Protokoll:
17167

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 167

  • date_rangeDatum: 21. März 2012

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 13:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 16:44 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/167 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 167. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung: Nationales Reformprogramm 2012; sonstige Fragen Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cajus Caesar (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Nink (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Breil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Nink (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Claudia Bögel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde (Drucksache 17/9001) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 1 Kerstin Tack (SPD) Künftige Einhaltung der Bestimmungen zu den obligatorischen Beratungsprotokollen bei Finanzprodukten 19803 A 19803 B 19804 A 19804 B 19804 C 19804 C 19805 A 19805 B 19805 B 19805 C 19805 D 19806 A 19806 B 19806 C 19806 D 19807 A 19807 B 19807 C 19807 D 19808 A 19808 B 19808 B 19808 C 19808 D 19808 D 19809 A 19809 B 19809 C 19809 C 19809 D 19810 A 19810 B 19810 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 Antwort Peter Bleser, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Kerstin Tack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 2 Kerstin Tack (SPD) Senkung überhöhter Dispositions- und Überziehungszinsen Antwort Peter Bleser, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Kerstin Tack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 3 Elvira Drobinski-Weiß (SPD) Übrig gebliebene Lebensmittel beim Emp- fang der Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im Rahmen der Grünen Woche am 26. Januar 2012 Antwort Peter Bleser, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 4 Elvira Drobinski-Weiß (SPD) Verschwendung von Lebensmitteln bei Empfängen und Veranstaltungen mit Ver- pflegung Antwort Peter Bleser, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 6 Inge Höger (DIE LINKE) Vereinbarung zur Rüstungskooperation mit der pakistanischen Regierung und de- ren Streitkräfte Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 9 Petra Crone (SPD) Einladung von Bundestagsabgeordneten zum Meinungsaustausch zwischen BMFSFJ und den Verbänden über das Eckpunkte- papier zur Vorbereitung des Entwurfs ei- nes neuen Pflegeberufsgesetzes Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Petra Crone (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Grübel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 10 Petra Crone (SPD) Fehlende Berücksichtigung der EU-Berufs- anerkennungsrichtlinie und fehlende Abstimmung einer Finanzierungslösung zwischen Bund und Ländern im Eckpunk- tepapier zum neuen Pflegeberufsgesetz Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Petra Crone (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 18 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Nichtduldung schwuler Schützenpaare durch den Bund der Historischen Deut- schen Schützenbruderschaften e. V. Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 30 Karin Roth (Esslingen) (SPD) Ausbau der Neckarschleusen für 135 Me- ter lange Schiffe bis Plochingen Antwort Jan Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Karin Roth (Esslingen) (SPD) . . . . . . . . . . . . 19810 D 19810 D 19811 C 19811 D 19812 B 19812 D 19813 B 19813 C 19813 D 19814 B 19815 A 19815 B 19815 C 19816 A 19816 B 19816 C 19816 D 19816 D 19817 B 19817 C 19818 B 19818 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 III Mündliche Fragen 46 und 47 Willi Brase (SPD) Anzahl und Zeitpunkt des Versands von Projektsteckbriefen an Wahlkreisabgeord- nete durch das BMBF Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Mündliche Frage 53 Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) Preissenkende Wirkungen bei Benzin und Diesel durch die Umsetzung der am 4. März 2012 beschlossenen Änderung des Kartellrechts sowie weitere Maßnahmen für eine transparente und sozial gerechte Preisgestaltung Antwort Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . . Mündliche Frage 71 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Abschalten der V-Leute in der NPD und Beweislage für einen NPD-Verbotsantrag Antwort Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 79 Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vereinbarkeit der Einlegung des Vorbe- halts gegen das Europäische Fürsorgeab- kommen im Dezember 2011 mit Art. 19 der Wiener Vertragsrechtskonvention Antwort Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 80 Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Rechtsgrundlage der Gewährung von Leis- tungen nach dem Asylbewerberleistungsge- setz für Staatsangehörige der Vertragsstaa- ten des Europäischen Fürsorgeabkommens bei Ausschluss von Leistungen der Grund- sicherung für Arbeitsuchende und der So- zialhilfe Antwort Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der SPD: Haltung der Bundesregierung zur Verwendung der Überschüsse in der ge- setzlichen Krankenversicherung . . . . . . . . Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Christine Aschenberg-Dugnus (FDP) . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen-Claudio Lemme (SPD) . . . . . . . . . . . Willi Zylajew (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Erwin Lotter (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Rudolf Henke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Mündliche Frage 5 Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) Vorlage von Untersuchungen zu einem möglichen Zusammenhang zwischen MAP und Morbus Crohn durch den Konsum von 19819 C 19819 D 19820 B 19820 D 19821 A 19822 A 19822 B 19823 A 19823 B 19823 D 19824 A 19824 B 19824 C 19825 D 19826 D 19828 A 19829 B 19830 B 19831 B 19832 B 19834 C 19835 D 19836 D 19837 D 19839 A 19840 C 19841 A IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 Produkten infizierter Rinder und vorbeu- gende Maßnahmen in den Mitgliedstaaten der EU Antwort Peter Bleser, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Mündliche Frage 7 Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Schlussfolgerungen des BMVg aus dem Ur- teil des Bundesverwaltungsgerichts vom 22. Februar 2012 zur Durchführung eines Anerkennungsverfahrens bei Kriegsdienst- verweigerern Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Mündliche Frage 8 Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Kostenübernahme der Bundeswehr bei der Ausbildung auf das System LUNA in Saudi-Arabien Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Mündliche Frage 11 Christel Humme (SPD) Abschluss der Prüfung zur Bereitstellung von Mitteln für den FrauenMediaTurm Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Mündliche Frage 12 Christel Humme (SPD) Umsteuern in der Projektförderung des BMFSFJ Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Mündliche Frage 13 Heinz Paula (SPD) Bedarf an Eigenmitteln im Rahmen von Bundesprogrammen Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 8 Mündliche Frage 14 Sönke Rix (SPD) Anwendung des Jugendschutzgesetzes im Versandhandel Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 9 Mündliche Frage 15 Sönke Rix (SPD) Ahndung von Verstößen gegen das Jugend- schutzgesetz im Versandhandel Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 10 Mündliche Frage 16 Aydan Özoğuz (SPD) Vorlage des angekündigten Nationalen Ak- tionsplans im Bereich Jugendschutz, Parti- zipation, Medienkompetenz und Gewalt- und Suchtprävention Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 11 Mündliche Frage 17 Aydan Özoğuz (SPD) Ergebnisse der Überprüfung des Novellie- rungsbedarfs des Jugendschutzgesetzes Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19841 C 19841 D 19842 A 19842 B 19842 B 19842 C 19842 D 19843 B 19843 C 19844 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 V Anlage 12 Mündliche Fragen 19 und 20 Siegmund Ehrmann (SPD) Förderung des Gabriele-Münter-Preises Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 13 Mündliche Frage 21 Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Auszeit vom Beruf für Großeltern; Verein- barkeit dieser Regelung mit dem Gesamt- konzept zur Demografiepolitik der Bun- desregierung Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 14 Mündliche Frage 22 Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Geplante Ausweitung der Elternzeit auf Großeltern Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 15 Mündliche Frage 23 Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Auswirkungen der Einführung des geplan- ten Betreuungsgeldes auf die Frauener- werbstätigkeit und den beschlossenen Aus- bau der Kindertagesstätten Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 16 Mündliche Frage 24 Harald Weinberg (DIE LINKE) Aktuelle Pläne zur Praxisgebühr Antwort Annette Widmann-Mauz, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 17 Mündliche Fragen 25 und 26 Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) In den vergangenen 20 Jahren zu grenz- überschreitenden Schienenverkehrsprojek- ten unterzeichnete Verträge sowie Kosten und Planungsstand bzw. Baufortschritt dieser Projekte Antwort Jan Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 18 Mündliche Frage 27 Dorothea Steiner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Auftraggeber, Auftragnehmer und Kosten der erneuten Wirtschaftlichkeitsprüfung des Elbe-Saale-Kanals Antwort Jan Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 19 Mündliche Fragen 28 und 29 Gustav Herzog (SPD) Investition in weitere Liegeplätze an den Binnenwasserstraßen; Möglichkeiten zur Entsorgung von Müll und Altwasser Antwort Jan Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 20 Mündliche Frage 31 Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Beginn der Finanzierung des Baus der 93 Grünbrücken aus dem Bundespro- gramm Wiedervernetzung Antwort Jan Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19844 A 19844 B 19844 D 19845 A 19845 B 19845 C 19846 C 19846 D 19847 B VI Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 Anlage 21 Mündliche Frage 34 Stephan Kühn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Einsatz von Reboard-Kindersitzen in Pkw bei der Beförderung von Kindern mit ei- nem Körpergewicht bis 15 Kilogramm Antwort Jan Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 22 Mündliche Frage 35 Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) Anzahl barrierefreier Wohnungen in Deutschland Antwort Jan Mücke, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 23 Mündliche Frage 38 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Einstufung von drei zunächst nicht gemel- deten Ereignissen im Atomkraftwerk Philippsburg 2; weitere meldepflichtige Er- eignisse in deutschen Atomkraftwerken Antwort Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 24 Mündliche Frage 39 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Nutzung von Kavernenlagern für schwach- bis mittelradioaktive Abfälle an Atom- kraftwerks- und Zwischenlager- bzw. Sam- melstellenstandorten Antwort Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 25 Mündliche Frage 40 Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Weitere Vergütung für neue Photovoltaik- anlagen nach 2017 und Regelung des Ver- gütungsanspruchs ab 2014 Antwort Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 26 Mündliche Frage 41 Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vorgesehene Kürzungen bei den For- schungsmitteln für erneuerbare Energien aus dem Energie- und Klimafonds Antwort Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 27 Mündliche Frage 42 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Beratungen zur Umsetzung der EU-Kraft- stoffqualitätsrichtlinie mit Vertretern der kanadischen Regierung und/oder mit Ver- tretern der Mineralölindustrie in den ver- gangenen zwölf Monaten Antwort Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 28 Mündliche Frage 43 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Präsenz des Bundesumweltministers und Wahrnehmung der Termine bis zur Wahl des Landtags in NRW Antwort Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 29 Mündliche Fragen 44 und 45 Marianne Schieder (Schwandorf) (SPD) Versand von Projektsteckbriefen an Wahl- kreisabgeordnete in dieser Wahlperiode durch das BMBF Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19847 D 19848 A 19848 B 19848 D 19849 A 19849 B 19849 C 19850 A 19850 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 VII Anlage 30 Mündliche Frage 48 Michael Gerdes (SPD) Verletzung des Gleichbehandlungsgrund- satzes durch einseitige Information der Ab- geordneten des Deutschen Bundestages Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 31 Mündliche Frage 49 Michael Gerdes (SPD) Bewertung des Fördervolumens für die ge- meinsame Förderung von Modellprojek- ten zur Lehrerausbildung hinsichtlich des Ziels einer schnellen und flächendeckenden Verbesserung dieser Ausbildung Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 32 Mündliche Frage 50 Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) Vorlage eines Konzepts zur gemeinsamen Förderung der Lehrerausbildung Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 33 Mündliche Frage 51 Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) Finanzierung des Bundesanteils an der ge- planten gemeinsamen Lehrerausbildungs- förderung Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 34 Mündliche Frage 52 Klaus Hagemann (SPD) Zusätzlich an Hochschulen aufgenommene Studienanfänger im Rahmen der zweiten Phase des Hochschulpakts 2020 sowie ge- plante Aufstockung des Hochschulpakts 2020 Antwort Thomas Rachel, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 35 Mündliche Fragen 55 und 56 Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) Finanzierung einer Transfergesellschaft zur Sicherung von Arbeitsplätzen bei der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker Antwort Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 36 Mündliche Fragen 57 und 58 Lars Klingbeil (SPD) Gesetzliche Verankerung eines Warnhin- weismodells bei mutmaßlichen Urheber- rechtsverletzungen im Internet nach dem Scheitern einer freiwilligen Einführung im Rahmen des vom BMWi durchgeführten Wirtschaftsdialogs am 15. März 2012; dor- tige Einigung auf einen Maßnahmenkata- log gegen Urheberrechtsverletzungen im Internet Antwort Ernst Burgbacher, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 37 Mündliche Frage 59 Dr. Rolf Mützenich (SPD) Vorlage eines innerhalb der Bundesregie- rung abgestimmten Plans zur Reduzie- rung der Bundeswehr in Afghanistan Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 38 Mündliche Frage 60 Dr. Rolf Mützenich (SPD) Einfluss der Debatte über die beschleunigte Reduzierung insbesondere der US-ameri- kanischen und britischen Truppen in Afghanistan auf die Entscheidung der Bun- desregierung zur Reduzierung des deut- schen Truppenkontingents Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19850 C 19850 D 19851 A 19851 B 19851 C 19852 A 19852 B 19852 D 19853 A VIII Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 Anlage 39 Mündliche Frage 61 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Abzugsverlangen der afghanischen Regie- rung für alle NATO-Truppen bereits im Jahr 2013 Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 40 Mündliche Frage 62 Heike Hänsel (DIE LINKE) Konsequenzen für marokkanische Diplo- maten nach der Festnahme eines mutmaß- lichen marokkanischen Agenten in Berlin Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 41 Mündliche Frage 63 Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Etwaige Ablehnung von Visaanträgen syri- scher Staatsbürger durch die deutschen Botschaften in Amman und Beirut Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 42 Mündliche Frage 64 Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Aufnahme syrischer Flüchtlinge aus der Türkei und dem Libanon sowie Behand- lung verletzter Syrerinnen und Syrer in Deutschland Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 43 Mündliche Frage 65 Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Situation syrischer Flüchtlinge in türki- schen Aufnahmelagern; Hinwirken auf ei- nen Zugang des UNHCR zu diesen Lagern Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 44 Mündliche Frage 66 Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Etwaiges militärisches Engagement der USA in Syrien; Ausschluss einer deutschen Beteiligung Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 45 Mündliche Frage 67 Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Beteiligung von EU-Staaten an der Abstel- lung europäischer Marinetruppen zur Si- cherung der Straße von Hormus und vor- gesehener Einsatzzweck Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 46 Mündliche Frage 68 Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Planungsstand einer zivilen EU-Mission in der Sahelregion sowie deutsche Beteiligung Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 47 Mündliche Frage 69 Andrej Hunko (DIE LINKE) Existenz eines Vertrages zwischen dem BMI und einem Privatunternehmen zur Verwendung einer Software zum Versand von „Stillen SMS“; beteiligte Akteure Antwort Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 48 Mündliche Frage 70 Andrej Hunko (DIE LINKE) Deutsche Beteiligung an der Ausarbeitung der „Common responses to current chal- 19853 A 19853 C 19853 C 19853 D 19854 A 19854 B 19854 C 19854 D 19855 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 IX lenges by Member States most affected by secondary mixed migration flows“; Ziel des Pilotprojekts am griechisch-türkischen Grenzfluss Evros Antwort Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 49 Mündliche Frage 72 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Dauerhafte Abschaltung von V-Leuten in der rechten Szene Antwort Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 50 Mündliche Frage 73 Klaus Ernst (DIE LINKE) Straftaten Rechtsradikaler gegen in Deutschland lebende Griechen infolge von Ressentiments schürenden Äußerungen von Regierungsmitgliedern Antwort Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 51 Mündliche Frage 74 Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) Schlussfolgerungen aus dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 12. Okto- ber 2011 zur Zwangsbehandlung für die Novellierung der Gesetzgebung Antwort Dr. Max Stadler, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 52 Mündliche Frage 75 Klaus Ernst (DIE LINKE) Abschreibungsverluste bei Sparkassen, Landesbanken und Banken mit Bundesbe- teiligung im Zuge des griechischen Schul- denschnitts Antwort Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 53 Mündliche Fragen 76 und 77 Anton Schaaf (SPD) Rentenanwartschaften zur Zahlung einer Altersrente nach den Regelungen des Ge- setzes zur Zahlbarmachung von Renten aus Beschäftigungen in einem Ghetto Antwort Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 54 Mündliche Frage 78 Jutta Krellmann (DIE LINKE) Anzahl der Unternehmensgründungen aus Rumänien und Bulgarien bundesweit im Jahr 2011 und Auswirkungen der hohen Zahl von Selbstständigen aus den mittel- und osteuropäischen Ländern auf die tarif- gebundenen Beschäftigungsverhältnisse Antwort Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 55 Mündliche Fragen 81 und 82 Sabine Zimmermann (DIE LINKE) Versetzungen von Beschäftigten der Bun- desagentur für Arbeit an andere Arbeits- orte und Klagen gegen eine Umsetzung im Rahmen des Urteils des Bundesarbeitsge- richtes zur haushaltsrechtlichen Befristung vom 9. März 2011 Antwort Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 56 Erklärung des Abgeordneten Dr. Stefan Kaufmann (CDU/CSU) zur namentlichen Ab- stimmung über den Antrag des Bundesminis- teriums der Finanzen „Finanzhilfen zugunsten der Hellenischen Republik“ (160. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1 b) . . . . . . . . . . . . . . . . 19855 B 19855 C 19855 D 19856 A 19856 C 19856 D 19857 C 19857 D 19856 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 19803 (A) (C) (D)(B) 167. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 Beginn: 13.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 19841 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Peter Bleser auf die Frage der Abgeordneten Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) (Drucksache 17/9001, Frage 5): Welche aktuellen Untersuchungen liegen der Bundesregie- rung zu einem möglichen Zusammenhang zwischen Myco- bacterium avium paratuberculosis, MAP, und Morbus Crohn durch den Konsum von Produkten infizierter Rinder durch Verbraucherinnen und Verbraucher vor, und welche vorbeu- genden Maßnahmen bezüglich des Handels mit Produkten infizierter Tiere/Bestände wurden in Mitgliedstaaten der EU getroffen? Wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse, die bele- gen, dass durch die Aufnahme des MAP-Erregers durch Lebensmittel beim Menschen Morbus Crohn verursacht, gibt es nicht. Dies war das Ergebnis einer vom Robert- Koch-Institut, RKI, und dem Bundesinstitut für Risiko- bewertung, BfR, im Jahr 2003 gemeinsam erarbeiteten, umfassenden Literaturstudie. Auch ein nochmals im Jahr 2010 am Friedrich-Loeffler-Institut, FLI, durchgeführtes Expertengespräch, in dessen Vorfeld die Fachleute des FLI, des BfR und des Max-Rubner-Institut, MRI, erneut die aktuelle wissenschaftliche Fachliteratur zu diesem Thema geprüft haben, erbrachte keine anderen Erkennt- nisse. Vor diesem Hintergrund sieht die Bundesregierung keinen Anlass für aktuelle Untersuchungen oder für die in der Frage angesprochenen Maßnahmen in Bezug auf den Handel mit tierischen Erzeugnissen. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Frage des Abgeordneten Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9001, Frage 7): Welche Schlüsse zieht das Bundesministerium der Vertei- digung aus dem Urteilsspruch des Bundesverwaltungsgerichts vom 22. Februar 2012, nach welchem aktive Berufs- und Zeit- soldaten des Sanitätsdienstes der Bundeswehr ebenso wie Wehrpflichtige und alle anderen Soldaten der Bundeswehr ei- nen Anspruch darauf haben, dass das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben – früher: Bundesamt für den Zivildienst – ein Anerkennungsverfahren durchführt, wenn sie einen Antrag auf Anerkennung als Kriegsdienstver- weigerer stellen, und wie geht das Bundesministerium der Verteidigung zukünftig mit solchen Anträgen um? Das Bundesverwaltungsgericht hat entschieden, dass aktive Berufs- und Zeitsoldaten des Sanitätsdienstes der Bundeswehr einen Anspruch darauf haben, dass ihre An- träge auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer in- haltlich geprüft und nicht wie bisher als unzulässig zu- rückgewiesen werden. Das Ergebnis einer solchen Prüfung hat das Gericht nicht vorweggenommen. Viel- mehr hat das Bundesverwaltungsgericht die angefochte- nen Urteile aufgehoben und zur erneuten Verhandlung und Entscheidung an das Verwaltungsgericht Koblenz zurückverwiesen. Die Sachentscheidungen des Verwal- tungsgerichts in beiden Verfahren bleiben abzuwarten. Darüber hinaus ist festzustellen, dass das Bundesver- waltungsgericht keine Aussage zur Qualifikation des Sa- Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 21.03.2012 Bellmann, Veronika CDU/CSU 21.03.2012 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 21.03.2012 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 21.03.2012 Bülow, Marco SPD 21.03.2012 Gloser, Günter SPD 21.03.2012 Groth, Annette DIE LINKE 21.03.2012 Hochbaum, Robert CDU/CSU 21.03.2012* Künast, Renate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.03.2012 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 21.03.2012* Lanfermann, Heinz FDP 21.03.2012 Luksic, Oliver FDP 21.03.2012 Lutze, Thomas DIE LINKE 21.03.2012 Menzner, Dorothée DIE LINKE 21.03.2012 Nahles, Andrea SPD 21.03.2012 Nord, Thomas DIE LINKE 21.03.2012 Ploetz, Yvonne DIE LINKE 21.03.2012 Schäfer (Saalstadt), Anita CDU/CSU 21.03.2012 Senger-Schäfer, Kathrin DIE LINKE 21.03.2012 Thönnes, Franz SPD 21.03.2012 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.03.2012 Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 21.03.2012 Anlagen 19842 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 (A) (C) (D)(B) nitätsdienstes der Bundeswehr als „waffenloser Dienst“ getroffen hat. Das Bundesministerium der Verteidigung ist daher im Einklang mit der Rechtsprechung weiter der Überzeugung, dass der Sanitätsdienst ein waffenloser Dienst ist. Unmittelbare Auswirkungen der Entschei- dung des Bundesverwaltungsgerichts auf die Bundes- wehr sind daher nach derzeitigem Verfahrensstand nicht zu erkennen. Der Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr hat die Angehörigen des Sanitätsdienstes der Bundes- wehr über die Entscheidung des Bundesverwaltungsge- richts vom 22. Februar 2012 informiert. Das Bundesministerium der Verteidigung beabsich- tigt im Übrigen, die Soldatinnen und Soldaten des Sani- tätsdienstes der Bundeswehr einzelfallbezogen über die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zu infor- mieren, soweit dies im jeweiligen Antragsverfahren sachdienlich ist. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Frage der Abgeordneten Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9001, Frage 8): Welche Kosten hat die Bundeswehr bei der Ausbildung auf das System LUNA in Saudi-Arabien getragen? Zur Unterstützung der Firma EMT wurden im Januar 2011 drei deutsche Soldaten nach Saudi-Arabien ent- sandt. Mit Ausnahme der Dienstbezüge der drei abgestellten Soldaten hat die Firma EMT alle weiteren Kosten der Ausbildungsunterstützung übernommen. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage der Abgeordneten Christel Humme (SPD) (Drucksache 17/9001, Frage 11): Wann ist die in der Antwort der Bundesregierung auf die schriftliche Frage 111 auf Bundestagsdrucksache 17/8958 des Abgeordneten Rolf Schwanitz vom 7. März 2012 zum FrauenMediaTurm erwähnte Prüfung zur Bereitstellung von Mitteln abgeschlossen, und mit welcher Förderhöhe ist zu rechnen? Sobald hierzu ein neuer Sachstand vorliegt, wird das BMFSFJ darüber selbstverständlich informieren. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage der Abgeordneten Christel Humme (SPD) (Drucksache 17/9001, Frage 12): Gibt es insgesamt ein Umsteuern in der Projektförderung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Ju- gend, und ist mit der Kürzung bzw. Aufstockung von Mitteln anderer Projekte zu rechnen, bitte mit Beispielen erläutern? Nein, es gibt kein generelles Umsteuern in der Pro- jektförderung des BMFSFJ. Vielmehr ergeben sich im Laufe eines Haushaltsjahres neue, nicht planbare finan- zielle Spielräume, zum Beispiel dadurch, dass sich nicht alle Planungen der Haushaltsaufstellung oder nicht zu den jeweils geplanten Zeitpunkten realisieren lassen. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage des Abgeordneten Heinz Paula (SPD) (Druck- sache 17/9001, Frage 13): Ist es zutreffend, dass bei Projekten im Rahmen des Bun- desprogramms „Initiative Demokratie Stärken“ 10 Prozent an Eigenmitteln im Gegensatz zu 50 Prozent an Eigenmitteln bei Projekten beim Bundesprogramm „Toleranz fördern – Kom- petenz stärken“ erforderlich sind, und wenn das so ist, beab- sichtigt die Bundesregierung, die Regelung, wonach ein un- terschiedlicher Bedarf an Eigenmitteln im Rahmen der beiden genannten Bundesprogramme benötigt wird, zu ändern? Es ist zutreffend, dass zur Finanzierung der Modell- projekte im Bundesprogramm „Initiative Demokratie Stärken“ eine Kofinanzierung in Höhe von mindestens 10 Prozent der Gesamtausgaben aufzubringen ist. Dazu können neben Eigenmitteln der Träger auch Mittel der Länder und Kommunen, anderer Bundesressorts sowie weitere Drittmittel hinzugezogen werden. Die Notwendigkeit der Kofinanzierung im Bundes- programm „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ be- schränkt sich auf den Programmteil Modellprojekte. Dort beträgt der zu erbringende Kofinanzierungs- anteil 50 Prozent. Auch hier können neben Eigenmitteln der Träger auch Mittel der Länder und Kommunen, anderer Bundesressorts sowie weitere Drittmittel hinzu- gezogen werden. Nicht betroffen sind demgegenüber die Finanzierung der Einzelmaßnahmen im Rahmen der Lokalen Aktions- pläne sowie die Tätigkeit der Beratungsnetzwerke. Hier fließen die Mittel 1 : 1 an die Träger, die vor Ort tätig werden. Eine Änderung der Kofinanzierungsanforderungen in den Bundesprogrammen „Initiative Demokratie Stär- ken“ und „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ ist im Rahmen der laufenden Förderperiode bis 2013/2014 nicht vorgesehen. Nach Abschluss der ersten Modellphase wird die Ko- finanzierung durch Eigenmitten im Programm „Initiative Demokratie stärken“ überprüft und den sich gegebenen- falls aus der Evaluation ergebenen Erfordernissen ange- passt. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage des Abgeordneten Sönke Rix (SPD) (Drucksache 17/9001, Frage 14): Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 19843 (A) (C) (D)(B) Welche Maßnahmen prüft die Bundesregierung, um das Jugendschutzgesetz im Versandhandel – sowohl für Träger- medien als auch für Alkohol- und Tabakprodukte – wirkungs- voll anzuwenden, und inwieweit sind der Bundesregierung diesbezügliche Verstöße bekannt? Derzeit werden die Vorschriften des Jugendschutzge- setzes von der Bundesregierung auf ihren Novellierungs- bedarf hin überprüft. Festzustellen ist zunächst, dass die gesetzlichen Be- stimmungen zum Versandhandel von Trägermedien ein- deutig sind. Gewerbetreibende haben entsprechend der Begriffsdefinition des Versandhandels nach § 1 Abs. 4 des Jugendschutzgesetzes sicherzustellen, dass kein Ver- sand an Kinder und Jugendliche erfolgt. Dies gilt: sowohl für jugendgefährdende Trägerme- dien gemäß § 15 Abs. 1 Nr. 3 als auch gemäß § 12 Abs. 3 Nr. 2 für Bildträger mit Filmen und Spielen, die nicht oder mit „Keine Jugendfreigabe“ gekennzeichnet worden sind, und deshalb nicht an Kinder und Jugendli- che abgegeben werden dürfen. Jedoch fehlt eine entsprechende ausdrückliche Be- stimmung zum Versandhandel bei den Abgabeverboten an Kinder und Jugendliche von branntweinhaltigen Ge- tränken nach § 9 und von Tabakwaren nach § 10. Im Rahmen der Novellierung des Jugendschutzgeset- zes wird deshalb eine Klarstellung geprüft, die sicher- stellen soll, dass branntweinhaltige Getränke und Tabak- waren auch im Wege des Versandhandels nur an Erwachsene abgegeben werden. Zweiter Teil der Frage: Der Bundesregierung ist bekannt, dass die Abgabe- verbote des Jugendschutzgesetzes nicht flächendeckend eingehalten werden. So hat der Evaluierungsbericht des Hans-Bredow-In- stituts, der auf der Homepage des Instituts heruntergela- den werden kann, neben einer Novellierung gesetzlicher Bestimmungen auch den Bedarf einer Optimierung des Vollzugs bereits bestehender Regelungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen aufgezeigt. Auch die Presse greift von Zeit zu Zeit von ihnen re- cherchierte Verstöße gegen die Jugendschutzvorschriften auf und macht sie öffentlich. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage des Abgeordneten Sönke Rix (SPD) (Drucksache 17/9001, Frage 15): Ist der Bundesregierung bekannt, ob im Falle von Verstö- ßen gegen das Jugendschutzgesetz Versandhändler mit Geld- bußen belegt wurden, und, wenn ja, wie oft? Die Kontrolle der Einhaltung der Vorschriften des Ju- gendschutzgesetzes obliegt den in den Ländern zuständi- gen Behörden. Erkenntnisse zu Ordnungswidrigkeiten- verfahren nach § 28 des Jugendschutzgesetzes liegen der Bundesregierung nicht vor. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage der Abgeordneten Aydan Özoğuz (SPD) (Druck- sache 17/9001, Frage 16): Wann wird die Bundesregierung den im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und FDP angekündigten Nationalen Ak- tionsplan im Bereich Jugendschutz, Partizipation, Medien- kompetenz und Gewalt- und Suchtprävention vorlegen, und welche weiteren Schritte hat die Bundesregierung seit der Be- nennung einer Agentur zum Jahreswechsel 2010/2011 in Bezug auf die Einrichtung einer Kooperationsplattform un- ternommen (vergleiche Antwort der Bundesregierung zu Frage 66 auf Bundestagsdrucksache 17/4813)? Wie bereits in der Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage „Effektivierung des Jugendschutzes“ (Drucksache 17/3725) erläutert, obliegen Kontrolle und Umsetzung der gesetzlichen Bestimmungen des Jugend- schutzgesetzes den Ländern. Insoweit hat die Bundesre- gierung keine Möglichkeit, eine länderübergreifende na- tionale Strategie zu implementieren und umzusetzen. Zur Umsetzung der im Koalitionsvertrag getroffenen Vereinbarung werden darüber hinaus seit Herbst 2011 vielfältige Aktivitäten und Projekte des Jugendschutzes auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene für Ak- teure, Verantwortliche und alle Interessierten sichtbar gemacht und öffentlichkeitswirksam begleitet. Diese Ini- tiative, die unter dem Motto „jugendschutzaktiv“ durch- geführt wird, verfolgt zwei wesentliche Ziele: Zum ei- nen die bundesweite Bekanntmachung erfolgreicher Maßnahmen und Projekte und damit die Förderung eines konstruktiven und hilfreichen Erfahrungsaustausches der Akteure. Zum anderen die intensive Sensibilisierung für die Notwendigkeit eines wirksamen Schutzes von Kin- dern und Jugendlichen in der Öffentlichkeit bei allen Verantwortlichen und Beteiligten. Auch Eltern und Er- ziehende werden als wichtige Partner gestärkt. Die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend entwickelte Initiative stellt hierzu auf der Webseite www.jugendschutzaktiv.de eine Datenbank zur Verfügung, die einen umfassenden Überblick über erfolgreiche Projekte zur Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben bietet und die unmittelbare Vernetzung von Akteuren des Jugendschutzes unterstützt. Die Webseite bietet darüber hinaus umfangreiche Informationen und Materialien rund um das Jugend- schutzgesetz für Eltern, Erziehende, Fachkräfte und Ge- werbetreibende. Die Bundesregierung führt jedoch bun- desweite Projekte, Kampagnen und Initiativen durch mit dem Ziel, die konsequente Einhaltung der jugendschutz- rechtlichen Bestimmungen zu fördern. So wirbt die Aktion „Jugendschutz: Wir halten uns daran!“ seit Jahren kontinuierlich mit Plakaten, Flyern und Aufklebern für die Einhaltung der jugendschutz- rechtlichen Vorgaben im Einzelhandel und auf Veran- staltungen. Daneben stehen unter dem Motto „Jugend- schutz konsequent umsetzen“ ein Film sowie ein Flyer mit praktischen Tipps und Anregungen insbesondere für Beschäftigte in Einzelhandel, Gastronomie und Tank- stellengewerbe zur Verfügung. 19844 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 (A) (C) (D)(B) Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage der Abgeordneten Aydan Özoğuz (SPD) (Druck- sache 17/9001, Frage 17): Welche konkreten Ergebnisse hat die im Februar 2011 (Bundestagsdrucksache 17/4813) und im Mai 2011 (Bundes- tagsdrucksache 17/5868) von der Bundesregierung angekün- digte Überprüfung des Novellierungsbedarfs des Jugend- schutzgesetzes ergeben, bzw. wann rechnet die Bundesregierung mit Ergebnissen dieser Überprüfung, bitte nach Maßnahmen aufschlüsseln? Die in den Drucksachen 17/4831 sowie 17/5868 erläuterte Prüfung der Vorschriften des Jugendschutz- gesetzes ist noch nicht abgeschlossen. Sollte die Über- prüfung einen Novellierungsbedarf ergeben, soll nach den Planungen des Bundesfamilienministeriums noch in diesem Jahr ein Gesetzentwurf vorgelegt werden. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Fra- gen des Abgeordneten Siegmund Ehrmann (SPD) (Drucksache 17/9001, Fragen 19 und 20): Mit welcher Begründung hat die Bundesregierung den re- nommiertesten Kunstpreis für bildende Künstlerinnen in der Bundesrepublik Deutschland, den „Gabriele-Münter-Preis“, der erstmals 1994 von der damaligen Bundesministerin für Frauen und Jugend, der heutigen Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, verliehen wurde, bislang gefördert? Was hat sich an dieser Begründung insofern geändert, als diese Förderung einem Bericht der tageszeitung vom 13. März 2012 zufolge nunmehr eingestellt werden soll? Zu Frage 19: Der „Gabriele-Münter-Preis“ wird seit 1994 im drei- jährigen Turnus ausgeschrieben und wendet sich an Künstlerinnen, die das vierzigste Lebensjahr erreicht ha- ben. Damit trägt der Preis der Tatsache Rechnung, dass Frauen bei hoch dotierten Preisen noch immer unter- repräsentiert sind. Die Auslobung berücksichtigt beson- ders, dass bei gängigen Kunstpreisen und Stipendien eine Altersgrenze von 30 Jahren besteht und die Beteili- gung von Künstlerinnen, die eine Familienphase hinter sich haben, kaum zulässt. Zu Frage 20: An dieser Begründung hat sich nichts geändert. Der „Gabriele-Münter-Preis“ soll aus Sicht des Bundesminis- teriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend auch nicht eingestellt werden. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage der Abgeordneten Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9001, Frage 21): Wie passt die Ankündigung der Bundesministerin für Fa- milie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Kristina Schröder, dass Großeltern leichter eine Auszeit vom Beruf nehmen sol- len, in das Gesamtkonzept zur Demografiepolitik der Bundes- regierung, die in ihrem erst im Oktober 2011 vorgelegten „Demografiebericht“ darlegt, dass „das vorhandene Arbeits- kräftepotenzial optimal zu nutzen“ sei und eine Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von älteren Menschen angestrebt wird, um die Folgen des demografischen Wandels auf den Arbeits- markt zu mildern? Zum Gesamtkonzept der Bundesregierung gehören neben der optimalen Nutzung der vorhandenen Ar- beitspotenziale auch die Aktivierung der Potenziale der älteren Menschen, die Unterstützung ihrer Teilhabe am sozialen Leben sowie die Stärkung ihres bürgerschaftli- chen Engagements. Die Sachverständigenkommission zum Achten Fami- lienbericht hat vorgeschlagen, allen berufstätigen Groß- eltern einen Anspruch auf Elternzeit einzuräumen. Bis- lang ist der Anspruch auf Großelternzeit an sehr enge Voraussetzungen geknüpft. Mit der Einführung einer er- weiterten Großelternzeit werden die Gestaltungsspiel- räume innerhalb von Familien erhöht. Junge Menschen können sich für Kinder entscheiden und werden mehr Möglichkeiten für die souveräne Gestaltung ihres Fami- lienlebens erhalten. Familien werden durch die Zeitum- verteilung zwischen den Generationen entlastet werden. Damit steht der Vorschlag der Kommission zur Weiter- entwicklung der Großelternzeit in einer Linie mit den Maßnahmen der Bundesregierung zur Förderung des En- gagements und zur Beteiligung von älteren Menschen. Nach Schätzungen des ifo-Institut München auf der Grundlage von Untersuchungen (SHARE – Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe – 2005/2007, ungewichtet) aus den Jahren 2005/2007 gibt es eine rele- vante Gruppe von Großeltern (mehrere Hunderttausend), die über 50 Jahre und berufstätig sind, Enkel haben und für die Betreuung räumlich verfügbar wären, und die po- tenzielle Zielgruppe einer Großelternzeit sein können. In ihrer Stellungnahme zum Achten Familienbericht hat die Bundesregierung festgestellt, dass sie die Vor- schläge der Kommission prüfen wird, soweit sie im Ein- klang mit dem Ziel zur Erhöhung der Erwerbsbeteili- gung Älterer stehen. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage der Abgeordneten Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9001, Frage 22): In welchem Umfang plant die Bundesregierung die Aus- weitung der Elternzeit auf Großeltern, und wie will die Bun- desregierung eine Ausweitung der Elternzeit auf Großeltern finanzieren, ohne nach eigener Aussage zusätzliche finan- zielle Mittel einzuplanen (vergleiche „Schröder will Großel- ternzeit einführen“, www.süddeutsche.de/politik/kinderbetreu ung-schroeder-will-grosselternzeit-einfuehren-1.1308497)? Die Bundesregierung prüft derzeit eine Ausweitung der Großelternzeit, das heißt des nach geltendem Recht bestehenden Anspruchs auf Elternzeit für Großeltern ge- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 19845 (A) (C) (D)(B) mäß § 15 Abs. 1 a Bundeselterngeld- und Elternzeitge- setz, BEEG, auf alle berufstätigen Großeltern, unabhän- gig vom Alter und der beruflichen Situation der Eltern des zu betreuenden Enkelkindes. Das Konzept wird so ausgestaltet, dass keine Mehrausgaben für die öffentli- che Hand entstehen. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage der Abgeordneten Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9001, Frage 23): Wie will die Bundesregierung gewährleisten, dass die Frauenerwerbstätigkeit im Zuge der Einführung des geplanten Betreuungsgeldes nicht sinkt, und inwiefern würde die Ein- führung des Betreuungsgeldes den beschlossenen Ausbau der Kindertagesstätten beeinflussen? Das Betreuungsgeld soll so konzipiert werden, dass es jungen Eltern im Zusammenwirken mit den übrigen Geld- und Infrastrukturleistungen der öffentlichen Hand bestmögliche Wahlfreiheit eröffnet. Die Erwerbsbeteili- gung bzw. die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit der El- tern, insbesondere der Mütter soll durch das Betreuungs- geld nicht beeinflusst werden. Gemäß dem Beschluss des Koalitionsausschusses vom 6. November 2011 wird es beim Konzept des Be- treuungsgeldes daher keine Anknüpfung an eine Nicht- erwerbsbeteiligung der Eltern geben. Vielmehr geht es darum, die Vielfalt der Familienbetreuungsgestaltung zu stärken und flexible Betreuungsmodelle zu unterstützen. Das Betreuungsgeld steht nicht im Gegensatz zum Ausbau der Betreuung in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege. Die Bundesregierung hält an dem Ziel eines bedarfsgerechten Ausbaus von Betreuungsan- geboten für ein- und zweijährige Kinder ab August 2013 zusammen mit den Ländern und Kommunen fest. Die Bundesregierung hält ohne Abstriche ihre Zusage ein, den Ausbau der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren bis 2013 mit 4 Milliarden Euro zu unterstützen. Damit werden die Länder in die Lage versetzt, den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem 1. Le- bensjahr zu gewährleisten. Ab 2014 stellt der Bund den Ländern zusätzlich 770 Millionen Euro jährlich als finanzielle Unterstüt- zung für die Betriebskosten der neuen Kitaplätze bereit. Anlage 16 Antwort der Parl. Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz auf die Frage des Abgeordneten Harald Weinberg (DIE LINKE) (Drucksache 17/9001, Frage 24): Was sind die aktuellen Pläne der Bundesregierung zur Pra- xisgebühr? Im Koalitionsvertrag der CDU, CSU und FDP ist ver- einbart, dass die Erhebung der Praxisgebühr in ein weni- ger bürokratisches Verfahren überführt werden soll. Die Bundesregierung hat noch nicht abschließend über diese Fragen zur Praxisgebühr beraten. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jan Mücke auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9001, Fragen 25 und 26): Zu welchen grenzüberschreitenden Schienenverkehrspro- jekten hat die Bundesrepublik Deutschland mit ihren Nach- barländern in den vergangenen 20 Jahren Verträge unterzeich- net, und wie hoch sind jeweils die Kosten für diese Projekte? Wann wurden diese Verträge jeweils unterzeichnet, und wie ist der jeweilige aktuelle Planungsstand bzw. Baufort- schritt? Die Angaben zu den Projekten sind nachfolgend – nach Verträgen geordnet – aufgeführt. In Bezug auf Projektkosten und -stände wird auf die jährlich erschei- nenden Verkehrsinvestitionsberichte (bis 2007: Bericht zum Ausbau der Schienenwege) verwiesen. Der Ver- kehrsinvestitionsbericht für das Berichtsjahr 2010 wurde dem Deutschen Bundestag vor wenigen Wochen zuge- leitet; er wurde als Bundestagsdrucksache 17/8700 ver- öffentlicht. Zu unterscheiden ist zwischen Staatsverträgen (nach- folgende Nummern 1.–3.) und Ressortabkommen (Num- mern 4.–11.). 1. Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutsch- land und der Französischen Republik über den Bau einer Eisenbahnbrücke über den Rhein bei Kehl Datum: 14. März 2006 Strecke: Eisenbahnbrücke über den Rhein bei Kehl 2. Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über den Bau und die In- standhaltung von Grenzbrücken in der Bundesrepu- blik Deutschland im Zuge von Schienenwegen des Bundes, in der Republik Polen im Zuge von Eisen- bahnstrecken mit staatlicher Bedeutung Datum: 26. Februar 2008 1. Strecke: Brücke bei Frankfurt (Oder) 2. Strecke: Neißebrücke bei Horka 3. Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Dänemark über eine Feste Feh- marnbeltquerung Datum: 27. August 2008 Strecke: Lübeck–Puttgarden 4. Vereinbarung zwischen dem Bundesminister für Ver- kehr der Bundesrepublik Deutschland und dem Minister für Abrüstung, Wohnungsbau und Verkehr 19846 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 (A) (C) (D)(B) der Französischen Republik über die Schnellbahn- verbindung Paris–Ostfrankreich–Südwestdeutsch- land Datum: 22. Mai 1992 1. Strecke: Saarbrücken–Mannheim (und weiter auf der Achse Mannheim–Frankfurt (Main)– Erfurt–Halle/Leipzig–Berlin, POS Nord) 2. Strecke: Kehl–Appenweier (und weiter auf der Achse Mannheim–Freilassing, POS Süd) 5. Vereinbarung zwischen dem Bundesminister für Ver- kehr der Bundesrepublik Deutschland und dem Minister für Verkehr und öffentliche Arbeiten des Königreichs der Niederlande über die Verbesserung des deutsch-niederländischen Schienengüter- und Personenverkehrs Datum: 31. August 1992 Strecke: Oberhausen–Emmerich–Grenze D/NL 6. Vereinbarung zwischen dem Bundesministerium für Verkehr der Bundesrepublik Deutschland und dem Ministerium für Verkehrswesen der Tschechischen Republik und dem Bundesministerium für öffentli- che Wirtschaft und Verkehr der Republik Österreich über die Zusammenarbeit bei der Weiterentwicklung der Eisenbahnverbindung Berlin–Prag/Praha–Wien Datum: 7. Juni 1995 Strecke: Berlin–Dresden–Grenze DE/CZ 7. Vereinbarung zwischen dem Bundesminister für Ver- kehr der Bundesrepublik Deutschland und dem Vor- steher des Eidgenössischen Verkehrs- und Energiede- partements zur Sicherung der Leistungsfähigkeit des Zulaufes zur neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) in der Schweiz Datum: 6. November 1996 1. Strecke: Karlsruhe–Basel 2. Strecke: Stuttgart–Singen 3. Strecke: Ulm–Friedrichshafen–Lindau 4. Strecke: München–Lindau 8. Vereinbarung zwischen dem Bundesministerium für Verkehr der Bundesrepublik Deutschland und dem Ministerium für Verkehrswesen der Tschechischen Republik über die Zusammenarbeit bei der Weiter- entwicklung der Eisenbahnverbindung Nürn- berg–Praha/Prag Datum: 13. Oktober 1998 Strecke: Nürnberg–Schirnding–Grenze D/CZ 9. Vereinbarung zur Verbesserung der Leistungsfähig- keit der grenzüberschreitenden Eisenbahnstrecken im Donaukorridor Passau/Salzburg Datum: 22. November 1999 Strecke: Nürnberg–Passau–Grenze D/A 10. Abkommen zwischen dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Wohnungswesen der Bundesrepu- blik Deutschland und dem Minister für Infrastruktur der Republik Polen über die Zusammenarbeit bei der Weiterentwicklung der Eisenbahnverbindungen Ber- lin–Warschau (Warszawa) (C-E 20) sowie Dres- den–Breslau (Wroclaw) (E 30/C-E 30) Datum: 30. März 2003 1. Strecke: Hoyerswerda–Grenze D/PL 2. Strecke: Dresden-Neustadt–Görlitz–Grenze D/PL 3. Strecke: Berlin–Frankfurt (Oder)–Warschau 11. Vereinbarung zwischen dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwickluing der Bundesrepu- blik Deutschland und dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie der Republik Österreich über den Ausbau der Eisenbahnstrecke Salzburg–Freilassing Datum: 10. Juli 2007 Strecke: Grenzbrücke bei Freilassing über die Saalach D/A Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jan Mücke auf die Frage der Abgeordneten Dorothea Steiner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9001, Frage 27): Wer ist Auftraggeber und Auftragnehmer der erneuten Wirtschaftlichkeitsprüfung des Elbe-Saale-Kanals – auch als Saale-Seitenkanal bezeichnet –, und wie hoch sind die geplan- ten Kosten dieser neuen Studie und der vorangegangenen Stu- die von 2004? Die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost hat im Auf- trag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung die erneute Wirtschaftlichkeitsprüfung der Saale beauftragt. Auftragnehmer ist PLANCO Con- sulting GmbH. Die Kosten des in 2004 erstellten Gut- achtens betrugen rund 82 000 Euro, die Kosten für das neue Gutachten betragen rund 5 000 Euro. Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jan Mücke auf die Fragen des Abgeordneten Gustav Herzog (SPD) (Drucksache 17/9001, Fragen 28 und 29): Wie bewertet die Bundesregierung die Aussage aus der Binnenschifffahrt, dass es keine ausreichenden Liegeplätze an den Binnenwasserstraßen gibt, und beabsichtigt die Bundes- regierung, in weitere Liegeplätze zu investieren? Hält die Bundesregierung die Möglichkeiten für die Bin- nenschifffahrt, Müll und Altwasser entlang der Binnenwasser- straßen ordnungsgemäß zu entsorgen, für ausreichend, oder sieht sie hier Handlungsbedarf, geeignete Ver- und Entsor- gungsstellen an den Wasserstraßen zu schaffen? Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 19847 (A) (C) (D)(B) Zu Frage 28: Es ist richtig, dass in einigen Bereichen der Bundes- wasserstraßen, in der Regel an den höher frequentierten Binnenwasserstraßen, zu wenig Liegeplätze für die Bin- nenschifffahrt existieren. Das Defizit befindet sich in der Regel an den höher frequentierten Binnenwasserstraßen und ist der Bundesregierung bekannt. Die vor Ort zu- ständigen Wasser- und Schifffahrtsdirektionen befinden sich im ständigen Austausch mit den Verbänden der Bin- nenschifffahrt und schreiben ihre Liegestellenkonzepte kontinuierlich entsprechend der sich stetig ändernden wirtschaftlichen und verkehrlichen Verhältnisse fort. Das Defizit an Liegeplätzen wird entsprechend der bun- desweiten Priorisierung von Ersatz- und Neubaumaß- nahmen an Bundeswasserstraßen sowie in Abhängigkeit von den zur Verfügung stehenden Ressourcen beseitigt. Zu Frage 29: Das am 1. November 2009 in Kraft getretene Über- einkommen über die Sammlung, Abgabe und Annahme von Abfällen in der Rhein- und Binnenschifffahrt, CDNI, beinhaltet ein umfassendes Einleiteverbot solcher Abfälle und bestimmt, dass die Vertragsstaaten dafür Sorge tragen, dass ein entsprechendes Netz von Annah- mestellen geschaffen wird. Deutschland hat diese Forde- rung im Ausführungsgesetz zum Übereinkommen vom 13. Dezember 2003 umgesetzt. Für häusliche Abwässer, nur Fahrgastschiffe mit mehr als 50 Fahrgästen und Ka- binenschiffe mit mehr als 50 Schlafplätzen, ist festge- legt, dass die Betreiber von Stammliegeplätzen solcher Schiffe entsprechende Annahmestellen schaffen müssen. Hinsichtlich von Hausmüll legt das Ausführungsgesetz fest, dass die Betreiber von Häfen und gewerbsmäßig betriebenen, befestigten Umschlagstellen Annahmemög- lichkeiten einzurichten haben. Zusätzlich besteht an vie- len Schleusen die Möglichkeit, Hausmüll abzugeben. Das Abfallübereinkommen und sein Ausführungsgesetz sind keine schifffahrtsrechtlichen, sondern abfallrechtli- che Vorschriften. Diese Regelungen unterfallen daher nicht der Bundesverwaltungskompetenz, weder nach Art. 89 Abs. 2 Satz 1 Grundgesetz noch nach Art. 89 Abs. 2 Satz 2 Grundgesetz, da es für Letzteres an einer gesetzlichen Zuständigkeitsübertragung auf den Bund fehlt. Aufgrund des Vorgenannten sieht der Bund für sich derzeit keine Handlungsnotwendigkeit. Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jan Mücke auf die Frage der Abgeordneten Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9001, Frage 31): Was bedeutet die Festlegung im Bundesprogramm „Wie- dervernetzung“ der Bundesregierung: „Mit der Umsetzung des Investitionsprogramms wird nach Abschluss der Baupro- jekte aus dem Konjunkturpaket II begonnen“ in Anbetracht der Tatsachen, dass das Konjunkturprogramm II bereits Ende 2011 ausgelaufen ist, in 2012 keine Mittel für das Bundespro- gramm in den Bundeshaushalt eingestellt wurden und für 3 der 18 im Rahmen des Konjunkturprogramms zugesagten Grünbrücken bis zum 28. Dezember 2012 noch nicht einmal die Zustimmung zur Finanzierung erteilt, geschweige denn der Bau begonnen wurde, konkret für den Beginn der Finan- zierung des Baus der 93 vorgesehenen Grünbrücken, und wie viele Mittel plant die Bundesregierung nach Beginn der Um- setzung bzw. Finanzierung jährlich bereitzustellen? Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung hatte der Finanzierung von 18 seitens der Auftragsverwaltungen der Länder vorgeschlagenen Grünbrücken im Rahmen des Konjunkturpakets II zuge- stimmt. Wegen der engen Vorgaben des Konjunkturpa- kets II konnten von den Ländern nur elf Maßnahmen re- alisiert werden. Von den sieben weiteren Maßnahmen wurden vier Maßnahmen aus Mitteln des Straßenbau- plans realisiert; eine weitere Maßnahme wurde in das Infrastrukturbeschleunigungsprogramm aufgenommen. Die ausstehenden zwei Maßnahmen sind noch vorrangig vor Beginn des Bundesprogramms Wiedervernetzung umzusetzen. Die Länder planen und bauen im Auftrag des Bundes. Sie sind somit an der Umsetzung des Bundesprogramms Wiedervernetzung maßgeblich beteiligt. Mittel zur Um- setzung des Bundesprogramms werden in den Um- und Ausbautiteln des Straßenbauplans in Abhängigkeit der jährlich insgesamt für den Bundesfernstraßenbau zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel bereitgestellt. Die 93 genannten Abschnitte an Bundesfernstraßen sind hinsichtlich der Verbesserung der Vernetzungsmög- lichkeiten zu prüfen. Es wird davon ausgegangen, dass dies in den meisten Fällen nur durch den Bau von Grün- brücken möglich sein wird, allerdings sind auch andere Maßnahmen denkbar, insbesondere in den Niederungs- bereichen. Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jan Mücke auf die Frage des Abgeordneten Stephan Kühn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9001, Frage 34): Durch welche insbesondere rechtlichen Instrumente sollen die Pläne der Bundesregierung umgesetzt werden, dass bei der Beförderung von Kindern bis 15 Kilogramm in Pkw nur noch rückwärtsgerichtete Kindersitze, Reboard-Kindersitze, zum Einsatz kommen? Die technischen Rahmenbedingungen für die Beförde- rung von Kindern bis 15 Kilogramm in Pkw in rückwärts gerichteten Kinderrückhalteeinrichtungen, Reboard-Kin- dersitze, werden bei der Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen, UNECE, erarbeitet. Derzeit wird bei der Europäischen Kommission geprüft, ob für die verpflichtende Umsetzung dieser Anforde- rung in Europäisches Recht eine Anpassung der Richtli- nie 91/671/EWG des Rates vom 16. Dezember 1991 über die Gurtanlegepflicht und die Pflicht zur Benutzung von Kinderrückhalteeinrichtungen in Kraftfahrzeugen (ABl. EG Nr. L 373 Seite 26) geändert durch die Richtli- nie 2003/20/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 8. April 2003 (ABl. EU Nr. L 115 Seite 63) notwendig ist. Eine Entscheidung dazu wurde noch nicht getroffen. Da das weitere Vorgehen der Bundesregierung von dieser Entscheidung abhängt, kann zu den Planun- 19848 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 (A) (C) (D)(B) gen hinsichtlich der Umsetzung noch keine Angabe ge- macht werden. Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Jan Mücke auf die Frage des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) (Drucksa- che 17/9001, Frage 35): Wie viele von den laut Mikrozensus 2010 in Deutschland vorhandenen 40,5 Millionen Wohnungen, darunter 16,5 Mil- lionen im selbstgenutzten Wohneigentum (siehe Pressemittei- lung des Statistischen Bundesamtes vom 15. März 2012), sind nach Kenntnis der Bundesregierung barrierefrei, und warum wurden bei der Erhebung der Daten zur Wohnsituation in Deutschland keine Daten zum Thema Barrierefreiheit erfragt? Über die Anzahl der barrierefreien Wohnungen gibt es in Deutschland keine amtliche Statistik. Zum einen liegt eine einheitliche Definition von Erfassungsmerk- malen barrierefreier Wohnungen aufgrund der föderalen Kompetenzverteilung für die Anwendung von Normen des barrierefreien Bauens in den Ländern nicht vor. Zum anderen hat der Gesetzgeber im Mikrozensusgesetz 2005 andere Merkmale vorgesehen. Aus verschiedenen Quel- len lassen sich jedoch Informationen über den Umfang von barrierefreien/-armen Wohnungen ableiten. So hat das Kuratorium Deutsche Altershilfe, Köln – KDA – in seiner im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung erstellten Studie „Wohnen im Alter“ durch Befragung von Seniorenhaushalten im Jahre 2009 ermittelt, dass etwa 570 000 Wohnungen, in denen Haushaltsmitglieder ab 65 Jahren wohnen, barrie- refrei oder -arm sind. Im Rahmen des vom Bund geför- derten KfW-Programms „Altersgerecht Umbauen“ wur- den im Zeitraum 2009 bis 2011 darüber hinaus bei rund 82 500 Bestandswohnungen Barrieren abgebaut oder be- seitigt. Anlage 23 Antwort der Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9001, Frage 38): Wie sind die drei zunächst nicht gemeldeten Ereignisse am 12. Mai 2009, 19. Januar 2010 und 17. Juni 2010 im Atom- kraftwerk Philippsburg 2 seit der Antwort der Bundesregie- rung auf meine diesbezügliche schriftliche Frage 164 auf Bundestagsdrucksache 17/5016 mittlerweile eingestuft wor- den – bitte neben Kategorie- und INES-Einstufung auch mit Angabe, ob die Einstufung endgültig abgeschlossen ist oder noch ein Upgrade möglich ist –, und welche meldepflichtigen Ereignisse in deutschen Atomkraftwerken sind während des Leistungsbetriebs bei Instandhaltungen oder Durchführungen von Änderungen vorgekommen? Die Betreiberin des Kernkraftwerkes Philippsburg 2, die EnBW Kernkraft GmbH, EnKK, hat das Ereignis vom 12. Mai 2009 mit Datum vom 18. April 2011 in ei- ner Meldung nach Kategorie N – Normalmeldung – und der Einstufung INES 0 gemeldet. Am 13. März 2012 hat die Betreiberin die zuständige Aufsichtsbehörde, das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, telefonisch darüber informiert, dass bei der Zusammenstellung von Unterlagen für einen Gutachter ein neuer Sachverhalt zu dem Ereignis am 19. Januar 2010 festgestellt wurde. Die Betreiberin hat darauf hin das Ereignis in die Katego- rie E, Eilmeldung, und nach INES in die Stufe 1 einge- ordnet und mit Meldeformular vom 19. März 2012 schriftlich gemeldet. Das Ereignis vom 17. Juni 2010 wurde bislang nicht gemeldet. Eine Berichtigung einer Meldung nach der atomrecht- lichen Meldeverordnung ist zulässig und kann gegebe- nenfalls erforderlich sein. Dies kann dann der Fall sein, wenn sich herausstellt, dass relevante Angaben oder die Einstufung des Ereignisses unzutreffend waren. Aufgrund der Nachricht über die Eilmeldung des Er- eignisses vom 19. Januar 2010 sowie eines Gutachtens, das Anfang März vorgelegt wurde, wird die bisherige Bewertung aller Einstufungen derzeit vom Betreiber, der Aufsichtbehörde und dem Bundesumweltministerium überprüft. Im Rahmen der zur Verfügung stehenden Zeit zur Beantwortung der Frage ließen sich acht Ereignisse er- mitteln, die während des Leistungsbetriebes bei Instand- haltungen oder Durchführungen von Änderungen aufge- treten sind. Davon waren sieben in der Kategorie N, INES 0 und eines in der Kategorie E, INES 1. Anlage 24 Antwort der Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9001, Frage 39): An welchen Atomkraftwerks- und Zwischenlager- bzw. Sammelstellenstandorten werden Kavernenlager für die Lage- rung von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen genutzt, und wie viele Fässer/Gebinde sind dort jeweils vorhanden? Der Bundesregierung liegt keine Übersicht über Ka- vernen in den Kernkraftwerken und deren Nutzung vor. Eine solche Information kann in der Kürze der für die Beantwortung einer mündlichen Frage zur Verfügung stehenden Zeit nicht beschafft werden. Auch die Zahl der möglicherweise noch dort gelagerten Abfallgebinde ist nicht bekannt. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, BMU, hat die Länder mit Schreiben vom 7. März 2012 darüber unterrichtet, dass es im Kern- kraftwerk Brunsbüttel bei Umfüllarbeiten zu Schäden an einem Fass gekommen ist, das in einer Kaverne gelagert wurde. In diesem Schreiben wurden die Länder gleich- zeitig um Berichte über vergleichbare Fälle gebeten. Die Berichte der Länder sollen im Rahmen des zuständigen Fachausschusses des Länderausschusses für Atomkern- energie im April 2012 erfolgen. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 19849 (A) (C) (D)(B) In Zwischenlagern für radioaktive Abfälle und in Landessammelstellen sind solche Kavernen nach Kennt- nis des BMUs nicht vorhanden. Anlage 25 Antwort der Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die Frage des Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9001, Frage 40): Befürwortet die Bundesregierung, dass auch nach 2017 neue Photovoltaikanlagen eine Vergütung erhalten werden, und wie will die Bundesregierung ab 2014 einem Teil dieser Anla- gen den Vergütungsanspruch entziehen, um einerseits zwischen geförderten Anlagen im Rahmen des von ihr vorgesehenen Ausbaukorridors, wie in § 64 h Abs. 3 des Kabinettsbeschlus- ses zum EEG-Änderungsgesetz – EEG: Erneuerbare-Energien- Gesetz – beschrieben ist, und andererseits nichtgeförderten sonstigen Anlagen eindeutig differenzieren zu können? Die Branche hat selbst angekündigt, dass einzelne Segmente ab 2017 keiner Förderung mehr bedürfen. Die Roadmap des Bundesverbandes Solarwirtschaft, BSW, nennt 2013 als Zeitpunkt für die Netzparität im Haus- haltsstrombereich. Die Netzparität wurde im Haushalts- strombereich aber bereits Anfang 2012 erreicht und im Gewerbebereich wird sie gegenwärtig erreicht. Die Netzparität ist somit deutlich früher eingetreten als von der Branche angegeben. Es ist daher nicht notwendig, Anlagen in Zukunft einen Vergütungsanspruch „zu ent- ziehen“. Denn es ist davon auszugehen, dass es in Zukunft bereits Vermarktungsmöglichkeiten geben wird, die attraktiver sind als die EEG-Vergütung. Somit wer- den sich Anlagen voraussichtlich auch freiwillig aus der EEG-Vergütung verabschieden. Anlage 26 Antwort der Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die Frage des Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9001, Frage 41): Wie werden die Kürzungen bei den im Energie- und Klimafonds enthaltenen Forschungsmitteln für erneuerbare Energien auf die einzelnen erneuerbaren Energieformen aufgeteilt, und schließt die Bundesregierung aus, dass von den Kürzungen auch Forschungsmittel für die Photovoltaik betroffen sind? Im Energie- und Klimafonds wurden durch das Bun- desministerium der Finanzen, BMF, dem Bundesminis- terium für Bildung und Forschung, BMBF, dem Bundes- ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, BMELV, und dem Bundesministe- rium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, BMU, bisher jeweils 50 Prozent des anteiligen Sollan- satzes des Titels 683 01 – Forschung und Entwicklung, FuE, erneuerbare Energien – für 2012 zugewiesen. Ver- pflichtungsermächtigungen wurden in Höhe von 60 Pro- zent des Sollansatzes durch BMF zugewiesen. Es ist be- absichtigt, dem BMU zur Ausfinanzierung von Rechtsverpflichtungen weitere 33 Prozent des anteiligen Sollansatzes und allen Ressorts weitere 10 Prozent der Verpflichtungsermächtigungen zur Finanzierung dieses Aufgabenbereichs zuzuweisen. Hierüber wird der Haus- haltsausschuss des Deutschen Bundestages in seiner heutigen Sitzung, 21. März 2012, beraten. Im Energie- und Klimafonds stehen somit für For- schungs- und Entwicklungsvorhaben im Bereich der er- neuerbaren Energien für BMU, BMELV und BMBF im Wirtschaftsplan 2012 voraussichtlich 20,02 Millionen Euro zur Verfügung. Eine Zuordnung für einzelne För- derbereiche ist in den Wirtschaftsplänen nicht erfolgt, so dass hier keine Angaben zu den Sollzahlen möglich sind. Die Mittel werden bedarfsgerecht und entsprechend der Mittelanforderungen eingesetzt. Es ist vorgesehen, die Forschungsförderung in den Folgejahren abhängig von den zur Verfügung stehenden Mitteln, der Entwicklung des Forschungsbedarfes in den Bereichen der erneuerbaren Energien und auf der Grund- lage der beantragten Forschungs- und Entwicklungsvor- haben fortzuschreiben. Anlage 27 Antwort der Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die Frage des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9001, Frage 42): Wie häufig haben sich in den vergangenen zwölf Monaten Vertreter der Bundesregierung mit Vertretern der kanadischen Regierung – einschließlich Vertretern kanadischer Provinz- regierungen – und/oder mit Vertretern der Mineralölindustrie getroffen, um über die Umsetzung der EU-Kraftstoffqualitäts- richtlinie zu beraten (bitte mit genauer Terminangabe und jeweiligem Ergebnis des Gesprächs)? Die Bundesregierung versteht die Frage so, dass nach Gesprächen der Mitglieder der Leitung der Bundesres- sorts, (Bundesminister, Parlamentarische Staatssekre- täre und Staatssekretäre, gefragt wird. Seit dem 15. März 2011 haben sich Vertreter der Bun- desregierung neun Mal mit Vertretern der kanadischen Regierung getroffen, mit dem Ziel über die Umsetzung der EU-Kraftstoffqualitätsrichtlinie zu sprechen. Die Gespräche haben an folgenden Terminen stattge- funden: 29. April 2011 (2x); 6. Juni 2011; 11. Juli 2011; 18. Oktober 2011; 9. Dezember 2011; 26. Januar 2012; 8. März 2012; 13. März 2012. Ergebnis der Gespräche war die Entgegennahme der Sichtweise der Gesprächspartner sowie teilweise die Übermittlung des Verfahrensstandes. Die Vertreter der Bundesregierung haben in den Gesprächen zum Aus- druck gebracht, dass seitens Deutschlands eine sach- gerechte, dem Klimaschutz dienende und praktikable Lösung angestrebt wird. Gespräche mit Vertretern der Mineralölindustrie mit dem Ziel, über die Umsetzung der EU-Kraftstoffquali- tätsrichtlinie zu sprechen, haben nicht stattgefunden. Zusätzlich gab es Treffen zwischen Vertretern der kanadischen Regierung oder der Mineralölwirtschaft und Vertretern der Bundesregierung zu anderen Themen. 19850 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 (A) (C) (D)(B) Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass dabei ohne vorherige Ankündigung auch die Kraftstoffqualitäts- richtlinie zur Sprache kam. Anlage 28 Antwort der Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die Frage des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9001, Frage 43): Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Dr. Norbert Röttgen, bis zur Wahl des Landtags in Nordrhein-Westfalen in seiner Funktion als Bundesumweltminister nach heutigem Kenntnisstand wahrnehmen – bitte einzeln auflisten –, und wie will die Bundesregierung sicherstellen, dass der für zentrale Fragen der Energiepolitik federführende bzw. mitbe- ratende Bundesumweltminister im Zuge von anstehenden Beratungen und Entscheidungen – Novelle des Erneuerbare- Energien-Gesetzes, Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz, EU-Ener- gieeffizienzrichtlinie, Netzausbauplan, Endlagersuchgesetz usw. – präsent ist? Die Präsenz des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit wird bei allen rele- vanten Themen auf politischer Ebene jederzeit durch Herrn Minister Dr. Röttgen, die Parlamentarischen Staatssekretärinnen Heinen-Esser und Reiche sowie durch Herrn Staatssekretär Becker gewährleistet. Anlage 29 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Fragen der Abgeordneten Marianne Schieder (Schwandorf) (SPD) (Drucksache 17/9001, Fragen 44 und 45): Wie viele Informationskurzbriefe zu Projektförderungen bzw. Projektsteckbriefe – geordnet nach Fraktionszugehörig- keit und Jahr – hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung in dieser Legislaturperiode an Mitglieder des Deut- schen Bundestages versandt? Werden diese Projektsteckbriefe an alle Mitglieder des Deutschen Bundestages, die den betreffenden Wahlkreis re- präsentieren, verschickt, und erhalten alle betroffenen Abge- ordneten die Informationen in gleicher Art und Weise? Zu Frage 44: Nach Bewilligung stehen den Abgeordneten aller Fraktionen Informationen zu Projektförderungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, BMBF, im Internet unter www.foerderkatalog.de zur Verfügung. Dieses System wird kontinuierlich erweitert, sodass die Recherchemöglichkeiten weiter verbessert werden. Auf Nachfrage stellt das BMBF zusätzlich allen Abgeordne- ten des Deutschen Bundestages Zusammenstellungen über laufende Projektförderungen im jeweiligen Wahl- kreis zur Verfügung. Seit 2009, zur Zeit der Großen Ko- alition, stellt das BMBF den Mitgliedern der jeweiligen Regierungsfraktionen nach Bewilligung von Projekten regelmäßig Informationen zu besonderen Vorhaben zur Verfügung. Aufgeteilt nach Fraktionen wurden folgende Anzahl von Briefen mit Projektsteckbriefen versandt: Schreiben 2009: CDU/CSU 289, SPD 227, FDP 23; 2010: CDU/CSU 470, FDP 231; 2011: CDU/CSU 1 474, FDP 669. Zu Frage 45: Allen Abgeordneten des Deutschen Bundestages ste- hen Informationen über bewilligte Projektförderungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Internet unter www.foerderkatalog.de zur Verfügung. Auf Nachfrage erhalten alle Abgeordneten vom BMBF Zusammenstellungen über laufende Projekte in ihren Wahlkreisen. Seit 2009 informiert das BMBF die Mit- glieder der jeweiligen Regierungsfraktionen zusätzlich über besondere Vorhaben in ihren Wahlkreisen, nachdem diese bewilligt worden sind. Anlage 30 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Frage des Abgeordneten Michael Gerdes (SPD) (Drucksache 17/9001, Frage 48): Wie bewertet das Bundesministerium für Bildung und Forschung die mögliche Kritik, dass aufgrund der einseitigen Information von nur einem und nicht von allen Mitgliedern des Deutschen Bundestages, die einen Wahlkreis repräsentie- ren, die Öffentlichkeitsarbeit von Mitgliedern des Deutschen Bundestages ungleich unterstützt und damit der Gleichbe- handlungsgrundsatz verletzt wird? Nach Bewilligung stehen den Abgeordneten aller Frak- tionen Informationen zu Projektförderungen des Bundes- ministeriums für Bildung und Forschung, BMBF, im In- ternet unter www.foerderkatalog.de zur Verfügung. Dieses System wird kontinuierlich erweitert, sodass die Recherchemöglichkeiten weiter verbessert werden. Auf Nachfrage stellt das BMBF zusätzlich allen Abgeordne- ten des Deutschen Bundestages Zusammenstellungen über laufende Projektförderungen im jeweiligen Wahl- kreis zur Verfügung. Die Information über besondere Vorhaben im Bereich der Projektförderung durch Pro- jektsteckbriefe ist ein kleiner Teil der umfassenden Kommunikation in den parlamentarischen Raum. Inso- fern stehen allen Mitgliedern des Deutschen Bundesta- ges Möglichkeiten zur Verfügung, die Förderungen des BMBF in ihren Wahlkreisen öffentlichkeitswirksam zu begleiten. Anlage 31 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Frage des Abgeordneten Michael Gerdes (SPD) (Drucksache 17/9001, Frage 49): Wie bewertet die Bundesregierung das in der Presse (Hamburger Abendblatt vom 12. März 2012) zitierte Förder- volumen von 16 Millionen Euro im Jahr für die gemeinsame Förderung von lediglich wenigen Modellprojekten zur Leh- rerausbildung hinsichtlich des Ziels einer schnellen und flä- chendekkenden Verbesserung der Lehrerausbildung? Der Bericht im Hamburger Abendblatt geht zurück auf ein Papier der Arbeitsgruppe Bildung und Forschung der Koalitionsfraktionen im Deutschen Bundestag. Hier wer- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 19851 (A) (C) (D)(B) den die gegenwärtige Diskussion um die mögliche Ge- staltung einer von Bund und Ländern getragenen Exzel- lenzinitiative Lehrerbildung aufgegriffen und Vorschläge zur Umsetzung einer solchen Initiative unterbreitet. Die Bundesregierung wertet das als einen wertvollen Beitrag, der die Diskussion bereichert und zur Meinungsbildung über eine mögliche Bund-Länder-Initiative zur Verbesse- rung der Lehrerbildung in Deutschland beiträgt. Anlage 32 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Frage des Abgeordneten Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) (Drucksache 17/9001, Frage 50): Welches konkrete Konzept verfolgt die Bundesregierung hinsichtlich der mit der Kultusministerkonferenz beabsichtig- ten gemeinsamen Förderung der Lehrerausbildung, und wann wird sie dem Parlament ein beratungsreifes Konzept vorlegen können? Für die Bundesregierung hat die Exzellenzinitiative Lehrerbildung das Ziel, im Rahmen eines wettbewerbs- orientierten Verfahrens – die Zusammenarbeit von Fachdisziplinen, Fachdidak- tiken, Erziehungswissenschaften und schulprakti- schen Elementen der Ausbildung zu verbessern, – die Inhalte der Ausbildung stärker aufeinander abzu- stimmen, – eine praxisorientierte Fachdidaktik zu fördern und – schulpraktische Elemente als immanente Bestandteile in der Lehrerausbildung zu verankern. Die Lehrerausbildung muss auf eine stärkere Verzah- nung ihrer Ausbildungszeiten (Lehramtsstudium, Refe- rendariat, Lernen im Beruf) setzen und die Besten eines Jahrgangs für den Beruf gewinnen. Zugleich bedarf es einer – länderübergreifenden Anerkennung von Ausbildungs- elementen und Abschlüssen in der Lehrerausbildung und einer – grundsätzlichen Verbesserung der Mobilität der Lehr- amtsstudierenden und der Lehrkräfte an den Schulen. Nachdem sich die Gremien der KMK mit einer mög- lichen, von Bund und Ländern getragenen Initiative zur Verbesserung der Lehrerbildung befasst haben, werden die Gespräche zwischen Bund und Ländern in der ge- meinsamen Wirtschaftskonferenz fortgesetzt werden. Anlage 33 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Frage des Abgeordneten Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) (Drucksache 17/9001, Frage 51): In welcher Höhe hat die Bundesregierung im Einzelplan 30 – bitte mit Titelangabe – des Bundeshaushaltes für 2012 Mit- tel zur Finanzierung des Bundesanteils an der geplanten ge- meinsamen Lehrerausbildungsförderung vorgesehen, und welche Ansatzentwicklung ist in der mittelfristigen Finanz- planung hierzu angelegt? Die haushaltsmäßige Veranschlagung des Bundesan- teils wird zu gegebener Zeit im Rahmen der weiteren Verhandlungen und der Konkretisierung des Einzel- plans 30 im Haushaltsverfahren erfolgen. Anlage 34 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Rachel auf die Frage des Abgeordneten Klaus Hagemann (SPD) (Druck- sache 17/9001, Frage 52): Wie viele der im Rahmen der zweiten Programmphase des Hochschulpaktes 2020 vereinbarten zusätzlichen Studien- anfänger – unter Angabe des voraussichtlichen Zeitpunktes des Erreichens der bislang vereinbarten Obergrenze und der Zahl der bislang vollständig, „spitz“, abgerechneten Studien- anfänger, nach Bundesländern – sind bereits an Hochschulen aufgenommen, und inwieweit sieht die Bundesregierung im Hinblick auf die aktuelle Vorausberechnung der Studienanfän- gerzahlen durch die Kultusministerkonferenz vom Februar 2012 die Notwendigkeit, den Hochschulpakt 2020 – unter An- gabe der dafür gegebenenfalls in der laufenden Finanzplanung und im vorgesehenen Eckwertebeschluss zum Bundeshaus- halt 2013 getroffenen finanziellen Vorkehrungen – aufzusto- cken? Nach der Schnellmeldung des Statistischen Bundes- amtes sind für das Studienjahr 2011 – dem ersten Jahr der zweiten Programmphase – rund 153 500 zusätzliche Studienanfänger gegenüber dem Vergleichsjahr 2005 zu verzeichnen. Diese verteilen sich wie folgt auf die ein- zelnen Länder: Baden-Württemberg 21 479 Bayern 35 240 Berlin 9 995 Brandenburg 1 972 Bremen 1 761 Hamburg 5 627 Hessen 10 717 Mecklenburg-Vorpommern 1 268 Niedersachsen 11 697 Nordrhein-Westfalen 38 583 Rheinland-Pfalz 6 496 Saarland 1 688 Sachsen 1 093 Sachsen-Anhalt 1 730 Schleswig-Holstein 2 407 Thüringen 1 831 Deutschland 153 584 19852 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 (A) (C) (D)(B) Die zusätzlichen Studienanfänger werden entspre- chend der vereinbarten Systematik nachlaufend ab 2013 abgerechnet. Eine baldige Überschreitung der im Hoch- schulpakt vereinbarten Obergrenzen für die zweite Pro- grammphase, 2011 bis 2015, ist nicht zu erwarten. Die Bundesregierung sieht daher derzeit keine Notwendig- keit für weitere Verhandlungen über den Hochschulpakt. Anlage 35 Antwort des Parl. Staatssekretärs Ernst Burgbacher auf die Fra- gen des Abgeordneten Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) (Drucksache 17/9001, Fragen 55 und 56): In welcher Form ist die Landesregierung von Baden- Württemberg bisher bei der Bundesregierung wegen der in- solventen Drogeriemarktkette Schlecker vorstellig geworden? In welcher Form könnte die Bundesregierung tätig werden, um die Finanzierung der Transfergesellschaft und Arbeitsplätze zu sichern? Zu Frage 55: Die Landesregierung Baden-Württemberg ist persön- lich, schriftlich und telefonisch mit der Bundesregierung in Kontakt. Zu Frage 56: Bei Schlecker handelt es sich um ein Unternehmen in Schwierigkeiten. Der zu deckende Finanzbedarf wird vom vorläufigen Insolvenzverwalter auf rund 70 Millio- nen Euro beziffert. Die Programmkredite der KfW sind für Unternehmen in Schwierigkeiten nicht zugelassen. Zudem gibt es im Umgang mit Finanzierungsanfragen von Unternehmen eine in der Vergangenheit regelmäßig geübte Praxis zwischen Bund und Ländern. Danach ist das Land, in dem das Unternehmen seinen Sitz hat, Ansprechpartner und Koordinator in Finanzie- rungsfragen zwischen den betroffenen Ländern. Hilfe durch den Bund kommt nur in Betracht, wenn die Bun- desländer finanziell überfordert sind. Die Bundesregie- rung begrüßt deshalb, dass der Insolvenzverwalter mit dem Land Baden-Württemberg im Gespräch ist. Anlage 36 Antwort des Parl. Staatssekretärs Ernst Burgbacher auf die Fra- gen des Abgeordneten Lars Klingbeil (SPD) (Drucksa- che 17/9001, Fragen 57 und 58): Wie bewertet die Bundesregierung Gründe für das Schei- tern einer freiwilligen Einführung eines Warnhinweismodells bei mutmaßlichen Urheberrechtsverletzungen im Internet im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, BMWi, durchgeführten Wirtschaftsdialogs am 15. März 2012, und wird sie – wie vom Parlamentarischen Staatssekretär Hans-Joachim Otto für diesen Fall angekündigt – an dem Vorhaben einer gesetzlichen Verankerung eines sol- chen Warnhinweismodells festhalten? Auf welchen konkreten Maßnahmenkatalog zur Bekämp- fung von Urheberrechtsverletzungen – Medienberichten zu- folge ist von zehn Maßnahmen die Rede – hat man sich im Rahmen des Wirtschaftsdialogs am 15. März 2012 verstän- digt, und ist es dem Bundesministerium der Justiz zwischen- zeitlich gelungen, auch das BMWi von den massiven (daten- schutz-, europa- und verfassungs-)rechtlichen Bedenken gegen derartige Warnhinweismodelle – wie sie auch im Rah- men des Wirtschaftsdialogs vorgetragen wurden – zu überzeu- gen? Zu Frage 57: Über eine Versendung von Warnhinweisen durch Diensteanbieter gab es zwischen den am „Wirtschafts- dialog“ beteiligten Rechteinhabern und Diensteanbietern keinen Konsens. Auch zu einer Versendung von Warn- hinweisen durch die Rechteinhaber selbst gab es unter- schiedliche Meinungen. Die Bundesregierung wird die im Rahmen des Dialogs hierzu erfolgten Stellungnah- men in ihre weiteren Überlegungen mit einbeziehen. Zu Frage 58: Im Rahmen einer Tischumfrage gegen Ende des Wirt- schaftsdialogs vom 15. März 2012 haben die Teilnehmer verschiedene potenzielle Maßnahmen für einen besseren Schutz des geistigen Eigentums im Internet, wie zum Beispiel eine breit angelegte Aufklärungskampagne un- ter Einbeziehung prominenter Künstler, genannt. Sie werden nun geprüft und sollen sodann Grundlage der weiteren Gespräche sein. Eine rechtliche Prüfung möglicher Warnhinweismo- delle hat – je nach deren konkreter Ausgestaltung – ins- besondere auch die Vereinbarkeit mit Art. 2 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1, Art. 10, 12 und 14 GG und der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts ein- zubeziehen. Anlage 37 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des Abgeordneten Dr. Rolf Mützenich (SPD) (Drucksache 17/9001, Frage 59): Wann wird die Bundesregierung dem Deutschen Bundes- tag einen innerhalb der Bundesregierung abgestimmten Plan zur Reduzierung der Bundeswehr in Afghanistan vorlegen? Die Bundesregierung legt dem Deutschen Bundestag in der Regel alle zwölf Monate einen Antrag zur Beteili- gung deutscher Soldatinnen und Soldaten an der Interna- tionalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan, ISAF, vor. In den letzten beiden Anträgen hat die Bundesregierung eine Reduzierung des deutschen ISAF- Kontingents in Aussicht gestellt, „soweit die Lage es erlaubt und ohne dadurch die Sicherheit unserer Soldatin- nen und Soldaten oder die Nachhaltigkeit des Transi- tionsprozesses zu gefährden“. Die erstmalige Reduzie- rung wurde zum Jahreswechsel 2011/2012 wie angekündigt umgesetzt. Ziel der Bundesregierung ist es, auch zum Ende dieses Mandatszeitraums die in Aussicht gestellte Redu- zierung umsetzen zu können. Vor dem Hintergrund der auf dem NATO-Gipfel in Lissabon 2010 vereinbarten Transitionsstrategie und des Ziels, spätestens Ende 2014 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 19853 (A) (C) (D)(B) die Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die af- ghanischen Sicherheitskräfte abgeschlossen zu haben, ist es Absicht der Bundesregierung, auch mit den zukünfti- gen Mandaten die weitere Anpassung des deutschen ISAF-Kontingents vorzunehmen. Anlage 38 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des Abgeordneten Dr. Rolf Mützenich (SPD) (Drucksache 17/9001, Frage 60): Welchen Einfluss hat die aktuelle Debatte über die be- schleunigte Reduzierung insbesondere der US-amerikani- schen und britischen Truppen in Afghanistan auf die Entschei- dung der Bundesregierung zur Reduzierung des deutschen Truppenkontingents in Afghanistan? Die vergangene Woche in den Medien kolportierten angeblichen weiteren Truppenreduzierungen der Verei- nigten Staaten und Großbritanniens können von der Bundesregierung nicht bestätigt werden. Die Bundesregierung plant hinsichtlich des weiteren militärischen Engagements in Afghanistan so zu verfah- ren, wie ich es Ihnen in der Antwort auf Ihre erste Frage dargestellt habe. „Gemeinsam rein – gemeinsam raus“ lautet der einschlägige Grundsatz im Bündnis. Anlage 39 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des Abgeordneten Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9001, Frage 61): Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus der Forderung des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai vom 15. März 2012, alle NATO-Truppen sollten sich aus den Dör- fern und Regionen in ihre Stützpunkte zurückziehen und be- reits 2013 die ganze Sicherheitsverantwortung an afghanische Einheiten übergeben, sowie aus dem Aussetzen der Friedens- gespräche durch die Taliban am gleichen Tag, weil die USA unannehmbare Vorbedingungen stellen, und warum besteht die Bundesregierung entgegen diesem erklärten Abzugsver- langen der afghanischen Regierung trotzdem auf einer Fort- setzung der Kampfeinsätze der Bundeswehr mindestens bis Ende 2014 und jedenfalls einer Kampfpräsenz über 2014? Der afghanische Staatspräsident Hamid Karzai hat mit seinen Äußerungen vom 15. März 2012 lediglich be- kräftigt, was bereits auf dem NATO-Gipfel in Lissabon im November 2010 beschlossen wurde: Die Sicherheits- verantwortung wird nach und nach an die afghanische Regierung übergeben. Der Prozess soll nach mit den af- ghanischen Partnern abgestimmten Planungen der NATO Mitte 2013 in allen Gebieten des Landes begon- nen haben. Dies ist der strategische Konsens der Konfe- renzen von London, Kabul und Lissabon im Jahr 2010, welchen Präsident Karzai keineswegs infrage stellen wollte. Er hat dies durch seinen Sprecher bereits am 16. März 2012 klarstellen lassen. Auch die Bundesregie- rung steht weiterhin hinter diesem Konsens. Ein Zusammenhang zwischen den Äußerungen von Präsident Karzai und den in den Medien kolportierten Abbruch der Friedensgespräche durch die Taliban sieht die Bundesregierung nicht. Anlage 40 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage der Abgeordneten Heike Hänsel (DIE LINKE) (Drucksa- che 17/9001, Frage 62): Weshalb gibt es nach der Festnahme eines mutmaßlichen marokkanischen Agenten in Berlin (Quelle: Spiegel Online vom 15. Februar 2012) bisher keinerlei Konsequenzen für marokkanische Diplomaten und die marokkanische Botschaft, während nach der Festnahme von mutmaßlichen syrischen Agenten in Berlin vier syrische Diplomaten ausgewiesen wur- den? Die Bundesregierung bewertet jeden Fall von mut- maßlicher Spionage einzeln und unabhängig voneinan- der. Hierbei spielen das Verhältnis zum betroffenen Land sowie insbesondere die Schwere der Vorwürfe eine Rolle. Anlage 41 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des Abgeordneten Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9001, Frage 63): Inwiefern trifft es zu, dass die deutschen Botschaften in Amman (Jordanien) und Beirut (Libanon) derzeit an sie ge- richtete Visaanträge syrischer Staatsbürger ablehnen? Die Deutschen Botschaften in Amman und Beirut prüfen Visaanträge syrischer Staatsbürger nach Maßgabe der bestehenden visarechtlichen Bestimmungen. Das Auswärtige Amt hat seine Auslandsvertretungen nicht angewiesen, die Visumerteilung an Personen mit Wohnsitz in Syrien einzuschränken oder einzustellen. Anlage 42 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des Abgeordneten Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 17/9001, Frage 64): Aus welchen Gründen nimmt die Bundesregierung keine syrischen Flüchtlinge aus der Türkei und dem Libanon auf und behandelt keine verletzten Syrerinnen und Syrer in Deutschland, und wie lässt sich diese Position mit den in Sy- rien anhaltenden Verbrechen gegen die Menschlichkeit ver- einbaren? Nach dem Grundsatz des territorialen Asyls können Personen nur innerhalb des Bundesgebiets Schutz bean- tragen. In besonders gelagerten Einzelfällen ist die Er- klärung von Aufnahmen aus dem Ausland möglich. Vor dem Hintergrund der Lage in Syrien wurden bereits ei- nige syrische Schutzsuchende in Deutschland aufgenom- men. Die Bundesregierung hat bereits die Aufnahme ver- letzter Syrerinnen und Syrer in Deutschland zu Behand- 19854 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 (A) (C) (D)(B) lungszwecken geprüft und steht hierzu auch weiterhin mit humanitären Organisationen und dem Syrischen Na- tionalrat in engem Austausch. Im Fokus der humanitären Hilfe steht nach internatio- nalen Standards jedoch die Hilfeleistung vor Ort. Hier ist die Bundesregierung bereits mit konkreten Projekten und weiteren Planungen aktiv. Anlage 43 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des Abgeordneten Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 17/9001, Frage 65): Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung über die Si- tuation der syrischen Flüchtlinge in den Aufnahmelagern in der Türkei, unter anderem in Bezug auf die Grundversorgung sowie die medizinische und psychologische Betreuung der Flüchtlinge, insbesondere der Kinder, und inwiefern wirkt die Bundesregierung auf die türkische Regierung ein, dem UNHCR – United Nations High Commissioner for Refugees – Zugang zu diesen Flüchtlingslagern zu gewähren sowie Un- terstützung bei der Aufnahme von syrischen Flüchtlingen zu- zulassen? Das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Na- tionen, UNHCR, beurteilt die Versorgung der syrischen Flüchtlinge in der Türkei durch die türkische Regierung und den Türkischen Roten Halbmond als ausreichend und angemessen. Es verfügt nach eigenen Angaben über Zugang zu den Flüchtlingslagern. Anlage 44 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage der Abgeordneten Sevim Dağdelen (DIE LINKE) (Druck- sache 17/9001, Frage 66): Welche Hinweise, über eigene Erkenntnisse hinaus (siehe Antwort auf die mündliche Frage 89 auf Bundestagsdruck- sache 17/8828 vom 2. März 2012, in der es hieß, sie „verfügt über keine eigenen Erkenntnisse im Sinne der Fragestel- lung“), hat die Bundesregierung darüber, dass die USA „ernst- haft ein mögliches militärisches Engagement in Syrien“ erör- tern, darunter direkte Waffenlieferungen an die Opposition, eine Entsendung von Truppen zur Gewährleistung eines hu- manitären Korridors und einer „sicheren Zone“ für die Rebel- len sowie, Schläge gegen das syrische Raketenabwehrsystem durchzuführen (vergleiche Washington Post vom 10. März 2012, www.washingtonpost.com/world/national-security/talk- of-military-aid-rises-as-hopes-fade-for-peaceful-syria-solution/ 2012/03/10/gIOAzis83R_story.html), und schließt die Bun- desregierung eine Beteiligung an einer solchen Intervention aus? US-Präsident Barack Obama hat am 6. März 2012 öf- fentlich unilateralem militärischen Vorgehen eine Ab- sage erteilt und betont, dass die US-Regierung gemein- sam mit der internationalen Gemeinschaft folgende Ziele verfolgt: Politische und wirtschaftliche Isolation der sy- rischen Regierung, humanitäre Hilfe und Unterstützung der Opposition. In einer Anhörung vor dem Verteidigungsausschuss des US-Senats am 7. März 2012 haben Verteidigungsmi- nister Leon Panetta und Generalstabschef Martin Dempsey diese Linie unterstrichen. Sie bestätigten, dass im Penta- gon auch militärische Optionen geprüft würden. Beide betonten allerdings ausdrücklich ihre Zweifel an der Möglichkeit, die Krise in Syrien militärisch zu lösen. Verteidigungsminister Panetta wies darauf hin, das ein militärisches Eingreifen von außen die Lage in Syrien weiter eskalieren lassen könnte. Die Bundesregierung verfügt über keine darüber hi- naus gehenden Hinweise, dass die USA ernsthaft ein mi- litärisches Engagement in Syrien erörtern. Daher stellt sich für die Bundesregierung die Frage nach der Beteili- gung an einer solchen Intervention nicht. Anlage 45 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage der Abgeordneten Sevim Dağdelen (DIE LINKE) (Druck- sache 17/9001, Frage 67): Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung über die Be- teiligung welcher EU-Mitgliedstaaten und den Einsatzzweck der Abstellung von „europäischen Marinetruppen“, welche gemäß der Entschließung des Europäischen Parlaments vom 2. Februar 2012 zum Iran und zu seinem Nuklearprogramm (P7_TA-PROV(2012)0024) zur Sicherung der Straße von Hormus vor dem Hintergrund der EU-Sanktionen gegen irani- sche Ölexporte neben US-amerikanischen Marinetruppen ab- gestellt worden sein sollen und wonach „die militärische Lage in der gesamten Region auf die höchste Alarmstufe hochge- stuft wurde“? Der Bundesregierung liegen hierzu keine eigenen, über die Entschließung des Europäischen Parlaments hi- nausgehenden Erkenntnisse vor. Anlage 46 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage der Abgeordneten Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 17/9001, Frage 68): Wie ist der aktuelle Stand der für den Sahel geplanten zivi- len EU-Mission, und inwiefern und in welchem Ausmaß plant die Bundesregierung sich an dieser Mission zu beteiligen? Der Rat der Europäischen Union hat die Hohe Vertre- terin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Catherine Ashton, am 1. Dezember 2011 beauftragt, die Planungen für einen Einsatz im Rahmen der Gemeinsa- men Sicherheits- und Verteidigungspolitik, GSVP, zur Stärkung der Sicherheitsstrukturen in ausgewählten Län- dern der Region als Teil der EU-Sahel-Strategie voran- zutreiben. Der Europäische Auswärtige Dienst, EAD, hat den EU-Mitgliedstaaten Anfang März 2012 ein Krisenmana- gement-Konzept für eine zivile GSVP-Mission in der Republik Niger vorgelegt, das derzeit noch verhandelt wird. Es basiert auf einer Prüfmission, die der EAD im Januar 2012 in Niger durchgeführt hat, und sieht eine zi- vile Beratungs- und Ausbildungsmission mit einem an- fänglichen Mandat von zwei Jahren vor. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 19855 (A) (C) (D)(B) Nach gegenwärtiger Planung soll der Rat für Allge- meine Angelegenheiten und Außenbeziehungen am 23. März 2012 das Krisenmanagementkonzept – als ers- ten Baustein einer GSVP-Mission – verabschieden. Eine personelle Beteiligung Deutschlands wird im Lichte der weiteren Ausplanungen geprüft werden. Anlage 47 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ole Schröder auf die Frage des Abgeordneten Andrej Hunko (DIE LINKE) (Drucksache 17/9001, Frage 69): Welche Hinweise kann die Bundesregierung zu den sich widersprechenden Aussagen des Hamburger Senats (Druck- sache 20/3339) und der Bundesregierung, Antwort auf meine schriftliche Frage auf Bundestagsdrucksache 17/9002, machen, wonach gemäß dem Hamburger Senat das Bundesministerium des Innern einen Vertrag mit einem privaten Unternehmen zur Verwendung einer Software zum Versand von „Stillen SMS“ geschlossen hat, während die Bundesregierung die Existenz eines solchen Vertrages verneint, und welche Akteure – etwa private Dienstleister, andere Behörden, Landeskriminalämter, Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste Nordrhein-Westfa- len – sind jeweils in den Versand „Stiller SMS“ durch Bundes- behörden – Bundeskriminalamt, Zollkriminalamt, Bundespoli- zei, Geheimdienste – eingebunden? Mit der schriftlichen Frage, Arbeitsnummer 3/60 wurde nach Auffassung der Bundesregierung die Infor- mation begehrt, ob private Unternehmen mit der Versen- dung oder Auswertung von „Stillen SMS“ beauftragt wurden. Daher steht die Beantwortung der Frage nicht im Widerspruch zur Antwort der hamburgischen Senats- verwaltung, der die Frage nach Verträgen zur Soft- warenutzung für die Versendung von „Stillen SMS“ zu- grundeliegt. Im Übrigen verweise ich auf Antwort der Bundes- regierung zur Kleinen Anfrage zur computergestützten Kriminaltechnik bei Polizeibehörden, Bundestagsdruck- sache 17/8544 vom 6. Februar 2012. Anlage 48 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ole Schröder auf die Frage des Abgeordneten Andrej Hunko (DIE LINKE) (Druck- sache 17/9001, Frage 70): Mitarbeiter welcher deutscher Ministerien bzw. Behörden waren an der Prioritätensetzung und Ausarbeitung der infor- mellen, als „Input“ bezeichneten „Common responses to current challenges by Member States most affected by secondary mixed migration flows“ beteiligt, und welches Ziel verfolgt das „Pilotprojekt“ am griechisch-türkischen Grenz- fluss Evros, über das ein Vertreter der griechischen Regierung im Gemischten Ausschuss am Rande der 3 151. Tagung der Justiz- und Innenminister und -ministerinnen am 8. März 2012 in Brüssel referierte und das demnach im September 2012 beginnen soll? Am 7. März 2012 fand in Brüssel ein informelles Treffen der Innenminister von Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland, der Niederlande, Schweden, Großbritannien zum Thema „Gemeinsame Antworten auf aktuelle Herausforderungen in besonders stark von sekundärer Migration betroffenen Mitgliedstaaten“ statt. Das Bundesministerium des Innern war an der inhaltli- chen Vorbereitung dieses Treffens beteiligt. Bei dem „Pilotprojekt“ handelt es sich um den Auf- bau eines ersten neuen Aufnahmezentrums im Norden Griechenlands mit dem Ziel, die Aufnahmebedingungen von Asylbewerbern zu verbessern. Die Einrichtung aus- reichender Aufnahmekapazitäten ist Teil des nationalen griechischen Aktionsplans zur Asylreform und zum Mi- grationsmanagement. Das genaue Datum der Inbetrieb- nahme der Aufnahmeeinrichtung ist hier nicht bekannt. Anlage 49 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ole Schröder auf die Frage des Abgeordneten Hans-Christian Ströbele (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/9001, Frage 72): Aufgrund welcher geänderten Situation hat der Bundes- minister des Innern am 14. März 2012 – mit allen weiteren Länder-Innenministern der CDU und der CSU – entgegen sei- nem und deren früheren Widerstand nun beschlossen, V-Leute nur in NPD-Vorständen lediglich vorübergehend stillzulegen, jedoch nicht konsequenterweise sämtliche V-Leute unter Mitgliedern der NPD sowie anderer rechter Organisationen dauerhaft abzuschalten, und teilt die Bundesregierung meine Auffassung, dass V-Leute in der rechten Szene erheblichen Schaden anrichten, etwa indem sie mit ihrem Lohn aus Steu- ergeldern rechte Kameradschaften und Umtriebe finanzieren? Der Bundesminister des Innern hat mit den Innen- ministern der unionsgeführten Länder Fragen zu einem möglichen NPD-Verbotsverfahren ausführlich erörtert. Um in verfahrensrechtlicher Hinsicht den Anforderun- gen des Bundesverfassungsgerichts an die Stellung eines Parteiverbotsantrages zu genügen, müssen alle staatli- chen Stellen rechtzeitig vor Eingang des Verbotsantrags beim Bundesverfassungsgericht – spätestens mit der öf- fentlichen Bekanntmachung der Absicht, einen Antrag zu stellen – ihre Quellen in den Vorständen der Partei von Bund und Ländern abgeschaltet haben. Die Frage des Einsatzes von Quellen ist stets eine Frage der Abwägung. Es ist unstreitig, dass der Rück- griff auf Zuträger und Informanten aus einer extremisti- schen Szene Unwägbarkeiten mit sich bringt. Dennoch sind V-Leute im Zusammenspiel verschiedener offener und nachrichtendienstlicher Erkenntnismittel ein wichti- ges und unverzichtbares Instrument der Sicherheits- behörden. Anlage 50 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ole Schröder auf die Frage des Abgeordneten Klaus Ernst (DIE LINKE) (Druck- sache 17/9001, Frage 73): Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass Äußerun- gen von Regierungsmitgliedern, die dazu geeignet sind, Ressentiments gegen Griechenland zu schüren, Rechtsradi- kale dazu ermutigen, Straftaten gegen in Deutschland lebende Griechinnen und Griechen zu begehen, und welche Erkennt- nisse liegen der Bundesregierung hierzu vor? 19856 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 (A) (C) (D)(B) Die Bundesregierung verwahrt sich gegen den Vor- wurf des Fragestellers, Rechtsextremisten durch Äuße- rungen von Regierungsmitgliedern zumindest mittelbar zu Straftaten gegen in Deutschland lebende Griechen zu ermutigen. Im Übrigen liegen der Bundesregierung weder Er- kenntnisse vor, die auf eine konkrete Gefährdung grie- chischer Staatsbürger oder griechischer Einrichtungen schließen lassen noch solche, die im Zusammenhang mit der aktuellen Finanzkrise in Griechenland auf eine gestiegene abstrakte Gefährdung griechischer Interessen in Deutschland durch Täter aus dem Phänomenbereich der PMK-rechts hindeuten. Anlage 51 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Max Stadler auf die Frage des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) (Drucksache 17/9001, Frage 74): Welche Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung aus dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts (2 BvR 633/11 vom 12. Oktober 2011), das insbesondere feststellt, dass „die medizinische Behandlung eines Untergebrachten … gegen seinen natürlichen Willen (kurz: Zwangsbehandlung) … in das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit“ eingreift, vor dem Hintergrund von Art. 14 der UN-Behindertenrechtskon- vention mit seiner Regelung, „dass das Vorliegen einer Behin- derung in keinem Fall eine Freiheitsentziehung rechtfertigt“, für die Novellierung der Gesetzgebung, vorrangig des Unter- bringungsgesetzes (UBG)? In der Entscheidung vom 12. Oktober 2011 hat sich das Bundesverfassungsgericht mit der Zwangsbehand- lung von Insassen des Maßregelvollzugs in Baden-Würt- temberg befasst. Es hat festgestellt, dass die zugrunde liegende landesrechtliche Vorschrift mit Art. 2 Abs. 2 Satz 1 des Grundgesetzes unvereinbar ist. Das Gericht führt dazu aus, dass die Zwangsbehand- lung eines Untergebrachten allerdings ungeachtet der be- sonderen Schwere des darin liegenden Eingriffs durch das grundrechtlich geschützte Freiheitsinteresse des Un- tergebrachten selbst gerechtfertigt sein kann. Dies gilt auch für eine Zwangsbehandlung zur Erreichung des Ziels des Maßregelvollzuges. Nach dieser Entscheidung sind Zwangsbehandlungen zur Erreichung des Vollzugs- ziels (Entlassungsfähigkeit) jedoch nur zulässig, wenn dem Untergebrachten krankheitsbedingt die Einsichtsfä- higkeit fehlt. Die angesprochenen Unterbringungsgesetze fallen in die Zuständigkeit der Länder. Selbstverständlich verfolgt die Bundesregierung aufmerksam die vor dem Hinter- grund der verfassungsrechtlichen Rechtsprechung ge- führte Diskussion und die weitere Entwicklung der Rechtsprechung. Ob und wenn ja welche Folgerungen möglicherweise aus den Ausführungen des Bundesver- fassungsgerichts über die unmittelbar angesprochene ge- setzliche Regelung hinaus zu ziehen sind, wird sorgfältig zu analysieren sein. Soweit hier bekannt ist, prüfen ei- nige Länder, zum Beispiel Baden-Württemberg, bereits Änderungs- und Ergänzungsbedarf für ihre jeweiligen Unterbringungs- bzw. Maßregelvollzugsgesetze. Anlage 52 Antwort des Parl. Staatssekretärs Steffen Kampeter auf die Frage des Abgeordneten Klaus Ernst (DIE LINKE) (Drucksa- che 17/9001, Frage 75): Wie hoch belaufen sich die Abschreibungsverluste deut- scher Landesbanken, der KfW Bankengruppe, der sogenann- ten Bad Banks FMS Wertmanagement und der Ersten Ab- wicklungsanstalt, EAA, der Banken, an denen der Bund beteiligt ist, sowie öffentlich-rechtlicher Sparkassen im Zuge des griechischen Schuldenschnitts, bitte aufgeschlüsselt nach Banken sowie Volumen? Aufgrund des jüngst vereinbarten griechischen Schul- denschnitts werden die FMS Wertmanagement 3,1 Mil- liarden Euro und die Erste Abwicklungsanstalt 0,3 Mil- liarden Euro abschreiben. Diese Abschreibungen werden zum 31. Dezember 2011 vorgenommen. Bis zum 30. September 2011 hatten die FMS Wert- management 5,8 Milliarden Euro und die Erste Abwick- lungsanstalt 0,5 Milliarden Euro an Risikovorsorge ge- bildet. Die KfW-Bankengruppe hat bis zum 31. Dezember 2011 Abschreibungen in Höhe von 182 Millionen Euro auf griechische Staatsanleihen vorgenommen. Zu den anderen von Ihnen aufgezählten Kreditinstitu- ten kann ich Ihnen Folgendes mitteilen: Ein instituts- übergreifendes Auskunftsersuchen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht und Deutscher Bundes- bank zum Griechenlandrisiko von Anfang März dieses Jahres zeigt, dass die zwölf Institute, die an der aktuellen Rekapitalisierungsübung der Europäischen Bankauf- sichtsbehörde beteiligt sind, ihr Exposure in griechi- schen Staatsanleihen bis zum 31. Dezember 2011 um insgesamt 4,98 Milliarden Euro abgeschrieben haben. Da die vorliegenden Informationen aus der Aufsicht stammen, wäre eine weitergehende Aufschlüsselung nach einzelnen Instituten aufgrund der Vertraulichkeits- bestimmungen von § 9 Gesetz über das Kreditwesen, KWG, nur unter Beachtung der Geheimhaltungsvor- schriften an die Geheimschutzstelle des Deutschen Bun- destages möglich. Schließlich möchte ich darauf hinweisen, dass der Bundesregierung die von Ihnen erbetenen Informationen nicht für sämtliche Einzelinstitute vorliegen. Wie Sie wissen, gibt es in Deutschland zum Beispiel alleine über 400 öffentlich-rechtliche Sparkassen. Anlage 53 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Fuchtel auf die Fragen des Abgeordneten Anton Schaaf (SPD) (Druck- sache 17/9001, Fragen 76 und 77): Welche Informationen liegen der Bundesregierung über die Verteilung nach Alter bei den Antragstellern und Antrag- stellerinnen auf Zahlung einer Altersrente nach den Regelun- gen des Gesetzes zur Zahlbarmachung von Renten aus Be- schäftigungen in einem Ghetto, ZRBG, zum Zeitpunkt der Antragstellung vor? Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 19857 (A) (C) (D)(B) Wie verteilen sich die Rentenanwartschaften – differen- ziert nach der Zahl der persönlichen Entgeltpunkte – bei den positiv beschiedenen Anträgen auf eine ZRBG-Rente seit dem Jahr 2002, und bei wie vielen Personen sind weitere Anwart- schaften in persönlichen Entgeltpunkten aus der gesetzlichen Rentenversicherung vorhanden? Zu Frage 76: Die Altersstruktur der Antragstellerinnen und Antrag- steller auf Leistungen nach dem ZRBG stellt sich für die seit Juni 2009 von Amts wegen überprüften Fälle wie folgt dar: * Alter zum Zeitpunkt der Erstantragstellung – Differenz zwischen Antrags- und Geburtsjahr Für die bis zum Juni 2009 bewilligten Altersrenten mit ZRBG-Zeiten liegen Daten zur Verteilung nach Alter nicht vor. Zu Frage 77: Bei den seit Juni 2009 rund 23 000 im Überprüfungs- verfahren bewilligten Altersrenten mit ZRBG-Zeiten er- gibt sich folgende Verteilung der persönlichen Entgelt- punkte: Eine Differenzierung der in den bewilligten Alters- renten enthaltenen persönlichen Entgeltpunkten danach, ob sie auf ZRBG-Sachverhalten oder anderen renten- rechtlich relevanten Sachverhalten beruhen, ist nicht möglich. Für die bis zum Juni 2009 bewilligten Altersrenten mit ZRBG-Zeiten liegen Daten zur Verteilung der Ent- geltpunkte nicht vor. Anlage 54 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Fuchtel auf die Frage der Abgeordneten Jutta Krellmann (DIE LINKE) (Drucksache 17/9001, Frage 78): Wie viele Unternehmensgründungen aus den Ländern Ru- mänien und Bulgarien hat es bundesweit 2011 gegeben, und wie bewertet die Bundesregierung daran gemessen die Aus- sage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung im Kurzbericht 24/2011, dass die hohe Zahl von Selbstständigen aus den MOE-Ländern – MOE: Länder in Mittel- und Ost- europa – zu einer Erosion tarifgebundener Beschäftigungsver- hältnisse beitragen könnte? Der Bundesregierung ist die Zahl der Unternehmens- gründungen von rumänischen und bulgarischen Staats- angehörigen im Jahr 2011 noch nicht bekannt. Darüber hinaus fehlt es vor allem an näheren Informationen da- rüber, in welchen Branchen und zu welchen Konditionen diese Personen ihre Leistungen anbieten. Die Bundesre- gierung hat daher auch keine Anhaltspunkte dafür, dass die vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in seinem Kurzbericht 24/2011 geäußerte Vermutung, die Inanspruchnahme der Niederlassungsfreiheit durch Unionsbürger, speziell aus mittel- und osteuropäischen Staaten, könne zu einer Erosion tarifgebundener Be- schäftigungsverhältnisse führen, den Tatsachen ent- spricht. Anlage 55 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Fuchtel auf die Fragen der Abgeordneten Sabine Zimmermann (DIE LINKE) (Drucksache 17/9001, Fragen 81 und 82): Wie viele vom Urteil des Bundesarbeitsgerichts zur haus- haltsrechtlichen Befristung vom 9. März 2011 betroffene Be- schäftigte der Bundesagentur für Arbeit sollten in dessen Um- setzung an einen anderen Arbeitsort versetzt werden, und in wie vielen Fällen klagten Betroffene dagegen (bundesweit und nach Bundesländern)? Wie stellt sich bislang der Ausgang der Klagen von Be- schäftigten der Bundesagentur für Arbeit gegen ihre Verset- zung an einen anderen Arbeitsort im Zuge der Umsetzung des Urteils des Bundesarbeitsgerichts zur haushaltsrechtlichen Befristung vom 9. März 2011 dar (bundesweit und nach Bun- desländern)? Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit liegen hierzu zentral keine gesammelten Daten vor, sodass in der gegebenen Zeit eine Beantwortung nicht möglich ist. Es bedürfte hierfür einer umfangreichen strukturierten Abfrage bei den Regionaldirektionen der Bundesagentur für Arbeit. Alter in Jahren* Vorgänge in Prozent Unter 60 0,4 61 bis 65 4,1 66 bis 70 10,1 71 bis 75 23,8 76 bis 80 31,7 81 bis 85 18,1 86 bis 90 7,3 91 bis 95 3,4 Über 95 1,1 Persönliche Entgeltpunkte Vorgänge in Prozent 0 bis unter 5 20,3 5 bis unter 10 48,6 10 bis unter 15 23,3 15 bis unter 20 6,1 20 bis unter 25 0,9 25 bis unter 30 0,2 30 bis unter 35 0,1 35 bis unter 40 0,1 40 bis unter 45 0,1 45 bis unter 50 0,1 50 und mehr 0,2 19858 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 167. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. März 2012 (A) (C) (D)(B) Anlage 56 Erklärung des Abgeordneten Dr. Stefan Kaufmann (CDU/ CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Antrag des Bundesministeriums der Finanzen „Finanzhilfen zugunsten der Hellenischen Repu- blik“ (Drucksachen 17/8730, 17/8731, 17/8735) (160. Sitzung, Tagesordnungspunkt 1 b) Ich habe an der oben genannten Abstimmung nicht teilgenommen. 167. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Befragung der Bundesregierung TOP 2 Fragestunde ZP 1 Aktuelle Stunde zu Überschüssen in der gesetzlichen Krankenversicherung Anlagen
Gesamtes Protokol
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716700000

Die Sitzung ist eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz, liebe

Kolleginnen und Kollegen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:

Befragung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka-
binettssitzung mitgeteilt: Nationales Reformpro-
gramm 2012.

Das Wort für den einleitenden fünfminütigen Bericht
hat der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie,
Herr Dr. Philipp Rösler. Bitte, Herr Minister.

Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie:

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Meine sehr verehr-
ten Damen und Herren Abgeordnete! Vielen Dank für
Ihre Präsenz.


(Heiterkeit)


Das Bundeskabinett hat heute das Nationale Reform-
programm 2012 beschlossen. Es reiht sich in die Aufga-
ben im Rahmen des Europäischen Semesters ein.

Es ist eine Erfolgsbilanz der Menschen in Deutsch-
land und eine Erfolgsbilanz der wirtschaftlichen Leis-
tungsfähigkeit unseres Landes. Damit ist es ein Stück
weit das Ergebnis einer erfolgreichen Regierungsarbeit
im Jahre 2011; denn nicht nur die Prognose für 2012
fließt dort ein, sondern auch die Umsetzung der Vorga-
ben aus dem Jahr 2011.

Das Programm ruht auf breiten Schultern. Verbände,
Sozialpartner und auch die Länder waren beteiligt. Nach
dem heutigen Beschluss wurde es umgehend dem Parla-
ment, dem Bundestag und auch dem Bundesrat zugelei-
tet. Es ist geplant, das Nationale Reformprogramm dann
am 13. April der Europäischen Kommission vorzulegen.

Bei diesem Programm muss man feststellen, dass
Deutschland nach wie vor der Stabilitätsanker in der Eu-
ropäischen Union ist. Wir leisten einen guten Beitrag zur
Stabilität der wirtschaftlichen Verhältnisse im gemeinsa-
men Europa. Die Wachstumsprojektion für das Jahr

2012 liegt bei 0,7 Prozent. Diese Wachstumszahl ist
deutlich größer als die Wachstumszahlen der meisten an-
deren Länder in Europa, und sie liegt damit auch weit
über dem Schnitt. Wir leisten somit nicht nur einen Bei-
trag für den Wohlstand in unserem Land, sondern auch
für den der europäischen Partner; denn sie profitieren
von dem Wachstum in unserem Lande.

Bei der Strategie „Europa 2020“ sind wir – auch das
zeigt das Nationale Reformprogramm – sehr erfolgreich.
Beispielsweise wurde die Beschäftigungsquote von
75 Prozent, die eigentlich erst für das Jahr 2020 geplant
war, fast schon im Jahr 2010 erreicht.

Wir investieren weiter in Bildung, Forschung und
Technologie. Hier beträgt die Investitionsquote 2,82 Pro-
zent. Vorgesehen ist im Rahmen der Strategie „Eu-
ropa 2020“ ein Anteil von 3 Prozent im Jahr 2020.

Trotz der Investitionen in Bildung und Forschung ge-
lingt es auf der anderen Seite, die Haushalte weiter zu
konsolidieren. Wir liegen weit unterhalb der Vorgaben
der Schuldenbremse. Aufgrund des guten Wachstums
wird es auch in den nächsten Jahren gelingen, die Netto-
kreditaufnahme mehr zu reduzieren als nach der mittel-
fristigen Finanzplanung der Vorjahre vorgesehen. Wir
wollen auf diesem Weg weitergehen. Diese Erfolge zei-
gen, dass wir Vorbild für ganz Europa sein können. Wir
haben beispielsweise die Defizitvorgabe in Höhe von
1 Prozent schon im letzten Jahr erreicht. Diese Vorgabe
müssen alle europäischen Partner in den nächsten zwei
Jahren erfüllen.

Wir wollen aber nicht stehen bleiben; daher haben wir
ein ehrgeiziges Aktionsprogramm für das Jahr 2012 auf-
gelegt. Wir wollen bei der Erleichterung der qualifizier-
ten Zuwanderung voranschreiten. Wir wollen Reformen
bei der Technologieförderung, beispielsweise durch
mehr Wagniskapital. Wir wollen die Vorbildfunktion, die
wir mit dem Nationalen Reformprogramm 2012 doku-
mentieren, in diesem Jahr und in den nächsten Jahren auf
europäischer Ebene fortsetzen, um unseren Beitrag für
ein stabiles, gemeinsames, starkes, auch wirtschaftlich
starkes Europa zu leisten.

Vielen Dank.






(A) (C)



(D)(B)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716700100

Danke, Herr Bundesminister. – Ich bitte, zunächst

Fragen zu dem Themenbereich zu stellen, über den so-
eben berichtet wurde.

Das Wort hat der Kollege Cajus Julius Caesar. Bitte.


Cajus Julius Caesar (CDU):
Rede ID: ID1716700200

Frau Präsidentin! Herr Minister! Verehrte Kollegin-

nen und Kollegen! Ich denke, Reformen bedeuten zum
einen, die Vergangenheit zur Kenntnis zu nehmen und zu
analysieren, und zum anderen, auf die Zukunft ausge-
richtet zu fragen: Wie können wir erfolgreich sein? Herr
Minister, teilen Sie meine Auffassung, dass es der Bun-
desregierung ein wichtiges Anliegen ist, bei den Refor-
men den Bürokratieabbau an vorderster Stelle zu sehen
und beispielsweise mithilfe von Normenkontrollrat und
Experten den eingeschlagenen Weg weiterzugehen? Wir
haben uns vorgenommen, 25 Prozent der Meldeformula-
rien ad acta zu legen, wenn ich das so formulieren darf.
Wir sind uns, glaube ich, darüber einig, dass die Bundes-
regierung hier auf dem richtigen Weg ist.

Könnten Sie mir außerdem erläutern, wie dieser Weg
beschritten werden soll?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716700300

Bitte, Herr Minister.

Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie:

Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Abgeordneter,
vielen Dank für den Hinweis. In der Tat: Wachstums-
kräfte werden wir nur dann freisetzen können, wenn wir
gerade diejenigen, die Wachstum möglich machen und
die Leistung zeigen – die Unternehmerinnen und Unter-
nehmer in unserem Lande –, von unnötiger Bürokratie
befreien.

Es ist das Ziel, auch mit Unterstützung des Normen-
kontrollrates, Bürokratielasten zu reduzieren. Das ist ge-
lungen, unter anderem durch die Nichteinführung des
großen Programmes ELENA im letzten Jahr. Dies wurde
vor allem vom Mittelstand immer wieder gefordert, weil
man Sorge hatte, durch dieses neue Verfahren in hohem
Maße mit neuen bürokratischen Aufgaben belastet zu
werden.

Wir wollen auf diesem Weg voranschreiten, weil die
Unternehmerinnen und Unternehmer durch weniger Bü-
rokratie wieder mehr Zeit für die Ziele haben, deretwe-
gen sie sich ursprünglich einmal selbstständig gemacht
haben, nämlich um zu arbeiten, Geld zu verdienen sowie
neue Arbeits- und Ausbildungsplätze zu schaffen.

Es stehen konkrete Diskussionen an, zum Beispiel
zum Thema E-Bilanz. Dabei geht es darum, ein Verfah-
ren der elektronischen Datenübertragung von den Unter-
nehmen zu den Finanzämtern zu etablieren, und zwar
mit dem Ziel, Bürokratie abzubauen. Wir müssen das
Augenmerk darauf legen, dieses Ziel so konsequent an-
zustreben, wie wir uns das als Regierungskoalition vor-
genommen haben.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716700400

Die nächste Frage stellt der Kollege Manfred Nink.


Manfred Nink (SPD):
Rede ID: ID1716700500

Schönen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Minister,

stimmen Sie mir zu, dass im grenzüberschreitenden
Handel die Außenbilanzdefizite der einen Staaten zu-
gleich den Außenbilanzüberschuss anderer Staaten, bei-
spielsweise Deutschlands, darstellen? Wenn ja: Warum
ist vor dem Hintergrund der Forderung der Bundesregie-
rung an die Bilanzdefizitländer, zu sparen, ihre Wettbe-
werbsfähigkeit zu erhöhen und die Außenhandelsbilanz
ins Reine zu bringen, der Saldo der Leistungsbilanz, so
wörtlich im Entwurf, keine politische Zielgröße der
Bundesregierung, mit der angestrebt wird, die von der
EU geforderten makroökonomischen Ungleichgewichte
einzugrenzen bzw. zu beseitigen?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716700600

Bitte, Herr Minister.

Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie:

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Sehr geehrter Herr
Abgeordneter, ich will für die Bundesregierung aus-
drücklich festhalten: Wir halten unsere Leistungsbilanz-
überschüsse für sehr positiv. Diese helfen auch unseren
europäischen Partnern; denn in unseren Exporten steckt
ein großer Importanteil, um die 42 Prozent. Das heißt,
unsere Exporte stärken unsere europäischen Partner ins-
gesamt.

Im Übrigen ist die Sache mit den Leistungsbilanzen
innerhalb der Euro-Gruppe mit Sicherheit kein Nullsum-
menspiel. Ich glaube, es ist gut, wenn jedes Land daran
arbeitet, möglichst stark zu sein und seine Wettbewerbs-
fähigkeit zu verbessern. Dessen Ausdruck sind für uns
die guten Leistungsbilanzüberschüsse.

Wenn wir unsere Forderungen an unsere europäischen
Partner, gerade an die Programmländer, darauf reduzie-
ren würden, die Haushalte zu konsolidieren und nicht
langfristig daran zu arbeiten, zu Überschüssen zu kom-
men, wie wir sie erzielen, dann wäre das falsch. Wir for-
dern, zunächst einmal die Hauptursache der Krise, die
Verschuldung, in den Griff zu bekommen. Deshalb gibt
es die harten Sparvorgaben, die Sparmaßnahmen und die
Forderung, die Schuldenbremse in die jeweiligen natio-
nalstaatlichen Verfassungen aufzunehmen.

Auf der anderen Seite wollen wir aber auch die Wett-
bewerbsfähigkeit stärken. Wenn das am Ende gelingt,
wird man das, wie in Deutschland, anhand der Leis-
tungsbilanzen feststellen können. Genau wie bei uns
wird dann der Leistungsbilanzüberschuss ein Zeichen
der guten Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft in dem
jeweiligen Mitgliedsland sein. Wir konzentrieren uns
also auf beides: auf harte Sparvorgaben, aber auch auf
Impulse für Wachstum in sämtlichen europäischen Pro-
grammländern.






(A) (C)



(D)(B)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716700700

Danke, Herr Minister. – Die nächste Frage stellt die

Kollegin Kerstin Griese.


Kerstin Griese (SPD):
Rede ID: ID1716700800

Lieber Herr Minister, bevor ich gleich eine Frage zu

den Inhalten des Nationalen Reformprogramms stelle,
will ich Ihnen eine Frage zur Erstellung des Nationalen
Reformprogramms stellen. Die Idee der Strategie „Eu-
ropa 2020“ ist, dass die Regierung nicht alles allein
macht, sondern auf die Kooperation mit Sozialverbän-
den, kommunalen Spitzenverbänden usw. angewiesen
ist. Deshalb sind Sie mit ihnen regelmäßig im Gespräch.
Es gab auch Vereinbarungen, dass diese Spitzenver-
bände an der Erstellung des Nationalen Reformpro-
gramms beteiligt werden. Warum haben Sie ihnen dann
bloß zwei Tage Zeit gegeben, um Stellung zu nehmen?

Ich darf mit Erlaubnis der Präsidentin einmal aus dem
Schreiben der Bundesvereinigung der kommunalen Spit-
zenverbände zitieren: Sie schreiben wörtlich, die sehr
kurze Frist sei „äußerst ärgerlich“. Dem Deutschen Ver-
ein haben Sie zwei Tage Zeit gegeben, den kommunalen
Spitzenverbänden einen Tag. So stelle ich mir die Zu-
sammenarbeit mit den Spitzenverbänden nicht vor. Das
ist auch nicht im Sinne der Strategie „Europa 2020“. Mit
meiner Frage ist natürlich der Appell verbunden, das in
Zukunft anders zu machen.

Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie:

Sehr verehrte Frau Abgeordnete, ich habe eingangs
erläutert, dass gerade dieses Nationale Reformprogramm
auf breiter Basis beruht, dass wir dieses Programm mit
allen betroffenen Verbänden und Organisationen, insbe-
sondere mit den Sozialpartnern, besprochen und disku-
tiert haben. Offenbar war die Frist für die schriftliche
Stellungnahme vergleichsweise kurz; das gibt jedenfalls
der Brief wieder, den Sie zitiert haben.

Die umfangreichen Gespräche, die wir selber mit den
jeweils betroffenen Verbänden und Partnern, insbeson-
dere den Sozialpartnern, geführt haben, waren sehr
fruchtbar und erfolgreich. Sie haben gezeigt, dass wir
das Nationale Reformprogramm in dieser Form gemein-
sam erstellt haben und auch nach Europa tragen wollen;
wir sehen es als gemeinsamen Beitrag zur Stärkung Eu-
ropas insgesamt. Wie gesagt: Das waren sehr fruchtbare
Gespräche mit allen betroffenen und beteiligten Verbän-
den.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716700900

Die nächste Frage stellt der Kollege Klaus Breil.


Klaus Breil (FDP):
Rede ID: ID1716701000

Herr Minister Dr. Rösler, ich habe eine Frage zur

Energiewende; entsprechende Maßnahmen sind Teil des
Nationalen Reformprogramms. Wenn ich richtig gezählt
habe, sind allein in diesem Programm 27 Maßnahmen
aus den Bereichen Energie und Umwelt enthalten. Viel-
leicht können Sie dazu Näheres sagen. – Danke schön.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716701100

Bitte, Herr Minister.

Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie:

Danke, Frau Präsidentin. – Sehr geehrter Herr Abge-
ordneter, in der Tat: Wenn man Wachstum als Grund-
pfeiler, als Ziel dieses Reformprogramms ansieht, dann
muss die Energiepolitik darin einen wesentlichen Teil
einnehmen. Die mittelständischen Unternehmen in
Deutschland machen sich viele Gedanken über die künf-
tige Energieversorgung, gerade aufgrund der Entschei-
dung zum Ausstieg aus der Kernenergie bis zum Jahre
2022. Hier spielt die Frage der Energiepreise eine große
Rolle, insbesondere für die Unternehmen, die aufgrund
ihrer Größe keine Strompreiskompensation, keine
Netzentgeltbefreiung bekommen.

Neben dem Ziel, angemessene Maßnahmen zu ergrei-
fen, die die Strompreise stabil halten, geht es um die
Wachstumschancen, die die Energiewende zum Glück
mit sich bringt, wiederum gerade auch für die mittelstän-
dischen Unternehmen. Ich möchte hier nur den Bereich
der Energieeffizienz nennen. Besonders in der mittel-
ständischen Wirtschaft gibt es Hoffnungen auf neue
Märkte und neue Chancen im Bereich der energetischen
Gebäudesanierung, sei es durch neue energetisch effi-
ziente Produkte oder aber durch neue Dienstleistungen,
angefangen bei der Beratung bis hin zum Bau.

Dieser Teil nimmt im Nationalen Reformprogramm
großen Raum ein, einmal weil dieser Bereich eine
Grundlage für alle Unternehmen, für das Wachstum ins-
gesamt schafft, aber eben auch, weil er einzelnen Bran-
chen durchaus große Chancen eröffnet, einen wesentlich
größeren Beitrag zum Wachstum zu leisten, als es bisher
der Fall ist. Ich denke, das wird auch in Zukunft so sein.
Es zeigt klar, dass wir die Energiewende als wirtschafts-
politische Chance betrachten, im Sinne von mehr
Wachstum und Wohlstand in unserem Lande.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war nicht immer so!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716701200

Die nächste Frage stellt der Kollege Dr. Rossmann.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1716701300

Herr Minister, inwiefern trägt die Strategie „Europa

2020“ zum Wirtschaftswachstum bei, und zwar auch da-
durch, dass mehr Menschen in Beschäftigung kommen,
weniger in Armut sind und das Niveau der Bildung, der
Qualifikation deutlich angehoben wird? Anders gefragt:
Was sind die Maßnahmen dieser Bundesregierung, um
zur Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen und zur
Qualifizierung von mit nicht so guter Grundbildung aus-
gestatteten Menschen, von Menschen ohne elementare
Bildung beizutragen? Wie fügen sich diese Maßnahmen
der Bundesregierung in die europäische Gesamtstrategie
ein?






(A) (C)



(D)(B)


Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie:

In der Tat ist es auch im Rahmen der EU-2020-Strate-
gie unser Ziel, für Beschäftigungsaufbau zu sorgen. Wir
kamen im letzten Sommer in Meseberg mit den Sozial-
partnern zu einem Gipfel zusammen, bei dem es um die
Frage ging: Wie können wir die Sicherung von Fach-
kräften gewährleisten? Es wurde auch darüber diskutiert,
wie wir ausbildungsschwache Jugendliche weiterqualifi-
zieren können, damit sie eine Chance auf einen Ausbil-
dungsplatz und in der Folge auch auf einen Arbeitsplatz
erhalten. Wir haben uns auch über das Thema Langzeit-
arbeitslosigkeit Gedanken gemacht. Ich will darauf hin-
weisen – das bringt dieses Programm zum Ausdruck –,
dass wir beim Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit in den
letzten Jahren sehr erfolgreich waren.

Neben dem Thema „ausbildungsschwache Jugendli-
che“ wollen wir das Thema „Vereinbarkeit von Familie
und Beruf“ in den Vordergrund stellen. Hierzu gab es
mehrere Initiativen; auch das Engagement der Kollegin
aus dem Arbeitsministerium sei erwähnt. Hinzu kam die
Frage: Wie kann man als ältere Arbeitnehmerin bzw. äl-
terer Arbeitnehmer möglichst lange am Arbeitsleben
teilnehmen. Ebenso wurde über das Ziel diskutiert – das
will ich ausdrücklich erwähnen –, den Bereich qualifi-
zierte Zuwanderung stärker zu fördern. Das war bei den
Gesprächen im letzten Sommer Gegenstand der Forde-
rungen zahlreicher Verbände. Im Aktionsprogramm, das
Teil des Reformprogramms ist, haben wir einen Schwer-
punkt auf die Verbesserung im Bereich der qualifizierten
Zuwanderung gelegt. Zuwanderung soll verstärkt unter
Berücksichtigung von Qualifikation und Berufsgruppe
erfolgen. Zudem sollen deutlich abgesenkte Gehalts-
schwellen gelten.

Ich fasse zusammen: Wir fangen bei den ausbildungs-
schwachen Jugendlichen an. Wir machen weiter mit dem
Bereich Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der
Förderung älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
und Langzeitarbeitsloser. Gleichzeitig fördern wir den
Zuzug von qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland.
Das positive Wachstum, das wir in den letzten Jahren er-
lebt haben, hatte positive Effekte auf dem Arbeitsmarkt.
Das führt dazu, dass wir momentan über den Fachkräfte-
mangel als Wachstumsbremse diskutieren. Sie gilt es zu
lösen, um dem Ziel des Nationalen Reformprogramms
gerecht werden zu können.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716701400

Die nächste Frage stellt die Kollegin Andrea Wicklein.


Andrea Wicklein (SPD):
Rede ID: ID1716701500

Sehr geehrter Herr Minister, wir sind uns einig, dass

dem Mittelstand in Deutschland eine herausgehobene
Bedeutung zukommt. Da ich diesen Aspekt in dem Na-
tionalen Reformprogramm der Bundesregierung ver-
misse, geht meine Frage in folgende Richtung: Welche
Maßnahmen planen Sie, um den Mittelstand weiterhin
zu stärken? Ich habe zur Kenntnis genommen, dass das
ZIM Erwähnung findet. Ich denke, dass es darüber hi-
naus andere Fragestellungen gibt, zum Beispiel die Be-
reitstellung von Wagniskapital oder die Unterstützung

von Existenzgründungen in diesem Bereich. Könnten
Sie dazu noch einige Ausführungen machen? – Danke
schön.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716701600

Herr Minister, Sie haben das Wort.

Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie:

Frau Präsidentin, vielen Dank. – Frau Abgeordnete, in
der Tat wird das Wachstum getragen von den vielen mit-
telständischen Unternehmen, die wir in Deutschland ha-
ben. 99 Prozent aller unserer Unternehmen sind mittel-
ständische Unternehmen. Das heißt, all die Beiträge, die
wir zur Stärkung des Wachstums leisten, sind in aller-
erster Linie Beiträge für den Mittelstand in Deutschland.
Zu all dem zählen wir das eben angesprochene Thema
Fachkräfte sowie das Thema Rohstoffversorgung, das
das Thema Energieversorgung beinhaltet. Dabei müssen
die materiellen Rohstoffe berücksichtigt werden.

Sie haben das Zentrale Innovationsprogramm Mittel-
stand, kurz: ZIM, angesprochen. Es wird von den Unter-
nehmerinnen und Unternehmern hervorragend ange-
nommen. Es wird europaweit als Goldstandard der
Innovationsförderung für den Mittelstand gelobt. Auf
diesem Weg wollen wir weitergehen.

Sie haben das Thema Wagniskapital angesprochen.
Teil des Aktionsprogrammes für 2012 ist es, die Rah-
menbedingungen für das Wagniskapital im Jahre 2012
zu verbessern. Wir müssen noch mehr tun. Es gilt, noch
einige Hürden zu beseitigen, beispielsweise die Umsatz-
steuerpflicht für das Management von Wagniskapital-
fonds. Man muss darüber diskutieren, wie man es
schafft, zu einer europäischen Gleichbehandlung zu
kommen, um noch mehr Wagniskapital hierher, nach
Deutschland, zu holen. Das ist für junge Unternehmen in
der Gründungsphase, gerade für solche im innovations-
starken IT-Bereich, von grundlegender Bedeutung. Des-
wegen ist es neben der Neuregelung des Vorsteuerab-
zugs und anderen Fragen, die noch geklärt werden
müssen, ausdrücklich unser Ziel, die Bedingung für
Wagniskapital im Jahr 2012 zu verbessern, um so die
Gründung von kleinen und mittleren Unternehmen in
Deutschland zu fördern.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716701700

Bevor ich jetzt dem Kollegen Manfred Nink das Wort

zur nächsten Frage gebe, mache ich sowohl die Kollegen
Abgeordneten als auch die Mitglieder der Bundesregie-
rung und auch Sie, Herr Bundesminister, auf unsere Re-
gelung aufmerksam. Das rote Signal – wenn es denn auf-
leuchtet – besagt, dass die vorgesehene Frage- bzw.
Antwortzeit überschritten ist.

Nun hat der Kollege Nink das Wort.


Manfred Nink (SPD):
Rede ID: ID1716701800

Herr Minister, die Langzeitarbeitslosigkeit wird sei-

tens der Bundesregierung als Indikator für Armut und
Ausgrenzungen angesehen. Die Bundesregierung hat
sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 640 000 Men-





Manfred Nink


(A) (C)



(D)(B)


schen aus diesem Dilemma herauszuführen; sie hat aller-
dings nicht eine einzige konkrete Maßnahme genannt,
wie das geschehen soll. Können Sie uns heute Maßnah-
men benennen, wie die Bundesregierung Kinder- und
Altersarmut bekämpfen will?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716701900

Bitte, Herr Minister.

Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie:

Herr Abgeordneter, das ist eine kombinierte Frage
nach Langzeitarbeitslosigkeit, Kinderarmut und Armut
von älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.

Vielleicht zunächst einmal zum Thema Langzeit-
arbeitslosigkeit. Ich habe eben schon von den positiven
Zahlen gesprochen. Einhergehend mit dem zunehmen-
den Wachstum, das wir in Deutschland haben, ist Be-
schäftigung aufgebaut worden. Insbesondere wurde
Langzeitarbeitslosigkeit abgebaut. Der Weg für den ers-
ten Arbeitsmarkt muss weiterhin sein, durch Wachstum
weitere Chancen zu schaffen und damit auch Langzeit-
arbeitslosen die Chance zu geben, in den ersten Arbeits-
markt zurückzukommen.

Zur Frage nach den schwächeren Jugendlichen: Ich
habe vorhin angedeutet, dass wir auf dem Gipfel, den
wir gemeinsam mit den Sozialpartnern durchgeführt ha-
ben, das Ziel formuliert haben, nach wie vor diejenigen
weiterzubilden, die bisher keine Chance auf einen Aus-
bildungsplatz hatten, entweder weil sie keinen Ab-
schluss haben oder aber weil sie einen so schwachen Ab-
schluss haben, dass sie trotz der guten Lage auf dem
Arbeitsmarkt keine Chance auf einen Ausbildungsplatz
haben. Wir haben gerade mit dem Handwerk über
gemeinsame Projekte gesprochen. Dabei ging es um
überbetriebliche Lehrlingsunterweisungen und andere
Fragen. Wir wollen uns weiterhin an schwächere Ju-
gendliche wenden und ihnen durch eine verbesserte Aus-
bildungsfähigkeit eine Chance geben.

Was ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an-
geht, haben wir zum Ausdruck gebracht, dass es keinen
Sinn macht, diese vorzeitig aus dem Arbeitsleben zu ent-
lassen. Im Gegenteil, es macht für Unternehmen eher
Sinn, sie im Arbeitsleben zu halten; dies hat etwas mit
Fortbildung und auch mit Gesundheitsmanagement zu
tun. Das muss die Zielsetzung sein, um auch hier die
Wertschöpfungskraft aller Generationen – angefangen
von den ganz Jungen bis zu den Älteren – in unserem
Lande nutzen zu können. Wir versuchen, bei der Lang-
zeitarbeitslosigkeit eine Verbesserung zu erreichen, in-
dem wir für Wachstum sorgen. Wie die Zahlen zeigen,
wirkt sich das für die Chancen der Langzeitarbeitslosen
auf dem Arbeitsmarkt sehr positiv aus.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716702000

Die nächste Frage stellt die Kollegin Claudia Bögel.


Claudia Bögel (FDP):
Rede ID: ID1716702100

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Lieber Herr Minis-

ter, mit dem diesjährigen Nationalen Reformprogramm

kann sich die Bundesregierung in Brüssel wirklich sehen
lassen. Ich habe dazu eine Frage: Wie ist jetzt sicherge-
stellt, dass auch die anderen europäischen Staaten ihre
Verpflichtungen einhalten?

Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie:

Vielen Dank, Frau Abgeordnete. – Das Nationale Re-
formprogramm reiht sich in die Vorgaben des Europäi-
schen Semesters ein. Es ist das erklärte Ziel der europäi-
schen Staats- und Regierungschefs, noch viel stärker als
bisher auf die Einhaltung der Vorgaben in nationalen
Reformprogrammen achtzugeben. Das gilt auch für die
Vorgaben, die die Kommission den Mitgliedstaaten
überträgt. Es ist das Ziel der Staats- und Regierungs-
chefs – das ist ihre Aussage –, das Ganze im wahrsten
Sinne des Wortes zur Chefsache zu machen und dafür zu
sorgen, dass die Aufgaben nicht nur aufgelistet werden,
sondern dass eben auch nachgefragt wird, wie erfolg-
reich man gewesen ist. Das geschieht, um den jeweiligen
Mitgliedstaaten bei der Weiterbetrachtung im nächsten
Jahr für den Fall wieder neue Aufgaben aufzuerlegen,
dass sie die Ziele, die sie sich in ihren nationalen Re-
formprogrammen selber gesetzt hatten, nicht erreicht ha-
ben.

Im Übrigen ist es, glaube ich, wichtig, dass wir mit
gutem Beispiel vorangehen und die Aufgaben erfüllen,
die uns gestellt werden. Gleichzeitig sollten wir zeigen,
dass wir durch solide Haushalte und Wachstumseffekte
unseren Beitrag für ein stabiles Europa leisten. Damit
können wir, Deutschland, innerhalb ganz Europas eine
Vorbildfunktion wahrnehmen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716702200

Eine weitere Nachfrage stellt die Kollegin Kerstin

Griese.


Kerstin Griese (SPD):
Rede ID: ID1716702300

Herr Minister, ich frage zu den Themen „Bekämp-

fung von Armut“ und „Bekämpfung von Arbeitslosig-
keit“ nach. In der Tat ist es das Ziel der Strategie „Eu-
ropa 2020“, dass 75 Prozent der Bevölkerung im Alter
von 20 bis 64 Jahren in Arbeit sind und dass die Zahl der
von Armut betroffenen Personen europaweit um 20 Mil-
lionen sinkt. Mir stellt sich die Frage, warum sich die
Bundesregierung allein auf das Thema Langzeitarbeits-
losigkeit konzentriert und nicht einen umfassenden Be-
griff von Armutsbekämpfung wählt.

Ich frage Sie auch, ob Sie mit Ihrer Einschätzung
nicht falsch liegen. Die Arbeitslosigkeit ist insgesamt
gesunken. Das freut uns alle. Auch wir sind der Ansicht,
dass das viel mit dem zu tun hat, was sozialdemokrati-
sche Minister in den letzten Jahren gemacht haben. Die
Langzeitarbeitslosigkeit sinkt aber nicht. Da haben wir
immer noch ein erhebliches Problem. Daher ist es eher
schwierig, Instrumente der Arbeitsmarktförderung zu
streichen, die gerade Langzeitarbeitslosen eine Integra-
tion ermöglichen.

In diesem Zusammenhang frage ich Sie auch, ob Sie
meinen, dass die Einführung des Betreuungsgeldes dem





Kerstin Griese


(A) (C)



(D)(B)


Ziel der Strategie „Europa 2020“, nämlich Beschäfti-
gung zu fördern und damit auch Frauen zu motivieren,
möglichst zügig in den Beruf zurückzukehren, dienlich
ist und ob sie diesem Ziel nicht eher zuwiderläuft. Sie
wissen, dass die EU-Kommission das Betreuungsgeld
als nicht förderlich kritisiert hat.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716702400

Sie haben das Wort, Herr Minister.

Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie:

Unbestritten ist, dass nicht nur diese Bundesregie-
rung, sondern auch die vorherige Bundesregierung Maß-
nahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ergriffen
hat. Ich kann mich klar dazu bekennen, dass die
Agenda 2010, die unter sozialdemokratischer Kanzler-
schaft beschlossen wurde, jetzt Wirkung auf dem Ar-
beitsmarkt zeigt. Ich würde mir wünschen, dass die So-
zialdemokraten genauso vehement für die mit der
Agenda 2010 verbundenen Ziele und Maßnahmen ein-
treten. Ihrer Frage entnehme ich – so will ich das einmal
wahrnehmen –, dass Sie dahinterstehen.

Zu Ihrer Frage zum Betreuungsgeld. Ich habe ein-
gangs erwähnt, dass wir ein klares Ziel verfolgen: Ver-
einbarkeit von Familie und Beruf. Ich hoffe sehr, dass
dieses Ziel bei der konkreten Ausgestaltung eines Ge-
setzentwurfs zum Betreuungsgeld zumindest nicht ge-
schwächt wird – so will ich das einmal sagen –; denn es
handelt sich an dieser Stelle ja um eine andere Zielset-
zung: Es geht darum, Wahlfreiheit für die Eltern zu
schaffen. Ich sage noch einmal: Das Ziel der besseren
Vereinbarkeit von Familie und Beruf darf dadurch nicht
negativ beeinflusst werden.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716702500

Die nächste Nachfrage stellt der Kollege

Dr. Rossmann.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1716702600

Herr Minister, eine Erkenntnis aus den vorliegenden

Berichten und Strategien ist, dass die Binnennachfrage,
die durch ausreichende Löhne und Einkommen abgesi-
chert wird, sehr wichtig ist. Deshalb an dieser Stelle die
Frage an Sie: Wann wird diese Bundesregierung einen
abgestimmten Gesetzentwurf zu Mindestlöhnen vorle-
gen, damit wir diesbezüglich nachholen können, was in
anderen europäischen Ländern als Teil dieser Strategie
schon lange selbstverständlich ist und womit in anderen
europäischen Ländern eine gute Wirkung erzielt wurde?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716702700

Bitte, Herr Minister.

Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie:

Herr Abgeordneter, in anderen Ländern gibt es in der
Tat Mindestlöhne. Ich möchte aber darauf hinweisen,
dass diese Länder bezogen auf Wachstum und Wachs-
tumserfolge nicht so erfolgreich sind wie Deutschland.

Trotzdem haben Sie recht: Die Wachstumsprognose von
0,7 Prozent wird rein rechnerisch zu 100 Prozent auf die
Binnennachfrage zurückgeführt. Die stärkere Binnen-
nachfrage geht mit einem hohen Beschäftigungsaufbau
Hand in Hand. Mit dem Beschäftigungsaufbau ist eine
größere Lohnsumme verbunden, und damit wiederum
sind weitere konjunkturelle Effekte im Bereich der Bin-
nennachfrage verbunden. Insofern sehe ich dies voll-
kommen unabhängig von der Frage des Mindestlohns,
die Sie angesprochen haben. Es ist vonseiten der Bun-
desregierung nicht geplant, einen gesetzlichen flächen-
deckenden, einheitlichen Mindestlohn auf den Weg zu
bringen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716702800

Die nächste Frage zu diesem Themenbereich stellt der

Kollege Dr. Martin Neumann.


Dr. Martin Neumann (FDP):
Rede ID: ID1716702900

Sehr geehrter Herr Minister, ich möchte eine Frage

zur aktuellen Situation stellen. Das Kabinett hat heute
die Eckwerte des Bundeshaushalts 2013 und des Finanz-
plans für die Jahre 2012 bis 2016 beschlossen. Müssen
angesichts der ambitionierten Vorhaben im Rahmen des
Aktionsprogramms 2012 für den Euro-Plus-Pakt nicht
auch die Eckwerte in gewisser Art und Weise angepasst
werden?

Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie:

Sehr geehrter Herr Abgeordneter, in der Tat gehört die
haushalterische Stabilität mit zu unserem Programm, zu
dem Programm des Euro-Plus-Paktes, aber auch zu un-
serem eigenen Aktionsprogramm. Die Eckwerte unter-
streichen die solide Haushaltsführung dieser Bundes-
regierung, dieser Regierungskoalition. Wir liegen
deutlich unter den Vorgaben der Schuldenbremse im
Grundgesetz. Wir halten aber nicht nur die Vorgaben der
Schuldenbremse ein, sondern unterschreiten auch unsere
eigenen Vorgaben in der mittelfristigen Finanzplanung;
wir unterschreiten die Vorgaben jeweils um 4 bis 5 Mil-
liarden Euro. Das ist zum einen der soliden Haushalts-
führung zu verdanken, zum anderen aber auch dem enor-
men Wachstum in den letzten beiden Jahren und dem
starken, guten Wachstum in diesem Jahr; dieses darf
gerne noch besser werden. Die Eckwerte müssen also
nicht angepasst werden. Im Gegenteil: Sie sind Aus-
druck der Gesamtstrategie, die sich im Nationalen Re-
formprogramm 2012 widerspiegelt.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716703000

Danke, Herr Minister. – Eine weitere Nachfrage zu

diesem Themenbereich stellt der Kollege Duin.


Garrelt Duin (SPD):
Rede ID: ID1716703100

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Minister, ich

glaube, wir sind uns darüber einig, dass zu einer erfolg-
reichen Politik für den Wirtschaftsstandort Deutschland
gehört, dass wir unser Augenmerk auf die Kreditversor-
gung richten, dass wir mit unseren politischen Maßnah-





Garrelt Duin


(A) (C)



(D)(B)


men dafür Sorge tragen, dass die Kreditversorgung si-
chergestellt ist.

Ein kleines, aber doch wichtiges Instrument dabei
sind die Bürgschaftsbanken. Die Bürgschaftsbanken hat-
ten in der Krise die Möglichkeit, im Rahmen von Eigen-
vergabe etwas zu tun. Sie hatten einen größeren Spiel-
raum und konnten Kredite in einer Höhe von bis zu
2 Millionen Euro absichern. Dies ist dann auf Kredite
von bis zu 1 Million Euro zurückgefahren worden. Das
Thema Eigenvergabe wurde ganz abgehakt.

Ihr Haus ist gemeinsam mit dem Bundesfinanzminis-
terium zurzeit in Verhandlungen darüber, dies mögli-
cherweise wieder zu verändern. Wie ist Ihre Position
dazu? Sehen Sie es nicht auch so, dass es leicht wäre,
diesen Handlungsspielraum wieder zu erweitern? Dies
wäre vor allem im Sinne kleiner und mittelständischer
Unternehmen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716703200

Sie haben das Wort.

Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie:

Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Abgeordneter,
Sie haben gesagt, dass wir uns in Verhandlungen befin-
den. Grundsätzlich ist, glaube ich, unbestritten, dass wir
es gerade kleinen und mittelständischen Unternehmen
leicht machen müssen, an Kredite zu kommen, damit sie
sich unternehmerisch vergrößern können. Wir müssen
auch den unternehmerischen Einstieg erleichtern. Es
geht also um unternehmerisches Wachstum.

Wir sind nicht nur bezüglich der Frage der Bürg-
schaftsbanken in Gesprächen. Wir sind auch mit der
Europäischen Kommission in Gesprächen; denn wir ver-
folgen immer das Ziel, dass es möglichst einfach sein
soll, Kredite an den Mittelstand auszugeben. Wir disku-
tieren zum Beispiel über Basel III; da muss es aus unse-
rer Sicht gerade für kleinere Banken andere Vorgaben
geben als für große Geschäftsbanken. Das ist die Lesart
auch meines Hauses. Das ist der erste Punkt.

Der zweite Punkt ist, dass wir versuchen, hier noch
einmal zu verhandeln. Der Parlamentarische Staatssekre-
tär Burgbacher versucht, im Namen der Bundesregie-
rung auf europäischer Ebene in den Gremien zu Basel III
zu erreichen, dass die Risikogewichtung für den Mittel-
stand verbessert wird. Wie gesagt: Die Kreditvergabe ist
wesentlich, wenn es um Wachstumschancen unserer Un-
ternehmen geht.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716703300

Die nächste Frage stellt der Kollege Dr. Rossmann.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1716703400

Herr Minister, weil Sie ja für die ganze Bundesregie-

rung sprechen, wollte ich bezüglich der Haltung der
Bundesregierung zur Mindestlohndebatte nachfragen.
Habe ich richtig verstanden, dass Sie eben gesagt haben,
dass von dieser Bundesregierung kein Vorschlag ins Par-
lament eingebracht werden wird, durch den wir in

Deutschland den Anschluss an Mindestlohnregelungen
anderer europäischer Länder finden können, sei es über
einen Gesetzentwurf zur Einführung eines gesetzlichen
Mindestlohns, sei es über einen Kommissionsvorschlag
oder anderes? Präzise nachgefragt: Sagen Sie für die
Bundesregierung, dass es in dieser Legislaturperiode
keine Gesetzesinitiative zum Thema Mindestlohn geben
wird?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716703500

Sie haben das Wort.

Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie:

Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Abgeordneter,
ich möchte darauf hinweisen, dass es in der Regierungs-
befragung um die heutige Kabinettssitzung geht. Dort
war dies überraschenderweise kein Thema. Ich möchte
festhalten: Mir sind keine gemeinsamen Planungen hin-
sichtlich eines Gesetzentwurfs zur Einführung eines flä-
chendeckenden, einheitlichen gesetzlichen Mindestlohns
bekannt.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716703600

Das Wort zu einer weiteren Nachfrage hat der Kollege

Garrelt Duin.


Garrelt Duin (SPD):
Rede ID: ID1716703700

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Minister, heute

Morgen im Wirtschaftsausschuss hatten wir Vertreter der
BDA zu Gast. Es ist noch einmal sehr deutlich gewor-
den, dass die BDA gemeinsam mit dem DGB an der
Forderung nach einer gesetzlichen Regelung für die
Tarifeinheit festhält. Hat die Bundesregierung die Ab-
sicht, eine entsprechende Vorlage zu machen? Die Äuße-
rungen der Bundeskanzlerin am vergangenen Wochen-
ende, als sie mit Vertretern aller Spitzenverbände
zusammen war, lassen das möglicherweise erkennen.
Wie ist der Stand der Dinge?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716703800

Sie haben das Wort zur Beantwortung.

Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie:

Frau Präsidentin! Herr Abgeordneter, es gab vor
genau einem Jahr nach den entsprechenden Gerichtsur-
teilen eine Diskussion über das Thema Tarifeinheit.
Mehrere Modelle wurden diskutiert. Die Gespräche wur-
den dann aber eingestellt, nachdem Verdi zumindest eine
Zeit lang aus der gemeinsamen DGB-Initiative ausge-
stiegen war. Aufgrund der Ereignisse im letzten Monat
sind die Gespräche zwischen den betroffenen Ressorts
Justiz, Arbeit und Wirtschaft wieder aufgenommen wor-
den. Diese Gespräche sind bisher nicht abgeschlossen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716703900

Danke, Herr Minister. – Weitere Fragen zu diesem

Themenbereich liegen mir nicht vor.





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) (C)



(D)(B)


Der Kollege Volker Beck hat das Wort zu einer Frage
zur heutigen Kabinettssitzung oder darüber hinaus.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1716704000

Ich habe eine Frage an das Bundesministerium der Fi-

nanzen. Ich hoffe, dass Herr Kampeter anwesend ist.


(Hans-Joachim Fuchtel, Parl. Staatssekretär: Er kommt gleich!)


Ich lese dazu aus der Website liberale.de vor:

Bis das Bundesverfassungsgericht voraussichtlich
2013 in dieser Frage

– also der Einkommensteuer bei der Lebenspartnerschaft –

endgültig entscheidet, wollen Bund und die Steuer-
verwaltung der Länder homosexuellen Lebenspart-
nerschaften bei der Inanspruchnahme des steuerli-
chen Ehegattensplittings vorläufigen Rechtsschutz
gewähren.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Das ist keine zulässige Frage!)


Der designierte FDP-Generalsekretär Patrick Döring
sieht darin eine „kluge und praktikable Entschei-
dung“ der Steuerverwaltungen, Anträgen gleichge-
schlechtlicher Paare auf Ehegattensplitting vorläufig
stattzugeben.

Die Bundesregierung hat mir letzte Woche auf eine
schriftliche Frage zu diesem Thema geantwortet, das
Bundesfinanzministerium wolle gegen diese Einigung
der Länder Einspruch einlegen. Ich möchte die Bundes-
regierung fragen, wie der Stand der Willensbildung der
Bundesregierung in dieser Frage ist, ob die Einigung der
Länder, die Herr Döring bejubelt hat, jetzt so durchgeht
oder ob tatsächlich Einspruch eingelegt wird – wenn ja,
wann – bzw. schon eingelegt wurde.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716704100

Das ist zwar keine Frage zur Kabinettssitzung; aber es

gibt die Rubrik „Sonstige Fragen an die Bundesregie-
rung“. – Wie ich sehe, kann und möchte die Bundesre-
gierung darauf antworten. Bitte, Herr Staatssekretär.

S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1716704200


Ich freue mich über die weite Auslegung der Ge-
schäftsordnung, Frau Präsidentin.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Das steht so in der Geschäftsordnung!)


Ich möchte die Frage dahin gehend beantworten, Herr
Kollege, dass Ihnen gegenüber der eben erfolgten
schriftlichen Beantwortung der Frage noch kein neues
Meinungsbild der Bundesregierung mitgeteilt werden
kann. Sollte sich das ändern, werde ich unaufgefordert
auf Sie zukommen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich hatte gefragt: Haben Sie schon Einspruch eingelegt oder nicht? Das ist ja ein Tatbestand!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716704300

Wir sind hier nicht im Dialog, Kollege Beck.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Aber er hat nicht vollständig geantwortet!)


– Sie wissen: Das können Sie an gegebener Stelle mo-
nieren und sich beschweren, wenn Sie durch die Art der
Beantwortung durch die Bundesregierung beschwert
sind.

Ich beende die Befragung der Bundesregierung.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 2 auf:

Fragestunde
– Drucksache 17/9001 –

Ich rufe die mündlichen Fragen in der üblichen Rei-
henfolge auf.

Wir beginnen mit dem Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Ver-
braucherschutz. Zur Beantwortung der Fragen steht der
Parlamentarische Staatssekretär Peter Bleser zur Verfü-
gung.

Ich rufe die Frage 1 der Kollegin Kerstin Tack auf:
Welche Maßnahmen plant die Bundesregierung, um dafür

zu sorgen, dass die Bestimmungen zu den obligatorischen Be-
ratungsprotokollen bei Finanzprodukten künftig eingehalten
werden?

Bitte, Herr Staatssekretär.

Pe
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1716704400


Danke, Frau Präsidentin. – Verehrte Frau Tack, im
Wertpapierhandelsgesetz ist bereits vorgesehen, dass im
Rahmen der jährlichen Prüfung der Verhaltensregeln,
§ 36 Wertpapierhandelsgesetz, vom Prüfer auf die Ein-
haltung der Vorgaben für Beratungsprotokolle zu achten
ist. Über festgestellte Mängel hat der Prüfer die Bundes-
anstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, BaFin, zu in-
formieren. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-
aufsicht geht möglichen Verstößen gegen die Vorgaben
für Beratungsprotokolle kontinuierlich nach. Derzeit
gibt es zehn Bußgeldverfahren wegen möglicher Ver-
stöße gegen die Vorgaben für Beratungsprotokolle. In
zwei Fällen wurden Bußgeldbescheide erlassen, die
allerdings noch nicht rechtskräftig sind. Mit Einführung
des Beraterregisters ab dem 1. November dieses Jahres
wird die BaFin zusätzliche Hinweise auf Mängel bei der
Anlageberatung erhalten.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716704500

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Kerstin Tack (SPD):
Rede ID: ID1716704600

Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär, herzlichen

Dank. – Meine erste Nachfrage bezieht sich auf die





Kerstin Tack


(A) (C)



(D)(B)


diversen Untersuchungen, die ergeben haben, dass so-
wohl die Produktinformationsblätter wie auch die Bera-
tungsprotokolle nicht den Standards entsprechen und
dringend einer Vereinheitlichung bedürfen. Die BaFin
fordert die Bundesregierung geradezu auf, zu handeln.
Ich möchte wissen: Plant die Bundesregierung, hier et-
was zu regeln?

Pe
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1716704700


Ja, Bundesministerin Aigner hat die Verbände der
Kreditwirtschaft, Verbraucher- und Anlegerschutzorga-
nisationen sowie die BaFin zu einem Runden Tisch am
22. März dieses Jahres zum Thema Produktinforma-
tionsblatt für Wertpapiere und Beratungsdokumentation
eingeladen; dort werden auch diese Mängel besprochen.
Außerdem hat die Bundesregierung auf Initiative der
Frau Bundesministerin beschlossen, die Stiftung Waren-
test ab 2013 mit zusätzlichen Mitteln in Höhe von
1,5 Millionen Euro auszustatten, damit Finanzprodukte
und ihr Vertrieb überprüft und die Verbraucher infor-
miert werden können.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716704800

Sie haben die Möglichkeit zu einer zweiten Nach-

frage.


Kerstin Tack (SPD):
Rede ID: ID1716704900

Herzlichen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatsse-

kretär, ich entnehme Ihrer Antwort, dass Sie wohl reden
wollen, aber nicht handeln wollen. Das ist interessant zu
hören.

Meine zweite Nachfrage bezieht sich auf die Aussa-
gen von Frau Aigner zu den verdeckten Testkäufen, die
die BaFin im Rahmen der Kontrollen durchführen soll.
Ich möchte gerne wissen, wann dies geschieht.

Pe
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1716705000


Frau Kollegin Tack, Ihren Vorwurf muss ich zurück-
weisen. Ich weiß nicht, ob Ihnen bekannt ist, mit wel-
chen sehr wirksamen Mitteln die BaFin in der Lage ist,
für die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen zu sor-
gen. Aus eigener früherer Erfahrung weiß ich, dass auch
Vorstände auf entsprechende Hinweise sehr sensibel re-
agieren.

Zu der zweiten Nachfrage möchte ich Ihnen hier zur
Kenntnis geben, dass wir den Einsatz verdeckter Test-
käufer für verfassungsrechtlich bedenklich halten. Die
Bundesregierung prüft die rechtliche Zulässigkeit.

Ich weise noch einmal auf das hin, was ich vorhin
gesagt habe: Die vorhandenen Sanktionsmöglichkeiten
sind sehr effizient. Ich bitte einmal, die Geduld zu
haben, die Wirkung dessen abzuwarten.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716705100

Ich rufe die Frage 2 der Kollegin Tack auf:

Welche konkreten Maßnahmen plant die Bundesregie-
rung, um die teilweise deutlich überhöhten Dispositions- und
Überziehungszinsen einheitlich zu senken?

Sie haben das Wort, Herr Staatssekretär.

Pe
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1716705200


Herzlichen Dank, Frau Präsidentin. – Verehrte Frau
Tack, es bestehen bereits rechtliche Anforderungen an
die Bemessung des Zinssatzes. Die Banken können die
Zinsen nicht nach Belieben verändern. Verwenden sie
vertragliche Zinsanpassungsklauseln, dann müssen sie
bei einer erheblichen Veränderung der Refinanzierungs-
bedingungen, zum Beispiel einer Änderung der Leitzins-
sätze, den Zinssatz neu festsetzen, also auch Zinsermäßi-
gungen vornehmen. Hierbei ist der Grundsatz der
Anpassungssymmetrie zu beachten. Bei Erhöhungen und
Senkungen müssen die gleichen Bedingungen gelten.

Ergänzend wurden die Banken durch das Gesetz zur
Umsetzung der Verbraucherkreditrichtlinie im Jahre
2009 dazu verpflichtet, die Art und Weise der Anpas-
sung des Sollzinssatzes in der vorvertraglichen Informa-
tion und im Kreditvertrag anzugeben.

Darüber hinaus hat das Bundesverbraucherministe-
rium das Institut für Finanzdienstleistungen mit einer
wissenschaftlichen Studie zu Dispozinsen und Ratenkre-
diten beauftragt. Die Ergebnisse werden noch vor der
Sommerpause erwartet. In der Studie werden sowohl die
Faktenlage hinsichtlich der Dispozinsen und rechtliche
Fragen wie die Modalitäten der Zinsanpassung als auch
verbraucherpolitische Aspekte untersucht. Die Ergeb-
nisse bisheriger Untersuchungen der Stiftung Warentest
zeugen von großen Unterschieden beim Zinsniveau, aber
auch von einem vielfältigen Angebot, das den Verbrau-
chern zur Verfügung steht, sodass sie auch die Möglich-
keit haben, auszuwählen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716705300

Ihre erste Nachfrage.


Kerstin Tack (SPD):
Rede ID: ID1716705400

Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär, das ist insbe-

sondere deshalb interessant, weil die Verbraucherminis-
terin am 8. Februar 2012 in der Bild-Zeitung die Banken
sehr ausdrücklich aufgefordert hat, die Zinssenkungen
weiterzugeben, von denen sie selbst profitieren. Sie hat
angemahnt, dass es hier einen dringenden Handlungs-
bedarf gibt, und gesagt, dass sie sich dieser Sache anneh-
men will. Wie erklären Sie sich bei dem, was Sie der ge-
neigten Öffentlichkeit eben kundgetan haben, diese Aus-
sagen der Ministerin?

Pe
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1716705500


Die Ministerin hat es sich zum Ziel gesetzt, den Ver-
brauchern unterstützend zur Seite zu stehen, wenn sich
ein Fehlverhalten einiger zeigt. In diesem Sinne ist zu
verstehen, dass sie die entsprechenden Institute mit öf-





Parl. Staatssekretär Peter Bleser


(A) (C)



(D)(B)


fentlichem Druck anmahnt, verbraucherfreundlich zu
handeln. Mehr als ein Appell ist das nicht; aber auch ein
solcher hat, wie wir wissen, nicht selten Wirkung.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716705600

Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage.


Kerstin Tack (SPD):
Rede ID: ID1716705700

Wir gehen bei Frau Aigner in der Regel auch nicht

von mehr als einem Appell aus. Wir wissen ja, dass in
der Regel nicht wesentlich mehr folgt.

Meine zweite Nachfrage bezieht sich auf die Stiftung
Warentest. In den vergangenen Jahren haben Sie ja die
Mittel für die Stiftung um 3 Millionen Euro gekürzt. Sie
geben ihr jetzt 1,5 Millionen Euro wieder und verkaufen
das als großen Wurf. Ich möchte gerne wissen, was die
Stiftung Warentest mit den von Ihnen zur Verfügung ge-
stellten 1,5 Millionen Euro jetzt zusätzlich machen soll.
Wird neben der Prüfung der Finanzprodukte, die Sie ja
als Finanz-TÜV verkaufen, auch die Ausgestaltung der
Bankverträge Teil dieses neuen Auftrags der Stiftung
Warentest sein?

Pe
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1716705800


Die Mittel, die die Bundesregierung der Stiftung Wa-
rentest erfreulicherweise und auf unsere Anregung hin
zusätzlich zur Verfügung gestellt hat, sollen dazu ver-
wendet werden, insbesondere den Verbraucher in Kennt-
nis zu setzen, welche Dienstleistungsangebote welche
Konditionen und welche Folgen haben. Mit dieser Bera-
tung wird sicher auch erreicht, dass sich die Marktbetei-
ligten um ein hohes Qualitätsniveau bemühen und dass
diejenigen Produkte, die vielleicht nicht von vornherein
das nötige Maß an Transparenz aufweisen, entsprechend
bewertet und damit gekennzeichnet werden können.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716705900

Wir kommen damit zur Frage 3 der Kollegin Elvira

Drobinski-Weiß:
Wie groß war beim Empfang der Bundesministerin für Er-

nährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im Rahmen
der Grünen Woche am 26. Januar 2012 die Menge der vom
Buffet übrig gebliebenen Lebensmittel, und welcher weiteren
Verwendung wurden diese Lebensmittel zugeführt, bei unter-
schiedlicher Verwendung bitte Auflistung?

Bitte, Herr Staatssekretär.

Pe
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1716706000


Danke schön, Frau Präsidentin. – Liebe Frau Elvira
Drobinski-Weiß, es freut mich, dass Sie sich für dieses
Thema so interessieren.


(Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Das kann ich mir vorstellen!)


Es ist grundsätzlich anzumerken, dass für das
BMELV bei seinen Veranstaltungen zum einen der
Grundsatz der sparsamen Verwendung der bereitgestell-

ten Haushaltsmittel und zum anderen die Verpflichtung
der Wertschätzung von Lebensmitteln gelten. Beides fin-
det Anwendung bei der Mengenkalkulation des Speise-
angebotes bei Empfängen und bei der Weiterverwen-
dung der Speisen.

Der zuständige Caterer kalkulierte die Mengen des
Speiseangebotes bei dem Empfang vom 26. Januar die-
ses Jahres auf der Basis seines langjährigen gastronomi-
schen Erfahrungsschatzes. Besonders zu berücksichtigen
ist, dass sein Unternehmen Mitglied der Jeunes Restau-
rateurs Deutschland ist und er sich damit der Wertschät-
zung von Lebensmitteln besonders verpflichtet fühlt.

Bei der weiteren Verwendung von Lebensmitteln, die
bei Empfängen, Buffets etc. nicht verzehrt wurden, ist
grundsätzlich zu beachten, dass präventiver Gesund-
heitsschutz von Menschen Vorrang vor einer weiteren
Verwertung übrig gebliebener Lebensmittel hat. Deshalb
kommt eine weitere Verwendung übrig gebliebener Le-
bensmittel für den menschlichen Konsum nur dann in-
frage, wenn sie hygienisch und sensorisch einwandfrei
sind. Bereits in Verkehr gebrachte Ware, das heißt sol-
che, die schon auf Buffets eingesetzt war, darf aufgrund
der oben genannten Bestimmungen keiner weiteren Ver-
wendung zugeführt werden.

Nicht verwendete gekühlte Ware, die sowohl hygie-
nisch als auch sensorisch einwandfrei und im Verlaufe
des Empfangs noch nicht auf den Buffets eingesetzt war,
war an den Folgetagen des Empfangs Bestandteil des
Hallencaterings des BMELV-Standes. Im Übrigen,
glaube ich, sind Ihnen die Verfahrensweisen bekannt.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716706100

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1716706200

Danke, Herr Staatssekretär Bleser. – Wenn ich mich

recht entsinne, ist von dem, was vor allen Dingen an
Speisen angeboten war, sehr viel übrig geblieben; das
sage ich, auch wenn ich nicht bis zum Ende des Abends
auf dem Empfang dabei war. Sie haben jetzt nicht expli-
zit dargelegt, was dann mit dem Rest gemacht worden
ist. Ich bitte dazu noch einmal um eine ganz direkte und
konkrete Aussage.

Kann es sein, dass auch dann, wenn es sich um einen
angeblich erfahrenen Restaurateur handelt, möglicher-
weise von vornherein mit einer zu großen Menge pro an-
gemeldeter Person gerechnet wird?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716706300

Bitte, Herr Staatssekretär.

Pe
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1716706400


Danke schön, Frau Präsidentin. – Frau Kollegin, ich
habe schon berichtet, dass es in der Einschätzung des
Caterers liegt, welche Mengen bei der genannten vermu-
teten Besucherzahl angeboten werden sollen. Das ist im
Vorhinein nicht immer kalkulierbar. Ich kann Ihnen aber





Parl. Staatssekretär Peter Bleser


(A) (C)



(D)(B)


versichern, dass die auf dem Buffet verbliebenen Spei-
sen im Anschluss den Ausstellern zur Verfügung gestellt
wurden und dass diese davon Gebrauch gemacht haben.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716706500

Ihre zweite Nachfrage.


Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1716706600

Es ist weniger eine Nachfrage: Wenn das dann tat-

sächlich so ist, dann wäre der Lebensmittelrest einer ver-
nünftigen Verwendung zugeführt worden.


(Franz-Josef Holzenkamp [CDU/CSU]: Genau!)


Aber, wie gesagt, daran zweifle ich.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716706700

Gut, das war eine Feststellung.

Dann kommen wir zur Frage 4 der Kollegin
Drobinski-Weiß:

Welche Maßnahmen ergreift die Bundesregierung, um bei
Empfängen und Veranstaltungen mit Verpflegung die Ver-
schwendung von Lebensmitteln möglichst gering zu halten
und die dennoch übrig gebliebenen Lebensmittel einer sinn-
vollen und der Wertschätzung der „Mittel zum Leben“ ent-
sprechenden Verwendung zuzuführen?

Sie haben das Wort, Herr Staatssekretär.

Pe
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1716706800


Frau Präsidentin! Liebe Frau Kollegin, die Bundesre-
gierung ist bei einer Vielzahl von Anlässen in sehr klei-
nem bis hin zu sehr großem Rahmen Gastgeberin. Aus
dem Zuständigkeitsbereich des BMELV seien beispiel-
haft Messen und Ausstellungen, der Außenwirtschafts-
tag oder der Agrarministergipfel am Rande der Interna-
tionalen Grünen Woche genannt. Das Catering für solche
Veranstaltungen orientiert sich – natürlich unter Beach-
tung der jeweils verfügbaren Haushaltsmittel – in jedem
Fall an der Anzahl der zu erwartenden Gäste.

Bei Ausschreibungen und Vertragsabschlüssen wer-
den die Vertragspartner zur Einhaltung der gesetzlichen
Bestimmungen zum gesundheitlichen Verbraucherschutz
verpflichtet, die aus hygienischen Gründen einer weite-
ren Verwendung von Buffetresten zur menschlichen Er-
nährung sehr enge Grenzen setzen; das habe ich vorhin
schon ausgeführt.

Die Bundesregierung wird an weiteren Verbesserun-
gen in diesem Bereich arbeiten. Dazu gehört es, Veran-
stalter für angemessene Portionsgrößen zu sensibilisie-
ren. Es darf allerdings nicht verschwiegen werden, dass
auch die Verbraucher – die Gäste sind schließlich auch
Verbraucher – ihre Erwartungen, nämlich stets übervolle
Buffets vorzufinden, kritisch überprüfen müssen.

Zu den Maßnahmen, die im Rahmen des Tagungsma-
nagements des BMELV ergriffen werden, gehören neben
einer teilnehmergerechten Menüauswahl und möglichst
großer Flexibilität hinsichtlich der Menge auch eine

klare Ausschilderung der Speisen, die Vermeidung gro-
ßer Portionen sowie in Einzelfällen gegebenenfalls auch
das Angebot der Mitnahme einzelner Speisen für die
Rückreise.


(Heiterkeit bei der SPD und der LINKEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Die Schlacht am kalten Buffet!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716706900

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1716707000

Das sind ganz neue Aussichten. Dass die Verpackung

für das, was dann übrig bleibt, gleich mitgeliefert wird,
wäre eine tolle Sache, Herr Bleser.

Ich wollte jetzt noch fragen, welche Maßnahmen die
zuständige Ministerin tatsächlich ergreifen wird. Wenn
Sie aber zukünftig mit den verantwortlichen Caterern
vereinbaren, dass die angebotene Menge reduziert wird
– so habe ich Ihre Ausführungen verstanden –, dann bin
ich mit dieser Antwort zufrieden. Ich denke, wir werden
das Thema weiterverfolgen.

Vielen Dank.

Pe
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1716707100


Darin sind wir einig.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716707200

Gut. Der Herr Staatssekretär stellt fest, dass Sie an

dieser Stelle einig sind.

Die Frage 5 der Kollegin Dr. Kirsten Tackmann wird
schriftlich beantwortet.

Damit sind wir am Ende dieses Geschäftsbereichs.
Herzlichen Dank, Herr Staatssekretär.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums der Verteidigung. Zur Beantwortung der Fragen
steht der Parlamentarische Staatssekretär Christian
Schmidt zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 6 der Kollegin Inge Höger auf:
Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über den

genauen Inhalt der vom Bundesminister der Verteidigung,
Dr. Thomas de Maizière, bei seiner Reise nach Pakistan abge-
schlossenen Vereinbarung zur Rüstungskooperation mit der
pakistanischen Regierung und deren Streitkräfte, und wird an-
gesichts der inneren und regionalen politischen Situation nach
Ansicht der Bundesregierung durch die vereinbarte Koopera-
tion gegen das Verbot der Waffenlieferungen in Spannungsge-
biete verstoßen?

Bitte, Herr Staatssekretär.

C
Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1716707300


Frau Präsidentin! Frau Kollegin, ich beantworte Ihre
Frage wie folgt:

Bei der kürzlich durch Minister de Maizière im Rah-
men seines Besuchs in Pakistan unterzeichneten Verein-





Parl. Staatssekretär Christian Schmidt


(A) (C)



(D)(B)


barung zur bilateralen Zusammenarbeit im Verteidi-
gungsbereich handelt es sich um eine Absprache
unterhalb der völkerrechtlichen Schwelle. Es ist ein so-
genanntes Memorandum of Understanding, also eine
Absprache ohne völkerrechtlich verbindlichen Charak-
ter. Inhaltlich umfasst sie alle Themenfelder der in den
vergangenen Jahren intensivierten bilateralen militärpo-
litischen und militärischen Kooperation, wobei Dialog-
foren auf Ebene der Inspekteure sowie die Teilnahme an
Lehrgängen und Ausbildungsprogrammen den Schwer-
punkt bilden.

Der rüstungspolitische Anteil dieser Absprache be-
schränkt sich auf die im Antiterrorkampf notwendigen
Bereiche, wie es darin heißt. Alle Maßnahmen wirken
im Bereich Good Governance und zielen verstärkt auf
die Rolle der pakistanischen Streitkräfte in der Demo-
kratie. Die Absprache – das möchte ich sehr unterstrei-
chen – bezieht sich ausdrücklich nicht auf die jeweiligen
nationalen Regelungen für Rüstungsexporte – ich darf in
diesem Zusammenhang ergänzen: neben den nationalen
sind natürlich auch die europäischen Regelungen für
Rüstungsexporte zu beachten – und lässt insbesondere
die Notwendigkeit von gegebenenfalls zu treffenden
Einzelfallentscheidungen über konkrete Vorhaben unbe-
rührt.

Insofern sieht das Memorandum of Understanding ein
Angebot zum Austausch vor; es stellt aber keine Verän-
derung der rechtlichen Lage im Hinblick auf Rüstungs-
zusammenarbeit fest.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716707400

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage, Kollegin

Höger.


Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716707500

Vielen Dank, Herr Staatssekretär. – Laut Agenturmel-

dungen sind eine vertiefte Kooperation der Streitkräfte
beider Länder etwa bei der Terrorismusbekämpfung, re-
gelmäßige Stabstreffen, die Teilnahme pakistanischer
Offiziere an Lehrgängen und gegenseitige Manöverbe-
obachtung geplant. Ich habe folgende Nachfrage: Gab es
schon bisher derartige Kooperationen und, wenn ja, in
welchem Umfang, oder sind neue Kooperationen ge-
plant? Wie ist es um die gegenseitige Teilnahme an Ma-
növern bestellt?

C
Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1716707600


Es handelt sich um einen Gesprächsaustausch – da-
rüber spreche ich hier – und nicht um die Teilnahme an
Manövern. Es hat bereits Kontakte gegeben, die mit dem
besagten Memorandum of Understanding zusammenge-
führt werden sollen. Wir haben schon bisher die pakista-
nischen Streitkräfte unterstützt. Wir haben Ende 2010/
Anfang 2011 Ausstattungshilfe geleistet. Wir haben 24
geländegängige Ambulanzfahrzeuge sowie eine HNO-
Ausstattung geliefert.

Zukünftig sind – Sie haben die Agenturmeldungen zi-
tiert – Ausbildungsmaßnahmen vorgesehen. Ich bin im
Augenblick nicht in der Lage, Ihnen zu benennen, wie

viele Angehörige der pakistanischen Streitkräfte bei-
spielsweise an einem ausländischen Generalstabslehr-
gang bereits teilgenommen haben. Ich möchte Ihnen das
gerne schriftlich nachreichen. Ich gehe eigentlich davon
aus, dass eine solche Zusammenarbeit bereits erfolgt ist.

Gedacht ist darüber hinaus – konkret zur Anfrage – an
eine Überlassung von aus der Bundeswehr auszuson-
dernden Hubschraubern vom Typ Bo 105 zum Zweck
des Verwundetentransports. Dabei ist angeregt worden,
dass wir den pakistanischen Bedarf feststellen und die
Rahmenbedingungen definieren – das alles befindet sich
noch in einem sehr frühen Stadium –, und das alles na-
türlich – darauf lege ich Wert – unter Beachtung der Re-
gularien, die auf solche Maßnahmen angewendet werden
müssen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716707700

Bevor Sie das Wort zur zweiten Nachfrage bekom-

men, Kollegin Höger, mache ich noch einmal alle Betei-
ligten darauf aufmerksam, dass wir uns darauf verstän-
digt haben – darin haben wir in den letzten Wochen auch
eine gewisse Praxis erworben –, dass die Antwort auf die
erste Frage zwei Minuten dauern darf und dass die fol-
genden Fragen wie auch die folgenden Antworten je-
weils eine Minute in Anspruch nehmen sollen. Zur Un-
terstützung gibt es ein Lichtsignal, an dem ablesbar ist,
wie weit man sein Zeitkontingent schon aufgebraucht
hat. Spätestens wenn es rot aufleuchtet, sind wir im Mi-
nusbereich.

Ihre zweite Nachfrage.


Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716707800

Herr Staatssekretär Schmidt, die USA und die NATO

sprechen im Zusammenhang mit dem Krieg in Afghanis-
tan häufig von AfPak, also der Region Afghanistan und
Pakistan. Jetzt gibt es konkrete Überlegungen über einen
Abzug aus Afghanistan. Inwieweit hängen die nun ge-
troffenen Vereinbarungen mit Afghanistan damit zusam-
men, dass man die Grenzregion für den Abzug nutzen
kann? Inwieweit kommt man der pakistanischen Regie-
rung entgegen, obwohl es sich eigentlich um Lieferun-
gen in ein Spannungsgebiet handelt?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716707900

Bitte, Herr Staatssekretär.

C
Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1716708000


Frau Präsidentin, ich nehme Ihren Hinweis nicht nur
zur Kenntnis, sondern werde ihn zukünftig auch berück-
sichtigen. Ich werde mir Zurückhaltung auferlegen,
wenn es rot aufleuchtet.

Verehrte Kollegin, bei der Thematik, die Sie ange-
sprochen haben, geht es darum, dass wir den Abzug, also
die Rückführung, im Wesentlichen über den Norden
– genauso wie bisher die Zuführung von Material – or-
ganisieren. Wie Sie wissen, haben wir mit den benach-
barten Ländern und der Russischen Föderation ein
Abkommen über schienengebundenen Transport abge-
schlossen. Wir haben in Masar-i-Scharif einen leistungs-





Parl. Staatssekretär Christian Schmidt


(A) (C)



(D)(B)


fähigen NATO-Flughafen, der auch Lufttransporte
zulässt. Eine Kooperation im Hinblick auf die Rückfüh-
rung von Gütern, Material und Personal bei Beendigung
oder Reduzierung des ISAF-Einsatzes stand daher nicht
im Mittelpunkt der erwähnten Gespräche und ist auch
nicht Gegenstand des Memorandum of Understanding.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716708100

Eine weitere Nachfrage stellt der Kollege Dr. Rolf

Mützenich.


Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1716708200

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär,

Sie haben mich zu der Frage, die ich Ihnen stellen
möchte, veranlasst. Wir haben in den vergangenen Wo-
chen und Monaten immer wieder gehört, dass der Vertei-
digungsminister im Zusammenhang mit der Bundes-
wehrreform angeblich der deutschen Rüstungsindustrie
zugesagt hat, im Ausland stärker für deutsche Rüstungs-
güter zu werben. Kann ich davon ausgehen, dass der
Verteidigungsminister in Zukunft bei derartigen Gesprä-
chen mit ausländischen Besuchern und insbesondere
dann, wenn er Auslandsreisen unternimmt, diese Zusage
einhalten wird, oder würden Sie sagen, dass diese Mel-
dungen nicht stimmen?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716708300

Sie haben das Wort, Herr Staatssekretär.

C
Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1716708400


Herr Kollege, das, worauf Sie Bezug genommen ha-
ben, bewegt sich im Rahmen dessen, was rechtlich er-
laubt ist. Der Bundesminister der Verteidigung ist ein
zufriedener Kunde der deutschen wehrtechnischen In-
dustrie, jedenfalls in den allermeisten Fällen; er ist kein
Handlungsreisender in Sachen Wehrtechnik.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716708500

Eine weitere Nachfrage stellt die Kollegin Dr. Dagmar

Enkelmann.


Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716708600

Zurück zu Pakistan. Sie haben über ausgesonderte

Hubschrauber der Bundeswehr gesprochen. Welche wei-
teren Rüstungsgüter sind zur Lieferung nach Pakistan
vorgesehen?

C
Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1716708700


Frau Kollegin, dieses Thema war in der Tat Ge-
sprächsgegenstand. Es geht um auszusondernde, gegen-
wärtig noch im Gebrauch der Bundeswehr befindliche
Hubschrauber. Das zeigt, dass perspektivisch darüber
nachgedacht wird. Weitere Themen zur Ausgestaltung
des MoU wurden nicht angesprochen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716708800

Der Kollege Grund hat eine weitere Nachfrage und

bekommt dazu das Wort.


Manfred Grund (CDU):
Rede ID: ID1716708900

Vielen Dank. – Ich würde gerne auf die Thematik des

Abzugs der internationalen Streitkräfte aus Afghanistan
– möglicher Termin 2014 – zurückkommen und auf die
Verantwortung, die die Bundesrepublik für den Norden
Afghanistans hat, und zwar nicht nur für die Kräfte der
Bundeswehr, sondern als Führungsnation auch für an-
dere Staaten, die dort mit ihren Soldaten und ihrer Aus-
rüstung vertreten sind. Nach dem, was ich gehört habe,
beläuft sich allein die Zahl der Container, die dort aufge-
baut worden sind, auf ungefähr 120 000. Hinzu kommen
mehrere Tausend, vielleicht 20 000 Fahrzeuge, die im
Falle des Abzugs zurückgeführt werden müssten.

Wenn diese Zahlen stimmen, würde das bedeuten,
dass ab jetzt pro Stunde drei bis vier Container zurück-
geholt werden müssten, um 2014 mit dem Abzug fertig
zu sein. Gibt es dafür eine konzeptionelle Planung?
Stimmt die Information, dass die Länder, durch die gege-
benenfalls Eisenbahntransporte geführt werden müssten,
also die angrenzenden zentralasiatischen Staaten, die
Entgelte zur Nutzung dieser Strecken erhöht haben, so-
dass zusätzliche Belastungen auf uns zukommen?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716709000

Herr Staatssekretär.

C
Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1716709100


Sehr geehrter Herr Kollege Grund, es werden gegen-
wärtig Konzeptionen erarbeitet, um den zeitlichen und
personellen Umfang, der für die Rückabwicklung und
den Transport nötig ist, zu bewerten. Das gilt nicht nur
für die Bundeswehr, sondern für alle ISAF-Kräfte auf
jeweils nationaler Ebene. Es werden sich sicher da oder
dort Kooperationen ergeben.

Die Frage, wer wohin in welchem Rahmen transpor-
tiert, ist noch nicht abschließend geklärt. Ich bedanke
mich für den mit Ihrer Frage verbundenen Hinweis, dass
man diese Aufgabe nicht leichtnehmen darf. Die Vorstel-
lung, das sei in ein paar Wochen zu erledigen, ist völlig
daneben. Das ist eine monumentale Aufgabe. Wer die
Zeltstadt bzw. das Feldlager Masar-i-Scharif einmal be-
sichtigt hat, kann sich einen Eindruck davon machen.
Wir arbeiten an einer abgestimmten Konzeption.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716709200

Die Frage 7 des Kollegen Nouripour und die Frage 8

der Kollegin Keul werden schriftlich beantwortet.

Damit sind wir am Ende des Geschäftsbereichs des
Bundesministeriums der Verteidigung. – Herzlichen
Dank, Herr Staatssekretär.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Zur Beantwortung der Fragen steht der Parlamentarische
Staatssekretär Dr. Hermann Kues zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 9 der Kollegin Petra Crone auf:
Aus welchem Grund lädt die Bundesregierung keine Bun-

destagsabgeordneten zum Meinungsaustausch zwischen dem
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) (C)



(D)(B)


und den Verbänden über das Eckpunktepapier zur Vorberei-
tung des Entwurfs eines neuen Pflegeberufsgesetzes?

Bitte, Herr Staatssekretär.

Dr
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1716709300


Frau Präsidentin! Frau Kollegin, ich will darauf gerne
antworten. Im März 2010 ist eine Bund-Länder-Arbeits-
gruppe mit dem Ziel eingesetzt worden, Eckpunkte für
ein neues Pflegeberufsgesetz zu erarbeiten. Die AG hat
aus zwölf Personen bestanden, und zwar aus je zwei Ver-
tretern des Bundesfamilienministeriums und des BMG
und aus je vier Vertretern, die von der Arbeits- und So-
zialministerkonferenz und der Gesundheitsministerkon-
ferenz benannt wurden.

Die Aufgabe dieser Bund-Länder-Kommission war
es, Eckpunkte vorzubereiten, Erfahrungen aus Modell-
vorhaben auszuwerten und mit Experten einen Mei-
nungsaustausch zu pflegen, um zu Ergebnissen zu kom-
men, wie ein solches Gesetz aussehen könnte. Deswegen
sind zu der Veranstaltung am 19. März 2012 zunächst
einmal Fachleute aus dem Vorfeld der Politik eingeladen
worden.

Wenn dieser Diskussionsprozess abgeschlossen ist,
wird der politische Entscheidungsprozess eingeleitet und
ein Referentenentwurf für ein neues Pflegeberufsgesetz
erarbeitet. Es ist völlig selbstverständlich, dass dabei die
Abgeordneten intensiv eingebunden werden.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716709400

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Petra Crone (SPD):
Rede ID: ID1716709500

Danke schön, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär

Kues, wann ist vorgesehen, die Parlamentarier mit ein-
zubeziehen?

Dr
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1716709600


Ich habe ja gesagt, dass die Eckpunkte jetzt feststehen
und wir zuletzt eine Veranstaltung am 19. März 2012,
also in dieser Woche, hatten, die noch auszuwerten sein
wird. Dann werden wir auch parlamentarisch darüber zu
reden haben.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716709700

Ihre zweite Nachfrage.


Petra Crone (SPD):
Rede ID: ID1716709800

Inwieweit wurden Verbände, Gewerkschaften, Träger

usw. mit einbezogen?

Dr
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1716709900


Sie sind mit einbezogen worden. Zunächst einmal
sind je vier Vertreter der Arbeits- und Sozialministerkon-

ferenz und der Gesundheitsministerkonferenz mit einbe-
zogen worden. Außerdem sind die für die Ausbildung in
der Pflege zuständigen Experten, die verschiedene Mo-
dellvorhaben aus mehreren Ländern ausgewertet haben,
mit einbezogen worden, um einen fachlichen Hinter-
grund zu bekommen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716710000

Eine weitere Nachfrage hat der Kollege Grübel.


Markus Grübel (CDU):
Rede ID: ID1716710100

Herr Staatssekretär, wird die Berufsanerkennungs-

richtlinie der Europäischen Union noch abgewartet, und
wer ist federführend?

Dr
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1716710200


Die Berufsanerkennungsrichtlinie der Europäischen
Union muss natürlich abgewartet werden, was die Kon-
sequenzen angeht. Sie wird in die Überlegungen mit ein-
bezogen. In dem Eckpunktepapier ist das, was in der
Berufsanerkennungsrichtlinie gefordert wird, bereits
thematisiert worden.

Federführend werden beide Ressorts sein. Wir hatten
bislang die Regelung, dass BMFSFJ und BMG gemein-
sam die Federführung übernehmen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716710300

Ich rufe die Frage 10 der Kollegin Petra Crone auf:

Wie bewertet die Bundesregierung die Tatsache, dass in
den Beratungen zu den Eckpunkten die europäische Berufs-
anerkennungsrichtlinie ignoriert und keine Finanzierungslö-
sung zwischen Bund und Ländern abgestimmt wurde?

Bitte, Herr Staatssekretär.

D
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1716710400


Es gilt auch hier das, was ich zu Ihrer ersten Frage ge-
sagt habe. Wir hatten eine Bund-Länder-Kommission,
die auf Fachebene gearbeitet hat. Das, was in der Frage
formuliert wird, nämlich dass die Berufsanerkennungs-
richtlinie ignoriert worden sei, stimmt nicht. Die Berufs-
anerkennungsrichtlinie ist in den Eckpunkten berück-
sichtigt worden; dazu ist etwas gesagt worden.

Es ist auch etwas zu den möglichen Finanzierungsva-
rianten der neuen Pflegeausbildung, zur Aufteilung der
Finanzierung zwischen Bund und Ländern, gesagt wor-
den. Ich glaube, es ist nachvollziehbar, dass die Arbeits-
gruppe dazu keine Festlegungen getroffen hat. Das muss
politisch entschieden werden.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716710500

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Petra Crone (SPD):
Rede ID: ID1716710600

Gab es denn Differenzen zwischen Bund und Ländern

zum Thema Finanzierung, und, wenn ja, wie weit lag
man auseinander?






(A) (C)



(D)(B)


Dr
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1716710700


Sie können selbst erahnen, dass diese groß sind. Die
Länder hätten es natürlich am liebsten, wenn der Bund
alles bezahlt. Das kann aber nicht angehen, weil es hier
eine Zuständigkeit der Länder gibt. Man wird sich im
weiteren Verfahren über eine entsprechende Lösung ver-
ständigen müssen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716710800

Ihre zweite Nachfrage.


Petra Crone (SPD):
Rede ID: ID1716710900

Sie sprachen von einem Gesetzentwurf, Herr Staats-

sekretär. Wann ist mit der Vorlage zu rechnen?

Dr
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1716711000


Ich gehe davon aus, dass wir im Laufe des Jahres ei-
nen Gesetzentwurf vorlegen werden.


(Petra Crone [SPD]: Welchen Jahres?)


– Im Laufe dieses Jahres.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716711100

Die Fragen 11 und 12 der Kollegin Christel Humme

werden schriftlich beantwortet wie auch die Frage 13 des
Abgeordneten Heinz Paula. Auch die Fragen 14 und 15
des Kollegen Sönke Rix sollen schriftlich beantwortet
werden, ebenfalls die Fragen 16 und 17 der Kollegin
Özoğuz.

Wir kommen damit zur Frage 18 des Kollegen Volker
Beck:

Teilt die Bundesregierung die Auffassung der Antidiskri-
minierungsstelle des Bundes, wonach die Nichtduldung
schwuler Schützenpaare durch den Bund der Historischen
Deutschen Schützenbruderschaften e. V. ein Signal der Intole-
ranz ist, und teilt die Bundesregierung die Bedenken der Anti-
diskriminierungsstelle des Bundes, ob die Satzungsänderung
des Vereins mit dem Diskriminierungsverbot wegen sexueller

(insbesondere § 18 ff. des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes)


Bitte, Herr Staatssekretär.

Dr
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1716711200


Frau Präsidentin! Herr Kollege Beck, dazu gibt es
eine öffentliche Stellungnahme seitens der Leiterin der
Antidiskriminierungsstelle, die auch wir den Medien
entnommen haben. Die Bundesregierung gibt zu dieser
ersten Einschätzung der Antidiskriminierungsstelle
keine Stellungnahme ab. Die Antidiskriminierungsstelle
wird sich damit auseinandersetzen. Sie ist unabhängig.
Es ist ihre Aufgabe, sich dazu zu positionieren und zu
sagen, wie sie das Ganze rechtlich einschätzt, ob dieses
Vorgehen gegen das Allgemeine Gleichbehandlungs-
gesetz verstößt. Dann werden auch wir uns dazu eine
Meinung bilden.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716711300

Ihre erste Nachfrage.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1716711400

Dass die Bundesregierung keine Auffassung hat,

finde ich etwas ungewöhnlich. § 18 des Allgemeinen
Gleichbehandlungsgesetzes regelt ja, dass die Mitglied-
schaft oder Mitwirkung in Vereinigungen, „deren Mit-
glieder einer bestimmten Berufsgruppe angehören oder
die eine überragende Machtstellung im wirtschaftlichen
oder sozialen Bereich“ – das wäre ja hier einschlägig –
innehaben, diskriminierungsfrei zu erfolgen hat.

Würden Sie mit mir übereinstimmen, dass das Verbot
schwuler Schützenkönigspaare – das klingt vielleicht lä-
cherlich, aber diese Verbände haben 400 000 Mitglieder;
das ist also keine Marginalie – eine mittelbare oder un-
mittelbare Diskriminierung aufgrund der sexuellen Iden-
tität nach dem AGG darstellt?

Dr
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1716711500


Herr Beck, ich bitte um Verständnis, dass wir erst ab-
warten, bis die Antidiskriminierungsstelle überprüft hat,
ob die Satzungsänderung gegen das Gesetz verstößt, und
sich dazu öffentlich positioniert hat. Dazu kann ich per-
sönlich eine Meinung haben. Es ist aber, wie ich finde,
richtig, dass sich die Antidiskriminierungsstelle – wir
hatten ja eine unabhängige Stelle gewollt – eine Mei-
nung bildet und auch entsprechend aktiv wird.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716711600

Ihre zweite Nachfrage.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1716711700

Also ist sozusagen Auffassung der Bundesregierung,

dass sie keine eigenen Kompetenzen mehr im Bereich
der Antidiskriminierungspolitik hat, weil diese auf die
Antidiskriminierungsstelle übergegangen sind? So ver-
hält es sich, glaube ich, rechtlich nicht. Sie müssten ei-
gentlich eine Rechtsauffassung haben und diese auch
dem Parlament gegenüber darlegen.

Dr
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1716711800


Herr Beck, Sie haben gerade das Gesetz sehr präzise
zitiert. Ich kann das nur bestätigen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kenne ich auch! Ich habe es ja geschrieben!)


Ich denke aber, Sie wissen auch, dass wir gemeinsam
aus guten Gründen die Regelung getroffen haben, dass
die Antidiskriminierungsstelle unabhängig arbeiten soll.
Ich fände es etwas unangemessen, wenn die Bundes-
regierung, bevor hierzu eine Stellungnahme im Einzel-
nen abgegeben wird, auch im Hinblick auf die Satzung
des Schützenwesens, eine Position beziehen würde. Sie
wird jedoch eine Position beziehen, und Sie haben viel-





Parl. Staatssekretär Dr. Hermann Kues


(A) (C)



(D)(B)


leicht meinen Bemerkungen entnommen, dass ich per-
sönlich dazu auch eine Position habe.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716711900

Die Fragen 19 und 20 des Kollegen Siegmund

Ehrmann werden schriftlich beantwortet wie auch die
Frage 21 der Kollegin Tabea Rößner. Die Fragen 22 und
23 der Kollegin Beate Walter-Rosenheimer werden
ebenfalls schriftlich beantwortet.

Damit sind wir am Ende dieses Geschäftsbereichs. –
Herzlichen Dank, Herr Staatssekretär.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Gesundheit. Die Frage 24 des Kollegen
Harald Weinberg wird schriftlich beantwortet.

Damit sind wir im Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.
Zur Beantwortung steht der Parlamentarische Staatsse-
kretär Jan Mücke zur Verfügung.

Die Fragen 25 und 26 des Kollegen Dr. Anton Hofreiter
werden schriftlich beantwortet wie auch die Frage 27 der
Kollegin Dorothea Steiner sowie die Fragen 28 und 29
des Kollegen Gustav Herzog.

Ich rufe die Frage 30 der Kollegin Karin Roth auf:
Ist es richtig, dass der Ausbau der Neckarschleusen für

135 Meter lange Schiffe bis Plochingen von der Zusage der
Landesregierung Baden-Württemberg, weiterhin zu dem Pro-
jekt zu stehen, abhängig ist, so wie es der Abgeordnete

(Eßlinger Zeitung vom 13. März 2012)

raussetzung dafür sei ein klares Bekenntnis der Landesregie-
rung zum Ausbau bis Plochingen“, und, wenn ja, ist damit die
Ankündigung von Bundesminister Dr. Peter Ramsauer hinfäl-
lig, den Neckarschleusenausbau nur bis Heilbronn zu finan-
zieren?

Bitte, Herr Staatssekretär.

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1716712000


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Kollegin Roth,
die Antwort lautet: Es ist richtig, dass ein klares Be-
kenntnis der Landesregierung zum Ausbau des Neckars
bis Plochingen eine notwendige, jedoch keine hinrei-
chende Voraussetzung für ein solches Projekt ist, auch
weil weitere Rahmenbedingungen, wie beispielsweise
die Finanzierbarkeit, erfüllt sein müssen. Die Spielräume
für Investitionen in Bundeswasserstraßen sind begrenzt.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716712100

Ihre erste Nachfrage, bitte.


Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1716712200

Vielen Dank, Herr Staatssekretär. – Das ist ja schon

lange bekannt. Mein Kollege Grübel, der heute auch hier
ist, hat aber in einer Pressemitteilung behauptet, dass der
Ausbau nur davon abhängt, dass die Landesregierung
sich zu diesem Projekt bekennt. Er hat gesagt, dass er
dem Herrn Minister Ramsauer das Projekt ans Herz ge-
legt hat. Das ist fein. Dann hat er allerdings hinzugefügt
– ich zitiere –: Voraussetzung dafür ist ein klares Be-

kenntnis der Landesregierung zum Ausbau bis Plochin-
gen.

Das ist von der Landesregierung mehrmals erfolgt,
sowohl vom Minister als auch von den Koalitionsfrak-
tionen. Jetzt frage ich mich: Drückt sich Herr Ramsauer
so schlecht aus, dass mein Kollege Grübel ihn missver-
stehen muss, oder ist es vielleicht so, dass die Antwort
des Ministers davon abhängt, wer fragt? Ich frage Sie
jetzt noch einmal: Beabsichtigt die Bundesregierung, so
wie es in dem Vertrag des Bundes mit dem Land Baden-
Württemberg vorgesehen ist, die Neckarschleusen bis
2025 bis Plochingen auszubauen?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716712300

Bitte, Herr Staatssekretär.

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1716712400


Diese Frage möchte ich sehr gerne beantworten.
Selbstverständlich hat sich Herr Bundesminister
Dr. Ramsauer sehr klar ausgedrückt,


(Karin Roth [Esslingen] [SPD]: Offensichtlich nicht!)


so wie er das immer tut. Daran habe ich gar keinen
Zweifel.

Die Antwort wurde schon mehrfach gegeben. Sie fra-
gen ja relativ häufig in der Fragestunde nach diesem Pro-
jekt; auch ich selber hatte schon häufiger die Ehre, Ihnen
Ihre Fragen dazu zu beantworten.

Der Bund steht zu der Zusage, dass wir auch den
Neckarabschnitt zwischen Stuttgart und Plochingen er-
tüchtigen. Wir wissen, dass das mit Blick auf die Bun-
deswasserstraßen in Baden-Württemberg ein wichtiges
Projekt ist. Aber klar ist auch: Es werden Prioritäten ge-
setzt. Deshalb habe ich vorhin gesagt, dass beispiels-
weise die Finanzierbarkeit eine notwendige Vorausset-
zung für einen solchen Ausbau ist. Nach den gesetzten
Prioritäten müssen zunächst andere Strecken, auch ent-
lang des Neckars, ausgebaut werden. Dazu gehört, wie
Sie wissen, die Strecke zwischen Mannheim und Heil-
bronn. Diese ist für uns von größter Wichtigkeit. Ich
gehe davon aus, dass wir zu gegebener Zeit, auch was
den Ausbau der Schleusen bis Plochingen angeht, zu ei-
nem Ergebnis kommen werden.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716712500

Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage.


Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1716712600

Herr Staatssekretär, es ist kein Wunder, dass ich nach-

frage; denn ich habe damals gemeinsam mit dem Staats-
sekretär Köberle als Staatssekretärin im zuständigen
Bundesverkehrsministerium diese Vereinbarung ge-
schlossen. Deshalb weiß ich auch, wie die Planungen
aussehen und was vonseiten des Bundes zugesichert
worden ist. Mich ärgert nur, dass im Land immer der
Eindruck erweckt wird, es liege an der Landesregierung,
dass diese Investitionen nicht geplant werden – übrigens
natürlich in den Ausbau von Heilbronn bis Plochingen,





Karin Roth (Esslingen)



(A) (C)



(D)(B)


nicht nur von Stuttgart bis Plochingen. In Bezug auf die
Planungen – und wir reden nicht über Planungen bis
2013/14, sondern bis 2025 – kann der Herr Ramsauer
dem Herrn Grübel nicht sagen, die grün-rote Landesre-
gierung müsse sich dazu bekennen, wenn nicht einmal
Sie hier heute bekennen, dass die Planungen weiterhin so
bestehen, wie sie im Vertrag vorgesehen sind. Ich frage
Sie jetzt noch einmal – deshalb bin ich heute hier –: Ist
das, was Herr Ramsauer gegenüber Herrn Grübel gesagt
hat, richtig oder nicht?

J
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1716712700


Wie ich schon sagte: Alles, was Herr Minister
Ramsauer zu diesem Thema geäußert hat, ist selbstver-
ständlich richtig.


(Karin Roth [Esslingen] [SPD]: Aber was?)


Sie wissen, dass wir gemeinsam vereinbart haben, dass
die Landesregierung von Baden-Württemberg auch die
Planungen mit unterstützen soll. Diese Unterstützung
muss natürlich gegeben werden, ansonsten werden wir
nicht zu einer Investitionsentscheidung kommen.

Wenn klar ist, dass die Landesregierung von Baden-
Württemberg dieses Projekt unterstützt und gemeinsam
mit der Wasserstraßenverwaltung auch die Planungen
mit vorantreibt, dann wird es möglich sein, diese Strecke
auszubauen. Aber ich verweise noch einmal darauf, dass
einige andere Bedingungen ebenfalls erfüllt sein müs-
sen. Ich nenne unter anderem die Möglichkeit der Finan-
zierung im Rahmen der uns vom Haushaltsgesetzgeber
zur Verfügung gestellten Haushaltsmittel.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716712800

Ihre Nachfragemöglichkeiten sind erschöpft.

Die Frage 31 der Kollegin Cornelia Behm wird
schriftlich beantwortet.

Ich rufe die Frage 32 des Kollegen Bartol auf. – Der
Kollege Bartol ist offensichtlich nicht anwesend. Dann
verfahren wir bei den Fragen 32 und 33 so, wie in unse-
rer Geschäftsordnung vorgesehen.

Die Frage 34 des Kollegen Stephan Kühn wird
schriftlich beantwortet wie auch die Frage 35 des Kolle-
gen Dr. Ilja Seifert.

Damit sind wir beim Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi-
cherheit.

Ich rufe die Frage 36 des Kollegen Manfred Nink
auf. – Auch dieser ist nicht mehr anwesend. Wir verfah-
ren also bei den Fragen 36 und 37 so, wie in unserer Ge-
schäftsordnung vorgesehen.

Die Fragen 38 und 39 der Kollegin Sylvia Kotting-
Uhl werden schriftlich beantwortet wie auch die Fra-
gen 40 und 41 des Kollegen Hans-Josef Fell und die Fra-
gen 42 und 43 des Kollegen Oliver Krischer.

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Bildung und Forschung.

Zur Beantwortung der Fragen steht der Parlamentari-
sche Staatssekretär Thomas Rachel zur Verfügung.

Die Fragen 44 und 45 der Kollegin Marianne Schieder
werden schriftlich beantwortet.

Ich rufe die Frage 46 des Kollegen Brase auf:
Versendet das Bundesministerium für Bildung und For-

schung Informationskurzbriefe zu Projektförderungen bzw.
Projektsteckbriefe, und, falls ja, werden diese Briefe erst nach
dem Beschluss über eine Förderung oder bereits im Vorfeld
einer Förderzusage an Wahlkreisabgeordnete verschickt?

Herr Staatssekretär Rachel, Sie haben das Wort zur
Beantwortung.

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1716712900


Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Kollege Brase,
ich kann Ihnen auf Ihre Frage antworten, dass das Bun-
desministerium für Bildung und Forschung die Abgeord-
neten des Bundestages grundsätzlich nicht vorab, son-
dern nach einer Bewilligung informiert.


(Willi Brase [SPD]: Einverstanden!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716713000

Sie haben das Wort zu einer ersten Nachfrage. – Sie

verzichten?


(Willi Brase [SPD]: Ja!)


Dann kommen wir zur Frage 47 des Kollegen Brase:
Wie viele dieser Projektsteckbriefe an Mitglieder des

Deutschen Bundestages werden durchschnittlich pro Woche
versandt, und wie viele Vollzeitstellenäquivalente entsprechen
dem Arbeitsaufwand für das Verfassen und Versenden dieser
Briefe?

Bitte, Herr Staatssekretär.

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1716713100


Sehr geehrter Herr Kollege Brase, mit Maßnahmen
der Projektförderung setzt das BMBF den Regierungs-
auftrag der Koalitionsfraktionen um. Seit Frühjahr 2009
informiert das BMBF über besondere Vorhaben in Wahl-
kreisen, nachdem sie – das ist ein Bezug auf die vorhe-
rige Frage – bewilligt worden sind. Diese Information
über besondere Vorhaben im Bereich der Projektförde-
rung ist ein letztlich kleiner Teil der umfassenden
Kommunikation, die wir als Ministerium im parlamenta-
rischen Raum anbieten und für die insgesamt eine ange-
messene Stellenausstattung zur Verfügung steht.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716713200

Sie haben das Wort zu einer Nachfrage. – Sie verzich-

ten. Aber der Kollege Beck hat eine Nachfrage dazu.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1716713300

Ich möchte nur wissen, welche Abgeordnete Sie bei

einem bewilligten Projekt informieren. Sind das alle Ab-
geordnete, die in dem jeweiligen Wahlkreis kandidiert
haben? Oder informieren Sie grundsätzlich alle Abge-
ordnete aller Fraktionen, die in der Nähe des Wahlkrei-





Volker Beck (Köln)



(A) (C)



(D)(B)


ses wohnen? Oder informieren Sie nur Abgeordnete der
Koalition in dem jeweiligen Wahlkreis?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716713400

Herr Staatssekretär, Sie haben das Wort.

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1716713500


Danke schön, Frau Präsidentin. – Herr Kollege Beck,
das Verfahren ist wie folgt: Nach der Bewilligung von
Projektförderungen haben grundsätzlich alle Abgeordne-
ten aller Fraktionen die Möglichkeit, sich über die Pro-
jektbewilligungen zu informieren. Dafür steht im Inter-
net eine umfangreiche Datenbank zur Verfügung. Man
findet sie unter der Adresse www.foerderkatalog.de. Sie
ermöglicht allen Abgeordneten, egal welcher Fraktion
oder welcher regionalen Herkunft, sich über sämtliche
Projekte einzelner Bundesministerien, auch des BMBF,
zu informieren. Auf dieser Seite erhält man Informatio-
nen über die Förderung in den Städten und Gemeinden
und über die Empfänger. Darüber hinaus ist im April
2009 vereinbart worden, über Projektsteckbriefe genau-
ere Informationen zu geben, weil es diesen Wunsch aus
der damaligen Regierungskoalition gab. Diesem Anlie-
gen wurde Rechnung getragen. Diejenigen, die danach
gefragt haben, haben stets entsprechende Informationen
erhalten.

Zudem informieren wir auch die Landesregierungen
über große Projekte, soweit sie regional betroffen sind.
Dies geschieht natürlich unabhängig von der Zusam-
mensetzung der jeweiligen Landesregierung. Das Krite-
rium hierfür ist, ob ein großes Projekt in ihrem Umfeld,
zum Beispiel ein Spitzencluster, erfolgreich war.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716713600

Der Kollege Albert Rupprecht hat ebenfalls eine

Nachfrage.


Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1716713700

Herr Staatssekretär, ich gehe davon aus, dass das

Ministerium Fragen vonseiten der Parlamentarier beant-
wortet. Wir, die Unionsfraktion, haben zu Beginn der
Legislaturperiode formuliert, dass wir es, neben der
Möglichkeit, die Informationen im Internet einsehen zu
können, für angemessen halten würden, eine schriftliche
Information zu bekommen, wenn in unseren Wahlkrei-
sen Fördermaßnahmen bewilligt wurden. Meine Frage
an Sie ist: Haben Herr Brase und auch der Haushaltsbe-
richterstatter der SPD, der Kollege Hagemann, die dieses
Prozedere zum Thema machen, den Wunsch an das
Ministerium geäußert, über Projektfördermaßnahmen in
ihren Wahlkreisen schriftlich informiert zu werden?

T
Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1716713800


Herr Kollege Rupprecht, es ist tatsächlich so: Wir er-
halten eine Vielzahl von Fragen von Abgeordneten aus
den verschiedenen Fraktionen. Wir bemühen uns, sie
umgehend zu beantworten. Bei Herrn Brase – das wird
er mir nachsehen – habe ich das nicht im Kopf. Bei

Herrn Hagemann kann ich mich noch erinnern. Herr
Hagemann hat zu den in seinem Wahlkreis geförderten
Projekten eine Anfrage gestellt. Sie bezog sich auf die
Förderungen in seinem Wahlkreis und in einem Nach-
barwahlkreis, die im Jahre 2010 erfolgt sind. Er hat
24 Stunden später eine ausführliche Zusammenstellung
der gesamten Projekte erhalten. Auch sonst ist er je-
mand, der intensiv nachfragt. Allein im Jahr 2011 haben
wir 57 Anfragen vom Abgeordneten Hagemann bekom-
men, die sich in 150 Einzelfragen aufgeteilt haben, die
die Beamtinnen und Beamten des Ministeriums selbst-
verständlich gerne und ausführlich beantwortet haben.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716713900

Danke, Herr Staatssekretär.

Die Fragen 48 und 49 des Kollegen Michael Gerdes
werden schriftlich beantwortet. Die Fragen 50 und 51
des Kollegen Dr. Ernst Dieter Rossmann werden eben-
falls schriftlich beantwortet wie auch die Frage 52 des
Kollegen Klaus Hagemann.

Damit sind wir am Ende dieses Geschäftsbereiches
und kommen zum Geschäftsbereich des Bundesministe-
riums für Wirtschaft und Technologie. Zur Beantwor-
tung der Fragen steht der Parlamentarische Staatssekre-
tär Ernst Burgbacher zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 53 der Kollegin Dr. Dagmar
Enkelmann auf:

Welche konkreten preissenkenden Wirkungen bei Benzin
und Diesel erwartet die Bundesregierung durch die Umset-
zung der am 4. März 2012 im Koalitionsausschuss beschlos-
senen, auf mehr Wettbewerb orientierten Änderung des
Kartellrechts, und erwägt die Bundesregierung weitere Maß-
nahmen wie zum Beispiel Veränderungen bei der Pendlerpau-
schale, um eine transparente und sozial gerechte Preisgestal-
tung von Benzin und Diesel zu erreichen?

Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1716714000


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Verehrte Kollegin
Enkelmann, mit der 8. Novelle des Gesetzes gegen Wett-
bewerbsbeschränkungen ist geplant, das Verbot der so-
genannten Preis-Kosten-Schere dauerhaft gesetzlich zu
verankern. Danach dürfen zum Beispiel marktmächtige
Mineralölunternehmen ihren mittelständischen Konkur-
renten nicht länger Kraftstoffe zu einem höheren Preis
liefern als zu dem, den sie selbst an ihren eigenen Tank-
stellen von den Endverbrauchern verlangen. Das Verbot
erfüllt im Mineralölsektor eine ganz wichtige Funktion:
Es verhindert unbillige Behinderungen kleiner und mit-
telständischer Unternehmen und stärkt damit den Wett-
bewerb.

Sie haben auch nach der Entfernungspauschale ge-
fragt. Die Entfernungspauschale ist eine verkehrsmit-
telunabhängige Pauschale, die der Gesetzgeber losgelöst
von den tatsächlichen Kosten in haushaltspolitisch ver-
tretbarem Umfang festgelegt hat. Das heißt: Unabhängig
davon, wie der Arbeitnehmer den Weg zu seiner regel-
mäßigen Arbeitsstätte zurücklegt – zu Fuß, mit dem
Fahrrad, den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem





Parl. Staatssekretär Ernst Burgbacher


(A) (C)



(D)(B)


Pkw –, kann er 30 Cent je Entfernungskilometer als
Werbungskosten ansetzen. Zwischen der Höhe der Ben-
zinpreise und der Höhe der Entfernungspauschale be-
steht somit keine unmittelbare Verknüpfung.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716714100

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716714200

Herr Kollege Burgbacher, ich hoffe, Sie können die

Leute verstehen, die jetzt an die Tankstellen fahren und
aufgrund der Preise mit Tränen in den Augen tanken.
Die Preise, die sie dort zu zahlen haben, sind bald nicht
mehr vermittelbar.

Das Verbot, von dem Sie gesprochen haben, hilft of-
fenkundig nicht. Mir liegt eine ganz aktuelle Meldung
vor, die heute um 13.59 Uhr eingegangen ist: Eine Stu-
die aus Hamburg belegt, dass in den letzten Jahren nicht
die Bindung an die Rohölpreise zu den hohen Benzin-
preisen geführt hat, sondern das Streben der Ölkonzerne
nach Gewinnmaximierung. Insofern gibt es sehr wohl
gesetzlichen Handlungsbedarf. Sehen Sie diesen gesetz-
lichen Handlungsbedarf, und wenn ja, wie will die Re-
gierung diesen Bedarf ausfüllen?

E
Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1716714300


Frau Kollegin Enkelmann, Sie wissen, dass sich das
Bundeskartellamt sehr intensiv mit diesem Problem be-
schäftigt hat. Darüber wurde im Wirtschaftsausschuss
ausführlich diskutiert. Die Gründe sind vielfältiger Na-
tur. Hierzu gehören politische Unsicherheiten ebenso
wie der Euro-Dollar-Wechselkurs. Ich habe Ihnen ge-
sagt: Wir werden mit der 8. GWB-Novelle Änderungen
vornehmen. Auch mir tränen die Augen, wenn ich an der
Tankstelle bin.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Nur haben wir andere Einkommen!)


Ich sehe das Problem; es macht aber überhaupt keinen
Sinn, jetzt irgendwelche Schnellschüsse abzufeuern. Das
Bundeskartellamt beschäftigt sich mit der Angelegen-
heit, ebenso das Ministerium. Wir wissen selbstverständ-
lich, dass die Energiekosten insgesamt für unsere Wirt-
schaft ein ganz wesentlicher Faktor sind.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716714400

Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage.


Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716714500

Lieber Kollege Burgbacher, wir beobachten diese

Preisentwicklung seit Monaten. Hier geht es nicht um
Schnellschüsse. In den letzten drei Monaten ist der Preis
für Superbenzin im Schnitt um 11,3 Cent pro Liter ge-
stiegen, aber nur 6,6 Cent davon beruhen tatsächlich auf
gesteigerten Rohölpreisen. Ist das für die Regierung kein
Grund zum Handeln?

E
Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1716714600


Frau Kollegin Enkelmann, wir haben ja gehandelt,
und zwar mit der 8. GWB-Novelle. Damit schaffen wir
mehr Wettbewerb; denn das Problem ist, dass die mittel-
ständischen Tankstellen, die Freien Tankstellen, benach-
teiligt sind.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Die Gewinne machen doch nicht die Tankstellen, die machen die Mineralölkonzerne!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716714700

Frau Kollegin Enkelmann!

E
Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1716714800


Die Verhältnisse werden sich erst dann ändern, wenn
wir Wettbewerb in den Markt bekommen. Mit diesem
Problem beschäftigt sich das Kartellamt; auch wir be-
schäftigen uns damit. In diesem Zusammenhang gibt es
viele andere Vorschläge, beispielsweise das westaustrali-
sche oder das österreichische Modell. Wir haben aber in-
zwischen festgestellt, dass auch mit diesen Modellen
große Risiken verbunden sind. Wir handeln, aber wir
handeln verantwortlich.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Vom Handeln ist nicht viel zu merken!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716714900


(Esslin gen)

in unserer Geschäftsordnung vorgesehen.

Die Fragen 55 und 56 des Kollegen Dr. h. c. Jürgen
Koppelin werden schriftlich beantwortet wie auch die
Fragen 57 und 58 des Kollegen Lars Klingbeil. – Herzli-
chen Dank, Herr Staatssekretär.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Auswärtigen
Amtes. Zur Beantwortung steht die Staatsministerin im
Auswärtigen Amt Cornelia Pieper zur Verfügung. Die
Fragen 59 und 60 des Kollegen Dr. Rolf Mützenich sol-
len schriftlich beantwortet werden. Die Frage 61 des
Kollegen Hans-Christian Ströbele soll ebenfalls schrift-
lich beantwortet werden wie auch die Frage 62 der Kol-
legin Heike Hänsel. Das gilt genauso für die Frage 63
des Kollegen Nouripour und die Fragen 64 und 65 des
Kollegen Koenigs. Die Fragen 66 und 67 der Kollegin
Dağdelen sollen ebenfalls schriftlich beantwortet werden
wie auch die Frage 68 der Kollegin Keul.

Damit sind wir am Ende dieses Geschäftsbereichs.
Herzlichen Dank, Frau Staatsministerin.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums des Innern. Zur Beantwortung der Fragen
steht der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Ole
Schröder zur Verfügung.

Die Fragen 69 und 70 des Kollegen Hunko sollen
schriftlich beantwortet werden.





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) (C)



(D)(B)


Ich rufe die Frage 71 des Kollegen Volker Beck auf:
Wie – Zeitpunkt, Zahl, Parteiebene, welche der 19 Ge-

heimdienste – wird die Abschaltung der V-Leute in der NPD
im Einzelnen vor sich gehen, und wie schätzt die Bundesre-
gierung die Beweislage für einen NPD-Verbotsantrag bezüg-
lich der Hürden in der Rechtsprechung des Bundesverfas-
sungsgerichts und des Europäischen Gerichtshofs für
Menschenrechte, tatsächliche Gefahr, ein?

Bitte, Herr Staatssekretär.

D
Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1716715000


Herr Kollege, ich beantworte Ihre Frage wie folgt:
Nach den Vorgaben des Beschlusses des Bundesverfas-
sungsgerichts vom 18. März 2003

… müssen die staatlichen Stellen rechtzeitig vor
dem Eingang des Verbotsantrags beim Bundesver-
fassungsgericht – spätestens mit der öffentlichen
Bekanntmachung der Absicht, einen Antrag zu stel-
len – ihre Quellen in den Vorständen einer politi-
schen Partei

– in Bund und Ländern –

„abgeschaltet“ haben …

Hierüber wird am 22. März 2012 auf einer Sonder-
sitzung der Ständigen Konferenz der Innenminister und
-senatoren der Länder mit dem Bundesminister des In-
nern beraten.

Unabhängig davon sind die verfassungsrechtlichen
Anforderungen an ein erfolgreiches Parteiverbotsverfah-
ren weiterhin hoch. Dies gilt insbesondere in Ansehung
der Nachweisführung betreffend die frühere Quellenlage
auf Vorstandsebene sowie hinsichtlich des Umgangs mit
Material, das möglicherweise quellenbelastet ist. Da-
rüber hinaus sind die sich aus der Europäischen Men-
schenrechtskonvention ergebenden Anforderungen zu
beachten. Ein mögliches Verfahren muss daher mit gro-
ßer Sorgfalt vorbereitet werden. Die Beweislage im Hin-
blick auf einen NPD-Verbotsantrag lässt sich erst nach
Durchführung und Bewertung einer Materialsammlung
konkret beurteilen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716715100

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1716715200

Meine erste Frage wäre zur Abschaltung von V-Leu-

ten, die vom Bundesamt für Verfassungsschutz oder von
einem der anderen beiden bundesdeutschen Dienste ge-
führt werden. Mit welcher Position wird denn der Bun-
desinnenminister in die Innenministerkonferenz gehen?
Die Abschaltung von wie vielen V-Leuten, die der Bund
in den drei Geheimdiensten führt, wird er in diesen Ge-
sprächen anbieten? In welcher Weise soll das im Einzel-
nen geschehen?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716715300

Sie haben das Wort.

D
Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1716715400


Der Bundesinnenminister geht mit der Position in
diese Verhandlungen, dass auch die Dienste des Bundes
ihre Quellen auf Führungsebene der NPD abschalten.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716715500

Ihre zweite Nachfrage.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1716715600

Ich hatte etwas präziser gefragt, aber sei es drum.

Vielleicht haben deshalb heute so viele Leute keine Lust
auf eine mündliche Beantwortung. – Die zweite Frage ist
zu den hohen Hürden. Ich meine, das muss einem ernst-
haft Sorge machen. Wenn man sich die Rechtsprechung
des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte zu
Parteienverboten anschaut, dann sieht man, dass er ver-
langt, darzulegen, dass die zu verbietende Organisation
eine tatsächliche, aktuelle Gefährdung der demokrati-
schen, rechtsstaatlichen Verhältnisse eines Landes dar-
stellt. Sieht denn die Bundesregierung aufgrund des ge-
genwärtigen Erkenntnisstandes bei den eigenen Diensten
und aufgrund dessen, was sie im Bereich der Innen-
ministerkonferenz diskutiert hat, gegenwärtig Anlass zu
der Annahme, man könne diese Hürde mit dieser Be-
weislage nehmen, oder würde die Bundesregierung sa-
gen, man müsse hier weiter abwarten, bevor man sich zu
einem Verbotsantrag entschließt?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716715700

Sie haben das Wort zur Beantwortung.

D
Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1716715800


Wir befinden uns im Hinblick auf die Erfolgsaussich-
ten eines möglichen Verbotsverfahrens in der Prüfungs-
phase. Da muss genau das berücksichtigt werden, was
Sie eben gesagt haben: Es muss nach der Rechtspre-
chung des Europäischen Gerichtshofes für Menschen-
rechte plausible Beweise geben, dass die Partei ein hin-
reichendes, unmittelbar drohendes Risiko für die
Demokratie darstellt. Das ist eine noch höhere Hürde als
die, die die Rechtsprechung des Bundesverfassungsge-
richts vorgibt. Das Bundesverfassungsgericht wird
selbstverständlich die Rechtsprechung des EGMR mit-
berücksichtigen müssen, weil wir Vertragsstaat sind.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716715900

Die Frage 72 des Kollegen Hans-Christian Ströbele

soll schriftlich beantwortet werden wie auch die
Frage 73 des Kollegen Klaus Ernst. – Herzlichen Dank,
Herr Staatssekretär.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums der Justiz. Die Frage 74 des Kollegen
Dr. Ilja Seifert wird schriftlich beantwortet.

Damit sind wir beim Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums der Finanzen. Die Frage 75 des Kollegen
Klaus Ernst soll schriftlich beantwortet werden.





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) (C)



(D)(B)


Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Arbeit und Soziales. Zur Beantwortung
der Fragen steht der Parlamentarische Staatssekretär
Hans-Joachim Fuchtel zur Verfügung. Die Fragen 76
und 77 des Kollegen Anton Schaaf werden schriftlich
beantwortet wie auch die Frage 78 der Kollegin Jutta
Krellmann.

Ich rufe die Frage 79 des Kollegen Markus Kurth auf:
Mit welcher Begründung hält die Bundesregierung die

Einlegung des Vorbehalts gegen das Europäische Fürsorge-
abkommen im Dezember 2011 mit Art. 19 der Wiener Ver-
tragsrechtskonvention vereinbar, wonach ein Vorbehalt dann
nicht angebracht werden kann, wenn dieser „mit Ziel und
Zweck des Vertrags unvereinbar ist“?

Bitte, Herr Staatssekretär.

H
Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1716716000


Herr Kollege Kurth, die Begründung ergibt sich
schlichtweg bereits aus dem Vertragstext, hier aus
Art. 16 Buchstabe b des Europäischen Fürsorgeabkom-
mens. Die Möglichkeit nachträglicher Vorbehalte wegen
nationaler Rechtsänderung ist dort eindeutig beschrie-
ben. Wenn Sie möchten, lese ich Ihnen das noch vor.
Wenn Sie das selber lesen möchten, dürfen Sie es selber
gerne einmal nachschlagen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716716100

Möchten Sie eine Nachfrage stellen, oder soll ich den

Staatssekretär zum Verlesen auffordern?


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1716716200

Nein, ich kann das selber nachlesen. – Ich halte die

Antwort aber für nicht zufriedenstellend und möchte da-
her die Möglichkeit einer Nachfrage in Anspruch neh-
men.

Herr Staatssekretär, natürlich ist es möglich, einen
Vorbehalt gegen bestimmte Regelungsbereiche einzule-
gen. Das ist in allen völkerrechtlichen Verträgen so gere-
gelt. Aber wenn sich der Vorbehalt sozusagen gegen das
Kernanliegen des Vertrages richtet – in dem Fall geht es
um die Gewährung gegenseitigen Sozialschutzes –, dann
wird im Grunde genommen der gesamte Vertrag ausge-
höhlt und somit in gewisser Weise sinnentleert. Genau
die Art von Vorbehalten, die sich gegen den Wesenskern
eines Abkommens richten, sind nicht möglich – zumin-
dest nach der Wiener Vertragsrechtskonvention, die so
etwas wie die Geschäftsordnung der internationalen Ver-
träge darstellt. Wie ist das also mit der Vereinbarkeit?

H
Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1716716300


Wir stellen mit der von uns eingeleiteten Maßnahme
den Zustand wieder her, der zuvor in § 7 SGB II bereits
bestanden hatte. Hierzu gab es mehrere Entscheidungen
von Gerichten. In der Folge stellte man sich die Frage,
wie weiterzuverfahren ist. Man hat sich dann dafür ent-
schieden, den Zustand, der zunächst von Gesetzes wegen
gewollt war, wiederherzustellen. Deshalb hat man die
entsprechende Maßnahme ergriffen. Wir können Ihrem

Vorhalt daher nicht folgen. Wir machen nichts anderes
als das, was vorher bereits geregelt war. Wir mussten nur
eine Runde durch den Gesetzesdschungel gehen, um
wieder das gleiche Ergebnis zu erreichen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716716400

Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage.


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1716716500

Sie sprechen das an, was im Gesetz ursprünglich ge-

regelt war und was Sie durch das Einlegen des Vorbe-
halts wiederherstellen. Aber es ist doch so: Das, was
durch das Gesetz ursprünglich geregelt worden war, ist
gemäß Bundessozialgericht mit dem Europäischen Für-
sorgeabkommen nicht vereinbar. Das muss man einmal
festhalten. Ihre Antwort darauf ist nun, dass Sie das Ab-
kommen faktisch außer Kraft setzen. Wäre es in diesem
Fall nicht ehrlicher oder direkter gewesen, das Europäi-
sche Fürsorgeabkommen aufzukündigen?

H
Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1716716600


Ich kann Ihren Ausführungen nicht folgen. – Es gab
einen Rechtszustand, der durch die Gesetzgebung dieses
Parlaments herbeigeführt wurde. Durch Gerichtsent-
scheidungen hat er eine andere Wendung genommen.
Das ist aber reparabel. Jetzt wird wieder der Zustand
herbeigeführt, der zunächst bestanden hat. Dieses Für-
sorgeabkommen enthält noch eine ganze Reihe von
sonstigen Vorschriften. Wir wollten wirklich nur die he-
rausgreifen, die exakt diesen Punkt betreffen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716716700

Ich rufe die Frage 80 des Kollegen Markus Kurth auf:

Auf welcher Rechtsgrundlage basiert die Annahme der
Bundesregierung, für Staatsangehörige der Vertragsstaaten
des Europäischen Fürsorgeabkommens kommen Leistungen
nach dem Asylbewerberleistungsgesetz in Betracht, wenn sie
von Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende und

(Bundestagsdrucksache 17/8699, Antwort zu Frage 61)


Bitte, Herr Staatssekretär.

H
Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1716716800


Soweit Staatsangehörige aus Vertragsstaaten des Eu-
ropäischen Fürsorgeabkommens aufgrund des Leis-
tungsausschlusses nach § 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II
keine Leistungen nach dem SGB II erhalten, sind jeden-
falls Leistungen im Rahmen der unabweisbaren Hilfe
analog § 1 a des Asylbewerberleistungsgesetzes denk-
bar. Die Begründung liegt darin, dass andernfalls die Be-
troffenen schlechter gestellt wären als Ausländer, die
nicht Staatsangehörige von Vertragsstaaten des EFA sind
und deren Einreise nur erfolgt ist, um Leistungen nach
dem Asylbewerberleistungsgesetz zu beziehen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716716900

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.






(A) (C)



(D)(B)



Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1716717000

Das Asylbewerberleistungsgesetz nennt selber die

Leistungsvoraussetzungen, die gegeben sein müssen, um
das in Anspruch nehmen zu können. Arbeitsuchende aus
den europäischen Nachbarstaaten – oder in dem Fall aus
den Vertragsstaaten – finde ich jedenfalls nicht im Text
des Asylbewerberleistungsgesetzes. Können Sie noch
einmal genauer ausführen, worauf sich denn die An-
spruchsgrundlage in dem Gesetz selbst bezieht?

H
Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1716717100


Sie haben hier vielleicht das kleine Wort „analog“
überhört. Deswegen möchte ich es noch einmal hervor-
heben. Es gibt, wie Sie wissen, immer wieder Gesetzes-
auslegungen im Hinblick auf deren Anwendung auf ver-
gleichbare Fälle. Deswegen wird hier die Analogie
benutzt.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716717200

Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage.


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1716717300

Wie bewerten Sie denn vor diesem Hintergrund den

Vermerk des Berliner Sozialsenators – ich glaube, es ist
sogar eine Weisung –, der besagt, dass Leistungen nach
dem Sozialhilfegesetz bzw. nach dem SGB XII infrage
kämen?

H
Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1716717400


Das können wir nicht ausschließen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716717500

Die Fragen 81 und 82 der Kollegin Sabine

Zimmermann werden schriftlich beantwortet. – Herzli-
chen Dank, Herr Staatssekretär.

Wir sind damit am Ende der Fragestunde.

Ich unterbreche die Sitzung des Bundestages bis
15.30 Uhr. Wir fahren um 15.30 Uhr mit der Aktuellen
Stunde zum Thema „Haltung der Bundesregierung zur
Verwendung der Überschüsse in der gesetzlichen Kran-
kenversicherung“ fort.

Die Sitzung ist unterbrochen.


(Unterbrechung von 14.48 Uhr bis 15.30 Uhr)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1716717600

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die unterbrochene

Sitzung ist wieder eröffnet.

Ich rufe den Zusatzpunkt 1 auf:

Aktuelle Stunde

auf Verlangen der Fraktion der SPD

Haltung der Bundesregierung zur Verwen-
dung der Überschüsse in der gesetzlichen
Krankenversicherung

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort Kol-
legen Karl Lauterbach für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1716717700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Die Lage kurz zusammengefasst: Wir ha-
ben derzeit Überschüsse bei den Krankenkassen und im
Gesundheitsfonds nicht dank der so guten Arbeit der
Bundesregierung,


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Doch! – Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Oh doch! Das haben Sie in Jahren nicht geschafft!)


sondern dank der günstigen Entwicklung auf dem Ar-
beitsmarkt. Diese günstige Entwicklung haben wir, um
das in Erinnerung zu rufen, den Arbeitsmarktreformen
von Gerhard Schröder, die in diesem Hause beschlossen
wurden,


(Marco Buschmann [FDP]: Von denen Ihre Sozialpolitiker nichts mehr wissen wollen!)


und unserer gemeinsamen Arbeit in der Großen Koali-
tion zu verdanken. Diese Entwicklung hat aber wenig
mit der derzeitigen Regierungsarbeit zu tun. Aufgrund
dieser günstigen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, die
zu deutlich mehr Vollzeitbeschäftigung geführt hat,
stehen die Krankenkassen dauerhaft wirtschaftlich bes-
ser da.

Die Krankenkassen erwirtschafteten Überschüsse in
Höhe von circa 10 Milliarden Euro. Im Gesundheits-
fonds haben wir einen Überschuss von etwa 9 Milliar-
den Euro. Davon sind 3 Milliarden Euro Liquiditäts-
reserve, und 2 Milliarden Euro entfallen auf den
Bundeszuschuss für die Kopfprämien, die derzeit nicht
erhoben werden.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Welche Kopfprämien?)


Das eigentliche Problem ist, dass die Regierung zum
jetzigen Zeitpunkt nicht weiß, was sie mit diesen Über-
schüssen machen soll.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Doch!)


Die Partei, die hier angekündigt hat, für mehr netto vom
Brutto zu sorgen,


(Rainer Brüderle [FDP]: Das machen wir jetzt!)


tut nichts, Herr Brüderle, um diese Mittel den Bürgern
zukommen zu lassen.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Wir haben sehr viel getan im Gegensatz zu Ihnen früher!)


Wir bringen in Erinnerung, dass Sie der Ärzteschaft und
der pharmazeutischen Industrie entgegengekommen
sind. Aber der Bürger bekommt einfach nichts. Man
muss sich das einmal vorstellen: Der Bürger bezahlt
einen Einheitsbeitragssatz, der auch noch zu hoch be-





Dr. Karl Lauterbach


(A) (C)



(D)(B)


messen ist. Herr Brüderle, so etwas sollte man eigentlich
eher von den Kollegen von der Linkspartei erwarten.
Wozu brauchen wir 140 Krankenkassen, wenn ein Ein-
heitsbeitragssatz genommen wird? Dieser Beitragssatz
ist wettbewerbsfrei und zu hoch. Diese Vorschläge pas-
sen zur äußersten linken Hälfte dieses Hauses.


(Rudolf Henke [CDU/CSU]: Da sitzen sie doch!)


Mit Wettbewerb hat das nichts zu tun.

Ich darf darauf hinweisen, dass der Ehrenvorsitzende
der FDP in Schleswig-Holstein, Jürgen Koppelin, derzeit
eine Unterschriftenaktion startet. Es wird gefordert, dass
wenigstens die Praxisgebühr abgeschafft wird.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Das stimmt!)


Stellen Sie sich das einmal vor: Der Ehrenvorsitzende
der FDP in Schleswig-Holstein startet eine Unterschrif-
tenaktion gegen den FDP-Minister Bahr und akklamiert
damit, wenn Sie so wollen, der Linkspartei.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Was ist denn das für eine Argumentation?)


Darf ich hier frei sprechen? – Das ist ein Armutszeugnis.
Weshalb machen Sie schlicht und ergreifend nicht, was
richtig ist? Sie wissen selbst, dass die Praxisgebühr
keine Steuerungswirkung hat. Sie ist fiskalisch nicht
wirksam, und sie ist bei Patienten und Ärzten unbeliebt.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Wer hat sie denn eingeführt? – Rainer Brüderle [FDP]: Ihr habt sie doch eingeführt! Das ist die Ulla-Schmidt-Gebühr!)


– Sie ist von Horst Seehofer im Vermittlungsausschuss
im Rahmen der Reform von 2003/2004 eingebracht wor-
den. Ich selbst war damals in der Landesvertretung
Baden-Württemberg zugegen, als er diese Vorschläge
eingebracht hat. Nicht jeder Vorschlag, der von Horst
Seehofer eingebracht wird, ist automatisch falsch, aber
das war ein Fehler.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Also, Sie haben dagegen gestimmt, oder wie?)


Dieser Seehofer-Vorschlag wurde durchgesetzt. Diese
Maßnahme hat sich jetzt als falsch erwiesen, weil es
keine Steuerungswirkung gibt. Das haben wir damals
alle nicht gewusst.


(Marco Buschmann [FDP]: Die SPD war nie dabei!)


Jetzt müssten Sie die Ehrlichkeit besitzen und dem
Ehrenvorsitzenden Jürgen Koppelin folgen, Herr Bahr,
und sagen: Das Ding muss weg!


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Sagen wir doch!)


Die Praxisgebühr hat sich nicht bewährt; niemand will
sie.

Wir brauchen eine echte Reform, die dazu führt, dass
die 140 Krankenkassen in einem Wettbewerb stehen.

Wir müssen den Einheitsbeitragssatz abschaffen. Die
Krankenkassen müssen hinsichtlich des Beitragssatzes
miteinander im Wettbewerb stehen. Wir müssen auch die
Zusatzbeiträge abschaffen. Wenn die Zusatzbeiträge
wegfallen würden, könnten Sie, Herr Bahr, die Versi-
cherten sofort um 2 Milliarden Euro entlasten. Ein So-
zialausgleich wäre dann auch nicht mehr notwendig.
Herr Brüderle, dies wären 2 Milliarden Euro Liquidität,
die Sie an den Bürger weitergeben könnten.


(Rainer Brüderle [FDP]: Natürlich!)


Ich wiederhole es, damit Sie es richtig verstehen: Weg
mit dem Zusatzbeitrag, den derzeit niemand will! Dann
könnten Sie auch sofort auf den Sozialausgleich für den
Zusatzbeitrag verzichten. Die Bürger hätten dann netto
2 Milliarden Euro mehr.

Dann sollten Sie auch noch die Praxisgebühr abschaf-
fen. Dies würde zu einer Entlastung um 1,8 Milliarden
Euro führen. Das heißt, Sie könnten ohne Verlust an Ver-
sorgungsqualität und ohne Gefährdung der langfristigen
Liquidität der Kassen die Bürger sofort um fast 4 Mil-
liarden Euro entlasten; dies hätte auch noch eine Entbü-
rokratisierung zur Folge. Als ehemaligen Wirtschafts-
minister müsste Sie das doch interessieren. Jetzt als
Fraktionsvorsitzender haben Sie die Kraft, auf Herrn
Bahr einzuwirken. Sie sind aber offensichtlich hoff-
nungslos zerstritten.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Nein! Überhaupt nicht!)


Ich höre, dass Sie als Fraktion uns im Prinzip gewogen
sind. Die Fraktion scheint für die Abschaffung der Pra-
xisgebühr zu sein. Herr Bahr ist unentschieden, und die
CDU/CSU blockiert. Herr Koppelin führt eine Unter-
schriftenaktion durch.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Das kommt in jeder guten Ehe vor, dass man unterschiedlicher Meinung ist!)


Das ist ein Chaos ohne Ende. Das ist kein gutes Vorzei-
chen für die Endwahl, die Ihnen in NRW bevorsteht. Für
diese kann ich Ihnen nur viel Glück und gute Reise wün-
schen.


(Rudolf Henke [CDU/CSU]: Ach, es geht nur um Wahlkampf!)


Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1716717800

Das Wort hat nun Johannes Singhammer für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1716717900

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Herr Kollege Lauterbach, den meisten Menschen in
Deutschland sind christlich-liberale Überschüsse in der





Johannes Singhammer


(A) (C)



(D)(B)


gesetzlichen Krankenversicherung lieber als rot-grüne
Schulden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nichts könnte besser die erfolgreiche Arbeit dieser
Koalition dokumentieren als eine intensive Diskussion
darüber, was mit den Rücklagen geschehen soll. Dies ist
eine komfortable Debatte, geradezu eine Luxusdiskus-
sion, die sich fundamental von dem Streit der letzten
Jahrzehnte unterscheidet, in dem es meistens darum
ging, wie Defizite, schwarze Löcher und hohe Risiken in
der gesetzlichen Krankenversicherung in den Griff be-
kommen werden können.

Es ist ein hart erarbeiteter Erfolg dieser Bundesregie-
rung, der bei 70 Millionen Versicherten Vertrauen
schafft. Noch vor zwei Jahren drohte ein Defizit von
11 Milliarden Euro. Wir haben beispielsweise im
Pharmabereich konsequente Sparmaßnahmen ergriffen,
die nicht einfach waren. Alle unsere Sparpläne sind auf-
gegangen. Unsere geschickte Wirtschafts- und Beschäf-
tigungspolitik hat dazu geführt, dass die Einnahmen bei
den Sozialversicherungen sprudeln. Deshalb hat sich das
Blatt gewendet.

Wir diskutieren nicht mehr, wie vor zwei Jahren, über
11 Milliarden Euro Miese. Vielmehr diskutieren wir
heute darüber, wie wir mit mehr als 10 Milliarden Euro
Rücklagen bei den gesetzlichen Krankenversicherungen
und über 9,5 Milliarden Euro im Gesundheitsfonds um-
gehen. Das alles haben wir ohne Leistungskürzungen,
ohne höhere Eigenleistungen der Versicherten, ohne
Abstriche beim Leistungskatalog und ohne Rationierung
der medizinischen Leistungen – dies ist in anderen Län-
dern immer wieder zu beobachten – erreicht.

Jetzt sage ich: Lasst uns mit diesen Rücklagen sorg-
fältig umgehen, sie hegen und pflegen. Es wäre falsch,
jetzt folgende zwei Maßnahmen – über diese wird ak-
tuell diskutiert – einzuleiten: zum einen den Ausgaben-
hahn aufzudrehen und zum anderen die Einnahmen zu
verringern. Ich warne – das betone ich – vor einer
Abschaffung der Praxisgebühr. Die Praxisgebühr entlas-
tet die gesetzliche Krankenversicherung um 2 Milliarden
Euro im Jahr.


(Zuruf von der LINKEN: Und belastet die Kranken!)


Auch eine Absenkung der Beiträge wäre sofort spürbar.
Allenfalls Rücklagen in Höhe von 2 Milliarden Euro für
den vorgesehenen Sozialausgleich sind verkraftbar.
Denn aller Voraussicht nach wird es in diesem Jahr man-
gels Zusatzbeiträgen keinen derartigen Sozialausgleich
geben.

Ich werbe dafür, dass wir die Kraft aufbringen, die
Rücklage, die wir jetzt haben – das ist eine einmalige
Chance –, als Reserve zu erhalten.


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Das will doch Herr Schäuble wieder nicht!)


Bei der Pflege ist das gemeinsame Ziel aller Fraktionen
in diesem Hause, eine Rücklage anzulegen, da wir diese
aus demografischen Gründen brauchen, und zwar wegen

der Verschlechterung des Verhältnisses zwischen denje-
nigen, die arbeiten und Geld verdienen, und denjenigen,
die in Rente gehen. Deshalb, so meine ich, sollten wir
auch mit Blick auf die Krankenversicherung symme-
trisch handeln. Der Überschuss beläuft sich auf insge-
samt 9,5 Milliarden Euro. Da die gesetzliche Reserve
3 Milliarden Euro beträgt, und der Sozialausgleich, den
wir nicht brauchen, ein Volumen von circa 2 Milliarden
Euro hat, geht es im Kern um einen Betrag von etwa
4,5 Milliarden Euro. Wir sollten die einmalige Chance,
als Nukleus einer Vorsorgemaßnahme eine Rücklage zu
bilden, nutzen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Tosender Beifall!)


Was wir nicht brauchen, ist ein Zickzackkurs. Wir
dürfen nicht zunächst den Geldhahn aufdrehen und
dadurch die Finanzen wieder in eine schwierige Situa-
tion bringen, um dann erneut harte Sparmaßnahmen zu
ergreifen. Nein, wir wollen, dass die 70 Millionen
gesetzlich Versicherten in Zukunft keine Albträume ha-
ben müssen, sondern ruhig schlafen können, weil sie
wissen: Die Finanzierung dieses wichtigen Bereichs der
Sozialversicherung ist sicher, dauerhaft, nachhaltig und
zukunftsfest.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1716718000

Das Wort hat nun Harald Weinberg für die Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Harald Weinberg (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1716718100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Meine Damen und Herren! Herr Lauterbach,
der Einheitsbeitragssatz, von dem Sie gerade sprachen,
würde bei der von uns vorgeschlagenen solidarischen
Bürgerinnen- und Bürgerversicherung 10,5 Prozent be-
tragen. Er wäre also rund 5 Prozentpunkte niedriger als
der jetzige Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversi-
cherung.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Sozialistische Versicherung! – Zurufe von der FDP: Oh! – Wie toll!)


Das wäre in der Tat eine echte Reform und ein echter
Fortschritt.


(Beifall bei der LINKEN – Lars Lindemann [FDP]: Und welche Leistungen wollen Sie dann kürzen? Sagen Sie das doch auch mal dazu!)


70 Millionen Versicherte in diesem Land fragen sich:
Was wird mit den Überschüssen gemacht? Das Geld
– das ist schon gesagt worden – ist da. Man muss aller-
dings wissen, dass von den Rücklagen in Höhe von
20 Milliarden Euro 9 Milliarden Euro gesetzlich gebun-
den sind. Dieses Geld steht also nicht zur Verfügung.





Harald Weinberg


(A) (C)



(D)(B)


Es gibt verschiedene Möglichkeiten, zu verfahren.
Warum nicht den Steuerzuschuss kürzen? Erst einmal
sollte man sich fragen: Wem gehört dieses Geld eigent-
lich? Nach unserer Auffassung gehört es ganz klar den
Versicherten, den Patientinnen und Patienten. Es gehört
nicht dem Finanzminister.


(Beifall bei der LINKEN)


Das will ich begründen. Eigentlich besteht zwischen
uns allen Konsens, dass die Krankenkassen Leistungen
erbringen, die nicht zu den ursprünglichen Aufgaben der
gesetzlichen Krankenversicherung gehören, die also
nicht der Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten
dienen. Diese Leistungen, zum Beispiel die kostenlose
Mitversicherung der Kinder, sind zweifellos sinnvoll.
Sie müssten aus Steuermitteln bezahlt werden.

Die Bundesregierung ist schon vor Jahren zu der Er-
kenntnis gelangt, dass dafür jährlich etwa 14 Milliarden
Euro aus der Staatskasse in den Gesundheitsfonds flie-
ßen müssen. Wenn ich mir nun anschaue, wie viel
Schäuble und seine Vorgänger tatsächlich gezahlt haben,
dann komme ich zu der mathematisch unstreitigen Er-
kenntnis, dass der Finanzminister zwar 2010 und 2011 in
Summe 3 Milliarden Euro zu viel gezahlt hat – die er
jetzt zurückhaben will –, dass er aber 2007, 2008 und
2009 insgesamt 29,8 Milliarden Euro zu wenig gezahlt
hat. Das macht im Saldo 26,8 Milliarden Euro, die Herr
Schäuble eigentlich im Soll ist – von den Vorjahren ganz
zu schweigen.

Wir brauchen einen verlässlichen Finanzminister, der
seine Verpflichtungen erfüllt, auch im Hinblick auf den
Gesundheitsfonds und die versicherungsfremden Leis-
tungen. Wir brauchen aber keinen Finanzminister, der
sich an Versichertengeldern vergreift, weil er die Rei-
chen bei der Besteuerung schonen will;


(Beifall bei der LINKEN)


das ist das genaue Gegenteil einer soliden Finanzpolitik.
Wir brauchen auch keinen Gesundheitsminister, der das
mit sich machen lässt; das ist das Gegenteil einer soliden
Gesundheitspolitik.

Warum das Geld nicht als Reserve bei den Kassen
lassen? Diesen Vorschlag hat Herr Singhammer gerade
gemacht. Auf diese Frage kann man die einfache Ant-
wort geben: Ein Teil des Geldes muss auf jeden Fall im
Fonds bzw. bei den Kassen bleiben, weil es als Rücklage
gesetzlich gebunden ist. Wie wir aktuell beobachten
können, unterliegt dieses Geld dann aber schnell dem
Zugriff des Finanzministers. Ich denke, man muss schon
naiv sein, zu glauben, dass er nicht spätestens im nächs-
ten Jahr neue Ansprüche stellen wird. Insofern ist dies
mit Sicherheit nicht der richtige Weg.

Warum nicht den Beitragssatz senken? Es gibt andere,
vor allen Dingen bei der Union, aber auch bei den Grü-
nen, die die Senkung des Beitragssatzes fordern. Das
klingt gut und danach, als würde man den Versicherten
das Geld zurückgeben. Aber das ist ja nicht so; denn ers-
tens käme auf diesem Weg nur die Hälfte bei den Versi-
cherten an. Die andere Hälfte käme bei den Arbeitgebern
an, obwohl sie jedes Jahr 9,5 Milliarden Euro weniger

einzahlen als die Beschäftigten, weil wir ja keine paritä-
tische Finanzierung mehr haben. Zweitens hat Schwarz-
Gelb 2010 die solidarische Finanzierung der Kranken-
versicherung auf den Kopf gestellt. Seitdem gilt: Je nied-
riger der allgemeine Beitragssatz ist, desto höher werden
künftig die Zusatzbeiträge, die Kopfprämien, ausfallen,
und die zahlen die Versicherten alleine.

Eine Beitragssenkung käme letztlich also in erster
Linie den Arbeitgebern zugute. Wenn man wirklich die
Beitragszahler entlasten will, dann muss man das Prin-
zip, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer jeweils die
Hälfte der Beiträge zahlen, wieder einführen. Es führt
kein Weg daran vorbei.


(Beifall bei der LINKEN)


Was also tun? Unserer Meinung nach sollte man die-
jenigen, die in den letzten Jahren immer wieder mehr be-
lastet wurden und ständig die Hauptlast von sogenannten
Gesundheitsreformen getragen haben, nämlich die Pa-
tientinnen und Patienten, jetzt entlasten. Nicht nur, dass
Leistungen gekürzt worden sind: Allein in den Jahren
seit 2004 haben die Patientinnen und Patienten zu den
bestehenden Leistungen zudem x Milliarden Euro an
Zuzahlungen und Praxisgebühr geleistet. Die Linke will,
dass dieses Abkassieren der Kranken ein Ende hat.


(Beifall bei der LINKEN)


Deshalb fordern wir in einem Antrag, über den wir mor-
gen debattieren, die Abschaffung der Praxisgebühr, und
wir werden sehen, wie sich die Einzelnen dazu verhal-
ten.

Es freut mich sehr, dass SPD und Grüne nun auch
selbst Initiativen dafür ergriffen haben, die einst von ih-
nen eingeführte Praxisgebühr abzuschaffen. Ich gratu-
liere zu der späten Erkenntnis, dass diese Eintrittsgebühr
beim Arzt einer der vielen Fehler der Agenda 2010 war.


(Beifall bei der LINKEN – Steffen-Claudio Lemme [SPD]: Schon mal was vom Bundesrat gehört?)


Es freut mich fast noch mehr, dass die FDP, aus wel-
chem Grund auch immer, nun zum gleichen Ergebnis
kommt; denn zusammen mit der Linken, die die Praxis-
gebühr schon immer abgelehnt hat, hätten wir damit eine
Mehrheit im Bundestag.


(Beifall bei der LINKEN – Christine AschenbergDugnus [FDP]: Sehr zweifelhaft!)


Ich höre aber, dass Sie nicht zustimmen wollen.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Was?)


Dazu möchte ich eines sagen – weil meine Redezeit
gerade abläuft, ist das auch fast mein letzter Satz –:


(Michaela Noll [CDU/CSU]: Reicht auch!)


Es handelt sich bei dem Antrag auf Abschaffung der Pra-
xisgebühr – das will ich Herrn Lotter noch einmal deut-
lich sagen – nicht um Klamauk. Ich finde vielmehr, Kla-
mauk ist es, wenn man beim Landtagswahlkampf in
Schleswig-Holstein Unterschriften gegen die Praxisge-
bühr sammelt, hier in diesem Hause dann aber einem





Harald Weinberg


(A) (C)



(D)(B)


Antrag, mit dem diese Abschaffung möglich werden
könnte, nicht zustimmt. Das ist Klamauk!


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: So ist es! Pure Heuchelei!)


Noch besser wäre es, wenn alle Fraktionen unserem
weiteren Antrag, nämlich dem, die Zuzahlungen zurück-
zunehmen, ebenfalls zustimmen würden. Ich befürchte:
Leider wird das nicht der Fall werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der FDP: Da werden Sie recht haben!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1716718200

Das Wort hat nun Christine Aschenberg-Dugnus für

die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Christine Aschenberg-Dugnus (FDP):
Rede ID: ID1716718300

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich erinnere mich noch ganz genau an meine
erste Rede in diesem Hohen Hause. Das war im Dezem-
ber 2009; es ist ja noch nicht so lange her. Wir haben da-
mals über eine Neuausrichtung des Gesundheitssystems
debattiert. Anlass dafür war unter anderem die Hinterlas-
senschaft jahrelanger sozialdemokratischer Gesundheits-
politik. Wir haben über ein drohendes Defizit in der
GKV von rund 10 Milliarden Euro debattiert, das uns
Ulla Schmidt hinterlassen hatte.


(Zuruf von der SPD: Phantomschmerz! – Rainer Brüderle [FDP]: So war die Ulla!)


Liebe Freunde, heute sprechen wir über ein Milliarden-
plus im Gesundheitssystem. Also, ich freue mich über
die heutige Luxusdebatte.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Herzlichen Dank auch dafür, dass ausgerechnet Sie
von der SPD den Nachweis führen, dass schwarz-gelbe
Gesundheitspolitik genau das ist, was unserem Land so
lange gefehlt hat. Vielen Dank dafür!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, wir befinden uns in der
wirklich schönen Lage, den Versicherten endlich etwas
zurückgeben zu können, statt sie stärker an den Kosten
zu beteiligen.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Warum tun Sie es denn dann nicht?)


All das Geld, das bei den Kassen liegt, gehört nicht ir-
gendwelchen Ministerien oder Politikern,


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Schäuble!)


nein, verantwortlich dafür, dass die Kassen gut gefüllt
sind, sind die Beitragszahler. Ihnen gehört dieses Geld.

Deshalb sind sie es auch, die jetzt profitieren müssen.
Genau darum wollen wir die Beitragszahler entlasten.


(Beifall bei der FDP)


Es gibt unterschiedliche Ideen dafür, wie wir das ma-
chen können. Ich sage Ihnen hier auch ganz klar: Die
FDP will die Abschaffung der Praxisgebühr.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des Abg. Dr. Karl Lauterbach [SPD])


Die Praxisgebühr wurde seinerzeit von Rot-Grün ein-
geführt, um die Zahl der Praxisbesuche zu senken. Diese
Steuerungsfunktion hat die Praxisgebühr ganz offen-
sichtlich nicht erfüllt.

Sicher, die Praxisgebühr entspricht rund 2 Milliarden
Euro zusätzlich. Aber das ist nur die halbe Wahrheit;
denn die Praxisgebühr verursacht allein in den Arztpra-
xen rund 360 Millionen Euro Kosten pro Jahr. Auch das
muss einmal gesagt werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von Rot-Grün, wis-
sen Sie eigentlich, was Sie damals eingeführt haben?


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Das war der Seehofer! – Lars Lindemann [FDP]: Das war Vorsatz!)


Mancherorts hört man, einige Patienten würden die
10 Euro als Flatrate begreifen. Steuerungsfunktion
gleich null! Für die meisten Patienten in den Praxen vor
Ort ist die 10-Euro-Abgabe pro Quartal aber einfach nur
ein wiederkehrendes Ärgernis.

Schlimm kommt es auch für diejenigen, die sich von
der Praxisgebühr befreien lassen wollen. Sie müssen Be-
lege sammeln, ihre Berechtigung zur Befreiung nach-
weisen und dann auf einen Bescheid warten. Wer die
Praxisgebühr zahlt, will sie natürlich auch als besondere
Belastung von der Steuer absetzen. Also noch mehr Bü-
rokratie – dieses Mal beim Finanzamt!


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Völlig richtig!)


Die Ärzte selbst müssen die Gebühr eintreiben. Übri-
gens habe ich nie begriffen, warum die Ärzte und nicht
die Kassen, denen die Gelder hinterher zufließen, die
Gebühr eintreiben müssen, Listen führen, wer bezahlt
hat und wer nicht, hinterhertelefonieren, Mahnverfahren
einleiten. Im Jahre 2010 waren es knapp 1,4 Millionen
Mahnverfahren, die durch die Ärzte eingeleitet wurden.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von Rot-Grün, das ist
die Realität. Das ist das Ergebnis Ihrer Gesetzgebung.


(Beifall bei der FDP – Sebastian Blumenthal [FDP]: Das muss aufhören!)


So viel Bürokratie, ohne dass auch nur ansatzweise
der gewünschte Steuerungseffekt erzielt wurde! Diesem
Bürokratieaufwand wollen wir einen Riegel vorschie-
ben. Bereits im Koalitionsvertrag haben wir vereinbart,
„die Zahlung der Praxisgebühr in ein unbürokratisches
Erhebungsverfahren“ zu überführen.





Christine Aschenberg-Dugnus


(A) (C)



(D)(B)



(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber nicht dasselbe, wie sie abschaffen zu wollen!)


Meine Damen und Herren, gibt es eine schönere Entbü-
rokratisierungsmaßnahme als die Abschaffung eines In-
strumentes, das sich a) in seiner Funktion nicht bewährt
hat und b) für alle Beteiligten einen erheblichen Büro-
kratieaufwand bedeutet?


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was denn nun? Unbürokratisch oder Abschaffen?)


Nein.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Das verstehe ich nicht! Weg oder nicht?)


Deswegen plädiere ich ganz pragmatisch für die Ab-
schaffung der Praxisgebühr.


(Zuruf von der SPD: Und dann?)


Denn – schön, dass ich das einmal sagen kann – wir
können uns das leisten. Wir haben über die gesetzlich
vorgeschriebenen Rücklagen hinaus immer noch einen
ausreichenden Puffer. Das Gute an der Abschaffung der
Praxisgebühr ist nämlich: Diese Summe ist absolut kal-
kulierbar, und zwar ganz im Gegensatz zu einer auch
diskutierten Senkung der einkommensabhängigen Bei-
träge. Diese können wir weniger kalkulieren.

Die Abschaffung oder zumindest die Aussetzung der
Praxisgebühr ist die einzig logische Konsequenz aus der
derzeitigen Situation der Krankenkassen. So können wir
die Versicherten spürbar entlasten und allen Beteiligten
sehr viel Bürokratie ersparen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1716718400

Das Wort hat nun Birgitt Bender für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1716718500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir reden

über Überschüsse in der gesetzlichen Krankenversiche-
rung. Woher kommen sie? Zum einen sind sie Folge der
guten Konjunktur, zum anderen Folge falscher Anreize,
die diese schwarz-gelbe Koalition gesetzt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Es ist doch so: In diesem System und auch bei Ihnen
geht die Angst um, die Angst vor den Zusatzbeiträgen.
Zunächst einmal haben die Krankenkassen Angst. Diese
haben eine Art Schutzwall errichtet, weil sie gesehen ha-
ben, was mit den Kassen passiert, die solche Zusatzbei-
träge erhoben haben: Ihnen rennen die Versicherten in
Scharen davon. Also bemühen sich alle, ja nicht zu viel
Geld auszugeben, um die Erhebung eines Zusatzbeitra-
ges zu vermeiden. Das heißt, sie sparen bei der Präven-
tion, bei der Reha und bei Mutter-Kind-Kuren. Sie in-
vestieren auch nicht in neue Versorgungsmodelle. Das

heißt, sie horten Geld wie das Eichhörnchen Nüsse für
den kalten Winter, um bloß keinen Zusatzbeitrag erhe-
ben zu müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Was ist mit den Pharmakosten?)


Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist: Sie haben
den Gesundheitsfonds über Beiträge üppig ausgestattet,
bevor der Arbeitgeberbeitrag über den Mechanismus der
Zusatzbeiträge eingefroren wurde, damit Zusatzbeiträge
nicht so schnell nötig werden. Jetzt sehen Sie, dass es
noch vor der Bundestagswahl zu Zusatzbeiträgen auf
breiter Front kommen könnte: Huch, was wäre das un-
günstig! Deswegen horten Sie das Geld im Gesundheits-
fonds und verzichten zum Beispiel auf eine Beitragssatz-
senkung; denn das würde dann zwingend zu den
Zusatzbeiträgen führen. Das heißt, Sie haben Angst vor
der eigenen Courage. Man könnte auch sagen: Sie sind
politische Hosenscheißer!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir begrüßen, dass es keine Zusatzbeiträge gibt. Aber
Sie sollten sich zu den Konsequenzen Ihrer eigenen Poli-
tik bekennen.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Wir wissen, wo es herkommt!)


Denn jetzt muss man doch annehmen, dass Sie noch
Geld horten wollen, damit Sie eine Kriegskasse für den
Wahlkampf haben. Das kann es wohl nicht sein.

Jetzt komme ich zu der FDP. Sie hat in ihrem Überle-
benskampf ausgeheckt, man könne jetzt die Abschaffung
der Praxisgebühr verlangen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Das fordern wir schon lange, Frau Kollegin!)


– Sie selbst haben gesagt, Frau Kollegin, dass Sie im
Koalitionsvertrag noch etwas ganz anderes unterschrie-
ben haben. Damals ging es um eine unbürokratische Pra-
xisgebühr. Jetzt heißt es: keine Praxisgebühr mehr. –
Willkommen im Klub.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Sie haben wahrscheinlich nicht zugehört!)


Aber wir Grünen wissen es schon lange: Die Praxis-
gebühr – das haben wir uns jüngst per Kleiner Anfrage
von der Bundesregierung bestätigen lassen – nützt
nichts. Sie ärgert alle, und man muss noch fürchten, dass
sie sozial Benachteiligte vom Arzt fernhält. Deswegen
wollen wir sie abschaffen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Wer hat sie denn eingeführt?)


Der Unterschied zur FDP ist aber: Sie schreien jetzt,
und wenn Sie das erreichen könnten, dann wären Sie





Birgitt Bender


(A) (C)



(D)(B)


froh. Aber Sie würden das Geld später über Zusatzbei-
träge wieder bei den Versicherten abholen.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: So ein Quatsch!)


Genau das wollen wir nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir wollen die Zusatzbeiträge abschaffen.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Warum haben Sie sie dann überhaupt eingeführt?)


Wir wollen, dass die Kassen wieder entscheiden, wel-
chen wohlgemerkt paritätischen Beitrag sie erheben.
Dann werden einige die Beiträge auch senken und in der
Tat Geld an die Versicherten zurückgeben, weil sie dann
eine planbare Finanzierungslage haben.

Wir wollen auch, dass die Praxisgebühr abgeschafft
wird. Das lässt die jetzige Finanzlage aufgrund der
Überschüsse zu. Mittelfristig wollen wir das aus den Zu-
satzeinnahmen finanzieren, die die Bürgerversicherung
bringt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Kurz gesagt: Bei der FDP reimt sich Abschaffung der
Praxisgebühr auf Populismus. Bei uns steckt die Idee
von Solidarität und nachhaltiger Finanzierung dahinter.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Deshalb hat Rot-Grün sie eingeführt! Das ist ja ein plötzlicher Sinneswandel!)


Das ist grüne Politik. Sie setzt die richtigen Anreize.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1716718600

Das Wort hat nun Jens Spahn für die CDU/CSU-Frak-

tion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1716718700

Liebe Frau Kollegin Bender, mit vollen Hosen lässt es

sich gut stinken. Dieses Sprichwort fällt mir dazu ein.
Dass es eine gute Art von Praxisgebühr und eine
schlechte Art von Praxisgebühr gibt, wie Sie es dialek-
tisch herleiten, ist eine besondere Erkenntnis.

Eigentlich bin ich der SPD für diese Aktuelle Stunde
dankbar. Allein das Thema ist bemerkenswert: Über-
schüsse in der gesetzlichen Krankenversicherung. Ich
verstehe die ganze Aufregung und Ihr Geschrei eben
nicht. Eigentlich sind Überschüsse in der gesetzlichen
Krankenversicherung ein Anlass zur Freude, zeigen sie
doch, dass das Ergebnis der Gesundheitsreform, die wir
mit soliden Ansätzen, Berechnungen und Vorgaben end-
lich durchgeführt haben, richtig ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die finanzielle Lage in der gesetzlichen Krankenversi-
cherung ist nämlich so gut wie nie zuvor in den letzten
zehn Jahren, in denen ich Gesundheitspolitik mache.

Das hat zwei Gründe:

Erstens ist die wirtschaftliche Entwicklung in
Deutschland sehr positiv. Wir nehmen sie manchmal fast
als selbstverständlich hin, obwohl sie so positiv ist, wie
wir sie in den letzten 20 bis 30 Jahren nicht erlebt haben.
Wir haben die höchste Zahl von Erwerbstätigen im Land
und die niedrigste Arbeitslosenquote. Das führt dazu,
dass auch die sozialen Sicherungssysteme in einer sehr
guten finanziellen Lage sind. Das ist zwar nicht allein
der Politik zu verdanken; es hat aber auch mit der Politik
und den politischen Rahmenbedingungen zu tun. Inso-
fern ist die gute Situation auch Ausfluss dessen, was wir
in den letzten zwei Jahren gemacht haben.

Zweiter Grund ist das sogenannte GKV-Finanzie-
rungsgesetz, sind die Spargesetze, die wir gemacht ha-
ben. Sie erinnern sich: Wir haben für 2011 das größte
jemals zu erwartende Defizit in der gesetzlichen Kran-
kenversicherung von bis zu 10 Milliarden Euro vor uns
gehabt. Wir haben uns entschieden, ein Sparpaket bzw.
ein Maßnahmenpaket zu machen, bei dem wir alle mit
ins Boot holen, indem wir die Pharmaindustrie massiv
mitbeteiligen und Apotheker, Großhändler, die Ärzte-
schaft und Krankenhäuser wie auch die Arbeitnehmer
und Arbeitgeber miteinbeziehen. Wir wollten also ein
Sparpaket schnüren, bei dem sich alle am Sparen beteili-
gen müssen und sollen. Sie haben übrigens damals ge-
schrien: zu wenig, zu langsam; es hätte viel früher kom-
men und viel mehr sein müssen.

Jetzt sehen wir: Es hat gewirkt. Wir sind erfolgreich.
Das straft alle Ihre Bemerkungen von damals Lüge.
Christlich-liberale Gesundheitspolitik ist solide, verläss-
lich und planbar, und sie hat gute Ergebnisse, liebe Kol-
leginnen und Kollegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir müssen aber ein bisschen aufpassen – insofern
führen wir eine Art Luxusdebatte; der Begriff ist gar
nicht so schlecht –, dass wir nicht übermütig werden.
Das gilt auch für die Forderungen, die mittlerweile an
vielen Stellen im Raum stehen.

Da ist die Pharmaindustrie. Als ich vor kurzem an ei-
ner Podiumsdiskussion teilgenommen habe, hat Malu
Dreyer, die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin,
gesagt, wir sollten die Belastungen der Pharmaindustrie
zurückfahren. Das war für mich eine interessante Er-
kenntnis. Herr Lauterbach fordert an verschiedenen Stel-
len, den Krankenhäusern wieder mehr Geld zur Verfü-
gung zu stellen. Von verschiedenen Leistungserbringern
wird immer wieder die Forderung erhoben, wieder mehr
Geld zu bekommen. Sie von der Linkspartei fordern so-
wieso in Ihren Anträgen ständig höhere Ausgaben. An-
dere fordern die ersatzlose Abschaffung der Praxisge-
bühr. Es ist übrigens ganz spannend, festzustellen, dass
einige derjenigen, die die Abschaffung der Praxisgebühr
fordern, bei anderen Gelegenheiten nach mehr Eigenbe-
teiligung und mehr Zuzahlung schreien. Wie das alles
zusammenpassen soll, weiß ich nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)






Jens Spahn


(A) (C)



(D)(B)


Wir jedenfalls stehen für eine solide Finanzlage. Wir
wollen die gute Finanzlage nicht gefährden.

Die Rücklagen des Gesundheitsfonds sind im Übri-
gen nicht so groß, dass man sie als übermäßig bezeich-
nen könnte. Sie reichen insgesamt nur, um die Ausgaben
in der gesetzlichen Krankenversicherung für wenige
Tage zu decken. Jede gute Hausfrau und jeder gute
Hausmann weiß, dass eine Rücklage für wenige Tage
nicht besonders viel ist. Wir stehen für Solidität und wol-
len diese Rücklage für schlechte Zeiten erhalten. Wir
sollten nicht annehmen, dass die Zeiten in Deutschland
nicht schlechter werden könnten, wenn sich die Welt-
wirtschaft nicht mehr so gut entwickelt. Wir sollten diese
Rücklage aufheben und so für solide Finanzen sorgen.
Das ist unser Markenkern als Union.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Noch kurz eine Bemerkung zum Wettbewerb, den der
Kollege Lauterbach angesprochen hat. Anders verhält es
sich mit den Rücklagen der gesetzlichen Krankenkassen.
Der Gesundheitsfonds verfügt über eine Rücklage in
Höhe von etwa 9 Milliarden Euro. Diese sind für
schlechte Zeiten; dafür sind sie da. Auch einzelne Kran-
kenkassen verfügen über sehr hohe Rücklagen. Aber
Krankenkassen sind keine Sparkassen. Diese Rücklagen
sind – da haben Sie recht – das Geld der Versicherten.
Der Wettbewerb, den wir bei Preis und Qualität wollen,
findet über die Zusatzbeiträge, aber auch über die Aus-
schüttung von Prämien statt. Deswegen ist und bleibt un-
sere Erwartungshaltung, dass die Krankenkassen, die in
der Lage sind, Prämien auszuschütten, dies im Interesse
ihrer Versicherten tun, gerade damit Wettbewerb durch
den Preis ermöglicht wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir stehen als christlich-liberale Koalition für solide
Finanzen. Wir stehen für Verlässlichkeit und Planbarkeit
gerade bei den finanziellen Rahmenbedingungen der ge-
setzlichen Krankenversicherung. Das ist auch für die Pa-
tienten wichtig; denn nur bei soliden Finanzen stehen ih-
nen in Zukunft vergleichbare Leistungen zur Verfügung.
Wir stehen für einen Wettbewerb im Interesse der Versi-
cherten. Darunter können wir einen Strich ziehen und sa-
gen: Alles ist erreicht. Das ist Ausdruck erfolgreicher
christlich-liberaler Gesundheitspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1716718800

Das Wort hat nun Bärbel Bas für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Bärbel Bas (SPD):
Rede ID: ID1716718900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

Spahn, ich habe Ihrer Rede sehr wohl gut zugehört. Soli-
dität ist sicherlich wichtig; das halte ich für einen richti-
gen Standpunkt. Aber ich frage mich dann, was Ihr Ge-
sundheitsminister macht. Er hat doch letztendlich die
Debatte losgetreten, was mit den Überschüssen gesche-
hen soll.


(Beifall bei der SPD)


Er hat doch die Krankenkassen angeblich aufgefordert,
Prämien zu zahlen. Dabei könnte er selber als Gesund-
heitsminister – das wollen wir einmal festhalten – den
Beitragssatz per Verordnung senken, wenn er meint, dass
er zu viel in der Kasse hat.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Nein, Gesetz!)


– Ja, aber das hätte er machen können, wenn er zu viel
Geld hat und nicht weiß, was er damit machen soll, und
vorschlägt, die Krankenkassen könnten Prämien zahlen.

Sie wissen aber ganz genau, dass das Geld – das ha-
ben Herr Spahn und Herr Singhammer bestätigt – unter
den Krankenkassen nicht gleichmäßig verteilt ist. Sie ha-
ben keine Beitragssenkung gefordert, weil Sie genau
wissen, dass dann die Gefahr einer Erhebung bzw. Erhö-
hung von Zusatzbeiträgen besteht. Alle, die sich mit der
Finanzpolitik im Gesundheitsbereich auskennen, wissen,
dass es in einem Jahr ein Defizit geben, dass es aber ein
Jahr später aufgrund der Entwicklung der Gesetze ganz
anders aussehen kann. Auch hier hat Herr Singhammer
vollkommen recht. Ich frage mich, warum der Gesund-
heitsminister das nicht erkennt und sich nicht freut, dass
die Finanzlage ganz stabil ist.


(Lars Lindemann [FDP]: Wir freuen uns doch!)


– Eben nicht. – Sie rennen durch das Land und fordern
den Finanzminister sogar auf, das Geld einzusammeln.
Soll ich Ihnen sagen, welche Strategie dahintersteckt?
Ich persönlich glaube, dass das mit Absicht geschieht,
damit 2 Milliarden Euro für die Realisierung Ihrer wahl-
kampftaktischen Steuersenkungsfantasien freigesetzt
werden. Um diese gegenzufinanzieren, holen Sie sich
das Geld aus der gesetzlichen Krankenversicherung. Das
nenne ich eine ganz perfide Wahlkampfstrategie.


(Beifall bei der SPD)


Ich sage Ihnen auch: Die Wählerinnen und Wähler
werden das bei den nächsten drei Wahlen honorieren;
denn sie erkennen, dass das, was Sie hier betreiben, eine
Spielerei auf Kosten der gesetzlichen Krankenversiche-
rung ist. Wir werden das Geld nämlich spätestens im
nächsten Jahr und in den Folgejahren dringend brauchen
können. Wenn die Rücklagen jetzt zu hoch sind, dann
kann man die Gelder durchaus an andere Stellen im Sys-
tem lenken. Schauen wir uns die standardisierten Leis-
tungsausgaben an. Wenn wir wirklich wollen, dass das
Geld bei den Menschen ankommt, die schwer krank
sind, und wenn wir wollen, dass die Kassen ihre Ausga-
ben an dieser Stelle bestreiten können, dann sollten wir
an den Richtlinien zum Morbi-RSA arbeiten. Der Beirat
hat Ihnen Vorschläge gemacht, wie das Geld dorthin ge-
steuert werden kann, wo es hingehört. Die Beitragszah-
lerinnen und Beitragszahler zahlen nämlich ihre Beiträge
dafür, dass die Kassen die Leistungen bezahlen können.
Aber da wollen Sie nicht heran.


(Beifall bei der SPD)


Sie haben den Finanzminister aufgefordert, die 2 Mil-
liarden Euro zu entnehmen. Ich sage ganz deutlich: Es





Bärbel Bas


(A) (C)



(D)(B)


ist eine unverantwortliche Politik, die Sie betreiben und
die Sie im ganzen Land propagieren.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: So ein Quatsch!)


Diese 2 Milliarden Euro waren für die Kopfpauschale
gedacht, die Sie jetzt aber scheuen wie der Teufel das
Weihwasser; sonst würden Sie den Beitrag senken. Sie
haben Angst, dass die Kassen Zusatzbeiträge erheben
müssen, was sich im Wahljahr negativ für Sie auswirken
würde. Der Finanzminister hat sowieso schon seinen
Kuckuck auf die 2 Milliarden Euro geklebt, Stichwort
„Versorgungsstrukturgesetz“. Was durch das sogenannte
Landärztegesetz an Belastungen auf uns zukommt, wis-
sen wir heute noch gar nicht.


(Zuruf von der FDP: Sind Sie dagegen?)


– Ich bin nicht dagegen, aber Ihr Minister hat gefordert,
Prämien auszuzahlen. Dafür aber haben wir kein Geld.
Wir brauchen das Geld für andere Dinge.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie sollten Ihre Spielchen und Ihre Schein- und Schat-
tendebatten, die Sie in Ihrer Koalition führen, sein las-
sen. Ich wäre dafür, dass die heutige Debatte der
Schlusspunkt ist; denn wir werden das Geld noch drin-
gend brauchen.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Ja, was denn jetzt?)


Ich halte es für eine vernünftige und solide Politik, auf
ein Beitrags-Jo-Jo zu verzichten. Man sollte voraus-
schauend agieren, das Geld im System, etwa zum Morbi-
RSA, umlenken und etwas für die Patienten tun.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD – Jens Spahn [CDU/CSU]: Herr Lauterbach sagt das Gegenteil!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1716719000

Das Wort hat nun Bundesminister Daniel Bahr.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1716719100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Wir erleben eine Debatte, um die mich viele
meiner Vorgängerinnen und Vorgänger sehr beneidet
hätten.


(Beifall bei der FDP)


Dass ein Gesundheitsminister Überschüsse verteidigt
und eine Diskussion erleben muss, was man mit den
Überschüssen in der gesetzlichen Krankenkasse macht,
haben meine Vorgängerinnen und Vorgänger nicht erlebt.
Insbesondere die Vorgängerin von der SPD war in einer
ganz anderen Situation. 2003, als Rot-Grün regiert hat,
hatten wir einen Rekordschuldenstand in der gesetzli-
chen Krankenversicherung von über 8 Milliarden Euro.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Hört! Hört!)


2009, als die christlich-liberale Koalition die Verantwor-
tung auch für die Gesundheitspolitik übernommen hat,
drohte uns ein Defizit für das Jahr 2009 von 9 Milliarden
Euro, für das Jahr 2011 sogar von 11 Milliarden Euro. Es
ist Ihnen von SPD und Grünen gar nicht bekannt, dass
man solide wirtschaften kann. Die Finanzierung der ge-
setzlichen Krankenkassen ist heute solide, die Menschen
erleben Verlässlichkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deswegen ist es in der Tat eine Luxusdebatte, die wir
hier führen.

Ich muss über die eine oder andere Prognose, die hier
geäußert wurde, schmunzeln. Ich kann mich noch gut
daran erinnern, dass Herr Lauterbach mit seinem Institut
vor einem Jahr, im März 2011, prognostiziert hat, dass
die durchschnittlichen Zusatzbeiträge im Jahr 2012 bei
21 Euro und im Jahr 2013 bei 33 Euro liegen würden.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Ist das das Institut in Köln?)


Ich will daran erinnern, in welcher Situation wir sind.
Die Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung
sind so solide, dass wir voraussichtlich keinen durch-
schnittlichen Zusatzbeitrag in diesem und auch nicht im
nächsten Jahr erleben werden. Das spricht für diese
Koalition und die Verlässlichkeit von Schwarz-Gelb.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposi-
tion, merken selbst, dass Ihre Debatte gar nicht richtig
zündet. Sie wissen selbst nicht einmal, was Sie von uns
fordern sollen. Frau Bas empfehle ich, ihr eigenes Inter-
view im Deutschlandradio von vor einem Monat nachzu-
lesen. Sie selbst haben gesagt, dass auf die Rücklagen
der Krankenkassen überhaupt nicht zugegriffen und die
gute Wirtschaftslage nicht genutzt werden darf, um ir-
gendwelche anderen Dinge zu finanzieren. Herr Kollege
Lauterbach hat gerade die Abschaffung der Praxisgebühr
gefordert.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Aha!)


Die Kollegen von den Grünen sprechen in einem viel-
stimmigen Chor. Frau Bender fordert die Abschaffung
der Praxisgebühr, Herr Trittin fordert eine Senkung der
Beitragssätze,


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn die Kassen entscheiden könnten, wäre das automatisch!)


und Frau Künast fordert, dass das Geld in das Finanz-
ministerium transferiert werden soll. Sie wissen als Op-
position selbst nicht, was aus Ihrer Sicht das Richtige ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deswegen sagen wir als Koalition: Die Menschen
können sich darauf verlassen, dass wir für solide Finan-
zen der gesetzlichen Krankenversicherung sorgen, mit
Augenmaß Entscheidungen treffen und dort, wo Spiel-
raum ist, diesen Spielraum für die Entlastung der Versi-





Bundesminister Daniel Bahr


(A) (C)



(D)(B)


cherten und Patienten nutzen. Dazu tragen wir mit unse-
ren Entscheidungen auch bei.

Herr Lauterbach, Sie haben von Nordrhein-Westfalen
gesprochen. Ich will hier keinen Wahlkampf machen.


(Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach nee!)


Aber dass wir von SPD und Grünen keine Vorschläge
dazu brauchen, wie man mit Finanzen umgeht, zeigt ein
Blick nach Nordrhein-Westfalen, wo wir Schuldenkö-
nige erleben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das wurde vom dortigen Verfassungsgericht attestiert.
Der Überschussminister in der Gesundheitspolitik scheut
den Vergleich mit den Schuldenkönigen in Nordrhein-
Westfalen nicht.

Ich verweise auch auf Ihre Haltung zu dem Versor-
gungsstrukturgesetz, mit dem wir richtige Entscheidun-
gen zur Abwendung eines drohenden Ärztemangels tref-
fen, weil wir gezielt Investitionen nutzen wollen, um die
Versorgung der Menschen gerade in der Fläche zu ver-
bessern.


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Ihre Reaktion zeigt mir, dass diese Kritik in Bezug auf
Nordrhein-Westfalen Sie sehr zu treffen scheint. Das
scheint ja ein wunder Punkt zu sein.

Das Versorgungsstrukturgesetz zeigt, dass wir Ent-
scheidungen treffen, um die medizinische Versorgung
der Menschen in Deutschland deutlich zu verbessern,


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Sind Sie für oder gegen die Praxisgebühr?)


ohne dabei den Blick dafür zu verlieren, dass dies auch
alles finanzierbar und vor allem durch eine solide wirt-
schaftliche Lage der gesetzlichen Krankenversicherung
gewährleistet sein muss.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Sind Sie jetzt für oder gegen die Praxisgebühr? Zur Sache!)


Deswegen sagen wir auch, dass im Gesundheitsfonds
in der Tat mehr Gelder liegen, als gesetzlich vorgeschrie-
ben sind.


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Dann schaffen Sie die Praxisgebühr ab!)


Wir haben eine Liquiditätsreserve, die weit oberhalb der
gesetzlichen Vorgaben ist. In der Vergangenheit wurden
die gesetzlichen Vorgaben von Rot-Grün immer wieder
aufgeweicht, wenn die wirtschaftliche Lage schwierig
oder es politisch opportun war. Wir sorgen dafür, dass
ein Puffer über die gesetzlich vorgegebene Reserve hi-
naus erhalten bleibt,


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Für oder gegen die Praxisgebühr?)


weil wir wollen, dass die gesetzliche Krankenversiche-
rung bei der nächsten Konjunkturdelle nicht gleich wie-
der in Probleme gerät, sondern solide finanziert ist,
damit die Menschen Planbarkeit im Bereich des Gesund-
heitswesens erfahren können.


(Beifall bei der FDP – Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Sind Sie dafür oder dagegen?)


Zudem ist die Lage der Krankenkassen unterschied-
lich. Wir haben Krankenkassen, die viel Geld auf dem
Konto haben.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Dafür oder dagegen?)


Über 30 Krankenkassen könnten ihren Versicherten
wahrscheinlich Prämien auszahlen, ohne dass es ihre
finanzielle Stabilität infrage stellt.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Zur Praxisgebühr!)


Neun Krankenkassen machen das derzeit, zahlen Prä-
mien von bis zu 100 Euro pro Jahr an ihre Versicherten
aus. Viel mehr Krankenkassen könnten das tun. Ich for-
dere deshalb diejenigen gesetzlichen Krankenkassen, die
mehr Geld auf ihrem Konto haben als gesetzlich vorge-
schrieben, auf, diesen Spielraum auch zu nutzen, damit
wir Wettbewerb zwischen den Krankenkassen, der ja nö-
tig ist, erleben


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Für die Praxisgebühr?)


und damit die Versicherten sehen, ob eine Krankenkasse
mit den Pflichtbeiträgen solide gewirtschaftet und ge-
ringe Verwaltungskosten hat oder eben nicht solide ge-
wirtschaftet hat.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wissen genau, dass das erfolglos ist!)


Diesen Wettbewerb zwischen gesetzlichen Kranken-
versicherungen können wir im Interesse der Versicherten
gut gebrauchen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Könnten die Kassen selbst entscheiden, gäbe es Wettbewerb!)


Deswegen fordern wir die gesetzlichen Krankenkassen
auf, diesen Spielraum auch zu nutzen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Zur Praxisgebühr, Herr Bahr!)


Darüber hinaus gibt es auch Spielraum für Leistungsver-
besserungen.

Und es gibt keine Begründung, warum gesetzliche
Krankenkassen über die vorgegebenen Reserven von
0,25 Monatsausgaben hinaus häufig bis zu zwei und
mehr Monatsausgaben auf ihrem Konto haben. Kranken-
kassen sind keine Sparkassen.


(Beifall bei der FDP)






Bundesminister Daniel Bahr


(A) (C)



(D)(B)


Krankenkassen sollen das Geld der Versicherten für
Leistungsverbesserungen einsetzen oder für eine Entlas-
tung der Patientinnen und Patienten und der Versicher-
ten. Das ist solide Politik, wie wir sie von den Kranken-
kassen explizit einfordern.

Wenn es darüber hinaus Spielraum gibt, dann ist es
doch berechtigt, im politischen Raum, im Bundestag, da-
rüber zu diskutieren, ob eine Praxisgebühr, die ihren
Sinn und Zweck, nämlich die Zahl der Arztbesuche zu
reduzieren, nicht mehr erfüllt, noch gerechtfertigt ist
oder ob man nicht zu besseren Lösungen, auch zu Ent-
lastungen von Patientinnen und Patienten, kommen
kann.


(Beifall bei der FDP)


Deswegen ist es berechtigt, dass diese Diskussion ge-
führt wird. Ich sage auch klipp und klar: Der Auftrag
laut Koalitionsvertrag ist es, die Praxisgebühr zu über-
prüfen. Die Koalition fühlt sich diesem Auftrag ver-
pflichtet. Wir werden in diesem Jahr in Ruhe darüber de-
battieren, wie wir es besser machen können, was die
Bürokratie angeht. Die unbürokratischste Regelung wäre
sicherlich der Verzicht auf die Praxisgebühr. Aber alles
hängt mit allem zusammen.

Wir werden die Debatte zunächst in der Koalition
führen und uns auf den Klamauk nicht einlassen, den die
Linken oder die SPD hier mit Schauanträgen machen.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Die Unterschriftensammlung in Schleswig-Holstein!)


Sie lenken mit Klamauk und Aktionismus davon ab,


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Was ist denn mit Schleswig-Holstein? Da ist der Klamauk!)


dass Sie selbst nicht in der Lage sind, für solide Finan-
zen in der gesetzlichen Krankenversicherung, für ein
planbares und verlässliches Gesundheitswesen zu sor-
gen.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Richtig!)


Darauf fallen wir nicht herein, sondern wir treffen die
Entscheidung nach kluger und ruhiger Beratung. Das
werden wir innerhalb der Koalition machen.


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: SchleswigHolstein! Wählerverarschung!)


Die Entscheidungen stehen an. Wir werden dieses
Jahr nutzen und in erster Linie dafür sorgen, dass die
Menschen sich darauf verlassen können, dass die Ge-
sundheitsversorgung auch in den kommenden Jahren ge-
währleistet ist und dann nicht schon wieder eine Einspa-
rung vollzogen werden muss. Wenn es jedoch Spielraum
gibt, werden wir ihn nutzen und damit eine Entlastung
von Versicherten und Patienten gewährleisten; denn in
erster Linie ist das Geld, das in der Krankenversicherung
ist, das Geld der Beitragszahler, der Versicherten und Pa-
tienten. Für diese muss es verwandt werden.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1716719200

Das Wort hat nun Steffen-Claudio Lemme für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Steffen-Claudio Lemme (SPD):
Rede ID: ID1716719300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Minister
Bahr, Frau Staatssekretärin Mauz, ich muss zunächst
einmal mit dem hier immer wieder aufgebauten Lügen-
gebäude aufräumen und mit der immer wieder vorge-
brachten Legende brechen, wir hätten 2009 ein Defizit in
Höhe von 10 Milliarden Euro hinterlassen. Mir liegen
aus dem Hause Bahr offizielle Statistiken vor – ich gebe
sie Ihnen nachher auch gerne –: Danach endete das Jahr
2009 mit einem Einnahmeüberschuss in Höhe von
1,42 Milliarden Euro.


(Beifall bei der SPD – Iris Gleicke [SPD]: Hört! Hört!)


Sie bekommen das gleich direkt, um das entsprechend
nachlesen zu können.

Nun zur Debatte. Seit gut vier Wochen liegen die Pro-
gnosen auf dem Tisch: rund 20 Milliarden Euro Rückla-
gen bei den Kassen und beim Gesundheitsfonds bis ein-
schließlich 2013. Das ist durchaus beachtlich.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Kaum gibt es etwas zu verteilen, ziehen sich diejenigen
die Spendierhosen an, die mit dem Rücken zur Wand
stehen. Ja, ich meine Sie, liebe Kolleginnen und Kolle-
gen der FDP.


(Lars Lindemann [FDP]: Wir machen das immer dann, wenn die Kassen voll sind! – Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Wir haben die Praxisgebühr ja nicht eingeführt!)


Ich sage Ihnen: Ihre Strategie wird von den Versicherten
durchschaut. Jetzt, wo Sie sich in politischer Bedrängnis
befinden, versuchen Sie, die gesetzliche Krankenversi-
cherung zur Melkkuh Ihres Wahlkampfes zu machen.
Sie wollen das Solidarsystem damit weiter untergraben,
aber das wird Ihnen nicht gelingen.

Wir alle haben in den letzten zweieinhalb Jahren doch
gesehen, wie Gesundheitspolitik mit schwarz-gelber
Handschrift aussieht.


(Zuruf von der CDU/CSU: Gut!)


Ich nenne das Wichtigste hier noch einmal in Kürze:

Erstens: Beitragserhöhung ohne den Versuch der He-
bung von Effizienzreserven im System.

Zweitens: Ausweitung der Regelung zu den Zusatz-
beiträgen.

Drittens: Entsolidarisierung der Finanzierung durch
das Einfrieren der Arbeitgeberbeiträge und durch Verab-





Steffen-Claudio Lemme


(A) (C)



(D)(B)


schiedung von der paritätischen Finanzierung der Kran-
kenversicherung.

Viertens: ein Versorgungsstrukturgesetz, das sich we-
sentlich nur an den Einkommen der Ärztinnen und Ärzte
orientiert.

Das ist die Bilanz Ihrer Politik, die vor allem die
Schwächsten in unserer Gesellschaft am härtesten ge-
troffen hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf der Abg. Stefanie Vogelsang [CDU/CSU])


Nun, wo sich die Debakel in Kiel, Saarbrücken und
Düsseldorf bereits am Horizont abzeichnen, soll es mal
eben ans Verteilen gehen. Sie sind doch diejenigen, die
immer mit dem Damoklesschwert sinkender Einnahmen
durch konjunkturelle Abkühlung drohen. Nun deutet
sich am Horizont eine solche Situation an, und trotzdem
wollen Sie am liebsten unsolide Politik machen.

Ich gebe Ihnen völlig recht, wenn Sie sagen: Die
Rücklagen gehören den Versicherten. – Ja, sie haben sie
mit ihren Beiträgen aufgebracht. Da heißt es, mit Augen-
maß an die Sache heranzugehen, die kommenden Jahre
in den Blick zu nehmen und nicht nur auf die nächsten
Wahltermine zu schauen. Denn was passiert, wenn sich
die Einnahmesituation der gesetzlichen Krankenversi-
cherung konjunkturbedingt verschlechtert?


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Ja, eben!)


Wir alle wissen doch, dass Rücklagen in dieser Größen-
ordnung bei jährlichen Gesamtausgaben von rund
186 Milliarden Euro schmelzen werden wie Butter in der
Sonne.


(Rudolf Henke [CDU/CSU]: Was denn jetzt? – Jens Spahn [CDU/CSU]: Ja, eben!)


Und was droht den Versicherten im Falle von Defiziten?
Richtig: Ihre unsolidarischen Zusatzbeiträge – mehr
nicht.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Aber die Praxisgebühr brauchen wir dann doch!)


Meine Fraktion blickt mit Geschlossenheit in die Zu-
kunft.


(Lachen bei der CDU/CSU – Rudolf Henke [CDU/CSU]: Mit geschlossenen Augen! – Jens Spahn [CDU/CSU]: Sie von der SPD widersprechen sich in drei Reden dreimal!)


Statt an dem Hin und Her bei der Finanzierung festzu-
halten, müssen wir zu echten Strukturreformen kommen.
Unser Weg heißt: mehr Solidarität – und nicht weniger,
wie es Ihr Weg ist.

Unsere Bürgerversicherung wird ab 2013 echte Spiel-
räume, aber vor allem mehr Gerechtigkeit schaffen.


(Lachen der Abg. Christine AschenbergDugnus [FDP])


Das schließt so unbeliebte Regelungen wie die Praxis-
gebühr mit ein. Ich betone, dass wir als SPD auch in Zu-
kunft an einer hausarztzentrierten Versorgung und der

Lotsenfunktion der Allgemeinmediziner festhalten wer-
den. Die bestehende Regelung zur Praxisgebühr, die wir
im Übrigen der Haltung der Union im Vermittlungsaus-
schuss zu verdanken haben,


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Immer sind es die anderen!)


hat ihr ursprüngliches Ziel der Reduzierung der Zahl von
Arztbesuchen und daraus folgender Einsparungen im
System leider nicht erreicht und ist daher überholt.

Für mich zählt in diesem Zusammenhang, dass dieje-
nigen, die beispielsweise durch prekäre Beschäftigung
nur über ein geringes Einkommen verfügen oder von Al-
tersarmut bedroht sind, nicht davon abgehalten werden
dürfen, zum Arzt zu gehen. Denn eines wissen alle ge-
nau: Werden Krankheiten verschleppt, schadet das nicht
nur dem Patienten; vielmehr muss die Gemeinschaft der
Versicherten die Kosten von möglichen Folgeerkrankun-
gen tragen. Das können wir alle gemeinsam nicht wol-
len.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1716719400

Das Wort hat nun Willi Zylajew für die CDU/CSU-

Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Willi Zylajew (CDU):
Rede ID: ID1716719500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

möchte zunächst einmal festhalten, dass aus meiner
Sicht kein vernünftiger Mensch die Aufgeregtheit der
SPD bei diesem Thema verstehen kann.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Wir sind doch nicht aufgeregt!)


Noch weniger ist zu verstehen, dass eine Fraktion, die
jahrelang Verantwortung im Gesundheitswesen hatte,
eine Aktuelle Stunde zu diesem Thema anmeldet.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Wir sind doch die Ruhe selbst!)


Halten wir nüchtern fest: Die Lohnnebenkosten lie-
gen derzeit unter 40 Prozent, bei 39 Prozent.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Gerd Schröder!)

– Das sehen manche in Ihrer Fraktion anders, Herr
Lauterbach. Werden Sie sich da einig, und dann sagen
Sie uns Bescheid. – 39 Prozent ist die Zahl, die den Ar-
beitnehmer in erster Linie interessiert. Wir hatten schon
Zeiten, in denen die Sozialversicherungsbeiträge bei
41 Prozent, also extrem hoch, lagen.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Helmut Kohl!)

– Ich glaube, das ist eher die Zeit Ihres Kollegen Schröder
und anderer gewesen, als Sie noch Berater in der Politik
waren. Da hatten sie das erreicht, Herr Professor
Lauterbach.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Da war es besser!)






Willi Zylajew


(A) (C)



(D)(B)


Die Kassen der Sozialversicherung waren trotz extrem
hoher Beiträge leer, und sie waren nicht nur leer, sondern
wir hatten Milliarden Schulden. Dafür gab es auch
Gründe. Falsche politische Beratung war sicherlich eine
Ursache. Außerdem wurde Systemausbeutung nicht ver-
hindert. Es gab Fehlentwicklungen und Fehlanreize in
Teilen dieser Branche. Darüber hinaus war auch die Ar-
beitslosenzahl eine andere; das gestehe ich Ihnen gerne
zu.

Werter Professor Lauterbach, Sie haben doch eben
schon gehört, wie falsch Ihre Prognosen von vor einem
Jahr waren. Ich vermute, Ihre heutigen sind auch nicht
besser. Ich weiß nicht, auf welchen Apparat Sie da zu-
rückgreifen können und zurückgreifen.


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Kristallkugel!)


Aber hilfreich sind die Dinge aus meiner Sicht nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Gegenruf der Abg. Mechthild Rawert [SPD]: Spärlicher Beifall!)


– Mit spärlichem Beifall komme ich auch zurecht.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


Wir haben die meisten Dinge gegen Sie durchsetzen
müssen.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: So ist es!)


Wir haben letztendlich – Kollegin Bender, auch dies
sollte man sagen, um deutlich zu machen, dass wir nicht
horten – Überschüsse erwirtschaftet und brauchen kei-
nen Sozialausgleich. Die Beiträge sind verkraftbar. Sie
liegen bei 39 Prozent.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Mehr netto vom Brutto! – Gegenruf des Abg. Harald Weinberg [DIE LINKE]: Mehr „nutto vom Bretto“!)


Damit können wir die Leistungen, die wir verbessert ha-
ben, verlässlich finanzieren. Wir können darüber hinaus
auch noch überlegen, wie man in anderen Bereichen, wie
zum Beispiel bei der Haushaltsversorgung, zu Verbesse-
rungen kommen kann.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir brauchen dazu eine verlässliche Finanzierung. Diese
ist gegeben, aber Sie wird von Ihnen attackiert.

Kollege Lauterbach, wenn man Ihren Vorschlägen
– also denen des Beraters Lauterbach, des Wissenschaft-
lers Lauterbach oder des Abgeordneten Lauterbach; die
sind ja manchmal unterschiedlich – folgen würde, dann
müssten wir uns den Kopf darüber zerbrechen, was wir
im Falle von leeren Kassen tun. Da ist aber nicht nötig.
Wie mir vorhin auffiel, sitzen heute Nachmittag auf der
Zuschauertribüne besonders viele junge Leute. Diese er-
warten von uns, dass wir Rücklagen bilden und Reser-
ven ansparen. Sie erwarten, dass wir die Sozialversiche-
rung


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Sie erwarten, ein gescheites Gesundheitssystem übernehmen zu können!)


– richtig! – gescheit organisieren. Dazu gehört, dass die
in diesem Bereich Tätigen vernünftig bezahlt werden
und dass die Menschen die notwendigen Hilfen bekom-
men.

All dies können wir schaffen, aber nur deshalb, weil
wir eine richtige und vernünftige Politik machen und
weil wir die Sozialversicherungssysteme so fahren, dass
sie leistungsstark, wirtschaftlich stabil und auch effizient
sind.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Sehr gut!)


In diesem Sinne wollen wir weiter arbeiten. Und da
zerbrechen wir uns auch gern den Kopf darüber, was wir
mit Überschüssen machen. Im Zweifelsfall lassen wir sie
eine Zeitlang unangetastet.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Nein! Herr Schäuble will es haben!)


Kollege Singhammer hat dazu sehr klar Position bezo-
gen. Damit sind wir der Garant für eine vernünftige So-
zialpolitik.

Danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Harald Weinberg [DIE LINKE]: Dann pfeifen Sie Ihren Finanzminister zurück!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1716719600

Das Wort hat nun Edgar Franke für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Edgar Franke (SPD):
Rede ID: ID1716719700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir haben schon gehört, wie hoch die Über-
schüsse sind. Aber wir haben auch – das fand ich interes-
sant, Herr Singhammer und Frau Aschenberg-Dugnus –
unterschiedliche Zahlen dazu gehört, wie die Situation
vor zwei, drei Jahren aussah. Was Sie behaupten, ist
wirklich eine Mär. Herr Minister, ich kann dem Kollege
Lemme nur zustimmen – er hat auch mir das Papier, aus
dem er zitiert hat, gegeben –: Vor zwei Jahren hatten wir
in der GKV 2 Milliarden Euro Rücklagen und keine
10 Milliarden Euro Miese. Andere Zahlen sind einfach
nicht wahr.


(Beifall bei der SPD)


Herr Singhammer, wem sind diese Rücklagen gerade
in der gesetzlichen Krankenversicherung geschuldet?
Wer hat dafür gesorgt? Diese Rücklagen sind durch die
Arbeitsmarktreformen der rot-grünen Regierung ermög-
licht worden;


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: So ist es! Gerd Schröder! – Rainer Brüderle [FDP]: Die SPD kennt Schröder doch gar nicht mehr!)






Dr. Edgar Franke


(A) (C)



(D)(B)


denn diese haben dafür gesorgt, dass wir so viel Be-
schäftigung haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir sind vielfach für diese Arbeitsmarktreformen kriti-
siert worden.


(Rainer Brüderle [FDP]: Warum schämt ihr euch heute wegen der Reformen?)


Aber sie sind die Ursache dafür, dass wir heute eine
solch gute wirtschaftliche und Arbeitsmarktlage in
Deutschland haben.


(Rainer Brüderle [FDP]: Bekennt euch doch zu Schröder!)


– Herr Fraktionsvorsitzender Brüderle, man darf Ursa-
che und Wirkung nicht verwechseln. Sie haben den
Sachverhalt im Grunde genommen nicht richtig darge-
stellt.

Was machen wir jetzt mit den Überschüssen? Ich
habe einige Äußerungen mitgeschrieben. In der Debatte
wurden vier Vorschläge gemacht: Der erste Vorschlag
war, den Versicherten das Geld zurückzugeben. Der
zweite Vorschlag war, den Beitrag zu senken. Der dritte
Vorschlag war, die Praxisgebühr abzuschaffen, und der
vierte Vorschlag war, alles so zu belassen, wie es ist.

Der vierte Vorschlag wird von Teilen der Koalition fa-
vorisiert, vom Minister anscheinend auch. Aber das
würde bewirken, dass Sie weiterhin nur Klientelpolitik
für Ihre Leute machen.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Nein! Klientelpolitik für die Versicherten, für die Patienten!)


Das heißt, bestimmte Facharztgruppen würden Sie wei-
ter beglücken. Das wäre die Konsequenz, wenn man das
Geld im System belassen würde.

Das Geld in Form von Prämien, die die Kassen zahlen
müssten, den Versicherten zurückzugeben – das hat der
Minister vorgeschlagen –, ist nicht realistisch. Denn die
Kassen werden nichts auszahlen, weil sie Angst davor
haben, Zusatzbeiträge zu erheben.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


Was passiert denn, wenn eine Kasse Zusatzbeiträge ver-
langt? Diese Beiträge müssen von den Arbeitnehmern
allein gezahlt werden; sie erscheinen nicht auf dem
Lohnzettel. Das würde sofort zu Konsequenzen für die
Kasse führen. Herr Minister, wenn man Wettbewerb
will, dann müsste man politisch in eine ganz andere
Richtung gehen: Man müsste die Beitragsautonomie der
Kassen wiederherstellen, um wirklichen Wettbewerb zu
erreichen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wollen wir ja!)


Das wäre vielleicht auch etwas für die FDP, meine sehr
verehrten Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Eine Beitragssenkung von 0,1 Prozentpunkten ent-
spricht 1 Milliarde Euro. Ich glaube, es ist nicht realis-
tisch, hier zielgenau vorgehen zu können.

Ich glaube, realistisch ist der Vorschlag, die Praxisge-
bühr wieder abzuschaffen. Das wäre ein Akt der Wieder-
herstellung der vollen Parität zwischen Arbeitnehmern
und Arbeitgebern in der Krankenversicherung. Vielfach
ist bereits gesagt worden, dass die Praxisgebühr nicht die
Steuerungsfunktion hat, die sie haben sollte. Sie ist allein
ein Finanzierungsinstrument; sie bringt knapp 2 Milliar-
den Euro. Es gibt aber auch andere Gründe für deren Ab-
schaffung. Es sollen nicht nur Kranke und Einkommens-
schwache entlastet werden. Vor allen Dingen müssen wir
– das hat Frau Aschenberg-Dugnus gesagt – die Büro-
kratie- und Verwaltungskosten bei den Ärzten abbauen.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Das wusstet ihr aber schon, als ihr an der Regierung wart!)


Insofern ist die Abschaffung der Praxisgebühr eine rea-
listische Alternative.

Sie ist allerdings nur dann eine Alternative – das sage
ich an die Linken gerichtet –, wenn man das ordentlich
und seriös gegenfinanziert. Wir brauchen eine Finanzie-
rung, mit der die wegfallenden 2 Milliarden Euro kom-
pensiert werden. Wir als Sozialdemokratinnen und So-
zialdemokraten sagen: Wir müssen das gegenfinanzieren
mit Beitragsautonomie, mit einer nominellen Parität,
letztlich mit einer Bürgerversicherung, die bewirkt, dass
wir mehr Einnahmen erzielen. Das ist der Weg.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU/ CSU: Und wer bezahlt das?)


Beitragsautonomie heißt, dass Arbeitgeber und Arbeit-
nehmer denselben Beitrag zahlen. Bürgerversicherung
heißt, dass alle grundsätzlich nach denselben Kriterien in
ein System einzahlen, egal in welcher Versicherung sie
sind. Das ist eine Form, mit der wir nachhaltig und zu-
kunftsfähig eine Krankenversicherung finanzieren, die
eine bessere Qualität hat und wirtschaftlicher ist. Selbst
Herr Spahn, der gerade nicht anwesend ist, hat mehrfach
in Interviews gesagt, dass er für die private Krankenver-
sicherung in diesem Sinne keine Zukunft sehe. Die Bür-
gerversicherung ist eine Versicherung, die den Interessen
der Patientinnen und Patienten am ehesten entspricht.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1716719800

Das Wort hat nun Erwin Lotter für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Erwin Lotter (FDP):
Rede ID: ID1716719900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Ich möchte mich zunächst
bei den Kolleginnen und Kollegen der SPD ganz herz-
lich für die Gelegenheit bedanken, hier über die Erfolge





Dr. Erwin Lotter


(A) (C)



(D)(B)


der christlich-liberalen Gesundheitspolitik sprechen zu
können.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Aus einem drohenden Defizit der gesetzlichen Kranken-
versicherung von 11 Milliarden Euro bei der Regie-
rungsübernahme vor zweieinhalb Jahren haben wir mit
guter Gesundheits-, aber auch mit hervorragender Wirt-
schaftspolitik einen Überschuss von knapp 20 Milliar-
den Euro erzielt. Nur deshalb können wir diese Diskus-
sion hier und heute überhaupt führen.


(Beifall bei der FDP)


Wie wollen wir nun mit den Überschüssen umgehen?
Für uns ist eindeutig, dass wir die gute Lage der Kassen
nicht dazu nutzen wollen, die Ausgaben zu erhöhen. Die
Lage ist ja auch deshalb so gut, weil wir gespart haben.
Also schauen wir uns lieber die Einnahmeseite an.

Selbstverständlich – da sind wir uns alle einig – müs-
sen wir Rücklagen bilden, im Gesundheitsfonds und bei
den einzelnen Kassen. Die christlich-liberale Koalition
steht auch im Gesundheitssystem für eine solide Haus-
haltspolitik. Deshalb müssen wir natürlich sinnvoll wirt-
schaften und langfristig planen.

Dennoch gilt für uns der Grundsatz: Krankenkassen
sind keine Sparkassen.


(Beifall bei der FDP)


Die erwirtschafteten Überschüsse der Krankenkassen
stammen aus Beitragszahlungen und gehören den Ver-
sicherten. Es gibt viele Möglichkeiten; wir werden sie
jetzt in aller Ruhe diskutieren. Wir freuen uns auch auf
Ihre Vorschläge.

Eine Möglichkeit, die der Minister angeregt hat, ist
die Prämienausschüttung von Kassen mit großen Reser-
ven. Die Kassen sollen ihre Chance auf Teilnahme am
Wettbewerb annehmen, um attraktiver zu werden und
weitere Kunden anzuwerben.

Über 9 Milliarden Euro haben sich als Überschuss im
Gesundheitsfonds angesammelt. Davon ist ein Teil ge-
setzlich, auch als Mindestreserve, gebunden. Die gute
Konjunktur und aktuelle Lohnsteigerungen werden mit-
telfristig für ein weiteres Ansteigen der Überschüsse sor-
gen. Damit haben wir genügend politischen Spielraum,
um die von Rot-Grün im Jahr 2004 eingeführte Praxis-
gebühr abzuschaffen.


(Beifall des Abg. Dr. Karl Lauterbach [SPD])


Herr Kollege Weinberg, jetzt aber mit einem Schaufens-
terantrag einen Keil in die Koalition treiben zu wollen,
das bezeichne ich als Klamauk.


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Der Antrag ist völlig ernst gemeint!)


Wir können gerne auf sachlicher Ebene weiterdiskutie-
ren.


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Nein, er ist völlig ernst gemeint!)


Es gibt gute Gründe für eine Abschaffung der umstrit-
tenen Gebühr. Die Praxisgebühr ist eine unsoziale Vor-
kasse, von SPD und Grünen eingeführt.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Zuruf von der FDP: Abkassieren, bevor es Leistungen gibt! – Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Horst Seehofer!)


Das mit der Einführung dieser zusätzlichen Krankenkas-
sengebühr verbundene Ziel einer Steuerungswirkung
wurde schlicht verfehlt.


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Gurkentruppe!)


Geblieben ist der bürokratische Mehraufwand. Die kom-
fortable finanzielle Ausstattung der Kassen belegt, dass
etwaige Mehreinnahmen aus der Praxisgebühr nicht ge-
neriert werden müssen. Die kosten- und zeitintensive
Verwaltungsarbeit ist nicht zu rechtfertigen. Gute medi-
zinische Leistung verlangt Zeit für den Patienten, nicht
für seine „administrative Verarztung“.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Na also! Weg damit!)


Die Praxisgebühr ist den Menschen in Deutschland
bei den momentanen Überschüssen in Milliardenhöhe
nicht mehr vermittelbar.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Der bürokratische Aufwand ist gewaltig. Allein die
Verwaltung und das Mahnwesen für die Praxisgebühr
belaufen sich Schätzungen der Kassenärztlichen Bun-
desvereinigung zufolge auf knapp 360 Millionen Euro,
und das jährlich.

Auch besteht bei sozial schwächer gestellten Bürgern
die Gefahr der Krankheitsverschleppung mit hohen Fol-
gen für die Solidargemeinschaft.

Mit einer Abschaffung der Praxisgebühr entfielen
umfangreiche bürokratische Regelungen zur Verwaltung
von Ausnahmetatbeständen und Gebührenbefreiungen.


(Beifall der Abg. Dr. Karl Lauterbach [SPD] und Harald Weinberg [DIE LINKE])


Dies wäre eine wirklich sinnvolle Maßnahme.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Weg damit! Genau!)


Sie entlastete nicht nur Ärzte und Kassen, sondern träte
auch weitverbreitetem Unmut bei Patientinnen und Pa-
tienten entgegen.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Ganz genau!)


Ein Wort noch zur Bürgerversicherung, meine Damen
und Herren von der linken Seite. Sie würden mit der
Bürgerversicherung natürlich zunächst mehr Einnah-
men generieren;


(Mechthild Rawert [SPD]: Paritätisch und gerecht!)






Dr. Erwin Lotter


(A) (C)



(D)(B)


aber die anstehenden Herausforderungen aufgrund der
Demografie und des medizinischen Fortschritts werden
Sie damit letztlich nicht finanzieren können.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit nachhaltiger Finanzierung schon, aber nicht mit Zusatzbeiträgen! Mit Zusatzbeiträgen kann man die demografische Entwicklung nicht finanzieren!)


Was wird passieren, wenn die Mittel nicht mehr zur Ver-
fügung stehen? Es wird Wartelisten geben. Und was be-
deutet eine Warteliste? Rationierung. Das steht am Ende
Ihrer Bürgerversicherung: eine Rationierung im Gesund-
heitswesen, die kein vernünftig denkender Mensch wirk-
lich will.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1716720000

Als letztem Redner erteile ich Kollegen Rudolf

Henke für die CDU/CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rudolf Henke (CDU):
Rede ID: ID1716720100

Verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kol-

legen! Meine Damen und Herren! Ich nenne die Gebühr,
um die es hier geht, nicht Praxisgebühr, weil das die
Suggestion verbreitet, dass es sich um Geld handelt, das
primär den Praxen zugutekommt; es handelt sich aber
vielmehr um eine Kassengebühr.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das Ganze ist ein zweiter Inkassoweg. Ich habe in der
Tat mein Problem mit der Sinnhaftigkeit eines zweiten
Inkassoweges, weil ein solcher immer das Problem in
sich birgt, dass die typische Einfachheit, die einen ein-
zelnen Inkassoweg auszeichnet, entfallen könnte.


(Beifall des Abg. Dr. Karl Lauterbach [SPD])


– Sie wollen das ja abschaffen. – Nur, liebe Kolleginnen
und Kollegen, was ist mit der Zuzahlung bei den Arznei-
mitteln? Das ist ja auch ein eigener Inkassoweg. Was ist
mit den Zuzahlungen im Krankenhaus? Das ist ebenfalls
ein eigener Inkassoweg.

Was ist mit den Zuzahlungen bei Kuren oder, wie es
richtigerweise heißen muss, Rehabilitationsleistungen?
Auch das ist ein eigener Inkassoweg. Müsste man, wenn
man denn sagt „Wir wollen das alles weghaben“, nicht
sogar den gesamten Zusatzbeitrag infrage stellen?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und der Abg. Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Müsste man aus diesem Blickwinkel nicht sagen: „Die
Opposition hat recht“?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und der Abg. Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich finde das, wenn ich es von Freund zu Freund so
sagen darf, ein bisschen inkonsequent.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Fangen wir doch mal mit der Kassengebühr an!)


Sie haben recht, wenn es um die Bürokratiekosten und
die Frage geht, welche Steuerungswirkung die Gebühr
hat. Der entscheidende Punkt ist aber doch – Herr
Dr. Franke hat das ausgeführt –: Sie müssen eine Ant-
wort darauf geben, was denn mit den 2,1 Milliarden
Euro ist, die die Gebühr in die Kasse bringt.


(Beifall der Abg. Karin Maag [CDU/CSU] – Iris Gleicke [SPD]: Bürgerversicherung!)


Frau Bas hat gesagt: Das sind zu viel Mittel; wir brau-
chen dieses Geld. – Andere haben gesagt: Wir können es
uns leisten. – Ich bin da nicht ganz so optimistisch.

Machen wir uns doch einmal klar: Wenn man die
2 Milliarden Euro für den Sozialausgleich bei den Zu-
satzbeiträgen abzieht – man muss sie ja wohl heraus-
rechnen, da die Mittel für einen anderen Zweck als für
die reine Leistungsfinanzierung gedacht sind –, dann
kommen wir auf einen Überschuss von 18 Milliarden
Euro. Welche Ausgaben haben wir? Wir haben in der ge-
setzlichen Krankenversicherung Ausgaben im Umfang
von über 180 Milliarden Euro. Das heißt: Wenn man ad-
diert, was im Gesundheitsfonds und bei den Kassen auf
den Konten ist, erkennt man, dass sich die Rücklagen in
einer Größenordnung von gerade einmal 10 Prozent be-
wegen.

Ja, wir haben eine gute ökonomische Situation in
Deutschland, weil wir im Moment finanziell erfolgrei-
cher und wirtschaftskräftiger sind als die Staaten um uns
herum. Das ist ein Erfolg der christlich-liberalen Koali-
tion, ein Erfolg des Kabinetts Merkel.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben ein Konjunkturhoch, keine Frage. Das haben
die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutsch-
land erarbeitet, die mit ihrem Fleiß und ihrer Leistung
für den wirtschaftlichen Erfolg des Landes sorgen. Im
Übrigen sind sie es, die das Geld in die Kassen der So-
zialversicherung einzahlen, und zwar sowohl den Ar-
beitnehmerbeitrag als auch den Arbeitgeberbeitrag; denn
auch der Arbeitgeberbeitrag wird durch die Leistung der
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erwirtschaftet.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Aber was ist denn, liebe Kolleginnen und Kollegen,
wenn die Konjunktur wieder abkühlt? Schwächelt dann
nicht auch die Einnahmebasis? Ich halte deswegen
nichts von einem Forderungswettbewerb, auf welche
Weise wir dafür sorgen können, dass sich die Finanz-
reserven, die sich zuletzt gebildet haben, schnellstens
wieder verflüchtigen.


(Beifall der Abg. Karin Maag [CDU/CSU])


Es gibt noch andere Forderungen als nur die Forde-
rung nach der Abschaffung der Kassengebühr. Da gibt es





Rudolf Henke


(A) (C)



(D)(B)


auch die Forderung, die etwa von der Vertreterversamm-
lung der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg formu-
liert wird. Die Vertreterversammlung fordert eine Aus-
zahlung des in den vergangenen Jahren erbrachten
Sparbeitrages der Vertragsärzte zur Sanierung der Finan-
zen der Krankenkassen. Da gibt es die Forderung des
Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands, der
vorträgt:

Für 2012 zeichnet sich eine Unterfinanzierung im
Personalbereich der Krankenhäuser ab, die wir kon-
servativ mit 1 Milliarde Euro veranschlagen.


(Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann man ändern!)


Da gibt es etwa die Forderung der Psychotherapeuten,
die uns schreiben:

Psychotherapeuten mahnen: Chance auf Sicherung
und Verbesserung der Versorgung psychisch Kran-
ker nicht vertun! Kassenreserven für die Versor-
gung!

Da gibt es die Forderung der Gemeinschaft Fachärztli-
cher Berufsverbände, die da schreibt:

Die GFB fordert, die GKV-Überschüsse zumindest
in Teilen zur Förderung des fachärztlichen Nach-
wuchses in Praxen analog zur Förderung der haus-
ärztlichen Weiterbildung … zu nutzen.

Ich will Ihnen damit nur sagen: Die Debatte, die sich
auf die Forderung bezieht, mit diesem Geld irgendetwas
fiskal Aktives zu machen, ist nicht die einzige, die wir
dann führen müssen. Wenn man meint, das Geld sei da-
für da, um es in homöopathischen Dosen zurückzuzah-
len, dann wird die Frage sein: Was ist denn mit der Leis-
tungsqualität? Was diskutieren wir dann im Bereich der
Leistungsfinanzierung? Deswegen sage ich: Täuschen
Sie die Bürger nicht im Hinblick auf das Gewicht einer
Rücklage, die bei gerade einmal 19,5 Milliarden Euro
liegt; es ist weniger, als wir denken.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Christine Aschenberg-Dugnus [FDP])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1716720200

Die Aktuelle Stunde ist beendet.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Donnerstag, den 22. März 2012,
9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.