Protokoll:
17177

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 177

  • date_rangeDatum: 9. Mai 2012

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 13:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 16:56 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/177 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 177. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung: Gesetzent- wurf zur Reform des Seehandelsrechts; weitere Fragen zur Kabinettssitzung . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden, Staatsminister BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . . Eckart von Klaeden, Staatsminister BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden, Staatsminister BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden, Staatsminister BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde (Drucksache 17/9517) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 1 Gerd Bollmann (SPD) Ökologischer Vorteil von Mehrwegverpa- ckungen gegenüber recycelten bzw. recy- celbaren Einweggetränkeverpackungen Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Gerd Bollmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 2 Gerd Bollmann (SPD) Maßnahmen der Bundesregierung zur Reaktion auf die sinkenden Mehrwegquo- ten bei Getränkeverpackungen Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Gerd Bollmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 20975 A 20975 B 20976 A 20976 B 20976 D 20977 A 20977 B 20977 C 20977 C 20977 D 20978 A 20978 A 20978 B 20978 B 20978 C 20979 A 20979 B 20979 C 20979 C 20979 D 20980 A 20980 C 20980 C 20981 A 20981 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 Mündliche Frage 3 Dr. Matthias Miersch (SPD) Vorlage der angekündigten Eckpunkte für das geplante Wertstoffgesetz Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 4 Dr. Matthias Miersch (SPD) Umfang des derzeitigen Pfandschlupfs; Verringerung im Rahmen der anstehenden Überarbeitung der Verpackungsverord- nung Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 5 Dirk Becker (SPD) Vorlage des gesetzlich geforderten Erfah- rungsberichts zum Erneuerbare-Energien- Wärmegesetz sowie eines Vorschlags zur Weiterentwicklung des Gesetzes Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dirk Becker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 6 Dirk Becker (SPD) Pläne zur Einbeziehung des Gebäude- bestands in die verpflichtende Nutzung er- neuerbarer Energien bei der Erzeugung von Heizwärme und Warmwasser sowie ei- ner Umlage auf fossile Brennstoffe in das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dirk Becker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 11 Frank Schwabe (SPD) Stellenwert von Kraftstoffen aus Teersan- den und anderen Quellen im Rahmen der geplanten Kraftstoffqualitätsrichtlinie Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 9 Dr. Bärbel Kofler (SPD) Besetzung der B-4-Stelle für den Sachver- ständigenrat für Umweltfragen Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 14 Michael Gerdes (SPD) Einschätzung von Bundesministerin Dr. Annette Schavan zu den Regelungen des neuen Wissenschaftsfreiheitsgesetzes Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Tankred Schipanski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Mündliche Frage 15 Michael Gerdes (SPD) Vorgaben für die Ressortforschungsein- richtungen des Bundes als Vorbildcharak- ter für das gesamte Wissenschaftssystem Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Michael Gerdes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20981 C 20981 D 20982 B 20982 C 20983 A 20983 C 20983 D 20984 A 20984 C 20984 C 20985 B 20985 C 20985 D 20986 A 20986 B 20986 D 20987 A 20987 C 20988 A 20988 A 20988 B 20988 C 20988 D 20989 A 20989 C 20989 C 20989 D 20990 A 20990 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 III Mündliche Frage 16 René Röspel (SPD) Untergesetzliche Regelung des Wissen- schaftsfreiheitsgesetzes Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tankred Schipanski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Peter Röhlinger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 17 René Röspel (SPD) Wirksamkeit des Wissenschaftsfreiheitsge- setzes ohne Beschlüsse des Bundestages und ohne Umsetzung der Länder Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 20 Swen Schulz (Spandau) (SPD) Berücksichtigung steigender Studienanfän- gerzahlen in der mittelfristigen Finanzpla- nung; geplante Änderungen im Bundesaus- bildungsförderungsgesetz Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 21 Swen Schulz (Spandau) (SPD) Sanierungs- und Modernisierungsbedarf an Hochschulen; Bereitstellung entspre- chender Kompensationsmittel nach dem Entflechtungsgesetz Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 26 Agnes Alpers (DIE LINKE) Befassung des Deutschen Bundestages mit dem Deutschen Qualifikationsrahmen Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Agnes Alpers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Uwe Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 27 Agnes Alpers (DIE LINKE) Vereinbarungen zur Einordnung der Ab- schlüsse im Gesundheits- und Pflegebe- reich Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Agnes Alpers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 28 Dr. Sascha Raabe (SPD) Fehltage von Bundesminister Niebel bei Sitzungen des Bundeskabinetts; wahrge- nommene Termine von Bundesminister Niebel an diesen Fehltagen Antwort Hans-Jürgen Beerfeltz, Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Helga Daub (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 29 Dr. Sascha Raabe (SPD) Entscheidung des Bundeskabinetts über die neue Ressortzuständigkeit für ODA-re- levante Vorhaben Antwort Hans-Jürgen Beerfeltz, Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 44 Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Etwaige Überwachung der Ein- und Ver- kaufspreise der Raffinerien im Rahmen der geplanten Markttransparenzstelle 20990 C 20990 D 20991 A 20991 C 20991 D 20992 A 20992 D 20993 A 20993 D 20993 D 20994 A 20994 B 20995 A 20995 B 20995 C 20995 C 20996 A 20996 C 20996 C 20997 C 20998 A 20998 B 20999 A IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 Antwort Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 60 Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) Verbesserung der Haftbedingungen für Palästinenser in israelischer Haft Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Mündliche Frage 61 Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) Unterstützung für das Programm „Parla- mentarier unterstützen Parlamentarier“, insbesondere im Fall von Marwan Barghuthi Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Mündliche Frage 66 Uwe Schummer (CDU/CSU) Schaffung von Verhandlungsmöglichkei- ten auf Augenhöhe für die Dachverbände der ehrenamtlich kulturschaffenden Ver- eine zur Gestaltung der Tarifverträge der GEMA Antwort Dr. Max Stadler, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Uwe Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 67 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Gewährung des Ehegattensplittings für eingetragene Lebenspartnerschaften bis zur Entscheidung des Bundesverfassungs- gerichts Antwort Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktio- nen der CDU/CSU und FDP: Gute Progno- sen bestätigt: Mehr Wachstum und mehr Beschäftigung in Deutschland . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Michael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . . . Michael Groschek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Claudia Bögel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Lena Strothmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Mündliche Frage 7 Ute Vogt (SPD) Fortsetzung des Marktanreizprogramms für erneuerbare Energien und der nationa- len Klimaschutzinitiative; Auswirkungen der Kürzungen auf kleine und mittlere Un- ternehmen Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20999 D 21000 A 21000 D 21001 B 21001 C 21002 B 21002 C 21003 B 21003 C 21004 A 21004 B 21004 C 21004 D 21005 A 21006 C 21008 A 21009 C 21010 C 21011 D 21013 C 21014 D 21016 A 21017 B 21018 C 21020 A 21021 A 21022 C 21023 A 21023 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 V Anlage 3 Mündliche Frage 8 Ute Vogt (SPD) Nationale Umsetzung der geplanten EU- Bodenschutzrichtlinie Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Mündliche Frage 10 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Einbindung des BMU in die Kontaktauf- nahme mit Brasilien zum Atomkraftwerk Angra 3 Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Mündliche Frage 18 Marianne Schieder (Schwandorf) (SPD) Zustimmungsbedürftigkeit des Wissen- schaftsfreiheitsgesetzes Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Mündliche Frage 19 Marianne Schieder (Schwandorf) (SPD) Anhaltende Zielverfehlung bei den Stipen- dien nach dem Stipendiengesetz; geplante Anhebung der Förderquote für die Hoch- schulen vor diesem Hintergrund Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Mündliche Fragen 22 und 23 Willi Brase (SPD) Effektivität der Förderung benachteiligter Kinder und Jugendlicher durch beauf- tragte private Stiftungen im Rahmen der geplanten lokalen Bildungsbündnisse Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 8 Mündliche Fragen 24 und 25 Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) Kosten und Finanzierung einer flächende- ckenden Verbesserung der Lehrerausbil- dung Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 9 Mündliche Frage 30 Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) Vorlage eines Konzepts zur Übertragung der humanitären Hilfe vom Bundesminis- terium für wirtschaftliche Zusammen- arbeit zum Auswärtigen Amt Antwort Hans-Jürgen Beerfeltz, Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 10 Mündliche Frage 31 Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) Jahresplanung der GIZ bezüglich der An- zahl der Entwicklungshelfer für 2012 Antwort Hans-Jürgen Beerfeltz, Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 11 Mündliche Frage 32 Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Förderung von Anbaualternativen zu Koka in Form von Stevia in Bolivien, Ko- lumbien und Peru Antwort Hans-Jürgen Beerfeltz, Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 12 Mündliche Frage 33 Karin Roth (Esslingen) (SPD) Schwerpunkte des BMZ im Rahmen der Afrika-EU-Energiepartnerschaft und Potenziale im Bereich der erneuerbaren Energien Antwort Hans-Jürgen Beerfeltz, Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21024 A 21024 B 21024 C 21024 C 21025 A 21025 B 21025 C 21025 D 21026 A 21026 B VI Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 Anlage 13 Mündliche Frage 34 Dr. Barbara Hendricks (SPD) Geplante Steigerung deutscher staatlicher Mittel für den Bildungsbereich in Afrika Antwort Hans-Jürgen Beerfeltz, Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 14 Mündliche Frage 35 Dr. Barbara Hendricks (SPD) Unterstützung der landesverträglichen Entwicklung der Infrastruktur in Entwick- lungsländern mit wachsendem deutschen Tourismus unter Einhaltung der Sozial-, Umwelt- und Menschenrechtsstandards Antwort Hans-Jürgen Beerfeltz, Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 15 Mündliche Frage 36 Stefan Rebmann (SPD) Unterstützung des Demokratieaufbaus in den Transformationsländern Nordafrikas aus Mitteln des Einzelplans 23 und Ein- schätzung des Demokratieprozesses in Ägypten aus entwicklungspolitischer Sicht Antwort Hans-Jürgen Beerfeltz, Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 16 Mündliche Frage 37 Stefan Rebmann (SPD) Rahmen und Umfang von Hilfen in der Region Nordafrika aus den Mitteln des Entwicklungshaushaltes und/oder des Europäischen Entwicklungsfonds für den Parteienaufbau bzw. für Programme für Parlamentsabgeordnete Antwort Hans-Jürgen Beerfeltz, Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 17 Mündliche Frage 38 Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Etwaige Absprachen auf dem Energiegip- fel am 2. Mai 2012 Antwort Eckart von Klaeden, Staatsminister BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 18 Mündliche Frage 39 Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Auf dem Energiegipfel am 2. Mai 2012 be- sprochene Lösungsansätze bezüglich Kos- ten und Subventionen zu Netzausbau, Spei- cherinvestitionen, Kraftwerksbau, Ausbau erneuerbarer Energien und Energieeffi- zienz Antwort Eckart von Klaeden, Staatsminister BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 19 Mündliche Frage 40 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Belastungen der Verbraucher infolge der Lastabschaltprämie und weiterer Zeitplan für die Abschaltverordnung Antwort Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 20 Mündliche Frage 41 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vorgaben des BMWi für das in Auftrag ge- gebene Gutachten zum Strommarktdesign/ Kapazitätsmarkt Antwort Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 21 Mündliche Frage 42 Ingrid Nestle (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Unterspeisung der Bilanzkreise im Fe- bruar 2011 und zukünftige Verhinderung solcher Gefahren Antwort Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21026 C 21026 D 21027 A 21027 C 21027 D 21028 A 21028 A 21028 B 21028 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 VII Anlage 22 Mündliche Frage 43 Ingrid Nestle (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Funktion, Aufgaben und Besetzung von Stellen für zwei Projektmitarbeiter nach dem Entwurf für ein Markttransparenz- stellengesetz Antwort Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 23 Mündliche Frage 45 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Verhinderung der Kreditvergabe an das ukrainische Atomkraftwerk-„Safety Up- grade-Program“ durch Euratom Antwort Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 24 Mündliche Frage 46 Agnes Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Abrüstungspolitische Schlussfolgerungen aus den Investitionen deutscher Versiche- rer und Banken in Herstellerfirmen von Atomwaffen Antwort Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 25 Mündliche Frage 47 Agnes Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Reaktion der Bundesregierung auf die An- drohung eines Präventivschlags Russlands auf Anlagen des NATO-Raketenabwehr- systems in Europa Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 26 Mündliche Frage 48 Dr. Rolf Mützenich (SPD) Sicherheitspolitische Risiken für Europa in Anbetracht der russischen Drohungen ge- gen den Aufbau des NATO-Raketenab- wehrschirms Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 27 Mündliche Frage 49 Dr. Rolf Mützenich (SPD) Legitimität des jüngsten US-Drohnen- angriffs in Pakistan Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 28 Mündliche Frage 50 Klaus Hagemann (SPD) Aktueller Stand bei der östlichen Partner- schaft mit der Ukraine sowie aktueller Stand bei der Einrichtung eines Europäi- schen Fonds für Demokratie als Reaktion auf die Umbrüche im arabischen Raum Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 29 Mündliche Frage 51 Inge Höger (DIE LINKE) Pläne der NATO zur Ausbildung und Finanzierung der afghanischen Sicher- heitskräfte nach 2014 und Umfang der Be- teiligung der Bundesrepublik Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 30 Mündliche Fragen 52 und 53 Viola von Cramon-Taubadel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Menschenrechtslage in der Ukraine; Um- gang mit der Ukraine im Hinblick auf die Ausrichtung der Fußball-Europameister- schaft 2012 Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 31 Mündliche Frage 54 Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Etwaige Verlegung der Eishockey-Welt- meisterschaft 2014 von Belarus in ein ande- res Land 21029 A 21029 A 21029 B 21029 C 21030 A 21030 B 21030 C 21031 A 21031 B VIII Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 32 Mündliche Frage 55 Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Pläne für die zivile GSVP-Mission im Niger sowie für weitere EU-Missionen im Rah- men der EU-Sahel-Strategie Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 33 Mündliche Frage 56 Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Konsequenzen aus der Erkundungsmission des Auswärtigen Amtes für die humanitäre Hilfe in der Sahelzone Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 34 Mündliche Frage 57 Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Einrichtung eines United Nations Emer- gency Peace Service, UNEPS; deutsche Zu- sagen im Rahmen des United Nations Stand-by Arrangement System, UNSAS Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 35 Mündliche Fragen 58 und 59 Heike Hänsel (DIE LINKE) Situation in Syrien; etwaiges Scheitern des Friedensplans von Kofi Annan Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 36 Mündliche Frage 62 Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Existenz und Zusammensetzung eines res- sortübergreifenden Ausschusses zu Fragen von Information und Kommunikation be- züglich Angelegenheiten der EU und der Rolle Deutschlands innerhalb der EU Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 37 Mündliche Frage 63 Andrej Hunko (DIE LINKE) Unterstützungsleistungen der EU für Re- novierungen, Umstrukturierungen und Neubauten griechischer Abschiebehaft- anstalten und dem damit verbundenen Aufbau neuer Polizeieinheiten und Polizei- stationen Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 38 Mündliche Frage 64 Andrej Hunko (DIE LINKE) Umstände der Tötung des deutschen Staatsangehörigen Samir H. durch eine US-Drohne im pakistanischen Waziristan; vorheriger Austausch deutscher Stellen mit US-Behörden über Samir H. und seine Fa- milie Antwort Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 39 Mündliche Frage 65 Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Gesetzlicher Handlungsbedarf beim Be- schäftigtendatenschutz vor dem Hinter- grund der aktuellen Berichterstattung über den Missbrauch personenbezogener Daten bei der Aldi-Gruppe Antwort Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 40 Mündliche Frage 68 Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) Vorläufiger Rechtsschutz bei der Gewäh- rung des Splittingtarifs bei eingetragenen Lebenspartnerschaften 21031 C 21031 D 21032 B 21033 A 21033 C 21034 A 21034 B 21034 C 21035 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 IX Antwort Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 41 Mündliche Frage 69 Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) Kontrollmöglichkeiten deutscher Finanz- behörden bei der Nachversteuerung im Rahmen des Steuerabkommens mit der Schweiz; Sanktionsmöglichkeiten gegen- über Schweizer Behörden Antwort Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 42 Mündliche Frage 70 Dr. Axel Troost (DIE LINKE) Durchführung der Nachversteuerung nach dem Steuerabkommen mit der Schweiz bei Fehlen der entsprechenden Genehmigungs- bescheinigung Antwort Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 43 Mündliche Frage 71 Dr. Axel Troost (DIE LINKE) Steuerliche Behandlung der sogenannten E-Zigarette Antwort Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 44 Mündliche Frage 72 Dr. Bärbel Kofler (SPD) Aufhebung der Haushaltssperre der Ver- pflichtungsermächtigungen beim internatio- nalen Klima- und Umweltschutz des Son- dervermögens Energie- und Klimafonds Antwort Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 45 Mündliche Frage 73 Frank Schwabe (SPD) Grundlage für die Annahme eines Preises von 10 Euro für ein CO2-Zertifikat im Jahr 2013 Antwort Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 46 Mündliche Frage 74 Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Auswirkungen einer möglichen Verknüp- fung der Vergünstigungen bei der Öko- steuer mit dem Nachweis einer jährlichen Energieeinsparung von 1 Prozent Antwort Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 47 Mündliche Frage 75 Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Einrichtung einer europäischen Restruktu- rierungsbehörde für Banken Antwort Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 48 Mündliche Frage 76 Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Pläne für direkte Hilfen des Europäischen Stabilitätsmechanismus und der EFSF an Banken der Euro-Zone Antwort Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 49 Mündliche Fragen 77 und 78 Elke Ferner (SPD) Gründe und Kosten des Auftrags des BMAS an die Beratungsgesellschaft McKinsey & Company zur Erarbeitung von Vorschlägen zu Beitragsbemessung, Meldeverfahren und Beitragseinzug bei ei- ner obligatorischen Alterssicherung von Selbstständigen Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21035 C 21035 C 21036 A 21036 B 21036 C 21036 D 21037 A 21037 B 21037 B 21037 C X Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 Anlage 50 Mündliche Frage 79 Karin Roth (Esslingen) (SPD) Gesetzliche Ausgestaltung eines effektiven Mindestlohns gemäß Eckpunktepapier der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 51 Mündliche Fragen 80 und 81 Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Maßnahmen zur Förderung der kleinen Küsten- und Kutterfischerei und damit auch der Krabbenfischerei; Perspektive ei- nes Anstiegs der Krabbennachfrage Antwort Dr. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 52 Mündliche Frage 82 Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Zulassung von Stevia als Lebensmittel in der EU Antwort Dr. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 53 Mündliche Frage 83 Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Maßnahmen der Bundesregierung ange- sichts der aktuellen Krise am Milchmarkt und der massiven Preissenkungen für Mol- kereiprodukte durch mehrere Discounter Antwort Dr. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 54 Mündliche Frage 84 Inge Höger (DIE LINKE) Einsatz deutscher Flottendienstboote im Rahmen nationaler Aufklärungsfahrten oder Fahrten im Kontext von Bündnisope- rationen im Jahr 2012 Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 55 Mündliche Frage 85 Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Einsatz der Bordhubschrauber im deut- schen Einsatzaufgebot für Atalanta zur Zerstörung von Piraterielogistik an Land Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 56 Mündliche Frage 86 Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) Regelungen der Conterganstiftung zur In- formation der Conterganopfer über die Arbeit der Stiftung Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 57 Mündliche Frage 87 Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) Konsequenzen aus der Internationalen Stu- die zu Leistungen und Ansprüchen thalido- midgeschädigter Menschen in 21 Ländern sowie dem Gutachten zur Klärung gedach- ter Ansprüche aus Arzneimittelhaftung bei Thalidomidschäden im Inland Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 58 Mündliche Frage 88 Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Zustandswerte für Autobahnen aus der Er- hebung von 2009/2010 in den einzelnen Bundesländern Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21038 B 21038 C 21039 B 21039 C 21039 D 21040 A 21040 B 21040 D 21041 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 XI Anlage 59 Mündliche Frage 89 Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) An einer Leistungs- und Finanzierungsver- einbarung für den Straßenbau interessierte Bundesländer sowie ausgewählte Pilotstre- cken Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 60 Mündliche Fragen 90 und 91 Lisa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Kosten und Auswirkungen der Nutzung des alten Terminals A auf dem Flughafen Schönefeld als Regierungsterminal infolge der Verschiebung des Fertigstellungster- mins des neuen Terminals Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21041 D 21042 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 20975 (A) (C) (D)(B) 177. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 Beginn: 13.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 21023 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO Anlage 2 Antwort der Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Frage der Abgeordneten Ute Vogt (SPD) (Drucksache 17/9517, Frage 7): Welche Anstrengungen unternimmt das Bundesministe- rium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, BMU, damit das Marktanreizprogramm für erneuerbare Energien und die nationale Klimaschutzinitiative auch zukünftig fortge- setzt werden können, und wie bewertet das BMU die Kürzun- gen beim Marktanreizprogramm im Energie- und Klimafonds im Hinblick auf die Auswirkungen auf Arbeitsplätze, vor al- lem im Handwerk und in kleinen und mittleren Unternehmen? In den kommenden Jahren ist eine Fortsetzung des Marktanreizprogramms, MAP, und der nationalen Klimaschutzinitiative vorgesehen. Die geltende mittel- fristige Finanzplanung im Bundeshaushalt und im Son- dervermögen Energie- und Klimafonds, EKF, sieht für das MAP und die nationale Klimaschutzinitiative eine Finanzausstattung bis 2015 vor. Über die Fortschreibung der Ansätze wird im Rahmen des Haushaltsaufstellungs- verfahrens bzw. des Verfahrens zur Aufstellung des Wirtschaftsplans des Sondervermögens EKF für das Jahr 2013 entschieden. Die 2012 im Wirtschaftsplan des EKF ursprünglich für das MAP veranschlagten Ausgaben in Höhe von 100 Millionen Euro stehen nicht zur Bewirtschaftung zur Verfügung. Anstelle dieser Ausgaben werden im Bundeshaushalt jedoch Ausgabereste in Höhe von 116 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Zusammen mit dem Ausgabeansatz aus dem Bundeshaushalt in Höhe von 250 Millionen Euro ergibt sich für das Jahr 2012 eine Gesamtsumme der Ausgaben in Höhe von 366 Millionen Euro. Damit stehen 2012 sogar mehr Aus- Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 09.05.2012 Beckmeyer, Uwe SPD 09.05.2012* Bender, Birgitt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2012 Birkwald, Matthias W. DIE LINKE 09.05.2012 Bockhahn, Steffen DIE LINKE 09.05.2012 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 09.05.2012 Fischbach, Ingrid CDU/CSU 09.05.2012 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 09.05.2012 Grindel, Reinhard CDU/CSU 09.05.2012 Grütters, Monika CDU/CSU 09.05.2012 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 09.05.2012 Dr. Jüttner, Egon CDU/CSU 09.05.2012 Krischer, Oliver BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2012 Leidig, Sabine DIE LINKE 09.05.2012 Lindner, Christian FDP 09.05.2012 Mast, Katja SPD 09.05.2012 Meinhardt, Patrick FDP 09.05.2012 Nahles, Andrea SPD 09.05.2012 Dr. von Notz, Konstantin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2012 Rix, Sönke SPD 09.05.2012 Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 09.05.2012 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2012 Schneider, Ulrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2012 Tack, Kerstin SPD 09.05.2012 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.05.2012 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 09.05.2012 Dr. Westerwelle, Guido FDP 09.05.2012 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 21024 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 (A) (C) (D)(B) gaben als in 2011, 352 Millionen Euro, zur Verfügung. Auswirkungen auf Arbeitsplätze infolge der Kürzungen im EKF sind somit nicht zu erwarten. Anlage 3 Antwort der Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Frage der Abgeordneten Ute Vogt (SPD) (Drucksache 17/9517, Frage 8): Welche Strategie verfolgt die Bundesregierung angesichts des aktuellen Berichts der EU-Kommission „Die Umsetzung der Thematischen Strategie für den Bodenschutz und laufende Maßnahmen“ und des jahrelangen Bemühens um eine EU- Bodenschutzrichtlinie auf europäischer Ebene, um eine auch in Deutschland adäquat umsetzbare Lösung zu erreichen? Die Bundesregierung misst dem Bodenschutz und der Erhaltung der Funktionsfähigkeit der Böden eine sehr hohe politische Bedeutung bei. Sie hat daher in den ver- gangenen Jahren große Anstrengungen unternommen, um spezielle Regelungen und Maßnahmen zum Schutz des Bodens in verschiedene Politikbereiche zu integrie- ren (unter anderem Gemeinsame Agrarpolitik, GAP, Bio- diversitätsstrategie; vgl. auch Bodenschutzberichte der Bundesregierung: – http://www.bmu.de/bodenschutz/doc/2883.php – http://www.bmu.de/bodenschutz/downloads/doc/ 43715.php ). Die Bundesregierung lehnt jedoch weiterhin eine EU-Bodenschutzrahmenrichtlinie ab. Eine solche Richt- linie wäre nicht mit dem Prinzip der Subsidiarität verein- bar, wäre mit hohem Bürokratieaufwand verbunden und würde voraussichtlich unverhältnismäßig hohe Folge- kosten bei der Umsetzung nach sich ziehen. Die Bundes- regierung sieht auf europäischer Ebene die Vertiefung der Thematischen Bodenschutzstrategie ohne eine spe- zielle rahmengesetzliche Regelung zum Bodenschutz als zielführendes Instrument an. Anlage 4 Antwort der Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 10): Wie genau war das Bundesministerium für Umwelt, Na- turschutz und Reaktorsicherheit, BMU, in die in der Antwort der Bundesregierung vom 30. Juni 2011 auf meine schriftliche Frage 29 zum Atomkraftwerksprojekt Angra 3 (Bundestags- drucksache 17/6387) genannte Kontaktaufnahme mit Brasi- lien eingebunden – bitte insbesondere mit Angabe der betref- fenden BMU-Beiträge dazu –, und hat das BMU in diesem Zusammenhang auf externen Sachverstand wie beispielsweise den der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit zu- rückgegriffen (gegebenenfalls bitte mit Angabe des Datums)? Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit wurde von der Kontaktaufnahme mit Brasilien in Kenntnis gesetzt. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Frage der Abgeordneten Marianne Schieder (Schwandorf) (SPD) (Drucksache 17/9517, Frage 18): Wie begründet die Bundesregierung die Auffassung, dass das Wissenschaftsfreiheitsgesetz nicht zustimmungsbedürftig durch den Bundesrat ist, und entsprach die fachliche Einschät- zung des Bundesministeriums der Justiz dieser Haltung der Bundesregierung? Im Grundgesetz, GG, ist abschließend geregelt, wel- che Fälle der Zustimmung des Bundesrates bedürfen. Weder die durch das Wissenschaftsfreiheitsgesetz ge- regelten Materien – die Haushaltswirtschaft des Bundes, Art. 109 Abs. 1 GG, sowie die Förderung der wissen- schaftlichen Forschung, Art. 74 Abs. 1 Nr. 13 GG, – unterfallen einer solchen Bestimmung noch ergibt sich dies aus anderen Regelungen. Daher bedarf das Wissen- schaftsfreiheitsgesetz nicht der Zustimmung des Bun- desrates, was auch der Ansicht des Bundesministeriums der Justiz entspricht. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Frage der Abgeordneten Marianne Schieder (Schwandorf) (SPD) (Drucksache 17/9517, Frage 19): Wodurch erklärt sich die Bundesregierung die auch im zweiten Jahr anhaltende Zielverfehlung bei den Stipendien nach dem Stipendiengesetz, und wie rechtfertigt sie vor dieser Sachlage die von ihr angestrebte Anhebung der Förderquote für die Hochschulen? Das Deutschlandstipendium ist innerhalb kurzer Zeit erfolgreich gestartet. Bereits im ersten Jahr, 2011, betei- ligten sich rund drei Viertel aller 388 Hochschulen in Deutschland am nationalen Stipendienprogramm. Die Tendenz ist steigend. Rund die Hälfte der teilnehmenden Hochschulen haben die Höchstförderquote für 2011 voll ausgeschöpft. Einige Hochschulen haben sogar deutlich mehr Stipendien eingeworben, als sie 2011 vergeben können. Auch in strukturschwachen Regionen konnten viele Hochschulen gute Erfolge erzielen. Insgesamt ha- ben die Hochschulen Fördermittel für 5 551 Deutsch- landstipendien eingeworben; es wurden damit über 10 Millionen Euro an privaten Mitteln für Stipendien mobilisiert. Damit leistet das Deutschlandstipendium schon jetzt einen wertvollen Beitrag zur Förderung von Begabung, zur Sicherung von Fachkräften und zur Stär- kung der gesellschaftlichen Verantwortung für die Ta- lente von morgen. Vor diesem Hintergrund kann die Bundesregierung die Behauptung nicht nachvollziehen, dass es beim Deutschlandstipendium eine „anhaltende Zielverfeh- lung“ gebe. Die im Stipendienprogramm-Gesetz vorge- sehene und durch Verordnung festgelegte jährliche Höchstförderquote stellt eine Obergrenze dar, die sicher- stellt, dass es bei der Vergabe von Stipendien kein Un- gleichgewicht zwischen den Ländern gibt und der Auf- wuchs deutschlandweit möglichst gleichmäßig erfolgt. Es liegt in der Natur der Sache, dass diese Obergrenze Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 21025 (A) (C) (D)(B) – zumal im Jahr des Programmstarts – von den verschie- denen Hochschulen in unterschiedlichem Maße ausge- schöpft wird. Ebenso liegt es in der Natur der Sache, dass verlässli- che Aussagen zur Anzahl der im Jahr 2012 vergebenen Stipendien erst zum Jahresende 2012 möglich sind. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Fragen des Abgeordneten Willi Brase (SPD) (Drucksache 17/9517, Fragen 22 und 23): Durch welche Maßnahmen stellt die Bundesregierung si- cher, dass bei den von ihr geplanten lokalen Bildungsbündnis- sen die mit der Förderung beauftragten privaten Stiftungen bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche nach objekti- ven Kriterien hinreichend identifizieren können, damit die Förderung wirklich bei den Bedürftigen ankommt? Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus der Kritik an den geplanten lokalen Bildungsbündnissen, sie stärkten durch die privaten Stiftungen eine weitere Privatisie- rung von Bildungschancen, anstatt direkt die Kindertagesstät- ten, Schulen und Berufsschulen zu fördern und damit die öf- fentlichen Bildungsinfrastrukturen zu stärken? Zu Frage 22: Förderinteressierte Verbände und Initiativen sind auf- gefordert, in einem Konzept darzulegen, wie sie die Ziel- gruppe bildungsbenachteiligter Kinder und Jugendlichen zu erreichen beabsichtigen. Diese Konzepte werden durch ein vom BMBF einberufenes Expertengremium bewertet, und erst nach positivem Votum können die Förderinteressierten einen Antrag stellen. Ob die Ziele der jeweiligen Konzepte erreicht wurden, wird nach etwa zwei Jahren durch eine externe Evaluierung geprüft. Zu Frage 23: Bildungsgerechtigkeit ist nicht allein eine Aufgabe des Staates, sondern der ganzen Gesellschaft. Mit der ge- planten Förderrichtlinie „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ unterstützt die Bundesregierung ehren- und hauptamtliches Engagement für bessere Bildungs- chancen. Gefördert werden konkrete außerschulische Maßnahmen, die auf lokaler Ebene von Bündnissen für Bildung getragen werden. In diesen Bündnissen schlie- ßen sich unterschiedliche Akteure – zum Beispiel Mu- sik- und Sportvereine, Bibliotheken, Theater, Museen oder Jugendzentren – zusammen, um vor Ort benachtei- ligte Kinder und Jugendliche zu fördern. Für die Infrastrukturförderung von öffentlichen Bil- dungseinrichtungen, wie Kindertagesstätten, Schulen und Berufsschulen sind aufgrund der verfassungsrechtli- chen Kompetenzordnung die Länder zuständig. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) (Drucksache 17/9517, Fragen 24 und 25): Auf welcher empirischen Analyse gründet die Bundes- regierung die Annahme, dass eine flächendeckende Verbesse- rung der Lehrerausbildung mit etwa 50 Millionen Euro im Jahr (Aussage der Bundesministerin Dr. Annette Schavan am 20. April 2012) ausreichend finanziert ist? Welche Vorkehrungen im Bundeshaushalt und in der Finanzplanung hat die Bundesregierung bisher getroffen, um die Finanzierung der Qualitätsoffensive für die Lehrerbildung sicherzustellen? Zu Frage 24: Die Bundesministerin hat vorgeschlagen, dass die Ini- tiative von Bund und Ländern gemeinsam in den nächs- ten zehn Jahren mit bis zu 500 Millionen Euro unter- stützt wird. Für eine flächendeckende Verbesserung der Lehrerausbildung sind nach wie vor die Länder zustän- dig. Bei der Qualitätsoffensive Lehrerbildung geht es um ein wettbewerbsorientiertes Verfahren zur Qualitätsver- besserung der Lehrerausbildung an ausgewählten Hoch- schulstandorten. Zu Frage 25: Die haushaltsmäßige Veranschlagung des Bundesan- teils wird zu gegebener Zeit erfolgen. Anlage 9 Antwort des Staatssekretärs Hans-Jürgen Beerfeltz auf die Frage des Abgeordneten Lothar Binding (SPD) (Drucksache 17/9517, Frage 30): Wann legt die Bundesregierung ein Konzept für die Über- tragung der humanitären Hilfe vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zum Aus- wärtigen Amt vor, und wo liegen die inhaltlichen Schwer- punkte? Der Außenminister und der Bundesminister für wirt- schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung beabsich- tigen nach Zustimmung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages, Mittel aus Kapitel 2302 Titel 68720 an das Auswärtige Amt zu übertragen. Da- mit verbunden ist die Übertragung der Zuständigkeit für bislang durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung geleistete kurzfristige humanitäre Hilfe an das Auswärtige Amt, insbesondere im Bereich der Nahrungsmittelnothilfe. Die Bundes- regierung kann dadurch Maßnahmen der humanitären Überlebenssicherung aus einer Hand leisten. Anlage 10 Antwort des Staatssekretärs Hans-Jürgen Beerfeltz auf die Frage des Abgeordneten Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) (Drucksache 17/9517, Frage 31): Trifft es zu, dass die Jahresplanung der Deutschen Gesell- schaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH, GIZ, eine Planzahl von 850 Entwicklungshelferinnen und -helfern im Jahr 2012 vorsieht, was einen Rückgang um rund 200 Mit- arbeiter im Vergleich zu 2010 bedeutet, und kann die Bundes- regierung bestätigen, dass rund 100 dieser Mitarbeiter gar keine Entwicklungshelfer, sondern Entwicklungsstipendiaten sind, die erheblich niedrigere Kosten verursachen und eigent- lich getrennt erfasst werden müssten? 21026 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 (A) (C) (D)(B) Die Planzahl für das Jahr 2012 wurde nach einer Er- örterung der Jahresplanung mit dem BMZ von 850 auf 863 erhöht. Die Planzahl von 863 Entwicklungshelfern basiert auf der Anzahl aller „operativen“ Entwicklungs- helfer und der, über die GIZ eingesetzten, Fachkräfte im Zivilen Friedensdienst, ZFD, im Jahre 2010. In die Planzahl wurden die Fachkoordinatoren, die weltwärts- Betreuer, die Kurzzeit-EH, die Inlandsvorbereitung der Entwicklungshelfer und die Nachwuchsstipendiaten nicht integriert. Ältere Statistiken des DED hatten diese Differenzierung nicht vorgenommen und wiesen deshalb höhere Zahlen aus. Anlage 11 Antwort des Staatssekretärs Hans-Jürgen Beerfeltz auf die Frage des Abgeordneten Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 32): Inwieweit werden Anbaualternativen zu Koka in Form von Stevia in den Hauptanbauländern Bolivien, Kolumbien und Peru durch Deutschland gefördert, und ist hier eine Ver- änderung geplant? Im Rahmen der deutschen bi- und multilateralen Ent- wicklungszusammenarbeit werden derzeit in Peru und Bolivien Projekte der Alternativen Entwicklung durch- geführt. Inhaltliche Ansatzpunkte hierbei sind: Diver- sifizierung der Anbauflächen, Ernährungssicherung, Stärkung der Produzentenvereinigungen (Unterstützung in der Verarbeitung, Zertifizierung und Vermarktung), Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität sowie Nachhaltigkeit im Umgang mit den natürlichen Res- sourcen (Raumordnung, Forstmanagement). Zwei Vor- haben basieren zudem auf einem Frauenförderungsan- satz. Die positiven Erfahrungen zu Stevia als alternatives Anbauprodukt werden von den projektführenden Verant- wortlichen beobachtet. Die laufenden Projekte legen den Schwerpunkt jedoch auf die Förderung von Kakao, Kaf- fee sowie Forstwirtschaft. Grundsätzlich ist für den An- satz einer integralen Entwicklung wichtig, eine mög- lichst breite Diversifizierung möglicher Anbauprodukte zu erreichen, dabei ist je Vermarktungsmöglichkeit ne- ben den genannten Anbaugütern auch Stevia ein mögli- ches alternatives Produkt. Anlage 12 Antwort des Staatssekretärs Hans-Jürgen Beerfeltz auf die Frage der Abgeordneten Karin Roth (Esslingen) (SPD) (Drucksache 17/9517, Frage 33): Welche Schwerpunkte setzt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, BMZ, im Rahmen der Afrika-EU-Energiepartnerschaft, AEEP – auch vor dem Hintergrund des vom 9. bis 11. Mai 2012 in Kapstadt stattfindenden First Stakeholder Forums der AEEP –, und wie beurteilt das BMZ die konkreten Potenziale der afrikanisch- europäischen Entwicklungszusammenarbeit im Bereich der erneuerbaren Energien bis 2030 (bitte die Potenziale für die einzelnen Energieträger angeben)? Die Bundesregierung, vertreten durch das BMZ, ist ei- ner der beiden Ko-Vorsitzenden der europäischen Imple- mentierungsgruppe der Africa-EU Energy Partnership, AEEP. Die AEEP ist eine von acht thematischen Partner- schaften im Rahmen der Joint Africa-EU Strategy. Das BMZ unterstützt als erstes Ziel, die Energiearmut in Afrika zu überwinden und den Energiezugang zu mo- dernen und nachhaltigen Energiedienstleistungen für zu- sätzlich 100 Millionen Menschen in Afrika zu sichern. Zudem liegt ein weiterer Schwerpunkt in Afrika auf der Erhöhung der Energieeffizienz und der Nutzung der erneuerbaren Energien. Ziel ist es, die großen Potenziale der erneuerbaren Energien in Afrika im Rahmen der AEEP nutzbar zu machen und afrikaweit zu den gegen- wärtigen Kapazitäten 10 000 Megawatt Wasserkraft, 5 000 Megawatt Windkraft, 500 Megawatt Solarenergie und eine Verdreifachung aller anderen erneuerbaren Energien hinzuzufügen. Anlage 13 Antwort des Staatssekretärs Hans-Jürgen Beerfeltz auf die Frage der Abgeordneten Dr. Barbara Hendricks (SPD) (Drucksache 17/9517, Frage 34): Hält die Bundesregierung an ihrer durch den Bundes- minister Dirk Niebel am 9. Februar 2012 verkündeten Absicht fest, die deutschen bilateralen staatlichen Mittel, die für den Bildungsbereich in Afrika aufgewandt werden, vorbehaltlich der Zustimmung des Deutschen Bundestages, für das Jahr 2013 auf 137 Millionen Euro zu erhöhen, und kann die Bun- desregierung sicherstellen, dass zur Finanzierung dieser ge- planten Steigerung deutsche Mittel der Entwicklungszusam- menarbeit für andere Bereiche, beispielsweise Gesundheit oder ländliche Entwicklung, nicht abgezogen werden? Das BMZ beabsichtigt, die von Bundesminister Niebel verkündete Absicht, die Zusagen für Bildung in Afrika im Jahr 2013 auf mindestens 137 Millionen Euro anzuheben, einzuhalten und diese Zahl voraussichtlich sogar zu übertreffen. Da für den Bundeshaushalt 2013 weder der Regierungsentwurf noch die parlamentarische Beschlussfassung vorliegt, können wir zum gegenwärti- gen Zeitpunkt noch keine konkreten Angaben zur ge- nauen Höhe der Zusagen machen. Angesichts des geplanten Mittelrahmens für Afrika, Afrika ist Schwerpunktregion und erhält rund 50 Prozent der regionalen bilateralen Mittel, gehen wir davon aus, dass dies nicht zulasten anderer, ebenfalls wichtiger Sek- toren, wie den von Ihnen genannten, führt. Anlage 14 Antwort des Staatssekretärs Hans-Jürgen Beerfeltz auf die Frage der Abgeordneten Dr. Barbara Hendricks (SPD) (Drucksache 17/9517, Frage 35): Sieht die Bundesregierung es als ihre Aufgabe an, den wachsenden deutschen Tourismus in Entwicklungsländer mit Maßnahmen für die landesverträgliche Entwicklung der Infra- struktur zu unterfüttern, und setzt sie sich in diesem Zusam- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 21027 (A) (C) (D)(B) menhang gegen Zwangsenteignungen und Vertreibungen so- wie für die Einhaltung international anerkannter Sozial-, Umwelt- und Menschenrechtsstandards ein? Nachhaltigkeit und Verantwortung sind die Leitmo- tive für die entwicklungspolitische Befassung mit dem Thema Tourismus. Ziel ist ein nachhaltiger Tourismus, der in sozialer, kultureller, ökologischer und ethischer Hinsicht verträglich sowie wirtschaftlich erfolgreich ist. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unter- stützt dabei unter anderem den Aufbau von Schutzgebie- ten sowie die Verbesserung der Infrastruktur dieser Ge- biete und die Entwicklung und Verbreitung von Sozial- und Umweltstandards in der Tourismuswirtschaft. Die deutsche Unterstützung zielt auf die Stärkung von Menschenrechten und Verbesserung der Lebensbedin- gungen der Bevölkerung vor Ort. Dies wird durch eine Prüfung menschenrechtlicher Wirkungen und Risiken im Vorfeld aller Neuvorhaben der deutschen bilateralen Entwicklungszusammenarbeit sichergestellt. Die Bun- desregierung setzt sich dafür ein, dass Umsiedlungen – sofern sie erforderlich und nicht zu vermeiden sind – nur entsprechend internationaler Menschenrechtsstan- dards stattfinden. Anlage 15 Antwort des Staatssekretärs Hans-Jürgen Beerfeltz auf die Frage des Abgeordneten Stefan Rebmann (SPD) (Drucksache 17/9517, Frage 36): Inwieweit unterstützen die politischen Stiftungen den De- mokratieaufbau in den Transformationsländern Nordafrikas aus den Mitteln des Einzelplans 23, und wie schätzt die Bun- desregierung den Demokratisierungsprozess – insbesondere im Vorfeld der Wahlen in Ägypten – aus entwicklungspoliti- scher Sicht ein? Die politischen Stiftungen haben im Jahr 2011 circa 10,355 Millionen Euro in den Ländern Nordafrikas um- gesetzt. Für 2012 sind circa 6,756 Millionen Euro an Festlegungen veranschlagt. Die Entwicklungen in den nordafrikanischen Ländern sind heterogen. Diese Unterschiede erfordern auch eine differenzierte entwicklungspolitische Antwort mit Maß- nahmen, die die jeweilige Situation im Lande angemes- sen aufgreifen. Aus entwicklungspolitischer Sicht bewertet die Bun- desregierung die Entwicklungen in der Region insge- samt als chancenreich. In der Zusammenarbeit mit Re- gierungsstellen und Akteuren der Zivilgesellschaft ist insgesamt eine noch stärkere Ausrichtung auf die Be- lange der Zielgruppen und auf die langfristigen Entwick- lungsperspektiven der Länder Nordafrikas festzustellen. Somit hat die entwicklungspolitische Agenda in den Ländern an Bedeutung zugenommen. In der konkreten Zusammenarbeit in den Programmen in Nordafrika macht sich ebenfalls bemerkbar, dass sich Zielgruppen stärker zu Wort melden und ihre Interessen geltend ma- chen. Der ägyptische Transformationsprozess befindet sich an einem kritischen Wendepunkt. Nach freien und über- wiegend als korrekt bezeichneten Volkskammer-Wahlen gehören zu den großen Herausforderungen einer zukünf- tigen Regierung insbesondere die Wiederherstellung eines Klimas des Vertrauens in den Demokratisierungs- prozess, in die Sicherheit und Wiederbelebung der Wirt- schaft. Dabei wird es darauf ankommen, dass Human- ressourcen möglichst umfassend genutzt werden und eine zivilgesellschaftliche Beteiligung an Politik, Wirt- schaft und Gesellschaft ermöglicht wird. Hierzu wird die deutsche Entwicklungszusammenarbeit aktiv beitragen Anlage 16 Antwort des Staatssekretärs Hans-Jürgen Beerfeltz auf die Frage des Abgeordneten Stefan Rebmann (SPD) (Drucksa- che 17/9517, Frage 37): In welchem Rahmen und welchem Umfang gibt es in der Region Nordafrika konkrete Hilfen aus den Mitteln des Ent- wicklungshaushalts und/oder des Europäischen Entwick- lungsfonds für den Parteienaufbau bzw. für Programme für Parlamentsabgeordnete? Mit ihren Bildungs-, Beratungs- und Dialogprogram- men gestalten die politischen Stiftungen einen umfang- reichen Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch in der Region, siehe Antwort zu Frage 36, und fördern damit Demokratisierungsprozesse sowie gute Regierungsfüh- rung und Partizipationsmöglichkeiten für Akteure der Zivilgesellschaft. Im Rahmen der Projektarbeit der poli- tischen Stiftungen in Nordafrika werden Parlaments- abgeordnete und politische Entscheidungsträger in diese Arbeit miteinbezogen. Eine direkte Finanzierung von Parteien, Abgeordneten oder Institutionen erfolgt nicht. Der Europäische Entwicklungsfonds ist für die AKP- Staaten bestimmt. Die Länder Nordafrikas erhalten hie- raus aber keine Förderung. Anlage 17 Antwort des Staatsministers Eckart von Klaeden auf die Frage des Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 38): Wurden auf dem Energiegipfel von der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel am 2. Mai 2012 konkrete Absprachen getroffen und, wenn ja, welche? Die Gesprächsteilnehmer vereinbarten, Möglich- keiten für eine Verbesserung der Informationslage hin- sichtlich etwaiger Kraftwerksstilllegungen auszuloten. Die Bundesnetzagentur und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, BDEW, nehmen hierzu mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Techno- logie Gespräche auf. 21028 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 (A) (C) (D)(B) Anlage 18 Antwort des Staatsministers Eckart von Klaeden auf die Frage des Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 39): Welche Lösungsansätze bezüglich der Kosten und Sub- ventionen zu Netzausbau, Speicherinvestitionen, Kraftwerks- bau, Ausbau erneuerbarer Energien und Energieeffizienz wur- den auf dem Energiegipfel am 2. Mai 2012 mit den beteiligten Unternehmen besprochen, und finden diese gleichzeitig die Unterstützung durch die Bundesregierung? Gegenstand des Informationsgesprächs waren Per- spektiven des Kraftwerksbaus in Deutschland. In diesem Zusammenhang wurde das Thema „Kapazitätsmechanis- men“ erörtert. Insoweit wurde ein weiterhin bestehender Prüfbedarf gesehen. Dies entspricht der Position der Bundesregierung. Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Ernst Burgbacher auf die Frage des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 40): In welcher Höhe werden die Verbraucherinnen und Ver- braucher durch die Lastabschaltprämie auf der Grundlage des in der Öffentlichkeit kursierenden Entwurfs einer Rechtsver- ordnung zu abschaltbaren Lasten in Form der Erhöhung der Netzentgelte durchschnittlich zusätzlich pro Jahr belastet – bitte die Gesamtsumme sowie bezogen auf eine Kilowatt- stunde angeben –, und wie sieht der weitere Zeitplan für die Abschaltverordnung aus? Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technolo- gie befindet sich mit einem Entwurf einer Rechtsverord- nung zu abschaltbaren Lasten nach § 13 Abs. 4 a Satz 4 des Energiewirtschaftsgesetzes in der Ressortabstim- mung. Einen Entwurf der Bundesregierung für eine Ver- ordnung nach § 13 Abs. 4 a Satz 4 Energiewirtschaftsge- setz gibt es noch nicht. Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Ernst Burgbacher auf die Frage des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 41): Welche konkreten Vorgaben – bitte einzeln aufschlüsseln – hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie als Auftraggeber für das Gutachten zum Strommarktdesign/Kapa- zitätsmarkt gemacht, die vom Auftragnehmer, dem Direktor des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln, EWI, Professor Dr. Marc Oliver Bettzüge, als „realitäts- fern“ (siehe Energate-Meldung vom 27. April 2012) bezeichnet wurden, und hält sie diese Vorgaben entgegen den Aussagen des EWI-Direktors Professor Dr. Marc Oliver Bettzüge als realistisch für das zukünftige Strommarktdesign? Vorgaben, wie sie die oben genannte Energate- Meldung nennt, hat das Bundesministerium für Wirt- schaft und Technologie, BMWi, dem EWI nicht ge- macht. Allerdings waren sich BMWi und EWI einig, im Bereich der Sicherheit der Versorgung mit Strom einen hohen Maßstab anzulegen. Das BMWi hält es auch weiterhin für unverzichtbar, dass die inländische gesi- cherte Erzeugungsleistung jederzeit größer ist als die inländische Jahreshöchstlast. Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Ernst Burgbacher auf die Frage der Abgeordneten Ingrid Nestle (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 42): Wie erklärt die Bundesregierung die systematische Unter- speisung der Bilanzkreise im Februar 2011, und was plant die Bundesregierung, um diese oder andere Gefahren für die Ver- sorgungssicherheit im nächsten Winter zu verhindern? Der Vorwurf systematischer Unterspeisungen von Bi- lanzkreisen ist der Bundesregierung nur mit Bezug auf den Februar 2012, nicht mit Bezug auf den Februar 2011 bekannt, vergleiche hierzu bereits die Antwort der Bun- desregierung vom 27. April 2012 auf die Kleine An- frage 17/8864, die im Folgenden teilweise wiedergege- ben ist. Nach einer vorläufigen Auswertung der bislang den Übertragungsnetzbetreibern und der Bundesnetzagentur bekannten Daten lässt sich feststellen, dass die im Fe- bruar aufgetretenen Regelzonenunterspeisungen weder einzelnen wenigen Akteuren noch einem strukturell ho- mogenen Bewirtschaftungsfehlverhalten zuzuordnen sind. Die bisherigen Detailauswertungen der Übertragungs- netzbetreiber, ÜNB, haben vielmehr gezeigt, dass es eine Vielzahl verschiedener Phänomene war, die in der Ge- samtwirkung zu der im Februar aufgetretenen Netzsitua- tion geführt haben. Für einige Phänomene, die sich auf die Gesamtsitua- tion maßgeblich ausgewirkt haben, waren die im Februar vorherrschenden teilweise extremen Witterungsbedin- gungen in nicht unerheblichem Umfang mitursächlich. Ebenso zeigen erste Auswertungen der ÜNB, dass die – im Rahmen des zum Jahresbeginn 2012 eingeführten EEG-Marktprämienmodells, MPM, gestarteten – MPM- Bilanzkreise von ihren Bilanzkreisverantwortlichen noch nicht in der zu erwartenden Güte bewirtschaftet wurden, woraus ebenfalls witterungsbedingt nicht unerhebliche Abweichungen resultierten. Die Bundesnetzagentur wird das Ausgleichsenergie- preissystem gutachterlich untersuchen lassen. Dabei werden die Anreize des Ausgleichsenergiepreises für eine ausgeglichene Bewirtschaftung der Bilanzkreise im Vordergrund stehen. Darüber hinaus gibt die Bundesnetzagentur in ihrem Bericht zum Zustand der leitungsgebundenen Energie- versorgung im Winter 2011/2012 Handlungsempfehlun- gen, die die Bundesregierung sorgfältig prüfen wird. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 21029 (A) (C) (D)(B) Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Ernst Burgbacher auf die Frage der Abgeordneten Ingrid Nestle (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 43): Welche Funktionen und Aufgaben sollen die Stellen für zwei Projektmitarbeiter, welche in dem Entwurf für ein Markttransparenzstellengesetz mit einem Betrag von rund 1,2 Millionen Euro für Gehälter über einen Zweijahreszeit- raum für den Bereich der Kraftstoffbeobachtung angesetzt werden, erfüllen, und gibt es schon Pläne für die Besetzung dieser Stellen? Bei der Erhebung und speziellen Analyse von Daten aus dem Kraftstoffsektor handelt es sich um ein komple- xes IT-Projekt, für dessen erfolgreichen Aufbau in der Startphase Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen benötigt werden, die über sehr fundierte IT-Kenntnisse mit beson- derem Bezug zum Kraftstoffbereich verfügen. Zur Re- krutierung entsprechend qualifizierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Aufbauprojekt aus dem sehr knappen Angebot auf dem Arbeitsmarkt ist eine Aus- schreibung der Stellen mit einer Vergütung zu den marktüblichen Tageshonorarsätzen erforderlich. Diese Finanzierung soll über Sachmitteltitel erfolgen. Anlage 23 Antwort des Parl. Staatssekretärs Ernst Burgbacher auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 45): Welche Möglichkeiten und rechtliche Handhabe hat die Bundesregierung, um die Kreditvergabe für das ukrainische Atomkraftwerk „Safety Upgrade Program“ durch Euratom zu verhindern, und wird die Bundesregierung davon Gebrauch machen (bitte mit Begründung)? Derzeit prüft die EU-Kommission die Unterlagen für eine Kreditvergabe für das ukrainische Safety Upgrade Program, mit dem die Sicherheit der Kernkraftanlagen im Drittstaat Ukraine verbessert werden soll. Die EU- Kommission entscheidet über die Gewährung der Kre- ditvergabe eigenständig. Rechtsgrundlage hierfür ist der Beschluss 77/270/Euratom vom 29. März 1977 zur Er- mächtigung der EU-Kommission, im Hinblick auf einen Beitrag für die Finanzierung von Kernkraftanlagen Eura- tom-Anleihen aufzunehmen, zuletzt geändert durch den Beschluss 94/179 Euratom vom 21. März 1994. Gemäß Art. 4 dieses Beschlusses unterrichtet die Kommission den Rat und das Europäische Parlament regelmäßig über die mit der Aufnahme und Bedienung der Euratom- Anleihen bzw. Euratom-Darlehen verbundenen Ein- nahme- und Ausgabevorgänge. Sie fügt dem Haushalts- plan jährlich eine Übersicht über ihre Anleihepolitik bei. Wann die EU-Kommission eine Entscheidung im kon- kreten Fall fällen wird, ist derzeit noch offen. Anlage 24 Antwort des Parl. Staatssekretärs Ernst Burgbacher auf die Frage der Abgeordneten Agnes Brugger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 46): Welche abrüstungspolitischen Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung aus der Tatsache, dass zahlreiche deut- sche Versicherer und Banken, darunter Landesbanken und die KfW Bankengruppe, in Herstellerfirmen im Bereich Atom- waffen investieren, und welchen Regelungsbedarf sieht sie diesbezüglich zur Erreichung des von ihr selbst erklärten Ziels der weltweiten nuklearen Abrüstung? Informationen über Investitionen deutscher Versiche- rer und Banken in sogenannten Herstellerfirmen von Atomwaffen liegen nicht vor. Versicherungs- und bank- aufsichtsrechtlich werden Informationen über die herge- stellten Produkte eines Unternehmens, in das Versicherer und Banken investieren, nicht abgefragt. Einschlägige Berichte von Nichtregierungsorganisationen können da- her nicht bestätigt werden. Die Bundesregierung sieht hinsichtlich ihrer interna- tionalen Verpflichtungen im Bereich der Abrüstung und Nichtverbreitung keinen Regelungsbedarf. Die Bundesregierung hält eine nationale Regelung für deutsche Investitionen in Herstellerfirmen von Atom- waffen auch nicht für ein geeignetes Mittel zur Errei- chung des von ihr selbst gesetzten Ziels der weltweiten nuklearen Abrüstung. Anlage 25 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage der Abgeordneten Agnes Brugger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 47): Wie reagiert die Bundesregierung auf die Androhung des Generalstabschefs Nikolai Makarow, dass auch ein Präventiv- schlag Russlands auf Anlagen des NATO-Raketenabwehrsys- tems in Europa ein möglicher Gegenschritt zum Aufbau des Systems sei (Der Tagesspiegel vom 4. Mai 2012)? Die NATO hat wiederholt unterstrichen, dass der durch die Allianz geplante Aufbau einer Raketenabwehr für das europäische Bündnisgebiet keine Bedrohung für das russische strategische Raketenpotenzial darstellt. Die geplanten Abfangkomponenten können mit Blick auf Geometrie und Telemetrie (Fernmessung) ein Abfan- gen russischer Atomraketen nicht durchführen. Zudem stehen dem die technischen Möglichkeiten moderner ballistischer Raketen und vor allem die Quantitäten der strategischen russischen Potenziale entgegen. Auch wenn dieses Argument aus Sicht der Bundesre- gierung offenkundig ist, so bleibt die Wahrnehmung der russischen Seite von Bedeutung. Daher setzt sich die Bundesregierung sowohl bilateral als auch im Rahmen des NATO-Russland-Rates aktiv dafür ein, ein gemein- sames Verständnis im Bereich Raketenabwehr zu entwi- ckeln. Transparenzmaßnahmen, politische Garantien so- wie praktische Kooperationsschritte können hierzu entscheidend beitragen. Dies hat der Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Guido Westerwelle, bei den Treffen des NATO-Russland-Rates auf Außenministerebene wiederholt deutlich gemacht. Zudem hat die Bundes- regierung zur Versachlichung der Auseinandersetzung im März 2012 eine gemeinsame (NATO und Russland) computergestützte Raketenabwehrübung ausgerichtet. An diese Bemühungen anknüpfend wird die Bundesre- 21030 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 (A) (C) (D)(B) gierung sich auch in Zukunft aktiv um eine Einigung be- mühen. Anlage 26 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des Abgeordneten Dr. Rolf Mützenich (SPD) (Drucksache 17/9517, Frage 48): Welche sicherheitspolitischen Risiken sieht die Bundesre- gierung für Europa in Anbetracht der russischen Drohungen, auch mit militärischen Maßnahmen gegen den Aufbau des NATO-Raketenabwehrschirms vorzugehen, und warum ist es nicht gelungen, Russland für einen kooperativen Ansatz beim Raketenabwehrschirm zu gewinnen? Die Bundesregierung wirbt gegenüber Russland und im Rahmen der NATO für einen pragmatischen Einstieg in die Zusammenarbeit im Bereich der Raketenabwehr mit dem Ziel einer zunehmenden Verschränkung der rus- sischen und der NATO-seitigen Systeme. In diesem Kontext sieht die Bundesregierung im Einklang mit ih- ren Bündnispartnern die Koordinierung zweier Raketen- abwehr-Kommandozentralen, einer russischen und einer der NATO, als den richtigen Ausgangspunkt an. Kon- krete Vorschläge, insbesondere vonseiten der Vereinig- ten Staaten von Amerika über Koordinierungsmechanis- men sowie über ein gemeinsames Frühwarn- und ein Datenaustauschzentrum, wurden von russischer Seite bislang als nicht ausreichend abgelehnt. Nach Auffas- sung der Bundesregierung ließen sich jedoch gerade auf diesem Wege schrittweise Vertrauen und Transparenz als Voraussetzung für weitere mögliche Integrationsschritte aufbauen. Dies hat der Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Guido Westerwelle, bei den Treffen des NATO-Russ- land-Rates auf Außenministerebene wiederholt deutlich gemacht. Zudem hat die Bundesregierung zur Versachli- chung der Debatte im März 2012 eine gemeinsame, NATO und Russland, computergestützte Raketenabwehr- übung ausgerichtet. An diese Bemühungen anknüpfend wird die Bundesregierung sich auch in Zukunft aktiv um eine Einigung bemühen. Anlage 27 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des Abgeordneten Dr. Rolf Mützenich (SPD) (Drucksache 17/9517, Frage 49): Hat sich die Bundesregierung gegenüber den USA hin- sichtlich der Legitimität des jüngsten Angriffs der USA durch unbemannte Flugkörper, Drohnen, auf mutmaßliche Taliban in Pakistan, bei dem unter anderem ein deutscher Staatsbürger ums Leben kam, geäußert und, wenn ja, mit welchen Argu- menten? Die Bundesregierung hat die Regierungen Pakistans und der Vereinigten Staaten von Amerika um Informa- tionen über den Drohnenangriff vom 9. März 2012 im südlichen Waziristan gebeten, über den der Spiegel in seiner Ausgabe vom 30. April 2012 berichtet. Antworten liegen bisher nicht vor. Die Frage der Legitimität von Drohnenangriffen ist Gegenstand des Dialogs, den die Bundesregierung auf unterschiedlichen Ebenen mit der US-Regierung führt. Anlage 28 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des Abgeordneten Klaus Hagemann (SPD) (Drucksache 17/9517, Frage 50): Wie ist in Sachen Europäische Nachbarschaftspolitik der aktuelle Stand bei der östlichen Partnerschaft mit der Ukraine – jeweils unter Angabe der verplanten, der 2011 und 2012 ausgezahlten bzw. gegebenenfalls gesperrten Mittel ins- besondere im „National Indicative Programme for Ukraine – Priority area 1: Good Governance and the Rule of Law“, das für den Zeitraum 2011 bis 2013 insgesamt bis zu 141 Millio- nen Euro vorsieht, sowie der Position der Bundesregierung zu möglichen Sanktionen und Mittelsperrungen – angesichts der Aussagen des Umsetzungsberichts vom Mai 2011 (KOM(2011) 303), wonach bereits zu diesem Zeitpunkt in zentralen Fragen Rückschritte zu verzeichnen waren, und wie ist der aktuelle Stand bei der südlichen Partnerschaft bei der Einrichtung eines Europäischen Fonds für Demokratie als Re- aktion auf die Umbrüche im arabischen Raum – unter Angabe des Finanzvolumens, der dazu vorgenommenen Umschich- tungen in der Finanzplanung, des Anteils der aktuell bereits gebundenen bzw. zugesagten Mittel am Gesamtvolumen des Fonds sowie der Voraussetzungen für Mittel aus diesem Fonds? Im Nationalen Richtprogramm 2011 bis 2013 wurden für die Ukraine drei entwicklungspolitische Prioritäten identifiziert. Hierfür sollten insgesamt 470 Millionen Euro bereitgestellt werden. Für die Priorität „Gute Regie- rungsführung und Rechtsstaatlichkeit“ waren 141 Millio- nen Euro vorgesehen, für „Nachhaltige Entwicklung“ 258 Millionen Euro. Die übrigen Mittel sollten der För- derung des EU-Ukraine-Assoziierungsabkommens die- nen. Auf der Grundlage des Richtprogramms mit einem Vo- lumen von 135 Millionen Euro wurden für 2011 vier Maßnahmen im jährlichen Aktionsprogramm festgelegt. Von diesen weist lediglich das Paket „Reform der öffent- lichen Verwaltung“ in Höhe von 70 Millionen Euro Be- zug zur Priorität „Gute Regierungsführung und Rechts- staatlichkeit“ auf. Von den vorgesehenen 135 Millionen Euro wurden nach Angaben der EU-Kommission rund 115 Millionen Euro zurückgehalten. Für das Jahr 2012 liegen noch keine Aktionsprogramme vor. Die Bundesregierung verfolgt die aktuellen Entwick- lungen in der Ukraine in Bezug auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit mit großer Sorge. Sie hat, auch ge- meinsam mit EU-Partnern, der ukrainischen Regierung ihre diesbezüglichen Erwartungen sehr deutlich kommu- niziert. Die Frage von möglichen Sanktionen stellt sich derzeit jedoch nicht. Ein Großteil der im Rahmen der Europäischen Nach- barschaftspolitik, ENP, vergebenen Mittel wird in Form von Budgethilfe gewährt. Die Bundesregierung setzt sich bei der Neuausrichtung der ENP nachdrücklich für Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 21031 (A) (C) (D)(B) eine verstärkt konditionierte Vergabe finanzieller Mittel ein, die unter anderem rechtsstaatliche Aspekte berück- sichtigt und auch bessere Möglichkeiten von Mittelkür- zungen bzw. -suspendierungen vorsieht. Das Statut der „Europäischen Demokratiestiftung“, „European Endowment for Democracy“ – EED, wird seit dem 2. Februar 2012 verhandelt. Einzelne Fragen sind noch zu klären. Die Stiftung soll durch freiwillige Beiträge der EU-Mitgliedstaaten und aus dem Europäi- schen Nachbar- und Partnerschaftsinstrument gespeist werden. Für das erste Jahr ist an ein Gesamtvolumen von 10 Millionen Euro gedacht. Eine Entscheidung über die Höhe eines deutschen Beitrags ist noch nicht gefallen. Anlage 29 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage der Abgeordneten Inge Höger (DIE LINKE) (Drucksache 17/9517, Frage 51): Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung bezüglich der Pläne der NATO zur Ausbildung und Finanzierung der afgha- nischen Sicherheitskräfte – Polizei, Militär und Geheim- dienste – nach 2014, und in welchem Umfang wird sich die Bundesrepublik Deutschland daran beteiligen? Ein Hauptziel des Afghanistan-Dossiers beim NATO- Gipfel in Chicago ist es, gemeinsam mit einer möglichst großen Anzahl von Partnern der Internationalen Sicher- heitsunterstützungstruppe für Afghanistan, ISAF, Eini- gung über eine gemeinsame Vorgehensweise bei der Ausbildung und Finanzierung der afghanischen Polizei und des afghanischen Militärs nach 2014 zu erzielen. Die Bundesregierung hat sich bei der Afghanistan- Konferenz in Bonn dazu verpflichtet, ab 2015 einen sub- stanziellen Beitrag zur Finanzierung der afghanischen Sicherheitskräfte zu leisten. Die Bundesregierung be- absichtigt, sich auf dem NATO-Gipfel in Chicago auf einen konkreten finanziellen Betrag zu verpflichten. Anlage 30 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Fragen der Abgeordneten Viola von Cramon-Taubadel (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Fra- gen 52 und 53): Geht die Bundesregierung weiterhin davon aus, dass die ukrainische Führung bestrebt ist, „sich der internationalen Öf- fentlichkeit anlässlich der Fußballeuropameisterschaft 2012 als weltoffener, europäischer, moderner und demokratischer Staat zu präsentieren“, was „sich auch positiv auf die Men- schenrechtslage in der Ukraine auswirken“ könne (vergleiche die Antwort der Bundesregierung vom 21. März 2012 zu Frage 18 der Kleinen Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Bundestagsdrucksache 17/9042), und, wenn nein, was hat sie dazu bewogen, ihre Einschätzung kurzfristig zu revidieren? Wann entscheidet die Bundesregierung angesichts der un- terschiedlichen Äußerungen von Kabinettsmitgliedern zum Umgang mit der Ukraine als Kogastgeberland der EURO 2012 über offizielle Besuche von Europameisterschaftsspielen, die in der Ukraine ausgetragen werden, und von welchen politi- schen Kriterien macht sie diese Entscheidung abhängig? Zu Frage 52: Die Bundesregierung geht weiterhin davon aus, dass der ukrainischen Führung daran gelegen ist, sich der in- ternationalen Öffentlichkeit anlässlich der Fußball-Euro- pameisterschaft 2012 als weltoffener, europäischer, mo- derner und demokratischer Staat zu präsentieren. Dass dies aktuell nicht gelingt, bedauert die Bundes- regierung zutiefst und hat dies wiederholt und auch im direkten Gespräch mit der ukrainischen Führung sehr deutlich kritisiert. Dessen ungeachtet ist die Bundesregierung überzeugt, dass sich die Tatsache, dass die ganze Welt in diesen Ta- gen auf die Ukraine schaut und Missstände offen ange- sprochen werden, auch positiv auf die Menschenrechts- lage in der Ukraine auswirken kann. Zu Frage 53: Ob und wann welche Regierungsmitglieder an Spie- len der Fußball-Europameisterschaft 2012 teilnehmen, wird kurzfristig im Lichte der aktuellen innenpolitischen Lage in der Ukraine entschieden. Anlage 31 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage der Abgeordneten Marieluise Beck (Bremen) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 54): Unterstützt die Bundesregierung angesichts der Äußerun- gen von Kabinettsmitgliedern über einen möglichen Boykott der Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine und ange- sichts der dramatischen Menschenrechtslage in Belarus die vom Europäischen Parlament, von Menschenrechtsorganisa- tionen und der belarussischen Opposition geforderte Verle- gung der Eishockey-Weltmeisterschaft 2014 von Belarus in ein anderes Land, und wird sie hierfür gegenüber den Eis- hockey-verbänden werben? Zur Frage einer Verlegung der Eishockey-Weltmeis- terschaft 2014 steht die Bundesregierung in Kontakt mit dem Deutschen Eishockeybund und hat in diesen Gesprächen auf die prekäre Menschenrechtslage in der Republik Belarus hingewiesen. Die Entscheidung über eine etwaige Verlegung der WM läge beim Eishockey- Weltverband. Die EU einigte sich in den Schlussfolgerungen des Rates für Auswärtige Beziehungen am 23. März 2012 darauf, die Internationale Eishockeyföderation und die Nationalen Eishockeyverbände über ihre schweren Bedenken in Bezug auf die mangelnde Achtung der Menschenrechte, der Rechtsstaatlichkeit und der Demo- kratie durch Belarus ständig zu unterrichten. Anlage 32 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage der Abgeordneten Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 17/9517, Frage 55): Wie ist der gegenwärtige Planungsstand der zivilen GSVP-Mission – GSVP: Gemeinsame Sicherheits- und Ver- 21032 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 (A) (C) (D)(B) teidigungspolitik – im Niger, und welche weiteren EU-Mis- sionen sind im Rahmen der EU-Sahel-Strategie in Planung? Der Rat für Außenbeziehungen hat am 23. März 2012 das Krisenmanagementkonzept, CMC, für eine zivile Mission der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik, GSVP, in der Republik Niger ver- abschiedet. Das Konzept sieht eine zivile Beratungs- und Ausbil- dungsmission der GSVP in Niger mit einem anfänglichen Mandat von zwei Jahren vor. Ziel ist es, einen Beitrag zum Fähigkeitenaufbau der nigrischen Sicherheitskräfte, insbesondere von Polizei, Nationalgarde und Gendarme- rie zu leisten. Die Mission wird aber auch militärische Expertise beinhalten, um den Kontakt zu den Streitkräf- ten aufzubauen und diese zu beraten. Aufgrund der sich verschlechternden Sicherheitslage in der Region haben sich die EU-Außenminister in den Rats- schlussfolgerungen zu Mali und der Sahelregion vom 23. April 2012 darauf geeinigt, den Beginn der geplanten Mission zu beschleunigen. In einzelnen Bereichen soll die Mission nun bereits Ende Juli ihre Arbeit aufnehmen, statt wie bisher vorgesehen Anfang September. Zur Vorbereitung der Mission ist bereits seit Ende April ein Polizeiexperte an der EU-Delegation in Niamey tätig. Zwei weitere Sicherheitsexperten werden Anfang Mai dort eintreffen. Vom 14. bis 25. Mai 2012 ist die Ent- sendung einer technischen Prüfmission des Europäischen Auswärtigen Dienstes, EAD, nach Niger geplant, deren Ziel die logistische Vorbereitung sowie die Erstellung ei- nes Operationskonzepts, CONOPS, ist. Eine personelle Beteiligung Deutschlands an der technischen Vorberei- tungsmission wird aktuell geprüft. Der Zeitplan des EAD sieht vor, dass sich die EU- Mitgliedstaaten bis spätestens 17. Juli 2012 auf eine Ratsentscheidung zur Entsendung der Mission, die Nominierung des Missionsleiters und des restlichen Mis- sionspersonals sowie auf ein Budget einigen. Neben der zivilen Mission in Niger sind derzeit keine weiteren GSVP-Einsätze im Rahmen der EU-Sahel- Strategie geplant. Anlage 33 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des Abgeordneten Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 17/9517, Frage 56): Zu welchen Ergebnissen ist die Erkundungsmission des Auswärtigen Amts zur Überprüfung von Hilfsmaßnahmen und zur Präzisierung weiter gehenden Bedarfs in der Sahel- zone gekommen, und welche konkreten Konsequenzen zieht die Bundesregierung daraus für ihre humanitäre Hilfe in der Region? Die vom Auswärtigen Amt in Abstimmung mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung beauftragte, von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, GIZ, geführte Erkun- dungsmission hat Ende März/Anfang April 2012 in zwei getrennten Teams in die Republiken Niger und Tschad geführt und folgende wesentliche Ergebnisse erbracht: – Weitgehende Plausibilität der vorliegenden Lagebe- richte, insbesondere die erforderliche Differenzierung zwischen strukturellen Ursachen wie Armut, Unter- entwicklung und Bevölkerungswachstum sowie ak- tuellen Sonderfaktoren wie Dürre, Rückkehrern aus Libyen und dem Konflikt im Norden Malis. – Fortschritte bei den Frühwarnsystemen und nationa- len Notfallplänen der betroffenen Staaten selbst, etwa in Form strategischer Nahrungsmittelreserven. Ent- sprechend gilt für Geber, internationale Hilfe immer nur subsidiär zu leisten und sich an bestehenden Ei- genanstrengungen zu orientieren. – Grundsätzlich gut funktionierende Koordinierung zwischen den humanitären Akteuren. Zugleich Bestä- tigung der Notwendigkeit enger Abstimmung zwi- schen Akteuren der Humanitären Hilfe mit denen der Entwicklungszusammenarbeit. – Relevanz der bislang von der Bundesregierung bereit- gestellten Hilfsmittel. Vor allem der frühe Zeitpunkt – rund 10 Millionen Euro Ende 2011 und 12 Millio- nen Euro Mitte Februar 2012 – wird als erfolgreiche Lehre aus der Krise am Horn von Afrika 2011 bewer- tet. – Betonung fortbestehenden Hilfsbedarfes, verbunden mit der Empfehlung, Humanitäre Soforthilfe weiter mit mittelfristigen Maßnahmen wie Saatgutverteilung und Lösung struktureller Ursachen zu verbinden. Hinzu kommt der Hinweis, dass zusätzliche Hilfe kurzfristig gewährt werden muss, um Bedürftige im Rahmen der erwarteten „Spitze“ der Krise im Juni/ Juli vor der nächsten Ernte zu erreichen. Auf Basis von Empfehlungen der Vereinten Nationen sowie der Ergebnisse der Erkundungsmission hat die Bundesregierung Anfang Mai 2012 entschieden, ihre Hilfe für die Sahel-Zone um weitere 15 Millionen Euro aufzustocken. Diese Mittel werden eingesetzt für Maß- nahmen der: – Nahrungsmittelhilfe, 3 Millionen Euro, – Soforthilfe für Flüchtlinge und Binnenvertriebene, 2,5 Millionen Euro, sowie – entwicklungsorientierten Übergangshilfe, 9,5 Millio- nen Euro. Die Umsetzung wird durch das Welternährungspro- gramm, das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen sowie international erfahrene deutsche Nichtregierungs- organisationen erfolgen. Bereits am 17. April 2012 wurden die Ergebnisse der Erkundungsmission im Koordinierungsausschuss Huma- nitäre Hilfe im Auswärtigen Amt vorgestellt und mit den wichtigsten Partnerorganisationen diskutiert. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 21033 (A) (C) (D)(B) Anlage 34 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des Abgeordneten Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 17/9517, Frage 57): Inwieweit unterstützt die Bundesregierung die Einrichtung eines United Nations Emergency Peace Service, UNEPS, und welche konkreten Einzelzusagen hat sie im Rahmen des United Nations Stand-by Arrangement System, UNSAS, ge- geben? Auch die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass Friedenseinsätze der Vereinten Nationen, VN, nach ihrer Mandatierung durch den VN-Sicherheitsrat schneller als bisher einsatzfähig werden können. Sie unterstützt des- halb Reformansätze innerhalb des Systems der Vereinten Nationen wie die New Horizons-Initiative und den Civilian Capacity Review des Sekretariats der Vereinten Nationen. Aus Sicht der Bundesregierung sind Initiativen wie der UN Emergency Peace Service höchstens in langfris- tiger Perspektive realistisch. Derzeit legen die Nationen, die Soldatinnen und Soldaten oder Polizeikräfte ins Ausland entsenden, großen Wert darauf, sich die letzte Entscheidung über eine Beteiligung ihres Personals an multilateralen Friedenseinsätzen selbst vorzubehalten. Im zivilen Bereich unterhält das VN-Sekretariat Daten- banken mit kurzfristig verfügbaren Experten aller benö- tigten Fachrichtungen. Zur Verkürzung der Reaktionszeit für die Aufstellung von Friedensmissionen nach Erteilung eines Mandats durch den VN-Sicherheitsrat haben die VN jedoch 1994 das Planungssystem United Nations Stand-by Arrange- ments System, UNSAS, entwickelt. Im Rahmen dieses Instruments zeigen VN-Mitgliedstaaten militärische und zivile Mittel und Fähigkeiten an, die sie grundsätzlich den VN für friedenserhaltende Maßnahmen auf Anfor- derung und nach nationaler Zustimmung im konkreten Einzelfall bereitstellen wollen. Die Bundesregierung hat im Rahmen des UNSAS fol- gende militärische Fähigkeiten gegenüber den Vereinten Nationen zur grundsätzlichen Verfügbarkeit angezeigt: Taktisch-operative Land- und Lufttransportkapazitäten, Sanitäts- und Pionierkapazität, Fernmelde- und Siche- rungskräfte, Marinestreitkräfte zur Seeüberwachung, Minenräumung und Aufklärung, Personal zur Stabs- unterstützung, Stabspersonal, anteilige Sicherungsele- mente sowie bis zu 20 Militärbeobachter und bis zu 25 Feldjägerkräfte. Die angezeigten Fähigkeiten müssen grundsätzlich binnen 30 Tagen, Feldjäger und Stabsper- sonal binnen 15 Tagen verlegebereit sein. Die Bundes- wehr hat planerisch bis zu 1 000 Soldaten vorgesehen, ohne jedoch Kräfte verbindlich zu benennen. Bei der Entsendung von militärischem Personal wird selbstverständlich in jedem Fall geprüft, ob ein Mandat des Deutschen Bundestages im Sinne des Parlamentsbe- teiligungsgesetzes einzuholen ist. Anlage 35 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Fragen der Abgeordneten Heike Hänsel (DIE LINKE) (Drucksache 17/9517, Fragen 58 und 59): Ist die Bundesregierung der Meinung, wie bei der Unter- richtung in der letzten Sitzung des Unterausschusses „Vereinte Nationen, internationale Organisationen und Globalisierung“ des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages am 25. April 2012 durch einen Vertreter des Auswärtigen Amts ge- äußert, dass man in Syrien von „einem schleichenden Geno- zid“ sprechen kann? Vertritt die Bundesregierung die Position, wie bei der Un- terrichtung am 25. April 2012 im Unterausschuss „Vereinte Nationen, internationale Organisationen und Globalisierung“ des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages durch einen Vertreter des Auswärtigen Amts geäußert, dass es bei einem Scheitern des Friedensplans von Kofi Annan auf keinen Fall zurück zu einem „Status ex ante“ kommen würde und „Assad weg müsse“? Zu Frage 58: Die Lage in Syrien ist nach Einschätzung der Bundes- regierung nach wie vor besorgniserregend. Bisher sind der Gewalt des Assad-Regimes über 9 000 Menschen zum Opfer gefallen. Trotz Entsendung der vom Sicher- heitsrat der Vereinten Nationen einstimmig mandatierten Beobachtermission geht das Assad-Regime weiterhin gegen Oppositionelle vor und es gibt täglich weitere Opfer. Der Sechs-Punkte-Plan des Sondergesandten der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga, Kofi Annan, wird nach wie vor nicht eingehalten. Es kommt jetzt darauf an, dem Assad-Regime endgültig Einhalt zu gebieten und es zur Einhaltung aller Verpflichtungen zu bringen. Nur dadurch kann weiteres Morden an Un- schuldigen verhindert werden. Die Formulierung des Berichterstatters des Auswärti- gen Amts in der – wohl gemerkt nicht öffentlichen – Sit- zung des Unterausschusses „Vereinte Nationen, interna- tionale Organisationen und Globalisierung“ wurde in diesem Zusammenhang verwendet, um den Ernst der Si- tuation zu charakterisieren. Sie stellt keine völkerrechtli- che Bewertung dar. Zu Frage 59: Die Bundesregierung vertritt die Auffassung, dass dieser Konflikt politisch gelöst werden muss. Militärische Optionen liegen nicht auf dem Tisch. Voraussetzung für einen politischen Prozess ist ein Ende der Gewalt. Dafür müssen wir die verfügbaren Mittel ausschöpfen. Daher unterstützt die Bundesregierung die Beobachtermission der Vereinten Nationen. Am Ende dieses politischen Prozesses wird ein Machtübergang stehen müssen. Denn dies ist auch klar: Es wird keine Rückkehr zum Status quo ante geben. Eine Zukunft für Syrien mit Präsident Baschar al-Assad ist für die syrische Bevölkerung nicht denkbar – und für uns ebenso wenig. Die Bundeskanzle- rin Dr. Angela Merkel hat dies in einem gemeinsamen Schreiben mit dem britischen Premierminister David Cameron und dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy am 18. August 2011 klargestellt. Diese Position wird auch von der Europäischen Union durch 21034 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 (A) (C) (D)(B) eine Erklärung ihrer Außenbeauftragten Lady Catherine Ashton mitgetragen. Die Formulierung „Assad muss weg“ wurde so vom Berichterstatter des Auswärtigen Amtes nicht verwen- det. Anlage 36 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des Abgeordneten Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 62): Arbeitet innerhalb der Bundesregierung ein ressortüber- greifender Ausschuss entsprechend § 20 der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesministerien, GGO, zu Fragen von Information und Kommunikation bezüglich der Angele- genheiten der Europäischen Union und der Rolle Deutsch- lands innerhalb der Europäischen Union, und wie setzt sich dieser Ausschuss zusammen? Der Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Guido Westerwelle, hat am 29. Februar 2012 ein Konzept für die Europa-Kommunikation vorgestellt. Es hat drei Schwerpunkte: Erstens. Werben um Vertrauen bei unse- ren europäischen Nachbarn, Zweitens. Eintreten für Europa in der Welt. Drittens. Überzeugungsarbeit für Europa in Deutschland leisten. Ziel des Konzepts ist, an- gesichts der schwersten Bewährungsprobe des europäi- schen Projekts für „mehr Europa“ einzutreten. Dieser Ansatz ist in der Öffentlichkeit auf ein positives Echo gestoßen. Zur Umsetzung des Konzepts hat das Auswärtige Amt einen internen Lenkungsausschuss eingerichtet. Innerhalb der Bundesregierung arbeitet das Auswärtige Amt eng mit dem Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, BPA, zusammen, das für die Europa- Kommunikation innerhalb Deutschlands federführend ist. Am 8. Mai 2012 hat sich der Planungsstab des Aus- wärtigen Amts bei einer Koordinierungsrunde im BPA mit den Vertretern der anderen Ressorts über Inhalte und Umsetzung des Europa-Kommunikation-Konzepts aus- getauscht. Diese Abstimmungen wird das Auswärtige Amt fortsetzen. Ein der Fragestellung entsprechender Ausschuss nach § 20 GGO wurde nicht eingesetzt. Anlage 37 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des Abgeordneten Andrej Hunko (DIE LINKE) (Drucksa- che 17/9517, Frage 63): Welche weiteren Erkenntnisse hat die Bundesregierung anlässlich der Zuspitzung rassistisch motivierter Proteste und tödlicher Angriffe auf Migrantinnen und Migranten über die Unterstützung des Neubaus von 30 griechischen Abschiebe- gefängnissen durch die Europäische Union sammeln können (laut Berichten der Tagesschau sogar 50, für die demnach ehe- malige Kasernen genutzt werden sollen; http://tinyurl.com/ 745xqq2), wozu sie in ihrer Antwort auf meine schriftliche Frage 7 auf Bundestagsdrucksache 17/9307 noch weitgehende Unkenntnis vortrug, dies aber wiederholt in griechischen Me- dien über Aussagen des griechischen Innenministers berichtet wird (http://tinyurl.com/cpxu6ch), und welche Mittel – bitte nach einzelnen Fonds auflisten – oder sonstigen Unterstüt- zungsleistungen der EU werden jeweils für Renovierungen, Umstrukturierungen und Neubauten der Abschiebehaftanstal- ten und dem damit verbundenen Aufbau neuer Polizeieinhei- ten und Polizeistationen im gesamten Land bereitgestellt oder genutzt? Der griechische Minister für Bürgerschutz, Michaelis Chryssochoidis, berichtete zuletzt beim Rat der Innen- minister am 26. April 2012 unter anderem auch vom ge- planten Bau von Aufnahmeeinrichtungen für Personen, die illegal nach Griechenland eingereist seien und keinen Flüchtlingsschutz genössen. Es sei wichtig, für eine Un- terbringung dieser Personen zu sorgen. Nach hiesigen Erkenntnissen wurde inzwischen eine Einrichtung mit bislang circa 220 Plätzen in Amygda- leza nahe Athen eröffnet. Die EU-Kommissarin für Innenpolitik, Cecilia Malmström, begrüßte beim Innenrat die Anstrengungen Griechenlands bei der Reform des Asylsystems und des Migrationsmanagements und erklärte, dass hinsichtlich einer Förderfähigkeit der neuen Aufnahmezentren Grie- chenland nach Prüfung eine offizielle Antwort erhalten werde. Anlage 38 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ole Schröder auf die Frage des Abgeordneten Andrej Hunko (DIE LINKE) (Druck- sache 17/9517, Frage 64): Über welche weiteren Erkenntnisse verfügt die Bundes- regierung hinsichtlich der Tötung des deutschen Staatsange- hörigen Samir H. aus Aachen insbesondere Ort und Zeitpunkt seines Todes, Tatwerkzeuge, Tatumstände, Täter durch ein oder mehrere Geschosse einer US-Drohne im pakistanischen Waziristan, und inwieweit haben sich deutsche Stellen vor und nach dessen gewaltsamem Tod sowohl offiziell als auch inoffiziell mit Behörden der USA oder anderer Regierungen über Samir H. und seine Familie ausgetauscht (insbesondere über Reisetätigkeiten von Samir H. sowie seiner Frau und Tochter, ihren jeweiligen Aufenthaltsort, Geldtransfers von Konten der Familie, Kontaktpersonen, vermutete Tätigkeiten, weitere geheimdienstliche Erkenntnisse etc.)? Der Bundesregierung sind zwar Berichterstattungen der Presse zu dem Vorfall bekannt, jedoch ist die mut- maßliche Tötung des deutschen Staatsangehörigen Samir H. bislang offiziell weder bestätigt noch wider- legt. Hinsichtlich des erfolgten Informationsaustauschs mit Behörden der USA oder anderer Regierungen verweise ich auf die bei der Geheimschutzstelle des Deutschen Bundestages als Verschlusssache eingestufte und zur Einsichtnahme hinterlegte Hintergrundinformation. Soweit Anfragen Umstände betreffen, die aus Grün- den des Staatswohls geheimhaltungsbedürftig sind, hat die Bundesregierung zu prüfen, ob und auf welche Weise die Geheimhaltungsbedürftigkeit mit dem parlamentari- schen Informationsanspruch in Einklang gebracht wer- den kann, BVerfGE 124, 161 [189]. Dies ist nur durch Hinterlegung der Information bei der Geheimschutz- stelle des Bundestages möglich. Die Angaben zum nach- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 21035 (A) (C) (D)(B) richtendienstlichen Informationsaustausch bedürfen der Einstufung als Verschlusssache nach der Verschluss- sachenanweisung, VSA, da ihre Kenntnisnahme durch Unbefugte die Sicherheit der Bundesrepublik Deutsch- land gefährden würde. Der nachrichtendienstliche Er- kenntnisaustausch mit anderen Staaten zu einzelnen Per- sonen dient der Aufklärung von Vorgängen, die von außen- und sicherheitspolitischer Bedeutung für die Bundesrepublik Deutschland sind und die nur im Rah- men einer vertrauensvollen Zusammenarbeit an die Bun- desrepublik Deutschland weitergegeben werden. Die Veröffentlichung von Einzelheiten des Informationsaus- tausches würde diese vertrauensvolle Zusammenarbeit nachhaltig stören und unter Umständen zur Verwehrung von Informationen führen, die für die Abwehr von Ge- fahren für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutsch- land von Bedeutung sind. Anlage 39 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ole Schröder auf die Fra- gen des Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 65): Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung vor dem Hintergrund ihres eigenen Koalitionsvertrages („Wir setzen uns für eine Verbesserung des Arbeitnehmerdatenschutzes ein und wollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Bespitzelun- gen an ihrem Arbeitsplatz wirksam schützen“, Seite 106 des Koalitionsvertrages zwischen CDU, CSU und FDP von 2009) sowie ihres bis heute nicht umgesetzten Entwurfs für ein Beschäftigtendatenschutzgesetz (dort insbesondere § 32 f BDSG-E) samt aktueller Kritik des Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (Blogbeitrag des Bundesbeauftragten vom 30. April 2012) aus den aktuel- len Berichten über den Missbrauch von personenbezogenen Daten bei der Aldi-Gruppe, bzw. hält sie den derzeit bestehen- den rechtlichen Schutz der Beschäftigten vor Videoüberwa- chungen nun doch für ausreichend? Die Bundesregierung hat ihren Gesetzentwurf zur Re- gelung des Beschäftigtendatenschutzes am 25. August 2010 beschlossen. Der Gesetzentwurf ist in erster Lesung am 25. Februar 2011 im Deutschen Bundestag behandelt worden und befindet sich noch in den parla- mentarischen Beratungen. Im Hinblick auf die Medienberichterstattung über den Umgang mit personenbezogenen Daten bei der Aldi- Gruppe weise ich darauf hin, dass die datenschutzrecht- liche Bewertung von Vorgängen im nichtöffentlichen Bereich allein den unabhängigen Datenschutzaufsichts- behörden der Länder obliegt. Die Bundesregierung respektiert diese Aufgabenverteilung und nimmt deshalb zu solchen Vorgängen grundsätzlich keine Stellung. Soweit in diesem Zusammenhang die heimliche Videoüberwachung von Beschäftigten angesprochen worden ist, weise ich darauf hin, dass der Gesetzentwurf der Bundesregierung ein generelles Verbot der heim- lichen Videoüberwachung von Beschäftigten vorsieht und insgesamt die heimliche Erhebung von Beschäftig- tendaten durch den Arbeitgeber restriktiv regelt. Anlage 40 Antwort des Parl. Staatssekretärs Steffen Kampeter auf die Frage der Abgeordneten Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) (Drucksache 17/9517, Frage 68): Stimmt die Bundesregierung mit dem Beschluss des Bun- desfinanzhofs (III B 6/12) überein, wonach die Gewährung des vorläufigen Rechtsschutzes bei der Frage der Gewährung des Splittingtarifs bei Eingetragenen Lebenspartnerschaften gewichtiger ist als eine mögliche Gefährdung der geordneten Finanz- und Haushaltsplanung durch die rückwirkende Bes- serstellung Eingetragener Lebenspartnerschaften, und sieht die Bundesregierung nach dem nun erfolgten Beschluss des Bundesfinanzhofs die Notwendigkeit zum Erlass eines klar- stellenden Schreibens des Bundesministeriums der Finanzen bezüglich der generellen Gewährung vorläufigen Rechts- schutzes in gleichgelagerten Fällen? Dem Bundesministerium der Finanzen ist der zitierte Beschluss des Bundesfinanzhofs nicht bekannt. Er wurde nach einer Auskunft des Bundesfinanzhofs bisher nicht veröffentlicht. Sobald er bekannt werden sollte, wird das Bundesministerium der Finanzen ihn eingehend prüfen und danach über das weitere Vorgehen entscheiden. Anlage 41 Antwort des Parl. Staatssekretärs Steffen Kampeter auf die Frage der Abgeordneten Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) (Drucksache 17/9517, Frage 69): Welche Kontrollmöglichkeiten nach dem im September 2011 unterzeichneten und im April 2012 ergänzten Steuer- abkommen mit der Schweiz bestehen für die deutschen Fi- nanzbehörden hinsichtlich der Prüfung auf Richtigkeit bei der Ermittlung und Abführung der Einmalzahlung – Nachver- steuerung –, und welche Sanktionsmöglichkeiten gegenüber den schweizerischen Behörden stehen den deutschen Finanz- behörden oder der Bundesregierung im Falle einer nicht kor- rekten Durchführung der Steuererhebung zu? Eine Überprüfung, ob die Nachversteuerung ord- nungsgemäß vollzogen wurde, erfolgt durch die zustän- dige schweizerische Behörde. Diese führt nach Art. 37 des deutsch-schweizerischen Steuerabkommens regel- mäßig Kontrollen bei den schweizerischen Zahlstellen durch. Gegenstand dieser Kontrollen ist die Einhaltung aller sich aus dem Abkommen ergebenden Verpflichtun- gen der schweizerischen Zahlstellen. Sollte bei den Kontrollen festgestellt werden, dass schweizerische Zahlstellen gegen ihre Verpflichtungen aus dem Abkommen verstoßen, ergeben sich daraus für sie Haftungs- und gegebenenfalls auch strafrechtliche Konsequenzen. Dies folgt zum einen aus dem Steuer- abkommen unmittelbar (Art. 33 Abs. 3 des deutsch- schweizerischen Steuerabkommens) oder aus den von der Schweiz dazu zu erlassenden Haftungs- und Straf- vorschriften (Art. 36 des deutsch-schweizerischen Steuer- abkommens). Im Übrigen wird die zuständige deutsche Behörde über die Resultate und wichtigsten Erkenntnisse der Kontrollen informiert und kann diese Ergebnisse ver- 21036 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 (A) (C) (D)(B) öffentlichen (Art. 37 Abs. 4 des deutsch-schweize- rischen Steuerabkommens). Zudem wird bei der in der Schweiz vorgeschriebenen jährlichen Prüfung der finanziellen Rechnungslegung von Finanzinstituten durch ein unabhängiges Revisions- unternehmen auch die Einhaltung von Rechtsvorschrif- ten geprüft, die für die Rechnungslegung von Belang sind. In diesem Rahmen wird auch das deutsch-schwei- zerische Steuerabkommen bei der jährlichen Rechnungs- revision in Übereinstimmung mit den anwendbaren Prü- fungsvorschriften zu beachten sein. Als weitere Sanktionsmöglichkeit steht nach Art. 44 des deutsch-schweizerischen Steuerabkommens Deutsch- land die Kündigung dieses Steuerabkommens offen. Anlage 42 Antwort des Parl. Staatssekretärs Steffen Kampeter auf die Frage des Abgeordneten Dr. Axel Troost (DIE LINKE) (Drucksache 17/9517, Frage 70): Wie ist nach dem im September 2011 unterzeichneten und im April 2012 ergänzten Steuerabkommen mit der Schweiz in den Fällen zu verfahren, in denen die betroffene Person nach Art. 7 Abs. 3 und 4 des Steuerabkommens die Genehmigung der Bescheinigung nicht erteilt, sodass in solchen Fällen die Überweisung der Einmalzahlung nicht vorgenommen werden kann, und erheben die schweizerische Behörde oder die Geld- institute für die Durchführung der Nachversteuerung eine Ge- bühr, die zulasten des Steueraufkommens geht? Sofern die betroffene Person Einspruch gegen die Be- scheinigung einlegt, muss sie darlegen, warum sie die Bescheinigung nicht genehmigen kann. Aufgrund dieser Angaben erfolgt eine Überprüfung des Vorgangs. Sollte die Überprüfung ergeben, dass eine zu hohe Einmalzah- lung erhoben wurde, erfolgt eine Korrektur und die be- troffene Person erhält eine geänderte Bescheinigung nach Art. 7 Abs. 3 des deutsch-schweizerischen Steuer- abkommens. Nach Abschluss der Überprüfung erfolgt die Über- weisung der Einmalzahlung. Für die Durchführung der Nachversteuerung wird keine Bezugsprovision einbehalten, die zulasten des Steueraufkommens geht. Anlage 43 Antwort des Parl. Staatssekretärs Steffen Kampeter auf die Frage des Abgeordneten Dr. Axel Troost (DIE LINKE) (Drucksache 17/9517, Frage 71): Wie sind die sogenannte E-Zigarette und der dort verwen- dete Wirkstoff Nikotin im Rahmen der Tabaksteuer zu behan- deln, und sieht die Bundesregierung deren steuerliche Gleich- behandlung im Vergleich zur steuerlichen Behandlung der klassischen Zigarette gewahrt? Die Steuergegenstände im Bereich der Tabaksteuer sind in der Europäischen Union durch die einschlägige Richtlinie 2011/64/EU über die Struktur und die Sätze der Verbrauchsteuern auf Tabakwaren verbindlich vor- gegeben. Wesentliche Voraussetzung für eine Belastung von Produkten mit der Tabaksteuer ist, dass diese Pro- dukte Tabak oder Tabakersatzstoffe enthalten. E-Zigaret- ten sind keine Steuergegenstände, da der darin verwen- dete Wirkstoff Nikotin im Sinne der EU-Richtlinie und des Tabaksteuergesetzes keinen Anknüpfungspunkt für eine Besteuerung darstellt. Da beim Konsum einer E-Zi- garette kein Tabak verwendet wird, ist eine Besteuerung allein aus Gründen der steuerlichen Gleichbehandlung nicht erforderlich. In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf die Antwort der Bundesregierung vom 29. Februar 2012 auf die Kleine Anfrage Ihrer Fraktion vom 10. Februar 2012 zur gesundheitlichen und rechtlichen Bewertung von E-Zigaretten verweisen. Auf die Frage 39, ob die Bun- desregierung erwägt, eine Steuer auf E-Zigaretten einzu- führen, und, falls ja, wie diese ausgestaltet sein soll, ist geantwortet worden, dass derzeit nicht erwogen wird, eine Steuer auf E-Zigaretten einzuführen. Anlage 44 Antwort des Parl. Staatssekretärs Steffen Kampeter auf die Fra- gen der Abgeordneten Dr. Bärbel Kofler (SPD) (Druck- sache 17/9517, Frage 72): Wann ist eine Aufhebung der Haushaltssperre der Ver- pflichtungsermächtigungen beim internationalen Klima- und Umweltschutz des Sondervermögens „Energie- und Klima- fonds“ von der Bundesregierung geplant, und wie soll die konkrete Mittelverteilung zukünftig aussehen? Die Verpflichtungsermächtigung bei Titel 687 01, In- ternationaler Klima- und Umweltschutz, bei Kapitel 6092 wurde im parlamentarischen Verfahren zum Bun- deshaushalt 2012 qualifiziert in Höhe von 900 Millionen Euro gesperrt. Die Aufhebung der Sperre bedarf der Einwilligung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages. Zum Inhalt einer möglichen Entsperrungs- vorlage an den Haushaltsausschuss des Deutschen Bun- destages laufen derzeit Gespräche innerhalb der Bundes- regierung. Es ist mit einem zeitnahen Abschluss der Gespräche zu rechnen. Anlage 45 Antwort des Parl. Staatssekretärs Steffen Kampeter auf die Frage des Abgeordneten Frank Schwabe (SPD) (Drucksache 17/9517, Frage 73): Warum geht die Bundesregierung von einem Preis von 10 Euro je CO2-Zertifikat im Jahr 2013 aus, wenn viele Pro- gnosen namhafter Analysten von einem deutlich tieferen Preis ausgehen? Die Bundesregierung hat ihre Annahmen zur Erlösent- wicklung des Energie- und Klimafonds für 2013 bereits deutlich reduziert. Sie folgt damit zu einem gewissen Grad der Einschätzung der Analysten, die davon ausge- hen, dass unter den gegebenen Rahmenbedingungen das Preisniveau der Jahre 2010/2011 nicht wieder erreicht Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 21037 (A) (C) (D)(B) wird. Allerdings wird auf europäischer Ebene inzwischen über die Rahmenbedingungen für den CO2-Emissionshan- del diskutiert. Auch wenn noch nicht eindeutig erkennbar ist, wie sich diese Diskussion und die weiteren Rahmen- bedingungen entwickeln, hält es die Bundesregierung für vertretbar, für 2013 einen durchschnittlichen Preis von 10 Euro zu unterstellen und damit von einer leichten Er- holung der Zertifikatspreise auszugehen. Anlage 46 Antwort des Parl. Staatssekretärs Steffen Kampeter auf die Frage der Abgeordneten Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 74): Welche zusätzlichen Kosten wären für die Wirtschaft zu erwarten, wenn die Vergünstigungen bei der Ökosteuer, wie vom Bundesministerium der Finanzen vorgeschlagen, in Zu- kunft an den Nachweis einer jährlichen Energieeinsparung von 1 Prozent geknüpft würden, und welche Entlastungen durch Kosteneinsparungen beim Energieverbrauch und ver- minderte Ökosteuerzahlungen stehen dieser Mehrbelastung gegenüber? Bei dem von Ihnen angesprochenen Gesetzentwurf des Bundesministeriums der Finanzen handelt es sich um einen nicht ressortabgestimmten Referentenentwurf. Aussagen der Bundesregierung über den zu erwartenden Erfüllungsaufwand für die Wirtschaft können deshalb zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht getroffen werden. Anlage 47 Antwort des Parl. Staatssekretärs Steffen Kampeter auf die Frage des Abgeordneten Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 75): Unterstützt die Bundesregierung die Einrichtung einer eu- ropäischen Restrukturierungsbehörde für Banken, um nega- tive Rückkopplungseffekte zwischen Banken- und staatlicher Schuldenkrise durchbrechen zu können, wie es unter anderem die Ratsmitglieder der Europäischen Zentralbank Benoît Cœuré und Jörg Asmussen und der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung vorge- schlagen haben (vergleiche beispielsweise www.ecb.int/press/ key/date/2012/html/sp120420_2.en.html oder www.ecb.int/ press/key/date/2012/html/sp120420.en.html oder das Jahres- gutachten 2011/2012 des Sachverständigenrates, Nr. 263 ff.)? Das Durchbrechen negativer Rückkopplungseffekte zwischen Banken- und staatlicher Schuldenkrise bedarf kurzfristig umsetzbarer Maßnahmen. Dieses wird in Europa durch konsequente Haushaltskonsolidierung und die Umsetzung der von der Europäischen Bankenauf- sichtsbehörde koordinierte Bankenrekapitalisierung ver- folgt. Anlage 48 Antwort des Parl. Staatssekretärs Steffen Kampeter auf die Frage des Abgeordneten Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 76): Gibt es derzeit Beratungen auf EU- oder Euro-Zonen- Ebene, die darauf abzielen, dass der Europäische Stabilitäts- mechanismus bzw. die Europäische Finanzstabilisierungsfazi- lität direkte Hilfen an Banken der Euro-Zone leisten kann, und, wenn ja, was ist die Position der Bundesregierung in die- sem Zusammenhang? Sowohl der EFSF-Rahmenvertrag als auch der ESM- Vertrag, der sich gerade im Ratifizierungsverfahren be- findet, sehen ausdrücklich vor, dass Finanzhilfen zur Re- kapitalisierung von Finanzinstituten in Form von Darle- hen an einen Euro-Zonen-Mitgliedstaat bereitgestellt werden können. Eine unmittelbare Gewährung von Fi- nanzhilfen an Finanzinstitute ist danach nicht vorgese- hen. Eine Änderung dieser Verträge ist vonseiten der Bundesregierung weder notwendig noch beabsichtigt. Anlage 49 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Fra- gen der Abgeordneten Elke Ferner (SPD) (Drucksache 17/9517, Fragen 77 und 78): Trifft es zu, dass das Bundesministerium für Arbeit und Soziales die Beratungsgesellschaft McKinsey & Company da- mit beauftragt hat, ein Konzept zu entwickeln, das unter ande- rem Vorschläge zu der Beitragsbemessung, dem Meldeverfah- ren und dem Beitragseinzug bei einer obligatorischen Alterssicherung von Selbstständigen beinhalten soll, und wie begründet die Bundesregierung die Notwendigkeit eines ex- ternen Konzeptes, obwohl die deutsche Rentenversicherung bereits eine jahrzehntelange Erfahrung in der Pflichtversiche- rung von Selbstständigen aufweist? Auf der Grundlage welcher Kriterien hat sich das Bundes- ministerium für Arbeit und Soziales dafür entschieden, die Beratungsgesellschaft McKinsey & Company mit diesem Auftrag zu betrauen, und in welcher Höhe ist dieser Auftrag dotiert? Zu Frage 77: Die Bundesregierung erarbeitet derzeit einen Vor- schlag für eine obligatorische Altersvorsorgeverpflich- tung für Selbstständige mit der Wahlfreiheit, ob die Altersvorsorgeverpflichtung in der gesetzlichen Renten- versicherung oder durch private Vorsorge erbracht wird. Dabei ist eine der Zielsetzungen, eine gesetzliche Rege- lung auf den Weg zu bringen, die die besonderen Bedin- gungen der verschiedenen Gruppen von Selbstständigen berücksichtigt und möglichst unbürokratisch und bei vertretbarem finanziellem Aufwand umsetzbar ist. Deshalb prüft das Bundesministerium für Arbeit und Soziales für das Gesetzgebungsverfahren die technische und administrative Machbarkeit seiner Lösungsvor- schläge. Hierbei stellen sich insbesondere Fragen zu vor- handenen oder aufzubauenden Meldewegen, zu einer IT- Architektur, zu datenschutzrechtlichen und betriebswirt- schaftlichen Aspekten, zu Schnittstellenfragen und Da- tenübergabeformaten. Darüber hinaus ist der Zeitpunkt für ein Inkrafttreten abzuschätzen als Grundlage für eine Budgetplanung und eine eventuelle Vergabe der IT-Im- plementierung. Hierfür bedient sich das Bundesministe- rium für Arbeit und Soziales externen Sachverstands, da solche Kenntnisse im Detail im Bundesministerium für Arbeit und Soziales nicht vorhanden sind und in kurzer 21038 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 (A) (C) (D)(B) Frist auch nicht aufgebaut werden können und mit der Altersvorsorgeverpflichtung für Selbstständige zudem Neuland betreten wird. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat deshalb das Beratungsunternehmen McKinsey & Com- pany mit einer diesbezüglichen Machbarkeitsstudie be- auftragt. Für die Machbarkeitsstudie werden die Erfahrungen der DRV Bund intensiv eingebunden, ebenso wie die Er- fahrungen anderer Behörden und einschlägiger Ver- bände. Zu Frage 78: Die Bundesregierung verfügt über Rahmenverträge mit verschiedenen Dienstleistern zu Beratungsleistungen im sogenannten Drei-Partner-Modell, die Ergebnis eines öffentlichen, europaweiten Vergabeverfahrens sind. Das Bundesverwaltungsamt, BVA, stellt hierbei Beratungs- leistungen in verschiedenen Losen für die Bundesver- waltung bereit. Auf der Internetseite des Bundesverwal- tungsamtes befindet sich eine detaillierte Beschreibung der Beratungsleistungen und des Verfahrens im Drei- Partner-Modell. McKinsey & Company ist ein Dienst- leister zur Erbringung von Beratungsleistungen im Be- reich „Top-Management- und IT-Strategie-Beratung“. Dieses Los ist für den in Frage 77 angesprochenen Un- tersuchungsgegenstand einschlägig. Von Bedeutung ist hierbei die ausgewiesene Bera- tungskompetenz von McKinsey & Company im Zusam- menhang mit den in Rede stehenden Fragestellungen des Projekts, insbesondere welche vorhandenen Meldewege und IT-Verfahren für eine Erfassung der vorsorgepflich- tigen Selbstständigen genutzt werden können bzw. wel- che Verfahren und IT-Strukturen für die Überwachung der Vorsorgepflicht gegebenenfalls neu zu implementie- ren wären. Die Vergütung für die Beratungsleistungen beträgt 880 950 Euro zuzüglich gesetzlicher Mehrwertsteuer. Anlage 50 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Frage der Abgeordneten Karin Roth (Esslingen) (SPD) (Drucksache 17/9517, Frage 79): In welchen Branchen und Regionen liegen nach Kenntnis des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, BMAS, zum jetzigen Stand keine entsprechenden Tarifverträge vor, sodass der zur Regelung einer allgemeinen Lohnuntergrenze im Eckpunktepapier der Fraktion der CDU/CSU im Deutschen Bundestag vorgeschlagene und von der Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen begrüßte Mechanismus zur Fest- legung eines Mindestlohns greifen würde bitte unter Angabe aller Branchen und Regionen, und wie müsste aus der Sicht des BMAS eine gesetzliche Regelung aussehen, die sicher- stellt, dass keine Dumpingtarifverträge mit Scheingewerk- schaften, wie beispielsweise der Tarifgemeinschaft Christ- licher Gewerkschaften für Zeitarbeit und Personalservice- agenturen, CGZP, abgeschlossen werden, um so den geplanten außertariflichen Mechanismus zur Festlegung von Lohnunter- grenzen zu umgehen? In der Frage wird das in der vorletzten Woche veröf- fentlichte Eckpunktepapier der Arbeitsgruppe der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion zur Regelung einer allgemei- nen verbindlichen Lohnuntergrenze angesprochen. Es ist nicht Aufgabe des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales oder der Bundesregierung, innerhalb von Fraktionen des Deutschen Bundestags stattfindende bzw. abgeschlossene Diskussionen zu kommentieren. Grund- lage des Handelns der Bundesregierung sind die Verein- barungen des Koalitionsvertrages. Anlage 51 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Gerd Müller auf die Fragen der Abgeordneten Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Fragen 80 und 81): Ist die Bundesregierung bereit, im Rahmen der Fische- reiförderung über eine deutliche Senkung des Mindestförder- betrages von 20 000 Euro nachzudenken, damit die kleine Küsten- und die Kutterfischerei und damit auch die Krabben- fischerei in Zukunft in relevantem Maßstab an den Förder- mitteln der Fischereiförderung teilhaben können, und, wenn nein, warum nicht? Wie sieht die Bundesregierung die Perspektive eines An- stiegs der Krabbennachfrage, und in welcher Form wäre sie bereit, Maßnahmen zur Verbesserung der Marktsituation zum Beispiel durch den Aufbau von Verarbeitungskapazitäten oder eine Verbesserung von Marketingstrategien zu unterstützen? Zu Frage 80: Ein Mindestförderbetrag von 20 000 Euro im Rah- men der Fischereiförderung durch den Bund existiert nicht. In seinen Richtlinien für die Gewährung von Zuwen- dungen zur Förderung von Investitionen in der See- fischerei, IRS-BMELV, vom 20. Oktober 2010 (BAnZ Seite 3786 vom 11. November 2010) hat das BMELV die Höhe des Mindestbetrags der zuschussfähigen Ge- samtausgaben für jede Einzelmaßnahme in der Kutterfi- scherei wie folgt festgesetzt: – 15 000 Euro für Fischereifahrzeuge ab 10 Meter Länge über Alles (LüA) bis unter 13 Meter LüA; – 30 000 Euro für Fischereifahrzeuge ab 13 LüA. Die vom BMELV angesetzten Mindestbeträge dienen der vernünftigen finanztechnischen Abwicklung der För- derung der Seefischerei mit Bundesmitteln und stellen sich nach Kenntnis der Bundesregierung bislang nicht als Ausschluss der Krabbenfischerei von der Fische- reiförderung dar. Die Bundesländer können, soweit sie ihrerseits im Rahmen des Europäischen Fischereifonds, EFF, Maß- nahmen kofinanzieren möchten, niedrigere Mindest- beträge ansetzen. So hat das Land Niedersachsen einen Mindestbetrag von 20 000 Euro förderfähige Investi- tionssumme festgesetzt. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 21039 (A) (C) (D)(B) Zu Frage 81: Wie bereits in der Fragestunde des Bundestages am 19. Oktober 2011 dargestellt, ist der Krabbenmarkt in Deutschland wie auch in den anderen relevanten Erzeu- gerländern Niederlande und Dänemark seit Jahren durch ein Überangebot an Krabben bei gleichbleibender Nach- frage geprägt. Es bleibt weiterhin vornehmlich die Aufgabe der Er- zeugerorganisationen, das Angebot marktgerecht zu steuern. In Deutschland sind die Krabbenfischer allein in acht Erzeugerorganisationen organisiert. Die durch die einzelnen Erzeugerorganisationen vermarkteten Men- gen sind deshalb so gering, dass sie nur wenig Einfluss auf den Marktpreis haben. Die von den beiden Bundes- ländern Niedersachsen und Schleswig-Holstein forcierte Zusammenlegung der Erzeugerorganisationen in Deutschland in eine schlagkräftige Erzeugerorganisation wird von der Bundesregierung unterstützt. Dies fordert jedoch von den einzelnen Fischern die notwenige Diszi- plin, sich den Regelungen dieser zukünftigen Erzeuger- organisation unterzuordnen. Daneben sind die Erzeuger aufgerufen, gemeinsam mit dem Handel Vermarktungsstrategien zu entwickeln, um gegebenenfalls den Absatz ihrer Produkte zu stei- gern. Hierzu hat nach Kenntnis der Bundesregierung der Handel seine Bereitschaft erklärt. Anlage 52 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Gerd Müller auf die Frage des Abgeordneten Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 82): Teilt die Bundesregierung die positiven Aussagen zur An- baualternative für Kokabauern in Bolivien in Form von Ste- via, die im Artikel der Frankfurter Rundschau („Süßer als süß“, Frankfurter Rundschau vom 2. Mai 2012) gemacht wer- den, und wird sich die Bundesregierung vor diesem Hinter- grund für eine baldige und vollständige Zulassung von Stevia als Lebensmittel in der Europäischen Union einsetzen? Alternativen zum Kokaanbau werden von der Bun- desregierung grundsätzlich positiv beurteilt. Ob der Ste- viaanbau in Bolivien eine wirtschaftlich tragfähige Al- ternative ist, können und sollten die Landwirte vor Ort in erster Linie selbst beurteilen. Bereits im Dezember 2011 wurden mit der Verord- nung (EU) Nr. 1131/2011 die aus der Steviapflanze gewonnenen Steviolglycoside als Lebensmittelzusatzstoffe, Süßstoffe, zur Verwendung in bestimmten Lebensmitteln und unter definierten Verwendungsbedingungen zuge- lassen. In Bolivien angebaute Steviapflanzen könnten somit prinzipiell für die Gewinnung von Steviolglycosi- den verwendet werden. Bei Steviolglycosiden handelt es sich um in der Stevi- apflanze natürlicherweise vorkommende süß schme- ckenden Inhaltsstoffe. Diese tragen entscheidend dazu bei, dass ein besonderes Interesse an der Verwendung dieser Pflanze besteht. Auch hinsichtlich einer europäischen Zulassung der Steviablätter selbst als neuartiges Lebensmittel ist die Bundesregierung grundsätzlich aufgeschlossen, sofern die rechtlichen Anforderungen insbesondere an die Sicher- heit erfüllt werden (siehe Verordnung (EG) Nr. 258/97). Bisher konnte eine solche EU-Zulassung aufgrund feh- lender Daten zur Sicherheit nicht erteilt werden. Anlage 53 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Gerd Müller auf die Frage des Abgeordneten Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 83): Welche Maßnahmen wird die Bundesregierung angesichts der aktuellen Krise am Milchmarkt und der massiven Preis- senkungen für Molkereiprodukte durch mehrere Discounter ergreifen? Angesichts der starken Produktionsausweitungen ent- steht derzeit Preisdruck auf den Märkten. Das war zu er- warten. Ich würde derzeit aber nicht von einer Krise sprechen. Und wir alle sollten uns hüten, eine Krise her- beizureden. Zurzeit wird die private Lagerhaltung von Butter von den Verarbeitungsunternehmen zur Marktentlastung ge- nutzt. EU-weit liegen Anträge über circa 50 000 Tonnen vor. Das sind circa 20 000 Tonnen bzw. 71 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Die Intervention von Butter und Magermilchpulver, die seit dem 1. März 2012 eröffnet ist, ist von den Ver- arbeitungsunternehmen noch nicht genutzt worden. Zu- nächst sind also die ohnehin schon zur Verfügung stehenden Instrumente zu nutzen. Sofern darüber hinaus erforderlich, würde die Bundesregierung an die Euro- päische Kommission herantreten, damit diese weitere Maßnahmen ergreift, zum Beispiel Eröffnung des Aus- schreibungsverfahrens oder Ausdehnung des Interven- tionszeitraums über den August hinaus. Der von der Europäischen Kommission bis Ende 2012 zu erstellende Bericht über die Entwicklung des Milchmarkts und die sich daraus ergebenden Bedingun- gen für ein reibungsloses Auslaufen der Milchquote ist abzuwarten. Gegebenenfalls wird die Europäische Kom- mission Maßnahmevorschläge vorlegen. Eine Aussetzung der beschlossenen Quotenerhöhung um 1 Prozent sowie eine Einschränkung der Saldierung von Unter- und Überlieferungen werden abgelehnt. Dies würde die Quotenkosten für unsere Zukunftsbetriebe nur erhöhen. Anlage 54 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Frage der Abgeordneten Inge Höger (DIE LINKE) (Drucksa- che 17/9517, Frage 84): In welchen Regionen waren deutsche Flottendienstboote im Rahmen von „nationalen Aufklärungsfahrten“ oder Fahr- 21040 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 (A) (C) (D)(B) ten im Kontext von Bündnisoperationen bisher im Jahr 2012 im Einsatz? Bisher wurde im Jahre 2012 jeweils eine nationale Aufklärungsfahrt mit Ziel Mittelmeer und eine weitere in der Ostsee durchgeführt und beendet. Gegenwärtig befindet sich ein Flottendienstboot im Rahmen einer na- tionalen Aufklärungsfahrt ebenfalls im Mittelmeer. Die Boote waren und sind nicht in Bündnisoperationen ein- gebunden. Anlage 55 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Frage der Abgeordneten Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 85): Inwiefern sind die beiden Bordhubschrauber im gegen- wärtigen deutschen Einsatzaufgebot für Atalanta in der Lage, für die Zerstörung von Piraterielogistik an Land eingesetzt zu werden? Die zurzeit im deutschen Einsatzkontingent Atalanta eingesetzten Bordhubschrauber sind zum Wirken gegen Piraterielogistik am Strand befähigt. Sie sind jeweils mit einem fest eingebauten schweren Maschinengewehr aus- gerüstet. Der Einsatz mit Scharfschützengewehr ist ebenfalls möglich. Die Hubschrauber verfügen über Tag- und Nachteinsatzfähigkeiten. Anlage 56 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) (Drucksache 17/9517, Frage 86): Welche Regelungen gibt es in der Conterganstiftung für behinderte Menschen hinsichtlich der Beteiligung von stell- vertretenden Mitgliedern des Stiftungsrates sowie des Rechts der von den Conterganopfern in den Stiftungsrat gewählten Vertreter, die Conterganopfer umfassend über die Arbeit der Stiftung zu informieren? § 1 Abs. 6 der Geschäftsordnung des Stiftungsrates der Conterganstiftung für behinderte Menschen lautet: „Die ordentlichen Mitglieder des Stiftungsrates werden bei Abwesenheit durch die jeweiligen stellvertretenden Mit- glieder vertreten. Die Einladungen zu den Sitzungen des Stiftungsrates an die ordentlichen Mitglieder gelten gleichzeitig als Einladungen an die jeweiligen Stellvertre- terinnen und Stellvertreter. Ist ein ordentliches Mitglied an der Teilnahme verhindert, hat es die Einladung recht- zeitig an seine Stellvertreterin oder seinen Stellvertreter weiterzuleiten.“ Hieraus ergibt sich, dass die Stellvertre- tung in einer Stiftungsratssitzung eine reine Abwesen- heitsvertretung ist. Darüber hinaus könnte der Stiftungs- rat abweichend dazu in jedem Einzelfall beschließen, dass stellvertretende Stiftungsratsmitglieder der jeweiligen Sitzung beiwohnen können oder die Öffentlichkeit zuge- lassen ist. Hierzu bedürfte es jeweils eines ausdrücklichen Beschlusses. Unabhängig davon erhalten die stellvertretenden Stif- tungsratsmitglieder wie die ordentlichen Mitglieder alle Einladungen zu den Stiftungsratssitzungen nebst Tages- ordnungen und sämtlichen Anlagen sowie die Protokolle der Stiftungsratssitzungen, sodass sie umfassend betei- ligt werden. § 6 der Satzung der Conterganstiftung für behinderte Menschen lautet: „Verschwiegenheitspflicht“. Die Mitglieder der Organe, der Kommissionen, die Geschäftsführung nach § 7 Abs. 6 ContStifG und die weiteren Beschäftigten der Geschäftsstelle haben über die Angelegenheiten, deren Vertraulichkeit durch Ge- setz, Organbeschluss und besondere Anordnung vorge- schrieben ist, Verschwiegenheit zu bewahren, und zwar auch nach ihrem Ausscheiden bei der Stiftung. Die Pflicht zur Verschwiegenheit schließt auch die Geheimhaltung der Beratungsunterlagen und in Aus- übung der Tätigkeit erlangter Kenntnisse ein und besteht nach Beendigung der Tätigkeit für die Stiftung fort. Wis- senschaftliche Veröffentlichungen, aus denen die Anga- ben oder Umstände einzelner Personen weder unmittel- bar noch mittelbar zu ersehen sind, unterliegen nicht der Verschwiegenheitspflicht.“ Sofern also ein entsprechender Beschluss des Stif- tungsrates oder des Vorstandes der Conterganstiftung vorliegt, haben die Stiftungsratsmitglieder und die ande- ren in § 6 der Satzung genannten Personen Verschwie- genheit über die entsprechenden Angelegenheiten zu be- wahren. Es ist für die Stiftungsratsmitglieder jedoch grundsätz- lich zulässig, generell darüber zu informieren, welche Themen in einer Stiftungsratssitzung behandelt werden oder behandelt wurden. Über Ergebnisse darf hingegen nicht berichtet werden. Die contergangeschädigten Men- schen werden über alle für sie relevanten Ergebnisse zeit- nah auf der Webseite der Stiftung oder über Rundbriefe des Vorstandes informiert. Anlage 57 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) (Drucksache 17/9517, Frage 87): Welche Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung aus der Internationalen Studie zu Leistungen und Ansprüchen tha- lidomidgeschädigter Menschen in 21 Ländern sowie dem Gutachten zur Klärung gedachter Ansprüche aus Arzneimit- telhaftung bei Thalidomidschäden im Inland (siehe www.con- terganstiftung.de)? Der Gesamtbetrag von rund 480 Millionen Euro, der von der Bundesrepublik Deutschland bisher an die Be- troffenen geleistet wurde, wird von keinem anderen Land erreicht, das seinen Gesamtbetrag mitgeteilt hat. Zu berücksichtigen ist hierbei allerdings, dass dieser Be- trag an rund 2 700 Betroffene weltweit ausgezahlt wird, während die anderen Länder Leistungen nur an einen Bruchteil der thalidomidgeschädigten Menschen aus- schütten. Entsprechende Folgerungen hieraus werden derzeit geprüft. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 21041 (A) (C) (D)(B) Die Bundesregierung prüft darüber hinaus zurzeit, in- wiefern durch eine Änderung des Conterganstiftungsge- setzes Doppelleistungen der Conterganstiftung an thali- domidgeschädigte Menschen im Ausland oder an in Deutschland lebende ausländische Betroffene vermieden werden können. Unabhängig davon wird das vom Deutschen Bundes- tag beauftragte Forschungsprojekt „Wiederholt durchzu- führende Befragungen zu Problemen, speziellen Bedar- fen und Versorgungsdefiziten in Deutschland lebender contergangeschädigter Menschen“ Aufschluss über zu- sätzlich benötigte Hilfen der älter werdenden Betroffe- nen geben. Das zweijährige Projekt, das vom Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg durchgeführt wird, endet am 31. Dezember 2012. Bereits Ende Mai 2012 werden erste Ergebnisse vorliegen, die noch vor der parlamentarischen Sommerpause im Bundestagsaus- schuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vorge- stellt werden sollen. Die Bundesregierung schließt aus dem Gutachten zum einen, dass die Aussichten für die rechtliche und tatsächliche Durchsetzbarkeit der Ansprüche nach dem Arzneimittelgesetz gegen den Verursacher der Thalido- midschäden, die Firma Grünenthal GmbH, nicht gut ge- wesen wären. Zum anderen stehen sich die Betroffenen durch die Stiftungslösung, also die Auszahlung von Leistungen durch die Conterganstiftung, auch bei der Höhe der Be- träge im Einzelfall erheblich besser. Nach dem Arznei- mittelgesetz hätte sich im Durchschnitt lediglich ein Be- trag von circa 50 000 Euro pro Geschädigtem oder pro Geschädigter ergeben, da die Haftung der Firma Grünenthal GmbH der Höhe nach auf 120 Millionen Euro begrenzt ist bzw. wäre (§ 88 Arzneimittelgesetz). Vergleicht man diesen Höchstbetrag des Arzneimittelge- setzes mit dem bis heute durch die Conterganstiftung aufgrund des Conterganstiftungsgesetzes ausgekehrten Betrag, ist festzustellen, dass dieser bereits heute mehr als viermal so hoch ist. Bis zum 31. März 2011 (Stand des Gutachtens) wurde durch die Conterganstiftung ein Durchschnittsbetrag pro Berechtigtem von 202 160 Euro gezahlt. Anlage 58 Antwort des Parl. Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Frage des Abgeordneten Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 88): Wie fallen die Zustandswerte für Autobahnen aus der Er- hebung von 2009/2010 für alle Bundesländer aus, die zumin- dest für den Freistaat Bayern bereits in dem Sonderheft Erhal- tungsmanagement an Straßen in Bayern der Zeitschrift der Bayerischen Staatsbauverwaltung für Hochbau, Städtebau, Wohnungsbau, Straßen- und Brückenbau im August 2011 veröffentlicht wurden, und wann wurden die Ergebnisse der aktuellen Erhebung über Zustandswerte für Autobahnen den Ländern mitgeteilt? Der Gesamtwert des Zustandes der Fahrbahnoberflä- chen der Zustandserfassung 2009/2010 für Bundesauto- bahnen fällt wie folgt aus: – 55,8 Prozent der Bundesautobahnen weisen einen Zustandswert von 1,00 bis 1,49 auf. – 25,7 Prozent der Bundesautobahnen weisen einen Zustandswert von 1,50 bis 3,49 auf. – 9,9 Prozent der Bundesautobahnen weisen einen Zustandswert von 3,50 bis 4,49 auf. – 8,6 Prozent der Bundesautobahnen weisen einen Zustandswert von 4,50 bis 5,00 auf. Die Erfassung des Zustandes der Fahrbahnoberflä- chen für die Autobahnen erfolgt getrennt in zwei Ländergruppen in zwei aufeinanderfolgenden Jahren, in diesem Fall in den Jahren 2009/2010. Sobald die Aus- wertung für eine Ländergruppe vorliegt, werden diese den entsprechenden Ländern bereits mitgeteilt, damit diese möglichst früh in der Erhaltungsplanung des Lan- des berücksichtigt werden können. Bayern gehörte zur Ländergruppe der Messungen von 2009 und hat deshalb die Ergebnisse bereits im Februar 2010 erhalten. Die bundesweite Auswertung erfolgt erst nach Abschluss der Messungen beider Ländergruppen. Diese liegt seit Dezember 2011 vor. Die bundesweiten Ergebnisse der Erfassungskampagne 2009/2010 werden vom Bundes- ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung im folgenden Verkehrsinvestitionsbericht veröffentlicht. Anlage 59 Antwort des Parl. Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Frage des Abgeordneten Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9517, Frage 89): Welche Bundesländer haben beim Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Interesse am Abschluss einer Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung für den Stra- ßenbau geäußert, und welche Pilotstrecken werden/wurden für eine Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung ausge- wählt? Im Jahr 2011 wurden mit den Vertretern aller Bundes- länder mögliche Überlegungen zu einer Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung, LuFV, für Bundesfernstra- ßen ausführlich erörtert. Im Ergebnis wurde mit den Ländern vereinbart, alter- nativ zu einer LuFV gemeinsam sinnvolle Wege aufzu- zeigen, die zum einen dem politischen Anliegen nach mehr Transparenz der steigenden Erhaltungsinvestitio- nen Rechnung tragen und zum anderen zu einem mög- lichst effizienten und zielorientierten Verwaltungshan- deln führen. Konkrete Vorschläge für die Dokumentation von Er- haltungsmaßnahmen sowie für mögliche Zielvereinba- rungen sollen hierbei am Beispiel von Pilotstrecken erar- beitet werden. Die einzelnen Pilotstrecken werden in Abstimmung mit den jeweiligen Bundesländern und dem Bundes- ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung noch konkret festgelegt. 21042 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. Mai 2012 (A) (C) (D)(B) Anlage 60 Antwort des Parl. Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Fragen der Abgeordneten Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 17/9517, Fragen 90 und 91): Welche Kosten entstehen dem Bund durch die Nutzung des alten Terminals A auf dem Flughafen Schönefeld als Re- gierungsterminal bis zur Fertigstellung des neuen Regierungs- terminals zum Beispiel durch die Anmietung des Terminals bei der Flughafengesellschaft (bitte die Kosten pro Jahr auf- schlüsseln)? Welche Auswirkungen hat die Verschiebung des Fertig- stellungstermins des neuen Regierungsairports von 2014 auf 2016 auf die provisorische Nutzung des Terminals A und des- sen Herrichtung, und werden deswegen weitere Investitions- maßnahmen nötig? Zu Frage 90: Bis zur Fertigstellung des neuen Regierungsterminals erfolgt die Abfertigung ausländischer Staatsgäste und Regierungsflüge für den politisch-parlamentarischen Be- reich durch die Anmietung des derzeitigen Terminals A des Flughafens Schönefeld. Mit der Flughafengesell- schaft wurde am 24. Oktober 2011 ein entsprechender Mietvertrag geschlossen. Inklusive zusätzlich benötigter Parkplätze ergeben sich für die Nutzung des Termi- nals jährliche Mietzahlungen in Höhe von circa 1,6 Mil- lionen Euro. Darüber hinaus entstehen Kosten für die Herrichtung der Interimsunterbringung im Terminal A in Höhe von circa 3,6 Millionen Euro. Zu Frage 91: Ob im Verlauf der längeren Nutzungsdauer des Ter- minals weitere Investitionen notwendig werden, ist der- zeit nicht abzusehen. 177. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1Befragung der Bundesregierung TOP 2Fragestunde ZP 1Aktuelle Stunde zu mehr Wachstum und Beschäftigung in Deutschland Anlagen
Gesamtes Protokol
Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717700000

Ich begrüße Sie sehr herzlich und wünsche uns allen

einen schönen Nachmittag.

Die Sitzung ist eröffnet.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:

Befragung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka-
binettssitzung mitgeteilt: Gesetzentwurf zur Reform
des Seehandelsrechts.

Das Wort für den einleitenden fünfminütigen Bericht
hat die Bundesministerin der Justiz, Frau Sabine
Leutheusser-Schnarrenberger. Bitte schön, Frau Ministe-
rin.

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundes-
ministerin der Justiz:

Vielen Dank. – Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-
nen und Kollegen! Mit dem heute vom Bundeskabinett
beschlossenen Gesetzentwurf zur Reform des Seehan-
delsrechts soll das weitgehend noch aus dem 19. Jahrhun-
dert stammende deutsche Seehandelsrecht den Bedürf-
nissen der maritimen Wirtschaft im Jahre 2012 angepasst
werden. Ziel ist, den Wirtschafts-, Rechts- und Justiz-
standort Deutschland zu stärken. Das gilt besonders mit
Blick auf Norddeutschland und seine wichtigen Häfen.

Zu diesem Zweck sieht der Gesetzentwurf Folgendes
vor: Wir strukturieren in unserem Handelsgesetzbuch,
HGB – das ist also leicht zu finden –, das Seehandels-
recht. Wir schaffen aber auch überholte Institute ab.
Manche stammen noch aus dem Mittelalter. Bei der so-
genannten Partenreederei beispielsweise kommt es allein
auf das Eigentum am Schiff an. Das ist mit den Entwick-
lungen im Gesellschaftsrecht nicht mehr in Einklang zu
bringen.

Wir wollen das Gesetz aber auch vereinfachen; denn
es geht hier um verschiedene Verträge. Zu den Beförde-
rungsverträgen gehören zum einen die Seefrachtverträge
und zum anderen die Personenbeförderungsverträge.
Hier werden deutliche Differenzierungen in Bezug auf
die Übersichtlichkeit und Klarstellung geschaffen und

Unsicherheiten, welche vertraglichen Regelungen noch
gelten, beseitigt. Neben den Beförderungsverträgen gibt
es noch die Schiffsüberlassungsverträge. Dazu zählen
Schiffsmieten und Zeitcharterverträge. All das soll jetzt
getrennt geregelt werden. Damit ist es für die Betroffe-
nen übersichtlicher gestaltet.

Zur Neuregelung gehört die Differenzierung zwi-
schen Stückgutfrachtverträgen und Reisefrachtverträgen.
Daneben wird die Personenbeförderung vertraglich gere-
gelt.

Ein wichtiger Punkt dieses Gesetzentwurfes ist: Mit
unseren Haftungsregelungen orientieren wir uns an in-
ternationalen Übereinkommen. Das ist für den Standort
Deutschland wichtig. Hätten wir hier ein von internatio-
nalen Standards abweichendes Recht, dann wäre es für
die Reeder in Deutschland und für die Reeder, die den
Haftungsregelungen in Deutschland unterworfen sind,
von Nachteil. Es würde dann versucht werden, nicht das
deutsche Recht anwenden zu müssen. Wir wollen uns
nicht vom Recht anderer wichtiger Seerechtsnationen
abkoppeln. Nach deutschem Recht sollen vor allem Be-
förderer nicht schlechter gestellt werden als Beförderer,
die ausländischem Recht unterliegen.

In einem weiteren Punkt nehmen wir eine Änderung
vor: Wir halten nicht mehr am gesetzlichen Ausschluss
der Haftung von Beförderern fest, wenn es um Schäden
geht, die entweder von der Schiffsbesatzung bei der Füh-
rung oder der sonstigen Bedienung des Schiffes oder
durch Feuer an Bord des Schiffes verursacht werden.
Das ist ein Haftungsausschluss, der aus dem 19. Jahr-
hundert stammt und der sich heute wohl kaum noch
rechtfertigen lässt. Daher machen wir Schluss damit, ge-
rade im Interesse derjenigen, deren Güter mit Schiffen
befördert werden.

Auf europäischer Ebene gibt es die „EG-Verordnung
von 2009 über die Unfallhaftung von Beförderern von
Reisenden auf See“, die im Dezember dieses Jahres in
Kraft tritt. Darin werden die Haftungsregelungen eben-
falls verschärft. Wie wichtig ein guter Schutz von
Schiffspassagieren ist, hat der Unfall der „Costa Concor-
dia“ gezeigt. Mit der Reform soll sichergestellt werden,





Bundesministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger


(A) (C)



(D)(B)


dass das hohe Schutzniveau, das ab Ende dieses Jahres
auf EU-Ebene gilt, auch für Schiffsbeförderungen zu-
trifft, die nicht unter die EG-Verordnung fallen, zum
Beispiel bei innerstaatlicher Küstenschifffahrt oder der
Binnenschifffahrt. Daher wünschen und hoffen wir, dass
das sehr umfangreiche Gesetzentwurfspaket bis zum
Ende dieses Jahres beraten und verabschiedet werden
kann, sodass wir unser nationales Recht im Gleichklang
mit den entsprechenden EU-Regelungen ausrichten kön-
nen.

Recht herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717700100

Vielen Dank, Frau Ministerin. – Es liegt nun zu die-

sem Themenbereich, den Sie eben dargestellt haben, die
erste Frage vor, und ich gebe das Wort Frau Kollegin
Dr. Valerie Wilms. Bitte schön, Frau Kollegin
Dr. Wilms.


Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1717700200

Vielen Dank, Herr Präsident. – Vielen Dank, Frau

Ministerin, für Ihren Bericht. Ganz so euphorisch wie
Sie bin ich an dieser Stelle jedoch nicht. Denn es gibt
durchaus neue Regeln zum Thema Seehandelsrecht, zum
Beispiel die Rotterdam Rules. Es wundert mich schon
ein wenig, dass Sie diese Regeln nicht mit herangezogen
haben. Es wäre da mehr möglich gewesen. Warum haben
Sie die Rotterdam Rules nicht einbezogen?

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundes-
ministerin der Justiz:

Im Bereich Seehandelsrecht gibt es viele international
gültige Übereinkommen, so das ursprüngliche Überein-
kommen, die Haager Regeln, und das Ergänzungsproto-
koll, die Visby-Regeln. Mit den Rotterdam Rules haben
wir uns natürlich intensiv beschäftigt, und zwar in den
Beratungen, die von einer Sachverständigenkommission
fünf Jahre lang vorbereitet wurden und die jetzt über ein
Jahr lang intensivste Diskussionen mit allen Interessier-
ten nach sich gezogen haben. Die Rotterdam Rules sind
bis heute noch nicht in Kraft. Keiner weiß, wann sie in
Kraft treten können. Der Zeitpunkt ist noch ungewiss.

Insofern ist es sicherlich richtig, dass wir uns im Gro-
ßen und Ganzen an dem aktuell geltenden internationalen
Stand der Übereinkommen orientieren. Wir haben aller-
dings auch einige Punkte aus den Rotterdam Rules – wie
gesagt, bis jetzt und auch absehbar nicht in Kraft – über-
nommen, zum Beispiel die elektronischen Beförderungs-
dokumente und einige andere Dinge. Insofern hatten wir
diese Rules sehr wohl im Blick, haben uns aber nicht aus-
schließlich an ihnen orientiert.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717700300

Vielen Dank. – Sie haben eine weitere Nachfrage?

Bitte schön, Frau Dr. Wilms, Sie haben das Wort.


Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1717700400

Vielen Dank, Herr Präsident. – Nach meinem Wis-

sensstand sind die Rotterdam Rules nunmehr von Spa-

nien ratifiziert worden; 24 Staaten haben sie inzwischen
unterzeichnet. Insofern ist es schon ein bisschen erstaun-
lich, dass Sie fünf Jahre dazu brauchen, das Ganze in
Gang zu setzen, und es jetzt nicht schaffen, dass diese
Rules von Deutschland ebenfalls unterzeichnet werden.
Erläutern Sie mir doch bitte die Gründe für diese Vorge-
hensweise. Wer hat denn da im Hintergrund gedrückt?

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundes-
ministerin der Justiz:

Es gibt weder im Hintergrund noch im Vordergrund
jemanden, der gedrückt hätte. Wir haben uns daran
orientiert, welche Auswirkungen die Regelungen, die
wir jetzt im Seehandelsrecht verankern, auf den Standort
Deutschland haben werden. Zeichnung der Rotterdam
Rules heißt ja nicht, dass sie damit sofort in Kraft treten,
sondern dazu ist eine Ratifizierung notwendig, die nach
allem, was wir wissen, im Moment noch ungewiss ist.
Wir wissen nicht, wann sie erfolgt.

Wir müssen auch darauf achten, wie die Situation an
anderen Standorten ist. Wir können doch nicht Regelun-
gen, die eindeutig zu einer deutlichen Verschärfung der
Haftung führen, bei uns in Kraft setzen, während sie noch
nicht von allen Staaten ratifiziert worden sind. Damit
würden wir die Reeder in Deutschland benachteiligen,
weil die verschärften Regelungen in anderen Staaten
noch nicht gelten. Wir müssen die Wettbewerbssituation
und die Gefahr von Benachteiligungen im Blick behalten.

Wir haben sehr wohl einige Aspekte der Rotterdam
Rules in die umfangreiche Reform einbezogen. Aber das
gilt nicht für alle Regelungen, insbesondere nicht für die,
die eine Benachteiligung nach sich ziehen, weil sie nir-
gendwo sonst gelten. Das wäre im Interesse unseres
Wirtschaftsstandortes zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht
richtig.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717700500

Vielen Dank. – Als nächsten Fragesteller habe ich un-

seren Kollegen Herbert Behrens.


Herbert Behrens (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1717700600

Frau Ministerin, Sie haben vor einem Jahr den Refe-

rentenentwurf vorgelegt. Eben haben Sie den Begriff der
Vereinfachung angeführt. Nebenbei bemerkt: Der Refe-
rentenentwurf umfasst 250 Seiten, aber gut. – Es hat nun
ein Jahr gedauert, bis man so weit war, heute im Kabi-
nett darüber zu beraten und einen endgültigen Vorschlag
vorzulegen. Was hat sich in diesem Zeitraum substan-
ziell verändert? Ist der Zeitraum von einem Jahr der Tat-
sache geschuldet, dass es wesentliche Überarbeitungen
geben musste? Sie haben davon gesprochen, dass Sie
sich in diesem Jahr mit Interessierten beraten haben. Ich
würde gerne wissen, wer diese Interessierten sind. Es
gab eben den Hinweis auf die Reeder, ich denke, diese
Gruppe hat bestimmt eine Rolle gespielt.

Ein weiterer Punkt. Haben Sie aufgrund der aktuellen
Diskussion über die Sicherheit der Seewege in den Ent-
wurf auch die Problematik aufgrund von Piraterie und
die Gewährleistung von Sicherheit auf Passagierschiffen





Herbert Behrens


(A) (C)



(D)(B)


explizit eingearbeitet, was vor einem Jahr in der Form si-
cherlich noch nicht möglich gewesen ist?


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717700700

Das war die Frage des Kollegen Herbert Behrens.

Bitte schön, Frau Bundesministerin.

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundes-
ministerin der Justiz:

Bevor wir diesen Entwurf heute im Kabinett beraten
haben, gab es eine Erörterung zu diesem Thema – das ist
so üblich –, und zwar mit allen Interessierten. Das ist auf
der einen Seite die verladende Industrie, die Schiffe
nutzt, um ihre Waren zu transportieren – hier geht es um
Haftungsfragen –, das sind auf der anderen Seite diejeni-
gen, die Schiffe – sei es durch Überlassung oder durch
Eigentumserwerb – zur Verfügung stellen und damit für
Risiken zu haften haben. Das betrifft aber genauso Lan-
desjustizverwaltungen, alle interessierten Verbände und
Institutionen, und zwar nicht nur Verbände aus dem Be-
reich der Wirtschaft. Alle sind zur Abgabe von Stellung-
nahmen aufgefordert worden und haben umfangreiche
Stellungnahmen abgegeben.

Dass es unterschiedliche Stellungnahmen zum Thema
Ausgestaltung von Haftungen gibt, ist klar; denn wir
verändern sie. Für Personenbeförderungen heben wir die
bisher geltende Grenze bei verschuldensabhängiger Haf-
tung auf etwas unter 500 000 Euro an. Für Güterbeförde-
rungen haben wir uns geeinigt, den gesetzlichen Haf-
tungsausschluss für nautisches Verschulden und Feuer
zu beseitigen. Der verladenden Industrie ging es darum,
eine möglichst scharfe Haftung von Reedern für den Fall
zu schaffen, dass es zu Beschädigungen oder Unfällen
kommt.

All das zeigt: Es gibt sehr unterschiedliche Interessen,
die zu Recht artikuliert werden. Aber wir haben gerade
an dem genannten gesetzlichen Haftungsausschluss
nicht festgehalten, weil das aus unserer Sicht überhaupt
nicht mehr in die heutige Zeit passt.

Der Gesetzentwurf befasst sich nicht mit Piraterie
oder ähnlichen Themen. Wir haben für andere Fragen in-
ternationale Übereinkommen, die Gültigkeit haben, ge-
rade wenn es um Ölhavarie oder andere Fälle geht. Wir
haben in unserem Gesetzentwurf dazu keine weiteren
Regelungen aufgenommen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717700800

Vielen Dank. – Ich stelle fest, dass zu dem Gesetzent-

wurf zur Reform des Seehandelsrechts keine weiteren
Fragen vorhanden sind. Damit kommen wir zu weiteren
Fragen zur heutigen Kabinettssitzung. Gemeldet hat sich
unsere Kollegin Frau Dr. Valerie Wilms.


Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1717700900

Vielen Dank, Herr Präsident. – Am Montag hat der

Club of Rome seinen neuen Bericht vorgelegt: 2052:
Eine globale Vorausschau. Es geht um die Grenzen des
Wachstums. Dieser Bericht ist in der Presse heute und
gestern ausführlich behandelt worden.

Der erste Bericht des Club of Rome führte zum Erd-
gipfel 1992 in Rio de Janeiro. Die Bundeskanzlerin be-
tont immer wieder gerne, dass Klaus Töpfer und Helmut
Kohl den Rio-Prozess vorangetrieben haben. 20 Jahre
später, im Juni dieses Jahres, findet die Nachfolgekon-
ferenz in Rio statt. Dort werden die Weichen für die
nächsten Jahre gestellt. Diese Weichenstellungen sind
entscheidend für das Schicksal der Menschheit. Warum
hat die Bundeskanzlerin als Vertreterin einer der wich-
tigsten Industrienationen der Erde ihre Teilnahme abge-
sagt? War diese Absage Thema der heutigen Kabinetts-
sitzung?


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717701000

Vielen Dank. – Ich gebe das Wort dem Staatsminister

bei der Bundeskanzlerin. Bitte schön.

E
Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1717701100


Frau Kollegin, das war heute nicht Thema der Kabi-
nettssitzung.


(Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe auch gefragt, warum!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717701200

Nächste Fragestellerin ist Frau Kollegin Dagmar

Enkelmann.


Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1717701300

Seehandelsrecht scheint ein sehr spannendes Thema

zu sein. Es gibt aber noch ein weiteres spannendes
Thema – ich gehe jetzt von der See in die Luft –: Gestern
ist erneut die Eröffnung des Willy-Brandt-Flughafens
verschoben worden. Der Bund ist ebenfalls Eigentümer,
nicht nur die Länder Berlin und Brandenburg. Hat sich
das Kabinett heute mit der erneuten Verschiebung der
Eröffnung beschäftigt? Hat es sich mit den Folgen dieser
Verschiebung für den gesamten Luftverkehr beschäftigt?
Vor allen Dingen möchte ich wissen: Hat sich das Kabi-
nett mit der Frage beschäftigt, wer für die Mehrkosten
aufkommt?


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717701400

Vielen Dank. – Bitte schön, Herr Staatsminister.

E
Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1717701500


Frau Kollegin Enkelmann, der Umstand an sich ist
vom Verkehrsminister in der Sitzung angesprochen wor-
den. Die umfangreichen Fragen, die Sie an diese Ver-
schiebung geknüpft haben, konnten bisher im Kabinett
noch nicht geklärt werden. Zunächst sind die Länder ge-
fordert. Vielleicht erkundigen Sie sich einmal bei der
Landesregierung Brandenburg, an der Ihre Partei betei-
ligt ist.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Der Bund ist genauso Eigentümer! Also geht es den Bund etwas an! – Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Bund ist Miteigentümer! Da waren wir heute im Verkehrsausschuss weiter!)







(A) (C)



(D)(B)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717701600

Vielen Dank. – Nächste Fragestellerin ist unsere Kol-

legin Ingrid Hönlinger. Dann folgt der Kollege Volker
Beck.


Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1717701700

Vielen Dank. – Wir hatten heute im Rechtsausschuss

eine recht lebendige Diskussion über den Gesetzentwurf
der Grünen zur Öffnung der Ehe für gleichgeschlecht-
liche Paare. Insbesondere ging es in der Diskussion um
die Themen Steuerrecht und Adoption. In einer Ticker-
meldung von heute ist zu lesen, dass das Bundesjus-
tizministerium einen Gesetzentwurf zu einer stärkeren
Gleichstellung der Lebenspartnerschaft gleichgeschlecht-
licher Paare mit der Ehe vorlegen will. Einkommen-
steuer und Adoption sollen allerdings ausgenommen
sein. Ich würde gerne wissen, welche Bereiche geregelt
werden sollen und ob dies Thema der Kabinettssitzung
war. – Danke.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717701800

Herr Staatsminister.

E
Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1717701900


Das war nicht Gegenstand der Kabinettssitzung, Frau
Kollegin. Die Justizministerin ist gerne zur sachlichen
Beantwortung der Frage bereit.

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundes-
ministerin der Justiz:

Frau Kollegin, bei dem von Ihnen angesprochenen
Entwurf geht es darum: Im Zusammenhang mit der Be-
antwortung einer Großen Anfrage zur eingetragenen
Lebenspartnerschaft wurde deutlich, dass in vielen Ge-
setzen Regelungen vorhanden sind, die nicht dem heuti-
gen Rechtsstand „eingetragene Lebenspartnerschaft“
entsprechen. Es sollen entsprechende Korrekturen vor-
genommen werden. Materiell-rechtliche Regelungen
hinsichtlich des Steuerrechts, insbesondere des Einkom-
mensteuerrechts, und der Adoption sind jedoch nicht
enthalten. Zu dem letzten Punkt werden in der Koalition
unterschiedliche Auffassungen vertreten. Bezüglich des
anderen Punktes warten wir auf die Entscheidung des
Bundesverfassungsgerichts.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717702000

Vielen Dank. – Nächster Fragesteller, wie angekün-

digt, Kollege Volker Beck.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1717702100

Zum gleichen Thema, zum gleichen Gesetzentwurf.

Ich finde es schön, dass unsere Große Anfrage zu einer
Gesetzesinitiative aus Ihrem Hause führt, weil Sie end-
lich gemerkt haben, wo es überall klemmt. Erstaunlich
finde ich, dass die größten rechtspolitischen Fragen in
den beiden Bereichen Einkommensteuer- und Adop-
tionsrecht nicht beantwortet werden. Das andere ist eher
rechtsbereinigender Natur.

Ich würde gerne wissen, welchen Status der Gesetz-
entwurf hat. Heute brüstet man sich in Agenturmeldun-
gen mit diesem Vorstoß. Ist dieser Gesetzentwurf inner-
halb der Bundesregierung abgestimmt? Warum war er
nicht Gegenstand der Kabinettssitzung, um ihn von der
Bundesregierung zu verabschieden? Pustet man einfach
einen Referentenentwurf in die Öffentlichkeit, weil am
13. Mai 2012 Landtagswahlen sind, oder steht die Koali-
tion dahinter? Warum verstecken Sie sich bei einer of-
fensichtlichen Diskriminierung im Steuerrecht hinter
dem Bundesverfassungsgericht?

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundes-
ministerin der Justiz:

Sehr geehrter Herr Kollege, die Bundesregierung und
die Koalitionsfraktionen haben in dem Bereich der ein-
getragenen Partnerschaft einiges auf den Weg gebracht.
Das Gesetz zur Übertragung ehebezogener Regelungen
im öffentlichen Dienstrecht auf Lebenspartnerschaften
ist in Kraft getreten. Wir haben die Magnus-Hirschfeld-
Stiftung geschaffen. Dies war ein einstimmiger Be-
schluss aller Fraktionen des Bundestages. Von dieser Re-
gierung und den Koalitionsfraktionen ist all das gemacht
worden, was von früheren Regierungen nicht gemacht
wurde.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sollen etwas zum Referentenentwurf sagen!)


Wir müssen Schritt für Schritt vorgehen, wenn wir in
unserer Rechtsordnung Anpassungen vornehmen. Das
ist, glaube ich, richtig. Wir werden einen Schritt nach
dem anderen gehen. Natürlich gibt es bei einigen Punk-
ten unterschiedliche Auffassungen. Die Punkte, zu de-
nen es unterschiedliche Auffassungen gibt, können nicht
– das ist klar – in eine gesetzliche Regelung gegossen
werden. Aber das heißt nicht, dass nicht jeder in der
Koalition seine Auffassung und Haltung dazu hat.

Es werden nicht irgendwelche Referentenentwürfe
herausgepustet. Wir arbeiten an einem Gesetzentwurf.
Es ist ganz normal, dass es etwas dauert, bis eine Kabi-
nettsbefassung ansteht. Deshalb stand dieser Entwurf
heute nicht auf der Tagesordnung.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717702200

Kollege Volker Beck, Sie wollen nachfragen.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1717702300

Frau Ministerin, ich hatte Sie gefragt: Ist dieser Ge-

setzentwurf oder Referentenentwurf – ich weiß immer
noch nicht, was es ist – abgestimmt zwischen den Häu-
sern der Bundesregierung, oder muss diese Abstimmung
noch erfolgen? Ist es also ein Vorschlag Ihres Hauses
oder ein gemeinsamer Vorschlag der Bundesregierung?

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundes-
ministerin der Justiz:

Man hat dann einen Vorschlag der Bundesregierung,
wenn es einen Kabinettsbeschluss gibt. Ein Kabinettsbe-
schluss wird mit diesem Referentenentwurf vorbereitet.
Das ist meine Aufgabe als Verantwortliche für das feder-





Bundesministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger


(A) (C)



(D)(B)


führende Ressort. Weil wir uns selbst dazu verpflichtet
haben, die entsprechenden notwendigen Rechtsanpas-
sungen vorzunehmen, habe ich als die federführende
Ministerin den Auftrag dazu.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also noch nichts geplant!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717702400

Vielen Dank. – Jetzt kommt eine Frage unseres Kolle-

gen Herbert Behrens. Bitte schön.


Herbert Behrens (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1717702500

Ich habe noch eine Nachfrage an Herrn Staatsminister

von Klaeden. Es geht um die Befassung mit der Ver-
schiebung der Eröffnung des Flughafens BER. Wenn Sie
das Thema im Kabinett angesprochen haben, werden Sie
dies sicherlich auch im Hinblick auf unsere Verantwor-
tung dort – der Bund ist mit knapp einem Viertel an dem
Flughafen beteiligt – getan haben. Insofern, denke ich,
ist sicherlich mehr bei der Befassung mit diesem Thema
herausgekommen. Der Hinweis, wir mögen uns bitte an
die Länder wenden, wenn wir Auskünfte brauchen,
reicht nicht.

In welcher Weise hat sich das Bundeskabinett mit
dem entstehenden Problem befasst, dass es unter Um-
ständen Regressforderungen seitens einiger Firmen gibt,
die sich am neuen Flughafen ansiedeln wollten und dies
jetzt nicht pünktlich zum 3. Juni machen können, son-
dern erst zu einem späteren Zeitpunkt, der uns erst
nächste Woche mitgeteilt werden soll? Ich denke, dass
bei der Erörterung dieses Themas ein bisschen mehr Ver-
antwortung hätte gezeigt werden müssen. Ich erwarte,
dass Sie etwas mehr darüber berichten.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Bei den rot-roten Landesregierungen! – Gegenruf der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Keine Ahnung von den Eigentumsverhältnissen!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717702600

Herr Staatsminister.

E
Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1717702700


Herr Kollege, es bleibt bei meiner Antwort, dass diese
Frage vom Verkehrsminister angesprochen worden ist
und dass die weiteren Fragen zu prüfen und zu untersu-
chen sind.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717702800

Vielen Dank.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, gibt es darüber hi-
naus sonstige Fragen an die Bundesregierung? – Das ist
nicht der Fall. Ich beende somit die Befragung der Bun-
desregierung.

Bis zum geplanten Beginn der Fragestunde ist noch
etwas Zeit. Ich frage die Parlamentarischen Geschäfts-
führer: Können wir schon mit der Fragestunde begin-

nen? Es ist ja immer schwierig, erst zu unterbrechen und
später weiterzumachen. Der erste Fragesteller, der Kol-
lege Bollmann, ist anwesend. Sollen wir also jetzt mit
der Fragestunde beginnen?


(Zurufe: Ja!)


Ich rufe also den Tagesordnungspunkt 2 auf:

Fragestunde

– Drucksache 17/9517 –

Ich rufe die mündlichen Fragen in der üblichen Rei-
henfolge auf.

Wir kommen zunächst zum Geschäftsbereich des
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Re-
aktorsicherheit. Zur Beantwortung steht die Parlamenta-
rische Staatssekretärin Katherina Reiche zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 1 des Kollegen Gerd Bollmann auf:
Ist die Bundesregierung der Ansicht, dass Mehrwegver-

packungen ökologisch vorteilhafter als recycelte bzw. recycel-
bare Einweggetränkeverkaufsverpackungen sind?

Bitte schön, Frau Staatssekretärin, zur Beantwortung.

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717702900


Herr Kollege Bollmann, ich beantworte Ihre Frage
wie folgt: Die Einschätzung der Bundesregierung zur
ökologischen Vorteilhaftigkeit bestimmter Getränkever-
packungen beruht auf Ökobilanzuntersuchungen, die
den einschlägigen nationalen und internationalen Nor-
men entsprechen und vom Umweltbundesamt geprüft
und bewertet worden sind. Diese Studien belegen die
grundsätzliche ökologische Vorteilhaftigkeit von Mehr-
wegflaschen. Dabei erweisen sich Mehrwegflaschen aus
PET jeweils als die ökologisch günstigste Verpackung.
Einige Einweggetränkeverpackungen schneiden, vergleich-
bar mit Glasmehrwegflaschen, in den vorliegenden
Ökobilanzstudien gut ab. Deshalb sind in der Verpa-
ckungsverordnung ökologisch vorteilhafte Einweg-
getränkeverpackungen von der Pfandpflicht befreit.

Bei der Beurteilung der ökologischen Effekte einer
Verpackung spielt das Recycling eine wesentliche Rolle.
Es ist jedoch nicht allein ausschlaggebend. Vielmehr ist
der gesamte Lebensweg einer Verpackung zu berück-
sichtigen. In der vergangenen Woche habe ich Ihnen Ihre
schriftliche Frage zu diesem Thema beantwortet. In mei-
ner Antwort habe ich bestätigt, dass die Bundesregie-
rung davon ausgeht, dass das Recycling der im Pfand-
system sortenrein zurückgenommenen PET-Flaschen zur
Verringerung negativer ökologischer Effekte aufgrund
sinkender Mehrweganteile beiträgt.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717703000

Ihre erste Nachfrage, Kollege Gerd Bollmann.


Gerd Bollmann (SPD):
Rede ID: ID1717703100

Ich habe eine Zusatzfrage: Wenn die Bundesregierung

der Ansicht ist, dass Mehrwegflaschen vorteilhaft sind,





Gerd Bollmann


(A) (C)



(D)(B)


was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um das Mehr-
wegsystem in Zukunft zu stärken?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717703200


Es gibt verschiedene Wege, die wir gehen können.
Erstens haben wir weitere Forschungsvorhaben in Auf-
trag gegeben; eines wird im Jahre 2014 abgeschlossen
sein. Zweitens ist das Thema Kennzeichnung und Trans-
parenz wichtig.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717703300

Kollege Bollmann, haben Sie eine weitere Nach-

frage?


(Gerd Bollmann [SPD]: Ich würde jetzt gern zu meiner nächsten schriftlich eingereichten Frage kommen!)


– Vorher stellt noch unser Kollege Kelber eine Nach-
frage.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1717703400

Frau Staatssekretärin, verfolgt die Bundesregierung

im Hinblick auf die Mehrwegquote bzw. die Quote öko-
logisch vorteilhafter Verpackungen eine bestimmte Ziel-
größe? Wenn ja, um welche Zielgröße handelt es sich?
Werden Sie eine Evaluierung vornehmen, die zeigt, ob
Sie in der Lage sind, diese Quote mit Ihren Instrumenten
zu erreichen?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717703500


Eine Evaluierung der Pfandpflicht haben wir bereits
durchgeführt und 2010 Ergebnisse vorgelegt. Ergänzend
wird gegenwärtig eine Ökobilanzstudie durchgeführt,
die – um ganz korrekt zu sein – das UBA in Auftrag ge-
geben hat; an dieser Studie wird derzeit am Ifo-Institut in
Heidelberg gearbeitet. Sie trägt den Titel „Prüfung und
Aktualisierung der Ökobilanzen für Getränkeverpackun-
gen“. Darin geht es um einen Vergleich sowie um die
Entwicklung einheitlicher Bewertungsgrundsätze und
methodischer Vorgaben.

Wir wollen den Mehrweganteil erhöhen. Dies ist un-
ter anderem bei Bierflaschen bereits gut gelungen, bei
anderen Getränkeverpackungen weniger. Wir meinen,
dass mehr Transparenz für den Verbraucher hier beson-
ders wichtig ist.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717703600

Vielen Dank. – Ich rufe die Frage 2 unseres Kollegen

Gerd Bollmann auf:
Welche Maßnahmen wird die Bundesregierung zusätzlich

zur geplanten Kennzeichnungsverordnung ergreifen, um auf
die weiterhin sinkenden Mehrwegquoten bei Getränkever-
kaufsverpackungen zu reagieren?

Bitte schön, Frau Staatssekretärin.

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717703700


Herr Kollege Bollmann, die Bundesregierung ver-
spricht sich von der vorgesehenen Kennzeichnungsrege-
lung eine Verbesserung der Transparenz und damit eine
Förderung der Mehrweganteile. Daneben wird die Infor-
mation der Öffentlichkeit sowohl durch die Bundesre-
gierung als auch durch Wirtschaftsbeteiligte und Um-
welt- und Verbraucherverbände auch in der Zukunft eine
wichtige Rolle spielen.

Grundlage der Überlegungen des Bundesumweltmi-
nisteriums zur Förderung von ökologisch vorteilhaften
Getränkeverpackungen ist die Studie der bifa Umweltin-
stitut GmbH aus dem Jahr 2010. Die Ergebnisse der Stu-
die werden auch bei den Arbeiten zu der vorgesehenen
Fortentwicklung der Verpackungsverordnung berück-
sichtigt.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717703800

Ihre erste Nachfrage, Kollege Gerd Bollmann.


Gerd Bollmann (SPD):
Rede ID: ID1717703900

Meine erste Nachfrage schließt sich hier direkt an. Da

die gesetzlich vorgeschriebenen Quoten längst unter-
schritten sind: Denkt die Bundesregierung an Verände-
rungen im Gesetz, oder welche Maßnahmen gedenkt die
Bundesregierung hier anzupacken?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717704000


Eine Möglichkeit ist ja die Kennzeichnung.


(Ulrich Kelber [SPD]: Die Frage ging über die Kennzeichnung hinaus!)


Der damalige Bundesumweltminister Gabriel hat seiner-
zeit, im Jahr 2009, einen entsprechenden Vorschlag zu
unterbreitet. Er hat allerdings übersehen, dass dies ein
kompliziertes Notifizierungsverfahren bei der Europäi-
schen Kommission nach sich zieht. Wir versuchen jetzt,
gemeinsam mit der Kommission Lösungen dafür zu fin-
den, Transparenz und Deutlichkeit für den Verbraucher
herzustellen. Hierzu wird es Vorschläge geben.

Ich glaube, dass es das beste und wirkungsvollste In-
strument ist, wenn die Verbraucherinnen und Verbraucher
am Point of Sale, also am Einkaufsort, ganz klar unter-
scheiden können, ob es sich um Einweg- oder Mehrweg-
verpackungen handelt.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717704100

Ihre zweite Nachfrage, Kollege Gerd Bollmann.


Gerd Bollmann (SPD):
Rede ID: ID1717704200

Ungeachtet der Kennzeichnung ging meine Frage al-

lerdings in diese Richtung: Wird die Bundesregierung
gesetzliche Maßnahmen ergreifen, wenn die bereits
heute deutlich unterschrittene Quote weiterhin unter-
schritten wird?






(A) (C)



(D)(B)


Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717704300


Wir glauben, dass eine Kennzeichnung und Klarheit
die geeigneteren Schritte sind als die von der SPD mehr-
fach geforderte Lenkungsabgabe, die für uns kein geeig-
neter Schritt wäre.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717704400

Zunächst eine Zusatzfrage des Kollegen Ulrich

Kelber.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1717704500

Die letzte Antwort interpretiere ich als ein Nein. Sie

planen also keine zusätzlichen Maßnahmen, auch wenn
Sie das so nicht gesagt haben.

Meine Frage vorhin, die Sie nicht beantwortet haben,
war: Bleiben Sie bei den bisherigen Quotenvorgaben für
Mehrweg- und für ökologisch vorteilhafte Verpackun-
gen, oder hat sich die Bundesregierung neue quantitative
Vorgaben gesetzt, ab denen sie weitere politische Maß-
nahmen ergreifen möchte?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717704600


Es gibt keine neuen Quoten. Wir schrauben sie auch
nicht nach unten. Erklärtes Ziel ist, den Anteil ökolo-
gisch vorteilhafter Mehrweggetränkeverpackungen zu
erhöhen.

Ich weise an dieser Stelle aber auch darauf hin, dass
die Förderung dieser Verpackungen, auch soweit sie in
der Verpackungsverordnung bereits angelegt ist, in Brüs-
sel immer wieder gerechtfertigt werden muss. Wir wol-
len, müssen und werden darauf achten, dass wir diese
Förderung nicht durch Brüssel gestrichen bekommen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717704700

Vielen Dank. – Nachfrage unseres Kollegen Ralph

Lenkert.


Ralph Lenkert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1717704800

Vielen Dank. – Frau Staatssekretärin, Sie führten eben

aus, dass Sie der Meinung sind, dass die Kennzeichnung
ein ausreichendes Mittel ist.

Ich würde jetzt gerne wissen, wie lange Sie dieser
Meinung sein werden, da die Mehrwegquoten ja sinken,
und wann für Sie der Punkt erreicht ist, neue Maßnah-
men zu ergreifen.

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717704900


Herr Kollege Lenkert, es gibt eine Reihe von Vor-
schlägen, sowohl aus dem parlamentarischen Raum als
auch von interessierten Verbänden, um die Quoten zu er-
höhen. Ich sage noch einmal, dass uns die derzeitigen
Quoten natürlich nicht zufriedenstellen. Trotzdem muss
jede Einzelmaßnahme intensiv geprüft werden; denn ein
Streit mit der Kommission über diese oder jene Len-

kungswirkung kann dann schädlich sein, wenn die von
uns eingeführte und durch die Verpackungsverordnung
realisierte Förderung von Mehrwegverpackungen am
Ende des Tages fortfällt.

Deshalb sagen wir, dass wir mit Werbemaßnahmen,
einer Kennzeichnungspflicht und Transparenz auf einem
guten Weg sind. Alle Studien zu einer zusätzlichen Len-
kungsabgabe haben zudem ergeben, dass diese nicht ak-
zeptiert werden würde.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717705000

Vielen Dank. – Wir kommen zur Frage 3 von unserem

Kollegen Dr. Matthias Miersch:
Wann wird das Bundesministerium für Umwelt, Natur-

schutz und Reaktorsicherheit die angekündigten Eckpunkte
für das geplante Wertstoffgesetz vorlegen?

Bitte schön, Frau Staatssekretärin.

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717705100


Herr Kollege Miersch, die Bundesregierung hat sich
das Ziel gesetzt, nach der Verabschiedung des neuen
Kreislaufwirtschaftsgesetzes noch in dieser Legislatur-
periode die Verpackungsverordnung fortzuentwickeln
und eine einheitliche Wertstofferfassung einzuführen.
Über den Sachstand wurde mehrfach in den Ausschüs-
sen, auch durch meine Person, berichtet. Zusätzlicher
Forschungsbedarf, der sich aus dem im vergangenen
Jahr durchgeführten Planspiel ergeben hat, wird in
Kürze abgearbeitet sein.

Der Verlauf der Beratungen zum Kreislaufwirt-
schaftsgesetz hat bestätigt, dass es einer Lösung bedarf,
die privatwirtschaftliche und kommunale Interessen
sorgfältig austariert. Das Bundesumweltministerium
strebt an, einen zielführenden, konsensfähigen Regie-
rungsentwurf vorzulegen. Dabei wird es nicht darauf an-
kommen, ob dieser Entwurf nun eine Woche früher oder
eine Woche später vorliegt. Es wird darauf ankommen,
einen fairen Interessenausgleich zu ermöglichen und
letztlich die erforderliche Zustimmung im Rechtset-
zungsverfahren zu erlangen.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Auch im Bundesrat!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717705200

Ihre erste Nachfrage, Kollege Dr. Miersch.


Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1717705300

Vielen Dank, Frau Staatssekretärin. – So schwierig

war die Frage nicht: Wir haben nach einem Zeitpunkt
gefragt. Jetzt sagen Sie: Es ist nicht wichtig, ob der Ent-
wurf eine Woche früher oder eine Woche später vorliegt.
Wir haben nach den Eckpunkten und der Vorlage durch
Ihr Ministerium – dafür sind Sie zuständig – gefragt.
Wird das noch in dieser Legislaturperiode sein, die un-
terschiedlich lang sein kann?


(Michael Brand [CDU/CSU]: Die Legislaturperiode geht bis September 2013!)






Dr. Matthias Miersch


(A) (C)



(D)(B)


Ich weiß nicht, welche Kenntnisse Ihr Haus hat. Aber
könnten Sie es noch etwas präziser sagen: Wann werden
Sie diese Eckpunkte vorlegen, damit der Deutsche Bun-
destag in der Ausführlichkeit, die Sie eben beschrieben
haben, beraten kann?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717705400


Wir werden die Eckpunkte dann vorlegen, wenn wir
einen größtmöglichen Konsens zwischen allen Beteilig-
ten erreicht haben. Wir haben uns außerdem im Koali-
tionsvertrag verpflichtet, einen Entwurf in dieser Legis-
laturperiode vorzulegen. Das wollen wir auch erreichen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717705500

Ihre zweite Nachfrage, Kollege Dr. Miersch.


Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1717705600

Heißt das, dass Sie diesen Konsens schon im Vorfeld

erreichen wollen und dass Sie möglicherweise einen
Entwurf zwar in dieser Legislaturperiode vorlegen wol-
len, aber den Deutschen Bundestag nicht mehr in die
Lage versetzen wollen, diesen so wichtigen Gesetzent-
wurf zu verabschieden?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717705700


Ziel ist der Abschluss der Gesetzgebung. Aber, Herr
Kollege Miersch, wir erinnern uns beide gut an die
Diskussionen im zuständigen Bundestagsausschuss über
einen Ausgleich zwischen den Interessen der Privatwirt-
schaft und denen der Kommunen, zwischen den Betei-
ligten im Bundestag und im Bundesrat. Im Bereich der
Verpackungsentsorgung haben wir ein seit 20 Jahren be-
währtes privatwirtschaftliches System. Zudem haben wir
gerade ein neues Kreislaufwirtschaftsgesetz verabschie-
det, wodurch es hier und da zu neuen Akzenten ge-
kommen ist. Wir wollen und müssen uns jetzt die Zeit
nehmen, zu einer Lösung zu kommen, die von allen Be-
teiligten gleichermaßen akzeptiert wird.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717705800

Vielen Dank. – Jetzt kommen wir zur Frage 4 des

Kollegen Dr. Matthias Miersch:
Welchen Umfang hat der sogenannte Pfandschlupf derzeit,

und welche Maßnahmen wird das Bundesministerium für
Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit angesichts der
anstehenden Überarbeitung der Verpackungsverordnung er-
greifen, um diesen zu verringern?

Bitte schön, Frau Staatssekretärin.

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717705900


Herr Kollege Miersch, zum Anteil der nicht eingelös-
ten Pfandgelder liegen der Bundesregierung keine kon-
kreten Erkenntnisse vor. Dies gilt sowohl für Einweg-
als auch für Mehrweggetränkeverpackungen. Nach Aus-
sagen von Marktteilnehmern liegt der Pfandschlupf bei

bepfandeten Einwegverpackungen unterhalb von 4 Pro-
zent des Pfandaufkommens.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Das ist deutlich zu hoch!)


Nicht eingelöste Einwegpfandgelder verbleiben nach
Kenntnis der Bundesregierung bei den Pfandkontofüh-
rern innerhalb des DPG-Systems, also in der Regel bei
den Abfüllern. Sie werden zur Finanzierung des Rück-
nahmesystems verwendet.

Den Verbraucherinnen und Verbraucher steht in
Deutschland ein flächendeckendes, einheitliches Rück-
nahmesystem für bepfandete Einweggetränkeverpackun-
gen zur Verfügung, das offenbar für nahezu alle diese
Verpackungen genutzt wird. Die Bundesregierung sieht
keinen Anlass für zusätzliche Maßnahmen zur weiteren
Erhöhung der Rückgabequote bei bepfandeten Einweg-
verpackungen.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Das kann vielleicht Mr. Dosenpfand besser beurteilen, Herr Trittin!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717706000

Bitte schön, Ihre Nachfrage, Kollege Dr. Miersch.


Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1717706100

Frau Staatssekretärin, Sie haben eben gesagt, dass der

Bundesregierung keine Erkenntnisse vorlägen. Meinen
Sie nicht, dass man diesen Sachverhalt ändern und die
Bundesregierung zumindest in die Lage versetzen sollte,
darüber nachzudenken, ob man eine Steuerung vor-
nimmt und, wenn ja, wie diese aussehen sollte, oder ist
es aus Ihrer Sicht ausreichend, sich nur auf Verbandsan-
gaben zu verlassen?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717706200


Man steuert dann, Herr Kollege Miersch, wenn eine
ganz deutliche Schieflage vorliegt. 4 Prozent Pfand-
schlupf erscheint nicht als eine solche Schieflage.

Wir haben Zahlen aus einer bifa-Studie – zugegeben
aus dem Jahr 2010, aber das ist noch nicht veraltet –
bzw. aus einer Roland-Berger-Studie, wo man von einem
jährlichen Aufkommen von 175 Millionen Euro ausgeht.
Tatsächlich kann das auch noch niedriger liegen.

Demgegenüber stehen die notwendigen Aufwendun-
gen. Diese liegen sehr viel höher als das, was durch die
4 Prozent Pfandschlupf hereinkommt. Wir meinen also,
es ist mehr als vertretbar, wenn sich das in diesem Be-
reich bewegt.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717706300

Ihre weitere Nachfrage, Kollege.


Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1717706400

Frau Staatssekretärin, Sie haben auch diese Frage

wieder nett umschifft. Ich frage Sie, ob es nicht notwen-
dig ist, dass sich der Bundesumweltminister Kenntnisse





Dr. Matthias Miersch


(A) (C)



(D)(B)


verschafft, um die Umweltpolitik zu gestalten, mögli-
cherweise auch eigenständig, statt sich auf Verbandsan-
gaben zu verlassen. Wie schätzen Sie dies ein?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717706500


Ich habe gesagt, dass wir permanent mit allen Betei-
ligten im Gespräch sind. Die Erkenntnisse, die uns vor-
liegen, Herr Kollege Miersch, bieten keinen Anlass zur
Sorge. Ein Pfandschlupf von 4 Prozent bedeutet circa
1 Cent pro Gebinde. Wir meinen, das reicht nicht aus,
um zu handeln. Wir glauben, dass das System erfolg-
reich ist.

Ich weise noch auf etwas anderes hin: Im Gegensatz zu
Mehrwegverpackungen haben wir für die Pfandeinweg-
verpackungen ein flächendeckendes System. Der Ver-
braucher kann tatsächlich überall abgeben. Bei Mehrweg,
bei dem es eine sehr viel größere Vielfalt gibt, ist dies sehr
viel schwieriger zu realisieren. Wir haben mit den hohen
Rücknahmequoten etwas erreicht, das sicherlich so nicht
erwartet worden war, und meinen, dass wir hierbei eine
durchaus akzeptable Situation haben.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717706600

Noch die Nachfrage unseres Kollegen Ulrich Kelber.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1717706700

Frau
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1717706800
Ist
die Bundesregierung bereit, eine unabhängige Studie in
Auftrag zu geben, um zu klären, ob die 4 Prozent, die
Sie als Begründung nennen, nicht weiter zu prüfen, auch
stimmen, oder verlassen Sie sich nur auf die Aussage der
Lobby selbst?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717706900


Zwei Aussagen dazu, Herr Kelber: Erstens zeigen alle
Studien und auch Umfragen, dass das Problem des Litte-
ring, also der Verschmutzung der Umwelt, seit Bestehen
der in Rede stehenden Regelungen deutlich zurückge-
gangen ist. Das wird Ihnen jeder bestätigen.

Zweitens. Wenn die Verbraucherinnen und Verbrau-
cher beim Erwerb einer Flasche ein Pfand von 25 Cent
zahlen und dann, aus welchen Gründen auch immer,
nicht bereit sind, sich dieses wiederzuholen, haben die
Verbraucherinnen und Verbraucher an dieser Stelle, so
muss ich es sagen, auch ein Stück Eigenverantwortung.

Noch einmal: Die 4 Prozent Pfandschlupf, die bekannt
sind, geben keinen Anlass zur Sorge. Hier ist jeder Ver-
braucher aufgefordert, den Weg zu einer der Abgabestel-
len zu gehen, die flächendeckend vorhanden sind. Das
System ist auch einheitlich. Seit 2003 ist das so. Nach an-
fänglichen Schwierigkeiten, damals noch durch Jürgen
Trittin verursacht, hat sich das absolut professionalisiert.

Wir meinen, dass weitere Abgaben und Zwangsmaßnah-
men keine entsprechende Lenkungswirkung auf die Ver-
braucher hätten, die daran zudem auch kein Interesse ha-
ben.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie hätten auch einfach „Nein“ sagen können! Das wäre das Gleiche gewesen!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717707000

Wir kommen nun zu Frage 5, gestellt von unserem

Kollegen Dirk Becker:
Aus welchen Gründen sah sich die Bundesregierung bis-

her außerstande, den bis Ende 2011 gesetzlich geforderten Er-
fahrungsbericht zum Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz,
EEWärmeG, vorzulegen, und wann beabsichtigt die Bundes-
regierung, in dieser Legislaturperiode einen Vorschlag für
eine Weiterentwicklung des Gesetzes zu unterbreiten?

Bitte schön, Frau Staatssekretärin.

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717707100


Die Arbeiten am Erfahrungsbericht zum Erneuerbare-
Energien-Wärmegesetz haben sich verzögert, da aufgrund
der komplexen Sachzusammenhänge im Wärmemarkt und
der schwierigen Datenlage bei dieser erstmaligen Erfah-
rungsanalyse ergänzende fachliche Forschungsarbeiten
notwendig waren. Daher wird der Erfahrungsbericht zum
Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz voraussichtlich Mitte
2012 dem Deutschen Bundestag vorgelegt werden kön-
nen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717707200

Ihre erste Nachfrage, Herr Kollege.


Dirk Becker (SPD):
Rede ID: ID1717707300

Vielen Dank, Herr Präsident. – Frau Staatssekretärin,

dass ein solcher Erfahrungsbericht vorgelegt werden
muss, wissen wir seit 2009. Die Vorarbeiten sind früh-
zeitig einzuleiten gewesen. Ist es nicht vielmehr richtig,
dass es erneut ein Problem in der Abstimmung zwischen
Herrn Röttgen und Herrn Rösler gibt, dass es also erneut
Probleme gibt, eine Abstimmung innerhalb der Bundes-
regierung vorzunehmen? Ist es in der Tat so, wie die
FDP-Fraktion heute Morgen im Ausschuss angemahnt
hat, dass Herr Röttgen selbst einfach nicht in der Lage
ist, seine Angelegenheiten fristgemäß zu erledigen, und
auf der Bremse steht? Das hat der Kollege Kauch heute
Morgen im Umweltausschuss so unterstellt.

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717707400


Ich war heute Morgen nicht im Umweltausschuss.


(Dirk Becker [SPD]: Darum sage ich es Ihnen ja!)


Ich kann also das, was Kollege Kauch gesagt hat, nicht
kommentieren. Das würde ich von dieser Stelle aus
sowieso nicht tun.





Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche


(A) (C)



(D)(B)


Ich sage Ihnen, dass wir dabei sind, einen solchen Er-
fahrungsbericht erstmalig zu erarbeiten. Es laufen noch
Forschungsvorhaben. Sind diese abgeschlossen, präsen-
tieren wir dem Deutschen Bundestag unseren Bericht,
um danach in weitere Beratungen einzusteigen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717707500

Ihre zweite Nachfrage, Kollege Becker.


Dirk Becker (SPD):
Rede ID: ID1717707600

Noch einmal konkret: Sie haben im Koalitionsaus-

schuss vereinbart, dass dieser Bericht im zweiten Quar-
tal vorliegen soll. In welcher konkreten Sitzungswoche
wird er uns dann vorliegen?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717707700


Herr Kollege Becker, die konkrete Sitzungswoche
kann ich Ihnen nicht nennen. Wir peilen Mitte dieses
Jahres an. Aber ich bin sicher, dass Sie alle so rechtzeitig
informiert werden, dass im Ausschuss ausreichend Gele-
genheit bleibt, über diesen Bericht ausführlich zu disku-
tieren.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717707800

Eine Nachfrage unseres Kollegen Ralph Lenkert.


Ralph Lenkert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1717707900

Vielen Dank, Herr Präsident. – Frau Staatssekretärin,

Sie sprachen gerade davon, dass noch verschiedene For-
schungsvorhaben notwendig sind, um den Erfahrungs-
bericht vorlegen zu können. Könnten Sie uns darlegen,
um welche noch nicht abgeschlossenen Forschungsvor-
haben es sich handelt und wer sie durchführt?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717708000


Wir haben verschiedene Modelle, Herr Kollege
Lenkert, wie wir den Ausbau der erneuerbaren Wärme
sowohl im Gebäudebestand als auch im Neubaubereich
vorantreiben können. Es gibt verschiedene Maßnahmen,
die man ergreifen kann. Wir wollen sicherlich weiterhin
beim System „fordern und fördern“ bleiben. Aber ich
werde Ihnen erst dann konkret Auskunft geben können,
wenn die Arbeiten abgeschlossen sind. So war dies bei
anderen Erfahrungsberichten üblich. So werden wir es
auch dieses Mal halten.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717708100

Wir kommen zu Frage 6, ebenfalls gestellt von unse-

rem Kollegen Dirk Becker:
Wie schätzt die Bundesregierung jeweils die Einbeziehung

des Gebäudebestandes in die gesetzliche Verpflichtung zur
Nutzung erneuerbarer Energien bei der Erzeugung von
Heizwärme und Warmwasser sowie die Schaffung eines haus-
haltsunabhängigen Förderinstruments auf der Basis einer
Umlage auf fossile Brennstoffe – sogenannte Wärmeprämie –
in das EEWärmeG ein, und worauf stützt sie diese Einschät-
zung jeweils?

Bitte schön, Frau Staatssekretärin.

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717708200


Herr Kollege Becker, die Bundesregierung wird die
unterschiedlichen Instrumente zur zukünftigen Förde-
rung von erneuerbaren Energien im Gebäudebestand auf
Grundlage der Forschungsberichte zum Erfahrungs-
bericht zum EE-Wärmegesetz prüfen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717708300

Da haben Sie jetzt ganz sicher eine Nachfrage.


(Heiterkeit bei der SPD)


Bitte schön, Kollege Dirk Becker.


Dirk Becker (SPD):
Rede ID: ID1717708400

Ich hätte mehr Nachfragen, als Sie, Herr Präsident,

mir genehmigen würden.

Frau Staatssekretärin, meine Frage ist relativ konkret.
Auch ohne Erfahrungsberichte wissen wir, dass wir das
Ziel der Wärmeversorgung aus erneuerbaren Energien
im Gebäudebereich ohne die Einbeziehung des Gebäu-
debestandes nicht erreichen werden. Daher ganz kon-
kret: Herr Röttgen stellt sich hin und spricht ständig vom
schlafenden Riesen Wärmemarkt, tut aber alles, um den
Riesen schlafen zu lassen und nicht aufzuwecken. Wie
sehen die Überlegungen und Planungen im BMU zur Er-
weckung dieses Riesen im Gebäudebestand konkret aus?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717708500


Zum Ersten werden wir über konkrete Maßnahmen
sprechen, wenn der Erfahrungsbericht vorliegt.

Zum Zweiten weise ich an dieser Stelle darauf hin,
dass seit der Regierungsverantwortung von Rot-Grün
zum Beispiel die Mittel für das Marktanreizprogramm
– das ist nur ein Instrument – fast verdoppelt wurden. Ich
finde, dass das eine handfeste Antwort auf die Frage ist,
was geschehen muss. Es stehen deutlich mehr Mittel zur
Verfügung als früher. Das ist schon einmal ein Hinweis
darauf, dass wir den Grundsatz „fordern und fördern“
ernst nehmen. Diese Summe von nunmehr 366 Millio-
nen Euro ist sehr eindrucksvoll.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717708600

Ihre zweite Nachfrage, Herr Kollege.


Dirk Becker (SPD):
Rede ID: ID1717708700

Frau Staatssekretärin, Sie drücken sich um die Ant-

wort. Das Marktanreizprogramm, das bisher auf freiwil-
liger Basis Investitionen ermöglichen soll, wird bei wei-
tem nicht ausreichen. Sie haben die Mittel für dieses
Marktanreizprogramm reduziert, nicht erhöht. Sie haben
bezüglich der Finanzierung weiter verunsichert. Ent-
scheidend ist, dass die verpflichtende Nutzung auch für
den Gebäudebestand gelten muss.

Noch einmal ganz konkret: Wird die Bundesregierung
das gemeinsam vereinbarte Ziel des Ausbaus von





Dirk Becker


(A) (C)



(D)(B)


Wärme aus erneuerbaren Energien ernst nehmen und
damit auch den Gebäudebestand verpflichtend ins EE-
Wärmegesetz aufnehmen, oder bleibt es wieder einmal
bei den wolkigen Ankündigungen von Herrn Röttgen,
und die Maßnahmen bleiben aus?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717708800


Herr Kollege Becker, 366 Millionen Euro sind keine
wolkige Ankündigung, sondern das ist eine handfeste
Zahl. Es ist in harten Verhandlungen mit dem Bundes-
finanzministerium gelungen, den Betrag, der im vergan-
genen Jahr nicht abgeschöpft wurde, vollständig in die
Förderung zu überführen. Damit haben wir einen absolut
hohen Bestand im Marktanreizprogramm. Das ist nicht
wolkig, das ist handfest.

Zu allen weiteren Maßnahmen, die wir ergreifen
werden, werden wir nach der Vorlage des Berichts, der
sicherlich einen Überblick über mögliche Maßnahmen
geben wird, mit den beteiligten Ressorts ins Gespräch
kommen. Wir werden beim Fördern und Fordern blei-
ben. Klar ist, dass wir eine Mischung aus Maßnahmen
– direkte Zuschüsse, zinsverbilligte Kredite, Ordnungs-
recht – brauchen. Wie die gelagert und gewichtet sein
werden, werden wir dann besprechen, wenn der Bericht
vorliegt.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717708900

Als Nächstes gibt es die Nachfrage unseres Kollegen

Dr. Matthias Miersch.


Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1717709000

Frau Staatssekretärin, Sie haben das Marktanreizpro-

gramm jetzt angesprochen. Es wurden insgesamt viele
Fragen gestellt, und Sie sagen immer wieder „in dieser
Periode“, „in wenigen Wochen“ oder „nach Abwarten
von Forschungsergebnissen“. Wir sind hier wieder in ei-
nem Bereich, wo es bei der bloßen Ankündigung bleibt.
Ich möchte Sie – Stichwort Marktanreizprogramm – mit
der Kritik des Sachverständigenrats für Umweltfragen
konfrontieren, der die Reduzierung der Mittel für dieses
Programm problematisiert hat. Wie stehen Sie zur Ein-
schätzung Ihres Sachverständigenrats für Umweltfragen
im Hinblick auf die Reduzierung der Mittel im Marktan-
reizprogramm?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717709100


Dem Sachverständigenrat für Umweltfragen ist offen-
bar entgangen, dass es dem Umweltministerium gelun-
gen ist, vom BMF die Zusage zu bekommen, die
Restmittel aus dem vergangenen Jahr komplett zu über-
nehmen. Wir haben damit mehr Mittel als im letzten
Jahr. Das mögen Sie jetzt kritisieren, ist aber Fakt. Es
stehen mit 366 Millionen Euro mehr Mittel im Markt-
anreizprogramm für die Förderung von Systemen zur
Verfügung.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717709200

Nachfrage unseres Kollegen Ralph Lenkert.


Ralph Lenkert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1717709300

Vielen Dank, Herr Präsident. – Frau Staatssekretärin,

es geht um die Einbeziehung des Gebäudebestandes bei
der Erzeugung von Wärme aus erneuerbaren Energien.
Ich würde gerne wissen, welche Förderinstrumente Sie
vorsehen, um die Erzeugung von Wärme aus erneuerba-
ren Energien zum Beispiel über Wärmepumpen voran-
zutreiben. Es ist bekannt, dass man durch diese Nutzung
mit 1 Kilowattstunde Energie 4 Kilowattstunden Heiz-
energie bereitstellen kann. Welche Programme sehen Sie
vor, um dieses Potenzial zukünftig zu erschließen?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717709400


Herr Kollege Lenkert, ich bleibe bei meiner Aussage,
dass wir über konkrete Maßnahmen – Förderpro-
gramme, Höhen, Ordnungsrecht – dann sprechen, wenn
ein Erfahrungsbericht vorliegt. Es geht hier nicht nur um
Wärmepumpen, sondern auch um Solarthermie, um
Biomasse, um Wärmenetze und um die Gebäudehülle.
Es handelt sich um eine Vielzahl von Maßnahmen. Ich
bitte Sie, sich in Geduld zu üben, bis der Erfahrungs-
bericht vorliegt.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717709500

Jetzt ist unser Kollege Ulrich Kelber an der Reihe. –

Bitte schön, Kollege Ulrich Kelber.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1717709600

Frau
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1717709700
gestrichen,
aufgestockt, wieder reduziert.

Da Sie den Sachverständigenrat erwähnt haben: Der
Sachverständigenrat ist ja im letzten Jahr ins Gespräch
gekommen, als bekannt wurde, dass die Bundesregie-
rung zur Aufsicht über den bisher unabhängigen Sach-
verständigenrat auf Vorschlag der FDP-Fraktion eine
neue Stelle einrichten wollte. Es wurde damals bekannt,
dass bereits eine Person aus der FDP-Fraktion für diese
Stelle vorgesehen war. Meine Frage ist: Welche konkre-
ten Entwicklungen gibt es im Besetzungsverfahren für
diese damals eingerichtete Stelle, die vom Sachverstän-
digenrat selbst abgelehnt worden ist?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717709800


Herr Kollege Kelber, jetzt haben Sie die Frage der
Kollegin Kofler vorweggenommen. Ich werde sie trotz-
dem beantworten – vermutlich haben Sie sie gestellt,
weil die Kollegin Kofler nicht anwesend sein kann –: Es
sind bisher keine Schritte zur Besetzung der mit dem
Bundeshaushalt 2012 ausgebrachten B-4-Stelle für den





Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche


(A) (C)



(D)(B)


SRU erfolgt. Im Übrigen steht für uns die Unabhängig-
keit des SRU überhaupt nicht infrage. Er behält seine
Unabhängigkeit. Dies ist ein ganz klares Statement von
dieser Stelle aus.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717709900

Vielen Dank. – Die Fragen 7 und 8 der Kollegin Ute

Vogt werden schriftlich beantwortet.

Die Frage 9 der Kollegin Dr. Bärbel Kofler haben
Sie eben in der Tat bereits beantwortet. Sollte Frau
Dr. Kofler während der Beantwortung der Fragen zu die-
sem Geschäftsbereich noch kommen – denn wir haben ja
etwas früher mit der Fragestunde begonnen –, würde ich
ihre Frage noch aufrufen.

Frage 10 der Kollegin Sylvia Kotting-Uhl wird
schriftlich beantwortet.

Ich rufe jetzt die Frage 11 unseres Kollegen Frank
Schwabe auf:

Welche Haltung hat die Bundesregierung im Rahmen der
Diskussion um die Kraftstoffqualitätsrichtlinie zu Kraftstoffen
aus Teersanden, und unterstützt die Bundesregierung eine dif-
ferenzierte Behandlung von Kraftstoffen aus konventionellen
und unkonventionellen Quellen?

Bitte schön, Frau Staatssekretärin.

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717710000


Deutschland hat sich bei der Abstimmung im Aus-
schuss für Kraftstoffqualität am 23. Februar 2012 über
den Vorschlag der Kommission für eine Richtlinie zur
Konkretisierung der Anforderungen von Art. 7 a der
Kraftstoffqualitätsrichtlinie enthalten. Einer Zustim-
mung stand entgegen, dass zum Teil Bedenken hinsicht-
lich der Auswirkungen des Kommissionsvorschlags ge-
sehen wurden. Die Europäische Kommission hat
angekündigt, dass vor der Übersendung des Vorschlags
an den Rat eine Folgenabschätzung durchgeführt werden
soll. Mit einer Befassung im Rat ist daher nicht vor
Frühjahr 2013 zu rechnen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717710100

Erste Nachfrage, Kollege Schwabe.


Frank Schwabe (SPD):
Rede ID: ID1717710200

Fr
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1717710300


Mehrmals fragen wir beide Minister für ein Inter-
view an.

– Gemeint sind Herr Röttgen und Herr Rösler. –

Zunächst erhalten wir keine Antwort. Wir haken
nach und informieren das Umweltministerium da-
rüber, dass wir den Minister in Brüssel am Rande
des Umweltrates befragen wollen. Doch als Minis-
ter Röttgen ankommt, hat er für uns wieder einmal
keine Zeit. Aus dem Wirtschaftsministerium
kommt wenigstens ein Statement, man sehe ein

Risiko von Wettbewerbsnachteilen für Raffinerien.
Das ist deutlich.

Sieht das Bundesumweltministerium ebenfalls einen
Wettbewerbsnachteil für Raffinerien?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717710400


Diese Fragestellung hat zwei Aspekte, Herr Kollege.
Zum einen sind für uns die ökologischen Aspekte wich-
tig. Hier ist es so, dass auch die Kommission darauf hin-
gewiesen hat, dass Teersande ökologisch von Nachteil
sind. Auf der anderen Seite: Bevor man zu einer
Beschlussfassung kommt, gilt es, klarzustellen, dass es
auch um Wettbewerbsfähigkeit geht. Hier können wir
Bedenken nicht beiseitewischen. Deshalb haben wir uns
enthalten.

Die Kommission wird, wie ich es eben ausgeführt
habe, eine Folgenabschätzung durchführen. Ich selbst,
Herr Kollege Schwabe, habe auch im Ausschuss mehr-
fach auf die ökologischen Nachteile und Fragen, die sich
im Zusammenhang mit der Nutzung von Teersanden er-
geben, hingewiesen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717710500

Ihre zweite Nachfrage, Kollege Frank Schwabe.


Frank Schwabe (SPD):
Rede ID: ID1717710600

Frau Staatssekretärin, es ist ja mittlerweile üblich,

dass sich Deutschland an solchen Stellen entweder ent-
hält oder dagegen ausspricht. Sie haben richtigerweise
gesagt, dass es innerhalb der Europäischen Union zu ei-
ner starken Verzögerung kommt, um zu diesem, wie ich
jedenfalls finde, schlimmen Umweltfrevel eine klare
Meinung zu entwickeln. Würden Sie Kommentierungen
nachvollziehen können, die der deutschen Bundesregie-
rung vorwerfen, dass sie dafür verantwortlich ist, dass
die Europäische Union zu keiner klaren ablehnenden
Haltung gegenüber diesem Einsatz von Teersandölen
kommt?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717710700


Einer solchen Einschätzung stimme ich selbstredend
nicht zu.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717710800

Zunächst hat der Kollege Dr. Matthias Miersch das

Wort zu einer Nachfrage. Außerdem hat sich der Kollege
Kelber zu einer Nachfrage gemeldet.

Bitte schön, Kollege Dr. Miersch.


Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1717710900

Frau Staatssekretärin, Sie sprechen von wettbewerbs-

rechtlichen Bedenken. Diese Debatte über die Teersande
ist ja nicht neu. Hat der Bundesumweltminister bislang
keine Gelegenheit gesehen, diese wirklich lange Diskus-
sion dergestalt zu klären, dass er hier tatsächlich als





Dr. Matthias Miersch


(A) (C)



(D)(B)


Umweltminister auftritt, um die auch von Ihnen
beschriebenen negativen ökologischen Auswirkungen
endlich in den Mittelpunkt zu stellen? Warum hat er sich
hier in einen Schlingerkurs begeben und ist offenbar
wieder einmal vor dem Bundeswirtschaftsminister ein-
geknickt?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717711000


Ich teile Ihre Einschätzung nicht, Herr Kollege
Miersch, und weise sie auch zurück. Neben ökologi-
schen Aspekten haben wettbewerbsrechtliche Aspekte
eine Relevanz. Befürchtet worden war auch ein Über-
maß an Bürokratie in Bezug auf Berichterstattungs-
pflichten. Dem wird weiter nachgegangen.

Noch einmal: Unsere Haltung, auch Bedenken hin-
sichtlich Wasserverbrauch, Entsorgung und dergleichen,
haben wir mehrfach, auch im Ausschuss, Herr Kollege,
dokumentiert; das ist nachlesbar.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717711100

Nun ist Ulrich Kelber an der Reihe. Bitte schön, Kol-

lege Ulrich Kelber.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1717711200

Frau Staatssekretärin, wie ist es möglich, dass in

Deutschland bei der Gewinnung von Strom aus nach-
wachsenden Rohstoffen die unterschiedliche CO2-Inten-
sität berücksichtigt wird, bei der Energiegewinnung aus
fossilen Brennstoffen mit einem Mehrfachen hinsicht-
lich der CO2-Intensitäten – das sind besonders dreckige
Energieträger, wie sie jetzt hier auch angesprochen wur-
den, nämlich Ölsande und Ähnliches – eine CO2-Rela-
tion aber nicht aufgestellt wird? Wird hier nicht mit
zweierlei Maß gemessen, auch noch zuungunsten der
umweltgerechteren Kraftstoffe?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717711300


Herr Kollege Kelber, wir sind sehr froh, dass wir in
Bezug auf Biomasse für Strom und Biomasseeinsatz für
Kraftstoffe Fortschritte erreichen konnten. Es war auf
deutschen Druck möglich, hier Nachhaltigkeitskriterien
zu definieren. Wir arbeiten auch weiter daran. Es braucht
aber eben 27 Mitgliedstaaten und ein Abstimmungsver-
fahren. Da wünscht man sich manchmal, dass es schnel-
ler geht; es geht dann aber eben nicht schneller. 2013
werden wir hoffentlich zu einem Ergebnis kommen. Die
Situation ist an der Stelle, wie sie ist; das mag man be-
dauern oder auch nicht.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717711400

Nachfrage nun vom Kollegen Ralph Lenkert. – Ich

höre gerade: Sie haben Geburtstag, Herr Kollege
Lenkert.


(Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin: Herzlichen Glückwunsch!)


Ihre Geschäftsführerin hat Ihnen ja gerade schon liebe-
voll gratuliert. Wir alle gratulieren Ihnen natürlich auch.


(Beifall)


Bitte schön, Herr Lenkert.


Ralph Lenkert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1717711500

Vielen Dank, Herr Präsident. – Frau Staatssekretärin,

Sie haben in der letzten Woche einen zusätzlichen Büro-
kratieaufwand beschlossen mit dem Ziel – das wird ver-
mutlich verfehlt werden –, den Benzinpreis zu stabilisie-
ren; es geht um die Meldepflicht für Tankstellen. Hier
führen Sie aus, zum Schutz der Umwelt seien die Büro-
kratieaufwände zu hoch. Jetzt hätte ich gern einmal von
Ihnen gewusst, wie hoch denn der Schutz der Umwelt
angesiedelt sein muss, dass Sie dafür zusätzliche Büro-
kratieaufwände in Kauf nehmen.

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717711600


Herr Kollege Lenkert, es führt nicht weiter, wenn Sie
jetzt zwei Sachverhalte miteinander vermischen. Das
eine ist eine Angelegenheit, die wir in Deutschland
selbst regeln können – zum Wohle der Verbraucherinnen
und Verbraucher, die unter hohen Benzinpreisen
leiden –; das andere sind Abstimmungsprozesse auf eu-
ropäischer Ebene. Diese Prozesse mögen mühsam sein,
sie mögen nicht so schnell gehen, wie man das möchte;
wir haben aber – das habe ich auf die Nachfrage von
Herrn Kollege Kelber noch einmal ausgeführt – auch
schon zu Zeiten der Großen Koalition hinsichtlich der
Nachhaltigkeit unter anderem von Biokraftstoffen Fort-
schritte erreicht. Man wünscht sich, auch in anderen Be-
reichen würde manches schneller gehen; wir haben aber
hier gemeinsame Abstimmungsprozesse.

Ich habe lediglich darauf hingewiesen, Herr Kollege
Lenkert, dass neben den Umweltaspekten Wettbe-
werbsaspekte nicht unter den Tisch fallen können. Man
muss sie diskutieren. Wenn sie adressiert werden, dann
werden sie auch diskutiert. Wir arbeiten jetzt an einer
vernünftigen Lösung.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717711700

Vielen Dank.

Jetzt komme ich, wie versprochen, zur Frage 9 unse-
rer Kollegin Dr. Bärbel Kofler zurück. Die Frage ist
schon in gewisser Weise beantwortet worden, aber Sie
sollten trotzdem die Chance haben, Frau Dr. Kofler, die
Antwort zu hören. Die Schuld liegt nicht bei Ihnen; das
Parlament war eben so schnell.

Ich rufe also die Frage 9 unserer Kollegin Dr. Bärbel
Kofler auf:

Welche konkreten Entwicklungen gibt es im Besetzungs-
verfahren der im Bundeshaushalt 2012 beschlossenen Ein-
richtung einer neuen B-4-Stelle für den Sachverständigenrat
für Umweltfragen?

Frau Staatssekretärin, seien Sie so nett, die Frage 9 zu
beantworten.






(A) (C)



(D)(B)


Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717711800


Das kann ich gern noch einmal tun, obwohl ich das
bei der Beantwortung einer Frage von Herrn Kollegen
Kelber schon einmal getan habe: Bisher sind keine
Schritte zur Besetzung der im Bundeshaushalt 2012 aus-
gebrachten B-4-Stelle für den SRU erfolgt.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717711900

Ihre erste Nachfrage.


Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1717712000

Es sind keine Schritte erfolgt. Das ist ein bisschen

verwunderlich. Haben Sie sich zumindest im Vorfeld mit
dem Sachverständigenrat in Verbindung gesetzt? Ihre
Kollegin, die Staatssekretärin Heinen-Esser, hat im De-
zember letzten Jahres auf eine Frage, in der es um die
Ausschreibung der Stelle ging, geantwortet, dass sich
das Ministerium selbstverständlich zu allen Fragen, die
die Ausschreibung dieser Stelle betreffen, mit dem Sach-
verständigenrat in Verbindung setzen wird. Gibt es we-
nigstens im Vorfeld dazu neue Erkenntnisse? Damals
wurde vonseiten des SRU ganz deutlich gesagt, man
bräuchte eigentlich administrativen Unterbau und nicht
eine neue B-4-Stelle.

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717712100


Es gibt dazu keine neuen Erkenntnisse.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717712200

Noch eine Nachfrage? – Nein, im Moment nicht.

Stattdessen kommt eine von einem Kollegen. Bitte
schön.


Frank Schwabe (SPD):
Rede ID: ID1717712300

Frau St
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1717712400
Es ist nichts
passiert; es gibt auch keine neuen Erkenntnisse.

Wäre es nicht sinnvoller, hier zu erklären: „Wir haben
im letzten halben Jahr gemerkt: Es geht auch ohne diese
Stelle; wir brauchen diese Stelle gar nicht“?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717712500


Herr Kollege, es war eine Entscheidung bzw. ein Be-
schluss aus dem Parlament heraus. Wenn das Parlament
etwas mit Mehrheit beschließt, dann kann die Regierung
nicht für sich beschließen, es anders zu machen. Es gibt
das Haushaltsrecht, das Königsrecht des Parlaments;
dem ist an dieser Stelle zu folgen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717712600

Nachfrage des Kollegen Dr. Matthias Miersch.


Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1717712700

Frau Staatssekretärin, können wir dann davon ausge-

hen, dass dieser viel diskutierte und hoch umstrittene
Vorgang nach dem 12. Mai seine Fortsetzung findet und
das Ministerium die Ausschreibung dieser Stelle einlei-
tet?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717712800


Die Relevanz, Herr Kollege, ergab sich ja wohl weni-
ger aus der Stelle als vielmehr aus der Befürchtung, dass
die Unabhängigkeit des Sachverständigenrates


(Dr. Matthias Miersch [SPD]: Ich habe eine Frage gestellt! – Zuruf von der LINKEN)


in irgendeiner Weise gefährdet sein könnte. Diese Un-
abhängigkeit ist nicht gefährdet. Wir schätzen die Un-
abhängigkeit des SRU. Ich habe auch schon gesagt, dass
bislang keinerlei Maßnahmen zur Einleitung eines Stel-
lenbesetzungsverfahrens getroffen worden sind.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717712900

Nachfrage unseres Kollegen Ulrich Kelber.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1717713000

Turnusgemäß wird das BMU ja in absehbarer Zeit

neue Personen in den Sachverständigenrat für Umwelt-
fragen berufen. Dürfen wir davon ausgehen, dass die Be-
setzung dieser politisch umstrittenen Stelle – der Sach-
verständigenrat hat sie ja als überflüssig bezeichnet und
davor gewarnt, dass seine Unabhängigkeit gefährdet
ist – erst nach der Umbesetzung des Sachverständigen-
rates vorgenommen wird, da bis dahin die kritischen
Stimmen aus dem Sachverständigenrat ausgeschieden
sind?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717713100


Herr Kollege, die Neubesetzung steht ja zum 1. Juli
an. Es geht nicht darum, kritische Stimmen wegzu-
drücken – das mag Usus bei der SPD sein –;


(Widerspruch bei Abgeordneten der SPD)


bei uns ist das nicht der Fall. Wir werden darauf achten,
dass der Sachverständigenrat für Umweltfragen uns wei-
terhin kritisch, fundiert und sachlich in Umweltfragen
zur Seite steht. Ich bin auch sicher, dass angesichts der
Öffentlichkeit alle Beteiligten darauf achten werden,
dass in diesem Rat genügend Sachverstand, auch kriti-
scher Sachverstand versammelt ist. Im Folgenden werden
wir über weitere Dinge sprechen. Aber zu dem konkret
in Rede stehenden Verfahren sind keine Maßnahmen
eingeleitet worden.






(A) (C)



(D)(B)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717713200

Jetzt habe ich noch die zweite Nachfrage der Frau

Kollegin Dr. Bärbel Kofler.


Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1717713300

Ich frage doch noch einmal nach, weil ich konkret

wissen möchte: Wenn die Stelle bis zum 1. Juli besetzt
werden soll, wie Sie ja gerade ausgeführt haben – –

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717713400


Nein, nicht die Stelle, Frau Kollegin; da widerspreche
ich. Vielmehr wird der Sachverständigenrat zum 1. Juli
neu besetzt.


Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1717713500

Okay, also der Sachverständigenrat neu besetzt wer-

den soll. – Formulieren wir es einmal so: Es soll also
eine zusätzliche B-4-Stelle geben. Ihre Kollegin hat ge-
sagt, sie wollen sich vorher mit dem Sachverständigenrat
ins Benehmen setzen. Sie haben auf die Frage des Kolle-
gen Schwabe geantwortet, dass Sie natürlich den
Wunsch der Mehrheit des Parlamentes umsetzen müs-
sen. Nun frage ich mich: Wann machen Sie das denn?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1717713600


Frau Kollegin, wir sind in Gesprächen.


(Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Sie haben doch gesagt, es gibt keine Gespräche!)


Ich werde aber an dieser Stelle über interne Gespräche
keine Auskunft geben.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717713700

Ich habe schon bekannt gegeben: Die Frage 10 der

Kollegin Sylvia Kotting-Uhl wird schriftlich beantwor-
tet. Bei den Fragen 12 und 13 der Kollegin Waltraud
Wolff werden wir, nachdem die Fragestellerin nicht an-
wesend ist, so verfahren, wie in der Geschäftsordnung
vorgesehen.

Somit kommen wir nun zum Geschäftsbereich des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Zur
Beantwortung der Fragen steht uns der Parlamentarische
Staatssekretär Thomas Rachel zur Verfügung.

Ich rufe nun Frage 14 unseres Kollegen Michael
Gerdes auf:

Teilt die Bundesregierung die Einschätzung der Bundes-

(so vorgetragen vor der Bundespressekonferenz am 2. Mai 2012)

senschaftsfreiheitsgesetz im Wesentlichen Regelungen fest-
schreibt, die bereits zuvor Bestandteil der Initiative „Wissen-
schaftsfreiheitsgesetz“ waren, und welche der im Rahmen des
Wissenschaftsfreiheitsgesetzes vorgesehenen Regelungen ge-
hen über die bereits durch die Initiative „Wissenschaftsfrei-
heitsgesetz“ ermöglichten Freiräume für die im Gesetz ge-
nannten Wissenschaftsorganisationen hinaus?

Bitte schön, Herr Staatssekretär.

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717713800


Herr Kollege Gerdes, der Entwurf für das Wissen-
schaftsfreiheitsgesetz baut auf den Erfahrungen der
Phase I der sogenannten Wissenschaftsfreiheitsinitiative
auf und erweitert die Handlungsspielräume für die Wis-
senschaftseinrichtungen deutlich. Bei dem Wissen-
schaftsfreiheitsgesetz wird es sich um eine auf Dauer an-
gelegte Regelung mit Gesetzeskraft handeln. Das Gesetz
ermöglicht im Bereich Haushalt eine Flexibilisierung
über die bislang geltenden quantitativen Einschränkun-
gen hinaus und regelt in den Bereichen Personal, Bau
und Beteiligungen neue Flexibilisierungen und Be-
schleunigungstatbestände. Auch wird der Kreis der ein-
bezogenen Einrichtungen deutlich erweitert.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717713900

Ihre erste Nachfrage? – Dann die Nachfrage unseres

Kollegen Tankred Schipanski. Bitte schön.


Tankred Schipanski (CDU):
Rede ID: ID1717714000

Herr Staatssekretär, welche Erfahrungen wurden denn

in der ersten Phase der Wissenschaftsfreiheitsinitiative
gesammelt, die in den jetzigen Gesetzentwurf faktisch
aufgenommen werden?

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717714100


Herr Kollege Schipanski, die Erfahrungen haben ge-
zeigt, dass sich flexible und auf die Besonderheiten von
Wissenschaftsorganisationen angepasste Rahmenbedin-
gungen letztlich leistungssteigernd für das gesamte Wis-
senschafts- und Forschungssystem auswirken und dass
ein effektiveres und effizienteres Wirtschaften ermög-
licht wird. Vor allem die Gestaltung im Bereich der
Überjährigkeit und der Deckungsfähigkeit hat sich als
sehr hilfreich erwiesen. Wir haben dem Haushaltsaus-
schuss zu den Erfahrungen einen sehr positiven Bericht
abgeben können.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717714200

Ich rufe die Frage 15 unseres Kollegen Michael

Gerdes auf:
Teilt die Bundesregierung die Einschätzung, dass die Vor-

gaben für die Ressortforschungseinrichtungen des Bundes
Vorbildcharakter für das gesamte Wissenschaftssystem haben
sollten, und, falls ja, wie passt dies zu der Tatsache, dass die
Ressortforschungseinrichtungen nicht unmittelbar von den
Regelungen des Wissenschaftsfreiheitsgesetzes profitieren
sollen?

Bitte schön, Herr Staatssekretär.

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717714300


Herr Kollege Gerdes, die Einrichtungen des Bundes
mit Ressortforschungsaufgaben stehen einerseits im na-
tionalen und internationalen Wettbewerb aller For-
schungseinrichtungen, unterliegen aber andererseits als
in der Regel nicht selbstständige Behörden besonderen
rechtlichen Grundlagen und unterscheiden sich insofern
von den außeruniversitären Forschungseinrichtungen,





Parl. Staatssekretär Thomas Rachel


(A) (C)



(D)(B)


die wir mit dem Wissenschaftsfreiheitsgesetz eigentlich
im Blick haben.

Für die Einrichtungen des Bundes mit Ressortfor-
schungsaufgaben strebt die Bundesregierung mit dem
Wissenschaftsfreiheitsgesetz und den bisherigen Maß-
nahmen der Wissenschaftsfreiheitsinitiative entspre-
chende Flexibilisierungen in den Bereichen Haushalt,
Personal und Bauverfahren an.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717714400

Ihre erste Nachfrage.


Michael Gerdes (SPD):
Rede ID: ID1717714500

Da muss ich jetzt einmal nachfragen: Inwiefern hat

sich durch die Einführung des Wissenschaftsfreiheits-
gesetzes eine Verbesserung ergeben, auch in Bezug auf
meine erste Frage?

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717714600


Wenn Sie die Frage nach der Verbesserung auf die
Ressortforschungseinrichtungen beziehen – so habe ich
Sie jetzt verstanden –, dann ist es so, dass durch einen
ausdrücklichen Kabinettsbeschluss festgelegt worden
ist, dass entsprechende Flexibilisierungsmaßnahmen für
die Ressortforschungseinrichtungen angestrebt werden.
Da wir bei den Ressortforschungseinrichtungen aber ei-
nen anderen Ansatz haben, weil sie unter Umständen nur
zu einem Teil, manche nur zu einem geringen Teil, For-
schungsaufgaben wahrnehmen, können die Regelungen
nicht identisch mit denen der außeruniversitären For-
schungseinrichtungen sein.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717714700

Ihre zweite Nachfrage.


Michael Gerdes (SPD):
Rede ID: ID1717714800

Danke.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717714900

Der Kollege Uwe Schummer möchte aber eine Nach-

frage stellen.


Uwe Schummer (CDU):
Rede ID: ID1717715000

Herr Staatssekretär, ein wichtiges Instrument zur Fle-

xibilisierung sind ja auch globale Haushalte. Inwieweit
sind solche globalen Haushalte, die die Autonomie der
Universitäten und der Forschungseinrichtungen insge-
samt verbessern sollen, weiterzuentwickeln?

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717715100


Herr Kollege Schummer, vielen Dank für Ihre
Frage. – In der ersten Phase der sogenannten Wissen-
schaftsfreiheitsinitiative haben wir die Erfahrung ge-
macht, dass sich erste Elemente von Globalhaushalten
bei den Forschungseinrichtungen leistungssteigernd aus-
gewirkt haben. Aufgrund dieser in der Praxis gemachten
positiven Erfahrungen haben wir im Wissenschaftsfrei-
heitsgesetz vorgesehen, dass dieses in drei wichtigen Be-

reichen ausgeweitet werden kann: erstens im Bereich der
Deckungsfähigkeit, zweitens im Bereich der Überjährig-
keit der Haushaltsmittel von einem Haushaltsjahr in das
nächste Haushaltsjahr und schließlich im Bereich der
Stellenpläne, die nach dem Gesetzentwurf sogar entfal-
len können.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717715200

Vielen Dank.

Ich rufe Frage 16, gestellt von unserem Kollegen
René Röspel, auf:

Welche Regelungen des Wissenschaftsfreiheitsgesetzes
sind nach der Rechtsauffassung der Bundesregierung nicht
untergesetzlich regelbar?

Bitte schön, Herr Staatssekretär.

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717715300


Nach Auffassung der Bundesregierung besteht für
sämtliche Bestimmungen des Wissenschaftsfreiheitsge-
setzes ein gesetzliches Regelungsbedürfnis. Ich verweise
hier auf den Entwurf zum Wissenschaftsfreiheitsgesetz
und die entsprechende Begründung.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717715400

Ihre erste Nachfrage, Kollege René Röspel.


René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1717715500

Vielen Dank. – Sie bezeichnen im Gesetzentwurf als

Phase I das, was bisher in der Wissenschaftsfreiheitsini-
tiative untergesetzlich geregelt wurde. Sie sprechen da-
von, dass dies in Phase II verstetigt werden soll. Sie sag-
ten gerade, es gebe einen gesetzlichen Regelungsbedarf.
Wie funktionierte das in den letzten vier Jahren unterge-
setzlich, wenn es nun eines Gesetzes bedarf, um bei-
spielsweise die Maßnahmen der Überjährigkeit umzuset-
zen? Wenn das nicht so ist: Warum entfristen Sie nicht
die jetzige Initiative, statt ein Gesetz zu machen?

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717715600


Herr Kollege Röspel, ein ganz wichtiges Element des
Entwurfs des Wissenschaftsfreiheitsgesetzes, der auf
Vorschlag der Koalitionsfraktionen zu Papier gebracht
worden ist, ist, die Autonomie, die Selbstverantwortung,
die Freiheit in die Wissenschaftseinrichtungen zu geben,
und zwar nicht zeitlich beschränkt, wie wir es in der
Freiheitsinitiative als ersten Versuch gemeinsam ge-
macht haben. Wir wollen das vielmehr grundsätzlich er-
möglichen, weil wir mit der zeitlich beschränkten Rege-
lung gute Erfahrungen gemacht haben, und dies mit der
breiten gesetzgeberischen Legitimation – nicht nur der
Administration in der Regierung – durch das Parlament.
Wenn der Deutsche Bundestag diesen Gesetzentwurf un-
terstützt und verabschiedet, unterstreicht er, dass es sich
um ein gemeinsames Anliegen der Volksvertreter des
Deutschen Bundestages handelt, um den Wissenschafts-
einrichtungen mehr Freiheit, Autonomie und Verantwor-
tung zu geben.






(A) (C)



(D)(B)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717715700

Sie haben die Möglichkeit der zweiten Nachfrage.

Bitte schön, Kollege Röspel.


René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1717715800

Habe ich es richtig verstanden, dass diese Maßnah-

men gesetzlich geregelt werden müssen?

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717715900


So ist es. Ich darf noch einmal wiederholen: Nach
Auffassung der Bundesregierung besteht ein gesetzli-
ches Regelungsbedürfnis bei den Bestimmungen des
Wissenschaftsfreiheitsgesetzes. Sie werden feststellen,
dass wir bei der Formulierung des Gesetzentwurfs sehr
genau sowohl auf die gesetzliche Regelung als solche als
auch darauf geachtet haben, dass die Rechte des Parla-
ments ausdrücklich gewährleistet werden und sicherge-
stellt ist, dass das Ganze dem Budgetrecht des Gesetzge-
bers, des Bundestages, nicht zuwiderläuft.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717716000

Ich habe weitere Nachfragen. Zunächst der Kollege

Tankred Schipanski.


Tankred Schipanski (CDU):
Rede ID: ID1717716100

Vielen Dank. – Herr Staatssekretär, Sie haben richtig

festgestellt, welche Vorteile eine gesetzliche Regelung
hat. Sie haben dargestellt, wie das Parlament einbezogen
wird. Meine Frage geht in folgende Richtung. Wir haben
in diesem Gesetz vier große Teile: Haushalt, Personal,
Beteiligungen und Bau. Welche Beschleunigungseffekte
verspricht sich die Bundesregierung von dieser Geset-
zesinitiative in diesen vier Bereichen?

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717716200


Herr Kollege Schipanski, wir haben neben der inhalt-
lichen Erweiterung im Wissenschaftsfreiheitsgesetz im
Verhältnis zur ersten Phase tatsächlich Beschleunigungs-
elemente eingebaut, weil wir festgestellt haben – ich
glaube, das haben auch die Forschungspolitiker im Bun-
destag sehr intensiv beobachtet –, dass die Forschungs-
einrichtungen nicht nur in einem nationalen Wettbewerb,
sondern auch in einem starken internationalen, globalen
Forschungswettbewerb stehen. Beispielsweise kann es
im Bereich der wissenschaftlichen Bauvorhaben von er-
heblicher Relevanz sein, ob man bei einem neuen For-
schungsprojekt schnell ein neues Labor usw. bekommt
oder ob dies erst zeitverzögert der Fall ist. Deswegen ha-
ben wir eine Beschleunigung der Bauvorhaben für Wis-
senschaftseinrichtungen vorgesehen. Das ist, glaube ich,
ein wichtiges Element.

Es gibt einen weiteren wichtigen Bereich, in dem wir
Beschleunigungsmaßnahmen vorgesehen haben, näm-
lich den der Beteiligungen. Um zum Beispiel einen
Know-how-Transfer aus den Forschungseinrichtungen
in die praktische Wirtschaft hinein zu organisieren, wol-
len wir Ausgründungen oder bereits existierende Unter-
nehmen in der Weise unterstützen, dass sich Forschungs-

einrichtungen daran beteiligen können. Hier haben wir
eine entsprechende Beschleunigung vorgesehen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717716300

Nächste Nachfrage von unserem Kollegen Dr. Peter

Röhlinger. Bitte schön, Kollege Dr. Röhlinger.


Dr. Peter Röhlinger (FDP):
Rede ID: ID1717716400

Herr Staatssekretär, die Wissenschaft wartet auf das

Wissenschaftsfreiheitsgesetz. Wir sind froh und dankbar,
dass wir es nun endlich auf den Weg gebracht haben.
Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir das bereits
im Jahr 2011 geschafft. Speziell die wissenschaftsspezi-
fischen Beschäftigungsverhältnisse standen im Fokus
der Wissenschaftseinrichtungen. Welche Ziele werden
mit der wissenschaftsspezifischen Ausgestaltung von
Beschäftigungsverhältnissen verfolgt?

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717716500


Lieber Herr Dr. Röhlinger, wir nehmen intensiv wahr,
dass es in den Wissenschafts- und Forschungseinrichtun-
gen in Deutschland einen harten Wettbewerb um die bes-
ten Frauen und Männer gibt. Das ist ein Wettbewerb, der
international mit anderen Forschungseinrichtungen, aber
auch zwischen Industrie und Wirtschaftsunternehmen
auf der einen Seite und Forschungseinrichtungen auf der
anderen Seite ausgetragen wird.

Da die normalen Finanzierungs- und Lohnperspekti-
ven im öffentlichen Dienst allerdings nicht immer den
Möglichkeiten der Wirtschaft entsprechen bzw. gegen-
über internationalen Wissenschaftsorganisationen zu-
rückbleiben, haben wir im Wissenschaftsfreiheitsgesetz
eine Veränderung vorgesehen, die sich im Wesentlichen
so zusammenfassen lässt: Wenn Wissenschaftseinrich-
tungen Einnahmen oder Erlöse aus dem privaten Sektor
– aus Drittmitteln, aus Wirtschaftserträgen, aus Spenden
oder privaten Vermögen – haben, sollen sie in die Lage
versetzt werden, diese Erlöse zu nutzen, um in Zukunft
eine höhere Dotierung der qualifizierten Spitzenleute in
Wissenschaft und Forschung realisieren zu können.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717716600

Ich komme zur Frage 17, ebenfalls gestellt von unse-

rem Kollegen René Röspel:
Welche Regelungen des Wissenschaftsfreiheitsgesetzes

können ohne Umsetzung der Länder und/oder ohne Be-
schlüsse des Deutschen Bundestages wirksam werden?

Bitte schön, Herr Staatssekretär.

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717716700


Das Wissenschaftsfreiheitsgesetz trifft durchgängig
Regelungen zur bundesseitigen haushaltsrechtlichen Fle-
xibilisierung der für die Wissenschaftseinrichtungen gel-
tenden Rahmenbedingungen. Diese Flexibilisierungen in
den Bereichen Haushalt und Personal erfolgen dann
nach Maßgaben des jährlichen Haushaltsgesetzes. Damit
diese Flexibilisierungen für die Einrichtungen wirksam
werden, bedarf es grundsätzlich nachfolgender Umset-





Parl. Staatssekretär Thomas Rachel


(A) (C)



(D)(B)


zungsschritte der Zuwendungsgeber, insbesondere zur
Anpassung der sogenannten Bewirtschaftungsgrund-
sätze der Einrichtungen.

Dies erfolgt überwiegend in den gemeinsam von
Bund und Ländern finanzierten Einrichtungen unter Be-
teiligung der Länder nach Maßgabe der jeweiligen ein-
richtungsspezifischen Regularien.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717716800

Ihre erste Nachfrage.


René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1717716900

Ich entnehme der Äußerung, dass vonseiten der Bun-

desregierung offenbar keine Zustimmungspflichtigkeit
vorgesehen ist. Wie kann ich mir das denn in den Ein-
richtungen vorstellen, die zu 50 Prozent vonseiten des
Bundes finanziert werden und zu den anderen 50 Pro-
zent vonseiten der Länder? Gelten dann diese Regelun-
gen nur für den Bundesanteil, für den Länderanteil aber
nicht? Oder ist es nicht auch notwendig, dass die Länder
ihren Beitrag in gleicher Weise leisten und dann aber
eine Zustimmungspflichtigkeit gegeben sein muss?

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717717000


Der letzten Schlussfolgerung kann ich nicht zustim-
men, weil es sich – wie ich gerade sagte – in erster Linie
um bundesseitige haushaltsrechtliche Flexibilisierungs-
maßnahmen handelt, die wir im Wissenschaftsfreiheits-
gesetz des Bundes vorgesehen haben.

Ich will Ihre Frage gerne ein Stück weit aufnehmen
und noch einmal deutlich machen: Wenn wir in der wei-
teren praktischen Umsetzung der Flexibilisierung in den
Bereichen Haushalt und Personal die entsprechende Be-
teiligung haben wollen, brauchen wir eine nachfolgende
Umsetzung der Zuwendungsgeber. Ich habe es bereits
angesprochen: Dabei geht es um die Bewirtschaftungs-
grundsätze. Die Zuwendungsgeber sind gemeinsam ge-
fordert, diese entsprechend umzusetzen.

Die Anpassung der Bewirtschaftungsgrundsätze er-
folgt unter Beteiligung der Länder; da haben Sie völlig
recht. Hierzu gibt es ein Forum, in dem diese Fragen ge-
meinsam besprochen werden und das die Umsetzung si-
cherstellen wird: die GWK, die Gemeinsame Wissen-
schaftskonferenz.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717717100

Ihre zweite Nachfrage. Bitte schön, Kollege Röspel.


René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1717717200

Entnehme ich dieser Äußerung, dass die Möglichkeit

besteht, dass die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz
tatsächlich die Budgethoheit der Landesparlamente so-
zusagen übernimmt, weil sie im Rahmen eines gemein-
samen Bewirtschaftungsplans Entscheidungen trifft, die
sich im Rahmen der Wissenschaftsfreiheitsinitiative be-
wegen?

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717717300


Mir steht es nicht zu, Ihre Einschätzung zu kommen-
tieren. Ich will Ihnen aber erklären, wie sich der
Sachverhalt darstellt. Es geht darum, dass in der Ge-
meinsamen Wissenschaftskonferenz die Bewirtschaf-
tungsgrundsätze entsprechend der Grundphilosophie des
Wissenschaftsfreiheitsgesetzes – Freiheit, Autonomie,
Selbstverantwortung – geändert werden. Dies wird man
gemeinsam im Miteinander zwischen Ländern und Bund
vereinbaren, beispielsweise in den zuständigen Fachaus-
schüssen der GWK für die MPG, für die DFG und im so-
genannten FhG-Ausschuss.

Im Bereich der Leibniz-Einrichtungen – Sie haben
vorhin die 50/50-Finanzierung angesprochen – wird das
rechtlich anders sein. Hier besteht die Besonderheit, dass
der Vollzug der gemeinsamen Bund-Länder-Förderung
grundsätzlich nach den Regelungen des jeweiligen Sitz-
landes erfolgt, das heißt, die Grundlage ist das entspre-
chende Landeshaushaltsrecht. Umgekehrt heißt das
– politisch gesprochen –: Wir als Bundesgesetzgeber
– die Bundesregierung und, wenn der Bundestag das be-
schließt, das deutsche Parlament – möchten diese Frei-
heit und Autonomie im Bereich der WGL in deren
Selbstverantwortung übertragen. Das wird aber nur dann
der Fall sein, wenn entsprechende Umsetzungsmaßnah-
men der Länder im Bereich der WGL erfolgen. Sie ha-
ben also die Möglichkeit, bei den Forschungspolitikern
Ihrer Fraktion in den 16 Ländern für diese Freiheit und
Selbstverantwortung zu werben.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717717400

Ich habe zu dieser Frage keine weiteren Nachfragen.

Die Fragen 18 und 19 der Kollegin Marianne
Schieder werden schriftlich beantwortet.

Ich rufe die Frage 20 des Kollegen Swen Schulz auf:
Inwieweit ist in der mittelfristigen Finanzplanung der

Bundesregierung Vorsorge für steigende Ausgaben durch zu-
sätzliche Studierendenanfängerzahlen getroffen, und welche
Planung hat die Bundesregierung für Änderungen beim Bun-
desausbildungsförderungsgesetz?

Bitte schön, Herr Staatssekretär.

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717717500


Die Bundesregierung hat entsprechend ihren rechtli-
chen Verpflichtungen die nötige Vorsorge getroffen, um
den steigenden Studierendenzahlen und den finanziellen
Auswirkungen beim BAföG und beim Hochschulpakt
im Haushaltsjahr 2013 vollständig Rechnung zu tragen.
Für die Finanzplanung, bei der es sich um ein rein inter-
nes Planungsinstrument der Bundesregierung handelt, ist
ausreichende Vorsorge für den Hochschulpakt unter den
Gesichtspunkten Vorhersehbarkeit, Bestimmtheit und
Etatreife eingestellt. Beim Hochschulpakt ergeben sich
die tatsächlich fälligen Forderungen jeweils aus der
Schnellmeldung des Statistischen Bundesamtes am Ende
des Jahres. Auf dieser Grundlage erfolgt entsprechend
der aktuellen Studienanfängerzahl die Dotierung für das
jeweils übernächste Haushaltsjahr gemäß der Abrech-





Parl. Staatssekretär Thomas Rachel


(A) (C)



(D)(B)


nungssystematik des Hochschulpakts. Die Vorsorge für
das BAföG wird auf der Grundlage jeweils aktualisierter
Prognosen von unabhängiger Seite vorgenommen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717717600

Die erste Nachfrage des Kollegen Swen Schulz. –

Bitte schön.


Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1717717700

Vielen Dank, Herr Staatssekretär. – Zunächst stelle

ich eine Nachfrage zum Hochschulpakt. Sie haben ge-
sagt, dass für das Jahr 2013 Vorsorge getroffen wurde.
Das deckt sich mit der mittelfristigen Finanzplanung, in
der Sie eine Aufstockung vorgesehen haben. Die mittel-
fristige Finanzplanung sieht aber vor, dass die Mittel ab
2014 wieder sinken werden. Die Planungen sehen eine
Kürzung vor. Sie sagen, das sei eine rein interne Ge-
schichte, eine rein interne Planung. Ich verstehe das jetzt
so: Sie stellen in Aussicht, dass im Rahmen von Neuver-
handlungen des Hochschulpakts deutlich mehr Mittel
vorgesehen werden, als in der aktuellen mittelfristigen
Finanzplanung skizziert. Sehe ich das richtig?

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717717800


Herr Kollege Schulz, die Bundesregierung stellt seit
2010 Jahr für Jahr ganz verlässlich erhebliche finanzielle
Mittel zur Verfügung. Sie stellte jeweils mehr finanzielle
Mittel zur Verfügung, als in der Finanzplanung vorgese-
hen waren. Auf der Grundlage der Schnellmeldung der
Studienanfängerzahlen wurden die Mittel in der Vergan-
genheit bedarfsgerecht bereitgestellt. Ich glaube, daran
sieht man sehr gut, dass sich die Bundesregierung nach-
gewiesenen zahlenmäßigen Veränderungen unmittelbar
gestellt hat und ihren Beitrag hinsichtlich der Zurverfü-
gungstellung der notwendigen Mittel geleistet hat.

Ich will dies an einem Beispiel erläutern. Wir befin-
den uns im Haushaltsjahr 2012. Allein für das Haus-
haltsjahr 2012 sind insgesamt 607 Millionen Euro mehr
für die Studierenden zur Verfügung gestellt worden, als
in der ursprünglichen Finanzplanung für das Jahr 2012
vorgesehen waren.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717717900

Ihre weitere Nachfrage, Kollege Schulz.


Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1717718000

Mit anderen Worten, Herr Staatssekretär: Die Finanz-

planung ist Makulatur. Ich habe das zur Kenntnis ge-
nommen.

Jetzt zum BAföG: Es gibt das Angebot der Bundes-
regierung, mit den Ländern über mögliche Verbesserun-
gen beim BAföG zu verhandeln. Welche Planungen hat
die Bundesregierung diesbezüglich? Gibt es Gespräche
mit den Ländern? Wie wird sich das finanziell auswir-
ken?

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717718100


Zum ersten Teil Ihrer Frage, der eine Bemerkung und
keine Frage war, möchte ich feststellen, dass sich die
Finanzplanung an den Fakten orientiert, die zu dem Zeit-
punkt, zu dem der Finanzplan aufgestellt wird, vorlie-
gen. Die Bundesregierung hat in der Vergangenheit ein
hohes Maß an Flexibilität bewiesen – das war im Sinne
der Hochschulen und der Studierenden –, indem sie be-
reit gewesen ist, sich auf die im Laufe der Jahre bzw. im
Laufe eines Jahres verändernden Studienanfängerzahlen,
die statistisch belegt sind, einzustellen und entsprechend
höhere Finanzmittel zur Verfügung zu stellen.

Über das Thema BAföG befinden wir uns in Gesprä-
chen mit den Bundesländern. Wir warten ab, wie die
Bundesländer, die einen Teil der BAföG-Finanzierung
übernehmen müssen, zu diesem Thema stehen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717718200

Vielen Dank. – Ich rufe jetzt die Frage 21 unseres

Kollegen Swen Schulz auf:
Liegen der Bundesregierung Daten zum Sanierungs- und

Modernisierungsbedarf – insgesamt aufgelaufener Bedarf so-
wie akuter Bedarf – an deutschen Hochschulen vor, und wie
sind diese in ihre Einschätzung der notwendigen Kompensa-
tionsmittel für 2014 bis 2019 nach dem Entflechtungsgesetz
eingeflossen?

Bitte schön, Herr Staatssekretär.

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717718300


Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse über
den allgemeinen Hochschulbau vor, die eine Einschät-
zung eines Sanierungs- oder Modernisierungsbedarfs er-
lauben. Über diese Daten verfügen die Länder. Das ist
auch nicht verwunderlich, da es ausschließlich Aufgabe
der Länder ist, hierfür Vorsorge zu treffen.

Zur Frage der Höhe: Die Höhe der nach 2013 zur
Aufgabenerfüllung noch angemessenen und erforderli-
chen Finanzierungsmittel wird Ergebnis des Bund und
Ländern in Art. 143 c Abs. 3 des Grundgesetzes gemein-
sam auferlegten Prüfauftrags sein.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717718400

Ihre erste Nachfrage.


Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1717718500

Vielen Dank. – Herr Staatssekretär, Sie haben gerade

gesagt, dass Sie zwar keine Daten haben, dass sich aber
Bund und Länder in irgendeiner Form über die künftige
Höhe der Mittel einigen müssen. Wie gelingt es der Bun-
desregierung, sich eine Meinung zu bilden, wenn sie
keine Daten hat?

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717718600


Herr Kollege Schulz, hier geht es um die Frage, wie
nach 2013 eine bis jetzt geltende Grundgesetzregelung
im Bereich der Kompensationsleistungen fortgeführt
oder verändert wird. Ich gehe davon aus, dass die Bun-





Parl. Staatssekretär Thomas Rachel


(A) (C)



(D)(B)


desländer ihre Sicht der Dinge – belegt durch entspre-
chende Daten und Zahlen – in die Diskussion einbringen
werden. Dann werden Bund und Länder darüber in ein
konstruktives Gespräch kommen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717718700

Ihre zweite Nachfrage.


Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1717718800

Ich habe keine.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717718900

Gut. – Damit gehen wir weiter. Die Fragen 22 und 23

des Kollegen Willi Brase und die Fragen 24 und 25 des
Kollegen Dr. Ernst Dieter Rossmann werden schriftlich
beantwortet.

Ich rufe Frage 26 unserer Kollegin Frau Agnes Alpers
auf:

In welcher Form soll der Deutsche Bundestag mit dem
Deutschen Qualifikationsrahmen, DQR, befasst werden, und
welches Gremium soll nach dem Abschluss der Debatte um
die Einstufung verschiedener Abschlüsse in den DQR ab-
schließend über ein entsprechendes Regelwerk entscheiden?

Bitte schön, Herr Staatssekretär.

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717719000


Frau Bundestagsabgeordnete Alpers, ich kann Ihnen
dazu zurzeit nur sagen, dass darüber Beratungen stattfin-
den, es aber noch keine abschließende Meinungsbildung
gibt, welches Gremium oder welche Gremien damit be-
fasst werden.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717719100

Ihre erste Nachfrage, Frau Kollegin Alpers.


Agnes Alpers (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1717719200

Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Rachel, vielen

Dank, das war genau die Antwort, die wir schon in der
Antwort auf unsere Kleine Anfrage bekommen hatten.
Diese liegt schon ein wenig zurück. Daher frage ich
noch einmal ganz konkret nach, wie die Bundesregie-
rung dies sieht. In den anderen europäischen Ländern ist
es üblich, dass auch das Parlament involviert und an die-
sem Prozess der Entscheidungsfindung wesentlich betei-
ligt wird. Plant die Bundesregierung, das Parlament ein-
zubeziehen und wesentliche Entscheidungen hier im
Parlament zu treffen?

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717719300


Frau Kollegin Alpers, die Tatsache, dass sich meine
Antwort mit der Antwort der Bundesregierung auf eine
frühere Anfrage deckt, zeigt die Kontinuität und Strin-
genz der Antworten der Bundesregierung.

Warum ist dem so? Wir haben keine rechtliche Vor-
gabe von europäischer Seite. Vielmehr gibt es eine Emp-
fehlung des Europäischen Parlaments und des Rats zur
Einführung des Europäischen Qualifikationsrahmens.

Diese hat keinen rechtsverbindlichen Charakter und
überlässt es insofern den Mitgliedstaaten, in welcher
Form sie zu einer Meinungsbildung und Beschlussfas-
sung kommen.

Ich darf Ihnen vielleicht den aktuellen Stand des Pro-
zesses erläutern. Bund und Länder, in dem Fall das
BMBF und die Kultusministerkonferenz, haben sich auf
eine sogenannte Bund-Länder-Koordinierungsgruppe
DQR verständigt. Neben unserem Ministerium und der
KMK gehören ihr das Bundeswirtschaftsministerium
und auch die Wirtschaftsministerkonferenz der Länder
an. Neben diesem Gremium gibt es ein zweites Gre-
mium, das sich aus Akteuren aus dem Bildungsbereich,
Vertretern der Sozialpartner und Experten aus der Wis-
senschaft zusammensetzt. Dies ist der sogenannte Ar-
beitskreis DQR. Er befasst sich mit der detaillierten Aus-
gestaltung und auch mit der Frage, wie es weitergehen
soll.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717719400

Ihre zweite Nachfrage, Frau Kollegin Agnes Alpers.


Agnes Alpers (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1717719500

Die Beteiligung des Parlaments oder auch der Parla-

mente – ich beziehe jetzt einmal die Länder mit ein – ist,
so haben Sie es gesagt, nicht rechtsbindend. Erstaunlich
ist, dass sich die Bundesregierung, die Arbeitgeberver-
treter und die Arbeitnehmervertreter dafür ausgespro-
chen haben, das Abitur mit einer vollqualifizierenden
Ausbildung gleichzusetzen. Hätte man nicht das Parla-
ment beteiligen sollen? War es richtig, entgegen ganz
Europa die Schulabschlüsse auszunehmen? Wie steht die
Bundesregierung dazu, diesen Prozess weiter voranzu-
treiben und das Parlament und auch die Länderparla-
mente hier mehr mit einzubeziehen?

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717719600


Frau Kollegin Alpers, ich möchte mir Ihre Darstel-
lung nicht in dieser Form zu eigen machen, bin aber in
einem Punkt, glaube ich, nahe bei Ihnen. Ich finde, die
Lösung, auf die sich die verschiedenen Partner verstän-
dig haben, dass das Abitur bei der DQR-Berechnung zu-
nächst herausgelassen wird, ist gut. Denn letztlich han-
delt es sich beim Abitur um einen schulischen
Abschluss, während sich der DQR auf die Frage der Mo-
bilität auf dem Arbeitsmarkt bezieht.

Wir haben bei diesem Prozess in der Vergangenheit
darauf geachtet, dass es bei der Anerkennung nebenbe-
ruflicher Qualifikationen einen umfangreichen Aus-
tausch und eine intensive Beratung, auch mit den Sozial-
partnern, gibt. Ich glaube, dass das gut ist. Denn die
Lösungen, die hier vorgezeichnet werden, sollten später
auch von den verschiedenen Seiten in den Betrieben un-
terstützt werden.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717719700

Eine Nachfrage unseres Kollegen Uwe Schummer.






(A) (C)



(D)(B)



Uwe Schummer (CDU):
Rede ID: ID1717719800

Herr Staatssekretär, beim Europäischen Qualifika-

tionsrahmen und beim Deutschen Qualifikationsrahmen
hat sich das Parlament ja mehrfach mit Anträgen über
die Fraktionsgrenzen hinweg befasst und Positionen for-
muliert. Eine entscheidende Position lautet, dass berufli-
che und akademische Ausbildung gleichwertig anzuse-
hen sind. Es ist zu beobachten, dass es im europäischen
Raum eine entsprechende Bewegung gibt. Ist der Schritt
hin zur dualen Ausbildung insgesamt und zur Gleich-
wertigkeit von beruflicher und akademischer Ausbil-
dung im Deutschen Qualifikationsrahmen gelungen?

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717719900


Herr Bundestagsabgeordneter Schummer, dies ist tat-
sächlich das gemeinsame Anliegen des Bundestages, vor
allem der Koalitionsfraktionen und der Bundesregie-
rung. Bei der Beschreibung, die wir im DQR vorgenom-
men haben, ist dies gelungen. Ich will beispielhaft daran
erinnern, dass wir die gleichwertige Zuordnung eines
Meisterabschlusses und eines Bachelorabschlusses auf
Niveau 6 des DQR vorgesehen haben. Ich glaube, dies
ist ein deutliches Signal in dem Sinne, in dem Sie Ihren
Wunsch geäußert haben.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717720000

Eine Nachfrage unseres Kollegen Ralph Lenkert.


Ralph Lenkert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1717720100

Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Staatssekretär,

beim DQR und beim EQR, also beim Deutschen Qualifi-
kationsrahmen und beim Europäischen Qualifikations-
rahmen, geht es ja hauptsächlich um Mobilitätsfragen.
Uns geht es aber auch um die Vergleichbarkeit. Wie wol-
len Sie die Vergleichbarkeit von Abschlüssen verbessern
und voranbringen?

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717720200


Herr Bundestagsabgeordneter, gerade der DQR ist ein
Instrument, das zur Transparenz beitragen soll. DQR
und EQR werden natürlich nicht alle Fragen dieser Welt
lösen. Aber: Der DQR ist ein Instrument zur Erhöhung
der Transparenz, das zur besseren Orientierung und Ver-
gleichbarkeit von Qualifikationen innerhalb des deutschen
Bildungssystems, aber auch zwischen unterschiedlichen
Bildungssystemen in Europa dienen soll. Insofern wer-
den Gleichwertigkeiten, aber auch manche Unterschiede
sichtbar werden.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717720300

Ich rufe die Frage 27 unserer Kollegin Agnes Alpers

auf:
Welche besonderen Vereinbarungen gibt es zur Einord-

nung der Abschlüsse im Gesundheitsbereich, und auf wel-
chem Niveau des DQR sollen die berufsfachschulischen Aus-
bildungen im Gesundheits- und Pflegebereich eingeordnet
werden?

Bitte schön, Herr Staatssekretär.

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717720400


Frau Abgeordnete Alpers, im Rahmen eines DQR-
Spitzengesprächs am 31. Januar dieses Jahres haben sich
Bund, Länder, Sozialpartner und Wissenschaftsorganisa-
tionen auf eine grundsätzliche Linie für die Einführung
eines Deutschen Qualifikationsrahmens verständigt. Die
Vereinbarung ist im entsprechenden Internetbeitrag zum
DQR verfügbar; die Internetadresse stelle ich Ihnen
gerne zur Verfügung. Hierin wird der Arbeitskreis DQR
– auf ihn bin ich vorhin schon eingegangen – gebeten,
die noch ausstehenden Zuordnungen vorzunehmen. Mit
anderen Worten: Der Beratungsprozess dauert noch an;
er ist noch nicht abgeschlossen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717720500

Ihre erste Nachfrage, Frau Kollegin.


Agnes Alpers (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1717720600

Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Rachel, dieser

Prozess währt ja schon einige Zeit. Meine Fraktion und
ich haben einige Fragen dazu und wollen, dass der Ge-
sundheitsbereich nun endlich mit einbezogen wird.

Häufig wurde darüber diskutiert, dass das Abitur
nicht miteinbezogen worden ist und Abschlüsse in Teil-
bereichen des Gesundheitswesens in das Niveau 4 oder 5
eingeordnet werden sollen. Deshalb frage ich: Wann ge-
nau wird dieser Prozess abgeschlossen sein, damit es für
diese Berufe tatsächlich eine verlässliche Aussage gibt?

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717720700


Frau Kollegin Alpers, der Diskussionsprozess wird
dann abgeschlossen sein, wenn man sich nach inhaltlich
überzeugenden Kriterien geeinigt hat. Das ist zurzeit
noch nicht der Fall.

Den weiteren Prozess werden wir ausgestalten. Wir
werden jetzt nicht aufhören, sondern wir werden jetzt
Erfahrungen mit dem DQR in der Praxis sammeln, und
zwar hier bei uns in Deutschland und in Europa.

In den Arbeitsgremien gibt es einen klaren Konsens
darüber, dass in fünf Jahren eine Überprüfung, eine Eva-
luation, durchgeführt werden soll. In diesem Zusammen-
hang wird dann auch die Zuordnung der allgemeinbil-
denden Schulabschlüsse erneut aufgegriffen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717720800

Sie haben die Möglichkeit der zweiten Nachfrage.

Bitte schön, Frau Kollegin.


Agnes Alpers (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1717720900

Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Rachel, ich muss

doch noch einmal ganz konkret nachfragen. Sie sagten
jetzt: Wir wollen Erfahrungen sammeln. Wir wollen uns
nach fünf Jahren noch einmal mit dem Abitur beschäfti-
gen, dessen Einordnung wir ausgesetzt haben.

Ich frage Sie nochmals: Hält die Bundesregierung es
für sinnvoll, die anderen Berufe einzuordnen, den Ge-
sundheitsbereich für die nächsten fünf Jahre aber auszu-





Agnes Alpers


(A) (C)



(D)(B)


schließen? Es gibt viele, die konkret nach dem Zeitpunkt
fragen. Beabsichtigen Sie in absehbarer Zeit, eine ge-
naue Zuordnung der Gesundheitsberufe vorzunehmen?

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717721000


Frau Kollegin Alpers, ich kann Sie beruhigen: Es ist
nicht vorgesehen, das erst in fünf Jahren zu machen, son-
dern das soll jetzt Teil des gesamten Verhandlungspro-
zesses sein. Ich kann das Ergebnis heute nicht vorweg-
nehmen. Man hat sich hier inhaltlich noch nicht geeinigt.

Der Zeitraum von fünf Jahren bezieht sich auf die Ge-
samtbetrachtung. Die Überprüfung, ob die Einordnun-
gen richtig waren, und zwar sowohl im nationalen Maß-
stab als auch im Vergleich zu anderen Ländern, wird
man in fünf Jahren im Rahmen einer Evaluation durch-
führen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717721100

Der Kollege Ralph Lenkert hat noch eine Nachfrage.

Bitte schön.


Ralph Lenkert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1717721200

Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Staatssekretär,

wie soll aus Sicht der Bundesregierung gewährleistet
werden, dass landesrechtlich geregelte Ausbildungen im
Deutschen Qualitätsrahmen bundeseinheitlich einge-
stuft werden?

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1717721300


Wir haben für eine Vielzahl von Ausbildungsberufen
und entsprechenden Qualifikationen Regelungen vorge-
sehen. Darauf können wir uns hier an dieser Stelle bezie-
hen. Inwiefern sich die Länder mit ihren Regelungen mit
einbringen werden, kann ich Ihnen im Moment nicht
konkret beantworten.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717721400

Vielen Dank.

Wir sind am Ende des Geschäftsbereiches des Bun-
desministeriums für Bildung und Forschung und kom-
men nun zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Zur Beantwortung der Fragen steht uns Staatssekretär
Hans-Jürgen Beerfeltz zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 28 unseres Kollegen Dr. Sascha
Raabe auf:

Trifft es zu, dass der Bundesminister für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung, Dirk Niebel, mit 23 Fehl-
tagen die Liste der bei Sitzungen des Bundeskabinetts abwe-
senden Bundesminister anführt, und welche Termine hat der
Bundesminister Dirk Niebel jeweils konkret an den Tagen, an
denen er nicht an der Kabinettssitzung teilgenommen hat,
wahrgenommen?

Bitte schön, Herr Staatssekretär.

Ha
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1717721500


Bundesminister Niebel hat insgesamt an 76 der
100 Kabinettssitzungen seit Beginn dieser Legislatur-
periode teilgenommen. Er war 21-mal durch Dienst-
geschäfte und 3-mal durch Urlaub verhindert. Die
entsprechende Liste, auf der die Dienstgeschäfte ver-
zeichnet sind, habe ich hier bei mir, und ich bin bereit,
sie zur Einsichtnahme zu zeigen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717721600

Ihre erste Nachfrage, Kollege Dr. Raabe.


Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1717721700

Vielen Dank, Herr Staatssekretär, für die Beantwor-

tung. Die Liste werde ich mir gerne anschauen. – Es ist
so, dass der Minister seine spärliche Anwesenheit bei
uns im Ausschuss oft damit begründet hat, dass er an
Kabinettssitzungen teilnehmen muss. Jetzt hören wir,
dass er im Vergleich zu anderen Ministern selten bei Ka-
binettssitzungen dabei ist. Es trifft zu, dass er mit seinen
23 Fehltagen die Liste der bei diesen Sitzungen abwe-
senden Bundesminister anführt.

Meine Nachfrage lautet: Ist es auch richtig, dass das
Bundesministerium noch nicht einmal einen einzigen
Original-Tagesordnungspunkt aufgesetzt hat? In der Sta-
tistik von Herrn Pofalla steht zum Beispiel, dass der Au-
ßenminister schon 43 Tagesordnungspunkte angemeldet
hat. Ähnliches gilt für den Finanzminister. Pofallas tro-
ckene Kabinettsbilanz lautet: Das BMZ hat noch gar kei-
nen Tagesordnungspunkt aufgesetzt. – Ist das richtig,
Herr Staatssekretär?

Ha
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1717721800


Herr Abgeordneter, das ist überhaupt keine trockene
Bilanz, sondern das Ganze ist einem anderen Aufgaben-
feld geschuldet, das Bundesminister Niebel für die Bun-
desregierung und die Bundesrepublik Deutschland wahr-
zunehmen hat. Sein Dienstgeschäft besteht eben im
Wesentlichen nicht darin, in Deutschland an Schreib-
tischen oder Konferenztischen zu sitzen, sondern darin,
im Rahmen der eigenen Projekte in den 50 Partnerlän-
dern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit aktiv
zu sein. Dort ist der Bundesminister dienstlich gefordert,
die tatsächliche Umsetzung dieser Projekte selbst in Au-
genschein zu nehmen und zu kontrollieren. Zusätzlich
muss er seine Arbeit darauf konzentrieren, für diese Pro-
jekte, die die Bundesrepublik Deutschland in den Ent-
wicklungspartnerländern durchführt, in Deutschland zu
werben.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717721900

Ihre zweite Nachfrage, Herr Kollege.


Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1717722000

Es ist schon erstaunlich, dass es der Außenminister,

der auch viel im Ausland unterwegs sein muss, schafft,





Dr. Sascha Raabe


(A) (C)



(D)(B)


öfter an den Sitzungen des Kabinetts teilzunehmen, und
dass er schon 43 Tagesordnungspunkte aufgesetzt hat.
Herr Staatssekretär, ist es nicht so, dass es gerade im
Bereich der Entwicklungszusammenarbeit und Entwick-
lungspolitik ganz wesentlich auf die sogenannte
Kohärenz ankommt, das heißt, darauf, die Entwick-
lungspolitik mit der Handelspolitik, der Umweltpolitik
und der Landwirtschaftspolitik abzustimmen? Aus mei-
ner Sicht können Sie doch nicht sagen: Ein Entwick-
lungsminister in Deutschland braucht nicht an irgend-
welchen Sitzungen teilzunehmen, sondern er muss im
Ausland umherschwirren.

Stimmen Sie mir nicht zu, dass es wichtig wäre, dass
gerade der Entwicklungsminister mit seinen Kabinetts-
kollegen dafür sorgen müsste, dass die Entwicklungs-
politik abgestimmt wird und als Querschnittsaufgabe
verstanden und umgesetzt werden kann? Er hat auch für
ein Aufwachsen der ODA-Mittel zu sorgen. Hat denn
Herr Minister Niebel konkret im Kabinett auf die Tages-
ordnung gesetzt, dass über die Hälfte der Abgeordneten
das 0,7-Prozent-Ziel erreichen will? Mir drängt sich der
Eindruck auf, dass Herr Niebel deshalb am meisten fehlt
und nicht einen einzigen Tagesordnungspunkt aufgesetzt
hat, weil er – das würde man normalerweise dann zu
Recht denken – einfach keinen Bock hat.

Ha
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1717722100


Diesen falschen Eindruck bei Ihnen, Herr Abgeordne-
ter, möchte ich natürlich gerne zerstreuen; denn Dirk
Niebel ist der erfolgreichste Entwicklungsminister aller
Zeiten der Bundesrepublik Deutschland.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU– Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In welcher Hinsicht?)


Dabei müssen Sie in Rechnung stellen, dass die ODA-
Quote, über die Sie gerade gesprochen haben, zum ers-
ten Mal 0,4 Prozent des Bruttosozialprodukts erreicht
– sie war bis 2009 auf 0,35 Prozent gesunken – und dass
wir auch im nächsten Jahr durch die Verantwortungsbe-
reitschaft dieses Hauses im weiteren parlamentarischen
Verfahren wieder einen weiteren Rekordhaushalt haben
werden.

Wir sind kein klassisches Gesetzgebungsministerium.
Deshalb findet unsere Arbeit nicht im Bereich der so-
genannten O-Tagesordnungspunkte statt. Für uns ist es
im Gegensatz zum Außenministerium nicht sinnvoll, im
Wege der Kurzreise nur die Hauptstädte, die man besser
erreichen kann, anderer wichtiger Industrienationen zu
besuchen. Sie wissen aus eigener Erfahrung und eigener
Beteiligung an den Reisen, zu denen Dirk Niebel sehr oft
viele Kolleginnen und Kollegen aus dem Deutschen
Bundestag eingeladen hatte, dass diese natürlich ins
Landesinnere führen. Wenn man die konkreten Projekte,
die dort in großer und verdienstvoller Weise für die Bun-
desrepublik Deutschland gemacht werden, tatsächlich in
Augenschein nehmen will, dann muss man ziemlich weit

ins Landesinnere reisen und mit unterschiedlichen Ver-
kehrsmitteln unterwegs sein, was die Reise schwierig
werden lässt. Deshalb dauern diese Reisen einfach län-
ger als normale Trips.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717722200

Frau Kollegin Helga Daub hat eine Nachfrage.


Helga Daub (FDP):
Rede ID: ID1717722300

Herr Staatssekretär Beerfeltz, ist es richtig, dass der

Einzelplan 23 der größte investive Haushalt insgesamt
ist, dass damit sehr viele Steuergelder bilateral und mul-
tilateral verteilt werden und es insofern selbstverständ-
lich die Aufgabe des Ministers ist, sich vor Ort kundig
zu machen, ob das Geld, das wir vergeben, ordnungsge-
mäß verwendet wird, und es auch durchaus im Sinne des
Steuerzahlers ist, dass diese Reisen unternommen wer-
den?

Ha
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1717722400


Es ist in der Tat der zweitgrößte Investitionshaushalt
der Bundesrepublik Deutschland. Von den etwa 6,3 Mil-
liarden Euro Haushaltsmitteln dieses Jahres werden über
4,8 Milliarden Euro im Interesse der Bundesrepublik
Deutschland direkt investiv ausgegeben, teilweise mit
erheblichen zusätzlichen Hebelwirkungen durch eine
bessere Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft in
Deutschland, aber auch mit der modernen mittelständi-
schen Wirtschaft unseres Landes.

Mit der finanziellen Zusammenarbeit hebeln wir
Steueraufkommen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro um
den Faktor 6 bis 7. Das heißt, für diese Zwecke kommen
7 bis 8 Milliarden Euro in den Partnerländern der deut-
schen Entwicklungszusammenarbeit an.

In der Technischen Zusammenarbeit, insbesondere
über die GIZ, erzeugen wir mit jedem eingesetzten Euro
zusätzlich 1,4 Euro für die deutsche Exportwirtschaft.
Das ist eine Win-win-Situation im Interesse von Werten,
aber auch im Interesse des Landes.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717722500

Ich rufe die Frage 29 des Kollegen Dr. Sascha Raabe

auf:
Trifft es zu, dass eine Entscheidung des Bundeskabinetts

über die Zusammenfassung der Zuständigkeit für sämtliche

(ODA: Official Development Assistance, öffentliche Entwicklungszusammenarbeit)

ben im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammen-
arbeit und Entwicklung bislang am Veto des Bundesministers
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gescheitert
ist, und wann ist mit einer Entscheidung über die neue Auf-
gabenverteilung, darunter die Auslagerung der entwicklungs-
orientierten Not- und Übergangshilfe vom Bundesministe-
rium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in
das Auswärtige Amt, zu rechnen?

Bitte schön, Herr Staatssekretär.






(A) (C)



(D)(B)


Ha
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1717722600


Für die Bundesregierung beantworte ich die Frage mit
drei Punkten: Erstens. Zur Verbesserung der Koordinie-
rung der deutschen ODA-Leistungen befindet sich ein
Vorschlag des AA und des BMZ aktuell in der Ressort-
abstimmung. Der Abstimmungsprozess ist noch nicht
abgeschlossen. Deshalb bitte ich um Verständnis, wenn
ich zu Einzelheiten wie der Positionierung einzelner
Ressorts in dem Verfahren zurzeit nichts sagen kann.

Zweitens. Die Zuständigkeitsverlagerung der zurzeit
im BMZ beheimateten entwicklungsorientierten Not-
und Übergangshilfe ist nicht Teil dieser Ressortabstim-
mung, sondern kommt aus der direkten Ressortvereinba-
rung zwischen AA und BMZ und ist eine Frage der
Übertragung der Zuständigkeiten, um die Nothilfe effek-
tiver als zu früheren Zeiten leisten zu können. Dabei
werden bestimmte Punkte, Titel und auch Personal ge-
tauscht in der Überlegung, einerseits die Nothilfe aus ei-
ner Hand zu leisten und andererseits die übergangsorien-
tierte Aufbauhilfe, also die mittelfristige Hilfe, ebenfalls
aus einer Hand leisten zu können.

Drittens. Sobald mit dem Haushaltsausschuss des
Deutschen Bundestages Einvernehmen über die relevan-
ten Punkte in der Vereinbarung hergestellt worden ist,
können die darin enthaltenen Punkte einschließlich der
genannten entwicklungsorientierten Not- und Über-
gangshilfe umgesetzt werden.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1717722700

Die erste Nachfrage, Kollege Dr. Raabe.


Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1717722800

Herr Staatssekretär, ich glaube, an diesem Punkt zeigt

sich genau das Dilemma, über das wir auch bei der vo-
rigen Frage gesprochen haben. Dabei geht es um die
Ressortabstimmung. Wenn man mit dem Umweltminis-
terium eine sinnvolle Vereinbarung erreichen möchte,
wäre es gut, die sogenannten ODA-anrechnungsfähigen
Leistungen, also die Leistungen, die als offizielle Ent-
wicklungszusammenarbeit zählen, im Bereich Klima-
und Umweltschutz federführend und abgestimmt beim
BMZ anzusiedeln.

Aber darüber muss man mit dem Bundesumweltmi-
nister und den anderen Kollegen im Kabinett auch reden
können. Wenn man nicht da ist, kann man das nicht im
Kabinett. Herr Niebel sollte sich auf seinen Reisen –
Reisen ist ja gut – auch einmal Klima- und Umwelt-
schutzprojekte anschauen, das hat er ja vielleicht auch
getan. Dann würde er sicherlich inhaltlich zu dem Er-
gebnis kommen, dass es sinnvoll ist, die entsprechenden
Zuständigkeiten im BMZ anzusiedeln. Wenn er aber all
seine Erkenntnisse, die er auf seinen Reisen gewinnt,
dem Kabinett nicht mitteilen kann, weil er eben nicht da
ist, dann ist das schwierig. Deswegen frage ich Sie, ob
Sie es nicht für sinnvoll erachten, dass Herr Niebel – an-
gesichts der vielen Reisen, die er Ihrer Meinung nach
ständig unternehmen muss; weswegen er auch nicht an
Kabinettssitzungen teilnehmen kann – die Erkenntnisse,

die er dort gewinnt, auch seinen Kabinettskollegen mit-
teilt.

Ha
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1717722900


Lieber Herr Raabe, allein an der Existenz dieser ver-
dienstvollen Ressortvereinbarung zwischen Auswärti-
gem Amt und Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung können Sie erkennen,
dass Dirk Niebel sehr wohl in der Lage ist, die Interessen
und Werte Deutschlands in der internationalen Zusam-
menarbeit im Ausland zu vertreten, aber genauso am Ka-
binettstisch in Berlin; denn Sie können sich sicherlich
leicht vorstellen, dass hinter einer solchen Ressortver-
einbarung und einer solchen Ressortabstimmung sehr
viel Arbeit steckt. Und ich habe ganz bewusst kein be-
stimmtes Ministerium genannt.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717723000

Eine weitere Nachfrage, Herr Raabe.


Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1717723100

Sie haben im zweiten Teil Ihrer Antwort gesagt, dass

die Zuständigkeiten für die entwicklungsorientierte Not-
und Übergangshilfe sowie die humanitäre Hilfe im Aus-
wärtigen Amt zusammengelegt werden sollen. Wenn wir
uns als Abgeordnete, in der Regel in sitzungsfreien Wo-
chen, Projekte anschauen – das haben Sie zu Recht be-
tont –, dann erleben wir immer wieder, dass eine Ab-
grenzung sehr schwierig ist und dass es sehr sinnvoll ist,
von Anfang an eine langfristige Hilfe aufzubauen. Wenn
es zum Beispiel ein furchtbares Erdbeben in Haiti gege-
ben hat, dann macht es Sinn, gleich die mittel- und lang-
fristige Entwicklung zu bedenken und nicht nur Zelte
hinzustellen. Deswegen frage ich Sie, ob nicht der
Minister selbst auf seinen Reisen, auf denen Sie ihn zum
Teil begleitet haben, eher zu der Erkenntnis kommen
müsste, dass beide Zuständigkeiten in das Bundesminis-
terium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-
wicklung und nicht in das Außenministerium gehören.
Vielleicht kann Herr Niebel den Außenminister einmal
bitten, einen seiner 43 oder 50 Tagesordnungspunkte für
die Belange des Entwicklungsministers zu reservieren;
denn nur wenn man einen Tagesordnungspunkt im Kabi-
nett hat, kann man darüber reden.

Ha
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1717723200


Es geht uns, Herr Abgeordneter, darum, hier eine bes-
sere Koordinierung innerhalb der Bundesregierung her-
beizuführen. Von der Vorgängerbundesregierung ist lei-
der viel zu lange der Zustand geduldet worden, dass
innerhalb des Aufgabenbereichs der Not- und Über-
gangshilfe in Katastrophensituationen unterschiedliche
Stellen in der Bundesregierung für unterschiedliche
Maßnahmen gleichzeitig zuständig waren. Um es in ein
einfaches Bild zu fassen: Im Prinzip hat im Rahmen der
Nothilfe im Katastrophenfall das Auswärtige Amt das
Essen geliefert, während mein Ministerium, das BMZ,





Staatssekretär Hans-Jürgen Beerfeltz


(A) (C)



(D)(B)


die dazu nötigen Teller oder Boxen zur Verfügung ge-
stellt hat. Manchmal war das Essen zuerst da, während
die Teller noch fehlten. Manchmal waren die Teller zu-
erst da, während das Essen fehlte. Das war kein haltbarer
Zustand und lag nicht im Interesse der Bundesregierung.

Wir versuchen nun, die Zusammenarbeit so zu bün-
deln und zu konzentrieren, dass das Bestmögliche für die
Bundesrepublik Deutschland und für die Menschen in
Katastrophensituationen herauskommt. Wir haben eine
Möglichkeit gefunden. Alles, was die kurzfristige Ent-
wicklung betrifft, macht das AA. Alles, was die mittel-
bzw. langfristige Entwicklung einschließlich der Krisen-
prävention in Entwicklungsländern betrifft – die entspre-
chenden Zuständigkeiten werden zum Teil vom Auswär-
tigen Amt auf das BMZ übertragen, unter anderem auch
die für UNICEF –, macht das BMZ.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717723300

Wir haben eine weitere Frage der Kollegin Dr. Bärbel

Kofler.


Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1717723400

Herr Staatssekretär, ich möchte an die Frage zur ent-

wicklungsorientierten Not- und Übergangshilfe anknüp-
fen. Erlauben Sie mir aber eine Vorbemerkung: Bei all
Ihren Antworten auf die Fragen des Kollegen Raabe ha-
ben Sie immer nur die Worte Außenwirtschaft und deut-
sche Interessen im Mund geführt. Ich hätte es schon
schön gefunden, wenn Sie vom Entwicklungsministe-
rium die Themen Entwicklungszusammenarbeit und
Entwicklungspolitik in den Mittelpunkt gestellt hätten
und nicht die deutschen Außenwirtschaftsinteressen.

Herr Kollege Raabe hat zu Recht ausgeführt, dass bei
der Not- und Übergangshilfe die Mittel- und Langfrist-
planung das Entscheidende ist und dass sie mit dem ver-
knüpft wird, was am Anfang passiert. Jetzt sagen Sie,
das AA macht in Zukunft die kurzfristige und das BMZ
die mittel- und langfristige Arbeit. Ich frage Sie: Erstens.
Was ist der Unterschied zur gegenwärtigen Situation?
Zweitens. Warum erhält die Zuständigkeit das AA und
nicht das BMZ? Denn die Mittel- und Langfristarbeit ist
das Entscheidende, auch was die planerischen Ressour-
cen und die Kapazitäten bei der Gesamtarbeit anbelangt.
Es ergibt doch Sinn, wenn dieses Ministerium die Ge-
samtplanung übernimmt und nicht das Ministerium, das
die Kurzfristnothilfe am Anfang übernimmt.

Ha
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1717723500


Ich darf festhalten, liebe Frau Kofler, dass ich das
Wort Außenwirtschaftsförderung überhaupt nicht be-
nutzt habe; das dürfte sich auch im Protokoll zeigen.
Sehr wohl aber habe ich davon gesprochen, dass es im
dringenden Interesse einer besseren Entwicklungszu-
sammenarbeit ist, dass wir die Potenziale, die in der mo-
dernen mittelständischen Wirtschaft in Deutschland lie-
gen, und die Potenziale, die im Engagement vieler
ehrenamtlich tätiger Menschen in diesem Land liegen,
besser zusammenbringen; denn der Staat allein wird die

Entwicklungsziele der Bundesrepublik Deutschland,
auch die früherer Regierungen, nicht erreichen können.
Das wird nur gelingen, wenn wir gemeinsam mit mehr
Zivilgesellschaft und mit mehr Wirtschaft zusätzliche
Synergien schaffen.

Katastrophen haben es an sich, dass sie nicht nur in
Entwicklungsländern passieren, sondern überall auf der
Welt eintreten können, sodass Nothilfemaßnahmen nicht
nur in Entwicklungsländern notwendig sein können,
sondern überall auf dieser Erde. Deshalb macht es Sinn,
dass diese kurzfristige Nothilfe, die in den ersten drei
oder vier Tagen versucht, gemeinsam mit vielen anderen
Kräften auf dieser Welt die erste Not zu lindern, den
Menschen zu helfen und sie mit Nahrungsmitteln und
sauberem Trinkwasser zu versorgen, in der Hand des
Auswärtigen Amtes gebündelt ist. Aber alles, was sozu-
sagen ab Tag drei passiert, wobei das eine unscharfe For-
mulierung ist, dient dazu, nicht nur zu füttern, sondern
einen Aufbau zu leisten, der tatsächlich zu einer Ent-
wicklungsorientierung dort führt, nämlich in den 50 Ent-
wicklungspartnerländern der Bundesrepublik Deutsch-
land, die wir mit Vollportfolio haben. Es ist wichtig, dass
die Maßnahmen, die die internationale Gemeinschaft
leistet, mit Koordinierung des BMZ tatsächlich zu einer
Aufbauleistung in den Entwicklungsländern führen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717723600

Die Fragen 30 und 31 des Kollegen Lothar Binding,

die Frage 32 des Kollegen Uwe Kekeritz, die Frage 33
der Kollegin Karin Roth, die Fragen 34 und 35 der Kol-
legin Dr. Barbara Hendricks und die Fragen 36 und 37
des Kollegen Stefan Rebmann werden schriftlich beant-
wortet.

Vielen Dank, Herr Staatssekretär.

Die Fragen 38 und 39 des Kollegen Hans-Josef Fell
– Geschäftsbereich der Bundeskanzlerin und des Bun-
deskanzleramtes – werden ebenfalls schriftlich beant-
wortet.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Wirtschaft und Technologie.

Die Fragen 40 und 41 des Kollegen Oliver Krischer
und die Fragen 42 und 43 der Kollegin Ingrid Nestle
werden schriftlich beantwortet.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717723700

Ich rufe die Frage 44 der Kollegin Bärbel Höhn auf:

Soll die geplante Markttransparenzstelle für den Benzin-
markt auch für die Überwachung der Ein- und Verkaufspreise
der Raffinerien zuständig sein und, wenn nicht, warum nicht?

Bitte schön, Herr Staatssekretär.

E
Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1717723800


Danke schön, Herr Präsident. – Frau Kollegin Höhn,
der von der Bundesregierung am 2. Mai 2012 beschlos-
sene Entwurf eines Gesetzes zur Einrichtung einer
Markttransparenzstelle für den Großhandel mit Strom
und Gas, das sogenannte Markttransparenzstellen-Ge-
setz, sieht vor, dass die einzurichtende Markttranspa-





Parl. Staatssekretär Ernst Burgbacher


(A) (C)



(D)(B)


renzstelle neben dem Großhandel mit Strom und Gas
auch den Handel mit Kraftstoffen beobachtet. Gegen-
stand der Datenerhebung der Markttransparenzstelle im
Kraftstoffbereich sollen die Endverkaufspreise der Tank-
stellen sowie die Abgabepreise des Großhandels und der
Raffinerien sein.

Ziel ist es, unzulässige Verdrängungsstrategien wie
zum Beispiel die Preis-Kosten-Schere ebenso wie miss-
bräuchlich überhöhte Preise leichter aufdecken und ver-
folgen zu können. Die Einkaufspreise der Raffinerien
– auch darauf zielte Ihre Frage ab – betreffen die Pro-
duktionsstufe der Mineralölwirtschaft und sollen nicht
Gegenstand der Datenerhebung der Markttransparenz-
stelle sein.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717723900

Bitte schön, Frau Höhn, eine Nachfrage.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1717724000

Herzlichen Dank. – Die grüne Bundestagsfraktion hat

eine Studie in Auftrag gegeben, die belegt, dass momen-
tan die hohen Energie- und Benzinpreise nicht nur durch
den hohen Ölpreis, sondern vor allen Dingen deshalb
entstehen, weil an den Raffinerien ein übermäßiger Ge-
winn gemacht wird; denn die Verkaufspreise sind im
Verhältnis zu den Einkaufspreisen übermäßig hoch, wo-
durch ein ungewöhnlich hoher Gewinn erzielt wird.

Warum wird von dieser Markttransparenzstelle nicht
genau da eingehakt? Nur durch beide Informationen,
Einkaufspreise und Verkaufspreise, bekommt man näm-
lich heraus, dass es sich um hohe Gewinne handelt, und
kann etwas gegen die bestehende Monopolstruktur ma-
chen. Warum hat die Bundesregierung darauf verzichtet,
die Einkaufspreise der Raffinerien zu untersuchen?

E
Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1717724100


Frau Kollegin Höhn, wir wollen dieses Problem ganz
konkret angehen. Durch die „Sektoruntersuchung Kraft-
stoffe“ des Bundeskartellamts wurde festgestellt, dass die
vorhandenen Informationen nicht ausreichen. Wir sorgen
deshalb dafür, dass mehr Informationen zum Bundeskar-
tellamt gelangen. Schließlich wollen wir diesen Markt
– ich habe Beispiele genannt, etwa die Preis-Kosten-
Schere und anderes – beobachten.

Was die Raffinerien angeht: Die Einstandspreise sind
eigentlich bekannt; das sind Börsenpreise. Sie selbst sa-
gen, dass Sie eine Untersuchung in Auftrag gegeben ha-
ben. Das ist mir bekannt. Wir werden natürlich beides
ins Kalkül ziehen. Die Markttransparenzstelle hat einen
ganz klaren Auftrag. Ich glaube, es ist richtig, dass ihre
Aktivitäten darauf beschränkt bleiben.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717724200

Eine weitere Nachfrage, Frau Höhn?


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1717724300

Ja, ich habe eine zweite Nachfrage. – Die Wirtschaft

beklagt, dass diese Markttransparenzstelle zu sehr viel

Bürokratie führt, weil man sehr viele Daten weiterleiten
muss. Ihr Ministerium ist ja ein FDP-Ministerium und
will immer gegen Bürokratie sein. Deshalb gehe ich ein-
mal davon aus, dass Sie sehr bewusst vorgegangen sind
und sich über die preislichen Vorteile des Ganzen für den
Markt im Klaren sind. Die Wirtschaft sagt außerdem,
dass sie hohe Kosten hat, dass die Benzinpreise deshalb
steigen und nicht sinken werden. Wer sorgfältig arbeitet,
hat sicher auch untersucht – das werden auch Sie ge-
macht haben –, mit einer wie hohen Senkung der Ben-
zinpreise zu rechnen ist. Wie teuer sind für die Wirt-
schaft aus Ihrer Sicht die zusätzlichen bürokratischen
Aufwendungen? Worin besteht der positive Effekt für
die Verbraucher?

E
Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1717724400


Frau Kollegin Höhn, was den Vorwurf des Bürokra-
tieaufbaus angeht: Da wird mit völlig falschen Zahlen
gearbeitet. Man tut so, als wenn auf das neue Feld plötz-
lich alles transferiert würde. Das stimmt so nicht. Wir
werden keine neue Bürokratie aufbauen, sondern wir
werden lediglich einen Mechanismus aufbauen, der es
dem Kartellamt erlaubt, aufgrund einer soliden Zahlen-
basis Untersuchungen durchzuführen. Selbstverständlich
können wir heute nicht sagen, was genau das zur Folge
hat. Sonst bräuchten wir das Ganze gar nicht zu tun.

Wir schaffen keine zusätzliche Bürokratie. Wir haben
übrigens auch mit den Verbänden geredet. Vieles ist zum
Teil völlig falsch vermittelt worden. Beispielsweise
denken wir nicht daran, dass jetzt täglich oder stündlich
Daten geliefert werden; dies soll vielmehr wöchentlich
geschehen. Das ist gerade für die kleinen und mittelstän-
dischen Betriebe wichtig. Seitens dieser Betriebe wird
uns inzwischen bestätigt, dass die entsprechenden Daten
sowieso vorliegen und dass deren Übermittlung keines
zusätzlichen Aufwandes bedarf. Denn zusätzlichen Auf-
wand wollen wir natürlich verhindern.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717724500

Es gibt den Wunsch nach einer weiteren Nachfrage.

Bitte schön, Frau Haßelmann.


Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1717724600

Herr Staatssekretär, Sie haben davon gesprochen,

dass es keine übermäßigen bürokratischen Aufwendun-
gen gibt. Könnten Sie uns sagen, was die Einrichtung
dieser Stelle kostet und wie viele neue Stellen Sie dort
schaffen? Das sollte transparent sein. Bisher haben Sie
immer so getan, als wäre mit der Einrichtung der Markt-
transparenzstelle überhaupt kein weiterer Aufwand ver-
bunden, als entstünde dadurch keine Bürokratie. Es stellt
sich die Frage der Abwägung von Nutzen und Effizienz
dieser neu einzurichtenden Stelle. Um das zu beantwor-
ten, muss man sich ein Bild darüber machen können,
was im Wirtschaftsministerium vorgesehen ist.

E
Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1717724700


Da haben Sie völlig recht. Natürlich müssen wir zwi-
schen Kosten und Nutzen sorgsam abwägen. Das tun wir





Parl. Staatssekretär Ernst Burgbacher


(A) (C)



(D)(B)


auch. Ich bitte Sie um Verständnis, dass ich die nötigen
Informationen jetzt nicht vorrätig habe; schließlich hat
die Frage nicht auf diesen Komplex gezielt. Wir werden
Ihnen diese Informationen selbstverständlich liefern.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Plus 1,2 Millionen Euro pro Jahr für Gehälter!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717724800

Sie haben Ihr Fragerecht schon erschöpft, Frau Kolle-

gin Höhn.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe für den Staatssekretär geantwortet!)


E
Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1717724900


Ich hatte vorher schon betont: Die Zahlen, die in der
Öffentlichkeit sind, beziehen sich auf das Ganze. Wir
werden Ihnen die Zahlen gern liefern.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717725000

Die Frage 45 der Kollegin Kotting-Uhl und die Frage

46 der Kollegin Brugger werden schriftlich beantwortet.

Vielen Dank, Herr Staatssekretär Burgbacher.

Wir kommen dann zum Geschäftsbereich des Aus-
wärtigen Amtes. Zur Beantwortung steht zur Verfügung
die Frau Staatsministerin Pieper.

Die Frage 47 der Kollegin Brugger, die Fragen 48 und
49 des Kollegen Mützenich, die Frage 50 des Kollegen
Hagemann, die Frage 51 der Kollegin Höger, die Fragen
52 und 53 der Kollegin von Cramon-Taubadel, die Frage
54 der Kollegin Marieluise Beck, die Frage 55 der Kol-
legin Keul, die Fragen 56 und 57 des Kollegen Koenigs
sowie die Fragen 58 und 59 der Kollegin Hänsel werden
schriftlich beantwortet.

Ich rufe jetzt die Frage 60 des Kollegen Gehrcke auf:
Wird sich die Bundesregierung gegenüber der israelischen

Regierung für die Verbesserung der Haftbedingungen der
palästinensischen Häftlinge, insbesondere für die Freilassung
der zum Teil seit Jahren ohne Anklage in Administrativhaft
befindlichen Palästinenser, einsetzen und in diesem Zuge die
Forderungen der 1 500 bis 2 000 palästinensischen Häftlinge,
die sich in israelischen Gefängnissen im Hungerstreik befin-
den, nach Abschaffung der Administrativhaft, Verbesserung
der Haftbedingungen und Durchsetzung internationalen
Rechts der Gefangenen in Israel thematisieren?

Bitte schön, Frau Staatsministerin.

C
Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1717725100


Sehr geehrter Herr Abgeordneter, die Bundesregie-
rung verfolgt die Lage der palästinensischen Gefangenen
in israelischen Gefängnissen, die sich seit dem 17. April
dieses Jahres in einem Hungerstreik befinden, sehr auf-
merksam. Die Deutsche Botschaft in Tel Aviv und das
Vertretungsbüro in Ramallah erhalten hierzu umfassende
Informationen seitens der israelischen Regierung, aber
auch seitens der Palästinensischen Behörde sowie von
Nichtregierungsorganisationen. Auch stehen sie hierzu

in Kontakt mit anderen EU-Vertretungen. Die Bundes-
regierung hat das Thema kürzlich mit der Israelischen
Botschaft in Berlin aufgenommen.

Bereits früher hat die Bundesregierung bilateral die
umfassende Anwendung von Administrativhaft themati-
siert und ihre Sorge dazu immer wieder zum Ausdruck
gebracht.

Die Lage der palästinensischen Gefangenen in israeli-
schen Gefängnissen sowie die umfassende Anwendung
der Administrativhaft sind auch Gegenstand des EU-
Israel-Dialogs. Zuletzt erfolgte eine Thematisierung im
Rahmen des Assoziationsausschusses EU-Israel am
2. Mai 2012, was Ihnen sicher auch bekannt ist, Herr
Abgeordneter.

Die Europäische Union hat außerdem in mehreren
Einzelfällen hungerstreikender Häftlinge gegenüber dem
israelischen Außenministerium ihre Sorge über deren
sich verschlechternden Gesundheitszustand, die konkre-
ten Haftumstände, aber auch die umfassende Anwen-
dung der Administrativhaft geäußert.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717725200

Nachfrage, Herr Kollege Gehrcke.


Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1717725300

Frau Staatsministerin, ich bin erst einmal sehr dank-

bar für diese Informationen und dafür, dass die Bundes-
regierung sich in dieser Frage engagiert.

Wir alle wissen, dass die Bundesregierung vermittelt
hat – Gott sei Dank – bei der Freilassung des israeli-
schen Soldaten Schalit. Das war ein wichtiger Schritt.
Gleichzeitig sind ungefähr 1 000 palästinensische Häft-
linge, vorwiegend aus dem Umfeld der Hamas, freige-
lassen worden. Was kann die Bundesregierung tun, um
auch der Palästinensischen Autonomiebehörde und ih-
rem Präsidenten Abbas durch ein engagiertes und klares
Vorgehen sowie durch Druck auf Israel deutlich zu
machen, dass auch andere Häftlinge jetzt umgehend frei-
gelassen werden müssen?

C
Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1717725400


Ich sagte ja schon, Herr Abgeordneter, dass die Bun-
desregierung dazu immer wieder auch mit Demarchen
auftritt. Die Bundesregierung hat natürlich ein großes
Interesse daran, dass weitere Häftlinge freigelassen wer-
den. Uns ist die Menschenrechtssituation in den palästi-
nensischen Gebieten sehr wichtig. Wir stehen in regelmä-
ßigem Kontakt mit den Nichtregierungsorganisationen;
das habe ich schon gesagt. Wir intervenieren regelmäßig
mit dem uns zur Verfügung stehenden Instrumentarium
gegenüber der israelischen Regierung. Es gibt Einzel-
maßnahmen, die wir durchführen, Prozessbeobachtun-
gen, die wir gemeinsam mit den EU-Partnern durchfüh-
ren. Menschenrechtsfragen sind regelmäßig Gegenstand
der Gespräche zwischen der Bundesregierung und der is-
raelischen Regierung. Wir bringen das Thema regelmä-
ßig auch auf EU-Ebene ein, wie ich schon erwähnt habe.





Staatsministerin Cornelia Pieper


(A) (C)



(D)(B)


Ich glaube, man muss in dem Fall einfach jetzt auch
außenpolitisch deutlich machen, dass uns das Thema
wichtig ist, dass uns Menschenrechtsfragen sehr wichtig
sind und dass wir da vorankommen wollen. Ich glaube,
wenn man diesen Druck aufrechterhält, wird man auch
Weiteres erreichen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717725500

Weitere Nachfrage, Herr Kollege Gehrcke.


Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1717725600

Darf ich Sie mit einer weiteren Frage ermuntern, es

noch etwas konsequenter zu machen? Könnte die Bun-
desregierung nicht in ihrem Dialog mit Israel deutlicher
machen, dass es eine große Stärke Israels wäre, wenn Is-
rael selbst rechtsstaatliches Vorgehen – das ist gegenüber
den Palästinensern in dieser Haft nicht gegeben –, Be-
achtung der Menschenrechte als Teil der demokratischen
Entwicklung Israels an den Tag legte? Alles das – was
man erfährt –, was dort abläuft, richtet sich aus meiner
Sicht im Kern gegen Israel selber. Teilt die Bundesregie-
rung diese Beurteilung?

C
Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1717725700


Ich kann Ihnen nur versichern, Herr Abgeordneter,
dass das Thema über das, was auf außenpolitischer
Ebene schon geschehen ist und was ich Ihnen ja auch
schon gesagt habe, hinaus auf Arbeitsebene, beispiels-
weise auf Referatsleiterebene, ständig, unter anderem
auch mit dem Gesandten der Israelischen Botschaft, auf-
gegriffen und im Gespräch gehalten wird. Ich glaube,
das ist der richtige Weg.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717725800

Dann kommen wir zur Frage 61 des Kollegen

Gehrcke:
Mit welchen Maßnahmen unterstützt die Bundesregierung

das unter der Verantwortung des Ausschusses für Menschen-
rechte und Humanitäre Hilfe des Deutschen Bundestages ste-
hende Programm „Parlamentarier schützen Parlamentarier“,
insbesondere in Bezug auf die Aktivitäten von Abgeordneten
für die von ihnen betreuten Kolleginnen und Kollegen und
insbesondere in Bezug auf Marwan Barghuthi?

Frau Staatsministerin.

C
Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1717725900


Herr Präsident! Herr Abgeordneter! Das Programm
„Parlamentarier schützen Parlamentarier“ ist ein Pro-
gramm des Deutschen Bundestages, wie Sie wissen, des-
sen fraktionsübergreifende Verabschiedung im Jahr 2003
von der Bundesregierung begrüßt wird.

Die Bundesregierung, insbesondere das Auswärtige
Amt über die deutschen Botschaften, stellt dem Deut-
schen Bundestag regelmäßig im Rahmen ihrer Möglich-
keiten Informationen zur Lage von Personen zur Verfü-
gung, die in das Programm aufgenommen wurden oder
deren Aufnahme der Bundestag prüft. Auch unterstützen
die deutschen Botschaften die Mitglieder des Deutschen
Bundestages bei ihren Auslandsreisen und Kontakten

mit Parlamentariern des jeweiligen Gastlandes. Darüber
hinaus setzt sich die Bundesregierung weltweit auch im
multilateralen Rahmen für die Achtung der Menschen-
rechte, demokratische Strukturen und die Einhaltung
rechtsstaatlicher Grundsätze ein. Sie steht mit den
Regierungen, entsprechenden Nichtregierungsorganisa-
tionen, aber auch der Zivilgesellschaft in Kontakt. Auch
die politischen Stiftungen seien an dieser Stelle erwähnt.
Sie spielen hier eine wichtige unterstützende Rolle.

Im Fall des Palästinensers Marwan Barghuthi hat das
Deutsche Vertretungsbüro in Ramallah Abgeordnete des
Deutschen Bundestages begleitet, die seine Angehörigen
oder Mitglieder seines Abgeordnetenbüros getroffen
haben, um sich ein Bild von seiner persönlichen und pro-
fessionellen Situation zu machen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717726000

Nachfrage, Herr Kollege Gehrcke?


Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1717726100

Dann frage ich einmal sehr direkt und sehr undiplo-

matisch, da Sie um den Kern der Frage etwas herumge-
gangen sind: Ich betreue im Rahmen dieses Programms
Marwan Barghuthi. Bei jeder Reise nach Israel bean-
trage ich, ihn in der Haft besuchen zu können, was
eigentlich ganz normal ist. Wäre das Auswärtige Amt
bereit, meine Initiativen, Marwan Barghuthi, nicht nur
seine Familie oder sein Büro, direkt in der Haft zu besu-
chen und mit ihm zu reden – er ist ja auch einer der mög-
lichen Präsidentschaftskandidaten der Palästinenser –,
nachdrücklicher zu unterstützen? Die Auskunft vonsei-
ten Israels, dass man nicht zulassen wird, dass der Fall
Marwan Barghuthi zu einem internationalen Problem
gemacht wird, kann ich nicht nachvollziehen. Er ist ein
internationales Problem.

C
Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1717726200


Herr Abgeordneter, Sie wissen, dass das Auswärtige
Amt die Initiative des Bundestages unterstützt. Wir wer-
den natürlich alles versuchen, um mit Ihnen gemeinsam
die Menschrechtslage der dort Inhaftierten zu verbes-
sern. Ich nehme Ihr Anliegen gerne auf, aber Sie wissen
ja – nachdem Sie es schon mehrmals versucht haben –,
wie schwierig es ist, das zu realisieren.


Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1717726300

Ja, leider. – Vielleicht noch eine letzte Frage, wenn

ich die stellen darf.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717726400

Bitte schön.


Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1717726500

Wie beurteilt die Bundesregierung den Umstand, dass

sich die Haftbedingungen von Marwan Barghuthi, nach-
dem er sich jetzt sehr kritisch über das Scheitern des
Friedensprozesses – oder des sogenannten Friedenspro-
zesses – geäußert hat, spürbar verschlechtert haben?
Wird politisches Nichtwohlverhalten in diesem Sinne





Wolfgang Gehrcke


(A) (C)



(D)(B)


mit einer Verschlechterung der Haftbedingungen be-
straft, und kann man das einfach so akzeptieren?

C
Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1717726600


Sie wissen, dass es unser Anliegen ist, darauf hinzu-
weisen, dass wir das nicht akzeptieren, dass es auch zu
den Menschenrechten gehört, für Inhaftierte die humani-
tären Maßnahmen einzuleiten, die sie brauchen. Des-
wegen halten wir den Zusammenhang für nicht gerecht-
fertigt, den Sie beschrieben haben.

Sie wissen, wie schwierig es ist, sich vor Ort über die
Lage der Inhaftierten zu informieren. Selbst Nichtregie-
rungsorganisationen haben keinen Zugang, was das alles
noch einmal erschwert. Von daher ist es auch für uns
nicht einfach, die Situation zu beurteilen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717726700

Vielen Dank, Frau Staatsministerin.

Die Frage 62 des Kollegen Sarrazin und die Frage 63
des Kollegen Hunko werden schriftlich beantwortet.

Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums des Innern.

Die Frage 64 des Kollegen Hunko und die Frage 65
des Kollegen Dr. von Notz werden schriftlich beantwor-
tet.

Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums der Justiz. Zur Beantwortung steht der
Parlamentarische Staatssekretär Dr. Max Stadler zur
Verfügung.

Es handelt sich hier um die Frage 66 des Abgeordne-
ten Uwe Schummer:

Wie will das Bundesministerium der Justiz, BMJ, den
Dachverbänden der ehrenamtlich kulturschaffenden Vereine
Verhandlungsmöglichkeiten auf Augenhöhe zur Gestaltung
der Tarifverträge der Gesellschaft für musikalische Auffüh-
rungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, GEMA, ent-
sprechend den Vereinbarungen des Runden Tisches GEMA
im BMJ ermöglichen?

Bitte schön, Herr Staatssekretär.

D
Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1717726800


Herr Kollege Schummer, die Gesellschaft für musika-
lische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungs-
rechte, allseits bekannt unter der Abkürzung GEMA, hat
unter dem Eindruck der Enquete-Kommission „Kultur in
Deutschland“ und unter dem Eindruck des Runden
Tisches des Bundesministeriums der Justiz mit den
Verwertungsgesellschaften die Kritik der letzten Jahren
aufgegriffen und insbesondere im Bereich des ehrenamt-
lichen kulturellen Engagements Verbesserungen für
diese spezielle Nutzergruppe erzielt. So unterhält die
GEMA eine Vielzahl von Gesamtverträgen – am 1. Ja-
nuar 2012 waren es 476 Gesamtverträge –, unter ande-
rem mit bürgerschaftlich engagierten Vereinen und Ver-
bänden. Zur Verbesserung der Transparenz hat die
GEMA daneben einen Sozial- und Kulturtarif veröffent-
licht. Darin sind alle Spezialtarife und Sondernachlässe

dieses Bereiches zusammengefasst. Eine im Rahmen des
Sozial- und Kulturtarifs veröffentlichte Gesamtvertrags-
liste trägt dazu bei, dass noch nicht gesamtvertraglich
eingebundene Einrichtungen überprüfen können, ob
bereits mit einem für sie geeigneten Partner ein Gesamt-
vertrag abgeschlossen wurde. So ist es ihnen dann mög-
lich, bei diesem Partner eine entsprechende Mitglied-
schaft zu beantragen, um in den Genuss von
Gesamtvertragsnachlässen zu gelangen.

Das Bundesministerium der Justiz hat diesen
Entwicklungsprozess in den letzten Jahren fortlaufend
begleitet und sieht insoweit im Moment keine Veranlas-
sung, weitere Maßnahmen zu ergreifen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717726900

Nachfrage, Kollege Schummer?


Uwe Schummer (CDU):
Rede ID: ID1717727000

Ja. – Eine sinnvolle Maßnahme des Runden Tisches

2009 im Justizministerium war, die Dachverbände der
ehrenamtlich geführten kulturtragenden Vereine wie
Chöre und Musikvereine zu den Urheberrechtsgesell-
schaften einzuladen. Wir haben bei diesem Runden
Tisch, bei dem ich selber dabei war, vereinbart, dass es
unterhalb der Gesetzesebene Selbstverpflichtungen ge-
ben soll. So wurde beispielsweise in einem Kriterien-
katalog festgehalten, wie die GEMA-Agenten vor Ort
aufzutreten haben. Wäre es denkbar, diesen Runden
Tisch mit den Dachverbänden der kulturtragenden Ver-
eine und den Urheberrechtsgesellschaften nach drei Jah-
ren noch einmal zu organisieren, um eine Revision im
Hinblick darauf vorzunehmen, was an Selbstverpflich-
tungen umgesetzt worden ist und was nicht?

D
Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1717727100


Herr Kollege Schummer, Sie haben in der Tat ver-
dienstvollerweise an diesem Runden Tisch, der im April
2009 stattgefunden hat, teilgenommen. Die Anregungen
und Handlungsempfehlungen, die dort gegeben worden
sind, sind umgehend umgesetzt worden, bzw. unser
Ministerium war laufend in Kontakt mit der GEMA, um
die Themen, die Sie auch jetzt wieder angesprochen ha-
ben, zu realisieren. Wenn es Bedarf geben sollte, dass
man sich wieder zusammensetzt, können wir darüber
nachdenken. Im Moment haben wir den Eindruck, dass
die Empfehlungen von damals, die insbesondere auf
mehr Transparenz beim Umgang der GEMA mit ihren
Gesprächspartnern abgezielt haben, durchaus erfüllt
sind.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717727200

Vielen Dank, Herr Staatssekretär.

Ich beende damit die Fragestunde.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? Es ist noch nicht 15.35 Uhr! Da können Sie doch noch eine Frage zulassen!)


– Herr Staatssekretär Kampeter ist da. Dann können wir
noch eine Frage zulassen.





Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms


(A) (C)



(D)(B)


Wir kommen somit noch zum Geschäftsbereich des
Bundesministeriums der Finanzen. Zur Beantwortung
steht der Staatssekretär Steffen Kampeter zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 67 des Kollegen Volker Beck auf:
Wie hat der Vertreter/die Vertreterin des Bundesministe-

riums der Finanzen in der Sitzung der Abteilungsleiter
– Steuer – der obersten Finanzbehörden des Bundes und der
Länder vom 28. Februar bis zum 1. März 2012 in Berlin bei
dem dort gefassten Beschluss, bis zur Entscheidung des Bun-
desverfassungsgerichts eingetragenen Lebenspartnern auf An-
trag das Ehegattensplitting im Wege des einstweiligen Rechts-
schutzes zu gewähren, abgestimmt?

Bitte schön, Herr Staatssekretär.

S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1717727300


Herr Präsident! Lieber Kollege Beck, ich beantworte
die Frage wie folgt: Nach Inkrafttreten des Finanz-
reformgesetzes zum 1. Januar 1970 hat man sich am
15. Januar 1970 auf Staatssekretärsebene in einer Bund-
Länder-Vereinbarung auf ein Verfahren zur Lösung von
Abstimmungsfragen verständigt.

Die Entscheidungen werden danach auf Bund-Län-
der-Ebene in Koordinierungsgremien getroffen, die auf
den drei Hierarchiestufen Referatsleiter, Abteilungsleiter
und Finanzminister existieren. Der Bund besitzt in die-
sen Gremien kein Stimmrecht, Herr Kollege Beck.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717727400

Nachfrage, Herr Kollege Beck? – Bitte.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1717727500

Wenn dem so ist: Wie hat der Vertreter des Bundes-

ministeriums der Finanzen in der Sitzung dann deutlich
gemacht, dass das BMF den Beschluss nicht mitträgt?

S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1717727600


Die Sitzungen der obersten Finanzbehörden des Bun-
des und der Länder sind nicht öffentlich. Niederschriften
zum Abstimmungsverhalten enthalten lediglich Anga-
ben zum zahlenmäßigen Ergebnis. Der Diskussionsver-
lauf – so verstehe ich Ihre Frage – ist nicht protokolliert.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1717727700

Wie kommt es dann dazu, dass der Parlamentarische

Staatssekretär Koschyk am 24. April 2012 auf eine An-
frage von uns gesagt hat, das BMF habe den Beschluss
in der Sitzung nicht mitgetragen?

S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1717727800


Herr Kollege Beck, der Bund beteiligt sich nicht an
der Abstimmung. Die Möglichkeit des Bundes, auf Ent-
scheidungen der Länder Einfluss zu nehmen, besteht da-
rin, einer Entscheidung zu widersprechen. Dieser Wider-
spruch hat aufschiebende Wirkung bis zur Entscheidung
auf der nächsthöheren Hierarchiestufe.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717727900

Zu einer weiteren Frage die Kollegin Haßelmann.


Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1717728000

Vielen Dank, Herr Präsident, dass meine Frage noch

zugelassen wird.

Herr Staatssekretär Kampeter, die Bundesregierung
widerspricht sich hier öffentlich. Sie haben gerade mei-
nem Kollegen Beck erklärt, dass sich das Finanzministe-
rium nicht dazu einlässt. Ihr Kollege, Staatssekretär
Koschyk, hat auf unsere Anfrage hin für das Bundes-
finanzministerium eine eindeutige Position dargelegt.
Ich möchte deswegen von Ihnen wissen: Gibt es im
Finanzministerium zwei Auffassungen in dieser Frage?

Zum anderen wurde die Position des Finanzminis-
teriums bereits öffentlich dargestellt. Ich bitte Sie des-
wegen, die Position des Finanzministeriums der Öffent-
lichkeit darzulegen, damit Ihr Beitrag nicht zur
Verunklarung der Situation beiträgt.

S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1717728100


Frau Kollegin Haßelmann, bei allem mir gebotenen
Respekt: Ihre Frage und die darin enthaltenen Unterstel-
lungen haben sehr zur Verunklarung der Situation beige-
tragen. Deswegen will ich wie folgt richtigstellen: In der
Frage des Abgeordneten Beck ist nach einem Abstim-
mungsverhalten gefragt worden. Der Bund stimmt in
den Gremien aber nicht mit ab. Deswegen kann ich zu
seiner Frage nur sagen: Wir haben nicht abgestimmt.

Zweitens habe ich darauf hingewiesen, dass die Ein-
flussmöglichkeit des Bundes darin besteht, einem Be-
schluss zu widersprechen und dies auf der nächsthöheren
Hierarchiestufe vorzutragen. Das habe ich hier – und da
besteht kein Widerspruch zum Kollegen Koschyk – zum
Ausdruck gebracht. Ich weise Ihre Unterstellung, es
gäbe einen Widerspruch innerhalb der Bundesregierung,
sogar in einem Haus, nämlich dem Finanzministerium,
mit der Stärke meiner Stimme und der Kraft meiner Ar-
gumente entschlossen zurück.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717728200

Damit ist diese Frage beantwortet. Vielen Dank, Herr

Staatssekretär.

Ich unterbreche die Sitzung bis zum Beginn der Ak-
tuellen Stunde.


(Unterbrechung von 15.33 bis 15.34 Uhr)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717728300

Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet.

Ich rufe den Zusatzpunkt 1 auf:

Aktuelle Stunde

auf Verlangen der Fraktionen der CDU/CSU und
FDP

Gute Prognosen bestätigt: Mehr Wachstum
und mehr Beschäftigung in Deutschland

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler
das Wort.





Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms


(A) (C)



(D)(B)



(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Diese Regierungskoalition ist und bleibt der Ga-
rant für Wachstum, Wohlstand und Stabilität in Deutsch-
land und in Europa. Wir sorgen weiter für Wachstum.
Nach Rekordzuwächsen in den letzten beiden Jahren
erwarten wir trotz schwieriger Rahmenbedingungen
0,7 Prozent Wachstum für das Jahr 2012 und – noch bes-
ser – 1,6 Prozent im Jahr 2013. Wir haben die niedrigste
Arbeitslosigkeit seit 20 Jahren und Rekordbeschäfti-
gung, niedrigere Sozialversicherungsbeiträge, trotzdem
höhere Renten sowie höhere Löhne und volle Auftrags-
bücher. All das zeigt: Wir trotzen den außenwirtschaftli-
chen Stürmen in Europa und auf den Weltmärkten. Mit
uns bleibt Deutschland robust auf Wachstumskurs.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Herr Präsident, ich darf hier einmal die OECD zitie-
ren, die vor wenigen Tagen festgehalten hat – Zitat –:

Deutschlands Wirtschaftsleistung war in den ver-
gangenen Jahren herausragend – seine Arbeitslosig-
keit niedrig und sein Wachstum solide. Viele Län-
der schauen auf das Rezept, das diesen Erfolg erst
möglich gemacht hat …

Ja, wir sorgen durch starkes Wachstum für den Wohl-
stand der Menschen. Wir erinnern uns: Wie war es denn
damals unter Rot-Grün? Damals galt Deutschland als
„kranker Mann Europas“.


(Zuruf von der FDP: So ist es!)


Heute können wir stolz darauf sein, dass wir wieder
Kraftzentrum und Wachstumsmotor in Europa sind.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und das alles trotz FDP!)


Das ist ein Verdienst der Menschen, ein Verdienst der
Unternehmen, aber auch ein Verdienst der Politik dieser
Regierungskoalition aus CDU, CSU und FDP.

Wenn wir bei Wachstum und Beschäftigung weiter
vorangehen wollen, dann müssen wir die Weichen dafür
richtig stellen. Der richtige Weg dazu ist eine konse-
quente Haushaltskonsolidierung; wir sind dabei schon
sehr erfolgreich. Wir werden die Vorgaben des Europäi-
schen Stabilitäts- und Wachstumspakts schon zwei Jahre
früher als vorgegeben erfüllen. Aber damit geben wir
uns nicht zufrieden. Wir kämpfen weiter für stabile
Haushalte. Wir wollen die schwarze Null im Bundes-
haushalt so schnell wie möglich erreichen. Damit unter-
scheiden wir uns von einer rot-grünen Schuldenpolitik,
wie sie momentan in den Ländern betrieben wird.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


Überall da, wo Rote und Grüne oder Grüne und Rote re-
gieren, werden Schulden über Schulden gemacht, immer
zulasten der nachfolgenden Generationen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir unterscheiden uns wohltuend von dieser Schulden-
politik und stehen für langfristig stabile Haushaltskonso-
lidierung.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kennen Sie das Urteil aus NRW von gestern? – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sie haben gerade die Verfassungsklatsche gekriegt!)


Gleichzeitig brauchen wir natürlich Reformen. Das
beste Beispiel hierfür ist die Regelung der Zuwande-
rung. Dadurch lösen wir eine wesentliche Wachstums-
bremse. Erstmals gibt es in Deutschland ein System der
gesteuerten Zuwanderung in den ersten Arbeitsmarkt,
gestaffelt nach Qualifikation und Berufsgruppen und mit
deutlich abgesenkten Gehaltsschwellen. Das hilft den
Menschen, die zu uns kommen und einen Arbeitsplatz
suchen. Das hilft aber auch den mittelständischen Unter-
nehmerinnen und Unternehmern, die Fachkräfte suchen.
Diese Willkommenskultur ist ein wesentlicher Beitrag
für mehr Wachstum und Beschäftigung in Deutschland
und in Europa.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren von der Opposition, gele-
gentlich lese ich Interviews von Ihnen zur Energiepoli-
tik. Konstruktives ist dort nicht zu finden, sondern ledig-
lich Ideologie. Während wir gemeinsam daran arbeiten,
die Netze auszubauen,


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wo denn?)


neue Kraftwerke zu errichten


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wo denn?)


und für Energieeffizienz zu kämpfen,


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wo denn?)


blockieren Sie da, wo Sie eigentlich Verantwortung tra-
gen müssten, zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen. Bes-
tes Beispiel ist das hocheffiziente Kraftwerk in Datteln.
Rot-Grün verhindert dieses Kraftwerk. Neue Netze, neue
Leitungen – Rot-Grün verhindert. Selbst wenn es darum
geht, erneuerbare Energien durch Pumpspeicherkraft-
werke zu unterstützen, blockieren Grün und Rot. All das,
was Sie in der Energiepolitik betreiben, ist wenig kons-
truktiv und voller Ideologie. Vor allen Dingen denken
Sie nicht eine einzige Sekunde an diejenigen, die all Ihre
Ideen bezahlen müssen. Wir machen es anders. Wir den-
ken auch an die 80 Millionen Menschen, an die 40 Mil-
lionen Haushalte, an die vielen Millionen Unternehmen,
die all das bezahlen müssen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit von Energie
sind wesentlich für die Wachstumskräfte in Deutschland.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das gefällt dem Christian Lindner bestimmt überhaupt nicht! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wir wollen den Lindner sehen!)






Bundesminister Dr. Philipp Rösler


(A) (C)



(D)(B)


Leider tragen Sie auch wenig zur Europapolitik bei.
Als überzeugter Europäer, aber auch als Wirtschafts-
minister halte ich fest: 60 Prozent unserer Exporte gehen
nach Europa, 40 Prozent in die Euro-Zone. Deswegen
haben wir ein Interesse daran, dass Europa stabilisiert
wird. Die Krise, die wir derzeit erleben, ist eine Vertrau-
enskrise. Deswegen müssen wir alles dafür tun, Ver-
trauen zurückzugewinnen.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie wollen Sie denn Vertrauen schaffen?)


Jedem ist doch klar: An soliden öffentlichen Finanzen
führt kein Weg vorbei. Deswegen kämpfen wir für den
Fiskalpakt und stellen die klare Forderung: Dieser Fis-
kalpakt muss schnellstmöglich ratifiziert werden, und
zwar ohne jede Änderung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Präsident des Europäischen Parlaments – er ist
Mitglied der SPD – ist gestern bei allen Fraktionen zu
Gast gewesen


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Hervorragend!)


und hat Sie aufgefordert, mit Parteitaktik und irgendwel-
chen Spielchen von Parteifunktionären Schluss zu ma-
chen und ein klares Bekenntnis für ein starkes, stabiles
Europa abzulegen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das ist ein Gruß an Herrn Schäffler und Sie!)


Wir legen dieses Bekenntnis ab. Sie sind dieses Bekennt-
nis den Menschen in Deutschland und Europa bisher
schuldig geblieben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Gleiches gilt für notwendige Reformen. Es macht kei-
nen Sinn, einfach nur Geld in die Hand zu nehmen und
schuldenfinanzierte Konjunkturpakete aufzulegen. Sie
brauchen zuallererst sinnvolle Reformen und vernünf-
tige Strukturen. Wenn Sie in nicht vorhandene Struktu-
ren Geld hineingeben, dann versickert es ohne jede Wir-
kung.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Europäische Investitionsbank!)


Deswegen müssen wir dabei bleiben: Die angefangenen
Reformen müssen in allen europäischen Staaten fortge-
setzt werden. Wir können nur hoffen, dass sich die Kol-
legen in Griechenland schnellstmöglich einigen und eine
tragfähige Regierung bilden, um die notwendigen Refor-
men voranzubringen: Reformen auf dem Arbeitsmarkt
zur Steigerung der Produktivität, Reformen in den sozia-
len Sicherungssystemen zur Senkung der Lohnzusatz-
kosten, Reformen in der Verwaltung, gegen Bürokratie,
für mehr Effizienz und auch Fortschritte bei der Privati-
sierung. Das ist das richtige Rezept; die OECD weist zu
Recht darauf hin. Wir brauchen auf der einen Seite so-
lide Haushalte und auf der anderen Seite richtige Refor-
men, weil wir alle wissen, dass man Wachstum nicht

kaufen kann, sondern dass man es sich durch Reformen
hart erarbeiten muss. Das ist der richtige Weg für
Deutschland und für Europa gleichermaßen. Darauf ar-
beitet diese Regierungskoalition hin.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Warum klatschen Sie eigentlich? Was hat er denn gesagt?)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717728400

Das Wort hat jetzt der Kollege Hubertus Heil von der

SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1717728500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Herr Rösler, da Sie in NRW bei Veranstaltungen
wahrscheinlich nicht so viel Publikum zusammenbrin-
gen, kann ich verstehen, dass Sie versuchen, vor der
Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen das Plenum des
Deutschen Bundestages für eine Wahlkampfrede zu
missbrauchen.


(Widerspruch bei der FDP – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wenn Sie sich da mal nicht täuschen!)


Zurück zur Sache. Reden wir über die wirtschaftliche
Entwicklung in Deutschland. Herr Rösler, angesichts der
Situation in Deutschland fände ich es angemessen, we-
der in Schwarzmalerei zu verfallen noch die rosarote
Brille aufzusetzen, die Sie sich im Wahlkampf offen-
sichtlich zugelegt haben. Tatsache ist: Deutschland ist
bis dato besser durch die wirtschaftliche Krise gekom-
men als andere Staaten in Europa. Das ist aber vor allen
Dingen das Verdienst von tüchtigen Unternehmern und
fleißigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in un-
serem Land. Ursächlich war auch der Mut der Vorgän-
gerregierungen, den Sie nicht besitzen, Herr Rösler.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der FDP – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Den haben Sie doch längst verloren!)


Ich will Ihnen deutlich sagen: Deutschland ist deshalb
erfolgreicher als andere Staaten in Europa, weil wir nach
wie vor eine breite Basis an industrieller Wertschöpfung
haben,


(Michael Groschek [SPD]: Richtig!)


von der Grundstoffindustrie über die kleinen und mittel-
ständischen Unternehmen bis zu den Hightechschmie-
den.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Ach, an die denken Sie auch?)


Dazu haben Sie, Herr Rösler, allerdings keinen Beitrag
geleistet, im Gegenteil.

Der Vorteil der deutschen Volkswirtschaft, der darin
besteht, dass sie wettbewerbsfähig ist, kann in der Krise,
über die Sie vorhin viele Worte gemacht haben, auch zur
Achillesferse unserer deutschen Wirtschaft werden. Sie





Hubertus Heil (Peine)



(A) (C)



(D)(B)


haben die Zahlen genannt: 60 Prozent unserer Exporte
gehen in die Europäische Union, 40 Prozent in die Euro-
Zone. Deshalb können wir in Deutschland langfristig
wirtschaftlich nicht erfolgreich sein, wenn es dem Rest
Europas schlecht geht. Sie haben zu Recht gesagt, dass
Staaten im Süden Europas Strukturreformen brauchen.
Aber Sie wissen doch genauso gut wie wir: Strukturre-
formen brauchen Zeit, bis sie wirken. Was Deutschland
und Europa jetzt brauchen – das ist auch im deutschen
Interesse –, ist,


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Neue Schulden?)


dass neben den Strukturreformen in den Krisenländern
und den fiskalischen Auflagen ein Wachstumsimpuls ge-
geben wird. Wir brauchen wirtschaftliche Dynamik in
Europa.


(Beifall bei der SPD)


Jetzt sage ich Ihnen einmal etwas zum Thema Wachs-
tum.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Was? Ich denke, die Grenzen des Wachstums sind erreicht! – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Reden Sie nicht von Wachstum, Herr Heil!)


– Wissen Sie was? Sie von der FDP plakatieren Wachs-
tum, haben aber keine Vorstellung davon, wie Sie
Wachstum in Europa auf den Weg bringen können. Da-
mit sind Sie zu einem Standortrisiko für Deutschland, zu
einer Gefahr für die wirtschaftliche Entwicklung in Eu-
ropa und in Deutschland geworden


(Beifall bei der SPD – Lachen bei der FDP)


Angesichts der Risiken, die die OECD genauso wie der
IWF heute an die Wand malen – Herr Rösler, das kann
ich Ihnen nicht ersparen –, dürfen wir uns nicht wegdu-
cken. Die Risiken haben etwas damit zu tun, dass diese
Bundesregierung weder in der Lage ist, die Situation
realistisch zu betrachten, noch in der Lage ist, Entschlos-
senheit an den Tag zu legen, wenn es darum geht, die
Herausforderungen, vor denen wir jetzt stehen, zu be-
wältigen.

Ich will Ihnen die Herausforderungen nennen: Es geht
um die Frage, wie wir die Haushalte in Europa durch
Wachstum in Ordnung bringen. Sie können die Haus-
halte der Krisenstaaten nicht ohne wirtschaftliche Dyna-
mik konsolidieren. Das müssen Sie endlich einmal be-
greifen. Sie haben es noch nicht begriffen. Aber die Zeit
wird über Sie hinweggehen; dessen bin ich mir sicher

Sie haben über Energiepolitik gesprochen. Wer fährt
denn gerade die Energiewende in Deutschland, die drin-
gend notwendig ist, durch Unterlassen gegen die Wand?


(Max Straubinger [CDU/CSU]: SPD-regierte Länder!)


Wer ist denn verantwortlich dafür, dass wir beim Netz-
ausbau, den wir in Deutschland brauchen, nicht voran-
kommen?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wer hat denn kein Konzept für Investitionen in notwen-
dige Reservekraftwerke? Das, was die Bundesnetzagen-
tur Ihnen gestern und vorgestern ins Stammbuch
geschrieben hat, ist eine Versäumnisliste Ihrer Amtsfüh-
rung, Herr Rösler. Sie sind nur in der Lage, sich mit
Herrn Röttgen wechselseitig in dieser Regierung zu blo-
ckieren. Sie sind ein wirtschaftliches Standortrisiko für
die Versorgungssicherheit im Bereich der Energiewirt-
schaft, auch wenn es um die Bezahlbarkeit der Energie
für die Wirtschaft und die Verbraucher in diesem Land
geht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Er hat lange gebraucht, den Satz auswendig zu lernen!)


Wenn wir über die Frage der notwendigen wirtschaft-
lichen Dynamik in Europa reden und darüber, wie wir
die notwendige Energiewende bewerkstelligen, die für
eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung in
Deutschland erforderlich ist – übrigens auch in Nord-
rhein-Westfalen, einem starken Industrieland in
Deutschland und Europa –, dann müssen wir auch über
den Fachkräftebedarf sprechen. Was fällt Philipp Rösler
in seiner kurzen Wahlkampfrede zum Thema Fachkräfte
ein? Das Stichwort Zuwanderung. Das ist sehr erstaun-
lich. Ich sage Ihnen: Wir haben überhaupt nichts dage-
gen, dass wir in Deutschland auch darüber reden, dass
dieses Land die Zuwanderung Hochqualifizierter
braucht. Bevor wir das tun, hätten Sie aber ein Wort da-
rüber verlieren können, dass wir inländische Potenziale
haben, die wir nicht heben. 65 000 junge Menschen ver-
lassen Jahr für Jahr unsere Schulen ohne Schulabschluss.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Die meisten davon in SPD-regierten Ländern!)


1,5 Millionen Menschen zwischen 20 und 30 Jahren ha-
ben keine berufliche Erstausbildung. Sie führen eine un-
sinnige Betreuungsprämie ein, eine Fernhalteprämie.
Dadurch werden Frauen vom Arbeitsmarkt ferngehalten.
Sie sollten etwas für eine höhere Frauenerwerbstätigen-
quote tun und für bessere Einstiegschancen junger Men-
schen, die es nicht so leicht haben. Wir müssen den de-
mografischen Wandel in diesem Land bewältigen. Durch
Ihre Politik läuft es aber auf einen tief gespaltenen Ar-
beitsmarkt hinaus: Auf der einen Seite werden immer
mehr Unternehmen händeringend qualifizierte Fach-
kräfte suchen, und auf der anderen Seite geben Sie jun-
gen Menschen keine Chance und halten Frauen vom Ar-
beitsmarkt fern.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die Zahlen sprechen eine andere Sprache!)


Das sind die Ergebnisse Ihrer Politik, Herr Rösler. Auch
deshalb sind Sie ein Standortrisiko.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE] – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Fragen Sie in Spanien, was die für eine Jugendarbeitslosigkeit haben! 50 Prozent!)






Hubertus Heil (Peine)



(A) (C)



(D)(B)


Herr Rösler, es macht wenig Sinn, mit Ihnen großartig
darüber zu streiten; denn Sie sind in Fragen der Bewälti-
gung der europäischen Krise, der Fachkräftesicherung
und der Energiepolitik – das weiß die deutsche Wirt-
schaft – ein Totalausfall. Das wäre noch zu verschmer-
zen, wenn es in dieser Bundesregierung eine Führung
durch das Bundeskanzleramt gäbe. Aber Frau Merkel
duckt sich weg. Deshalb sage ich Ihnen trotz der erfreu-
lichen Lage: Die wirtschaftlichen Herausforderungen
dieser Zeit liegen noch vor uns. Aber es gibt keine Kri-
senbewältigung durch diese Bundesregierung. Frau
Merkel wird zu einem wirtschaftlichen Standortrisiko
und ihre Koalition auch.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Max Straubinger [CDU/ CSU]: Das glauben Sie doch selber nicht, Herr Heil!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717728600

Das Wort hat der Kollege Dr. Michael Fuchs von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1717728700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Kollege
Heil, ich habe mir erlaubt, die Titelseiten zweier engli-
scher Zeitungen aus den letzten Jahren mitzubringen.


(Der Redner hält ein Zeitungsseite hoch)


Das war eine Titelseite der BusinessWeek im Jahre 2003.
„The Decline of Germany“, der Niedergang Deutsch-
lands. Das wird mit wem in Verbindung gebracht? Mit
Gerhard Schröder und Rot-Grün.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Da haben Sie aber komische Kronzeugen!)


Das andere war ein Titelblatt von The Economist: „Eu-
rope’s Engine“.


(Der Redner hält ein Zeitungsseite hoch)


Das größere Rad auf dem Titelbild soll Deutschland
symbolisieren. Die Räder, die sich in Europa drehen,
drehen sich dadurch, dass die deutsche Wirtschaft wie-
der läuft. Dafür können wir dankbar sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wo ist das Bild von Merkel?)


Genau das zeigt die Situation, die wir gewollt und orga-
nisiert haben.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wir haben die Reform durchgesetzt, nicht Sie!)


Sie haben das nicht geschafft.

Ich gebe fairerweise zu, dass einige Ihrer Reformen
durchaus sinnvoll waren; aber davon wollen Sie gar
nichts mehr wissen. Sie versuchen, sich wegzuducken.

Sie tun so, als hätten Sie mit Hartz IV nie etwas zu tun
gehabt. Das hören wir doch jeden Tag in Ihren Wahl-
kampfreden in NRW. Gehen Sie einmal hin und hören
Sie zu. Sie gehen ja schon gar nicht mehr dorthin, weil
Sie sich schämen.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Nee, nee, nee! Ich war da schon unterwegs!)


Wir wollen des Weiteren festhalten, dass Sie mit ei-
nem gemeinsamen Beschluss, den wir unter Schwarz-
Rot gefasst haben, nichts mehr zu tun haben wollen. Wir
beide haben mit für die Einführung der Rente mit 67 ge-
kämpft. Nun tun Sie so, als sei das alles ganz anders ge-
wesen. Nun wollen Sie davon nichts mehr wissen. Ste-
hen Sie doch zu Ihren Beschlüssen, die vernünftig waren
und die dazu geführt haben, dass Deutschland heute Eu-
rope‘s Engine ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich freue mich, dass wir es geschafft haben, als Erster
aus der Krise herauszukommen, dass wir nach einem
Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um 4,7 Prozent im
Jahr 2009 bereits ein Jahr später, also im Jahr 2010, wie-
der 3,7 Prozent Wachstum verzeichnen konnten und im
Jahr darauf 3 Prozent.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Dank Peer Steinbrück!)


Im Jahr darauf haben wir also im Prinzip schon wieder
den Status von vor der Krise erreicht. Das sind positive
Zahlen.

Freuen Sie sich doch mit uns, dass wir 41,2 Millionen
Erwerbstätige in Deutschland haben; das hat es noch nie
gegeben. So eine niedrige Arbeitslosenquote gab es noch
nie. Unter Gerhard Schröder gab es 5 Millionen Arbeits-
lose, jetzt gibt es 2,8 Millionen Arbeitslose. Ich freue
mich, dass wir – das ist für mich das Allerwichtigste –
die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in Europa haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Darüber können wir uns alle freuen. Es gibt eigentlich
nichts Schlimmeres, als wenn junge Menschen keine
Hoffnung haben. Auch das Thema Schulabschluss müs-
sen wir gemeinsam angehen. Wir müssen uns aber auch
Gedanken machen, warum es gerade von diesen von Ih-
nen eben genannten Jugendlichen in einigen Bundeslän-
dern besonders viele gibt. Die meisten leben in Nord-
rhein-Westfalen; auch das gehört zur Wahrheit.

Es ist richtig, dass es uns gelingen muss, in Deutsch-
land die Wertschöpfungsketten zu erhalten, und zwar
von der Kunststoffindustrie bis zu den Hightechproduk-
ten, die unsere Industrie produziert. Dazu gehört eine
vernünftige Energiepolitik.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sagen Sie mal Herrn Röttgen Bescheid!)


Dazu gehört auch, dass das Denken in kleinen Nischen
aufhört. Es kann nicht sein, dass beispielsweise in Ba-
den-Württemberg die Grünen verhindern, dass ein weite-
res Pumpspeicherwerk gebaut wird.





Dr. Michael Fuchs


(A) (C)



(D)(B)



(Max Straubinger [CDU/CSU]: Nicht nur in Baden-Württemberg! Auch in Niedersachsen! – Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat so einen Bart!)


Dieses Speicherwerk ist dringend notwendig; wir brau-
chen es. In Niedersachsen wird von allen möglichen
Gruppierungen verhindert – ich klopfe mir da selber an
die Brust; denn auch von Parteifreunden von uns wird
dies verhindert –, dass die Leitungen ausgebaut werden.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wer ist denn da an der Regierung? McAllister!)


Wenn wir diese Energiepolitik wollen, dann müssen alle
mitspielen. Es ist unsere Aufgabe hier im Parlament,
nicht nur darüber zu reden, sondern auch dafür zu sor-
gen, dass diese Politik vor Ort umgesetzt wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sagen Sie das mal Herrn McAllister!)


Da sind wir alle gefordert. Ich fordere Sie auf, mitzuhel-
fen.

Hinsichtlich der Situation der deutschen Wirtschaft,
verehrter Herr Bundesminister, bin ich nicht mit Ihnen
einer Meinung; das ist einer der seltenen Fälle. Sie haben
0,7 Prozent Wachstum prognostiziert. Ich bin wesentlich
optimistischer. Ich biete Ihnen eine Wette an. Ich sage,
dass wir über 1 Prozent Wachstum haben werden, dass
es bei 1,2 oder 1,3 Prozent liegen wird. Wir zwei können
gerne wetten; ich stehe nachher dafür zur Verfügung. Ich
will das auch begründen. Wir haben im März die höchste
Exportquote unseres Landes in einem Monat verzeich-
net: 98 Milliarden Euro; das hat es noch nie gegeben.
Der Bundesverband Groß- und Außenhandel hat errech-
net, dass wir in diesem Jahr voraussichtlich auf einen
Gesamtexport von 1 124 Milliarden Euro kommen wer-
den, also 1,124 Billionen Euro. Das sind 6 Prozent mehr
als im letzten Jahr. Das ist die höchste Exportquote, die
wir jemals hatten. Interessanterweise fließt davon mitt-
lerweile deutlich mehr ins nichteuropäische Ausland.
Das heißt, unsere cleveren Unternehmen haben die inter-
nationalen Märkte erschlossen. Darauf können wir stolz
sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, lassen Sie uns gemeinsa-
men daran arbeiten, dass das so weitergeht! Lassen Sie
uns gemeinsam dafür sorgen, dass dieses Wachstum
nicht durch irgendwelche Kleinstaaterei in Gefahr ge-
bracht wird! Wir müssen dieses Wachstum fortsetzen.
Dann haben wir die Chance, den Menschen in Deutsch-
land eine gute Perspektive zu geben. Auch denen geht es
übrigens deutlich besser. So starke Lohnerhöhungen wie
jetzt haben Sie in der rot-grünen Regierungszeit nie be-
kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717728800

Für die Fraktion Die Linke hat jetzt der Kollege

Michael Schlecht das Wort.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Oh! Jetzt wird schlecht geredet! Jetzt könnt ihr was erleben!)



Michael Schlecht (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1717728900

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

ren! Herr Rösler, hinter Ihrer scheinbaren Erfolgsbilanz
verbirgt sich die brutale Realität von schlechter Arbeit
und von Lohnkürzungen.


(Lachen bei der FDP – Max Straubinger [CDU/CSU]: Oh! Das war jetzt aber wirklich schlecht!)


Seit dem Jahr 2000 sind rund 2,3 Millionen Vollzeitar-
beitsplätze vernichtet worden.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Was? – Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Wo denn?)


Gleichzeitig sind etwas mehr als 4 Millionen „bad jobs“,
schlechte Arbeitsplätze, entstanden.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Ach, Herr Schlecht, das glaubt Ihnen doch niemand mehr!)


Es kam zu einer massiven Ausweitung von Teilzeitarbeit
und geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen in Ge-
stalt von Minijobs und Leiharbeit. Außerdem müssen
mittlerweile viel zu viele Menschen diese schlechten
Jobs auch noch befristet machen. Dadurch ist die Durch-
setzungskraft der Gewerkschaften geschwächt worden.
Das Resultat: Seit 2000 kam es in Deutschland zu Lohn-
kürzungen um 4,5 Prozent. Das ist wirklich ein ungeheu-
erlicher Skandal.


(Beifall bei der LINKEN)


Dass Sie angesichts dessen ein so buntes Bild von den
Perspektiven malen, ist wirklich abenteuerlich.

Positive Perspektiven sind lediglich für Kapitalbesit-
zer und Unternehmer festzumachen. Die Einkommen
aus Unternehmertätigkeit und aus Vermögen sind seit
dem Jahr 2000 um mehr als 30 Prozent gestiegen. An-
scheinend sind Sie nur der Wirtschaftsminister für diese
Menschen, aber nicht für die breite Masse der Bevölke-
rung. Das ist wirklich unglaublich.


(Beifall bei der LINKEN)


Nicht nur in dieser Hinsicht ist Ihre Wirtschaftspolitik
für die breite Masse der Bevölkerung ein Desaster, son-
dern auch was die europäische Wirtschaftspolitik be-
trifft. Wir erleben seit zwei Jahren, dass Sie eine gera-
dezu blutrünstige Kürzungspolitik


(Lachen bei der FDP – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Na, na, na!)


und eine Austeritätspolitik nach Europa tragen. Diese
Kürzungspolitik führt ins Desaster.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Was muss man eigentlich geraucht oder getrunken haben, um so etwas zu erzählen? – Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Herr Schlecht, mir wird schlecht!)






Michael Schlecht


(A) (C)



(D)(B)


Die Völker Europas stehen gegen diese Politik auf. Das
haben insbesondere die Wahlergebnisse vom letzten
Sonntag in Griechenland und in Frankreich gezeigt.


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Und in Schleswig-Holstein!)


In Griechenland, wo diese Politik die breitesten Blutspu-
ren hinterlassen hat, wird sie jetzt Gott sei Dank beendet,
weil unsere griechische Schwesterpartei, die Linke in
Griechenland, bei der Wahl zweitstärkste Partei gewor-
den ist und kein Weg mehr an ihr vorbeiführt. Die Linke
in Griechenland wird dafür sorgen, dass diese absolut
brutale und menschenverachtende Politik beendet wird.
Wir unterstützen, dass dieser Kurs durchgezogen wird.


(Beifall bei der LINKEN – Max Straubinger [CDU/CSU]: Jawohl! All unsere Steuergelder für Griechenland! – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Wie kann man nur so an der Sache vorbeireden?)


Wir brauchen in Europa keinen Fiskalpakt. Wir brau-
chen keine weiteren Austeritätsprogramme für andere
Länder. Wir brauchen keinen weiteren Export der
Agenda 2010. Es reicht, dass die Menschen hierzulande
darunter leiden; auch dieser Zustand wird beendet wer-
den. Was wir brauchen, ist ein Wachstumspakt für Eu-
ropa. Er wird mittlerweile auch gefordert. Auf Ihrer
Seite gibt es bereits erste Absetzbewegungen, auch von
Kanzlerin Merkel. Es besteht inzwischen die Bereit-
schaft, auf bestimmte Forderungen einzugehen. Man
wird sehen, inwieweit das überhaupt geht. Wir, die
Linke, fordern einen europäischen Wachstumspakt in der
Größenordnung von 360 Milliarden Euro,


(Lachen des Abg. Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP] – Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Und wer soll das bezahlen?)


um diesen Kontinent wieder nach vorne zu bringen. Die-
ser Wachstumspakt soll aber nicht schuldenfinanziert
sein; das ist ja Ihr Einwand. Unsere Schuldenbremse


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ist die Wiedereinführung der Ostmark! 360 Milliarden Ostmark!)


heißt Millionärs- und Milliardärsbesteuerung.

Wenn wir in Europa eine konsequente Besteuerung
von Millionären und Milliardären durchführen,


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: 360 Millionen Ostmark!)


dann können wir derartige Programme problemlos finan-
zieren und dann haben wir auch die Möglichkeit, die
Verschuldung in Europa und in Deutschland, die natür-
lich auch viel zu hoch ist, abzubauen. Deswegen treten
wir klar für diese Orientierung ein. Wie gesagt: Unsere
Perspektive heißt „Millionärsbesteuerung“.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Jawohl!)


Letzter Punkt. Über einen Wachstumspakt in Europa
und auch in Deutschland hinaus brauchen wir knackige
Lohnerhöhungen. Es gibt sogar einzelne Vertreter Ihrer

Regierung, die in den Erkenntnisprozessen mittlerweile
– man hat den Eindruck – nicht mehr so resistent sind
wie Sie. Der Finanzminister Schäuble zum Beispiel hat
jetzt immerhin gesagt, er unterstütze die Lohnforderun-
gen der IG Metall, was er ausdrücklich damit begründet
hat, dass damit ein Beitrag zum Abbau von Außenhan-
delsungleichgewichten in Europa geleistet werden soll.
Das ist wirklich lobenswert.

Das Problem ist nur: Wenn er wirklich konsequent
wäre, dann müsste er auch unverzüglich dafür eintreten,
die gesamten Prekarisierungen, die durch die Agen-
da 2010 hervorgerufen worden sind, zu beseitigen, weil
vor allen Dingen durch diese Prekarisierungen der ent-
scheidende Beitrag dazu geleistet worden ist, in
Deutschland zu einem atemberaubenden Lohndumping
– die 4,5 Prozent habe ich eingangs erwähnt – zu kom-
men. Dies muss umgedreht werden, dies ist sozial unge-
recht, und dies ist vor allen Dingen die entscheidende
Ursache dafür, dass wir in Europa dieses dramatische
Leistungsbilanzungleichgewicht haben.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717729000

Das Wort hat jetzt die Kollegin Kerstin Andreae von

den Grünen.


Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1717729100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Gute Zahlen sind gute Zahlen, aber Ihr Selbstlob ist fehl
am Platz,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


weil Sie die großen Risiken, die wir haben, auf eine Art
ausblenden, die schon atemberaubend ist. Ohne ein star-
kes Europa steht dieser deutsche Aufschwung auf töner-
nen Füßen.

Die Zinsen sind zwar historisch niedrig, aber als Da-
moklesschwert schwebt die Frage über uns: Was ist,
wenn sie steigen? Das würde automatisch gigantische
Mehrbelastungen für den Haushalt in Milliardenhöhe be-
deuten. Deswegen können Sie sich für eine Haushalts-
konsolidierung nicht auf die Schulter klopfen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Max Straubinger [CDU/CSU]: Sie sind ja gegen Haushaltskonsolidierungen!)


Sie reden davon, dass Sie das Vertrauen in den euro-
päischen Ländern wiedergewinnen wollen und dass uns
die Situation in den Krisenländern nicht kaltlassen kann,
im Übrigen auch ökonomisch nicht. Wir sind auf eine
starke europäische Peripherie angewiesen. Insofern gebe
ich Ihnen ja recht. Sie müssen aber sehen, dass die allei-
nige Orientierung des Fiskalpakts aufs Sparen falsch ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Michael Groschek [SPD] – Max Straubinger [CDU/CSU]: Also wieder mehr Schulden!)






Kerstin Andreae


(A) (C)



(D)(B)


Wir Grünen sagen klar: Wir brauchen Haushaltskon-
solidierung, wir brauchen Strukturreformen in den Län-
dern, und wir brauchen Investitionen. Wie sollen Länder,
in denen die Jugendarbeitslosigkeit 50 Prozent beträgt,
wie derzeit in Spanien, eine wirtschaftliche Perspektive
erhalten? Wie sollen sie aus dieser Situation wieder
herauskommen? Alleine mit Sparen geht es nicht. Sie
pressen sie aus wie eine Zitrone. Wir brauchen Konsoli-
dierung, vernünftige Zukunftsinvestitionen und Struktur-
reformen. Drei Säulen!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Private oder öffentliche? – Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Und wer bezahlt das?)


Es geht hier nicht um Betonwachstum, also darum,
neue Straßen und neue Autobahnen zu bauen, sondern
um Zukunftsinvestitionen: erneuerbare Energien, Auf-
bau einer digitalen Infrastruktur, nachhaltige Landwirt-
schaft.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wer investiert da?)


– Ich komme noch zu dem Geld. Warten Sie doch ab!

In Europa werden jedes Jahr 400 Milliarden Euro für
Ölimporte bezahlt. In südlichen Ländern kann der Auf-
bau einer Industrie für erneuerbare Energien funktionie-
ren. Deshalb frage ich mich, warum Europa nicht in der
Lage ist, diese Energiewende europäisch anzugehen, um
diesen Ländern eine Perspektive für eine neue Art der
Energieversorgung zu geben, sodass sie weg von diesen
hohen Ölimporten kommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Anton Schaaf [SPD] – Max Straubinger [CDU/CSU]: Sollen die Länder auf Atomkraft setzen?)


Eine Schuldenkrise können Sie nicht mit mehr Schul-
den bekämpfen.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Aber: Stärken Sie die Europäische Investitionsbank, da-
mit diese in der Lage ist, privates Kapital zu akquirieren!


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Wir stärken sie!)


Flexibilisieren Sie die vorhandenen Strukturfonds, damit
diese auch als Krisenstrukturfonds agieren können! Füh-
ren Sie endlich die Finanztransaktionsteuer ein!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Seit der Wahl in Frankreich hat sich da einiges geändert.
Es gibt die Möglichkeit, an diese Geldströme heranzu-
kommen.

Gehen Sie in Europa gemeinsam gegen Steueroasen
vor! Dass der Steuervollzug in den Ländern nicht funk-
tioniert, liegt doch auch daran, dass der Kapitalflucht
Tür und Tor geöffnet ist. Europa muss gemeinsam gegen
Steueroasen vorgehen!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben Ihnen Angebote gemacht. Wir haben Ihnen
gesagt: Lassen Sie uns im Rahmen der Ratifizierung und
der Umsetzung des Fiskalpakts konkrete Gespräche füh-
ren. Lassen Sie uns ein gemeinsames Paket schnüren,
damit wir das Vertrauen in Europa wiedergewinnen. Ne-
ben die Konsolidierung stellen wir Strukturreformen und
wirtschaftliche Perspektive. Das ist das Signal, das Sie
senden müssen, wenn Sie es ernst damit meinen, in
Europa wieder Vertrauen zu schaffen.

Zum Schluss komme ich zu der Frage der guten Pro-
gnosen. Herr Fuchs, Sie haben vom deutschen Motor in
Europa gesprochen.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Wollen Sie es noch einmal sehen?)


– Das brauchen Sie jetzt nicht noch einmal zu zeigen.
Das habe ich schon gesehen. So weit kann ich schon
schauen. – Wenn wir Europa nicht stabilisieren und
wenn Deutschland nicht ein hohes Maß an Verantwor-
tung dafür übernimmt, Europa zu stabilisieren,


(Dr. Stefan Kaufmann [CDU/CSU]: Machen wir doch! – Max Straubinger [CDU/CSU]: Das tun wir doch die ganze Zeit, Frau Andreae!)


den Aufbau eines sozialen Europas voranzubringen und
die Energiewende in Europa voranzutreiben, dann wird
das nichts mit dem Motor;


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: 211 Milliarden Verantwortung!)


denn dann drücken wir die anderen an die Wand, dann
meinen wir es mit einer Europäischen Wirtschafts- und
Währungsunion nicht ernst, sondern dann machen wir
uns auf Kosten der anderen stark. Was wir machen müs-
sen, ist, Europa als eine gemeinsame Aufgabe zu begrei-
fen, gemeinsam weiterzuentwickeln, der Währungs-
union eine Wirtschaftsunion an die Seite zu stellen. Wir
haben damals von einer Wirtschafts- und Währungs-
union gesprochen. Die Wirtschaftsunion fehlt. Diese
müssen wir weiterentwickeln. – Der Pfad, den Sie im
Augenblick begehen, ist zu eng, zu einseitig und wird
nicht aus der Krise führen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717729200

Für die FDP hat jetzt der Kollege Dr. Martin Lindner

das Wort.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wir wollen den anderen Lindner!)



Dr. Martin Lindner (FDP):
Rede ID: ID1717729300

Herr Präsident! Verehrte Damen! Meine Herren! Lie-

ber Herr Heil, Sie haben aufs Neue bewiesen, dass der
letzte ernstzunehmende Wirtschaftspolitiker Ihrer Partei





Dr. Martin Lindner (Berlin)



(A) (C)



(D)(B)


der damalige Wirtschaftsminister Wolfgang Clement
war.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei Abgeordneten der SPD)


Deswegen nimmt es nicht wunder, das Wolfgang
Clement ausgerechnet in Nordrhein-Westfalen nicht für
die SPD, sondern für Christian Lindner und die FDP
Wahlwerbung macht.


(Beifall bei der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ich wünsche gute Reise!)


– Jetzt rufen Sie „Gerhard Schröder“ dazwischen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ich habe „gute Reise“ gesagt!)


Auch er macht Wahlkampf, aber auch nicht für die SPD,
sondern für Wladimir Putin.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Anton Schaaf [SPD]: Diese Wahl ist auch schon gelaufen!)


Wir haben glänzende Zahlen, solides Wachstum, die
geringste Arbeitslosenquote und steigende Löhne wie
nie zuvor. Welch faktische Diskrepanz zu dem Ge-
meckere, dem Gemäre, dem Miesmachen des deutschen
Standortes,


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Was haben Sie denn dazu beigetragen?)


das wir seit zweieinhalb Jahren von der deutschen Oppo-
sition, vor allen Dingen von der linksradikalen deut-
schen Opposition hören.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Was haben Sie denn getan, Herr Lindner?)


Dies ist tatsächlich kein Grund, sich zurückzulehnen und
die Schlafposition einzunehmen,


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Hört! Hört!)


sondern das ist ein Auftrag, das Erreichte für die Zukunft
zu erhalten und auszubauen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das stinkt ja vor Eigenlob!)


Deswegen stehen wir für Wachstum wie keine andere
Partei und keine andere Regierungskoalition in Deutsch-
land. Wachstum ist uns Auftrag und Programm.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Aber, Frau Kollegin Andreae, das war es dann auch
schon an Gemeinsamkeit. In der weiteren Zielsetzung
unterscheiden wir uns.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das will ich hoffen!)


Das, was Sie versuchen, ist, uns gescheiterte Konjunk-
turprogramme à la Solarförderung für Europa zu verord-
nen.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Lobbyistenpolitik ist das!)


Erst einmal werden durch Ihre Steuererhöhungsorgien
1 Million Arbeitsplätze vernichtet, durch Ihre zusätzli-
che Bürokratie weitere 500 000 Arbeitsplätze vernichtet,
und dann werden durch die Subventionen für Ihre Klien-
tel 400 000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Das verste-
hen Sie unter Green Economy. Das ist aber auf keinen
Fall der Weg, den wir beschreiten werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mövenpick-Steuer!)


Wir lehnen es ab, hier und auch in Europa zu einer lä-
cherlichen Strohfeuerpolitik zu kommen, sondern wir
müssen sehen, welches die Ursachen für Wachstums-
hemmnisse sind. Das ist – das haben wir heute gemein-
sam im Wirtschaftsausschuss gehört – vor allen Dingen
die Bürokratie.

Das wäre ein Projekt für Europa, und zwar nicht nur
die Formulare zu harmonisieren, sondern sich auch die
Standards vorzunehmen und zu prüfen, ob all das, was
aus Brüssel, aber auch aus Berlin kommt, wirklich not-
wendig ist. Das hat einen glänzenden Effekt. Denn ers-
tens sparen sich zum einen die Unternehmen die Kosten,
zum anderen spart sich aber auch die öffentliche Verwal-
tung Administrationskosten. Bürokratieabbau ist eine
der zentralen Aufgaben für Europa, um zu Wachstum zu
gelangen.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie ja gerade etwas Tolles geschaffen!)


Der zweite Punkt ist – auch das möchte ich klarma-
chen –: Wir lehnen sinnvolle Förderung nicht ab.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


– Nein.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Von Hotels!)


Wir lehnen sinnvolle Förderung dort, wo sie investiv
wirkt, nicht ab.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Betreuungsgeld!)


Das ist eine wichtige Forderung, beispielsweise in der
Forschungsförderung für Technologie.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Machen Sie doch mal etwas! Nicht einen Deut! – Garrelt Duin [SPD]: Wir warten!)


Auch hier steht eine Vision für Europa bevor. Wir er-
kennen doch in Europa, dass unsere Chancen nicht in
billiger Produktion liegen.


(Klaus Barthel [SPD]: Ihr habt zweieinhalb Jahre Zeit gehabt! Was passiert denn jetzt? – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wo ist denn die steuerliche Forschungsförderung?)


Hier haben wir vielmehr die Chance, gemeinsam in Eu-
ropa in Infrastruktur und insbesondere in die For-
schungsförderung zu investieren. Das ist ein großes Pro-
jekt für Europa und für dieses Land. Darin liegt die
Zukunft.





Dr. Martin Lindner (Berlin)



(A) (C)



(D)(B)



(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Vorwärts! Avanti!)


Aber das lassen wir uns nicht in einen Gegensatz zur
Konsolidierung der öffentlichen Haushalte stellen. Ich
rede nicht von Nordrhein-Westfalen, sondern von der
Hauptsorge aller Menschen und Unternehmen: dass die
Überschuldung der öffentlichen Haushalte das zentrale
Problem für Wachstum und wirtschaftliches Gedeihen in
Europa ist. Die Menschen erkennen, dass die Überschul-
dung der öffentlichen Haushalte die Begrenzung und die
Strangulierung jeder weiteren Entwicklung dieser Län-
der ist. Wir sehen gerade in Griechenland, in welche
Zinsfalle die Griechen geraten sind und wie wenig Chan-
cen sie noch haben, aus dieser Falle herauszukommen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Reden Sie doch mal über Irland!)


Das ist uns Auftrag, zu Stabilität in Europa zu kommen.

Dieser Verantwortung müssen insbesondere Sie ge-
recht werden.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das machen Sie ja nicht!)


Sie, Rot und Grün, tragen eine besondere Verantwor-
tung. Schröder, Fischer und Eichel: Das sind die Versa-
ger zu Beginn dieses Jahrhunderts in puncto Stabilität.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben Griechenland hereingelassen. Sie haben die
Stabilitätskriterien aufgeweicht. Sie stehen deswegen in
einer besonderen Verantwortung. Deswegen werden wir
Ihnen das keineswegs durchgehen lassen und akzeptie-
ren, dass Sie sich nicht nur aus der Verantwortung
schleichen, sondern auch noch mit den Populisten im In-
und Ausland gemeinsame Sache machen,


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Klar! Jetzt sind wir wieder Volksverräter!)


um Wachstum und Stabilität in einen Gegensatz zu stel-
len: zum Schaden dieses Landes, zum Schaden Deutsch-
lands.

Sie sind in der Pflicht, an unserer Seite mit unserer
Bundesregierung für einen Stabilitäts- und Fiskalpakt zu
streiten. Aus dieser Pflicht entlassen wir Sie nicht. Da
werden wir Sie stellen. Sie haben hier mitzumachen,
statt mit Populisten, egal wo, gemeinsame Sache zu ma-
chen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Grüßen Sie mal Herrn Schäffler, wenn Sie von Populisten reden!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717729400

Das Wort hat der Kollege Michael Groschek von der

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Michael Groschek (SPD):
Rede ID: ID1717729500

Herr Dr. Lindner, nachdem Herr Rösler geredet hat,

habe ich mich gefragt, was sie ihm in den Tee getan ha-
ben. Nachdem Sie geredet haben, frage ich mich, ob es
der Tee war oder die Spätlese.


(Widerspruch bei der FDP – Manfred Grund [CDU/CSU]: Dafür sollten Sie sich entschuldigen!)


Denn eine solche Rede zu halten und den Sozialdemo-
kraten und anderen Demokraten im Saal vorzuwerfen,
sie seien vaterlandslose Gesellen und würden irgendwel-
chen fremden Mächten dienen statt dem eigenen Volk,
ist eine Unverschämtheit. Sie sollten sich dessen schä-
men, Herr Dr. Lindner.


(Beifall bei der SPD)


Wenn das der neue Stil ist, dann wird für die politische
Kultur in diesem Haus nicht viel zu erwarten sein.

Jetzt zu Ihren Vorwürfen. Zum Stichwort „Schulden“.
Sparen alleine reicht nicht. Das hat nicht nur der Sogar-
Sozialdemokrat Schulz, sondern auch Christine Lagarde
gesagt. Das hat uns gestern auch eine ganze Kollektion
im Handelsblatt vorgeführt. Denn es ist natürlich richtig,
dass Sparsamkeit und Sparen angesagt sind, zugleich
aber auch Investieren, um zu sehen, wie man solide In-
vestitionen finanzieren kann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deshalb wollen wir die Finanzmarkttransaktionsteuer,
die Sie bislang nicht zustande bekommen haben.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Sie auch nicht!)


Wenn wir darüber reden, wie es in Nordrhein-West-
falen aussieht, dann können wir darüber reden, dass die
Vorgängerregierung, die Rüttgers-FDP-Regierung, neun-
mal vom Landesverfassungsgericht eine Klatsche bezo-
gen hat, die letzte jetzt, weil deutlich wurde: Sie haben
die Kommunen abkassiert, um auf dem Rücken der
Kommunen unrechtmäßig die deutsche Einheit zu finan-
zieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie als FDP sollten mit dem Vorwurf, auf Pump zu le-
ben, ganz vorsichtig sein. Sie lassen sich einen Teil des
Bundestagswahlkampfes offensichtlich auch mit Unter-
stützung der Bundestagsfraktion gestalten.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört!)


Für den Rest haben Sie nach eigener Auskunft
800 000 Euro Schulden gemacht, um den Wahlkampf zu
finanzieren.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir fragen uns: Wer muss denn diesmal diese offene Ze-
che für den Wahlkampf zahlen? Beim letzten Mal gab es





Michael Groschek


(A) (C)



(D)(B)


Wiedergutmachung für die Mövenpick-Spenden. Jetzt
fragen wir uns: Wo wird dies enden?

Sie reden ständig über Investitionen und Industrie-
politik. Dann sollten wir auch über die Energiepolitik
sprechen. Die Energiewende ist bei Ihnen offensichtlich
nicht angekommen. Eine gestaltete Energiewende könnte
Arbeit und Umwelt schützen sowie mehr Arbeitsplätze
schaffen. Das Gegenteil ist aber bei Ihnen der Fall.
Kronzeugen Ihrerseits sind beispielsweise der Berater
von Herrn Röttgen, Friedrich Merz. Er hat noch offen-
bart: Unter dieser Bundesregierung ist Planungssicher-
heit ein Fremdwort. – Die fehlende Planungssicherheit
stellt bei der Energiewende eine Investitionsblockade
dar. Wir brauchen aber das Gegenteil. Wir brauchen kein
Blockieren, sondern ein Investieren. Das sichert Per-
spektiven für unser Land.


(Beifall bei der SPD)


Deshalb fordern wir einen Masterplan.

Es gab einen Versuch, das Gegeneinander von
Röttgen und Rösler im Kanzleramt aufzulösen. Heraus-
gekommen ist nicht besonders viel.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die waren nicht eingeladen!)


– Bei Herrn Röttgen handelt es sich um einen Wiederho-
lungsfall. Er wird grundsätzlich nicht mehr eingeladen,
habe ich das Gefühl.

Energieintensive Industrien sind in Deutschland ein
großer Beschäftigungs- und Umsatzfaktor: 875 000 Be-
schäftigte und 300 Milliarden Euro Umsatz. Die Alumi-
niumhütte in Voerde ist im Grunde ein Menetekel Ihrer
verfehlten Energie- und Industriepolitik. Die Bundes-
regierung verschläft die Energiewende und die notwen-
dige Weichenstellung. Wir haben 2009 einen Sonderfonds
für die Aluminiumindustrie errichtet, um die indirekten
CO2-Kosten abzugelten. 40 Millionen Euro für diese In-
dustrie liegen blockiert da, weil Sie sich nicht darum ge-
kümmert haben, dass die EU-Kommission endlich
grünes Licht für den Abruf dieser Mittel gibt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


2008 gab es die Verabredung zur Kompensation der
Belastungen im Emissionshandel. Bis heute haben Sie
keine EU-Lösung hinbekommen. Herr Fuchs, Sie wis-
sen, dass das eine sträfliche Vernachlässigung unserer
industriepolitischen Interessen ist.

Jetzt gibt es fast ein Lob für Herrn Dr. Rösler; denn er
hat den Entwurf einer Verordnung auf den Weg gebracht,
um eine angemessene Honorierung für zu- und abschalt-
bare Lasten zu gewährleisten. Auf Deutsch formuliert:
Stromfresser als Netzstabilisatoren sollen für ihre gute
Tat belohnt werden können. Was passiert aber? Dieser an
sich vernünftige Ansatz liegt unbearbeitet auf dem
Schreibtisch von Herrn Dr. Röttgen. Herr Dr. Röttgen
wartet seit fünf Wochen darauf, dass aus einem Nein
eine Alternative gemacht wird. Das mag typisch für ihn
sein, darf aber nicht typisch für die Politik in Deutsch-
land werden.


(Beifall bei der SPD)


Letzter Punkt. Sie haben ganz nebenbei die Solarin-
dustrie angesprochen und so getan, als wäre das alles
Spinnerei. Wir halten die Solarindustrie mit 130 000 Be-
schäftigten nicht für Spinnerei, sondern für einen wichti-
gen sozialen und wirtschaftspolitischen Faktor. Deshalb
verstehen wir nicht, dass Sie viermal die Rahmenbedin-
gungen für die Solarindustrie geändert und für Investi-
tionsunsicherheit gesorgt haben. Herr Röttgen phrasiolo-
giert darüber, dass die Solarindustrie in Deutschland
keine Zukunft habe, weil in China Dumpinglöhne an der
Tagesordnung seien.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717729600

Kommen Sie bitte zum Schluss.


Michael Groschek (SPD):
Rede ID: ID1717729700

Wenn das so ist, bitte ich Sie, in China ein Stück weit

mehr über fairen Wettbewerb zu diskutieren und dafür
zu sorgen, dass diese Zukunftsindustrie in Deutschland
nicht durch einen Federstrich unter die Räder kommt,
sondern eine Perspektive erhält.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717729800

Herr Groschek, bitte!


Michael Groschek (SPD):
Rede ID: ID1717729900

Wir brauchen eine Industriepolitik und keine

Deutschtümelei.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717730000

Das Wort hat jetzt der Kollege Karl Schiewerling von

der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1717730100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Es ist immer ein erhebendes
Gefühl, wenn man nach dem Generalsekretär der SPD
Nordrhein-Westfalens hier im Deutschen Bundestag re-
den darf, Herr Groschek.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Das ist der Generalsekretär?)


Ich darf Ihnen sagen: Das, was Sie vorgetragen haben,
ist hoch spannend, es geht aber völlig daneben. Sie brau-
chen uns hier im Deutschen Bundestag und auch nie-
mand anderem zu erklären, wie man mit Haushalten um-
zugehen hat. Es stimmt: Haushalte werden gerne vor
Verfassungsgerichte gezerrt, auch in Nordrhein-Westfa-
len;


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Rüttgers!)


aber noch nie hat eine Landesregierung eine solche Klat-
sche bekommen, dass ein laufender Haushalt gestoppt
und verboten wurde, ihn umzusetzen. Das hat es noch
nicht gegeben, Herr Groschek.





Karl Schiewerling


(A) (C)



(D)(B)



(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Michael Groschek [SPD]: Ihren Haushalt! Den 2010er-Haushalt! Ihren Haushalt!)


Dafür sollten Sie sich schämen, bis in die Eiszeit.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Den Rüttgers kennt er gar nicht mehr!)


Ich will Ihnen einen zweiten Punkt nennen: Kommen
Sie nicht und sagen, die Bundesregierung würde Mittel
aus Europa nicht abrufen. Wie viel Geld hat die nord-
rhein-westfälische Landesregierung für den Ausbau der
U-3-Betreuung noch nicht abgerufen? Sie ruft die Gelder
nicht ab, weil sie es nicht geregelt bekommt. Aber hier
werden Belehrungen erteilt. Ich halte das nicht für ange-
bracht, Herr Groschek.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich will Ihnen noch einen dritten Punkt mit auf den
Weg geben. Die Energiewende ist eine große Herausfor-
derung für alle Beteiligten.


(Michael Groschek [SPD]: Keine Frage!)


– Gar keine Frage. – Hier geht es darum, dass Bund,
Länder und Kommunen vernünftig zusammenarbeiten.
Keine Frage. Aber die SPD/Grünen-Regierung in Nord-
rhein-Westfalen hatte 20 Monate Zeit, ihre Hausaufga-
ben zu machen – und sie hat sie nicht gemacht.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Quatsch!)


Sonst wären nämlich längst entsprechende Planungsvor-
haben und andere Dinge auf den Weg gebracht worden.
Das ist nicht der Fall.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Reden wir über die Bundesregierung!)


Wir haben allen Grund, auf das, was sich in Deutsch-
land entwickelt, stolz zu sein, wir haben allen Grund, auf
die gute wirtschaftliche Entwicklung stolz zu sein. Wenn
ich manchmal die Opposition höre, habe ich den Ein-
druck, in einem falschen Film zu sein. Fahren Sie einmal
nach Spanien, nach Portugal, nach Griechenland, nach
Israel, wo ich vor einigen Tagen war, oder in ein sonsti-
ges Land. Die Menschen dort reiben sich verdutzt die
Augen und fragen: Worüber streiten die in Deutschland
eigentlich?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben die niedrigste Arbeitslosenquote seit 20 Jah-
ren, wir haben einen Aufwuchs an Beschäftigung. Men-
schen aus Portugal, Spanien, Griechenland und Italien
kommen nach Deutschland, um hier Arbeit zu finden.
Wie letztens festgestellt worden ist, kommen sie auch
deswegen gerne zu uns, weil auf unserem Arbeitsmarkt
wesentlich fairere Bedingungen herrschen als in anderen
europäischen Ländern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Liebe Frau Kollegin Andreae, weil uns niemand lobt
– Sie haben gesagt, man dürfe sich nicht selbst loben;
das will ich gerne beherzigen –, will ich Folgendes sa-

gen: Wir haben 41,1 Millionen Erwerbstätige – so viele
wie noch nie –, wir haben 28,6 Millionen sozialversiche-
rungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse – so viele
wie noch nie –, und es sind 2011 718 000 neue sozialver-
sicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse hinzu-
gekommen, 422 000 davon in Vollzeit. Wir merken es
auf dem Arbeitsmarkt, und wir merken es an den vollen
Sozialkassen. 2005 haben wir noch gemeinsam be-
schlossen, der Deutschen Rentenversicherung ein Über-
brückungsdarlehen zu geben. Heute haben wir eine
Rücklage von 1,5 Monatsausgaben. Das beklage ich
nicht, sondern darüber freue ich mich. Das ist beruhi-
gend. Die Botschaft lautet: Wenn wir eine gute Beschäf-
tigungslage haben, haben wir auch volle Sozialkassen
und können unsere Verantwortung wahrnehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der Punkt, über den ich mich besonders freue, ist,
dass wir einen Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit ha-
ben. Ich sage es frank und frei: Die Arbeitsmarktrefor-
men, die unter Rot-Grün unter Assistenz der Union und
der FDP über den Bundesrat gemacht worden sind, ha-
ben ihre Früchte getragen. Wir stehen dazu und sagen:
Ja, das war nicht angenehm, aber das war notwendig. Ich
sage Ihnen voraus: Vor den Veränderungsprozessen, die
wir hinter uns haben, stehen andere europäische Länder
noch.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deswegen wundert es mich überhaupt nicht, dass in
Griechenland, Spanien und anderen Ländern eine große
Unruhe ist; denn dort muss manches verändert werden.
Leider hat der kleine Mann auf der Straße auszubaden,
was andere politisch verbockt haben. Fehlerhafte Sys-
teme haben dazu geführt, dass sich die Dinge so schlecht
entwickelt haben. Ich kann nur hoffen, dass sie es ge-
meinsam mit uns schaffen; denn wir brauchen ein star-
kes und stabiles Europa, und wir brauchen ein gutes Mit-
einander in Europa. Was wir nicht brauchen können, ist
ein Gegeneinander-Ausspielen. Deswegen stehen wir zu
dem, wozu wir uns verpflichtet haben, nämlich mitzu-
helfen, dass die Haushalte konsolidiert werden, dass die
Schuldenpolitik eingedämmt wird und Kräfte freigesetzt
werden, damit Menschen in Europa wieder Beschäfti-
gung bekommen.

Der Aufschwung, den wir erlebt haben und in dem
wir mitten drin sind, erreicht Gott sei Dank nicht nur die
Langzeitarbeitslosen, sondern auch die Älteren.

Wenn es eine Zahl gibt, die besonders gut ist, dann ist
es die Zahl der zusätzlich Beschäftigten unter den 55- bis
60-Jährigen. Auch bei den über 60-Jährigen ist eine
deutliche Zunahme der Beschäftigung festzustellen. Wir
hätten es nicht für möglich gehalten, dass eine solche
Entwicklung in diesem Tempo abläuft. Darüber freuen
wir uns. Wir bleiben bei den Strukturen, die wir be-
schlossen haben: Rente mit 67, und wir helfen den Men-
schen, in der Lage zu sein, entsprechend lange zu arbei-
ten. Das hat etwas mit Solidarität in der Gesellschaft zu
tun. Ich hoffe, dass das, was wir gemeinsam auf den Weg





Karl Schiewerling


(A) (C)



(D)(B)


gebracht haben, jetzt seine Früchte trägt – zum Wohle
der Menschen in unserem Land und in Europa.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717730200

Das Wort hat jetzt der Kollege Anton Schaaf von der

SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Anton Schaaf (SPD):
Rede ID: ID1717730300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber

Karl Schiewerling, es stimmt: Die nordrhein-westfäli-
sche Landesregierung ist mit einem Haushalt vor dem
Landesverfassungsgericht gescheitert. Sicherlich hatte
das auch damit zu tun, dass wir uns auf die Fahne ge-
schrieben haben, die verfehlte Politik der Vorgänger-
regierung in Nordrhein-Westfalen, die Kommunen zu-
gunsten des Landeshaushaltes ausbluten zu lassen, zu
beenden. Wir haben den Kommunen geholfen und haben
dafür eine Klatsche bekommen. Die Ursache dafür, dass
wir den Kommunen helfen mussten, ist, dass ihr, CDU
und FDP, verfassungswidrig den Kommunen das Geld
aus der Tasche gezogen habt. Ihr habt das gemacht!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dafür habt ihr eine Klatsche vom Verfassungsgericht be-
kommen, und zwar zu Recht.

Nun reden wir tatsächlich über Investitionen, die in
den Kommunen nicht durchgeführt werden konnten.
Dort fehlte real Geld, um Investitionen zu tätigen.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Kann es sein, dass die SPD-geführten Kommunen über ihre Verhältnisse gelebt haben!)


Stichwort Beschäftigungspolitik: Es gehört sich, Red-
lichkeit zu praktizieren, und man hat nicht das Recht,
sich in der Art und Weise hier aufzuregen, wie Sie es ge-
tan haben.

Übrigens, was die Hausaufgaben angeht: Ich verweise
auf die Rückstellungen für die WestLB und anderes, was
in der Regierungszeit von Rüttgers hätte passieren müs-
sen und dennoch nicht passiert ist.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Die war schon pleite, als Rüttgers noch nicht im Amt war!)


Rot-Grün in Nordrhein-Westfalen hat das dann nachho-
len müssen. Das ist genau der Punkt, an dem man seine
partielle Vergesslichkeit bekämpfen sollte und seiner ei-
genen Verantwortung gerecht werden sollte. Man sollte
sich davor nicht immer wieder drücken.


(Beifall bei der SPD)


Schauen wir uns an, wie das mit der Beschäftigung
ist. Der Kollege Röttgen hat vor kurzem gesagt, er sei in
der Lage, stante pede im Haushalt von Nordrhein-West-
falen 1,6 oder 1,7 Milliarden Euro einzusparen, und
zwar im Wesentlichen über Kürzungen bei Personalkos-
ten und Verwaltungsausgaben. Wir, die in Nordrhein-
Westfalen unterwegs sind, wissen, dass alle Vorgänger-

regierungen, was die Senkung von Personalkosten an-
geht, einiges getan haben. Bei den Bezirksregierungen
sind zum Teil nur noch 75 Prozent der Stellen besetzt. In
den Ministerien arbeitet man personalmäßig an der
Kante. Es gibt nur noch zwei große Blöcke, wo man
massiv Personal einsparen kann – ehrlicherweise sollte
man das als die eigene Form von Beschäftigungspolitik
bezeichnen –, nämlich bei der Polizei und bei den Lehre-
rinnen und Lehrern. Herr Röttgen müsste sagen: Ich bin
bereit, weniger Personal bei der Polizei und weniger
Lehrerinnen und Lehrer zu finanzieren. Wenn er eine
solche Beschäftigungspolitik machen will, um so
1,7 Milliarden Euro in NRW einzusparen, dann soll er es
sagen.


(Manuel Höferlin [FDP]: Machen Sie es doch in Rheinland-Pfalz!)


Er sollte dies öffentlich tun, aber bitte schön vor dem
nächsten Sonntag und nicht danach, wie man es bereits
erlebt hat: Wahrheiten kommen einen Tag nach dem
Wahlsonntag. Sich rechtzeitig zu äußern, das ist der ent-
scheidende Punkt.

In der gesamten Debatte ist mir nicht aufgefallen, was
Sie, die Koalition, die Regierung und insbesondere Sie,
Herr Minister Rösler, genau getan haben, damit wir hohe
Wachstumsraten und gute Beschäftigungsquoten haben.
Wenn man sich schon selber loben will, indem man hier
eine Aktuelle Stunde mit diesem Titel anberaumt, dann
sollte man mindestens zwei oder drei Beispiele nennen
können, die belegen, was Sie zur Beschäftigungs- und
Wachstumsförderung getan haben. Nichts, gar nichts ha-
ben Sie getan. Sie haben sich überhaupt nicht bewegt,
und das war vielleicht auch besser so. Das ist doch der
entscheidende Punkt.

Was die Beschäftigungspolitik angeht, ging eben über
den Ticker: Ein Regierungsmitglied, der Kollege Niebel,
macht wirklich eine ordentliche Beschäftigungspolitik.
Mittlerweile sind fünf von sechs Abteilungsleitern im
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung FDP-Kollegen. Herr Niebel macht für
FDPler eine herausragende Beschäftigungspolitik.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: So was kennt ihr Sozis gar nicht, oder? – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So was hat es in NordrheinWestfalen nie gegeben!)


Übrigens ist es mittlerweile so, dass sich der Perso-
nalrat in diesem Ministerium von der Personalpolitik mit
Grausen abwendet. Das wollte ich zum Thema Beschäf-
tigungspolitik gesagt haben.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Sie schießen mit Katapulten aus Glasfabriken!)


Wenn man so gute Zahlen, was Beschäftigung und
Wachstum angeht – diese Zahlen kann man nun wirklich
nicht negieren –, aufweisen kann, dann stellt sich die
Frage: Wann, wenn nicht jetzt, investieren wir in die Re-
serve, die wir tatsächlich noch haben? Ich meine Investi-
tionen in die Arbeitslosen, die meistens mit Mehrfach-
hemmnissen zu kämpfen haben. Wann, wenn nicht jetzt,
da es gut läuft, investieren wir in diese Menschen, damit





Anton Schaaf


(A) (C)



(D)(B)


sie zukünftig eine Chance haben? Passiert ist bei Ihnen
genau das Gegenteil: Beim Eingliederungstitel haben Sie
massiv zugegriffen, um den Bundeshaushalt einigerma-
ßen in den Griff zu bekommen. Das heißt, es gibt weni-
ger Chancen für diejenigen Menschen, die in Langzeit-
arbeitslosigkeit sind. Wann wollen Sie diese Menschen
denn besonders an die Hand nehmen, wenn nicht in wirt-
schaftlich guten Zeiten wie jetzt? Und Sie philosophie-
ren über qualifizierte Zuwanderung!

Übrigens erklärt mir auch keiner – das ist relativ
schwierig, finde ich –, wie man dann, wenn man aus-
schließlich aufs Sparen setzt,


(Dr. Peter Röhlinger [FDP]: Machen wir nicht! Wachstum!)


nicht nur national, sondern auch international, eigentlich
Wachstum generieren will. Das ist mir nicht erklärlich.
Wir sehen doch: Da, wo ganz besonders hart gespart
werden muss – nämlich in Spanien, in Portugal, in Grie-
chenland, in Italien –, geht die Wachstumsrate massiv
herunter. Das ergibt keine Konsolidierung, sondern das
ergibt am Ende genau das, was wir jetzt leider Gottes in
Griechenland erleben. Das hat etwas damit zu tun, dass
Sparen allein nicht ausreicht; wenn man das einfordert,
muss man sich auch überlegen und aufzeigen, wie man
denn in diesen Ländern wieder ein einigermaßen großes
Wachstum zustande bringt, damit die Menschen über-
haupt eine Chance haben.

Das ist der Punkt, wo wir Sozialdemokraten sagen – das
macht den feinen Unterschied an dieser Stelle aus –: Wir
sind nicht gegen das Sparen, aber wir sind der Meinung,
dass man zusätzlich auch investieren muss, damit man
Wachstum generiert.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717730400

Das Wort hat jetzt die Kollegin Claudia Bögel für die

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Claudia Bögel (FDP):
Rede ID: ID1717730500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich muss mich doch über manche Rede hier
sehr wundern. Ich trage einmal eine kleine Episode aus
meinem Leben vor. Mein Sohn ist bei der deutschen Ma-
rine Offiziersanwärter und war vor zwei Jahren in
Ghana. Als er wiederkam, sagte er mir: Mama, seitdem
ich gesehen habe, wie es in Ghana zugeht, wie die Men-
schen dort in den Müllcontainern der deutschen Marine
nach Essbarem suchen, widert mich das Stöhnen in
Deutschland an.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Was? Sie wollen Deutschland mit Ghana vergleichen?)


Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, stöhnen kräftig
mit getreu dem Motto „Only bad news are good news“.
Selbst die Konjunkturprognose ist Ihnen noch nicht gut
genug. Dabei hätten Sie sich während Ihrer Regierungs-
verantwortung solche Zahlen gewünscht.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wie in Ghana?)


Ich möchte hier einmal an Ihre Verantwortung appel-
lieren; denn Sie wissen ganz genau: Das Gegenteil ist
der Fall. Die deutsche Wirtschaft wächst, sie ist robust,
und unser Land steht gut da – im internationalen Ver-
gleich und auch ganz für sich genommen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Für Europa sind wir nach wie vor der Stabilitätsanker
und der Wachstumsmotor. Das ist eine gute Nachricht.
Sie sollte uns anspornen, alles daranzusetzen, dass dies
so bleibt. In einigen Zeitungen gibt es am Ende eine Ru-
brik: Zum Schluss kommt jetzt etwas Gutes. – Wir haben
dafür gesorgt, dass die guten Nachrichten auf der ersten
Seite stehen.


(Beifall bei der FDP)


Mein besonderes Augenmerk als mittelstandspoliti-
sche Sprecherin unserer Fraktion liegt auf dem Wachs-
tumstreiber unserer Wirtschaft, dem Mittelstand; davon
war eben schon mehrfach die Rede. Der Mittelstand
steht wie kein anderer für den Erfolg der deutschen Wirt-
schaft. Auch weltweit gilt er als Vorbild. In Frankreich
zum Beispiel ist „le Mittelstand allemand“ ein festste-
hender Begriff für ökonomische Potenziale. Mittelstän-
dische Unternehmen haben mit Fleiß, Erfindergeist und
sozial verantwortlichem Handeln wesentlich zu der posi-
tiven Entwicklung beigetragen.


(Beifall des Abg. Ernst Hinsken [CDU/CSU])


Natürlich ging auch am Mittelstand die Finanzkrise
mit all ihren Auswirkungen nicht spurlos vorbei, aber
man hat Lehren aus der Krise gezogen. Viele Unterneh-
men haben ihre Eigenkapitalquote angehoben und sind
somit nicht mehr von Kapitalgebern am Markt abhängig.
Der Mittelstand bedient sich eines erfolgreichen Krisen-
managements.

Die Bundesregierung hat die richtigen Impulse für
das Erreichen einer stabilen wirtschaftlichen Situation
gesetzt. Schon zu Beginn der Legislaturperiode haben
wir durch das Wachstumsbeschleunigungsgesetz 24 Mil-
liarden Euro Steuerersparnis erreicht.


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der FDP: Hau den Turbo rein! – Dr. Wolfgang StrengmannKuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zulasten der Kommunen!)


Die Initiative der Bundesregierung „Auf den Mittelstand
setzen: Verantwortung stärken – Freiräume erweitern“
greift die Impulse aus der Wirtschaft in den Bereichen
„Fachkräfte“, „Innovationen“, „Gründungen und Unter-
nehmensnachfolgen“, „Marktchancen im Ausland“, „Fi-
nanzierung“, „Energie- und Ressourceneffizienz“ sowie
„Bürokratieabbau“ auf und setzt genau hier bei der Ver-
besserung der Rahmenbedingungen an.

Aus dieser Fülle an Themen möchte ich nur kurz ei-
nige Schwerpunkte herausgreifen:

Stichwort „Innovationen“. Viele mittelständische Un-
ternehmen sind so innovativ wie keine anderen Unterneh-





Claudia Bögel


(A) (C)



(D)(B)


men. Sie sorgen dank ihrer hohen Kreativität und ihrer
Fähigkeit zur Anpassung an veränderte Marktlagen für
Wachstum und intensiven Wettbewerb. Rund 130 000 in-
novative kleine und mittlere Unternehmen bringen jedes
Jahr neue Produkte und Dienstleistungen auf den Markt.
Deutschland ist nach wie vor Innovationseuropameister
vor Frankreich und der Schweiz. Um uns diesen Meis-
tertitel zu sichern, muss es den mittelständischen Unter-
nehmen ohne Einschränkung möglich sein, ihr Ent-
wicklungs- und Innovationspotenzial frei zu entfalten.
Subventionen sind Innovationskiller.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Stichwort Marktchancen im Ausland. Der Mittelstand
hat mit über 300 000 Exporteuren einen wesentlichen
Anteil an der hohen internationalen Wettbewerbsfähig-
keit der deutschen Wirtschaft. Viele davon sind Hidden
Champions, mittelständische Unternehmen, die weltweit
Weltmarktführer sind, aber keine große Aufmerksamkeit
genießen. Nach wie vor gibt es jedoch zahlreiche Hin-
dernisse bei der Ausfuhr von Waren und bei Direktinves-
titionen. Wir werden deshalb unter anderem Handels-
hemmnisse weiter abbauen.

Stichwort Unternehmensfinanzierung. Ein Kern-
thema liberaler Wirtschaftspolitik ist die Unternehmens-
finanzierung als Grundvoraussetzung für weiteres
Wachstum. Daher legen wir unser spezielles Augenmerk
auf die Kreditversorgung des Mittelstandes. Wir setzen
uns dafür ein, dass die Mittelstandsfinanzierung ein at-
traktives Geschäftsfeld für die Banken bleibt, gerade im
Hinblick auf Basel III. Wir werben verstärkt um Busi-
ness Angels in Deutschland, die ihr Kapital, aber auch
ihr unternehmerisches Know-how und ihre Netzwerke
innovativen Gründern zur Verfügung stellen.

Eine weitere wichtige Grundvoraussetzung für wirt-
schaftliche Erfolge im Mittelstand – dies ist ein weiteres
Stichwort – ist die Energie- und Materialeffizienz. Hier
besteht dringender Handlungsbedarf. Denn angesichts
der zunehmenden weltweiten Konkurrenz um Rohstoffe
gewinnt das Thema für viele Mittelständler immer stär-
ker an Bedeutung. Energie muss bezahlbar bleiben, da-
mit auch die Arbeitsplätze in Deutschland bleiben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Mittelstand ist
der Garant für einen nachhaltigen Aufschwung. Seine
Leistungs- und Innovationskraft ist für uns alle unver-
zichtbar. Es gibt viele Themen, bei denen wir entspre-
chend gehandelt haben: Wir haben die Erbschaftsteuer
krisenfest und mittelstandsfreundlich ausgestaltet.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717730600

Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Schluss.


Claudia Bögel (FDP):
Rede ID: ID1717730700

Wir haben in der Unternehmensteuerreform krisen-

verschärfende Regelungen beseitigt. Wir haben den Un-
ternehmen zusätzliche Liquidität verschafft und sie von
Steuerbürokratie befreit. Wir haben die Fortführung von
Unternehmen im Insolvenzfall erleichtert.

Ich könnte hier noch viele, viele Dinge aufführen,
aber zum Schluss nur noch eines: Die Konjunkturpro-
gnose ist gut, die Wirtschaft brummt. Und wer hat’s ge-
macht? Wir haben’s gemacht!

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717730800

Das Wort hat jetzt der Kollege Max Straubinger von

der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1717730900

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Diese Bundesregierung sowie CDU/CSU und FDP kön-
nen auf eine erfolgreiche Arbeit zurückblicken. Wir ha-
ben die seit langem niedrigste Arbeitslosigkeit – Kollege
Schiewerling hat das bereits dargestellt – und vor allen
Dingen weiterhin ein kräftiges Wirtschaftswachstum,
obwohl die Weltwirtschaft eine kritische Phase durchlebt
und insbesondere Europa unter der Schuldenkrise man-
cher Länder durchaus stöhnt.

All das zeigt sehr deutlich: Deutschland ist die
Wachstumslokomotive in Europa und vor allen Dingen
auch der Stabilitätsanker in Europa dank unserer Bun-
deskanzlerin Angela Merkel, aber darüber hinaus auch
dank einer verlässlichen Politik, die wir für die Men-
schen in unserem Land und in Europa betreiben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Verehrte Damen und Herren, es ist auch mitentschei-
dend, dass weiterhin Akzente für positives Wachstum
gesetzt werden.


(Zuruf des Abg. Alexander Ulrich [DIE LINKE])


Positives Wachstum kann man nur erreichen, indem die
Bürgerinnen und Bürger entlastet und nicht zusätzlich
belastet werden.


(Beifall des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


Darin liegt der große Unterschied zwischen den Regie-
rungsfraktionen und der Opposition in diesem Hause.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben zu Beginn dieser Legislaturperiode die
Bürgerinnen und Bürger kräftig entlastet; die Maßnah-
men hatten einen Umfang von 26 Milliarden Euro, in-
klusive der Erhöhung des Kindergeldes, die wir durch-
geführt haben, um damit die Familien in unserem Land
zu stärken. Auch wenn Sie über die Verringerung der
Mehrwertsteuer für Übernachtungen in Hotels lächeln,
ist festzuhalten, dass das zu kräftigen Investitionen im
Gastronomiegewerbe und in Hotelbetrieben geführt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)






Max Straubinger


(A) (C)



(D)(B)


Ich bin Vertreter eines Wahlkreises, in dem es großar-
tige Kuranlagen gibt. Die Hotelbesitzer haben kräftig in-
vestiert, sind dadurch weiterhin wettbewerbsfähig und
können bessere Angebote für die Menschen und deren
Gesundheit zur Verfügung stellen.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Die SPD setzt sich nur für die Flusskreuzfahrtschiffe ein! Das ist euer Ding!)


Kollege Schiewerling hat darauf hingewiesen, dass
wir 2005 über 5 Millionen Arbeitslose zu verzeichnen
hatten und dass deshalb unter Gerhard Schröder ein Um-
denken einsetzte. Es wurde nach Reformen im Sozialbe-
reich und darüber hinaus nach einer Entlastung der Bür-
gerinnen und Bürger gerufen. Das war letztendlich mit
eine Grundlage dafür, dass es wirtschaftlich wieder auf-
wärtsgegangen ist. Das wurde in der Großen Koalition
und jetzt in der bürgerlich-christlich-liberalen Koalition
mit den nachfolgenden Beschlüssen fortgesetzt.

Aber was Sie in den Oppositionsfraktionen jetzt be-
treiben, insbesondere Sie von SPD und Grünen, ist eine
Rückabwicklungspolitik, mit der Sie sich bei den Men-
schen anbiedern wollen.


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Einschleimen!)


Sie wollen die Rente mit 67 zurücknehmen, die unbe-
dingt notwendig ist, auch unter dem Gesichtspunkt des
Demografiewandels und der dadurch entstehenden Be-
lastung der Bürgerinnen und Bürger. Sie wollen den Ar-
beitslosengeldbezug wieder verlängern. Dadurch haben
die Menschen weniger Vermittlungschancen, was letzt-
lich eine Verlängerung der Arbeitslosigkeit bedeutet. Sie
wollen den Zusammenhang zwischen Fordern und För-
dern wieder aufheben,


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Wir machen das nicht!)


indem Sie die Sanktionen in unseren Hartz-IV-Reformen
schlechtreden. Meines Erachtens ist es aber notwendig,
dass Menschen ohne Arbeit versuchen müssen, eine Ar-
beit aufzunehmen. Damit leisten sie ihren Beitrag für
eine gute wirtschaftliche Entwicklung. Das ist ganz ent-
scheidend.

Sie alle predigen mittlerweile unisono,


(Anton Schaaf [SPD]: Ach Quatsch!)


dass wir wieder Steuererhöhungen benötigen.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie schon mal was von Haushaltskonsolidierung und Schuldenstand gehört?)


Die Linken haben sich jetzt an den französischen Linken
orientiert, die eine sogenannte Millionärsteuer von
75 Prozent fordern. Ich bin überzeugt, dass dies ein Pro-
gramm ist, mit dem die Unternehmerinnen und Unterneh-
mer und die Reichen in die Schweiz getrieben werden.
Nach den aktuellen Meldungen in den Tageszeitungen
stehen die französischen Gutverdienenden mittlerweile in
der Schweiz Schlange.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das zeigt deutlich, dass Sie es letztendlich nicht schaf-
fen, ein gutes Programm zustande zu bringen.

Anton Schaaf hat sich mit Nordrhein-Westfalen be-
schäftigt.


(Anton Schaaf [SPD]: Mit Herrn Schiewerling habe ich mich beschäftigt!)


Es ist schon bedeutsam, nochmals herauszustellen, dass
Sie dort einen verfassungswidrigen Haushalt verabschie-
det haben und dass im neuen Haushalt die Rückstellun-
gen für die WestLB gar nicht vorhanden waren. Abgese-
hen davon, lieber Kollege Schaaf: Die WestLB war
schon pleite, bevor Rüttgers seine Regierungstätigkeit
begonnen hat. Man hatte es vielleicht noch nicht ge-
merkt; das muss man dabei auch sehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Michael Groschek [SPD]: Das war die Bayern LB!)


Wenn Sie sagen, dass die Kommunen in Nordrhein-
Westfalen nicht mehr leistungsfähig sind, dann müssen
Sie schon unterscheiden: Die Stadt Düsseldorf ist leis-
tungsfähig aufgrund der guten Arbeit des Bürgermeisters
Herrn Erwin, der hier eine Privatisierungspolitik betrie-
ben und die Stadt entschuldet hat. Andere Städte wie
Oberhausen haben gedacht, sie müssten noch zusätzliche
Kraftwerke kaufen, und haben nun kein Geld mehr für
Kitaplätze. Es hat auch damit zu tun, welche Prioritäten
in Haushalten gesetzt werden. Auch daran muss man
denken, wenn gejammert wird: Wir haben kein Geld. Sie
haben in Nordrhein-Westfalen die falschen Prioritäten
gesetzt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb werden Sie am Sonntag auch keine Mehrheit
bekommen für eine solch liederliche Politik, wie Sie sie
dort betrieben haben und auch weiterhin betreiben wür-
den.

Anzumerken ist auch noch: Unter Rüttgers wurden
8 000 neue Lehrerstellen geschaffen, wobei gleichzeitig
die Anzahl der Stellen im gesamten öffentlichen Dienst
um 1 600 Stellen verringert worden ist. Sie wollen sozu-
sagen ein Gegenprogramm auf den Weg bringen. Das
sind die klaren Unterschiede: Wir haben zukunftswei-
sende Konzepte, die für mehr Beschäftigung für die
Menschen und mehr soziale Sicherheit sorgen –


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717731000

Herr Kollege Straubinger.


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1717731100

– und damit bessere Zukunftschancen für Junge und

Alte in unserer Gesellschaft schaffen. In diesem Sinne
bin ich überzeugt, dass wir die Unterstützung der Bürge-
rinnen und Bürger auch weiterhin erhalten werden.

Danke schön für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Anton Schaaf [SPD]: Selbst der Röttgen glaubt dir das nicht!)







(A) (C)



(D)(B)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717731200

Das Wort hat jetzt der Kollege Heinrich Kolb von der

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1717731300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

gab in diesem Hause Zeiten, in denen die linke Opposi-
tion der Meinung war, Wachstum sei etwas Verzicht-
bares, die Grenzen des Wachstums, so die Grünen, seien
erreicht. Es sei allenfalls eine Randgröße. Ich freue
mich, dass heute Konsens in diesem Hause besteht, dass
Wachstum wichtig ist. Dafür gibt es mehrere Gründe:
Wachstum ist wichtig, weil es einen Beitrag dazu leistet,
die Haushalte der Staaten zu konsolidieren. Wachstum
ist auch deshalb wichtig, weil es Arbeitsplätze schafft.
Das wirkt zusammen. Das habe ich Ihnen in der Vergan-
genheit immer gesagt, ohne dass Sie mir geglaubt haben.


(Zuruf des Abg. Dr. Wolfgang StrengmannKuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


– Herr Strengmann-Kuhn, ich merke, Sie zweifeln auch
heute noch. Aber es muss doch auch Ihnen einleuchten:
Wenn weniger Menschen auf staatliche Transfers ange-
wiesen sind und wenn gleichzeitig mehr Menschen
durch eigene Arbeit über Steuern einen Beitrag zum
Gemeinwesen leisten, dann ist das der Weg zu einem
soliden Staat. Das ist der Weg, den wir in den letzten
beiden Jahren beschritten haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)


Deswegen wollen wir auch weiter Wachstum schaf-
fen. Ich bin hier mit Michael Fuchs einer Meinung. Ich
steige in die Wette ein. Ich verstehe, dass der Bundes-
wirtschaftsminister sehr vorsichtig ans Werk geht und
sagt: 0,7 Prozent Wachstum in diesem Jahr, 1,6 Prozent
Wachstum im nächsten Jahr; das sind meine Zahlen.


(Anton Schaaf [SPD]: Ein Zocker!)


Aber ich bin mit Michael Fuchs der Meinung: Wir wer-
den besser sein. Wir werden in diesem Jahr 0,9 Prozent
und im Jahr 2013 2 Prozent erreichen können. Das ist
nicht nur die Meinung von Fuchs und Kolb, sondern das
sagen auch die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute
in diesem Land.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und was wird aus Europa?)


Dieses Wachstum zahlt sich aus. Es zahlt sich zum
Beispiel für die Rentner aus. Die 20 Millionen Rentner
in diesem Land bekommen zum 1. Juli dieses Jahres eine
ansehnliche Rentenerhöhung. Obwohl wir die Renten-
beiträge zum 1. Januar 2013 voraussichtlich deutlich
absenken werden, werden die Rentenerhöhungen auch
im nächsten Jahr für die Menschen respektabel und deut-
lich höher ausfallen, weil wir mittlerweile die Kürzungs-
faktoren, Restanten aus früheren Regierungszeiten, ab-
gearbeitet haben. Die Rentner können darauf hoffen,

dass sie in Zukunft noch stärker am Wachstum beteiligt
werden.

Wir tun aber auch etwas für die jungen Menschen in
diesem Land. Die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland
– das kann man nicht oft genug betonen – liegt bei
5,7 Prozent. Das ist eine europäische Spitzenposition,
die wir auch wahren und verteidigen wollen. Es gibt gute
Gründe dafür, warum wir so stark sind: das duale Aus-
bildungssystem in Deutschland und die Flexibilität am
Arbeitsmarkt. Ich sage Ihnen: Befristungen mögen im
Einzelfall zwar ein Ärgernis sein, aber sie helfen jungen
Menschen beim Eintritt in den Arbeitsmarkt, und sie
verhindern, dass man nach der Ausbildung den An-
schluss an die Arbeitswelt auf Dauer verliert. Deswegen
warne ich davor, überzureagieren.

Das gilt auch bei dem Thema Mindestlohn. Sie wis-
sen, dass gerade junge Menschen noch nicht so produk-
tiv sind wie ältere. Deshalb könnten sie besonders be-
troffen sein, wenn man einen Mindestlohn einführt.
Denken Sie bitte in Zusammenhängen. Das Ganze wirkt
miteinander. Dann werden sie auch besser verstehen,
warum wir die Politik machen, die wir machen. Es ist
eine Politik, die den Menschen dient, die im Interesse
der Menschen liegt. Das ist etwas, was zunehmend deut-
licher erkannt wird.

Übrigens – das will ich sehr deutlich sagen –: Die
Entwicklung der Arbeitslosigkeit – Herr Schiewerling
hat zu Recht darauf hingewiesen – ist für diese Regie-
rung eine Erfolgsstory ohne Beispiel. Man muss aber
darauf hinweisen, dass das Land Nordrhein-Westfalen
den geringsten Rückgang der Arbeitslosigkeit aller west-
deutschen Bundesländer hat.


(Zuruf von der CDU/CSU: Siehe da!)


Wenn man den Kreis auf ganz Deutschland erweitert,
dann muss man sagen: Es ist sogar der zweitniedrigste
Rückgang insgesamt. Nur in Sachsen-Anhalt ist der
Rückgang der Arbeitslosigkeit noch geringer gewesen
als in Nordrhein-Westfalen.

Ich bin der Meinung, dass solche Ergebnisse und sol-
che Zahlen – Frau Andreae, Sie haben gesagt: Zahlen,
Zahlen, Zahlen – ein Ausweis von Leistung sind. Wir
haben Leistungen erbracht und brauchen uns gerade mit
Blick auf das, was in den letzten zwei Jahren in Nord-
rhein-Westfalen unter Ihrer Regierung passiert ist, nicht
zu verstecken. Ihre Politik in Nordrhein-Westfalen war
offensichtlich nicht im Interesse dieses Landes. Deswe-
gen ist es gut, dass die Menschen am Wochenende die
Chance haben, in diesem Land darüber abzustimmen,


(Michael Groschek [SPD]: Da sind wir einer Meinung!)


wer in Zukunft Rahmenbedingungen für mehr Wachs-
tum, mehr Arbeitsplätze und im Ergebnis höhere Löhne
und Renten schaffen kann.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) (C)



(D)(B)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717731400

Als letzter Rednerin in dieser Aktuellen Stunde erteile

ich das Wort der Kollegin Lena Strothmann von der
CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Lena Strothmann (CDU):
Rede ID: ID1717731500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben

in der Aktuellen Stunde schon über viele Themen
gesprochen, nur über das Handwerk wurde noch nicht
geredet.

Das Handwerk in Deutschland hat wieder goldenen
Boden. Im Jahr 2011 stieg der Umsatz um 7,1 Prozent.
Das Handwerk hatte mit 5 Prozent gerechnet, und diese
Zahl wäre schon sensationell gewesen. Erreicht wurden
über 7 Prozent, und wir konnten 25 000 neue Arbeits-
plätze schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In diesem Jahr wird die deutsche Wirtschaft weiter
zulegen. Wir alle kennen die Prognosen. Auch hier wird
das Handwerk mit einem Wachstum von 1,5 Prozent
wieder vorne liegen. Wenn ich die Berichte aus den Be-
trieben richtig verstehe, dann gehe ich davon aus, dass
das Wachstum sogar noch höher ausfallen kann.

Handwerk und Mittelstand sind die tragenden Säulen
der deutschen Wirtschaft. Insbesondere das Handwerk
schreibt in den letzten beiden Jahren eine wahre Erfolgs-
story. Ich kann mich an Zeiten erinnern, in denen das
anders war. Über 5 Millionen Menschen sind heute in
unseren Handwerksbetrieben beschäftigt. Der Umsatz
beträgt bundesweit mehr als 450 Milliarden Euro. Wenn
ich mit meinen Kollegen aus den Nachbarländern spre-
che, dann fragen die mich häufig: Wie macht ihr das
eigentlich?

Natürlich ist die Konjunktur in den einzelnen Bran-
chen und Gewerken unterschiedlich. Der Höhenflug im
deutschen Handwerk gelingt dank der guten Lage in den
Bau- und Ausbaugewerken, die fast 40 Prozent des
Handwerks ausmachen. Es gibt derzeit eine hohe Nach-
frage nach Bauleistungen. Diese Nachfrage sorgt für
volle Auftragsbücher und ist ein Jobmotor. Das war viele
Jahre lang anders.

Auch die Ausbaugewerke berichten von einer guten
Geschäftslage. Hier spielen besonders die Investitionen
in die energetische Gebäudesanierung eine Rolle. Wir
alle wissen: Die Gebäudesanierung bietet mit Abstand
das größte Potenzial bei der Energieeinsparung. Deshalb
war es wichtig, dass es bei den 1,5 Milliarden Euro für
das Gebäudesanierungsprogramm bleibt. Wir haben da-
mit ein richtiges Signal gesetzt, nämlich „Nicht reden,
sondern handeln“.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Auch Sie sollten jetzt handeln, meine Damen und
Herren von Rot-Grün. Bewegen Sie sich im Bundesrat
bei der steuerlichen Förderung der Gebäudesanierung.
Die Menschen erwarten das. Viele planen Sanierungen
ihrer Häuser, und nicht jeder will mithilfe eines KfW-

Kredits sanieren. Viele zögern, weil sie noch auf die
steuerliche Förderung warten. Die Menschen in unserem
Lande wollen Planungssicherheit. Ich habe im Übrigen
auch noch nicht gehört, wie Frau Kraft den Menschen
und dem Handwerk in NRW ihre ablehnende Haltung im
Bundesrat erklären will.


(Michael Groschek [SPD]: Fragen Sie mal Ihren Handwerkspräsidenten!)


Das zweite Jahr in Folge ist die Binnenkonjunktur für
den wirtschaftlichen Boom in Deutschland verantwort-
lich. Nachdem in den letzten Jahren nur die handwerk-
lichen Zulieferer für die Industrie vom Export profitier-
ten, profitiert nun das Gesamthandwerk von einer guten
Binnenkonjunktur. Das kann so weitergehen.

Damit den Menschen mehr Geld von ihren Lohnerhö-
hungen und von der Bezahlung ihrer Überstunden bleibt,
ist der Abbau der kalten Progression für uns unverzicht-
bar.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das sind keine Steuergeschenke. Hierzu haben wir kon-
krete Maßnahmen verabschiedet. Das haben wir im Ko-
alitionsvertrag verabredet, und wir haben es eingelöst.
Auch hier muss jetzt der Bundesrat liefern.

Damit der Aufschwung sich weiter verstetigt, brau-
chen wir gut ausgebildete Fachkräfte in unserem Land.
Im Handwerk ist der Mangel an Fachkräften bereits
spürbar. Ich war in den letzten Wochen in verschiedenen
Betrieben unterwegs und konnte erfahren: In vielen
Branchen fehlen schon junge Leute. Der Markt ist prak-
tisch leergefegt. Deshalb brauchen wir junge Menschen,
die wir zu Fachkräften ausbilden. Schon im letzten Jahr
konnten 10 000 Lehrstellen im Handwerk nicht besetzt
werden. Deshalb werben wir intensiv um den jungen
Nachwuchs. Wir brauchen die jungen Leute als Fach-
kräfte, für Führungspositionen, als Betriebsgründer und
auch für Betriebsübernahmen. Das Handwerk bietet
neben dem klassischen Ausbildungsweg – Lehrling,
Geselle, Meister – jedem jungen Menschen eine indivi-
duelle Karrierechance in 130 Berufen. Da ist sicher auch
etwas für Realschüler und Gymnasiasten dabei.

Ich fasse zusammen. Wir haben ein stabiles Wirt-
schaftswachstum, und das verdanken wir zum großen
Teil unseren Betrieben und ihren engagierten Mitarbei-
tern. Eine weitere Voraussetzung dafür, dass es so bleibt,
ist eine gute Fachkräftebasis, und zwar in allen Regio-
nen, vor allem in den ländlichen Räumen, wo sich der
demografische Wandel besonders bemerkbar macht.
Wenn hier Bäcker, Fleischer und Elektriker erst einmal
schließen, dann gibt es keine Nahversorgung, keine
Arbeitsplätze und keine Ausbildungsplätze mehr. Damit
geht die Attraktivität verloren. Deshalb müssen wir uns
in diesen Regionen besonders für gute Standortbedin-
gungen für Handwerk, Mittelstand und Landwirtschaft
einsetzen. Daran arbeiten wir im Augenblick.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) (C)



(D)(B)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1717731600

Die Aktuelle Stunde ist beendet.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Donnerstag, den 10. Mai 2012,
9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.