Protokoll:
17083

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 83

  • date_rangeDatum: 19. Januar 2011

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 18:24 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/83 Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . Margit Conrad, Staatsministerin (Rheinland-Pfalz) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Margit Conrad, Staatsministerin (Rheinland-Pfalz) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniela Kolbe (Leipzig) (SPD) . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister 9270 B 9271 C 9273 B 9273 C 9274 A 9275 C 9276 C 9278 A 9279 C 9280 A 9292 C 9292 D 9293 A 9293 D 9293 D 9294 C 9294 D 9295 B Deutscher B Stenografisch 83. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Mechthild Dyckmans, Ulrike Flach und Holger Ortel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundesministerin für Ernährung, Landwirt- schaft und Verbraucherschutz: Verbraucher konsequent schützen – Höchstmaß an Si- cherheit für Lebensmittel gewährleisten . . Ilse Aigner, Bundesministerin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . F J U F T B b D M 9263 A 9263 B 9263 B 9263 D 9267 A 9268 C Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 9280 C 9283 B undestag er Bericht ung 19. Januar 2011 t : riedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ohannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . lrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ranz-Josef Holzenkamp (CDU/CSU) . . . . . agesordnungspunkt 1: efragung der Bundesregierung: Migrations- ericht 2009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . emet Kilic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9284 C 9285 D 9287 A 9288 C 9289 A 9291 A 9291 B 9292 B BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kornelia Möller (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 9295 C 9296 C II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde (Drucksachen 17/4406, 17/4421) . . . . . . . . . . Dringliche Frage 1 Dorothee Menzner (DIE LINKE) Sicherheitsrelevanz eines möglichen Risses einer Hauptkühlleitung innerhalb des Re- aktors im Atomkraftwerk Grafenrheinfeld Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dorothee Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dringliche Frage 2 Dorothee Menzner (DIE LINKE) Maßnahmen zur Gefahrenabwehr und zur Prüfung des neuesten Vorfalls im Atom- kraftwerk Grafenrheinfeld Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dorothee Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dringliche Frage 3 Kornelia Möller (DIE LINKE) Beweggründe der Experten in der Abtei- lung für Reaktorsicherheit des Bundes- ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit für das Nichterheben der Forderung nach einer sofortigen Ab- schaltung des Reaktors Grafenrheinfeld Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Z K D H S D K E b a E s A K Z K S D M R F b h A D Z R M R D fü A D Z R M M A a A D 9296 C 9297A 9297 B 9298 A 9298 A 9298 B 9299 A 9299 C 9299 D 9300 A 9300 B 9300 D 9301 B 9301 C usatzfragen ornelia Möller (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . orothee Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ringliche Frage 4 ornelia Möller (DIE LINKE) instufung eines Vorfalls durch den Betrei- er als ungefährlich trotz Kategorisierung ls möglicher Störfall der Stufe 3 durch xperten in der Abteilung für Reaktor- icherheit des BMU ntwort atherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen ornelia Möller (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . ylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orothee Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . ündliche Frage 1 ené Röspel (SPD) orschungsansätze betreffend Hilfsange- ote für chronisch Kranke im Gesund- eitsforschungsprogramm ntwort r. Helge Braun, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen ené Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 2 ené Röspel (SPD) efizite bei strukturellen Voraussetzungen r die klinische Forschung ntwort r. Helge Braun, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen ené Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 5 arianne Schieder (Schwandorf) (SPD) uswirkungen der Haushaltskürzungen uf die Begabtenförderwerke ntwort r. Helge Braun, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9302 A 9302 C 9302 D 9303 A 9303 C 9303 C 9304 A 9304 C 9305 A 9305 B 9306 A 9306 B 9306 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 III Mündliche Frage 6 Marianne Schieder (Schwandorf) (SPD) Erhöhung der Zahl der durch das Bologna- Mobilitätspaket geförderten Studenten Antwort Dr. Helge Braun, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Uwe Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 7 Swen Schulz (Spandau) (SPD) Teilnahme möglichst vieler Hochschulen am dialogorientierten Serviceverfahren bei der Hochschulzulassung Antwort Dr. Helge Braun, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 8 Swen Schulz (Spandau) (SPD) Vorlage der Ergebnisse der Studienplatz- börse für das Wintersemester 2010/11 Antwort Dr. Helge Braun, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 9 Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) Forderung nach einem weiteren Ausbau des Angebots an Ganztagsschulen zur bes- seren individuellen Förderung der Kinder und Jugendlichen sowie besseren Verein- barkeit von Familie und Beruf Antwort Dr. Helge Braun, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Mündliche Frage 10 Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) Forderungen nach Ausbau der Jugend- und Schulsozialarbeit zur besseren Ver- wirklichung des Rechts auf Bildungsteil- habe und soziokulturelle Teilhabe bedürfti- ger Kinder Antwort Dr. Helge Braun, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Z D M D K d P S s A D Z D D M D K n g D A D Z D D D M W F d d A D Z W D M W A d te A D Z W 9307 A 9307 B 9307 C 9307 D 9308 B 9308 C 9308 C 9308 D 9309 B usatzfragen r. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . ündliche Frage 11 aniela Kolbe (Leipzig) (SPD) ürzungen der Semesterstipendien sowie er Stipendien für Abschlussarbeiten, raktika, Fachkurse, Sprachkurse und tudienreisen des Deutschen Akademi- chen Austauschdienstes (DAAD) ntwort r. Helge Braun, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen aniela Kolbe (Leipzig) (SPD) . . . . . . . . . . . r. Thomas Feist (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 12 aniela Kolbe (Leipzig) (SPD) ompensation des Rückgangs in der inter- ationalen Mobilität der Studierenden auf- rund der verringerten Fördertätigkeit des AAD ntwort r. Helge Braun, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen aniela Kolbe (Leipzig) (SPD) . . . . . . . . . . . r. Thomas Feist (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . ündliche Frage 13 illi Brase (SPD) inanzierung der angekündigten Bürger- ialoge des Bundesministeriums für Bil- ung und Forschung ntwort r. Helge Braun, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen illi Brase (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . ündliche Frage 14 illi Brase (SPD) uswirkungen der angekündigten Bürger- ialoge auf Fördertätigkeit oder Prioritä- nsetzung in der Arbeit des BMBF ntwort r. Helge Braun, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen illi Brase (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9309 C 9309 D 9310 A 9310 C 9310 D 9310 D 9311 A 9311 B 9311 D 9311 D 9312 C 9313 A 9313 B IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 Mündliche Frage 15 Dr. Barbara Hendricks (SPD) Instrumente und Verfahren der Bundesre- gierung zur Sicherstellung einer korrup- tionsfreien Entwicklungszusammenarbeit in den Partnerländern Antwort Gudrun Kopp, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . . . . Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Karin Roth (Esslingen) (SPD) . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 18 Karin Roth (Esslingen) (SPD) Abfluss der Mittel für den zivilen Aufbau im Norden Afghanistans Antwort Gudrun Kopp, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Karin Roth (Esslingen) (SPD) . . . . . . . . . . . . Mündliche Fragen 19 und 20 Dr. Sascha Raabe (SPD) Unterstützung von verfolgten Christen im Wege der Entwicklungszusammenarbeit; Auswirkungen einer etwaigen Einstellung der Entwicklungszusammenheit in Län- dern mit eingeschränkter Religionsfreiheit für Christen Antwort Gudrun Kopp, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 21 Jan Korte (DIE LINKE) Politische Verantwortung für die fehlende oder verspätete Weitergabe von Informa- tionen über den Aufenthaltsort des NS- Verbrechers Adolf Eichmann in den 1950er-Jahren Antwort Dr. Maria Böhmer, Staatsministerin BK. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . M J G d A A D Z J D Z A D B B a J M M D J C D C N A L A M M Z le A D A M M S n to A D 9313 C 9313 D 9314 D 9315 A 9315 B 9315 C 9316 A 9317 A 9317 B 9318 A 9318 B ündliche Frage 22 an Korte (DIE LINKE) ründe für die Verhinderung der vollstän- igen Veröffentlichung der BND-Akte über dolf Eichmann ntwort r. Maria Böhmer, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen an Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . orothee Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 3: ktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion IE LINKE gemäß Anlage 5 Nummer 1 uchstabe b GO-BT: zu den Antworten der undesregierung auf die Fragen 21 und 22 uf Drucksache 17/4406 an Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . anfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ichael Hartmann (Wackernheim) (SPD) . . . r. Stefan Ruppert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . erzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . r. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . hristian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 ündliche Frage 3 ichael Gerdes (SPD) ukünftige Vermeidung von Planungsfeh- rn wie beim sogenannten Wissenschaftszug ntwort r. Helge Braun, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 ündliche Frage 4 ichael Gerdes (SPD) teigerung des Anteils deutscher Auftrag- ehmer beim Bau des Kernfusionsreak- rs ITER ntwort r. Helge Braun, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9318 C 9319 A 9319 B 9319 D 9320 D 9321 C 9322 C 9323 C 9324 B 9325 C 9326 B 9326 D 9327 A 9327 C 9327 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 V Anlage 4 Mündliche Frage 16 Dr. Bärbel Kofler (SPD) Überprüfung eines positiven Entwick- lungseffektes von öffentlichen Krediten der Europäischen Investitionsbank auf die Pri- vatwirtschaft der Entwicklungsländer Antwort Gudrun Kopp, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Mündliche Frage 17 Dr. Bärbel Kofler (SPD) Strategie bei der Entwicklungskooperation mit afrikanischen Ländern hinsichtlich des Wirtschaftswachstums Antwort Gudrun Kopp, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Mündliche Frage 23 Niema Movassat (DIE LINKE) Überprüfung der Abkommen mit der tune- sischen und algerischen Regierung über europäische Finanzhilfen und Wirt- schaftskooperation aufgrund des Verstoßes gegen Menschenrechte Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Mündliche Frage 24 Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Aussetzen des Assoziationsabkommens der EU mit Tunesien Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 8 Mündliche Frage 25 Inge Höger (DIE LINKE) Partnerschaft mit Tunesien bei der Terro- rismusbekämpfung vor dem Hintergrund der aktuellen Polizeigewalt Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A M D F s A C A M K S s d A C A M H V fe s te A C A M M Z B A C A M M U ti te G A C 9328 B 9328 C 9329 A 9329 B 9329 C nlage 9 ündliche Fragen 26 und 27 r. Rolf Mützenich (SPD) rühestmögliche Reduzierung des deut- chen ISAF-Kontingents in Afghanistan ntwort ornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 10 ündliche Fragen 28 und 29 erstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) trategie zum Friedensaufbau im Süd- udan und weitere Zusammenarbeit mit er sudanesischen Regierung in Khartum ntwort ornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 11 ündliche Frage 30 ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) erwendung von Finanzmitteln des Kämp- rdemobilisierungsprogramms im Süd- udan für Verwaltungs- und Personalkos- n der UN-Entwicklungsagentur UNDP ntwort ornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 12 ündliche Frage 31 anuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ypern-Konflikt und Zypern-Reise der undeskanzlerin Dr. Angela Merkel ntwort ornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 13 ündliche Fragen 32 und 33 arieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) nterstützung der infolge der Demonstra- onen gegen die Fälschung der Präsiden- nwahl in Belarus inhaftierten politischen efangenen ntwort ornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9329 D 9330 A 9331 A 9331 C 9331 D VI Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 Anlage 14 Mündliche Frage 34 Dr. Barbara Hendricks (SPD) Korruptionsbekämpfung auf der Ebene in- ternationaler Organisationen Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 15 Mündliche Frage 35 Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Etwaiges Vertragsverletzungsverfahren ge- gen Ungarn wegen des am 1. Januar 2011 in Kraft getretenen Mediengesetzes Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 16 Mündliche Frage 36 Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Aufhebung des EU-Waffenembargos gegen China Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 17 Mündliche Frage 37 Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Haltung der Bundesregierung zum Vorge- hen der US-Justizbehörden gegen die als „Miami Five“ bekannt gewordenen kuba- nischen Gefangenen in den USA vor dem Hintergrund einer neuerlichen Kritik von Amnesty International hinsichtlich der Ge- währleistung eines fairen Verfahrens Antwort Cornelia Pieper, Staatsministerin AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 18 Mündliche Frage 38 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Schutz koptischer Christen; Aufnahme von Angehörigen christlicher und anderer in Ä D A D A M A T K A D A M A S fo g M A D A M H R tä n M S n A D A M D U S s s A H 9332 C 9333 B 9333 C 9334 A gypten bedrohter Minderheiten in eutschland ntwort r. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 19 ündliche Frage 39 ndrej Hunko (DIE LINKE) od einer Roma nach Abschiebung in das osovo ntwort r. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 20 ündliche Frage 40 ndrej Hunko (DIE LINKE) chutz politischer Aktivisten vor Strafver- lgung aufgrund falscher Anschuldigun- en oder durch illegale Handlungen von . K. ntwort r. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 21 ündliche Frage 41 ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) echtfertigung der Praxis deutscher Mili- r- oder Sicherheitsbehörden einer Benen- ung angeblich Aufständischer für aßnahmenlisten der Internationalen icherheitsunterstützungstruppe in Afgha- istan ntwort r. Max Stadler, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 22 ündliche Fragen 42 und 43 r. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) nversteuerte Kapitalanlagen deutscher teuerpflichtiger in der Schweiz; anonymi- ierende Wirkung von Versicherungs- chutzmänteln ntwort artmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9334 B 9334 C 9334 D 9335 A 9335 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 VII Anlage 23 Mündliche Frage 44 Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ankauf von Staatsanleihen krisenanfälliger Staaten nach Änderung der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 24 Mündliche Frage 45 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Arbeitsplätze in nach der Wende nicht pri- vatisierten Braunkohletagebauen und Braunkohleveredelungsanlagen in den neuen Bundesländern Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 25 Mündliche Frage 46 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Rechtsgutachten der Europäischen Kom- mission zu unkonventionellen Erdgasboh- rungen Antwort Peter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 26 Mündliche Frage 47 Inge Höger (DIE LINKE) Etwaige Überprüfung deutscher Ausstat- tungshilfen für Polizei und Militär in Tune- sien vor dem Hintergrund der aktuellen Polizeigewalt Antwort Peter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 27 Mündliche Fragen 48 und 49 Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) Umstrukturierung der Integrationsfach- dienste für den Fachbereich Berufliche Si- c s A D A M N N z b A D A M V I b A D A M A P d m s fä A D A M B A te w ü A D 9336 B 9336 D 9337 A 9337 B herung; Arbeitsmarktsituation für Men- chen mit Behinderung ntwort r. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 28 ündliche Frage 50 iema Movassat (DIE LINKE) ationale und internationale Maßnahmen ur Verhinderung weiterer Erhöhungen ei Nahrungsmittelpreisen ntwort r. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 29 ündliche Frage 51 olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) n den Handel gelangte dioxinbelastete Le- ensmittel ntwort r. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 30 ündliche Fragen 52 und 53 lexander Süßmair (DIE LINKE) robenstrategie in den Bundesländern bei en Betriebsuntersuchungen im Zusam- enhang mit dem Dioxinskandal; Berück- ichtigung von Risikogruppen bei der Ge- hrdungsbewertung ntwort r. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 31 ündliche Frage 54 ärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ufgrund von Dioxinfunden in Futtermit- ln gesperrte Landwirtschaftsbetriebe so- ie Anzahl der Proben mit Grenzwert- berschreitungen ntwort r. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9337 C 9338 A 9338 B 9338 C 9338 D VIII Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 Anlage 32 Mündliche Frage 55 Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Herkunft der bei der Operation Atalanta zur Bekämpfung der Piraterie sicherge- stellten Waffen Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 33 Mündliche Frage 56 Heidrun Dittrich (DIE LINKE) Ergebnisse des runden Tisches Heimerzie- hung und Verfahren zur Erlangung einer Entschädigung Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 34 Mündliche Fragen 57 und 58 Caren Marks (SPD) Einsatz und Qualifikation von Familien- hebammen Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 35 Mündliche Frage 59 Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD) Auswirkungen der UN-Behindertenrechts- konvention auf § 35 a SGB VIII Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 36 Mündliche Fragen 60 und 61 Dr. Marlies Volkmer (SPD) Initiativen des Beauftragten der Bundesre- gierung für die Belange der Patientinnen und Patienten für eine unabhängige Ver- braucher- und Patientenberatung als Re- gelversorgung Antwort Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A M K K w r A D A M D I d B A D A M C B F F n A D A M S A ö A d A K A M D P V 9339 B 9339 C 9339 D 9340 C 9341 A nlage 37 ündliche Frage 62 athrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) onfliktlösungsverfahren zur Weiterent- icklung der Pflegetransparenzvereinba- ungen ntwort aniel Bahr, Parl. Staatssekretär BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 38 ündliche Fragen 63 und 64 r. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) nvestitionsbedarf für Straßenbauprojekte es Bundesverkehrswegeplans 2003 in ayern ntwort r. Andreas Scheuer, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 39 ündliche Frage 65 ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) erücksichtigung des Vogelschutzes bei der estlegung der Flugrouten am zukünftigen lughafen Berlin Brandenburg Internatio- al ntwort r. Andreas Scheuer, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 40 ündliche Fragen 66 und 67 ylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) tomrechtliches Verfahren für die Probe- ffnung von Einlagerungskammern des tommülllagers Asse II sowie Umsetzung es Notfallplans ntwort atherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 41 ündliche Fragen 68 und 69 orothea Steiner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) riorität der Präventionsmaßnahmen zur erhinderung des Laugeneintritts im 9341 C 9341 D 9342 A 9342 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 IX Atommülllager Asse II; Beschleunigung des stockenden Genehmigungsverfahrens zum Anbohren der ersten Kammer Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 42 Mündliche Fragen 70 und 71 Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Erreichung der Erneuerbare-Energien- Ziele auf Grundlage der EU-Richtlinie und nationaler Aktionsprogramme sowie Schaffung eines einheitlichen europäi- schen Fördersystems Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 43 Mündliche Frage 72 Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Sicherstellung der Nutzung von Teilflächen für erneuerbare Energien bei der Übertra- gung des Geländes der ehemaligen Heeres- versuchsstelle Kummersdorf in das Natio- nale Naturerbe Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9343 A 9343 C 9344 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 9263 (A) ) )(B) 83. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 12.0
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 9327 (A) ) )(B) sache 17/4406, Frage 4):Zimmermann, Sabine DIE LINKE 19.01.2011 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Helge Braun auf die Frage des Abgeordneten Michael Gerdes (SPD) (Druck- Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.01.2011 Ulrich, Alexander DIE LINKE 19.01.2011 Anlage 1 Liste der entschuldigte A d d 1 tr 2 Z s w B d b 2 L d B re p b lu te B v p E ti A Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Barthle, Norbert CDU/CSU 19.01.2011 Bülow, Marco SPD 19.01.2011 Burchardt, Ulla SPD 19.01.2011 Connemann, Gitta CDU/CSU 19.01.2011 Edathy, Sebastian SPD 19.01.2011 Ernst, Klaus DIE LINKE 19.01.2011 Friedhoff, Paul K. FDP 19.01.2011 Friedrich, Peter SPD 19.01.2011 Funk, Alexander CDU/CSU 19.01.2011 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.01.2011 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.01.2011 Jelpke, Ulla DIE LINKE 19.01.2011 Klöckner, Julia CDU/CSU 19.01.2011 Dr. Kofler, Bärbel SPD 19.01.2011 Kruse, Rüdiger CDU/CSU 19.01.2011 Dr. Lehmer, Max CDU/CSU 19.01.2011 Mücke, Jan FDP 19.01.2011 Nord, Thomas DIE LINKE 19.01.2011 Pothmer, Brigitte BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.01.2011 Remmers, Ingrid DIE LINKE 19.01.2011 Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 19.01.2011 Scholz, Olaf SPD 19.01.2011 Sendker, Reinhold CDU/CSU 19.01.2011 Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht n Abgeordneten nlage 2 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Helge Braun auf die Frage es Abgeordneten Michael Gerdes (SPD) (Drucksache 7/4406, Frage 3): Durch welche Maßnahmen will die Bundesregierung künftig sicherstellen, dass sich Planungsfehler wie beim soge- nannten Wissenschaftszug, der mit Millioneninvestitionen des Bundes auf das Gleis gestellt und beworben wurde, letztlich aber aufgrund fehlender sinnvoller Nutzungskonzepte unge- nutzt abgestellt werden musste und offenbar auch verschrottet werden soll, nicht wiederholen? Der Wissenschaftszug Science Express war eine zen- ale Aktivität des Wissenschaftsjahres 2009. Mehr als 60 000 Besucher in 62 Städten haben im Jahr 2009 den ug besichtigt und dadurch vielfältige Einblicke in Wis- enschaft und Technik gewonnen. Der Science Express ar damit ein großer Erfolg. Das Bundesministerium für ildung und Forschung, BMBF, hat den Zug auf Antrag er Max-Planck-Gesellschaft, MPG, vom 1. Juli 2008 is zum 30. Juni 2010 gefördert. Seit Anfang Januar 011 steht der Zug auf einem Bundeswehrgelände im and Brandenburg. Abstellung und Bewachung erfolgen ort kostenlos. Eigentümerin von Wagen und Loks ist die Deutsche ahn AG, DB. Die MPG hat ein achtjähriges Nutzungs- cht für die Ausstellung. Die Max-Planck-Gesellschaft rüft derzeit intensiv die Option, die Exponate auszu- auen und im Rahmen von bereits bestehenden Ausstel- ngen weiter zu nutzen, beispielsweise in Science Cen- rn oder Museen – im Inland oder auch im Ausland. Aufgrund dieser Sach- und Planungslage rechnet die undesregierung nicht mit einer Verschrottung, sondern ielmehr damit, dass der Zug zu einem geeigneten Zeit- unkt an die Eigentümerin DB zurückgegeben und die xponate weiter sinnvoll zur Wissenschaftskommunika- on eingesetzt und genutzt werden. nlage 3 öllmer, Manfred Helmut SPD 19.01.2011 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 9328 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 (A) ) )(B) Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung eingeleitet, um bei der Auftragsvergabe im Zusammenhang mit dem Bau des Kernfusionsreaktors ITER in Frankreich den Anteil von Auftragnehmern aus Deutschland über die bisherige Quote von rund 2,2 Prozent zu steigern? Das Bundesministerium für Bildung und Forschung, BMBF, konnte in regelmäßigen Gesprächen mit der Kommission und der europäischen ITER-Agentur, F4E, erreichen, dass die Ausschreibungsregeln überarbeitet wurden. Im Blickpunkt stehen nun Fragen der Vergabepraxis als Teil der Managementreformen der europäischen ITER-Agentur. Die Bundesregierung konnte bereits durchsetzen, dass die Kommission vom Rat aufgefordert wurde, das Management von F4E zu optimieren. In die- sem Zusammenhang fordert die Bundesregierung auch solche Änderungen, die auf Verbesserungen bei der Aus- schreibungspraxis abzielen, zum Beispiel die Reduzie- rung des Umfangs von geforderten Detailbeschreibun- gen, die nach einschlägigen Erfahrungen bis zu mehr als tausend Seiten betragen können. Auf deutscher Seite vergibt das BMBF Projektmittel, die auch darauf abzielen, deutsche KMU zu ertüchtigen, sich durch Vernetzung mit den deutschen Forschungs- einrichtungen erfolgreich auf die ITER-Ausschreibun- gen zu bewerben. In diesem Zusammenhang wurde das deutsche ITER-Industrie Forum, dIIF, im Rahmen der Projektförderung ins Leben gerufen. Das dIIF nimmt eine unterstützende und koordinierende Funktion gegen- über den Unternehmen wahr. Das BMBF steht mit deut- schen Industrievertretern und dem dIIF in engem Aus- tausch. Anlage 4 Antwort der Parl. Staatssekretärin Gudrun Kopp auf die Frage der Abgeordneten Dr. Bärbel Kofler (SPD) (Drucksache 17/4406, Frage 16): Wie gedenkt die Bundesregierung sich dafür einzusetzen, dass bei der Vergabe öffentlicher Kredite seitens der Europäi- schen Investitionsbank an die Privatwirtschaft in Entwicklungs- ländern überprüft wird, ob und inwieweit diese tatsächlich einen positiven Entwicklungseffekt auf die Entwicklungsländer hat? Alle Maßnahmen der Europäischen Investitionsbank, EIB, in den Ländern Afrikas, der Karibik und des Pazifi- schen Raumes, AKP, müssen zur Erfüllung entwick- lungspolitischer Ziele gemäß dem Cotonou-Abkommen beitragen. Eine in Kürze von der EU-Kommission zu ver- öffentlichende Evaluierung der EIB-Projekte in AKP- Ländern hat bestätigt, dass die Maßnahmen der EIB-In- vestitionsfazilität eine positive Wirkung auf Armutsmin- derung und nachhaltige Entwicklung entfalten. Für das sogenannte Außenmandat der EIB kann auf den aktuellen EU-Gesetzgebungsprozess verwiesen werden, in wel- chem sich die Bundesregierung bei der Stellungnahme des Rates dafür eingesetzt hat, dass auch die Aktivitäten unter dem EIB-Außenmandat in allen Entwicklungslän- d w p d E v lu fe A d A 1 lu p te w E s s s B ru ti d g V E ti b s im s z z In 2 d fo H s m w ti s li (C (D ern stärker und kohärenter zu deren nachhaltiger Ent- icklung beitragen sollen. In jährlichen Berichten der Kommission an das Euro- äische Parlament und den Rat werden die entsprechen- en Informationen über Finanzierungen im Rahmen des IB-Außenmandats sowie der AKP-Investitionsfazilität eröffentlicht. Darüber hinaus führt die EIB eigene Eva- ierungen zu ausgewählten Themen durch und veröf- ntlicht diese auf ihrer Internetseite. nlage 5 Antwort er Parl. Staatssekretärin Gudrun Kopp auf die Frage der bgeordneten Dr. Bärbel Kofler (SPD) (Drucksache 7/4406, Frage 17): Welche Strategie verfolgt die Bundesregierung in ihrer Entwicklungskooperation mit afrikanischen Ländern, wenn von wirtschaftlichen Wachstumsimpulsen die Rede ist, und wie will sie gewährleisten, dass wirtschaftliches Wachstum, wie beispielsweise in der Rohstoffindustrie in Sambia, auch zur Bekämpfung der Armut im Lande und zum Wohle der Be- völkerung konkret beiträgt? Die Bundesregierung unterstützt in ihrer Entwick- ngskooperation in Afrika breitenorientierte Wachstums- rozesse, die gerade auch der armen Bevölkerung zugu- kommen sollen. Unser Ziel ist, das zum Teil enorme irtschaftliche Potenzial noch besser für die nachhaltige ntwicklung der afrikanischen Länder zu nutzen. Unser trategischer Ansatz zielt darauf ab, angepasste wirt- chaftspolitische Reformen gemeinsam mit dem Privat- ektor zur Erhöhung von Wettbewerb, Investitionen und eschäftigung umzusetzen. Im Rohstoffsektor sind Transparenz und gute Regie- ngsführung von zentraler Bedeutung, um die nachhal- ge Verwendung von Rohstoffeinnahmen zum Wohle er Gesamtbevölkerung zu ermöglichen. Die Bundesre- ierung unterstützt daher die internationale Initiative zur erbesserung der Transparenz in der Rohstoffindustrie, xtractive Industries Transparency Initiative/EITI, poli- sch und finanziell. Herausragende Beispiele sind Sam- ia und Ghana. In Sambia unterstützt die deutsche Entwicklungszu- ammenarbeit nationale Governance-Reformprozesse, so Finanzministerium und bei der Steuerbehörde, um bei- pielsweise die Steuereinnahmen aus dem Rohstoffsektor u steigern und für die Entwicklung des Landes zu nut- en. Auch kooperieren wir eng mit der Zivilgesellschaft. Ghana geht es um die transparente Verwaltung der ab 011 beginnenden Öleinnahmen. Deutschland hat hier as Thema Rohstoffgovernance von Beginn an mit Re- rmen der öffentlichen Finanzen, Steuer-, Finanz-, aushaltswesen, verbunden und als zentralen Gegen- tand in der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit it Ghana vereinbart. Auch privatwirtschaftliche Partner, ie SAP, sind hier eingebunden, um moderne Informa- onstechnologien für die Überwachung von Zahlungs- trömen zu nutzen – nach unserer Auffassung ein einma- ges Referenzprojekt. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 9329 (A) ) )(B) Anlage 6 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des Abgeordneten Niema Movassat (DIE LINKE) (Druck- sache 17/4406, Frage 23): Erwägt die Bundesregierung bzw. ihre Vertretung bei der EU, die Abkommen mit der tunesischen und der algerischen Regierung über europäische Finanzhilfen und Wirtschaftsko- operation im Rahmen der Euro-Mediterranen Partnerschaft zu überprüfen, aufgrund der Tatsache, dass die tunesische und die algerische Regierung gegen die Bedingungen dieser Ko- operation – die Achtung demokratischer Rechte und Men- schenrechte – verstoßen? Die Bundesregierung misst der Achtung demokrati- scher Rechte und Menschenrechte in den Außenbezie- hungen der Europäischen Union große Bedeutung zu. Der Dialog über Grund- und Menschenrechte ist wichti- ger Bestandteil der Außenbeziehungen der Europäischen Union. In Reaktion auf die Unruhen in der Demokratischen Volksrepublik Algerien und der tunesischen Republik hat die Bundesregierung deutlich ihre Erwartungen an die Einhaltung von Grund- und Menschenrechten zum Ausdruck gebracht und wiederholt auf ein klares Signal der EU gedrängt. Auch in Anbetracht der Möglichkeit eines Neuanfangs in Tunesien ist eine klare Postitio- nierung der EU erforderlich, die nachhaltige Reform- bemühungen unterstützt. Kurzfristig geht es um eine Unterstützung bei der Vorbereitung demokratischer Neu- wahlen, die innerhalb von 6 Monaten stattfinden sollen. Die weitere konkrete Gestaltung der Zusammenar- beit, einschließlich der Frage der Fortsetzung europäi- scher Finanzhilfen bzw. der Wirtschaftskooperation, wird im Lichte der Entwicklung der nächsten Tage und Wochen zu entscheiden sein. Die Ankündigung der tune- sischen Übergangsregierung, alle politischen Gefange- nen freizulassen, ist ein erstes ermutigendes Zeichen. Anlage 7 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des Abgeordneten Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4406, Frage 24): Beabsichtigt die Bundesregierung, innerhalb der EU auf ein Aussetzen des Assoziationsabkommens der EU mit Tune- sien zu drängen, und, wenn nein, warum nicht? Nachdem der ehemalige Staatspräsident der Tune- sischen Republik, Ben Ali, am 14. Januar 2011 Tunesien verlassen hat, steht das Land vor einem Neuanfang. Die weitere konkrete Gestaltung der Zusammenarbeit wird im Lichte der Entwicklung der nächsten Tage und Wo- chen zu entscheiden sein. Die Ankündigung der tune- sischen Übergangsregierung, alle politischen Gefange- nen freizulassen, ist ein erstes ermutigendes Zeichen. Der Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Guido Westerwelle, hat am 15. Januar 2011 zu Demokratie und Stabilität aufgerufen. Das Auswärtige Amt hat im Ver- lauf der eskalierenden Unruhen auf eine deutliche und s L n E N S A d A c s g s v W d m P w h 2 M A d A 1 d d u D B g d d fü (C (D ichtbare EU-Haltung und Rolle gedrängt und wird diese inie auch weiter verfolgen. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel hat am 15. Ja- uar 2011 die Bereitschaft der Bundesregierung und der uropäischen Union signalisiert, Tunesien bei einem euanfang wirklicher Demokratie unterstützend zur eite zu stehen. nlage 8 Antwort er Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage der bgeordneten Inge Höger (DIE LINKE) (Drucksa- he 17/4406, Frage 25): Wie bewertet die Bundesregierung ihre Partnerschaft mit Tunesien im sogenannten Kampf gegen den Terrorismus vor dem Hintergrund der staatlichen Repressionsmaßnahmen ge- gen Demonstrantinnen und Demonstranten, unter denen es laut tunesischen Quellen bislang 70 Todesopfer gab? Die Bundesregierung misst der Einhaltung rechts- taatlicher Grundsätze im Kampf gegen den Terrorismus roße Bedeutung zu. Im Verlauf der Unruhen in Tune- ien hat das Auswärtige Amt wiederholt die Einhaltung on Menschen- und Bürgerrechten eingefordert. Der Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Guido esterwelle, hat am 13. Januar 2011 deutlich zum Aus- ruck gebracht, dass das massive Vorgehen gegen De- onstranten ein Ende haben muss und rechtsstaatliche rinzipien gewahrt werden müssen. Die Erwartung des Respekts der Menschenrechte so- ie der Garantie von Presse- und Versammlungsfreiheit at Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel am 15. Januar 011 an den amtierenden tunesischen Staatspräsidenten ebazaa herangetragen. nlage 9 Antwort er Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Fragen des bgeordneten Dr. Rolf Mützenich (SPD) (Drucksache 7/4406, Fragen 26 und 27): Wird die Bundesregierung jeden sicherheitspolitisch ver- tretbaren Spielraum für eine frühestmögliche Reduzierung des deutschen ISAF-Kontingents in Afghanistan nutzen? Teilen alle Mitglieder der Bundesregierung die Zuversicht, die Präsenz des deutschen ISAF-Kontingents ab Ende 2011 reduzieren zu können? Das Kabinett hat am 12. Januar 2011 vorbehaltlich er Zustimmung des Deutschen Bundestags die weitere eutsche Beteiligung an der Internationalen Sicherheits- nterstützungstruppe, ISAF, beschlossen. Im Antrag der Bundesregierung, der daraufhin dem eutschen Bundestag zugeleitet wurde, heißt es: „Die undesregierung ist zuversichtlich, im Zuge der Über- abe der Sicherheitsverantwortung die Präsenz der Bun- eswehr ab Ende 2011 reduzieren zu können und wird abei jeden sicherheitspolitisch vertretbaren Spielraum r eine frühestmögliche Reduzierung nutzen, soweit die 9330 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 (A) ) )(B) Lage dies erlaubt und ohne dadurch unsere Truppen oder die Nachhaltigkeit des Übergabeprozesses zu gefähr- den.“ Damit ist die Haltung der Bundesregierung, die von allen Mitgliedern des Kabinetts getragen wird, umfas- send dargestellt. Anlage 10 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Fragen der Abgeordneten Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4406, Fragen 28 und 29): Welche Strategie zum Friedensaufbau im Südsudan ver- folgt die Bundesregierung als verantwortliches Mitglied des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, und welchen konkre- ten Beitrag will sie künftig dazu vor Ort leisten, um ihren Auftrag aus dem Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen vom 24. März 2010 (Bun- destagsdrucksache 17/1158) „Freie und faire Wahlen im Su- dan sicherstellen, den Friedensprozess über das Referendum 2011 hinaus begleiten sowie die humanitäre und menschen- rechtliche Situation verbessern“ zu erfüllen? Unter welchen Voraussetzungen wird die Bundesregierung angesichts des bestehenden Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofes gegen den Präsidenten des Sudan, Umar al- Baschir, wegen Völkermordes in Darfur künftig mit der suda- nesischen Regierung in Khartoum zusammenarbeiten, und schließt sich die Bundesregierung dem Vorschlag der Regie- rung der USA an, die Sanktionen gegen die Regierung Umar al-Baschirs ohne Berücksichtigung des bestehenden Haftbe- fehls aufzuheben, falls diese das Ergebnis des Referendums akezptiert und den Südsudan in Frieden in die Unabhängigkeit entlässt? Zu Frage 28: Die Bundesregierung hat erheblich dazu beigetragen, dass das Referendum über die Unabhängigkeit des Südsudan nach Auffassung aller internationalen Be- obachter weitestgehend die internationalen Standards für freie und faire Wahlen erfüllt hat. Die Bundesregierung hat sich entscheidend für die Entsendung der EU-Beobachtermission eingesetzt, an der fünf Deutsche teilgenommen haben. Das Auswärtige Amt hat das Carter Center und Maßnahmen zu Wähler- aufklärung mit mehr als 3 Millionen Euro unterstützt. Mit ersten offiziellen Ergebnissen des Referendums wird Ende Januar, Anfang Februar 2011 zu rechnen sein. Mit Ausgaben von rund 87 Millionen Euro hat die Bun- desregierung die Friedenssicherung mit ihrer Beteili- gung an der Mission der Vereinten Nationen im Sudan, UNMIS, dem Training für die südsudanesische Polizei sowie an Versöhnungsprojekten zwischen Nord- und Südsudan unterstützt. Darüber hinaus werden die Rück- kehr und Reintegration von Flüchtlingen, Maßnahmen der entwicklungsorientierten Not- und Übergangshilfe sowie Einsätze des Zivilen Friedensdienstes gefördert. Die Bundesregierung wird den Staatsaufbau im Südsudan weiter unterstützen, da die Stabilität in hohem Maße vom Vertrauen in staatliche Strukturen und von d A M tu W v k s d z F sc D E p Z p g S d e v s ru ti D s re Ö d d a te e e d ti n n R z re m lo R K S a E (C (D er Bereitstellung sozialer Dienstleistungen abhängt. ngesichts der enormen Defizite im Land erscheinen aßnahmen zum Aufbau einer leistungsfähigen Verwal- ng, Polizeiausbildung und Basisdienstleistungen wie asserversorgung, Bildung und Ernährungssicherung ordringlich. Sowohl für den Nord- als auch den Südsudan ist ein onstruktiver Dialog über die Einhaltung globaler Men- chenrechtsstandards erforderlich. Ein wichtiger Beitrag zur Friedenssicherung ist auch ie deutsche Unterstützung der internationalen Prozesse u Entschuldungsfragen für den gesamten Sudan und der rage der HIPC-Entschuldungsinitiative für schwer ver- huldete arme Länder, Heavily Indebted Poor Countries. abei darf auch der Nordsudan nicht vergessen werden. r muss zur Sicherung des Friedensaufbaus in Aufbau- rogramme einbezogen werden. u Frage 29: Die Bundesregierung sieht in ihrem Sudankonzept die olitische Zusammenarbeit mit den Entscheidungsträ- ern im Nord- und Südsudan als entscheidend für die icherung der gegenwärtigen, immer noch fragilen Frie- ensprozesse im Sudan an. Ziel der Zusammenarbeit ist s, die Lage für die Menschen im gesamten Sudan zu erbessern. Die Wiederaufnahme formeller bilateraler taatlicher Entwicklungszusammenarbeit mit der Regie- ng in Khartum ist aufgrund der Menschenrechtssitua- on und einer ausbleibenden friedlichen Lösung des arfur-Konflikts noch nicht möglich. Dennoch beabsichtigt die Bundesregierung ihre politi- che Zusammenarbeit mit dem Nordsudan zu intensivie- n. Dazu zählt die Förderung der zivilgesellschaftlichen ffnung und der Entwicklung von Reformkräften, sowie ie für die Friedenssicherung entscheidenden Bereiche er Entwaffnungs- und Demobilisierungsprogramme, die uch über übergeordnete EU- sowie VN-Programme un- rstützt werden können. Wichtig ist auch die Aufnahme ines ergebnisorientierten Menschenrechtsdialogs und ine Stärkung eines den globalen Standards entsprechen- en Justizsektors. Das Angebot der US-Regierung an den Sudan, Sank- onen aufzuheben, bezieht sich auf entsprechende natio- ale Embargomaßnahmen der US-Regierung. Die Verei- igten Staaten von Amerika sind nicht Mitglied des ömischen Statuts. Es steht der Bundesregierung nicht u, dieses Vorgehen zu bewerten. Die Bundesregierung stimmt aber mit den USA, unse- n Partnern in der EU und in der internationalen Ge- einschaft darin überein, dass nur ein konstruktiver Dia- g und die politische Zusammenarbeit mit beiden egierungen, sowohl im Norden mit der Regierung in hartum als auch im Süden, die Friedensprozesse im udan voranbringen können. Bestandteil dessen ist unter nderem die deutsche Unterstützung der internationalen ntschuldungsprozesse für den gesamten Sudan. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 9331 (A) ) )(B) Anlage 11 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des Abgeordneten Hans-Christian Ströbele (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4406, Frage 30): Wie beurteilt es die Bundesregierung, dass von den ange- setzten Finanzmitteln für das Kämpferdemobilisierungspro- gramm im Südsudan, welches die Bundesregierung mit meh- reren Millionen US-Dollar mitfinanziert und die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GmbH mit durchführt, allein 7 Prozent als Verwaltungskosten an das Ent- wicklungsprogramm der Vereinten Nationen UNDP abzufüh- ren sind sowie dass von den 20 Millionen US-Dollar Perso- nalmitteln für 2010 allein 14 Millionen US-Dollar an 50 internationale Fachkräfte gezahlt wurden – bis zu einem Jahresgehalt von über 370 000 US-Dollar –, sodass einem UNDP-Prüfbericht zufolge das Programm 2011 deshalb fi- nanziell nicht fortgeführt werden kann (vergleiche taz vom 23. Dezember 2010), und welche Initiativen wird die Bundes- regierung – gegebenenfalls auch im UN-Sicherheitsrat – er- greifen, um solche Fehlentwicklungen nicht nur in diesem Einzelfall zu korrigieren und eine Fortführung des Programms im Sudan zu ermöglichen? Grundsätzlich ist die Kritik in den taz-Artikeln zutref- fend: Das Programm leidet unter überdurchschnittlich hohen Personalkosten und wird nicht gut umgesetzt. In- effizienzen haben sich im Laufe des Jahres 2010 ange- deutet. So wurden zum Beispiel von der Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW, geforderte finanzielle Informatio- nen nicht in ausreichender Tiefe bereitgestellt. Dieser Eindruck hat sich während des Kontrollbesuchs der KfW im September 2010 erhärtet. Personalkosten standen in keinem Verhältnis zum Erfolg des Programms. Wie an- dere Geber auch hat Deutschland deshalb von dem Ent- wicklungsprogramm der Vereinten Nationen, UNDP, die Erstellung eines Prüfberichts, „internal audit“, gefordert und weitere Unterstützungsleistungen von den Ergebnis- sen dieses Berichts und daraus zu ziehender Konsequen- zen abhängig gemacht. Der Prüfbericht liegt in seiner Endfassung noch nicht vor. Die Einsichtnahme ist beim UNDP-Hauptquartier in New York am 23. Dezember 2010 schriftlich beantragt worden. Mit einer Einsicht- nahme ist nicht vor Mitte Februar 2011 zu rechnen. Allerdings ist die berechtigte Kritik in Relation zu den schwierigen Verhältnissen im Sudan zu stellen. Die Aufgabe der Demobilisierung ehemaliger Soldaten ist gewaltig, circa 180 000 Personen müssen im Nord- und Südsudan entwaffnet und in das Zivilleben eingegliedert werden. Bisher wurden 31 000 Personen entwaffnet. UNDP ist eine erfahrene Organisation. Leitendes Per- sonal wurde bereits ausgetauscht. Die reinen UNDP- Verwaltungskosten, nicht die Personalkosten, entspre- chen mit 7 Prozent den üblichen UNDP-Standards für die Durchführung von Projekten und können insoweit nicht als überhöht bezeichnet werden. Außer Zweifel steht, wie auch im taz-Artikel betont, dass das Programm als solches für die Stabilität des Su- dan von hoher Bedeutung ist. Die Bundesregierung will daher Demobilisierungsmaßnahmen im Sudan weiter unterstützen. Umso wichtiger ist es, dass im Geberkreis konsequent und konstruktiv auf eine effiziente Verwal- tung des Programms hingewirkt wird. Die deutsche tech- n fü S lä V h A d A G s Z h s g g d R g w T G ri is b „ a te k s A d A D (C (D ische Beratung für die Südsudanesische Kommission r Entwaffnung, Demobilisierung und Reintegration, SDDRC, wird daher zunächst bis Ende März 2011 ver- ngert. Ein erneuter finanzieller Beitrag wird von der orlage und Auswertung des UNDP-internen Audits ab- ängen. nlage 12 Antwort er Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des bgeordneten Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 17/4406, Frage 31): Hat die Bundesregierung ein Interesse an der Lösung des Konflikts zwischen griechischen und türkischen Zyprioten, und warum hat die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel wäh- rend ihres Besuchs der Insel Zypern nicht den höchsten Re- präsentanten der türkisch-zypriotischen Gemeinschaft getrof- fen? Die Bundesregierung hat sich auch aus europapoliti- chen Gründen immer für eine umfassende Lösung des ypern-Konflikts eingesetzt. Die Bundesregierung begrüßt daher die direkten Ver- andlungen und ermutigt die Verhandlungspartner, ent- chlossen und konstruktiv nach einer dauerhaften und erechten Lösung des Zypern-Konfliktes zu suchen. Der Besuch von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel alt dem EU-Mitgliedstaat Zypern und insbesondere em Regierungschef dieses Mitgliedstaates. In diesem ahmen wurde auch über die laufenden Verhandlungen esprochen. Ein Treffen mit den Verhandlungsführern ar nicht geplant. Die sogenannte Türkische Republik Nordzypern, RNZ, umfasst das seit 1974 von der Türkei okkupierte ebiet im Norden Zyperns, etwa ein Drittel des Territo- ums. Die sogenannte TRNZ wurde 1983 gegründet und t allein von der Türkei völkerrechtlich anerkannt. Dies edeutet, dass weder „Regierung“, „Parlament“ oder Präsident“ des türkisch-zyprischen Teils international nerkannt sind. Treffen von Staats-und Regierungschefs mit Vertre- rn der türkisch-zyprischen Gemeinschaft könnten völ- errechtlich als Anerkennung gewertet werden. Ein ent- prechender Präzedenzfall sollte hier vermieden werden. nlage 13 Antwort er Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Fragen der bgeordneten Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 17/4406, Fragen 32 und 33): Welche Kenntnis hat die Bundesregierung über die ak- tuelle Anzahl, den seelischen sowie physischen Zustand und den Stand der juristischen Verfahren der wegen der Proteste gegen Fälschung der Präsidentschaftswahl in Belarus am 19. Dezember 2010 inhaftierten politischen Gefangenen, und was unternimmt die Bundesregierung zur Unterstützung die- ser politischen Häftlinge? Hat die Bundesregierung Kenntnis über die drohende Kin- desentziehung des dreijährigen Sohnes der beiden politischen 9332 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 (A) ) )(B) Häftlinge Irina Chalip und Andrej Sannikow, denen wegen des Vorwurfs des Aufrufs zu Protesten gegen die Fälschung der belarussischen Präsidentschaftswahl am 19. Dezember 2010 langjährige Haftstrafen drohen, und was unternimmt die Bundesregierung, um die Eltern bei der Abwendung der dro- henden Kindesentziehung zu unterstützen? Zu Frage 32: Nach Kenntnis der Bundesregierung sind zum jet- zigen Stand 31 Personen wegen der Organisation von oder der Teilnahme an Massenunruhen angeklagt wor- den. Das belarussische Strafgesetz droht hierfür bis zu 15 Jahre Gefängnis für Organisatoren und bis zu 8 Jahre Haft für Teilnehmer an. Gegen 16 weitere Personen lau- fen Ermittlungsverfahren. Zwei Personen sind des Row- dytums angeklagt. Ihnen drohen Haftstrafen von bis zu 10 Jahren. Es sind noch knapp 30 Personen in Haft. Mehrere Oppositionskandidaten und Journalisten wurden vor oder bei ihrer Festnahme verletzt. Kontakte der Inhaftierten zu ihren Anwälten sind eingeschränkt, Besuche der Familien nur in Ausnahmefällen gestattet. Präsidentschaftsbewerber Nikolai Statkewitsch befindet sich seit seiner Inhaftierung im Hungerstreik. Genaue Kenntnisse über den Zustand der Inhaftierten bestehen nicht, da ihre Anwälte angehalten sind, nicht darüber zu berichten, und sich belarussische Behörden gegenüber fortwährenden EU-Bemühungen in Minsk um Informationen über die Inhaftierten und um Besuchs- erlaubnis nicht kooperativ zeigen. Die belarussischen Behörden behaupten, dass die me- dizinische Versorgung in den Gefängnissen bei allen In- haftierten sichergestellt sei. Es gibt jedoch Berichte über unzumutbare Haftbedingungen und die Versagung medi- zinischer Betreuung. Die Bundesregierung hat die Gewalt nach der Präsi- dentschaftswahl in Belarus am 19. Dezember 2010 öf- fentlich entschieden verurteilt und die belarussischen Behörden dazu aufgerufen, die Festgenommenen unver- züglich freizulassen und in einen Dialog mit der Opposi- tion zu treten. Das Auswärtige Amt hat den Botschafter der Republik Belarus in der Bundesrepublik Deutsch- land dreimal einbestellt, seine große Besorgnis zum Ausdruck gebracht und die Freilassung aller Verhafteten gefordert. Aus diesem Grund ist auch der Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Hu- manitäre Hilfe, Markus Löning, am 14./15. Januar 2011 nach Minsk gereist. Dort traf er mit Vertretern der Op- position, Angehörigen inhaftierter Regimekritiker und Vertretern der Regierung zu Gesprächen zusammen. Er forderte die sofortige Freilassung der Gefangenen, das Fallenlassen der Anklagen, einen uneingeschränkten Zu- gang der Verwandten und Anwälte zu den Inhaftierten sowie ausreichende medizinische Versorgung. Die EU hat sich bereits darauf verständigt, Gewalt- und Repressionsopfer und deren Angehörige zum Bei- spiel durch rechtlichen Beistand zu unterstützen. Zu Frage 33: Die Bundesregierung und die Deutsche Botschaft in Minsk verfolgen die Entwicklung im Fall des drohenden K k M M L d C v k A d A s n S k g im d d K E ti lu p c ri lu fi lä K la w k A 1 m u ru c v S Ü fu M (C (D indesentzuges mit großer Besorgnis und Aufmerksam- eit. Im Rahmen seines Besuches am 14. Januar 2011 in insk hat sich der Beauftragte der Bundesregierung für enschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe, Markus öning, mit der Mutter von Frau Chalip getroffen und en dreijährigen Sohn der beiden Inhaftierten Frau halip und Herrn Sannikow gesehen. Die Bundesregierung fordert, dass der Junge in der ertrauten Umgebung bei seiner Großmutter bleiben ann. nlage 14 Antwort er Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage der bgeordneten Dr. Barbara Hendricks (SPD) (Druck- ache 17/4406, Frage 34): Mit welchen Schritten treibt die Bundesregierung die Kor- ruptionsbekämpfung auf der Ebene internationaler Organisa- tionen wie den Vereinten Nationen, der Weltbank, der Euro- päischen Union und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung konkret voran? Korruption macht vor den Grenzen der Staaten heute icht mehr Halt. Die Bundesregierung unterstützt die chaffung internationaler Rechtsinstrumente zur Be- ämpfung der Korruption nachdrücklich. Um möglichst leiche Wettbewerbsbedingungen für alle Unternehmen Weltmarkt zu schaffen, ist ein koordiniertes Vorgehen er Staatengemeinschaft erforderlich. Die Bundesregierung begleitet und fördert seit Jahren ie Umsetzung der völkerrechtlichen Instrumente zur orruptionsbekämpfung in den Vereinten Nationen, der uropäischen Union, im Europarat und in der Organisa- on für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick- ng, OECD. Dies geschieht unter anderem durch finanzielle und rojektgebundene Unterstützung von strukturschwa- hen Ländern. Ein Beispiel ist das vom Bundesministe- um für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick- ng mit 4,5 Millionen Euro – 2004 bis 2010 – nanzierte Sektorvorhaben „Unterstützung von Partner- ndern bei der Umsetzung der VN-Konvention gegen orruption“. Ferner arbeitet die Bundesregierung multi- teral mit der Weltbank, dem OECD-Ausschuss für Ent- icklungshilfe, DAC, und regionalen Entwicklungsban- en zusammen. An den jährlichen Internationalen ntikorruptionskonferenzen – zuletzt in Bangkok vom 0. bis 13. November 2010 – beteiligt sich Deutschland it Workshops und stellt seine vielbeachtete Projekt- nd Programmarbeit vor. In Deutschland sind bisher zur Bekämpfung der Kor- ption im internationalen Bereich mit dem EU-Beste- hungsesetz vom 10. September 1998 das EU-Protokoll om 27. September 1996 zum Übereinkommen über den chutz der finanziellen Interessen der EG und das EU- bereinkommen vom 26. Mai 1997 über die Bekämp- ng der Bestechung, an der Beamte der EG oder der itgliedstaaten der EU beteiligt sind, umgesetzt worden. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 9333 (A) ) )(B) Mit dem Gesetz zur Bekämpfung internationaler Beste- chung vom 10. September 1998 wurde das OECD-Über- einkommen über die Bekämpfung der Bestechung ausländischer Amtsträger im internationalen Geschäfts- verkehr vom 17. Dezember 1997 umgesetzt. Die Bundesregierung beteiligt sich aktiv an verschie- denen multilateralen Foren im Rahmen von Vertrags- staatenkonferenzen und Arbeitsgruppen, zum Beispiel über Vermögenseinfrierung und technischer Zusammen- arbeit, und bringt sich bei den Anstrengungen der G20 ein, im Rahmen des Aktionsplans gegen Korruption die Bekämpfung der globalen Korruption zu verstärken. Der Aktionsplan fordert die G20-Staaten vorbildhaft zur Ratifizierung der VN-Konvention, zur Unterstrafe- stellung der Bestechung ausländischer Amtsträger, zu stärkerem Engagement in der OECD-Arbeitsgruppe ge- gen Bestechung und zu verstärkter Thematisierung von Korruption im Rahmen der Financial Action Task Force, FATF, auf. Informanten zu Korruptionsstraftaten sollen besser geschützt, die Rückführung von Vermögensgütern soll verstärkt, und die freie Bewegung korrupter Amtsträger soll im Rahmen des Möglichen eingeschränkt werden. Die Bundesregierung hat außerdem mit Nachdruck die Einrichtung des 2009 beschlossenen Mechanismus zur Überwachung der Implementierung der VN-Kon- vention gegen Korruption vom 31. Oktober 2003 durch die VN-Mitgliedstaaten vorangetrieben. Dem zuständi- gen Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Ver- brechensbekämpfung, UNODC, wurden vom Auswärti- gen Amt 2009/2010 Mittel in Höhe von 1,05 Millionen Euro zur Umsetzung der VN-Konvention zur Verfügung gestellt. Anlage 15 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des Abgeordneten Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 17/4406, Frage 35): Wie steht die Bundesregierung zu dem Mediengesetz, das am 1. Januar 2011 in Ungarn in Kraft getreten ist, und wird die Bundesregierung gegebenenfalls ein Vertragsverletzungs- verfahren nach Art. 7 des Vertrags über die Europäische Union unterstützen? Die Bundesregierung hat ihre Kritik an dem ungari- schen Mediengesetz mehrfach geäußert. Die EU-Kom- mission und die Organisation für Sicherheit und Zusam- menarbeit in Europa, OSZE, äußerten ebenfalls ihre Besorgnis über mögliche Eingriffe in ein so hohes Gut wie die Pressefreiheit. Eine erste Analyse des Gesetzeswerks kommt zu dem Ergebnis, dass das Gesetz erhebliche Risiken für die Meinungs- und Medienfreiheit birgt. Diese erste Analyse der Gesetzesbestimmungen, Kritikpunkte von ungari- schen Medienvertretern und der OSZE sehen formale und inhaltliche Unzulänglichkeiten: Mitglieder im Me- dienrat sind ausschließlich Mitglieder der Regierungs- partei Fidesz, die auf neun Jahre ernannt wurden; anders a p e B n h p te b 2 K ru n E e s A d A N b V d k C m c B A s m V d n s ri T ti s g (C (D ls in Deutschland macht das ungarische Mediengesetz ositive inhaltliche Vorgaben – „ausgewogene Bericht- rstattung, umfassend objektiv, Themen von nationaler edeutung“ – statt, wie zum Beispiel in Deutschland, egative Schranken (Jugendschutz, Strafrecht) zu zie- en. Das Europäische Parlament trifft heute mit Minister- räsident Viktor Orban zusammen, der das Gesetz wei- rhin als EU-konform bezeichnet. Die Bundesregierung egrüßt aber die Ankündigung Orbans vom 7. Januar 011 gegenüber dem Präsidenten der Europäischen ommission, Jose Manuel Barroso, eventuelle Ände- ngsvorschläge der EU-Kommission zu akzeptieren. Eine abschließende Bewertung des Mediengesetzes ach detaillierter sachlicher Prüfung ist nun Aufgabe der U-Kommission. Die Bundesregierung setzt sich für ine möglichst rasche Prüfung durch die EU-Kommis- ion ein. nlage 16 Antwort er Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage des bgeordneten Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN) (Drucksache 17/4406, Frage 36): Gibt es innerhalb der Europäischen Union Überlegungen, das EU-Waffenembargo gegen China aufzuheben, und, wenn ja, welche Position bezieht die Bundesregierung zu diesem Vorschlag? Einzelne Partner im EU-Kreis haben die Überprüfung zw. Aufhebung des EU-Waffenembargos gegen die olksrepublik China im Rahmen der Beratungen über ie strategische Partnerschaft der EU mit China zur Dis- ussion gestellt. Dazu gibt es in der EU keinen Konsens. hina spricht das Thema weiterhin bei Konsultationen it EU-Mitgliedstaaten und mit der EU aktiv an. Die Bundesregierung würde bei Vorliegen entspre- hender Voraussetzungen die völlige Normalisierung der eziehungen der EU zu China begrüßen, kann aber einer ufhebung des Waffenembargos gegenwärtig nicht zu- timmen. Für eine Aufhebung des Waffenembargos üssen nach Ansicht der Bundesregierung bestimmte oraussetzungen gegeben sein, die auch in entsprechen- en Beschlüssen der EU festgehalten wurden. Dazu gehören: 1. Nachhaltige Entspannung in der Taiwanstraße. Hier gibt es deutliche Fortschritte, diese sind jedoch och nicht nachhaltig. China verhält sich derzeit kon- truktiv und pragmatisch, hält sich aber auch die militä- sche Option weiterhin offen und unternimmt gegen aiwan gerichtete Rüstungsanstrengungen. 2. Weitere Verbesserungen der Menschenrechtssitua- on. Auch hier gab es seit 1989 insgesamt große Fort- chritte, aber gerade in den letzten zwei Jahren eher Sta- nation und sogar negative Entwicklungen. Noch sind 9334 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 (A) ) )(B) auch Personen in Haft, die im Zusammenhang mit Tiananmen verurteilt wurden. Der Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Guido Westerwelle, hat im August 2010 in einem Brief an die Hohe Vertreterin der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik, Lady Catherine Ashton, der auch an alle Außenminister der Mitgliedstaaten verteilt wurde, über eine umfassende Chinapolitik der Europäi- schen Union die deutsche Haltung in dieser Frage darge- stellt. Dies wurde von vielen EU-Partnern ausdrücklich begrüßt. Anlage 17 Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper auf die Frage der Abgeordneten Sevim Dağdelen (DIE LINKE) (Druck- sache 17/4406, Frage 37): Inwieweit teilt die Bundesregierung die Auffassung ihrer Vorgängerregierung aus CDU, CSU und SPD, wonach „die Bundesregierung keine Veranlassung hat, am rechtmäßigen Vorgehen der amerikanischen Justizbehörden“ gegen die als „Miami Five“ bekannten kubanischen Gefangenen in den USA zu zweifeln (Plenarprotokoll 16/135, Seite 14230 (B), Antwort zu Frage 21), nachdem die US-amerikanische Sektion von Am- nesty International in einem Brief an den US-Justizminister Eric Holder vom 4. Oktober 2010 die Wahl von Miami als Ort der Verhandlung angesichts der überwiegenden Feindseligkeit gegenüber der kubanischen Regierung in dieser Region sowie deren Medienberichterstattung und anderer Ereignisse vor und während der Verhandlung, sodass eine faire Verhandlung unmöglich gewesen sei, kritisiert hat (www.amnestyusa.org/ document.php?id=ENGUSA20101013001&lang=e)? Die Bundesregierung hat ihre Einschätzung zum Fall der „Miami Five“ nicht geändert. Aufgrund der öffentlich zugänglichen Informationen sieht die Bundesregierung weiterhin keine Veranlassung, am rechtmäßigen Vorgehen der amerikanischen Justiz- behörden zu zweifeln. Die Bundesregierung hat keine eigenen Erkenntnisse zu den genannten Fällen. Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ole Schröder auf die Frage des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4406, Frage 38): Welche konkreten Maßnahmen hat die Bundesregierung zum Schutz von koptischen Christen in Deutschland ergriffen, und erwägt sie nun eine verstärkte Aufnahme von Angehöri- gen christlicher und anderer in Ägypten bedrohter Minderhei- ten, wie etwa den Bahai, sollten diese in Deutschland Schutz suchen? Aus Sicht der Bundesregierung stellt der Anschlag auf Besucher der koptischen Kirche in Alexandria/ Ägypten am 1. Januar 2011 eine neue Dimension der Gewalt dar; vergleichbare Auswirkungen auf die Situa- tion der Kopten in Deutschland sind jedoch gegenwärtig nicht zu erwarten. ru w b s d fo li S e N d h E G d w z g A Ä A d d (D ru fü F R d s 7 k F c w A d d (D (C (D Die im Dezember 2010 im Internet gefundenen Auf- fe zu weltweiten Anschlägen gegen koptische Kirchen ährend der Weihnachtsfeiertage haben die Sicherheits- ehörden des Bundes unverzüglich an alle Länder ge- teuert. Die Länder, nach dem Grundgesetz zuständig für en polizeilichen Schutz vor Ort, haben daraufhin die er- rderlichen Maßnahmen in Abstimmung mit den jewei- gen koptischen Gemeinden ergriffen. Die zuständigen tellen von Bund und Ländern stehen hierzu weiterhin in ngem Kontakt. Sicherheitsrelevante Zwischenfälle zum achteil koptischer Interessen und Einrichtungen sind en Sicherheitsbehörden in diesem Zusammenhang bis- er nicht bekannt geworden. Den Sicherheitsbehörden liegen gegenwärtig weder rkenntnisse noch Hinweise vor, die für eine konkrete efährdung koptischer Interessen und Einrichtungen auf em Gebiet der Bundesrepublik Deutschland sprechen ürden. Für weitere Maßnahmen der Bundesregierung um Schutz der koptischen Gemeinden im Bundesgebiet ibt es aktuell keine Ansätze. Die Bundesregierung plant derzeit keine Aktion zur ufnahme von Angehörigen von Minderheiten aus gypten in Deutschland. nlage 19 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Ole Schröder auf die Frage es Abgeordneten Andrej Hunko (DIE LINKE) rucksache 17/4406, Frage 39): Welche Informationen hat die Bundesregierung über den Tod der 47 Jahre alten Roma aus dem Landkreis Mayen- Koblenz, die in Deutschland fachärztlich therapiert wurde und einen Monat nach ihrer Abschiebung aus Deutschland im Ko- sovo gestorben ist, und wie beurteilt es die Bundesregierung, dass bei der Einzelfallprüfung, bei der die Frau nicht als be- sonders schutzbedürftige Person anerkannt wurde, lediglich die Flugtauglichkeit der Frau, jedoch nicht die Diagnose ärzt- lich überprüft wurde (taz vom 13. Januar 2011)? Es handelt sich hierbei um einen Fall des Rückfüh- ngsvollzugs, den das Land Rheinland-Pfalz durchge- hrt hat, weil Rheinland-Pfalz einzig zuständig ist. Der all wird derzeit im zuständigen Innenministerium heinland-Pfalz fachaufsichtlich überprüft. Die Prüfung auert noch an. Nach Kenntnis der Bundesregierung wurde die Ver- torbene mit ihrer Familie und weiteren Personen am . Dezember 2010 in den Kosovo zurückgeführt. Dabei am es zu keinem besonderen Vorfall; auch während des luges und am Flughafen Pristina bereitstehendes ärztli- hes Personal musste weder in diesem Fall noch ander- eitig in Anspruch genommen werden. nlage 20 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Ole Schröder auf die Frage es Abgeordneten Andrej Hunko (DIE LINKE) rucksache 17/4406, Frage 40): Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 9335 (A) ) )(B) Wie können Aktivistinnen und Aktivisten aus dem globa- lisierungskritischen, antirassistischen oder antimilitaristischen Spektrum in Deutschland sichergehen, dass sie nicht in den letzten sieben Jahren aufgrund falscher Anschuldigungen oder durch illegale Handlungen – als Agent Provocateur oder auf andere Art und Weise, darunter den Einsatz von Sexualität – von M. K. ins Visier von Verfolgungsbehörden gerieten oder verurteilt wurden und werden, wie dies unter anderem in Großbritannien geschah und was nach Bekanntwerden zur so- fortigen Einstellung von Gerichtsverfahren führte? Wie bereits in der Beantwortung der Kleinen Anfrage der Fraktion Die Linke, Bundestagsdrucksache 17/4333, vom 22. Dezember 2010 unter anderem zum grenzüber- schreitenden Einsatz verdeckter Ermittler, verweist die Bundesregierung auf die allgemeinen Rechte des Betrof- fenen, im Strafverfahren Eingriffsmaßnahmen einer gerichtlichen Überprüfung zuzuführen. Diese ergeben sich unter anderem aus § 98 Abs. 2 Satz 2 analog, §§ 101 und 304 der Strafprozessordnung. Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Max Stadler auf die Frage des Abgeordneten Hans-Christian Ströbele (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4406, Frage 41): Wie rechtfertigt die Bundesregierung auch unter straf- rechtlichen Gesichtspunkten, vor allem einer bedingt vorsätz- lichen Mordteilnahme, die laufende Praxis deutscher Militär- oder Sicherheitsbehörden, in Afghanistan angebliche Aufstän- dische für diverse Maßnahmenlisten der Internationalen Si- cherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan zu benennen, obwohl die Bundesregierung dabei in Kenntnis entsprechen- der Vorgehensweisen nicht ausschließen kann, dass die betref- fenden Personen daraufhin in Afghanistan oder Pakistan unter anderem durch Drohnenangriffe von US-Stellen getötet wer- den (vergleiche Antworten der Bundesregierung auf meine zahlreichen Anfragen sowie auf die Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Bundestagsdrucksache 17/2884 zu Frage 27), und wie beurteilt die Bundesregierung ebenfalls strafrechtlich die Praxis des Bundeskriminalamtes so- wie wohl weiterer deutscher Sicherheitsbehörden, laufend an ausländische Partnerdienste Personaldaten über aus Deutsch- land ausreisende „Gefährder“ zu übermitteln, ohne dabei eine Datenverwendung zu deren Tötung auszuschließen, wie – ei- ner Strafanzeige des Richters am Oberlandesgericht Thomas Schulte-Kellinghaus zufolge – der Präsident des Bundeskri- minalamtes, Jörg Ziercke, schon am 21. Juni 2006 öffentlich eingeräumt haben soll (vergleiche Spiegel Online vom 8. Ja- nuar 2011, taz vom 12. Januar 2011)? Die strafrechtliche Beurteilung der von Ihnen ange- sprochenen Geschehnisse obliegt den zuständigen Stel- len der Justiz des Bundes und der Länder. Dementspre- chend hat – vergleiche die Antwort der Bundesregierung auf die Frage 23 der Kleinen Anfrage der Fraktion Bünd- nis 90/Die Grünen vom 23. November 2010 „US-Droh- nenangriff tötet deutsche Staatsangehörige – Eingreifen der deutschen Justiz“, Bundestagsdrucksache 17/3916, Seite 8, – der Generalbundesanwalt beim Bundesge- richtshof wegen eines mutmaßlichen Drohnenangriffs am 4. Oktober 2010 bei der Stadt Mir Ali, über den in den Medien berichtet wurde, einen Prüfvorgang ange- legt. Gegenstand der Prüfung ist die Frage, ob Anlass be- steht, ein Ermittlungsverfahren wegen eines in die Zu- ständigkeit des Generalbundesanwalts fallenden S n d Z e Ü fü d n A S is S W d A a b P d s A d g N g Z E B n c e v d w O s li n o (C (D traftatbestandes einzuleiten. Diese Prüfung ist noch icht abgeschlossen. Der Bundesregierung ist weiterhin bekannt, dass bei er Staatsanwaltschaft Hamburg eine Strafanzeige im usammenhang mit den „Drohnenfällen“ in Pakistan ingegangen ist, die dort derzeit bearbeitet wird. Im brigen darf ich auf die – auch von Ihnen bereits ange- hrte – Antwort der Bundesregierung auf die Frage 27 er Kleinen Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grü- en vom 8. September 2010 „Informationspolitik zum fghanistan-Einsatz“, Bundestagsdrucksache 17/2884, eite 10 f., verweisen. Zum zweiten Teil Ihrer Frage: Der Bundesregierung t bekannt, dass ein Richter am Oberlandesgericht eine trafanzeige bei der zuständigen Staatsanwaltschaft iesbaden gestellt hat. Die Staatsanwaltschaft Wiesba- en hat den Vorgang mit der Bitte um Prüfung, ob der nfangsverdacht einer in die Zuständigkeit der Bundes- nwaltschaft fallenden Straftat besteht, an den General- undesanwalt beim Bundesgerichtshof übersandt. Diese rüfung findet derzeit statt. In diesem Verfahrenssta- ium nimmt die Bundesregierung zu dem erhobenen trafrechtlichen Vorwurf keine Stellung. nlage 22 Antwort es Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Fra- en des Abgeordneten Dr. Gerhard Schick (BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4406, Fra- en 42 und 43): Wie schätzt die Bundesregierung Umfang und Bedeutung des Sachverhalts der anonymisierenden Wirkung von Versi- cherungsschutzmänteln (Financial Times Deutschland vom 10. Dezember 2010) in Bezug auf die verschiedenen Staaten ein, über die dieses sogenannte Wrapping erfolgen kann? Wie beabsichtigt die Bundesregierung Steuerflucht über sogenanntes Wrapping zu verhindern, und welche Lösungs- möglichkeiten strebt die Bundesregierung im Rahmen der Verhandlungen mit der Schweiz über ein Steuerabkommen für eine dauerhafte Lösung des Problems unversteuerter Kapital- anlagen deutscher Steuerpflichtiger in der Schweiz diesbezüg- lich an? u Frage 42: Die Bundesregierung geht davon aus, dass mit der inbringung von in einem ausländischen Staat geführten ankdepots oder Bankkonten als Einmalbeitrag in eine ach ausländischem Recht abgeschlossene Lebensversi- herung eine Auskunftserteilung für Steuerzwecke nach iner dem OECD-Standard für Transparenz und effekti- en Informationsaustausch in Steuersachen entsprechen- en Informationsaustauschklausel nicht ausgeschlossen erden kann. Die Verpflichtung zur Auskunftserteilung nach dem ECD-Standard betrifft alle Informationen, die zur Be- teuerung im ersuchenden Staat „voraussichtlich erheb- ch“ sind. Dies gilt für Steuern aller Art und Bezeich- ung und schließt auch Angaben über die Berechtigten der Begünstigten von Lebensversicherungen bzw. über 9336 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 (A) ) )(B) Transaktionen wie die Übertragung von Depots oder Konten ein. Zu Frage 43: Der Gesetzgeber hat durch die gesetzliche Regelung in § 20 Abs. 1 Nr. 6 Satz 5 EStG im Jahressteuergesetz 2009 etwaige steuerliche Privilegierungen für vermö- gensverwaltende Lebensversicherungen – den klassi- schen Versicherungs-„Wraps“ – erheblich eingeschränkt, indem die Besteuerung durch den Lebensversicherungs- „Mantel“ auf das vom Versicherungsunternehmen gehal- tene Anlage-Produkt durchgreift. Außerdem hat er den Steuerabzug bei Lebensversicherungserträgen auf inlän- dische Niederlassungen ausländischer Unternehmen er- weitert. Schließlich sind nunmehr auch Versicherungs- vermittler im Inland verpflichtet, den Vertragsabschluss eines Kunden mit einem ausländischen Unternehmen an- zuzeigen. Ferner verfolgt die Bundesregierung im Rahmen der Revision der EU-Zinsrichtlinie das Ziel, bestimmte Le- bensversicherungen in den Anwendungsbereich der Zinsrichtlinie aufzunehmen. In den Steuerverhandlungen mit der Schweiz ist es ein Anliegen der Bundesregierung, dass die zu vereinba- renden Lösungen nicht durch Umgehungsgestaltungen wie zum Beispiel durch die Verwendung von „Versiche- rungs-Mänteln“ unterlaufen werden können. Ich bitte um Verständnis, dass die Bundesregierung keine weiter- gehenden Einzelheiten zum Inhalt der laufenden Ver- handlungen mitteilt. Anlage 23 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage des Abgeordneten Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4406, Frage 44): Wie hat sich die Bundesregierung in den derzeit laufenden Verhandlungen gegenüber den geplanten Änderungen der Eu- ropäischen Finanzstabilisierungsfazilität, EFSF, positioniert, und wie steht sie zu dem Vorschlag, dass die EFSF in Zukunft nach einer vorherigen Gläubigerbeteiligung – sogenanntes Haircut – Staatsanleihen von krisengebeutelten Staaten an- kauft? Die Bundesregierung beobachtet die Entwicklungen an den Finanz- und Anleihemärkten sehr genau. Sie ist entschlossen, das Notwendige umzusetzen, um die Sta- bilität der Wirtschafts- und Währungsunion als Ganzes zu sichern. Die Bundesregierung vertritt dabei die Auffassung, dass alle Maßnahmen zur Euro-Stabilisierung in eine Gesamtstrategie zur Krisenbewältigung eingebettet wer- den müssen, über die auch in einem Gesamtkontext zu befinden und entscheiden ist. Eine solche Gesamtstrate- gie beinhaltet beispielsweise auch die Anstrengungen der einzelnen Länder und eine stärkere wirtschaftspoliti- sche Koordinierung. Die EFSF hat im letzten Jahr ihre Arbeit aufgenom- men. Ende Januar wird sie voraussichtlich zur Finan- z A A d s ti d e m d E d e M g g p n S w d z g F rü s S ä A d d G L tu s ru g G b A d A lä d (C (D ierung der ersten Tranche des Irland-Kredits eine erste nleihe begeben. Die Rating-Agenturen werden diese nleihe erstklassig bewerten. Die EFSF ist als Refinanzierungsinstrument für Kre- ithilfen ausgestaltet. Die Euro-Staaten – sofern sie nicht elbst Nehmer eines Kredits sind – stellen hierzu Garan- en bereit, um die Kredite abzusichern. Die Grundlagen ieses Mechanismus sind in einem Gesellschafts- und in inem Rahmenvertrag geregelt. Das Ziel der Bundesregierung ist, diesen Mechanis- us effizient und effektiv zu nutzen. Nach der Mechanik er Fazilität stehen die beschlossenen 440 Milliarden uro in der Realität nicht voll umfänglich zur Wahrung er Finanzstabilität zur Verfügung stehen, weil die EFSF in erstklassiges Rating braucht und deshalb finanzielle ittel in der EFSF gebunden werden müssen. Änderun- en, die das Verhältnis von Mitteleinsatz und Wirkungs- rad verbessern, werden von der Bundesregierung ge- rüft. Eine Aufstockung des Eurorettungsschirms steht jetzt icht an. Abzüglich des Irland-Kredits ist genügend pielraum für weitere Stabilisierungshilfen vorhanden, enn die Europäische Union, die Mitgliedstaaten und er Internationale Währungsfonds in bewährter Manier usammenwirken. Zu der von Wissenschaftlern und Experten vorgeschla- enen Erweiterung des Aufgabenspektrums der EFSF in orm einer finanziellen Unterstützung von Schulden- ckkäufen durch die überschuldeten Staaten selbst hat ich die Bundesregierung bislang nicht positioniert. chuldenrückkäufe durch die EFSF bewertet sie aber als ußerst problematisch. nlage 24 Antwort es Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage es Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 17/4406, Frage 45): Wie viele direkte und indirekte Arbeitsplätze existieren in den Bundesländern der ehemaligen DDR in der Sanierung von Braunkohletagebauen und Braunkohleveredelungsanla- gen – bitte nach aktuellem Stand nach Bundesländern auf- schlüsseln, möglichst für 2010 –, die nach der Wende nicht privatisiert werden konnten? Gemäß Angaben des bundeseigenen Bergbausanierers MBV, Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwal- ngsgesellschaft mbH, bestanden im Jahr 2010 insge- amt circa 2 800 Arbeitsplätze in der Braunkohlesanie- ng. Davon ergeben sich 2 477 direkte Arbeitsplätze, leich primäre Beschäftigungswirkung, aus folgenden ruppen: Beschäftigte bei der LMBV, förderfähige Ar- eitsplätze, Arbeitsplätze bei Nachauftragnehmern und uszubildende. Circa 330 Arbeitsplätze ergaben sich aus er sekundäre Beschäftigungswirkung der Kaufkraft aus rbeitseinkommen, indirekte Arbeitsplätze. Nachfolgend die erbetene Zuordnung auf die Bundes- nder: Land Brandenburg: 1 134 direkte und circa 150 in- irekte Arbeitsplätze; Freistaat Sachsen: 1 019 direkte Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 9337 (A) ) )(B) und circa 140 indirekte Arbeitsplätze; Land Sachsen-An- halt: 298 direkte und circa 40 indirekte Arbeitsplätze; Freistaat Thüringen: 26 direkte und circa 4 indirekte Ar- beitsplätze. Anlage 25 Antwort des Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Frage des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4406, Frage 46): Wie bewertet die Bundesregierung die Ankündigungen der Europäischen Kommission zur Erstellung eines Rechts- gutachtens zu unkonventionellen Erdgasbohrungen und der damit einhergehenden Frage, ob die bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen in Europa und Deutschland ausreichen (dpa-Meldung vom 10. Januar 2011), vor dem Hintergrund ih- rer Aussagen in der Antwort auf die Kleine Anfrage auf Bun- destagsdrucksache 17/1867, dass bei Beachtung der geltenden technischen Umweltstandards grundsätzlich keine Unter- schiede zur Förderung von konventionellem Erdgas bestehen? Die Bundesregierung begrüßt die Initiative der Euro- päischen Kommission, durch externen Sachverstand überprüfen zu lassen, ob der bestehende europäische Rechtsrahmen ausreicht, um die geltenden Umweltstan- dards auch bei der Förderung von unkonventionellem Erdgas europaweit einzuhalten. Anlage 26 Antwort des Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Frage der Abgeordneten Inge Höger (DIE LINKE) (Drucksa- che 17/4406, Frage 47): Hat die Bundesregierung vor, deutsche Ausstattungshilfe für die tunesische Polizei und das tunesische Militär sowie Rüstungsexporte nach Tunesien vor dem Hintergrund der ak- tuellen Polizeigewalt zu überprüfen (bitte begründen)? Die Bundesregierung entscheidet über Rüstungs- exporte jeweils im Einzelfall und im Lichte der aktuellen Situation. Grundlage dafür sind die „Politischen Grund- sätze der Bundesregierung für den Export von Kriegs- waffen und sonstigen Rüstungsgütern“ aus dem Jahr 2000 und der „Gemeinsame Standpunkt 2008/944/ GASP des Rates der Europäischen Union vom 8. De- zember 2008 betreffend gemeinsame Regeln für die Kontrolle der Ausfuhr von Militärtechnologie und Mili- tärgütern“. Der Beachtung der Menschenrechte im Emp- fängerland kommt danach eine besondere Bedeutung zu. Dies gilt auch für Exporte und Ausstattungshilfe für Polizei und Militär in Tunesien. In den Jahren 2007 und 2008 wurde die tunesische Polizei mit Informationstechnik sowie mit Bürokommu- nikation in Höhe von circa 37 000 Euro durch das BKA unterstützt. Für 2011 sind keine polizeilichen Ausstat- tungshilfen vorgesehen. Die Streitkräfte der Republik Tunesien waren, mit zeitlichen Unterbrechungen, seit 1968 Empfängerland im Rahmen des Ausstattungshilfeprogramms, AH, der Bundesregierung für ausländische Streitkräfte. Mit Billi- g sc B g ru H fe te ri a P A d g (D Z d b d In d N In d fo d b S d n m m Z s b A A 3 d d s (C (D ung des Auswärtigen Ausschusses und des Haushaltsaus- husses des Deutschen Bundestages wurden bisher in ewilligungszeiträumen von jeweils 3 bis 4 Jahren ins- esamt rund 44 Millionen Euro bereitgestellt. Die Liefe- ng von Waffen und Munition ist dabei ausdrücklich durch aushaltsvermerk ausgeschlossen. Die Ausstattungshil- n bezogen sich unter anderem auf Transportfahrzeuge, chnische Ausbildungszentren und medizinische Ein- chtungen. Die entsprechenden Ausstattungshilfen sind bgeschlossen. Eine Wiederaufnahme Tunesiens in das rogramm ist nicht vorgesehen. nlage 27 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Fra- en des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) rucksache 17/4406, Fragen 48 und 49): Welche Vorteile erwartet die Bundesregierung von der ge- planten Umstrukturierung der Integrationsfachdienste, IFD, für den Fachbereich Berufliche Sicherung (§ 109 ff. des Neunten Buches Sozialgesetzbuch – SGB IX), wonach die freihändige Vergabe seitens der Bundesagentur für Arbeit für Vermittlungsdienstleistungen entfällt, in Anbetracht der Tatsa- che, dass damit die Umsetzung des im SGB IX formulierten Ziels, mit den Integrationsfachdiensten eine verlässliche und kontinuierliche Struktur für schwerbehinderte Menschen und ihre Arbeitgeber zu schaffen, gefährdet wird? Wie stellte sich 2010 die Arbeitsmarktsituation für Men- schen mit Behinderung dar, und wie bewertet die Bundesre- gierung diese Entwicklungen? u Frage 48: Die Bundesregierung plant keine Umstrukturierung er Integrationsfachdienste. Die Bundesagentur für Ar- eit beschafft Arbeitsmarktdienstleistungen im Rahmen es Vergaberechts. Dies gilt auch für die Leistungen der tegrationsfachdienste zur Vermittlung schwerbehin- erter Menschen, soweit sie keine Rehabilitanden sind. ach den Änderungen der VOL/A im Jahr 2009 können tegrationsfachdienste nicht mehr im Wege der freihän- igen Vergabe beauftragt werden. Diese Rechtsänderung lgt der Rechtsprechung zum Vergaberecht, an das auch ie Bundesagentur für Arbeit als öffentlicher Auftragge- er gebunden ist. Die in der Frage genannten §§ 109 ff. Neuntes Buch ozialgesetzbuch, SGB IX, gelten nur für Rehabilitan- en. Integrationsfachdienste werden in diesen Fällen icht im Wege des Vergaberechts in Anspruch genom- en und vergütet, sondern auf der Grundlage der Ge- einsamen Empfehlung nach § 113 SGB IX. u Frage 49: Von der guten Entwicklung des Arbeitsmarktes insge- amt hat im vergangen Jahr der Arbeitsmarkt für schwer- ehinderte Menschen leider nicht in dem gewünschten usmaß profitiert. Entgegen der Gesamtentwicklung der rbeitslosigkeit 2010, Rückgang um 5,2 Prozent auf ,2 Millionen, nahm die Arbeitslosigkeit schwerbehin- erter Menschen um 4,8 Prozent auf 175 586 zu. Aller- ings gelang es im Vergleich zu 2009 deutlich mehr chwerbehinderten Menschen, ihre Arbeitslosigkeit durch 9338 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 (A) ) )(B) Aufnahme einer Beschäftigung auf dem ersten Arbeits- markt zu beenden, + 20,2 Prozent. Dieser Anstieg liegt spürbar über der Entwicklung bei der Arbeitslosigkeit ins- gesamt, + 11 Prozent. Angesichts der Entwicklung bei der Arbeitslosigkeit schwerbehinderter Menschen und vor dem Hintergrund des Fachkräftebedarfs muss es das Ziel sein, bisher unge- nutzte Potenziale schwerbehinderter Menschen intensi- ver für den Arbeitsmarkt zu nutzen. Die Bundesregierung prüft derzeit in Abstimmung mit den Ländern, auf welche Weise vorhandene Bundesmittel aus der Ausgleichsab- gabe zur Verbesserung der Ausbildungs- und Beschäfti- gungssituation schwerbehinderter Menschen genutzt werden können. Anlage 28 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Gerd Müller auf die Frage des Abgeordneten Niema Movassat (DIE LINKE) (Drucksache 17/4406, Frage 50): Welche Maßnahmen wird die Bundesregierung auf natio- naler, europäischer und internationaler Ebene ergreifen, um die Preisspirale bei Nahrungsmitteln, die sich derzeit wieder gefährlich in die Höhe dreht, zu stoppen und Hungerrevolten wie derzeit in Algerien zu verhindern? Die Bundesregierung sieht die extremen Preis- schwankungen mit Sorge, weil sich damit die Risiken für die weltweite Ernährungssicherheit erheblich ver- stärkt haben. Sie setzt sich vor diesem Hintergrund aktiv dafür ein, im Rahmen der Bemühungen um eine stärkere Regulierung der Finanzmärkte auch mögliche Maßnah- men im Agrarbereich intensiv zu prüfen. Auch hat sie ihr entwicklungspolitisches Engagement zur Sicherung der Welternährung in den letzten Jahren deutlich ausgebaut. Im internationalen Bereich setzt sich die Bundesre- gierung für einen erfolgreichen Abschluss der Doha- Runde bei der WTO ein, von dem stabilisierende Wir- kungen auf die Märkte erwartet werden. Außerdem veranstaltet das BMELV in dieser Woche die internationale Agrarministerkonferenz in Berlin, die sich im Rahmen des „Global Forum for Food and Agri- culture“ auch mit dem Thema Preisvolatilität und Aus- wirkungen auf die Welternährungslage befasst. Anlage 29 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Gerd Müller auf die Frage des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4406, Frage 51): Auf welcher Faktengrundlage – bitte für die jeweilige ver- öffentlichende Stelle mit Veröffentlichungsdatum aufschlüs- seln – wurde den deutschen Verbrauchern mitgeteilt, es sei keine mit Dioxin belastete Ware in den Lebensmittelhandel gelangt, und welche dioxinbelasteten Lebensmittel sind nach Kenntnis der Bundesregierung in den Handel – sowohl in Deutschland als auch durch den Export – gelangt (Spiegel On- line vom 13. Januar 2011)? fä Ü d g A d d (D Z c b E m d e te k Z n H e A d d G s 8 S e v B P H F (C (D Die Kontrolle von Lebensmitteln und Futtermitteln llt in Deutschland in die Zuständigkeit der Länder. ber die Faktengrundlage, auf deren Basis die Länder ie Öffentlichkeit informieren oder informiert haben, lie- en dem Bund keine Erkenntnisse vor. nlage 30 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Gerd Müller auf die Fragen es Abgeordneten Alexander Süßmair (DIE LINKE) rucksache 17/4406, Fragen 52 und 53): Welche Probenstrategie wurde in den jeweiligen Bundes- ländern bei der Untersuchung der Betriebe im Zusammenhang mit dem derzeitigen Dioxinskandal angewendet? Hat die Bundesregierung im Rahmen ihrer Bewertung der Gefährdung der Bevölkerung durch Dioxin im Zusammen- hang mit dem aktuellen Skandal Risikogruppen wie Schwan- gere, Stillende, Personen mit Gewichtsreduzierung und an- dere gesondert berücksichtigt? u Frage 52: Die Zuständigkeit für die Durchführung der amtli- hen Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung liegt ei den Ländern. Nach den dem Bundesministerium für rnährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz über- ittelten Angaben geben die Überwachungsbehörden ie Betriebe erst wieder frei, wenn die Erzeugnisse keine rhöhten Dioxingehalte aufweisen oder wenn durch Un- rsuchungen erwiesen ist, dass die verfütterten Partien eine überhöhten Dioxingehalte enthielten. u Frage 53: Das Bundesinstitut für Risikobewertung zieht bei sei- en Risikobewertungen vielfältige Kriterien heran. ierzu gehören auch die in der Fragestellung genannten mpfindlichen Bevölkerungsgruppen. nlage 31 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Gerd Müller auf die Frage er Abgeordneten Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 17/4406, Frage 54): Wie viele landwirtschaftliche Betriebe sind aktuell auf- grund der Dioxinfunde in Futtermitteln noch gesperrt – bitte auch nach Bundesländern auflisten –, und wie viele der in die- sem Zusammenhang bundesweit analysierten Proben weisen Dioxinwerte über dem entsprechenden Grenzwert auf? Nach derzeitigem Stand (16. Januar 2011, 18:00 Uhr) ind 943 landwirtschaftliche Betriebe gesperrt, hiervon 79 in Niedersachsen, 56 in Nordrhein-Westfalen, 4 in achsen-Anhalt, 2 in Mecklenburg-Vorpommern und je in Betrieb in Brandenburg und Hessen. Es liegen Analyseergebnisse für 34 amtliche Proben on Mischfuttermitteln vor. Die Ergebnisse liegen im ereich von 0,039 (+/- 0,008) bis 0,41 (+/- 0,12) ng CDD/F WHO-TEQ/kg und damit unterhalb des öchstgehalts für Mischfuttermittel von 0,75 ng PCDD/ WHO-TEQ/kg. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 9339 (A) ) )(B) Untersuchungsergebnisse von Eiern aus den betroffe- nen Betrieben zeigen Gehalte im Bereich des zulässigen Höchstgehalts von 3 pg/g Fett, WHO-PCDD/F-TEQ und in Einzelfällen Überschreitungen bis zum Vierfachen. Von insgesamt 98 Proben von Hühnereiern und Eipro- dukten (homogenisiertes und pasteurisiertes Vollei) wei- sen 66 (73 Prozent) keine Höchstgehaltsüberschreitungen auf. Die Gehalte der Proben mit Höchstgehaltsüber- schreitungen liegen zwischen 3 und 8,7 pg/g Fett. Zwei von drei amtlichen Untersuchungsergebnissen von Fleisch der Legehennen aus den betroffenen Betrie- ben wiesen erhöhte Dioxingehalte auf (4,99 pg/g bzw. 3,93 pg/g, Höchstgehalt 2 pg/g WHO-PCDD/ F-TEQ). Sechs Proben von Hähnchen – davon jeweils drei aus Eigenkontrollen und drei aus amtlichen Kontrollen – weisen keine Überschreitungen des Höchstgehalts von 2 pg/g WHO-PCDD/ F-TEQ) auf. Bei Mastputen liegen bisher amtliche Ergebnisse für 16 Proben und weitere 5 Ergebnisse aus betrieblichen Eigenkontrollen vor. Deren Gehalte liegen deutlich un- terhalb des Höchstgehalts von 2,0 pg/g WHO-PCDD/ F-TEQ. 42 Untersuchungen vom Fleisch von Schweinen zei- gen keine Überschreitungen des Höchstgehalts von 1 pg/g Fett WHO-PCDD/ F-TEQ. Bei zwei Probeschlachtun- gen von Schweinen aus gesperrten landwirtschaftlichen Betrieben wurde bei einer Probe eine Überschreitung des Höchstgehalts (1,51 pg/g) festgestellt. Eine weitere Probe liegt mit 1,07 pg/g im Streubereich des Höchstge- halts. Für Rindfleisch liegt bisher ein amtliches Untersu- chungsergebnis vor, welches deutlich unterhalb des Höchstgehalts von 3,0 pg/g, WHO-PCDD/ F-TEQ, liegt. 26 amtliche Proben von Kuhmilch sind inzwischen analysiert. Die Ergebnisse liegen alle unterhalb des Höchstgehalts von 3,0 pg/g Fett WHO-PCDD/ F-TEQ. Anlage 32 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Frage der Abgeordneten Sevim Dağdelen (DIE LINKE) (Drucksache 17/4406, Frage 55): Welche Angaben kann die Bundesregierung über die Her- kunft der Waffen machen, die bislang im Zuge der Militärmis- sionen von EU und NATO am Horn von Afrika bei der Be- kämpfung der Piraterie – Atalanta, Allied Protection, Allied Provider, Ocean Shield – sichergestellt wurden, und welche Informationen hat sie darüber, ob von den Piraten auch Waf- fen verwendet werden, die im Zuge der Entführung des Motorschiffs „Faina“, das Waffen von der Ukraine an die „Regierung des Südsudan“ bzw. die Sudanesische Volksbe- freiungsarmee SPLA lieferte, im September 2008 – unmittel- bar vor dem drastischen Anstieg der Piratenübergriffe am Horn von Afrika, dem drastischen Appell des UN-Generalse- kretärs zur Bekämpfung der Piraterie und dem Beginn der ers- ten entsprechenden NATO-Mission – erbeutet wurden? Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse zur Herkunft der im Rahmen der Pirateriebekämpfung am Horn von Afrika beschlagnahmten Waffen vor. A d F (D 6 s D D e d tü d b n n A e s la re ru u u Ih s w d T d c a s fo B d s A d g s (C (D nlage 33 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die rage der Abgeordneten Heidrun Dittrich (DIE LINKE) rucksache 17/4406, Frage 56): Inwieweit wurden die Ergebnisse des runden Tisches Heim- erziehung zur Entschädigung ehemaliger Heimkinder ange- sichts des hohen Alters der Betroffenen und der finanziellen und psychischen Not vieler umgesetzt, und was müssen Be- troffene tun, um eine Entschädigung für entgangenes Entgelt, nicht gezahlte Rentenversicherungsbeiträge sowie einen Nach- teilsausgleich wegen zwangsläufigen Abbruchs der Berufs- ausbildung durch Heimunterbringung zu erlangen? Der runde Tisch Heimerziehung in den 50er- und 0er-Jahren hat heute, 19. Januar 2011, seinen Ab- chlussbericht dem Bundestagpräsidenten übergeben. amit hat er sein auf zwei Jahre befristetes Mandat des eutschen Bundestags fristgerecht und mit einem sehr indrücklichen Ergebnis erfüllt. Mein Dank gilt an dieser Stelle ausdrücklich der Mo- eratorin des runden Tischs, Frau Dr. Vollmer, und na- rlich allen Mitgliedern des runden Tischs aus Verbän- en, Kirchen, Wissenschaft und Verwaltung, aber ganz esonders den ehemaligen Heimkindern, die trotz man- igfaltiger Anfeindungen von außen konstruktiv, aber achdrücklich ihre Erfahrungen und Interessen in die rbeit des runden Tischs sowie in den Abschlussbericht ingebracht haben. Nach Übergabe des Abschlussberichts an den Deut- chen Bundestag obliegt es nun diesem, den Länderpar- menten sowie den beiden christlichen Kirchen und ih- n Wohlfahrtsverbänden, die im Abschlussbericht des nden Tischs Heimerziehung unterbreiteten Vorschläge nd Empfehlungen zu bewerten, darüber zu entscheiden nd die Umsetzung in die Wege zu leiten. Ich teile jedoch re Auffassung, dass eine zügige Behandlung der Vor- chläge des runden Tischs im Interesse der Betroffenen ünschenswert ist. Da die Arbeit der Geschäfts- und Infostelle des run- en Tischs im Februar 2011 enden wird hat der runde isch Heimerziehung in seinem Anschlussbericht die ringende Empfehlung an Bund und Länder ausgespro- hen, für eine Übergangszeit eine Stelle einzurichten, die ls Anlaufstelle für ehemalige Heimkinder dient und onstige interessierte Personen über die Entwicklung in- rmiert. Es ist geplant, die bisherige Ansprechstelle für die etroffenen bis Ende 2011 fortzuführen. Derzeit finden hierzu Gespräche zwischen Bund, Län- ern sowie dem bisherigen Träger der bisherigen An- prechstelle zur Klärung der Rahmenbedingungen statt. nlage 34 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Fra- en der Abgeordneten Caren Marks (SPD) (Druck- ache 17/4406, Fragen 57 und 58): 9340 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 (A) ) )(B) Wie begründet die Bundesregierung die Tatsache, dass zur langfristigen Stärkung des Kinderschutzes – insbesondere des Netzwerks Frühe Hilfen – Familienhebammen eingesetzt wer- den sollen, während gleichzeitig die geplante Bundesinitiative Familienhebammen, die im Referentenentwurf des Bundes- kinderschutzgesetzes enthalten ist, auf den Zeitraum von 2012 bis 2015 befristet ist? In welchem Zeitraum vor und nach der Geburt eines Kin- des sollen die im Rahmen der geplanten Bundesinitiative Fa- milienhebammen tätig werdenden Familienhebammen zum Einsatz kommen, und welche Qualifikation müssen diese ha- ben? Zu Frage 57: Zuständig für den Einsatz von Familienhebammen sind ganz klar Länder und Kommunen – insbesondere im Rahmen des öffentlichen Gesundheitsdienstes und der Kinder- und Jugendhilfe. Um jedoch die Aktivitäten zu Familienhebammen als Teil der Frühen Hilfen von Ländern und Kommunen zu unterstützen und dort solche anzuregen, wo es noch keine gibt, möchten wir auch als Bund unseren Beitrag leisten und planen mit dem Bundeskinderschutzgesetz eine Regelung im Kontext der Vorgaben zur strukturel- len Zusammenarbeit im Rahmen des Gesetzes zur Kooperation und Information im Kinderschutz, KKG. Wir werden uns im Rahmen unserer begrenzten Zu- ständigkeit mit der „Bundesinitiative Familienhebam- men“ dafür einsetzten, dass der Aus- und Aufbau der Ar- beit der Familienhebammen auch im Hinblick auf ihre Funktion in Netzwerken Früher Hilfen so gestärkt wird, dass der Kinderschutz langfristig davon profitieren kann. Die Initiative ist auf den Zeitraum 2012 bis 2015, vier Jahre, befristet. Geplant ist ein Zwischenbericht nach zwei Jahren, der konkrete Empfehlungen enthält, wie die Erfahrungen aus dem Programm nach dieser durch den Bund initiierten und unterstützten Anlaufphase umge- setzt werden sollen. Klar ist, dass der Bund diese Leis- tung vor Ort nicht dauerhaft finanzieren kann. Wir wer- den rechtzeitige Gespräche zwischen Bund, Ländern und Kommunen initiieren, um die Nachhaltigkeit der Bundesinitiative sicherzustellen. Zu Frage 58: Die dazu im Einzelnen zu klärenden Fragen werden wir in den kommenden Monaten in engem Austausch mit Ländern und Kommunen sowie Verbänden und wei- teren Expertinnen und Experten erörtern. Wir planen, für die Laufzeit der Bundesinitiative und die Vergabe der Bundesmittel eine Kooperationsvereinbarung mit den Ländern abzuschließen. Familienhebammen sind staatlich examinierte Heb- ammen mit einer Zusatzqualifikation. Die Weiterbildung erfolgt über die Länder, in der Regel durch Landesbe- rufsverbände, aber auch Fortbildungsinstitute, Jugend- ämter oder Landessozialministerien, und ist bundesweit nicht einheitlich. Sie umfasst je nach Land 150 bis 240 Stunden in ei- nem Zeitraum von 6 Monaten bis 1 Jahr und orientiert s b d K li in s te is v L s S A d F b s m s M m G g B u h d re ru d b d d d b g ö T d b (C (D ich meistens an einem vom Deutschen Hebammenver- and, DHV, entwickelten Fortbildungscurriculum. Familienhebammen begleiten Familien in belasten- en Lebenslagen bis maximal zum 1. Lebensjahr des indes. Ziel ist es, in dieser Zeit die Familie so zu stabi- sieren, dass sie selbstständig zu Recht kommt oder sie die Hand einer anderen Hilfe zu geben zum Beispiel ozialpädagogische Familienhilfe, Vermittlung einer El- rngruppe in der örtlichen Familienberatungsstelle, usw. Für jede Hebamme – also auch die Familienhebamme – t grundsätzlich eine Abrechnung der im Hebammen- ergütungsvertrag, i. V. m. § 134 a SGB V, vorgesehenen eistungen und damit über die Gesetzliche Krankenver- icherung möglich, also eine Betreuung von Beginn der chwangerschaft bis zur 8. Woche nach der Geburt. nlage 35 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die rage der Abgeordneten Marlene Rupprecht (Tuchen- ach) (SPD) (Drucksache 17/4406, Frage 59): Inwiefern hat aus Sicht der Bundesregierung die Umset- zung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen Auswirkungen auf § 35 a des Achten Buches Sozialgesetzbuch, und inwieweit sieht die Bundesregierung bei dieser Regelung Änderungsbedarf? Die VN-Behindertenrechtskonvention prägt grund- ätzlich das Verständnis für die Teilhabe der Menschen it Behinderungen in unserer Gesellschaft. Dieses Ver- tändnis hat Ausstrahlungswirkung auf alle Bereiche, die enschen mit Behinderungen betreffen. § 35 a SGB VIII dient dazu, Kindern und Jugendlichen it seelischer Behinderung die Teilhabe am Leben in der esellschaft zu ermöglichen. Dies entspricht dem Anlie- en der VN-Behindertenrechtskonvention, Menschen mit ehinderungen zu einer unabhängigen Lebensführung nd zur vollen Teilhabe in allen Lebensbereichen zu ver- elfen. Zur weiteren Beförderung des Inklusionsgedankens er VN-Behindertenrechtskonvention prüft die Bundes- gierung derzeit die Zusammenführung der Eingliede- ngshilfe für alle Kinder und Jugendlichen mit Behin- erungen. BMFSFJ und BMAS arbeiten hier eng zusammen und ringen sich aktiv in die neue gemeinsame Arbeitsgruppe er Arbeits- und Sozialministerkonferenz, ASMK, und er Jugend- und Familienministerkonferenz, JFMK, ein, ie sich unter Beteiligung der kommunalen Spitzenver- ände, der Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesju- endämter und der Bundesarbeitsgemeinschaft der über- rtlichen Sozialhilfeträger im Jahr 2011 vertieft mit der hematik befassen wird. Die Arbeitsgruppe wird 2011 er ASMK und der JFMK einen qualifizierten Zwischen- ericht vorlegen. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 9341 (A) ) )(B) Anlage 36 Antwort des Parl. Staatssekretärs Daniel Bahr auf die Fragen der Abgeordneten Dr. Marlies Volkmer (SPD) (Drucksa- che 17/4406, Fragen 60 und 61): Welche Maßnahmen hat der Beauftragte der Bundesregie- rung für die Belange der Patientinnen und Patienten ergriffen, um seine Zuversicht, „dass wir mit Beginn des neuen Jahres eine unabhängige Verbraucher- und Patientenberatung als Re- gelversorgung haben werden“ (Pressemitteilung vom 11. No- vember 2010), in politisches Handeln umzusetzen? Aus welchen Gründen erweist sich die in Frage 60 zitierte Aussage bisher – ausweislich der nach wie vor nicht stattfin- denden Beratung der Patientinnen und Patienten – als unzu- treffend, und wann erwartet der Beauftragte der Bundesregie- rung, dass die Beratung der Patientinnen und Patienten in den Beratungsstellen telefonisch und über das Internet vollständig wieder aufgenommen wird? Zu Frage 60: Auch als Mitglied des Beirates, der den Spitzenver- band Bund der Krankenkassen bei der Vergabe der För- dermittel nach § 65 b Fünftes Buch Sozialgesetzbuch, SGB V, berät, hat der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten auf eine zügige und sachgerechte Bewertung der im Rahmen des Vergabeverfahrens eingereichten konkreten Konzepte zur Einrichtung einer unabhängigen Patienten- und Ver- braucherberatung hingewirkt. Nach Auskunft des Beauftragten der Bundesregie- rung für die Belange der Patientinnen und Patienten, der über die Vergabe der Fördermittel entsprechend der ge- setzlichen Vorgabe in § 65 b Abs. 1 SGB V mit dem Spitzenverband der Krankenkassen einvernehmlich ent- scheidet, gab es gute Bewerber, mit denen intensive Ver- handlungen um die beste Qualität der Beratung geführt wurden. Die letzte Verhandlung mit den Bietern hat stattgefun- den. Aktuell läuft die zehntägige sogenannte Stillhalte- frist bis zum 23. Januar 2011, 00:00 Uhr. Es ist geplant, am 24. Januar den Zuschlag an den Gewinner der Aus- schreibung zu erteilen. Zu Frage 61: Bereits im August 2010 hat der Spitzenverband Bund der Krankenkassen unter dem Vorbehalt des Inkraft-Tre- tens der Neufassung des § 65 b SGB V mit einer europa- weiten Neuausschreibung begonnen und die Vergabebe- kanntmachung veröffentlicht. Die im Einvernehmen mit dem Beauftragten der Bun- desregierung für die Belange der Patientinnen und Pa- tienten gefallene Entscheidung des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen über die Vergabe der Förder- mittel nach § 65 b SGB V wird aufgrund der gegenwär- tig laufenden zehntägigen sogenannten Stillhaltefrist des Vergabeverfahrens bis zum 23. Januar 2011, 00:00 Uhr zum jetzigen Zeitpunkt nicht veröffentlicht. Der Beauf- tragte der Bundesregierung für die Belange der Patientin- nen und Patienten erwartet, dass die Beratungseinrich- tu w A d A (D k W b d fü z d ru s d m A d g D Z n S v (C (D ng umgehend nach Zuschlag ihre Arbeit aufnehmen ird. nlage 37 Antwort es Parl. Staatssekretärs Daniel Bahr auf die Frage der bgeordneten Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) rucksache 17/4406, Frage 62): Wann ist seitens der Bundesregierung mit einem, wie vom GKV-Spitzenverband gemeinsam mit den Vertragspartnern nach § 113 des Elften Buches Sozialgesetzbuch geforderten, für die Weiterentwicklung der Pflegetransparenzvereinbarun- gen ambulant und stationär geeigneten Konfliktlösungsver- fahren und den dafür notwendigen Änderungen des SGB XI zu rechnen, und wie weit sind die dafür notwendigen Vorbe- reitungen für das gesetzgeberische Verfahren vorangeschrit- ten? Eine Überarbeitung der Transparenzvereinbarungen ann derzeit nur einvernehmlich erfolgen. Notwendige eiterentwicklungen können damit durch Minderheiten lockiert werden. Um die Chance zu erhalten, sowohl ie Qualität der Einrichtungen als auch die Transparenz r die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen weiter u verbessern, wird – auch dem Wunsch relevanter Teile er Selbstverwaltung entsprechend – die Bundesregie- ng daher ein geeignetes Konfliktlösungsverfahren vor- chlagen. Die Bundesregierung strebt die rasche Einbringung es Vorschlags einer gesetzlichen Änderung und parla- entarische Behandlung an. nlage 38 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Andreas Scheuer auf die Fra- en des Abgeordneten Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 17/4406, Fragen 63 und 64): Wie hoch ist der Investitionsbedarf in Summe und nach aktuellem Kostenstand für die Straßenbauprojekte des Bun- desverkehrswegeplanes 2003 im Freistaat Bayern, für die ein unanfechtbarer Planfeststellungsbeschluss vorliegt, deren Bau jedoch noch nicht begonnen wurde, und wie hoch ist der In- vestitionsbedarf in Summe und nach aktuellem Kostenstand für die Straßenbauprojekte des Bundesverkehrswegeplanes 2003 im Freistaat Bayern, die sich derzeit im Planfeststel- lungsverfahren befinden? Wie hoch ist der Investitionsbedarf in Summe und nach aktuellem Kostenstand für die Straßenbauprojekte des Bun- desverkehrswegeplanes 2003 im Freistaat Bayern, für die die Linienbestimmungsverfahren abgeschlossen sind und Plan- feststellungsverfahren noch nicht aufgenommen wurden, und wie hoch ist der Investitionsbedarf in Summe und nach aktu- ellem Kostenstand für die Straßenbauprojekte des Bundesver- kehrswegeplanes 2003 im Freistaat Bayern, für die bereits Entwurfsplanungen erarbeitet wurden bzw. werden, die je- doch noch nicht linienbestimmt sind? u Frage 63: Die Investitionssumme der Projekte mit Baurecht, die och nicht begonnen wurden, beträgt nach derzeitigem tand 1,42 Milliarden Euro, die der im Planfeststellungs- erfahren befindlichen 1,23 Milliarden Euro. 9342 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 (A) ) )(B) Zu Frage 64: Die geschätzte Investitionssumme für die linienbe- stimmten Projekte, die sich noch nicht im Planfeststel- lungsverfahren befinden, beläuft sich auf 2,49 Milliar- den Euro, wobei auch Projekte berücksichtigt wurden, für die keine formale Linienbestimmung erfolgt ist. Davon ausgehend, dass im zweiten Teil der Frage Projekte in der Phase der Linienplanung gemeint sind, be- trägt deren geschätzte Investitionssumme 3,01 Milliarden Euro. Nicht für alle diese Projekte wird eine formale Linien- bestimmung erfolgen und die Entwurfsplanung wird erst nach der Linienplanung durchgeführt. Anlage 39 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Andreas Scheuer auf die Frage der Abgeordneten Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4406, Frage 65): Auf welche Weise stellt die Bundesregierung sicher, dass bei den durch das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung fest- zulegenden Flugrouten am zukünftigen Flughafen Berlin Brandenburg International BBI, die entsprechend der gelten- den Gesetzeslage nicht im Rahmen des Planfeststellungsver- fahrens festgelegt worden sind und die nach aktuellen Vor- schlägen anders verlaufen werden als nach der dem Planfeststellungsverfahren zugrunde liegenden Grobplanung, europäische Vogelschutzgebiete – Special Protection Areas, SPA – wie das SPA-Gebiet Nr. 7023 am Rangsdorfer See aus- reichend Berücksichtigung finden, unter anderem durch eine Flora-Fauna-Habitat-Prüfung bzw. Umweltverträglichkeits- prüfung? Für die Festlegung von Flugverfahren durch das Bun- desaufsichtsamt für Flugsicherung sieht das Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung weder eine Umwelt- verträglichkeitsprüfung noch eine Strategische Umwelt- prüfung vor. Das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung beabsich- tigt nicht, eine FFH-Verträglichkeitsprüfung gemäß § 34 und 35 Bundesnaturschutzgesetz, durchzuführen. Anlage 40 Antwort der Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Fra- gen der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4406, Fra- gen 66 und 67): Wie sind, wenn es richtig ist, dass für die Probeöffnung von Einlagerungskammern des Atommülllagers Asse II ein förmliches atomrechtliches Verfahren durchgeführt wird, die Zeitabläufe dieses Genehmigungsverfahrens, und aus welchen Gründen wurde nicht der nach dem Atomgesetz mögliche Weg einer Maßnahme zur Gefahrenabwehr gewählt (bitte mit Angabe, wer in diesem Fall die Entscheidung für das förmli- che Verfahren getroffen hat)? Werden bereits Komponenten des vom Bundesamt für Strahlenschutz vorgelegten Notfallplans für das Atommüll- lager Asse II umgesetzt – gegebenenfalls bitte mit Angabe, welche –, und, wenn nein, aus welchen Gründen wurde mit diesen Maßnahmen noch nicht begonnen? Z 2 fü § S ru d s n d w v d d m c Z d m m d S m m te la ri L tu L e b D fa d F g b A n tu A E s F S k in s h (C (D u Frage 66: Das Bundesamt für Strahlenschutz, BfS, hat am 7. Oktober 2010 beim Niedersächsischen Ministerium r Umwelt und Klimaschutz, NMU, einen Antrag nach 9 Abs. 1 Atomgesetz, AtG, für die Faktenerhebung chritt 1 zum Anbohren von zwei ausgewählten Einlage- ngskammern gestellt. Am 23. Dezember 2010 lagen em NMU die Antragsunterlagen vor. Das NMU hat ich zum Ziel gesetzt, die Genehmigung circa zwei Mo- ate nach Vorliegen der Antragsunterlagen zu beschei- en. Es liegt zurzeit keine Situation vor, die es als unab- eisbar erscheinen lässt, nach Gefahrenabwehrrecht orzugehen, so dass aufgrund der derzeitigen Situation as gesetzlich vorgesehene Genehmigungsverfahren urchgeführt wird. Diese Entscheidung hat das Bundes- inisterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi- herheit getroffen. u Frage 67: Nach Vorlage des Notfallplans im Februar 2010 hat as Bundesamt für Strahlenschutz, BfS, unverzüglich it der Umsetzung von Vorsorge- und Notfallmaßnah- en begonnen. Bereits in der Umsetzung befinden sich ie Rückholung gasbildender und wassergefährdender toffe sowie die Reduzierung des Resthohlraumvolu- ens durch Feststoffversatz als Maßnahmen zur Mini- ierung der Konsequenzen eines auslegungsüberschrei- nden Lösungszutritts. Auch wurden Maßnahmen zur Verbesserung der An- genauslegung durchgeführt. Hierzu gehören die Ein- chtung eines über- und unterirdischen Notfalllagers zur agerung technischer Geräte wie zum Beispiel Rohrlei- ngen und Pumpen für den Fall eines unvorgesehenen ösungszutritts sowie die vertragliche Sicherung einer rhöhten Entsorgungskapazität für eine technisch förder- are Lösungsmenge von nunmehr 500 Kubikmetern. aneben laufen die Auffahrungen von zusätzlichen Not- llspeichervolumen für steigende Lösungsmengen auf er 800-Meter-Sohle. Zur Stützung des Grubengebäudes wurde mit der irstspaltverfüllung als Gefahrenabwehrmaßnahme be- onnen; bisher wurden circa 9 000 Kubikmeter Sorel- eton in die Firstspalten gepumpt. Ebenfalls konnte die Planung der Maßnahmen zur bdichtung potenzieller Wegsamkeiten durch die sali- are Schutzschicht sowie zur Stabilisierung und Abdich- ng der Zugangsbereiche zu den LAW-Kammern, Low ctive Waste, deutsch: schwachaktive Abfälle, und der inlagerungskammern für mittelaktive Abfälle abge- chlossen werden. Schließlich laufen derzeit Planungsarbeiten für den all, dass der Lösungszutritt in das Grubengebäude der chachtanlage Asse II nicht mehr kontrolliert werden ann. Hierzu gehören das Verfüllen der Resthohlräume den Nebenbauen der Einlagerungskammern mit chwachradioaktiven Abfällen, das Verfüllen der Rest- ohlräume in den Einlagerungskammern, das Verfüllen Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 9343 (A) ) )(B) und Abdichten der Tagesschächte sowie die Gegenflu- tung zur Verringerung der Umlösungsprozesse. Anlage 41 Antwort der Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Fra- gen der Abgeordneten Dorothea Steiner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4406, Fragen 68 und 69): Wurden vor dem Hintergrund, dass im Atommülllager Asse II bei Wolfenbüttel in 750 Meter Tiefe erstmals von au- ßen eindringendes Wasser den Weg in eine Lagerkammer mit über 11 000 Atommüllfässern gefunden hat, entsprechende Präventionsmaßnahmen zur Verhinderung des Eintretens von Laugen in die Einlagerungskammern mit höchster Priorität versehen, wurde mit diesen Maßnahmen bereits begonnen und, wenn nein, warum nicht? Was gedenkt die Bundesregierung zur Beschleunigung des stockenden Genehmigungsverfahrens (vergleiche Braun- schweiger Zeitung vom 8. Januar 2011) zum Anbohren der ersten Kammer im Atommülllager Asse II zu tun, welches der Gefahrenabwehr dient und eine wichtige Vorraussetzung für den schnellen Beginn der Rückholung der Fässer darstellt? Zu Frage 68: Vorsorge- und Notfallmaßnahmen zur Minimierung eines auslegungsüberschreitenden Lösungszutritts haben oberste Priorität. Um das Zutreten von Lösungen aus dem umgebenden Gebirge zu verhindern, werden poten- zielle Wegsamkeiten abgedichtet, Resthohlräume aufge- füllt und Kammern mit Sorelbeton stabilisiert, in denen keine radioaktiven Abfälle lagern. Derzeit wird das Resthohlraumvolumen durch Fest- stoffversatz reduziert und bei der Firstspaltverfüllung zur Stützung des Grubengebäudes wurden bereits circa 9 000 Kubikmeter Sorelbeton in die Firstspalten ge- pumpt. Zutrittswässer werden soweit technisch möglich gesammelt, um ein Eindringen in die Einlagerungskam- mern zu verhindern. Die Planung der Maßnahmen zur Abdichtung poten- zieller Wegsamkeiten durch die salinare Schutzschicht sowie zur Stabilisierung und Abdichtung der Zugangs- bereiche zu den LAW-Kammern, Low Active Waste, deutsch: schwachaktive Abfälle, und der Einlagerungs- kammern für mittelradioaktive Abfälle konnte bereits abgeschlossen werden. Dagegen laufen noch die Pla- nungsarbeiten für die Maßnahmen zum Verfüllen der Resthohlräume in den Nebenbauen der Einlagerungs- kammern mit schwachradioaktiven Abfällen, zum Ver- füllen der Resthohlräume in den Einlagerungskammern, zum Verfüllen und Abdichten der Tagesschächte sowie für die Gegenflutung zur Verringerung der Umlösungs- prozesse. Notfall- und Vorsorgemaßnahmen werden so geplant und durchgeführt, dass sie einer Rückholung der radio- aktiven Abfälle möglichst wenig entgegenstehen. Zu Frage 69: Das Bundesamt für Strahlenschutz, BfS, hat am 27. Oktober 2010 beim Niedersächsischen Ministerium für Umwelt und Klimaschutz, NMU, einen Antrag nach § S ru d s n d p v d n c b A d d G Z A v N m E p s e Z G b s s D E ti li (C (D 9 Abs. 1 Atomgesetz, AtG, für die Faktenerhebung chritt 1 zum Anbohren von zwei ausgewählten Einlage- ngskammern gestellt. Am 23. Dezember 2010 lagen em NMU die Antragsunterlagen vor. Das NMU hat ich zum Ziel gesetzt, die Genehmigung circa zwei Mo- ate nach Vorliegen der Antragsunterlagen zu beschei- en. Somit verläuft das Genehmigungsverfahren derzeit lanmäßig. Die für ein atomrechtliches Genehmigungs- erfahren vergleichsweise kurze Bearbeitungszeit zeigt ie Anstrengungen aller Verfahrensbeteiligten, das Ge- ehmigungsverfahren unter Einhaltung der atomrechtli- hen Bestimmungen schnellstmöglich zum Abschluss zu ringen. nlage 42 Antwort er Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Fragen es Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 17/4406, Fragen 70 und 71): Erwartet die Bundesregierung, dass die Erneuerbare-Ener- gien-Ziele der Europäischen Union für 2020 auf der Grund- lage der bestehenden Richtlinie für erneuerbare Energien und der vorliegenden nationalen Aktionsprogramme der Mitglied- staaten erreicht werden, und was spricht aus Sicht der Bun- desregierung dagegen, neben den Energiekonzernen auch die mittelständischen Vertreter der Erneuerbare-Energien-Bran- che zu ihren Energiegesprächen zur europäischen Energie- politik der Bundesregierung ins Bundeskanzleramt einzula- den? Befürwortet die Bundesregierung den Fortbestand des deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetzes auf der Grundlage der bestehenden EU-Richtlinie für erneuerbare Energien, oder unterstützt die Bundesregierung die Pläne der Europäischen Kommission für die Abschaffung der nationalen Fördersys- teme und deren Ersatz durch ein europaweit vereinheitlichtes Fördersystem? u Frage 70: Die von den Mitgliedstaaten vorgelegten Nationalen ktionspläne für erneuerbare Energie sind noch nicht on der Europäischen Kommission ausgewertet worden. ach einer ersten, vorläufigen Abschätzung der Kom- ission kann das EU-Ziel von 20 Prozent erneuerbare nergien im Jahr 2020 erreicht werden. Die Bundesregierung führt zur europäischen Energie- olitik regelmäßig Gespräche mit allen betroffenen Wirt- chaftsbranchen, selbstverständlich auch mit der Erneu- rbare-Energien-Branche. u Frage 71: Die Bundesregierung hält am Erneuerbare-Energien- esetz fest und wird im Rahmen des EEG-Erfahrungs- erichts über seine Weiterentwicklung beraten und ent- cheiden. Die Erneuerbaren-Energien-Richtlinie sieht als In- trument zur Zielerfüllung nationale Fördersysteme vor. er Bundesregierung ist kein aktueller Vorschlag der uropäischen Kommission für eine Abschaffung der na- onalen Fördersysteme durch ein EU-weit vereinheit- chtes Fördersystem bekannt. 9344 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 83. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 (A) (C) (D)(B) V Anlage 43 Antwort der Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Frage der Abgeordneten Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/4406, Frage 72): Inwieweit kann die von der Bundesregierung angedachte Übertragung des Geländes der ehemaligen Heeresversuchs- stelle Kummersdorf in das Nationale Naturerbe sicherstellen, dass das Gelände in seiner Gesamtheit erhalten bleibt, ohne dass der Status des Nationalen Naturerbes eine Nutzung von Teilflächen für erneuerbare Energien verhindert? Die Bundesregierung hat bisher keine Schritte zur Aufnahme der ehemaligen Heeresversuchsstelle Kum- mersdorf in das Nationale Naturerbe ergriffen. Die Lie- genschaft fällt unter das Verwaltungsabkommen zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Brandenburg zur Übertragung der von der Westgruppe der Truppen, WGT, genutzten Liegenschaften auf das Land Brandenburg vom 20. Juni 1994, WGT-Abkom- men. Der Bund, die Bundesanstalt für Immobilienaufga- ben, hat sich mit diesem Abkommen verpflichtet, die Liegenschaft dem Land Brandenburg zu übereignen. Das Land Brandenburg ist im Gegenzug verpflichtet, diese Liegenschaft ohne weitere Bedingungen in ihr Eigentum zu übernehmen. Davon unabhängig gilt, dass auf Flächen des Natio- nalen Naturerbes nicht bzw. – in Ausnahmefällen – nur für einen Übergangszeitraum eine Nutzung möglich ist. Offsetdrucker ertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln , - ei, Bessemerstraße 83–91, 1 Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 7980 83. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 19. Januar 2011 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19 Anlage 20 Anlage 21 Anlage 22 Anlage 23 Anlage 24 Anlage 25 Anlage 26 Anlage 27 Anlage 28 Anlage 29 Anlage 30 Anlage 31 Anlage 32 Anlage 33 Anlage 34 Anlage 35 Anlage 36 Anlage 37 Anlage 38 Anlage 39 Anlage 40 Anlage 41 Anlage 42 Anlage 43
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708300000

Die Sitzung ist eröffnet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich begrüße Sie alle
herzlich zur ersten Plenarsitzung des Bundestages nach
der Weihnachtspause und dem Jahreswechsel.

In den sitzungsfreien Wochen haben die Kolleginnen
Mechthild Dyckmans und Ulrike Flach sowie der Kol-
lege Holger Ortel ihre 60. Geburtstage gefeiert. Dazu
möchte ich im Namen des gesamten Hauses auch auf
diesem Wege noch einmal herzlich gratulieren.


(Beifall)


Die guten Wünsche für das begonnene neue Jahr ha-
ben wir mehrfach in vielfältiger Weise, schriftlich und
mündlich, wechselseitig ausgetauscht. Sie sollten aber
der guten Ordnung halber für das Protokoll ausdrücklich
noch einmal festgehalten werden.

Interfraktionell gibt es eine Vereinbarung, die heutige
Tagesordnung um eine Regierungserklärung der Bun-
desministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Ver-
braucherschutz zu erweitern, die jetzt gleich im An-
schluss als Erstes aufgerufen werden soll. Außerdem ist
vorgesehen, nach der Fragestunde eine von der SPD-
Fraktion verlangte Aktuelle Stunde zum neuen ungari-

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Redet
schen Mediengesetz durchzuführen. Sind Sie mit dieser
Ergänzung der Tagesordnung einverstanden? – Das ist
offensichtlich der Fall. Dann ist das so beschlossen.

Ich rufe den Zusatzpunkt 1 auf:

Abgabe einer Regierungserklärung durch die
Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz

Verbraucher konsequent schützen – Höchst-
maß an Sicherheit für Lebensmittel gewähr-
leisten

Ich mache darauf aufmerksam, dass zu dies
ordnungspunkt je ein Entschließungsantrag
Fraktion und der Fraktion Bündnis 90/Die G
liegt.

(C (D ung 19. Januar 2011 0 Uhr Bevor Sie, Frau Ministerin, mit Ihrer Regierungsrklärung anfangen, brauchen wir auch noch die übliche ereinbarung über die Gesamtdebattenzeit: Vorgeschlaen wird, im Anschluss an die Regierungserklärung eine ebattenzeit von 90 Minuten vorzusehen. Gibt es dazu iderspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist auch das o vereinbart. Ich erteile nun der Bundesministerin das Wort zu ihrer egierungserklärung. Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Landirtschaft und Verbraucherschutz: Vielen herzlichen Dank, Herr Präsident. Auch von einer Seite natürlich ganz persönlich die besten Wünche für ein gutes neues Jahr. Heute sind wir allerdings us einem anderen Anlass hier zusammengetreten, der ider nicht so erfreulich ist. Ich will einen Blick in die Vergangenheit werfen: Fast uf den Tag genau vor zehn Jahren, nämlich am 2. Januar 2001, haben wir in Deutschland ein Bundesinisterium für Verbraucherschutz eingerichtet. Damals atte die BSE-Krise unser Land, aber auch ganz Europa rschüttert. Die Verbraucher waren in Sorge um ihre Ge ext sundheit, und die Landwirte fürchteten um ihre Existenz. Die Politik bekämpfte die Ursachen der Krise und änderte Strukturen: Sie regelte die Bestimmungen für das Tierfutter neu, auf das die Erkrankungen zurückgeführt wurden, und sie verschärfte die Überwachung. Das war die Geburtsstunde des Verbraucherschutzministeriums auf Bundesebene. Heute, zehn Jahre später und nach wechselnder politischer Verantwortlichkeit, sind wir mit einer ähnlichen Situation konfrontiert: Wieder sind die Verbraucher in Sorge um ihre Gesundheit, und die Landwirte fürchten um ihre Existenz. Ursache sind Dioxinfunde in Futtermitteln und danach auch in Lebensmitteln. Ausgangs reinigtes Futterfett eines Unternehmers: völlig unverantwortlich – technische e Industrie bestimmt waren, dem Tierfut. Was nur zur Produktion von Schmierem Tagesder SPD rünen vor punkt war verun Dort wurden – Fette, die für di ter beigemischt Bundesministerin Ilse Aigner )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

mitteln taugt, ist in die Nahrungsmittelkette gelangt. Und
das ist ein echter Skandal!

Dioxin gehört nicht in Futtermittel, und Dioxin gehört
schon gar nicht in Lebensmittel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Beimischung verstößt gegen geltende Gesetze. Ja,
mehr noch: Wir müssen zum gegenwärtigen Zeitpunkt
davon ausgehen, dass hier schlicht unverantwortlich und
mit Vorsatz gehandelt wurde.

Zu den Meldungen in der heutigen Presse, nach denen
die kriminellen Machenschaften vermutlich schon vor
März 2010 längere Zeit praktiziert worden seien, sagte
das federführende Ministerium in Kiel heute Vormittag,
dass derzeit keine neuen Erkenntnisse vorliegen, die eine
solche Annahme bestätigen.


(Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Komisch!)


Ich will den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht
vorgreifen. Aus meiner Sicht besteht aber Grund zur An-
nahme, dass wir es mit einem hohen Maß an krimineller
Energie zu tun haben.

Die Täter waren und sind skrupellos. Eines ist klar
und war auch damals jedem klar, nämlich, dass sich das
belastete Futtermittel mit einer extrem großen Streuwir-
kung über die Republik verteilen würde. Auf dem Höhe-
punkt mussten deshalb in unserem Land 4 760 Höfe vor-
sorglich gesperrt werden, zugunsten des vorsorgenden
Verbraucherschutzes. 931 Höfe sind noch immer ge-
sperrt. Eier, Schweine und Legehennen durften und dür-
fen während der Sperre nicht in die Lebensmittelkette
gelangen. Die Sperre gilt, bis die Unbedenklichkeit fest-
gestellt ist.

Zur nüchternen Bestandsaufnahme gehört aber auch,
dass in einigen Fällen Lebensmittel, die vor der Sperre
erzeugt wurden und vielleicht belastet sein könnten, in
die Ladenregale gelangt sind. So etwas darf nicht passie-
ren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die bisher ermittelten Dioxingehalte bei Eiern und
Fleisch liegen bei einigen wenigen Proben über dem
Grenzwert. Dies stellt nach Einschätzung unserer Exper-
ten zwar keine unmittelbare gesundheitliche Gefährdung
für Verbraucher dar, trotzdem gilt: Dioxin ist ein Um-
weltgift, dessen Eintrag in Lebensmittel, egal woher und
egal in welcher Konzentration, soweit wie möglich be-
grenzt werden muss.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Gerade weil jede zusätzliche Belastung unterbunden
werden muss, sage ich den Verbraucherinnen und Ver-
brauchern: Dieser Skandal wird Konsequenzen haben.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Da sind wir aber gespannt!)


– Darauf können Sie sich verlassen.

(Thomas Oppermann [SPD]: Das haben wir schon öfter gehört!)



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(C (D Meine Damen und Herren, wir wissen, dass wir ein derales System haben. Aber egal wer zuständig ist: ie Verbraucherinnen und Verbraucher wollen Entscheiungen für ein Höchstmaß an Sicherheit bei Lebensmitln. Ich sage ganz klar: Vorsorgender Verbraucherschutz egt im gemeinsamen Interesse aller, vor allem im Intesse der 82 Millionen Verbraucherinnen und Verbrau her in Deutschland. Vorsorgender Verbraucherschutz uss deshalb unser gemeinsames Interesse sein. Dieses emeinsame Interesse muss über allen Einzelinteressen tehen. Die Sicherheit unserer Lebensmittel geht uns alle n. Nach der gestrigen Sitzung mit den Verbraucherund grarministern der Länder kann ich sagen: Wir ziehen n einem Strang und auch in dieselbe Richtung. as hat Kraft gekostet – das ist wohl wahr –, aber wir tehen zusammen. Von dem gestrigen Tag ist ein Signal er Geschlossenheit und der Entschlossenheit ausgeganen. Das ist eine gute Botschaft für die Verbraucherinen und Verbraucher. Vorsorgender Verbraucherschutz muss vor allen wirtchaftlichen Interessen stehen. Der Schutz der Gesundeit hat die höchste Priorität. Das gilt und galt auch bei er Aufarbeitung dieses Falls. as galt und gilt auch weiter bei den Untersuchungen in en noch gesperrten Betrieben. Erst wenn alles unterucht und geklärt ist, dürfen gesperrte Betriebe und den Produkte wieder freigegeben werden. Sicherheit geht or Schnelligkeit. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Und vor Lautstärke, Frau Höhn!)


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Zuruf von der SPD: Merkt man!)


nd Gründlichkeit geht auch vor Schnelligkeit.

Ich habe die Lage von Anfang an ernst genommen.
h habe einen Krisenstab eingerichtet, ein Bürgertelefon

ingerichtet,


(Ulrich Kelber [SPD]: Das ist vermutlich die Politik der ruhigen Hand!)


ich eng mit der EU abgestimmt, mich um die interna-
onalen Märkte gekümmert, und ich habe täglich mit
en Ländern die aktuelle Lage geklärt. Ich habe zudem
arallel an den Konsequenzen gearbeitet, damit sich so
in Fall in Zukunft nicht wiederholt. Das ist ein solides
orgehen, und das ist das Gegenteil von blindem Aktio-
ismus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Aber in Wirklichkeit haben Sie ein Chaos angerichtet! – Thomas Oppermann [SPD]: Vorsicht! – Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Zögern, zaudern, ankündigen!)






Bundesministerin Ilse Aigner


(A) )


)(B)

Ergebnis der soliden Arbeit in meinem Haus ist ein
Aktionsplan für Sicherheit und Transparenz, der die
wichtigsten Maßnahmen bündelt. Er ist umfassend, kon-
kret und konsequent, und er stellt die gesamte Futtermit-
telkette auf den Prüfstand: vom Stall bis auf den Teller.

Wir werden die Zulassungspflicht für Futtermittelbe-
triebe verschärfen. Strenge Auflagen müssen her, und
die Länder müssen diese umfassend und regelmäßig
kontrollieren.

Wir werden die Produktionsströme trennen. Es darf
künftig nicht mehr sein, dass Stoffe für Futter und Stoffe
für die industrielle Produktion in derselben Anlage ver-
arbeitet werden.


(Sonja Steffen [SPD]: Das ist ja alt!)


Wir werden vorschreiben, dass die Futtermittelkom-
ponenten auf die Gesundheit gefährdende Stoffe unter-
sucht werden.

Und schließlich: Alle Prüfungsergebnisse müssen
nicht nur den Futtermittelherstellern mitgeliefert, son-
dern auch den Behörden zur Verfügung gestellt werden.
Als weitere Sicherheitsmaßnahme müssen die Labore
den Behörden Grenzwertüberschreitungen von sich aus
melden.

Die Kontrollen vor Ort müssen funktionieren. Die
Verbraucher müssen sich auch darauf verlassen können.
Deshalb sind Verbesserungen in der Kontrollpraxis für
mich ein elementarer Punkt dieses Aktionsplans.


(Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Hundertprozentige Sicherheit kann es zwar nicht geben.
Aber das Sicherheitsnetz muss so eng geknüpft sein,
dass allein die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden,
abschreckt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nur so können wir für Sicherheit sorgen, Transparenz
schaffen und das Vertrauen der Verbraucher wiederge-
winnen.

Bei allen Vorteilen des Föderalismus: Es kann doch
nicht sein, dass heute zwar die EU die Befugnis hat, in
einzelnen Bundesländern zu prüfen, der Bund aber bis-
her außen vor bleibt. Wir haben gestern beschlossen,
dass wir eine gemeinsame Auditierung der Überwa-
chungsbehörden vornehmen und sich alle zusammen die
Qualität der Kontrollen anschauen. Ich freue mich, dass
wir damit einen Paradigmenwechsel eingeleitet haben.
Das ist ein großer Schritt für die Verbrauchersicherheit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Dann ändern Sie das in konkrete Vorschläge!)


– Ja, in der Tat: Es ist wichtig, dass wir diesen Plan
schnell in die Tat umsetzen. Vieles wird noch in diesem
Jahr geschehen; das kündige ich an.


(Lachen bei der SPD – Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Richtig, Sie kündigen an! Wie immer! – Thomas Oppermann [SPD]: Das ist ja Ihre – U w – is d u d b w D g n g ta d d s b L s d b s w H h u c g (C (D größte Stärke! Da macht Ihnen so schnell keiner etwas vor! – Burkhard Lischka [SPD]: Das können Sie besonders gut!)


Genau, ja. – Ein konkreter Zeitplan liegt vor. Mit Ihrer
nterstützung, der des Parlaments und des Bundesrates,
erden wir diesen Plan umsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja wie Advent – womit wir wieder beim Thema wären! – Gegenruf des Abg. Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Ach, Frau Künast! Sie müssen gerade reden!)


Ich weiß nicht, warum Sie sich immer so aufregen. Es
t in jeder politischen Debatte ein normaler Vorgang,
ass man sich ein Ziel setzt, es ankündigt und dann auch
msetzt. Das machen wir jetzt auch; das ist ganz normal.


(Burkhard Lischka [SPD]: Ja! Aber ihr kündigt schon seit Jahren an! – Ulrich Kelber [SPD]: Und täglich grüßt das Aigner-Tier!)


Übrigens, meine Damen und Herren, setzen wir auf
as, was Deutschland in Branchen wie dem Maschinen-
au und der Automobilindustrie stark gemacht hat: Wir
ollen hohe Qualität gewährleisten.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Sehr gut! – Thomas Oppermann [SPD]: Ja! Aber bitte nicht nur ankündigen!)


as Qualitätssiegel „Made in Germany“ muss auch hier
elten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Am morgigen Tag steht die Eröffnung der Internatio-
alen Grünen Woche auf der Tagesordnung. Die welt-
rößte Ernährungsmesse begrüßt hier in Berlin Hundert-
usende Besucher. Ich werde bei der diesjährigen Messe
en Wert von Lebensmitteln in den Mittelpunkt stellen;
enn es geht um einen verantwortlichen Umgang mit un-
eren Lebensmitteln. Lebensmittel sind Mittel zum Le-
en;


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Toll! Ganz prima! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Ja! So ist es!)


ebensmittel sind keine Industriegüter. Deswegen müs-
en wir hier den Anfang machen. Deswegen müssen hier
ie Anforderungen an die Sicherheit und Qualität ganz
esonders hoch sein.

Wir sind zu besonderer Sorgfalt verpflichtet, und wir
ind zu Transparenz verpflichtet. Der Verbraucher muss
issen und verstehen können, was er isst. Vor diesem
intergrund habe ich die Initiative „Klarheit und Wahr-
eit“ gestartet,


(Ulrich Kelber [SPD]: Ja, ja!)


nd gestern ist eine überarbeitete Fassung des Verbrau-
herinformationsgesetzes in die Ressortabstimmung ge-
angen,


(Sonja Steffen [SPD]: Aha! Und wo ist dafür die Unterstützung in Ihren eigenen Reihen? – Bundesministerin Ilse Aigner )





(A) )

Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN]: Oh! Ganz toll!)

ein Verbraucherinformationsgesetz, das Sie, Frau
Künast, nicht zustande gebracht haben,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war doch wegen der CDU und wegen Ihnen! Sie haben das doch verhindert!)


das von der Großen Koalition umgesetzt wurde


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Weil Sie dann mussten! – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Wer hat denn im Bundesrat Nein dazu gesagt? – Ulrich Kelber [SPD]: Verwässert durch Herrn Bleser!)


und das wir nun im Sinne der Verbraucher noch besser
und verbindlicher gestalten werden. All das gehört zur
umfassenden Verbraucherinformation dazu.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, 5 Millionen
Beschäftigte gibt es in der Land- und Ernährungswirt-
schaft. Wenige Einzelne haben offensichtlich mit hoher
krimineller Energie gehandelt und gegen alle gesetzli-
chen, aber auch moralischen Regeln verstoßen. Es trifft
die ganze Branche und ganz besonders unsere Land-
wirte. Sie sind diejenigen, die von harter und ehrlicher
Arbeit leben. Sie sind unverschuldet Opfer in diesem
ganzen Skandal geworden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Sie haben den Schaden noch vergrößert!)


Auch für sie wollen wir schnell das Vertrauen der Ver-
braucher zurückgewinnen, indem wir an der politischen
Aufarbeitung arbeiten, aber auch, indem wir den Wert
von Lebensmitteln hochhalten.

In diesen Tagen steht die Landwirtschaft besonders
im Fokus der Öffentlichkeit. Ich sehe darin auch eine
Chance für eine breite gesellschaftliche Debatte um die
Rolle der Landwirtschaft. Die Ansprüche und Wünsche
der Verbraucher sollen dabei die Richtschnur sein. Es
geht darum, unterschiedliche Zielvorstellungen mitei-
nander in Einklang zu bringen: das Streben nach Nah-
rungssicherheit, die verstärkte Produktion nachwachsen-
der Rohstoffe und den Schutz unseres Klimas und der
Umwelt. Das sind die großen Zukunftsthemen, die dis-
kutiert werden müssen. Ich habe deshalb einen Prozess
in meinem Haus angestoßen. Am Ende soll eine Charta
für Landwirtschaft und Verbrauchervertrauen stehen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wie die heutige mo-
derne Landwirtschaft funktioniert, weiß in der breiten
Bevölkerung leider eigentlich niemand so recht. Da herr-
schen Vorstellungen von einem Idyll, und da kursieren
allerhand Klischees. Was aber hat die Land- und Ernäh-
rungswirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten nicht
alles geleistet? Jeder achte Arbeitnehmer in Deutschland
arbeitet heute in dieser Branche. Produktivität, Ertrag
und Nachhaltigkeit sind mithilfe moderner Technik
enorm gestiegen. Auch die Verbraucherinnen und Ver-

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(C (D raucher in Deutschland haben davon profitiert. Hier hat ich also viel getan. Übrigens würde heute niemand mehr im Haushalt so rbeiten wie vor 50 Jahren. Niemand nimmt heute noch en Teppichklopfer, wenn der Staubsauger zur Verfüung steht, und die wenigsten brauchen im Garten noch en eigenen Obstbaum, um Marmelade einzumachen. (Burkhard Lischka [SPD]: Jetzt sind Sie aber weit vom Thema weg! Teppichklopfen!)


Landwirtschaft geht nun auch einmal mit der Zeit.
oderne Technik und eine stärkere Spezialisierung ge-

ören auch hier dazu. Der Weg zwischen Acker und Tel-
r ist heute länger: Futterwirtschaft, Landwirtschaft,
erarbeitung und Handel arbeiten in einer Wertschöp-
ngskette. Die Dioxinfunde haben es deutlich gemacht:
llein Futtermittel gehen einen langen und komplizier-
n Weg.

Natürlich wäre es wünschenswert, wenn unsere Land-
irte das Futter wieder mehr auf den eigenen Höfen oder
der eigenen Region produzieren würden; das will ich

uch befördern. So sind Eiweißstrategie und regionale
ertschöpfungsketten in Ordnung, jedoch weiß auch
h: Wir können uns nicht zu 100 Prozent unabhängig
on Zukäufen machen. Deshalb müssen auch diese Pro-
ukte allerhöchsten Sicherheitsmaßstäben gerecht wer-
en und in der Qualität unantastbar sein.

Damit nicht genug: Es ist auch wichtig, dass wir die
gionale Herkunft stärken und „Region“ zur Marke ma-

hen. Deshalb will ich ein regionales Herkunftskennzei-
hen befördern.

Ich will eine unternehmerische bäuerliche Landwirt-
chaft, damit Landwirtschaft bei uns dauerhaft leistungs-
hig sein kann.


(Zuruf von der CDU: Richtig!)


Ich will auch in Zukunft eine flächendeckende Land-
irtschaft. Deshalb wird in Deutschland nur noch die
ewirtschaftung der Fläche gefördert und nicht mehr die
roduktion. Deshalb bekommt nach der jetzt laufenden
mstellungsphase bei den Direktzahlungen ein Betrieb,
er keine Fläche mehr bewirtschaftet und zum Beispiel
usschließlich mästet – auch wenn es Hunderte Tiere
ind –, ab 2013 keinen einzigen Eurocent Förderung
ehr.

Das System verändert sich. Auch sonst hat sich viel
erändert. Auch wenn vieles immer noch fälschlicher-
eise in den Köpfen der Menschen ist: Die Butterberge

ind abgeschmolzen, die Milchseen sind ausgetrocknet,
nd ich bin mir mit dem zuständigen EU-Kommissar
iolos vollkommen einig: Wir setzen auf eine Landwirt-

chaft, die für Mensch, Tier und Umwelt gleichermaßen
erantwortung übernimmt und Wissen und Können mit
icherheit und Qualität zusammenbringt.


(Ulrich Kelber [SPD]: Wenn einem nichts mehr einfällt, muss man die 15 Minuten nicht ausschöpfen!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Landwirtschaft
ehört in die Fläche. Sie schafft dort Arbeitsplätze, sie





Bundesministerin Ilse Aigner


(A) )


)(B)

produziert unser täglich Brot, sie belebt den ländlichen
Raum. Ja, sie gehört in die Mitte der Gesellschaft.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr gut!)


Dafür braucht sie Akzeptanz. Landwirte und Verbrau-
cher sind natürliche Verbündete. Für all das lohnt es sich
zu kämpfen.

Herzlichen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708300100

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen

Dr. Priesmeier für die SPD-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD):
Rede ID: ID1708300200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sehr verehrte Frau Ankündigungsministerin!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/CSU)


„Wir müssen“, „wir wollen“, „wir werden“: Nichts
Neues aus dem Hause Aigner. Wo konkrete Vorschläge
und Maßnahmen gefordert sind, hört man nur wieder un-
verbindliche Phrasen, die uns letztendlich nicht weiter-
bringen. Ich höre Ihre Worte, Frau Ministerin, allein mir
fehlt der Glaube.

Der Markt für Geflügelfleisch ist zusammengebro-
chen, der Markt für Schweinefleisch und für Eier eben-
falls. Die Kosten gehen mittlerweile weit über
300 Millionen Euro hinaus und steigen täglich. Die
Krise hat Folgen über Deutschland hinaus. Der russische
Minister fragt besorgt, warum er seit Tagen keine Ant-
wort aus Berlin auf konkrete Fragen bekommt, und in
den Niederlanden planen die Bauern Protestdemonstra-
tionen.

Die Frage ist: Wer hat das verursacht? Kriminelle Ma-
chenschaften sind sicherlich ein Grund. Ein anderer
Grund ist die hausgemachte Krise bei der Bewältigung
dieser Dioxinkrise.


(Beifall bei der SPD)


Das ist die Folge Ihres persönlichen Führungsstils in Ih-
rem Hause, und das ist die Folge einer fehlenden und un-
zureichenden Lagebeurteilung und vor allen Dingen ei-
ner mangelhaften Kommunikation nach außen in dieser
Krise.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Vertrauen in das System, das bisher selbst unter
dem Minister Seehofer bei dem Gammelfleischskandal
noch leidlich aufrechterhalten werden konnte, haben Sie
gründlich vernichtet.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die deutschen Verbraucher sind zutiefst verunsichert
und fragen sich natürlich: Was gedenken Sie zu tun?

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(C (D Mit Ihren bisherigen Äußerungen und dem, was Sie eute hier vorgetragen haben, haben Sie keinen kontruktiven Beitrag geleistet. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


s hagelt Schlagzeilen wie: „UNGEAIGNERT! Wer
chützt uns Verbraucher vor dieser Ministerin?“ Frau
inisterin, das sind die Folgen Ihres konkreten Han-

elns: Zaudern, zögern, ankündigen. Das ist weiß Gott
eine Strategie. Wo Ruhe, Übersicht und Führungsstärke
efordert sind, haben Sie in den letzten Wochen das kon-
rete Gegenteil abgeliefert.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Erlauben Sie mir einige Worte, auch kritische Worte,
um Ablauf dieses Krisenmanagements. Wir als SPD-
raktion haben bereits am 8. Januar 2011 einen Katalog
it 15 Forderungen vorgelegt,


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wir haben 14!)


m die Konsequenzen aus diesem Skandal zu ziehen. Ich
in nicht in den Urlaub gefahren, sondern habe mir die
ühe gemacht, konkret an diesem Katalog zu arbeiten.


(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh!)


er von Ihnen angekündigte und im Zusammenhang mit
er Bekanntgabe der Ergebnisse der gestrigen Konferenz
eröffentlichte Plan enthält im Wesentlichen 14 dieser
orderungen. Eine ist offengeblieben, nämlich der Infor-
antenschutz.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das haben Sie doch gerade noch kritisiert!)


arüber kann ich mich natürlich freuen. Wir wollen hie-
uf kein Copyright haben.

Wenn es bei diesem Problem um konkretes Handel
nd auch um konkrete Vorschläge geht, stehe ich für den
achverstand meiner Fraktion, der SPD-Bundestagsfrak-
on. Frau Ministerin, Sie haben in Ihrer Pressekonferenz
m letzten Freitag behauptet, dass das, was von der SPD
orgeschlagen wurde, abgeschrieben worden ist. Damit
effen Sie mich persönlich. Das ist eine Unverfroren-
eit. Das muss ich Ihnen deutlich sagen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie Behauptung, dass das, was vorgeschlagen wird, die
PD abgeschrieben habe, haben Sie am letzten Freitag
uf Ihrer Pressekonferenz gemacht. Dies stimmt nicht.

Frau Aigner, die Menschen haben kein Verständnis
ehr für das föderale Kompetenzgerangel, wenn es um
esundheit und Wohlergehen geht. Daher fordere ich
ie auf, bei der Novelle zum Lebensmittel- und Futter-
ittelgesetzbuch endlich einen klaren, konkreten Rah-
en mit gesetzlichen Bestimmungen vorzugeben, die

ie Futtermittel- und Lebensmittelkontrollen dezidiert
geln, entsprechende Quoten vorschreiben, strafbe-
ehrt sind und nach denen die Eigenkontrollen der Be-
iebe in die gesetzlichen Kontrollen mit einbezogen
erden sowie für betriebliche Kontrollen die gleichen





Dr. Wilhelm Priesmeier


(A) )


)(B)

Voraussetzungen wie für staatliche Kontrollen gelten.
Anders kommen wir in dieser Frage nicht weiter.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Egal ob die Bürger in Konstanz, Flensburg, Aachen oder
Görlitz wohnen: Sie haben einen Anspruch darauf. Sie
haben kein Verständnis dafür, dass die erforderlichen
Maßnahmen im föderalen Kompetenzwirrwarr unterge-
hen.

Sie müssen jetzt konkrete Kontrollstandards vorlegen.
Das erwarten wir von Ihnen. Sie müssen das auch durch-
kämpfen. Sie haben ja vorhin gesagt, dass alle an einem
Strick ziehen. Wie das aussieht, wissen wir: Auf der ei-
nen Seite steht die Bundesministerin, auf der anderen
Seite stehen beispielsweise die Landesminister, und ir-
gendwann reißt der Strick. Wir haben das vielfach erlebt.
Sie stehen an demselben Punkt, an dem schon der Kol-
lege Seehofer gestanden hat, und Sie verfangen sich in
denselben Bedingungen.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Der ist jetzt Ministerpräsident! – Andreas Mattfeldt [CDU/ CSU]: Funke musste damals zurücktreten!)


Die Kosten der Kontrollen für dieses System sind
selbstverständlich nicht aus den öffentlichen Kassen,
sondern von den Unternehmen bzw. Betrieben zu bezah-
len.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Bei Funke ist der Strick gerissen!)


Ein Landrat in Niedersachsen hat mir gesagt, dass er in
dem Bereich allenfalls 55 Prozent der Kosten vom Land
ersetzt bekommt. Den Rest tragen die Kommunen. So-
lange sich daran nichts ändert, wird dieses System nicht
funktionsfähig sein. Wir können so auch nicht den Kon-
trollumfang darstellen, der nötig wäre.

Ihre Wettbewerbsidee à la PISA, was die Kontrollen
betrifft, finde ich gut. Mein Vorschlag wäre aber: PISA
für die Regierung, PISA für die Kanzlerin, PISA für die
Minister, vor allen Dingen PISA auch für die Agrarmi-
nisterin.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich glaube, wir würden aus der PISA-Bewertung das Fa-
zit ziehen, dass Sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht
gerade gut aussehen.

Ich wünsche an dieser Stelle vor allen Dingen dem
neuen niedersächsischen Agrarminister Gert Lindemann
viel Erfolg. Gert Lindemann ist ein sach- und fachkom-
petenter Spezialist für den Agrarbereich. Das hat er im-
mer wieder unter Beweis gestellt.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Das stimmt!)


Aus meiner persönlichen beruflichen Erfahrung weiß ich
noch, welche dramatischen Folgen damals die Schwei-
nepestkrise hatte. Er hat maßgeblich dazu beigetragen,
diese Krise und auch die BSE-Krise in den Griff zu be-
kommen, und zwar für Niedersachsen. Den Sachver-
stand hatten Sie bis letztes Jahr in Ihrem Hause. Sie ha-

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(C (D en dem Sachverstand einen Tritt versetzt und Ihren amaligen Staatssekretär vor die Tür gesetzt. Dass es Ihen zum gegenwärtigen Zeitpunkt an Sachverstand fehlt, ätten Sie vielleicht vermeiden können. Dann hätten Sie ielleicht nicht ganz nackt dagestanden, was Vorschläge, lternativen und vor allen Dingen das Krisenmanageent betrifft. Die SPD ist zum Dialog bereit. Es macht keinen Sinn, iesen Konflikt auf der Ebene der Parteien politisch weir eskalieren zu lassen. Denn dafür haben die Bürger ein Verständnis. Wir reichen Ihnen die Hand für konrete Vorschläge. Deshalb bitten wir Sie alle in diesem ause: Stimmen Sie unserem Antrag zu! Das ist der rste Schritt dazu. Vielen Dank. Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Happach asan für die FDP-Fraktion. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708300300


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1708300400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

en Fachverstand von Herrn Priesmeier kennen wir alle.
eider hat er uns davon keine Kostprobe gegeben.
chade eigentlich. Ich finde, er hätte etwas Vernünftiges
agen sollen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Er hat vergessen, was wirklich unser Problem ist: Die
erbraucherinnen und Verbraucher sind verunsichert. Es
t auch unsere Aufgabe – nicht nur die der Wirtschaft,

ondern auch die der Politik –, das verloren gegangene
erbrauchervertrauen wieder zu stärken. Dazu haben Sie
ichts beigetragen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist auch unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass
icht diejenigen die Zeche zahlen, die nicht daran betei-
gt waren, nämlich die kleinen und mittelständischen
ndwirtschaftlichen Betriebe, die jetzt Einnahmever-
ste haben und in ihrer Existenz gefährdet sind. Auch
r die haben Sie absolut nichts getan. Ich finde das

chmählich.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wie wir alle wissen, ist die Qualität unserer Lebens-
ittel hoch. Wenn sie kriminell – wie in diesem Fall –

der fahrlässig gefährdet wird, dann müssen diejenigen
ur Verantwortung gezogen werden, die dafür verant-
ortlich sind. Das sind wir den Verbraucherinnen und
erbrauchern schuldig. Das sind wir aber auch den Un-
rnehmen schuldig, die darunter leiden.





Dr. Christel Happach-Kasan


(A) )


)(B)


(Ulrich Kelber [SPD]: Was ist Ihr konkreter Vorschlag?)


Wir alle sind uns darin einig,


(Ulrich Kelber [SPD]: Konkret!)


dass Dioxine nicht in das Frühstücksei und nicht in das
Kotelett gehören. Wir wissen aber auch, dass es eine la-
tente Umweltbelastung mit Dioxinen gibt und dass des-
wegen das, was die Grünen immer fordern, nämlich
Nulltoleranz, in diesem Fall nicht umzusetzen ist, ob-
wohl es wünschenswert wäre. Ich frage in Richtung der
SPD: Sie haben einmal den Umweltminister gestellt. Er-
innern Sie sich noch? Das ist noch gar nicht so lange her.
Was hat er denn eigentlich gemacht, um die Dioxinbelas-
tung in der Umwelt zu mindern? Wie sah seine Vermei-
dungsstrategie aus? – Es ist so still bei euch. Ich verstehe
das gar nicht.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie sollten mal nachlesen, wenn Sie eine neue Funktion bekommen! Dann wären Sie besser informiert!)


Wir wollen genauso wenig Dioxine in Weiderindern.
Auch deswegen ist eine Strategie zur Vermeidung von
Dioxinen wichtig. Futtermittel sind Lebensmittel für
Tiere. Abfallbeseitigung durch den Tiermagen war und
ist nicht akzeptabel.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Am 21. Dezember waren erstmals erhöhte Dioxin-
werte durch Eigenkontrollen festgestellt worden. Heute,
am 19. Januar, legen wir einen bereits zwischen Bund
und Ländern abgestimmten Aktionsplan vor. Das ist zü-
giges Handeln.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? Sechs Jahre!)


Ich bitte Sie herzlich, liebe Kolleginnen und Kollegen
von der linken Seite, sich im Bundesrat dafür einzuset-
zen, dass der Maßnahmenkatalog, der von Bund und
Ländern erarbeitet wird, umgesetzt wird. Auch Sie sind
hier in der Pflicht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Wir setzen uns vor allem im Bundestag dafür ein!)


Ich finde, es ist nach wie vor ein Skandal, dass wir in
einem hochtechnologisierten Land immer noch nicht
wissen, woher in diesem konkreten Fall die Dioxine
kommen. Nach allen Analysen haben wir ein Dioxin-
muster, das vollkommen unbekannt ist. Das heißt, dass
wir in Dioxinforschung, -vermeidung und -analytik wei-
ter verstärkt investieren müssen. Wir müssen aber auch
zur Kenntnis nehmen und den Verbrauchern bewusst
machen: Das BfR hat festgestellt, dass keine gesundheit-
lichen Beeinträchtigungen durch den Verzehr von belas-
teten Eiern zu erwarten sind.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: So ist es!)


Wir sollten auch darauf hinweisen, dass die Dioxinbelas-
tung seit den 90er-Jahren auf ein Drittel gesunken ist.
Ursache dafür war das konsequente Handeln der letzten
christlich-liberalen Regierung in den 90er-Jahren.


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(C (D (Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach Gott!)


Sie waren nicht dabei, liebe Frau Höhn. Das müssen
ir schlicht und ergreifend feststellen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Opfer des Vertrauensverlustes der Bürgerinnen und
ürger sind die kleinen und mittelständischen Betriebe.
eswegen haben wir als Liberale von Anfang an gefor-
ert, dass alle Betriebe, die mit Futtermitteln handeln,
ine Haftpflichtversicherung haben, die so ausgestaltet
t, dass die Betriebe, die in Not geraten, die entspre-
henden Gelder bekommen; das ist wichtig. Wer ange-
ichts dieser für die kleinen und mittelständischen Be-
iebe existenziellen Krise von einer industrialisierten
andwirtschaft spricht, der verfolgt eindeutig eigene
arteiinteressen und hat nicht das Wohl der Verbrauche-
nnen und Verbraucher sowie der betroffenen Betriebe
Sinn.


(Widerspruch des Abg. Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD] – Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Die FDP ist die einzige Partei, die keine eigenen Parteiinteressen verfolgt!)


Ich weiß gar nicht, warum du zuckst, Wilhelm; du bist
ar nicht gemeint.

Wir müssen dafür sorgen, dass die Betriebe, die unter
er momentanen Krise leiden, ohne dass sie in irgendei-
er Weise schuldig geworden sind, nicht existenziell ge-
hrdet werden.

Blicken wir auf die Dioxinfälle in der Vergangenheit
urück. 1999 ging es in Belgien um Verunreinigungen
urch Transformatoröl. 2003 – daran erinnere ich mich
ut; damit habe ich angefangen – gab es Fälle in Thürin-
en. Frau Ministerin Künast war zwar da, hatte aber
ichts umzusetzen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber sie hat eine Menge gemacht!)


Sie hat nicht mehr gemacht, sondern hat schlicht und
rgreifend andere mehr beschimpft, als Frau Aigner das
emacht hat. Was Sie sagen, Frau Höhn, ist nicht wahr.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Schauen wir uns die Lebensmittelskandale im letzten
ahr an. Damals gab es sieben Tote durch Listerien. Was
aben die Grünen gesagt? Nichts. 2 500 Tonnen dioxin-
elasteter, aber biozertifizierter Mais wurden an Bio-
etriebe geliefert. Was haben die Grünen dazu gesagt?
ichts. Es sieht doch so aus: Ihr sagt prinzipiell nichts;
nd euer Versagen,


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben doch nichts gemacht, Frau HappachKasan! Das ist doch die letzte Verharmlosung!)


sbesondere auf der linken Seite dieses Hauses, ist der
rund, dass sich die Öffentlichkeit sehr viel mehr mit
roblemen beschäftigt, die gar keine sind.





Dr. Christel Happach-Kasan


(A) )


)(B)

Sie verschärfen die GVO-Analytik, statt sich mit Dio-
xinanalytik zu beschäftigen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ah, im Schoß der Gentechnik! – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Klientelpolitik für die Chemieunternehmen, Frau Happach-Kasan, das machen Sie!)


Sie interessieren sich für Pflanzenschutzmittelrück-
stände. Dioxin hingegen steht bei Ihnen überhaupt nicht
auf dem Programm. Sie beschäftigen sich nicht mit der
größten Gefahr für die Verbraucherinnen und Verbrau-
cher.


(Ulrich Kelber [SPD]: Ihnen ist schon klar, dass Sie mit der Opposition reden! – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Herr Präsident, ich kann mein eigenes Wort nicht mehr
verstehen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708300500

Das ist sicherlich richtig. Sie wissen allerdings auch,

dass Ihre Redezeit eigentlich vorbei ist,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


sodass wir vielleicht auf beiden Seiten ein bisschen – –


(Zuruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD])


– Einen Augenblick, bitte.


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1708300600

Ich möchte noch meinen letzten Satz sagen. – Wir als

Politiker sind, auch gegenüber den Verbraucherinnen
und Verbrauchern, gefordert, das Hauptaugenmerk auf
die realen Gefährdungen zu legen. Das sind im Bereich
der Lebensmittelsicherheit zum einen die Dioxine; zum
anderen sind es aber auch bakterielle Verunreinigungen
in größerem Umfang. Das hat das Beispiel aus dem letz-
ten Jahr gezeigt. Wir sollten uns nicht von Skandalen
treiben lassen, sondern von einem selbstbewussten und
verantwortlichen Handeln für die Verbraucherinnen und
Verbraucher.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708300700

Das Wort erhält nun der Kollege Dr. Bartsch für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708300800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau

Aigner, Sie haben in Ihrer Regierungserklärung sehr
viele, sehr wohlfeile Worte gefunden. Klarheit und
Wahrheit, wer kann dem schon widersprechen? Da sind
wir alle sehr dafür. Sie haben das Tempo gelobt. Sie sa-
gen, Sie wollen die Maßnahmen schnell umsetzen.

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(C (D Die Realität ist aber eine andere. Sie mussten sogar zu ieser Regierungserklärung getragen werden. Erst aufrund der Aktuellen Stunde haben Sie sich dazu entchlossen. Das ist schlicht die Wahrheit. (Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Peter Bleser [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht! Das ist doch glatt gelogen!)


ie müssen zum Jagen getragen werden. Sie haben zu-
ächst zögerlich agiert und sind dann in Aktionismus
erfallen. Dann sagen Sie so schöne Sätze wie: Sicher-
eit vor Schnelligkeit. Das ist ganz großes Kino. Das sa-
en auch die Formel-1-Manager nach einem Unfall.
ann wird aber sofort weitergerast. Das ist die Praxis.

Wer ist denn schuld am Dioxinskandal? Da gibt es die
irmen, die sich gegenseitig die Verantwortung zuschie-
en; da gibt es die Kontrollbehörden der einzelnen Län-
er, die die Schuld jeweils in den anderen Ländern su-
hen. Am Ende kommt heraus: Es gibt schwarze Schafe.
as haben Sie hier auch so dargestellt. Es gibt skrupel-
se Täter. Das stimmt, aber das ist nicht die Ursache.
ie Realität sieht anders aus.

Fest steht allerdings eines: Leidtragende sind die Ver-
raucherinnen und Verbraucher sowie die Landwirte in
iesem Land. Auch Ihr Agieren hat das Vertrauen in sau-
ere Lebensmittel erschüttert.


(Beifall bei der LINKEN)


Das Highlight allerdings war Niedersachsen. Hier for-
ert die Bundesministerin personelle Konsequenzen.
iese hat es aber nicht gegeben. Es stellt sich die Frage:
ar die Forderung falsch, oder sind Herr McAllister und

eine Regierung Futtermittelskandalvertuscher?


(Zuruf von der CDU: Das ist unsachlich!)


Das ist ja nur eine Frage. – Frau Merkel musste sich
inschalten, damit CDU-Ministerpräsident McAllister
nd Bundesministerin Aigner mit dem Schwarzer-Peter-
piel aufhören. Das ist die Realität: Machtspiele und
chuldzuweisungen. Die Verbraucherinnen und Ver-
raucher wären froh, wenn die Regierung endlich damit
nfinge, sie konsequent und wirksam vor kriminellen
utterpanschern zu schützen. Vielleicht ist sogar ein ei-
enes Verbraucherschutzministerium sinnvoll.

Wir müssen aber vor allem die eigentlichen Ursachen
enennen. Diese liegen nicht allein in den kriminellen
andlungen. Gründe sind auch der unkontrollierte Welt-

grarmarkt und der gnadenlose Preiskampf, der stattfin-
et. Lebensmittel werden zum Sicherheitsrisiko, wenn
iedriglöhne und global gehandelte Billigrohstoffe den
on angeben. Allein durch mehr Kontrolle und höhere
trafen sind die grundlegenden Ursachen nicht zu be-
ämpfen.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun haben Sie den mit den Landesministerinnen und
andesministern erarbeiteten 14-Punkte-Plan hier vorge-
tellt. Dieser ist durchaus vernünftig.





Dr. Dietmar Bartsch


(A) )


)(B)


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Immerhin!)


Daran haben auch linke Minister aus den Ländern mitge-
arbeitet sowie Grüne und Sozialdemokraten.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Dabei kommt manchmal etwas Gutes heraus. Das ist gar
keine Frage, um Gottes Willen, wenn man auch über De-
tails streiten kann.

Die Linke aber fordert, dass die Bundesregierung
nicht nur die Symptome behandelt, sondern auch die Ur-
sachen bekämpft. Das ist das Entscheidende.


(Beifall bei der LINKEN)


Es sieht doch jetzt so aus, dass eines gilt: Nach dem
Skandal ist vor dem Skandal. Schauen wir einmal zu-
rück. Unter Seehofer gab es den Gammelfleischskandal,
unter Frau Künast gab es BSE,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vorher! – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Frau Künast ist erst Ministerin geworden durch BSE!)


unter Frau Aigner gibt es den Dioxinskandal. Alle Mi-
nisterinnen und Minister haben bessere Kontrollen ver-
sprochen, wie auch Sie heute. Aber alle sind vor der
Nahrungsmittelindustrie eingeknickt. Das ist die Reali-
tät.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Quatsch!)


Die Skandale werden doch durch die Bank zufällig ent-
deckt.


(Beifall bei der LINKEN)


Deswegen sage ich: Legen Sie zügig hier im Hause
Gesetze vor! Es waren die Länder, die gestern bei den
Beratungen durchgesetzt haben, dass schon 2011 etwas
geschieht. Sie hingegen wollten erst 2012 Gesetze vorle-
gen.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Stimmt doch gar nicht!)


Der Druck der Landesminister unterschiedlicher Par-
teien hat dafür gesorgt, dass Sie in diesem Jahr mit der
Arbeit anfangen. Das ist die Realität. Die Verbraucherin-
nen und Verbraucher haben kein Verständnis für das Hin
und Her zwischen Bund und Ländern. Man kann ihnen
ein solches Hin und Her auch nicht zumuten. Sie müssen
von der Ankündigungsministerin zu einer Handlungs-
ministerin werden. Das wäre notwendig.


(Beifall bei der LINKEN)


Damit könnten das Krisenmanagement vom Kopf auf
die Füße und die Verbraucherschutzinteressen wirklich
auf Platz eins gestellt werden. Das wäre nötig. Ich hoffe,
dass wir in diesem Hause darin einig sind.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Peter Bleser ist der nächste Redner für die CDU/ SU-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Jeder gute euerwehrleiter löscht erst das Feuer und spricht dann ber die notwendigen Brandschutzmaßnahmen. So hat uch unsere Ministerin zusammen mit ihren Kolleginnen nd Kollegen aus den Ländern gehandelt: ruhig, entchlossen, zielstrebig. Sie hat als Erstes die Quellen für ie Dioxineinträge verstopft. Sie hat als Zweites die beoffenen Bauernhöfe ermittelt, die das verseuchte Futter rhalten haben konnten. Dann hat sie als Drittes die Leensmittel, die schon auf dem Markt waren, zurückrufen ssen. as war genau die richtige Reihenfolge, um im Interesse er Verbraucher gesundheitliche Gefahren ausschließen u können. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Waren Sie im Urlaub, Herr Bleser, dass Sie überhaupt nichts mitgekriegt haben?)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708300900

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1708301000

(Widerspruch von der SPD)


Weil Frau Ministerin Aigner in der Öffentlichkeit sehr
eschimpft und unter Druck gesetzt worden ist – Sie wa-
n sich nicht zu schade, den Rücktritt der Frau Ministe-
n zu fordern –, will ich ihr ganz formal Lob und Dank
r die Vorgehensweise in dieser Krise aussprechen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


h weiß, dass gerade in den Tagen nach Weihnachten,
ls viele von Ihnen ihren verdienten Urlaub und ihre
reizeit genossen haben, eine ganze Reihe von Mitarbei-
rn in den Untersuchungsämtern in Niedersachsen und
den Ministerien durchgearbeitet haben, um diese
rise in den Griff zu bekommen


(Kerstin Tack [SPD]: Das ist doch ihr Job!)


nd sofort Maßnahmen vorzuschlagen, die wir jetzt zü-
ig umsetzen können, um ein derartiges Geschehen in
er Zukunft zu verhindern.

Ich will aber nicht verschweigen, dass auch der Fut-
rmittelwirtschaft eine große Verantwortung zukommt.


(Zurufe von der SPD: Aha!)


uch sie muss mithelfen, dass möglichst alle erfasst
erden, die durch diese Futterlieferung geschädigt wor-
en sind.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Forderst du jetzt nicht mehr die Selbstverpflichtung der Wirtschaft?)


h sage es ganz offen: Ich bin es langsam leid, dass ei-
ige wenige in einer Branche das ganze Umfeld der
grar- und Ernährungswirtschaft in Verruf bringen. Das
ssen wir uns nicht mehr bieten.





Peter Bleser


(A) )


)(B)


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Dann ändere doch selber etwas daran!)


Das werden wir mit dem 14-Punkte-Plan verhindern.
Alle Punkte, die gestern einvernehmlich mit den Län-
dern festgelegt worden sind, sorgen in voller Schärfe da-
für, dass in Zukunft Derartiges nicht mehr geschieht. Ich
habe mir alle Punkte angesehen. Es sind wesentlich
mehr, als von der Opposition bisher vorgeschlagen wur-
den.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Es sind wesentlich mehr! – Ich war Gott sei Dank
– das gehört auch zum Führungsstil unserer Ministerin –
bei der Erarbeitung der Punkte involviert. Sie hat sehr
engen Kontakt mit den Koalitionsfraktionen gehalten,
um sicherzustellen, dass diese Punkte unser aller Zu-
stimmung finden,


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das musste sie auch! Sie haben doch alles abgelehnt vorher!)


damit sie in den nächsten Monaten möglichst schnell
umgesetzt werden können.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Wer hat denn immer beim VIG auf die Selbstverpflichtung gepocht? Das war doch die CDU!)


Herr Bartsch, es ist in der Tat so – auch wenn es nicht
in meinem Sinne ist –: Alle hier vertretenen Parteien
sind in den Ländern in Verantwortung. Wir werden se-
hen, ob die Länder bei der konkreten Umsetzung auf
ihren Kompetenzen bestehen, ob sie das Audit der Fut-
termittelkontrollen, das der Bund jetzt einführen will,
mittragen, ob sie sich gemeinsamen Standards stellen.
Das werden wir in den nächsten Monaten sehen. Ich bin
sehr hoffnungsvoll, dass der Maßnahmenkatalog, der in
der Kürze der Zeit erstellt worden ist, im Laufe dieses
Jahres in konkretes Regelwerk umgesetzt werden kann.

Meine Damen und Herren, es ist auch richtig, dass
wir darüber hinaus die Verbraucherinformation verbes-
sern wollen.


(Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Und das aus Ihrem Munde, Herr Bleser! – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Peters Märchenstunde!)


Das steht übrigens schon in unserem Koalitionsvertrag.
Auch durch viele öffentliche Erklärungen haben wir un-
sere Forderung dokumentiert: Wir werden in der Novel-
lierung des Verbraucherinformationsgesetzes vorsehen,
dass Gesetzesverstöße – und das sind solche Überschrei-
tungen von Grenzwerten – unverzüglich ins Netz gestellt
werden. Da braucht dann niemand mehr nachzufragen,
ob das der Fall gewesen ist oder nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Des Weiteren werden wir die von Bayern beantragte
Homepage Lebensmittelwarnung.de endlich auf den
Weg bringen. Da waren die Bundesländer jetzt die
Reichsbedenkenträger, die ihre Kompetenzen nicht so
schnell wahrgenommen haben, wie es notwendig gewe-
sen wäre. Auf dieser Homepage werden alle beanstande-

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(C (D n Lebensmittel für jeden nachlesbar sein. Auch das ist eil des Fortschritts, den wir für die nächsten Jahre antreben. Ich will hier aber noch einen anderen Punkt ansprehen, weil gerade dieser Skandal – das ist vorhin schon ehrfach angesprochen worden – wiederum Unschul ige trifft. Die Preise für Schweine und für Eier sind zuammengebrochen. Man fragt sich: Warum musste das ein? Auf der linken Seite des Hauses wird immer wieer die Generalforderung gestellt, möglichst alles mit kologischer Landwirtschaft zu betreiben, denn dort omme das nicht vor. (Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Nein, nein! – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Ist doch gar nicht wahr! – Weiterer Zuruf von der SPD: Blödsinn!)


h sage Ihnen eines: Wir hatten im letzten Jahr auch
ort einen Skandal. Ich erinnere an dioxinverseuchten
ais aus Ungarn, der in ökologisch-landwirtschaftliche
etriebe geliefert worden ist.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann hätten wir vielleicht mal hier erzeugen können! Aber wenn Sie die Förderung zurückfahren, macht das doch keiner mehr!)


Frau Höhn, wir werden uns – jetzt bin ich dankbar,
ass Sie doch noch wach geworden sind –


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vielleicht sollten Sie mal wach werden, Herr Bleser!)


Deutschland und auch in der Welt nicht mehr von ei-
er arbeitsteiligen Landwirtschaft und von einer arbeits-
iligen Produktion in Industrie und Handwerk trennen
önnen. Diese Zeiten sind vorbei; ein Zurück wird es
icht geben.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist genau Ihr Problem!)


b ökologisch oder konventionell, alles muss sicher
ein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ie Verbraucher müssen darauf vertrauen können, dass
ie Lebensmittel, die sie erhalten, absolut in Ordnung
ind. Das werden wir unter anderem mit diesem Maß-
ahmenkatalog sicherstellen.

Es hat mich schon auf die Palme getrieben, dass es
ier Rücktrittsforderungen und eine Skandalisierung des
orfalls – den ich nicht verniedlichen will, ganz im Ge-
enteil – gab. Aber ich will in Erinnerung rufen, dass das
undesinstitut für Risikobewertung erklärt hat, dass von
en hier genannten Überschreitungen beim Dioxingehalt
eine gesundheitlichen Gefahren ausgehen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Keine akute Gesundheitsgefährdung!)


amit will ich nicht beschwichtigen; aber es wäre nicht
otwendig gewesen, durch eine Skandalisierung die
ärkte zusammenbrechen zu lassen.





Peter Bleser


(A) )


)(B)


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Dann kann man das Zögern ja auch verstehen!)


Ich will das noch einmal verdeutlichen: Es wird jetzt
auch in den Medien immer wieder darauf hingewiesen,
dass nur die biologische Landwirtschaft die richtige ist.
Ich selber bin Landwirt und habe überhaupt keine Präfe-
renzen für die eine oder andere Form. Jeder soll die Ni-
sche bedienen, in der er glaubt, seinen wirtschaftlichen
Erfolg erzielen zu können. Wer hier aber ständig den
Eindruck erweckt, dass man mit dieser Form der Land-
bewirtschaftung die Menschheit ernähren kann, der be-
trügt die Leute; er macht den Menschen etwas vor. Nach
Angaben der FAO können über diese Art der Produktion
nur 4 Milliarden Menschen ernährt werden; auf der Erde
leben aber über 6 Milliarden Menschen.

Lassen Sie mich zum Schluss kommen. Wir haben
eine Krise vorgefunden, die durch kriminelle Machen-
schaften verursacht wurde. Es wurde konsequent gehan-
delt, und es wurde sehr schnell ein Maßnahmenkatalog
beschlossen – das ist in dieser Krise ein Glücksfall; sonst
ist so etwas oft nicht möglich; das sage ich ganz offen –,
der eine Form von Lebensmittelsicherheit erwarten lässt,
die auf der ganzen Welt nicht vorzufinden ist. Es besteht
die Möglichkeit, dass wir nach dieser Krise besser daste-
hen als vorher.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708301100

Das Wort zu einer Kurzintervention erhält der Kol-

lege Thomas Oppermann. Bitte schön.


Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1708301200

Herr Kollege Bleser, Sie haben eben ganz stolz darauf

hingewiesen, die Koalition habe den Verbraucherschutz
in den Koalitionsvertrag hineingeschrieben. Da steht in
der Tat etwas davon; aber im Regierungshandeln können
wir nichts davon erkennen.


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: Vollkommener Blödsinn!)


Ich darf da einmal nachfassen. Auch die Ministerin
hat gesagt: Wer die Verbraucher schützen will, wer ver-
hindern will, dass wir Gift im Essen haben, der muss die
kriminellen Machenschaften in der Futtermittelindustrie
und auch in der Lebensmittelindustrie beseitigen. Wer
die kriminelle Energie, die da ganz offenkundig vorhan-
den ist, wirklich bekämpfen will, der muss dann aber
auch wirksame Maßnahmen ergreifen.

Es ist schon schlimm genug, dass wir ein Kontrollsys-
tem haben, das so viele Mängel und Lücken hat, dass wir
derartige Vorgänge nicht feststellen können. Aber noch
schlimmer ist doch, dass Sie, die CDU/CSU-Fraktion,
eine Maßnahme verhindert haben, über die Frau Zypries,
Herr Scholz und Herr Seehofer in der letzten Wahl-
periode schon eine Einigung erzielt hatten. Wir wollten
die Arbeitnehmer in solchen Unternehmen ermutigen,
Meldungen zu machen und zu berichten, wenn in ihrem
Betrieb Gift beigemischt wird, wenn Unzulänglichkeiten

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(C (D orhanden sind. Beim Gammelfleisch war das so, und eim Dioxin ist es jetzt wieder so. In den Unternehmen ab es viele, die das gewusst und gesehen haben. Wir üssen diese Personen ermutigen, Unzulänglichkeiten u melden. Sie haben genau das verhindert. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sagen Sie uns doch, ob Sie mit uns gemeinsam die
histleblower-Regelung in das Gesetz einführen wol-
n, um diejenigen Arbeitnehmer zu schützen, die solche
eldungen machen, damit sie nicht hinterher dafür be-

ahlen müssen.

Gift in Lebensmitteln ist das eine. Das müssen wir
erhindern. Aber die Kompetenz im Ministerium muss
inzukommen. Gift im Essen und Inkompetenz im Ver-
raucherschutzministerium sind die zwei Seiten einer
edaille, Frau Ministerin. Sie müssen die Missstände

ndlich abstellen, indem Sie tatkräftig handeln.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU/ CSU: Schwätzer!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708301300

Herr Bleser, zur Erwiderung.


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1708301400

Herr Kollege Oppermann, ich freue mich, dass Sie

nseren Koalitionsvertrag gelesen haben. Dort steht,
ass wir eine Evaluierung, die wir bei der Verabschie-
ung des VIG, des Verbraucherinformationsgesetzes,
urch die Große Koalition gemeinsam beschlossen ha-
en, in diesem Jahr vornehmen. Es hat entsprechende
utachten gegeben. In Kürze liegen Referentenent-
ürfe, die innerhalb der Regierung abgestimmt werden,
or. Wir werden das VIG im Laufe dieses Jahres entspre-
hend unseren Wünschen ändern.

Außerdem haben Sie angesprochen, dass kriminelle
nergie vorhanden gewesen ist. Ich als Abgeordneter
arf mit aller Vorsicht, was Beschuldigungen angeht, sa-
en: Es gab wohl einen Betrieb, der überhaupt nicht zu-
elassen war, Futtermittel herzustellen, und der infolge-
essen nicht registriert war. So etwas können Sie auch
ann nicht vermeiden. Allerdings müssen wir – das ist
it der Abprobung von Futterzusatzstoffen, bevor sie in

ie Nahrungskette kommen, sichergestellt – die Hürden
rhöhen, um so etwas zu verhindern.

Sie haben verlangt – das ist der Kern Ihrer Botschaft –,
ass wir den Denunziantenschutz in Deutschland einfüh-
n.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Da ist es wieder!)


as bedeutet, dass Mitarbeiter ihren eigenen Betrieb bei
ehörden denunzieren, indem sie entsprechende Ereig-
isse melden.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Schützen ist für Sie Denunziantentum! – Kerstin Tack [SPD]: Sie sollten sich was schämen!)






Peter Bleser


(A) )


)(B)

Ich will Sie über Folgendes in Kenntnis setzen, Herr
Oppermann: Schon jetzt hat jeder Mitarbeiter, der eine
Straftat meldet, Kündigungsschutz. Das wäre im vorlie-
genden Fall so gewesen. Der Mitarbeiter hätte es also
melden können. Das betroffene Unternehmen ist aller-
dings bereits insolvent; insofern hätte er seinen Arbeits-
platz ohnehin verloren.


(Kerstin Tack [SPD]: Sie sollten sich was schämen!)


Das ist aber nicht der Kern meiner Aussage. In keiner
Forderung der SPD-geführten Länder ist ein solcher An-
satz enthalten. Warum wurde er gestern nicht vorgetra-
gen? Diese Frage müssen Sie sich selber beantworten.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1708301500

Nun erhält die Kollegin Bärbel Höhn das Wort für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Nun aber!)



Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708301600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! An-

gesichts des Skandals fragen sich die Menschen: Warum
sind schon wieder Dioxine in Eiern und Fleisch gefun-
den worden? Die Antwort des Bauernverbandes und
auch die Antwort, die wir von Frau Ministerin Aigner
und anderen Politikern bekommen haben, lautet: Das
sind Einzelfälle. Das war ein Krimineller aus Schleswig-
Holstein. Im Übrigen ist alles gar nicht so schlimm; denn
die gefundenen Mengen sind nicht akut gesundheitsge-
fährdend, und nur wenige Proben lagen über dem Grenz-
wert. Eigentlich ist alles gar nicht so schlimm. – Durch
diese Antworten versuchen Sie, den Skandal zu ver-
harmlosen, aber damit kommen Sie nicht mehr durch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Verbraucher wollen mehr Antworten. Die Verbrau-
cher merken, dass etwas anderes dahintersteckt und dass
man viel intensiver diskutieren muss. Deshalb ist es
sinnvoll, hier im Bundestag die Grundsatzfrage zu stel-
len: Welche Landwirtschaft wollen wir in Deutschland?
Das ist die entscheidende Frage, über die wir debattieren
müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Unter Rot-Grün hat Renate Künast nach der BSE-
Krise einen deutlichen Schwenk in der Agrarpolitik ein-
geleitet und klargestellt: Wir brauchen mehr Klasse und
weniger Masse. Die Politik unter Schwarz-Gelb – leider
auch schon vorher unter Seehofer – ist darauf ausgerich-
tet, in Deutschland immer mehr Fleisch zu produzieren,
vor allen Dingen immer mehr Schweinefleisch. Die
ganze Welt soll mit deutschem Schweinefleisch beglückt
werden. Das ist die Politik, die Sie in den letzten fünf
Jahren gemacht haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D eshalb muss man sich nicht über das wundern, was omentan geschieht. Vielmehr muss man sich fragen: as ist die Voraussetzung, wenn man in die ganze Welt chweinefleisch exportieren will? Die Voraussetzung ind möglichst niedrige Schweineund Geflügelfleischreise; (Peter Bleser [CDU/CSU]: Gute Qualität ist auch wichtig!)


enn nur dann lässt sich das Fleisch gut verkaufen.

Eine solche Entwicklung bedeutet Arbeitsteilung. Die
etriebe werden immer größer. In den neuen Bundeslän-
ern gibt es mittlerweile einzelne Betriebe mit Zehntau-
enden von Schweinen. Die Arbeitsteilung ist wichtig,
eil die großen Betriebe das Futter für ihre Tiere nicht
ehr selber anbauen können. Arbeitsteilung heißt: Es

ibt eine Futtermittelwirtschaft. Diese Futtermittelwirt-
chaft handelt an vielen Stellen anonym. Da Futter der
rößte Kostenfaktor ist, wird durch den Wunsch nach

mer mehr Schweine- und Geflügelfleisch auch der
ruck auf den Futtermittelpreis erhöht. Die derzeitige
olitik erhöht also das Risiko, dass im Futtermittelbe-
ich Panscher tätig werden. Mit Ihrer Politik erhöhen
ie das Risiko von Lebensmittelskandalen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


enn man technische Fette, die nur halb so teuer sind, in
as Futtermittel mischt, dann kann man die Konkurrenz
nadenlos unterbieten und fette Gewinne machen. Ge-
au das hat das Unternehmen in Uetersen in Schleswig-
olstein gemacht.

Seehofer hat damals das Signal gegeben: Wir kehren
ur alten Landwirtschaftspolitik zurück; die Förderung
es Ökolandbaus wird zurückgeschraubt. Für die
leischhändler bedeutete das: Wir können weitermachen
ie damals. Der Gammelfleischskandal war eine logi-

che Folge dieser Politik. Deshalb müssen wir zurück zu
iner anderen Landwirtschaftspolitik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ihr Krisenmanagement, Frau Ministerin, ist hart zu
ritisieren. Im Rahmen der vorhandenen Struktur haben
ie sogar richtig gehandelt. Sie haben sich erst gar nicht
licken lassen. Ich habe zwischen Weihnachten und
eujahr wenig von Ihnen gehört. Da haben die Behör-
en in Nordrhein-Westfalen gearbeitet, die Behörden in
iedersachsen weniger.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Das stimmt doch nicht! Die haben Urlaubssperre gehabt!)


ie Behörden in Nordrhein-Westfalen haben die Eier
ntersucht. Erst dann, als wir in Nordrhein-Westfalen
stgestellt hatten: „Die Eierwerte liegen über den
renzwerten“, ist Niedersachsen tätig geworden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as heißt, es ist gut, dass wir in Nordrhein-Westfalen
tzt einen grünen Landwirtschafts- und Verbraucher-

chutzminister haben.


(Zuruf von der FDP: Fehlbesetzung!)






Bärbel Höhn


(A) )


)(B)

Es war natürlich im Sinne des Agrarsystems, dass die
Ministerin gesagt hat: Die Verantwortung liegt bei den
Ländern. Gar nicht so viel darüber reden! Am besten
runterkochen!

Spannend ist, wie Niedersachsen da gehandelt hat.
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Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1708301700
Kein belastetes Schweinefleisch ist
auf dem Markt. – Am nächsten Tag musste er zugeben:
Das war doch der Fall. – Er hat die Ministerin nicht in-
formiert, obwohl er schon mehr wusste.

Spannend ist auch, dass es sich dabei um ein Unter-
nehmen in Damme handelte, ein Unternehmen, das zum
Raiffeisenverband gehört, für das am Ende jemand ver-
antwortlich ist, der Bauernpräsident in Westfalen ist, ei-
ner der höchsten Bauernfunktionäre in Deutschland,
nämlich Herr Möllers. Ich frage mich: Wo sind da die
Äußerungen des Bauernverbands? Auch in Damme ha-
ben Leute offensichtlich kriminell gehandelt; denn sie
haben nicht gesagt, dass sie verseuchtes Futtermittel be-
kommen haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Am Ende, Frau Aigner, haben Sie McAllister eine
Frist gegeben, um personelle Konsequenzen zu ziehen.
Die Frist ist verstrichen. McAllister hat das abtropfen
lassen. Damit haben Sie Ihre Autorität vollkommen ver-
spielt; denn in Zukunft können die Länder sich sagen:
Wenn es Forderungen von der Bundesministerin gibt,
dann machen wir den McAllister, das heißt, wir lassen
das einfach abtropfen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708301800

Frau Höhn.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708301900

Damit haben Sie Ihre Macht vollkommen ausgehöhlt.

Sie sind nicht mehr in der Lage, den Ländern wirklich
Zugeständnisse abzutrotzen und etwas für den Verbrau-
cherschutz zu tun.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708302000

Frau Höhn, Sie müssten schon zum Ende gekommen

sein.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708302100

Ich komme zum Schluss. Letzter Satz. – Frau Minis-

terin, Sie haben gesagt, es gebe seit zehn Jahren das Ver-
braucherschutzministerium. Das war hart erkämpft.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708302200

Frau Höhn.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708302300

Renate Künast war die erste Verbraucherschutzminis-

terin. Handeln Sie endlich als Verbraucherschutzministe-

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(C (D n und nicht als Vertreterin der Futtermittelindustrie und er industriellen Landwirtschaft! (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708302400

Michael Goldmann hat das Wort für die FDP-Frak-

on.


(Beifall bei der FDP)



Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1708302500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

iebe Frau Höhn – seien Sie so nett, mir zuzuhören! –,
amit wir da gar keinen Zweifel aufkommen lassen: Es
t ganz schlimm, was hier passiert ist. Es ist ganz

chlimm für die Bauern. Ich bin bei Bauern gewesen, de-
n Höfe gesperrt sind, die jeden Tag Tausende von Ei-

rn weggeworfen haben. Es ist ganz schlimm für die
auern, die im Moment bei jedem Kilo Schweinefleisch
0, 50, 60 Cent zusetzen müssen und daran pleitegehen.
nd es ist ganz schlimm für die Verbraucher, die total
erunsichert sind, nicht zuletzt durch eine Kampagne,
ie im Zusammenhang mit diesem Skandal läuft und zu
er Sie eben entscheidend beigetragen haben, Frau
öhn.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie haben skizziert, dass diese Branche im Kern ver-
ifft ist. Das ist sie nicht. Diese Branche hat wie alle an-
eren Branchen in unserer Gesellschaft schwarze
chafe.


(Lachen des Abg. Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine Verharmlosung!)


lle anderen in unserer Gesellschaft haben auch mit die-
em Problem zu tun.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist die FDP: Mal so, mal so!)


Frau Künast, das ist nicht ein Problem der Agrarwirt-
chaft oder der Ernährungswirtschaft, das ist ein grund-
ätzliches Problem mangelnder ethischer Verantwortung
bestimmten Bereichen unserer Gesellschaft.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


h bin ein überzeugter Liberaler, aber ich verstehe Libe-
lität nicht so, dass ich in diesem Markt tun und lassen

arf, was ich will, koste es den Verbraucher, was es
olle.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Sie tragen diese Politik mit! Das ist der Punkt!)


Frau Höhn, Sie liegen völlig daneben. In der Sonder-
itzung des Ausschusses am Dienstag hätten Sie der Frau
inisterin die Füße geküsst, wenn sie gesagt hätte:
iese 14 Punkte setzen wir um.





Hans-Michael Goldmann


(A) )


)(B)


(Lachen bei der SPD – Peter Bleser [CDU/ CSU]: Genau so! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wieso denn?)


Da bin ich wirklich sauer auf Sie. Diese 14 Punkte sind
fast identisch mit den 10 Punkten, die unter anderem Ihr
grüner Landwirtschaftsminister aus Nordrhein-West-
falen in die Diskussion gebracht hat.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist denn dann Ihre eigene Arbeit dabei?)


Diese 14 Punkte – das wissen Sie genauso gut wie ich –
sind keine Erfindung der Ministerin, keine Erfindung der
derzeitig amtierenden Landwirtschafts- und Verbrau-
cherschutzminister, sondern sie sind im Grunde genom-
men eine sehr alte Forderung an diesen Bereich.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Sie früher immer verhindert haben!)


Frau Künast, was die Umsetzung angeht, so haben Sie
nicht den Erfolg gehabt, und wir hatten ihn bis jetzt auch
nicht. Jetzt werden wir darangehen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Typischer FDP-Wendehals!)


– Ganz ruhig, Frau Künast! – Wir werden das Punkt für
Punkt abarbeiten


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ihre Landwirtschaftspolitik kostet Arbeitsplätze!)


– langsam, Frau Höhn! –, weil wir Fairness in diesem
Markt wollen, weil wir wollen, dass in diesem Markt die
Machtverhältnisse richtig geordnet werden, weil wir
nicht wollen, dass einige wenige dieses System miss-
brauchen und im Grunde genommen Arbeitsplätze zer-
stören. Ich wundere mich darüber, wie die Linken, die
Sozialdemokraten und andere mit diesem Phänomen
umgehen. Das Problem, das wir haben, kostet jede
Menge Arbeitsplätze.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihre Landwirtschaftspolitik kostet Arbeitsplätze! Exakt!)


Dafür übernehmen wir Verantwortung.

Sie sollten sich einmal die Zeit nehmen, auf folgende
Frage einzugehen – vielleicht tut es auch eine nachfol-
gende Rednerin aus Ihrer Fraktion –: Was stört Sie an
diesen 14 Punkten? Welcher von Ihnen gewünschte
Punkt ist in diesem Papier nicht drin?


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Agrarwende ist nicht drin!)


– Da können Sie ruhig noch weiter dazwischenrufen. Sie
können mir keinen Punkt nennen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch!)


Alle Punkte sind drin. Wir werden sie umsetzen.

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(C (D (Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die werden Sie alle nicht umsetzen!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708302600

Herr Goldmann, möchten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Miersch zulassen?


Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1708302700

Ja bitte, gerne.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708302800

Bitte schön.


Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1708302900

Herr Kollege Goldmann, Sie haben eben gefragt, wel-

he Punkte uns nicht gefallen. Wir müssen nicht darüber
den, wer der Urheber dieser Punkte ist. Als Vorsitzen-

en des Landwirtschaftsausschusses möchte ich Sie den-
och etwas fragen.

Ministerin Aigner hat uns hier und heute erklärt, dass
s wahrscheinlich um vorsätzliches Handeln und um kri-
inelle Energie in der Futtermittelindustrie geht. Es gibt

ugenblicklich einen Vorschlag, der eine Haftpflichtver-
icherung für alle vorsieht. Wir alle, die wir mit diesem
ereich zu tun haben, wissen, dass keine Versicherung
ei Vorsatz eintreten wird. Ich habe bisher von Mitglie-
ern der Koalition und auch von der Frau Ministerin
och kein Wort darüber gehört, wie es den Landwirten,
ie geschädigt wurden, augenblicklich geht. Sie werden
ren Schaden nicht ersetzt bekommen; das ist jedenfalls
eine rechtliche Einschätzung. Wenn sie irgendwann

en Urheber des Schadens nennen können, geht dieser
ahrscheinlich in die Insolvenz.

Müssen wir alle nicht viel ehrlicher mit dem Fakt um-
ehen, dass die Landwirte und die Verbraucherinnen und
erbraucher nach dem derzeitigen Haftungssystem die
ekniffenen sind? Müssen wir nicht zusammen mit dem
auernverband, der ja zum Großteil in den Aufsichtsgre-
ien der Futterindustrie vertreten ist, und mit der Indus-
ie überlegen, wie wir verhindern können, dass das
tzte Glied in der Kette am Ende der Geschädigte ist?
h frage Sie also: Was sind Ihre Rezepte, um dieses Pro-

lem anzupacken?


(Beifall bei der SPD – Peter Bleser [CDU/ CSU]: Gute Frage!)



Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1708303000

Das ist natürlich eine gute Frage. – Herr Kollege, Sie

aren in den Prozess mit eingebunden und haben die
iskussion verfolgt. Lassen Sie mich als Erstes sagen:
h bin Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung,
andwirtschaft und Verbraucherschutz. Wir müssen im
opf behalten, dass es nicht die Landwirtschaft und die
rnährungswirtschaft auf der einen Seite und den Ver-
raucherschutz auf der anderen Seite gibt. Es handelt
ich vielmehr um einen Strang. Wir gehen jetzt daran,
iesen Strang von bösen – von mir aus auch: kriminellen –
lementen zu befreien. Die 14 Punkte sind die Grund-





Hans-Michael Goldmann


(A) )


)(B)

lage, um entsprechende Gesetze und Verordnungen auf
den Weg zu bringen.

Ich gebe Ihnen recht, dass wir über dieses Problem
nicht nur nachdenken müssen, sondern dass wir Lösun-
gen entwickeln müssen, um den Landwirten, deren Be-
triebe völlig schuldlos gesperrt wurden und die vier oder
fünf Tage keine Marktteilnehmer sein durften, zu helfen.
Das ist doch überhaupt keine Frage. Wir können durch-
aus zu einer gemeinsamen Aktion all derjenigen kom-
men, die Sie eben genannt haben. Dazu gehören der
Bauernverband, die großen Futtermittelhersteller und
auch die Politik.

Ich habe an einer Stelle schon angedeutet: Wie wir
den Bauern in der Milchkrise geholfen haben, könnten
wir auch angesichts dieses Problems die Weichen in
Richtung Hilfe für die Betroffenen stellen.


(Zuruf des Abg. Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD])


Wenn Sie bessere Vorschläge haben, dann nehmen wir
sie gerne auf.

Herr Kollege Miersch, lassen Sie mich noch einen
wichtigen Punkt ansprechen. Es bringt nichts, zu sagen,
dieser und jener habe in der Vergangenheit an der einen
oder anderen Stelle Schuld gehabt. Das ist völlig uninte-
ressant. Wir müssen alles unternehmen, damit ein sol-
ches Problem nicht wieder auf uns zukommt und wir
nicht mehr in eine solche schwierige Situation kommen.

Lassen Sie mich anknüpfen an das, was Frau Höhn
vorhin gesagt hat. Frau Höhn, es gibt da ein Problem:
Eier von freilaufenden Hühnern enthalten mehr Dioxin
als Eier von Hühnern aus Gruppenhaltung.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das ist doch eine Frechheit!)


– Nein. Das ist so.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat damit überhaupt nichts zu tun!)


Das Fleisch von freilaufenden Rindern in Niedersachsen
und in Nordrhein-Westfalen enthält mehr Dioxin als das
Fleisch von Tieren aus der Massentierhaltung. Das müs-
sen wir einfach zur Kenntnis nehmen.


(Widerspruch der Abg. Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD])


Liebe Frau Wolff, das ist keine Diskussion über Öko-
system, Regionalsystem und Intensivsystem.


(Zuruf der Abg. Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD])


– Entschuldigen Sie bitte. Ich habe es gut; denn ich
kaufe meine Lebensmittel beim Sozialen Ökohof in Pa-
penburg; das mache ich gerne. Allerdings habe ich auch
die Zeitungen gelesen. Auf der ersten Seite einer großen
Zeitung hatte der größte Marktteilnehmer Anzeigen ge-
schaltet, in denen er garantierte, dass seine Produkte si-
cher sind, weil er alles selbst in der Hand hat und weil er
selbst dafür sorgt, dass dieser Bereich sauber ist.

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(C (D Wir müssen mehrere Dinge miteinander verknüpfen. ir müssen zunächst an die Eigenverantwortung, an die oralische, ethische und soziale Verantwortung der Beiebe appellieren und sie in die Pflicht nehmen. Denn er Drecksack im Markt – so will ich es einmal sagen; ahrscheinlich dürfte ich es nicht so ausdrücken – macht iejenigen kaputt, die ordentlich arbeiten. Das wollen ir nicht. Darin sollten wir uns einig sein. Ich halte nicht sehr viel von den Ausführungen von errn Oppermann. Aber in dem Punkt, den er vorhin anedeutet hat, gebe ich ihm recht: Es muss auch die elbstreinigungskräfte der Branche geben. (Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man muss kontrollieren!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Nein, nicht kontrollieren. Die Betriebe müssen unter-
inander ein Auge darauf haben


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Freiwillige Selbstverpflichtung! QS-Siegel! Das ist ja super!)


Frau Höhn –, dass die Marktteilnehmer sich ordentlich
erhalten. Wenn Sie der Meinung sind, dass man dies
urch Gesetze und Verordnungen erreicht, dann kann ich
ur sagen: Das wird Ihnen nicht glücken.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber mit freiwilligen Selbstverpflichtungen auch nicht!)


s muss das Miteinander aller Betroffenen geben, wenn
ir zu Lösungen kommen wollen.

Jetzt gehen wir daran und setzen diese 14 Punkte um.

Wenn Sie dann noch weitere Punkte haben, bringen
ie die ins parlamentarische Verfahren ein.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben wir gemacht!)


ann gehen wir zu Ihrem Landwirtschaftsminister in
ordrhein-Westfalen und zu dem sozialdemokratischen
Rheinland-Pfalz und sagen: Jungs, kommt in die
ötte. Jetzt machen wir Lebensmittelkontrolle – rück-
ärtsgerichtet und vorwärtsgerichtet! Jetzt veröffentli-

hen wir die Proben, die über dem Grenzwert sind. Jetzt
achen wir etwas beim Strafmaß, um die zu erwischen,

ie in diesem Markt Dinge kaputtmachen.

Lassen Sie uns die Dinge gemeinsam anpacken!


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie werden alles wieder zerreden! Das haben wir doch bisher immer erlebt!)


Nein, Frau Höhn. Dieser Skandal ist nicht der Skandal
er lauten Blubberbotschaften.


(Ulrich Kelber [SPD]: Deswegen dröhnen Sie auch so!)


ieser Skandal muss durch konsequentes Abarbeiten der
4 Forderungen bewältigt werden, die gestern zwischen
und und Ländern vereinbart worden sind.





Hans-Michael Goldmann


(A) )


)(B)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wollen Sie doch eigentlich gar nicht lösen! Das ist der Punkt!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708303100

Als Vertreterin des Bundesrates hat die Staatsministe-

rin Margit Conrad das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1708303200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Zunächst die gute Botschaft. Ja, es ist richtig:
Die Länder haben gestern zusammen mit dem Bund ein
gemeinsames Handlungskonzept auf den Weg gebracht,
das in der Summe – ich sage ausdrücklich, es ist ein Pa-
ket – und nicht in den Einzelbausteinen Veranlassung
gibt, zu sagen: Es bedeutet mehr Sicherheit für Futter-
und damit auch für Lebensmittel. Es ist eine klare An-
sage an die Futtermittelhersteller, dass wir alles tun wer-
den, um kriminelle Machenschaften aufzudecken und
mit höheren Strafen zu sanktionieren. Es ist auch ein Si-
gnal an die Märkte, die ein solches Handeln dringend
brauchen.


(Beifall bei der SPD)


Ich wollte eigentlich wenig zur Vergangenheit sagen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist recht so! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Ein guter Vorsatz!)


– Ja. – Aber man wird auch provoziert, wenn man auf
der Bundesratsbank sitzt.

Eines können Sie hier nicht behaupten: dass diese ent-
scheidende gestrige Agrar- und Verbraucherministerkon-
ferenz auf Initiative des Bundes, der Union oder der FDP
zustande gekommen wäre.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Das wäre Geschichtsklitterung. Aber das brauchen wir
heute gar nicht mehr zu strapazieren. Ich bitte Sie nur:
Rüsten Sie ab! Wenn man Gemeinsamkeit einfordert,
muss man dies auch in der Diktion und im Handeln kon-
kret unterstreichen.


(Beifall bei der SPD)


Ich will etwas zu den Bausteinen der Länder sagen.
Wir Länder wissen sehr wohl, dass wir die Standards für
die Kontrollen verbessern müssen, und wir werden des-
wegen auch länderübergreifend daran arbeiten. Dazu ge-
hört auch, den Rahmenplan für die Futtermittelkontrolle
weiterzuentwickeln. Es gehört auch – das war ein Vor-
schlag, der von uns Ländern kam – eine unabhängige
und transparente Auditierung der Futtermittelkontrolle
dazu. In der Lebensmittelkontrolle haben wir das schon
eingeführt. Wir haben auch beschlossen, dass dazu län-
derübergreifend zusammengesetzte Auditorenteams ein-
gerichtet werden unter – jawohl – Beteiligung des Bun-
des.

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(C (D Frau Aigner, im Übrigen war das für mich überhaupt ein Problem, weil der Bund beteiligt ist und auch in der ergangenheit beteiligt war. Sie können sich nicht hintellen und sagen, dass Sie damit bisher nichts zu tun atten. enn Sie sich das Titelblatt für den „Rahmenplan der ontrollaktivitäten im Futtermittelsektor“ anschauen: a sehen Sie die Überschriften von Ihrem Ministerium, on den zuständigen Bundeseinrichtungen, und Sie seen natürlich auch die Wappen der Länder. Das heißt, ie waren auch bisher an den Vorschriften für die Leensmittelüberwachung beteiligt und haben sie auch ein tück weit mit zu verantworten. Wir haben das desween gemacht, weil wir der Meinung waren, dass sich uch der Bund der Auditierung stellen muss; denn der und ist Teil des Systems und ein Baustein in der Siherheitsund Warenkette. Deswegen gehören Sie dazu. h habe also überhaupt kein Problem damit, dass Sie om Bund dabei sind. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist ja toll! Das ist ja super!)


(Beifall bei der SPD)


ur, wenn Sie sich in der Öffentlichkeit hinstellen und
agen: „Allein die Tatsache, dass der Bund dabei ist,
ürgt schon für Qualität“:


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Auf die richtige Bundesregierung kommt es an!)


ntschuldigen Sie, angesichts des Standards, den wir
eim Krisenmanagement erlebt haben, kann ich das
icht automatisch nachvollziehen. Mehr will ich dazu,
hrlich gesagt, nicht sagen.


(Beifall bei der SPD – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Was werfen Sie denn dem Bund vor?)


Es gehört auch zur Länderzuständigkeit, die Organi-
ation der Strafverfolgungsbehörden zu überprüfen. Wir
aben in Rheinland-Pfalz sehr gute Erfahrungen mit
chwerpunktstaatsanwaltschaften gemacht. Ich denke,
ass wir in den Ländern – ich schaue da auf einige Kol-
ginnen und Kollegen aus den Ländern – hier wirklich
ehr tun können. Es handelt sich um eine sehr spezielle
aterie des Wirtschafts-, also des Fachrechts, die bei

chwerpunktstaatsanwaltschaften besser aufgehoben ist.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Beim Nürburgring beispielsweise!)


Wir wollen auch eine zentrale Lebensmittelwarnplatt-
rm einrichten. Das ist eine Forderung, deren Umset-

ung überfällig ist. Es bedarf einer Realisierung; sie ist
ereits auf den Weg gebracht.

Bessere Rechtsgrundlagen für bessere Kontrolle:
uch das ist notwendig. 10 der 14 Punkte des Maßnah-
enpakets sind federführend, vorrangig oder vor allem

om Bund umzusetzen. Das zeigt, dass Defizite – Sie
ollen das glauben machen – nicht nur bei den Ländern
estehen. Ich will natürlich nicht behaupten, dass bei uns
lles in Ordnung ist. Die 14 Punkte müssen aber ir-





Staatsministerin Margit Conrad (Rheinland-Pfalz)



(A) )


)(B)

gendwo auch in Bundeszuständigkeit angepackt werden,
damit das ganze System verbessert wird.

Dazu gehört auch Folgendes: Wir brauchen neue
Rechtsvorschriften, etwa bessere Zulassungsvorschriften
für die Futtermittelwirtschaft. Wir brauchen Standards
für die innerbetrieblichen Kontrollen und eine Verbesse-
rung der behördlichen Kontrollen. Wir brauchen eine
Wiedereinführung der Meldepflichten. Dazu gehört auch
der Informantenschutz: Wir wollen, dass er nicht nur bei
Erkenntnissen in den Laboren gilt, sondern auch bei Er-
kenntnissen verantwortlicher Mitarbeiter in den einzel-
nen Betrieben; auch diese Erkenntnisse sind in Zukunft
den Behörden zu melden.


(Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: In der Staatskanzlei von RheinlandPfalz brauchen wir das auch!)


Vor diesem Hintergrund und vor dem Hintergrund
dessen, was ich in den letzten Monaten zu diesem Kom-
plex gehört habe, gilt: Wir müssen die Maßnahmen um-
setzen. Das ist der zweite Schritt, der wichtiger ist als
der erste. Ich gebe zu: Auch ich habe einige Zweifel
– aber Sie können sie durch Taten ausräumen –, dass die
Umsetzung zügig erfolgt.

Ich komme zu einem Punkt, der zu Recht in der De-
batte angesprochen worden ist. Herr Goldmann, ich
muss scharfen Widerspruch zu Ihren Äußerungen einle-
gen. Sie passen zur Diskussion: Sie von FDP und Union
wollen immer weismachen, dass es sich hier um den
Einzelfall eines schwarzen Schafes im Futtermittelsektor
gehandelt hat. Wir hangeln uns vom Lebensmittelskan-
dal zum Futtermittelskandal und wieder zurück zum Le-
bensmittelskandal. Wir müssen uns doch fragen: Was an
diesen Skandalen ist ein Stück weit systembedingt?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wollen wir mit der zunehmenden Industrialisierung der
Landwirtschaft so weitermachen? Was ist uns die bäuer-
liche Landwirtschaft noch wert, die jetzt das Opfer ist?
Deswegen hatten wir gestern eigentlich vor – das können
Sie nachlesen –, dass Länder und Bund gemeinsam ein
Konzept auf den Weg bringen, sodass als eine der Kon-
sequenzen aus dem Skandal eine entsprechende Debatte
forciert wird. Union und FDP haben dies gestern ge-
meinsam abgelehnt, nachzulesen in einer Protokollerklä-
rung der SPD-geführten Länder.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Peter Bleser [CDU/CSU]: Wo ist denn der Vorschlag? Sie haben noch keinen einzigen Vorschlag gemacht! Sie fordern nur eine Diskussion! – Gegenruf des Abg. Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch nicht! Das kannst du nachlesen!)


Wir haben dennoch einen wichtigen Aufschlag ge-
macht. Wir alle sind gehalten – jeder und jede in seiner
oder ihrer Verantwortung –, die Maßnahmen konsequent
umzusetzen. Das ist das Signal, das die Verbraucherin-

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(C (D en und Verbraucher, aber auch die Landwirtschaft von ns wollen. Ich denke, wir sollten nach vorne schauen. ir sollten vor allen Dingen nicht in der Ich-Form re en, sondern darüber, was jetzt gemeinsam umzusetzen nd zu tun ist. Vielen Dank. (Anhaltender Beifall bei der SPD – Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708303300

Zu einer Kurzintervention gebe ich dem Kollegen

oldmann das Wort.


Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1708303400

Sehr geehrte Frau Ministerin Conrad, lassen Sie uns

in Wort darüber verlieren, ob das systembedingt ist. Ich
laube, uns allen geht da eine Menge durch den Kopf.
h fand es bei den Ausführungen von Frau Ministerin
igner sehr wohltuend – Sie haben es leider nicht er-
ähnt –, dass sie sehr deutlich darauf hingewiesen hat,
ass wir im Grunde genommen das Gesamtsystem
Landwirtschaft, Ernährungswirtschaft und Verbrau-

herschutz – zukunftsfähig machen müssen. Dazu gehört
r mich ein Mehrsäulensystem. Wenn wir gemeinsam

arüber nachdenken, kommen wir doch zu dem Ergeb-
is, dass die Problematik der Dioxinbelastung von Le-
ensmitteln nichts mit dem System zu tun hat.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es hat mit dem System zu tun!)


ir hatten Skandale mit sehr geringen Mengen im Öko-
ystem. Wir hatten und haben auch im verdichteten Sys-
m Probleme; das ist überhaupt keine Frage.

Ich weiß nicht, ob es zulässig ist, das zu sagen: Es
ibt einen großen deutschen Hersteller in Südoldenburg,
er Anzeigen geschaltet hat – er ist der größte Marktteil-
ehmer –, wonach es dieses Problem in seinem System
icht gibt, weil er sein Futter aus Südamerika holt, weil
r eigene Schiffe hat, weil er einen eigenen Hafenum-
chlagsplatz hat, weil er eigene Lastwagen hat, weil er
ine eigene Futtermittelfirma hat – nebenbei, er hat auch
och eine Arzneimittelfirma – und weil er eigene Ver-
arktungsstränge hat. Er hat die besten und die sichers-
n Produkte, und er hat die größte Nachfrage auf dem
eutschen Markt. Er hat auch zufriedene Kunden.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Und glückliche Hühner!)


Ich warne entschieden davor, den schlimmen Markt-
ilnehmern in diesem Bereich, den kriminellen Elemen-
n, auch noch Rückendeckung zu geben, indem man

agt, dass das systembedingt ist. Nein, das ist kriminell,
as ist ethisch nicht zu verantworten, das ist moralisch
icht zu verantworten, das ist wirtschaftlich nicht zu ver-
ntworten, das ist unter Tierschutzgesichtspunkten nicht
u verantworten, und das hat mit dem System überhaupt
ichts zu tun. Das hat vielmehr etwas mit kriminellen





Hans-Michael Goldmann


(A) )


)(B)

Elementen zu tun, die wir aus dem Markt herausbekom-
men müssen. Lassen Sie uns das gemeinsam angehen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Dann bräuchten wir ja nur einen Staatsanwalt, wenn das stimmen würde!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708303500

Frau Conrad, Sie möchten antworten? – Bitte schön.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1708303600

Sehr verehrter Herr Abgeordneter, bei dem Beispiel,

das Sie angeführt haben, mag das ja funktionieren. Das
ist aber kein typisches Beispiel für die deutsche Land-
wirtschaft heute, und im Übrigen ist das meines Erach-
tens auch kein Beispiel dafür, wie es in Zukunft überall
aussehen sollte. Das ist das Erste.

Das Zweite ist: Ich habe nicht behauptet, dass es sich
hier nicht um kriminelle Täter handelt. Das werden die
Staatsanwaltschaften wahrscheinlich auch herausfinden.
Was wir aber registrieren müssen, ist, dass auf den ein-
zelnen Landwirten, auf den einzelnen Produzenten mitt-
lerweile ein enormer Druck liegt. Wir haben das gerade
erst bei der Diskussion über die Milchpreise erlebt.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Was schlagen Sie vor?)


Mittlerweile verfügt der Einzelhandel über viel Markt-
macht, auch gegenüber den Produzenten. Darüber muss
man doch einmal reden können.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist so pauschal formuliert! Das ist Quatsch!)


Wir wissen, unter welchem finanziellen Druck die ein-
zelnen Betriebe mittlerweile stehen, und wir wissen,
dass immer billiger produziert werden muss. Das bedeu-
tet immer mehr Hochleistung. Das sind regelrecht Hoch-
leistungskühe. Das sind doch keine Legehennen mehr.
Heute braucht man fast Legemaschinen, um auf dem
Markt noch mitmischen zu können.


(Mechthild Heil [CDU/CSU]: Quatsch!)


Hier stoßen wir an Grenzen. Darum geht es uns in der
Debatte. Damit wollen wir nicht davon ablenken, dass es
sich dabei um einen kriminellen Akt handelte, aber wir
wollen in diesem Zusammenhang wenigstens die Frage
stellen, was systembedingt ist. Das ist doch kein Einzel-
fall. Das mag jetzt zwar einer sein, aber morgen passiert
der nächste. Darum geht es. Den Auftakt zu dieser Dis-
kussion wollen wir damit verbinden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Peter Bleser [CDU/CSU]: Sie machen nicht einen Vorschlag!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708303700

Die Kollegin Mechthild Heil hat jetzt das Wort für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Meine sehr verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolle innen und Kollegen! Widmen wir uns doch zunächst inmal den Fakten. Was sind die Tatsachen? Worüber reen wir eigentlich? Dioxine kommen überall in der Nar vor. (Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Jetzt kommt die Verharmlosungsgeschichte!)

Mechthild Heil (CDU):
Rede ID: ID1708303800

ie werden unwillkürlich von Mensch und Tier täglich
ufgenommen. 95 Prozent der Dioxinbelastung kommt
us der Nahrung. Die bedeutendsten Quellen in unserer
ahrung sind Milch und Milchprodukte, mit großem
bstand gefolgt von Fisch und Fleisch. Nur 10 Prozent
achen Hühnereier aus.

Die Dioxinbelastung ist seit Jahrzehnten rückläufig.
eute ist zum Beispiel ein Drittel weniger Dioxin in der
ilch als vor 20 Jahren. Der Grund: Durch moderne Fil-
rsysteme und optimierte Produktionsprozesse gelangt
eniger Dioxin in die Luft, zum Beispiel bei Müllver-
rennungsanlagen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wegen des Aufstands der Bürger für mehr Filter!)


Kilo Müll, im Garten verbrannt, setzt so viel Dioxin
ei wie 10 Tonnen Müll in einer Müllverbrennungsan-
ge.


(Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Was? – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deswegen ist es ja auch verboten!)


Vieles ist in der Vergangenheit getan worden, um die
elastung durch Dioxin zu reduzieren. Manches kann
an aber nicht ändern. Ich komme aus einer Region, de-
n Böden stärker mit Dioxin belastet sind als alle ande-
n Regionen in Deutschland. Grund dafür sind die Vul-

anausbrüche, die sich vor Tausenden von Jahren
reignet haben.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: So ist es!)


ine Nullbelastung ist mit der Natur also nicht zu ma-
hen. Wer das behauptet, meine sehr verehrten Damen
nd Herren von der Linken, der lügt. Deshalb werden
ensch und Tier immer mit Dioxin belastet sein, und sie
erden über die Nahrung immer Dioxine aufnehmen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Richtig!)


icht hinnehmbar ist allerdings, dass wir das unnötig
n, dass unnötig Dioxin in unseren Körper gelangt. Des-
egen müssen wir das, wenn wir es verhindern können,

uch verhindern.

Woher das Dioxin in der Fettsäure von Harles und
entzsch kommt, wissen wir noch nicht. Wir wissen aber,
ohin geliefert wurde. Vor fünf Jahren wäre es noch
icht möglich gewesen, diese Lieferketten so schnell
ufzudecken. Wir wissen auch, dass kriminelle Energie
m Werk war. Man hat, vorsätzlich oder nicht – das wird
ie Staatsanwaltschaft entscheiden –, Fette, die nicht für
ie Fütterung zugelassen sind, ins Futter gemischt. Ein





Mechthild Heil


(A) )


)(B)

einzelner Futtermittelpanscher schädigte Hunderttau-
sende unschuldiger Nutzer.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na super! Verharmlosen und herunterspielen! Das machen Sie immer wieder! Sie sagen ständig: Es war nur ein einzelner Betrieb! Nur nicht die Systemfrage stellen! – Weiterer Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ach was! Da steckte doch System dahinter!)


Bauern und Verbraucher sind die Opfer dieser kriminel-
len Machenschaften eines einzelnen Panschers.

Nun rufen wir alle nach mehr Kontrollen. Kontrollen
sind gut und wichtig.


(Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Kontrollen? Ich denke, die brauchen wir jetzt gar nicht mehr! Oder etwa doch?)


Wir sind dankbar, dass unsere Ministerin Frau Aigner
mit ihrem Aktionsplan die nötigen Voraussetzungen da-
für schafft. Aber Kontrollen allein helfen gegen krimi-
nelle Machenschaften nicht.

In Baden-Württemberg gibt es auf 1 000 Betriebe nur
einen Kontrolleur, in Niedersachsen sind es zwölf. Den-
noch kam es in Niedersachsen zu diesem Skandal. Frau
Conrad, ich finde es sehr mutig, dass Sie hier ans Red-
nerpult treten, obwohl Sie ganz genau wissen müssten,
dass 80 Prozent der Kontrolleure in Rheinland-Pfalz die
Behörden nach ihrer Ausbildung verlassen und in die
Wirtschaft gehen, weil ihnen von der Wirtschaft viel at-
traktivere Angebote gemacht werden. Frau Conrad, Sie
und Ihr Ministerpräsident Beck hatten nun 16 Jahre lang
die Gelegenheit, dies zu ändern. Was haben Sie getan?
Nichts.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Um den Tarifvertrag der Länder auf Bundesebene zu ändern? Frau Heil, wissen Sie eigentlich, worüber Sie reden? Nach einem Jahr im Bundestag müsste man eigentlich wenigstens gewisse Grundkenntnisse des deutschen Rechtssystems haben!)


Gegen kriminelle Energie ist kein Kraut gewachsen.


(Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Das war es dann wohl für die Veterinärämter!)


Wir sind für Kontrollen, wir sind für Eigenkontrollen,
und wir sind für Kontrollen von Staats wegen. Aber wir
wollen keinen Kontrollstaat.

Noch einmal: Bauern und Verbraucher sind die Opfer
der kriminellen Machenschaften eines einzelnen Futter-
mittelpanschers.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach was! Das konnten Sie vor 15 Jahren erzählen! Heute geht das nicht mehr! Am besten essen Sie gleich noch ein Dioxinei, um zu zeigen, wie harmlos das ist! – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: So ein Unsinn! Das glaubt Ihnen doch kein Mensch mehr!)


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(C (D rodukte, die vollkommen unbelastet sind, erleiden eien herben Preisverfall, wirtschaftliche Existenzen sind edroht, Staaten verhängen Importverbote, und der arkt für Schweinefleisch ist komplett zusammengebro hen. Was tun Sie von den Grünen und von der SPD? Sie chüren die Verunsicherung der Verbraucher. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Wir helfen, aufzuklären!)


it Aufklärung und Information geben Sie sich nicht ab.


(Iris Gleicke [SPD]: Leugnen verunsichert!)


Sie sagen nicht, dass Dioxin in Eiern vermehrt im
alle der Freilandhaltung von Hühnern vorkommt. Sie
agen auch nicht, dass bestimmte Fischarten besonders
iel Dioxin einlagern.


(Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Das ist richtig! – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja! Zum Beispiel Ostseefisch!)


ie schüren die Verunsicherung der Verbraucher, und Sie
enutzen die Verbraucher für Ihre eigenen ideologischen
wecke.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Sie verharmlosen kriminelle Machenschaften!)


Das Schlimmste, was Sie tun, ist Folgendes: Sie ma-
hen keinen Unterschied zwischen kriminellen Pan-
chern und Landwirten und auch keinen Unterschied
wischen kriminellen Panschern und Tierhaltern.


(Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Das ist hier doch keine Vorlesung, Frau Kollegin! – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Wie bitte? Unmöglich!)


as ist das, was ich Ihnen vorwerfe:


(Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Wo bleiben Ihre Vorschläge?)


ie werfen die Landwirte und die kriminellen Panscher
einen Sack und schlagen drauf.


(Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: So ein Unsinn! Das ist doch jämmerlich, was Sie da erzählen!)


uf diese Weise versuchen Sie, einen Vorteil für sich he-
uszuholen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Frau Höhn hat bereits darauf hingewiesen, dass Sie
on einer Systemfrage sprechen. Ich zitiere Ihre Kolle-
in Ulrike Höfken; sie ist Wahlkämpferin in Rheinland-
falz, Grüne und stellvertretende Vorsitzende des Aus-
chusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau-
herschutz. Sie sagte:

Die Ursachen für die Verseuchung liegen in der
Struktur und der zunehmenden Industrialisierung
der Landwirtschaft …





Mechthild Heil


(A) )


)(B)


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Da hat sie doch auch recht! Genau das wollen Sie aber nicht wahrhaben!)


Das ist falsch, und es ist gefährlich, so etwas zu sagen.
Die Ursachen liegen in der kriminellen Handlung eines
einzelnen Betriebes.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Das ist eben falsch, liebe Frau Heil! Das ist wohl Frau Heils Märchenstunde!)


– Frau Höhn, es wäre schön, wenn Sie Folgendes bestä-
tigen würden: Die Ursachen haben nicht die Tausende
Landwirte und Bauern zu verantworten, die sich Tag für
Tag um ihre Tiere kümmern und ihr Land bestellen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Bauern sind Opfer Ihrer Politik! Das ist der Punkt! Und immer mehr Bauern merken das! Das ist Ihr Problem! – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Sprache ist eigentlich die logische Aneinanderreihung von Worten! Bei Ihnen ist das anders!)


Zumindest wenn ich die Aussage von Frau Höfken aus
Rheinland-Pfalz beurteile, muss ich feststellen: In
Rheinland-Pfalz sind Grün und Rot nicht zu wählen.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was soll denn das jetzt? Macht das doch in Rheinland-Pfalz aus, aber nicht hier! – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Jetzt bitte eine Zusammenfassung!)


Wir als CDU/CSU spielen konventionell wirtschaf-
tende Betriebe nicht gegen Ökobetriebe aus;


(Ulrich Kelber [SPD]: Oh nein! Nur durch die Kürzung der Fördermittel!)


denn Vielfalt ist uns wichtig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Kriminelle Energie kann jeden Betrieb treffen, und jeden
hat sie schon getroffen. Doch Frau Künast – sie ist leider
nicht mehr hier –


(Ulrich Kelber [SPD]: Frau Künast sucht wahrscheinlich Frau Klöckner!)


hat das wohl vergessen. Sie müsste eigentlich aus Scha-
den klug geworden sein. Auch unter Landwirtschafts-
ministerin Künast gab es Lebensmittelskandale.


(Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Oh ja! Jede Menge!)


Die Methode Bio hat in ihrer Amtszeit ihre Unschuld
verloren.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach was! Quatsch! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: So ist es!)


Abertausende nicht notgeschlachteter Nitrofen-Hühner
wurden ein Beispiel dafür, dass es ohne Kontrollen auch
bei Bioeiern zu einem Lebensmittelskandal kommen
kann.

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(C (D (Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach was! Es war die Methode Bio, die all das erst aufgedeckt hat! Vor allem waren davon doch die konventionellen Betriebe betroffen! Vielleicht informieren Sie sich erst einmal, bevor Sie hier etwas Falsches erzählen!)


ir unterstützen Ökobetriebe genauso wie herkömmlich
irtschaftende Betriebe. Denn überall können Futtermit-
l lange Wege über Händler, Zwischenhändler, Trans-
orteure und Verarbeiter zurücklegen.

Wir, die CDU/CSU, spielen auch keine kleinen Be-
iebe gegen große Betriebe aus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Ihr macht die kleinen gleich platt!)


uch hier schützt die schiere Größe eines Betriebes
icht vor Kriminalität. Die Betriebsgrößen sind sehr un-
rschiedlich; das begrüßen wir. Es ist einfach falsch, zu
ehaupten, dass in größeren Strukturen sicherere Le-
ensmittel produziert werden, Frau Höhn. Sprechen Sie
arüber vielleicht einmal mit einem Betrieb, der über
rößere Strukturen verfügt und Lebensmittel produziert.

Es ist auch erschütternd, zu sehen, dass Sie, Frau
öhn, Ihre Theorien am grünen Tisch entwickeln, und
ei jedem Wort Ihres Vortrags festzustellen, dass Sie von
er Praxis und vom Wirtschaften keine Ahnung haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich glaube, es ist genau umgekehrt!)


rbeitsteiliges Wirtschaften und die Konzentration auf
ine Kernkompetenz sind in der Wirtschaft gang und
äbe, und das sollten wir auch der Landwirtschaft bzw.
en Bauern ermöglichen.


(Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Wann haben Sie das letzte Mal eine Kuh gemolken?)


Wir, die CDU/CSU, wollen erschwingliche Lebens-
ittel, damit sie sich jeder leisten kann. Wir wollen Le-

ensmittel, die sowohl nach den neuesten wissenschaft-
chen als auch den alten erprobten Erkenntnissen
ergestellt sind: mit dem höchsten Stand an Hygiene und
o arm an Schadstoffen, wie es eine moderne Wirtschaft
ur tun kann. Wir müssen weg von der Ideologie und hin
u wissenschaftlich basierten Aussagen. Dass das funk-
oniert, hat unsere Ministerin Ilse Aigner eindrucksvoll
ewiesen.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Ach was! – Zuruf von der CDU/CSU: Jawohl!)


Wir fangen nicht bei null an.


(Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Sie fangen bei minus zehn an!)


eute geht es darum, ein gutes System weiterzuentwi-
keln. Mit dem Aktionsplan der Ministerin Aigner wer-
en wir die Sicherheit bei Futtermitteln – egal welcher
erkunft – erhöhen.





Mechthild Heil


(A) )


)(B)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Beim Phrasenbingo haben Sie auf jeden Fall mal gewonnen!)


Der Verbraucher will Vertrauen in die Unbedenklichkeit
seiner Nahrungsmittel haben können, und das will ich
auch. Wir wollen das Nötige und Mögliche dafür tun.
Wir wollen die Zulassungspflicht anstelle der heutigen
einfachen Registrierungspflicht für Betriebe. Wir wollen
die Anlagen trennen. Da, wo morgens für die Industrie
produziert wird, dürfen nicht nachmittags Lebensmittel
hergestellt werden.


(Ulrich Kelber [SPD]: Wir stellen die Rede von Frau Heil auf unsere Website!)


Wir wollen, dass bei der Lieferung von Futterfetten das
Analyseergebnis direkt mitgeliefert wird. Also: Ohne
Zeugnis darf kein Lkw vom Hof fahren.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708303900

Frau Heil, kommen Sie bitte zum Ende.


Mechthild Heil (CDU):
Rede ID: ID1708304000

Es wäre unehrlich, zu sagen, dass es einen 100-pro-

zentigen Schutz gibt. Wir von der CDU machen verant-
wortliche Politik, wir verharmlosen nicht,


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das ist ganz neu!)


wir spielen aber auch nichts hoch. Wir stehen auf der
Seite der Verbraucher und der Erzeuger der landwirt-
schaftlichen Produkte.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708304100

Das Wort hat Kollegin Karin Binder für die Fraktion

Die Linke.

(Beifall bei der LINKEN)



Karin Binder (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708304200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Seit vier Wochen wissen wir
von diesem Dioxinskandal, und seit vier Wochen befas-
sen wir uns damit. Seit vier Wochen stehen die Verbrau-
cherinnen und Verbraucher aber im Regen. Frau Aigner,
Sie haben die Menschen im Regen stehen lassen. Erst
nachdem die Länder Sie an den Verhandlungstisch genö-
tigt haben, kommt die Sache ins Laufen. Die Kompe-
tenzrangeleien zwischen Bund und Ländern lösen die
Probleme nicht; Verbraucherschutz sieht anders aus.


(Beifall bei der LINKEN)

Der designierte Landwirtschaftsminister von Nieder-

sachsen, Gert Lindemann, schließt eine nochmalige Aus-
weitung dieses Problems nicht aus. Es geht hier definitiv
nicht nur um einzelne schwarze Schafe. Das ist der ei-
gentliche Skandal. Hier läuft etwas grundlegend falsch,
und daran ist die Regierungspolitik zumindest mit
schuld.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D ie Linke fordert deshalb eine schnellstmögliche volltändige Aufklärung der gesamten Vorgänge, weil nur ann die betroffenen Bauern und Betriebe, die an diesem kandal nicht schuld sind, dadurch aber hohe Einnahmeerluste haben, nicht Konkurs anmelden müssen. Wir rauchen eine Entschädigungsregelung für diese Beiebe. ie Politik muss einen Fonds schaffen, weil eine Haftflichtversicherung in diesem Fall nicht zahlen wird. Gesunde Lebensmittel zu bezahlbaren Preisen beommen wir nur durch klare gesetzliche Vorgaben. Die rzeugung unseres Essens vom Acker bis zum Teller der zumindest bis zur Ladentheke muss nachvollziehar sein und nach einheitlichen Regeln überwacht weren. Wir brauchen auch eine neue Denke und eine Vertändigung an der Ladentheke. Sichere Lebensmittel sollen unter fairen Bedingungen rzeugt werden. Die Produzenten müssen vor ruinösen edingungen globalisierter Agrarmärkte geschützt weren. as hat natürlich seinen Preis, Frau Heil. Die Aufgabe er Politik ist es, sicherzustellen, dass unser Essen beahlbar bleibt und alle Menschen es bezahlen können. amit bin ich bei dem Punkt, dass ein menschenwürdies und existenzsicherndes Einkommen die zentrale Voussetzung dafür ist. (Beifall bei der LINKEN – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Hartz IV!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


ie Linke fordert deshalb, dass die Bundesregierung die
rsachen des Dioxinskandals bekämpft und nicht an den
ymptomen herumdoktert.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Dazu gehört erstens: Der Bund muss noch intensiver
nd noch besser mit den Ländern zusammenarbeiten.
er jeweils beste Kontrollstandard und die besten Erfah-
ngen in den Bundesländern sind deutschlandweit zum
aßstab zu machen.


(Beifall bei der LINKEN)


urch die Koordination auf der Bundesebene wird die
erantwortung der Länder selbstverständlich nicht er-
etzt.

Zweitens. Für gesunde und sichere Lebensmittel
rauchen wir eine wirksame Kontrolle in der gesamten
rzeugungskette vom Acker bis zur vorher genannten
adentheke.

Herr Goldmann, ich muss sagen: Ich bin entsetzt. Sie
lauben trotz dieses Skandals und der Probleme, die auf
em Tisch liegen, noch immer an die Eigenkontrollen
er Betriebe und die Selbstheilungskräfte der Branche.
h verstehe das nicht.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Darüber bin ich nicht traurig!)






Karin Binder


(A) )


)(B)

Kontrollen der Betriebe und auch Prüfsysteme wie
das QS-System, das unter anderem für die Prozesszerti-
fizierung notwendig ist, sind nach strengen gesetzlichen
Vorgaben zu regeln. Anders geht es nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Prüfe ich, prüfe ich nicht, was prüft man, wie genau
nimmt man es: Die Antwort auf all diese Fragen darf
nicht dem Gutdünken der Privatwirtschaft überlassen
werden. Deshalb hilft es auch nicht, der Privatwirtschaft
diese Fragen zu stellen, sondern wir hier haben das Pro-
blem durch Vorgaben zu lösen.


(Beifall bei der LINKEN)


Zertifizierer wie die DEKRA müssen Verdachtsfälle
und Grenzüberschreitungen an die Behörden melden.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Betrieben,
die die Behörden auf Missstände aufmerksam machen,
müssen zum Beispiel nach dem Vorbild von Großbritan-
nien als Whistleblower wirksam gesetzlich geschützt
werden.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Gnädige Frau, fahren Sie einmal nach Großbritannien und gucken Sie sich das an! – Gegenruf des Abg. Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben schon gedacht, du seiest krank!)


Drittens. Unser Essen muss sauber bleiben. Die Über-
prüfung jeder Futtercharge auf Schadstoffe vor der Wei-
terverarbeitung kann sofort zur Pflicht gemacht werden.

Viertens. Statt für den Export von Schweinefleisch zu
werben, brauchen wir eine finanzielle Förderung der re-
gionalen Kreisläufe. Dadurch wird eine größere Chance
auf Lebensmittelsicherheit und im Verdachtsfall auf
schnelle Untersuchungsergebnisse eröffnet. Deshalb
müssen wir hier die Entwicklung schneller und sicherer
Nachweismethoden wirklich gezielt fördern.

Fünftens. Das Verbraucherinformationsgesetz –


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708304300

Frau Kollegin.


Karin Binder (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708304400

– ich bin gleich fertig – muss endlich verbessert werden.
Die Erzeugungskette von Lebensmitteln muss auch für
die Kundinnen und Kunden nachvollziehbar sein.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708304500

Frau Kollegin.


Karin Binder (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708304600

Daten der Behörden und Betriebe sind keine Betriebs-

geheimnisse, sondern wichtige Verbraucherinformatio-
nen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708304700

Frau Kollegin, kommen Sie jetzt bitte zum Ende.

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(C (D Jawohl, ich komme zum letzten Satz. – Frau Aigner, ie blockieren seit einem Jahr die Erneuerung und die erbesserung dieses Gesetzes. (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Stimmt alles nicht!)

Karin Binder (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708304800

as fällt Ihnen im Augenblick wirklich auf die Füße.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708304900

Frau Binder.


Karin Binder (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708305000

Wir sind gespannt, wie und wann Sie mit dem Ver-

raucherschutz ernst machen.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Abmahnung!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708305100

Friedrich Ostendorff hat jetzt das Wort für Bünd-

is 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr ge-

hrte Frau Aigner, ja, Sie haben, wenn auch etwas zöger-
ch, mittlerweile viele wichtige Forderungen verkündet
zw. von Ihrem grünen Kollegen Remmel aus Nord-
ein-Westfalen abgeschrieben. Über die Quelle des
ioxins können Sie bis heute aber gar nichts sagen, Frau
igner. Laut Focus hat das Ministerium wesentlich mehr
erunreinigte Futtermittelchargen an die EU gemeldet,
ls Sie uns mitgeteilt haben. Erst hieß es, die Panscherei
abe im November begonnen, dann hieß es: im März.
etzt hören wir: schon lange davor.

In Schleswig-Holstein wurden Giftproben vertauscht.
as Landesamt LAVES in Oldenburg verheimlichte bei
rem Besuch vor Ort die Verstrickung des Raiffeisen-
nternehmens in Damme. Der niedersächsische Staats-

ekretär Ripke hält Sie öffentlich zum Narren. Die Fut-
rmittelwirtschaft – ich glaube, Kollege Bleser, das gilt

uch für Ihre Raiffeisen-Waren-Zentrale Rhein-Main,
eren Aufsichtsratsvorsitzender Sie sind – lässt sich wei-
r bitten, auch wenn sie gerade mit ihrem QS-System
atastrophal gescheitert ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Peter Bleser [CDU/CSU]: Absolut sauber, Herr Kollege!)


Der Skandal wächst Ihnen hoffnungslos über den
opf, Frau Ministerin. Vor allem aber weichen Sie der

ntscheidenden Frage weiter aus. Der eigentlichen poli-
schen Frage sind Sie in den Tagesthemen, im heute-
urnal und auch heute wieder ausgewichen. Sie flüch-
n sich in technische Details, wenn Sie eigentlich die

ntscheidende Frage stellen müssten. Wenn Sie das tun
ürden, hätten Sie aber in Ihren eigenen Reihen die
rößten Probleme. Niemals würden Vertreter des Bau-





Friedrich Ostendorff


(A) )


)(B)

ernverbandes auf der CDU/CSU-Bank zulassen, dass Sie
diese Frage stellen. Zu eng ist Ihre Partei mit der Agrar-
lobby verbandelt und verfilzt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Spätestens mit der Genossenschaft in Damme hat der
Dioxinskandal die Saubermänner in Ihren Reihen er-
wischt, von denen man auch viele auf den Funktionärs-
listen von Raiffeisen, Agravis, Bauernverband und QS
wiederfindet.


(Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört!)


Die entscheidende Frage lautet, ob wir in der Land-
wirtschaft heute mit der Industrialisierung, Exportorien-
tierung und Massentierhaltung, auf deren Verbreitung
Sie von der Regierungsbank und aus der Regierungsko-
alition tagtäglich hinarbeiten, auf dem richtigen Weg
sind oder ob uns nicht erst dieses von der Gier getrie-
bene System der Agrarfabriken in die Sackgasse geführt
hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das ist die entscheidende Frage, Frau Ministerin, zu
der Sie auch heute nichts gesagt haben.


(Mechthild Heil [CDU/CSU]: Unverschämtheit! – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sie sind doch auch kein Wohltäter!)


Die Bürgerinnen und Bürger haben diese Frage bereits
beantwortet. Wer dieser Tage mit den Menschen spricht,
den überrascht das Niveau, auf dem die Verbraucherin-
nen und Verbraucher, die angeblich alles billig wollen,
wie Sie immer sagen, heute diskutieren. Die Verbrauche-
rinnen und Verbraucher sind informiert. Sie glauben das
Märchen von den einzelnen schwarzen Schafen nicht
mehr, Michael Goldmann. Sie glauben, dass die Herde
grundsätzlich schwarz ist, Frau Heil von der CDU/CSU.
Verharmlosung hilft an diesem Punkt nicht mehr weiter.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Verbraucherinnen und Verbraucher sind infor-
miert. Sie sind auf dem Stand der Dinge und sagen ein-
deutig: Dieses System vergiftet unsere Nahrung, macht
uns Konsumenten zur Müllkippe, zerstört unsere Um-
welt und hält das Mitgeschöpf Tier in unerträglichen
Verhältnissen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es degradiert es zum Produktionsfaktor, der mit demsel-
ben Müll gefüttert werden kann wie ein Kraftwerk.
Hauptsache billig: Das ist die Logik der Agrarindustrie.
Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn wir alle
Jahre wieder Lebensmittel als Sondermüll entsorgen
müssen.

„Branche gesund. Produkte gesund“ lautet das zyni-
sche Motto des Bauernverbands auf der Grünen Woche,
die übermorgen beginnt. Das System verrät sich schein-
bar selbst. Gesunde Branche, gesunde Produkte? – Unge-

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(C (D unde Branche, ungesunde Produkte: So ist es, Michael oldmann. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Frau Aigner, Ihr Problem ist, dass Sie auf das falsche
ystem und auf die falschen Leute gesetzt haben. Sie
ssen Ihren Exportstaatssekretär Müller um die Welt
isen, um Deutschland zum Exportweltmeister von Bil-
gfleisch zu machen. Das Geschäft wird mit einer bisher
icht dagewesenen Veranstaltung, der Welt-Schweine-
eisch-Konferenz 2011 in Deutschland, angekurbelt. Ihr
rklärtes Ziel ist die Verdoppelung der Fleischexporte
innen fünf Jahren.

Man fragt sich, ob es ein Ergebnis der Chinareisen
ar, dass jetzt auch noch chinesische Vitaminmischun-
en mit dem verbotenen Antibiotikum Chloramphenicol

Futter gefunden wurden. Zu Ihrer Exportideologie
ehören logischerweise auch massenhafter Sojaimport,
assiver Ausbau der Massentierhaltung und Fleischpro-

uktion auf billigstem Niveau. Dabei entsteht der An-
iz, Futter auf Teufel komm raus billig zu beschaffen,

ei es noch so risikobehaftet. Das ist kein Unfall, son-
ern innere Logik.

Man muss das nicht so machen. Wir verfüttern zu-
ause in unserem Betrieb keines dieser Futtermittel.
Billig und gut passt selten unter einen Hut“ sagt das
atholische Landvolk. Recht hat es!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Haben Sie endlich den Mut, Frau Ministerin, sich ge-
en die Agrarlobby zu stellen! Wahrheit und Klarheit,
rau Ministerin, vertragen sich nicht mit Seilschaften
nd Klüngelei! Knüpfen Sie an die Agrarwende Ihrer
orvorgängerin Frau Ministerin Künast an! Unterstützen
ie die CDU Brandenburg, die eine Wende vollzogen hat
nd für die bäuerliche Landwirtschaft streitet! Die Men-
chen erwarten jetzt die Agrarwende 2.0. Deshalb gehen
ie Menschen am Samstag hier in Berlin am Reichstag
uf die Straße unter dem Motto „Wir haben es satt!“.
ehmen Sie, die schwarz-gelben Lobbyisten, dies bitte
anz persönlich!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708305200

Johannes Singhammer hat jetzt das Wort für die

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1708305300

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Wer Dioxingift in das Futter für Hühner oder
chweine vorsätzlich hineinmischt, gehört eingesperrt.
as wollen die Menschen in Deutschland. Was die Men-

chen in Deutschland nicht wollen, ist, dass der Skandal
erharmlost oder kleingeredet wird





Johannes Singhammer


(A) )


)(B)


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat Ihre Kollegin Heil getan!)


und dass Parteien übereinander herfallen. Herr Ostendorff,
die Menschen in Deutschland wollen vor allem nicht,
dass mit der tiefen Verunsicherung und den Ängsten
Wahlkampf betrieben wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihr wollt nur nichts ändern! – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Frau Heil!)


Herr Ostendorff, Sie sind nur der Stellvertreter von
Frau Künast, der sich zu Wort meldet. Frau Künast ist
leider nicht mehr da,


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich bin der landwirtschaftspolitische Sprecher!)


obwohl sie in der Öffentlichkeit das große Wort geführt
hat. Deshalb muss ich auf sie eingehen. Frau Künast hat
eine gewisse Skandalerfahrung; denn mindestens zwei
Dioxinskandale haben ihren Weg als Ministerin gepflas-
tert. Wir brauchen schärfere Kontrollen für Futtermittel
und Lebensmittel. Dafür soll die Zuständigkeit des Bun-
des gestärkt werden. – Von wem stammt dieses Zitat?
Wann sind diese Forderungen erhoben worden? Dieses
Zitat stammt aus der Welt am Sonntag von 2002 – das
war also vor rund neun Jahren – und wird der damaligen
Bundesministerin Künast zugeschrieben. Wer die jetzige
Agrarministerin kritisiert, weil sie das tut, was Frau
Künast selber nie geschafft hat – sie ist nie über Ankün-
digungen hinausgekommen; sie hat sich als die Heilige
Johanna der Dioxinbekämpfung aufgespielt und endete
dann als Trümmerfrau der Schadensbegrenzung –, sollte
ruhiger sein und diese Debatte verfolgen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was hat Frau Aigner denn erreicht? Nichts! Keine zusätzlichen Kontrollen!)


Ministerin Aigner hat nicht nur ein 10-Punkte-Ak-
tionsprogramm aufgelegt, sondern hat gestern auch mit
den Bundesländern 14 entscheidende Schritte für mehr
Lebensmittelsicherheit vereinbart. Nur eine von vielen
neuen Regelungen ist: Die Länder treten in einen vom
Bund koordinierten Qualitätswettbewerb ein. – Das ist
ein ganz entscheidender Fortschritt. Dafür sage ich unse-
rer Ministerin herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Freiwillige Selbstverpflichtung der Länder! Super!)


Herr Ostendorff, es gibt eine große Zahl von Opfern
dieses Skandals. Da sind zunächst Millionen Verbrau-
cherinnen und Verbraucher, deren Vertrauen in die Un-
bedenklichkeit von Eiern oder Schweinefleischproduk-
ten erschüttert worden ist. Ebenso Opfer sind mehrere
Zehntausende landwirtschaftliche Betriebe, Bauern und
ihre Familien, deren Höfe gesperrt worden sind

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(C (D (Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Durch Ihre Politik sind die Opfer geworden!)


nd die deshalb nichts verdienen können, obwohl sie da-
r keine Verantwortung tragen. Wer jetzt versucht, Bau-

rn aufgrund bestimmter Produktionsbedingungen in die
ähe des Generalverdachts einer Mitschuld zu schieben,


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das machen Sie doch!)


er handelt in einem außerordentlichen Maße infam.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Gruppen von Opfern und Geschädigten gegeneinan-
er auszuspielen – seien sie Verbraucher oder bäuerliche
rzeuger –, ist schlimm; aber Bauern, die jetzt mit ihren
amilien um ihre Existenz bangen müssen, weil sie ihre
ier oder Hühner nicht verkaufen dürfen oder weil sie
ar keinen Käufer mehr finden


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann machen Sie doch eine andere Agrarpolitik!)


hören Sie genau zu –, auch noch mit hämischen Mit-
chuldvorwürfen zu begegnen, das muss ein Ende haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann machen Sie doch eine andere Agrarpolitik, damit die Bauern keine Opfer mehr sind und produzieren können!)


Nachhaltiges Wirtschaften ohne Schielen auf den
chnellen Euro wird nirgendwo anders so konsequent
urchgeführt wie bei Familienbetrieben, die in Genera-
onenfolge Bauernhöfe bewirtschaften und die aus die-
em Grund das größte Interesse daran haben, dass die
achfolgende Generation auf Böden wirtschaften kann,
ie in Ordnung sind.


(Beifall bei der CDU/CSU – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nach sieben Generationen bei mir zu Hause! – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deshalb wählen die zunehmend nicht mehr die CDU/CSU! Genau die Bauern verlieren Sie doch!)


Wir ziehen Konsequenzen nach dem Grundsatz „Ta-
n statt Worte“, und das in Gemeinsamkeit mit den Län-
ern. Unser Ziel – und das ist schwierig genug – heißt:
ertrauen bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern
urückgewinnen. Das wird ein langer Weg werden.

Ein chinesisches Sprichwort lautet: Ein langer Marsch
eginnt mit dem ersten Schritt. Die Bundesministerin hat
estern gemeinsam mit den Ländern 14 Schritte unter-
ommen, die ab sofort gelten. Unser gemeinsames Ziel
uss es sein, dabei mitzuhelfen, damit diese Schritte ge-
ngen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir werden sehen, ob sie die auch umsetzt!)







(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708305400

Für die SPD-Fraktion spricht der Kollege Ulrich

Kelber.


(Beifall bei der SPD)



Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1708305500

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Löse das Problem, nicht die Schuldfrage – diese
Lebensweisheit hat uns am vergangenen Montag die
heute wieder nicht anwesende zuständige Staatssekretä-
rin aus dem Verbraucherschutzministerium mit auf den
Weg gegeben. Das kam mir ein wenig so vor wie ein
versteckter Vorwurf an die eigene Chefin.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wahlkampf!)


Seit drei Wochen ist Bundesministerin Aigner vor al-
lem um den Selbstschutz bemüht. Da werden Ultimaten
an die eigenen Parteifreunde gestellt und wieder zurück-
gezogen; da werden Vorwürfe an die Opposition erfunden
und konstruiert und ein künstlicher Streit um Bundes-
kompetenz ausgetragen, statt sich um die Maßnahmen zu
kümmern, mit denen man im eigenen Zuständigkeitsbe-
reich sofort beginnen könnte.


(Beifall bei der SPD)


Dabei geht es um eine einfache Sache, nämlich weg
von Ankündigungen und hin zu Maßnahmen zu kom-
men, um Vertrauen in Lebensmittel und in die staatliche
Lebensmittelkontrolle zurückzugewinnen. Dafür ist der
Vorschlag der Verbraucherministerkonferenz von ges-
tern durchaus eine geeignete Grundlage.

Entscheidend aber ist, dass der Katalog diesmal um-
gesetzt werden muss. Ich kann mich noch an den letzten
Katalog, den Seehofer-Katalog beim Gammelfleisch-
skandal, erinnern, den wir alle mit viel Elan angegangen
sind. Im Laufe der Zeit wurde Maßnahme um Maß-
nahme verwässert, gestoppt und denunziert. Deswegen
muss es diesmal eine vollinhaltliche Umsetzung des Ka-
talogs geben, nicht nur der Überschriften.

Frau Aigner, dies wäre für Sie doch die Gelegenheit,
den Vorwurf der Ankündigungsministerin zu widerle-
gen, indem Sie die Maßnahmen schnell umsetzen und
nicht verwässern lassen.

Es gibt in der Politik kein Urheberrecht, und das ist
auch gut so. Für eine Opposition, die nicht allein handeln
kann, ist es das größte Lob, wenn ihre Vorschläge von ei-
ner Regierung übernommen werden. Deshalb freuen wir
uns in der SPD natürlich, dass von den 15 Maßnahmen,
die wir vor zehn Tagen präsentiert und vor acht Tagen im
Ausschuss vorgelegt haben, lieber Peter Bleser von der
CDU/CSU, sich jetzt 14 Maßnahmen im Beschluss der
Verbraucherministerkonferenz wiederfinden. Das muss
man einmal aussprechen, nachdem vorhin etwas anderes
gesagt wurde. Das ist wichtig. Sonst hätte ich hierzu
nichts gesagt.

Als wir unsere Vorschläge vor zehn Tagen, zwei Tage
vor der Ausschusssitzung, vorgelegt hatten, war Ministe-

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(C (D n Aigner noch der Meinung, eine Selbstverpflichtung er Futtermittelindustrie reiche aus. (Peter Bleser [CDU/CSU]: Überhaupt nicht wahr!)


m Tag der Ausschusssitzung gab es bereits ein Fünf-
aßnahmen-Paket. Das ist acht Tage her. Vor fünf Ta-

en gab es schließlich ein 10-Punkte-Programm; und seit
estern sind es 14 Maßnahmen. Wir freuen uns über die
eschwindigkeit, und wir würden uns natürlich auch
euen, wenn auch der 15. Punkt, der Informantenschutz
ich komme gleich dazu –, genauso akzeptiert würde
nd in dieser Beziehung so dazu gelernt würde wie in
en letzten Tagen bei den anderen Maßnahmen.


(Beifall bei der SPD)


Die entscheidende Frage, weswegen wir heute die Re-
ierungserklärung eingefordert hatten, ist bis jetzt nicht
eantwortet worden; das kann aber eventuell der Kollege
olzenkamp noch machen. Es handelt sich um die
rage, ob die Regierungskoalition von CDU/CSU und
DP eigentlich bereit ist, das 14-Punkte-Programm der
erbraucherministerkonferenz inhaltlich umzusetzen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist eine idiotische Frage!)


Nein, das ist keine idiotische Frage. – Wir gehen das
inmal Punkt für Punkt durch.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das habe ich doch gesagt! Punkt für Punkt arbeiten wir das ab!)


Am Dienstag vor acht Tagen hat die SPD im Aus-
chuss die Ministerin Punkt für Punkt zu dem Pro-
ramm befragt. Bei einigen Punkten hat sie gesagt, sie
üsse noch nachhorchen, andere Punkte hat sie in den

4-Punkte-Plan übernommen. Als es um die Verschär-
ng des Verbraucherinformationsgesetzes ging, also

en Zwang zur Veröffentlichung der Namen, war die
DP dagegen. Als es um die Beprobung jeder Charge
ing, haben sich die Kollegen der CDU/CSU dagegen
usgesprochen.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Stimmt doch gar nicht!)


ls es um die Meldepflicht für die Labore bei Grenzwert-
berschreitungen ging, sind Zwischenrufe aus der CDU/
SU gekommen, das sei ein Bruch des Vertrauens zwi-

chen Auftraggeber und Auftragnehmer.


(Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Hört! Hört! Das ist eure Politik! Heute so und morgen so!)


ir sind gespannt, ob Sie hier diesen Maßnahmen zu-
timmen. Wir stellen diese Maßnahmen gleich erneut zur
bstimmung. Dann besteht die Chance, Farbe zu beken-
en, anstatt nur Ankündigungen zu machen.


(Beifall bei der SPD)


Frau Ministerin Aigner, im Ausschuss haben Sie mir
orgeworfen, ich würde Sie zu den einzelnen Maßnah-
en nur fragen, um eine Liste zu machen, bei der ich

päter abhaken könnte, wo Sie etwas angekündigt, aber





Ulrich Kelber


(A) )


)(B)

nicht geliefert haben. Ich würde viel lieber Häkchen bei
den Punkten machen, wo Sie angekündigt und geliefert
haben.


(Beifall bei der SPD)


Nur, meine Aufgabe als Oppositionspolitiker ist doch
auch, zu benennen, wenn Sie angekündigt, aber nicht ge-
handelt haben.

Ich komme zu dem letzten Punkt, dem Informanten-
schutz, dem einzigen der 15 Punkte, den die SPD bisher
nicht hat durchsetzen können. Fast alle Futtermittel- und
Lebensmittelskandale der letzten Jahre sind durch mu-
tige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aufgedeckt
worden, die sich an die Öffentlichkeit gewandt und vor
solchen Straftaten gewarnt haben.


(Zuruf von der FDP: Stimmt doch gar nicht!)


Herr Singhammer, Sie sind von der CSU aus München.
Herr Seehofer hat in München eine Medaille an den
Lkw-Fahrer vergeben, der sich an die Behörden gewandt
und gesagt hatte, er werde gezwungen, Gammelfleisch
zur Lebensmittelverarbeitung zu fahren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das ist ja auch richtig!)


In Deutschland müssen diese mutigen Arbeitnehme-
rinnen und Arbeitnehmer immer noch befürchten, wenn
sie an den falschen Richter geraten, dass sie wegen Stö-
rung des Betriebsfriedens entlassen werden, obwohl sie
versucht haben, die Öffentlichkeit zu schützen. Dass
Herr Bleser, der erst den 10-Punkte-Katalog von Herrn
Seehofer, in dem der Informantenschutz stand, gefeiert
hat, dann in den Verhandlungen in der Großen Koalition
– ich war sein Gegenüber – diesen verhindert hat und
mutige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Un-
schuldige schützen wollen, in seiner Wortwahl mit De-
nunzianten vergleicht, die Unschuldige an ein Unrechts-
regime ausliefern wollen, ist eine Unverschämtheit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dass Ihr Fraktionsvorsitzender, der in der sechsten Le-
gislaturperiode im Deutschen Bundestag sitzt, diese mu-
tigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch noch
mit einer NS-Institution, dem Blockwart, vergleicht, ist
eine bodenlose Frechheit. Herr Kauder, lernen Sie end-
lich einmal Anstand.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708305600

Herr Kelber, Herr Bleser würde Ihnen gerne eine

Zwischenfrage stellen.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1708305700

Aber selbstverständlich. Bitte, Peter.

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(C (D Herr Kollege Kelber, es ist noch nicht so lange her, ass wir in derselben Koalition gesessen haben. Wir haen gerade über das Thema Denunziantenschutz oft geprochen. s geht nicht darum – ich bitte Sie, das entsprechend zu ewerten –, dass jemand bei Straftaten seiner Pflicht achkommt, diese den Behörden zu melden. Es geht auschließlich darum, ob auch bei Ordnungswidrigkeiten im Extremfall das falsche Sortieren von Müll – Arbeit ehmer den Betriebsfrieden stören dürfen, indem sie um Beispiel auch Missbrauchsmöglichkeiten nutzen, ie bei einem Kündigungsschutz entsprechende Entschäigungszahlungen zur Folge hätten. Ist es nicht besser, enn sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber nicht als Geger und Feinde betrachten, sondern als Partner? Herr Bleser, ich erinnere mich in der Tat noch an die erhandlungen. Es hat ja viele Stunden gedauert, das erbraucherinformationsgesetz durchzukriegen. Sechs tunden lang haben wir auf Sie – inklusive die Bundestsvertreter – eingeredet, um da die entsprechenden aßnahmen hineinzuschreiben. Zum Informantenschutz: Sie kennen den Entwurf och, der mit Herrn Seehofer verabredet war. Es gab ja ereits eine Verabredung zwischen Scholz, Zypries und eehofer. Sie wissen, dass der entscheidende Absatz dan lautete: Wenn den Arbeitnehmerinnen und Arbeitehmern zuzumuten ist, bei dieser Angelegenheit firenintern vorzugehen, haben sie nicht den Schutz durch as Gesetz. Es geht also um schwere Straftaten und chwere Ordnungswidrigkeiten, die anders nicht abzutellen sind. Ihr Beispiel ist in Bezug auf eine gesetzliche egelung eindeutig ausgenommen. Das ist der entscheidende Punkt: Wir werden im eutschen Bundestag einen Gesetzentwurf zum Inforantenschutz zur Abstimmung stellen. Die Regierung eigert sich, einen zu machen. Wir werden ihn einbrinen. Dann wird sich zeigen, ob die Fraktionen von CDU/ SU und FDP bereit sind, gegen die schwarzen Schafe nter den Unternehmen – das sind in der Tat nur wenige – it allen Maßnahmen und aller Schärfe vorzugehen, der ob sie diese weiter vor den Konsequenzen schützen nd den Verbraucherinnen und Verbrauchern weiter in en Rücken fallen wollen. Wir sind gespannt, wie CDU/ SU und FDP reagieren, wenn es endlich mal darum eht, „Butter bei die Fische“ zu geben, und wenn man on den Ankündigungen wegkommt. Dann entscheidet ich, wie man mit einem Skandal umgeht. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1708305800

(Iris Gleicke [SPD]: Denunziatenschutz?)

Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1708305900


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708306000

Der letzte Redner in dieser Debatte ist Franz-Josef

olzenkamp von der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Franz-Josef Holzenkamp (CDU):
Rede ID: ID1708306100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Nach den Beiträgen, die ich insbesondere von
der linken Seite gehört habe, möchte ich mit einem Zitat
beginnen:

Eintausendsiebenhundertachtzehn Tage hatte die
Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernäh-
rung und Landwirtschaft zwischen dem 12. Januar
2001 und dem 27. September 2005, um ein für alle-
mal die Lebensmittel, Futtermittel … einer so straf-
fen Kontrolle zu unterwerfen, dass nie mehr ein
Nahrungsmittelskandal vorkommen könnte. Frau
Künast hat ihre Chance für eine vorbildliche grüne
Politik nicht nachhaltig genutzt.

So die FAZ von vor wenigen Tagen. Ich finde, sie hat mit
wenigen Sätzen – mit nur zwei Sätzen – alles auf den
Punkt gebracht.


(Ulrich Kelber [SPD]: Womöglich zitieren Sie als nächstes den Bayernkurier!)


Wer selbst in einem Glashaus sitzt, sollte insbesondere
nicht auf andere mit Steinen werfen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ihr kennt euch doch selber mit Dioxinskandalen in
den unterschiedlichsten landwirtschaftlichen Betrieben
– ob es um Freilandeier oder anderes geht – aus. Also,
Sie selbst setzen nicht ganz viel um, hauen aber auf die
Pauke. Schließlich stehen Wahlen vor der Tür. Dem Ver-
braucher helfen nicht Worte allein, dem helfen Taten,
und die vollbringen wir.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich will dazu einen Punkt ansprechen, weil ich mich
in der letzten Woche in unserem Ausschuss wirklich sehr
darüber geärgert habe. Drinnen haben wir Fakten bear-
beitet. Draußen mussten einige Damen und Herren der
Grünen und der SPD den medialen Markt mit ihrer rot-
grünen Apokalypse bedienen.


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe da andere Vorstellungen von sachorientierter
Politik. Jedenfalls entspricht das nicht dem, was Sie hier
heute einfordern, meine Damen und Herren von der Op-
position. Das ist wieder einmal Klamauk und sonst gar
nichts.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben Angst, weil Sie selber betroffen sind!)


In einem Punkt sind wir uns einig: Wir arbeiten daran,
kriminelle Energie letztendlich so gut, wie es geht, in
den Griff zu bekommen. Alle miteinander wissen wir,
dass das sehr schwierig ist. Es gibt da immer neue He-
rausforderungen, und wir müssen Regeln auf den Weg
bringen. Doch ich sage Ihnen noch einmal: Wenn man
eine dicke Lippe riskiert, sollte man selbst auch etwas
vorweisen können.

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(C (D Wir alle hier im Parlament sind uns einig, dass das, as vorgefallen ist, eine Riesensauerei ist, und zwar ollkommen unabhängig von irgendwelchen Grenzwern. Es gehören keine Dioxine in Lebensmittel, egal in elche. Die Verbraucher sind total verunsichert und zu Recht ehr als wütend. Das liegt, wie schon erwähnt, offen ichtlich an der kriminellen Energie Einzelner. Viele ausend Bauern wurden – das will ich an dieser Stelle nterstreichen – in Mithaftung genommen. Gefährdet ind auch viele Arbeitsplätze in der Landwirtschaft und vielen Unternehmen. Ich wundere mich, dass das von rer Seite fast gar nicht angesprochen wurde. Ich will an dieser Stelle ganz deutlich sagen: Gerade enn es um Lebensmittel geht, steht der Verbraucher für ns – auch wenn Sie darüber immer wieder lächeln – an llererster Stelle. Wichtig ist, vernünftige, sachliche ufklärung vorzunehmen und keine Panikmache zu beeiben. Ich finde richtig, dass das BfR, das Bundesinstit für Risikobewertung, deutlich gemacht hat – für mich ar das ein Lichtblick –, dass für die Menschen in eutschland keine Gesundheitsgefährdung besteht. Frau öhn, das hat mit Verharmlosung überhaupt nichts zu n. (Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hier, hier! Da wurde verharmlost, bei Frau Heil! Die hat verharmlost!)


s hat letztendlich einfach nur etwas damit zu tun, dass
ngesichts der Verbraucherverunsicherung vernünftig
ufgeklärt werden muss.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wenn wir über Aufklärung reden, dann müssen wir
uch darüber sprechen, wie Dioxine entstehen – das ist
ehrfach angesprochen worden –, nämlich durch Ver-

rennungsprozesse; ich brauche auf die Details nicht
ehr einzugehen. Unser Ziel ist natürlich – ich hoffe,

ass das unser gemeinsames Ziel ist – die Reduktion der
ioxinbelastung; sie sollte möglichst bei null liegen. Ich
offe, wir kommen da sehr weit. Ich persönlich freue
ich darüber, dass beispielsweise das Umweltbundes-

mt feststellt, dass seit 1990 eine deutliche Reduktion
eim Dioxin gelungen ist. Ich will gar nicht im Detail
arauf eingehen, dass einen wesentlichen Beitrag dazu
as Verbot des verbleiten Benzins im Jahre 1989 geleis-
t hat. Ich will auch nicht darauf eingehen, wer in dieser
eit an der Regierung war; Sie wissen es ja.

Aufklärung gehört zum Verbraucherschutz. Sie ist
otwendig und hilft dem verunsicherten Verbraucher, die
ituation besser einzuschätzen. Deshalb legen wir im
egensatz zu Ihnen, jedenfalls im Gegensatz zu dem,
as ich heute von Ihnen gehört habe, darauf Wert, das zu
n, worauf es ankommt.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wunderschöne Sonntagsrede! – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schauen Sie mal nach Nordrhein-Westfalen!)






Franz-Josef Holzenkamp


(A) )


)(B)

Zum 14-Punkte-Plan. Herr Kelber – Sie haben mich
darauf angesprochen –, ich will Ihnen vorwegsagen: Ich
bin überzeugtes Mitglied einer Volkspartei. In unserer
Volkspartei ist es so, dass wir uns miteinander unterhal-
ten, dass wir diskutieren. Bei uns ist es auch so, dass wir
zuhören. Wenn es etwas Besseres gibt, dann nehmen wir
diese Erkenntnis auf. Das kann auch zur Folge haben,
dass wir Pläne erweitern.

Aber ich will deutlich sagen: Vorschläge müssen auch
wirklich Sinn machen.


(Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Machen sie auch!)


Im Hinblick auf das, was risikobasiert vernünftig ist, will
ich Ihnen einmal ein ganz einfaches Beispiel nennen:
Fette sind grundsätzlich mit Risiken verbunden; das wis-
sen wir.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann verbieten Sie sie doch! Raus aus der Nahrungsmittelkette!)


Getreide birgt weniger Risiken. Wenn es darum geht,
alle Chargen zu kontrollieren, dann will ich nicht, dass
jeder Landwirt, der selbst mischt, sein gesamtes Getreide
untersuchen muss; dadurch würde der Strukturwandel
noch mehr forciert. Das kann nicht in unser aller Inte-
resse sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bleiben Sie mal beim Thema!)


Immer wieder wird die Systemfrage gestellt.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist genau der Punkt! Da tut es weh!)


Hören Sie doch endlich auf, die Gesellschaft zu spalten,
die Landwirtschaft aufzuteilen in Böse und Gute! Was
soll das? Herr Ostendorff, Sie haben von Lobbyisten ge-
sprochen. Eigentlich sind Sie der Oberlobbyist; ich frage
mich nur, für welche Klientel.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann sagen Sie mir mal, wo!)


Ich habe mich vorhin sehr geärgert. Was maßen Sie sich
an, wenn Sie gegen 300 000 Bauern in Deutschland zu
Felde ziehen, diese stigmatisieren und diffamieren? Ich
finde, das ist nicht in Ordnung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wen habe ich denn stigmatisiert? – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Leute vertrauen doch gar nicht mehr der großen Volkspartei!)


Ich will an diesem Punkt ergänzen: Die Landwirte sind
in diesem Skandal wirklich Opfer und nicht Täter. Wer
das noch nicht verstanden hat, der sollte sich tiefer damit
beschäftigen.

Zu einem weiteren Punkt: Es wird die Systemfrage
gestellt und behauptet, das Problem sei die industrielle

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(C (D andwirtschaft. Meine Gegenfrage lautet: Was heißt inustriell? Industriell bedeutet nichts anderes als arbeitsiliges Bewirtschaften. Ich verstehe die Diskussion icht. Es gibt doch in allen Bereichen arbeitsteilige andwirtschaft: Sie gibt es bei großen und bei kleinen etrieben, sie gibt es in der ökologischen Landwirtschaft nd in der herkömmlichen Landwirtschaft, sie gibt es bei roßen und bei kleinen Futtermittelproduzenten. Lassen ie uns deshalb mit der Spalterei aufhören. Wir tun der andwirtschaft keinen Gefallen und dem Verbraucher urch die zunehmende Verunsicherung erst recht nicht. Ich bin Niedersachse. Niedersachsen ist ein Agrarland nd besonders vom Dioxinskandal betroffen. (Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie das wohl kommt?)


twa 5 500 Betriebe wurden in Niedersachsen vorsorg-
ch gesperrt. Lassen Sie mich das deutlich sagen: Das ist
orsorglicher Verbraucherschutz. Die Ergebnisse der
roben, die bereits vorgelegt wurden – in den nächsten
agen werden weitere vorgelegt –, zeigen: Es gibt eine
ositive Probe beim Schwein und fünf positive Proben
ei Hühnereiern. Ich will nicht ausschließen, dass es
och mehr werden, aber die Tatsache, dass wir so groß-
ügig gesperrt haben, ist ein eindeutiger Beweis dafür,
ass der vorsorgliche Verbraucherschutz in Niedersach-
en an allererster Stelle steht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es wird oft darüber diskutiert, wer was erreicht hat.
h frage Sie: Wer hat letztendlich dafür gesorgt, dass

ich die Bundesländer auf eine gemeinsame Protokoll-
rklärung geeinigt haben, der sich Berlin, Bremen,
ecklenburg-Vorpommern, NRW und Rheinland-Pfalz

ngeschlossen haben? Das ist unsere Bundesministerin
se Aigner gewesen. Wer hat das vorher geschafft? Nie-
and, auch Renate Künast nicht.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh!)


h bin Ilse Aigner sehr dankbar, dass sie sich an die
peerspitze dieser Bewegung stellt.


(Ulrich Kelber [SPD]: Da muss sie selbst lachen!)


ie 14 Punkte, Herr Kelber, die mehrfach angesprochen
urden, werden wir umsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Abschließend will ich festhalten: Verbraucherpolitik,
erbrauchersicherheit und Verbraucherschutz stehen bei
ns an erster Stelle.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glauben Sie doch selbst nicht!)


Herr Ostendorff, wenn Sie meinen, wir seien Lobby-
ten, dann sind wir Lobbyisten;


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie mit Sicherheit!)






Franz-Josef Holzenkamp


(A) )


)(B)

denn wir stehen zu den 350 000 landwirtschaftlichen Be-
trieben in Deutschland. Sie tun das offensichtlich nicht.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708306200

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zu den Entschließungsanträgen. Zu-
nächst geht es um die Abstimmung zum Entschließungs-
antrag der Fraktion der SPD auf Drucksache 17/4426.
Wer stimmt für den Entschließungsantrag? – Gegenstim-
men? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag ist
abgelehnt. Zugestimmt hat die einbringende Fraktion,
die Koalitionsfraktionen waren dagegen, Bündnis 90/
Die Grünen und Linke haben sich enthalten.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 17/4430. Wer
stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
Der Entschließungsantrag ist ebenfalls abgelehnt bei Zu-
stimmung durch Bündnis 90/Die Grünen. SPD und
Linke haben sich enthalten, CDU/CSU und FDP dage-
gen gestimmt.

Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 1 auf:

Befragung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka-
binettssitzung mitgeteilt: Migrationsbericht 2009.

Wir hören zur Einführung den fünfminütigen Bericht
des Bundesministers des Innern, Thomas de Maizière.

Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des In-
nern:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Die Bundesregierung hat heute den Migrationsbericht
2009 beschlossen. Das ist ein jährlich abzugebender Be-
richt, der sich entwickelt hat zu einem, wenn Sie so wol-
len, statistischen Standardwerk über das Migrationsge-
schehen, das Wanderungsgeschehen, in Deutschland,
auch im europäischen Vergleich. Er liegt Ihnen vor. Er
ist umfangreich, aufschlussreich und nüchtern. Er enthält
keine Strategien zur Bewältigung der Probleme und He-
rausforderungen, sondern eben statistisches Material.

Lassen Sie mich kurz auf einige wesentliche Zahlen
und Aspekte eingehen:

Der Anteil ausländischer Staatsangehöriger an der
Gesamtbevölkerung in Deutschland ist seit Mitte der
90er-Jahre nahezu unverändert und liegt jetzt bei
8,7 Prozent. Etwa 35 Prozent der Ausländer in Deutsch-
land sind Unionsbürger, also Bürger der Europäischen
Union, 24 Prozent aus den alten und 11 Prozent aus den
neuen EU-Mitgliedstaaten. Die zweitgrößte Gruppe der
Ausländer in Deutschland stellen trotz eines relativen
Rückgangs die türkischen Staatsangehörigen dar. Ihr An-
teil liegt bei ungefähr 24,8 Prozent. EU-Bürger und Bür-
ger mit türkischer Staatsangehörigkeit zusammen stellen
also knapp 60 Prozent aller hier lebenden Ausländern.


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(C (D Fast zwei Drittel der in Deutschland lebenden Ausnder verfügen über ein unbefristetes Aufenthaltsrecht. dieser Zahl sind die Unionsbürger eingeschlossen. Zwei Drittel der ausländischen Bevölkerung leben eit zehn oder mehr Jahren in Deutschland, über ein rittel sogar seit mehr als 20 Jahren. 73 Prozent aller usländer, also fast drei Viertel, leben seit acht oder ehr Jahren in Deutschland und erfüllen insoweit, wenn icht andere Kriterien dem entgegenstehen, die Bedinungen für eine Einbürgerung. Die Einbürgerungszahlen sind nahezu konstant. Wir aben im Jahr 2009 in Deutschland rund 96 000 Einbürerungen vorgenommen. Im Jahr 2008 waren es 95 000. ie Größenordnung ist also knapp unter 100 000. Wenn Sie die Zahl der Auswanderungen mit der der uwanderungen vergleichen, stellen Sie fest: Wir haben rneut einen negativen Gesamtwanderungssaldo, das eißt, es sind mehr Menschen aus Deutschland abgeandert, als nach Deutschland zugewandert sind. Der aldo beträgt minus 12 800. Allerdings ist er deutlich eringer als im Jahr 2008. Im Jahr 2008 waren 6 000 Menschen mehr abgewandert als zugewandert. Jahr 2009 ist die Zahl, wie gesagt, auf 12 800 zurückegangen. Im Jahr 2010 – wir haben die Zahl noch icht – könnte sich das insbesondere wegen der deutlich estiegenen Asylbewerberzahlen ändern. Wer wandert zu? Wenn Sie die Zuwanderungen im inzelnen analysieren, kommen Sie zu dem Ergebnis: Es ind drei große Gruppen, die zuwandern. Die größte ruppe mit knapp 50 000 Personen sind Ehegatten oder onstige Familienangehörige. Der ganz wesentliche Teil er Zuwanderung ist also im Familiennachzug begrünet. Die zweite große Gruppe sind Studenten; auf die omme ich gleich noch zu sprechen. Die dritte große ruppe bilden diejenigen, die zum Zweck der Erwerbstigkeit hierherkommen. Das sind, wenn Sie so wollen, ur 26 000, etwas weniger als in den Vorjahren. Erfreulich ist die Zahl ausländischer Studierender. Sie at in Deutschland im Jahr 2009 mit rund 245 000 einen öchststand erreicht. Das ist eine sehr hohe Zahl, ein roßer Anstieg, und auch im europäischen Vergleich ehr gut. Nur die Vereinigten Staaten von Amerika und in anderes Land – es fällt mir im Moment nicht ein – erzeichnen eine ähnlich hohe Zahl. Das ist eine wirklihe Erfolgsgeschichte, die sich dort abgespielt hat. Vielleicht noch etwas zu der Frage: Woher kommen ie ausländischen Studienabsolventen? Ich sage das narlich vor dem Hintergrund der Zuwanderungsdebatte, ie uns beschäftigt. Im Jahr 2009 haben ungefähr 3 000 ausländische Studenten hier einen Hochschulabchluss gemacht. Sie sind bei der Zuwanderung für uns atürlich in besonderer Weise interessant. Auf Platz eins teht China mit 4 700 Studienabsolventen. Auf Platz 2 egt die Türkei mit 2 300. Ich weiß aber nicht, ob Stuenten mit doppelter Staatsangehörigkeit mitgezählt urden. Diese Zahl muss man also vor die Klammer zieen. Dann folgen Bulgarien, Russland, Polen, die kraine sowie Frankreich und Österreich. Aus diesen )




Dr. Thomas de Maizière (CDU):
Rede ID: ID1708306300

(A) )


Bundesminister Dr. Thomas de Maizière
Ländern kommen die meisten Studenten, die bei uns ih-
ren Abschluss gemacht haben.

Menschen, die zu Erwerbszwecken hierherkommen,
kommen oft aus Indien und interessanterweise aus den
Vereinigten Staaten von Amerika. Allerdings ist die Zahl
absolut gesehen gering.

Wir untersuchen seit einiger Zeit auch die Zahl der
Abwanderungen. Allerdings ist die Statistik in diesem
Punkt nicht sehr aussagekräftig. Warum? Wenn jemand
abwandert, ist er nicht verpflichtet, zu sagen, welchen
Bildungsabschluss er hat, wohin er geht und warum er
auswandert. Außerdem wissen wir nicht genau, ob es
eine temporäre oder eine dauerhafte Abwanderung ist.
Wenn jemand nach dem Hochschulabschluss fünf Jahre
eine Doktorarbeit in Amerika schreibt, dann ist er für
diese Zeitspanne ausgewandert. Die Zahl der Abwande-
rungen ist, wie gesagt, nicht sehr aussagekräftig, weil es
keine Vergleichszahlen aus weit zurückliegenden Jahren
gibt.

Insgesamt muss man sagen, dass die Zahl der Aus-
wanderer in Deutschland rückgängig ist. Im Jahre 2009
gab es 154 000 Fortzüge von Deutschen aus dem Bun-
desgebiet. Das ist ein Rückgang um 11 Prozent gegen-
über dem Vorjahr. Allerdings ist dies deutlich mehr, als
wir es über viele Jahre gewohnt waren. Von den Fortzü-
gen aus Deutschland im Jahre 2009 entfielen 34,9 Pro-
zent auf die alten EU-Staaten. Das ist, wenn man so will,
das erwünschte Ergebnis des Zusammenwachsens in
Europa. In die USA zogen 13 000. Gleichzeitig kehrten
11 000 Deutsche aus den USA nach Deutschland zurück.
Das ist zwar ein negativer Wanderungssaldo von rund
2 000; aber man sieht daran, dass es auf diesem Gebiet
bei den Qualifizierten, was die USA angeht, viele Bewe-
gungen gibt.

Man kann dem Bericht für die Debatten, die wir vor
uns haben, und auch für die Debatten, in denen wir uns
befinden, eine ganze Menge an Information entnehmen.
Ich hoffe, er findet Ihr Interesse.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708306400

Vielen Dank für den Bericht. Es gibt Nachfragen. Zu-

nächst hat der Kollege Kilic das Wort.


Memet Kilic (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708306500

Sehr geehrter Herr de Maizière, vielen Dank für Ihre

Berichterstattung. Sie haben aktuelle Zahlen über die
Einbürgerung genannt. Sie ist rückläufig; sie ging um
1 000 zurück. Langfristig betrachtet, muss man sagen,
dass die Bundesregierung die Einbürgerungspolitik der
Bundesrepublik Deutschland an die Wand gefahren hat.
Denn seit 2004 ist die Zahl der Einbürgerungen um ein
Viertel eingebrochen.

Wie Sie richtig festgestellt haben, erfüllen 73 Prozent
der Immigranten – das sind immerhin 5 Millionen Men-
schen – die wichtigste Einbürgerungsvoraussetzung,
nämlich einen Aufenthalt von acht Jahren. Trotzdem
können sie nicht eingebürgert werden. Es gibt immer
wieder Maßnahmen, die es den Migranten erschweren,
die Einbürgerung zu beantragen. Einige Studien kom-

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(C (D en zu dem Ergebnis, dass 55 Prozent dieser Menschen ereit wären, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehen, wenn eine Mehrstaatlichkeit möglich wäre. Welche rkenntnisse gibt es dazu im Migrationsbericht, und elche Erkenntnisse haben Sie, was den Optionszwang ngeht, gewonnen? Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des Inern: Herr Abgeordneter, der Migrationsbericht, den ich eute vorgestellt habe, enthält statistisches Material. Es erden sozusagen Köpfe gezählt, aber es wird nicht ach Motiven gefragt. Darüber bietet das statistische aterial keine Auskunftsmöglichkeit. Man müsste im inzelnen Befragungen durchführen. Das ist aber nicht egenstand dieses Berichtes. Ich bin daher auf Mutmaungen angewiesen. Wir möchten gerne, dass der Einbürgerungsantrag on Ausländern, die die Einbürgerungsvoraussetzungen rfüllen, positiv beschieden wird und dass sie ihre Loyatät zu unserem Land durch ihre Einbürgerung zeigen önnen. Dazu dienen viele Maßnahmen, etwa dass man inbürgerungsfeiern veranstaltet, dass man eine Willommenskultur etabliert. Dass diese Bundesregierung nd ihre Vorgänger für die Reduzierung der Einwandengszahlen verantwortlich sind, was Sie in Ihrer Frage nterstellen, weise ich zurück. Ich bin nicht dieser Aufssung. Wir haben allerdings einen Grunddissens – das will h nicht in Abrede stellen –, nämlich in der Frage der oppelten Staatsbürgerschaft. Die Rechtslage ist so – und h bekenne mich ausdrücklich dazu –, dass es, von Ausahmen abgesehen, die es geben muss und die relativ ahlreich sind, grundsätzlich und prinzipiell geboten ist, ich zu einem Land zu bekennen und nicht zu zweien der dreien. Deswegen ist der Grundsatz, dass, wer eutscher werden will, zugleich seine bisherige Staatsürgerschaft abgibt, meiner Ansicht nach richtig. Die nächste Frage kommt von der Kollegin Daniela olbe. Herr Minister, vielen Dank für die Vorstellung des erichts, den ich noch nicht in Gänze gelesen habe, da er rst heute veröffentlicht worden ist. Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des Inern: Der ist auch so dick. Sie haben eine Zahl genannt, die ich in der Tat sehr emerkenswert finde, und zwar die Zahl der Bilungsausländer, die in Deutschland studieren: knapp 50 000 Personen, das heißt, wenn ich richtig im Bilde in, fast 50 000 mehr als noch vor einigen Jahren; das ist ine signifikante Steigerung. Das ist sehr schön. Daniela Kolbe )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708306600
Daniela Kolbe (SPD):
Rede ID: ID1708306700
Daniela Kolbe (SPD):
Rede ID: ID1708306800




(A) )

In der Großen Koalition haben wir die Situation der
ausländischen Absolventinnen und Absolventen, die für
den deutschen Arbeitsmarkt sehr attraktiv sind, so ver-
bessert, dass sie die Möglichkeit haben, hier ein Jahr zu
bleiben, nämlich durch das Zuwanderungsgesetz. Da-
nach gab es eine weitere Verbesserung: Sie haben keine
Nachrangigkeitsprüfung mehr und können später auch
wieder zuwandern. Die Frage, die sich mir stellt, ist:
Schlägt sich das in den Zahlen nieder? Nach den Zahlen,
die mir bekannt sind, bleibt nach wie vor nur ein kleiner
Teil der ausländischen Absolventinnen und Absolven-
ten, die in Deutschland studiert haben, hier. Ich weiß,
dass viele gern bleiben würden, aber innerhalb dieses ei-
nen Jahres schlicht – wie viele Deutsche auch – keine
entsprechende Anstellung finden. Wenn Sie mir die Zahl
nennen, sie einschätzen und vielleicht auch sagen wür-
den, was Sie als Minister vorhaben, um es mehr Men-
schen zu ermöglichen, nach einem erfolgreichen Stu-
dienabschluss in Deutschland zu bleiben, wäre mir
geholfen.

Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des In-
nern:

Frau Abgeordnete Kolbe, ich habe diese Zahl natür-
lich nicht ohne Grund genannt; denn ich habe mir schon
gedacht, dass das ein wesentlicher Punkt der Debatte ist.
Das ist auch richtig so.

Ich habe die Zahl aus diesem dicken Bericht jetzt
nicht im Kopf. Wahr ist aber, dass aus dem Reservoir de-
rer, die aus dem Ausland kommen, diejenigen, die hier
studiert haben, das beste Potenzial für Zuwanderung ha-
ben, das Deutschland bekommen kann. Bei allem Streit
über Zuwanderung ist das insoweit auch unstreitig. Des-
wegen ist es wichtig – ohne dass ich einer Beratung vor-
greifen kann oder will –, dass wir genau dort ansetzen.
Wir müssen insbesondere nach einem erfolgreichen Ab-
schluss erleichtern, dass man hier bleiben kann, dass
man Arbeit aufnehmen kann. Das ist auch in der Koali-
tion längst unstreitig. Die Punkte, die streitig und jetzt
hier nicht zu diskutieren sind, liegen woanders; sie lie-
gen nicht hier.

Nun muss man sehen, dass natürlich nicht alle Stu-
denten, die aus dem Ausland kommen und hier studie-
ren, hier bleiben wollen. Wir haben auch eine erhebliche
Zahl deutscher Studenten, die im Ausland studieren. Wer
im Ausland studiert, studiert deswegen dort, um seinen
Erfahrungshorizont zu erweitern, nicht unbedingt, um im
Ausland zu bleiben. Das ist auch kein vorwerfbares Ver-
halten. Insofern stehen nicht 245 000 potenzielle Zuwan-
derer zur Verfügung. Ein ganz erheblicher Teil will hier
studieren und geht wieder weg. Das hat auch Vorteile,
weil es Kontakte in die ganze Welt hinein schafft. Das
muss man auch einmal sehen.

In den 70er-Jahren war die entwicklungspolitische
Debatte so, dass man sie gar nicht davon abhalten dürfte,
zurückzugehen, weil das zu einem Braindrain bei den
Entwicklungsländern führe; wir mussten sehen, dass sie
zurückgehen und dort ihre Länder aufbauen – jedenfalls
soweit es um entwicklungsschwächere Länder ging. Da-
rüber redet heute keiner mehr. Ich sage das nur einmal

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(C (D anz zart, weil uns inzwischen das Hemd näher ist als er Rock. Wir wünschen uns, dass sie hier bleiben. Aber h sage nicht ohne Grund, dass die 240 000 Studenten neben denen, die ohnehin nur auf Zeit da sein wollen – as größte und interessanteste Potenzial haben, um kluge nd nachhaltige Zuwanderung in Deutschland zu organiieren. Die nächste Frage kommt von Sevim Dağdelen. Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Sehr geehrter Herr inister, nachdem der Migrationsbericht 2008 weder an en Bundestag überwiesen noch in diesem Hause debatert wurde, wünsche ich mir, dass es mit dem Migraonsbericht 2009 anders sein wird: dass es zu einer berweisung an den Bundestag kommen wird und wir ns die Zeit für eine Debatte nehmen werden. Das ist eine Bitte vorweg. Zweitens. Die wesentlichen Ergebnisse des Migraonsberichts 2009, die ich der Pressemitteilung der Bunesregierung von heute entnehmen kann, sind mit denen on 2008 zum Teil deckungsgleich, vor allen Dingen im inblick auf den Umfang der Einwanderung und den anderungssaldo. Sie haben eben angesprochen, dass es 009 einen negativen Wanderungssaldo gab, wie es beits 2008 der Fall war. Die Zuwanderung ist vor allen ingen aus Ländern wie der Türkei rückläufig, aber uch aus den anderen Anwerbestaaten wie Griechenland nd Italien, und der Wanderungssaldo ist hier seit 2006 egativ. Ich frage Sie vor dem Hintergrund der in eutschland manchmal sehr hitzig geführten Debatten um Thema Einwanderung, die mit den Schlagworten Überfremdung“ oder „Untergang des Abendlandes“ anchmal auch in der Presse erscheinen, ob Sie solche ebatten angesichts der tatsächlichen Zahlen eigentlich icht als realitätsfern bezeichnen. Im Zusammenhang mit den in den Migrationsberichn 2008 und 2009 vorliegenden Zahlen zum Trend der endelmigration möchte ich von Ihnen auch wissen, ob ie Debatten, die wir führen, der Tatsache gerecht weren, dass dies eine temporäre und keine endgültige Miration nach Deutschland ist. Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des Inern: Frau Abgeordnete, der erste Ihrer drei Punkte wundert ich; denn den Migrationsbericht erstellen wir auf Anrderung des Deutschen Bundestages zum achten Mal. enn der Bericht 2008 Ihnen nicht zugeleitet worden ein sollte, werde ich ihn gern zuleiten. (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er wurde zugeleitet!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708306900
Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708307000

ich wundert, dass er bisher nicht zugeleitet worden ist;
aran soll es nicht scheitern. Ob Sie es diskutieren oder
icht, müssen Sie entscheiden. Darüber entscheidet nicht
ie Bundesregierung; das müssen Sie dann im Deut-
chen Bundestag erörtern.






Dr. Thomas de Maizière (CDU):
Rede ID: ID1708307100



(A) )


)(B)


Bundesminister Dr. Thomas de Maizière
Was die Frage des Saldos angeht, so haben Sie den
Punkt schon richtig dargestellt. Wir machen hier zu einem
Stichtag eine Statistik, und dahinter verbergen sich Wan-
derungsbewegungen verschiedener Art. Richtig ist, dass
der Wanderungssaldo abgenommen hat. Ich könnte jetzt
auch sagen: Die gute Nachricht ist, dass sich der Wande-
rungssaldo um zwei Drittel reduziert hat. Nur wäre diese
Aussage angesichts der Zahlen nicht besonders glaubwür-
dig: Von 60 000 sind wir jetzt bei 12 000 angelangt. Das
ist zwar ein Trend in die richtige Richtung; aber wahr ist,
dass immer noch mehr Menschen weggehen als kom-
men. Insoweit stimmt, was die Zahlen angeht, objektiv
die Aussage, dass Deutschland im Moment kein Zuwan-
derungsland, sondern ein Auswanderungsland ist.

Man muss aber immer sehen, wer mit welchen Moti-
ven und mit welchen Folgen kommt. Die Statistik kann
wohl etwas über Abschlüsse sagen; aber sie sagt zum
Beispiel nichts über die Zahl der Empfänger von Sozial-
leistungen und der Menschen mit einem gesicherten Le-
bensunterhalt aus. Diese Debatte haben wir in einem an-
deren Zusammenhang geführt. Wir wollen natürlich
Zuwanderung von Menschen, die hier einen Beitrag leis-
ten, die Arbeit haben, die Steuern zahlen, die Familien
gründen und einen gesicherten Lebensunterhalt haben.
Das sind wiederum nicht alle. Deswegen lässt allein die
Tatsache, dass wir faktisch ein Auswanderungsland ge-
worden sind, nicht den Schluss zu, dass wir alle, die
nach Deutschland kommen wollen, auch nach Deutsch-
land kommen lassen sollten; vielmehr geht es immer um
gesteuerte Zuwanderung.

Drittens. Die Pendelwanderung ist ein wichtiger
Punkt. Ich mache es Ihnen an der größten Gruppe, den
Polen, einmal deutlich: Im Jahre 2009 sind ungefähr
120 000 polnische Staatsbürger nach Deutschland zuge-
wandert, aber es sind auch etwa 120 000 aus Deutsch-
land abgewandert. Ob das die Gleichen sind – vielleicht
Pflegekräfte – oder andere, das weiß ich nicht. Aber na-
türlich haben wir Pendelwanderungen. Die zweitgrößte
Gruppe bilden hier die Rumänen: Wir hatten ungefähr
48 000 Zuwanderungen aus Rumänien und circa
37 000 Fortzüge. Die Zu- und Abwanderungen sind
nicht ganz ausgeglichen, aber auch hier gibt es erhebli-
che Veränderungen. Im Falle Griechenland sieht es wie-
derum anders aus – man kann das erklären –: Es gab
8 200 Zuwanderungen und 16 000 Fortzüge.

Wenn man zu einer qualitativen Zuwanderungsde-
batte kommen möchte, müsste man die Statistik eigent-
lich anders darstellen und sagen: Unionsbürger sind das
eine; denn wir wollen Freizügigkeit in der Europäischen
Union. Unter Zuwanderungsgesichtspunkten ist es ei-
gentlich fast egal, ob ein Belgier in Deutschland wohnt,
ob er ein Deutscher oder ein Belgier ist. Als Zweites
sollte man die Asylbewerberzahlen herausnehmen, weil
es sich hier mit Blick auf die Bearbeitung, die Abschie-
bung, die Duldung usw. um eine Sondergröße handelt.
Die Zuwanderungspolitik, über die wir uns sonst strei-
ten, befasst sich mit der Frage, aus welchen Drittstaaten
Zuwanderer aus welchem Grund kommen und wie lange
sie bleiben, sowie mit der Frage, wer in Drittstaaten ab-
wandert. Eine entsprechende Unterteilung böte eigent-

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(C (D ch die vernünftige statistische Grundlage für die politiche Debatte, die wir hier führen. Man kann vielleicht ie entsprechenden Zahlen herausklamüsern; aber bisher ird nur zwischen den Ausländern unterschieden. Das t insbesondere mit Blick auf die EU-Bürger nicht mehr o aussagekräftig, wie es vor 10 oder 20 Jahren war. Die nächste Frage stellt der Kollege Winkler. Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708307200
Danke, Frau Präsidentin. – Ich will zunächst zur Kol-

gin Dağdelen sagen: Der Migrationsbericht 2008 wurde
ns am 8. Februar 2010 mit der Drucksache 17/650 zuge-
itet.


(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Das wissen wir auch!)


as der Bundestag damit im Innenausschuss macht, ist
atürlich seine eigene Angelegenheit. Es ist nicht die
ufgabe des Innenministers, sich dazu zu verhalten.

Herr Innenminister, ich habe eine Frage zur demogra-
schen Entwicklung. Wir hatten eine aufgeregte De-
atte, angestoßen von Exsenator Sarrazin, der immer
eint, seine Behauptungen seien unwiderlegt. Insofern
age ich Sie: Haben Sie nach Lektüre des Berichtes
Sie haben ihn schon ein paar Tage länger als wir – In-

izien dafür gefunden, dass der Anteil der Unterschicht
n der Bevölkerung kontinuierlich wächst bzw. dass die
igrantengruppen besonders viele Nachkommen haben,

ie als bildungsfern eingestuft werden müssten, also
ach Meinung Sarrazins vor allem die Migranten aus der
ürkei, dem Nahen Osten und Afrika? Stimmen Sie
arrazins These zu, dass „die enorme Fruchtbarkeit der
uslimischen Migranten eine Bedrohung für das kultu-
lle und zivilisatorische Gleichgewicht im alternden
uropa“ darstellt, beispielsweise hier in Deutschland?

Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des In-
ern:

Herr Abgeordneter, darüber gibt der Migrationsbe-
cht keine Auskunft. Wir sind statistisch außerstande,
ine Unterschicht zu definieren, dann die Kinder zu zäh-
n und vorher noch nach der Religionszugehörigkeit zu
agen. Ich glaube auch nicht, dass Sie diese Statistik ha-
en wollen, auch nicht den Erhebungsaufwand, der da-
it verbunden ist.

Man kann anhand der Sozialstatistik – ich habe schon
esagt: sie ist hier nicht Gegenstand – feststellen, wer
on den hier lebenden Ausländern seinen Lebensunter-
alt aus eigener Arbeit bestreiten kann. Es lässt sich
icht bestreiten, dass der Anteil derer, die ihren Lebens-
nterhalt nicht aus eigener Arbeit bestreiten können, un-
r Ausländern verglichen mit der deutschen Bevölke-
ng überproportional hoch ist. Jetzt kann man natürlich

agen: Wenn man es Asylbewerbern verbietet, zu arbei-
n, dürft ihr euch nicht wundern. Das wäre Ihr Gegen-

rgument.






(A) )


)(B)


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Erwischt!

Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des In-
nern:

Ja. Man muss das also ein bisschen auseinanderkla-
müsern.

Ich kann die Thesen, die Sie zitieren, nicht statistisch
untermauern. Wir wissen: Je länger jemand hier ist,
desto mehr passt sich sein sogenanntes generatives Ver-
halten – also die Frage, wie viele Kinder man bekommt –
an die Aufnahmegesellschaft an. Migranten der zweiten
oder dritten Generation kriegen also eher so viele Kinder
wie die Familien in ihrer Umgebung als so viele, wie sie
es von zu Hause gewohnt sind.

Statistisch ist ein zweiter, sehr langfristiger Trend zu
erkennen, der für uns ein schweres Dilemma bedeutet:
Der Kinderreichtum nimmt in der Regel mit steigendem
Wohlstand ab und nicht zu. Ich bezeichne das als
Dilemma, weil das ja nicht bedeuten kann, dass die
Leute einfach, weil wir mehr Kinder haben wollen, är-
mer werden sollen, weil sie dann mehr Kinder bekom-
men. Eine solche These wäre absurd. Wahr ist aber lei-
der: Je wohlhabender eine Gesellschaft ist, umso
weniger Kinder werden geboren. Das gilt mehr oder we-
niger weltweit. Es gibt ein paar Ausnahmen. Schweden
und Frankreich werden genannt. Wie nachhaltig das ist,
wissen wir aber nicht genau. Von daher kann man sagen,
dass die erste Generation derjenigen, die hierherkom-
men, mehr Kinder bekommt als die folgenden Genera-
tionen. Solche grundsätzlichen Plausibilitätsüberlegun-
gen kann man vielleicht anstellen. Ihr Nicken zeigt, dass
Sie das nicht ganz abwegig finden. Die Äußerungen, die
Sie aus dem Sarrazin-Buch anführen, kann ich anhand
der Statistik nicht bestätigen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708307300

Die nächste Frage kommt von Rüdiger Veit.


Rüdiger Veit (SPD):
Rede ID: ID1708307400

Herr Minister, zunächst auch von mir herzlichen

Dank für Ihren Vortrag. Sie haben in erfrischender Deut-
lichkeit und gestützt auf die Zahlen des Migrationsbe-
richts eine Aussage getroffen, die ich teile: Im Augen-
blick ist Deutschland – das gilt schon seit einigen Jahren –
kein Einwanderungsland, sondern ein Auswanderungs-
land.

Ist vor dem Hintergrund der Entwicklung, dass in
Deutschland immer weniger Menschen leben, zumal im-
mer weniger Menschen hier geboren werden und sie im
Durchschnitt sehr viel älter werden, nicht alle Anstren-
gung geboten, um diejenigen, die bereits in Deutschland
leben – namentlich die Kinder und Jugendlichen, die hier
aufgewachsen oder sogar hier geboren worden sind –,
hierzubehalten und dafür zu sorgen, dass sie eine Per-
spektive in Deutschland bekommen, anstatt sie – daran
sollte man nicht im Entferntesten denken – nach sechs
oder acht Jahren Kettenduldung – davon können ihre El-
tern oder sie selbst betroffen sein – abzuschieben? Meine

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(C (D rage gipfelt mit anderen Worten darin, Sie zu bitten, ine Einschätzung vorzunehmen: Kann nicht eine verünftige Altfallund Bleiberechtsregelung gefunden erden, um dieser negativen Bevölkerungsentwicklung eitens des Staates entgegenzutreten? (Manfred Grund [CDU/CSU]: Das ist Aufforderung zum Rechtsbruch!)


Die zweite Frage, die damit zusammenhängt, die ich
ie ebenfalls bitte zu beantworten: Andere europäische
taaten sind ganz offensichtlich überproportional stark
avon betroffen, dass Flüchtlinge über das Mittelmeer
der auf dem Landweg zu ihnen gelangen. Ist es ange-
ichts dieser Situation aus Sicht der Bundesregierung
icht geboten, im Sinne einer echten Lastenteilung in
uropa zu sagen: „In Ordnung, wir nehmen nicht nur im
isherigen Rahmen wenige Flüchtlinge auf – in letzter
eit haben wir Flüchtlinge aus dem Iran, wenige aus
alta, aus Syrien und Jordanien als Kriegsflüchtlinge

ufgenommen –, sondern wir beteiligen uns sehr viel
tärker an der Aufnahme von Flüchtlingen“? Wir hätten
ier wesentlich mehr Platz für sie als andernorts und bes-
ere Möglichkeiten, um sie zu versorgen.

Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des In-
ern:

Herr Abgeordneter Veit, Ihrer Aussage, dass wir alle
nstrengungen unternehmen sollten, damit alle Men-

chen, die hier leben, auch hier bleiben, würde ich gerne
it zwei Ergänzungen zustimmen: erstens, wenn sie sich

ier legal aufhalten, und zweitens, wenn sie ihren Le-
ensunterhalt bestreiten können. Das ist genau der
unkt, über den wir im Rahmen der Bleiberechtsdebat-
n diskutieren. Es kann keine Prämie dafür geben, dass
an hier illegal eingereist ist und mit cleveren Anwälten
öglichst lange hierbleibt. Wir können nicht sagen: Ihr

eid schon lange hier, also dürft ihr hierbleiben. – Dafür
önnen wir keinen Anreiz schaffen, weil das nur dazu
hrt, dass Verfahren verlängert werden.

Insbesondere bei Kindern – das ist ein Beschluss der
nenministerkonferenz, den Sie kennen –, die sich gut
tegriert haben, die einen Schulabschluss haben und de-
n Eltern, sofern sie keine Straftäter sind, hier für ihren
ebensunterhalt sorgen können, kann eine Bleiberechts-
gelung sinnvoll sein. Aber eine Bleiberechtsregelung,

ie eine Prämie dafür gibt, dass man illegal nach
eutschland gekommen ist, und die auch noch dazu
hrt, dass diejenigen, die illegal nach Deutschland ge-

ommen sind, dem Steuerzahler dauerhaft zur Last fal-
n, wird meine Zustimmung nicht finden.


Rüdiger Veit (SPD):
Rede ID: ID1708307500

Wir müssen aber erst einmal die Voraussetzungen da-

r schaffen, dass sie hier arbeiten können und dürfen.

Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des In-
ern:

Ja, auch darüber werden viele Debatten geführt. In
iesen Diskussionen geht es zum Beispiel um Arbeits-
erbote und die Residenzpflicht; Sie kennen diese De-
atten.






Dr. Thomas de Maizière (CDU):
Rede ID: ID1708307600



(A) )


)(B)


Bundesminister Dr. Thomas de Maizière
Noch einmal: Voraussetzung muss sein, dass der Be-
troffene nicht straffällig geworden ist und die Gewähr
dafür bietet, den Lebensunterhalt für sich und seine Fa-
milie dauerhaft selbst zu bestreiten. Es reicht nicht aus,
dass er sich nur darum bemüht hat. An diesem Punkt gibt
es zwischen Union und SPD einen Streit. Viele von Ih-
nen sagen: Es muss reichen, wenn sich die Betroffenen
ernsthaft darum bemüht haben, ihren eigenen Lebensun-
terhalt zu bestreiten. Wir sagen: Nein, der Lebensunter-
halt muss gesichert sein. Das ist, wie ich glaube, ein
wichtiger Unterschied. Eine Regelung nach dem Motto
„Wer ewig strebend sich bemüht“ reicht nicht aus; denn
diejenigen, die sich bemühen, es aber nicht schaffen,
würden auf Kosten der Steuerzahler Sozialleistungen be-
ziehen. Im Hinblick auf Personen, die ihren Lebensun-
terhalt selbst bestreiten und nicht straffällig geworden
sind, ist eine Bleiberechtsregelung in dem Sinne, wie Sie
es formuliert haben, auch unter dem Gesichtspunkt der
Zuwanderungspolitik sicherlich sinnvoll.

Jetzt zu der Frage des sogenannten Resettlements.
Wahr ist: Aufgrund der geografischen Lage ist die Situa-
tion in Europa unterschiedlich. Bestimmte Staaten, die
sogenannten Anrainerstaaten, leiden besonders unter Zu-
wanderung, andere Staaten weniger. Griechenland, Ita-
lien, Malta, Zypern und Spanien haben damit beispiels-
weise mehr zu tun als etwa Finnland. Vor diesem
Hintergrund wurde die Idee geboren – auch die Europäi-
sche Kommission hat diesen Vorschlag gemacht –, ein
sogenanntes Resettlement-Programm aufzulegen, das
dazu führen soll, dass die Lasten geteilt werden.

Es ist allerdings so, dass verpflichtende Quoten für
die Anrainerstaaten keinen Anreiz darstellen, illegale
Migration zu verhindern. Vielmehr würden diese Staaten
Zuwanderer aufnehmen, ein bisschen abwarten und sie
dann in Europa verteilen. Das kann nicht sinnvoll sein.
Wir halten es vielmehr für sinnvoll, die Staaten, die be-
sondere Lasten zu tragen haben und sich mit ihren
Flüchtlingen große Mühe geben, wie es etwa Malta tut,
freiwillig mit einem Rückkehrprogramm bzw. einem
Hilfsprogramm zu unterstützen.

Wenn man sich die entsprechenden Zahlen im Hin-
blick auf das Resettlement ansieht, stellt man fest, dass
die Länder, die sich freiwillig zu einer Neuansiedlung
bereit erklären, mehr Zuwanderer aufnehmen als die
Länder, die nach Quoten vorgehen. Unser Nachbarland
Frankreich zum Beispiel nimmt nach einer Quote pro
Jahr 400 Zuwanderer auf. Deutschland hingegen nimmt
freiwillig Zuwanderer auf. Wir gehen gezielt und in Ab-
sprache mit den Bundesländern vor, berücksichtigen hu-
manitäre Gesichtspunkte und wollen die Länder, die sich
im Hinblick auf Zuwanderer besonders große Mühe ge-
ben, entlasten. Insgesamt nimmt Deutschland eine grö-
ßere Anzahl von Zuwanderern auf als Frankreich. Auch
mit Blick auf die nachfolgende Integration haben wir da-
mit bessere Erfahrungen gemacht als Länder, die nach
einer verpflichtenden Quote vorgehen. Zu Resettlement-
Programmen, wie sie fachlich heißen, sage ich also Ja,
aber auf freiwilliger Basis. Das ist auch im Interesse der
Flüchtlinge.

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(C (D Die nächste Frage kommt von Kornelia Möller. Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Minister, zuerst ine Korrektur: Der Migrationsbericht 2008 wurde zugeitet – ja –, aber er wurde nicht überwiesen. Das ist ein nterschied. Überweisen kann ihn meiner Kenntnis ach nur die Bundesregierung; das ist aber nicht gescheen. Das ist allerdings nicht meine Frage. Meine Frage betrifft die Flüchtlingspolitik. Im ahr 2010 wurden ungefähr 41 000 sogenannte Asylanäge gestellt. Im gleichen Zeitraum wurden mehr als 0 000 sogenannte Widerrufsverfahren eingeleitet, in enen der Status von bereits anerkannten Flüchtlingen och einmal überprüft wurde. 3 000 Flüchtlingen wurde r bereits anerkannter Status daraufhin aberkannt. Das t ein sehr hoher Anteil. In den meisten anderen EUändern wird nicht nach dieser Praxis verfahren. In rankreich allerdings gibt es sie; dort wurde nach Widerfsverfahren ungefähr 2 Prozent der Flüchtlinge der tatus aberkannt. Meine Frage lautet: Wird die Bundesgierung diese EU-weit nahezu einzigartige Widerfspraxis beenden, was gerade angesichts der EU-wein Harmonisierung der Flüchtlingspolitik angemessen äre, und, wenn nein, warum nicht? Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des Inern: Zum ersten Punkt. Wir geben diesen Bericht dem eutschen Bundestag, wie auch immer Sie das bezeichen. Was Sie damit machen, ist Ihre Sache. Sie können as gern mit uns oder im Ältestenrat klären. Ich tue alles, as der Bundestag möchte, (Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Das merken wir uns! – Iris Gleicke [SPD]: Das steht jetzt im Protokoll!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708307700
Kornelia Möller (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708307800

amit Sie das diskutieren können. An dem Terminus –
berweisung oder Zuleitung – soll das nicht scheitern.
ielleicht können wir uns darauf verständigen.

Jetzt zu Ihrer Frage. Dies ist der Migrationsbericht
009. Sie fragen nach den Asylbewerberzahlen des Jah-
s 2010. Die sind in der Tat sehr hoch; sie sind angestie-

en. Wenn etwa die Zahlen der Asylbewerber aus
fghanistan und dem Irak hoch sind, ist das verständ-
ch. Völlig unverständlich ist aber ein erheblicher – ich
age: dramatischer – Anstieg der Asylbewerberzahlen
us Serbien, insbesondere nachdem die Visumpflicht für
erbien abgeschafft worden ist. Das riecht nach einem
issbrauch des Asylverfahrens, und das werden wir

icht hinnehmen. Wir sind hier mit der serbischen Re-
ierung im Gespräch. So kann es nicht weitergehen. Wir
aben die Rückkehrhilfen eingestellt; wir werden ent-
prechende Maßnahmen ergreifen. Ähnliches gilt für

ontenegro und andere Balkanstaaten. Der Wegfall des
isumverfahrens soll nicht dazu dienen, dass Ausländer,
ie Mitglied der Europäischen Union werden wollen, be-
uemer in Deutschland einreisen und dann hier einen
ntrag auf Asyl stellen. So war das Asylverfahren nicht
edacht; das kann nicht richtig sein.






Dr. Thomas de Maizière (CDU):
Rede ID: ID1708307900



(A) )


)(B)


Bundesminister Dr. Thomas de Maizière
Ich kann Ihre Frage zwar nicht im Detail beantwor-
ten; jedoch haben wir hier keine Rechtsänderungen vor.
Wenn Sie einverstanden sind, würde ich Ihnen die Be-
gründung im Einzelnen gern schriftlich nachliefern.


Kornelia Möller (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708308000

Sehr gern.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708308100

Die letzte Frage stellt nun der Kollege Dr. Ernst

Rossmann.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1708308200

Herr Minister, Sie haben einen Zusammenhang zwi-

schen dem Migrationsbericht und Bildungsfragen herge-
stellt. Ich möchte deshalb zweigeteilt auf ein Anliegen
zurückkommen, das uns verbindet, nämlich dass wir aus
allgemeinen Berichten wissen, dass es in Deutschland
geschätzte 300 000 bis 500 000 eingewanderte Men-
schen mit akademischer bzw. beruflicher Qualifikation
gibt, deren Qualifikation nicht anerkannt wird. Das Vor-
haben der Bundesregierung ist ja, das über ein Anerken-
nungsgesetz zu ermöglichen. Das wird diesen Menschen
nun schon seit über einem Jahr versprochen, und wir fra-
gen im zuständigen Bildungsausschuss immer wieder
nach: Wie weit ist das denn? Nun wurde uns gesagt, dass
sich bis zum 15. November letzten Jahres alle Ressorts
dazu äußern sollten und es auch durch Personalaufsto-
ckung leider noch nicht gelungen ist, das abzuarbeiten,
damit das Verfahren trotz der Zerklüftung dieser Materie
in Gang kommt. Ich bitte darum – die Regierungsbank
ist jetzt stark besetzt –, dass die Ministerien mit Hoch-
druck daran arbeiten, damit dieses Versprechen gegen-
über diesen qualifizierten Menschen zügig eingeleitet
werden kann.

Meine erste Frage lautet daher: Können Sie als ver-
antwortlicher Innenminister, als Treuhänder für diese
qualifizierten Menschen, nicht Ihren ganzen Einfluss für
die Bundesregierung geltend machen, damit es nicht
noch weitere Monate dauert? Was können Sie sich vor-
stellen, um dies zu erreichen?

Um eine präzise Frage zu einer anderen Materie nach-
zuschieben: Frau Kolbe wollte gern wissen, was Sie sich
als Innenminister in Bezug auf die von Ihnen so apostro-
phierten 32 000 hochinteressanten ausländischen Absol-
ventinnen und Absolventen konkret vorstellen. Da haben
Sie gesetzgeberische Möglichkeiten, zum Beispiel das
Bleiberecht betreffend.

Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des In-
nern:

Herr Abgeordneter, zur ersten Frage: Ich werde gern
meine ganze Kraft dafür einsetzen, dass das Gesetz
schnell verabschiedet wird. Ich biete Ihnen auch an,
noch einmal bilateral mit dem Staatssekretär zu spre-
chen. Er hat mir eben einen Zeitraum zugeflüstert, den
ich aber nicht verbindlich nennen will.

Es liegt nicht an bösem Willen, sondern die Sache ist
kompliziert. Es ist nicht nur ein Bund-Länder-Streit. Es
gibt über 400 Stellen in Deutschland, die Abschlüsse an-

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(C (D rkennen, beispielsweise die IHKs und die Handwerksammern. Die Gesetzgebungskompetenz des Bundes icht nicht so weit. Deswegen ist der Kernpunkt, einen nspruch zu schaffen, in einer bestimmten Zeit eine ntscheidung zu bekommen. Das ist eigentlich ziemlich enig. Viel mehr wird aufgrund der zersplitterten Zu tändigkeiten gar nicht möglich sein, und selbst das ist icht so leicht zu regeln. Wir arbeiten aber mit Hochruck an der Angelegenheit, und ich will mich gerne dar verwenden. Zu Ihrer zweiten Frage: Ich kann ja verstehen, dass ie und Frau Kolbe danach lechzen, irgendwelche Meiungsunterschiede in der Koalition bei diesem Punkt aus einen Worten herauszuhören. (Rüdiger Veit [SPD]: Noch lieber wären uns Lösungen! – Daniela Kolbe [Leipzig] [SPD]: Konkrete Ansätze!)


h werde Ihnen diesen Gefallen nicht tun. Wir werden
arüber vortragen, wenn wir so weit sind. Ich habe nur
esagt, dass wir etwas tun wollen, um die hier lebenden
bsolventen besser zu stellen als jetzt.

Wie ist die Lage jetzt? Sie erhalten jetzt eine befris-
te Aufenthaltsgenehmigung für ein Jahr, um sich Ar-
eit zu suchen. Der erste Vorschlag, der gemacht wird,
utet, diese Frist zu verlängern. Ich halte davon wenig.
as würde eher dazu führen, dass Arbeitgeber, die Aka-
emiker, also Personen mit einem abgeschlossenen Stu-
ium, ohnehin mit Praktika abspeisen, dies dann zwei
ahre statt ein Jahr lang tun. Ich halte das nicht für ver-
ünftig.

Es gibt aber noch ein zweites Hindernis. Dabei geht
s darum, wie viel nebenbei gearbeitet werden darf. Es
t schlecht, sie hier zu halten, wenn sie ein Jahr lang ei-
en Job suchen, keine Arbeit finden und sich sozusagen
icht über Wasser halten können. Deswegen gibt es
berlegungen, bei dem Betrag oder den Tagen – wie die
egelung genau ist, habe ich jetzt nicht im Kopf – etwas
u verändern, sodass sie ihren eigenen Lebensunterhalt
ährend dieses Jahres besser darstellen können als bis-
er. Das hat zwei Vorteile: Sie erhalten so lange keine
ozialleistungen, und sie sorgen selbst für ihren Unter-
alt. Das führt zu mehr Bindungen.

Es gibt allerdings einen Pferdefuß; deswegen muss
an das klug machen. Wir wollen nämlich nicht, dass

in Diplom-Ingenieur, der Taxi fährt und dadurch seinen
ebensunterhalt bestreitet – quasi unter Niveau –, sagt:
ann bleibe ich halt Taxifahrer, und was nach fünf Jah-
n ist, weiß ich nicht. – Wir wollen ihn ja da einsetzen,
ofür er ausgebildet ist. Das heißt, das Ganze darf wie-
erum nicht zu Fehlanreizen führen. Wir sind im Ge-
präch darüber, das im Detail herauszuklamüsern.

Das sind die angedachten Instrumente: Verlängerung
er Frist – davon halte ich wenig – und das Schaffen der
elegenheit, in diesem einen Jahr wirklich Zeit und die
öglichkeit zu haben, einen Arbeitsplatz zu finden, der

nschließend zu einem dauerhaften Aufenthaltsrecht
hrt. Ich glaube, das ist in der Koalition ziemlich un-

treitig. Wie das im Einzelnen genau geht, werden wir






Dr. Thomas de Maizière (CDU):
Rede ID: ID1708308300



(A) )


)(B)


Bundesminister Dr. Thomas de Maizière
noch entscheiden, aber die Zielrichtung ist unstreitig,
und die unterstütze ich auch.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708308400

Damit haben wir den zeitlichen Rahmen der Regie-

rungsbefragung mehr als ausgeschöpft. Herr Bundes-
minister, ich danke Ihnen für die Beantwortung der Fra-
gen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 2 auf:

Fragestunde

– Drucksachen 17/4406, 17/4421 –

Wir beginnen mit den dringlichen Fragen auf Druck-
sache 17/4421. Sie betreffen den Geschäftsbereich des
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Re-
aktorsicherheit. Für die Beantwortung der Fragen steht
Frau Parlamentarische Staatssekretärin Katherina Reiche
zur Verfügung.

Ich rufe zunächst die dringliche Frage 1 der Kollegin
Dorothee Menzner auf:

Welche Auffassung über die Sicherheitsrelevanz hat die
Bundesregierung bezüglich des durch Ultraschallmessungen
festgestellten möglichen Risses einer Hauptkühlleitung inner-
halb des Reaktors im Atomkraftwerk Grafenrheinfeld, über
den seit dem Wochenende in den Medien berichtet wird?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708308500


Frau Kollegin Menzner, ich beantworte Ihnen die Frage
wie folgt: Das Bundesministerium für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit ist nach seiner Sachverhalts-
ermittlung unter Hinzuziehung eigener Sachverständiger
und insbesondere unter Würdigung der Bewertungen der
Reaktor-Sicherheitskommission zu der Auffassung ge-
langt, dass eine Klärung eines bei einer Ultraschallunter-
suchung festgestellten Befundes erforderlich ist, die nur
bei abgeschalteter Anlage erfolgen kann. Ob das Ultra-
schallsignal tatsächlich von einem Riss herrührt, ist unbe-
kannt. Es wird jedoch sicherheitsbedingt ein Riss unter-
stellt.

In der betreffenden Sitzung der RSK hatte keiner der
anwesenden Experten eine Wachstumsgeschwindigkeit
des möglichen Risses für vorstellbar gehalten, welche
vor März 2011 zu einem Erreichen der sogenannten kri-
tischen Risstiefe, ab welcher ein Durchriss des Rohres
nicht mehr auszuschließen wäre, führen würde. Deshalb
ist das BMU mit einer Klärung der Ursache im Rahmen
der Revision im März 2011 einverstanden.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708308600

Haben Sie eine Nachfrage, Frau Kollegin? – Bitte.


Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708308700

Frau Staatssekretärin, wie Sie sich denken können,

haben wir das Thema schon heute Morgen im Umwelt-
ausschuss behandelt. Dort hat der Vertreter des bayeri-
schen Ministeriums für Umwelt und Gesundheit, Herr
Lazik, sehr ausgiebig versucht, uns deutlich zu machen,
wie sicher Grafenrheinfeld ist, dass überhaupt kein Pro-

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(C (D lem vorliege und dass alle beteiligten Ämter und Beörden keinerlei Sicherheitsrisiko sähen. Aber wenn das alles so in Ordnung, so sicher und so nbedenklich ist, wieso empfiehlt dann der TÜV den ustausch des unbedenklichen Teiles, was nach meinem enntnisstand und meinem Verständnis doch eine etwas ufwendigere Angelegenheit ist? Ka Es liegen Messergebnisse von Ultraschalluntersuhungen vor. Diesen Messergebnissen ist auch nachgeangen worden. Die Messergebnisse sagen nicht, dass es wingend ein Riss ist. Aber gerade weil es sich um ein ernkraftwerk und gerade weil es sich um einen sensilen Bereich handelt, unterstellen wir einen solchen öglichen Riss. Darauf richten sich die Untersuchun en. Wir messen der Reaktor-Sicherheitskommission und rer Kompetenz große Bedeutung bei, und wir – das MU als überwachende Behörde, aber auch das zustänige Ministerium in Bayern als unmittelbare Aufsichtsehörde – sind gemeinsam zu der Überzeugung gelangt, ass es ausreicht, bei der Revision im März zu detaillierren Erkenntnissen zu kommen. Es gibt zurzeit keinen efahrenverdacht. Das folgt auch aus der Beratung der SK. Eine weitere Zusatzfrage, Frau Kollegin. Danke, Frau Präsidentin. – Der Vorfall war diese Wo he unter anderem Gegenstand der Presseberichterstatng. Es wurde berichtet – das wurde auch heute im Aus chuss bestätigt –, dass das Bundesministerium erst onate später von diesem Befund Kenntnis bekommen atte. Dabei wurde auch deutlich, dass das nicht aufrund eines regulären vereinheitlichten Verfahrens der all war. Es war vielmehr davon die Rede, dass Experten m Rande von Fachkonferenzen immer viel reden. In iesem Zusammenhang sei man auf den Vorfall in Granrheinfeld aufmerksam geworden, was dazu geführt abe, dass das Bundesumweltministerium Informationen ngefordert habe. Ich frage Sie: Trifft das zu? Welche chlussfolgerung ziehen Sie daraus für Ihre interne Auftellung, aber auch für die zukünftige Zusammenarbeit it den ausführenden Landesbehörden? Ka In der Tat haben wir im August von Ergebnissen erhren und uns daraufhin mit der bayerischen Aufsichts ehörde in Verbindung gesetzt. Die Behörde hat Ermesensspielräume, wann sie informiert. Wir haben das espräch intensiv gesucht. Auch das wurde berichtet. erichtet wurde auch, dass in einem intensiven Schriftechsel im September, Oktober und Dezember ein Aus Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche )

Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708308800
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708308900
Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708309000
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708309100




(A) )

tausch stattfand. Am 9. Dezember fand dann das Fach-
gespräch statt.

Es bleibt festzuhalten, dass es einen intensiven Aus-
tausch gab. Es bleibt vor allem festzuhalten, dass es zur-
zeit keinen Gefahrenverdacht gibt und dass die RSK zu
dem Schluss gekommen ist, dass wir bis März warten
können, um dann weiterzusehen und intensivere Unter-
suchungen vorzunehmen. Das ist zum jetzigen Stand
das, was das Ministerium heute Morgen im Ausschuss
sagen konnte und was ich jetzt dazu sagen kann.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708309200

Eine Zusatzfrage hat die Kollegin Kotting-Uhl.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708309300

Danke schön, Frau Präsidentin. – Frau Staatssekretä-

rin, Sie sagten, die Wachstumsgeschwindigkeiten gäben
keinen Anlass, davon auszugehen, dass vor März 2011
oder überhaupt Handlungsbedarf bestehe. Ich wüsste
gerne, auf welcher Grundlage Sie die Wachstumsge-
schwindigkeiten berechnen.

Wir haben gehört, dass der vermutete Riss eine Tiefe
von maximal 2,7 Millimetern hat und dass die kritische
Risstiefe bei 19 Millimetern liegt. Woher wissen Sie, in
welcher Zeit dieser 2,7 Millimeter tiefe Riss entstanden
ist? Schon 2001 ist bei einer Revision ein auffälliges
Echogeräusch festgestellt worden. Man ging bereits da-
mals davon aus, dass es sich um einen Riss handeln
könnte. Aber woraus schließen Sie, dass anzunehmen
ist, dass das Ganze – so habe ich es gelesen – um
0,1 Millimeter im Jahr wächst? Woher nimmt man die
Gewissheit, dass dieser Riss, sofern es sich um einen
handelt, gleichmäßig wächst? Wenn wir zum Beispiel
davon ausgehen – ich finde, diese Vermutung ist nicht
allzu fern –, dass, wie wir heute nebenbei gehört haben,
der Lastfolgebetrieb, in dem der Reaktor gefahren wurde
– ich nehme an, nicht seit zehn Jahren, sondern erst in
jüngster Zeit –, durchaus etwas damit zu tun haben und
eine solche Rissbildung beschleunigen kann, dann kön-
nen diese 2,7 Millimeter sehr schnell entstanden sein.
Worauf gründen sich also bitte Ihre Berechnungen?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708309400


Wir werden im März vertiefte Prüfungen vornehmen.
Ich gehe davon aus, dass die Messungen, die regelmäßig
im Rahmen periodischer Prüfungen vorgenommen wer-
den, so zustande kommen, dass sie allen Sicherheitsan-
forderungen entsprechen. Wir haben in diesem Fall auch
aktiv mehr Informationen angefordert. Gleichwohl ist
nicht ein Gremium im BMU alleine, sondern die RSK
als fachliche Behörde nach Austausch mit Experten zu
der Überzeugung gekommen, dass keine Sicherheitsbe-
denken bestehen, jedenfalls keine, die nicht bis zum
März auf eine vertiefte Prüfung warten könnten.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708309500

Eine weitere Zusatzfrage hat der Kollege Fell.

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(C (D Frau Staatssekretärin, mich beunruhigt etwas, wann as alles aufgedeckt wurde und die Daten bereitgestellt urden. Aus Presseberichten haben wir erfahren, dass Juni letzten Jahres dieses Messergebnis aufgetaucht ei. Sie sagten, Sie hätten im August davon Kenntnis beommen. Im Juni befand sich der Reaktor aber noch in inem ungewöhnlich langen Revisionsbetrieb. Das heißt, r war abgeschaltet. Zu diesem Zeitpunkt hätte der Beeiber doch genauer hinschauen können, ob das besagte cho auf einen Riss zurückzuführen ist oder nicht. Wam kann man jetzt nur Vermutungen anstellen? Warum ibt es nicht von vornherein Auflagen? Ich habe große Sorgen, vor allem auch deswegen, eil am 30. September letzten Jahres eine Schnellab chaltung von Grafenrheinfeld vorgenommen werden usste, und zwar aus angeblich externen Gründen. Wie ir aber wissen, üben Schnellabschaltungen hohe Belasngen auf die Kühlmittelleitungen aus. Damit könnte uch eine Erhöhung der Geschwindigkeit bei der Rissildung zusammenhängen. Ich habe große Sorgen. Wie önnen Sie sicher sein, dass bis zum März dieses Jahres lles ohne Probleme über die Runden geht, obwohl inwischen Ereignisse eingetreten sind, die a)

Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708309600
nd der Abschaltung hätten gelöst werden können und

) durch die Schnellabschaltung möglicherweise noch
eschleunigt wurden?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708309700


Sie haben bereits heute Morgen erfahren, dass der
ÜV Süd in einer Stellungnahme vom 15. Juni zu dem
rgebnis kam, dass es aufgrund einer sehr geringen Be-
ndtiefe sicherheitstechnisch unbedenklich ist, den Re-

ktor fahren zu lassen. Die Untersuchungen im Rahmen
on Revisionen finden in Verantwortung der zuständigen
enehmigungsbehörde statt, in diesem Fall also in Zu-

tändigkeit des Landes Bayern. Das Bundesumweltmi-
isterium wird über die Prüfergebnisse betreffend Kern-
raftwerke in der Regel nicht informiert und schaltet
ich in die Entscheidung über das Wiederanfahren
rundsätzlich nicht ein. Das ist die übliche Praxis; das
ar schon immer so. Ich finde, allein dass wir im Ver-
ufe des Jahres nachgefragt haben, die RSK damit be-
sst haben, Informationen gesammelt haben und unsere
ufsichtspflicht ernst genommen haben, sollte Ihnen ei-
en Teil Ihrer Bedenken – hoffentlich – nehmen können.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, das kann es nicht nehmen!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708309800

Herr Kollege Röspel, bitte.


René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1708309900

Frau Staatssekretärin, von welcher Haltbarkeitsdauer

eht man bei einer solchen Hauptkühlleitung aus? Ist
iese bereits überschritten?






(A) )


)(B)

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708310000


Ich kann Ihnen keine Jahreszahlen nennen. Es geht
aber auch nicht um eine Jahreszahl, sondern darum, ob
ein Teil funktionsfähig und intakt ist oder nicht. Sollten
Zweifel bestehen, muss ein sensibles Teil ausgetauscht
werden. Ich wiederhole mich: Sollten im März die ver-
tieften Ultraschallmessungen und andere Messungen zu
dem Ergebnis kommen, dass ein Austausch erforderlich
ist, muss und wird ein Austausch vorgenommen werden.
Ich kann Ihnen die Ergebnisse zum jetzigen Zeitpunkt
aber noch nicht nennen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708310100

Damit kommen wir zur dringlichen Frage 2 der Kol-

legin Dorothee Menzner:
Welche unmittelbaren Maßnahmen zur Gefahrenabwehr

und zur Prüfung des neuesten Vorfalls im Atomkraftwerk
Grafenrheinfeld hat die Bundesregierung eingeleitet?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708310200


Frau Kollegin Menzner, ich antworte wie folgt: Das
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-
torsicherheit hat sich von der zuständigen Atomauf-
sichtsbehörde des Freistaates Bayern schriftlich und
mündlich über den Sachverhalt informieren lassen und
hat darüber hinaus Bewertungen von eigenen Gutachtern
und der Reaktor-Sicherheitskommission eingeholt, so
wie ich es eben dargestellt habe.

Im Hinblick auf die weiter gehende Bedeutung des
Ereignisses hat das BMU die Gesellschaft für Anlagen-
und Reaktorsicherheit, GRS, mit der Erstellung einer
Weiterleitungsnachricht beauftragt. Durch diese Weiter-
leitungsnachrichten soll sichergestellt werden, dass an-
dere deutsche Kernkraftwerke über den Sachverhalt auf-
geklärt werden und, soweit erforderlich, geeignete
Prüfungen vornehmen sowie Maßnahmen ergreifen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708310300

Ihre Zusatzfrage, Frau Menzner.


Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708310400

Danke, Frau Vorsitzende. – Diesen recht umfangrei-

chen Maßnahmen – wenngleich sie mit deutlichem Zeit-
verzug erfolgen – entnehme ich, dass die Bundesregie-
rung diesen Befund als nicht ganz so harmlos einstuft,
wie uns glauben gemacht werden soll. Ich frage Sie, ob
Sie es für normal halten, dass sogar die Mitglieder des
zuständigen Ausschusses solche Vorgänge, solche Pro-
bleme, solche Debatten erst aus den Medien erfahren.

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708310500


Ich weise zurück, dass die Bundesregierung Vor-
kommnisse verharmlost oder Informationen nicht in er-
forderlichem Maße gibt. Wir haben im Ausschuss die
entsprechenden Informationen gegeben. Auch im Aus-

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(C (D chuss heute Morgen wurde erläutert, wie intensiv der ontakt zu den bayerischen Behörden war. Dass wir anere Kraftwerksbetreiber darüber informieren und bitn, Prüfungen vorzunehmen, ist ein weiterer Beleg dar, wie sensibel wir mit dem Thema Sicherheitsrelevanz ei Kernkraftwerken umgehen. Eine weitere Zusatzfrage? Frau Staatssekretärin, es ist vollkommen richtig, dass ie heute auf Antrag aus den Reihen der Ausschussmitlieder Bericht erstattet haben. Eine solche Nachfrage ar uns aber erst möglich, nachdem wir die Pressebechterstattung kannten. Ich möchte Sie an dieser Stelle noch einmal fragen, ie Sie für zukünftige Fälle gewährleisten wollen, dass er Informationsfluss zwischen den Ländern und dem und besser läuft und man nicht auf zufällig ausgeuschtes Wissen am Rande von Fachkonferenzen angeiesen ist – so wurde es zumindest heute Morgen darestellt –, um erst dann Informationen von den jeweils uständigen Landesbehörden anzufragen. Mir erscheint das gilt sowohl innerhalb des Parlaments als auch beim ustausch zwischen den Ländern und der Bundes bene – noch einiges optimierungsfähig. Ka Ich kann hier keine Zufälligkeiten erkennen. Gleichohl geht es immer darum, die Kommunikationswege u verbessern. Allerdings gibt es eine klare Aufgabenteing zwischen der Zuständigkeit der aufsichtsführenden andesbehörden und dem Bund. Wir wollen es bei dieer bewährten Aufgabenteilung, deren Funktionsfähigeit uns durch internationale Kommissionen in der letzn Legislaturperiode bestätigt wurde, belassen. Eine Zusatzfrage hat die Kollegin Kotting-Uhl. Frau Staatssekretärin, wir reden hier nicht von einem orkommnis, das sich irgendwo im Außenbereich des tomkraftwerks abgespielt hat. Wir reden von einem efund aus dem Innersten, aus dem nuklearen Teil des eaktors. Wenn dieser Befund tatsächlich zu einem Störll führen würde, dann hätten wir einen Störfall der tufe 3. Das ist in Deutschland bisher noch nicht vorekommen. Das heißt, die ganze Anlage wäre atomar erseucht, was entsprechende Auswirkungen hätte. Da rscheint mir doch das Wort „Sensibilität“, das Sie jetzt inige Male bemüht haben, nicht ganz richtig angewenet. Ich will Sie fragen, wie es sein kann, dass ein solcher törfall, der eventuell nicht gemeldet wurde – das hat ich nämlich heute Morgen im Umweltausschuss nicht o angehört –, sondern mehr zufällig im August letzten Sylvia Kotting-Uhl )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708310600
Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708310700
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708310800
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708310900
Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708311000




(A) )

Jahres bei irgendeiner Begegnung übermittelt wurde, der
dem BMU aber immerhin bekannt war, nicht sofort, wie
es – das will ich betonen – üblich ist bei Befunden im
Primärkreislauf, dazu geführt hat, das entsprechende
Atomkraftwerk abzuschalten, der Ursache auf den
Grund zu gehen und, nachdem man die Ursache für den
Befund kennt, zu entscheiden, ob das Atomkraftwerk
wieder ans Netz kommt. Erklären Sie mir bitte, wie es
sein kann, dass dieses Atomkraftwerk von August bis
heute ungehindert weiterlief und man jetzt sagt: Jetzt las-
sen wir es weiterlaufen; denn es steht demnächst ohne-
hin eine Revision an, das reicht. – Das ist ein Tabubruch.
Dies bricht mit dem, was bisher üblich war.

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708311100


Auf Basis der Berechnungen, die vorliegen, kann
nicht festgestellt werden, dass es ein von Ihnen unter-
stelltes erhebliches Sicherheitsrisiko gibt. Noch einmal:
Das haben Experten des Umweltministeriums in Zusam-
menarbeit mit der RSK festgestellt. An der Betriebssi-
cherheit des Kernkraftwerks – das ist entscheidend – be-
stehen keine Zweifel. Auch wenn ein hypothetischer
Abriss – das ist das, was Sie beunruhigt – der Volumen-
ausgleichsleitung an der befundbehafteten Stelle im
Kraftwerk Grafenrheinfeld unterstellt würde, würde ein
solcher Störfall von der Anlage beherrscht werden. Auch
das ist eine Aussage, die heute Morgen im Ausschuss so-
wohl von der Leitung des Hauses als auch von dem
bayerischen Ministerium so bestätigt wurde.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708311200

Herr Kollege Fell zur nächsten Zusatzfrage.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708311300

Frau Staatssekretärin, Sie sagen, an der Sicherheit des

Kernreaktors bestünden keine Zweifel. Ich könnte das
nur dann nachvollziehen, wenn es Beobachtungen gäbe,
deren jeweilige Erklärung wir kennen würden. Aber es
gibt Beobachtungen, die Fragen aufwerfen, die auch die
Experten heute – weder die vom bayerischen Umwelt-
ministerium noch die vom Bundesumweltministerium –
nicht zufriedenstellend beantworten konnten. Im Gegen-
teil: Sie konnten sogar überhaupt keine Antwort auf
meine Frage geben.

Der Zeitraum der Revision wurde im letzten Jahr um
über einen Monat verlängert, weil Auffälligkeiten, näm-
lich erhebliche Mengen von radioaktivem Eisen, Chrom
und Nickel, festgestellt wurden. Dieses Eisen, Chrom
und Nickel kann nur aus der Leitung an anderer Stelle
gekommen sein. Das heißt, es muss irgendwo etwas ero-
dieren; sonst wären in dem Kühlmittel nicht solche gro-
ßen Mengen, die immerhin zu einer Verlängerung des
Revisionszeitraums geführt haben.

Auf meine Frage, ob das denn nicht untersuchenswert
wäre und ob sie denn eine Antwort darauf hätten, woher
diese Mittel kommen, hatten sie eigentlich nur ein Ach-
selzucken übrig. Sie wussten nichts. Dasselbe gilt für die
andere Frage, nämlich ob eine Schnellabschaltung mög-

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(C (D cherweise die Rissgeschwindigkeit erhöht: auch darauf ur Achselzucken. Aber es gibt diese Fragen, Frau taatssekretärin. Damit ist doch bei der Bewertung, dass a kein Sicherheitsrisiko vorliegen würde, keine Sichereit vorhanden. Es muss zu einer vorsorglichen Handng kommen, die bisher auch immer üblich war, nämch dass der Reaktor vorsorglich abgeschaltet wird, um iese Auffälligkeiten näher zu untersuchen und festzutellen, ob sie ein Problem darstellen oder nicht. Ka Frau Staatssekretärin Heinen-Esser hatte Ihnen bereits eute Morgen angeboten, die Ereignismeldung, die Inrmationen enthält, weiterzuleiten. Ich möchte wieder olen, Herr Kollege Fell, dass zurzeit kein Gefahrenveracht vorliegt, dass wir uns in dieser Bewertung mit der eaktor-Sicherheitskommission in Übereinstimmung seen und dass, wenn die Prüfung im März ergeben sollte, ass ausgetauscht werden muss, auch ausgetauscht weren wird. Aber zum jetzigen Zeitpunkt liegt kein Gefahnverdacht vor. Dann kommen wir zur dringlichen Frage 3 der Kolle in Kornelia Möller zum selben Sachverhalt: Welche Informationen bzw. Erkenntnisse haben die Exper ten in der Abteilung für Reaktorsicherheit des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, BMU, dazu bewogen, die sofortige Abschaltung des Reaktors Grafenrheinfeld und den sofortigen Austausch des mit einem Riss versehenen Bauteils nicht mehr zu fordern? Ka Auch Frau Kollegin Möller möchte gerne Auskünfte, rkenntnisse und Informationen zu Grafenrheinfeld haen. Ich wiederhole mich insofern, als das Bundesmweltministerium nach seiner Sachverhaltsermittlung unter Hinzuziehung eigener Sachverständiger und insesondere unter Würdigung der Bewertungen der Reakr-Sicherheitskommission – zu der Auffassung gelangt t, dass die erforderliche Klärung eines bei einer Ultra challuntersuchung festgestellten Befundes nur bei abgechalteter Anlage erfolgen kann. Ich hatte auch ausgeführt, dass in der betreffenden itzung der Reaktor-Sicherheitskommission keiner der nwesenden Experten ein Wachstum des möglichen Rises für vorstellbar gehalten hatte. Wir werden somit im ärz 2011 eine erneute Überprüfung durchführen und aben uns einverstanden erklärt, im Rahmen der Reviion im März 2011 eine Klärung – so wie ich es hier bisng auch im Rahmen der Fragen beantwortet habe – zu rreichen. Sie haben eine Zusatzfrage, Frau Kollegin Möller? – itte. )

Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708311400
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708311500
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708311600
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708311700




(A) )


Kornelia Möller (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708311800

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Vielen Dank, Frau

Staatssekretärin, ich habe Sie bei der Beantwortung der
ersten Frage so verstanden, als sei es ungewiss, dass es
einen Riss gebe. Es sei unwahrscheinlich, dass dieser
Riss vor März eine relevante Größe erreichen werde.
Der Kollege Fell hat jetzt Fragen gestellt, die sehr be-
sorgniserregend sind und auf die es keine Antworten ge-
geben hat. Das Ganze erscheint mir sehr schwammig.
Obwohl ich die Wiederholung von Ihnen gehört habe,
dass dieser Riss keine relevante Größe hat, dass alles gut
ist und dass eine Prüfung im März reicht, habe ich
– auch hinsichtlich der Bürgerinnen und Bürger, die in
der Nähe und im weiteren Umkreis leben müssen – Be-
fürchtungen. Denn es erscheint doch sehr deutlich, dass
Sie nicht wissen: Ist es nun gefährlich, oder ist es nicht
gefährlich?

Dazu meine Frage. Wenn es sich bei dem Störfall um
die Stufe 3 handeln würde, dann würde das bedeuten,
dass der ganze Bereich verseucht wäre. Sie sagen, das
habe man im Griff. Sind Sie sich da sicher? Können Sie
angesichts all dieser Ungewissheiten, all dieses Nicht-
wissens und Nicht-Beantworten-Könnens von relevan-
ten Fragen gerade in diesem Bereich, der eine derartige
Gesundheitsgefährdung für Menschen bedeutet, so
leichtfertig damit umgehen, dass Sie sagen: „Es reicht,
wenn das im März überprüft wird“?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708311900


Erstens: Die Bundesregierung nimmt ihre Aufsichts-
funktionen und ihre Aufsichtspflichten sehr ernst. Zwei-
tens: Den Vorwurf der Leichtfertigkeit möchte ich auch
an dieser Stelle zurückweisen. Drittens: Es gibt Ultra-
schalluntersuchungen – es tut mir leid, dass ich mich
wiederhole; aber offenbar ist es doch noch nicht ange-
kommen –, die vermuten lassen, es könnte ein Riss vor-
liegen. Wir wissen nicht, ob tatsächlich ein Riss vorliegt.
Aber allein die Vermutung, dass ein Riss vorhanden sein
könnte, lässt uns alle Maßnahmen ergreifen, weiter auf
diesen Befund hin zu forschen. Der aktuelle Befund ist
allerdings nicht geeignet, einen Gefahrenverdacht zu be-
gründen. Auch die Experten der Reaktor-Sicherheits-
kommission haben dies so bestätigt.

Im Zusammenspiel von TÜV, RSK und GRS, aber
auch im Zusammenspiel der Aufsichtsbehörden in Bay-
ern und dem Bundesumweltministerium sind wir zu dem
Ergebnis gekommen, bei der Revision im März vertieft
zu schauen. Der Reaktor wäre allerdings nicht angefah-
ren worden, hätten die Behörden in Bayern Gegenteili-
ges oder Besorgniserregendes festgestellt.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708312000

Ihre zweite Zusatzfrage, Frau Möller.


Kornelia Möller (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708312100

Meine zweite Zusatzfrage ist: Können Sie definitiv

ausschließen, dass dieser Riss eine relevante Größe er-
reicht?

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(C (D Ka Wir wissen nicht, ob es ein Riss ist; auch das muss stgestellt werden. Das lässt sich mittels Ultraschall ntersuchungen nicht feststellen. Allein der Verdacht, es önnte ein Riss vorliegen, lässt uns alle nötigen Maßahmen ergreifen. Wir haben sie bereits ergriffen und erden sie im März fortführen. Das Wort zu einer Zusatzfrage hat die Kollegin enzner. Frau Staatssekretärin, diese Fragestellung – auch das ekanntwerden der möglichen Probleme an dem Hauptühlsystem – kam in einer Zeit auf, wo in diesem Land och recht emotional über die Möglichkeit – das wurde ann von Ihrer Koalition auch umgesetzt – einer Laufeitverlängerung diskutiert wurde. Wir und mit uns viele ndere halten dies für kontraproduktiv und gefährlich. er Verdacht liegt einfach nahe, dass es in solch einer ituation, bei einer so schwerwiegenden Sicherheitsage – ich spreche nicht von einem Problem – politisch ngewünscht war, das Ganze öffentlich zu machen, dieen Reaktor abzuschalten, um der Sache auf den Grund u gehen. Natürlich war diese Frage auch vom Betreiber on ökonomisch nicht erwünscht. Was sagen Sie dazu? Ka Ich sehe den von Ihnen konstruierten Zusammenhang icht. Wir haben unsere Entscheidung in Abwägung des orhabens getroffen, die erneuerbaren Energien auszuauen. Wir brauchen die Kernenergie und fossile Enerieträger als Brücke. Der Ausbau der erneuerbaren Enerien geht schneller voran, als wir alle für möglich ehalten hätten. Wir brauchen aber für die Übergangseit die Kernenergie. Mit der Atomgesetznovelle haben ir gezeigt: Wir werden das Thema Sicherheit neu anpa ken und werden Sicherheitspflichten dynamisch einfühn, um das Maximum an Sicherheit für die Bürgerinnen nd Bürger zu gewährleisten. Herr Kollege Fell hat noch eine Zusatzfrage. Frau Staatssekretärin, das Sicherheitsrisiko wird auch ann erhöht, wenn es zu Schnellabschaltungen kommt. ie hydraulische und thermische Belastung von Kühlittelleitungen werden dadurch drastisch erhöht, und efahrenstellen, wie mögliche Risse, werden damit zu inem größeren Sicherheitsrisiko. Können Sie ausschlieen, dass bei diesem Reaktor bis zum März kommenden ahres keine Schnellabschaltungen mehr stattfinden? önnen Sie auch ausschließen, dass, wenn es doch zu eier Schnellabschaltung kommt, diese Rissbildung, die öglicherweise doch vorhanden ist – Sie wissen es nach ren Bekundungen ja nicht –, zu einem wirklich proble Hans-Josef Fell )

Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708312200
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708312300
Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708312400
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708312500
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708312600
Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708312700




(A) )

matischen Störfall in diesem Reaktor führt? Können Sie
diese Ereignisse mit Sicherheit ausschließen?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708312800


Wir reden von März – der ist in zwei Monaten – und
nicht vom kommenden Jahr. Ich bin der Überzeugung,
dass auf Grundlage der Erkenntnisse der Reaktor-Sicher-
heitskommission, des TÜV Süd und der aufsichtsführen-
den Behörden dieses Kernkraftwerk weiterlaufen wird.
Um mögliche weitere Erkenntnisse zu gewinnen, wer-
den wir die Revision im März sorgfältig durchführen
und gegebenenfalls Teile austauschen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708312900

Frau Kollegin Kotting-Uhl.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708313000

Frau Staatssekretärin, Sie haben eben zum einen aus-

geführt, dass die erneuerbaren Energien ziemlich schnell
wachsen, und Sie haben zum anderen noch einmal die
Laufzeitverlängerung begründet; sie sei notwendig und
gerechtfertigt. Vonseiten der Befürworter der Laufzeit-
verlängerung haben wir immer wieder das Argument ge-
hört, Atomkraft und erneuerbare Energien passten gut
zusammen, man könne Atomkraftwerke sehr gut im
Lastfolgebetrieb fahren. Bisher wussten wir offiziell
nicht, welche Atomkraftwerke tatsächlich im Lastfolge-
betrieb gefahren werden. Wir haben heute im Umwelt-
ausschuss eher zufällig gehört, dass Grafenrheinfeld so
gefahren wurde. Es gab schon immer und es gibt bei
vielen Wissenschaftlern den Vorbehalt gegen diesen
Lastfolgebetrieb. Sie sagen: Das führt zu schnellerer
Versprödung, und schnellere Versprödung könnte zu
Rissbildung führen. Wie weit gehen Sie den Fragen nach
einem Zusammenhang zwischen gefahrenem Lastfolge-
betrieb und dieser Rissbildung nach?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708313100


Ich kann die Frage nach einem Zusammenhang, gerade
im Fall Grafenrheinfeld – darüber reden wir hier ja –, we-
der bejahen noch verneinen. Gleichwohl ist es richtig,
dass ein Kernkraftwerk, das stark beansprucht ist, das
hoch- und herunterfahren muss, ein hohes Maß an Si-
cherheit liefern muss. Wir werden dieser Frage – ich
wiederhole mich – im März erneut nachgehen, nachdem
eine Revision erfolgt ist, um sicherzustellen, dass dieses
Kernkraftwerk weiter sicher betrieben werden kann.
Sollten sich Teile als nicht mehr gebrauchsfähig erwei-
sen, dann müssen und werden sie ausgetauscht werden.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708313200

Nun rufe ich die dringliche Frage 4 der Kollegin

Kornelia Möller zum selben Sachverhalt auf:
Wie kann es sein, dass ein Vorfall, der nach Meinung von

Experten in der Abteilung für Reaktorsicherheit des BMU ei-
nen möglichen „Störfall der Stufe 3 – meldepflichtiger Stör-
fall“ zur Folge hätte bzw. als solcher kategorisiert worden
wäre, von dem Betreiber Eon als ungefährlich eingestuft wor-

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(C (D den ist und erst sechs Monate nach dessen Bekanntwerden an das BMU gemeldet wurde? Ka Ich antworte auf diese Frage wie folgt: Der Betreiber ielt eine Meldepflicht für zunächst nicht gegeben, entchied sich aber nach der vertieften Diskussion des Erignisses in der RSK im Dezember 2010, vorsorglich ine Ereignismeldung nachzureichen. Sie haben eine Nachfrage, Frau Kollegin? Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Staatssekretä n, es ging gerade um einen neuen Sachverhalt, nämlich m die extreme Belastung für das Material mit der Gehr einer bestehenden Versprödung. Mir ist nicht ganz ingängig, warum Sie den Vorfall nicht sofort prüfen. Es andelt sich zwar nur um zwei Monate, aber immerhin ind es zwei Monate, das heißt, es handelt sich um einen eitraum, der relevant sein kann. Warum wird nicht sort abgeschaltet? Ich sage das gerade vor dem Hinter rund der Verantwortung – ich komme immer wieder auf as Thema Verantwortung zurück –, die die Bundesgierung gegenüber Bürgerinnen und Bürgern hat; denn an merkt an Begriffen wie „ungewiss“ und „unwahr cheinlich“, dass sie eine Gefahr nicht wirklich auschließen können. Daher meine Frage: Was bedeutet für ie Verantwortung? Ist es ein verantwortliches Umgeen, zwei Monate abzuwarten? Ka Die Aufsichtsbehörde hat im Schriftwechsel und auch eute im Fachausschuss klargemacht, dass an der Beiebssicherheit des Kernkraftwerks keine Zweifel besteen. Wir sind deshalb gemeinsam zu der Auffassung geommen, dass es ausreicht, diesen Fragen im Rahmen er Revision im März nachzugehen. Frau Möller, bitte sehr. Vielen Dank. – Ich habe noch eine kurze Frage. Nach em ich immer „wir“ höre, frage ich Sie persönlich: enn Sie bei einem Störfall, der nicht ausgeschlossen erden kann, persönlich haftbar wären, würden Sie dann ofort abschalten, oder würden Sie diese zwei Monate bwarten? Ka Die Frage nach der persönlichen Haftung ist wohl her rhetorischer Natur. Sie können sich darauf verlasen, dass das Bundesumweltministerium als Bundesauf Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche )

Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708313300
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708313400
Kornelia Möller (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708313500
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708313600
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708313700
Kornelia Möller (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708313800
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708313900




(A) )

sicht alles tut, um den sicheren Betrieb von Kernkraft-
werken zu gewährleisten, um in einem engen Austausch
der Aufsichtspflicht nachzukommen, und mit den auf-
sichtsführenden Behörden darauf achtet, dass ein maxi-
males Maß an Sicherheit gegeben ist.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708314000

Frau Kollegin Kotting-Uhl.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708314100

Frau Staatssekretärin, Sie sagten eben, der Betreiber

hielt die Meldepflicht für nicht angemessen. Es handelt
sich um eine Unregelmäßigkeit im Primärkreislauf. Tei-
len Sie die Ansicht des Betreibers, dass hier die Melde-
pflicht nicht angemessen war?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708314200


Wir haben im Verlauf des Erkenntnisgewinns – –


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, nicht im Verlauf des Erkenntnisgewinns!)


– Entschuldigung, Sie möchten eine Antwort von mir,
Frau Kotting-Uhl. Ich unterbreche Sie auch nicht bei der
Fragestellung. Ich würde also gerne antworten, Frau
Kollegin Kotting-Uhl.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch keine Antwort!)


Wir haben den Betreiber und auch die aufsichtsfüh-
rende Behörde gebeten, die RSK damit zu beschäftigen,
um Sicherheit beim Erkenntnisgewinn und auch bei ei-
ner Entscheidung über einen Weiterbetrieb zu erhalten.
Wir haben dies in der Diskussion mit den Experten ent-
schieden und sind deshalb zu dem Schluss gekommen,
dass während der Revision im März 2011 die umfängli-
che Prüfung erfolgen kann.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe eine ganz einfache Frage gestellt!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708314300

Frau Kollegin, die Frau Staatssekretärin antwortet.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, sie antwortet nicht!)


Frau Staatssekretärin, Sie haben das Wort.

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708314400


Ich habe geantwortet.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708314500

Dann kommen wir zur Nachfrage der Kollegin

Menzner.

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(C (D Frau Staatssekretärin, Sie haben eben ausgeführt, dass s sich nach Einschätzung des Betreibers um eine freiillige Mitteilung und keine Pflichtmitteilung handelte, ass der Vorfall also nicht unter die Mitteilungspflicht el. Das Bundesministerium hat es aber sehr wohl als otwendig erachtet, die Informationen, die Sie offenichtlich haben – so haben Sie es auch ausgeführt –, aneren Betreibern von AKWs zu übermitteln mit der itte, zu überprüfen, ob das für sie eventuell relevant äre. Also scheinen Sie doch die Einschätzung zu haen, dass es sich um eine Störung von einer gewissen Siherheitsrelevanz handelt mit der Möglichkeit, dass es uch in anderen Anlagen zu ähnlichen Vorfällen kommt. h füge an: Das ist doch gerade dann von Bedeutung, enn wir von vermehrtem Lastfolgebetrieb und damit rhöhter Beanspruchung von Kühlsystemen reden. Was bedeutet dieser Zusammenhang für Sie, wenn es arum geht, wie Betreiber die Frage „Was ist meldeflichtig, und was melden wir freiwillig?“ selbst einchätzen? Sind also die Kriterien dafür, was Betreiber zu elden haben, aus Ihrer Sicht ausreichend, oder muss da achgearbeitet werden, wenn bei einem Ereignis, das Sie o einschätzen, dass Sie es an andere zur Kontrolle und rüfung weitermelden, der Betreiber zu der Einschätung kommt, dass es um eine freiwillige Meldung geht? Ka Im Rahmen der Befragung hier ist bereits darauf hinewiesen worden, dass es in 2001 im Rahmen einer Reision einen Hinweis gegeben hat. Bayern hat heute och einmal ausgeführt, dass aufgrund des Prüfbefundes in tatsächliches Risswachstum nicht nachgewiesen weren konnte. Wir sagen: Es muss weiter überprüft weren. Für März wurde die Überprüfung angesetzt. Wir arten jetzt auf die Ergebnisse. Ich gehe davon aus, dass die Betreiber ihren Meldeflichten nachkommen. Sollte es Unregelmäßigkeiten eben, wird nachgesteuert. Ich kann das im vorliegenden all – über diesen sprechen wir – aber nicht erkennen. Die dringlichen Fragen sind damit aufgerufen und be ntwortet. Frau Staatssekretärin, ich danke Ihnen. Wir kommen dann zur Beantwortung der Fragen auf rucksache 17/4406 in der üblichen Reihenfolge und eginnen mit dem Geschäftsbereich des Bundesministeums für Bildung und Forschung. Für die Beantwortung er Fragen steht der Parlamentarische Staatssekretär r. Helge Braun zur Verfügung. Zunächst rufe ich die Frage 1 des Kollegen René öspel auf: Warum hat die Bundesregierung bei der Ausgestaltung des Gesundheitsforschungsprogramms darauf verzichtet, konkrete Forschungsansätze für Hilfsangebote insbesondere für chronisch Kranke zu entwickeln? )

Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708314600
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1708314700
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708314800




(A) )

D
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708314900


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Lieber Herr Kollege
Röspel, das Gesundheitsforschungsprogramm ist die
strategische Grundausrichtung der Gesundheitsfor-
schung der Bundesregierung für die nächsten Jahre. Des-
halb gliedert es sich in verschiedene Aktionsfelder. Selbst-
verständlich ist der Bereich von Hilfsangeboten
insbesondere für chronisch Kranke ein wichtiges Arbeits-
feld. Sie fragen hier, warum wir nicht konkrete For-
schungsansätze im Gesundheitsforschungsprogramm the-
matisieren. Das liegt daran, dass dieser Bereich
sicherlich im Wesentlichen unter das Aktionsfeld 4
– Versorgungsforschung – subsumiert werden kann. Un-
ter dem Dach des Rahmenprogramms, das sich in
Schwerpunkte aufteilt, werden konkrete Förderlinien ins
Leben gerufen. Aktuell gibt es zum Beispiel die Förder-
maßnahme „Versorgungsnahe Forschung“, die sich sehr
stark mit der langfristigen Wirksamkeit von Versor-
gungsleistungen beschäftigt. Das ist quasi eine Ebene
unterhalb des Rahmenprogramms und damit an dieser
Stelle nicht thematisiert.

Aber dass wir auf dem Gebiet viel tun, mögen Sie da-
ran sehen, dass wir gemeinsam mit der Deutschen Ren-
tenversicherung Bund, der gesetzlichen und der privaten
Krankenversicherung insgesamt 11 Millionen Euro für
diesen Bereich aufgewendet haben. Davon beträgt allein
der Anteil des BMBF 7 Millionen Euro. Bereits im Mai
dieses Jahres werden wir eine neue Förderrunde einlei-
ten. Insofern ist dies sicherlich ein Ansatz, der auch im
Rahmen der Gesundheitsforschung der Bundesregierung
verfolgt wird; aber er ist zu konkret, als dass wir ihn im
Gesundheitsforschungsprogramm neben all den vielfälti-
gen Aktivitäten der Gesundheitsforschung in Deutsch-
land so ansprechen könnten, wie Sie es sich vielleicht er-
hofft haben.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708315000

Haben Sie eine Nachfrage, Herr Kollege? – Bitte.


René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1708315100

Vielen Dank. – Ich stelle allerdings fest, dass der Be-

reich „Pflege- und Versorgungsforschung“ nur einen ganz
geringen Teil des Gesundheitsforschungsprogramms aus-
macht, nämlich nicht einmal 2 Seiten von 50. Da finde ich
keine Ansätze für konkrete Maßnahmen. Warum misst
die Bundesregierung der Pflege- und Versorgungsfor-
schung, die vor dem Hintergrund des demografischen
Wandels und für ganz viele Menschen, die pflegend tätig
sind oder gepflegt werden müssen, so wichtig ist, nur ei-
nen so geringen Stellenwert bei?

D
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708315200


Lieber Herr Kollege Röspel, wenn bei Ihnen der Ein-
druck entstanden ist – Sie haben die Seiten, die sich mit
diesem Thema befassen, gezählt –, dass für uns dieser
Bereich nicht wichtig ist, dann muss ich Ihnen sagen,
dass das nicht der Fall ist. Es ist ein ganz wichtiger
Punkt. Wir haben bereits im Jahr 2010 gemerkt, dass im
Bereich der Versorgungsforschung die von uns durchge-


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(C (D hrten Ausschreibungen überaus gut angenommen woren sind. Wir haben zahlreiche, qualitativ sehr hochwerge Anträge bekommen. Deshalb führen wir diesen rozess fort und intensivieren ihn. Wenn Sie auf konkrete Maßnahmen abstellen, dann uss ich Ihnen klar sagen: Wir haben in der Vergangen eit vielleicht etwas konkreter die Forschungsmethodik enannt. Aber ein Wunsch aus der Wissenschaft war, ass Politik das tun sollte, was sie besonders gut kann, ämlich die gesellschaftlichen Herausforderungen zu denieren. Das haben wir im Gesundheitsforschungsproramm für den Bereich der Versorgungsforschung sehr onkret getan. Diese Forschung ist einer der Schwerunkte des Programms. Wir definieren aber nicht die Methoden im Einzelnen. h will Ihnen auch sagen, warum nicht. Das Gesund eitsforschungsprogramm soll für die Dauer von vielen ahren Leitlinie sein. Wir wollen diejenige wissenschaftche Methodik, die zur Bewältigung der gesellschaftlihen Herausforderungen am besten geeignet ist, fördern. enn wir im Gesundheitsforschungsprogramm einen tärker technologieorientierten Ansatz wählen würden, ürden wir Gefahr laufen, dass eine neue Technologie der eine noch nicht ausreichend erprobte Technologie us dem Gesundheitsforschungsprogramm herausfallen ürde. Das ist unter dem Stichwort „missionsorientierter nsatz“ zu verstehen. Diese strukturelle Veränderung ist auch in den großen orschungsprogrammen anderer Wissenschaftsnationen eutzutage üblich. Insofern handelt es sich um eine Moernisierung, die aber nicht bedeutet – das sage ich ganz eutlich –, dass wir diesem Bereich in irgendeiner Weise ine geringere Priorität beimessen. Ganz im Gegenteil: ie Versorgungsforschung ist ein relevanter Teil und dait ein Schwerpunkt des Gesundheitsforschungspro ramms. Haben Sie eine weitere Zusatzfrage? – Bitte. Mein Einwand, dass auf dieses Thema nur 2 von 0 Seiten entfallen, ist vielleicht etwas zu kurz gegriffen. aher möchte ich Sie konkreter fragen: Wie hoch ist der nteil der finanziellen Mittel am Gesundheitsfor chungsprogramm, die auf die Versorgungsund Pflegerschung entfallen? Liegt dieser Anteil ebenfalls bei zu 25? D Das unterliegt letzten Endes der Ausgestaltung der örderlinien. Darüber wird jährlich entschieden. Wir haen im vergangenen Jahr 20 Millionen Euro für den Beich der Versorgungsforschung in dem entsprechenden rogramm aufgewendet. Wir werden im kommenden ahr im Zuge des Aufwuchses der Mittel für den Geundheitsbereich mehr Geld im Haushalt dafür zur Vergung stellen. )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708315300
René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1708315400
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708315500




(A) )


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708315600

Wir kommen zur Frage 2 des Kollegen Röspel:

Welche konkreten Maßnahmen plant die Bundesregierung
im Nachgang zur Vorstellung des Gesundheitsforschungspro-
gramms, um die Defizite bei den strukturellen Voraussetzun-
gen für die klinische Forschung in Deutschland abzumildern?

D
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708315700


Sehr geehrter Herr Kollege, ich danke Ihnen für diese
Frage, weil sie ein Thema anspricht, das auch aus unse-
rer Sicht eine große Bedeutung hat.

Die klinische Forschung ist diejenige Forschung in
Deutschland, die dazu beiträgt, dass die vielen Erkennt-
nisse, die in der Grundlagenforschung gewonnen wer-
den, letztlich dem Menschen zugutekommen. Deshalb
ist die klinische Forschung für uns außerordentlich wich-
tig.

Der Wissenschaftsrat hat in den letzten Jahren und
Jahrzehnten immer wieder bemängelt, dass die klinische
Forschung in Deutschland nicht den Stellenwert hat, den
sie haben sollte. Darauf hat die Bundesregierung in viel-
fältiger Weise reagiert. So haben wir zum Beispiel rund
200 Millionen Euro für die Integrierten Forschungs- und
Behandlungszentren aufgewandt, die ihre Arbeit in den
Jahren 2008 bis 2010 begonnen haben. Im Jahr 2011 be-
ginnt die zweite Förderphase der Initiative „Klinische
Studienzentren“. Wir haben fünf solcher Zentren.

Darüber hinaus haben wir für Mai geplant, eine Zwi-
schenbilanz des gemeinsamen Förderprogramms „Klini-
sche Studien“ von DFG und unserem Hause zu ziehen.
Wir unterstützen auch die Beteiligung deutscher Wissen-
schaftlerinnen und Wissenschaftler an europäischen
Initiativen wie zum Beispiel einem Netzwerk von
klinischen wissenschaftlichen Infrastrukturen auf euro-
päischer Ebene. Damit das gut funktioniert, werden wir
in den Jahren 2011 bis 2014 den Aufbau eines entspre-
chenden Büros vorantreiben. Wir wollen die Wissen-
schaftler mit insgesamt 2 Millionen Euro unterstützen,
damit sie sich im europäischen Kontext besser an den
klinischen Studien beteiligen können.

Ich will zum Schluss auf Folgendes hinweisen: Man
kennt zwar nicht genau die Anzahl der klinischen Stu-
dien in Gänze. Aber wir kennen die Zahl der klinischen
Prüfungen von Arzneimitteln sehr präzise. Da finden im
europäischen Vergleich inzwischen in Deutschland in
absoluten Zahlen die allermeisten statt. Insofern kann
man davon ausgehen, dass Deutschland heute ein Stand-
ort für klinische Studien ist – mit außerordentlich großer
Expertise.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708315800

Ihre Nachfrage.


René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1708315900

Welche Maßnahme wird die Bundesregierung in die-

sem Jahr konkret durchführen, um den wissenschaftli-
chen Nachwuchs im Bereich der medizinischen und ins-
besondere klinischen Forschung stärker zu fördern?

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(C (D D Herr Kollege, zum einen haben wir im Rahmen des esundheitsforschungsprogramms einen zusätzlichen chwerpunkt auf Nachwuchsforschergruppen gelegt. ei den Ausschreibungen wollen wir darauf achten, dass Zukunft die Fördergelder im Rahmen des Gesund eitsforschungsprogramms insbesondere auch jungen nd innovativen Forschergruppen zuteilwerden. Ich laube, da setzen wir ein sehr deutliches Signal. Darüber hinaus werden wir dann ab Mai nach den Erhrungen aus dem Programm, das wir gemeinsam mit er DFG im Bereich der klinischen Studien machen, ber eine Fortsetzung reden und auf die Frage Antwort eben, was wir in der ersten Förderrunde für Erfahrunen gesammelt haben. Insgesamt steigt die Aufwendung es BMBF für den Bereich der Förderung von Nachuchswissenschaftlern. Die Fragen 3 und 4 des Kollegen Michael Gerdes erden schriftlich beantwortet. Damit rufe ich die Frage 5 der Kollegin Marianne chieder auf: Welche Auswirkungen der beschlossenen Haushaltskürzungen auf die Fördertätigkeit für die Begabtenförderwerke im Haushalt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für das laufende Jahr sind der Bundesregierung bereits bekannt bzw. erwartet die Bundesregierung? D Sehr geehrte Frau Kollegin Schieder, durch einen aßgabebeschluss des Haushaltsausschusses vom 1. November – das ist die Drucksache 17/(8)2769 – onnten die verfügbaren Mittel für die Begabtenfördeng im Jahr 2011 noch einmal um 33 Millionen Euro rhöht werden. Deshalb sind keine negativen Auswirungen für die Begabtenförderungswerke in diesem Jahr u erwarten. Ganz im Gegenteil: Zum Sommersemester tartet die Erhöhung des Büchergelds von 80 auf 50 Euro. Darüber hinaus erhalten die Studierenden der egabtenförderwerke analog zur Erhöhung des BAföG uch entsprechend höhere Fördersätze in der Grundfianzierung. Mit dem jetzt im Haushalt zur Verfügung tehenden Betrag einschließlich der Summe des Maßgaebeschlusses wird es auch möglich sein, finanziell die on uns gewünschte Quote, einem Prozent der Studienden eine Förderung durch die Begabtenförderwerke öglich zu machen, zu erreichen. Haben Sie eine Nachfrage, Frau Kollegin? – Nein. Dann kommen wir zur Frage 6 der Kollegin Marianne chieder: Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung eingeleitet, um mit dem Bologna-Mobilitätspaket in diesem und den folgenden Jahren deutlich mehr als die bisher rund 1 600 Studierenden zu erreichen? )

Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708316000
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708316100
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708316200
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708316300




(A) )

D
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708316400


Liebe Frau Kollegin Schieder, den Hauptteil an dem
Bologna-Mobilitätspaket hatte der DAAD mit dem Vor-
haben „Bologna macht mobil“. Zwei wichtige und stark
aufwachsende Programme – darunter sind das Doppel-
diplom und Bachelor Plus – zielen auf die Schaffung von
nachhaltig mobilitätsfördernden Strukturen an den ein-
zelnen Hochschulen ab und nicht auf die Förderung ein-
zelner Studierender.

Auf die direkte Mobilitätsförderung dagegen zielen
vor allem die Programme ISAP, die integrierten Studien-
und Ausbildungspartnerschaften im Rahmen von Hoch-
schulkooperationen, sowie RISE, das sich um die For-
schungspraktika im Ausland bemüht, ab.

Außerdem wird unter dem Stichwort „Bologna macht
mobil“ eine stark erweiterte Informationskampagne für
das Auslandsstudium gefördert, die den Titel „go out!“
trägt. Die Erkenntnisse daraus werden erst in den nächs-
ten Jahren sichtbar.

Zur Mobilität von Studierenden trägt natürlich auch
das Auslands-BAföG und das Internationalisierungs-Au-
dit der Hochschulrektorenkonferenz bei. Sie sprechen
hier von 1 600 Geförderten. Nach den ersten Schätzun-
gen ist es so, dass 2010 wahrscheinlich sogar 1 900 Per-
sonen gefördert werden konnten. Wir gehen davon aus,
dass in den Folgejahren die Zahlen noch steigen werden.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708316500

Eine Nachfrage zu diesem Thema hat der Kollege

Schummer.


Uwe Schummer (CDU):
Rede ID: ID1708316600

Herr Staatssekretär, gibt es auch eine Entwicklung der

Zahlen der Studenten, die durch Auslands-BAföG in den
letzten drei Jahren gefördert wurden? Welche Prognose
haben Sie für die nächsten drei Jahre?

D
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708316700


Lieber Herr Kollege, wir haben im letzten Jahr den
18. BAföG-Bericht bekommen, in dem sich gezeigt hat,
dass die Verbesserungen der Rahmenbedingungen für
das Auslands-BAföG auch dazu geführt haben, dass viel
mehr deutsche Studierende im BAföG-Bezug ins Aus-
land gehen. Während es im Jahr 2005 noch 21 000 wa-
ren, waren es zum Abschluss des BAföG-Berichts schon
28 000. Das bedeutet eine Zunahme um 32 Prozent, was
ich für eine erstaunlich hohe Zahl halte. Offenkundig ist
es für die Studierenden besonders attraktiv, einen Aus-
landsaufenthalt im deutschsprachigen Raum, also in
Österreich oder in der Schweiz, anzugehen; diese beiden
Länder waren Spitzenreiter beim Zuwachs mit über
140 Prozent. Ich denke, dass das BAföG auch in den
kommenden Jahren einen Beitrag leisten wird, mehr Stu-
dierenden – gerade denjenigen, die aus weniger guten
Verhältnissen kommen, was die Einkommen der Eltern
angeht – einen Auslandsaufenthalt zu ermöglichen. Das
ist insgesamt eine sehr erfreuliche Entwicklung.

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(C (D Ich rufe die Frage 7 des Kollegen Swen Schulz auf: Durch welche Maßnahmen stellt die Bundesregierung sicher, dass möglichst viele Hochschulen am vom Bund unterstützten dialogorientierten Serviceverfahren in der Hochschulzulassung teilnehmen, das zum Wintersemester 2011/ 2012 starten soll? D Lieber Herr Kollege Schulz, die Genese dieses dialogrientierten Serviceverfahrens war durch die Notwenigkeit begründet, eine Nachfolge für die zentrale Stuienplatzvergabe zu finden. Zum damaligen Zeitpunkt at der Haushaltsausschuss die Bereitschaft des Bundes, ie Entstehung dieses Projekts, also die Software und die ereitstellung der Infrastrukturen, mit 15 Millionen uro zu fördern, daran geknüpft, dass die Hochschulen nd die Länder natürlich auch bereit sein müssen, dieses erfahren im täglichen Betrieb zu nutzen. Die Länder aben dies in der KMK stets erklärt, und auch die Hochchulrektorenkonferenz hat in einer Umfrage unter ihren itgliedern bestätigt, dass ein Großteil der Hochschulen in Interesse daran hat. Nach einer Versammlung wurde erichtet, dass 92 Prozent der Hochschulen bereit seien, aran teilzuhaben. Wenn Sie sagen, Sie hätten Bedenken, dass sich dies der Vergangenheit verändert haben könnte, so weise h darauf hin, dass zuletzt am 9. Dezember eine Konfenz der Präsidien der Hochschulrektorenkonferenz und er Kultusministerkonferenz stattgefunden hat, auf der och einmal bestätigt wurde, dass dieses Projekt in der reite umgesetzt werden soll. Insofern sehen wir uns an ieser Stelle auf der sicheren Seite und sind davon übereugt, dass die Hochschulen das neue Verfahren annehen werden. Haben Sie eine Nachfrage dazu? – Bitte. Vielen Dank, Herr Staatssekretär. Wir sind uns einig, ass es wichtig ist, dass möglichst viele Hochschulen dan teilnehmen, weil sonst die Funktionsfähigkeit des erviceverfahrens gefährdet wäre. Da Sie gerade gesagt aben, dass Sie sich auf der sicheren Seite fühlen, weil ie große Mehrheit der Hochschulen teilnehmen wird, age ich Sie: Können Sie eine Erwartungshaltung forulieren, wie viel Prozent der Hochschulen tatsächlich ilnehmen werden und welche Beteiligung notwendig t, damit wir von einem funktionsfähigen Verfahren prechen können? D Herr Abgeordneter Schulz, die Ermittlung einer Minestzahl von Hochschulen, die für ein solches Verfahren nerlässlich ist, haben wir gar nicht erst angestrengt. Die atsache, dass sich 92 Prozent bereit erklären, teilzunehen, macht aus unserer Sicht ein so verhaltenes Vorge en wie die Abschätzung einer Mindestzahl gar nicht er Parl. Staatssekretär Dr. Helge Braun )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708316800
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708316900
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708317000
Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1708317100
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708317200




(A) )

forderlich. Wichtig ist, dass Sie und wir alle gemeinsam
uns auf das verlassen, was die Länder und die Hochschu-
len gesagt haben. Im Hinblick auf die Bedeutung kann
ich nur noch einmal unterstreichen, dass im Augenblick
– „alternativlos“ darf man ja nicht mehr sagen – kein an-
deres konkurrierendes oder ergänzendes Verfahren ange-
dacht ist, mit dem es möglich sein könnte, dafür zu sor-
gen, dass in den zulassungsbeschränkten Studiengängen
alle Studierenden möglichst schnell zu Semesterbeginn
auch einen Studienplatz zugewiesen bekommen. Inso-
fern halten wir die Beteiligung aller Hochschulen für
wünschenswert.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708317300

Haben Sie eine weitere Zusatzfrage?


Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1708317400

Ja, gerne.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708317500

Bitte.


Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1708317600

Herr Staatssekretär, vielen Dank. Sie haben also keine

Bedenken und glauben, dass das funktionieren wird, und
die Bundesregierung wird hier keine Maßnahmen ergrei-
fen. Haben Sie aber darüber hinaus die Sicherheit, dass
die Teilnahme an dem Verfahren für die am Studium
Interessierten gebührenfrei sein wird, wie es ursprüng-
lich von Bundesseite – auch vom Haushaltsausschuss –
gefordert war?

D
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708317700


Wir haben in der KMK über die Frage der Betriebs-
kosten gesprochen. Dort wurde vonseiten der Länder
versichert, dass die Finanzierung des Betriebs auf Ebene
der Länder sichergestellt wird.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708317800

Wir kommen zur Frage 8 des Kollegen Swen Schulz:

Wieso liegen die vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung zugesagten Erfahrungen und Ergebnisse der Studien-
platzbörse, die als Zwischenlösung bis zur Einführung des
neuen Serviceverfahrens dient, für das Wintersemester 2010/
2011 immer noch nicht vor?

D
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708317900


Lieber Herr Kollege Schulz, die entsprechenden Er-
fahrungen werden in den Ländern zusammengetragen.
Die Kultusministerkonferenz legt den entsprechenden
Bericht, den Sie sehnlich erwarten, vor und leitet ihn an
die Bundesregierung weiter. Zum gegenwärtigen Zeit-
punkt liegt uns der Bericht vonseiten der Kultusminister-
konferenz noch nicht vor. Sobald er der Bundesregierung
vorliegt, werden wir ihn selbstverständlich unverzüglich
dem Parlament zur Verfügung stellen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708318000

Keine Nachfrage? – Doch. Bitte.

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(C (D Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär, ielen Dank. Wir erwarten, dass der Bericht möglichst ügig übermittelt wird. Gibt es irgendeine Ansage bzw. eitplanung der KMK, wann der Bericht übermittelt ird? D Nein, uns liegen dazu keine Aussagen der KMK vor. Ich rufe die Frage 9 des Kollegen Dr. Ernst Dieter ossmann auf: Wie bewertet die Bundesregierung die Forderung nach ei nem weiteren Ausbau des Angebots an Ganztagsschulen zur besseren individuellen Förderung der Kinder und Jugendlichen sowie besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf? D Sehr geehrter Herr Kollege Rossmann, der Ausbau es Angebots an Ganztagsschulen findet in Deutschland der Breite statt. Er wird in der Verantwortung der Län er durchgeführt. Die Länder entscheiden, häufig geeinsam mit den Kommunen, wo und in welchem Umng ein weiterer Ausbau des Ganztagsschulangebots innvoll ist. Eine Beteiligung des Bundes etwa in Form ines neuen Ganztagsschulprogramms, wie es das schon inmal gegeben hat, ist nicht möglich, weil eine Beteiliung des Bundes an einem solchen Investitionsproramm nach den Föderalismusreformen I und II, die ach dem letzten Ganztagsschulprogramm durchgeführt urden, ausgeschlossen ist. Zur Nachfrage, Herr Kollege Rossmann. Herr Staatssekretär, Ihrer euphorischen Unterstützung es Gedankens der Ganztagsschulen kann ich entnehen, dass Sie auf Bundesebene dem Anliegen nicht rnstehen. Ich will Sie deshalb mit dem konfrontieren, as zwei gut beleumdete Kollegen aus Schleswig-Hol tein, der Vorsitzende der dortigen CDU-Fraktion, Herr on Boetticher, und der Vorsitzende der dortigen FDPraktion, Herr Kubicki, dringend vom Bund einfordern. ie sagen: Ohne dass der Bund dabei mit in die Verantortung tritt, kann man das große gemeinsame Ziel icht erreichen. – Meine Frage ist, ob auch Sie diesem edanken nahetreten können, zumal Sie aus dem hohen orden kommen. D Sehr geehrter Herr Kollege, ohne eine Veränderung er verfassungsrechtlichen Grundlagen ist dem Ansinen nicht Rechnung zu tragen. Die Bundesregierung lant eine solche Verfassungsänderung im Augenblick icht. )

Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1708318100
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708318200
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708318300
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708318400
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708318500
Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1708318600
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708318700




(A) )


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708318800

Eine weitere Zusatzfrage.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1708318900

Sie haben eben für die Bundesregierung gesprochen.

Darf ich an der Stelle fragen, ob Sie damit auch für Ihre
Ministerin gesprochen haben? Wir erinnern uns schwach,
dass es von der zuständigen Bundesministerin durchaus
Äußerungen gibt, dass sie sich eine Fortsetzung wün-
schen würde und sie sich dafür einsetzen möchte. Ich
will die Frage ergänzen – die Beantwortung der ersten
Frage könnte ja kompliziert für Sie werden –: Können
Sie sagen, ob Sie Ihre euphorische Unterstützung des
Ganztagsschulprogramms durch begleitende Unterstüt-
zung wie zum Beispiel Begleitforschung untermauern
wollen?

D
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708319000


Herr Kollege, wir haben das Ganztagsschulpro-
gramm, das jetzt abgeschlossen ist, einer wissenschaftli-
chen Evaluierung unterzogen. Wir werden den Ausbau
der Ganztagsschulen, der an anderer Stelle stattfindet,
dadurch unterstützen, dass wir die Ergebnisse und die
daraus gewonnenen Erkenntnisse zur Verfügung stellen.

Ich denke, ich kann Ihnen bestätigen, dass es eine
Diskussion um das Kooperationsverbot gibt und es aus
bildungspolitischer Sicht immer wieder Gründe gibt, da-
ran zu zweifeln, dass das Kooperationsverbot uneinge-
schränkt nützlich ist.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708319100

Wir kommen zur Frage 10 des Kollegen Dr. Rossmann:

Wie bewertet die Bundesregierung die Forderungen nach
einem Ausbau der Jugend- und Schulsozialarbeit zur besseren
Verwirklichung des Rechts auf Bildungsteilhabe und sozio-
kulturelle Teilhabe von bedürftigen Kindern?

D
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708319200


Sehr geehrter Herr Kollege Rossmann, auch hier gilt:
Das Schulwesen liegt in der Zuständigkeit der Länder.
Die Umsetzung von Maßnahmen der Kinder- und Ju-
gendhilfe liegt in der Verantwortung der Länder und der
kommunalen Gebietskörperschaften. Da Schulsozial-
arbeit ein integraler Bestandteil des Alltagslebens in der
Schule und damit auch des Schulwesens ist, ist der Aus-
bau der Schulsozialarbeit folglich eine Aufgabe, die im
Kontext des schulischen Bildungsauftrags von den Län-
dern wahrgenommen wird.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708319300

Ihre Zusatzfrage, bitte.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1708319400

Herr Staatssekretär, könnten Sie jenseits dieser Ein-

schätzung sagen, ob Sie damit ausschließen, dass es bun-
desgesetzliche Rechtsgrundlagen gibt, die dem Bund
Zuständigkeiten zuweisen und es ihm ermöglichen, in
dem offenen Feld, das von Schulsozialarbeit bis Bil-

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(C (D ungslotsen reicht – dieser Begriff ist auch von der Reierung in der aktuellen Diskussion genannt worden –, u fördern? D Dazu hat das Bundesministerium für Bildung und orschung keine Rechtsprüfung angestellt. Halten Sie es für vorstellbar, dass Sie bei oberfläch cher Kenntnis des Kinderund Jugendhilferechts und es Arbeitsförderungsgesetzes – SGB III –, um zwei echtsgrundlagen zu nennen, zu dieser Einschätzung ommen könnten? Oder glauben Sie, dass im Vermittngsverfahren aktuell nur über Stroh geredet wird? Das t doch ein konkretes Thema, das im Vermittlungsverhren auch von der Bundesregierung traktiert wird. D Die Bundesregierung hat zu all den von Ihnen geannten Normen vertiefte Kenntnisse. Eine Antwort auf ie Frage, welche Möglichkeiten und Spielräume der ermittlungsausschuss hat, um die verschiedenen von nen angesprochenen Initiativen in die Tat umzusetzen, ollten wir aus Respekt vor diesem Verfassungsgremium em Vermittlungsausschuss überlassen. Wir kommen zur Frage 11 der Kollegin Daniela olbe: Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse vor, wie viele Studierende durch die Kürzungen der Semesterstipendien sowie der Stipendien für Abschlussarbeiten, Praktika, Fachkurse, Sprachkurse und Studienreisen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, DAAD, im Jahr 2011 weniger gefördert werden als im Vorjahr, und, wenn ja, wie viele sind das? D Sehr geehrte Frau Kollegin Kolbe, die Bundesregieng hat dem DAAD auch für das Jahr 2011 eine finan ielle Förderung in der Höhe zugestanden, die für ihn in er mittelfristigen Finanzplanung, die übrigens noch eer Steinbrück als Finanzminister aufgestellt hat, voresehen ist. Insofern kann man nicht von einer Kürzung prechen. Wahr ist, dass wir seit dem Jahr 2005 Jahr für ahr einen massiven Aufwuchs beim DAAD hatten. Dieen Aufwuchs wollen wir verstetigen. Im Jahr 2010 hatn wir eine zusätzliche Summe eingestellt, die in der ittelfristigen Finanzplanung aber nicht verstetigt wor en ist. Insofern war eigentlich von Anfang an klar, dass ier keine Kürzung vorgenommen wurde, wie Sie untertellen, sondern eine Umsetzung dessen, was die Bunesregierung in der mittelfristigen Finanzplanung gelant hat. Haben Sie eine Nachfrage, Frau Kollegin? – Bitte. )

Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708319500
Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1708319600
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708319700
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708319800
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708319900
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708320000




(A) )


Daniela Kolbe (SPD):
Rede ID: ID1708320100

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Sehr geehrter Herr

Braun, mir ging es bei der Frage insbesondere um ein
Angebot des DAAD, das meiner Kenntnis nach mittler-
weile vollkommen eingestellt worden ist, nämlich die
einsemestrigen und kurzfristigen Stipendien, die bisher
üblich waren. Dadurch war es möglich, dass Stipendia-
tinnen und Stipendiaten für ein Semester auch ins fer-
nere Ausland reisen konnten. Für mich mutet ein solcher
Schritt angesichts der Reform in Richtung Bachelor und
Master ein wenig anachronistisch an. Schließlich emp-
fehlen alle Dozentinnen und Dozenten ihren Studieren-
den, das fünfte Semester im Ausland zu verbringen.
Vielleicht können Sie mir diesen Schritt einmal erklären.

D
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708320200


Frau Kollegin, mit den strukturellen Veränderungen,
die der DAAD in letzter Zeit vorgenommen hat, hat er
sich zum Teil von der Förderung einzelner Studierender
wegbewegt und stattdessen Hochschulen ertüchtigt bzw.
dabei unterstützt, selbst strukturierte Auslandsprogramme
aufzulegen. Der DAAD kann sicherlich nicht die allei-
nige Förderinstitution sein, wenn es darum geht, die Mo-
bilität von Studierenden zu fördern. Deshalb hat es eine
Umstrukturierung bei den Programmen des DAAD ge-
geben. Diese ist aber nicht aufgrund der Finanzlage er-
folgt, sondern aufgrund sachlicher Erwägungen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708320300

Haben Sie eine weitere Zusatzfrage?


Daniela Kolbe (SPD):
Rede ID: ID1708320400

Ja.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708320500

Bitte.


Daniela Kolbe (SPD):
Rede ID: ID1708320600

Sie müssen mir vielleicht einmal erklären, wieso ge-

rade diese kurzfristigen Stipendien gekürzt worden sind.
Wenn strukturelle Überlegungen dahinterstecken, dann
möchte ich die Nachfrage stellen, wie lange diese struk-
turellen Überlegungen gediehen sind; denn die Strei-
chung der kurzfristigen und einsemestrigen Stipendien
hat die Universitäten und die betroffenen Studierenden
extrem kurzfristig erreicht. Die Studierenden wurden da-
durch sehr kurzfristig vor die Wahl gestellt, entweder für
zwei Semester ins Ausland zu gehen, was ihnen auf-
grund ihrer Lebensplanung mitunter schwerfällt, oder
ganz auf ein solches Stipendium zu verzichten. Was
steckt dahinter, dass der DAAD diese Umstrukturierung
so kurzfristig vorgenommen hat?

D
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708320700


Die Frage nach der Kurzfristigkeit der Umstrukturie-
rung seitens des DAAD kann ich Ihnen jetzt nicht beant-
worten. Ich würde vorschlagen, dass Sie im Rahmen des
Ausschusses oder der Arbeitsgruppe einmal das direkte

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(C (D espräch mit den Verantwortlichen des DAAD suchen, m sich mit ihnen über diese Frage auszutauschen. Die Förderbilanzen für das Jahr 2010 liegen uns zwar och nicht vollumfänglich vor, ich denke aber, dass es on der Struktur her insgesamt sinnvoll ist, gerade die urzfristigeren Stipendien stärker an den Hochschulen u verankern und die aufwendigeren Programme in die erantwortung des DAAD zu legen. Eine weitere Nachfrage hat der Kollege Dr. Feist. Herr Staatssekretär, können Sie uns sagen, wie sich ie Zahl derjenigen Personen, die vom DAAD gefördert erden, verändert hat, seitdem Annette Schavan Bilungsministerin ist? D Sehr geehrter Herr Kollege, die Förderung des DAAD ich habe das eingangs erwähnt – ist seit 2005 kontinurlich ausgebaut worden. So standen im Jahre 2005 4 Millionen Euro zur Verfügung, im Jahre 2010 5 Millionen Euro. Dadurch hat sich auch die Zahl derer, ie gefördert werden, dramatisch erhöht. So waren es im ahr 2005 ungefähr 15 000 Studierende, im Jahr 2009 aren es etwa 17 000 Studierende. Zum Jahr 2010 lieen uns noch keine Zahlen vor; sie sind aber mit Sichereit weiter gestiegen. Auf einem Niveau über dem des ahres 2009 können wir sicherlich auch die Zahl der im ahr 2011 Geförderten verstetigen. Wir kommen zur Frage 12 der Kollegin Daniela olbe: Wie bewertet die Bundesregierung die infolge der Haus haltskürzungen im Einzelplan 30 verringerte Fördertätigkeit des DAAD, und welche Planungen liegen seitens der Bundesregierung vor, um diesen Rückgang in der internationalen Mobilität der Studierenden zu kompensieren? D Haben wir darüber nicht gerade gesprochen? Die ragen 11 und 12 habe ich eigentlich im Zusammenhang eantwortet, wenn Ihnen das recht ist. Wenn Sie noch Nachfragen haben, Frau Kollegin, ann haben Sie jetzt die Gelegenheit dazu. Ich möchte die Gelegenheit ergreifen, eine weitere achfrage zu stellen. Den Grund für die Umstrukturierung seitens des AAD habe ich verstanden. Die Universitäten sollen so usagen befähigt werden, die Mobilität der Studierenden u fördern. Es gibt dabei aber ein Problem: Die Studienden sind durch den Wegfall der Kurzzeitstipendien Daniela Kolbe )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708320800
Dr. Thomas Feist (CDU):
Rede ID: ID1708320900
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708321000
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708321100
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708321200
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708321300
Daniela Kolbe (SPD):
Rede ID: ID1708321400




(A) )

vonseiten des DAAD auf die Kooperationen der jeweili-
gen Universitäten angewiesen, zumindest dann, wenn sie
nicht das dicke Geld haben. Unter anderem hat der
DAAD Semestergebühren für den Besuch von Universi-
täten in nicht geringer Höhe übernommen. Wenn eine
Studierende oder ein Studierender jetzt eine Universität
auswählt, die keine Kooperation mit der eigenen Univer-
sität pflegt, bleibt ihr bzw. ihm ein Wechsel verwehrt.
Sehen Sie hier Änderungs- oder Nachbesserungsbedarf,
oder sollte es aus Ihrer Sicht dabei bleiben?

D
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708321500


Will man die Auslandsmobilität fördern, muss man
insbesondere diejenigen, die im Studium hervorragende
Leistungen erbringen, unterstützen. Mit dem Deutsch-
landstipendium ist gerade für begabte Studierende ein
neues Instrument geschaffen worden, um ihre finanzielle
Situation zu verbessern und ihnen zusätzliche Möglich-
keiten zu geben, Auslandsaufenthalte zu finanzieren.
Ansonsten ist die nun gewählte Struktur der Programme
des DAAD aus meiner Sicht sinnvoll und nachvollzieh-
bar und aus Sicht der Bundesregierung nicht kritikwür-
dig.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708321600

Herr Dr. Feist, bitte.


Dr. Thomas Feist (CDU):
Rede ID: ID1708321700

Herr Staatssekretär, könnte man eine verstärkte Ko-

operation zwischen Studierenden und Hochschulen nicht
auch als Vorteil und Chance für beide Seiten begreifen?

D
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708321800


Selbstverständlich ist der Gedanke, für eine stärkere
Vernetzung der Hochschulen zu sorgen und Hilfe zur
Selbsthilfe zu leisten, an dieser Stelle sehr wichtig.
Studierende brauchen nicht allein die Expertise des
DAAD. Vielmehr bietet auch die Kooperation zwischen
Hochschulen zusätzlich zur Chance auf einen Auslands-
aufenthalt weitere Vorteile, zum Beispiel bei der wissen-
schaftlichen Zusammenarbeit oder bei dem Bemühen,
Wissenschaftler und Studierende mit guter Expertise
nach Deutschland zu holen und in unser Hochschulsys-
tem zu integrieren. Ich glaube, ein solcher hochschul-
zentrierter Ansatz ist grundsätzlich sehr zu begrüßen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708321900

Herr Dr. Rossmann.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1708322000

Herr Staatssekretär, Sie haben absolute Zahlen ge-

nannt. Werden absolute Zahlen erwähnt, muss man im-
mer nach der Relation fragen. Garantieren Sie vor dem
Hintergrund Ihrer Finanzplanung für den DAAD, dass
Sie in Zukunft bei deutlich zunehmenden Studierenden-
zahlen mindestens den gleichen Prozentsatz an Förder-
fällen erreichen wie bisher?

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(C (D Was die Zahl der vom DAAD geförderten Personen etrifft, sprachen Sie für den Zeitraum zwischen 2005 nd 2009 von einem Aufwuchs von 15 000 auf 7 000 Studierende. Auch diese Zahlen sind natürlich zu lativieren, wenn man sich die Studierendenzahlen ins esamt vor Augen hält. Da wir in Zukunft nicht mit einer rhöhung der absoluten Zahlen, sondern mit einer Veresserung der Relation argumentieren wollen, frage ich ie: Wie sehen angesichts Ihrer Finanzplanung Ihre iele, Ihre Garantien und Ihre Projektionen für die Zuunft aus? D Sehr geehrter Herr Kollege Rossmann, am Ende ist es ie Entscheidung des Parlaments; denn der Haushalt ird hier aufgestellt. Wir wollen eine Verstetigung, wir ollen auch einen Aufwuchs. Ob ein Aufwuchs in der on Ihnen skizzierten Höhe möglich sein wird, hängt tzten Endes von der politischen Prioritätensetzung ab, nd weil das das Haushaltsrecht angeht, obliegt das in tzter Instanz dem Parlament. Wir kommen zur Frage 13 des Kollegen Willi Brase: Wie sollen die von der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Annette Schavan, am 27. Dezember 2010 in einem Interview mit der Zeitschrift Focus („Wohlstand macht bequem“)

Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708322100
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708322200
teriums für Bildung und Forschung, BMBF, finanziert wer-
den, und welche Kosten erwartet die Bundesregierung für die
Umsetzung des diesbezüglichen Gesamtkonzepts des BMBF

(Bürgerdialoge, Internetangebot, Bürgerreport usw.)?


D
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708322300


Sehr geehrter Herr Kollege Brase, die Bürgerdialoge
ind für uns ein wichtiges Instrument, das in diesem Jahr
tartet. Wir wollen mit den Bürgerinnen und Bürgern ein
tensives Gespräch über moderne Hoch- und Spitzen-
chnologie führen und ihnen, indem wir ihnen die wis-

enschaftliche Expertise der Experten in Deutschland di-
kt zugänglich machen, die Möglichkeit geben, die
hancen, aber auch die Risiken dieses Innovationsmo-
rs für die Fortentwicklung Deutschlands abzuwägen,

amit die Nutzung von Hoch- und Schlüsseltechnolo-
ien in Zukunft im gesellschaftlichen Konsens erfolgen
ann. Deshalb wendet das Bundesministerium für Bil-
ung und Forschung in Zukunft 2 Millionen Euro pro
ahr für diese Bürgerdialoge auf. Sie finden sie im Haus-
alt unter dem Kapitel 3003 Titel 541 01.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708322400

Haben Sie eine Nachfrage dazu? – Bitte sehr.


Willi Brase (SPD):
Rede ID: ID1708322500

Herzlichen Dank, Herr Staatssekretär Braun. – Wenn

h das alles richtig mitbekommen habe, wollen Sie stär-
er auf die Bürgerinnen und Bürger zugehen, wollen Sie
ie Meinung der Bürgerinnen und Bürger zur Kenntnis
ehmen. Ich erlebe gleichzeitig in der Presse, dass die
pitze des Hauses – also die Ministerin und auch Sie als





Willi Brase


(A) )


)(B)

Staatssekretär – sehr viel unterwegs ist, vielfach mit För-
derbescheiden; es gibt also schon einen Dialog mit den
Menschen vor Ort. Mir ist nicht ganz ersichtlich, wie
man das da einbauen kann. Ist der Besuch der Ministerin
jetzt nicht mehr so wichtig? Oder sind diese Besuche
kein Bürgerdialog, weil beim Bürgerdialog eben nicht
gleich Geld in Form eines Förderbescheides verteilt
wird? Wie kann man das miteinander in Verbindung
bringen? Ich wäre dankbar, wenn Sie mir das noch erklä-
ren könnten.

D
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708322600


Ich glaube, dass das, was Sie beschreiben, etwas an-
deres ist als das, was der Bürgerdialog bedeutet. Mit
Wissenschaftlern darüber zu reden, welche Forschungs-
projekte wir für die Zukunft initiieren, was wir finanziell
unterstützen, ist eine andere Form des Dialogs als der
mit der Breite der Gesellschaft und zwischen den Bür-
gern. Es geht also nicht darum, einen Dialog zwischen
Politik und Wissenschaft, sondern einen Dialog im Drei-
ecksverhältnis zwischen Bürgern, Politik und Wissen-
schaft zu organisieren. Dabei wollen wir nicht darauf
warten, bis die Bürger zu uns kommen und uns Fragen
stellen, sondern auf die Bürger zugehen, um mit ihnen
über die Zukunftstechnologien zu reden.

Technologiedialoge gibt es ja an vielen Stellen. Wir
fangen jetzt mit dem Dialog über Gesundheitstechnolo-
gien aus Anlass des Jahres der Gesundheitsforschung an.
Da gibt es zahlreiche Fragen und unglaublich viele Sor-
gen: Ich nenne die Segnungen der modernen Medizin
auf der einen Seite und die Sorge bezüglich Entpersona-
lisierung, Entfremdung und der vermeintlichen Appara-
temedizin auf der anderen Seite. Um darüber zu reden,
brauchen wir ein spezielles Veranstaltungsformat. Bei
den Bürgerdialogen werden wir die Bürger zunächst
über eine Onlineplattform dazu ermutigen, alle Fragen,
die sie zu den jeweiligen Schlüsseltechnologien haben,
an uns zu richten. Daraufhin kümmern wir uns darum,
dass sie adäquate Antworten von den besten Wissen-
schaftlern auf dem jeweiligen Gebiet bekommen. Dabei
kristallisieren sich dann öffentlich interessante Frage-
stellungen heraus. In konkreten Veranstaltungen, bei de-
nen Wissenschaft, Politik und Bürger an einem Tisch sit-
zen, sollen vor einem sehr fundierten Hintergrund
Antworten auf die wirklich drängenden Fragen der Ge-
sellschaft gefunden werden. Das halte ich für außer-
ordentlich vielversprechend und für eine gute Ergänzung
der Veranstaltungsformate, die von der Bundesregierung
heute schon genutzt werden.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708322700

Eine weitere Zusatzfrage?


Willi Brase (SPD):
Rede ID: ID1708322800

Ich habe nur noch eine kleine Nachfrage: Kann es

sein, dass die Auseinandersetzungen um das Projekt
Stuttgart 21 im Ministerium in gewisser Weise die Ge-
danken beflügelt haben bzw. Pate für die Idee standen,
auf einem anderen Weg für eine bessere Kommunikation
bei der Weiterentwicklung von Spitzentechnologien oder

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(C (D uch bei der Durchsetzung von bestimmten industrieolitischen Projekten in Deutschland zu sorgen? D Sehr geehrter Herr Brase, die Diskussion um Schlüseltechnologien und um die Chancen und Risiken ist lter als die aktuelle Diskussion um Stuttgart 21, wahrcheinlich sogar älter als der Planungsprozess von Stuttart 21. Insofern ist dieser direkte Bezug zu verneinen. as Bemühen, das gesellschaftliche Phänomen, dass ein ialog über wichtige Zukunftsfragen stattfindet, aufzureifen, steckt aber sozusagen sowohl hinter den Bürgerialogen als auch den anderen Dialogformen. Eine weitere Zusatzfrage hat der Kollege r. Rossmann. Herr Staatssekretär, Sie haben eben die Zahl 2 Millio en Euro genannt. Meine Frage geht dahin, wie Sie siherstellen und ausdrücklich garantieren, dass Sie nicht urch schlechtes Management dieses Bürgerdialogs ein hnliches Fiasko erleben wie bei dem ersten Bürgerdiag, bei dem ein Wissenschaftszug mit einem Gesamtvestitionsaufwand von 9 Millionen Euro durch Deutschnd geschickt worden ist, wobei alleine beim BMBF arkgebühren von 240 000 Euro aufgelaufen sind. Ein Desaster droht ja immer da, wo man große Ideen at, deren Umsetzung durch die Administration eines auses in der Praxis aber nicht wirklich kontrolliert ird. Ihr Haus ist ja leider in dem Ruf, solche Flops zu roduzieren. Deshalb lautet die ganz konkrete Frage: urch welche Maßgaben Ihrer Verwaltung stellen Sie si her, dass nicht auch noch dieser Bürgerdialog den Weg s sogenannte Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahr findet? D Sehr geehrter Herr Kollege, zunächst einmal zum issenschaftszug: Ich teile Ihre Bewertung überhaupt icht. Der Wissenschaftszug war ein unglaublicher Beuchermagnet. Wir haben eine hohe Anzahl von Besuhern in den unterschiedlichsten Städten gehabt. Wir haen mit diesem wirklich sehr außergewöhnlichen Projekt iele Menschen direkt erreichen und für Forschung und issenschaft auch auf einem Niveau begeistern können wenn Sie selber ihn einmal besucht haben, dann weren Sie das bestätigen –, das seinesgleichen sucht. Auch der Zukunft werden die Exponate des Wissenschafts uges in der Wissenschaftskommunikation sicherlich ine wichtige Rolle spielen. Insofern ist das alles an dieer Stelle noch nicht zu Ende. Hinsichtlich des Vorliegenden habe ich Ihnen deutlich emacht, dass eine aufwendige Infrastruktur nicht erforerlich ist: Infrastrukturmaßnahmen sind nur im Onlineereich notwendig, ansonsten handelt es sich um konrete Veranstaltungsformate. Das Entscheidende ist, dass Parl. Staatssekretär Dr. Helge Braun )

Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708322900
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708323000
Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1708323100
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708323200




(A) )

die Bürgerinnen und Bürger das Dialogangebot wahr-
nehmen. Angesichts der drängenden Probleme unserer
Gesellschaft, die wir ansprechen, und angesichts der Ex-
pertisen, die wir auf der wissenschaftlichen Seite dafür
anbieten, bin ich mir ganz sicher, dass die Menschen die-
sen Bürgerdialog sehr positiv annehmen werden. Da-
rüber mache ich mir keine Sorgen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708323300

Wir kommen zur Frage 14 des Kollegen Willi Brase:

Durch welche Maßnahmen stellt die Bundesregierung si-
cher, dass die Ergebnisse der „Bürgerdialoge“ auch in die Ar-
beit des BMBF einfließen und Auswirkungen auf die Förder-
tätigkeit oder Prioritätensetzung haben?

D
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708323400


Herr Kollege, das Ergebnis der Bürgerdialoge muss
natürlich Eingang in das finden, was wir politisch im
weiteren Kontext tun. Wir müssen das bewerten und
daraus auch Schlüsse ziehen. Das muss nicht nur die
Politik, sondern das müssen die Bürger insgesamt tun.
Deshalb werden wir parallel zu den Initiativen einen so-
genannten Bürgerreport aus den verschiedenen Veran-
staltungen erstellen, in dem alle wesentlichen Fragen
und Ergebnisse festgehalten werden. Er wird dann so-
wohl der Politik als auch den Repräsentanten von Wirt-
schaft und Wissenschaft übergeben werden, sodass alle
Lehren aus ihm ziehen können. So kann es dazu kom-
men, dass der Bürgerdialog nicht nur Punktuelles be-
wirkt, sondern wirklich auch Konsequenzen für die
praktische Arbeit mit sich bringt.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708323500

Haben Sie Nachfragen, Herr Kollege?


Willi Brase (SPD):
Rede ID: ID1708323600

Ja.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708323700

Bitte.


Willi Brase (SPD):
Rede ID: ID1708323800

Vielen Dank für die Antwort, Herr Staatssekretär. –

Ich will nur noch eine Frage stellen: Ist geplant, die Er-
gebnisse, also diesen Report, auch dem Bundestag zuzu-
leiten, damit wir über möglicherweise gute Erkenntnisse
hier gemeinsam diskutieren können?

D
Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1708323900


Da wir sogar beabsichtigen, diese Ergebnisse öffent-
lich zu machen, ist es selbstverständlich, dass sie auch
dem Deutschen Bundestag zur Verfügung gestellt wer-
den.


(Willi Brase [SPD]: Herzlichen Dank!)


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(C (D Damit sind wir am Ende dieses Geschäftsbereichs. err Staatssekretär, ich bedanke mich für die Beantworng der Fragen. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und ntwicklung. Für die Beantwortung der Fragen steht rau Parlamentarische Staatssekretärin Gudrun Kopp ur Verfügung. Wir beginnen mit der Frage 15 der Kollegin r. Barbara Hendricks: Welche Instrumente und Verfahren setzt die Bundesregierung ein, um ihre eigene Entwicklungszusammenarbeit in den Partnerländern frei von Korruption zu halten? Gu Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Dr. Hendricks, insichtlich Ihrer Frage nach der multilateralen Entwickngszusammenarbeit der Bundesregierung in der Korptionsbekämpfung verweise ich auf Frage 34. Für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit ist stzustellen, dass die Korruptionsbekämpfung als Quer chnittsaufgabe für uns in allen Förderbereichen eine anz zentrale Rolle spielt. Gezielte Maßnahmen werden arüber hinaus im Förderbereich „Demokratie, Zivilgeellschaft und öffentliche Verwaltung“ unterstützt, den ie Bundesregierung mit rund der Hälfte der Partnerläner als Arbeitsschwerpunkt vereinbart hat. Dabei geht es m den Aufbau transparenter, leistungsfähiger und bürerorientierter Strukturen in der Verwaltung, um die chaffung eines effizienten Personalund Beschaffungsesens, um die Verbesserung des öffentlichen Finanzesens sowie den Aufund Ausbau von Steuerund ollverwaltungen, von funktionstüchtigen und effizienn Rechnungshöfen und von rechtsstaatlichen Struktun im Sicherheitsbereich. Haben Sie eine Nachfrage, Frau Kollegin? Herzlichen Dank, Frau Kollegin. – Die Frage nach en multilateralen Institutionen wird wahrscheinlich päter schriftlich beantwortet, weil wir wohl nicht mehr azu kommen, den Geschäftsbereich des Auswärtigen mts aufzurufen. Was unsere eigene Entwicklungszusammenarbeit also nicht die multilaterale, sondern unsere bilaterale – nbelangt, gibt es zwei Ebenen. Die eine Seite, nämlich ie Hilfe bei der Entwicklung möglichst korruptionseier Verwaltungen und Regierungen, die es auf vielen benen zu leisten gilt, haben Sie eben kursorisch angeprochen. Man muss aber auch die andere Seite sehen. abei geht es um die Frage, wie wir bei der Vergabe von itteln sicherstellen, dass sie zumindest in gewissem mfang tatsächlich dort hingelangen, wofür sie vorgeseen sind, also dass sie effizient eingesetzt werden, statt ugunsten korrupter Personen in Regierungen und Ver Dr. Barbara Hendricks )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708324000
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1708324100
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708324200
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1708324300




(A) )

waltungen oder deren Verwandten und Begünstigten ab-
gezweigt zu werden.

Zurzeit steht in Rede – wir wissen im Moment noch
nicht, ob es stimmt –, dass der bisherige Präsident Tune-
siens mit einer größeren Summe Geld ins Ausland ge-
gangen sei. Ich kann die genaue Höhe nicht benennen,
aber man kann sicher sein, dass solche Summen – in
welcher Höhe auch immer – nicht durch normale regie-
rungsamtliche Tätigkeit erworben werden können. Die
Frau Bundeskanzlerin zum Beispiel wird später sicher-
lich niemals 100 Millionen Euro übrig haben.

Es sind also entsprechende Vorkehrungen zu treffen.
Auch wenn sie bei uns und auf internationaler Ebene
noch nicht perfekt sind, ist der Weg dorthin richtig und
notwendig und muss intensiv weiterverfolgt werden.
Was geschieht in diesem Bereich nun konkret bei der
Mittelvergabe?

Gu
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1708324400


Das ist selbstverständlich der größte Knackpunkt. Wir
wollen ja erreichen, dass mit der staatlichen Entwick-
lungszusammenarbeit die größtmögliche Wirkung er-
zielt wird und Gelder denjenigen, die Hilfe brauchen, zu-
gutekommen. Wir müssen also dafür sorgen, dass sie
nicht in irgendwelchen dunklen Kanälen verschwinden.
Genau diesen Punkt machen wir in allen Regierungsver-
handlungen und bei allen Vertragsverhandlungen über
Projekte, die wir angehen wollen, zur Auflage und ver-
langen entsprechende Nachweise. Wir führen dann mit
der jeweiligen Regierung bzw. dem jeweiligen Partner
– auch das ist wichtig – einen Evaluierungsdiskurs und
schauen, wie mit den Geldern und Auflagen umgegan-
gen wurde.

Ein sehr positives Beispiel für gute Korruptionsbe-
kämpfung kann der Umgang mit Rohstoffinitiativen
sein. Mithilfe der Ihnen sicherlich bekannten Transpa-
renzinitiative EITI werden Regierungen aufgefordert, im
Rohstoffbereich Partner zu suchen, die bereit sind, be-
stimmte Auflagen betreffend die Mitarbeiter, gegen Kin-
derarbeit sowie betreffend Gesundheits- und Arbeitsnor-
men zu erfüllen. Wir helfen Regierungen, die willig sind
– das sind leider nicht alle –, ein Finanzsystem aufzu-
bauen, und vermitteln ihnen, wie man die Einnahmen in
den Staatshaushalt transparent einstellen kann, um dann
mit mehr Staatseinnahmen Sozial-, Gesundheits- oder
Bildungssysteme aufzubauen.

Ich nenne Ihnen Ghana als Beispiel. Ghana wird ab
diesem Jahr im Rahmen einer solchen Rohstoffinitiative
wahrscheinlich pro Jahr 1 Milliarde US-Dollar einneh-
men. Dieses Geld wird dann über transparente Struktu-
ren – darauf legen wir großen Wert, und darauf achten
wir – in den Staatshaushalt fließen und die Entwick-
lungspolitik sowie den Aufbau von Strukturen vor Ort
entsprechend befördern. Es ist sehr wichtig, unseren
Partnern und den Unternehmen, die sich einer solchen
Transparenzinitiative anschließen, zu vermitteln, dass
wir darauf großen Wert legen und mit unserem Know-
how – Evaluierungs-Know-how, Finanz-Know-how –

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(C (D en willigen Regierungen mit Rat und Tat zur Verfügung tehen. Genau das machen wir. Sind Sie bereit, auch in Zukunft solche Rohstoffpart erschaften – so möchte ich sie nennen – zu befördern, nd zwar in Zusammenarbeit mit dem Bundesministeum für Wirtschaft, den internationalen Handelskamern und den dort tätigen deutschen Unternehmen, für eren Verhalten vor Ort wir letztlich eine politische Verntwortung haben, und zugleich mit den Regierungen er Länder, um die es geht, Abmachungen zu treffen, die stlegen, welche Steuersummen mindestens aus einer olchen Tätigkeit entstehen müssen? Gu Das kann ich Ihnen sehr gerne bestätigen. Wir arbei n auch hier ressortübergreifend. Wir müssen natürlich uch die Grenzen beachten. Wir befördern in diesem Beich Entwicklungsprojekte und betreiben keine Außenirtschaftsförderung; es ist völlig klar, dass hier die chnittstelle ist. Genau das machen wir. Es ist wichtig, ass wir an dieser Stelle weiterkommen. Es ist notwenig, weltweit die Aufmerksamkeit auf die Möglichkeit olcher legalen Einnahmen zu lenken. Wie Sie wissen, rau Dr. Hendricks, erzielen die betreffenden Regierunen schon heute Einnahmen im Rohstoffbereich. Aber eistens landen diese auf irgendwelchen Konten im usland und kommen nicht den Menschen vor Ort zuute. Auch hier ist der entscheidende Punkt, Transparenz icherzustellen und darauf zu achten, dass die Gelder im and bleiben. Ich kann Ihnen bestätigen, dass genau das nser Bestreben ist. Frau Kollegin Hübinger, bitte. Frau Staatssekretärin, welche Bedeutung messen Sie iner Konditionalisierung unserer Hilfe im bilateralen erhältnis und gerade in der Bekämpfung der Korrupon bei? Gu Frau Kollegin Hübinger, wir messen ihr eine sehr roße Bedeutung bei. Ich versuchte schon, darzulegen, ass wir bei allen – auch bilateralen – Projekten sehr geielt darauf achten, dass die Kriterien der Korruptionsbeämpfung in die Verhandlungen einbezogen werden, beor die entsprechenden Verträge abgeschlossen werden; enn das Verschwinden von Mitteln, die für arme und rmste Menschen gedacht sind, ist heute leider noch imer an der Tagesordnung. Deshalb ist es für uns eine elbstverständlichkeit, darauf zu achten, wie wir bei jeer kleinen, auch bilateralen Zusammenarbeit dazu bei Parl. Staatssekretärin Gudrun Kopp )

Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1708324500
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1708324600

(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Vielen Dank!)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708324700
Anette Hübinger (CDU):
Rede ID: ID1708324800
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1708324900




(A) )

tragen können, Korruption effizient und effektiv zu be-
kämpfen. Das werden wir in Zukunft weiter ausbauen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708325000

Frau Kollegin Roth, bitte.


Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1708325100

Vielen Dank, Frau Kollegin Kopp. – Mit Blick auf

Ihre Ausführungen möchte ich Sie fragen: Welche Ver-
einbarungen haben Sie mit der Regierung von Afghanis-
tan getroffen, damit der Vorwurf der Korruption, der öf-
fentlich immer genannt wird, eingedämmt wird? Gibt es,
beispielsweise im Bereich des Handels, aber auch bei
anderen entwicklungspolitischen Maßnahmen, die wir
dort finanzieren, ähnliche Vereinbarungen seitens der
Bundesregierung mit der Regierung Karzai?

Gu
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1708325200


Frau Kollegin Roth, ich kann Ihnen bestätigen, dass
bei allen Regierungsverhandlungen genau diese Fragen
Inhalt der Gespräche und der konkreten Verhandlungen
waren. Gerade jetzt, da weitere Projekte entwickelt und
umgesetzt werden, kommt es darauf an, dass wir alles
tun, um schon jedem Anfangsverdacht von Korruption
nachzugehen und sie effizient und effektiv zu bekämp-
fen. Es ist, gerade in Afghanistan, nicht leicht, solche
Strukturen zu durchschauen und in die Teilevaluierung
zu gehen. Aber auch hier ist es uns ein Anliegen, Kor-
ruption, wo immer möglich, zu bekämpfen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708325300

Herr Kollege Raabe, bitte.


Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1708325400

Frau Staatssekretärin, es ist wirklich wichtig – auch

im Sinne der deutschen Steuerzahler und der vielen
Spender –, dass wir, wie Sie gerade sagten, darauf ach-
ten, in Entwicklungsländern umfassend gegen Korrup-
tion vorzugehen und schon jeden Anfangsverdacht zu
verfolgen.

In dem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie man
Korruption definiert. Würden Sie es als Korruption anse-
hen, wenn in einem Land eine Regierungspartei, sagen
wir einmal, Steuern für eine gewisse Branche senkt und
diese Partei anschließend eine beträchtliche Summe von
dieser Branche gespendet bekommt?


(Burkhardt Müller-Sönksen [FDP]: Danach? Das ist doch eine unglaubliche Geschichtsklitterung! Märchen!)


Würden Sie das in einem Entwicklungsland in die Nähe
von Korruption rücken oder nicht?

Gu
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1708325500


Lieber Herr Kollege, wir sprechen von Entwicklungs-
zusammenarbeit. Alles, was ich zur Korruptionsbekämp-

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(C (D ng darstellen konnte, habe ich vorhin gesagt. Spekulaonen oder irgendwelche persönlichen Wertungen berlasse ich Ihnen. Die Fragen 16 und 17 der Kollegin Dr. Bärbel Kofler erden schriftlich beantwortet. Damit kommen wir zur Frage 18 der Kollegin Karin oth: Wie viel der 420 Millionen Euro, die im Jahr 2010 für den zivilen Wiederaufbau Afghanistans bereitstanden, ist abgeflossen, insbesondere in den regionalen Fonds im Norden Afghanistans zur Verbesserung der Regierungsführung auf Provinzund Distriktebene, RCDF, und den Regionalinfrastrukturfonds im Norden Afghanistans zum Ausbau von Infrastrukturprojekten, RIDFA, und wie werden die restlichen Mittel verwendet? Gu Danke sehr, Frau Präsidentin. – Frau Kollegin Roth, ur Beantwortung Ihrer Frage muss ich Ihnen leider eiige Zahlen vorlesen. Das ist zwar sehr detailliert; aber h denke, es ist notwendig, um sich einen Überblick zu erschaffen. Für die Entwicklung und den zivilen Wiederaufbau aben wir im Bundesministerium für wirtschaftliche Zuammenarbeit und Entwicklung im Jahr 2010 240 Milonen Euro als Jahreszusagerahmen – Verpflichtungsrmächtigungen – im Bereich der bilateralen Entwickngszusammenarbeit und 10 Millionen Euro Verpflichngsermächtigungen zur Förderung des Engagements Bereich der privaten Träger zur Verfügung gestellt. Aufgrund der vom Deutschen Bundestag beschlosenen Globalkürzung im Bereich der Verpflichtungsrmächtigungen – Sie wissen das, Frau Kollegin Roth – urde bei der bilateralen staatlichen Entwicklungszu ammenarbeit, das heißt der Finanziellen wie der Techischen Zusammenarbeit, eine Kürzung des Zusagerahens für Afghanistan von den eben genannten 240 Milonen Euro auf 224,5 Millionen Euro Verpflichtungsrmächtigungen erforderlich. Das ist eine Kürzung um Prozent. Diese Zusage wurde im Mai 2010 im Rahmen er deutsch-afghanischen Regierungsverhandlungen erilt. Damit wurden Afghanistan vom BMZ inklusive der ittel für private Träger insgesamt 234,5 Millionen uro zugesagt. Der Abfluss dieser Mittel – genau danach agten Sie – war nicht für das Jahr 2010, sondern für die olgejahre nach Projektfortschritt geplant. Für den Regionalinfrastrukturfonds, RIDFA, wurden Rahmen der Regierungsverhandlungen im Mai 2010 sgesamt 22 Millionen Euro und für den regionalen onds, RCDF, 24 Millionen Euro durch das BMZ zugeagt. Im Jahr 2010 wurden die Vorbereitungen zur Imlementierung der Fonds ausgeführt, also Unterschriften etätigt und Verträge geschlossen. Für beide Fonds wuren zahlreiche Projektvorschläge eingereicht, die moentan einer Überprüfung zur Durchführbarkeit unter ogen werden. Der Gesamtwert dieser Anträge beläuft ich auf über 30 Millionen Euro. Parl. Staatssekretärin Gudrun Kopp )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708325600
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1708325700




(A) )

Aus einem weiteren Titel leistete das BMZ zusätzlich
anlassbezogene, entwicklungsorientierte Not- und Über-
gangshilfe. Diese belief sich 2010 auf 11,67 Millionen
Euro und wurde von einer staatlichen Durchführungs-
organisation sowie deutschen Nichtregierungsorganisa-
tionen umgesetzt. Im Rahmen des Stabilitätspakts Afgha-
nistan wurden dem Auswärtigen Amt für das Jahr 2010
insgesamt 180,7 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Davon sind nach derzeitigem Stand etwa 97 Prozent ab-
geflossen. Jedoch sind noch nicht alle Auszahlungen im
System erfasst. Die Quote kann sich daher noch erhöhen.
Die endgültigen Zahlen werden erst in der dritten Kalen-
derwoche 2011 vorliegen, also in Kürze. Mittel des Sta-
bilitätspakts Afghanistan, die nicht im Jahr 2010 veraus-
gabt wurden, fließen an das Bundesministerium der
Finanzen zurück.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708325800

Haben Sie Nachfragen? – Bitte sehr.


Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1708325900

Vielen Dank, Kollegin Kopp, für die interessanten

Zahlen. – Eine Frage steht aber trotzdem noch im Raum.
Ich habe nach dem Abfluss der Mittel für die Fonds ge-
fragt. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, sind die
24 Millionen Euro und die 22 Millionen Euro bisher
nicht abgeflossen. Sie haben erst die Fonds gegründet,
dann haben Sie sich Projekte angeschaut. Das Geld ist
aber noch nicht abgeflossen. Insofern danke ich Ihnen
zwar für die Darlegung der Zahlen; aber meine zentrale
Frage lautet: Ist denn im Jahr 2010 bezogen auf diese
Fonds – natürlich ist auch das andere schön und gut und
wichtig – Geld geflossen oder nicht? Aus der Beantwor-
tung dieser Frage ergibt sich nämlich, wo wir – das spielt
eine Rolle bei der Diskussion über die Verlängerung des
Mandats – stehen. Auf der einen Seite ist die Abzugsper-
spektive entscheidend, auf der anderen Seite die Demo-
kratisierung, die wir gerade mit diesen beiden Fonds un-
terstützen wollen. Darauf möchte ich eine ehrliche
Antwort, nicht nur die Zahlen.

Gu
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1708326000


Frau Kollegin Roth, Sie haben völlig recht, wenn Sie
diese beiden absolut wichtigen Fonds ansprechen. Sie
wissen aber auch, dass diese Fonds zunächst einmal vor-
bereitet werden mussten bzw. müssen. Sie mussten ein-
gerichtet werden, es müssen Verträge geschlossen wer-
den, und es sind strukturelle Maßnahmen zu treffen. Es
sind Projekte auszuwählen, auszuschreiben, und diesen
muss dann der Zuschlag erteilt werden. Ich habe eben
auf die dritte Woche im Januar verwiesen, in der weitere
Details zum Abfluss von Mitteln bekannt gegeben wer-
den. Ich kann zum jetzigen Zeitpunkt lediglich die Zah-
len nennen, die ich eben genannt habe. Was die beiden
Fonds betrifft, so muss ich Sie noch einige wenige Tage
um Geduld bitten, bis wir wissen, wie viel Geld konkret
abgeflossen ist.

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(C (D Haben Sie eine weitere Nachfrage? Ja, Frau Präsidentin. Bitte sehr. Vielen Dank für die Klärung der Situation. – Wir wis en, dass das Thema der Fonds schwieriger ist als das er anderen Projekte. Daran will ich keine Kritik üben; enn auch hier stellt sich das Thema der Korruption. Das t gar keine Frage. Sie hatten für 2010 für den Fonds relativ viel Geld orgesehen. Wir haben in diesem Bereich aus guten ründen eine Verdopplung der Entwicklungshilfe vorgeommen, damit wir diese Fonds installieren können, um ie Demokratisierungsprozesse in Afghanistan voranzuringen. Das ist auch eine wichtige Voraussetzung für en Abzug unserer Bundeswehr. Das soll ja gleichzeitig rfolgen. Gesetzt den Fall, dass nicht alle Mittel, wie ich anehme, abgeflossen sind, möchte ich nur wissen: Was assiert denn mit diesen Mitteln? Werden die dann in das ahr 2011 transferiert? Ist das so von Ihrem Ministerium rganisiert? Haben Sie dafür die Vorbereitung getroffen? enn an diesen beiden Fonds hängt ja wirklich sehr viel, as die Infrastruktur, die politische Entwicklung der reionalen Strukturen und die Beteiligung von Menschen ngeht und die Demokratisierung im Lande voranbrinen soll. Oder geht das Geld dann auch – so wie die aneren 97 Prozent im Außenministerium – an den Finanzinister? Der freut sich; aber ich glaube, das ist nicht in nserem Sinne. Zumindest haben wir das anders verabdet. Gu Frau Kollegin Roth, wir haben uns in der Tat auf allen benen ein sehr ambitioniertes Arbeitsprogramm vorgeommen und sind daran interessiert, auch und gerade it dem zivilen Aufbau erheblich weiterzukommen. azu haben wir dort etliche Projekte installiert. Ich kann nen zum derzeitigen Zeitpunkt nur sagen: Ich gehe da on aus, dass diese beiden Fonds bei ihrer Installierung it den entsprechenden Mitteln ausgestattet werden, dait sie in entsprechender Weise verwendet werden kön en. Wir kommen zur Frage 19 des Kollegen Dr. Sascha aabe: Wird die Bundesregierung der in einem Interview mit dem Deutschlandfunk am 3. Januar 2011 ausgesprochenen Empfehlung des Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion, Volker Kauder, folgen und Christen in den Ländern, in denen sie verfolgt werden, künftig stärker im Wege der Entwicklungszusammenarbeit unterstützen? )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708326100
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1708326200
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708326300
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1708326400
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1708326500
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708326600




(A) )

Gu
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1708326700


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Kollege Raabe,
ich hoffe, Sie sind einverstanden, wenn ich Ihre beiden
Fragen zusammenfasse, denn sie gehören zusammen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708326800

Dann rufe ich auch die Frage 20 des Kollegen

Dr. Sascha Raabe auf:
Welche Schlüsse zieht die Bundesregierung aus der in ei-

nem Interview mit der Rheinischen Post am 3. Januar 2011
gemachten Äußerung des Parlamentarischen Geschäftsführers
der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Stefan
Müller (Erlangen), wonach es keine Entwicklungszusammen-
arbeit mit Ländern mehr geben solle, in denen Christen ihre
Religion nicht ungehindert ausüben können, und sieht die
Bundesregierung die Gefahr, dass diese Forderung radikalen
Kräften in den betreffenden Ländern in die Hände spielen
könnte?

Gu
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1708326900


Sie fragen danach – ich sage es einmal mit meinen
Worten –, ob wir als BMZ bereit sind, bestimmte Reli-
gionsgruppen in besonderer Weise bei der Entwick-
lungszusammenarbeit zu bedenken. Dazu kann ich Ihnen
sagen: Wir legen als BMZ allergrößten Wert darauf, dass
die Einhaltung der Menschenrechte in jedem Fall die
Messlatte unseres Handelns ist. Das bedeutet natürlich
auch die Gewährleistung von Religionsfreiheit. Für uns
ist das ein ganz wichtiges Gut. Daran richten wir auch
unsere staatliche Projektförderung aus.

Wir sind nicht der Ansicht, dass bestimmte Religions-
gruppen in bestimmter Weise besonders mit staatlichen
Mitteln zu fördern sind. Da geht es zum Beispiel um
nichtstaatliche Projekte; da kann man in bestimmter
Weise hinschauen. Wir achten aber natürlich auf aller-
größte Neutralität. Und wir achten darauf, dass Minder-
heiten nicht unterdrückt werden. Es geht uns darum, dass
wir nicht durch bestimmte Bevorzugung von Gruppen
möglicherweise konfliktverschärfend handeln.

Insofern kann ich die Frage so beantworten: Wir han-
deln nach neutralen Regelungen, ausgerichtet an der
Einhaltung von Menschenrechten, an der Religionsfrei-
heit für jedermann und jede Frau in allen Gruppen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708327000

Ihre Nachfrage, bitte.


Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1708327100

Frau Staatssekretärin, es freut mich, dass das Ministe-

rium offensichtlich eine andere Meinung als der Frak-
tionsvorsitzende der Union, Volker Kauder, und Stefan
Müller von der CSU hat. Der Hintergrund der Frage war,
dass nach den furchtbaren Anschlägen in Ägypten – die,
was die Brutalität angeht, eigentlich nicht in Worte zu
fassen sind – von Herrn Kauder und Herrn Müller die
Schlussfolgerung gezogen wurde, dass die Entwick-
lungsarbeit in Zukunft danach ausgerichtet werden solle,

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(C (D welchen Ländern Christen verfolgt werden und in elchen nicht. Ich frage Sie in diesem Zusammenhang, ob Ihnen ansonsten bitte ich Sie, das an Ihren Koalitionspartner eiterzugeben – die Aussagen der beiden kirchlichen ntwicklungswerke Misereor und EED bekannt sind, ass sie das für ganz falsch halten. Herr Michael Hippler om katholischen Hilfswerk Misereor sagt, dass man mit olchen Vorschlägen gerade radikalen Kräften in die ände spiele. Auch Frau Warning vom EED sieht das o. Als ebenfalls betroffener Christ, der ich immer wieder rleben muss, dass die Partei mit dem C im Namen mich Mitverantwortung nimmt, würde ich mir wünschen, ass man mehr auf die Kirchen hört, die sagen, gerade oderaten Muslimen müsse man deutlich machen, dass enschenrechte unteilbar seien und es keine explizite örderung von Christen gebe. Hippler sagte, das katholiche Hilfswerk sehe sich da in der Nachfolge Jesu, der benfalls keiner bestimmten, sondern allen Gruppen geolfen hat. Es freut mich, wenn das Ministerium es so ieht, und ich würde mich freuen, wenn dieser christliche eist auch bei der Union einziehen würde. (Manfred Grund [CDU/CSU]: Vielen Dank für die Belehrung! Die können Sie sich an den Hut stecken!)


Gu
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1708327200

Herr Kollege Raabe, ich habe eben ausgeführt: Das

eitprinzip unserer Entwicklungszusammenarbeit – üb-
gens der Entwicklungszusammenarbeit auch der Bun-
esregierung, nicht nur des BMZ – ist die Einhaltung der
enschenrechte. Ich bin mir sehr sicher, Herr Kollege
aabe, dass das die Kollegen und Kolleginnen der
nion genauso sehen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708327300

Damit sind wir am Ende dieses Geschäftsbereichs.

rau Staatssekretärin, ich danke Ihnen für die Beantwor-
ng der Fragen.

Ich rufe den Geschäftsbereich der Bundeskanzlerin
nd des Bundeskanzleramtes auf. Für die Beantwortung
er Fragen steht Frau Staatsministerin Professor
r. Maria Böhmer zur Verfügung.

Wir kommen zunächst zur Frage 21 des Kollegen Jan
orte:

Wer trägt nach Auffassung der Bundesregierung die politi-
sche Verantwortung dafür, dass die beim Vorläufer des Bun-
desnachrichtendienstes, BND, Organisation Gehlen, schon
1952 vorhandenen Informationen zum Aufenthaltsort des NS-
Verbrechers Adolf Eichmann in Argentinien seitens der Bun-
desregierung nicht genutzt bzw. an die zuständigen Strafver-
folgungsbehörden des Bundes oder befreundeter Staaten wei-
tergegeben wurden, und wieso wurde die entsprechende
Information erst 1958 an die USA weitergeleitet?

Frau Staatsministerin.






(A) )


)(B)

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1708327400


Danke schön, Frau Präsidentin. – Herr Kollege Korte,
ich nehme wie folgt Stellung zu Ihrer Frage: Die Organi-
sation Gehlen befand sich vom 1. Juli 1949 bis Ende
März 1956 in der Verantwortung der CIA der Vereinig-
ten Staaten von Amerika. Der Bundesnachrichtendienst
als dem Bundeskanzleramt unterstellte Behörde wurde
erst am 1. April 1956 gegründet. So weit diese Vorbe-
merkung.

Die im BND derzeit vorhandene Aktenlage zu diesem
Vorgang erlaubt überdies keine eindeutige Aussage zur
damaligen Bewertung und Verwendung der in dieser
Frage angesprochenen Information über den angeblichen
Aufenthaltsort von Adolf Eichmann. Daher können der-
zeit auch die von Ihnen aufgeworfenen Fragen seriöser-
weise nicht belastbar beantwortet werden. Dies muss
vielmehr – das halte ich für ganz entscheidend – der jetzt
eingeleiteten wissenschaftlichen Erforschung der Früh-
geschichte des Bundesnachrichtendienstes und seiner
Vorläuferorganisation überlassen bleiben.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708327500

Haben Sie eine Nachfrage, Herr Kollege? – Bitte.


Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708327600

Schönen Dank. – Ich möchte Sie, Frau Staatsministe-

rin, gerne fragen, ob Sie mir in der Bewertung zustim-
men, dass die Geheimhaltung des Aufenthaltsorts von
Adolf Eichmann, seit 1952 bekannt, als Strafvereitelung
im Amt zu bewerten ist?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1708327700


Herr Kollege, dies ist eine Unterstellung. Ich habe Ih-
nen eben mitgeteilt, dass es keine Belastbarkeit bei den
Aussagen gibt. Das ist gerade in einer solchen Frage ent-
scheidend. Ich darf Ihnen sagen: Wir haben ein hohes In-
teresse daran, dass Transparenz hergestellt wird. Wir
werden jegliche Unterstützung dazu leisten, dass in die-
ser Frage Aufklärung gegeben wird. Ich glaube, wir in
diesem Hohen Hause sind uns einig, dass jeder ein Inte-
resse daran hat, dass jeder Punkt aufgeklärt wird. Des-
halb ist es so wichtig, dass jetzt Forschungen in diesem
Bereich stattfinden. Darauf setzen wir. Wir haben die Er-
gebnisse dieser Forschungen in der gebotenen Gründ-
lichkeit abzuwarten und auszuwerten.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708327800

Eine weitere Nachfrage.


Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708327900

Ich versuche es einmal anders herum: Wie würden Sie

aus heutiger Sicht – ich verweise auf den Stand der Wis-
senschaft und der politischen Entwicklung der Bundes-
republik Deutschland – das damalige Verhalten einord-
nen? Wo sehen Sie die politische Verantwortung für
diesen schier unglaublichen Vorgang?

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(C (D D Herr Kollege, niemand in diesem Haus negiert das roße Interesse, das jeder haben musste. Aufgrund meies Alters konnte ich als Schülerin vor dem Fernsehchirm den Prozess mitverfolgen, der damals in Israel urchgeführt worden ist. Er hat mich wie viele andere uch zutiefst aufgewühlt und bewegt. Man muss alles afür tun, um Dinge aufzuklären, erst recht, wenn jetzt olche Vermutungen im Raum stehen. Deshalb ist es für ich von entscheidender Bedeutung, dass eine wissen chaftliche Untersuchung durchgeführt wird und dass ns Historiker die damaligen Zusammenhänge erklären. ufgrund dieser wissenschaftlich dezidiert vorgetrageen Erkenntnisse können wir uns dann ein Urteil bilden. Wir kommen zur Frage 22 des Kollegen Jan Korte: Wer genau im Bundeskanzleramt oder BND verhindert bis heute aus welchen Gründen die vollständige Einsichtnahme und/oder Veröffentlichung der mehrere Tausend mikroverfilmte Seiten umfassenden BND-Akte über Adolf Eichmann? D Herr Kollege Korte, Sie wissen, dass derzeit vor dem undesverwaltungsgericht zwei Verwaltungsstreitverhren gegen den Bundesnachrichtendienst auf Einsicht ahme in Akten zu Adolf Eichmann geführt werden. Das undeskanzleramt als oberste Dienstbehörde des BND at in beiden Verfahren eine sogenannte Sperrerklärung uf der Grundlage der Verwaltungsgerichtsordnung geäß § 99 abgegeben. Ich darf noch einmal sinngemäß 99 in den Blick rücken: Danach kann die Vorlage von kten verweigert werden, wenn das Bekanntwerden des halts dem Wohl des Bundes Nachteile bereiten würde der wenn die Vorgänge nach einem Gesetz oder ihrem esen nach geheim gehalten werden müssen. Ein großer Teil der Akten des BND zu Eichmann urde vom Bundesnachrichtendienst ungeschwärzt vorelegt. Diese Akten stehen den Klägern im Rahmen ihs Akteneinsichtsrechts uneingeschränkt zur Verfü ung. In Pressemitteilungen war zu lesen, dass auch eine arteikarte zu diesen Unterlagen gehört. Ein geringerer eil der Unterlagen wurde gemäß den gesetzlich vorgeehenen und gerichtlich anerkannten Sperrgründen urch den Bundesnachrichtendienst teilweise gechwärzt vorgelegt. Dies geschah aus berechtigten Grünen: wegen des Schutzes personenbezogener Daten von ritten, von Informanten und nachrichtendienstlicher Inrmationsbeschaffung. Auf der einen Seite gibt es das Informationsinteresse er Kläger sowie der Öffentlichkeit an der Aufarbeitung er NS-Vergangenheit. Ich habe eben betont, dass jeder on uns, gerade die Bundesregierung, ein deutliches und achhaltiges Interesse an der Aufarbeitung hat. Auf der nderen Seite gilt es, die berechtigten Geheimhaltungsteressen zu wahren. Beidem ist Rechnung getragen. ür das weitere Verfahren gilt es, die Entscheidung des undesverwaltungsgerichts abzuwarten. )

Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1708328000
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708328100
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1708328200




(A) )


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708328300

Haben Sie eine Nachfrage? – Bitte sehr.


Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708328400

Ich würde gerne wissen, wie sich das Kanzleramt

bzw. die Bundesregierung zu diesen Vorfällen verhält.
Wie verhalten Sie sich politisch dazu, dass wir fast jeden
Sonntag entweder im Spiegel oder in der Süddeutschen
Zeitung neue Informationen bekommen?


(Johannes Selle [CDU/CSU]: Pressefreiheit!)


Wenn man den Fall Barbie betrachtet, dann stellt man
fest, dass das vielleicht auch für Frankreich interessant
ist. Was tut das Kanzleramt von sich aus politisch dafür,
die maximale Transparenz herzustellen?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1708328500


Es gibt keinen Zweifel daran, dass wir maximale
Transparenz haben wollen. Das erkennt man daran, dass
ein Großteil der Akten weitergegeben worden ist. Da-
rüber hinaus wird die Erforschung der Unterlagen nach-
haltig unterstützt. Das ist transparent und gegenüber der
Öffentlichkeit deutlich gemacht worden. Im Übrigen
wissen Sie – dafür bin ich sehr dankbar –, dass all dies
– das wissen wir von den betreffenden Stellen, die sich
sehr intensiv mit dieser Frage beschäftigen – auch im In-
ternet vorhanden ist. Ich glaube, Transparenz ist klar ge-
geben.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708328600

Haben Sie eine weitere Nachfrage? – Bitte.


Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708328700

Ich habe noch eine Nachfrage. – Ich würde gerne wis-

sen: Gibt es zu diesen oder ähnlichen Vorgängen – insbe-
sondere was die NS-Vergangenheit in den Behörden, in
dem Falle beim BND angesiedelt beim Kanzleramt, an-
geht – weitere Unterlagen, Akten etc. direkt in den Ar-
chiven des Kanzleramtes? Wenn dies der Fall wäre, wä-
ren Sie dann bereit, diese offenzulegen?

D
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1708328800


Herr Kollege, mir ist das nicht bekannt; aber ich
glaube, es macht Sinn, wenn die Frage geprüft wird. Ich
würde Sie bitten, das klären zu lassen. Ich bin gerne be-
reit, das im Kanzleramt weiterzugeben.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708328900

Eine Zusatzfrage hat die Kollegin Menzner.


Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708329000

Frau Präsidentin, ich spreche im Namen meiner Frak-

tion. Wir haben gesehen, wie umfänglich dieses Thema
ist. Die Fragestellung ist schwierig, und die Fragen wur-
den nicht zu unserer Zufriedenheit beantwortet. Deswe-
gen beantrage ich im Namen meiner Fraktion eine Aktu-
elle Stunde nach § 106 GO Anlage 5.

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(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie haben das ge ört. Nach unserer Geschäftsordnung verdrängt die jetzt eantragte Aktuelle Stunde die in der Tagesordnung voresehene Aktuelle Stunde. Ich bitte die Geschäftsführer, urz zu mir zu kommen, um den Zeitplan zu besprechen. Ich unterbreche die Sitzung für einige Minuten. Jetzt wird die unterbrochene Sitzung kurz wieder er ffnet. Wir haben uns mit den Geschäftsführern gerade dauf verständigt, dass wir die Sitzung für eine halbe tunde, das heißt bis 17.35 Uhr, unterbrechen und dann ie Sitzung wieder eröffnen mit der beantragten Aktueln Stunde zu den Antworten der Bundesregierung auf ie Fragen 21 und 22 – Stichwort: Adolf Eichmann –; arauf besteht ein Anspruch. Damit wird die Aktuelle tunde, die für heute geplant war, auf morgen verdrängt; s sei denn, die Geschäftsführer vereinbaren etwas andes. Jetzt wird die Sitzung also bis 17.35 Uhr unterbrohen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Sitzung ist wie er eröffnet. Die Fraktion Die Linke hat aufgrund der Antworten der Fragestunde eine Aktuelle Stunde verlangt. Ich fe deshalb Zusatzpunkt 3 auf: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion DIE LINKE gemäß Anlage 5 Nummer 1 Buchstabe b GO-BT zu den Antworten der Bundesregierung auf die Fragen 21 und 22 auf Drucksache 17/4406 Ich eröffne die Aussprache. Erster Redner ist der Kolge Jan Korte für die Fraktion Die Linke. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! orweg möchte ich sagen: Würde sich diese Bundesreierung so verhalten, wie es damals Joschka Fischer – in iesem Falle muss ich ihn loben – mit der Beauftragung iner Studie zur NS-Vergangenheit des Auswärtigen mtes getan hat, hätten wir uns heute die Debatte hier paren können, denn dann würden wir wirklich Aufareitung leisten. Am 8. Januar berichtete die Bild-Zeitung, dass die ND-Vorläuferorganisation, die Organisation Gehlen, ereits 1952 wusste, wo sich Adolf Eichmann versteckt ält. Er ist einer der Hauptorganisatoren des Holocaust, er dafür gesorgt hat, dass bis 1945 die Deportationsüge mit Frauen, Kindern und Männern pünktlich in die Jan Korte )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708329100

(Unterbrechung von 17.00 bis 17.02 Uhr)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1708329200

(Unterbrechung von 17.04 bis 17.45 Uhr)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708329300

(Beifall bei der LINKEN)

Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708329400




(A) )

Vernichtungslager rollten. Übrigens war Hans Globke
seit 1953 Chef des Kanzleramtes.

Gut eine Woche später berichtet Der Spiegel, dass
Klaus Barbie für den BND gearbeitet hat. Der soge-
nannte Schlächter von Lyon, so steht es in den Akten, sei
von „kerndeutscher Gesinnung“ und „entschiedener
Kommunistengegner“. – Er war ein Massenmörder, ei-
ner der schlimmsten Massenmörder überhaupt, und er
arbeitete für den BND.

So läuft es seit einigen Wochen; jede Woche gibt es
neue Meldungen. Ich frage mich schon, wo der notwen-
dige Grad der Empörung über diese unfassbaren Vor-
gänge aufseiten der Regierung und der Koalitionsfrak-
tionen bleibt.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es wäre doch richtig, angesichts der empörenden Vor-
gänge gemeinsam darüber zu diskutieren, was die ange-
messene politische Schlussfolgerung wäre. Die politi-
sche Schlussfolgerung aus diesen schier unfassbaren
Vorgängen kann doch nur in der schonungslosen Offen-
legung all dieser Akten liegen, die zum Teil 50 oder
60 Jahre alt sind. Das ist die angemessene politische
Schlussfolgerung, die wir ziehen sollten.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich glaube, in der Debatte in den Medien ist die Frage
zu kurz gekommen, wie diese Fälle eigentlich auf die
Opfer wirkten: Wie wirkte es auf die Opfer, dass jemand
wie Eichmann gedeckt wurde, dass jemand wie Barbie
im Dienst des BND stand?

In der neuen Biografie über Fritz Bauer, den hessi-
schen Generalstaatsanwalt und großen Sozialdemokra-
ten, steht Folgendes:

Wie stellt sich diese Sicht auf die frühe Bundes-
republik eigentlich aus der Perspektive des Remi-
granten, des verfolgten Juden und Sozialdemokra-
ten dar?

Das ist die entscheidende Frage, um die es hier geht:
Welche Schlussfolgerungen ziehen wir, auch im Respekt
vor den Opfern?


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich glaube, dass es auch aus einem ganz anderen
Grund für den Bundestag wichtig ist, über diese Fragen
zu diskutieren: Welche Folgen hatten eigentlich diese
Fälle – alle Forschungen in diesem Bereich besagen,
dass das nur die Spitze des Eisberges ist – für die Ent-
wicklung der Bundesrepublik Deutschland, für die De-
mokratie und den Rechtsstaat? Das ist eine ganz ent-
scheidende Frage.

Das wirkte sich bis in die Justiz hinein aus. Es kam
nicht nur zu einer Rückkehr der alten Nazirichter in Amt
und Würden. In den 50er- und 60er-Jahren wurden selbst
die schlimmsten Massenmörder, zum Beispiel der Kom-
mandeur der Einsatzgruppe 8, der für die Ermordung
von 15 000 Jüdinnen und Juden verantwortlich war, oder

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(C (D ogar der stellvertretende Lagerkommandant des Verichtungslagers Majdanek, von deutschen Gerichten icht als Täter verurteilt, sondern, wenn sie überhaupt erurteilt wurden, als Gehilfen. Man muss sich das einal vorstellen! Wann, wenn nicht jetzt, ist denn bitte der eitpunkt gekommen, dass wir alles dazu offenlegen? (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Heute geht es darum, dass wir Ordnung in diese De-
atte bringen. Dazu gehören die Offenlegung aller Akten
u diesem Punkt, der völlig offene Zugang zu den Akten,
nd zwar nicht nur zu den Akten, die vorher durchge-
iebt worden sind. Das hat übrigens auch etwas mit
eier Wissenschaft zu tun. Ich glaube, dass alle Bürger
diesem Lande – wir hier im Bundestag, aber auch je-

er andere draußen auf der Straße – und die Wissen-
chaft, insbesondere die jungen Wissenschaftlerinnen
nd Wissenschaftler, die gerade in diesem Bereich in den
tzten Jahren hervorragende Arbeit geleistet haben, vor

llem aber die Opfer und ihre Angehörigen ein Recht da-
uf haben, dass hier alles offengelegt wird, dass nichts

ehindert wird, sondern dass es bei diesen Fragen größt-
ögliche Transparenz gibt. Ich glaube, das ist jetzt wirk-
ch geboten.


(Beifall bei der LINKEN)


Letzte Anmerkung, die ich machen will: Wir müssen
atürlich auch darüber diskutieren, wer die politische
erantwortung für diese Zustände in den 50er- und 60er-
ahren trägt – das ist eine wichtige Frage – und welche
erantwortung wir hier und heute haben. Ich glaube,
ass unsere gemeinsame Verantwortung heute darin be-
teht, eine ungehinderte Offenlegung aller Unterlagen, die
s gibt – inklusive der Unterlagen des Kanzleramtes –, zu
ewährleisten.

Fritz Bauer ist einsam gestorben, weil er allein ermit-
lt hat, weil er den Auschwitz-Prozess damals fast allein

nstrengen musste. Leuten wie Fritz Bauer sollten wir
uch im Nachhinein, obwohl sie schon so lange tot sind,
nsere Anerkennung zollen. Das können wir, glaube ich,
m besten, indem wir alles offenlegen und über diese
eschichte offen miteinander diskutieren.

Schönen Dank.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708329500

Manfred Grund ist der nächste Redner für die CDU/

SU-Fraktion.


Manfred Grund (CDU):
Rede ID: ID1708329600

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Meine Damen und

erren! Dies ist eine der unnötigsten Aktuellen Stunden
Deutschen Bundestag.


(Lachen bei der LINKEN – Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: „Unnötig“?)


ie ist unnötig, weil die Fragen, die die Linksfraktion
estellt hat, während der Fragestunde vom Kanzleramt





Manfred Grund


(A) )


)(B)

beantwortet wurden und im Innenausschuss heute bereits
dazu Stellung genommen wurde.


(Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Eben nicht! – Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: So ist es!)


Herr Kollege Korte, ein Nachrichtendienst wäre kein
Nachrichtendienst, wenn er alle seine Unterlagen auf
den Marktplätzen dieser Welt ausbreiten würde. Ein
Nachrichtendienst in einer Demokratie – der Bundes-
nachrichtendienst ist ein Nachrichtendienst in einer De-
mokratie – hat natürlich ein demokratisches Profil. Im
Rahmen dieses demokratischen Profils hat er aufgeklärt,
und er hat auch selbstkritisch mit seinen eigenen Wur-
zeln umzugehen.

Seit ungefähr fünf, sechs Jahren gibt es eine Aufarbei-
tung der Quellen. Diese Quellen des Bundesnachrichten-
dienstes und seines Vorläufers, der Organisation Gehlen
– ich glaube, das sind 10 000 auf Mikrofilm niederge-
legte Dokumente –, werden von einer Historikerkom-
mission erforscht, um die Anfänge zu beleuchten und
um das Wissen zu bekommen, das man braucht, um Leh-
ren zu ziehen. Es geht nicht darum, den Nachrichten-
dienst in ein Zwielicht zu rücken, was Sie, Herr Korte,
versuchen.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Das hat er selbst gemacht! Er hat sich in dieses Zwielicht gestellt!)


In unserem Parlament gibt es ein Kontrollgremium,
das Parlamentarische Kontrollgremium, in dem alle
Fraktionen, auch die Linke, vertreten sind. Bei der
nächsten Sitzung des Parlamentarischen Kontrollgre-
miums, nächste Woche Mittwoch, steht das, was in eini-
gen Magazinen und Zeitungen zum Thema Eichmann
angeführt und von Ihnen aufgegriffen worden ist, auf der
Tagesordnung. Wir werden im Kontrollgremium auch
mit Ihrem Vertreter ernsthaft über das diskutieren, worü-
ber diskutiert werden kann.

Es ist nicht so, dass diese Akten geheim und irgendwo
verschlossen sind, sondern ein Großteil der Akten wurde
der Öffentlichkeit bekanntgegeben. Auch die Unterla-
gen, die mit dem Fall Eichmann zusammenhängen, wer-
den, nachdem die Historikerkommission, die beim Bun-
desnachrichtendienst tätig ist, sie gesichtet hat, der
Öffentlichkeit bekanntgemacht werden, mit allen Impli-
kationen, die damit verbunden sind.

Aber noch einmal: Ein Nachrichtendienst kann nicht
all seine Quellen öffentlich ausbreiten. Danach könnte er
sich selber auflösen. Zwischen selbstkritischer Aufklä-
rung, Selbstvergewisserung und den Aufgaben eines
Nachrichtendienstes ist der richtige Weg zu finden. Dies
wird das Parlamentarische Kontrollgremium leisten.
Dazu leistet auch dieses Parlament seinen Beitrag.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708329700

Ich rufe Michael Hartmann für die SPD-Fraktion auf.

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(C (D Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Zunächst einmal ein Dankeschön an die Frakon der Linken. Das, was Sie uns heute auf den Tisch elegt haben, ist eine Belebung parlamentarischer Foren. Es ist gut, wenn einmal wirklich spontan und un orbereitet – das gilt zumindest für die übrigen Fraktioen des Hauses – eine Debatte zu einer durchaus ichtigen Frage zustande kommt. Das ist absolut in Ordung. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Michael Hartmann (SPD):
Rede ID: ID1708329800

ass der Anlass diese Debatte in gleichem Maße recht-
rtigt, darüber habe auch ich Zweifel; vielleicht lassen

ie sich im Rahmen dieser Debatte noch aus dem Weg
umen.

Im Übrigen finde ich es gut, wenn eine Fraktion wie die
re, die nicht nur Menschen mit blütenweißer Biografie
ihren Reihen hat, die Aufarbeitung der Geschichte von
achrichtendiensten offensiv angeht. Vielleicht stellen
ie ähnliche Anträge wie heute auch einmal im Hinblick
uf die Vergangenheit mancher Ihrer Fraktionsmitglieder;
h nenne stellvertretend für andere nur Herrn Nord.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zur Sache selbst. Es sei sehr deutlich gesagt: Auch die
PD-Bundestagsfraktion ist natürlich der Meinung, dass
ine historische Fragestellung wie der Fall Eichmann im
teresse der deutschen Geschichtsschreibung und unse-
r internationalen Positionierung unbedingt und unein-

eschränkt aufgeklärt gehört. Wenn da noch etwas unklar
t, muss es auf den Tisch des Hauses und soll es auf den
isch des Hauses. Wir werden jedes Bemühen, das in
iese Richtung geht, unterstützen.


(Beifall bei der SPD, der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Allerdings werden wir ein anderes Spiel, wenn es sich
araus entwickeln sollte, nicht mitmachen, nämlich ein
ND-Bashing. Wir wissen, dass der Bundesnachrichten-
ienst eine unerlässliche Aufgabe für unsere Sicherheits-
teressen im Ausland wahrnimmt. Wir unterstützen den
undesnachrichtendienst dabei. Wir sind froh, dass auch
ank der guten, qualifizierten und engagierten Aufklä-
ngsarbeit des BND beispielsweise die deutschen Sol-

aten in ihren schwierigen Auslandseinsätzen ein Stück
eit sicherer sind, als sie es ohne den BND wären.


(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: So ist es!)


er Bundesnachrichtendienst erfüllt eine wichtige Pflicht
Interesse Deutschlands. Dafür danke ich ihm bei die-

er Gelegenheit.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben eine klare Gesetzeslage, die vorschreibt,
ie jeder BND-Präsident, wie die Bundesregierung, das
anzleramt und der Koordinator agieren müssen.





Michael Hartmann (Wackernheim)



(A) )


)(B)

Erstens. Es ist eine Historikerkommission – ich nenne
sie einmal so – aus vier unabhängigen, durchaus kriti-
schen Wissenschaftlern eingesetzt worden, die dieses
Thema aufarbeiten soll. Dann ist in den zuständigen
Gremien – da haben Sie recht, Herr Kollege Grund – zu
bewerten, wie mit den Ergebnissen im Einzelfall umzu-
gehen ist.

Zweitens. Es gibt ein Urteil des Bundesverfassungs-
gerichts, das von der Fraktion der Grünen, die sich da
sehr engagiert hat, im Zusammenhang mit dem BND-
Untersuchungsausschuss erwirkt wurde. Wir waren da-
mals – die Frontstellung gab es nicht her – zwar nicht
dafür, ein Urteil zu erwirken; aber mit dem Ergebnis
können wir als Parlamentarier insgesamt zufrieden sein.
Dieses Urteil besagt nämlich, dass die Bundesregierung
Akten nicht einfach wegschließen oder schwärzen oder
bestimmte Teile herausnehmen darf mit der Begründung
„Das ist ein Kernbereich exekutiver Eigenverantwor-
tung“ oder Ähnlichem, sondern es muss detailliert be-
gründet werden, warum was nicht vorgelegt wird. Wir
wollen, dass auch der Fall Eichmann nach Maßgabe die-
ses Urteils aufgearbeitet wird. Das müsste eigentlich von
allen Seiten dieses Hauses unterstützt werden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Letzter Punkt. Der BND arbeitet genauso wenig wie
andere geheime Nachrichtendienste im luftleeren Raum.
Das bedeutet, dass wir nicht nur von eigenen Informatio-
nen leben und eigene Informationen, die von eigenen
Quellen gewonnen wurden, aufarbeiten. Vielmehr haben
wir sehr viele unserer Informationen nur deshalb erhal-
ten, weil wir mit Partnerdiensten zusammenarbeiten,
weil uns Quellen von dort zugearbeitet haben. Auch das
müssen wir, ob es uns gefällt oder nicht, respektieren,
wenn wir nachrichtendienstliches Handeln nicht insge-
samt bedrohen wollen. Dieses Geschäft lebt nun einmal
vom Geben und Nehmen.

Ich hoffe sehr und vertraue darauf, dass der skanda-
löse Fall Eichmann ohne Schonung aufgearbeitet wird
und der Öffentlichkeit alle Akten zur Verfügung gestellt
werden. Ich sehe und höre nicht, dass sich irgendjemand
dem verweigert. Seien wir also nicht vorauseilend unge-
horsam, sondern warten wir ab, was erarbeitet wird!
Dann ist vielleicht Zeit für Kritik. Bis jetzt gehe ich al-
lerdings davon aus, dass die Bundesregierung ebenso
wie das gesamte Haus daran interessiert ist, dass eine
gründliche, solide und vollständige Aufarbeitung statt-
findet.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708329900

Das Wort hat Dr. Stefan Ruppert für die FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Diese Aktuelle Stunde ist auf mehreren Ebenen teressant. Die erste Ebene ist der historische Tatbe tand; dazu hat Herr Hartmann, wie ich finde, Richtiges esagt und es sehr sachlich vorgetragen. Zur zweiten bene, nämlich zur politischen Bewertung und zur rage, warum Sie heute diese Aktuelle Stunde beantragt aben, ist noch etwas zu sagen. Erst einmal zum historischen Sachverhalt selbst. chon als Student, aber auch in meiner Tätigkeit als echtshistoriker am Max-Planck-Institut für europäische echtsgeschichte hat mich dieses Thema seit vielen Jahn, seit fast zwei Jahrzehnten, interessiert. Norbert Frei at in seinem Buch Vergangenheitspolitik sehr viele hisrische Wahrheiten über die frühe Bundesrepublik errscht. Es gibt keine zwei Meinungen: Auch in meiner artei gab es Menschen, die früher Mitglied der NSDAP aren. Auch in meiner Partei gab es Menschen, die Mitlied der NSDAP geworden sind. In allen obersten Bunesbehörden, in Ministerien, im Bundesgerichtshof hier besteht insofern Kontinuität gegenüber dem eichsgericht –, gab es natürlich Mitglieder der NSDAP nd Nazis, die dort bedauerlicherweise weiter beschäfgt worden sind. Das gehört aufgearbeitet, historisiert, ewertet. Kein Mensch – so hat es auch Herr Hartmann esagt – hat etwas dagegen, und keine Partei in diesem arlament will in irgendeiner Weise die Arbeit von Hisrikern erschweren. Insofern sollten Sie hier auch nicht iesen Eindruck erwecken. Dann kommt aber die nächste Ebene, nämlich, dass ieses Thema heute Morgen im Innenausschuss diskuert worden ist. Da hat der Kollege Hartmann als Einzier – wie ich finde, zu Recht – die Frage gestellt, die dieer Tage interessant ist: Wie arbeitet das Bundesamt für erfassungsschutz seine eigene Geschichte auf? – Da ab es eine Ausschreibung, die am 28. Dezember endete, enn ich es richtig in Erinnerung habe. In der FAZ und anderen Medien gab es Diskussionen über die Frage: ie weit soll die Offenlegung von Akten, die nicht beits im Bundesarchiv liegen – das ist die Mehrheit der kten –, gehen, vor allem wenn es um die Arbeit von eheimdiensten geht, die auch international vernetzt ind und die natürlich ein legitimes Geheimhaltungsintesse haben? Über diese Frage ist in der Tat zu entschei en, und da muss man zwischen dem historischen Intesse, etwas aufzuarbeiten, und dem Interesse eines undesamtes für Verfassungsschutz – das keineswegs rechtsfreien Raum agiert –, eben auch diese interna onale Vernetzung und die Aufgabenwahrnehmung verntwortlich auszuüben, abwägen. Interessanterweise hatte der Kollege Korte, der hier o engagiert vortrug, heute im Innenausschuss alle hancen, sich mit dieser Frage zu befassen. r hat sie in keiner Weise genutzt. Gegenteil: Als es zu der Frage kam, warum das Bunesamt für Verfassungsschutz – wie ich finde, zu Recht – Dr. Stefan Ruppert )

Dr. Stefan Ruppert (FDP):
Rede ID: ID1708330000

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Jan Korte [DIE LINKE]: Hallo!)


(Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört!)





(A) )

die Linke weiter beobachtet, hat er die Situation aus-
schließlich dazu genutzt, sozusagen einen Ausfallangriff
zu starten und diesen historischen Sachverhalt ausdrück-
lich zu thematisieren, und zwar ohne einen einzigen Mo-
ment der Selbstkritik, ohne eine einzige Reflexion, dass
Ihre „Vergangenheitspolitik“ – um mit Norbert Freis
Worten zu sprechen – so defizitär ist, dass Sie sich schä-
men müssten, dass Sie dieses Thema nicht ordnungs-
gemäß und sachlicher angehen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wozu machen Sie das? Ich habe als Vertreter einer
jüngeren Generation kein Problem damit, die Geschichte
meiner Partei historisch aufzuarbeiten.


(Sönke Rix [SPD]: Das wird auch Zeit!)


Sowohl im Archiv des Liberalismus als auch bei anderen
– genauso wie bei Ihnen übrigens auch – gibt es Leute,
die daran sehr gut arbeiten. Ich habe damit kein Problem.
Womit ich ein Problem habe, ist, wenn von der Links-
partei in einer Art Entlastungsangriff eine Frage hochge-
spielt wird, ohne dass diese Frage in dem zuständigen
Ausschuss auch nur einmal thematisiert worden ist.


(Zuruf von der CDU/CSU: Genau das ist es!)


Da, lieber Herr Korte, bekommt die Frage ein ausdrück-
liches Geschmäckle, weil Sie eben nicht an ernsthafter
historischer Vergangenheitsbewältigung interessiert sind,
sondern einen Entlastungsangriff fahren wollen, weil Sie
Ihre Wege zum Kommunismus noch nicht so genau be-
werten können.


(Zuruf von der SPD: Gilt das auch für Globke?)


– Auch der Vorgang zu Herrn Globke ist natürlich aufzu-
arbeiten. Wir sollten nicht einen anderen Eindruck erwe-
cken. Über diese Dinge forschen Generationen von His-
torikern, angefangen in den frühen 70er-Jahren unter
schwierigen Bedingungen, in den letzten vielleicht
15 Jahren zunehmend erfolgreicher, sachlicher und auch
besser.

Ich nehme Ihnen Ihr ernsthaftes Interesse an histori-
scher Aufarbeitung erst dann ab, wenn Sie sich der Auf-
arbeitung Ihrer eigenen Vergangenheit mit dergleichen
Ernsthaftigkeit stellen.


(Dorothee Menzner [DIE LINKE]: Das ist unverschämt!)


Diese lassen Sie jeden Tag wieder vermissen.


(Dorothee Menzner [DIE LINKE]: Das ist richtig unverschämt! – Gegenruf des Abg. Christian Lange [Backnang] [SPD]: Da hat er ausnahmsweise recht!)


Stattdessen faseln Sie über Wege zum Kommunismus.
Dies ist unseriös, sodass ich Ihnen Ihr Interesse nicht ab-
nehme. Es besteht eben ein Unterschied zwischen dem
verantwortungsvollen Redebeitrag der Opposition, von
Herrn Hartmann, und dem Redebeitrag von Ihnen, Herr
Korte, der eben nicht ernst zu nehmen ist.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Jetzt spricht Jerzy Montag für Bündnis 90/Die Grü en. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! rgane, Ämter und Beamte dieses Staates, unseres Staas – es ist lange her, aber es bleibt dabei: So war es –, aben nach dem Krieg nationalsozialistischen Mördern ur Flucht verholfen. Sie haben ihre Aufenthaltsorte verchwiegen und verhindert, dass sie der Justiz überantortet werden konnten. Das ist ein Zustand, der zum eil bekannt ist, zum Teil aber auch noch nicht bekannt t. Die Debatte in diesem Hause darüber, wie wir uns uch nach Jahrzehnten mit diesem Phänomen beschäftien – das will ich an den Anfang stellen –, ist, Herr Kolge Grund, jedenfalls für mich niemals eine unnötige ebatte. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708330100
Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708330200

Trotz aller Berechtigung der Vorwürfe gegenüber der
inken, dass sie in dieser Sache „Leichen im eigenen
eller“ liegen hat – bezüglich ihrer Verantwortung für
en Staatssicherheitsdienst der DDR zum Beispiel –,
ürde ich diese Themen gerne trennen und nicht in ei-
em Atemzug nennen


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


nd die Debatte über den Nationalsozialismus und seine
ortwirkung bis heute nicht zusammen mit der über die
hlende Aufarbeitung des Unrechts in der DDR führen
ollen. Auch durch den Hinweis darauf, dass das heute
ormittag in einer nichtöffentlichen Innenausschusssit-
ung vielleicht schon besprochen worden ist,


(Dr. Stefan Ruppert [FDP]: Hätte werden können!)


erden wir nicht davon entbunden, über dieses Thema
ier im Plenum zu diskutieren, wenn es aus diesem
ause den Wunsch danach gibt.

Die Situation ist so – jedenfalls aus meiner Sicht –,
ass sich die Historiker auch in den letzten Jahren und
uch auf der Seite der FDP darum bemüht haben, auf-
udecken, was man eigentlich schon vor Jahrzehnten
ätte offenlegen müssen. Mich schmerzt, ärgert und
undert, dass es offensichtlich das Faktum gibt – das ist
erausgekommen –, dass in den Akten des Bundesnach-
chtendienstes aus dem Jahre 1952 steht, dass dem Bun-
esnachrichtendienst bekannt war, wo sich der Massen-
örder Eichmann aufgehalten hat und unter welchem
ecknamen er wo gelebt hat. Davon haben wir nichts
ewusst.

Ich würde mir wünschen, dass der Bundesnachrich-
ndienst – ich mache wirklich kein BND-Bashing – von

ich aus ein Symposium organisiert,





Jerzy Montag


(A) )


)(B)


(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Hat er doch getan! – Clemens Binninger [CDU/CSU]: Hat er doch!)


in dem er sich zum Beispiel mit seiner Frühgeschichte
auseinandersetzt


(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Das macht er doch, Herr Montag!)


und von sich aus offenlegt, dass er Informationen über
den Fall Eichmann in seinem Keller hat. Solange so et-
was nicht geschieht,


(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Es geschieht!)


habe ich die Befürchtung, dass nicht nur in den Akten-
beständen des BND, sondern auch in denen des Bundes-
amtes für Verfassungsschutz und vielleicht auch in den
alten Akten des Bundeskriminalamtes noch mehr solcher
Informationen zu finden sind.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Genau!)


Solange wir die Vergangenheit und unsere Verantwor-
tung aus der Frühzeit der Bundesrepublik Deutschland
nicht lückenlos aufarbeiten, wird uns die Geschichte des
Nationalsozialismus immer wieder einholen. Deswegen
ist es mein Wunsch bzw. meine Forderung an die Bun-
desregierung, wirklich in einer radikalen Art und Weise
zu sagen: Wir drehen jetzt die Richtung um. Die Ämter
sind nicht in erster Linie daran interessiert, ihre alten
Aktenbestände, ihre Historie aus 60 Jahren abzudecken
und zu kuvrieren, sondern wir werden diese Unterlagen,
soweit es unter der notwendigen Beachtung der Persön-
lichkeitsrechte und auch der heute aktuell noch vorhan-
denen Probleme mit benachbarten Staaten und befreun-
deten Diensten geht, selbst auf den Tisch legen. Wenn
wir drei- oder viermal erleben, dass uns die Exekutive
mit neuem Material versorgt, statt dass wir immer nur
von investigativen Journalisten aus der Presse oder
durch Zufall etwas erfahren, dann ändert sich etwas. Das
ist mein Wunsch. Das wäre ein Gewinn aus dieser De-
batte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708330300

Clemens Binninger hat das Wort für die CDU/CSU-

Fraktion.


Clemens Binninger (CDU):
Rede ID: ID1708330400

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Herr Kollege Montag, gestatten Sie mir, dass ich
zunächst auf Ihren Beitrag eingehe. Ich bin mit Ihnen
einig, dass wir Verstrickungen oder Verbindungen zwi-
schen Sicherheitsbehörden der Bundesrepublik Deutsch-
land in ihrer Anfangszeit und Nazis und anderen Verbre-
chern aus dieser schlimmen Zeit deutscher Geschichte
aufklären, jedem Einzelfall nachgehen und ihn bewerten
müssen, um damit einen weiteren Beitrag dazu zu leis-
ten, dass wir hier nichts, aber auch gar nichts zu verde-
cken haben. Darin sind wir uns, glaube ich, alle einig.

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(C (D Wenn es uns damit ernst ist, dann müssen wir aber in ieser politischen Debatte darauf achten, dass wir dieses rnsthafte Anliegen, das uns alle eint, nicht vordergrünig politisch motiviert nutzen, um irgendetwas zu skanalisieren oder von irgendetwas abzulenken. Diesen Vorurf mache ich Ihnen, Herr Korte. ie haben eher den Eindruck erweckt, dass es Ihnen um ie aktuelle Bundesregierung geht, die irgendetwas vereckt, als um die wirkliche Aufklärung von Verstrickunen anhand von Akten unserer Sicherheitsbehörden. enn das so durchsichtig politisch motiviert ist, wie es ei Ihnen der Fall ist, dann sind Sie nicht glaubwürdig. as muss ich Ihnen in dieser Deutlichkeit sagen. Wenn es um Aufklärung geht, dann darf man, glaube h, in dieser Debatte zu Recht darauf hinweisen, dass ich die Bundesregierung heute Nachmittag nicht geweiert hat, die Fragen von Herrn Korte zu beantworten, ondern beide Fragen beantwortet hat, nd dass wir bei dieser Aufgabe schon seit geraumer eit dem Bundesarchiv in Koblenz eine zentrale Rolle ukommen lassen. (Christian Lange [Backnang] [SPD]: Interessant ist, dass die Bundesregierung jetzt dazu nicht spricht!)


(Widerspruch bei der LINKEN)


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Natürlich!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Jan Korte [DIE LINKE]: Doch!)


(Jan Korte [DIE LINKE]: Nein!)


ie gleiche Debatte haben Joschka Fischer im Auswärti-
en Amt und der Präsident des Bundeskriminalamtes
iercke in seinem Amt angestoßen. Das liegt schon et-
as zurück. Der BND-Präsident Ernst Uhrlau hat schon
letzten Jahr eine Historikerkommission eingesetzt,

ie inzwischen ihre Arbeit aufgenommen hat. Sie befasst
ich mit genau solchen Fragen und soll aufarbeiten, wo
s solche schlimmen Verstrickungen gab.

Dafür stellt die Bundesregierung Mittel zur Verfü-
ung, und zwar je eine halbe Million Euro in 2010 und
011.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Warum spricht die Bundesregierung nicht in dieser Aktuellen Stunde? Das würde mich mal interessieren!)


Herr Kollege Lange, wenn es uns wie mir, den Kolle-
en Montag und Hartmann – das nehme ich ihm ab –
nd auch dem Kollegen Ruppert von der FDP ernsthaft
arum geht,


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Deswegen erwarte ich eine Stellungnahme der Bundesregierung, und zwar definitiv!)


ann müssen wir uns, glaube ich, nicht gegenseitig vor-
alten, wer wie viel zu wenig oder noch nicht genug ge-
acht hat. Entscheidend ist für uns, dass wir uns darin

inig sind, dass wir das machen wollen, und dass wir als





Clemens Binninger


(A) )


)
Parlamentarier auch im Blick behalten, dass es umge-
setzt wird. Aber wir sollten nicht so tun, als ob nichts ge-
macht würde.

Trotz aller Aufarbeitung und der Notwendigkeit, his-
torische Akten aufzuarbeiten und Versäumnisse aufzu-
decken, bleibt ein Spannungsfeld. Das wissen Sie, Kol-
lege Montag. Ein Geheimdienst wird immer darauf
hinweisen, dass eine Aufarbeitung in der Öffentlichkeit
problematisch ist.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Auch bei Eichmann! Da bin ich auch gespannt! Haben wir nicht gemeinsam ein großes nationales Interesse daran, dass alles offengelegt wird, soweit irgend möglich?)


– Ja, wie Sie gerade sagen: Soweit irgend möglich, muss
jeder Fall offengelegt werden. Aber da es um den ge-
samten Aktenbestand geht, gilt für die Fälle, wo dies,
wie auch seitens der Gerichte festgestellt wurde, nicht
möglich ist, dass das Parlament nicht außen vor ist. Wir
haben das Parlamentarische Kontrollgremium, das ge-
nau dieses Thema in der nächsten Woche auf die Tages-
ordnung setzen wird. Dieses Gremium ist schließlich
dafür da, nachzufragen, ob wirklich eine Geheimhal-
tungspflicht besteht oder ob die betreffenden Fälle nicht
doch offengelegt werden können.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Herr Binninger, lassen Sie uns das doch gemeinsam offensiv angehen!)


– Das tun wir ja offensiv. Aber tun Sie bitte nicht so, als
ob das Parlament damit nicht befasst wäre. Wir sind da-
mit in der heutigen Aktuellen Stunde befasst.

Es eint uns, dass wir diese Fälle so weit wie möglich
aufklären wollen, und zwar jeden Fall und je schwerwie-
gender, desto umfassender. Aber zur Wahrheit gehört
auch, dass es Vorgänge geben kann, die zuerst dem Gre-
mium vorgelegt werden müssen, das sich dieses Parla-
ment für die Kontrolle der Geheimdienste gegeben hat.
Das Parlamentarische Kontrollgremium wird sich in der
nächsten Woche damit befassen. In diesem Gremium ist
auch der Kollege Nešković von der Linken Mitglied, der
für die heutige Debatte leider keine Zeit gefunden hat.
So viel zum Thema Interesse.

Wir werden alles tun, um das gemeinsam in unserem
Sinne aufzuklären und aufzuarbeiten. Wir sind dazu be-
reit. Die Bundesregierung ist dazu bereit. Ich habe dieser
Debatte entnommen, dass auch alle Fraktionen dazu be-
reit sind. Ihnen, meine Damen und Herren von der Lin-
ken, unterstelle ich eine etwas doppelzüngige Motiva-
tion. Das ist schade und dient nicht der Sache.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708330500

Luk Jochimsen hat jetzt das Wort für die Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine Kolleginnen und Kollegen! unächst möchte ich eines festhalten: Erinnern Sie sich igentlich noch, wer in diesem Hohen Haus die Initiative ur Rehabilitierung von Kriegsverrätern angestoßen hat? ar das zufälligerweise Jan Korte von der Linksfrak on? Wie lange hat er gebraucht, bis Einigkeit in diesem aus darüber herrschte, diesen Teil der Geschichte auf uarbeiten? – Unterstellen Sie also uns und gerade ihm icht, nicht an der Aufarbeitung der Geschichte interesiert zu sein, (Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Welcher Geschichte?)

Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1708330600

ondern aufgrund irgendwelcher politischen Vorwände
iese – unbedingt notwendige – Diskussion zu führen.


(Beifall bei der LINKEN)


Hunderttausende Franzosen lesen zurzeit das Buch
es 93 Jahre alten Kämpfers der Résistance Stéphane
essel mit dem Titel Empört euch! Empört euch end-
ch; es gibt so viele Anlässe dazu. Würden sich doch
underttausende auch bei uns und dieses Parlament über
ie ans Licht kommende Wahrheit über unseren demo-
ratischen Staat und sein Verhältnis zu Massenmördern
ie Eichmann und Barbie empören, darüber, wie er sie
icht verfolgt hat, sondern geschützt und sogar noch in
ienst genommen hat, und zwar im Jahr 1966 und nicht
956, als Gehlen noch in der Verantwortung der CIA ar-
eitete. 1966 in Dienst genommen! Welch ein Abgrund
t sich da auf!

1987 habe ich für die ARD eine Dokumentation über
eate und Serge Klarsfeld gedreht, die Geschichte, wie

ich zwei Individuen, der französische Rechtsanwalt,
essen Vater im KZ ermordet wurde, und seine deutsche
hefrau, unterstützt von einer kleinen Gruppe Überle-
ender des Naziterrors, weltweit und verzweifelt auf die
uche nach dem Verbrecher Barbie gemacht haben
weil die Staaten untätig blieben –, einem Mann, der

en Tod unzähliger Frauen und Männer und vor allen
ingen unzähliger Kinder betrieben und zu verantwor-
n hatte. Zwei Einzelpersonen haben sich dies zur Auf-
abe machen müssen, während die Herren des BND
ahrscheinlich grinsend zugeschaut haben, wie die bei-
en nicht zum Zuge und zum Erfolg kamen. Nicht nur
as: Serge und Beate Klarsfeld wurden von der bundes-
publikanischen Polizei und Staatsanwaltschaft verfolgt

nd drangsaliert. Bis heute wird Beate Klarsfeld das
undesverdienstkreuz, dessen Verleihung wir beantragt
aben, verweigert.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vorschlagen! Das kann man nicht beantragen!)


eate und Serge Klarsfeld haben versucht, die Wahrheit
erauszufinden und die Geschichte aufzuarbeiten. Aber
ir sind mit ihnen so umgegangen und tun das bis zum
eutigen Tag so.

Es stimmt einfach nicht, dass wir an der Aufklärung
er Wahrheit und an Transparenz nicht interessiert seien.
Lügen haben kurze Beine“, sagt der Volksmund. Wenn
ie lange Beine haben und die Wahrheit erst spät, unend-
ch spät herauskommt, ist die Erkenntnis aus meiner

(B)






Dr. Lukrezia Jochimsen


(A) )


)(B)

Sicht doppelt belastend. Uns geht es nicht darum, allein
den BND in den Fokus der Diskussion zu stellen, son-
dern darum, die Verantwortung des Bundeskanzleramtes
in der Diskussion herauszuarbeiten.

Ich lasse mich übrigens auch nicht mehr mit dem Satz
abspeisen, ein Geheimdienst sei nun einmal ein Geheim-
dienst und könne nicht alle seine Dokumente der Öffent-
lichkeit zugänglich machen. Das verlangt auch niemand.
Die Akten von Massenmördern und von Kriegsverbre-
chern hingegen öffentlich zugänglich zu machen, wird
doch wohl im Namen der Demokratie und des Staates zu
verlangen sein.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Man kann in dem Zusammenhang doch nicht sagen:
„Ein Geheimdienst ist ein Geheimdienst, so wie eine
Rose eine Rose ist, und weil das so ist, kann man nichts
machen“, aber gleichzeitig darauf bestehen, dass man
die Wahrheit sucht.

Ich kann nur sagen: Die Wahrheit, die hier gesucht
wird, ist längst überfällig. Sie wird uns seit Jahrzehnten
vorenthalten. Für Menschen meiner Generation, die in
der Bundesrepublik Deutschland aufgewachsen, erzogen
und gebildet worden sind, bedeutet es eine Zerstörung
des Glaubens an die Substanz dieser Bundesrepublik so-
wie ihres Anspruchs, ein im Grunde demokratischer
Staat zu sein. Wenn wir die Angelegenheit nicht – so
spät es auch sein mag – vollständig aufklären und die
Wahrheit auf den Tisch bringen, machen wir uns wieder
einmal vor der Geschichte schuldig.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von der FDP: Unfassbar! Eine Frechheit!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708330700

Christian Ahrendt hat das Wort für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Christian Ahrendt (FDP):
Rede ID: ID1708330800

Verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Da-

men und Herren! Ich glaube, wir sind uns in der Debatte
darüber einig, dass aufgeklärt werden muss und dass an
die Aufklärung ein hoher Maßstab hinsichtlich des
Wahrheitsgehalts zu legen ist. Ich glaube aber auch, dass
die Partei, die heute die Aktuelle Stunde beantragt hat,
an der einen oder anderen Stelle nicht bereit ist, die
Maßstäbe, die sie bei anderen anlegt, auch bei sich selber
anzulegen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Erster Punkt. Solange Ihr Fraktionsvorsitzender, Herr
Gysi, mit einstweiligen Verfügungen versucht,


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Kommen Sie zur Sache!)


die Wahrheit darüber zu verschweigen, ob er den Bür-
gerrechtler Havemann bespitzelt hat oder nicht, haben

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(C (D ie keinen Anspruch darauf, in diesem Hause solche Reen vorzutragen, wie Sie es hier tun. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Erbärmlich!)


Zweiter Punkt. Der Kollege Hartmann hat zutreffend
arauf hingewiesen, dass die Aktuelle Stunde keine
berraschende Stunde ist. Sie wissen, dass Aktuelle
tunden vorbereitet werden. Wenn man die Bericht-
rstattung zum Thema Eichmann und zu der Frage, ob
er BND diesbezüglich schon frühzeitig Kenntnis hatte,
cherchiert, dann stellt man fest, dass der Spiegel hierzu

ereits am 8. Januar dieses Jahres berichtet hat. Hätten
ie dieses Thema ordnungsgemäß anmelden und aufbe-
iten wollen, hätten Sie das lange vor Beginn dieser Sit-

ungswoche machen können. Ihnen ging es aber nur da-
m, die für morgen angesetzte Aktuelle Stunde zu

erdrängen, die sich mit der Frage auseinandersetzt, ob
ie in Deutschland nach wie vor den Kommunismus
ollen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dorothee Menzner [DIE LINKE]: Das ist Quatsch! Die findet trotzdem statt!)


Dritter Punkt. Es ist unstreitig, dass es um die Frage
eht, ob Akten offengelegt werden. Auch hierüber ist in
ieser Woche berichtet worden: Am 13. Januar meldete
er Spiegel, dass der Bundesnachrichtendienst seine um-
ngreichen Akten für Recherchen bereitstellt. Das zeigt,

ass die Bereitschaft zur Offenlegung sogar beim Nach-
chtendienst vorhanden ist. Wir werden uns in den ent-
prechenden Gremien mit dieser Frage auseinanderset-
en. Es muss aufgeklärt werden: Was wusste man?
arum hat man hinsichtlich der fraglichen Personen

eine Ermittlungen aufgenommen und dadurch dazu bei-
etragen, dass sie vor Gericht gestellt werden? Das ge-
ört zur Geschichte der Nachrichtendienste und muss
ufbereitet sowie historisch ordnungsgemäß bewertet
erden.

Die Debatte, wie wir sie hier führen, bedeutet aber
einen wesentlichen Fortschritt in der Bewältigung die-
er Arbeit. Deswegen bleibt es dabei: Ich erwarte von Ih-
en, dass Sie bei der Frage der Aufklärung Ihrer eigenen
ergangenheit endlich die Maßstäbe anlegen, die Sie
on anderen verlangen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1708330900

Damit schließe ich die Aussprache.

Die Sitzung ist beendet.

Ich rufe Sie auf, die nächste Sitzung des Deutschen
undestages am morgigen Donnerstag um 9 Uhr zu be-

uchen.

Genießen Sie den restlichen Abend und die gewonne-
en Einsichten.