Protokoll:
17100

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 100

  • date_rangeDatum: 25. März 2011

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 13:43 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/100 (Drucksache 17/5252) . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Die Abgeltungsteuer ab- schaffen – Kapitalerträge wie Löhne be- steuern (Drucksache 17/4878) . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu dem Antrag der Ab- geordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, Richard Pitterle, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Vermögensteuer als Millionärsteuer wieder erheben (Drucksachen 17/453, 17/4594) . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Flosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . 11477 B 11477 D 11478 C 11480 B 11481 C 11482 D 11483 B 11484 C 11484 D 11491 A 11491 A 11491 B 11495 A 11496 B Deutscher B Stenografisch 100. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Zusatztagesordnungspunkt 12: – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem An- trag der Bundesregierung: Beteiligung deutscher Streitkräfte am Einsatz von NATO-AWACS im Rahmen der Internationalen Sicherheitsunterstüt- zungstruppe in Afghanistan (Inter- national Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Resolution 1943 (2010) vom 13. Oktober 2010 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Drucksachen 17/5190, 17/5251 (neu)) – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung F J D J P N E T a 11477 B AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Gernot Erler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 11485 A 11486 B undestag er Bericht ung 25. März 2011 t : lorian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . an van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . r. Bijan Djir-Sarai (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hilipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 29: ) Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Richard Pitterle, Dr. Axel Troost, 11486 D 11487 C 11488 A 11489 A 11489 C 11490 D 11492 D Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11497 C II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 100. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. März 2011 Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Lisa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Aumer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Daniel Volk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Freiherr von Stetten (CDU/CSU) . . Michael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Bernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 5: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Steuerverein- fachungsgesetzes 2011 (Drucksachen 17/5125, 17/5196) . . . . . . . . . . Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Arndt-Brauer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Lisa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) . . . . . . . Tagesordnungspunkt 31: Antrag der Abgeordneten Hilde Mattheis, Dr. Karl Lauterbach, Bärbel Bas, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der SPD: Neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff einführen – Chancen zu nötigen Veränderungen nutzen (Drucksache 17/2480) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Willi Zylajew (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) . . . . . . Christine Aschenberg-Dugnus (FDP) . . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Stracke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . T a b c d in Z B s V o P te la (D 11498 A 11500 B 11501 D 11502 B 11502 C 11503 C 11505 B 11506 C 11507 D 11508 D 11509 D 11510 D 11511 D 11513 A 11513 B 11514 D 11516 A 11518 A 11519 A 11520 C 11522 C 11523 D 11523 D 11525 A 11527 B 11528 B 11530 A 11531 C 11533 A agesordnungspunkt 8: ) Antrag der Abgeordneten Friedrich Ostendorff, Cornelia Behm, Ulrike Höfken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Intensive Nutztierproduktion überprü- fen (Drucksache 17/5047) . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Verbraucherschutz zu dem An- trag der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg), Cornelia Behm, Ulrike Höfken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Haltung von Wildtieren im Zirkus ver- bieten (Drucksachen 17/2146, 17/5197) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Verbraucherschutz – zu dem Antrag der Abgeordneten Heinz Paula, Dr. Wilhelm Priesmeier, Petra Crone, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Tierschutz bei Katzen verbessern – zu dem Antrag der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg), Cornelia Behm, Ulrike Höfken, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Tierschutz stärken – Tierheime entlasten (Drucksachen 17/3653, 17/3543, 17/4491) ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Verbraucherschutz zu dem An- trag der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg), Friedrich Ostendorff, Cornelia Behm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Schenkelbrand bei Pferden verbieten (Drucksachen 17/4438, 17/5058) . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 13: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Ernährung, Landwirtschaft und erbraucherschutz zu dem Antrag der Abge- rdneten Heinz Paula, Dr. Wilhelm riesmeier, Petra Crone, weiterer Abgeordne- r und der Fraktion der SPD: Tierheime ent- sten – Einheitliche Regelungen schaffen rucksachen 17/4851, 17/5198) . . . . . . . . . . 11534 C 11534 C 11534 D 11534 D 11535 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 100. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. März 2011 III Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag: Beteiligung deutscher Streit- kräfte am Einsatz von NATO-AWACS im Rahmen der Internationalen Sicherheitsunter- stützungstruppe in Afghanistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Füh- rung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zu- letzt Resolution 1943 (2010) vom 13. Oktober 2010 des Sicherheitsrats der Vereinten Natio- nen (Zusatztagesordnungspunkt 12) Josip Juratovic (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Kolbe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ute Kumpf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Winfried Hermann, Uwe Kekeritz, Memet Kilic, Sylvia Kotting- Uhl, Monika Lazar, Beate Müller-Gemmeke und Lisa Paus (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag: Beteili- gung deutscher Streitkräfte am Einsatz von NATO-AWACS im Rahmen der Internationa- len Sicherheitsunterstützungstruppe in Afgha- nistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Resolution 1943 (2010) vom 13. Oktober 2010 des Si- cherheitsrats der Vereinten Nationen (Zusatz- tagesordnungspunkt 12) . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Omid Nouripour, Kerstin Andreae, Marieluise Beck (Bremen), Cornelia Behm, Birgitt Bender, Ekin Deligöz, Hans-Josef Fell, Dr. Thomas Gambke, Priska Hinz (Herborn), Tom Koenigs, Undine Kurth (Quedlinburg), Jerzy Montag und Manuel Sarrazin (alle B c lu S im te n F s ti 1 e A E C U C E F A H C C M N K g (S S H n s g N le n F G fo 1 c ta A Z – – – 11535 D 11536 A 11537 A 11538 B 11538 C 11538 C 11539 A 11539 C ÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentli- hen Abstimmung über die Beschlussempfeh- ng zu dem Antrag: Beteiligung deutscher treitkräfte am Einsatz von NATO-AWACS Rahmen der Internationalen Sicherheitsun- rstützungstruppe in Afghanistan (Internatio- al Security Assistance Force, ISAF) unter ührung der NATO auf Grundlage der Re- olution 1386 (2001) und folgender Resolu- onen, zuletzt Resolution 1943 (2010) vom 3. Oktober 2010 des Sicherheitsrats der Ver- inten Nationen (Zusatztagesordnungspunkt 12) nlage 5 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten hristoph Strässer, Doris Barnett, Dirk Becker, we Beckmeyer, Gerd Bollmann, Petra rone, Elvira Drobinski-Weiß, Siegmund hrmann, Gabriele Fograscher, Dagmar reitag, Iris Gleicke, Ulrike Gottschalck, ngelika Graf (Rosenheim), Hans-Joachim acker, Bettina Hagedorn, Klaus Hagemann, hristine Lambrecht, Kirsten Lühmann, aren Marks, Petra Merkel (Berlin), Ullrich eßmer, Dr. Matthias Miersch, Manfred ink, Oliver Kaczmarek, Dr. Carola Reimann, arin Roth (Esslingen), Michael Roth (Herin- en), Bernd Scheelen, Marianne Schieder chwandorf), Ulla Schmidt (Aachen), Rita chwarzelühr-Sutter, Franz Thönnes und eidemarie Wieczorek-Zeul (alle SPD) zur amentlichen Abstimmung über die Be- chlussempfehlung zu dem Antrag: Beteili- ung deutscher Streitkräfte am Einsatz von ATO-AWACS im Rahmen der Internationa- n Sicherheitsunterstützungstruppe in Afgha- istan (International Security Assistance orce, ISAF) unter Führung der NATO auf rundlage der Resolution 1386 (2001) und lgender Resolutionen, zuletzt Resolution 943 (2010) vom 13. Oktober 2010 des Si- herheitsrats der Vereinten Nationen (Zusatz- gesordnungspunkt 12) . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 6 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung: Antrag: Intensive Nutztierproduktion überprüfen Beschlussempfehlung und Bericht zu dem Antrag: Haltung von Wildtieren im Zirkus verbieten Beschlussempfehlung und Bericht zu den Anträgen: – Tierschutz bei Katzen verbessern – Tierschutz stärken – Tierheime entlas- ten 11540 A 11540 C IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 100. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. März 2011 – Beschlussempfehlung und Bericht zu dem Antrag: Schenkelbrand bei Pferden ver- bieten – Beschlussempfehlung und Bericht zu dem Antrag: Tierheime entlasten – Einheitliche Regelungen schaffen (Tagesordnungspunkt 8 a bis d und Zusatz- tagesordnungspunkt 13) Dieter Stier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Max Lehmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Heinz Paula (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Alexander Süßmair (DIE LINKE) . . . . . . . . . Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung: f eines Gesetzes zur Erweiterung ndigungsschutzes der Arbeitneh- en und Arbeitnehmer (Schutz vor ung wegen eines unbedeutenden aftlichen Schadens) f eines Gesetzes zum Verbot der htskündigung und der Erweiterung ndigungsvoraussetzungen bei Ba- elikten ussempfehlung und Bericht: Unge- keiten bei Bagatellkündigungen eren – Pflicht zur Abmahnung ein- g, Tagesordnungspunkt 12 a und b) hreiner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . itteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1154 1154 1154 1154 1154 1154 11547 B 11547 D – Entwur des Kü merinn Kündig wirtsch – Entwur Verdac der Kü gatelld – Beschl rechtig korrigi führen (99. Sitzun Ottmar Sc Anlage 8 Amtliche M 1 C 2 D 3 B 4 D 5 C 6 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 100. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. März 2011 11477 (A) ) )(B) 100. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    11536 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 100. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. März 2011 Vizepräsident Dr. Hermann Otto Sol (A) (C) (D)(B) Berichtigung 99. Sitzung, Seite 11396 (C), zweiter Absatz, der An- fang ist wie folgt zu lesen: „Ich denke, es ist nicht nur ein guter Tag, sondern auch ein gutes Jahr für die Patien- tinnen und Patienten. Denn wir bringen nicht nur diesen Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Infektions- schutzgesetzes in den Bundestag ein, sondern wir wer- den ihm auch ein Versorgungsgesetz folgen lassen, um die flächendeckende Versorgung mit Ärzten im Land si- cherzustellen.“ Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 100. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. März 2011 11537 (A) ) )(B) DIE GRÜNEN Dr. Ruppert, Stefan FDP 25.03.2011 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 25.03.2011 Hermann, Winfried BÜNDNIS 90/ 25.03.2011 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.03.2011 Anlage 1 Liste der entschuldigte Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Binder, Karin DIE LINKE 25.03.2011 Binding (Heidelberg), Lothar SPD 25.03.2011 Bonde, Alexander BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.03.2011 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 25.03.2011 Buchholz, Christine DIE LINKE 25.03.2011 Bülow, Marco SPD 25.03.2011 Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 25.03.2011 Burkert, Martin SPD 25.03.2011 Caesar, Cajus Julius CDU/CSU 25.03.2011 Dr. Danckert, Peter SPD 25.03.2011 Ernstberger, Petra SPD 25.03.2011 Ferner, Elke SPD 25.03.2011 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 25.03.2011* Friedhoff, Paul K. FDP 25.03.2011 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 25.03.2011 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 25.03.2011 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 25.03.2011 Gerster, Martin SPD 25.03.2011 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.03.2011 Granold, Ute CDU/CSU 25.03.2011 Groth, Annette DIE LINKE 25.03.2011 H H K K D K K L L L M M D D M N N O P P P D A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht n Abgeordneten öfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.03.2011 ofmann (Volkach), Frank SPD 25.03.2011 löckner, Julia CDU/CSU 25.03.2011 ressl, Nicolette SPD 25.03.2011 r. Kues, Hermann CDU/CSU 25.03.2011 uhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.03.2011 unert, Katrin DIE LINKE 25.03.2011 aurischk, Sibylle FDP 25.03.2011 eutert, Michael DIE LINKE 25.03.2011 indner, Christian FDP 25.03.2011 attfeldt, Andreas CDU/CSU 25.03.2011 aurer, Ulrich DIE LINKE 25.03.2011 r. Merkel, Angela CDU/CSU 25.03.2011 r. Middelberg, Mathias CDU/CSU 25.03.2011 öller, Kornelia DIE LINKE 25.03.2011 ahles, Andrea SPD 25.03.2011 ietan, Dietmar SPD 25.03.2011 tte, Henning CDU/CSU 25.03.2011 loetz, Yvonne DIE LINKE 25.03.2011 oß, Joachim SPD 25.03.2011 othmer, Brigitte BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.03.2011 r. Rossmann, Ernst Dieter SPD 25.03.2011 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 11538 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 100. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. März 2011 (A) ) )(B) * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über die Be- schlussempfehlung zu dem Antrag: Beteiligung deutscher Streitkräfte am Einsatz von NATO- AWACS im Rahmen der Internationalen Si- cherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutio- nen, zuletzt Resolution 1943 (2010) vom 13. Ok- tober 2010 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Zusatztagesordnungspunkt 12) Josip Juratovic (SPD): Ich unterstütze die Beteili- gung der Bundeswehr am Einsatz von AWACS in Af- ghanistan. Die Aufklärungsflüge sind eine wichtige lo- gistische Unterstützung für die Sicherheit unserer Soldaten. Ich verurteile allerdings, dass die Bundesregierung den AWACS-Einsatz mit der Frage nach einem Eingrei- fen in Libyen verknüpft. Diese Verknüpfung ist verlo- gen; denn die Frage nach einer Beteiligung der Bundes- wehr am AWACS-Einsatz in Afghanistan hätte so oder so in den kommenden Wochen auf der Tagesordnung ge- standen. d T d n e m in s n h F k s G d u d s d a W u b d s k d a e M N O w w z J a li ri fa w p n s n v d b s Scheel, Christine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.03.2011 Schieder (Weiden), Werner SPD 25.03.2011 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 25.03.2011 Dr. Schweickert, Erik FDP 25.03.2011 Sendker, Reinhold CDU/CSU 25.03.2011 Tören, Serkan FDP 25.03.2011 Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 25.03.2011 Wagner, Daniela BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.03.2011 Werner, Katrin DIE LINKE. 25.03.2011 Zapf, Uta SPD 25.03.2011 Zypries, Brigitte SPD 25.03.2011 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich (C (D Nun wurde ein Eilverfahren angestoßen, sodass sich er Bundestag innerhalb von nur einer Woche mit der hematik auseinandersetzen musste. Ich verurteile es, em Parlament für eine so wichtige Entscheidung so we- ig Zeit zu lassen und mit vermeintlichen Sachzwängen ine schnelle Entscheidung zu erzwingen. Manfred Kolbe (CDU/CSU): Das heute zur Abstim- ung stehende AWACS-Mandat im Rahmen der ISAF Afghanistan ist eine Kompensation für eine histori- che Fehlentscheidung der deutschen Außenpolitik, ämlich sich am vergangenen Freitag im UN-Sicher- eitsrat bei der Abstimmung über die Errichtung einer lugverbotszone in Libyen zum Schutz der Zivilbevöl- erung enthalten zu haben. Libysche Regierungstruppen tanden wenige Kilometer vor Bengasi, und der Diktator addafi hatte dort ein Massaker angekündigt, das nur urch eine schnelle Entscheidung des Sicherheitsrats nd ein schnelles Eingreifen Frankreichs noch verhin- ert werden konnte. Wollten wir in Deutschland zu- chauen, um dann später wieder mit Gaddafi zu verhan- eln? Die Kompensation, unser Engagement in Afghanistan uszuweiten, ist auch wenig nachvollziehbar, da der esten hier seit vielen Jahren in einer Sackgasse steckt nd das Engagement von allen Beteiligten baldmöglichst eendet werden soll. Deshalb enthalte ich mich der Stimme. Ute Kumpf (SPD): Ich stimme dem Antrag der Bun- esregierung zu, obwohl die Bundesregierung die Ent- endung deutscher Kräfte im Rahmen von AWACS-Auf- lärungsflügen über Afghanistan mit der Frage einer eutschen Beteiligung an der internationalen Militär- ktion gegen Libyen verknüpft und damit den Anschein rweckt hat, die deutsche Beteiligung an der AWACS- ission in Afghanistan sei eine Kompensation für die ichtteilnahme im Rahmen der internationalen Mission dyssee Dawn. Diese Form eines modernen Ablasshandels ist ein eiterer Beleg für die Konzeptlosigkeit und Unglaub- ürdigkeit der schwarz-gelben Bundesregierung. Sie erstört mit dieser unzulässigen Verquickung ein über ahrzehnte durch Regierungen aller politischen Couleur ufgebautes Vertrauen in Glaubwürdigkeit und Verläss- chkeit deutscher Außenpolitik. Die Zustimmung zur AWACS-Mission ist dennoch chtig. Sie wird nicht dadurch obsolet, dass sie in einem lschen Zusammenhang steht, mangelhaft begründet ird und in einem Verfahren durch das Parlament ge- eitscht wird, das seinesgleichen sucht. Eine Mandatierung für den AWACS-Einsatz hätte oh- ehin im April erfolgen müssen. Die Besetzung der chon jetzt aktiven Aufklärer mit Soldaten und Soldatin- en der Bundeswehr steht nicht in Widerspruch zu der on der SPD durchgesetzten Abzugsperspektive, nach er der Abzug von Kampftruppen noch im Jahre 2011 egonnen und 2014 abgeschlossen werden soll. Auch die im Bundestagsmandat Ende Januar festge- chriebene Obergrenze von maximal 5 350 Bundeswehr- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 100. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. März 2011 11539 (A) ) )(B) soldaten wird durch die AWACS-Beteiligung nicht über- schritten. Der Einsatz dient ebenfalls dem Schutz der dort eingesetzten Soldatinnen und Soldaten, aber auch vielfältigen Aktivitäten von zivilen Hilfsorganisationen, die oftmals zur Vorbereitung und Durchführung ihrer Einsätze auf Luftaufklärung angewiesen sind, weil zivile Luftaufklärung nach wie vor nicht existiert. Er kann mit dazu beitragen, dass die am 22. März von Präsident Karzai angekündigte Übernahme der Verant- wortung in insgesamt sieben Provinzen und Städten zum Erfolg führt. Nur dann ist gewährleistet, dass der einge- leitete Transitionsprozess im beschlossenen Zeitfenster zu einer vollständigen Übernahme der Sicherheitsverant- wortung durch die afghanischen Behörden gelingt und der Abzug der internationalen Truppen vollständig um- gesetzt werden kann. Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): In der letzten Legislaturperiode hat es bereits eine Abstimmung über eine deutsche Beteiligung am AWACS-Einsatz im Deutschen Bundestag gegeben. Damals hat eine deutli- che Mehrheit der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen diesem Mandat zugestimmt. Ich habe da- mals bereits mit Ja gestimmt. Im Januar dieses Jahres habe ich ebenfalls dem ISAF- Mandat zugestimmt, weil ich diesen internationalen Ein- satz zurzeit nach wie vor für notwendig und die Verläss- lichkeit gegenüber den Verbündeten und den Partnerin- nen und Partnern in Afghanistan für zentral halte. Ich stimme dem AWACS-Mandat heute zu, weil die Luftraumkoordination und die Luftraumüberwachung in Afghanistan sowohl für zivile Zwecke als auch für Akti- vitäten der internationalen Sicherheitsunterstützung not- wendig sind. Die Anforderung an Deutschland, einen Part bei dem gemeinsamen AWACS-Einsatz der NATO zu übernehmen, wäre spätestens in zwei Wochen so- wieso auf den Deutschen Bundestag zugekommen. Völlig unakzeptabel ist jedoch der Versuch der deut- schen Bundesregierung, das AWACS-Mandat als bünd- nispolitische Kompensation für ihre Fehlentscheidung in der Libyen-Politik darzustellen. Die Enthaltung Deutschlands im Sicherheitsrat der VN ist ein schwerer außenpolitischer Fehler gewesen. Die Bundesregierung hat Deutschland bündnispolitisch in die Isolation ge- führt, der gemeinsamen europäischen Außen- und Si- cherheitspolitik geschadet und das bisher gute Ansehen Deutschlands in den Emanzipationsbewegungen der ara- bischen und nordafrikanischen Länder beschädigt. Es wäre richtig, wenn Deutschland sich jetzt wenigstens an der Absicherung des Waffenembargos durch die NATO beteiligen und die Bundesregierung dafür eine Zustim- mung des Deutschen Bundestags einholen würde. Trotzdem komme ich bei aller Verärgerung über das unsägliche Verhalten der deutschen Bundesregierung zu dem Schluss, dass ein internationales Mandat nicht der Ort ist, innenpolitische Auseinandersetzungen mit der Bundesregierung auf Kosten der Zuverlässigkeit Deutschlands in internationalen Bündnisfragen auszutra- gen. Also stimme ich dem AWACS-Mandat zu – auch wenn die Bundesregierung diese Abstimmung auf fatale Art belastet hat. A d ta 2 R D te ru a g A Ic N D k te IS d s e h s d G n w w k s A T A m V A fl A a c B (C (D nlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Winfried Hermann, Uwe Kekeritz, Memet Kilic, Sylvia Kotting-Uhl, Monika Lazar, Beate Müller-Gemmeke und Lisa Paus (alle BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag: Beteiligung deutscher Streitkräfte am Einsatz von NATO-AWACS im Rahmen der Internationalen Sicherheitsunterstützungs- truppe in Afghanistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Re- solution 1943 (2010) vom 13. Oktober 2010 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Zusatz- tagesordnungspunkt 12) Dem Antrag der Bundesregierung, Soldaten der Bun- eswehr in AWACS-Flugzeugen der NATO in Afghanis- n einzusetzen, stimme ich nicht zu. Ich habe im Januar 011 die Fortsetzung des Einsatzes der Bundeswehr im ahmen des ISAF-Mandats in Afghanistan abgelehnt. ie neue Kriegsführung mit Großoffensiven und geziel- n Tötungen fordert immer mehr Opfer in der Bevölke- ng, schürt zusätzlich Hass, ist falsch und nicht zu ver- ntworten. Einer Unterstützung der von der ISAF eführten Bodenkräfte durch Bundeswehrsoldaten in WACS-Flugzeugen kann ich deshalb nicht zustimmen. h lehne den heutigen Antrag ab. Die Bundesregierung betont in ihrem Antrag, dass die ATO-AWACS „Aufgaben zur Unterstützung bei der urchführung von Operationen ISAF-geführter Boden- räfte übernehmen sollen.“ Die AWACS-Flugzeuge un- rstützen nach der Formulierung in dem Antrag „die AF-Operationsführung“. Durch ihren Einsatz „wird ie Implementierung der neuen ISAF-Strategie unter- tützt, die aufbauend auf dem Konzept des Partnering ine stärkere Präsenz in der Fläche vorsieht.“ Gerade inter diesem Konzept verbirgt sich die neue Offen- ivstrategie. Die AWACS-Flugzeuge mit deutschen Sol- aten als Besatzung unterstützen Bodentruppen, auch in efechtssituationen, durch Luftunterstützungsoperatio- en. Gerade diese Luftunterstützung aber führt immer ieder zu schwersten Opfern in der Zivilbevölkerung, ie am 4. September 2009 in der Nähe von Kunduz. Das ann ich nicht wollen. Für diese primär militärischen Ziele der AWACS pricht auch, dass zur Begründung des Abzuges der seit pril 2007 in Afghanistan eingesetzten Aufklärungs- ornados im November 2010 angegeben wurde, deren ufgaben könnten zum Teil durch AWACS übernom- en werden. Der Einsatz von AWACS-Flugzeugen soll auch der erbesserung der Sicherheit der zivilen Flugzeuge in fghanistan dienen, die bisher nach Sichtflugregelungen iegen. Zur Erreichung dieses Zieles ist der weitere usbau des zivilen Flugleitsystems besser geeignet und ngemessenen. Eine vollständige moderne zivile Flugsi- herung hätte längst installiert sein können und müssen. ereits im Juli 2009 hatte die Bundesregierung eine sol- 11540 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 100. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. März 2011 (A) ) )(B) che Installierung in Afghanistan angekündigt und in Aussicht gestellt. In einem Jahr hätte ein solches System in ganz Afghanistan gebaut werden und in Betrieb gehen können. Frankreich hatte sich bereit erklärt, ein Flugleit- system für 500 Millionen US-Dollar zu bauen. Andere NATO-Staaten, darunter Deutschland, wollten zu gerin- geren Kosten liefern. Afghanische Kräfte werden bereits für die zivile Flugsicherung geschult. Vorübergehend könnten für eine zivile Luftraumüberwachung auch aus- ländische zivile Fachkräfte hinzugezogen werden. Eine mögliche zivile Flugsicherung zu installieren, ist die Al- ternative zur vorgeschlagenen Flugsicherung durch mili- tärische AWACS-Flugzeuge. Das wäre zum dauerhaften Nutzen für ein ziviles Afghanistan. Dafür aber fehlen das Geld und der Wille. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Omid Nouripour, Kerstin Andreae, Marieluise Beck (Bremen), Cornelia Behm, Birgitt Bender, Ekin Deligöz, Hans-Josef Fell, Dr. Thomas Gambke, Priska Hinz (Her- born), Tom Koenigs, Undine Kurth (Quedlin- burg), Jerzy Montag und Manuel Sarrazin (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag: Beteiligung deutscher Streitkräfte am Einsatz von NATO-AWACS im Rahmen der Internationalen Sicherheitsunterstützungs- truppe in Afghanistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Re- solution 1943 (2010) vom 13. Oktober 2010 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Zusatz- tagesordnungspunkt 12) Die Bundesregierung und die Koalitionsfraktionen haben das vorliegende Mandat im Eilverfahren durch den parlamentarischen Prozess gebracht. Diese Eile ist unangemessen und wird der Verantwortung gegenüber den in den Einsatz entsandten Soldatinnen und Soldaten nicht gerecht. In der Frage einer deutschen Beteiligung am Einsatz der NATO-AWACS war die Bundesregierung in den letzten Monaten offensichtlich untätig. Dabei hatte be- reits Anfang des Jahres der damalige Verteidigungs- minister angekündigt, in den drei Monaten nach Beginn des NATO-AWACS-Einsatzes Mitte Januar 2011 eine deutsche Beteiligung zu prüfen und gegebenenfalls ein Mandat vorzulegen. Die Frage nach einer deutschen Be- teiligung ist also lange bekannt und eine Entscheidung hierzu hätte nun ohnehin angestanden. Die Bundesregierung begründet die Beteiligung der Bundeswehr am NATO-AWACS-Einsatz in Afghanis- tan nun damit, dass sie in Verknüpfung mit der Libyen- Frage ein Zeichen der Bündnissolidarität setzen wolle. Sie will damit von ihrem verfehlten Kurs zur VN-Reso- lution 1973 (2011) zu Libyen ablenken. Sie vermischt zwei Konflikte, die nichts miteinander zu tun haben. Dies ist nicht sachgerecht und in hohem Maße unseriös. d e N s s P d n s b s B d w li e U te A w K A a k s s m F (C (D Trotz dieser Kritik an der Herangehensweise der Bun- esregierung und der sie tragenden Fraktionen haben wir ntschieden, dem Mandat zur deutschen Beteiligung am ATO-AWACS-Einsatz im Rahmen von ISAF zuzu- timmen. Wir entscheiden nach der Sache. In der Luft- icherung in Afghanistan gibt es weiterhin gravierende robleme. Mitverantwortlich hierfür sind auch die Bun- esregierung und ihre Partner, die in der Vergangenheit icht genug unternommen haben, um eine bodenge- tützte Luftraumüberwachung in Afghanistan aufzu- auen. Aufgrund dieser Versäumnisse und wegen des tetig zunehmenden Flugverkehrs in Afghanistan ist der eitrag der NATO-AWACS, die ihr Luftlagebild auch em zivilen Flugverkehr zur Verfügung stellen, weiter ichtig. Die Bundesregierung muss ihre Anstrengungen deut- ch steigern, um einen wirksamen Beitrag zum Aufbau iner zivilen Flugsicherung in Afghanistan zu leisten. nd sie muss dem Parlament hierfür zügig einen konkre- n Plan vorlegen. nlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christoph Strässer, Doris Barnett, Dirk Becker, Uwe Beckmeyer, Gerd Bollmann, Petra Crone, Elvira Drobinski-Weiß, Siegmund Ehrmann, Gabriele Fograscher, Dagmar Freitag, Iris Gleicke, Ulrike Gottschalck, Angelika Graf (Rosenheim), Hans- Joachim Hacker, Bettina Hagedorn, Klaus Hagemann, Christine Lambrecht, Kirsten Lühmann, Caren Marks, Petra Merkel (Berlin), Ullrich Meßmer, Dr. Matthias Miersch, Manfred Nink, Oliver Kaczmarek, Dr. Carola Reimann, Karin Roth (Esslingen), Michael Roth (Heringen), Bernd Scheelen, Marianne Schieder (Schwandorf), Ulla Schmidt (Aachen), Rita Schwarzelühr-Sutter, Franz Thönnes und Heidemarie Wieczorek-Zeul (alle SPD) zur na- mentlichen Abstimmung über die Beschluss- empfehlung zu dem Antrag: Beteiligung deut- scher Streitkräfte am Einsatz von NATO- AWACS im Rahmen der Internationalen Si- cherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutio- nen, zuletzt Resolution 1943 (2010) vom 13. Ok- tober 2010 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Zusatztagesordnungspunkt 12) Ich stimme dem Antrag der Bundesregierung zu, ob- ohl die Bundesregierung die Entsendung deutscher räfte im Rahmen von AWACS-Aufklärungsflügen über fghanistan mit der Frage einer deutschen Beteiligung n der internationalen Militäraktion gegen Libyen ver- nüpft und damit den Anschein erweckt hat, die deut- che Beteiligung an der AWACS-Mission in Afghanistan ei eine Kompensation für die Nichtteilnahme im Rah- en der internationalen Mission Odyssee Dawn. Diese orm eines modernen Ablasshandels ist ein weiterer Be- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 100. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. März 2011 11541 (A) ) )(B) leg für die Konzeptlosigkeit und Unglaubwürdigkeit die- ser Bundesregierung. Sie zerstört mit dieser unzulässi- gen Verquickung ein über Jahrzehnte durch Regierungen aller politischen Couleur aufgebautes Vertrauen in Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit deutscher Außen- politik. Die Zustimmung zur AWACS-Mission ist dennoch richtig und wird nicht dadurch obsolet, dass sie in einem falschen Zusammenhang steht, mangelhaft begründet wird und in einem Verfahren durch das Parlament ge- peitscht wird, das seinesgleichen sucht. Eine Mandatie- rung für den AWACS-Einsatz hätte ohnehin im April er- folgen müssen. Die Besetzung der jetzt schon aktiven Aufklärer mit Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr steht nicht in Widerspruch zu der von der SPD durch- gesetzten Abzugsperspektive, nach der der Abzug von Kampftruppen noch im Jahre 2011 begonnen und 2014 abgeschlossen werden soll. Auch die im Bundestags- mandat Ende Januar festgeschriebene Obergrenze von maximal 5 350 Bundeswehrsoldaten wird durch die AWACS-Beteiligung nicht überschritten. Der Einsatz dient auch dem Schutz der dort eingesetzten Soldatinnen und Soldaten, aber auch vielfältiger Aktivitäten von zivi- len Hilfsorganisationen, die oftmals zur Vorbereitung und Durchführung ihrer Einsätze auf Luftaufklärung an- gewiesen sind und eine zivile Luftaufklärung nach wie vor nicht existiert. Er kann mit dazu beitragen, dass die am 22. März von Präsident Karzai angekündigte Über- nahme der Verantwortung in insgesamt sieben Provinzen und Städten zum Erfolg führt. Nur dann ist gewährleis- tet, dass der eingeleitete Transitionsprozess im beschlos- senen Zeitfenster zu einer vollständigen Übernahme der Sicherheitsverantwortung durch die afghanischen Be- hörden gelingt und der Abzug der internationalen Trup- pen vollständig umgesetzt werden kann. Anlage 6 Zu Protokoll gegebenen Reden zur Beratung: – Antrag: Intensive Nutztierproduktion über- prüfen – Beschlussempfehlung und Bericht zu dem Antrag: Haltung von Wildtieren im Zirkus verbieten – Beschlussempfehlung und Bericht zu den Anträgen: – Tierschutz bei Katzen verbessern – Tierschutz stärken – Tierheime entlas- ten – Beschlussempfehlung und Bericht zu dem Antrag: Schenkelbrand bei Pferden verbie- ten – Beschlussempfehlung und Bericht zu dem Antrag: Tierheime entlasten – Einheitliche Regelungen schaffen (Tagesordnungspunkt 8 a bis d und Zusatzta- gesordnungspunkt 13) s s ru v d k T im tr e w ü ti te n B A S h w n b S ri ti s h d d te S te s d s d d la T li D z d E ti G g s d A d te w A (C (D Dieter Stier (CDU/CSU): Wir haben heute über echs Anträge von Bündnis 90/Grüne und SPD zu ent- cheiden, welche allesamt Maßnahmen zur Verbesse- ng des Tierschutzes begründen sollen. Ich sage es ornweg, und ich sage es heute abermals den Kollegen er Opposition und der geneigten deutschen Öffentlich- eit: Wir haben bereits in Deutschland eines der besten ierschutzgesetze in Europa und weltweit. Tierschutz ist Grundgesetz verankert, und auch im Koalitionsver- ag der christlich-liberalen Koalition ist dem Tierschutz ine zentrale Bedeutung beigemessen. Dennoch müssen ir zur Kenntnis nehmen, dass, wenn in Deutschland ber Tierschutz gesprochen wird, dies heute oft in emo- onaler Stimmungsmache ausartet. Die heute debattier- n Themen sind hervorragende Beispiele dafür. Einige selbsternannte Tierschützer und Organisatio- en glauben, sich ein Urteil über Tierhaltung in vielen ereichen erlauben zu können, ohne die entsprechende usbildung in diesen Berufen nachweisen zu können. ie vergessen dabei: Deutschland hat bereits heute die öchsten Tierschutzstandards in Europa. Und: Nur ein irtschaftlich erfolgreicher Agrarsektor hat auch die fi- anziellen Möglichkeiten, um in weitere Verbesserungen eim Tierschutz zu investieren. In den vergangenen Wochen und Monaten ist der trom Tausender von Mails in meinem Büro nicht abge- ssen: zur Wildtierhaltung im Zirkus, zur Katzenkastra- on, zu Tierheimen, zum Schenkelbrand bei Pferden, zur ogenannten Massentierhaltung, von welcher wir bis eute nicht wissen, was die Benutzer dieses Begriffes arunter verstehen. Dies sind keine Bürgerbriefe, son- ern automatisch erzeugte Serienbriefe von organisier- n Tierschützern und Tierschutzorganisationen, die auf penden angewiesen sind und die von diesen Geldern ilweise teure Werbekampagnen finanzieren, welche ich in einigen Bereichen von seriöser Befassung mit em Thema weit entfernt haben. Wenn ich mir die heute abzustimmenden Anträge an- chaue, dann drängt sich zwangsläufig der Gedanke auf, ass sich die Kollegen der Opposition bereitwillig vor en Karren einiger dieser Organisationen haben spannen ssen. Das Ziel der Union ist es, die Diskussion um den ierschutz zu versachlichen und auf eine wissenschaft- ch fundierte Grundlage zu stellen. Dazu soll ein breiter iskussionsprozess beitragen. Nun zu einigen Details. Die Kollegen von Bündnis 90/Die Grünen fordern um Beispiel mit ihrem Antrag „Schenkelbrand bei Pfer- en verbieten“ die Abschaffung der gesetzlich auch nach U-Recht möglichen und auch in anderen Ländern prak- zierten Kennzeichnung von Pferden durch den Brand. erade als jemand, der in dieser Branche durchaus ei- ene Berufserfahrung vorweisen kann, sehe ich in die- em Antrag eine völlig falsch verstandene Maßnahme es Tierschutzes. Um einen konstruktiven Beitrag zur ufklärung beim Schenkelbrand zu leisten, wurde von er Deutschen Reiterlichen Vereinigung e. V. ein Orts- rmin in Berlin initiiert, der Gelegenheit bot, sich so- ohl über das Einsetzen des Transponders als auch das nbringen des Brandes zu informieren. Leider hielten es 11542 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 100. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. März 2011 (A) ) )(B) gerade die Kritiker dieser Kennzeichnungsmethode nicht für nötig, an diesem Ortstermin teilzunehmen und sich genau anzuschauen, was überhaupt passiert. Jeder, der mit dabei war, kann bestätigen: Die Fohlen spürten das Anbringen des Zuchtbrandes kaum. Das kurz darauf fol- gende Einsetzen des Erkennungschips in den Hals schien den Fohlen deutlich unangenehmer zu sein. Der Erkennungschip ist in der EU eine Möglichkeit zur Kennzeichnung von Equiden. Dieser Transponder kann aber nur durch autorisierte Personen mit Lesegerät ausgelesen werden, welche in der Praxis vor Ort größ- tenteils nicht immer vorhanden sind. Brandzeichen sind in der EU nicht verboten und haben den großen Vorteil einer sofortigen und lebenslangen Identifizierungsmög- lichkeit des Tieres mit einem Blick. Diese Methode ist im Gegensatz zum Chip absolut fälschungssicher und sie ist auch billiger. Erlauben Sie mir noch einen Nachtrag zu dieser prak- tischen Vorführung zum Schenkelbrand. Kurz vor Ende der Veranstaltung wurde der Eigentümerin des Reitstalls mit Verspätung ein Schreiben der stellvertretenden Amts- tierärztin des Bezirksamtes Charlottenburg-Wilmersdorf zugestellt, welches diese Veranstaltung unter Androhung eines Bußgeldes in Höhe von 25 000 Euro untersagen wollte. Der Vorwurf lautete: Die Fohlen seien schon ge- kennzeichnet und würden zu Demonstrationszwecken erneut gebrandmarkt. Dieser Vorwurf ist schlichtweg so falsch, wie die Veterinärin den Sachverhalt oder den Ver- anstalter recherchiert hat. Keines der drei Fohlen besaß bis dato die vorgeschriebene Kennzeichnung. Ich frage Sie nun: Wer hat ein Interesse daran, eine solche Veranstaltung zu verhindern? Wenn mit amtli- chen Bescheiden die freie Meinungsbildung von Abge- ordneten des Deutschen Bundestages verhindert werden soll und dazu auch noch gegen geltendes Recht versto- ßen wird, dann finde ich das skandalös. Mit uns gibt es auch kein Berufsverbot für Betreiber von Zirkussen. Wir sind sehr wohl sehr nahe bei den Kollegen der Opposition, wenn es darum geht, das In- strument des Zirkusregisters besser zu nutzen. Mir kann keiner erklären, warum im Zeitalter modernster Technik die Behörden nicht sicher feststellen können, wo sich ein Zirkus in Deutschland gerade aufhält. Auch bei Tierheimen und bei dem Antrag zu Katzen kann es nach unserer Auffassung nicht darum gehen, dass der Staat den Tierhalter von seinen Pflichten befreit. Schon heute hat jeder, der ein Tier hält, für artgerechte Unterbringung und Versorgung geradezustehen. Im dem SPD-Antrag „Tierschutz bei Katzen verbes- sern“ wird eine Regelung zur Kennzeichnung, Registrie- rung und Kastration von freilaufenden Katzen gefordert. Grundsätzlich halte ich es für problematisch, eine gene- relle Kastrationspflicht einzuführen, da sich dadurch das Problem der streunenden, herrenlosen Katzen nicht lö- sen lässt. Wenn kein Halter auffindbar ist, der per Gesetz zu einer Kastration der Tiere verpflichtet werden könnte, lässt sich solches Gesetz in der Praxis so nicht vollzie- hen. Die Durchsetzung eines solchen Gesetzes würde im Übrigen im Zuständigkeitsbereich der Länder liegen – d h n v c ü s n d m b v ta K T E rü m s k M D G d g W d u z z fr m o v d a g s G in u s tu li d T v W (C (D er bürokratische Aufwand wäre unverhältnismäßig och. Außerdem stellt sich für mich die Frage, ob es icht andere Wege unterhalb des Erlasses von Rechts- orschriften gibt, um dieses Problem anzupacken, wel- hes sich im übrigen zum Beispiel in meinem Wahlkreis berhaupt nicht als solches darstellt. Es kann nicht sein, dass in Deutschland bei jedem an- tehenden Problem sofort die Forderung nach einem euen Bundesgesetz laut wird! Es gibt aus unserer Sicht viele weitere gute Gründe, ie Anträge der Opposition abzulehnen. Leider lässt die ir zugeteilte Redezeit weitere Argumente nicht zu. Ich gestatte mir zum Schluss, Ihnen aus einem Leser- rief in der Mitteldeutschen Zeitung vom gestrigen Tage orzulesen: „Auf der Welt sterben in diesem Moment usende Menschen. In Libyen und Afghanistan ist rieg. Japan steht nach einer Riesenkatastrophe vor rümmern – aber Deutschland beschäftigt der Tod eines isbären … Armes Deutschland!“ Der Mann hat recht. Lassen Sie uns gemeinsam da- ber nachdenken, Verbesserungen im Tierschutz ge- einsam mit dem Berufsstand und nicht mit populisti- chen Anträgen zu erreichen. Ich sage Ihnen: Wir nehmen Tierschutz auch in Zu- unft sehr ernst. Aber ich sage Ihnen auch: Auch der ensch ist noch ein Teil der Schöpfung. Dr. Max Lehmer (CDU/CSU): Der Tierschutz ist in eutschland seit dem Jahr 2002 durch Art. 20 a im rundgesetz verankert. Damit haben wir dem Tierschutz en Rang einer Staatszielbestimmung gegeben. Gesetz- eber und Exekutive haben diese verfassungsrechtliche erteentscheidung bei ihrer Gesetzgebung, der Anwen- ung der Gesetze und deren Auslegung stets zu beachten nd einen Ausgleich mit anderen Verfassungsgütern her- ustellen. Es gilt, eine vernünftige und sachgerechte Balance wischen Berufsfreiheit, Eigentumsrechten, Religions- eiheit und Tierschutz zu finden. Dies ist nur im Rah- en einer Gesamtbetrachtung möglich, die wir bei der hnehin anstehenden Novellierung des Tierschutzrechts ornehmen werden. Die verschiedenen Einzelanträge er Opposition, mit denen wir uns heute befassen, sind lso nicht hilfreich. Viele an der Debatte Beteiligte ver- essen übrigens nur zu gerne, dass sich auch die deut- chen Landwirte für die Aufnahme des Tierschutzes ins rundgesetz stark gemacht haben. Deutschland ist mit dieser Stellung des Tierschutzes ternational der Vorreiter. Mit dem Tierschutzgesetz nd der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung gibt es trenge Regelungen bezüglich des Umgangs, der Hal- ng und der Ernährung von Tieren und auch hinsicht- ch der Kenntnisse und Fähigkeiten der Menschen, die iese Aufgaben wahrnehmen. Die amtierende Koalition trägt der Bedeutung des ierschutzes Rechnung. Wir haben im Koalitionsvertrag ereinbart: Der Tierschutz hat eine zentrale Bedeutung. ir setzen uns für artgerechte Tierhaltung und -ernäh- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 100. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. März 2011 11543 (A) ) )(B) rung ein. Wir wollen den Tierschutz in der landwirt- schaftlichen Nutztierhaltung im Einklang mit der Wirt- schaftlichkeit voranbringen. Zur Verringerung der Zahl von Tierversuchen werden wir die Entwicklung von Er- satzmethoden weiter fördern. Erfolgreicher Tierschutz kann insbesondere auch auf europäischer und internatio- naler Ebene verwirklicht werden. Wir setzen uns dafür ein, dass Tiertransportzeiten in der EU weiter begrenzt werden. Soweit die Ziele des Koalitionsvertrags. Die deutschen Bauern erfüllen gewissenhaft die stren- gen Auflagen unseres nationalen Tierschutzes. Diese ge- hen im Übrigen weit über die von der EU gemachten Vorgaben hinaus. Und wir dürfen in der aktuell aufge- heizten Debatte auch nicht vergessen, welche großen Fortschritte die deutsche Landwirtschaft in Sachen Tier- schutz in den letzten Jahren gemacht hat. Die Landwirte selbst sind hier sehr stark in Vorleistung getreten und sind weitreichende Selbstverpflichtungen eingegangen. Die zentrale Aufgabe, die wir beim Thema Tierschutz vor uns haben, ist die möglichst weitreichende Übertra- gung unserer hohen deutschen Standards auf die anderen Mitgliedstaaten der EU und internationale Handelsab- kommen. Es nützt den Tieren überhaupt nichts, wenn sich land- wirtschaftliche Produktion verlagert und unser Selbst- versorgungsgrad sinkt. Ein lehrreiches Beispiel ist der Selbstversorgungsgrad bei Eiern. Während in Brüssel noch über die Käfighaltung von Hennen diskutiert wird, haben wir sie in Deutschland längst verboten. Unser Selbstversorgungsgrad mit Eiern ist derweil seit 2008 um rund 20 Prozent gesunken, und die Produktion ist in andere EU-Staaten oder gar Drittländer wie Brasilien oder Thailand abgewandert, wo die alte Käfighaltung nach wie vor praktiziert wird. Auf diese Weise schwä- chen wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer heimischen Landwirtschaft und verlieren Marktanteile und Wert- schöpfung ans Ausland. Das kann niemand wollen – auch nicht die Damen und Herren von der Opposition. Die deutschen Bauern erwirtschaften die Hälfte ihres Einkommens aus der Tierhaltung. Sie sind auf das Wohl- befinden und die Gesundheit ihrer Nutztiere angewiesen und – lassen Sie mich das als gelernter und praktizieren- der Landwirt und Tierhalter so sagen – es liegt ihnen am Herzen! Populismus und Konfrontation werden uns beim Tier- schutz nicht weiterbringen. Wir müssen gemeinsam mit allen Beteiligten, also Landwirten, Verbrauchern, Han- del und Konsumenten, die Diskussion offen und ehrlich und vor allem auch mit Praxisbezug führen und die Wertschätzung und das Bewusstsein für hochwertige und gesunde Lebensmitteln schärfen. Ich fordere unsere Landwirte ausdrücklich dazu auf, ihre Stalltüren zu öffnen, damit die Menschen in Deutschland mit eigenen Augen sehen können, wie wohl sich die Tiere in unseren Ställen unter den verschieden Haltungsformen fühlen. Heinz Paula (SPD): Seit Monaten wird über die in- tensive Tierhaltung diskutiert, nicht nur in Niedersach- s v s d A d s h b p m v s v c b w s u h d h F k d D ti lu s s w u s im w n s d ic re u d „ G k n w d L s in te H s v (C (D en oder Nordrhein-Westfalen. Ist sie tiergerecht oder erstößt sie gegen das Tierschutzgesetz und die Tier- chutz-Nutztierhaltungsverordnung? Ist sie umweltschä- igend für Luft und Boden? Wie stark belästigt sie die nwohner durch Gerüche und Lärm? Verschandeln sie as Landschaftsbild? Die die Intensivtierhaltung kam mit dem Dioxin- kandal erneut in Verruf. Bundesministerin Ilse Aigner at umgehend mit einem Tierschutzpaket reagiert. Dafür edanke ich mich ausdrücklich. Sie will die Kleingrup- enhaltung von Legehennen verbieten und reagiert da- it auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes im ergangenen Jahr. Sie will sich für eine freiwillige Tier- chutzkennzeichnung stark machen, den Schenkelbrand erbieten. Sie will die Haltungsbedingungen von Kanin- hen verbessern, sie hält den Verzicht auf eine betäu- ungslose Ferkelkastration für erreichbar. Nicht zuletzt ill sie das Säugetiergutachten überarbeiten und die Ver- uchstierrichtlinie der EU dieses Jahr in nationales Recht msetzen. Gut so! Aber bitte kündigen Sie nicht nur an, andeln Sie auch! Zurück zur Nutztierhaltung: In einigen Flächenlän- ern wird ein enormer Zuwachs der Zahl größerer Tier- altungsanlagen befürchtet. Es stellt sich vor allem die rage, wie man dies bei uns in Deutschland eindämmen ann. Können wir es zulassen, dass Schweinehalter aus en Niederlanden und aus Dänemark zu uns nach eutschland kommen, weil deren Regelungen für eine ergerechte Haltung strenger, teurer und auch die Rege- ngen für Umwelt- und Bodenschutz besser sind? Sieht o die Vorreiterrolle Deutschlands im Umwelt- und Tier- chutz aus? Hier gibt es eine Menge zu tun. Also packen ir es an! Ich stimme Ihnen zu, dass hinsichtlich von Planung nd Bau von Tierhaltungsanlagen große Probleme be- tehen. Baugesetzbuch, Bauordnungsrecht und Bundes- missionsschutzgesetz müssen dringend überarbeitet erden. Auch Bodenschutz- und Düngemittelverord- ung bedürfen einer grundlegenden Überarbeitung. Da ind auch wir, die SPD-Fraktion, bereits seit Monaten in er Diskussion mit den verschiedenen Verbänden. Als Tierschutzbeauftragter meiner Fraktion möchte h mich heute aber im Wesentlichen den tierschutz- chtlichen Gesichtspunkten zuwenden. Denn hier kann nd muss eine Menge getan werden. Lassen Sie mich en niedersächsischen Landwirtschaftsminister zitieren: Wir halten es von der Ausrichtung her wichtig, sich im rundsatz darauf zu verständigen, dass wir für die Zu- unft der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung generell icht die Tiere an Haltungssystemen angepasst wissen ollen, sondern Haltungssysteme so gestalten, dass iese den Tieren angepasst sind.“ Ich danke Herrn indemann für diese Worte. Sie geben genau mein Ver- tändnis von einer artgerechten Tierhaltung wieder. Zahlreiche Medienberichte weisen immer wieder und regelmäßigen Abständen auf die Missstände hin: Pu- n, die kaum laufen können, weil sie „übermästet“ sind, ennen, denen die Schnäbel kupiert werden, damit sie ich aufgrund hoher Besatzdichte nicht untereinander erletzten, Enthornung von Rindern aus denselben 11544 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 100. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. März 2011 (A) ) )(B) Gründen, Ferkel, die betäubungslos kastriert werden, Kaninchen, die sich selber anfressen, weil sie nicht art- gerecht gehalten werden. Unvorstellbares, absolut un- nötiges Massentierelend. Dies ist die Realität. Und hier muss angepackt werden. Nicht nur die Nutztierhaltung erfordert Änderungen im Sinne des Tierschutzes. Wir haben heute noch fünf weitere Anträge auf der Tagesordnung. In Sachen Tier- heimfinanzierung und der Notwendigkeit der Kastration von Katzen belegen unsere beiden Anträge, dass wir mit Ihnen konform gehen. Aufgrund der zurückliegenden Wirtschaftskrise und damit verbundener rückläufiger Mitgliedsbeiträge, des Phänomens des Animal-Hoarding, unzureichender Kenntnisse über artgerechte Tierhaltung und ungebrems- ter Vermehrung von freilebenden Katzen erreichen die Tierheime nicht nur die Grenzen ihrer Aufnahmekapazi- tät, sondern auch ihrer finanziellen Möglichkeiten. Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass Tierheime eine öffentliche und damit gesellschaftliche Aufgabe wahrnehmen. Sie kümmern sich im Auftrag der Kom- munen um Fundtiere. Diese sind auf Grundlage des Bür- gerlichen Gesetzbuches zu einer Unterbringung und Ver- pflegung von Fundtieren verpflichtet. Eine klare Unterscheidung zwischen Fundtieren und herrenlosen Tieren gibt es allerdings nicht. Oftmals handhaben die Kommunen die Zuständigkeiten voll- kommen unterschiedlich. Ausgesetzte Tiere werden in den Regelungen gar nicht berücksichtigt. Die Folge: Viele Tierheime tragen die Kosten häufig alleine und sind damit hoffnungslos überfordert. Daher fordern wir neben einer breiten Öffentlichkeits- kampagne, die über die Verantwortung eines Tierhalters aufklärt, eine einheitliche Regelung und eine klare Defi- nition für die Zuständigkeit von Fundtieren. Wir fordern eine Beteiligung der Länder an den finanziellen Kosten der Tierheime. Mögen sich die anderen Länder ein Bei- spiel an Rheinland-Pfalz nehmen, das einen Fonds zur finanziellen Unterstützung von Tierheimen eingerichtet hat. Auch Mecklenburg-Vorpommern arbeitet an einem Konzept, wie die Situation von Tierheimen verbessert werden kann. Wir fordern weiter, die Kastration von Katzen, die Wohnung und Haus verlassen dürfen, verpflichtend vor- zuschreiben. Es darf nicht zur unkontrollierten Vermeh- rung von Katzen in „freier Wildbahn“ kommen. Wir bedauern, dass es in Sachen Zirkustiere nicht zu einem fraktionsübergreifenden Antrag gekommen ist. Das Verbot von Wildtieren in Zirkussen ist seit Jahren in der Diskussion und hat bereits in der vergangenen Wahl- periode für Zündstoff zwischen unseren Fraktionen gesorgt. Wir wollten eine Positivliste, Sie nicht. Eine Überarbeitung der Richtlinien für die Haltung von Zir- kustieren reicht uns nicht. Wir wollen ein generelles Ver- bot von nicht domestizierten Tieren. Somit stimmen wir Ihnen in allen Punkten Ihres An- trages zu. Schade, dass der Versuch, einen gemeinsamen Antrag zu formulieren, an der Unbelehrbarkeit der christlichen Parteien gescheitert ist. Herr Goldmann, las- s E d u e E K H s S te b a v z F re ti D z ü e c M le d h d d g n li J L ru b s in e d G ti n s v k J d w m F (C (D en Sie bitte nicht locker. Vielleicht kommt doch noch insicht. Kommen wir zum Schenkelbbrand bei Pferden. Es arf doch nicht sein, dass rein wirtschaftliche Interessen nd Lobbypolitik zulasten der Tiere gehen. Der Brand ist ine Verbrennung dritten Grades. Seit der EU-weiten inführung des Transponders ist der Pferdebrand zur ennzeichnung der Tiere überflüssig geworden. Auch err Goldmann hält sich bedauerlicherweise nicht an eine eigene Aussage. Dem Tierschutzbund schreiben ie – ich darf zitieren –: „Die FDP-Bundestagsfraktion ilt Ihre Argumente für ein Verbot des Schenkelbrandes ei Fohlen und spricht sich für ein derartiges Verbot us.“ Prima! Auch das BMELV will den Schenkelbrand erbieten, hat aber keine Unterstützung aus der schwar- en Fraktion. Herr Stier bleibt lieber unbelehrbarer reund der Reiterlichen Vereinigung und hält ein gene- lles Verbot des Schenkelbrandes für nicht notwendig. Unser Antrag zu diesem Thema wird erst gar debat- ert. Begründung: Zuerst muss eine mehr als peinliche emonstration stattfinden. Wie inhaltslos Ihr Antrag um Thema ist, bestätigen Sie dadurch, dass Sie ihn berhaupt nicht zur Abstimmung stellen. Peinlicher geht s wirklich nicht mehr. Das ist eine systematische Blo- kadepolitik, Herr Tierschutzbeauftragter Stier. Ich darf hier kurz unsere Anträge der vergangenen onate erwähnen, die Sie wider besseres Wissen abge- hnt haben: Wir fordern den Tierschutz-TÜV, den wir in er vergangenen Legislaturperiode mit Ihnen vereinbart aben. Sie lehnen ab. Wir fordern bessere Haltungsbe- ingungen für Kaninchen. Sie lehnen ab. Sie setzen lei- er auch heute uneinsichtig Ihre Blockadepolitik der ver- angenen Monate fort. Eines verspreche ich Ihnen allerdings: Ich werde Sie icht aus der Verantwortung entlassen. Nehmen Sie end- ch unser Grundgesetz ernst: Tierschutz ist Staatsziel. Hans-Michael Goldmann (FDP): Die Welt nach apan ist eine andere. Das gilt insbesondere für die andwirtschaft, denn die steht vor großen Herausforde- ngen. Welternährung, Lebensmittelsicherheit, Ver- raucherbedürfnisse und Klimaschutz werden Themen ein, die es gilt, neu zu ordnen. Auch der Tierschutz wird diesem Zusammenhang einen besonderen Stellenwert innehmen. Das Thema rückt immer öfter in den Fokus er Öffentlichkeit; gut so! Die FDP hat dafür gesorgt, dass der Tierschutz im rundgesetz seinen wohlverdienten Platz findet. Die erschutzgerechten Rahmenbedingungen sind in Anleh- ung an die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse ge- chaffen worden. Ich bin der Meinung, dies ist der einzig ernünftige Weg, eine unbedingt erforderliche Fachlich- eit in die Debatte zu bringen. Wussten Sie, dass nach dem Euro-Barometer vom ahr 2007 nicht einmal die Hälfte der EU-Bürger weiß, ass es europäische Tierschutzregelungen für die Land- irtschaft gibt? Woher haben die Bürger denn ihre Infor- ationen? Die Mehrheit informiert sich darüber aus dem ernsehen. Jetzt sind die Medien gefragt, eine differen- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 100. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. März 2011 11545 (A) ) )(B) zierte Berichterstattung anzubieten, nicht nur Skandale aufzublasen und unrealisierbare Träume von einem Bau- ernhof mit zehn Kühen, die vom Bauern mit Vornamen angesprochen werden, zu verbreiten. Ich möchte es noch einmal betonen: Fachlichkeit ist das einzige Instrument, mit dem wir für Tiere, Landwirte und Verbraucher einen Blumentopf gewinnen können. Wir sind gut dabei, ein Tierschutzpaket mit wesentli- chen Verbesserungen für die Tiere zu schnüren. Im Rah- men dieses Projekts stellen wir uns vielen Herausforde- rungen, die mit den Fragen der Tierhaltung verbunden sind. Themen wie „Schwänze kupieren bei Ferkeln“, „Putenmast“, „Schnabelkupieren bei Hennen“ und „Qualzucht“ stehen auf der Agenda. Wir erarbeiten Min- destanforderungen an die gewerbliche Haltung von Ka- ninchen, überarbeiten das Säugetiergutachten und setzen die europäische Versuchstierrichtlinie in nationales Ge- setz um. Flankiert wird unsere Arbeit dabei von den Er- kenntnissen der Wissenschaft, der Praktiker und der Kommunen. Daher lehnt die FDP-Fraktion es ab, inten- sive Nutztierhaltung per se als nicht tiergerecht einzustu- fen. Vielmehr müssen wir dafür Sorge tragen, dass Nutz- tiere in einer gesunden, angemessenen und tiergerechten Art und Weise gehalten und herangezogen werden. Ver- antwortung haben wir aber auch gegenüber den Verbrau- chern, die gehaltvolle und gesunde Lebensmittel in aus- reichendem Umfang verlangen. Somit folgt Tierschutz nicht nur einen rein ethischen Grundsatz, sondern trägt auch dazu bei, die nachhaltige Wirtschaftsweise eines Betriebes zu unterstützen. In diesem Zusammenhang greifen wir beispielsweise das Schwänzekupieren bei Ferkeln auf und werden damit dem Wohl der Tiere im Tierschutzpaket gerecht. Wie Sie wissen, habe ich mich persönlich dafür ein- gesetzt, zu einem differenzierenden Teilverbot für Wild- tiere in Zirkussen zu kommen. Es muss doch in einer di- gitalisierten und modernen Welt möglich sein, ein lückenloses Zirkusregister zu erstellen? Das Ziel, Tier- schutzstandards auch in den Zirkus zu holen, werde ich auch in Zukunft weiterhin konsequent verfolgen – darauf können Sie sich verlassen. Ebenso bin ich der Meinung, dass streunende Katzen grundsätzlich kastriert werden müssen. Ich muss Ihnen wohl nicht erklären, dass dies letztlich auch dem Schutz der Tiere dient. Aber es gilt, hier einen praktikablen Weg zu finden, bei dem die Kommunen unbedingt mit einzubinden sind. Das Prinzip der Subsidiarität ist ein wesentlicher, wichtiger und ziel- führender Ansatz, will man im Tierschutz fachlich ba- sierte Erfolge erzielen. Nehmen Sie die Finanzierung der Tierheime; hier sind nach meinem Verständnis nicht nur die Länder und Kommunen gefragt, sondern in erster Li- nie auch die Tierhalter. Ich fordere also auch von unse- ren Bürgerinnen und Bürgern, dass Sie aus eigenem An- trieb einen empathischen und verantwortungsvollen Umgang mit unseren Mitgeschöpfen pflegen! Abschlie- ßend möchte ich sagen, dass dem Schenkelbrand, dieser Tage eine viel diskutierte Praktik zur Kennzeichnung von Pferden, durch eine Änderung des Tierschutzgeset- zes der Garaus wird. Wie Sie sehen, orientiert sich die FDP-Fraktion in all ihrem tierschutzpolitischen Tun an einer sachlich und v h s w fa n im V E h T d s in d z ih m s ih c b s h d m v A e a s g v a d Z h d n d fä b m m b im ru fu m c a ü (C (D or allem fachlich begründeten Leitlinie; denn nur dann at Tierschutz eine realistische Chance. Wir packen also auf einer großen Baustelle an, die chon über ein tragfähiges Gerüst verfügt. Das alles tun ir – im Gegensatz zu den Oppositionsfraktionen – auf chlicher Basis und unter Beachtung ökologischer, öko- omischer und sozialer Aspekte. Und so muss es sein: Sinne der Tiere, im Sinne der Verbraucherinnen und erbraucher sowie im Sinne der deutschen Land- und rnährungswirtschaft. Alexander Süßmair (DIE LINKE): Wir beraten hier eute über sechs Anträge zu verschiedenen Aspekten des ierschutzes. Anhand der Anträge zu Tierheimen wird eutlich, wie sehr auch ganz andere Politikfelder tangiert ind: Die Finanz- und Kapazitätsprobleme der Tierheime vielen Kommunen sind die Konsequenz der Politik er Bundesregierungen. Ihre Politik ist unsozial, was ahlreiche Tierhalterinnen und Tierhalter dazu zwingt, re Tiere im Tierheim abzugeben, da sie sich diese nicht ehr leisten können. Ihre Politik verletzt zudem das Konnexitäts- und Sub- idiaritätsprinzip. Denn Sie lassen die Kommunen mit ren zugeteilten Aufgaben allein, ohne ihnen ausrei- hend finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, und luten sie finanziell aus. Die können die Tierheime chlicht und ergreifend nicht mehr bezahlen. Dass es bis- er nicht zu einer „animalen Katastrophe“ kam, ist allein en vielen Spenden und dem ehrenamtlichen Engage- ent von Bürgerinnen und Bürgern sowie Tierschutz- ereinen zu verdanken. Sie leisten einen großen Teil der rbeit, die eigentlich Sache des Staates ist. Ein Hilfsfonds, wie ihn die SPD vorschlägt mit der xpliziten Aussage, dass Bund und Länder angemessen n den Kosten zu beteiligen sind, könnte eine Lösung ein. Noch besser wäre es freilich, wenn die Kommunen enerell finanziell besser ausgestaltet werden und sie on Bund und Ländern für ihre übertragenen Aufgaben uch die tatsächlichen Kosten erstattet bekommen wür- en – dies fordert die Linke schon seit Jahren. Seit Monaten beschäftigen wir uns mit Wildtieren im irkus. Zirkusse können Wildtiere in aller Regel über- aupt nicht tiergerecht halten, vor allem aber der stän- ige Transport von Wildtieren in fahrenden Betrieben ist icht tiergerecht. Dazu wird entgegnet, dass es sich bei en Verstößen gegen das Tierschutzgesetz um Einzel- lle handele. Ich glaube, es ist ein prinzipielles Pro- lem, dass hier Einzelfälle und strukturelle Probleme iteinander verwechselt werden. Wenn wir uns aber nur it Einzelfällen beschäftigen statt mit Strukturen, dann ringen wir nichts voran in dieser Gesellschaft. Das ist Tierschutz nicht anders als in anderen Bereichen. Sorgen Sie dafür, sehr geehrte Vertreter der Regie- ngskoalition, dass endlich das Zirkuszentralregister nktioniert! Und was konkret die Zirkustiere betrifft, üsste es doch möglich sein, die rechtlich unverbindli- hen Zirkusleitlinien, die das Ministerium zurzeit über- rbeitet, in eine rechtlich verbindliche Verordnung zu berführen. Hier könnten sich alle Fraktionen problem- 11546 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 100. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. März 2011 (A) ) )(B) los zumindest auf eine Positivliste einigen, also darauf festzulegen, welche Tierarten für Zirkusse überhaupt in- frage kommen, das heißt, alle Fraktionen außer der CDU/CSU. Herr Stier, erzählen Sie Ihre Mär von den „leuchten- den Kinderaugen“ mal den Müttern und Vätern in Neu- ruppin, wo unlängst ein Löwe aus einem Zirkus ausge- brochen ist. Die Zirkusleute selbst wollen zukünftig auf Wildtiere verzichten. Und erklären Sie mal uns und den Bürgerinnen und Bürgern, weshalb die schwarz-gelbe Regierung in Kiel den Verzicht auf Wildtiere im Zirkus in den Koalitionsvertrag schreibt und Sie nun hier in Berlin dies vonseiten der CDU/CSU kategorisch ableh- nen. Die Linke jedenfalls unterstützt das Verbot von Wildtieren in Zirkussen. Sie erleben eine Koalition, die ihrer eigenen Ministe- rin in den Rücken fällt. Frau Aigner will den Schenkel- brand verbieten – völlig richtig, sagen auch wir von der Linken. SPD, Grüne und sogar die FDP wollen mitma- chen. Es scheitert an der CDU und CSU. Nicht zuletzt beraten wir heute in erster Lesung über einen Antrag der Grünen zur Intensivtierhaltung. Un- längst hatten Sie hier noch vorgeschlagen, mithilfe einer simplen Änderung des Baurechts die Intensivtierhaltung zu verhindern. Das haben wir damals kritisiert. Wir be- grüßen es, dass Sie anscheinend aus der damaligen De- batte gelernt haben. Der Antrag, den Sie heute vorlegen, ist komplexer und enthält einen umfassenden Prüfauf- trag für die Bundesregierung, wie die Probleme, welche mit der konzentrierten Intensivtierhaltungen verbunden sind, im Interesse der betroffenen Bürgern und Kommu- nen zu lösen sind. Das unterstützt die Linke nachdrück- lich. Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Angesichts der Auseinandersetzungen im Nahen Osten und der Katastrophen in Japan stellt sich manchem die Frage, ob dies die richtige Zeit für eine Tierschutzdebatte ist. Ja, das ist sie. Denn es bleibt auch jetzt unsere Aufgabe, den Wählerauftrag zu erfüllen und uns ernsthaft um Tierschurzfragen zu kümmern. Dass die Art und Weise, wie wir mit Tieren umgehen, für wirklich viele Menschen in unserem Land wichtig ist – und immer wichtiger wird –, hat die Großdemonstra- tion „Wir haben es satt!“ zur Grünen Woche gezeigt. 22 000 Menschen aus allen Teilen der Republik sind auf die Straße gegangen, um zu zeigen, dass sie einen ande- ren, besseren Umgang mit Tieren wollen – auch mit so- genannten Nutztieren. Plötzlich fällt auch der zuständigen Bundesministerin und sogar dem niedersächsischen Landwirtschaftsminis- ter Lindemann auf, dass sich im Tierschutz etwas tun muss. Mit Erstaunen habe ich die Ankündigung der so- genannten Tierschutzpakete zur Kenntnis genommen. Frau Aigner greift endlich Ziele auf, für die wir Grünen – zusammen mit Tierschützern – schon seit Jahren zu- sammen kämpfen. Ich würde mich sehr freuen, wenn den Ankündigungen auch tatsächlich Verbesserungen für die Tiere folgen würden. g e d K re li V g u m F d M H w T la w b T la n K D re s u fe te k F w tu tu b F K e m in G g tr g h d A in z h te T h d d (C (D Doch meine Zweifel sind groß – und leider auch be- ründet. Denn bereits bei der ersten Abstimmung über ine von Frau Aigner angekündigte Initiative – nämlich en Schenkelbrand bei Pferden zu verbieten – sind die olleginnen und Kollegen der Regierungsfraktionen ih- r Ministerin in den Rücken gefallen. Es gehört wahr- ch nicht allzu viel Fantasie dazu, sich auszumalen, dass erbrennungen dritten Grades, herbeigeführt mit einem lühend heißen Brenneisen, äußerst schmerzhaft sind nd eine Quälerei darstellen, auch wenn Herr Stier, im- erhin tierschutzpolitischer Sprecher der CDU/CSU- raktion, meint, aus eigener Erfahrung zu wissen, dass as nicht so schlimm sei. Die Bundestierärztekammer jedenfalls ist da anderer einung und kommt zu dem Ergebnis, dass mit dem eißbrand den Fohlen grundlos Schmerzen zugefügt erden und dass die Ausnahmeregelung im Deutschen ierschutzgesetz, die diese seltsame Markenpflege er- ubt, aufgehoben werden sollte. Genau dieses Verbot ollen CDU/CSU und FDP aber heute ablehnen. Das ist eschämend. Mit dem Ablehnen geht es aber gleich weiter beim hema Zirkustiere. Wie ernst es den Menschen hierzu- nde mit dem Schutz von Wildtieren im Zirkus ist, kön- en Sie der repräsentativen Umfrage der Gesellschaft für onsumforschung vom April 2010 entnehmen: Zwei rittel der Bevölkerung lehnen die Haltung von Wildtie- n im Zirkus ab. Es braucht auch nicht allzu viel Vor- tellungskraft, um sich auszumalen, dass weder Löwen nd Tiger noch Nashörner, Bären, Elefanten oder Giraf- n in mobilen Unternehmen ein artgerechtes Leben fris- n können, in Käfigen, die nun mal nicht größer sein önnen, als ein Lkw Ladefläche hat. Das hat auch die DP bewogen, dem Deutschen Tierschutzbund zu ant- orten, dass sich die FDP schon lange gegen die Hal- ng von wildlebenden Tieren in Zirkussen ausspreche. Unseren Antrag, in dem auch wir uns für ein Hal- ngsverbot von Wildtieren im Zirkus aussprechen, ha- en wir zugunsten eines gemeinsamen Vorgehens aller raktionen zurückgestellt. Wir waren hier durchaus zu ompromissen bereit, sofern sich irgendein Fortschritt rgibt. Eine Negativ- oder eine Positivliste hätte eine ge- einsame Lösung sein können. Aber leider sind wir hier den letzten Monaten nur auf der Stelle getreten. Herr oldmann von der FDP konnte sich offensichtlich nicht egen seinen Koalitionspartner durchsetzen. Wie gehabt, eten auch CDU und CSU auf die Bremse. Doch nicht nur die Haltung der Wildtiere muss drin- end verbessert werden, auch im Heimtierbereich errscht Handlungsbedarf. Unsere Tierheime leiden bun- esweit unter erheblichen finanziellen Engpässen. Die ufgaben der Tierheime und Tierschutzorganisationen Deutschland nehmen von Jahr zu Jahr zu. Ihre finan- iellen Mittel dagegen nicht. Zahlreiche Tierheime ste- en daher vor der Insolvenz und brauchen dringend Un- rstützung. Durch unseren Antrag „Tierschutz stärken – ierheime entlasten“ wollen wir die Situation der Tier- eime verbessern. Es ist höchste Zeit, dass neben Län- ern und Kommunen auch der Bund Verantwortung in ieser wichtigen tierschutzpolitischen Frage übernimmt. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 100. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. März 2011 11547 (A) ) )(B) So sind neben der finanziellen Unterstützung klare Regelungen notwendig, damit es nicht mehr aufgrund unklarer Bestimmungen zu Problemen bei der Erstattung der Tierheimkosten durch die Behörden kommt. Auch die stetig ansteigende Anzahl streunender Kat- zen in deutschen Städten und Dörfern ist zu einem gro- ßen Tierschutzproblem geworden. Die grundsätzliche Verpflichtung, Katzen mit Zugang ins Freie kastrieren und registrieren zu lassen, könnte hier Abhilfe schaffen. Heute stimmen wir über drei Anträge von Bünd- nis 90/Die Grünen ab: – über das Verbot des Schenkelbrandes bei Pferden, – über das Verbot der Haltung von Wildtieren im Zir- kus, – über die Entlastung der Tierheime und eine Kastra- tionspflicht von Katzen. Ich fordere Sie im Interesse der Tiere auf, unseren Anträgen zuzustimmen, so wie es eine Mehrheit in unse- rer Gesellschaft auch will. Solange Sie jegliche Verbes- serung im Tierschutz blockieren, wird Frau Aigners Tierschutzinitiative wirkungslos verpuffen. Die Ernsthaftigkeit dieser Initiative stellen wir auch mit unserem Antrag „Intensive Nutztierproduktion über- prüfen“, den wir heute hier einbringen, auf den Prüf- stand. Er greift Punkt für Punkt genau die Forderungen, die die Ministerin im Tierschutz durchsetzen will. Wir werden sehen, was ihre Ankündigungen wert sind. Was eigentlich, meine Damen und Herren der Koalition, muss passieren, welche Katastrophe braucht es, um Sie endlich dazu zu bringen, nicht nur bei der Atomenergie neu nachzudenken, sondern auch beim Tierschutz. Anlage 7 Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes zur Erweiterung des Kündigungsschutzes der Arbeitnehmerin- nen und Arbeitnehmer (Schutz vor Kündi- gung wegen eines unbedeutenden wirt- schaftlichen Schadens) – Entwurf eines Gesetzes zum Verbot der Ver- dachtskündigung und der Erweiterung der Kündigungsvoraussetzungen bei Bagatellde- likten – Beschlussempfehlung und Bericht: Unge- rechtigkeiten bei Bagatellkündigungen kor- rigieren – Pflicht zur Abmahnung einführen (99. Sitzung, Tagesordnungspunkt 12 a und b) Ottmar Schreiner (SPD): In jüngster Zeit haben sich die Fälle von sogenannten Bagatellkündigungen ge- häuft: Mal ist es die Kassiererin im Fall „Emmely“, die Leergutbons im Wert von 1,30 Euro einlöste, mal eine Altenpflegerin, die im „Maultaschenprozess“ für den M fr D F U b im 5 n d h W b n S g n s A C n te V g H u b m te M d s S b s m k b w P g h R A 2 s d – (C (D üll bestimmte Maultaschen einsteckte, mal eine Putz- au, die Pfandflaschen aus dem Mülleimer mitnahm. ie Fälle ließen sich so weiter aufzählen. Es geht um älle, wo es sich um Kleinstdiebstähle und geringfügige nterlassungen handelt. Bei den Bagatelldelikten geht es in anderen Rechtsge- ieten deutlich großzügiger zu. So werden zum Beispiel Strafrecht bei Diebstählen bis zu einem Wert von 0 Euro die Verfahren regelmäßig eingestellt. Der soge- annte Straftatbestand „Mundraub“ wurde folglich aus em Strafgesetzbuch gestrichen. Im Alten Testament eißt es im 5. Buch Mose, 23, 25: Wenn du in den einberg eines andern kommst, darfst du so viel Trau- en essen, wie du magst, bis du satt bist, nur darfst du ichts in ein Gefäß tun. Aber: Das Arbeitsrecht ist streng, viel strenger als das trafrecht. Kann denn dem Arbeitgeber einer Altenpfle- erin eine Fortsetzung des langjährigen Arbeitsverhält- isses wirklich nicht zugemutet werden, nur weil sie echs Maultaschen mitgenommen hat, die bereits für den bfall bestimmt waren? Das deutsche Arbeitsrecht ist besonders streng. entbeträge können ausreichen, um die Kündigung ei- es Arbeitnehmers zu rechtfertigen. Mit anderen Wor- n: Die Gerichte strafen die Arbeitnehmer für kleinste ermögensdelikte mit der außerordentlichen Kündi- ung; das bedeutet meist mit der Existenzvernichtung. äufig reicht ein bloßer Verdacht aus. Dies wollen wir ändern. Dabei geht es um mehr als m die bloße Änderung einer Rechtsregelung. Der Ar- eitsplatz hat für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- er sowie ihre Familie existenzielle Bedeutung. Ein gu- r Arbeitsplatz entscheidet über die materiellen öglichkeiten einer Familie. Das gilt auch für die Bil- ungschancen der Kinder. Ein guter Arbeitsplatz ent- cheidet über den Platz in der Gesellschaft und über das elbstwertgefühl der Betroffenen. Deshalb wollen wir die Arbeitnehmerinnen und Ar- eitnehmer vor den Konsequenzen von Bagatelldelikten chützen. Die Mitnahme einer Bulette erfolgt meist nicht it Unrechtsbewusstsein, sondern aus purer Sorglosig- eit. Wir wollen den Betroffenen eine zweite Chance ge- en, wie dies in anderen Bereichen auch der Fall ist. Wir ollen eine Pflicht zur Abmahnung als einen rechtlichen uffer zwischen Bagatelldelikt und möglicher Kündi- ung. Vor allem aber geht es darum, das Prinzip der Ver- ältnismäßigkeit als einen zentralen Grundsatz unserer echtsordnung auch hier zur Geltung zu bringen. nlage 8 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 881. Sitzung am 18. März 011 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- timmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 es Grundgesetzes nicht zu stellen: Fünfzehntes Gesetz zur Änderung des Arzneimit- telgesetzes 11548 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 100. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. März 2011 (A) ) )(B) Der Bundesrat hat ferner beschlossen, die folgende Entschließung zu fassen: Die Bedenken des Bundesrates hinsichtlich einer Öff- nung des Versandhandels für nicht Lebensmittel lie- fernde Tiere auch für verschreibungspflichtige Arz- neimittel bleiben bestehen. Die Bundesregierung wird mit Nachdruck gebeten, sich auf EU-Ebene weiterhin dafür einzusetzen, dass die Voraussetzungen für eine Verschreibung auf Basis der in Deutschland geltenden Vorschriften harmoni- siert werden. Weiterhin wird die Bundesregierung gebeten, die neu aufgenommene Bindung der Anwendung verschrei- bungspflichtiger Arzneimittel auch bei nicht Lebens- mittel liefernden Tieren durch den Tierhalter an den behandelnden Tierarzt durch Einführung von Doku- mentationspflichten für den Tierhalter zumindest im gewerbs- und berufsmäßigen Bereich überwachbar zu machen. – Gesetz zur bestätigenden Regelung verschiedener steuerlicher und verkehrsrechtlicher Vorschriften des Haushaltsbegleitgesetzes 2004 – Gesetz zur Stärkung des Anlegerschutzes und Verbes- serung der Funktionsfähigkeit des Kapitalmarkts (An- legerschutz- und Funktionsverbesserungsgesetz) – Gesetz zur Änderung des ZIS-Ausführungsgeset- zes und anderer Gesetze – Gesetz zur Regelung von De-Mail-Diensten und zur Änderung weiterer Vorschriften – Zweites Gesetz zur erbrechtlichen Gleichstellung nichtehelicher Kinder, zur Änderung der Zivilpro- zessordnung und der Abgabenordnung – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2009/28/EG zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen (Europarechtsanpassungsgesetz Erneuer- bare Energien – EAG EE) Der Bundesrat hat ferner beschlossen, die folgende Entschließung zu fassen: E n t s c h l i e ß u n g 1. Der Bundesrat sieht sich durch das dynamische Wachstum bei den Erneuerbaren Energien, insbeson- dere auch bei der Photovoltaik, darin bestätigt, dass mit dem Umlageverfahren des Erneuerbaren-Ener- gien-Gesetzes (EEG) ein erfolgreiches Instrument zur Förderung einer umwelt- und klimaverträglichen Energieversorgung und zur Sicherung der Wertschöp- fung in Deutschland besteht. Das EEG ist die Grund- lage dafür, dass heute rund 17 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren Energien stammt, dass inzwischen 340 000 Menschen in der Erneuerbaren-Energien- Branche arbeiten und aktuell rund 20 Milliarden Euro jährlich in neue Erneuerbare-Energien-Anlagen in- vestiert werden. In vielen Regionen Deutschlands sind Erneuerbare Energien mittlerweile der Haupt- (C (D wirtschaftsfaktor. Nutznießer sind auch die Kommu- nen, denen die Nutzung Erneuerbarer Energien 6,8 Mrd. Euro in die Kassen bringt, etwa durch Pacht- einnahmen, Steuern oder Beteiligung an Windparks. 2. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) kann eine beispiellose Erfolgsbilanz vorweisen. Seit über zehn Jahren besteht ein geeignetes und flexibles Instru- ment, um den Anteil der Erneuerbaren Energien an der Energieversorgung kontinuierlich zu steigern und Innovationsimpulse zu setzen. Der Bundesrat setzt sich nachdrücklich für einen ambitionierten Ausbau der Erneuerbaren Energien ein. Die aktuellen Aufschläge beim Strompreis lassen sich nicht ausschließlich mit der EEG-Umlage begründen, da der Erhöhung der Umlage erhebliche Kostensen- kungen bei der Strombeschaffung gegenüberstehen. Erneuerbare Energien wirken über den Merit Order Effekt an der Börse strompreisdämpfend. Insbeson- dere die Photovoltaik spielt künftig in der Mittagszeit bei hoher Stromnachfrage eine wichtige Rolle bei der Verdrängung von teuren Gaskraftwerken. Dauerhaft werden die Strompreise durch den Ausbau der Erneu- erbaren Energien sinken, da brennstofffreie Erneuer- bare-Energien-Technologien durch Fortschritte und Massenproduktion billiger und andere Energieträger durch Verknappung und oligopolartige Marktstruktu- ren teurer werden. Die Photovoltaik hat in den vergangenen Jahren in Deutschland eine weltweit beispiellose Entwicklung genommen. Mit aktuell über 17 GW installierter Leis- tung deckt die Photovoltaik inzwischen ca. 3 Prozent des deutschen Strombedarfs. Allein der Zubau in 2010 generiert eine Stromerzeugung in der Größen- ordnung eines großen Kohle- oder Kernkraftwerks- blocks. Die Solarbranche erwirtschaftet zudem eine Wertschöpfung in mehrfacher Milliardenhöhe und bietet über 130 000 Menschen Arbeit. Das weltweite Wachstum der Photovoltaik hat ein schnelles Durchschreiten der Lernkurve und damit deutliche Kostensenkungen ermöglicht. Sollte der Pho- tovoltaik-Zubau in 2011 7,5 GW erreichen, sänke die Einspeisevergütung ab 1. Januar 2012 für kleine Dach- anlagen auf 21,84 ct./kWh, die Vergütung für sonstige Freiflächen auf 16,04 ct./kWh. Damit wäre bei Dach- anlagen schon 2012 die Grid parity zum Haushalts- stromtarif erreicht. Freiflächenanlagen könnten mit den Kosten pro kWh schon 2013 unter das Niveau von Offshore-Windstrom kommen. 3. Der Bundesrat begrüßt, dass die Kostensenkungspo- tenziale bei Produktion und Installation von Solarmo- dulen durch eine außerplanmäßige Absenkung der So- larvergütung ausgeschöpft werden, um die Akzeptanz in der Bevölkerung für die umwelt- und klimaverträg- liche Photovoltaiktechnologie dauerhaft zu sichern. Die im EEG von jeher eingezogene Kostenbremse hat bisher zu einer Halbierung der Erzeugungskosten für Solarstrom geführt. 4. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, im Wei- teren dafür Sorge zu tragen, zukünftige Investitionen Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 100. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. März 2011 11549 (A) ) )(B) und Arbeitsplätze nicht zu gefährden und die Innova- tionsfähigkeit der Solarbranche zu stärken. Dafür sind langfristige Planbarkeit und Kontinuität für Unterneh- men und Kunden der Solarbranche zwingende Voraus- setzung. Eine unterstützende Maßnahme wäre es, die Absenkung der Vergütungssätze nicht an einem be- stimmten Zeitpunkt vorzunehmen, sondern sie zeitlich zu staffeln, um eine durchgehende und zeitnahe An- passung an die jeweilige Marktentwicklung zu ermög- lichen. Damit können zugleich Vorzieheffekte verhin- dert werden, die große Marktschwankungen zu Lasten der Unternehmen und Arbeitnehmern bewirken. 5. Der Bundesrat spricht sich angesichts der zum 1. Januar 2012 anstehenden Novelle des EEG für eine Weiterentwicklung aus, welche Investitionssicherheit durch planbare Einspeisevergütungen bietet und den Einspeisevorrang Erneuerbarer Energien sicherstellt. Dabei sind die folgenden Ziele und Eckpunkte maß- geblich zu berücksichtigen: a) Zur Integration großer PV-Leistungen in das Netz soll im EEG-2012 die Erbringung von Systemdienst- leistungen auch für Photovoltaik vorgeschrieben wer- den (z. B. Erbringung von Blindleistung etc.). Regel- bare Ortsnetztransformatoren sollten zum Standard entwickelt und von der Netzregulierung vorgeschrie- ben werden. b) Das EEG-2012 sollte an einer Maximierung des Eigen- und Direktverbrauchs ausgerichtet werden. Dies minimiert Netzausbau- und EEG-Differenzkos- ten und leistet einen Beitrag zur Reduzierung der Stromrechnungen für Privathaushalte wie Unterneh- men. c) Hersteller, Projektentwickler, Investoren und nicht zuletzt das Handwerk benötigen langfristige Planungs- sicherheit und stabile Rahmenbedingungen. Außer- planmäßige Zusatzdegressionen irritieren den Markt, indem sie ihn entweder unnötig anheizen oder zum Er- liegen bringen. Nachhaltiges Wachstum setzt daher eine Absenkung der Vergütungssätze in planbaren Schritten voraus. d) Im EEG-2012 ist eine eigenständige Vergütungs- stufe für gebäudeintegrierte Photovoltaik und Hybrid- kollektoren (gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme) einzuführen. Dies macht Solarenergie zu ei- nem integralen Bestandteil der Architektur, stärkt die innovationsstarke heimische Solarbranche und ist ein entscheidender Beitrag zur Umsetzung des „nearly zero emission Building“, dem in der EU-Gebäudeeffi- zienzrichtlinie ab 2020 EU-weit geltenden Energie- standard. e) Das Grünstromprivileg nach § 37 EEG muss als In- strument zur Direktvermarktung von EEG-Strom er- halten bleiben. Ziel der Weiterentwicklung muss es sein, die Direktvermarktung und damit die Systemin- tegration von Erneuerbaren Energien voranzutreiben bei gleichzeitiger Begrenzung der EEG-Umlage. 6. Der Bundesrat bedauert, dass die Förderung der er- neuerbaren Wärmeenergie, insbesondere nach dem Marktanreizprogramm, auch weiterhin einem „Stop – d (C (D and Go“ unterworfen ist. Für das Marktanreizpro- gramm ist eine deutliche Erhöhung der Haushaltsan- sätze notwendig, damit die notwendige Planungssi- cherheit für Investitionen gewährleistet ist. Das Marktanreizprogramm ist ein unverzichtbares Förder- instrument zum Ausbau Erneuerbarer Energien bei der Wärmversorgung. Es leistet auch eine wichtige Unterstützung für kommunale Investitionen in eine Wärmeversorgung mit Erneuerbaren Energien. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, für eine ausreichende Finanzausstattung des CO2-Gebäudesa- nierungsprogramms der KfW zu sorgen und die Mit- telausstattung gegenüber den bisherigen Haushaltsan- sätzen deutlich aufzustocken. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, das KfW-CO2-Gebäudesanierungs- programm zumindest mit dem in 2009 zur Verfügung stehenden Finanzvolumen fortzuführen. Das Programm soll gezielt auch den Kommunen zugutekommen, damit sie ihrer Vorbildfunktion nach dem Europarechtsanpas- sungsgesetz Erneuerbare Energien gerecht werden kön- nen. Erstes Gesetz zur Änderung des Berufskraftfah- rer-Qualifikations-Gesetzes Der Bundesrat hat ferner beschlossen, zu dem Gesetz ie nachstehende Entschließung zu fassen: 1. Die Bundesregierung wird gebeten, bei der nächs- ten Änderung des Berufskraftfahrer-Qualifikations- Gesetzes (BKrFQG) nichtgewerbliche Beförderungen von Personen und Gütern, die keinen privaten Zwe- cken dienen, in den Anwendungsbereich des Gesetzes aufzunehmen. Dies ist EU-rechtlich durch Artikel 2 Buchstabe f der Richtlinie 2003/59/EG vom 15. Juli 2003 über die Grundqualifikation und Weiterbildung der Fahrer bestimmter Kraftfahrzeuge für den Güter- und Personenkraftverkehr so vorgeschrieben. Die Ein- beziehung in den Anwendungsbereich müsste – wie es im Gesetzentwurf der Bundesregierung vorgesehen war – in § 1 Absatz 1 BKrFQG erfolgen. Denn allein durch die im parlamentarischen Verfahren eingefügte Ausnahmeregelung in § 1 Absatz 2 Nummer 7 BKrFQG für nicht gewerbliche Beförderung von Per- sonen oder Gütern zu privaten Zwecken werden die nichtgewerblichen Beförderungen von Personen und Gütern, die keinen privaten Zwecken dienen, nicht in den Anwendungsbereich des BKrFQG einbezogen. Vielmehr läuft diese Ausnahmeregelung ins Leere, da nichtgewerbliche Fahrten gemäß § 1 Absatz 1 BKrFQG und auch nach dem vorliegenden Gesetzesbeschluss generell nicht vom Anwendungsbereich des BKrFQG erfasst werden. 2. Des Weiteren wird die Bundesregierung um Prüfung gebeten, ob die im parlamentarischen Verfahren in § 7 Absatz 4 BKrFQG neu eingefügten Sätze 6 und 7 bei der nächsten Änderung des BKrFQG wieder aufgeho- ben oder geändert werden sollten. Denn diese Neure- gelung erstreckt die Zuständigkeit der Industrie- und Handelskammern auch auf die Überwachung von Aus- bildungsbetrieben, die nicht im Zuständigkeitsbereich der Industrie- und Handelskammern liegen. Dies be- trifft z. B. die Überwachung von Handwerksbetrieben, 11550 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 100. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. März 2011 (A) ) )(B) die die Berufsausbildung zum Berufskraftfahrer anbie- ten, oder der Stadtwerke, die Fachkräfte im Fahrbe- trieb ausbilden, aber keine Mitglieder der Industrie- und Handelskammern sind. Statt einer generellen Zuständigkeit der Industrie- und Handelskammern für die Überwachung der Tätigkeit der Ausbildungsstätten wäre es daher sachgerecht, eine Zuständigkeit der je- weils nach dem Berufsbildungsgesetz für die Berufs- bildung in nichthandwerklichen Berufen zuständigen Stelle festzulegen. – Gesetz zu dem Stabilisierung- und Assoziationsab- kommen vom 29. April 2008 zwischen den Europäi- schen Gemeinschaften und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Republik Serbien andererseits Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Mehr Netto für Geringver- dienende auf Drucksache 17/896 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über Maßnahmen zur Umsetzung der Sicherheitsresolution 1325 „Frauen, Frieden und Sicherheit“ – Drucksachen 17/4152, 174499 Nr. 1.5 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2010 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 11 10 Titel 632 01 – Leistungen nach dem Bundesversorgungsgesetz auf Grund des Ge- setzes über die Entschädigung für Opfer von Gewaltta- ten – bis zur Höhe von 4 Mio. Euro – Drucksachen 17/4384, 17/4499 Nr. 1.10 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2010 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 17 10 Titel 681 13 – Kinderzu- schlag für Anspruchsberechtigte nach § 6a des Bundes- kindergeldgesetzes – bis zur Höhe von 27 Mio. Euro – Drucksachen 17/4388, 17/4499 Nr. 1.11 – Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Dritter Bericht über die Substitution risikoreicher durch risikoärmere Biozid-Wirkstoffe und Biozid-Pro- dukte, über den aktuellen Sachstand zur Umsetzung der Biozid-Richtlinie und des Überprüfungsprogram- m d tu (C (D mes der Altwirkstoffe sowie der aktuellen Entwicklun- gen auf EU-Ebene – Drucksachen 16/12253, 17/790 Nr. 1.34 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Zweiter Bodenschutzbericht der Bundesregierung – Drucksachen 16/12658, 17/790 Nr. 1.36 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung im Jahr 2008 – Drucksachen 17/770, 17/1109 Nr. 1.2 – Ausschuss für Kultur und Medien – Unterrichtung durch die Deutsche Welle Zweite Fortschreibung der Aufgabenplanung der Deut- schen Welle 2007 bis 2010 mit Perspektiven für 2010 bis 2013 und Zwischenevaluation 2008 – Drucksachen 16/11836, 17/790 Nr. 1.48 – – Unterrichtung durch die Deutsche Welle Evaluationsbericht 2010 der Deutschen Welle – Drucksachen 17/1290, 17/1644 Nr. 1.1 – – Unterrichtung durch die Deutsche Welle Entwurf der Aufgabenplanung 2010 bis 2013 der Deut- schen Welle hier: Stellungnahme der Bundesregierung – Drucksachen 17/1289, 17/4521, 17/4742 Nr. 1.6 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- okumente zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ng abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/4509 Nr. A.5 EuB-EP 2102; P7_TA-PROV(2010)0439 Drucksache 17/4598 Nr. A.1 EuB-EP 2113; P7_TA-PROV(2011)0482 Drucksache 17/4598 Nr. A.3 EuB-EP 2119; P7_TA-PROV(2011)0492 Drucksache 17/4598 Nr. A.4 Ratsdokument 18041/10 Drucksache 17/4927 Nr. A.1 EuB-BReg 137/2011 Drucksache 17/4927 Nr. A.2 EuB-BReg 139/2011 Drucksache 17/4927 Nr. A.5 EuB-EP 2134; P7_TA-PROV(2011)0020 Drucksache 17/4927 Nr. A.6 Ratsdokument 5667/11 Innenausschuss Drucksache 17/4598 Nr. A.6 Ratsdokument 18135/10 Drucksache 17/4598 Nr. A.7 Ratsdokument 18150/10 Rechtsausschuss Drucksache 17/4338 Nr. A.6 Ratsdokument 16803/10 Drucksache 17/4509 Nr. A.9 EuB-EP 2097; P7_TA-PROV(2010)0432 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 100. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. März 2011 11551 (A) (C) (D)(B) Finanzausschuss Drucksache 17/4927 Nr. A.13 Ratsdokument 5845/11 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/4768 Nr. A.11 Ratsdokument 5084/11 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/790 Nr. 1.28 EuB-EP 1901; P6_TA-PROV(2009)0119 Drucksache 17/790 Nr. 1.30 Ratsdokument 11841/08 Drucksache 17/790 Nr. 1.31 Ratsdokument 11851/08 Drucksache 17/790 Nr. 1.32 Ratsdokument 11857/1/08 REV 1 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/136 Nr. A.97 Ratsdokument 12453/09 Drucksache 17/790 Nr. 1.38 Ratsdokument 16537/08 Drucksache 17/1492 Nr. A.33 Ratsdokument 7790/10 Drucksache 17/2994 Nr. A.53 Ratsdokument 12848/10 Drucksache 17/3791 Nr. A.16 Ratsdokument 14869/10 Drucksache 17/3955 Nr. A.15 Ratsdokument 15453/10 Drucksache 17/3955 Nr. A.16 Ratsdokument 15510/10 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/4338 Nr. A.20 Ratsdokument 16263/10 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 17/136 Nr. A.110 Ratsdokument 11910/09 Drucksache 17/136 Nr. A.115 Ratsdokument 14474/09 Drucksache 17/4116 Nr. A.10 Ratsdokument 15936/10 Drucksache 17/4338 Nr. A.25 Ratsdokument 16392/10 Drucksache 17/4338 Nr. A.26 Ratsdokument 17620/10 100. Sitzung Berlin, Freitag, den 25. März 2011 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710000000

Die Sitzung ist eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich begrüße Sie
herzlich zur 100. Plenarsitzung des Deutschen Bundesta-
ges in der laufenden Legislaturperiode.


(Beifall – Zuruf der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


– Frau Künast, das ist die natürliche Erklärung für die
überraschende Kostümierung einzelner Mitglieder ande-
rer Fraktionen. Das trägt dem besonderen Anlass Rech-
nung.

Ich rufe den Zusatzpunkt 12 auf:

– Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)


Beteiligung deutscher Streitkräfte am Einsatz
von NATO-AWACS im Rahmen der Interna-
tionalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Af-

(International Security Assistance Force, ISAF)

Grundlage der Resolution 1386 (2001) und fol-
gender Resolutionen, zuletzt Resolution 1943

(2010) vom 13. Oktober 2010 des Sicherheits-


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Redet
rates der Vereinten Nationen

– Drucksachen 17/5190, 17/5251 (neu)

Berichterstattung:
Abgeordnete Philipp Mißfelder
Dr. Rolf Mützenich
Dr. Rainer Stinner
Wolfgang Gehrcke
Kerstin Müller (Köln)


– Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 17/5252 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Herbert Frankenhauser
Klaus Brandner
Dr. h. c. Jürgen Koppelin

(C (D ung 25. März 2011 1 Uhr Michael Leutert Sven-Christian Kindler Wir werden über die Beschlussempfehlung nach Abchluss der Debatte namentlich abstimmen. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Dazu höre ich einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort der ollegin Elke Hoff für die FDP-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! iebe Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Hern! Wir werden heute über eine weitere Teilnahme deut cher Soldatinnen und Soldaten an einem NATO-Einsatz bstimmen. Ich möchte mir an dieser Stelle eine sehr persönliche emerkung erlauben, gerade vor dem Hintergrund der iskussion der letzten Tage. Über eine mögliche Teilahme deutscher Soldatinnen und Soldaten in Libyen hat s eine heftige Diskussion gegeben. Ich bin der Meinung, ass man auch über das Vorgehen der Bundesregierung nterschiedlicher Auffassung sein kann. Man kann zu un ext terschiedlichen politischen Bewertungen kommen. Das geht quer durch die Fraktionen. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, bei Ihnen auch?)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1710000100

Ich finde, das ist ein Zeichen für eine gesunde demokra-
tische Auseinandersetzung.

Was mich persönlich in den letzten Tagen aber sehr
befremdet hat, sind Äußerungen von Mitgliedern dieses
Hauses und von Kommentatoren,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir fremdeln auch!)

ndnistreue unseres Landes in Zweifel ge-
t.
Gernot Erler [SPD]: Wer ist denn

schuld daran?)
in denen die Bü
zogen worden is


(Dr. h. c. Elke Hoff )





(A) )

Angesichts der Tatsache, dass über 20 000 Soldatinnen
und Soldaten Jahr für Jahr in europäischen Missionen
und in NATO-Missionen einen zum Teil lebensgefährli-
chen Dienst leisten, angesichts der Tatsache, dass
Deutschland im RC North in Afghanistan das Kom-
mando führt, und angesichts der Tatsache, dass wir auf
dem Balkan seit vielen Jahren und Jahrzehnten einen
hervorragenden Dienst tun, möchte ich persönlich diesen
Vorwurf mit aller Entschiedenheit zurückweisen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Sigmar Gabriel [SPD]: Jetzt sind aber alle überrascht! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Diese Rede müssen Sie vor den UN halten! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Würde sie auch machen, wenn sie es könnte! – Gegenruf der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da wird sie gar nicht eingeladen!)


– Frau Künast, es wäre schön, wenn Sie innerhalb Ihrer
Fraktion bei der Frage, welche Position Bündnis 90/Die
Grünen einnimmt, für Klarheit sorgen würden.


(Beifall bei der FDP – Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben doch gerade gesagt, dass es quer durch alle Fraktionen geht!)


Heute reden wir über die Teilnahme deutscher Solda-
tinnen und Soldaten am AWACS-Einsatz. Der Bundes-
minister der Verteidigung hat in der ersten Lesung die
Ziele dieses gemeinsamen Einsatzes sehr gut, sogar aus-
gezeichnet beschrieben.

Insbesondere für die Sicherheit des Luftraums über
Afghanistan, aber auch für die Sicherheit unserer Solda-
tinnen und Soldaten auf dem Boden ist AWACS eine
wichtige Fähigkeit der NATO. Wir beteiligen uns seit
vielen Jahren daran. Wir sind Host Nation für AWACS
in Geilenkirchen. Insofern darf ich auch im Namen mei-
ner Fraktion um eine breitere Unterstützung bitten. Ich
glaube, dass wir hier einen wichtigen Beitrag zur Entlas-
tung des Bündnisses in Afghanistan leisten.

Vor dem Hintergrund, dass wir heute über ein geson-
dertes Mandat entscheiden, möchte ich an dieser Stelle
doch noch einen Gedanken in die Diskussion bringen,
wenn wir Ende des Jahres über eine Verlängerung dieses
Mandats und des ISAF-Mandats reden. Da wir gemein-
sam das Ziel teilen, im Jahr 2014 die komplette Über-
gabe der Verantwortung an die afghanischen Sicherheits-
kräfte anzupeilen, sollten wir auch darüber nachdenken,
ob wir die beiden Mandate sinnvollerweise im nächsten
Jahr zusammenführen.

Wir als FDP-Fraktion werden uns an der Abstimmung
positiv beteiligen. Wir haben einen breiten Konsens in
der Fraktion. Das hatten wir bereits bei der ersten Ab-
stimmung über AWACS ins Bild gesetzt.

Der Minister hat noch einmal versichert, dass wir mit
Blick auf die Soldaten, die jetzt an dieser schwierigen
Mission teilnehmen, darüber nachdenken müssen, ob die
langen Anreisewege für unsere Soldaten – über acht
Stunden – dazu führen, dass eine zu große Belastung er-

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(C (D lgt. Wir sollten die Möglichkeit einer dauerhaften Staonierung in Masar-i-Scharif für die Dauer des Einsates erwägen. Ich darf Sie herzlich bitten, diesem Einsatz eine breite ustimmung in diesem Hause zu erteilen und damit zu eweisen, dass wir hinter dem wichtigen und gefährlihen Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan stehen. Vielen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Dr. Frank-Walter teinmeier für die SPD-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren Kollegen! Wir entscheiden heute über das WACS-Mandat für Afghanistan. Jedenfalls aus meiner icht hat es der Verlässlichkeit der deutschen Politik in er Vergangenheit ganz gut getan, dass solche Entscheiungen von einer breiten Mehrheit hier im Hause getraen wurden. Diejenigen, die in Afghanistan als Soldaten der als zivile Helfer ihren Dienst tun, dürfen das jedenlls erwarten. Die SPD – das haben Sie in den letzten Monaten erhren – hat sich auch in ihrer Rolle in der Opposition icht aus der Verantwortung gestohlen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710000200

(Beifall bei der SPD)

Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD):
Rede ID: ID1710000300

Aber auch das sei ganz am Anfang meiner Rede in
ichtung der Regierungsfraktionen gesagt: Diese Regie-
ng unternimmt alles, um auch diese gute Tradition in

er Außenpolitik zu gefährden. Man muss entweder auf
er einen Seite verwegen oder auf der anderen Seite pa-
isch sein, um drei Tage vor wichtigen Landtagswahlen
ie Zieten aus dem Busch zu kommen und einen sol-

hen Gegenstand in die Tagesordnung des Bundestages
u pressen.


(Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Es geht aber nicht um Wahlen!)


Ich sage ganz ehrlich an Ihre Adresse: Viele von uns
atten den Eindruck, dass Sie im Grunde genommen gar
icht nach einer breiten parlamentarischen Mehrheit su-
hen, sondern dass Sie eine Ablehnung provozieren
ollten. Meine Meinung ist anders: So viel Strategie
aue ich Ihnen in diesen Tagen gar nicht zu.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Aber es ist mir in der Tat ernster. Es geht mir gar nicht
m die Provokation von Konflikten mit der Opposition.
enn mir fällt in den letzten Monaten nicht nur bei der
iskussion in diesem Hause auf: Es geht eigentlich um

twas, was schlimmer ist. Es geht um die seit Monaten
mer wieder deutlich werdende Missachtung des Parla-





Dr. Frank-Walter Steinmeier


(A) )


)(B)

ments. Heute werden wir einmal mehr gezwungen, weit-
reichende Entscheidungen in einem für das Parlament,
finde ich, völlig unwürdigen Schweinsgalopp über die
Bühne zu bringen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Das Ganze scheint mittlerweile System zu haben. Das
fällt nicht nur uns auf. Wenn Sie – das sage ich an die
Damen und Herren der Regierung gerichtet – schon
nicht auf uns hören, dann hören Sie zumindest auf den
Bundestagspräsidenten. Er hat es Ihnen in der vorver-
gangenen Woche einmal mehr ins Stammbuch geschrie-
ben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenige Beispiele. Beim Euro-Rettungsschirm hat die
Bundesregierung jede Auskunft, die wir verlangt haben,
so lange verweigert, bis die wesentlichen Entscheidun-
gen in Brüssel eingetütet waren. Bei der Wehrpflicht
– sie hatte eine ausgezeichnete Tradition in dieser Repu-
blik – waren sich die großen Parteien über lange Zeit ei-
nig. Nun wird die gesetzliche Verankerung der Grundla-
gen der Bundeswehr mit einem politischen Ukas auf
einmal ausgesetzt. Die gerade erst per Gesetz verlänger-
ten Laufzeiten der Kernkraftwerke werden mit politi-
schem Beschluss ohne Beteiligung des Parlamentes ein-
fach so zurückgenommen.

Heute legen Sie auf die Schnelle einen Antrag zur Be-
teiligung an einem AWACS-Einsatz vor, nicht weil die
Lage in Afghanistan das erfordert, nicht weil die Bedro-
hungslage in Deutschland über Nacht eine andere ge-
worden wäre, nicht weil die NATO-Anforderung in den
letzten Tagen dringlicher geworden wäre, sondern weil
der Bundesregierung das Wasser bündnispolitisch bis
zum Hals steht. Darum geht es und um nichts anderes.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das wissen nicht nur die, die jetzt Beifall geklatscht
haben; die Kolleginnen und Kollegen aus den Regie-
rungsfraktionen reden genauso darüber. Ich weiß, dass es
Ihnen genauso wie uns auf die Nerven geht, dass ohne
begründeten Ausnahmefall mit dauerndem, sich immer
wiederholendem unzulässigem Druck auf die Beratungs-
möglichkeiten hier in diesem Hohen Hause eingewirkt
wird. Das geht allen auf die Nerven. Es geht nicht nur
auf die Nerven, sondern rüttelt auch an den Grundsätzen
der parlamentarischen Demokratie.


(Beifall der Abg. Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich darf an die Adresse der Regierung sagen: Die Re-
gierung kann sich nicht beschweren, hier im Parlament
würde das Verständnis für notwendige und zeitgerechte
Entscheidungen fehlen. Aber der Umgang der Regierung
mit dem Parlament wird mehr und mehr eine Frage der
Selbstachtung. Auch das muss am Anfang dieser De-
batte gesagt werden.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Aus meiner Sicht hat die Geringschätzung parlamen-
rischer Gepflogenheiten, Usancen und Verfahren in der
rage der AWACS einen ganz einfachen Grund. Der
rund heißt nicht Afghanistan, der Grund heißt Libyen.
h werfe Ihnen nicht vor, dass Sie in den Regierungs-
aktionen über die Wertung eines Militäreinsatzes nach-
enken, gegebenenfalls auch streiten. Das tun auch wir;
h verschweige das nicht. Aber Sie sind in der Regie-
ng. Sie konnten sich zwischen Friedensfürst auf der ei-

en Seite und Bündnistreue auf der anderen Seite nicht
ntscheiden. Sie haben es fahrlässig zu dieser engen Al-
rnative kommen lassen. Nachdem Fehler gemacht
orden sind, nachdem Wunden geschlagen worden sind,
ird das Parlament jetzt über Nacht zur Wundheilung
erdonnert und soll die Trostpflaster für die Verbündeten
leben. Das ist unsere Aufgabe in dieser Stunde.


(Beifall bei der SPD)


Jetzt auf einmal werden wir als Parlament gebraucht,
eil die Bündnistreue der Deutschen in Zweifel steht,
nd das drei Tage vor wichtigen Wahlen. Herr
esterwelle – Sie haben eben etwas kritisch dazwi-

chengemurmelt –, ich kann mich, vielleicht besser als
der andere hier in diesem Hause, an manchen hämi-

chen, manchen unverschämten Kommentar aus dem
ahre 2003 erinnern, zum Beispiel „Ruin der transatlan-
schen Beziehungen“. Frau Merkel gab damals den Hin-
eis Richtung USA, dass der Bundeskanzler nicht für

lle Deutschen sprechen könne. Das vergesse ich zwar
icht, aber es beeinflusst auch nicht mein Abstimmungs-
erhalten; das will ich Ihnen sagen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ürde ich es danach ausrichten, wäre das nicht die Ver-
ntwortung, wie ich sie und wie ich sie auch für die
PD-Fraktion verstehe. Glaubwürdigkeit – das ist meine
berzeugung – haben wir als Deutsche nur, wenn wir in
en langen Linien denken, an denen wir uns orientieren.

Trotz der ganzen Chaotisiererei in den letzten Tagen
ssen wir uns nicht auf einen Pfad führen, der die Ent-

cheidung von wechselnden innenpolitischen Stimmun-
en abhängig macht. Mit einer solchen Politik – das ist
eine Überzeugung – gewinnt man kein Vertrauen.
enn man das Vertrauen kurzfristig zerstört – das haben
ir in den letzten Tagen bei Herrn Brüderle in Fragen
er Energiepolitik gemerkt – und wenn ein Minister die-
er Bundesregierung gegenüber den Verbänden mal eben
rklärt, dass man das mit den Lehren, die aus der Reak-
rkatastrophe gezogen werden sollen, nicht so ernst

ehmen soll, dann hat man dieses Vertrauen nicht ver-
ient. Ich glaube, das werden Sie am Sonntag spüren.


(Beifall bei der SPD)


Heute geht es um Afghanistan, und es geht um grund-
ätzliche Prinzipien, nämlich Verlässlichkeit, Verantwor-
ng und Gradlinigkeit. Wir haben uns in der Vergangen-

eit nicht populistisch vom Acker gemacht. Auch wenn





Dr. Frank-Walter Steinmeier


(A) )


)(B)

es heute aufgrund dieser Vorwahlsituation verlockend
wäre, auf Konfrontation zur Regierung zu gehen, gebe
jedenfalls ich dieser Versuchung nicht nach, weil ich da-
von überzeugt bin, dass der Einsatz, über den wir reden,
vernünftig ist. Wer sich in der Vergangenheit darauf vor-
bereitet hat, der weiß: Die Entscheidung darüber wäre in
wenigen Monaten ohnehin auf uns, auf dieses Parlament
zugekommen, nämlich dann, wenn die dreimonatige
Phase endet, in der AWACS in Afghanistan ohne deut-
sche Beteiligung läuft.

Ich sage: Auch wenn die Bundesregierung schlingern
mag, kommen jedenfalls wir nach nüchterner Erwägung
zu der Auffassung, dass wir diesem Einsatz mehrheitlich
zustimmen können und dass wir ihn mittragen werden.
Wir werden nicht etwas ablehnen, dem wir 2009 zuge-
stimmt haben, und nicht etwas ablehnen, dem wir in
zwei Monaten zugestimmt hätten. Das wäre keine Poli-
tik der Gradlinigkeit. Wir wollen sie. Daran, ob sie die
Regierung will, habe ich allerdings meine Zweifel.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Darum unterstützen wir diesen Einsatz.

Mein letzter Satz. Herr Westerwelle und meine Da-
men und Herren der Regierung, klar muss auch sein:
Wenn die Bundesregierung jetzt mit diesem Mandat und
der Entsendung von Soldaten für den Einsatz von
AWACS nah an die Gesamtobergrenze für das Einsatz-
kontingent in Afghanistan heranrückt, dann wird sie das
nicht von der Zusage entbinden, noch in diesem Jahr
substanzielle erste Schritte beim Rückzug aus Afghanis-
tan einzuleiten. Es bleibt dabei: Davon, ob das gelingt,
wird unsere weitere Unterstützung für das deutsche
Afghanistan-Mandat abhängen.

Herzlichen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710000400

Ernst-Reinhard Beck ist der nächste Redner für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Ernst-Reinhard Beck (CDU):
Rede ID: ID1710000500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und

Kollegen! Das vorliegende Mandat zur Beteiligung der
Bundeswehr am Einsatz von NATO-AWACS – ausge-
sprochen: Airborne Warning and Control System –, also
Luftüberwachung und Kontrollsysteme, ist wichtig, rich-
tig und zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch notwendig.
AWACS-Operationen stehen beispielhaft für die inte-
grierte Verteidigung der Allianz. Unsere Entscheidung
für diesen Einsatz ist auch ein Stück gelebte Bündnis-
solidarität.

Wir unterstützen den konzeptionellen Ansatz der in-
ternationalen Staatengemeinschaft, die afghanische Re-
gierung alsbald zur eigenständigen Wahrnehmung ihrer
Sicherheitsverantwortung zu befähigen. Erst am Diens-
tag hat Präsident Karzai verkündet, dass Provinzen und
Städte in die Sicherheitsverantwortung der afghanischen

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(C (D icherheitskräfte übergeben werden sollen und auch bergeben wurden. Leider ist diese Meldung in der meialen Berichterstattung fast untergegangen. Dabei hanelt es sich um einen Meilenstein für die Entwicklung es Landes. Zum ersten Mal in der zehnjährigen Gechichte unseres Einsatzes werden afghanische Behören selbst die Sicherheit in Teilen ihres Landes verantorten, darunter übrigens auch in Masar-i-Scharif, im eutschen Zuständigkeitsbereich im Norden. Dies timmt mich hoffnungsfroh. Die Unterstützung bei der Luftraumüberwachung, die ir mit AWACS zu leisten bereit sind, stärkt das Kon ept der Übergabe der Sicherheitsverantwortung und ägt erheblich zur Sicherheit des zivilen Luftverkehrs ei. Mit der Entflechtung des zivilen und militärischen lugverkehrs sind die afghanischen Behörden derzeit och überfordert. Diesen Zustand zu überbrücken und efährliche Situationen zu verhindern, das kann AWACS isten. Parallel setzen wir uns dafür ein, dass eigene fghanische Luftraumüberwachungskapazitäten aufgeaut werden. Das wird aber noch eine gewisse Zeit in nspruch nehmen. Mit der heutigen Entscheidung kommen wir nur einer ebatte zuvor – Herr Kollege Steinmeier, Sie haben dauf hingewiesen –, die ohnehin in wenigen Tagen ange tanden hätte. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Obwohl Sie das schon im Januar wussten!)


itte April läuft die 90-Tage-Frist aus, in der AWACS
hne deutsche Beteiligung eingesetzt wird. Dass dies
ein Dauerzustand bleiben würde, war und ist uns allen
lar. Klar ist, dass AWACS ohne deutsches Personal
icht dauerhaft eingesetzt werden kann.

Als Anfang Januar dieses Jahres die Anfrage an die
undesregierung gerichtet wurde, die AWACS-Flüge zu
nterstützen, haben wir aus mehreren, wie ich meine,
achvollziehbaren Gründen zunächst Nein gesagt. Zum
inen waren unsere Partner in der Lage, den Auftrag
uch ohne deutsche Unterstützung mit nationalen Mit-
ln durchzuführen. Zum anderen wollten wir unsere Ka-
azitäten auf die Ausbildung der afghanischen Sicher-
eitskräfte am Boden konzentrieren.

Zumindest das erstgenannte Argument hat sich geän-
ert. Unsere Verbündeten können durch unsere Soldatin-
en und Soldaten in den AWACS-Maschinen entlastet
erden, um ihre Kräfte an anderer Stelle, nämlich in Li-
yen, einsetzen zu können. Diese Art von Burden Sha-
ng ist, wie ich meine, übliche Praxis unter Verbünde-
n. Das Mandat ist so konzipiert, dass wir innerhalb der
estehenden Obergrenze von 5 350 Soldaten für ISAF
en Auftrag erfüllen können. Ich begrüße dies ausdrück-
ch, zeigt es doch, dass es klug war, diese Flexibilität in
as ISAF-Mandat einzubauen.

Den Vorwurf, es handele sich um ein Ablenkungsma-
över oder um eine Befriedigung des schlechten Gewis-
ens gegenüber unseren Partnern, weise ich mit Nach-
ruck zurück.





Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen)



(A) )


)(B)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich glaube, dass wir diese Art von Nachhilfeunterricht in
Sachen Bündnissolidarität wirklich nicht nötig haben.

Es gibt keinen Grund, unsere Beteiligung an AWACS
zu kritisieren. Ich freue mich deshalb, dass die SPD jen-
seits aller der Oppositionsrolle geschuldeten Gefechts-
feldlyrik ihre Zustimmung zu diesem Mandat heute be-
kundet hat. Ich würde mich freuen, wenn sich auch
andere Fraktionen in diesem Hohen Hause der Vorlage
und diesem Vorgehen anschließen könnten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Oftmals wird in diesen Tagen eine Verbindung zwi-
schen dem AWACS-Einsatz in Afghanistan und der
Operation gegen Libyen konstruiert. Dieses Junktim, so
meine ich, führt in die Irre. Die Eskalation in Libyen be-
wegt uns alle. Wenn ein Diktator Krieg gegen sein eige-
nes Volk führt, kann dies niemanden kaltlassen. Die
Position der Bundesregierung zu Libyen war immer klar:
wirtschaftlicher und diplomatischer Druck ja, militäri-
sches Eingreifen nein. Diese souveräne Entscheidung
steht jedem NATO-Mitglied zu, damit auch uns.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Es ist, meine ich, übrigens gelebte Praxis in der
Allianz, dass nicht immer alle Staaten an der Umsetzung
militärischer Maßnahmen teilnehmen müssen. Von ei-
nem deutschen Sonderweg oder von einer Isolierung
Deutschlands zu sprechen, halte ich deshalb für verfehlt.

Die Forderungen für ein energisches militärisches
Eingreifen kommen dabei gerade oft von jenen, die sich
ansonsten nicht gerade durch ein besonderes Interesse an
der Bundeswehr auszeichnen. Ich frage diejenigen, die
am lautesten nach deutschen Kampfflugzeugen rufen:
Wenn es 2003 aus deutscher Sicht falsch war, Saddam
Hussein aus dem Amt zu bomben, warum soll ein deut-
scher Einsatz dann in Libyen richtig sein? Haben wir da-
raus nichts gelernt?

Der Dissens in der NATO und Bedenken in vielen
Ländern der Welt zeigen doch, dass ein politisches Kon-
zept fehlt, was nach den Luftschlägen folgen soll. Wir
waren uns immer darin einig, dass militärische Einsätze
nur im Rahmen politischer Konzepte sinnvoll und richtig
sind. Die Devise „fangen wir erst einmal an“ überzeugt
mich ebenso wenig wie offenkundig die Bundesregie-
rung.

Umso wichtiger ist es, dass wir unseren Beitrag dort
einbringen, wo wir es für richtig halten und wo es nach
meiner Einschätzung auch Sinn macht. Genau das tun
wir mit dem AWACS-Einsatz in Afghanistan. Das Signal
ist klar: Deutschland ist und bleibt ein verlässlicher, star-
ker Bündnispartner. Wir engagieren uns in einer Vielzahl
von Einsätzen, von Afghanistan über den Balkan bis
zum Horn von Afrika. Aber wir müssen nicht, Automa-
tismen folgend, überall militärisch beteiligt sein. Man
muss uns die Souveränität der eigenen Entscheidung
schon zubilligen, wenn man es auch anderen Staaten zu-

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(C (D esteht. Dies ist in einem Bündnis souveräner Staaten elbstverständlich. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


In diesem Sinne bitte ich Sie um eine breite Zustim-
ung zu einem Einsatz, der unsere Fähigkeiten zur Gel-
ng bringt und die Entwicklung in Afghanistan weiter

tabilisiert. Das ist im Übrigen auch ein Zeichen für un-
ere Solidarität im Bündnis.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710000600

Jan van Aken ist der nächste Redner für die Fraktion

ie Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710000700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Manch-

al glaube ich wirklich, ich bin hier im falschen Film.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das glaube ich auch! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das geht mir immer so, wenn einer von der Linken redet! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hier läuft gar kein Film!)


Es soll darüber abgestimmt werden, dass nochmal
00 deutsche Soldaten nach Afghanistan geschickt wer-
en. Es wird gleich hier darüber entschieden, dass der
fghanistan-Einsatz weiter verschärft wird,


(Elke Hoff [FDP]: Mit AWACS?)


nd Sie streiten sich hier wie die Kesselflicker um die
rage, ob das nun in einer Woche oder in zwei Wochen
ntschieden werden soll. Sie werfen sich hier Wahl-
ampf vor und reden von Gradlinigkeit und Bündnis-
eue. Aber keiner von Ihnen redet davon, worum es
eht: Es geht hier um Krieg, um die Ausweitung des
rieges in Afghanistan, und den finden wir falsch.


(Beifall bei der LINKEN – Elke Hoff [FDP]: Blödsinn!)


Herr Westerwelle hat sich vor zwei Tagen hier sogar
azu hinreißen lassen zu sagen, der Einsatz der AWACS-
lugzeuge in Afghanistan dient auch der Sicherung der
ivilen Luftfahrtwege nach Südostasien. Das ist doch
ompletter Blödsinn. Es geht nicht darum, dass die Luft-
ansa-Maschine von Frankfurt sicher in Hongkong an-
ommt. Das tut sie seit zehn Jahren, während der Krieg
ort läuft.

Es geht doch einzig und allein um eine Ausweitung
es Krieges. Das steht ja auch schwarz auf weiß in dem
ntrag der Bundesregierung drin. Da steht nämlich drin,
ass die Daten aus den AWACS-Aufklärungsmaschinen
n die militärischen Flugzeuge und Hubschrauber in
fghanistan weitergegeben werden. Das benutzen sie
icht nur, um von A nach B zu fliegen, sondern das be-





Jan van Aken


(A) )


)
nutzen sie natürlich auch, um ihre Bombenangriffe, ihre
Fliegerangriffe gezielter zu koordinieren.

Was diese Bombenangriffe heißen, das wissen wir
hier in Deutschland spätestens seit Kunduz.


(Zuruf von der CDU/CSU: Volksverhetzung!)


Das wissen wir seit anderthalb Jahren, als damals
über 100 unschuldige Zivilistinnen und Zivilisten durch
einen Bombenangriff getötet worden sind. Jetzt glaube
niemand, das sei ein Einzelfall. Darüber wird hier in
Deutschland kaum noch berichtet. Aber solche Bomben-
angriffe finden regelmäßig statt, mit vielen, vielen zivi-
len Toten.

Gerade erst vor drei Wochen wurden ganz im Osten
von Afghanistan, in der Provinz Kunar, neun Kinder
beim Holzsammeln durch einen Bombenangriff getötet.
Das passiert natürlich bei Luftangriffen besonders häu-
fig. Ich selber habe damals die Videos gesehen, die aus
den Flugzeugen heraus aufgenommen worden sind. Da
sieht man nur kleine schwarze Punkte, die da unten he-
rumlaufen. Da kann kein Pilot sagen, ob das nun Taliban
oder kleine Kinder beim Holzsammeln sind. Es gibt ge-
rade bei Luftangriffen besonders viele Tote. Das ändert
sich auch mit den AWACS-Aufklärungsflugzeugen
nicht. Dadurch kriegen Sie keine besseren Bilder. Da-
durch kriegen Sie aber eine größere Dichte an solchen
Bombenangriffen. Das wird sich ausweiten, und das fin-
den wir falsch.


(Beifall bei der LINKEN)


Ein zweites Beispiel. Mitte Februar sind, wiederum in
der Provinz Kunar, 65 Zivilistinnen und Zivilisten bei ei-
nem Bombenangriff getötet worden. Die Dorfbewohner
waren geflüchtet, als sie das Dröhnen der Flugzeuge und
der Hubschrauber hörten, und haben sich in einem Un-
terstand versammelt. Dort sind sie mit Raketen- und
Bombenabwürfen gezielt getötet worden. Das passiert
regelmäßig in Afghanistan und hat dazu geführt – hier
müssen Sie jetzt einmal zuhören –, dass Präsident Karzai
vor zwei Wochen, am 12. März 2011, vor NATO-Offi-
zieren gesagt hat: Ich bitte die NATO und die USA in al-
ler Demut darum, ihre Operationen in unserem Land zu
beenden.

Herr Steinmeier, ich frage Sie jetzt einmal: Wissen
Sie, dass Herr Karzai, Ihr Bündnispartner Karzai, vor
zwei Wochen gesagt hat, diese Operationen müssten be-
endet werden? Wenn Sie es wissen: Wie können Sie
dann jetzt, zwei Wochen später, zustimmen, dass diese
Operationen ausgeweitet werden? Das ist unlogisch. Sie
sind doch auf Einladung von Karzai da. Da er jetzt die
Beendigung dieser Operationen fordert, dürfen Sie die-
sem Mandat nicht zustimmen.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Kompletter Quatsch!)


Es ist ein Hohn und wirklich auch eine Missachtung
der Menschen in Afghanistan, dass sich Herr Westerwelle
vor zwei Tagen hierhin gestellt und gesagt hat: Der Ein-
satz der AWACS-Flugzeuge ist militärisch notwendig,
weil er die Sicherheit der afghanischen Bevölkerung er-
höht. Das Gegenteil ist der Fall. Schauen Sie sich nur ein-

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(C (D al die Zahlen der Vereinten Nationen an: Im letzten Jahr at es wieder 2 777 zivile Opfer bei Gefechten in Afghaistan gegeben. Ich betone: Das sind Zahlen der Vereinn Nationen. (Elke Hoff [FDP]: Wie viele haben denn die Terroristen und die Aufständischen verursacht? Erzählen Sie hier doch keinen Quatsch!)


as ist wieder eine Steigerung, nämlich um 15 Prozent,
egenüber dem Jahre 2009. Das beweist doch nur, dass
s richtig war, dass wir von Anfang an gesagt haben: Je
ehr Soldaten Sie nach Afghanistan schicken, desto
ehr Tote, Leid und Zerstörung gibt es dort.


(Elke Hoff [FDP]: Das kann man sich ja nicht anhören!)


Ich finde, Sie verharmlosen, was diese Flugzeuge tun.
as gilt für Libyen genauso wie für Afghanistan. Man
t immer so, als ob da ein paar Flugzeuge kreisen. Auch
Deutschland haben viele Menschen bei der Einrich-
ng der Flugverbotszone in Libyen gedacht: Na ja, ein

aar NATO-Flugzeuge sorgen dafür, dass die Flugzeuge
on Gaddafi nicht mehr aufsteigen können. – Nein, es
eht um flächendeckendes Bombardement. Deswegen
t es richtig, dass Deutschland da nicht mitmacht.

Niemand soll jetzt aber glauben, dass CDU/CSU und
DP zu Friedensengeln mutiert sind; denn Sie tauschen
ier einen Krieg gegen den anderen Krieg, Herr
esterwelle. Sie tauschen den Libyen-Krieg gegen den
fghanistan-Krieg, und das geht so nicht. Wir müssen
eide Kriege ablehnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710000800

Herr Kollege van Aken, gestatten Sie eine Zwischen-

age der Kollegin Hoff?


Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710000900

Aber gerne. Das ist die erste Zwischenfrage, die mir

estellt wird.


Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1710001000

Herr van Aken, wären Sie so fair und so freundlich,

em Plenum mitzuteilen, wie viele tote Zivilisten auf das
onto von Taliban gehen? Wenn Sie hier schon eine Re-
tion herstellen: Wären Sie auch so freundlich, mitzu-
ilen – so zynisch sich das anhört –, wer mehr zivile
ote verursacht: Taliban oder ISAF?


(Nicole Gohlke [DIE LINKE]: Absurde Frage!)



Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710001100

In den letzten vier Jahren gab es nach UNO-Angaben

ber 8 000 zivile Opfer. Davon gehen im Schnitt der
tzten Jahre ungefähr zwei Drittel auf das Konto der Ta-
ban oder der Aufständischen, ein Drittel geht auf das
er Alliierten. Ich sage Ihnen: Wenn Sie diesen Krieg be-
nden, dann gibt es auf beiden Seiten keine Toten mehr.
as ist doch die richtige Argumentation.

(B)






Jan van Aken


(A) )


)(B)


(Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: So ein Quatsch! – Florian Hahn [CDU/CSU]: Das ist zynisch! Sie verhöhnen die Opfer der Taliban! – Christian Ahrendt [FDP]: Zugabe! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Frauenbewegung lässt grüßen! Frauen sind auch Menschen, Herr van Aken!)


Jetzt noch einmal zur Erinnerung:


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie sind jetzt am besten ruhig!)


Im Januar haben Sie alle von der Kriegskoalition aus
SPD, Grünen, CDU/CSU und FDP hier über den Abzug
geredet. Ich konnte das Wort „Abzugsperspektive“
schon gar nicht mehr hören. Irgendwie hat sich in
Deutschland dann der Eindruck verfestigt, dass alle für
den Abzug sind. Jetzt, nur drei Monate später, schicken
Sie noch einmal 300 zusätzliche Soldaten nach Afgha-
nistan. Das beweist doch, dass Sie überhaupt kein Inte-
resse an einem Abzug haben.


(Christian Ahrendt [FDP]: Sie erzählen die Unwahrheit! Das ist die Unwahrheit!)


Ich sage Ihnen: Wenn es irgendwann einmal Frieden in
Afghanistan geben soll, wenn nicht wieder zehnjährige
Kinder beim Holzsammeln bombardiert werden sollen,
dann müssen Sie dieses AWACS-Mandat heute ablehnen
und endlich einmal auf das hören, was Ihr Bündnispartner
Karzai dieses Mal gesagt hat. Stellen Sie Ihre Operation
ein, ziehen Sie die deutschen Soldaten zurück, und been-
den Sie den Krieg in Afghanistan!


(Beifall bei der LINKEN)


Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Deutschland
keine Waffen mehr irgendwohin auf der Welt exportie-
ren sollte. Auch damit könnten wir heute anfangen.

Ich bedanke mich bei Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710001200

Das Wort erhält nun der Kollege Jürgen Trittin, Bünd-

nis 90/Die Grünen.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710001300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir Grü-

nen haben es uns, was Einsätze angeht, angewöhnt, je-
den Einsatz für sich zu betrachten und dann unsere Posi-
tion an dieser Stelle zu bestimmen. Wir haben unsere
Position nicht davon abhängig gemacht, ob wir Opposi-
tion oder Regierung sind. Wir tragen in der Opposition
bis heute die Einsätze im Sudan mit. Wir haben – anders
als die FDP, Herr Westerwelle – in der Opposition den
Einsatz an der Küste des Libanon zur Beendigung des
Krieges zwischen Libanon und Israel mitgetragen.


(Birgit Homburger [FDP]: Ihr habt auch die Position AWACS mitgetragen!)


Wir sind nach wie vor der Auffassung, dass es richtig ist,
den Einsatz zur Bekämpfung der Piraterie vor Somalia

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(C (D itzutragen. Wir haben übrigens auch 2009 in diesem ause einem Mandat für den Einsatz von AWACS-Flug eugen zugestimmt. Anders als 2009 können wir dem heutigen Mandat ber nicht zustimmen. Wer zu bestimmten Dingen Ja agt, muss auch die Freiheit haben, zu bestimmten Dinen, weil sie falsch sind, Nein zu sagen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


as hat etwas mit den Unterschieden zwischen dem
andat damals und dem Mandat heute zu tun.

Das Mandat, um das es heute geht, bezieht sich expli-
it – so steht es, anders als 2009, im Antrag der Bundes-
gierung – auf die Unterstützung bei der Durchführung

on Operationen ISAF-geführter Bodenkräfte. Sie
immt explizit Bezug auf die neue Strategie der offensi-
en Aufstandsbekämpfung, die seinerzeit nicht vorgese-
en war, Herr Kollege. Diese Form der Kriegsführung,
ie wir, meine Fraktion, mehrfach und zuletzt bei der
erabschiedung des ISAF-Mandates im Januar kritisiert
aben, ist Bestandteil der Begründung für AWACS. Das
t der Grund, warum die Mehrheit meiner Fraktion, die
em ISAF-Mandat im Januar nicht zugestimmt hat, auch
iesem aus demselben Mandat erwachsenen Mandat
icht zustimmen kann.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Das Mandat ist aber nicht nur inhaltlich falsch; es
ommt auch zur falschen Zeit. Herr Kollege Beck hat
arauf hingewiesen: Alles, was wir heute über dieses
andat wissen, wussten wir schon im Januar. Sie haben

s im Januar aus anderen Gründen nicht vorgelegt. Sie
aben nämlich befürchtet, dass Sie die Obergrenze Ihres
andates reißen. Deswegen haben Sie angekündigt, es
Juni vorzulegen. Jetzt präsentieren Sie es uns mit nur

rei Tagen Vorlauf. Mit der Situation in Afghanistan hat
as gar nichts zu tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie versuchen mit diesem Mandat, den bündnispoliti-
chen Scherbenhaufen, der entstanden ist, zu kitten.
enn Sie in dieser Woche ein zustimmungsfähiges Man-

at hätten vorlegen wollen, dann hätten Sie ein anderes
andat vorlegen müssen, und Sie hätten es rechtzeitig

orlegen müssen.

Ich teile Ihre Skepsis, Herr Westerwelle, was die mit
uftschlägen einhergehende Strategie angeht. Es war
chtig, dass sich Deutschland nicht daran beteiligt. Es ist
chtig, sich mit den Vereinten Nationen für einen Waf-
nstillstand in Libyen einzusetzen.


(Elke Hoff [FDP]: Das machen wir doch!)


s ist richtig, sich für Hilfe für die Flüchtlinge einzuset-
en, statt sich in einer Festung Europa abzuschotten. Es
t richtig, sich für ein totales Ölembargo einzusetzen. Es
t auch richtig, zu einem Waffenembargo Ja zu sagen,
ie es in der Resolution des Sicherheitsrates enthalten ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)






Jürgen Trittin


(A) )


)(B)

Die Kanzlerin hat sich gestern uneingeschränkt für
die UN-Resolution 1973 ausgesprochen. Lieber Herr
Westerwelle, wenn das Ihre Zustimmung findet, frage
ich Sie: Warum haben Sie uns heute kein Mandat zur Be-
teiligung der Bundesrepublik Deutschland an der Durch-
setzung des Waffenembargos vorgelegt? Das wäre kon-
sequent gewesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Man kann sich doch nicht erst für das Waffenembargo
aussprechen und sich dann, wenn es beschlossen wird,
aus der NATO zurückziehen.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Das Waffenembargo ist eine andere Resolution! Sie haben doch keine Ahnung! – Gegenruf der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht doch gerade gar nicht um die Zustimmung! Es geht an der Stelle ums Mitmachen! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Doch! Trittin hat keine Ahnung!)


– Kollege Schockenhoff, ich weiß, dass Ihnen das weh-
tut; aber Sie müssen nicht in Verzweiflungsschreie aus-
brechen. Ich weiß, dass es Sie trifft; aber Sie sollten
ruhig bleiben.

Ich will Sie nicht einmal dafür kritisieren, dass Sie die
deutschen Truppen vom Kommando der NATO kurzfris-
tig abgezogen haben. Das war notwendig, weil Sie kein
Mandat des Deutschen Bundestages hatten. Aber wenn
Sie es heute mit Ihrer Position zu einem Waffenembargo
ernst meinen, dann müssen Sie auf den Deutschen Bun-
destag zukommen und sagen: Ja, wir beteiligen uns da-
ran und geben uns nicht die Blöße, dass alle mitmachen
– selbst die Türkei, die Sie nicht in die Europäische
Union lassen wollen – und nur wir Deutschen nicht da-
bei sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Florian Hahn [CDU/CSU]: Wollen Sie mitmachen?)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710001400

Herr Kollege Trittin, darf der Kollege Schockenhoff

Ihnen eine Zwischenfrage stellen?


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710001500

Nein. Herr Schockenhoff, Sie werden zur Erwiderung

gleich noch Gelegenheit haben, wenn ich die Rednerliste
richtig lese.

Herr Kollege Schockenhoff, wir erleben von Ihrer
Seite erstaunliche Volten in der Energiepolitik. Ich warte
eigentlich nur noch darauf, dass Sie als CDU vor dem
Hintergrund dieser Entwicklung gemeinsam mit der
Linkspartei erklären, Sie erwarteten ein dreimonatiges
Moratorium der Mitgliedschaft Deutschlands in der
NATO.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Elke Hoff [FDP]: Das ist der größte Einsatz der NATO, in Afghanistan! Unglaublich!)


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(C (D Was Ihre Außenpolitik angeht, empfehlen wir das leiche wie bei dem anderen Moratorium: endgültige tilllegung dieser Regierung. Ich glaube, das kommende ochenende wird ein großer Schritt in diese Richtung ein. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710001600

Zu einer Kurzintervention erhält der Kollege

chockenhoff das Wort.


Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1710001700

Herr Trittin, Sie haben gerade gesagt, dass die

esolution 1973, nachdem sie bei deutscher Enthaltung
Sicherheitsrat eine Mehrheit gefunden habe, jetzt

uch die Resolution der Bundesregierung sei, die sich
ber nicht an der Durchsetzung des darin enthaltenen
affenembargos beteilige. So haben Sie es soeben dar-

estellt.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)


Richtig ist, lieber Herr Kollege Trittin, dass das Waf-
nembargo nicht in der Resolution 1973 verankert ist,

ondern in der Resolution 1970, der die Bundesregie-
ng im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zuge-

timmt hat.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ichtig ist auch, dass es bislang keine Anfrage der
ATO an die Bundesrepublik Deutschland gibt, sich an
er Durchsetzung des Waffenembargos auf Grundlage
er Resolution 1970 zu beteiligen, dass diese Frage des-
alb nicht endgültig zur Entscheidung anstand und dass
ich die Bundesregierung diesbezüglich nicht abschlie-
end festgelegt hat.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710001800

Lieber Herr Schockenhoff, ich bin Ihnen dankbar. In

er Tat ist das Waffenembargo in der Resolution 1970
stgelegt. Was steht in der Resolution 1973? Dort wird
ezug genommen auf Resolution 1970. Man hat sich mit
esolution 1973 den Inhalt von Resolution 1970 zu ei-
en gemacht.

Die Kanzlerin hat gesagt: Obwohl sich Deutschland
nthalten hat, ist Resolution 1973 jetzt auch unsere Re-
olution.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Da geht es aber nicht um das Embargo!)


amit bleibt die Frage unbeantwortet, sehr geehrter Herr
chockenhoff, ob Sie dafür sind, dass das Waffenem-
argo auf Grundlage der Resolution 1970, von der Sie
agen, dass Sie ihr zugestimmt haben, auch tatsächlich
urchgesetzt wird.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Selbstverständlich!)






Jürgen Trittin


(A) )


)(B)

Die NATO hat beschlossen, dieses Waffenembargo
durchzusetzen. Was passiert? Die deutsche Bundesregie-
rung nimmt ihre Soldatinnen und Soldaten in diesem Be-
reich aus den NATO-Strukturen heraus. Das ist falsch.
Herr Kollege Schockenhoff, wenn Sie darauf abheben,
dass für die Durchsetzung des Waffenembargos keine
NATO-Anfrage vorliegt, dann kann ich Ihnen nur sagen:
Eine solche liegt bezüglich des Einsatzes der AWACS-
Flugzeuge ebenfalls nicht vor. Damit sind wir wieder an
dem Punkt, wo Sie in der Sache argumentieren müssen.
Sind Sie dafür, dass dieses Waffenembargo, auch unter
deutscher Beteiligung, von der NATO durchgesetzt
wird? Ja oder nein? Um diese Frage kommen Sie mit Ih-
ren Zahlenfilibustereien nicht herum.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie verstehen was von 1968, aber nicht von 1970!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710001900

Das Wort erhält nun der Bundesminister des Auswär-

tigen, Dr. Guido Westerwelle.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister des Aus-
wärtigen:

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-
ren! Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte vorab einige
Bemerkungen an die Adresse der sozialdemokratischen
Bundestagsfraktion machen. Ich weiß, dass es bei Ihnen
einen schwerwiegenden Abwägungsprozess gibt, und
zwar nicht erst in dieser Woche, sondern schon seit den
Debatten, die wir Anfang des Jahres über das Afghanis-
tan-Mandat insgesamt geführt haben. Ich mache gar kei-
nen Hehl daraus, dass es mir schon Anfang des Jahres
immer darum gegangen ist – auch als wir den Antrag zu
diesem Mandat in den Deutschen Bundestag eingebracht
haben –, eine möglichst breite Mehrheit für das Afgha-
nistan-Mandat zu erzielen. Ich halte das aber für nicht
sachfremd, sondern für richtig.

Ich glaube, je breiter die Mehrheit hier im Deutschen
Bundestag für den Einsatz unserer Frauen und Männer
der Bundeswehr in Afghanistan ist, desto mehr Rücken-
deckung bekommen sie von der Politik. Das ist ange-
messen, notwendig und auch richtig. Wir sollten nie ver-
gessen: Dieser Einsatz ist unter anderen politischen
Verhältnissen begonnen worden. Wir haben jetzt verant-
wortungsvoll eine gemeinsame Abzugsperspektive erar-
beitet.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich möchte vorab eine zweite Bemerkung machen,
weil mir der Umgang hier in diesem Hause, im Deut-
schen Bundestag, von großer Wichtigkeit ist. Es ist nicht
so, als seien Sie in die Gespräche nicht einbezogen wor-
den. Der Verteidigungsminister hat in dieser Woche Ge-
spräche mit den Oppositionsfraktionen gesucht. Er hat
die für Sicherheitsfragen zuständigen Arbeitsgruppen
der Oppositionsfraktionen aufgesucht. Er hat Gespräche
mit den Fraktionsspitzen geführt. Auch ich habe vor der

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(C (D ntscheidung in New York selbstverständlich meine uffassung und meine Tendenz nicht nur in der Regiengserklärung am Mittwoch letzter Woche vorgetragen, ondern auch in einem Vieraugengespräch mit den jeeiligen Fraktionsspitzen erörtert. Zu sagen, das Parlaent sei bei einer so bedeutsamen Entscheidung nicht inbezogen worden, halte ich für unangemessen. Es ist her ein Getümmel und ein Getöse, das für den komenden Sonntag herhalten soll. In der Sache ist das aber icht angemessen. Ich weiß noch, wie es war, als wir in der Opposition aren. Wir, die Regierung, haben uns vorgenommen, espräche mit der Opposition zu führen. So wie wir mit er Opposition in diesen Fragen umgehen und uns aususchen, habe ich es umgekehrt in all den Jahren in der pposition nicht ein einziges Mal bei Ihnen erlebt. Dritte Bemerkung. Es ist überraschend, dass die Reder der Opposition viermal in ihren Ausführungen erklän, das habe etwas mit den Landtagswahlen am Sonntag u tun. Sie sagen, vor den Landtagswahlen am Sonntag ätte man das hier im Deutschen Bundestag nicht durchringen dürfen. Herr Kollege Steinmeier, wenn Sie saen, es sei unangemessen, dass man drei Tage vor den andtagswahlen am Sonntag den Bundestag mit so etas eilig befasst, dann muss ich sagen, dass Sie die Enticklung in der Welt nicht zur Kenntnis genommen haen. Ich kann bei solchen Entscheidungen nicht auf den ahlsonntag warten, wenn international Entscheidungen u treffen sind. Was die AWACS-Entscheidung angeht, will ich hier anz klar sagen: Die Entscheidung ist in der Sache richg; sie ist aber auch unter Bündnisgesichtspunkten richg. Beides kommt zusammen. Sie ist in der Sache richg, weil der Flugverkehr über Afghanistan geregelt, ontrolliert und auch überwacht werden muss. Das gilt r den militärischen und den zivilen Flugverkehr. Es ist ber auch in der Bündnispolitik notwendig, so zu haneln. Wir haben entschieden: Wir schicken keine deutschen oldaten in Kampfeinsätze nach Libyen. Weil wir das ntschieden haben, müssen wir dementsprechend auch nseren Einsatz im Rahmen von AWACS zurückziehen. lles andere wäre mit der Verfassung nicht vereinbar. as würde aber bedeuten, dass die AWACS-Flugzeuge or Libyen nicht fliegen könnten, weil unser Personal erzeit gebraucht wird. Es soll durch Personal ersetzt erden, das derzeit in Afghanistan eingesetzt wird. Wir eteiligen uns nicht mit Soldaten an einem Kampfeinsatz Libyen. Das heißt aber nicht, dass wir unsere Verbün eten in Libyen in Gefahr bringen. Wir wollen natürlich icht zum Ausdruck bringen, wir seien neutral. Wir weren sie entlasten, auch wenn wir selber keine deutschen ampfhandlungen in Libyen vornehmen werden. Das ist ündnispolitik der Vernunft. Bundesminister Dr. Guido Westerwelle )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)





(A) )

Die vorletzte Bemerkung, die ich machen möchte, be-
trifft die Frage der Obergrenze. Den Eindruck zu erwe-
cken, das Mandat für Afghanistan von Anfang des Jah-
res sei verändert worden, ist falsch. Das trifft einfach
nicht zu. Wir bleiben bei der Obergrenze. Es werden
keine zusätzlichen Kontingente von Soldaten nach
Afghanistan geschickt. Das Mandat, das der Bundestag
beschlossen hat, bleibt gewahrt. Das ist aus unserer Sicht
richtig und notwendig. Aber wir werden in Afghanistan
natürlich unseren Beitrag leisten, damit dieser notwen-
dige AWACS-Einsatz erfolgreich sein kann.

Insgesamt sind wir sehr besorgt über die weitere Ent-
wicklung. Ich kann uns alle nur davor warnen, jetzt eine
Diskussion darüber zu beginnen, wie es, auch in anderen
Ländern, weitergehen soll. Wir haben eine verantwor-
tungsvolle Entscheidung getroffen und eine Abwägung
vorgenommen. Wir setzen auch auf zivile Sanktionen.
Es ist ein großer Erfolg der Bundesregierung, insbeson-
dere der Bundeskanzlerin, dass bei dem Treffen der
Staats- und Regierungschefs der EU gestern eine Aus-
weitung der Sanktionen einschließlich solcher, die den
Ölexport betreffen, beschlossen worden ist. Das ist gute
Politik, und die sollte die Rückendeckung dieses Hohen
Hauses haben.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710002000

Das Wort erhält nun der Kollege Gernot Erler für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Gernot Erler (SPD):
Rede ID: ID1710002100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Au-

ßenminister Westerwelle, ich habe den Eindruck, dass
Sie ein Problem nicht verstehen. Wir alle haben in der
Vergangenheit versucht, miteinander eine auf möglichst
breitem Konsens gestützte Afghanistan-Politik zu verab-
reden. Das ist für sich schon ein schwieriges Thema.
Das, was wir Ihnen vorwerfen, ist, dass Sie uns im
Grunde genommen dazu zwingen, jetzt bei einer so
wichtigen Abstimmung wie dieser über den AWACS-
Einsatz zu überlegen, ob unsere Zustimmung nicht auch
als eine Zustimmung zu Ihrer völlig verfehlten Libyen-
Politik missverstanden werden kann. Das ist es, worum
es hier eigentlich geht. Für viele unserer Mitglieder ist
das ein großes Problem.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Westerwelle, merken Sie eigentlich nicht, wie
peinlich es ist, dass wir heute hier im Deutschen Bundes-
tag über Bündnissolidarität sprechen müssen? Das ist
immer eines der Grundprinzipien der deutschen Politik
gewesen: Treue zu den Vereinten Nationen, Unterstüt-
zung der Vereinten Nationen und, so weit es überhaupt
möglich ist, gemeinsames Vorgehen im Bündnis mit un-
seren wichtigsten Partnern. Das haben Sie ohne jede Not
aufgegeben.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie verstricken sich immer mehr in eine abenteuerli-
he Politik. Herr Kauder hat gestern in der Bild-Zeitung
ie UNO angegriffen und gesagt, sie habe ein unklares
andat erteilt. Es fehlten die Bodentruppen zur Be-

ämpfung der libyschen Streitkräfte. Herr Niebel hat im
agesspiegel von gestern die Verbündeten angegriffen
nd gesagt, sie hätten überhaupt kein Konzept für die
ukunft.


(Christian Ahrendt [FDP]: Was haben Sie denn für ein Konzept? Sie haben doch kein Konzept! Wollen Sie Bodentruppen schicken?)


as ist das, was Sie aus Bündnissolidarität machen. Das
t völlig unverantwortlich.


(Beifall bei der SPD)


Wir bleiben dabei: Der Schaden, den Sie jetzt anrich-
n, der schon fast ein GAU für die deutsche Politik ist,
enn man sich das auf internationaler Ebene betrachtet,
t der kurzfristigen, taktischen Überlegung geschuldet,
inen Vorteil durch die Nichtbeteiligung zu erlangen.
ir werden noch lange den Preis für das bezahlen, was

ie hier mit den Verbündeten gemacht haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710002200

Florian Hahn ist der nächste Redner für die CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Florian Hahn (CSU):
Rede ID: ID1710002300

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-

en und Kollegen! Die Opposition versucht offensicht-
ch, unsere Bündnisfähigkeit und unsere Solidarität im
ündnis infrage zu stellen.


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as tut sie, obwohl sie selber völlig uneinig ist. Herr
teinmeier hat mehrfach geäußert, dass er die Haltung
er Bundesregierung, die Haltung des Vizekanzlers in
er Frage der Resolution versteht und damit auch – da-
it zeigt er sein Verständnis – unterstützt.

Aber weg von diesem Geplänkel. Seit Januar dieses
ahres fliegt der NATO-AWACS-Verband von Konya
us, allerdings ohne deutsche Beteiligung. 13 andere Na-
onen nehmen diese Aufgabe im Augenblick wahr.
etzt, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist es eben an der
eit, Verantwortung zu zeigen und unsere Verbündeten
nd Partner zu entlasten – das ist das, was Bündnis aus-
acht –, die durch das Engagement in Nordafrika zu-

ätzlich belastet sind.

Das entspricht auch meinem Verständnis von einem
auerhaften, verlässlichen und ehrlichen Bündnis. Wir
üssen gemeinsam Verantwortung tragen und uns ge-

enseitig unterstützen. Gerade wir in Deutschland wis-





Florian Hahn


(A) )


)(B)

sen um die hohe Bedeutung von multinationalen Bünd-
nissen wie der NATO, die unserem Land, aber auch
Europa Frieden und Sicherheit über Jahrzehnte gegeben
haben und heute noch geben. In Europa müssen wir aber
näher zusammenrücken und mittelfristig in der Lage
sein, gemeinsame außenpolitische Positionen zu vertre-
ten, und auf nationale Alleingänge oder ein Vorpreschen
– beides mussten wir leider erleben – verzichten.

Zum Charakter eines Bündnisses gehört auch, dass
sich Partner dann zusätzlich unterstützen, wenn bei ge-
meinsamen Mandaten Durchhaltefähigkeit gewährleistet
werden muss. Mit Blick auf die Entwicklung in Libyen
ist dies beim Einsatz von AWACS-Aufklärungsflugzeu-
gen in Afghanistan klar der Fall.

Unterstützung muss vor allem dann sein, wenn wir
grundsätzlich auch noch alle dasselbe wünschen – bei al-
ler unterschiedlichen Bereitschaft, was die einzusetzen-
den Mittel angeht –, nämlich den Sturz des Diktators
Gaddafi. Deutschland unterstützt die politischen Ziele
der UN-Resolution 1973 in vollem Umfang. So forcie-
ren wir die Durchsetzung von Sanktionen gegen das Re-
gime mit aller Kraft und wollen unsere Partner an ande-
rer Stelle entlasten.

Kolleginnen und Kollegen, der Einsatz von AWACS in
Afghanistan dient gerade unserem vernetzten Ansatz aus
zivilen und militärischen Komponenten zur Übergabe in
Verantwortung. Mit einer verbesserten Luftraumkoordi-
nierung schützen wir überdies Leib und Leben von Pilo-
ten und Flugzeugbesatzungen ebenso wie von Soldatin-
nen und Soldaten am Boden, die in Notsituationen auf
Unterstützung aus der Luft angewiesen sind.

Daneben ist natürlich in besonderem Maß der Schutz
der Zivilbevölkerung ein wichtiger Aspekt der Manda-
tierung. Diesen Schutz zu gewährleisten, ist unsere Ver-
antwortung; denn hier hat die afghanische Bevölkerung
ganz konkret die Erwartung von Hilfestellung, und dies
allein sollte schon reichen, dass auch die Grünen hier
diese Verantwortung teilen.

Insgesamt leisten die AWACS-Flugzeuge einen wich-
tigen Beitrag zur Erreichung unseres Ziels für Afghanis-
tan: Übergabe in Verantwortung durch den vernetzten
Ansatz. Wir unterstützen die Afghanen in der Ausbil-
dung von Flugsicherungspersonal. Das muss noch viel
stärker vorangetrieben werden.

Es ist zu begrüßen, dass die Beteiligung am AWACS-
Einsatz unter Einhaltung der geltenden Mandatsober-
grenze von 5 000 Soldaten zuzüglich einer flexiblen Re-
serve von 350 Soldaten erfolgt. Die flexible Reserve
wird nur ausgeschöpft, wenn deutsche Soldaten für den
AWACS-Einsatz benötigt werden. Das zeigt deutlich,
dass wir dem Ziel, nämlich dem schrittweisen Abzug un-
serer Soldatinnen und Soldaten bis zum Jahre 2014, ab-
hängig von der Lage vor Ort, verpflichtet bleiben.

Das Nein der Grünen, das Sie heute angekündigt ha-
ben, Herr Trittin, ist aus meiner Sicht bedauernswerter-
weise offenbar ein weiterer durchschaubarer Schritt aus
diesem ISAF-Einsatz. Sie selber wollen sich aus diesem
Einsatz herausziehen. Sie haben das schon mit Ihrer Ent-

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(C (D altung im Februar bei der Verlängerung des letzten andats getan. Ich bedauere das sehr. Sehr geehrte Damen und Herren, ich bitte Sie alle, das andat für unseren Beitrag auf dem Weg hin zu Frieden nd Sicherheit im Interesse unseres Landes heute zu unrstützen. Unseren Soldatinnen und Soldaten sowie aln Einsatzkräften wünsche ich von dieser Stelle Gottes egen und danke ihnen für ihren vorbildlichen Einsatz. Für die Fraktion Die Linke hat der Kollege Jan van ken noch einmal das Wort. (Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Noch einmal? Jetzt reißen Sie sich aber am Riemen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710002400


Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710002500

Ich finde diese Debatte absolut unwürdig. Hier wird

leich über Krieg und Frieden abgestimmt, und Herr
esterwelle und Herr Steinmeier buhlen darum, wer

eute Abend die 10 Sekunden in der Tagesschau be-
ommt. So machen Sie aus einer Entscheidung, 300 wei-
re Soldaten nach Afghanistan zu schicken, hier reinen
ahlkampf.


(Zuruf der Abg. Renate Künast NIS 90/DIE GRÜNEN – Florian Hahn [CDU/ CSU]: Deswegen sprechen Sie so häufig!)


Ich muss Ihnen sagen: Wenn ich jetzt als Bundes-
ehrsoldat dieser Debatte zuschauen würde, würde ich
ich in Grund und Boden schämen und würde mir wirk-
ch die Frage stellen: Für wen werde ich eigentlich nach
fghanistan geschickt, für wen halte ich eigentlich mei-
en Kopf hin? – Ich finde das absolut unwürdig.


(Beifall bei der LINKEN)


Noch eine Bemerkung an Ihre Adresse, Herr Trittin:
ie versuchen jetzt auch – wieder mit Blick auf den
ahlsonntag –, in letzter Sekunde die Kurve zu kriegen.
ber es war Ihr Joschka Fischer, es war Ihr Daniel
ohn-Bendit, es waren viele aus Ihrer Partei, die sich für
en Militäreinsatz in Libyen ausgesprochen haben. Das
ird immer ganz beschönigend als Flugverbotszone dar-
estellt. Da darf sich niemand täuschen; denn Flugver-
otszone heißt: flächendeckendes Bombardement. Flug-
erbotszone heißt auch: Angriffe direkt in den Städten,
twa in Tripolis. Da fliegen die Granatsplitter und Trüm-
er durch die Luft, und dort gibt es natürlich zivile Tote.
a darf es überhaupt keine Relativierung geben.

Mir wird angst und bange, wenn ich jetzt Sarkozy sa-
en höre: Jetzt sollen alle arabischen Herrscher wissen,
ass es ihnen genauso ergeht wie Gaddafi. – Heißt das
enn jetzt, dass die NATO bald auch in Syrien einmar-
chieren wird? Heißt das, dass sie auch im Jemen ein-
arschieren wird? Wo wollen Sie eigentlich die Grenze

iehen, wenn Sie jetzt für den Einmarsch und die Bom-
ardierung in Libyen sind?





Jan van Aken


(A) )


)(B)

Es geht nicht, dass, wenn es irgendwo auf der Welt
eine Krise gibt, deutsches oder europäisches Militär
dorthin geschickt wird. Wir können nicht jedes Mal zur
Waffe greifen – auch nicht Sie von den Grünen. Sie müs-
sen doch endlich irgendwann wieder einmal Nein zu
Kriegen sagen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710002600

Der Kollege Dr. Djir-Sarai hat jetzt für die FDP-Frak-

tion das Wort.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Bijan Djir-Sarai (FDP):
Rede ID: ID1710002700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Kollegen! Heute stimmen wir über die Beteiligung deut-
scher Soldaten am NATO-AWACS-Einsatz in Afghanis-
tan ab. Ich sage Ihnen am Anfang auch ganz bewusst: Es
geht heute in erster Linie um Afghanistan, es geht heute
um die Sicherung des Erfolges unserer Afghanistan-
Strategie, es geht um die Zukunft der afghanischen Be-
völkerung, und es geht um die Sicherheit unserer Solda-
ten im Einsatz. Ich finde es beschämend, dass diese
Punkte heute bei Ihnen überhaupt keine Rolle gespielt
haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Herr Kollege van Aken, Sie haben heute schon zwei-
mal geredet, das hat die Sache nicht viel besser gemacht.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Ich will Ihnen das an dieser Stelle ganz deutlich sagen
und extra für Sie noch einmal die Erfolge und Fort-
schritte ins Gedächtnis rufen: Präsident Karzai hat diese
Woche die Übernahme der Sicherheitsverantwortung in
sieben Regionen angekündigt. Die Entschlossenheit der
Afghanen zur selbstständigen Gewährleistung von Si-
cherheit ist ein gutes Zeichen dafür, dass sich die inter-
nationale Gemeinschaft auf dem richtigen Weg befindet.

Unsere internationale Strategie hat uns in Afghanistan
schon ein großes Stück weitergebracht. So müssen wir
weitermachen, so müssen wir unserem Konzept treu
bleiben, und so müssen wir alle uns möglichen Ressour-
cen zur Zielerreichung ausschöpfen. Dazu gehört auch
der Einsatz von AWACS.

NATO-AWACS unterstützen bereits seit Anfang des
Jahres sehr erfolgreich den Einsatz der ISAF-Mission
sowie die Implementierung der neuen ISAF-Strategie.
Die AWACS-Mission in Afghanistan hat sich bewährt.
Sie ist effektiv, sie ist zivil und sie ist militärisch not-
wendig, um die Sicherheit der steigenden Zahl von Flug-
bewegungen zu gewährleisten. Der Flugverkehr über
Afghanistan hat in den vergangenen Jahren stark zuge-
nommen. Eine Kontrolle des Luftraumes ist in dem ge-
birgigen Land vom Boden aus allerdings fast unmöglich.

Die Luftraumüberwachung hilft darüber hinaus, die
Lage am Boden zu stabilisieren. Somit wird der ange-
strebte Plan der Truppenreduzierung unterstützt. Ohne

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(C (D inen AWACS-Einsatz kann also der Erfolg, den wir mit er neuen Afghanistan-Strategie erreicht haben, nicht für ie Zukunft gesichert werden. Ohne eine deutsche Beteiligung kann diese Mission llerdings nicht wesentlich länger andauern als die Anng des Jahres zunächst festgesetzten 90 Tage. Ein Dritl der AWACS-Besatzungen wird von unserer Bundesehr gestellt. Wir sind ein Teil von NATO-AWACS und önnen nicht hauptsächlich unsere amerikanischen und ritischen Freunde die Arbeit über einen so langen Zeitum alleine ausführen lassen. Aus diesem Grunde hat ie FDP-Fraktion bereits im Juni 2009, damals noch in er Opposition, der deutschen Beteiligung am AWACSinsatz in Afghanistan zugestimmt. Auch heute stimmen ir für diese Mission. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich kann verstehen, dass einige geschätzte Kollegen
diesem Haus die deutsche Beteiligung am NATO-
WACS-Einsatz in Afghanistan mit der Entscheidung
ur Resolution des UN-Sicherheitsrats in Verbindung
ringen. Das ist auch völlig legitim; denn zusätzlich zu
er zivilen und militärischen Notwendigkeit unserer Be-
iligung gibt es einen weiteren Grund für unser Engage-
ent: Das ist die Bündnissolidarität – das Wort ist ja
ehrmals auch in einem anderen Zusammenhang von
nen gebraucht worden – mit unseren NATO-Partnern.
um einen betreiben wir ganz klar die AWACS-Flotte
ls NATO gemeinsam. Zum anderen entlasten wir natür-
ch unsere Bündnispartner an anderer Stelle, so gut wir
s vermögen, auch wenn wir uns nicht mit deutschen
oldaten in Libyen beteiligen. Das ist werteorientierte
ußenpolitik.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir entscheiden nach bestem Wissen und Gewissen. Da-
ei vergessen wir – auch wenn das einige hier anders se-
en mögen – in keinem Moment die Partner, mit denen
ir gemeinsam für Frieden und Sicherheit in der Welt

intreten.

Die zeitweise Übernahme der Luftüberwachung
urch AWACS sowie der Aufbau afghanischer Kräfte
nd Infrastruktur in der zivilen Luftverkehrskontrolle
tellen ein schlüssiges Konzept zur Sicherung der
fghanistan-Strategie dar. Wir werden dort nicht unend-
ch mit unseren Aufklärungsflugzeugen bleiben; auch
as ist klar. Wir werden auch die Einsatzobergrenze für
en gesamten Afghanistan-Einsatz, der hier im Haus
chon beschlossen wurde, nicht zusätzlich erhöhen.

Meine Damen und Herren, die Situation in Libyen hat
ie Gesamtlage verändert. Das ist hier ja auch mehrmals
etont worden. Unsere Hilfe wird jetzt an dieser Stelle
ebraucht. Damit ermöglichen wir es unseren NATO-
reunden, in Libyen flexibel und schnell zu handeln.
us diesem Grund müssen wir schon jetzt über die Zu-
unft von AWACS-Flugzeugen in Afghanistan diskutie-
n und nicht erst in einigen Monaten. Das hat viel mit
eitsicht und Verantwortungsbewusstsein zu tun.






(A) )


)(B)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710002800

Herr Kollege, Sie müssen zum Schluss kommen.


Bijan Djir-Sarai (FDP):
Rede ID: ID1710002900

Ich bin sofort fertig, Herr Präsident. – Meine Damen

und Herren, am Ende dieser Überlegungen steht auch die
Beendigung des militärischen Einsatzes in Afghanistan
bis zum Jahr 2014, wenn die entsprechenden Rahmenbe-
dingungen stimmen. Ich begrüße es, dass die Argumente
für dieses Mandat in diesem Haus große Zustimmung
finden. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Notwendig-
keit dieses Einsatzes anerkannt wird.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710003000

Das Wort erhält nun der Kollege Jürgen Trittin.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710003100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr van

Aken, ich weiß nicht, ob Sie richtig zugehört haben. Die
Mehrheit meiner Fraktion hat im Januar dem ISAF-Man-
dat nicht zugestimmt. Viele haben mit Nein gestimmt,
viele haben sich enthalten. Genauso wird sich diese
Fraktion heute wieder verhalten, und zwar aus den Grün-
den, die ich Ihnen hier genannt habe.

Aus einer Geschichte aber, Herr van Aken, kommen
Sie nicht heraus. Sie sind da in merkwürdiger Weise
spiegelbildlich, geradezu brüderlich vereint mit dieser
Koalition.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Brüderle, nicht brüderlich!)


– Ja, brüderlich passt gut zur Koalition des Herrn
Brüderle.


(Elke Hoff [FDP]: Ha, ha, ha!)


Sie sind in einem Punkt mit denen einer Meinung. Sie
reden davon, dass man in Konfliktgebiete keine Waffen
liefern darf. Wenn es aber dazu kommt, dieses Reden in
Handeln umzusetzen und wirklich dafür zu sorgen, dann
taucht die Linkspartei genauso ab wie die Koalition.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Klaus Ernst [DIE LINKE]: Was für ein Quatsch!)


Diese Haltung „Wasch mir den Pelz, aber mach mich
nicht nass“ stellt eine Gemeinsamkeit zwischen Links
und Schwarz-Gelb dar. Das ist doch bemerkenswert.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Florian Hahn [CDU/ CSU]: Ist doch Ihre Haltung! – Zurufe von der LINKEN)


Sie stellen sich hier hin und sagen: Wir lehnen ein sol-
ches Mandat ab. Was aber macht die Bundesregierung?
Genau dasselbe. Dafür müssten Sie ihr eigentlich Beifall
klatschen. Denn in dem Moment, wo die NATO be-
schließt, auf der Basis von UN-Resolutionen ein Waffen-
embargo durchzusetzen, zieht die deutsche Bundesregie-

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(C (D ng die deutschen Soldaten aus dem Kommando der ATO heraus. CDU/CSU und FDP haben nicht die raute, sich hier hinzustellen und zu sagen: Jawohl, wir ollen, dass das weitergeht. Lieber Bundestag, stimme em zu! – Unsere Zustimmung hätten Sie von den Koalionsfraktionen an dieser Stelle, aber Sie tauchen aus dem infachen Grund weg, weil Sie Angst vor dem kommenen Sonntag haben. Das ist der Punkt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710003200

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der

ollege Philipp Mißfelder für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Philipp Mißfelder (CDU):
Rede ID: ID1710003300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Herr Trittin, ich bin Ihnen dankbar, dass Sie sich
um dritten Mal zu Wort gemeldet haben. Das hat, so
laube ich, den Zuschauerinnen und Zuschauern sowie
en Gästen im Deutschen Bundestag noch einmal die
öglichkeit gegeben, hier einen Einblick in Ihre nicht

onsistente außenpolitische Konzeption zu bekommen.


(Lachen des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


enn einerseits werfen Sie uns vor, wir argumentierten
icht einheitlich genug. Andererseits sagen Sie, ein Teil
rer Fraktion stimme dagegen, ein anderer Teil stimme

afür, und die anderen enthielten sich. Wofür die Grünen
ußenpolitisch stehen, ist mir in dieser Debatte, was
WACS angeht, nun überhaupt nicht klar.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich danke aber allen Fraktionen und allen einzelnen
undestagsabgeordneten, die heute dem AWACS-Man-
at hier zustimmen.

Auch mir ist es ganz besonders wichtig, unseren Sol-
atinnen und Soldaten, die wir auf der Grundlage des
andats in den Einsatz schicken, mit auf den Weg zu

eben – Kollege Hahn hat es bereits gesagt –, dass es
uch bei diesem Einsatz eine breite Unterstützung ihres
uns gibt. Meine Damen und Herren, das gehört trotz al-
r Polemik in dieser Debatte dazu: Dieses Hohe Haus

teht hinter den Soldaten, die wir in eine schwierige Mis-
ion schicken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die NATO braucht deutsche Streitkräfte bei AWACS.
Juni 2011 wäre es voraussichtlich so weit gewesen,

ass die AWACS-Flugzeuge hätten am Boden bleiben
üssen. Insofern wäre diese Debatte ohnehin auf uns zu-

ekommen. Auch hier machen wir es uns nicht leicht
nd schicken nicht leichtfertig deutsche Soldaten in eine
chwierige Mission. Sie ist natürlich nicht so gefährlich
ie andere Aufgaben, die die Bundeswehr übernimmt.
s ist trotzdem eine verantwortungsvolle Entscheidung,
ie wir heute hier zu treffen haben. Damit leisten wir er-
eut einen Beitrag zur Bündnissolidarität in der NATO.





Philipp Mißfelder


(A) )


)(B)

Wir treffen diese Entscheidung, obwohl wir wissen,
dass ein großer Teil der Bevölkerung in Deutschland
aufgrund sehr vieler begründeter und auch unbegründe-
ter Aspekte den Afghanistan-Einsatz ablehnt. Die Unter-
stellung, wir hätten hier irgendetwas aus Wahlkampf-
überlegungen gemacht, ist falsch; denn uns ist natürlich
vollkommen bewusst, dass man mit dem Thema Afgha-
nistan keine Wählerstimmen mobilisieren kann. Fakt ist
vielmehr: Wir werden mit dieser Entscheidung unserer
Verantwortung gerecht und nehmen auch keine Rück-
sicht darauf, dass zwei wichtige Wahltermine unmittel-
bar vor uns liegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Warum sind wir in Afghanistan? Auch wegen unserer
eigenen Sicherheit. Es gab viele Gründe, die immer wie-
der angeführt wurden. Etliche Gründe sind verworfen
worden. Der Grund, unsere eigene Sicherheit, bleibt be-
stehen. Deshalb werben wir dafür, die Übergabe in Ver-
antwortung in Afghanistan früher abzuschließen, als es
bisher möglich zu sein schien. Da gibt es zum Teil gute
Ansätze, zum Teil aber auch große Schwierigkeiten.
Dies haben wir im „Fortschrittsbericht Afghanistan“ be-
nannt. Wir haben Klartext gesprochen sowie über Licht
und Schatten des Einsatzes in Afghanistan hier im Ple-
num und in der deutschen Öffentlichkeit ausführlich dis-
kutiert.

Unsere eigene Sicherheit muss nach wie vor gewähr-
leistet bleiben. Deswegen gibt es keinen kopflosen Ab-
zug aus Afghanistan. Deshalb sehen wir uns in der Ver-
antwortung, die Abzugsperspektive, die diese Regierung
– ich nenne den Außenminister, den früheren Verteidi-
gungsminister und den aktuellen Verteidigungsminister –
entwickelt hat, konsequent und maßvoll umzusetzen.
Wir wollen die Übergabe der Verantwortung bis 2014 er-
reichen und, wenn die Sicherheitslage es zulässt, schon
in diesem Jahr damit beginnen.

Ein zweiter Aspekt, der zum Afghanistan-Mandat da-
zugehört, ist die Solidarität mit den Verbündeten. Die
Afghanistan-Mission beinhaltet viele Schwierigkeiten.
Es zeigt sich aber, dass sich das Bündnis und die Weltge-
meinschaft an dieser Stelle bewähren. Trotz der deutli-
chen Ablehnung und trotz der Wahlniederlagen, die
manche unserer Verbündeten wegen dieses Mandats
schon haben einstecken müssen, ist es immer noch so,
dass sich 48 Nationen solidarisch an dieser Mission be-
teiligen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710003400

Einen Augenblick, Herr Kollege Mißfelder. – Ich darf

die Kolleginnen und Kollegen, die nachher an der Ab-
stimmung teilnehmen wollen, bitten, die Plätze einzu-
nehmen und dem verbleibenden Rest der Debatte mit der
gebotenen Aufmerksamkeit zu folgen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Philipp Mißfelder (CDU):
Rede ID: ID1710003500

48 Länder beteiligen sich, wie gesagt, solidarisch an

diesem Einsatz. Das macht deutlich, dass die Weltge-

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1)

2)

(C (D einschaft und die NATO Afghanistan noch nicht aufegeben haben. Unsere Erfolge in Afghanistan bleiben bestehen. Wir aben teilweise Menschenrechte durchgesetzt, von deen man zu Zeiten der Talibanherrschaft in Afghanistan eit entfernt war, insbesondere die Rechte der Frauen, en Zugang zu Bildung, zu einem besseren Gesundheitsesen usw. Wir haben auf der Londoner Konferenz eutlich gemacht, welche zivile Perspektive wir Afghaistan bieten wollen. Wir werden auch in diesem Jahr eien politischen Beitrag dazu leisten: Auf einer erneut tattfindenden Petersberger Konferenz wollen wir uns afür einsetzen, die zivile Perspektive Afghanistans icht aus dem Blick zu lassen. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt kündigen schon Abgeordnete Petersberger Konferenzen an!)


(Florian Hahn [CDU/CSU]: So ist es!)


Die Perspektive Afghanistans – das möchte ich hier
nd heute deutlich sagen – hängt in erster Linie nicht
on der militärischen Option ab, sondern von unserem
olitischen Engagement, das die westliche Welt hier ein-
ringt. Da leistet die Bundesregierung – neben der mili-
rischen Komponente – sehr gute Dienste: mit einer
ufstockung der Mittel für die Entwicklungszusammen-

rbeit, mit der Vertiefung der Zusammenarbeit in nahezu
llen Bereichen der Bürgergesellschaft und der damit
erbundenen Schaffung einer zivilen Perspektive Afgha-
istans. Das bleibt unser Ziel und kein kopfloses Heraus
us einem Einsatz, mit dem wir es uns wirklich nicht
icht machen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1710003600

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Auswärti-
en Ausschusses zum Antrag der Bundesregierung zur
eteiligung deutscher Streitkräfte am Einsatz von
ATO-AWACS im Rahmen der Internationalen Sicher-
eitsunterstützungstruppe in Afghanistan unter Führung
er NATO. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Be-
chlussempfehlung auf der Drucksache 17/5251 (neu),
en Antrag der Bundesregierung auf der Drucksache 17/5190
nzunehmen. Hierzu liegen mir zahlreiche Erklärungen
ur Abstimmung nach § 31 unserer Geschäftsordnung
or, die wir dem Protokoll der Sitzung beifügen.1)

Wir stimmen nun über die Beschlussempfehlung na-
entlich ab. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schrift-
hrer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen. – Ich er-

ffne die Abstimmung.2)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710003700

Haben alle anwesenden Kolleginnen und Kollegen

re Stimme abgegeben? – Das ist offensichtlich der

Anlagen 2 bis 5
Ergebnis Seite 11492





Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse


(A) )


)(B)

Fall. Dann schließe ich die Abstimmung und bitte die
Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszäh-
lung zu beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung wird
Ihnen später bekannt gegeben.

Wir setzen die Beratungen nun fort. – Liebe Kollegin-
nen und Kollegen, ich bitte herzlich, Platz zu nehmen,
damit wir in der Tagesordnung fortfahren können.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 29 a und 29 b auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Barbara
Höll, Richard Pitterle, Dr. Axel Troost, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Die Abgeltungsteuer abschaffen – Kapitaler-
träge wie Löhne besteuern

– Drucksache 17/4878 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Finanzausschusses (7. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll,
Dr. Axel Troost, Richard Pitterle, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion DIE LINKE

Vermögensteuer als Millionärsteuer wieder er-
heben

– Drucksachen 17/453, 17/4594 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Christian Freiherr von Stetten
Dr. Barbara Höll

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Ich
höre dazu keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlos-
sen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile Kollegin
Barbara Höll für die Fraktion Die Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710003800

Jetzt haben alle Kolleginnen und Kollegen noch die

Chance, sich zu entscheiden, ob sie sich hinsetzen und
zuhören oder doch lieber den Saal verlassen wollen. –
Danke schön.

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Eklige Toiletten, teilweise zugenagelte Fens-
ter und veraltete Leitungen, so beschrieb gestern die
Leipziger Volkszeitung den Alltag vieler Lehrer und
Schüler – nicht in einem Entwicklungsland, sondern an
Leipziger Schulen. Wenn es jetzt wieder wärmer wird,
empfängt auch meine Tochter in ihrer Grundschule jeden
Morgen intensiver Abortgestank – ein toller Schulbe-
ginn. Allein in Leipzig fehlen 570 Millionen Euro zur
Sanierung der Schulen. Die Stadt hat nicht einmal genug
Eigenmittel, um die Fördergelder des Landes abrufen zu
können.

Verkürzte Öffnungszeiten und die Schließung von
Museen und Jugendklubs, Schlaglöcher in den Straßen,

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(C (D ie gesundheitsbedrohlich sind und uns bis zum nächsn Winter erhalten bleiben werden, verarmte Kommuen und auf staatliche Hilfe angewiesene Menschen, alin über 1,4 Millionen Aufstocker, also Menschen, die war arbeiten, deren Geld aber nicht reicht, ihr tägliches eben bewältigen und Brot, Butter, Milch, Wasser, trom und Miete bezahlen zu können – das ist die Realit in Deutschland. 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche, die auf artz IV angewiesen sind, die häufig von Kultur und port ausgeschlossen sind, die in Perspektivlosigkeit ufwachsen, die die Erfahrung machen, dass ihre Eltern on Arbeit ausgeschlossen sind oder dass sich die Arbeit rer Eltern nicht lohnt, weil sie von dem Lohn ihre Failie nicht ernähren können – das ist die Realität in eutschland. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse vom Wischmopp is zum Laptop, von den Reinemachefrauen bis zu den ngen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern – das t die Realität in Deutschland. Private und öffentliche rmut sind die Kehrseite des angehäuften Reichtums in en Händen einiger weniger. Das ist ein Skandal. Beginnend mit der Aussetzung der Vermögensteuer 997, erleben wir eine politisch gewollte und durchgeetzte Entlastung hoher Einkommen und Vermögen in is dahin ungeahntem Ausmaß, durchgesetzt von Rotrün, fortgesetzt zunächst von der Großen Koalition und un von Schwarz-Gelb. Ich nenne nur einige Stichunkte: Aufhebung der Vermögensteuer, Absenkung der örperschaftsteuer von 25 auf 15 Prozent, Absenkung es Spitzensteuersatzes von 53 auf 42 bzw. 45 Prozent, inführung der Abgeltungsteuer, Privilegierung von Kaitaleinkünften. Das ist die Realität. Als Ergebnis ist festzuhalten: Ja, Deutschland ist ein iches Land. Das Nettovermögen der privaten Haus alte wächst stetig, zum Beispiel zwischen 2002 und 007 um 10 Prozent. 2009 betrug nach einer Studie des IW das Vermögen etwa 7 370 Milliarden Euro. Das ntspricht dem dreifachen Wert der Jahreswirtschaftsistung unseres Landes. 2010 ist dieser Wert weiter anewachsen. Aber wie ist das Vermögen verteilt? Das ist die Frage. wei Drittel aller Erwachsenen verfügen über kein oder ur ein äußerst geringes Vermögen. Dagegen verfügen ie reichsten 10 Prozent über wesentlich mehr. 2002 lag r Anteil am Gesamtvermögen bei 57,9 Prozent, 2007 ereits bei 61,1 Prozent. Das reichste eine Prozent der evölkerung verfügt über ein Viertel des Gesamtvermöens der Bundesrepublik Deutschland. Das muss man ich einmal vorstellen. Das ist ein skandalöser Zustand. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)


ie Zahl der Vermögensmillionäre lag 2006 noch bei
napp 800 000, 2008 bei 810 000, und 2009 verfügten
otz Krise 861 000 Menschen über ein Vermögen von
ehr als 1 Million Euro.





Dr. Barbara Höll


(A) )


)(B)


sentlicher Unterschied zu der Gründung von Stiftungen.
Das ist eine Initiative des Clubs der Millionäre. Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:
Wir legen Ihnen heute zwei Anträge vor. Wir möch-
ten, dass die Vermögensteuer so geändert wird, dass das
Vermögen der Vermögensteuerpflichtigen individuell
besteuert wird. Das ist ganz wesentlich. Wir möchten,
dass die Regierung einen ordentlichen Gesetzentwurf
vorlegt, in dem sie das aufgreift. Wir sagen: Zum Stich-
tag 31. Dezember wird die Summe der privaten Geldver-
mögen und der Verkehrswerte der privaten Immobilien-
und Sachvermögen zusammengerechnet. Private Kredite

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Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 553;
davon

ja: 407
nein: 113
enthalten: 33

Ja

CDU/CSU

Ilse Aigner
Peter Altmaier
Peter Aumer
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Manfred Behrens (Börde)

Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Peter Beyer
Steffen Bilger

Clemens Binninger
Peter Bleser
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Gitta Connemann
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer (Göttingen)

Dirk Fischer (Hamburg)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser

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(D chriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen bstimmung über die Beschlussempfehlung des Ausärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregieng „Beteiligung deutscher Streitkräfte am Einsatz von ATO-AWACS im Rahmen der Internationalen Sichereitsunterstützungsgruppe in Afghanistan“ bekannt: abegebene Stimmen 552. Mit Ja haben gestimmt 407, mit ein haben gestimmt 113, Enthaltungen 32. Die Be chlussempfehlung ist damit angenommen. r. Hans-Peter Friedrich ichael Frieser rich G. Fritz ans-Joachim Fuchtel lexander Funk go Gädechens r. Thomas Gebhart orbert Geis lois Gerig berhard Gienger sef Göppel eter Götz r. Wolfgang Götzer einhard Grindel ermann Gröhe ichael Grosse-Brömer arkus Grübel anfred Grund onika Grütters lav Gutting lorian Hahn r. Stephan Harbarth rgen Hardt erda Hasselfeldt Dr. Matthias Heider Helmut Heiderich Mechthild Heil Ursula Heinen-Esser Frank Heinrich Rudolf Henke Michael Hennrich Jürgen Herrmann Ansgar Heveling Ernst Hinsken Peter Hintze Christian Hirte Robert Hochbaum Karl Holmeier Franz-Josef Holzenkamp Joachim Hörster Anette Hübinger Thomas Jarzombek Dieter Jasper Dr. Franz Josef Jung Andreas Jung Dr. Egon Jüttner Bartholomäus Kalb Hans-Werner Kammer Alois Karl Ich gebe Ihnen das von den Schriftführerinnen und Dieser Zustand, die öffentlic auf der einen Seite und das Anh der anderen Seite, (Holger Krestel [FDP]: H aber auch d ist unhaltbar. (Beifall bei der L Deshalb begrüßen wir es, dass ven gibt, die Druck machen. Ic und Grüne die Vermögensteuer setzen wollen. Ich begrüße es, d mögensteuer jetzt!“ gibt. Es gi 50 deutschen Millionären, die e verlangen. Sie wollen mehr Ge von Steuern abführen. (Dr. Daniel Volk [FDP]: D nicht dran geh Sie wollen nicht einfach eine S die Gesellschaft unterstützen. tisch gewählten Gremien soll wie dieses Geld ausgegeben w he und die private Armut äufen des Vermögens auf err Dr. Gysi gehört azu!)


(Hof)


INKEN)

es verschiedene Initiati-
h begrüße es, dass SPD

mittlerweile wieder ein-
ass es die Initiative „Ver-
bt sogar einen Club von
ine gerechte Besteuerung
ld an den Staat in Form

a werden sie aber
indert!)

tiftung gründen, sondern
Das heißt, die demokra-
en darüber entscheiden,
ird, und das ist ein we-

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ind natürlich abzuziehen. Wir
der einzelne Vermögensmillio

rfrei für sich behalten kann.
egt, wird mit 5 Prozent besteu


(Beifall bei der LINKE Flosbach [CDU/CSU]: Sy nung!)


Wir schlagen Ihnen die Abs
teuer vor, weil die Abgeltungs
apitaleinkünfte werden nä
5 Prozent besteuert und unterl
hen Steuersatz, der im Einzelf
teuersatz – bei 42 Prozent liege

Das wäre ein Beitrag für me
m Land. Damit lässt sich de

ene Zustand – eklige Toiletten
erschlissene Leitungen – an de
Städten anderer Bundeslände

hnlich sind, verbessern.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der L (Cschlagen Ihnen vor, dass när 1 Million Euro steu Aber das, was darüber ert. N – Klaus-Peter stematische Enteig chaffung der Abgeltungteuer grob ungerecht ist. mlich nur noch mit iegen nicht dem persönliall – das ist der Spitzenn kann. hr Gerechtigkeit in unser eben von mir beschrie, zugenagelte Fenster und n Schulen in Leipzig und r, in denen die Zustände INKEN)






Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse


(A) )


)(B)

Bernhard Kaster

(Villingen Schwenningen)

Volker Kauder
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Eckart von Klaeden
Ewa Klamt
Volkmar Klein
Jürgen Klimke
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Bettina Kudla
Günter Lach
Dr. Karl A. Lamers


(Heidelberg)

Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Dr. Ursula von der Leyen
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Dr. Carsten Linnemann
Patricia Lips
Dr. Jan-Marco Luczak
Daniela Ludwig
Dr. Michael Luther
Karin Maag
Dr. Thomas de Maizière
Hans-Georg von der Marwitz
Stephan Mayer (Altötting)

Dr. Michael Meister
Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach
Philipp Mißfelder
Dietrich Monstadt
Dr. Gerd Müller
Stefan Müller (Erlangen)

Dr. Philipp Murmann
Bernd Neumann (Bremen)

Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Dr. Michael Paul
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Christoph Poland
Ruprecht Polenz
Eckhard Pols
Thomas Rachel
Dr. Peter Ramsauer
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche (Potsdam)

Lothar Riebsamen

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laus Riegert
r. Heinz Riesenhuber
hannes Röring
r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
rwin Rüddel
lbert Rupprecht (Weiden)

nita Schäfer (Saalstadt)

r. Wolfgang Schäuble
r. Annette Schavan
r. Andreas Scheuer
arl Schiewerling
ankred Schipanski
eorg Schirmbeck
hristian Schmidt (Fürth)

atrick Schnieder
r. Andreas Schockenhoff
adine Schön (St. Wendel)

r. Kristina Schröder
r. Ole Schröder
ernhard Schulte-Drüggelte
we Schummer

(Weil am Rhein)

etlef Seif
hannes Selle
r. Patrick Sensburg
ernd Siebert
homas Silberhorn
hannes Singhammer
ns Spahn
arola Stauche
r. Frank Steffel
rika Steinbach
hristian Freiherr von Stetten
ieter Stier
ero Storjohann
tephan Stracke
ax Straubinger
arin Strenz
homas Strobl (Heilbronn)

ena Strothmann
ichael Stübgen
r. Peter Tauber
ntje Tillmann
r. Hans-Peter Uhl
rnold Vaatz
olkmar Vogel (Kleinsaara)

tefanie Vogelsang
ndrea Astrid Voßhoff
r. Johann Wadephul
arco Wanderwitz
ai Wegner
arcus Weinberg (Hamburg)


eter Weiß (Emmendingen)

abine Weiss (Wesel I)

go Wellenreuther
arl-Georg Wellmann
eter Wichtel
nnette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
lisabeth Winkelmeier-
Becker
r. Matthias Zimmer
olfgang Zöller
illi Zylajew

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ainer Arnold
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r. Hans-Peter Bartels
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abine Bätzing-Lichtenthäler
irk Becker
we Beckmeyer
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laus Brandner
delgard Bulmahn
etra Crone
artin Dörmann

lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
ebastian Edathy
go Egloff

iegmund Ehrmann
r. h. c. Gernot Erler
arin Evers-Meyer
abriele Fograscher
agmar Freitag
eter Friedrich
igmar Gabriel
ichael Gerdes
is Gleicke
ünter Gloser
lrike Gottschalck
ngelika Graf (Rosenheim)

erstin Griese
ichael Groschek
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ubertus Heil (Peine)

olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
r. Eva Högl
sip Juratovic
liver Kaczmarek
hannes Kahrs
r. h. c. Susanne Kastner
ars Klingbeil
ans-Ulrich Klose
r. Bärbel Kofler
ritz Rudolf Körper
nette Kramme
ngelika Krüger-Leißner
te Kumpf
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
teffen-Claudio Lemme
irsten Lühmann
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etra Merkel (Berlin)

llrich Meßmer
r. Matthias Miersch
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r. Rolf Mützenich
anfred Nink

homas Oppermann
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(C (D einz Paula hannes Pflug lorian Pronold r. Sascha Raabe r. Carola Reimann arin Roth ichael Roth nton Schaaf xel Schäfer ernd Scheelen arianne Schieder lla Schmidt arsten Schneider ttmar Schreiner r. Martin Schwanholz olf Schwanitz ita Schwarzelühr-Sutter eer Steinbrück r. Frank-Walter Steinmeier hristoph Strässer ranz Thönnes olfgang Tiefensee te Vogt eidemarie Wieczorek-Zeul r. Dieter Wiefelspütz agmar Ziegler anfred Zöllmer DP ns Ackermann hristian Ahrendt hristine AschenbergDugnus lorian Bernschneider ebastian Blumenthal laudia Bögel icole Bracht-Bendt laus Breil ainer Brüderle ngelika Brunkhorst rnst Burgbacher arco Buschmann ylvia Canel elga Daub einer Deutschmann r. Bijan Djir-Sarai atrick Döring echthild Dyckmans ainer Erdel rg van Essen lrike Flach tto Fricke r. Edmund Peter Geisen ans-Michael Goldmann einz Golombeck iriam Gruß r. Christel Happach-Kasan einz-Peter Haustein anuel Höferlin lke Hoff irgit Homburger r. Werner Hoyer einer Kamp ichael Kauch r. Lutz Knopek ascal Kober r. Heinrich L. Kolb Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse )


(Schwandorf)





(A) (C)


Gudrun Kopp
Sebastian Körber
Holger Krestel
Patrick Kurth (Kyffhäuser)

Heinz Lanfermann
Harald Leibrecht
Sabine Leutheusser-

Schnarrenberger

Tom Koenigs
Undine Kurth (Quedlinburg)

Jerzy Montag
Omid Nouripour
Friedrich Ostendorff
Krista Sager
Manuel Sarrazin

Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Nicole Gohlke
Diana Golze
Heike Hänsel
Dr. Rosemarie Hein
Inge Höger
Dr. Barbara Höll

Maria Klein-Schmeink
Ute Koczy
Sylvia Kotting-Uhl
Agnes Krumwiede
Stephan Kühn
Monika Lazar
Agnes Malczak
Beate Müller-Gemmeke
Lars Lindemann
Dr. Martin Lindner (Berlin)

Michael Link (Heilbronn)

Dr. Erwin Lotter
Oliver Luksic
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Gabriele Molitor
Jan Mücke
Petra Müller (Aachen)

Burkhardt Müller-Sönksen
Dr. Martin Neumann


(Lausitz)

Dirk Niebel
Hans-Joachim Otto


(Frankfurt)

Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Dr. Christiane Ratjen-

Damerau
Dr. Birgit Reinemund
Dr. Peter Röhlinger
Björn Sänger
Frank Schäffler
Christoph Schnurr
Marina Schuster
Werner Simmling
Judith Skudelny
Dr. Hermann Otto Solms
Joachim Spatz
Dr. Max Stadler
Torsten Staffeldt
Dr. Rainer Stinner
Stephan Thomae
Florian Toncar
Johannes Vogel


(Lüdenscheid)

Dr. Daniel Volk
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff (Rems-Murr)


BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Kerstin Andreae
Marieluise Beck (Bremen)

Cornelia Behm
Birgitt Bender
Ekin Deligöz
Hans-Josef Fell
Dr. Thomas Gambke
Priska Hinz (Herborn)


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DU/CSU

olfgang Börnsen

(Bönstrup)

orbert Schindler

PD

grid Arndt-Brauer
laus Barthel
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ichael Groß
olfgang Gunkel
abriele Hiller-Ohm
etra Hinz (Essen)

aniela Kolbe (Leipzig)

ilde Mattheis
ydan Özoğuz
r. Wilhelm Priesmeier
echthild Rawert
erold Reichenbach
önke Rix
ené Röspel
arlene Rupprecht

(Tuchenbach)


wen Schulz (Spandau)

tefan Schwartze
r. Carsten Sieling
onja Steffen
erstin Tack
üdiger Veit
r. Marlies Volkmer
ndrea Wicklein
altraud Wolff

(Wolmirstedt)


IE LINKE

n van Aken
gnes Alpers
r. Dietmar Bartsch
erbert Behrens
atthias W. Birkwald
eidrun Bluhm
teffen Bockhahn
r. Martina Bunge
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evim Dağdelen
r. Diether Dehm
eidrun Dittrich
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r. Lukrezia Jochimsen
atja Kipping
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r. Gesine Lötzsch
homas Lutze
orothee Menzner
ornelia Möhring
iema Movassat
olfgang Nešković
homas Nord
etra Pau
ns Petermann
ichard Pitterle
vonne Ploetz
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aul Schäfer (Köln)

ichael Schlecht
r. Ilja Seifert
athrin Senger-Schäfer
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r. Petra Sitte
ersten Steinke
abine Stüber
lexander Süßmair
r. Kirsten Tackmann
rank Tempel
r. Axel Troost
lexander Ulrich
athrin Vogler
hanna Voß
alina Wawzyniak
arald Weinberg
rn Wunderlich

abine Zimmermann

ÜNDNIS 90/
IE GRÜNEN

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ettina Herlitzius
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r. Anton Hofreiter
we Kekeritz
emet Kilic

ven-Christian Kindler

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(D grid Nestle isa Paus orothea Steiner r. Wolfgang StrengmannKuhn ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe nthalten DU/CSU anfred Kolbe PD lla Burchardt hristel Humme urkhard Lischka wald Schurer rank Schwabe r. h. c. Wolfgang Thierse DP achim Günther r. h. c. Jürgen Koppelin ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN olker Beck iola von Cramon-Taubadel ai Gehring ritta Haßelmann ärbel Höhn grid Hönlinger hilo Hoppe atja Keul liver Krischer enate Künast arkus Kurth erstin Müller r. Konstantin von Notz r. Hermann Ott abea Rößner laudia Roth lisabeth Scharfenberg r. Gerhard Schick r. Frithjof Schmidt arkus Tressel rgen Trittin olfgang Wieland r. Valerie Wilms sef Philip Winkler Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse )





(A) )

Nun setzen wir die Beratung zu diesem Tagesord-
nungspunkt fort. Ich erteile das Wort dem Kollegen
Klaus-Peter Flosbach für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Klaus-Peter Flosbach (CDU):
Rede ID: ID1710003900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

ist erstaunlich: Es gibt viele Anträge im Bundestag, aber
mit diesen Anträgen, die die Linken heute hier vorgelegt
haben, ziehen Sie sich selbst die Maske vom Gesicht und
zeigen, dass Sie einen Großteil der deutschen Bevölke-
rung enteignen wollen.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Einen Großteil? – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Der Großteil hat mehr als 1 Million? Wo leben Sie denn, Herr Kollege?)


Sie sind und bleiben Kommunisten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Der Vorschlag der Linken lautet: Alle Besitzer von
Immobilien, Geld- und Sachvermögen, das 1 Million
Euro überschreitet, sollen durch die Besteuerung mit ei-
nem Steuersatz von 5 Prozent systematisch enteignet
werden.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Nein!)


– Hören Sie bitte zu.

Da ist der Handwerksmeister mit dem kleinen Betrieb
in Stuttgart, der vielleicht ein Haus mit einem guten
Grundstück im Innenstadtbereich geerbt hat. Eine solche
Immobilie erreicht schnell einen Wert von 1 Million
Euro, wenn man sie pflegt.

Ein anderes Beispiel: Ein Meister, der wahrscheinlich
nicht solche Pensionsansprüche wie die linke Gruppe
hier vorn hat, hat für seine Altersversorgung ein Mehr-
familienhaus gebaut, das vielleicht einen Wert von
1 Million Euro erreicht hat und aus dem er 3 bis
4 Prozent Ertrag zieht, die er natürlich versteuert. Die
Linke schlägt nun vor, dass dieser Hausbesitzer im Jahr
50 000 Euro an Vermögenssteuer abgibt. Das ist Enteig-
nung! Das ist eine Gefahr für die Demokratie, meine
liebe Kolleginnen und Kollegen!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der LINKEN)


Woher soll dieser Handwerksmeister diese
50 000 Euro überhaupt nehmen? Soll er einen Kredit
aufnehmen? Wahrscheinlich wird er versuchen, dieses
Haus zu verkaufen. Aber wer kauft ein Haus, wenn klar
ist, dass der neue Besitzer ebenso enteignet wird?


(Zuruf der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE])


Was passiert mit dem Mietwohnungsbau in Deutsch-
land? Wird es überhaupt noch Mietwohnungen in
Deutschland geben, oder werden diese Kosten auf den
Mieter umgeschlagen?

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(C (D Viele werden das Land verlassen, solange noch keine eue Mauer da ist. Sie von den Linken kennen die ohnsituation der ehemaligen DDR bestens. Sie wollen en Wohnungsmarkt hier wie in der DDR runterwirtchaften. Dabei fühlen Sie sich offensichtlich wohl. Was ist, meine Kolleginnen und Kollegen von der inken, mit den Kapitalwerten aus Pensionen? Unter Ihen sind viele, die einen hohen Pensionswert haben, der ehr schnell, wenn Sie vorher als Beamte tätig waren, Million Euro erreicht. Werden Sie diesen Kapitalwert uch versteuern wollen, oder halten Sie sich selbst aus er ganzen Sache heraus? Die Krise hat gezeigt, dass eine kluge Steuerpolitik in eutschland entscheidend wichtig ist. (Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Genau, aber nicht Ihre!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ine kluge Steuerpolitik haben wir damals noch gemein-
am betrieben, als wir die Körperschaftsteuer gesenkt
nd damit die Betriebe in Europa wettbewerbsfähig ge-
acht haben. Das war eine kluge Politik.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir haben Anfang des letzten Jahres Familien und Ar-
eitnehmer entlastet.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Warum machen Sie jetzt keine kluge Politik?)


nd wir haben die Kurzarbeit eingeführt. Dadurch konn-
n viele Arbeitsplätze gehalten werden.

In meinem Wahlkreis unterlagen 15 Prozent aller so-
ialversicherungspflichtigen Fulltimejobs der Kurz-
rbeit. Glauben Sie, die Firmen hätten überall Kredit be-
ommen, um den Betrieb zu retten? Die Eigentümer
aben zu einem großen Teil ihr gesamtes Privatvermö-
en eingesetzt, um die Betriebe zu retten, die Arbeits-
lätze zu erhalten und wieder eine Zukunft in der Region
u haben. Ich danke diesen Menschen, die ihr Privat-
apital eingesetzt haben, um die Zukunft in meiner Re-
ion zu retten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie betreiben mit Ihrem Antrag einen Anschlag auf
inen großen Teil der Leistungsträger in dieser Gesell-
chaft,


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Manfred Zöllmer [SPD]: Oh! – Zurufe von der LINKEN)


ie durch ihre Steuern im Wesentlichen das Sozialsys-
m mitfinanzieren.

Moderat dagegen ist Ihr Antrag auf Abschaffung der
bgeltungsteuer. Sie beschreiben, dass das Volumen der
innahmen von 13,5 Milliarden Euro im Jahr 2008 auf
,7 Milliarden Euro in diesem Jahr zurückgegangen ist.
ie sind zu einem großen Teil auch Finanzpolitiker. Sie
issen natürlich auch, dass die Rendite zehnjähriger
taatsanleihen von 5,36 Prozent auf unter 3 Prozent ge-





Klaus-Peter Flosbach


(A) )


)(B)

sunken ist. Schauen Sie sich einmal die Festgelder von
vor drei Jahren an, und vergleichen Sie die Zinsen mit
dem heutigen Stand.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Aktienkurse steigen doch, oder?)


Natürlich sind mit dem Rückgang der Zinserträge auch
die Einnahmen aus der Abgeltungsteuer zurückgegan-
gen.

Jetzt kommt ein wunderbarer Satz aus Ihrem Antrag,
in dem es heißt: Aber dann steigen doch die Kurse bei
den einzelnen Wertpapieren, sodass die zinsbedingten
Mindereinnahmen doch kompensiert worden sein müss-
ten.

Erstes Semester: Wenn die Kurse steigen, wird nur
dann Abgeltungsteuer gezahlt, wenn Papiere veräußert
werden. Also: Wenn keine Papiere veräußert werden,
gibt es keine Steuern.

Jetzt kommt das Besondere: Wenn sie veräußert wor-
den wären, hätte bei den meisten das alte Gesetz mit dem
Stand vor der Abgeltungsteuer gegolten. Danach sind
diese Veräußerungen steuerfrei. Also ist der gesamte
Inhalt Ihres Antrags auch fachlich völlig daneben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710004000

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Höll?


Klaus-Peter Flosbach (CDU):
Rede ID: ID1710004100

Ja.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710004200

Sehr geehrter Herr Kollege, wenn ich hier in der Dis-

kussion Belehrungen wie „erstes Semester“ höre, dann
kann ich nur sagen: Lesen bildet. Wenn Sie unseren An-
trag richtig gelesen hätten, wüssten Sie, dass darin steht,
dass wir zwar die Abschaffung der Abgeltungsteuer for-
dern, aber die Verbreiterung der Bemessungsgrundlage
beibehalten wollen. Das unterscheidet uns. Wir fordern
nicht einfach eine Rückkehr zum alten Zustand, sondern
wir wollen eine Beibehaltung der vorgenommenen Ver-
breiterung der Bemessungsgrundlage. Das von Ihnen
Beschriebene könnte daher nicht eintreten. Diese Unter-
stellung hätten Sie wohl nicht gemacht, wenn Sie den
Antrag richtig gelesen hätten.


Klaus-Peter Flosbach (CDU):
Rede ID: ID1710004300

Liebe Kollegin Höll, Sie müssen nicht nur Ihren eige-

nen Antrag lesen, Sie müssen auch die Beschlüsse der
Großen Koalition von damals lesen. Das ist ganz wich-
tig. Damals sind all die Schlupflöcher, die es gab, von
der Großen Koalition geschlossen worden. Das war der
ganz große Unterschied. Warum haben wir den Steuer-
satz auf 25 Prozent gesenkt? Zum damaligen Zeitpunkt
waren alle Kursgewinne nach einem Jahr steuerfrei, und
vor allem große Vermögen haben insbesondere über

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(C (D ursgewinne große Erträge erzielt. Das war einer der ichtigsten Punkte. Wir haben die Dividenden zu 00 Prozent besteuert; früher waren es nur 50 Prozent. (Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Das ist ja okay!)


s gab diskontierte Rentenpapiere, die überhaupt keinen
insertrag abwarfen; das ist übrigens auch ein Problem
er Zinsrichtlinie gewesen. Im Ausland wurden Papiere
reiert, die überhaupt keine Zinsen abwarfen; diese wur-
en dort legal angelegt. Wir sind diese Punkte angegan-
en, damit auch die Hochverdiener in diesem Staat Steu-
rn zahlen. Das war uns damals in der Großen Koalition
ehr wichtig.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Das ist in Ordnung! Deswegen möchten wir das weiter beibehalten!)


h danke Ihnen für Ihre Zwischenfrage.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Für Bezieher großer Einkommen war es damals wich-
g, große steuerfreie Erträge zu erzielen. Je höher der
teuersatz ist, desto interessanter wird es. Bezüglich der
bgeltungsteuer gibt es den legendären Ausspruch des
amaligen Finanzministers Steinbrück, der hier deutli-
he Worte gefunden hat. Er hat damals aufgezeigt, dass
in großer Teil des Kapitals in Deutschland nicht ange-
gt wird. Er hat hier im Bundestag am 25. Mai 2007 ge-

agt: Kein Zins, keine Dividende, keine Kapitalerträge.
a gibt es eben nichts für uns. Es ist doch logisch:

Es ist besser, 25 Prozent auf X zu haben statt
42 Prozent auf gar nix. So simpel ist die Rechnung.

r hatte recht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Können Sie das belegen an den Einnahmen des Fiskus?)


Er hat damals auch gesagt, dass es besser gewesen
äre, wenn Hans Eichel im Jahre 2004 neben der Steu-

ramnestie – diese wurde ja von der rot-grünen Koalition
ingeführt – eine Abgeltungsteuer eingeführt hätte. Das
äre wahrscheinlich der richtige Weg gewesen. – Auch
amit hatte er damals recht. Deswegen kann ich an die
rünen und an die SPD immer nur appellieren: Arbeiten
ie mit uns zusammen. Wir hätten auch beim Schwarz-
eldbekämpfungsgesetz viel besser zusammenarbeiten
önnen, wenn Sie unserem Antrag zugestimmt hätten.
ir haben damals den richtigen und konsequenten Weg

er Besteuerung fortgesetzt. Dem hätten Sie zustimmen
ollen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bei der von der Linken geplanten Enteignung, der ge-
rderten Besteuerung von Vermögen ab 1 Million Euro,

tellt sich natürlich auch die Frage nach den Eigentums-
chten. Art. 14 des Grundgesetzes beginnt: „Das Eigen-
m und das Erbrecht werden gewährleistet.“ Eigentum
t die wirtschaftliche Basis von bürgerlichen Freiheiten.





Klaus-Peter Flosbach


(A) )


)(B)

Ohne Eigentum ist unsere Gesellschaftsordnung nicht zu
verstehen. Dies ist auch Grundvoraussetzung für die
Wirtschaft.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Zwei Drittel sind davon ausgeschlossen!)


Privates Eigentum hat auch mit persönlicher Verant-
wortung zu tun. Eigentum verpflichtet. Wir alle kennen
diesen Ausspruch. Eigentum heißt aber auch Nachhaltig-
keit. Wenn beispielsweise ein Handwerksmeister eine
Immobilie als Altersvorsorge hat, dann wird er diese Im-
mobilie hegen und pflegen; denn er muss sein Einkom-
men im Alter, seine Rente nachhaltig daraus schöpfen.

Das Problem bei Ihnen, Frau Höll, ist, dass Sie mit
dem Privateigentum nichts zu tun haben wollen.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Blödsinn!)


Das war doch auch einer der Gründe für den Untergang
der DDR. Sie haben das doch alles selbst erlebt. Sie ha-
ben die Substanz der Immobilien verbraucht. Sie haben
die Substanz der Umwelt verbraucht. Ich spreche gar
nicht von der Unterdrückung und Freiheitsberaubung.
Sie haben in der DDR im Grunde das Material und die
Umwelt ausgebeutet und auch noch die Menschen unter-
drückt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Frau Höll, Sie haben auch die Steuerbelastung insge-
samt angesprochen. Es ist ganz interessant – wir haben
all die Datensammlungen zur Steuerpolitik aus dem Fi-
nanzministerium; darin wird das deutlich gezeigt –: Im
Jahr 2000 hatten wir einen Spitzensteuersatz von noch
51 Prozent plus Solidaritätszuschlag plus Kirchensteuer
und Einnahmen – so wird es ausgewiesen – aus Einkom-
men und Vermögen von 240 Milliarden Euro. Im Jahr
2008 – das ist die letzte Zahl – hatten wir einen Steuer-
satz von nur noch 42 Prozent und Einnahmen aus Ein-
kommen und Vermögen von 285 Milliarden Euro. Wir
haben also 45 Milliarden Euro mehr, obwohl der Steuer-
satz von 51 auf 42 Prozent gesenkt worden ist.

Das zeigt: Entscheidend ist doch nicht der Steuersatz,
sondern entscheidend ist, dass die Wirtschaft funktio-
niert, dass wir viele Akteure am Markt haben, dass wir
gute Firmen haben und dass wir vor allen Dingen gut
verdienende Arbeitnehmer haben. Das gehört zusam-
men. Das schafft Stärke für diesen Standort und für un-
sere Sozialsysteme.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Genau dafür sorgen wir!)


Der Kollege Koch, der in der ersten Lesung hier ge-
sprochen hat, wird am 15. Januar im Focus folgender-
maßen zitiert: „Der demokratische Sozialismus“ könne
„nur die Vorstufe zum Kommunismus sein.“ – Er be-
kennt sich auch dazu.

Ich kann deshalb den Kolleginnen und Kollegen der
SPD für die weiteren Beratungen nur empfehlen: Ma-
chen Sie keinen Pakt mit den Kommunisten, nicht in den

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(C (D ändern, nicht hier! Die Geschichte hat gezeigt, dass Sie abei schlecht fahren. Herr Kollege, gestatten Sie noch eine Frage des Kol gen Schick? Damit verlängern Sie Ihre Redezeit. (Jutta Krellmann [DIE LINKE]: Was ist das für eine schräge Nummer?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710004400


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Flosbach, ich möchte Sie noch etwas fragen. Sie

aben jetzt die absoluten Steuererträge der Jahre 2000
nd 2008 verglichen. Wenn ich mich an mein erstes
emester richtig erinnere, dann muss ich sagen, dass
an diesen Vergleich nur dann ziehen kann, wenn man

leichzeitig zumindest die Inflation in dieser Zeit dazu
ennt


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Sehr richtig!)


nd wenn man berücksichtigt, wie sich das Volumen der
innahmen im Vergleich zum Wirtschaftswachstum ver-
ndert hat. Entscheidend für den Vergleich ist ja wohl
ie Steuerquote.

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie uns nach diesem
ewusst irreführenden Vergleich vielleicht die tatsächli-
hen Zahlen geben könnten oder zumindest eingestehen,
ass Ihr Vergleich arg schief war.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)



Klaus-Peter Flosbach (CDU):
Rede ID: ID1710004500

Ich finde diesen Hinweis sehr gut. Herr Kollege, Sie

aben inhaltlich recht. Ich werde Ihre Reden, die Sie hier
Parlament gehalten haben, sehr aufmerksam nachle-

en.

Wann haben Sie zum letzten Mal das Wort „Inflation“
den Mund genommen? Wir müssen zunächst immer

ie absoluten Zahlen vergleichen. Die Inflationssrate
on 2000 bis 2008 in Deutschland lag im Durchschnitt
nter 1,5 Prozent. Das wissen Sie.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und kumuliert?)


Da kommt man in der Summe vielleicht auf
5 Prozent, wenn man überhaupt so hoch kommt, und
war kumuliert plus Zinseszinsfaktor.


(Lisa Paus [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


ber darüber können wir uns im Finanzausschuss gerne
eiter streiten. Ich will Ihre Reden gerne nachlesen, um

u prüfen, wann Sie das letzte Mal das Wort „Inflation“
den Mund genommen haben.

Ansonsten bedanke ich mich für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710004600

Das Wort hat nun Carsten Sieling für die SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Carsten Sieling (SPD):
Rede ID: ID1710004700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

möchte nach den beiden Beiträgen als Erstes gerne daran
erinnern, dass wir uns hier heute in einer Debatte über
die Abgeltung- und Vermögensteuer befinden. Ich habe
ein bisschen den Eindruck, dass die wichtigste Zahl, die
die Rednerin und den Redner vor mir bewegt hat, die
Zahl 62 ist; denn in 62 Stunden schließen die Wahllokale
in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Hessen.

Nachdem wir uns beide Reden angehört haben, ist
ziemlich deutlich, dass die Sachdebatte leider etwas in
den Hintergrund getreten ist. Die Anträge der Linkspar-
tei sind bedauerlicherweise bestenfalls geeignet, in die-
sem Wahlkampf vielleicht die Litfaßsäulen und die La-
ternenpfähle zu schmücken, aber sie zeigen nicht die
wirklichen Probleme und entsprechende Lösungspunkte
auf.


(Beifall bei der SPD – Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Da hat er eigentlich recht!)


Dem Kollegen Flosbach muss man sagen: Man hat
das Gefühl, dass Sie, wenn Sie hier durch den Saal ge-
hen, immer gucken, ob nicht gerade ein kleiner Kommu-
nist an Ihrem Hosenbein hochkriecht.


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Bei Ihnen! Nicht bei uns!)


So agieren und so reden Sie hier. Ich kann Sie beruhigen:
Das Einzige, was Ihnen die klugen Wählerinnen und
Wähler vor allem in Baden-Württemberg bringen wer-
den, ist hoffentlich eine gute rot-grüne Regierung. Das
wird etwas Ordentliches und Solides. Da können Sie
Ihre Ängste zurückstellen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das ist jetzt kein Wahlkampf! Das ist klar!)


Zur Sache: Die Linkspartei legt hier zwei Anträge
vor. Im ersten Antrag geht es um eine Vermögensteuer
und die Vermögensbesteuerung. Ich möchte darum bit-
ten, dass wir, damit wir in der Diskussion weiterkommen
– denn wir haben es hier mit realen Problemen zu tun –,
eine sehr nüchterne Bestandsaufnahme der Lage in die-
sem Land machen, gerade im Hinblick auf die funda-
mentalen Verteilungsfragen, die eine Grundvorausset-
zung auch dafür bilden, dass wir wieder ordentliche
Wachstumsraten bekommen.

Selbst der Bundeswirtschaftsminister, der zurzeit für
jede Aussage gut ist, ist schon so weit, dass er sagt: Die
Binnennachfrage muss gestärkt werden. – Herr
Flosbach, wenn Sie die Binnennachfrage stärken wollen,
müssen Sie etwas im Bereich der Einkommen tun, die
eine geringe Sparquote haben, also bei denjenigen, die

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(C (D ur über geringes Vermögen verfügen und ganz normale inkommen haben. Gerechtigkeit und Wachstum hängen eng zusammen. arum ist es eine wichtige Feststellung, dass es in eutschland eine deutliche Schieflage gibt, eine Schiefge dahin gehend, dass die Besteuerung der Vermögen us dem Ruder gelaufen ist, und zwar nach unten. Das t nicht mehr hinnehmbar. Wir brauchen eine Erhöhung er vermögensbezogenen Steuern. Damit spreche ich mich deutlich dafür aus, dass wir ie verfassungsrechtlichen Möglichkeiten ins Auge fasen. Wir als SPD haben die entsprechende Beschlussfasung: Wir brauchen die Wiedereinführung der Vermöensteuer. ir müssen allerdings jedes Konzept in seiner Gesamteit betrachten. Dabei müssen wir vor Augen haben, ass wir auch bei der Erbschaftsteuer und der Schenungsteuer mehr werden tun müssen. (Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Wo ist denn Ihr Antrag zu dem Thema? – Gegenruf der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Was hat denn die Große Koalition dazu verabschiedet?)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Schauen Sie sich doch einmal die Daten der OECD
n. In Deutschland beträgt das Aufkommen vermögens-
ezogener Steuern nur 0,9 Prozent des BIP, im interna-
onalen Vergleich 2 Prozent des BIP. Warum können wir
ls reiches Land es uns nicht endlich leisten, hier anders
orzugehen? Ich würde mich freuen, wenn auch die
oalition zu dieser Einsicht gelangen würde. Es geht

chließlich um Leute – ich darf das einmal in einem
rer Slogans sagen –, die mehr dazu beitragen können,

ass in diesem Land stabile Verhältnisse herrschen, dass
ie Schulden der öffentlichen Haushalte abgebaut wer-
en, dass wichtige Investitionen getätigt werden können.
arum muss es uns doch gemeinsam gehen. Wenn diese
eute am Ende etwas weniger Netto vom Brutto haben,
ann werden sie es aushalten. Für das Gemeinwesen
äre das ein Fortschritt. Darum sagen wir zur Vermö-
ensbesteuerung Ja.


(Beifall bei der SPD)


Ich greife die Frage, warum zu diesem Thema kein
ntrag von uns vorliegt, gerne auf. Das ist deshalb der
all, weil wir eine solide Steuerpolitik machen müssen,
er ein Gesamtkonzept zugrunde liegt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von der CDU/CSU: Ah!)


Natürlich. – Wir haben dazu bereits erste Beschlüsse
efasst. Dabei geht es um eine Korrektur bei Erbschaft-
teuer, Schenkungsteuer und Grundsteuer. Die Wieder-
inführung der privaten Vermögensteuer – ich sage
leich noch etwas zu diesem wichtigen Adjektiv – ist ein
eiteres Element. Ich füge hinzu: Auch die moderate Er-
öhung des Spitzensteuersatzes von 42 auf 49 Prozent
t bei uns Beschlusslage.





Dr. Carsten Sieling


(A) )


)(B)


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Aha! Dann sind Sie also eine Steuererhöhungspartei!)


Bevor es bei Ihnen jetzt zu falschen Zuckungen und
Reflexen kommt: Ich erinnere daran, dass der Spitzen-
steuersatz in diesem Lande zu Zeiten von Bundeskanzler
Kohl, Außenminister Genscher und Wirtschaftsminister
Lambsdorff bei 56 respektive 53 Prozent lag.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Genau! Und ohne Not hat ihn Rot-Grün gesenkt!)


Ein Spitzensteuersatz von 49 Prozent ist also moderat.
Das ist ein Steuersatz, den Deutschland verträgt, der
Deutschland nützt und dient.


(Beifall bei der SPD)


Mit diesen Themen muss man sich, wie gesagt, in ih-
rer Gesamtheit befassen. Man muss sich aber auch mit
den Details beschäftigen. Sie, liebe Kolleginnen und
Kollegen von der Linksfraktion, gehen an dieser Stelle
aber nicht mit dem Florett, sondern mit dem Vorschlag-
hammer vor. Es kann nicht angehen, dass Sie sich bei Ih-
ren Vorschlägen zur Vermögensbesteuerung unnötige
Fehler erlauben. Kollege Flosbach hat in diesem Zusam-
menhang bereits auf die Besteuerung von eigengenutz-
ten Wohnungen, Versorgungsvermögen etc. hingewie-
sen.

Außerdem ist es wichtig, saubere Regelungen im Hin-
blick auf das Betriebsvermögen zu treffen. Wir wollen,
dass auch dann, wenn es eine Vermögensteuer gibt, ge-
währleistet ist, dass Betriebsfortführungen möglich sind
und es nicht zu einem Abzug von Kapital aus Unterneh-
men kommt. Wir wollen mit unserer Steuerpolitik viel-
mehr dafür sorgen, dass mit Unternehmensgewinnen
nicht spekulativ umgegangen wird, sondern dass sie im
Unternehmen verbleiben und für vernünftige Investitio-
nen eingesetzt werden. Das ist vernünftige Wirtschafts-
politik und Gesellschaftspolitik.


(Beifall bei der SPD)


Jetzt zur Abgeltungsteuer. Ich darf Ihnen sagen: Man
merkt, dass Sie Ihren Antrag kurzfristig nachgeschoben
haben, weil Ihnen Ihre vermögenspolitischen Vorstellun-
gen wohl doch etwas zu dünn schienen, um 62 Stunden
vor Schließung der Wahllokale noch für ein bisschen Fu-
rore zu sorgen. Leider gelingt Ihnen dies aber auch mit
Ihrem Antrag zur Abgeltungsteuer nicht. Auch bei die-
sem Thema muss man nämlich den Gesamtzusammen-
hang im Auge haben. Allerdings konzediere ich, dass
sich die Erwartungen, die wir alle im Hinblick auf die
Abgeltungsteuer hatten, nicht in dem Maße erfüllt ha-
ben, wie wir es uns erhofft haben.

Zunächst ist ganz wichtig, dass mit der Einführung
der Abgeltungsteuer die Bemessungsgrundlage verbrei-
tert worden ist. Kollege Flosbach hat darauf hingewie-
sen. Wenn wir da einer Meinung bleiben, ist das gut. Mit
der Einführung verbunden war ferner, dass die Versteue-
rung von Veräußerungsgewinnen nicht mehr einer Spe-
kulationsfrist und der große Bereich der Dividenden jetzt
der Steuerpflicht unterliegt. Das ist ein Erfolg und ein
richtiger Schritt bei dieser Steuerform.

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(C (D Selbst bei diesem kurzen Erfahrungszeitraum – dauf komme ich gleich – müssen wir allerdings feststeln, dass die Abgeltungsteuer auf Zinsen nicht zu den ntsprechenden Wirkungen geführt hat. Ich bin sehr gepannt darauf, ob jemand in den weiteren Debatten dargen kann, ob dieser Einbruch mit dem reduzierten Satz u tun hat oder ob er nicht doch damit zu tun hat, dass ie Zinseinkommen in der Finanzkrise gesunken sind nd damit ein geringeres Aufkommen zur Verfügung getanden hat. Diese Frage muss geklärt werden, bevor an Rezepte vorschlägt und sagt, wie es denn weiterge en soll; denn wir brauchen ein solides Konzept zur Henziehung der Einnahmen, die die Menschen aus Verögen und Kapitalanlage erzielen. Das wollen wir denfalls. (Lisa Paus [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein wichtiger Schritt wäre zum Beispiel, dass die Bescheide richtig ausgestellt werden!)


(Beifall bei der SPD)


Ich will in dem Zusammenhang auch klar und deut-
ch die Richtung angeben; da haben wir innerhalb der
ozialdemokratie einen breiten Konsens. Ich freue mich
, Herr Kollege Flosbach, dass Sie nach der gestrigen
ebatte zur Regierungserklärung der Bundeskanzlerin
icht die Bundeskanzlerin, sondern Peer Steinbrück zi-
ert haben. Ich glaube, das passt auch zur Pressebericht-
rstattung des heutigen Tages und zu dem, was wir hier
estern erlebt haben. Das ist der richtige Bezugspunkt.

Ich sage Ihnen: Wir Sozialdemokraten wissen – Peer
teinbrück tut dies ganz explizit –, dass wir dann, wenn
ir den Spitzensteuersatz anheben, auch den Satz der
bgeltungsteuer anheben müssen, damit wir die Wir-
ung, die wir damals gemeinsam in der Großen Koali-
on gewollt haben, auch wirklich erzielen.

Man wird dann an den Punkt kommen, an dem man
ich die Frage beantworten muss – für uns ist das eine
rage, mit der wir uns im Zusammenhang mit unseren
teuerpolitischen Überlegungen sehr ernsthaft auseinan-
ersetzen –, ob wir nicht doch wieder zu einer syntheti-
chen Besteuerung kommen, also auch die Zins- und Ka-
italeinkünfte der normalen Einkommensbesteuerung
nterwerfen sollten.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Unser Vorschlag!)


Aber bitte: Seit 1. Januar 2009 gilt diese Regelung.
an muss sich erst einmal die Effekte und Wirkungen

nschauen. Erst dann kann man an dieses Thema heran-
ehen. So ist mittlerweile auch die Beschlussfassung der
PD. All denjenigen, die sich nicht die Mühe machen,
PD-Parteitagsbeschlüsse zu lesen, kann ich sagen, dass
ir uns genau diesen Punkt vorgenommen haben und bis
nde des Jahres zu einem vernünftigen Ergebnis kom-
en werden.

Meine Damen und Herren, die beiden Anträge der
inken sind


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Klasse!)






Dr. Carsten Sieling


(A) )


)(B)

erste Klasse, aber leider nur erste Schulkasse. Wir aber
brauchen etwas, was einem hohen Niveau entspricht.


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Die Wahllokale schließen in 55 Stunden, nicht in 62! – Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Nur Worte!)


Die beiden Anträge sind leider nur den Wahlterminen an
diesem Wochenende geschuldet. Sie enthalten nicht die
Substanz, die wir in dieser Frage brauchen. Darum leh-
nen wir sie ab. Ich sage Ihnen: Die Frage, ob wir eine ge-
rechte, leistungsfähige und ordentliche Steuerpolitik in
Deutschland bekommen, entscheidet sich in der Tat am
Wochenende. Ich setze darauf, dass wir nach dem Sonn-
tag neue Verhältnisse in diesem Land haben, die dafür
sorgen werden, dass eine wachstumsorientierte, aber
auch auf Gerechtigkeit ausgerichtete Politik in diesem
Land Raum greift.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710004800

Das Wort hat nun Volker Wissing für die FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1710004900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Für

all die Bürgerinnen und Bürger, die uns an den Bild-
schirmen oder hier im Saal zuhören, möchte ich zu-
nächst zur Aufklärung beitragen. Die Ausführungen des
Herrn Kollegen Sieling waren nicht zutreffend. Die
Wahllokale schließen nicht nach 62 Stunden.


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: 55 Stunden!)


Sie können in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg
nicht bis Montagvormittag wählen, sondern die Wahl-
lokale schließen nach exakt 55 Stunden, am Sonntag um
18 Uhr. Ich hoffe, dass viele Bürgerinnen und Bürger zur
Wahl gehen und ihre Stimme abgeben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Sie kommen immer zu spät! – Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sollten wir im Finanzausschuss noch einmal diskutieren!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Linken, Sie
haben ein klares Feindbild. Das bringen Sie in Ihren An-
trägen auch zum Ausdruck. Sie bekämpfen den Wohl-
stand in Deutschland.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Nein! 1 Million Euro frei ist wohl Wohlstand!)


Sie gönnen auch den Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-
mern den Wohlstand nicht. Sie wollen hohe Einkom-
mensteuern in Deutschland haben. Diejenigen, die es zu
etwas gebracht haben, die Kapitalerträge haben, sollen
hohe Kapitalertragsteuern bezahlen. Über die Vermö-
gensteuer wollen Sie den Menschen das Geld, das sie

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(C (D ich erarbeitet haben, schleichend wieder abnehmen. as bringt im Wesentlichen auf den Punkt, was in Ihren nträgen steht. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn Sie es könnten, dann würden Sie den Wohl-
tand in Deutschland unter Strafe stellen.


(Lachen der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE])


eil das nicht geht, wollen Sie wenigstens Strafsteuern
r Wohlhabende in Deutschland einführen, es sei denn,

s geht um die Herren Ernst und Lafontaine. Dann wer-
en Sie dialektisch und sagen: Wir predigen nicht nur
ein, wir trinken ihn auch. Dass das bei Ihnen der Fall
t, kann man Ihren Anträgen entnehmen; denn ganz
üchtern können Sie bei der Formulierung der Anträge
icht gewesen sein.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Karneval ist vorbei!)


Die Abgeltungsteuer ist eine Kapitalertragsteuer, aber
eine Vergeltungssteuer, und sie ist auch keine Neid-
teuer in Deutschland, sondern durch sie soll sicherge-
tellt werden, dass sich Bezieher von Kapitalerträgen an
er Finanzierung des Gemeinwesens beteiligen. Das
nktioniert auf einfache Weise auch sehr gut. Wir sind
oh, dass wir die Abgeltungsteuer haben. Sie ist interna-
onal wettbewerbsfähig. Das ist eine gute Form der Ka-
italertragsbesteuerung.

Sie wundern sich jetzt, dass in Zeiten der Finanzkrise
as Aufkommen zurückgegangen ist. Das Gegenteil
üsste einen wundern. Wenn die Kapitalerträge sinken

nd sich die Zinsen im freien Fall befinden, dann darf
an sich doch nicht ernsthaft wundern, dass das Auf-

ommen der Kapitalertragsteuer zurückgeht. Was rech-
en Sie denn da eigentlich?

Deswegen glaube ich, dass Sie Ihren Antrag selbst gar
icht so ernst meinen. Sie brauchen ihn vielleicht für
re Basisarbeit, aber dem Deutschen Bundestag solche
nträge ernsthaft zur Abstimmung vorzulegen:


(Frank Schäffler [FDP]: Ist beleidigend!)


h muss schon bitten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Nun kann man über Ihre Neiddebatten lange diskutie-
n, aber fest steht doch, dass Sie mit Ihrer Politik eines

iemals erreichen können, nämlich einen Beitrag zu ei-
er freiheitlich-demokratischen Gesellschaft zu leisten.
in Sozialstaat funktioniert nicht nur über das Geldver-
ilen, sondern er beinhaltet auch das Erwirtschaften von
eld. Wenn Sie die Anreize dafür nehmen, dann können
ie auch keinen Sozialstaat finanzieren. Das sollte Ihnen
igentlich zu denken geben.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: 1 Million ist doch ein schöner Anreiz!)






Dr. Volker Wissing


(A) )


)(B)

Herr Kollege Flosbach hat Herrn Steinbrück ja schon
zitiert, der gesagt hat: „25 Prozent von X ist besser als
45 Prozent von nix.“ Wir haben bei diesem Satz ja auch
applaudiert. Das ist einer der wenigen klugen Sätze von
Herrn Steinbrück, den man auch unterstreichen kann.
Deswegen möchte ich Herrn Steinbrück einmal weiter
zitieren. Sie hätten sich bei Ihrem Antrag zur Vermögen-
steuer nämlich auch einmal mit seinen Thesen zur Ver-
mögensteuer auseinandersetzen können. Das hätte Ih-
nen, Herr Kollege Sieling, vielleicht auch geholfen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710005000

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Höll?


Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1710005100

Das brauchen wir nicht; wir haben von Frau Höll ge-

nug gehört.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Na, na!)


Herr Sieling, ich glaube, wenn Sie sich mit den The-
sen von Herrn Steinbrück, den ich gleich noch einmal zi-
tiere, intensiver auseinandergesetzt hätten, dann könnten
Sie auch die Fragen für sich selbst beantworten, warum
er als Finanzminister die Vermögensteuer in Deutsch-
land nicht eingeführt hat und warum er die Abgeltung-
steuer so mit eingeführt hat, wie sie heute ausgestaltet
ist.


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Weil es dafür keine Mehrheit gegeben hat! Das ist doch relativ einfach! – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Das müssen Sie die Kollegen von der CDU fragen! Es hat nicht an uns gelegen!)


Zu dem Zitat. Auf die Frage: „Wie halten Sie es mit
dem Firmenvermögen“, sagte Herr Steinbrück – ich zi-
tiere ihn –:

Wenn wir es voll besteuern, schwächen wir den
Mittelstand. Klammern wir es aus, schaffen wir
viele Umgehungsmöglichkeiten nach dem Motto:
Der Picasso hängt bei mir nicht mehr im Wohnzim-
mer, sondern im Besucherzimmer meines Betriebs.

Das sagte der sozialdemokratische Finanzminister.

Sehr geehrte Frau Höll, Sie finden in Ihrem Antrag
keine einzige Antwort auf diese Problematik. Deswegen
wollte ich auch Ihre Frage nicht zulassen. Wenn man
keine Antworten auf die zentralen Fragen geben kann,
dann braucht man hier auch keine weiteren Fragen zu
stellen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Peinlich!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie können die Pro-
blematik der Trennung von betrieblichem und privatem
Vermögen bei der Vermögensteuer nicht einfach aus-
klammern. Wenn Sie das tun, dann zeigen Sie damit nur
eines, nämlich dass Sie uns keinen Antrag vorlegen, der
einen ernsthaften Hintergrund hat. Sie wollen die politi-
sche Diskussion der letzten Jahre nicht nacharbeiten, die

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(C (D ie selbst verschlafen haben, und legen uns nur Schlagörter wie „Millionärsteuer“ vor, ohne dass Sie wirklich ine sachgerechte Lösung haben. Durch Ihren Antrag ergeben sich mehr Fragen, als Sie ntworten geben. Ich will sie einmal formulieren: Wie wollen Sie das Grundvermögen in der Landwirtchaft bewerten? Wie gehen Sie mit dem Produktionsermögen von Personengesellschaften um? Wie wollen ie verhindern, dass das Betriebsvermögen in der Subtanz reduziert wird und dann die Investitionsfähigkeit on Betrieben leidet und Arbeitsplätze verloren gehen? Die Vermögensteuer, die Ihnen vorschwebt, ist eine ubstanzbesteuerung. Ihre Form der Besteuerung würde azu führen, dass ein Betrieb, der das Pech hat, im Großum München angesiedelt zu sein, allein aufgrund sei er Flächenwerte Vermögensteuer zahlen müsste, wähnd andere davon verschont blieben, obwohl beide am leichen Markt miteinander im Wettbewerb stehen. Auf iese einfachen ökonomischen Fragen finden Sie keine ntwort. Deshalb brauchen wir über Ihren Antrag nicht eriös zu entscheiden. Man kann ihm nicht zustimmen, enn man Verantwortung für dieses Land tragen öchte. Es ist ein Antrag für die Einführung der Vermögenteuer, der eine Kriegserklärung an den deutschen Mitlstand und an die deutschen Personengesellschaften arstellt. Er ist eine Kriegserklärung an all diejenigen, ie den Wohlstand erwirtschaften, den wir zur Finanzieng des Sozialstaates brauchen. Ein Staat, der neben der Verteilungsgerechtigkeit icht auch immer die Belastungsgerechtigkeit im Blick at, kann auf Dauer kein sozialer Staat sein. Deswegen hnen wir Ihren Antrag ab. Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich Kolle in Barbara Höll. Sehr geehrter Herr Kollege Wissing, Herr Flosbach at vorhin gesagt, Vermögen sei die Voraussetzung für ürgerliche Freiheit. Sie haben diese Auffassung bestägt, indem Sie uns eine pure Neiddebatte unterstellen. Ich halte noch einmal fest, was ich vorhin schon geagt habe: Zwei Drittel aller Erwachsenen in Deutschnd haben gar kein oder nur ein sehr geringes Vermöen. Das heißt, zwei Drittel sind nach Ihrer Auffassung owieso weit weg von Freiheit und Mitbestimmung. So regiert diese Regierung: Sie praktiziert einen Lobyismus zugunsten derjenigen, die viel Geld haben. Daei geht es nicht um 1 Million oder 2 Millionen Euro, ondern um viel größere Vermögen. Denn sonst könnten iese Menschen nicht Zehntausende von Euro an Ihre artei spenden. Das sind diejenigen, die Politik machen. as zeichnet ein klares Bild von dem Zustand, in dem Dr. Barbara Höll )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710005200
Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710005300




(A) )

sich unsere Demokratie leider befindet. Wir sind dage-
gen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich kann nicht alle Ihre Fragen beantworten – das ist
nicht Sinn einer Kurzintervention –, aber ich will auf das
Stichwort „Kriegserklärung“ eingehen. Danach hätten
wir bis 1997 einen Kriegszustand gehabt. Bis dahin hat-
ten wir nämlich eine Vermögensteuer, komischerweise
unter der Regierung Kohl und mit Ihnen als kleinem Ko-
alitionspartner. Das Bundesverfassungsgericht hat 1995
nicht festgestellt, dass die Vermögensteuer verfassungs-
widrig ist; es hat nur die Art und Weise der Erhebung be-
mängelt, weil es eine Ungleichbehandlung bzw. Bevor-
zugung von Immobilienvermögen gab.

Durch die Neuregelung der Erbschaftsteuer ist eine
Grundlage entstanden, auf der wir eine Neubestimmung
vornehmen und die von Ihnen genannten Probleme be-
heben werden können. Eine ernsthafte Diskussion über
die Ungleichverteilung von Vermögen in der Bundesre-
publik Deutschland, die wir damit anstoßen, ist die Vo-
raussetzung dafür, dass sich die Ungleichverteilung bei
der Teilhabe am politischen Leben endlich wieder än-
dern kann und Menschen wieder ihre Rechte wahrneh-
men, damit wir nicht zu einer Wahlbeteiligung von unter
50 Prozent kommen. Dass die Menschen denken, viele
seien sowieso gekauft und es habe keinen Sinn, zur Wahl
zu gehen, ist leider auch ein Nährboden für solche Ent-
wicklungen, die wir alle nicht begrüßen können.

Deshalb ist die Verteilungsfrage eine immanent de-
mokratische Frage. Wir haben Ihnen dazu einen sehr
fundierten Vorschlag vorgelegt. Es ist notwendig und es
lohnt sich, ihn zu diskutieren.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710005400

Kollege Wissing, bitte schön.


Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1710005500

Vielen Dank, Herr Präsident. – Sehr geehrte Frau

Kollegin Höll, es ist eine Zumutung, von einem fundier-
ten Antrag zu sprechen, wenn Sie die zentralen Fragen,
die ich Ihnen in meiner Rede gestellt habe, nicht beant-
worten können. Sie führen eine reine Neiddebatte,


(Zurufe von der LINKEN: Nein!)


solange Sie nicht in der Lage sind, einen verfassungs-
konformen Antrag vorzulegen, der beispielsweise beant-
wortet, wie landwirtschaftliche Vermögen besteuert wer-
den sollen. Sie lassen alle zentralen Fragen aus und
sprechen immer nur abstrakt von Millionären.

Glauben Sie ernsthaft, einen Beitrag zu mehr Gerech-
tigkeit in Deutschland leisten zu können, indem Sie Ka-
pitalvermögen höher besteuern, als es Erträge bringt?
Das ist in Wirklichkeit eine Substanzbesteuerung. Sie
hätten in Ihrer Kurzintervention sagen können, was Sie
tatsächlich wollen. Sie wollen, dass die Menschen
schrittweise Kapital, das sie sich erarbeitet haben, an den
Staat abgeben. Das können Sie doch klar zum Ausdruck
bringen. Dann wissen wir, was Sie wirklich wollen.

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(C (D Wir lehnen das ab. Dafür gibt es in Deutschland keine ehrheit. Das ist gut so. In Deutschland sind nicht mehr erechtigkeit und bessere Lebensverhältnisse zu errei hen, wenn es allen gleich schlecht geht. Deswegen sind ie auf einem Irrweg. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710005600

Das Wort hat nun Lisa Paus für die Fraktion

ündnis 90/Die Grünen.


Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710005700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Was ha-

en wir bisher erlebt?
Wir haben eine Linke erlebt, die wie wir und völlig zu

echt die dramatisch weiter auseinandergehende Schere
wischen Arm und Reich in Deutschland beklagt und an-
lagt, die mit ihrem Antrag zur Vermögensteuer selbst
ber mehr zum Problem als zur Problemlösung beiträgt,
eil er handwerklich einfach richtig schlecht ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben eine Koalition erlebt, die sich genüsslich
ber die erheblichen ökonomischen und juristischen
chwächen des Linkenantrages zur Vermögensteuer her-
acht, um nicht über die erheblichen ökonomischen und
ristischen Schwächen ihrer eigenen, real existierenden
esetze zur Abgeltungsteuer, die heute ebenfalls Thema

ind, reden zu müssen.
Schließlich haben wir eine SPD erlebt, von der wir

ktuell vor allem wissen, dass sie sich noch immer in ei-
em steuerpolitischen Programmrevisionsprozess befin-
et – mit offenem Ausgang.

Da ist noch viel Luft nach oben in dieser Debatte.
eute wird es wohl nicht gelingen, alle Probleme zu lö-

en, aber ich möchte ein paar Denkanstöße geben. Wo-
m geht es?
Ich zitiere einmal einen Kronzeugen aus Ihren Rei-

en, meine Damen und Herren von der Koalition. Der
onservative Premierminister von Großbritannien,
avid Cameron, hat gesagt – ich übersetze für Sie auf
eutsch –:


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Danke!)


Im Herzen wissen wir alle, dass, solange tiefe Armut
eben großem Reichtum existiert, wir alle ärmer blei-
en.“ – Recht hat der Mann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Jetzt müssen Sie von der Koalition nicht gleich vom

tuhl fallen. In der Tat hapert es bei Herrn Cameron
och bei den Taten. Aber immerhin spricht er deutlich
us, dass wachsende Ungleichheit ein ernstes gesell-
chaftliches Problem ist, dass sie nicht nur das Gerech-
gkeitsempfinden vieler verletzt, sondern dass sie auch
rank macht, dass wachsende Ungleichheit auch ein
irtschaftliches Problem ist, weil sie zum Beispiel ein
eibender Faktor der Finanz- und Wirtschaftskrise ge-





Lisa Paus


(A) )


)(B)

wesen ist, und dass wachsender privater Reichtum bei
gleichzeitig wachsender öffentlicher Verschuldung das
Gemeinwesen in seinem Kern gefährdet. Daran sollten
Sie sich ein Beispiel nehmen, meine Damen und Herren
von der Koalition.

Aber wie sieht es bei Ihnen aus? – Egal ob CDU/CSU
oder FDP, Sie bekommen sofort Pickel, wenn zum Bei-
spiel das Wort „Vermögensbesteuerung“ fällt. Sie schwa-
dronieren – wie Sie, Herr Wissing, gerade noch einmal
gezeigt haben – gleich von Neiddebatten, wenn wir Grü-
nen oder andere darüber reden, warum es angesichts der
dramatisch angestiegenen öffentlichen Verschuldung rich-
tig und notwendig ist, dass die Reichen in diesem Lande
sich stärker als bisher an der Finanzierung des Gemein-
wesens beteiligen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie von der FDP setzen sogar noch eins drauf.
Christian Lindner, Ihr Generalsekretär, hält in einem
Gastbeitrag im Tagesspiegel mit der Parole „Ungleichheit
ist besser“ dagegen. Nicht faul, setzen Sie diese Parole so-
gleich in den Haushaltsbeschlüssen um, indem Sie auf der
einen Seite Hoteliers, reiche Erben und Atomkonzerne
beschenken und auf der anderen Seite bei den Sozialaus-
gaben, bei den Investitionen in die soziale und ökologi-
sche Infrastruktur – Stichwort „Soziale Stadt“, Stichwort
„CO2-Gebäudesanierungsprogramm“ – streichen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das DIW hat 2010 noch einmal festgestellt: Die Mit-
telschicht in Deutschland wird immer dünner, die Armen
in diesem Land werden immer ärmer und die Reichen
immer reicher. Wissenschaftler haben außerdem nachge-
wiesen, dass zumindest ein Drittel dieser Ungleichheit
von der Steuerpolitik verursacht wird. Daran können,
sollten und müssen wir etwas ändern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir Grüne schlagen deshalb neben anderen wichtigen
steuerpolitischen Reformen wie der Abschaffung der Ab-
geltungsteuer vor, eine zeitlich befristete Vermögensab-
gabe einzuführen. Wir wollen damit die Kosten der Krise,
die aktuell auf gut 100 Milliarden Euro geschätzt werden,
finanzieren. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsfor-
schung hat für uns errechnet, dass diese Summe wegen
der bestehenden hohen Vermögenskonzentration bereits
in zehn Jahren zusammenkommen könnte, und zwar bei
einem Freibetrag von 2,5 Millionen Euro für Familien
mit zwei Kindern und einem Steuersatz von lediglich
1,4 Prozent. Von den 30 Millionen Steuerpflichtigen in
Deutschland würde das lediglich 340 000 Menschen be-
treffen. Das ist zumutbar und überfällig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710005800

Frau Kollegin, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710005900

Letzter Satz, Herr Präsident.

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(C (D Wir werden unser Konzept in den nächsten Wochen it Fachleuten aus Wirtschaft und Gesellschaft vertieft rörtern und dann einen entsprechenden Antrag im Parment einbringen. Freuen Sie sich schon jetzt darauf. Das Wort hat nun Kollege Peter Aumer für die CDU/ SU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710006000


Peter Aumer (CSU):
Rede ID: ID1710006100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

n! Liebe Kollegen! Frau Paus, wir haben jetzt einen
ettbewerb um die Einführung neuer Steuern – eine be-

renzte Vermögensteuer und eine Finanztransaktion-
teuer –, mit denen die Kosten der Krise bewältigt wer-
en sollen. Ich glaube, das ist nicht der richtige Weg, den
ie hier einschlagen. Wir stehen für eine nachhaltige
olitik, für eine Politik für die kommenden Generatio-
en. Angela Merkel hat vor einiger Zeit in einer Regie-
ngserklärung gesagt, dass unser Staat in den letzten

ahrzehnten über die Verhältnisse gelebt hat. Angesichts
iner Staatsverschuldung von 1,8 Billionen Euro hat sie
cht. Für meine Generation und alle folgenden Genera-
onen ist es wichtig, dass wir nicht über Gebühr mit
teuern belastet werden und dass sich der Staat auf die
inge beschränkt, die wichtig und notwendig sind, um
ie staatliche Existenz zu sichern und die Infrastruktur
ufrechtzuerhalten.

Wir diskutieren über zwei Anträge der Linken mit den
iteln „Die Abgeltungsteuer abschaffen – Kapitalerträge
ie Löhne besteuern“ und „Vermögensteuer als Millio-
ärsteuer wieder erheben“. Wir haben heute schon sehr
iel über den Wahlkampf gesprochen. Meine sehr geehr-
n Damen und Herren von der Linken, das, was Sie ma-

hen, ist Wahlkampf pur. Ihnen geht es nicht darum, ver-
ssliche Politik für unsere Bevölkerung zu machen.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Doch! Im Gegensatz zu Ihnen!)


nen geht es nur um Populismus und darum, unser Land
eine andere Richtung zu lenken. Das wollen wir nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wie meine Vorredner schon gesagt haben, wollen wir
eine Neiddebatte, sondern eine verlässliche Politik für
ie Menschen in unserem Land. Sie von der Linken be-
ennen sich ganz klar zur Einführung des Kommunis-
us.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Das stimmt nicht!)


Ihre Parteivorsitzende hat das ganz klar gefordert. Sie
ollen in der Folge wahrscheinlich auch den real existie-
nden Sozialismus.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Genau! Partei des Demokratischen Sozialismus!)






Peter Aumer


(A) )


)(B)

In Deutschland wurde bewiesen, dass das nicht geht,
dass das nicht zukunftsfähig ist.

Wir halten an der sozialen Marktwirtschaft fest.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Wenn sie noch sozial wäre!)


Wir wollen das, was unser Land in den letzten 60 Jahren
stark gemacht hat, in eine gute Zukunft führen. Es liegt
an uns, die sozialen Leitplanken in der sozialen Markt-
wirtschaft einzuziehen. Wir sind dabei, aus der Krise zu
lernen und die Konsequenzen zu ziehen. Wir wollen auf
dem Kapitalmarkt neue Wege gehen und neue Instru-
mente einsetzen, sodass auch der soziale Anspruch in
unserem Wirtschaftssystem erfüllt werden kann. Das ist
der Anspruch, den wir von der Union an das Wirtschafts-
system stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es geht um ein gutes Miteinander in unserer Gesell-
schaft. Dazu trägt die heutige Debatte nicht bei; denn Sie
wollen nicht das, was unsere soziale Marktwirtschaft
stark gemacht hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Doch!)


Wir wollen die Anerkennung des privaten Eigentums.
Wir wollen Vertragsfreiheit. Weitere wesentliche Pfeiler
sind freier Wettbewerb, offene Märkte und eine stabile
Währung. Angela Merkel hat in den letzten beiden Ta-
gen in Brüssel zugunsten einer stabilen Währung ver-
handelt.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Brüssel würde ich jetzt nicht erwähnen!)


Wer das nicht will, der steht für das, was die DDR in
wirtschaftspolitischer Hinsicht falsch gemacht hat.
Volkseigentum in der Hand von Parteifunktionären stand
dort an oberster Stelle, genauso wie Beschränkungen bei
Konsumentscheidungen und der Eingriff des Staates in
den Wettbewerb.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Das ist aber unterste Sohle!)


All diese Dinge bringen unser Land im internationalen
Wettbewerb nicht weiter.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben aus der Geschichte gelernt. Wir wollen
kein anderes Denken, sondern eine moderne soziale
Marktwirtschaft, die uns in eine gute Zukunft führt.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Sozial für Reiche!)


Die Erfolge der sozialen Marktwirtschaft haben Deutsch-
land in den letzten Jahrzehnten starkgemacht. Wir wollen,
dass sich das auch in unserer Gesellschaft widerspiegelt.
Die Leistungsfähigkeit ist der Maßstab unseres Steuer-
systems. Das Leistungsfähigkeitsprinzip der Besteuerung
spiegelt sich in unserem Steuersystem wider. Sicherlich
– da gebe ich Ihnen recht – gibt es Unwuchten im Steuer-
system. Gerade bei der Besteuerung der Leistungsträger
in unserer Gesellschaft, bei den jungen Familien, die ei-

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(C (D igermaßen gut verdienen, schlägt der Spitzensteuersatz oll zu. Deswegen wollen wir von der Union die kalte rogression abmildern. Wir wollen auch den Mitteltandsbauch verringern. Die sozialen Aspekte müssen ich in unserer Steuerpolitik widerspiegeln. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


In Ihrem Antrag schreiben Sie, es sei ein Gebot der
erechtigkeit und ein Gebot zur Bewältigung der Krise,
ie Vermögensteuer einzuführen. Meine sehr geehrten
amen und Herren der Linken, Sie haben wahrschein-
ch noch nicht bemerkt, dass wir die Krise schon längst
ewältigt haben.


(Widerspruch bei der LINKEN)


ir in Deutschland haben eine Wirtschaftsentwicklung,
n der sich andere Länder in Europa ein Beispiel nehmen
önnen. Das liegt vor allem daran, dass es einen Schul-
rschluss der Bevölkerung, insbesondere der Arbeit-
ehmerinnen und Arbeitnehmer, der Politik und der
irtschaft gegeben hat, um Verantwortung für das All-

emeinwohl zu übernehmen. Ihr Vorschlag, meine sehr
eehrten Damen und Herren der Linken, eine Vermögen-
teuer zu erheben, ist populistisch und irreal.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Herr Waigel hatte eine Vermögensteuer!)


In fünf Sätzen legen Sie Ihre steuerpolitischen Vor-
chläge dar. Sie wollen Vermögen von über 1 Million
uro mit einer Millionärsteuer belegen. Herr Kollege
losbach hat vorhin gesagt, wann man nach Ihren Vor-
tellungen schon Millionär wäre. Das kann nicht sein.
as ist kein Weg zu einer sozialen und gerechten Steuer-
olitik, meine sehr geehrten Damen und Herren der Lin-
en.


(Beifall des Abg. Klaus-Peter Flosbach [CDU/ CSU] – Zurufe von der LINKEN)


Ich bin heute im Dialog mit Ihnen und muss mich mit
nen auseinandersetzen. – Peer Steinbrück hat in einer

einer Reden gesagt, wie hoch die Einnahmen aus der
ermögensteuer 1996, als sie zum letzten Mal erhoben
orden ist, waren. Sie betrugen 4,5 Milliarden Euro.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Weil die Sätze zu niedrig waren!)


ie sprechen von über 100 Milliarden Euro. Das ist ir-
al.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Deshalb muss sie neu berechnet werden!)


as hat nichts mit der Höhe des Steuersatzes zu tun. Das
at etwas mit Realismus zu tun. Wir sind von den Men-
chen gewählt worden, um realistische Politik zu betrei-
en. Die Menschen vertrauen darauf, dass wir eine so-
iale und gerechte Politik machen.


(Beifall des Abg. Olav Gutting [CDU/CSU])


iese Politik besteuert nach Leistungsfähigkeit.

Auch bei der Abgeltungsteuer verkennen Sie die Re-
litäten. Wir leben in einer Zeit der globalen Finanz-





Peter Aumer


(A) )


)(B)

märkte, in der es keine Grenzen gibt. Die deutsche Steu-
ergesetzgebung muss darauf Rücksicht nehmen, wie sich
Menschen in unserem Land, die Kapital besitzen, verhal-
ten. Deswegen war es richtig, dass man seinerzeit die
Abgeltungsteuer eingeführt hat. Auch ich finde es nicht
unbedingt gerecht, wenn auf Kapitaleinkünfte nur
25 Prozent Steuern bezahlt werden müssen, auf alle an-
deren Einkünfte gegebenenfalls mehr. Aber bevor Kapi-
talbesitzer überhaupt nichts zahlen, ist es mir lieber,
wenn sie 25 Prozent zahlen.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Das ist nicht die Alternative!)


Sie kennen doch die Zahlen und wissen, wie viele Mil-
liarden Euro in das Ausland geflossen sind. Leugnen Sie
doch nicht die Tatsachen. Das war so, das ist so, und das
wird so bleiben. Wir haben gemeinsam mit der SPD die
Abgeltungsteuer eingeführt, um dieser Entwicklung ent-
gegenzusteuern. Es ist die Aufgabe des Staates, seine
Lenkungsfunktion wahrzunehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ihre Überzeugung, meine sehr geehrten Damen und
Herren der Linken, spiegelt die Vergangenheit wider.
Wir stehen für die Zukunft. Die Menschen haben uns in
diesem Land gewählt und uns die Verantwortung über-
tragen, damit wir dieses Land in eine gute Zukunft füh-
ren. Wir wollen das mit einer starken sozialen Markt-
wirtschaft, mit einer Marktwirtschaft, die den Menschen
in unserem Land Zukunftschancen bietet, die Arbeit
schafft, die Bildung als oberste Priorität hat und vor al-
lem die Chancengerechtigkeit als oberstes Ziel betrach-
tet. Wir als christlich-liberale Koalition sind an der Re-
gierung, weil die Menschen uns das zugetraut haben.
Wir arbeiten in dieser Legislaturperiode für dieses Ziel.
Wir bitten Sie: Machen Sie konstruktive Vorschläge, ar-
beiten Sie mit an der Gestaltung der Zukunft, aber ver-
harren Sie nicht in der Vergangenheit! Wir lehnen Ihren
Antrag ab.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710006200

Das Wort hat nun Kollege Manfred Zöllmer für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Manfred Zöllmer (SPD):
Rede ID: ID1710006300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Vermögensteuer zählt zu den ältesten Steuern der Welt.
Schon in Babylonien und im alten Ägypten hat es Abga-
ben auf das Vermögen gegeben.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Damals hat es auch die Todesstrafe und die Folter gegeben!)


Die Steuern dienten damals allerdings hauptsächlich der
Kriegsfinanzierung. Vieles hat sich seitdem geändert, ei-

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(C (D iges ist gleichgeblieben, zum Beispiel die Forderung ach mehr Steuergerechtigkeit. Unser Steuersystem uss gerechter werden. Dazu gehört nach Auffassung er Sozialdemokraten eine Vermögensteuer. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen: Die Einommensund Vermögensverteilung in Deutschland ist ngerecht. Das obere Zehntel in Deutschland besitzt irca 61 Prozent des gesamten Vermögens. Der Anteil er vermögensbezogenen Steuern in Deutschland am ruttoinlandsprodukt beträgt ungefähr 0,9 Prozent. Dait ist deren Anteil am gesamten Steueraufkommen im ternationalen Vergleich deutlich geringer als in anden Staaten. Lieber Kollege Aumer, das hat nichts mit einer Neidebatte zu tun, sondern das bedeutet, die gesellschaftlihe Realität anzuerkennen. Das ist die wichtigste Voussetzung, um eine vernünftige Politik machen zu önnen. Die Struktur des Steueraufkommens in Deutschland t zu stark am Lohneinkommen ausgerichtet. Dies hat uch wirtschaftspolitische Konsequenzen. Es bedeutet, ass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu gering ist. ie zu steigern, ist auch ein Gebot der wirtschaftlichen ernunft. Eine Vermögensteuer ist wirtschaftspolitisch richtig, nd sie ist ein Gebot sozialer Gerechtigkeit. ir brauchen sie, um den Staat handlungsfähig zu haln. Eine Vermögensteuer steht den Ländern zu. Viele undesländer haben erhebliche Liquiditätsprobleme; eiige bewegen sich fast am Rande der Insolvenz. (Zuruf von der CDU/CSU: Des Verfassungsbruchs!)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


(Beifall bei der SPD)


Liebe Kollegin Höll, das hat natürlich auch etwas mit
en Kommunen zu tun. Ich komme aus Wuppertal. Ich
ill jetzt keine Ost-West-Debatte aufmachen, aber doch

nmerken: Wir zahlen pro Jahr 25 Millionen Euro in
ichtung neue Bundesländer


(Zuruf von der LINKEN: Danke!)


gerne – und müssen das alles mit Krediten finanzie-
n. – Das aber nur am Rande.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die aktuelle Situa-
on erinnert mich fatal an eine Diskussion, die wir in
en 70er-Jahren unter der Überschrift „Privater Reich-
m – öffentliche Armut“ geführt haben. Das Gebot der

ozialen Gerechtigkeit und die ökonomische Vernunft
prechen für eine Vermögensteuer in Deutschland.

Werfen wir doch einen kurzen Blick auf die Steuer-
olitik von Schwarz-Gelb! Sie beschließen Steuerge-
chenke für Hoteliers, reiche Erben und große Unterneh-
en in Höhe von 5,6 Milliarden Euro. Das ist eine reine
lientelpolitik.


(Beifall bei der SPD)






Manfred Zöllmer


(A) )


)(B)

Sie diskutieren weiter über mögliche Steuersenkungen,
ohne die Konsequenzen für Länder und Kommunen zu
bedenken. Sie versuchen, sich mit fadenscheinigen Ar-
gumenten der Einführung einer Vermögensteuer zu wi-
dersetzen.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Richtig!)


Lassen Sie mich festhalten: Eine Vermögensteuer in
Deutschland ist verfassungsrechtlich selbstverständlich
möglich; überhaupt kein Problem.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die ungerechtfertigte Besserbehandlung von Immobilien
gegenüber anderen Vermögensteilen muss aufgehoben
werden.


(Iris Gleicke [SPD]: So ist das!)


Das ist mit der Reform der Erbschaftsteuer wirklich
möglich. Das ist kein Problem. Lieber Herr Wissing,
schauen Sie sich das doch einfach einmal an! Die Be-
wertungsprobleme sind lösbar.

Herr Kollege Flosbach, auch vor 1997 war die Bun-
desrepublik Deutschland keine Wüste. Es hat Vermieter
gegeben, es hat Häuser gegeben, es hat Mieter gegeben,
es hat den Mittelstand gegeben,


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Aber keine 5 Prozent auf alles!)


und es hat eine Vermögensteuer gegeben.


(Beifall der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE])


Erzählen Sie uns hier also bitte nicht solche Märchen!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Warum können wir jetzt dem Antrag der Linken nicht
zustimmen? Der Kollege hat eben schon einiges dazu
gesagt. Sie verstehen die Vermögensteuer praktisch als
konfiskatorische Steuer. Ein Steuersatz von 5 Prozent
bedeutet wirklich eine Politik mit dem Vorschlagham-
mer.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Ab 1 Million Euro!)


Eine solche Substanzbesteuerung ist nicht akzeptabel.

Deswegen haben wir Sozialdemokraten ein realisti-
sches Gesamtkonzept für mehr Steuergerechtigkeit ge-
genüber den Besserverdienenden in dieser Republik vor-
gelegt. Wir haben bereits in der letzten Legislaturperiode
die Reichensteuer eingeführt, und wir fordern neben der
Vermögensteuer eine Anhebung des Spitzensteuersatzes
von 42 Prozent auf 49 Prozent. Dies ist ein guter Schritt
insgesamt in Richtung mehr Steuergerechtigkeit. Dies ist
ein Gesamtkonzept.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Das Wort hat nun Kollege Daniel Volk für die FDP raktion. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710006400


Dr. Daniel Volk (FDP):
Rede ID: ID1710006500

Ich danke Ihnen. – Herr Präsident! Liebe Kolleginnen

nd Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren,
ie Sie hier und an den Bildschirmen die Debatte verfol-
en! Es ist sehr erhellend, eine solche Debatte über die
teuerpolitik zu führen; denn man sieht: Die Opposition
t sich einig. Es wird ein Strauß von Steuererhöhungen
orgeschlagen. Man ist sich nur noch nicht ganz einig
arüber, in welcher prozentualen Höhe. Aber man ist
ich einig darüber: Vermögensabgabe, Vermögensteuer
sw. usf. Es wird hier insgesamt das Lied der weiteren
teuererhöhungen gesungen.

Es interessiert die Opposition offenbar überhaupt
icht, dass wir ohnehin schon eine absolut überzogene
teuerbelastung in Deutschland haben. Die Opposition
alt hier auch das Bild, dass nur durch Steuererhöhun-

en die öffentlichen Haushalte saniert werden könnten.
em möchte ich doch mal ganz deutlich widersprechen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben in
eutschland in einem sehr großen Bundesland einen ge-
chtlich festgestellten Verfassungsbruch in der Haus-
altspolitik. Dieses Bundesland ist Nordrhein-Westfalen.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das haben Sie uns doch mit der WestLB eingebrockt!)


ordrhein-Westfalen hat nach dem Regierungswechsel
nd der damit verbundenen Regierungsübernahme durch
ot-Grün, geduldet durch die dunkelrote Linkspartei, ei-
en verfassungswidrigen Landeshaushalt vorgelegt,


(Zuruf von der SPD)


nd zwar deswegen verfassungswidrig, weil die Neuver-
chuldung so rasant angestiegen ist. Die Begründung
ieser Landesregierung dafür lautete, es sei das gesamt-
irtschaftliche Gleichgewicht gestört. Während in ganz
eutschland aufgrund der Finanz-, Wirtschafts- und
teuerpolitik der schwarz-gelben Koalition


(Manfred Zöllmer [SPD]: Kommen Sie doch mal zur Sache! – Dr. Wolfgang StrengmannKuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zum Thema!)


ie Wirtschaft wächst und die Steuereinnahmen anstei-
en, ist in Nordrhein-Westfalen das gesamtwirtschaftli-
he Gleichgewicht gestört. – Es kann nur an der dortigen
andesregierung liegen, dass dort dieses Gleichgewicht
estört ist.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710006600

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

ollegin Paus?






(A) )


)(B)


Dr. Daniel Volk (FDP):
Rede ID: ID1710006700

Ich möchte gerne fortfahren.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Ja, ja! Kommen Sie doch mal zur Sache!)


Ich möchte Ihnen nur einen zusätzlichen Hinweis ge-
ben: Sie werden durch nominale Steuererhöhung – durch
die Einführung neuer Steuern – nicht die Gesamtsteuer-
einnahmen des Staates erhöhen, vielmehr werden Sie da-
mit ein Sinken der Gesamtsteuereinnahmen in absoluten
Zahlen verursachen.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Den Trick kennen wir! Durch Steuersenkung gibt es mehr! Das hat Herr Eichel auch gemacht!)


Das liegt einerseits daran, dass eine weitere Steuererhö-
hung die Wirtschaft insgesamt eben nicht wachsen lässt.
Nur eine wachsende Wirtschaft kann auch zu einer Erhö-
hung der Gesamtsteuereinnahmen führen.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch von vorgestern!)


Andererseits werden Sie beobachten können, dass,
wenn Sie eine substanzreduzierende Vermögensteuer
einführen, die Vermögen Deutschland verlassen werden.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sieht man in den USA!)


Das wäre übrigens auch ein Weg der Angleichung der
Vermögen in Deutschland, allerdings nicht nach oben,
sondern nach unten. Es würden dann nur noch wenige
vermögende Personen in Deutschland bleiben, alle ande-
ren würden dieses Land verlassen haben.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Wo leben Sie denn?)


Dann werden Sie Ihr Ziel erreicht haben: Es geht allen
gleich, und zwar allen gleich schlecht. Und das kann
nicht Sinn und Zweck einer verantwortungsvollen Wirt-
schafts- und Steuerpolitik in diesem Land sein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der LINKEN)


Die schwarz-gelbe Koalition hat gezeigt, wie man die
Wirtschaft gerade auch in Krisenzeiten durch eine Steu-
erentlastungspolitik insgesamt voranbringt, eine solide
Haushaltspolitik betreibt und damit auch der generatio-
nengerechten Verantwortung, nämlich durch den Abbau
der Verschuldung, Rechnung trägt.

Die schwarz-gelbe Regierung hat zum 1. Januar 2010
eine Steuerentlastung allein der Familien in Höhe von
4,6 Milliarden Euro vorgenommen.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Und jetzt fehlen den Kommunen 1,6 Milliarden Euro!)


Des Weiteren wurden für die Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer Steuerentlastungen vorgenommen, die
sich auf insgesamt mehr als 20 Milliarden Euro summie-
ren. Gleichzeitig hat der Bundesfinanzminister die mit-
tel- und langfristige Finanzplanung des ehemaligen

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(C (D PD-Finanzministers bezüglich der Neuverschuldung albiert: (Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihre Politik macht die Kommunen arm!)


ie Neuverschuldung, die Peer Steinbrück noch für das
ahr 2010 vorgesehen hatte, betrug mehr als 80 Mil-
arden Euro; dagegen wurde die Neuverschuldung im
chwarz-gelben Bundeshaushalt 2010 auf 40 Milliarden
uro gesenkt.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Weil das Steueraufkommen gestiegen ist! Das wusste keiner vorher!)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist eine
ernünftige Wirtschafts-, Steuer- und Finanzpolitik für
eutschland. Ich kann Ihnen nur empfehlen, sich diesem
urs in der Wirtschafts- und Finanzpolitik anzuschlie-
en.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710006800

Das Wort hat nun Michael Schlecht für die Fraktion

ie Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Michael Schlecht (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710006900

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Die

pannende Frage ist, ob wir uns weiterhin den Luxus
isten können, dass die Reichen und Vermögenden im-
er reicher werden, oder nicht. Ich sage Ihnen klipp und

lar: Diesen Luxus kann man sich deshalb nicht mehr
isten – ich sage das nicht, weil ich einen Neidkomplex
ätte –, weil auf der anderen Seite der Einkommensskala
unserem Land große Not herrscht und weil im Bereich

on Erziehung und Bildung – das wird ja in allen Dis-
ussionen anerkannt – riesige Missstände herrschen.
iesen nur mit strukturellen Maßnahmen zu begegnen,
icht nicht aus, sondern hierfür muss man richtig viel
eld in die Hand nehmen. Um allein im Bereich Erzie-
ung und Bildung in Deutschland auf einen vernünftigen
tand zu kommen, der uns vielleicht der Weltspitze nä-
er bringt, brauchen wir jedes Jahr Mehrausgaben in
öhe von 20 bis 30 Milliarden Euro.

Wir gehen davon aus, dass wir in dem Bundesland, aus
em ich komme, in Baden-Württemberg, jedes Jahr un-
efähr 3 Milliarden Euro mehr benötigen, um vernünftige
ildung zu ermöglichen. In Baden-Württemberg besteht
as Problem, dass der CDU-Ministerpräsident, der be-
hmte Atom-Mappus, in der Bildungspolitik abbauen
ill: Er will in den nächsten Jahren – vorausgesetzt, er
leibt an der Macht – 6 500 Lehrerstellen abbauen. Das
ollen wir nicht. Wir wollen eher 6 500 Lehrerstellen in
aden-Württemberg schaffen.


(Beifall bei der LINKEN)


ur, das kostet Geld. Deshalb sagen wir: Dieses Geld
ollen die Reichen und Vermögenden in diesem Lande
ufbringen; denn die können es am leichtesten erübri-





Michael Schlecht


(A) )


)(B)

gen. Wir wollen eine Millionärsteuer. Wir wollen mit der
Millionärsteuer auf Bundesebene 80 Milliarden Euro
mehr einnehmen.


(Zurufe von der FDP)


Das können die locker bezahlen. Wir sind ja sogar groß-
zügig und lassen ihnen einen Freibetrag in Höhe von 1
Million Euro.

Mit dieser Millionärsteuer hätte Baden-Württemberg
Steuermehreinnahmen in Höhe von 10 Milliarden Euro.


(Holger Krestel [FDP]: Halten Sie doch gleich ein Wahlplakat hoch! – Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Sie haben nach Einführung dieser Steuer gar kein Geld mehr!)


Mit diesen 10 Milliarden Euro könnten wir locker die
3 Milliarden Euro, die wir für Erziehung und Bildung
benötigen, finanzieren.


(Holger Krestel [FDP]: Sie haben schon ein ganzes Land ruiniert!)


Wir könnten darüber hinaus in Baden-Württemberg mit
diesen Mehrerträgnissen problemlos einen starken Auf-
wuchs bei den erneuerbaren Energien finanzieren, der
notwendig ist, damit wir in Baden-Württemberg inner-
halb sehr kurzer Zeit aus der Atomenergie aussteigen
können.


(Beifall bei der LINKEN)


Es gibt im Übrigen auch bei den Grünen in Baden-
Württemberg seit kurzem einen Gesinnungswandel. Der
Kandidat Kretschmann sagt, er sei dafür, sich bis 2018
bzw. 2019 eher noch mehr zu verschulden, um erneuer-
bare Energien aufzubauen. Dafür bin ich gar nicht. Ich
bin vielmehr dafür, Reiche und Vermögende durch eine
Millionärsteuer massiv zu besteuern, damit gerade in
Baden-Württemberg, aber auch in anderen Bundeslän-
dern der Haushalt konsolidiert werden kann und darüber
hinaus auch massiv in Erziehung und Bildung sowie in
den Ausbau erneuerbarer Energien und in Energieein-
sparmaßnahmen investiert werden kann. Damit kann un-
ser Land vorangebracht werden.

Es ist ja so – das wissen viele wahrscheinlich gar
nicht –, dass die Millionärsteuer eine Landessteuer ist.
Sie wäre ein gutes Instrument, um den desolaten Zustand
der Finanzen in den Ländern zu beenden und damit die
Länder in die Lage zu versetzen, die ihnen obliegenden
wichtigen Aufgaben der Daseinsvorsorge gerade auch
im Bereich von Erziehung und Bildung ohne Verschul-
dung sauber durchzufinanzieren. Deshalb ist die Millio-
närsteuer eine zentrale Aufgabe.

Dass SPD und Grüne unserem Antrag nach wie vor
reserviert gegenüberstehen, halte ich für sehr bedenk-
lich.


(Zuruf des Abg. Manfred Zöllmer [SPD])


Ich habe aber nicht die Hoffnung aufgegeben, dass auch
hier eines Tages ein Umdenken einsetzt –

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(C (D Herr Kollege, Sie müssen zum Ende kommen. – einen Satz noch – und ein entscheidender Fortschritt rreicht werden kann, jetzt am Sonntag in Badenürttemberg durch die Abwahl von Mappus, – Herr Kollege, Sie müssen zum Ende kommen. – und weitere Fortschritte in den folgenden Jahren. Danke schön. (Beifall bei der LINKEN – Holger Krestel [FDP]: Noch ein Wahlkampfplakat hochhalten, damit die Rede rund wird!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710007000
Michael Schlecht (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710007100

(Dr. Daniel Volk [FDP]: Wahlkampf pur!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710007200
Michael Schlecht (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710007300


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710007400

Das Wort hat nun Gerhard Schick für die Fraktion

ündnis 90/Die Grünen.


Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710007500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

enn man gegen einen Vorschlag ist, sollte man sich
uch überlegen, welche Alternativen es gibt.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Die Alternative ist Schwarz-Gelb!)


ir haben deswegen die Einführung einer Vermögens-
bgabe vorgeschlagen, weil wir wissen, dass der Riesen-
erg Schulden, den Deutschland in der Finanzkrise an-
ehäuft hat, irgendwie abgetragen werden muss.

Wenn Sie nicht erklären, wer das tragen soll, wird es
enauso geschehen wie bei der Wiedervereinigung: Sie
erden es über große Staatsverschuldung in die Zukunft

chieben und unser Land für die Zukunft stark belasten.
etztendlich müssen es die Arbeitnehmerinnen und Ar-
eitnehmer über die Sozialversicherungsbeiträge zahlen.
as wollen wir nicht. Geben Sie einmal zu, wer denn bei
rer Politik die Lasten tragen wird. Dann wird das Un-

oziale Ihrer Politik erst richtig deutlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Herr Volk, ich finde, Lautstärke sollte Wahrheit nicht
rsetzen. Sie reden groß von Steuersenkungen. Sagen
ie doch einmal dazu, dass auch unter Ihrer Regierungs-
eteiligung Steuern erhöht worden sind. Hier nenne ich
ur die Kernbrennstoffsteuer, die Luftverkehrsabgabe
nd die Tabaksteuer.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Sind Sie dagegen?)


achen Sie den Menschen doch nicht immer vor, es
äbe in der Steuerpolitik nur eine Richtung.





Dr. Gerhard Schick


(A) )


)(B)


(Norbert Schindler [CDU/CSU]: Da sind wir euch doch gefolgt! Diese Vorschläge gibt es schon seit Jahren!)


Auch wenn Wahlkampf ist, sollte die Wahrheit bei Ih-
ren Reden nicht ständig unter die Räder kommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Sachverständigenrat hat das Kapitel zur Abgel-
tungsteuer in seinem Gutachten 2008/2009 mit den Wor-
ten „Nach der Reform ist vor der Reform“ überschrieben,
und zwar aus folgendem Grund: Diese Abgeltungsteuer
hat so, wie sie eingeführt worden ist, massive Probleme
verursacht. Das muss man einfach auch einmal zur
Kenntnis nehmen.

Es ist schon interessant, dass Sie zu der Frage, was
Sie in diesem Bereich eigentlich machen wollen, heute
nichts gesagt haben – gar nichts.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Beim nächsten Tagesordnungspunkt!)


Ich zitiere das manager magazin, das ja nicht gerade
als linksradikales Kampfblatt bekannt ist:

Die seit 2009 geltende Abgeltungsteuer sorgt nicht
nur für mehr Ärger und Bürokratie bei der Mehr-
zahl der Steuerzahler, sondern auch für weniger
Einnahmen für den Staat. Sie ist ein Rohrkrepierer.

Weiter heißt es dort:

Die Abgeltungsteuer ist … ein riesiges Steuerge-
schenk für sehr vermögende Bürger.

Das muss man einfach einmal zur Kenntnis nehmen.
Es war ein Fehler, sie einzuführen, und zwar aus mehre-
ren Gründen.

Erstens wurde versprochen: Die Abgeltungsteuer hilft
uns im Kampf gegen die Steuerhinterziehung. Fakt ist:
Dass der Steuerverwaltung über die anonymisierte Ver-
einnahmung der Kapitalerträge ein wichtiges Indiz fehlt,
macht es schwieriger, Steuerhinterziehung zu bekämp-
fen. Das Gegenteil dessen, was bei der Einführung ge-
sagt wurde, ist der Fall.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)


Zweitens wurde gesagt: Das Ganze wird einfacher. –
Das stimmt nicht. Die Bundesregierung hat auch auf
eine Anfrage meiner Kollegin Lisa Paus erklärt: Nur für
wenige Leute ist es komplizierter geworden. – Nach
Aussage des Sachverständigenrats haben es aber über
die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger durch die Abgel-
tungsteuer komplizierter und nicht einfacher. Das Ge-
genteil dessen, was erreicht werden sollte, ist erreicht
worden.

Da muss man sich einfach einmal sagen: Das war
nichts. Das war ein Fehler, den man korrigieren muss.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)


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(C (D Drittens ist es ein typischer Steinbrück gewesen: guter pruch, schlechte Substanz. Es stimmt einfach nicht, dass ie Einnahmen größer geworden sind. Im Endeffekt sind ie gesunken. Das war auch schon bei der Einführung lar. Der Finanzminister hat mit dem schönen Spruch Lieber 25 Prozent von X als 45 Prozent von garnix“ beauptet: Die Einnahmen werden steigen. – Gleichzeitig ar in dem Finanztableau schon enthalten, dass die Einahmen sinken werden. Die Gründe sind genau die von mir genannten: Die bgeltungsteuer brachte nicht nur an vielen Stellen eine erkomplizierung mit sich, sondern war auch ein Steuereschenk für sehr Vermögende. Vor diesem Hintergrund muss man einfach einmal onstatieren – ich nehme wahr, dass die Sozialdemokran auf diesem Weg sind –: Es war ein Fehler, die Abgelngsteuer einzuführen. Dieser Fehler muss korrigiert erden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710007600

Das Wort hat nun Kollege Christian Freiherr von

tetten für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Frhr. Christian von Stetten (CDU):
Rede ID: ID1710007700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

t in dieser Debatte schon erwähnt worden – die Medien
aben Anfang dieses Jahres auch sehr ausführlich da-
ber berichtet –, dass es in der Linksfraktion eine neue
ommunismusdebatte gibt.

Nach meiner persönlichen Meinung haben Sie sich
war nie aufrichtig vom Kommunismus distanziert.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Dafür gibt es auch keinen Grund! – Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir reden hier über Steuerpolitik!)


ber wenn es noch eines Beweises bedarf, dass der
ommunismus wieder in Ihrer Partei angekommen ist,
ann sollte man ruhig Ihren heutigen Antrag zur Wieder-
rhebung der Vermögensteuer lesen; denn darin steht ei-
iges, was dem sehr nahe kommt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Damit wir uns nicht falsch verstehen: Wir von der
DU/CSU-Fraktion sind der Auffassung, dass starke
chultern mehr tragen müssen als schwache. Das, was
ie heute hier durchsetzen wollen, kommt aber – das ha-
en alle Redner unserer Koalition deutlich gemacht,
laube ich – einer Enteignung der Bürger nahe. Das ist
och sehr nah am Kommunismus, liebe Kollegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Also, wer 1 Million hat, ist enteignet? Das glauben Sie doch selber nicht!)






Christian Freiherr von Stetten


(A) )


)(B)

Sie fordern heute allen Ernstes, nach Abzug eines
Freibetrages eine Steuer von 5 Prozent auf das gesamte
private Geldvermögen, auf die Verkehrswerte aller pri-
vaten Immobilien und Sachvermögen zu erheben. Das
heißt: Wenn ein Familienvater über den Freibetrag hi-
naus eine Eigentumswohnung besitzt, in der er mit sei-
ner Familie und seinen Kindern wohnt, wird er nach Ih-
rem Vorschlag nach spätestens 20 Jahren enteignet. Es
kann doch nicht der Sinn und Zweck Ihres Gesetzes sein,
Wohnungen nach spätestens 20 Jahren staatlich einzu-
ziehen; das ist doch absurd.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Rechnung stimmt nicht! Die Aussage ist zwar richtig, aber die Rechnung ist falsch!)


Wir legen Wert darauf, festzustellen, dass das nicht
nur die Wohnungseigentümer betrifft. Nicht dass Sie hier
nachher als Robin Hood der Wohnungsmieterverbände
auftreten: Sie treffen damit auch die Wohnungsmieter.
Gerade die Mieterverbände müssen ein Interesse daran
haben, dass Sie sich heute nicht durchsetzen. Überlegen
Sie einmal, welche Folgen es auf dem deutschen Woh-
nungsmarkt hätte, wenn wir heute eine Vermögensteuer
von 5 Prozent auf Immobilien beschließen würden. Neh-
men wir hier das Beispiel eines vielleicht von Ihnen
nicht geliebten, aber sehr vermögenden Immobilienbe-
sitzers, der heute mit seiner Immobilie eine Rendite von
4 Prozent erreicht: Er müsste, nachdem er seine Ertrag-
steuer an das Finanzamt überwiesen hat, auch noch eine
Substanzsteuer von 5 Prozent auf den Verkehrswert der
Immobilien zahlen.

Das kann doch nicht Ihr Ernst sein. Ich möchte jetzt
nicht so weit gehen wie der Vorsitzende des Finanzaus-
schusses, der den Verdacht geäußert hat, dass Sie bei der
Formulierung des Antrages völlig besoffen waren. Sie
sollten aber den Referenten, der Ihnen das aufgeschrie-
ben hat, zumindest einmal überprüfen.


(Beifall bei der FDP)


Nehmen wir einmal an, dass Sie wirklich ernst mei-
nen, was Sie uns zur Abstimmung stellen. Im Falle der
Einführung einer solchen Steuer würde der Immobilien-
besitzer versuchen – das ist völlig klar –, seine Immobi-
lie zu verkaufen. Das Problem wäre nur: Er würde kei-
nen Käufer finden, der ihm diese Immobilie abkauft;
denn wer kauft schon eine Immobilie, die eine Rendite
von 4 Prozent abwirft, wenn er 5 Prozent Substanzsteuer
zahlen muss. Die Substanzsteuer in Höhe von 5 Prozent
muss der Immobilienbesitzer übrigens auch dann zahlen,
wenn er gar keinen Mieter hat oder die Wohnung gerade
renoviert wird. Was wird er also machen, wenn er nie-
manden hat, der ihm die Wohnung abkauft? Er wird die
zusätzlichen Kosten auf den Mieter übertragen.

Hier müssen wir wissen, worüber wir reden: Eine zu-
sätzliche Belastung von 5 Prozent des Verkehrswertes
würde bei uns in der Bundesrepublik Deutschland eine
glatte Verdopplung der Miete bedeuten. Das heißt, die
Familie, die heute 300 Euro im Monat zahlen muss,
müsste dann 600 Euro im Monat zahlen; die Familie, die
heute 500 Euro zahlen muss, müsste dann 1 000 Euro

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(C (D iete berappen. Das ist nicht die Sozialpolitik, die wir ns vorstellen. Sie von der Linken sollten sich schämen, ier solche Anträge einzubringen. Wir wollen, dass in eutschland auch in Zukunft billiger Wohnraum zur erfügung steht. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der LINKEN)


Sie brauchen sich gar nicht so aufzuregen.

Die Vorschläge, die Sie hier vorlegen, sind so weit am
hema vorbei, dass sogar die Kolleginnen und Kollegen
on der SPD und den Grünen, die mit einer privaten Ver-
ögensteuer inhaltlich sympathisieren, diesen Antrag
federführenden Finanzausschuss abgelehnt haben.

iese Maßnahme ist konjunkturpolitisch völlig falsch:
ie fördert nicht private Investitionen im Wohnungsbau,
ondern verhindert sie. Wir werden sie heute mit einem
laren Nein verhindern.

Meine Damen und Herren, vorhin wurde vom Kolle-
en der Linken angesprochen, über welches Volumen
ir reden: Sie reden von „Steuermehreinnahmen in
öhe von 10 Milliarden Euro“ allein in Baden-Württem-
erg und von insgesamt 80 Milliarden Euro in der Bun-
esrepublik Deutschland, und das nicht einmalig, son-
ern jährlich. Da frage ich mich schon, in welchem Land
ie leben bzw. in welches Land Sie uns führen wollen.
ie zeigen mit dem Antrag wieder deutlich: Sie betrei-
en die Politik des Neides und des Klassenkampfes. Seit
eute wissen wir: Sie betreiben auch die Politik der Ent-
ignung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710007800

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Schlecht?


Frhr. Christian von Stetten (CDU):
Rede ID: ID1710007900

Gerne.


Michael Schlecht (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710008000

Ich finde Ihre Ausführungen interessant. Ich habe vor-

in gesagt, dass man sich den Luxus leisten könnte, den
eichen ihren Reichtum zu lassen, wenn es keine Pro-
leme gäbe. Nur können wir uns diesen Luxus nicht leis-
n. Das gilt auch für Baden-Württemberg; ich habe es Ih-
en eben aufgezeigt. Mappus will natürlich nicht die
eichen besteuern, sondern massive Einsparungen im
ildungsbereich vornehmen: Er will 6 500 Lehrerstellen

treichen. Wollen Sie das wirklich verantworten? Wie
asst das zu den Sonntagsreden, die auch von Politikern
er CDU/CSU gehalten werden, dass man mehr für Bil-
ung tun muss? Wie passt das zusammen? Das ist doch
in vollkommen abenteuerlicher Kurs.

Ich frage mich manchmal wirklich, ob die in den letz-
n Jahren erfolgten Großspenden in Höhe von 30 Mil-
onen Euro an die Parteien der Regierungskoalition Ihre
ehirne so vernebelt haben, dass Sie nur noch Besitzan-

prüchen das Wort reden und die Interessen der breiten
evölkerung mit Füßen treten.





Michael Schlecht


(A) )


)(B)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Widerspruch bei der CDU/CSU – Dr. Daniel Volk [FDP]: Also! – Weiterer Zuruf von der FDP: Unverschämtheit!)



Frhr. Christian von Stetten (CDU):
Rede ID: ID1710008100

Ihre Frage macht deutlich, dass es höchste Zeit ist,

dass der Wahlkampf zu Ende geht. Dann müssen wir uns
solche Zwischenfragen auch nicht mehr gefallen lassen.
Aber gerade Baden-Württemberg – das werden Sie si-
cherlich verstehen – hat unheimlich viel Geld in die Bil-
dungspolitik investiert. Ich möchte Ihnen aber auch sa-
gen: Ich bin Berichterstatter der Regierungsfraktionen zu
diesem Gesetzentwurf. Sie haben Ihren Antrag vor gut
13 Monaten in den Bundestag eingebracht. Wenn es Ih-
nen wirklich um die inhaltliche politische Diskussion ge-
gangen wäre, hätten Sie in diesen 13 Monaten wenigs-
tens einmal zum Telefonhörer greifen und einen von uns
anrufen können, um die inhaltlichen Punkte zu diskutie-
ren.


(Iris Gleicke [SPD]: Ist das der neue Stil? Dafür gibt es ja Ausschusssitzungen!)


Aber Sie haben kein einziges persönliches Gespräch ge-
führt. Auch mit dieser Zwischenfrage machen Sie deut-
lich, dass es Ihnen nur um den Wahlkampf gegangen ist.
– Jetzt dürfen Sie sich gerne wieder setzen. Danke
schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Iris Gleicke [SPD]: Sehr billig!)


Sie haben vorhin in Ihrer Rede deutlich gemacht, dass
Sie wollen, dass auf die privaten Geldvermögen, Immo-
bilienvermögen und Sachvermögen 5 Prozent Steuern
erhoben werden. Sie haben uns allerdings bis heute nicht
erklärt: Was passiert mit dem Betriebsvermögen oder
mit dem landwirtschaftlichen Vermögen, vor allem vor
dem Hintergrund des Bundesverfassungsgerichtsurteils
zur Erbschaftsteuer? Nach diesem Urteil würde Ihr An-
trag, selbst wenn wir ihn beschließen würden, vor dem
Bundesverfassungsgericht ganz sicher nicht bestehen,
weil Sie zu diesen Vermögensarten überhaupt keine Aus-
führungen machen.

Aber, liebe Kollegen von den Linken, eines muss man
euch zumindest zugutehalten:


(Zuruf von der LINKEN: Bitte nicht duzen!)


Ihr habt einen Antrag zu dem Thema eingebracht. Der ist
aus meiner Sicht zwar völlig falsch, aber er zeigt, dass
Sie wenigstens einen Standpunkt haben – ganz im Ge-
gensatz zu den Kollegen von SPD und Bündnis 90/Die
Grünen.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Das ist aber arg billig!)


Sie haben zwar zahlreiche Parteitagsbeschlüsse gefasst,
und Sie haben auch in allen Reden heute deutlich ge-
macht, dass Sie zu dem Thema eine Meinung haben und
diese auch kundtun wollen. Aber auch Sie haben hier in
den letzten 13 Monaten – spätestens seitdem wissen Sie,
dass wir über dieses Thema im Bundestag eine Debatte


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(C (D hren bzw. darüber abstimmen müssen – keinen Antrag ingebracht. Das ist bezeichnend. (Manfred Zöllmer [SPD]: Wenn wir einen Antrag eingebracht hätten, hätten Sie dem zugestimmt?)


Wir hätten dem Antrag ganz sicher nicht zugestimmt.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagt er, bevor er ihn kennt! Das ist signifikant!)


ber die Bevölkerung hätte Ihre Auffassung zu diesem
hema kennenlernen können. Beschlüsse für die Bun-
esrepublik Deutschland werden nicht auf Ihren Partei-
gen getroffen, sondern hier im Deutschen Bundestag,
nd das ist auch gut so.

Auch beim Thema Steuervereinfachungen, das heute
och im Bundestag zu behandeln ist, haben Sie nicht viel
nzubieten. Die Bundesregierung bringt dazu heute ei-
en Gesetzentwurf ein.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist der nächste Tagesordnungspunkt!)


llerdings haben wir bereits in der internen Abstim-
ung mit Ihren rot-grün regierten Bundesländern ge-
erkt, dass keine besondere Steuervereinfachungseu-

horie und nicht einmal der Wunsch danach zu spüren
ind.


(Lachen bei der SPD – Manfred Zöllmer [SPD]: Daran können Sie mal sehen, wie schlecht Ihre Vorschläge waren!)


h glaube, das sollten wir uns für die Zeit nach der
andtagswahl in Baden-Württemberg aufsparen. Die
ürger haben verstanden, dass sie in diesem Jahr keine
roßen steuerlichen Entlastungen zu erwarten haben.
ber die Bürger wollen verdammt noch mal wieder ein
teuerrecht, das sie verstehen. Wir haben als Parlamen-
rier die Pflicht, dies umzusetzen. Da ist Ihr Antrag zur
iedereinführung der Vermögensteuer sicherlich der
lsche Weg. Wir brauchen ein einfaches Steuerrecht und

icht solche kommunistischen, sozialistischen oder in
em Fall linkspropagandistischen Anträge. Deswegen
erden wir den Antrag – das wird Sie nicht wundern –
eute ablehnen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710008200

Das Wort hat nun Bernd Scheelen für die SPD-Frak-

on.


(Beifall bei der SPD)



Bernd Scheelen (SPD):
Rede ID: ID1710008300

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Der Kollege Volk hat vorhin auf die Situation in
ordrhein-Westfalen und auf das sogenannte Wachs-
msbeschleunigungsgesetz, das Schwarz-Gelb im Bund

urchgesetzt hat, hingewiesen. Sie haben sich hier ge-





Bernd Scheelen


(A) )


)(B)

rühmt, Herr Kollege Volk, dass Sie die Menschen mit
dem Wachstumsbeschleunigungsgesetz entlastet hätten.
Richtig ist, dass das Gesetz Bund, Länder und Gemein-
den 8 Milliarden Euro gekostet hat, davon allein
1,6 Milliarden Euro die Gemeinden. Das ist eine Politik,
die wir nicht mitgemacht haben; denn Sie verteilen Ge-
schenke immer nur zulasten anderer. In dem Paket war
zum Beispiel auch die Milliarde für die Hotelbesitzer
enthalten. Das ist aus unserer Sicht eine falsche Politik.


(Beifall bei der SPD)


Sie haben kritisiert, dass die neue rot-grüne Landesre-
gierung in Nordrhein-Westfalen einen Nachtragshaus-
halt verabschiedet hat, in dem die Neuverschuldung hö-
her angesetzt wurde als ursprünglich gedacht.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Ich habe kritisiert, dass der verfassungswidrig ist!)


Es ist richtig, dass die Neuverschuldung höher war als
angesetzt. Das hing damit zusammen, dass Sie in fünf
Jahren Schwarz-Gelb in Nordrhein-Westfalen beispiels-
weise im Zusammenhang mit den Problemen bei der
Westdeutschen Landesbank überhaupt keine Vorsorge
getroffen haben.


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Die Staatsbank der SPD!)


Aufgrund der politischen Verantwortung war es also ge-
boten, Geld zurückzustellen für die sehr schwierige Lage
der Westdeutschen Landesbank.


(Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Wer hat denn die schwierige Situation der Westdeutschen Landesbank verursacht, Herr Scheelen?)


Dafür wurden 1,3 Milliarden Euro im Haushalt vorgese-
hen. Trotzdem kommen Sie mit dem Argument, das sei
verfassungswidrig.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Damit kam das Landesverfassungsgericht!)


Die Begründung für die höhere Neuverschuldung ha-
ben auch Sie, Herr Kollege Volk, angeführt, nämlich:
Das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht ist gestört.
Wenn das so ist, ist eine Neuverschuldung, die die
Summe der Investitionen übersteigt, möglich. Diesen
Passus hat die Landesregierung genutzt. Das Gericht hat
gemeint, dass das in diesem Fall nicht richtig war. Okay,
das nehmen wir demütig zur Kenntnis. Man muss aber
auch feststellen, dass Schwarz-Gelb in den fünf Jahren,
in denen Schwarz-Gelb in Nordrhein-Westfalen regiert
hat, genau diesen Passus genutzt hat. Sie haben in jedem
Haushaltsjahr mehr Schulden aufgenommen, als Sie für
Investitionen eingeplant haben.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Aber kein einziger schwarz-gelber Haushalt wurde für verfassungswidrig erklärt!)


Insofern ist das, was Sie hier von sich geben, ziemlich
schräg. Auch bei den Haushaltsentwürfen, die Sie in die-
ses Haus einbringen, nutzen Sie genau diesen Passus, um
die höhere Neuverschuldung zu rechtfertigen. Damit ist
Ihnen eigentlich jedes Recht entzogen, das zu kritisieren.

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(C (D Eigentlich wollte ich etwas zur Abgeltungsteuer saen. Vorher noch eine Bemerkung zur Vermögensteuer. h glaube nicht, dass sie Teufelswerk ist. Sonst wäre die egierung Kohl/Genscher ja eine Regierung des Teufels ewesen; denn damals gab es eine Vermögensteuer. Sie aben die Vermögensteuer damals durch einen Trick abeschafft. Das Bundesverfassungsgericht hatte festgetellt, dass die Vermögensteuer in der Form, in der sie eroben wurde, nicht verfassungsgemäß war. (Dr. Volker Wissing [FDP]: Sie haben noch nie getrickst!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


as Bundesverfassungsgericht hatte nicht gesagt, dass
ie Vermögensteuer an sich verfassungswidrig ist. Sie
aben diese Steuer einfach auslaufen lassen. Unsere An-
ebote, eine neue Regelung für die Vermögensteuer zu
nden, haben Sie damals nicht angenommen. Die Frage,
arum wir in der Zeit von Rot-Grün keinen Antrag ein-
ebracht haben, ist relativ einfach zu beantworten: Es
ab eine andere Mehrheit im Bundesrat. In Steuerfragen
das wissen Sie – brauchen wir den Bundesrat. Jede Re-
ierung ist schlecht beraten, wenn sie sich Niederlagen
elbst organisiert. Das heißt, eine Initiative in Steuerdin-
en geht nur dann, wenn Bundestag und Bundesrat in
iesem Punkt einer Meinung sind. Darauf warten wir,
nd darauf arbeiten wir hin.

Jetzt noch eine Bemerkung zur Abgeltungsteuer, die
ier vehement kritisiert worden ist. Der Satz von Peer
teinbrück ist mehrfach zitiert worden; ich will ihn nicht
uch noch wiederholen. Die damals angeführte Kritik an
er Abgeltungsteuer, dass sie nur einen einheitlich nied-
gen Satz vorsieht, während andere Einkommen unter-
chiedlich hoch besteuert werden, ist gerechtfertigt. Das
at Peer Steinbrück damals zugestanden. Er hat aber
uch gesagt: Wir müssen die Realitäten zur Kenntnis
ehmen. – Die Realität ist, dass eine Menge Kapital ins
usland fließt, um dort und nicht im Inland angelegt zu
erden.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: So ist das!)


Die Idee war, den Anlegern ein Angebot zu machen,
amit sie ihr Geld im Inland und nicht im Ausland inves-
eren, damit es hier arbeitet, hier Erträge bringt und
uch hier der Besteuerung unterliegt. Ob das eingetreten
t oder nicht, können wir, glaube ich, jetzt überhaupt
och nicht beurteilen. Die Abgeltungsteuer ist zum
. Januar 2009 eingeführt worden. Wir erinnern uns: Das
ar die Hochzeit der Krise. Ich halte es für verfrüht, aus
en Daten von 2009 und 2010 zum Aufkommen der Ab-
eltungsteuer den Schluss zu ziehen, das hätte alles nicht
nktioniert. Lassen wir doch noch ein, zwei Jahre ins
and gehen, um zu sehen, wie sich das entwickelt. Die
teuerschätzung geht ja auch wieder von steigenden Er-
ägen aus. Wenn sich in zwei Jahren herausstellen
ollte, dass das alles nicht geklappt hat, sind wir gegebe-
enfalls bereit, zur synthetischen Besteuerung der Ein-
ünfte zurückzukehren. Wir sind ebenfalls bereit, einen
orschlag für eine Vermögensteuer in dieses Hohe Haus
inzubringen.





Bernd Scheelen


(A) )


)(B)

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710008400

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 17/4878 an den Finanzausschuss vorge-
schlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Finanz-
ausschusses zu dem Antrag der Fraktion Die Linke mit
dem Titel „Vermögensteuer als Millionärsteuer wieder
erheben“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 17/4594, den Antrag der
Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/453 abzulehnen.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist mit den Stimmen des Hauses gegen die Stim-
men der Fraktion Die Linke angenommen.

Ich rufe nun Tagesordnungspunkt 5 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Steuervereinfachungs-
gesetzes 2011

– Drucksachen 17/5125, 17/5196 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre dazu keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlos-
sen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Parlamen-
tarischen Staatssekretär Hartmut Koschyk das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


H
Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1710008500


Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ein
zentrales Ziel der Politik der christlich-liberalen Koali-
tion ist der Bürokratieabbau. Selbstverständlich darf der
Bürokratieabbau auch nicht vor unserem Steuerrecht ka-
pitulieren. Deshalb haben wir dieses Steuervereinfa-
chungsgesetz eingebracht und damit eine wichtige Ziel-
setzung aus unserem Koalitionsvertrag abgearbeitet.

Der Rahmen, in den sich unsere Entscheidungen für
Vereinfachungsmaßnahmen im Steuerrecht einfügen müs-
sen, ist klar gesteckt. Die verfassungsrechtlich verankerte
Schuldenbremse erfordert die Rückführung der gesamt-
staatlichen Schuldenquote, begrenzt die Kreditaufnahme
in Bund und Ländern und trägt im Zusammenwirken mit
dem jetzt auch dank der Durchsetzungskraft unserer Bun-
deskanzlerin ertüchtigten Europäischen Stabilitäts- und

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(C (D achstumspakt maßgeblich zur zwingend notwendigen onsolidierung der öffentlichen Haushalte bei. Mit dem Entwurf des Steuervereinfachungsgesetzes aben wir jetzt ein Maßnahmenpaket vorgelegt, das die ielsetzung der weiteren Vereinfachung und Moderniierung des Besteuerungsverfahrens mit der Notwendigeit verbindet, den eingeschlagenen Konsolidierungsurs konsequent fortzuführen. Die finanziellen Entlastungen sind mit rund 590 illionen Euro auf ein verkraftbares Maß begrenzt, und ie werden allein vom Bund getragen. Den Schwerpunkt aben wir ganz bewusst auf die Einkommensbesteueng gelegt. Mit rund 40 Maßnahmen wollen wir den Er lärungsund Prüfaufwand im Einkommensteuerrecht duzieren. Es ist unser Ziel, Anspruchsvoraussetzungen u straffen und den Dokumentationsaufwand zu verrinern. Das Besteuerungsverfahren soll für alle Beteiligten ansparenter und nachvollziehbarer werden; denn Steurpflichtige profitieren von kürzeren und übersichtlichen Erklärungsvordrucken sowie von einem Weniger an elegsammelei. Auch die Unternehmen werden dadurch von Bürokraekosten entlastet. Aber auch die Finanzverwaltung geinnt, weil schwierige und zeitaufwändige Prüffelder ünftig entfallen und Verfahrensabläufe einfacher und eniger arbeitsintensiv werden. Die Länder, denen die Verwaltung der aufkommenstarken Steuern obliegt, haben uns aktiv bei den Vorareiten unterstützt und ihren praktischen Erfahrungschatz in den Prozess eingebracht. Der heute vorgelegte esetzentwurf berücksichtigt natürlich auch die 13 Vor chläge, auf die sich die Finanzminister der Länder bei rer Konferenz im letzten Jahr in Dresden verständigt aben. Aber selbstverständlich war es der Ehrgeiz dieser undesregierung und der sie tragenden Koalitionsfrakonen, über die Ländervorschläge hinaus eigene Vorchläge zur Steuervereinfachung zu erarbeiten und heute diesem Gesetzentwurf vorzulegen. Wir haben daher zunächst unser Augenmerk auf Verinfachungen und Verbesserungen bei der steuerlichen erücksichtigung von Kinderbetreuungskosten und bei er Gewährung von Kindergeld und Kinderfreibeträgen r volljährige Kinder gelegt. Die vorgesehene Neuregelung der Abzugsfähigkeit von inderbetreuungskosten ist ein deutlicher Vereinfa hungsschritt. Einerseits werden die besonderen persönchen Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, um Kinerbetreuungskosten steuerlich geltend machen zu önnen, deutlich reduziert. Wer Kinderbetreuungskosten at, soll diese auch unabhängig von Berufstätigkeit oder rankheit steuerlich geltend machen können. Zudem soll die Berücksichtigung der Kosten in der ystematik der Einkommensteuer zusammengeführt und omit einfacher und transparenter werden. Dafür haben ir den einheitlichen Abzug als Sonderausgaben vorge ehen. Parl. Staatssekretär Hartmut Koschyk )





(A) )

Unerwünschte außersteuerliche Wirkungen, zum Bei-
spiel auf Kitagebühren, werden durch eine Anpassung in
§ 2 des Einkommensteuergesetzes vermieden. Auch der
zukünftige Wegfall der Einkünfte- und Bezügegrenze für
die steuerliche Berücksichtigung von volljährigen Kin-
dern vereinfacht das Besteuerungsverfahren. Die Neure-
gelung erspart Eltern Ermittlungs- und Erklärungsauf-
wand gegenüber Familienkasse und Finanzamt.

Eine deutliche Vereinfachung sehen wir auch in der
Anhebung des Arbeitnehmerpauschbetrages von 920 auf
1 000 Euro. Für eine halbe Million Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer zusätzlich wird so der Einzelnachweis
entbehrlich. Das heißt, zukünftig wird für rund 22 Mil-
lionen Arbeitnehmer – das sind 60 Prozent aller steuer-
pflichtigen Arbeitnehmer – kein Einzelnachweis der
Werbungskosten mehr erforderlich sein. Das ist für Ar-
beitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland ein
wichtiger Schritt zur Steuervereinfachung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Eine weitere Steuervereinfachung besteht darin, dass
im Bereich der verbindlichen Auskünfte bei Bagatellfäl-
len zukünftig auf eine Gebührenerhebung verzichtet
wird. Damit können wir den Steuerpflichtigen bereits im
Vorfeld einer Investitionsentscheidung mehr Rechtssi-
cherheit geben und die damit verbundenen steuerlichen
Folgen besser abschätzbar machen. Die Unternehmen
profitieren insbesondere von den in diesem Gesetzent-
wurf vorgesehenen Erleichterungen bei der elektroni-
schen Rechnungsstellung; durch diese Erleichterungen
werden die hohen Anforderungen im Bereich des Um-
satzsteuerrechts reduziert.

Ansprechen möchte ich auch das neue Wahlrecht für
die Abgabe der Einkommensteuererklärung, das den
Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit einer verlän-
gerten Abgabefrist eröffnet. Wir haben zur Kenntnis ge-
nommen, dass die Länder im Bundesrat die Bundes-
regierung am vergangenen Freitag aufgefordert haben,
sich diesen Vereinfachungsansatz noch einmal anzu-
schauen. Das werden wir tun. Wir sind aber der Auffas-
sung, dass die Option zur gleichzeitigen Abgabe von
Einkommensteuererklärungen für zwei Jahre für Steuer-
pflichtige eine Erleichterung darstellt.


(Sabine Bätzing-Lichtenthäler [SPD]: Für wen?)


Die gesetzlichen Neuregelungen werden von einer
Reihe von Maßnahmen auf Ebene der Steuerverwaltung
flankiert, die die Bürgerinnen und Bürger bei der Erfül-
lung ihrer Erklärungspflichten unterstützen. Dazu gehö-
ren die Einführung einer elektronischen vorausgefüllten
Steuererklärung bei der Einkommensteuer als freiwillig
nutzbares Serviceangebot und die schrittweise Einfüh-
rung der papierlosen Kommunikation mit den Finanzäm-
tern.

Darüber hinaus haben wir in diesem Gesetzentwurf
die Zusage gegeben, die Vereinfachung des Steuerrechts
fortzuführen. Dazu gehört, dass wir den Wunsch der Un-
ternehmen nach mehr Rechts- und Planungssicherheit
aufgreifen, das Institut der zeitnahen Betriebsprüfung
erstmals definieren und einen bundeseinheitlichen Stan-

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(C (D ard in der Betriebsprüferordnung festlegen werden. azu gehören auch die Vorhaben, die steuerrechtlichen nd sozialrechtlichen Vorschriften zu harmonisieren soie das steuerliche Reisekostenrecht und das Unternehensteuerrecht zu vereinfachen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich möchte mich ausdrücklich dafür bedanken, dass
ir durch den Dialog mit dem Parlament, mit den Koali-
onsfraktionen bereits im Vorfeld eine Reihe von wichti-
en Punkten in den Gesetzentwurf aufnehmen konnten.
h möchte mich dafür bedanken, dass dieser Dialog

uch mit den Ländern möglich war. Ich bitte um eine zü-
ige Beratung im Parlament. Ich appelliere an dieser
telle auch an den Bundesrat: Wenn wir schon die Maß-
ahmen in den Mittelpunkt gestellt haben, auf die sich
ie Länder parteiübergreifend auf der Finanzminister-
onferenz verständigt haben, und wir als Bund die Las-
n der Steuermindereinnahmen, die durch dieses Steuer-
ereinfachungspaket entstehen, alleine tragen, dann
ollte der Bundesrat, dann sollten die Bundesländer einer
ügigen Beratung und Umsetzung dieses ersten Steuer-
ereinfachungspakets nicht im Wege stehen. Weitere
erden und müssen mit Sicherheit folgen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710008600

Das Wort hat nun Ingrid Arndt-Brauer für die SPD-

raktion.


(Beifall bei der SPD)



Ingrid Arndt-Brauer (SPD):
Rede ID: ID1710008700

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

amen und Herren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
teuervereinfachungsgesetz 2011 – der Titel deutet an,
ass es in Zukunft jedes Jahr eines geben wird. So, wie
s in der Vergangenheit jährlich ein Jahressteuergesetz
egeben hat, wird es in Zukunft jährlich ein Steuerver-
infachungsgesetz geben. Ziel ist – dies wurde schon ge-
agt –, die Bürokratie abzubauen und den Haushalt zu
onsolidieren.

Angefangen hat es aber eigentlich anders. Als man
m 2. Februar den Beschluss im Kabinett gefasst hat, hat
an den Wählern doch noch ein bisschen die Hoffnung

egeben, sie könnten nicht nur eine Steuervereinfa-
hung, sondern vielleicht auch eine Steuerentlastung er-
arten. Man hat sich dann die Vorschläge angeschaut,
nd es gab sofort Kommentare. Die Wirtschaftsverbände
aben gesagt: Von den 41 Punkten betreffen zehn Punkte
treichungen von Tatbeständen, die ohnehin nicht mehr
xistieren. Weitere zehn Punkte dienen lediglich der
msetzung von Gerichtsurteilen. Nur zehn Punkte be-
effen marginal die Wirtschaft, sind aber auch nicht so
xistenziell nötig. – Das war die Kritik der Wirtschafts-
erbände.

Egal, hat man sich gedacht, dann sind jetzt eben die
ürger dran, endlich entlastet zu werden oder mit einem





Ingrid Arndt-Brauer


(A) )


)(B)

vereinfachten Steuerrecht klarzukommen. Aber auch das
ist nur auf den ersten Blick so. Wenn wir uns die Sache
einmal genauer anschauen, dann sehen wir: Der Gesetz-
entwurf – dies wurde schon gesagt – basiert auf 13 Vor-
schlägen der Finanzminister, wurde aber doch ein Stück
weit verfälscht.

Schauen wir uns die Sachen einmal einzeln an, und
beginnen wir mit der zweijährigen Steuererklärung. Das
dürfen nicht alle. Selbstständige, auch Abgeordnete ge-
hören gar nicht zu den Begünstigten. Die zweijährige
Steuererklärung ist eigentlich für Menschen vorgesehen,
die vom Finanzamt etwas zurückbekommen würden.
Jetzt fragt sich natürlich jeder: Warum soll man eine
zweijährige Steuerklärung abgeben und zwei Jahre auf
die Rückerstattung warten? Bei der zweijährigen Steuer-
erklärung muss man auch berücksichtigen, dass sich das
Steuerrecht innerhalb der zwei Jahre vielleicht geändert
hat. Es wird also nicht einfacher; es wird komplizierter,
und es wird unangenehmer, weil man länger auf die
Rückzahlung warten muss.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE])


Nun zu der tollen Anhebung des Arbeitnehmer-
pauschbetrages. Das kostet zwar ein bisschen Geld; aber
wenn es gut wäre, dann wäre es okay. Die Anhebung
kostet ungefähr 330 Millionen Euro im Jahr. Aber was
bedeutet das? Statt 920 Euro haben wir demnächst
1 000 Euro Arbeitnehmerpauschbetrag. Der Staatssekre-
tär sagte, dass eine halbe Million Menschen davon
betroffen seien; das mag sein. Aber diese halbe Million
Menschen müssen Belege sammeln, um zu schauen, ob
sie unter oder über dem Pauschbetrag liegen. Nur
2 000 Menschen liegen dazwischen. 2 000 Menschen
also werden diesen Pauschbetrag zu ihren Gunsten be-
kommen. Ich denke, das ist nicht der große Wurf. Ich
finde, der Ausdruck „Cappuccino-Erhöhung“ – 3 Euro
im Monat mehr beim Spitzensteuersatz – trifft die Sache
ganz gut.


(Beifall bei der SPD – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Prost Mahlzeit!)


Eine weitere gute Idee ist auf dem Weg von der
Finanzministerkonferenz zum Steuervereinfachungsge-
setz leider auf der Strecke geblieben. Meine Kollegin
wird nachher noch etwas dazu sagen. So wird es keine
Anhebung des Behindertenpauschbetrages geben. Es ist
schade, dass Sie ihn gar nicht mehr erwähnt haben.

Was Sie erwähnt haben, ist die Vereinfachung des Ab-
zugs der Kinderbetreuungskosten. Dies war vorher als
Werbungskosten geregelt. Das hatte gute Gründe, weil
wir gesagt haben: Wer berufstätig ist und seine Kinder
betreuen lassen muss, sollte das steuerlich geltend ma-
chen können. Jetzt haben Sie gesagt, nicht nur die Be-
rufstätigen, sondern alle sollten ihre Kinderbetreuungs-
kosten steuerlich geltend machen können. Das hört sich
erst einmal gut an. Viele haben sich schon darüber ge-
freut, bis einige gedacht haben: Holla, die Kita könnte
teurer werden, weil bei der Kita die Werbungskosten
Grundlage für die Berechnung der Beiträge sind. – Das
haben Sie jetzt repariert. Diese Reparatur bedeutet aller-

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(C (D ings das Gegenteil von Bürokratieabbau und wird bei er Beantragung wahrscheinlich nicht zu irgendeiner ereinfachung führen. Auch das hätte man sich also span können. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE] – Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Haben Sie auch einmal einen Vorschlag?)


Für eines, was ich für grenzwertig halte, sind
00 Millionen Euro veranschlagt – aber das wird mit
icherheit teurer werden –, und zwar für den Wegfall der
inkommensprüfung bei volljährigen Kindern für den
indergeldbezug. Ich bin grundsätzlich dafür, möglichst
iel Geld in die Familien zu pumpen. Jeder, der mich
ennt, weiß das. Aber hier sind wir an einem Punkt, an
elchem dem Missbrauch schon ein bisschen die Tür
eöffnet wird. Ich weiß – ich habe vier Kinder, die stu-
ieren –, dass ich den Einkommensnachweisen hinter-
errennen muss. Ich war in der Situation, dass ich es im
ritten Ausbildungsjahr unserer Tochter zur Kranken-
chwester, die viel Geld verdient hat, eigentlich nicht
ehr gerecht gefunden hätte, wenn ich da Kindergeld

ekommen hätte. Ich würde es gerechter finden, jetzt, da
ie wieder studiert, Kindergeld zu bekommen. Wenn
inder selbst hohe Einkünfte haben, kann ich es aber
icht gut finden, dass die Eltern dann Kindergeld erhal-
n. Ich glaube auch, dass der Betrag von 200 Millionen
uro nicht ausreichen wird. Der Deckel wird sich ziem-
ch weit nach oben öffnen. Über diese Regelung sollten
ie noch einmal nachdenken.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE])


Was Sie nicht erwähnt haben – ich will es nur kurz
nsprechen –: Demnächst gibt es bei der Ehegattenver-
nlagung die Möglichkeit der Reduzierung der Varian-
n. Man wollte aber vermeiden, dass sich die Ehegatten

m Ende schlechtergestellt fühlen als Nichtverheiratete.
eswegen wird es eine neue Günstigerprüfung und da-
it verbunden einen gigantischen Bürokratieaufbau vor

llem bei den Finanzämtern geben.

Zur Situation bei den Finanzämtern möchte ich noch
ines sagen: Wenn Sie mit dem Vorsitzenden der Deut-
chen Steuer-Gewerkschaft, Herrn Ondracek, sprechen
ürden, würde er Ihnen erzählen, dass die Steuerverwal-
ng 15 000 Beschäftigte zu wenig hat und dass jeder

eue Betriebsprüfer 1 Million Euro mehr Einnahmen er-
ielen würde. Ich möchte Sie bitten, bevor Sie uns solch
nausgegorene Steuervereinfachungsgesetze vorlegen,
inmal darüber nachzudenken, wie wir in diesem Land
ieder zu mehr Steuerehrlichkeit kommen


(Beifall bei der SPD)


nd wie wir vielleicht auch dazu beitragen können, dass
ich mehr Bürger mit ihren Fragen an ihr Finanzamt
enden und wir dadurch die Bearbeitung ihrer Steuerer-
lärung vereinfachen. Ich denke, dies wäre der richtige
eg.

Wir sollten zwischen der ersten und der zweiten und
ritten Lesung ernsthaft über diesen Gesetzentwurf dis-





Ingrid Arndt-Brauer


(A) )


)(B)

kutieren. Ich denke, er ist extrem verbesserungswürdig.
Ich biete Ihnen vonseiten der SPD an, dass wir uns daran
beteiligen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710008800

Das Wort hat nun Volker Wissing für die FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1710008900

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Herr Scheelen hat vorhin gesagt, dass die So-
zialdemokraten unter Rot-Grün das in der Steuerpolitik
nicht machen konnten, weil sie keine Mehrheit im Bun-
desrat hatten. Vielleicht lag das aber eher daran, Herr
Scheelen, dass Sie keine guten Konzepte hatten


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Sie haben ja das Beste! Ich sage nur Mövenpick!)


und den Bundesrat deswegen nicht überzeugen konnten.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben auch keine guten Konzepte!)


Auch wir haben gegenwärtig keine Mehrheit im Bundes-
rat.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist der Vertreter der Mövenpick-Partei, der da spricht!)


Trotzdem bringen wir ein Steuervereinfachungsgesetz
auf den Weg. Wir sind der Überzeugung, dass man,
wenn man vernünftig mit den Ländern verhandelt – das
hat die Bundesregierung im Vorfeld getan, Herr Staatsse-
kretär Koschyk –, auch in diesen schwierigen Zeiten
gute Steuergesetze auf den Weg bringen kann.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Das könnten Sie! Aber warum tun Sie es nicht?)


Das tun wir mit dem vorliegenden Steuervereinfa-
chungsgesetz.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Pauschalen vereinfachen das Steuerrecht; das ist eine
Binsenweisheit. Sie ersparen den Finanzbehörden die
Prüfung des Einzelfalls. Sie können Beispiele anführen,
solange Sie wollen, Frau Kollegin Arndt-Brauer, aber
Sie werden es nicht schaffen, die Menschen davon zu
überzeugen, dass die Einzelbelegsammlung besser ist als
eine Pauschale. Das ist nicht möglich. Die Pauschale ist
der Weg zur Vereinfachung. Die Koalition bekennt sich
ganz klar zu diesem Steuervereinfachungskonzept. Pau-
schalen vereinfachen die Besteuerung, sowohl für die
Menschen als auch für die Finanzverwaltung.


(Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Aber ich muss doch gucken, ob ich drüber komme! – Lisa D g s fi T b u b D fi S V e s h E h s c p h G n w e h d ü K (C (D Paus [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber bei 1 000 Euro doch nicht!)


eswegen ist diese Regelung ein richtiger Schritt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Art und Weise, in der Sie mit Pauschalen umge-
angen sind, zeigt doch ganz klar, dass Sie diesen politi-
chen Schritt hin zur Steuervereinfachung nicht wichtig
nden. Mir ist noch gut in Erinnerung, wie Sie beim
hema Pendlerpauschale herumgehampelt sind, und
eim Sparerfreibetrag haben Sie nichts als eine Kürzung
nd somit eine versteckte Steuererhöhung zustande ge-
racht.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, ja! Die klare Linie der FDP war bei diesem Thema wirklich unglaublich!)


ie Initiativen, die von Ihnen ausgingen, waren immer
skalpolitisch, vom Haushalt her geprägt.


(Bernd Scheelen [SPD]: Wir haben doch gerade über die Abgeltungsteuer gesprochen! Das hat die Sache für den Anleger doch erheblich vereinfacht! – Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Diese 3 Euro? Lächerlich! Gering!)


ie haben sich in Ihrer Gesetzgebung aber nie zu einer
ereinfachung durch Pauschalen bekannt.

Die Erhöhung des Arbeitnehmerpauschbetrages ist
in wichtiger Akzent. Der Arbeitnehmerpauschbetrag
oll die Kostenbelastung eines typischen Arbeitnehmer-
aushaltes berücksichtigen.


(Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Ja, ja! 3 Euro mehr! – Bernd Scheelen [SPD]: Der Berg kreißte und gebar ein Mäuslein!)


s ist deshalb paradox, ihn zu kürzen, wie Sie es getan
aben. Sie haben den Arbeitnehmerpauschbetrag trotz
teigender Kosten gekürzt. Das war Ihre Politik. Wir ma-
hen jetzt das Gegenteil. Wir passen den Arbeitnehmer-
auschbetrag der Kostenstruktur der Arbeitnehmerhaus-
alte an. Im Grunde genommen müssten Sie diesem
esetzentwurf, wenn Sie wirklich Politik für die Arbeit-
ehmerinnen und Arbeitnehmer machen wollten, mit
ehenden Fahnen zustimmen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: 3 Euro! Eine Tasse Kaffee mehr im Monat!)


Dieser Gesetzentwurf ist nicht nur ein Schritt hin zu
inem einfacheren Steuerrecht, sondern auch ein Schritt
in zu mehr Steuergerechtigkeit. Es ist bezeichnend,
ass die Sozialdemokraten dies kritisieren. Das sagt viel
ber den Zustand Ihrer Partei. Ihnen fehlt der innere
ompass für eine arbeitnehmerfreundliche Steuerpolitik.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Da spricht der Richtige! Sie sind der Vertreter der Mövenpick-Partei! Das ist ja unglaublich! Dass Sie sich überhaupt noch trauen, das in den Mund zu nehmen!)






Dr. Volker Wissing


(A) )


)(B)

Wer wissen will, was die SPD vom Arbeitnehmer-
pauschbetrag hält, der brauchte heute nicht einmal Frau
Arndt-Brauer zuzuhören, sondern der kann sich auch an
die sogenannte Koch/Steinbrück-Liste erinnern. Es war
die eine Sache, dass der damalige Ministerpräsident der
CDU den Arbeitnehmerpauschbetrag der Kategorie Sub-
vention zugeordnet hat. Dass die SPD unter Peer
Steinbrück dies aber genauso gesehen hat, zeigt deutlich,
dass Sie alle möglichen Interessen vertreten, aber nicht
die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
in Deutschland.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Aber Sie tun das jetzt, ja? Mit 3 Euro mehr?)


Sie haben überall gekürzt. Sie haben den Arbeitneh-
merpauschbetrag gekürzt, und Sie haben den Sparerfrei-
betrag für die Menschen gekürzt. Sie reden immer viel
über Vermögensteuer und Finanztransaktionsteuer. Aber
wenn Sie regieren, dann holen Sie das Geld vor allen
Dingen bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.
Das drehen wir jetzt um. Wir haben bei diesem Steuer-
vereinfachungsgesetz ganz gezielt die Arbeitnehmerin-
nen und Arbeitnehmer im Blick.


(Bernd Scheelen [SPD]: Das sind 3 Euro für die Arbeitnehmer!)



Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1710009000
Es geht uns
um die Einkommensteuer; es geht uns um die Verbesse-
rung der Besteuerung des durchschnittlichen Arbeitneh-
mers und der durchschnittlichen Arbeitnehmerin. Sie ha-
ben das in elf Jahren Regierungszeit nicht hingekriegt.
Wir sind jetzt auf dem Weg, das zu korrigieren und all
das nachzuholen, was Sie ausgelassen haben.


(Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Das sind aber kleine Schritte!)


Es ist höchste Zeit, dass wir uns im Steuersystem um-
orientieren. Wir müssen weg von sozialdemokratischer
Ausgabenpolitik hin zu arbeitnehmerfreundlicher Steuer-
politik. Hier gehen wir in die richtige Richtung. Vereinfa-
chen ist schwierig; das ist wahr. Das hat Ihre frühere
Staatssekretärin Barbara Hendricks in einem Beitrag in
der Financial Times einmal breit ausgeführt. Sie erleben
heute, dass Steuervereinfachung vielleicht schwierig,
aber nicht unmöglich ist.

Wenn ich einmal an den damaligen Beitrag von Frau
Hendricks erinnern darf: Sie hat messerscharf analysiert,
dass eine Vereinfachung vor allen Dingen an den Bürge-
rinnen und Bürgern scheitern würde, aber auch an den
Richtern. Dass es damals vielleicht an der SPD geschei-
tert sein könnte, darauf sind Sie nicht gekommen. Es lag
nämlich in Wahrheit daran, dass Sie nicht den Gestal-
tungswillen hatten, dass Ihnen das Thema Steuerverein-
fachung nicht wirklich wichtig war. Die damalige Staats-
sekretärin sagte, dass typisierende Regelungen den
Anforderungen eines Massenverfahrens am besten ge-
recht werden. Das waren die Reden der SPD. Beim
Handeln sah es anders aus. Wir greifen das auf. Diese ty-
pisierenden Regelungen wollen wir als Vereinfachungs-
maßnahme nutzen. Der Arbeitnehmerpauschbetrag ist
ein ideales Beispiel dafür.

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(C (D Meine Damen und Herren, Pauschalen bzw. typisiende Regelungen sind ein wesentlicher Bestandteil ei es einfachen Steuersystems. Sie werden dort eingesetzt, o es darum geht, berechtigte Interessen der Arbeitneherinnen und Arbeitnehmer zu wahren. Inflation führt u einer schleichenden Entwertung der Pauschalen. Desalb müssen sie angepasst werden. Das mit diesem Capuccino-Gerede kleinzureden, (Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Das sind doch nur 3 Euro! – Zuruf von der FDP: Die verstehen weder etwas von Steuern noch von Cappuccino!)


t nichts anderes als der Beleg dafür, dass Sie sich nicht
it uns gemeinsam um eine Vereinfachung des Steuer-
chts für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bemü-

en wollen.


(Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Soll ich Ihnen das vorrechnen?)


as sollten Sie dann auch so klar sagen. Uns kommt es
arauf an, uns mit diesem Gesetz klar zu dem Weg der
auschalierung, der Vereinfachung zu bekennen. Wer
as tut, der muss auch eine inflationsbedingte Anpas-
ung durchführen und darf nicht in die falsche Richtung
ehen und die Pauschalbeträge kürzen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


s ist schlichtweg unlauter, als Sozialdemokraten typi-
ierende Regelungen zu fordern, dann aber tatenlos da-
ei zuzusehen, wie Pauschalbeträge von der Inflation
ntwertet werden, oder diese sogar aktiv zu kürzen.

Im Bereich der Steuervereinfachung gibt es dicke
retter zu bohren. Wenn man, wie mit diesem Gesetz,
inen Durchbruch schafft, dann kann man sich, wie Sie
s tun, hinstellen und sagen: Das ist ganz schlecht. Das
och ist nicht groß genug. – Wir sagen Ihnen: Das ist
ine Wende in der Steuerpolitik. Wir haben dicke Bretter
ebohrt. Wir haben einen Durchbruch erreicht, und wir
ehen Licht. Das ist ein guter Weg.

Herr Staatssekretär, ich bin Ihnen außerordentlich
ankbar, dass Sie heute gesagt haben, dass das der An-
ng von Steuervereinfachungen ist. In diesen schwieri-

en finanzpolitischen Zeiten ist nicht alles auf einmal
öglich. Da wir für die Stabilisierung der Euro-Zone

nd für die Haushaltskonsolidierung Verantwortung
bernehmen müssen, gleichzeitig aber unsere Ziele nicht
ufgeben, sondern sie Schritt für Schritt verfolgen, sind
ir mit diesem Gesetz auf einem guten Weg. Weitere
chritte werden folgen.


(Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Das wollen wir hoffen!)


ie werden sehen, dass die Menschen dankbar sein wer-
en, wenn sich die Besteuerung für sie verbessert, und
ass Sie mit Ihrer Kleinrederei auf dem Holzweg sind.
eder Schritt in die richtige Richtung ist ein guter, ein
ichtiger Schritt. Deswegen laden wir Sie ein, etwas für
ie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu tun und





Dr. Volker Wissing


(A) )


)(B)

diesen Gesetzentwurf aktiv zu unterstützen. Das wäre
ein Weg zu mehr Ehrlichkeit in Ihrer eigenen Politik.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Zur Ehrlichkeit hat Herr Brüderle alles gesagt!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710009100

Das Wort hat nun Barbara Höll für die Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710009200

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Kollege Wissing, Herr Westerwelle sagte im
Januar 2009 über die Steuerentlastung durch das Kon-
junkturpaket: „Das ist eine Currywurst mit Majo – ohne
Pommes“. Ihre Ankündigung klang nun so: Jetzt kom-
men die Pommes dazu, und aus der Currywurst wird
eine Riesencurrywurst. Jetzt wird alles ganz toll.

90 Vorschläge waren im Gespräch, geblieben sind
37 Vereinfachungsvorschläge. Zieht man davon einmal
die Rechtsbereinigungen und Absichtserklärungen ab,
bleiben noch 25. Davon sind letztlich nur ganze drei
Vorschläge finanzwirksam. Ich glaube, die Kritik von al-
len Seiten, ob aus der Opposition, der Wirtschaft, von
Steuerberatern, von den Finanzbehörden oder von Bür-
gerinnen und Bürgern, ist berechtigt. Das sind 94 Seiten
mit wenig brauchbaren Ergebnissen.


(Beifall bei der LINKEN)


Das, was Sie als Entlastung in Höhe von 3,3 Milliar-
den Euro verkaufen, sind im Wesentlichen geplante Er-
leichterungen bei der elektronischen Rechnungsstellung
im Umsatzsteuerrecht. Sie wissen genauso gut wie ich:
Das ist hochgepuscht worden. Man sollte die Bürokratie-
kosten hier nicht derart in den Vordergrund stellen, auch
weil man überhaupt noch nicht weiß, was herauskommt.

Sprechen wir über die Maßnahmen, die finanzwirk-
sam sind. Laut Ihrem Tableau beträgt die Jahresentlas-
tungswirkung 585 Millionen Euro. 330 Millionen Euro
davon sollen den Bürgerinnen und Bürgern durch eine
Anhebung des Arbeitnehmerpauschbetrages zukommen.
Gut!


(Gisela Piltz [FDP]: Ja, genau! Das ist gut!)


In Ihrem Gesetzentwurf stehen zwölf Maßnahmen, zum
Beispiel Rechtsbereinigungen bzw. Absichtserklärun-
gen. Ich finde es schon ein bisschen daneben, eine Ab-
sichtserklärung als Steuervereinfachung und tolle Leis-
tung zu verkaufen.

Zu den Kinderbetreuungskosten. Gut, Sie versuchen,
etwas zu regeln. Dann merken Sie aber – ich hatte Ihnen
am 26. Januar 2011 hier im Plenum eine Frage dazu ge-
stellt –, dass das so, wie Sie es wollen, nicht geht, weil
Mütter und Väter dann zum Teil wesentlich höhere Be-
treuungskosten zahlen müssten. Sie versuchen, darauf zu
reagieren. Das, was herauskommt, ist aber wieder
Murks. Es ist steuerrechtlich bedenklich, ob das über-
haupt durchzuhalten sein wird.

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(C (D Die Mütter und Väter sind jetzt wieder verunsichert, as mit ihrem Geld passiert. Viele von ihnen können Ihm Vorschlag, ihre Steuererklärung nur alle zwei Jahre bzugeben, auch gar nicht folgen, weil sie zum Beispiel ufgrund der Kinderbetreuungskosten einen jährlichen ntscheid brauchen. Das Gleiche gilt hinsichtlich des AföG-Antrags. Vor allem aber – meine Kollegin sagte as bereits –: Warum soll ich dem Staat eigentlich zwei ahre einen Kredit gewähren, wenn ich über die Steuerrklärung Geld zurückbekomme, was ich schon jetzt ein ahr mache? Das ist unlogisch. Ich glaube, das wird nieand tun. (Beifall bei der LINKEN – Dr. Daniel Volk [FDP]: Warum wollen Sie denn, dass alle anderen freiwillig alle zwei Jahre abgeben?)


Wenn Sie etwas wissen wollen, dann fragen Sie mich.

Bleiben wir einmal beim Arbeitnehmerpauschbetrag.
ie sprechen von einer riesengroßen Entlastung. Sie be-
ägt im Monat 2 bis 3 Euro. Das ist alles; mehr kommt
icht heraus. Die Entlastung einer alleinstehenden So-
ialarbeiterin ohne Kind mit einem Jahresbruttoeinkom-
en von vielleicht 30 000 Euro wird also sehr übersicht-
ch sein; das sind 25 Euro im Jahr.


(Gisela Piltz [FDP]: Vereinfachung!)


ie Frau kann aber sicher rechnen. Sie sieht dann: Die
ntlastung in Höhe von 25 Euro durch die kleine Anhe-
ung des Arbeitnehmerpauschbetrages ist zwar schön;
ber meine Sozialbeiträge sind in diesem Jahr gestiegen.
eine Krankenversicherung möchte monatlich 8 Euro
ehr haben.


(Gisela Piltz [FDP]: Es geht um Vereinfachung!)


it der Politik von CDU/CSU und FDP kommt für diese
eine Sozialarbeiterin im Gegenzug eine Mehrbelastung

on 96 Euro im Jahr heraus. Das heißt: Sie hat weniger
etto vom Brutto. Das wollten Sie ja wohl nicht, aber
as ist Ihre Politik.


(Beifall bei der LINKEN – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie können doch sicher zwischen Steuern und Abgaben unterscheiden!)


Wir brauchen eine Steuervereinfachung und eine Ent-
stung der unteren und mittleren Einkommen – diesen
atz unterschreibt hier im Haus wahrscheinlich jede und
der. Die Frage ist aber, welchen Inhalt die Regelungen
aben. Unser Antrag für eine wirkliche Einkommensteu-
rreform, die automatisch zu Vereinfachungen führen
ürde, lag Ihnen vor. Sie haben ihn abgelehnt. Wir ha-
en Ihnen einen linear-progressiven Einkommensteuer-
rif vorgeschlagen, durch den der Mittelstandsbauch,
ie überproportionale Belastung im mittleren Einkom-
ensbereich, abgebaut würde. Das würde für alle Bürge-
nnen und Bürger mit einem zu versteuernden Jahres-
inkommen von bis zu 70 000 Euro eine Entlastung bei
er Einkommensteuer bedeuten. So weit wollen wir ent-
sten.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Aber es geht um Steuervereinfachung, Frau Kollegin!)






Dr. Barbara Höll


(A) )


)(B)

Das wäre natürlich aufgrund der Individualisierung des
Steuerrechts eine wesentliche Vereinfachung.

Ihr Vorhaben ist weder Pommes noch Currywurst;
selbst die Mayo geht völlig verloren. Es bleibt der leere
Pappteller.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1710009300

Das Wort hat nun Lisa Paus für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.


Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710009400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Auch ich

erinnere mich an das Zitat von Guido Westerwelle. Es ist
gerade einmal zwei Jahre her, als er, damals wie heute
Vorsitzender der FDP,


(Bernd Scheelen [SPD]: Man weiß nicht, wie lange noch!)


im Zusammenhang mit dem Konjunkturpaket II über die
damals immerhin 9 Milliarden Euro teure Einkommen-
steuerentlastung, die an der Spitze 400 Euro Steuerer-
sparnis für Ledige bedeutete, spottete, das sei wie Curry-
wurst mit Mayo, aber ohne Pommes.

Heute legen Sie von der Koalition den Entwurf eines
sogenannten Steuervereinfachungsgesetzes vor.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Es geht um Vereinfachung, nicht um Entlastung!)


Wie sieht es denn nun mit der zusätzlichen Portion Pom-
mes aus? Das fragen wir uns alle am heutigen Tag. Wir
müssen leider feststellen, dass es damit schlecht aus-
sieht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Nicht 9 Milliarden, sondern ganze 330 Millionen Euro
hat die Currywurst-und-Mayo-Partei dem Koalitions-
partner abgetrotzt,


(Ulrike Flach [FDP]: Aber lesen können Sie noch, oder?)


um damit den Arbeitnehmerpauschbetrag von 920 auf
1 000 Euro zu erhöhen. Das bringt für den einzelnen Ar-
beitnehmer oder die einzelne Arbeitnehmerin maximal
36 Euro pro Jahr. Da muss man sich schon entscheiden,
ob es einmal im Monat der Luxus einer Tasse Kaffee
oder doch die lang ersehnte Portion Pommes sein soll.
Das ist wirklich lächerlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Man könnte sagen: „Schwamm drüber“, wenn man
den Eindruck hätte, dass selbst die FDP endlich verstan-
den hat: Steuersenkungsversprechen sind von gestern;
die will keiner mehr hören, auch FDP-Anhänger nicht
mehr.

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(C (D (Dr. Daniel Volk [FDP]: Wer hat denn 2010 die Familien entlastet?)


ber so ist es leider nicht. Im Gegenteil: Es ist viel
chlimmer. Die Frage, ob die 36 Euro im Jahr 2012 oder
och schon im Jahr 2011 an die Beschäftigten ausge-
chüttet werden sollen, war Herrn Westerwelle und sei-
er Currywurst-und-Mayo-Partei tatsächlich die Andro-
ung eines Koalitionsbruches wert. Sie haben außerdem
och für diese 36 Euro der Erhöhung der Tabaksteuer
m 4 bis 8 Cent pro Schachtel zugestimmt. Also gibt es
eine Zigarette mehr zur Extratasse Kaffee. Das begrüße
h zwar aus gesundheitspolitischer Sicht, aber wir soll-
n nun zu einer ernsthaften Debatte zurückkehren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Trotz allen Steuersenkungsgeredes müssen wir fest-
alten: Wir haben nicht mehr Netto vom Brutto, sondern
eniger. Die 36 Euro, die Sie spendiert haben, werden

chon heute von den bis zu 115 Euro aufgefressen, die
lle Beschäftigten seit dem 1. Januar zusätzlich in die
ozialkassen einzahlen müssen.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr richtig!)


Sie argumentieren, es gehe nicht um Steuersenkung,
ondern um Steuervereinfachung. So heißt es im Titel
es Gesetzentwurfs. Dazu meint Horst Vinken, der Prä-
ident der Bundessteuerberaterkammer, das Gesetz kon-
rkariere in weiten Teilen sein Ziel und verschlimmbes-

ere das Steuerrecht.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war auch nichts mit der Vereinfachung! – Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Murks wie immer!)


hnlich äußert sich die Deutsche Steuer-Gewerkschaft,
eren Mitglieder das Gesetz in der Steuerverwaltung
mzusetzen haben. Ich kann mich dieser Einschätzung
ur anschließen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Allein Ihr Beharren darauf, den Arbeitnehmerpausch-
etrag rückwirkend zu erhöhen, führt nicht zu weniger,
ondern zu mehr Bürokratiekosten bei den Unterneh-
en. Sie weigern sich bis heute, die Frage zu beantwor-
n, auf welche Höhe sich die Kosten belaufen werden.

Kinderbetreuungskosten gelten jetzt als Sonderausga-
en. Das ist schön, aber leider steht in diesem Bereich
och ein Urteil aus, das die komplette Regelung hinfällig
achen könnte.

Des Weiteren wollen Sie auf die Prüfung der Ein-
ünfte erwachsener Kinder verzichten – das finden wir
o weit in Ordnung. Aber Sie wollen das nur dann, wenn
iese noch in der ersten Ausbildung sind. Was soll der
zubi dazu sagen, der später noch Abitur machen will?

Die zweijährige Steuererklärung ist das beste Bei-
piel, wie berechtigt die Einschätzung von Herrn Vinken
on der Bundessteuerberaterkammer ist. Erstens lohnt





Lisa Paus


(A) )


)(B)

sie sich für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
nicht, weil sie nur noch alle zwei Jahre eine Rückzah-
lung erhalten. Damit geben sie nicht nur einen Kredit,
sondern es kommt de facto einer Steuererhöhung gleich.
Zweitens ist es keine Erleichterung, wenn man alle zwei
Jahre nicht eine Steuererklärung machen kann, sondern
zwei machen muss. Das muss dann aber mit einem Zu-
satzformular beantragt werden.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das soll einfach sein?)


– Genau. Das soll einfach sein?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Aber damit nicht genug; denn drittens hätten die Fi-
nanzämter, wenn diese Möglichkeit tatsächlich massen-
haft genutzt würde, ein gewaltiges Problem, allein schon
wegen ihrer derzeit miserablen Personalausstattung.
Stellen Sie sich einmal vor, in diesem Jahr würden alle
keine Einkommensteuererklärung abgeben, sondern
beide Steuererklärungen im nächsten Jahr gemeinsam
einreichen. In Baden-Württemberg haben wir zurzeit
123 Finanzbeamte auf 100 000 Einwohner; das ist eine
deutliche Unterausstattung. Stellen Sie sich einmal vor,
in welchem wunderbaren Chaos unsere Finanzämter ver-
sinken würden, wenn tatsächlich von diesem von Ihnen
neu eingeräumten Recht Gebrauch gemacht werden
würde.

Auch der Parlamentarische Beirat für nachhaltige
Entwicklung hat sich zu diesem Gesetzentwurf zu Wort
gemeldet. Er hat uns dringend aufgerufen, den gesamten
Gesetzentwurf noch einmal zu überprüfen. Dem Beirat
ist insbesondere nicht ersichtlich, inwiefern Ihre Vor-
schläge den sozialen Zusammenhalt stärken und die Ge-
nerationengerechtigkeit fördern. Als Berichterstatter hat
Herr Aumer,


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Guter Mann!)


CSU-Mitglied und Mitglied im Finanzausschuss, die
Stellungnahme des Beirats unterzeichnet. Herr Aumer,
ich bin gespannt, wie Sie Ihre Empfehlungen in den ei-
genen Reihen einbringen und durchsetzen werden. Wenn
Sie Unterstützung brauchen, dann kommen Sie gerne zu
uns.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1710009500

Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Schluss.


Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1710009600

Ich komme zum Schluss.

Auch der Normenkontrollrat spricht fehlende Infor-
mationen über die Kosten dieses Gesetzes an. Der Bun-
desrat fordert, die Pläne zu überdenken. Sie stellen sich
stur. Herr Volk kritisiert den Bundesrat – ich zitiere –:

Es scheint, als hätte der Bundesrat den Begriff Steuer-
vereinfachung nicht wirklich verstanden …

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(C (D Ich sagen Ihnen, Herr Volk: Der Bundesrat hat das ehr wohl verstanden, wir haben es alle richtig verstanen, nur Sie wollen es nicht verstehen, sondern wollen as Problem vertuschen. Wir alle wissen, Ihr Gesetzenturf ist kein Steuervereinfachungspaket, sondern ein lacebowerk zum Erhalt des Koalitionsfriedens. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1710009700

Das Wort hat die Kollegin Antje Tillmann von der

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Antje Tillmann (CDU):
Rede ID: ID1710009800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

iebe Zuschauer! Wir sind heute in der ersten Lesung zu
inem Steuervereinfachungsgesetz. Das scheint in der
ebatte ein bisschen untergegangen zu sein. Wir haben
och hinreichend Gelegenheit zur Diskussion all der gu-
n Vorschläge zu dem, was wir nicht tun sollten. Ich
offe, dass Sie die Diskussion dann aber auch durch
ositive Steuervereinfachungsvorschläge anreichern.


(Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Das ist gut! Machen wir! – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/ CSU]: Davon ist nicht auszugehen!)


iesbezüglich werden wir in den nächsten Wochen
erne mit Ihnen ins Gespräch kommen.

Der Focus titelte im vergangenen Jahr: „Kirchhof
ampft Steuerrecht ein“. Aus mehreren Tausend Para-
rafen sollen so 400 werden.

Ein großer Vorwurf im Zusammenhang mit diesem
teuervereinfachungsgesetz ist, dass es nur ein kleiner
chritt und nicht der große Wurf ist. Da wir vonseiten
er Koalition aus CDU/CSU und FDP aber ziemlich
icher sind, dass von Ihnen auch zu dem Kirchhof-
onzept nur Kritik, aber keine positive Resonanz kom-
en würde,


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Davon kann man wohl ausgehen!)


aben wir uns entschieden anzufangen, und zwar mit
anz vielen – zugegebenermaßen jeweils für sich ge-
ommen kleinen – Schritten, die mit Steuersenkungen
llerdings nichts zu tun haben.

Unser Auftrag war von Anfang an, eine Vereinfa-
hung durchzusetzen, die den Bundeshaushalt nicht be-
stet; denn wir sind überzeugt von der Richtigkeit des
ottos „Schulden von heute sind die Steuererhöhungen

on morgen“. Angesichts der Ergebnisse des EU-Rats
ind wir fest entschlossen, den Bundeshaushalt zu kon-
olidieren und Vereinfachungen zu schaffen, die nicht zu
teuerausfällen in größerem Umfang für den Bundes-
aushalt führen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ingrid ArndtBrauer [SPD]: Sie haben doch noch zwei Jahre Zeit!)






Antje Tillmann


(A) )


)(B)

Auf die Frage, ob 3 Euro nichts weiter als Pommes
mit Mayo sind, antworte ich Ihnen: Wir sind in der Fas-
tenzeit.


(Bernd Scheelen [SPD]: Deshalb keine Mayo, oder was?)


Das gilt nicht nur im Privaten, sondern auch für den
Bundeshaushalt. Es geht nicht um Steuersenkungen.
Deswegen ist es auch völlig egal, ob es 3 Euro, 13 Euro
oder 100 Euro sind. Es geht nicht um Steuersenkungen,
sondern um ein einfacheres Steuerrecht, weil das als ge-
rechtere Variante von den Bürgern eher akzeptiert wird.

Der wesentliche Teil der Entlastungen, die wir in die-
sem Vereinfachungsgesetz vorsehen, kommt den Fami-
lien zugute. Das gilt insbesondere für die Frage, ob wir
die eigenen Einkünfte von volljährigen Kindern in Aus-
bildung prüfen. Die Abschaffung dieser Prüfung ist ein
Vorschlag, den die Steuerverwaltung selbst gemacht hat,
weil sie festgestellt hat, dass die Prüfung in 98 Prozent
der Fälle zu dem Ergebnis führt, dass die Kinder und Ju-
gendlichen unter dem Freibetrag von 8 004 Euro liegen.


(Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Die Eltern reichen ja nicht ein!)


In Zukunft werden natürlich einige höhere Einkünfte
haben. Aber unter dem Aspekt der Vereinfachung glau-
ben wir, dass das akzeptabel ist. Wir wollen künftig ins-
besondere vermeiden – Frau Arndt-Brauer, Sie haben
Ihre Kinder angesprochen –, dass zum Beispiel ein leis-
tungsbereiter 18-Jähriger, der stolz ist, einen Ferienjob
ergattert zu haben, und sich während der Ferien sechs
Wochen engagieren will, von seinen Eltern zu hören be-
kommt: Engagier Dich mal ein bisschen weniger; denn
sonst bekommen wir kein Kindergeld mehr.


(Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Die kriegen keine 7 000 Euro! – Bernd Scheelen [SPD]: Dann sagen Sie doch mal, wo man so viel verdient! Zeigen Sie mir das doch mal!)


Wir erziehen mit der jetzigen Regelung eine ganze
Generation junger Menschen dazu, weniger zu leisten
und lieber Sozialleistungen in Form des Kindergeldes zu
beziehen, statt ihnen zu sagen: Es ist gut, wenn ihr euch
engagiert; es ist gut, wenn ihr eigene Einkünfte erzielt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Deshalb glauben wir, dass die wenigen Fälle, in denen es
zu höheren Einkünften kommt, durchaus akzeptabel
sind.

So gar nicht verstanden habe ich in der bisherigen De-
batte die Aussagen zu den Kinderbetreuungskosten. Frau
Höll, Sie beschimpfen das Finanzministerium, weil es
im Gesetzgebungsverfahren einen Vorschlag von Bür-
gern aufgreift. Ihren Debattenbeitrag zur Bürgerbeteili-
gung habe ich bisher völlig anders verstanden. Es gibt
nun einmal Bürger, die die Referentenentwürfe lesen
– schon das finde ich sehr beeindruckend – und die dann
auf uns zukommen und sagen: Habt ihr eigentlich be-
dacht, dass es Probleme bei den Kindergartengebühren
gibt?


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(C (D (Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Das haben wir eingebracht!)


Nein, das haben Sie nicht eingebracht. Das hatten wir
nge vor Ihnen geklärt.

Nun reagiert das Finanzministerium auf die Vor-
chläge von Bürgern, und Sie sagen: So ein Mist! Jetzt
abt ihr reagiert, und das Problem ist vom Tisch. – Ich
ann nur sagen: Gott sei Dank gibt es Bürger, die die Ge-
etzgebungsverfahren verfolgen. Es hat Folgen, wenn
ns Bürger auf Probleme hinweisen. Sie werden ernst
enommen, sowohl vom Ministerium als auch von der
oalition. Wir wollen, dass sich die Bürger beteiligen,
ie offensichtlich nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Es hört sich an wie eine Drohung, was Sie sagen!)


Ein weiteres Problem, Frau Arndt-Brauer, ist die Ehe-
attenveranlagung. Wir haben gemeinsam für das Fak-
rverfahren gekämpft. Ich glaube, wir sind uns einig,

ass das nicht sehr erfolgreich war. Es gibt nun mindes-
ns fünf verschiedene Varianten für die Ehegattenbe-

teuerung. Das ist mittlerweile so unübersichtlich ge-
orden, dass der eigentliche Effekt, Einkünfte zwischen
en Ehegatten gerecht zu verteilen, nicht mehr erzielt
ird. Ich bin sehr gerne bereit, in den folgenden Wochen
it Ihnen über den entsprechenden Passus im Gesetz zu

prechen und nach besseren Lösungen zu suchen. Wenn
ir bessere Lösungen finden, sind wir gerne bereit, sie

ufzugreifen. Ich glaube, dass das mittlerweile ein Kom-
lex ist, der für Ehegatten nicht mehr überschaubar ist
nd den Finanzbeamten nur unnötige Mehrarbeit berei-
t. Wenn wir andere Lösungen finden: herzlich gerne.

Ich freue mich über die Steuerfreiheit von Stipendien.
ier haben wir erhebliche Rechtssicherheit für Familien
eschaffen. Es ist jetzt unerheblich, ob das Stipendium
nmittelbar für eine wissenschaftliche oder eine künstle-
sche Ausbildung gewährt wird. Die Gelder sind nun
mer steuerfrei.

Das Gleiche gilt für die Bereitstellung von verbillig-
m Wohnraum innerhalb von Familien. Wenn die Oma,
ie keine sehr hohe Rente hat, von ihren Kindern durch
erbilligten Wohnraum unterstützt wird, dann kann das
ünftig mit wesentlich weniger bürokratischem Auf-
and steuerlich berücksichtigt werden; darüber bin ich
oh. Das ist eine echte Vereinfachung für alle betroffe-
en Fälle.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zur steuerlichen Absetzbarkeit von Spenden. Aktuell
ießen Spenden aus der deutschen Bevölkerung sehr
ge. Es ist aber ausgesprochen ärgerlich für den Spen-

er, wenn er aufgrund eines Fehlers, den er in Unkennt-
is der gesetzlichen Regelungen begangen hat, seine
pende nicht steuerlich absetzen kann. Es gibt nun Ver-
infachungen, die das vermeiden helfen.

Das alles sind Themen aus dem Bereich der Einkom-
ensteuer; darum geht es in erster Linie in diesem Ge-

etz. Deshalb verwundert es mich gar nicht, dass die
irtschaftsverbände noch nicht glücklich sind. Aber wir





Antje Tillmann


(A) )


)(B)

hatten den Auftrag, Einkommensteuervereinfachungen
vorzunehmen. Im vorliegenden Gesetzentwurf steht aus-
drücklich, dass wir zusammen mit dem Ministerium bis
September einen Gesetzentwurf zur Vereinfachung der
Unternehmensteuern vorlegen werden; das kommt noch.

Trotzdem haben wir diesbezüglich schon einige Re-
gelungen im vorliegenden Gesetzentwurf aufgegriffen,
weil sie technisch schon so weit ausgereift waren, dass
wir sie in Kraft setzen können. Da geht es zum Beispiel
um die elektronische Rechnungstellung. Hier kommt im-
mer die Diskussion auf: Wo ist denn der Entlastungs-
effekt? Ich glaube, es ist völlig wurscht, ob ich 50 Euro
weniger Steuern zahle, wenn ich auf der anderen Seite
über 1 000 Euro Bürokratiekosten habe. Für Unterneh-
men ist wesentlich wichtiger, dass wir sicherstellen, dass
wir technisch auf dem neuesten Stand sind. Insbesondere
müssen wir sicherstellen – der Staatssekretär hat das
eben gesagt –, dass das Sozialversicherungsrecht und
das Steuerrecht miteinander harmonieren. Momentan
wird in den beiden Ausschüssen noch nicht einmal über
das Gleiche diskutiert. So soll ein neues IT-System zur
Erhebung der Sozialversicherungsbeiträge neben dem
des Steuerrechts eingeführt werden. Dadurch fallen in
der Wirtschaft Bürokratiekosten in Milliardenhöhe an.
Das kann nicht richtig sein.

Das Gleiche gilt für den Komplex „Konsens“. Es ist
für den Bürger ausgesprochen interessant, vieles, was er
steuerlich mit den Finanzbehörden zu klären hat, dem-
nächst über den Rechner zu erledigen. Elster.de kommt
gut an; das ist ein gutes Programm. Die Bürgerinnen und
Bürger nutzen es zahlreich. Wir müssen es auf die Unter-
nehmen ausweiten und zum Beispiel für Zerlegungsbe-
scheide für die Körperschaftsteuer nutzen. Das bringt
den Unternehmen erheblichen Zeitgewinn und natürlich
auch erhebliche Einsparungen.

Zeitnahe Betriebsprüfungen und die E-Bilanz sind
schon genannt worden. Im Rahmen der E-Bilanz müssen
wir sicherstellen, dass auch auf dem Rückweg von der
Steuerverwaltung zum Steuerberater oder zum Bürger
die Vereinfachungseffekte wirken und dass der Steuerbe-
rater die berichtigte E-Bilanz zurückbekommt. Auch das
spart erhebliche Kosten und hat für den Bundeshaushalt
keine negativen Auswirkungen.

Da wir heute erst mit der Debatte starten, lassen Sie
mich sagen: Es gibt Probleme, die wir noch nicht gelöst
haben. Eines der größten und leider auch teuersten Pro-
bleme, die wir noch nicht gelöst haben, ist die Istbesteu-
erung. Die Umsatzgrenze bei der Istbesteuerung von
500 000 Euro gilt nur noch bis zum 31. Dezember 2011.
Danach fällt sie wieder auf 250 000 Euro zurück.

Der Bundesrat hat das in seiner Stellungnahme bean-
standet. Der Vereinfachungseffekt liegt darin, dass jetzt
Buchführungsgrenzen und Istbesteuerungsgrenzen iden-
tisch sind, sodass bis 500 000 Euro Umsatz keine Bilanz
zu erstellen ist, wenn man unter der Gewinngrenze
bleibt. Wir suchen eine Lösung. Das kostet leider
1,95 Milliarden Euro. Daher kann es keine Lösung sein,
dass der Bundesrat das einfach mit in dieses Gesetz
packen will; denn bei diesem Gesetz waren die Finanz-
verwaltung und wir uns einig, dass der Bundeshaushalt

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(C (D ie kompletten Kosten trägt, weil wir Länder und Komunen nicht zusätzlich belasten wollen. Ich sage Ihnen n dieser Stelle zu: Wir wollen das Problem lösen und erden es angehen. Den Kolleginnen und Kollegen der änder, die das Protokoll nachlesen, kündige ich schon inmal gute kameradschaftliche Verhandlungen an. Ich laube, wir werden im Verlauf des Gesetzgebungsverhrens gemeinsam eine Lösung finden. Das wäre ein usätzlicher Punkt bei echter Vereinfachung. Ich danke an dieser Stelle dem Zentralverband des eutschen Handwerks, der gleichzeitig Gegenfinanziengsvorschläge gemacht hat. Ich danke auch anderen erbänden, die unseren Konsolidierungskurs Gott sei ank unterstützen und bei ihren Vorschlägen zur Steuerereinfachung immer auch die Finanzierung berücksichgen. Jeder Vorschlag, der gegenfinanziert ist, wird von ns gerne in die Verhandlungen aufgenommen. Ich freue ich auf die Beratungen der nächsten Wochen. Jetzt hat das Wort die Kollegin Sabine Bätzing ichtenthäler für die SPD-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! lle meine Reden in dieser Legislaturperiode enthielten isher immer den Aufruf an die Regierungsfraktionen: achen Sie Schluss mit Ihrer Klientelpolitik! – Leider eben Sie mir mit Ihren Gesetzentwürfen immer wieder elegenheit, genau diesen Ausruf anzustimmen. Dabei ören sich Ihre Gesetzentwürfe und die Behauptung desen, was Sie eigentlich tun wollen, ganz gut an, auch eute. Steuervereinfachungsgesetz – wer könnte dem icht zustimmen? Es gibt zwar keine Steuersenkungen, ie Sie den Menschen vor der Wahl eigentlich versprohen haben, aber Steuervereinfachungen, Vereinfachunen für die Bürger, Vereinfachungen für die Verwaltung. er wollte das nicht? Aber setzen Sie das auch um? Daran hat nicht nur meine Fraktion Zweifel. Ich darf azu einige Stimmen zitieren. „Das ist eine Luftnummer er Politik, ein PR-Gag, der niemandem was bringt“, so err Ondracek von der Deutschen Steuer-Gewerkschaft. Reförmchen“, sagt der Bund der Steuerzahler. „Mogelackung“, sagt Horst Vinken, der Präsident der Bundesteuerberaterkammer. Der Bundesverband der Lohnsteurhilfevereine erklärt, dass die gemeinsame Abgabe von teuererklärungen für mehrere Jahre in der jetzigen orm nicht zu Ende gedacht und deshalb abzulehnen sei. hakespeare hat es schön formuliert: „Much Ado about othing“. Auf Deutsch: Viel Lärm um nichts. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1710009900

(Beifall bei der SPD)

Sabine Bätzing (SPD):
Rede ID: ID1710010000

(Dr. Volker Wissing [FDP]: Ja!)


enau das trifft es auf den Punkt.

Ich gehe gerne auch in die Einzelkritik. Kommen wir
ur Erhöhung des Arbeitnehmerpauschbetrages. Sie





Sabine Bätzing-Lichtenthäler


(A) )


)
wollen etwas für Arbeitnehmer tun. Das finden wir rich-
tig. Besser gesagt: Wir fänden es richtig, wenn Sie es
denn richtig tun würden. Das tun Sie aber nicht. Sie er-
höhen zwar die Arbeitnehmerpauschale. Nur, wem nützt
das? Die Arbeitnehmer können ihre Werbungskosten
pauschal oder tatsächlich absetzen. Wer also höhere
Kosten als die hat, die von der Pauschale abgedeckt wer-
den, wird diese Kosten in voller Höhe absetzen und
muss weiter Belege sammeln. Von der Neuregelung pro-
fitiert also nur derjenige, der gar keine höheren Kosten
hat. Sie verteilen also Geschenke, nämlich einen steuer-
lichen Ausgleich für nicht angefallene Kosten. Da frage
ich mich, Kolleginnen und Kollegen von Union und
FDP: Haben Sie es tatsächlich so üppig, dass Sie sich er-
lauben können, solche Geschenke zu machen? Oder
hätte man die dafür vorgesehenen 330 Millionen Euro
nicht besser verwenden können? Wäre die Anhebung der
Behindertenpauschale vielleicht nicht doch die bessere
Alternative gewesen?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Schon bei den Verhandlungen zu Hartz IV haben Sie
die Interessen der Menschen mit Behinderungen hinten
runterfallen lassen, und Sie tun das jetzt schon wieder,
obwohl viele die Erhöhung dieser Pauschale gefordert
haben: die Länderfinanzminister, der Bundesfinanz-
minister. Aber diesen Forderungen wollten Sie nicht
Folge leisten. Dabei wurden diese Pauschbeträge seit
langem nicht angehoben, und sie decken die tatsächli-
chen Aufwendungen in den meisten Fällen nicht mehr.
Hier wäre Klientelpolitik also einmal lobenswert gewe-
sen. Aber anscheinend ist das nicht Ihre Klientel.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Glücklicherweise haben Sie dennoch die Interessen
des kleinen Bürgers auf Ihrem Plan; schließlich muss er
seine Steuererklärung, wenn es nach Ihnen geht, nur
noch alle zwei Jahre machen.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Er kann, wenn er möchte!)


Das klingt vordergründig ja ganz gut. Denn wer macht
schon gern eine Steuererklärung? Nur derjenige, der
Geld zurückbekommt oder das erwartet! Das sind nach
Herrn Ondracek 21 Millionen von 22 Millionen Arbeit-
nehmern. Wenn ich richtig rechne, ist diese Gesetzesän-
derung, die Sie vorhaben, für 21 Zweiundzwanzigstel
der Arbeitnehmer uninteressant. Gute Quote! Alle Ach-
tung!


(Beifall bei der SPD)


Da frage ich mich, wen Sie damit entlasten. Die Steuer-
verwaltung? Nein, die auch nicht; denn die muss die
Steuererklärungen von 1 Million Arbeitnehmern dann
noch besonders im Auge behalten.

Somit, liebe Kolleginnen und Kollegen – damit
komme ich auch zum Schluss –, habe ich nicht nur recht
damit, dass Sie immer wieder eine Klientelpolitik be-

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(C (D eiben, sondern ich habe auch recht mit meiner Beauptung, dass Sie die Expertenmeinungen konsequent norieren, so geschehen beim Wachstumsbeschleuni ungsgesetz und beim Schwarzgeldbekämpfungsgesetz. ier geschieht das schon wieder. Steuervereinfachung? Entlastung der Bürger? Entlasng der Verwaltung? Der große Durchbruch? Fehlan eige! Auf all das werden wir dann wohl bis 2013 warten üssen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Machen Sie doch mal einen konstruktiven Vorschlag! – Gegenruf der Abg. Sabine Bätzing-Lichtenthäler [SPD]: Behindertenpauschale! Da haben Sie nicht zugehört!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1710010100

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 17/5125 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
nderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann
t die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 31 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Hilde
Mattheis, Dr. Karl Lauterbach, Bärbel Bas, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff einführen –
Chancen zu nötigen Veränderungen nutzen

– Drucksache 17/2480 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit (f)

Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. Gibt es
iderspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist das so

eschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red-
erin das Wort der Kollegin Hilde Mattheis von der
PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Hilde Mattheis (SPD):
Rede ID: ID1710010200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

itiere anfangs aus den Empfehlungen des Beirats zur
berprüfung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs. Da heißt

s in der Präambel:

Unsere Gesellschaft muss sich daran messen lassen,
wie sie Menschen, Menschen mit Pflegebedarf und/

(B)






Hilde Mattheis


(A) )


)(B)

oder Behinderung begegnet und insbesondere deren
Teilhabe am Leben in der Gesellschaft ermöglicht.

Weiter heißt es:

Menschen mit Pflegebedarf haben ein Recht auf
qualitätsgesicherte, an ihrem persönlichen Bedarf
ausgerichtete, Fähigkeiten fördernde und men-
schenwürdige Pflege, Unterstützung und Zuwen-
dung bis zum Lebensende.

Ich meine, diesen Sätzen kann man nur zustimmen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Konsequenz daraus muss heißen: Wir wollen die
Reform des Pflegebedürftigkeitsbegriffs sehr schnell
und ganz gezielt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Denn der geltende Pflegebedürftigkeitsbegriff steht seit
langem in der Kritik.


(Gisela Piltz [FDP]: Genau! Mal eine neue Erkenntnis!)


Er gilt als zu eng, zu verrichtungsbezogen und zu ein-
seitig somatisch ausgerichtet. Die frühere Bundesregie-
rung, die damalige Bundesministerin Ulla Schmidt, hat
einen Beirat zur Überprüfung und Überarbeitung des
Pflegebedürftigkeitsbegriffs eingesetzt, damit eine
Grundlage für eine gesetzliche Verankerung eines sol-
chen Begriffs geschaffen wird.

Dieses Vorgehen stand nicht unter dem Motto: Jetzt
setzen wir einen Beirat ein, und dann sehen wir einmal,
was wir mit dem Ergebnis machen. – Dieser Beirat
wurde eingesetzt, um die Reform anzugehen! Für uns
war die Einsetzung des Beirats mit dem erklärten Ziel
verbunden: Wir wollen die Ungerechtigkeiten bei der
Einschätzung der Beeinträchtigungen von Menschen
und die Ungleichbehandlung von Menschen mit unter-
schiedlichen Beeinträchtigungen abbauen.

Wir wollen weg von der Minutenpflege hin zu einem
Pflegebedürftigkeitsbegriff, der auch die speziellen Be-
dürfnisse von Kindern und Menschen mit psychischen
und kognitiven Beeinträchtigungen berücksichtigt. Wir
fordern diesen Paradigmenwechsel hin zu einer ganz-
heitlichen Sicht auf pflegebedürftige Menschen, um ih-
rem Recht auf Selbstbestimmung und Teilhabe gerecht
zu werden.

Daher war der von Ulla Schmidt eingesetzte Beirat in
unseren Augen erfolgreich. Seit 2009 liegen die Vor-
schläge vor. Fast vier Jahre haben sich eine Vielzahl von
Sachverständigen, von Vertreterinnen und Vertretern von
Fachverbänden und Vereinen sowie Gewerkschaften, der
Deutsche Pflegerat bis hin zu den kommunalen Spitzen-
verbänden dieser Aufgabe gewidmet. Mit großer Einig-
keit wurden die Empfehlungen ausgesprochen.

Es sei an dieser Stelle erlaubt, zu sagen: Deshalb for-
mulieren und fordern wir in unserem Antrag auch – und
damit sehen wir uns bei dem Ergebnis des Beirates nicht
nur in Einigkeit mit diesen Verbänden und Vereinen so-

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(C (D ie mit den kommunalen Spitzenverbänden, sondern erhren auch Zustimmung von einer breiten Öffentlich eit –: Wir wollen nicht weiter warten, sondern der flegebedürftigkeitsbegriff muss jetzt geändert werden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ie jetzige Regierung hätte auf diese gute Vorarbeit seit
nderthalb Jahren aufbauen können.


(Ulrike Flach [FDP]: Erstaunlich, dass Sie das nicht selber gemacht haben!)


nd ich frage dazu einmal: Wann war es im Bereich der
esundheits- und Pflegepolitik mal der Fall, dass es sei-
ns der unterschiedlichsten Akteure eine breite Zustim-
ung zu einem Ergebnis gegeben hat? Oder ist dies dem
DP-Bundesminister einfach zu viel Konsens, dass er
uf diese gute Vorarbeit nicht zurückgreifen mag? Das
uss man einmal fragen. Will er sich in diesem Bereich

er Gesundheitspolitik lieber auf einzelne Lobbygrup-
en verlassen als auf ein breites, von der Öffentlichkeit
etragenes Ergebnis? Das muss man an dieser Stelle
chon fragen, Frau Widmann-Mauz.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Jetzt ist 2011. Der Minister lädt weiterhin zu Ge-
prächsrunden ein, aber ohne sichtbares Ergebnis. Auch
er Beirat wird wieder ins Ministerium geladen, schön.

Deshalb fordern wir die Bundesregierung auf, endlich
inen Gesetzentwurf einzubringen.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Aber nur als Opposition!)


ir fordern, dass die Teilhabe als ganzheitliche Heraus-
rderung gesehen wird. Wir fordern auch, dass es eine
erbesserung im Zusammenspiel der unterschiedlichen
kteure und Zuständigkeiten gibt. Wir fordern mehr
urchlässigkeit zwischen diesen einzelnen Systemen.
ns ist auch klar, dass, weil alles mit allem zusammen-
ängt, jetzt die Frage nach der Finanzierung kommt: Wir
rdern die Bürgerversicherung Pflege, um diese Reform
nanzieren zu können.


(Beifall bei der SPD)


Wir wollen, dass Sie endlich handeln. Dazu gehe ich
uch auf die Große Anfrage der Linken ein, die vermut-
ch mit dem gleichen Ziel formuliert worden ist. Darauf
at die Bundesregierung geantwortet:

Ziel ist es, die Pflegeversicherung und die Rahmen-
bedingungen für die pflegerische Versorgung so
weiterzuentwickeln, dass auch in Zukunft das
Recht auf eine würdevolle Pflege und Betreuung
eingelöst werden kann und Versorgungsdefizite
vermieden werden.

azu kann ich nur sagen: Lassen Sie diesen Worten Ta-
n folgen!

Ich danke.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )


)(B)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1710010300

Das Wort hat der Kollege Willi Zylajew von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Willi Zylajew (CDU):
Rede ID: ID1710010400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

möchte mich zunächst ganz herzlich bei der SPD-Frak-
tion bedanken, namentlich bei der Kollegin Mattheis:
Mit diesem Antrag haben Sie uns wieder einmal die
Chance gegeben, deutlich zu machen, wie gut wir im Be-
reich der Pflege arbeiten.


(Dr. Marlies Volkmer [SPD]: So sind wir eben! – Hilde Mattheis [SPD]: Ihr Zynismus bringt Sie in der Sache nicht weiter, Herr Zylajew! Das ist Ihre einzige Methode, zu antworten!)


Sie geben uns damit die Chance, zu sagen, wo wir stehen
und wie schnell wir zu konkreten Ergebnissen gekom-
men sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Mechthild Rawert [SPD]: Das wäre schon mal was!)


Wie immer in den letzten 20 Jahren können sich die
Menschen im Land darauf verlassen: Wenn eine christ-
lich-liberale Koalition regiert,


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Geht es den Bach runter! Erleben wir ja zurzeit! Immer weiter den Bach runter! – Zuruf der Abg. Hilde Mattheis [SPD])


gibt es Fortschritte in der Pflege, kommen wir weiter
und wird das Leistungsspektrum den Erfordernissen an-
gepasst.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf der Abg. Hilde Mattheis [SPD])


Auf die SPD ist auch Verlass: Nämlich immer dann,
wenn Sie in der Opposition sind, entwickeln Sie forsche
Forderungen, stellen sie in den Raum


(Hilde Mattheis [SPD]: 2006 wurde der Beirat eingerichtet!)


– dazu komme ich noch – und verbrauchen die Energie,
die Sie in der Zeit aufgespart haben, als Sie in der Regie-
rung waren.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Mehr haben Sie doch bislang nicht zu bieten. Ich wieder-
hole – das kann ich Ihnen nicht ersparen –: Die SPD
steht für Ruhephasen bei der Pflege immer dann, wenn
sie das Ministerium innehat und die Ministerin stellt.


(Mechthild Rawert [SPD]: Dann sind Sie ja tot! – Hilde Mattheis [SPD]: Das ist aber armselig! Pflege-Weiterentwicklungsgesetz, Herr Zylajew!)


Sie haben darauf hingewiesen, dass die Ministerin
Schmidt den Beirat 2006 eingesetzt hat.

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(C (D as ist wahr; das ist richtig. Richtig ist aber auch, dass ie Ministerin ganz präzise den Auftrag erteilt hat, bei er Pflegereform nicht schon 2007/2008 zu einem Erebnis zu kommen, sondern frühestens 2009, zum Ende rer Amtszeit. Das heißt, Sie haben planmäßig den Beit beauftragt, bis zum Ende – – (Hilde Mattheis [SPD]: Ich glaube nicht, dass sie das Ende ihrer Amtszeit geplant hat, Herr Zylajew! – Mechthild Rawert [SPD]: Sie können der SPD-Fraktion vertrauen: Sie wollte regieren! – Gegenrufe von der FDP)


(Hilde Mattheis [SPD]: Da haben Sie recht!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1710010500

Ich bitte jetzt, dem Kollegen Zylajew das Wort zu las-

en, sodass alle anderen wenigstens zuhören können. –
itte schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Willi Zylajew (CDU):
Rede ID: ID1710010600

Sie haben planmäßig darauf hingewirkt, dass erst am

nde der Wahlperiode die Ergebnisse des Beirates für
ine Pflegereform vorgelegt wurden.

Ich darf auch noch darauf hinweisen, dass Frau
chmidt diesen Auftrag Herrn Wilhelm Schmidt gege-
en hat, dem Beiratsvorsitzenden und Bundesvorsitzen-
en der AWO. Der ist ihr dann allerdings abhandenge-
ommen.


(Hilde Mattheis [SPD]: Wenn ich aufzähle, was Ihnen alles abhandengekommen ist!)


m 26. April 2008 – das Schreiben habe ich dabei; ich
telle es Ihnen gerne zur Verfügung – hat Herr Schmidt
ein Amt niedergelegt und seine Position im SPD-Vor-
tand aufgegeben,


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Er war noch nie im SPD-Vorstand! – Weiterer Zuruf von der SPD: Da war er nie!)


eil er sich durch einen Artikel im Vorwärts sehr belei-
igt fühlte. Im SPD-Vorwärts wurden in einem Bericht
ber Pflegeskandale die Leistungserbringer als „Pflege-
afia“ bezeichnet.


(Patrick Döring [FDP]: Sittenverfall! – Weitere Zurufe von der FDP: Oh nein! – Unglaublich!)


o stand es im Vorwärts. Ich habe, wie gesagt, die Briefe
abei.

Wilhelm Schmidt, SPD-Mitglied immerhin seit 1964,
ollte sich nicht als „Pflege-Mafioso“ von der SPD be-

chimpfen lassen und legte sein Amt als Beiratsvorsit-
ender nieder. So weit also zum Herzensanliegen Pflege
nd den hier von der SPD erzielten Fortschritten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Mechthild Rawert [SPD]: Unser Herz schlägt links!)






Willi Zylajew


(A) )


)(B)

Die Kolleginnen und Kollegen von der FDP und die
Kolleginnen und Kollegen von der Union sind Herrn
Dr. Gohde, aber auch den anderen Damen und Herren,
die im Beirat waren, ausgesprochen dankbar, dass es am
Ende ein einstimmiges Votum gab, wie Sie ja schon her-
vorgehoben haben.


(Hilde Mattheis [SPD]: Eine Enthaltung!)


– Auch bei einer Enthaltung ist das Ergebnis in Deutsch-
land normalerweise immer noch einstimmig; ich weiß
natürlich nicht, wie das bei der SPD ist.


(Hilde Mattheis [SPD]: Das zählt bei Ihnen wohl nicht! Okay! Das war das Ministerium!)


Es herrschte also Einstimmigkeit zwischen Kranken-
kassen, Leistungserbringern, Pflegewissenschaft, Ar-
beitgebern und Gewerkschaften. Sie alle haben zusam-
men einen Vorschlag entwickelt, der fünf Pflegestufen
vorsieht und auch Personen mit kognitiven Beeinträchti-
gungen, die man bisher – da gebe ich Ihnen recht – noch
nicht in ausreichendem Umfang erfasst hatte, erfasst,
und zwar, ohne die anderen zu vernachlässigen. Das ist
eine großartige Leistung, was diese Damen und Herren
erreicht haben. Sie sind auch planmäßig zu diesem Er-
gebnis gekommen, so wie von Ulla Schmidt und der
SPD gewünscht, nämlich zum Ende der letzten Wahl-
periode.

Nun hat unsere Koalition sich vorgenommen, diesen
Pflegebegriff in dieser Wahlperiode einzuführen. Die
Wahlperiode ist jetzt anderthalb Jahre alt. Derzeit arbei-
ten wir intensiv daran. Wir wollen dieses Modell umset-
zen und Verbesserungen erreichen; denn die Erarbeitung
von Versorgungsplänen und Pflegeberichten kann über
diesen Weg erleichtert werden.

Wir sind auch der Auffassung, dass wir mit den neuen
fünf Pflegestufen nicht zu einem Bürokratieaufwuchs,
sondern zu einem Bürokratieabbau kommen müssen.
Dies verlangt erhebliche Anstrengungen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir wissen, dass die Situation von Kindern mit Be-
hinderungen über den neuen Pflegebegriff besser be-
rücksichtigt wird.

Wir wollen die sogenannte Minutenpflege ersetzen.
Hier wollen wir einen Paradigmenwechsel.


(Hilde Mattheis [SPD]: Das wollte Ulla Schmidt schon!)


– Ja, Frau Schmidt wollte das. Sie ist in den Ruhestand
gegangen. Es macht doch keinen Sinn, dass Sie viel wol-
len, wenn Sie nicht gestalten können. Das wissen wir. Es
kommt eben auch darauf an, dass wir das, was wir wol-
len, auch umsetzen, wenn wir die Chance haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hilde Mattheis [SPD]: Was ist das denn für ein Argument? Diese Logik müssen wir nachlesen!)


All dies braucht Sorgfalt und Zeit. Diese Zeit nehmen
wir uns.

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(C (D Wir danken insbesondere Herrn Minister Rösler und einem Ministerium; (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn erstmals seit Norbert Blüm hat Pflege im Ministe-
um einen Stellenwert.


(Hilde Mattheis [SPD]: Kommt Ihnen das nicht komisch vor? Was haben Sie denn unter Schwarz-Rot gemacht?)


as halten wir für durchaus bedeutsam.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hilde Mattheis [SPD]: Wer hat Ihnen diesen Text aufgeschrieben?)


Ich will auf Folgendes hinweisen: Uns ist das Thema
flege wichtig. Bei dieser Gelegenheit müssen wir auch
en Fachkräftebedarf im Auge haben. Dort gibt es eini-
es zu tun.


(Mechthild Rawert [SPD]: Richtig!)


usbildung pflegender Angehöriger, Bürokratieabbau so-
ie Ausbau der Angebote für Menschen mit Demenz

ind uns wichtig.

Sobald die Inhalte aufgearbeitet sind, müssen wir
ber die Kosten reden. Dies wird in den nächsten Mona-
n geschehen. Dann stehen wir auch vor einer spannen-
en gesellschaftlichen Befassung. Das wird nicht allein
as Parlament erledigen können.


(Mechthild Rawert [SPD]: Wir sind dabei!)


Wir brauchen Verlässlichkeit und Transparenz in der
flege. Dort sind wir auf einem guten Weg. Ergebnisse
egen vor.


(Hilde Mattheis [SPD]: Schiedsstellen!)


Das Thema Familienpflegezeit ist diese Woche im
abinett behandelt worden. Wer hat Sie jemals daran ge-
indert, so etwas einzuführen? Wir haben es erledigt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD – Gegenruf von der FDP: So gut sind wir!)


In Bezug auf die Ausbildung kommen von Ihnen for-
che Anforderungen im Bund. Uns wäre es lieber, wenn
ie einmal mit Ihren zuständigen Landesministerinnen
nd Landesministern sprächen, damit wir hier weiter-
ommen.


(Mechthild Rawert [SPD]: Und Sie sollten mit Ihrer Familienministerin reden!)


ir sind dort zu einer Kooperation mit den Ländern be-
it.

Lassen Sie mich noch einen letzten Blick auf die Be-
iche werfen, die über die Zuständigkeit des Gesund-

eitsministeriums hinausgehen.

Bereich Bildung und Forschung: Frau Schavan stellt
ie Mittel für Demenzforschung bereit. Dort kommen
ir weiter.





Willi Zylajew


(A) )


)(B)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Frau Schavan kümmert sich um den Bildungsbereich.

Bereich Familie und Senioren: Kristina Schröder ist
die Ministerin, mit der die Einführung von Familienpfle-
gezeit immer verbunden sein wird.


(Lachen bei der SPD)


Sie hat hier die Dinge erreicht, die Sie sich vielleicht ein-
mal gewünscht haben.


(Hilde Mattheis [SPD]: Noch ist nichts erreicht!)


Im Bereich Arbeit können wir uns auf Frau von der
Leyen mit ihrem Engagement verlassen,


(Mechthild Rawert [SPD]: Nicht verlassen!)


im Bereich Soziales ebenfalls.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Alles ist gut? Wir sehen uns wieder!)


Ich denke, wir machen deutlich, dass wir in einem re-
gelrechten Pflegepakt weiterkommen


(Lachen bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


und konkrete Ergebnisse erwirken. Wir formulieren
nicht nur das, was wir uns wünschen, sondern handeln
auch entsprechend. Wenn Sie das an den Stellen mittra-
gen, an denen Sie bereit sind, einsichtig zu werden, wä-
ren wir Ihnen sehr dankbar. Am Jahresende sieht die
Welt deutlich besser aus als heute, glaube ich.

Schönen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hilde Mattheis [SPD]: Behaupten kann man sehr wohl, allein es fehlen die Beweise!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1710010700

Das Wort hat die Kollegin Kathrin Senger-Schäfer

von der Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1710010800

Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen

und Kollegen! Das Thema Pflege liegt uns allen am Her-
zen; da sind wir uns fraktionsübergreifend einig. Der
neue Pflegebegriff liegt bereits seit Anfang 2009 vor.
Aber was ist seither im Interesse der Betroffenen pas-
siert? Nichts. Die Linke brachte das Thema Pflegebe-
griff zuletzt im Januar dieses Jahres auf die Tagesord-
nung; aber leider gilt noch immer der alte Pflegebegriff:
still, satt und sauber. Ich muss sagen: Das ist eine Kata-
strophe.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir fordern, dass der neue Pflegebegriff mit seinen
wesentlichen Elementen endlich umgesetzt wird. Statt
Pflege im Minutentakt müssen Selbstbestimmung und
Teilhabe für pflegebedürftige Menschen endlich Wirk-

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(C (D chkeit werden. Wir meinen, es ist höchste Zeit, das ndlich umzusetzen. Die Bundesregierung muss zugeen, dass eine Umsetzung ohne mehr Geld nicht möglich t – das klang eben bei Ihnen, Herr Zylajew, an – und an die Situation der Betroffenen mit Schmalspurvari nten nicht wirklich verbessern kann. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


uf den Punkt gebracht: Es darf am Ende keine Kürzun-
en bei den Pflegebedürftigen geben.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ine Pflegeversicherung, die sich „sozial“ nennt, hat die
ufgabe, gute und hochwertige Pflege für alle Betroffe-
en zu garantieren. Dabei ist der heutige Stand der Pfle-
ewissenschaft entscheidend.

Noch immer bekommt ein erheblicher Teil der Men-
chen, die es bräuchten, nicht einmal die Pflegestufe I
ugestanden. Ich denke da insbesondere an Menschen
it Demenz. Sie brauchen enorm viel Zeit der Zuwen-

ung und Betreuung. Die Angehörigen kommen in erster
inie für die anspruchsvolle Betreuung auf; das sind vor
llem die Ehefrauen, Schwiegertöchter und Töchter. Sie
aben meine allerhöchste Wertschätzung, denn sie ken-
en keine Freizeit, ganz zu schweigen von Urlaub. Sie
ind im allerhöchsten Maße krankheitsgefährdet. Sie
ind schlicht überlastet, häufiger von Armut bedroht und
der Folge oft frühzeitig selbst pflegebedürftig. Das
ird seit Jahr und Tag billigend in Kauf genommen; das
eht doch nicht.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Übrigen macht das Familienpflegezeitgesetz von
inisterin Schröder die Situation der Frauen kein biss-

hen besser.

Herr Dr. Gohde, der Vorsitzende des Beirats zur
berprüfung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs, hat zwei
inge gesagt:

Erstens. Mit dem neuen Pflegebegriff – Sie haben das
orhin schon angesprochen – muss auch die öffentliche
iskussion um den Stellenwert guter Pflege angeregt
erden.

Zweitens. Mit dem Begriff muss Akzeptanz dafür ge-
chaffen werden, dass wir mehr Geld für die Pflege
rauchen.

Er hat recht. Ich fordere Sie auf, die Kosten gerecht
u verteilen,


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


nd zwar nach dem bewährten Prinzip, dass starke
chultern mehr tragen müssen als schwache.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Dr. Marlies Volkmer [SPD])






Kathrin Senger-Schäfer


(A) )


)(B)

Das wäre im höchsten Maße sozial und übrigens auch
christlich.

Wir brauchen dafür eine solide und gerechte Finan-
zierung. Wir, die Fraktion Die Linke, stehen für die soli-
darische Bürgerinnen- und Bürgerversicherung, in die
alle nach ihren finanziellen Möglichkeiten einzahlen, die
Schwester und der Pfleger in der Altenpflege genauso
wie der Chefarzt im Krankenhaus.

Außerdem müssen die Leistungen der Pflegeversiche-
rung deutlich angehoben und zukünftig jährlich ange-
passt werden. Unser Ziel muss es sein, dass pflegebe-
dürftige Menschen in Zukunft das bekommen, was sie
wirklich brauchen. Dieser Aspekt fehlt uns leider im An-
trag der SPD.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich finde es sehr gut, dass Bundesgesundheitsminister
Dr. Philipp Rösler das Jahr 2011 zum Jahr der Pflege
ausgerufen hat.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das ist ja richtig!)


Heute diskutieren wir bereits zum zweiten Mal über das
Thema des neuen Pflegebegriffs, und mir scheint, dass
man es hiermit nicht so ernst meint.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Es ist ernst gemeint!)


Wir sagen: Es müssen endlich Fakten zum neuen Pflege-
begriff auf den Tisch gelegt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Fehlanzeige haben wir auch in Sachen „Finanzierung
der Pflegeversicherung“. Bekannt ist nur, dass insbeson-
dere die FDP eine Pflegekopfpauschale einführen will.
Das belastet in erster Linie wieder einmal Menschen mit
geringen und mittleren Einkommen. Anstatt das den
Menschen klipp und klar zu sagen, wird vor den Land-
tagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg
der Ball so lange flach gehalten, bis alles halbwegs in
trockenen Tüchern ist. Aber glauben Sie mir: Die Men-
schen merken das. Im sogenannten Jahr der Pflege ist
das nicht nur mir ein Dorn im Auge.

Herr Minister Rösler – er ist nicht anwesend, aber Sie
werden es ihm ausrichten – soll nicht von einem Pflege-
dialog zum nächsten hetzen, was ohnehin nichts anderes
ist als ein gut inszeniertes Ablenkungsmanöver. Meine
Aufforderung an Minister Rösler lautet: Handeln Sie!


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1710010900

Das Wort hat jetzt die Kollegin Christine Aschenberg-

Dugnus von der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Christine Aschenberg-Dugnus (FDP):
Rede ID: ID1710011000

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Die Debatte über einen neuen Pflegebedürf-

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(C (D gkeitsbegriff erinnert mich stark an die Debatte über ie UPD. Wir alle sind uns, wenn wir die Detailfragen inmal außen vor lassen, im Grunde einig, was wir woln. Sowohl bei der UPD als auch beim Pflegebedürftigeitsbegriff hatte das Ulla-Schmidt-Ministerium schon inmal ein paar Gedanken skizziert – und uns dann, wie mer, eine Baustelle hinterlassen, für die wir jetzt verntwortlich gemacht werden (Mechthild Rawert [SPD]: Sie haben neue geschaffen! – Hilde Mattheis [SPD]: Einreißen und sich dann beschweren!)


nd die wir, wie Frau Mattheis fordert, ganz schnell ab-
umen müssen, obwohl die Sozialdemokraten selbst es
aren, die in der letzten Wahlperiode bei so vielen Pro-
kten erst schwach angefangen und dann doch stark
achgelassen haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Unser Gesundheitsminister hingegen hat sich von An-
ng an mit dem Thema Pflege befasst; denn das ist ihm

ersönlich ganz besonders wichtig.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Dafür ist er jetzt nicht da! Das merken wir uns!)


hilipp Rösler hat das Jahr 2011 nicht ohne Grund zum
ahr der Pflege ausgerufen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf der Abg. Mechthild Rawert [SPD])


ie werden sehen – wenn Sie einmal zuhören –: Am
nde der konzeptionellen Arbeit werden wir Ihnen etwas
orlegen, an dem Sie wahrscheinlich nicht einmal Kom-
afehler kritisieren können. Also keine Aufregung bitte.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Lachen der Abg. Hilde Mattheis [SPD])


Meine Damen und Herren, ich möchte jetzt ins Detail
ehen. Wir wollen eine neue, differenzierte Definition
er Pflegebedürftigkeit. Wir wollen die Pflegebedürftig-
eit neu klassifizieren


(Hilde Mattheis [SPD]: Dreiklassenpflege!)


nd dabei nicht nur Betreuungsbedarf bei körperlichen
eeinträchtigungen berücksichtigen, sondern auch an-
erweitigen Betreuungsbedarf, zum Beispiel aufgrund
on Demenz. Da sind wir uns doch hoffentlich einig. Der
ensch muss in seiner Gesamtheit betrachtet und auch

epflegt werden. Das ist uns besonders wichtig. Dieser
eue Ansatz des Pflegebedürftigkeitsbegriffs wird auch
on allen Beteiligten auf Bundes- und Länderebene be-
rüßt. Auf dieser Basis können wir also arbeiten.


(Beifall bei der FDP – Mechthild Rawert [SPD]: Beiratsergebnis!)


enn durch die Einbeziehung von demenziell und psy-
hisch erkrankten Menschen erreichen wir eine gerech-
re Pflege. Auch darüber sind wir uns hier hoffentlich

inig.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Stefanie Vogelsang [CDU/CSU] – Mechthild Rawert [SPD]: Die Auswirkung!)






Christine Aschenberg-Dugnus


(A) )


)(B)

Das ist – jetzt würde ich an Ihrer Stelle zuhören –
auch ein Ergebnis der Arbeit von Ulla Schmidt; das gebe
ich hier offen und gerne zu.


(Beifall der Abg. Mechthild Rawert [SPD])


– Na sehen Sie, Applaus von der SPD. – Doch, meine
Lieben, freuen Sie sich nicht zu früh: Der neue Pflegebe-
dürftigkeitsbegriff kann nicht ohne Systemveränderun-
gen eingeführt werden, und gratis gibt es ihn auch nicht.
Genau dazu hat die SPD nichts gesagt. Das ist die von
Frau Ulla Schmidt hinterlassene Baustelle, die ich ein-
gangs erwähnt habe.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Mechthild Rawert [SPD]: Was antworten Sie jetzt?)


Das Einzige, was uns bleibt, ist der Umsetzungsbe-
richt des Beirates. Damit befassen wir uns jetzt.


(Mechthild Rawert [SPD]: Bis jetzt noch nicht!)


Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff hat erhebliche
Auswirkungen auf die Sozialversicherungssysteme ins-
gesamt; das müssen wir berücksichtigen.


(Mechthild Rawert [SPD]: Stimmt!)


Die Frage nach der Finanzierung muss daher ganz neu
gestellt werden.


(Kathrin Senger-Schäfer [DIE LINKE]: Aber gerecht!)


Insofern ist es erforderlich, ganz offen über Mehrkosten
oder Leistungskürzungen zu sprechen. Das ist eine
Wahrheit, die wir den Menschen nicht vorenthalten dür-
fen. Alles andere wäre Augenwischerei. Wir sind uns
wohl auch darüber einig, dass wir Leistungskürzungen
nicht wollen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wenn wir das System der Pflege insgesamt verbes-
sern wollen, müssen wir langfristig denken. Das System
muss insgesamt auf einer soliden Grundlage stehen.


(Hilde Mattheis [SPD]: Das steht auf einer solide finanzierten Grundlage!)


Dazu gehört auch, dass wir die Finanzierung so zu-
kunftsfest gestalten, dass wir nicht nach kurzer Zeit
nachbessern müssen.

Die von Pflegebedürftigkeit und Behinderung betrof-
fenen Menschen haben Anspruch darauf, zu erfahren,
wie sich das Verständnis der Pflege an sich auf ihre Un-
terstützungssysteme auswirken wird.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Klar muss sein: Eine gänzlich unveränderte Weiterfüh-
rung der heutigen Leistungsstrukturen nur mit neuen
oder mehr Bedarfsgraden kann es nicht geben. Das wäre
neuer Wein in alten Schläuchen, und das wollen wir
nicht.

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(C (D (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hilde Mattheis [SPD]: Das ist aber eine Drohung! Das wissen Sie schon, oder?)


Pflege darf aber auch keine rein betriebswirtschaftlich
etaktete Veranstaltung sein. Deshalb wollen wir weg
om verrichtungsbezogenen Ansatz. Das ist doch wohl
onkret genug;


(Mechthild Rawert [SPD]: Das ist ja nichts Neues!)


enn der wird den berechtigten Ansprüchen der pflege-
edürftigen Menschen nicht gerecht.

Insbesondere durch den weitergefassten Personen-
reis entstehen zusätzliche Kosten. Damit darf man nicht
ichtfertig umgehen. Seien Sie sich sicher: Die Länder
nd Kommunen werden die Umsetzung nur dann unter-
tützen, wenn die Folgen für ihre eigenen Haushalte ge-
lärt sind. Deshalb machen wir hier keine Schnell-
chüsse, sondern arbeiten sachlich, zielorientiert und mit
edacht an einem Gesamtkonzept.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Mechthild Rawert [SPD]: Wie lange dauert es denn noch?)


eider waren Sie während Ihrer Regierungszeit nicht in
er Lage, so ein Konzept vorzulegen, aber das sind wir
gewohnt.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD – Hilde Mattheis [SPD]: Da drüben, neben Ihnen, sitzen die Bremser!)


Notwendig ist eine strukturelle und systematische
nterscheidung zwischen dem neuen Pflegebedürftig-
eitsbegriff und der Eingliederungshilfe für behinderte
enschen; denn die unterschiedlichen Leistungsträger

rauchen praktikable und leistungsrechtliche Abgren-
ungen, an denen sie sich entlanghangeln können. Das
önnen wir nicht ignorieren.

Wir betrachten die Pflege aus einer neuen Perspek-
ve. Wir nehmen die Lebenslage von pflegebedürftigen
enschen umfassend in den Blick. Im Ergebnis werden
ir die Pflegebedürftigkeit neu definieren. Wir brauchen

ine professionelle Pflegepraxis, die wir neu installieren
üssen. Wir brauchen also die Abkehr von der Minuten-

flege, und wir müssen offen sein für neue Praktiken.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Mechthild Rawert [SPD]: Was bedeutet das? Wollen Sie jetzt alles Ehrenamtliche erledigen lassen? – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das erklären Sie einmal! Das haben wir nicht verstanden!)


as heißt, wir brauchen neue Formen der Leistungser-
ringung, bezogen auf die ambulante sowie die statio-
äre Pflege, bezogen auf das persönliche Budget und das
etreute Wohnen. All diese Begriff müssen weiterentwi-
kelt werden.


(Hilde Mattheis [SPD]: Haben Sie schon einmal das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz gelesen?)






Christine Aschenberg-Dugnus


(A) )


)(B)

Daran arbeiten wir in der Koalition. Daran arbeitet auch
der Minister intensiv. Er führt viele Gespräche.

Zum Schluss kann ich mich nur meinem Kollegen
Lanfermann anschließen,


(Mechthild Rawert [SPD]: Hat er heute etwas gesagt?)


der am 28. Januar 2011 von dieser Stelle aus sagte:

… erst reden, dann denken und prüfen, dann ent-
scheiden und dann handeln.


(Mechthild Rawert [SPD]: Ich fände es ja gut, wenn das Denken vor dem Reden käme!)


In dieser Reihenfolge wird das gemacht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Mechthild Rawert [SPD]: Herr Lanfermann, wurden Sie richtig zitiert? – Gegenruf des Abg. Heinz Lanfermann [FDP]: Natürlich! Das war sehr gut und richtig zitiert!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1710011100

Das Wort hat jetzt die Kollegin Elisabeth

Scharfenberg von Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle-
gen! Auch wenn der Kollege Zylajew während seiner
Rede weitgehend nur die Szenen aufgearbeitet hat, die
sich hinsichtlich der Pflegepolitik in der schwarz-roten
Ehe abgespielt haben,


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


muss ich doch betonen, dass es im Bereich der Pflege-
politik wenig gibt, bei dem wir uns so einig sind. Wir
alle in diesem Haus fordern die Reform des Pflegebe-
dürftigkeitsbegriffs. Die SPD unterstreicht das mit ihrem
Antrag zu Recht.

Die Pflegeversicherung muss endlich weg von der
körperorientierten Ausrichtung. Dieser einseitige Blick
schließt sehr viele Menschen aus. Der Blick muss gewei-
tet werden. Demenzielle Störungen und kognitive Verän-
derungen müssen genauso gesehen werden wie die
Potenziale von Pflegebedürftigen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Petra Crone [SPD])


Pflege bedeutet nicht nur Versorgung. Das müssen
wir endlich begreifen und umsetzen. Pflege bedeutet
auch, den Betroffenen die Möglichkeit zur Teilhabe am
gesellschaftlichen Leben zu eröffnen. Pflege ist übrigens
keine Frage des Alters, und Pflege ist auch nicht die
Endstation des Lebens.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Betroffenen – ich meine zum Beispiel Menschen
mit Demenz und ihre Angehörigen – stehen unter einem

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(C (D ngeheuren Druck. Diese Menschen warten seit Jahren uf wirkliche Leistungsverbesserungen. Das sieht die Bundesregierung im Kern eigentlich uch so. Laut dem Koalitionsvertrag ollen CDU/CSU und FDP „eine neue, differenziertere efinition der Pflegebedürftigkeit“ und „mehr Leisngsgerechtigkeit in der Pflegeversicherung“ schaffen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Patrick Döring [FDP]: Sehr guter Vertrag!)


Aber seit über zwei Jahren liegen die Empfehlungen
es wissenschaftlichen Beirats zur Überprüfung des
flegebedürftigkeitsbegriffs auf dem Tisch des Bundes-
esundheitsministeriums. Passiert ist seitdem nichts. Au-
er vielen warmen Worten hören wir von Herrn Rösler
ichts darüber.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ir hören nicht, wie sich der Gesundheitsminister die
msetzung eines überarbeiteten Pflegebedürftigkeitsbe-
riffs vorstellt. Ich finde das unglaublich und unbegreif-
ch.

Gerade ein neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff bietet
ie Chance, ganz neue Wege zu beschreiten sowie die
flegerische Versorgung neu auszurichten. Uns allen ist
lar: Das ist kein einfaches Projekt. Dennoch: Dieses
mbitionierte Projekt muss jetzt endlich angepackt wer-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Der Gesundheitsminister wird diese Aufgabe nicht
urch seine Strategie des Nichtstuns bewältigen können.
a helfen auch die sicherlich gut gemeinten Pflegedia-
ge nicht weiter. Er muss jetzt endlich handeln, anstatt

tändig nur blumige Reden zu halten. An seinen Taten
erden wir und alle Pflegebedürftigen in diesem Land
en Minister messen.

Wir stehen vor der schwierigen Frage, welche Leis-
ngen die Pflegebedürftigen in Zukunft von der Pflege-

ersicherung bekommen sollen. Die Lösung kann nicht
ein, manchen Betroffenen mehr Leistungen zu geben
nd anderen dafür Leistungen zu streichen –


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


nd das vor dem Hintergrund, nicht mehr Geld auszuge-
en. Ich sage ganz klar: Umsonst ist gute Pflege nicht zu
aben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Das scheint aber die FDP zumindest anders zu sehen.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Da haben Sie nicht zugehört!)






Elisabeth Scharfenberg


(A) )


)(B)

Herr Lanfermann und Herr Solms haben am 18. Februar
in der WELT ganz unmissverständlich erklärt, die FDP
wolle und werde eine Beitragserhöhung in dieser Legis-
laturperiode verhindern.


(Mechthild Rawert [SPD]: Das scheint ein innerer FDP-Konflikt zu sein!)


Liebe FDP-Kolleginnen und -kollegen, was haben Sie
sich dabei gedacht? Eine Beitragserhöhung ist schon
deshalb nötig, um kurzfristig zu verhindern, dass die
Pflegeversicherung 2014 ins Defizit rutscht. Das gilt erst
recht, wenn man die Leistungen verbessern muss. Das
muss man tun, wenn man die Reform des Pflegebedürf-
tigkeitsbegriffs ernst meint.

Die private Kapitaldeckung, die die FDP unbedingt
will, hilft kurzfristig überhaupt nicht. Diese Kapitalde-
ckung wird erst in vielen Jahren greifen.

Wenn die Liberalen also gegen eine Beitragserhöhung
sind, kann das nur eines bedeuten: Die FDP will die
Leistungen der Pflegeversicherung kürzen, anstatt sie zu
verbessern.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Anscheinend haben Sie mir nicht zugehört! – Zuruf von der CDU/CSU: Sie hat das Gegenteil gesagt!)


Denn, wie gesagt: Der Beitragssatz muss erhöht werden,
allein um die jetzigen Leistungen auf dem derzeitigen
Niveau zu halten.

Bei diesen Aussagen der FDP können wir die Reform
des Pflegebedürftigkeitsbegriffs – ich sage das ganz sa-
lopp – einfach nur in die Tonne treten.

Erfreulicherweise gibt es Stimmen aus der Union, die
die Kapitaldeckung strikt ablehnen. Da kann ich nur in
Richtung von Herrn Singhammer sagen: Bleiben Sie
stark; unsere Unterstützung haben Sie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der SPD: Herr Singhammer, bleiben Sie stark! – Zuruf von der CDU/CSU: Unterstützung von der falschen Seite!)


Es kann nicht sein, dass sich diese Koalition von par-
teipolitischer Ideologie leiten lässt. Ich befürchte: Das
lässt eine Reform des Pflegebedürftigkeitsbegriffs zum
Opfer von Ideologien werden.

Herr Rösler führt seine medienwirksamen Dialoge. Er
sollte sich bei diesen Dialogen jedoch weniger selbst in-
szenieren. Er sollte stattdessen zuhören, was die wirkli-
chen Bedürfnisse der Menschen sind, und diese ernst
nehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Das tut er!)


Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff ist notwendig,
bevor überhaupt irgendetwas anderes Pflegepolitisches
angepackt wird.

Der Herr Minister selbst hat das Jahr 2011 zum Jahr
der Pflege ausgerufen. Ich nehme ihn hier beim Wort.


(Willi Zylajew [CDU/CSU]: Ja, prima!)


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(C (D Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1710011200

Das Wort hat der Kollege Stephan Stracke von der

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Stephan Stracke (CSU):
Rede ID: ID1710011300

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

amen und Herren! Die Menschen in unserem Land
erden zum Glück immer älter. Innerhalb eines Jahrhun-
erts hat sich die Lebenserwartung verdoppelt. Wer
eute beispielsweise mit 65 Jahren in den Ruhestand
eht, hat meistens noch viele Jahre vor sich: Männer
urchschnittlich 17 Jahre, Frauen etwa 20 Jahre. Ein im-
er größerer Teil dieser Jahre wird in guter Gesundheit

erbracht. Hierzu beigetragen hat sicherlich auch das ge-
tiegene Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung.

Viele Menschen nutzen diese Zeit nach dem Aus-
cheiden aus dem Erwerbsleben kreativ mit ihren Erfah-
ngen und ihrem Wissen. Sie engagieren sich in Verei-

en und Verbänden, betreuen ihre Enkel oder pflegen
ngehörige. Sie leisten damit einen unschätzbaren Bei-
ag für die Gesellschaft, erbringen eine soziale Rendite,
ie im wahrsten Sinne des Wortes unbezahlbar ist, nicht
ur für die anderen, sondern vor allem für sich selbst.
enn die Lebenszufriedenheit steigert sich dadurch; dies
at viel mit sozialer Einbindung zu tun.


(Beifall der Abg. Stefanie Vogelsang [CDU/ CSU])


Gesundes Älterwerden ist also nicht allein eine Frage
örperlicher oder seelischer Gesundheit, sondern wird
aßgeblich mitbestimmt durch die Lebenseinstellung

nd Lebensgestaltung. Dazu, dass dies gelingt, kann der
inzelne, aber auch die Gesellschaft viel beitragen, vor
llem durch die Botschaft: Jeder Einzelne ist wichtig, je-
er Einzelne wird gebraucht und ist wertvoll, so, wie er
t.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


as gilt besonders dann, wenn im höheren Alter die ei-
enen Kräfte nachlassen, es zu verstärkten gesundheitli-
hen Beeinträchtigungen kommt und insbesondere
ochbetagte nun selbst auf Hilfe und Unterstützung an-
ewiesen sind.

Die Pflegeversicherung ist ungeachtet aller Reform-
otwendigkeiten ein wichtiger Baustein der sozialen
icherung in Deutschland. Sie genießt hohe Akzeptanz,
icht nur bei den Versicherten, sondern vor allem auch
ei den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen. Die
eistungen der Pflegeversicherung tragen zur finanziel-
n Entlastung der Pflegebedürftigen und ihrer Angehö-
gen bei.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)






Stephan Stracke


(A) )


)(B)

Dabei nutzt eine isolierte Betrachtung von Einzelas-
pekten, wie es die SPD in ihrem Antrag fordert, nicht.
Pflege ist vielschichtig. Pflege ist vielgestaltig. Wir wol-
len vor allem eine Stärkung pflegender Angehöriger und
eine verbesserte Einbeziehung von Demenzkranken er-
reichen und eine finanzielle Grundlage schaffen, die sta-
bil, sozial gerecht und zukunftsfest ist.


(Beifall der Abg. Stefanie Vogelsang [CDU/ CSU])


In Bayern leben rund 300 000 pflegebedürftige Men-
schen. 203 000 davon leben zu Hause. 70 Prozent davon
werden ausschließlich von Familienangehörigen, Nach-
barn und Freunden gepflegt.


(Hilde Mattheis [SPD]: Meistens Frauen!)


Dies zeigt: Die Familie ist der größte Pflegedienst in
Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Hilde Mattheis [SPD]: Equal Pay, kann ich nur sagen!)


Das wird in diesem Land leider viel zu wenig wahrge-
nommen, viel zu wenig beachtet und anerkannt. Familie
hat, wie so oft, keine Lobby in dieser Gesellschaft. Das
wollen wir ändern, und das werden wir ändern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das, was Angehörige leisten, ist enorm. Hier wird die
Partnerschaft zwischen Jung und Alt gelebt; dies gilt es
zu unterstützen. Deshalb werden wir die pflegenden An-
gehörigen stärken. Ein sinnvoller Ansatz ist die Einfüh-
rung einer Familienpflegezeit, die wir als christlich-
liberale Koalition auf den Weg gebracht haben. Die Fa-
milienpflegezeit trägt zur Verbesserung der Vereinbar-
keit von Pflege und Beruf bei. Sie ist gut und hilfreich.


(Elisabeth Scharfenberg [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Für wenige Menschen! – Hilde Mattheis [SPD]: Für wen denn?)


Die pflegenden Angehörigen wünschen sich zudem
mehr Beratung und Hilfestellung bei der Bewältigung
der anspruchsvollen täglichen Aufgaben und einfach
auch einmal – zumindest zeitweise – eine Entlastung.
Dabei kann, wie vorgeschlagen, der Ausbau der Tages-
pflege, jedenfalls eingestreut in stationäre Einrichtun-
gen, und eine flexiblere Kombination von Leistungen,
beispielhaft von Pflegegeld und Leistungen für die Ta-
gespflege bzw. den ambulanten Dienst, helfen.

Diese Vorschläge sind gut. Wir werden prüfen, wel-
che umsetzbar sind. Neben der Stärkung der Pflege
durch Angehörige wollen wir insbesondere eine bessere
Einbeziehung der Demenzkranken erreichen. 1 Million
Demenzkranke lebt derzeit in Deutschland.


(Hilde Mattheis [SPD]: Wer hat denn die Pauschalen eingeführt? Wer hat das zuerst gemacht?)


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(C (D folge der demografischen Entwicklung ist davon ausugehen, dass in Zukunft mehr Menschen an Demenz erranken werden, als es bisher der Fall ist. Dieser Enticklung ist Rechnung zu tragen. Der heute geltende egriff der Pflegebedürftigkeit berücksichtigt Menschen it Demenzerkrankung in der Pflegeversicherung nur ehr unzureichend. Denn der Begriff der Pflegebedürfgkeit zielt auf bestimmte Alltagsverrichtungen ab. Dies irkt sich insbesondere für Menschen mit kognitiven nd psychischen Beeinträchtigungen nachteilig aus. Das ollen wir ändern. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es gibt eine Reihe von Vorschlägen zur Neuregelung
es Begriffs der Pflegebedürftigkeit. Das, was hierbei
iskutiert wird, ist ein sozialpolitischer Fortschritt; denn

Kern geht es darum, von der Verrichtungsbezogen-
eit des derzeitigen Pflegebedürftigkeitsbegriffes, der
ogenannten Minutenpflege, wegzukommen und die Be-
achtung der Selbstständigkeit und ihrer Einschränkun-
en in den Blick zu nehmen. Dies fördert ein teilhabeori-
ntiertes Verständnis von Pflege.


(Hilde Mattheis [SPD]: Ja prima! Dann machen Sie es!)


Klar ist, dass mit einem neuen Pflegebedürftigkeits-
egriff das Leistungsrecht neu differenziert und neu de-
niert werden muss. Dabei müssen auch die Schnittstel-
n zur Sozialhilfe neu verknüpft werden. All dies ist zu
edenken. All dies geht nicht hopplahopp, wie die einen
der anderen hier, vor allem vonseiten der Opposition,
u meinen glauben. All dies zeigt, dass wir den Mittelbe-
arf zur Finanzierung der Mehrleistungen und der
chnittstellen, die durch die Weiterentwicklung des Pfle-
ebegriffs entstehen, nicht aus dem Auge verlieren dür-
n. Es gilt, sorgfältig abzuwägen, was notwendig ist

nd was finanzierbar ist. Dabei steht die bessere Einbe-
iehung von Demenzkranken im Fokus.

Neben der Weiterentwicklung des Leistungsrechts
eht es vor allem darum, dass für die Finanzierung der
flegeversicherung ein sozial gerechtes und zukunftsfes-
s Fundament gelegt wird; denn in den kommenden

ahrzehnten wird sich die Zahl der Pflegebedürftigen an-
ähernd verdoppeln. Die rein umlagefinanzierte Pflege-
ersicherung stößt damit an ihre Grenzen. Sie muss daher
m eine kapitalgedeckte Komponente ergänzt werden.


(Hilde Mattheis [SPD]: Das heißt, Zusatzbeiträge für alle Versicherten!)


All dies zeigt, dass Pflege äußerst vielschichtig ist
nd einen erheblichen Bedarf auslöst. Das hat man hier
u bedenken. Deswegen werden wir zusammen mit dem
oalitionspartner, mit Minister Rösler und seinem
inisterium sehr zielgerichtet, sehr genau vorgehen und

ie notwendigen Schritte vollziehen. Ich fordere Sie auf,
ich hieran konstruktiv zu beteiligen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1710011400

Als letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt

hat nun die Kollegin Mechthild Rawert von der SPD-
Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Mechthild Rawert (SPD):
Rede ID: ID1710011500

Herr Präsident! Liebe Kollegen und Kolleginnen!

Herr Stracke, ich danke für die Aufforderung, dass wir
uns beteiligen. Die Frage ist nur: Woran?


(Heiterkeit bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das blieb bei all Ihren Ausführungen ziemlich unklar.

Wir alle haben herausgestellt, dass wir einen neuen
Pflegebedürftigkeitsbegriff wollen. Schon bei der Ein-
führung der Pflegeversicherung durch Norbert Blüm war
klar, dass wir verrichtungsbezogene, rein somatische
Pflegeleistungen nicht wollen, dass es hiermit Probleme
gibt, dass es zu Ungleichbehandlungen von Pflegebe-
dürftigen und somit zu eklatanten Gerechtigkeitslücken
kommt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Vor diesem Hintergrund hat Ulla Schmidt die Initiative
ergriffen, einen anderen Maßstab zu schaffen. Mit die-
sem Maßstab wird berücksichtigt, dass, erstens, nicht
mehr der Zeitaufwand, sondern der Grad der Selbststän-
digkeit entscheidend ist und dass, zweitens, andere In-
halte in den Mittelpunkt gestellt werden. Es sollte nicht
mehr nur um die Begrenzung auf die Alltagsverrichtun-
gen gehen, sondern darum, dass ein umfassender Pflege-
bedürftigkeitsbegriff Wirklichkeit wird.

Sie haben in Ihrem Koalitionsvertrag, unterzeichnet
im Oktober 2009, auf diese gute Arbeit Bezug genom-
men und festgeschrieben – ich glaube, es war auf
Seite 93 –:

Es liegen bereits gute Ansätze vor, die Pflegebe-
dürftigkeit so neu zu klassifizieren, dass nicht nur
körperliche Beeinträchtigungen, sondern auch an-

(z. B. aufgrund von Demenz)


Es ist richtig, dass Bürger und Bürgerinnen und nicht
nur die Opposition fragen: Was haben Sie zu der Zeit ge-
dacht?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich frage nicht nur, was Sie gedacht haben, sondern ich
frage auch, was Sie in der Zeit geredet haben. Sie prüf-
ten, haben Sie gesagt. Aber was prüfen Sie, wenn wir
schon aufgefordert werden, uns zu beteiligen? Bis dato
liegt diesem Hohen Haus nichts außer einer Ankündi-
gung vor.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D nkündigungen sind das Letzte, was die Menschen, die flegebedürftigen und insbesondere auch ihre Angehörien brauchen. Wir brauchen keine Ankündigungspolitik, ondern Handlungspolitik. Das ist das, was bei Ihnen hlt. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ulrike Flach [FDP]: Sie sollten nicht Ihre Politik mit unserer Politik verwechseln!)


Man wäre natürlich ein Schelm, würde man als böse
pposition vermuten, dass Sie noch keine Vorschläge
emacht haben, weil am Sonntag Wahlen sind und Sie
ich vor der Frage: „Wie bringen wir die Pflegebedürf-
gkeit mit der Finanzreform in Einklang?“ drücken wol-
n. Dass diese Themen zusammengehören, ist seit Jah-
n bekannt.


(Stefanie Vogelsang [CDU/CSU]: Ach, Frau Rawert, das ist doch selbst für Sie zu doof!)


Frau Aschenberg-Dugnus hat gesagt: Es kommt zu
ehrausgaben. –


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Zu Recht! Da hat sie recht!)


ir wissen aber noch nicht, zu welchen und wie hoch sie
ein werden. Das ist allerdings eine Frage, die die Bürger
nd Bürgerinnen sehr interessiert: Wie hoch werden die
eitragssätze in Zukunft sein? Wofür wird das Geld, das
an einnimmt, verwendet?


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Na, das ist doch wohl klar!)


s ist zu befürchten, dass Sie das Lebensrisiko Pflege in-
ividualisieren und privatisieren und somit den Ausstieg
us der sozialen, auf Solidarität aufbauenden Pflegever-
icherung starten wollen.


(Ulrike Flach [FDP]: Das ist doch reine Polemik! – Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Es ist immer wieder dasselbe! Mit Ihren Befürchtungen sind Sie sehr laut! Sie treten aber nie ein!)


h sage Ihnen hierzu ganz klar – ich denke, an dieser
telle kann ich für die gesamte Opposition sprechen –:
it uns nicht! Hier haben wir die Bürger und Bürgerin-

en auf unserer Seite.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte noch in Kürze auf einzelne Punkte einge-
en.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Lassen Sie es lieber!)


flege ist nicht nur eine Begleiterscheinung des Alters.
bersehen wird zumeist, dass 20 Prozent der Pflegebe-
ürftigen junge Menschen sind. Was wird aus deren Teil-
abe und Selbstständigkeit?

Ich freue mich – das ist vorhin schon erwähnt wor-
en –, dass wir eine Schnittstellenklärung vorzunehmen
aben. Morgen jährt sich zum zweiten Mal das Inkraft-





Mechthild Rawert


(A) )


)(B)

treten der UN-Behindertenrechtskonvention. Es handelt
sich dabei um eine Herausforderung, die uns alle betrifft.
Wer 8,7 Millionen Menschen, die in Betroffenenverbän-
den organisiert sind, nicht beachtet – das gilt auch für
den Bereich der Pflege –, handelt nicht verantwortungs-
voll.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Wir brauchen mehr interkulturelle Pflege. Wir brauchen
auch mehr gleichgeschlechtliche Pflege. Davon haben
wir von Ihnen noch nichts gehört.

Eines sei gesagt: Heute ist Equal Pay Day.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Nicht schon wieder!)


Daher: Die Pflege in die Familie, in den unbezahlten
Raum, in die Hände von Frauen zurückzuverweisen, ist
das Schlimmste, was einer guten Pflege passieren kann.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: So ein Quatsch! Das macht doch keiner! – Willi Zylajew [CDU/CSU]: Das ist wirklich unerhört, was Sie da sagen!)


Frauen, die in der Pflege tätig sind, sind unterbezahlt,
und ihre Arbeitsbedingungen sind in der Regel schlecht.
Deswegen stimmen sie häufig mit den Füßen ab und ge-
ben ihren Beruf sehr schnell auf.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber das alles geschah doch auch schon in Ihrer Regierungszeit! Sie haben das doch zu verantworten! Warum fällt Ihnen das denn erst jetzt auf?)


Es stellen sich die Fragen: Wo sind Ihre Pläne zur Pfle-
geausbildung? Wie wollen Sie für eine bessere Qualität
in der Pflege sorgen? Wie wollen Sie gewährleisten, dass
für diesen Bereich mehr Geld zur Verfügung steht?

Eines ist klar: Wir alle, die wir heute etwa 50 Jahre alt
sind, müssen uns um akzeptable Rahmenbedingungen
für die Pflege kümmern. Tun wir dies nicht, werden wir
selbst die Leidtragenden sein. Dann wird es nämlich,
wenn der eine oder andere von uns im Alter auf Pflege
angewiesen sein wird, keine Hauptamtlichen mehr ge-
ben. Auch fachgerechte Pflege, die von der Fachwissen-
schaft anerkannt wird, wird es dann nicht mehr geben.
Daher sage ich insbesondere Ihnen, meine Herren: Stim-
men Sie einem Entgeltgleichheitsgesetz zu! Sorgen Sie
für bessere Rahmenbedingungen in der Pflege! Dann ha-
ben auch Sie die Chance, in 30 Jahren eine gute Pflege
zu erhalten.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1710011600

Ich schließe die Aussprache.

D

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(C (D Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf rucksache 17/2480 an die in der Tagesordnung aufgehrten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung o beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 8 a bis d sowie Zuatzpunkt 13 auf: 8 a)

Ostendorff, Cornelia Behm, Ulrike Höfken, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Intensive Nutztierproduktion überprüfen

– Drucksache 17/5047 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz (10. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Undine Kurth

(Quedlinburg), Cornelia Behm, Ulrike Höfken,

weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Haltung von Wildtieren im Zirkus verbieten

– Drucksachen 17/2146, 17/5197 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dieter Stier
Heinz Paula
Dr. Christel Happach-Kasan
Dr. Kirsten Tackmann
Undine Kurth (Quedlinburg)


c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz (10. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Heinz Paula,
Dr. Wilhelm Priesmeier, Petra Crone, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Tierschutz bei Katzen verbessern

– zu dem Antrag der Abgeordneten Undine Kurth

(Quedlinburg), Cornelia Behm, Ulrike Höfken,

weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Tierschutz stärken – Tierheime entlasten
– Drucksachen 17/3653, 17/3543, 17/4491 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dieter Stier
Heinz Paula
Dr. Christel Happach-Kasan
Alexander Süßmair
Undine Kurth (Quedlinburg)


d) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz (10. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Undine Kurth





Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms


(A) (C)


)(B)



(Quedlinburg), Friedrich Ostendorff, Cornelia

Behm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau-
cherschutz auf Drucksache 17/4491. Der Ausschuss
empfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfeh-
Schenkelbrand bei Pferden verbieten

– Drucksachen 17/4438, 17/5058 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dieter Stier
Heinz Paula
Dr. Christel Happach-Kasan
Alexander Süßmair
Undine Kurth (Quedlinburg)


ZP 13 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz (10. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Heinz Paula,
Dr. Wilhelm Priesmeier, Petra Crone, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Tierheime entlasten – Einheitliche Regelungen
schaffen

– Drucksachen 17/4851, 17/5198 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dieter Stier
Heinz Paula
Dr. Christel Happach-Kasan
Alexander Süßmair
Undine Kurth (Quedlinburg)


Interfraktionell wird vorgeschlagen, dass die Reden
zu Protokoll genommen werden. – Ich sehe, Sie sind da-
mit einverstanden. Es handelt sich um die Reden der
Kollegen Dieter Stier und Dr. Max Lehmer, CDU/CSU,
Heinz Paula, SPD, Hans-Michael Goldmann, FDP,
Alexander Süßmair, Die Linke, und Undine Kurth, Bünd-
nis 90/Die Grünen.1)

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 17/5047 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Dann kommen wir zur Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Ver-
braucherschutz zu dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/
Die Grünen mit dem Titel „Haltung von Wildtieren im
Zirkus verbieten“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner
Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/5197, den An-
trag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksa-
che 17/2146 abzulehnen. Wer stimmt für diese Be-
schlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer
enthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen
der Oppositionsfraktionen angenommen.

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1) Anlage 6
(D

ng die Ablehnung des Antrags der Fraktion der SPD
uf Drucksache 17/3653 mit dem Titel „Tierschutz bei
atzen verbessern“. Wer stimmt für diese Beschluss-

mpfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
ie Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Ko-

litionsfraktionen gegen die Stimmen der Oppositions-
aktionen angenommen.

Unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung emp-
ehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Frak-
on Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/3543 mit
em Titel „Tierschutz stärken – Tierheime entlasten“.
er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegen-

timmen? – Enthaltungen? – In diesem Fall ist die Be-
chlussempfehlung mit den Stimmen der Koalitionsfrak-
onen gegen die Stimmen der Fraktionen von SPD und
ündnis 90/Die Grünen bei Enthaltung der Fraktion Die
inke angenommen.

Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Aus-
chusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau-
herschutz auf Drucksache 17/5058. Der Ausschuss emp-
ehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung die
blehnung des Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die
rünen auf Drucksache 17/4438 mit dem Titel „Schen-
elbrand bei Pferden verbieten“. Wer stimmt für diese
eschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
en? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der
oalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Opposi-
onsfraktionen angenommen.

Unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 17/5058 empfiehlt der Ausschuss, eine Ent-

chließung anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschluss-
mpfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die
eschlussempfehlung ist mit dem gleichen Stimmenver-
ältnis wie zuvor angenommen.

Zusatzpunkt 13. Beschlussempfehlung des Ausschus-
es für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher-
chutz zu dem Antrag der Fraktion der SPD mit dem Ti-
l „Tierheime entlasten – Einheitliche Regelungen

chaffen“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
mpfehlung auf Drucksache 17/5198, den Antrag der
raktion der SPD auf Drucksache 17/4851 abzulehnen.
er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegen-

timmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
t mit dem gleichen Stimmenverhältnis wie zuvor ange-
ommen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Mittwoch, den 6. April 2011, 13 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.