, Landesnd kommunalen Straßen ausweiten und beschwören omit eine wirtschaftliche Katastrophe für Logistikunrnehmen, das Transportgewerbe und das Handwerk erauf. Berücksichtigt man dann noch die Pläne der rünen zur Einführung einer Logistikabgabe von Milliarden Euro im Jahr, denke ich, dass es schon ngst überfällig ist, Ihnen ein ganz großes Stoppschild or die Nase zu halten. Zu einer modernen Infrastruktur gehört zweifelsfrei uch eine ausreichende Versorgung mit schnellem Inrnet, das zu einem wichtigen Standortfaktor im gloalen Wettbewerb geworden ist. Diesem Umstand haen wir Rechnung getragen und im vergangenen Jahr as Telekommunikationsgesetz novelliert und dadurch rhebliche Verbesserungen für die Wirtschaft und die erbraucher erzielt. Wir konnten investitionsfreundliche Rahmenbedinungen und verbesserte wettbewerbliche Strukturen r den Aufbau der schnellen Datennetze der nächsten eneration schaffen, von denen die Unternehmen, die or allem in den ländlichen Räumen Deutschlands Areitsplätze bieten, profitieren. Die auf den drei Säulen Wettbewerb, Regulierung nd Kooperation beruhende Breitbandstrategie der undesregierung hat darüber hinaus entscheidende nstöße für die Entwicklung von flächendeckenden ochleistungsnetzen gegeben. Beim Ausbau der Breitandinfrastruktur und der damit einhergehenden Verorgung der Bevölkerung und der Unternehmen mit reitbandigem Internet setzen wir auch weiterhin auf inen Technologiemix und die wettbewerbliche Dynaik des Marktes. Im Hinblick darauf bin ich sehr froh, dass wir urchgesetzt haben, dass die Dynamik im Telekommuikationsmarkt erhalten bleibt und nicht – wie es die pposition, und damit auch die SPD, geplant hatte – it einer Universaldienstverpflichtung per Gesetz er tickt wird. Somit haben wir bis zu 10 000 Arbeitslätze gesichert und über 90 Milliarden Euro Ausbau Claudia Bögel gebene Reden )





(A) )

kosten, die letztlich der Bürger gezahlt hätte,
verhindert. Das ist gute Wirtschaftspolitik.

Als mittelstandspolitische Sprecherin meiner Frak-
tion liegen mir besonders die kleinen und mittleren
Unternehmen unseres Landes am Herzen. Sie haben
einen beträchtlichen Anteil am Wachstum und Wohl-
stand unseres Landes und tragen maßgeblich dazu bei,
dass die deutsche Wirtschaft so gut dasteht. Daher fin-
den sie in der liberalen Wirtschaftspolitik auch beson-
dere Berücksichtigung.

99 Prozent aller deutschen Unternehmen gehören
zum Mittelstand und erwirtschaften beinahe die Hälfte
der Bruttowertschöpfung. Unsere mittelständischen
Unternehmen bieten 70 Prozent unserer Mitbürgerin-
nen und Mitbürger einen Arbeitsplatz und somit so-
ziale Absicherung, gesellschaftliche Anerkennung und
eine solide Lebensgrundlage. Die mittelständischen
Unternehmen haben in Deutschland auch deshalb eine
so besondere soziale Bedeutung, weil sie eine große
gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, nicht
zuletzt deshalb, weil der Mittelstand in Generationen
und nicht in Quartalen denkt. Die kleinen und mittle-
ren Unternehmen in Deutschland bieten vielen jungen
Menschen in unserem Land eine solide Zukunftsper-
spektive, indem sie 80 Prozent der Ausbildungsplätze
zur Verfügung stellen. Viele unserer fleißigen und
ideenreichen Mittelständler sind sogenannte Hidden
Champions, kleine, teilweise relativ unbekannte Un-
ternehmen, die in ihrem Markt jedoch durch ihre Inno-
vationskraft, enorme Kreativität und Flexibilität
Marktführer sind. Die haben einen erheblichen Anteil
am deutschen Exporterfolg.

Damit die Situation in Deutschland so positiv bleibt,
benötigt der Mittelstand eine Wirtschaftspolitik der ru-
higen Hand, eine Politik, die auf die Bedürfnisse der
mittelständischen Unternehmen eingeht, eine Politik,
die vorausschauend und verlässlich ist, eine Politik,
die die richtigen Rahmenbedingungen setzt, eine Poli-
tik, die sich nicht in betriebsinterne Abläufe und Struk-
turen einmischt, eine Politik, die für eine schlanke, ef-
fektive Bürokratie sorgt.

Der Mittelstand repräsentiert nicht nur die Stärke
Deutschlands, er ist die Stärke unseres Landes. Wir,
das heißt meine Kollegen und ich, fühlen uns verpflich-
tet, dafür zu sorgen, dass das so bleibt. Auch in der
nächsten Legislaturperiode wird daher die Mittel-
standspolitik ein Kernthema der liberalen Wirtschafts-
politik sein.

Die FDP-Bundestagsfraktion setzt auf eine aktivie-
rende Wirtschaftspolitik, die die Innovations- und
Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes und seiner Un-
ternehmen fordert und fördert. Wir halten uns dabei
aber, im Gegensatz zur Opposition, an die Haushalts-
disziplin. Wir Liberale sind nämlich der Meinung, dass
wir keine leichtfertigen Wohltaten verteilen und den
Bundeshaushalt damit noch weiter belasten dürfen.
Die Haushaltsdisziplin aufzukündigen, befeuert neue
Risiken, die keine Freiräume schaffen, sondern not-

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Zu Protokoll ge

(C (D endige Investitionen in Forschung, Innovation und frastruktur zukünftig einschränken. Sicherlich wür en wir gerne noch mehr investieren, doch wir sehen ns in der Verantwortung, eine kluge, umsichtige und enerationengerechte Politik für die Menschen in unerem Land zu gestalten. Auch deshalb können sich die Unternehmen in eutschland sicher sein, mit der FDP einen verlässchen Partner für die nächste Legislaturperiode an rer Seite zu haben, einen verlässlichen Partner, der icht durch eine exorbitante Steuererhöhung die Unrnehmen zur Ader lassen möchte, sondern durch eine luge Ausgabenpolitik den Haushalt saniert. Wenn Rot-Grün in Regierungsverantwortung käme, äre das für den Industriestandort Deutschland vereerend. Was passieren kann, sehen wir im Industriend Nordrhein-Westfalen. Dort hat die rot-grüne Lan esregierung inzwischen das Vertrauen der Wirtschaft die Politik verspielt. Vor allem die grüne Politik der eindustrialisierung bedroht Arbeitsplätze, Wohlstand nd die soziale Sicherheit. Wir Liberale sind im Gegensatz dazu der Meinung, ass eine verantwortungsvolle, zukunftsgerichtete und enerationengerechte Wirtschaftspolitik am besten geignet ist, Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum, Wohltand, Beschäftigung und gute Arbeitsbedingungen in eutschland dauerhaft zu stärken. Das ist unser Beitrag dazu, dass Deutschland auch Jahr 2020 ein lebenswertes, gerechtes und vor al m wirtschaftlich modernes Land mit einer selbstbeussten Demokratie ist. Verehrte Opposition, es gibt einen Unterschied zwichen Schwarz-Gelb und Rot-Rot-Grün: Wir machen ute Wirtschaftspolitik. Sie reden nur darüber. Wir issen, was wir tun müssen, um Deutschland voranzuringen, Sie nicht. Die SPD präsentiert uns hier in Gestalt zweier An äge einen Wahlkampfblock. Der eine Antrag stammt om Februar 2012, und da war es mit dem Wahlkampf och nicht gar so schlimm. Aber bei dem zweiten, dem om 12. März 2013 stammenden „Deutschland 2020“ntrag, da kommt es ganz dicke. „Wir brauchen wieer“, heißt es da, „ein klares Bild von Deutschlands ukunft“. Das klingt fast umstürzlerisch. Es gibt ein olches Bild nicht, will uns der Antrag sagen, und er eckt Hoffnung darauf, dass mit ihm nun ein solches ild präsentiert würde. Aber keine Angst, das gechieht nicht. Entscheidend ist hier zunächst das Wörthen „wieder“, und das will ja wohl sagen, dass es ein olches klares Bild schon einmal gegeben hat. Es wird ann zwar nicht gesagt, wann das gewesen sein soll nd welches seine Kernpunkte waren, aber man muss ohl annehmen, dass die Zeit von 1998 bis 2005 geeint ist, also die Zeit der SPD-Grünen-Regierung. a also – so suggeriert uns der Antrag – hatten wir ein klares Bild von Deutschlands Zukunft“. Da darf Claudia Bögel gebene Reden )

Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724642300




(A) )

man sich kurz erinnern: Teilnahme am völkerrechts-
widrigen Krieg gegen Jugoslawien, bedingungslose
Solidarität mit den USA und folglich bis heute andau-
ernde Teilnahme am Krieg in Afghanistan, im Innern
Hartz IV, Billiglöhne, Zeitarbeit, mithin Konditionie-
rung Deutschlands für jene Rolle als Zuchtmeister Eu-
ropas, die die Kanzlerin mit ihrem CDU/CSU-FDP-
Kabinett seit 2005 auf jene Europa gefährdende Weise
ausfüllt, für die sie bei allen entscheidenden Beschlüs-
sen übrigens immer auch die Unterstützung von SPD
und Grünen hatte.

Und nun also „Zukunft“. Die Medien haben in den
vergangenen Monaten des Öfteren das Bild von einem
Linksruck in der SPD gezeichnet, und vielleicht ist da
ja auch auf der einen oder anderen Parteiversamm-
lung Entsprechendes verlautbart worden. Dieser An-
trag „Deutschland 2020“ jedoch beweist, dass es ei-
nen solchen nicht gibt; denn in diesem „Deutschland
2020“ spielt das Soziale nur eine Rolle ganz, ganz am
Rande. „Zukunftsinvestitionen für eine starke Wirt-
schaft: Infrastruktur modernisieren, Energiewende ge-
stalten, Innovationen fördern“. Das sind die weiteren
Teile der Überschrift, und so ist der ganze Antrag auch
gestrickt. Der Mindestlohn, den die SPD angeblich in
den Mittelpunkt ihres Wahlkampfes gestellt hat, ge-
hört, wenn es um eine starke Wirtschaft geht, offenbar
nicht dazu. Auch von den Gewerkschaften ist keine
Rede, und von Wirtschaftsdemokratie, also von tat-
sächlicher Mitbestimmung in den Betrieben, schon gar
nicht.

Nein, nein, der Antrag hält sich nicht mit der Suche
nach einer eigenständigen Antwort auf die drängends-
ten Fragen der Wirtschaftsentwicklung auf, sondern
demonstriert eher eine durchgängige Passfähigkeit mit
der CDU. Es ist der Wunsch nach der Rolle des Junior-
partners in der sogenannten Großen Koalition mit
CDU/CSU, der hier die Feder geführt hat, aber nicht
der Kampf um einen wirklichen Politikwechsel.

Braucht die bis in ihre tiefsten Wurzeln erschütterte
Europäische Union tatsächlich ein Deutschland, das,
wie es im Antrag heißt, als „europäischer Motor einer
schwächelnden Euro-Zone“ fungiert? Ist das ange-
sichts der Verheerungen, die Deutschland mit seinem
Billiglohn- und Zwangssparkurs in Europa angerichtet
hat, wirklich ein „klares Zukunftsbild“? Wen meint die
SPD, wenn sie von „anderen Ländern“ spricht, die
„im letzten Jahrzehnt ihr Heil vornehmlich in der
Finanzwirtschaft gesucht haben“? Und wieso ist die
SPD nicht bereit, klar und deutlich den Zusammen-
hang herzustellen zwischen dem deutschen Spardiktat
auf der einen Seite und dem dennoch unablässig stei-
genden Privatvermögen der reichsten 5 und 10 Pro-
zent in Deutschland und in Europa? Wieso spricht sie
nicht, wenn es um ein „klares Bild von Deutschlands
Zukunft“ geht, von der Zukunft Europas und somit von
der dringendst auf die Tagesordnung gehörenden So-
zialunion?

Die Anträge der SPD sind gerichtet auf Technik und
Verwaltung, ein bisschen auch noch auf Forschung

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Zu Protokoll ge

(C (D nd technische Wissenschaft, und, ja, der ökologische mbau kommt auch vor, allerdings auch er ohne alles oziale. Aber genau das wäre doch, wollte man all den Lobesängen auf die 150 Jahre der Partei Glauben schenen und ernst nehmen, wie mächtig da Ferdinand assalle gehuldigt worden ist, die Kernaufgabe der PD: eine starke Wirtschaft gar nicht anders denken u lassen als eine Wirtschaft der guten Arbeit, der soliarischen Beziehungen zwischen den Menschen, der mverteilung von oben nach unten, des Ausschließens ller Diskriminierungen, der gleichen Löhne für Frau nd Mann. Und es wäre Kernaufgabe der SPD, tatächlich europäisch zu denken und zu planen und wegukommen von „deutscher Führungsmacht“. Aber weit gefehlt. Das alles will sie nicht, die SPD, as machen ihre Anträge nur allzu klar. Und auch ies: Nirgends in „Deutschland 2020“ spielt Osteutschland eine Rolle. Die SPD nimmt es ernst: das uslaufen des Solidarpaktes 2019. Für sie ist das Prolem damit offensichtlich erledigt. Nur, die Realität pricht eine völlig andere Sprache. Noch immer ist die stdeutsche Wirtschaft von einem selbsttragenden Aufchwung himmelweit entfernt – und übrigens: die gealtige Flut des Jahres 2013 wird den Abstand erneut ergrößern; denn die ungleich größeren und länger nhaltenden Schäden sind im Osten entstanden –, noch mer klafft eine 25-Prozent-Lücke zwischen den Einommen in Ost und West, noch immer gibt es keine eineitliche Rentenberechnung. Aber das ficht die SPD icht an. Der Osten ist ihr egal. Die Anträge sprechen ine unmissverständliche Sprache. Was nun die Abstimmung angeht, so hat sich meine raktion Die Linke trotz aller Kritik an den Anträgen r Stimmenthaltung entschieden. Es könnte ja sein, ass sich in der SPD doch noch mal jemand besinnt, enn schon nicht auf Marx, so doch wenigstens auf assalle. Die zentrale Rolle der Energiewende kann im Kon xt der Industriepolitik nicht oft genug betont werden. ihr schlummert ein enormes Potenzial für die Unter ehmen, und zwar gleich in mehrerer Hinsicht. Dies ilt erstens bezüglich Energieeinsparungen, zweitens ezüglich Energieeffizienz und drittens bezüglich innoativer Ideen. Die deutsche Wirtschaft, aber auch die irtschaftspolitik müssen in der Energiepolitik um teuern und die Energiewende endlich konsequent als hance nutzen. Als drittstärkste Industrienation sind die Augen der elt auf uns gerichtet. Wir werden genau dabei bebachtet, wie wir die Energiewende umsetzen, ob wir ls Industrienation dieses wegweisende, aber auch äuerst fordernde Projekt zum Erfolg bringen. Leider – das muss ich hier sagen – wird diese chwarz-gelbe Bundesregierung dem Modellcharakter er deutschen Energiewende und somit ihrer Aufgabe Roland Claus gebene Reden Dr. Tobias Lindner )

Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724642400







(A) )

nicht gerecht. Der Zickzackkurs, den Sie hier vorlegen
– drei EEG-Novellen in vier Jahren – ist Gift für die
Wirtschaft. Sie haben es geschafft, dass die Investitio-
nen in die Energiewende fast vollständig zum Erliegen
gekommen sind. Sie haben die Unternehmen so verun-
sichert, dass sie keine Investitionen mehr wagen.

Unsere grüne Industriepolitik nimmt die Zeichen
der Zeit wahr, und wir bekennen uns konsequent zur
Energiewende. Klimaschutz, knapper werdende Res-
sourcen und der Umstieg auf erneuerbare Energien
sind „Win-win-Themen“. Wir sehen diesen Wandel als
Chance, und wir wollen diesen Wandel aktiv gestalten.

Grüne Industriepolitik ist Innovationspolitik. Ent-
scheidend ist deshalb auch, dass es eine unbürokratische
Forschungsförderung für kleine und mittelständische
Unternehmen gibt. Die schwarz-gelbe Bundesregie-
rung hat sich dies auch in den Koalitionsvertrag ge-
schrieben, aber in keiner Weise umgesetzt.

Wir Grüne bekennen uns zum Industriestandort
Deutschland; deshalb wollen wir gewisse Ausnahme-
regelungen für energieintensive Industrien im Grund-
satz beibehalten. Doch die Energiewende bedarf einer
fairen Kostenverteilung; denn sie ist eine gesamtge-
sellschaftliche Aufgabe. Somit müssen die Ausweitun-
gen von Schwarz-Gelb, welche Golfplätze und
Pommesfabriken in großer Zahl befreiten, zurück-
genommen werden. Wir wollen eine Befreiung nur für
die wirklich im internationalen Wettbewerb stehenden
Unternehmen, damit nicht Verschwendung und Investi-
tionsstillstand gefördert werden.

Die vorliegenden Anträge der SPD „Deutschland
2020“ und „Impulse für den Standort Deutschland“
haben bezüglich der Energiewende einen blinden
Fleck. Es ist doch erstaunlich, wie eine moderne In-
dustriepolitik formuliert wird, ohne auf die zentrale
Zukunftsherausforderung der Energiewende konkreter
einzugehen, und zwar eben nicht nur im Sinne von Ver-
sorgungssicherheit. Natürlich ist eine sichere Energie-
und Rohstoffversorgung wichtig für die deutsche In-
dustrie; insbesondere bei den metallischen Rohstoffen
ist die Industrie zu nahezu 100 Prozent von Importen
abhängig. Aber Sie stellen es ja gerade so dar, als be-
stehe die Gefahr, dass uns der Strom durch die Ener-
giewende abgestellt würde. Im Rohstoffbereich müssen
wir von der reinen Beschaffungsstrategie wegkommen
und Substitution und Recycling stärken. Das ist mo-
derne Industriepolitik und nicht, wie im Antrag formu-
liert, die Sicherung der Zugänge zu Minen. Das ganze
Potenzial der Energiewende, der Innovationsschub,
der ausgelöst werden kann, und die Vorreiterrolle
Deutschlands für andere Industrienationen werden
verkannt.

Der Forderung in dem Antrag, der ich allerdings
zustimme, ist die nach einem Masterplan für die einzel-
nen Schritte der Energiewende. Und wo wir der SPD
auch zustimmen, ist die steuerliche Forschungsförde-
rung für kleine und mittelständische Unternehmen.
Seit beinahe vier Jahren wartet die Wirtschaft auf die
Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung,

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(C (D ie im Koalitionsvertrag angekündigt. Die Bundesgierung vertröstet die Wirtschaft Jahr um Jahr. An esichts von Verschwendungen wie dem Betreuungseld und Mehrwertsteuersenkung für Hoteliers ist dies icht akzeptabel. Wir Grüne haben ein ausfinanziertes Konzept für ie Einführung der steuerlichen Forschungsförderung orgelegt. Unser Konzept beinhaltet eine Steuergutchrift von 15 Prozent für alle nachgewiesenen Forchungsund Entwicklungsaufwendungen für Persoal-, Sachund Investitionskosten. Gefördert werden ollen alle Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern. Ein weiterer Punkt, der uns in den Anträgen fehlt, t die Sicherung des Fachkräftebedarfs, und dazu geört eine gute Bildung. Wir müssen in unsere Bilungsinfrastrukturen investieren. Dazu findet sich kein ort in den Anträgen. Wir müssen dazu kommen, dass ie Bildungschancen gleichmäßiger und gerechter erteilt werden. Wir müssen dafür sorgen, dass Famien dabei unterstützt werden, Arbeit und Familie unter inen Hut zu bekommen. Wir müssen dafür sorgen, ass gute Arbeit auch gut bezahlt wird. Abschließend möchte ich feststellen, dass die beiden nträge einerseits wichtige Themen bezüglich einer odernen Industriepolitik ansprechen, aber anderer eits zukunftsweisende Bereiche ausblenden. Deshalb nthalten wir uns bei beiden Anträgen. Wir kommen zur Abstimmung. Tagesordnungs unkt 46 a. Der Ausschuss für Wirtschaft und Technoloie empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druckache 17/13200, den Antrag der Fraktion der SPD auf rucksache 17/12682 abzulehnen. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Das sind die Koalitionsfraktioen. Gegenprobe! – Das sind die Sozialdemokraten. Entaltungen? – Bündnis 90/Die Grünen und Linksfraktion. ie Beschlussempfehlung ist angenommen. Tagesordnungspunkt 46 b. Der Ausschuss für Wirtchaft und Technologie empfiehlt in seiner Beschlussmpfehlung auf Drucksache 17/9132, den Antrag der raktion der SPD auf Drucksache 17/8572 abzulehnen. er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Das sind ie Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – Sozialdemoraten. Enthaltungen? – Bündnis 90/Die Grünen und inksfraktion. Die Beschlussempfehlung ist angenomen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 41 auf: – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeszentralregistergesetzes und anderer registerrechtlicher Vorschriften zum Zweck der Zulassung der elektronischen Antragstellung bei Erteilung einer Registerauskunft – Drucksache 17/13222 – Vizepräsident Eduard Oswald )

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724642500




(A) )

– Zweite und dritte Beratung des von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Änderung des Bundeszentral-
registergesetzes und anderer registerrecht-
licher Vorschriften zum Zweck der Zulas-
sung der elektronischen Antragstellung bei
Erteilung einer Registerauskunft

– Drucksache 17/13616 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)


– Drucksache 17/13953 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Patrick Sensburg
Dr. Edgar Franke
Manuel Höferlin
Halina Wawzyniak
Jerzy Montag

In der Tagesordnung war ausgewiesen, dass die Re-
den zu Protokoll genommen werden.


Dr. Patrick Sensburg (CDU):
Rede ID: ID1724642600

Der vorliegende Gesetzentwurf der Fraktionen der

CDU/CSU und FDP vom 23. April 2013 wurde in ers-
ter Lesung am 25. April 2013 im Deutschen Bundestag
beraten. Am 21. Mai 2013 legte die Bundesregierung
einen inhaltsgleichen Entwurf vor. Am Mittwoch, dem
12. Juni 2013, stimmte der Rechtsausschuss des Deut-
schen Bundestages dem Gesetzentwurf der Fraktionen
der CDU/CSU und FDP mehrheitlich zu; der Gesetz-
entwurf der Bundesregierung wurde für erledigt er-
klärt. Auch der Innenausschuss des Deutschen
Bundestages stimmte dem Gesetzentwurf in seiner Sit-
zung am 12. Juni 2013 zu. Mit der heute, dem 13. Juni
2013, stattfindenden zweiten und dritten Lesung wird
das parlamentarische Gesetzgebungsverfahren abge-
schlossen.

Zum Inhalt des Gesetzentwurfs verweise ich zu-
nächst auf meine Ausführungen vom 25. April 2013.
Dennoch möchte ich nochmals kurz vorstellen, wie die
bisherige Lage war, welche Änderungen vorgenommen
wurden, wem dies welche Vorteile bringt und, letztlich,
welche Herausforderungen perspektivisch zu meistern
sein werden.

Bisher war es grundsätzlich notwendig, persönlich
bei der entsprechenden Meldebehörde vorzusprechen,
wenn man einen Antrag auf Erteilung eines Führungs-
zeugnisses aus dem Zentralregister oder einen Antrag
auf Erteilung einer Auskunft aus dem Gewerbezentral-
register stellen wollte. Wenn der Wohnsitz im Ausland
besteht, war es nach bisheriger Gesetzeslage nach
§ 30 Abs. 3 BZRG sogar notwendig, einen schriftli-
chen Antrag mit Identitätsnachweis durch Bescheini-
gung einer deutschen Konsularbehörde einzureichen.

Durch den vorliegenden Gesetzentwurf wird dieses
Verfahren nun erheblich erleichtert. Die Regelungen
im Bundeszentralregistergesetz werden dahin gehend
geändert, dass zukünftig der Antrag auf elektroni-

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(C (D chem Wege unmittelbar bei der Registerbehörde estellt werden kann. Die entsprechende Regelung nthält der neue § 30 c BZRG. Für das Gewerbezenalregister findet sich die entsprechende Regelung in 150 e GewO. Die Identifizierung des Antragsstellers wird mittels ID gemäß § 18 Abs. 2 PAuswG erreicht. Ein Abgleich it dem Melderegister wird insoweit entbehrlich. urch dieses Verfahren profitieren vor allem Bürgerinen und Bürger und im Bereich der Gewerbeordnung ie Wirtschaft. Das Verfahren wird erleichtert, bechleunigt und verbilligt. Die Antragstellung kann nun nline erfolgen. Somit wird Zeitaufwand bei der Anagstellung eingespart. Auch ist eine Reduzierung der ebühr im elektronischen Rechtsverkehr zu erwarten. Perspektivisch sind im Bereich des elektronischen echtsverkehrs aber noch Herausforderungen zu eistern. Um nämlich den elektronischen Identitätsachweis zu führen, bedarf es eines entsprechenden esegerätes, das derzeit nur wenige Bürgerinnen und ürger haben. Die zukünftige Entwicklung hin zu mehr lektronischem Rechtsverkehr wird aber dafür sorgen, ass die Möglichkeit der elektronischen Antragstelng auch von Bürgerinnen und Bürgern mehr und ehr genutzt wird. Insbesondere bei der Auskunft aus em Bundeszentralregister bedarf es nur einer einchen Identifizierung, sodass die Sicherheitsschwelle her gering anzusetzen ist. Auch dies wird dazu führen, ass sich die elektronische Antragstellung durchsetzen ird. Zuerst wird das Angebot sicher eher durch die Wirtchaft wahrgenommen werden. Hier wird sich – sofern ies noch nicht erfolgt ist – die Anschaffung entsprehender Lesegeräte empfehlen, da Auskünfte in größem Umfang eingeholt werden müssen. Sicher wird ich das Verfahren aber auch bald bei den Bürgerinnen nd Bürgern, die sich den Gang zur Behörde ersparen öchten, durchsetzen können. Die zuvor genannten Vorteile und Verbesserungen r viele Teile unserer Gesellschaft überwiegen annglichen Herausforderungen. Im Laufe der Zeit ist urch die weitere Verbreitung des neuen Personalauseises auch mit einer Zunahme der elektronischen Anäge zu rechnen. Die Einführung neuer Anwendungen ird die Attraktivität der eID-Funktion steigern. Auch er vorliegende Gesetzentwurf trägt dazu bei. Am 7. Juni 2013 gab der Bundesrat eine Stellungahme zu dem vorliegenden Gesetzentwurf ab. Hierbei urden vier Punkte problematisiert. Zwei der ange prochenen Punkte trat die Bundesregierung in ihrer egenäußerung entgegen. Hierbei handelt es sich um olgendes: Der Bundesrat schlug zum einen vor, nicht usschließlich die Registerbehörde mit der elektronichen Antragsstellung zu betrauen. Diesem Vorschlag itt die Bundesregierung zutreffenderweise entgegen. ürde man auch andere Behörden in den Prozess mit inbinden, so würde unnötigerweise eine mehrfache atenübermittlung erfolgen. Weiter schlug der )


(A) )

Bundesrat vor, den Verteilungsschlüssel für die Gebüh-
ren zugunsten der Länder zu verschieben. Da die
Hauptlast bei der Erteilung und Einziehung der Ge-
bühren aber beim Bundesamt für Justiz liegt, ist der im
Gesetzentwurf dargelegte Gebührenverteilungsschlüs-
sel angemessen.

Die zwei weiteren vom Bundesrat in seiner Stellung-
nahme angesprochenen Punkte sind dagegen sehr
bedenkenswert. Hierbei handelt es sich um den
Vorschlag, nicht nur die Änderung des Vornamens,
sondern auch die Änderung des Geburtsdatums einzu-
tragen. Diesem Vorschlag ist grundsätzlich zuzustim-
men. Eine Prüfung wird im weiteren Gesetzgebungs-
verfahren erfolgen.

Ebenso verhält es sich mit dem Vorschlag des
Bundesrates, hinsichtlich neuer Verfahren zur elektro-
nischen Identifizierung eine Rechtsverordnung zu er-
lassen. Sobald solche Verfahren bekannt werden, wird
über die Regulierung dieser Verfahren erneut disku-
tiert werden müssen. Gemeinsam mit der Bundesregie-
rung werden wir so den zukünftigen Prozess weiterbe-
gleiten.

Mit Initiativen wie dem vorliegenden Gesetzent-
wurf gelingt es der Union als Vorreiterin eines moder-
nen E-Government, zum Bürokratieabbau beizutra-
gen. Durch eine Modernisierung der Abläufe können
hier für die Bürgerinnen und Bürger sowohl zeitliche
als auch finanzielle Entlastungen geschaffen werden.
Somit ist auch der vorliegende Gesetzentwurf ein Bau-
stein der guten und vorausschauenden Rechtspolitik
der Union.


Dr. Edgar Franke (SPD):
Rede ID: ID1724642700

Durch den Übergang auf die automatisierte Antrag-

stellung durch die Bürgerinnen und Bürger selbst
schaffen wir die Grundlage dafür, dass Anträge von
Bürgern auf Erteilung eines Führungszeugnisses
wesentlich schneller bearbeitet werden können. Damit
nutzen wir den Stand der Technik. Schon 2008 hat die
damalige SPD-Justizministerin Brigitte Zypries eine
grundlegende Überarbeitung der Allgemeinen Verwal-
tungsvorschrift zur Durchführung des Bundeszentral-
registergesetzes vorgelegt, der wir dann auch hier im
Parlament zugestimmt haben. Damit konnten die
Meldebehörden beim Bundeszentralregister das Füh-
rungszeugnis elektronisch anfordern.

Ich hatte dies bereits ausgeführt, doch erachte ich
es für sinnvoll, das – zu Protokoll Gegebene – auch
hier in diesem hohen Haus deutlich und öffentlich aus-
zusprechen. Durch den Übergang von der schriftlichen
auf die elektronische Antragstellung schufen wir die
erste Grundlage dafür, dass Anträge von Bürgerinnen
und Bürgern auf Erteilung eines Führungszeugnisses
wesentlich schneller bearbeitet werden konnten. Aber
die Bürgerinnen und Bürger mussten zunächst auch
weiterhin einen Antrag auf Erteilung des Führungs-
zeugnisses bei der Meldebehörde stellen. Problema-
tisch war nämlich der elektronische Identitätsnach-

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Zu Protokoll ge

(C (D eis. Nun können es die Bürgerinnen und Bürger elbst, online und direkt, in die Hand nehmen. Die Problematisierung technischer Einführungschwierigkeiten mit dem neuen Ausweis dürfen diesen ortschritt eben nicht infrage stellen, wie es die raktion der Grünen tut. So jedenfalls wurde es in dem edebeitrag des Kollegen Wieland formuliert. Wir üssen den technischen Fortschritt auch im elektroni chen Antragsverfahren direkt ermöglichen. Nachdem mit dem neuen Personalausweis der elek onische Identitätsnachweis realisiert wurde, muss un auch die elektronische Antragstellung durch die ürgerinnen und Bürger bei Gewährung des dafür notendigen Datenschutzes möglich sein. Natürlich muss ie Datensicherheit zwingend gegeben sein. Wir wisen ja alle, dass das Recht auf informationelle Selbstestimmung eine besonders hohe Bedeutung genießt. Durch die Einführung des elektronischen Datenaususchs können Anfragen der Bürgerinnen und Bürger ünftig rascher und einfacher erledigt werden, denn er Umweg über die Meldebehörden entfällt. Mit der eplanten Rechtsänderung werden die Verfahrensbläufe bei Auskünften aus dem Bundeszentralregister lso weiter beschleunigt. Der einmal beschrittene Weg ird konsequent fortgeführt. Wer ein einfaches oder rweitertes Führungszeugnis aus dem Zentralregister enötigt, zum Beispiel wenn bei einer Bewerbung ein ührungszeugnis verlangt wird, braucht also künftig icht mehr wie bisher zum Einwohnermeldeamt zu ehen. Der Antrag auf Erteilung eines Führungszeugnisses ann direkt und online beim Bundesamt für Justiz als uständige Registerbehörde gestellt werden. Das kann och nicht allen Ernstes infrage gestellt werden. ielmehr sind technische Schwierigkeiten, die mögliherweise die Datensicherheit beeinträchtigen, beim euen Personalausweis schnellstens auszuräumen. Bedenken Sie bitte auch: Mit der direkten elektronichen Antragstellung werden auch die Kommunen entstet. Die Umstellung auf das automatisierte Verfahn verringert den bisherigen personellen Aufwand nd rationalisiert das Registerverfahren. Als ehemalier Bürgermeister weiß ich diese Vorteile zu schätzen. Die Überprüfung der Angaben zur Person erfordert uch die Angabe des Geburtsnamens für die registerchtliche Zuordnung. Erst mit dem neuen Personal usweis ist die elektronische Übermittlung des eburtsnamens möglich. Damit kann die Richtigkeit nd Vollständigkeit der Angaben zur Person und zum ohnort, die bei elektronischer Übermittlung denen es Personalausweises entsprechen müssen, durch den mpfänger überprüft werden. Das ist erst seit dem 1. Juni 2012 möglich. Um auch Personen, die okumente besitzen, in denen der Geburtsname nicht espeichert wurde, die elektronische Antragstellung zu rmöglichen, können sie den Geburtsnamen im Antrag ngeben. Wieso sehen sie hier Sicherheitslücken? In iesen Fällen wird die Registerbehörde dann eben Dr. Patrick Sensburg gebene Reden )





(A) )

einen Datenabgleich mit dem Melderegister vorneh-
men müssen. Es ist sinnvoll, die elektronische Antrag-
stellung auch zur Erteilung der Auskunft aus dem
Gewerbezentralregister zu ermöglichen, wie es der
vorliegende Gesetzentwurf vorsieht.

Nun, das Bundeszentralregistergesetz regelt die
Grundlagen der Organisation, Führung und Verwal-
tung des Zentralregisters, ferner Inhalt, Reichweite,
Dauer und Tilgung der Eintragungen sowie die
Voraussetzungen zur Erlangung von Auskünften aus
dem Register. Da ist es doch notwendig und sinnvoll,
die effiziente und vereinfachte elektronische Antrag-
stellung im Gesetz zu verankern und so an die moderne
Informationstechnologie anzupassen. Das Gesetz führt
letztlich das zu Ende, was eine sozialdemokratische
Justizministerin konzeptionell angelegt hatte. Wir
werden uns dieser Entwicklung nicht entgegenstellen,
sondern sie deutlich unterstützen und ihr zustimmen.


Manuel Höferlin (FDP):
Rede ID: ID1724642800

Wie ich auch schon in meiner Protokollrede zur ers-

ten Lesung des Bundeszentralregistergesetzes am
25. April 2013 niedergeschrieben habe, möchten wir
mit dem vorliegenden Gesetzentwurf für Bürgerinnen
und Bürger die Möglichkeit schaffen, zukünftig auch
digital Handelsregisterauskünfte und polizeiliche Füh-
rungszeugnisse zu beantragen. In puncto Bürgerfreund-
lichkeit ist dies ein weiterer wichtiger Baustein des li-
beralen Konzepts zur Verwaltungsmodernisierung,
und er erspart den Menschen in Deutschland lange
Wartezeiten auf den Ämtern. Damit unterstreicht die
FDP auch für die Verwaltungsmodernisierung: Es wa-
ren vier gute Jahre für Deutschland.

Bereits in der ersten Lesung habe ich angekündigt,
dass wir uns den Antrag der Bundesregierung noch
einmal genau anschauen werden und prüfen, ob es
noch Verbesserungen am Gesetz geben kann. Das Er-
gebnis dieser Prüfungen: Mit dem vorliegenden An-
trag werden die Möglichkeiten der digitalen Kommu-
nikation bestmöglich ausgeschöpft. Die Authentizität
der Daten wird durch den Einsatz des neuen Personal-
ausweises, nPA, gewährleistet. Die Sicherheit beim
Ausfüllen des Formulars wird durch den hohen Stan-
dard einer Verschlüsselung hergestellt. Die Bürge-
rinnen und Bürger haben so für die Stellung der
Anträge nun die Möglichkeit – analog zum verabschie-
deten E-Justice^-Gesetz –, unkompliziert im Webbrow-
ser ohne zusätzliche Hilfsprogramme Führungszeug-
nisse und Registerauskünfte zu beantragen. Das ist ein
Fortschritt.

Wie Sie sehen, konnten wir mit dem Bundeszentral-
registergesetz für die Menschen in Deutschland den
Alltag ein wenig leichter machen. Ich bitte Sie daher
um Ihre Zustimmung zu diesem Gesetz.


Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724642900

Wir reden hier heute – einmal mehr leider nur zu

Protokoll – über die von der Koalition geplanten

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Zu Protokoll ge

(C (D nderungen im Bundeszentralregistergesetz, BZR, die ie nicht müde werden über den grünen Klee zu loben. Ja, im Prinzip wäre natürlich die Schaffung eines lektronischen Zugangs zu Führungszeugnissen und uskünften aus dem Gewerbezentralregister eine sinnolle Sache. Die bisher unbedingt vorgeschriebene ersönliche Antragstellung wäre damit hinfällig. Vom esichtspunkt der Aufwandserleichterung bei der Anagstellung wäre es zu begrüßen, dass sich diese künfg unabhängig vom Wohnund Aufenthaltsort des Anagstellers bequem online erledigen lassen soll. Es ist eine wunderbare Vorstellung, Behördengänge durch ausklicks zu ersetzen. Allerdings spricht einiges ge en die Ergänzung des BZR, und ich möchte Ihnen dies ier noch einmal vor Augen führen. Der Gesetzentwurf ist Teil einer ganzen Reihe von esetzesänderungen und Initiativen, die man nicht sgelöst voneinander bewerten kann. Man muss sie ielmehr als logisch verknüpft betrachten. Und sie ind durch bestimmte technische Instrumente und ösungen verknüpft, die in keinem Fall wirklich ausereift sind. Sie sind teuer und haben sich bisher im art umkämpften Markt der Digitalisierung auch manels Akzeptanz bei den Menschen nicht durchsetzen önnen. Das genau ist der Grund dafür, dass schon auf er ersten Seite der Gesetzesbegründung auf die neuen egelungen des erst vor kurzem verabschiedeten sogeannten E-Government-Gesetzes verwiesen wird. Diees wiederum basiert auf dem De-Mail-Gesetz und der amit verbundenen unsicheren Technik. Ebenfalls unicher, weil unausgegoren, ist die im BZR noch viel tärker wirkende eID-Technik, zu der ich gleich noch ommen werde. Beides sind gravierende Systemfehler der angetrebten und theoretisch oder abstrakt durchaus egrüßenswerten elektronischen Verwaltung. Auf der achverständigenanhörung zum E-Governmentesetz wurde das für das De-Mail-Verfahren ausge prochen anschaulich dargestellt. Die Bundesregieung und Teile der Opposition scheint das nicht zu tören. Statt alles auf den Prüfstand zu stellen und ach Alternativen zu suchen, senkte man die Sichereitsstandards in den Behörden zur Weitergabe von aten ab, wie bei De-Mail, so auch hier. Der Gesetzentwurf räumt jegliche Sicherheitsbeenken beiseite: Es soll ein einfaches Verfahren sein, lso können ohne ernstzunehmende technische Sicheung auch schriftliche Nachweise eingescannt und zueschickt werden. Selbst eine Versicherung an Eides tatt über die Echtheit der Nachweise kann elektroisch abgegeben werden. Im Ergebnis droht die Identikationsfunktion zur „Signatur light“ zu werden. An den seit vielen Jahren vorangetriebenen ITroßprojekten und Konzeptionen soll mit aller Macht nd gegen jede praktische Vernunft festgehalten weren, und das kritisieren nicht nur Bürgerrechtsorganiationen oder Die Linke. So bemängelt zum Beispiel er Bundesrat zu Recht, dass die Vorschrift eine tech Dr. Edgar Franke gebene Reden )





(A) )

nologieoffene und binnenmarktfreundliche Gestaltung
verhindert. Denn neben der gesetzlich zur elektroni-
schen Identifizierung und ihrer Authentifizierung zuge-
lassenen Möglichkeit würden zukünftig im Wege der
Rechtsverordnung keine anderen Verfahren zur elek-
tronischen Identifizierung und zu ihrer Authentifizie-
rung zugelassen. Sie verengen das Ganze auf ein unsi-
cheres Verfahren und verhindern durch diese
Festlegung die Suche und Nutzung alternativer siche-
rer Verfahren. Dies wäre aber vor allem für Angehö-
rige von Staaten der Europäischen Union von Bedeu-
tung, die nicht über Dokumente nach § 18 des
Personalausweisgesetzes oder nach § 78 des Aufent-
haltsgesetzes verfügen.

Der Bundesrat kritisiert außerdem, dass mit der
Formulierung zu § 30 c Abs. 1 BZRG-E sowie zu
§ 150 e Abs. 1 GewO-E, wonach der Antrag unter
Nutzung des im Internet angebotenen Zugangs unmit-
telbar bei der Registerbehörde zu stellen ist, eine Aus-
schließlichkeitsregelung geschaffen würde. Dies
würde aber das in den Kommunen bereits aufgebaute
kommunale Onlinedienstleistungsangebot im Hinblick
auf die Onlinebeantragung von Führungszeugnissen
und Auskünften aus dem Gewerbezentralregister teil-
weise obsolet machen. Dies ist insbesondere vor dem
Hintergrund der erheblichen Investitionen, die zum
Aufbau dieser Onlinebürgerdienste getätigt wurden,
nicht hinnehmbar. Der Bundesrat kritisiert auch hier
völlig zu Recht, dass ein sachlicher Grund, warum ent-
sprechende Anträge auf elektronischem Weg aus-
schließlich bei der Registerbehörde gestellt werden
können sollen, der Begründung des Gesetzentwurfs
nicht zu entnehmen ist.

All das ficht Sie offenbar nicht an. Genauso wenig
hat es Sie interessiert, dass laut Bundesrechnungshof
bis heute bei der eID keine zertifizierte Software für
den Identitätsnachweis der notwendigen Ausweis-App
vorliegt. Sie wollen trotzdem mit dem vorliegenden
Gesetzentwurf die Bürgerinnen und Bürger dazu zwin-
gen, eine höchstwahrscheinlich unsichere Technik ein-
zusetzen. Warum? Recht offenherzig hat es neulich in
der Debatte der Kollege Sensburg für die Unionsfrak-
tion auf den Punkt gebracht: Der vorliegende Gesetz-
entwurf soll durch die zwangsweise Einführung neuer
Anwendungen die Attraktivität der bisher völlig ge-
floppten und unsicheren eID-Funktion steigern. Das
Angebot, das „sicher eher durch die Wirtschaft wahr-
genommen werden“ – MdB Dr. Patrick Sensburg

(CDU/CSU), Plenarprotokoll der 237. Sitzung vom

25. April 2013 – würde, muss per Gesetz künstlich ge-
steigert werden.

Ihre ganzen IT-Träume basieren auf unausgereiften
Techniken. Das Risiko wälzen Sie auf die Bürgerinnen
und Bürger ab. Ein Beispiel: Nach der Personalaus-
weisverordnung müssen die Nutzer der Ausweis-App
auf ihrem PC, Laptop oder anderem sicherstellen, dass
sie nur eine vom BSI zertifizierte Software einsetzen.
Wenn sie das nicht tun – und das ist das Entschei-
dende – gehen sie unkalkulierbare Haftungsrisiken

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Zu Protokoll ge

(C (D in. Das betrifft sowohl Datenverluste als auch komerzielle Aktivitäten, auf die das alles ja im Kern ab ielt. Nun wurden zwar über 4 Millionen Euro ausgegeen; eine zertifizierte Software für den Identitätsnacheis der notwendigen Ausweis-App kam dabei aber, ie gesagt, bisher nicht heraus. Dieser neuerliche oftwaremurks allein wäre an dieser Stelle ja schon inmal Grund für eine Erklärung Ihrerseits. Noch hefger wird es aber, wenn man dem Bundesrechnungshof lauben schenkt, bei Ihrer Informationspolitik. Demach wurden die Nutzerinnen und Nutzer weder über ie Nichtzertifizierung noch über die damit verbundeen rechtlichen Probleme und Risiken informiert. ierzu erwarte nicht nur ich von Ihnen eine plausible rklärung. Nun noch ein paar kurze Worte zu Ihren Kostenkalulationen: Bislang konnte noch bei keinem IT-Großrojekt das Versprechen auf eine Verringerung von ufwand und Kosten eingehalten werden. Stets war as Gegenteil der Fall, und ich prophezeie Ihnen das uch für diesen Fall. Für die Kommunen ist der Geetzentwurf eh nur wenig attraktiv, sollen doch die Geühren künftig nicht mehr ihnen, sondern dem Bund ufließen. Ob die Kommunen tatsächlich die von Ihnen rognostizierten erheblichen Kosteneinsparungen für ersonal und Sachmittel haben werden, kann ebenfalls etrost angezweifelt werden. Wenn sich jetzt also die SPD-Fraktion, wie in der rsten Lesung der Kollege Franke, ins Zeug wirft und ie Urheberschaft für den Gesetzentwurf für sich klamiert, wirft das einmal mehr ein erhellendes Licht uf Ihre konzeptionell verfehlte Politik. Seit eh und je teht die Sozialdemokratie leider unbeirrbar bei ITroßprojekten an der Seite der Union. Auf Emanzipaon in dieser Frage warten wir bisher vergeblich. Zum Schluss bleibt daher nur festzustellen, dass wir s hier mit einem weiteren Baustein einer datenschutzindlichen IT-Großprojekte-Politik zu tun haben, inem Projekt, das niemand außer einigen Unternehen braucht, das voller technischer Mängel steckt und amit einer bürgerfreundlichen E-Government-Strateie zuwiderläuft. Die LINKE wird daher bei ihrer blehnung des Entwurfs bleiben. Dieses Gesetz ist ein recht einfacher Fall: Bürger nd Unternehmen sollen Zeit, Geld und Aufwand span können, weil sie in Zukunft nicht mehr zum Amt ehen müssen, um eine Auskunft aus dem Bundeszenalregister – sprich: ein Führungszeugnis – zu bekomen, sondern können das bequem von zu Hause aus eantragen. Ähnlich soll es mit Informationen aus dem ewerbezentralregister werden. Da könnte man saen: Alles gut, kann man zustimmen. Aber so einfach ist es dann bei näherem Hinsehen och nicht. Jan Korte gebene Reden Wolfgang Wieland )

Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724643000







(A) )

Zum einen stellt sich die Sinnfrage. Bei der ver-
gleichsweise geringen jährlichen Fallzahl drängt es
sich ja förmlich auf, zu fragen: Warum soll nun ausge-
rechnet hier die elektronische Erledigung von so gro-
ßer Bedeutung sein, dass sie jetzt eingeführt wird? Es
sind rund eine halbe Million Anträge jedes Jahr, die
die Bürgerinnen und Bürger stellen. Das ist keine
kleine Zahl, aber wenn man die umgekehrt liest, dann
wird klar, warum man sich über die Prioritätensetzung
nur wundern kann: Bei rund 80 Millionen Bürgerinnen
und Bürgern fragt jeder Einzelne also statistisch gese-
hen alle 160 Jahre beim Bundeszentralregister an. Die
lebenspraktische Erleichterung hält sich also in Gren-
zen, würde ich meinen.

Das ist das Argument, das nicht für eine Änderung
spricht. Aber es gibt auch noch eines, das dagegen
spricht: die Nutzung des elektronischen Personalaus-
weises.

Die Informationen, die im Bundeszentralregister
gespeichert sind, sind von großer Tragweite – Vorstra-
fen, Maßregeln, gerichtlich festgestellte Drogenab-
hängigkeit, so etwas geht nur ganz wenige Leute unter
ganz bestimmten Umständen etwas an. Deswegen sind
der Schutz und die Sicherheit dieser Daten von aller-
höchster Priorität; sie entscheiden über Schicksale
und Lebensläufe; an ihrer Geheimhaltung hängt gege-
benenfalls die berufliche und soziale Existenz.

Nun soll der Zugang mit dem elektronischen Perso-
nalausweis erfolgen. Das ist uns nicht sicher genug.
Nach wie vor warten wir auf zertifizierte Software für
die Arbeit mit dem Ausweis. Der Bundesrechnungshof
hat das im April erst wieder in einer aktuellen Stel-
lungnahme kritisiert. Das erinnert fatal an das Pro-
blem mit den zertifizierten Lesegeräten, die erst gar
nicht zu bekommen waren, dann nur solche der unters-
ten Sicherheitsstufe. Angesichts der Art der Daten im
Register darf hier keinerlei Risiko eingegangen wer-
den.

Bleibt als Fazit: Dieses Gesetz ist ein sinnloses Un-
terfangen. Für einen kaum zu erkennenden Nutzen für
die Bürgerinnen und Bürger werden ein Datensicher-
heitsrisiko und umständliche Veränderungen der Ver-
waltung – neben der neuen Softwareinfrastruktur muss
die Registerbehörde ja in Zukunft auch selbst etwaige
vorzulegende Nachweise bearbeiten – in Kauf genom-
men. Und begründet wird das dann auch nur mit einer
Hoffnung – nämlich der, dass die Nutzung der elektro-
nischen Identifikationsfunktion in Zukunft mehr Akzep-
tanz finden wird. Dafür gibt es keinerlei Anzeichen,
das taugt also zur Begründung gar nicht. Unser Rat:
Bleiben lassen!


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724643100

Wir kommen zur Abstimmung. Der Rechtsausschuss

empfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung
auf Drucksache 17/13953, den Gesetzentwurf der Fraktio-
nen CDU/CSU und FDP auf Drucksache 17/13222 anzu-
nehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf
zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Koalitions-

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(C (D aktionen und Sozialdemokraten. Wer stimmt dagegen? – inksfraktion. Enthaltungen? – Bündnis 90/Die Grünen. er Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung angeommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Geetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Koalionsfraktionen und Sozialdemokraten. – Wer stimmt daegen? – Linksfraktion. Enthaltungen? – Bündnis 90/Die rünen. Der Gesetzentwurf ist angenommen. Unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 17/13953 empfiehlt der Rechtsausschuss, en Gesetzentwurf der Bundesregierung auf Drucksache 7/13616 für erledigt zu erklären. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Das sind alle Fraktionen des auses. Gegenprobe! – Niemand. Enthaltungen? – Nieand. Die Beschlussempfehlung ist angenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 43 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Innenausschusses dem Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan Korte, Wolfgang Gehrcke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Mehr Mitsprache des Parlaments bei Auslandseinsätzen der Bundespolizei – Drucksachen 17/8381, 17/13316 – Berichterstattung: Abgeordnete Armin Schuster Dr. Dieter Wiefelspütz Gisela Piltz Ulla Jelpke Wolfgang Wieland Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die eden zu Protokoll genommen. Die Forderung nach mehr Mitspracherecht des Par ments bei den Einsätzen der Bundespolizei im Ausnd steht immer wieder zur Debatte. Zwar kann ich ie Intention verstehen, jedoch ist die Diskussion aus einer Sicht überflüssig, da der Deutsche Bundestag ereits über weitreichende Informationsund Handngsrechte verfügt, um die Auslandseinsätze der undespolizei zu kontrollieren und gegebenenfalls zu eenden. Beteiligt sich die Bundespolizei an internaonalen Einsätzen, ist gesetzlich vorgesehen, dass der eutsche Bundestag über diesen Einsatz unterrichtet ird. Sollte man nach einer Unterrichtung zu der Erenntnis gelangen, dass ein Einsatz – aus welchen ründen auch immer – nicht gerechtfertigt ist, kann as Parlament den Beschluss fassen, den Einsatz zu eenden. Der Einsatz ist in diesem Falle dann zu beenen, und die Beamten werden abgezogen. Zudem sind nsere Mandate mit Auslandsbezug in der Regel auf in Jahr begrenzt, sodass das derzeitige Unterrichngsund Rückholrecht das Parlaments ein umfas endes Kontrollrecht darstellt. )

Günter Baumann (CDU):
Rede ID: ID1724643200

(A) )

Die mit diesem Antrag geforderte Zustimmungs-
pflicht des Deutschen Bundestages zu Auslandseinsät-
zen der Bundespolizei führt zu weit und findet auch
keine verfassungsrechtliche Legitimation. Vielmehr ist
die derzeitige Regelung vollkommen ausreichend, da
diese neben Rechtssicherheit auch der besonderen
Stellung der Bundespolizei Rechnung trägt. Es darf
nicht verkannt werden, dass die Bundespolizei eben
nicht die gleiche Funktion übernimmt wie die Bundes-
wehr. Hier muss strikt zwischen den Sicherheitskräften
getrennt werden.

Vorrangige Aufgabe der Bundespolizei ist die Wah-
rung der Sicherheit und Ordnung innerhalb der Bun-
desrepublik. Neben diesem traditionellen Auftrag kann
die Bundespolizei auch für Einsätze mit Auslandsbe-
zug herangezogen werden. Eine Verwendung der Ein-
satzkräfte der Bundespolizei im Ausland ist in § 8 Bun-
despolizeigesetz vorgesehen.

Aktuell sind 92 Beamte an Internationalen Polizei-
missionen beteiligt. Etwa 300 deutsche Polizeibeam-
tinnen und -beamte des Bundes und der Länder sind
derzeit in vier UN-Missionen, sieben EU-Missionen
und bilateralen Projekten tätig.

Werden Bundespolizisten für Auslandseinsätze ein-
gesetzt, so unterscheiden sich die Aufgaben erheblich
von den Aufgaben der Bundeswehr bei Einsätzen im
Ausland. Wenn in dem Antrag davon gesprochen wird,
dass die Aufgabenfelder annähernd identisch sind,
muss ich daher widersprechen. Bundeswehrsoldaten
übernehmen militärische Aufgaben während einer
Auslandsmission, welche – und das ist auch richtig –
nur mit Zustimmung vom Deutschen Bundestag durch-
geführt werden darf. Die Bundespolizei hingegen wird
ausdrücklich nur zu nichtmilitärischen Aufgaben he-
rangezogen. Den Polizeibeamten obliegt es, die Zivil-
gesellschaft vor Ort zu schulen und sie auf ein selbst-
bestimmtes Leben nach Abzug aller Sicherheitskräfte
vorzubereiten. Insbesondere die auszubildenden Poli-
zeibeamte in den jeweiligen Ländern profitieren von
den Erfahrungen der Bundespolizei und deren Ausbil-
dungsmöglichkeiten. Neben Schulungen und Ausbil-
dung wird die Bundespolizei bei Rettungseinsätzen
und Friedensmissionen der NATO und EU eingesetzt.

Ihrer Begründung, dass Bundespolizisten – welche
mit ihrer Arbeit ihr Leben riskieren, um das auch zu er-
wähnen – ihre Kompetenzen verkennen und mit negati-
ven Kräfte in einem Land zusammenarbeiten, trete ich
entschieden entgegen. Jeder Bundespolizist erfüllt
seine Aufgabe pflicht- und verantwortungsbewusst und
seiner Weisung entsprechend. Zudem wird von jedem
Bundespolizisten in internationalen Friedenseinsätzen
multikulturelle Kompetenz, Charakterstärke, Teamfä-
higkeit, hohe Einsatzbereitschaft und diplomatisches
Geschick verlangt, welches auch nachgewiesen wer-
den muss. Mögliches Fehlverhalten von Polizisten im
Einsatz kann darüber hinaus auch nicht mit einer Zu-
stimmungspflicht des Parlaments verhindert werden.

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(C (D soweit kann ihrer Begründung kein Argument entommen werden. Sofern gefordert wird, dass alle Einsätze der Bunespolizei im Ausland den völkerrechtlichen Normen nd dem Grundgesetz entsprechen müssen, so sei an ieser Stelle darauf hingewiesen, dass alle Einsätze eutscher Sicherheitskräfte – gleich welcher Art – den ölkerrechtlichen Normen entsprechen und mit dem rundgesetz im Einklang stehen. Ziehen Sie dies in weifel, ziehen Sie nicht nur die Arbeit des Deutschen undestages, sondern auch Ihre eigene in Zweifel. Aufgrund der klaren und deutlichen Trennung der ufgabenfelder der bewaffneten Streitkräfte und der undespolizei bei Auslandseinsätzen ist ein Parlaentsvorbehalt für Auslandseinsätze der Bundespoli ei demnach nicht erforderlich. Ferner geht die Norierung eines Rückholrechtes im Bundespolizeigesetz die falsche Richtung. Die weitreichenden Befugnisse es Parlaments sind bestens ausgestaltet. Der Antrag t abzulehnen. Die SPD-Bundestagsfraktion lehnt den Antrag Mehr Mitsprache des Parlaments bei Auslandsinsätzen der Bundespolizei“, Bundestagsdrucksache 7/8381, der Fraktion Die Linke ab. Der Entschlieungsantrag der Fraktion Die Linke enthält Richtiges, ber auch elementar Falsches, sodass nur eine Ablehung des Antrags in Betracht kommt. Es trifft zu, dass das Bundespolizeigesetz im Hinlick auf Auslandseinsätze überarbeitet werden muss. ie vorhandenen Regelungen für Auslandseinsätze der undespolizei im Bundespolizeigesetz entsprechen icht mehr dem gewandelten Aufgabenprofil der Bunespolizei bei Auslandseinsätzen. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass Auslandseinätze deutscher Polizei nur in Übereinstimmung mit em Völkerecht und mit dem Grundgesetz erfolgen dürn. Das ist geltendes Recht. Der von der Fraktion Die inke geforderte Parlamentsvorbehalt gilt allerdings icht für Auslandseinsätze der Polizei, sondern nur und usschließlich für bewaffnete Unternehmungen der eutschen Streitkräfte im Ausland. Die einfachgesetzlihe Einführung eines konstitutiven Parlamentsvorbealts für Auslandseinsätze der Bundespolizei wäre evient verfassungswidrig. Bereits dies gebietet eine blehnung des Entschließungsantrages der Fraktion ie Linke. Der Deutsche Bundestag darf keine verfas ungswidrigen Gesetze verabschieden. Die SPD-Bundestagsfraktion setzt sich insbesonere für die verbesserte Information des Parlamentes ber Auslandseinsätze der Bundespolizei, für bessere arlamentarische Kontrollmöglichkeiten, für eine veresserte Vorbereitung der eingesetzten Kräfte sowie r eine angemessenere dienstrechtliche und soziale bsicherung der eingesetzten Mitarbeiter und Mitareiterinnen ein. In diesem Sinne ist eine Novellierung es Bundespolizeigesetzes sachdienlich. Günter Baumann gebene Reden )

Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1724643300




(A) )


Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1724643400

Den Worten meines Kollegen Joachim Spatz in der

ersten Beratung dieses Antrags kann ich mich an-
schließen: Der Antrag der Linken ist intellektuell nicht
satisfaktionsfähig.

Glaubt man der Linken, dann ist unsere deutsche
Polizei der – ich zitiere – „quasi-militärische Arm der
deutschen Außenpolitik“. Das passt ins Bild, das die
Linke hier immer wieder von der Polizei zeichnet.

Die beständige Diffamierung der Polizistinnen und
Polizisten, die die Linke betreibt, ist nicht hinnehmbar.
Es ist richtig, dass in einem Rechtsstaat genau hinge-
sehen werden muss, welche Befugnisse die Polizei hat
– und darüber kann man auch trefflich diskutieren und
streiten – und auch, wie sie bestehende Befugnisse ein-
setzt. Aber hier so zu tun, als lebten wir in einem Poli-
zeistaat, in dem eine von rechtsstaatlichen Grundsät-
zen völlig entfremdete Polizei willkürlich gegen die
Menschen vorginge, ist absurd und muss vehement zu-
rückgewiesen werden.

Es fällt unter diesen Voraussetzungen schwer, sich
überhaupt mit einer Sachfrage auseinanderzusetzen;
denn die Grundannahme der Linken, mit der sie ihren
Antrag begründet, steht nicht mehr auf dem Grundkon-
sens, den ansonsten wohl alle hier im Hause teilen.

Da es aber auch durchaus vernünftige Menschen
gibt, die sich mit der Frage eines Parlamentsvorbe-
halts für Polizeieinsätze befassen, lege ich gerne dar,
warum die FDP-Fraktion dieser Forderung skeptisch
gegenübersteht.

Selbstverständlich ist es wünschenswert, dass die
Öffentlichkeit und die Abgeordneten die Einsätze wür-
digen und diese damit auf einem breiten Fundament
stattfinden. Ein Parlamentsvorbehalt ist jedoch dafür
weder erforderlich noch praktikabel. Polizeimissionen
sind mit einer Entsendung von Soldaten ins Ausland
nicht vergleichbar. Weder sind sie vergleichbar im
Hinblick auf die Art des Einsatzes und die Aufgaben,
die vor Ort erledigt werden müssen, noch sind sie ver-
gleichbar bezüglich des Umfangs in personeller Hin-
sicht. Beim Großteil der Auslandseinsätze werden nur
eine Handvoll von Polizeibeamten ins Ausland ge-
schickt. Für jeden einzelnen Einsatz bedürfte es eines
Parlamentsbeschlusses. Da zudem – richtigerweise in
unserem föderalen Staat – nicht nur die Bundespolizei
und das BKA, sondern auch Länderpolizeien beteiligt
sind, müssten die Länderparlamente ebenfalls zustim-
men.

Zentraler Punkt ist jedoch, dass bei Polizeimissio-
nen Deutschland keine militärisch ausgestatteten
Truppen in andere Staaten schickt, sondern sich am
Rechtsstaatsaufbau beteiligt und dazu beiträgt, dass
rechtsstaatliche Grundsätze der Polizeiarbeit verbrei-
tet werden.

Natürlich muss immer kontrolliert werden, ob die
Ziele erreicht werden. Auch ist ein parlamentarisches
Nachhaken – und beharrliches Nachbohren, wo nötig –

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Zu Protokoll ge

(C (D rforderlich, wenn Zweifel bestehen, ob alles richtig uft. Es ist aber doch mitnichten so, dass die Einsätze er deutschen Polizei im Ausland, wie es die Linke lauben machen will, vorrangig der Stabilisierung diktorischer Regime dienten. Wer so argumentiert, ent ieht wirklich jeder vernünftigen Debatte den Boden. Zu dem Antrag der Linken sagt die FDP-Fraktion eshalb klar und deutlich: Nein. So nicht. Die Linke will, dass Auslandseinsätze der Bundes olizei aus ihrer bisherigen Grauzone herauskommen nd einer ordentlichen Kontrolle durch das Parlament nterliegen, so wie andere Aspekte der Außenpolitik uch. Wir halten es für einen untragbaren Zustand, ass bisher alleine die Bundesregierung darüber entcheidet, ob und wohin deutsche Polizisten entsandt erden. In den allermeisten Fällen muss sie den Bunestag noch nicht einmal über diese Entscheidungen formieren, geschweige denn, dass das Parlament ein ückholrecht hätte. Es hat im vorigen Sommer viel Protest gegeben, als erauskam, über wie viele Jahre hinweg deutsche olizisten Ausbildungshilfe für die belarussische Miliz eleistet haben. Vor allem die Kollegen von SPD und rünen haben sich empört, wie es denn sein könne, ass am Parlament vorbei mit Sicherheitsbehörden eier Diktatur kooperiert werde. Mich hat das damals enig gewundert, und ich finde, es gibt noch weit bes ere Beispiele, über die man sich empören müsste. twa der Polizeieinsatz in Afghanistan, mit dem deutche Polizisten zum Krieg am Hindukusch beitragen. enn jeder weiß, dass die afghanische Polizei dazu da t, zusammen mit dem Militär die Aufständischen zu ekämpfen und dass sie schwere Menschenrechtsvertzungen begeht. Oder nehmen wir den Einsatz der Bundespolizei in audi-Arabien. Da wird den sogenannten Sicherheitsräften einer feudalen Diktatur, die auf jegliche Menchenrechte pfeift, Unterstützung geleistet, die bis ahin geht, ihnen den Umgang mit Schusswaffen beiubringen, bezeichnenderweise ausgerechnet mit dem turmgewehr G 3 aus deutscher Produktion. Saudirabien hat während des Arabischen Frühlings mit anzern geholfen, die Demokratiebewegung in Bahain zu überrollen, aber das hindert die Bundesregieung nicht daran, den saudischen Repressionsapparat ittels deutscher Polizisten noch stärker aufzurüsten. Belarus, Afghanistan, Saudi-Arabien – das sind nur inige Beispiele dafür, die zeigen, was dabei herausommt, wenn man die Bundesregierung unkontrolliert n lässt. Die Union wird hier behaupten, es gebe chon eine vollumfängliche Aufklärung über Polizeiinsätze. Das ist Unsinn, wie schon ein einfacher Blick das Bundespolizeigesetz zeigt. Denn so unglaublich s klingt: Der Deutsche Bundestag hat keine Mitsprahe bei solchen Einsätzen. Deswegen konnte ja letztes ahr erst die Empörung wegen des Belarus-Einsatzes gebene Reden )

Ulla Jelpke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724643500




(A) )

entstehen, weil man über den niemals informiert wor-
den ist.

Einzige Ausnahme sind Einsätze im Rahmen von
EU- oder UN-Missionen, da gibt es rudimentäre Par-
lamentsrechte, aber die Masse machen bilaterale Ein-
sätze aus. Die müssen nicht vom Bundestag beschlos-
sen werden, er kann bei der Ausgestaltung nicht
mitreden, er kann sie nicht beenden, und in den meis-
ten Fällen braucht er von der Bundesregierung nicht
einmal informiert zu werden, es sei denn, er fragt kon-
kret nach. Aus diesem Grund erkundigt sich Die Linke
jedes Quartal nach den aktuellen Einsätzen. Wenn wir
das nicht täten, wüsste man praktisch überhaupt nichts
über das Thema.

Dieser vordemokratische Zustand ist umso weniger
haltbar, als die Bedeutung von Polizeieinsätzen
wächst. Die Entsendung von Polizisten ist von strate-
gischer außenpolitischer Bedeutung. Es geht darum,
prowestliche Regime zu stärken, siehe Saudi-Arabien.
Es geht darum, nach Kriegseinsätzen die Polizei in ein
umfassendes Besatzungsmanagement einzubinden,
siehe Afghanistan. In diesen Tagen beginnt eine Poli-
zeimission in Libyen, deren zivil-militärischer Charak-
ter ebenfalls auf der Hand liegt, und bei der es eben-
falls nicht um Menschenrechte geht, sondern um den
strategischen Einfluss der EU auf Nordafrika. Und
dies alles geschieht, ohne dass es wie im Falle der
Bundeswehr wenigstens noch einer öffentlichen De-
batte in Form einer Befassung des Parlaments bedarf.

Die Linke sagt nicht, dass jeder Polizeieinsatz im
Ausland ein Skandal ist. Natürlich haben wir nichts
gegen eine grenzüberschreitende Verfolgung gewöhn-
licher Verbrecher. Aber manchmal sind diese Einsätze
eben skandalös, und deshalb will die Linke, dass mit
dieser Heimlichtuerei Schluss ist. Ich bin der Mei-
nung: Wer sich darüber empört, und zwar zu Recht,
dass deutsche Polizisten bisweilen zur Stärkung auto-
ritärer Regime benutzt werden, muss unserem Antrag
zustimmen. Wer nicht will, dass deutsche Polizisten in
Kriege eingebunden werden, muss unserem Antrag zu-
stimmen. Deswegen muss der Bundestag endlich das
Recht bekommen, solche Einsätze zu verhindern bzw.
sie abzubrechen. Wir sind uns wenigstens auf der for-
malen Ebene darin auch mit der Gewerkschaft der
Polizei einig.

Im federführenden Innenausschuss ist unser Antrag
aber nicht nur von der Koalition, sondern auch von
SPD und Grünen abgelehnt worden. Das wird wohl
damit zu tun haben, dass auch diese Oppositionspar-
teien gerne an dem Mittel klammheimlicher Polizeiein-
sätze festhalten wollen, wenn sie wieder mal an der
Regierung sind. Denn edle Motive kann es nicht geben,
wenn man es ablehnt, solche politisch mitunter sehr
heiklen Einsätze besser vom Parlament und der Öf-
fentlichkeit kontrollieren zu lassen. Die Linke jeden-
falls gesteht der Bundesregierung, egal in welcher Zu-
sammensetzung, kein legitimes Interesse daran zu, die
polizeiliche Kooperation mit Diktaturen zu verheimli-
chen.

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Zu Protokoll ge

(C (D Ein Antrag typisch Linkspartei: relevantes Thema rkannt, dann aber in den eigenen Widersprüchen vereddert und auch mal wieder nicht willens, die eigenen ünsche auch in Gesetzesform zu gießen. Die Bundespolizei hat in den letzten Jahren immer ehr auch Aufgaben im Ausland übernommen. Das ist Rahmen ihres Auftrags, und viele Bundespolizistin en und Bundespolizisten, aber auch Kolleginnen und ollegen aus den Ländern haben wichtige Missionen bernommen. Vor allem bei Ausbildung und Beratung er Polizei vor Ort, wie zum Beispiel in Afghanistan, aben diese Beamtinnen und Beamten einen wichtigen eitrag zur Umsetzung außenpolitischer Ziele und für en Aufbau einer zivilen Ordnung geleistet. Natürlich sind diese Einsätze schwierig, oft genug uch frustrierend. Der Fortschritt ist, wie immer, eine chnecke; die Koordination zwischen Bund und Länern ist holprig, Auslandseinsätze sind besonders bestend, und wenn sie wieder zu Hause ankommen, üssen nicht wenige Polizistinnen und Polizisten fest tellen, dass der ganze Aufwand eher nicht karriererdernd war. Es braucht also bessere Planung und ine Steigerung der Attraktivität, damit es auch weiterin sinnvolle Einsätze der Bundespolizei im Ausland eben kann. Das ist aber nicht Thema dieses Antrages zu seinem Schaden, wie ich meine –, sondern hier eht es um die Frage der parlamentarischen Mitsprahe bei den Einsätzen. Bisher ist es ja so, dass die Bundespolizei im Weentlichen von der Bundesregierung zu Einsätzen entandt wird; eine Mandatierung analog des Bundesehreinsatzes gibt es nicht. Und es gibt auch nur eine udimentäre Kontrolle und Information des Parlamens. Ersteres ist zwar aus unserer Sicht nicht richtig, ber verfassungsrechtlich gedeckt; der Mangel an Inrmation gefährdet aber ganz eindeutig die Rolle des undestages als Kontrolleur der Bundesregierung. eswegen sind die Forderungen im Antrag der Linksartei auch dem Grunde nach richtig. Was aber nicht eht, ist, so einen Antrag vorzulegen und ihn dann chon im ersten Absatz wieder ad absurdum zu führen; enn Sie wollen das alles nur, wenn die Bundespolizei icht „zur Unterstützung von Kriegen“ eingesetzt ird. Das ist ja auch richtig, nur wir kennen Ihre Defiition von Krieg; denn Sie haben noch quasi jeden insatz der Bundeswehr in den letzten Jahren als imerialistischen Akt gewertet; und demzufolge wäre uch das hier von Ihnen eingeforderte Gesetz nie anendbar. Das ist natürlich auch, wie immer, Ihr formas Problem, dass Sie – als Teil der gesetzgebenden ewalt – von der Exekutive die Vorlage eines Gesetz ntwurfes fordern; das gewöhnen wir Ihnen nicht mehr b. Wir haben stattdessen selbst einen Gesetzentwurf rmuliert, der den vernünftigen Teil Ihrer Ziele dann uch tatsächlich in gesetzliche Form gießt. Den weren wir hier nicht mehr abschließend behandeln könen. Er liegt Ihnen als Drucksache 17/12710 vor; Sie önnen sich das ja schon einmal zu Gemüte führen, Ulla Jelpke gebene Reden Wolfgang Wieland )

Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724643600







(A) )

denn wir werden diesen Entwurf sicher in der neuen
Wahlperiode wieder einbringen. Wir regeln darin sehr
ausführliche Informationspflichten und schaffen ein
Rückholrecht des Bundestages. Denn wir wollen nicht,
dass die Bundespolizei quasi als Armee-Ersatz in die
Welt geschickt wird. Deswegen müssen wir einen Ein-
satz auch beenden können, wenn wir die Situation für
zu gefährlich halten. Eine konstitutive Zustimmung
halten wir nicht für notwendig, wenn die Information
dicht genug ist. Dann reicht es aus, wenn der Bundes-
tag im Notfall die sofortige Beendigung einer Mission
einfordern kann.

An Ihrem Antrag fehlt uns zu viel, an Inhalt, an Ge-
nauigkeit, letztlich auch an Ernsthaftigkeit. Deswegen
lehnen wir ihn ab.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724643700

Wir kommen zur Abstimmung. Der Innenausschuss

empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksa-
che 17/13316, den Antrag der Fraktion Die Linke auf
Drucksache 17/8381 abzulehnen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Das sind die Koalitionsfraktio-
nen, Sozialdemokraten und Bündnis 90/Die Grünen.
Gegenprobe! – Linksfraktion. Enthaltungen? – Infolge-
dessen niemand. Die Beschlussempfehlung ist angenom-
men.

Ich rufe den Zusatzpunkt 14 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu der
Unterrichtung durch den Bundesbeauftragten für
den Datenschutz und die Informationsfreiheit

Tätigkeitsbericht 2009 und 2010 des Bundes-
beauftragten für den Datenschutz und die In-
formationsfreiheit

– 23. Tätigkeitsbericht –

– Drucksachen 17/5200, 17/13936 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Stephan Mayer (Altötting)
Gerold Reichenbach
Gisela Piltz
Jan Korte
Dr. Konstantin von Notz

Die Reden sollen zu Protokoll gegeben werden.1) –
Alle sind damit einverstanden.

Wir kommen infolgedessen gleich zur Abstimmung.
Der Innenausschuss empfiehlt in seiner Beschlussemp-
fehlung auf Drucksache 17/13936, in Kenntnis des
genannten Berichts auf Drucksache 17/5200 eine Ent-
schließung anzunehmen. Wer stimmt für diese Be-
schlussempfehlung? – Das sind alle Fraktionen des Hau-
ses. Gegenprobe! – Niemand. Enthaltungen? – Niemand.
Die Beschlussempfehlung ist angenommen.

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d1) Anlage 16

(C (D Ich rufe den Tagesordnungspunkt 44 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend trag der Abgeordneten Ulrich Schneider, Kai Gehring, Volker Beck neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Queere Jugendliche unterstützen – Drucksachen 17/12562, 17/13932 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Peter Tauber Christel Humme Florian Bernschneider Cornelia Möhring Ulrich Schneider Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die eden zu Protokoll genommen. Wir debattieren heute erneut über den Antrag der rünen zur Unterstützung von queeren Jugendlichen. der zurückliegenden Debatte bestand fraktionsüber reifend Einigkeit darüber, dass gerade schwule, lesbiche und transsexuelle Jugendliche hohen Belastunen ausgesetzt sind. Andererseits ist erfreulich, dass ich zwischenzeitlich das gesellschaftliche Klima geenüber schwulen, lesbischen und transsexuellen Juendlichen stark verbessert hat. Dies ist eine erfreuche Entwicklung, an der auch die Politik mit den von r vorgenommenen Maßnahmen ihren Anteil hat. Kei esfalls sind wir jedoch am Ziel, was ein gleichberechgtes Zusammenleben der Menschen mit ihren unterchiedlichen sexuellen Ausprägungen anbetrifft. In dem vorliegenden Antrag werden eine ganze eihe von Forderungen erhoben. Wir hatten zwischeneitlich bereits mehrfach die Gelegenheit, darüber zu prechen. Es bleibt dabei, dass ein Großteil der vorgechlagenen Maßnahmen nicht in den Zuständigkeitsereich des Bundes fällt und dem Antrag allein schon adurch die nötige Präzision fehlt. Vielfach handelt es ich um Zuständigkeiten der Länder sowie der Komunen. Zu nennen ist hier beispielhaft die Forderung ach Beratungsangeboten für Jugendliche im ländchen Raum, eine sicherlich zutreffende Forderung, llerdings an den falschen Adressaten. Es handelt sich ierbei um Aufgaben der Kinderund Jugendhilfe, die er Bund – wenn überhaupt – dann über den Kindernd Jugendplan unterstützen kann. Mit Blick auf die ier zur Verfügung stehenden Mittel und die vielfältien Anforderungen an den KJP können flächendekende Maßnahmen nicht erwartet werden. Dies geört nicht in den Aufgabenbereich des KJP. Ich denke, ies ist den Fachkollegen auch allen bewusst. Zudem ist es ja auch nicht so, dass es keine Untertützung aus dem KJP gibt. Zu nennen ist hier das bunesweit agierende Jugendnetzwerk Lambda e.V. Es )

Dr. Peter Tauber (CDU):
Rede ID: ID1724643800

(A) )

vertritt die Interessen junger Lesben, Schwuler, Bise-
xueller und Transgender in der Öffentlichkeit und wird
seit 1990 regelmäßig aus Mitteln des Kinder- und Ju-
gendplans gefördert. Lambda hält für Jugendliche spe-
zielle Angebote vor, in denen die Jugendlichen in einer
Peer-to-Peer-Beratung wichtige Unterstützung bei
Themen wie Coming-out, Partnerschaft und Diskrimi-
nierung erhalten.

Auch die Forderungen im Zusammenhang mit der
Schule richten sich nicht an den richtigen Adressaten.
Hier ist einmal mehr die Hoheit der Länder berührt –
und wir tun gut daran, diese auch zu respektieren.
Adressat wäre hier viel eher die Kultusministerkonfe-
renz, die ein abgesprochenes Vorgehen der Länder auf
den Weg bringen könnte. Zum Bereich der Kinder- und
Jugendhilfe habe ich ja schon erwähnt, dass wir hier
die Länder in die Pflicht nehmen müssen, um die staat-
lichen Kompetenzen zu wahren.

Wie schon im Ausschuss besprochen, geht die For-
derung nach der Erstellung von Broschüren durch die
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in
mehreren Sprachen am tatsächlichen Bedarf vorbei.
Schließlich haben sich lediglich 8 Prozent der betroffe-
nen Migrantinnen und Migranten für eine Broschüre
in der eigenen Sprache starkgemacht. Im Hinblick auf
die bestehende Knappheit der Ressourcen ist dies si-
cherlich kein zielführender Vorschlag. Zielführend ist
sicherlich auch nicht der Vorschlag, in die Arbeits-
schritte der in Auftrag gegebenen Studie einzugreifen.
Dies würde zulasten der Qualität gehen. Das ist si-
cherlich nicht in unserem Sinne. Das BMFSFJ hat
deutlich gemacht, dass bis 30. Juni der Zwischenbe-
richt vorgelegt wird. Sämtliche Ergebnisse der Pilot-
studie werden im Herbst 2013 als Abschlussbericht
vorliegen. Nach jetzigem Stand ist auch nicht von Ver-
zögerungen auszugehen. Es ist sehr vernünftig, eine
solide Grundlage zur weiteren Entscheidungsfindung
zu erhalten.

Unser Ziel bleibt: Es muss in unserer Gesellschaft
die Kultur der Vielfalt ausgebaut werden. Aus diesem
Grund ist es wichtig, besonders den Jugendlichen und
jungen Erwachsenen ein Umfeld zu ermöglichen, in
dem sie selbstbestimmt ihre sexuelle Orientierung le-
ben können. Dies sage ich in dem Bewusstsein, dass
wir in den zurückliegenden Jahren bei dem Thema
Schritt für Schritt weiterkommen, sowohl bei den kon-
kreten politischen Maßnahmen wie zum Beispiel die
Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebenspartner-
schaften im Beamtenrecht als auch im gesellschaftli-
chen Bereich.

Sehr erfreulich ist in diesem Zusammenhang die
Entwicklung bei den intersexuellen Menschen, für die
wir konkrete Verbesserungen erreichen konnten. Ich
bin mir sicher, dass wir erst den Anfang einer umfas-
senden Entwicklung in diesem Bereich gemacht haben.
Der Kongress im zurückliegenden Monat hat deutlich
gemacht, dass es eine entsprechende Aufbruchsstim-
mung gibt. Diese sollten wir nutzen.

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Zu Protokoll ge

(C (D Wir debattieren heute abschließend über den Antrag on Bündnis 90/Die Grünen „Queere Jugendliche tärken“. Um es direkt vorwegzunehmen: Ich untertütze für die SPD-Bundestagsfraktion diesen wichtien und richtigen Antrag! Auch in der gestrigen abschließenden Befassung im uständigen Familienausschuss wurde es wieder einal deutlich: Für Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen on der Union, besteht weitestgehend kein Handlungsedarf. Sie verweisen auf gesellschaftliche Fortchritte auch bei der Akzeptanz schwul-lesbischer Leensformen und auf Aufklärungsprojekte, die durch as Bundesfamilienministerium im Rahmen des Kinerund Jugendplans gefördert werden. Dies alles ist durchaus richtig, aber bei weitem och nicht genug. In vielen Staaten Osteuropas oder in Russland ist as Leben für Lesben, Schwule, Bi-, Interund Transexuelle schwer erträglich. Die russische Duma etwa eschloss in dieser Woche ein skandalöses „Gesetz geen die Propaganda von nicht traditionellen Verhältissen“, nach dem allen Menschen, die in der Öffentchkeit von Homosexualität sprechen oder für Respekt egenüber Transsexuellen werben, künftig Strafen von Million Rubel drohen. Nur vor diesem Hintergrund rscheint ein „queeres Leben“ hierzulande fast schon aradiesisch. Für viele junge Menschen ist ihre Schulzeit in eutschland allerdings die Hölle. Sie erleben dort Tag r Tag ein Klima der Homophobie und der Angst. Von itschülerinnen und Mitschülern, der Lehrerschaft owie in Unterrichtsmaterialien wird ihnen Heteroseualität als einzige gesellschaftliche Norm vermittelt. chimpfwörter und Beleidigungen wie „schwule Sau“, Tunte“, „Transe“, „Schwuchtel“ oder „Kampflesbe“ achen ihnen immer wieder schmerzhaft deutlich, wie orniert eng und vorurteilsbehaftet unter ihren Altersenossen Geschlechterrollen und vermeintlich „richties“ Mannund Frau-Sein ausgelegt werden. Ein aktueller Bericht der Europäischen Union für rundrechte, in der die Diskriminierungsund Gewalt rfahrung von mehr als 93 000 Lesben, Schwulen, Bind Transsexuellen, GLBT, ab 18 Jahren in allen Staan der Europäischen Union und Kroatien untersucht urden, bestätigt diesen besorgniserregenden Befund. o erinnerten sich mehr als 80 Prozent aller Umfrageilnehmerinnen und -teilnehmer an negative Bewerngen oder Mobbing von lesbischen, schwulen, bi der transsexuellen Mitschülerinnen und Mitschülern. wei Drittel aller Befragten haben in der Konsequenz re eigene sexuelle Ausrichtung häufig oder immer erschwiegen. 46 Prozent und damit fast jede Zweite us der Gruppe der GLBT fühlt sich in Deutschland ufgrund der sexuellen Orientierung/Identität diskriiniert. Der EU-Durchschnitt liegt mit 47 Prozent iskriminierungserfahrung nur leicht über diesem ert. Dr. Peter Tauber gebene Reden )

Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1724643900




(A) )

In diesem Klima wagen es auch hierzulande viele
verständlicherweise nicht, zu ihrer eigenen sexuellen
Identität, zur eigenen sexuellen Orientierung zu ste-
hen. Sie verleugnen sich, ihre Bedürfnisse und ihre
Sehnsüchte – vor anderen und vor sich selbst. Die
schlimmen Konsequenzen sind bekannt. Isolation und
Depression, die zu einem signifikant höheren Suizidri-
siko bei Jugendlichen führen, sind verzweifelte Hilfe-
rufe, denen wir entschiedener als bisher begegnen
müssen.

Der Schulhof ist in diesem Fall der beschämende
Spiegel von Ressentiments und offenen Diskriminie-
rungen, denen Lesben, Schwule, Trans- und Intersexu-
elle in unserer Gesellschaft noch immer ausgesetzt
sind. Daher müssen die Themen sexuelle Vielfalt und
Homosexualität dringend verbindliche Querschnitts-
themen in den Lehrplänen aller Bundesländer werden.
Außerdem sind die Länder in der Verantwortung, wäh-
rend des Studiums und der Weiterbildung Lehrkräfte
entsprechend für das Thema zu sensibilisieren.

Es darf nicht länger eine Frage des persönlichen
Engagements von Schulleitung und Lehrerinnen und
Lehrern sein, um an jeder Schule bundesweit ein
angst- und diskriminierungsfreies Umfeld sicherzu-
stellen. Dies ist auch eine zentrale Forderung der be-
reits erwähnten Untersuchung der EU-Grundrechts-
agentur. Denn nur so können wir selbstverständliche
Akzeptanz auch für sexuelle Minderheiten stärken.
Und das gilt nicht nur für die Schülerinnen und Schü-
ler, sondern auch für schwule oder lesbische Lehrer
und Lehrerinnen, von denen es verständlicherweise in
einem homophoben Klima viele vorziehen, sich nicht
zu outen.

Dabei ist die Sichtbarkeit von Vielfalt ein unver-
zichtbarer Schritt zur Wahrnehmung und Akzeptanz.
Hier ist also konkretes Handeln gefragt. Das Rad muss
nicht neu erfunden werden – gute Rezepte liegen be-
reits vor.

Vor allem mein Heimatland Nordrhein-Westfalen
und auch Berlin haben sehr gute Aktionspläne mit kon-
kreten und umfangreichen Maßnahmen für Schulen
und Hochschulen erarbeitet, mit denen die Sichtbar-
keit und die Akzeptanz von sexuellen Minderheiten ge-
stärkt werden soll.

Der Berliner Fünf-Punkte-Plan beispielsweise bie-
tet konkrete Sofortmaßnahmen, mit denen Schulen zum
angst- und diskriminierungsfreien Lernort für alle
werden können. Dazu gehören: konkrete Ansprechper-
son für GLBT benennen, konsequente Intervention bei
allen schwulen- und lesbenfeindlichen Äußerungen,
Sichtbarkeit sexueller Vielfalt fächerübergreifend in
Aufgabenstellungen/Grafiken stärken, dazu gehört
auch die Einladung externer „Aufklärungsteams“ –
Stärkung der Partizipationsmöglichkeiten von Kindern
und Jugendlichen, umfassende und altersgemäße Se-
xualerziehung.

Ein großer Einfluss kommt auch der Ausgestaltung
der Schulbücher zu. Es ist nicht nachvollziehbar, wa-

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Zu Protokoll ge

(C (D um das dort vermittelte Familienbild noch immer chwule oder lesbische Lebensformen ausschließt und uf diese Weise ein geschlossenes heteronormatives esellschaftsbild zeichnet, das in dieser Form nicht er Realität entspricht. Hier ist die Kultusministerkonferenz der Länder in er Verantwortung, kritisch zu hinterfragen, ob die akellen Lehrwerke tatsächlich ihren Beitrag dazu leisn, gesellschaftliche Realitäten abzubilden und posive Rollenvielfalt zu ermöglichen. Dieser Anspruch uss sich als konkreter Qualitätsstandard zur Bewerng künftiger Lehrwerke finden. Um Schule tatsächlich zu einem Lern-Ort der Toleanz und des gegenseitigen Respekts zu machen, solln wir außerdem einen Blick auf die ursprüngliche edeutung des Begriffs der Inklusion werfen. Aktuell ird der Begriff mit Bezug auf die UN-Konvention ber die Rechte von Menschen mit Behinderungen auf as gleichberechtigte Miteinander von Menschen mit nd ohne Behinderung verwendet. Doch im Kern geht s um viel mehr. Der Inklusionsgedanke besagt: Es ibt nicht die Normalität. Normalität bedeutet Vielfalt nd Verschiedenheit und gleiche Teilhabe für alle enschen. Hier wünsche ich mir auch in Deutschland ine breite gesellschaftliche Debatte, um auch auf dieem Weg für sexuelle Minderheiten ihr Recht auf eine iskriminierungsfreie und gleichberechtigte Teilhabe m (Schul-)Leben zu sichern. Ich erwähnte es eingangs: Schule ist das Spiegelild unserer Gesellschaft. So richtig und wichtig es ier ist, sexuelle Vielfalt unverkrampft und positiv zu ermitteln – auch die Politik steht in der konkreten erantwortung, durch ihre Gesetzgebung entsprehende Normen und Werte für eine diskriminierungseie Gesellschaft zu setzen. Dieser Verantwortung, meine Damen und Herren or allem von der Union, sind Sie in dieser Legislatur hrlässig nicht nachgekommen! Indem Sie – auch ge en zunehmenden Widerstand in Ihren eigenen Reihen nd gegen die Mehrheit unserer Bevölkerung – noch mer stur an einer Zweiklassengesellschaft besteend aus heterosexueller Ehe auf der einen und eingeagener Lebenspartnerschaft auf der anderen Seite sthalten, senden Sie die Botschaft: Alle Menschen ind gleich, aber heterosexuelle Menschen bleiben och (schützens-)werter als homosexuelle. Dies ist icht nur in hohem Maße diskriminierend, sondern, ie das Bundesverfassungsgericht zuletzt beim Eheattensplitting für homosexuelle Paare urteilte, auch esetzeswidrig! Doch solange selbst eine als fortschrittlich geltende inisterpräsidentin der CDU öffentlich erklärt, sie üsse sich beim Thema Adoptionsrecht für homosexu lle Paare „zwingen, zwischen dem zu unterscheiden, as mir der Intellekt sagt und meinem Bauchgefühl“, erden wir noch einen langen Atem brauchen, um icht nur an Schulen endlich alle Vorbehalte und Dis Christel Humme gebene Reden )





(A) )

kriminierungen gegenüber Schwulen, Lesben, trans-
und intersexuellen Menschen abzubauen.


Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1724644000

Die Gleichstellung eingetragener Lebenspartner-

schaften mit der Ehe schreitet voran, Politiker gehen
heute selbstverständlicher mit ihrer Homosexualität
um. In staatlichen Institutionen wie der Bundeswehr
wird auf Nichtdiskriminierung geachtet – all das sind
positive Signale an Jugendliche, dass es normal ist,
verschieden zu sein, eben auch hinsichtlich der sexu-
ellen Orientierung. Dennoch reichen diese Signale nicht
aus. Die Studie im Auftrag des Bundesministeriums für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend zur Lebens-
situation und Diskriminierungserfahrungen von homo-
sexuellen Jugendlichen macht den gesellschaftlichen
Handlungsbedarf deutlich. Auch Umfragen unter Ju-
gendlichen über die Haltung gegenüber Homosexuali-
tät zeigen, dass Toleranz und Akzeptanz in jeder Gene-
ration neu erarbeitet werden müssen.

Für die FDP gilt: Diskriminierung ist nicht zu ak-
zeptieren – egal wo und in welcher Form sie in unserer
Gesellschaft stattfindet. Deshalb ist es für uns auch
ein wichtiges Anliegen, dass schwule, lesbische, bi-
sexuelle, transsexuelle und intersexuelle Jugendliche
gleichberechtigte Chancen haben und ohne Diskrimi-
nierung aufwachsen. Auch heute noch ist das Coming-
out eine Herausforderung. Lesbische und schwule Ju-
gendliche müssen ebenso wie trans- und intersexuelle
junge Menschen ihre Identität finden. Sie müssen in
Teilen der Gesellschaft stärker um ihre Akzeptanz
kämpfen und brauchen dafür Anerkennung und Unter-
stützung. Aber wir sollten die Augen nicht davor ver-
schließen, dass ein Großteil der Vorschläge im vorlie-
genden Antrag, insbesondere zur Schulpolitik und
Jugendhilfe vor Ort, in die Kompetenz der Bundeslän-
der fallen. Die Länder und Kommunen sind hier in der
Verantwortung und müssen dafür auch entsprechende
Mittel bereitstellen. Auch ein möglicher Aktionsplan
muss diese föderale Aufgabenverteilung beachten.

Unterstützung für Jugendliche im Coming-out darf
die Jugendlichen nicht durch eine falsche Antidiskri-
minierungsrhetorik in eine Opferecke stellen. Stattdes-
sen müssen wir sie stolz und stark machen, dass sie
ihre Identität finden. Denn selbstbewusste Jugendliche
sind seltener Opfer von Diskriminierung.

Und: Die Sprache des Antrags geht an der Lebens-
welt der Jugendlichen vorbei. Kaum ein schwuler
Junge, kaum ein lesbisches Mädchen definiert sich als
„queer“. Sie sind zunächst froh, wenn sie ihre Identität
als schwul oder lesbisch gefunden haben. Man kann
die im Antrag erwähnten Zielgruppen nicht alle über
einen Kamm scheren. Eine junge Lesbe im Coming-out
hat andere Bedürfnisse als ein transsexueller Jugend-
licher – und dieser oder diese wiederum andere als ein
Intersexueller. Für alle gemeinsam ist es aber ein guter
Ansatz, eine vielfältige und tolerante Gesellschaft zu
unterstützen, in der das Individuum in seiner Einzig-
artigkeit im Mittelpunkt steht.

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Zu Protokoll ge

(C (D Die FDP hat in dieser Wahlperiode die Bundesstifng Magnus Hirschfeld durchgesetzt. Die Stiftung urde bereits im Jahr 2000 vom Bundestag versprohen. Dieses Versprechen wurde weder von Rot-Grün och von Schwarz-Rot in die Realität umgesetzt. Wir aben es gemacht. Die Stiftung tritt durch Bildung und orschung der Diskriminierung entgegen. Mehr als 0 Millionen Euro hat die Bundesregierung hier invesert. Wir Liberale wollen in der nächsten Wahlperiode ieses Stiftungskapital aufstocken. Mit dieser verbeserten Finanzausstattung wollen wir es ermöglichen, erade Aufklärungsprojekte in der schulischen und beuflichen Bildung sowie der Jugendarbeit stärker zu nterstützen. Schwul-lesbische Schulaufklärungsprokte wie SCHLAU NRW, das Nachahmer in anderen undesländern gefunden hat, müssen bundesweit verreitet werden. Dazu leistet die Bundesstiftung Magus Hirschfeld bereits heute einen wichtigen Beitrag. ie finanzierte als ihr erstes Projekt die Bundesvernetung der Schulaufklärungsprojekte. In diesen Tagen finden in vielen deutschen Städten ie Christopher-Street-Days statt. In anderen Ländern eißen sie Gay Pride. Und dieser Pride, dieser Stolz, t das, was wir allen vermitteln wollen. Wir wollen, ass schwule, lesbische, bi-, transund intersexuelle ugendliche so fühlen, so lieben und so leben können, ie sie es wollen – frei von Diskriminierung und stolz arauf, wie sie sind. Queere Jugendliche zu unterstützen, ist eine wich ge Aufgabe. Deshalb begrüßen wir den Antrag von ündnis 90/Die Grünen. Immer wieder schrecken Beichte über gemobbte Schülerinnen und Schüler auf. ei der genaueren Betrachtung stellt man fest, dass äufig die vermeintliche oder tatsächliche Sexualität es Schülers oder der Schülerin von Bedeutung ist. Die ezeichnung „schwul“ ist nicht nur die selbstbewusste igenbezeichnung homosexueller Männer, es ist zuleich eines der häufigst gebrauchten Schimpfworte sbesondere in Fußballstadien und Schulen. Die eine der der andere mag nun beschwichtigen, dies sei ja icht so gemeint oder „schwul“ würde halt einfach als bwertendes Synonym gebraucht. Aber versetzen Sie ich einmal in die Situation eines Schülers im schwieigen Prozess des Coming-out. Er weiß noch nicht irklich, ob er sich dem männlichen Geschlecht zuge ogen fühlt, aber sein Umfeld vermittelt ihm, dass dies twas sehr Schlimmes und Verachtenswürdiges sei. iese Jugendlichen und viele andere lassen wir derzeit llein. Es ist unsere Pflicht, Kinder und Jugendliche auf aln Ebenen vor jedweder Diskriminierung zu schützen. ieser Pflicht kommen wir nur unzureichend nach. Im Jahr 2008 initiierte die Berliner Linke das Proramm des Berliner Senats „Berlin tritt ein für Selbstestimmung und Akzeptanz der sexuellen Vielfalt“. Mit ehr als 2 Millionen Euro wurden ein Wandel der Veraltungen und ein umfangreiches Bildungsprogramm Christel Humme gebene Reden )

Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724644100




(A) )

gefördert. Der Schwerpunkt lag auf der Stärkung und
der Akzeptanz der sexuellen und geschlechtlichen Viel-
falt bei Kindern und Jugendlichen. Jungen Menschen
sollte vermittelt werden, dass die Vielfalt der Gesell-
schaft eine Bereicherung auch für ihre eigene Entwick-
lung ist. Lehrkräfte wurden fortgebildet; Ansprech-
partnerinnen und Ansprechpartner an Schulen halfen
Schülerinnen und Schülern, sich selbst zu finden oder
sie vor Verletzungen zu schützen. Lehrerinnen und
Lehrern wurden Module an die Hand gegeben, die sie
in allen Fächern einsetzen konnten. Vor kurzem be-
richtete mir ein Vertreter des Lesben- und Schwulen-
verbands Berlin-Brandenburg, dass ihre Schulaufklä-
rungsprojekte noch vor einigen Jahren Probleme
hatten in die Schulen und damit in die Klassenzimmer
zu kommen. Mittlerweile fragen so viele Schulen bei
ihnen an, dass sie eine mehrmonatige Warteliste ha-
ben. Sie sehen, der Bedarf ist da.

Leider hat der derzeitige schwarz-rote Senat in Ber-
lin das Programm „Berlin tritt ein für Selbstbestim-
mung und Akzeptanz der sexuellen Vielfalt“ massiv ge-
kürzt, sodass erste Erfolge verspielt werden könnten.
Die Bundesländer NRW und Baden-Württemberg ha-
ben die Berliner Akzeptanzinitiative zum Vorbild für
eigene Programme zur Förderung der sexuellen und
geschlechtlichen Vielfalt genommen.

Leider ist die Aufklärungsarbeit zur Akzeptanz der
sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt nicht in allen
Bundesländern Teil der Schul- und Berufsausbildung.
Die Bild verunglimpfte kürzlich sogar die Initiative der
Linksfraktion im sächsischen Landtag als „Schwul-
Unterricht“, wohlwissend dass es bei der Akzeptanz-
förderung nicht darum geht, Jugendliche zu einer be-
stimmten sexuellen Identität zu drängen, was sowieso
nicht geht. Es geht vielmehr darum, jungen und heran-
wachsenden Menschen zu vermitteln, dass die Welt
bunt ist und dass es mehr als Mann und Frau gibt, die
einander begehren. Es gibt Lesben, Schwule, Transse-
xuelle, Transgender, Bisexuelle und Intersexuelle, und
das ist okay – und dieses „okay“ ist schon eine ganze
Menge.

Auch wenn Bildung in der Verantwortung der Län-
der liegt, sind wir als Bund in der Pflicht. Zudem ist es
geboten, die Situation von transsexuellen Jugendli-
chen und obdachlosen queeren Jugendlichen schnells-
tens zu verbessern. Deshalb unterstützt die Linke den
vorliegenden Antrag.


Ulrich Schneider (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724644200

Als wir das letzte Mal hier über queere Jugendliche

debattiert haben, war gerade die Entscheidung des
Bundesverfassungsgerichtes zur Sukzessivadoption
beschlossen worden. In der letzten Woche wurde das
Ehegattensplitting auf eingetragene Lebenspartner-
schaften ausgeweitet. Die Gleichstellung von Lesben
und Schwulen ist das Topthema in den Nachrichten,
die Gleichstellung von Lesben und Schwulen bewegt
die Republik.

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Zu Protokoll ge

(C (D Leider immer noch aktuell: Wir dürfen über diesen ebatten lesbische und schwule Jugendliche nicht veressen. Die Bundesregierung hat das versprochene wischenergebnis der Pilotstudie „Lebenssituationen nd Diskriminierungserfahrungen von homosexuellen ugendlichen in Deutschland“ noch immer nicht dem undestag vorgelegt. Leider immer noch aktuell: Lesbischen und schwun Jugendlichen fehlen die Bezugspersonen. Sie haen oftmals keine Vorbilder in ihrer Familie, an ihrer chule oder im Freundeskreis. Lesbische und schwule ugendliche finden in Deutschland medial nicht statt. esben und Schwule sind heute sichtbarer in den Meien als noch vor 20 Jahren, aber es sind Menschen, ie dem Jugendalter längst entwachsen sind. Leider immer noch aktuell: Junge Lesben und chwule wachsen immer noch häufig in einem Umfeld uf, das strukturell homophob ist. Hinzu kommt: Schwul“ ist eines der häufigsten Schimpfwörter auf eutschen Schulhöfen. Lehrerinnen und Lehrer gehen ei ihren Klassen unausgesprochen von deren Heteroexualität aus. Mädchen, die nicht der klassischen Gechlechterrolle entsprechen, werden als Lesben denuniert, „Schwuchtel“ ist gleichbedeutend mit Versager. Leider immer noch aktuell: Für diese Lücke hat die undesregierung keine Sensibilität. Die Redner der egierungsfraktionen haben damals zu Protokoll geeben, dass die Bundesregierung große Teile unseres ntrags ja nicht selber umsetzen könne und in Länderompetenz eingreifen würde. Ich sage Ihnen: Ich wünche mir eine Bundesregierung, die Probleme erkennt nd anpackt, die mit den Bundesländern in Kontakt teht, die auf die Bundesländer zugeht und sagt: „Dort ibt es ein Problem. Wie können wir das gemeinsam sen, sodass es am besten für die Menschen in eutschland ist?“ Aber der Umgang mit unserem Anag und vor allem unserem Anliegen ist symptomasch für den Umgang dieser Bundesregierung mit Lesen und Schwulen. Die Politik für Lesben, Schwule, isexuelle, Transsexuelle und Intersexuelle steht unter em Motto: Wenn Karlsruhe sich beschwert, dann änern wir unsere Politik, vielleicht nachdem wir das erfassungsgericht beschimpft haben. Und bei allen nderen Themen machen wir nichts. Diese Regierung muss zum Handeln gezwungen erden. Die Gleichstellung der Lebenspartnerschaft it der Ehe ist längst gesellschaftlich akzeptiert, aber chwarz-Gelb braucht bei jedem kleinen Schritt eine orgabe aus Karlsruhe. So war es bei der Adoption on zuvor adoptierten Kindern, die in eine Lebensparterschaft mitgebracht werden. So war es bei der leichstellung im Steuerrecht. Aber muss das so sein? üssen erst Frauen, deren Partnerin ein Kind bekomen hat, ihre rechtliche Stellung als Elternteil einklaen? Müssen bei den vielen kleinen Punkten der enachteiligung erst wieder Menschen klagen? Eine undesregierung, wie ich sie mir vorstelle, sagt: Wir ffnen die Ehe für alle Partnerschaften. Mit Schwarzelb ist das nicht möglich. Dr. Barbara Höll gebene Reden Ulrich Schneider )








(A) )

Schlimmer noch trifft es Regenbogenfamilien und
Patchworkfamilien. Wir müssen in Deutschland end-
lich anfangen, das Zusammenleben mit Kindern zu
fördern und nicht mehr das Zusammenleben mit Trau-
schein. Es gibt heute viele Menschen in den unter-
schiedlichsten Konstellationen, die faktisch Verant-
wortung für Kinder übernehmen. Diese Menschen
verdienen unsere Unterstützung. Die Bundesregierung
dagegen läuft immer noch einem alten Modell einer
Kernfamilie mit einem Alleinverdiener nach, das sie
notfalls auch durch ein milliardenteures Betreuungs-
geld retten will.

Und schließlich, ich habe es bereits angesprochen:
Viele Bundesländer haben einen Aktionsplan gegen
Homophobie. Was fehlt und was wir dringend brau-
chen, ist ein bundesweiter Aktionsplan gegen Homo-
phobie und Transphobie! Wir brauchen einen Aktions-
plan für Toleranz und Vielfalt. Der bundesweite
Aktionsplan ist insbesondere für Jugendliche wichtig.
Dort brauchen wir gezielte Beratungsangebote und
Antidiskriminierungsmaßnahmen in den Bereichen El-
ternhaus, Schule, Jugendhilfe und Sport. Forschung zu
queeren Lebensweisen und zur gezielten Bekämpfung
von Diskriminierung muss in Deutschland endlich ge-
fördert werden. Anstatt sich hier an die Speerspitze der
Bewegung zu setzen, läuft Schwarz-Gelb nur immer
hinterher.

Auch Menschen, die nicht dem heterosexuellen Leit-
bild entsprechen, das Schwarz-Gelb vorschwebt, brau-
chen die Unterstützung der Politik! Meine Hoffnung
ist, dass es das nächste Mal, wenn wir über die Anlie-
gen queerer Jugendlicher reden, eine andere Bundes-
regierung gibt, die diese Anliegen ernst nimmt. Dafür
werde ich in diesem Sommer kämpfen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724644300

Wir kommen zur Abstimmung. Der Ausschuss für

Familie, Senioren, Frauen und Jugend empfiehlt in sei-
ner Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/13932, den
Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Druck-
sache 17/12562 abzulehnen. Wer stimmt für diese Be-
schlussempfehlung? – Die Koalitionsfraktionen. Gegen-
probe! – Die drei Oppositionsfraktionen. Enthaltungen? –
Niemand. Die Beschlussempfehlung ist angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 49 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Michael
Gerdes, Dr. Ernst Dieter Rossmann, Willi
Brase, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der SPD

Starke Forschung für die Energiewende

– zu dem Antrag der Abgeordneten Sylvia
Kotting-Uhl, Ekin Deligöz, Katja Dörner, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

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(C (D Energieforschung konsequent am Atomausstiegsbeschluss des Deutschen Bundestages ausrichten – Drucksachen 17/11201, 17/11688, 17/12450 – Berichterstattung: Abgeordneter Klaus Breil Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die eden zu Protokoll genommen. Energieforschung ist der Schlüssel zum Gelingen er Energiewende. Wir brauchen zukünftig Energiepeicher und intelligente Energiesysteme, die die uktuierenden erneuerbaren Energien ausgleichen. ir brauchen optimierte Gebäudehüllen, die es eröglichen, dass Haushalte intelligent Energie einspan können. Wir brauchen ein intelligentes Lastanagement, um Angebot und Nachfrage besser ufeinander abzustimmen. Die Energiewende kann lso nur dann zum Erfolg werden, wenn wir neue Ideen nd Innovationen voranbringen und technologisch um Vorreiter werden. Dazu braucht es eine starke orschung. Nur mit einer starken Energieforschung önnen wir optimale Lösungen für die anstehenden erausforderungen der Energiewende finden. Deshalb t unser Anspruch, weltweit führend bei der Energierschung zu sein. Das ist unser Ziel, und deshalb ha en wir die passenden Rahmenbedingungen gesetzt. Wir haben im Sommer 2011 das 6. Energiefor chungsprogramm verabschiedet und die Mittel für die nergieforschung auf 3,5 Milliarden Euro aufgestockt. ie Schwerpunkte liegen auf den Schlüsselthemen der nergiewende: erneuerbare Energien, Energieeffiienz, Speicher und Netze. Nach zwei Jahren zeigt die esonanz deutlich, dass unser Energieforschungsrogramm ein Erfolgsprogramm ist. So wurden in den ereichen erneuerbare Energien und Energieeffizienz llein innerhalb des ersten Jahres mehr als 900 neue orschungsprojekte mit einem Gesamtfördervolumen on rund 550 Millionen Euro auf den Weg gebracht. inzu kamen rund 215 Millionen Euro, die die Wirt chaft als Eigenmittel beigesteuert hat. Und auch die Zusammenarbeit zwischen den essorts funktioniert, entgegen dem Antrag der SPD, ehr gut. So wurden mit dem 6. Energieforschungsproramm erstmals ressortübergreifende Projekte vereinart. Bundesumweltministerium, Bundeswirtschaftsinisterium sowie das Bundesbildungsministerium aben erfolgreich Projekte wie die Förderinitiativen Speicher“ oder „Zukunftsfähige Stromnetze“ auf den eg gebracht. Wir haben schon heute in Deutschland eine hochak ve Energieforschungslandschaft. In Deutschland rschen derzeit mehr als 180 Hochschulen und 20 Forschungsinstitute zu Themen der Energieende. Das zeigt auch die von uns im März veröffentchte „Landkarte der Energieforschung“. Mit dieser andkarte ist es uns gelungen, Fachkompetenzen )

Thomas Bareiß (CDU):
Rede ID: ID1724644400

(A) )

sichtbar und die deutsche Energieforschung transpa-
renter zu machen. Das verschafft einen detaillierten
Überblick darüber, wer wo mit welchen Mitteln an
welchen Energiethemen arbeitet, und erleichtert den
fächerübergreifenden Wissenstransfer.

Zusätzlich bündeln wir mit dem von uns ins Leben
gerufenen Akademienprojekt „Energiesysteme der
Zukunft“ und der gemeinsamen Dialogplattform
„Forschungsforum Energiewende“ das Know-how
von Wissenschaft, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft
in seiner gesamten Breite und treiben damit die Ener-
giewende voran.

Neben der Koordinierung haben wir auch verschie-
denste Förderinitiativen auf den Weg gebracht. Beson-
ders hervorheben möchte ich die Förderaktivitäten im
Bereich Speicher und Netze. Beide Themen sind für die
Energiewende von herausragender Bedeutung. Denn
für die Integration der fluktuierenden erneuerbaren
Energien braucht es sowohl intelligente Netze als auch
Speichertechnologien. Ohne diese Technologien wird
die Versorgungssicherheit gefährdet und die Wind-
räder müssen still stehen. Deshalb haben wir mit der
Förderinitiative „Speichertechnologien“ für die For-
schung und Entwicklung von Speichertechnologien
200 Millionen Euro zur Verfügung gestellt und so die
Entwicklung neuer Speichertechnologien und Spei-
cherkonzepte sowie die Verbesserung bestehender
Techniken gefördert. Mit einer fünffachen Überzeich-
nung ist dieses Programm ein voller Erfolg. Es zeigt
auch deutlich, dass der Energieforschungsstandort
Deutschland hoch aktiv ist.

Auch mit der Förderinitiative „Zukunftsfähige
Stromnetze“, die beispielsweise neue Konzepte zur
Netzplanung, intelligente Stromnetze sowie innovati-
ves Lastmanagement fördert, soll der Einstieg in das
zukünftige Netz gelingen. Hierfür haben wir rund
150 Millionen zur Verfügung gestellt.

Die Förderinitiativen „Speicher“ und „Netze“ sind
nur ein Teil des umfassenden Energieforschungs-
programms. Aber sie zeigen deutlich: Zukunftstechno-
logien sind für uns ein wesentlicher Bestandteil der
Energiewende. Wir haben die Energieforschung zum
zentralen Baustein unserer Technologiestrategie und
damit zum Garanten für Wachstum und Wohlstand ge-
macht.


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1724644500

Zunächst einmal möchte ich Ihnen, meine lieben

Kolleginnen und Kollegen von SPD und Grünen, eine
Frage stellen: Warum belästigen Sie uns denn immer
wieder mit Anträgen zum selben Thema oder teilweise
sogar mehrmals mit identischen Anträgen?

Für mich ist klar: Sie haben nicht wirklich etwas
parat, mit dem Sie uns ernsthaft Paroli bieten können.
Das lässt Sie auch ziemlich verzweifelt aussehen und
zwingt Sie zur Redundanz.

Sie überfrachten die Tagesordnung des Deutschen
Bundestages und strapazieren seine Arbeitsfähigkeit.

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(C (D as ist der Bedeutung des Hohen Hauses nicht angeessen, ja unwürdig. Und last but not least kommen ir zu Pseudo-Protokoll-Debatten! Deshalb meine mpfehlung für das nächste Mal: Verschonen Sie uns nd sich selbst auch mit solchen Anträgen und „Deatten“! Aber lassen Sie mich jetzt zum Inhaltlichen komen: Wir wollen das Zeitalter der erneuerbaren nergien schnell erreichen. Nicht nur hierzu brauchen ir technologischen Fortschritt und Innovationen. as sind Schlüsselfaktoren für Wachstum und Beschäfgung und ein Lebenselixier für unsere Wirtschaft. Deutschland ist Spezialist für Innovation, nicht für assenproduktion. Trotz der notwendigen Haushalts onsolidierung haben wir in dieser Legislaturperiode 2 Milliarden Euro zusätzlich für Forschung, Entwickng und Bildung zur Verfügung gestellt. Das zeigt: orschung und Entwicklung sind der christlich-liberan Koalition wichtig. Von Ihnen kann man das nicht behaupten, meine lieen Kolleginnen und Kollegen von der Opposition! as Beispiel Photovoltaik zeigt, dass Sie davon nichts erstehen. Etliche von Ihnen glauben noch, man önnte mit der EEG-Vergütung Industriepolitik achen. Mal davon abgesehen, dass 8 bis 10 Milliarden uro pro Jahr für 5 000 bis 10 000 Arbeitsplätze in keiem Verhältnis stehen, hilft auch hier nur Innovation. Wenn ein Investor, der eine Photovoltaik-Anlage auen will, dieselben Module aus Asien billiger beommt, kann er seine Rendite maximieren. Das wird er ei jedem noch so hohen Vergütungssatz tun. Deshalb äre es an den Modulherstellern gewesen, die Effi ienz durch F&E-Anstrengungen zu befördern. Stattessen haben sie die F&E-Quote niedrig gehalten und ich die Taschen gefüllt. Und jetzt soll die Politik heln, mindestens aber Schuld an der Misere sein. Für uns ist klar, dass in Sachen Forschung und Enticklung insbesondere die Unternehmen gefordert ind. Diese entscheiden, wo sie ihr Geld einsetzen. llerdings müssen wir in der neuen Legislaturperiode eitere Anreize für F&E schaffen. Ich denke hierbei um Beispiel an die Einführung einer steuerlichen orschungsförderung. Hiervon würden große Impulse usgehen, und deshalb wäre sie gut investiertes Geld. Aber von gut investiertem Geld haben Sie ja nicht so iel Ahnung, liebe Kolleginnen und Kollegen von der pposition. Das wird uns ja nahezu täglich in den von nen regierten Bundesländern vor Augen geführt. ielmehr sind Sie Experten darin, Geld für unnütze inge auszugeben und sich diese auch noch vom Steu rzahler über Steuererhöhungen finanzieren zu lassen. ie haben offenbar nicht erkannt, dass dieser Staat ein Einnahmen-, sondern nach wie vor ein Ausgabenroblem hat, an dem wir arbeiten müssen. Deshalb ist s auch gut, dass nicht Sie an der Regierung sind, sonern die christlich-liberale Koalition. Das sollte auch Thomas Bareiß gebene Reden )





(A) )

so bleiben – im Sinne unseres Landes und der Men-
schen, die hier leben!

Eines möchte ich noch zur Kernenergie sagen: Klar
ist, dass wir aus der Kernenergie aussteigen wollen.

Klar ist aber auch, dass wir dort, wo es um techno-
logische Fragen bei der Kernenergie geht, am Ball
bleiben müssen. Hierfür brauchen wir auch weiterhin
Forschung und Entwicklung in diesem Bereich. Es
geht hierbei ja nicht zuletzt darum, dass unsere Kern-
kraftwerke bis zum Schluss sicher sind – aber auch die
unserer Nachbarn.

Und auch das Thema Entsorgung steht noch an. Ich
bin gespannt, ob Sie hier Ihrer Verantwortung gerecht
werden oder sich doch lieber der Realität verweigern
werden, wie es der vorliegende Antrag andeutet. Aber
es ist mir schon klar, dass es eh nicht die Stärke insbe-
sondere der Grünen ist, sich der Realität zu stellen.

Wir jedenfalls wollen das Zeitalter der erneuerba-
ren Energien so schnell wie möglich erreichen. Wir
wollen den Weg für mehr Innovationen ebnen. Wir sind
die Koalition, die das kann und auch die Kosten im
Blick hat. Eine rot-grüne Bundesregierung wäre die-
sen großen Herausforderungen nicht gewachsen.
Deshalb ist es gut, dass die christlich-liberale Koali-
tion regiert!


Michael Gerdes (SPD):
Rede ID: ID1724644600

Ich beginne mit einem kleinen Lob: Es ist gut, wenn

die Bundesregierung auf uns hört und Verbesserungs-
vorschläge der SPD-Fraktion aufnimmt. So geschehen
beim Energie- und Klimafonds. Über Monate hinweg
haben wir die Unterfinanzierung des Fonds bemängelt
und vor den Risiken für die Energieforschung gewarnt.
Das Magazin „Der Spiegel“ berichtete im März sogar
von einer Streichliste im Ressort von Herrn Altmaier.
Demnach standen die Förderprogramme zur Elektro-
mobilität und zur Erforschung von Stromspeichern
kurz vor dem Aus. Damit wären zentrale Bausteine der
Energiewende weggefallen.

Im April kam dann die Einsicht der Bundesregie-
rung. Der Finanzminister meldet sich mit der Schlag-
zeile „BMF schafft Planungssicherheit beim Energie-
und Klimafonds (EKF)“. Und das trotz der sinkenden
Einnahmen aus dem CO2-Zertifikatehandel. Klingt
gut. Aber die Enttäuschung kam beim Lesen der ge-
samten Pressemitteilung aus dem BMF: Schwarz-Gelb
bleibt hinter den eigenen Plänen zurück. In 2013 ste-
hen nämlich nur 70 Prozent der Mittel des EKF zur
Verfügung. 30 Prozent des Geldes fehlen. Knapp ein
Drittel der notwendigen Maßnahmen aus den Berei-
chen Gebäudesanierung, Klimaschutz oder Energie-
forschung kann nicht starten. Viele gute Ideen für For-
schungsprojekte werden also im Keim erstickt. So
kommt die Energiewende nicht voran.

Was dafür immer gut funktioniert, das sind die
Ankündigungen der Bundesregierung. In einem aktuel-
len Regierungspapier zur Energiewende heißt es: „Die
Bundesregierung wird ein zentrales Informationssys-

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Zu Protokoll ge

(C (D m einrichten und einen ‚Bundesbericht Energieforchung‘ vorlegen.“ Ich bin gespannt, bis wann uns ieser Bericht vorliegt. Die Zeit bis zum 22. September ird knapp. Die Energiewende muss Wirklichkeit werden. Noch ber hakt es bei der Umsetzung. Sicherlich, die Heausforderung könnte kaum größer sein: Deutschland t Europas stärkstes Industrieland und gleichzeitig er größte Energieverbraucher in der EU. Wir haben ns den Umbau der kompletten Energieinfrastruktur orgenommen. Das ist eine Großbaustelle. Gerade eshalb brauchen wir eine bessere Koordinierung der nergiepolitik. Und wir brauchen jede Idee aus der issenschaft zur Steigerung der Energieeffizienz. Wir ollen eine starke, leistungsfähige und breit aufge tellte Forschungslandschaft. Wir müssen diejenigen rdern, die neue Technologien, neue Materialien und eue Energiedienstleistungen entwickeln. Die Bundesregierung hat im August 2011 das . Energieforschungsprogramm vorgelegt. Kritisch uss angemerkt werden, dass sich die Tragweite und omplexität der Energiewende nicht im Programm iderspiegelt. Insbesondere die hohen Ausgaben für ie Atomforschung entsprechen nicht dem beschlosseen Ausstieg aus der Atomkraft. Das Programm teilt die Energieforschung auf ehrere Ressorts auf. Das führt dazu, dass für die Wis enschaft nur schwer zu erkennen ist, welches Ministeium den Hut aufhat und wer wann Forschungsgelder erteilt. Auch ist zu befürchten, dass die Ressortaufteing Synergien verhindert und der ganzheitliche Blick uf die Umgestaltung der Energieversorgung fehlt. Zu ieser Einschätzung komme ich übrigens nicht nur, eil ich derzeit Oppositionspolitiker bin. Nein, das saen auch die Berater der Bundesregierung. Ich darf ie Expertenkommission Forschung und Innovation, FI, aus ihrem aktuellen Gutachten zitieren: „Die ragmentierung der Zuständigkeiten für die Energierschung in Deutschland ist bizarr.“ Darüber hinaus üssen die einzelnen Forschungsprojekte besser zueiander geführt werden. Die Bundesregierung hat die enannten Schwächen im Energieforschungsproramm wohl erkannt. Seit März gibt es nun die Natioale Forschungsplattform Energiewende. Ich begrüße iesen Schritt. Hoffen wir, dass die notwendigen pulse und Ideen aus der Wissenschaft dadurch chneller in den politischen Entscheidungsprozess einezogen werden können. Ich möchte noch auf eine Lücke im 6. Energieforchungsprogramm hinweisen: Es fehlt ein klares ekenntnis zur Verbraucherforschung. Die Erforchung der sozialen Dimension der Energiewende uss intensiviert werden, zumal die Umsetzung der nergiewende maßgeblich von privaten Investitionsntscheidungen abhängt. Akzeptanz, Identifikation und ematische Sensibilisierung zur Änderung des Nut erverhaltens, aber auch Aufklärung und Nachvolliehbarkeit technischer Neuerungen sind wesentliche edingungen für den dauerhaften Erfolg der Energie Dr. Georg Nüßlein gebene Reden )





(A) )

wende. Die steigenden Energiepreise sind für viele
Familien zur Belastung geworden. Es ist Teil unserer
sozialen Verantwortung, danach zu fragen, wie Ener-
gie bezahlbar bleibt.

Die SPD-Fraktion fordert deshalb eine grundsätz-
liche Ausweitung der Energieforschungsaktivitäten.
Dabei muss die gesamte Bandbreite der erneuerbaren
Energien, der Effizienztechnologien und der Speicher-
technologien bedacht werden.


Klaus Breil (FDP):
Rede ID: ID1724644700

Die Beschlussempfehlung des Wirtschaftsausschus-

ses zur Ablehnung der Anträge ist aus den folgenden
– schon in erster Lesung der Drucksachen
angeführten – Gründen anzunehmen: Erstens lag die
Atomkatastrophe von Fukushima gerade ein Jahr zu-
rück, als die Bundesregierung mit dem 6. Energiefor-
schungsprogramm eine Definition der Schwerpunkte
für die Forschungsförderung der kommenden Jahre
beschloss. Dieses umfasst alle Forderungen aus den
Anträgen der Opposition – Forschungsförderung der
unterschiedlichsten Bereiche, entweder durch einzelne
Ministerien oder in Zusammenarbeit. Diese Pro-
gramme werden stetig erweitert, sodass keine Beleh-
rungen vonseiten der Opposition im Bereich der Ener-
gieforschung vonnöten sind.

Zweitens dient der Euratom-Vertrag nicht alleine
der Erforschung der friedlichen Nutzung der Kern-
energie. Tatsächlich nämlich sind auch einheitliche Si-
cherheitsanforderungen beim Strahlenschutz sowie
Kontrollmaßnahmen Gegenstand des Vertrags. Das
macht ihn zu einem wichtigen Teil für die Sicherheits-
vorsorge der Bevölkerung. Er dient dem Schutz der
Gesundheit aller Bürgerinnen und Bürger – auch de-
rer, die ihn aufkündigen wollen.


Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724644800

Die Wissenschaftspolitiker stehen vor einer grund-

legenden Frage: Wie kann eine Energieforschung aus-
sehen, die die Herausforderung der Energiewende
meistert? Es geht also um die Unterstützung für einen
Prozess des strukturellen Umbaus unserer Energiever-
sorgung – um eine Transformation und damit auch um
Transformationsforschung. Zunächst bedeutet dies,
Finanzen zu priorisieren. Welche Forschungsfelder,
welche Technologiebereiche sind nachhaltig – und
welche eben nicht?

Die Grünen fordern wie meine Fraktion die weit-
gehende Einstellung der Forschungsförderung in der
Kernenergie. Sie weisen darauf hin, dass der europäi-
sche Fusionsreaktor ITER ein Milliardengrab mit ge-
ringen Erfolgsaussichten ist und die Beiträge Deutsch-
lands zur europäischen Atomforschung intransparent
blieben. Künftige Energieforschungsprogramme soll-
ten keinerlei Mittel mehr für Atomenergie – ob Fusion,
Transmutation oder Reaktoren der sogenannten vier-
ten Generation – vorsehen. Die Grünen fordern den
Ausstieg aus dem Fusionsprojekt ITER und eine
grundlegende Revision, gegebenenfalls den Ausstieg

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(C (D us Euratom. Der Antrag bleibt schlaglichtartig und erkürzt. Er fokussiert jedoch auf die richtigen Koniktlinien und nimmt dort eine klare Position ein, die uch wir Linke in unseren Anträgen vertreten haben. uch die Linke spricht sich energisch gegen die Fördeung von Projekten aus, die die Entwicklung neuer eaktoren zum Ziel haben. Solche Projekte werden erzeit vor allem im Rahmen von Euratom und weiten internationalen Kooperationen gefördert. Auch eutsche Wissenschaftler sind dabei involviert. Dabei arf der Begriff Reaktorsicherheitsforschung nicht daüber hinwegtäuschen, dass bei der Entwicklung neuer eaktoren immer Sicherheitsaspekte im Mittelpunkt tehen und sich dieser Begriff kaum zur Abgrenzung ignet. Die SPD kann sich offenbar nicht auf eine konkrete osition zur Atomforschung einigen. Es fehlen in ihm Antrag jegliche Vorschläge zum Umgang mit ITER nd den angeschlossenen deutschen Projekten sowie it Euratom, die wie die Kernfusion ebenfalls den roßteil der Mittel beansprucht. Die Fusionsfor chung macht mit circa 130 Millionen Euro immerhin twa ein Fünftel der gesamten Energieforschung des undes aus. Anzumerken bleibt, dass Euratom fast automatisch or dem Ende steht, wenn ITER nicht weitergeführt ird. Von 2,2 Milliarden Euro Euratom-Mitteln allein on 2007 bis Ende 2011 waren gut 1,9 Milliarden Euro r den Bau des Reaktors vorgesehen, also knapp 0 Prozent. Angesichts der Kostensteigerungen wird ieser Anteil nicht geringer. Für die neue Förderperide des EU-Forschungsprogramms Horizont 2020 sind llein 2,573 Milliarden Euro für den ITER-Reaktor orgesehen. Die Gesamtausgaben der Bundesrepublik r die Kernfusion hatten sich bis 2009 schon auf ,3 Milliarden Euro summiert. Die Kernfusion, so pannend sie aus wissenschaftlicher Sicht zu betrachn ist, wird auf absehbare Zeit keinen Beitrag zur nergiewende leisten, sondern befindet sich trotz hrzehntelanger Unterstützung im Stadium der rundlagenforschung. Es geht uns also nicht um Techikfeindlichkeit, sondern um energiewissenschaftliche ernunft. Wir brauchen diese Fördermittel einfach für ndere, nachhaltigere und dezentral anwendbare echnologien. Meine Fraktion hat sich ebenfalls klar zur unterirdichen Speicherung von Kohlendioxid positioniert. Im PD-Antrag hingegen fehlt eine solche Position zur rforschung und Entwicklung von kohlebasierten raftwerkstechnologien und zur CO2-Speicherung, CS. Dabei wäre gerade dazu angesichts der Kakofoie aus der Bundesregierung und auch der unklaren altung des Forschungsministeriums zu dem Thema ine Position wichtig. Allein die Projektförderung in em Bereich machte im vergangenen Jahr über 30 Milonen Euro aus. Die ehemalige Ministerin Schavan rklärte zwar im vergangenen Sommer, CCS vorerst icht weiter fördern zu wollen. Allerdings gelte dies Michael Gerdes gebene Reden )





(A) )

nur bis zur Schaffung entsprechender gesetzlicher
Regelungen.

Damit komme ich zur Frage, wo wir denn die Prio-
ritäten in der Energieforschung setzen sollten. Die
Situation der deutschen Solarbranche zeigt es deut-
lich: Wenn Brüche gemeistert werden müssen, sollte
der Staat die richtigen Rahmenbedingungen setzen.
Wir wollen eine klare Fokussierung auf Innovationen
für die Energiewende: Speicher spielen dabei eine
ebenso große Rolle wie leistungsfähige Netze sowie
das große Feld der Effizienz. Auch die Technologien
zur Energieproduktion müssen weiterentwickelt
werden, da sind längst nicht alle Möglichkeiten aus-
gereizt. Nicht zuletzt müssen wir an den Rahmenbe-
dingungen der Energiewende forschen: Nachwuchs-
förderung und Berufsausbildung sollen auf eine
dezentrale Energieversorgung eingestellt werden.
Auch neue ökonomische und soziale Rahmenbedingun-
gen wie der Trend zur Rekommunalisierung von
Netzen und Erzeugern sind wissenschaftlich zu beglei-
ten und zu unterstützen. Und nicht zuletzt steht die
große Aufgabe, diese Transformation ohne soziale
Härten, sondern in einem gerechten Verteilungsmodus
zu gestalten. Positiv können wir an diesem Punkt die
Position der SPD-Fraktion zur Förderung von Dienst-
leistungen, zur Ausbildung und zu den sozialen
Rahmenbedingungen rund um die Energiewende auf-
nehmen. Insbesondere zur Verteilung der Kosten bzw.
zur Bevorzugung der Industrie gegenüber den privaten
Verbrauchern und zu notwendigen Fragen des Eigen-
tums an Netzen wäre aus unserer Sicht mehr
Forschung angebracht.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724644900

Die Reaktorkatastrophen von Tschernobyl und Fu-

kushima, der jahrzehntelange Kampf um Gorleben,
der fraktionsübergreifende Atomausstiegsbeschluss
des Deutschen Bundestages und die derzeitigen Ver-
handlungen über ein Standortauswahlgesetz für die
Lagerung des hochradioaktiven Mülls haben deutlich
gemacht, dass Atomkraft eine Technologie ohne Zu-
kunft ist, die wir unseren Kindern und Enkelkindern
besser erspart hätten. Der Ausstieg daraus bedeutet
aber gleichzeitig und konsequenterweise auch, dass
keine weitere Forschung in den Bereichen Kernfusion,
Transmutation und Reaktoren der vierten Generation
betrieben wird und die Fördergelder, die derzeit noch
in die atomare Forschung gesteckt werden, schnellst-
möglich gestoppt werden. Sie müssen umgewidmet
werden in die Erforschung der erneuerbaren Energien,
damit sie einen Beitrag zum Gelingen der Energie-
wende leisten können.

In der Energieforschung gibt es allerdings seitens
der Bundesregierung derzeit keinerlei Bewegung in
die richtige Richtung. Nach wie vor fließt mehr als ein
Drittel des 2,7 Milliarden Euro schweren 6. deutschen
Energieforschungsprogramms – 2011 bis 2014 – in die
atomare Forschung.

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(C (D Ich habe erst kürzlich eine Kleine Anfrage an die undesregierung mit der Bitte um Aufschlüsselung der ördersummen für atomare Forschung am Karlsruher stitut für Technologie, das sich in meinem Wahlkreis efindet, gestellt. Die Antwort hat gezeigt, dass derzeit ort Projekte in Höhe von mehr als 28 Millionen Euro efördert werden, darunter auch Forschung für den usionsreaktor ITER. Dieser entpuppt sich bereits seit eraumer Zeit als Milliardengrab mit geringen Ausichten auf Erfolg und wird in einer Zukunft, in der die rneuerbaren Energien unschlagbar billig sein weren, nicht mehr gebraucht. Die Bundesregierung sollte us diesem Projekt schnellstmöglich aussteigen und uch die Förderung der Forschung für ITER einsteln. Absenken will die Bundesregierung ihre Fördergel er für Atomforschung am KIT im kommenden Proktzeitraum ab dem Jahr 2015 gerade einmal um Prozent. Diese Zahlen machen deutlich, dass die erzeitige Bundesregierung die Energiewende nicht inreichend ernst nimmt. In Zeiten der menschengemachten Klimaerwärung, der Jahrhunderthochwasser und der zunehmenen Wetterextreme müssen vor allem die Industrienatinen es schaffen, bis zum Jahr 2050 mit einem esentlich geringeren Energiebedarf auszukommen nd ihre Energieproduktion auf 100 Prozent erneuerare Energien umzustellen. Andernfalls können die limaschutzziele nicht erreicht werden. Die Energiewende auf der Basis von erneuerbaren nergien und Energieeffizienz bedeutet eine große hance für den Innovationsund Industriestandort eutschland. Die Energieforschung muss Wege in eine limaverträgliche und ressourcenschonende Energieersorgung aufzeigen und dazu beitragen, die erforerlichen Technologien weiterzuentwickeln sowie den Anwendung und Markteinführung durch öko omische, ökologische und soziale Begleitforschung u verbessern. Eine solche Forschungsstrategie verpricht nicht nur die Stärkung der Energiesicherheit nd Nachhaltigkeit, sondern birgt auch enorme wirtchaftliche Potenziale. Die deutsche Forschungslandschaft ist für diese euausrichtung in weiten Teilen gut gerüstet, viele orschungseinrichtungen in Deutschland haben durch re Arbeit die Möglichkeit einer Energiewende über aupt erst eröffnet. Doch für viele der vor uns liegenen Aufgaben fehlt es noch an Grundlagen und gezieln Forschungsprogrammen: So sind zum Beispiel peichertechnologien wie auch Mobilitätskonzepte nd energetische Lösungen im Gebäudebereich nicht usreichend erforscht und entwickelt. Effizienztechnogien für den Energieverbrauch, innovative Technolo ien für den erforderlichen großräumigen und verlustrmen Stromtransport müssen ebenso entwickelt erden wie Methoden zur Erhöhung der gesellschaftlihen Partizipation beim Ausbau der Energiewende. erade die interdisziplinäre Forschung zu sozialwis enschaftlichen und technischen Fragen einer Ener Dr. Petra Sitte gebene Reden Sylvia Kotting-Uhl )








(A) )

giewende mit ihren dezentralen Strukturen wird in der
Hochschullandschaft eher ab- als ausgebaut.

Ein konsequenter Weg hin zu mehr erneuerbaren
Energien, Energieeinsparungen und Energieeffizienz
führt nicht über den Irrweg ITER und den Wiederein-
stieg in atomare Großtechnologien, sondern kann nur
durch eine Umwidmung der Forschungsmittel gelin-
gen.

Deshalb fordern wir in unserem Antrag die Bundes-
regierung auf, die Gelder, die derzeit in atomare For-
schung gesteckt werden, einzustellen und sich für ein
möglichst schnelles und umfassendes Gelingen der
Energiewende einzusetzen. Darüber hinaus muss auf
europäischer Ebene eine Revision von Euratom in Be-
zug auf die Sonderstellung der Atomkraft vorgenom-
men werden und, falls diese nicht durchsetzbar ist, der
Euratom-Vertrag von deutscher Seite aus gekündigt
werden. Für privat finanzierte Forschung und Techno-
logieentwicklung muss es finanzielle Anreize geben,
interdisziplinäre Kompetenzzentren für die Energiefor-
schungslandschaft müssen ebenso geschaffen werden
wie zentrale Datenbanken, die den Bürgerinnen und
Bürgern einen verständlichen und transparenten Ein-
blick in die Verwendung öffentlicher Forschungsgel-
der ermöglichen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724645000

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-

empfehlung des Ausschusses für Wirtschaft und Techno-
logie auf Drucksache 17/12450.

Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner
Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der
Fraktion der SPD auf Drucksache 17/11201. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung? – Das sind die Koali-
tionsfraktionen und die Linksfraktion. – Gegenprobe! –
Sozialdemokraten. Enthaltungen? – Bündnis 90/Die
Grünen. Die Beschlussempfehlung ist angenommen.

Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Ab-
lehnung des Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen auf Drucksache 17/11688. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Die Koalitionsfraktionen. Ge-
genprobe! – Bündnis 90/Die Grünen und Linksfraktion.
Enthaltungen? – Sozialdemokraten. Die Beschlussemp-
fehlung ist angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 50 a und 50 b auf:

a) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Rüdiger Veit, Gabriele Fograscher, Petra
Ernstberger, weiteren Abgeordneten und der
Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Schaffung einer aufenthaltsrecht-
lichen Bleiberechtsregelung

– Drucksache 17/7933 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Innenaus-
schusses (4. Ausschuss)


– Drucksache 17/13565 –

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(C (D Berichterstattung: Abgeordnete Reinhard Grindel Rüdiger Veit Hartfrid Wolff Ulla Jelpke Josef Philip Winkler b)

Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des
Aufenthaltsgesetzes

– Drucksache 17/13424 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)
Rechtsausschuss

Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die
eden zu Protokoll genommen.


Michael Frieser (CSU):
Rede ID: ID1724645100

Der vorliegende Gesetzentwurf der SPD-Fraktion

reift das Thema Bleiberecht für langjährig in
eutschland lebende ausreisepflichtige Ausländer auf,
as in den letzten Jahren sowohl auf Bundes- als auch
uf Landesebene immer wieder Gegenstand von An-
ägen, parlamentarischen Anfragen und kontrovers
eführten Diskussionen war. Er bietet aber keine Lö-
ung. Die Innenministerkonferenz einigte sich im De-
ember 2011 darauf, dass eine Verlängerung von Auf-
nthaltserlaubnissen nach der Bleiberechtsregelung
icht immer nötig ist, da das Bleiberecht individuell
on den einzelnen Bundesländern verlängert werden
ann. Für die sogenannten Langzeitgeduldeten war im
ahr 2007 ein Bleiberecht „auf Probe“ mit einer Pro-
ezeit von zwei Jahren beschlossen worden. In dieser
eit konnten die Betroffenen nachweisen, dass sie ih-
n Lebensunterhalt selbst sichern konnten. Das ge-
ng vielen Geduldeten bis Ende 2011 nicht, weswegen
re Duldung auf Probe um weitere zwei Jahre verlän-

ert wurde.

Diese Kettenduldungen sind sowohl für die Betrof-
nen als auch für die Allgemeinheit unbefriedigend.
ie in dem Gesetzentwurf der SPD-Fraktion gefor-
erte Herabsetzung aller Anforderungen für eine Auf-
nthaltserlaubnis bietet aber weder den Betroffenen
och der Gesellschaft eine positive Perspektive. Es
önnen nicht alle betroffenen Ausreisepflichtigen eine
ufenthaltserlaubnis allein deshalb erhalten, weil sie
ine bestimmte Aufenthaltsdauer in Deutschland vor-
eisen können. In dem vorgelegten Gesetzentwurf wird
icht beachtet, dass für einen gesellschaftlichen Zu-
ammenhalt zunächst die erfolgreiche Integration eine
oraussetzung ist.

Als Integrationsbeauftragter der CDU/CSU-Frak-
on betone ich, dass Integrationspolitik erfolgreich
nd praktikabel organisiert werden muss, damit wir zu
inem gedeihlichen Miteinander kommen. Wenn wir
as nicht tun, werden wir den Menschen nicht gerecht.
eduldeten, die sich mangels Sprachkenntnissen und
hlender Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt zu si-

hern, dauerhaft nicht in die Lebensverhältnisse in


(A) )


)(B)

Deutschland einfügen können, wird es schwerfallen,
hier eine Zukunft aufzubauen.

Die Anforderungen an die Sicherung des Lebensun-
terhalts und die Sprachkenntnisse sind ein Anreiz für
Integration. Diese Anforderungen sind auch notwen-
dig, um Pull-Effekte und Zuwanderung in die Sozial-
systeme zu vermeiden. Bleiberechtsregelungen sollen
diejenigen fördern, die Anstrengungen unternehmen,
sich in unserem Land zu integrieren, und nicht Aus-
nahmen schaffen, um Altfälle zu begünstigen.

Die Zahl der geduldeten Ausländer hat in den ver-
gangenen Jahren leicht abgenommen. Heute leben
rund 8 000 Menschen mit einer Duldung in Deutsch-
land, etwa die Hälfte davon bereits länger als sechs
Jahre. Bereits im Koalitionsvertrag hatte die christ-
lich-liberale Koalition einen Handlungsbedarf beim
Bleiberecht festgehalten und zahlreiche Verbesserun-
gen auf den Weg gebracht.

Mit der Einführung eines eigenständigen Aufent-
haltstitels für gut integrierte geduldete Jugendliche
und Heranwachsende, die sich schon lange in
Deutschland aufhalten, erfolgreich die Schule besu-
chen oder einen Schul- oder Berufsabschluss haben,
wurde eine fundamentale humanitäre Verbesserung
und Zukunftssicherung ermöglicht. Mit dieser Rege-
lung werden die erbrachten Integrationsleistungen von
jungen Menschen entsprechend honoriert. Ihr Aufent-
haltstitel ist nicht mehr untrennbar mit dem Schicksal
ihrer Eltern verbunden. Gut integrierten Jugendlichen
wird eine Perspektive in Deutschland nicht deshalb ge-
nommen, weil die Eltern keine Aufenthaltsberechti-
gung haben.

Die Beherrschung der Sprache ist der Schlüssel zu
einem selbstbestimmten Leben und wirtschaftlicher
Unabhängigkeit. Es wäre deshalb nicht im Interesse
der Betroffenen selbst, die Anforderungen an ihre
Sprachkenntnisse herabzusetzen. Ohnehin sind die jet-
zigen Anforderungen als Mindeststandard anzusehen.

Eine aufenthaltsrechtliche Bleiberechtsregelung
sollte beachten, dass die Erteilung einer Aufenthalts-
erlaubnis an einen geduldeten und somit eigentlich
ausreisepflichtigen Ausländer nur sinnvoll ist, wenn
der Betroffene Deutschland aus von ihm unverschulde-
ten Gründen über längere Zeit nicht verlassen konnte,
er sich unter Aneignung von Sprachkenntnissen inte-
griert hat und seinen Lebensunterhalt selbst sicherstel-
len kann. Eine Bleiberechtsregelung, die auch zu einer
Begünstigung von Geduldeten führt, die die Ursache
für die Kettenduldungen, zum Beispiel durch fehlende
Mitwirkung bei der Identitätsfeststellung, selbst her-
beigeführt haben, ist abzulehnen.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass der vorlie-
gende Gesetzentwurf den praktischen Anforderungen
einer Bleiberechtsregelung nicht gerecht wird und des-
halb abzulehnen ist.

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(C (D Wir sprechen heute über einen Gesetzentwurf, den ir fast inhaltsgleich schon einmal 2009 in den Bunestag eingebracht haben und dann wiederholt im Noember 2011. Es geht um den Umgang mit Menschen, ie seit Jahren mit uns in Deutschland leben, keinen esicherten Aufenthaltsstatus und keine gesicherte Leensperspektive haben, die wir auf der anderen Seite doch auch nicht haben abschieben können und die ich in Deutschland integriert haben. Es geht also um en Umgang mit sich langjährig bei uns aufhaltenden eduldeten. Wenn es allein nach uns gegangen wäre, dann gäbe s heute keine Geduldeten mehr: In den Beratungen um Zuwanderungsgesetz hatten wir gefordert, die uldung grundsätzlich abzuschaffen. Damit konnten ir uns gegenüber der Unionsfraktion aber im Bunestag und Bundesrat nicht durchsetzen. Immer wieder haben die Innenminister der Länder it verschiedenen Altfall-/Bleiberechtsregelungen ver ucht, Menschen, die lange Voraufenthaltszeiten in eutschland haben, unter bestimmten, genau definiern Bedingungen dann einen gesicherten Aufenthalt zu rmöglichen. Diese Regelungen waren allerdings alle ebenso wie die im Jahr 2007 über §§ 104 a und b in as Aufenthaltsgesetz aufgenommene Bleiberechtsreelung – Stichtagsregelungen. Die gesetzliche Bleiberechtsregelung gewährte zuem häufig nur eine Aufenthaltserlaubnis auf Probe, ämlich immer dann, wenn die eigene Sicherung des ebensunterhalts noch nicht gegeben war. Innerhalb er Probezeit hatte der Ausländer dann die Pflicht, ich um eine entsprechende Arbeit zu bemühen, was us vielerlei Gründen nicht immer gelingen konnte. ediglich mit § 25 a Aufenthaltsgesetz wurde eine tichtagsunabhängige Regelung für Jugendliche geoffen. Diese Maßnahmen zeigten durchaus Wirkung und aren für viele ehemals Geduldete ein Weg hin zu eiem gesicherten Aufenthaltsrecht in Deutschland. Bis ur Einführung der gesetzlichen Bleiberechtsregelung 007 gab es in Deutschland schätzungsweise 180 000 eduldete, danach sank die Zahl auf schätzungsweise 00 000. Im Ergebnis haben jedoch weder die Bleibechtsregelungen der Innenminister noch die beste ende gesetzliche Bleiberechtsregelung das Problem er Kettenduldungen abgeschafft. Jedes Jahr, das seither verstreicht, wachsen wiedeum weitere Menschen mit einer ungesicherten Aufentaltsperspektive bei uns heran, deren Aufenthaltszein sich summieren. Deshalb werden wir nicht müde erden, hier endlich für Abhilfe zu sorgen. Wir wollen eine stichtagsunabhängige Regelung. usländer, die unverschuldet nicht ausreisen können, ollen eine Aufenthaltserlaubnis erhalten. Erfasst weren sollen Personen, die als Alleinstehende seit acht Michael Frieser gebene Reden )

Rüdiger Veit (SPD):
Rede ID: ID1724645200




(A) )

Jahren in Deutschland leben, bzw. seit sechs Jahren,
wenn sie mit einem oder mehreren Kindern in häus-
licher Gemeinschaft leben. Um möglichst viele Perso-
nen aufzufangen und eine realistische Regelung zu
schaffen, wollen wir die Anforderungen an die Lebens-
unterhaltssicherung so ausgestalten, dass an erster
Stelle zwar die überwiegende Sicherung des Lebensun-
terhaltes steht, aber auch das ernsthafte Bemühen um
Arbeit als ausreichend anzusehen ist. Für Ausländer,
die ihren Lebensunterhalt aufgrund von Krankheit, Be-
hinderung oder aufgrund der Versorgung und Erzie-
hung von Kindern nicht überwiegend haben sichern
können, wollen wir Ausnahmen. Außerdem wollen wir
eine Regelung für Minderjährige schaffen. Diese sol-
len bei günstiger Integrationsprognose nach vier Jah-
ren eine Aufenthaltserlaubnis erhalten. Menschen, die
einen Schulabschluss in Deutschland gemacht haben,
wollen wir sofort eine Aufenthaltserlaubnis erteilen.
Schließlich wollen wir für Altfälle mit einem Aufent-
halt von einem Jahrzehnt und mehr eine noch weitrei-
chendere Ausnahme von den allgemeinen Vorausset-
zungen einführen.

Die von uns angestrebte echte fortlaufende Bleibe-
rechtsregelung unterscheidet uns deutlich von den Vor-
stellungen der Regierungsfraktionen. Wir wollen die
immer noch bestehende unsägliche Praxis der Ketten-
duldungen endlich abschaffen, Menschen, die jahre-
lang in Deutschland leben, eine Perspektive geben und
Integrationsleistungen honorieren und würdigen.

Am 8. Mai 2013 hat der Bundesrat ebenfalls einen
Gesetzentwurf für eine Bleiberechtsregelung vorge-
legt. Viele der von uns für wichtig erachteten Regelun-
gen sind auch in diesem Entwurf enthalten. Ausschlag-
gebendes Kriterium sind für den Bundesrat erbrachte
Integrationsleistungen. Dem können wir uns gut an-
schließen. Der Antrag des Bundesrates stellt aller-
dings höhere Anforderungen an die Lebensunterhalts-
sicherungspflicht. Er lässt anders als unser Entwurf
das ernsthafte Bemühen um Arbeit nicht ausreichen,
lässt allerdings aber auch Ausnahmen für Familien
und Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern zu.

Ich empfehle selbstverständlich Zustimmung zu un-
serem Gesetz. Im Falle der Zustimmung halte ich die
Bundesratsinitiative für erledigt, weil alle im Gesetz-
entwurf des Bundesrates enthaltenen Neuerungen
auch in unserem Gesetz zu finden sind. Sollte unser
Gesetz aber keine Zustimmung bekommen, dann emp-
fehle ich die Zustimmung zu dem Gesetzentwurf des
Bundesrates.

Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP):
Wir, die Koalition aus CDU/CSU und FDP, haben

vor zwei Jahren den Einstieg in eine dauerhafte bun-
desgesetzliche Bleiberechtsregelung geschaffen. Erst-
mals wurde für minderjährige und heranwachsende
geduldete Ausländer ein vom Aufenthaltsrecht der El-
tern unabhängiges Bleiberecht in einem Bundesgesetz

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Zu Protokoll ge

(C (D eschaffen. Das ist humanitäre Rechtssicherheit. Die roße Schwierigkeit einer sinnvollen, alle Betroffenen rfassenden Bleiberechtsregelung besteht darin, einereits den unhaltbaren Zustand der Kettenduldungen bzuschaffen, andererseits aber die Zuwanderung ach Deutschland so zu steuern, dass diese auch nachaltige Akzeptanz bei den Bürgerinnen und Bürgern ndet. Eine dauerhafte Regelung zu finden, die das roblem der Kettenduldungen nachhaltig löst, zuleich aber keine unerwünschten Anreize zur Zuwanerung in die sozialen Sicherungssysteme Deutschnds schafft, ist nach wie vor eine Herausforderung. aran ändert auch der fast zwei Jahre alte SPD-Anag nichts. Der vorliegende Gesetzentwurf thematisiert zwar um wiederholten Male tapfer das erstgenannte Prolem, zeigt aber keine Lösung für das zweite auf. Als DP sind wir sehr daran interessiert, eine nachhaltige ösung beim Bleiberecht zu finden, die stichtagsunabängig an Integrationsmerkmalen orientiert sein ollte. Bemerkenswert ist der Zeitpunkt des Antrags. in ernsthaftes Bemühen der SPD, hier eine Lösung zu nden, kann nicht in der vorletzten Sitzungswoche der egislaturperiode beginnen. Inhaltlich gilt: Es hilft iemandem weiter, wenn die SPD de facto fordert, auf gliche Zuwanderungssteuerung zu verzichten. Vielehr erweist die SPD damit den Bemühungen um Ausnderintegration einen Bärendienst. Wer einem schran enlosen Daueraufenthaltsrecht in vermeintlich humanirer Gesinnung das Wort redet, riskiert die steigende blehnung der Bevölkerung gegen Zuwanderer. Tatsächche Integration in Deutschland muss das zentrale Kririum sein. Der eigenständige Lebensunterhalt ist daei, anders als die Sozialdemokraten es sehen, von ntscheidender Bedeutung. Ihr Antrag verneint die otwendigkeit einer tatsächlichen eigenständigen Leensunterhaltssicherung für Menschen, die ein Aufentaltsrecht in Deutschland suchen. Ein „ernsthaftes Beühen“ darum soll reichen. Wie und mit welchem ufwand die Behörden dieses „ernsthafte Bemühen“ ontrollieren sollen, bleibt eine offene Frage. Klar ist, ass ernsthaftes Bemühen allein die Sozialkassen nicht ntlastet. Wer die Zahl der Sozialleistungsempfänger ergrößern will, wie die SPD das mit dem vorliegenen Gesetzentwurf tut, der sollten den bisherigen Leisngsempfängern sagen, dass sie Konkurrenz bekomen. Die Möglichkeit für langjährig Geduldete, den eienständigen Lebensunterhalt, wenn auch nach einer bergangszeit, zu bestreiten, ist sehr wohl ein wichties Kriterium der Bleiberechtsregelung. Das dient der tegration. Aber auch hier gilt: Es muss den Betroffe en frühzeitig ermöglicht werden, arbeiten zu dürfen. ie FDP begrüßt mit Nachdruck, dass nun die Frist r die Arbeitserlaubnis auf neun Monate verkürzt ird. Das war Ergebnis unserer Bemühungen. Es leibt unser Ziel, sie weiter herabzusetzen. Human ist icht die Zementierung eines Bittstellerstatus für im Rüdiger Veit gebene Reden )





(A) )

mer mehr Menschen in unserem Land, sondern die Er-
öffnung von Lebenschancen, wie die Koalition aus
CDU/CSU und FDP es tut. Zuwanderer sind zu för-
dern, aber selbst auch klar gefordert. Die deutsche
Sprache, Demokratie und Rechtsstaat, die Grund- und
Menschenrechte sind das für alle geltende Fundament
unserer Gesellschaft.

Wir verbinden wirksame Integration mit der aktiven
Steuerung von Zuwanderung, ökonomische Vernunft
und Fairness, Offenheit und Klarheit, Fördern und
Fordern. Dieser rote Faden zieht sich durch die christ-
lich-liberale Integrations- und Migrationspolitik: Wir
haben die Visawarndatei eingeführt. Wir erleichtern so
den für ein weltoffenes Industrieland wie Deutschland
unverzichtbaren internationalen Reiseverkehr und
stärken zugleich die Sicherheit unseres Landes – ohne
ausufernde Datenerfassung und unter Wahrung der
Bürgerrechte. Wir haben die aufenthaltsrechtlichen
Übermittlungspflichten öffentlicher Stellen geändert,
um den Schul- und Kindergartenbesuch von Kindern
zu gewährleisten, und die Residenzpflicht für Gedul-
dete und Asylbewerber gelockert, um ihnen die Auf-
nahme einer Beschäftigung oder Ausbildung zu er-
leichtern. Wir haben die Stabilisierungszeit für
Menschenhandelsopfer auf drei Monate ausgedehnt
und sind damit einem dringenden Petitum von Opfer-
verbänden, aber auch der Polizei gefolgt. Wir haben es
ermöglicht, dass Abschiebehäftlinge auf ihren Wunsch
hin von Nichtregierungsorganisationen besucht wer-
den dürfen, und die Bedingungen für die Abschiebehaft
signifikant verbessert. Wir haben erstmals ein eigen-
ständiges Wiederkehr- bzw. Rückkehrrecht für auslän-
dische Opfer von Zwangsverheiratungen geschaffen
und den eigenständigen Straftatbestand der Zwangs-
heirat eingeführt. Das ist aktiver Opferschutz und ein
klarer Appell, unsere freiheitliche Werteordnung zu
achten.

Die Koalition aus Union und FDP hat tatsächlich
eine neue Zuwanderungs- und Integrationspolitik auf
den Weg gebracht, die sich vom ideologischen Ballast
links-rot-grüner Utopien befreit hat. Die zu Ende ge-
hende Legislaturperiode waren vier gute Jahre für
Deutschland. Wir Liberale realisieren eine neue Kul-
tur des Willkommens, die nicht falsche Versprechungen
auf Kosten anderer Leute macht, sondern Chancen
und Perspektiven eröffnet. Wir geben Menschen Chan-
cen. Hier werden wir weiterarbeiten.


Ulla Jelpke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724645300

Das Problem von Kettenduldungen besteht in

Deutschland seit Beginn der 90er-Jahre. Der Begriff
Kettenduldungen meint, dass über einen langen Zeit-
raum hinweg immer wieder nur kurzfristige Bescheide
über die Duldung des Aufenthalts erteilt werden, zum
Teil nur für wenige Tage, und das jahrelang. Mitte der
90er-Jahre war zeitweise der Aufenthalt von über
400 000 Menschen lediglich geduldet. Sie waren durch
die weiten Maschen des Asylrechts gefallen und hatten

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Zu Protokoll ge

(C (D eine Chance auf Anerkennung. Durch mehrere Altllregelungen, aber leider auch durch zahlreiche Ab chiebungen und noch mehr erzwungene „freiwillige“ usreisen wurde die Zahl der Geduldeten mittlerweile uf 85 000 reduziert. Die im Zuwanderungsgesetz von 005 vorgesehenen Regelungen zur Vermeidung sogeannter Kettenduldungen sind nahezu wirkungslos gelieben. Entsprechende Aufenthaltserlaubnisse – nach 25 Abs. 5 AufenthG – werden kaum erteilt, weil die isslungene rot-grüne Gesetzesvorschrift daran an nüpft, dass Betroffene „unverschuldet“ an der „Ausise“ gehindert sein müssen, was Ausländerbehörden ahezu immer verneinen. Fast die Hälfte der langjähig Geduldeten hält sich schon seit über fünf Jahren in er Bundesrepublik auf. Deshalb debattieren wir im undestag seit Jahren über Vorschläge, wie Kettendulungen endlich wirksam beendet werden können. enn das Leben in jahrelanger Ungewissheit über die eitere Zukunft und die zahlreichen Einschränkungen es lediglich geduldeten Aufenthalts zermürben viele enschen. Unter den 85 000 Geduldeten in Deutschland sind 2 000 noch minderjährig. Sie wachsen in Verhältnisen auf, die alles andere als förderlich für ihre Enticklung sind: Sie leben in Sammelunterkünften, sie nterliegen der Residenzpflicht, ihre Eltern haben ber viele Jahre hinweg keinen normalen Zugang zum rbeitsmarkt, und auch für die Kinder ist nicht absehar, ob sie jemals die Erlaubnis erhalten, eine Ausbilung zu beginnen. Gerade auf diese jungen Menschen zielte die letzte on der Regierungskoalition beschlossene Bleiberechtsgelung für besonders gut integrierte Jugendliche. ach sechs Jahren Aufenthalt und guten Schulleistunen oder einer begonnenen Ausbildung erhalten sie nun ine Aufenthaltserlaubnis. Davon haben bislang etwa 500 Jugendliche profitiert. Das begrüßen wir. Angeichts der großen Zahl an minderjährigen Geduldeten leibt aber festzuhalten: Auch diese Regelung setzt die ürden für eine Aufenthaltserlaubnis deutlich zu hoch n. Der vorliegende Gesetzentwurf des Bundesrates ill zumindest die geforderte Voraufenthaltszeit der ugendlichen von sechs auf vier Jahre absenken. Allerings hält er zugleich an der Ausschlussklausel fest, ass den Jugendlichen vermeintliche Täuschungen ber ihre Identität oder fehlende Mitwirkung bei der bschiebung als Grund vorgehalten werden können, nen ein Bleiberecht zu verweigern. Wohlgemerkt, es ind Handlungen der Eltern, die den Jugendlichen hier orgehalten werden, die sie also selbst gar nicht zu erantworten haben. Auch die Regelung, dass die Elrn nur bei eigenständiger Lebensunterhaltssiche ung ebenfalls eine Aufenthaltserlaubnis erhalten, anonsten aber weiter nur geduldet werden, lässt der esetzentwurf des Bundesrates unangetastet. Daneben will der Bundesrat die sogenannte Altfallgelung aus dem Jahr 2009 zu einer allgemeinen leiberechtsregelung ausbauen; die vorgeschlagene Hartfrid Wolff gebene Reden )





(A) )

Regelung enthält also keinen Stichtag mehr. Allerdings
stellt auch die vorgeschlagene Regelung Anforderun-
gen an die eigenständige Lebensunterhaltssicherung,
Deutschkenntnisse, einen mindestens sechsjährigen
Voraufenthalt bei Familien oder acht Jahre bei Al-
leinstehenden. Vermeintliche Täuschungen über die
Identität und fehlende Mitwirkung sollen auch nach dem
Bundesratsvorschlag zum Ausschluss vom Bleiberecht
führen. Damit werden wiederum zahlreiche Anforde-
rungen geschaffen, die für viele der Betroffenen kaum
erfüllbar sind.

Der Gesetzentwurf der SPD-Fraktion sieht an die-
ser Stelle wenigstens eine Art Auffangregelung für die-
jenigen vor, die diese Anforderungen nicht erfüllen
können. Ihnen soll nach spätestens zwölf Jahren eine
Aufenthaltserlaubnis erteilt werden, wenn keine Si-
cherheitsbedenken bestehen und keine rechtskräftige
Ausweisungsverfügung vorliegt. Derzeit sind immer-
hin etwa 16 000 Menschen seit zwölf Jahren und mehr
geduldet. Auch ansonsten sieht der Gesetzentwurf ge-
genüber dem Entwurf des Bundesrates mildere Anfor-
derungen vor. Beispielsweise soll ein Bemühen um Ar-
beit ausreichend sein, Kindern soll bei guter Inte-
grationsperspektive bereits nach vier Jahren ein Blei-
berecht erteilt werden, die Eltern werden einbezogen.
Wir begrüßen den Gesetzentwurf der SPD-Fraktion
deshalb als Schritt in die richtige Richtung und werden
ihm zustimmen.

Generell bleibt es aber bei der Kritik der Fraktion
Die Linke an den Bedingungen, die immer wieder für
die Erteilung eines Bleiberechts gestellt werden. Es ist
geradezu zynisch, nach jahrelanger erzwungener Un-
tätigkeit und Unterbringung in entlegenen Sammelun-
terkünften eine eigenständige Lebensunterhaltssiche-
rung und Deutschkenntnisse zu verlangen. Die meisten
Betroffenen unterliegen seit ihrer Ankunft in Deutsch-
land der Residenzpflicht; sie durften über Jahre ihre
Kommune oder ihren Landkreis, im besten Fall ihr
Bundesland nie ohne Erlaubnis verlassen. Der Verlust
jedweder Selbstbestimmung über das eigene Leben ist
das zentrale Integrationshemmnis für diese Menschen.
Eine Bleiberechtsregelung, die das berücksichtigt,
wird deshalb keine andere Anforderung stellen als eine
Voraufenthaltszeit von höchstens fünf Jahren. Einen
entsprechenden Vorschlag für eine kurze und einfache
Neuregelung im Aufenthaltsgesetz haben wir in dieser
Wahlperiode bereits vorgelegt. Sie entspricht auch den
Forderungen zahlreicher Initiativen und Verbände, die
sich seit Jahren für eine Bleiberechtsregelung einset-
zen. Deren Anliegen werden wir auch künftig in den
Bundestag tragen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die vom Bundesrat beschlossene Bleiberechtsrege-
lung kann das immer noch bestehende Problem der
Kettenduldungen deutlich eingrenzen. Der Gesetzes-

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Zu Protokoll ge

(C (D orschlag sieht vor, dass Flüchtlinge eine dauerhafte erspektive in Deutschland erhalten können, wenn sie ich seit mehr als acht Jahren oder als Familie mehr ls sechs Jahre in Deutschland aufhalten. Grundsätzlich müssen sie ihren Lebensunterhalt eienständig sichern und straffrei geblieben sein. Aus umanitären Gründen bezieht die neue Bleiberechtsgelung aber auch die Menschen mit ein, die Anforde ungen wie die eigenständige Sicherung des Lebensnterhalts nicht erfüllen können, weil sie zum Beispiel lt oder krank sind. Die neue Bleiberechtsregelung könnte mindestens 5 000 Menschen zugutekommen, die laut Aussage der undesregierung Ende 2012 mehr als sechs Jahre nur eduldet in Deutschland lebten. Sie hätten nach Jahn des unsicheren Aufenthalts in Deutschland endlich inen rechtmäßigen Aufenthaltsstatus und endlich eine ukunftsperspektive. Aus Sicht der grünen Bundestagsfraktion hätten wir ns einen noch großzügigeren Gesetzesvorschlag geünscht – dies ist derzeit aber nicht mehrheitsfähig. An die Erfüllung von Mitwirkungspflichten dürfen us unserer Sicht vor allem für minderjährige Kinder eine überzogenen Anforderungen gestellt werden. Alnfalls fortgesetzte, vorsätzliche und schwerwiegende erletzungen von Mitwirkungspflichten sollten zum usschluss von der Erteilung einer Aufenthaltserlaubis führen. Insbesondere die Frage, ob eine Passlosigeit selbst verschuldet ist, ist oftmals nicht eindeutig zu eantworten. Asylfolgeanträge sind in vielen Fällen ufgrund der politischen Entwicklungen im Herkunftsnd oder einer Änderung der Rechtsprechung sinnvoll nd gerechtfertigt. Das Ausschöpfen des Rechtsweges arf im Rechtsstaat nicht negativ sanktioniert werden. Es bleibt festzuhalten, dass trotz verschiedener Altllund Bleiberechtsregelungen in den vergangenen ahren eine grundlegende Lösung jedoch weiterhin hlt. Stichtagsregelungen führen immer wieder zu neuen umanitären Härtefällen. Daher ist eine dauerhafte leitende Bleiberechtsregelung ohne festen Stichtag otwendig, die auch auf zukünftige Fälle Anwendung nden kann. Nur eine großzügige Bleiberechtsregelung, die auch umanitären Grundsätzen genügt, ist auf Dauer geeiget, das Problem der Kettenduldungen zu lösen und en betroffenen Menschen eine gesicherte Lebensperpektive zu eröffnen. Es bleibt zu hoffen, dass der vorliegende Gesetzesorstoß des Bundesrates zur Schaffung einer gesetzlihen Bleiberechtsregelung auch bei den Koalitionsaktionen auf Zustimmung stößt. Ulla Jelpke gebene Reden Josef Philip Winkler )








(A) )


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724645400

Wir kommen zur Abstimmung.

Tagesordnungspunkt 50 a. Der Innenausschuss emp-
fiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
sache 17/13565, den Gesetzentwurf der Fraktion der
SPD auf Drucksache 17/7933 abzulehnen. Ich bitte die-
jenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um
das Handzeichen. – Das sind Sozialdemokraten und
Linksfraktion. Wer stimmt dagegen? – Koalitionsfraktio-
nen. Enthaltungen? – Bündnis 90/Die Grünen. Der Ge-
setzentwurf ist in zweiter Beratung abgelehnt. Damit
entfällt nach unserer Geschäftsordnung die weitere Bera-
tung.

Tagesordnungspunkt 50 b. Interfraktionell wird
die Überweisung des Gesetzentwurfs auf Druck-
sache 17/13424 an die in der Tagesordnung aufgeführten
Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es anderweitige Vor-
schläge? – Das ist nicht der Fall. Dann haben wir ge-
meinsam die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 47 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)

Höger, Wolfgang Gehrcke, Jan van Aken, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Uranmunition ächten

– Drucksachen 17/11898, 17/13559 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Roderich Kiesewetter
Uta Zapf
Bijan Djir-Sarai
Jan van Aken
Hans-Christian Ströbele

Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die
Reden zu Protokoll genommen.


Roderich Kiesewetter (CDU):
Rede ID: ID1724645500

Wir sind heute hier, um einen Antrag der Linken zu

diskutieren, der unter anderem die Forderung enthält,
Uranmunition zu ächten. Zunächst eine Klarstellung
vorweg: Welche Intention die Abgeordneten von der
Linken dabei verfolgen, erschließt sich mir nicht; denn
die deutsche Bundeswehr verwendet überhaupt keine
uranhaltigen Geschosse. So hat die Bundesregierung
bereits 2008 in einer Sitzung der Generalversammlung
der Vereinten Nationen zusammengefasst, dass – ich
zitiere – „the German Federal Armed Forces are not
stockpiling and have never used armaments or de-
ployed ammunition containing depleted uranium“.
Eine Ächtung von Uranmunition hätte demnach inner-
halb Deutschlands keinen Effekt, und durch ein Verbot
würde sich nichts ändern.

Was können wir auf globaler Ebene mit einer Äch-
tung erreichen. Wenig, das muss ich leider konstatie-
ren. Souveräne Staaten setzen ihr Recht selbst, unsere
Gesetze gelten nur innerhalb Deutschlands. Eine Äch-

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(C (D ng von Uranmunition hätte somit außerhalb unseres taates keinen direkten Effekt. Mit einem unilateralen kt der Ächtung isolieren wir uns nur auf der internaonalen Bühne. Ein Verbot von Urangeschossen hat llein im Zuge von langfristigen bilateralen Verhandngen oder im Rahmen internationaler Foren wie bei pielsweise den Vereinten Nationen oder der Europäichen Union eine Aussicht auf Erfolg. Kooperation tatt Konfrontation sollte die Maxime unserer Politik ier lauten. Statt vorschnell vorzupreschen, ist es beser, zuerst den Dialog mit unseren Verbündeten zu suhen. Nicht zuletzt muss uns bewusst sein, dass ein Großil wissenschaftlicher Studien keinen eindeutigen Zu ammenhang zwischen Urangeschossen und negativen esundheitlichen Folgewirkungen nachweisen konnte. ie Weltgesundheitsorganisation hat umfangreiche nalysen zu dieser Thematik vorliegen, in denen sie zu em Schluss kommt, dass 98 Prozent der über die Nahung aufgenommenen und 95 Prozent der eingeatmen Uranpartikel schon nach wenigen Tagen vollstänig abgebaut sind. Das Institut für Radiobiologie der undeswehr, das fachlich-wissenschaftliche Kompenzzentrum der Bundeswehr zu medizinischen Fragen Zusammenhang mit ionisierender Strahlung, wertet ie wissenschaftliche Fachliteratur zum Thema „abereichertes Uran“ regelmäßig aus. Neue wissenchaftliche Erkenntnisse, die eine Neubewertung des esundheitlichen Risikos durch den Einsatz von Munion mit abgereichertem Uran notwendig machen, lieen bisher nicht vor. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Linkspari, eine breite Koalition internationaler Organisatioen schließt sich dieser Meinung an. Fleißige, engaierte Helferinnen und Helfer wie zum Beispiel vom ternationalen Roten Kreuz, die oftmals jahrzehnteng in Krisenregionen aktiv waren, in denen Uranmu ition zur Anwendung kam, sehen immer noch keinen rund, eine Ächtung von uranhaltigen Geschossen zu rdern. Das sollte uns nachdenklich stimmen. Auf nationaler Ebene hat sich unter anderem auch as Institut der Radiobiologie unserer Bundeswehr mit er Debatte um die Urangeschosse befasst und ist zum leichen Schluss gekommen: Der Einsatz von Uranunition kann nicht als ursächlich für den Ausbruch erschiedener Krankheiten in den Folgejahren nachewiesen werden. Gleichwohl gilt es, die Bedenken rnst zu nehmen und durch weitergehende Untersuhungen eventuelle Risiken schließlich einzugrenzen der ganz auszuschließen. Als Sicherheitspolitiker und Präsident des Reservisnverbandes geht mir diese Thematik besonders nahe, nd ich stimme den Antragstellern zu, dass jede Gehrdung unserer Soldatinnen und Soldaten wie auch er Zivilgesellschaft in den Einsatzgebieten unter aln Umständen zu verhindern ist. Deshalb bin ich auch rleichtert, dass uns keine Erkenntnisse vorliegen, die )


(A) )

ein gesundheitliches Gefährdungspotenzial durch
Urangeschosse validieren. Die Implikation des An-
trags der Linken, dass Deutschland nicht genügend
Sorge für die Sicherheit seiner Soldaten und Soldatin-
nen trägt, finde ich empörend und traurig. Es passt
aber zum allgemeinen sicherheitspolitischen Erschei-
nungsbild dieser Partei.

Um das gesundheitliche Wohlbefinden unserer Sol-
datinnen und Soldaten auch in Zukunft optimal ge-
währleisten zu können, schlage ich eine Fortdauer und
Intensivierung der Forschung über die Spätfolgen der
Verwendung von uranhaltigen Geschossen vor. Nicht
zuletzt sollte dafür auch der Schulterschluss mit der in-
ternationalen Staatengemeinschaft gesucht werden.
Unsere Verbündeten wie die Vereinigten Staaten,
Großbritannien und Frankreich leisten bereits heute
einen substanziellen Beitrag zur wissenschaftlichen
Aufarbeitung des Sachverhaltes – von einer Vernet-
zung der Anstrengungen können wir alle profitieren.

Zum Schluss meiner Rede möchte ich die Debatte
um die Urangeschosse noch einmal innerhalb eines
breiteren Kontextes beleuchten. Auch wenn der Antrag
der Linken etwas anderes nahelegt, so ist Deutschland
doch den Statuten des humanitären Völkerrechtes tief
verpflichtet und verbunden. Als etwa im August 2010
das Abkommen über Streumunition verabschiedet
wurde, haben wir sofort Schritte ergriffen, um unsere
Restbestände zu vernichten. Durch großzügige Finanz-
hilfen der Regierung wird es uns voraussichtlich sogar
gelingen, die Auflagen des Vertrages lange vor Ablauf
der Frist zu erfüllen. Das ist ein echter politischer Er-
folg.

Oder um auf ein noch aktuelleres Beispiel zu ver-
weisen: Erst vor wenigen Tagen hat unser Außenminis-
ter Guido Westerwelle in New York den internationa-
len Waffenhandelsvertrag unterzeichnet. In den letzten
Sitzungswochen wird er vom Deutschen Bundestag ra-
tifiziert. Das völkerrechtliche Übereinkommen wird
nicht nur den Handel mit konventionellen Waffen regu-
lieren, sondern auch kontrollieren, dass keine Abgabe
an Akteure erfolgt, die verdächtigt werden, Verbrechen
im Sinne des Völkerstrafrechts damit zu planen. Non-
Profit-Organisationen wie Amnesty International ha-
ben sich sehr lobend über das Abkommen geäußert,
und auch wir sind zuversichtlich, dass es in Zukunft
dazu beitragen wird, ethische Standards und Rüstungs-
exporte miteinander zu balancieren.

Unser Engagement gegen Streumunition und die
Zustimmung zum Waffenhandelsvertrag verdeutlichen,
dass unsere Position im Fall der uranhaltigen Ge-
schosse nicht das Produkt politischer Apathie, sondern
eine Reflexion politischer und diplomatischer Rationa-
lität darstellt. Zum momentanen Zeitpunkt ist eine Be-
wertung von Uranmunition als völkerrechtswidrig un-
zulässig. Selbst Staaten wie die Niederlande und
Schweden – üblicherweise nicht bekannt als Verächter
des humanitären Völkerrechts – verwenden uranhal-

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(C (D ge Geschosse. So kann ein Konsens für die Ächtung icht einmal auf europäischer, geschweige denn auf inrnationaler Ebene angenommen werden. Wir sollten unsere Anstrengungen auf ein realistiches und sinnvolles Ziel lenken: einen vertieften Diag mit unseren Verbündeten und eine kontinuierliche issenschaftliche Aufarbeitung. Die Fraktion der Linken fordert heute zum wieder olten Male den Bundestag auf, Uranmunition interational zu ächten. Ihrer Meinung nach ist Munition it abgereichertem Uran, Depleted Uranium, DU, mweltschädlich und verantwortlich für Umweltvereuchung in den Einsatzgebieten, in denen sie verwenet wurde. Liebe Kollegen der Linkspartei, Sie unterleen Ihren Antrag nicht etwa mit wissenschaftlich ndierten Beweisen oder Erkenntnissen. Stattdessen etonen Sie, dass „der Einsatz von DU-Munition graierende langfristige Folgen für die Menschen und die mwelt haben [kann]“. Sie erwecken damit den Einruck, dass es Beweise für die Gefahr von DU-Munion gibt. Studien der NATO,UNEP, IAEA, WHO und er Europäischen Union beweisen hingegen, dass kein usammenhang zwischen DU-Munition und den hier orgebrachten Vorwürfen besteht. Selbst das Internaonale Rote Kreuz sieht keinen Anlass, ein Moratoium für DU-Munition zu fordern. Lassen Sie mich eins klarstellen: Die Bundeswehr etzt keine DU-Munition ein und beabsichtigt auch icht, sie einzusetzen. Deutsche Unternehmen sind icht an der Produktion von DU-Munition beteiligt. uch wenn die Eigenschaft des Materials für eine Verendung sprechen würde, haben wir uns dazu ent chieden, anderes Material zu verwenden. Unsere oldaten sind mit besseren und sichereren Materialien usgestattet, die eine höhere Wirkung und einen bessen Schutz bieten, als dies mit DU-Munition und DUanzerung möglich wäre. Auch wenn diese Alternativrodukte in der Herstellung kostenintensiver sind, so efern sie doch eine bessere Schutzwirkung für unsere oldatinnen und Soldaten. Dies sollte und ist auch die berste Prämisse, die wir als christlich-liberale Koalion an unsere Beschaffungen für die Bundeswehr aben. Realistisch betrachtet, gibt es zum gegenwärtigen eitpunkt keinen Grund, den Einsatz der DU-Munition u verbieten. Es gilt den Antrag der Linkspartei abzuhnen, da er sich nur auf Vermutungen und moralisch ufgeladene Behauptungen stützt, die allesamt durch issenschaftliche Studien widerlegt wurden. Ein Geschoss soll ein Ziel zerstören. Enthält das eschoss, wie Uranmunition, keinen Sprengstoff, beuht seine zerstörerische Wirkung allein auf seiner Beegungsenergie. Kaum eine andere Waffe kann so gut Roderich Kiesewetter gebene Reden )

Florian Hahn (CSU):
Rede ID: ID1724645600
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1724645700




(A) )

Panzer und Bunker „knacken“ wie Uranmunition. Ihre
durchschlagende Wirkung erreichen die Geschosse
dank ihres Kerns aus abgereichertem Uran, das auf-
grund seines großen Gewichts eine extreme Wucht
beim Aufprall entfaltet und die meisten Panzerungen
mühelos durchbohrt. Die beim Einschlag entstehenden
Temperaturen und Kräfte sind so hoch, dass das Ge-
schoss schmilzt und zum Teil zerstäubt. Der entste-
hende Uranstaub entzündet sich und verstärkt den Zer-
störungseffekt des Geschosses. Damit ist das
militärische Ziel des Geschosses erreicht.

Urangeschosse hinterlassen aber noch einen Ne-
beneffekt. Durch das Schmelzen, Zerstäuben und Ent-
zünden des Urans entstehen Uranpartikel und Uran-
oxide, die als Schwebteilchen – Aerosole – und Stäube
in die Umgebungsluft gelangen. Menschen, die sich
am Ort der Einschläge aufhalten, atmen diese Teilchen
und Stäube ein oder nehmen sie mit der Nahrung auf.
Da Uran immer radioaktiv ist, sind es auch die Aero-
sole und Stäube. Folglich sind die betroffenen Men-
schen neben der chemischen Belastung durch das
Schwermetall Uran einer zusätzlichen Belastung
durch radioaktive Strahlung ausgesetzt. Beides kann je
nach aufgenommener Uranmenge zu einer schwerwie-
genden Erkrankung führen.

Uranmunition wurde in den 1970er- und 1980er-
Jahren entwickelt und erstmalig im großen Stil von den
USA im Golfkrieg 1991 eingesetzt. Seitdem haben im-
mer mehr Länder die Geschosse in ihre Waffenarse-
nale aufgenommen, und in vielen Konflikten, vom
Jugoslawieneinsatz bis zum Irakkrieg, wurde Uranmu-
nition verschossen.

Nach NATO-Angaben wurde Uranmunition im
Golfkrieg und auf dem Balkan eingesetzt; auch im
Irakkrieg im Jahre 2003 kam Uranmunition zum Ein-
satz. Informationen des US-amerikanischen Verteidi-
gungsministeriums zufolge wurde im Golfkrieg von
verschiedenen Waffensystemen eine Uranmenge von
insgesamt etwa 330 Tonnen verschossen. Nach Anga-
ben des deutschen Verteidigungsministeriums wurden
im Kosovo 31 000 Urangeschosse und in Bosnien-Her-
zegowina 10 800 Urangeschosse abgefeuert. Dies ent-
spricht einer Uranmenge von circa 11,5 Tonnen.

Es gibt aber immer mehr Hinweise, dass diese Su-
permunition gefährliche Spätfolgen für Mensch und
Umwelt hat. In den betroffenen Gebieten sind durch
den Einsatz von Uranmunition erhebliche Mengen von
Uranstäuben und uranhaltigen Aerosolen entstanden,
die durch Aufwirbelung immer wieder in die Umge-
bungsluft gelangen und somit eine Gefahr für sich dort
aufhaltende Menschen bilden können. Eine mögliche
Gefährdung durch die Strahlung von auf dem Boden
abgelagertem Uran oder von dort liegenden Blindgän-
gern ist demgegenüber vernachlässigbar.

In Gebieten, in denen Uranmunition eingesetzt
wurde, steigen auf Verstrahlung und Vergiftungen zu-

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Zu Protokoll ge

(C (D ückzuführende Erkrankungen und Missbildungen assiv an; besonders häufig sind Kinder betroffen. Im oden stecken gebliebene Projektile verrosten und erseuchen Grundwasser, Pflanzen und Tiere. Die Gehrlichkeit von Uranmunition wird seit ihrem ersten insatz diskutiert. Schon 2001 versuchten Deutschnd, Italien und Belgien vergeblich, die Verwendung er Munition durch die NATO zu stoppen. Über das tatsächliche Ausmaß der Bedrohung errscht Uneinigkeit. Von Gegnern dieser Waffen wie er Organisation Ärzte für die Verhütung des Atomrieges wird Uranmunition für Krebserkrankungen, issbildungen und Folgeschäden wie das Golfkriegs yndrom verantwortlich gemacht. Sie führen an, dass tatistiken einen nicht zu übersehenden Anstieg gerade on Hautund Lungenkrebserkrankungen in betroffeen Kriegsgebieten zeigen. Nach Studien der Weltgeundheitsorganisation und der Internationalen Atomnergieorganisation liegt keine besondere Gefährdung or. Im WHO-Bericht heißt es wörtlich, dass keine Stuie eine Verbindung zwischen Kontakt mit abgereihertem Uran und dem Auftreten von Krebs oder angeorenen Defekten finden konnte. Kritiker bemängeln war die Methodik und die angeblich mangelnde Unbhängigkeit der Studien und fordern die Durchfühung neuer Auswertungen und Bewertungen. Ein ericht über Gesundheitsschäden bei britischen Golfriegsveteranen zeigte die Existenz des Golfkriegssynroms auf und untersuchte eine Reihe von potenziellen uslösern dafür. Uranmunition wurde dabei als ein otenzieller Auslöser bezeichnet; allerdings verwies ie Studie auch klar auf den Mangel an gesicherten akten über die Risiken. Besonders hervorgehoben urde ein früherer Bericht der Royal Society, der die efahr von Uranmunition für Soldaten als nach heutiem Wissensstand eher gering einschätzte, allerdings benfalls Langzeitstudien und weitergehende Untersuhungen forderte. Es gibt aber noch immer keine weltweiten Untersuhungen zum Thema, sondern nur Einzelstudien aus en betroffenen Gebieten. So ist bis heute kein internaonales Abkommen zur Ächtung von Uranmunition zutande gekommen. Sowohl das Europaparlament als uch die Menschenrechtskommission der Vereinten ationen verabschiedeten Entschließungen gegen ranmunition. Eine entsprechende Resolution der N-Vollversammlung im Jahre 2010 unterstützten 48 Staaten; Frankreich, Großbritannien, Israel und ie USA allerdings votierten dagegen. Nur Belgien hat ich 2009 selbst jeglichen Umgang mit Uranmunition esetzlich verboten. Obwohl kein internationales Abkommen Uranmunion ausdrücklich verbietet, ist ihr Einsatz gerade ween der unterschiedslosen Wirkung rechtlich geächtet. as sogenannte humanitäre Völkerrecht stellt Verhalnsregeln für die Kriegsführung auf, um das Leid icht direkt an den Kämpfen beteiligter Personen zu Fritz Rudolf Körper gebene Reden )





(A) )

lindern. So verbietet die IV. Genfer Konvention zum
Schutz von Zivilpersonen zum Beispiel militärische
Angriffe auf Zivilkrankenhäuser, Sanitätstransporte,
Frauen und Kinder. Nach Art. 35 des ersten Zusatzpro-
tokolls ist es verboten, Waffen, Geschosse und Mate-
rial sowie Methoden der Kriegsführung zu verwenden,
die überflüssige Verletzungen oder unnötige Leiden
verursachen. Ob der beim Beschuss mit Uranmunition
entstehende hochgiftige Dampf unter das Verbot des
Genfer Giftgasprotokolls und der Chemiewaffenkon-
vention fällt, wäre zusätzlich zu prüfen.

Vor diesem Hintergrund ist nun der Antrag der
Fraktion Die Linke zu sehen, der die Bundesregierung
auffordert, die Ächtung und das Verbot solcher Muni-
tion auf nationaler wie internationaler Ebene zu ver-
folgen. Sinnvoll wäre es – und dies hat meine Kollegin
Uta Zapf schon in der ersten Lesung ausgeführt –,
wenn es ein sofortiges Moratorium für jeglichen Ein-
satz dieser Munition geben würde, eine Forderung, die
bereits von der SPD-Bundestagsfraktion im Jahre
2001 angesichts der damaligen aktuellen Diskussion
erhoben wurde.

Die Bundeswehr hat allerdings keine Uranmunition
in ihrem Arsenal. Sie wird auch in Deutschland nicht
hergestellt. Ein unmittelbarer Handlungsbedarf für
Deutschland selbst besteht also nicht. Trotzdem ist das
Thema im Auge zu behalten. Initiativen auf europäi-
scher Ebene oder auf Ebene der Vereinten Nationen
sind von der Bundesrepublik zu unterstützen; aber ein
im Antrag gefordertes Verbot schießt meines Erach-
tens zurzeit über das Ziel hinaus.


Christoph Schnurr (FDP):
Rede ID: ID1724645800

Die Bundesrepublik selbst besitzt keine DU-Muni-

tion und hat solche nach allem, was wir wissen, auch
nie vorsätzlich eingesetzt. Auf nationaler Ebene be-
steht deshalb für uns kein unmittelbarer Handlungsbe-
darf. In den letzten zehn Jahren hat es auch keinen be-
stätigten Einsatz von DU-Munition durch andere
Staaten mehr gegeben.

International ist deshalb der Handlungsdruck
niedrig und die Aussicht, zu einem Konsens zu kom-
men, gering. Zu dieser Situation haben auch zahl-
reiche wissenschaftliche Studien beigetragen. Die
Weltgesundheitsorganisation hat die möglichen ge-
sundheitlichen Auswirkungen des Einsatzes von Muni-
tion aus abgereichertem Uran ebenso untersucht wie
dies das Umweltprogramm der Vereinten Nationen, die
Europäische Kommission und die Gesellschaft für
Strahlenforschung getan haben. Einen ursächlichen
Zusammenhang zwischen DU-Munition und den ver-
schiedentlich damit in Verbindung gebrachten Krank-
heiten konnte keine der Studien nachweisen. Laut
WHO ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Zivilbe-
völkerung und die Soldaten einer unnatürlich hohen
Strahlung ausgesetzt werden. SCHER, ein wissen-
schaftlicher Ausschuss der Europäischen Kommission,

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Zu Protokoll ge

(C (D am zu den gleichen Ergebnissen. Auch deshalb onnte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz Einsatz von Uranmunition bisher keinen Verstoß egen das Völkerrecht erkennen und sah wegen der nbestätigten Faktenlage auch keinen Anlass, ein Verot der Munition zu fordern. Vor diesem Hintergrund kann es nicht verwundern, ass sich derzeit innerhalb der VN noch nicht einmal in Konsens über eine Resolution mit Minimalfordeungen herstellen lässt. Ein Moratorium oder gar ein erbot ist deshalb weit weg. Das war es offenbar auch 2001, sonst hätte die PD-Fraktion sich nicht nur hier im Bundestag für ein oratorium ausgesprochen, sondern sich auch inter ational dafür eingesetzt. Vielleicht gab es aber auch infach nicht den Willen in der rot-grünen Regierung. merhin erklärte der damalige Verteidigungsminister charping die Munition nach dem Balkankrieg für unedenklich. Vom damaligen Außenminister Fischer ind mir auch keine Initiativen zu DU-Munition beannt. Umso größer war mein Erstaunen über den jüngsn Beschluss der Grünen. Noch bis vor kurzem pläierten die Grünen im Bundestag lediglich für ein Moatorium. So hat es die Kollegin Brugger auch in der rsten Lesung zu diesem Antrag formuliert: „Eine orderung nach einem Verbot schießt angesichts der issenschaftlichen Unklarheit über das Ziel hinaus.“ Bundestagswahlprogramm heißt es jetzt aber: Auch Uranmunition wollen wir umfassend ächten.“ onsequenterweise müssten die Grünen dem vorlieenden Antrag der Linken also zustimmen. Ich bin gepannt. Die FDP lehnt den Antrag der Fraktion Die Linke b. Statt unrealistischer Verbotsforderungen ist Transarenz gefragt, ebenso wie Aufklärung und Vorsichtsaßnahmen. Im April diesen Jahres habe ich während einer Bal anreise viele Gespräche zum Thema Uranmunition eführt – mit Medizinern und Parlamentarierinnen soie Aktiven in sozialen Bewegungen. Besonders in erbien denkt eine Mehrheit der Bevölkerung, dass es inen Zusammenhang gibt zwischen der seit dem ATO-Krieg 1999 dramatisch steigenden Krebsrate nd dem Einsatz von Uranmunition durch die USA und roßbritannien. Bloß die politischen Entscheidungsägerinnen und Entscheidungsträger in Serbien sind cheinbar sehr auf die EU-Beitrittsperspektive gepolt. ie lehnen es ab, langfristige Studien zu finanzieren der gar Schritte einzuleiten, um die NATO-Verantortlichen zur Rechenschaft ziehen. Da sieht man mal, elche negativen Auswirkungen die Anziehungskraft er EU haben kann. Fritz Rudolf Körper gebene Reden )

Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724645900




(A) )

Dabei haben Gerichte im EU-Mitgliedstaat Italien
anerkannt, dass der Tod von über 100 italienischen
KFOR-Soldaten auf Uranverseuchung zurückzuführen
ist. Was in Italien Recht ist, kann doch in Deutschland
nicht falsch sein.

Ein Vertreter der Regierungsfraktionen hat in der
ersten Lesung die Behandlung mit dem Thema Uran-
munition als belanglosen Wahlkampftrick der Linken
gebrandmarkt. Das ist an Zynismus kaum zu überbie-
ten, insbesondere wenn man bedenkt, dass es hier um
Menschenleben geht. Eine Koalition, die sich christ-
lich-liberal nennt, deren Politik jedoch an Menschen-
verachtung grenzt, ist eine Zumutung.

Allerdings kann ich auch über die angekündigte
Enthaltung durch SPD und Grüne nur den Kopf schüt-
teln. Sie sagen, es gebe noch nicht ausreichend wissen-
schaftliche Untersuchungen zu dem Thema. Keiner
hindert den Deutschen Bundestag und die Regierung
daran, solche Studien voranzutreiben und zu finanzie-
ren – genau das sollte gleich zu Beginn der nächsten
Legislaturperiode auch passieren.

Die Hauptforderung der Linken ist allerdings der
Vorsorgeansatz. Das bedeutet, Uranmunition wird so
lange verboten, bis wissenschaftlich ohne Zweifel
festgestellt ist, dass diese Waffen keinen Schaden für
Zivilistinnen und Zivilisten und die Umwelt verursa-
chen. Dem Prinzip der Beweislastumkehr hat die Bun-
desregierung in der UN-Vollversammlung im Dezem-
ber 2012 zugestimmt. Und genau das fordern wir in
unserem Antrag. Schade, dass CDU/CSU, FDP, SPD
und Grüne hinter das kluge Abstimmungsverhalten
der Bundesregierung in der UN zurückfallen.

Erhellend war in dieser Sache auch mein Besuch im
Kosovo. Die KFOR hat den Behörden in Pristina dazu
geraten, sich des Themas Uranverstrahlung weiter
anzunehmen. Viele Kosovo-Albanerinnen und -Alba-
ner gehen davon aus, dass das Problem nicht so groß
sein kann. Schließlich leben zahlreiche Beschäftigte
der NATO und anderer Organisationen im Kosovo.
Die KFOR-Truppen trinken allerdings das lokale,
wahrscheinlich uranverseuchte Wasser nicht. Sie im-
portieren ihr Wasser. Dieser Politik nach Kolonialher-
renart stellt sich die Linke entgegen.

Wir appellieren an Ihr Mitgefühl mit den Opfern.
Schließlich heißt es, dass auch Bundeswehrsoldatin-
nen und -soldaten betroffen sind. Leider liegen hierzu
keine empirischen Studien vor, wie mir die Bundesre-
gierung mitteilte. Die Anfertigung solcher Untersu-
chungen ist dringend geboten.

Im Sinne der Menschen in den Gebieten, in denen
Uranmunition eingesetzt wurde und wird und im Sinne
der dort gegen den Willen der Linken eingesetzten Sol-
datinnen und Soldaten: Uranmunition weltweit ächten
ist das Gebot der Stunde.

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Zu Protokoll ge

(C (D Aus gutem Grund beschäftigen wir uns zum wieder olten Male mit den Folgen des Einsatzes sogenannter ranmunition. Denn die Risiken und Schäden für die mwelt und den Menschen durch den Einsatz von ranmunition dürfen wir nicht ignorieren. Medienbe ichte und NGOs weisen darauf hin, dass auch zehn ahre nach dem Krieg gegen das Regime von Saddam ussein noch immer weite Teile des Landes – darunter uch bewohntes Gebiet – wegen des Beschusses mit ranmunition mit radioaktiven Überresten des Kriees verseucht seien. In manchen Gebieten wie im Süen des Irak soll die Strahlenbelastung das 20-Fache es Normalwertes betragen. Gleichzeitig verzeichnen akische Krankenhäuser einen massiven Anstieg von eukämie, Fehlgeburten und anderen gesundheitlihen Schädigungen. Dies ist doch Anlass genug, sich für eine ernsthafte egulierung des Einsatzes von Uranmunition einzuseten. Ich halte es für richtig, sich dabei auf einwandeie wissenschaftliche Erkenntnisse zu stützen. Da die isherigen einschlägigen Gutachten und Studien jeoch in teils gegensätzliche Richtungen weisen, müsen wir einen Weg finden, mit dieser Unsicherheit umugehen. Die Hinweise auf die langfristige Umweltnd Gesundheitsgefährdung durch Uranmunition sind rund für ernsthafte Zweifel an der Harmlosigkeit die er Waffen. Solange nicht sichergestellt ist, dass der Einsatz von ranmunition keine langfristigen Schäden für Mensch nd Umwelt nach sich zieht, muss das Vorsorgeprinzip elten, und es muss auf den Einsatz verzichtet werden. er Beschluss der Vereinten Nationen zum Vorsorgerinzip und zum kompletten Verzicht auf den Einsatz on Uranmunition ist richtig, und wir unterstützen ihn usdrücklich. Es ist eine richtige Entscheidung, einen elastbaren Nachweis der Harmlosigkeit dieser Munionsart für Mensch und Umwelt einzufordern, bevor ie weiter verwendet werden soll. Hierzu bedarf es vor allem mehr Langzeitstudien uf internationaler Ebene, um den möglichen kausalen usammenhang zwischen dem Einsatz von Uranmunion und den Umweltund Gesundheitsschäden in beoffenen Gebieten nachzuweisen. Ohne Frage benögt die Wissenschaft dazu nicht nur die finanziellen ittel, sondern auch Zugang zu Informationen da über, in welchen Gebieten Uranmunition überhaupt um Einsatz gekommen ist. Ich fordere die Bundesreierung deshalb dazu auf, sich bei unseren Partnern in er Europäischen Union und der NATO dafür einzuetzen, diese Informationen zu sammeln und zur Verfüung zu stellen. Somit könnte nicht nur eine umfänglihe Langzeitstudie auf den Weg gebracht, sondern uch die dringend notwendige Absperrung und Dekonmination von betroffenen Gebieten zügiger durchgehrt werden. Unsere Forderung nach einem internationalen Moatorium für den Einsatz von Uranmunition ist der Inge Höger gebene Reden Agnes Brugger )

Agnes Malczak (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724646000







(A) )

richtige Weg, um jetzt schnell zu handeln und gleich-
zeitig einen Prozess anzustoßen, an dessen Ende die
Ächtung dieser Waffen stehen könnte. Damit wäre ein
erster wichtiger Schritt getan, um vor allem die Zivil-
bevölkerung in zukünftigen bewaffneten Konflikten
besser zu schützen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724646100

Wir kommen zur Abstimmung. Der Auswärtige Aus-

schuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 17/13559, den Antrag der Fraktion Die
Linke auf Drucksache 17/11898 abzulehnen. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung? – Das sind die Koali-
tionsfraktionen. Gegenprobe! – Linksfraktion. Enthal-
tungen? – Sozialdemokraten und Bündnis 90/Die Grü-
nen. Die Beschlussempfehlung ist angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 48 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz (10. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Harald Ebner,
Cornelia Behm, Bärbel Höhn, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN

Vorsorgeprinzip anwenden – Zulassung des
Pestizidwirkstoffs Glyphosat aussetzen und
Neubewertung vornehmen

– Drucksachen 17/7982, 17/8822 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Alois Gerig
Elvira Drobinski-Weiß
Dr. Christel Happach-Kasan
Dr. Kirsten Tackmann
Harald Ebner

Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die
Reden zu Protokoll genommen.


Dr. Max Lehmer (CSU):
Rede ID: ID1724646200


Die Gesundheit der Menschen steht für uns als
Unionsfraktion in jeder Hinsicht an oberster Stelle. So
unterstütze ich ausdrücklich die weitere Harmonisie-
rung der Pflanzenschutzmittelzulassung zur Gewähr-
leistung eines hohen Schutzniveaus in der Europäi-
schen Union. Eine sachliche Diskussion zu diesem
Thema ist mit Sicherheit gewinnbringender, als
vorschnelle Anträge zur Aussetzung zu stellen. Die
Forderung der Grünen, die Zulassung des Pflanzen-
schutzwirkstoffs Glyphosat auszusetzen, ist unbegrün-
det. Derzeit liegen keine wissenschaftlichen Erkennt-
nisse vor, die eine Aussetzung der Zulassung
rechtfertigen würden. Bei sachgerechter Anwendung
unter Beachtung der guten landwirtschaftlichen
Praxis leistet Glyphosat einen wichtigen Beitrag zu
den agronomischen und ökonomischen Herausforde-
rung in der modernen Landwirtschaft. Das Bundes-
institut für Risikobewertung macht deutlich, dass
bestimmte Pflanzenschutzmittelwirkstoffe in hohen

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(C (D ytotoxischen Konzentrationen das Wachstum von akterien hemmen können. Mit den derzeit vorliegenen toxikologischen Daten gibt es jedoch bisher keine nzeichen für eine spezifische antibakterielle Wirkung on Glyphosat. Glyphosat gehört zu den weltweit toxikologisch am mfassendsten untersuchten Pflanzenschutzmittelirkstoffen. In mehreren Hundert toxikologischen tudien, die die Auswirkungen von Glyphosat auf die enschliche Gesundheit untersuchten, konnte keine eeinträchtigung der Gesundheit von Mensch, Tier nd Umwelt nachgewiesen werden. Das ist ein Beipiel dafür, dass die langjährigen Bemühungen und esetzlichen Regelungen wirken. Zulassungsverfahren üssen in Deutschland und Europa umfassende Prüngen durchlaufen. Da Pflanzenschutzmittel keine gewöhnlichen ebrauchsgüter sind, muss bei ihrer Zulassung und nwendung die größte Sorgfalt sichergestellt werden, m Menschen, Tier und Umwelt vor Risiken zu schüten. Bevor ein Wirkstoff in der EU überhaupt zugelasen wird, stellt das Unternehmen einen Antrag bei der uständigen nationalen Behörde. Der Antrag muss esetzesgemäß zahlreiche wissenschaftliche Informaonen unter anderem zur Sicherheitsbewertung entalten, wie zum Beispiel die physikalischen und chemichen Eigenschaften des Wirkstoffes, sein Verbleib und bbauverhalten in der Umwelt, mögliche Auswirkunen auf die Umwelt, zum Beispiel Effekte auf Nichtzielrganismen wie zum Beispiel Wildtiere und -pflanzen owie Mikroorganismen, Ökotoxikologie, mögliche uswirkungen auf Säugetiere, Toxikologie, Rücktände in Kulturpflanzen, in Lebensund Futtermitteln owie Angaben zu geeigneten analytischen Methoden, m diese Rückstände nachzuweisen. Die Sicherheitsanforderungen eines solchen Antraes sind enorm hoch und erfüllen die festgelegten riterien. Wir sind in Deutschland durch nationale egelungen bereits auf einem hohen – über den EUorgaben liegenden – Niveau, das der Sicherheit für en Verbraucher, aber auch der Umwelt und der Wettewerbsfähigkeit unserer Landwirtschaft dient. Seit er Einführung des Wirkstoffes Glyphosat vor etwa 0 Jahren wird es in Breitbandherbiziden eingesetzt. r blockiert die Produktion eines für Pflanzen lebensichtigem Enzyms, das nur in Pflanzen vorkommt. ies begründet seine hohe Wirksamkeit und breite Anendung in der Landwirtschaft und die vergleichseise geringen Effekte bei tierischen Organismen oder em Menschen. Die Auswirkung des Wirkstoffes lyphosat auf Nichtzielorganismen wurde und wird usreichend und umfangreich untersucht, unter andem durch das Bundesinstitut für Risikobewertung die HO, die EU sowie viele Ländern, und Wissenschaftr. So ist der derzeitige wissenschaftliche Konsens, ass Glyphosat bei ordnungsgemäßer Anwendung eine Gesundheitsrisiken birgt. Eine Gefährdung für ensch und Tier wurde bisher nicht beobachtet. )


(A) )

Ich möchte daran erinnern, das Glyphosat einen
sehr wichtigen Pflanzenschutzwirkstoff in der Land-
wirtschaft darstellt. Unter den zugelassenen Pflanzen-
schutzmitteln ist derzeit kein günstigerer Wirkstoff
bekannt, der toxikologisch so unbedenklich ist wie
Glyphosat. Ausdrücklich möchte ich betonen, dass zur-
zeit keine Hinweise vorliegen, dass in Deutschland die
Anwendung glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel in
der Landwirtschaft zu unerwünschten Nebenwirkun-
gen führt. Der Pflanzenschutz ist und bleibt ein wichti-
ger Bestandteil moderner Produktionstechnik in der
Landwirtschaft und wird in Deutschland schon lange
nicht mehr nach dem Prinzip „Viel hilft viel“ ange-
wandt. Pflanzenschutzmittel werden gezielt zum Schutz
der Pflanzen gegenüber Krankheiten und Schädlingen
eingesetzt. Darüber hinaus dienen sie zur Zurück-
haltung oder vorübergehenden Beseitigung von Kon-
kurrenzpflanzen. Letztlich können gesunde Früchte
nur von ausreichend ernährten und gut geschützten,
befallsfreien Pflanzen kommen.

Die Fraktion der CDU/CSU spricht sich klar gegen
den Antrag der Grünen aus. Ich möchte nochmals
betonen, dass derzeit keine wissenschaftlichen Er-
kenntnisse vorliegen, die den Wirkstoff Glyphosat an
sich infrage stellen und eine Aussetzung der neuen Zu-
lassung rechtfertigen könnten.

Bei der Zulassung gentechnisch veränderter Orga-
nismen sowohl auf EU- als auch auf nationaler Ebene
muss sichergestellt sein, dass kurz- und langfristige
negative Folgen für die Gesundheit von Mensch und
Tier oder die Umwelt durch den Einsatz solcher Wirk-
stoffe mit Sicherheit ausgeschlossen werden können.
Alle bekannten wissenschaftlichen Untersuchungen
der BfR, der FAO, der EU belegen, dass bei sachge-
rechter Anwendung von Glyphosat kein Anlass zur
Sorge besteht. Auch sehe ich keinen Grund, gerade
Verbraucher und Landwirte zu verunsichern.

Ihre haltlosen Aussagen zu angeblichen Schäden
und Risiken führen zu Ängsten und Verunsicherungen
in der Bevölkerung. Dies ist lediglich dafür geeignet,
wieder einmal den Pflanzenschutz generell in Miss-
kredit zu bringen. Es wäre stattdessen dringend erfor-
derlich, neben allen Risikodiskussionen auch eine zum
Nutzen des Pflanzenschutzmittels zu führen. So ist es
unsere Aufgabe, die wissenschaftlichen Standards und
Kontrollen auf nationaler und internationaler Ebene
weiter auf hohem Niveau zu halten.


Gustav Herzog (SPD):
Rede ID: ID1724646300

Wir beraten heute einen Antrag von Bündnis 90/Die

Grünen, der so lange in den parlamentarischen Müh-
len zugebracht hat, dass er sich fast schon überholt
hat. 2011 war es tatsächlich noch hochaktuell, über
eine mögliche Aussetzung einer Zulassung POE-Tallo-
wamin-haltiger Glyphosatpräparate nachzudenken,
weil es zur Neubewertung im Jahr 2015 noch weit hin
war. Mit der fortgeschrittenen Zeit ist es im Grunde
obsolet, denn 2015 steht schon vor der Tür und damit
eine Überprüfung auf Basis der Verordnung Nr. 1107/

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(C (D 009. Damit müssen die Dossiers der Antragsteller en neuen Genehmigungskriterien insbesondere zu nhang II entsprechen. Warum kam es zu einer solchen Forderung? Glyhosat ist eines der am häufigsten eingesetzten Herbiidwirkstoffe in Deutschland. Lange wurden vor allem eine Vorteile betont. Seine hohe Wirksamkeit, die geingen Rückstände im Boden, seine schlechte Wasserslichkeit und die guten Abbauraten machten glypho athaltige Mittel schnell zu Absatzrennern nicht nur in er Landwirtschaft. Heute sind mehr als 10 Prozent alr eingesetzten Pflanzenschutzmittel glyphosathaltig, 010 waren es 15 000 Tonnen. Neue Anwendungsgeiete wie Ernteverfrühung oder Erntevereinfachung ind ebenso kritisch zu betrachten wie der breite Einatz im Hausund Kleingartenbereich. Denn als Folge er großen Aufwandmengen in Deutschland, aber uch weltweit, ändern sich die Exposition des Menchen wie auch die Auswirkungen auf die Umwelt. eue Studien deuten auf erschreckende Fakten hin, die eu bewertet werden müssen. Die Anwendung kurz vor der Ernte und der massenafte Einsatz in gentechnisch veränderten Futtermitln scheinen dazu zu führen, dass der Mensch deutlich essbare Mengen Glyphosat über die Nahrung aufimmt. Anders ist nicht zu erklären, dass Rückstände es Wirkstoffs in Verbrauchern gefunden werden, die nsonsten keinerlei Verbindung zur Landwirtschaft aben. Angesichts der zunehmenden Hinweise auf bisher aum benannte Risiken im Bereich der Mutagenität, arzinogenität und Reproduktionstoxizität ist es schon rstaunlich, dass im Jahr 2011 von 5,4 Millionen erlgten Lebensmitteluntersuchungen gerade einmal 112 Proben auf Glyphosat getestet wurden. Das muss ich ändern. Wir können die Risiken nicht in den Wind chlagen, sondern müssen genauer hinschauen und en Hinweisen so lange nachgehen, bis sie zweifelsfrei ntkräftet werden. Gelingt dies nicht, müssen wir im inne des vorsorgenden Verbraucherschutzes aktiv erden. Dazu gehört auch, POE-Tallowamine einer isikobewertung zu unterziehen. Bekannt ist schon nger, dass diese synergistischen Beistoffe die Toxizit erhöhen, und doch nimmt ihre Anwendung ein nicht kzeptables, wenn nicht sogar steigendes Ausmaß an. 010 wurden 1 300 Tonnen in Pflanzenschutzmitteln ingesetzt. Der Aufruf zum Verzicht geht an den Hertellern offensichtlich ungehört vorbei. Das kann icht so bleiben – der Zulassungsgeber muss in der age sein, nachweisbar schädliche Beistoffe zu unteragen. Wir werden im Rahmen der Weiterentwicklung nseres Zulassungssystems auch über Cut-off-Kriteien für Synergisten und Beistoffe nachdenken müsen. In der nächsten Wahlperiode warten viele Aufgaen auf uns. Glyphosat ist weltweit das bestuntersuchte Herbi id. 40 Jahre Anwendung in der Landwirtschaft bei uns Dr. Max Lehmer gebene Reden )

Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1724646400




(A) )

haben keine schwerwiegenden Probleme ergeben. Das
ist eine gute Bilanz. Da stellt sich die Frage nach dem
Motiv für diesen Antrag.

So wie der ZDF-Film kürzlich das Ziel hatte, mit
diffuser Desinformation Angst zu erzeugen, so verfolgt
auch der Antrag der Grünen allein das Ziel, Ängste zu
schüren, wo kein Grund zur Angst besteht, das Ziel, ein
Pflanzenschutzmittel zu problematisieren, das in der
Anwendung vergleichsweise wenige Probleme berei-
tet. Grüne schüren Vorurteile gegenüber moderner
Landwirtschaft, ohne sich an wissenschaftlichen Fak-
ten zu orientieren.

Der Antrag folgt einem bekannten Strickmuster:
Unter dem Deckmantel des Vorsorgeprinzips werden
die unterschiedlichsten Forderungen nach Verboten
und Abgaben erhoben.

Die FDP weist die Forderung nach einer „Pestizid-
abgabe“ zur Finanzierung unabhängiger Risikofor-
schung zurück. Die darin enthaltene pauschale Un-
terstellung gegenüber den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern von Bundesbehörden, dass diese nicht fi-
nanziell unabhängig seien, wird ohne einen einzigen
Beleg erhoben und ist eine Ungeheuerlichkeit. Die dies
unterstellende Ausarbeitung einer privaten Einrich-
tung – man sollte nicht von einem Institut sprechen –
hält einer kritischen Überprüfung nicht stand. Mei-
nungsäußerungen von Wissenschaftlern, die grüner
Ideologie widersprechen, werden als Beleg für man-
gelnde finanzielle Unabhängigkeit gewertet. Damit
respektieren die Grünen noch nicht einmal das Grund-
recht auf freie Meinungsäußerung.

Die akademische und behördliche Sicherheits- und
Risikoforschung in Deutschland ist weltweit Spitze. An-
gesichts der geringen Qualität der wissenschaftlichen
Arbeiten, mit denen die Forderungen des Antrags
belegt werden sollen, wirkt die Kritik an den Bundes-
behörden wie Hohn. So lassen die Tierversuche des
argentinischen Mediziners Professor Dr. Andrés
Carrasco keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Gif-
tigkeit von Glyphosat zu. Keine praktische Anwendung
von Glyphosat verlangt das Spritzen des Wirkstoffs in
Tiere. Es ist nicht mit dem Tierschutzgedanken verein-
bar, wenn Tiere für solche Versuche genutzt werden, die
von vornherein als sinnlos zu bewerten sind.

Alle Pflanzenschutzmittel werden vor ihrer Zulas-
sung umfassend geprüft. Die Prüfung berücksichtigt
mögliche Auswirkungen auf die menschliche und tieri-
sche Gesundheit wie auch die Natur. Nur Pflanzen-
schutzmittel, die höchsten Kriterien genügen, werden
in Deutschland und der EU zugelassen. Dabei ist eine
Beteiligung vonseiten des Umwelt- und Naturschutzes
durch das Umweltbundesamt sichergestellt. Alle Zu-
lassungen für Wirkstoffe sind zeitlich befristet und
müssen unter Vorlage der neuesten wissenschaftlichen
Daten erneut bewertet werden. Ebenso sind die Zulas-
sungsbehörden verpflichtet, Meldungen über Schäden
nachzugehen.

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(C (D Bei sachgerechter Anwendung gilt Glyphosat verlichen mit anderen Herbiziden als wenig umweltbestend. Zudem ist es biologisch abbaubar. Glyphosat emmt bei Pflanzen ein Enzym, das für die Biosynthese erschiedener Aminosäuren essenziell ist. Bei Tieren ommt dieses Enzym gar nicht vor. Glyphosat kann lso bei Mensch und Tier nicht in der Weise wirken, ie dies bei Pflanzen der Fall ist. Glyphosat wird nach er EU-Gefahrstoffklassifikation nicht als giftig, sonern als reizend und umweltschädlich eingestuft. Ein aß für die Gesundheitsschädlichkeit ist der soge annte LD50-Wert. Dieser beträgt für Glyphosat bei erschiedenen Tierarten zwischen 1 Gramm und Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Er liegt dait in der Größenordnung von Alkohol. Alle Pflanzenschutzmittel erfordern einen fachge chten Einsatz. Bei nicht fachgerechter Anwendung önnen Probleme entstehen. In Deutschland gibt es einen Grund zur Besorgnis, weil unsere Landwirte ehr gut ausgebildet sind, sich regelmäßig fortbilden üssen und der Pflanzenschutzdienst den fachgerechn Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kontrolliert. Es ollte allerdings der Gewässerschutz in Zukunft stärere Beachtung finden und der Gebrauch durch nicht usgebildete Personen eingeschränkt werden. Ob die ute fachliche Praxis in der Anwendung von Glyphoat in der Landwirtschaft in anderen Ländern auch so ilt wie bei uns, ist hier nicht Thema. Es ist nicht gechtfertigt, von Negativbeispielen in anderen Ländern uf deutsche Verhältnisse zu schließen. Es gibt auch einerlei Ansatzpunkte, dass solche Rückschlüsse gechtfertigt sind. Das Problem mit den als Benetzungsmittel in betimmten Formulierungen der Herbizide verwendeten ogenannten POE-Tallowaminen ist bekannt. Hier aben Untersuchungen von Behörden und Wissenchaftlern gezeigt, dass eine besondere Schadwirkung intreten kann. Das zuständige Bundesamt für Verraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, BVL, hat ie Hersteller deswegen bereits angewiesen, alternave Formulierungen zu entwickeln. Darüber hinaus urden die Gewässerabstände vergrößert, um schädlihe Auswirkungen auf die Natur zu minimieren. Das VL hat zudem Anfang Dezember einige Mittel verbon, und der ehemalige Patentinhaber Monsanto hat eim BVL POE-Tallowamin-freie Formulierungen zur ulassung eingereicht. Dies zeigt, dass die Pflanzenchutzmittelzulassungspraxis funktioniert und auch iese Forderung ins Leere läuft. Die Funde von Glyphosat im Urin sind wenig überaschend. Im Körper unerwünschte Stoffe werden unr anderem über den Urin ausgeschieden. Das gilt uch für Medikamente und deren Abbauprodukte. Untersuchungen der Universität Gießen haben geeigt, dass ein Verbot von Glyphosat einerseits aus icht des Umweltschutzes völlig kontraproduktiv wäre nd andererseits zu Wohlfahrtsverlusten in Milliardenöhe führen würde. Resistenzen und andere Folgen des erbizideinsatzes lassen sich durch gute fachliche Dr. Christel Happach-Kasan gebene Reden )





(A) )

Praxis, ein modernes Wirkstoffmanagement und wei-
tere Vorsorgemaßnahmen lösen.

Die Diskussion um Glyphosat ist ein Stellvertreter-
krieg. Sie hat ihren eigentlichen Hintergrund darin,
dass über 70 Prozent der weltweit angebauten So-
japflanzen gentechnisch verändert sind und eine Tole-
ranz für Glyphosat besitzen. Als ideologische Gegner
dieser Züchtungsmethode haben die Grünen deswegen
einen Zulassungsstopp für Glyphosat gefordert, um
mittelfristig die gentechnisch veränderte Kulturpflanze
mit der größten Verbreitung für den Anbau unattraktiv
zu machen.

Die bei uns geltenden Grenzwerte beruhen auf an-
erkannten wissenschaftlichen Fakten, sind weit unter-
halb jeglicher Gefährdungsschwelle und werden von
der EU-Kommission regelmäßig überprüft. Jetzt sollen
über niedrigere Grenzwerte für Lebens- und Futtermit-
tel die Importe aus Drittstaaten unterbunden und da-
mit der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen
zum Beispiel in Südamerika ausgebremst werden. Die
Sicherheit für die Verbraucherinnen und Verbraucher
wird nicht erhöht.

Eine falsche sachliche Analyse einer Situation ist
ungeeignet als Vorbereitung für sinnvolle politische
Schlussfolgerungen. Die durchaus notwendige politi-
sche Diskussion, wie wir die Rahmenbedingungen für
eine nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft in
Deutschland gestalten sollten, wird durch solche An-
träge behindert und nicht befördert. Wir lehnen die
Forderungen des Antrages entschieden ab.


Alexander Süßmair (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724646500

Heute Vormittag hat der BUND in Berlin eine Stu-

die vorgestellt. In 18 Ländern Europas wurde der Urin
von Großstadtbewohnerinnen und -bewohnern auf
Glyphosat untersucht. In Deutschland waren 70 Pro-
zent der Proben belastet, der Durchschnitt lag bei
44 Prozent. Es ist die erste Studie, die sich europaweit
mit Glyphosat-Rückständen im menschlichen Urin be-
schäftigt. Die Stichproben legen nahe, dass ein erheb-
licher Teil der Bevölkerung Glyphosat-belastet ist. Wo-
her die Rückstände kommen, ist unklar.

Die Untersuchung ist nicht repräsentativ. Es ist
auch unklar, welche Wirkung Glyphosat im Körper
hat. Bisher galt es als relativ umweltfreundlich. Nun
mehren sich die Anzeichen, dass das Mittel und Zu-
satzstoffe wie POE-Tallowamine doch gefährlicher
sind als angenommen. Der Bundesregierung sind die
dazu nicht einheitlichen Forschungsergebnisse durch-
aus bekannt. Über zehn Seiten lang ist die Bibliogra-
fie, die sie ihrer Antwort auf die entsprechende Kleine
Anfrage der Grünen beifügt. Es ist erwiesen, dass Gly-
phosat negative Einflüsse etwa auf Froschlaich hat.
Die Bundesregierung weiß auch, dass Glyphosat häu-
fig gerade auf Wegen und in Haus- und Kleingärten
unsachgemäß angewandt wird.

Aussetzung der Zulassung und Neubewertung müs-
sen die Konsequenzen aus den Risiken und Unwägbar-

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(C (D eiten sein. Sowohl die EU als auch jeder Mitgliedtaat muss umgehend ein Monitoring-Programm für lyphosat in Lebensund Futtermitteln auflegen. Für lyphosat – und sein Abbauprodukt AMPA – ist umgeend ein Umwelt-Monitoring einzurichten. Beide Moitoring-Programme müssen umfassend sein, und die rgebnisse sind der Öffentlichkeit mitzuteilen. Jedes Mitgliedsland, also auch Deutschland, muss in Glyphosat-Reduktionsprogramm einführen. Die ikkation u verbieten. Alle anderen Verwendungszwecke von lyphosat sind bis 2015 zu evaluieren, ebenso die ulässigen Rückstandsgehalte für pflanzliche und tieische Lebensund Futtermittel. Weitere Erhöhungen on Rückstandshöchstgehalten sind definitiv auszuchließen. Vor allem in Kleingärten ist die Verwendung erartiger Pflanzenschutzmittel nicht zu rechtfertigen nd ein Verbot unumgänglich. Derartige Maßnahmen sind für die Landwirtschaft urchaus schmerzhaft. Denn Glyphosat ist überaus poulär. 5 000 Tonnen pro Jahr werden davon in eutschland verspritzt. Die Verwendung des Wirk toffs Glyphosat in Pflanzenschutzmitteln hat sich seit 993 verfünffacht, und inzwischen ist er weltweit der eistgenutzte Herbizidwirkstoff. Ein Mittel, das in usnahmefällen durchaus gute und sinnvolle Dienste rweisen kann, ist zur Regel geworden. Glyphosat eretzt vielfältige Fruchtfolgen, die Nebenkräuter in dem aße gar nicht auftreten lassen würden. Glyphosat erstört Biodiversität. Vielfältig sind die Bereiche, auf elche Glyphosat Einfluss hat, wie zum Beispiel auf as Trinkwasser, auf die Ernte, auf Nutztiere und somit tztendlich auch auf Milchprodukte und Fleisch. Hier geht es um nichts anderes als um die Gesundeit von Menschen und den Schutz der Natur; denn der insatz von Totalherbiziden stellt grundsätzlich eine edrohung für viele Ökosysteme dar. Die einzige Mögchkeit, diese Ziele zu verfolgen, ist eine sofortige ussetzung der Zulassung für Glyphosat und dessen eubewertung auf dem Hintergrund neuer For chungsergebnisse. Ein letzter Gedanke zur diesbezüglichen Forschung ei mir allerdings gestattet. Wir alle wissen, dass zur rforschung der Risiken von Glyphosat eine große Anahl von Tierversuchen durchgeführt wird. Vielleicht önnten wir auf derartige Mittel zukünftig auch einch verzichten. Der Ökolandbau kann dazu einen gro en Beitrag leisten. Das wäre nicht nur ein Beitrag um Umweltschutz generell, sondern auch ein Beitrag um Tierschutz. Heute hat der BUND besorgniserregende Analyse rgebnisse zu Glyphosatrückständen im menschlichen rin vorgelegt. Danach ist zumindest davon auszugeen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher europaeit mit Glyphosat belastet sind, auch die große Mehreit der Bevölkerung in Deutschland. Damit werden Dr. Christel Happach-Kasan gebene Reden )

Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724646600




(A) )

ähnliche Hinweise aus Forschungen der Universität
Leipzig bestätigt. Glyphosat ist über unsere Nahrungs-
kette zum Alltagsgift auch für Großstadtmenschen ge-
worden, die überhaupt nichts mit Landwirtschaft zu
tun haben.

Auch wenn die Ergebnisse der BUND-Studie nur
auf kleinen Fallzahlen beruhen, ist das ein Alarm-
signal, das ernst genommen werden muss! Es ist be-
schämend für die Bundesregierung, dass ein spenden-
finanzierter Umweltverband so ein Projekt starten
muss, obwohl Ministerin Aigner seit Jahren über alle
notwendigen Informationen und Ressourcen verfügt,
um die Glyphosatbelastung von Mensch und Umwelt
umfassend zu erheben.

Das ZDF-Magazin „Zoom“ berichtete am 8. Mai
2013 eindrücklich über missgebildete und schwer
behinderte Kinder in den Familien der Tabak- und
Sojabauern in Argentinien. Im dringenden Verdacht
stehen Glyphosat und andere Pestizide, die von diesen
Bauern in großen Mengen verwendet werden. Das be-
stätigt frühere Berichte, wonach die Zahl solcher Fälle
in der argentinischen Sojaregion Gran Chaco in nur
zehn Jahren um das Drei- bis Vierfache gestiegen ist.

Es ist aufschlussreich, wie Vertreter von Schwarz-
Gelb mit dem Thema umgehen. FDP-Kollegin
Dr. Happach-Kasan bezeichnet in einem Beitrag auf
abgeordnetenwatch.de vom 7. Juni 2013 das ZDF we-
gen dieses Programmbeitrags als „verleumderisch ar-
beitenden“ Sender und wirft den dort zu Wort kom-
menden Kritikern von Glyphosat vor, aus
Profitinteresse „Ängste und Misstrauen zu schüren“.

Wie die BUND-Ergebnisse zeigen, ist Glyphosat
längst nicht mehr nur ein Problem im fernen Südame-
rika, wo heute 14-mal mehr dieses Pflanzengift einge-
setzt wird als vor der Einführung von gentechnisch
veränderten, herbizidtoleranten Pflanzen. Selbst in
Deutschland haben sich die Einsatzmengen von
Glyphosat auch ohne den Anbau von Gentechpflanzen
seit 1993 verfünffacht! Glyphosat wird immer öfter im
Rahmen der pfluglosen Bodenbearbeitung sowie zur
Sikkation bei Getreide und Hülsenfrüchten eingesetzt.
Letzteres führt zu besonders hohen Rückstanden, weil
in den wenigen Tagen bis zur Ernte kaum Zeit für den
Abbau des Giftes bleibt. So verwundert es nicht, dass
bei einer Untersuchung durch „Öko-Test“ fast drei
Viertel aller Proben von Getreideprodukten positiv ge-
testet wurden; denn selbst beim Backen bleibt Glypho-
sat erhalten.

Glyphosat ist alles andere als harmlos für Mensch,
Tier und Umwelt, wie auch das Gutachten 2012 des
Sachverständigenrates für Umweltfragen deutlich
macht. Und die Liste der wissenschaftlichen Belege
und Hinweise auf Risiken und Nebenwirkungen für
Mensch und Umwelt wird täglich länger: Beispiele
sind die hohe Toxizität für Amphibien, eine Verringe-
rung der Bodenfruchtbarkeit, die Zerstörung des
Gleichgewichts der Darmflora bei Menschen und
Säugetieren, der Rückgang der Artenvielfalt und die

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(C (D achsende Belastung von Böden und Gewässern. Wir aben deshalb erneut eine Kleine Anfrage an die undesregierung zu neuen Erkenntnissen bezüglich er Risiken von Glyphosat gestellt. Deutschland ist als Berichterstatter in der EU für ie Risikobewertung von Glyphosat zuständig. Doch er von der Bundesregierung deshalb eine besondere ufmerksamkeit und Sensibilität für die skizzierten robleme und gar konkrete Maßnahmen erwartet, ird bitter enttäuscht. Nach wie vor leugnet Schwarzelb die Gefahren, redet sie klein und wartet ab. Wie chon bei den bienengiftigen Neonicotinoiden verhält ich die Bundesregierung nach dem Motto, dass nicht ein kann, was nicht sein darf! Weder bei Futtermitteln noch bei tierischen Lebensitteln kann die Bundesregierung umfassende Daten u Glyphosatrückständen vorweisen. Dennoch sieht och-Verbraucherschutzministerin Aigner offenbar einen Anlass, diese Datenlücken zu schließen. Geauso wenig bemüht sich die Bundesregierung, den insatz des in Baden-Württemberg entwickelten neuen ultinachweisverfahrens bundesweit zu fördern, mit em schneller und günstiger auf Glyphosat getestet erden könnte. Es ist ein politisches Armutszeugnis, wenn die Bunesregierung auf die 2015 fällige Neubewertung von lyphosat verweist; denn Ministerin Aigner ist be annt, dass im ursprünglichen Zulassungsverfahren on Glyphosat schon damals in den Daten klare inweise auf massive Schäden wie Skelettfehlbildunen enthalten waren, die von den Behörden als „Enticklungsvariationen“ verharmlost wurden. Die Regierung Merkel ergreift weder Initiativen für äufigere Rückstandskontrollen bei Futtermittelimporn, noch plant sie Maßnahmen gegen die Steigerung eim Glyphosateinsatz in Deutschland. Im Nationalen ktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanenschutzmitteln ist die Reduzierung der Anwendungsengen bei Glyphosat kein Thema. Glyphosatanwenungen zur Sikkation bleiben erlaubt, obwohl diese ichts mit Pflanzenschutz zu tun haben und dadurch ie Wahrscheinlichkeit für hohe Rückstandsbelastunen stark wächst. Und nach wie vor sind Herbizide mit lyphosat in Baumärkten für jeden Privatgärtner frei äuflich, ein Sachkundenachweis wird nicht verlangt. Erst am Montag hat die Bundesregierung durch ihre nthaltung in Brüssel dazu beigetragen, dass der Weg ei gemacht wird für den Import der Genmaissorte martStax. Dieser Genmais ist nicht nur gegen lyphosat, sondern auch gegen das unbestritten emryonenschädigende Glufosinat resistent, dessen Zussung 2017 in der EU auslaufen wird. Ein Gift mehr der weniger im Urin ist Schwarz-Gelb offenbar egal. aut Kollegin Dr. Happach-Kasan von der FDP ist das uffinden von Glyphosat im Urin ja gar kein Problem; enn die toxische Gesundheitsschädlichkeit von Glyhosat liege „in der Größenordnung von Alkohol“. Harald Ebner gebene Reden Harald Ebner )








(A) )

Auch zur drohenden Zulassung der RoundupReady-
Sojabohne von Monsanto für den Anbau in der EU
hört man keinen Widerspruch der Bundesregierung.
Dabei hat eine Studie im Auftrag von Greenpeace be-
reits 2012 ergeben, dass sich mit dem großflächigen
Anbau solcher Gentechpflanzen die ausgebrachte
Herbizidmenge in der EU verdoppeln würde!

Jetzt haben die Koalitionsvertreter, aber auch die
SPD erneut Gelegenheit, unserem Antrag auf Ausset-
zung der Glyphosatzulassung zuzustimmen.

Wir Grüne appellieren an die Koalitionsvertreter:
Machen Sie nicht den gleichen Fehler wie bei den bie-
nengiftigen Neonicotinoiden, deren Risiken zu lange
verdrängt wurden und für die nun ein zweijähriges
Teilverbot in der EU verhängt wurde. Nehmen Sie end-
lich das Vorsorgeprinzip ernst und fangen Sie an, zum
Schutz von Mensch und Umwelt zu handeln!


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724646700

Wir kommen zur Abstimmung. Der Ausschuss für

Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz emp-
fiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
sache 17/8822, den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen auf Drucksache 17/7982 abzulehnen. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Die Koali-
tionsfraktionen. Gegenprobe! – Die drei Oppositions-
fraktionen. Enthaltungen? – Niemand. Die Beschluss-
empfehlung ist angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 53 a und 53 b auf:

a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Swen Schulz

(Spandau), Dr. Ernst Dieter Rossmann,

Dr. Hans-Peter Bartels, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der SPD

Studienfinanzierung sozial gerecht gestalten –
Studiengebühren abschaffen und BAföG
stärken

– zu dem Antrag der Abgeordneten Marianne
Schieder (Schwandorf), Swen Schulz

(Spandau), Dr. Ernst Dieter Rossmann, weite-

rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Einführung eines generellen Schüler-
BAföG – Ein Instrument für mehr Chan-
cengleichheit im deutschen Schulsystem

– zu dem Antrag der Abgeordneten Nicole
Gohlke, Agnes Alpers, Matthias W. Birkwald,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Studiengebühren jetzt bundesweit abschaf-
fen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Nicole
Gohlke, Dr. Petra Sitte, Agnes Alpers, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

40-jähriges BAföG-Jubiläum für soziale
Weiterentwicklung nutzen

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(C (D – zu dem Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Ekin Deligöz, Katja Dörner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Studienfinanzierung stärken – Das BAföG zum Zwei-Säulen-Modell ausbauen – Drucksachen 17/11823, 17/9576, 17/11824, 17/6372, 17/7026, 17/13866 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Stefan Kaufmann Swen Schulz Patrick Meinhardt Nicole Gohlke Kai Gehring b)

richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Swen Schulz

(Spandau), Dr. Ernst Dieter Rossmann,

Dr. Hans-Peter Bartels, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der SPD

Hochschulpakt aufstocken – Finanzierung
von wachsenden Studienkapazitäten an den
Hochschulen langfristig sicherstellen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Nicole
Gohlke, Jan Korte, Agnes Alpers, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion DIE LINKE

Hochschulzugang bundesgesetzlich regeln –
Recht auf freien Zugang zum Master si-
chern

– zu dem Antrag der Abgeordneten Kai Gehring,
Krista Sager, Ekin Deligöz, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Hochschulen auf das Studierendenhochpla-
teau vorbereiten – Allen Studienberechtig-
ten die Chance auf einen Studienplatz geben

– Drucksachen 17/12690, 17/10861, 17/9173,
17/13867 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Monika Grütters
Swen Schulz (Spandau)
Dr. Martin Neumann (Lausitz)
Nicole Gohlke
Kai Gehring

In der Tagesordnung war ausgewiesen, dass die Re-
en zu Protokoll genommen werden.


Dr. Stefan Kaufmann (CDU):
Rede ID: ID1724646800

In der heutigen Debatte zum Thema Studienfinan-

ierung liegen uns insgesamt sieben Anträge der
pposition vor. Diese Anträge lehnen wir alle aus in-
altlichen Gründen ab. Ich möchte hier nicht im Ein-
elnen jeden Antrag von vorne bis hinten durchgehen,
ondern die Gründe für unsere Ablehnung anhand der


(A) )


)(B)

BAföG-Vorschläge der Opposition sowie deren Aussa-
gen zu Studiengebühren und Stipendien deutlich ma-
chen.

Hinsichtlich der Anträge zur Aufstockung des
Hochschulpaktes ist anzumerken, dass diese Anträge
durch die erfolgreiche Einigung am 12. April 2013 be-
reits überholt sind. Bund und Länder stellen in einer
gemeinsamen Kraftanstrengung bis 2015 zusätzlich
rund 4,4 Milliarden Euro zur Verfügung. Bis 2018
summieren sich die Gesamtzahlungen für zusätzliche
Studienplätze damit auf fast 20 Milliarden Euro. Je-
dem Studierwilligen ist somit ein Studienplatz sicher –
wenn auch nicht ohne jede Zulassungsbeschränkung.
Forderungen der Linkspartei, einen Studienplatz für
jeden Studierenden, für jedes Fach und an jedem
Wohnort zur Verfügung zu stellen, kann man nicht
ernst nehmen. Dies gilt natürlich auch für die Links-
partei-Forderung nach dem Wegfall jeglicher Zulas-
sungsbeschränkung für alle Studiengänge zu jeder
Zeit. Auf die Realisierung dieser Forderungen warten
wir übrigens in den von der Linkspartei regierten Bun-
desländern bis heute. Nicht einmal Bestrebungen in
diese Richtung sind uns bekannt.

Nun möchte ich aber zu den drei genannten Punkten
BAföG, Studiengebühren und Deutschlandstipendium
kommen.

Erstens: BAföG. Den vorliegenden Antrag der SPD
zum Schüler-BAföG haben wir bereits letztes Jahr aus-
führlich diskutiert. Lassen Sie mich nur noch einmal
betonen, dass wir die Behauptung in dem SPD-Antrag,
der Anteil von Studierenden aus Arbeiterfamilien und
prekären Familienverhältnissen sei seit der Regierung
von Dr. Helmut Kohl stetig zurückgegangen, zurück-
weisen. Mittlerweile studiert mehr als die Hälfte eines
Jahrgangs. Diese Zahlen wurden in den 1970er- und
1980er-Jahren lange nicht erreicht!

Zum anderen fordert die SPD die Wiedereinführung
des Schüler-BAföGs jetzt, obwohl sie zwischen 1998
und 2009 diesbezüglich zwölf Jahre tatenlos regiert
hat. Warum haben Sie diese Forderung nicht in Ihrer
Regierungszeit umgesetzt? Außerdem fordert die SPD
das Schüler-BAföG als Vollzuschuss auch für alle Kin-
der, die noch zuhause wohnen. Dass dies zur sozialen
Gerechtigkeit beiträgt und auch nur in Ansätzen ge-
genfinanziert ist, bezweifele ich.

Die Linkspartei fordert selbstverständlich Vollzu-
schüsse für alle. Das erinnert mich sehr an das von
Ihnen geforderte bedingungslose Grundeinkommen.
Mit Seriosität hat das nichts zu tun!

Auch die Grünen-Fraktion fordert beim BAföG Än-
derungen hin zu einem Vollzuschuss mit einer eltern-
unabhängigen Komponente. Dass auch die Grünen auf
einmal Vollzuschüsse und mehr Geld für alle fordern,
aber nichts dergleichen in ihrer Regierungszeit umge-
setzt haben, ist bezeichnend.

Weiterhin fordern sowohl die SPD als auch die Grü-
nen wieder einmal eine erneute Anhebung der Be-

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(C (D arfssätze und der Freibeträge. Die CDU/CSU hat mit en BAföG-Erhöhungen 2008 und 2010 bereits viel eleistet. Wir würden aber gerne, genau wie Sie es rdern, noch mehr tun. Inwieweit aber auch rot-grün gierte Länder dazu bereit sind, bleibt abzuwarten. ntsprechend Ihren Forderungen bleiben wir aber ptimistisch. Insgesamt geht es uns beim BAföG vor allem daum, den Kreis der Berechtigten zu erweitern und das AföG anzupassen, beispielsweise durch die Fördeung von Teilzeitstudiengängen. Des Weiteren denken ir an eine bessere Anpassung an die Bacheloraster-Studienstruktur, die Verlängerung der Förde ungshöchstdauer um ein sogenanntes Karenzsemesr, flächendeckende Online-BAföG-Anträge, die Eröhung der BAföG-Vorauszahlung, die Anhebung der inkommensgrenze für Nebenjobs sowie eine bessere usstattung der BAföG-Ämter durch die verantwortlihen Bundesländer. Sie sehen, es gibt viele Entwicklungsmöglichkeiten eim BAföG – auch jenseits einer bloßen Erhöhung es Fördersatzes. Wir sind jedenfalls beim BAföG zu llem bereit. Jetzt kommt es auf die rot-grün regierten änder an! Zweitens: Studiengebühren. In ihren Anträgen hat ie Opposition die Abschaffung der Studiengebühren efordert. Mittlerweile gibt es in fast keinem Bundesnd mehr Studiengebühren. In Bayern und Nieder achsen wurde zuletzt die Abschaffung beschlossen. ie Debatte über Studiengebühren haben wir oft enug geführt. Mir ist nach wie vor nicht klar, warum itas Gebühren erheben, aber ein Studium gänzlich ostenfrei bleiben soll oder warum ein Meisterbrief urer als ein Bachelorstudium sein kann. Ich bin uch, ähnlich wie viele Experten aus dem Bildungsnd Wissenschaftsbereich, davon überzeugt, dass die ebatte über nachgelagerte, einkommensabhängige nd betragsmäßig gedeckelte Studiengebühren – nenen wir sie Akademikerbeiträge – in einigen Jahren eu geführt werden wird. Denn jährlich 2 Milliarden uro zusätzlich durch Akademikerbeiträge hätten inen maßgeblichen Einfluss auf die Verbesserung der ehrund Studienbedingungen an unseren Hochschun. Ihr Konzept hingegen ist, die wegfallenden Studienebühren aus Steuermitteln zu ersetzen. Leider zeigt ich in der Realität wieder einmal ein anderes Bild. ährend die CSU in Bayern den Hochschulen das eld vollständig und dynamisiert, das heißt angepasst n steigende Studierendenzahlen, ersetzt, sieht es im t-grünen Niedersachsen ganz anders aus. Dort will ie rot-grüne Regierung den Hochschulen die Mittel r die Studiengebühren zwar ersetzen, den Hochschun aber gleichzeitig an anderer Stelle 9 Millionen uro wegnehmen. Der Großteil der Ausgleichszahlunen wird übrigens durch Kürzungen im Sozialbereich nanziert. Das ist rot-grüne Realpolitik: Kürzungen im ochschulund im Sozialbereich! Mit Ihren vehemen Dr. Stefan Kaufmann gebene Reden )





(A) )

ten Forderungen in den Anträgen hat Ihre Realpolitik
nichts gemein!

Drittens: Das Deutschlandstipendium. Gebetsmüh-
lenhaft fordern sowohl die SPD als auch die Grünen
die Abschaffung des Deutschlandstipendiums. Inhalt-
lich stichhaltige Gründe dafür werden in ihren Anträ-
gen jedoch nicht genannt. Die SPD versucht es in
ihrem Antrag mit Falschbehauptungen. Demzufolge
sei die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Regionen
für die Vergabe von Deutschlandstipendien ent-
scheidend. Dies ist falsch. Gerade auch vermeintlich
„strukturschwache“ Regionen, beispielsweise in
Brandenburg, sind sehr erfolgreich bei der Einwer-
bung von Deutschlandstipendien. Lediglich die Total-
verweigerer, wie die Hamburger Hochschulen, haben
keinen Erfolg. Wie denn auch? Sie engagieren sich
nicht und lehnen das Deutschlandstipendium komplett
ab – zulasten der Hamburger Studierenden.

Die neuesten Daten zum Deutschlandstipendium
zeigen dagegen, dass etwa ein Viertel der geförderten
Studierenden BAföG-Empfänger sind und der Frauen-
anteil bei knapp der Hälfte liegt. Insgesamt konnten im
Jahr 2012 schon fast 14 000 Studierende mit dem
neuen Deutschlandstipendium gefördert werden und
knapp 13 Millionen Euro von privaten Mittelgebern
für die Studierenden gewonnen werden. Das ist ein
großer Erfolg!

Wenn man – wie die SPD – aus rein ideologischen
Gründen die Abschaffung des Deutschlandstipendiums
fordert, würden diese privaten Mittel nicht mehr zur
Verfügung stehen. Dabei brauchen wir doch gerade
auch das Engagement von Privaten, Alumni, Unter-
nehmen und vielen anderen! Warum nur wollen Sie
dies den Studierenden vorenthalten?

Nein, Sie – die SPD wie auch die Grünen – wollen
die Mittel des Deutschlandstipendiums für den Ausbau
des BAföG verwenden. Bei ungefähr 1 Million BAföG-
Empfängern würden Sie mit den derzeitigen Aufwen-
dungen des Deutschlandstipendiums eine Erhöhung
von ungefähr einem Euro (!) für jeden BAföG-Empfän-
ger erzielen. Ob das als große BAföG-Reform bezeich-
net werden kann, darf angezweifelt werden.

Wir von der CDU/CSU können dagegen eine beein-
druckende Bilanz unserer Bildungspolitik seit 2005
vorzeigen: Das Budget des Bundesministeriums für
Bildung und Forschung ist seit 2005 um 82 Prozent
gestiegen, der Anteil der Ausgaben für Bildung und
Forschung am BIP auf 9,9 Prozent. Die Zahl der Stu-
dienanfänger ist um 38 Prozent auf 493 000 Studien-
anfänger im Jahr 2012 gestiegen. Insgesamt studieren
derzeit 2,5 Millionen Menschen in Deutschland – eine
Steigerung von 26 Prozent gegenüber 2005. Die Zahl
der BAföG-Empfänger hat unter der CDU um 16 Pro-
zent auf fast 1 Million zugenommen. Der BAföG-
Höchstsatz ist seit 2005 um 15 Prozent gestiegen. Die
Zahl der Hochschulabsolventen ist von 255 000 auf
404 000 im Jahr 2011 gestiegen. Die staatlichen Bil-

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(C (D ungsausgaben je Einwohner sind um 17 Prozent geachsen. Die Anzahl der Stipendien des Bundes ist sogar um 75 Prozent aben wir international großen Nachholbedarf. Doch ffenbar will die Opposition genau das Gegenteil, ämlich weniger Stipendien. All dies sind Zahlen, die belegen, wie erfolgreich ie Unionsbildungspolitik ist. Unter der rot-grünen undesregierung konnten solche Zahlen dagegen nicht nsatzweise erreicht werden. Im Gegenteil: Das Bilungsbudget wurde sogar dreimal gekürzt. Wir werden hingegen weiter für Verbesserungen uch im Bereich der Studienfinanzierung eintreten. azu gehören nach unseren Vorstellungen erstens die ereits genannten umfangreichen Verbesserungen eim BAföG mit einer Anhebung vor allem der Freibeäge, zweitens eine Debatte über die Einführung von telligenten, nachgelagerten Akademikerbeiträgen. as geht aber selbstverständlich nur zusammen mit em Aufbau eines umfassenden Stipendiensystems in eutschland. Davon würden alle Studierenden in eutschland profitieren. Das Deutschlandstipendium t dabei nur ein Baustein von vielen. Wir müssen zuindest mittelfristig erreichen, dass wesentlich mehr tudierende durch Stipendien gefördert werden. Bisher rofitieren in Deutschland nur etwa 3 Prozent der tudierenden von einem Stipendium. In den USA beipielsweise werden dagegen etwa ein Viertel aller tudierenden an öffentlichen Hochschulen und an rivaten Hochschulen sogar mehr als die Hälfte der tudierenden mit einem Stipendium gefördert. Ich halte es für dringend notwendig, dass wir hierüer auch mit der Opposition einen Konsens finden. Stiendien können nach verschiedenen Kriterien vergeen werden, zum Beispiel nach Leistung, finanzieller edürftigkeit oder sozialem Engagement. Sie haben ber vor allem den Vorteil, dass sie elternunabhängig ur Verfügung stehen und einen hohen Leistungsanreiz ieten. Insgesamt bin ich der Überzeugung, dass wir die tudienfinanzierung elternunabhängiger machen müsen und dass wir nur mit einem Dreiklang aus BAföGusbau, nachgelagerten Akademikerbeiträgen und eiem umfassenden Stipendiensystem für alle Studierenen zu einer sozial gerechten Studienfinanzierung ommen werden. In diesem Sinne wünsche ich mir, ass wir in der nächsten Legislaturperiode gemeinsam aran arbeiten, unser System der Studienfinanzierung eiter zu verbessern. Bildung ist ein hohes Gut. Sie ist Garant für eine tabile Demokratie, für das Wohlergehen unseres Lanes und Basis für eine gelingende zukünftige Entwickng. Als Gesetzgeber haben wir dafür zu sorgen, dass öglichst viele Menschen einen breiten Zugang zur ildung bekommen. Wir müssen dafür sorgen, dass Dr. Stefan Kaufmann gebene Reden )

Marianne Schieder (SPD):
Rede ID: ID1724646900




(A) )

alle in unserem Land ihre Potenziale entfalten und ent-
wickeln können.

Leider ist es immer noch so, dass der Zugang zu Bil-
dung hierzulande vom Geldbeutel abhängig ist. Je wei-
ter man in den Süden des Landes geht, desto stärker
wird die Entscheidung für oder gegen den Besuch ei-
ner weiterführenden Schule von den finanziellen Mög-
lichkeiten der Eltern und der sogenannten sozialen
Herkunft beeinflusst.

Nach wie vor gelingt es Kindern einkommens-
schwacher Eltern viel seltener, ein Gymnasium zu be-
suchen, als dem Nachwuchs von Akademikern, auch
wenn die Kinder gleich intelligent sind. Insbesondere
in Bayern ist der Zusammenhang zwischen sozialer
Herkunft und schulischer Leistung sehr stark ausge-
prägt. Bereits vor rund zehn Jahren stellte eine PISA-
Untersuchung diese Zusammenhänge heraus. Geän-
dert hat sich seitdem nicht viel.

Was nützt es, wenn Bayern bei PISA mit den Leis-
tungen seiner Abiturienten sehr gut abschneidet, aber
nirgends eine so starke Selektion im Vorfeld stattfin-
det? Noch dazu ist die Differenzierung kaum von den
Leistungen der Kinder als vielmehr von den – unter
anderem finanziellen – Potenzialen der Eltern abhän-
gig. Die CSU verwirkt mit ihrer Schulpolitik das Recht
auf Bildung vieler junger Menschen.

Um diese soziale Schieflage – sie ist nicht nur in
Bayern zu finden, aber anderswo kaum so ausgeprägt
– aufzulösen, fordern wir in unserem Antrag die Aus-
weitung des BAföG für Schüler und Schülerinnen. Zu-
künftig sollen alle, die eine weiterführende Schule be-
suchen, ab Klasse zehn ein Anrecht auf BAföG haben.
Es ist als Sozialleistung bedarfsabhängig zu gewähren.
Das heißt, die Grundlage für die Gewährung bildet die
wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Eltern. Davon
hängt auch die Höhe der monatlichen Leistung ab.
Gleichzeitig soll die Unterstützung als Vollzuschuss
gewährt werden, um nicht nach der Schulausbildung
der Kinder mit Schulden dazustehen.

Zwar gibt es diese Förderung in ihren Grundzügen
im Rahmen des BAföG bereits. Aber sie kann nur ge-
nutzt werden, wenn die Kinder nicht mehr bei den El-
tern wohnen und für den Besuch einer weiterführenden
Schule einen eigenen Wohnsitz haben. Dies bringt mit
sich, dass wir die wesentlichen Grundlagen für das
von uns geforderte generelle Schüler-BAföG bereits
haben. Wir brauchen daher „nur“ eine Ausweitung
der bestehenden Regelungen, die dann nicht mehr
einen unterschiedlichen Wohnort von Eltern und Kin-
dern fordert. Wenn Kinder wegen der Schule das
Elternhaus verlassen müssen, so müsste es zukünftig
zusätzlich einen Wohnzuschuss geben.

Von dieser Ausweitung hin zu einem generellen
Schüler-BAföG würden nach aktuellen Schätzungen,
basierend auf den Vorausberechnungen der Kultus-
ministerkonferenz, rund 183 000 Schülerinnen und
Schüler profitieren. Das Geld dafür wäre in jedem Fall
mehr als sinnvoll angelegt, gerade angesichts des sich

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(C (D nbahnenden Fachkräftemangels. Vor allem könnten ielen Kindern erheblich bessere Zukunftsperspektiven röffnet werden. Ich möchte an dieser Stelle nur vollständigkeitshaler daran erinnern, dass wir das generelle SchülerAföG bis 1983 hatten. Leider wurde es von der Kohlegierung – als eine der ersten Taten – abgeschafft. eitdem ist die Zahl der Kinder aus klassischen Arbeirfamilien oder prekären Familienverhältnissen, die tudieren, kontinuierlich zurückgegangen. Statt diesem Trend entgegenzuwirken, investiert chwarz-Gelb lieber in das Betreuungsgeld, das weire soziale Schieflagen mit sich bringen wird. Ich ann Ihnen versichern, liebe Kolleginnen und Kolleen der CDU/CSUund der FDP-Fraktion: Viele Elrn wären froh, wenn sie der Staat dabei unterstützen ürde, ihren Kindern eine sehr gute Ausbildung bzw. ie Erlangung der Hochschulreife zu ermöglichen. iese würde auch bessere Zukunftsperspektiven mit ich bringen, als denjenigen ein Betreuungsgeld zu beahlen, die keine staatlich geförderte Einrichtung in nspruch nehmen. Diese Regierung muss endlich aufwachen und darf icht nur die vermeintlichen Eliten berücksichtigen, ur weil man sich davon Wählerstimmen erhofft. Wir rauchen auch in der Bildungspolitik Instrumente, die oziale Ungleichheiten beseitigen helfen und breiten eilen der Bevölkerung zugutekommen. Gerade angesichts der turbulenten Zeiten in Europa ollten wir nicht vergessen, dass Bildung, dass hervoragend ausgebildete Mitbürgerinnen und Mitbürger as wichtigste Kapital Deutschlands sind. Jeder Cent, er jetzt in Bildung investiert wird, sichert die Zukunft nseres Landes und unserer Gesellschaft. Bildung allen zu ermöglichen – das ist mehr als nur ine gute Tradition der SPD. Den Menschen den Zuang zu höherer Schulund zur Hochschulbildung zu rmöglichen, unabhängig von Herkunft, Familie, eldbeutel, ist Kernbestand der sozialdemokratischen ildungspolitik. Darum haben wir – unter der Fühung von Bundeskanzler Willy Brandt – das BAföG ingeführt. Vieles hat sich seit den 70ern verändert, doch von iner Chancengleichheit sind wir immer noch weit entrnt. Wir müssen bestehende Hürden für Bildung ab äumen. Nicht alles kann die Politik bewerkstelligen. as ist klar. Aber die Politik hat, wie wir alle wissen, estaltungsmöglichkeiten und darf darum nicht tatens zuschauen. Wie in den 70ern ist auch heute das BAföG ein zen ales Thema. Es ist und bleibt für uns das zentrale Intrument der Bildungsfinanzierung. Und zwar, weil es inen Rechtsanspruch formuliert. So schön Stipendien ein mögen, sie sind niemals in der Lage die Verlässchkeit und Breitenwirkung des BAföG zu erlangen. nd das schwarz-gelbe „Deutschland-Stipendium“ Marianne Schieder gebene Reden )

Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1724647000




(A) )

löst im Grunde gar kein Problem. Worüber wir glück-
licherweise nicht mehr diskutieren müssen ist das
Thema Studiengebühren, das haben wir in Deutsch-
land abgeräumt.

Nur kurz in Stichworten, was wir uns für das BAföG
vorstellen. Wir wollen das Schüler-BAföG ab
Klasse 10 auch für die einführen, die zu Hause leben.
Damit wollen wir den Weg bis zum Abitur unterstützen.
Wir wollen die Bedarfssätze endlich wieder erkennbar
erhöhen, die Freibeträge, die ja definieren, wer über-
haupt BAföG erhält, noch deutlicher erhöhen, künftig
einen Automatismus der Erhöhung von Bedarfssätzen
und Freibeträgen verankern, damit dieses ständige
Geschachere und Gefeilsche von Bund und Ländern
zulasten der Leute, die auf BAföG angewiesen sind,
aufhört. Und wir wollen das BAföG an die Lebens-
wirklichkeit anpassen, indem Pflege, Familie, Krank-
heit besser berücksichtigt und der Übergang von Ba-
chelor zu Master nahtlos geregelt werden.

Nun ist der BAföG-Bericht der Bundesregierung
bereits eineinhalb Jahre alt. Seither ist die nötige
Anpassung des BAföG nicht vorgenommen worden –
geschweige denn strukturelle Verbesserungen. Was
macht die Bundesregierung eigentlich? Frau Schavan
hatte auf Zeit gespielt, ihre Nachfolgerin Frau Wanka
hat diese schlechte Übung fortgesetzt und verweist auf
die Bundesländer.

Das BAföG ist nicht das einzige politische Hand-
lungsfeld. Die Leute benötigen zum Studieren nicht nur
eine individuelle Bildungsfinanzierung, sondern auch
eine soziale Infrastruktur. Es braucht Beratung, Kin-
derbetreuung, gutes und günstiges Essen. Die Studen-
tenwerke leisten hier großartige Arbeit. Aber sie müs-
sen wieder stärker unterstützt werden. Darum haben
wir einen Hochschulsozialpakt entworfen und in den
Bundestag eingebracht.

Vor allem geht es derzeit um das bezahlbare Woh-
nen! Diese Plauderstündchen von Minister Ramsauer
sind bislang nicht wirklich von durchschlagendem Er-
folg gekennzeichnet gewesen. Wir wollen 25 000 neue
Wohnheimplätze mit je 25 000 Euro Bundesmitteln för-
dern. Ich bringe das auf folgende Formel: Ramsauer
will die Eigenheimzulage, wir wollen bei den Wohnhei-
men zulegen!

Auch damit ist es noch nicht getan. Damit die Hoch-
schulen offen sind, müssen sie natürlich ausreichend
Studienplätze anbieten. Und diese sollen ja auch her-
vorragende Lehre garantieren, die die Studierenden
unterstützt und zum Erfolg bringt. Wir haben darum ei-
nen „Hochschulpakt plus“ konzipiert. Er geht über
den jüngst aufgestockten Pakt hinaus, indem er erstens
eine schnelle Vereinbarung der dritten Paktphase vor-
sieht, damit die Hochschulen Planungssicherheit er-
halten. Zweitens wollen wir gezielt auch das Angebot
an Master-Studienplätzen fördern – da wird es künftig
immer mehr Probleme geben. Und Drittens wollen wir
mit einem Abschlussbonus nicht nur den Studienbe-
ginn, sondern auch das erfolgreiche Studium, die gute

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(C (D ehre unterstützen und Anreize schaffen. Bisher ist es so, dass lediglich Studienanfänger abgerechnet wer en – aber was dann mit den Studierenden passiert, ommt im Pakt gar nicht mehr vor. Der jetzige Beschluss, den Hochschulpakt aufzustoken, war mehr als überfällig. Seit langem war klar, ass die finanziellen Mittel nur bis 2014 ausreichen erden. Lange genug hat der Bund die Länder und die ochschulen hingehalten. Zumindest werden nach em vorliegenden Ergebnis die Mittel für die Jahre 011 bis 2015 insgesamt um rund 4,4 Milliarden Euro rhöht, davon trägt der Bund die Hälfte. Doch was passiert danach? Wie geht es nun mit dem ochschulpakt weiter? Eine langfristig angelegte Ver inbarung lässt weiter auf sich warten: keine Plaungssicherheit über 2015 hinaus, keine Strukturveresserungen. Was die Länder, die Hochschulen, die Studierenden rauchen, ist eine Perspektive mit langfristig ausreihenden Mitteln und auch eine strukturelle Weiterenticklung des Hochschulpaktes. Leider hat die jetzige Bundesregierung für diese Leislaturperiode beim Hochschulpakt die letzte Chance ertan – genau wie beim BAföG! Wie so oft bei bildungspolitischen Anträgen aus den eihen der Opposition diskutieren wir auch heute wieer über linke, ideologische Wohlfühlanträge, die die ealität ausblenden und kein brauchbares Konzept orlegen. Die Bilanz der Koalition aus CDU/CSU und FDP Hochschulbereich kann sich sehen lassen. All ihren nkenrufen zum Trotz haben wir mit der 23. BAföGovelle im Oktober 2010 umfassende Modernisierunen in das BAföG-System hineingebracht, die Sie von er SPD über Jahre in Regierungsverantwortung veräumt haben. Wir haben unter anderem die Bedarfsätze um zwei rozent und die Freibeträge um drei Prozent erhöht, ir haben die förderrechtliche Altersgrenze für die ufnahme eines Masterstudiums auf 35 Jahre angehoen, wir haben die Wohnkosten bei den Bedarfsätzen oll pauschalisiert, und wir haben eingetragene Leenspartnerschaften im BAföG förderungsrechtlich er Ehe durchgängig gleichgestellt. Das sind nur einige Punkte, die ich hier nenne. Und ie Zahlen geben uns recht. Wir haben im Haushalt für ieses Jahr 1,505 Milliarden Euro für das BAföG beitgestellt. 2008 standen wir noch bei 800 Millionen, ir haben die Zahl nahezu verdoppelt! Gleichzeitig ächst die Zahl der BAföG-Empfänger kontinuierlich, ir gehen auf die eine Million Empfänger zu. Und da auf können wir alle gemeinsam stolz sein! Auch beim Schüler-BAföG brauchen wir uns nicht u verstecken. Über 300 000 Schülerinnen und Schüler Swen Schulz gebene Reden )

Patrick Meinhardt (FDP):
Rede ID: ID1724647100




(A) )

erhalten heute schon ein Schüler-BAföG. Ich wieder-
hole die Zahl: 300 000!

Diese junge Menschen erhalten eine zusätzliche fi-
nanzielle Unterstützung, damit sie entsprechend ihrer
Begabung und nicht nach dem Geldbeutel ihrer Eltern
gefördert werden. Wir wollen mit dem BAföG errei-
chen, dass Bildungsperspektiven und Bildungsaufstieg
möglich werden, gerade auch über die berufliche Bil-
dung.

Über 70 Prozent der Schülerinnen und Schüler sind
meist über die Hauptschule oder über die Realschule
in eine berufliche Schule gekommen. Wir setzen mit
dem Schüler-BAföG also exakt dort an, wo Bildungs-
aufstieg tagtäglich passiert. Das bestehende Schüler-
BAföG ist somit ein Aufstiegsgarant; diese Regierung
zeigt, wie gelebte Bildungsgerechtigkeit in Deutsch-
land im 21. Jahrhundert aussehen muss!

Ein Blick auf die Realität verdeutlicht dies und zeigt
uns wieder einmal die Doppelmoral der Sozialdemo-
kraten. Nehmen wir als Beispiel das Bundesland
Mecklenburg-Vorpommern: Dort hat sich unter SPD-
Regierung die Zahl der Schüler-BAföG-Empfänger im
Zeitraum von 2008 auf 2010 um 21,2 Prozent redu-
ziert, gleichzeitig war die Zahl der Schulabbrecher auf
dem Höchststand im Ländervergleich. Das ist ein
Skandal, meine Damen und Herren, und zeigt, dass Sie
sich mit großspurigen Anträgen zurückhalten und erst
einmal Ihre Hausaufgaben in den Ländern erledigen
sollten!

Und wenn wir gerade beim Thema Länder sind: Mit
uns wird es keinen BAföG-Basar mehr geben! Die
Ministerin hat den Ländern ein Angebot gemacht, sich
zusammen mit dem Bund auf eine Erhöhung zu eini-
gen. Dabei geht es um eine sinnvolle Erhöhung der
BAföG-Sätze, die weitere Anerkennung von Teilzeitstu-
dien, die stärkere Flexibilisierung der Altersgrenzen,
die Anhebung der Hinzuverdienstgrenze auf 450 Euro
und die Gleichbehandlung aller Kinder beim Kinder-
zuschlag. Das ist eine Verhandlungsgrundlage, mit der
wir für die Studierenden in diesem Land konkret etwas
erreichen können. Ich erwarte, dass jetzt konkrete Er-
gebnisse auf den Tisch gelegt werden!

Und bitte verschonen Sie uns mit dem unwürdigen
Spiel, hier im Deutschen Bundestag Schaufenster-
anträge zu stellen und gleichzeitig über Ihre Minister-
präsidenten zu blocken, zeitlich immer nur zu schieben
und zu bremsen, wo es nur geht! Ich erwarte von Ihnen
eine klare Aussage, wie sich Ihre Ministerpräsidenten
an den Kosten beteiligen, und will am Ende nicht wie-
der feststellen müssen, dass diese sich bei der Finan-
zierung aus der Verantwortung stehlen.

Für alles Mögliche haben Sie in den Ländern Geld,
nur bei der Bildung soll immer wieder der Bund für
ihre unsolide Politik den Geldbeutel öffnen.

Wenn es nach uns von der FDP ginge, könnten wir
das BAföG sogar vollständig reformieren, nämlich
100 Prozent vom Bund finanziert, entbürokratisiert, el-

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(C (D rnunabhängig und für Studierende mit Beeinträchgung von der Regelstudienzeit entkoppelt. Das BAföG t für uns Liberale der zentrale Anker in der Finanzie ung von Studierenden! Aber nicht nur beim BAföG setzt diese Koalition Ak ente. Diese Koalition ändert die Stipendienkultur in er Bundesrepublik Deutschland Schritt für Schritt. it dem Deutschlandstipendium stieg die Zahl der öfntlich geförderten Stipendien auf weit über 40 000. nd das Stipendium hat keine Auswirkungen auf die AföG-Sätze. Zudem werden wir das Deutschlandstipendium für romovierende öffnen. Knapp 14 000 Studierende haen nach aktuellen Zahlen ein Deutschlandstipendium, arunter 30 Prozent an Fachhochschulen. Dazu kommt, ass so auch Studierende, die ihre Hochschulreife über ie beruflichen Gymnasien erreicht haben, in den Geuss eines Stipendiums kommen. Hören Sie also auf, ies alles kleinzureden, und erkennen Sie diesen Erfolg ei der Begabungsförderung an. Und ich sage Ihnen bewusst: Das Land, das seine lite nicht fördert, ist nicht zukunftsfähig. Wir brauhen mehr Begabtenförderung, nicht weniger. Aber das ist auch ein Zeichen dafür, dass Ihnen in er Bildungspolitik nichts mehr einfällt. Deshalb wären Sie auch jetzt wieder das Thema Studiengebühren uf. Sie rühmen sich mit stolzgeschwellter Brust, dass eine Hochschule in einem der Länder, in denen Sie ie Verantwortung tragen, auch nur einen Cent Nachil erleiden würde. Reden Sie doch einmal mit Ihren ochschulrektoren, diese werden Ihnen auf Heller und fenning nachweisen, dass diese Aussage falsch ist. icht nur durch die Ermittlung irgendwelcher Durch chnittswerte ist das Aufkommen für die Hochschulen eutlich niedriger, sondern auch die rasant steigenden tudierendenzahlen sind in keinster Weise in Ihren Fianzplanungen für den Ausgleich der Studiengebühren erücksichtigt. Sie enthalten also ihren Hochschulen as Geld vor, mit dem sie schon für die kommenden ahre sicher geplant haben, und tragen deswegen die erantwortung für deutlich geringere Zuschüsse. Darüber hinaus ist es vergeudete Debattenzeit, chon wieder im Deutschen Bundestag über Dinge zu iskutieren, die einzig und allein die Länder zu entcheiden haben. Nehmen Sie doch endlich Ihre bilungspolitische Verantwortung wahr und geben Ihren ochschulen die Freiheit, die sie brauchen – dazu geört auch die Freiheit, Studienbeiträge zu erheben der nicht zu erheben. Dies sollte nicht der Bundestag ntscheiden, dies sollten nicht die Landtage entscheien, sondern dies muss künftig einzig und allein in der ntscheidungskompetenz jeder einzelnen Hochschule egen, ob und in welcher Höhe nachgelagerte Studieneiträge erhoben werden. Und ein Letztes noch: Was mich hier aber wirklich rgert, ist die bildungspolitische Doppelzüngigkeit. it aller Selbstverständlichkeit nehmen Sie hin, dass der Handwerksmeister in der Bundesrepublik Deutsch Patrick Meinhardt gebene Reden )





(A) )

land 6 000 Euro für seinen Meisterbrief aus eigenen
Finanzen auf den Tisch legt, bei Studierenden jedoch
sei dies eine Maßnahme der sozialen Ungerechtigkeit.
Diese Argumentation ist an bildungspolitischer Heu-
chelei nicht zu überbieten!

Die Bundesrepublik Deutschland braucht nicht we-
niger Studiengebühren, sondern mehr Hochschulfrei-
heit. Denn dort, wo Studiengebühren erhoben werden,
verbessert sich die Qualität entscheidend. Die Gelder
kommen den Studenten direkt zugute und machen die
Hochschulen gleichzeitig international wettbewerbs-
fähiger. Und wenn dann noch Studierende selbst daran
beteiligt sind, was mit ihren Beiträgen passiert, wird
das Ganze auch zu einem Erfolgsmodell, sowohl für
die Studierenden als auch für die Hochschule.

Das Gegenteil bekommen wir ja von Ihnen und Ih-
ren Kultusministern gerade präsentiert: Sie schaffen
Studiengebühren ab, kompensieren gegenüber den
Hochschulen aber die Gelder nicht, legen Ihre Hoch-
schulen zusätzlich an die Kette und lassen so die Uni-
versitäten ausbluten. Dass sich so die Situation der
Studierenden nicht verbessert, leuchtet ein. Gleichzei-
tig bringen Sie die Hochschulrektoren gegen sich auf.
Diese Politik, die Sie da verfolgen, ist wahrlich nicht
nachvollziehbar.

Hören Sie endlich auf mit Ihrem Regulierungswahn,
geben Sie endlich Ihren Hochschulen das benötigte
Geld und fordern es nicht vom Bund und hören Sie vor
allem damit auf, hier immer wieder mit Schaufenster-
anträgen von Ihren Verfehlungen abzulenken!


Nicole Gohlke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724647200

Der letzte Bildungsbericht hat erneut gezeigt: Der

Bildungsstatus der Eltern hat nicht nur einen enormen
Einfluss darauf, ob ein Kind ein Gymnasium besuchen
wird. Auch die Chance, überhaupt eine Studienberech-
tigung zu erwerben und ein Studium zu beginnen,
hängt davon ab. Von 100 Kindern, deren Eltern einen
akademischen Abschluss vorweisen können, nahmen
im Jahr 2009 77 ein Studium auf, während es bei Kin-
dern, deren Eltern einen Hauptschulabschluss haben,
nur 13 waren. Der Bericht zeigt noch etwas Erschre-
ckendes: Auch wenn Jugendliche eine Studienberechti-
gung erworben haben, variiert die Wahrscheinlichkeit,
zu studieren, mit dem Bildungsstatus der Eltern – und
das bei gleicher schulischer Leistung. Jetzt werden die
Vertreter von Union und FDP gleich wieder entgeg-
nen: Ja, aber wir haben ein durchlässiges Bildungs-
system. Man kann auch über die berufliche Bildung
zur Hochschule kommen. – Aber auch hierzu macht
der Bildungsbericht eine eindeutige Aussage: Die tat-
sächliche Durchlässigkeit zwischen beruflicher Bil-
dung und Hochschule ist trotz der schon eingeleiteten
Maßnahmen zur Öffnung des Hochschulzugangs noch
sehr begrenzt.

Kolleginnen und Kollegen, ich weiß nicht, wie es Ih-
nen angesichts dieser Befunde geht. Mich stimmen sie
traurig und wütend zugleich – traurig, weil vielen jun-
gen Menschen der Weg zur Hochschule verwehrt

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(C (D leibt. Bildung ist für die Linke ein Menschenrecht, nd dazu gehört auch der Zugang zu sogenannter höerer Bildung. Wütend stimmen mich diese Ergebnisse eshalb, weil sie vermeidbar sind. Seit Jahren macht ie Linke bildungsund hochschulpolitische Vorchläge, um endlich Chancengleichheit herzustellen. Eine Maßnahme, um junge Menschen aus sogeannten bildungsfernen Familien zu einem Hochschultudium zu ermutigen, ist eine umfassende Reform des AföG. In der Gesetzesbegründung von 1971 wurde er Anspruch formuliert, durch das BAföG „soziale nterschiede … auszugleichen und durch Gewährung dividueller Ausbildungsförderung auf eine berufli he Chancengleichheit der jungen Menschen hinzuirken“. Auch wenn das BAföG diesem Anspruch nie anz gerecht wurde, ist es heute umso notwendiger, zuünftigen Studierenden die Angst davor zu nehmen, us finanziellen Gründen nicht studieren zu können. Die Linke fordert, die BAföG-Sätze umgehend um indestens 10 Prozent zu erhöhen. Außerdem – und as ist insbesondere für Studierende aus Elternhäuern, die über wenig Geld verfügen, wichtig –: Das AföG muss wieder als Vollzuschuss gewährt werden. ichts hält junge Menschen mehr von der Aufnahme ines Studiums ab als die Angst vor Verschuldung. Wir ollen, dass Schülerinnen und Schüler der Oberstufe ndlich wieder BAföG beziehen können; denn die soiale Auslese, die das deutsche Bildungssystem dramasch durchzieht, beginnt in der Schule, und das muss ndlich durchbrochen werden. Wir als Linke denken noch weiter: Wenn man rt. 26 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte er Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948, das enschenrecht auf Bildung, wirklich ernst nimmt, ann muss das BAföG dauerhaft elternunabhängig geährt werden, egal ob die Eltern arm oder reich sind. Übrigen verbieten sich vor diesem Hintergrund tudiengebühren sämtlicher Art von alleine. Neben einer umfassenden BAföG-Reform ist die soiale Öffnung der Hochschulen unbedingt notwendig, enn wir in Zukunft nicht mehr in den verschiedenen ildungsstudien die eingangs zitierten erschütternden efunde lesen wollen. Ziel ist, die Durchlässigkeit im tudium zu erhöhen, anstatt immer neue Hürden einzuiehen. Wenn wir mehr junge Menschen aus Elternäusern ohne akademischen Hintergrund an die Hochchulen holen wollen, muss es möglich sein, ein tudium auch ohne allgemeine Hochschulreife oder achhochschulreife aufnehmen zu können. Daher rdern wir als Linke: Auch mit einer beruflichen Quafikation soll man studieren können. Zur sozialen Öffung der Hochschulen gehört auch, allen Bachelorabolventinnen und -absolventen, die ein Masterstudium bsolvieren möchten, auch die Gelegenheit dazu zu geen. Daher fordert die Linke, das Recht auf ein Masrstudium gesetzlich festzuschreiben. All diese Forderungen laufen allerdings ins Leere, enn nicht ausreichend Studienplätze vorhanden sind. rotz der geplanten Aufstockung des Hochschulpakts Patrick Meinhardt gebene Reden )





(A) )

bietet dieser keine nachhaltigen Antworten auf den
Studienplatzmangel und die chronische Unterfinanzie-
rung der Hochschulen. Die Linke streitet weiterhin für
ein bedarfsgerechtes Angebot an Studienplätzen und
damit auch einer angemessenen Ausstattung der
Grundfinanzierung der Hochschulen.

Dazu muss endlich das mit den Stimmen von Union,
FDP und SPD beschlossene Kooperationsverbot im
Bildungsbereich abgeschafft werden, um so eine
Kofinanzierung durch den Bund zu ermöglichen. Dem
Wettbewerbsföderalismus muss endlich ein Ende ge-
setzt werden. Wir wollen ihn durch eine Kultur der
Kooperation ablösen, die sich an der Herstellung glei-
cher Lebensverhältnisse und Bildungschancen in allen
Bundesländern orientiert.


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724647300

Über 2,5 Millionen Studierende gibt es in Deutsch-

land. Diese Tatsache ist ein Grund zur Freude und
zugleich eine gewaltige Herausforderung. Am Ende
dieser Wahlperiode ist zu konstatieren: Für die amtie-
rende Bundesregierung sind die Herausforderungen zu
groß gewesen. Die Ausgaben für Bildung und For-
schung sind in den letzten Jahren zwar deutlich gestie-
gen, sie entsprechen aber keineswegs dem, was bil-
dungs- und hochschulpolitisch notwendig wäre.

Weiterhin sind die Hochschulen unterfinanziert und
entscheidet soziale Herkunft über Bildungs- und Auf-
stiegschancen. Zudem fehlen an unseren Hochschulen
weiterhin verlässliche Karrierewege für den wissen-
schaftlichen Nachwuchs und langfristige Beschäfti-
gungsperspektiven auch jenseits der Professur.

Auch hat es die Bundesregierung nicht vermocht, ei-
nen mehrheitsfähigen und lösungsorientierten Vor-
schlag für die Beseitigung des im Grundgesetz veran-
kerten Kooperationsverbotes vorzulegen oder – wie
von uns gefordert – einen Reformkonvent einzuberu-
fen, der gemeinsame konkrete Wege einer besseren
Bund-Länder-Zusammenarbeit in Bildung und Wissen-
schaft erarbeitet. Der Grundgesetzänderungsvorschlag
der Koalition, Kooperation nur für „Vorhaben und
Einrichtungen“ von „überregionaler Bedeutung“ zu
öffnen, würde zu einer Konzentration der Förderung
auf wenige Institute oder Exzellenzuniversitäten mit
internationaler Strahlkraft führen – er ist aber schlicht
ungeeignet, die Grundfinanzierung der Hochschulen
zu verbessern oder für eine dauerhafte verlässliche
und gemeinschaftliche Studienplatzfinanzierung zu
sorgen. Darum muss es aber gehen. Anstatt breite
Bund-Länder-Kooperationen weiterhin per Grundge-
setz zu verbieten, brauchen wir endlich eine Ermög-
lichungsverfassung für bessere Bildung und Wissen-
schaft.

Um auch zukünftig eine moderne Wissensgesell-
schaft und Volkswirtschaft zu bleiben, brauchen wir
mehr Akademikerinnen und Akademiker und eine neue
Bildungsexpansion, in der niemand zurückgelassen
wird. Es wäre zutiefst ungerecht und ökonomisch kurz-
sichtig, junge Talente zu vergeuden und Bildungsauf-
steigern Steine in den Weg zu legen. Auch deswegen ist

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Zu Protokoll ge

(C (D as beschlossene Aus von Studiengebühren in allen undesländern ein so wichtiges Signal für die Studienerechtigten insbesondere aus Nichtakademikerfamien. Studieren darf nicht an finanziellen Hürden scheirn. Dem Ende der Campus-Maut wollen wir Grüne weire Schritte für mehr Bildungsaufstieg und Bildungserechtigkeit folgen lassen. Denn: Aus den vielen jungen tudienberechtigten müssen Studierende und später bsolventinnen und Absolventen werden. Dafür brauhen wir gut ausgestattete Hochschulen, bessere Stuienund Lehrbedingungen und eine Erhöhung des AföG, damit es zum Leben reicht. In der Hochschulpolitik war Schwarz-Gelb oftmals u zögerlich und zu zaghaft: Schon lange war klar, ass der Hochschulpakt auf unrealistischen Prognosen asierte und unterdimensioniert sowie unterfinanziert ar. Der vorhergesagte Studierendenberg hat sich zum ochplateau entwickelt. Diese erfreuliche Tatsache igorierte die Bundesregierung beharrlich. Fast zwei ahre hat es gedauert, die Verdopplung des Hochchulpaktes 2020 zu verabschieden – und wieder hat ich die Bundesregierung nur am Nötigsten orientiert. s ist durchaus nicht unwahrscheinlich, dass am Ende er laufenden Pakt-Phase der Bund erneut eine Schippe drauflegen“ muss. So gibt man Hochschulen nd Ländern keine Planungssicherheit und spielt in it den Lebenschancen von Studienberechtigten. Das Mindeste ist, dass Bildungsministerin Wanka ie auf Kante genähte Last-Minute-Einigung in den tzten schwarz-gelben Haushalt auch zusätzlich einreist: Die Mittel müssen on top in den Bildungsetat ießen, anstatt den Hochschulpakt über Kürzungen an nderer Stelle ihres Haushalts zu finanzieren. Es wäre in schlechtes Signal, wenn der Studienplatzaufwuchs twa zulasten von Auszubildenden oder Forschungsrderung realisiert würde. In der neuen Wahlperiode muss es zudem darum geen, qualitative Verbesserungen beim Hochschulpakt mzusetzen. Der Pakt muss endlich zu einem plaungssicheren und wirksamen Instrument werden, ass genügend Studienplätze im Bachelorund Masr-Bereich bereitstellt, die Studienbedingungen flä hendeckend verbessert und die Perspektiven des wisenschaftlichen Nachwuchses erweitert. Ein weiteres Beispiel schwarz-gelben Zögerns und auderns ist das BAföG: Anstatt grüne Vorschläge für in höheres und besseres BAföG umzusetzen oder auf ie Länder mit einer konkreten eigenen Gesetzesinitiave zuzugehen, hat die Bundesregierung die Hände in en Schoß gelegt und die Studierenden mit ihren Geldorgen in den letzten Jahren alleine gelassen. Diese chwarz-gelbe Blockade auf dem Rücken der Studienden würde eine Bundesregierung aus SPD und rünen beenden. Die Studierenden brauchen dringend mehr BAföG, as zudem einfacher zu beantragen sein muss. Zudem ollen wir im Laufe der nächsten Wahlperiode in eine mfassende Reform und Ausweitung der Studienfinan Nicole Gohlke gebene Reden Kai Gehring )








(A) )

zierung einsteigen: Unser Vorschlag ist das Zwei-Säu-
len-Modell – bestehend aus einer Sockelfinanzierung
„Studierendenzuschuss“ für alle Studierenden und ei-
ner bedarfsabhängigen Säule „Bedarfszuschuss“ für
Studierende aus einkommensarmen Elternhäusern.
Die Kombination beider Säulen führt zu einer besseren
Studienfinanzierung und trägt zur sozialen Öffnung
der Hochschulen bei. Dafür benötigen wir darüber hi-
naus gezielte Investitionen in die soziale Infrastruktur
an den Hochschulen: also den Ausbau von Studien-
und Sozialberatung, von studentischem Wohnen und
der Infrastruktur zum Beispiel für Kinderbetreuung.

Halbherzigkeiten und Zaudern à la Union und FDP
müssen ein Ende haben – sonst droht die große
Chance, die das Studierendenhochplateau bietet, un-
genutzt zu verstreichen. Für uns ist klar: Es muss deut-
lich mehr passieren, um zu mehr gesellschaftlicher
Vielfalt auf dem Campus kommen und um Hochschulen
zu zentralen Lern- und Lebensorten der globalen Wis-
sensgesellschaft zu entwickeln. Eine rot-grüne Bun-
desregierung wird hierfür streiten und anders als
Union und FDP Bildungsgerechtigkeit und Bildungs-
aufstieg oberste Priorität einräumen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724647400

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-

empfehlung des Ausschusses für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung auf Drucksache 17/13866.
Unter Buchstabe a empfiehlt der Ausschuss die Ableh-
nung des Antrags der Fraktion der SPD auf Drucksa-
che 17/11823 mit dem Titel „Studienfinanzierung sozial
gerecht gestalten – Studiengebühren abschaffen und
BAföG stärken“. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? – Das sind die Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! –
Sozialdemokraten. Enthaltungen? – Bündnis 90/Die Grü-
nen und Linksfraktion. Die Beschlussempfehlung ist an-
genommen.

Wir befinden uns noch bei Tagesordnungspunkt 53 a.
Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe b seiner Be-
schlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Frak-
tion der SPD auf Drucksache 17/9576 mit dem Titel
„Einführung eines generellen Schüler-BAföG – Ein In-
strument für mehr Chancengleichheit in deutschen
Schulsystemen“. Wer stimmt für diese Beschlussemp-
fehlung? – Das sind die Koalitionsfraktionen und Bünd-
nis 90/Die Grünen. Gegenprobe! – Sozialdemokraten.
Enthaltungen? – Linksfraktion. Die Beschlussempfeh-
lung ist angenommen.

Des Weiteren empfiehlt der Ausschuss unter Buch-
stabe c seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des
Antrags der Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/11824
mit dem Titel „Studiengebühren jetzt bundesweit abschaf-
fen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Koali-
tionsfraktionen, Sozialdemokraten und Bündnis 90/Die
Grünen. Gegenprobe! – Linksfraktion. Enthaltungen? –
Keine. Die Beschlussempfehlung ist angenommen.

Wir sind noch im Tagesordnungspunkt 53 a. Weiter-
hin empfiehlt der Ausschuss unter Buchstabe d seiner
Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der
Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/6372 mit dem

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(C (D itel „40-jähriges BAföG-Jubiläum für soziale Weiterntwicklung nutzen“. Wer stimmt für diese Beschlussmpfehlung? – Koalitionsfraktionen, Sozialdemokraten nd Bündnis 90/Die Grünen. Gegenprobe! – Linksfrakon. Enthaltungen? – Niemand. Die Beschlussempfehng ist angenommen. Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Buchtabe e seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des ntrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf rucksache 17/7026 mit dem Titel „Studienfinanzierung tärken – Das BAföG zum Zwei-Säulen-Modell ausauen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – oalitionsfraktionen. Gegenprobe! – Bündnis 90/Die rünen. Enthaltungen? – Sozialdemokraten und Linksaktion. Die Beschlussempfehlung ist angenommen. Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 53 b und zur bstimmung über die Beschlussempfehlung des Aus chusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabchätzung auf Drucksache 17/13867. Der Ausschuss mpfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehng die Ablehnung des Antrags der Fraktion der SPD uf Drucksache 17/12690 mit dem Titel „Hochschulpakt ufstocken – Finanzierung von wachsenden Studienkaazitäten an den Hochschulen langfristig sicherstellen“. er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Koali onsfraktionen. Gegenprobe! – Sozialdemokraten und ündnis 90/Die Grünen. Enthaltungen? – Linksfraktion. ie Beschlussempfehlung ist angenommen. Wir befinden uns noch bei Tagesordnungspunkt 53 b. nter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Ablehung des Antrags der Fraktion Die Linke auf Druckache 17/10861 mit dem Titel „Hochschulzugang bunesgesetzlich regeln – Recht auf freien Zugang zum aster sichern“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehng? – Koalitionsfraktionen, Fraktion der Sozialdemo raten und Bündnis 90/Die Grünen. Gegenprobe! – inksfraktion. Enthaltungen gibt es infolgedessen keine. ie Beschlussempfehlung ist angenommen. Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Buchtabe c seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des ntrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Druck ache 17/9173 mit dem Titel „Hochschulen auf das Stuierendenhochplateau vorbereiten – Allen Studienbechtigten die Chance auf einen Studienplatz geben“. er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Koali onsfraktionen. Gegenprobe! – Bündnis 90/Die Grünen nd Sozialdemokraten. Enthaltungen? – Die Fraktion ie Linke. Die Beschlussempfehlung ist angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 54 a und 54 b auf: a)

richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Oliver
Kaczmarek, Dr. Ernst Dieter Rossmann,
Dr. Hans-Peter Bartels, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der SPD

Alphabetisierung und Grundbildung in
Deutschland fördern – Für eine nationale
Alphabetisierungsdekade





Vizepräsident Eduard Oswald


(A) )


)(B)

– zu dem Antrag der Abgeordneten
Dr. Rosemarie Hein, Agnes Alpers, Nicole
Gohlke, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion DIE LINKE

Niemanden abschreiben – Analphabetismus
wirksam entgegentreten, Grundbildung für
alle sichern

– zu dem Antrag der Abgeordneten Kai Gehring,
Ekin Deligöz, Krista Sager, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Bildungsarmut durch Alphabetisierung und
Grundbildung entgegenwirken

– Drucksachen 17/9564, 17/8766, 17/8765,
17/13869 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Marcus Weinberg (Hamburg)
Oliver Kaczmarek
Patrick Meinhardt
Dr. Rosemarie Hein
Kai Gehring

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Oliver
Kaczmarek, Dr. Ernst Dieter Rossmann,
Dr. Hans-Peter Bartels, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der SPD

Zugänge schaffen und Teilhabe erleichtern –
Die Einfache Sprache in Deutschland fördern

– Drucksachen 17/12724, 17/13868 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Marcus Weinberg (Hamburg)
Oliver Kaczmarek
Patrick Meinhardt
Dr. Rosemarie Hein
Kai Gehring

Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die
Reden zu Protokoll genommen.


Marcus Weinberg (CDU):
Rede ID: ID1724647500

Wir können uns über die besten Bildungsergebnisse

freuen, die es jemals gab. Wir haben in dieser Koali-
tion mehr für Bildung getan als vorherige Regierun-
gen. Allein den Bildungsetat haben wir seit 2005 ver-
doppelt, und das in Zeiten von Wirtschaftkrise und
Haushaltskonsolidierung. Und die Ergebnisse können
sich sehen lassen: Nie hatten wir mehr Abiturienten,
nie hatten wir mehr Studienanfänger, nie weniger
Schulabbrecher. Bei Vergleichsstudien wie PISA steht
Deutschland deutlich besser da als noch vor acht Jah-
ren. Vor allem im Lese- und Verständnisbereich konn-
ten Deutschlands Schülerinnen und Schüler aufholen.
Doch profitieren leider noch nicht alle Menschen von
diesen Erfolgen. Zu viele Menschen beherrschen nur
unzureichend die deutsche Sprache. 7,5 Millionen so-

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(C (D enannte funktionale Analphabeten gibt es laut der amburger „leo.-Level-One-Studie“ in Deutschland. Wir sind uns fraktionsübergreifend darin einig, dass ie Anzahl der Analphabeten in Deutschland nicht zuiedenstellend, wenn nicht gar alarmierend ist. Desalb sind wir uns auch darüber einig, dass dieses hema von besonderer Bedeutung ist und oben auf der ildungspolitischen Agenda stehen muss. Gut lesen und schreiben zu können, bedeutet, an der esellschaft teilzuhaben und sich ihr nicht verschlieen zu müssen. Denn leider führen mangelnde Lesend Schreibfähigkeiten oft zur Isolation, zur Angst vor em Entdecktwerden. Die Betroffenen fühlen sich nicht erstanden; das Selbstbewusstsein leidet. Die Enttabuisierung aufgrund Stigmatisierung steht unserem Fokus. Ziel ist es, so offen und offensiv wie öglich mit dem Thema Analphabetismus umzugehen, ies insbesondere, weil für ältere, bereits erwerbstäge Betroffene das Problem des Analphabetismus uch ein Problem ihrer Außendarstellung ist. Die Teilhabe an der Gesellschaft steht beim Thema lphabetisierung für uns demnach im Vordergrund. ichtig ist für uns dabei mehr als nur die Teilhabe am rbeitsmarkt oder die Reproduktion von Fachkräften r den Arbeitsmarkt. Wesentlich ist die Teilhabe am lltäglichen Leben. Voraussetzung dafür ist unter anerem der barrierefreie Zugang zu Bildung. Wir woln Bildungsangebote schaffen, die auch von Analphaeten ohne große Hemmnisse wahrgenommen werden önnen. Wenn wir uns für Alphabetisierung einsetzen, haben ir einen differenzierten Blick auf das Thema. Nur urch eine stärkere Differenzierung der Ursachen, der iefe sowie der Reichweite können konkrete Maßnahen entwickelt werden, die dann ergebnisorientiert nd bedarfsdeckend sind. Wir müssen also wissen, elche Zielgruppen betroffen sind und mit welchen rogrammen ihnen gezielt geholfen werden kann. Beits bei der Zustandsbeschreibung überlegen wir da er feinund kleinteilig, welche Programme in welher Art und Weise greifen und wirken. In der Alphabetisierungsdekade haben solche Proramme ihr Dach gefunden. Das Bundesbildungsmiisterium stellte in der Alphabetisierungsdekade 0 Millionen Euro zur Verfügung und unterstützt damit orschung und Entwicklung der Alphabetisierung. Wir nterstützen die Unternehmungen der Bundesregieung in Bezug auf eine nationale Strategie für Alphaetisierung und Grundbildung von Erwachsenen und onkrete hilfreiche Maßnahmen zur Bekämpfung des nalphabetismus in einem frühen Stadium der Bilungsbiografie. Wer frühzeitig das Sprechen einer prache erlernt, ist motiviert und mit dem richtigen üstzeug ausgestattet, um später gute Lesefähigkeiten uszubilden. Hilfreiche Programme des Bundes sind dabei beipielsweise „Lesestart – Drei Meilensteine für das Le )


(A) )

sen“ oder die „Offensive Frühe Chancen“. Allein für
diese Offensive investiert der Bund 400 Millionen Euro
bis 2014 in die frühkindliche Sprachförderung in 4000
Schwerpunktkindertagesstätten. Jede dieser Kinderta-
gesstätten kann von diesen Mitteln eine zusätzliche
Halbtagsstelle schaffen, die insbesondere im Bereich
der Förderung der Sprachfähigkeiten eingesetzt wird.

Des Weiteren existieren konkrete Maßnahmen des
Bundes zur Förderung der bereits erwerbstätigen An-
alphabeten, die arbeitsplatzorientiert ausgelegt sind.
Die Bundesregierung stellt hierfür 20 Millionen Euro
für den Zeitraum 2012 bis 2015 bereit. 5 Millionen
Euro fließen vom Bund in öffentliche Kampagnen und
Integrationskurse für Erwachsene. Für Erwachsene
mit Migrationshintergrund werden 42 Millionen Euro
investiert. Zudem möchte ich nicht unerwähnt lassen,
dass der Bund insgesamt weit mehr als diese erwähn-
ten Mittel ausgibt, um die Belange der Alphabetisie-
rung in Deutschland voranzubringen.

Dort, wo der Bund tätig wird, sind positive Trends
und Entwicklungen zu beobachten. In der letzten An-
hörung im Bildungsausschuss des Bundestages bewer-
teten die Sachverständigen die zahlreichen Maßnah-
men des Bundes positiv. Vor allem das Programm
„Lesestart“ wurde als größtes Leseförderprogramm in
der Geschichte der Bundesrepublik gelobt. In der ers-
ten Phase bekamen Eltern mit einjährigen Kindern das
erste Leseset beim Kinderarzt im Rahmen der U6-Vor-
sorge. Mittlerweile ist die zweite Phase des Pro-
gramms gestartet. Bis 2015 gibt es nun die Lesesets in
Bibliotheken, wenn die Kinder drei Jahre alt sind. Es
ist geplant, ab 2016 die Schulanfänger zu erreichen.

Der Bund handelt also, wie hier deutlich wird, ob-
wohl die Länder für viele mit der Alphabetisierung im
Zusammenhang stehende Aufgaben zuständig und da-
mit alleinverantwortlich sind. Einige Forderungen des
Antrages der Kollegen der SPD sind daher schon des-
halb nicht realisierbar, weil die Bundesregierung keine
verfassungsmäßigen Aufgaben der Länder überneh-
men darf.

Im Gegensatz hierzu ist jedoch mit Blick auf die
Länder festzustellen, dass es bei den Ländern in weiten
Teilen noch hakt. Hinsichtlich der Mittelvergabe wer-
den wir jedoch keinesfalls versuchen, hierdurch
gleichsam die „Gesamtkompetenz“ an uns zu ziehen,
sondern es muss gemeinsam mit den Ländern und
Kommunen eine Lösung entwickelt werden.

Wir stellen auch seitens des Bundes Überlegungen
an, inwiefern wir mit den Ländern noch stärker koope-
rieren können, um weitere Maßnahmen für die Alpha-
betisierung fortzuentwickeln. Dabei sind sicherlich
Ansätze wie etwa die Einrichtung einer Clearingstelle
zu diskutieren.

Die in den zu debattierenden Anträgen geforderten
Initiativen bestehen also bereits oder sind in Vorberei-
tung. Wir begleiten diese Initiativen, bewerten sie, und
falls dies notwendig werden sollte, werden wir mit ei-
nem eigenen Antrag gegebenenfalls nachsteuern. Den-

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(C (D och messen wir die Bedeutung eines Themas nicht an er Anzahl der Anträge, sondern daran, was dafür gen wird. Für uns ist entscheidend, passende Bildungsangeote und die entsprechend benötigte Infrastruktur beitstellen zu können. Entscheidend ist bei allen Maß ahmen, jede Altersgruppe in die Förderung und nterstützung einzubeziehen, also von der frühkindchen Phase bis ins höhere Alter. Ziel unserer Bestreungen sollte dabei immer sein, dass allen Menschen ie Chance auf Teilhabe an der Gesellschaft möglich t und sich niemand mehr aufgrund seiner Leseoder chreibfähigkeiten verstellen muss. Wir debattieren heute drei Anträge zum Thema Al habetisierung und Grundbildung – bei allen handelt s sich um Initiativen der Oppositionsfraktionen. Es eut uns, dass sich nach unserem Antrag aus dem Jahr 011 auch die Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/ ie Grünen des Themas angenommen haben. Viel zu nge hat man so getan, als wäre Analphabetismus ein roblem, das nicht in einer hochindustrialisierten und ochgebildeten Gesellschaft wie etwa der Bundesrepulik Deutschland auftreten kann. Seit Veröffentlichung er Level-One-Studie wissen wir jedoch, dass Anlphabetismus auch in der Mitte unserer Gesellschaft uftritt. Über 7,5 Millionen Menschen in Deutschland ind von funktionalem Analphabetismus betroffen. ann werden also die Fraktionen der Regierungskoation den Kampf gegen funktionalen Analphabetismus ndlich ganz oben auf die bildungspolitische Agenda etzen? Die SPD-Bundestagsfraktion bleibt jedenfalls am all: Wir fordern in unserem Antrag eine nationale Alhabetisierungsdekade, mit der die Grundbildungsompetenzen in Deutschland ganz entscheidend veressert werden sollen. Bund, Länder und Kommunen owie die Tarifparteien und die Bundesagentur für Areit müssen gemeinsam und entschlossen handeln, um enschen mit Leseund Schreibschwäche zu unter tützen. Der Bund soll hierbei der Motor der Dekade ein und auch finanziell eine Vorreiterrolle einnehmen. enn noch immer schiebt die Bundesregierung die erantwortung über wesentliche Maßnahmen auf die änder und Kommunen. Der bisherige Beitrag des undes im Bereich Alphabetisierung und Grundbilung muss aber selbst, insbesondere wegen des gerinen Mitteleinsatzes, hinterfragt werden. Besonders problematisch für die Akteure der Alphaetisierungsarbeit ist die fehlende nachhaltige Perspekve ihrer Arbeit. Es ist nicht hinnehmbar, dass Vereine nd Verbände regelmäßig Mitarbeiterinnen und Mitareiter entlassen oder Räumlichkeiten aufgeben müsen, weil sie nicht wissen, wie es nach einzelnen, zeitch befristeten Projekten weitergehen soll. Ziel einer irkungsvollen Alphabetisierungsarbeit sollte eine sihere und langfristige Finanzierung und der Aufbau Marcus Weinberg gebene Reden )

Oliver Kaczmarek (SPD):
Rede ID: ID1724647600




(A) )

von projektunabhängigen, bundesweiten und nachhal-
tigen Strukturen sein.

Wichtige Träger der Alphabetisierungsarbeit wie
der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbil-
dung e.V., die Volkshochschulen oder die Stiftung Le-
sen müssen gestärkt werden – doch nicht nur das; sie
müssen insbesondere in die Planung von Maßnahmen
mit einbezogen werden. Wir brauchen ein stabiles und
nachhaltiges Netzwerk von Akteuren der Alphabetisie-
rungsarbeit in Bund, Ländern und Gemeinden.

Darüber hinaus ist ein verlässliches und qualitäts-
gesichertes Angebot an Alphabetisierungskursen drin-
gend nötig. Um den Betroffenen eine realistische
Chance auf gesellschaftliche Teilhabe geben zu kön-
nen, müssen mindestens 100 000 Kursplätze für Alpha-
betisierung und Grundbildung bereitgestellt werden.
Durch verbindliche Qualitätsvorgaben der Aus- und
Fortbildung und gute Arbeitsbedingungen für Kurslei-
ter soll eine hohe Qualität und Wirksamkeit der Alpha-
betisierungs- und Grundbildungsarbeit gesichert wer-
den. Die angespannte finanzielle Lage vieler Länder
kennen wir – deshalb ist auch der Bund in der Pflicht.
Eine sinnvolle Zusammenarbeit von Bund, Ländern
und Kommunen in der Alphabetisierung und Grundbil-
dung kann nur durch Abschaffung des Kooperations-
verbots erreicht werden. Die SPD hat hierzu mehrere
Vorschläge gemacht, die die schwarz-gelbe Koalition
beharrlich blockiert.

Um Menschen mit Lese- und Schreibschwäche zu
erreichen und die Grundbildungskompetenzen zu stär-
ken, muss die Tabuisierung des Themas ein Ende ha-
ben. Wir setzen uns deshalb für eine breit angelegte
„Alpha-Offensive“ ein. Nicht nur Betroffene und deren
Umfeld müssen angesprochen werden, auch bei Ar-
beitgeberinnen und Arbeitgebern sowie Beschäftigten
in öffentlichen Einrichtungen und staatlichen Stellen
soll ein Bewusstsein für funktionalen Analphabetismus
geschaffen werden.

Eine Schlüsselrolle im Bereich Alphabetisierung
kommt dabei auch der Bundesagentur für Arbeit zu.
Sie muss stärker für das Thema sensibilisiert werden,
damit wir eine bessere Unterstützung und eine dauer-
hafte Integration der Betroffenen in den Arbeitsmarkt
erreichen können.

Wir haben beim Thema Alphabetisierung und
Grundbildung konkrete Vorschläge gemacht. Nun liegt
es an Ihnen, meine Kolleginnen und Kollegen von der
Regierungskoalition, den Menschen mit Lese- und
Schreibschwäche in Deutschland gesellschaftliche
Teilhabe zu ermöglichen. Die über 14 Prozent unserer
erwerbsfähigen Bevölkerung sollten es Ihnen wert
sein.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1724647700

Es ist ja wohl leider so, dass über die verschiedenen

Anträge zur Förderung der Alphabetisierung, aber
auch über den besonderen Antrag der SPD-Fraktion
zur Förderung der Einfachen Sprache in Deutschland

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(C (D icht direkt im Parlament gesprochen und gestritten ird, sondern wir dieses nur über den Ausschuss und ie zu Protokoll gegebenen Reden bei der ersten und ei der abschließenden Lesung dieser Anträge tun. Auf die Stellungnahmen der anderen Fraktion hin öchten wir von der SPD deshalb gegenüber der Pari Die Linke festhalten: Auch wenn Sie uns immer wieer anderes vorhalten: Wir nehmen den besonderen spekt der Einfachen Sprache und deren Förderung icht als Allheilmittel für die ganzen komplizierten Bilungsdefizite und Schwierigkeiten in der Bildungsteilabe, die uns genauso bekannt sind wie Ihnen und die ir genauso tiefsinnig analysieren und in Konzepte msetzen können, wie Sie dies auch versuchen. Es ist usdrücklich nicht so, dass für uns Einfache Sprache in Allheilmittel ist, und wir finden uns auch nicht dait ab, dass es für einen viel zu großen Teil von Men chen keine ausreichende Grundbildung von Anfang n gibt, die sich dann im Lebenslauf aufbauen könnte. iese Kritik der Linken ist bemerkenswert oberflächch, und wir wundern uns nur immer wieder, dass Ihen nichts anderes einfällt, wenn andere Fraktionen inen sehr ernst gemeinten Aspekt einzeln herausgrein und versuchen, bei diesem einzelnen Aspekt in eine efere Betrachtung einzutreten, als dann immer das roße und Ganze einzufordern, statt auch einmal eine ertiefung an einem Aspekt zuzulassen. Das ist auch lles andere als ein Schaufensterantrag, sondern er erdient ernsthafte Behandlung. Wir haben uns in diesem Sinne gefreut, dass die ollegen von der Partei Bündnis 90/Die Grünen soohl im Ausschuss als auch in ihren Redebeiträgen nlässlich der ersten zu Protokoll gegebenen Reden ehr genau darauf eingegangen sind, was der Bundesg schon tut und der Bundestag noch tun könnte. Wir ehen uns durch diese Vorschläge auch seitens der rünen mit bestätigt, dass auch der Bundestag von der eitschrift „Das Parlament“ bis hin zu eigenständigen ublikationsangeboten und einer Stärkung des Interets noch mehr und dies ganz praktisch tun kann, um llen Sprachniveaus Zugang zur Teilhabe zu ermögchen und hierzu zu ermutigen. Wir finden auch den inweis sehr wichtig, den die Kolleginnen und Kolleen vom Bündnis 90/Die Grünen gemacht haben, dass ie Wirtschaft nicht aus der Verantwortung entlassen erden darf, ihrerseits Menschen anzusprechen und zu rdern, die mit Einfacher Sprache bisher nur umge en können und die sich über Einfache Sprache in ihr sprachlichen Kapazität und Kompetenz weiterentickeln können müssen. Es wird dringend Zeit, dass auch die Spitzenverände der deutschen Wirtschaft sich endlich am groen Alphabetisierungsbündnis beteiligen, das von der undesregierung vor einiger Zeit zusammen mit den ändern ins Leben gerufen worden ist. Wenn wir wisen, dass über die Hälfte der 7,5 Millionen funktionan Analphabeten auf den Literacy-Niveaus von 1 bis 3 nd sicherlich noch viel mehr auf dem Alpha-Leveliveau 4 in einem Arbeitsverhältnis stehen, dann muss Oliver Kaczmarek gebene Reden )





(A) )

die Förderung der Lese- und Schreibfähigkeit dieser
Menschen auch ein ernsthaftes Anliegen derjenigen
sein, die als Sozialpartner, sei es als Arbeitgeber oder
sei es als Arbeitnehmer, über ihre Spitzenorganisatio-
nen die Arbeitswelt mitgestalten. Die Gewerkschaften
sind beim Alphabetisierungsbündnis dabei. Die Ar-
beitgeberverbände dürfen hier nicht länger warten.
Tatsächlich gibt es an der Basis der Betriebe hier
schon viel mehr Zusammenarbeit und gutes prak-
tisches Wirken, als es die Spitzenorganisationen der
Wirtschaft offensichtlich bisher wahrhaben wollen und
begriffen haben.

Was an den Beiträgen der CDU/CSU und FDP im
Ausschuss Mut gemacht hat, ist deren ausdrückliche
Feststellung, dass in dem SPD-Antrag viele Vor-
schläge enthalten sind, denen auch FDP und CDU/
CSU zustimmen können und die sie gerne unterstützen
wollen. Wir behaupten ja gar nicht, dass alles vollkom-
men neu sei, was wir in dem Initiativantrag „Zugänge
schaffen und Teilhabe erleichtern – Die Einfache Spra-
che in Deutschland fördern“ in Analyse und Forderun-
gen zusammengetragen haben. Wir sind allerdings
sehr davon überzeugt, dass wir uns bisher viel zu we-
nig um das große Spektrum der Menschen gekümmert
haben, die das Lesen nach Möglichkeit vermeiden und
die über Einfache Sprache in Text und Wort besser
erreicht und auch in ihrer Sprachkompetenz weiter
aufgebaut und gefördert werden können. Wenn der
Kollege Schummer zum Abschluss der Ausschussbera-
tungen gesagt hat, dass CDU/CSU und FDP aus uns
zwar in der Sache unverständlichen, aber nun einmal
hinzunehmenden Gründen dem SPD-Antrag nicht ihre
Unterstützung geben können, dass aber in einer neuen
Legislaturperiode eine fraktionsübergreifende gemein-
same Initiative gestartet werden sollte, Einfache Spra-
che in Deutschland stärker in den Blickpunkt zu neh-
men und hier zu einer Förderstrategie zu kommen,
dann wollen wir dieses gerne als hoffnungsvolles Zei-
chen dafür aufnehmen, dass diese SPD-Initiative nicht
vergeblich gewesen ist und sich hier etwas bewegt.

Was sich bewegen muss, soll noch einmal in der Zu-
sammenfassung zu unserem fertigen Antrag in drei
Schwerpunkte gekleidet werden:

Erstens. Wir müssen noch mehr Kenntnis und Ver-
ständnis entwickeln über die Situation der 13 Millio-
nen Menschen, die nur fehlerhaft Lesen und Schreiben
können. Wir müssen noch besser verstehen, aus wel-
chen Gründen sich diese Hemmnisse und Unzuläng-
lichkeiten aufgebaut haben und welche Strategien be-
sonders erfolgversprechend sind, wenn wir diese
Menschen unterstützen und ihnen helfen wollen.

Zweitens. Wir brauchen mehr Menschen, die als Ex-
pertinnen und als Experten darin ausgebildet sind und
kompetent daran arbeiten können, Texte und Doku-
mente in Einfache Sprache zu übersetzen, und damit
die Voraussetzung für deren Verbreitung zu schaffen.
Wir merken es immer wieder an uns selbst: Es ist nicht
einfach, komplizierte Sachverhalte oder auch nur all-
tägliche, in einer komplexer angelegten Sprache kom-

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(C (D unizierte Sachverhalte in Einfache Sprache umzuseten. Hier muss gemeinsam mit den Ländern und den ommunen und allen gesellschaftlichen Partnern umrganisiert und neu Kompetenz aufgebaut werden. Drittens. Teilhabe über Einfache Sprache im Konkt mit staatlichen Stellen ist nicht nur eine Schlüssel rfahrung für betroffene Menschen, sondern sie ist uch eine Bringschuld der staatlichen und öffentlichen tellen, an welchem Punkt und in welcher Form auch mer. Alle Menschen müssen das Recht haben, sich ber Einfache Sprache orientieren zu können, in öfntlichen Angelegenheiten auch Zugang zu bekomen und hierüber auf sich und ihre Interessen auferksam zu machen. Dafür brauchen wir mehr erbindlichkeit und mehr Initiative. So weit die Kernpunkte unseres Antrags, so weit die offnung darauf, dass sich dieses nach der Bundesgswahl in einer interfraktionellen Initiative aller raktionen des Bundestages wiederfindet, und so weit ie Ankündigung, dass wir als SPD jedenfalls nicht loker lassen werden, hier Schritt für Schritt im Interesse er vielen betroffenen Menschen voranzukommen. Die Veröffentlichung der leo. Level-One-Studie im ahr 2011 hat verdeutlicht, dass es in Deutschland eine rschreckend hohe Anzahl von 7,5 Millionen funkonalen Analphabeten in der Altersgruppe der 18bis 4-Jährigen gibt. Besonders unglaublich dabei ist, ass 1 Million in dieser Gruppe über das Abitur verfüen! Weitere 19,3 Prozent oder circa 1,5 Millionen könen keinen Schulabschluss vorweisen. Wenn es also in Thema gibt, bei dem es um Bildungsgerechtigkeit eht, dann die Frage, wie Menschen, die nicht richtig sen und schreiben können, eine Perspektive in unser Gesellschaft bekommen. Funktionaler Analphabetismus ist in Deutschland lso kein Nischenoder Randproblem, sondern betrifft ie Gesellschaft in ihrer gesamten Breite. Wir bedürfen iner gewaltigen Kraftanstrengung, um dieses Prolem effektiv bekämpfen zu können. Alle gesellschaftlihen Akteure sind gefragt. Nur gemeinsam können und, Länder und Kommunen die notwendigen Maßahmen zur effektiven Unterstützung der von funktioalem Analphabetismus beeinträchtigten Bürger trefn. Bereits heute beteiligen sich schon viele Organisa onen am Kampf gegen Analphabetismus. Ganz beonders möchte ich an dieser Stelle die exzellente Areit des Bundesverbands für Alphabetisierung und rundbildung und der Stiftung Lesen erwähnen. Die etztgenannte durfte in dieser Woche ihren 25. Geurtstag feiern. Dazu von dieser Stelle noch einmal erzlichen Glückwunsch, machen Sie mit Ihrer tollen rbeit weiter, wir brauchen Sie! Maßnahmen müssen bereits präventiv im frühkind chen Bereich ansetzen, um Analphabetismus erfolg Dr. Ernst Dieter Rossmann gebene Reden )

Patrick Meinhardt (FDP):
Rede ID: ID1724647800




(A) )

reich verhindern zu können. Vor allem ist es wichtig,
dass Vorlesen wieder eine Selbstverständlichkeit in
Deutschland wird und Kinder wie auch Eltern wieder
für das Vorlesen begeistert werden. Denn nur dort, wo
vorgelesen wird, entwickelt sich auch ein bildungspo-
sitives Umfeld. Lesen ist eine Schlüsselqualifikation!
Vorlesen ist Elternpflicht!

Genauso sind aber frühe Elternansprache und El-
terneinbindung, Sprachstandsdiagnosen und Sprach-
förderung ein wichtiger Schlüssel, um schon im
Kindesalter die Anfänge von Analphabetismus zu be-
kämpfen und gerade auch Kinder mit Migrationshin-
tergrund frühzeitig zu fördern. Hierzu zählt auch, dass
Lehrerinnen und Lehrer und Erzieherinnen und Erzie-
her entsprechend aus- bzw. weitergebildet werden, um
Anzeichen für Analphabetismus frühzeitig erkennen
und ihnen entgegenwirken zu können.

Die Frage der Alphabetisierung und Grundbildung
ist vor allem aber eine Frage von Bildungschancen,
die im Vordergrund bildungspolitischer Debatten ste-
hen müssen. Deswegen setzen wir uns dafür ein, dass
Menschen, die nicht richtig lesen und schreiben kön-
nen, entsprechend gefördert werden und adäquate Un-
terstützung erhalten. Hierbei ist besonders entschei-
dend, dass Maßnahmen aus dem Bereich der
Alphabetisierung mit anderen bildungspolitischen In-
strumenten wirkungsvoll verknüpft werden, um die
hohe Zahl der Analphabeten einzudämmen. Deutsch-
land braucht einen „Alphaplan“, einen Masterplan
Alphabetisierung!

Die Koalition aus CDU/CSU und FDP hat bereits
durch einige Maßnahmen gezeigt, dass sie sich der
Problematik des funktionalen Analphabetismus stellen
will:

Erstens. Wir haben 20 Millionen Euro für das Pro-
gramm „Lesestart“ bereitgestellt, bei dem in den kom-
menden acht Jahren 4,5 Millionen Lesestart-Sets ver-
teilt werden.

Zweitens. Wir haben die „Offensive Frühe
Chance“, die 4 000 Schwerpunktkindertagesstätten im
Bereich der Sprachkompetenz unterstützt, ins Leben
gerufen.

Drittens. Wir haben ein Programm zur arbeitsplatz-
orientierten Forschung und Entwicklung für Grundbil-
dung geschaffen, das mit 20 Millionen Euro ausgestat-
tet wurde.

Viertens. Wir haben Mittel für Alphabetisierung und
Grundbildung aus dem Europäischen Sozialfond in
Höhe von 35 Millionen Euro aktiviert.

Fünftens. Wir fördern 24 Verbundvorhaben mit über
100 Einzelmaßnahmen mit einer Gesamtfördersumme
von über 30 Millionen Euro.

Sechstens. Wir haben die Bildungsprämie für Maß-
nahmen der Alphabetisierung und Grundbildung ge-
öffnet sowie die Prämienhöhe von 150 auf 500 Euro
verdreifacht.

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(C (D Siebtens. Wir haben die „Nationale Strategie für Alhabetisierung und Grundbildung Erwachsener“ einerichtet. Achtens. Wir haben mit den 5 Millionen Euro, die ie FDP in den Haushalt hineinverhandelt hat, die Iniative „Lesen und Schreiben – Mein Schlüssel zur elt“ gestartet. Neuntens. Wir führen die wichtige Initiative iChance“ fort. Mit diesen Maßnahmen sind wir noch lange nicht m Ziel, haben aber bereits einen guten Weg beschritn, den wir jetzt verstetigen und weiter ausbauen müs en. Eines der größten Hemmnisse beim Kampf gegen en Analphabetismus ist die Angst der Betroffenen, mit rem Problem an die Öffentlichkeit zu gehen und Hilfe Anspruch zu nehmen. Es ist keine Schande, nicht ichtig lesen und schreiben zu können. Es ist aber eine chande, wenn wir als Gesellschaft zulassen, dass enschen sich zurückziehen und verbergen, weil sie einen, sich für ihre vermeintliche Unzulänglichkeit chämen zu müssen. Daher muss die Gesellschaft noch ehr für dieses Thema sensibilisiert werden. Nur wenn lle hier an einem Strang ziehen, kann diese gesamtgeellschaftliche Aufgabe bewältigt werden. Dazu wollen ir Liberale eine Kampagne zur Gewinnung von „Alhapaten“, die sich ehrenamtlich für Alphabetisierung ngagieren. Dies kann und sollte in enger Kooperation it den regionalen Wirtschaftsorganisationen stattfinen. Genauso wichtig ist es aber, die sogenannten Mitisser aufzuklären und zu sensibilisieren. Wir setzen ns dafür ein, dass ein gesellschaftspolitisches Klima eschaffen wird, in dem Analphabetismus enttabuisiert nd alle gesellschaftlichen Institutionen dafür sensibisiert werden. Darüber hinaus ist es bildungspolitisch dringend rforderlich, alle Anstrengungen zu intensivieren, um ie Schulabbrecherquote in Deutschland deutlich zu duzieren. Hier sind die Länder in der Pflicht, die sie edauerlicherweise äußerst unterschiedlich wahrnehen. Gerade die rot-grün geführten Länder kommen ier allzu oft ihrer Pflicht nicht nach, sind aber zuleich diejenigen, die sofort Bundesmittel für Maßnahen wollen, die sie aus dem Landeshaushalt nicht fianzieren! Liebe Kolleginnen und Kollegen von SPD und Grüen, rütteln Sie doch ihre Länderkollegen bitte wach nd appellieren Sie an sie, endlich ihrer Verantworng gerecht zu werden! Es gibt nämlich einen unmitlbaren Zusammenhang zwischen Schulabbruch und er verstärkten Gefahr des Analphabetismus. Umso nverständlicher ist es, dass Länder hier nicht bereit ind, alle notwendigen Kraftanstrengungen zu unterehmen. Jetzt wird es wichtig, dass Thema Grundbildung nd Alphabetisierung in alle bildungspolitischen Netz Patrick Meinhardt gebene Reden )





(A) )

werke in der Bundesrepublik Deutschland einzuspei-
sen.

Wir Liberale setzen uns dafür ein, dass Alphabeti-
sierung ein stärkeres Gewicht in der Bildungspolitik
bekommt. Wünschenswert wäre hierfür sicherlich eine
zentrale Koordinierungsstelle für Alphabetisierung,
eine Berücksichtigung und Schulung von Lehrerinnen
und Lehrern zur Erkennung von Symptomen für An-
alphabetismus und die Evaluierung der bestehenden
Maßnahmen durch einen eigenen Schwerpunkt im Na-
tionalen Bildungsbericht.

Zentral wichtig ist für uns jedoch, dass wir im Rah-
men einer nationalen Alphabetisierungsdekade eine
„Alphastiftung“ einrichten. Dies soll möglichst so ge-
schehen, dass wir die schon bestehende Stiftung im Be-
reich Alphabetisierung und Grundbildung zu einer
Bundesstiftung umbauen. Hierfür werden wir im ge-
samten bildungspolitischen Raum in Deutschland eine
große Überzeugungsarbeit leisten müssen. Mit einer
solchen Stiftung könnten wir pragmatisch und unkom-
pliziert direkt Maßnahmen zur Alphabetisierung finan-
zieren und das Geld dort ausgeben, wo es den Bedürf-
tigen zugutekommt und nicht in irgendwelchen Kultus-
bürokratien versickert.

Wir sind beim Thema Alphabetisierung noch lange
nicht am Ziel. Aber wir sind auch dank der Politik die-
ser Regierung auf einem guten Weg, die hohe Zahl der
funktionalen Analphabeten zu senken. Lassen Sie uns
hier über Parteigrenzen hinweg an einem Strang zie-
hen und diesen Menschen helfen.


Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724647900

Vor mehr als zehn Jahren wurde die UN-Weltdekade

für Alphabetisierung ausgerufen. Dies und die damit
im Zusammenhang stehenden Anhörungen, Kampa-
gnen und Veranstaltungen haben alle Oppositionsfrak-
tionen dazu bewogen, Anträge zu Alphabetisierung
und Grundbildung zu stellen. Deutschland ist aus gu-
tem Grund Mitunterzeichner der UN-Dekade. Obwohl
es über ein im Vergleich zu anderen Teilnehmerländern
gut ausgebautes Bildungssystem verfügt, können
14,5 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter
nicht oder nicht richtig lesen und schreiben. Das sind
7,5 Millionen Menschen – ein Skandal für ein reiches
Land wie die Bundesrepublik Deutschland. Entspre-
chend groß war zu Recht auch der Aufschrei in der Öf-
fentlichkeit nach der Veröffentlichung der Leo-Studie
im vergangenen Jahr. Eine Kampagne wurde neu auf-
gelegt, immerhin ziemlich am Ende der Dekade. Die
Bundesregierung hatte mit der von ihr verantworteten
Abschlussveranstaltung zur Dekade am 22. April die-
ses Jahres eigentlich Erfolge vermelden wollen, aber
dafür war die Teilnahme zu spärlich, die Präsenz der
Bundesregierung unbefriedigend, die Resonanz zu ge-
ring.

Nach dem großen medialen Aufschrei ist es offen-
sichtlich ruhiger um diese Tatsache fehlender Grund-
bildung geworden. Das macht uns und offensichtlich
auch den auf diesem Gebiet tätigen Vereinen und Bil-

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(C (D ungseinrichtungen besonders große Sorgen. Obwohl s in allen Ländern Alphabetisierungskampagnen gibt, leiben messbare Ergebnisse aus. Darum wurde auf ieser Konferenz auch ein neuer, nunmehr nationaler ktionsplan gefordert. Diese Forderung unterstützen ir unbedingt. Auch die Forschung muss weitergehen; enn nach wie vor wissen wir zu wenig über die Ursahen von Analphabetismus, nach wie vor verlassen zu iele junge Menschen die Schule nicht nur ohne Schulbschluss, sondern auch mit unzureichenden Leseund chreibfähigkeiten. Nach wie vor ahnen wir nur, wann nd warum Menschen im Laufe ihres Berufslebens das esen und Schreiben wieder verlernen. Nach wie vor ommen zu wenige in die Alphabetisierungskurse. Und nalphabetismus wird immer noch als Tabu behandelt. Frau Professor Grotlüschen hat in der Anhörung um Problem im Bundestag die Schulfixiertheit der eutschen Bildungspolitik kritisiert. Da ist wohl etwas ran. Gerade das Thema „lebensbegleitendes Lernen“ ird zwar als politische Forderung gern im Munde gehrt, aber gerade Fragen der Weiterbildung werden on allen Akteuren außerhalb der Institutionen der eiterbildung sehr vernachlässigt. Gilt das schon für ie berufliche Weiterbildung, so gilt das noch mehr für ie allgemeine Weiterbildung. Hier aber wäre der Ort r eine wirksame Gegenstrategie zur fehlenden oder erloren gegangenen Grundbildung. Eine nachhaltige Verbesserung der Situation in den ommenden Jahren und Jahrzehnten kann aber auch icht erreicht werden, wenn man in der öffentlichen llgemeinen und beruflichen Schulbildung weiteracht wie bisher. Es muss gelingen, die Zahlen der Ab olventinnen und Absolventen, die ohne Schulabschluss nd ohne ausreichende Leseund Schreibfähigkeiten ie Schule verlassen, drastisch zu reduzieren. In Deutschland wurde das Dekadenziel in dieser rage nicht erreicht. Die Fraktion Die Linke fordert arum, sowohl das Augenmerk auf die Verbesserung er Schulbildung zu legen wie ein neuerliches Proramm zur Verbesserung der Grundbildung für Menchen ohne ausreichende Leseund Schreibkenntnisse ufzulegen. Diese Programme müssen finanziell beser ausgestaltet werden. Die Weiterbildnerinnen und eiterbildner müssen besser bezahlt werden. Die Unrnehmen müssen sensibilisiert werden. Aber betrofne Menschen dürfen nicht aus dem Berufsleben ausegrenzt werden. Vielmehr brauchen wir eine neue ffenheit, mit Analphabetismus umzugehen, um ihn zu berwinden. Dafür müssen diagnostische Fähigkeiten der Lehramtsausund -weiterbildung verbessert erden. Dabei bleibt zu bedenken, dass es für Anlphabetismus sehr unterschiedliche Ursachen, sehr nterschiedliche Ausprägungen gibt und dass es notendigerweise auch unterschiedliche Gegenstrategien eben muss. Und: Grundbildung umfasst mehr. Es geht m all das, was Menschen brauchen, um sich in dieser esellschaft Teilhabe zu sichern. Dazu gehören also icht nur die einschlägigen Kulturtechniken, sondern Patrick Meinhardt gebene Reden )





(A) )

auch ein Grundverständnis von demokratischen Zu-
sammenhängen und Mitwirkungsmöglichkeiten.

Ideen gibt es ohne Zweifel viele; den verbalen Be-
kenntnissen müssen aber politische Konsequenzen fol-
gen. Dabei darf der Bund die Zuständigkeit nicht wei-
ter auf die Länder abschieben. Es reicht nicht, nur mit
weiteren Projekten und Programmen wie dem Bil-
dungs- und Teilhabepaket oder den sogenannten Bil-
dungskonten oder einem ganzen Blumenstrauß von
Programmen und Progrämmchen eingreifen zu wollen.
Wir brauchen eine andere, nämlich nachhaltige Finan-
zierung der Bildungsaufgaben auf allen Ebenen und in
ganz Deutschland. Die Sicherung gleicher Bildungs-
teilhabemöglichkeiten für alle ist eine Aufgabe öffent-
licher Daseinsvorsorge von gesamtgesellschaftlicher
Dimension. Sie muss deshalb in gesamtstaatliche Ver-
antwortung.

Die Anträge von SPD und Grünen gehen in die rich-
tige Richtung. Während wir die Ansätze der SPD zu Al-
phabetisierung und Grundbildung weitgehend teilen
und dem Antrag deshalb auch zustimmen, bleibt der
Antrag der Grünen halbherzig. Darum enthalten wir
uns. Zum Antrag der SPD über einfache Sprache wer-
den wir uns ebenfalls enthalten, weil wir eine einfache
und verständliche Sprache in allen Lebensbereichen
zwar für sinnvoll halten, die Schaffung einer zusätzli-
chen Kategorie neben der leichten Sprache skeptisch
sehen. Sie kann auch zur Diskriminierung von Men-
schen führen und wäre darum kontraproduktiv.


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724648000

Die Fähigkeiten, zu lesen und zu schreiben, sind

wichtige Voraussetzungen gesellschaftlicher Teilhabe.
Die Ergebnisse der Level-One-Studie zeigen, dass
rund 7,5 Millionen Menschen im arbeitsfähigen Alter
hierzulande funktionale Analphabeten sind und somit
den Sinn einfacher Texte nicht verstehen können. Dies
muss uns genauso aufrütteln und zum politischen Han-
deln bewegen wie der PISA-Schock. Das Thema An-
alphabetismus muss raus aus der Tabuzone und ent-
schieden angegangen werden. Deswegen ist es gut und
wichtig, dass auch wir uns als Bundestag mit darum
kümmern, an diesem unhaltbaren Zustand grundle-
gend etwas zu ändern.

Analphabetinnen und Analphabeten sind in ihren
sozialen, beruflichen, ökonomischen und kulturellen
Teilhabemöglichkeiten massiv eingeschränkt. Viele für
uns selbstverständliche Handlungen bedeuten für sie
eine große Anstrengung und Überwindung. So sind das
Lesen und Verstehen von Fahrplänen oder auch der
Beschriftung von Lebensmittelverpackungen für sie oft
kaum zu bewältigende Hürden. Das alltägliche Leben
ist häufig von Scham und Vertuschung geprägt. Er-
schwerend kommt eine verbreitete Unwissenheit in der
Gesellschaft hinzu. Dringend notwendig ist daher eine
Enttabuisierung des Themas. Besonders Bildungsinsti-
tutionen, Sozialpartner und Medien sind zum Handeln
aufgefordert.

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(C (D Die frühzeitige Bekämpfung des Analphabetismus uss auch Teil einer umfassenden Strategie gegen den achkräftemangel sein. Angesichts steigender Anforerungen auf dem Arbeitsmarkt werden die Chancen on Menschen mit mangelnder Grundbildung immer chlechter. Bei deren Integration haben Volkshochchulen, Erwachsenenbildung und die Bundesagentur r Arbeit wichtige Aufgaben. Auch die Sozialpartner ind gefordert, diese Menschen gezielt zu unterstützen. eider hat es die Bundesregierung bis zum Ende dieser egislaturperiode nicht geschafft, die Förderung der eiterbildung gerade für Menschen mit niedrigem inkommen zu verbessern. Wir benennen in unserem grünen Antrag konkrete olitische Forderungen und Maßnahmen: Die Alphaetisierungskurse müssen deutlich ausgebaut werden. ichtig sind uns dabei die Qualitätssicherung und eine essere Zielgruppenorientierung, verbunden mit öfntlichkeitswirksamen Kampagnen. Der schwere Fehr der Bundesregierung, das Bundesprogramm „So iale Stadt“ zusammenzustreichen, muss korrigiert erden. Das Programm richtet sich besonders an beachteiligte Stadtteile. Anstatt zu kürzen, müssten erade hier vor Ort niedrigschwellige Angebote zur Alhabetisierung und zur Verbesserung der Grundbilung stärker verankert werden. Der Nationale Pakt für Alphabetisierung und rundbildung darf kein Placebo sein, sondern muss lare Zeitund Zielpläne erhalten. Wir müssen uns an rfolgreichen Strategien wie in Großbritannien orieneren, die qualitativ und quantitativ deutlich ambitioierter sind als die Aktivitäten hierzulande. Wichtig ind konkrete Zielzahlen und verbindliche Handlungsusagen aller Beteiligten, damit wir endlich von der Anündigungspolitik zum wirksamen politischen Handeln ommen. Die Nationale Strategie zur Alphabetisierung rwachsener sollte zudem auf diejenigen ausgedehnt erden, die auch im gebräuchlichen Wortschatz sehr hlerhaft und langsam schreiben. Das bestehende Kooperationsverbot im Bildungsereich behindert auch die Alphabetisierungsanstrenungen. Alle staatlichen Ebenen müssen gemeinsam in Schulsystem gewährleisten, in dem keine Schülerin nd kein Schüler die Schule ohne ausreichende schriftprachliche Kompetenzen verlässt. Eine frühzeitige nd systematische Sprachbildung, individuelle Fördeung von Anfang an sowie die Stärkung der Jugendnd Schulsozialarbeit sind daher dringend geboten. ie Unterfinanzierung unseres Bildungswesens und trukturelle Selbstblockaden wie das Kooperationsverot verhindern eine solche nachhaltige Politik und üssen deshalb beendet werden. Zur Verbesserung der Lesekompetenz erbringen uch die vielfältigen Initiativen der Zivilgesellschaft inen großen Beitrag. Beispielsweise leistet die Stifng Lesen hier seit 25 Jahren großartige Arbeit. Damit der Kampf gegen Analphabetismus erfolgich ist, sind wir alle gefragt. Ein Weg zum Abbau von Dr. Rosemarie Hein gebene Reden Kai Gehring )








(A) )

Lesebarrieren ist etwa die Förderung der „einfachen
Sprache“. Diese müssen wir auch als Parlament in un-
serer Öffentlichkeitsarbeit stärker verwenden. Deshalb
unterstützen wir wie schon bei der ersten Lesung des
vorliegenden SPD-Antrags im April den Vorschlag,
dass auch der Bundestag das Internet stärker in Form
von einfacher und leichter Sprache nutzt und eigen-
ständige Publikationsangebote entwickelt. Fangen wir
also bei uns selbst an, und machen wir der Regierung
gemeinsam Beine, damit die Bekämpfung des Analpha-
betismus endlich nachhaltig angegangen wird!


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724648100

Wir kommen zur Abstimmung zu Tagesordnungs-

punkt 54 a und zur Beschlussempfehlung des Ausschus-
ses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschät-
zung auf Drucksache 17/13869. Der Ausschuss
empfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfeh-
lung die Ablehnung des Antrags der Fraktion der SPD
auf Drucksache 17/9564 mit dem Titel „Alphabetisie-
rung und Grundbildung in Deutschland fördern – Für
eine nationale Alphabetisierungsdekade“. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung? – Koalitionsfraktionen.
Gegenprobe! – Sozialdemokraten und Linksfraktion.
Enthaltungen? – Bündnis 90/Die Grünen. Die Be-
schlussempfehlung ist angenommen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es sind zwar noch
einige Seiten, aber wir halten gemeinsam durch.

Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die
Ablehnung des Antrags der Fraktion Die Linke auf
Drucksache 17/8766 mit dem Titel „Niemanden ab-
schreiben – Analphabetismus wirksam entgegentreten,
Grundbildung für alle sichern“. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Koalitionsfraktionen. Gegen-
probe! – Linksfraktion. Enthaltungen? – Sozialdemokra-
ten und Bündnis 90/Die Grünen. Die Beschlussempfeh-
lung ist angenommen.

Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Buchstabe c
seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags
der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache
17/8765 mit dem Titel „Bildungsarmut durch Alphabeti-
sierung und Grundbildung entgegenwirken“. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung? – Koalitionsfraktionen.
Gegenprobe! – Sozialdemokraten und Bündnis 90/Die
Grünen. Enthaltungen? – Linksfraktion. Die Beschluss-
empfehlung ist angenommen.

Tagesordnungspunkt 54 b. Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgen-
abschätzung zu dem Antrag der Fraktion der SPD mit
dem Titel „Zugänge schaffen und Teilhabe erleichtern –
Die Einfache Sprache in Deutschland fördern“. Der Aus-
schuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 17/13868, den Antrag der Fraktion der SPD
auf Drucksache 17/12724 abzulehnen. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Das sind die Koalitions-
fraktionen. Gegenprobe! – Sozialdemokraten und Bünd-
nis 90/Die Grünen. Enthaltungen? – Linksfraktion. Die
Beschlussempfehlung ist angenommen.

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(C (D Ich rufe den Tagesordnungspunkt 51 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie – zu dem Antrag der Abgeordneten Jens Petermann, Ralph Lenkert, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Zukunft der Solarindustrie sichern – zu dem Antrag der Abgeordneten Hans-Josef Fell, Bärbel Höhn, Dr. Tobias Lindner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Energiewende sichern – Solarwirtschaft stärken – Drucksachen 17/13242, 17/9742, 17/13794 – Berichterstattung: Abgeordneter Thomas Bareiß Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die eden zu Protokoll genommen. 22 500 Megawatt Zubau an Solarenergie innerhalb er letzten drei Jahre ist Rekord, nicht nur in Deutschnd, sondern auch weltweit. Und trotzdem nehmen die egativschlagzeilen über die deutsche Solarindustrie ein Ende. Werksschließungen von Solarund Modulerstellern waren in den vergangenen Monaten und ahren an der Tagesordnung. Die Anzahl der Betriebe t um ein Drittel drastisch gesunken. Egal ob Q-Cells, osch Solar oder Schott Solar, all diese Unternehmen ussten Werke in Deutschland schließen mit Konseuenzen für Tausende Arbeitnehmer. Die deutsche olarzellenund Modulfertigung hat kaum noch 000 Beschäftigte. Und auch Branchengrößen wie olarworld sitzen auf Riesenverlusten, und Hunderte itarbeiter müssen um ihre Existenz bangen. Dieser Abwärtstrend ist in der Tat sehr besorgnis rregend. Grund für diese Krise ist aber nicht manelnde staatliche Förderung, wie Bündnis 90/Die Grüen und die Linke in ihren Anträgen behaupten. Denn ie Solarenergie ist unter den erneuerbaren Energien er Subventionsspitzenreiter. Alle bereits eingegangeen Solarförderverpflichtungen summieren sich laut xperten auf über 100 Milliarden Euro, die der Stromunde mit seiner Stromrechnung zahlt. Und trotzdem der gerade deswegen: Die deutschen Module sind weer wettbewerbsfähig noch technisch überlegen. Die assive Solarförderung hat den deutschen Modulher tellern mehr geschadet als genutzt. Aber nicht nur die berförderung hierzulande, sondern vor allem auch ie chinesische Subventionspolitik sind verantwortlich r die Schwierigkeiten der Modulhersteller. So wurden sbesondere in China mit staatlichen Subventionen assiv Solarproduktionskapazitäten aufgebaut. Das hrte weltweit zu massiven Überkapazitäten. Das An ebot an Modulen ist deutlich schneller gewachsen als )

Thomas Bareiß (CDU):
Rede ID: ID1724648200

(A) )

die Nachfrage. So liegt die weltweite Produktionskapa-
zität bei circa 60 000 Megawatt, die Nachfrage hin-
gegen bei circa 30 000 Megawatt.

Preisverfall, ausgelöst durch Überförderung, ist die
Folge dieser Entwicklung. Die deutschen Solarmodule
konnten im Preiswettbewerb mit chinesischen Modulen
nicht mehr mithalten. Deutsche Solarmodule waren
beispielsweise im März 2013 40 Prozent teurer als ver-
gleichbare chinesische Solarmodule. Verkaufs- und
Produktionseinbrüche sind die Folge.

Auch Bosch, das sich zum Ausstieg aus der kristalli-
nen Photovoltaik entschlossen hat, hat als Gründe für
die Entscheidung nicht die Politik der Bundesregierung
genannt, sondern strukturelle Probleme wie weltweite
Überkapazitäten und mangelnde Wettbewerbsfähigkeit.
Preisunterschiede und Produktionsüberkapazitäten
können weder durch noch mehr Förderung noch durch
günstigere Zinsen kompensiert werden. Im Gegenteil:
Eine noch höhere Förderung der Solarenergie hätte
nur zur Folge, dass noch mehr chinesische Solarmo-
dule gekauft werden. Deutsche Arbeitsplätze werden
dadurch nicht gerettet. Es ist falsch, wenn Bündnis 90/
Die Grünen und die Linke in ihren Anträgen schreiben,
dass wir durch die Förderkürzungen der letzten Jahre
mutwillig Arbeitsplätze vernichtet haben. Denn im Ge-
gensatz zu den Chinesen wollen wir mit der Förderung
der erneuerbaren Energien nicht ausschließlich die
heimische Produktion subventionieren, sondern die er-
neuerbaren Energien in den Markt einführen. Deswe-
gen sind immer neue Anpassungen an die aktuellen
Marktbedingungen bei der Förderung notwendig. Auch
waren die Kürzungen der Solarförderung aufgrund im-
mer neuer Rekorde beim Zubau im Sinne der Versor-
gungssicherheit und Bezahlbarkeit geboten. So sind in
den vergangenen Jahren nicht nur die Modulpreise
drastisch gesunken, sondern wir haben unsere Ziele
weit überschritten. So wurden 2010 7 400 Megawatt,
2011 7 500 Megawatt und 2012 7 600 Megawatt zuge-
baut. Dieser Solarrekord kostet den Verbraucher rund
2,2 Cent pro Kilowattstunde. Damit fließen gut 40 Pro-
zent der EEG-Förderung in die Solarenergie, die aber
nur etwa 5 Prozent an der Gesamtstromerzeugung aus-
macht. Hätten wir die Förderung für Solarstrom in den
vergangenen vier Jahren nicht deutlich um 70 Prozent
von 43 auf 16 Cent pro Kilowattstunde reduziert, müss-
ten die Verbraucher heute deutlich mehr zahlen. Auch
der Förderdeckel von 52 000 Megawatt installierter
Leistung ist ein wichtiger Beitrag im Sinne der Bezahl-
barkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Solarenergie.

Die Stärke der ausländischen Solarindustrie geht
auch auf die Schwäche der heimischen Solarindustrie
im Bereich Forschung und Entwicklung zurück. Teile
der deutschen Solarindustrie haben zu spät erkannt,
dass sie nur Zukunft mit mehr Forschung und Innova-
tion haben. Hier wurde zu wenig getan. Die Ausgaben
für Forschung und Entwicklung lagen jahrelang unter
3 Prozent. Das ist deutlich unter dem Niveau anderer
Industriezweige wie zum Beispiel der Elektroindustrie
mit einem Anteil von rund 7 Prozent oder dem verarbei-

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Zu Protokoll ge

(C (D nden Gewerbe mit 5 Prozent. Hier besteht dringender achholbedarf. Um der notleidenden Solarindustrie zu ehr Innovation zu verhelfen, hat die Bundesregierung r die „Innovationsallianz Photovoltaik“ 100 Millio en Euro für anwendungsnahe Solarforschungsprokte zur Verfügung gestellt. Damit wird durch mehr orschung und Entwicklung die Wettbewerbsfähigkeit er deutschen Solarindustrie gefördert. Im Mai 2013 aben wir nochmals eine Förderinitiative in Höhe von 0 Millionen Euro gestartet. Damit sollen innovative erbundprojekte in der Photovoltaik unterstützt weren. Auch der Einstieg in Solarspeichertechnologien urde von uns in die Wege geleitet. Mit dem Marktanizprogramm für Solarspeicher der KfW in Höhe von 5 Millionen Euro sollen kleine bis mittelgroße Photooltaikanlagen besser in das Stromnetz integriert erden. Damit wird auch die stark fluktuierende Solarnergie einen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisn. Ende April dieses Jahres waren im gesamten Land irca 33 500 Megawatt Photovoltaik installiert. Diese indrucksvolle Zahl macht deutlich: Die Solarenergie t ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. Sie ist r mich aber auch ein deutliches Zeichen dafür, dass ie Solarbranche in Deutschland eine Zukunft hat, uch wenn der Schwerpunkt nicht in der Solarzellennd Modulfertigung liegen wird. Der deutsche Maschienbau, Wechselrichterhersteller, Projektierer und Siliiumproduzenten werden auch in Zukunft ihre weltweit hrende Rolle verteidigen und ausbauen. Dazu sollten ir in Deutschland auch weiter für verlässliche Rahenbedingungen sorgen, Forschung und Entwicklung rdern, statt immer neue Subventionen zu fordern. Ich will mit etwas Generellem beginnen: dem Re pekt gegenüber der Demokratie und dem Parlament, ber auch der Sache, der auch zu Zeiten beginnenden ahlkampfes bestehen bleiben muss. In dieser Sitzungswoche sind mir als CSU-Abgeordetem allein vier Redezeiten im Plenum zugeteilt woren, unter anderem zu TOP 51. Unter diesen TOP fällt uch der Antrag 17/9742 der Grünen, datiert auf den 3. Mai 2012. Einer der Forderungspunkte ist, dass er Deutsche Bundestag die Bundesregierung aufforern möge – ich zitiere –, „den Widerstand der Bunesländer gegen den Gesetzentwurf zur EEG-Novelle rnst zu nehmen und die Kürzungen der Solarvergüng im Rahmen der Verhandlungen im Vermittlungs usschuss so abzumildern, dass die deutsche Solarirtschaft in Deutschland gestärkt und der Verütungsanspruch für den gesamten in Deutschland ereugten Solarstrom zu 100 Prozent erhalten bleibt“. er Antragspunkt ist auch bei großzügigster Betrachng veraltet – im Vermittlungsausschuss erfolgte ierzu bereits im Juni 2012, ich wiederhole: 2012, eine inigung. Thomas Bareiß gebene Reden )

Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1724648300




(A) )

Da komme ich auf den gebotenen Respekt zurück:
Es wird mitunter Wahlkampfgetöse, gestatten Sie mir
in diesem Zusammenhang diese klare Formulierung,
ins Plenum hineingetragen – da ist der Opposition
selbst eine veraltete Antragsstellung als Mittel recht.
Es wäre seit Juni 2012 ein mäßiger Aufwand gewesen,
den Antrag zu aktualisieren.

Ich sage ganz klar: Die Opposition überschüttet das
Plenum mit veralteten und gedoppelten Anträgen; um
oppositionsintern und unter oberflächlichen Außen-
wirkungsgesichtspunkten mit einer hohen Antragszahl
zu glänzen. Das ist der Grund, weshalb die reguläre
Plenardebatte am Donnerstag, dem 13. Juni, von mor-
gens um 9.00 Uhr bis nachts bzw. in die Morgenstun-
den des nächsten Tages angesetzt ist – inklusive einer
namentlichen Abstimmung gegen Mitternacht. Das ist
auch der Grund, weshalb in dieser Woche meine sämt-
lichen Reden im Plenum zu Protokoll gegeben werden.
Hier geht es offenbar zunehmend weniger darum, dass
man sich im Plenum ins Weiß des Auges schauen darf
und muss – und sich insbesondere Zwischenfragen der
Kollegen aktiv stellen. Man beschäftigt viel lieber die
Regierungsfraktionen damit, ihre Redeanteile schrift-
lich einzureichen – das scheint zu genügen. Man legt
offensichtlich keinen Wert mehr darauf, sich auf das
Wesentliche oder auch nur Aktuelles zu konzentrieren.

Ich will in dem Zusammenhang, weil wir über In-
dustrie- und Wirtschaftspolitik sprechen, einen großen
Mann der Wirtschaft zitieren: „Suche nicht nach Feh-
lern, suche nach Lösungen“ – Henry Ford. Und die
Lösungen, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen der
Opposition, sollten schon zeitangepasst und nicht
längst überholt sein.

Nichtsdestotrotz gehe ich auf den Antrag der Grü-
nen in der Sache, in den noch relevanten Punkten, ein.

Sie betiteln Ihren Antrag mit der Überschrift „Ener-
giewende sichern – Solarwirtschaft stärken“. Mir fällt
kaum ein anderes Gesetz ein, bei dem inner- und au-
ßerhalb des Parlaments mit solcher Härte gekämpft
wird. Das ist signifikant für die Novellen des EEG. Und
signifikant ist zudem, dass das Thema EEG zunehmend
gleichgestellt wird mit dem Gelingen der Energie-
wende. Sie gehen mit Ihrer Überschrift sogar noch
weiter.

Deshalb ist mir diese Klarstellung wichtig: Das Ge-
lingen der Energiewende hängt nicht alleine am EEG,
auch wenn das EEG seinen Teil zum Gelingen beizu-
tragen hat und, ganz unstreitig, grundlegend refor-
miert werden muss – hier hat Minister Altmaier ja
echte Überzeugungsarbeit bis in die Reihen der Oppo-
sition hinein geleistet.

Das Gelingen der Energiewende hängt vielmehr
von zahlreichen Faktoren ab, angefangen von Themen
wie neuem Marktdesign, Speichern, Netzausbau etc.
Die Gesamtheit dieser Faktoren gekonnt zueinander-
zubringen, das wird das Gelingen der Energiewende
ausmachen. Das EGG wäre vor und nach einer grund-
legenden Reform völlig überfrachtet, würde man iso-

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Zu Protokoll ge

(C (D ert daran das Gelingen der Energiewende festmahen oder, wie Sie es in Ihrer Überschrift definieren, ie Energiewende sichern. Ich gehe sogar noch weiter: er Bestand des EEG wäre insgesamt gefährdet, wenn ir den Arbeitsmarkt mithilfe und zulasten des EEG teuern; hierzu komme ich später noch im Detail. Zunächst mein Ausgangspunkt, das EEG betreffend: ie Zukunft des EEG hängt angesichts der rasant ge tiegenen EEG-Umlage nicht zuletzt an einer realistichen Berechnungsgrundlage: Derzeit steigen die EG-Differenzkosten rechnerisch, wenn der Börsenreis durch die Einspeisung der Erneuerbaren gerückt wird. Das spiegelt gerade umgekehrte Verhältisse wider. Innerhalb des EEG ist es unter anderem ichtig, die einzelnen Energieträger, nach ihren indiiduellen Maßgaben, weiter zur Marktreife hinzufühn. Das ist die Grundlage dafür, die Akzeptanz für das EG nicht zu verlieren. Die Verbraucher draußen – die privaten und geerblichen – bezahlen die Umlage für das EEG. An der telle komme ich ferner zu dem Punkt der politischen erantwortung, der sich vom blanken Lobbying für inzelne Branchen und billigem Wahlkampfgetöse rundlegend unterscheidet: Energiepolitik ist Wirtchaftspolitik. Die deutschen Strompreise spielen daei eine wichtige Rolle. Das dürfen wir nie aus den Auen verlieren. Im Zuge der Energiewende haben wir ns stringent im Zieldreieck Versorgungssicherheit, irtschaftlichkeit sowie Umweltund Klimaschutzge ichtpunkte zu bewegen. Die Vergütung für Solaranlagen nach dem EEG ann nicht mit der Zielrichtung beibehalten werden, rbeitsplätze in der Solarindustrie zu erhalten. Zwar t Energiepolitik Wirtschaftspolitik. Aber, liebe Kolleinnen und Kollegen der Opposition, die Aufgabe des EG ist es eben nicht, Sozialund Arbeitsmarktpolitik u betreiben. Ich darf den Zweck des Gesetzes an der telle nochmals für Sie herausarbeiten – ich zitiere § 1 bs. 1 EEG: „Zweck dieses Gesetzes ist es, insbesonere im Interesse des Klimaund Umweltschutzes eine achhaltige Entwicklung der Energieversorgung zu eröglichen, die volkswirtschaftlichen Kosten der Enerieversorgung auch durch die Einbeziehung langfristier externer Effekte zu verringern, fossile Energiessourcen zu schonen und die Weiterentwicklung von echnologien zur Erzeugung von Strom aus erneuerban Energien zu fördern.“ In Abs. 2 wird ferner das Gesetzesziel niedergelegt, en Anteil der Erneuerbaren in Stufen festgelegt bis um Jahr 2050 zu erhöhen. In der Sache spricht ein weiterer Grund gegen eine teuerung über das EEG: Der Anlageninvestor erhöht eine Rendite über billige Module bei jeder Vergütung. Deshalb: Der internationale Wettbewerb ist für die eutsche Solarindustrie unstreitig äußerst schwierig. ie Wettbewerbssituation insbesondere mit dem chine ischen Markt ist ruinös. Das betrifft allerdings nicht Dr. Georg Nüßlein gebene Reden )





(A) )

alleine deutsche und europäische Hersteller, sondern
sogar chinesische Hersteller selbst.

Ich scheue es nicht, ein Problem offen zu benennen,
denn Augenwischerei bringt an der Stelle nichts: Teile
der Solarbranche haben es auch versäumt, sich in die-
sem Markt eine Nische zu suchen. Es ist unstreitig,
dass deutsche Hersteller tiefgehende strukturelle Pro-
bleme haben. Lange, zu lange wurde in der Branche
auf Massenproduktion und die Fördertatbestände des
EEG gesetzt – das räumen mir selbst Branchenvertre-
ter offen ein. Andere Branchen haben sich im interna-
tionalen Wettbewerb etwa eine Nische im Bereich
hochwertiger Hightech und innovativer Konzeptionen
gesichert.

Das EEG jedenfalls würde völlig überfrachtet,
wenn es dieses strukturelle Problem der Branche lösen
müsste, wie es die Grünen in ihrem Antrag fordern.
Selbstverständlich ist es die Aufgabe der Politik, wie es
die Linke in ihrem Antrag niederlegt, insbesondere in
strukturschwachen Regionen Deutschlands die Schaf-
fung von Arbeitsplätzen zu unterstützen. Allerdings:
Sie wissen selbst am allerbesten, wie es mit sozialisti-
scher Industriepolitik ist. Sie hat am Ende keinen Be-
stand – der Schaden für die Betroffenen ist nach einer
Karenzzeit umso größer.

Noch ein Punkt sei mir an der Stelle gestattet, Ar-
beitsmarktpolitik und Konjunkturanreize betreffend:
Das Erbe aus der rot-grünen Regierungszeit waren
Anfang 2005 über 5 Millionen Arbeitslose, wir hatten
zu Beginn dieses laufenden Jahres knapp über 3 Mil-
lionen Arbeitslose. Das spricht eine klare Sprache,
was die Qualität der schwarz-gelben Regierungsarbeit
in diesem Bereich anbelangt.

Zuletzt will ich auf das Thema Strafzölle und For-
schung eingehen: Die Idee von Strafzöllen mag auf den
ersten Blick verlockend klingen. Aber warum sprechen
sich selbst Branchenvertreter für eine diplomatische
Lösung aus und gegen einen Handelskrieg mit China?
Ich kann es Ihnen sagen: Es drohte nicht nur ein Flä-
chenbrand auf weitere Branchen auszubrechen, zulas-
ten des Industrie- und Exportstandorts Deutschland,
nein, Schäden drohten ferner auch für die deutsche So-
larbranche selbst – zum Beispiel für Projektentwickler
von Solaranlagen. Diese Lösung ist zu kurz gegriffen:
Unser Ziel muss fairer, freier Wettbewerb sein – das
wird mittel- und langfristig tragen, branchenübergrei-
fend.

Zum Thema Förderung: Das ist kein Thema, das die
Regierungsfraktionen nicht bereits längst aufgegriffen
haben, zu Recht, denn hier liegt der Schlüssel zur Ef-
fektivität der Technologie und mithin zum Erfolg.
Gerne verweise ich deshalb exemplarisch auf ein lau-
fendes, gemeinsames Fördermodell: Gleich zwei
Ministerien, nämlich das Bundesumwelt- und das Bun-
desforschungsministerium, stellen in der Innovations-
allianz Photovoltaik Fördermittel von bis zu 100 Mil-
lionen Euro über bis zu vier Jahre bereit. Im Rahmen
dieser Innovationsallianz wurden gezielte Vorhaben

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Zu Protokoll ge

(C (D ur Verbesserung der Effizienz der Produkte, der Prouktion sowie zur Erschließung von Zukunftsfeldern nd -märkten festgelegt. Die Solarindustrie hat im Geenzug zugesagt, weitere 500 Millionen Euro für Investionsmaßnahmen und weitere Forschungsleistungen inzusetzen. Dieser beidseitige Einsatz von Mitteln ist ichtig und wichtig, denn hier geht es um einen sorgsaen Einsatz von Steuermitteln. So halte ich etwa wenig on Ziffer 5 im Antrag der Linken, wo gefordert wird, easingund Finanzierungsmodelle zu entwickeln, mit enen sich – ich zitiere – „bei mobilen Spezialanwenungen Photovoltaikanlagen über ihre Nutzung refianzieren“. Ein gut angesetztes Forschungsund Enticklungsprogramm, wie beschrieben, ist das Rezept r Innovation, die sich am Markt behaupten kann. as ist gut angelegtes Geld. Seit der Einführung des Erneuerbare-Energien-Ge etzes im Jahr 2000 durch die damalige rot-grüne Bunesregierung haben die erneuerbaren Energien im Allemeinen und die Solarenergie im Besonderen eine isher beispiellose Erfolgsgeschichte geschrieben. ies führte dazu, dass wir unsere Ausbauziele für ereuerbare Energien nicht nur weit übertroffen, sondern it einem Anteil von über 25 Prozent am Stromverrauch ein Maß erreicht haben, das damals nicht einal die größten Optimisten erwartet hätten. Diese Enticklung ging auch mit dem Aufbau neuer und novativer Industriezweige und Hunderttausender Ar eitsplätze einher, besonders in den Bereichen Windnd Solarenergie. Auf dem Höhepunkt der Entwicklung aren allein in der Solarindustrie rund 130 000 Men chen direkt beschäftigt. Doch in den letzten Jahren hat sich die Situation in er deutschen Photovoltaikbranche dramatisch verndert. Leuchttürme dieses Industriezweiges wie -Cells, Solarworld und First Solar – um einige Bei piele zu nennen – sahen sich mit Auftragseinbrüchen unerwarteter Höhe konfrontiert. Einige Unternehen mussten bereits den Weg in die Insolvenz antreten. ies führt dazu, dass besonders die Menschen in einien Regionen Ostdeutschlands, in denen ein Großteil er Produktionsstätten ihren Sitz haben oder hatten, eit 1990 wieder einen schmerzhaften Strukturwandel nd den Verlust von Arbeitsplätzen erleben. Treiber dieser Entwicklung war neben dem Aufbau er weltweiten Überkapazitäten eine Energiepolitik er schwarz-gelben Bundesregierung, die aufgrund ihr konzeptlosen und unvorhersehbaren Flickschustei die Hersteller von Solarmodulen und die Kunden tark verunsichert hat. Wer wie Union und FDP jährch kurzfristig die Rahmenbedingungen im EEG änert und noch vor Inkrafttreten der getroffenen Neureelungen diese schon wieder öffentlich infrage stellt, raucht sich nicht zu wundern, wenn eine junge Branhe wie die Solarindustrie in schwieriges Fahrwasser erät. Dr. Georg Nüßlein gebene Reden )

Rolf Hempelmann (SPD):
Rede ID: ID1724648400




(A) )

Viele Beobachter schreiben auch den in letzter Zeit
intensiv diskutierten Entwicklungen in China, wo der
Staat seine heimischen Solarunternehmen mit direkten
Subventionen unterstützt, einen Beitrag zur aktuellen
Situation der deutschen PV-Branche zu. Dennoch sind
Zweifel angebracht, ob die von der Europäischen
Kommission im Rahmen eines Anti-Dumping-Verfah-
rens verhängten Strafzölle auf chinesische Solarmo-
dule der richtige Weg sind. Für diese Zweifel gibt es
mehrere Gründe: Grundsätzlich ist aus meiner Sicht
nicht endgültig geklärt, ob es sich in diesem Fall tat-
sächlich um Dumping handelt; denn Dumping liegt
dann vor, wenn ein Unternehmen Produkte auf Export-
märkten billiger anbietet als im Heimatland, um Kon-
kurrenten im Ausland zu verdrängen. Bei Solarmodu-
len ist es aber so, dass vergleichbare Produkte auf dem
chinesischen Markt gar nicht verkauft werden. Da-
rüber hinaus gibt es neben den staatlichen Subventio-
nen weitere Ursachen für den Preisunterschied bei
europäischen und chinesischen Modulen: Die Solarfir-
men in Europa sind erheblich kleiner als die Konkur-
renten in Fernost. Die Unternehmen in China haben
deshalb erhebliche Vorteile beim Einkauf der Vorpro-
dukte, der Fertigung und beim Vertrieb. Zudem liegt
das Lohnniveau in China deutlich niedriger als in Eu-
ropa. Ein weiterer Faktor ist, dass hiesige Solarfirmen
beim wichtigsten Vorprodukt, dem Silizium, langfris-
tige Lieferverträge zu hohen Preisen abgeschlossen
haben. Die Konkurrenten in China kaufen Silizium in
der Regel kurzfristig ein.

Niemand kann vorhersehen, ob die Strafzölle der
deutschen Solarindustrie wieder auf die Beine helfen.
Stattdessen sind aufgrund des zu erwartenden Nach-
fragerückgangs bei Solarmodulen negative Auswir-
kungen auf Unternehmen an anderer Stelle der solar-
wirtschaftlichen Wertschöfpungskette und auf im
Solarbereich tätige deutsche Handwerks- und Installa-
tionsbetriebe möglich. Zudem lassen die aktuellen
Überlegungen der chinesischen Regierung bezüglich
des Imports von Wein und Stahlprodukten Nachteile
für die deutsche und europäische Wirtschaft befürch-
ten. Darüber hinaus profitieren deutsche und europäi-
sche Unternehmen in der vernetzten Weltwirtschaft
schon heute von der Solarmodulproduktion in China;
50 Prozent der durch die dortige Herstellung von
PV-Anlagen stattfindende Wertschöpfung wird in
Deutschland und Europa generiert.

Aus all den genannten Gründen wäre es besser ge-
wesen, die EU-Kommission und die deutsche Bundes-
regierung hätten mehr Zeit und Kraft in Verhandlun-
gen investiert, um diesen Konflikt mit China ohne
Sanktionen beizulegen. Selbst bei einem Scheitern bi-
lateraler Gespräche wäre es für beide Seiten vorteil-
hafter gewesen, die Streitbeilegungsmechanismen und
Institutionen der WTO zu nutzen. Protektionismus mit
Protektionismus zu beantworten, kann keine Lösung
sein.

Statt den von Linken und Grünen geforderten aus-
sichtslosen Versuch zu starten, mithilfe von Steuergel-

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(C (D ern die deutsche Solarindustrie über einen globalen reiskampf in ihrer bisherigen Form zu erhalten, solln Politik und Unternehmen sich auf jene Werte besinen, die jahrzehntelang für das Label „Made in Gerany“ standen: Qualität und Innovation. Durch emeinsame Forschungsund Entwicklungsanstrenungen zur signifikanten Steigerung der Wirkungsrade der Module und zur Bereitstellung der für ein siheres Stromnetz notwendigen Systemdienstleistungen ann sich Deutschland die Technologieführerschaft in iesem für die Energiewende wichtigen Bereich erbern und seine Exportchancen steigern. Mit Blick auf ezentrale Stromerzeugung und Stromverbrauch vor rt ist auch die Kooperation zwischen Solarindustrie nd den Entwicklern von Stromspeichern ein zentrales andlungsfeld. Hier kann und muss die Politik durch ntsprechende Rahmenbedingungen unterstützend täg sein. Denn es reicht nicht, einfach nur so viele Soranlagen wie möglich zu installieren; vielmehr ist ie stabile Einbindung der Photovoltaik in ein sich andelndes Energiesystem die Voraussetzung für eine rfolgreiche Umsetzung der Energiewende. Eine derrtige Einbindung ermöglichende und auf Hightechrodukten basierende Systemlösung ist den chinesichen Lowtechmodulen weit überlegen und bilden die rundlage einer zukunftsfähigen deutschen Solarinustrie. Die Beschlussempfehlung des Wirtschaftsausschus es zur Ablehnung der beiden Anträge von der Linken nd von den Grünen zur vorübergehenden Rettung der olarindustrie in Deutschland ist mangels Perspektive uf Besserung anzunehmen. Wir können es uns nicht isten, einem einzelnen Wirtschaftszweig eine um den Preis gesicherte Existenz zu garantieren, und as ohne die geringste Sicherheit, dass das Projekt Solarmodulproduktion in Deutschland“ in abseharer Zeit mal selbsttragend werden könnte. So hart as auch klingen mag: In diesen Unternehmen sind ertvolle Arbeitskräfte gebunden: Fachkräfte, die Unrnehmen aus anderen Branchen derzeit händerinend suchen. Geben Sie diesen Menschen die Chance, aus aus der Unsicherheit zu kommen und früh in eiem neuen Industriezweig Fuß zu fassen. Denn in junen Jahren sind die Jobwechselmöglichkeiten da, ist ie Flexibilität noch höher. Die gesicherte Existenz der Solarindustrie in eutschland unter einer Käseglocke aus Staatswirt chaft wird bald ein Ende haben. Die Tage des EEG ind gezählt, egal in welcher Konstellation wir im Noember hier wieder zusammenkommen. Mit großer Selbstverständlichkeit retteten Sie mit illiarden Steuergeldern die deutsche Autoindustrie, it noch mehr Milliarden die Banken, die sich verspe uliert haben; noch viel mehr Milliarden pumpen Sie die Euro-Zone. Sie werfen das Geld der Bürgerin en und Bürger den Zockerbanken hinterher, die mit Rolf Hempelmann gebene Reden )

Klaus Breil (FDP):
Rede ID: ID1724648500
Jens Petermann (Plos):
Rede ID: ID1724648600




(A) )

halsbrecherischen Spekulationen das Geld ihrer Kun-
den leichtfertig aufs Spiel gesetzt haben. Warum sind
Sie nicht willens, ein Rettungsprogramm für die Solar-
industrie und die dort Beschäftigten auf den Weg zu
bringen? Die Solarindustrie, die unter subventionier-
ten Billigimporten aus Fernost fast zusammenbricht,
ist Ihnen nicht einmal einen müden Euro für Hilfen
oder Bürgschaften wert. Ich nenne das Politikversagen
und einen Skandal. Vor dem Hintergrund, dass ein Zu-
sammenbruch der Solarindustrie einen Niedergang
ganzer Regionen in Ostdeutschland mit sich bringt, ist
das eine Verantwortungslosigkeit ersten Grades.

Bei Bosch Solar Energy in Arnstadt stehen 1 850
Arbeitsplätze auf dem Spiel und weitere 1 000 bei um-
liegenden, hoch spezialisierten Zulieferbetrieben. Das
sind Zahlen, bei denen eine Regierung, die ihren Job
ernst nimmt, handeln muss und nicht die Hände in den
Schoß legen darf, so wie Sie es tun. Um solche Pro-
bleme zu lösen, sind Sie gewählt, und dafür sitzen Sie
schließlich hier.

Stattdessen sehen Sie unbeeindruckt zu, wie eine
zweite Deindustrialisierung über den Osten Deutsch-
lands hereinbricht. Nehmen Sie das nur billigend in
Kauf, oder haben Sie das im Interesse der Atomindus-
trie sogar vorsätzlich angeleiert? Ja, das muss man
sich fragen, wenn man sich die planlosen Einschnitte
im Erneuerbare-Energien-Gesetz ansieht, die mitver-
antwortlich für das Desaster in der Solarbranche sind.
Und wem nützt es? Den Stromgroßkonzernen, denen
Sie sich aus jahrzehntelanger Verbundenheit beson-
ders verpflichtet fühlen. Dafür lassen Sie die Solarin-
dustrie am ausgestreckten Arm verhungern?

Die CDU spricht von einer Subventionslawine und
von Rekordwerten im Zubau von Photovoltaik, wobei
80 Prozent der Module, die in Deutschland verbaut
werden, aus Asien stammen würden. Trotz der erhebli-
chen Subventionen hätten deutsche Modulhersteller
keine Zukunftschance. Deshalb lohne es sich gar nicht
erst, hier Rettungsversuche vorzunehmen. Mit dieser
Wortwahl begründete die CDU im Wirtschaftsaus-
schuss ihre Ablehnung. Haben Sie nun auch den Mut,
das den betroffenen Beschäftigten in Arnstadt und Er-
furt ins Gesicht zu sagen. Sagen Sie ihnen, dass die
Marktwirtschaft eben so ist, dass Solarindustrie in
Deutschland nicht gebraucht wird, dass die Beschäf-
tigten in der Solarindustrie nicht mehr gebraucht wer-
den. Ich lade Sie nach Arnstadt ein, damit Sie das den
Beschäftigten in der Solarindustrie so ins Gesicht sa-
gen können.

Die Meinung der FDP ist auch nicht viel besser. Sie
gesteht unserem Antrag wenigstens zu, für eine gesi-
cherte Existenz der Solarbranche sorgen zu können,
sieht aber darin gleichzeitig eine Motivationsbremse
für die Unternehmen, sich auf Forschung und Entwick-
lung zu konzentrieren. Offensichtlich haben aber die
zuständigen Kollegen der FDP den Antrag nicht zu
Ende gelesen; denn Forschung und Entwicklung ge-
rade von Speicherlösungen, in denen wir Innovations-
möglichkeiten sehen, stehen explizit schwarz auf weiß

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Zu Protokoll ge

(C (D unserem Antrag. Sie nennen es dreist, die Aktionäre u beglücken und sich dann Geld vom Staat zu holen. eine verehrten Damen und Herren, Sie arbeiten mit oppelten Standards; bei den Banken ist es doch nicht nders gelaufen. So viel Schizophrenie war selten. Als in allem sehen Sie in einer Rettung der Solarindusie und den dortigen Arbeitsplätzen keinen Sinn, da olarzellen keine Hightechprodukte mehr sind, sonern nur noch billige Massenware. Das ist dreist und och dazu falsch. Wir werden uns mit dieser Entscheidung der Regieungskoalition nicht abfinden. Die Linke kämpft um en Erhalt jedes Arbeitsplatzes, und sie kämpft für eine ettung der einheimischen Solarindustrie als Standrtfaktor, auch im Industriegebiet Erfurter Kreuz, als ichtigen, nicht wegzudenkenden Baustein der Eneriewende und des Ausstiegs aus der Atomenergie. Statt Rettungsschirme für Banken und Kredithaie ist in Rettungsschirm für eine zukunftsträchtige Indusie, die Tausenden Menschen und ihren Familien eine xistenzgrundlage bietet, notwendig. Die Linke ging oran und hat einen Gruppenantrag vorgelegt. Zur nterstützung dessen habe ich die Thüringer Bundesgsabgeordneten aller Fraktionen eingeladen: Mitachen? Fehlanzeige! Weder ein Mitglied der SPD och eines der Grünen und auch nicht die Mitglieder er CDU/CSUsowie FDP-Bundestagsfraktion wolln sich beteiligen und sich für eine Unterstützung urch die Bundesregierung starkmachen. Das ist vor llem für die Menschen, deren Arbeitsplätze akut gehrdet sind, eine herbe Enttäuschung. Natürlich geht es darum, die Regionen in Osteutschland zu retten, in denen die Ansiedelung der roduktionsstätten der Photovoltaikbranche den Menchen wieder Hoffnung für die Zukunft gab. Genau iese Menschen mussten vor 20 Jahren schon einmal em vollständigen Zusammenbruch ihrer örtlichen Inustrie tatenlos zusehen. Sie haben schmerzlich erfahn, was es heißt, arbeitslos und auf Sozialleistungen ngewiesen zu sein. Sie wissen, was es heißt, keine Zuunftsperspektive zu haben. Zehntausende haben daaufhin diese Regionen verlassen. Die Photovoltaikdustrie stellte dort einen industriepolitischen Neu nfang dar. Ein abermaliger Niedergang eines ganzen dustriezweiges und eine damit einhergehende zweite eindustriealisierungwelle wäre für die Menschen vor rt eine Katstrophe und würde nicht nur die Erwerbsrundlage Tausender Familien, sondern auch das Verauen in die Politik nachhaltig zerstören. Dass Sie sich, verehrte Kolleginnen und Kollegen on Union, FDP, Grünen und SPD nicht an einem pariübergreifenden Gruppenantrag beteiligen wollen, ögen die erneut vom Schicksal gebeutelten, um ihre offnungen und Zukunftsaussichten gebrachten Men chen speziell in der Region Arnstadt/Erfurter Kreuz ewerten. Wir haben uns von Ihrem Desinteresse nicht entmugen lassen und debattieren heute erneut diesen An Jens Petermann gebene Reden Jens Petermann )








(A) )

trag. Wir geben Ihnen hiermit erneut eine Chance zu
zeigen, dass Ihnen das Schicksal der Solarindustrie
und der Menschen, die dort Lohn und Brot finden, et-
was bedeutet. Es ist nun an Ihnen zu erklären, warum
Sie jeder Bankenrettung und jeder vermeintlichen
Euro-Rettung zustimmen, sich aber der Rettung der
Erwerbsgrundlage für Tausende Familien, insbeson-
dere im Freistaat Thüringen, verweigern. In meinen
Augen stellen Sie sich damit ein Armutszeugnis aus.

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen der CDU,
der SPD und der FDP, wir haben von Ihnen bis heute
vernommen, dass der Niedergang der Solarindustrie in
Ihren Augen kein Problem sei. Wachen Sie endlich auf!
Es ist noch nicht zu spät, sich für die Rettung der Ar-
beitsplätze in der Solarindustrie in Ostdeutschland
einzusetzen. Das geht ganz einfach: Springen Sie über
ihren ideologischen Schatten und stimmen Sie unserem
Antrag zu! Die Menschen vor Ort werden Ihre Ent-
scheidung aufmerksam verfolgen.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724648700

Bundeskanzlerin Merkel hat heute zusammen mit

den Ministerpräsidenten die Hilfe für die Flutopfer im
Süden und Osten Deutschlands beschlossen. Es ist
wichtig und gut, dass die Betroffenen der Flutwellen
an Donau und Elbe schnelle Hilfe bekommen. Bund
und Länder wollen zusammen 8 Milliarden Euro be-
reitstellen. Nach Schätzungen der Ratingagentur Fitch
werden für die Versicherer noch einmal Forderungen
in Höhe von 2 bis 3 Milliarden Euro hinzukommen.

Vielleicht fragen Sie sich gerade, was das Hochwas-
ser denn nun mit der niedergehenden Solarindustrie zu
tun hat, über die wir heute reden. Sie hat sehr viel da-
mit zu tun. Sowohl das Potsdam-Institut für Klimafolgen-
forschung als auch der Deutsche Wetterdienst sehen
einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Hoch-
wasser und dem Klimawandel.

In den letzten zwei Jahren wird nur noch gegen die
angeblich hohen Kosten der Energiewende gehetzt.
Umweltminister Altmaier spricht darüber, dass der Zu-
bau allein im letzten Jahr für Vergütung von 1,8 Mil-
liarden Euro gesorgt hat. Diese Kosten sind aber keine
Kosten, sondern Investitionen gegen den Klimawan-
del. Wenn wir uns schon direkt nach dem Gipfel von
Rio in 1992 aufgemacht hätten, den Ausbau der erneu-
erbaren Energien und den Wechsel vom Zeitalter der
fossilen zum Zeitalter der erneuerbaren Energien mas-
siv voranzutreiben, dann wären wir heute schon viel
weiter, und vielleicht wären die Wetterlagen und Schä-
den heute viel weniger dramatisch.

Die Schäden durch den Klimawandel werden in den
nächsten Jahrzehnten aber noch viel höher ausfallen,
wenn wir nicht jetzt endlich umsteuern. Jetzt wieder zu
behaupten, dass alle Maßnahmen und besonders der
Ausbau der erneuerbaren Energien zu teuer würden,
führt in Zukunft zu noch höheren Folgekosten bei im-
mer schlimmeren Überschwemmungen, Wirbelstürmen
oder Dürren.

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(C (D Für einen wirksamen Klimaschutz werden wir die tzt vorhandenen weltweiten Produktionskapazitäten er erneuerbaren Technologien brauchen und sogar rweitern müssen. Im Falle der deutschen Solarwirtchaft bedeutet dies aber auch, die Industrie in ihrer esamten Wertschöpfungskette in Deutschland zu haln. Es steht außer Frage, dass die deutsche Solardustrie auch Fehler gemacht hat; aber das ist noch nge kein Grund, einen Wirtschaftszweig, der in weni en Jahren wieder anziehen wird müssen, zugrunde ehen zu lassen. Viele übersehen nämlich, dass die Solartechnik olitisch vor allem als wichtiger Beitrag zum Klimachutz entwickelt und gefördert wurde. Nun hat das auf llen Weltklimakonferenzen gescholtene China sehr iel Staatsgeld in die Hand genommen, um die Solarchnik preiswerter zu machen. Ein großer Klima chutzerfolg, den der Rest der Welt nicht schafft, wie an an den immer noch nicht bereitgestellten 100 Milarden Euro Staatssubventionen für den Klimaschutz ieht, die auf den Klimaschutzkonferenzen bisher erlglos gefordert werden. Der chinesische Beitrag ist in wichtiger Beitrag für den Klimaschutz; denn dieser etzt sich vor allem dann durch, wenn die Techniken er erneuerbaren Energien billiger sind als die der kliaschädlichen fossilen Energieerzeugung. Jetzt gilt es lso nicht, diesen wesentlichen Klimaschutzbeitrag hinas zu kritisieren, sondern es gilt, in Europa das ohe Niveau in der Solartechnik zu halten und wieder uszubauen. Dazu braucht es Investitionen in Innovationen mit ntsprechender staatlicher Unterstützung. Die Antwort uf die chinesische Herausforderung kann nur dort lieen, wo Deutschland seine Stärken hat, nämlich in der novationskraft und nicht in der Marktabschottung. Es ist ja schön, dass auch Bundeswirtschaftsminisr Rösler sich nun gegen die Schutzzölle stellt. Dazu ekannt hat er sich aber erst, als die chinesische Reierung ihrerseits die Untersuchung auf Premiumutos ausgedehnt hat, was die deutsche Wirtschaft beoffen hätte. Zudem reicht es nicht, einfach nur gegen die Schutzölle zu sein, wenn die Regierung auf der anderen Seite icht auch etwas für den Erhalt der Solarindustrie acht. Wir fordern die Regierung auf: Entwickeln Sie ndlich eine aktive Industriepolitik für die Solarindusie! Hören Sie endlich auf, gegen die angeblich hohen osten der Energiewende zu hetzen, und denken Sie ielmehr daran, welche Schäden Sie durch eine gute olitik jetzt in 20, 30 oder 40 Jahren verhindern könen! Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss mpfehlung des Ausschusses für Wirtschaft und Technogie auf Drucksache 17/13794. Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner eschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Vizepräsident Eduard Oswald )

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724648800




(A) )

Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/13242. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Das sind die
Koalitionsfraktionen und die Sozialdemokraten. Gegen-
probe! – Linksfraktion. Enthaltungen? – Bündnis 90/Die
Grünen. Die Beschlussempfehlung ist angenommen.

Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die
Ablehnung des Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen auf Drucksache 17/9742. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Koalitionsfraktionen. Gegen-
probe! – Bündnis 90/Die Grünen und Linksfraktion. Ent-
haltungen? – Sozialdemokraten. Die Beschlussempfeh-
lung ist angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 56 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)

von Cramon-Taubadel, Dr. Frithjof Schmidt,
Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Zusammenarbeit mit China intensivieren –
China-Kompetenzen in Deutschland ausbauen

– Drucksachen 17/11202, 17/13560 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Manfred Grund
Johannes Pflug
Dr. Rainer Stinner
Stefan Liebich
Viola von Cramon-Taubadel

Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die
Reden zu Protokoll genommen.


Dr. Wolfgang Götzer (CSU):
Rede ID: ID1724648900

Deutschland unterhält mit China eine strategische

Partnerschaft in allen wichtigen Politikbereichen, da-
her lehnen wir den Antrag der Fraktion Bündnis 90/
Die Grünen ab.

Wir brauchen keinen strategischen Gesamtansatz
gegenüber China. In den letzten Jahren haben wir der
wachsenden Rolle Chinas Rechnung getragen, indem
wir eine strategische Partnerschaft in allen Bereichen
aufgebaut haben. Diese gilt es nun weiter auszubauen.
Lassen Sie mich dies an einigen Beispielen verdeutli-
chen.

China ist in den letzten Jahren von einem Entwick-
lungsland zu einem außen- und wirtschaftspolitischen
Partner, freilich auch Konkurrenten avanciert. Außen-
politisch sitzt China als Vetomacht der Vereinten
Nationen an den Schalthebeln der Weltpolitik. Ange-
sichts dieses rasanten Bedeutungszuwachses Chinas
hat die Bundesregierung 2011 zum ersten Mal Regie-
rungskonsultationen mit China abgehalten. Ferner hat
sie konsequent den Ausbau der Zusammenarbeit vor-
angetrieben, sodass die bilateralen Beziehungen heute
auf allen politischen Ebenen enger sind denn je. Dies
haben beide Seiten anlässlich des Jubiläums zum
40. Jahrestag der Aufnahme der diplomatischen Bezie-
hungen letzten Herbst bekräftigt. Hauptanliegen dabei

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(C (D t laut Außenminister Westerwelle, China „als verantortlichen Partner für die Herausforderungen unserer eit zu gewinnen“. Dies gilt vor allen Dingen für den limawandel. Auf staatlicher Ebene stellt die seit 2009 estehende deutsch-chinesische Klimapartnerschaft en Rahmen für Kooperationsprojekte im Bereich Kliaschutz dar. Energieeffizienz und Klimaschutz sind abei zentrale Kooperationsfelder, die in den letzten ahren immer weiter ausgebaut wurden. Allerdings hat ich China bislang sehr zurückhaltend gezeigt, wenn s darum ging, internationale Verpflichtungen zum limaschutz einzugehen. Daher arbeitet die Bundesreierung daran, China für die Ratifizierung völkerchtlich verbindlicher Abkommen für den Klima chutz zu gewinnen. Ein weiteres Beispiel sind die deutsch-chinesischen irtschaftsbeziehungen. Bereits 2009 überholte China eutschland als Exportweltmeister. Für Deutschland t China ein wichtiger Handelspartner; das Handelsolumen beträgt mehr als 140 Milliarden Euro jährch. Vor diesem Hintergrund ist es ein Hauptanliegen er deutschen Politik, die Kontakte mit der chinesichen Wirtschaft und Industrie zu intensivieren. Dementsprechend hat die Bundeskanzlerin bei ihm ersten Treffen mit dem chinesischen Premierminisr Li Keqiang Ende Mai in Berlin zahlreichen Verträen für die deutsche Automobil-, Chemieund extilindustrie den Weg geebnet. Außerdem haben eutschland und China anlässlich dieses Besuchs als ie vier Zukunftsbereiche, in denen die Zusammenareit in den kommenden Jahren vorangetrieben werden oll, Industrie, Informationstechnologie und Telekomunikation sowie Urbanisierung und Modernisierung er Landwirtschaft vereinbart. Selbstverständlich setzen wir uns in dieser Partnerchaft auch für Menschenrechte, Demokratie und echtsstaatlichkeit ein. Ich nenne hier nur ein aktuels Beispiel: die Inhaftierung des Trägers des Frieensnobelpreises Liu Xiabo. Lassen Sie mich abschließend noch kurz auf den benfalls in dem vorliegenden Antrag geforderten usbau der China-Kompetenzen in Deutschland zu prechen kommen. Auch hier sind wir auf dem besten eg. Ende Mai eröffneten die Bundeskanzlerin und der hinesische Premierminister das deutsch-chinesische prachenjahr. Durch gezielte Ausbildung von Sprachhrern und Kulturveranstaltungen soll dabei sowohl ie deutsche Sprache in China als auch Chinesisch in eutschland gefördert werden. Ferner steht China imer mehr im Mittelpunkt von Aktivitäten deutscher tiftungen. Während wir hier debattieren, ist gerade ie Körber-Stiftung mit 40 jungen deutschen Außenpotikern auf ihrer jährlichen Studienreise, diesmal nach hina. Dort haben die jungen Vertreter aus deutschen inisterien und Wirtschaft die Möglichkeit, Kontakte u knüpfen und den Dialog zu suchen. Ebenfalls zeitleich baut die Mercator-Stiftung ein Kompetenzzen )


(A) )

trum für China auf, in dem mehrere Experten Wissen
über China in Deutschland vermitteln sollen.

Derartige Initiativen brauchen wir, um die strategi-
sche Partnerschaft mit China im gesellschaftlichen
Bereich zu untermauern und auszubauen.


Manfred Grund (CDU):
Rede ID: ID1724649000

Es ist richtig, dass wir uns intensiver mit China be-

schäftigen müssen. Es ist richtig, dass wir dafür die
Kompetenzen und Kapazitäten in Deutschland aus-
bauen müssen, an unseren Universitäten, aber auch im
Auswärtigen Amt und in anderen Ministerien. Die wirt-
schaftlichen, aber auch die politischen Beziehungen
zwischen Deutschland und China haben sich kontinu-
ierlich intensiviert, aber unser Verständnis für China
ist nicht in gleicher Weise gewachsen. Noch immer
wird das Bild Chinas in Deutschland von Stereotypen
beherrscht. Dabei wird die Notwendigkeit, ein besseres
Verständnis Chinas zu erlangen, mit dem weiteren
Wachstum Chinas nur weiter zunehmen. Wir werden
uns intensiver mit China auseinandersetzen müssen,
wenn wir die Chancen, die sich aus der Zusammenar-
beit mit China ergeben, nutzen wollen.

Zugleich wird der Aufstieg Chinas neue Herausfor-
derungen mit sich bringen. In China und mit chinesi-
schen Unternehmen erwächst uns neue wirtschaftliche
Konkurrenz. Das Wachstum Chinas sorgt für steigende
Nachfrage und steigende Preise an den Rohstoffmärk-
ten, von denen wir ebenso abhängig sind. Politisch ist
China keine Status-quo-Macht. Damit verbindet sich
die Frage, wie sich ein mächtiger werdendes China in
die künftige Weltordnung einfügt. Doch bietet der Auf-
stieg Chinas für uns keinen Anlass für vordergründige
Ängste. Um mit den Folgen konstruktiv umgehen zu
können, brauchen wir jedoch ein realistisches Ver-
ständnis für die komplexen Strukturen und Interessen
der chinesischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Eine Stärkung unserer China-Kompetenz, ein besse-
res Verständnis Chinas setzt dabei zuerst einmal den
Willen voraus, China tatsächlich verstehen zu wollen.
Das gilt auch für die unterschiedlichen Formen politi-
scher Dialoge mit China. Mit belehrenden Attitüden
sollen wir dabei zurückhalten. Im Grunde weiß wohl
kaum einer von uns, wie man ein Milliardenvolk in ei-
ner Zeit rasanten Wandels und gewaltiger Herausfor-
derungen richtig regiert. Unsere eigenen politischen
Erfahrungen sagen uns darüber wenig.

Es ist längst ein Gemeinplatz, dass China eine Su-
permacht der Zukunft ist. Ob wir die Folgen voll reali-
sieren, ist noch eine offene Frage. Immerhin ist der
Aufstieg Chinas bei gleichzeitigem Ende europäisch-
westlicher Vorherrschaft die größte weltpolitische
Umwälzung seit einem halben Jahrtausend. Jahrhun-
dertelang waren es vor allem die Europäer, die in die
übrige Welt drängten, oft mit Gewalt und auf Erobe-
rung aus, um vom Handel zu profitieren, aber auch aus
Neugier. Heute sind es eher die Chinesen, die sich für
uns interessieren, als umgekehrt. China begegnet uns

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(C (D eute nicht als künftiger Eroberer, aber mit einer Neuier, die viele Europäer vermissen lassen. Jahrhundertelang zog sich China auf seine Grenen, hinter seine Mauer zurück. Das China von heute eitet seinen Horizont. Und wir? Durch unseren Hanel sind wir so stark mit der Welt und mit China verochten wie niemals zuvor. Unsere Unternehmen exandieren auf den Weltmärkten, auch in China. Doch nseits der Wirtschaft, in Politik, Gesellschaft, auch ildung und Wissenschaft spielt das Interesse für hina keine große Rolle. Während sich der chinesi che Gesichtskreis weitet, zieht sich Europa stärker auf ich selbst zurück. Viele Kollegen hier werden bestätigen können, dass hinesische Gesprächspartner oft besser über die Verältnisse in Deutschland und der EU informiert sind ls ihre europäischen Kollegen über die Verhältnisse China. In diesem Befund geht der Antrag nicht fehl. nsere Gesellschaft mag dem Ideal der offenen Ge ellschaft näher kommen, weltoffener sind wir deshalb och nicht. Es fehlt uns auch an einer kohärenten Strategie in er EU. Die Komplexität der Entscheidungsprozesse nd die Unterschiedlichkeit der Sichtweisen und Intessenlagen innerhalb Europas haben zur Folge, dass ir auch in der gemeinsamen Außenpolitik der EU eist mehr mit uns selbst beschäftigt sind als mit der ußenwelt. Das bedeutet nicht, dass wir auf der natioalen Ebene bereits alles getan hätten. Natürlich müsen wir die China-Kompetenz in Deutschland deutlich nd kontinuierlich ausbauen, an den Universitäten, ber auch bereits an unseren Schulen. Besonders gilt as für Kenntnisse der chinesischen Sprache. Wir weren diese Expertise in unserer Außenpolitik brauchen, nd wir werden diese Expertise dringend für unsere irtschaft brauchen. Diese zentrale Aufgabe stellt sich llerdings zuerst für die Länder, bei denen die Bilungshoheit liegt. Bereits heute arbeiten wir in vielen Feldern mit hina zusammen. Die Potenziale für eine gute Zusamenarbeit werden in der Zukunft noch weit größer sein benso wie die Notwendigkeit dieser Zusammenarbeit. ie Klimaund Energiepolitik ist nur ein Beispiel. Der ntrag würdigt die Anstrengungen Chinas um den usbau erneuerbarer Energien und eine Reduzierung on Treibhausgasen. Gegenüber den Auseinandersetungen um verbindliche Klimaziele sollten diese Antrengungen nicht übersehen werden. Eine Folge ist ie Konkurrenz, die der europäischen und gerade der eutschen Solarindustrie aus China erwachsen ist. och auch dabei greifen Maßnahmen wie die Antiumping-Verfahren der EU zu kurz. Die Subventionie ung erneuerbarer Energien ist ja nicht auf China bechränkt. In dieser Hinsicht haben wir selbst genug nlass, die Nachhaltigkeit unserer eigenen Energiepotik zu hinterfragen. Der vorliegende Antrag beschreibt eine Reihe konreter Herausforderungen, die sich für unsere künftige Dr. Wolfgang Götzer gebene Reden )





(A) )

Zusammenarbeit mit China stellen. Und wie ich schon
in meiner letzten Rede zum Thema gesagt habe, könnte
er damit auch Ansatzpunkte für eine konstruktive Dis-
kussion bieten. Nur bleibe ich auch bei meinem Be-
fund, dass der Antrag das Thema oft nur als Anlass für
eine wenig sachgemäße Kritik an der Bundesregierung
nutzt.


Johannes Pflug (SPD):
Rede ID: ID1724649100

Im letzten Jahr feierten wir 40 Jahre diplomatische

Beziehungen zwischen Deutschland und China.
„China und Deutschland sind ideale Partner“, so be-
zeichnete Altbundeskanzler Gerhard Schröder bereits
im Jahr 2010 die deutsch-chinesischen Beziehungen.
Dem kann ich nur zustimmen. Die Beziehungen zwi-
schen Deutschland und China sind freundschaftlich,
vertrauensvoll und erstrecken sich auf alle Politikfel-
der.

Dass das gute Verhältnis auch nach dem Regie-
rungswechsel in China im November letzten Jahres
fortgeführt wird, zeigte sich beim ersten Deutschland-
Besuch des chinesischen Regierungschefs Li Keqiang,
der erst drei Wochen zurückliegt. Die Chemie zwischen
ihm und Bundeskanzlerin Merkel stimmte offenbar. Li
Keqiang betonte, dass Deutschland Chinas zentraler
Ansprechpartner in der EU sei, zumal mehr als ein
Drittel des chinesischen Handels mit der Union mit
der Bundesrepublik abgewickelt würde. Die Beziehun-
gen zwischen Deutschland und China sind daher bei-
spielhaft für das chinesisch-europäische Verhältnis.
Auch der Besuch des neuen chinesischen Staatschefs
Xi Jinping in den USA bei Präsident Barack Obama
lief anscheinend sehr erfolgreich. Dies erleichtert
mich sehr, da ein gutes Verhältnis zwischen den beiden
Supermächten wichtig ist, um aktuelle internationale
Konflikte zu lösen. Ich nenne nur die Stichworte
Syrien, Nordkorea und die Gebietsstreitigkeiten im
Südchinesischen Meer.

Auf fast allen politischen Feldern gibt es eine enge
– institutionalisierte – Zusammenarbeit: Seit 1999
existiert der Deutsch-Chinesische Menschenrechtsdia-
log, und im Deutsch-Chinesischen Rechtsstaatsdialog
tauschen sich die Juristen beider Länder aus. Aber
auch Kunst und Kultur spielt in den deutsch-chinesi-
schen Beziehungen eine wichtige Rolle. So fand letztes
Jahr das Chinesische Kulturjahr in Deutschland an-
lässlich des 40. Jahrestages der Aufnahme dipomati-
scher Beziehungen statt. Besonders wichtig erscheint
mir in diesem Zusammenhang das gemeinsame Kom-
muniqué zur umfassenden Förderung der Strategi-
schen Partnerschaft, das im Jahr 2010 verfasst wurde;
diese Partnerschaft dient vor allem dazu, die Millen-
niumsziele zu erreichen. All solche Verbindungen hel-
fen, sich gegenseitig kennenzulernen, Vertrauen zu
schaffen und Verständnis füreinander zu entwickeln.

Vor allem erweisen sich die deutsch-chinesischen
Wirtschaftsbeziehungen als eine große Erfolgsge-
schichte. Im Jahre 1972 exportierten deutsche Unter-
nehmen Waren für gerade einmal 270 Millionen Dollar

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(C (D ach China – im Jahr 2011 hatten die deutschen Aushren nach China einen Warenwert von 64,8 Milliar en Euro; die Einfuhren aus China hatten einen Wert on 79,2 Milliarden Euro. Seit 2002 ist China nach den SA und noch vor Japan der zweitwichtigste deutsche xportmarkt außerhalb Europas. Deutschland ist mit bstand Chinas größter Handelspartner in Europa nd steht in der Rangfolge der weltweiten Handelsartner Chinas auf Platz fünf. Eine beachtliche Enticklung in 40 Jahren! Zudem ist China das größte ieferland Deutschlands. Deutschland importiert vor llem elektrotechnische Erzeugnisse, Spielwaren, Texlien, Bekleidung sowie Maschinen und Anlagen. Trotz dieser beeindruckenden Zahlen gibt es inneralb der Wirtschaftsbeziehungen der beiden Länder uch Probleme und Unstimmigkeiten. Deutsche Unterehmen kämpfen in China mit langwierigen Zertifizieungsverfahren für ihre Zulassung und für ihre rodukte; immer wieder haben sie es mit Technologinklau von chinesischer Seite zu tun. Auch müssen sich eutsche Firmen mit Zugangsbeschränkungen für den hinesischen Markt auseinandersetzen; dies gilt insbeondere bei Ausschreibungen für Aufträge der öffentlihen Hand. Es gilt die Beschränkung bei Kapitalbeteigungen deutscher Unternehmen von mehr als 0 Prozent. Jedoch kämpft auch die chinesische Seite mit Missauen aus Deutschland; bei deutschen Firmen geht ie Sorge vor chinesischen Kapitalbeteiligungen und ehrheitsanteil-Eigentum um. Ein aktuelles Beispiel diesem Feld sind die Brüsseler Strafzölle gegen Sorprodukte aus China, wie sie erst kürzlich von der U-Kommission verhängt wurden – und dies trotz des iderstands aus Deutschland und anderen EU-Staan. Diese Zölle möchte niemand – außer ein paar aneschlagene kleinen Solarfirmen, die sich von der Iniative „EU ProSun“ medienwirksam vertreten lassen. ie Retourkutsche der Chinesen kam prompt. Nun rüft das chinesische Handelsministerium, Strafzölle uf Weine aus Europa zu erheben und hat ein Antiumping-Verfahren eingeleitet. Der Disput droht sich u einem Handelskonflikt in vielen Bereichen auszueiten. Dies gilt es jedoch unbedingt zu verhindern. Ich schlage deshalb vor, gemeinsame Kommissioen mit Mitgliedern aus deutschen und chinesischen nternehmen sowie Wirtschaftsfachleuten zu bilden. iese sollen eine Art Frühwarnsystem installieren, soass in Zukunft solche unfruchtbaren Auseinandersetungen vermieden werden können. Vor allem gilt es, in iesem Rahmen einen fairen Ausgleich und eine Löung für den Verbleib der Wertschöpfung zu organisien. Bei aller Freude über die deutsch-chinesischen Beiehungen, die auf politischer und wirtschaftlicher bene trotz aller eben geschilderten Schwierigkeiten usgezeichnet sind, möchte ich ein weiteres Problem enennen: Die deutsche – politische – Sonderrolle, ämlich dass Deutschland von China als der europäiche Ansprechpartner angesehen wird, kann als Manfred Grund gebene Reden )





(A) )

schwierig angesehen werden. Dringend notwendig
wäre eine gemeinsame europäische Außen- und Si-
cherheitspolitik gegenüber bzw. mit China. Leider
mangelt es der EU an einer solchen gemeinsamen
Politik.

Auch wären regelmäßige institutionalisierte Ge-
spräche zwischen der NATO und China erforderlich,
um mäßigend auf die sich verschärfenden Konflikte im
Gelben Meer, aber auch auf die zunehmende Konkur-
renz und Rivalität zwischen den USA und der Volks-
republik zu wirken. Damit hier kein Missverständnis
aufkommt: Die NATO hat als transatlantisches Vertei-
digungsbündnis nichts im asiatisch-pazifischen Raum
zu suchen. Jedoch sind die USA führendes NATO-Mit-
glied, und das Bündnis kann auch der Konfliktpräven-
tion dienen.

Bei der Betrachtung der deutsch-chinesischen Be-
ziehungen im Besonderen, aber auch des Landes
China im Allgemeinen muss man erkennen, dass sich
China in einer Phase des Umbruchs befindet, vor al-
lem im innenpolitischen Bereich. Hier hat China mit
großen Schwierigkeiten und Disparitäten zu kämpfen.
Eine aufstrebende Mittelschicht verlangt nach mehr
demokratischen Mitspracherechten; die Unterschiede
zwischen Arm und Reich sowie die Unterschiede in der
Infrastruktur zwischen den Küstenstädten, ländlichen
Regionen und Provinzen werden immer größer. Es be-
stehen immense Umwelt- und Klimaprobleme, Res-
sourcenverschwendung und Unterschiede in den Le-
bensverhältnissen. Die sozialen Sicherungssysteme
sind kaum entwickelt, und in den meisten Behörden
herrscht Korruption. Deutschland kann hier als Part-
ner und „ehrlicher Makler“ wichtige Hilfestellungen
geben, diese Probleme zu lösen.

Da hierfür eine gute, vertrauensvolle Beziehung das
Fundament bildet, plädiere ich im Sinne des Antrags:
Es ist unerlässlich, die Kontakte zwischen Deutsch-
land und China auf allen Ebenen und in allen Berei-
chen zu intensivieren und zu verfestigen. Hierzu zählen
Kontakte zwischen zivilgesellschaftlichen Einrichtun-
gen, der Jugendaustausch, Sport-, Kultur- und Wissen-
schaftsaustausch sowie persönliche Freundschaften,
insbesondere aber auch eine institutionalisierte Ko-
operation von Institutionen, wie zum Beispiel das
Goethe- oder Konfuzius-Institut, zum gegenseitigen
Sprachenlernen und Stiftungskooperationen.

In diesem Geiste besteht die sehr gute Chance, die
bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und
China in den nächsten 40 Jahren noch weiter zu ent-
wickeln und krisenfest und freundschaftlicher zu ma-
chen.


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1724649200

Die Grünen-Fraktion hat hier also ihren ganz gro-

ßen China-Antrag vorgelegt. Wenn dieser Antrag der
Ausdruck der Chinakompetenz der Grünen-Fraktion
ist, dann zeigt der Antrag in erster Linie Nachhol-
bedarf bei den Grünen – nicht nur in Sachen China-

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(C (D ompetenz, sondern auch in Sachen „Kenntnis der eutschen Chinapolitik“. Es ist schon bemerkenswert, as in diesem Antrag alles ausgeblendet wird. Die ehr umfangreiche deutsch-chinesische Regierungsooperation, bei der zum Beispiel 13 chinesische inister nach Deutschland gekommen sind, wird voll ommen ausgeblendet. China hat mit keinem anderen and der Welt eine solch enge und intensive Kooperaon über viele Fachfragen. Aber das ist den Grünen nscheinend unbekannt. Die Bedeutung der engen irtschaftlichen Beziehungen für Beschäftigung und ohlstand in Deutschland ist den Grünen auch keine rwähnung wert. Stattdessen werden diese wirtschaftchen Beziehungen eher abschätzig als zu dominant eschrieben. Die Grünen sagen zwar, dass die Menchenrechtslage im Vergleich zur wirtschaftlichen Koperation stärker betont werden sollte; aber der Menchenrechtsdialog ist ihnen keine Erwähnung wert. och auch wenn der Menschenrechtsdialog manchmal äh verläuft, so wird er doch vom Menschenrechtsbeuftragten der Bundesregierung, Markus Löning, mit roßem Engagement vorangetrieben. Die Grünen rwähnen auch nicht die umfangreichen Bildungsontakte mit circa 30 000 chinesischen Studenten in eutschland. Ausgeblendet werden auch die vielfältien kulturellen Beziehungen, wie zum Beispiel die pektakuläre Ausstellung über die Aufklärung in eking und die eindrucksvolle Ausstellung des chinesichen Künstlers und Dissidenten Ai Weiwei als deutcher Beitrag bei der Biennale in Venedig. Ebenfalls icht erwähnt werden in dem Antrag die Anstrengunen, mit China auf dem Gebiet der Außenpolitik usammenzuarbeiten. Das betrifft die Kooperation in er UN, die 3+3-Gespräche zum Iran, die Bemühunen zu Syrien und vieles mehr. Auch der Forderungsteil des Antrags strotzt nur so or Fachkompetenz. Besonders schmunzeln musste ich ei der Forderung „weitere Maßnahmen zu ergreifen, m den gesellschaftlichen und kulturellen Austausch uf allen Ebenen zu intensivieren“. Warum fordern die rünen nicht gleich „geeignete Maßnahmen zur Beileung aller Konflikte“? Meine lieben Kolleginnen und ollegen von den Grünen, auch in der Opposition dürn Sie etwas konkreter werden. Auch bei dem sonstien Sammelsurium von Forderungen kann ich keinen trategischen Gesamtansatz erkennen. Es werden weire neue Stellen gefordert. Es sollen Mittel verstärkt r asienbezogene Forschung ausgegeben werden, hne zu sagen, wo sie denn gestrichen werden sollen: ielleicht in Afrika oder Lateinamerika? Unter Punkt 0 a wird gefordert, einen Neustart der Entwicklungsusammenarbeit vorzunehmen. Offensichtlich ist den erfassern die Projektvielfalt der Arbeit der GIZ nicht ekannt. Vielleicht interessiert es die Grünen-Fraktion , dass über 200 Mitarbeiter der GIZ heute in China uf sinnvollen und von China bezahlten Projekten areiten. Bundesminister Dirk Niebel hat die längst berfällige Reorientierung der Entwicklungszusamenarbeit mit China vorgenommen. Dafür hat er Lob nd nicht Tadel verdient. Ich erwarte ja von den Grü Johannes Pflug gebene Reden )





(A) )

nen als einer Oppositionsfraktion, dass sie die Bundes-
regierung kritisiert. Aber diese Kritik dürfte schon et-
was konkreter sein. Was hätten Sie sich denn anstelle
der Reorientierung der Entwicklungszusammenarbeit
mit China gewünscht? Wäre es ihnen lieber gewesen,
die Entwicklungszusammenarbeit so fortzusetzen, wie
sie zu Zeiten der rot-grünen Regierung betrieben
wurde? Glauben Sie wirklich, wenn wir uns die Ent-
wicklungsprobleme global ansehen, dass unsere Res-
sourcen in China dringender gebraucht werden als
beispielsweise in Afrika?

Auch in einem anderen Punkt möchte ich Sie an die
Zeit erinnern, zu der die Grünen in Regierungsverant-
wortung waren. Da hat sich Kanzler Schröder für die
Aufhebung des Waffenembargos eingesetzt, und Au-
ßenminister Fischer hat sich nicht getraut, ihm Paroli
zu bieten. Und zum Thema Menschenrechte in China
war das Duo Schröder-Fischer wesentlich kleinlauter
als die jetzige Bundesregierung. Wenn den Grünen
also Menschenrechte in China am Herzen liegen, dann
müssten sie die Bundesregierung für diesen Fortschritt
loben und dürften sie nicht tadeln.

Kurzum: Dieser Antrag der Grünen-Fraktion wird
der Bedeutung der deutsch-chinesischen Beziehungen
nicht gerecht. Wir lehnen ihn ab.


Stefan Liebich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724649300

Heute wird der Antrag von Bündnis 90/Die Grünen

im Parlament beerdigt, nicht einmal erster Klasse,
sondern mit Protokollreden und mitten in der Nacht.
Dabei ist das Thema enorm wichtig. Es geht um eine
kohärente Strategie für die Beziehungen zu China.
Wenn wir uns das Agieren der Bundesregierung in den
letzten Jahren anschauen, aber auch die Arbeit der
EU, dann kann man nur sagen: Mit einer gemeinsa-
men Politik hat das nichts zu tun; hier macht lieber
jeder seins.

Letztes Beispiel ist die Frage der Zölle für Solar-
panele. Gemeinsame Positionen der EU: Fehlanzeige!
Wer aber zukunftsfähig mit der VR China zusammen-
arbeiten möchte, der sollte zunächst wissen, was er
oder sie will, und das dann nachdrücklich und hart-
näckig vertreten. China macht uns das vor. Das hat
wiederum damit zu tun, dass in China erkannt wurde:
Beziehungen, Dialog, Austausch verlangen die Kennt-
nis der Sprache und der Kultur des Partners. In
Europa meint man immer noch: Mit ein wenig
Englisch werden wir im Zweifel schon klarkommen.
Warum sollten wir uns mit chinesischer Geschichte
auseinandersetzen?

Ein zweiter Blick zeigt: Die VR China wird noch im-
mer als Gegenüber verstanden und nicht als ernst-
hafter Partner. Dazu wird auf die Situation der Men-
schenrechte hingewiesen. Nur einen Moment später
exportieren wir Waffen in den Nahen Osten an Regime,
deren demokratische Legitimation fragwürdig ist. Ich
halte das für wenig glaubwürdig.

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(C (D Der wirtschaftliche Aufschwung Chinas ist in der at atemberaubend, und – auch wenn hierüber wenig esprochen wird – es gibt bei etlichen in der chinesichen Führung Sorgen über die zunehmende soziale paltung des Landes. Nicht nur das, sie versuchen uch, gegenzusteuern. Gut so. Das Ziel von Deng iaoping war: Einigen Menschen soll es früher als nderen möglich sein, reich zu werden. – Die KP hinas wird eine Polarisierung der Gesellschaft jeoch nicht zulassen. – Reich geworden sind mittlereile manche. Nun muss auch der zweite Teil noch nergischer in Angriff genommen werden. Zugenommen haben aber auch Probleme, die eine asante wirtschaftliche Entwicklung mit sich bringt, mweltschäden zum Beispiel. Andererseits ist China und der grüne Antrag verweist darauf – ein Land, as sich damit nicht nur konfrontiert sieht, sondern uch versucht, gegenzusteuern. Hier, aber auch bei soialen Standards haben Deutschland und China geeinsame Interessen. Doch wo ist die entschlossene ooperation? Wieder Fehlanzeige! Chinas Engagement in der Welt nimmt zu, im eigeen Namen, aber auch in der internationalen Gemeinchaft. Und wieder schaut Europa, schaut Deutschnd einfach nur zu. Kritik an den USA, die eine ffensivere Strategie gegenüber China verfolgen, zum eispiel durch Truppenverlagerungen, hört man nur ehr leise. Warum eigentlich? Wir erleben im pazifichen Raum ein beispielloses Wettrüsten. China invesert in seine Flotte, auch als Reaktion auf die Verlageung größerer amerikanischer Flottenverbände in den azifik, und China entwickelt – wen wundert es – nun uch eigene Drohnen und eigene Transportflugzeuge, m seine strategischen Fähigkeiten auszubauen. Ist as in unserem Interesse? Ich meine, nein. Wir brauchen – da legt der Antrag von Bündnis 90/ ie Grünen den Finger in die Wunde – eine konsisnte Strategie für unsere Beziehungen zu China, nicht ur als Bundesrepublik Deutschland, sondern auch als uropäische Union. Wir müssen China nicht nur als illigproduzenten und Absatzmarkt begreifen, sondern der Tat als ebenbürtigen Partner in einer sich ramatisch verändernden Welt. Klimawandel und die olgen der Globalisierung betreffen uns gleichermaen und können nur gemeinsam beantwortet werden. azu sind Sensibilität und die Fähigkeit zum Zuhören on unschätzbarer Bedeutung. Austausch, Ausbau des Verständnisses und der in rkulturellen Kompetenz durch Sprache, Kultur und eschichte sind gut und wichtig. Zusammenarbeit der enschen in der Zivilgesellschaft ist zu fördern, erausforderungen wie gesellschaftlicher Wandel, ertewandel und Klimawandel sind zu beantworten. a das von der Opposition beantragt wurde, wird es eggestimmt. Allerdings: Die Fragen und Herausforerungen bleiben. Wenn wir uns ihnen nicht stellen, ird die Zeit über uns hinweggehen oder, wie es ichail Gorbatschow formulierte: „Wer zu spät ommt, den bestraft das Leben“. Dr. Rainer Stinner gebene Reden )





(A) )

Viola von Cramon-Taubadel (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Vor ungefähr zwei Wochen hat Frau Merkel beim
Besuch des neuen chinesischen Premierministers Li
Keqiang das deutsch-chinesische Sprachenjahr 2013
eröffnet. Diese Initiative ist zuallererst zu begrüßen,
da die Förderung des gegenseitigen Austausches auch
unser Anliegen ist. Betrachten wir nun die Arbeit der
Bundesregierung zu China in ihrer Gesamtheit, so
können wir erneut leider nur feststellen, dass auch
dieser Anlass nur ein weiterer Baustein in der
Merkel’schen Symbolpolitik ist und die politische und
strategische Substanz fehlt.

In der letzten Debatte gab es breite Zustimmung zu
unserem Antrag. Selbst Fachpolitiker der Koalition
– eine Ausnahme bildet mal wieder die FDP – stimmen
mit unserem Ansinnen, die China-Kompetenzen zu
stärken, überein.

Auch außerhalb des Parlaments haben wir breite
Zustimmung von allen Seiten für unseren Antrag erhal-
ten. Zustimmung aus Fachkreisen war uns sicher, da
dort seit Jahren die lückenhafte Bearbeitung und die
Probleme durch die fehlende Gesamtstrategie bekannt
sind. Aber ebenso wurde das Thema in seiner ganzen
Breite von den Medien oder Bürgern dankbar aufge-
griffen.

Wie sieht die aktuelle Situation aus? Chinesische
Investitionen in Deutschland haben im letzten Jahr
deutlich zugenommen. Laut Deutscher Bundesbank
belaufen sich die chinesischen Direktinvestitionen auf
rund 829 Millionen Euro. Somit ist China schon lange
nicht mehr nur ein weiterer Absatzmarkt, sondern ein
ernstzunehmender wirtschaftlicher Partner.

Unsere wirtschaftlichen Erfolge sind – ob wir es nun
wollen oder nicht – sehr eng mit der wirtschaftlichen
Zusammenarbeit mit China verknüpft. Die Debatte um
die Strafzölle für Solarmodule ist ein Paradebeispiel
für das mangelnde Engagement der Bundesregierung
für eine gemeinsame europäische Politik gegenüber
der Volksrepublik.

Wir sind klar gegen Strafzölle und andere protektio-
nistische Maßnahmen, da die Solarindustrie bereits
unter einem direkten Wettbewerb hart zu kämpfen hat.
Über 500 europäische Solarunternehmen haben sich
gegen die Strafzölle ausgesprochen, weil sie weitere
massive Einbrüche in der Branche erwarten lassen.
Frau Merkel und Herr Rösler haben verschlafen, sich
frühzeitig für die Solarindustrie einzusetzen. Es wurde
nicht nur eine Chance verpasst ,sondern der bereits
geschwächten europäischen und deutschen Solarbran-
che einen weiteren Schlag versetzt. Ein klares Nein aus
Deutschland wäre ein wichtiges Signal für die EU-
Kommission gewesen. Der Versuch von Herrn Rösler,
sich mit einem Pressestatement nach Verhängung der
Strafzölle als „Mister Solar“ darzustellen, ist un-
glaubwürdig.

Folgen dieser politischen Inkompetenz werden nun
nicht nur die Solarbranche, sondern auch die Stahl-,

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(C (D einund womöglich auch die Automobilindustrie effen. Erstaunlich, dass dies einer Koalition passiert, ie doch immer vorgibt, sich die Wirtschaftsinteressen o sehr zu eigen zu machen. Dies ist inakzeptabel und ur ein Beispiel für den dringenden Nachholbedarf. Was macht die Bundesregierung also für mehr hina-Kompetenz? Anstatt die Kompetenzen auszuauen, konzentriert sie ihre Zusammenarbeit auf hochangige offizielle Besuche oder die Förderung einzeler Leuchtturmprojekte. Dies produziert schöne Fotos, ber ändert leider wenig am grundsätzlichen Defizit. Die FDP meinte außerdem, unser Antrag werde der edeutung der Beziehungen nicht gerecht, wir sollten ns doch lieber auf den bisherigen Erfolgen ausruhen. ffensichtlich haben es die Liberalen immer noch icht verstanden, dass es auch in der internationalen olitik auf Gestaltungswillen und das Anstreben posiver Veränderungen ankommt. Ein echtes Armutseugnis für eine Partei, die derzeit den Außenminister tellt. Nicht unser Antrag, sondern die aktuelle Politik der undesregierung wird den Beziehungen nicht gerecht. afür, dass die Beziehungen zu China auf der höchsten bene diesen zentralen Stellenwert – da stimmt sogar ie Koalition zu – erhalten sollen, fehlt es an dem entprechenden Fundament. Wir fordern daher eine deutche Verbesserung der China-Kompetenzen auf allen benen, ohne damit unkritisch zu werden oder uns aniedern zu wollen. Aus meiner Sicht steht eines fest: Wir werden das ngleichgewicht gegenüber China niemals ausglei hen können, aber wir sollten auch aufpassen, dass er Unterschied zwischen einer aufstrebenden Wirtchaftsmacht wie China und Deutschland nicht kontiuierlich zunimmt. Wer häufiger erlebt, wie hervorragend vorbereitet hinesische Delegationen im Ausland unterwegs sind nd wie unbeholfen mitunter deutsche Delegationen in hina unterwegs sind, der weiß, wie weit die Lücke beits auseinanderklafft. Deshalb reichen nicht mehr ickschusterische Maßnahmen, wie die Bundesregieung sie betreibt, sondern es wäre eine echte Chinaompetenzoffensive notwendig. Leider verschließt die Bunderegierung wie auch in iesem Fall vor den offensichtlichen Problemen die ugen. Andere Regierungen, wie beispielsweise die on Australien, beschränken sich nicht auf fortgesetzte ekenntnisse, sondern haben bereits gehandelt. Austalien verfügt über ministeriumsübergreifende Areitsgruppen, die sich einmal im Quartal treffen, um re Strategie gegenüber China abzustimmen. Das äre ein Punkt, der sich problemlos auch in Deutschnd umsetzen ließe. Wir fordern in diesem Sinne seit ngerem einen Koordinator für deutsch-chinesische eziehungen im Auswärtigen Amt. Außerdem drängen wir seit langem darauf, bei den ffiziellen Dialogforen die zivilgesellschaftliche Einindung durchzusetzen. Es war dem Populismus eines nerfahrenen Ministers Niebel geschuldet, dass die ergebene Reden Viola von Cramon-Taubadel )








(A) )

folgreichen BMZ-finanzierten Projekte eingestampft
werden. Niebel hat leider die Dimension jener ver-
gleichsweise kleinen Zahlungen nicht erkannt. Diese
Türöffnerprojekte im Bereich der Zentralbankbera-
tung, im Finanzsektor, im internationalen Klima- und
Umweltschutz sowie in der Rechtsstaatberatung rei-
chen weit in die chinesische Gesellschaft hinein und
unterstützen genau solche Gruppen, die wir bei der
Weiterentwicklung der chinesischen Gesellschaft so
dringend benötigen. Aber wem der deutsche Stamm-
tisch wichtiger ist, der übersieht das schon mal und
richtet zwangsläufig mit einer solchen Maßnahme un-
nötigen Flurschaden an.

Ähnlich sieht es im Bildungs- und Jugendbereich
aus. Es müssen endlich gesteigerte Anstrengungen für
eine bessere fächerübergreifende Bildung in Bezug auf
China unternommen werden. Wichtig wäre es, den
Menschen den Wissenszugang über China zu ermögli-
chen. Dies gilt nicht nur für die universitäre Bildung
und Forschung, sondern bezieht sich vor allem auch
auf die allgemeine schulische Bildung und Ausbildung.
Nur so können wir gesamtgesellschaftlich die Situa-
tion in China besser einschätzen und sind für die zu-
künftigen Herausforderungen in den Beziehungen ent-
sprechend gerüstet.

Aber noch besteht die Möglichkeit des Umlenkens:
Erkennen Sie die veränderte Situation in der Welt an,
und verschlafen Sie nicht weiter die Zeichen der Zeit!
Wer langfristig auf Menschenrechte in China setzt,
muss sich dort und hier stärker engagieren und
braucht neben personellen Anstrengungen vor allem
erst einmal eine kohärente Strategie.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724649400

Wir kommen zur Abstimmung. Der Auswärtige

Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung
auf Drucksache 17/13560, den Antrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/11202 abzu-
lehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – Die drei Opposi-
tionsfraktionen. Enthaltungen? – Niemand. Die Be-
schlussempfehlung ist angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 57 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Menschenrechte und
Humanitäre Hilfe (17. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Angelika Graf (Rosenheim),
Wolfgang Gunkel, Dr. h. c. Gernot Erler, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Religionsfreiheit im Iran stärken und Men-
schenrechte der Baha’i wahren

– Drucksachen 17/13474, 17/13849 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Ute Granold
Angelika Graf (Rosenheim)
Pascal Kober
Annette Groth
Tom Koenigs

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(C (D Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die eden zu Protokoll genommen. Wir beraten heute am Vorabend der iranischen räsidentschaftswahl abschließend über einen Antrag er Opposition, der Vorschläge für eine Stärkung der eligionsfreiheit und die Wahrung der Menschenchte der Bahai im Iran macht. Vor diesem aktuellen Hintergrund werde ich für die nion noch einmal ausführlich erläutern, warum wir ie Zielrichtung des Antrages grundsätzlich teilen, ihn ber letztlich trotzdem nicht mittragen können. Amnesty International prangert in einem neuen ericht eine Welle der Repression im Vorfeld der Präidentenwahl an und sieht darin einen Versuch, Kritier zum Schweigen zu bringen. Ziel des Regimes sind ut Amnesty dabei auch Mitglieder von ethnischen der religiösen Minderheiten. Vor allem betroffen ist anach die aserbaidschanische Organisation Yeni amoh, die sich im Iran für mehr politische Rechte insetzt. Außerdem nennt der Bericht den Fall des iraisch-amerikanischen christlichen Geistlichen Saeed bedini. Der in den USA lebende Pfarrer wurde am 6. September 2012 von Revolutionsgarden verhaftet, ls er Verwandte im Iran besuchte. Am 20. Januar 013 hat ihn das Revolutionsgericht in Teheran zu acht ahren Haft verurteilt, weil er Hauskirchen gegründet nd damit die nationale Sicherheit gefährdet habe. In inem Brief vom März 2013 berichtet er seiner Familie avon, dass man ihn gefoltert habe. Danach sei er icht medizinisch versorgt worden, da er „unrein“ und in „Ungläubiger“ sei. Weiter berichten Angehörige von Aktivisten von olter, die diese erlitten hätten. So sei den Gefangenen orgetäuscht worden, sie würden hingerichtet, um eständnisse zu erpressen. Außerdem bekräftigte das berste Gericht im Januar das Todesurteil gegen fünf itglieder der muslimischen Ahwazi-Minderheit. Am vergangenen Dienstag hat „Spiegel Online“ ge eldet, dass der als Reformer geltende Mohammed esa Aref seine Präsidentschaftskandidatur zurückezogen habe. Der einstige Vizepräsident war der tzte verbliebene reformorientierte Politiker im andidatenfeld. Jetzt stehen noch sechs Kandidaten ur Wahl – alle gelten als Getreue von Ajatollah Ali hamenei. Das zeigt einmal mehr ganz deutlich, dass die Hoff ungen der Staatengemeinschaft auf eine vorsichtige ffnung durch einen Wechsel im Präsidentenamt unegründet sind. Die Internationale Gesellschaft für Menschenchte, IGFM, geht davon aus, dass sich die desaströse ituation der Frauen und Minderheiten im Iran mit der ahl nicht ändern wird, da die tatsächlichen Machtaber nicht zur Wahl stünden. Der mit Abstand mächgste Mann im Iran sei nicht der Präsident, sondern er nicht demokratisch legitimierte „geistliche )

Ute Granold (CDU):
Rede ID: ID1724649500

(A) )

Führer“ Ajatollah Ali Chamenei. „Das Gesicht des
Präsidenten mag sich am Freitag ändern – das Gesicht
der Islamischen Republik und die Herrschaft ultrakon-
servativer islamischer Geistlicher wird weiterbeste-
hen, so lange … Khamenei im Amt ist“, so die IGFM.

In diesem Zusammenhang hat die IGFM noch ein-
mal betont, dass sowohl Frauen als auch die
Mitglieder der religiösen Minderheiten wie Bahai und
Christen in der Islamischen Republik Iran Bürger
zweiter Klasse seien. Die religiös begründete systema-
tische Entrechtung von Frauen, Andersdenkenden und
Minderheiten werde sich nicht allein durch einen
Wechsel im Amt des Präsidenten ändern.

Bei unseren Beratungen des Ausschusses für
Menschenrechte und humanitäre Hilfe hat die SPD-
Fraktion selbst erklärt, dass die bedrückende Situation
der Bahai im Iran ein Thema ist, mit dem sich der Bun-
destag bereits seit Jahren befasse. Ich hatte in meiner
Rede am 16. Mai 2013 ebenfalls auf dieses Engage-
ment verwiesen und als Beispiel hierfür den umfassen-
den Antrag der Koalitionsfraktionen „Religionsfrei-
heit weltweit schützen“ angesprochen, in dem unter
anderem das Recht auf Religionswechsel und die damit
im Iran verbundenen drastischen Folgen thematisiert
werden. Dort droht in einem solchen Fall demjenigen
die Todesstrafe, der sich einer anderen Religion als
dem Islam zuwendet. Zusätzlich hat der von den Koali-
tionsfraktionen vor dem Hintergrund der Eindrücke
der Niederschlagung der sogenannten „Grünen Revo-
lution“ initiierte und später interfraktionell geöffnete
Antrag „Menschenrechtslage im Iran verbessern“,
den im Übrigen auch die SPD-Fraktion mitgetragen
hat, bereits im Jahr 2010 die Diskriminierung der reli-
giösen Minderheiten im Iran ausführlich kritisiert.

Insgesamt muss leider festgestellt werden, dass sich
trotz all dieser Initiativen die Situation der religiösen
Minderheiten im Allgemeinen und die Lage der Bahai
im Besonderen nicht verbessert, sondern weiter zu-
gespitzt hat. Darauf haben die Bundesregierung, die
Fraktionen dieses Hauses, das Europäische Parlament
und der Europäische Rat entsprechend reagiert.

In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass
sich beispielsweise eine Reihe von Kolleginnen und
Kollegen durch Patenschaften im Rahmen des Pro-
gramms „Parlamentarier schützen Parlamentarier“
für verfolgte iranische Menschenrechtler engagieren.
Ich selbst habe eine Patenschaft für die inhaftierte
Menschenrechtsanwältin Shiva Nazar Ahari übernom-
men. Sie ist Mitglied der iranischen Menschenrechts-
organisation Committee of Human Rights Reporters,
CHRR, wurde am 19. September 2010 zu sechs Jahren
Haft und einer Geldstrafe von 400 US-Dollar als Al-
ternative zu 74 Peitschenhieben verurteilt. Im Revisi-
onsverfahren reduzierte das Teheraner Revolutionsge-
richt die Strafe auf vier Jahre sogenannte Exilhaft. Am
08. September 2012 wurde Ahari im Gerichtssaal ver-
haftet und sitzt seither im Evin-Gefängnis ein.

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(C (D Ferner hat sich auch der Ausschuss für Menschenchte und Humanitäre Hilfe in gemeinsamen Erklä ungen hinter verfolgte Gruppen und einzelne Persönchkeiten gestellt. Lassen Sie mich also noch einmal wiederholen, dass ereits auf den unterschiedlichsten politischen Ebenen tensiv für mehr Religionsfreiheit und eine Verbesse ung der äußerst schwierigen Situation der Bahai im an hingewirkt wird und wir diesen Weg auch in Zu unft konsequent weiter beschreiten werden. Abschließend will ich noch eine weitere Forderung es Antrages herausgreifen: Die SPD fordert, dass die undesregierung gegenüber der iranischen Regierung ie verfassungsrechtliche Anerkennung der Bahai als ligiöse Minderheit anmahnen sollte. Wie ich ebenfalls bereits in der ersten Lesung auseführt habe, stehen beispielsweise die Christen im nterschied zu den Bahai zumindest theoretisch unter em Schutz der Verfassung der Islamischen Republik an. Dies schützt sie aber de facto nicht vor staatli hen Repressalien. Auch sie werden unterdrückt: Seit uni 2010 wurden über 300 Christen wegen Ausübung rer Religion inhaftiert. Vor allem die Hauskirchen erden besonders scharf überwacht. Im diesjährigen eltverfolgungsindex des christlichen Hilfswerks pen Doors belegt der Iran den achten Platz von 0 Staaten, in denen christliche Minderheiten weltweit m stärksten verfolgt werden. Eine Anerkennung der Bahai hätte folglich allenlls eine symbolische Bedeutung, da der Schariavor ehalt der Verfassung in der Praxis weiterhin jeder irksamen Verbesserung der Situation der religiösen inderheiten entgegensteht. Insgesamt sehen wir daher keine Notwendigkeit für iesen Antrag, da er nach unserer Auffassung nur nwesentlich über die Forderungen hinausgeht, die eitens der Koalitionsfraktionen und der Bundesregieung bereits in der Vergangenheit an den Iran gestellt urden und weiterhin mit Nachdruck gestellt werden. Vor diesem Hintergrund teilen wir zwar die grundätzliche Zielsetzung des vorliegenden Antrags, önnen diesen aber aus den genannten Gründen nicht ittragen. Insbesondere, liebe Kolleginnen und Kollegen der oalitionsfraktionen, nachdem ich Ihre Reden im Pleum und Ihre Stellungnahmen im Ausschuss zur ersten esung unseres Antrags gelesen und gehört habe, war h doch einigermaßen überrascht. Ich zitiere aus dem usschussprotokoll: „Was an Missständen in dem ntrag aufgezeigt werde, könne alles auch von der oalition unterschrieben werden“, so die CDU/CSUraktion. Trotzdem stimme man nicht zu, obwohl Frau ranold in ihrem Redebeitrag fast eins zu eins die ituation der Bahai erörterte, so wie wir sie in unsem Antrag schildern. Mit Ihren Ausführungen über Ute Granold gebene Reden )

Angelika Graf (SPD):
Rede ID: ID1724649600




(A) )

die Defizite der Religionsfreiheit im Iran und zur Lage
der Bahai stimme ich vollkommen überein.

Leider, verehrte Frau Granold, widmen Sie sich
aber in Ihrer Rede am 16. Mai danach fast ausschließ-
lich der Situation der Christen im Iran. Wären wir in
der Schule, würde ich sagen, Sie haben das Thema ver-
fehlt oder es zumindest nicht richtig getroffen. Dabei
stelle ich nicht in Abrede, dass auch Christen im Iran
unter schwierigen Bedingungen ihre Religion leben;
aber mit der Gefährdungslage der Bahai kann man
ihre Situation nur schwer vergleichen. Immerhin gibt
es zum Beispiel christliche Abgeordnete im iranischen
Parlament; davon können Vertreter der Religionsge-
meinschaft der Bahai nur träumen. Ihr Hinweis auf ei-
nen von Ihnen initiierten Gesprächskreis zum Thema
Religionsfreiheit, in dem es vorwiegend um die Lage
verfolgter Christen geht, hilft den bedrohten Bahai nur
wenig.

Wir, die SPD, haben den Eindruck, die Koalitions-
fraktionen verstehen unter der Durchsetzung der Reli-
gionsfreiheit ausschließlich die Lage der Christen
weltweit. Genau deshalb ist unser Antrag absolut not-
wendig. Er behandelt die positive und negative Reli-
gionsfreiheit im Iran und geht im Besonderen auf die
dramatische Situation der Bahai-Glaubensgemeinde
ein. Ich würde mir das gleiche Engagement, welches
Sie für christliche Gemeinschaften im Iran und an-
derswo an den Tag legen, auch für Glaubensgemein-
schaften wie die Bahai wünschen. Aus Ihrer Argumen-
tation gewinne ich zunehmend den Eindruck, dass Sie
keinen Antrag und kein politisches Engagement für
eine andere religiöse Gruppe unterstützen, fördern
oder gar initiieren, wenn nicht auch die Christen im
Vordergrund der Debatte stehen.

Außerdem ist Ihre Argumentation innerhalb der Ko-
alition nicht konsistent. Kollege Kober von der FDP-
Fraktion erkennt zwar ebenfalls die von mir aufgezeig-
ten Missstände, sieht aber – ich zitiere – „die Notwen-
digkeit für diesen Antrag akut nicht“. Die FDP findet,
dass die Bundesregierung bereits ausreichend viel un-
ternimmt, Herr Kober wurde in seinem Redebeitrag
auch nicht müde, all diese Dinge gewissenhaft chrono-
logisch für uns aufzulisten und ausschweifend darzu-
stellen. „Keine akute Notwendigkeit“, das muss man
wiederholen, um es glauben zu können. Seit fünf Jah-
ren sitzt die Führungsriege der Bahai in einem fürch-
terlichen Gefängnis, und es ist keine Änderung oder
gar Verbesserung ihrer Lage in Sicht. Aber nein, die
FDP sieht hier keine akute Notwendigkeit, darauf hin-
zuweisen.

Ob es, auch gegenüber dem Iran und seiner Regie-
rung, hilfreich ist, wenn selbst die Bundesregierung
und die sie tragenden Parteien die Lage der Bahai un-
terschiedlich einschätzen, sei dahingestellt. Allerdings
frage ich mich, wo die in der Stellungnahme der CDU/
CSU-Fraktion im Ausschuss angeführten Anträge, mit
denen Sie ja angeblich an diesem Thema dran sind, zu
finden sind. Ich weiß von keinem. Sie hätten das heilen
können, indem Sie unserem Antrag zustimmen, der ja

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(C (D ngeblich nichts Falsches enthält. Sie haben sich dem erweigert und damit die Chance vergeben, ein starkes ignal in Richtung Teheran zu senden. Aber vielleicht g es ja an Ihrem Koalitionspartner, der keine Notendigkeit sieht, aber anscheinend auch noch nichts on eigenen Anträgen weiß. Ich denke, Sie sollten sich ber diese unterschiedlichen Argumentationsmuster och einmal intern unterhalten. Die Bahai und ihre rekäre Lage im Iran haben jedenfalls eine solche issachtung durch Regierungsparteien in Deutschnd nicht verdient. Ignoranz sehe ich auch beim Verhalten der Fraktion er Linken. Ich stimme Ihnen, Kollegin Werner, zu, ass die Geschichte der Bahai seit ihrer Gründung uch eine Geschichte von Verfolgung und Unterdrükung ist. Sie verweisen darauf, dass die Bahai im Iran ls „politisch unzuverlässige Sekte“ betitelt werden. iese Bezeichnung ist mir bisher weder bei meinen eisen noch in der Literatur noch in Berichten von GOs begegnet. Wo – außer von den Machthabern im an – haben Sie denn das her? Ihr Hinweis auf ein Gespräch mit dem deutschen otschafter, der die Diskriminierung der christlichen nd der jüdischen Minderheit anscheinend nicht bestägen wollte, verwundert mich ebenso. Erstens gibt es ur Situation der Bahai zahlreiche Berichte von seriöen, weltweit arbeitenden Menschenrechtsorganisatioen; wenn Sie also diesbezüglich Informationsbedarf aben, sollten Sie diese Quellen befragen. Zweitens age ich mich natürlich, warum Sie diese Aussage zur ituation der Christen als ein Argument gegen einen ntrag zur Lage der Bahai heranziehen. Diese Logik rschließt sich mir nicht wirklich. Abschließend möchte ich noch eine Anregung aus er CDU/CSU-Fraktion aufgreifen, nämlich auch eien Blick auf die Lage der Bahai in Ägypten zu werfen. enn Sie von den Koalitionsfraktionen sich im Hinlick auf die Akutheit und Notwendigkeit des Schutzes er Bahai geeinigt haben, können Sie sich unserer Unrstützung eines Antrag zur Lage der Bahai in Ägypn sicher sein. Der Kollege Koenigs von den Grünen, r dessen Zustimmung ich mich ausdrücklich be anke, machte im Ausschuss bereits den Vorschlag eies gemeinsamen Folgeantrags, den ich begrüßen ürde. Am morgigen Freitag, 14. Juni 2013, findet im Iran ie erste Runde der Präsidentschaftswahlen statt. achdem der konservative Philosoph Gholam-Ali addad-Adel und der Reformer Mohammad Reza Aref re Kandidatur zurückgezogen haben und zuvor Dut ende Kandidaten vom Wächterrat nicht zugelassen orden waren – darunter alle dreißig weiblichen Beerber –, stehen nun noch sechs Kandidaten zur Wahl: ohammad Bagher Ghalibaf, Mohammad Gharazi, aeed Jalili, Mohsen Rezaee, Hassan Rouhani und Ali kbar Velayati. Erreicht keiner dieser Kandidaten im rsten Wahlgang die absolute Mehrheit, wird es in Angelika Graf gebene Reden )

Pascal Kober (FDP):
Rede ID: ID1724649700




(A) )

einer Woche, voraussichtlich am Freitag, 21. Juni
2013, eine Stichwahl geben. Der derzeitige Präsident
des Iran, der Holocaustleugner Mahmud Ahmadine-
dschad, darf laut derzeitiger iranischer Verfassung
nach zwei Amtszeiten nicht erneut zur Wahl antreten.

Am Vorabend dieser richtungsweisenden Wahlen
diskutieren wir im Deutschen Bundestag über die Si-
tuation der Bahai im Iran, die – auch vor dem Hinter-
grund der allgemeinen, schwierigen Lage der Men-
schenrechte und insbesondere der Religionsfreiheit im
Iran – unserer besonderen Aufmerksamkeit bedarf.

So hat es etwa auch heute, am 13. Juni 2013, wieder
zahlreiche Meldungen über vermehrte Phishing- und
Hacker-Angriffe auf iranische Nutzer des E-Mail-
Dienstes Googlemail gegeben, die offenbar politisch
motiviert sind und im Zusammenhang mit den Wahlen
am 14. Juni stehen sollen. Die Situation der Bahai im
Iran ist in der Tat alarmierend. Seit Beginn der Islami-
schen Revolution von 1978/1979 werden die Bahai, die
mit über 300 000 Angehörigen die größte nicht musli-
mische Minderheit im Iran stellen, systematisch ver-
folgt. Anders als die vormuslimischen religiösen Min-
derheiten der Juden, Christen und Zoroastrier, die
gemäß Art. 13 der iranischen Verfassung zumindest als
„schützenswerte religiöse Minderheiten“ gelten, wer-
den die Bahai als „politische Sekte“ und als „Schmut-
zige“ bezeichnet, diskriminiert und einer politisch und
religiös motivierten Willkürjustiz ausgesetzt. Derzeit
sind über 100 Angehörige der Bahai im Iran inhaftiert.
Besorgniserregend ist dabei die Verurteilung der ge-
samten Führungsriege der iranischen Bahai zu zwan-
zig Jahren Haft. Seit nunmehr fünf Jahren sitzen
Fariba Kamalabadi, Jamaloddin Khanjani Afif
Naeimi, Saeid Rezaie, Mahvash Sabet, Behrouz Tavak-
koli und Vahid Tizfahm in iranischen Gefängnissen.

Diese Bundesregierung hat sich wiederholt für die
Freilassung der Bahai-Führung starkgemacht, und
zwar nicht erst nach der Verurteilung, sondern bereits
während des Prozesses, wie etwa bei der Einbestellung
des iranischen Botschafters durch den damaligen
Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Dr. Wolf-Ruthart
Born, am 15. Juni 2010. Auch das internationale Soli-
daritätsprojekt „Five years too many“ macht regelmä-
ßig auf das Schicksal der inhaftierten Bahai-Führung
mit Aktionen und Veranstaltungen aufmerksam.

Überdies ist den Bahai regelmäßig der Zugang zu
höheren Bildungseinrichtungen verwehrt. Studienbe-
werber, die als Religionszugehörigkeit Bahai angeben,
werden ohne Nennung weiterer Gründe von den Hoch-
schulen und Universitäten abgelehnt. In der Folge hat
sich das „Bahai Institute für Higher Education“ ent-
wickelt, das – so nennt es die Journalistin Yalda Zar-
bakhch in ihrem heutigen Bericht über die Bahai für
die Deutsche Welle – „eine Art heimliche Fernuniver-
sität“ ist und es iranischen Bahai seit ihrer Gründung
im Jahr 1987 ermöglicht, zu studieren und sich fortzu-
bilden.

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(C (D Ein Vorwand, mit dem der Iran immer wieder die nterdrückung der Bahai vermeintlich zu rechtfertien sucht und der uns in Deutschland besonders auforchen lassen muss, ist die Tatsache, dass die Bahai r administratives und weltliches Zentrum in der nordraelischen Hafenstadt Haifa unterhalten. Gerade eil Israel einen großen Teil des nördlichen und innen tadtnah gelegenen Abhangs des Karmel-Berges für en Schrein des Bab und die Hängenden Gärten den ahai zur Verfügung stellt, die seit 2008 auch zum eltkulturerbe der UNESCO zählen, und den Bahai udem uneingeschränkte Religionsfreiheit gewährt, ermutet der Iran hinter allen Angehörigen der Bahai raelische Agenten. Diese schwierige Lage der Bahai im Iran veranlasst iese christlich-liberale Regierungskoalition dazu, die anische Regierung zu ermahnen und zur Einhaltung er Religionsfreiheit sowie der Rechte der Bahai ufzufordern. Ich habe bereits in meiner Rede vom 6. Mai 2013 anhand von zahlreichen Beispielen aushrlich dargestellt, dass sich diese Bundesregierung r die Religionsfreiheit weltweit und die Rechte und ie Religionsfreiheit der Bahai im Iran im Besonderen ontinuierlich und nachhaltig einsetzt. Daher ist es lücklicherweise nicht notwendig, dass wir vonseiten es Bundestages Bundesaußenminister Dr. Guido esterwelle und den Bundesminister für wirtschaftche Zusammenarbeit und Entwicklung Dirk Niebel owie die Bundesregierung als Ganzes dazu aufforern müssen, sich mehr für die Rechte der Bahai einusetzen. Sie tun bereits ihr Möglichstes. Der Antrag der SPD „Religionsfreiheit im Iran tärken und Menschenrechte der Bahai wahren“ ist rundsätzlich zu begrüßen, weil er eine Debatte arüber anstößt, dass allen Menschen das Recht zugetanden werden muss, ihre Religion auszuüben, ohne afür diskriminiert oder gar verfolgt zu werden. Jeder at das Recht, seine Religion frei zu wählen, die eligion zu wechseln und auch eine neue Religionsgeeinschaft zu begründen. Für die Fraktion Die Linke t es selbstverständlich, dass dieses Recht niemandem erweigert werden darf. Tatsächlich werden den Bahai im Iran grundgende Rechte vorenthalten, und es ist richtig, dass ie seit der Gründung ihrer Religionsgemeinschaft unrdrückt und verfolgt werden – übrigens nicht erst seit 979 in der Islamischen Republik. Anders als Juden, hristen und Zoroastrier sind sie weder durch die Verssung noch im öffentlichen Leben als gleichwertig nerkannt. Im Iran leben heute etwa 300 000 Bahai, ie stellen damit die größte nichtmuslimische Mindereit. Dass sich ihr religiöses und administratives entrum in Israel befindet und die Bahai gute Bezieungen mit Israel unterhalten, nehmen die iranischen achthaber immer wieder zum Anlass, sie zu diskrimi ieren, ihnen Rechte vorzuenthalten und sie als politiche anstatt als religiöse Gruppe einzuordnen. Auch Pascal Kober gebene Reden )

Annette Groth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724649800




(A) )

ihre Einstufung als Apostaten, als „vom wahren Glau-
ben Abgefallene“, setzt die Bahai erheblichen Gefah-
ren in der Islamischen Republik Iran aus, deren System
auf dem schiitischen Islam fußt und die den Islam zur
Grundlage jeglichen Handelns erklärt hat.

Es kann auch nicht abgestritten werden, dass die
allgemeine Menschenrechtssituation im Iran einiges
zu wünschen übrig lässt. Sowohl die freie Meinungs-
äußerung als auch die Vereinigungs- und Versamm-
lungsfreiheit sind stark eingeschränkt. Immer wieder
wird von willkürlichen Verhaftungen Oppositioneller
und Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschen-
rechtsverteidigern berichtet. Die Todesstrafe wird im-
mer noch exzessiv verhängt und auch vollstreckt.
Selbstverständlich stimmen wir mit der SPD darin
überein, dass der Iran zur Einhaltung der Menschen-
rechte sowie des Zivil- und Sozialpakts angehalten
werden muss. Das Problematische beim Antrag der
SPD ist allerdings, dass er eine verfassungsrechtliche
Anerkennung der Bahai fordert. Eine solche Forde-
rung stellt aber eine Einmischung in die inneren Ange-
legenheiten Irans dar. Ich glaube nicht, dass es unsere
Aufgabe sein kann, von außen einem anderen Staat
vorschreiben zu wollen, wie er seine Verfassung zu ge-
stalten und zu ändern hat. Wir wissen doch, dass auch
bei uns immer wieder die Diskussion aufflammt, ob
zum Beispiel dem Islam der Status einer Körperschaft
des öffentlichen Rechts verliehen werden soll. Auch
SPD und Grüne haben dies gefordert, die CDU und die
CSU stellen sich aber vehement gegen eine solche An-
erkennung und beharren darauf, dass die deutsche
„Leitkultur“ nicht ausgehebelt werden solle, Deutsch-
land habe nun einmal jüdisch-christliche Wurzeln.

Auch bei uns sind also nicht alle Religionsgemein-
schaften gleichermaßen verfassungsrechtlich aner-
kannt und genießen damit auch nicht die gleichen
Rechte. Das finde ich auch nicht richtig, aber eine
Veränderung dieses Zustands muss doch aus einer Dis-
kussion in unserer eigenen Gesellschaft resultieren
und nicht von außen vorgegeben werden. Wir müssen
schon überall die gleichen Maßstäbe anwenden und
nicht nur andere kritisieren.

Auch die sehr pauschale Forderung des Antrags,
„alle politischen und aus Gewissensgründen Inhaftier-
ten“ freizulassen, ist so nicht tragbar. Eine solche
Forderung kann doch nur für diejenigen politischen
Häftlinge aufgestellt werden, die ihre Interessen ge-
waltfrei verfolgt haben. Im Iran haben einige Oppo-
sitionsgruppen mit massiver Gewalt für ihre Ziele ge-
kämpft. Viele Menschen sind durch gewaltsame
Aktionen getötet und verletzt worden. Unter diesen
Umständen erscheint mir die Forderung, alle politi-
schen Häftlinge freizulassen, egal ob sie sich der An-
wendung von Gewalt schuldig gemacht und damit
schwere Straftaten begangen haben oder nicht, als
über das Ziel hinausgeschossen und wird den Opfern
von Gewalttaten mit Sicherheit nicht gerecht. Und was
vielen Menschen nicht bekannt ist: Auch bei uns in
Deutschland und in den Staaten der Europäischen

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(C (D nion gibt es politische Häftlinge, die ebenfalls nicht edingungslos freigelassen werden. Wir würden uns siher dagegen verwehren, wenn andere Staaten – wie um Beispiel der Iran – uns auffordern würden, sie alle eizulassen. Die Menschenrechte sind unteilbar und müssen für lle Menschen gleichermaßen gelten, darin sind wir ns einig. In der deutschen Politik gegenüber Iran und zwar über Parteigrenzen hinweg – scheint es ber häufig darum zu gehen, den Iran zu dämonisien. Hierfür wird immer wieder angeführt, der Iran erletze die Menschenrechte, das iranische Volk werde nterdrückt und seiner Rechte beraubt. Zugleich efern wir Waffen an despotische Regime im Nahen sten, weil wir sie als Bollwerk gegen den schiitischen an stärken wollen. Dass mit diesen Waffen Demonsantinnen und Demonstranten niedergemetzelt weren, die friedlich ihre legitimen Rechte einfordern, cheint nebensächlich zu sein. Wenig thematisiert wird auch, dass die durch den esten verhängten Sanktionen dazu führen, dass eine ielzahl an elementaren Rechten der iranischen evölkerung nicht mehr zuteilwird. Insbesondere die rmeren Teile der Bevölkerung können kaum noch berleben, die Preise für Lebensmittel sind ins Uneressliche gestiegen, lebensnotwendige Medikamente ind teilweise nicht erhältlich. Darunter leidet doch icht die iranische Regierung, es ist das Volk, das die chwere Last tragen muss. Und Spezialisten gehen daon aus, dass die iranische Regierung durch die Sankonen keinesfalls in die Knie gezwungen werden wird – eder politisch noch wirtschaftlich. Das Auswärtige mt denkt immer noch, es könne sich auf die scheineilige Behauptung zurückziehen, die Sanktionen richten sich „nicht gegen die Menschen im Iran, sondern egen das iranische Atomprogramm und seine Verantortlichen“. Die Missachtung der Rechte der Bahai zu thematiieren und die Einhaltung der Menschenrechte und inrnationaler Verträge anzumahnen, ist richtig und ichtig. Die Lage der Menschenrechte im Iran ist preär und muss in vielerlei Hinsicht kritisiert werden; as steht außer Frage. Wenn wir aber mit zweierlei aß messen und an den Iran Forderungen stellen, die ir an kaum ein anderes Land auf der Welt stellen ürden und die wir als eine Einmischung in innere ngelegenheiten betrachten würden, wenn sie an uns estellt würden, so machen wir uns und unsere Menchenrechtspolitik unglaubwürdig. Und wir machen ns auch unglaubwürdig, wenn wir für das durch die anktionspolitik verursachte Leiden vieler Menschen Iran mit verantwortlich sind, wenn wir den enschen im Iran lebensnotwendige Medikamente nd erschwingliche Nahrungsmittel vorenthalten, aber n Saudi-Arabien und Bahrain, die bei der Niederchlagung der Proteste in Bahrain die Menschenund ürgerrechte mit Füßen getreten haben, Waffen liern, ohne mit der Wimper zu zucken. Das sollte – neen der berechtigten Kritik des SPD-Antrags – auch inmal thematisiert werden. Annette Groth gebene Reden Annette Groth )








(A) )

Wir sollten endlich den Dialog mit dem Menschen-
rechtskomitee des iranischen Parlaments aufnehmen.
Hier wäre der Ort, Menschenrechtsverletzungen mit
dem Ziel zu thematisieren, die iranische Regierung zur
Einhaltung der Menschenrechte zu bewegen.


Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724649900

Der Iran sieht sich gerne als demokratisches Land.

Bereits 1976 hat er den Internationalen Pakt über bür-
gerliche und politische Rechte ratifiziert. Er bekennt
sich zur darin enthaltenen Religionsfreiheit. Dies gilt
allerdings nicht für alle religiösen Minderheiten im
Iran. Christen, Juden und Zoroastrier sind anerkannt.
Sie dürfen ihren Glauben weitgehend frei ausüben. An-
dere Gruppierungen bleibt eine solche Anerkennung
versagt. Besonders kritisch ist die Situation der Bahai.
Etwa 300 000 Angehörige dieser pazifistisch orientier-
ten Religion leben im Iran. Sie gelten als vom Islam
Abgefallene und sind damit „Staatsfeinde“.

Diese Zuschreibung hat Auswirkungen auf das all-
tägliche Leben der Bahai. Es ist ihnen untersagt, ihren
Glauben auszuüben. Sie werden aufgrund ihrer reli-
giösen Zugehörigkeit entlassen, exmatrikuliert und der
Spionage bezichtigt. Einrichtungen der Bahai werden
beschädigt, geschlossen oder zerstört. Sie werden ver-
trieben, verhaftet, gefoltert und müssen in extremen
Fällen mit Hinrichtungen rechnen. All das geschieht
unter dem Vorwurf der Beleidigung religiöser Gefühle
oder der Propaganda gegen die Islamische Republik.
Der Bericht des UN-Sondergesandten für den Iran,
Dr. Ahmed Shaheed, listet eine Vielzahl solcher Fälle
auf.

Seit 2004 wurden 681 Bahai willkürlich verhaftet.
Sieben religiöse Führer der Bahai sitzen seit 2008 in
Haft. 115 weitere Bahai sitzen immer noch im Gefäng-
nis, unter dem Tatvorwurf der Ausübung ihres Glau-
bens. Hinter diesen Zahlen stehen Einzelschicksale. Es
geht um Menschen, deren Rechte der Zivilpakt schüt-
zen sollte, so zum Beispiel um Taraneh Torabi und
Zohreh Nikayin. Beide wurden im März 2011 festge-
nommen und zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt,
weil sie Religionsunterricht für Kinder der Bahai or-
ganisiert hatten. Beide sind junge Mütter, ihre Kinder
sitzen mit ihnen im Gefängnis. Ihren Kindern wurde
zeitweise medizinische Betreuung verwehrt. Eine reine
Ratifizierung der Menschenrechtskonventionen allein
schützt noch keine religiöse Minderheit, am wenigsten
die Bahai.

Die Situation der Bahai ist extrem. Die Repressalien
der iranischen Regierung gegenüber dieser religiösen
Minderheit sind enorm. Gleichzeitig ist der Iran ein
zentraler regionaler Akteur. Die politische Elite im
Iran ist schiitisch geprägt. In den meisten Nachbar-
staaten des Iran sind die Schiiten in der Minderheit,
teilweise werden sie dort unterdrückt. Die Frage der
Religionsfreiheit im Iran ist keine rein innenpolitische.
Sie entwickelt sich zunehmend zur Kernfrage regiona-
ler Stabilität.

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(C (D Religiös motivierte Konflikte gewinnen im Nahen sten an Dynamik. Die Auseinandersetzungen zwi chen Sunniten und Schiiten nehmen zu. Sie sorgen für ine breite Mobilisierung von Anhängern, über Natioalgrenzen hinweg. Die libanesischen Schiiten der isbollah kämpfen an der Seite des Alawiten Assads egen die vornehmlich sunnitische Opposition. Der chiitische Iran unterstützt „seine Brüder“ in diesem ampf. Die Christen kämpfen in verschiedenen Allian en. Die Sunniten, so die Rhetorik, werden vom Westen emdfinanziert, sie seien die Lakaien der USA und raels. Der Irak zerfällt. In Afghanistan lassen sich ie Gräben noch mühsam überbrücken. Im Namen der eligion droht etwas, das Sonja Zekri in der „Süddeutchen Zeitung“ vom 1. Juni dieses Jahres den „nahöstchen Weltkrieg“ nannte. Das Menschenrecht auf Regionsfreiheit und Toleranz ist für den Frieden in der egion überlebenswichtig. Das gilt auch für Israel, wo ie Bahai beispielhaft Toleranz und Zuflucht finden. Es sollte im Interesse aller Akteure sein, diese Eskationsdynamik zu stoppen. Die Anerkennung und Um etzung der Religionsfreiheit in den betroffenen Staaten pielt dabei eine zentrale Rolle. Wo religiöse Gemeinchaften sich unterdrückt und benachteiligt fühlen, lasen sie sich für politische Zwecke mobilisieren. Wo der olitische Weg ausweglos erscheint, sind Menschen beit, zu Waffen zu greifen. Dabei sind die tatsächlichen nterschiede in religiösen Praktiken oder geistigen berhäuptern von außen gesehen eher marginal. Das at uns in Europa der Dreißigjährige Krieg gelehrt. Er at uns nahezu unsere kulturelle Existenz gekostet. Es t zu hoffen, dass dem Nahen Osten eine so schmerzafte Erfahrung erspart bleibt. Deswegen ist es im Inresse aller Akteure – der Nationalstaaten, der religiö en Gemeinschaften in der Region, der Religionsführer Deutschland und aller politischen Kräfte –, dass der chutz der Religionsfreiheit weltweit anerkannt und mgesetzt wird. Wir kommen zur Abstimmung. Der Ausschuss für enschenrechte und Humanitäre Hilfe empfiehlt in sei er Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/13849, den ntrag der Fraktion der SPD auf Drucksache 17/13474 bzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehng? – Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – Sozialdeokraten und Bündnis 90/Die Grünen. Enthaltungen? – inksfraktion. Die Beschlussempfehlung ist angenomen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 58 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Innenausschusses – zu dem Antrag der Abgeordneten Daniela Kolbe weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Arbeitsbedingungen von Lehrkräften in Integrationskursen verbessern Vizepräsident Eduard Oswald )

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724650000




(A) )

– zu dem Antrag der Abgeordneten Memet
Kilic, Josef Philip Winkler, Katja Dörner, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Lehrkräfte von Integrationskursen stärken
und den Kurszugang erweitern

– Drucksachen 17/10647, 17/11577, 17/13566 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Reinhard Grindel
Daniela Kolbe (Leipzig)
Serkan Tören
Ulla Jelpke
Memet Kilic

Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die
Reden zu Protokoll genommen.


Michael Frieser (CSU):
Rede ID: ID1724650100

Die vorliegenden Anträge der Opposition befassen

sich mit der Vergütung der Lehrkräfte von Sprachkur-
sen zur Integrationsförderung sowie mit einer Erweite-
rung des Kurszugangs. Vorgeschlagen werden Ver-
besserungen bezüglich der Arbeitssituation der
Lehrkräfte und hinsichtlich der sozialen Absicherung
von Lehrkräften sowie die Erhöhung der Quote von
festangestellten Lehrkräften bei Integrationsträgern.

Die Sprachkurse sind ein äußerst erfolgreiches In-
strument zur Förderung von Integration und Teilhabe.
Dies ist mit ein Grund, weshalb der Bund seit 2005
über 1,3 Milliarden Euro für Sprach- und Orientie-
rungskurse ausgegeben hat. Bis Ende 2012 haben
mehr als 800 000 von über 1 Million Teilnahmeberech-
tigten daran teilgenommen. Mehr als die Hälfte dieser
Teilnehmer absolvierte deren Abschlussprüfungen.

Die Opposition fordert eine deutliche Erhöhung der
Vergütungsgrenze für die Lehrkräfte der Sprachkurse.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge lässt
diese Sprachkurse in Zusammenarbeit mit Ausländer-
behörden, dem Bundesverwaltungsamt, den Kommu-
nen und den Migrationsdiensten und Trägern nach
dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch von privaten oder
öffentlichen Trägern durchführen. Mit Wirkung zum
1. Januar dieses Jahres wurde der für die Finanzie-
rung der Kurse maßgebliche Kostenerstattungssatz
von 2,54 Euro je Kursteilnehmer und Unterrichtsein-
heit auf 2,94 Euro erhöht. Die Grundlage für diese
Erhöhung war ein Preisermittlungsverfahren des Sta-
tistischen Bundesamts, das Preise von Gruppen-
sprachkursen zum Vergleich heranzog.

Die Honorargrenze wurde bereits mehrmals ange-
hoben. Ende 2011 ist sie von 15 Euro auf 18 Euro er-
höht worden, und erst im März dieses Jahres haben wir
nochmals eine Erhöhung von 18 Euro auf 20 Euro vor-
genommen. Wir haben somit die Vergütungsgrenze der
Lehrkräfte innerhalb von etwas weniger als zwei
Jahren zusammengenommen um knapp ein Drittel der
ursprünglichen Untergrenze erhöht. Es steht jedoch
unbestreitbar fest, dass eine verbesserte Vergütungssi-

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(C (D ation auch voraussetzt, dass die Träger Kurse zur prachförderung und Integration mit einer ausreihenden Teilnehmerzahl durchzuführen haben, um omit eine wirtschaftliche Tragfähigkeit in Verbindung it einer angemessenen Vergütung der Lehrkräfte icherzustellen. Vergütet ein Träger Honorarkräfte jeoch unterhalb dieser Grenze, hat dies zur Folge, dass er Kursträger eine Zulassung zur Durchführung von tegrationskursen von nur einem Jahr erhält statt wie isher von bis zu fünf Jahren. Eine automatische ichtverlängerung der Zulassung, falls der Träger die ntergrenze fortwährend unterschreitet, kommt jedoch icht in Betracht. Dies würde in unseren Augen die ktische Einführung eines Mindesthonorars bedeuten. Es ist sehr wichtig, zum wiederholten Male darauf inzuweisen, dass der Kursträger selbst für die Lehrräftehonorierung verantwortlich ist. Der Bund hat ufgrund der rechtlichen Bindungen des Kurssystems ein Recht auf eine unmittelbare Einflussnahme bei er Ausgestaltung der Beschäftigungsverhältnisse von ehrkräften. Also kann der Bund aus vergaberechtlihen Gründen den Trägern keine pauschalen onorarsätze für die Lehrkräfte vorschreiben. Die onorarhöhe kann lediglich gesteuert werden, indem ie Zulassung der Träger, die weniger als die Unterrenze zahlen, durch ein qualitatives Steuerungslement so begrenzt wird, wie es momentan praktiziert ird. Da sich die Kurse in erster Linie an Ausländer aus rittstaaten wenden, haben EU-Bürger keinen bindenen Anspruch auf Teilnahme an den Kursen. Sie sind amit deutschen Staatsangehörigen rechtlich gleichestellt und können – wie diese auch – nicht zu einem tegrationskurs verpflichtet werden. Die Situation ist der Praxis jedoch derzeit unproblematisch. Da über as Zulassungsverfahren der Kursträger ein bundeseites und flächendeckendes Kursangebot zur Förde ung von Sprache und Integration offeriert wird, önnen derzeit alle EU-Bürger, die an einem solchen urs teilnehmen wollen, ohne längere Wartezeiten zuelassen werden. Die momentane Gesetzgebung sieht vor, dass das ursangebot lediglich für die auf Dauer rechtmäßig Bundesgebiet lebenden Ausländer bestimmt ist. Ich in jedoch der Meinung, dass eine allgemeine Teilnahemöglichkeit geprüft werden sollte. Die Mittel und lätze in den Kursen wären dafür vorhanden. Eine solhe Öffnung, die über die momentanen Bestimmungen inausgeht, wäre ein positives Signal für die Einbinung in den Prozess des Asylund Integrationsverfahns und an einer höchstmöglichen gesellschaftlichen inbindung. Die Wahl des Beschäftigungsverhältnisses zwischen ehrkraft und Träger spielt aus der Sicht der Koalition eine Rolle bei der Frage, ob ein Träger die Leistungshigkeit zur Durchführung von Kursen zur Förderung on Sprache und Integration besitzt oder nicht. Die erücksichtigung einer etwaigen Quote von festangetellten Lehrkräften im Zulassungsverfahren würde )


(A) )

außerdem die Privatautonomie zwischen Kursträger
und Lehrkraft beeinflussen. Darum lehnen wir es ab,
den Aspekt einer solchen Quote in die Prüfung der
Leistungsfähigkeit zu übernehmen.

Einer der beiden oppositionellen Anträge betrifft
ferner die generell bessere Ausrichtung der sozialen
Sicherungssysteme auf die Bedürfnisse von selbststän-
digen Lehrkräften. Es ist darauf hinzuweisen, dass die
Frage nach der sozialen Absicherung in unserem Land
knapp 2,6 Millionen Menschen betrifft. Die oppositio-
nelle Forderung in jenem Antrag ist in Anbetracht ih-
rer Komplexität für die Diskussion der Vergütung und
Absicherung von Lehrkräften weder angebracht noch
zielführend, sondern dient lediglich einer absichtli-
chen Polarisierung innerhalb der themenbezogenen
Debatte. Aus diesen Gründen sind die beiden Anträge
der Opposition abzulehnen.


Daniela Kolbe (SPD):
Rede ID: ID1724650200

Wieder einmal debattieren wir an dieser Stelle die

Situation von Lehrkräften in Integrationskursen. Wie-
der einmal fordern wir Sozialdemokratinnen und
Sozialdemokraten, die Bedingungen für Lehrkräfte,
Träger und Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer
zu verbessern. Wieder einmal lehnen Sie unsere Forde-
rungen ab. Dabei fällt es selbst Konservativen zuneh-
mend schwer, Argumente zu finden, warum Lehrkräfte
von Integrationskursen nicht besser bezahlt werden
sollen. Schließlich sind sie alle Akademikerinnen und
Akademiker oftmals mit einer Zusatzqualifikation. Sie
leisten einen wichtigen Beitrag bei der so wichtigen
Aufgabe, Einwanderern die deutsche Sprache und Kul-
tur nahezubringen. Ich gehe sogar so weit und sage,
sie sind die erste Visitenkarte Deutschlands. Ihre nicht
immer einfache Arbeit, sehr verehrte schwarz-gelbe
Koalition, sollten wir anerkennen und wertschätzen.
Aus diesem Grund haben wir unseren Antrag „Arbeits-
bedingungen von Lehrkräften in Integrationskursen
verbessern“ vor Monaten auf den Weg gebracht.
Heute findet nun die Schlussberatung statt.

Wir als SPD-Bundestagsfraktion wollen an erster
Stelle, dass Lehrkräfte angemessen entlohnt werden,
sodass sie davon auch leben können. Denn das ist bei
einem Großteil von ihnen in der Realität nicht der Fall.
Mich erreichten in den vergangenen Monaten eine
Vielzahl von E-Mails und Briefen, in denen mir betrof-
fene Lehrkräfte schilderten, wie ihre Arbeits- und Le-
benswirklichkeit aussieht, welche Ängste sie tagtäg-
lich begleiten, sei es in Zusammenhang mit Fragen der
Krankenversicherung oder in Bezug auf eine mögli-
cherweise drohende Altersarmut, da bei ihnen am
Ende des Monats kein Geld übrig bleibt, um vorzusor-
gen. Eine Vielzahl von ihnen stockt zudem über das
SGB II auf. In diesen Schreiben machen sie auch sehr
deutlich, welchen Unmut auf die Politik in Berlin sie
empfinden und wie sie ihr Vertrauen in eine gerechte
Politik verlieren. Und seien wir doch mal ehrlich: Seit
Beginn Ihrer schwarz-gelben Regierungszeit hat sich
hier auch nur wenig geändert. Genau darum wollen

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Zu Protokoll ge

(C (D ir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten mit nserem Antrag, dass die Vergütung von Lehrkräften Integrationskursen angehoben werden, und zwar uf ein der Qualifikation entsprechendes Niveau. Unerem sozialdemokratischen Verständnis nach sollten ehrkräfte von Integrationskursen nicht auf ergänende Leistungen nach dem SGB II angewiesen sein. Liebe Frau Merkel, da hilft schlussendlich auch icht der 46. oder 47. Gipfel zum Thema weiter, die Siation dieser Personengruppe zu verbessern, da hilft chlicht nur weiter, gesetzliche Regelungen zu veränern und Lehrkräfte besser zu entlohnen und sie nicht it Dumpinglöhnen abzuspeisen. Die derzeit besteende Vergütungsgrenze von 18 Euro muss nach unser Auffassung deutlich erhöht werden. Wir wollen die ergütung in einem ersten wichtigen Schritt auf 6 Euro anheben. Wir wollen aber auch eine bessere ontrolle der Einhaltung dieser Vergütungsgrenze. Ein weiterer Knackpunkt ist die bereits angesprohene Frage der sozialen Absicherung. Viele Lehrräfte von Integrationskursen zählen momentan zur ruppe der Soloselbstständigen. Gerade darum brau hen wir hier Änderungen. Wir müssen für diese ruppe zügig einen Vorschlag erarbeiten mit dem Ziel er gleichen und kontinuierlichen sozialen Absicheung in der gesetzlichen Renten-, Arbeitslosen-, Kranenund Pflegeversicherung. Leitgedanke muss der leichheitsgrundsatz sein: Soziale Rechte sollen für lle unabhängig vom Arbeitnehmerstatus gewährt erden. Das fordert in der Konsequenz, dass die Träer von Integrationskursen nur zugelassen werden, enn sie unverzüglich nach Vertragsunterzeichnung ine Statusklärung bei der Rentenversicherung beanagen. So kann geklärt werden, ob eine selbstständige der abhängige Beschäftigung besteht. Das, liebe chwarz-gelbe Koalition, schützt die Lehrkräfte und ient deren Rechtssicherheit. Was auch zu einer deutlichen Verbesserung der Siation von Lehrkräften beiträgt, ist unsere Forderung, ie Quote fest angestellter Lehrkräfte zu erhöhen. Dar soll die Quote der fest angestellten Lehrkräfte als ualitätskriterium in die Integrationskursverordnung ufgenommen werden. Gleichzeitig fordern wir, dass in Konzept entwickelt werden soll, das weitergehende chritte zur Erhöhung dieser Quote von Festangestelln aufzeigt. Das soll unter anderem weitere Anreizstrumente für die Träger umfassen. Das Thema Einwanderung wird uns in den kom enden Jahren weiter intensiv beschäftigen. Allein der estehende und absehbar auch intensiver werdende achkräftemangel in Deutschland und die demograschen Veränderungen werden das zur Konsequenz aben. Um so wichtiger ist es in unseren Augen, beits heute die Weichen in die richtige Richtung zu steln. Die Frage nach qualitativ hochwertigen Integraonskursen wird auch eine Forderung der Wirtschaft erden. Und die Zahlen belegen es: Wir verzeichnen in eutschland einen deutlichen Zuwachs bei den Kursen nd Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern. Und Michael Frieser gebene Reden )





(A) )

Sie stimmen mir sicherlich auch zu: Eine gute Sprach-
ausbildung kann nur gewährleistet werden, wenn auch
die Lehrkräfte entsprechend ausgebildet und motiviert
sind, und nicht, wenn sie im Hinterkopf haben, sie
müssen noch zum Amt, um aufstockende Hilfe zu bean-
tragen, weil das, was sie tun, nicht zum Leben reicht.

Dieser Antrag ist sicher nicht der letzte Schritt. Wir
als SPD haben 2005 das Zuwanderungsgesetz auf den
Weg gebracht. Wir als SPD haben uns in der Vergan-
genheit für eine Verbesserung der Lehrkräfte einge-
setzt. Und wir als SPD werden uns weiterhin für eine
Verbesserung einsetzen. Die schwarz-gelbe Bundes-
regierung redet nur von Integration und veranstaltet
öffentlichkeitswirksame Integrationsgipfel. Doch das
Handeln von Union und FDP sieht bei Licht betrachtet
dann leider anders aus. Absichtserklärungen, liebe Re-
gierungskoalition, reichen nicht. Ich erinnere Sie ab-
schließend gern daran: Noch in der Großen Koalition
haben wir als SPD eine erste Erhöhung der an die Trä-
ger überwiesenen Gelder gegen Sie durchgesetzt und
weitere Erhöhungen angemahnt. Seit 2009 dann haben
wir in allen Haushaltsverhandlungen Änderungsan-
träge zur Erhöhung der Honorare vorgelegt. Sie haben
jeden einzelnen davon abgelehnt. Wir werden unseren
Weg aber weiter gehen, mit Ihnen oder nach der Wahl
am 22. September auch ohne Sie. Denn wer gute und
gesellschaftlich wichtige Arbeit leistet, muss anstän-
dige Bezahlung und faire Arbeitsbedingungen erhal-
ten.


Serkan Tören (FDP):
Rede ID: ID1724650300

SPD und Grüne sind in der Debatte zu den Integra-

tionskurslehrkräften nicht müde geworden, der Regie-
rung mangelnde Wertschätzung und Doppelzüngigkeit
vorzuwerfen. Ich bitte Sie eindringlich, nicht von sich
auf andere zu schließen!

Frau Kollegin Pothmer, Sie haben am 21. Februar
zu Protokoll gegeben, die Bundesregierung sei beim
Thema Integrationskurse „doppelzüngig“. Doppel-
züngig ist aber nicht die Koalition. Doppelzüngig sind
die Fraktionen der SPD und Grünen. In dem Punkt
freue ich mich über die Zustimmung meiner Kollegin
Sevim Dağdelen von der Linksfraktion. Sie sagte in der
betreffenden Debatte wörtlich: „Was Rot-Grün 2005
zu verantworten hatte, war weitaus schlechter!“, und:
„Was Grüne und SPD gerne unerwähnt lassen, ist,
dass die eklatanten Schwächen des Integrationskurs-
systems von Rot-Grün zu verantworten sind.“

Frau Kollegin Kolbe von der SPD-Fraktion rühmt
sich, dass die Integrationskurse „Herzstück des rot-
grünen Zuwanderungsgesetzes“ gewesen seien. Wenn
Sie sich der Anfänge der Integrationskurse rühmen,
dann verschließen Sie nicht die Augen davor, wie Sie
damals die Integrationskurse finanziell ausgestattet
haben! Den Kostenerstattungssatz hat die rot-grüne
Bundesregierung 2005 auf 2 Euro und 5 Cent festge-
setzt! Schwarz-Rot hat ihn 2007 auf 2,35 Euro angeho-
ben. Schwarz-Gelb hat dann 2011 auf 2,54 Euro aufge-
stockt und schließlich dieses Jahr auf 2,94 Euro. Das

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Zu Protokoll ge

(C (D t anderthalbmal so hoch wie unter Rot-Grün. Sie haen die Grundvergütung bestimmt. Wir haben sie deutch erhöht. Wenn jemand die Integrationskurslehrräfte ausgebeutet hat, dann waren Sie das. Wenn Sie ich nun als Vertreter der Integrationslehrkräfte aufpielen, ist das heuchlerisch. Das ist wahrhaftig dopelzüngig! Im Übrigen stellen wir heute 209 Millionen Euro ro Jahr für die Integrationskurse zur Verfügung. Sie aben damals weniger, nämlich 208 Millionen, invesert. Inzwischen haben mehr als 1 Million Menschen n den Integrationskursen teilgenommen – und denoch investieren wir noch mehr als Sie damals. Ich age mich, wie Sie vor diesem Hintergrund Ihre Forerungen nach immer höheren Geldern für die Interationskurse ernsthaft rechtfertigen wollen, ohne Ihre igene Integrationspolitik der Vergangenheit zu deontieren. Frau Kollegin Kolbe, Sie werfen der Regierung vor, ie betreibe lediglich Symbolpolitik in der Integration. as Gegenteil ist der Fall. Um die Symbole streiten ie. Die Höhe der Mittel für die Integrationskurse ist r Sie längst ein Symbol geworden. Die von Ihnen gerderte Höhe hat längst nichts mehr mit dem realen edarf zu tun. Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass as Integrationskursbudget im Haushalt als Schiebegler für das Gelingen von Integration in unserer Ge ellschaft fungiert. Immer weniger Menschen brauhen die Integrationskurse, weil sie gut integriert sind. nen missfällt das, weil Sie Migranten gern zu Opfern rklären, um sie zu entmündigen. Ich erinnere Sie aber ern daran, was ein Fraktionskollege von Ihnen am . März 2002 in diesem Hause gesagt hat: „Es geht ber bei der Integration nicht nur um Geld. Ein Großil der Integrationsleistungen wird schon bisher völlig nabhängig von staatlicher Steuerung und Unterstütung erbracht. Verbände, Initiativen oder auch einelne engagierte Mitbürgerinnen und Mitbürger leisn hier eine großartige Arbeit, deren Wert nicht hoch enug eingeschätzt werden kann.“ Recht hatte Ihr Kollege. Wenn wir sehen wollen, wie ut Integration in Deutschland gelingt, ist die Höhe es Integrationskursbudgets dafür kein Indikator. enn weniger Menschen einen Integrationskurs brau hen, ist das ein Fortschritt, kein Rückschritt. Dass wir en Haushaltstitel dennoch höher ansetzen als Ihre daalige Regierung, zeigt nur allzu deutlich, wer Interation in unserem Land tatsächlich fördert. Sie mit rer Symbolpolitik ganz sicher nicht. Die Linke kämpft dafür, dass alle Menschen sozial bgesichert an der Gesellschaft teilhaben können. Der inken liegt auch die soziale Absicherung Selbststäniger am Herzen, die im Dienstleistungsbereich, im andelsund Gastgewerbe, im Baugewerbe, in der andbzw. Forstwirtschaft etc. arbeiten. Und das liegt icht zuletzt daran, dass viele Selbstständige in unsiheren Einkommensverhältnissen in Nähe der Armuts Daniela Kolbe gebene Reden )

Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724650400




(A) )

risikogrenze leben, häufig unter prekären Bedingun-
gen, ohne soziale Absicherung und mit der Perspektive
von Armut im Alter. Handelt es sich um sogenannte
Scheinselbstständige, werden die Betroffenen der
notwendigen Absicherung durch die Sozialversiche-
rungssysteme beraubt. Über 37 Prozent der Solo-
selbstständigen, also derjenigen Selbstständigen, die
keine Beschäftigten haben, verfügen über ein monatli-
ches Nettoeinkommen von weniger als 1 100 Euro.
Das trifft ebenso für über 12 Prozent der Selbstständi-
gen zu, die auch andere Menschen in ihrer Firma be-
schäftigen. Besonders betroffen sind Soloselbststän-
dige im Hotel- und Gastgewerbe und Kosmetikerinnen
und Kosmetiker; über 50 Prozent der Vollzeitarbeiten-
den in diesen Branchen haben ein Nettoeinkommen
unter 1 100 Euro.

Es gibt aber noch eine andere Gruppe, die zu
Hungerlöhnen arbeiten muss: die Lehrkräfte in Inte-
grationskursen. Ihnen verweigert die Bundesregierung
seit Jahren eine angemessene Entlohnung. Auch in Zu-
kunft sollen – wenn es nach der Bundesregierung und
den Regierungsfraktionen geht – die hochqualifizier-
ten Lehrkräfte mit Zusatzausbildung im Integrations-
kursbereich mit Honoraren auf Hartz-IV-Niveau ab-
gespeist werden. Allgegenwärtig wird derzeit in
Deutschland um Hochqualifizierte geworben, doch im
gesellschaftlich so wichtigen Bereich der Integration
werden Hochqualifizierte geradezu mit Füßen getreten
und vergrault. Die Linke sagt: Das muss ein Ende ha-
ben!

Vor diesem Hintergrund ist es schon etwas euphe-
mistisch und den Lehrkräften gegenüber auch zynisch,
wenn meine SPD-Kollegin Daniela Kolbe in der ersten
Lesung der beiden vorliegenden Anträge am 21. Fe-
bruar 2013 – Plenarprotokoll 17/222, Seite 27717 –
erklärte: „Die Integrationskurse sind das Herzstück
des rot-grünen Zuwanderungsgesetzes. Sie haben sich
als integrationspolitisches Erfolgsinstrument be-
währt.“ Denn das von SPD und Grünen geschaffene
Integrationskurssystem war sowohl in fachlich-päda-
gogischer Hinsicht – damals gab es zum Beispiel pau-
schal nur 600 Stunden Sprachunterricht – als auch und
gerade mit Blick auf die miserablen Beschäftigungsbe-
dingungen der Lehrkräfte im Jahr 2005 noch weitaus
schlechter, als es heute ist. Das rot-grüne System hat
2005 zur massiven Absenkung der Honorare der Lehr-
kräfte geführt. Im neoliberalen Mainstream gefangen,
glaubte Rot-Grün auch bei den Integrationskursen,
der Markt werde es schon richten. Natürlich ist es gut,
dass es Integrationskurse gibt; das fordert die Linke
schon seit langem. Nur kamen die aber um mehrere
Jahrzehnte zu spät. Allerdings kritisiert die Linke seit
Bestehen des Integrationskurssystems, dass die ver-
meintliche „Erfolgsgeschichte Integrationskurse“ auf
dem Rücken der Lehrkräfte ausgetragen wird. Neben
den Lehrkräften und deren Selbstorganisationen wie
dem DaZ-Netzwerk und der Initiative „Bildung Pre-
kär“ sowie der GEW war es die Linke, die von Anfang
an den andauernden Skandal der höchst prekären Ar-
beitsbedingungen der Integrationskurslehrerinnen und

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Zu Protokoll ge

(C (D ehrer kritisiert und öffentlich gemacht hat. Es ist gut, ass SPD und Grüne sich diese kritische Haltung inwischen zumindest im Grundsatz – wenn auch unzuichend – zu eigen gemacht haben. Doch während die Problembeschreibung im Antrag er SPD weitgehend zutreffend ist, sind die aufgezeign Lösungsansätze unzureichend. Die Forderung ach regelmäßigen Statusfeststellungsverfahren bei er Rentenversicherung nach Vertragsabschluss ist estenfalls hilflos. Das Problem der Scheinselbststänigkeit wird hierdurch nicht beseitigt; denn Kursträger nd scheinselbstständig Beschäftigte werden im Regelll eststellung der „Selbstständigkeit“ führen, um sich elbst und dem Träger nicht zu schaden (drohende Soialversicherungsnachzahlungen können zur Insolvenz es Trägers bzw. zur Privatinsolvenz der Lehrkräfte hren)

echtsprechung sind auch nicht gerade ermutigend,
enn nach jahrelangen Prozessen in letzter Instanz
ann doch noch eine Ablehnung erfolgt. Wir sollten
as Problem nicht auf diese Weise individualisieren
nd in die Rechtsprechung verschieben. Wir müssen
ine politische und gesetzgeberische Lösung des Pro-
lems finden! Selbst bei den Honoraren bleibt die SPD
eit hinter den minimalen Notwendigkeiten zurück.
onorare in der geforderten Höhe von 26 Euro rei-

hen nicht einmal aus, um eine vergleichbare Bezah-
ng wie die Einstiegsentlohnung bei Schullehrerinnen

nd -lehrern erzielen zu können. Das ist für eine quali-
zierte Beschäftigung mit geforderter Zusatzausbil-
ung definitiv zu wenig. Der grundlegende Ansatz darf
icht sein, die Lehrkräfte auf ein gerade einmal
xistenzsicherndes Niveau zu bringen. Nein, den Lehr-
räften steht ein Lohn zu, der ihrer unendlich wichti-
en Tätigkeit und ihrer guten Qualifikation entspricht.
as ist eine Frage der Gerechtigkeit und der Wert-

chätzung ihrer Arbeit! So sieht es die Linke.

Die Grünen haben sich in den letzten Jahren in Be-
ug auf die Beschäftigungssituation der Lehrkräfte in
tegrationskursen langsam einer Position angenä-

ert, wie sie die Linke, Gewerkschaften und Betroffene
eit längerem vertreten. In einem anderen Antrag, der
erade einmal eineinhalb Jahre alt ist, hielten die
rünen noch 24 Euro als Honorar für ausreichend –
undestagsdrucksache 17/7639. Und das war nicht
inmal als wirksames Mindesthonorar gefordert, son-
ern als Grenze, unter der lediglich eine einjährige
ulassung für Träger erteilt wird. Es sei aus vergabe-
chtlichen Gründen nicht möglich, hieß es in diesem
ntrag, privaten Kursträgern konkrete Vorgaben zur
ergütung zu machen. Nun aber fordern auch die Grü-
en 30 Euro Mindesthonorar. Das ist angesichts der
orgeschichte zwar nicht besonders glaubwürdig,
ntspricht aber unseren und zum Beispiel den Forde-
ungen der GEW, weshalb wir diesem Antrag auch zu-
timmen werden.

Allerdings betreiben auch die Grünen in ihrem An-
ag, ähnlich wie die SPD, eine von Selbstkritik freie




Sevim Dağdelen
gebene Reden


(A) )


)(B)

Geschichtsklitterung, wenn der Eindruck erweckt
wird, die „schwarz-gelbe Koalition“ verweigere sich
Verbesserungen des von der „damaligen rot-grünen
Koalition“ eingeführten Integrationskurssystems. Wie
gesagt: Was 2005 von Rot-Grün eingeführt wurde, war
weitaus schlechter und wurde erst durch nachfolgende
Regierungen zumindest teilweise verbessert – auch
wenn sich gerade an der Beschäftigungssituation der
Lehrkräfte leider kaum etwas geändert hat.

Beiden Anträgen fehlt auch jede Kritik an dem
Zwangscharakter des hiesigen Integrationskurssys-
tems, in dem mit Verpflichtungen, Zwangsvorführun-
gen, Sanktionen und Strafen gearbeitet wird. Wie
auch? Rot-Grün hat diese Entwicklung mit dem
Zuwanderungsgesetz 2005 eingeleitet, die Nachfolge-
regierungen haben diese Zwangselemente „dankend“
aufgenommen und weiter gestärkt. Als einzige Frak-
tion setzt die Linke konsequent auf Freiwilligkeit des
Spracherwerbs und Förderung der Betroffenen – ohne
Zwangsmittel, Androhungen und Sanktionen. Wir hal-
ten nichts davon, Teilnehmerinnen und Teilnehmer der
Integrationskurse unter Druck zu setzen und in der
Öffentlichkeit das völlig der Realität widersprechende,
ausgrenzende Bild einer verbreiteten „Integrations-
verweigerung“ zu verbreiten. Die Betroffenen haben
ein großes Eigeninteresse am Spracherwerb und nut-
zen es umso mehr, wenn gute Unterstützungsangebote
da sind. Wir halten Zwangs- und Sanktionsmaßnah-
men bzw. deren Androhung auch im Sinne eines Ler-
nens unter Zwang für didaktisch absolut verfehlt.

Die Linke fordert seit langem eine Anhebung der
Stundenhonorare auf mindestens 30 Euro, aber nur als
sofort umsetzbare Zwischenlösung im bestehenden
System. Diese Anhebung der Honorare reicht bei wei-
tem nicht aus! In der letzten Woche hat meine Fraktion
zu diesem Thema ein Fachgespräch mit Lehrkräften,
Vertreterinnen und Vertretern von Initiativen, Trägern
und der Gewerkschaft veranstaltet. Wir werden hier-
aus noch Vorschläge entwickeln, wie wir uns ein
grundlegend anders gestaltetes Integrationskurssys-
tem vorstellen, das alle einbezieht und ohne Zwangs-
maßnahmen und Drohungen auskommt, mit fairen
Löhnen und Arbeitsbedingungen für die Lehrkräfte,
am besten natürlich auf der Basis sozialversicherungs-
pflichtiger Beschäftigungsverhältnisse.


Memet Kilic (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724650500

Die Bundesregierung betont immer wieder, dass

ohne ausreichende Deutschkenntnisse eine Integration
in unsere Gesellschaft kaum möglich sei. Sie lässt
keinen Termin aus, um das Kernstück ihrer Integra-
tionspolitik – das Angebot an Deutschkursen – zu
bewerben. Die geringe Wertschätzung der Integra-
tionskurslehrkräfte und die stiefmütterliche Durchfüh-
rung der Kurse stehen im drastischen Widerspruch zu
der Bedeutung, die die Bundesregierung in ihren Re-
den den Integrationskursen beimisst. Reformbedarf
gibt es in drei Bereichen:

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Zu Protokoll ge

(C (D Erstens. Die Qualität der Kurse ist verbesserungsürdig. Den Handlungsbedarf haben wir in unserem on der Koalition abgelehnten Antrag „Qualität der tegrationskurse verbessern“ (Bundestagsdrucksa he 17/7639)

Zweitens. Die Vergütung der Lehrkräfte muss an

re Qualifikation und die gesellschaftliche Bedeutung
rer Arbeit angepasst werden.
Drittens. Die Kurse müssen für alle Interessierten

eöffnet werden.
Die Integrationskurse werden den Bedürfnissen der

ursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer nicht ge-
cht. So erreicht in den letzten Jahren regelmäßig nur

ie Hälfte aller Teilnehmenden das gesetzliche Ziel,
ämlich die für eine Aufenthaltsverfestigung notwen-
igen ausreichenden Sprachkenntnisse auf dem
iveau B 1. Das ist ein Armutszeugnis für die Integra-
onspolitik der Bundesregierung. Dies ist aber auch
edenklich, weil Einwanderinnen und Einwanderer
erade auf dem Arbeitsmarkt auf gute Deutschkennt-
isse angewiesen sind. Seit Schwarz-Gelb 2011 das
ufenthaltsrecht noch verschärft hat, müssen Betrof-
ne außerdem für eine Aufenthaltserlaubnis, die
nger als ein Jahr gültig ist, „ausreichende Sprach-

enntnisse“ nachweisen. Damit verlangt die Bundes-
gierung von Neueinwanderern das gleiche Sprachni-

eau wie von Einbürgerungskandidaten. Das ist völlig
bsurd.

Außerdem ist die miserable Beschäftigungslage der
u 75 Prozent freiberuflich tätigen Kurslehrkräfte un-
altbar. Der Durchschnittsstundensatz für Lehrkräfte
Integrationskursen beläuft sich zurzeit auf 18 Euro.
amit werden die Integrationskurslehrkräfte im Hin-
lick auf vergleichbare Berufsgruppen nachweislich
m schlechtesten vergütet. Das entspricht etwa einem
rittel von dem Lohn eines Realschullehrers, obwohl
eide fachlich und pädagogisch vergleichbar kompe-
nt sein müssen. Diese Ungerechtigkeit muss die Bun-
esregierung endlich beenden.

Wir haben in dieser Wahlperiode ausführlich mit
erschiedenen Lehrkräften gesprochen und uns ein gu-
s Bild von ihrer Situation machen können. Die Lage
t beschämend: Viele der Integrationskurslehrkräfte
önnen trotz Vollzeitbeschäftigung von ihrem Lohn
icht leben und sind gezwungen, ergänzende Sozial-
istungen zu beantragen. Sie haben weder Sicherheit
ber ihre Stundenzahl und somit über ihre Einkom-
enshöhe, noch erhalten sie Lohnfortzahlungen bei
ursausfall oder im Krankheitsfall. Sie leben im
ngewissen. Dazu kommt noch, dass freiberufliche
ehrkräfte aufgrund ihres Selbstständigenstatus für
re Sozialversicherungsbeiträge selbst aufkommen
üssen. Jedoch erlaubt es die Höhe der Vergütung
raktisch nicht, diese Kosten zu decken.

Die Bundesregierung muss endlich einen glaubwür-
igen Plan vorlegen, in welcher Weise sie die Arbeits-
edingungen der freiberuflichen Lehrkräfte verbes-
ern will. Der Bund ist hier in der Verantwortung: Die




Sevim Dağdelen
gebene Reden





Memet Kilic


(A) )


)(B)

Integrationskurse sind gesetzlich vorgeschrieben und
werden vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
bis ins Detail vorgegeben.

Mit unserem Antrag fordern wir die Bundesregie-
rung auf, erstens eine verpflichtende Mindestvergü-
tung von 30 Euro pro Stunde für freiberufliche Lehr-
kräfte festzulegen. Der Wissenschaftliche Dienst des
Deutschen Bundestages hat bestätigt, dass es für eine
verbindliche Mindestvergütung lediglich einer Ände-
rung der Integrationskursverordnung bedarf. Damit
die Kursträger die erhöhten Honorare auch bezahlen
können, muss die Bundesregierung den Stundensatz
pro Teilnehmer für die Kursträger entsprechend erhö-
hen.

Zweitens: die Erhöhung der Quote fest angestellter
Lehrkräfte. Eine Festanstellung garantiert den
Lehrkräften die notwendige soziale Absicherung sowie
ein sicheres Arbeitsverhältnis. Außerdem bietet eine
vermehrte Festanstellung Schutz vor Scheinselbststän-
digkeit.

Neben der Bezahlung der Lehrkräfte gibt es drin-
genden Handlungsbedarf beim Zugang zu den Integra-
tionskursen. Die Kurse müssen stärker für Personen,
die aus humanitären Gründen nach Deutschland kom-
men, geöffnet werden. Viele von ihnen leben langfristig
in Deutschland. Trotzdem werden ihnen die Integra-
tionsangebote verwehrt: Sie haben entweder gar kei-
nen oder nur einen nachrangigen Zugang zum Integra-
tionskurs. Außerdem müssen Unionsbürger endlich
einen garantierten Kursplatz erhalten. Die Einwande-
rung insbesondere aus den Euro-Krisenstaaten nahm
allein im letzten Jahr um über 40 Prozent zu. Viele der
Unionsbürger sind gut ausgebildete Fachkräfte aus
dem krisengebeutelten Südeuropa. Um hier eine neue
Existenz aufbauen zu können, sollten wir sie beim
Spracherwerb unterstützen.

Zum Schluss komme ich noch zum Antrag der SPD.
Der Antrag der SPD enthält zwar auch gute Vor-
schläge, die wir teilen. Das gilt etwa für die Erhöhung
der Quote fest angestellter Lehrkräfte und die bessere
soziale Absicherung, zum Beispiel durch die Verpflich-
tung der Kursträger, unverzüglich ein Statusfeststel-
lungsverfahren bei der Deutschen Rentenversicherung
Bund zu beantragen. Jedoch fordert die SPD für frei-
berufliche Lehrkräfte lediglich eine Mindestvergütung
von 26 Euro pro Stunde und bleibt damit hinter unserer
Forderung zurück. Mit diesem Vorschlag wird den be-
rechtigten Interessen der Lehrkräfte nicht entsprochen.
Beim Antrag der SPD werden wir uns daher enthalten.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724650600

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlussemp-

fehlung des Innenausschusses auf Drucksache 17/13566.

Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner
Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der
Fraktion der SPD auf Drucksache 17/10647. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung? – Die Koalitionsfraktio-
nen. Gegenprobe! – Die Sozialdemokraten. Enthaltun-

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(C (D en? – Bündnis 90/Die Grünen und die Linksfraktion. ie Beschlussempfehlung ist angenommen. Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Abhnung des Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grüen auf Drucksache 17/11577. Wer stimmt für diese Bechlussempfehlung? – Die Koalitionsfraktionen. egenprobe! – Bündnis 90/Die Grünen und die Linksaktion. Enthaltungen? – Die Sozialdemokraten. Die eschlussempfehlung ist angenommen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich rufe die Tagesrdnungspunkte 55 a und 55 b auf: a)

richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne-

ten Matthias W. Birkwald, Klaus Ernst, Diana
Golze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
DIE LINKE

Rentenversicherung stärken und solidarisch
ausbauen – Solidarische Mindestrente einfüh-
ren

– Drucksachen 17/8481, 17/13320 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Matthias W. Birkwald

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne-

ten Matthias W. Birkwald, Diana Golze,
Dr. Martina Bunge, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion DIE LINKE

Riester-Förderung in die gesetzliche Rente
überführen

– Drucksachen 17/12436, 17/13317 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Peter Weiß (Emmendingen)


Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die
eden zu Protokoll genommen.


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1724650700

Die Alterssicherung in Deutschland ist durch die

eformen in den vergangenen 20 Jahren demografie-
nd zukunftsfest aufgestellt, angefangen von der Ren-
nreform 1992 über die Riester-Reform 2001 bis zur
inführung der Rente mit 67 im Jahr 2007. Mit der ge-
etzlichen Rente, der betrieblichen Altersversorgung
nd der zusätzlichen privaten Vorsorge ruht das deut-
che Alterssicherungssystem auf drei verlässlichen
äulen. An dieses erfolgreiche Rentensystem legt die
raktion Die Linke die Axt an. Die Linken wollen zu-
ück in die rentenpolitische Steinzeit. Ihre nicht finan-
ierbaren rentenpolitischen Forderungen beweisen,
ass sie keine Regierungsverantwortung in unserem
and übernehmen dürfen. Ich begrüße ausdrücklich,
ass es im Deutschen Bundestag eine breite Ableh-
ungsfront gegen die Forderungen der Linken gibt, an-
efangen bei den Regierungsfraktionen über die SPD
is zu Bündnis 90/Die Grünen. Das heißt, die Linken


(A) )


)(B)

sind im Deutschen Bundestag isoliert. Und das ist gut
so!

Die Forderungen der Linken sind weitgehend auf
Leistungsausweitungen in der gesetzlichen Rentenver-
sicherung gerichtet. Sie ignorieren die Realitäten in
unserem Land. Wir müssen die Alterssicherung auf die
sich wandelnden demografischen, ökonomischen und
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen einstellen.
Daran führt kein Weg vorbei. Und genau das haben
wir in der Vergangenheit erfolgreich getan. Deutsch-
land ist mit der generationengerechten Neuaus-
richtung der gesetzlichen Rentenversicherung, der
wirksamen Weiterentwicklung der betrieblichen Al-
tersvorsorge und der geförderten privaten Altersvor-
sorge auch im internationalen Vergleich auf einem gu-
ten Weg. Zudem gibt es zur Vermeidung von
Altersarmut die steuerfinanzierte Grundsicherung im
Alter und bei Erwerbsminderung.

Eine zukunftsfeste Altersvorsorge steht auf drei Säu-
len: Dabei ist und bleibt die umlagenfinanzierte ge-
setzliche Rente die stärkste Säule der Alterssicherung.
Daneben treten die kapitalgedeckte – betriebliche und/
oder private – zweite und dritte Säule. In allen Säulen
gilt es, auch weiterhin klug und gezielt die richtigen
Weiterentwicklungen auf den Weg zu bringen.

Daneben müssen wir sicherstellen, dass Familien-
und Erziehungsleistungen als generativer Beitrag für
den Fortbestand des Generationenvertrages in der Al-
terssicherung ebenso ihren Niederschlag finden wie
Beitragszeiten aus Beschäftigung und selbstständiger
Tätigkeit. Dabei wollen wir vor allem die Schlechter-
stellung von Müttern beseitigen, deren Kinder vor
1992 geboren sind. Für diese Kinder bekommen Müt-
ter bislang nur ein Kindererziehungsjahr in der Rente,
während für nach 1991 geborene Kinder drei Kinder-
erziehungsjahre gutgeschrieben werden. Diese Ge-
rechtigkeitslücke wollen wir mit der Mütterrente
schließen. Für dieses Anliegen treten die CSU-Landes-
gruppe und ich persönlich schon seit langer Zeit mit
Nachdruck ein. CDU und CSU haben sich inzwischen
auf die Anhebung um zunächst einen Entgeltpunkt für
sämtliche Betroffenen geeinigt. Die Mütterrente ist ein
Alleinstellungsmerkmal der Union, keine andere Par-
tei setzt sich für die Interessen der betroffenen Mütter
ein. Ich bedaure es ausdrücklich, dass wir dieses wich-
tige Anliegen nicht mehr in dieser Legislaturperiode
umsetzen können. Nun werden wir in der kommenden
Legislaturperiode einen neuen Vorstoß unternehmen.

Insgesamt bleibt festzuhalten: Wir haben dafür ge-
sorgt, dass die Alterssicherung in Deutschland zu-
kunftsfest und verlässlich aufgestellt ist. Deutschland
ist ein reiches Land. Den Rentnerinnen und Rentnern
in unserem Land geht es gut. Vor Armut im Alter
schützt die Grundsicherung im Alter: Von den rund
16,8 Millionen Menschen ab Alter 65 sind heute ledig-
lich etwa 436 000 oder knapp 2,6 Prozent auf Leistun-
gen der Grundsicherung im Alter angewiesen. Ob und
wie sich die Bedürftigkeit im Alter künftig entwickeln
wird, lässt sich heute nicht seriös voraussagen. Dies

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(C (D ängt ganz entscheidend von der langfristigen Wirtchafts-, Beschäftigungsund Einkommensentwickng und vom Erwerbsund Vorsorgeverhalten der enschen ab. Hieran müssen wir weiter arbeiten und or allem unsere erfolgreiche Arbeitsmarktpolitik fortetzen. Ich halte nichts davon, die Gegenwart und die ukunft tiefschwarz zu malen und die Menschen zu erunsichern. Mit Meldungen, wonach die Altersarmut ächendeckend steigt, weil jeder Zweite weniger als 00 Euro Rente erhält, wird bewusst ein Zerrbild von er Wirklichkeit gezeichnet und werden Ängste bei den enschen geschürt, nur um das eigene rentenpoliti che Süppchen zu kochen. Das halte ich für unverantortlich. Wir alle wissen: Der Zahlbetrag der gesetzlihen Rente sagt nichts über die Einkommenssituation Alter aus. Dazu reicht ein Blick in den Alterssicheungsbericht aus. Deshalb gilt: Mit uns wird es keine ücknahme der erfolgreichen Rentenpolitik der verangenen 20 Jahre geben. „Derzeit beziehen nur rund zwei Prozent der Alters ntner über 65 Jahren neben ihrer Rente zusätzlich rundsicherung im Alter, weil Rente und weitere Ein ommen zusammen unter dem Grundsicherungsniveau egen.“ Dies hat die Deutsche Rentenversicherung erade erst am vergangenen Dienstag mitgeteilt. Weiter teilt die Rentenversicherung mit: „Ein Geamtbild der Einkommenslage vermittelt der Alterssiherungsbericht 2012 der Bundesregierung. Daraus rgibt sich, dass geringe Rentenbeträge in der Regel urch das Einkommen des Ehepartners oder aus nderen sozialen Sicherungssystemen ausgeglichen erden. Nach der Studie liegt das durchschnittliche ettoeinkommen eines Ehepaars im Westen bei über 500 Euro, im Osten bei rund 2 000 Euro.“ Das Zerrbild, das derzeit wieder in den Medien und uch in dem hier vorliegenden Antrag der Linken von erarmten Rentnerinnen und Rentnern gezeichnet ird, ist schlichtweg falsch. Da werden Fakten und tatistiken aus dem Zusammenhang gerissen, und auch or Lügen, Halbwahrheiten und Unterschlagung von atsachen wird nicht zurückgeschreckt, um den Menchen ein Bild von akuter sozialer Not im Alter zu sugerieren. Wer so mit der Angst der Menschen vor Altersarmut pielt und bewusst Panik verbreitet, verhindert eine ute Rentenpolitik und demontiert das System der geetzlichen Rentenversicherung. Die neueste Ausgabe des „Vorsorgeatlas Deutschnd“, der von der Universität Freiburg erstellt wurde, eigt, dass auch die Generation der 50bis 65-Jährien in der Regel im Alter mit einer ausreichenden Alrsversorgung rechnen kann. Nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler könen sie im Bundesdurchschnitt mit mehr als 51 Prozent res letzten Bruttoeinkommens aus der Rentenversi herung rechnen, in vielen östlichen Bundesländern Max Straubinger gebene Reden )

Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1724650800




(A) )

liegt die Quote aus der gesetzlichen Rente für diese
Generation sogar bei rund 60 Prozent.

Mit Altersarmut und dem Bild von sozialer Not, das
hier heraufbeschworen werden soll, hat das überhaupt
nichts zu tun.

Bei der Einführung der dynamischen Rente ging
man davon aus, dass 60 Prozent des Bruttoeinkom-
mens oder entsprechend rund 70 Prozent der Nettoein-
kommen ausreichen, um den gewohnten Lebensstan-
dard im Alter zu sichern.

Wer aber wie die Linken fordert, dass jeder im Alter
allein und auf Dauer aus einer solidarischen Renten-
versicherung diese 60 oder 70 Prozent erhalten soll,
diskutiert völlig an der Realität und an dem System un-
serer gesetzlichen Rente vorbei. Wer einmal den An-
trag der Linken von vorne bis hinten liest, dem wird
auffallen, dass an keiner Stelle das Wort „demografi-
scher Wandel“ vorkommt.

Die Entwicklung unserer Bevölkerung scheint die
Linken nicht zu interessieren oder zumindest für die
Rente nicht wichtig zu sein. Dass aber bereits seit An-
fang der 70er-Jahre in Deutschland Jahr für Jahr we-
niger Kinder geboren werden als Menschen sterben,
kann man bei einer ehrlichen und realistischen Ren-
tendebatte nicht einfach unterschlagen.

In unserer umlagefinanzierten gesetzlichen Rente
zahlen die aktiven Arbeitnehmer die Rente ihrer El-
terngeneration über ihre Beiträge. Durch den Bundes-
zuschuss aus Steuermitteln werden die versicherungs-
fremden Leistungen der Rentenkassen abgedeckt.
Nach den neuesten Angaben des Statistischen Bundes-
amtes hat Deutschland die älteste Bevölkerung in
Europa – und die zweitälteste der Welt.

Die Deutschen werden immer älter und bekommen
immer weniger Kinder: Im Jahr 2010 war nicht einmal
jeder siebte Deutsche jünger als 15 Jahre und zugleich
jeder Fünfte 65 Jahre und älter. Pro 1 000 Einwohner
werden nur noch acht Kinder geboren. Weltweit hält
Deutschland damit heute einen Negativrekord.

Erfreulicherweise steigt für jeden von uns die
Lebenserwartung kontinuierlich um etwa sechs Wo-
chen pro Jahr. Ein 60-jähriger Mann hat heute im
Schnitt noch etwa 20 Jahre vor sich – das sind fast fünf
Jahre mehr als noch 1960. 60-jährige Frauen können
sogar mit einer Lebenserwartung bis rund 84 Jahre
rechnen – sechs Jahre länger als 1960. Gleichzeitig
sinkt die Zahl der Bevölkerung an sich. Schon im Jahr
2050 werden in Deutschland mehr als 10 Millionen
Menschen weniger leben als heute. Die Zahl der Män-
ner und Frauen im erwerbsfähigen Alter sinkt von
heute 45 Millionen auf 27 Millionen im Jahr 2050.

Auf 100 20- bis 64-Jährige, also Personen im Er-
werbsleben, kommen heute 33,8 über 65-Jährige, also
Rentnerinnen und Rentner. Bis zum Jahr 2060 wird sich
das völlig verändern: Dann werden 63,1 über 65-Jäh-
rige auf 100 Personen im Erwerbsleben kommen.

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(C (D Mit den Reformen der Vergangenheit haben wir das ystem der Rentenversicherung auf diese Zukunft vorereitet und sorgen dafür, dass eine langfristige Finanierung gesichert ist und dass sich die Menschen auch och in 20 oder 30 Jahren auf ein gut funktionierendes lterssicherungssystem verlassen können. Mit der schrittweisen Anhebung der Regelaltersrenze werden die Belastungen des demografischen andels gerecht auf alle Generationen verteilt. Sie erhindert, dass die heute Jüngeren später, wenn sie rwerbstätig sind, höhere Rentenbeiträge für die heugen Arbeitnehmer, die dann Rente beziehen, zahlen üssen. Mit der staatlichen Förderung von Riesterente und betrieblicher Altersvorsorge werden Anize für zusätzliche Vorsorge gegeben. Dass dies der richtige Weg ist, zeigen auch die rgebnisse des Vorsorgeatlas Deutschland. Die knapp 7 Millionen Erwerbstätigen, die neben der Basisverorgung auch eine solche Zusatzversorgung haben, eralten später laut Studie genau die Mindestquote von 0 Prozent, um den Lebensstandard zu halten. Ihre Alrsvorsorge steht somit auf einem soliden Fundament. Rechnet man zusätzlich noch das Geldund Immoilienvermögen in die Betrachtung mit ein, erreichen ie 14,2 Millionen Erwerbstätigen mit Ansprüchen aus esetzlicher und zusätzlicher Altersvorsorge sogar ine durchschnittliche Ersatzquote von 77,4 Prozent. ies zeigt, dass Menschen mit einer Vermögensbilung über alle drei Säulen zusammen mit weiterer priater Vorsorge ausreichend vorgesorgt haben. Und deshalb kann es nicht die Lösung sein, mit der ießkanne einmal für alle drüberzugehen. Damit weren die persönlichen Leistungen der Menschen ignoiert, und damit wird das, was sich die Menschen fleiig erarbeitet haben, in den Schatten gestellt. Lebensleistung muss sich aber auch in der Rente wierspiegeln. Derjenige, der sein Leben lang gearbeitet at, muss im Alter auch mit niedrigem Einkommen esser dastehen als derjenige, der wenig oder gar icht gearbeitet hat. Und auch das Engagement für Eriehungsleistungen oder Pflege muss berücksichtigt erden. Unser Rentensystem wird von den Arbeitnehmerinen und Arbeitnehmern deshalb akzeptiert, weil die ente daran gemessen wird, wie viel man selbst in das entensystem einbezahlt hat. Wo wir konkrete Lösungen diskutieren und zukunftshige Modelle planen, sind die Vorschläge der Linken ückschritte und unausgegorene Forderungen. Weder ie individuellen Leistungen werden honoriert noch ibt es eine ausreichende und hinreichende Finanzieung. Eine Rente in Höhe von 900 Euro auch an den ausubezahlen, der in das System gar nichts eingezahlt at, wie das die Linke fordert, findet keine Unterstütung bei den Beitragszahlerinnen und Beitragszahlern Peter Weiß gebene Reden )





(A) )

und beschädigt die Akzeptanz; es zerstört auch das
System der gesetzlichen Rentenversicherung.

Wir wollen die gesetzliche Rentenversicherung stär-
ken, wir wollen weiterhin eine lohn- und beitragsbezo-
gene Rente, und wir wollen zudem dafür sorgen, dass,
wer ein Leben lang gearbeitet hat, auch in Zukunft
eine Rente erhält, von der er leben kann.


Petra Hinz (SPD):
Rede ID: ID1724650900

Ohne die Bekämpfung der Erwerbsarmut kann der

Altersarmut nicht wirksam begegnet werden. Eins
steht eindeutig fest: Das Rentensystem kann nicht die
sozialen Ungerechtigkeiten im Arbeitsleben korrigie-
ren. Für die SPD steht eindeutig fest, dass in die Stär-
kung der Alterssicherung investiert werden muss.
Dazu gehört: Die gesetzliche Rentenversicherung
bleibt die erste und wichtigste Säule der Alterssiche-
rung, und sie bildet die persönliche Leistung der Versi-
cherten in ihrem Arbeitsleben ab.

Richtig ist: Die gesetzliche Rentenversicherung
muss aber den Veränderungen in der Gesellschaft und
der Arbeitswelt Rechnung tragen. Wenn wir die Verän-
derungen nicht zur Kenntnis nehmen wollen, dann
handelt Politik nicht redlich (!) und treibt die Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer in die Altersarmut.
Kurz und knapp: Gute Arbeit gleich gute Rente.

Es wird Zeit, den Missbrauch von Leiharbeit, Mini-
jobs und Niedriglohnbeschäftigung zu stoppen und zu
korrigieren. Die Menschen müssen unabhängig von
Transferleistungen werden und Zugang zu guter, siche-
rer und sozialversicherter Arbeit erhalten. Dies gilt für
Männer und Frauen, und es gilt: Gleicher Lohn für
gleiche Arbeit. In dieser Frage haben die Koalition
und die schwarz-gelbe Regierung völlig versagt! Die
Bundesregierung hat in den zurückliegenden vier Jah-
ren nur geredet und nicht gehandelt. Die jüngsten Aus-
führungen der Kanzlerin scheinen wieder in Richtung
Wahlbetrug zu gehen.

Es muss dringend mehr Verteilungsgerechtigkeit bei
Einkommen und Vermögen geben. Dazu gehören
natürlich auch gerechte Löhne und faire Löhne! Eine
gerechte Alterssicherung und eine auskömmliche
Rente setzen eine gute Ausbildung und in der Folge
eine gute Arbeit voraus. Wir müssen stärker in
Bildung, Ausbildung und Qualifizierung investieren.
Um nur eine Fehlentscheidung der schwarz-gelben
Bundesregierung in diesem Zusammenhang anzuspre-
chen, benenne ich das Betreuungsgeld. Wir müssen die
Jüngsten fördern, in Bildung und Ausbildung investie-
ren sowie die Rahmenbedingungen für sichere Arbeits-
plätze schaffen. In allen genannten Punkten hat
Schwarz-Gelb versagt!

Wir Sozialdemokraten fordern bessere Übergänge
ins Rentenalter ohne große Einkommensverluste für
Berufsgruppen, die aufgrund von Arbeitsbelastung
und Invalidität nicht bis zum 65. Lebensjahr arbeiten
können. Wir Sozialdemokraten fordern einen ab-
schlagsfreien Zugang zur Rente ab 63 Jahren nach

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(C (D 5 Versicherungsjahren. Eine ganz wichtige Fordeung von uns ist der abschlagsfreie Zugang zur rwerbsminderungsrente und eine Verlängerung der urechnungszeit. Zum Schluss wiederhole ich noch einmal unsere orderungen zur Stärkung der Alterssicherung: Ersns. Die gesetzliche Rentenversicherung bleibt die rste Säule der Alterssicherung; sie bildet die persönche Leistung der Versicherten in ihrem Arbeitsleben b. Zweitens. Die gesetzliche Rentenversicherung muss ber den Veränderungen in der Gesellschaft und der rbeitswelt Rechnung tragen. Drittens. Wir brauchen eine realitätsnahe Festleung für den notwendigen Ausgleich zwischen einem aximal tolerierbaren Beitragssatz und einem lebens tandardsichernden Rentenniveau. Viertens. Wir Sozialdemokraten stehen für eine tärkung und größere Verbreitung der betrieblichen ltersvorsorge. Die betriebliche Altersvorsorge vertehen wir als eine Ergänzung zur gesetzlichen Rente. uch die Notwendigkeit der privaten Altersvorsorge uss offen angesprochen werden; denn nur wer in eier weiteren Säule sein Alter absichert, der kann für ine auskömmliche Alterssicherung sorgen. Fünftens. Dazu gehört aber auch, dass wir die Veresserung der Kostentransparenz und Effizienz bei der iester-Rente überprüfen und diese auf den richtigen eg bringen. Auch hier hat die schwarz-gelbe Bundesgierung in allen Aspekten versagt! Sie hat einseitige örderungen im Rahmen der Veränderung des Altersorsorgesicherungsgesetzes vorgenommen. Sechstens. Wir Sozialdemokraten stehen für die inführung einer Solidarrente. Unser Ziel zur Stärkung der Erwerbstätigenversiherung setzt mindestens zwei Punkte voraus, und war erstens die Einbeziehung der Selbstständigen hne obligatorische Altersversorgung in die gesetzlihe Rentenversicherung und zweitens ein einheitliches entensystem für Ost und West, welches stufenweise is 2020 eingeführt werden muss. Und auch hier öchte ich nicht verschweigen, dass die Vorausset ung für die Angleichung der Renten die Lohnangleihung ist. Wir lehnen den Antrag der Fraktion Die Linke ab, eil dieser Antrag in einigen Punkten zu kurz greift nd in Teilbereichen die falschen Signale setzt. Es ist eine Binsenweisheit: Das Rentensystem kann icht dauerhaft die während des Arbeitslebens enttandenen sozialen Ungerechtigkeiten am Ende korriieren. Gute Arbeit, gute Rente – das ist die richtige ntwort der SPD! Aus dieser Erkenntnis hat sich in einem intensiven iskussionsprozess ein Bündel von Maßnahmen he Peter Weiß gebene Reden )

Gabriele Lösekrug-Möller (SPD):
Rede ID: ID1724651000




(A) )

rausgefiltert, welche die Alterssicherung stärken. An-
ders als andere schüren wir nicht die Angst vor Armut
im Alter, sondern setzen bei Vermeidung von Erwerbs-
armut an. Das ist das richtige Vorzeichen von der
Klammer, in der die Vielzahl von rentenpolitischen
Vorschlägen zusammengefasst wird.

Leider gerät das einigen Fraktionen hier im Bun-
destag immer wieder aus dem Blick. Schwarz-Gelb hat
die Hinzuverdienstgrenze auf 450 Euro erhöht – ein
rentenpolitischer Tiefschlag! Leider bleibt Schwarz-
Gelb auch in Fragen eines kohärenten Alterssiche-
rungskonzeptes in der Bringschuld. Wie formuliert das
die FDP? Wir liefern? „Nicht!“, heißt die Antwort.

Leider schüttet auch die Linke das Kind mit dem
Bade aus. Die Inhalte des Antrages zur solidarischen
Mindestrente fassen viele ihrer Einzelanträge zusam-
men.

Zu denen hat sich die SPD sehr differenziert verhal-
ten. Wir haben also nicht pauschal abgelehnt, sondern
genau abgewogen, da es durchaus in Einzelpunkten
Gemeinsamkeiten gibt. Die nun vorgelegte Zusammen-
schau ist jedoch nicht zustimmungsfähig. Unsere
Hauptkritik:

Kern ihrer Forderungen ist die solidarische Min-
destrente, die voraussetzungslos in einer Höhe von
900 Euro gezahlt werden soll, sollte das Einkommen
im Alter darunter liegen. Vermögen von 20 000 Euro
bis insgesamt 48 750 Euro bleiben unberücksichtigt,
ebenso Wohnraum bis 130 Quadratmeter.

Zugleich fordern sie, die Rentenwerte sofort um
mindestens 4 Prozent anzuheben. Auch sollen alle
Dämpfungsfaktoren abgeschafft werden, zukünftig soll
ebenfalls die Beitragsbemessungsgrenze fallen.

In unseren Augen ist das die Totalabkehr von einer
leistungsbezogenen Rente hin zu einer nivellierten
Einheitsrente. Man kann das wollen, aber dann brau-
chen Sie doch weitere verpflichtende Sicherungssäu-
len. Sie vermischen das Versicherungsprinzip mit dem
Fürsorgeprinzip. Das ist falsch! Sie verletzen damit
das Prinzip von Leistung und Gegenleistung. Das ist
das Fundament einer jahrzehntelangen soliden Ren-
tenpolitik. Jeder Versicherte, der nach Jahrzehnten der
Beitragszahlung eine Rente in Höhe von 900 Euro hat,
muss sich verwundert die Augen reiben, wenn Renten
in gleicher Höhe ohne jegliche Beitragsleistung er-
reicht werden.

Ihr falsches Rentenkonzept legen sie in einer Zeit
vor, in der weder die schwarz-gelbe Regierung den
schlechten Lebensleistungsrentenvorschlag ihrer
Ministerin trägt noch von der Regierung bessere Kon-
zepte auf den Tisch gepackt werden. Traurig, aber
wahr: So werden in konservativ-liberaler und linker
Täterschaft Zweifel an der gesetzlichen Rentenversi-
cherung gesät. Die Untätigkeit der Regierung wird zur
Botschaft, dass es keine befriedigende Lösung der Al-
terssicherung gibt. Fatal!

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(C (D Was setzt die SPD konkret dagegen? Ein schlüssiges onzept. Unsere Lösungen stehen im Einklang mit den rinzipien der gesetzlichen Rentenversicherung und ahren die Interessen der Versicherten. Genau desalb fangen wir bei guter Arbeit an! Mindestlohn und leicher Lohn für gleiche Arbeit sind zwingende Voaussetzung, aber auch Vereinbarkeit von Familie und eruf, eine Reform der Minijobs und weitere Reformen der Arbeitsmarktpolitik. Wir wollen Korrekturen in der GRV bei lückenhaf n bzw. vorzeitig beendeten Erwerbsbiografien, eine erbesserung der Erwerbsminderungsrente und die erücksichtigung von Langzeitarbeitslosigkeit und iedriglohn. Wir treten für eine Solidarrente ein. Aber sie wird rst gewährt, wenn bestimmte rentenrechtliche Voaussetzungen erfüllt sind. Wir verstehen sie nicht als auerlösung, sondern als erforderliche „Reparatur“ erfehlter Arbeitsmarktpolitik. Wir wollen die Sicherungsfunktion der gesetzlichen entenversicherung stärken, indem wir das gegenwärge Rentenniveau beibehalten. Es gibt einen wunderbaren Film mit dem Titel „Das este kommt zum Schluss“. In der aktuellen rentenolitischen Debatte ist es genau andersherum. Es geht um Schluss um die Mütterrenten. CDU und CSU haben die älteren Mütter entdeckt – ls Zielgruppe ihrer nicht vorhandenen Rentenpolitik! a hören wir nun sagenhafte Versprechen. Als würde it der Anhebung der Kindererziehungszeiten für Geurten vor 1992 ein gesellschaftliches Problem abgeäumt. Welch ein Unsinn! Wird Armutsvermeidung damit erreicht? Nein. Soenig es für die einzelne Rentnerin bringt, ist es doch rheblich für die GRV. Bei einer völligen Gleichbeandlung würden Ausgaben von 13,2 Milliarden Euro u tätigen sein. Wohlgemerkt, aus den Beiträgen! Nein von dieser Regierung kam auch in der Rentenolitik nichts Gutes, weder am Anfang noch am Ende. s ist Zeit, dass sie abgelöst wird. Am 22. September ird es so weit sein. Dann kommt am Ende des Wahlges das Beste: Der Regierungswechsel! Der Überbietungswettbewerb mit angeblichen Lö ungen zur Behebung von Altersarmut ist in keiner eise sachdienlich. Nicht nachsorgende Kompensaon löst dieses künftig stärker drohende Problem, sonern Prävention. Wir brauchen Arbeitsplätze. Wir rauchen die kluge Ausgestaltung und staatliche Förerung der privaten und betrieblichen Vorsorge, und ir müssen die gesetzliche Rentenversicherung hegen nd pflegen, dürfen sie nicht als Füllhorn sozialpoliticher Wohltaten missbrauchen. Genau das tut aber die SPD, wenn sie ihre „Soliarrente“ von 850 Euro sowie die Beibehaltung des tzigen Rentenniveaus trotz Rücknahme des späteren Gabriele Lösekrug-Möller gebene Reden )

Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1724651100




(A) )

Renteneintritts verspricht. Genau das tun die Grünen,
wenn sie eine „Garantierente“ von 850 Euro verspre-
chen und dabei Kinderbetreuung und Zeiten der Ar-
beitslosigkeit mehr als bisher rentensteigernd anrech-
nen wollen. Genau das tun diejenigen, die ankündigen,
eine Lebensleistung über die Rentenversicherung wür-
digen zu wollen, unabhängig von eingezahlten Beiträ-
gen oder angerechneten Beitragszeiten. Und das tun
die Linken, die 900 Euro Rente für jeden, ein Mindest-
nettorentenniveau von 53 Prozent vor Steuern und den
Renteneintritt mit 60 ohne Abschläge versprechen.
900 Euro sind mehr als die durchschnittlich ausge-
zahlte Rente in den alten Bundesländern. Im Partei-
tagsbeschluss der Linken stehen sogar 1 050 Euro; das
übersteigt dann sogar die derzeitige Durchschnitts-
rente in den neuen Bundesländern. Gibt es da einen
Konflikt zwischen Partei und Fraktion? Mit einer So-
zialversicherung hat es so oder so nichts zu tun. Das
ist sozialträumerisches Schlaraffenland, über dessen
Finanzierung die Antragsteller keinerlei Rechenschaft
ablegen.

Und es ist ungerecht. Alle Mindestrenten, egal wie
sie heißen, verstoßen gegen das Äquivalenzprinzip und
führen dazu, dass Menschen, die weniger Beiträge ge-
zahlt haben, die gleiche Rente bekommen wie andere,
die mehr gearbeitet und Beiträge eingezahlt haben.
Mir ist unverständlich, wie man das als „gerecht“
oder „solidarisch“ interpretieren kann.

Zur ehrlichen Einschätzung der Situation ist übri-
gens der Blick auf die Gruppe älterer Menschen, die
auf Grundsicherung im Alter angewiesen ist, hilfreich.
Glücklicherweise sind das nur 2,6 Prozent aller über
65-Jährigen. 46 Prozent dieser Grundsicherungsemp-
fänger haben keinerlei abgeschlossene Ausbildung.
30 Prozent der Betroffenen waren kein einziges Jahr
erwerbstätig. Das ist nachlesbar im Armuts- und
Reichtumsbericht der Bundesregierung. Hier wird
deutlich, wo präventiv anzusetzen ist. Nachträgliche
Korrekturen zulasten aller Beitragszahler sind die
schlechteste Lösung.

Eine gesetzliche Mindestrente ist außerdem über-
haupt nicht zielgenau. Der Alterssicherungsbericht
2012 belegt, dass mehr als 70 Prozent aller Arbeitneh-
mer einen zusätzlichen Anspruch aus einer betriebli-
chen oder einer Riester-Rente besitzen. Auch und ge-
rade bei geringen gesetzlichen Renten kommen in
vielen Fällen andere Einkommen hinzu. Ehepaare und
alleinstehende Männer mit gesetzlichen Renten unter
250 Euro haben sogar sehr oft ein überdurchschnittli-
ches Haushaltsbruttoeinkommen. Das ist durchaus lo-
gisch, wenn man in der Lage ist, den Blick ein wenig
über den Tellerrand zu heben. Es gibt nicht nur die
eine, es gibt drei Säulen der Altersvorsorge. Die Lin-
ken hätten es gern anders; aber deshalb dürfen sie es
nicht ignorieren. Hier werden Tatsachen verschwie-
gen, um weiter das Bild von einem verarmenden Land
malen zu können.

Der Antrag der Linken auf Drucksache 17/8481 ent-
hält zu allem Überfluss in seinem Forderungsteil zum

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(C (D iederholten Mal die komplette Aufzählung all ihrer nhaltbaren Versprechungen zur Arbeits-, Sozialund entenpolitik. Ich frage mich ernsthaft, ob es wirklich ilfreich ist, wenn wir fast wöchentlich die gleichen unschlisten unter anderen Überschriften und Druck achennummern – mehr oder weniger geschickt verackt – wieder und wieder diskutieren müssen. Im zweiten vorliegenden Antrag wird die Abkehr on der Riester-Förderung verlangt. Das hielten wir r einen dramatischen Fehler. Weltweit ist erkannt orden, dass eine sichere Altersversorgung auf mehren Säulen aufbauen muss. Die Förderung privater orsorge ist sinnvoll und schafft mehr Raum für die inividuelle Ausgestaltung als die alleinige Ausrichtung uf ein gesetzliches System. Mit dem Altersvorsorge-Verbesserungsgesetz eröglichen wir ab dem 1. Juli eine Reihe von Verbesse ungen. Ich bin froh, dass der Bundesrat inzwischen einen Fuß von der Bremse genommen und die nicht achgerechte Blockade beendet hat. Nun werden die ransparenz und Vergleichbarkeit von geförderten Alrsvorsorgeprodukten verbessert. Das verpflichtende roduktinformationsblatt stärkt die Informationsflichten über die Leistungen, Garantien, Kostenund enditekennziffern und den prognostizierten Vertragserlauf für alle Produktgruppen zertifizierter Altersorsorgeverträge. Besonders begrüße ich, dass nunehr auch Aufwendungen zur Absicherung der erufsunfähigkeit und der verminderten Erwerbsfäigkeit besser steuerlich geltend gemacht werden könen und überhaupt die Möglichkeit zur gleichzeitigen bsicherung des Erwerbsminderungsrisikos im Rahen von Altersvorsorgeverträgen erweitert wird. Die bschaffung der Riester-Förderung lehnen wir selbsterständlich ab. Noch eine weitere Bemerkung zu der kreativen Inrpretation von Fakten: Die einführenden Feststellunen der Fraktion Die Linke gehen an den Tatsachen orbei. Die rentenpolitischen Weichenstellungen der tzten Jahre sind kein „verantwortungsloser Paradigenwechsel“, sondern notwendig zur Sicherung des ystems. Das sage ich als Vertreter einer Fraktion, die it dem flexiblen Übergang vom Erwerbsleben in die ente ein anderes Konzept verfolgt als alle anderen raktionen, die bisher am starren Renteneintrittsalter sthalten. Verantwortungslos ist die Annahme, alle im ntrag aufgelisteten Wünsche gleichzeitig realisieren nd finanzieren zu können. Im Übrigen möchte ich nicht unkommentiert lassen, ass auch in diesem Antrag wieder die Unwahrheit eier angeblich verbreiteten Armut in den Raum gestellt ird. Es ist einfach nicht wahr, dass 14 Prozent der ber 65-Jährigen arm sind. Die Unterschreitung der rmutsrisikoschwelle von 60 Prozent des durchchnittlichen Einkommens – genau: 60 Prozent des edians des Äquivalenzeinkommens – ist noch kein eleg für tatsächliche Armut. Dieser relative Wert ist enig aussagefähig. Dr. Heinrich L. Kolb gebene Reden )





(A) )

Abschließend möchte ich auch hier noch einmal
mein Bedauern zum Ausdruck bringen, dass wir nicht
wenigstens das weitgehend konsentierte Rentenpaket
in das Bundesgesetzblatt bringen konnten. Wir werden
das unmittelbar nach Beginn der neuen Wahlperiode
wieder aufgreifen.

Die Daten der Rentenversicherung und die Ent-
wicklung bei der Grundsicherung sind aufgrund der
hervorragenden Entwicklung am deutschen Arbeits-
markt sehr gut. Das Rentenniveau ist dank kluger Poli-
tik wesentlich höher, als vor Jahren prognostiziert. Da-
rüber freuen wir uns. Und als Liberale werden wir
weiter dafür werben, den Übergang vom Erwerbsleben
in die Rente im Interesse der freien und individuellen
Entscheidung jedes Menschen zu flexibilisieren.


Matthias W. Birkwald (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724651200

Ein sicheres Zeichen für die nahende Rentenkata-

strophe ist ihre permanente Thematisierung in der me-
dialen Öffentlichkeit. Die Einschätzungen der ver-
meintlichen Expertinnen und Experten schwanken
zwischen Übersteigerung und Banalisierung. Unver-
kennbar ist jedoch die Tatsache, dass sich alle Fraktio-
nen seit geraumer Zeit mit dem Thema Rente befassen
und eigene korrigierende Vorschläge ausarbeiten.

Wir wissen, dass die Zahl der über 65-Jährigen, die
Grundsicherung im Alter beziehen, seit 2003 bereits
um 69 Prozent gestiegen ist. Auch die Armutsrisiko-
quote der über 65-Jährigen wurde im Vierten Armuts-
und Reichtumsbericht auf 14 Prozent beziffert. Hinzu
kommt, dass viele, die einen Anspruch auf die Grund-
sicherung im Alter hätten, diese nicht beantragen. Die
Armutsforscherin Irene Becker weist in ihrer Studie
nach, dass die Dunkelziffer zwischen 60 und 68 Pro-
zent liegen dürfte und somit zwischen 1,1 und 1,4 Mil-
lionen alte Menschen arm sind.

Stolz, Scham oder Unwissenheit sind Gründe für die
Nichtinanspruchnahme von Grundsicherung. Nie-
mand sieht ein, nach einem arbeitsreichen Leben von
Almosen abhängig zu sein. Niemand möchte Schma-
rotzertum vorgeworfen bekommen. Die Rentenzahl-
beträge sinken dennoch stetig. Neurentnerinnen und
Neurentner erhalten im Schnitt weniger Rente als der
Jahrgang zuvor. Wer 2012 in Altersrente ging, erhielt
im Durchschnitt noch 716 Euro Rente. Auch die Zahl
der ausschließlich geringfügig Beschäftigten im Ren-
tenalter ist seit dem Jahr 2000 um knapp 60 Prozent
gestiegen.

Hinzu kommt der SPD-Grünen-Agendawahnsinn.
Die Deregulierung des Arbeitsmarktes bedeutete: Ex-
plosion des Niedriglohnsektors, Lohndumping,
schlecht bezahlte Leiharbeit und immer mehr Mini-
jobs. Inzwischen wird fast ein Viertel aller Beschäftig-
ten im Niedriglohnsektor ausgebeutet. Niedrige Löhne
führen zu niedrigen Renten. Fast allen Parteien ist die
Brisanz der Lage bewusst, weshalb sie auch fast alle
mit mehr oder weniger beherzten Verbesserungsvor-
schlägen aufwarten. Konzepte allerdings, die nicht

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(C (D orsehen, Reichtum zu begrenzen, um Armut zu beämpfen, führen in eine falsche Richtung. Das Rentenniveau darf nicht weiter sinken, sondern uss wieder angehoben werden. Die gesetzliche Rennversicherung muss wieder den Lebensstandard si hern. Menschen, die weniger gut bezahlte Arbeit erleigen, müssen vor Altersarmut geschützt werden. Dazu t eine grundlegende Reform notwendig, eine Reform hne unüberwindbare Hürden, eine Reform, die von chter Solidarität geprägt ist. Die Linke fordert, dass niemand im Alter von wenier als zunächst 900 und später dann 1 050 Euro leben uss. Eine lohnbezogene Rente kann nur dann gerecht ein, wenn auch die Löhne gerecht sind. Ein gesetzliher Mindestlohn von 10 Euro brutto pro Stunde ist ierfür das absolute Minimum. Alleinerziehende, die egen fehlender Kinderbetreuungsplätze Probleme uf dem Arbeitsmarkt haben, dürfen nicht bestraft erden. Im Gegenteil: Wir brauchen Ganztagsplätze Kitas und Schulen! Wer eine gute Rente will, braucht gute Arbeit mit uten Löhnen. Darum gehören Lohndumping, Niedrighne und Leiharbeit abgeschafft. Sozialer Schutz uss auch für Minijobs gelten. Erwerbsarbeit sollte rundsätzlich und ab der ersten Stunde sozialversicheungspflichtig sein und für die Rente zählen. Auch avon hätten besonders Frauen etwas. Wir brauchen enauso Geschlechtergleichberechtigung in der Areitswelt. Das heißt, dass die Löhne und Gehälter von rauen jenen von Männern angeglichen werden müsen. Dass das nicht konsequent durchgesetzt wird, dar fehlt mir jedes Verständnis. Gleicher Lohn für glei he und gleichwertige Arbeit – darum geht es! Durch die Einführung von Kürzungsfaktoren in die entenanpassungsformel wird das Sicherungsniveau er gesetzlichen Rente vor Steuern von knapp 53 Proent im Jahr 2000 auf bis zu 43 Prozent im Jahr 2030 inken. Diese Kürzungsfaktoren aus der Rentenformel üssen zurückgenommen werden. Spitzenverdienerinnen und Spitzenverdiener sollten uch Spitzenbeitragszahlerinnen und Spitzenbeitragsahler sein, indem die Beitragsbemessungsobergrenze bgeschafft wird. Nehmen Sie die Rente erst ab 67 zuück; denn immer mehr Abschläge werden zu immer ehr Menschen führen, die im Alter arm sein werden. ollbeschäftigung der 60bis 67-Jährigen ist eine Illuion. Gezeigt hat sich auch, dass keineswegs alle poteniellen Riester-Versicherten tatsächlich 4 Prozent ihres ruttoeinkommens in eine Riester-Rente einzahlen. Ihr inkommen ist schlicht zu niedrig. Von Überkompenation des Rentenniveaus durch Riestern, wie es einst ersprochen wurde, sind wir weit entfernt. Es existien derzeit 15,6 Millionen Riester-Verträge. Das sind ur zwischen 37 und 41 Prozent der potenziellen Sparinnen und Sparer, ganz zu schweigen von den 0 Prozent der Riester-Verträge, die derzeit ruhen. ohe Verwaltungskosten, überhöhte Langlebigkeits Dr. Heinrich L. Kolb gebene Reden )





(A) )

annahmen, miese Renditen und die mangelnde Dyna-
misierung der Leistungen – all das sind gewichtige
Gründe dafür, die Riester-Reform zügig zu stornieren.

Die Linke lehnt die anhaltende Verriesterung von
Versicherten ab. Wir fordern die für den Versicherten
verlustärmste Variante einer freiwilligen Überführung
der Riester-Förderung in die gesetzliche Rente. Wir
fordern vielmehr eine solidarische Mindestrente. Der
Kreis der Versicherten muss ausgedehnt werden auf
Beamtinnen und Beamte, Abgeordnete, Freischaffende
und Selbstständige. Solidarisch heißt eben auch: Wir
alle sitzen im selben Boot. Die Beitragsbemessungs-
grenze muss abgeschafft werden, damit Spitzenverdie-
nende auch Spitzenbeitragszahlende werden.

Was manche gerne Mütterrenten nennen wollen,
hieß bei uns Linken schon vor Jahren: die Anrechnung
von Kindererziehungszeiten auch für Kinder, die vor
1992 geboren wurden, verbessern. Das heißt, dass
Mütter oder Väter für alle ihre Kinder je gut 84 Euro
auf dem Rentenkonto gutgeschrieben bekommen sol-
len.

Generell müssen sich Pflege- und Betreuungszeiten
gerecht in der Rente niederschlagen und sie erhöhen.
Wir dürfen nicht länger diejenigen benachteiligen, die
sich um andere Menschen kümmern oder ungewollt in
die Arbeitslosigkeit rutschen, wenn zum Beispiel
Werke und Fabriken geschlossen werden. Die solidari-
sche Mindestrente soll keineswegs eine Einheitsrente
sein. Nach wie vor werden höhere Löhne auch zu höhe-
ren Renten führen. Im Stich gelassen wird aber nie-
mand mehr. Zunächst 900 Euro und später 1 050 Euro
stellen eine Untergrenze dar und schützen vor Armut.
Die solidarische Mindestrente der Linken wird ein-
kommens- und vermögensgeprüft ausgezahlt und
durch Steuerabgaben finanziert. So sieht echte Solida-
rität aus und dafür steht die Linke.


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Diese Bundesregierung hat sich bei der Rente vier
Jahre im Nichtstun geübt. Wir blicken zurück auf vier
rentenpolitisch verlorene Jahre. Die Bundesministerin
von der Leyen ist immer wieder durch die Talkshows
gezogen und hat mit betroffener Miene davon berich-
tet, wie wichtig Maßnahmen bei der Rente und bei der
Bekämpfung der Altersarmut sind. Nur passiert ist
nichts. Zuschussrente, Lebensleistungsrente, Anpas-
sung der Erwerbsminderungsrenten, Gettorenten, Re-
hadeckel, Erziehungsrenten, Rentenangleichung von
Ost und West, Altersvorsorge der bisher nicht pflicht-
versicherten Selbstständigen, Kombirente, Vereinfa-
chung der Rentenbesteuerung und von Wohn-Riester.
Die Liste der von dieser Bundesregierung in Aussicht
gestellten, den Wählerinnen und Wählern zugesagten
und sogar im Koalitionsvertrag zugesicherten Verspre-
chungen ist lang.Was davon hat diese Bundesregie-
rung umgesetzt? Nichts.

Das Handeln dieser Bundesregierung steht im um-
gekehrt proportionalen Verhältnis zu den Herausforde-

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(C (D ungen in der Rente. Eine Welle der Altersarmut rollt uf uns zu. Viele Menschen haben Sicherungslücken nd drohen deswegen in Altersarmut zu fallen, insbeondere Frauen, Arbeitslose und Selbstständige. Für usreichende Rehamaßnahmen fehlen die Mittel. Die rwerbsminderungsrente sinkt immer weiter. Es fehlen ießende Übergänge von der Erwerbsarbeit in den Ruestand. Und Riester müsste dringend reformiert weren. Aber was hat diese Bundesregierung, was haben rsula von der Leyen und Angela Merkel gemacht? ichts. Und jetzt, im Wahlkampf, entdeckt die Bundeskanzrin aus taktischen Gründen ihr soziales Herz und erspricht die gleichen Verbesserungen, die schon im tzten Wahlprogramm und auch im Koalitionsvertrag ieser Bundesregierung standen. Hier sollen die Währinnen und Wähler getäuscht werden! Diese Bundeskanzlerin unterscheidet sich nicht ehr von der Linkspartei. Auch die Linkspartei verpricht in den vorliegenden Anträgen mal wieder das laue vom Himmel. Weder die Linkspartei mit ihren renzenlosen Forderungen noch die Bundeskanzlerin it ihrer Wählertäuschung im Wahljahr geben Antorten auf die Frage, wie die Versprechen umsetzbar ind und wer diese Pläne bezahlen soll. Und dabei geört es essenziell zur Ehrlichkeit und zu seriöser Polik dazu, diese Fragen zu beantworten. Die Wahrheit t: Sowohl die Pläne der Bundesregierung zur teilwei en Erhöhung bestimmter Erziehungsrenten als auch ie Forderung der Linkspartei nach einem viel höhen Rentenniveau sollen die Beitragszahlerinnen und eitragszahler bezahlen. Das ist schlichtweg unsozial, eil es die Mittelschicht und noch stärker diejenigen it geringen Einkommen übermäßig belastet. Die Linkspartei fordert in ihrem Antrag auch die rwerbstätigenversicherung. Das ist ein richtiger chritt. Wir gehen mit unserer Forderung nach einer chrittweisen Realisierung der Bürgerversicherung och weiter. Aber selbst bei ihrer Forderung nach eier Erwerbstätigenversicherung hat die Linkspartei re Hausaufgaben nicht gemacht. Was soll denn mit en Berufsversorgungswerken passieren? Wie können ie Beamten rechtskonform in die Rentenversicherung inbezogen werden? Mit welchen Beitragssätzen und it welchen daraus resultierenden Rentenansprüchen ollen die bisher nicht pflichtversicherten Selbststänigen in die Rentenversicherung einbezogen werden? as sind Fragen, die man beantworten muss, wenn an ernsthaft diese Forderungen aufstellt. Auch der Vorschlag der Linkspartei zur Überfühung von Riester-Verträgen in die Rentenversicherung t unausgegoren und verkorkst. Riester-Renten in An prüche der gesetzlichen Rentenversicherung umwaneln zu können, klingt gut. Wie das aber genau gehen oll, sagen sie nicht. Und wie die daraus entstehenden nsprüche finanziert werden sollen, auch nicht. Der orschlag im Antrag: Streichung der Riester-Fördeung. Im Klartext heißt das: Die Linke will den circa 5 Millionen Menschen, die Rister-Verträge abge Matthias W. Birkwald gebene Reden Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn )








(A) )

schlossen haben, die Unterstützung entziehen! Das ist
Betrug an den Menschen!

Unausgegoren sind auch die Lebensleistungsrente
der CDU und die solidarische Mindestrente der Lin-
ken. Das „Konzept“ der Bundesministerin von der
Leyen für eine sogenannte Lebensleistungsrente – als
ob die, die weniger als 40 Beitragsjahre haben, in ih-
rem Leben nichts geleistet hätten – war so verkorkst,
dass sie damit nicht mal ihre eigene Fraktion überzeu-
gen konnte. Trotzdem wird sie von der Union im Wahl-
kampf erneut gefordert.

Und die Linke? Fordert eine vollständig einkom-
mens- und vermögensgeprüfte „Mindestrente“. Bei ge-
nauem Hinsehen ist das aber nichts anderes als eine
zweite Grundsicherung. Nur dass die Bedürftigkeits-
prüfung von der Rentenversicherung durchgeführt
werden soll. Bei selbst genutztem Wohnraum soll die
Rentenversicherung sogar die Wohnungsgröße über-
prüfen! Und bei der Lebensleistungsrente soll die Ren-
tenversicherung prüfen, ob es eine eheähnliche Ge-
meinschaft gibt. Die Rentenversicherung ist eine
Sozialversicherung und kein Sozialamt! Wir brauchen
eine Garantierente und keine zweite Grundsicherung!

Die Versprechen von Schwarz-Gelb und der Links-
partei sind gleichermaßen ungerecht, unhaltbar und
auch nicht umzusetzen. Jegliche Seriosität, jegliche
Verbindlichkeit und jegliche Ehrlichkeit wurden abge-
streift.

Es ist höchste Zeit, dass dieses Land wieder von
Menschen regiert wird, die ihr Handwerk verstehen,
die umsetzbare Konzepte vorweisen können und die im
Sinne der Menschen auch wirklich etwas bewegen
wollen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724651300

Wir kommen zur Abstimmung.

Tagesordnungspunkt 55 a. Der Ausschuss für Arbeit
und Soziales empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung
auf Drucksache 17/13320, den Antrag der Fraktion Die
Linke auf Drucksache 17/8481 abzulehnen. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung? – Die Koalitionsfraktio-
nen, die Sozialdemokraten, Bündnis 90/Die Grünen. Ge-
genprobe! – Die Linksfraktion. Enthaltungen? – Nie-
mand. Die Beschlussempfehlung ist angenommen.

Tagesordnungspunkt 55 b. Der Ausschuss für Arbeit
und Soziales empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung
auf Drucksache 17/13317, den Antrag der Fraktion Die
Linke auf Drucksache 17/12436 abzulehnen. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung? – Die Koalitionsfraktio-
nen, die Sozialdemokraten, Bündnis 90/Die Grünen. Ge-
genprobe! – Die Linksfraktion. Enthaltungen? – Nie-
mand. Die Beschlussempfehlung ist angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 59 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Edelgard

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(C (D Bulmahn, Klaus Brandner, Dr. h.c. Gernot Erler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Deutsches Engagement beim Einsatz von Polizistinnen und Polizisten in internationalen Friedensmissionen stärken und ausbauen – Drucksachen 17/8603, 17/13940 – Berichterstattung: Abgeordneter Armin Schuster Wolfgang Gunkel Gisela Piltz Ulla Jelpke Wolfgang Wieland Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die eden zu Protokoll genommen. Zukünftig wird sich – und ich denke, da sind wir uns lle einig – die Bundesrepublik Deutschland auch weirhin an einer Vielzahl unterschiedlicher Friedensissionen beteiligen, um so der Verantwortung gegenber unseren Partnerländern nachzukommen und risenländern die nötige Unterstützung zu bieten. Wir önnen alle davon ausgehen, dass sich die deutsche eteiligung an solchen Missionen sogar verstärken ird. Vor allem bei Einsätzen der Vereinten Nationen, der uropäischen Union, der NATO sowie der Organisaon für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, SZE, sind unsere Sicherheitskräfte gefordert. eutschland sichert seinen Partnern sowohl auf interationaler als auch auf europäischer Ebene jedwede nterstützung im Falle auftretender Krisensituationen u. Unterstützung muss dabei eben nicht ausschließlich militärischer Hinsicht geleistet werden. Vielmehr uss in allen Fällen, in denen Länder von Krieg und erstörung betroffen sind, Aufbauarbeit geleistet weren, so dass jene Länder demokratische Strukturen ufbauen und wieder Teil der Weltgemeinschaft weren können. Internationale Friedensmissionen verfolgen genau iese Ziele, und in der internationalen Zusammenund ufbauarbeit genießt Deutschland ein hohes Ansehen. icht zuletzt haben wir diesen guten Ruf unseren Poli eibeamten zu verdanken, welche sich – entgegen ihres riginären Auftrages des Schutzes der inneren Sichereit – für internationale, mitunter auch nicht immer ngefährliche, Einsätze entscheiden und vor Ort wertolle Arbeit leisten. Diese Beamten riskieren ihr eben, um in Krisenländern schwache Sicherheitstrukturen zu verbessern. In erster Linie übernehmen ie Beamten die Schulung und Ausbildung lokaler olizeikräfte. Zudem überwachen sie zusätzlich den ufbau einer lokalen Polizeiorganisation. Im Nachgang eines Konfliktes und für Stabilität des etroffenen Landes ist eine funktionierende, nach emokratischen Grundsätzen operierende, verlässli )

Günter Baumann (CDU):
Rede ID: ID1724651400

(A) )

che und vertrauenswürdige Polizeiorganisation von
absoluter Priorität. Stabile, nach demokratischen
Grundsätzen geführte Länder stellen außerdem keine
Gefahr für die internationale Staatengemeinschaft dar.
Die Arbeit deutscher Polizeibeamten bei solchen Ein-
sätzen ist somit von höchster Bedeutung, und ihnen ge-
bührt größte Wertschätzung.

Mit diesem Antrag verfolgt die SPD-Fraktion nun
die Forderung, dieses Engagement zu stärken und aus-
zubauen. Im Grunde unterstütze ich dieses Anliegen
voll und ganz, muss jedoch darauf hinweisen, dass die-
ser Antrag keine konkreten Lösungsansätze bietet, wie
dieses Verlangen umgesetzt werden soll. So werden
zwar viele Forderungen in Bereichen gestellt, welche
bei einem Einsatz von Polizisten im Ausland berührt
werden, jedoch fehlt es eindeutig an umsetzbaren
Vorschlägen.

Bund und Länder arbeiten bereits intensiv zusam-
men. So werden für Friedensmissionen qualifizierte
Beamte angeworben, vorbereitet und in Krisengebiete
entsendet. Ohne eine gute Zusammenarbeit zwischen
dem Bund und den Ländern wären solche komplexen,
in der Vorbereitung sehr umfangreichen Missionen
überhaupt nicht durchführbar.

Wie die Auslandseinsätze der Bundespolizei organi-
satorisch und konzeptionell optimiert werden können,
geeignete Beamte motiviert und entsprechend zielge-
richtete Maßnahmen getroffen werden können, wird
immer wieder diskutiert. Wir müssen einen Schritt
weiter gehen. Allein die Forderung nach Vorschlägen
zur Verbesserung genügt nicht. Vielmehr müssen kon-
krete Entscheidungen – im Hinblick auf die Ausgestal-
tung der Einsätze der Polizisten im Ausland – getroffen
werden, welche – aus meiner Sicht – nur mit einem
fraktionsübergreifenden Konzept nachdrücklich gefor-
dert werden können. Ein Alleingang der Kolleginnen
und Kollegen einer Fraktion – zumal mit einem so
unausgereiften Forderungskatalog – ist dafür nicht
ausreichend. Mit all ihren Forderungen bleiben sie le-
diglich an der Oberfläche, ohne sich dem Anliegen
wirklich zu nähern.

Der Antrag weist zwar in die richtige Richtung,
muss aber umfassender gestaltet werden. So besteht
aus meiner Sicht ein vorrangiger Regelungsbedarf bei
der Festlegung der Länder, in denen Polizisten einge-
setzt werden. Hier könnte ich mir wie bereits erwähnt
durchaus vorstellen, dass wir in der nächsten Legis-
laturperiode einen gemeinsamen, fraktionsübergrei-
fenden Antrag erarbeiten

Der vorliegende Antrag ist jedoch abzulehnen.


Wolfgang Gunkel (SPD):
Rede ID: ID1724651500

Ich freue mich, dass wir kurz vor dem Ende der

Wahlperiode noch diesen wichtigen Antrag meiner
Fraktion diskutieren. Leider ist es trotz zunächst ande-
rer Ansätze nicht gelungen, hier fraktionsübergreifend
tätig zu werden. Das ist umso bedauerlicher, als die
dargestellten Probleme durchaus dringend sind. Die

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(C (D rbeit der Bundeswehr in Krisengebieten ist wichtiger estandteil unserer parlamentarischen Auseinanderetzung. Umso bedauerlicher ist, dass die ebenso ichtige Arbeit der vielen Polizistinnen und Polizisten iel zu oft viel zu kurz kommt. Derzeit sind über 00 deutsche Polizeibeamtinnen und -beamte in interationalen Friedenseinsätzen oder bilateralen Projekn eingesetzt; davon fast die Hälfte im bilateralen eutschen Polizei Projekt Team in Afghanistan. Seit eginn der Beteiligung an Friedensprojekten 1989 hat eutschland zwar über 5 000 Beamtinnen und Beamte Einsätze entsandt, aber die Zahl der eingesetzten olizistinnen und Polizisten hat stetig abgenommen. Lassen Sie mich kurz die aus Sicht der SPD-Bundesgsfraktion wichtigsten Gründe für diesen Rückgang arlegen. Es gibt zwar eine ausreichende Zahl an Freiilligen, die an internationalen Polizeieinsätzen teilehmen wollen, dennoch müssen die Anreizstrukturen erbessert werden. Dabei geht es nicht unbedingt um onetäre Aspekte. Es ist zwar auch zu überprüfen, ob uslandsdienstzeiten im Beamtenversorgungsrecht usreichend berücksichtigt werden, aber die Rahmenedingungen für so eine berufliche Ausnahmesituation üssen ebenso stimmen. Weitere wichtige Punkte daneben sind: eine bessere ereinbarkeit von Familie und Beruf – schließlich nehen die Beamtinnen und Beamten für eine längere Zeit icht unmittelbar am Familienleben teil –, verlässliche arriereperspektiven nach der Rückkehr und vor alm die fachliche und öffentliche Anerkennung der im usland geleisteten Arbeit. An dieser Stelle sei ein zweiter selbstkritischer Blick uf den Deutschen Bundestag erlaubt, denn die parlaentarische Aufmerksamkeit und Verantwortung für eutsche Polizeikräfte in internationalen Friedensmisionen wird noch nicht in der Art und Weise wahrgeommen, wie es der wichtigen Aufgabe entspricht. Das uss besser werden. Deshalb fordert die SPD-Bundesgsfraktion, dass die Bundesregierung in Abstimmung it dem Deutschen Bundestag eine umfassende Grundge zur besseren Einbindung des Parlaments bei der ntsendung von deutschen Polizistinnen und Polizisten internationale Friedensmissionen erarbeitet, die vor llem eine zeitnahe und umfassende Unterrichtung geährleistet. Daneben sollen von der Bundesregierung eeignete Konzepte entwickelt werden, um das deutche Engagement in internationalen Polizeimissionen der Öffentlichkeit wahrnehmbarer zu machen und ie gesellschaftliche Anerkennung zu stärken. Des Weiteren müssen wirkungsvolle Hilfeund Unrstützungsinstrumente bei auslandsbedingten Dienstnfällen und langwierigen physischen und psychichen Gesundheitsbelastungen etabliert werden. Auch ier sei der Vergleich mit der Bundeswehr erlaubt: Die sychische Belastung eines Auslandseinsatzes und dait verbundenen Ausnahmesituationen sind nicht zu nterschätzen und müssen entsprechend vorund achbereitet werden. Günter Baumann gebene Reden )





(A) )

Damit Deutschland den internationalen Verpflich-
tungen zur Entsendung von Polizeikräften gerecht
werden kann, gilt es vor allem die strukturellen Hürden
zu beseitigen. Angesichts zurückgehender Personal-
zahlen bei der Landes- wie auch der Bundespolizei ist
eine breite Unterstützung für die Beteiligung deutscher
Polizistinnen und Polizisten an internationalen Frie-
densmissionen nicht mehr selbstverständlich. Dies ist
insbesondere auch deshalb der Fall, weil im Bund wie
in den Ländern keine konkreten Dienstposten für Aus-
landseinsätze in substanziellem Umfang vorgesehen
sind. Einzige Ausnahme wäre hier nur die im Rahmen
der Reform der Bundespolizei vorgesehene Schaffung
zweier Internationaler Einsatzeinheiten, IEE, gewe-
sen, bei deren Einrichtung die Bundesregierung je-
doch vollständig versagt hat. So sollte laut Bundes-
regierung mindestens eine dieser beiden Einheiten bis
Ende 2010 aufgestellt werden. Bis Ende Januar 2011
konnten jedoch lediglich 58 der vorgesehenen 119 Stel-
len besetzt werden. Ein qualitatives Einsatzkonzept
liegt nicht vor. Nicht zum ersten Mal wird an dieser
Stelle mehr als deutlich, welches Desinteresse die Bun-
desregierung, namentlich der Bundesinnenminister, an
der Bundespolizei hat. Der Teilbereich der internatio-
nalen Polizeimissionen ist symptomatisch für den
Umgang der Bundesregierung mit ihrer wichtigen Si-
cherheitsbehörde. Es gibt keinen Fahrplan, wo der
Bundesinnenminister mit der Bundespolizei hin-
möchte. Ein Evaluationsbericht zur Bundespolizei-
reform wurde im Innenausschuss des Deutschen Bun-
destages vorgestellt, sachlich gerechtfertigte Kritik an
der Umsetzung der Reform jedoch in keiner Weise auf-
gegriffen. Das jedoch nur am Rande.

Es ist unumgänglich, dass hier Bund und Länder
gemeinsam eine konkrete Aufgabenverteilung und eine
damit einhergehende Personalentwicklungsplanung
voranbringen. Die Polizistinnen und Polizisten müssen
optimal auf den Einsatz in internationalen Friedensmis-
sionen vorbereitet werden. Deshalb wird die Bundesre-
gierung aufgefordert, Ausbildungsformate und -inhalte
zu entwickeln, um Aspekte der Auslandsverwendung be-
reits von Beginn an in die Ausbildung von Polizistinnen
und Polizisten auf allen Ebenen zu integrieren.

Es bleibt festzuhalten, dass die Zeit drängt, die be-
schriebenen Probleme sind unmittelbar anzupacken.
Deshalb bitten wir um Zustimmung zu unserem An-
trag.


Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1724651600

Zum zweiten Mal am heutigen Tage geht es in die-

sem Hohen Haus um Polizeieinsätze im Ausland, dies-
mal jedoch – und allein schon dafür bin ich der SPD
dankbar – zu einer Vorlage, die man ernst nehmen
kann und die sich sachlich und in vielen Punkten auch
mit guten Vorschlägen mit der Materie befasst. Zu dem
anderen Tagesordnungspunkt zu diesem Thema heute
konnte man all das nicht sagen.

Polizeieinsätze im Ausland sind ein wichtiger Be-
standteil des Rechtsstaatsaufbaus und damit aus dem

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(C (D epertoire internationaler Friedenseinsätze heute icht mehr wegzudenken. Dass deutsche Polizistinnen nd Polizisten dabei einen guten Ruf genießen, kommt icht von ungefähr. Denjenigen aus den Polizeien von und und Ländern, die sich dieser schwierigen Aufabe stellen und gestellt haben, möchte ich an dieser telle Respekt und Anerkennung zollen. Gerade weil unsere Außenpolitik auf eine stabile eltordnung gerichtet und zugleich Rechtsstaat und enschenrechten verpflichtet ist, sind Polizeimissio en ein wichtiger Baustein. Unsere internationalen erpflichtungen in diesem Bereich zu erfüllen und vor llem die Sicherheit der entsandten Polizeibeamten zu ewährleisten, muss dabei unser besonderes Ziel sein. Viele Punkte, die die Sozialdemokraten aufzeigen, ind richtig und können auch von den Liberalen untertützt werden. Die Freiwilligkeit der Auslandsverwenung etwa wollen wir beibehalten, weil dies die Geähr dafür bietet, dass sich keine „Polizei in der olizei“ bildet, die das, was unsere rechtsstaatlich usgerichtete Polizei ausmacht, gerade nicht mehr abildet. Es ist gerade wichtig, dass die entsandten Poliistinnen und Polizisten aus dem „normalen“ Dienst tammen und ihre Erfahrungen vermitteln können. Hingegen sehen es die Liberalen gerade nicht als ritikwürdig an, dass es in Deutschland keine „staning force“ für Auslandseinsätze gibt. Gerade das eben eschriebene Prinzip, dass nicht eine hierfür speziell bgestellte und auch speziell ausgebildete Einheit, sonern Polizistinnen und Polizisten aus dem polizeilichen lltag die Missionen im Ausland wahrnehmen, macht en Erfolg aus. Eine Abkopplung in Form einer Extrainheit kommt für die FDP-Fraktion nicht infrage. Damit es aber auch Anreize gibt, sich hier zu engaieren, ist die Anerkennung in der Laufbahn von Beeutung. Die Ausführungen, die der Kollege Wieland ier in der ersten Lesung gemacht hat, dass doch zuleich bedacht werden müsse, welche Zusatzbelastunen die „daheim gebliebenen“ Polizistinnen und Poliisten deshalb schultern müssten, sind zwar achvollziehbar, aber können kein Grund sein, für eine esondere Leistung und ein besonderes Engagement eine Incentives – wie man so schön neudeutsch sagt – u setzen. Dass damit weder das generelle Problem des eförderungsstaus bei der Polizei gelöst werden kann och andere Leistungen geschmälert werden sollen, ist abei auch klar. Das sollte uns aber nicht hindern, hier as Richtige anzuregen. Die Koordinierung der Auslandseinsätze bedarf icht der erneuten Erfindung des Rades. Wir haben mit errn Wehe in Nordrhein-Westfalen einen Bund-Läner-Koordinator für die Auslandseinsätze. Richtig ist ber, dass man – gerade vor dem Hintergrund der teils sehr schwierigen Personalauswahlverfahren bei U-Missionen – hier noch über Verbesserungen nachenken kann. Bei dem Prinzip der im föderalen Staat innvollen Bund-Länder-Koordination muss es dabei leiben. Wolfgang Gunkel gebene Reden )





(A) )

Die im Antrag angesprochene Vorhabenplanung,
die ausreichend Vorlauf benötigt ebenso wie die an
konkreten Kriterien orientierte Zielsetzung und Ziel-
prüfung bei jedem Auslandseinsatz sollte ohnehin
selbstverständlich sein. Gerade die Zielprüfung ist im
Übrigen auch Garant dafür, dass Fehlentwicklungen
wie solche, die wir leider in der Vergangenheit erleben
mussten, nicht wieder vorkommen. Hierzu gehört dann
nämlich gerade auch ein Frühwarnsystem, wenn sich
in den betreffenden Ländern die Lage so verändert,
dass der Sinn und Zweck der Mission, Fähigkeiten und
Erkenntnisse weiterzugeben, um diese in rechtsstaatli-
chem Sinne einzusetzen, nicht mehr erreicht werden
können.

Unabdingbar mit diesem Punkt verknüpft ist auch
die Forderung nach einer umfassenden Unterrichtung
des Parlaments. Durch die demokratische Kontrolle
des Regierungshandelns kann und muss bei Fehlent-
wicklungen gegengesteuert werden. Damit komme ich
dann aber zu einem Punkt in diesem Antrag, bei dem
ich Skepsis zum Ausdruck bringen möchte: In Ihrem
Antrag wird nicht ganz klar, ob oder ob Sie sich nun
nicht für einen Parlamentsvorbehalt aussprechen. In
diesem Zusammenhang gebe ich zweierlei zu beden-
ken. Wir reden hier nicht über Militäreinsätze, wo wir
ein ganzes Kontingent deutscher Soldaten mit einem
militärischen Mandat ausstatten, sondern wir reden
hier zum Beispiel über fünf Polizisten in Liberia oder
einen einzelnen im Kosovo. Das ist nicht vergleichbar.
Es ist auch nicht erforderlich, weder rechtlich noch im
Sinne der Anerkennung und Wertschätzung, die wir
den Polizisten entgegenbringen. Und zweitens ist es
zwar selbstverständlich Aufgabe des Parlaments, die
Regierung zu kontrollieren, aber nicht, die Aufgabe
der Regierung zu erledigen und etwa dann jede ein-
zelne exekutive Entscheidung etwa über den Einsatz
eines bestimmten Beamten zu treffen. Das widersprä-
che auch dem Bild des Parlaments in unserer grundge-
setzlich vorgegebenen Ordnung, da dieses damit zur
Quasi-Exekutive würde. Daher bin ich, was den Parla-
mentsvorbehalt anbelangt, nicht sicher, ob damit in
der Tat das Ziel – das wir teilen, nämlich ausreichend
Kontrolle und Transparenz – erreicht werden könnte.
Allerdings ist es immer sinnvoll, sich als Parlament
mit diesem Thema zu beschäftigen. Der passende Ort
ist da der Innenausschuss.

Unklar bleibt in dem Antrag auch, was genau mit
der Anpassung rechtlicher Rahmenbedingungen für
Auslandseinsätze gemeint ist. Richtig ist, dass etwa be-
stehende Unklarheiten beim Versicherungsschutz von
im Ausland eingesetzten Polizistinnen und Polizisten
oder auch bei der Besoldung ausgeräumt werden müs-
sen. Probleme, die hier auftreten oder in der Vergan-
genheit aufgetreten sind, bedürfen zügiger Klärung
und einer nachvollziehbaren Rechtsgrundlage und
Verwaltungspraxis. Hier ist aber die schwarz-gelbe
Bundesregierung in den letzten Jahren nicht untätig
geblieben. Die Verbesserungen beim Versicherungs-
schutz der im Ausland eingesetzten Polizistinnen und
Polizisten und mehr Transparenz bei den Auslandszu-

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(C (D chlägen sind hier zu nennen, ebenso wie die massive erbesserung der Absicherung unserer Polizistinnen nd Polizisten durch das Einsatzversorgungsverbesseungsgesetz. Rechtliche Änderungen aber, die etwa im olizeirecht angesiedelt wären, sind aus Sicht der DP-Fraktion nicht erforderlich. Die Bundesrepublik hat sich in den vergangenen ahren international mit den Partnern in der EU und N auch mit Polizeimissionen erfolgreich und verlässch eingebracht. Dieses Engagement fortzuführen, dain sind sich hier wohl – fast – alle einig. Im Detail lieen wir jedoch nicht überall auf derselben Linie. Ihren ntrag kann die FDP-Fraktion daher nicht in allen unkten unterstützen. Kern des Antrages, den die SPD hier vorlegt, ist die orderung nach noch mehr und noch größeren Ausndseinsätzen der Polizei. Damit folgt die SPD einem eg, der während ihrer Regierungszeit mit den Grüen eingeschlagen worden ist. Sie geht aber an den irklichen politischen Problemen vollkommen vorbei, ie da lauten: parlamentarische Kontrolle und Einhalng von Menschenrechtsstandards. Der Antrag ist ein ammelsurium von technischen, formalen und organiatorischen Erwägungen und Beschreibungen. Die eststellung, dass internationale Polizeimissionen im usland ein zentraler Bestandteil der Außenpolitik ind, ist so richtig wie banal. Der SPD-Antrag bemängelt, dass Ressourcen für ngerfristige Missionen nicht bereitgestellt würden, ass die Konzeptionierung spezieller Auslandseinhein gescheitert sei, dass die Förderung der Motivation r Polizistinnen und Polizisten, in den Auslandsein atz zu gehen, ungenügend sei. Die SPD fordert ein ündel von Maßnahmen, die diese Hindernisse und robleme beseitigen sollen, angefangen von den rechtchen Rahmenbedingungen bis zur verbesserten euauflage der Einsatzeinheiten und weiteren Persoalentwicklungsplanungen. Was die SPD allerdings ersäumt, ist, nach den politischen Hintergründen und em Sinn dieser Auslandseinsätze zu fragen. Sie verendet pauschal den Begriff der Friedensmissionen, as nichts weiter ist als die übliche Schönfärberei, die an von Regierungsparteien und solchen in spe kennt. Im Antrag steht kein Wort darüber, dass deutsche olizisten in Afghanistan am Krieg beteiligt sind, weil ie eine der Kriegsparteien ausbilden. Denn der Aufau der afghanischen Polizei dient der Herrschaftsicherung des Karzai-Regimes; da wird dann auch roßzügig über dessen Menschenrechtsverletzungen inweggesehen. Im Antrag steht kein Wort darüber, dass deutsche olizisten in Saudi-Arabien tätig sind, um dem feudan Regime bei der Aufrüstung seines Sicherheitsappa ates zu helfen. Der saudische Grenzschutz wird sogar ei der „sicheren Führung“, so heißt das dann, des turmgewehrs G 3 ausgebildet. Auf wen dann damit Gisela Piltz gebene Reden )

Ulla Jelpke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724651700




(A) )

geschossen wird, das interessiert die Bundesregierung
aber genauso wenig wie offenbar die SPD-Fraktion.

Im vorigen Jahr haben die Kollegen der SPD laut-
hals protestiert, als herauskam, dass deutsche Polizis-
ten über Jahre hinweg Ausbildungsunterstützung für
die belarussische Miliz geleistet haben. Eine solche
Hilfe für eine Diktatur sei unvertretbar, hieß es, und
wieso der Bundestag niemals unterrichtet worden sei.
Damit hat die SPD rein rhetorisch des Pudels Kern ge-
nannt: Es darf nicht sein, dass mithilfe der deutschen
Polizei menschenrechtsfeindliche Regime gestützt
werden. Es darf auch nicht sein, dass mit ihnen Kriege
geführt oder geplant werden. Bei Auslandseinsätzen ist
strikt darauf zu achten, dass Menschenrechte und de-
mokratische Standards beachtet und nicht, wie wir aus
dem Einsatz in Saudi-Arabien wissen, aus falscher
Rücksichtnahme auf die jeweilige Herrschaftsclique
kurzerhand aus dem Ausbildungsprogramm gestrichen
werden.

Die Position der Linken ist in dieser Hinsicht ein-
deutig: Wir wollen nicht noch mehr Auslandseinsätze
der Polizei. Wir halten den Einsatz der Polizei als Mit-
tel der Außenpolitik ohnehin für verfassungsmäßig
höchst problematisch, vor allem dann, wenn ein sol-
cher Einsatz in Zusammenhang mit kriegerischen
Maßnahmen stattfindet. Vor allem aber wollen wir,
dass Polizeieinsätze in Übereinstimmung mit den Men-
schenrechten erfolgen und nicht der Stützung autoritä-
rer Regime dienen. Um das sicherzustellen, wollen wir
eine verbesserte parlamentarische Kontrolle. Wir wol-
len, dass die Bundesregierung immer schon im Vorfeld
solche Einsätze mitteilen muss, um den Missbrauch
deutscher Polizisten für menschenrechtsfeindliche
Zwecke und kriegerische Unternehmungen zu verhin-
dern oder zumindest zu erschweren.

Die Linke befindet sich damit jedenfalls der Form
nach in Übereinstimmung mit der Gewerkschaft der
Polizei. Die fordert in einem Positionspapier von No-
vember 2011, „eine stärkere parlamentarische Kon-
trolle der Einsätze der Polizei im Ausland. Für alle Po-
lizeimissionen und -einsätze, seien sie bilateral oder
international, muss der Deutsche Bundestag ein Rück-
holrecht durch entsprechenden Beschluss und damit
jederzeit das Recht zur Beendigung eines Einsatzes
bzw. einer Mission haben.“ Die GdP stehe „der der-
zeitigen Praxis der nur bruchstückhaften Antwort auf
parlamentarische Anfragen skeptisch gegenüber“. Zu
ergänzen ist, dass solche Anfragen fast ausschließlich
von der Fraktion Die Linke kommen; die anderen
Fraktionen haben offenbar kein großes Interesse an
dieser Thematik. Die GdP will außerdem sichergestellt
wissen, dass mit den Kenntnissen, die deutsche Polizis-
ten vermitteln, nicht am Ende die Zivilbevölkerung des
betreffenden Landes oder auch verbündete Streitkräfte
drangsaliert werden.

Diesen Forderungen der GdP entspricht weit-
gehend ein Antrag, den die Fraktion Die Linke heute
ebenfalls hier im Plenum zur Abstimmung bringt. Es
ist höchst interessant, dass die SPD weit hinter die

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Zu Protokoll ge

(C (D osition der GdP zurückfällt. In ihrem Antrag ist in chonungsloser Flachheit und Unverbindlichkeit daon die Rede, eine „umfassende Grundlage zur bessen Einbindung des Parlaments“ erarbeiten zu wollen. ine solche Gummiformulierung braucht kein Mensch, as ist einfach nur peinlich, zumal es eine solche umssende Grundlage ja bereits gibt, in Form des schon rwähnten Antrags der Linken. Wenn die SPD dem icht zustimmt, wovon leider auszugehen ist, entlarvt ie selbst ihr empörtes Getue über den Belarus-Einsatz er Polizei vom vorigen Jahr als reines Theater in der ommerpause. Dann bleibt es dabei, dass die Linke die inzige Fraktion dieses Hauses ist, die wirklich ein, enn auch sehr kritisches, Interesse an Polizeieinsätzen Ausland hat und die Rechte des Parlamentes stär en will. Der Unterausschuss Zivile Krisenprävention hat nfang dieser Woche seinen Abschlussbericht beraten. ie gute Nachricht ist, dass sich alle Fraktionen – mit er vorhersehbaren Ausnahme Linksfraktion – einig aren, dass der Polizei bei internationalen Friedensissionen eine besondere Bedeutung zukommt und ass mehr getan werden muss, um die organisatorichen, strukturellen und finanziellen Rahmenbedinungen für internationale Polizeieinsätze zu schaffen. Im vorliegenden Antrag macht die SPD zu Recht arauf aufmerksam, dass die deutsche Bilanz in Sahen Beteiligung an internationalen Polizeimissionen chlicht zu wenig ist. Das liegt nicht an den Polizistinen und Polizisten, die freiwillig und engagiert in Ausndseinsätze gehen und dafür noch immer riskieren, ach ihrer Rückkehr einen Karriereeinschnitt erleben u müssen. Für ihren wichtigen Einsatz sind wir den olizistinnen und Polizisten sehr dankbar. Es wurde in den zurückliegenden Jahren zu wenig nternommen, um die Rahmenbedingungen zu verbesern und die Attraktivität des Auslandseinsatzes für olizistinnen und Polizisten zu steigern. Die Verantortung dafür liegt bei der Politik, hier vor allem bei er Bundesregierung. Das Versagen beim Aufbau der ternationalen Einsatzeinheiten, IEE, bei der Bundes olizei macht dies sehr deutlich. Nur die Hälfte der tellen in der ersten Einsatzeinheit konnten bis Anfang 011 besetzt werden; die Einrichtung einer zweiten inheit wurde auf Eis gelegt. Ohne einen Personalpool schnell einsetzbarer achkräfte für Auslandseinsätze, wie es die IEE hätten ein können, wird es nicht gelingen, den deutschen eitrag beim internationalen Krisenmanagement zu tärken. Darauf weist die SPD in ihrem Antrag zu echt hin. Und wir müssen auch dafür sorgen, dass es r im Auslandseinsatz befindliche Polizistinnen und olizisten an ihren heimischen Dienststellen Vertrengen gibt. Es kann nicht sein, dass die Mehrarbeit infach den verbietenden Kolleginnen und Kollegen ugeschoben wird. Ulla Jelpke gebene Reden Omid Nouripour )

Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724651800







(A) )

Wir brauchen ein Maßnahmenpaket zur Attraktivi-
tätssteigerung, zur verbesserten Qualifizierung, Be-
treuung und Begleitung der Polizeikräfte im Auslands-
einsatz. Das ist ein Schlüssel dafür, dass Deutschland
seiner internationalen Verantwortung besser als bis-
her gerecht wird und damit einen wichtigen Beitrag
zur zivilen Krisenprävention und Konfliktbearbeitung
leistet. Selbstverständlich müssen auch die Länder
hierfür ihren Beitrag leisten.

Auf einen Aspekt, der uns Grünen gerade auch an-
gesichts der aktuellen Debatte um Rüstungsexporte
und Ausbildungshilfe für autoritäre Staaten wichtig ist,
geht die SPD in ihrem Antrag leider zu wenig ein. Es
muss sichergestellt werden, dass deutsche Polizis-
tinnen und Polizisten bei Ausbildungsmissionen im
Ausland nicht nur fachliche Kenntnisse vermitteln,
sondern einen besonderen Schwerpunkt auf demokra-
tische, rechtsstaatliche und menschenrechtliche Stan-
dards legen. Die deutsche Polizei hat international
schon heute einen guten Ruf; hieran gilt es anzuknüp-
fen.

Schließlich fehlt es weiterhin an klaren Regeln für
polizeiliche Auslandseinsätze, beispielsweise im Bun-
despolizeigesetz. Auch die parlamentarische Informa-
tion und Kontrolle laufender Auslandseinsätze der
Polizei muss ausgebaut und umfassend gewährleistet
werden. Hierfür hat meine Fraktion bereits konkrete
Vorschläge gemacht.

Unabhängig davon stimmt meine Fraktion dem von
der SPD vorgelegten Antrag zu. Mit der Umsetzung
der darin enthaltenen Forderungen wäre ein Anfang
gemacht, um auf diesem wichtigen Gebiet ein gutes
Stück weiterzukommen. Sollte es in dieser Wahlperiode
nicht gelingen, worauf die Voten von Union, FDP und
Linksfraktion hindeuten, dann werden wir das Thema
nach der Bundestagswahl mit neuen Mehrheiten er-
neut anpacken und umso engagierter vorantreiben.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724651900

Wir kommen zur Abstimmung.

Der Innenausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 17/13940, den Antrag der
Fraktion der SPD auf Drucksache 17/8603 abzulehnen.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Die Ko-
alitionsfraktionen und die Linke. Gegenprobe! – Sozialde-
mokraten und Bündnis 90/Die Grünen. Enthaltungen? –
Niemand. Die Beschlussempfehlung ist angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 60 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Burkhard Lischka, Christine Lambrecht, Petra
Ernstberger, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der SPD

Videoübertragung von Gerichtsverhandlun-
gen ermöglichen

– Drucksache 17/13891 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss

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(C (D In der Tagesordnung ist ausgewiesen, dass die Reden u Protokoll genommen werden. Heute debattieren wir den Antrag der Fraktion der PD mit dem Titel „Videoübertragung von Gerichtserhandlungen ermöglichen“. Im Zuge der digitalen eränderungen im öffentlichen Leben haben sich auch ie deutschen Gerichte die digitale und mediale Veretzung immer mehr zunutze gemacht. So werden Beeisstücke nicht selten auf Monitoren präsentiert, und uch die Einspielung einer Videosequenz im Gerichtsaal selbst ist keine Seltenheit mehr. Allerdings gilt es hier, zwischen zwei verschiedenen rten der Anwendung der Videokonferenztechnik zu nterscheiden, nämlich zwischen der Übertragung von eugenaussagen unter anderem zur Verfahrensbechleunigung auf der einen Seite und einer Zuschalng von Zeugen gemäß § 247 a StPO aus Gründen des pferschutzes auf der anderen Seite. Insofern verweise h auf meine Rede im Plenum des Deutschen Bundesges vom 21. Februar 2013 zum Thema „Intensivie ung des Einsatzes von Videokonferenztechnik“. Bei solchen Übertragungen gilt es immer, darauf u achten, dass der Unmittelbarkeitsgrundsatz nach 250 ff. StPO gewahrt wird. Eine Zuschaltung mittels ideokonferenztechnik stellt immer eine Durchbrechung ieses Grundsatzes dar. In besonderen Fällen ist dies ber erforderlich und damit zulässig. Die Abwägung, b der Einsatz der Videokonferenztechnik erlaubt ist, rfolgt immer unter dem Prüfungsmaßstab der Verfahnsbeschleunigung oder des Zeugenschutzes. Zu diesen beiden Abwägungskriterien ist das Fol ende festzuhalten: Unter den Gesichtspunkt der Verfahrensbeschleuni ung wird die zweckmäßige Videoübertragung gefasst. ier kann eine Vernehmung mittels Videokonferenz innvoll sein, weil sich zum Beispiel ein Zeuge, der icht von zentraler Bedeutung für das Verfahren ist, im usland befindet und dann in den Gerichtssaal zugechaltet werden kann. Diese Liveübertragung beschleunigt den Prozess in olchen Fällen erheblich und kann positiv zu einem elingen des jeweiligen Verfahrens beitragen. Ermögcht wurde diese vermehrte Nutzung der Videokonfenztechnik durch den am 21. Februar 2013 durch die nion verabschiedeten Gesetzentwurf zur Intensivie ung des Einsatzes von Videokonferenztechnik in geichtlichen und staatsanwaltschaftlichen Verfahren. Das Gesetz zur Intensivierung des Einsatzes von ideokonferenztechnik in gerichtlichen und staatsanaltschaftlichen Verfahren schafft die Möglichkeit, die oderne Technik der Videokonferenz in Gerichtsverhren und bei staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen nzuwenden. Mit den neuen Regelungen kann insbeondere Anwälten, Sachverständigen und Zeugen, die ren Wohnsitz außerhalb des betreffenden Gerichtsors haben, die Anreise sowie Zeit und Geld erspart )

Dr. Patrick Sensburg (CDU):
Rede ID: ID1724652000

(A) )

werden. An die Stelle der persönlichen Anwesenheit
tritt nun die Vernehmung oder Befragung „an einem
geeigneten Ort“. Die persönliche Anwesenheit wird
durch die Zuschaltung mittels Videokonferenztechnik
ersetzt. Die Zuschaltung erfolgt in der Weise, dass der
Verfahrensbeteiligte an einem anderen Ort ist, aber
per Bild- und Tonübertragung im Gerichtssaal simul-
tan zu hören und zu sehen ist.

Unter dem Gesichtspunkt des Zeugenschutzes kann
die Übertragung dann erfolgen, wenn dies aus Grün-
den des Zeugenschutzes erforderlich ist. Die entspre-
chende Regelung findet sich in § 247 a StPO. Danach
kann das Gericht anordnen, dass sich der Zeuge wäh-
rend der Vernehmung an einem anderen Ort aufhält,
wenn sonst die dringende Gefahr eines schwerwiegen-
den Nachteils für das Wohl des Zeugen besteht. Die
Aussage wird dann zeitgleich in Bild und Ton in das
Sitzungszimmer übertragen. Letztlich ist in diesen Fäl-
len unter der Voraussetzung, dass zu besorgen ist, dass
der Zeuge in einer weiteren Hauptverhandlung nicht
vernommen werden kann, eine Aufzeichnung möglich.

Der Antrag der SPD will nun aber eine Videoüber-
tragung nur deshalb und grundsätzlich ermöglichen,
um Privatpersonen und Medien an allen Gerichtspro-
zessen in beliebiger Anzahl teilnehmen lassen zu kön-
nen. Anlass zu diesem Antrag bildet der aktuelle NSU-
Prozess. Im Zuge dieses Prozesses ist bereits mehrfach
und von verschiedenster Seite der Wunsch geäußert
worden, den Prozess in einen Zusatzraum zu übertra-
gen. So solle den Medienvertretern, die sich nicht für
einen Sitzplatz akkreditieren konnten, ebenfalls die Be-
richterstattung ermöglicht werden. Der Antrag der
SPD-Fraktion will eine Übertragung der Gerichtsver-
handlung nun aber auch für Bürgerinnen und Bürger
ermöglichen.

Wie in dem Antrag zutreffend ausgeführt wird, gilt
bei Gerichtsverhandlungen grundsätzlich das Wind-
hundprinzip. Das bedeutet, das Zutritt in der Reihen-
folge des Erscheinens bzw. der Anmeldung gewährt
wird. Dieses hat sich über Jahrzehnte bewährt und
noch nie nachweislich zu einem Informationsdefizit der
Gesellschaft geführt. Allerdings besteht bei einer Über-
tragung die Gefahr, dass ein Prozess zum Medienereig-
nis aufgebauscht wird. Dies bedeutet aber unter Um-
ständen, dass das Verhalten der Prozessbeteiligten
beeinflusst wird. Hier ist somit eine umfangreiche Ab-
wägung vorzunehmen. Insbesondere sollte eine Video-
übertragung wohl nur für ausgewählte Medienvertre-
ter und nicht für eine Vielzahl von Privatpersonen
ermöglicht werden.

Der Antrag der SPD-Fraktion ist heute zwingend
abzulehnen. Es handelt sich hierbei um einen populis-
tischen Schnellschuss, der nicht zu Ende gedacht
wurde und zudem fachliche Schwächen aufweist. Die
Union ist bereits dabei und wird sich auch in Zukunft
der Problemstellung annehmen und dann einen aus-
gewogenen Gesetzentwurf vorstellen, der alle wider-
streitenden Interessen ausgleichend gegeneinander
abwägt.

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Zu Protokoll ge

(C (D Es hat in den vergangenen Jahren wiederholt Ver hren gegeben, die erhebliche öffentliche Aufmerkamkeit erregt und ein großes Medienund Publikumsteresse hervorgerufen haben. Der Prozess um die ermutliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe zeigt uns xemplarisch, dass es notwendig ist, eine ausreichende eilnahme der Öffentlichkeit an solch einem Verfahren u ermöglichen. Unser Grundrecht gesteht jedem Bürger zu, an eiem Prozess teilzunehmen. Das dient der öffentlichen ontrolle und der Transparenz. Unsere Gerichtssäle ieten jedoch nicht immer die räumlichen Kapazitäten, m dem öffentlichen Interesse gerecht zu werden. Und enau dort finden sich auch die Grenzen des Öffentchkeitsprinzips. Wenn die räumlichen Kapazitäten nserer Gerichtsräume erreicht sind, entsteht die unefriedigende Situation für viele Mitbürgerinnen und itbürger und auch für viele Journalistinnen und ournalisten, an diesen Prozessen nicht mehr teilnehen zu können. Das wollen wir für die Zukunft ändern. Es muss ewährleistet sein, dass bei Bedarf, das heißt bei Verhren von hohem öffentlichen Interesse, ein breites ublikum die Möglichkeit erhält, an diesen Prozessen ilzunehmen. Daher wollen wir die Videoübertragung on Prozessen in weitere Räumlichkeiten ermöglichen. Bislang ist es umstritten, ob § 169 GVG dies bereits tzt zulässt. Deswegen bedarf es einer Klarstellung im esetz. Damit verhelfen wir dem Prozessgrundsatz der ffentlichkeit zu bestmöglicher Geltung. Es wäre nverantwortlich, die ohne großen Aufwand effektivstögliche Grundrechtsgewährleistung nicht zu reali ieren. Die Videoübertragung bedeutet nichts anderes, als ie Türen und Fenster für die Zuschauer vor dem Saal u öffnen. Daher fordern wir die Bundesregierung mit nserem Antrag auf, dieses elementare Grundrecht auf rozessöffentlichkeit durch eine klare gesetzliche egelung sicherzustellen. Die FDP-Bundestagsfraktion lehnt den Antrag der PD-Fraktion, Videoübertragung von Gerichtsverandlungen per Antrag zu ermöglichen, ab. Die Voränge rund um den NSU-Prozess vor dem Oberlandesericht München haben deutlich gemacht, dass die rage, wie und in welcher Form die Öffentlichkeit und ie Medien an einer Hauptverhandlung in einer Strafache beteiligt werden müssen oder können, erneut iskutiert werden muss. Natürlich kann man argumeneren, dass das gestiegene öffentliche Interesse an betimmten Strafprozessen dazu führen kann, dass die egeln geändert werden. Erfolgreiche Gerichtsshows im Fernsehen haben en Wunsch geweckt, auch Strafverfahren in ähnlicher orm übertragen zu bekommen. Im Ausland geschieht ies ja bereits in einigen Ländern. Ich bin dabei sehr Dr. Patrick Sensburg gebene Reden )

Burkhard Lischka (SPD):
Rede ID: ID1724652100
Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1724652200




(A) )

zurückhaltend. Eine Hauptverhandlung in einer Straf-
sache ist eben kein Schauprozess und darf es auch nie
werden. Es wird über die mögliche Schuld eines Ange-
klagten entschieden, und dabei sind Rechte aller Ver-
fahrensbeteiligten zu beachten. Es gibt beispielsweise
keinen Anspruch der Öffentlichkeit, etwa durch Nah-
aufnahmen, die das Fernsehen ermöglicht, das Gesicht
des Angeklagten oder von Zeugen und jede der Regun-
gen zu sehen. Auch der NSU-Prozess und die Art, wie
sich die Angeklagten präsentiert haben, weil sie be-
wusst die Aufnahmetätigkeit der Medien in ihrem
Sinne genutzt haben, muss nachdenklich machen, ob
eine Videoübertragung in einen anderen Gerichtssaal,
der sehr schnell auch die Forderung einer allgemeinen
Übertragung im Fernsehen folgen wird, die richtige
Entscheidung ist.

All dies zeigt, dass viele Punkte miteinander abzu-
wägen sind. Wir halten deshalb nichts davon, in einem
Antrag die Bundesregierung aufzufordern, entspre-
chend dem Wunsch der SPD tätig zu werden. Dennoch
sollte nach meiner Auffassung der Rechtsausschuss in
der neuen Legislaturperiode sich der Frage der Öf-
fentlichkeit von Gerichtsverhandlungen intensiv an-
nehmen und erneut die verschiedenen Argumente ge-
geneinander abwägen. Man ist aber nie gut beraten,
für ein bestimmtes Verfahren irgendetwas speziell zu
regeln. Der Strafprozess lebt davon, dass man allge-
meingültige Regeln hat.


Jens Petermann (Plos):
Rede ID: ID1724652300

Mit dem vorliegenden Antrag fordert die SPD ein

Gesetz, das in allen Gerichtsbarkeiten Videoübertra-
gungen von öffentlichen Gerichtverhandlungen in ei-
nen weiteren Raum ermöglicht. Auslöser für diese For-
derung ist der Streit um die Akkreditierung von
Journalisten im NSU-Verfahren vor dem Oberlandes-
gericht München. Aufgrund der räumlichen Begrenzt-
heit des Sitzungssaales konnte nicht allen interessier-
ten Medienvertretern sowie Bürgerinnen und Bürgern
die Möglichkeit zur Teilnahme an der Verhandlung
eingeräumt werden. In einem der bedeutendsten Straf-
verfahren seit Herstellung der deutschen Einheit hat
ein Streit um diese Frage, der letztlich nach Anrufung
des Bundesverfassungsgerichtes zugunsten der Öffent-
lichkeit entschieden wurde, zu einem inakzeptablen
prozessualen Fehlstart geführt, der nun den Gesetz-
geber herausfordert.

Bei Großverfahren oder Verfahren von besonderem
öffentlichen Interesse kommt es regelmäßig vor, dass
die vorhandenen Räumlichkeiten in den Gerichtsge-
bäuden zu klein für die interessierte Öffentlichkeit
sind. Diese Erfahrung mussten auch immer wieder In-
teressierte an Verfahren vor dem Bundesverfassungs-
gericht machen. Es ist darum verständlich, dass die
Öffentlichkeit vermehrt über eine Lösung diskutiert.
Auch im NSU-Verfahren hätte man für die am Verfah-
rensverlauf interessierte Öffentlichkeit eine Antwort
finden müssen.

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(C (D Wie die Verfasser des nun vorliegenden Antrages utreffend feststellen, ist die Öffentlichkeit der Geichtsverhandlung sicherzustellen. Das Gerichtsverssungsgesetz setzt dieser Öffentlichkeit indes Gren en, da Tonund Fernsehaufnahmen sowie Tonund ilmaufnahmen zum Zwecke der öffentlichen Vorfühung oder Veröffentlichung des Inhaltes unzulässig ind. Fraglich ist allerdings, ob die im Antrag vorgechlagene Lösung der Videoübertragung von Gerichtserhandlungen in einen weiteren Gerichtssaal unter as Verbot im Gerichtsverfassungsgesetz fällt. Sinn und Zweck der Öffentlichkeit der Verhandlung t nicht, deren Inhalt jedem Bundesbürger zugänglich u machen und die Verfahrensbeteiligten zur Schau zu tellen, sondern eine wirksame Kontrolle der staatlichen achtausübung zu gewährleisten. Für diese Kontrollnktion braucht man nicht 80 Millionen Bundesbür er, dazu reicht in der Regel eine Anzahl, die den übchen Plätzen in einem Gerichtssaal entspricht, aus. atürlich sind der Strafprozess gegen die Täter der SU-Morde oder die Verhandlungen zur Euro-Rettung or dem Bundesverfassungsgericht sind Verfahren, die inen besonderen Stellenwert genießen und verständcherweise eine breitere Öffentlichkeit interessieren ls beispielsweise ein Verfahren wegen Sachbeschädiung vor einem Thüringer Amtsgericht. Gerade und usschließlich für Verfahren mit bundesweiter Bedeung sollte darum über eine restriktiv auszulegende usnahmeregelung im Gerichtsverfassungsgesetz nachedacht werden. Die im Antrag vorgeschlagene Videoübertragung in inen angrenzenden Gerichtssaal wäre ein gangbarer eg, aber auch nur, wenn sichergestellt ist, dass aus chließlich eine Übertragung und keine Aufzeichnung tattfindet sowie die Übertragung ausschließlich in eien benachbarten Gerichtssaal erfolgt, um auf diese eise den Verhandlungssaal sinnbildlich zu vergröern. Die Verhandlung muss zwingend in ein und demelben Gerichtsgebäude verbleiben und darf nicht twa auf Großbildleinwänden vor dem Gerichtgeäude oder in Stadien übertragen werden. Eine Art ublic Viewing muss ausgeschlossen sein. Daneben uss bei einer Videoübertragung in einen Nebenraum wingend eine Einflussmöglichkeit des Richters auf die ffentlichkeit im zweiten Raum sichergestellt sein. enkbar wäre eine Tonrückübertragung vom Neben aal in den Verhandlungssaal, was das Verfahren aber urch die Geräusche aus dem Nebensaal behindern, tören und verkomplizieren würde. Alternativ könnte an Justizbedienstete mit der Beaufsichtigung der weiten Öffentlichkeit betrauen. Da fehlt es dann wieer an der Möglichkeit der Einflussnahme durch den ichter. Das ist ein wirkliches praktisches Problem ieses Vorschlages. Ob eine Videoübertragung der tein der Weisen für die Lösung eines vermehrten öfntlichen Interesses an einem Gerichtsverfahren ist, ag dahingestellt bleiben. Wichtig ist, dass sich der eutsche Bundestag mit diesem Problem befasst und ach gründlicher Beratung einen verfassungskonforen Vorschlag, der vor allem auch die Rechte der Op Jörg van Essen gebene Reden )





(A) )

fer solcher Taten hinreichend berücksichtigt, unter-
breitet. Dabei muss in erster Linie der Schutz des
Persönlichkeitsrechts der Zeugen, der Opfer, der An-
gehörigen aber auch der Beschuldigten beachtet wer-
den.

Zweifelsfrei besteht bei Großverfahren oder Verfah-
ren mit besonderem öffentlichen Interesse Handlungs-
bedarf bezüglich der Raumfrage in den Gerichten.
Meiner Ansicht nach sind die Erfahrungen aus dem
NSU-Prozess am Oberlandesgericht München bei-
spielgebend. Vor allem aber sollten diese Erfahrungen
erst einmal in Ruhe von den Fachleuten im Rechtsaus-
schuss beraten werden. Die Frage, wie mit den Ergeb-
nissen umgegangen wird, muss mit großer Sorgfalt be-
antwortet werden. Auch wenn ich die Zielrichtung des
Antrages der SPD-Fraktion teile, bekommt man dieses
gewichtige Problem nicht mit einem Ein-Seiten-Antrag
in der vorletzten Sitzungswoche der Legislatur gelöst.
Das wird den Grundsätzen des Gerichtsverfassungsge-
setzes und den Rechten der Verfahrensbeteiligten nicht
gerecht. Gründlichkeit muss auch hier vor Schnellig-
keit gehen.

Die zuständigen Berichterstatter der Fraktionen
sollten sich gleich zu Beginn der 18. Legislaturperiode
zusammensetzen und ein gemeinsames Papier auf den
Tisch des Hauses legen. Meine Fraktion wird sich dem
nicht verschließen.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1724652400

Die Diskussion über die Herstellung einer ausrei-

chenden Öffentlichkeit im zurzeit laufenden Strafver-
fahren gegen den NSU vor dem Oberlandesgericht
München war kein Ruhmesblatt für die bayerische Jus-
tiz und das CSU-geführte Justizministerium. Die Jus-
tizministerin Merk hat keinerlei Gespür dafür gezeigt,
dass es eine sensible politische Frage ist, nicht nur den
Opfern und ihren Rechtsanwälten, die als Nebenkläger
zugelassen sind, sondern auch allen anderen Opfern
und ihren Familien eine reale Möglichkeit anzubieten,
das Strafverfahren zu beobachten und sich selbst ein
Bild davon zu machen, ob der deutschen Justiz eine
umfassende Aufklärung der Morde an ihren Angehöri-
gen gelingt und die Angeklagten – im Falle einer Ver-
urteilung – eine gerechte Strafe erhalten. Auch das
berechtigte Interesse der inländischen und ausländi-
schen Medien sowie der Prozessbeobachter wurde von
der Politik in München missachtet.

Dem Gericht blieb so, von der Politik alleingelas-
sen, nur die Möglichkeit, die Öffentlichkeit im größten
in München vorhandenen Justizsaal herzustellen. Die-
ser ist jedoch – da kann man Stühle hin- und herrücken
so viel man will – viel zu klein. Dass das Gericht da-
rüber hinaus bei der Auswahl der Pressevertreter un-
nötige Fehler machte und zuließ, dass erst das Bundes-
verfassungsgericht eingreifen musste, verschlimmerte
die Lage noch mehr.

Jetzt, da der Prozess gegen den NSU voranschreitet
und sich die Frage nach genügend Plätzen für Medien-
vertreter entspannt hat, stellt sich die Frage, ob die

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Zu Protokoll ge

(C (D egeln des Gerichtsverfassungsgesetzes reformiert erden sollten. Durch strukturelle Änderungen der rozessordnungen und eine erweiterte Partizipation on Betroffenen auch an gerichtlichen Auseinanderetzungen wird es in Zukunft sicher vermehrt zu Situaonen kommen, bei denen die herkömmlichen erichtssäle für den Ansturm einer interessierten Öfntlichkeit nicht ausreichen. Will man jedoch zu ge etzlichen Änderungen der Regeln über die Öffentlicheit von gerichtlichen Verhandlungen greifen, sollte an sich zuerst grundsätzlich über den Wert und die edeutung der Öffentlichkeit vor Gericht Gedanken achen. Die Justiz übt durch ihre Rechtsprechung die Staatsewalt des Volkes aus. So postuliert es Art. 20 Abs. 2 nseres Grundgesetzes. Es ist ein historisch erkämpfs Recht des Volkes, die Justiz bei ihrer Arbeit eobachten und auch bewerten zu können. Nur die ffentlichkeit der mündlichen Verhandlungen und Ent cheidungsverkündungen der Justiz ermöglicht es den ählerinnen und Wählern, mit ihrer Stimme bei der ahl der gesetzgebenden Körperschaften auch Einuss auf zukünftige Gesetze und damit auch Einfluss uf die zukünftige Rechtsprechung zu nehmen. Die Öfntlichkeit ist somit ein Grundpfeiler der Rückbinung der Rechtsprechung an den Volkswillen. Eine Geheimjustiz darf es nicht geben, die Regelung on § 169 Satz 1 GVG hat in ihrem Kern ihre Grundge im Verfassungsrecht. Schutzwürdige Interessen er Beteiligten an nichtöffentlichen Verhandlungen er Justiz können nur ausnahmsweise oder nur voübergehend zu einem Ausschluss der Öffentlichkeit hren. Die Gefahr der Öffentlichkeit der Gerichtsverhandngen liegt im Missbrauch zum Schauprozess. Beson ers in Diktaturen wurden und werden Gerichtsverandlungen gerne als Schaubühne zur Erniedrigung on Angeklagten oder zur Darstellung von Macht und urchsetzung von Ideologien missbraucht. Davor üssen Gerichte geschützt werden. Gerichtsverhandngen sind formalisierte Verfahren der Wahrheitsfin ung und der Findung gerechter Entscheidungen. iese sensiblen Prozesse sollen von Beeinflussungen ei gehalten werden, die im Falle der Tonund Bildorführung oder Veröffentlichung nicht auszuschlieen sind. Deshalb verbietet § 169 Satz 2 GVG im rundsatz zu Recht solche Aufnahmen des Geschehens Gerichtsverhandlungen für öffentliche Vorführun en oder Veröffentlichungen. Eine Ausnahme findet ich nur für Verhandlungen des Bundesverfassungsgeichts. Damit reduziert sich die Öffentlichkeit von Geichtsverhandlungen auf die physische Anwesenheit in en Verhandlungen und auf das Recht – und auch die flicht – der Presse, über Gerichtsverhandlungen ahrheitsgemäß, sachlich und die Persönlichkeitschte der Beteiligten wahrend schriftlich zu berichn. Jens Petermann gebene Reden Jerzy Montag )








(A) )

Ob diese Regelungen den Möglichkeiten und Erfor-
dernissen einer modernen Gesellschaft genügen, da-
rüber wird seit Jahren heftig und sehr kontrovers
diskutiert. Viel spricht dafür, zumindest für die Ge-
richtsverhandlungen der obersten Gerichte des Bun-
des – und vielleicht auch der Länder – das strikte Vor-
führungs- und Veröffentlichungsverbot zu lockern. Was
für das Bundesverfassungsgericht gilt, kann und sollte
vielleicht auch für diese obersten Gerichte gelten. Das
Aufspüren von Rechtsfehlern und die Fortbildung des
Rechts sind Angelegenheiten, an denen die Bürgerin-
nen und Bürger und die interessierte Öffentlichkeit
auch über moderne Kommunikationsmittel wie Fern-
sehen und Internet teilnehmen können sollten, ohne
dazu nach Leipzig oder Kassel, nach München oder
Karlsruhe fahren zu müssen. Bei den die Öffentlichkeit
besonders interessierenden strafrechtlichen Gerichts-
verhandlungen sprechen hingegen gute Gründe des
Persönlichkeitsschutzes für die Beibehaltung der strik-
ten Öffentlichkeitsbeschränkung auf die Anwesenheit
im Gerichtssaal.

Womit wir bei dem heute zu diskutierenden Antrag
der SPD und den Folgerungen aus den Streitigkeiten
im Vorfeld des Münchner NSU-Verfahrens wären. Die
SPD schlägt vor, „Videoübertragungen von öffentli-
chen Gerichtsverhandlungen in einen weiteren Raum“
zu ermöglichen.

Ich verstehe den Vorschlag so, dass das Verbot öf-
fentlicher Vorführung oder der Veröffentlichung des
Inhalts von Ton-, Fernseh-, Rundfunk- oder Filmauf-
nahmen von Gerichtsverhandlungen nicht angetastet
werden soll. Dem stimmen wir zu, wobei ich nochmals
darauf hinweisen möchte, dass dies eine zukünftige
Debatte über eine vorsichtige Öffnung zumindest bei
obersten Bundes- und Landesgerichten nicht ab-
schneiden soll.

Klärungsbedürftig bleibt beim Vorschlag der SPD,
ob die Videoübertragung in einen weiteren Raum zur
Folge hätte, dass die öffentliche Hauptverhandlung in
Strafsachen oder andere mündliche Verhandlungen
von erkennenden Gerichten damit gleichzeitig und pa-
rallel in zwei verschiedenen Räumen des Gerichts
stattfinden sollen. Dies ergibt sich meiner Meinung
nach mitnichten aus der Formulierung der Ermögli-
chung von „Videoübertragungen von öffentlichen Ge-
richtsverhandlungen in einen weiteren Raum“, klingt
jedoch in der Begründung an. Ein solches Verständnis
der Videoübertragung ist aber strikt abzulehnen, weil
dies unabsehbare Folgen für die gesamte Hauptver-
handlung und für die Überzeugungsbildung des Ge-
richts hätte. Im Rahmen einer zukünftigen gesetzlichen
Regelung muss dies ausgeschlossen werden. Die Vi-
deoübertragung ist weder eine Erweiterung der Ver-
handlung auf zwei Räume noch eine öffentliche Vor-
führung ihres Inhalts.

Die Videoübertragung in einen weiteren Raum ist
eine mit modernen technischen Mitteln leicht herzu-
stellende und voll dem Hausrecht und der Sitzungsge-

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(C (D alt unterstehende Beteiligung der Öffentlichkeit an er Verhandlung, die einerseits eben keine öffentliche orführung oder Veröffentlichung des Inhalts der Verandlung ist, andererseits aber auch nicht eine räumche Verdoppelung der Verhandlung. Wie im Raum der eigentlichen Verhandlung auch uss das Gericht durch prozessleitende Verfügungen ie Sicherheit und Ordnung auch in dem Raum sichertellen, in den hinein die Videoübertragung stattfindet. ies bezieht sich auch auf die Sicherung des Verbots er öffentlichen Vorführung oder der Veröffentlichung es Inhalts der Verhandlung aus dem sogenannten ideoraum heraus. Es spricht auch nichts dagegen, eine solche Videobertragung auf Vertreter der Medien zu beschränken – denfalls so lange, wie die Öffentlichkeit für Bürge innen und Bürger in einem angemessenen Maße im igentlichen Verhandlungsraum gesichert ist. Schließlich sollte klar sein, dass die Entscheidung ber eine Videoübertragung im pflichtgemäßen Eressen des Gerichts verbleibt. Dieses ist in seiner Ent cheidung an den unabweisbaren und verfassungschtlich gesicherten Anspruch auf Öffentlichkeit der erhandlung gebunden, der sowohl den Bürgerinnen nd Bürgern wie auch den Medienvertretern garanert, im Rahmen der baulichen Vorgaben die Verhandngen der Justiz beobachten und damit auch bewerten u können. In dieser Legislaturperiode wird es zu keiner gesetzchen Regelung mehr kommen. Der Antrag der SPD nd unsere grundsätzliche Zustimmung sind Teil des chtspolitischen Programms für die nächste und neue ehrheit in diesem Hause nach den Bundestagswahn im September. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf rucksache 17/13891 an den Rechtsausschuss vorgechlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der all. Dann haben wir es gemeinsam auch so beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 61 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Martin Dörmann, Lars Klingbeil, Wolfgang Tiefensee, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Netzneutralität und Diskriminierungsfreiheit gesetzlich regeln, Mindestqualitäten bei Breitbandverträgen sichern und schnelles Internet für alle verwirklichen – Drucksache 17/13892 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Innenausschuss Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Kultur und Medien Vizepräsident Eduard Oswald )

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724652500




(A) )

Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die
Reden zu Protokoll genommen.


Andreas G. Lämmel (CDU):
Rede ID: ID1724652600

Die Fraktion der SPD hat ganz fleißig alte Passa-

gen aus diversen Anträgen zum Thema Internet oder
Telekommunikationsregulierung der bald abgeschlos-
senen Legislaturperiode zusammengesucht und in ei-
nen neuen Antrag gepackt. Dieses Sammelsurium an
Themen bietet mir die Möglichkeit, die Erfolge der
letzten vier Jahre nochmals deutlich zu machen. Eine
große Rolle im Antragstext spielt das Thema Netzneu-
tralität. Auf über zwei Seiten versuchen Sie, den Be-
griff zu definieren. Diese Definition konnte auch die
Enquete-Kommission „Internet und Digitale Gesell-
schaft“ des Deutschen Bundestags in mehrjähriger
und intensiver Diskussion nicht abschließend fassen.
Es bleibt also die Frage: Was ist eigentlich Netzneu-
tralität? Wie kann dieser Begriff juristisch sauber defi-
niert werden? Es gibt viele Annäherungen an diesen
Begriff, aber keine abschließende Definition.

Konsens herrscht dabei wohl in der Gewährleistung
der Diskriminierungsfreiheit bei Inhalten, Anbietern
und Empfängern. Und genau deshalb gibt es den
§ 41 a TKG zur Netzneutralität. Dieser ermächtigt in
Satz 1 die Bundesregierung, in einer Rechtsverord-
nung nach Zustimmung des Bundestages und des
Bundesrates grundsätzliche Anforderungen an eine
diskriminierungsfreie Datenübermittlung und den dis-
kriminierungsfreien Zugang zu Inhalten und Anwen-
dungen festzulegen, um eine willkürliche Verschlechte-
rung von Diensten und eine ungerechtfertigte Behin-
derung oder Verlangsamung des Datenverkehrs in den
Netzen zu verhindern.

Weiterhin lautet Satz 2 des Paragrafen, dass die
Bundesnetzagentur in einer technischen Richtlinie
Einzelheiten über die Mindestanforderungen an die
Dienstqualität durch Verfügung festlegen kann. Nun
liegt eine Untersuchung der Bundesnetzagentur über
die Dienstqualität breitbandiger Internetanschlüsse
vor. Und auf Basis dieser Untersuchung werden wir im
Beirat der Bundesnetzagentur und auch hier im Parla-
ment diese Mindestanforderungen weiter diskutieren.

Eins ist aber in diesem Zusammenhang wichtig fest-
zustellen: Es besteht kein akuter Handlungsbedarf des
Gesetzgebers. Denn die gesetzlichen Grundlagen sind
im TKG bereits gelegt. Auch ist es schwierig, ange-
sichts der technischen Dynamik des Internets eine an-
gemessene Lösung für alle Details des Netzes zu fin-
den.

Der vorliegende Antrag spricht ebenfalls das
Thema des Breitbandausbaus an, allerdings gibt es da
aus der SPD-Bundestagsfraktion nichts Neues. Ich bin
sehr überrascht darüber, dass es der SPD gelingt, alle
Fortschritte, die wir in dieser Legislaturperiode erzielt
haben, zu ignorieren. Es überrascht mich gerade des-
halb, weil einige Maßnahmen doch von uns gemein-
sam in der Großen Koalition auf den Weg gebracht
wurden. Erstaunlicherweise kommt diese Passage des

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(C (D ntrages auch ohne Zahlen aus. Aber diese will ich nen gern nochmals vortragen. Was haben wir in dieser Legislaturperiode ericht? Wir haben Teile des Frequenzspektrums für reitbandige, mobile Internetnutzung zur Verfügung estellt, und zwar mit der Auflage für die Mobilfunknternehmen, bisher nicht mit schnellen Internetnschlüssen versorgte Regionen prioritär zu erschlieen. Unter dem Stichwort LTE war Deutschland das rste Land in Europa, das diesen neuen Mobilfunktandard eingeführt hat. Wir haben das TKG novelliert nd neben vielen Verbesserungen für den Verbraucher sbesondere Anreize für Investitionen gesetzt. Nennen ill ich nur die umfangreichen Möglichkeiten zur Mitutzung bestehender Infrastrukturen für den Breitandausbau. Das senkt die Ausbaukosten. Es gelten un längere Fristen für die Regulierungsperioden der undesnetzagentur, das schafft Investitionsund Plaungssicherheit für die Branche. Kooperationsund isikoteilungsmodelle ermöglichen ebenfalls Synerieeffekte. Seit Inkrafttreten des TKG arbeiten Unterehmen, Kommunen und die Bundesnetzagentur an chritten zur Umsetzung des Gesetzes, um dessen wirtchaftliche Potenziale auszuschöpfen. Hätte der rotrün dominierte Bundesrat die Verabschiedung des esetzes nicht über ein halbes Jahr lang blockiert, önnten wir schon viel weiter sein. Ein paar Zahlen möchte ich noch nennen, denn wir aben beim Breitbandausbau Dynamik im Land. Dies ollten wir nicht schlechtreden. Seit 2010 wurden 60 000 Haushalte zusätzlich mit der Grundversorung von 1 Megabit pro Sekunde erreicht, nun sind 9,7 Prozent der Haushalte versorgt. 54,8 Prozent, lso mehr als die Hälfte der deutschen Haushalte, haen Zugriff auf einen Hochgeschwindigkeitsanschluss, er mindestens 50 Megabit pro Sekunde bietet. Das ind sechs Millionen Haushalte zusätzlich in nur zwei ahren. Der baldige Einsatz der Vectoring-Technoloie, welche die Leistungsfähigkeit des bestehenden upfernetzes erhöht, wird die Dynamik noch erhöhen. it der Einführung eines Universaldienstes wäre diese ositive Entwicklung auf den Kopf gestellt und der reitbandausbau völlig entschleunigt worden. Ich sehe daher keine Notwendigkeit für eine Überrbeitung des TKG, zumal sich auch der Rechtsrahmen uf europäischer Ebene bisher nicht verändert hat. ie zuständige Kommissarin Neelie Kroes ist in den tzten Wochen mit zahlreichen pointierten Bemerkunen in die Öffentlichkeit gegangen. Wir sind also gepannt darauf, was aus Brüssel zu erwarten ist. Ich eue mich bereits auf die Diskussionen mit Ihnen in er nächsten Legislaturperiode. Bis dahin empfehle h die Lektüre des dritten Monitoringberichts zur reitbandstrategie der Bundesregierung vom April ieses Jahres. Ein politischer Sachverhalt ändert sich auch nicht adurch, dass man als Oppositionsfraktion jede Sit )

Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1724652700

(A) )

zungswoche einen anderen Antrag zum selben Thema
einreicht. Zuletzt die Linken, jetzt die SPD: Die Genos-
sen reichen sich beim Thema Netzneutralität den Staf-
felstab gegenseitig weiter. Damit erreichen Sie zwar,
dass kurz vor Ende der Legislaturperiode Ihr Antrag
noch als Punkt 57 um 4.50 Uhr morgens aufgerufen
wird, aber mehr auch nicht; aber nicht einmal das,
weil er zu Protokoll geht.

Ich bleibe bei dem, was ich auch schon in meiner
Rede vom 16. Mai 2013 gesagt habe: Eine konkrete ge-
setzliche Regelung zur Verankerung der Netzneutrali-
tät im TKG ist verfrüht und in der Sache auch nicht
notwendig. Natürlich wollen auch wir, dass „der Cha-
rakter des Internets als freies und offenes Medium …
bewahrt und gestärkt werden“ muss, und zwar „ohne
Zensur der Inhalte“. Aber darum geht es im Zusam-
menhang mit der aktuellen Marktentwicklung – sprich:
der Entscheidung der Deutschen Telekom, ab 2016
monatliche Datenobergrenzen für die Internetnutzung
festzulegen – doch gar nicht. Das wäre ja so, als würde
die Deutsche Post AG nun grundsätzlich alle Briefe
öffnen und nur die versenden, deren Briefinhalte dem
Unternehmen genehm sind. Absurd! Die Post kann
aber als Teilnehmer an einem weitgehend liberalisier-
ten Markt bestimmen, dass sie für den Transport eines
Pakets mehr Geld verlangt als für einen Brief oder
eine Postkarte. Das ist eine freie Entscheidung des
Unternehmens Deutsche Post AG. Und genauso ist es
bei der Deutschen Telekom AG. Ob das für den Breit-
bandausbau förderlich ist, steht auf einem anderen
Blatt.

Für bedenklich halte ich aus ordnungspolitischen
Gründen in diesem Zusammenhang Ihre Aussage:
„Die Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen an der In-
formationsgesellschaft setzt die Möglichkeit voraus,
gleichberechtigt im Internet aktiv zu werden und Zu-
gang zu allen Inhalten zu haben.“ Das ist Netzsozialis-
mus pur! Wenn ein Internetnutzer regelmäßig große
Datenpakete durch das Netz jagt und so dazu beiträgt,
dass das Netz stark belastet ist, so kann man von die-
sem Vielnutzer erwarten, dass er dafür auch angemes-
sen zahlt. Der Zugang zum Internet als Grundversor-
gung ist sicherlich eine andere Debatte.

Eine durchaus zu klärende Frage in der aktuellen
Debatte ist der Plan der Telekom, den eigenen Dienst
„Entertainment“ und das Portal „Videoload“ für die
eigenen Kunden aus der Berechnungsgrundlage für
das maximal zur Verfügung stehende Datenvolumen
herauszurechnen. Hier würde auf den ersten Blick tat-
sächlich ein bestimmter Diensteanbieter bevorzugt,
nämlich der eigene. Ich bin gespannt, wie die Rechts-
abteilung der Bundesnetzagentur dieses Vorhaben be-
wertet und ob hier ein Verstoß gegen das Gebot der
Netzneutralität festgestellt werden wird. Ich halte
diese Debatte aber noch nicht für einen hinreichenden
Grund, die von uns in der TKG-Novelle 2012 in § 41 a
fixierte Ermächtigung für die Bundesregierung zum
Erlass einer Rechtsverordnung jetzt Knall auf Fall
rechtswirksam werden zu lassen. Sollten gewisse

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Zu Protokoll ge

(C (D eschäftspraktiken – und damit meine ich jetzt nicht ie Telekom im Konkreten, sondern alle infrage komenden Anbieter – das Prinzip des diskriminierungseien Netzes wiederholt gefährden, dann behalten wir ns vor, Ernst zu machen mit der Rechtsverordnung. as Instrument der Rechtsverordnung nach § 41 a KG ist übrigens gegenüber einem Parlamentsgesetz as flexiblere Instrument, wenn es denn so weit komen sollte. Im Übrigen verweisen auch Sie, werte SPD-Kolle en, in Ihrem Antrag darauf, dass „eine enge Zusamenarbeit und Verständigung auf europäischer Ebene unerlässlich“ sind, „um einheitliche, für alle Betei gten verbindliche Standards hinsichtlich der Sicheung der Netzneutralität und der Behandlung von atenpaketen zu entwickeln.“ Es gibt aber noch keine einheitliche Sicherung der Netzneutralität“ und auch och keine EU-weiten oder internationalen „verbindchen Standards“. Die Debatte ist weder auf EUbene noch auf nationaler Ebene abgeschlossen, eswegen Schnellschüsse infolge der Telekom-Ankünigung jetzt falsch sind. Wir müssen bei der Debatte aber den Konnex sehen wischen der – gewünschten – Aufrechterhaltung der etzneutralität und dem weiteren Ausbau der Netze, ie die immer größer werdenden Datenpakete durchiten müssen. Der Breitbandausbau muss sich parall zur Nachfrage nach IP-basierten Anwendungen wie -TV, Videokonferenzen, Onlinespiele oder auch elemedizinanwendungen entwickeln. Ich für meinen Teil befürchte nun, dass so viele Normal User“ abgeschreckt werden, auch einmal roße Datenpakete downoder upzuloaden, weil sie efürchten, dass ihr monatliches Datenvolumen chnell verbraucht ist, sie dann entweder mehr bezahn müssen oder dass ihre Geschwindigkeit dann bis um Monatsende deutlich gedrosselt wird. Auch wenn ie Telekom gestern, am 12. Juni, angekündigt hat, ass Verbrauchern, die ihr monatliches Volumen aufebraucht haben und die kein zusätzliches Datenpaket ebucht haben und keine „echte“ Flatrate haben, mit ann noch 2 Megabit pro Sekunde statt wie bisher gelant mit 384 Kilobit pro Sekunde bis zum Monatsende urfen können, ist damit die Brisanz des Vorhabens icht genommen. Bei einer Drosselung sinkt die Nachage nach Anwendungen mit hohen Datenvolumina, as die Entwicklung neuer IP-Anwendungen nicht ge ade fördert. Wenn wir schon vom Breitbandausbau sprechen, ehe ich gerne noch auf Ihren dritten Punkt ein: Schnelles Internet für alle flächendeckend verwirklihen“. Ich gebe Ihnen absolut recht, dass es in eutschland beim Stand des Breitbandausbaus noch mer eine digitale Stadt-Land-Kluft gibt, die wir chnellstens beseitigen müssen. Es darf nicht sein, ass hochleistungsfähige Datenautobahnen nur in den tädten und Ballungszentren ausgerollt werden, kleine emeinden, Dörfer und abgelegene Ortsteile aber mit bis 2 Megabit pro Sekunde für die nächsten 20 Jahre Dr. Georg Nüßlein gebene Reden )





(A) )

zufrieden sein sollen. Da ist LTE, auch das kommende
LTE Advanced, nur eine Zwischenlösung. Langfristig
muss es Ziel sein, leitungsgebundene Netze – sprich:
Glasfaser und Kabelnetze – bis in die Häuser und Ge-
bäude, FTTB/FTTH, auch in den ländlich geprägten
Regionen zu verlegen. Da haben wir noch einiges vor
uns. Aber deswegen von einer „Passivität der Bundes-
regierung beim Breitbandausbau“ zu sprechen, ist nun
wirklich frech! Ebenso falsch ist die Behauptung, dass
„sämtliche von der Bundesregierung in ihrer Breit-
bandstrategie angepeilten Ziele … ohne zusätzliche
Maßnahmen verfehlt“ würden.

Wirksame Maßnahmen haben wir vor allem mit der
jüngsten Novelle des TKG im vergangenen Jahr in gro-
ßer Zahl vorgenommen, um den Netzausbau mittels ei-
ner investitionsfreundlichen Regulierung billiger und
schneller zu machen. Sie sagen: „Synergieeffekte müs-
sen konsequent genutzt und Rechts- und Planungs-
sicherheit durch eine innovations- und investitions-
freundliche Regulierung geschaffen werden“. Nichts
anderes haben wir mit der TKG-Novelle getan: Zu
unseren Maßnahmen gehört unter anderem die Zulas-
sung des sogenannten Microtrenching, einer Verlege-
technik, bei der die Breitbandkabel in den Asphalt bzw.
in den Erdboden eingefräst werden. Das spart hohe
Grabungskosten. Weiter haben wir im TKG die Mitnut-
zung von vorhandener Infrastruktur geregelt. Wenn ein
TK-Unternehmen Infrastruktur der öffentlichen Hand
mitnutzen will, besteht sogar ein Anspruchsrecht, bei
der Infrastruktur privater Infrastrukturinhaber zumin-
dest ein Antragsrecht. Dass die SPD am liebsten auch
private Unternehmen und Einrichtungen von Staats
wegen zur Mitnutzung verpflichten würde, ist klar.
Wohin Planwirtschaft am Ende führt, hat uns die
Geschichte aber deutlich gelehrt. So schaffen wir
Synergien, vermeiden Doppelkosten, neue Grabungs-
arbeiten usw. Mit dem sogenannten Hausstich haben
Telekommunikationsunternehmen nun das Recht, ihre
Breitbandkabel im Rahmen einer einzigen Baumaß-
nahme nicht nur entlang der Straße zu verlegen,
sondern gleich in die sich entlang der Straßen befind-
lichen Häuser, auch wenn der Haus- bzw. Grund-
stückseigentümer das vielleicht nicht will. Das spart
enorme Kosten, weil die Straße nicht für jedes an-
schlusswillige Haus erneut aufgerissen werden muss.
Darüber hinaus erlauben wir eine stärker regionali-
siert betrachtete Regulierung. Das fördert den Wettbe-
werb dort, wo regionale Monopole drohen. Schließlich
haben wir ein Antragsrecht für Telekommunikations-
unternehmen ins TKG hineingeschrieben, womit die
Netzbetreiber jetzt verbindliche Auskunftsrechte ha-
ben, welche Regulierungsmaßnahmen bei Investitio-
nen in der Stadt bzw. Region X auf sie zukommen. Das
schafft Planungssicherheit und macht Mut zu Investi-
tionen. Das soll die SPD erst einmal nachmachen.

Was die Förderkulisse für den Breitbandausbau an-
geht, haben wir schon heute nicht wenige Anlaufstel-
len: Ich erwähne hier vor allem auf EU-Ebene den
„Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“,
EFRE, den „Europäischen Landwirtschaftsfonds für

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(C (D ie Entwicklung des ländlichen Raumes“ und auf Bunesebene die „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung er Agrarstruktur und des Küstenschutzes“, GAK, und ie „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regioalen Wirtschaftsstruktur“. Die Bundesregierung atte im Rahmen der Verhandlungen des Vermittlungsusschusses zur TKG-Novelle 2012 zugesichert, mit en Ländern und mit der KfW-Bankengruppe die estehenden KfW-Programme gezielt auf eine Breitandförderung hin zu evaluieren und für diesen Zweck ansparenter zu machen. Daraufhin hat eine Expernarbeitsgruppe aus Vertretern des BMWi, der Läner, der KfW, der Landesförderbanken, aus Unterehmen, Telekommunikationsverbänden und aus ommunalen Spitzenverbänden fünf KfW-Programme entifiziert, die von Kommunen, kommunalen Unter ehmen oder kleinen und mittleren Unternehmen für frastrukturinvestitionen in Breitbandoder Berangsund Planungsleistungen genutzt werden önnen. Die KfW wurde von diesem Expertengremium eauftragt, zu prüfen, inwieweit hier einige Konditioen zu verändern wären. Verführerisch ist es natürlich chon, nach einem neuen, gesonderten KfW-Proramm für den Breitbandausbau zu rufen, wie es die PD übrigens immer gerne tut, um sich über neue chulden und damit zulasten der künftigen Generatioen zu profilieren. Aber bei der Frage hat der Bundesnanzminister klar ein Wörtchen mitzureden. Wie es geht, hat Bayern jüngst wieder vorgemacht, nd zwar mit dem neu aufgelegten bayerischen Breitand-Förderprogramm, wodurch der Freistaat bis 014 Übertragungsgeschwindigkeiten von mindestens 0 Megabit pro Sekunde im Download und mindestens Megabit pro Sekunde im Upload „in von Gemeinden efinierten Gewerbeund Kumulationsgebieten“, wie s in den Förderkriterien heißt, schaffen will. Allein afür stellt Bayern bis 2014 500 Millionen Euro zur erfügung; insgesamt beträgt die Fördersumme der ayerischen Staatsregierung 2 Milliarden Euro zur örderung von Breitbandnetzen der nächsten Generaon in unterversorgten Gebieten Bayerns. Ich möchte as SPD-regierte Bundesland sehen, das das hinbeommt – und zwar ohne neue Schulden! Berechtigterweise macht sich die SPD – und ich eiß, dass hier vor allem der verehrte Kollege örmann der Vordenker bei Ihnen ist – Gedanken, wie ine auch nach allen Maßnahmen fortbestehende tadt-Land-Kluft zu schließen ist, wenn der Wettewerb versagt. Das kann und wird in weit entlegenen egionen der Fall sein, wo sich der Ausbau, ganz zu chweigen vom Glasfaserausbau bis in die Häuser, ittelbis langfristig nicht rentiert für die Unternehen, die dafür mehrstellige Investitionskosten in die and nehmen müssen. Im Gegensatz zu so manchen ollegen der FDP, aber auch der CDU, mache auch h mir jetzt schon Gedanken, wie wir damit umgehen üssen und welche gesetzgeberischen Maßnahmen ir eventuell noch ins Spiel bringen müssen. Ich lade en Kollegen Dörmann gerne ein, dass wir uns damit och einmal vertieft beschäftigen, wenn es denn so Dr. Georg Nüßlein gebene Reden )





(A) )

weit ist. Aber jetzt müssen wir erst einmal abwarten
und beobachten, wie sich die Maßnahmen aus der
TKG-Novelle in der Praxis auswirken.


Martin Dörmann (SPD):
Rede ID: ID1724652800

Für die SPD-Bundestagsfraktion ist es ein zentrales

wirtschafts- und gesellschaftspolitisches Anliegen, die
enormen Chancen des Internets für alle zu sichern. Wir
wollen gewährleisten, dass alle Menschen, Unterneh-
men und Regionen Zugang zu einer leistungsfähigen
Breitbandinfrastruktur und zu allen Inhalten haben.
Einzelne Anbieter dürfen nicht diskriminiert werden
und müssen gleichberechtigte Möglichkeiten haben,
ihre Dienste und Anwendungen zu verbreiten. Es geht
uns dabei um Teilhabe, die Sicherung von Meinungs-
vielfalt, fairen Wettbewerb und die Wahrnehmung wirt-
schaftlicher Chancen.

Mit dem von uns vorgelegten und heute diskutierten
Antrag verfolgen wir im wesentlichen drei Ziele: Ers-
tens wollen wir die Prinzipien von Netzneutralität und
Diskriminierungsfreiheit gesetzlich festschreiben.
Zweitens wollen wir Mindestqualitäten bei Breitband-
verträgen sichern, auf die sich die Verbraucherinnen
und Verbraucher berufen können. Und drittens wollen
wir, dass schnelles Internet für alle endlich verwirk-
licht und der Breitbandausbau entschieden vorange-
trieben wird.

Entsprechende Vorschläge haben wir bereits im Zu-
sammenhang mit der Diskussion um eine Novellierung
des Telekommunikationsgesetzes im Jahr 2011 in den
Bundestag eingebracht. Leider hat sich die schwarz-
gelbe Regierungskoalition hartnäckig geweigert, un-
sere Vorschläge in das TKG mit aufzunehmen. Statt-
dessen hat man sich weitgehend darauf beschränkt,
europäische Vorgaben in nationales Recht umzusetzen.

Dies zeigt sich in besonderer Weise beim Thema
Netzneutralität. Statt Netzneutralität gesetzlich zu defi-
nieren und wirksam abzusichern, hat sich die Koalition
nur darauf verständigen können, die abstrakte Mög-
lichkeit einer Rechtsverordnung durch das Bundeswirt-
schaftsministerium zu schaffen. Umgesetzt wurde eine
solche aber gerade nicht. Insbesondere die aktuelle
Debatte um ein neues Tarifmodell bei der Deutschen
Telekom AG zeigt, wie falsch es war, auf eine gesetzli-
che Festschreibung der Netzneutralität und konkretere
Befugnisse für die Bundesnetzagentur zu verzichten.

Die SPD-Bundestagsfraktion will die Gewährleis-
tung von Netzneutralität als eines der Regulierungs-
ziele im Telekommunikationsgesetz verbindlich regeln.
Der Begriff soll im Sinne einer grundsätzlichen
Gleichbehandlung und Diskriminierungsfreiheit bei
der Durchleitung von Datenpaketen unabhängig von
Inhalt, Dienst, Anwendung, Herkunft oder Ziel defi-
niert werden. In der Sache geht es darum, das Verlang-
samen, Benachteiligen oder Blockieren von Inhalten,
Diensten oder Anbietern ohne hinreichenden sachli-
chen Grund zu verhindern. Mobilfunk und Festnetz
sind dabei in der Frage der Netzneutralität gleich zu
behandeln, sofern nicht zwingende technische Gründe

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(C (D in unterschiedliches Netzwerkmanagement rechtfertien. Ein intelligentes Netzwerkmanagement kann auch Festnetzbereich im Interesse der Verbraucherinnen nd Verbraucher sein und stellt nicht zwangsläufig eien materiellen Verstoß gegen Netzneutralität dar. ies gilt allerdings nur, soweit es um das Ziel geht, die unktionsfähigkeit der Netze zu sichern, oder dafür zu orgen, dass zeitund qualitätskritische Dienste auch Überlastungssituationen in der erforderlichen Quatät bei den Endkunden ankommen. Beispielsweise ird heute bereits die IP-basierte Sprachtelefonie prio isiert, damit man ohne Störungen Telefonate über das etz führen kann. Entscheidend ist jedoch, dass das ogenannte Best-Effort-Internet nicht zurückgedrängt erden darf. Dessen Kapazität muss auch in Zukunft achsen und soll nicht von solchen Diensten ersetzt erden, die vom jeweiligen Infrastrukturanbieter präriert werden. Verhindert werden muss auch, dass arktbeherrschende Unternehmen einzelne Anwenungen im Internet aus strategischen Gründen blokieren oder verzögern. Im Prinzip muss auch weiterin jeder Inhalt frei im Netz verbreitet und abgerufen erden können. Diese aus unserem Antrag zitierten Grundsätze sind r uns auch Leitlinien bei der Beurteilung des neuen arifmodells der Deutschen Telekom AG im Festnetzereich, das gerade aktuell sehr kontrovers diskutiert ird. Vermutlich hätte die Telekom die Vorschläge in ieser Form gar nicht vorgelegt, wenn es hierzu beits eine klarere gesetzliche Regelung geben würde. bwohl sich formal fast jeder auf das Prinzip der etzneutralität beruft, besteht nämlich große Verunsiherung darüber, was darunter exakt zu verstehen ist, twa im Hinblick auf die Frage, wo genau die Grenzen wischen zulässigem Netzwerkmanagement und Tarifestaltungsmöglichkeiten der Unternehmen einerseits nd deren Begrenzung durch die Gebote der Netzneualität und Diskriminierungsfreiheit andererseits verufen. Hier würde eine gesetzliche Rahmensetzung owohl für Verbraucherinnen und Verbraucher als uch Unternehmen mehr Rechtssicherheit schaffen. Klar ist, dass letztlich die Bundesnetzagentur als egulierungsbehörde darüber wachen muss, ob die esetzlichen Regelungen im Einzelfall eingehalten erden. Sie muss aber klare Kriterien vorgeben und uch die Möglichkeit haben, wirksam gegen Verstöße orzugehen. Insoweit besteht eine Regelungslücke im esetz und in der Praxis, die es zu schließen gilt. Neen verbesserten Befugnissen, konkret einzuschreiten, ollen wir, dass die Bundesnetzagentur einen jährlihen Bericht an den Deutschen Bundestag zum Stand er Netzneutralität in Deutschland erstellt. Nach unsen Vorstellungen sollen darin nicht nur festgestellte erstöße gegen Netzneutralität aufgenommen werden, ondern auch Aussagen über die Qualität des Netzes nd die Sicherung von Best Effort und Mindestqualitän. Dies würde die Unternehmen unter Zugzwang set en, dafür zu sorgen, dass das Best-Effort-Internet er Dr. Georg Nüßlein gebene Reden )





(A) )

halten und ausgebaut und nicht durch eine Vielzahl
von Managed Services ausgehöhlt wird.

Lassen Sie mich zur aktuellen Telekom-Debatte
noch Folgendes anmerken: Ich halte es unter Verbrau-
cherschutzaspekten bereits für bedenklich, in welcher
Form dieser neue Tarif nun eingeführt wird. Wer heute
einen entsprechenden Vertrag abschließt, weiß noch
gar nicht genau, wie die Konditionen dann im Jahr
2016 oder 2017 aussehen werden, wenn diese Rege-
lungen faktisch greifen, weil die technischen Voraus-
setzungen bis dahin erfüllt sein werden. Erst gestern
hat die Telekom die Bandbreite, auf die ab 2016 bei
Überschreitung eines gebuchten Volumens „gedros-
selt“ werden kann, von lahmen 384 Kilobit auf 2 Me-
gabit pro Sekunde angehoben. Es ist also aufgrund der
Verbraucherproteste einiges im Fluss.

Auch ist eine Vielzahl von Fragen offen, die für die
Beurteilung relevant sind, ob und inwieweit durch das
neue Modell der Managed Services Verletzungen der
Netzneutralität oder Beeinträchtigungen des Wettbe-
werbs vorliegen. Hier ist die Telekom aufgefordert,
möglichst schnell für weitere Transparenz und Klä-
rung der Ausgestaltung zu sorgen. Und die Bundes-
netzagentur muss endlich von ihren Befugnissen Ge-
brauch machen, durch eine Technische Richtlinie
Mindestqualitäten zu sichern.

Auch insoweit könnte die von uns vorgeschlagene
gesetzliche Regelung zu einer schnelleren Präzisie-
rung und zum zusätzlichen Schutz von Verbraucherin-
nen und Verbrauchern beitragen. Besonders erwähnen
möchte ich in diesem Zusammenhang unseren Vor-
schlag, dass Unternehmen verpflichtet werden sollen,
ihren Kunden eine bestimmte Mindestbandbreite zuzu-
sichern. Sollte diese nicht erreicht werden, wollen wir
den Kunden ein Sonderkündigungsrecht einräumen.
Dieser Punkt geht den leider verbreiteten Missstand
an, dass heute oftmals im Markt hohe Bandbreiten,
beispielsweise mit der Anpreisung „bis zu 16 Megabit
pro Sekunde“, beworben werden, die dann vielfach in
Wirklichkeit nicht erreicht werden.

Diese Problematik wurde durch eine kürzlich von
der Bundesnetzagentur vorgelegte Studie zur „Dienste-
qualität von Breitbandzugängen“ dokumentiert, die er-
hebliche Diskrepanzen zwischen vermarkteter und tat-
sächlich erreichter Bandbreite belegt hat. Auch diesen
Vorschlag hatten wir bereits bei der Novellierung des
TKG eingebracht, ohne dass er von der schwarz-gel-
ben Mehrheit aufgegriffen wurde.

Wenn wir die Teilhabe von allen am Internet und
dessen Potenzialen sichern wollen, dann geht es nicht
nur um Netzneutralität und ein diskriminierungsfreies
Netz. Die Menschen müssen erst einmal den Zugang zu
schnellem Internet haben, um die dort verbreiteten
Dienste und Informationen überhaupt abrufen zu kön-
nen. Die SPD-Bundestagsfraktion setzt sich deshalb
seit langem dafür ein, schnelles Internet für alle end-
lich zu verwirklichen und den Breitbandausbau in
Deutschland deutlich zu forcieren.

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(C (D Auch bei der Breitbandversorgung bleibt die Bunesregierung weit hinter ihren eigenen Ankündigungen urück. Alle in der Breitbandstrategie der Bundesreierung angelegten Ziele drohen zu scheitern. Gerisen wurde bereits das Ziel, bis Ende 2010 eine Versorung mit 1 Megabit pro Sekunde flächendeckend mzusetzen. Zwar wurden durch den LTE-Ausbau erebliche Fortschritte gemacht. Das ist allerdings nicht ieser Bundesregierung zuzuschreiben, sondern den ntsprechenden Frequenzbeschlüssen, die noch in der roßen Koalition auf den Weg gebracht wurden. Zuem muss man heute im Hinblick auf die weitere techische Entwicklung konstatieren, dass eine Bandbreite on 1 Megabit pro Sekunde zu kurz gegriffen ist. Allgeein anerkannt ist nach heutigem Stand der Technik, ass eine flächendeckende Grundversorgung von minestens 2 Megabit pro Sekunde sinnvoll ist, um die eute mehrheitlich genutzten Dienste in angemessener ualität empfangen zu können. Insoweit bestehen eute noch „weiße Flecken“, die nun schnell verbindch geschlossen werden müssen. Die Lücke ist übrigens größer, als es die Zahlen des ehr ungenauen Breitbandatlasses ausweisen, der auf eiwilligen, nicht überprüften Angaben der Unternehen beruht. Zur Absicherung einer flächendeckenden Grundersorgung fordert die SPD bereits seit längerem, eine uroparechtskonforme Universaldienstverpflichtung it einer bestimmten Bandbreite in das Telekommuni ationsgesetz aufzunehmen. Für uns stellt heute der ugang zum schnellen Internet einen Teil der Daseinsorsorge in der Informationsgesellschaft dar, auf den ie Menschen einen Anspruch haben. Mit der von uns orgeschlagenen Regelung sind zudem Wettbewerbserzerrungen oder unverhältnismäßige Bürokratie icht zu befürchten. Es ist jetzt höchste Zeit, dass die enschen in allen Regionen schnelles Internet nutzen önnen. Von der Grundversorgung und einer entsprechenen Universaldienstverpflichtung zu unterscheiden ind die weitergehenden Ziele der Bundesregierung im inblick auf höhere Bandbreiten von mindestens 0 Megabit pro Sekunde, die mit anderen Mitteln umesetzt werden müssen. Eine solche Bandbreite ermögcht es, dass mehrere Teilnehmer in einem Haus nspruchsvollere Anwendungen wie insbesondere D-TV und Video-Downloads nutzen können. Es ist avon auszugehen, dass der Bandbreitenbedarf pro aushalt gerade durch verstärkte Nutzung solcher auiovisueller Dienste weiter deutlich steigen wird. Deshalb brauchen wir eine dynamische Entwickng beim Breitbandausbau und zusätzliche Investitio en in Hochleistungsnetze, insbesondere in den Ausbau er Glasfasernetze. Auch bezüglich dieser Zielsetzung roht die Bundesregierung bei ihren Vorgaben zu cheitern. Der von der Bundesregierung selbst in Aufag gegebene Zweite Monitoringbericht zur Breitandstrategie hat ausdrücklich festgehalten, dass das iel, bis Ende 2014 zumindest 75 Prozent der Haus Martin Dörmann gebene Reden )





(A) )

halte mit einer entsprechenden Bandbreite zu versor-
gen, ohne zusätzliche Maßnahmen kaum zu schaffen
sein wird. Dies gilt erst recht für das weitergehende
flächendeckende Ausbauziel bis Ende 2018, wie auch
der soeben vorgelegte Dritte Monitoringbericht belegt.
Gerade diese zusätzlichen Maßnahmen bleibt die Bun-
desregierung den Bürgerinnen und Bürgern schuldig.

Was Hochleistungsnetze angeht, ist die Situation in
Deutschland gespalten. In größeren Städten haben wir
einen funktionierenden Infrastrukturwettbewerb von
Kabelunternehmen und Festnetzbetreibern wie der
Deutschen Telekom. Aufgrund dieser Situation werden
die Telekom und andere Unternehmen demnächst
V-DSL mit der neuen Vectoring-Technik aufrüsten, so-
dass dort entsprechende Bandbreiten verwirklicht wer-
den können. Es ist damit zu rechnen, dass dann etwa
zwei Drittel der Haushalte eine gute Versorgung mit
hohen Bandbreiten haben werden. Ein Viertel bis ein
Drittel der Haushalte werden jedoch von dieser Ent-
wicklung abgehängt.

Deshalb müssen wir die politischen Rahmenbedin-
gungen so setzen, dass bestehende Wirtschaftlichkeits-
lücken in der Fläche schrittweise geschlossen und zu-
sätzliche Investitionsanreize gesetzt werden. Wir
schlagen hierfür in unserem Antrag einen Maßnah-
menmix vor. Synergieeffekte müssen noch konsequen-
ter genutzt und Rechts- und Planungssicherheit durch
eine innovations- und investitionsfreundliche Regulie-
rung geschaffen werden. Auch eine effiziente Fre-
quenznutzung und zusätzliche Möglichkeiten für mobi-
les Breitband können einen Beitrag leisten, wobei
Mobilfunk eine wichtige Ergänzung des Angebots dar-
stellt, den weiteren Festnetzausbau aber keineswegs
ersetzt.

Notwendige zusätzliche private Investitionen könn-
ten durch eine intelligente Förderpolitik stimuliert
werden, die Mitnahmeeffekte vermeidet und den opti-
malen Hebeleffekt für Unternehmensinvestitionen
setzt. Bestandteil eines solchen Gesamtkonzeptes soll-
ten aus unserer Sicht beispielsweise ein KfW-Sonder-
programm sowie „Breitbandfonds“ sein, in die sowohl
institutionelle Anleger als auch Bürgerinnen und Bür-
ger investieren können, um zusätzliche Gelder für den
teuren Ausbau von Hochleistungsnetzen zu mobilisie-
ren. Denkbar wäre beispielsweise ein Modell, das Ein-
zahlungen mit einem Aufschlag über den derzeitigen
Sparzinsen verzinst. Ich freue mich, dass Mitgliedsun-
ternehmen des Branchenverbandes BREKO einen In-
vestitionsfonds planen, der ebenfalls zusätzliches Ka-
pital generieren soll. Nur mit solchen Initiativen und
dem von uns vorgeschlagenen Maßnahmenmix werden
wir eine dauerhafte regionale Spaltung verhindern –
nicht jedoch durch die weitgehende Beobachterrolle
der Bundesregierung.

Will man zum Abschluss dieser Legislaturperiode
der Bundesregierung ein Zeugnis in Sachen Netzpolitik
ausstellen, so kann man leider Folgendes konstatieren:
Beim Urheberrecht, dem Datenschutz und bei der Netz-
neutralität hat sie das Thema weitgehend verfehlt, die

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(C (D rgebnisse beim Verbraucherschutz und beim Breitandausbau sind mangelhaft. Trotz dieser schlechten ilanz plädiere ich jedoch für die Versetzung des für elekommunikation zuständigen Ministers Rösler – alrdings in den Ruhestand. Ein Nachsitzen in der ächsten Wahlperiode in derselben Position würde uns etzpolitisch nur noch weiter zurückwerfen. Denn: Es eht nicht um schöne Ankündigungen, es geht um Tan. Die SPD will vor der Wahl noch einmal öffentlich eitswirksam etwas für die Netzneutralität und die ualität von Breitbandverträgen tun. Ihr fällt aber ichts Substanzhaltiges mehr ein – dieser Eindruck ntsteht beim Lesen Ihres Antrags. Sie schlagen in Ihm Antrag einen bunten Blumenstrauß an Forderun en und Maßnahmen vor, die Ihrer Meinung nach das otenzial des Internets für die gesellschaftliche und irtschaftliche Entwicklung sichern und nutzen. In eiigen Zielen sind wir uns teilweise ja sogar einig. Nur as den Weg dorthin betrifft, unterscheiden wir uns rundsätzlich. Wir alle wissen, dass der Erfolg des ternets auf dem Grundsatz der Netzneutralität be uht. Die inhaltsblinde Gleichbehandlung aller Datentröme sichert Chancengleichheit und ist die Vorausetzung für die stetige Weiterentwicklung und Innovation es Internets. Davon profitieren sowohl Gesellschaft ls auch Wirtschaft. Daher können und wollen auch ir Liberalen, genau wie Sie, Verstöße gegen die Netzeutralität nicht dulden. Leider ist nicht alles so einfach wie Sie sich das vortellen – so nach dem Motto: Dann ändern wir das elekommunikationsgesetz halt wieder und alles ist ut. Nein, wir müssen das Ganze ein wenig differenierter betrachten. Dann fällt nämlich auf, dass es chon viel früher Verletzungen der Netzneutralität im ternet gab – Stichwort „Netzwerkmanagement“, bei pielsweise im Rahmen der Internettelefonie. Dort ist ie prioritäre Behandlung von Datenpaketen durchaus innvoll; ohne diese bevorzugte Behandlung würde as Telefonieren über das Internet oftmals gar nicht nktionieren. Bis dato wurde diese Praxis aber gar icht kritisiert; es schien, als würde sie sogar akzepert. Sie heißen diese ja auch gut. Offenbar gibt es in rer Welt also gute und schlechte Verstöße gegen die etzneutralität. Einer gesetzlichen Festschreibung der etzneutralität müsste aber eine allgemeingültige Denition des Prinzips zugrunde liegen. Diese existiert ugenscheinlich aber gar nicht. Ihr Vorschlag scheint ir an dieser Stelle daher noch ein wenig unausgereift. Mir stellt sich darüber hinaus die grundsätzliche rage, ob wir überhaupt weitere gesetzliche Regelunen zur Sicherung der Netzneutralität brauchen. Ich in davon überzeugt: Nein, die brauchen wir nicht. ir haben im gerade erst novellierten Telekommunikaonsgesetz bereits entsprechende praktikable Maßahmen festgelegt. Um die Innovationsfähigkeit des ternets und die Ansprüche seiner Nutzer auch zu Martin Dörmann gebene Reden )

Claudia Bögel (FDP):
Rede ID: ID1724652900




(A) )

künftig sichern zu können, vertrauen wir zunächst ein-
mal auf die Kraft des freien Marktes. Dieser hat die
meisten Probleme bisher sehr gut von allein geregelt.
Dass der Markt die Sache selbst regeln kann, wurde
gestern wieder einmal bewiesen: Die Deutsche Tele-
kom hat angekündigt, auf die „Sorgen der Kunden“ re-
agieren zu wollen und die für 2016 geplante Drosse-
lung der Surfgeschwindigkeit zu entschärfen. Zukünf-
tig soll die Geschwindigkeit bei Überschreiten des
festgelegten Datenvolumens statt auf 384 Kilobit pro
Sekunde nur noch auf 2 Megabit pro Sekunde gedros-
selt werden und somit eine reduzierte Surfgeschwin-
digkeit bereitstellen, die über der in der Breitbandstra-
tegie als Mindestrichtwert festlegten 1-Megabit-pro-
Sekunde-Grenze liegt. Sie sehen, es geht doch. Das ist
ein erster Schritt in die richtige Richtung. Und wir sind
zuversichtlich, dass das so weitergehen wird. Sollte die
Selbstregulierung des Marktes einmal nicht funktionie-
ren, kann die Bundesnetzagentur immer noch regulie-
rend eingreifen; dazu ermächtigt sie ja §41a Abs. 2 des
TKG.

Bevor irgendwelche Schnellschüsse – wie mal
wieder von der SPD – abgefeuert werden, prüft die
Bundesnetzagentur vernünftigerweise momentan erst
einmal, ob derzeit überhaupt Verletzungen der Netz-
neutralität in Deutschland vorliegen. Mittels einer
bundesweiten Messkampagne werden wir dann in
Kürze erfahren, ob und, wenn ja, welche Provider die
Netzneutralität einschränken. Das bietet uns die Mög-
lichkeit, die Debatte zu versachlichen, zu schauen, mit
welchen Voraussetzungen wir es zu tun haben, und
dann entsprechend zu reagieren. Mit „entsprechend
reagieren“ meine ich, dass ich mich nicht grundsätz-
lich gegen eine spezifischere gesetzliche Regelung
sträube. Ich bin vielmehr der Meinung, dass wir wirk-
lich gute und zielführende Instrumente im neuen Tele-
kommunikationsgesetz verankert haben. Eine weiter-
gehende Regulierung durch legislative Mittel sollte
also lediglich Ultima Ratio sein.

Stichwort „Transparenz“. Auch wir Liberalen hal-
ten die Transparenz zwischen Anbietern und Nutzern
für eine unbedingte Voraussetzung für das Funktionie-
ren der Selbstregulierung des Marktes. Es darf im
Sinne der Interessenswahrung der Verbraucherinnen
und Verbraucher nicht sein, dass die von den Telekom-
munikationsanbietern mit „Bis zu“-Angaben beworbe-
nen möglichen Übertragungsgeschwindigkeiten oft-
mals deutlich unterschritten werden. Leider passiert
dies viel zu oft. Dabei hat der Kunde einen legitimen
Anspruch darauf, am Ende auch das zu bekommen,
was er gekauft hat. Die Bundesregierung hat zu Beginn
dieses Jahres die Befugnis, Vorgaben für Transparenz
und Mindeststandards an Dienstequalität als Rechts-
verordnung zu erlassen, auf die Bundesnetzagentur de-
legiert. Diese hat dann im Mai 2013 Eckpunkte zur
Förderung der Transparenz im Endkundenmarkt vor-
gelegt. Auf dieser Basis muss nun ein konstruktiver
Dialog mit den Anbietern, Fachverbänden und Interes-
senvertretungen der Verbraucher geführt werden. Im
Rahmen dessen sollen vor allem möglichst bald sach-

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(C (D erechte Lösungen bzw. ein einheitliches Konzept zur msetzung der vorgeschlagenen Transparenzmaßnahen erarbeitet werden. Das Ziel des Dialogs, nämlich inen rechtlich verlässlichen Rahmen für die Endkunen zu gewährleisten, unterstützen wir ausdrücklich. n dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen, dass ir uns gegenüber gesetzlichen Regulierungsmaßnahen nicht grundsätzlich sperren. Die FDP-Bundesgsfraktion ist jedoch davon überzeugt, dass es der eit ausreichende Maßnahmen gibt, um flexibel auf twaige Verstöße gegen die Netzneutralität reagieren nd Qualität sowie Transparenz im Breitbandmarkt im inne der Verbraucher sichern zu können. Im Hauuckverfahren jetzt eine Rechtsverordnung zu fordern, hne versucht zu haben, eine marktinterne Regelung u finden, entspricht nicht unserer liberalen Überzeuung. Das ist blanker Aktionismus. Wir Liberalen sind uversichtlich, dass im Dialog möglicherweise sogar ine solche Lösung gefunden werden kann, ohne dass ie Politik regulierend eingreift. Ein Sonderkündigungsrecht einzuführen, gehört r uns ebenfalls in die Kategorie überaktionistisch nd regulatorisch überflüssig, zumal nach derzeitiger echtslage – § 626 BGB – eine fristlose Sonderkündiung bei unzumutbaren Zuständen bereits möglich ist. nter anderem das Amtsgericht Fürth hat dies in eiem Urteil aus dem Jahr 2009 bestätigt: Eine bereitgetellte, von der vertraglich vereinbarten massiv abweihende geringere Bandbreite stelle eine so erhebliche flichtverletzung dar, dass der Kläger an seinem Verag nicht länger festhalten müsse. Das Sonderkündiungsrecht klingt für den Verbraucher zwar gut. Aber ollte es nicht unser Ziel sein, die Dienstequalität von reitbandzugängen von vornherein sicherzustellen? ir vertrauen in diesem Sinne der Kompetenz der undesnetzagentur und hoffen auf einen konstruktiven ialog. Schließlich kommen Sie, liebe Kolleginnen und Kolgen der SPD, mir wieder mit dem Universaldienst – uasi als ‚Schmankerl‘ zum Schluss. Ich hatte gedacht oder vielmehr gehofft –, dass Ihnen die Entwicklunen seit der Novellierung des Telekommunikationsgeetzes gezeigt haben, dass unser Weg über den Wettbeerb der richtige war und ist, um schnelles Internet ächendeckend für alle zu verwirklichen. Sie haben in rem Antrag doch selbst erwähnt, dass beim kostentensiven Ausbau der Breitbandnetze grundsätzlich uf wettbewerbliche Lösungen zu setzen ist. Die dazu otwendigen regulatorischen Rahmenbedingungen hält as novellierte Telekommunikationsgesetz bereit. Insesondere der Technologiemix aus leitungsgebunenen und Mobilfunktechnologien ist hervorragend eeignet, um eine flächendeckende Internetgrundverorgung sicherzustellen. Auch das investitionsfreundche Klima, das wir schaffen konnten, wird den Breitandausbau in unserem Land zukünftig entscheidend oranbringen. Ich möchte Sie an dieser Stelle übrigens arauf hinweisen, dass die Breitbandgrundversorgung chon seit letztem Jahr Realität ist. Ein Universalienst ist daher völlig überflüssig. Claudia Bögel gebene Reden )





(A) )

Dass solche sozialistischen Zwangsverordnungen
nicht funktionieren, hat die Geschichte gezeigt. Haben
Sie den Bürgerinnen und Bürgern eigentlich gesagt,
welche negativen Folgen ein Universaldienst für sie
hätte? Bestimmt nicht. Dann will ich das gerne erneut
tun: Der Universaldienst würde den Steuerzahler rund
90 Milliarden Euro kosten und circa 10 000 Arbeits-
plätze in der stark mittelständisch geprägten Telekom-
munikationsbranche bedrohen. Das konnten und woll-
ten wir nicht riskieren, zumal wir wissen, wie es besser
geht. Und genau das ist der Grund, warum wir unsere
wettbewerbsorientierte, technologieoffene Telekom-
munikationspolitik auch in der kommenden Legislatur-
periode fortsetzen werden.

Die Entscheidungen und Maßnahmen der FDP-
Bundestagsfraktion waren – vor allem mit Blick auf die
Novelle des Telekommunikationsgesetzes – richtungs-
und zukunftsweisend. Und damit das so bleibt, werden
wir auch in der nächsten Legislaturperiode dafür sor-
gen, dass Freiheit und Wettbewerb im Markt erhalten
bleiben, für mehr Wachstum und Wohlstand in unserem
Land.


Halina Wawzyniak (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724653000

Netzneutralität ist derzeit ein heiß diskutiertes

Thema. Nachdem die Linke vor ein paar Wochen nicht
zum ersten Mal einen Antrag einbrachte, der konkrete
Maßnahmen für die gesetzliche Festschreibung der
Netzneutralität vorschlug, bringt die SPD nun einen
eigenen Antrag ein, der wortreich Ähnliches fordert.

Auslöser dieser Debatte war die Ankündigung der
Telekom, künftig nur noch Tarife mit einem Inklusivda-
tenvolumen anzubieten. Wenn eine bestimmte Daten-
menge verbraucht ist, wird der Breitbandanschluss
deutlich gedrosselt. Die Empörung war zu Recht sehr
groß. Kritisiert wurde vor allem, dass die Telekom
manche Dienste von dieser Drosselung ausnehmen
will. Dazu gehören die telekomeigenen Dienste und
Dienste, die dafür zahlen, nicht auf das Datenvolumen
angerechnet zu werden und von der Drosselung ausge-
schlossen zu bleiben. Das ist ein eklatanter Verstoß
gegen die Netzneutralität mit Folgen für das freie und
offene Internet, wie wir es kennen. Wenn andere Inter-
netanbieter nachziehen, dann wäre dies der Beginn
eines Zweiklasseninternets. Die einen bekommen die
Basisfunktionen, die anderen, die es sich leisten kön-
nen, den vollen Umfang des Internets. Die Leidtragen-
den? Das werden Menschen mit geringem Einkommen,
Familien und kleine Anbieter sein, die es sich nicht
leisten können, sich bei der Telekom eine Vorzugsbe-
handlung zu kaufen.

Nun konnten wir gestern von der Telekom verneh-
men, dass sie die Kritik erhört habe und nun nicht
mehr ganz so stark drosseln wolle, wie bisher geplant.
Ich höre schon die Marktgläubigen jubeln, das mit den
Marktkräften scheine ja doch irgendwie zu funktionie-
ren und die Telekom beuge sich nun dem Druck des

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(C (D ettbewerbs. Ich aber bin sicher: Die Telekom möchte en Druck von der Politik nehmen, in der Hoffnung, ass bloß niemand auf die Idee kommt, Netzneutralität esetzlich festzuschreiben. Denn diese verletzt die elekom immer noch, auch wenn sie weniger drosselt ls vorher angekündigt. Wir bleiben daher erst recht ei unserer Forderung, dass Netzneutralität gesetzlich stgeschrieben werden muss. Auch wir halten das elekommunikationsgesetz für den geeigneten Ort für iese Festschreibung und eine Verordnung für absolut nzureichend. Neben der Netzneutralität thematisiert die SPD den reitbandausbau. Wir stimmen darin überein, dass ine Teilhabe aller Menschen am Internet nur dann geährleistet werden kann, wenn auch alle die Möglicheit haben, Breitbandinternet zu nutzen. Wir meinen: eder Haushalt muss ein Anrecht auf einen bezahlban, schnellen Breitbandinternetanschluss haben. Wir rdern daher eine Universaldienstverpflichtung für reitbandinternetanschlüsse, die regelmäßig den akellen Entwicklungen angepasst wird und sich nach en von der Mehrheit genutzten Merkmalen richtet. Der Breitbandausbau in Deutschland ist allerdings in Armutszeugnis und zeugt von einer großen digitan Spaltung zwischen ländlichen und städtischen Geieten. Während die Breitbandversorgung in größeren tädten kein Problem darstellt, gibt es auf dem Land ebiete, die noch immer komplett vom Breitbandinteret abgeschnitten sind. Ich brauche Ihnen kaum zu agen, was das für die betroffenen Menschen in der eutigen Zeit bedeutet. Funktechnologien wie LTE ind für uns keine Lösung dieses Problems. Die Tarife ind viel zu teuer, und die Technologie ist viel zu störnfällig. Hinzu kommt, dass die Gefahr sehr groß ist, ass aus dieser Zwischenlösung eine Dauerlösung ird und der dringend notwendige Breitbandausbau in ndlichen Regionen auf die lange Bank geschoben ird. Ähnlich skeptisch machen uns die Pläne von Teleom und Vodafone mithilfe von Vectoring die eschwindigkeit der veralteten Kupferleitungen zu eröhen. Damit löst man die Probleme allerhöchstens r kurze Zeit. Nur Glasfasertechnik bringt auch in ukunft die nötigen Geschwindigkeiten. Deshalb forert die Linke klare Weichenstellungen für den Glasserausbau. Dabei muss die Überführung der Netze öffentliches Eigentum, das diskriminierungsfrei verietet wird, erwogen werden. Das freie und offene Internet kann nur erhalten bleien, wenn Netzneutralität gesichert ist und wenn alle enschen die Möglichkeit bekommen, das Internet zu utzen. Liefern wir die Einhaltung der Netzneutralität nd den Breitbandausbau dem Gutdünken des Marktes us, wird das über kurz oder lang das Ende des freien nd offenen Internets bedeuten. Es ist daher an der eit, endlich zu handeln! Claudia Bögel gebene Reden )





(A) )

Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Erst am 16. Mai 2013 haben wir das letzte Mal in
diesem Hohen Haus über die Notwendigkeit der ge-
setzlichen Wahrung der Netzneutralität diskutiert, da-
mals auf Initiative der Fraktion Die Linke, heute auf
die der SPD, die zudem auch noch auf eine aktuelle
Studie der Bundesnetzagentur verweist und „zuge-
sicherte Mindestqualitäten bei Breitbandverträgen
sichern“ sowie „schnelles Internet für alle flächende-
ckend verwirklichen“ will. Auch wenn die Vorschläge
teilweise nicht neu sind, so sind sie größtenteils, zum
Beispiel was die Etablierung einer leistungsfähigen
Breitbandinfrastruktur über eine Universaldienstver-
pflichtung angeht, durchaus zu begrüßen. Doch zurück
zur Netzneutralität.

An den Plänen der Deutschen Telekom, das Internet
ab einem bestimmten Datenvolumen zu drosseln und
gleichzeitig eigene Dienste zu priorisieren, hat sich
insgesamt kaum was verändert. Zwar hat die Deutsche
Telekom mittlerweile, nach einem wochenlangen
Druck einer engagierten Zivilgesellschaft, gewisse
Zugeständnisse gemacht; an der grundsätzlichen
Intention, zu schauen, wie weit man in Sachen Aus-
hebelung eines der grundlegenden Prinzipien der digi-
talen Gesellschaft gehen kann, hat sich jedoch
– leider – nichts verändert. Den einzig konsequenten
Schritt, von diesen Plänen endlich Abstand zu nehmen,
hat die Deutsche Telekom bedauernswerterweise nicht
vollzogen. Sie wirft Nebelkerzen. Dass das Bundes-
wirtschaftsministerium darauf hereinfällt, vielleicht
auch darauf hereinfallen will, wundert mich ehrlich
gesagt nicht.

Die Pläne des Unternehmens, dessen Hauptanteils-
eigner noch immer der Bund ist, haben zu einer seit
nunmehr mehreren Wochen anhaltenden öffentlichen
Diskussion über eines der zentralen netz- aber auch
demokratietheoretischen Themen, die Netzneutralität,
gesorgt. Beinahe, aber eben nur beinahe, könnte man
der Telekom dankbar dafür sein, den öffentlichen
Fokus auf das Thema gelenkt zu haben, da heute auch
der Letzte weiß, dass eine Priorisierung der Daten
desjenigen, der mehr zahlen kann, problematisch ist.
Die Telekom hingegen hat in den letzten Wochen einen
massiven Imageschaden erlitten.

Derzeit liegen mehrere Petitionen gegen die Pläne
der Telekom und für die gesetzliche Wahrung der
Netzneutralität vor. Eine davon ist Gegenstand einer
öffentlichen Anhörung des Petitionsausschusses in der
nächsten Sitzungswoche. Als Grüne begrüßen wir so-
wohl die öffentliche Diskussion über eine der Schlüs-
selfragen unserer digitalen Demokratie als auch das
Engagement derjenigen, die die Petitionen gestellt
haben. Neben den knapp 80 000 Unterzeichnerinnen
und Unterzeichnern einer von Johannes Scheller an
das Hohe Haus gerichteten Petition haben sich noch
einmal knapp 200 000 Menschen an einer Petition von
Malte Götz bei Change.org beteiligt. Als grüne
Bundestagsfraktion möchten wir uns herzlich auch bei

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Zu Protokoll ge

(C (D enjenigen bedanken, die sie onund offline unterstüten oder auf andere, sehr kreative Weise, ihren Missut angesichts der Telekom-Pläne, aber auch eines eit Jahren andauernden schwarz-gelben Nichthanelns zum Ausdruck gebracht haben. Die von allen Oppositionsfraktionen seit langem erobene Forderung, die Netzneutralität gesetzlich festuschreiben, um so ein Zweiklasseninternet, in dem die aten desjenigen bevorzugt werden, der mehr zahlen ann, zu verhindern, muss – das haben die Pläne der elekom, sogenannte Managed Services, was immer as genau sein soll, einführen zu wollen, deutlich geeigt – endlich umgesetzt werden. Gleichzeitig haben ie letzten Wochen noch einmal verdeutlicht, dass die on der schwarz-gelben Koalition vorgelegte Lösung ben nur eine halbgare ist und Sie, meine Damen und erren, es nun Verbraucherzentralen, Bundesnetzgentur und Bundeskartellamt überlassen, die Hausufgaben zu machen, die zu erledigen eigentlich Ihre reigene Aufgabe gewesen wäre. Dass selbst Sie, meine Damen und Herren von DU/CSU und FDP, sich nicht ganz sicher sind, was ie da eigentlich im Zuge der TKG-Novelle vorgelegt aben, zeigt die Debatte vom 16. Mai 2013 ja einrücklich: Während die einen Kolleginnen und ollegen der Koalitionsfraktionen, wie der geschätzte ollege Tauber, davon sprechen, dass „die christlichberale Koalition“ das Prinzip der Netzneutralität längst gesetzlich verankert” habe, sprechen andere ertreter der Koalition, in diesem Fall der Kollege chulz, davon, dass man keine „Vorratsgesetzgebung“ rauche. Sowieso wirkt so mancher Debattenbeitrag, meine amen und Herren der Koalition, so, als sei nicht an atzweise erkannt worden, worum es bei der gesetzlihen Sicherung der Netzneutralität überhaupt geht. a charakterisiert der Kollege Nüßlein das Ansinnen er Linksfraktion – gemeint ist eigentlich die gesamte pposition, die ja bereits vor Jahren entsprechende itiativen vorgelegt hat –, die Netzneutralität gesetz ch festzuschreiben, als „höchstwahrscheinlich aus lten SED-Zeiten genetisch vererbt“. Da ist man geraezu dankbar, dass Kollege Nüßlein wenigstens erennt, dass die Pläne der Telekom dazu führen könnn, den weiteren Ausbau zu bremsen. Auch gefreut aben wir uns darüber, dass man sich, anders als noch der Enquete-Kommission, nun auch als Union dafür insetzen will, dass „Datenpakete im Internet gleicherechtigt und diskriminierungsfrei behandelt weren“. Weiter erkennt der Kollege, dass man, will man ie Netzneutralität wahren, die Netze weiter ausbauen uss, damit die Anbieter nicht ständig mit Verweis auf angelnde Kapazitäten mit der Absicht um die Ecke ommen, unterschiedliche Preisklassen einzuführen. echt haben Sie, Herr Kollege. Ich frage mich nur, arum Sie dann den Netzausbau seit Jahren ver chleppen und den Leuten immer noch Sand in die Auen streuen, wenn Sie sagen, dass es eigentlich gar eine „weiße Flecken“ mehr gebe. gebene Reden Dr. Konstantin von Notz )








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Weiter wird vonseiten der Abgeordneten der Koali-
tion darauf verwiesen, dass man in § 41 a TKG eine
„Rahmenregelung“, also offenbar doch kein Gesetz,
zur Netzneutralität geschaffen habe, nach der die
Bundesregierung ermächtigt sei, in einer Rechtsver-
ordnung „gegenüber Unternehmen, die Telekommun-
ikationsnetze betreiben, die grundsätzlichen Anforde-
rungen an eine diskriminierungsfreie Datenübermitt-
lung und den diskriminierungsfreien Zugang zu Inhal-
ten und Anwendungen festzulegen, um eine willkürliche
Verschlechterung von Diensten und eine ungerechtfer-
tigte Behinderung oder Verlangsamung des Datenver-

reich haben Sie eine gesetzliche Klarstellung gescheut
wie der Teufel das Weihwasser. Heute stehen Sie vor
einem Scherbenhaufen.

Während die Europäische Kommission, die sich
auch viel zu lange geweigert hat, sich dieses drängen-
den Problems endlich anzunehmen, in den letzten
Wochen wenigstens angekündigt hat, eine gesetzliche
Regelung, auf die wir nun alle mit Spannung warten,
vorlegen zu wollen, verharren Sie weiter unbeirrt auf
Ihrem Standpunkt. Dabei schreiben Sie in Ihrem eige-
nen schwarz-gelben Koalitionsvertrag, dass Sie „die
kehrs in den Netzen zu verhindern“. Hier stellt sich die
Frage, warum denn die Bundesregierung diese Karte,
wenn sie doch angeblich im Stande ist, auf die derzei-
tige Problemlage adäquat zu antworten, noch nicht ge-
zogen hat, sondern stattdessen weiterhin zusieht, wie
die nächsten Anbieter sich auf den Weg machen, dem
Vorbild der Telekom zu folgen. Meine Damen und Her-
ren der Koalition, ich hoffe, Sie merken wenigstens
selbst, dass Sie sich hier in Widersprüche ohne Ende
verstrickt haben.

Es ist doch so: Nicht erst nach der intensiven
Beschäftigung der Enquete-Kommission mit dieser
Thematik wissen wir, dass Verstöße gegen das Prinzip
der Netzneutralität – bislang vor allem im Bereich des
Mobilfunks – weit verbreitet sind und, um entspre-
chende Sperrungen vorzunehmen, heute auch auf
Techniken wie die „Deep Packet Inspection“ zurück-
gegriffen wird und der Druck der Provider, die Netz-
neutralität auch außerhalb des Mobilbereichs endgül-
tig abzuschaffen, seit Jahren zunimmt. Die jetzige
Entwicklung – darauf machen wir Sie doch seit langem
aufmerksam – hatte sich über Jahre abgezeichnet. Ob-
wohl wir Sie mit mehreren Initiativen, sowohl in Form
von Anträgen als auch Gesetzentwürfen, schon vor ge-
raumer Zeit aufgefordert haben, sich – auch auf EU-
Ebene – für eine gesetzliche Regelung einzusetzen und
nicht allein auf die Kräfte des freien Marktes zu ver-
trauen, haben Sie unsere Warnungen stets ignoriert.
Das rächt sich nun. Anlässlich der Diskussion über die
Pläne der Telekom und einen damit einhergehenden
Verstoß gegen das Prinzip der Netzneutralität wurde
auch dem Letzten bildhaft vor Augen geführt, dass Sie,
meine Damen und Herren von CDU/CSU und FDP, in
diesem netzpolitisch, aber auch gesellschaftspolitisch
hochrelevanten Bereich mit ihrem Laissez-faire-Ansatz
krachend gescheitert sind. Fakt ist: Auch in diesem Be-

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(D ntwicklung … sorgfältig beobachten und nötigenfalls it dem Ziel der Wahrung der Netzneutralität gegen teuern“ werden. „Spiegel Online“ kommentierte das amals wohlwollend mit den Worten: „Für die Freunde ines freien, innovationsfördernden Internets sind das eruhigende Worte.“ Eine der letzten Überschriften ei „Spiegel Online“ zu diesem Thema lautete: „Wie ie Telekom das Zwei-Klassen-Netz durchsetzt“. Die eit, zu handeln, ist mehr als reif. Wir fordern Sie, meine Damen und Herren der oalition, gemeinsam mit mehreren Hunderttausend enschen noch einmal dazu auf, endlich eine tatsäch che gesetzliche Regelung zur Sicherung der Netzneualität vorzulegen. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf rucksache 17/13892 an die in der Tagesordnung aufgehrten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind alle damit ein erstanden? – Das ist der Fall. Dann haben wir die Übereisung so beschlossen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie werden es nicht lauben; aber es ist so: Wir sind damit um 0.48 Uhr am chluss unserer heutigen Tagesordnung. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Otto Fricke [FDP]: Jetzt schon!)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724653100

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Freitag, den 14. Juni 2013, ein. Das ist
eute; aber wir müssen es trotzdem festhalten. Um 9 Uhr
ndet die Sonderveranstaltung „Nationaler Gedenktag
7. Juni 1953“ statt. Aus diesem Grund beginnt die Ple-
arsitzung erst um 10 Uhr.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Sitzung ist ge-
chlossen.