Protokoll:
17115

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 115

  • date_rangeDatum: 10. Juni 2011

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 14:27 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/115 Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 18: Wahl eines Mitglieds des Vertrauensgre- – zu dem Antrag der Abgeordneten Michael Groß, Sören Bartol, Uwe Beckmeyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Angekün- digte Mittelkürzung beim CO2-Ge- bäudesanierungsprogramm zurück- nehmen – zu dem Antrag der Abgeordneten Stephan Kühn, Daniela Wagner, Bettina Herlitzius, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: CO2-Gebäudesanie- rungsprogramm fortführen – Mit energetischer Sanierung Konjunk- tur ankurbeln, Arbeitsplätze sichern und Klima schützen – zu dem Antrag der Abgeordneten 13222 D 13224 B 13226 A 13227 C 13228 C 13229 D Deutscher B Stenografisch 115. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Absetzung des Zusatztagesordnungspunktes 19 Zusatztagesordnungspunkt 17: Abgabe einer Regierungserklärung durch den Bundesminister der Finanzen: Stabilität der Euro-Zone sichern – Reformkurs in Grie- chenland vorantreiben Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . W E T a b 13207 A 13207 B 13211 A 13214 C 13217 C 13220 B miums gemäß § 10 a Abs. 2 der Bundes- haushaltsordnung (Drucksache 17/6132) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13231 A undestag er Bericht ung 10. Juni 2011 t : ahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 29: ) Antrag der Abgeordneten Daniela Wagner, Bettina Herlitzius, Ingrid Nestle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Energie- effizienz und Klimaschutz im Gebäude- bereich (Drucksache 17/5778) . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung 13231 B 13235 A 13231 C Daniela Wagner, Bettina Herlitzius, Markus Kurth, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 GRÜNEN: Heizkostenkomponente beim Wohngeld erhalten – zu dem Antrag der Abgeordneten Bettina Herlitzius, Stephan Kühn, Daniela Wagner, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Lebensqualität und Investitionssicherheit in unseren Städten durch Rettung der Städte- bauförderung sichern (Drucksachen 17/2346, 17/2395, 17/2923, 17/2396, 17/4835) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Körber (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Kai Wegner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Remmers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Volkmar Vogel (Kleinsaara) (CDU/CSU) . . . Michael Groß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Tagesordnungspunkt 30: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutsch- land und Polen – Verantwortung aus der Geschichte, Zukunft und Europa (Drucksache 17/6145) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl-Georg Wellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Klaus Brähmig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . T a b c d D D D D K M S 13231 C 13232 A 13233 C 13235 A 13237 B 13239 B 13240 B 13241 D 13243 B 13244 C 13244 D 13245 A 13245 C 13247 A 13248 B 13249 B 13250 B 13252 D 13252 D 13254 A 13255 D 13257 A 13258 C 13259 D 13260 D agesordnungspunkt 31: ) Antrag der Abgeordneten Marianne Schieder (Schwandorf), Swen Schulz (Spandau), Dr. Ernst Dieter Rossmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Kooperativen Föderalismus für Bildung stärken (Drucksache 17/5911) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Dr. Rosemarie Hein, Dr. Petra Sitte, Agnes Alpers, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Bildungsverantwortung ge- meinsam wahrnehmen (Drucksache 17/6094) . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Ernst Dieter Rossmann, Ulla Burchardt, Dr. Hans-Peter Bartels, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der SPD: Bildungszusammenar- beit von Bund und Ländern verläss- lich weiterentwickeln – zu dem Antrag der Abgeordneten Priska Hinz (Herborn), Katja Dörner, Kai Gehring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Bildungsberichte nutzen – Bildungssystem gerechter und bes- ser machen (Drucksachen 17/4187, 17/4436, 17/6091) ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu dem An- trag der Abgeordneten Swen Schulz (Spandau), Dr. Ernst Dieter Rossmann, Dr. Hans-Peter Bartels, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der SPD: Bei Aus- setzung der Wehrpflicht Hochschulpakt aufstocken (Drucksachen 17/4018, 17/5256) . . . . . . . agmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ludwig Spaenle, Staatsminister (Bayern) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . r. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . ai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . onika Grütters (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . wen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . 13262 A 13262 A 13262 B 13262 D 13262 D 13263 D 13265 A 13265 A 13268 A 13269 C 13271 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 III Tagesordnungspunkt 32: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des Kreislaufwirtschafts- und Abfallrechts (Drucksache 17/6052) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 33: Antrag der Abgeordneten Caren Lay, Dr. Dietmar Bartsch, Herbert Behrens, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Schutzschirm für Stromkunden – Bezahlbare Energiepreise gewährleisten (Drucksache 17/5760) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Namensverzeichnis der Mitglieder des Deut- schen Bundestages, die an der Wahl eines Mitglieds des Vertrauensgremiums gemäß § 10 a Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung teilgenommen haben (Zusatztagesordnungs- punkt 18) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP zu der Abgabe einer Regierungserklärung durch den Bundesminis- ter der Finanzen: Stabilität der Euro-Zone si- chern – Reformkurs in Griechenland voran- treiben (Zusatztagesordnungspunkt 17) Alexander Funk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Patrick Kurth (Kyffhäuser) (FDP) . . . . . . . . . Dr. Carsten Linnemann (CDU/CSU). . . . . . . . Burkhardt Müller-Sönksen (FDP) . . . . . . . . . . Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU). . . . . . . . . . Dr. Peter Tauber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Klaus-Peter Willsch, Manfred Kolbe, Alexander Funk, Dr. Peter Gauweiler, Veronika Bellmann und Christian Hirte (alle C s C ru F R (Z A E F B A d A B E la p A Z d d (T M G H R D U A Z d B g D A D C In A A 13273 A 13273 C 13273 D 13275 A 13275 B 13278 A 13279 A 13279 C 13280 A 13281 A 13281 C DU/CSU) zur Abstimmung über den Ent- chließungsantrag der Fraktionen der CDU/ SU und FDP zu der Abgabe einer Regie- ngserklärung durch den Bundesminister der inanzen: Stabilität der Euro-Zone sichern – eformkurs in Griechenland vorantreiben usatztagesordnungspunkt 17) . . . . . . . . . . . nlage 5 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten rank Schäffler, Jens Ackermann, Nicole racht-Bendt und Sylvia Canel (alle FDP) zur bstimmung über den Entschließungsantrag er Fraktionen der CDU/CSU und FDP zu der bgabe einer Regierungserklärung durch den undesminister der Finanzen: Stabilität der uro-Zone sichern – Reformkurs in Griechen- nd vorantreiben (Zusatztagesordnungs- unkt 17) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 6 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung es Kreislaufwirtschafts- und Abfallrechts agesordnungspunkt 32) ichael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . erd Bollmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . orst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . alph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . orothea Steiner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rsula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 7 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Schutzschirm für Stromkunden – ezahlbare Energiepreise gewährleisten (Ta- esordnungspunkt 33) r. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . ndrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Erik Schweickert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . aren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . grid Nestle (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 8 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13282 B 13282 C 13283 D 13284 C 13286 A 13287 B 13288 A 13288 D 13289 C 13291 A 13292 A 13293 A 13293 D 13294 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 13207 (A) ) )(B) 115. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 8.3
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    Anlage 7 Überweisungsvorschlag: Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 13275 (A) ) )(B) Peter Aumer (Reutlingen) Clemens Binninger Norbert Brackmann Dorothee Bär Manfred Behrens (Börde) Peter Bleser Klaus Brähmig CDU/CSU Ilse Aigner Peter Altmaier Thomas Bareiß Norbert Barthle Günter Baumann Ernst-Reinhard Beck Veronika Bellmann Dr. Christoph Bergner Peter Beyer Steffen Bilger Dr. Maria Böhmer Wolfgang Börnsen (Bönstrup) Wolfgang Bosbach Burgbacher, Ernst FDP 10.06.2011 Dr. Danckert, Peter SPD 10.06.2011 Dittrich, Heidrun DIE LINKE 10.06.2011 Dörmann, Martin SPD 10.06.2011 Friedhoff, Paul K. FDP 10.06.2011 Dr. Friedrich, Hans-Peter CDU/CSU 10.06.2011 Gleicke, Iris SPD 10.06.2011 Gloser, Günter SPD 10.06.2011 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.06.2011 Gruß, Miriam FDP 10.06.2011 Gunkel, Wolfgang SPD 10.06.2011 Hardt, Jürgen CDU/CSU 10.06.2011 Höger, Inge DIE LINKE 10.06.2011 Humme, Christel SPD 10.06.2011 Hunko, Andrej DIE LINKE 10.06.2011 Kamp, Heiner FDP 10.06.2011 Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.06.2011 K L D M N N N R D S S D T W W W Anlage 2 Namensverz der Mitglieder des Deutschen Bundestages, die an de gemäß § 10 a Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung teilg (D ressl, Nicolette SPD 10.06.2011 eutert, Michael DIE LINKE 10.06.2011 r. Lotter, Erwin FDP 10.06.2011 öller, Kornelia DIE LINKE 10.06.2011 ink, Manfred SPD 10.06.2011 ord, Thomas DIE LINKE 10.06.2011 ouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.06.2011 eichenbach, Gerold SPD 10.06.2011 r. Ruck, Christian CDU/CSU 10.06.2011 chäffler, Frank FDP 10.06.2011 chlecht, Michael DIE LINKE 10.06.2011 r. Stadler, Max FDP 10.06.2011 hönnes, Franz SPD 10.06.2011 einberg, Harald DIE LINKE 10.06.2011 idmann-Mauz, Annette CDU/CSU 10.06.2011 öhrl, Dagmar CDU/CSU 10.06.2011 eichnis r Wahl eines Mitglieds des Vertrauensgremiums enommen haben (Zusatztagesordnungspunkt 18) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 10.06.2011 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 10.06.2011 Klein-Schmeink, Maria BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.06.2011 Kopp, Gudrun FDP 10.06.2011 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigte Anlagen zum Ste n Abgeordneten (Cnografischen Bericht 13276 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 (A) ) )(B) Michael Brand Dr. Reinhard Brandl Helmut Brandt Dr. Ralf Brauksiepe Dr. Helge Braun Heike Brehmer Ralph Brinkhaus Cajus Caesar Gitta Connemann Alexander Dobrindt Thomas Dörflinger Marie-Luise Dött Dr. Thomas Feist Enak Ferlemann Ingrid Fischbach Hartwig Fischer (Göttingen) Dirk Fischer (Hamburg) Axel E. Fischer (Karlsruhe- Land) Dr. Maria Flachsbarth Klaus-Peter Flosbach Herbert Frankenhauser Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) Michael Frieser Dr. Michael Fuchs Hans-Joachim Fuchtel Alexander Funk Ingo Gädechens Dr. Peter Gauweiler Dr. Thomas Gebhart Norbert Geis Alois Gerig Eberhard Gienger Josef Göppel Peter Götz Dr. Wolfgang Götzer Ute Granold Reinhard Grindel Hermann Gröhe Michael Grosse-Brömer Markus Grübel Manfred Grund Monika Grütters Olav Gutting Dr. Stephan Harbarth Jürgen Hardt Gerda Hasselfeldt Dr. Matthias Heider Helmut Heiderich Mechthild Heil Ursula Heinen-Esser Frank Heinrich Rudolf Henke Michael Hennrich Jürgen Herrmann Ansgar Heveling Ernst Hinsken Peter Hintze Christian Hirte Robert Hochbaum Karl Holmeier Franz-Josef Holzenkamp Joachim Hörster Anette Hübinger Thomas Jarzombek Dieter Jasper Dr. Franz Josef Jung A D B H S A B V D R E E V Jü A Je M D H T M G D R B D G D A D K U D P D In M D P D D K D H A S D D M D D P D M D S D M D F E H D R U D S ndreas Jung (Konstanz) r. Egon Jüttner artholomäus Kalb ans-Werner Kammer teffen Kampeter lois Karl ernhard Kaster olker Kauder r. Stefan Kaufmann oderich Kiesewetter ckart von Klaeden wa Klamt olkmar Klein rgen Klimke xel Knoerig ns Koeppen anfred Kolbe r. Rolf Koschorrek artmut Koschyk homas Kossendey ichael Kretschmer unther Krichbaum r. Günter Krings üdiger Kruse ettina Kudla r. Hermann Kues ünter Lach r. Karl A. Lamers (Heidelberg) ndreas G. Lämmel r. Norbert Lammert atharina Landgraf lrich Lange r. Max Lehmer aul Lehrieder r. Ursula von der Leyen gbert Liebing atthias Lietz r. Carsten Linnemann atricia Lips r. Jan-Marco Luczak r. Michael Luther arin Maag r. Thomas de Maizière ans-Georg von der Marwitz ndreas Mattfeldt tephan Mayer (Altötting) r. Michael Meister r. Angela Merkel aria Michalk r. h. c. Hans Michelbach r. Mathias Middelberg hilipp Mißfelder ietrich Monstadt arlene Mortler r. Gerd Müller tefan Müller (Erlangen) r. Philipp Murmann ichaela Noll r. Georg Nüßlein ranz Obermeier duard Oswald enning Otte r. Michael Paul ita Pawelski lrich Petzold r. Joachim Pfeiffer ibylle Pfeiffer B R C R E T D E K L Jo K D Jo D D E A A D D D K N T G C P D N D B U A D Jo R D B T Jo Je C D E C D G S M K L M D A D A V S A D M K M P S eatrix Philipp onald Pofalla hristoph Poland uprecht Polenz ckhard Pols homas Rachel r. Peter Ramsauer ckhardt Rehberg atherina Reiche (Potsdam) othar Riebsamen sef Rief laus Riegert r. Heinz Riesenhuber hannes Röring r. Norbert Röttgen r. Christian Ruck rwin Rüddel lbert Rupprecht (Weiden) nita Schäfer (Saalstadt) r. Wolfgang Schäuble r. Annette Schavan r. Andreas Scheuer arl Schiewerling orbert Schindler ankred Schipanski eorg Schirmbeck hristian Schmidt (Fürth) atrick Schnieder r. Andreas Schockenhoff adine Schön (St. Wendel) r. Kristina Schröder (Wiesbaden) ernhard Schulte-Drüggelte we Schummer rmin Schuster (Weil am Rhein) etlef Seif hannes Selle einhold Sendker r. Patrick Sensburg ernd Siebert homas Silberhorn hannes Singhammer ns Spahn arola Stauche r. Frank Steffel rika Steinbach hristian Freiherr von Stetten ieter Stier ero Storjohann tephan Stracke ax Straubinger arin Strenz ena Strothmann ichael Stübgen r. Peter Tauber ntje Tillmann r. Hans-Peter Uhl rnold Vaatz olkmar Vogel (Kleinsaara) tefanie Vogelsang ndrea Astrid Voßhoff r. Johann Wadephul arco Wanderwitz ai Wegner arcus Weinberg (Hamburg) eter Weiß (Emmendingen) abine Weiss (Wesel I) In K P A K E D W W S In R H D D K S B S D U L G K W B E M U M P E G S In S D P K G M M U A K M M H B K M H R G G P F D Jo O Jo D U L (C (D go Wellenreuther arl-Georg Wellmann eter Wichtel nnette Widmann-Mauz laus-Peter Willsch lisabeth Winkelmeier- Becker r. Matthias Zimmer olfgang Zöller illi Zylajew PD grid Arndt-Brauer ainer Arnold einz-Joachim Barchmann oris Barnett r. Hans-Peter Bartels laus Barthel ören Bartol ärbel Bas abine Bätzing-Lichtenthäler irk Becker we Beckmeyer othar Binding (Heidelberg) erd Bollmann laus Brandner illi Brase ernhard Brinkmann (Hildesheim) delgard Bulmahn arco Bülow lla Burchardt artin Burkert etra Crone lvira Drobinski-Weiß arrelt Duin ebastian Edathy go Egloff iegmund Ehrmann r. h. c. Gernot Erler etra Ernstberger arin Evers-Meyer abriele Fograscher ichael Gerdes artin Gerster lrike Gottschalck ngelika Graf (Rosenheim) erstin Griese ichael Groschek ichael Groß ans-Joachim Hacker ettina Hagedorn laus Hagemann ichael Hartmann (Wackernheim) ubertus Heil (Peine) olf Hempelmann ustav Herzog abriele Hiller-Ohm etra Hinz (Essen) rank Hofmann (Volkach) r. Eva Högl sip Juratovic liver Kaczmarek hannes Kahrs r. h. c. Susanne Kastner lrich Kelber ars Klingbeil Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 13277 (A) ) )(B) Hans-Ulrich Klose Dr. Bärbel Kofler Daniela Kolbe (Leipzig) Fritz Rudolf Körper Anette Kramme Angelika Krüger-Leißner Ute Kumpf Christine Lambrecht Christian Lange (Backnang) Dr. Karl Lauterbach Steffen-Claudio Lemme Burkhard Lischka Gabriele Lösekrug-Möller Kirsten Lühmann Caren Marks Katja Mast Hilde Mattheis Petra Merkel (Berlin) Ullrich Meßmer Dr. Matthias Miersch Franz Müntefering Dr. Rolf Mützenich Andrea Nahles Dietmar Nietan Holger Ortel Aydan Özoğuz Heinz Paula Johannes Pflug Joachim Poß Florian Pronold Mechthild Rawert Stefan Rebmann Dr. Carola Reimann Sönke Rix René Röspel Dr. Ernst Dieter Rossmann Karin Roth (Esslingen) Michael Roth (Heringen) Anton Schaaf Axel Schäfer (Bochum) Bernd Scheelen Marianne Schieder (Schwandorf) Werner Schieder (Weiden) Ulla Schmidt (Aachen) Silvia Schmidt (Eisleben) Carsten Schneider (Erfurt) Ottmar Schreiner Swen Schulz (Spandau) Ewald Schurer Frank Schwabe Dr. Martin Schwanholz Rolf Schwanitz Stefan Schwartze Rita Schwarzelühr-Sutter Dr. Carsten Sieling Sonja Steffen Peer Steinbrück Dr. Frank-Walter Steinmeier Christoph Strässer Kerstin Tack Dr. h. c. Wolfgang Thierse Wolfgang Tiefensee Rüdiger Veit Ute Vogt Dr. Marlies Volkmer Andrea Wicklein Heidemarie Wieczorek-Zeul W U D M B F Je C C D F S C N K R A E M S H R D P M R Jö U D D H H M Jo D H M E B D H M D P D D S H P H S H S C D M O H P G Ja P B altraud Wolff (Wolmirstedt) ta Zapf agmar Ziegler anfred Zöllmer rigitte Zypries DP ns Ackermann hristian Ahrendt hristine Aschenberg- Dugnus aniel Bahr (Münster) lorian Bernschneider ebastian Blumenthal laudia Bögel icole Bracht-Bendt laus Breil ainer Brüderle ngelika Brunkhorst rnst Burgbacher arco Buschmann ylvia Canel elga Daub einer Deutschmann r. Bijan Djir-Sarai atrick Döring echthild Dyckmans ainer Erdel rg van Essen lrike Flach r. Edmund Peter Geisen r. Wolfgang Gerhardt ans-Michael Goldmann einz Golombeck iriam Gruß achim Günther (Plauen) r. Christel Happach-Kasan einz-Peter Haustein anuel Höferlin lke Hoff irgit Homburger r. Werner Hoyer einer Kamp ichael Kauch r. Lutz Knopek ascal Kober r. Heinrich L. Kolb r. h. c. Jürgen Koppelin ebastian Körber olger Krestel atrick Kurth (Kyffhäuser) einz Lanfermann ibylle Laurischk arald Leibrecht abine Leutheusser- Schnarrenberger hristian Lindner r. Martin Lindner (Berlin) ichael Link (Heilbronn) liver Luksic orst Meierhofer atrick Meinhardt abriele Molitor n Mücke etra Müller (Aachen) urkhardt Müller-Sönksen D D H C G D D D D B F C Ji M D W Ju D Jo T D S F S Jo D D D D H D A D H M S C E D R S D W D K W N D A D D D U D K H Ja K C S R S U r. Martin Neumann (Lausitz) irk Niebel ans-Joachim Otto (Frankfurt) ornelia Pieper isela Piltz r. Christiane Ratjen- Damerau r. Birgit Reinemund r. Peter Röhlinger r. Stefan Ruppert jörn Sänger rank Schäffler hristoph Schnurr mmy Schulz arina Schuster r. Erik Schweickert erner Simmling dith Skudelny r. Hermann Otto Solms achim Spatz orsten Staffeldt r. Rainer Stinner tephan Thomae lorian Toncar erkan Tören hannes Vogel (Lüdenscheid) r. Daniel Volk r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff (Rems-Murr) IE LINKE gnes Alpers r. Dietmar Bartsch erbert Behrens atthias W. Birkwald teffen Bockhahn hristine Buchholz va Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus evim Dağdelen r. Diether Dehm erner Dreibus r. Dagmar Enkelmann laus Ernst olfgang Gehrcke icole Gohlke iana Golze nnette Groth r. Gregor Gysi r. Rosemarie Hein r. Barbara Höll lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen atja Kipping arald Koch n Korte atrin Kunert aren Lay abine Leidig alph Lenkert tefan Liebich lla Lötzer D T U D C N W P Je R Y In P D K R D S A F D A K Jo S H K Jö S B D M V C B V E K H H D K B B P D B In T U M S U T S O A F S M U M T N A Je (C (D r. Gesine Lötzsch homas Lutze lrich Maurer orothee Menzner ornelia Möhring iema Movassat olfgang Nešković etra Pau ns Petermann ichard Pitterle vonne Ploetz grid Remmers aul Schäfer (Köln) r. Ilja Seifert athrin Senger-Schäfer aju Sharma r. Petra Sitte abine Stüber lexander Süßmair rank Tempel r. Axel Troost lexander Ulrich athrin Vogler hanna Voß ahra Wagenknecht alina Wawzyniak atrin Werner rn Wunderlich abine Zimmermann ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN arieluise Beck (Bremen) olker Beck (Köln) ornelia Behm irgitt Bender iola von Cramon-Taubadel kin Deligöz atja Dörner arald Ebner ans-Josef Fell r. Thomas Gambke ai Gehring ritta Haßelmann ettina Herlitzius riska Hinz (Herborn) r. Anton Hofreiter ärbel Höhn grid Hönlinger hilo Hoppe we Kekeritz emet Kilic ven-Christian Kindler te Koczy om Koenigs ylvia Kotting-Uhl liver Krischer gnes Krumwiede ritz Kuhn tephan Kühn arkus Kurth ndine Kurth (Quedlinburg) onika Lazar obias Lindner icole Maisch gnes Malczak rzy Montag 13278 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 (A) ) )(B) all jene, die wohlmeinend auf eine Besserung der wirt- zur Belastung für Europa werden, sondern paradoxer-weise auch die explosive Mischung aus Kredittransfers ten nun über ein Jahr Zeit, die f nes weiteren Kapitaltransfers zu Wie zu befürchten war, kan land trotz Milliardenbürgscha seine Bonität zurückgewinnen lichkeit ins Auge sehen, dass G atalen Konsequenzen ei- prüfen: n und konnte Griechen- ften kein Vertrauen in . Wir müssen der Wirk- riechenland seine Schul- B te g fa G E ürgerinnen und Bürger in Gri lange Misswirtschaft richtet s en die Kreditgeber, während ssungslos den Bruch mit all u rundüberzeugungen und Ver inführung feststellen müssen. echenland über jahrzehn- ich immer deutlicher ge- unsere Bürger zu Recht nseren europapolitischen sprechen bei der Euro- schaftlichen Situation Griechenlands gehofft haben, hat- und rigiden Sparauflagen selbst: Die berechtigte Wut der Kerstin Müller (Köln) Beate Müller-Gemmeke Ingrid Nestle Dr. Konstantin von Notz Friedrich Ostendorff Dr. Hermann Ott Lisa Paus Brigitte Pothmer Tabea Rößner Claudia Roth (Augsburg) Krista Sager Manuel Sarrazin Elisabeth Scharfenberg Christine Scheel D D T D D H Anlage 3 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entschließungsan- trag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP zu der Abgabe einer Regierungserklärung durch den Bundesminister der Finanzen: Stabilität der Euro-Zone sichern – Reformkurs in Grie- chenland vorantreiben (Zusatztagesordnungs- punkt 17) Alexander Funk (CDU/CSU): Mit einem neuerli- chen Hilfspaket beabsichtigt die Bundesregierung, die offensichtlich unvermeidliche Insolvenz Griechenlands weiter hinauszuzögern. Da dieses Unterfangen, das ein massives Risiko für die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes darstellt, ebenso ökonomisch vermessen wie rechtlich höchst bedenklich ist, kann ich diesen Weg – wie auch bereits im Mai 2010 – nicht mitgehen und lehne den Antrag ab. Völlig zu Recht machen die Europäische Kommis- sion, die EZB und der IWF in ihrem Prüfbericht deut- lich, dass bereits im Rahmen des ersten Milliardenpakets „deutliche politische Risiken sowie Probleme hinsicht- lich der Verwaltungskapazität“ aufgetreten sind und die „Umsetzung der Reformen in den letzten Quartalen zum Stillstand“ gekommen sei. Diese realistische Bewertung darf jetzt nicht ignoriert und dadurch weitere Milliarden- summen, für die unsere Bürgerinnen und Bürger gerade- stehen, ausgeblendet werden. Wir müssen klar beken- nen: Der eingeschlagene Weg ist bereits ein Jahr später gescheitert. Ehrlichkeit und Verantwortung für unser Land gebieten es, ihn spätestens jetzt nicht weiterzuge- hen. Ich erinnere erneut daran, dass nicht nur die Einmalig- keit der Aushebelung des Bail-out-Verbotes nach AEUV Art. 125 wesentliche Bedingung für die Mehrzahl der Be- fürworter der Bürgschaften im Mai 2010 war, sondern auch der irrige Glaube an die erfolgreiche Umsetzung des sogenannten Memorandum of Understanding, also die Einhaltung der mit Griechenland vereinbarten Maßnah- men. Auch die Befürworter der ersten Kredittranchen und d re b s m h z G in M fü 1 a m tr ß e s lu e d (T d h ro b A tu B w s m G v d L d (C (D r. Gerhard Schick r. Frithjof Schmidt ill Seiler orothea Steiner r. Wolfgang Strengmann- Kuhn ans-Christian Ströbele Dr. Harald Terpe Markus Tressel Jürgen Trittin Daniela Wagner Wolfgang Wieland Dr. Valerie Wilms Josef Philip Winkler enlast auch mittelfristig nicht selbst am Kapitalmarkt finanzieren kann. Daran haben auch die gut gemeinten isherigen Bürgschaften nichts geändert. Der griechi- che Kapitalbedarf von 50 Milliarden Euro in 2012 und indestens 44 Milliarden Euro in 2013 wird bei den ho- en Risikoaufschlägen auf griechische Anleihen von bis u 25 Prozent ebenso wenig finanzierbar sein wie eine esamtverschuldung von über 150 Prozent des BIP bzw. der Höhe von 350 Milliarden Euro. Alleine zwischen ai 2010 und Mai 2011 stiegen die CDS-Spreads für nfjährige Anleihen um weitere 600 Basispunkte auf 400 Basispunkte insgesamt, während die rigiden Spar- uflagen die Rezession der griechischen Volkswirtschaft assiv verstärken. Auch ein Jahr nach Beginn der griechischen Schulden- agödie werden überdies nur vage Vermutungen geäu- ert, welche Ansteckungsgefahren für die Euro-Zone aus iner nach marktwirtschaftlichen Prinzipien selbstver- tändlichen Beteiligung der Gläubiger an einem Zah- ngsausfall resultieren würden. Die Summen, mit denen uropäische Banken in Griechenland engagiert sind, und ie Möglichkeit eines vorbereiteten Zahlungsausfalls mit eil-)Rekapitalisierungen bedrohter Institute lassen je- enfalls keinen direkten Schluss auf sogenannte unbe- errschbare systemische Risiken und ökonomische Hor- rszenarien zu. Die falsche und zu Recht von Axel Weber ereits damals gerügte Entscheidung, die EZB zu einer nkaufsbank für hochriskante Anleihen mit Ramschsta- s zu degradieren, darf nun jedenfalls nicht dauerhaft zur egründung immer weiterer Transfers herangezogen erden. Was alle Anleger und nicht zuletzt viele Griechen chon wissen, dürfen wir nicht länger ignorieren: Ein zu- indest partieller Zahlungsausfall und Verluste für die läubiger kann auch durch weitere Bürgschaften nicht erhindert werden. Neben der für mich nicht verantwortbaren Belastung es deutschen Steuerzahlers und des Haushalts unseres andes zeigt sich aber auch immer mehr, dass nicht nur ie finanziellen Auswirkungen der Staatsschuldenkrise Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 13279 (A) ) )(B) Nach einem Jahr Bürgschaftsmilliarden ziehe ich fol- gendes ernüchterndes Fazit: Jegliche Form von Kredit- transfers sowie die mit öffentlichen Geldern finanzierte Insolvenzverschleppung beschädigen den Zusammen- halt der europäischen Staatengemeinschaft nachhaltig und sorgen für einen verheerenden Vertrauensverlust der Menschen in die Zukunftsfähigkeit unserer Währung und unserer Politik. Patrick Kurth (Kyffhäuser) (FDP): Die geplanten Kredithilfen an Griechenland sind erheblich. Das Pro- blem Griechenlands ist gerade die enorme Schuldenlast. Ich schließe nicht aus, dass eine geordnete Insolvenz Griechenlands oder andere diskutierte Maßnahmen eine wirksamere Methode zur Überwindung der Krise wären. Offensichtlich sind die Herausforderungen und Auf- gaben, die letztes Jahr an Griechenland von der europäi- schen Solidarität gestellt wurden, nicht erfüllt worden. Die griechische Haushalts- und Finanzpolitik hat die europäischen Stabilitätserfordernisse nicht erfüllt. Über- dies hat das Land nach wie vor große Strukturprobleme. Die Anstrengungen und die Bereitschaft der Grie- chen, sich diesen herausragenden Sorgen zu stellen, sind nur im Ansatz zu erkennen. Insbesondere die Probleme des griechischen Steuersystems und vor allem bei der Steuervereinnahmung, Überbürokratie und einer völlig aufgeblähten Verwaltung, den erheblichen Pensionslasten, aber auch bei der Ausgabenpolitik in anderen Bereichen wie zum Beispiel dem Millitärsektor sind offensichtlich und überhaupt nicht zufriedenstellend angegangen wor- den. Die Strategie, Griechenland zu helfen, ist in den ersten 13 Monaten offenkundig nur sehr unzureichend aufgegangen. Die Frage stellt sich, wie stark die Finanz- hilfen den europäischen Solidaritäts- und Gemein- schaftsgedanken insgesamt strapazieren und noch stra- pazieren werden. Trotz meiner erheblichen Bedenken stimme ich nicht gegen den Entschließungsantrag, da mir regierungsseitig vermittelt wurde, dass zum derzeitigen Zeitpunkt ein solches Hilfspaket unvermeidbar sei, um den Euro- Raum nicht in noch mehr Turbulenzen und Schwierig- keiten zu stürzen. Die Stabilisierung des Euro hat vor- rangige Priorität. Mittel- und langfristig ist ein Struk- turanpassungsprogramm und eine Umschuldung mithilfe des IWF – so wie es Griechenland in der Vergangenheit vor dem Beitritt zur Euro-Zone mehrfach gemacht hat – vonnöten. Nur dies kann das Vertrauen der Märkte wie- derherstellen und würde auch die Anleger, wie zum Bei- spiel Banken und Versicherungen, die in griechische Staatsanleihen investiert haben, automatisch mit in die Haftung nehmen. Die jetzigen Hilfen für Griechenland entbinden den Bundestag und die Bundesregierung aber weiterhin nicht von der Pflicht, die Umstände der Aufnahme Griechen- lands in den Euro-Raum sowie dessen Verhalten seitdem aufzuklären. Dazu gehört auch die Frage, warum Stabili- tätskriterien aufgeweicht bzw. deren Anwendung nicht oder nur nachlässig durchgesetzt wurden. Dies darf sich jedoch nicht ausschließlich auf Griechenland konzentrie- ren, sondern muss alle Euro-Staaten und insbesondere d w g ri h n k S K W z p fe d n D c e v fo B w h N s W d s s e p L a L S m w im D d a s b b z g K b G le s (C (D ie Bundesrepublik Deutschland mit einbeziehen. Es ar die rot-grüne Regierung, die größte Schuld auf sich eladen hat. Die Aufnahme Griechenlands war ein histo- scher Fehler, der uns heute und in Zukunft teuer zu ste- en kommt. Mit der Abstimmung verbinde ich weiterhin die Hoff- ung, dass auch in Deutschland die Einsicht darüber ein- ehrt, dass nur solide Finanzen, ein durchschaubares teuersystem und die konsequente Durchsetzung von ontrollmechanismen langfristig das Überleben der ährungsunion sichern können. Der Fall Griechenland eigt, dass unfinanzierbare Tagträume, die beständig im olitischen Meinungsprozess Einzug oder Wiederkehr iern, fatale Folgen haben. Darüber hinaus müssen wir uns vor Augen führen, ass auch Deutschland nicht ohne Weiteres die Über- ahme solch enormer finanzieller Risiken leisten kann. eutschland muss sich trotz seiner im Vergleich zu Grie- henland besseren Finanzausstattung bewusst sein, das s selbst immense Hausaufgaben in dieser Beziehung or sich hat. Erhebliche Einsparmaßnahmen, die Re- rmierung des Steuersystems und die Bekämpfung der ürokratie bleiben auf der Tagesordnung. Diese Not- endigkeiten sind auch im Lichte der griechischen Ver- ältnisse nicht relativierbar und müssen weiterhin mit achdruck verfolgt werden. Dr. Carsten Linnemann (CDU/CSU): Griechenland teckt in einer tiefen strukturellen Schuldenkrise. Alle irtschaftsdaten zeigen, dass Griechenland kein Liqui- itäts-, sondern ein Solvenzproblem hat. Das Land ist in- olvent, und es ist ganz offensichtlich, dass es seine Ver- chuldung nicht durch eigene Anstrengungen wird indämmen können. Eine baldige Rückkehr auf die Ka- italmärkte ist damit nicht zu erwarten. In meinem Urteil wird sowohl das Konzept einer aufzeitverlängerung für bestehende Staatsanleihen als uch neue Finanzhilfen ins Leere laufen, weil sie eine ösung des Schuldenproblems nur hinauszögern. chlimmer noch, die Unsicherheit droht weiter zuzuneh- en und nicht abzunehmen, was zur Folge hat, dass ichtige Investitionen ausbleiben werden und das Land mer tiefer in die wirtschaftliche Abwärtsspirale gerät. ie Schuldenproblematik muss also rasch gelöst wer- en. Aus diesem Grunde kann ich dem Entschließungs- ntrag von CDU/CSU und FDP nicht zustimmen. Meines Erachtens ist ein unverzüglicher Schulden- chnitt unter Beteiligung privater Gläubiger dringend ge- oten. Nur so kann die zuvor beschriebene Unsicherheit eendet werden. Je länger ein solcher Schnitt hinausge- ögert wird, desto mehr werden sich die privaten Gläubi- er von ihren Anleihen trennen. Das wird wiederum die osten für die öffentlichen Gläubiger in die Höhe trei- en. Ein Schuldenschnitt allein reicht aber nicht aus, um riechenlands Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustel- n. Weitere Wachstumshilfen im Rahmen eines Mar- hallplanes sind erforderlich. 13280 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 (A) ) )(B) Burkhardt Müller-Sönksen (FDP): Am 11. Februar 2010 haben die Staats- und Regierungschefs der Euro- päischen Union gemeinsam geschaffenes und von allen Staaten der EU ratifiziertes Recht und damit europäi- sches Recht kollektiv gebrochen. Es wurde angekündigt, dass man Griechenland auf jeden Fall finanziell helfen werde, falls es Griechenland im April und Mai 2010 nicht gelingen sollte, sich zu ausreichend niedrigen Kos- ten am Kapitalmarkt zu refinanzieren. Damit haben die Staats- und Regierungschefs am 11. Februar 2010 den Bruch der No-Bail-out-Klausel im Vertrag über die Ar- beitsweise der Europäischen Union, AEUV, verkündet. Am 7. Mai 2010 erklärte die Bundeskanzlerin im Deut- schen Bundestag, dass die Griechenlandhilfe eine ein- malige Hilfe sei, die absolute Ausnahme und sonst nichts. Als der Deutsche Bundestag am 21. Mai 2010 das so- genannte Euro-Rettungspaket, den viel zitierten Ret- tungsschirm, verabschiedete, wurde hier im Deutschen Bundestag erklärt, dass ohnehin niemand unter diesen Schirm flüchten werde. Lediglich die Finanzmärkte müssten durch ein starkes Zeichen beruhigt werden. Heute drängeln sich bereits Irland und Portugal unter diesem Schirm, Griechenland soll folgen. Im Herbst die- ses Jahres soll er mangels Kapazität in seinem Ausleih- volumen weiter erhöht werden. Noch am 27. Oktober 2010 erklärte die Bundeskanzlerin zur Dauer des Ret- tungsschirms: Er läuft 2013 aus. Das haben wir auch genau so ge- wollt und beschlossen. Eine einfache Verlängerung kann und wird es mit Deutschland nicht geben, weil der Rettungsschirm nicht als langfristiges Instru- ment taugt, weil er Märkten und Mitgliedstaaten falsche Signale sendet und weil er eine gefährliche Erwartungshaltung fördert. Er fördert die Erwar- tungshaltung, dass Deutschland und andere Mit- gliedstaaten und damit auch die Steuerzahler dieser Länder im Krisenfall schon irgendwie einspringen und das Risiko der Anleger übernehmen können. Vier Wochen später galt dieses alles nicht mehr. Und es wurde dann sogar am 11. März 2011 ein Weg zur „Änderung des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union hinsichtlich eines Stabilitätsmecha- nismus für die Mitgliedstaaten, deren Währung der Euro ist – Ratsdok. 17620/10, EUCO 30/10, Anlage I“ einge- schlagen. Dieser Weg ist ein Weg 1. zur Ausweitung des bestehenden Euro-Rettungs- schirms, 2. zur unbefristeten Verlängerung des Euro-Ret- tungsschirms, 3. zur qualitativen Veränderung der europäischen Wirtschaftsverfassung. Dieses wollte der Deutsche Bundestag so nicht. Heute befassen wir uns mit einer zweiten Griechen- landhilfe. Aller Bekundungen zum Trotz hat bereits die erste Griechenlandhilfe vor einem Jahr die Situation für Griechenland nicht entschärft, sondern verschärft. Durch d g fö z e d G s v d te S s w v le s R ri S s d G p d h d b L ti g v h k e d B s le w u le G F d d L b h d S li Ü h g N S lu (C (D ie Griechenlandhilfe haben wir den Märkten falsche Si- nale gesendet. Wir haben die Erwartungshaltung ge- rdert, dass Deutschland – und damit auch seine steuer- ahlenden Bürger – im Krisenfall schon irgendwie inspringt. Wir haben die berechtigte Hoffnung geweckt, ass der Staat das Risiko der Anleger übernehmen wird. Der Erwerb griechischer Anleihen ist dadurch zum eschäftsmodell geworden. Wir ändern daran nichts, ondern verstetigen im Gegenteil mit der weiteren Sub- entionierung der Anleihegläubiger das Geschäftsmo- ell. Wir perpetuieren die Erwartungshaltung. Wir erhal- n die berechtigte Hoffnung, dass vor allem nur der taat bzw. die europäische Staatengemeinschaft das Ri- iko der Anleiheinhaber übernimmt. Nichts von dem ird dadurch geändert, dass wir die Gläubiger über die ersprochene Prolongation – auch – beteiligen. Die An- iherenditen werden immer noch überdurchschnittlich ein. Mit dem Kauf von Anleihen erwirbt man die hohe endite entsprechend dem griechischen Insolvenz- siko, ohne dass dieses Risiko zu tragen ist. Bedrohlicher noch ist der Blick über die griechische ituation hinaus. Was wir anhand des griechischen Bei- piels vorexerzieren, werden die Marktteilnehmer zu euten wissen. Wir werden die Nutzung des gleichen eschäftsmodells demnächst bei Schuldtiteln aus Zy- ern erleben. Zypern ist klein. Wir werden die Nutzung es gleichen Geschäftsmodells anschließend bei Anlei- en aus Italien und Spanien erleben. In allen drei Län- ern sinkt die Sparquote. In Zypern und Italien ist sie ereits negativ. In allen drei Ländern existieren hohe eistungsbilanzdefizite. Fallende und schließlich nega- ve Sparquoten bei hohen Leistungsbilanzdefiziten gin- en jeweils dem Bankrott in Griechenland und Portugal oraus. Wenn wir die Subventionierung der Anlei- egläubiger Griechenlands nicht beenden, werden wir in urzer Zeit im Bundestag zusammenkommen, weil wir rneut vor der gleichen Situation stehen. Dann aber wer- en es Spanien und Italien sein, die hilfesuchend den lick auf nach Norden richten. Angesichts der wirt- chaftlichen Größe beider Länder kann sich jeder ausma- n, was das für den Euro bedeuten wird. Der Preis, den ir für den im Februar des Jahres 2010 eingeschlagenen nd heute weiter beschrittenen falschen Weg zu bezah- n haben werden, ist hoch. Er kostet langfristig die laubwürdigkeit und die Stabilität des Euro. In jedem all ist abzusehen, dass die Vorteile aus dem Euro bei iesem Modell alsbald als aufgebraucht angesehen wer- en müssen. Es ist höchste Zeit, um umzulenken und alternative ösungen zu diskutieren. Wir müssen uns trauen, die esseren möglichen Wege, die Griechenland wirklich elfen, zu gehen. Wir müssen uns endlich eingestehen, ass wir es mit einer pathologischen Überschuldung von taaten und Banken zu tun haben. Wir müssen uns end- ch eingestehen, dass das staatliche Geldsystem zu einer berschuldungskrise von Staaten und Banken geführt at. Wir ignorieren die Untauglichkeit unseres staatlich elenkten Geldsystems, in dem Geld und Kredit aus dem ichts geschaffen werden. Dieses Geldsystem hat ein chneeballsystem aus ungedeckten zukünftigen Zah- ngsverpflichtungen geschaffen. Wie jedes Schneeball- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 13281 (A) ) )(B) system wird es früher oder später in sich zusammenbre- chen. Wir befinden uns auf dem Weg in die Abhängigkeit von solchen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen. Dieser führt uns von Intervention zu Intervention spiral- förmig abwärts. An seinem Ende erwartet uns ein plan- wirtschaftliches Europa. Mit dem planwirtschaftlichen Europa kommt die Vollendung seines ökonomischen Verfalls. Ökonomischer Verfall führt zu Unzufriedenheit bei den betroffenen Menschen. Die schlimmen politi- schen Folgen ökonomischer Unzufriedenheit sehen wir in Dänemark, das seine Grenzen schließt. Statt eines Eu- ropas mit Grenzen für Güter und Menschen brauchen wir ein marktwirtschaftliches Europa mit Freihandel und gesundem Geld. Nur so erhalten wir ein Europa der Frei- heit. Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU): Erstens. Ich kann dem Entschließungsantrag aufgrund persönlicher Bedenken nicht zustimmen. Zweitens. Grund meiner Ablehnung ist die mit die- sem Antrag verbundene Unterstützung von weiteren Krediten an Griechenland, obwohl dies europapolitisch und ökonomisch unvernünftig sowie finanzpolitisch un- verantwortbar ist. Aus der Verantwortung, die wir für Europa haben, reicht es nicht aus, wenn wir immer wei- tere Gelder und Garantien an die Gläubiger Griechen- lands geben. Letztlich wird das Geld beim unkontrolliert hohen Schuldenstand Griechenlands, der auch in den vergangen Monaten nicht gesunken ist, nicht Griechen- land und den dortigen Bürgerinnen und Bürgern zugute- kommen, sondern ganz überwiegend an Finanzinstitute und Anleger gehen, deren Verbindlichkeiten mit dem Geld bedient werden können. Ich trete dafür ein, Griechenland mit wirtschaftlichen Maßnahmen zu helfen, damit das Land volkswirtschaftli- che Fortschritte machen kann und dadurch auch wieder leistungsfähiger wird. Mit den gegenwärtigen Maßnah- men wird jedoch nicht die griechische Wirtschaft und da- mit den Menschen in Griechenland geholfen. Vielmehr wird der hohe Schuldenstand Griechenlands weiter ze- mentiert und vergemeinschaftet, sodass Griechenland fi- nanzpolitisch keinen Spielraum hat, um die eigene Kon- junktur anzukurbeln. Die den Griechen auferlegte Strukturanpassungspolitik wird rezessive Konsequenzen für das Land haben, sodass die Verschuldung noch weiter zunehmen wird. Dies wird auch den Kapitalmarkt nicht nachhaltig von der Stabilität des griechischen Finanzsek- tors überzeugen, sodass weitere Gelder abgezogen wer- den. Ich unterstütze daher eine Umschuldung Griechen- lands. Nur wenn Griechenland aus der Schuldenspirale herauskommen kann, wird es dort wieder möglich sein, Investoren zu gewinnen und mehr Wohlstand zu schaf- fen. Es ist aber nicht einzusehen, warum Gläubiger, die bewusst hohe Risiken mit griechischen Anleihen einge- gangen sind, um hohe Renditen zu erhalten, mit Steuer- geldern ihre Renditen abgesichert bekommen sollen. Dies wäre im Übrigen auch finanzpolitisch nicht durch- zuhalten und verstößt massiv gegen Art. 125 AEUV. d e le le P b b n s 2 Ü d Z ru ic d g e k G n ri h w d m IW D te z le g a z W S n u d n e n o g w w u p n n J b d (C (D Aus europapolitischer Solidarität trete ich dafür ein, ass wir gemeinsam mit unseren europäischen Partnern inen europäischen Marshall-Plan für Griechenland auf- gen, der auf nachhaltiges Wirtschaftswachstum ange- gt ist. Deutschland hat ein Interesse an prosperierenden artnern in Europa und muss sich seiner Verantwortung ewusst sein. Der vorliegende Entschließungsantrag leibt hierhinter zurück und reicht meiner Meinung nach icht aus. Das Engagement muss stärker darauf gerichtet ein, Griechenland nachhaltig zu unterstützen. Dr. Peter Tauber (CDU/CSU): Erstens. Am 7. Mai 010 stimmte der Deutsche Bundestag dem Gesetz zur bernahme von Gewährleistungen zum Erhalt der für ie Finanzstabilität in der Währungsunion erforderlichen ahlungsfähigkeit der Hellenischen Republik (Wäh- ngsunion-Finanzstabilitätsgesetz, WFStG) zu. Auch h habe für dieses Gesetz gestimmt, damit Griechenland ie Chance zur Restrukturierung bekommt und um leichzeitig die Möglichkeit zu schaffen, dass im Falle ines Scheiterns alternative Lösungen erarbeitet werden önnen. In den letzten Tagen ist deutlich geworden, dass riechenland es entgegen den Erwartungen und Hoff- ungen nicht geschafft hat, die notwendigen Restruktu- erungsmaßnahmen zu realisieren. Offensichtlich ist es aber auch nicht gelungen, tragfä- ige alternative Lösungen zu erarbeiten. Damit stehen ir vor einem großen Dilemma. Der vorgelegte Bericht er Troika, in dem die Hauptergebnisse der gemeinsa- en Prüfung Griechenlands von Kommission, EZB und F niedergelegt sind, verstärkt diesen Eindruck noch. eutlich wird dies schon im ersten Absatz des Abschnit- s zur Haushaltskonsolidierung. Der Absatz beginnt war mit den Worten: „Die quantitativen Haushaltszah- n […] wurden erreicht“, im Folgenden wird jedoch an- eführt: „[…] Steuererhebung ist weiterhin geringer als ngestrebt, […] zahlreiche Maßnahmen der Regierung ur Bekämpfung der Steuerhinterziehung (haben) ihre irksamkeit noch nicht voll entfaltet. […] Etliche chwächen bei der Ausgabenkontrolle wurden jedoch och nicht behoben […] Zahlungsrückstände von Staat nd Krankenhäusern […] steigen weiter.“ Zweitens. Unklar bleibt, was passiert, wenn die Be- ingungen, die an weitere Finanzhilfen geknüpft sind, icht erfüllt werden, wenn sich beispielsweise der IWF iner weiteren Beteiligung verweigert, private Gläubiger icht in angemessener Weise beteiligt werden können der das Privatisierungsprogramm der griechischen Re- ierung auf Basis des Troika-Berichts nicht in dem ge- ünschten Ausmaß erfolgreich ist bzw. nicht umgesetzt ird. Im Falle, dass die Bedingungen an die bisherigen nd an erneute Hilfsmaßnahmen für die Hellenische Re- ublik nicht erfüllt werden, muss ein alternativer Maß- ahmenkatalog vorliegen. Die Ausarbeitung eines Alter- ativprogramms fehlt bisher. Drittens. Entgegen den Erwartungen von vor einem ahr soll es nun nicht bei einer einmaligen Hilfsleistung leiben. Dies birgt die Gefahr, dass wir auf dem Weg in ie Transferunion ein großes Stück vorankommen. 13282 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 (A) ) )(B) Einen „Länderfinanzausgleich“ innerhalb der EU-Staa- ten kann aus meiner Sicht nicht das Ziel sein. Viertens. Entgegen der Aussage, dass die Experten einhellig eine Umschuldung als das größere Risiko an- sehen, teile ich die durchaus vielfach vorgetragenen Be- denken von Fachleuten vor erneuten Hilfsmaßnahmen für Griechenland. So ergänzte beispielsweise Thomas Meyer, Chefökonom der Deutschen Bank, zu seiner Überzeugung, dass Griechenland ein Solvenz- und kein Liquiditätsproblem habe, recht plastisch: „Das ist wie bei einer Blinddarmentzündung. Schmerzmittel helfen nicht. Man braucht eine Operation. Wer sich dem ver- weigert, stirbt wahrscheinlich.“ Fünftens. Ohne ein klares Konzept, wie die Zahlungs- fähigkeit der Hellenischen Republik sichergestellt wer- den kann und die Finanzstabilität in der Währungsunion langfristig zu sichern sei, kann eine zweite Notmaß- nahme zum Erhalt der Zahlungsfähigkeit Griechenland kaum zielführend sein. Sechstens. Gerade als begeisterter Europäer sehe ich die Gefahr, dass durch die Ansätze der Schaffung einer dauerhaften Transferunion die europäische Idee, die von Konrad Adenauer bis zu Helmut Kohl auch von Deutschland geschmiedet und aufgebaut wurde und die unserer Nation viele Jahrzehnte in Frieden und Freiheit beschert hat, nachhaltig in Gefahr gebracht wird. Siebtens. Der vorliegende Entschließungsantrag trägt den von mir vorgetragenen Punkten nicht Rechnung. Eine Zustimmung hierzu ist mir aus vorgenannten Grün- den nicht möglich. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Klaus-Peter Willsch, Manfred Kolbe, Alexander Funk, Dr. Peter Gauweiler, Veronika Bellmann und Christian Hirte (alle CDU/CSU) zur Abstimmung über den Ent- schließungsantrag der Fraktionen der CDU/ CSU und FDP zu der Abgabe einer Regierungs- erklärung durch den Bundesminister der Finanzen: Stabilität der Euro-Zone sichern – Reformkurs in Griechenland vorantreiben (Zu- satztagesordnungspunkt 17) Griechenland ist insolvent und nicht nur illiquide. Die Gesamtverschuldung beträgt rund 350 Milliarden Euro. Allein von 2010 zu 2011 stieg die Gesamtverschuldungs- quote von 142,7 Prozent auf 153,4 Prozent des Bruttoso- zialprodukts. Keinem Land der Welt ist es bisher gelungen, einen solchen Schuldenberg abzutragen. Einsparungen alleine werden nicht ausreichen. Griechenland verfügt auch über keine wettbewerbsfähige Exportwirtschaft, und eine solche kann auch nicht in wenigen Jahren aufge- baut werden, wie die deutschen Erfahrungen mit dem Aufbau Ost zeigen. Die Privatisierungserlöse werden in den ersten Jahren eher bescheiden sein. Die bisherige Strategie, Zeit zu gewinnen, um die Wachstumskräfte in Griechenland in Bewegung zu setzen, ist damit geschei- tert. d s tr in A n te e m u s C d d d c li e li v c W la A A ru fe u d im re z 1 V A k c A g tu B (C (D Als Alternative bleibt daher nur eine Umschuldung, as heißt ein Schuldenschnitt – Haircut –, der die griechi- che Staatsschuld zumindest halbiert. Die von dem An- ag als „angemessene Beteiligung privater Gläubiger“ s Auge gefasste bloße Verlängerung der Laufzeiten der nleihen reicht nicht aus, da dies an der Schuldenlast ichts ändert. Vielmehr ist es den Anleihegläubigern, die ilweise sehr hohe Zinsen vereinnahmen, zumutbar, benfalls einen wirklichen Sanierungsbeitrag zu überneh- en und nicht alle Lasten dem europäischen Steuerzahler nd der zukünftigen Generation aufzubürden. Allein ein olcher Schuldenschnitt gibt auch Griechenland eine hance für einen Neubeginn. Wir fordern diesen Weg als überzeugte Europäer, da ie bisherige Strategie Europa auseinanderzureißen roht. Hakenkreuze in Europafahnen und Vergleiche mit er Besatzung im Zweiten Weltkrieg in Griechenland ma- hen dies genauso deutlich wie Schlagzeilen über angeb- ch faule Südländer im Norden Europas. Die Idee, mit iner Art „Treuhand“ Privatisierungserlöse von 50 Mil- arden Euro in Griechenland zu erzielen, würde die Kluft ertiefen, wenn sich dann Nordeuropäer zu Schnäpp- henpreisen das griechische Staatsvermögen aneignen. er Europa wirklich will, muss im Interesse Griechen- nds und Europas eine echte Umschuldung einleiten. Aus diesen Gründen können wir dem vorliegenden ntrag nicht zustimmen. nlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Frank Schäffler, Jens Ackermann, Nicole Bracht-Bendt und Sylvia Canel (alle FDP) zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/ CSU und FDP zu der Abgabe einer Regierungs- erklärung durch den Bundesminister der Finanzen: Stabilität der Euro-Zone sichern – Reformkurs in Griechenland vorantreiben (Zu- satztagesordnungspunkt 17) Am 11. Februar 2010 haben die Staats- und Regie- ngschefs der Europäischen Union gemeinsam geschaf- nes und von allen Staaten der EU ratifiziertes Recht nd damit europäisches Recht kollektiv gebrochen. Es wurde angekündigt, dass man Griechenland auf je- en Fall finanziell helfen werde, falls es Griechenland April und Mai 2010 nicht gelingen sollte, sich zu aus- ichend niedrigen Kosten am Kapitalmarkt zu refinan- ieren. Damit haben die Staats- und Regierungschefs am 1. Februar 2010 den Bruch der No-Bail-out-Klausel im ertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union, EUV, verkündet. Am 7. Mai 2010 erklärte die Bundes- anzlerin hier im Deutschen Bundestag, dass die Grie- henland-Hilfe eine einmalige Hilfe sei, die absolute usnahme und sonst nichts. Als der Deutsche Bundestag am 21. Mai 2010 das so- enannte Euro-Rettungspaket, den viel zitierten Ret- ngsschirm, verabschiedete, wurde hier im Deutschen undestag erklärt, dass ohnehin niemand unter diesen Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 13283 (A) ) )(B) Schirm flüchten werde. Lediglich die Finanzmärkte müssten durch ein starkes Zeichen beruhigt werden. Heute drängeln sich bereits Irland und Portugal unter diesem Schirm, Griechenland soll folgen. Im Herbst die- ses Jahres soll er mangels Kapazität in seinem Ausleih- volumen weiter erhöht werden. Noch am 27. Oktober 2010 erklärte die Bundeskanzlerin zur Dauer des Ret- tungsschirms: Er läuft 2013 aus. Das haben wir auch genau so ge- wollt und beschlossen. Eine einfache Verlängerung kann und wird es mit Deutschland nicht geben, weil der Rettungsschirm nicht als langfristiges Instru- ment taugt, weil er Märkten und Mitgliedstaaten falsche Signale sendet und weil er eine gefährliche Erwartungshaltung fördert. Er fördert die Erwar- tungshaltung, dass Deutschland und andere Mit- gliedstaaten und damit auch die Steuerzahler dieser Länder im Krisenfall schon irgendwie einspringen und das Risiko der Anleger übernehmen können. Vier Wochen später galt dieses alles nicht mehr. Und es wurde dann sogar am 11. März 2011 ein Weg zur „Ände- rung des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäi- schen Union hinsichtlich eines Stabilitätsmechanismus für die Mitgliedstaaten, deren Währung der Euro ist – Ratsdokument 17620/10 (EUCO 30/10), Anlage I“ einge- schlagen. Dieser Weg ist erstens ein Weg zur Ausweitung des bestehenden Euro-Rettungsschirms, die der Deutsche Bundestag nie wollte. Dieser Weg ist zweitens ein Weg zur unbefristeten Verlängerung des Euro-Rettungsschirms, die der Deutsche Bundestag nie wollte. Schließlich ist dieser Weg drittens ein Weg zur qualitativen Veränderung der europäischen Wirtschaftsverfassung, die der Deut- sche Bundestag nie wollte. Heute befassen wir uns mit einer zweiten Griechen- landhilfe. Aller Bekundungen zum Trotz hat bereits die erste Griechenland-Hilfe vor einem Jahr die Situation für Griechenland nicht entschärft, sondern verschärft. Es ist eingetreten, was die Bundeskanzlerin angekündigt hat. Durch die Griechenland-Hilfe haben wir den Märkten falsche Signale gesendet. Wir haben die Erwartungshal- tung gefördert, dass Deutschland und damit auch seine Steuerzahler im Krisenfall schon irgendwie einspringen. Wir haben die berechtigte Hoffnung geweckt, dass der Staat das Risiko der Anleger übernehmen wird. Der Erwerb griechischer Anleihen ist dadurch zum Geschäftsmodell geworden. Wir ändern daran nichts, sondern verstetigen im Gegenteil mit der weiteren Sub- ventionierung der Anleihegläubiger das Geschäftsmo- dell. Wir perpetuieren die Erwartungshaltung. Wir erhal- ten die berechtigte Hoffnung, dass der Staat das Risiko der Anleiheinhaber übernimmt. Nichts von dem wird da- durch geändert, dass wir die Gläubiger über die verspro- chene Prolongation beteiligen. Die Anleiherenditen wer- den immer noch überdurchschnittlich sein. Mit dem Kauf von Anleihen erwirbt man die hohe Rendite ent- sprechend dem griechischen Insolvenzrisiko, ohne dass dieses Risiko zu tragen ist. Bedrohlicher noch ist der Blick über die griechische Situation hinaus. Was wir anhand des griechischen Bei- spiels vorexerzieren, werden die Marktteilnehmer zu deu- te s e g a s n b q d W G im d n N b E d s h le u W G e Ü W G u s a h Z b b D fö w E fa d F n m m d A d s (C (D n wissen. Wir werden die Nutzung des gleichen Ge- chäftsmodells demnächst bei Schuldtiteln aus Zypern rleben. Zypern ist klein. Wir werden die Nutzung des leichen Geschäftsmodells anschließend bei Anleihen us Italien und Spanien erleben. In allen drei Ländern inkt die Sparquote. In Zypern und Italien ist sie bereits egativ. In allen drei Ländern existieren hohe Leistungs- ilanzdefizite. Fallende und schließlich negative Spar- uoten bei hohen Leistungsbilanzdefiziten gingen jeweils em Bankrott in Griechenland und Portugal voraus. enn wir die Subventionierung der Anleihegläubiger riechenlands nicht beenden, werden wir in kurzer Zeit Bundestag zusammenkommen, weil wir erneut vor er gleichen Situation stehen. Dann aber werden es Spa- ien und Italien sein, die Hilfe suchend den Blick nach orden richten. Angesichts der wirtschaftlichen Größe eider Länder kann sich jeder ausmalen, was das für den uro bedeuten wird. Der Preis, den wir für den im Februar es Jahres 2010 eingeschlagenen und heute weiter be- chrittenen falschen Weg zu bezahlen haben werden, ist och. Viel zu hoch. Er kostet den Euro und dadurch viel- icht die europäische Einigung. Es ist höchste Zeit und vielleicht schon zu spät, um mzukehren und endgültige Lösungen zu diskutieren. ir müssen uns trauen, die einzigen möglichen Wege, die riechenland wirklich helfen, zu gehen. Wir müssen uns ndlich eingestehen, dass wir es mit einer pathologischen berschuldung von Staaten und Banken zu tun haben. ir müssen uns endlich eingestehen, dass das staatliche eldsystem zu einer Überschuldungskrise von Staaten nd Banken geführt hat. Wir ignorieren die Krankheit un- eres staatlichen Geldsystems, in dem Geld und Kredit us dem Nichts geschaffen werden. Dieses Geldsystem at ein Schneeballsystem aus ungedeckten zukünftigen ahlungsverpflichtungen geschaffen. Wie jedes Schnee- allsystem wird es früher oder später in sich zusammen- rechen. Wir befinden uns auf dem Weg in die Knechtschaft. ieser führt uns von Intervention zu Intervention spiral- rmig abwärts. An seinem Ende erwartet uns ein plan- irtschaftliches Europa. Mit dem planwirtschaftlichen uropa kommt die Vollendung seines ökonomischen Ver- lls. Ökonomischer Verfall führt zu Unzufriedenheit bei en betroffenen Menschen. Die schlimmen politischen olgen ökonomischer Unzufriedenheit sehen wir in Dä- emark, das seine Grenzen schließt. Statt eines Europas it Grenzen für Güter und Menschen brauchen wir ein arktwirtschaftliches Europa mit Freihandel und gesun- em Geld. Nur so erhalten wir ein Europa der Freiheit. nlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des Kreislaufwirtschafts- und Ab- fallrechts (Tagesordnungspunkt 32) Michael Brand (CDU/CSU): Wenn wir ab heute in ie letzten Runden der Novellierung des Kreislaufwirt- chaftsgesetzes gehen, dann ist allen Beteiligten be- 13284 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 (A) ) )(B) wusst, dass wir bei diesem wichtigen Schritt auf dem Weg in eine echte Kreislaufwirtschaft, hin zu einem res- sourcenschonenden Stoffstrommanagement, einen Kon- sens brauchen. Dieser Konsens ist Ausdruck des gesellschaftlichen Bewussteins, dass wir bei der Endlichkeit der Rohstoff- basis für viele Produkte, die später im Abfall landen, uns mehr denn je um die Vermeidung von Abfall am Beginn und um die Wiedergewinnung, um das Recycling von Rohstoffen am Ende kümmern müssen. Für uns als Union ist dies eine auch grundsätzliche Frage. Wie beim Thema Energiekonsens von Umwelt- minister Norbert Röttgen gestern angesprochen, geht es uns – wie anderen sicher auch – bei der Schonung von natürlichen Ressourcen um die Bewahrung unserer na- türlichen Lebensgrundlagen – es geht um einen echten Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung. Dass es dabei in der Frage, wie wir dieses Ziel optimal umsetzen können, durchaus ordnungspolitische Differenzierungen und auch Unterschiede gibt, ist auch klar. Wichtig bleibt, dass wir bei der Verfolgung der Ziele, der Umsetzung der EU-Abfallhierarchie und der Weiter- entwicklung der gewachsenen, erfolgreichen und zu- meist effizienten Entsorgungsstrukturen uns nicht von den jeweiligen Ideologien und Partikularinteressen ver- einnahmen lassen – sondern dass wir strikt das Allge- meinwohl im Blick behalten. Die einen sehen den Sozialismus am Horizont, wo es nur um die legitimen und notwendigen Kriterien der Da- seinsvorsorge durch die Kommunen geht. Die anderen malen den Untergang ordnungsgemäßer Entsorgung an die Wand und beschreien die böse private Seite, der ein Pauschalangriff auf das öffentliche Wohl unterstellt wird. Bleiben wir gelassen: Oftmals ist sehr klar hinter der Fassade von Gutachten und Brandbriefen der einen oder der anderen Seite weniger der Schutz von Umwelt und Natur, sondern der eigenen Bilanzen und Gewinne deutlich erkennbar! Um es für die Union kurz und prägnant festzuhalten: Wir sind für einen fairen Interessensausgleich zwischen Kommunalen und Privaten, für fairen Wettbewerb mit niedrigen Gebühren und hohen Umweltstandards – und wir wollen weder Vollkommunalisierung noch Vollpri- vatisierung. Wir werden im weiteren Verfahren sehr darauf achten, dass wir das Allgemeinwohl im Blick halten, so wie es die Vorlage der Bundesregierung auch tut. Wir empfeh- len der Bundesregierung, sich gegenüber den Ländern zum Beispiel bei der Frage der gewerblichen Sammlung nicht ins Eck drängen zu lassen. Hier war die Mehrheit der Länderkammer in der Tat schlecht beraten, die mess- baren Erfolge des Nebeneinanders von kommunaler und privater Sammlung zu missachten und zu einseitig gegen diejenigen mittelständischen Unternehmen vorzugehen, die brav in der Region ihre Steuern zahlen. Hier müssen wir, um es deutlich auszudrücken, doch auch die Kirche im Dorf lassen, statt falsche „Tabula rasa“-Beschlüsse zu fassen. d p e e fa u fü d E g S id a n s fa in 1 U w e e g ru P F s ti s h s o ti b e d d re d re b P v B B B tu p a s n (C (D Man hat ja manches Mal schon den Einruck, es wären ie Unternehmen, die auf der Seite der Kommunen den olitischen Takt vorgeben. Hier möchte ich aus meiner igenen kommunalen Erfahrung im Kreistag den Rat mit inbringen, dass es wesentlich vernünftiger ist, die Ab- llentsorgung aus dem Blickwinkel der Bürgerinnen nd Bürger als Gebührenzahler und der besten Lösung r effizienten Ressourcenschutz zu betrachten, statt mit er Brille des Profitstrebens kommunaler oder privater ntsorger. Insofern erwarten wir die Beibehaltung der privaten ewerblichen und auch der privaten gemeinnützigen ammlungen. Im weiteren Verfahren wird sich bei un- eologischer Betrachtung ein Weg der Mitte finden, der uf praktische Erfolge baut, wie wir das in der Kommu- alpolitik gewohnt sind. Gerd Bollmann (SPD): Das heute eingebrachte Ge- etz zur Novellierung des Kreislaufwirtschafts- und Ab- llgesetzes soll die europäische Abfallrahmenrichtlinie deutsches Recht umsetzen. Diese Umsetzung hätte bis 2. Dezember 2010 erfolgen müssen. Wohlgemerkt: die msetzung und nicht die Einbringung eines Gesetzes, ie sie heute erfolgt. Liegt dieser Verzug nun an rechtlichen oder etwa an uroparechtlichen Problemen? Wohl kaum! Grund ist in politischer Streit innerhalb der Koalition, genauer esagt: ein politischer Grundsatzstreit. Mehr Privatisie- ngen, weniger öffentlich-rechtliche Daseinsvorsorge. rivat vor Staat! Die marktradikalen Forderungen von DP, aber auch Teilen der Union haben eine zügige Um- etzung der Abfallrahmenrichtlinie verhindert. Nun können aber diejenigen, die diesem Gesetz skep- sch gegenüberstehen – dazu gehören, da bin ich ganz icher, auch viele CDU- und CSU-Abgeordnete –, beru- igt in ihre Wahlkreise fahren. Denn nach den Beschlüs- en des Bundesrates wird aus dieser Gesetzesvorlage hne erhebliche Änderungen ohnehin nie ein rechtskräf- ges Gesetz. Die Frage der Zuständigkeiten für Abfallentsorgung egleitet die deutsche Abfallpolitik seit Jahrzehnten. Im rsten Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz behielten ie Kommunen die Zuständigkeit für den Hausmüll und en hausmüllähnlichen Gewerbeabfall. Dies ist auch ge- chtfertigt: Es ist eine Aufgabe der Daseinsvorsorge, en Bürgern die regelmäßige, ordentliche Entsorgung ih- s Mülls zu garantieren. Diese klare Trennung der Zuständigkeiten wurde aber ereits durch die Verpackungsverordnung durchlöchert. rivate Entsorger erhielten die Möglichkeit, Verkaufs- erpackungen auch bei Privathaushalten einzusammeln. egünstigt wurde diese Entwicklung durch eine falsche egriffsdefinition im deutschen Abfallrecht: Abfälle zur eseitigung in kommunaler Hand, Abfälle zur Verwer- ng bei den Privaten. Daraus haben die Vertreter der rivaten Entsorgungswirtschaft den Schluss gezogen, lle Abfälle, die verwertet werden, gehörten in ihre Zu- tändigkeit, allerdings nur, wenn damit Geld zu verdie- en ist. Das eigentliche Motto der Privatisierungslobby Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 13285 (A) ) )(B) lautet nämlich: Gewinne bei den Privaten, Verluste beim Bürger! Auch in der Abfallwirtschaft ist dieses Konzept gemeinwohlgefährdend. Deutlich wurde dies bei der Entwicklung gewerblicher Altpapiersammlungen. Als der Preis für Altpapier immer weiter anstieg, haben private Entsorger blaue Tonnen auf- gestellt, überall dort, wo sie an einen schnellen Erfolg glaubten. Geschädigt wurden öffentlich-rechtliche Ent- sorger, aber auch von Kommunen beauftragte private Un- ternehmen. Die Betroffenen stritten vor Gericht in zahl- reichen Verfahren, ohne Klärung. Zwischenzeitlich erfolgte in der Finanz- und Wirt- schaftkrise ein Einbruch der Preise. In der Folge blieben die blauen Tonnen stehen, das Altpapier wurde nicht ab- geholt und nicht recycelt. Und genau hier ist das Problem. Wir wollen keine Hausmüllentsorgung nach Marktlage. Wir wollen nicht, dass der Hausmüll in einem Monat als Wertstoff abgeholt und im nächsten als wertloser Abfall liegen bleibt. Wir wollen, dass der Bürger sicher sein kann, dass sein Abfall ordnungsgemäß entsorgt wird. Wir wollen, dass der Abfall in ökologisch bestmöglicher Weise verwertet wird und eben nicht nur dann, wenn große Gewinne erzielt werden. Garantiert werden kann dies nur, wenn die Hausmüll- entsorgung Aufgabe der Kommunen ist und bleibt. Die Städte und Kreise bzw. deren öffentlich-rechtliche Ent- sorger müssen für den gesamten Hausmüll zuständig sein. Dieser Meinung ist auch das Bundesverwaltungsge- richt. In seinem sogenannten Altpapierurteil hat es die Zulassung gewerblicher Sammlungen an hohe Anforde- rungen geknüpft. Dieses Urteil hat jahrelange Streite- reien beendet und endlich Klarheit geschaffen. Meine Damen und Herren der Regierungsparteien, ohne Not wollen sie dies mit der vorgelegten Novelle rückgängig machen: vermehrte gewerbliche Sammlun- gen, eine Wertstofftonne in der Zuständigkeit der privaten Wirtschaft – mit anderen Worten: eine weitere Privatisie- rung der Hausmüllentsorgung. Angeblich ist dies aus eu- roparechtlichen Gründen notwendig. Wir teilen diese Auffassung nicht. Wir halten, wie das Bundesverwaltungsgericht, die Zuständigkeit der örE für die Hausmüllentsorgung für europarechtskonform. Die Sozialdemokraten sind aus Gründen der Daseinsvor- sorge und der Ökologie für enge Grenzen gewerblicher Sammlungen. Dabei stehen wir nicht alleine. Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 27. Mai zahlreiche Änderungsanträge beschlossen. Der Bundesrat will die Zuständigkeit der Kommunen für die Hausmüllentsorgung. Der Bundesrat will, dass sich die Regelungen für die gewerblichen Sammlungen am Altpapierurteil des Bundesverwaltungs- gerichtes orientieren. Ausführlich hat auch der Bundesrat dargelegt: Das ist europarechtskonform. Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen aus Union und FDP, folgen Sie dem Bundesrat in diesen Punkten! Stimmen Sie den bürger- und kom- munalfreundlichen Änderungen zu! Dies ist auch der W g u z H K U R d C k e b s g p v fe g re e fa v w m n d d V V a n c s u g w fü g d s s W s d w w E rh – (C (D unsch der überwältigenden Mehrheit Ihrer Parteikolle- en in Ländern und Kommunen! Hunderte Gemeinden nd Kreise haben eine Resolution der kommunalen Spit- enverbände für die Zuständigkeit der Kommunen beim ausmüll verabschiedet. Fast alle Ihrer Kolleginnen und ollegen in den Räten, meine Damen und Herren von nion und FDP, haben dieser Resolution zugestimmt. Im at meiner Heimatsstadt Herne haben, wie in vielen an- eren Städten, die Stadtverordneten von SPD, Grünen, DU, Linken und FDP einstimmig der Resolution der ommunalen Spitzenverbände gegen den Regierungs- ntwurf zugestimmt. Stimmen Sie daher auch für ein ürgerfreundliches, ökologisches und auf dem Grund- atz der Daseinsvorsorge fußendes Kreislaufwirtschafts- esetz! Nur so ermöglichen Sie den Erhalt der Arbeits- lätze in den kommunalen Entsorgungsbetrieben, nur so erhindern Sie steigende Abfallgebühren. Über den Streit um die Zuständigkeiten sind in der öf- ntlichen Diskussion die ökologischen Aspekte zu kurz ekommen. Bereits während des Gesetzgebungsverfah- ns zur Abfallrahmenrichtlinie in der EU haben wir uns ingemischt. Die SPD hat sich für eine fünfstufige Ab- llhierarchie ausgesprochen. Insbesondere der Vorrang der stofflichen Verwertung or der energetischen Verwertung muss sichergestellt erden. Der Regierungsentwurf setzt aber noch nicht ein- al die europäischen Vorgaben korrekt um. Es gibt kei- erlei Vorgaben für die Abfallvermeidung. Ebenso wird ie zweite Stufe der Abfallhierarchie, die Wiederverwen- ung, nur namentlich erwähnt. Vor allem aber wird der orrang der stofflichen Verwertung vor der energetischen erwertung durch die Einführung einer Heizwertklausel b 11 000 Kilojoule aufgehoben. Hier muss unbedingt achgebessert werden, um die fünfstufige Abfallhierar- hie auch wirklich umzusetzen. Es gibt noch eine Reihe von Punkten zu kritisieren; so ind die Quoten für die stoffliche Verwertung zu niedrig nd vieles ist im Gesetzentwurf viel zu ungenau gere- elt. Genaueres soll später in Verordnungen festgelegt erden, zum Beispiel zu der wichtigen Frage der Ein- hrung einer Wertstofftonne. Trotzdem gibt es im jetzi- en Gesetzentwurf bereits Formulierungen, welche nur en Schluss zulassen, dass die Wertstofftonne in die Zu- tändigkeit der privaten Entsorgungswirtschaft fallen oll. Wir Sozialdemokraten sind für die Einführung einer ertstofftonne, aber in kommunaler Zuständigkeit. Die- en Konflikt sollten wir, im Interesse der Ökologie und er Bürger, schnellstens lösen. Seit über zwei Jahren ird über die Wertstofftonne gestritten, wir können nicht eitere Jahre der Ungewissheit zulassen. Bevor ich zum Schluss komme, möchte ich hier eine inschätzung aus der CDU-Kreistagsfraktion im nord- ein-westfälischen Warendorf zitieren: Wir sind außerordentlich enttäuscht über das, was uns der Bundesumweltminister vorgelegt hat, weil wir auch über es folgt der Name des Bundestagsabgeordneten – 13286 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 (A) ) )(B) auf die Gefahren der einseitigen, privatwirtschaftli- chen Ausrichtung der gesetzlichen Regelung hinge- wiesen haben und nun feststellen, dass erneut in ei- nem zentralen kommunalpolitischen Anliegen in Berlin unsere offenbar berechtigten Sorgen nicht gehört werden. Ich hoffe, dass wir jetzt sachlich und zügig auf der Grundlage der Bundesratsempfehlungen bis zur zweiten und dritten Lesung eine vernünftige Einigung erzielen werden. Horst Meierhofer (FDP): Die Woche stand ganz im Zeichen von Energie, Ehec und Euro. Abfall scheint auf den ersten Blick da nicht mithalten zu können. Dieses Bild trügt: Die Opposition ist dabei, eine gesamte Bran- che zu ruinieren, indem sie über den Bundesrat einen gu- ten Gesetzentwurf blockieren möchte. Um die Tragweite dieses traurigen Vorgangs zu erfas- sen, will ich Ihnen verdeutlichen, welche Ausmaße die Abfall- und Recyclingbranche hat: Der Umsatz der Ab- fall- und Recyclingbranche liegt bei über 50 Milliarden Euro jährlich, und das nur in Deutschland. Mehr als 250 000 Menschen sind dort beschäftigt. Nur zum Ver- gleich: Der Umsatz von Solar- und Windenergie lag 2005 bei unter 20 Milliarden Euro, also nicht einmal der Hälfte, und das weltweit. Aktuell sind in den Wachs- tumsbranchen Solar und Windenergie 50 000 bzw. 87 000 Arbeitsplätze entstanden. Der Weltmarktanteil der deutschen Wirtschaft im Bereich „Umwelttechnolo- gien im Recycling“ ist hoch. Deutlich mehr als jede zweite Sortieranlage zur automatischen Stofftrennung stammt von einem deutschen Hersteller. Jedes vierte Re- cyclingpatent weltweit kommt aus Deutschland. Der Durchschnittswert aller anderen Sektoren liegt demge- genüber bei etwa 15 Prozent. Die Prognosen sagen uns: Die Wachstumsmärkte liegen in Asien und anderswo. Damit die deutschen Unternehmen hier weiterhin erfolg- reich sein können, sind sie darauf angewiesen, im deut- schen Markt weiterhin Entwicklungen anzustoßen und nach neuen Technologien zu forschen. Warum verweise ich auf die ganzen Zahlen? Der Sek- tor „Abfall und Recycling“ wird in der öffentlichen Wahrnehmung unterschätzt. Der Markt hat ein unglaub- liches Entwicklungspotenzial, und zwar grenzüber- schreitend. Deutsche Unternehmen haben eine Vorreiter- stellung. Neben den wirtschaftlichen Vorteilen dürfen wir aber eines nicht vergessen: Recycling spart Roh- stoffe und hilft der Umwelt und dem Klima. Die Koalition hat nun einen Gesetzentwurf für die Kreislaufwirtschaft vorgelegt, der es der Branche ermög- licht, mehr Materialien als bisher zu recyceln; unser Sys- tem ist einfacher, effizienter und gerechter. Mit diesem Gesetz ermöglichen wir eine Wertstofftonne. In diese eine Tonne darf dann alles rein, was recycelt werden kann. Vorbei mit der Zeit, in der Bürger verzweifelt vor den Mülltonnen standen und nicht sicher waren, ob das Stück Plastik in ihren Händen in die graue oder gelbe Tonne gehört. k a li b s R te d m d s m D G Q D u d re b q w fa g K W s p m s te k E te ü g d s ü b u s m ru c u d a g s n d s E (C (D Dreh- und Angelpunkt der Gesetzgebung ist die Stär- ung des Recyclings. Denken in Kreisläufen bedeutet ber auch, Rahmenbedingungen herzustellen, um mög- chst viel der gebrauchten Materialien dem Wiederge- rauch zuzuführen. Nur dann wird es gelingen, eine Ver- orgungssicherheit hinsichtlich dringend benötigter ohstoffe herzustellen. Die Wertstofftonne, die das Sys- m der gelben Säcke und der gelben Tonne ablöst, ist abei der erste Schritt. 600 000 Tonnen Abfall jährlich ehr als beim gelben Sack bzw. der gelben Tonne wer- en dann dem Recycling zugeführt. Gegenüber Wert- toffhöfen in der jetzigen Form ist diese Zahl noch ein- al deutlich höher. Diese Zahlen sprechen für sich. Uns ist aber auch klar, dass das Trennverhalten in eutschland unterschiedlich ist. Während in ländlichen ebieten die Trennung sehr gut funktioniert, ist die uote der sogenannten Fehlwürfe in Städten größer. eshalb wollen wir das Subsidaritätsprinzip hochhalten nd es den Kommunen überlassen, wie auf ihrem Gebiet ie Rohstoffe eingesammelt werden sollen. Wie wir die Wertstofftonne organisieren und finanzie- n, ist dann natürlich die entscheidende Frage, um die loße Menge auch tatsächlich in eine hohe Recycling- ualität umzusetzen. Und um das zu erreichen, brauchen ir Wettbewerb und keine Monopole. Wir wollen eine ire Gleichbehandlung. Eigens dafür ist auf unser Drän- en die neutrale Stelle in die Gesetzesbegründung zum reislaufwirtschaftsgesetz gekommen. Nur das schafft ettbewerb. Wettbewerb schafft Umwelt- und Ressourcen- chutz. Daraus folgen Marktführerschaft und Arbeits- lätze. Wir Liberale wollen mehr Markt. Der Abfall- arkt darf nicht wie bisher einigen wenigen vorbehalten ein. Mit diesem Gesetzesentwurf ermöglichen wir Un- rnehmen, am Markt zu partizipieren. Eine Einschrän- ung gibt es: Die Funktionsfähigkeit der kommunalen ntsorgungssysteme darf damit nicht gefährdet werden. Ein wichtiger Bestandteil dieses Gesetzes ist die Wei- rentwicklung der Produktverantwortung; denn nur ber diese werden wir auch in Zukunft unsere Technolo- ieführerschaft behalten. Man muss hier aber auch ganz deutlich sagen, dass iese Verbesserung hin zu mehr Recycling, Umwelt- chutz und Wettbewerb von der Opposition konsequent ber den Bundesrat bekämpft wird. Ich kann nicht glau- en, dass die Grünen kategorisch gegen Umweltschutz nd die SPD kategorisch für Abbau von Arbeitsplätzen ind. Aber hier haben sich SPD und Grüne von den kom- unalen Spitzenverbänden benutzen lassen. Die Forde- ngen des Bundesrates hätten fatale Folgen. Gewerbli- he Sammlungen würden massiv eingeschränkt werden nd von den Kommunen untersagt werden können, und ies vollkommen willkürlich. Fairer Wettbewerb sieht nders aus. Der Mittelstand ist alarmiert und spricht von Verdrän- ungswettbewerb gegen private Unternehmen und mas- iver Ungleichbehandlung. Verdrängt werden nämlich icht nur die großen, sondern vor allem die mittelstän- isch geprägten Unternehmen aus der Entsorgungswirt- chaft, diejenigen, die den entscheidenden Anteil am xportschlager Recycling haben. Im Gegensatz zu SPD Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 13287 (A) ) )(B) und Grünen wollen wir einen fairen Wettbewerb zwi- schen Privaten und Kommunen. Damit erreichen wir sta- bile Müllgebühren, einen effizienten Umgang mit unse- ren Ressourcen, die Schaffung von Innovationsanreizen und benutzerfreundliche Abfalltonnen. Wir sind davon überzeugt, dass wir diese Ziele nur erreichen können, wenn wir einen funktionierenden Wettbewerb herstellen. Wir wollen weder Kommunen noch Private bevorzugen, sondern den Besseren. Die Scheinheiligkeit der Opposition hat den Gipfel erreicht. Sie werfen unserer fairen Abwägung zwischen privaten und kommunalen Interessen wieder einmal Lobbyismus vor. Ich fasse aber gerne noch einmal zusammen, was Sie als Handlanger der kommunalen Spitzenverbände durchsetzen wollen: Sie wollen Ar- beitsplätze bei kleinen und mittelständischen Sammelun- ternehmen vernichten, sie wollen Innovationen verhin- dern, sie wollen gegen das Recycling zugunsten von Müllverbrennung vorgehen. Ihre Position und totale Be- fürwortung einer Rekommunalisierung ist falsch. Erken- nen sie endlich an, dass gerade auch die breit aufgestellte mittelständische Entsorgungswirtschaft für den rasanten Schub im Recycling verantwortlich ist. Ziehen Sie ein- mal den Vergleich zur Energiewirtschaft. Die private Wirtschaft außen vor zu lassen, ist in etwa so, wie den Umbau des gesamten Energiesystems in die Hand der Kommunen zu legen. Wer betreibt dann die Forschung? Wer entwickelt und wer vertreibt Produkte auf anderen Märkten? Wie sollen wir auf dem Weltmarkt mithalten? Deutschland ist eine Exportnation. Wir wollen die Kom- munen nicht ausschließen. Sie sollen und dürfen ja mit- mischen. Als Stadtrat liegt mir eine kommunalfeindliche Position ohnehin fern. Ich finde, man kann nun wirklich auch von Ihnen er- warten: Befassen Sie sich vernünftig mit dieser kom- plexen Materie, und bereiten Sie nicht das Sterbebett für eine gesamte Branche! Ralph Lenkert (DIE LINKE): Wer kennt nicht den stinkenden Mülleimer, die eklige Tonne und das Gerüm- pel, das zu Hause nur noch stört. Raus – weg – aus den Augen, fort mit dem Gestank. Kaum zu glauben – aber um unseren Müll tobt ein Kampf, zwischen internationa- len Konzernen wie Eon, Remondis und Suez, Mittel- ständlern und Kommunen. Es geht um viel, um unser Geld, um wertvolle Rohstoffe aus dem Müll und um mögliche Profite. Wer hat das Recht und wer hat die Pflicht, unseren Haushaltsabfall zu entsorgen? Das wird im Kreislauf- wirtschaftsgesetz geregelt, und über die von der EU ge- forderte Neufassung des Gesetzes streiten Parteien und Interessenvertreter erbittert seit mehr als zwölf Monaten. Die EU-Richtlinie verfolgt edle Ziele im Abfallbereich. Das Wichtigste ist Müllvermeidung, gefolgt von Wieder- verwertung – stofflichem Recycling – dann erst die ther- mische Verwertung – das Verbrennen – und zuletzt Ab- fallentsorgung auf einer Deponie. Die Abfallhierarchie konsequent umzusetzen, ist linke Politik. Wegwerfprodukte sind Verschwendung zu- lasten der Umwelt, also ist Haltbarkeit und Wiederver- w la H g S m e w 2 u s m E W u a a M E s b g h s s W k s A k d b m R V u ü a B P B E W n d h A g A n fi (C (D endung Trumpf. Qualitätsprodukte halten länger, ent- sten damit die Umwelt. Darum fordern wir längere erstellergarantien. Aber auch das beste Produkt ist ir- endwann kaputt oder veraltet. Nachrüsten auf neuen tandard spart Ressourcen, schont die Umwelt. Produkte üssen entsprechend entwickelt werden. Ist ein Produkt ndgültig hinüber, sind seine Bestandteile wieder zu ver- enden. Zum Beispiel enthält eine Tonne Handys circa 50 Gramm Gold. Um die in Elektronik enthaltenen Schätze zu erfassen, m gefährliche Abfälle wie Batterien einzusammeln, ind Pfandsysteme erforderlich. Mit dem Kauf bezahlt an Pfand, und der Hersteller zahlt eine Erfassungs- und ntsorgungsgebühr. Bei der Abgabe in kommunalen ertstoffhöfen erhält man den Pfand zurück. Die Kommunen erfassen die Wertstoffe, Altpapier nd Glas sowie die restlichen Abfälle. Die Einnahmen us der Verwertung von Wertstoffen aus dem Abfall und us dem Erfassen und Recyceln von Elektronik und etallen verbleiben beim kommunalen Entsorger. Die innahmen allein aus Altpapierverkauf decken zum Bei- piel im Saale-Holzland-Kreis 10 Prozent der Müllge- ühren. Das Recht und die Pflicht zur Haushaltsabfallentsor- ung als ein Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge ge- ört für die Linke auf jeden Fall den Kommunen. Was jedoch plant diese Bundesregierung? Private Entsorger könnten die Erfassung der Wert- toffe verlangen – natürlich machen sie es nur dort, wo ie viel verdienen könnten. Wenn das Einsammeln der ertstoffe teurer ist als die Erlöse, wie zum Beispiel in leinen Orten, dann müssen jedoch die öffentlichen Ent- orger ran. Gewinnbringende Mengen von Altmetallen, ltpapier, Altglas greifen dann die Privaten ab und ver- aufen diese mit Profit. Die Kosten für die Beseitigung er von den privaten Entsorgern verschmähten Reste leiben bei den öffentlichen Entsorgern. Kommunen üssten dann die Müllgebühren erhöhen, weil ja für den est die Entsorgungspflicht besteht. Diesen erneuten ersuch von CDU und FDP, Gewinne zu privatisieren nd Verluste allen anderen aufzudrücken, lehnen wir ab. Mit der Ablehnung Ihrer Pläne sind wir nicht allein, ber 200 kommunale Parlamente haben diese Ihre Pläne bgelehnt. Auch Sie haben die Protestresolutionen und eschlüsse per Post, per Fax erhalten. Das sind auch Ihre arteigenossen aus CDU und FDP aus Mannheim, aus ochum aus Arnstadt und Jena. Berücksichtigen Sie die inwände der Kommunen, auch Ihrer Bürgermeister. ir haben heute die erste Lesung, der Entwurf muss icht so bleiben. Ändern Sie dieses Gesetz, stärken Sie ie kommunalen Entsorger, das EU-Recht erlaubt dies! Die Hoffnung, dass Sie unserem Konzept folgen, abe ich nicht, aber entfernen Sie die Verstöße gegen die bfallhierarchie aus dem Gesetzentwurf der Bundesre- ierung und kämpfen Sie wenigstens für eine öffentliche bfallentsorgung und eine Wertstofferfassung, von der icht Aktienkurse, sondern Bürgerinnen und Bürger pro- tieren! 13288 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 (A) ) )(B) Dorothea Steiner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Es ist fast ein Jahr her, dass das Ministerium einen ersten Entwurf zum neuen Abfallrecht vorgelegt hat. Wir war- ten seit einem Jahr darauf, das Gesetz im Parlament be- raten zu können. Deutschland ist mal wieder im Verzug mit der nationalen Umsetzung einer EU-Richtlinie. Trotz intensiven Diskussionen mit Verbänden und Entsorgern hat sich in diesem Jahr auch nicht viel getan. Die Schwächen des ersten Entwurfs finden sich nach wie vor unverändert im jetzigen Entwurf. Ich nehme mal das Beispiel Abfallvermeidung. Ver- meidung von Abfällen muss ganz oben in der Rangord- nung stehen. Die Regierung nimmt hier lediglich vage Lippenbekenntnisse vor. Wir fordern verbindliche Mindest- anforderungen für Abfallvermeidungspläne und kon- krete Maßnahmen, die die Abfallmengen in Deutschland weiter reduzieren. Davon findet sich derzeit noch nichts im Gesetz. Mit diesem Gesetzentwurf verabschiedet sich die Bundesregierung von der Vorreiterrolle Deutsch- lands bei Müllvermeidung, -trennung und Wiederver- wertung. Sehen wir uns mal ihre angestrebten Recy- clingquoten an: Sie haben viel zu niedrige Ziele beim Recycling. Die von der Regierung vorgeschlagenen Ziele werden bereits jetzt erreicht. Es wird also lediglich der jetzige Stand festgeschrieben, anstatt weiter gehende Ziele zu formulieren. Laut offizieller Statistik wurden bereits 2008 64 Prozent aller Siedlungsabfälle stofflich verwertet. Das Ziel der Bundesregierung lautet nun 65 Prozent bis 2020 – eine wahrlich enorme Steigerung von 1 Prozent in zwölf Jahren! Die Zahlen stammen übrigens aus der aktuellen Abfallbilanz des Statistischen Bundesamtes. Ohne deutlich höhere Recyclingziele, mindestens 80 Prozent, wird sich nichts verändern: Keine Innovationen, ohne Anreize keine Ambitionen. Das ist schwarz-gelbe Abfallpolitik. Und dazu kommt: Nicht alles, was die Bundesregie- rung als Verwertung verstehen will, ist auch eine. Sie scheuen sich geradezu davor, die umweltverträglichste Verwertungsoption festzuschreiben. Zum Beispiel: Re- cycelte und wiederaufbereitete Baustoffe gehören in Hochbau oder Gebäude – nicht als billiger Verfüllersatz auf die Straßen. Bezüglich der Abfallhierarchie meinen wir, dass Ihnen selbst die wenig anspruchsvolle Umsetzung des Europa- rechts auf niedrigstem Niveau nicht gelingt. Ich spreche von der Einhaltung der Rangfolge der Verwertungsoptio- nen. Europa schreibt richtigerweise vor: stoffliche vor der energetischen Verwertung, also dem sinnlosen Ver- heizen wertvoller Rohstoffe. Sie legen jedoch fest: Was gut brennt, kann auch in die Verbrennung. Sie können doch nicht im Ernst wollen, dass mühsam gesammeltes Altpapier in die Verbrennung geht – weil es halt gut brennt. Auch jeder Kunststoff fällt hierunter – und könnte zukünftig direkt in die Verbrennung gehen – und somit auch alle schädlichen Zusatzstoffe, die enthalten sind. Dieses als umweltverträglichste Lösung zu verkau- fen, halte ich für eine Farce! Da sind selbst die verbindli- chen Minimalvorgaben der EU besser. Und das sehe nicht nur ich so: Auch die Generaldirek- tion Umwelt der Europäischen Union hat inzwischen m v E g g e b fü K d e g V z a u ru le n W D re c g s k d s K s m le e R d d w e la d B c e o e M ra g e is m s K m (C (D ehrfach betont, dass hier ein Verstoß gegen EU-Recht orliegen könnte – mit allen Konsequenzen für Sie. Und natürlich eine Bemerkung zur Wertstofftonne: ine bessere Wertstofferfassung ist in Deutschland drin- end erforderlich. Wir müssen weg von einer Einweg- esellschaft, die der Erde in großen Mengen Rohstoffe ntnimmt und damit Produkte herstellt, die nach Ge- rauch nicht wiederverwendet werden können. Die Ein- hrung der Wertstofftonne findet sich bereits in Ihrem oalitionsvertrag. Nach einer derart langen Entwurfszeit es Gesetzes schaffen Sie es jetzt lediglich, den Begriff inzuführen – ohne irgendeine Festlegung, wie dies or- anisiert werden soll. Stattdessen kündigen Sie uns eine erordnung an. Dabei gibt es zahlreiche Pilotvorhaben ur Einführung der Wertstofftonne. Die großen Städte, ber auch viele ländliche Kommunen testen derzeit nterschiedliche Modelle. Auf Grundlage dieser Erfah- ngen hätten Sie längst einen konkreten Vorschlag vor- gen können, wie die Wertstoffsammlung künftig orga- isiert wird. Für mich ist die Wertstofftonne ein guter eg, mehr Wertstoffe aus dem Hausmüll herauszuholen. iesen wollen wir aber den Kommunen, in denen es be- its etablierte haushaltsnahe und verbraucherfreundli- he Wertstoffsammelsysteme gibt, nicht aufzwingen. Es hat den Anschein, dass Sie den privaten Entsor- ern ein gutes Geschäft mit den gewinnbringenden Be- tandteilen des Abfalls verschaffen wollen. Uns ist aber lar: Wir brauchen die Erfahrung der und Kontrolle urch die Kommunen. Diese müssen wir nutzen und tärken. Unserer Ansicht nach müssen die Städte und ommunen entscheiden können, ob sie die Wertstoff- ammlung ausschreiben und privat vergeben oder in For- en kommunaler Verantwortung selbst betreiben wol- n. Wir Grüne setzen uns von Beginn an konsequent für inen vernünftigen Umgang mit unseren natürlichen essourcen ein. Für die schwarz-gelbe Regierung ist ieses Thema anscheinend Neuland – nur so erklärt sich ieses bescheidene Ergebnis langer Diskussionen. Wir erden in der parlamentarischen Beratung Änderungen inbringen, um unsere Vorstellungen wirksam werden zu ssen, die das Gesetz besser machen. Wir hoffen, dass ie Regierung nicht beratungsresistent ist. Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin beim undesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi- herheit: Mit dem heute in den Deutschen Bundestag ingebrachten Regierungsentwurf des Gesetzes zur Neu- rdnung des Kreislaufwirtschafts- und Abfallrechts wird in zentraler Bereich des Umweltrechts neu gestaltet. it dem Gesetzentwurf wird nicht nur die EU-Abfall- hmenrichtlinie in deutsches Recht umgesetzt, sondern leichzeitig auch die Abfallwirtschaft ökologisch fort- ntwickelt. Ziel des neuen Kreislaufwirtschaftsgesetzes t eine nachhaltige Verbesserung des Umwelt- und Kli- aschutzes sowie der Ressourceneffizienz. Was sind die Markenzeichen des neuen Kreislaufwirt- chaftsgesetzes? Das Gesetz baut konsequent auf den ernelementen und Grundprinzipien der EU-Abfallrah- enrichtlinie auf. Es legt somit ein rechtssicheres Fun- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 13289 (A) ) )(B) dament für alle betroffenen Kommunen und Wirtschafts- unternehmen sowie für die Bürgerinnen und Bürger. Darüber hinaus wird der hohe deutsche Umwelt- und Entsorgungsstandard fortentwickelt: Auf der Grundlage der neu eingeführten fünfstufigen Abfallhierarchie wer- den alle abfallwirtschaftlichen Pflichten der Abfallbesit- zer konsequent auf die Abfallvermeidung und das Recy- cling ausgerichtet. Diese Neuausrichtung wird durch konkrete Zielvorgaben flankiert, an denen sich die Be- troffenen orientieren müssen: Mit der Einführung der ab dem Jahr 2015 zu erfüllenden Pflicht zur Getrenntsamm- lung von Bioabfällen sowie von Papier-, Metall-, Kunst- stoff- und Glasabfällen schafft das Gesetz die Grundlage für ein hochwertiges Recycling mit einem hohen Res- sourcenpotenzial. Bis zum Jahr 2020 sollen 65 Prozent aller Siedlungsabfälle recycelt und 70 Prozent aller Bau- und Abbruchabfälle stofflich verwertet werden. Auch die bestehende Aufgabenverteilung zwischen kommunaler und privater Entsorgung wird stärker an den neuen Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft ausge- richtet und EU-rechtlich besser abgesichert. Kommunen bleiben für die Hausmüllentsorgung wie bisher umfas- send verantwortlich. Zwar können zur hochwertigen Ver- wertung werthaltiger Haushaltsabfälle auch gewerbliche Sammlungen zugelassen werden, die Erfüllung der kom- munalen Entsorgungsaufgaben darf hierdurch jedoch nicht gefährdet werden. Das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz schafft schließ- lich die Rechtsgrundlagen für die Einführung einer „ein- heitlichen Wertstofftonne“, wie sie von der Koalitions- vereinbarung angestrebt wird. Danach sollen Haushalte künftig Verpackungen und stoffgleiche Nichtverpackun- gen in einer einheitlichen Wertstofftonne entsorgen kön- nen. Das Trennen von Abfällen wird hierdurch erheblich erleichtert und das Ressourcenpotenzial des Hausmülls wesentlich effizienter genutzt. Die fachlichen Grundlagen für die Einführung der Wertstofftonne werden derzeit in ei- nem „Planspiel“ parallel zur Novellierung des Kreislauf- wirtschaftsgesetzes erarbeitet. Die konkreten rechtlichen Regelungen sollen jedoch erst danach in einem gesonder- ten Rechtsetzungsvorhaben verabschiedet werden. Dabei wird auch bestimmt werden, ob die Wertstofftonne in vor- wiegend kommunaler oder in privater Trägerschaft der Produktverantwortlichen eingeführt wird. Wir stehen nun vor intensiven Beratungen, für die sich der Bundestag zu Recht ausreichend Zeit nimmt. Dabei werden wir auch die am 27. Mai 2011 beschlossene Stel- lungnahme des Bundesrates in den Blick nehmen. Der Beschluss macht erfreulicherweise deutlich, dass zwi- schen Bund und Ländern in allen umwelt- und ressour- cenpolitischen Elementen des Gesetzentwurfes ein hohes Maß an Übereinstimmung besteht. Ich nenne nur als Beispiel die Regelungen zur Umsetzung der Abfall- hierarchie, zu den Getrennthaltungspflichten sowie den Recyclingquoten. Eine Divergenz besteht allerdings noch bei der Frage der Aufgabenteilung zwischen kom- munaler und privater Entsorgung. Der Bundesrat fordert hier faktisch ein Verbot gewerblicher Sammlungen. Dies ist nicht nur für den Ressourcenschutz ein Rückschritt. Das Verbot dürfte zugleich auch der kommunalen Ent- sorgung die EU-rechtliche Grundlage entziehen. Wir w P ra e a B ti A d m a g n ru s d re n p d m s W U s d W li s w b te m s J b s w s g U g m z w te n (C (D erden dies sicherlich ausführlich zu erörtern haben. ositiv festzuhalten ist allerdings, dass sich der Bundes- t bei der künftig einzuführenden Wertstofftonne gegen ine Vorfestlegung auf eine kommunale Trägerschaft usgesprochen hat. Die Bundesregierung freut sich auf die anstehenden eratungen im Bundestag und wird die Diskussionen ak- v unterstützen. nlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Schutzschirm für Stromkunden – Bezahlbare Energiepreise ge- währleisten (Tagesordnungspunkt 33) Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU): Vor 21 Jahren sind ie ehemaligen Länder Ostdeutschlands unserem ge- einsamen Vaterland wieder beigetreten. Die Menschen us dem Osten wollten – wie wir – die Wiedervereini- ung und wollten den Untergang der maroden DDR, ei- em Land, das von vielen Mitgliedern Ihrer Partei he- ntergewirtschaftet worden war. Oder soll ich besser agen von Ihrer Partei? Sie haben zwar den Namen geän- ert, aber, wie dieser Antrag wieder zeigt, nichts von Ih- r Gesinnung. Nach 21 Jahren haben Sie noch immer ichts dazugelernt. In Ihrem Antrag wollen Sie eine staatliche Strom- reisaufsicht einführen, die Einfluss auf die Entwicklung er Strompreise nimmt, und Sie wollen ein Strompreis- oratorium, das eine Erhöhung der Strompreise aus- chließt. Wie in der DDR – Sie wollen Planwirtschaft. ie in der DDR – Sie meinen der Staat wäre der bessere nternehmer. Wie in der DDR – Sie wollen Preise fest- etzen unabhängig vom Wert der Leistung oder des Pro- ukts. Die Menschen in diesem Land wollen keine marode irtschaft. Sehen Sie endlich ein: Das Experiment Sozia- smus ist weltweit gescheitert. Die soziale Marktwirt- chaft, ein Modell aus Deutschland, hat sich gerade in der eltweiten Wirtschaftskrise 2008/2009 erneut glänzend ewährt. Im Gegensatz zu vielen anderen Volkswirtschaf- n ist Deutschland stärker aus der Krise herausgekom- en als es in sie hineingegangen ist. Die führenden deut- chen Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen für dieses ahr mit einem Wachstum von über 2,5 Prozent. Die Ar- eitslosigkeit ist im Mai um 118 000 auf 2 960 000 ge- unken. Im Vergleich zum Vorjahr waren damit 276 000 eniger Arbeitslose registriert. Die Erwerbstätigkeit hat ich im April um 205 000 auf 40,72 Millionen erhöht. Ge- enüber dem Vorjahr ist sie sogar um 515 000 gestiegen. nd die sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäfti- ung hat im Vorjahresvergleich um 440 000 zugenom- en. Nach einer aktuellen Untersuchung von Allensbach ählen 52 Prozent der Deutschen Deutschland zu den achstumsstärksten Nationen, und annähernd zwei Drit- l gehen sogar davon aus, dass diese Position in den ächsten 15 Jahren weiter ausgebaut werden kann. Sie 13290 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 (A) ) )(B) trauen Deutschland zu, auch in einem schärfer werden- den internationalen Wettbewerb auf absehbare Zeit er- folgreich bestehen zu können. Niemand will Ihre Plan- wirtschaft. Ihre sozialistischen Spielchen gehören auf den Müllhaufen der Geschichte! Es ist richtig, dass zu Beginn unseres Kernkraftmora- toriums die Preise an den Energiebörsen angestiegen sind. Die Strompreise sind Marktpreise. Sie bilden sich durch Angebot und Nachfrage am Strommarkt. Aus- schlaggebend für den Strompreis in Deutschland ist die Preisbildung an der Leipziger Strombörse EEX. Für den Verbraucher kommen noch die Kosten für Vertrieb und Transport, Netzentgelte, sowie die staatlich veranlassten Abgaben hinzu, Stromsteuer, Konzessionsabgabe, EEG- und KWKG-Umlage. Wenn Kraftwerke mit geringen Erzeugungskosten, wie die Kernkraftwerke, abgeschaltet werden, müssen mehr Kraftwerke mit höheren Erzeugungskosten Ener- gie ins Netz einspeisen. Dies ist der sogenannte Merit- Order-Effekt: Beginnend mit den niedrigsten Grenzkos- ten werden solange Kraftwerke mit höheren Grenzkos- ten zugeschaltet, bis die Nachfrage gedeckt ist. An der Strombörse bestimmt das letzte Gebot, das noch einen Zuschlag erhält, den Strompreis. Der Preis für Strom wird also durch das jeweils teuerste Kraftwerk bestimmt, das noch benötigt wird, um die Stromnachfrage zu de- cken. Die Mehrheit der Menschen in diesem Land und auch in diesem Hohen Haus will den Ausstieg aus der Kern- energie. Seit langem ist es Konsens in Deutschland, die Nutzung der Kernenergie zu beenden und keine neuen Kernkraftwerke zu bauen. Das haben auch wir schon in unserem Wahlprogramm, im Koalitionsvertrag und in unserem umfangreichen Energiekonzept vom Herbst letzten Jahres beschlossen. Ich persönlich bin zwar der Überzeugung, dass der Beschluss der Laufzeitverlängerung vom letzten Jahr volkswirtschaftlich optimaler und technisch einfacher gewesen wäre als der Weg, den wir nun gehen werden. Die furchtbare Katastrophe von Fukushima zwingt uns aber zu einem Kurswechsel – nicht inhaltlich, sondern zeitlich. Bei unserem nun notwendigen, schnelleren Umstieg in die erneuerbaren Energien müssen wir ein besonderes Augenmerk auf die Entwicklung der Energiepreise rich- ten. Man kann die Preiswirkungen im Einzelnen jetzt nicht endgültig vorhersagen. Die überwiegende Mehr- heit der Experten geht von einem moderaten zusätzli- chen Preisanstieg von einem Cent je Kilowattstunde aus. Klar ist: Für Stromleitungen und Energiespeicher, für hochmoderne fossile Kraftwerke und den Ausbau der er- neuerbaren Energien müssen hohe Summen investiert werden. Ebenso klar ist aber auch: All diese Investitio- nen wären auch ohne die jetzt getroffenen Entscheidun- gen nötig geworden, teilweise allerdings erst später. So unterschiedlich die Einschätzung der Experten über die Auswirkungen des beschleunigten Umstiegs auf die Energiepreise sind, so einig sind sich alle Voraussagen darin, dass die entscheidenden Energiepreistreiber andere E n d m s L la w ra E s e s d d te ru B d d E d g lu fl a fü ru w d 3 v g u a P u b n m C re k d G ru z w d n d w e (C (D ntwicklungen sind: die weltweit wachsende Nachfrage ach Energie, die Begrenztheit der fossilen Reserven und ie höheren Förderkosten für neu erschlossene Vorkom- en, die drohenden Folgen der von Klimagasen verur- achten Klimaveränderungen und die instabile politische age in vielen Regionen, in denen Energiebodenschätze gern oder die für die Weiterleitung von Energieträgern ichtig sind. Ein wichtiges Instrument zur Bewältigung dieser He- usforderung sind die erneuerbaren Energien. Da die rneuerbaren heimische Energieträger sind, gibt der ver- tärkte Einsatz erneuerbarer Energien langfristig auch ine Chance zu größerer Unabhängigkeit von den Preis- chwankungen der Weltenergiemärkte. Die Experten betonen: Die größten Probleme werden ie Betriebe energieintensiver Branchen haben. Wir wer- en deshalb energieintensive Unternehmen gezielt entlas- n. Die Betriebe energieintensiver Industrien mit ihren nd eine Million Beschäftigten leisten einen wichtigen eitrag zur Wertschöpfung in Deutschland. Dem soll urch Ausgleichszahlungen für emissionshandelsbe- ingte Strompreiserhöhungen von bis zu 500 Millionen uro aus dem Energie- und Klimafonds und nötigenfalls arüber hinaus aus dem Bundeshaushalt Rechnung getra- en werden. Zudem wird die besondere Ausgleichsrege- ng für energieintensive Betriebe bei der EEG-Umlage exibler und großzügiger gestaltet. Aber wir werden uch darauf achten, dass sich mögliche Preissteigerungen r private Stromkunden im Rahmen halten. Bei der Neugestaltung des Rahmens für die Förde- ng der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ollen wir Kostensenkungspotentiale ausschöpfen, so- ass die Größenordnung der EEG-Umlage von derzeit ,5 Cent pro Kilowattstunde nicht überschritten wird. Zum Ausgleich für höhere Energiepreise muss aber or allem den Themen Energieeffizienz und Einsparun- en ein hoher Stellenwert zukommen. Dafür haben wir ns in unserem Energiekonzept vom Herbst 2010 bereits nspruchsvolle Ziele gesetzt. Wir wollen bis 2020 den rimärenergieverbrauch gegenüber 2008 um 20 Prozent nd bis 2050 um 50 Prozent senken und den Stromver- rauch bis 2020 gegenüber 2008 in einer Größenord- ung von 10 Prozent und bis 2050 von 25 Prozent ver- indern. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang, dass O2-Einsparungen insbesondere im Wärmebereich er- icht werden. Die energetische Umstellung insgesamt ann zu einem großartigen Konjunkturprogramm wer- en. Wir wollen bis 2050 einen nahezu klimaneutralen ebäudebestand haben. Dafür ist die Verdoppelung der energetischen Sanie- ngsrate für Gebäude von derzeit jährlich etwa 1 Pro- ent auf 2 Prozent erforderlich. Noch in diesem Jahr erden wir die Energieeinsparverordnung (Verordnung er Bundesregierung mit Zustimmung des Bundesrates) ovellieren und wichtige Meilensteine zur Steigerung er Energieeffizienz setzen. Noch vor der Sommerpause erden wir das Gesetz zur steuerlichen Förderung von nergetischen Sanierungsmaßnahmen an Wohngebäuden Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 13291 (A) ) )(B) verabschieden. Mit zusätzlichen Anreizen wollen wir die erheblichen Potenziale zur Energie- und CO2-Einspa- rung im Gebäudebereich heben. Wir setzen auf Anreize. Das ist das Wesen einer frei- heitlichen Gesellschaft. Wir wollen keinen Zwang, wie es ein Wesensmerkmal des Sozialismus ist. In einer frei- heitlichen Gesellschaft wollen wir gemeinsam mit den Menschen und nicht gegen sie unsere gemeinsame Welt gestalten. Andrea Wicklein (SPD): Bei der Energiewende spielt die Frage der Bezahlbarkeit von Energie für die Menschen und Unternehmen eine zentrale Rolle – das ist für die SPD unbestritten. Aber wenn wir gewährleisten wollen, dass zukünftig nicht nur Strom, sondern auch Wärme und Mobilität für alle Menschen bezahlbar blei- ben, dann ist der Griff nach planwirtschaftlichen Instru- menten aus der Mottenkiste des Sozialismus, wie ihn die Linke heute vorschlägt, der falsche Weg. Besonders die angesprochene Verpflichtung, Sozial- tarife anzubieten, würde vielen kommunalen Unterneh- men, also den Stadtwerken, schaden. Denn in Regionen, in denen überdurchschnittlich viele Verbraucher auf- grund ihrer Einkommenssituation den Strom zu günsti- geren Preisen erhalten müssten, wären die örtlichen Ver- sorger mit erheblichen Verlusten konfrontiert. Ich frage Sie: Wer soll das ausgleichen? Hinzu kommt: Die vorge- schlagenen Sozialtarife behindern die Bemühungen um Energieeinsparung. Mehr noch: Sie sorgen auch für be- trächtliche Umsatz- und Gewinneinbrüche bei den loka- len Energieversorgern, deren Wettbewerbsfähigkeit und Investitionskraft angesichts des anstehenden Umbaus unseres Energiesystems eher gestärkt werden müssen. Statt Strompreise staatlich festzulegen, wollen wir als SPD-Bundestagsfraktion die Menschen dabei unterstüt- zen, Energie und somit auch Geld einzusparen. Wir ma- chen uns hier im Deutschen Bundestag für ein Energie- effizienzgesetz stark, das seinen Namen auch verdient und eine jährliche Steigerung der Energieproduktivität um durchschnittlich 3 Prozent festschreibt. Mit diesem Gesetz wollen wir einen Energieeffizienzfonds einrich- ten, dessen Mittel für die Energieberatung von insbeson- dere finanzschwachen Haushalten genutzt werden sol- len. Bezahlbarkeit von Strom ist eine Seite der Medaille, Energieeffizienz die andere. Hierzu machen wir kon- krete Angebote. Für die Umsetzung von Energieeffi- zienzmaßnahmen schlagen wir zinsgünstige Mikrokre- dite und Zuschüsse für private Haushalte und kleine Unternehmen vor. In dem flächendeckenden Einsatz von intelligenten Zählern sehen wir von der SPD die große Chance, einen sparsamen und kostenorientierten Einsatz von Energie bei den Bürgerinnen und Bürgern zu för- dern. Es ist einfach so: Das Setzen der richtigen Rahmen- bedingungen für Energieeinsparung und der kostenbe- wusste Umgang mit Energie wirken nachhaltiger! Staat- liche Preise oder die von Ihnen geforderten Sozialtarife bieten keine Anreize, sparsam mit Energie umzugehen, und sind – mal wieder – zu kurz gedacht. w b w e P B fo G c e ra h d S s v w B te D v s d g S W a fü e e d le in n g n w fü g w v N m d ü g u s d K a p ru fü te (C (D Auch mehr Wettbewerb auf den Energiemärkten irkt preisdämpfend. Einerseits muss deshalb der Wett- ewerb auf dem Strommarkt so entwickelt und reguliert erden, dass beliebige, sachlich unbegründete Preis- rhöhungen nicht mehr durchsetzbar sind. Hier sind olitik und die zuständigen Institutionen, zum Beispiel undeskartellamt oder Bundesnetzagentur, eindeutig ge- rdert. Andererseits müssen wir alle als Strom- und askunden auch eine Eigenverantwortlichkeit entwi- keln. Das bedeutet, den Strom- und Gasanbieter auch infach zu wechseln und einen preisgünstigeren Liefe- nten zu wählen, wenn der Anbieter zu teuer wird. Dass ier große Potenziale schlummern, zeigt die Tatsache, ass gegenwärtig immer noch über 80 Prozent der tromkunden bei ihrem Grundversorger unter Vertrag tehen. Neben einer bezahlbaren Energieversorgung für Pri- athaushalte gilt es auch, die Notwendigkeit wettbe- erbsfähiger Strompreise für die deutsche Wirtschaft im lick zu behalten. Dies betrifft in erster Linie jene Un- rnehmen der sogenannten energieintensiven Branchen. ie in Deutschland vorhandene Wertschöpfungskette on industrieller Grundstoffproduktion bis zum hoch- pezialisierten Hightechmittelständler ist die entschei- ende Voraussetzung für Innovationen, die für die Ener- iewende und den Klimaschutz notwendig sind. Die PD hat ein Modell entwickelt, das die internationale ettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie stärkt und uf drei Säulen basiert. Erstens plädieren wir für die Ein- hrung eines Grundlaststromangebots für bestimmte nergieintensive Unternehmen. Dies sichert nicht nur ine bezahlbare Stromversorgung für die Industrie, son- ern ist gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zur Gewähr- istung der Netzstabilität. Zweitens halten wir eine angemessene Vergütung der dustriellen zu- und abschaltbaren Lasten für nötig. Er- euerbare Energien – vornehmlich Wind- und Solarener- ie – speisen aufgrund der natürlichen Bedingungen icht regelmäßig Strom ins Netz ein. Je nach Wetterlage ird somit die Nachfrage über- oder unterboten. Dies hrt zu steigenden Instabilitäten im Stromnetz. Ener- ieintensive Industrien können beispielsweise einen ichtigen Beitrag zur Netzstabilität leisten, indem sie om Netzbetreiber entsprechend des Netzzustandes vom etz genommen werden und somit notwendige Energie- engen zur Stabilisierung des Netzes bereitstellen. In er Anhörung zum Atomgesetz am Mittwoch betonten brigens die Netzbetreiber, dass die Zahl derartiger Ein- riffe zukünftig zunehmen und die Bedeutung der zu- nd abschaltbaren Lasten für die Systemsicherheit an- teigen wird. Drittens ist es aus unserer Sicht absolut notwendig, en Unternehmen der energieintensiven Industrien ompensationsleistungen für die indirekten Belastungen us dem Emissionshandel in Form steigender Strom- reise anzubieten. An dieser Stelle ist die Bundesregie- ng ja bereits tätig geworden und wird in Brüssel weiter r die Umsetzung ihres Vorschlags werben müssen. Die SPD-Bundestagsfraktion hat in den letzten Mona- n in vielen Anträgen und nicht zuletzt in unserem ener- 13292 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 (A) ) )(B) giepolitischen Programm aufgezeigt, wie der Umbau un- seres Energiesystems gestaltet werden kann: auf Basis einer vernünftigen Wirtschaftspolitik und in Verbindung mit einer nachhaltigen Umwelt- und Klimapolitik. Die Energieversorgung der Zukunft muss sicher, nachhaltig und bezahlbar sein – für Privathaushalte und Unterneh- men. Dr. Erik Schweikert (FDP): Für uns Liberale sind bezahlbare Energiepreise ein Kernanliegen. Ich verhehle nicht: Auch ich bin mit der Preisentwicklung am Strom- markt nicht zufrieden. Wenn gefallene Einkaufspreise nicht an die Verbraucher weitergegeben werden, aber beispielsweise die gestiegene EEG-Umlage am Ende vollends an die Kunden durchgereicht wird, dann ärgert mich das, wie wahrscheinlich alle innerhalb und außer- halb dieses Hauses. Diese Preisspirale ist aber keine Folge der Liberalisie- rung des Stromsektors. Denn wenn Sie einmal einen Blick auf die Strompreisentwicklung werfen, so werden Sie feststellen, dass es auch in der Zeit des nicht liberali- sierten Stromsektors massive Preissteigerungen gab. Im Jahrzehnt nach 1980 stieg der durchschnittliche Strom- preis beispielsweise um etwa 7 Cent pro Kilowattstunde an, von circa 8 auf circa 15 Cent pro Kilowattstunde. Seit der Liberalisierung des Strommarktes im Jahr 1998 ist der durchschnittliche Strompreis um circa 8 Cent ge- stiegen. Wer anhand dieser Zahlen noch meint, die Libe- ralisierung sei der Strompreistreiber, kann eigentlich nur aus ideologischen Gründen blind sein. Mir zeigt dieser Vergleich aber eines: Der Wett- bewerb funktioniert auch nach der Liberalisierung nicht zum Wohle der Verbraucherinnen und Verbraucher. Des- halb brauchen wir aber keinen Staatsstrom mit kom- munistischem Festpreis, wie ihn die Linke gerne hätte, sondern funktionierenden Wettbewerb. Erst durch funk- tionierenden Wettbewerb werden wir es erreichen, dass die Preise für die Verbraucherinnen und Verbraucher wieder sinken. Deshalb müssen wir uns fragen, woran es liegt, dass es trotz einer hohen Anzahl an Wettbewerbern und Tarifen offensichtlich keinen funktionierenden Wett- bewerb im Strommarkt gibt. Leider muss ich sagen: Die Verbraucher machen es den Stromkonzernen auch viel zu leicht. Denn die Wech- selbereitschaft der Stromkunden ist deutlich unterentwi- ckelt. Die Bundesnetzagentur hat festgestellt, dass seit der Strommarktliberalisierung bis zum Jahr 2010 45 Pro- zent der Haushalte keinen Gebrauch von ihrer Wechsel- möglichkeit gemacht haben. Die jährliche Wechselquote lag in den Jahren 2005 bis 2010 nur zwischen drei und fünf Prozent. Dabei liegen die Unterschiede zwischen den angebotenen Tarifen manchmal bei bis zu 30 Pro- zent und mehr. Wenn dann aber das Beharrungsvermö- gen der Verbraucher höher ist als die Wechselbereit- schaft, dann ist es kein Wunder, dass die Preise nicht sinken, sondern weiter steigen. Die Verbraucher müssen eben auch von Ihrer Ver- brauchermacht Gebrauch machen. Wie stark die Markt- macht der Verbraucher ist, zeigt die Ehec-Krise derzeit deutlich. Wenn Produkte nicht mehr gekauft werden, w a U M a N W c b s V u d s w la is e P d b im la h d h d d w D ti a b ra d id V ri A ih b b n D G k li s p u p ra V (C (D erden sie billiger. So wie jetzt beim Gemüse wäre es uch im Stromsektor. Es tummeln sich nämlich inzwischen mehr als 1 000 nternehmern mit mehr als 10 000 Tarifen auf dem arkt. Durchschnittlich hat der Kunde laut Bundesnetz- gentur die Auswahl zwischen 142 Energieanbietern je etzgebiet. Aber statt die Stromanbieter mit einem echsel unter Druck zu setzen, verharren viele Verbrau- her in vergleichsweise teuren Tarifen. Es ist aber auch unsere Aufgabe als Politik, den Ver- rauchern die Angst vor dem Wechsel zu nehmen und ie entsprechend zu informieren. Das tun wir. Auf vielen eranstaltungen habe ich dieses Thema angesprochen nd den Verbrauchern Empfehlungen gegeben. Ich weiß aher, dass viele Verbraucher den Wechsel scheuen, weil ie Angst haben, plötzlich im Dunkeln zu sitzen. Das ird aber nicht passieren. Der alte Anbieter muss so nge weiter liefern, bis der Wechsel endgültig erfolgt t. Auch bei der Suche nach einem geeigneten Tarif gibt s Unterstützung. Eine Vielzahl an Internetportalen mit reisvergleichen ist dem Verbraucher bei der Tariffin- ung behilflich. Wir als christlich-liberale Koalition lassen die Ver- raucherinnen und Verbraucher nicht allein. Wir haben vergangenen Jahr die Überförderungen von Solaran- gen reduziert. Die von Rot-Grün eingeführte viel zu ohe Einspeisevergütung für Solarstrom hat am Ende er Verbraucher durch höhere Strompreise bezahlt. Wir aben sie um 16 Prozent abgesenkt, gegen scharfe Wi- erstände der grünen Lobbygruppen, die lieber weiter en Verbraucher schröpfen würden. Unser Energiekonzept fördert Energieeffizienz. Denn er Strom spart, kann auch am meisten Geld sparen. eshalb setzen wir auf effizienten Gebrauch, auf innova- ve Geräte, die weniger Strom verbrauchen. Wir setzen uf energieeffiziente Sanierung von Gebäuden. Wir trei- en die Einführung des intelligenten Stromzählers vo- n. Dieser schafft nicht nur bessere Transparenz über en eignen Stromverbrauch und hilft, Energiefresser zu entifizieren. Durch intelligente Stromzähler kann der erbraucher auch durch variable, tageszeitabhängige Ta- fe Energie und Geld sparen. Wir halten Anreize zum Stromsparen für wichtiger als nreize zum Schuldenmachen. Denn offen gestanden ist re Forderung, bei der Zahlungsunfähigkeit von Ver- raucherinnen und Verbrauchern Stromsperren zu ver- ieten, völliger Unfug. Denn wir leben ja zum Glück icht im Sozialismus, sondern in einer Marktwirtschaft. iese funktioniert nach dem einfachen Prinzip: kein eld, keine Leistung! Aber übrigens auch umgekehrt: eine Leistung, kein Geld. Deshalb verbietet die christ- ch-liberale Koalition ja auch kostenpflichtige Warte- chleifen bei Servicehotlines. Dieses Gegenleistungs- rinzip aufzugeben, hieße aber auch, der Abzocke Tür nd Tor zu öffnen. Das lehnen wir ab. Das A und O für eine verbraucherfreundliche Strom- reisentwicklung bleibt ein funktionierender Markt. Vo- ussetzungen sind neben der Wechselbereitschaft der erbraucher auch eine effiziente Wettbewerbsaufsicht Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 13293 (A) ) )(B) durch die Kartellbehörden und die Transparenz im Markt. Deshalb wird die schwarz-gelbe Bundesregie- rung eine Markttransparenzstelle schaffen und diese beim Bundeskartellamt ansiedeln. Diese Markttranspa- renzstelle soll laufend marktrelevante Daten erheben, sammeln und analysieren. Dies dient der effektiveren Aufdeckung und Bekämpfung möglichen Fehlverhaltens bei der Preisbildung. Insbesondere geht es dabei um das schnelle Aufdecken von missbräuchlichen Kapazitätszu- rückhaltungen. Außerdem wird sich die Bundesregierung auf euro- päischer Ebene für die Stärkung der wettbewerblichen Strukturen einsetzen. Denn von einem funktionierenden Strombinnenmarkt sind wir noch meilenweit entfernt. Erst wenn der Wettbewerb seine wahre Kraft entfal- tet, werden sich die Preise verbraucherfreundlich entwi- ckeln. Deshalb wird sich diese Bundesregierung auch nicht für einen ineffizienten und widersinnigen Stromso- zialismus einsetzen, sondern Anreize und Vorgaben für einen funktionierenden Markt entwickeln. Caren Lay (DIE LINKE): In den letzten zehn Jahren haben sich die Strompreise fast verdoppelt. Verbrau- cherinnen und Verbraucher zahlen Jahr für Jahr 10 bis 15 Milliarden Euro zu viel in die Kassen der Stromkon- zerne – das sind die offiziellen Zahlen des Umweltbun- desamtes – und das alles, ohne dass ein einziges Atom- kraftwerk vom Netz gegangen ist. Die Gründe sind andere: weil die vier großen Energiekonzerne – RWE, Eon, EnBW und Vattenfall – die Preise bestimmen und weil die Bundesregierung tatenlos zusieht. Wir brauchen hier endlich eine politische Antwort. Wenn der Kollege Fuchs von der CDU in seiner ges- trigen Rede betont: „Mein Deutschland ist und bleibt ein Industrieland. Daher werde ich dafür kämpfen, dass die Industrie überall in Deutschland preisgünstigen Strom erhält“, dann frage ich mich: Wo aber bleiben die Ver- braucherinnen und Verbraucher? Wir als die Linke sa- gen: Die Energieversorgung darf nicht dem privaten Markt überlassen werden. Wir müssen die Energiewende sozial gestalten und dürfen uns nicht von den Atomkon- zernen die Preise für den Strom diktieren lassen. Fakt ist: Atomstrom ist der teuerste Strom, wenn man die enormen Kosten für Sicherheit und Entsorgung und die Subventionen hinzurechnet. Je schneller die Ener- giewende kommt, desto besser ist es – in jeder Hinsicht. Die Warnung von Verbraucherministerin Ilse Aigner vor einem übereilten Ausstieg ist daher völlig verfehlt. Die Gewinne der Stromkonzerne waren in den letzten Jahren hoch genug, um die Investitionen selbst finanzieren zu können. Die Stromriesen dürfen die Investitionskosten nicht auf die Verbraucherinnen und Verbraucher abwäl- zen. Es ist die Aufgabe der Politik, bezahlbare Energie- preise für alle zu gewährleisten. Deshalb legen wir heute hier unseren Antrag vor. Erstens brauchen wir endlich wieder eine staatliche Preisaufsicht, um Strompreise wirksam und verbraucher- gerecht zu regulieren. Vor vier Jahren, im Juni 2007, h P d d P s s e le m s w s h lu g G li fe k v s g V z B E ru s k g d w d s p d S is s d E g p o h s g b b s B (C (D atte die Große Koalition aus CDU/CSU und SPD die reisaufsicht der Länder abgeschafft. Das geschah gegen en Widerstand von Verbraucherschützern und gegen en Rat der Wissenschaft. Mit der Abschaffung der reisaufsicht – genauer: der Preisgenehmigungspflicht – ind die Strompreise noch rasanter in die Höhe ge- chnellt. Deshalb wollen wir die Preisaufsicht wieder inführen und ihr einen Verbraucherbeirat zur Seite stel- n. Bis die Preisaufsicht arbeitsfähig ist, muss ein un- ittelbares Strompreismoratorium Preiserhöhungen aus- chließen. Zweitens müssen die Energieversorger verpflichtet erden, verbindliche Sozialtarife für einkommens- chwache Haushalte anzubieten. Belgien und Frankreich aben das erfolgreich umgesetzt. Drittens fordern wir: Niemandem darf wegen Zah- ngsschwierigkeiten der Strom abgestellt werden. Ener- ieversorgung ist für uns als die Linke ein existenzielles rundrecht. Doch die Realität ist derzeit leider, dass jähr- ch Hundertausende Haushalte von Stromsperren betrof- n sind – mit steigender Tendenz. Die großen Energie- onzerne haben ihre Gewinne in weniger als zehn Jahren ersiebenfacht. Aber zugleich müssen immer mehr Men- chen unter Energiearmut leiden. Das kann doch nicht an- ehen. Das alles zeigt: Wir brauchen einen Schutzschirm für erbraucherinnen und Verbraucher, nicht für Stromkon- erne. Auch deshalb plädiere ich für die federführende eratung unseres Antrags im Verbraucherausschuss. Ingrid Nestle (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die nergiepolitik steht vor einer epochalen Herausforde- ng. Die Probleme der Klimaveränderung, des wach- enden Energiehungers, der zunehmenden Rohstoff- nappheit und der steigenden Energiepreise müssen leichzeitig gelöst werden, und zwar so, dass kommen- en Generationen die Zukunft eröffnet und nicht verbaut ird. Diese Sätze haben wir vor dem Atommoratorium er Bundesregierung in unserem Energiekonzept ge- chrieben, und sie gelten insbesondere für die Energie- reise genauso weiter. Denn die weltweite Entwicklung er Öl- und Gaspreise ist immer noch der allergrößte trompreistreiber. Das Abschalten der Atomkraftwerke t im Vergleich dazu vernachlässigbar. Langfristig ist der beste Schutz vor hohen Stromprei- en eine 100-prozentige erneuerbare Energieversorgung; a sind wir unabhängig von den Preisen der fossilen nergieträger. Dieses Ziel dürfen wir nicht aus den Au- en verlieren. Doch in einer Übergangszeit treiben steigende Öl- reise und fehlender Wettbewerb die Strompreise nach ben. Deshalb wollen wir die sozialschwachen Haus- alte, die besonders von steigenden Preisen betroffen ind, helfen, indem wir sowohl Energiesparen und Ener- ieeffizienz fördern als auch die Sozialleistungen ver- essern. Wir wollen einkommensschwache Haushalte eim Energiesparen unterstützen, zum Beispiel mit un- erem Energiesparfonds. Ich nenne Ihnen hier ein paar eispiele an Maßnahmen. 13294 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 (A) ) )(B) Wir fordern für einkommensschwache Haushalte be- sondere Angebote, zum Beispiel „Stromsparchecks“, wie von den „Cariteams“ der Caritas. Wir fordern einen Zuschuss für den Austausch ineffi- zienter „Weißer Ware“ durch neue hocheffiziente Geräte nach einer Energieberatung oder einem Stromsparcheck durch Energiespardienstleister, Stadtwerke oder neue Energieanbieter. Die Vergabe ist an einen Entsorgungs- nachweis geknüpft. Wir fordern Kredite für Mini-Contracting-Programme wie etwa das „pay as you save“-Programm in Großbritannien, bei dem Dienstleister in Effizienz inves- tieren müssen, die Kosten aber über die Energie- rechnung abwickeln können, und vieles mehr. Wenn Sie mehr wissen wollen, lesen Sie unser Positionspapier „Der Grüne Energiesparfonds – Energiekosten senken, Klimaschutz stärken und Arbeitsplätze schaffen“, Frak- tionsbeschluss vom 24. Mai 2011. Auch Stromsperren sollten nur eine Ultima Ratio sein, wir wollen sie verbraucherfreundlicher regeln. Doch für Zahlungsrückstände sind die von uns überleg- ten Maßnahmen sinnvoller. Den Strom abdrehen soll der Energieversorger erst nach einem mehrstufigen Verfah- ren der Konfliktlösung, das heißt nach einem Raten- zahlungsvorschlag, und erst nach einer gescheiterten Schlichtung. Auch die Voraussetzungen für eine Sperre wollen wir strenger fassen, und die Verbraucher sollen mehr Zeit haben, um versäumte Zahlungen nachzuholen. Eine Sperre sollte zum Beispiel erst nach einem Zah- lungsverzug in Höhe von drei monatlichen Durch- schnittsbeträgen statt wie bei jetzt 100 Euro durchge- führt werden dürfen. Ein bundesweites Monitoring der Sperren ist auch überfällig. Die Versorgungsunterneh- men sollen der Netzagentur jährlich über durchgeführte Sperren berichten. Und unverhältnismäßige Sperren, ins- besondere auch bei Härtefällen wie Schwangeren, Neu- geborenen etc., wie Sie es vorschlagen, sind übrigens heute schon rechtswidrig. Statt Sozialtarife einzuführen, wollen wir lieber mit sozialökologischen Tarifmodellen Anreize für alle zum Stromsparen setzen und die Grundgebühr abschaffen. Ein stark progressiver Tarifverlauf, das wäre nämlich ein sozialökologischer Tarif, verbindet das soziale Ziel einer Entlastung von einkommensschwachen Haushalten mit geringem Energieverbrauch mit ökologischen Anreizen zum Energiesparen. Das Wort „Strompreisregulierung“ in Ihrem Antrag klingt zwar schön, ist aber schwierig durchzuführen. Das konnte man in der Vergangenheit se- hen: Nach der Liberalisierung sanken die Preise erst mal ab, was zeigt, dass auch die regulierten Preise vorher überhöht waren. Die Konzerne kamen damals mit über- höhten Strompreisforderungen, die dann heroisch von den Behörden ein wenig abgesenkt wurden. Mit einer staatlichen Strompreisregulierung würde jede Strompreis- erhöhung ein Regierungsgütesiegel bekommen. Viel wichtiger ist die Strommarktüberwachung. Denn ein großer Kostentreiber sind die unverschämten Kon- zerngewinne. Die Gewinne von RWE, Eon und EnBW sind seit 2002 stärker gestiegen als die EEG-Umlage, die gern als Hauptpreistreiber gebrandmarkt wird. Die in d s re ra s u 2 E v tu b d E s b c d T M L b h M K w d e H je A 2 s d – – – – – (C (D en Geschäftsberichten ausgewiesene Gewinnsumme eit 2002 ist um 8 Milliarden Euro angewachsen, wäh- nd die EEG-bedingten Mehrkosten im gleichen Zeit- um nur um weniger als 7 Milliarden Euro gestiegen ind. Insgesamt machten die drei Konzerne Eon, RWE nd EnBW im Jahr 2009 einen Gewinn von mehr als 3 Milliarden Euro, seit 2002 von über 100 Milliarden uro. Seit dem Jahr 2002 haben sich die Gewinne ver- ierfacht. Da frage ich mich: Wo bleibt das Gesetz zur Entflech- ng marktbeherrschender Unternehmen? Wir Grüne ha- en die Regierung schon im Dezember letzten Jahres azu aufgefordert, endlich einen Gesetzentwurf für ein ntflechtungsinstrument vorlegen. Der Koalitionsvertrag ah ein Entflechtungsinstrument im Gesetz gegen Wett- ewerbsbeschränkungen, GWB, vor. Doch der entspre- hende Gesetzentwurf befindet sich seit Januar 2010 in er Ressortabstimmung. Meine Bitte an Herrn Rösler: rauen Sie sich! Und ich frage mich auch: Wo bleibt die sogenannte arkttransparenzstelle? Deutschland will als einziges and das Kartellamt und nicht die Energieregulierungs- ehörde mit der Marktüberwachung beauftragen. Des- alb verzögert die Bundesregierung die Einrichtung der arkttransparenzstelle und gewährt so den vier großen onzernen für Manipulationen der Strompreise weitere ertvolle Zeit. Fazit: Sozial- und umweltverträglich geht! Doch man arf nicht vergessen: Energiearmut ist letztendlich auch in generelles Armutsproblem: Mindestlohn und höhere artz-IV-Sätze, Kitaplätze und bessere Bildung stehen tzt an! nlage 8 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 883. Sitzung am 27. Mai 011 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- timmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 es Grundgesetzes nicht zu stellen: Zweites Gesetz zur Änderung des Europäischen Betriebsräte-Gesetzes – Umsetzung der Richtli- nie 2009/38/EG über Europäische Betriebsräte (2. EBRG-ÄndG) Gesetz zur Koordinierung der Systeme der sozia- len Sicherheit in Europa und zur Änderung ande- rer Gesetze Gesetz gegen den Handel mit illegal eingeschlage- nem Holz (Holzhandels-Sicherungs-Gesetz – HolzSig) Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2009/65/EG zur Koordinierung der Rechts- und Verwaltungs- vorschriften betreffend bestimmte Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (OGAW-IV-Umsetzungsgesetz – OGAW-IV-UmsG) Sechstes Gesetz zur Änderung von Verbrauch- steuergesetzen Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 13295 (A) ) )(B) – Gesetz zur Änderung des Vormundschafts- und Betreuungsrechts Der Bundesrat stellt fest, dass das Gesetz gemäß Arti- kel 104 a Absatz 4 des Grundgesetzes seiner Zustim- mung bedarf. Begründung: Das Gesetz bedarf der Zustimmung des Bundesrates. Eine solche ist jedoch in der Eingangsformel nicht vorgesehen. Die Zustimmungsbedürftigkeit ergibt sich aus Arti- kel 104 a Absatz 4 GG. Das Gesetz begründet in Arti- kel 2 Nummer 1 (§ 55 Absatz 2 Satz 4 SGB VIII-neu) eine Pflicht der Länder zur Erbringung einer „ver- gleichbaren Dienstleistung gegenüber Dritten“ gemäß Artikel 104 a Absatz 4 GG, indem den Jugendämtern ein Vormundschafts-/Pflegschaftsschlüssel von maxi- mal 50 Mündeln je vollzeitbeschäftigtem Beamten oder Angestellten vorgegeben wird. Wie sich aus den Gesetzesmaterialien zu der im Rah- men der Föderalismusreform eingefügten Regelung des Artikels 104 a Absatz 4 GG ergibt, wollte der ver- fassungsändernde Gesetzgeber in weitem Umfang für die Länder kostenauslösende Bundesgesetze der Zu- stimmungspflicht unterwerfen. Nach Artikel 104 a Absatz 4 GG bedürfen solche Bundesgesetze der Zu- stimmung des Bundesrates, die Pflichten der Länder zur Erbringung von Geldleistungen, geldwerten Sach- leistungen oder vergleichbaren Dienstleistungen ge- genüber Dritten begründen und von den Ländern als eigene Angelegenheit ausgeführt werden, wenn da- raus entstehende Kosten von den Ländern zu tragen sind. Hier kommt die dritte Alternative, die „Begründung der Erbringung von vergleichbaren Dienstleistungen gegenüber Dritten“ in Betracht. Eine Vergleichbarkeit einer Dienstleistung mit Geld- oder geldwerten Sachleistungen ist dann gegeben, wenn sie unter vergleichbar engen Voraussetzungen wie dies bei Geld- und Sachleistungen der Fall ist, einem Dritten Vorteile gewährt oder sonstige Maßnahmen gegenüber Dritten veranlasst, die zu einer erheblichen Kostenbe- lastung der Länder führen (vgl. Gesetzentwurf zur Änderung des Grundgesetzes, Einzelbegründung zu Artikel 104 a Absatz 4 GG, Bundestagsdrucksache 16/813, S. 18). Zählt daher in diesem weiten Verständ- nis beispielsweise auch die Bereitstellung von Tages- betreuungsplätzen (als ein Bündel staatlicher Sach- und Dienstleistungen) zum Anwendungsbereich des Artikels 104 a Absatz 4 GG, muss Gleiches auch für die Vormundschaft und Pflegschaft als – staatlich an- geordneter – Dienstleistung für die Familien gelten. Soweit Artikel 104 a Absatz 4 GG eine „Begründung“ der Leistungspflicht voraussetzt, entspricht es dem Sinn und Zweck der Regelung, auch eine wesentliche Ausweitung von Leistungsstandards hierunter zu fas- sen. Die Bundesregierung führt in der Entwurfsbe- gründung aus, dass es zu einem Mehrbedarf bei den fa d V n g – – – – – – – m d n (C (D Kommunen für zusätzliches Personal in der Amtsvor- mundschaft kommen könne, der bis zu doppelt so hoch wie gegenwärtig sei. Legt man hingegen die in der Entwurfsbegründung ebenfalls genannte Zahl von bis zu 200 Vormundschaften je Amtsvormund zu- grunde, ergibt sich tatsächlich ein bis zu vierfacher Personalbedarf gegenüber dem gegenwärtigen Zu- stand. Ein Verständnis dahingehend, dass sich die Zu- stimmungsbedürftigkeit nur auf die erstmalige Be- gründung bezieht, widerspricht dem Normzweck des Artikels 104 a Absatz 4 GG, die Länder bei kostenaus- lösenden Bundesgesetzen in Form eines Zustim- mungserfordernisses zu beteiligen. Denn der Bund hätte es ansonsten in der Hand, jedwede Ausweitung bestehender Leistungsgesetze einer solchen Mitwir- kung der Länder zu entziehen. Der Bund kann sich deshalb nicht darauf berufen, es werde keine Leis- tungspflicht begründet, weil es Amtsvormundschaf- ten gegenwärtig bereits gibt. Ferner hat der Bundesrat folgende Entschließung ge- sst: Der Bundesrat äußert erneut seine Erwartung, dass er Bund die infolge des Gesetzes zur Änderung des ormundschafts- und Betreuungsrechts den Kommu- en entstehenden finanziellen Mehrbelastungen aus- leicht. Siebtes Gesetz zur Änderung des Straßenver- kehrsgesetzes Gesetz zur Neuregelung mautrechtlicher Vor- schriften für Bundesstraßen Gesetz zur Änderung des Steinkohlefinanzie- rungsgesetzes Gesetz zu dem Abkommen vom 9. April 2010 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und dem Commonwealth der Bahamas über die Unterstüt- zung in Steuer- und Steuerstrafsachen durch In- formationsaustausch Gesetz zu dem Abkommen vom 27. Juli 2010 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und dem Fürstentum Monaco über die Unterstützung in Steuer- und Steuerstrafsachen durch Informa- tionsaustausch Gesetz zu dem Abkommen vom 9. Mai 2010 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutsch- land und der Regierung der Kaimaninseln über die Unterstützung in Steuer- und Steuerstrafsa- chen durch Informationsaustausch Gesetz zur Änderung des Bundesversorgungsge- setzes und anderer Vorschriften Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: 13296 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 (A) ) )(B) Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parla- mentarischen Versammlung der OSZE 19. Jahrestagung der Parlamentarischen Versammlung der OSZE vom 6. bis 10. Juli 2010 in Oslo, Norwegen – Drucksache 17/4453 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über den Stand der Unter- zeichnung und Ratifizierung europäischer Abkommen und Konventionen durch die Bundesrepublik Deutsch- land für den Zeitraum März 2009 bis Februar 2011 – Drucksachen 17/5315, 17/5567 Nr. 2 – Ausschuss für Wirtschaft und Technologie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Zweiter Bericht der Bundesregierung über die Entwick- lung und Zukunftsperspektiven der maritimen Wirt- schaft in Deutschland – Drucksache 17/5572 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Nationales Reformprogramm Deutschland 2011 – Drucksachen 17/5500, 17/5820 Nr. 6 – Ausschuss für Gesundheit – Unterrichtung durch den Deutschen Ethikrat Stellungnahme des Deutschen Ethikrates Nutzen und Kosten im Gesundheitswesen – Zur norma- tiven Funktion ihrer Bewertung – Drucksachen 17/4621, 17/5122 Nr.1.1 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Evaluation der Umsetzung von § 87 a Absatz 6 und § 87 b Absatz 4 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch in Bezug auf den da- tenschutzrechtlichen Grundsatz der Datenvermeidung und Datensparsamkeit insbesondere unter der Einbe- ziehung der Möglichkeit von Verfahren der Pseudo- nymisierung – Drucksachen 17/4412, 17/4742 Nr.1.3 – Ausschuss für Angelegenheiten der Europäischen Union – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über ihre Bemühungen zur Stärkung der gesetzgeberischen Befugnisse des Eu- ropäischen Parlaments 2009 – Drucksachen 17/1517, 17/1819 A. 1.4 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über ihre Bemühungen zur Stärkung der gesetzgeberischen Befugnisse des Eu- ropäischen Parlaments 2010 – Drucksachen 17/4418, 17/4588 A. 1.4 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. (C (D Petitionsausschuss Drucksache 17/4509 Nr. A.1 EuB-EP 2099 Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/5434 Nr. A.2 EP P7_TA-PROV(2011)0096 Drucksache 17/5822 Nr. A.1 EuB-BReg 148/2011 Drucksache 17/5822 Nr. A.3 EuB-BReg 151/2011 Drucksache 17/5822 Nr. A.6 EuB-BReg 155/2011 Drucksache 17/5822 Nr. A.7 EuB-BReg 156/2011 Drucksache 17/5822 Nr. A.8 EP P7_TA-PROV(2011)0109 Drucksache 17/5822 Nr. A.10 EP P7_TA-PROV(2011)0148 Drucksache 17/5822 Nr. A.13 EP P7_TA-PROV(2011)0159 Innenausschuss Drucksache 17/5434 Nr. A.5 Ratsdokument 7661/11 Rechtsausschuss Drucksache 17/504 Nr. A.13 Ratsdokument 16113/09 Drucksache 17/1649 Nr. A.1 Ratsdokument 8176/10 Drucksache 17/4598 Nr. A.9 Ratsdokument 18115/10 Drucksache 17/4598 Nr. A.11 Ratsdokument 18124/10 Drucksache 17/4598 Nr. A.12 Ratsdokument 18126/10 Drucksache 17/4768 Nr. A.5 Ratsdokument 15522/10 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/4927 Nr. A.19 Ratsdokument 5962/11 Drucksache 17/5123 Nr. A.7 Ratsdokument 6501/1/11 REV 1 Drucksache 17/5822 Nr. A.29 EP P7_TA-PROV(2011)0141 Drucksache 17/5822 Nr. A.30 EP P7_TA-PROV(2011)0144 Drucksache 17/5822 Nr. A.31 EP P7_TA-PROV(2011)0145 Drucksache 17/5822 Nr. A.32 EP P7_TA-PROV(2011)0146 Drucksache 17/5822 Nr. A.33 Ratsdokument 8313/11 Drucksache 17/5822 Nr. A.34 Ratsdokument 8693/11 Drucksache 17/5822 Nr. A.35 Ratsdokument 8761/11 Drucksache 17/5822 Nr. A.36 Ratsdokument 9001/11 Drucksache 17/5822 Nr. A.37 Ratsdokument 9283/11 Verteidigungsausschuss Drucksache 17/4927 Nr. A.21 Ratsdokument 16828/10 Drucksache 17/4927 Nr. A.22 Ratsdokument 17373/10 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 115. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 13297 (A) (C) (D)(B) Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/5575 Nr. A.2 Ratsdokument 8020/11 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 17/504 Nr. A.23 Ratsdokument 15897/09 Drucksache 17/2580 Nr. A.11 EuB-EP 2043 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 17/178 Nr. A.38 Ratsdokument 15019/09 Drucksache 17/2408 Nr. A.33 EuB-EP 2028 Drucksache 17/2994 Nr. A.62 Ratsdokument 11423/10 Drucksache 17/4338 Nr. A.21 EuB-EP 2085 Drucksache 17/4338 Nr. A.23 Ratsdokument 16219/10 Drucksache 17/5575 Nr. A.3 Ratsdokument 7377/11 115. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. Juni 2011 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1711500000

Die Sitzung ist eröffnet.

Nehmen Sie bitte Platz. Guten Morgen, liebe Kolle-
ginnen und Kollegen! Vor Eintritt in die Tagesordnung
darf ich Sie darauf hinweisen, dass die für heute ur-
sprünglich verlangte Aktuelle Stunde zum Umgang mit
dem Ehec-Erreger nicht stattfindet. Der entsprechende
Antrag ist zurückgezogen.

Ich rufe nun unseren Zusatzpunkt 17 auf:

Abgabe einer Regierungserklärung durch den
Bundesminister der Finanzen

Stabilität der Euro-Zone sichern – Reform-
kurs in Griechenland vorantreiben

Hierzu liegen mehrere Entschließungsanträge vor.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für die
Aussprache im Anschluss an die Regierungserklärung
90 Minuten vorgesehen. – Ich höre keinen Widerspruch.
Dann können wir so verfahren.

Das Wort zur Abgabe einer Regierungserklärung hat
der Bundesminister der Finanzen, der Kollege
Dr. Wolfgang Schäuble.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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Redet
Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der
Finanzen:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Lage
in Griechenland und damit auch in Europa insgesamt ist
ernst. Im Frühjahr vergangenen Jahres standen wir vor
der Situation, dass die Schuldenkrise in Griechenland
die Finanzstabilität der Euro-Zone als Ganzes zu gefähr-
den drohte. Damals haben wir in sehr kurzer Zeit mit
Griechenland ein Sanierungspaket verabredet, welches
die Voraussetzung für Kredite bis zu 110 Milliarden
Euro ist, um den Finanzierungsbedarf Griechenlands bis
2012 zu decken.

Wegen der Ansteckungsgefahr, die von d
zung der modernen Finanzmärkte ausgeht, d
der Finanzkrise nach dem Zusammenbruch vo
Brothers erlebt hatten, mussten wir im E

(C (D ung 10. Juni 2011 1 Uhr euland betreten. Wir haben unmittelbar danach mit em EFSF ein vorläufiges Instrument geschaffen, eine inanz-Stabilitäts-Fazilität für Notlagen. Dieses vorläuge Instrument wollen wir ab 2013 durch einen Europäichen Stabilisierungsmechanismus ablösen. Die Auszahlung der Kredite an Griechenland in vierljährlichen Tranchen ist an die Einhaltung der im anierungspaket verabredeten Maßnahmen geknüpft. iese muss jeweils durch gemeinsame Berichte der uropäischen Zentralbank, des Internationalen Wähngsfonds und der EU-Kommission bestätigt werden. un hat die im Mai turnusmäßig fällig gewordene und orgenommene Überprüfung als Voraussetzung für die uszahlung der nächsten Tranche von 12 Milliarden uro Anfang Juli ergeben, dass Griechenland im verganenen Jahr zwar erhebliche Fortschritte erzielt hat. Im orläufigen Bericht der Überprüfungskommission kritiiert man aber – ich zitiere – einen in den letzten Monan nachlassenden Elan. Im Ergebnis wird festgestellt, ass ohne zusätzliche Maßnahmen eine Auszahlung der ächsten Rate nicht möglich sein wird. Bei dem Entwurf des Programms vor einem Jahr sind ie Experten von EZB, IWF und EU-Kommission davon usgegangen, dass sich Griechenland im Jahre 2012 wieer Geld auf den Kapitalmärkten beschaffen kann. Im ext vorgestern vorgelegten vorläufigen Bericht wird festgestellt, dass dies unwahrscheinlich ist. Damit gibt es im aktuellen Anpassungsprogramm eine Finanzierungslücke. Deren Schließung ist eine Voraussetzung für die Beteiligung des IWF an der Auszahlung. Diese wiederum ist Voraussetzung für die Auszahlung der Tranche insgesamt. Ohne Auszahlung dieser nächsten Tranche besteht die akute Gefahr der Zahlungsunfähigkeit Griechenlands mit schwerwiegenden Folgen für die Stabilität der gesamten Euro-Zone, aber auch mit hohen Risiken für die globale wirtschaftliche Entwicklung. diesen Tagen immer wieder gefragt, ob ken nicht genauer beziffern und einen -Betrag angeben könne. Verehrte Kolle llegen, das kann man nicht. Schließlich er Vernetie wir bei n Lehman uro-Raum Ich werde in man diese Risi Milliarden-Euro ginnen und Ko Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble )





(A) )

geht es um mehr als das unmittelbare Engagement priva-
ter Gläubiger in Griechenland. Im Falle einer ungeord-
neten Insolvenz ist mit Zweit- und Drittrundeneffekten
zu rechnen. Das ist die sogenannte Ansteckungsgefahr
aufgrund der Vernetzung der Finanzmärkte, der moder-
nen Finanzprodukte und der Volatilität der Finanz-
märkte, die insgesamt sehr schwer zu kalkulieren ist. In
den letzten Jahren haben wir das lernen müssen und die
Folgen für den Wohlstand sowie die Sicherheit der Ar-
beitsplätze erlebt.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, das müssen wir
im Interesse der Stabilität des Euro und Europas zu ver-
hindern wissen. Daher bitte ich um Ihre grundsätzliche
Zustimmung, dass wir mit einem Anpassungsprogramm
die griechische Finanzierungslücke so schließen können,
dass die Auszahlung der Julitranche möglich wird.

In der öffentlichen Debatte wird gerne übersehen,
dass die Konsolidierungsanstrengungen, die Griechen-
land leisten muss, außergewöhnlich sind.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wohl wahr!)


Von 2009 auf 2010 hat Griechenland sein Defizit immer-
hin – auch wenn das nicht ausreicht – um 5 Prozent-
punkte des Bruttoinlandsprodukts zurückgeführt. Auf
Deutschland bezogen entspräche das einem Konsolidie-
rungsvolumen von 125 Milliarden Euro. Angesichts un-
serer Debatten zur Haushaltskonsolidierung mag sich je-
der vorstellen, was das für Griechenland bedeutet.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Gestern hat die griechische Regierung unter dramati-
schen Umständen zusätzliche Einsparungen beschlos-
sen. Das ist überhaupt keine Frage.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Hat das auch Frau Merkel vernommen?)


Dieses Anpassungsprogramm ist mit harten Einschnitten
für die griechische Bevölkerung verbunden. Dass dies
mit zum Teil sehr heftigen innenpolitischen Debatten
einhergehen muss, ist selbstverständlicher Ausdruck ei-
ner lebendigen Demokratie. Dafür muss man Verständ-
nis haben. Das muss man respektieren. Auf der anderen
Seite muss man aber sagen: Wer dauerhaft zu hohe Defi-
zite aufhäuft, kommt irgendwann um strukturelle Anpas-
sungen nicht herum.


(Zuruf der Abg. Elke Ferner [SPD])


Wenn wir jetzt über zusätzliche Maßnahmen sprechen
müssen, um die Finanzierungslücke zu schließen, dann
bedeutet das für Griechenland, zusätzliche konsequente
und glaubwürdige Reformanstrengungen zu unterneh-
men. Das ist für weitere Hilfeleistungen eine unerlässli-
che Voraussetzung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deswegen liegt – man muss es sagen – die letzte Ent-
scheidung bei den Griechen selbst.

Mit dem Beitritt zum Euro sind für alle große wirt-
schaftliche Verbesserungen verbunden gewesen, auch


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(C (D r die Griechen. Mit der Mitgliedschaft in der gemeinamen Währungsunion sind große Chancen für die Zuunft verbunden. Aber ein stabiler Euro setzt eine solide, achhaltige Finanzpolitik aller Partner voraus, und eine emeinsame Währung setzt alle Volkswirtschaften unter inen sehr viel strengeren Wettbewerbsdruck, dem man ich in einer gemeinsamen Währung nicht entziehen ann. Wer die Vorzüge einer stabilen gemeinsamen ährung will, der muss sich dem stellen. Viele Stimmen bezweifeln, dass Griechenland seine chulden jemals vollständig zurückzahlen kann. Zenale Voraussetzung dafür ist neben einer soliden Hausaltspolitik, dass Griechenland mittelfristig ein ausreihendes Wirtschaftswachstum erreichen kann. Dazu sind eitere strukturelle Reformen nötig. Das legt der Bericht ar. Griechenland hat sich verpflichtet, vor der Auszahng der nächsten Tranche gesetzgeberisch weitere notendige Reformen zu beschließen. Darüber hinaus kann ine Rückführung des zu hohen Staatsanteils in Griehenland durch Privatisierung Wachstumsimpulse auslöen. Gleichzeitig kann durch Privatisierungserlöse die esamtverschuldung Griechenlands zurückgeführt weren. Der griechische Ministerpräsident hat im März eim Treffen der Staatsund Regierungschefs der Euroone Privatisierungserlöse in Höhe von 50 Milliarden uro als realisierbar genannt. Der Bericht der Überprüngskommission legt dar, wie solche jährlichen Privati ierungserlöse in Raten von 5 Milliarden Euro 2011, eiteren 10 Milliarden Euro 2012, 7 Milliarden Euro 013 usw. – das ist in dem Bericht genau aufgeführt – alistisch, aber ehrgeizig erreichbar sein können. Gleichzeitig müssen dazu – auch das ist so verabredet – ie privatisierungsfähigen Assets in einer Agentur zuammengeführt werden. In dem Bericht werden alle iese Assets aufgeführt. Jeder kann sie überprüfen. In ieser Agentur wirken europäische Institutionen mit. ir haben für die Agentur unsere Unterstützung durch eratung durch erfahrene Mitarbeiter angeboten. Der Bericht legt auch dar, dass das reale Wachstum in riechenland im vergangenen Jahr stärker als erwartet urückgegangen ist und dass auch in diesem Jahr – wir ollen das alles nicht beschönigen, und der Bericht be chönigt es auch nicht – mit einem Rückgang des Bruttolandsprodukts in Griechenland gerechnet werden uss, der sich allerdings im Jahresverlauf abschwächt. (Zuruf des Abg. Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE])


Ja, Herr Gysi, es ist so. Es ist nicht einfach. Wir haben
s in Deutschland auch erlebt: Wenn man zu lange
chulden macht, dann kommt man um die Sanierung
icht herum. Das ist schmerzlich. Wenn man helfen will,
ann muss man sich zunächst einmal der Realität stellen.
s führt kein Weg daran vorbei.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ab 2012 ist eine allmähliche und sich dann auch stei-
ernde Erholung zu erwarten. Nach allen Erfahrungen
sbesondere des Internationalen Währungsfonds ist mit





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

einem Konsolidierungsprogramm notwendigerweise ein
zeitweiser Rückgang der bruttowirtschaftlichen Ent-
wicklung in einem Sanierungsland verbunden. Das ist
unvermeidlich. Aber zusammen mit Wachstumsimpul-
sen kann es zielführend sein. In der Tat sind auch in
Griechenland bereits erste Anzeichen für eine Wachs-
tumserholung zu sehen.

Im Übrigen ist gerade dann, wenn es Zweifel an der
Rückzahlungsfähigkeit Griechenlands geben sollte und
wir also mit einem neuen Anpassungsprogramm Zeit ge-
winnen müssen, eine Beteiligung des Privatsektors an
der Lösung der Probleme umso dringlicher und unver-
meidbar.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Zeit, die wir für Griechenland gewinnen müssen und
in der Griechenland unsere Hilfe für die notwendige An-
passung braucht – das geht nicht über Nacht –, darf nicht
zulasten einer Rückführung des privaten Engagements
zulasten der Gemeinschaft der Steuerzahler führen. Des-
halb müssen wir auf der Beteiligung des Privatsektors
bestehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Wir haben im Übrigen schon im vergangenen Jahr da-
rauf hingewiesen, dass künftig bei einem dauerhaften
Mechanismus zur Lösung von Schuldenkrisen in Euro-
Ländern eine Beteiligung der privaten Gläubiger im In-
solvenzfall unverzichtbar ist.

Ich habe für die Phase des Zeitgewinns für eine faire
Risikoverteilung in Griechenland zwischen Steuerzah-
lern und privaten Gläubigern den Tausch griechischer
Anleihen vorgeschlagen, der zu einer Verlängerung der
Laufzeit um sieben Jahre und der Beibehaltung der ein-
geräumten Zinskonditionen führen würde. Griechenland
gewinnt damit die nötige Zeit, grundlegende Reformen
durchzuführen und Marktvertrauen zurückzugewinnen.
Ein solches Verfahren minimiert das Risiko negativer
Kapitalmarktreaktionen, stellt eine faire Lastenteilung
zwischen Steuerzahlern und privaten Gläubigern sicher,
und es sendet im Übrigen auch im Sinne der Vorbeugung
ein deutliches Signal an alle, dass eigene Verluste nicht
umstandslos auf die Steuerzahler abgewälzt werden kön-
nen. Das ist die Moral-Hazard-Problematik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE])


Wir nehmen skeptische Stimmen und Warnungen aus
der Europäischen Zentralbank zur Privatsektorbeteili-
gung ernst. Es gehört zu den originären Aufgaben der
Europäischen Zentralbank, mögliche Rückwirkungen
auf die Liquiditätsversorgung des Euro-Raums zu be-
werten. Wir haben mit gutem Grund und ganz bewusst
auf der Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank
bestanden, die sich bewährt hat. Um eine gute Lösung
für die Beteiligung des Privatsektors zu finden, die auch
von der Europäischen Zentralbank mitgetragen werden
kann und mitgetragen werden muss, haben wir in der
Euro-Gruppe verabredet, gemeinsam mit dem IWF, der

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(C (D ZB und der Kommission eine Arbeitsgruppe einzuseten, die den schmalen Grat zwischen nennenswerter Beiligung des Privatsektors und Vermeidung negativer inanzmarktreaktionen ausloten wird. Wir werden – ich sagte es – mit dem Europäischen tabilitätsmechanismus für die Zukunft ein klares und ex nte bekanntes Regelwerk für den Umgang mit Staatschuldenkrisen schaffen. Grundprinzip ist, dass es nur in otsituationen und unter strengen Bedingungen zum insatz kommt. Auch hier besteht die Bundesregierung uf einer Verankerung der Beteiligung des Privatsektors. it der Einführung von Collective Action Clauses für lle ab 2013 zu begebenden Anleihen von Euro-Zonentaaten wissen alle Gläubiger, dass im Insolvenzfall uch Mehrheitsentscheidungen möglich sein werden. amit werden sie auf die notwendigen Konsequenzen ingewiesen. Für die Bundesregierung ist ein Zurückfaln in Bezug auf die Formulierung des Vertrags zum uropäischen Stabilitätsmechanismus hinter die Vereinarungen der Staatsund Regierungschefs vom März icht verhandelbar. Wir haben in Bezug auf die Verbesserung der Prävenon von Staatsschuldenkrisen in der Europäischen nion in den vergangenen Monaten Erhebliches geleist. Wir haben aus der Krise gelernt, und wir haben ein mfassendes Maßnahmenpaket beschlossen. So erfolgt ine Schärfung des Stabilitätsund Wachstumspakts urch einen Quasiautomatismus bei Sanktionen für Defiitsünder. Mit dem neuen gesamtwirtschaftlichen Überachungsverfahren beobachten wir nicht nur isoliert die aushaltsentwicklung, sondern richten vor allem unser tärkeres Augenmerk auf wirtschaftliche Ungleichgeichte insgesamt. Wir verbessern mit dem Euro-Plusakt, für den die Bundeskanzlerin die Initiative ergriffen nd den sie durchgesetzt hat, die wirtschaftliche Wettbeerbsfähigkeit aller teilnehmenden Staaten, insbesonere in der Euro-Zone. Das ist eine notwendige Vorausetzung für mehr Stabilität und wirtschaftliche Kohärenz der Euro-Zone. Wir haben die Kapitalausstattung der Banken verbesert und arbeiten weiter daran, ihre Widerstandsfähigkeit egen allfällige Krisen zu stärken, mit Basel III, mit den egelungen im europäischen Bereich, mit dem Banken tresstest und mit einer verbesserten europäischen Banenaufsicht. Wir haben auch national mit dem Bankenstrukturierungsgesetz Vorsorge getroffen, damit wir r allfällige Krisen in der Zukunft besser gerüstet sind, m Ansteckungsgefahren möglichst eindämmen zu könen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, gestatten Sie mir nseits aller technischen Details doch eine sehr grund ätzliche Bemerkung. Niemand sollte sich über die rnsthaftigkeit dessen, was zur Entscheidung ansteht, nd über die Bedenken, die mit jeder Entscheidung verunden sind, irgendeine Illusion machen. Aber wir müsen uns und unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern gegentlich vor Augen führen, dass es gute wirtschaftliche Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

und politische Gründe für die wirtschaftliche und politi-
sche Einigung Europas gab.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Diese im Grunde im Vorhinein nicht für möglich ge-
haltene wirtschaftliche Entwicklung wäre ohne die wirt-
schaftliche Einigung Europas nicht vorstellbar, und ohne
die gemeinsame Währung hätten wir im letzten Jahr-
zehnt nicht solche Fortschritte gemacht. Ohne die ge-
meinsame Währung hätten wir auch nicht annähernd
diese unglaubliche Herausforderung durch den wirt-
schaftlichen Einbruch nach der Finanz- und Bankenkrise
überstanden. Es gehen über 60 Prozent aller Exporte
Deutschlands – wir sind mehr als jedes andere Land auf
den Export angewiesen – in andere europäische Länder.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr wahr!)


Mehr als 60 Prozent! Stabile Wechselkurse durch eine
gemeinsame europäische Währung sind vor allem im In-
teresse und zum Vorteil des wirtschaftlich erfolgreichs-
ten Landes in dieser Währungsunion. Wir haben den
größten Vorteil.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, da wir den größten
Vorteil haben, haben wir auch eine große Verantwortung
für Europa,


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


und wir haben eine große Verantwortung auch für die
Welt. Die Verflechtung der Finanzmärkte unterliegt nicht
nur den Einflüssen von außen; vielmehr gilt auch umge-
kehrt: Auch wir haben eine große Verantwortung für alle
Teile der Welt. Die Welt hat ein großes Interesse an ei-
nem stabilen Euro, an einer stabilen Reservewährung,
auch angesichts der Probleme in anderen Teilen der
Welt. Wir haben unserer Verantwortung durch Europa, in
Europa für diese eine Welt gerecht zu werden.

Es jährt sich vieles in diesen Monaten: die Entschei-
dung für Berlin; im August sind es 50 Jahre, dass die
Mauer in Berlin gebaut wurde; vor ein paar Monaten ha-
ben wir 20 Jahre deutsche Einheit in Frieden und Frei-
heit gefeiert. Ohne Europa wäre das alles nicht gewor-
den.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn wir nicht ver-
lässliche Partner in Europa und in der Welt gehabt hät-
ten, hätten wir diese zweite deutsche Chance, wie es
Fritz Stern in der letzten Rede zum 17. Juni in der alten
Bundesrepublik gesagt hat, nicht bekommen. Wir hätten
sie nicht bekommen, wenn wir nicht verlässliche Partner
gehabt hätten und wenn wir nicht ein verlässlicher Part-
ner geworden wären.


(Peer Steinbrück [SPD]: Sehr richtig!)


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(C (D as ist Geschichte. Aber, liebe Kolleginnen und Kolleen, man darf aus der Geschichte lernen, um alte Fehler icht ein zweites Mal zu machen. Zeigen Sie nicht auf mich. Es war ein Sozialdemokrat, er gesagt hat: Wer mit dem Finger auf andere zeigt, uss immer sehen, dass drei Finger derselben Hand auf inen selber zurückzeigen. Ich glaube, diese Debatte ist u ernst, als dass wir uns zu schnell gegenseitig Verantortung zuweisen sollten. Ich finde, dass wir an diesem Morgen, wo wir Entcheidungen zu treffen haben, die nachzuvollziehen vien unserer Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus guten ründen furchtbar schwerfällt – das müssen wir doch issen –, nicht mit Schuldzuweisungen arbeiten sollten, ondern wir sollten uns besser unserer gemeinsamen erantwortung stellen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Reden Sie mal mit Frau Merkel! – Thomas Oppermann [SPD]: Das war jetzt aber für die Bundeskanzlerin! – Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Die falsche Blickrichtung!)


(Zuruf von der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich habe gerade gesagt: Das ist Geschichte. Wenn
ich auch Geschichte nicht wiederholt, kann man doch
us ihr lernen. So will ich gleich eine Bemerkung hinzu-
gen. Es wird oft gefragt: Was heißt das denn für die

ungen? Meine Antwort auf die Frage, was dies alles für
ie Jungen heißt, ist für mich jedenfalls klar: Ohne ein
elingendes Europa, das sich seiner Verantwortung stellt
dieser Welt voller aufregender Veränderungen, voller

roßer Herausforderungen, aber auch voller faszinieren-
er Chancen, sind unsere Chancen in dieser Welt gering.
in gelingendes Europa ist die beste Vorsorge, die wir
r eine gute Zukunft leisten können.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Freunde, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir
ind die stärkste Wirtschaft in Europa, und wir liegen
das ist das deutsche Schicksal – mitten in Europa. Da-
us wächst unsere Verantwortung. Wir haben eine Füh-
ngsverantwortung für Europa.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben eine Verantwortung für Stabilität und Nach-
altigkeit.


(Joachim Poß [SPD]: Aber Sie gucken zu oft in die falsche Richtung!)


Ich gucke auf uns alle. Man muss solche Anforderun-
en immer an sich selbst stellen. Wir können unserer
erantwortung nur gerecht werden, indem wir überzeu-
ende Antworten finden. Unsere Bevölkerung, die Be-
ölkerung in allen europäischen Ländern zweifelt zuneh-





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

mend daran, ob dieser Weg so zukunftsführend sein
kann, und wir haben dafür überzeugende Antworten zu
geben. Wir können die nicht allein gegen alle anderen
finden. Wir haben unsere Verantwortung zur Führung,
aber es geht nur im Miteinander mit den anderen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Wohl war!)


Wir müssen dieser Verantwortung gerecht werden,
wir müssen Europa zusammen führen. Das, liebe Kolle-
ginnen und Kollegen, ist unsere Verantwortung. Die
Bundesregierung ist dazu bereit, und wir bitten das Hohe
Haus um Unterstützung.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1711500100

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem

Kollegen Frank-Walter Steinmeier für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD):
Rede ID: ID1711500200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen, ins-

besondere von den Regierungsfraktionen! Sie haben zu
Recht geklatscht bei den wohltuenden Mahnungen Ihres
Finanzministers, unseres Finanzministers, Herrn
Schäuble. Ich hoffe, Sie lassen sich bei Ihren Entschei-
dungen von diesen Mahnungen leiten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das ist etwas ungewöhnlich: Wir hören innerhalb von
zwei Tagen zwei Regierungserklärungen zu ganz unter-
schiedlichen Themen,


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: Ohne Herrn Gabriel!)


und doch sind Ähnlichkeiten unübersehbar. Gestern hat
die Bundeskanzlerin ihre Kehrtwende in der Energie-
politik mit Fukushima erklärt oder – kurz – mit neuen
Einsichten durch neue Realitäten. Ich habe mich gestern
Abend gefragt: Was muss eigentlich in Europa passieren,
damit diese Regierung erkennt, dass in Europa mehr auf
dem Spiel steht – das haben Sie gerade auch den Aus-
führungen von Herrn Schäuble entnehmen können – als
ein Kredit für Griechenland?


(Hermann Gröhe [CDU/CSU]: Ja, er hat für die Regierung gesprochen!)


Wir haben in Europa eine veritable Krise, vielleicht
die größte Krise seit der Gründung der Europäischen
Union. Bis auf Herrn Schäuble – den nehme ich aus-
drücklich aus – macht der Rest der Regierung Dienst
nach Vorschrift und viele weniger als das. Das ist die
Lage.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der FDP)


Sie vermissen das doch selbst, ich höre das doch auch
aus Ihren Reihen. Wo ist denn unsere Führungsrolle in

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(C (D uropa geblieben? Wer erzählt den Menschen draußen uf den Marktplätzen – nicht hier im Bundestag –, in den allen, in denen wir auftreten, dass uns dieses Europa 0 Jahre Frieden garantiert hat, ass wir einen guten Teil unseres Wohlstandes diesem uropa verdanken? (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Helmut Kohl, ja! – Zurufe von der CDU/CSU)


(Hermann Gröhe [CDU/CSU]: Helmut Kohl!)


Wer erzählt den Menschen eigentlich – auch das
lang bei Herrn Schäuble eben ein bisschen an –,


(Christian Ahrendt [FDP]: Ist Herr Gabriel jetzt in seinem Wahlkreis?)


ass diese sich so rasch verändernde Welt gerade dabei
t, die Nachkriegsordnung, aufgrund derer vielen euro-
äischen Staaten Sitze in den internationalen Organisa-
onen eingeräumt worden sind, hinter sich zu lassen, wir
ber in der Welt überhaupt nur über dieses Europa
prachfähig sind? Das ist doch die Situation.


(Beifall bei der SPD)


Ich bin froh, Herr Schäuble, dass Sie in Ihrer Rede da-
n erinnert haben, dass ohne dieses vereinte Europa

uch die deutsche Einheit sehr viel schwieriger, viel-
icht sogar unerreichbar gewesen wäre. Deshalb
omme ich für mich zu dem Ergebnis – Sie mögen es an-
ers sehen –: Europa war nicht immer populär


(Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Bei der SPD!)


nd ist das wohl zurzeit auch nicht. Aber wenn wir den
igenwert der europäischen Einigung nicht benennen,
eine Damen und Herren, oder an ihn nicht einmal erin-

ern, dann führt das dazu, dass Entscheidungen im all-
glichen europäischen Krisenmanagement von unseren
ürgerinnen und Bürgern eben nur als Maßnahmen einer

eelenlosen Technokratie angesehen werden. Dafür brin-
en sie keine Opfer; darauf setzen sie keine Hoffnung
r die Zukunft.

„Europa ist unsere Zukunft, eine andere haben wir
icht“, hat Hans-Dietrich Genscher vor einigen Wochen
eschrieben.


(Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


enn das so ist – ich zitiere ihn mit einiger Absicht –,
ann braucht dieses Europa jetzt mehr denn je Men-
chen, die mit Mut und Leidenschaft für Europa eintre-
n. Genau von diesen Menschen sehe ich aber in Ihren
eihen nicht genügend, meine Damen und Herren von
en Koalitionsfraktionen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Jetzt schütteln viele von Ihnen mit dem Kopf; aber es
icht doch, die Zeitungen der letzten zwei Wochen zu
sen. In den entsprechenden Meldungen wird die ganze





Dr. Frank-Walter Steinmeier


(A) )


)(B)

Grummelei und Nörgelei aus den Koalitionsfraktionen
abgebildet. Daraus geht hervor, dass nicht nach vorne
gedacht wird und keiner einschreitet,


(Zuruf der Abg. Elke Ferner [SPD])


wenn der eine oder andere mal eben so schlankweg den
Rausschmiss einiger notleidender Staaten aus der Euro-
päischen Währungsunion fordert. Niemand stellt richtig,
wenn mit offensichtlichen Falschmeldungen über faule
Südeuropäer der Stammtisch bedient wird –


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)


stattdessen Herrenreiterpose mit stolz geschwellter Brust
über unsere so starke Ökonomie. Als hätte diese Regie-
rung auch nur einen Schlag dafür getan, dass wir die
Stärke auf diesem Gebiet wiedergewonnen haben!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Peter Altmaier [CDU/CSU]: Sie haben noch keiner Rettungsmaßnahme zugestimmt!)


Frau Merkel, wir waren gemeinsam auf vielen euro-
päischen Gipfeln. Ich hatte nie Anlass, an Ihrer europäi-
schen Einstellung zu zweifeln. Aber vielleicht verstehen
Sie, dass derjenige, der in Brüssel Reden über europäi-
sche Solidarität hält und dann scheinbar unbeobachtet im
Sauerland das eine oder andere Ressentiment bedient,
eben den Verdacht weckt, dass ihm Europa keine Her-
zenssache ist. Genau das spüren die Menschen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deshalb sage ich ohne Schaum vor dem Mund


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


und durchaus zur Erinnerung an uns alle: Dieses Reden
mit gespaltener Zunge über Europa,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der CDU/CSU: Genau!)


das müssen wir einstellen, das müssen Sie einstellen.
Wenn wir das nämlich beibehalten und pflegen, wenn
wir in Brüssel anders reden als zu Hause in den Wahl-
kreisen,


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Das ist Unsinn!)


kommt mehr ins Rutschen, als wir jetzt schon sehen.
Wie sollen denn die Menschen an Europa glauben,
meine Damen und Herren, wenn wir ihnen auch noch die
falschen Gründe dafür liefern, es nicht zu tun? Wie soll
das denn gehen?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Gestern in der Regierungserklärung haben Sie hier
Ihre Irrtümer aus dem „Herbst der Entscheidungen“ ein-
gesammelt. In der heutigen Debatte reden wir über die
Folgen, die aus anderthalb Jahren Unentschiedenheit
entstanden sind.


(Elke Ferner [SPD]: Genau!)


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(C (D eit anderthalb Jahren sagen Sie im Grunde genommen en Menschen nicht, was ist. Nur die Gründe dafür echseln: Mal sind es Landtagswahlen, mal die knappe ehrheitslage in den Koalitionsfraktionen. Sie führen denfalls immer ausreichend Gründe an, um entweder robleme kleinzureden, große Lösungen zu vermeiden, eit zu gewinnen oder was auch immer. Das ist nicht erantwortung, und das ist nicht Politik. Das Ergebnis dieser Politikverweigerung spricht für ich. Bisher wurden Sie noch nach jeder Ihrer Ankündiungen nach drei Monaten von der Entwicklung auf den inanzmärkten eingeholt und von der Wirklichkeit überolt. Was haben Sie in den letzten anderthalb Jahren in iesem Parlament nicht alles angekündigt! Am Anfang er Debatte hieß es: Kein Cent für Griechenland. Das ar falsch und natürlich nicht aufrechtzuerhalten. Die ächste Position war: Griechenland ist ein Einzelfall. uch das war nie aufrechtzuerhalten. Als der Rettungs chirm da war, haben Sie gesagt: Er wird garantiert nicht Anspruch genommen. Was war das Ergebnis? – Spär hieß es: Der Schirm wird genutzt, aber nur temporär. ber es kommt, wie es kommen musste: Natürlich weren wir ihn für eine dauerhafte Nutzung ausgestalten. Diese Art und Weise, von der Hand in den Mund, ützt weder Ihnen noch Europa; aber vor allen Dingen berzeugen wir dadurch nicht unsere Bürgerinnen und ürger von dem, was notwendig ist. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In den folgenden Reden werden wir wieder hören,
ass das kein Unfall war, sondern eine kluge Strategie.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


h sage Ihnen nur: Mit jedem dieser kleinen Schritte,
ei denen uns nach drei Monaten die Realität eingeholt
at, sind wir den Finanzmärkten nachgelaufen. Wir ha-
en nach meiner Überzeugung nicht Geld gespart, wie
ie gleich sagen werden, sondern wir haben die teureren
ösungen mit organisiert; denn die Erfahrung zeigt:
uch Lösungen auf der europäischen Ebene, die wir zu-
ächst drei Monate lang verhindert haben, haben wir
päter mitgetragen. Das wird auch nicht durch wohlklin-
ende Titel verdeckt, die wir uns für deutsche Papiere
infallen lassen: Pakt für dieses und jenes.

Nein, es ist eindeutig: Wir sind nach knapp zwei Jah-
n aus der Rolle der Führung in der europäischen Wil-
nsbildung an den Rand geraten. Die Kleinen sind irri-
ert über unser Land; glauben Sie es mir.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Ja, wegen der SPD!)


ie Großen treffen Vereinbarungen an uns vorbei, und
ir sind vom Gestalter zum Nörgler geworden. Das ist
icht unsere Rolle, und das will ich auch nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Erst enthalten und dann große Töne spucken!)






Dr. Frank-Walter Steinmeier


(A) )


)(B)

Wer das alles immer noch nicht glaubt, der werfe ein-
mal einen Blick auf das europäische Personaltableau. Ich
finde, das wirft ein Schlaglicht auf unsere Lage.
Deutschland ist der bevölkerungsreichste Mitgliedstaat
mit der stärksten Volkswirtschaft in Europa. Aber in den
Spitzenpositionen sind wir kaum noch präsent.


(Christian Ahrendt [FDP]: Was hat das denn mit Griechenland zu tun?)


Den sicher geglaubten Posten des EZB-Präsidenten ha-
ben Sie aus der Hand gegeben. Das ist nicht die Schuld
Griechenlands, der Kommission oder irgendwelcher bö-
sen Mächte, sondern liegt in der Verantwortung dieser
Regierung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Schon mal was von der Unabhängigkeit der EZB gehört? – Christian Ahrendt [FDP]: Am deutschen Wesen soll die Welt genesen! Vielen Dank!)


Wahr ist, Herr Schäuble: Nichts ist einfach in Europa,
erst recht nicht Lösungen für Griechenland. Wir stehen
in europäischer Verantwortung; das haben Sie betont.
Die heutigen Generationen in Griechenland, vermute
ich, ahnen sehr genau, dass sie die Fehler der Vergangen-
heit nicht innerhalb von Monaten korrigieren können,
und setzen auch deshalb Hoffnung auf Europa. Ich
glaube, sie ahnen auch, dass die Hauptverantwortung für
diese Fehler in Griechenland selbst liegt.

Aber wir sollten auch wissen: Zum ersten Mal seit
Jahrzehnten haben wir in Griechenland eine Regierung,
die mit Vernunft und mit dem Mut der Verzweiflung
nicht allein um Ministersessel kämpft, sondern um die
Zukunft ihres Landes und dessen Überleben. Das ist die
Chance, die dieses Land hat.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Peter Altmaier [CDU/CSU])


Herr Schäuble, es gibt keine Garantie, dass das ge-
lingt. Aber Vernunft und Mut werden auch von uns ver-
langt, von dieser Regierung, von Europa insgesamt. Da
kommt man nicht mit einem ängstlichen Blick auf die
Vertreter der schlichten Lösungen durch. Da nimmt das
Drama seinen Lauf. Das ist jetzt vorauszusehen. Ich sage
noch einmal: Nichts ist einfach. Aber, Herr Schäuble,
setzen Sie bitte – das ist auch meine Bitte an die gesamte
Regierung – nicht auf diejenigen, die sich in ihrem
Wahlkreis einen weißen Fuß machen. Setzen Sie auf die-
jenigen, die in der Lage sind, europäische Verantwortung
zu tragen. Darum geht es.


(Beifall bei der SPD – Gisela Piltz [FDP]: Damit können Sie ja nicht die SPD meinen!)


Auch das haben Sie angedeutet: Wir brauchen jetzt
eine überzeugende europäische Gesamtlösung für die
Staatsschuldenkrise. Ohne eine Gesamtlösung werden
wir, werden Sie in den Folgejahren immer Rettungs-
schirm über Rettungsschirm spannen und das Misstrauen
der Märkte gleichwohl nicht ausräumen. Peer Steinbrück
und ich haben uns bemüht, in Reden hier vor dem Deut-

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(C (D chen Bundestag Elemente einer solchen Gesamtlösung orzustellen. Umschuldung, Schuldenschnitt, europäische Anleien, limitierte Euro-Bonds haben wir hier genannt – uch von diesem Pult aus. (Zuruf des Abg. Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU])


(Zurufe von der CDU/CSU)


ie haben das verlacht, Sie haben das verspottet. Ich pro-
hezeie Ihnen: Am Ende werden Sie genau da ankom-
en.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die ganze Wahrheit ist ja: Das, was wir gegenwärtig
rleben, ist auch eine Staatsschuldenkrise. Es ist keine
rise des Euro, aber es ist vor allen Dingen nicht eine
rise allein der Schuldnerstaaten. Es gibt ganz unter-

chiedliche Gründe dafür, warum die in die Krise gera-
n sind. Deshalb geht die Krise eigentlich weiter, wäh-
nd wir das miteinander diskutieren. Es ist eben auch

ine Krise der europäischen Institutionen, die von der
truktur her nicht mehr auf der Höhe der Zeit sind. Mit
nderen Worten: Wir haben eine gemeinsame Währung
eschaffen. Das war ein wichtiger Schritt, ein großer
chritt, ein richtiger Schritt. Aber wir sehen doch gerade
diesen Tagen, dass eine europäische Währung mehr

raucht, damit sie funktionieren kann. Wir brauchen eine
emeinsame Wirtschafts- und Finanzpolitik in Europa.
ir brauchen eine strengere Aufsicht für die Banken

nd Finanzmärkte. Wir brauchen eine Harmonisierung
er Steuern. Wir brauchen eine Mindestbesteuerung bei
örperschaft und Unternehmen. Nach meiner Überzeu-
ung brauchen wir auch differenzierte Mindestlöhne in
uropa. Das muss zusammenwachsen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE] – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wer hat denn den Maastricht-Vertrag ausgehebelt? Schröder und Eichel!)


Wir müssen in all diesen Fragen Neuland beschreiten.
awohl, Herr Schäuble, es gibt keine Blaupause, auf die
ir in diesen Zeiten zurückgreifen können. Argentini-

che Lösungen, wie sie von manchen auf klugen Seiten
er Wirtschaftszeitungen vorgeschlagen werden, stehen
icht zur Verfügung.

Herr Schäuble, ich will ausdrücklich anerkennen,
ass Sie sich persönlich immer wieder bemüht haben,
olche Lösungen zu finden. Deshalb sage ich Ihnen auch
u, dass wir, die Sozialdemokraten, uns bei sinnvollen
nd erfolgversprechenden Entscheidungen nicht der Ver-
ntwortung entziehen werden.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der FDP: So wie Sie sich enthalten haben?)


Ich glaube, Sie werden das brauchen. Seien Sie nicht
anz so hochnäsig.





Dr. Frank-Walter Steinmeier


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Sie hoffen das!)


Das setzt auch einen etwas anderen Umgang zwischen
Regierung und Opposition voraus.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das verlangt, dass wir wirklich mit Offenheit über die
Dinge sprechen, dass Handlungsoptionen, die Sie erwä-
gen, nicht versteckt werden. Ich sage Ihnen – es ist
schlicht und einfach, Herr Schäuble, Sie wissen das –:
Verantwortung geht nur mit Transparenz. Wir entziehen
uns dieser Verantwortung nicht, aber wir wollen wissen,
was an europäischen Lösungen ansteht.


(Beifall bei der SPD – Zuruf der Abg. Gisela Piltz [FDP])


Und ein Letztes: Wir werden das nur gewinnen, wenn
wir auf diesem Weg die Bürgerinnen und Bürger in unse-
rem eigenen Land mitnehmen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Aber mit solchen Reden nicht, wie Sie sie heute gehalten haben! – Beifall bei der CDU/CSU – Gegenruf des Abg. Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Sie haben es gerade nötig!)


– Herr Kauder, ganz ernsthaft, Sie machen sich die
Dinge zu einfach!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU)


Ich stehe jetzt zum dritten Mal hier in der europäi-
schen Debatte. Immer sagen Sie: „Diese Instrumente
wollen wir nicht.“ Drei Monate später erfährt man, dass
Sie sie doch wieder übernehmen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das stimmt nicht!)


Ich komme deshalb gerne zu einem letzten Element.
Wenn wir die Bürgerinnen und Bürger auf diesem
schwierigen europäischen Weg mitnehmen wollen, dann
müssen wir in der Politik – nicht nur die Regierung – ge-
währleisten, dass nicht der falsche Eindruck entsteht,
dass nur einer die Last der ganzen Krise trägt. Im Au-
genblick macht sich doch der Eindruck breit, dass ganz
viele an den unterschiedlichen Krisen verdienen, aber
dafür nur ganz wenige die Kosten tragen. Deshalb meine
herzliche Bitte – auch wenn Sie das in der Vergangenheit
immer als überflüssig betrachtet haben –: Wenn nicht der
falsche Eindruck entstehen soll, dass die Übernahme der
Kosten der Krise nicht ausbalanciert wird und diejeni-
gen, die an ihr verdienen, nicht beteiligt werden, dann
geben Sie endlich den Weg frei und setzen Sie sich mit
aller Kraft dafür ein, dass die Finanzmarkttrans-
aktionsteuer in Europa kommt.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie werden diese Ressource brauchen, wenn wir notlei-
denden Ländern wieder auf die Beine helfen wollen. Al-

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(C (D in mit Sparen funktioniert das nicht; das sehen wir gede leider auch in Griechenland. Herzlichen Dank. (Lebhafter Beifall bei der SPD – Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Erik Schweickert [FDP]: Was macht denn die SPD?)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1711500300

Nächster Redner ist der Kollege Rainer Brüderle für

ie FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1711500400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kol-

ge Steinmeier, Sie haben die sachlichen Darlegungen
on Herrn Schäuble zu Recht als wohltuend bezeichnet.
r hat die Situation sehr nüchtern und korrekt dargestellt


(Zuruf von der SPD: Wie haben Sie das mit dem „nüchtern“ gemeint?)


nd die Wege und Risiken klar aufgezeigt. Die FDP-
raktion wird in hoher Geschlossenheit den gemeinsa-
en Antrag der Koalitionsfraktionen in diesem Haus un-
rstützen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Ah, das erwähnen Sie!)


Es ist deutsche Staatsräson, dass sich unser Land nie
ieder säkularisieren darf.


(Zurufe von Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Säkularisieren?)


Entschuldigung, Herr Heil, wir führen hier eine seriöse
iskussion.


(Zuruf von der SPD: Ja, eben!)


ie blöken nur dazwischen; das bringt nichts.


(Beifall bei der FDP – Michael Roth [Heringen] [SPD]: Sie haben aber „säkularisieren“ gesagt! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Erklären Sie doch einmal, was Sie mit „säkularisieren“ meinen!)


Zweitens. Wir brauchen die europäische Perspektive
us guten Gründen; denn zwei Drittel des weltweiten
irtschaftswachstums werden in anderen Ländern, nicht
ehr in Europa erzielt. Es ist kein europäisches Zeitalter
ehr, in dem Europa die Weltentwicklung determiniert.
ir brauchen einen stabilen Euro.

Herr Steinmeier, Sie haben das in zwei Sätzen abge-
andelt, um dann sofort in Polemik, Besserwisserei und
eschimpfung zu verfallen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


as müssen wir uns nicht gefallen lassen.


(Lachen bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)






Rainer Brüderle


(A) )


)(B)

Alle wichtigen europäischen Verträge wurden von den
Mehrheiten von CDU/CSU und FDP auf den Weg ge-
bracht und beschlossen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das war noch eine FDP!)


Ich habe noch klar vor Augen, wie Herr Gabriel bei
der Entscheidung zur Griechenland-Hilfe – ja oder nein? –
hier eine Art Sirtaki aufgeführt hat. Innerhalb einer Wo-
che wechselte er zwischen Ja, Nein und Enthaltung; am
Schluss gab es eine kraftvolle Enthaltung. Das ist Ihr
staatspolitischer Beitrag zu den Veränderungen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Es ist ein Unterschied, ob man seinen Worten Taten
folgen lässt oder sich, wenn es darauf ankommt, vom
Acker macht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie einmal etwas zu Griechenland!)


Ihr Bundeskanzler Schröder hat den Euro als kränkelnde
Frühgeburt bezeichnet. Das war Ihr Bundeskanzler!


(Hermann Gröhe [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Herr Steinmeier, Sie haben Herrn Schröder jahrelang die
Feder geführt. Sie wissen das ganz genau.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich könnte reihenweise Zitate von Herrn Schröder an-
bringen, in denen er begründet, weshalb er den Stabili-
tätspakt aufgeweicht hat.


(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Ja, wir haben eine besondere Situation. Wir haben
eine Wirtschafts- und Währungsunion und keine politi-
sche Union. Das unterscheidet uns von den Vereinigten
Staaten. Der Stabilitätspakt wurde geschlossen, um Leit-
planken einzuziehen, die die finanzpolitische Stabilität
gewährleisten, welche für eine stabile Währung notwen-
dig ist. Das ist die deutsche Mitgift für die europäische
Entwicklung: eine stabile Währung. Eine soziale Markt-
wirtschaft kann nämlich nur funktionieren, wenn die
Preise die Knappheitsrelation richtig widerspiegeln. In
der Marktwirtschaft wird über Preise gesteuert, nicht
über planwirtschaftliche Ansätze. Wenn die Preise die
Knappheit nicht richtig widerspiegeln, steuern wir
falsch.


(Zurufe von der SPD: Hui! Holla!)


– Einer muss es Ihnen ja erklären.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das Zweite ist das Soziale. Eine der größten sozialen
Schweinereien ist die Inflation, die Geldentwertung,
weil sie die Kleinen, die mit dem Sparbuch und dem
kleinen Vermögen trifft, diejenigen, die nicht auswei-
chen können.

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(C (D (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Thomas Oppermann [SPD]: Eben!)


eshalb kämpfen wir für Geldwertstabilität, für den sta-
ilen Euro und für die Einhaltung der Stabilitätskrite-
en.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie haben nicht gekämpft für die Stabilität des Euro.
ie haben aus Beliebigkeit heraus und kurzatmig Rege-
ngen getroffen, weil Sie nicht die Kraft hatten, den
aushalt in Ordnung zu bringen. Deshalb haben Sie die

igene Messlatte gerissen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


Wir machen das anders.


(Lachen bei der SPD)


ir denken in klaren Linien.


(Thomas Oppermann [SPD]: Eine Büttenrede!)


Ihrer Zeit, in der Zeit von Rot-Grün, war Deutschland
er kranke Mann Europas. Heute erleben wir ein neues
eutsches Wirtschaftswunder – dank einer anderen Poli-
k in Deutschland.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie haben den Stabilitätspakt aufgeweicht und kaputt
emacht, sodass er nicht richtig funktionieren kann.


(Lachen bei der SPD)


as ist die Ursache unserer Misere. Die Leitplanken
urden von Ihnen durchlöchert und halten nicht mehr.
ie haben sie durch Ihre Politik teilweise zerstört.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Alles Quatsch!)


eswegen müssen wir jetzt – wir sind dabei – eine Art
tabilitätspakt II schaffen.


(Thomas Oppermann [SPD]: Steuersenkungen!)


ernstück wird der ESM sein. Das Entscheidende ist,
ass wir den Rahmen setzen.

Kernproblem Griechenlands ist, dass dieses Land
icht hinreichend wettbewerbsfähig ist. Ich will Ihnen
inmal vorlesen, was der damalige Außenminister der
rünen erklärt hat, als es so weit war. In Athen hat er
örtlich gesagt:

Wir sind besonders froh über die wirtschaftlichen
Erfolge Griechenlands und die Anstrengungen, die
unternommen werden, sowie über die Fähigkeit
Griechenlands, dem Euro beizutreten.

h wiederhole: „die Fähigkeit Griechenlands, dem Euro
eizutreten“. Das Land war damals nicht dazu in der
age. Die Unterlagen waren nicht stimmig. Sie haben
as schöngeredet und zum falschen Zeitpunkt Entschei-
ungen getroffen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)






Rainer Brüderle


(A) )


)(B)

Ja, wir bauen eine neue Stabilitätskultur in Europa
auf. Das ist das Elementare. Im Gencode der Deutschen
ist fest verankert,


(Zurufe von der SPD: Oh!)


was es bedeutet – das hat jede deutsche Familie zweimal
erlebt –, wenn eine Währung nicht stabil und solide ist.
Wir haben in Deutschland zwei Währungsreformen er-
lebt. Deshalb sind wir sensibel für die richtigen Struktu-
ren und eine Stabilitätskultur. Das ist elementar für eine
erfolgreiche Entwicklung dieses Kontinents.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir haben den Menschen versprochen, dass der Euro
genauso stabil sein wird, wie es die Deutsche Mark war,
und dass die Europäische Zentralbank genauso unabhän-
gig sein wird, wie es die Deutsche Bundesbank war und
ist. Das müssen wir sicherstellen.


(Michael Groschek [SPD]: Wo denn?)


Wenn wir jetzt nicht helfen, besteht die Gefahr, dass
Griechenland nicht zu einer finanziellen Stabilität zu-
rückkehrt und seine Wettbewerbsschwäche nicht über-
winden kann. Das Kernproblem Griechenlands liegt da-
rin, dass es nicht in der Lage ist, sich das zu erarbeiten,
was es meinte sich auf der Ausgabenseite über lange
Jahre erlauben zu können. Hier muss eine Balance ge-
funden werden. Darauf müssen wir hinarbeiten.

Wir müssen Griechenland eine faire Chance geben,
das umzusetzen, was an Veränderungen notwendig ist.
Diese Veränderungen müssen nachhaltig sein. Der Be-
richt der Troika lässt diesbezüglich erkennen – Herr
Schäuble hat es sehr korrekt wiedergegeben –: Die Ziele
sind nicht voll erreicht. Für uns ist es deshalb von ele-
mentarer Bedeutung, dass der IWF – quasi als Sicher-
heitsgurt der weiteren europäischen Entwicklung – be-
teiligt bleibt.

Für die Freien Demokraten sind vier Punkte ganz zen-
tral:

Erstens. Die Beteiligung privater Gläubiger, und zwar
aus zwei Gründen: Politisch ist wichtig, dass nicht der
Steuerzahler – hier wie in anderen Ländern – einseitig
für alles aufkommt. Das ist auch eine Frage der Konse-
quenz des Verhaltens. Daneben gibt es eine ökonomi-
sche Komponente. Wenn Anleger das Gefühl haben,
dass – ganz gleich, was sie unternehmen – die Rechnung
am Schluss vom Staat und damit vom Steuerzahler be-
glichen wird, dann befinden wir uns in der europäischen
Finanzwirtschaft wieder auf einem falschen Weg. Des-
halb ist die Beteiligung privater Gläubiger unverzicht-
bar.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Zweitens. Der IWF muss beteiligt sein, weil er ein
Stück unabhängige Expertise einbringt.

Drittens. Die Privatisierung in Griechenland muss zü-
gig und nachvollziehbar vorangetrieben werden. Letzt-
lich liegt die Entscheidung, wie es weitergeht, bei Grie-
chenland. Das Land ist ein souveräner Staat und kein
Protektorat. Wenn aber ein Staat Unterstützung und Hil-

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(C (D stellung haben will, hat er als derjenige, der Solidarität mpfängt, die Verpflichtung, die Ursachen seiner Proleme aktiv zu beseitigen. eshalb muss in Griechenland eine umfassende Privatiierung schnell und überzeugend eingeleitet werden. Deutschland kann helfen, wenn das gewünscht wird. deutschen Einigungsprozess haben wir viel Erfah ng gewonnen. Es gibt eine Vielzahl internationaler xpertisen. Griechenland wäre gut beraten, davon Gerauch zu machen. Letztlich liegt die Entscheidung aber ei Griechenland. Wichtig ist: Es muss etwas geschehen. ier liegt einer der Schwachpunkte des Berichtes. Der F lässt diesbezüglich bei seiner Bewertung ein Stirnnzeln erkennen. Sie sollten ihn einmal lesen, Herr Heil, das macht Sie ielleicht schlauer. Viertens. Die angemessene Beteiligung des Parlaents ist für uns unverzichtbar. Es ist das Königsrecht es Parlaments, Haushaltsentscheidungen zu treffen. eshalb müssen bei solch gravierenden Entscheidungen uch die Rechte des deutschen Parlaments, des Deutchen Bundestages, gewahrt sein. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Zuruf des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD])


as ist unverzichtbar. Wir sind sehr wohl in der Lage,
nsere Entscheidungen als frei gewählte, unabhängige
bgeordnete richtig und nach bestem Wissen und Ge-
issen zu treffen.

Meine Damen und Herren, es muss gelingen, mit dem
tabilitätspakt II die Rahmenbedingungen zu setzen, da-
it der Euro und Europa funktionieren. Es kann auch ei-

en anderen Weg geben. Herr Trichet hat in seiner Rede
ei der Karlspreisverleihung einen anderen Weg aufge-
eigt: Man könne ein europäisches Finanzministerium
chaffen, quasi eine supranationale Institution, eine Art
undesstaat. Das halte ich nicht für realistisch. In Eu-
pa gibt es zu viele unterschiedliche Kulturen und dem-

ntsprechende Entwicklungen. Ich glaube, dass der ein-
eschlagene Weg – dabei wahren wir die nationale
uständigkeit für die Entscheidung – der richtige ist.
ber er fordert zwingend einen wirksamen Stabilitäts-
akt II mit klaren Regeln, damit man sieht, dass wir
rnst machen. Wir haben die paradoxe Situation, dass
er Euro außen sehr gut ankommt. Er ist stark gegenüber
em Dollar. Er ist stark gegenüber dem Yen.

Das Problem besteht intern. Es ist keine Währungs-
rise, sondern eine Schuldenkrise, weil einige Mitglieds-
nder es nicht geschafft haben – dies lag wohl auch an
er Segnung eines niedrigen Zinses dank des Euros –,
aßzuhalten, über die Stränge geschlagen haben und mit

en öffentlichen Haushalten nicht vernünftig umgegan-
en sind.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: So ist es!)






Rainer Brüderle


(A) )


)(B)

Sie haben sich durch die niedrige Verzinsung durch die
gemeinsame Währung zur finanzpolitischen Unsolidität
verführen lassen. Deshalb müssen sie auf den Pfad der
Solidität ihres Haushaltsgebarens zurückfinden; denn
nur so wird ein Ganzes daraus.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Steinmeier, ich würde Sie herzlich bitten – ich
weiß nicht, wann Sie Ihren Kanzlerkandidaten aufstellen –,


(Zurufe von der SPD: Oh! – Michael Roth [Heringen] [SPD]: Das Problem haben Sie ja nicht! – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist für Sie kein Thema mehr!)


das zu lassen, nicht eine Rede für Ihre Fraktion zu hal-
ten, sondern für die Menschen draußen im Land.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: So wie Guido!)


Sie haben den Anspruch, dass wir in Fragen von elemen-
tarer nationaler und europäischer Bedeutung über den
Tellerrand der Parteipolitik und Polemik hinausblicken
– dafür wirbt übrigens Wolfgang Schäuble –;


(Zuruf von der SPD: Das sagt der Richtige!)


dann sollten Sie dies auch tun


(Thomas Oppermann [SPD]: Und was macht die Kanzlerin? – Michael Roth [Heringen] [SPD]: Fragen Sie mal die Kanzlerin!)


und nicht nur mit zwei Sätzen ein Lippenbekenntnis zu
dem ablegen, was Wolfgang Schäuble überzeugend dar-
gelegt hat,


(Zuruf von der SPD: Prost!)


um anschließend in Bierzeltstimmung und Parteitags-
rede zurückzufallen. Das ist der Lage nicht angemessen.


(Lebhafter Beifall bei der FDP und der CDU/ CSU)

dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Sie sollten wirklich einmal in sich gehen. Große Sprüche
zu machen und dann, wenn es – wie bei Griechenland –
darauf ankommt, weder Ja noch Nein zu sagen, sondern
sich kraftvoll zu enthalten, sich vor der Entscheidung zu
drücken, ist ein Kneifen vor staatspolitischer Verantwor-
tung. Werden Sie endlich staatspolitisch verantwortlich!


(Anhaltender Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1711500500

Gregor Gysi ist der nächste Redner für die Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ist in dem Glas Wasser? – Weiterer Zuruf von der SPD: Jetzt ja! – Heiterkeit)


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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr rüderle, ich sage besser nichts zu Ihrer Wortwahl, ber Ihre Leidenschaft war wirklich beachtlich; das muss h sagen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1711500600

(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


ie Sie am Schluss die Fäuste bewegt haben, das passt
uf jeden linken Parteitag. Zur Steigerung müsste ich
tzt den Schuh benutzen.


(Heiterkeit – Beifall bei Abgeordneten der LINKEN, der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN – Rainer Brüderle [FDP]: Bei euch nur gegen Gebühr!)


ie Probleme, die Sie gerade mit Europa haben, werden
ie dadurch nicht los. Das muss man in aller Deutlich-
eit sagen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben ja recht, Herr Schäuble: Die Europäische
nion ist ungeheuer wichtig, und zwar zunächst aus ei-
em politischen Grund. Alle Jahrhunderte bis ein-
chließlich des 20. Jahrhunderts waren geprägt durch
riege zwischen den heutigen Mitgliedsländern der
uropäischen Union. Die Europäische Union hat die
hance, das für die Zukunft auszuschließen. Allein das
äre ein so großer Gewinn, dass man dafür vieles in
auf nehmen müsste. Der zweite Grund ist – auch das

timmt –, dass es wirtschaftlich mit den alten National-
taaten in Europa überhaupt nicht mehr laufen kann.

Nun lassen Sie mich noch etwas zum Euro sagen. Sie
aben hier den früheren Kanzler bezüglich der Anfangs-
chwäche zitiert. Es war Bundeskanzler Kohl, der gesagt
at: Erst die politische Union und dann die Währungs-
nion. Frankreich hat nicht mitgemacht. Daraufhin hat er
esagt: Na gut, dann machen wir es eben ohne politische
nion. – Dafür bezahlen wir noch heute. Das Entschei-
ende ist doch, dass es die notwendigen Angleichungen
ei Steuern, bei Sozialleistungen, bei ökologischen Stan-
ards, bei rechtlichen Standards nicht gegeben hat. Eine
innenwährung krankt daran, wenn man diesbezüglich
eine Binnenstruktur hat. Das ist das Erste.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Zweite. Was Sie sagen, wirkt altruistisch, als ob
s Ihnen immer nur darum ginge, wie viel Geld man für
riechenland ausgibt. Seien Sie von der Regierung doch

inmal ehrlich und sagen Sie: Es geht letztlich um
eutschland, und zwar aus folgendem Grund: Den Euro
rauchen wir dringender als Griechenland. Wir sind
och die Exportnation. Wir sind Vizeweltmeister beim
xport, gleich hinter China. Stellen Sie sich einmal vor,
riechenland, Spanien, Portugal und Irland hätten ei-
ene Währungen. Dann würden sie sie abwerten, bis wir
o gut wie nichts mehr dort verkaufen könnten. Also:
enn Sie den Euro retten, retten Sie die deutsche Ex-





Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)

portwirtschaft. Sagen Sie das doch einmal in dieser Klar-
heit, damit die Bürgerinnen und Bürger Bescheid wis-
sen!


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Situation in Griechenland kann man nicht be-
leuchten, ohne die Situation nach der Finanzkrise zur
Kenntnis zu nehmen. Nach wie vor haben wir unregu-
lierte Finanzmärkte. Es ist doch diesbezüglich nichts
passiert.


(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Was? Das stimmt doch gar nicht!)


Die öffentlichen Schulden von Bund, Ländern und
Kommunen in Deutschland belaufen sich auf 2 Billionen
Euro; auch das ist übrigens Ausdruck der Finanzkrise.
2 Billionen Euro, das ist eine unvorstellbare Summe.
Der Anteil, den die Banken in der Finanzkrise daran ver-
schuldet haben, beträgt 300 Milliarden Euro. Das Pro-
blem ist nur: Nicht die Banken müssen das zurückzah-
len, sondern die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in
Deutschland haben das zu bezahlen. Das ist das grob
Ungerechte, das wir immer wieder kritisieren werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Das betrifft nicht nur die heutigen Steuerzahlerinnen und
Steuerzahler, sondern, weil die Schulden und Zinsen
bleiben, auch die Jugend, die kommende Generation.
Hier haben wir doch ein Problem geschaffen, das uns
noch Jahrzehnte beschäftigen wird.

Wie gesagt, es wird munter weitergezockt. Sie haben
auf den Finanzmärkten nichts reguliert. Lassen Sie mich
ein Beispiel nennen. Der Tagesspiegel hat gestern be-
richtet, dass vermögende Anleger über 108 Milliarden
Euro neu in Zertifikaten angelegt haben. Jetzt will ich
einmal übersetzen, was das bedeutet: Das sind Wett-
scheine. Worauf wettet man da? Man wettet darauf, ob
Lebensmittel und Rohstoffe teurer oder billiger werden,
ob Währungen an Wert verlieren oder im Wert steigen.
Zertifikate sind, wie gesagt, Wettscheine. Da liegen jetzt
also 108 Milliarden Euro von deutschen Vermögenden.
Ich sage Ihnen: Die ganze Geldbewegung, die hier statt-
findet, hängt immer davon ab: Habe ich einen richtigen
Tipp abgegeben, oder habe ich einen falschen Tipp abge-
geben? Das ist überhaupt nicht mehr zu vertreten. Diese
Wettmaschinerie muss aufhören.


(Beifall bei der LINKEN)


Denn dieses Wetten – ich will auch das ganz klar sagen –
leistet keinen Beitrag zum Allgemeinwohl, und damit ist
es grundgesetzwidrig. Es verstößt gegen Art. 14 unseres
Grundgesetzes.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn wir diese Wettmaschinerie schlössen, dann
müssten die Menschen ihr Geld anders anlegen, es zum
Beispiel in die Energiewende oder wenigstens in die
reale Wirtschaft investieren. Sie würden also eher zum
Allgemeinwohl beitragen, als es gegenwärtig der Fall ist.
Vergessen Sie nicht: Jetzt, nach der Krise, gibt es

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(C (D 00 000 Zertifikate, doppelt so viele wie vorher. Die pekulation hat also nicht abgenommen. Sie hat zugeommen. Das ist nicht hinnehmbar. Der britischen Regierung – Herr Schäuble, das könnn auch Sie einmal zur Kenntnis nehmen – liegt übriens ein Bericht vor, wonach sich die Banken vollstänig von spekulativen Geschäften trennen müssten, damit ie Bürgerinnen und Bürger bei einer erneuten Krise icht wieder die Wettspielverluste, die aus dieser Zockei resultieren, bezahlen müssen, wie es gegenwärtig der all ist. Warum diskutieren wir darüber nicht in Deutschnd? Vielleicht müsste man den Banken die Zockerei, iese Art von Wetten, endlich verbieten und sagen: Das ehört dort nicht hin. ie britische Regierung diskutiert darüber, die deutsche icht. Ich glaube, die Antwort auf die Frage, warum wir das lles nicht machen, ist ziemlich einfach. Das liegt daran, ass Sie abhängig sind von den Banken. Die Deutsche ank ist einfach zu mächtig. Nicht Sie bestimmen, was ie Deutsche Bank macht, sondern die Deutsche Bank estimmt, was Sie machen. (Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin: Genau!)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Ja, Frau Merkel. „Genau!“, sagen Sie. So ist es. Nicht
ie bestimmen, was Herr Ackermann macht, sondern
err Ackermann bestimmt, was Sie machen. Ich möchte
as gerne wieder umdrehen. Das hat wenig mit Ihnen,
ondern mehr mit der Struktur zu tun. Sie werden näm-
ch gewählt, Herr Ackermann nicht. Das ist der Unter-
chied.


(Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Der wird auch gewählt, aber von einem anderen Gremium!)


Es gibt ja den Internationalen Währungsfonds. Er hat
einer Studie festgestellt, dass die privaten Großbanken

ach der Krise mächtiger sind, als sie es vor der Krise
aren.

Jetzt nenne ich Ihnen ein Beispiel: Die Deutsche
ank hat ein Bilanzvolumen von 2 000 Milliarden Euro.
as entspricht der Höhe der gesamten öffentlichen
chulden Deutschlands. Das ist die Bilanzsumme der
eutschen Bank! Damit kann sie jede Regierung erpres-

en. Wenn sie nur in der Wirtschaft tätig wäre, reichte
in Bilanzvolumen von 250 Milliarden Euro aus. Die
egierung kann aber erst erpresst werden, wenn man ein

olches Bilanzvolumen hat. Deshalb ist die Deutsche
ank zu mächtig, sage ich Ihnen.

Nun ist die Frage: Trauen Sie sich da heran, Herr
auder? Sie trauen sich nicht heran. Wissen Sie, was der
roße Vorteil der Linken in Bezug auf die Deutsche
ank ist? Wir wollten, könnten und trauten uns an die
eutsche Bank heran. Das wird auch höchste Zeit.





Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)


(Beifall bei der LINKEN – Manfred Grund [CDU/CSU]: Damit haben Sie viel Erfahrung!)


Das schlagen nicht nur wir vor, sondern das schlägt
inzwischen auch der Internationale Währungsfonds vor.
Er sagt: Die Banken sind zu mächtig; sie müssen zerlegt
werden. – Wenn das also nicht nur von den Linken, son-
dern selbst von solchen Einrichtungen kommt, lohnt es
sich vielleicht auch in der Union und in der FDP, einmal
darüber nachzudenken.

Die Unterlassungssünden der Politik haben viel mit
der griechischen Krise zu tun. Absehbar war, dass die
Strategie in Bezug auf Griechenland schiefgehen muss.
Die Einzigen, die davor gewarnt und dies gesagt haben,
waren wir. Das ist leider so. Warum war das absehbar?
Wir haben gesagt: Mit einer Mehrwertsteuererhöhung,
mit der Senkung von Löhnen, Gehältern und Renten, mit
Entlassungen aus dem öffentlichen Dienst, mit dem Ver-
kauf des öffentlichen Eigentums und mit dem Abbau
von Investitionen kann man eine Gesellschaft nicht ret-
ten. Man zerstört sie dadurch. Das heißt, die Krise ist tie-
fer geworden.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Folgen sind Arbeitslosigkeit, geringere Steuerein-
nahmen, ein Anwachsen des Schuldenberges – eben eine
Vertiefung der Krise. Ein ernsthafter Versuch zur Ret-
tung Griechenlands verlangt einen Marshallplan, ein
Wachstumsprogramm für die griechische Wirtschaft für
Investitionen in die Infrastruktur, in die Modernisierung
der Landwirtschaft usw.

Frau Merkel, Ihnen und Herrn Sarkozy ging es aber
nicht um die Rettung Griechenlands, sondern erneut um
die Rettung des Bankensystems. Sie haben dem Treiben
zugesehen und erlebt, wie die Zinsen für griechische An-
leihen immer weiter in die Höhe getrieben wurden, weil
die Ratingagenturen entschieden, dass die Anleihen zu
riskant sind. Ich bitte Sie: Für zehnjährige Anleihen
muss Griechenland inzwischen Zinsen von 25 Prozent
zahlen. Es gibt überhaupt kein Land, das solche Wucher-
zinsen verkraftet – natürlich auch Griechenland nicht.
Auf diese Art und Weise kommen wir aus dem Teufels-
kreis also nicht heraus.

Sie denken jetzt über ein weiteres Kreditpaket nach
– wiederum in Höhe von 100 Milliarden Euro –, nach-
dem schon das erste nicht funktioniert hat. Ich sage Ih-
nen: Das funktioniert wieder nicht, weil Ihre Logik ist,
dass die dort jetzt noch brutaler sparen müssen, das
heißt, noch mehr öffentliches Eigentum verkaufen, noch
geringere Löhne zahlen und noch mehr Leute entlassen
müssen. Sie stürzen das Land in eine immer tiefere
Krise. So kommt eine Rettung nicht zustande.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich sage Ihnen noch etwas: Wenn die Griechen unter
Druck öffentliches Eigentum verkaufen, dann erzielen
sie natürlich nur Spottpreise. Alle wissen ja, dass sie
jetzt verkaufen müssen. Die Gebote sind deshalb natür-
lich entsprechend gering. Das ist also nicht einmal kauf-
männisch klug – ganz im Gegenteil.

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(C (D Nun gibt es eine Diskussion über die Umschuldung. ie finde ich spannend. Es wird gesagt: Auch die privan Gläubiger müssen jetzt ein bisschen auf Forderungen erzichten. Nicht gesagt wird, was in der Realität pasiert ist. Wenn Frau Merkel und Herr Schäuble erklären, ass auch die Privaten jetzt einmal ein bisschen auf Geld erzichten müssen, klingt das ja fast sozialistisch und etas revolutionär. Wenn man sich das dann genauer an ieht, stellt man Folgendes fest: Die Banken haben einen roßteil ihrer Forderungen an Griechenland längst verauft, und zwar zu einem großen Teil an die Europäische entralbank. Ich nenne Ihnen jetzt bloß einmal die Zahlen, damit ie es wissen: Die französischen Banken hatten Fordengen von 27 Milliarden Euro, jetzt sind es nur noch 5 Milliarden Euro. Die deutschen Banken hatten Fordengen von 23 Milliarden Euro, jetzt sind es nur noch 5,6 Milliarden Euro. Die deutschen Versicherungen atten Forderungen von 5,8 Milliarden Euro, jetzt sind s nur noch 2,8 Milliarden Euro. Die Europäische Zenalbank, die uns allen gehört, der ganzen Europäischen nion, den Staaten, also den Bürgerinnen und Bürgern, at jetzt Forderungen gegen Griechenland in Höhe von 0 Milliarden Euro. Wenn wir jetzt eine Umschuldung machen, dann heißt as: Die Bürgerinnen und Bürger Europas bezahlen das anze. Den Banken kann das jetzt schon egal sein. Sie aben ja schon alles an die Europäische Zentralbank vercherbelt. Diese Wahrheit müssen Sie unbedingt hinzugen. Die Europäische Zentralbank ist inzwischen die rößte Gläubigerin von Griechenland. So geht das nach nserer Auffassung also ganz bestimmt nicht. Die falsche Politik, den Sozialabbau, die Privatisieng und all das, begrüßen leider nicht nur die Union nd die FDP, sondern auch die SPD und die Grünen. Wir rdern als Einzige eine gänzlich andere Politik. Wir ollen Griechenland-Kredite über eine europäische ank für öffentliche Anleihen – mit niedrigen Zinsen nd ohne den Weg über private Geschäftsbanken, die nur ine Abzocke durch Wucherzinsen organisieren. Das äre ein völlig anderer Weg und würde Griechenland ndlich wirklich helfen. ann kann man auch eine geordnete Umschuldung einiten. Ich muss nun auf ein früheres Mitglied des Bundesges zurückkommen, den Abgeordneten Oskar afontaine. Der hat hier nämlich während der Krise eien Vorschlag unterbreitet. Er hat gesagt: Wir müssen eien öffentlichen Euro-Fonds mit niedrigen und bezahlaren Zinsen für die Länder Europas einrichten. araufhin hat der damalige Bundesfinanzminister Peer teinbrück von der SPD geantwortet: Das ist zu teuer, es ostet die deutschen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler öglicherweise 3 Milliarden Euro. Hätten Sie doch bloß uf Oskar Lafontaine gehört! Wie viel Geld hätten wir espart! Räumen Sie das doch mal ein! Dr. Gregor Gysi )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )

Oskar Lafontaine versteht schon mehr von Finanz- und
Wirtschaftspolitik als ich – aber der Abstand geht noch –;


(Zuruf von der SPD: Die einen sagen so, die anderen so!)


er versteht aber vor allem wirklich deutlich mehr davon
als die vorvorige, die vorige und die jetzige Bundes-
regierung.


(Beifall bei der LINKEN)


Neben den genannten anderen Krediten brauchen wir
ein Investitionsprogramm für Griechenland, sodass die
Wirtschaft wieder belebt wird, damit dann auch die
Quellen fließen und man ein Land sanieren kann. Was
müssen wir für die Finanzierung tun? Herr Steinmeier
hat das mit einer Forderung angedeutet, die völlig richtig
ist: Wir brauchen dringend eine Finanztransaktionsteuer.
Sonst ist das Ganze nicht oder nur höchst ungerecht be-
zahlbar.

Zweitens müssen wir endlich einmal die Vermögen-
den europaweit in Anspruch nehmen. Sie können die
Ungerechtigkeit nicht fortsetzen. Auf der einen Seite
nimmt die Armut zu, auf der anderen Seite das Vermö-
gen. So kann es nicht bleiben.


(Beifall bei der LINKEN)


Letztlich brauchen wir steigende Löhne, Renten und
Sozialleistungen in Deutschland, um die Ungleichge-
wichte im Verhältnis zu anderen Staaten zu überwinden.
Wir brauchen das wegen der sozialen Gerechtigkeit, um
neue Schuldenkrisen zu verhindern, um unsere eigene
Binnenwirtschaft endlich zu stärken und um die unendli-
che Geschichte der Rettungspakete zu beenden.

Ihren falschen, teuren und unsozialen Vorschlägen
können wir nicht zustimmen. Unser Nein liegt sowohl
im Interesse der griechischen als auch unserer eigenen
Bevölkerung.


(Beifall bei der LINKEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1711500700

Vielen Dank, Kollege Dr. Gregor Gysi für die Frak-

tion Die Linke. – Nächster Redner für die Fraktion der
CDU/CSU ist unser Kollege Volker Kauder.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1711500800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Dieser heutige Plenartag hat großartig angefangen: mit
einer Rede von Wolfgang Schäuble, die über die Dimen-
sion der aktuellen ökonomischen Fragen hinausgegan-
gen ist, die die politische Bedeutung von Europa be-
leuchtet und deutlich gemacht hat, dass Europa unsere
Zukunft ist und dass wir Deutsche dieses Europa drin-
gend brauchen. Das war die Aussage von Wolfgang
Schäuble.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Und dann kommt


(Zuruf von der SPD: Brüderle!)


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(C (D in Oppositionsführer, Frank-Walter Steinmeier, und hält ier eine Rede, ie der Schwierigkeit der Situation und den Sorgen der ürgerinnen und Bürger in keiner Weise gerecht geworen ist. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Die hat Ihnen nicht gepasst! Das ist alles! – Thomas Oppermann [SPD]: Das war genau auf den Punkt!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


h habe selten von jemandem, der sich aufbläst und
agt, dass er etwas für Europa tun will, eine solche Rede
ehört, die das glatte Gegenteil von dem bewirkt, was er
achen will. Das ist das entscheidende Thema.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn man dann einen Blick auf die Geschichte wirft,
ird man den Verdacht nicht los, dass da von etwas ab-
elenkt werden soll. Herr Steinmeier, das nehme ich Ih-
en ab: Europa ist das Projekt unserer Generation, der
achkriegsgeneration, gewesen. Wir haben gesagt: Nie
ieder Krieg, nie wieder Krieg in Europa und von Eu-
pa ausgehend! Das war der starke Impetus. Wir haben

esagt: Wir wollen dieses gemeinsame Europa. Wir ha-
en die Schlagbäume auf der Kehler Europabrücke
ochgenommen, weil wir wollten, dass es keine Grenzen
ehr gibt. Aber immer dann, wenn es ernst geworden
t, hat die SPD nicht gewusst, ob sie wirklich für Eu-
pa sein soll.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Das ist gelogen!)


In Ihrer Rede habe ich so etwas wie das kollektive
chlechte Gewissen für das, was Sie mit zu verantworten
aben, gespürt, Herr Steinmeier.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Das ist lächerlich!)


ls es um die Westorientierung nach dem Zweiten Welt-
rieg ging, war die SPD dagegen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Als es um die Ostpolitik ging, war die CDU dagegen!)


ls es um den Euro ging, wurde die Formulierung
kränkelnde Frühgeburt“ gewählt, wahrscheinlich auch
och in Ihrem engsten Umfeld.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Michael Groschek [SPD]: Rainer Barzel!)


ls es darum ging, Europa in eine neue Zeit zusammen-
uführen,


(Zuruf von der SPD: Gauweiler!)


ar Oskar Lafontaine gegen die deutsche Einheit. Das
ar ein Projekt von Europa.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Volker Kauder


(A) )


)(B)

Immer dann, wenn es ernst wurde, waren Sie nicht die
Europapartei. Deswegen war die Rede, die Sie heute ge-
halten haben, nicht in Ordnung, Herr Steinmeier.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Haben Sie schon einmal von Willy Brandt gehört? Geschichtsfälschung!)


Ich hätte mir gewünscht, dass Sie heute gesagt hätten:
Trotz der einen oder anderen Frage stimmen wir dem Pa-
ket zu.


(Dietmar Nietan [SPD]: Haben Sie Angst, dass Sie keine Mehrheit haben?)


Ich weiß noch ganz genau, dass Sie, als wir in der Oppo-
sition waren


(Zurufe von der SPD: Da sind Sie bald wieder!)


und Sie an der Regierung, für die eine oder andere au-
ßenpolitische Entscheidung unsere Stimme gebraucht
haben, weil Sie die Mehrheit in Ihren eigenen Reihen
nicht hatten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir sind über unseren parteipolitischen Schatten ge-
sprungen. Wenn es um das ganze Land ging, wurden wir
auch in der Opposition unserer Verantwortung gerecht.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Für den Irakkrieg, Herr Kauder!)


Das vermisse ich bei Ihnen, Herr Steinmeier.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wolfgang Schäuble und die Bundesregierung haben
in diesen Tagen eine schwierige Aufgabe zu bewältigen.
Wir, die Koalitionsfraktionen, begleiten die Regierung
dabei.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Was für eine Drohung! – Joachim Poß [SPD]: Sie begleiten das jeden Tag bis Mitternacht!)


Es geht darum, auf der einen Seite alles zu tun, um den
Euro zu stabilisieren, auf der anderen Seite Fehlentwick-
lungen, die in Europa stattgefunden haben, abzubremsen
und nicht fortzuführen. Was Sie wollen, nämlich eine
unkonditionierte Transferunion, wird dieses Europa wei-
ter auf den Weg nach unten und nicht zur Konsolidie-
rung führen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Wer will das denn?)


Ich höre aus den Reihen der Opposition, dass Sie dem
Antrag nicht zustimmen können, weil er zu stark kondi-
tioniert sei. Herr Steinmeier, man kann nicht kritisieren,
dass ausschließlich der Steuerzahler die Risiken trägt,
und sich gleichzeitig dagegen verwahren und wehren
– auch wenn das in Europa im Augenblick schwer
durchzusetzen ist –, dass der private Sektor beteiligt
werden soll.

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(C (D a Sie nicht mitmachen, habe ich den Verdacht, dass Sie enau diesen Punkt nicht wollen, weil das so eine starke onditionierung ist. Damit sind Sie meilenweit von dem ntfernt, was notwendig ist. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Thomas Oppermann [SPD]: Wir haben einen besseren Antrag! – Joachim Poß [SPD]: Reden sie mal über Ihren Antrag!)


(Joachim Poß [SPD]: Das wollen wir doch!)


Wir haben hier im Deutschen Bundestag miteinander
ie Schuldenbremse eingeführt, weil wir gewusst haben,
ass wir nur durch ein Bremsen – keine weiteren neuen
chulden! – auf den richtigen Weg kommen. Wenn wir
ine unkonditionierte Hilfe in Europa auf den Weg brin-
en, entspricht dies nicht dem Geist der Schulden-
remse, die wir miteinander vereinbart haben.


(Thomas Oppermann [SPD]: Das will doch keiner! Lesen Sie unseren Antrag!)


h bitte Sie deswegen, sich zu überlegen, ob der vorge-
chlagene Weg nicht doch richtig ist.

Sie sagen: Wir müssen in Europa auch auf die ande-
n hören. – Das tun wir. Aber Sie sagen: Eine Beteili-

ung durch die Transaktionsteuer muss auf jeden Fall
tattfinden. Sie wissen ganz genau, dass auch wir das
ollen, dass wir aber dafür in Europa bis heute keine
ehrheit gefunden haben.


(Thomas Oppermann [SPD]: Weil Sie nichts dafür getan haben!)


as ist doch die Wahrheit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


an kann hier doch nicht sagen: „Ihr dürft keine singu-
re Position vertreten“, und uns dann nicht unterstützen,
enn wir Positionen vertreten,


(Zuruf von der SPD: Schreien Sie doch nicht so!)


r die wir erst noch Mehrheiten finden müssen. Das ist
icht in Ordnung, Herr Steinmeier.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Herr Wissing hat gestern noch gesagt, dass er dagegen ist! Er hat sich gegen die Steuer ausgesprochen hier im Deutschen Bundestag!)


Wir wollen und wir werden Europa voranbringen.
ir helfen und stützen in Europa. Dass dies möglich ist,

ass wir in Europa überhaupt so etwas tun können, hängt
amit zusammen, dass wir in Deutschland nach schwie-
gen Jahren wieder auf einem guten wirtschaftlichen
urs sind. In der Zeit der Großen Koalition haben wir
ie Krisen gelöst, die Finanzkrise und die Wirtschafts-
rise. Jetzt sind wir dabei, Europa nach vorne zu brin-
en. Aber in Zeiten von Rot-Grün wäre gar nichts ge-
angen. Da haben Sie das Land in eine ganz schwierige
ituation geführt: 5 Millionen Arbeitslose, kein Wachs-
m mehr. Mit dieser Situation hätten Sie in Europa nie

elfen können, Herr Steinmeier.





Volker Kauder


(A) )


)(B)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Er kann sich nur noch mit Lügen über die Runden retten!)


Deswegen ist es gut, wenn wir auch darauf schauen,
dass wir Deutschland weiter auf Erfolgskurs halten. Dies
heißt: Konsolidierung, Stabilisierung, Reformen, das
Notwendige tun. Dieser Erfolgskurs muss zum Maßstab
in Europa werden. Wir müssen dafür sorgen, dass auch
andere in diese Situation kommen, und zwar durch Wett-
bewerbsfähigkeit. Griechenland ist nicht geholfen, wenn
ihm nur Geld gegeben wird, aber nicht dafür gesorgt
wird, dass neue Strukturen aufgebaut werden, mit denen
dieses Land in eine bessere Zukunft gebracht werden
kann.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ihr Vorschlag führt nicht dazu, sondern das, was wir in
den Koalitionsfraktionen vorbereitet haben, ist genau der
richtige Weg.


(Elke Ferner [SPD]: Das sieht Ihre Partei aber ganz anders, Herr Kauder!)


Es muss den Menschen klar gesagt werden: Jawohl,
dieses Europa ist in einer schwierigen Situation. Wir
müssen alle zusammen helfen. – Aber die Sorgen der
Bürgerinnen und Bürger in diesem Land dürfen nicht,
wie Sie es gemacht haben, Herr Steinmeier, als Stamm-
tischparolen niedergemacht werden.


(Widerspruch bei der SPD)


Die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger müssen ernst
genommen werden. Nur dann können wir sie mitneh-
men. Das geht nicht mit Bierzeltrhetorik, was Sie gerade
gemacht haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wolfgang Schäuble hat es ausgeführt und in einem
Brief an seine Kolleginnen und Kollegen geschrieben:
Wir sind in einer schwierigen Situation. Ich glaube, dass
in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands die heutige
politische Situation vielleicht sogar eine der schwierigs-
ten Phasen überhaupt ist. In einer solchen Situation wird
auch in Fraktionen diskutiert und gerungen, was der
richtige Weg ist, zumal auch klar ist, dass selbst die
Experten – wir haben eine ganze Reihe von ihnen ange-
hört – uns nicht definitiv sagen können: Was passiert,
wenn? Sie können nicht sagen: Wenn ein Haircut ge-
macht wird, dann geht alles gut. Vielmehr erklären sie:
Es sind immer Risiken vorhanden.

Wir sind hier aber nicht im Schullabor vom Kosmos-
Experimentierkasten, sondern wir tragen dafür Verant-
wortung, dass die Dinge funktionieren. Deswegen wird
in unserer Fraktion darüber diskutiert. Ich habe Ver-
ständnis dafür, dass sich Kolleginnen und Kollegen die
Frage stellen: Führt dies auf den richtigen Weg? Ist das
alles richtig? Aber ich bin dankbar dafür, dass wir am
Schluss zu breiten Mehrheiten kommen, die von dem
Vertrauen in diejenigen getragen sind, die in Brüssel ver-
handeln. Das gehört mit dazu.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Dies bitte ich heute als einen zentralen Punkt zu seen. Wir diskutieren, wir ringen um Meinungen, aber ann müssen wir uns auch gegenseitig vertrauen, dass ir das Richtige tun. Deswegen glaube ich schon, dass die Koalitionsfrakonen das tun, was notwendig ist: die Menschen davon berzeugen, dass wir den privaten Sektor beteiligen, ass die Risiken gerecht verteilt sind und dass wir uropa auf den richtigen Weg bringen. Herr Steinmeier, Sie von der SPD haben damals – aus elchen Gründen auch immer – Griechenland im runde genommen einen Bärendienst erwiesen, als Sie ieses Land in die Euro-Zone aufgenommen haben, obohl es nicht dazu in der Lage war. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Sie waren dafür und dabei!)


us manchem, was Sie heute formulieren, spricht das
chlechte Gewissen darüber, was Sie damals falsch ge-
acht haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ie haben gar keinen Grund, anderen vorzuwerfen, Feh-
r gemacht zu haben. Die entscheidenden Fehler haben
ie selbst gemacht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ie haben keinen Beitrag dazu geleistet, dass dieses
and, das eigentlich nicht eurozonenfähig war, auf den
chtigen Weg kommt.


(Joachim Poß [SPD]: Europa hat das entschieden!)


Mit dem Aufweichen des Stabilitätspakts haben Sie
ann das entscheidende falsche Signal gestellt, sodass
er Zug auf das falsche Gleis kam. Das war das glatte
egenteil dessen, was notwendig war.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Jetzt muss und wird diese Regierungskoalition den
ug wieder auf das richtige Gleis bringen. Ich kann nur
ststellen: Sie wären auch in Verantwortung vor der Ge-

chichte gut beraten, wenn Sie dabei wären.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1711500900

Nächster Redner in unserer Debatte ist für die Frak-

on Bündnis 90/Die Grünen unser Kollege Fritz Kuhn.
itte schön, Kollege Kuhn.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1711501000

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Ich nehme die Lautstärke von Herrn Brüderle
das war ja fast schon eine Wutrede –


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wutbürger Brüderle!)






Fritz Kuhn


(A) )


)(B)

und von Herrn Kauder einmal als Indikator einer massi-
ven Verunsicherung innerhalb dieser Regierungskoali-
tion in der Frage, wie es in Europa weitergehen soll.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Was Sie heute mit dem Antrag und den namentlichen
Abstimmungen veranstalten, zeigt doch nur, dass Sie
Angst haben, dass der Laden bei der schwierigen Frage,
wie es mit Europa und mit Griechenland weitergeht,
nicht zusammenhält.

Dies hat systematische Gründe. Wir haben nämlich
eine Kanzlerin, die beim Thema Europa nicht führt. Sie
sagt weder der eigenen Fraktion noch der Bevölkerung,
warum die deutsche Zukunft, wie wir meinen, in Europa
liegt, und zwar kulturell, politisch, wirtschaftlich und in
vielen anderen Punkten. Frau Merkel operiert vielmehr
nach der Methode, die Jürgen Habermas „demoskopie-
geleiteten Opportunismus“ genannt hat. Einerseits be-
dient man den Stammtisch – jawohl, Herr Kauder, den
Stammtisch – mit den Parolen von den faulen Griechen.
Andererseits schaut man, dass man im Plenum oder in
Brüssel schon irgendwie Mehrheiten für das nächste
Rettungspaket bekommt.

Ich sage Ihnen für meine Fraktion klipp und klar: Wer
glaubt, die europäische Integration mit Stammtischparo-
len voranzubringen, der irrt sich; denn er schadet Eu-
ropa. Die Kanzlerin schadet in dieser Hinsicht der euro-
päischen Einigung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zurufe von der CDU/CSU: So ein Unfug!)


Der Kontrast zwischen der Art, wie Helmut Kohl im
Mai dieses Jahres bei der American Academy geredet
hat oder wie Herr Schäuble jetzt gesprochen hat, und der
Art, wie Bundeskanzlerin Merkel über Europa redet,


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie hat doch heute gar nicht geredet!)


könnte wirklich nicht größer sein. Der Unterschied ist,
dass Frau Merkel keine europäische Vision in unsere Be-
völkerung hinein vermitteln kann. Es geht immer um
Regierungstechnik und Klein-Klein in Brüssel, aber
nicht um die großen Züge.

Ich sage noch einmal: Es ist für Deutschland politisch
wie ökonomisch die teuerste Lösung, die man sich nur
ausdenken kann, jetzt die Griechen herauszuschmeißen.

Frau Merkel, was nützt denn da die antigriechische
Rhetorik?


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Was reden Sie eigentlich?)


Glauben Sie, dass die Griechen leichter auf die Beine
kommen, wenn sie jetzt von Deutschland hören, sie ar-
beiteten zu kurz und seien zu faul? Gerade in der schwie-
rigen Situation, in der die griechische Regierung die
Sparmaßnahmen und die Privatisierung durchsetzen
muss, wird aus Deutschland, kräftig befeuert von Frau

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(C (D erkel im Sauerland, darauf hingewiesen, dass mit den riechen alles nicht stimmt. Ich finde, Herr Schäuble hat recht: Die bisherigen paranstrengungen beginnen zu fruchten und zu greifen. ie sind nicht einfacher, sondern schwieriger geworden. lar ist, dass wir aus deutscher Sicht klugerweise und ernünftigerweise den Griechen weiter helfen müssen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es ist viel falsch gemacht worden: von den Griechen
elber, von Europa, den Banken, Spekulanten und vielen
nderen mehr. Ein Grundfehler der Rettung Griechen-
nds vor einem Jahr war – darüber müssen wir reden,
err Schäuble –, weniger auf die Ökonomie zu achten

ls auf den Haushalt. Wir sind dabei, die Griechen in
ine tiefe Rezession zu treiben, wenn wir die Rettungs-
akete nicht wirtschaftspolitisch flankieren.


(Zuruf von der SPD: Genau!)


enn die griechische Ökonomie nicht auf die Beine
ommt, dann nützt es nichts, die griechische Finanzwirt-
chaft und den griechischen Haushalt vom Markt zu neh-
en.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


konomie beginnt mit Investitionen. Deswegen gilt der-
elbe alte Grundsatz, der auch für unsere Haushaltskon-
olidierung gilt: „Du musst sparen und investieren“,
mso mehr für die Rettung Griechenlands.

Ich will noch einen Punkt ansprechen, der mir nicht
efällt. Die Banken in Deutschland, Herr Schäuble, ha-
en sich nicht an ihr Versprechen gehalten, sich nicht aus
riechenland zu verabschieden. Sie haben es Ihnen vor

inem Jahr versprochen, aber sie haben es nicht getan.
arüber muss öffentlich geredet werden.

Ein weiterer Punkt, den ich nennen möchte, ist die
ethode der Umschuldung, die Sie gewählt haben.
eine Fraktion ist der Meinung, dass eine Umschuldung

otwendig ist. Für den ESM und alle zukünftigen Ret-
ngsschirme muss allen Gläubigern klar sein: Ihr tragt

uch ein Risiko, für das ihr haften müsst, und ihr könnt
twas verlieren.

Es kann nicht länger sein, dass die Gewinne privati-
iert und die Verluste vom Staat übernommen werden.
as können wir niemandem klarmachen. Das ist auch
oralisch nicht zu akzeptieren.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


Wir sind also für Umschuldung. Ich will aber darauf
inweisen: Was Herr Schäuble vorgeschlagen hat, ist
eine echte Befreiung der griechischen Ökonomie von
inem Teil ihrer Schuld. Es ist vielmehr eine Umstruktu-
erung; denn es geht um eine zeitliche Streckung.

Wir haben vorgeschlagen, in das Verfahren das Ele-
ent einer Teilentschuldung mit aufzunehmen und dies

uf europäischer Ebene abzusichern. Für diejenigen, die
eiwillig daran teilnehmen, übernehmen die europäi-





Fritz Kuhn


(A) )


)(B)

schen Rettungsschirme dann eine Garantie für die ver-
bleibende Restschuld. Dieser Vorschlag ist auch in unse-
rem Antrag enthalten.

Ich finde, dass Ihr Antrag, Herr Kauder, sozusagen
ein Ritt auf der Rasierklinge ist. Ich will etwas zu der
Konditionierung sagen. Es kann zwar gut sein, dass wir
ein weiteres Rettungspaket für die Griechen – und zwar
sowohl die nächste Tranche als auch neue Finanzhilfen –
brauchen, auch wenn der Schäuble-Vorschlag in Brüssel
nicht durchkommt. Ihr wollt jetzt aber die Konditionie-
rung beschließen. Die CDU/CSU- und die FDP-Fraktion
müssen wissen: Sie beschließen damit für den Fall eines
Scheiterns des Schäuble-Vorschlags oder seiner Modifi-
kation, dass Sie die nächste Tranche und die nächste
Finanzhilfe nicht verabschieden wollen. Das nenne ich
einen Ritt auf der Rasierklinge, weil das Scheitern der
Rettung Griechenlands für Deutschland in der Summe
einen viel größeren ökonomischen Schaden darstellen
würde.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


Deswegen sage ich den Kolleginnen und Kollegen
von der CDU/CSU- und der FDP-Fraktion: Ich hoffe,
euch ist bewusst, was ihr mit dieser strengen Konditio-
nierung beschließen wollt.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Diese Logik stimmt nicht! Das ist eine falsche Logik!)


Denn ihr könnt nicht in sechs Wochen kommen und sa-
gen: Wir haben das nicht so genau verstanden, was man
uns aufgeschrieben hat.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1711501100

Vielen Dank, Kollege Fritz Kuhn. – Jetzt für die Frak-

tion der Sozialdemokraten unser Kollege Carsten
Schneider. Bitte schön, Kollege Carsten Schneider.


(Beifall bei der SPD)



Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1711501200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

führen heute eine sehr ernste Debatte zum Thema Euro-
Stabilität. Ich hätte nach der Rede des Bundesfinanz-
ministers und der, wie ich finde, sehr ausgewogenen und
verantwortungsvollen Antwort des Fraktionsvorsitzen-
den der SPD


(Beifall bei der SPD)


erwartet, dass die beiden Fraktionsvorsitzenden der Ko-
alitionsfraktionen nicht in Beschimpfungen und tiefste
Bierzeltrhetorik verfallen,


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Geben Sie doch zu, dass Sie enttäuscht sind!)


sondern versuchen, um Zustimmung zu werben. Herr
Kauder, ich habe kein einziges Zeichen des Werbens um

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(C (D ustimmung zu dieser wichtigen Maßnahme erkennen önnen. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie haben doch schon die Ablehnung beschlossen! Heucheln Sie doch hier nicht rum!)


Nein. Sehr geehrter Herr Kauder, Sie scheinen die An-
äge der Oppositionsfraktionen nicht einmal mehr zu le-
en. So viel Arroganz habe ich selten erlebt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie haben es doch schon beschlossen!)


Wir haben uns mit unserem Antrag ganz klar positio-
iert. Wir sind für eine Hilfe für Griechenland, aller-
ings bei einer klaren und strikten Gläubigerbeteiligung.
h komme darauf zurück. Das liefern Sie nämlich nicht.
as ist nur Rhetorik, was Sie in Ihrem Antrag schreiben.

Es geht um die Frage – das ist ein weiterer entschei-
ender Punkt, auf den Herr Kollege Kuhn eben einge-
angen ist –, wie Griechenland aus der Krise wieder he-
uskommt. Reine Sparprogramme und Programme, die

en Ausverkauf des griechischen Staates vorsehen, wer-
en nicht reichen, um dieses Land wieder auf einen
achstumskurs zu bringen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie hatten viele Fraktionssitzungen in dieser Woche.
s waren ja Ihre Kollegen, die permanent, auf niedrigs-
m Niveau, gegen die Rettung des Euro und damit auch
egen die Stabilität des Euro-Systems klagen: Sie klagen
or dem Verfassungsgericht, sie klagen in der Öffent-
chkeit, und sie verdummen die Öffentlichkeit. Hier
urden rein innenpolitische Reden gehalten, aber keine,
ie der Verantwortung letztendlich gerecht geworden
ind.


(Beifall bei der SPD)


Herr Minister Schäuble, Sie haben heute zu Griechen-
nd geredet und davon gesprochen, dass vielleicht noch
gendetwas kommt. Ich habe aber keine einzige Zahl
ehört, die beziffert, wie viel denn noch kommt. Die
uskunft darüber sind Sie nicht nur uns, dem Bundestag,

ondern auch der Öffentlichkeit schuldig geblieben. Wir
üssen im Haushaltsausschuss in der nächsten Woche

ntscheiden. Sind es nun 90 Milliarden Euro zusätzlich,
ind es 80 Milliarden Euro, oder sind es 110 Milliarden
uro? Nichts haben Sie gesagt. Sie bleiben die Antwor-
n schuldig. Ihre Strategie des vergangenen Jahres be-

tand in Tricksen und Täuschen; nur so haben Sie die
ustimmung der Koalitionsfraktionen bekommen. Da-
it erhalten Sie aber nicht die Zustimmung der Bevölke-
ng, im Gegenteil. Sie bedienen Ressentiments. Ihr Ver-

alten führt dazu, dass letztendlich niemandem mehr
lar ist: Um wie viel geht es hier eigentlich?

Ich will nun zu Griechenland kommen und Bilanz
iehen. Sie haben sich Zeit gekauft, und zwar ein Jahr.
ffentliche Gelder in Höhe von 60 Milliarden Euro
Geld der europäischen Steuerzahler, nicht nur der deut-





Carsten Schneider (Erfurt)



(A) )


)(B)

schen – sind zu Privaten transferiert worden, die ihre
Anleihen nun nicht mehr halten. Was mit der Europäi-
schen Zentralbank geschehen ist, stellt den größten Sün-
denfall überhaupt dar. Das haben Sie, Herr Brüderle, zu
verantworten. Als Sie Bundeswirtschaftsminister waren,
haben Sie zugelassen, dass die Europäische Zentralbank
ihre Unabhängigkeit verloren hat,


(Rainer Brüderle [FDP]: Ich?)


weil sie mittlerweile Staatsanleihen aufkauft. Das ist ein
Unding. Dazu habe ich von Ihnen kein Wort gehört, als
Sie Bundeswirtschaftsminister waren.


(Rainer Brüderle [FDP]: Sie haben nicht zugehört!)


Der Bundesbankpräsident hat seinen Hut genommen.
Das alles geht an Ihnen spurlos vorbei, und Sie behaup-
ten glatt das Gegenteil. Das ist der Erfolg Ihrer Koalition
gewesen. Die EZB hat nicht mehr im Entferntesten die
Unabhängigkeit und die Glaubwürdigkeit, die die Bun-
desbank einmal hatte. Sie ist letztendlich zur Bad Bank
Europas geworden. Das haben Sie mitzuverantworten.
Dazu höre ich kein kritisches Wort von Ihnen.

Ich komme auf die Gläubigerbeteiligung zurück.
Schulden Griechenlands bei den privaten Gläubigern in
Höhe von 60 Milliarden Euro wurden von der öffentli-
chen Hand übernommen. 50 Milliarden Euro Schulden
übernahm die Europäische Zentralbank. Somit sind mitt-
lerweile private Kredite an Griechenland in Höhe von
110 Milliarden Euro von der öffentlichen Hand ausge-
löst worden. Sie reden viel von Gläubigerbeteiligung,
aber Sie tun das Gegenteil. Sie haben sich ein Jahr lang
Zeit erkauft, aber nichts ist passiert. Im Gegenteil: Dieje-
nigen, die Gläubiger Griechenlands waren und eine Ver-
antwortung für Griechenland hatten, machen sich vom
Acker, und der Steuerzahler bezahlt. Das ist die Konse-
quenz Ihrer Politik. Diese Politik können Sie auch nicht
mit wohlfeilen Anträgen verbergen.


(Beifall bei der SPD)


Für griechische Anleihen betrug der Risikoaufschlag
2010, als wir hier das Rettungspaket beschlossen haben,
zeitweise knapp 11 Prozent. Wissen Sie, wie hoch er
heute ist? 23 Prozent. Ist das ein Erfolg? Ist das eine Ver-
besserung der Situation? Nein. Unter dem Strich sind die
Rettungsmaßnahmen gescheitert, weil sie einseitig rein
fiskalisch gedacht wurden – ohne jeden ökonomischen
Sachverstand.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie führen einzig und allein dazu, dass die Wirtschaft
Griechenlands abgewürgt wird.

Sie sind auf diesem Auge blind. Deswegen sagen wir
Sozialdemokraten: Sie gehen in die falsche Richtung.
Sie werden wieder mehr Geld verlangen, und es wird
wieder keine Perspektive für dieses Land geben. Das
kann man weder den Menschen in Deutschland noch de-
nen in Griechenland vermitteln, und man kann so auch
nicht um ihre Zustimmung werben.

Meine Damen und Herren, wir Sozialdemokraten sind
der Auffassung, dass der dauerhafte Rettungsmechanis-

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(C (D us, um den es am 24./25. Juni 2011 gehen wird, ein Irreg ist. Früher haben Sie, Frau Bundeskanzlerin, gesagt: s gibt gar kein Geld. – Dann floss im Mai 2010 auf einal Bargeld. Im Juni behaupteten Sie, es solle nur ein urzfristiger Rettungsmechanismus sein. Jetzt soll es eien dauerhaften Rettungsmechanismus geben. All diese ehler wollen Sie jetzt natürlich nicht mehr hören. Diese ehler haben dazu geführt, dass an den Märkten und in er Bevölkerung kein Vertrauen mehr entsteht. Der geplante Rettungsmechanismus hat einen Kernhler: dass wieder nur Kredite gegeben werden sollen. enn man eine konsequente, dauerhaft tragfähige Antort geben will, die Europa von der Macht der Rating genturen unabhängig macht, dann muss man das Instruentarium so erweitern, wie es Ihnen der Chef des Euroettungsfonds, Herr Regling, aufgeschrieben hat. Es uss zusätzlich die Möglichkeit von Garantien geben. as gäbe uns die Möglichkeit einer sanften Entschulung, die nicht zu einem Zahlungsausfall führt und die läubiger beteiligt. Vor allen Dingen würde so ein Kernroblem gelöst: dass diese 500 Milliarden Euro, die ab 013 zur Verfügung stehen sollen, mit Sicherheit nicht ichen werden. Es gibt nämlich schon eine Vorbelasng von 200 Milliarden Euro aus den bisherigen Kredin. Daher stehen eigentlich nur 300 Milliarden Euro zur erfügung. Das mag für die Öffentlichkeit nach viel lingen, ist aber mit Blick auf den gesamten europäichen Bereich nicht wirklich ein überzeugendes Arguent, mit dem man sagen könnte: Damit sichern wir die nabhängigkeit der Euro-Zone. Ich prophezeie: Sie werden wieder vor den Deutschen undestag treten – wie Sie es auch im Falle des kurzfrisgen Rettungsmechanismus tun mussten – und sagen: ir brauchen zusätzliches Geld, nicht nur für Griechennd, sondern auch für den Übergangsfonds. – Auch azu habe ich heute nichts gehört. Es wurden weder Öfntlichkeit noch Transparenz hergestellt. Es gab nur ohlfeile Reden und Populismus. So gewinnen Sie nicht ie Zustimmung der Opposition und nicht die Zustimung der Bevölkerung. Da sind Sie auf dem falschen eg. Kommen Sie uns und unseren Vorlagen – wir haben nächsten Halbjahr Zeit, zu entscheiden – entgegen; ir reichen Ihnen die Hand. Aber dafür müssen Sie ersns wissen, was Sie wollen, und zweitens bereit sein, icht nur zulasten der einfachen Leute, der Steuerzahler u handeln, sondern über eine Finanztransaktionsteuer tztendlich auch die Finanzindustrie zu beteiligen. Das äre Ausdruck eines sozialen Europa, das dann diese ezeichnung wirklich verdient hätte. Vielen Dank, Kollege Carsten Schneider. – Jetzt für ie Fraktion der CDU/CSU unser Kollege Norbert arthle. Bitte schön, Kollege Norbert Barthle. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1711501300






(A) )


)(B)


Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1711501400

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Lieber Kollege Schneider, dass Sie Ihre Ablehnung
unseres heutigen Entschließungsantrags damit begrün-
den, dass wir zu wenig um Sie geworben hätten, ist ein
vorgeschobenes Argument: Bereits gestern im Haus-
haltsausschuss haben Sie eine Rede gehalten, die klar
zum Ausdruck gebracht hat, dass Sie sich wieder einmal
vom Acker machen, und da lag unser Entschließungs-
antrag noch gar nicht vor. Ihr Argument ist also vorge-
schoben, und deshalb sind Sie nicht glaubwürdig.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich darf auf die Rede von Herrn Steinmeier zu spre-
chen kommen. Er hat hier gestern schon eine Rede ge-
halten, bei der es mir Schuhe und Socken ausgezogen
hat. Heute hat er eine Rede gehalten, bei der es mir
nichts mehr auszieht. Da kann ich nur noch sagen: Mein
Gott, Walter.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, ich glaube, uns allen ist
bewusst: Wir befinden uns in einer äußerst schwierigen
Situation. Darauf hat der Bundesfinanzminister heute in
großer Eindringlichkeit, in großer Klarheit und auch in
staatsmännischer Weitsicht aufmerksam gemacht, als er
die Zusammenhänge dargestellt hat. Warum befinden
wir uns in einer so schwierigen Situation? Es ist gerade
ein Jahr her, da mussten wir Griechenland helfen. Wir
mussten ohne Vorbild, ohne Muster ein Aufbaupro-
gramm für Griechenland entwickeln. Das Hilfspro-
gramm umfasste bilateral vergebene Kredite und war
eingebunden in ein europäisches Konzept. Kurz darauf
mussten wir den Euro stabilisieren, um gegen Spekula-
tionen gewappnet zu sein. Wir haben EFSM und EFSF
geschaffen und hatten damit ein Instrumentarium in der
Hand. Kurz darauf mussten Portugal und Irland sozusa-
gen gerettet werden.

Wenn man sich nun einen Augenblick zurücklehnt,
dann muss man doch feststellen: Von außen betrachtet
war das bisher erfolgreich. Es ging uns darum, Europa
und die Europäische Währungsunion beieinanderzuhal-
ten. Es ging uns darum, den Euro stabil zu halten. Es
ging uns darum, Schaden vom deutschen Steuerzahler
abzuwenden. Diese Ziele sind bisher erreicht worden.
Jeder, der das Gegenteil behauptet, nimmt die Realitäten
nicht wahr.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es gibt einen Bericht der Troika, in dem steht, dass
das Anpassungsprogramm nicht so gewirkt hat wie er-
hofft. Die Schuldentragfähigkeit Griechenlands ist nicht
gegeben, zumindest nicht für die nächsten zwölf Mo-
nate. Deshalb ist neue Hilfe nötig.

Nun kann man sich in einer solchen Situation aus-
suchen, was man tut. Man kann sich zurücklehnen und
sagen: Das ist nicht unser Problem. – Oder man kann
sich dazu entscheiden, erneut Hilfeleistungen zu geben,
damit diese Situation bereinigt werden kann. Nun wissen

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(C (D ir alle, dass die Entscheidung zu Griechenland nicht ur Griechenland allein betrifft, sondern weit über Griehenland hinausreicht, dass sie das europäische Fundaent betrifft und Einfluss darauf hat, wie unser politi ches Zusammenwirken in Europa in der Zukunft estaltet wird. Deshalb war es gut und richtig, dass wir in Sondersitungen in unseren Fraktionen bis tief in die Nacht, in ondersitzungen des Haushaltsausschusses, mit ernstaften Debatten in einer großen Tiefe und in einer groen Detailgenauigkeit intensiv gerungen haben, diese ebatten geführt haben, um uns zu versichern, wie wir ns entscheiden. Es ging um Risikoabwägungen. Kein eg, den man einschlägt, ist ohne Risiko. Das ist uns aln bewusst. Daher ging es darum, das Risiko abzuwäen und den Weg einzuschlagen, der die geringsten Risien birgt. Wie hat die Kanzlerin in der Fraktionssitzung so richg gesagt? Ginge es – in Anführungszeichen – nur um riechenland, dann könnten wir uns tatsächlich zurückhnen. Aber es geht um weit mehr: Es geht um unsere ährung, es geht um unsere Banken, unser Finanzsysm, es geht um unsere wirtschaftliche Zukunft. Darauf at der Finanzminister ausdrücklich hingewiesen. Uns t das alles auch klar geworden. Ich kann deshalb nicht verstehen, weshalb sich die pposition in dieser Situation wiederum mit vorgeschoenen Argumenten vom Acker macht. Vielleicht handelt s sich dabei um politische Erwägungen; das könnte ja urchaus sein. Denn eines will ich an dieser Stelle auch ststellen: Die Debatte über diesen kleinen Entschlie ungsantrag – er umfasst ja nur knapp drei Seiten; er ist in kleines Papierchen – hat weitreichende Folgen, Folen, die weit über den heutigen Tag hinausreichen. Das at Konsequenzen für alle weiteren politischen Entscheiungen in Europa. Durch dieses Problem ist die Koalition aus CDU/CSU nd FDP mehr zusammengeschweißt worden als durch gendein anderes Projekt in dieser Legislaturperiode. aher bin ich unserer Fraktionsführung sehr dankbar dar, dass wir dieses Thema in dieser Ausführlichkeit und rnsthaftigkeit debattieren konnten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Zurufe von der SPD: Oh, oh!)


Das Ergebnis dieser Debatten ist ein Entschließungs-
ntrag, in dem einige Bedingungen festgelegt werden,
it denen wir unsere Bundesregierung in die weiteren
erhandlungen schicken. Diese Bedingungen, Herr Kol-
ge Kuhn, umfassen die Punkte, von denen wir als deut-

ches Parlament der Meinung sind, dass sie in den Ver-
andlungen berücksichtigt werden sollen. Daraus die
onsequenz zu ziehen, dass jeder Punkt eingehalten
erden muss, ist logisch nicht zulässig. Vielmehr geht
nsere Bundesregierung mit diesen Punkten in die Ver-
andlungen. Sie wissen ganz genau, dass wir da nicht al-
in sind. Vielmehr gibt es da noch andere, die mit ver-
andeln.





Norbert Barthle


(A) )


)(B)


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann können Sie nicht zustimmen!)


Diese Punkte enthalten unsere Vorstellungen über den
weiteren Weg in Europa.

An dieser Stelle möchte ich aus meiner Sicht auf fol-
genden entscheidenden Punkt hinweisen: Egal welche
Verhandlungsergebnisse erzielt werden, eines bleibt un-
berührt: Wenn es um finanzielle Auswirkungen geht,
wenn es um das Haushaltsrecht des Deutschen Bundes-
tages geht – das ist das Königsrecht dieses Hauses –,
dann ist die Zustimmung des Deutschen Bundestages er-
forderlich. An dieser Stelle, meine Damen und Herren,
will ich ein herzliches Dankeschön unserem Bundestags-
präsidenten Norbert Lammert sagen, der sich immer
wieder mit großer Verve für die Rechte des Parlaments
einsetzt. Herzlichen Dank, lieber Norbert Lammert, da-
für! Das spiegelt sich auch in diesem Antrag wider.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Wenn man sich diese Punkte anschaut, sieht man: Es
geht letztlich darum, dass wir Griechenland dort unter-
stützen, wo Hilfe gewünscht wird; es geht darum, ein
Programm zu entwickeln, mit dem die Wettbewerbsfä-
higkeit Griechenlands gestärkt werden kann; es geht da-
rum, Privatisierungen voranzutreiben, damit Griechen-
land wieder liquide wird; es geht darum, ein Konzept zu
entwickeln, mit dem sich Griechenland selbst helfen
kann. Darum geht es uns. Wir wollen, dass dabei private
Gläubiger beteiligt werden. Hier geht es um Fairness,
hier geht es um einen fairen Ausgleich zwischen öffent-
lichem Sektor und privatem Kapital. An dieser Stelle
müssen wir noch Widerstände brechen. Wir, die Obleute
des Haushaltsausschusses, waren erst vor kurzem bei un-
seren Kollegen in Frankreich, die – das ist dabei klar ge-
worden – bei all dem noch sehr zögerlich sind.

Ich habe aber großes Vertrauen in unseren Finanz-
minister, ich habe großes Vertrauen in unsere Bundes-
kanzlerin, dass sie bei den anstehenden Verhandlungen
mit großem Nachdruck darauf hinweisen, welche Wün-
sche und Vorstellungen das deutsche Parlament hat. Ich
vertraue unserer Regierung, dass sie mit den entspre-
chenden Ergebnissen zurückkommt, und hoffe, dass das,
was in dieser ernsthaften Debatte zum Ausdruck ge-
bracht worden ist, am Ende auch gelingt, nämlich die Si-
cherung Europas, die Sicherung eines friedfertigen, gro-
ßen Wirtschaftsraumes, der sich imstande sieht, in den
globalen Herausforderungen – darum geht es ja letztend-
lich – unsere Interessen zu wahren.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1711501500

Vielen Dank, Kollege Norbert Barthle. – Jetzt für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen unser Kollege
Dr. Gerhard Schick. Bitte, Kollege Dr. Gerhard Schick.

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(C (D Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

arthle hat den Vorwurf geäußert, dass wir dem Antrag
er Koalitionsfraktionen nicht zustimmen wollten und
ns deswegen irgendetwas ausdenken müssten. In Wahr-
eit verhält es sich anders: Ihr Entschließungsantrag
ient dazu, Ihren Laden zusammenzuhalten. Wir dage-
en haben die besseren Vorschläge. Diese haben wir in
nserem Antrag vorgestellt. Somit möchte ich über die
halte reden, um die es geht, und nicht über die Streite-
ien früherer Jahre.

Ich will auch begründen, warum der von uns vor-
eschlagene Weg besser ist. Sie vernachlässigen einen
spekt völlig, nämlich: Diese Krise ist nach wie vor

uch eine Bankenkrise.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


elche Angst treibt denn alle um? Warum hat denn die
ZB Bedenken, wie Herr Schäuble zu Recht gesagt hat,
egenüber einer Umschuldung? All das hat damit zu tun,
ass der Bankensektor in Europa und gerade auch der
eutsche Bankensektor nach wie vor nicht stabil ist.
uch den deutschen Banken fehlt es noch an Kapital.
iese Schwäche muss korrigiert werden. Bei vielen Re-
ulierungsbemühungen in Europa, bei denen es darum
ing, die Banken auf eine stabile Grundlage zu stellen,
at die Bundesregierung gebremst. Das ist die inhaltli-
he Lücke in Ihrem Antrag.

Vor diesem Hintergrund schlagen wir vor, einen euro-
äischen Bankenstabilisierungsfonds zu schaffen und
amit eine Struktur, die es uns ermöglicht, aus dieser
erquickung von Staatsschuldenkrise und Bankenkrise
erauszukommen. So kann verhindert werden, dass Risi-
en der Banken zu neuen Problemen in den Staaten füh-
n, und umgekehrt. In diesem Punkt klafft in Ihren Vor-

chlägen eine klare Lücke. Deswegen ist unser Ansatz
esser. Ein europäischer Bankenstabilisierungsfonds ist
ötig. Sie lehnen das aber bisher ab.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie drängen hier einmal mehr auf große Eile bei den
rivatisierungen. Haben Sie denn nichts gelernt aus den
olgen, die entsprechender Druck in den letzten Jahren
erursachte? Warum stehen wir heute an einem Punkt,
o man sagen muss: „Das Programm hat nicht richtig
nktioniert, und es muss nachgesteuert werden“? Weil

ie in kurzer Zeit Erfolge erzielen wollten und überhaupt
icht auf die ökonomischen Bedingungen geachtet ha-
en. Es ist richtig, dass eine Privatisierungsstrategie auf-
estellt werden muss. Sie stellen hier aber Bedingungen,
ie eher zu einer Verschärfung der Schwierigkeiten füh-
n, als dass sie das Problem wirklich lösen.

Ich möchte jetzt nicht so weit in die Geschichte zu-
ckblicken, wie Sie, Herr Brüderle, es gemacht haben,

ondern Sie nur bitten, den Blick auf die letzten einein-
alb Jahre zu werfen. Heute haben Sie gesagt, Gläubi-
erbeteiligung ist unverzichtbar, und der Bundesfinanz-
inister will mit den Banken über eine freiwillige
mschuldung verhandeln. Ja, Moment! In dieser Situa-





Dr. Gerhard Schick


(A) )


)(B)

tion befanden wir uns schon im Februar 2010. Schon da-
mals gab es den Vorschlag, mit den Banken zu verhan-
deln. Die Bundesregierung hat diesen Vorschlag damals
abgelehnt. Eineinhalb Jahre vertane Zeit, weil diese
Bundesregierung immer erst zu spät merkt, was eigent-
lich ansteht! Das macht es für Bürgerinnen und Bürger
teurer.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das gilt auch für einen zweiten Punkt. Der Bundes-
finanzminister hat den Europäischen Währungsfonds,
der jetzt auf dem Weg ist, schon vor über einem Jahr
vorgeschlagen. Aber hatte er damals, im März 2010, die
Unterstützung der Bundeskanzlerin? Nein, er hatte sie
nicht. Wieder müssen wir sagen: ein Jahr vertane Zeit für
Europa.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Jetzt sollen bei einer Umschuldung die öffentlichen
Gläubiger massiv beteiligt werden. Wir haben schon vor
einem Jahr gefordert, dass die öffentlichen Gläubiger
Vorrang erhalten gegenüber privaten. Sie merken wieder
einmal ein Jahr zu spät, dass man den Steuerzahler in
dieser Situation schützen und für ihn sorgen muss. Die
Verzögerung macht die Rettungsmaßnahmen, die Ihre
Regierung in Europa mit verantwortet, teurer, als es nö-
tig gewesen wäre. Auch da müssen wir sagen: ein Jahr
vertan durch Ihre Politik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Carsten Schneider [Erfurt] [SPD])


Was ist die Konsequenz daraus? Die Konsequenz ist,
dass deutsche Banken und Versicherungen sich in die-
sem Jahr mit über 8 Milliarden Euro dem Risiko entzie-
hen konnten und gleichzeitig die öffentliche Hand mit
etwa 6 Milliarden Euro am Risiko beteiligt worden ist.
Aufgrund dieses Austauschs bei der Risikobeteiligung
kann man nachweisen, dass durch Ihre Politik des zu
späten Reagierens die Rettung teurer wird.

Sie haben heute, Herr Schäuble, zu der Frage der
Kosten, die man ehrlich beantworten muss, kein Wort
verloren. Ich glaube aber, dass das wichtig wäre. Gerade
wenn man, wie unsere Fraktion, immer ganz bewusst
proeuropäisch dafür sorgt, dass wir in Europa gemein-
sam aus der Krise herauskommen, ist es notwendig,
nicht nur die große Vision eines gemeinsamen Europas
zu verkünden, sondern den Menschen auch konkret und
ehrlich zu sagen: Die Wege, die wir jetzt beschreiten,
werden Kosten mit sich bringen; aber es lohnt sich, diese
Kosten zu tragen. Wir werden dafür sorgen – da ist Ihre
Regierung besonders schwach –, dass die Verteilung die-
ser Kosten in Deutschland fair erfolgt, damit starke
Schultern die Lasten dieser Krise tragen. Mit einer unso-
lidarischen Politik, wie sie Schwarz-Gelb macht, wird
man das Vertrauen der Menschen in eine gemeinsame
europäische Lösung für diese Krise nicht gewinnen kön-
nen. Aber genau das wäre notwendig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Vielen Dank, Kollege Dr. Gerhard Schick. – Jetzt für ie Fraktion der CDU/CSU unser Kollege Michael tübgen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1711501600


Michael Stübgen (CDU):
Rede ID: ID1711501700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Uns liegt seit
wei Tagen der „Mission Report“ der Troika, bestehend
us EZB, Europäischer Kommission und Internationa-
m Währungsfonds, zu Griechenland vor. Schon die
auer der Mission in Athen und die Zeit, die die Betei-
gten benötigt haben, um den Bericht zu schreiben und
ich darauf zu einigen, zeigt, dass wir diesmal in einer
ehr komplizierten und schwierigen Situation sind.

Ich will nur kurz ein paar zusammenfassende Anmer-
ungen zu diesem Report machen. Zum einen wird Grie-
henland bescheinigt, dass es bei der Beseitigung ma-
roökonomischer und fiskalischer Ungleichgewichte
ortschritte gemacht hat. Es ist wichtig, das festzustel-
n, wenn wir das Fazit richtig einschätzen wollen. Aber

s ist auch deutlich geworden, dass die Rezession in
riechenland tiefer und langwieriger ist, als wir das bei
er Erarbeitung des Programms vor einem Jahr gedacht
aben. Der Report endet mit einem nüchternen Satz: Das
npassungsprogramm ist jetzt unterfinanziert; die
ächste Auszahlung Ende dieses Monats kann nur erfol-
en, wenn dieses Problem gelöst ist.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, welche Lö-
ungsmöglichkeiten haben wir jetzt? Wenn wir uns die
estrukturierungsaktionen für Staatsschulden in den
tzten 20 Jahren weltweit anschauen, können wir fest-

tellen, dass es in den überwiegenden Fällen so war, dass
ie zunächst zusammengestellten Restrukturierungspro-
ramme nicht ausgereicht haben und angepasst werden
ussten. Aber in den meisten Fällen waren diese ange-

assten Programme die Grundlage dafür, dass eine Ver-
esserung der Situation, eine Gesundung der Staats-
nanzen herbeigeführt werden und die Länder wieder
nfangen konnten, selbstständig zu handeln und die
rise zu überwinden. Wir haben es im Fall Griechenland

lso nicht mit einem außergewöhnlichen Fall zu tun, und
er Fall ist nicht hoffnungslos. Deswegen ist es richtig,
ass wir jetzt weiter versuchen, Griechenland zu helfen.

Ich will aber nicht verkennen und das deutlich sagen,
ass ein Satz in dem Bericht sehr besorgniserregend ist.
ie Troika kommt nämlich zu dem Schluss, dass die Re-
rm in Griechenland nach einem kraftvollen Start im

ommer 2010 in den letzten Quartalen zum Stillstand
ekommen ist. Dies muss sich zwingend ändern; denn
ines ist klar: Der Schlüssel für die Behebung der grie-
hischen Krise liegt in Athen, liegt in Griechenland.
riechenland muss weiter an der Reform arbeiten, um
ortschritte zu erzielen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ein Programm der Welt kann Griechenland gegen sei-
en Willen aus der Krise herausholen.





Michael Stübgen


(A) )


)(B)

Wir haben jetzt ein detailliertes Programm vorliegen,
das die Troika mit Griechenland ausgearbeitet hat. Die
Regierung in Athen hat es gestern verabschiedet, und
das griechische Parlament möchte es noch in diesem
Monat beraten und verabschieden. Wir können in Zu-
kunft also konkret sehen, wie es in Griechenland voran-
geht.

Aber was müssen wir nun tun? Wir haben in den letz-
ten Tagen einen Antrag der Koalitionsfraktionen vorbe-
reitet, in dem wir, was die Handlungsnotwendigkeiten
angeht, einen kombinierten Ansatz beschreiben. Zu-
nächst ist es notwendig, das Problem der Unterfinanzie-
rung des bestehenden Programms zu beheben. Positiv
ist, dass wir einen längeren Zeitraum zur Verfügung ha-
ben, um die Details festzulegen; denn das bestehende
Programm reicht, wenn die Tranchen weiter gezahlt wer-
den, zur Finanzierung der nächsten Monate. Erst für das
nächste Jahr würde das bestehende Programm nicht
mehr ausreichen. Wir haben also im Unterschied zu den
Beratungen und Beschlüssen zum Griechenlandpaket
und zum Euro-Rettungsschirm im letzten Jahr ausrei-
chend Zeit, die Programme detailliert auszuarbeiten.
Durch den europäischen Rettungsschirm haben wir die
entsprechenden Instrumente, und wir unterstützen die
Bundesregierung darin, das FSF und den EFSM beim
weiteren Vorgehen in Bezug auf Griechenland heranzu-
ziehen.

Eines halte ich für besonders entscheidend: Wir ma-
chen den ersten konkreten Ansatz – diskutiert haben wir
in diesem Haus im letzten Jahr schon viel darüber –, ei-
nen der entscheidenden Webfehler der bisherigen
Hilfsprogramme zu beseitigen. Die bisherigen Hilfspro-
gramme führen nämlich dazu – das können wir heute
besser einschätzen als vor einem Jahr –, dass sich die
privaten Gläubiger sukzessive auf Anleihen mit guten
Renditen und 100-prozentiger Rückzahlung zurückzie-
hen und die gestiegenen Risiken der neuen Anleihen
ausschließlich beim Steuerzahler liegen. Dieses wach-
sende Missverhältnis wird von den Menschen zu Recht
immer weniger akzeptiert.

Warum haben wir keine Gläubigerbeteiligung in den
bisherigen Programmen? Das hat leider seine guten
Gründe. Wir bewegen uns hier auf einem extrem schma-
len Grat, weil die bisherigen europäischen Staatsanlei-
hen überwiegend keine Umschuldungsklauseln enthal-
ten. Bei einer stärkeren Gläubigerbeteiligung besteht die
Gefahr einer ungeordneten Insolvenz. Sie ist leider sehr
hoch einzuschätzen; deshalb gibt es auch Widerstände.
Bei einer ungeordneten Insolvenz, zum Beispiel bei ei-
nem ungeordneten Staatsbankrott Griechenlands, ist die
Gefahr sehr hoch, dass durch die Zweit- und Drittrunden-
effekte eine Infektionskette ähnlich wie damals bei der
Pleite von Lehman Brothers entsteht. Deshalb müssen
wir versuchen, diese Gefahr zu bannen. Ich glaube aber,
dass der Ansatz, den Bundesfinanzminister Wolfgang
Schäuble in seinem Brief an die europäischen Finanz-
minister beschrieben hat, nämlich der sukzessive Ein-
stieg in eine Gläubigerbeteiligung über einen Anleihen-
umtausch oder ein Reprofiling – wie immer man das
nennen will –, ein Weg sein kann, auf diesem schmalen
Grat doch zu einer klaren Gläubigerbeteiligung zu kom-

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(C (D en. Es ist die Pflicht der europäischen Institutionen, iesen Ansatz in den nächsten Monaten mit einem deillierten Programm erfolgreich anzuwenden. Meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie ich einen weiteren Punkt anmerken. Ich freue mich, ass wir mit unserem Antrag dazu kommen, einen Webhler bei der nationalen Umsetzung des Rettungspro ramms im Rahmen des EFSF zu beheben. Wir sagen ämlich, dass in Zukunft der Bundestag als Ganzes bei er Verabschiedung notwendiger Hilfsprogramme – Aktiierung großer Bürgschaften für hilfebedürftige Länder – eine Zustimmung geben muss. Ich glaube, das ist ein ichtiger Ansatz, auch mit Blick auf die Tatsache, dass as Bundesverfassungsgericht am 5. Juli öffentlich über ie Klagen gegen die Hilfsprogramme beraten wird. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Vielen Dank, Kollege Michael Stübgen. – Jetzt pricht als letzter Redner in dieser Debatte unser Kollege artholomäus Kalb für die Fraktion der CDU/CSU. Wir chenken ihm die notwendige Aufmerksamkeit. Bitte chön, Kollege Bartholomäus Kalb. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1711501800


Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1711501900

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Die Frage der Stabilität unserer gemeinsamen
ährung, des Euro, ist für unsere Volkswirtschaften, vor

llem aber für die Menschen in Europa und in unserem
and von allergrößter Bedeutung. Unkontrollierte Ent-
icklungen und eine Instabilität würden nicht nur die
uro-Zone betreffen und erschüttern, sondern auch er-
ebliche Konsequenzen für die Zukunftsfähigkeit der
uropäischen Union insgesamt nach sich ziehen. Herr
undesfinanzminister Schäuble hat dazu eingangs eine
anze Menge gesagt.

Ein stabiler Euro, ein einiges Europa und eine starke
uropäische Union bilden im Zeichen der rasant voran-
chreitenden Globalisierung, der sich verschiebenden
nd neu herausbildenden wirtschaftlichen Schwerpunkte
eltweit und des Wachstums der Weltbevölkerung einer-

eits bei gleichzeitig rückläufiger Bevölkerungszahl in
uropa andererseits die unverzichtbare Grundlage für
ie dauerhafte Sicherung von Wohlstand, Stabilität und
icherheit in Deutschland und Europa.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ie Stabilität des Euro liegt also zuvorderst im Interesse
er Menschen in unserem Lande, im Interesse Deutsch-
nds.

Nun weiß ich, dass die Bürger die Maßnahmen, die
ir bisher ergriffen haben und noch ergreifen müssen,

um Teil sehr kritisch sehen; populär sind diese Maßnah-





Bartholomäus Kalb


(A) )


)
men jedenfalls nicht. Es ist deshalb wichtig, dass wir die
entsprechenden Beratungen und die Debatten über die
erforderlichen Maßnahmen mit großer Ernsthaftigkeit
führen. Es geht jetzt bei aller Diskussion und allem Rin-
gen um den richtigen Weg und die richtigen Entschei-
dungen nicht um kurzfristigen Beifall, sondern um die
Wahrnehmung unserer Verantwortung; das ist nicht im-
mer populär.

Wir mussten auch in den zurückliegenden Jahren eine
Vielzahl zunächst umstrittener und unpopulärer Maß-
nahmen zur Bewältigung der weltweiten Finanz-, Wirt-
schafts- und Bankenkrise ergreifen. Niemand konnte
seinerzeit mit letzter Sicherheit sagen, ob diese Maßnah-
men wirklich richtig sein würden und die gewünschte
Wirkung eintreten würde. Heute können wir feststellen,
dass wir in Deutschland nicht zuletzt wegen der ergriffe-
nen Maßnahmen schneller und besser aus der Wirt-
schafts- und Finanzkrise herausgekommen sind, als wir
das je zu hoffen gewagt hätten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Die Wirtschaft läuft gut. Mehr Menschen als je zuvor ha-
ben einen gesicherten Arbeitsplatz. Die gestiegenen
Staatseinnahmen helfen uns, bei der Konsolidierung der
öffentlichen Haushalte gut voranzukommen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben
vor gut einem Jahr schwierige und weitreichende Ent-
scheidungen zur Stabilisierung des Euro und zur Hilfe
für gefährdete Länder getroffen. Niemand wird bestrei-
ten, dass wir es im Mai letzten Jahres mit einer sehr erns-
ten Situation für unsere Währung zu tun hatten. Ich halte
die seinerzeit ergriffenen Maßnahmen auch aus heutiger
Sicht für richtig. Ich will mir nicht vorstellen, wie die Si-
tuation wäre, wenn es vor einem Jahr zu einem Crash ge-
kommen wäre. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass
wir einen wirtschaftlichen Aufschwung, wie wir ihn jetzt
verzeichnen können, so nicht bekommen hätten. Daraus
ergibt sich: Ein stabiler Euro ist zuallererst im Interesse
der deutschen Wirtschaft und der Menschen in Deutsch-
land.

Wenn wir mit den Menschen im Lande reden, stellen
wir fest, dass sie zwar oft unterschiedlicher Meinung
sind über die Maßnahmen, die zur Euro-Stabilisierung
notwendig sind. Aber sie erwarten unabhängig davon
von uns zuallererst, dass wir für geordnete Finanzen sor-
gen und die Stabilität der Währung sicherstellen, nicht
mehr und nicht weniger.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Norbert Barthle [CDU/CSU]: So ist es!)


Wenn wir in Krisen geratenen Ländern wie jetzt Grie-
chenland helfen wollen und sollen, müssen diese Länder
selber große Anstrengungen unternehmen, auch wenn
diese Anstrengungen schmerzhaft sind. Unsere Hilfen
können nur unter strengen Bedingungen und Auflagen
und bei Aussicht auf Erfolg gewährt werden. Finanz-
minister Dr. Schäuble hat gestern im Haushaltsausschuss
zutreffend gesagt – ich zitiere –: Die Mitgliedschaft in

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1)

(C (D iner Währungsgemeinschaft stellt sehr hohe Anfordengen an jedes einzelne Mitglied. Entscheidend für Griechenland und den Erfolg unser Bemühungen wird auch sein, dass es gelingt, die irtschaftliche Leistungsfähigkeit Griechenlands erhebch zu verbessern. Bei einem Leistungsbilanzdefizit von nd 24 Milliarden Euro ergibt sich das von selbst. Auch ie Europäische Union ist deshalb aufgefordert, ihre eistungen aus den verschiedenen Fonds an Griechennd daraufhin zu überprüfen, ob sie wirklich geeignet ind, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und die ettbewerbsfähigkeit Griechenlands zu verbessern. Mit rogrammen, die zwar schön sind, erhebliche Mitnaheeffekte nach sich ziehen, aber keine vernünftige Wir ung erzielen, ist niemandem gedient. Die Stabilität des Euro zu sichern, ist eine außerorentlich wichtige und schwierige Aufgabe. Das ist eine emeinschaftsaufgabe, eine gesamteuropäische Aufabe. Wir sind bereit, mitzuhelfen, dass diese Aufgabe rfolgreich gemeistert werden kann. Herzlichen Dank. Wir haben zu danken, Kollege Bartholomäus Kalb. Ich schließe die Aussprache. Uns liegt eine Reihe von Erklärungen nach § 31 unser Geschäftsordnung vor.1)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1711502000

Wir kommen nun zur Abstimmung über die Ent-
chließungsanträge, zunächst zum Entschließungsantrag
er Fraktionen der CDU/CSU und der FDP auf Druck-
ache 17/6163. Wer stimmt dafür? – Das sind die Koali-
onsfraktionen. Gegenprobe! – Das sind die Opposi-
onsfraktionen.


(Zuruf des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Gegenstimmen von der Koalition?


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vier!)


Vier? Schauen wir einmal. – Eins, zwei, drei, vier Ge-
enstimmen. Da viele nicht sitzen, ist das von hier oben
chwer zu sehen. Jetzt ist das festgehalten.

Enthaltungen? – Eine. Der Entschließungsantrag ist
ngenommen.

Wir kommen nun zu dem gemeinsamen Entschlie-
ungsantrag der Fraktionen SPD, Die Linke und Bünd-
is 90/Die Grünen auf Drucksache 17/6162. Wer stimmt
r diesen Entschließungsantrag? – Das sind die antrag-

tellenden Fraktionen. Gegenprobe! – Das sind die
oalitionsfraktionen. Enthaltungen? – Keine. Der Ent-

chließungsantrag ist abgelehnt.

Wir stimmen nun über weitere Entschließungsanträge
inzelner Fraktionen ab.

Anlagen 3 bis 5

(B)






Vizepräsident Eduard Oswald


(A) )


)(B)

Abstimmung über den Entschließungsantrag der
Fraktion der SPD auf Drucksache 17/6161. Wer stimmt
für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Fraktion
der Sozialdemokraten. Gegenprobe! – Koalitionsfraktio-
nen, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Enthaltungen? –
Linksfraktion. Der Entschließungsantrag ist abgelehnt.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/6159.
Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? – Das ist
die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Gegenprobe! –
Das sind die Koalitionsfraktionen, die Sozialdemokraten
und die Linksfraktion. Enthaltungen? – Keine. Der Ent-
schließungsantrag ist abgelehnt.

Schließlich kommen wir zur Abstimmung über den
Entschließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
nen auf Drucksache 17/6160. Wer stimmt für diesen Ent-
schließungsantrag? – Das ist die Fraktion Bündnis 90/
Die Grünen. Gegenprobe! – Das sind die Koalitionsfrak-
tionen und die sozialdemokratische Fraktion. Enthaltun-
gen? – Die Linksfraktion. Der Entschließungsantrag ist
abgelehnt.

Ich rufe den Zusatzpunkt 18 auf:
Wahl eines Mitglieds des Vertrauensgremiums
gemäß § 10 a Abs. 2 der Bundeshaushaltsord-
nung
– Drucksache 17/6132 –

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen schlägt auf
Drucksache 17/6132 Frau Priska Hinz vor.

Bevor wir zur Wahl kommen, bitte ich um Ihre Auf-
merksamkeit für einige Hinweise zum Wahlverfahren.

Laut Gesetz ist gewählt, wer die Stimmen der Mehr-
heit der Mitglieder des Bundestages auf sich vereint, das
heißt, wer mindestens 311 Stimmen erhält. Die Wahl er-
folgt mit Stimmkarte und Wahlausweis. Den Wahlaus-
weis können Sie, soweit noch nicht geschehen, Ihrem
Stimmkartenfach in der Lobby entnehmen. Bitte achten
Sie unbedingt darauf, dass der Wahlausweis auch wirk-
lich Ihren Namen trägt. Die Stimmkarten wurden im
Saal verteilt. Sollten Sie noch keine Stimmkarte haben,
besteht jetzt noch die Möglichkeit, sie von den Plenaras-
sistentinnen und Plenarassistenten zu erhalten.

Gültig sind nur Stimmkarten mit dem Kreuz bei Ja,
Nein oder „Enthalte mich“. Ungültig sind demzufolge
Stimmkarten, die kein Kreuz oder mehr als ein Kreuz,
andere Namen oder Zusätze enthalten. Die Wahl findet
offen statt. Sie können Ihre Stimmkarte also an Ihrem
Platz ankreuzen.

Bevor Sie die Stimmkarte in eine der Wahlurnen wer-
fen, übergeben Sie den Schriftführern an der Wahlurne
Ihren Wahlausweis. Der Nachweis der Teilnahme an der
Wahl kann nur durch Abgabe des Wahlausweises er-
bracht werden.

Jetzt bitte ich die Schriftführerinnen und Schriftfüh-
rer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen. Sind die
Plätze an den Urnen besetzt? – Das ist der Fall.

Ich eröffne die Wahl.

Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall.

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1)

(C (D Ich schließe die Wahl und bitte die Schriftführerinnen nd Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen. Das rgebnis der Wahl wird Ihnen später bekannt gegeben.1)


Ich wäre dankbar, wenn Sie sich wieder auf Ihre
lätze begeben würden.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 29 a und b auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Daniela
Wagner, Bettina Herlitzius, Ingrid Nestle, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Energieeffizienz und Klimaschutz im Gebäu-
debereich

– Drucksache 17/5778 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (15. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Michael
Groß, Sören Bartol, Uwe Beckmeyer, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Angekündigte Mittelkürzung beim CO2-Ge-
bäudesanierungsprogramm zurücknehmen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Stephan
Kühn, Daniela Wagner, Bettina Herlitzius, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

CO2-Gebäudesanierungsprogramm fortfüh-
ren – Mit energetischer Sanierung Konjunk-
tur ankurbeln, Arbeitsplätze sichern und
Klima schützen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Daniela
Wagner, Bettina Herlitzius, Markus Kurth, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Heizkostenkomponente beim Wohngeld er-
halten

– zu dem Antrag der Abgeordneten Bettina
Herlitzius, Stephan Kühn, Daniela Wagner,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Lebensqualität und Investitionssicherheit in
unseren Städten durch Rettung der Städte-
bauförderung sichern

– Drucksachen 17/2346, 17/2395, 17/2923,
17/2396, 17/4835 –

Ergebnis der Wahl siehe Seite 13235 A





Vizepräsident Eduard Oswald


(A) )


)(B)

Berichterstattung:
Abgeordnete Peter Götz
Volkmar Vogel (Kleinsaara)

Gero Storjohann

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist dies so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Erste Rednerin in unserer
Debatte ist die Kollegin Daniela Wagner von der Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen. Bitte schön, Frau Kollegin
Daniela Wagner.


Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1711502100

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Die Bundeskanzlerin hat es hier gestern in der Atomde-
batte wiederholt gesagt: Dem Gebäudebereich kommt
bei der Energiewende eine zentrale Rolle zu. Hier wer-
den, vor allem im Altbestand, 40 Prozent der Energie in
Deutschland verbraucht. Insofern kann ich der Bundes-
regierung für ihr Vorhaben, die Energieeffizienz im Ge-
bäudesektor zu steigern, unsere Unterstützung zusichern.

Die Ankündigung der Bundesregierung, die Haus-
haltsmittel für die energetische Gebäudesanierung wie-
der auf 1,5 Milliarden Euro zu erhöhen, ist sehr begrü-
ßenswert. Das stellt einen ersten Schritt in die richtige
Richtung dar.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es scheint, als habe sich die Einsicht durchgesetzt, dass
die Kürzungen der Haushaltsmittel des Bundes für die
CO2-Gebäudesanierungsprogramme von 2 Milliarden Euro
in 2009 auf null Euro in 2012 klima- und wirtschafts-
politisch nicht der richtige Weg waren.

Ebenfalls ist es zu begrüßen, dass die energetischen
Anforderungen an Bestandsgebäude nachgeführt werden
sollen und dass in der Novelle zum Bundesbaugesetz-
buch die Möglichkeit vorgesehen werden soll, dass ener-
getische Sanierungsquartiere ausgewiesen werden. Denn
einerseits sind hohe Standards bei Bestandsbauten ohne
entsprechende Förderung kontraproduktiv, andererseits
ist Förderung ohne die Vorgabe von ambitionierten Stan-
dards für Bestandsgebäude Verbrennung von Steuergel-
dern. Wir wollen beides: Wir wollen fördern und for-
dern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wichtig ist dabei die richtige Mischung. Der Instru-
mentenmix in der Förderkulisse muss stimmen, wenn
wir Immobilienwirtschaft, private Hausbesitzer und
Mieter bei der Energiewende mitnehmen wollen. Sie
sind die entscheidenden Akteure für mehr Energieeffi-
zienz und erneuerbare Energien im Gebäudesektor. Ohne
sie geht gar nichts.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In unserem Antrag, der Ihnen vorliegt, kombinieren
wir hohe energetische Standards und realistische Über-
gangsfristen mit der Verlässlichkeit der Förderung. Wir
wollen für den Gebäudebestand ab 2020 stufenweise ei-

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(C (D en Energieverbrauch von höchstens 60 Kilowattstunen pro Quadratmeter einführen. Klar ist aber auch, dass ir die Immobilienwirtschaft und private Hauseigentüer mit Effizienzstandards nicht überfordern sollten. aher plädieren wir für Übergangsfristen von zehn Jahn für die Durchsetzung von Energiestandards im Ge äudebestand. Ab 2019 wollen wir für den Neubaubeich einen Energieverbrauch von 15 Kilowattstunden nd Quadratmeter einführen. Unser Ziel ist es, im Geäudebereich bis 2050 den Energieverbrauch auf null zu enken und CO2-Neutralität zu sichern. Wir schlagen in unserem Antrag vor, die Mittel für ebäudesanierungsprogramme im Bundeshaushalt auf hrlich 2 Milliarden Euro zu erhöhen, und das daueraft. Das ist auch ganz besonders wichtig für die soziale bfederung der Energieeffizienzmaßnahmen. Die KfWittel können nicht auf die Mieter umgelegt werden, so ass das Volumen der Modernisierungsumlage gesenkt ird und Mieterhaushalte entlastet werden. Mit einem Energiesparfonds mit einem Volumen von Milliarden Euro, wovon ein Drittel auf Stromeffizienz nd zwei Drittel auf Wärmeeffizienz entfallen sollen, ollen wir vor allen Dingen einkommensschwache aushalte beim Energiesparen unterstützen. Den Eneriesparfonds wollen wir durch den Abbau umweltschädcher Subventionen und ökologisch unsinniger Steuerusnahmen gegenfinanzieren. Die im Entwurf eines Gesetzes zur steuerlichen Förerung von energetischen Sanierungsmaßnahmen an ohngebäuden angekündigten Abschreibungsmöglich eiten im Wert von nochmals 1,5 Milliarden Euro sind um Erreichen bestimmter Hausbesitzer vermutlich notendig und insofern auch nicht falsch. Aber: Leider hat ieses Instrument zur Förderung der energetischen Saierung den Nachteil, dass trotzdem das volle Investionsvolumen über die Modernisierungsumlage auf die iete umgelegt werden kann. Anders als bei der KfW örderung hat der Mieter also nichts davon. Deshalb, eine Damen und Herren insbesondere von der Regiengskoalition: Das Mindeste bei der Einführung von usätzlichen Abschreibungsmöglichkeiten ist eine Beteigung der Mieter an der Einsparung und eine Befrisng, damit es zu einem Windhundeffekt kommt und die eute schnell anfangen, zu sanieren. Wir Grüne plädieren vorrangig für mehr KfW-Mittel, m die Auswirkungen auf die Mieterschaft zu verrinern. (Sebastian Körber [FDP]: Die kann man doch trotzdem umlegen!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ir wollen auch mehr direkte Zuschüsse, vor allen Din-
en für Einzelmaßnahmen, damit auch ältere Eigentü-
er, die keine Darlehen mehr aufnehmen wollen, mit

er Sanierung ihrer Bestandsgebäude beginnen können.
ines muss schon heute deutlich gesagt werden: Die
nergiewende wird auch im Gebäudebereich massive
eränderungs- und Umwandlungsprozesse zur Folge ha-





Daniela Wagner


(A) )


)(B)

ben. Dies bedarf der sozialen Abfederung. Uns Grünen
ist vollkommen klar, das wir Eigentümern, Mietern und
auch Vermietern viel abverlangen. Doch angesichts der
Schrecken der Atomenergie und der schweren Folgen
des Klimawandels ist dieser Weg nun wirklich alterna-
tivlos, um ausnahmsweise einen Lieblingsbegriff der
Kanzlerin zu bemühen.

Es ist unsere Aufgabe, die Konfliktfelder eindeutig zu
identifizieren und Lösungswege zu finden. Wir müssen
Klimaschutz, Atomausstieg und die soziale Frage zu-
sammendenken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deswegen wollen wir auch das Mietrecht an die
neuen Gegebenheiten anpassen. Wir wollen die Moder-
nisierungsumlage verändern, sie auf den altersgerechten
Umbau und die energetische Sanierung konzentrieren
und auf 9 Prozent absenken; denn im Moment ist es ja
so: Dort, wo sie auch erhoben werden soll, zum Beispiel
in strukturschwachen Gebieten, wird sie überhaupt nicht
mehr durchgesetzt; das heißt, dem Hauseigentümer nützt
sie nichts. In Ballungsräumen führt sie dazu, dass Miete-
rinnen und Mieter buchstäblich aus ihren Häusern her-
aussaniert werden. Das wollen wir nicht. Wir wollen die
Dynamik in der Mietpreisspirale eindeutig dämpfen und
die finanziellen Mittel in die Zukunftsfelder lenken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das Wirtschaftlichkeitsgebot, von dem Sie zu Recht
immer reden und das wir auch anerkennen, gilt natürlich
auch für Mieterinnen und Mieter.


(Andreas G. Lämmel [CDU/CSU]: Richtig! Genau!)


Eigentümer, Staat sowie Mieterinnen und Mieter
müssen ihren Beitrag leisten, damit wir diese Herkules-
aufgabe gemeinsam stemmen können.


(Peter Götz [CDU/CSU]: So, wie Stuttgart 21! Wird jetzt weitergebaut!)


Herr Ramsauer hat diese Woche im Handelsblatt ge-
sagt, er habe kein geringeres Ziel vorgegeben, als
Deutschland zum Weltmeister im Energiesparen zu ma-
chen. Das sind weitreichende Ankündigungen und ambi-
tionierte Ziele. Leider fehlte in den zurückliegenden
Etatberatungen jegliche Spur davon. Das Ministerium
hat sich die Haushaltsmittel für die KfW-Förderpro-
gramme im Gegenteil sogar komplett zusammenstrei-
chen lassen.

Auch Ihre jetzige Finanzierung über das Sonderver-
mögen „Energie- und Klimafonds“ ist aus unserer Sicht
weiterhin unklar und wackelig. Vor allen Dingen – das
stört uns ganz besonders – wird dem Haushaltsgesetz-
geber, nämlich dem Parlament, die haushaltspolitische
direkte Entscheidung dafür mehr oder weniger entzogen.
Wir möchten aber, dass die Förderkulisse und die För-
derbedingungen verbindlich, klar, transparent und für
die privaten Investoren und Eigentümer gut anwendbar
sind. Wir wollen, dass jeder versteht, um was es geht –
sowohl hier im Parlament als auch in der Bürgerschaft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Lassen Sie es mich abschließend so zusammenfassen: ie wirken bei Ihrer Energiewende einigermaßen getrieen. Sie wirken wie Getriebene, aber dieses Mal sind Sie enigstens von der richtigen Seite getrieben, und daber sind wir wirklich sehr froh. Stimmen Sie unserem Antrag also bitte zu. Dann sind ie nicht mehr auf der Seite der Getriebenen, sondern ann gehören Sie selber zu den Treibenden und zu den estaltenden im Klimaschutz, bei der Gebäudesanieng, bei der Energiewende und vor allen Dingen für ine atomfreie Zukunft. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Roland Claus [DIE LINKE])


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1711502200

Das Wort hat der Kollege Peter Götz von der CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Peter Götz (CDU):
Rede ID: ID1711502300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine sehr geehrten Damen und Herren! In wenigen Ta-

en wird die Städtebauförderung 40 Jahre alt. Das ist ein
rund zum Feiern.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na?)


ie Städtebauförderung hat in Deutschland maßgeblich
ur positiven Entwicklung unserer Städte und Gemein-
en beigetragen und gehört zur Erfolgsgeschichte unse-
s Landes.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Warum streichen Sie dann die ganzen Mittel?)


Deshalb ist es richtig und konsequent, dass wir die
ittel für die gemeinsam von Bund, Ländern und Kom-
unen zu finanzierenden Städtebauförderprogramme

icht kürzen, sondern verstetigen und fortsetzen.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Sie streichen sie doch!)


Mit dem zusätzlichen Programm „Energetische Stadt-
anierung“ wollen wir innerstädtische Quartiere auch
nter energetischen Gesichtspunkten stärker in den Fo-
us nehmen.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber die Finanzierung!)


Wir werden darüber hinaus die bestehenden Städte-
auförderprogramme zusammen mit den Ländern und
ommunen erfolgreich weiterentwickeln.

Lassen Sie mich zum zweiten Teil dieses Tagesord-
ungspunktes kommen. Die Bundeskanzlerin machte
estern eindrucksvoll deutlich, wie wichtig in Zukunft
eben der Erzeugung von Energie die Energieeinsparung
nd die Steigerung der Energieeffizienz sind. Wenn wir





Peter Götz


(A) )


)(B)

die Laufzeiten der Atomkraftwerke weiter verkürzen
und gleichzeitig klimapolitische Ziele erreichen wollen,
dann brauchen wir dazu den Gebäudebereich.

Es wurde bereits gesagt: 40 Prozent der in Deutsch-
land verbrauchten Endenergie entfallen auf das Heizen
von Räumen und das Aufheizen von Wasser, und zwar
überwiegend in privaten Haushalten. Dort müssen wir
ansetzen. Dieses große Potenzial zu erschließen, ist eine
Herkulesaufgabe, an der sich die gesamte Gesellschaft
beteiligen muss. Im Gegensatz zur Opposition, also auch
zu den Grünen, setzen wir dabei nicht auf Zwang, son-
dern auf Anreize und Verbraucherinformationen.

Viele Gebäude wurden in einer Zeit gebaut, in der
Energie noch preiswert war. Entsprechend schlecht ist
aus energetischer Sicht der bauliche und auch der hei-
zungstechnische Zustand. In Verantwortung gegenüber
dem Steuerzahler wollen und müssen wir pro eingesetz-
tem Euro Steuergeld eine maximale Einsparung an
Treibhausgasemissionen erreichen.

Liebe Frau Kollegin Wagner, wir fangen damit nicht
bei null an. Die CDU/CSU-geführte Bundesregierung
hat in den letzten fünf Jahren im Rahmen des CO2-Ge-
bäudesanierungsprogramms über 7 Milliarden Euro För-
dermittel zur Verfügung gestellt. In diesem Jahr stehen
936 Millionen Euro bereit. Damit finanziert die bundes-
eigene Kreditanstalt für Wiederaufbau sehr erfolgreich
zinsgünstige Kredite und Investitionszuschüsse für ener-
getische Sanierungsmaßnahmen an Wohngebäuden und
anderen Gebäuden der kommunalen und sozialen Infra-
struktur, aber auch für energieeffiziente Wohnungsneu-
bauten.

Noch einmal zur Erinnerung einige wenige Zahlen:
Von 2006 bis Ende 2010 hat die KfW rund 900 000 Kre-
dite und Zuschüsse mit einem Volumen von über
36 Milliarden Euro bewilligt und damit Investitionen
von über 75 Milliarden Euro angestoßen. So konnten bis
heute bereits mehr als 2,4 Millionen Wohnungen saniert
oder besonders energieeffizient neu errichtet werden.
Der Ausstoß des Treibhausgases CO2 verringert sich da-
durch jährlich um sage und schreibe rund 4,7 Millionen
Tonnen. Zugleich wurden mit diesem Programm pro
Jahr bis zu 340 000 Arbeitsplätze – überwiegend im hei-
mischen Handwerk – gesichert und neu geschaffen. Das
sind Zahlen, die sich, wie ich finde, sehen lassen können.

Die Verbesserung der Energieeffizienz war schon im-
mer ein zentrales Anliegen der CDU/CSU-geführten
Bundesregierung. Ab dem kommenden Jahr werden wir
die Mittel im CO2-Gebäudesanierungsprogramm auf
jährlich 1,5 Milliarden Euro erhöhen. Darin enthalten
sind 150 Millionen Euro für direkte Zuschüsse an Men-
schen, die wegen ihres Alters oder ihres Einkommens
von den Banken keinen Sanierungskredit mehr bekom-
men oder sich einfach auch nicht mehr neu verschulden
wollen. Mit dem Sanierungszuschuss wollen wir diesem
Personenkreis anbieten, das Ersparte für eine energetisch
verbesserte Wohnung einzusetzen – auch, um sich im
Alter von den hohen Energiekosten der Wohnung zu ent-
lasten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Ein Weiteres möchten wir angehen: Durch steuerliche nreize wollen wir weitere Eigentümergruppen für die anierung ihrer Gebäude gewinnen. So können in Zuunft Kosten für die energetische Sanierung von Gebäuen, die vor 1995 gebaut wurden, innerhalb von zehn ahren mit jährlich 10 Prozent steuerlich abgeschrieben erden. Dies gilt übrigens für vermietete ebenso wie für elbstgenutzte Wohnungen. Es ist besser, die Menschen vestieren ihr Erspartes in die energetische Sanierung res Ein-, Zweioder Dreifamilienhauses als in Spekutionsgeschäfte in Ostasien. (Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Oder in griechische Staatsanleihen!)


Bei der steuerlichen Förderung sollten wir uns am
aßnahmenkatalog der KfW orientieren. Wir sollten
da stimme ich Ihnen zu – dieses Gesetz auch zeitlich

efristen. Aber wir sollten auch vermeiden, dass durch
in zu spätes Inkrafttreten des Gesetzes Attentismus und
amit ein Stau entsteht, der dazu führt, dass zu Beginn
es neuen bzw. nächsten Jahres möglicherweise die
reise ansteigen und Engpässe produziert werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, durch die steuerli-
hen Anreize verleihen wir der energetischen Sanierung
on Gebäuden zusätzlich Schwung. Wichtig ist uns bei
en verschiedenen ehrgeizigen Maßnahmen, dass es ge-
ngt, die Menschen von den Vorteilen und der Richtig-
eit dieser Vorgehensweise zu überzeugen. Dies gilt für
ie Mieter, aber genauso für die Vermieter. Auch wir,
rau Wagner, wollen fördern und fordern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ber wir dürfen dabei weder die Eigentümer noch die
ieter überfordern und auch nicht überfördern. Auch

as gehört zur Vollständigkeit dazu.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Lassen Sie mich abschließend zusammenfassen:

Erstens. Aus Klimaschutzgründen muss der Ausstieg
us der Atomenergie zusammen mit einem konsequen-
n Einstieg in das Zeitalter der erneuerbaren Energien
nd in die energetische Sanierung des Gebäudebestandes
rfolgen. Sie haben zwar seinerzeit den Ausstieg be-
chlossen, aber vergessen, den Einstieg mitzubeschlie-
en.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD – Florian Pronold [SPD]: Sie dürfen nicht Ihrer eigenen Propaganda glauben!)


Zweitens. Die milliardenschwere energetische Sanie-
ng der Wohnungsbestände wird ohne staatliche Leis-
ng nicht stattfinden. Deshalb ist es zwingend notwen-

ig, dafür öffentliche Mittel in die Hand zu nehmen.

Drittens. Das Energiekonzept muss – auch in diesem
unkt unterscheiden wir uns ein wenig – an den Grund-
atz der Wirtschaftlichkeit gebunden werden.

Mit dem, was wir den Menschen und den Wohnungs-
nternehmen anbieten, reduzieren wir den Energiebe-
arf, senken wir auf Dauer die Energiekosten für Mieter,
ermieter und Eigenheimbesitzer gleichermaßen und





Peter Götz


(A) )


)(B)

stabilisieren wir durch die energetische Sanierung der
Wohngebäude auch die Immobilienwerte und sichern
Arbeitsplätze im heimischen Handwerk. Neben den
erwarteten positiven gesamtwirtschaftlichen Auswirkun-
gen durch zusätzliche Steuereinnahmen für Bund, Län-
der und Kommunen und für die sozialen Sicherungssys-
teme leisten wir so einen wichtigen Beitrag zum
Klimaschutz. Ich lade Sie alle ein, diesen Weg gemein-
sam mit uns zu gehen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1711502400

Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, gebe

ich Ihnen das Ergebnis der Wahl eines Mitglieds des
Vertrauensgremiums gemäß § 10 a Abs. 2 der Bundes-
haushaltsordnung bekannt: abgegebene Stimmen 564, gül-
tige Stimmen ebenfalls 564. Mit Ja haben gestimmt 508,
mit Nein 24, Enthaltungen 32. Die Abgeordnete Priska
Hinz hat 508 Stimmen erhalten. Die erforderliche Mehr-
heit von mindestens 311 Stimmen wurde übertroffen.
Damit ist sie gewählt.1)


(Beifall)


Das Wort hat nun der Kollege Florian Pronold von der
SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1711502500

Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr

Präsident! Warum führen wir die Debatte heute eigent-
lich?


(Patrick Döring [FDP]: Das fragt man sich!)


Wenn man sich die Anträge durchliest, dann stellt man
fest, dass die Antwort relativ einfach ist: Die schwarz-
gelbe Koalition war auf dem Holzweg, was die energeti-
sche Sanierung von Gebäuden angeht. Wer hat denn die
KfW-Mittel halbiert? Wer hat denn in zwei Bundeshaus-
halten nacheinander die Axt an die energetische Gebäu-
desanierung angelegt? Das waren Sie!


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


Wer hat damit eines der erfolgreichsten Mittelstandsför-
derprogramme heruntergefahren? Das waren Sie! Sie ha-
ben das in jeder Haushaltsberatung immer wieder vertei-
digt.


(Patrick Döring [FDP]: Sie haben doch die Mittel in den Jahren vorher rausgepulvert!)


Der Grund, warum wir die Anträge, die heute zur De-
batte stehen, behandeln müssen, ist:


(Volkmar Vogel [Kleinsaara] [CDU/CSU]: Herr Pronold taucht im Ausschuss nur auf, wenn große Reden gesprochen werden! Da D a D g W g li d p a te e d ti d E – 1 M z – la R – k d in M z w A ü w M k1)

(C


(D rum weiß er gar nicht, was wirklich geschehen ist!)


iese Kürzungen müssen zurückgenommen werden.

Was erleben wir heute? Sie versuchen vom Holzweg
uf den Pfad der Tugend zurückzukehren.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Besser spät als nie!)


as ist schön. Schon in der Bibel steht: Über einen reui-
en Sünder gibt es mehr Freude als über 99 Gerechte.
ir freuen uns, weil es der richtige Weg ist, auf die ener-

etische Gebäudesanierung zu setzen und damit tatsäch-
ch etwas für den Klimaschutz zu tun. Wir alle in
iesem Haus wissen, dass dort die höchsten Einspar-
otenziale im Bereich der Energie liegen und wir dort
m meisten gegen den Klimawandel tun können.


(Beifall bei der SPD)


Für uns als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokra-
n ist es besonders wichtig, dass die Kosten, die dort

ntstehen, fair verteilt werden. Es darf nicht passieren,
ass die Mieterinnen und Mieter die Belastungen einsei-
g tragen müssen. Was Sie planen, läuft darauf hinaus,
ass die Mieterinnen und Mieter die Dummen dieser
ntwicklung sind.


(Patrick Döring [FDP]: Quatsch! Das sagt nicht einmal der Mieterbund!)


Natürlich. Bereits das geltende Recht sieht vor, dass
1 Prozent der Sanierungskosten jedes Jahr auf die
iete draufgeschlagen werden können.


(Patrick Döring [FDP]: Nicht jedes Jahr! Einmalig!)


Ja, einmalig. Danach setzt sich das jedes Jahr fort, und
war unendlich lange.


(Patrick Döring [FDP]: Einmalig, nicht jedes Jahr 11 Prozent!)


Ja, aber nicht bis alles bezahlt ist, sondern unendlich
nge. Diese Erhöhung bleibt dann. Das ist geltendes
echt.


(Patrick Döring [FDP]: Daran ändert sich nichts!)


Ich rede jetzt über das geltende Recht. Die Bundes-
anzlerin hat im Herbst gesagt: Das reicht noch nicht,
as müssen wir eventuell noch erhöhen.

Darüber hinaus haben Sie Gesetzgebungsvorschläge
der Pipeline, die darauf hinauslaufen, die Rechte der
ieterinnen und Mieter bei der energetischen Sanierung

u verschlechtern,


(Sören Bartol [SPD]: So ist es!)


eil Sie nämlich eine Zwangsduldung auferlegen, ohne
bwehrrechte. Es gibt schon heute Fälle, dass Gebäude
ber ein Jahr oder über anderthalb Jahre saniert werden,
as mit enormen Belastungen für die Mieterinnen und
ieter verbunden ist, wogegen sich diese nicht wehren

önnen.





Florian Pronold


(A) )


)(B)


(Patrick Döring [FDP]: Deshalb befristen wir es auf drei Monate!)


Die einzige Möglichkeit ist die Minderung der Miete.


(Patrick Döring [FDP]: Das ist blanke Erfindung!)


– Ich kann Ihnen die Beispiele nennen.


(Patrick Döring [FDP]: Wir planen das alles nicht, Herr Pronold! Sie wehren sich gegen etwas, was nicht geplant ist!)


– Dann lesen Sie einmal, was Sie selber sagen und was
in den Berichten darüber steht.


(Patrick Döring [FDP]: Sie sollten lesen, was wir beantragt haben! – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Denn sie wissen nicht, was sie tun!)


Dann werden wir ja sehen. Sagen Sie doch ganz klar: Es
wird keine Änderung am Mietrecht geben.


(Patrick Döring [FDP]: Das sagen wir sicher nicht! – Gegenrufe von der SPD: Ah!)


Gehen Sie doch nach meiner Rede nach vorne und sagen
Sie: Wir werden keine Verschlechterungen für die Mie-
terinnen und Mieter vornehmen. Dafür werden wir
Sorge tragen. – Das tun Sie nicht, das haben Sie gerade
selber gesagt.


(Patrick Döring [FDP]: Es wäre schlecht, wenn wir das nicht täten!)


Damit wird doch deutlich, wes Geistes Kind Sie sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was wir brauchen, ist ein Mietspiegel mit einem Ver-
gleich der Mieten mit Bezug auf den energetischen Zu-
stand der Gebäude. Das wäre zum Beispiel eine gute Sa-
che.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das steht im Antrag!)


Bei der Beantwortung der Frage, wer mit welchen Antei-
len beteiligt wird, brauchen wir eine Regelung, die die
Einsparungen, die sich möglicherweise bei den Neben-
kosten ergeben, mit einbezieht.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Steht im Antrag! Stimmt ihr zu?)


– Darüber kann man doch reden. Ich widerspreche damit
gar nicht dem, was in dem Antrag der Grünen steht.


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr gut!)


Sie dürfen auch etwas Richtiges aufschreiben. Ich habe
damit kein Problem.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir freuen uns über jede Zustimmung!)


Der zentrale Punkt für die SPD ist, dass die energeti-
sche Sanierung auf dem Niveau stattfindet, wie es in un-

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(C (D erer Regierungszeit und unter unserer Führung des zutändigen Ministeriums der Fall war. (Pascal Kober [FDP]: Warum haben Sie es dann auf drei Jahre befristet?)


Ein anderer Punkt ist, dass die Mieterinnen und Mie-
r vernünftig beteiligt werden, aber das Mietrecht nicht

ulasten der Mieterinnen und Mieter ausgestaltet wird,
o wie es in Ihren Plänen zu lesen ist, und es nicht zu
inseitigen Begünstigungen kommt. Ich meine damit die
onder-AfA, die Sie gerade angesprochen haben, werter
ollege. Anscheinend versuchen Sie, Ihr Steuersen-
ungsversprechen, das Sie vor der Wahl gemacht haben,
nter dem Deckmantel der energetischen Gebäudesanie-
ng ein bisschen zu erfüllen, nachdem Sie dieses Ziel

orher so gründlich verfehlt haben. Das ist erst einmal
icht schlimm. Man muss aber einmal genau hin-
chauen: Welche Wirkung hat das? Eine Sonder-AfA
ann – das haben wir bei den denkmalgeschützten Ge-
äuden gesehen – durchaus eine positive Wirkung ha-
en. Was passiert aber noch? Sie sprechen von 1,5 Mil-
arden Euro und tun so, als würde diese Summe jedes
ahr zur Verfügung gestellt.


(Peter Götz [CDU/CSU]: Das habe ich nicht gesagt! Richtig zuhören!)


Ich beziehe mich auf das, was öffentlich herüber-
ommt. – Tatsächlich verteilen sich diese 1,5 Milliarden
uro auf fünf Jahre. Das Ganze wächst entsprechend
och einmal auf.


(Patrick Döring [FDP]: Nein!)


Klar wächst das in der Folgezeit auf.


(Pascal Kober [FDP]: Das können Sie sich von einem Haushälter erklären lassen!)


Ich habe mich lange genug mit Finanzen beschäftigt,
m zu wissen, wie das funktioniert.


(Lachen von der FDP)


Stellen Sie doch eine Zwischenfrage, wenn Sie das
icht glauben. Dann erkläre ich Ihnen das gründlich.

Was passiert, ist Folgendes: Erstens. Die Einkommen-
teuer verteilt sich je zur Hälfte auf die Kommunen und
ie Länder. Aufgrund Ihrer Regelung fehlen Gelder, zum
eispiel für die Sanierung des kommunalen Wohnungs-
estandes. Dies führt nicht dazu, dass es insgesamt mehr
ird.


(Peter Götz [CDU/CSU]: Er verwechselt das!)


Nein, ich verwechsele das nicht. Das Aufkommen aus
er Einkommensteuer verteilt sich hälftig auf die Länder
nd die Kommunen. Wenn Sie das Geld dort wegneh-
en, dann fehlt es. Dann müssen Sie eine Antwort da-
uf geben, woher dann das Geld kommen soll.

Zweitens. Die Sache mit der AfA ist, dass sie zusätz-
ch zu den KfW-Mitteln in Anspruch genommen wer-
en kann.


(Widerspruch bei der FDP)


Doch, natürlich zusätzlich.





Florian Pronold


(A) )


)(B)


(Patrick Döring [FDP]: Nein, das ist nicht geplant!)


Das steht aber nicht im Text. Dann erklären Sie es nach-
her. Da bin ich schon gespannt. Schließen Sie es aus.


(Patrick Döring [FDP]: Sie müssen es einfach lesen!)


Schließen Sie auch aus, dass zum Beispiel, wie die
Kollegin es angesprochen hat, die vorhandene Steuer-
ersparnis trotzdem auf die Mieter übertragen werden
kann, so wie es bei den KfW-Mitteln der Fall ist? Das
wäre nämlich fair.


(Sebastian Körber [FDP]: Quatsch! Schwachsinn!)


Wenn die Steuerersparnis von den Kosten abgezogen
würde, die man auf die Mieterinnen und Mieter umlegen
kann, würden auch Mieterinnen und Mieter davon profi-
tieren. Diese Forderung ist richtig. Machen Sie das; sa-
gen Sie das. Dann sind wir schnell beieinander.


(Beifall bei der SPD)


Sehr geehrte Damen und Herren, wir freuen uns, dass
Sie versuchen, vom Holzweg auf den Pfad der Tugend
zurückzukommen. Damit Sie aber nicht die schwarz-gel-
ben Teufelchen bleiben, sondern grüne Klimaengel wer-
den,


(Zurufe von der FDP: Oh!)


müssen Sie noch ein bisschen nachbessern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1711502600

Das Wort hat jetzt der Kollege Sebastian Körber von

der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Sebastian Körber (FDP):
Rede ID: ID1711502700

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Lieber Herr Kollege Pronold, ich
leiste jetzt einfach einmal ein wenig Aufklärungsarbeit.


(Sören Bartol [SPD]: Da sind wir gespannt!)


Das eine oder andere davon können Sie ja für Ihre Arbeit
zu Hause im Wahlkreis mit nach Bayern nehmen. Dort
können Sie das Ganze vielleicht ein bisschen richtigstel-
len.

Ohne die Energieeinsparpotenziale im Gebäudebe-
stand zu mobilisieren und sowohl bei Neubauten als
auch im Gebäudebestand etwas dafür zu tun, ist eine
Energiewende nicht möglich. Darin stimmen wir Ihnen
wohl alle in diesem Saal zu, Frau Kollegin Wagner. Wir
brauchen einen möglichst geringen Energiebedarf; denn
sonst wird es mit der Energiewende nichts werden. Ich
denke, dass wir uns darüber einig sind.

An dieser Stelle danke ich insbesondere der Bundes-
kanzlerin, die das gestern zu einem wesentlichen Be-

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(C (D tandteil ihrer Regierungserklärung gemacht hat. Sie hat s auf den Punkt gebracht und den entscheidenden Asekt aufgegriffen. Wir brauchen definitiv eine Gebäudeanierungsoffensive – da sind wir uns einig, denke ich –, (Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da sind wir uns einig!)


m insbesondere unsere stillen Reserven im Gebäudebe-
tand zu aktivieren – im Neubau und im Bestand, und
war in den Quartieren, in den Städten und in den Ge-
einden insgesamt.

Unser gemeinsames Ziel ist es, eine Reduzierung des
rimärenergiebedarfs herbeizuführen. Ich denke, dass
ir auch insoweit d’accord sind, als der Primärenergie-
edarf bis 2050 um mindestens 80 Prozent reduziert
erden muss.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


Ich begrüße in diesem Zusammenhang auch die Emp-
hlung im Abschlussbericht der Ethik-Kommission der
undesregierung – dadurch ist das Ganze auf eine breite
esellschaftliche Basis gestellt worden – für eine neue
tappe in der Gebäudesanierung zur Erreichung unserer
limaschutzziele.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Im Gegensatz zur Opposition – jetzt sollten Sie auf-
erken, Herr Kollege Pronold – sind wir allerdings der
uffassung, dass es gerade auch um das eigenverant-
ortliche und freiwillige Engagement gehen muss.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ier müssen wir insbesondere mit finanziellen Mitteln
nreize setzen. Das ist das Fördern – im Unterschied

um Fordern. Letzteres sind die Aspekte, die Sie in ers-
r Linie darstellen. Darauf darf ich jetzt noch ein wenig

ingehen. Meiner Auffassung nach und aus Sicht der
reien Demokratischen Partei sind das Fordern und das
ördern nämlich nicht ausgewogen. Anders formuliert:
ie Opposition will mit ihren Anträgen die Menschen

wangsbeglücken.


(Florian Pronold [SPD]: Dann lesen Sie sie einmal!)


Wir als Koalition wollen den Menschen Freiheit und
nreize geben; Herr Kollege Götz hat das sehr deutlich

um Ausdruck gebracht.


(Florian Pronold [SPD]: Fragen Sie einmal im Wahlkreis nach, falls Sie Zeit dazu haben!)


Hören Sie jetzt besser zu, Herr Kollege Pronold.

Die Anträge der Grünen enthalten auch einige Grau-
amkeiten. So gibt es eine Überforderung der Eigentü-
er, sowohl der Selbstnutzer als auch der Vermieter,

gal ob privat oder Wohnungsbaugesellschaft. Sie über-
rdern aber auch die Mieter. Sie überfordern die öffent-

chen Haushalte. Wenn man auch einmal zwischen den
eilen liest, stellt man fest, dass es um Eingriffe geht,
ie ich nicht mittragen kann. Das Ganze kommt nämlich





Sebastian Körber


(A) )


)(B)

enteignungsgleichen Eingriffen in das Privateigentum an
Wohnungen und Gebäuden gleich.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch gar nicht! – Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das weisen wir zurück, Herr Kollege!)


– Das können Sie ja später noch darstellen. Es ist aber
leider Fakt. Ich würde mir auch wünschen, dass es nicht
der Fall wäre.

Im Übrigen wollen Sie ja auch, dass wir unsere EU-
Ziele 2021 sogar übererfüllen. Das ist noch einmal ein
ganz anderer Punkt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen,
letztlich sind das alles nur Schaufensteranträge. Sie kön-
nen das alles doch umsetzen. Ich nenne nur Nordrhein-
Westfalen


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist auf dem Weg!)


und Baden-Württemberg. Dort haben Sie mit aufgebla-
senen Backen im Wahlkampf erklärt, Sie wollten etwas
für die Energieeffizienz von Gebäuden tun. In Ihrem Ko-
alitionsvertrag steht auch einiges dazu.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir machen auch einiges!)


Es ist allerdings nicht mit Finanzmitteln hinterlegt.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch!)


Ich freue mich schon besonders auf die Situation,
wenn wir dann alle zusammen am Bahnhof Stuttgart 21
stehen und gucken, wie energieeffizient dieser gebaut
wird.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir hoffen ja, dass er nicht gebaut wird!)


Es ist ja heute auch schon so beschlossen worden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sören Bartol [SPD]: Das war rhetorisch brillant!)


Jürgen Trittin und Renate Künast saßen schon 2005
auf der Regierungsbank. Hier kommt auch ein bisschen
die Scheinheiligkeit Ihrer Anträge zum Ausdruck. Sie
saßen damals auf der Regierungsbank.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sitzen jetzt darauf! Vergessen Sie das nicht! Sie können ganz viel machen!)


Gerade im Kontext der Energiewende hätten Sie schon
damals etwas für die Verbesserung der Energieeffizienz
von Gebäuden tun können, liebe Frau Kollegin
Herlitzius. Sie haben es aber nicht getan. Sie haben
nichts für den Ausbau der Netze und die Steigerung der
Energieeffizienz von Gebäuden getan.

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(C (D (Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist nicht richtig! Wer hat denn KfW-Programme eingeführt? Sie haben damals nicht zugestimmt!)


ie hätten die Sicherheitsstandards von Atomkraftwer-
en verbessern können. Das haben Sie nicht gemacht.
ie haben auch die Speicherkapazitäten nicht ausgebaut.
abei kommt zum Ausdruck, wie scheinheilig Ihre
nergiepolitik ist. Das zeigt auch Ihr Schaufensterantrag
ur Energiepolitik.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn es ein KfW-Sonderprogramm für energiepoliti-
che Scheinheiligkeit geben würde, dann hätten Sie be-
timmt den Höchstfördersatz bekommen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Frank Schwabe [SPD]: Sagen Sie doch mal, was Sie machen! – Sören Bartol [SPD]: Ich würde dem Redenschreiber das Gehalt kürzen wegen Leistungsschwäche!)


Unsere Position ist ein glasklarer Gegenentwurf zu
iesen Forderungen nach Zwangssanierungsmaßnahmen
ittels eines verschärften Ordnungsrechts. Die FDP-
raktion lehnt eine drastische Verschärfung der Energie-
insparverordnung für bestehende Gebäude ab. Man
uss immer berücksichtigen, was das bedeutet, Herr
ronold, und zwar für die Mieter wie auch für die Ver-
ieter.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schon mal was von der EU gehört?)


ine energetische Gebäudesanierung eines durchschnitt-
chen Einfamilienhauses kann schnell 50 000 Euro oder
ehr kosten. Das Geld muss man erst einmal haben.

Auch den geplanten Prüfauftrag durch die Hintertür
auch das bedeutet konkrete Nachrüstungsverpflichtun-

en bei Bestandsgebäuden – im Rahmen der Energieein-
parungsverordnungsnovelle 2012 sehen wir als FDP-
arlamentarier mehr als kritisch. Das möchte ich an die-
er Stelle deutlich machen. Wir gestalten jetzt auch, liebe
olleginnen und Kollegen von den Grünen. Denn diese
oalition hat die Mittel für das KfW-Gebäudesanie-
ngsprogramm, das Sie richtigerweise unter SPD-Re-

entschaft aufgelegt – darin gehen wir völlig d’accord –,


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Danke!)


ber auf drei Jahre befristet haben,


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und was machen Sie! Unbefristet? – Florian Pronold [SPD]: Sie kürzen es dafür auf null!)


rstmalig verstetigt. Es war Ihnen anscheinend von An-
ng an nicht ganz geheuer, so sehr Sie jetzt auch so tun,

ls ob es Ihnen wichtig wäre. Wir haben die Mittel für
as Programm jetzt verstetigt.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber auch von Haushalt zu Haushalt!)


h denke, das ist ein entscheidender Bereich.





Sebastian Körber


(A) )


)(B)

Die energetische Sanierung von Gebäuden spart in er-
heblichem Maße CO2, verringert unsere Abhängigkeit
von Gas und Öl und sichert Hunderttausende Arbeits-
plätze im mittelständischen Handwerk.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


Allein 2010 wurden bundesweit mit 1,3 Milliarden
Haushaltsmitteln 21,3 Milliarden Euro an Investitionen
angestoßen. Das ist ein Hebelfaktor von 1 : 16. Ich
denke, das sucht seinesgleichen. Genau deshalb beken-
nen wir uns klar zu der erstmaligen Verstetigung dieser
Mittel, Herr Pronold.

Davon profitieren übrigens alle: die Hausbesitzer,
weil der Wert des Gebäudes steigt; die Mieter, weil Ne-
benkosten reduziert werden; die Umwelt, weil es gut für
das Klima ist. Darin gehe ich mit Ihnen völlig d’accord.
Die kommenden Generationen – ein Aspekt, der viel-
leicht gar nicht deutlich zum Ausdruck kommt – profi-
tieren durch Nachhaltigkeit. Auch der Arbeitsmarkt pro-
fitiert davon.

Die Koalition stellt auch die Weichen für energetische
Sanierungsmaßnahmen, was steuerliche Abschreibungs-
möglichkeiten angeht. Künftig wird es möglich sein, die
Sanierungskosten über zehn Jahre auf das zu versteu-
ernde Einkommen anrechnen zu lassen. Damit machen
wir deutlich, dass gerade Menschen, die derzeit keinen
besonderen Anreiz haben – es gibt schließlich keinen
Zwang zur energetischen Sanierung –, vor allem ältere
Hauseigentümer, von den Maßnahmen profitieren kön-
nen.

Wir wollen die Bürger mitnehmen. Wir setzen auf
Anreize anstelle von Zwangsmaßnahmen. Die FDP
schiebt mit Sicherheit jeglichem Versuch, in diesem
Land eine Ökodiktatur einzuführen, einen Riegel vor.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1711502800

Das Wort hat der Kollege Roland Claus von der Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1711502900

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir haben über mehrere Anträge zur energeti-
schen Gebäudesanierung und zur Städtebauförderung zu
entscheiden, die uns die Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
nen und die SPD-Fraktion vorgelegt haben. Meine Frak-
tion findet durchweg alle Anträge gut


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wunderbar!)


und hat in den Ausschüssen zugestimmt. Wir haben auch
in den Haushaltsberatungen regelmäßig Vorschläge zur
Verbesserung dieser Förderprogramme gemacht. Die

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(C (D oalition will die Anträge ablehnen. Das halten wir für inen Fehler. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Kanzlerin hat gestern gewaltig für eine Ener-
iewende geworben. Es ist gewissermaßen eine Doppel-
ende: eine Energiewende in der Gesellschaft wie auch
der CDU/CSU. Wenden kann sie also gut. Heute hätte

ie Koalition die Chance, Wort und Tat in Übereinstim-
ung zu bringen,


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


etreu dem Motto „Wir haben verstanden“. Man könnte
uch in Anlehnung an die Lieferfraktion, die meint, je-
en Tag bekunden zu müssen: „Wir liefern jetzt“, sagen:
ie hätten die Chance, hier zu liefern.


(Beifall bei der LINKEN)

Fakt ist: Sie haben weder verstanden noch liefern Sie.
an muss sich einmal Folgendes überlegen: So viele gut
nktionierende Förderprogramme hat nun einmal eine
undesregierung nicht. Sie haben zu Recht beschrieben,
ass es sich hierbei um exzellente Programme handelt.
as muss denn eine Regierung treiben, die sich die bes-
n Instrumente der Förderung selbst aus der Hand

chlägt? Das ist doch einfach absurd.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dafür hagelt es auch Kritik aus den Kommunen, von
andwerkern, von Verbänden, von Initiativen, sogar von
andesministern der Union und der FDP. Auch Sie ken-
en doch die Briefe. Das Neue an der Kritik ist – das
nde ich bemerkenswert –, dass nicht nur beklagt wird,
ass Geld für Vorhaben fehlt. Die Kritikerinnen und Kri-
ker sagen inzwischen: Diese Regierung zerstört das
emeinwohl und den sozialen Frieden. – Es muss Sie
och bewegen, wenn Sie Briefe von Bürgermeistern be-
ommen, die der CSU angehören, und Briefe von Bür-
ermeistern, die der Linken angehören, die gleicherma-
en Ihre schlechte Politik kritisieren.


(Beifall bei der LINKEN)

Diese Regierung ist offenkundig nicht in der Lage,

re Politik aus der Sicht der Betroffenen zu denken. Das
erkt man am Atomausstieg. Sie haben gleich mit den
nergieriesen verabredet, dass diese die Offshoreanla-
en, also die Windräder auf hoher See, betreiben. Damit
eht die Abzocke der Verbraucherinnen und Verbraucher
eiter.
Die Linke steht für das Konzept des sozialökologi-

chen Wandels; das sage ich sehr bewusst. Seitdem die
rünen die reichsten Wähler haben, ist bei ihnen das So-

iale etwas unter die Räder gekommen.

(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Florian Pronold [SPD]: Das stimmt nicht! Das war schon vorher bei den Grünen so!)






Roland Claus


(A) )


)(B)

Zum sozialökologischen Wandel gehört für uns mehr
Politik für regionale Energie- und Stoffkreisläufe.


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber wir haben keine Porschefahrer!)


Dazu gehören auch eigenständige Stadtwerke, die nicht
Eon oder Vattenfall gehören. Schließlich wollen wir
mehr Macht und Geld für zivilgesellschaftliches Enga-
gement und für Kommunen,


(Florian Pronold [SPD]: Wie hoch ist der CO2Ausstoß eines Porsche?)


also für die politische Ebene, auf der sich Bürgerinnen
und Bürger noch begegnen und bei Bedarf auch in die
Augen sehen können.

Diesen Ansatz vertreten auch SPD und Bündnis 90/
Die Grünen in ihren Anträgen. Deshalb stimmen wir ih-
nen zu. Beide Fraktionen sind bekanntlich nicht frei von
Sünden,


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer ist frei von Sünden?)


aber diese Anträge sind als erste Schritte auf dem Weg
zur Besserung sehr geeignet.


(Beifall bei der LINKEN)


Ein Wort möchte ich zu Minister Ramsauer verlieren,
der im Ausschuss auf Anfrage der Linksfraktion Deng
Xiaoping zitiert hat. Das verlangt Erwiderung. Der alte
Deng muss diese Bundesregierung vorausgeahnt haben,
als er 1984 sagte: Wir werden möglicherweise auch in
Zukunft Fehler machen, wir sollten aber erstens große
Fehler vermeiden und zweitens Missstände abstellen, so-
bald sie entdeckt werden. – Herr Minister Ramsauer,
wenn Sie schon ein solcher Fan von Deng Xiaoping
sind, dann halten Sie sich an seine Weisheit! Korrigieren
Sie Ihre Fehler, und zwar jetzt und heute, und stimmen
Sie den Anträgen zu!


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1711503000

Ich erteile jetzt dem Kollegen Kai Wegner von der

CDU/CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Kai Wegner (CDU):
Rede ID: ID1711503100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Claus, wenn ich mir Ihr Zitat durch den
Kopf gehen lasse


(Roland Claus [DIE LINKE]: Das wäre gut!)


und daran denke, wie viel Arbeit der von Ihnen mitgetra-
gene rot-rote Senat in Berlin hätte, um Missstände abzu-
bauen und Fehler einzugestehen, dann muss ich Ihnen
sagen: Sie hätten bis zum 18. September jede Menge zu
tun, lieber Herr Claus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Wir beraten heute über Oppositionsanträge, die alleamt das Ziel haben, Energie einzusparen und das Klima u schützen. Das freut mich; denn damit unterstützen Sie oll und ganz den Kurs dieser Bundesregierung. (Florian Pronold [SPD]: Aber der Unterschied ist, als wir sie eingebracht haben, war der Kurs noch ein anderer!)


as CO2-Gebäudesanierungsprogramm ist und bleibt
lementarer Bestandteil nachhaltiger Energiepolitik der
undesregierung. Die notwendigen baulichen Investitio-
en fördern wir, lieber Herr Pronold, mit unterschied-
chsten Programmen. In den vergangenen vier Jahren
urden pro Jahr 1,5 Milliarden Euro für das CO2-Ge-
äudesanierungsprogramm zur Verfügung gestellt.


(Florian Pronold [SPD]: Haben Sie die Ansätze nicht halbiert? War das ein grünes Männchen vom Mars, oder waren Sie das? Lügen werden nicht dadurch wahrer, dass man sie wiederholt!)


as bedeutet konkret: In der Bilanz des Jahres 2010 lie-
en wir bei den Gesamtausgaben bei weit über 7 Milliar-
en Euro. Seit 2006 konnten wir mithilfe des CO2-Ge-
äudesanierungsprogramms Investitionen in Höhe von
4 Milliarden Euro anschieben. Davon wurden 2,4 Mil-
onen Wohnungen energieeffizient saniert und neu ge-
aut. Damit konnte ein CO2-Ausstoß von rund 4,6 Mil-
onen Tonnen vermieden werden, und es konnten auch
nd 320 000 Arbeitsplätze geschaffen werden. All diese
ahlen belegen: Dieses Programm ist richtig und wich-
g.

Die Zahlen, die ich Ihnen vorgetragen habe, sind be-
indruckend, und sie verdeutlichen die Hebelwirkung
ieses Programms. Denn 1 Euro Förderung löst circa
Euro private Investitionen aus, und diese gehen etwa

u 90 Prozent in die lokale Wertschöpfung, in den deut-
chen Mittelstand, in das Handwerk.


(Florian Pronold [SPD]: Warum haben Sie dann die letzten zwei Jahre gekürzt?)


eshalb ist es richtig und wichtig, dass wir das Hand-
erk, dass wir die deutsche Bauwirtschaft, dass wir
leine und mittelständische Unternehmen auch mit die-
em Programm unterstützen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich begrüße ausdrücklich, dass die Bundesregierung
ieses Programm fortsetzen wird. Ich begrüße, dass die
undesregierung die Mittel für dieses Programm auf
,5 Milliarden Euro erhöht.


(Florian Pronold [SPD]: Warum haben Sie dann gekürzt?)


as ist gut für den Klimaschutz, das ist gut für nachhal-
ge Politik, und, wie ich gerade schon sagte, es ist gut
r die wirtschaftliche Entwicklung. Ja, ich begrüße zu-

ätzliche Maßnahmen. Ich begrüße, dass wir jetzt steuer-
che Anreize setzen, um noch mehr Hauseigentümer da-
r zu gewinnen, sich für energetische Sanierung zu

ntscheiden. Ja, ich begrüße auch Möglichkeiten der
teuerlichen Abschreibung. Ich will zusätzlich sagen:





Kai Wegner


(A) )


)(B)

Mit Erfolg wird ein steuerlicher Bonus für Handwerks-
leistungen gewährt. Ich finde, der erfolgreiche steuerli-
che Bonus für Handwerksleistungen sollte noch stärker
für die Energiesanierung nutzbar gemacht werden.

Besonders beachtlich erscheint mir in diesem Zusam-
menhang der Fahrplan der Bundesregierung zur energe-
tischen Sanierung von Bundesbauten. Hier werden wir
als Bund unserer Vorbildfunktion gerecht.


(Florian Pronold [SPD]: Vielleicht können Sie den Ausstoß an heißer Luft im Deutschen Bundestag reduzieren!)


Ich bitte die Bundesregierung darauf zu achten, hierbei
unsere kleinen und mittelständischen Handwerksbe-
triebe nicht aus dem Blick zu verlieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Florian Pronold [SPD]: Wer hat denn den Blick verloren? Sie! Sie haben beim KfW-Programm gekürzt! Ausschreibungen in diesem Bereich müssen in kleinen Losen erfolgen, damit auch die lokale Wirtschaft, kleine und mittelständische Unternehmen, davon profitieren können. Das sind einige wichtige Beispiele für das, was wir mit dem Energiekonzept insgesamt auf den Weg gebracht haben, und für das, was wir noch umsetzen wollen. Das heißt konkret: Wir sind zum Großteil längst bei dem angekommen, was Sie heute in Ihren Anträgen fordern. Lieber Herr Pronold – Sie schreien immer dazwischen –, ich will Ihnen zurufen: Wir sind in vielen Bereichen viel weiter, als es in Ihren heute hier vorliegenden Anträgen formuliert ist. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt leider nicht! – Florian Pronold [SPD]: Sind Sie schon über die Ökodiktatur hinaus? – Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also, wir haben schon die Ökodiktatur!)


Lassen Sie mich auch etwas zur Städtebauförderung
sagen. Gerade als Abgeordneter aus Berlin will ich nicht
verhehlen, dass ich die Einsparungen im Rahmen der
Haushaltskonsolidierung bedauere. Ich kenne und
schätze die Arbeit der Akteure vor Ort in diesem Be-
reich. In meinem Wahlkreis in Berlin-Spandau gibt es
viele Projekte, in denen hervorragende Arbeit geleistet
wird – für die Stadtteile, für die Kieze, für die Menschen
in diesen Bereichen.


(Sören Bartol [SPD]: Die gefährden Sie!)


Es bleibt dabei: Die Städtebauförderung ist wichtig im
Sinne der Nachhaltigkeit. Ja, wir müssen die Programme
evaluieren. Ja, wir brauchen noch mehr Effizienz bei
diesen Programmen.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erst mal mehr Geld!)


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(C (D h sage aber auch, dass wir auch im kommenden Jahr ie Städtebauförderung mindestens auf diesjährigem iveau fortführen sollten und fortführen müssen. Meine Damen und Herren, wir haben in der Tat in em Bereich Energieeffizienz/Gebäudesanierung viel ericht. (Florian Pronold [SPD]: Haben Sie auch Mieter in Ihrem Wahlkreis?)


ir haben in diesem Bereich aber auch noch wahnsinnig
iel vor. Mit Sicherheit werden wir bei den parlamentari-
chen Beratungen über den Haushalt noch die eine oder
ndere Gelegenheit haben, darüber zu sprechen und uns
uszutauschen. Ich lade Sie alle ein,


(Florian Pronold [SPD]: Nach Spandau!)


n der Lösung der klimapolitischen Herausforderungen
ilzuhaben. Gestalten Sie die Zukunft unseres Landes
it! Sie sehen: Wir handeln, wir reden nicht. Das unter-

cheidet Regierung und Opposition. Lassen Sie uns den
eg erfolgreich weitergehen.

Herzlichen Dank und ein schönes Wochenende.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1711503200

Das Wort hat jetzt der Kollege Sören Bartol.


(Beifall bei der SPD)



Sören Bartol (SPD):
Rede ID: ID1711503300

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Minister Ramsauer hat uns am Mittwoch im Aus-
chuss erklärt, dass die Energiewende der Bundesregie-
ng gar keine Wende ist, sondern die konsequente

ortsetzung der Politik der Bundesregierung. Die Brü-
ke der Brückentechnologie Atomkraft wird einfach nur
erkürzt, haben wir im Ausschuss gelernt. – Aha!


(Beifall bei der FDP – Patrick Döring [FDP]: So ist es!)


ls Bauminister muss er sich ja mit dem Brückenbau
uskennen. Ich hoffe nur, dass das Fundament Ihrer has-
gen Energiewende, liebe Kolleginnen und Kollegen,
uch wirklich trägt.

Minister Ramsauer hat sich dann auch noch – das war
er Höhepunkt – als Leser der Wolke von Gudrun
ausewang geoutet, der schon immer vor den Gefahren
er Atomkraft gewarnt hat.


(Heiterkeit der Abg. Ute Vogt [SPD])


a frage ich mich: Wo war Herr Ramsauer, als das Kabi-
ett die Laufzeitverlängerungen für die Atomkraftwerke
eschlossen hat?


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In Bayern!)


o war der Minister, als im Haushalt 2011 die Mittel für
as CO2-Gebäudesanierungsprogramm zusammenge-
ürzt wurden?





Sören Bartol


(A) )


)(B)


(Florian Pronold [SPD]: Das hat er selber vorgeschlagen!)


Gestern noch Wiedereinstieg in die Atomkraft, heute
Ausstieg. Gestern Ausstieg aus der energetischen Sanie-
rung, heute Wiedereinstieg. Mal hü, mal hott. Die Regie-
rung hat damit Investoren verunsichert und entschei-
dende Monate auf dem Weg zu einer nachhaltigen
Energieversorgung verloren. Keine Frage, ich freue
mich, dass Sie doch noch zu der besseren Einsicht ge-
kommen sind, dass der rot-grüne Atomausstiegsbe-
schluss und die Förderung erneuerbarer Energien richtig
sind. Ich freue mich auch, dass Sie das CO2-Gebäude-
sanierungsprogramm wiederbeleben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen der Regierungsfrak-
tionen, die energetische Sanierung von Gebäuden
machte auch schon vor Fukushima Sinn. Energetische
Sanierung ist sinnvoll, weil Gebäude ganz wesentlich
zum Energiesparen beitragen können. Energetische Sa-
nierung ist sinnvoll, weil sie Arbeitsplätze schafft. So
unstrittig diese Erkenntnis in der Fachwelt, in der Wirt-
schaft und bei den Menschen ist: Schwarz-Gelb hat sie
bisher doch ignoriert.


(Zuruf von der FDP: Ach so! Deshalb haben wir so wenig Arbeitslosigkeit!)


Sie, meine Damen und Herren von den Regierungsfrak-
tionen, haben im Haushalt für dieses Jahr die Mittel für
die energetische Gebäudesanierung drastisch zusam-
mengestrichen. Von 2 Milliarden Euro Förderung im
Jahr 2009 ist doch nur noch ein Viertel übrig geblieben.


(Patrick Döring [FDP]: Trotzdem hat Förderung im energetischen Bereich stattgefunden!)


Auf Druck von Opposition und Öffentlichkeit haben Sie
500 Millionen Euro draufgelegt. Die stehen jedoch auf
äußerst wackligen Beinen.


(Patrick Döring [FDP]: Richtiger Quatsch!)


Sie sollten aus Ihrem Energie- und Klimafonds kommen,
der sich aus den Einnahmen aus der Brennelemente-
steuer speist. Das war auch ohne Ausstieg aus der Atom-
kraft ein gewagtes Konstrukt, und jetzt ist es doch völlig
obsolet.


(Zuruf von der CDU/CSU: Haben Sie nicht geschafft!)


Sechs Monate und leider einen Super-GAU später ha-
ben Sie uns 1,5 Milliarden Euro für die Jahre bis 2014
für das KfW-Programm zugesagt. Zusammen mit der
steuerlichen Förderung wollen Sie so eine Sanierungs-
quote von 2 Prozent erreichen. Das ist immerhin ein
Etappenziel. Aber ich habe meine Zweifel, ob Sie dies
mit Ihren Vorschlägen erreichen. Dafür sehe ich zwei
Gründe: Erstens ist wiederum Ihr Energie- und Klima-
fonds das Füllhorn, aus dem das Geld für die zinsgünsti-
gen KfW-Kredite kommen soll, wie übrigens auch für
die Elektromobilität und vieles mehr.

Zweitens habe ich auch Zweifel, ob Sie mit dieser Re-
gelung zur steuerlichen Absetzbarkeit die Breite der
Hauseigentümer wirklich erreichen, die in Einfamilien-
und Zweifamilienhäusern wohnen. Die Anforderungen

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(C (D n die energetische Sanierung müssen so gesetzt sein, ass es sich auch einkommensschwächere Eigentümer isten können, in Dämmung, effizientere Heizungen nd Warmwasserbereitung zu investieren. (Zuruf von der FDP: Dafür gibt es zinsverbilligte Darlehen!)


h habe insgesamt Zweifel, ob die Eile der Gesetzge-
ung der Sache dient.

Ein weiterer Teil Ihres Energiewendepakets, das jetzt
chnell, schnell durch das Parlament soll, ist die vorge-
ogene Änderung des Baugesetzbuches. In Ihrem Ent-
urf steht viel Sinnvolles, wie zum Beispiel die Klima-

chutzklausel. Im allgemeinen Zuspruch darf aber nicht
ntergehen, wie unzulänglich Ihre Politik für die Städte
t. Ich will zwei Punkte nennen: erstens die Kürzung der
tädtebauförderung und zweitens die Mietrechtsnovelle.

Erstens. Mit der Kürzung der Städtebauförderung zie-
en Sie sich aus der Verantwortung für die Entwicklung
er Städte und Gemeinden zurück. Wenn Sie klimage-
chte Stadtentwicklung als Ziel des Stadtumbaus ins
augesetzbuch aufnehmen, ist das gut. Das ist überhaupt
eine Frage. Aber der Stadtumbau braucht dann auch die
otwendige finanzielle Substanz. Nehmen Sie die Kür-
ung der Städtebauförderung zurück, meine Damen und
erren von den Koalitionsfraktionen! Jetzt ist doch der
chtige Zeitpunkt dafür.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


tocken Sie die Städtebauförderung endlich wieder auf
indestens 610 Millionen Euro auf!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der zweite Punkt. Mit der geplanten Mietrechtsno-
elle, lieber Kollege Döring, belasten Sie einseitig die
ieter mit den Kosten des Klimaschutzes.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN – Widerspruch des Abg. Patrick Döring [FDP])


Natürlich, Herr Döring. Das Recht, die Miete zu min-
ern, soll doch in Zukunft bei energetischer Sanierung
rei Monate lang nicht gelten. Ist das richtig?


(Patrick Döring [FDP]: Zum Wohl des Klimas!)


Das ist richtig. Gut. – Sie bürden damit den Mietern
iese Kosten gleich zweimal auf: Sie dürfen die Miete
icht mindern, obwohl ihre Wohnung nur eingeschränkt
ewohnbar ist,


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Warum eingeschränkt bewohnbar, wenn außen saniert wird?)


nd sie müssen auch noch die Kosten der Modernisie-
ng über Mieterhöhungen tragen. Die Folgen, liebe
olleginnen und Kollegen, sind absehbar: Einkommens-

chwache Haushalte werden zum Wegzug gezwungen,
nd die soziale Spaltung in den Städten wird weiter zu-
ehmen. Das müssen Sie endlich einmal verstehen. Las-





Sören Bartol


(A) )


)(B)

sen Sie doch einmal die Finger vom Mietrecht! Es ist
richtig, Investitionshemmnisse für energetische Sanie-
rung abzubauen


(Patrick Döring [FDP]: Aha!)


– das ist der richtige Weg –, aber, liebe Kolleginnen und
Kollegen von Schwarz-Gelb, nicht einseitig zulasten der
Mieter.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN – Patrick Döring [FDP]: Tut doch keiner!)


– Natürlich.

Was wir brauchen, ist eine aktive Stadtentwicklungs-
politik des Bundes, die Ökonomie, Ökologie und Sozia-
les in Einklang bringt. Wir brauchen eine aktive Stadt-
entwicklungspolitik, die die Städte dabei unterstützt, die
Herausforderungen des Klimawandels ebenso zu bewäl-
tigen wie die des sozialen Zusammenhalts.

Meine Damen und Herren von den Koalitionsfraktio-
nen, nutzen Sie die Chance, nicht nur Ihren Fehler in der
Energiepolitik wiedergutzumachen und zu dem zurück-
zukehren, was wir bereits vor zehn Jahren eingeleitet ha-
ben, sondern machen Sie das Gleiche auch in der Stadt-
entwicklungspolitik. Wenn Sie das schaffen, dann
bekommen Sie bestimmt auch Applaus von unserer
Seite.


(Zuruf von der FDP: Wollen wir ja gar nicht!)


Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1711503400

Das Wort hat der Kollege Patrick Döring von der

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Patrick Döring (FDP):
Rede ID: ID1711503500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wie so oft in Debatten zur Baupolitik wird hier von der
Opposition – ich nehme Frau Wagner ausdrücklich aus –
überwiegend etwas behauptet, was weder geplant ist
noch in irgendeinem Gesetzentwurf der Bundesregie-
rung vorgesehen ist.


(Sören Bartol [SPD]: Aha!)


Wenn wir, wie der Kollege Bartol zu Recht dargestellt
hat, derzeit in der Ausgestaltung des Mietrechts die
größten Hemmnisse für die Umsetzung energetischer
Sanierungen sehen, und zwar insbesondere in den Fäl-
len, wo wir es mit Eigentümergemeinschaften in Mehr-
familienhäusern zu tun haben, dann dürften doch alle
Beteiligten anerkennen und konzedieren, dass Politik auf
dieses Hemmnis eine Antwort geben muss. Die Antwort
lautet: Wir wollen der Verzögerung oder Verhinderung
von Sanierungen und damit der Demotivierung von sa-
nierungswilligen Eigentümern dadurch abhelfen, dass
wir eine Pflicht für die Mieter einführen, solche Sanie-
rungen drei Monate ohne Mietminderungsmöglichkeit
zu dulden.

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(C (D (Sören Bartol [SPD]: Es gibt doch keine reine energetische Sanierung!)


a zugleich durch diese Maßnahmen am Ende die Ne-
enkosten stark sinken werden – und das kommt aus-
chließlich dem Mieter zugute –, ist das eine vertretbare
ösung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Lassen Sie uns noch einmal über die Mär sprechen,
ie über das KfW-Programm verbreitet wird. Sie haben
in KfW-Programm auf den Weg gebracht, das befristet
it Mitteln ausgestattet war. Sie haben entschieden – wir

aben Sie dabei unterstützt –, dass im Jahr der Krise zu-
ätzliche Mittel, die eigentlich für Folgejahre vorgesehen
aren, zur Verfügung gestellt werden, um die Baukon-
nktur zu stützen. Das war richtig.


(Sören Bartol [SPD]: Wer hat das denn auf null gemacht?)


an muss sich dann aber, wenn die Krise vorbei ist und
ich das Wirtschaftswachstum auf einem historisch ho-
en Niveau bewegt, auch eingestehen, dass man nur
och die verbleibenden Mittel verausgaben kann. Trotz-
em ist übrigens die Sanierungsquote nicht zurückge-
angen, und trotzdem ist die Baukonjunktur weiter im
ufwind. Deshalb war es richtig, so zu handeln, wie die
egierung gehandelt hat.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Florian Pronold [SPD]: Und warum jetzt wieder hoch?)


Jetzt stehen wir vor der Herausforderung, zusätzliche
nreize für eine schnellere Umsetzung energetischer Sa-
ierungsmaßnahmen zu schaffen. Die zusätzlichen Maß-
ahmen stehen auf zwei Säulen. Die eine ist das Auf-
achsen des Gebäudesanierungsprogramms über KfW-
ittel für diejenigen, bei denen eine Einkommensteuer-

ntlastung wenig Wirkung haben würde, also zum einen
ei den kommunalen Wohnungseigentümern und zum
nderen bei denjenigen Hauseigentümerinnen und Haus-
igentümern, die wenig oder gar keine Einkommen-
teuer zahlen. Das sind überwiegend Rentnerinnen und
entner, aber eben auch Geringverdiener; sie bekommen
re Förderung über die KfW-Programme.

Da wir hier alle im Hause wissen, dass der Deutsche
ichts schöner findet, als Steuern zu sparen, wollen wir
arüber hinaus diejenigen, die diese Sanierungsaufgabe
us eigenen Mitteln, ohne Banken in Anspruch zu neh-
en, schultern, mit einer 10-prozentigen Sonderab-

chreibung entlasten. Das ist der richtige Weg; den geht
iese Koalition.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Florian Pronold [SPD]: Also nur aus Eigenmitteln? Jetzt passiert Folgendes, geschätzter Herr Kollege ronold – Sie sind ja Finanzpolitiker –: Wenn in jedem ahr ein Investitionsvolumen von etwa 1,5 Milliarden uro einkommensteuerlich geltend gemacht wird – daon gehen wir aus –, dann wird bei einer Einkommenteuerschuldminderung von 10 Prozent eine Kassenwir Patrick Döring )





(A) )

kung von 150 Millionen Euro entfaltet. Die 10 Prozent
werden unterschiedlich kassenwirksam; es wächst von
Jahr zu Jahr auf, weil das Volumen insgesamt größer
wird. Das ist der richtige Weg, um die privaten Haus-
und Wohnungseigentümerinnen und -eigentümer bei den
Sanierungskosten wirksam zu entlasten. Das ist der Weg,
den wir vorschlagen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Abg. Florian Pronold [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Ich bin den Oppositionsparteien insofern dankbar,
dass wir heute diese Debatte führen, als wir – auch ich
ganz persönlich – dadurch noch einmal die Gelegenheit
haben, deutlich zu machen, dass wir große Anhänger der
erfolgreichen Städtebauförderprogramme der Bundesre-
publik Deutschland sind.


(Sören Bartol [SPD]: Das hat man ja gesehen!)


– Auch ich ganz persönlich, lieber geschätzter Kollege
Bartol. – Trotzdem ist es klug, darüber nachzudenken,
diese Städtebauförderprogramme immer wieder den
neuen Herausforderungen der Städte und Gemeinden an-
zupassen und sie fortzuentwickeln.


(Sören Bartol [SPD]: Aber doch nicht runterstreichen!)


Nichts anderes haben wir getan.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1711503600

Herr Kollege Döring, gestatten Sie eine Zwischen-

frage?


Patrick Döring (FDP):
Rede ID: ID1711503700

Vielen Dank, Herr Präsident. Aber wir führen heute

keine steuerpolitische Debatte. – Es gibt jedoch mehr als
eine reine Mittelausstattung. Es gibt vernünftige Pro-
gramme, in deren Rahmen wir das tun können. Der Kol-
lege Wegner hat dankenswerterweise darauf hingewie-
sen, dass es insbesondere in Berlin bei den
Städtebauförderprogrammen zu erheblichen Zweckent-
fremdungen kommt. Das wollen wir vermeiden, um die
Steuerzahlerinnen und Steuerzahler nicht zu überfor-
dern. Deshalb haben wir dort nachgeschärft.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Abg. Stefan Liebich [DIE LINKE] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Eine abschließende Bemerkung, liebe Kolleginnen
und Kollegen. Dies ist eine baupolitische Debatte. Des-
halb muss sie über den Punkt der Wohn- und Immobili-
enwirtschaft weit hinausgehen. Ich glaube, es ist ein gu-
tes Signal für Deutschland, dass die baden-
württembergische grün-rote Landesregierung heute ent-
schieden hat, Stuttgart 21 weiterzubauen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Hier zeigt sich: Baurecht ist nicht von Wahlterminen ab-
hängig, und das ist gut für Deutschland.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Herr Döring, wollen Sie noch eine Zwischenfrage zu ssen? Danke, nein. Wollen Sie nicht. – Dann erteile ich dem Kollegen lorian Pronold das Wort zu einer Kurzintervention. Herr Döring, ich frage nach, damit wir das auch im rotokoll stehen haben; denn ich glaube, das ist eine pannende Frage, die Sie aufgeworfen haben. Sie haben ier am Rednerpult gesagt, dass diejenigen die 10-mal0-Förderung bekommen, die aus Eigenmitteln sanieren. as bedeutet, im Falle einer Kreditfinanzierung gibt es iese 10-mal-10-Förderung nicht. (Patrick Döring [FDP]: Das ist nicht so! Aber ich stelle das klar!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1711503800
Patrick Döring (FDP):
Rede ID: ID1711503900
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1711504000
Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1711504100

Gut; das ist nämlich wichtig. Denn wenn die Förde-
ng nur bei einer Sanierung aus Eigenmitteln erfolgt,
nden Sie überhaupt niemanden, der noch saniert.


(Patrick Döring [FDP]: Volkshochschule!)


as müssen Sie hier schon richtig darstellen.

Eine entscheidende Frage, die Sie nicht beantwortet
aben, ist: Erfolgt die Förderung parallel zu den KfW-
itteln? Bisher ist das so, zum Beispiel bei der Sonder-
fA.


(Patrick Döring [FDP]: Auch das beantworte ich!)


enn ich eine denkmalgeschützte Immobilie mithilfe ei-
es KfW-Kredits saniere, kann ich trotzdem zehnmal
0 Prozent abschreiben. Wollen Sie das auch im Falle
er energetischen Sanierung, oder wollen Sie das nicht?
as müssten Sie klar beantworten.

Die zweite Frage ist, ob Sie den Steuervorteil auch
en Mieterinnen und Mietern zugutekommen lassen, wie
ir das auch bei der KfW-Förderung machen. Da darf
ämlich dieser Anteil nicht auf die Mieterinnen und
ieter umgelegt werden. Sorgen Sie dafür, dass die Mie-
rinnen und Mieter auch von dem Steuervorteil profitie-
n; dann werden wir uns gerne auf diese Regelung ein-
ssen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1711504200

Es kommt noch eine zweite Kurzintervention des

ollegen Stefan Liebich. – Bitte schön. Erst die zweite
urzintervention, Herr Döring kann dann beide zusam-
en beantworten.


Stefan Liebich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1711504300

Herr Döring, Sie haben eben wie der Kollege Wegner

uf die Politik des Landes Berlin Bezug genommen. Ich





Stefan Liebich


(A) )


)(B)

möchte nicht, dass hier Legenden im Raum stehen blei-
ben. Deshalb möchte ich Sie darüber informieren, dass
das Land Berlin im Bundesrat auf Vorschlag des Wirt-
schaftssenators Harald Wolf den Antrag gestellt hat, die
Kürzungen bei der Städtebauförderung zurückzuneh-
men, dass der Bundesrat dem zugestimmt hat und dass
das Problem nicht das Land Berlin ist, sondern die
Mehrheit hier im Deutschen Bundestag.


(Beifall bei der LINKEN – Sören Bartol [SPD]: Ihr seid das Problem!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1711504400

Jetzt Kollege Döring zur Erwiderung.


Patrick Döring (FDP):
Rede ID: ID1711504500

Geschätzter Kollege Liebich, es wird in den Aus-

einandersetzungen zwischen Bundestag und Bundesrat
immer wieder Punkte geben, bei denen sich der eine
oder andere Partner finanziell über- oder unterfordert
fühlt.


(Sören Bartol [SPD]: Habt ihr jetzt gekürzt, ja oder nein?)


Aber ich sage auch ganz deutlich: Die Bundesländer ha-
ben mindestens genauso starke Konsolidierungsanstren-
gungen zu leisten wie der Bund. Man kann darüber strei-
ten, ob es nun richtig oder falsch war, an dieser Stelle
einen Teil der Bundesausgaben zu reduzieren, um die
Schuldenbremse zu erreichen. Aber ich nehme auch zur
Kenntnis, dass die Länder und die Kommunen offenbar
so sehr an den Programmen nicht hängen, denn sie hät-
ten den sinkenden Bundesanteil aus eigenen Mitteln je-
derzeit ausgleichen können.


(Widerspruch bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nun zum Kollegen Pronold. Herr Kollege Pronold,
Sie wollen das offenbar bewusst missverstehen, aber
dann will ich es auch bewusst zurückspielen. Natürlich
ist es völlig unerheblich, aus welchen Mitteln derjenige,
der die Sonderabschreibung in Anspruch nehmen will,
seine Sanierung vorgenommen hat. Aber die Erfahrung
zeigt, dass insbesondere diejenigen Hauseigentümerin-
nen und Hauseigentümer, die eben nicht mithilfe von
darlehensfinanzierten Maßnahmen Zinsverbilligungen
bei der KfW anstreben, besondere Anreize durch die
steuerliche Förderung bekommen. Aber es wird auch an-
dere Fälle geben. Deshalb ist die steuerliche Förderung
völlig unabhängig von der Geldquelle, aus der die Sanie-
rung bezahlt wird.

Darüber hinaus werden wir selbstverständlich aus-
schließen, dass es bei den knappen Haushaltsmitteln, die
wir haben, zu der Möglichkeit kommt, KfW-Mittel und
eine steuerliche Vergünstigung in Anspruch zu nehmen.
Wir wollen keine Überförderung. Dass wir diese Über-
förderung nicht wollen, hat auch der Kollege Götz er-
wähnt. Das werden wir glasklar im Gesetzentwurf nie-
derlegen. Wir werden dort auch niederlegen, dass wir
diese Sonderabschreibung nicht für Anlagen ermög-
lichen, die zu EEG-Stromeinspeisevergütungen führen


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(C (D Stichwort Dach-PV –, weil auch hier eine Doppelförerung vorläge, die wir in jedem Fall vermeiden wollen. Was die Umlageidee angeht, bleibe ich ganz hart im teuerrecht. Der einkommensteuerliche Vorteil ist die ache des Steuerpflichtigen. Wie der dann mit seiner eränderten Renditeberechnung seine Miete kalkuliert, t ihm überlassen, solange wir eine soziale Marktwirt chaft haben. Das Wort hat nun die Kollegin Ingrid Remmers von er Fraktion Die Linke. Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! eit Wochen diskutieren wir den Ausstieg aus der Atomnergie. Auch wenn die Linke die bisherigen Vorschläge her als Herauskriechen denn als Aussteigen bezeichnet, aben wir hier immerhin Konsens. Nach Fukushima und ngen Diskussionen über unsere künftige Energiever orgung sind wir uns also in einigen Punkten weitestgeend einig. Wir wollen keine unkalkulierbaren Risiken urch Atomkraft, wir wollen saubere, erneuerbare Enerien. Auf dem Weg dorthin müssen wir Energie sparen. sofern ist auch die energetische Sanierung des Wohnums an sich Konsens. Während wir aber einerseits keine unkalkulierbaren isiken durch Atomkraft wollen, ist die Bundesregieng mehr als bereit, in der Sanierungsfrage den Mietennen und Mietern unkalkulierbare Kostenerhöhungen ufzubürden. Das lehnt die Linke ab. Tatsache ist, dass die Hausbesitzer einen Anreiz brauhen, eine ökologische Sanierung ihrer Gebäude anzugeen und damit auf lange Sicht zum Wohle aller Energie u sparen. Die Bundesregierung ist aber eben nicht beit, sich an den Kosten ausreichend zu beteiligen. Sie ersucht stattdessen, über die Beschneidung von Mieterchten – wir haben es hier schon gehört – durch die ge lante flankierende Mietrechtsänderung die Kosten für ie energetische Sanierung ausschließlich auf die Mietennen und Mieter abzuwälzen. Dazu sagen wir als inke: Die Sanierung weiter Teile des Wohnraumbestanes der Bundesrepublik Deutschland ist eine gesamtesellschaftliche Aufgabe. Deren erhebliche Kosten önnen eben nicht einseitig getragen werden. Für das ahr 2012 – wir haben es eingangs vom Kollegen Götz ehört – stellt die Regierung 1,5 Milliarden Euro für insvergünstigte Kredite der KfW bereit. Das, Herr Kolge, ist besser als nichts, aber bei weitem nicht ausrei hend. Die Deutsche Energie-Agentur rechnet mit einem edarf von mindestens 2 Milliarden, wahrscheinlich her 5 Milliarden Euro pro Jahr, um die jährliche Saniengsrate von 1 auf 2 Prozent steigern zu können. Diese ate ist nötig, um sowohl die Klimaziele als auch den ompletten Umstieg auf erneuerbare Energien tatsächch erreichen zu können. Das bedeutet aber, dass die Ingrid Remmers )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1711504600

(Beifall bei der LINKEN)

Ingrid Remmers (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1711504700

(Beifall bei der LINKEN)





(A) )

Förderprogramme – entgegen dem, was Kollege Döring
hier gerade gesagt hat – finanziell erheblich ausgeweitet
werden müssen. Da sind die in Aussicht gestellten zu-
sätzlichen Mittel in Höhe von 500 Millionen Euro tat-
sächlich nur eine Beruhigungspille.

Kommen wir zum Mietrecht. Das geplante neue Miet-
recht sieht wie auch das bestehende Mietrecht vor, dass
der Vermieter – auch das haben wir hier heute schon ge-
hört – zur Refinanzierung seiner Investition 11 Prozent
der Modernisierungskosten auf die Jahresmiete aufschla-
gen kann; das ist nicht neu. Es soll aber neu geregelt
werden, dass der Mieter im Vorfeld – anders als hier be-
hauptet – der Modernisierung keine Einspruchsmöglich-
keit hat; der entsprechende § 554 BGB soll gestrichen
werden.


(Patrick Döring [FDP]: Ja!)


Erst nach bereits erfolgter Modernisierung hat der Mie-
ter die Möglichkeit, im Mieterhöhungsverfahren über
die Mieterhöhung zu verhandeln. Da frage ich mich: Wer
hat denn da die besseren Karten in der Hand?


(Patrick Döring [FDP]: Immer der Mieter, weil wir überwiegend entspannte Märkte haben!)


Die Hemmnisse, Kollege Döring, bei der Sanierung, die
Sie gerade angesprochen haben, wollen Sie in Wahrheit
nur abbauen, um den Großteil der Kosten auf die Miete-
rinnen und Mieter umzulegen. Sagen Sie wenigstens die
Wahrheit!


(Florian Pronold [SPD]: Das ist eine unmögliche Forderung an den Kollegen Döring!)


Abgesehen davon sollen die Nachweiskriterien noch
moderater gestaltet werden als bislang.

Die 11-prozentige Mieterhöhung bedeutet für den
Vermieter, dass sich seine Investition nach rund neun
Jahren amortisiert hat.


(Patrick Döring [FDP]: Sofern er sie finanzieren kann!)


Der Wertzuwachs seiner Immobilie wurde dann allein
vom Mieter finanziert, während die nun abgeschriebe-
nen Bauteile je nach Nutzungsdauer weitere 5 bis
75 Jahre genutzt werden können. Das ist schön für den
Vermieter; aber für den Mieter bedeutet die 11-prozen-
tige Umlage – wir haben es berechnet – eine reale Netto-
mietsteigerung um mehr als 50 Prozent.


(Zuruf von der FDP: Haben Sie die Nebenkosten eingerechnet?)


– Dazu komme ich noch. – Damit erreicht die Bundes-
regierung zunächst einmal, dass ein großer Teil der Mie-
terinnen und Mieter eine energetische Sanierung ableh-
nen wird, obwohl sie ein wichtiges Ziel unserer Politik
sein sollte. Damit erreicht sie außerdem, dass viele Mie-
terinnen und Mieter zum Umzug gezwungen werden, da
die Miete – auch vor dem Hintergrund stagnierender Re-
aleinkommen in den letzten zehn Jahren – für viele Men-
schen unerschwinglich wird.

Da reicht – bei aller sonstigen Zustimmung – die von
den Grünen vorgeschlagene Reduzierung der Umlage
auf 9 Prozent leider nicht aus. Wir fordern in unserem

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(C (D igenen Mietsrechtsantrag, die Umlage der Modernisiengskosten auf 5 Prozent der jährlichen Kaltmiete zu egrenzen. Die daraus resultierende Mietsteigerung beeutet für den Mieter, auch unter Berücksichtigung der u erwartenden Energiekosteneinsparung, eine Erhöung der Gesamtkosten, aber eine leistbare. Für den Verieter hätte das die Konsequenz, dass sich seine Investion statt nach neun erst nach 20 Jahren amortisiert hat, as aber bei der relativ langen Haltbarkeit von Wohnum durchaus vertretbar ist. Aber auch in diesem Fall bei einer Umlage von 5 Prozent – hat der Mieter die ertsteigerung der Immobilie allein bezahlt; dem Verieter bleibt die Restnutzungsdauer. Es ist gar nicht ein usehen, warum eine Laufzeit von 20 Jahren hier nicht ertretbar sein soll, während sie bei den KfW-Krediten r Eigenheime längst gängige Praxis ist. Als Linke sagen wir: Was Vermieter und Mieter nicht lleine stemmen können, muss der Staat – nicht etwa als oziale Wohltat, sondern in seinem eigenen Interesse – nanziell abfangen. Maßnahmen der energetischen Saierung und die Schaffung barrierefreien Wohnraums üssen für den Vermieter durch einen Rechtsanspruch uf öffentliche Förderung erleichtert werden. Mein Kolge Roland Claus hat es eben schon ausgeführt: Es müs en die haushalterischen Voraussetzungen für einen ausömmlichen finanziellen Rahmen der Förderprogramme eschaffen werden. Ziele sind die Verdopplung der uote der Sanierungen der Wohnungsbestände gegenber dem Bestand von 2009 und die Reduzierung des O2-Ausstoßes um 80 Prozent bis 2050. Wir fordern außerdem, dass Maßnahmen der energetichen Sanierung nur dann duldungspflichtig sind, wenn urch die Maßnahmen für die Mieterinnen und Mieter elbst keine unzumutbaren Härten entstehen, die Enerieeinsparung mindestens den aktuellen Vorgaben der nergieeinsparverordnung entspricht, die Bundesregieng im Rahmen der öffentlichen Förderung eine kostense Mieterund Energieberatung gewährleistet und ngesichts der sozusagen gesetzlich beschlossenen Mietrhöhung zur Vermeidung von Obdachlosigkeit eine eratzlose Räumung der Wohnung nach Kündigung nicht ulässig ist. Dies sind die Mindeststandards, die erfüllt ein müssen, um bei der Bevölkerung die nötige Akzepnz für die energetische Sanierung von Wohnraum zu rreichen. Abschließend sage ich: Wenn ich mir die Gewinne er drei großen Energieunternehmen ansehe, die – das aben wir eben auch schon gehört – sich jetzt weigern, den Energieund Klimafonds einzuzahlen, habe ich ine vage Idee, wie der Bund das Geld für die energetiche Sanierung beschaffen könnte. Vielen Dank. Das Wort hat der Kollege Volkmar Vogel von der DU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1711504800






(A) )


)(B)


Volkmar Uwe Vogel (CDU):
Rede ID: ID1711504900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Um

es hier noch einmal deutlich zu machen: Die Maßnah-
men zur Verbesserung der Energieeffizienz, die wir der-
zeit anstreben, sind nichts anderes als die konsequente
Umsetzung unseres Energiekonzeptes vom Oktober
2010. Die Anträge der Opposition, über die wir heute re-
den, sind alle später eingegangen. So viel zum Thema,
wer wem nachfolgt.


(Florian Pronold [SPD]: Wie war denn der Haushaltsansatz bei KfW im Oktober 2010?)


Die Erlöse aus der Laufzeitverlängerung der Kern-
kraftwerke, so wie von uns ursprünglich vorgesehen,
sollten vor allen Dingen den Übergang zu einer stärkeren
Nutzung der erneuerbaren Energien finanziell abfedern
helfen.


(Sören Bartol [SPD]: Sie glauben es wirklich!)


Hier ist die Situation jetzt leider anders. Wir stehen vor
neuen Herausforderungen, wenn es darum geht, den
Übergang zu einer stärkeren Nutzung der erneuerbaren
Energien sozialverträglich und finanziell sicher darzu-
stellen.


(Florian Pronold [SPD]: Ist das der Textbaustein, den alle hier vorlesen müssen, den Sie da gerade vortragen?)


Die Haushaltsmittel und vor allen Dingen der Energie-
und Klimafonds müssen neu geordnet werden.

Unsere ambitionierten Ziele bleiben aber die glei-
chen: bis 2020 20 Prozent weniger Primärenergiever-
brauch, bis 2050 80 Prozent weniger. Dafür brauchen
wir eine Sanierungsrate von 2 Prozent gegenüber
1 Prozent in den letzten Jahren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das CO2-Gebäudesanierungsprogramm ist dabei das
wesentliche Instrument. Hiermit komme ich zur nächs-
ten Klarstellung. Wäre das Programm, so wie ursprüng-
lich angelegt, 2011 ausgelaufen – eine Fortsetzung war
ursprünglich nicht angedacht –,


(Patrick Döring [FDP]: So ist das!)


dann hätten noch 850 Millionen Euro zur Verfügung ge-
standen, weil die Auffüllung des Programms in den Vorjah-
ren durch Vorziehen der Mittel und ungefähr 1 Milliarde
Euro neuer Schulden im Rahmen des Konjunkturpakets
erfolgte. Neue Schulden sind aber – wir alle kennen die
Haushaltslage – auf Dauer nicht verantwortlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Florian Pronold [SPD]: Wo kommt das jetzt her?)


Nichts da von wegen Mittelkürzungen! Entsprechend
dem Haushaltsansatz für dieses Jahr stehen 440 Mil-
lionen Euro zur Verfügung. Hinzu kommen 500 Millio-
nen Euro aus dem Energie- und Klimafonds. Das macht
940 Millionen Euro, die in diesem Jahr zur Verfügung
stehen. Wir wissen aber, dass wir die Sanierungsquote
von 2 Prozent damit nicht erreichen können. Deswegen
wird nun das Programm für Darlehen und Zuschüsse vor

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(C (D llen Dingen für Kleinverdiener auf 1,5 Milliarden Euro hrlich für die Jahre von 2012 bis 2014 aufgestockt. enn man die geplanten Sonderabschreibungsmöglich eiten hinzufügt, kommen wir auf einen Betrag, der über Milliarden Euro liegt. So helfen wir, die von uns ange trebte Sanierungsquote von 2 Prozent pro Jahr sozialerträglich zu schultern. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ozialverträglich und sozial vertretbar für alle Akteure
eißt zum einen Fordern im Ordnungsrecht, soweit ver-
etbar, und es heißt vor allen Dingen Fördern, nämlich
einem vertretbaren Maß Anreize schaffen.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh, das hört sich ein bisschen anders an!)


Lassen Sie mich an dieser Stelle auch Folgendes sa-
en: Die wichtigste soziale Komponente in der EnEV ist
us meiner Sicht das Wirtschaftlichkeitsgebot,


(Patrick Döring [FDP]: So ist das!)


nd zwar im Einzelnachweis für den Nutzer. Der Nach-
eis der Wirtschaftlichkeit energetischer Maßnahmen in
ertretbaren Zeiträumen hält die Belastungen für die
ohnungsunternehmen, für kleine Vermieter, für die

elbstnutzer und nicht zuletzt für die Mieter in Grenzen.

Um die ehrgeizigen Ziele bis 2020 bzw. 2050 zu
rreichen, muss die Umsetzung aus meiner Sicht mög-
chst einfach und vor allen Dingen in der Breite mach-
ar sein. Die neueste Technologie des Niedrigstenergie-
auses ist genauso wichtig wie eine große Zahl von
ocheffizienten Einzelmaßnahmen. Damit die Energie-
ffizienz in der Breite wirkt, brauchen die Menschen im
ande, die sanieren wollen, vor allem Planungssicher-
eit und einfache Lösungen. Im Hinblick auf die Anfor-
erungen ist die EnEV aus unserer Sicht bereits sehr an-
pruchsvoll. Eine weitere Verschärfung vor allen Dingen
r den Bestand wäre eher kontraproduktiv. Hierzu sind

ns Beispiele aus verschiedenen Ländern bekannt.

Finanzielle Anreize gehören dazu, vor allen Dingen
uschüsse, um in die Breite zu gehen, sowie Abschrei-
ungsmöglichkeiten für hocheffektive Einzelmaßnahmen.
egelungen im Baurecht gehören dazu. Wir arbeiten da-
n, gerade wenn es um Abstandsflächenverkleinerun-

en durch Dämmungen geht oder darum, den energie-
ffizienten Quartierumbau in der Baugenehmigung
esser zu berücksichtigen. Es geht auch um mehr Infor-
ation, Aufklärung und Fortbildung.

Nicht zuletzt geht es um eine Vorbildwirkung. Die öf-
ntliche Hand trägt eine besondere Verantwortung,
enn es um die Reduzierung des Energieverbrauches
eht. Die Fraktion der CDU/CSU und sicherlich auch
ie Fraktion der FDP unterstützen die Bundesregierung
usdrücklich darin, dass Bundesbauten hier eine Vorbild-
nktion erfüllen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


n dieser Stelle bitten wir die Länder und Kommunen,
ihren Bereichen in ähnlicher Weise zu verfahren.





Volkmar Vogel (Kleinsaara)



(A) )


)(B)

Lassen Sie mich einen Ausblick in die Zukunft wa-
gen. Wir werden im Rahmen unseres Energiekonzeptes
einen Sanierungsfahrplan erarbeiten, der den Zeitraum
von 2020 bis 2050 berücksichtigt. Wir beginnen bereits
in diesem Jahr, neue Potenziale erschließen. Dazu gehört
aus meiner Sicht die energetische Städtebausanierung,
vor allem in den Innenstädten und in den dicht besiedel-
ten Räumen. Ein weiterer Aspekt ist aus meiner Sicht
auch die Frage der Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit wird
im Baubereich in den nächsten Jahrzehnten eine größere
Rolle spielen als bisher. Es geht um die Betrachtung des
Gebäudes über den gesamten Lebenszyklus. Es geht au-
ßerdem darum, die Baustoffe, die Bautechnologien und
die Wiederverwertbarkeit von Bauteilen in die Planung
einzubeziehen.

Wir befinden uns in einem Bereich, über den wir an
anderer Stelle sicherlich noch reden müssen. Es geht um
die ganzheitliche Betrachtung des Bauwerks angesichts
der zu erwartenden demografischen Veränderungen und
der sich immer wieder ändernden Nutzungsgewohnhei-
ten derjenigen, die in diesen Häusern wohnen.

Mit diesem Ausblick, liebe Kolleginnen und Kolle-
gen, möchte ich schließen. Sie sehen, dass wir mit kurz-,
mittel- und langfristigen Maßnahmen den Akteuren am
Markt, die sie umsetzen müssen, Planungssicherheit ge-
ben. Denn nur in der Breite wird es gelingen, die an-
spruchsvollen Ziele zu erreichen.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1711505000

Das Wort hat der Kollege Michael Groß von der SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Michael Groß (SPD):
Rede ID: ID1711505100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Heute wur-
den schon große Worte gefunden. Die FDP setzt auf
Freiheit und in den Programmen auf Anreize. Im Unter-
schied dazu sind für die SPD drei Dinge wichtig: Frei-
heit, Solidarität und Gerechtigkeit. Das müssen wir auch
in den Programmen umsetzen.


(Beifall bei der SPD)


Wir haben in den letzten Tagen erlebt, dass wir eine
zweite Energiewende hinter uns bringen. Wir haben in
den letzten Monaten erlebt, dass Sie nicht prioritär auf
die Gebäudesanierung gesetzt haben. Sie haben nämlich
die Programmmittel gekürzt und sie erst nach großem
öffentlichen Druck wieder auf den Stand erhöht, den Sie
heute mehrfach erwähnt haben. Diese Reaktion ist also
nicht Ihrer Erkenntnis geschuldet, vielmehr hat Sie erst
die große politische Diskussion nach dem Nuklearunfall
in Japan dazu gebracht, hier zu handeln.

Immerhin sind wir uns zurzeit einig, dass die energe-
tische Sanierung dazu beitragen muss, den Klimaschutz
zu verbessern und damit das 2-Grad-Ziel zu erreichen.
Nachhaltigkeit bedeutet in diesem Zusammenhang, den

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(C (D nergieund Ressourcenverbrauch massiv zu reduzien. Die finanziellen Mittel sind begrenzt und müssen efzient eingesetzt werden. Ich glaube, auch darüber sind ir einer Meinung. Dazu gehört auch – Herr Körber, ich in Ihnen dankbar, dass Sie schon darauf eingegangen ind –, dass eine umfassende CO2-Gebäudesanierung icht losgelöst betrachtet werden kann. Wir benötigen inen umfassenden Blick auf die Stadt. Ein energetisch aniertes Haus muss für den Besitzer und für den Mieter achhaltig bewohnbar sein, das heißt bezahlbar, umweltchonend, barrierearm und altersgerecht. Teure und aufendige Zweitsanierungen sollten vermieden werden. Nachhaltigkeit gilt aber auch für den effizienten Mitleinsatz hinsichtlich der Stadtentwicklung. Es gilt, uartiersbezogene Maßnahmen für die Energiebereitstelng aus regenerativen Energien zu berücksichtigen. Attraktive Städte und Gemeinden sind klimafreundch, barrierearm und sozial. Dieser Dreiklang fehlt bei nen. Sie haben das Programm „Soziale Stadt“ vor die and gefahren. Sie sind dabei, die Mittel zurückzufahn, sodass die Kommunen nicht mehr handlungsfähig ein werden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


Wir müssen jetzt sehr schnell und intensiv in den Sa-
ierungsfahrplan einsteigen. Dabei sind eine erfolgrei-
he Motivation der Eigentümer und Vermieter, aber eben
uch die Akzeptanz der Mieter wichtig. Eine qualifi-
ierte und unabhängige Beratung vor Ort ist dazu ein
ichtiger Schlüssel; Sie gehen darauf ein. Wir werden

ehen, wie Sie das umsetzen.

Dem Gebäudeeigentümer muss eine langfristige und
assgenaue energetische Perspektive aufgezeigt werden.
iner der Gründe, warum das bisher nicht funktioniert
at – das wurde schon mehrfach dargestellt –, ist das Hin
nd Her bei der finanziellen Ausstattung und Ihre inkon-
equente Haltung gegenüber dem Programm. Die Ak-
ure Eigentümer, Handwerk und Gewerbe brauchen
ngfristige und verlässliche Förderprogramme. Nur so
önnen diese am Markt wirksam werden, qualifizierte
rbeitsplätze in Handwerk und Mittelstand aufgebaut
nd Kapazitäten in der Industrie vorgehalten werden.
ine Verstetigung der Mittel von mindestens 2 Milliar-
en Euro im Haushalt ist die einhellige Forderung aller
xperten und meiner Fraktion.

Um die Klimaschutzziele zu erreichen und die Sanie-
ngsquote zu erfüllen, müssen wir jeden Hausbesitzer

inbinden. In der Realität sieht es zurzeit anders aus. Ei-
ige Wohnquartiere sind in der Hand von Investoren, die
re Wohnungen verkommen lassen. Wie wollen Sie den
eil der Immobilienbesitzer erreichen, die sich nicht ver-
ntwortlich fühlen, die weder Schimmel beseitigen noch
eizungen regelmäßig warten und kein Interesse an ei-
em geringen Energieverbrauch haben? Auch die
ruppe der finanzschwachen Hausbesitzer wird von der
undesregierung nicht genügend berücksichtigt; denn
iese werden die steuerlichen Vergünstigungen und





Michael Groß


(A) )


)(B)

selbst verbesserte Kreditbedingungen kaum in Anspruch
nehmen.

CO2-Gebäudesanierung ist eine Gemeinschaftsauf-
gabe von Mieter, Vermieter und Staat, bei der der Mieter
einen besonderen Schutz braucht. Bei dem Konzept der
Bundesregierung ist zu befürchten, dass die Mieter die
Kosten der energetischen Sanierung im Gebäudebestand
in Zukunft noch mehr und in unverhältnismäßiger Weise
schultern müssen, und zwar unabhängig davon, ob sie
Energie einsparen werden. Sanierungskosten und stei-
gende Energiepreise führen zu einer erhöhten Belastung.
Es ist zu verhindern, dass die Warmmietenbelastung
nach einer CO2-Sanierung steigt, weil die Heizkosten-
ersparnis die höheren Investitionskosten nicht in einem
überschaubaren Zeitraum kompensiert.

Die Bundesregierung kommt den Vermietern über
Steueranreize und Mietrecht mehr entgegen als den Mie-
tern. Fakt ist doch: Wenn ein Vermieter das Modell der
Steueranreize wählt, kann er nach § 559 BGB dennoch
die kompletten Investitionskosten auf den Mieter über-
wälzen. Wir müssen eine annähernde Warmmietenneu-
tralität erreichen, insbesondere für Normalverdiener und
Haushalte knapp über der Wohngeldgrenze. Viele Mieter
in unserem Land können nicht einmal eine Mehrbelas-
tung von wenigen Cent verkraften. Vor diesem Hinter-
grund muss der Heizkostenzuschuss wieder eingeführt
werden. Wir müssen verhindern, dass steigende Kosten
der Unterkunft die Kommunen zukünftig zusätzlich be-
lasten und die finanzielle Handlungsfähigkeit weiter ein-
schränken.

Mit den vorgelegten Gesetzentwürfen bietet die Bun-
desregierung zwar zahlreiche ordnungspolitische Verän-
derungen, doch der sozialpolitische Ansatz, die Einbe-
ziehung der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung von
Demografie bis zur Finanzsituation der Länder und
Kommunen wird schlicht und ergreifend ausgeblendet.
Wir müssen verhindern, dass die vom Präsidenten des
Mieterbundes geäußerte Befürchtung Realität wird:
„Gute Wohnungen nur noch für Reiche“ darf es nicht ge-
ben.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1711505200

Das Wort hat jetzt der Kollege Karl Holmeier von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Karl Holmeier (CSU):
Rede ID: ID1711505300

Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen

und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Andere sprechen über die Energieeffizienz im Gebäude-
bereich, die christlich-liberale Koalition handelt, und
zwar mit Augenmaß, bürgerfreundlich und vor allem
verantwortungsbewusst mit Blick auf die nachfolgenden
Generationen. Die hier zur Debatte stehenden Anträge
der Opposition lassen diese Punkte nicht erkennen. Sie
sind zum Teil weltfremd und gehen an der Realität vor-
bei.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Aus meiner Sicht müssen sich die Maßnahmen zur
teigerung der Energieeffizienz an drei wesentlichen
riterien orientieren und diese erfüllen. Sie müssen
urch den Bundeshaushalt finanzierbar sein. Sie dürfen
ie Menschen nicht überfordern; das heißt, die Standards
ürfen nicht zu hoch sein. Die Maßnahmen müssen so
ngelegt sein, dass sich die Häuslebauer die Modernisie-
ng leisten können.

Wir haben es im letzten Jahr in äußerst schwierigen
aushaltszeiten geschafft, das CO2-Gebäudesanierungs-
rogramm und auch die Städtebauförderung erfolgreich
rtzuführen. Dies war und dies ist ein Riesenerfolg.
iese Bundesregierung hat es im Interesse der nachfol-
enden Generationen geschafft, ein historisch einmali-
es und umfassendes Konsolidierungsprogramm aufzu-
gen. Das hatte natürlich Einschnitte bei der Förderung
er energetischen Gebäudesanierung zur Folge. An-
cheinend ist hier einiges an Ihnen von der Opposition
orbeigegangen.

Weiterhin scheinen Sie auch auszublenden, dass die
hristlich-liberale Bundesregierung im vergangenen
erbst ein ebenfalls historisch einmaliges Energiekon-

ept vorgelegt hat.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht umgesetzt!)


Das machen wir zurzeit. – Darin haben wir die enorme
edeutung der energetischen Gebäudesanierung betont.
ir haben schon damals festgeschrieben, Programme

ur Steigerung der Gebäudeeffizienz, etwa das CO2-Ge-
äudesanierungsprogramm, fortzuführen und die Mittel
ufzustocken. Wie Sie vor diesem Hintergrund auf den
edanken kommen, meine sehr verehrten Damen und
erren von der Opposition, es sei unklar, ob 2012 über-
aupt Mittel für dieses Programm bereitstehen, ist mir
chleierhaft.

Auch hatten wir bereits im Herbst des letzten Jahres
ngekündigt, steuerliche Anreize zur Förderung der
nergetischen Sanierung zu prüfen. Mit dem jetzigen
nergiepaket kommen wir unserer Verantwortung nach.
ir handeln und setzen unsere Verantwortung nun in die

at um. Die Mittel für das CO2-Gebäudesanierungspro-
ramm stocken wir auf jährlich 1,5 Milliarden Euro auf.
inzu kommen mit der Änderung des Einkommensteu-

rgesetzes steuerliche Anreize zur energetischen Gebäu-
esanierung. Damit setzen wir Akzente und kommen
ugleich der langjährigen Forderung der Bauwirtschaft
ach.

Bei all unseren berechtigten Anstrengungen zur ener-
etischen Gebäudesanierung dürfen wir eines nicht ver-
essen: Wir müssen die Bürgerinnen und die Bürger mit-
ehmen.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


as sollten sich auch die Damen und Herren von der Op-
osition zu Herzen nehmen und die Menschen nicht mit
ren überambitionierten Zielen überfordern.





Karl Holmeier


(A) )


)(B)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir dürfen die Hausbesitzer nicht zu etwas zwingen,
was sie nicht wollen oder, besser gesagt, sich nicht leis-
ten können. Es darf daher keine Verpflichtung der Haus-
besitzer zur Sanierung geben. Diese Entscheidung soll-
ten die Menschen schon selbst treffen dürfen.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das machen sie doch schon!)


Letztlich ist es nämlich ihr Geld, das sie für die Sanie-
rung einsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir müssen die Bürger in kleinen Schritten an die Sa-
nierung heranführen, zum Beispiel durch die Förderung
von Einzelmaßnahmen. Genau das tun wir. Wir fördern
auch kleine Sanierungsmaßnahmen, durch die KfW-Pro-
gramme oder alternativ durch steuerliche Anreize. Da-
mit beweisen wir Verantwortungsbewusstsein und Bür-
gersinn. Wenn diese Maßnahmen noch durch gezielte
Beratungsangebote für die Bürgerinnen und Bürger vor
Ort ergänzt werden, dann – da bin ich mir sicher – sind
wir auf dem richtigen Weg. Wir müssen die Menschen
auf dem Weg zur Schaffung eines klimafreundlichen Ge-
bäudebestandes mitnehmen und begleiten. Dann werden
wir auch ihre Zustimmung hierfür erhalten und Akzep-
tanz erreichen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, mit unse-
rem Energiepaket setzen wir Maßstäbe. Ich lade alle Op-
positionsfraktionen ein, uns auf unserem – richtigen –
Weg zu begleiten und zu folgen.

Einen herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie werden unseren heißen Atem im Nacken spüren!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1711505400

Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt hat

nun der Kollege Dirk Fischer von der CDU/CSU-Frak-
tion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dirk Fischer (CDU):
Rede ID: ID1711505500

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Wir sind uns darin einig, dass die Energiewende eine der
größten technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftli-
chen Herausforderungen in unserer Geschichte ist.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört!)


Deswegen war es gut und richtig, dass die Bundesregie-
rung bereits im vergangenen Herbst ein Energiekonzept
entwickelt und beschlossen hat.


(Volkmar Vogel [Kleinsaara] [CDU/CSU]: So ist das!)


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n

(C (D ie strategische Grundausrichtung des Umstiegs auf ereuerbare Energien und Energieeffizienz für eine sihere, umweltschonende und wettbewerbsfähige Enerieversorgung bleibt völlig unverändert. Der entscheidende Antreiber für den Umbau unserer nergieversorgung bleibt der Klimaschutz. Die Diskusionen über unsere Energieversorgung konzentrieren ich meist nur auf den Bereich Strom und insbesondere uf die Stromerzeugung aus Kernenergie. Dabei besteht in großer Handlungsbedarf bei der Sanierung von Geäuden. Fest steht: Ohne eine deutliche Reduzierung des nergieverbrauchs im Gebäudebereich wird Deutschnd seine ehrgeizigen Klimaziele nicht erreichen könen. Deswegen wollen wir eine Steigerung der jährlihen Sanierungsrate auf 2 Prozent. Heute entfallen auf ie Beheizung von Gebäuden und die Warmwasserbereing etwa 40 Prozent unseres Energieverbrauches. Der nteil des Gebäudebereiches an den CO2-Emissionen eträgt 20 Prozent. Der Gebäudebestand in Deutschland beläuft sich auf 9,5 Millionen Gebäude, rund 18 Millionen davon sind ohngebäude. 75 Prozent des Gebäudebestandes wur en vor 1979 mit oft schlechter energetischer Qualität rrichtet. Das ist der Altbaubestand. Hier müssen wir anetzen. Das wichtigste Instrument der Bundesregierung r die Energieeinsparung und den Klimaschutz im Ge äudebereich war bisher das CO2-Gebäudesanierungsrogramm, und das muss es nach meiner Überzeugung uch in der Zukunft über einen sehr, sehr langen Zeitum bleiben. Der Kollege Kai Wegner hat das ja schon aufgezählt, nd ich bekräftige das: Von 2006, als Angela Merkel undeskanzlerin wurde, bis März 2011 wurde die enerieeffiziente Sanierung von fast 2,5 Millionen Wohnunen und Investitionen von fast 80 Milliarden Euro untertützt. (Florian Pronold [SPD]: Am stärksten, als die SPD das Bauministerium innehatte!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ierdurch ergaben sich Einspareffekte. Der CO2-Aus-
toß wurde jährlich um 4,7 Millionen Tonnen reduziert.
ugleich wurden durch Investitionen bisher jährlich bis
u 340 000 Arbeitsplätze im Mittelstand geschaffen bzw.
esichert. Das ist bei Lichte besehen das größte Förder-
rogramm für das deutsche Handwerk in unserer Ge-
chichte. Darüber freuen wir uns ganz besonders.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Florian Pronold [SPD]: Und das wollten Sie kürzen!)


Herr Kollege Pronold, auch wenn man heute mit sehr
espreizter Selbstgerechtigkeit hier auftritt, kann man
icht ganz ausblenden,


(Florian Pronold [SPD]: Selbstkritik ist hier einmal gut!)


ass es unter Rot-Grün ein Vorläuferprogramm mit ei-
em sehr viel geringeren Volumen gegeben hat,





Dirk Fischer (Hamburg)



(A) )


)(B)


(Rainer Brüderle [FDP]: Jetzt kommt es heraus!)


das völlig wirkungslos geblieben ist, weil es unattraktiv
war.


(Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Keine Ahnung!)


Deswegen meine ich, sollten wir uns doch gemeinsam
darüber freuen, was seit 2006 in ganz anderer Weise er-
reicht worden ist. Hier müssen wir auch hartnäckig dran-
bleiben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Mit den Beschlüssen der Bundesregierung und der
Koalitionsfraktionen wurden für die Förderperspektive
ab 2012 entscheidende Weichenstellungen vorgenom-
men. Wie schon gesagt: Wir setzen auch in der Zukunft
mit Zuschüssen und mit zinsvergünstigten Darlehen auf
die Fortführung des CO2-Gebäudesanierungspro-
gramms, und wir ergänzen das jetzt klugerweise durch
steuerliche Anreize. Für jede Situation des Hauseigentü-
mers wird damit ein passgenauer Investitionsanreiz ge-
schaffen. So muss man vorgehen, wenn man erfolgreich
sein will.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich sage: Angesichts steigender Energiepreise – auch
durch die Energiewende – freue ich mich darüber, dass
die Mieter davon bei ihrer Heizkostenabrechnung wahr-
scheinlich profitieren werden. Das ist für die breite
Masse unserer Bürger und Bürgerinnen von entscheiden-
der Bedeutung.

Wir bewahren die Hauseigentümer vor Sanierungs-
zwängen und werden mit dem angekündigten Sanie-
rungsfahrplan aufzeigen, dass die Ziele auch ohne Gän-
gelung der Hauseigentümer oder gar wilde Mietsprünge
erreichbar sind. Dadurch grenzt sich diese Koalition von
CDU/CSU und FDP ganz entscheidend von den Überle-
gungen der politischen Wettbewerber ab – nicht zuletzt
von den Grünen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das musste jetzt noch einmal gesagt werden!)


Frau Kollegin, viele Ihrer Forderungen im Antrags-
text sind aus den Konzepten der Bundesregierung abge-
schrieben. Ich vermeide das unpopuläre Wort „Plagiat“.


(Rainer Brüderle [FDP]: Haben wir schon wieder zwei erwischt! – Gegenruf der Abg. Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eher euer und nicht unser Problem!)


Das dient nur als Tarnung und offenbar gehaltvolle An-
reicherung von weniger gehaltvollen Forderungen der
grünen Fantasiewerkstatt, die man dort auch findet.

Ihr Antragstext ist gespickt mit Ansätzen von
Zwangssanierungen und einer Überforderung der Haus-
eigentümer in Deutschland.

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(C (D (Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kennen Sie schon die EU-Richtlinie?)


ie wollen die energetischen Anforderungen an Be-
tandsgebäude drastisch erhöhen. Damit werden Investi-
onen für viele Hauseigentümer unfinanzierbar.

Ich denke in diesem Zusammenhang – der Kollege
ötz hat vorhin einiges dazu gesagt – an folgendes Bei-

piel: Eine Witwe hat ein Eigenheim, in dem sie ihr gan-
es Leben lang mit ihrem Mann und ihrer Familie gelebt
at. Und dann schlagen Sie mit diesem Instrument zu.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, tun wir nicht!)


ie kann sich in dieser Situation überhaupt nicht helfen.
ie ist überfordert und hilflos.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie kann wohnen bleiben!)


Sie kann nicht, selbst wenn sie wollte. Das wollen wir
nter keinen Umständen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Rainer Brüderle [FDP]: Wir helfen der Oma!)


Sie wollen offenbar Kontrollen verschärfen und die
ure Bürokratie ausbauen. Manchmal habe ich den Ein-
ruck, dass Sie von dem Aufbau einer Energiepolizei
äumen und die Nutzungspflichten für erneuerbare
nergien im Wärmebereich ausweiten wollen.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, das wollen wir!)


abei erwähnen Sie noch nicht einmal den Wirtschaft-
chkeitsaspekt.


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch!)


ie Grünen wollen schlichtweg die Hauseigentümer zur
eisel ihrer Politik machen. Ich kann nur sagen: Gott be-
ahre uns, Bürger wehrt euch!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir dagegen wollen Hauseigentümer motivieren, set-
en auf freiwillige Entscheidungen und unterstützen
iese Entscheidungen durch Förderung.


(Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Endlich mal eine radikale christdemokratische Rede!)


Von 2012 bis 2014 sollen die Mittel für das CO2-Ge-
äudesanierungsprogramm auf jährlich 1,5 Milliarden
uro erhöht werden. Außerdem werden steuerliche An-
ize geschaffen. Künftig können zehn Jahre lang

0 Prozent der Kosten für die energetische Sanierung
teuerlich geltend gemacht werden. Das ist ein Volumen
on weiteren 1,5 Milliarden Euro in der vollen Jahres-
irkung. Bei der steuerlichen Förderung wird sich ganz

ntscheidend zeigen, wie ernst es auch die Opposition
it der Förderung nimmt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Dirk Fischer (Hamburg)



(A) )


)(B)

Anhand des Stimmverhaltens der von Rot und Grün ge-
führten Bundesländer im Bundesrat wird sich zeigen, ob
die Opposition bereit ist, diese Förderung in Kraft zu set-
zen. Sie müssen an dieser Stelle eindeutig Farbe beken-
nen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sören Bartol [SPD]: Dann müssen Sie uns entgegenkommen! – Florian Pronold [SPD]: Wenn man so rumwackelt wie Sie und jetzt von Eindeutigkeit spricht, ist das lächerlich!)


Ich komme zum Schluss. Bei allen gebäudebezoge-
nen Maßnahmen ist auf dem Weg zur Energiewende Fol-
gendes wichtig: Wohnen muss bezahlbar bleiben. Mit
Fordern und Fördern erreicht man viel mehr als mit
Zwang und Kontrollwahn. Nur so, verehrte Kolleginnen
und Kollegen, ist eine breite Akzeptanz der beschleunig-
ten Energiewende seitens unserer Bürgerinnen und Bür-
ger möglich. Und daran wollen wir arbeiten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1711505600

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 17/5778 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Tagesordnungspunkt 29 b. Wir kommen zur Abstim-
mung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses
für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung auf Druck-
sache 17/4835. Der Ausschuss empfiehlt unter Buch-
stabe a seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des
Antrags der Fraktion der SPD auf Drucksache 17/2346
mit dem Titel „Angekündigte Mittelkürzung beim CO2-
Gebäudesanierungsprogramm zurücknehmen“. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstim-
men? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist
mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die
Stimmen der Fraktionen der SPD und der Linken bei
Enthaltung von Bündnis 90/Die Grünen angenommen.

Unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung emp-
fiehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/2395 mit
dem Titel „CO2-Gebäudesanierungsprogramm fortfüh-
ren – Mit energetischer Sanierung Konjunktur ankur-
beln, Arbeitsplätze sichern und Klima schützen“. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstim-
men? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist
mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die
Stimmen der Linken und der Grünen bei Enthaltung der
SPD-Fraktion angenommen.

Unter Buchstabe c empfiehlt der Ausschuss die Ab-
lehnung des Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
nen auf Drucksache 17/2923 mit dem Titel „Heizkosten-
komponente beim Wohngeld erhalten“. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit dem glei-
chen Stimmenverhältnis angenommen.

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(C (D Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Buchtabe d seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des ntrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Druck ache 17/2396 mit dem Titel „Lebensqualität und Investionssicherheit in unseren Städten durch Rettung der tädtebauförderung sichern“. Wer stimmt für diese Bechlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – iese Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der oalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Opposionsfraktionen angenommen. (Daniela Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist niederschmetternd!)


Ich rufe den Tagesordnungspunkt 30 auf:

Beratung des Antrags der Fraktionen CDU/CSU,
SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Deutschland und Polen – Verantwortung aus
der Geschichte, Zukunft und Europa

– Drucksache 17/6145 –

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. Gibt es
iderspruch? – Das ist nicht der Fall.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
er das Wort dem Kollegen Karl-Georg Wellmann von
er CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Karl-Georg Wellmann (CDU):
Rede ID: ID1711505700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Vor

0 Jahren haben wir mit Polen einen Freundschaftsver-
ag geschlossen, der für das deutsch-polnische Verhält-
is gut und wichtig war. Wir sind in diesen 20 Jahren
eit gekommen. Das zeigt der Vertragstext selbst. Nach
em schrecklichen 20. Jahrhundert war Art. 5 wichtig;
enn dort steht, dass wir uns weder bedrohen noch über-
inander herfallen wollen.

Die heute 20-jährigen Deutschen oder Polen fragen
ns verwundert, warum das in diesem Vertrag steht. Sie
agen uns das, weil die Vorstellung von Gewaltanwen-
ung für sie genauso absurd klingt, wie es das für uns
amals in Bezug auf das Verhältnis zu Frankreich ge-
lungen hätte. Ich sage ausdrücklich: Es ist ein gutes
eichen, wenn man bei der Gewaltanwendung zwischen
eutschen und Polen eher an die Herbeirufung eines
ervenarztes als an eine reale Möglichkeit denkt. Die
orstellung einer gewaltsamen militärischen Auseinan-
ersetzung im deutsch-polnischen Verhältnis ist absurd
eworden.

Wir haben Gott sei Dank nicht deshalb ein gutes Ver-
ältnis, weil es den Vertrag gibt – so gut und wichtig er
t –, sondern wir haben aus zwei Gründen ein gutes Ver-
ältnis:

Erstens. Wir Deutsche haben aus der Katastrophe von
rieg und Naziherrschaft die Konsequenzen gezogen
nd uns fest in das transatlantische Verhältnis einbezo-
en. Außerdem war die europäische Einigung eines un-
erer wichtigsten außenpolitischen Ziele, und Polen ist





Karl-Georg Wellmann


(A) )


)(B)

jetzt wie wir Teil des transatlantischen europäischen
Bündnisses.

Zweitens. Wir haben, wie es schon in der Präambel
des alten Vertrages heißt, eine jahrhundertelange, gute
Geschichte, und Polen und Deutsche könnten von einer
engen Zusammenarbeit unendlich profitieren.

Fußball ist für uns Deutsche fast das Wichtigste,


(Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In dieser Koalition hat man ja auch sonst nichts!)


trotz des mauen Spiels in Baku am Dienstag. Aber bei
aller Begeisterung für die Podolskis, Trochowskis und
Kloses: Das deutsch-polnische Verhältnis bezieht sich
auf sehr viel mehr als auf die polnischstämmigen Fuß-
ballspieler oder die vielen Polen, die vor vielen hundert
Jahren wegen eines Arbeitsplatzes zu uns ins Ruhrgebiet
kamen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wahr!)


Es gab über die Jahrhunderte eine enge symbiotische
Beziehung. Die Dönhoffs dienten ganz selbstverständ-
lich wechselseitig dem preußischen König und dem pol-
nischen König. Hier in Berlin saßen die Raczynskis,
Potockis und Lichnowsky im preußischen Herrenhaus.
Ab 1871 saßen im Abgeordnetenhaus hier im Reichstag
auch polnische Abgeordnete.

Anfang des 19. Jahrhunderts sprach ein Drittel der
Einwohner Preußens polnisch, weshalb man in Berlin
schon 1797 mit polnischem Sprachunterricht begonnen
hat. Man war damals ganz schön weit. Die Namen sind
heute noch überall zu finden. Schlagen Sie im Abgeord-
netenhandbuch nach. Dort sind sie zu finden: die
Kaczmareks, Luczaks, Malczaks, Pawelskis,
Schipanskis, Wawzyniaks, Wieczoreks und andere mehr.
Herr Kollege Wieland, an dieser Stelle sei Ihr alter
Freund Klaus Landowsky nicht zu vergessen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unvergessen!)


Auch das ist ein polnischer Name.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie können auch bei den Vornamen nachschauen! – Gegenruf der Abg. Gisela Piltz [FDP]: Herr Montag möchte auch erwähnt werden! – Heiterkeit)


1981 im ersten Kabinett des alten Weizsäckers waren
Rastemborski und Wronski Senatoren.

Niemals können wir vergessen, was dann im ausge-
henden 19. Jahrhundert und im 20. Jahrhundert kam: erst
der Nationalismus, dann die Pest des Nationalsozialis-
mus und der deutsche Angriffskrieg mit Millionen toter
Polen, Millionen toter polnischer und nicht polnischer
Juden, von den weiteren Millionen Toten gar nicht zu
sprechen.

Auch heute treibt es einem die Schamesröte ins
Gesicht, wenn man sieht, was die Deutschen in Polen an-
gerichtet haben. Allerdings schämt man sich auch ange-

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(C (D ichts der Einmarschpläne, die Honecker 1981 ausarbein ließ, um gemeinsam mit der Roten Armee in Polen u intervenieren und dort die Demokratiebewegung nieerzuschlagen. Dazu ist es Gott sei Dank nicht gekomen. Aber das wäre dann das zweite Mal nach 1939 geesen. Da haben Sie von der Linkspartei, Herr Liebich, och viel aufzuarbeiten. (Stefan Liebich [DIE LINKE]: Was habe ich mit Herrn Honecker zu tun?)


Als SED-Nachfolgepartei hätten Sie das bitter nötig;
as darf ich Ihnen einmal sagen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war Ihr Parteivorsitzender! – Gegenruf des Abg. Stefan Liebich [DIE LINKE]: Nie! Niemals!)


Ja, genau. Honecker war der Parteivorsitzende. Kol-
ge Wieland, ich danke für den Hinweis.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt keine Gnade der späten Geburt!)


Der heutige Beschluss trifft wichtige Aussagen. Erst-
als wird die in der NS-Zeit enteignete und verfolgte

olnische Minderheit genannt und geehrt. Das betrifft
or allen Dingen diejenigen, die wegen ihrer Tätigkeit
r diese Minderheit ins KZ kamen und ermordet wur-

en. Das sind weit über 1 000. Es war überfällig, dass
ir diese Opfer ehren.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Der Deutsche Bundestag spricht sich dafür aus, die
rbeits- und Entwicklungsmöglichkeiten der polnischen
ürger zu stärken. Wir bekräftigen die Rechte zur Stär-
ung der sprachlichen und kulturellen Identität. Ich
öchte ausdrücklich sagen: Damit stellen wir klar, dass

s keine Behinderung des Polentums in Deutschland
ibt. Solche Behauptungen gab es gelegentlich – partei-
olitisch motiviert – in Polen. Ich würde mich sehr
euen, wenn das nun endlich aufhörte und nicht die
chlachten von vorvorgestern geschlagen würden.

Polen – das steht in diesem Beschlusstext – ist ein
artner, mit dem wir eng und auf Augenhöhe zusam-
enarbeiten wollen, vor allem in den Bereichen der Au-

en- und Europapolitik, Finanz-, Währungs- und Wirt-
chaftspolitik, Sicherheitspolitik und Energiepolitik, um
ur einige zu nennen. Polen ist ein konstruktives und in-
grierendes Element der Europäischen Union gewor-
en. Sie übernehmen in drei Wochen die Ratspräsident-
chaft, für die sie ein sehr gutes Programm vorgelegt
aben und bei dessen Umsetzung wir, das deutsche Par-
ment und die Bundesregierung, sie mit aller Kraft un-
rstützen wollen.

Diesen Beschluss haben wir von der Koalition ge-
einsam mit Sozialdemokraten und Grünen erarbeitet.
h danke Ihnen, Frau Staatsministerin Pieper, für die

ehr angenehme und konstruktive Zusammenarbeit,
benso Herrn Dr. Bergner. Ich danke den Kollegen





Karl-Georg Wellmann


(A) )


)(B)

Nietan und Sarrazin von den Sozialdemokraten und den
Grünen. Ich danke auch ausdrücklich der Gruppe der
Vertriebenen für ihre konstruktive Mitarbeit. Dieser Be-
schluss ist auch der Beschluss der Gruppe der Vertriebe-
nen. Ich bedanke mich sehr herzlich, lieber Klaus
Brähmig, für diese Zusammenarbeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich hoffe, dass eine breite Öffentlichkeit in Polen dies so
wahrnimmt.

Mit diesem Beschluss beschreiben wir den Erfolg der
letzten 20 Jahre im deutsch-polnischen Verhältnis. Mit
ihm wollen wir aber auch ein neues Kapitel der deutsch-
polnischen Nachbarschaft aufschlagen. Wir freuen uns
auf die Fortsetzung der Zusammenarbeit in den kom-
menden 20 Jahren.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1711505800

Das Wort hat der Kollege Dietmar Nietan von der

SPD-Fraktion.


Dietmar Nietan (SPD):
Rede ID: ID1711505900

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Wenn man in Warschau durch das Museum
des Warschauer Aufstands geht und sich die Exponate
anschaut, sich mit den Ton- und Filmdokumenten be-
schäftigt und die einzelnen Geschichten von mutigen
Menschen liest, die sich bis in den Tod hinein ihre
Würde bewahrt haben, dann kann man ermessen, was
die Bürgerinnen und Bürger in Warschau und die Armia
Krajowa, stellvertretend für das ganze polnische Volk,
zwischen dem 1. August und dem 3. Oktober 1944 ge-
leistet haben.

Man kann ermessen, wie schwer es war, dass sich dort
eine Kulturnation selbst in barbarischster Unterdrückung
ihre Würde in geradezu vorbildhafter Weise bewahrt hat.
Es wurde nicht nur ein Kampf geführt, den man am Ende
– wir alle wissen, warum – nicht gewinnen konnte. Es
wurde in dieser Zeit Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit,
Kultur, Musik gelebt, und zwar im wahrsten Sinne des
Wortes im Untergrund.

Einer der letzten Funksprüche der Armia Krajowa,
die aufgefangen wurden, endete mit den Worten:

Ein Volk, in dem solche Tapferkeit lebt, ist unsterb-
lich. Denn jene, die starben, haben gesiegt, und
jene, die leben, werden weiterkämpfen, …

Genau 46 Jahre später, am 3. Oktober 1990, auf den
Tag genau 46 Jahre, nachdem der Warschauer Aufstand
zu Ende gegangen war, konnten wir die deutsche Einheit
feiern.

Das konnten wir nicht zuletzt auch deshalb tun, weil
das richtig war, was in diesem letzten Funkspruch stand:
„… und jene, die leben, werden weiterkämpfen, …“.
Das haben sie getan, die polnischen Freiheitskämpferin-
nen und Freiheitskämpfer. Sie haben es getan, bis 1989

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(C (D er Eiserne Vorhang gefallen ist und endgültig auch in iesem Bereich Europas die Freiheit einziehen konnte. Es ist für mich schon etwas ganz Besonderes, dass usgerechnet das Volk, welches unermesslich unter deutcher Barbarei gelitten hat, ausgerechnet das polnische olk, einen so herausragenden Beitrag geleistet hat, dait die Deutschen ihre Einheit wiederfinden konnten, amit der Mut der Bürgerinnen und Bürger in der ehealigen DDR wachsen konnte und am Ende auch dieses egime friedlich hinwegfegen konnte. Es nötigt einem allen Respekt ab, mit welcher Chuzpe nsere polnischen Freunde das getan haben – ohne Blutergießen, indem sie sich mutig und kaltschnäuzig mit rem Unterdrücker, General Jaruzelski, an einen Tisch esetzt und das Regime einfach wegverhandelt haben. Ich will an dieser Stelle stellvertretend für die Tausenen von mutigen Polinnen und Polen zwei nennen, nämch Papst Johannes Paul II. und Lech Walesa. Im Juni 1979 hat Papst Johannes Paul II. davon geprochen, dass es unverrückbar eine geistige Einheit wischen Westund Osteuropa gibt. Damit hat er sicherch auch die Einheit der Christinnen und Christen in uropa gemeint. Er hat aber ganz klar das Signal gesetzt: olen gehört zur freien Welt. Es war eine unendliche Ermutigung für die Menschen der Solidarnosc, die das entscheidende Wort gefunden aben, um Freiheit zu erlangen: Solidarität. Sie konnten as tun, weil die Angst vor dem Regime weg war und eil all die Mechanismen des Regimes, sich mit der Verreitung von Angst an der Macht zu halten, nichts mehr alfen. Einer dieser Mechanismen, die vonseiten der polnichen Kommunisten verwendet wurden, war, die Angst or Deutschland weiter als Machtinstrument zu nutzen. Es ist schon aller Ehren wert – das möchte ich an dieer Stelle sagen –, dass 20 Jahre nach dem Ende des arschauer Aufstands 16 mutige junge Menschen aus er DDR zusammen mit Lothar Kreyssig den Versuch estartet haben, nach Polen zu reisen, um dort Versöhungsarbeit zu leisten. 1964 hat man ihnen an der sogenannten Friedensrenze den Grenzübertritt verweigert – mit dem Hineis, dass wir doch sozialistische Brüder und Schwesrn seien und dass es nichts mehr gebe, worüber man ich mit den Freundinnen und Freunden in der Volkspublik Polen versöhnen müsse. 1965 ist diese Gruppe dann doch nach Polen gekomen, weil ihre Mitglieder nicht als Gruppe, sondern ein eln über verschiedene Grenzübergänge nach Polen ingereist sind, um dann aber als Gruppe dort Versöhungsarbeit zu leisten. Auch in der Bundesrepublik Deutschland änderte sich twas. So wuchs die Zahl der Menschen, die erkannten, ass es unabdingbar ist, die Oder-Neiße-Grenze anzuerennen, um letztlich die Freiheit in Europa zu erreichen. Der Kniefall von Willy Brandt am 7. Dezember 1970 nd wenig später am selben Tag die Unterschrift unter Dietmar Nietan )





(A) )

den Warschauer Vertrag waren ein entscheidender Punkt,
weil dies den Machthabern in Polen das Machtinstru-
ment der Angst vor den Deutschen aus der Hand ge-
schlagen hat.

Es ist vielleicht bedauerlich – oder lediglich der
menschlichen Natur geschuldet –, dass zu dieser großen
Tat auch die Ambivalenz gehört, dass Willy Brandt nicht
die große Chance genutzt hat, Lech Walesa zu treffen,
als er 1985 in Polen war.

Aber vielleicht müssen wir diese Ambivalenz in unse-
ren Beziehungen aushalten. Denn einer der großen Euro-
päer Deutschlands, Helmut Kohl, der sich um die Einheit
Deutschlands und Europas verdient gemacht hat, sah
sich nicht in der Lage, seine Unterschrift unter den
Grenzvertrag zu setzen. Das musste Hans-Dietrich
Genscher machen. Es ist vielleicht auch eine Posse der
Geschichte, dass damit auch nicht der damalige polni-
sche Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki, der erste
Demokrat nach dem Krieg, die Unterschrift leisten
konnte.

Wir sehen also: Die Ambivalenzen gibt es auf allen
Seiten des politischen Spektrums. Vielleicht sollten wir
daraus lernen, dass wir die Ambivalenzen nicht einseitig
ausnutzen und mit den Fingern auf die Fehler des jeweils
anderen zeigen, sondern das gesamte Tun der Menschen
würdigen. Das heißt für mich auch, dass wir die Ge-
schichte nicht missbrauchen dürfen.

Es gibt leider auf deutscher und polnischer Seite im-
mer noch Menschen, die angeblich der Wahrheit der Ge-
schichte Genugtuung verschaffen wollen, sie aber in
Wirklichkeit für eigene machtpolitische Spielchen miss-
brauchen. Deshalb bin ich sehr froh über unseren ge-
meinsamen Antrag. Ich möchte den Dank gerne an den
Kollegen Wellmann, die Kollegin Pieper und die Kolle-
gen Bergner und Sarrazin weitergeben. Es war ein Ver-
gnügen, mit Ihnen gemeinsam an diesem Antrag zu ar-
beiten. Dass er mit diesen Inhalten zustande gekommen
ist, zeigt, dass wir uns in entscheidenden Punkten einig
sind. Ich glaube, das deutsch-polnische Verhältnis ist für
uns alle von entscheidender Bedeutung.

Ich möchte ausdrücklich auf einen Punkt hinweisen
– er ist bereits angesprochen worden –, der für die Men-
schen in Polen wichtig ist, nämlich dass es in unserem
Verhältnis Symmetrie gibt, wie Sie es nennen. In Art. 20
des Nachbarschaftsvertrags können wir nachlesen, dass
wir in Polen und in Deutschland Minderheitenrechte ga-
rantieren. Darin heißt es, dass die Vertragsparteien die
Rechte und Verpflichtungen des internationalen Stan-
dards für Minderheiten auf beiden Seiten verwirklichen
wollen.

An dieser Stelle haben wir gegenüber den Menschen
polnischer Abstammung in Deutschland noch ein wenig
Nachholbedarf. Denn zu den Verpflichtungen gehört
auch, das zu fördern, was die Identität der polnischstäm-
migen Menschen und die Muttersprache festigt, und ih-
nen Mitwirkungsrechte zu ermöglichen.

Wir müssen aber auch all denjenigen in Polen eine
Absage erteilen, die Symmetrie sozusagen mit dem Re-
chenschieber schaffen wollen und sich jetzt an der Frage

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(C (D stklammern, ob es einen Minderheitenstatus geben oll. Es geht hier nicht um Statusfragen. Es geht auch icht um die Frage, ob wir, wem auch immer, noch 00 Millionen oder 400 Millionen Euro zu zahlen hätn. Es geht vielmehr darum, dass wir uns auf gleicher ugenhöhe begegnen und mit Interesse und Wertschät ung behandeln. Das macht man nicht mit dem Rechenchieber an irgendwelchen Millionenbeträgen oder Stasfragen fest, sondern an konkreten gemeinsamen rojekten. Darauf geht der Antrag ein. Das sollten unere polnischen Freunde richtig verstehen. Jetzt, im Jahr 2011, ist es unsere gemeinsame Aufabe, für Polen und Deutsche aus unserer gemeinsamen eschichte heraus etwas gemeinsam zu unterstützen, das ns, glaube ich, besonders am Herzen liegt, nämlich die ollendung der Einheit Europas. Ein vereintes Europa in reiheit, Gerechtigkeit und Solidarität gibt es noch nicht. Es ist gut, dass uns unsere polnischen Freunde mit betimmten Sichtweisen und Empfindlichkeiten begegnen nd vielleicht auch manchmal, wie man so sagt, etwas erven. Denn sie weisen auf etwas hin, das wir insbesonere im Westen allzu schnell vergessen. Im Jahr 2004 ab es nicht einfach eine technische Erweiterung der Eupäischen Union. Im Jahr 2004 sind wir der Wiederver inigung Europas einen großen Schritt nähergekommen. eit dem Jahr 2004 gibt es eine neue Europäische Union. Ich würde mir deshalb wünschen, dass manch einer on denen, die sehr schnell über das urteilen, was Polen ut macht oder nicht, darüber nachdenkt, wie uns Teile ittelund Osteuropas wieder mit ihrer Kultur, Ge chichte und auch mit ihrer anderen politischen Identität, ie durch 40 Jahre kommunistischer Gewaltherrschaft eprägt wurde, bereichern, auch wenn das vielleicht anchmal anstrengend ist. Ich würde mir wünschen, dass wir erkennen, dass wir ielleicht für die Vereinigung Europas in Frieden, Freieit, Gerechtigkeit und Solidarität Polen mehr brauchen ls die Polen uns. In diesem Sinne, so glaube ich, weist ieser Antrag in die richtige Richtung. Wir alle sollten emeinsam in den nächsten Jahren daran arbeiten, dass as, was wir dort beschrieben haben, ein Stückchen ehr Wirklichkeit wird. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Stefan Liebich [DIE LINKE])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1711506000

Das Wort hat jetzt die Staatsministerin im Auswärti-

en Amt Cornelia Pieper.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


C
Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1711506100

Danke. – Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kol-

gen! In der Tat: Der 17. Juni ist ein symbolträchtiger
ag. Wie sich der 17. Juni 1953 ins Gedächtnis der Deut-
chen als Tag des Aufstands gegen ein totalitäres Re-





Staatsministerin Cornelia Pieper


(A) )


)(B)

gime eingeprägt hat, so wurde der 17. Juni 1991 durch
eine glückliche historische Fügung zum Tag der Unter-
zeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsver-
trags. Ohne die Freiheitsbewegung der Solidarnosc,
ohne den Freiheitswillen des polnischen Volkes wäre
dieser Tag nicht möglich gewesen. So verbinden sich mit
diesem Datum die Freiheit des polnischen und des deut-
schen Volkes in Freundschaft und Partnerschaft sehr eng
miteinander.

Ohne Zweifel, der deutsch-polnische Nachbarschafts-
vertrag ist eine wichtige Grundlage unserer Beziehung
zu Polen in einem freien Europa. Er ist ein zentrales Ele-
ment der deutschen Außenpolitik geworden – und im
Übrigen auch eine große Erfolgsgeschichte. Der ehema-
lige polnische Außenminister und Mitunterzeichner des
Vertrages, Krzysztof Skubiszewski, hatte recht, als er
formulierte:

Eine gute polnisch-deutsche Nachbarschaft stellt ei-
nen Grundpfeiler der gemeinsamen Bemühungen
um die europäische Einheit dar.

Um klarzusehen, genügt oftmals der Wechsel der
Blickrichtung. Wir haben in der deutschen Europa- und
Außenpolitik viele Jahrzehnte unseren Blick sehr stark
auf den Westen fokussiert. Ich wage, zu behaupten: Die
Zukunft Europas liegt im Osten. Heute sind wir und
Polen Freunde und Partner, wir sind in Europa partner-
schaftlich vereint. Es war von Anfang an die junge Ge-
neration, die Europa gewollt hat, um nach den Schrecken
des Zweiten Weltkriegs eine neue und friedliche Zukunft
zu gestalten. Es waren Visionäre und Enthusiasten, und
sie hatten Erfolg. Diesen europäischen Kontext denken
wir stets mit, wenn wir den Blick auf die künftige
deutsch-polnische Zusammenarbeit richten. Adam
Krzeminski, der polnische Historiker und Journalist, hat
zu Recht diese deutsch-polnische Zusammenarbeit als
einen Testfall für Europa bezeichnet. Diesen Test immer
wieder neu zu bestehen, muss unser Ziel sein. Dabei wis-
sen wir um die besondere Verantwortung, die wir im
Verhältnis zu Polen tragen. Die Aussöhnung mit Polen
ist uns heute genauso wie zuvor mit Frankreich gelun-
gen. Wir als Koalition haben in den Koalitionsvertrag
bewusst hineingeschrieben, dass wir die polnischen Be-
ziehungen auf gleicher Augenhöhe mit den französi-
schen Beziehungen sehen wollen.

Wenn wir auf die letzten 20 Jahre zurückschauen,
dann sehen wir, dass unzählige Menschen, Vereine und
Institutionen enorm viel für die Verbesserung und Stabi-
lisierung der deutsch-polnischen Beziehungen geleistet
haben. Das freut mich insbesondere als für die Zivilge-
sellschaften zuständige Beauftragte für die deutsch-pol-
nischen Beziehungen. Wir haben gerade auf der
zwischengesellschaftlichen Ebene im Bereich der kultu-
rellen und regionalen Zusammenarbeit eine Normalität
erreicht, die wir uns vor 20 Jahren nicht hätten erträu-
men können. Die deutsch-polnische Versöhnung, getra-
gen vom europäischen Gedanken, hat das Leben gerade
vieler junger Menschen in neue Bahnen gelenkt. Es ist
erst wenig mehr als 20 Jahre her, dass für viele von uns
heute alltägliche Dinge nicht selbstverständlich waren.
Die Welt vieler Europäer, von Beton und Stacheldraht

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(C (D egrenzt, war ziemlich klein. Die Freiheiten waren rar nd die Feindbilder klar umrissen. Heute studieren junge eutsche und Polen gemeinsam in Paris, London, War chau oder Berlin und finden dies völlig normal. Lassen Sie mich nur einige wenige Projekte heraustellen. Wie mit unseren französischen Nachbarn pflegen ir mit Polen einen regen Schülerund Jugendaususch. Auch das Deutsch-Polnische Jugendwerk feiert in 20-jähriges Jubiläum. Die Europa-Universität Viarina – Ihnen allen bekannt – hat im Hochschulund issenschaftsbereich Pionierarbeit geleistet und die willingsstadt Frankfurt ol deutsch-polnischer Zusammenarbeit im europäichen Geiste gemacht. Im vorpommerischen Löcknitz arbeitet das Deutscholnische Gymnasium äußerst erfolgreich und ermögcht seinen Absolventen einen unschätzbaren Startvoril auf dem Arbeitsmarkt. Das Deutsche Polen-Institut Darmstadt, dessen 30-jähriges Bestehen der Bundes räsident und der polnische Staatspräsident im verganenen November persönlich gewürdigt haben, hat benso wie die Stiftung für deutsch-polnische Zusamenarbeit durch unermüdliches Engagement viel zur ntstehung eines authentischen und sympathischen Biles des Nachbarn beigetragen. Ich könnte die Liste fortetzen. Das alles zeigt doch, dass wir auch in den deutscholnischen Beziehungen zur Normalität gekommen sind nd dass wir die Hürden überwinden werden, die noch or uns liegen; das hat Herr Nietan vollkommen zu echt gesagt. Herr Wellmann, wir müssen den Nachbar chaftsvertrag neu mit Leben erfüllen. Die polnischstämigen Deutschen, die Polen, die hier leben, haben ein echt auf die Pflege ihrer Sprache und Kultur. Da könen und da müssen wir in Deutschland mehr tun. Ich eue mich sehr, dass es gelungen ist, ein gemeinsames eutsch-polnisches Geschichtsbuch zu schreiben. Es ird Ende nächsten Jahres in den Schulen in Polen und Deutschland zum Einsatz kommen. Es gehört zu einer bendigen Geschichte, zu einer lebendigen Beziehung, ass wir uns in der Bildung ergänzen. Meine Damen und Herren, Polen wird in den komenden Monaten weitere Herausforderungen bestehen üssen. In der Tat, ab Juli kommt die EU-Ratspräsident chaft auf Polen zu. Diese Präsidentschaft ist mit großen ufgaben verbunden. Denken Sie an den Umbruch in en Ländern des Maghreb und des Nahen Ostens. Denen Sie an das Projekt „Östliche Partnerschaft“ oder an ie Klimaverhandlungen in Durban. Ich bin sicher, das lles wird hervorragend gelingen, weil wir gemeinsam roße europäische Projekte verfolgen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, dieser Antrag, der uf fraktionsübergreifendem Konsens beruht, ist ein ichtiges Signal. Ich darf mich ausdrücklich bei allen edanken, die daran mitgearbeitet haben: bei Herrn ellmann, beim Vorstandsvorsitzenden der Deutsch olnischen Gesellschaft, also bei Herrn Nietan, bei errn Sarrazin, bei Herrn Stinner, bei Herrn Bergner, lso bei meinem Kollegen Staatssekretär, der es bei der usarbeitung der gemeinsamen Erklärung, die am Staatsministerin Cornelia Pieper )





(A) )

21. Juni 2011 bei einer gemeinsamen deutsch-polni-
schen Kabinettssitzung unterzeichnet werden soll,
manchmal nicht so einfach hat.

Ich darf mich auch bei den Vertriebenen bedanken,
bei Herrn Brähmig. Denn sie haben etwas Wichtiges ge-
tan: Sie haben unter Beweis gestellt, dass wir in den
deutsch-polnischen Beziehungen von nun an verstärkt in
die Zukunft blicken können. Ich glaube, die Zukunft ist
das, worauf es jetzt in Polen und in Deutschland für ein
gemeinsames starkes Europa ankommt. Ich wünsche uns
weiterhin gute Ideen. Halten wir es bitte mit den Worten
von Neil Armstrong, der einmal gesagt hat:

Große Gedanken brauchen nicht nur Flügel, son-
dern auch ein Fahrgestell zum Landen.

Lassen Sie uns in diesem Sinne weitermachen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1711506200

Der Kollege Stefan Liebich hat für die Fraktion Die

Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Stefan Liebich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1711506300

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Der Grenzvertrag, der Vertrag über gute Nachbarschaft
und freundschaftliche Zusammenarbeit, ist seit 20 Jah-
ren Grundlage für die partnerschaftliche Zusammenar-
beit zwischen Deutschland und Polen. Ja, die Unter-
zeichnung ist ein Ereignis von historischer Bedeutung.
Ich finde es richtig, dies durch die Debatte hier zu unter-
streichen.

Allerdings wäre es sicherlich auch möglich gewesen
– das kann ich Ihnen nicht ersparen –, gemeinsame Posi-
tionen zu formulieren. Auf unseren Beitrag haben Sie
wegen der Albernheiten der CDU/CSU wieder verzich-
tet. Wie üblich haben sich SPD und Bündnis 90/Die
Grünen darauf eingelassen. Dabei hätten wir durchaus
einiges einzubringen gehabt. Das werde ich jetzt natür-
lich mündlich nachholen.

Ich denke zum Beispiel an das Thema Oder-Partner-
schaft. Seit 2006 arbeiten die Länder Berlin, Branden-
burg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen mit den
westpolnischen Woiwodschaften Großpolen, Westpom-
mern, Niederschlesien und Lubuskie unter dem Motto
„Grenzen trennen – Die Oder verbindet“ zusammen. Das
Ziel ist der Aufbau eines leistungsfähigen Regionalver-
bundes diesseits und jenseits der Oder für infrastrukturelle
und politische Vernetzung, für einen kooperierenden dy-
namischen Wirtschaftsraum. Der Wirtschaftssenator
Harald Wolf aus Berlin und der Wirtschaftsminister Ralf
Christoffers aus Brandenburg – Sie ahnen es, beide Mit-
glieder unserer Partei Die Linke – sind hierbei aktive
Motoren. Das ist zukunftsorientierte deutsch-polnische
Zusammenarbeit.

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(C (D Sie haben uns durch Ihre Ausgrenzung natürlich auch ur Kritik eingeladen. Dem komme ich gern nach. Ich öchte hier auf Herrn Wellmann Bezug nehmen. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätte in die gemeinsame Resolution gepasst!)


(Beifall bei der LINKEN)


err Wellmann, Sie haben mich ja wegen Erich
onecker und der SED angesprochen. Ich war tatsäch-
ch nicht in der SED, und das hat – das gebe ich zu – nur
ltersgründe.


(Gunther Krichbaum [CDU/CSU]: „Nur Altersgründe“! Das ist nur peinlich!)


ber Sie haben natürlich in der Sache völlig recht. Na-
rlich war es falsch und unrecht, dass der Warschauer
ertrag die Solidarnosc-Bewegung bedroht hat, und es
t völlig richtig, das hier zu erwähnen.


(Gunther Krichbaum [CDU/CSU]: Sie haben damals die Grenze zu Polen zugemacht wegen Solidarnosc!)


Wenn Sie nicht so schreien würden, würden Sie meine
haltlichen Positionen dazu auch verstehen.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Von wegen „nur Altersgründe“! Was hat die SED gemacht? – Gegenruf der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Hören Sie mal zu!)


Zum Zweiten. Der Kollege Nietan hat auf die Ambi-
alenzen der Geschichte hingewiesen. Da kann ich es Ih-
en von der CDU/CSU natürlich nicht ersparen, auf die
igenen Ambivalenzen in der deutsch-polnischen Ge-
chichte zu schauen. Sie haben versäumt, in Ihrem An-
ag zu erwähnen, dass es die DDR war, die im Görlitzer
ertrag von 1950 ihre Staatsgrenze zu Polen anerkannt
at und dass das damals im Deutschen Bundestag von al-
n Parteien, außer der KPD, heftig kritisiert wurde.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Ausdrücklich zur Volksrepublik Polen!)


Sie haben ignoriert, dass die Regierung Adenauer die
echtmäßigkeit des Vertrags stets in Abrede gestellt hat.
h darf zitieren:

Wir können uns daher unter keinen Umständen mit
einer von Sowjetrußland und Polen später einseitig
vorgenommenen Abtrennung dieser Gebiete abfin-
den … Wir werden nicht aufhören, in einem geord-
neten Rechtsgang unsere Ansprüche auf diese Ge-
biete weiterzuverfolgen.

CDU und CSU sind sogar noch dabei geblieben, als
ie Regierung Brandt/Scheel 1970 im Warschauer Ver-
ag den Status quo und damit die Oder-Neiße-Grenze
ktisch anerkannt hat. Ich halte dies – das will ich der
PD auch sagen – für die größte außenpolitische Leis-
ng der SPD im 20. Jahrhundert.

Aber wir müssen gar nicht so weit zurückschauen. Es
eht ja heute um den 20. Jahrestag. Schauen wir 20 Jahre





Stefan Liebich


(A) )


)(B)

zurück, Herr Wellmann. Der polnische Ministerpräsident
Mazowiecki hat in einem Schreiben vom 31. Januar
1990 von Kanzler Kohl eine Grenzgarantie verlangt. Er
hat sie nicht bekommen. Helmut Kohl lag Europa sehr
am Herzen, aber er hatte große Schwierigkeiten in Ihrer
Fraktion, in Ihrer Partei. 23 Abgeordnete Ihrer Partei,
darunter Erika Steinbach und der heutige Bundesver-
kehrsminister, haben dem Vertrag damals nicht zuge-
stimmt, weil sie die berechtigten Anliegen der deutschen
Heimatvertriebenen nicht geregelt sahen, weil sie die
ökonomische Regelung von offen gebliebenen Eigen-
tums- und Vermögensfragen vermisst haben. Damals, in
der sensiblen Phase der deutschen Vereinigung, Rech-
nungen zu schreiben, statt an Versöhnung und gute
Nachbarschaft zu denken, darauf musste man erst einmal
kommen. Unsere Partei, die PDS, hat ihm damals aus
tiefer innerer Überzeugung geschlossen zugestimmt.
Deshalb, finde ich, ist heute auch ein guter Anlass, an
diesen Vertrag zu erinnern. Aber Sie dürfen dabei Ihre
eigene Geschichte nicht ausblenden.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich denke, dass wir auch noch einiges zu tun haben,
was die Zukunft betrifft. Es gibt nach wie vor Entschädi-
gungsforderungen von Polinnen und Polen, ehemaligen
Opfern deutscher Besatzung. Hier können wir etwas ma-
chen. Mich stört schon etwas, dass Sie mit diesem ge-
meinsamen Antrag von Rot-Grün und Schwarz-Gelb be-
schließen lassen wollen:

Heimatvertriebene haben sich bei der Pflege des ge-
meinsamen kulturellen Erbes engagiert und Kon-
takte nach Polen geknüpft.


(Karl-Georg Wellmann [CDU/CSU]: Das stimmt doch!)


Zweifellos haben sie das, natürlich, aber nicht nur
das.


(Karl-Georg Wellmann [CDU/CSU]: Also!)


Da müssen wir auch nicht so weit zurückschauen. Es
war Anfang dieser Legislaturperiode. Schwarz-Gelb
hatte kaum die Rolle der Vertriebenen im Stiftungsrat
„Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ aufgewertet, um die
Mitgliedschaft von Frau Steinbach zu verhindern, da be-
dankte sie sich mit einer Beleidigung des polnischen Re-
gierungsberaters Bartoszewski und sinnierte über die
Mobilmachung der Polen 1939 vor dem deutschen Über-
fall.

Ich glaube auch, das sind Punkte, die nach wie vor
das Misstrauen vieler Polinnen und Polen begründen.
Hier liegt eine Ursache dafür, dass die Polen die Garan-
ten für ihre Sicherheit eher in den Vereinigten Staaten als
in Europa sehen. Ich sehe das durchaus kritisch: Stich-
wort „altes Europa“, eine Diskussion, die wir alle vor ein
paar Jahren zur Kenntnis nehmen mussten.

Ich möchte nach vorn schauen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1711506400

Kollege Liebich, achten Sie bitte auf das Signal.

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(C (D Ich komme zum Schluss. – Frau Staatsministerin ieper hat es ja gesagt: Die gute Nachbarschaft existiert ereits neben den Tischreden, neben den Verträgen. Es ibt polnische Diskotheken im Ruhrgebiet, es gibt Kunst nd Kultur aus Polen hier in Berlin, Touristen besuchen inander. Darauf können wir aufbauen. Die polnische inderheit in Deutschland, die deutsche Minderheit in olen können dafür Brücke sein. Das funktioniert. Ihren ntrag braucht dafür allerdings kein Mensch. Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der LINKEN – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er sollte in den Text schauen!)

Stefan Liebich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1711506500


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1711506600

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat der Kol-

ge Sarrazin das Wort.


Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1711506700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich bin

ehr froh, dass wir diesen Antrag gemeinsam einbringen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


h möchte mich auch bei allen Vorgenannten bedanken.

Ich denke, diesen Streit sollten wir nicht zu sehr ver-
efen, aber lassen Sie mich doch eines dazu sagen: Es ist
chtig, dass, wie Kollege Nietan schon angesprochen
at, zum Teil auch die Politik Westdeutschlands – vor al-
n Dingen in den ersten Jahrzehnten nach dem Krieg –
Polen dazu genutzt werden konnte, mit der Angst ge-

enüber Deutschland zu spielen und diese für eine Poli-
k zu instrumentalisieren, die auch viele Menschen in
olen nicht wollten. Es ist aber auch richtig, dass viele
olen genauso Angst vor der DDR hatten, in der viele
oldaten stationiert waren und die auch der völkerrecht-
che Grund für die Stationierung der sowjetischen Ar-
ee in Polen war. Ich glaube, dass das zur historischen
ahrheit dazugehört.

Den heutigen Zustand der deutsch-polnischen Bezie-
ungen wird man ohne den Freundschaftsvertrag von
991 nicht verstehen. Oft haben viele von uns das Ge-
hl, dass die deutsch-polnische Freundschaft angekom-
en sei, angekommen vielleicht in so etwas wie einem
erhältnis von: „Für eure und für unsere Freiheit“. Ich
in der festen Überzeugung – lassen Sie mich das zuerst
agen –, dass auch regelmäßige Rufe von Ewiggestrigen,
anz egal von welcher Seite, nicht in der Lage sein wer-
en, dieses Selbstverständnis kaputt zu machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Der Freundschaftsvertrag war ein Meilenstein, auf
en andere folgen konnten. Ich persönlich möchte hier
lgende Meilensteine nennen:

An erster Stelle stand der NATO-Beitritt, der NATO-
eitritt, der die feste Bindung Polens an Europa und an





Manuel Sarrazin


(A) )


)(B)

das transatlantische Bündnis bedeutet und der zu einem
Teil die historische Schuld Deutschlands aus dem Stalin-
Hitler-Pakt auflösen konnte.

Dann war es für mich bewegend, als ich 2003 am Tag
des Referendums im Rahmen eines Schulaustauschs in
Stettin war. Ich konnte sehen, wie die Menschen in die
Schule, die wir besuchten, strömten, um für den EU-Bei-
tritt zu stimmen. Dieser wurde mit einer Mehrheit ange-
nommen, wobei wir in Deutschland immer unterstellen,
es gäbe sie in Europa nicht für Europa.

Auch der Beitritt zu Schengen II und die Arbeitneh-
merfreizügigkeit zum 1. Mai dieses Jahres stellen, wie
ich glaube, große Meilensteine dar.

Gedenken und Geschichte sind in dieser Freundschaft
so wichtig. Es gibt so viele schreckliche Verbrechen, die
gerade von Deutschland ausgegangen sind und in Polen
und an Polen und Polinnen begangen wurden. Wir be-
schließen im Antrag Wegweisendes – darauf haben die
Kolleginnen und Kollegen schon hingewiesen – auch zu
diesem Bereich mit der Anerkennung der Verbrechen ge-
genüber der polnischen Minderheit während des NS-Re-
gimes in Deutschland.

Ich möchte meine Zeit aber auch dazu nutzen, zu sa-
gen: Was ist besonders an dieser deutsch-polnischen
Freundschaft? Für mich als deutschen Staatsbürger und
deutschen Abgeordneten etwas Besonderes an dieser
Freundschaft ist Polen, dessen Geschichte gerade heute
Ansporn für Moral und europäischen Geist ist. Mut, Tap-
ferkeit, europäische Gesinnung, die man in der Ge-
schichte Polens findet, können wir heute bei den Ent-
scheidungen, die anstehen, gebrauchen. Den Mut, den
Adam Michnik aus der Gefängnishaft formuliert hat für
die Freiheit, den können wir gebrauchen, wenn wir, wie
von Frau Staatsministerin Pieper schon angesprochen,
über die Herausforderungen auch in der unmittelbaren
Nachbarschaft reden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


So sehr die deutsch-polnische Freundschaft schon an-
gekommen ist, so sehr stehen wir manchmal noch am
Anfang. Wir stehen zum Beispiel bei der Förderung der
polnischen Sprache am Anfang. Hier haben wir noch
viel zu tun, auch institutionell. Wir stehen auch am An-
fang bei der Einsicht, dass es immer noch ganz viele ver-
schiedene Perspektiven auf die gemeinsame Geschichte
gibt, die Verständnis füreinander erfordern. Wir stehen
aber vor allem am Anfang in dem Bemühen, im Sinne
des Freundschaftsvertrages die Geschicke der EU voran-
zutreiben. In einer neuen Situation, in der die Europäi-
sche Union immer mehr von einem Mehrheitsentschei-
dungssystem geprägt wird, reicht eine deutsch-
französische Achse nicht mehr aus. Deutschland muss
verstehen, dass gerade die Freundschaft zu Polen eine
Chance bietet, Europa voranzubringen, und zwar in der
Euro-Krise und zum Beispiel auch in Fragen der Nach-
barschaftspolitik. Beide Staaten haben die Verpflichtung,
zu verstehen, dass wir, wenn wir Europa voranbringen
wollen, besser darin werden müssen, mit den Polen zu
agieren. Auch die polnische Politik muss ab und an noch

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(C (D ehr an den Gesamtfortschritt Europas denken, statt in er nationalen Debatte in erster Linie eigene Interessen egenüber der polnischen Bevölkerung zu artikulieren. Meine Damen und Herren, es gibt viel Leben und ustausch in den deutsch-polnischen Beziehungen, viele itiativen, viele engagierte Menschen sowie viele per önliche und wirtschaftliche Kontakte. Dennoch möchte h auch einen Satz zur Frage der Vertriebenen sagen. ir Grüne erkennen an, dass viele Vertriebene auch in en letzten Jahren positiven Einfluss auf die Beziehunen hatten. Ich bin aber auch der Meinung, dass einige ersonen und Verbände noch immer nicht verstanden zu aben scheinen, dass viele der vorgebrachten Argumente r uns politisch, rechtlich und historisch unhaltbar sind. eswegen freue ich mich, dass wir am Ende eine Forulierung gefunden haben, die wir alle mittragen kön en. Ich erkenne das ausdrücklich an. Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss. ie deutsch-polnische Freundschaft ist angekommen. leichzeitig ist sie am Anfang. Im Sinne unserer beiden änder und der Europäischen Union werden wir den eg gemeinsam weitergehen müssen. Die Freundschaft t seit vielen Jahren im Herzen Europas und auch, önnte man sagen, im Herzen dieses Hauses. Unser heuger Antrag zeigt, Herr Liebich, dass sie da hingehört nd auch da bleiben wird. Danke sehr. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1711506800

Der Kollege Silberhorn hat für die Unionsfraktion das

ort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1711506900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Als Helmut Kohl und der polnische Ministerprä-
ident Bielecki vor 20 Jahren den deutsch-polnischen
ertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche
usammenarbeit unterzeichnet haben, wollten sie ganz
ewusst zum Dialog, zur Zusammenarbeit und zur ge-
einsamen Gestaltung Europas aufrufen.

Wir können im Rückblick auf die letzten 20 Jahre
ststellen: Wir haben viel erreicht. Deutsche und Polen

ind heute gute Nachbarn, Partner, oft auch Freunde. Wir
aben sehr wichtige Handelsbeziehungen. Die Men-
chen auf beiden Seiten von Oder und Neiße haben die
ffenen Grenzen als Chance für sich genutzt. Polen ist
004 mit großer Unterstützung Deutschlands der EU und
ereits 1999 der NATO beigetreten. 2007 ist Polen Mit-
lied der Schengen-Zone geworden. Bei der Ausgestal-
ng der europäischen Politik arbeiten wir eng und ver-
auensvoll zusammen.

In dem heute vorliegenden Antrag haben wir uns
xplizit mit den Akteuren beschäftigt, die in dem





Thomas Silberhorn


(A) )


)(B)

Freundschaftsvertrag als natürliche Brücken der Verstän-
digung bezeichnet werden, nämlich mit den polnisch-
stämmigen Bürgern in Deutschland und der deutschen
Minderheit in Polen. Wir bekennen uns in unserem An-
trag ausdrücklich dazu, dass der damaligen polnischen
Minderheit während der Zeit des Nationalsozialismus
schlimmstes Unrecht zugefügt worden ist. Wir dürfen
und werden die Opfer dieser Jahre nicht vergessen. Es ist
gut und richtig, dass wir sie ausdrücklich würdigen.

Wir sollten parallel dazu die Bedingungen für die
Ausübung der polnischen Sprache und Kultur in
Deutschland verbessern. Menschen, die zweisprachig
aufwachsen, die mobil sind, die interkulturelle Kompe-
tenz haben, sind genau diejenigen, die wir in einem zu-
sammenwachsenden Europa brauchen.

Gleichzeitig schulden wir der deutschen Minderheit
in Polen, die über Jahrzehnte unterdrückt und zur Anpas-
sung gezwungen war, hohe Anerkennung dafür, dass sie
wieder angefangen hat, ihr kulturelles Erbe zu pflegen
und zu leben. Wir müssen dabei in Rechnung stellen,
dass es über zwei Generationen hinweg verboten war,
Deutsch zu sprechen, was die Minderheit vor besondere
Herausforderungen stellte.

Wir wünschen uns, dass bei der Vergabe von Geldern
an die deutsche Minderheit darauf geachtet wird, dass
zum Beispiel das von der polnischen Regierung für
Sprachförderung bereitgestellte Geld tatsächlich für
Maßnahmen der Sprachförderung eingesetzt wird und
dass vor allem eine Lösung für den Mangel an ausgebil-
deten Lehrern gefunden wird.

Zu einem ehrlichen Rückblick gehört auch, dass die
deutsch-polnischen Beziehungen in den letzten
20 Jahren manchen Stürmen ausgesetzt waren, die sie
aber überstanden haben – von unbegründeten Restitu-
tionsansprüchen bis zu der heftigen Debatte über die
deutsch-russische Ostseepipeline für Gas. Das alles wa-
ren Belastungsproben für die Beziehungen; aber ich
denke, wir haben gelernt, offen miteinander zu sprechen
und vertrauensvoll miteinander umzugehen.

Ich würde unseren polnischen Partnern gerne immer
wieder erklären, Frau Pieper, wie viele Beauftragte es in
Deutschland für Partnerstaaten gibt. Es sind nämlich nur
vier: für die Vereinigten Staaten von Amerika, Russland,
Frankreich und Polen. Das ist die Kragenweite, das ist
der Stellenwert, den wir unseren polnischen Nachbarn
im Koordinatensystem unserer auswärtigen Beziehun-
gen beimessen. Ich glaube, das dürfen wir unseren Part-
nern auch hin und wieder erklären.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir dürfen allerdings nicht zulassen, dass die Artiku-
lation von Ängsten, von Sorgen und von Unzufrieden-
heit denen überlassen wird, die eher an Provokationen
interessiert sind als an Problemlösungen. Hier tragen wir
alle eine gemeinsame Verantwortung. Wir sollten auch
denen entschlossen entgegentreten, die der Auffassung
sind, dass es nur eine Wahrheit gebe, die von den Histo-
rikern nur aufgeschrieben werden müsse. Nicht nur in
Deutschland und in Polen, auch in anderen Ländern Eu-

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(C (D pas wie Italien und Spanien machen wir die Erfahrung, ass die jüngere Generation neue Möglichkeiten findet, eschichte zu erklären und zu beschreiben. Wir sollten as fördern. Das Projekt eines deutsch-polnischen chulbuches, das sich am deutsch-französischen Beipiel orientiert, ist deshalb ein spannendes Vorhaben. Im nächsten halben Jahr während der polnischen atspräsidentschaft in der Europäischen Union wird olen eine wichtige Rolle einnehmen. Ich denke, es ist er richtige Ansatz, wenn die Polen vor allem auf die tärkung der Wettbewerbsfähigkeit in Europa setzen. as genau brauchen wir jetzt. Die Polen gehen dankenserterweise selbst mit gutem Beispiel voran, indem sie ich freiwillig dem Euro-Plus-Pakt anschließen, obwohl ie nicht Mitgliedstaat der Euro-Zone sind und dazu icht verpflichtet gewesen wären. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn Sie ir einen letzten Satz gestatten: Wir stehen am anderen fer des Mittelmeers vor einer großen Umbruchsituaon, die Polen vor 20 Jahren selbst durchlebt hat. Desegen kann Polen für die arabische Welt und für den ahen Osten in der Umgestaltung hin zu Demokratie nd Rechtstaatlichkeit ein Vorbild sein. Ich denke, das t eine große Aufgabe für unsere Nachbarn, bei der wir ie unterstützen sollten. Es bleibt unsere ständige Heusforderung, dafür zu sorgen, dass die Begegnungen wischen Polen und Deutschen lebendig werden und ass wir das Interesse aneinander wachhalten. Vielen Dank. Der Kollege Brähmig hat für die Unionsfraktion das ort. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Manchmal ist weniger mehr. So findet sich in em vorliegenden Antrag „Deutschland und Polen – erantwortung aus der Geschichte, Zukunft in Europa“ eine explizite Erwähnung des Kapitels der jüngsten eutsch-polnischen Geschichte, aus dem bis heute eine esondere Verantwortung beider Länder herrührt. Obohl die Vertreibung der Deutschen nicht konkreter Be tandteil der vertraglichen Verpflichtungen des Nachbarchaftsvertrages ist, dessen Bilanz wir heute ziehen, nterstütze ich den Antrag ausdrücklich. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1711507000

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Klaus Brähmig (CDU):
Rede ID: ID1711507100

Ich möchte eine bemerkenswerte Passage der Regie-
ngserklärung des damaligen Bundeskanzlers zu den

eutsch-polnischen Verträgen vom 17. Juni 1991 zitie-
n, die nichts an Gültigkeit eingebüßt hat. Bundeskanz-
r Helmut Kohl sagte im Hohen Haus am 6. September
991 wegweisend:

Deutsch-polnische Versöhnung kann nicht durch
Regierungen verordnet oder durch Vertragsver-





Klaus Brähmig


(A) )


)(B)

pflichtungen begründet werden. Im Gegenteil, das
Werk der Versöhnung kann nur gelingen, wenn un-
sere beiden Völker sich dazu bekennen, wenn jeder
Deutsche und jeder Pole es auch als seine persönli-
che Aufgabe annimmt.

Kohl zählte damals insbesondere auf das Engagement
der Heimatvertriebenen, sowohl bei der Pflege des ge-
meinsamen kulturellen Erbes als auch bei den vielfälti-
gen Aufgaben auf humanitärem und sozialem Gebiet.

Wenn wir nach 20 Jahren sehen, was durch die unzäh-
ligen Kontakte der Schlesier, der Ost- und Westpreußen,
der Pommern, der Danziger und nicht zuletzt der Ost-
brandenburger in ihre alte Heimat entstanden ist, gehört
am heutigen Tag der besondere Dank der Christdemo-
kraten und der Liberalen den deutschen Heimatvertrie-
benen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da klatschen die Liberalen!)


Es ist außerdem ein Verdienst der Regierungskoali-
tion und ein hoffnungsvolles Zeichen – damit knüpfe ich
an meine ersten Sätze an –, dass sich auch die beiden
Oppositionsfraktionen der SPD und Bündnis 90/Die
Grünen dem Antrag angeschlossen haben und ebenfalls
die Versöhnungsarbeit der Heimatvertriebenen hier und
heute ausdrücklich würdigen. Der fraktionsübergrei-
fende Dank gebührt auch dem großen Versöhnungsbei-
trag der Kirchen beider Länder und deren Laienorganisa-
tionen wie dem „Heimatwerk Schlesischer Katholiken“.
Ferner haben die Regelungen des Nachbarschaftsvertra-
ges zum Erhalt und zur Pflege der Gräber polnischer und
deutscher Opfer des Zweiten Weltkriegs versöhnende
Wirkung gehabt. Wir haben uns daher im Antrag dafür
eingesetzt, dass nun auch neu entdeckte Gräber – man
denke an die Massenfunde bei der Marienburg oder
Schwiebus – mit in die vereinbarte gemeinsame Pflege
aufgenommen werden.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, für die Zu-
kunft der bilateralen Beziehungen ist die Lage der deut-
schen Minderheit in Polen und die der polnischstämmi-
gen Bürger in Deutschland von wesentlicher Bedeutung.
Ich begrüße daher die Verhandlungsergebnisse der Ge-
spräche beider Regierungen am Runden Tisch und
möchte dabei den äußerst engagierten Einsatz unseres
Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister
des Innern, Christoph Bergner, lobend hervorheben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Brückenfunktion der deutschen Minderheit in
Polen und die der polnischstämmigen Bürger in
Deutschland wird vom Bundestag zu Recht anerkannt.
Zudem werden die jeweiligen Rechte zur Stärkung der
kulturellen und sprachlichen Identität ausdrücklich be-
kräftigt. Beide Gruppen sollten sich hier im Geist der
Vertragswerke und unseres heutigen Antrages entfalten
können. Der Dachverband der deutschen Minderheit in
Polen, VdG, und die Häuser der deutsch-polnischen Zu-
sammenarbeit in Gleiwitz und Oppeln leisten hierbei
wertvolle Arbeit.

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(C (D Beim muttersprachlichen Unterricht bestehen aber indeutig Defizite, die beim nächsten Treffen des Runen Tisches angegangen werden müssen. Alle untereichnenden Bundestagsfraktionen haben sich auf Initiave der Union daher für eine Verbesserung des eutschsprachigen Unterrichts für die deutsche Mindereit in Polen ausgesprochen. Gradmesser der deutsch-polnischen Beziehungen war ut Presseberichten die kürzlich von unserer Kollegin rika Steinbach unternommene Reise nach Danzig und dingen. Was für eine Aufregung hat es im Vorfeld ihrer isite bei der dortigen deutschen Minderheit gegeben! interher meldeten polnische Zeitungen anerkennend, er Besuch sei ohne Skandale abgelaufen, nd titelten: Steinbach: Ich schätze die Polen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Stefan Liebich [DIE LINKE]: Das ist doch kein Grund zum Klatschen!)


(Stefan Liebich [DIE LINKE]: Kein Wunder!)


(Stefan Liebich [DIE LINKE]: Na toll! Super!)


elbst ein Kritiker der von ihr gegründeten Stiftung Zen-
um gegen Vertreibungen, der polnische Historiker Jan
iskorski, räumt mittlerweile ein:

Zweifelsohne hat die Initiative des Zentrums kurz-
fristig zu einer großen Abkühlung in den deutsch-
polnischen Beziehungen geführt. Auf längere Sicht
kann sie sich aber noch als nützlich erweisen, weil
sie beide Seiten dazu zwingt, die eigene Geschichte
erneut zu betrachten.

Hier sind neue Wege eingeschlagen worden, auf de-
en wir weitergehen sollten, um, wie es im Antrag heißt,
offen und frei von Ängsten miteinander über die Ver-
angenheit zu sprechen“, aber noch viel mehr, meine lie-
en Kollegen, über die vor uns liegende gemeinsame
ukunft.

An dieser Stelle möchte ich mich dem Dank an meine
ollegen Philipp Mißfelder, Karl-Georg Wellmann,
ietmar Nietan und Manuel Sarrazin anschließen, die

ich für ihre Fraktionen bei der Erstellung des Antrags
ingebracht haben. Ein ganz besonderer Dank gilt unse-
r Staatsministerin Cornelia Pieper für die gute Zusam-
enarbeit.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wün-
che von dieser Stelle allen ein gesegnetes Pfingstfest.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1711507200

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
raktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/
ie Grünen auf Drucksache 17/6145 mit dem Titel

Deutschland und Polen – Verantwortung aus der Ge-
chichte, Zukunft in Europa“. Wer stimmt für diesen An-
ag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)

Antrag ist mit den Stimmen der Unionsfraktion, der
SPD-Fraktion, der FDP-Fraktion und der Fraktion Bünd-
nis 90/Die Grünen angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 31 a bis 31 d auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Marianne Schieder (Schwandorf), Swen Schulz

(Spandau), Dr. Ernst Dieter Rossmann, weiterer

Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Kooperativen Föderalismus für Bildung stär-
ken

– Drucksache 17/5911 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Rosemarie Hein, Dr. Petra Sitte, Agnes
Alpers, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
DIE LINKE

Bildungsverantwortung gemeinsam wahrneh-
men
– Drucksache 17/6094 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Ernst

Dieter Rossmann, Ulla Burchardt, Dr. Hans-
Peter Bartels, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der SPD
Bildungszusammenarbeit von Bund und
Ländern verlässlich weiterentwickeln

– zu dem Antrag der Abgeordneten Priska Hinz

(Herborn), Katja Dörner, Kai Gehring, weiterer

Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Bildungsberichte nutzen – Bildungssystem
gerechter und besser machen

– Drucksachen 17/4187, 17/4436, 17/6091 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Marcus Weinberg (Hamburg)

Dr. Ernst Dieter Rossmann
Patrick Meinhardt
Dr. Rosemarie Hein
Priska Hinz (Herborn)


d) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung

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(C (D und Technikfolgenabschätzung zu dem Antrag der Abgeordneten Swen Schulz Peter Bartels, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Bei Aussetzung der Wehrpflicht Hochschulpakt aufstocken – Drucksachen 17/4018, 17/5256 – Berichterstattung: Abgeordnete Florian Hahn Swen Schulz Dr. Martin Neumann Nicole Gohlke Kai Gehring Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich würde gerne die Aussprache eröffnen, werde das ber erst dann tun, wenn wir die nötige Aufmerksamkeit r die Rednerinnen und Redner gewährleisten können. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kollein Ziegler für die SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen nd Kollegen! Heute geht es um das leidige Thema ooperationsverbot. Das Kooperationsverbot wurde im uge der Föderalismusreform 2006 in das Grundgesetz eschrieben. Ich glaube, wir haben mittlerweile alle eien Reifeund Erkenntnisprozess durchlaufen und sehen in: Es war ein Fehler. (Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Richtig!)


(Spandau), Dr. Ernst Dieter Rossmann, Dr. Hans-


(Unruhe)


(Beifall bei der SPD)

Dagmar Ziegler (SPD):
Rede ID: ID1711507300

usgerechnet bei der Zukunftsaufgabe Bildung er-
chwert das Kooperationsverbot die Zusammenarbeit
wischen dem Bund und den Ländern. Es verbietet dem
und sogar ausdrücklich, den Ländern Geld für bessere
ildung zu geben.

2003 gab die damalige Bildungsministerin Edelgard
ulmahn den Startschuss für den längst überfälligen
usbau von Ganztagsschulen.


(Beifall bei der SPD)


it 4 Milliarden Euro griff der Bund den Ländern unter
ie Arme – und das mit Erfolg: Mehr als 7 000 Ganz-
gsschulen konnten so geschaffen werden.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Sehr gut!)


Was ist heute? Trotz dieses Erfolgs, der unbestreitbar
t, wird es eine Neuauflage des Ganztagsschulpro-
ramms so nicht geben können; denn das ist mit dem
ooperationsverbot nicht vereinbar.





Dagmar Ziegler


(A) )


)(B)


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das begreift niemand!)


Wie wichtig die Akzentsetzung und die Finanzierung
durch den Bund waren, zeigt sich daran, dass der weitere
Ausbau nach dem Auslaufen des Programms nur sehr
zögerlich vorangeschritten ist.

Es gibt noch viele andere Baustellen, die man aufzäh-
len könnte: frühe Hilfen, Kitaausbau, inklusive Bildung,
leistungsfähige Hochschulen. Obwohl wir alle wissen,
dass von der Bewältigung dieser Herausforderungen un-
sere Zukunft abhängt, kommen wir bei diesen Themen
leider nur im Schneckentempo voran. Die Länder haben
zwar die Zuständigkeit für das Thema Bildung, die auch
nicht beschnitten werden soll, aber sie haben oft nicht
die nötigen finanziellen Mittel.

Die Schuldenbremse bedeutet ein enges Korsett – das
ist gewollt –, das aber leider auch für die Finanzierung
von Zukunftsaufgaben wenig Luft lässt. Hinzu kommen
ein paar unserer Meinung nach falsche politische Ent-
scheidungen der Regierung wie die zur sogenannten Ho-
telsteuer, die den Ländern das Wasser abgräbt. Deshalb
köchelt der vielbeschworene föderale Bildungswettbe-
werb nur auf Sparflamme. Wettbewerb ist nur mit einem
Zugewinn an Qualität zu begründen, doch das ist in
Deutschland nicht erkennbar. Das Kooperationsverbot
ist ein Stolperstein auf dem Weg zu einem leistungsfähi-
gen und zukunftsweisenden Bildungssystem.

Wir könnten uns zwar darüber streiten, ob unsere
Länderchefs es nun gut oder weniger gut finden, die Bil-
dungshoheit zu haben; die Zeche für das schlechte Bil-
dungssystem zahlen aber nicht die Länderchefs und auch
nicht wir hier im Bundestag, sondern die Zeche zahlen
unsere jungen Menschen im Land.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich will ein weiteres Beispiel anführen. Vor kurzem
ist das Bildungs- und Teilhabepaket über uns hereinge-
brochen. Daran haben wir erkennen können, welchen
Nachteil die Folgen des föderalen Zuständigkeitsgeran-
gels haben können. Unserer Auffassung nach wäre es
richtig und konsequent gewesen, in ganz Deutschland
endlich ein bedarfsdeckendes und qualitativ einheitli-
ches Angebot an Kitas und Ganztagsschulen zu schaf-
fen, aber genau das war nicht möglich.


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Das hat die SPD verhindert!)


Stattdessen musste Frau Ministerin von der Leyen ihr
Heil im Bildungs- und Teilhabepaket suchen, in einer
komplizierten und, wie wir alle wissen, bürokratielasti-
gen Umgehungslösung.


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Das lag an der SPD und nicht an Frau von der Leyen!)


Dies ist ein weiterer Grund, eine Veränderung zu schaf-
fen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Deshalb schlagen wir heute vor, das Kooperationsverot aufzuheben. Wir wollen zusätzliche Möglichkeiten r die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern im ildungsbereich schaffen. Wir wollen es wieder möglich achen, dass Bund, Länder und Gemeinden ihre Kräfte ündeln. In vielen Diskussionen habe ich den Eindruck ewonnen, dass die Zeichen dafür gut stehen. Die FDP at diesbezüglich Ihre Zustimmung erkennen lassen und as sogar beschlossen. Wir haben das auch bereits von ielen Abgeordneten der CDU/CSU-Fraktion gehört. rau Schavan hat das hier im Plenum oft wiederholt. Die undeskanzlerin hat das auf dem letzten Parteitag der DU gesagt. Auch der nächste Parteitag der CDU wird ffensichtlich unter diesem Slogan stattfinden. Ich enke, wir haben die breite Mehrheit im Bundestag, die r eine Verfassungsänderung nötig ist. Aber es gibt natürlich auch Bedenken und Widertände. Ich denke da an die Länder. Sowohl aufseiten der als auch der B-Länder gibt es das. (Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Und der C-Seite!)


ir müssen gemeinsam daran arbeiten, diese Bedenken
u zerstreuen. Es geht nicht darum, die Bildungshoheit
er Länder zu beschneiden, sondern wir wollen die
öglichkeit eröffnen, dass der Bund finanziell unterstüt-

end unter die Arme greift. Ich glaube, das ist mehr als
in faires Angebot.


(Beifall bei der SPD)


Bildung ist nicht nur Ländersache, sondern Sache des
esamten Staates. Heute Morgen haben wir darüber dis-
utiert, welche Rolle der Wirtschaftsstandort Deutsch-
nd in Europa spielt. In diesem Zusammenhang sollten
ir uns auch Gedanken darüber machen, dass es nicht
Länderinteresse, sondern auch im gesamtstaatlichen
teresse ist, etwas für ein einheitliches, gutes Bildungs-

ystem zu machen. Über den Weg dahin können wir uns
nterhalten. Unser Antrag liegt vor. Über das Ziel aber
ollten wir uns alle einig sein: Weg mit dem Koopera-
onsverbot und hin in die Richtung, eine finanzielle Un-
rstützung für die Länder möglich zu machen!

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1711507400

Das Wort hat der Staatsminister für Unterricht und

ultus des Freistaats Bayern, Dr. Ludwig Spaenle.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Daniela Raab (CSU):
Rede ID: ID1711507500

Frau Präsidentin! Hohes Haus! Der Föderalismus ist

in Herzstück der Verfassungsordnung in der Bundes-
publik Deutschland.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine Länderbank mit einem Freistaat!)






Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle (Bayern)



(A) )


)(B)

Das ist Demokratie nahe am Menschen und nachvoll-
ziehbar für die Menschen. Das Ganze wird auch intensiv
genutzt, insbesondere im Bereich der Bildung.

Die Analysen der vergangenen Landtagswahlen zei-
gen sehr deutlich, dass den Menschen daran gelegen ist,
über dieses zentrale Thema, das Familien in allen Teilen
der Bundesrepublik berührt, unmittelbar selbst mitent-
scheiden zu können. Aus meiner Sicht ist die Diskussion
über eine gerade einmal fünf Jahre bestehende neue Ge-
wichtung zwischen Bund und Ländern im Bereich der
Bildung ein Ablenkungsmanöver.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Wird aber von der bayerischen Landesregierung geführt!)


Wir müssen einen anderen Weg gehen. Dabei brau-
chen wir den kooperativen Föderalismus. Das bedeutet,
dass die Zuständigkeiten des Bundes und der Länder
– das ließe sich an vielen Einzelbeispielen deutlich ma-
chen – in vollem Umfang gemeinsam auszuschöpfen
sind.

Die Länder und der Bund haben im vergangenen Mai
ein umfangreiches Maßnahmenpaket beschlossen, als
Grundlage für den sogenannten Bildungsgipfel und die
Qualifizierungsinitiative. Damit wird ausgeleuchtet, wo
ein intensives Zusammenwirken möglich ist, wo die
Länder in ihrer Eigenverantwortung einen Schritt nach
vorne gehen können und wo dies der Bund entsprechend
tun kann. Lassen Sie mich das an drei Beispielen deut-
lich machen: erstens bei der Sprachförderung, zweitens
bei der Integration und drittens bei der Berufsvorberei-
tung und den Berufsübergängen.

Wir sind in eine Verfassungsordnung eingebettet, die
an zentralen Weichenstellungen des Bildungswesens ein
kooperatives Miteinander und Zusammenwirken ermög-
licht und die auf der anderen Seite die Aufgabe der Län-
der, nämlich ihre Verantwortung für ein qualitätsvolles
Bildungswesen zu entwickeln, unangetastet lässt. Die
Länder haben eine zentrale Aufgabe, und zwar die Aus-
übung dieser Letztgestaltungskompetenz in nationaler
Verantwortung.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Die bleibt ihnen auch!)


Das ist auf dem Weg. Das erkennen Sie bei einem
Blick auf die Strategie der inhaltlichen Standards für all-
gemeinbildende Abschlüsse, die seit Mitte des vergan-
genen Jahrzehnts umgesetzt wird. Für sämtliche Ab-
schlüsse – vom Abitur bis zum Hauptschulabschluss –
werden inhaltliche Mindeststandards entwickelt und im-
plementiert.

Die Länder, die sich mit dem sogenannten Südabitur
beschäftigen, nämlich Bayern, Sachsen, Baden-
Württemberg, Thüringen und Sachsen-Anhalt – daran
haben allerdings auch Länder wie Hamburg, Mecklen-
burg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Hol-
stein Interesse –, gehen den nächsten Schritt. Aus den
Standards müssen gemeinsam normierte Aufgabenpools
für die allgemeinbildenden Abschlüsse entwickelt wer-
den.

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(C (D (Dagmar Ziegler [SPD]: Das dauert alles viel zu lange!)


onseiten der B-Länder werden wir noch weitere Vor-
chläge machen, um das Thema Vergleichbarkeit um das
hema Verlässlichkeit zu ergänzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das will Ihnen niemand verbieten! – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das wird nicht infrage gestellt!)


In der Wissenschaftspolitik liegt eine andere Rechts-
ituation vor. Hier ist die Möglichkeit des vertieften Ko-
perierens zwischen Bund und Ländern gegeben. Wir
alten es für richtig und zielführend, an dieser Stelle da-
ber nachzudenken, wie das Ganze weiterentwickelt
erden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ulla Burchardt [SPD]: Na prima!)


Wir sollten den bestehenden Verfassungsrahmen, der
anz bewusst die Länder in die Verantwortung für die
ildung nimmt und deshalb auch einen föderalen Wett-
ewerb ermöglicht, der letztlich der Qualität im bundes-
eutschen Bildungswesen dient, als Chance begreifen.
enn wir die Untersuchungen der Länderergebnisse der

ntsprechenden Bildungsgänge als Grundlage für die
ntwicklung gleichwertiger Lebenschancen begreifen,
ann ist dies der richtige Ansatz.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Sprechen Sie eigentlich auch für Herrn Zeil?)


h brauche nicht darauf hinzuweisen, dass die Länder
gleich welcher politischen Führung – es als Chance be-

reifen, dass der Wettbewerbsföderalismus dem Bil-
ungswesen und dadurch den Lebenschancen in unse-
m Lande dient.

Die zweite Seite der Medaille – ich habe es bereits an-
esprochen – ist die Frage der Vergleichbarkeit und der
erlässlichkeit. Hier müssen die Länder aus ihrer eige-
en Verantwortung heraus aktiv werden. Ich kann des-
alb die Notwendigkeit einer Verfassungsänderung im
ereich des Herzstücks des Föderalismus nicht erken-
en. Es gilt das Gebot, den kooperativen Föderalismus in
einer ganzen Angebotsvielfalt intensiver zu nutzen. Das
t auch die Botschaft, die die Länder heute in Berlin
bermitteln wollen. Lassen Sie uns gemeinsam die Mög-
chkeiten, die im kooperativen Föderalismus, im Herz-
tück der Bildungspolitik, im Schulwesen, angelegt sind,
utzen!

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1711507600

Die Kollegin Dr. Hein hat für die Fraktion Die Linke

as Wort.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )


)(B)


Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1711507700

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen!

Liebe Kollegen! Ich habe noch einmal nachgeschaut:
Der Antrag der Linken zur Aufhebung des Koopera-
tionsverbotes zwischen Bund und Ländern auf dem Ge-
biete der Bildungspolitik wurde in der Debatte am
25. März 2010 in den Bundestag eingebracht. Über ein
Jahr ist seitdem vergangen. Inzwischen haben alle Frak-
tionen die Notwendigkeit erkannt, über die Fragen der
Zusammenarbeit von Bund und Ländern neu nachzuden-
ken. Selbst einige Landtage, auch der in meinem Bun-
desland Sachsen-Anhalt, haben bereits Beschlüsse dazu
gefasst. Also sträuben wir uns nicht, die notwendige
Korrektur der Föderalismusreform aus dem Jahre 2006
endlich vorzunehmen! Die Reform hat sich nicht be-
währt, Herr Spaenle.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Weil so etwas nur in großer Übereinstimmung geht, ha-
ben wir mit der Behandlung unseres Antrages im Aus-
schuss gerne gewartet, bis die SPD auch so weit war.

Bei der Abschaffung des Kooperationsverbotes geht
es zunächst nur darum, wieder gemeinsame Projekte in
der Bildung wie seinerzeit das Ganztagsschulprogramm
finanzieren zu können. Man muss eingestehen: Ohne
dieses Programm wären viele Schulen in diesem Land
nicht saniert worden. Die Kommunen hätten das allein
nicht schultern können. Das muss man einfach sagen:
Das war vernünftig.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Lob für Rot-Grün!)


Wenn nun in der Zusammenarbeit zwischen Bund und
Ländern der Zustand von 2006 wiederhergestellt wird,
ist noch längst nicht alles gut. Vielmehr häufen sich in
der Öffentlichkeit immer mehr die Klagen über zu viele
Unterschiede zwischen den Bildungssystemen der Län-
der. Mehr Einheitlichkeit, mehr Vergleichbarkeit und vor
allem mehr Durchschaubarkeit werden gefordert. Darum
werden die Stimmen, die ein bundeseinheitliches Bil-
dungssystem in Schule und Hochschule fordern, immer
lauter. Wenn nichts getan wird, kommt der Bildungsfö-
deralismus immer mehr in Verruf.

Es geht zum Beispiel um die Anerkennung von Studi-
enleistungen bei einem Hochschulwechsel, um die Aner-
kennung der Lehrerausbildung und die Anerkennung
von Bildungsabschlüssen. Aber, so werden Sie mir ent-
gegenhalten, das regelt doch in schöner Einstimmigkeit
die Kultusministerkonferenz. Ich kenne eine Vielzahl
von Beschlüssen dieser Konferenz. Regeln diese Be-
schlüsse wirklich das, was geregelt werden müsste? Ich
möchte das an einem Beispiel darstellen. Sie gestatten,
dass ich als Beleg zwei, drei Zitate anführe.

1964 haben die Kultusminister ein „Abkommen zur
Vereinheitlichung auf dem Gebiete des Schulwesens“
getroffen, das sogenannte Hamburger Abkommen. Dort
heißt es zum Beispiel:

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(C (D Die in den Ländern ausgestellten Reifezeugnisse und sonstigen Abschlußzeugnisse von Schulen, die Gegenstand dieses Abkommens sind, werden anerkannt. Und: Soweit ungeachtet dieser Vereinheitlichung beim Schulwechsel Härtefälle eintreten, sind … Übergangshilfen zu geben. o weit, so gut, so klar. Seit 1993 gibt es die „Vereinbarung über die Schularn und Bildungsgänge der Sekundarstufe I“. Diese ist rst im März dieses Jahres wieder einmal – es war nicht as erste Mal – verändert worden. Dort ist über die Bechtigung zum Übergang in die gymnasiale Oberstufe u lesen – ich zitiere wieder –: Bei einer durchgehenden Fachleistungsdifferenzierung auf drei Anspruchsebenen ist die Teilnahme am Unterricht in drei Fächern, zu denen mindestens zwei der Fächer Deutsch, Mathematik und eine Fremdsprache gemäß Ziffer 4.1.2 oder 4.1.3 gehören, auf der obersten Anspruchsebene erforderlich. In diesen Fächern müssen mindestens ausreichende, in den Fächern der mittleren Anspruchsebene mindestens befriedigende und in den Fächern der unteren Anspruchsebene mindestens gute Leistungen erbracht werden. In den ohne Fachleistungsdifferenzierung geführten abschlussrelevanten Fächern sind im Durchschnitt mindestens befriedigende Leistungen erforderlich. Ich habe mehrfach geübt, dies vorzulesen. Haben Sie lles verstanden? Dann kommt ein Nachsatz – ich verkürze ihn ein bisshen –: In Bayern werden Schülerinnen und Schüler, die eine andere Schule als das Gymnasium besucht haben, mit einer Berechtigung … dieser Vereinbarung in die gymnasiale Oberstufe unter den besonderen Bedingungen aufgenommen, die in Bayern für Realschüler gelten. lar, was immer das heißt. Ich könnte mehr solcher Beispiele nennen; aber dafür abe ich hier nicht die Zeit. Den Unmut über so viel berregelung und so viel überbordende Bürokratie kann h verstehen. Bildungsföderalismus wollte Vielfalt im Bildungsween. Als Vielfalt entstand, hat man ein Korsett um sie geaut. Immer wenn im Rahmen des Bildungsföderalismus ine neue Entwicklung im Gange war, ist eine neue Korettstange eingezogen worden. (Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine Korsettstange? Wie bitte?)


(Heiterkeit bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


un wird die Vielfalt durch dieses Korsett eher strangu-
ert, und Einheitlichkeit entsteht dadurch auch nicht.





Dr. Rosemarie Hein


(A) )


)(B)

Derzeit debattieren die Kultusminister der Länder
– Dr. Spaenle hat es eben gesagt – über einheitliche Prü-
fungsaufgaben für ein Zentralabitur. Ganz abgesehen da-
von, dass ich das für grundfalsch halte: Ich will mir gar
nicht vorstellen, was dabei wieder herauskommt.


(Beifall bei der LINKEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Debatte um eine
gemeinsame Verantwortung für das Bildungssystem in
der Bundesrepublik Deutschland muss weitergehen. Wir
haben in unserem Antrag, dem zweiten in dieser Sache,
Vorschläge dazu gemacht. Da geht es um eine angemes-
sene Ausstattung der Bildungsfinanzierung ebenso wie
um die Passfähigkeit und Gleichwertigkeit der Bildungs-
angebote in den Ländern. Möglicherweise ist das noch
nicht alles, was dazugehört – vielleicht ist es noch nicht
einmal der Weisheit letzter Schluss –, aber diskutiert
werden kann darüber. Das sollten wir unbedingt tun, hier
im Bund und mit den Ländern.

Ich danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1711507800

Der Kollege Professor Dr. Neumann hat für die FDP-

Fraktion nun das Wort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Martin Neumann (FDP):
Rede ID: ID1711507900

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Für mich ist Bildung eine nationale, eine
gesamtstaatliche Aufgabe.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Bildungsrepublik Deutschland wird nur dann Wirk-
lichkeit, wenn Bund und Länder gemeinsam für eine
gute Bildung eintreten. Ich sage an dieser Stelle mit glei-
chem Nachdruck aber auch, dass wir uneingeschränkt
zum Bildungsföderalismus stehen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das im Jahr 2006 von der Großen Koalition im Deut-
schen Bundestag gegen die Stimmen der FDP-Fraktion
beschlossene Kooperationsverbot verhindert leider ge-
nau dies. Wir haben übrigens schon damals deutlich ge-
sagt, dass das Kooperationsverbot nicht zeitgemäß ist.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Darauf haben sich Union und FDP im Koalitionsvertrag
verständigt. Unser Ziel sind faire Startchancen für alle
Kinder. Aufstieg durch Bildung erreichen wir durch hö-
here Bildungsinvestitionen und das enge Zusammenwir-
ken von Bund und Ländern.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Meine Damen und Herren, politisches Handeln ist lei-
der nicht dagegen gefeit, Fehler zu begehen.

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(C (D (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Da haben Sie recht!)


ir erleben nicht selten, dass sich Rahmenbedingungen
erändern oder sich Entscheidungen in der Rückschau
ider als nicht zielführend herausstellen.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Da haben Sie leider auch recht!)


ren ist menschlich und verzeihbar. Problematisch wird
s nur, wenn Fehler nicht eingestanden und nicht korri-
iert werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Da haben Sie leider auch recht! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was nützt uns dann Ihre Koalitionsvereinbarung?)


iebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, ich ver-
tehe Ihren Antrag so, wie es Ihr Fraktionsvorsitzender
estern in einem anderen Zusammenhang formulierte:
ls Irrtumsbereinigungsantrag der SPD.


(Beifall der Abg. Sylvia Canel [FDP] – Dagmar Ziegler [SPD]: Genau!)


ie SPD, die das Kooperationsverbot im Jahr 2006 erst
rmöglicht hat, kommt nun langsam – Frau Ziegler, Sie
aben es gesagt – auf den richtigen Weg.


(Ulla Burchardt [SPD]: Helfen Sie Ihren Koalitionskollegen dabei doch auch mal!)


Wer aber meint, die Sozialdemokraten seien nun voll-
tändig geläutert, der braucht sich nur einmal dort umzu-
chauen und umzuhören, wo die SPD für den Schulbe-
ich zuständig ist. Dort wehrt man sich leider mit
änden und Füßen gegen die im Antrag geforderten Ver-

nderungen, beklagt Zentralisierungstendenzen und
rchtet die Einflussnahme des Bundes.

Erst vor kurzem klopfte die schwarz-gelbe Landesre-
ierung in Kiel zur Vorbereitung einer Bundesratsinitia-
ve zur Aufhebung des Kooperationsverbotes an die Tü-
n einiger SPD-Kollegen. Sie wurde brüsk abgewiesen.
s ist kein Geheimnis, dass Kurt Beck ein großer Vertei-
iger der rheinland-pfälzischen Eigenheiten im Schul-
esen ist. Immerhin hat es sein Land beim letzten Län-
ervergleich im Lesen auf den für SPD-Verhältnisse
ntastischen fünften Platz geschafft. Wunderbar, meine
amen und Herren! Man stellt sich nur die Frage, was
ie ewigen Schlusslichter Berlin, Brandenburg und Bre-
en dazu bewegt, ihren Sonderstatus gegen Bundeshil-
n verteidigen zu wollen.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Nein, Brandenburg noch nie!)


Fest steht, dass die SPD-Länder noch nicht mitziehen
ollen.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Das stimmt doch überhaupt nicht! – Klaus Hagemann [SPD]: Was ist denn mit Bayern?)


h kann den Sozialdemokraten an dieser Stelle nur zu-
fen: Wenn Sie es wirklich ernst meinen, sorgen Sie für





Dr. Martin Neumann (Lausitz)



(A) )


)(B)

eine Mehrheit im Bundesrat! Dann können wir auch et-
was bewegen.


(Ulla Burchardt [SPD]: Was machen Sie denn in Bayern?)


Bewegung im Bildungssystem wird nämlich dringend
benötigt. Wir brauchen deutlich mehr Einsatz für den
Bildungsbereich. Nur im Zusammenspiel von Bund,
Ländern und Kommunen kann dies wirklich gelingen.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Jeder kehrt vor seiner Tür! – Ulla Burchardt [SPD]: Gibt es die FDP eigentlich auch in Bayern?)


Die Bildungsrepublik Deutschland braucht mehr denn
je eine wirklich gemeinsame Kraftanstrengung im Be-
reich der Bildungspolitik. Allein die Bilanz der Quoten
derjenigen, die eine allgemeinbildende Schule ohne
Hauptschulabschluss verlassen, spricht hier Bände. Das
kann man ganz deutlich auch im nationalen Bildungsbe-
richt nachlesen.

Während die Quoten im Jahr 2008 in den christlich-li-
beral regierten Ländern zwischen 5,6 Prozent und 7,1 Pro-
zent lagen und gegenüber 2006 jeweils um 1 Prozent-
punkt zurückgingen, bewiesen die Schlusslichter Berlin,
Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mit Quo-
ten von 11,5 Prozent bis sogar 16,8 Prozent die traurige
Wahrheit an dieser Stelle. Das kann sich Deutschland
wirklich nicht länger leisten. Das muss sich ändern.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Die FDP-Bundestagsfraktion hat sich vor wenigen
Tagen ganz klar dazu bekannt: Wir benötigen eine neue
Zusammenarbeit von Bund und Ländern und brauchen
einen gemeinsamen Rahmen und gemeinsame Stan-
dards. Das Kooperationsverbot steht dem im Wege. Statt
eines Kooperationsverbots bräuchten wir eher ein Ko-
operationsgebot.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Eine Ermöglichung!)


Ein solches haben übrigens die Schweizer Nachbarn ge-
nau zur gleichen Zeit eingeführt, als wir hier in Deutsch-
land das Verbot gesetzt haben. Es lohnt sich also, über
den Tellerrand zu schauen.

Als FDP-Bundestagsfraktion sind wir der Auffas-
sung, dass sich das Kooperationsverbot nach nunmehr
fünf Jahren nicht bewährt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Um das Ziel einer besseren Finanzierung von Bil-
dungsprojekten vor Ort zu erreichen, intransparente
Querfinanzierungen zu vermeiden – genau zu solchen
hat das Kooperationsverbot ja geführt und geradezu er-
mutigt –, Transaktionsverluste zu vermeiden und zielsi-
chere Bildungsinvestitionen zu ermöglichen, halten wir
eine Aufhebung des Kooperationsverbots für erforder-
lich.

Im Hochschulbereich – das wissen wir alle – dürfen
Bund und Länder gemeinschaftliche Programme aufstel-
len. Ohne diese Möglichkeit wären zum Beispiel die Ex-

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(C (D ellenzinitiative, der Hochschulpakt und der Qualitätsakt Lehre nicht möglich. Das Zusammenspiel von und und Ländern trägt hier sichtbar Früchte. Wesween man den Schulbereich von dieser positiven Entwickng ausklammern oder ihn gar davor schützen will, leibt mir ein Rätsel. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Mir auch!)


Bildung und Forschung haben für uns Liberale einen
ohen Stellenwert. Wir sind stolz darauf, dass der Bund
is 2013 12 Milliarden Euro zusätzlich für diesen zentra-
n Politikbereich bereitstellt. Gleichzeitig müssen wir

ber sicherstellen, dass die Länder in ihren Bemühungen
icht nachlassen, Zukunftsinvestitionen in Kitas und im
chul- und Hochschulbereich zu tätigen.

Der Bund darf dort, wo sich Länder aus ihrer Verant-
ortung zurückziehen, nicht zum Lückenfüller werden.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP sowie des Abg. Tankred Schipanski [CDU/CSU])


s darf auch nicht hingenommen werden, dass Landes-
gierungen ihren eigenen Bildungseinrichtungen gegen-

ber wortbrüchig werden und deren Etats zusam-
enstreichen.


(Beifall des Abg. Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU])


Um das Ziel einer bestmöglichen Bildung in unserem
and zu erreichen, müssen sich alle staatlichen Ebenen
die Kommunen, die Länder und der Bund – dafür ein-

etzen, dass wir bundesweit die bestmöglichen Bedin-
ungen für Bildung sicherstellen. Das kann und soll in
inem partnerschaftlichen Miteinander geschehen. Prag-
atische Lösungen sind hier das Gebot der Stunde.

Durch die Verfassungsänderung von 2006 – das will
h abschließend sagen – wurde das Bildungssystem in
eutschland geschwächt. Dass das mit dem vorliegen-
en Antrag eingestanden wird, ist begrüßenswert. Nun
ilt es, die Erkenntnisse in Handeln umzusetzen; ich
atte Beispiele genannt.

Gehen Sie auf Ihre Ministerpräsidenten zu und bewe-
en Sie diese, ihre Blockadehaltung aufzugeben! Denn
hne die Mitwirkung der Länder wird dies nicht erzielbar
ein. Die FDP wirbt auf Länderebene um Unterstützung.

ir sind bereits ein erhebliches Stück weitergekommen,
ber – das muss ich an der Stelle deutlich sagen – es liegt
och ein erhebliches Stück vor uns.

Vertrödeln wir nicht unsere Zeit mit billigen Schau-
nsteranträgen,


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Meinen Sie unseren?)


ondern konzentrieren wir uns darauf, dass wir gemein-
am die dringend benötigten Reformen einleiten!


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Sagen Sie doch, dass Sie eigentlich zustimmen wollen!)






Dr. Martin Neumann (Lausitz)



(A) )


)(B)

Sprechen Sie mit Ihren Vertretern in den Kommunen
und Landesparlamenten! Denn auch hier kommt es auf
eine gute Kooperation an.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1711508000

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat der Kol-

lege Kai Gehring das Wort.


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1711508100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Das Kooperationsverbot hat sich, wie erwartet, nicht be-
währt, sondern die Zusammenarbeit von Bund und Län-
dern im Bildungsbereich unmöglich gemacht und ihr so-
gar geschadet. Als grüne Bundestagsfraktion haben wir
es 2006 abgelehnt, als die Große Koalition aus SPD und
CDU/CSU trotz massiver Kritik das völlige Herausdrän-
gen des Bundes aus jeder Bildungsverantwortung
durchgesetzt hat. Seitdem kämpfen wir dafür, das Ko-
operationsverbot wieder aus unserem Grundgesetz zu
streichen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir freuen uns deshalb auch sehr, dass SPD und Teile
der Union – die Union übrigens auch hier – einen Lern-
prozess durchlaufen haben und ihr Handeln von 2006 of-
fensichtlich korrigieren wollen. Lieber Herr Dr. Spaenle,
Ministerin Schavan hat doch vollkommen recht, wenn
sie in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung –
ich zitiere – sagt:

Wir haben die Ziele nicht erreicht, die wir anstreb-
ten. Wir haben keine bessere Koordination der
16 Länder, es gibt keine gemeinsame Strategie, um
das Bildungssystem zu verbessern.

Da hat Frau Schavan leider recht.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Was heißt hier „leider“?)


Herr Staatssekretär, dieser Erkenntnis muss jetzt eben
auch ganz konkretes Handeln folgen. Das Kooperations-
verbot muss durch einen gemeinsamen Kraftakt aller
Bundestagsfraktionen und mit einer Zweidrittelmehrheit
im Bundesrat wieder aufgehoben werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Für niemanden ist nachvollziehbar, warum Bund und
Länder in zentralen Bildungsfragen nicht kooperieren
dürfen. Es ist ein eklatanter Widerspruch, in Sonntags-
reden von der Bildungsrepublik Deutschland zu fabulie-
ren und werktags eine Zusammenarbeit von Bund und
Ländern zu unterbinden. Wir meinen: Wer gute Bildung
wirklich als zentrale soziale und ökonomische Frage
sieht, muss gesamtstaatliche Strategien verfolgen, statt
bildungspolitische Kleinstaaterei zu betreiben.

Bildung entscheidet über sozialen Aufstieg und öko-
nomische Zukunftsfähigkeit. Wenn man sich solche Ge-
rechtigkeits- und Innovationsfragen von bundesweiter

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(C (D ragweite anguckt, dann merken wir: Wir benötigen eine eue Kooperationskultur aller politischen Ebenen. Das heißt übrigens nicht, dass wir eine Bundesbilungskompetenz haben wollen. Darum geht es nicht. Es eht auch nicht darum, dass wir uns auf einen Weg hin um Bildungszentralismus begeben wollen, sondern es eht darum, die föderale Ordnung in unserem Land weirzuentwickeln. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as können wir gerade mit Blick auf die Ziele von
EU 2020“ nur dann, wenn der Bund nicht nur in der
orschungs- und Hochschulpolitik Mitverantwortung
bernimmt, sondern auch in der allgemeinen Bildungs-
olitik.

Natürlich bleibt die Bildungspolitik Kern der Landes-
olitik, aber der Bund muss in die Mitverantwortung hi-
ein, um in zweifacher Hinsicht Kooperationsmöglich-
eiten zu schaffen: Erstens muss es um die bessere
usfinanzierung unseres Bildungssystems gehen. Zwei-
ns muss eine bessere Vergleichbarkeit bei Bildungsplä-
en, Bildungsstandards und Bildungsabschlüssen er-
icht werden. Denn nur mit Unterstützung des Bundes

önnen die Länder die eklatante Unterfinanzierung des
ildungssystems überwinden. Und nur mit einer besse-
n Vergleichbarkeit erreichen wir eine höhere Mobilität.
as ist dringend notwendig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wenn der Schulortwechsel im Inland zum Risiko für
chüler und Eltern wird, dann zeigt sich, wie dringend
eränderungen notwendig sind. Das gegenseitige Ab-
erben von Lehrkräften zwischen den Ländern zeigt uns

uch, wie dringend wir einen kooperativen und qualitäts-
teigernden Föderalismus anstelle eines kompetitiven
llbogenföderalismus brauchen. Auch darum muss es
ehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es ist gut, dass die FDP-Bundestagsfraktion das mitt-
rweile auch so sieht. Deshalb bin ich zuversichtlich,
ass wir, wenn wir uns gemeinsam zusammensetzen, die
treichung des Kooperationsverbotes hinkriegen würden
nd gemeinsame Projekte zwischen Bund und Ländern
efinieren können. Dazu zählen wir als Grüne zum Bei-
piel eine neue bundesweite Ganztagsschuloffensive,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ie wegen der Finanznot vieler Kommunen stockt, aber
Hinblick auf Chancengleichheit sowie Vereinbarkeit

on Familie und Beruf unbestreitbare Erfolge bringt.

Weiter zählen dazu gemeinsame Programme zur
prachförderung von Kindern und Jugendlichen mit und
hne Einwanderungsgeschichte. Denn gute Sprach-
enntnisse sind eine zentrale Frage bei der Zugangsge-





Kai Gehring


(A) )


)(B)

rechtigkeit. Außerdem geht es um die Themen Inklusion,
gesundes Schulmittagessen für möglichst alle Kinder
und Professionalisierung der Ausbildung von Pädagogen
und Lehrern. All das sind Themen, die hier entsprechend
angepackt werden könnten.

Die mehr als mühsamen Verhandlungen über das Bil-
dungspaket im Rahmen der Reform von Hartz IV zu
Jahresbeginn haben uns doch allen noch einmal vor Au-
gen geführt, dass dieser systematische Schritt der Aufhe-
bung des Kooperationsverbotes auch deshalb überfällig
ist, um bildungsbenachteiligte und arme Kinder gezielt
erreichen zu können. Anstelle von Bildungsgutschein-
flickschusterei für Kinder aus ALG-II-Familien brau-
chen gerade diese Kinder und Jugendlichen die besten
Kitas, die besten Schulen und die besten Pädagoginnen
und Pädagogen. Dafür braucht es eine gezielte, direkte
finanzielle Förderung der Bildungseinrichtungen, um die
Institutionen zu verbessern, statt mit irrwitziger Büro-
kratie nachzubessern. Wir müssen versuchen, indivi-
duelle Förderung für alle Kinder und Jugendliche zu
erreichen. Das wäre mit der Aufhebung des Koopera-
tionsverbotes viel leichter möglich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es geht übrigens nicht darum, dass der Bund zukünf-
tig wieder nur in Beton mitinvestieren darf. Wir brau-
chen gemeinsame Investitionen zur qualitativen Verbes-
serung, die Personal- und Sachausgaben nötig machen.
Diese Ausgaben stehen jetzt an, wenn man für mehr in-
dividuelle Förderung und bessere Bildung sorgen
möchte. Es wäre schön, wenn uns ein fraktionsübergrei-
fender Konsens darüber gelänge.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1711508200

Kollege Gehring, ich bin ein geduldiger Mensch, aber

ich bitte Sie jetzt wirklich, das Signal zu beachten.


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1711508300

Deshalb bin ich auch in fünf Worten fertig.


(Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Fix und fertig!)


Würden wir diesen fraktionsübergreifenden Konsens
hinbekommen, dann würde auch eine neuen Koopera-
tionskultur und ein gesamtstaatlicher Bildungsaufbruch
funktionieren. Generationen von Schülern, Eltern und
Lehrern würden es uns danken.

Ich gebe zu, ich habe mich verzählt.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie der Abg. Dr. Rosemarie Hein [DIE LINKE])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1711508400

Das Wort hat die Kollegin Monika Grütters für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



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(C (D In Bildungsdebatten sind wir ein bisschen großzügig. Frau Präsidentin, vielen Dank. – Damit wir wenigstens twas zu applaudieren haben, möchte ich darauf hinweien, dass unser Kollege Albert Rupprecht heute Geburtsg hat. Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolleen! Politik beginnt mit der Betrachtung der Wirklicheit – das ist der Lieblingsspruch von Volker Kauder. (Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist von Lassalle! Ich sage das, weil wir jetzt eine Bildungsdebatte haben!)

Monika Grütters (CDU):
Rede ID: ID1711508500

(Beifall)


ir alle wissen das. Dass er, der Fraktionsvorsitzende
er CDU/CSU, heute der Bildungsdebatte beiwohnt,
sst uns hoffen, dass etwas Bewegung in dieselbe
ommt.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Noch zwei solche Sätze, dann gehen wir!)


enn das Betrachten der Bildungswirklichkeit lässt viele
enschen in unserem Land verzweifeln: mehr als

0 Schultypen in 16 Bundesländern, nicht vergleichbare
bschlüsse oder Standards, überfüllte Hochschulen, per-
anente, wenn auch gut gemeinte Reformen, die Schü-
r, Eltern und Lehrer völlig überfordern.

Aber auch das ist eine Betrachtung unserer Wirklich-
eit: Den Wettbewerb um die besten Konzepte und Er-
ebnisse zwischen den Ländern, Herr Minister Spaenle,
nde ich gut, die Vielfalt, die daraus resultiert, auch. Es
ibt immer zwei Seiten einer Medaille. 80 Schultypen –
as bedeutet Vielfalt. Ich finde, Wettbewerb und Vielfalt
ind die positiven Aspekte des Föderalismus. Die guten
ISA-Ergebnisse, über die sich Bayern freuen kann, zei-
en das. Aber Länder wie Berlin verzweifeln an ihren
chlechten Ergebnissen. Deshalb hat gestern eine große
emonstration gegen die rot-rote Berliner Schulpolitik

tattgefunden. Auch so etwas gehört auf das Konto der
änderseite.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Ebenfalls am gestrigen Donnerstag stand das Thema
er bundesweit vergleichbaren Prüfungen auf der Tages-
rdnung der KMK, Minister Spaenle weiß das. Wir, die
icht der KMK angehören, fragen uns: Wie kommen
6 Bundesländer gemeinsam ans Ziel, wenn man sich
och nicht einmal auf die Strecke einigen kann?


(Dr. Rosemarie Hein [DIE LINKE]: Gar nicht!)


s ist und bleibt schwierig. Ich will die Länder nicht an-
lagen; wir sind hier ja nicht zum Föderalismus-Bashing
ngetreten.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD)


ie alle verteidigen ihre Schulpolitik zunächst aus der
hrlichen Überzeugung und dem, wie ich finde, glaub-





Monika Grütters


(A) )


)(B)

würdigen Interesse heraus, die beste Bildungspolitik von
allen zu machen. Die kann aber nur gelingen, wenn sich
alle Akteure mehr als bisher in echten Bildungspartner-
schaften zusammenfinden.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Da möchte ich klatschen! – Gegenruf des Abg. Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Darfst du!)


– Bitte.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zur Betrachtung der Wirklichkeit gehört auch, dass
man erkennt, dass viele solcher Bildungspartnerschaften
aktuell gut funktionieren. Die grundlegende Zuständig-
keit der Bundesländer für die Bildungspolitik, vor allen
Dingen bei den Schulen als Kern unseres föderalen Sys-
tems, muss man und wollen wir auch gar nicht antasten.


(Ulla Burchardt [SPD]: Genau!)


Aber seien wir ehrlich: Sowohl im Bildungs- als auch im
Hochschulbereich sehen sich die Länder derzeit Heraus-
forderungen gegenüber, die sie schon lange nicht mehr
stemmen können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Deshalb haben wir auf Bundesebene den Hochschulpakt
2020, die Exzellenzinitiative und auch den Qualitätspakt
Lehre aufgelegt, in die der Bund insgesamt mehr als
10 Milliarden Euro steckt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Damit haben Bund und Länder dem Hochschulbereich
zumindest in der Wissenschaft sehr wohl gezeigt, wie
funktionierende Bildungspartnerschaften aussehen kön-
nen und dass sie heute längst Realität sind.

Aber es gibt auch Probleme. Die Zusammenarbeit im
Bereich der Schulpolitik ist natürlich wesentlich schwie-
riger. Dabei sind die Herausforderungen hier nicht klei-
ner, im Gegenteil. Das Thema Schüler mit Migrations-
hintergrund ist angesprochen worden. Es ist nicht nur in
Berlin so, dass der Anteil der Schüler mit Migrationshin-
tergrund in Grundschulen bei über 50 Prozent liegt. Sol-
che Aufgaben können und wollen wir gemeinsam lösen.
Stellen Sie sich einmal vor – Frau Ziegler hat das gesagt –,
wie gut es gewesen wäre, wenn wir die Mittel aus dem
Bildungspaket tatsächlich direkt an die Schulen hätten
geben können.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


Man sieht allein an diesen wenigen Stichworten: Wir
brauchen tatsächlich eine neue Kooperationskultur. Das
deutsche Bildungssystem in der Bildungsrepublik muss
länderübergreifend in die Lage versetzt werden, exzel-
lente Aus- und Weiterbildung zu ermöglichen, grundle-
gende gemeinsame Standards zu definieren, Vergleich-

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(C (D arkeit zu schaffen, Verlässlichkeit zu garantieren und or allen Dingen – das ist für uns hier ein Thema – die ielen eingesetzten Mittel, auch aus der Bundeskasse, efzient zu verteilen. Um nur ein paar Instrumente zu nennen: Wie wäre es um Beispiel mit der Vereinbarung eines Schulkonsenes (Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


das ist an die Adresse der Länder gerichtet –, der für
ergleichbare und wiedererkennbare Schultypen sorgen
önnte? Ich finde es einen richtigen Schritt, dass man
ich auch in der Union auf das zweigliedrige Schulsys-
m verständigt.


(Beifall des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Klar, das wird schwierig, wenn man bedenkt, dass al-
in 22 Minister mit unterschiedlichen Ressortzuschnit-
n aus 16 Ländern miteinander zu tun haben. Auch das
t ein Problem auf der KMK-Ebene. Da sind andere
een wichtiger. Aber ich finde, man muss es zumindest

nregen und es versuchen.

Ein anderer Punkt ist die CDU-Idee eines Deutsch-
ndabiturs, für das gemeinsame Abiturstandards formu-
ert und ein länderübergreifender Aufgabenpool eta-
liert werden soll. Auch darum ist es gestern gegangen;
ie haben einiges zitiert. Wir haben gemerkt, wie wahn-
innig schwierig das ist.

Man kann der KMK – Herr Spaenle, das kann ich Ih-
en nicht ersparen – nur zurufen: Machen Sie es doch
al! Es gibt viele Vereinbarungen, die am Ende nicht

mgesetzt werden. Das lässt Außenstehende an der
MK – Helmut Kohl hat einmal gesagt, das sei der
tzte Hort der Reaktion – ein bisschen verzweifeln.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


ie Einstimmigkeitsregel in der KMK führt angesichts
er vielfältigen und unterschiedlichen Ressortzuschnitte
u mühsamen Abstimmungen. Das ist kein Vorwurf; das
t das Betrachten der Wirklichkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Für uns wäre auch eine gemeinsame Lehrerausbil-
ung ein überlegenswerter Schritt in die richtige Rich-
ng. Wir finden auch, dass es in zentralen Schulfächern

urchaus einheitliche Lernmittel geben müsste oder
ollte. So schwierige Fächer wie Geschichte würden da-
on profitieren. Zur Koordinierung und Umsetzung der-
rtiger Überlegungen ist das Stichwort „Bildungsrat“ ge-
annt worden. Der Wissenschaftsrat – mit ihm haben wir
der Hochschul- und Wissenschaftslandschaft exzel-
nte Erfahrungen gemacht –, mit Experten, nicht mit
olitikern besetzt, evaluiert und gibt Empfehlungen.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dagmar Ziegler [SPD]: Na, na, na!)






Monika Grütters


(A) )


)
– Ich fände es besser, den Bildungsrat mit Experten zu
besetzen, um von ihm Empfehlungen und Evaluierungen
vornehmen zu lassen.

Für den Hochschulbereich – das ist jetzt die Aufgabe –
müssen wir uns überlegen, wie wir die bestehenden,
eben genannten guten Partnerschaften für die Zukunft si-
chern wollen; denn sie sind alle befristet. Das müssen
wir frühzeitig machen, also jetzt. Dabei müssen wir zum
Beispiel über eine Fortführung der Exzellenzinitiative
oder das, was danach kommt, nachdenken. Ich finde es
richtig, wenn es danach ermöglicht würde, einzelne leis-
tungsfähige Hochschulen auch mit Bundesgeldern zu
fördern. Ich bin Minister Spaenle sehr dankbar, dass er
dazu explizit gesagt hat, dass er sich gerade in diesem
Bereich eine Öffnung, die dann auch verfassungsrele-
vant wäre, vorstellen kann. Für diesen Vorschlag einer
Öffnungsklausel noch einmal und ausdrücklich von die-
ser Stelle vielen Dank.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir müssen den Föderalismus gemeinsam moderni-
sieren, Kooperationen erleichtern und – ich sage es noch
einmal – zu einer neuen Kooperationskultur kommen.
An die SPD gerichtet: Diesen Gedanken finde ich auch
in Ihrem Antrag wieder, wenn Sie – ich zitiere – „eine
weiter gehende Möglichkeit zur Kooperation von Bund
und Ländern“ anstreben, damit gemeinsame Leistungs-
und Qualitätsstandards entwickelt werden können und
Bund und Länder auch bei der Sicherstellung – das ist
auch das Wording der Ministerin – der Leistungsfähig-
keit zusammenwirken können. Ich finde das eine kluge
Formulierung. Ich habe aus Ihrer Feder auch schon radi-
kalere Varianten gesehen. Hier hat einmal der Pragmatis-
mus gesiegt.

Deshalb finde ich es auch richtig, dass wir diesen An-
trag in den Ausschuss überweisen und dort darüber
nachdenken.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Die Zentralismussehnsucht der Linken kann ich nicht
teilen. Aber auch das werden wir dann in diesem Kon-
text behandeln.


(Dr. Rosemarie Hein [DIE LINKE]: Das haben wir im Text erläutert!)


Lassen Sie mich zum Schluss kommen. Eine Vertei-
lung der Bildungspaketmittel direkt an die Schulen wird
hier offensichtlich von allen für besser und wünschens-
wert gehalten. Darüber sind wir uns also einig. Einige
andere Stichwörter habe ich genannt. Wie wir dahin
kommen und ob wir dafür eine Grundgesetzänderung
brauchen, müssen wir dann sehen.

Wichtig ist und bleibt uns – auch darüber sind wir uns
alle einig, denke ich –: Es sollte und muss besser wer-
den.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Das Wort hat der Kollege Swen Schulz für die SPD raktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Frau ollegin Grütters, wenn das so ist, dann können Sie un erem Antrag ja zustimmen. (Monika Grütters [CDU/CSU]: Das behalten wir uns dann noch vor!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1711508600

(Beifall bei der SPD)

Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1711508700

as werden doch ganz interessante Beratungen.

Stellen wir uns einmal für eine Sekunde vor, was
äre, wenn einer von uns hier im Bundestag oder auch
Bundesrat fordern würde: Die bestehende Koopera-

onsmöglichkeit zwischen Bund und Ländern im Be-
ich der Hochschulen soll gestrichen werden.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Massendemonstrationen in Bayern!)


r würde Kopfschütteln oder ungläubiges Gelächter ern-
n.

Genau das war aber der Plan derjenigen, die die letzte
öderalismusreform verhandelt haben. Die SPD ist dann
letzter Sekunde aktiv geworden und hat dafür gesorgt,

ass die im Grundgesetz festgehaltene Kooperation im
ochschulbereich erhalten bleibt. Auf dieser Basis kön-
en wir den Hochschulpakt, die Exzellenzinitiative, den
ualitätspakt Lehre etc. realisieren.

Derselbe Weg muss auch für die Schule beschritten
erden.


(Beifall bei der SPD – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei der Schule habt ihr leider mitgemacht! Jörg Tauss hat damals erklärt, alles sei nicht so schlimm, und Frau Bulmahn auch!)


Ich prophezeie Ihnen: Früher oder später wird das
ooperationsverbot auch im Schulbereich fallen, weil es

chlicht und einfach unsinnig ist.

Bildung ist so wichtig, dass wir alle Kräfte von Bund
ie auch von Ländern zusammennehmen müssen, um
Bildungsbereich Verbesserungen herbeizuführen.

Die Menschen verstehen nicht, warum sie dann, wenn
ie sich an die Bundespolitik wenden, um auf Verände-
ngsbedarf im Bildungsbereich hinzuweisen, zur Ant-
ort bekommen: Dafür sind wir nicht zuständig; das

ind die Länder. – Damit haben die Bürgerinnen und
ürger recht. Das ist in der Tat unsinnig. Es sind unsere
emeinsamen Kinder. Es ist unsere gemeinsame Zu-
unft. Deswegen müssen wir auch zusammenwirken, um
ildung in diesem Land besser zu machen.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


(B)






Swen Schulz (Spandau)



(A) )


)(B)

Durch nichts ist das deutlicher geworden als durch
das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Bildungs-
teilhabe. Darin hat das Bundesverfassungsgericht festge-
stellt, dass der Bund für die Bildungschancen der armen
Kinder zuständig ist. Gleichzeitig sind die Länder die
Träger der Schulen. Daher hat man sich zusammen an ei-
nen Tisch gesetzt, um zu überlegen: Wie bekommen wir
das gemeinsam hin? Herausgekommen ist eine teure und
komplizierte Bürokratie. Das muss anders werden. Ge-
nau dies müssen wir ändern.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir wollen direkt in die Schulen investieren – zum Bei-
spiel in Ganztagsschulen.

Vor diesem Hintergrund werden auch die Stimmen
immer mehr und immer lauter, die die Aufhebung des
Kooperationsverbotes fordern. Ich habe einen Zeitungs-
beitrag von Jutta Allmendinger und Dietmar Harhoff
mitgebracht. Das sind Wissenschaftler


(Dagmar Ziegler [SPD]: Experten!)


und immerhin Mitglieder der Expertenkommission For-
schung und Innovation, die von der Bundesregierung
eingerichtet worden ist. Sie schreiben – ich zitiere –:

Das Kooperationsverbot behindert den Fortschritt.
Hier geht es nicht um eine Prinzipienfrage oder eine
staatsrechtliche Spielerei, sondern um Deutschlands
Zukunft.

Recht haben sie.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Im politischen Bereich – auch hier im Deutschen
Bundestag; das hat sich in dieser Debatte sehr schön ge-
zeigt – gibt es auch immer mehr Lernerfolge. Die Linken
sind für die Aufhebung des Kooperationsverbotes, die
Grünen ebenfalls.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir wollten es gar nicht haben!)


Die SPD-Bundestagsfraktion hat einen Antrag einge-
bracht. Aus der FDP hören wir gute Signale. Ich habe
hier auch ein Zitat von Generalsekretär Lindner von der
FDP:

Jetzt muss die Union endlich ihre Position klären.
Alle warten darauf.

In der Tat ist die CDU/CSU jetzt am Zug. Schon seit
einiger Zeit rennt Frau Ministerin Schavan durch die Ge-
gend und gibt Interviews und hält Reden, in denen sie
sagt, das Kooperationsverbot solle fallen.

Vor über einem Jahr habe ich Ministerin Schavan im
Deutschen Bundestag und in einem Schreiben eine über-
parteiliche Initiative zur Aufhebung des Kooperations-
verbotes angeboten. Das hat sie bis heute abgelehnt.

Es reicht aber nicht, sich in Sonntagsreden billigen
Applaus von dem entsprechenden Publikum abzuholen.
Sie ist nämlich Ministerin und Bundestagsabgeordnete.

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(C (D nter der Woche, werktags, muss im Deutschen Bundesg entschieden werden und muss die entsprechende Iniative kommen. Der Antrag der SPD ist die Nagelprobe r die CDU/CSU-Fraktion, wie sie es mit der Koopera on im Bildungswesen hält. In allen Fraktionen bzw. Parteien gibt es Kollegen nd Kolleginnen in der Landespolitik, die noch nicht anz davon überzeugt sind, dass das Kooperationsverbot llen soll. Das ist bei der SPD so. Bei der FDP soll es uch andere Stimmen geben. Bei der CDU/CSU ist es o, und neuerdings sogar bei den Grünen. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei uns auch!)


(Beifall bei der SPD)


Kollege Wieland nickt dazu. – Von den Linken habe
h aus der Landespolitik auch schon Ähnliches gehört.

Deswegen ist der Antrag der SPD kein Schaufenster-
ntrag, lieber Kollege Neumann. Er formuliert vielmehr
as Ansinnen, mit einem Dialogangebot im Deutschen
undestag eine Initiative zu ergreifen, die auch gegen-
ber dem Bundesrat Wirkung entfaltet. Es war schon fast
in innerparteilicher Dialog zwischen dem Kollegen
paenle aus Bayern und Frau Grütters.

Wir sehen, dass noch einige vertrauensbildende Maß-
ahmen notwendig sind. Aber wenn wir das Vorhaben
emeinsam anpacken, gemeinsam im Ausschuss disku-
eren und zu einer kooperativen Lösung finden, kann
as Kooperationsverbot fallen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1711508800

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen
uf den Drucksachen 17/5911 und 17/6094 an die in der
agesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
ind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
ind die Überweisungen so beschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlussemp-
hlung des Ausschusses für Bildung, Forschung und
echnikfolgenabschätzung auf der Drucksache 17/6091.
er Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschluss-

mpfehlung die Ablehnung des Antrags der Fraktion der
PD auf Drucksache 17/4187 mit dem Titel „Bildungs-
usammenarbeit von Bund und Ländern verlässlich wei-
rentwickeln“. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
ng? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die
eschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Unions-
aktion und der FDP-Fraktion gegen die Stimmen der
PD-Fraktion bei Enthaltung der Fraktion Die Linke und
er Fraktion Bündnis 90/Die Grünen angenommen.

Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
er Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) (C)


)(B)


Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/4436 mit
dem Titel „Bildungsberichte nutzen – Bildungssystem
gerechter und besser machen“. Wer stimmt für diese Be-
schlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer ent-
hält sich? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
men der Unionsfraktion und der FDP-Fraktion gegen die
Stimmen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bei Ent-
haltung der SPD-Fraktion und der Fraktion Die Linke
angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 33 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Caren
Lay, Dr. Dietmar Bartsch, Herbert Behrens, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Schutzschirm für Stromkunden – Bezahlbare
Energiepreise gewährleisten

– Drucksache 17/5760 –
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
empfehlung des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung zu dem Antrag der Frak-
tion der SPD mit dem Titel „Bei Aussetzung der Wehr-
pflicht Hochschulpakt aufstocken“. Der Ausschuss emp-
fiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
sache 17/5256, den Antrag der Fraktion der SPD auf
Drucksache 17/4018 abzulehnen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer
enthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
Stimmen der Unionsfraktion und der FDP-Fraktion ge-
gen die Stimmen der SPD-Fraktion und der Fraktion Die
Linke bei Enthaltung der Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
nen angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 32 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neu-
ordnung des Kreislaufwirtschafts- und Abfall-
rechts

– Drucksache 17/6052 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Innenausschuss

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu
diesem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. –
Ich sehe, Sie sind damit einverstanden. Es handelt sich
um folgende Kolleginnen und Kollegen: Michael Brand
für die Unionsfraktion, Gerd Bollmann für die SPD-
Fraktion, Horst Meierhofer für die FDP-Fraktion, Ralph
Lenkert für die Fraktion Die Linke, Dorothea Steiner für
die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und die Parlamen-
tarische Staatssekretärin Heinen-Esser.1)

Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 17/6052 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
Dann ist die Überweisung so beschlossen.

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1) Anlage 6 2)

(D Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Federführung strittig Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu rotokoll zu geben. – Ich sehe, Sie sind auch hier damit inverstanden. Es handelt sich um folgende Kolleginnen nd Kollegen: Dr. Georg Nüßlein für die Unionsfrakon, Andrea Wicklein für die SPD-Fraktion, Dr. Erik chweickert für die FDP-Fraktion, Caren Lay für die raktion Die Linke und Ingrid Nestle für die Fraktion ündnis 90/Die Grünen.2)


Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 17/5760 an die in der Tagesordnung aufge-
hrten Ausschüsse vorgeschlagen. Die Federführung ist
doch strittig. Die Unionsfraktion und die Fraktion der
DP wünschen Federführung beim Ausschuss für Wirt-
chaft und Technologie, die Fraktion Die Linke wünscht
ederführung beim Ausschuss für Ernährung, Landwirt-
chaft und Verbraucherschutz.

Ich lasse zuerst über den Überweisungsvorschlag der
raktion Die Linke – Federführung beim Ausschuss für Er-
ährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz – abstim-
en. Wer stimmt für diesen Überweisungsvorschlag? –
er stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Über-
eisungsvorschlag ist abgelehnt. Ich lasse nun über den
berweisungsvorschlag der Fraktionen der CDU/CSU
nd der FDP – Federführung beim Ausschuss für Wirt-
chaft und Technologie – abstimmen. Wer stimmt für
iesen Vorschlag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält
ich? – Der Überweisungsvorschlag ist angenommen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wird sind damit am
chluss unserer heutigen Tagesordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Mittwoch, den 29. Juni 2011, 13 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen. Ich wünsche Ihnen
chöne Feiertage.