Protokoll:
17044

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 44

  • date_rangeDatum: 21. Mai 2010

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:24 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/44 Zusatztagesordnungspunkt 13: Zweite und dritte Beratung des von den Frak- tionen der CDU/CSU und der FDP einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Über- nahme von Gewährleistungen im Rahmen eines europäischen Stabilisierungsmecha- nismus (Drucksachen 17/1685, 17/1740, 17/1741) . . in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 27: a) Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Stabilisierung des Finanzsektors – Ei- Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sigmar Gabriel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister 4412 C 4422 D 4424 D 4425 B 4427 B 4429 A 4434 A 4436 D Deutscher B Stenografisch 44. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Begrüßung des neuen Abgeordneten Holger Krestel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Geschäftsordnung Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . . Peter Altmaier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b c D N O D 4407 A 4407 B 4407 B 4408 B 4409 D 4411 A 4411 B genkapitalvorschriften für Banken an- gemessen überarbeiten (Drucksache 17/1756) . . . . . . . . . . . . . . . . 4412 C undestag er Bericht ung 21. Mai 2010 t : ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Umsetzung der geänderten Ban- kenrichtlinie und der geänderten Kapitaladäquanzrichtlinie (Drucksachen 17/1720, 17/1803) . . . . . . . ) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über die Umsetzung der neu ge- fassten Bankenrichtlinie und der neu gefassten Kapitaladäquanzrichtlinie (Drucksache 16/13741) . . . . . . . . . . . . . . r. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . icolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . tto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . 4412 D 4412 D 4413 A 4415 C 4417 A 4419 B 4421 A AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . . . 4437 C 4438 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU/CSU) . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU/CSU) . . . Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Katrin Kunert, Dr. Axel Troost, Dr. Gesine Lötzsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Wiederherstellung der Handlungsfähig- keit von Städten, Gemeinden und Land- kreisen (Drucksache 17/1744) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 12: Antrag der Abgeordneten Britta Haßelmann, Lisa Paus, Dr. Gerhard Schick, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Gewerbesteuer stabilisieren – nicht abschaffen (Drucksache 17/1764) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 28: Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses zu dem Antrag der Abgeord- neten Katrin Kunert, Dr. Axel Troost, Dr. Barbara Höll, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Für eine Versteti- gung der Kommunalfinanzen – Die Gewer- besteuer zur Gemeindewirtschaftsteuer weiterentwickeln (Drucksachen 17/783, 17/1783) . . . . . . . . . . . Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Mathias Middelberg (CDU/CSU) . . . . . . Bernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Mathias Middelberg (CDU/CSU) . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . D D D P A T a b M M D R D T a b c 4438 D 4439 D 4441 A 4442 A 4442 C 4442 D, 4443 A 4443 C, 4451 D 4454 C, 4456 D 4446 A 4446 A 4446 B 4446 B 4447 C 4449 A 4449 D 4459 A 4460 D 4462 B r. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . r. Birgit Reinemund (FDP) . . . . . . . . . . . . . r. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . eter Aumer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . ntje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 29: ) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und der FDP: Steuerhinterziehung wirksam und zielgenau bekämpfen (Drucksache 17/1755) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Dr. Gerhard Schick, Dr. Thomas Gambke, Britta Haßelmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Steuerhinterziehung wirksam be- kämpfen (Drucksache 17/1765) . . . . . . . . . . . . . . . anfred Kolbe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . artin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Kolbe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . r. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ichard Pitterle (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . r. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 30: ) Antrag der Abgeordneten Anton Schaaf, Anette Kramme, Elke Ferner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Das Risiko von Altersarmut durch ver- änderte rentenrechtliche Bewertungen von Zeiten der Langzeitarbeitslosigkeit und der Niedriglohn-Beschäftigung be- kämpfen (Drucksache 17/1747) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Matthias W. Birkwald, Klaus Ernst, Dr. Martina Bunge, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Schutz bei Er- werbsminderung umfassend verbes- sern – Risiken der Altersarmut verrin- gern (Drucksache 17/1116) . . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Matthias W. Birkwald, Klaus Ernst, Dr. Martina Bunge, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Risiken der Al- tersarmut verringern – Rentenbeiträge 4463 D 4465 D 4466 D 4467 D 4468 D 4471 A 4471 A 4471 B 4473 A 4473 D 4474 C 4475 B 4476 A 4476 D 4477 C 4478 C 4478 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 III für Langzeiterwerbslose erhöhen (Drucksache 17/1735) . . . . . . . . . . . . . . . . Josip Juratovic (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 31: Erste Beratung des von den Fraktionen CDU/ CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Wein- gesetzes (Drucksache 17/1749) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 32: a) Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Krista Sager, Priska Hinz (Herborn), wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Gute Lehre an allen Hochschulen garantie- ren – Eine dritte Säule im Hochschul- pakt verankern und einen Wettbewerb für herausragende Lehre auflegen (Drucksache 17/1588) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Nicole Gohlke, Dr. Petra Sitte, Agnes Alpers, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Qualitätsoffensive für die Lehre starten – Einheit von Forschung und Lehre sichern (Drucksache 17/1737) . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Geset- zes zur Übernahme von Gewährleistungen im Rahmen eines europäischen Stabilisierungs- mechanismus (Zusatztagesordnungspunkt 13) Veronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . A J D P D P D F D H K A E S ( s z R m A E D ( m n t S n A E D K n e l S n A Z d d p G D A 4478 D 4479 A 4480 A 4481 D 4482 D 4484 A 4485 B 4486 D 4488 C 4488 C 4488 D 4489 C 4491 A 4491 C 4493 B lexander Funk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . osef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . r. Lutz Knopek (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . atrick Kurth (Kyffhäuser) (FDP) . . . . . . . . . r. Norbert Lammert (CDU/CSU) . . . . . . . . . aul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . r. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . rank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arl-Georg Wellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . nlage 3 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten teffen Bockhahn und Dr. Barbara Höll beide DIE LINKE) zur namentlichen Ab- timmung über den Entwurf eines Gesetzes ur Übernahme von Gewährleistungen im ahmen eines europäischen Stabilisierungs- echanismus (Zusatztagesordnungspunkt 13) nlage 4 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten r. Valerie Wilms und Bettina Herlitzius beide BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur na- entlichen Abstimmung über den Entwurf ei- es Gesetzes zur Übernahme von Gewährleis- ungen im Rahmen eines europäischen tabilisierungsmechanismus (Zusatztagesord- ungspunkt 13) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten r. Peter Gauweiler, Manfred Kolbe und laus-Peter Willsch (alle CDU/CSU) zur amentlichen Abstimmung über den Entwurf ines Gesetzes zur Übernahme von Gewähr- eistungen im Rahmen eines europäischen tabilisierungsmechanismus (Zusatztagesord- ungspunkt 13) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 6 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Sechsten Gesetzes zur Än- erung des Weingesetzes (Tagesordnungs- unkt 31) ustav Herzog (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Erik Schweickert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . lexander Süßmair (DIE LINKE) . . . . . . . . . 4493 C 4494 B 4494 C 4495 A 4495 B 4495 C 4496 A 4496 C 4497 A 4498 B 4499 A 4499 C 4500 A 4500 B 4501 B 4502 A 4503 B IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Julia Klöckner, Parl. Staatssekretärin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Gute Lehre an allen Hochschulen garan- tieren – Eine dritte Säule im Hochschul- pakt verankern und einen Wettbewerb für herausragende Lehre auflegen – Qualitätsoffensive für die Lehre starten – Einheit von Forschung und Lehre sichern (Tagesordnungspunkt 32 a und b) Monika Grütters (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Tankred Schipanski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Gohlke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 8 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4503 D 4504 C 4505 C 4507 A 4508 C 4509 C 4510 D 4511 D 4512 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 4407 (A) ) )(B) 44. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    1) Anlage 7 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 4491 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Übernahme von Ge- währleistungen im Rahmen eines europäischen Stabilisierungsmechanismus (Zusatztagesord- nungspunkt 13) Veronika Bellmann (CDU/CSU): Ich kann dem vor- liegenden Gesetzentwurf nicht zustimmen. Dem Grie- chenland-Paket habe ich nur zugestimmt, weil die Zeit für die Erarbeitung einer in den EU-Verträgen fehlenden Rechtsgrundlage für ein geordnetes Restrukturierungs- verfahren für Griechenland gefehlt hat. So wurde zumin- dest argumentiert. Nun muss ich aber sehen, dass für die Erarbeitung einer viel weitreichenderen Rechtsgrund- lage offenbar zehn Tage vollkommen ausreichend wa- ren. Ich fühle mich dadurch im Nachhinein gewisserma- ßen getäuscht. Man beachte, dass allein der Finanz- und Garantie- umfang des Griechenland-Pakets für Deutschland bei 22 Milliarden Euro zuzüglich Zinsrisiken liegt, der des Gewährleistungsgesetzes bei 147 Milliarden Euro ein- schließlich einer zusätzlichen Garantieermächtigung. Der Zeitfaktor gilt auch noch für einen anderen Fakt, al- lerdings in ganz anderer Hinsicht. Die Konstruktion der noch zu gründenden milliardenschweren Zweckgemein- schaft – 440 Milliarden Euro – liegt nur in groben Zügen vor. Die vertraglichen Grundlagen sind nicht hinrei- chend bestimmt, sodass es für Parlamentarier schwierig ist, verantwortlich zu entscheiden. Den acht in der Ab- stimmungserklärung der Abgeordneten Klaus-Peter Willsch und Manfred Kolbe genannten Punkten stimme ich vollinhaltlich zu. Alles in allem hoffe ich dennoch, dass trotz aller Be- schwernisse meinerseits meine Vermutungen im Hin- blick auf die Entwicklung der EU nicht eintreffen mö- gen, nach denen es eine EU mit Stabilitäts- und Wachstumskriterien und einer Leitwährung deutscher Prägung im Sinne eines Staatenbundes nicht mehr geben wird, stattdessen der Weg in einen europäischen Bundes- staat als Transferunion auf Grundlage einer Durch- Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bender, Birgitt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.05.2010 Binder, Karin DIE LINKE 21.05.2010 Binding (Heidelberg), Lothar SPD 21.05.2010 Bollmann, Gerd SPD 21.05.2010 Bosbach, Wolfgang CDU/CSU 21.05.2010 Buchholz, Christine DIE LINKE 21.05.2010 Gloser, Günter SPD 21.05.2010 Goldmann, Hans- Michael FDP 21.05.2010 Groschek, Michael SPD 21.05.2010 Höger, Inge DIE LINKE 21.05.2010 Hönlinger, Ingrid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.05.2010 Humme, Christel SPD 21.05.2010 Kühn, Stephan BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.05.2010 Nietan, Dietmar SPD 21.05.2010 Petermann, Jens DIE LINKE 21.05.2010 Pflug, Johannes SPD 21.05.2010 Reichenbach, Gerold SPD 21.05.2010 Dr. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 21.05.2010 Roth, Michael SPD 21.05.2010 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 21.05.2010 Dr. Schwanholz, Martin SPD 21.05.2010 Schwanitz, Rolf SPD 21.05.2010 Steinbach, Erika CDU/CSU 21.05.2010 Weinberg, Harald DIE LINKE 21.05.2010 Winkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.05.2010 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 21.05.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 4492 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 (A) (C) (D)(B) schnittswahrung durch das Gewährleistungsgesetz vor- programmiert ist. Rechtliche Bedenken: Das vorgesehene Hilfssystem verstößt gegen geltendes EU-Recht. Das gilt sowohl für die Finanzierung durch EU-Anleihen als auch für die Abgabe von bilateralen Garantien durch Mitgliedstaaten. Es ist auch kein singuläres Ereignis im Sinne des Art. 122 AEUV – Vertrag über die Arbeitsweise der Eu- ropäischen Union –, da die Lage hilfebedürftiger Mit- gliedstaaten zu großen Teilen von ihnen selbst ver- ursacht wurde Diese liegt in der Situation der Staatshaushalte begründet. Das Budgetrecht obliegt den jeweiligen Parlamenten. Ferner hat gemäß Stabilitäts- pakt die EU ebenfalls eine Überwachungsfunktion. Inso- fern ist die Bestimmung des Art. 122, dass die Union Beistand gewähren kann, wenn einem „Mitgliedsstaat aufgrund von Naturkatastrophen oder außergewöhnli- chen Ereignissen, die sich seiner Kontrolle entziehen ...“, nicht anwendbar. Auf ein singuläres Ereignis, das sich der eigenen Kontrolle entzieht, kann man sich nicht be- rufen, wenn auf Staatspapiere, die man aus einem Ge- winnmotiv heraus gekauft hat, Abschreibungsverluste drohen. Die Unabhängigkeit der EZB wird infrage ge- stellt, da sie sich an dem Beistand im Rahmen des Hilfs- systems beteiligt. Der Erwerb von Staatsanleihen am of- fenen Markt ist ein direkter Verstoß gegen Art. 123 AEUV. Die in Art. 125 – Haftungsausschlüsse – Abs. 2 dem Rat zugeteilte Ermächtigung in Art. 123 – Verbot von Kreditfaszilitäten für öffentliche Einrichtungen – Art. 124 – Verbot zu berechtigtem Zugang von Finanzin- stituten für öffentliche Einrichtungen – und Art. 125 be- inhaltet lediglich, die Definition der Anwendung vor- gesehener Verbote näher zu bestimmen. Sie erlaubt nicht die gänzliche Aufhebung dieser Verbote. Durch das Ge- währleistungsgesetz wird aber ein echtes Gemein- schaftsinstrument geschaffen. Das heißt, die in vorge- nannten Artikeln verankerten Verbote werden aufgehoben. Das halte ich für rechtswidrig. Grundsätzliche Bedenken: Ich stimme der Aussage des Bundesbankpräsidenten Axel Weber ausdrücklich zu, wenn er sagt, dass die Beschlüsse die Fundamente der Wahrungsunion in ganz erheblicher Weise strapazie- ren. Die Vorstellung, die prekäre finanzielle Situation einzelner Mitgliedstaaten der Euro-Gruppe könnte mit Milliardengarantien und Krediten abgewendet und da- durch der Euro gestärkt werden, halte ich für illusorisch. Auch das riesige Hilfspaket saniert deren Staatsfinanzen nicht; es schwächt vielmehr. Selbst die kurzfristige Ab- schwächung der Spekulations- und Nervositätsdynamik an den Finanzmärkten kann nicht darüber hinwegtäu- schen, dass durch eine derartige Ad-hoc-Politik langfris- tig mehr Vertrauen zerstört wird und keine echte Stabili- sierung erzielt werden kann. Der Euro droht von einer Leitwährung zu einer Durchschnitts- bzw. Weichwährung zu werden, die Sta- bilitätsgemeinschaft der Euro-Zone zu einer Schulden-, Haftungs- und Transfergemeinschaft zu verkommen. Das ist ein weiterer Grund, dass sich an den Märkten kaum Vertrauen herstellen lassen wird. Die Teilnahme des IWF im vorliegenden Maßnahme- paket ist im Unterschied zum Griechenland-Paket keine Bedingung. Der IWF stellt lediglich Zahlungsunfähig- keit fest und muss das Sparprogramm billigen. Damit fehlen ein notwendiges Korrektiv und ein Mitfinanzie- rer. Die beabsichtigte Zweckgesellschaft ist mit einem eu- ropäischen Währungsfonds vergleichbar. Im Übrigen teile ich nicht die Hoffnung, dass deren Existenz ledig- lich drei Jahre plus vielleicht noch einmal soviel für die Abwicklung betragen wird. Europäische Realitäten ha- ben uns gezeigt, dass sich einmal eingerichtete Instituti- onen selten an Befristungen halten. Für problematisch erachte ich, dass die EU-Kommission die Möglichkeit erhalt, im eigenen Namen Kredite aufzunehmen. Ich bleibe bei meiner Überzeugung, die ich bereits im Zuge der Verabschiedung des Griechenland-Pakets ge- äußert habe, dass die Banken viel zu wenig am Rettungs- paket beteiligt wurden. Es bleibt abzuwarten, welchen Grad der Verbindlichkeit deren angebotene freiwillige Hilfen erreichen. Die unisono erfolgte Befürwortung der Banken zum Rettungspaket ist ein deutliches Zeichen dafür, dass das Gewährleistungsgesetz eigentlich ein Bankenpaket ist, das bei Androhung der Systemrelevanz die Gewähr bietet, auch weiterhin Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren zu können. Hinter der auffälligen Überaktivität einiger EU-Mit- gliedstaaten, insbesondere Frankreichs, das schon im Falle Griechenlands eine Restrukturierung unbedingt verhindern wollte, steht offenbar das Interesse, die Kapi- talanleger vor Schuldenmoratorien und nachrangiger Positionierung ihrer Ansprüche hinter denen des IWF und damit vor Neubewertung der Risiken zu schützen. Das hätte zu Schwierigkeiten der französischen Banken geführt. Deutsche Banken hätten unter das Dach der SoFFin schlüpfen müssen. Das hätte zwar Kapitalhilfe, aber auch staatlichen Einfluss und Kontrolle bedeutet, was keines dieser Kreditinstitute will. Wenn ein angemessener Forderungsverzicht der Gläubiger realisiert wird, bevor internationale Hilfe ein- setzt, können sogar die Märkte als Instrument zum Errei- chen von Schuldendisziplin wirken. Leider hat der IWF einen solchen, für ihn sonst üblichen Forderungsver- zicht, weder im Falle von Griechenland noch für den EU-Gewährleistungsmechanismus gefordert. Auch des- halb wird das vorliegende Gesetz nicht zur notwendigen Schuldendisziplin in den Ländern führen. Durch den Wegfall von Wechselkursmechanismen bei Einführung der einheitlichen Währung für den Euro- Raum, gibt es nur noch wenige Instrumente, auf Wettbe- werbsfähigkeit, Bonität, Schuldendisziplin der Mitglied- staaten zu reagieren. Wenn die Preisstabilität erhalten bleiben soll, so bleibt da nur noch die unterschiedliche Zinsbewertung. Zinssteigerung infolge unsolider Haus- haltpolitik kann sehr disziplinierend wirken. Durch das Gewährleistungsgesetz wird auch dieser Bewertungsme- chanismus ausgehebelt, praktisch Zinskonvergenz her- gestellt. Deutschland, das die Hauptlast der Gewährleis- tung zu tragen hat, hilft seinen Konkurrenten am Kapitalmarkt, sich wieder billiger zu verschulden. Das Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 4493 (A) (C) (D)(B) ist meines Erachtens falsch verstandene Solidarität. Die europäische Schuldenblase wird weiter aufgeblasen. Das beflügelt Abwertungserwartungen für den Euro. Die Sta- bilisierung des Euro-Kurses ist nicht zu erwarten, was schon dessen nur kurzer Aufwärtstrend nach Ankündi- gung des Rettungspaketes an den Börsen deutlich machte. Was ohne das Gewährleistungsgesetz nur zur Abwertung der Staatsschuldentitel einzelner Euro-Län- der geführt hätte, kann nun zur Abwertung der ganzen Währung führen. Das wiederum bedeutet einen allge- meinen Anstieg des Zinsniveaus auch für Deutschland sowie ein erhöhtes Inflationsrisiko. Damit wird das Ge- währleistungsgesetz auch noch zur Wachstumsbremse für Deutschland. Sonstige Bewertungen: Anzuerkennen ist, dass sich die Bundesregierung bemüht, dem Gewährleistungspa- ket eine grundlegende Reform des Stabilitäts- und Wachstumspaktes an die Seite zu stellen. Diese Reform einstimmig in der Union von 27 Staaten, bei denen ei- nige die Vertragsänderungen per Referendum ratifizieren lassen müssen, und in einem wegen der Dringlichkeit der Haushaltkonsolidierung und der daraus resultieren- den Finanzausstattung nahen Zeithorizont umzusetzen, halte ich allerdings für illusorisch. Anzuerkennen ist ferner, dass endlich notwendige Maßnahmen der Finanzmarktregulierung in Angriff genommen wurden, wobei ich hoffe, dass die jetzige Dy- namik in diesem Prozess anhält und nicht nur dem Leidensdruck, die notwendige Zustimmung zum vorlie- genden Gesetz zu bekommen, geschuldet ist. Die Unter- stützung für die Finanztransaktionsteuer ist mir aber ein- deutig zu halbherzig. Außerdem fehlt mir die unbedingt erforderliche Trennung des klassischen Bankgeschäftes vom risikoreichen Investmentbanking und dessen Unter- legung mit Eigenkapital. Thomas Dörflinger (CDU/CSU): Dem von den Koalitionsfraktionen vorgelegten und heute nach 2. und 3. Lesung zur Abstimmung stehenden Gesetzentwurf zur Übernahme von Gewährleistungen im Rahmen eines europäischen Stabilisierungsmechanismus werde ich meine Zustimmung erteilen. Ich stelle für diese Zustim- mung folgende Bedenken zurück: Erstens. Ich hege Zweifel, ob einerseits die bisher aus guten Gründen völlig unabhängige Rolle der Europäi- schen Zentralbank, EZB,) angesichts ihrer Absicht, beim Ankauf von Staatsanleihen aktiv zu werden, nicht min- destens temporär beeinträchtigt wird, und andererseits diese Praxis ohne Auswirkung auf die Geldwertstabilität in der Euro-Zone bleibt. Zweitens. Die von der Europäischen Union, EU, be- reitgestellten 60 Milliarden Euro dürfen weder als Ein- fallstor für eine zusätzliche Steuerfinanzierung für die EU begriffen werden, noch darf dies als Einstieg in eine Kreditfinanzierung der EU führen. Drittens. Angesichts der Höhe der bereitzustellenden Bürgschaften wäre nicht nur ein Mitwirkungsrecht, son- dern ein Zustimmungsvorbehalt des Haushaltsausschus- ses des Deutschen Bundestages angezeigt. Alexander Funk (CDU/CSU): Hiermit teile ich mit, dass ich mich dem Mehrheitsvotum der Regierungsko- alition zum Stabilisierungsgesetz bei der Abstimmung im Deutschen Bundestag am 21. Mai 2010 nicht an- schließen werde. Ich habe diese Entscheidung nach reif- lichem Überlegen, intensiver Prüfung aller mir zugängli- chen Informationen und in der Konsequenz meiner massiven Bedenken gegen den eingeschlagenen finanz- und europapolitischen Weg getroffen. Bereits anlässlich der Abstimmung über das Gesetz zum Erhalt der Währungsunion vom 7. Mai 2010 habe ich meine Befürchtung kundgetan, dass mit der Über- nahme von Kreditbürgschaften für Griechenland nicht nur formalrechtlich, sondern auch inhaltlich gegen zen- trale Regularien der einschlägigen europäischen Gesetze verstoßen und der Weg zu einer mit unkalkulierbaren Ri- siken verbundenen Uminterpretation der Europäischen Union zu einer Transferunion eröffnet wird. Bedauerlicherweise muss ich feststellen, dass sich, wenige Tage nach der Beschlussfassung des Deutschen Bundestages in Sachen Griechenland, meine Befürch- tungen und Bedenken in jeglicher Form bestätigt haben. Die besonders betonte Singularität der Hilfsmaßnahmen für Griechenland wird durch die beabsichtigte, exorbi- tante Garantiesumme von mindestens 123 Milliarden Euro zum Dauerrisiko für den Haushalt der Bundesrepu- blik. Der vorgelegte Gesetzesentwurf sieht einen potenziel- len Beistand der Union für Mitgliedstaaten vor, die „durch außergewöhnliche Ereignisse, die sich ihrer Kon- trolle entziehen, von gravierenden Schwierigkeiten ernstlich bedroht sind.“ Unter dieser Maßgabe werden in unüberschaubarer Größenordnung finanzpolitische Miss- wirtschaft, Haushaltsdefizite sowie das Unterlaufen des Stabilitätspaktes zu einer höheren Gewalt, die sich dem Einfluss der Staaten entzöge, uminterpretiert und nach- träglich legitimiert. Eine tatsächliche ökonomische Ge- fährdung des Euro kann meines Erachtens gewiss nicht durch die potenziellen Abschreibungsverluste der Inha- ber von Staatsanleihen begründet und zu einem „außer- gewöhnlichen Ereignis“ stilisiert werden, das die Kap- pung der No-bail-out-Klausel unerlässlich mache. Ich hege erhebliche Zweifel an der vorgebrachten Einschätzung, dass durch die implementierten Kontroll- mechanismen ein nachhaltiger Konsolidierungserfolg der etwaig betroffenen Länder erreicht werden kann, ebenso bezweifele ich die Dauerhaftigkeit der intendier- ten marktberuhigenden Effekte des Stabilisierungsgeset- zes. Im Gegenteil sind meines Erachtens ein weiterer Kursverfall des Euros, eine stetig steigende Inflationsge- fahr sowie mittelfristig zu erwartende Zinserhöhungen direkte wirtschaftliche Effekte der jetzigen Maßnahmen und insbesondere die Degradierung der Europäischen Zentralbank zu einem Instrumentarium tagespolitischen Opportunismus'. Ich bedauere ausdrücklich, dass die vielfältigen und wissenschaftlich renommierten Kritiker dieses einge- schlagenen Weges bisher keine Gelegenheit erhalten ha- ben, mit uns über Alternativstrategien fachlich fundiert zu beraten. Andere und gangbare Wege der Krisenbe- 4494 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 (A) (C) (D)(B) wältigung sind indes in den Wirtschaftsteilen der seriö- sen Tages- und Fachpresse für jeden Bürger nachlesbar und meines Erachtens mindestens bedenkenswert und diskussionsfähig. Auch aus diesem Grunde hege ich massive Zweifel an der immer wieder monierten Alter- nativlosigkeit des Programmes und warne mit Nach- druck vor den Konsequenzen dieser Ausblendung von Exit-Strategien. Mitunter wird der berechtigten Kritik an der Außer- kraftsetzung aller finanzpolitischen Grundüberzeugun- gen unserer CDU und insbesondere der Väter der Wäh- rungsunion inzwischen unterstellt, einen aktiven Beitrag an der zu erwartenden ausbleibenden Marktberuhigung zu leisten. Ich verwehre mich in aller Schärfe gegen diese Argumentationsführung. Das berechtigte und von den Bürgerinnen und Bürgern auch erwartete Ringen um den besten Weg in einer für uns alle entscheidenden Situation gehört zur guten Tradition der christlichen Unionsparteien. Unsere Partei war immer der Garant für fiskal- und finanzpolitische Vernunft und Seriosität und nicht zuletzt deshalb der entscheidende bundespolitische Akteur der Europäischen Integration. Ich versichere Ihnen, dass ich mich nach Kräften für die Menschen in unserem Land und für eine starke und erfolgreiche Arbeit unserer CDU einsetzen werde. Überdies schließe ich mich der vorgelegten Erklärung meiner Fraktionskollegen Klaus-Peter Willsch und Manfred Kolbe ausdrücklich an. Dem vorgelegten Gesetzentwurf der Bundesregierung kann ich daher am 21. Mai 2010 nicht zustimmen. Josef Göppel (CDU/CSU): Eine dauerhafte Siche- rung unserer gemeinsamen Währung Euro kann nur ge- lingen, wenn Haushaltskonsolidierung der Euro-Staaten und Regulierung der Finanzmärkte gemeinsam angegan- gen werden. Dabei müssen die Finanzmärkte an den Kosten der Bankenkrise und der Sanierung der Staats- haushalte angemessen beteiligt werden. Mit dem Gesetz zum europäischen Stabilisierungsmechanismus über- nimmt Deutschland konkrete finanzielle Verpflichtun- gen, doch die Beteiligung der Finanzmärkte bleibt weiter unbestimmt. Nur eine Finanztransaktionsteuer bringt einen nen- nenswerten Ertrag und dämmt gleichzeitig kurzfristige Spekulation ohne Bezug zur Realwirtschaft wirkungs- voll ein. Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die sich in ihrem Geschäftsmodell auf die Finanzierung von Unternehmensinvestitionen konzentrieren, haben in der Bundestagsanhörung vom 17. Mai 2010 der Finanztrans- aktionsteuer den Vorzug vor Bankenabgabe und Finanz- aktivitätsteuer gegeben. Investmentbanken und Hedge- fonds würden hingegen aufgrund des schnellen Umschlags ihres Vermögens durch eine Finanztransaktionsteuer in ihren krisenverstärkenden Aktivitäten gebremst. Die seit 1986 existierende britische Börsenumsatzsteuer beweist, dass bei geringen Steuersätzen auf Transaktionen keine Schwächung des Finanzplatzes eintritt. Durch die Anhö- rung des Finanzausschusses sehe ich mich darin be- stärkt, dass eine Umsetzung der Finanztransaktionsteuer in der Euro-Zone möglich ist. Die Bankenkrise des Jahres 2008 wurde mit den Steu- ermitteln aller Bürger eingegrenzt. Ohne die damit ver- bundene Kreditaufnahme hätte Deutschland im Jahr 2010 einen Haushalt ohne Neuverschuldung erreicht. Nach dem Löschen des spekulativen Flächenbrands im Bankensektor wurde international zu wenig für die Be- kämpfung der Ursachen getan. Eine erneute Belastung der Steuerzahler ohne Einbeziehung des Finanzsektors kann ich nicht mittragen. Dem Entschließungsantrag mit der Drucksachennummer 17/1809 zur Einführung einer Finanztransaktionsteuer stimme ich zu. Dr. Lutz Knopek (FDP): Bevor wir heute über einen Gesetzentwurf mit so weitreichenden Folgen entschei- den, mache ich von meinem Recht Gebrauch, mein Ab- stimmungsverhalten zu begründen. Ungleiche wirtschaftliche Entwicklungen in unter- schiedlichen Staaten erfordern eine Anpassung des re- alen Wechselkurses. In einem gemeinsamen Währungs- raum sind die Handlungsspielräume einzelner Staaten, kurzfristig auf länderspezifische Entwicklungen zu re- agieren, jedoch beschränkt, da der nominale Wechsel- kurs als Anpassungsinstrument nicht mehr zur Verfügung steht. Verschiedene Sprachen und kulturelle Unter- schiede schränken die Faktormobilität ein, sodass ein Ausgleich über eine Zu- oder Abwanderung von Kapital und Arbeitskräften nur eingeschränkt infrage kommt. Die anhaltenden Proteste in Griechenland zeigen, dass die Faktorpreisflexibilität ebenfalls erheblich einge- schränkt ist. Keine demokratisch gewählte Regierung wird in kurzer Zeit die zur Herstellung der Wettbewerbs- fähigkeit erforderlichen drastischen Lohnsenkungen durchsetzen können. Als letztes Mittel – wird der Weg in die geordnete Insolvenz ausgeschlossen – verbleibt da- her nur noch die Möglichkeit, eine reale Ungleichge- wichtssituation im Rahmen umfassender interstaatlicher Transfers abzubauen. Ein solches Finanzausgleichssys- tem in einer Währungsunion politisch selbstständiger Staaten gefährdet aufgrund fehlender Anreize zur finan- ziellen Solidität nicht nur die Anpassungsfunktion über die Märkte, es macht auch eine glaubhafte Gelddisziplin schwierig. Bereits 1990 hat die Europäische Kommis- sion in ihrem vorbereitenden Bericht zur Europäischen Währungsunion mit dem Titel „One Market, One Mo- ney“ dazu Folgendes festgestellt: Die Schaffung der Währungsunion setzt die lang- fristige Vereinbarkeit zwischen der gemeinsamen Geldpolitik und der Haushaltspolitik in den einzel- nen Mitgliedstaaten voraus. Untragbare Haushalts- situationen in einem Mitgliedstaat würden die mo- netäre Stabilität in der Gemeinschaft insgesamt ernsthaft bedrohen. Durch hohe und wachsende Schuldenquoten würde Druck auf die Gemeinschaft ausgeübt, finanzielle Hilfestellung zu leisten. Da Geld- und Haushaltspolitik langfristig interdepen- dent sind, führt dies letztlich zu einer Inflationsfi- nanzierung der Staatsschuld. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 4495 (A) (C) (D)(B) Mit der heutigen Entscheidung tritt Deutschland da- her den unweigerlichen Weg in eine europäische Trans- ferunion an. Damit übernimmt Deutschland de facto die Gewährleistung der Schulden derjenigen europäischen Staaten, die über einen langen Zeitraum unsolide gewirt- schaftet haben. Verantwortungslosigkeit wird somit be- lohnt. Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, erstmals Staatsanleihen aufzukaufen – wenn auch zu- nächst einmal geldmengenneutral – lässt an der Unab- hängigkeit der EZB erhebliche Zweifel aufkommen. Langfristig wird mit der heutigen Entscheidung die Geldwertstabilität des Euro wesentlich gefährdet. Diese Entscheidung kann ich daher nicht mittragen. Ich stimme gegen diesen Gesetzentwurf. Patrick Kurth (Kyffhäuser) (FDP): Die zahlreiche Kritik an dem Gesetz muss von der Bundesregierung in erheblichem Maße ernst genommen werden. Auch ich kann zahlreiche Details des Gesetzes nicht nachvollzie- hen oder bin bei Einzelfragen dagegen. In der Hauptsache lehne ich die Finanzmarkttrans- aktionsteuer ab. Sie kann nur global eingefühlt wirken, ansonsten bleibt sie wirkungslos. Zumal lehne ich es ab, dass vor allem Kleinsparer belastet werden. Fragen bleiben bestehen: Was passiert, wenn Defizit- staaten gegen Auflagen verstoßen? Was folgt, wenn der IWF abzieht? Die genaue Garantie dazu bleibt fraglich. Der Eindruck bleibt, dass Schulden mit Schulden be- kämpft werden. Trotz dieser bestehenden Einzelfragen und nicht nachvollziehbaren Details stimme ich diesem Gesetz zu. Letztlich muss ich mich allerdings auf die Richtigkeit der Maßnahme verlassen, die von Experten und der Bun- desregierung vorgeschlagen werden. Für mich ist dabei aber entscheidend: Mit dem heuti- gen Tag wird ausdrücklich nicht ein Vorgang abge- schlossen. Nein! Aus meiner Sicht haben wir die Lösung eines Problems nur verschoben und ein wenig Zeit ge- wonnen. Die Uhr läuft zur Lösung des Problems rück- wärts. Deshalb muss der heutige Beschluss der Start einer intensiven europäischen Politik zur Rettung des Euro. Jetzt muss die Bundesregierung Führungsverant- wortung übernehmen und insbesondere eine Politik des Schuldenabbaus und ordentlicher Haushalte in der Euro- Zone und bei den Mitgliedstaaten einfordern. Drastische Maßnahmen stehen an, für die der Bundes- tag und die Bundesregierung bei der deutschen Bevölke- rung und die europäischen Mitgliedstaaten intensiv wer- ben müssen. Mit anderen Worten: Wenn die gewonnene Zeit nicht für drastische Reformen in der Euro-Zone ge- nutzt wird, ist der Euro in Gefahr. Dr. Norbert Lammert (CDU/CSU): Dem Gesetz zur Übernahme von Gewährleistungen im Rahmen eines europäischen Stabilisierungsmechanismus stimme ich zu, weil ich auch unter Berücksichtigung ernst zu neh- mender Zweifel an Art und Umfang der vorgesehenen Maßnahmen die Risiken einer Verweigerung dieser ge- meinsamen Bemühungen für unabsehbar und daher un- vertretbar halte. Für meine Zustimmung sind die gesetzliche Bindung der Finanzierungsmaßnahmen an ein zwischen dem be- troffenen Mitgliedstaat mit dem Internationalen Wäh- rungsfonds, der Europäischen Kommission und der Eu- ropäischen Zentralbank vereinbartes und von allen Staaten des Euro-Raumes gebilligtes wirtschafts- und fi- nanzpolitisches Programm sowie die nun endlich ein- geleiteten Regulierungen spekulativer Finanzgeschäfte wesentlich. Dagegen bedaure ich, dass das Gesetz keine Regelungen für die zu gründende Zweckgesellschaft zur Gewährung von Krediten enthält, sondern der Deutsche Bundestag sich mit der Vorlage der für diese Zweck- gesellschaft noch in Vorbereitung befindlichen Vertrags- gestaltung begnügt, die nach meiner Überzeugung seiner Zustimmung unbedingt bedurft hätte. Paul Lehrieder (CDU/CSU): Bei der Abstimmung in der Fraktion am 20. Mai 2010 hatte ich dem Gesetzes- vorhaben meine Zustimmung verweigert. Nach Überprüfung aller Beweggründe für und wider das Gesetzesvorhaben in materieller und formeller Hin- sicht habe ich nunmehr trotz fortbestehender Bedenken am Freitag, den 21. Mai 2010, dem Gesetz zur Über- nahme von Gewährleistungen im Rahmen eines europäi- schen Stabilisierungsmechanismus meine Zustimmung erteilt. Immer mehr Bürger dieses Landes fragen sich, ob es denn richtig sei, quasi in jeder Sitzungswoche neue mil- liardenschwerer Rettungspakete – Rettung der Länder, des Euro und der EU, der Banken – auf den Weg zu brin- gen. Der Politik kommt gerade in Anbetracht dieser fi- nanziellen Dimensionen eine besondere Verantwortung zu, Zusammenhänge und Entscheidungsprozesse nach- vollziehbar und transparent zu gestalten. Deshalb muss das Parlament genau wissen, worüber es abstimmt. Durch die Eilbedürftigkeit des Verfahrens hat die Bundesregierung den Bundestag nicht so umfassend be- teiligt, wie es angesichts der Bedeutung des Gesetzes notwendig gewesen wäre. Grundlegende Informationen über Organisationsstrukturen, Verfahren und Techniken des geplanten finanziellen Beistands für Mitgliedstaaten der Euro-Zone wurden den Volksvertretern nur unzurei- chend und unter Zeitdruck zugeleitet. Die vertraglichen Grundlagen müssen aber klar sein – eine Blankovoll- macht darf keinesfalls erteilt werden. Im Vertrauen auf den Finanzminister und die Bundes- regierung stimme ich dem Gesetzentwurf trotz der ge- nannten Bedenken zu. Grund ist der Ernst der Lage: Der Vertrauensverlust der Finanzmärkte in die Solvenz von Euro-Ländern ist nicht auf Griechenland beschränkt ge- blieben. Erste Ansteckungseffekte auf andere Euro-Län- der waren zu verzeichnen. Wäre es zum Verlust des Ver- trauens in die Zahlungsfähigkeit mehrerer Euro-Länder gekommen, hätte das den Anfang vom Ende der Wäh- rungsunion bedeuten können, mit unverantwortbaren volkswirtschaftlichen und sozialen Kosten für Deutsch- land und Europa. 4496 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 (A) (C) (D)(B) Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU): Wer dem heute zu beschließenden Gesetz nicht zustimmt, müsste in der Lage sein, die Alternativen zu skizzieren – Alternativen, deren Konsequenzen überschaubar und beherrschbar sein müssten. Ich gebe freimütig zu, dass ich mich dazu außerstande sehe. Deshalb werde ich dem Gesetz zu- stimmen müssen. Allerdings will ich hier nochmals deutlich zu Proto- koll geben, dass ich das grundsätzliche Vorgehen aus- drücklich nicht billige. Das Fehlen der Vertragsgrundla- gen für die zu gründende Zweckgesellschaft ist zu bemängeln. Ich erwarte hier die Umsetzung der Verspre- chen, insbesondere dass diese Einrichtung befristet be- steht. Für unangemessen halte ich auch die Beschneidung des Haushalts- und Mitspracherechtes des Parlamentes. Die Handlungsfähigkeit der Regierung und das Ver- trauen der Märkte wären meines Erachtens durch die Ausnahmeregelung, sprich den Verweis auf die – freilich dann darzulegenden – zwingenden Gründe für eine erst nachträgliche Einbindung des Haushaltsausschusses, in jedem Fall gesichert. Ich halte es für ausgesprochen we- nig souverän, dass die Formulierungen im Gesetz quasi lauten sollen: Erstens. Der Haushaltsausschuss muss nicht unbedingt zustimmen. Zweitens. Im Ausnahmefall muss er gar nicht zustimmen. – Mag sein, dass das über- spitzt formuliert ist. Mag sein, dass die CSU gegenüber der bloßen „Unterrichtung des Haushaltsausschusses“ hier Entscheidendes verbessert hat. Aber: Europapolitik muss künftig parlamentarisch kontrolliert werden. Das Bundesverfassungsgericht hat zu Recht diese Kontrolle als Ergänzung zum Lissabon-Vertrag verlangt, und ich habe zuvor mit Verweis auf diesen Mangel wohlüberlegt nicht zugestimmt. Dass wir heute die auf bloßes Bemü- hen reduzierte Formulierung aus dem Begleitgesetz übernehmen, ist die Fortschreibung eines Fehlers, den wir bewusst begangen haben. Ich empfehle einen Ver- gleich unserer Forderungen zu Oppositionszeiten, darge- legt in Drucksache 15/4716 vom 25. Januar 2005, und dessen, was wir uns dann selbst zugebilligt haben, wohl- gemerkt nachdem uns das Verfassungsgericht zur Wah- rung unserer eigenen parlamentarischen Rechte gezwun- gen hat. Mir stellt sich die Frage, wie lange wir eine Europa- politik machen wollen, die auf Messers Schneide an der Verfassungswidrigkeit entlangbalanciert, bei der sich das nationale Parlament in bemerkenswerter Gleichmütig- keit selbst kastriert, bei der am Ende die Exekutive De- mokratie und Gewaltenteilung ersetzt, bei der Verant- wortung und Kompetenz extrem auseinanderfallen. Es kann ja sein, dass eine Notfallsituation wie die vorlie- gende nicht Raum für eine so grundsätzliche Diskussion lässt. Ein Weiter-so kann es aber auch nicht geben. Die Beratung durch das Parlament war im Rahmen der Krise hilfreich. Ohne uns hätte es die notwendige Beteiligung des IWF nicht gegeben, und ohne sie bliebe nicht die kleine Chance, dass die mit deutschen Garantien gewon- nene Zeit genutzt wird, um endlich auf einen europäi- schen Stabilitätskurs zu kommen. Stattdessen hätten wir einen europäischen Währungsfonds und eine Transfer- union bekommen. Wer wie ich keinen europäischen Bundesstaat, keine gemeinsame, französisch dominierte Wirtschaftsregierung will, der tut in den nächsten Wo- chen und Monaten gut daran, unsere Regierung in diesen Fragen eng zu begleiten. Frank Schäffler (FDP): Wir entscheiden gleich über das sogenannte Euro-Stabilisierungsgesetz. Dieses Gesetz ist einmalig in der deutschen Geschichte. Diese Einma- ligkeit veranlasst mich, von meinem parlamentarischen Recht Gebrauch zu machen, mein Abstimmungsverhal- ten vor dem Deutschen Bundestag zu begründen. Ich werde dem vorliegenden Gesetzentwurf nicht zu- stimmen. Denn dieses Gesetz ist kein Rettungspaket für den Euro und Europa. Das vereinte Europa ist von seinen Gründungsvätern Konrad Adenauer, Robert Schumann, Jean Monnet, Alcide de Gasperi und anderen als ein Hort der Freiheit gegen alle Formen von Diktatur, Unfreiheit und Plan- wirtschaft erträumt worden. Das heutige Europa ist auf dem Weg in die monetäre Planwirtschaft und den politi- schen Zentralismus. Die Gründungsväter Europas wollten ein Europa des Rechts und der Rechtsstaatlichkeit. Die heutigen Regie- rungen des Euro-Raums, die EU-Kommission und die EZB verabreden sich hingegen zum kollektiven Rechts- bruch, obwohl die EU-Kommission als Hüterin der Ver- träge und die nationalen Regierungen zum Schutz des Rechts verpflichtet sind. Es gibt Alternativen zum derzeitigen planwirtschaftli- chen und rechtswidrigen Handeln der europäischen Re- gierungen und der EU-Kommission. Planwirtschaft und Rechtsbruch sind nicht alternativlos. Wir müssen uns je- doch trauen, die Alternativen zu bedenken, zu wählen und anschließend mutig umzusetzen. Vor allem müssen wir anfangen, die heute wieder vielfach geschürte Angst vor der Freiheit zu bekämpfen. Dieser Kampf beginnt mit einem freien Denken: Wir müssen uns trauen, die Ursachen unserer Finanz- und Überschuldungskrise zu benennen. Die Hauptursache der Finanz- und Überschuldungs- krise von Staaten und Banken liegt in der Geld- und Kre- ditschöpfung aus dem Nichts und der Möglichkeit, staat- liches ungedecktes Zwangspapiergeld unbegrenzt zu vermehren. Ohne diese Alchemie des Geldes hätte kein weltweites Schneeballsystem aus ungedeckten zukünfti- gen Zahlungsverpflichtungen entstehen können. Dieses Schneeballsystem ist nur möglich, weil der Staat aus Gründen der leichteren Finanzierung von Staatsausgaben den Banken Privilegien verliehen hat, die gegen die Grundprinzipien jeder marktwirtschaftli- chen Ordnung verstoßen. Zum einen handelt es sich um das Teilreserveprivileg, mit dem die Geschäftspraktik der Geld- und Kredit- schöpfung legalisiert worden ist. Zum anderen wurde durch die Gründung von Zentralban- ken der Zusammenhang von Haftung und Entscheidung für den Bankensektor außer Kraft gesetzt. Zentralbanken wird Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 4497 (A) (C) (D)(B) die Hauptaufgabe zugewiesen, als Kreditgeber letzter Hand die Insolvenz von Banken zu verhindern. Eine Marktwirtschaft ohne Insolvenzrichter ist jedoch keine Marktwirtschaft. Zudem zerstören Zentralbanken durch ihre Zinspolitik das Preissystem von Gesellschaften. Des- halb wird diese Art der Marktwirtschaft ständig von Kri- sen – boom and bust – heimgesucht. Die marktwirtschaft- lichen Selbstreinigungs- und Lenkungskräfte sind durch staatlichen Zwang im höchst wichtigen Finanzbereich weitgehend außer Kraft gesetzt. Die Vorschläge über neue Finanzmarktsteuern sind deshalb ein Ablenkungsmanöver, das vom eigentlichen Problem unserer Geldordnung ablenken soll. Darüber hinaus führt dieses Geldsystem fast zwangs- läufig zur Überschuldung von Staaten und Banken, die sich in diesem Prozess gegenseitig decken, stützen und erpressen. Die Erpressung lautet: Werden die Zahlungen für uns eingestellt, fällt das gesamte Finanzsystem zu- sammen. Ich stimme dem vorliegenden Gesetz nicht zu. Dieses Gesetz verstößt gegen europäisches Recht. Die Institutionen, die zum Schutz des Rechts verpflichtet sind, erfüllen ihre Aufgabe nicht. Zweitens wird durch diesen Rechtsbruch nicht der Euro gerettet, sondern zerstört. Und drittens wird die Überschuldungskrise von Staa- ten und Banken durch dieses sogenannte Rettungspaket nicht entschärft, sondern verschärft. Durch diese Maßnahmen lösen wir unsere derzeitigen Probleme nicht. Was wir zur Lösung unser derzeitigen Probleme in Europa brauchen, ist eine neue Geldord- nung, eine marktwirtschaftliche Geldordnung und nicht Planwirtschaft. Deshalb sage ich: Nein! Dr. Hermann Otto Solms (FDP): Die Stabilität des europäischen Banken- und Finanzsystems ist von über- ragender volkswirtschaftlicher Bedeutung. Wenn akute Gefahr im Verzuge ist, muss gehandelt werden. Die Be- mühungen der Bundesregierung, Zeit zu gewinnen, um größeren Schaden abzuwenden, verdienen unsere Unter- stützung. Das war bei der Abstimmung zur Griechen- land-Hilfe am 7. Mai der Fall. Deswegen konnte man ihr noch zustimmen. Dazu verweise ich auf meine schriftli- che Erklärung zur Abstimmung. Der jetzt in Europa ausgehandelte Rettungsschirm setzt dagegen nicht allein auf Zeitgewinn. Er verändert gleichzeitig die Architektur der Europäischen Wäh- rungsunion fundamental. Die Einhaltung des ohnehin aufgeweichten Stabilitäts- und Wachstumspaktes wird für die Zukunft allein in die Verantwortung der Politik gelegt. Statt die disziplinierende Kraft der Märkte in Zu- kunft klüger zu nutzen, müssen wir Europäer mehr denn je darauf vertrauen, dass die Politik die Kraft aufbringen wird, allein durch politischen Druck, durch Pflichten und Vorschriften die Schuldensünder zu disziplinieren. Dass dieses Vertrauen die Politik überfordert, hat aber die Ver- gangenheit gezeigt. Die Europäische Union hat mit dem vereinbarten Ret- tungsschirm das Tor zur Transferunion aufgestoßen. An- ders als bei der zuvor beschlossenen Griechenland-Hilfe wird mit der Verordnung zur Aufnahme von Gemein- schaftsanleihen, dem Aufkauf schlecht besicherter Staatsanleihen durch die EZB und dem vorliegenden Ge- währleistungsgesetz die Übernahme von Risiken institu- tionalisiert. Der sogenannte Rettungsschirm organisiert und besiegelt die Mitverantwortung aller europäischen Partnerländer für die unsolide Finanzpolitik Einzelner. Die Tatsache, dass die Haftung formal nur „pro rata“ or- ganisiert wird und zumindest die Zweckgesellschaft zeit- lich befristet ist, ändert nichts an diesem grundlegenden Befund. Indem wir die wirtschaftspolitischen Probleme einzelner Länder zulasten der Steuerzahler der Übrigen sozialisieren, verändern wir den Charakter der Wäh- rungsunion grundlegend. Wir begeben uns auf einen Weg, der langfristig zu einer erheblichen Destabilisie- rung der Währungsordnung führen kann und die Wachs- tumsperspektiven Deutschlands deutlich verschlechtert. Wer ein stabiles Europa und einen stabilen Euro ha- ben will, darf nicht allein auf die Bindekraft politischer Willensbekundungen vertrauen. Der Stabilitäts- und Wachstumspakt war für Deutschland die unabdingbare Voraussetzung für die Zustimmung zur Einführung des Euro. Er setzte auf eine doppelte Absicherung, eine poli- tische und eine marktwirtschaftliche – mittels der Maastricht-Kriterien durch politische Selbstbindung ei- nerseits und mittels der No-Bail-out-Bestimmung durch die disziplinierende Kraft der Märkte und die Vermei- dung von Moral-Hazard-Effekten andererseits. Die poli- tische Selbstbindung wurde bereits 2005 von der Regie- rung Schröder aufgeweicht. Jetzt wird auch die zweite Absicherungslinie, das marktwirtschaftliche Korrektiv der Währungsunion, außer Kraft gesetzt. Der Ausschluss einer gegenseitigen Haftung der EU- Länder sorgt dafür, dass Kapitalanleger einen permanen- ten Anreiz haben, Risiken realistisch einzuschätzen, die fiskalische Entwicklung der Länder genau zu beobach- ten und Risikovorsorge zu treffen. Das schlägt sich zwangsläufig nieder in einer divergierenden Zinsent- wicklung je nach Bonität der Staaten. Mit der jetzt in die Wege geleiteten Aushebelung der No-Bail-out-Klausel wird die Zinsdifferenz eingeebnet, der Kauf einer Staats- anleihe für die Anleger zu einem risikofreien Geschäft und die Ausweitung der Staatsverschuldung den hoch- verschuldeten Ländern ökonomisch erleichtert. Das be- deutet nicht nur eine erhebliche potenzielle Belastung der garantiegebenden Länder und deren Steuerzahler, sondern die Gefahr einer Fehlallokation und der Ver- schwendung von Kapital. Die fiskalische Disziplin des Systems wird gelockert, die Fliehkräfte der Währungs- union nehmen zu. Wer hohe Risiken eingeht, muss dafür auch haften. Die No-Bail-out-Bestimmung war Ausdruck dieses Prin- zips. Der mit dem Rettungsschirm institutionalisierte Ausstieg der europäischen Finanzpolitik aus dem No- Bail-out-Prinzip ist ein grundlegender Fehler. In dem Moment, wo dieses Prinzip nicht mehr gilt, kommt es zu einer dauerhaften Asymmetrie der Risiken. Entgegen 4498 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 (A) (C) (D)(B) fundamentalen marktwirtschaftlichen Prinzipien haften die Staaten Europas dann für die Risiken der privaten Marktteilnehmer. Das bedeutet, dass letztlich systema- tisch die Steuerzahler für die Fehlinvestitionen von Ban- ken, Versicherungen und anderen privaten Marktteilneh- mern geradestehen. Die ökonomischen Grundprobleme der gegenwärti- gen Verwerfungen werden durch den Rettungsschirm nicht gelöst. Anders als bei der Griechenland-Hilfe geht der notwendige Gewinn an Zeit einher mit einer massi- ven Veränderung des Charakters der Währungsunion. Der Zusammenhang zwischen Marktreaktionen und na- tionalen Stabilitätsbemühungen wird weiter gelockert. Die Stabilität der Währung wird in Zukunft in erster Li- nie von den jeweiligen politischen Kräfteverhältnissen und den vermeintlichen politischen Notwendigkeiten ab- hängig sein. Die ökonomische Institutionalisierung einer Stabilitätsordnung gerät dagegen ins Abseits. Die insti- tutionellen Veränderungen bedeuten einen irreversiblen Schritt hin zur Transferunion, bei der die Steuerzahler der stabilitätsorientierten Länder automatisch für die Disziplinlosigkeit und Verschwendungssucht der ande- ren haften. Deshalb wäre es gerade Aufgabe der Bundes- regierung, die deutschen Steuerzahler vor diesen Gefah- ren zu bewahren. Angesichts dieser nicht nur von mir, sondern auch von vielen namhaften Experten aus Wissenschaft und Praxis genannten Einwände, kann ich dem Gesetzent- wurf nicht zustimmen. Wegen der gebotenen Solidarität mit meiner Fraktion werde ich mich, statt abzulehnen, der Stimme enthalten. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Dem Gesetzentwurf der Koalitionsfraktionen stimme ich nicht zu. Ich stimme mit Enthaltung. Ich halte es für richtig, dass die europäischen Länder gemeinsam vorsorgen. Nach Griechenland drohen nun auch andere europäische Länder, zahlungsunfähig zu werden. Die Schuldenentwicklung und die unverant- wortlichen Spekulationen haben zu einer unerträglichen Situation geführt. Die Entwicklung der Finanzmärkte und die rasanten Währungsschwankungen waren und sind alarmierend. Die bekannt gewordene Finanzlage und Verschuldung mehrerer europäischer Länder lässt Schlimmes befürchten. Die Bereitstellung von staatli- chen Garantien für Kredite an notleidende Länder kann ein Weg sein, um Zeit zu gewinnen und den Ländern so die Möglichkeit zu verschaffen, mit internationaler Hilfe ihre Wirtschaft zu konsolidieren und ihre Finanzen in Ordnung zu bringen. Aber der vorgelegte Gesetzentwurf ist ungenügend und verstößt gegen das Grundgesetz. Die Beteiligungsrechte des Deutschen Bundestages nach Art. 23 Abs. 2 und 3 sind nicht gewahrt. Der Gesetzentwurf enthält eine Generalermächtigung für die Bundesregierung, Garantien in unfassbarer Höhe aus Finanzen des Bundes sollen zur Verfügung gestellt werden, ohne dass ausreichend klar und bestimmt ist, zu- gunsten welchen Staates unter welchen Bedingungen so- wie durch wen und wie kontrolliert die Garantien gege- ben werden dürfen. So bleibt völlig unklar, wie eine nach dem Gesetzentwurf einzurichtende Zweckgesell- schaft zur europäischen Finanzstabilisierung aussehen soll. Ein Entwurf für die rechtliche und inhaltliche Ge- staltung liegt bis heute nicht vor. Eine Zustimmung des Deutschen Bundestages vor der Übernahme von konkre- ten Garantien für einzelne Länder ist nicht vorgesehen. Das Haushaltsrecht des Parlaments wird damit verletzt. Eine bloße Unterrichtung allein des Haushaltsausschus- ses kann das Budgetrecht des ganzen Parlaments nicht ersetzen, auch nicht Bemühungen zum Einvernehmen mit diesem Ausschuss. Mir wird damit ein fundamenta- les parlamentarisches Recht genommen, denn jeder Ab- geordnete hat das Recht zur Mitentscheidung über Haus- haltstitel von existentieller Größe. Aber auch inhaltlich habe ich durchgreifende Beden- ken gegen den Gesetzentwurf. Falsch und unverantwort- lich ist wiederum, dass es keine Vorsorge dagegen gibt, dass die Garantien aus Steuermitteln nicht den privaten großen Gläubigerbanken zugute kommen. Diese werden in erster Linie Nutznießer der Garantien sein, denn ihre Risiken werden übernommen und Renditen sowie Spe- kulationsgewinne garantiert. Staatliche Garantien dürf- ten meines Erachtens deshalb nur gegeben werden, wenn sie im Rang vor den Krediten der Großbanken und priva- ten Gläubiger bedient werden. Alle Kredite, die aus staatlichen Mitteln garantiert werden, nebst Zinsen, soll- ten also zurückgezahlt sein, bevor die privaten Gläubiger Geld erhalten. Auf meine parlamentarische Anfrage hat die Bundes- regierung am 19. Mai 2010 geantwortet, dass jedes Dar- lehen an notleidende Staaten … gleichgestellt [ist] mit allen anderen gegenwärti- gen und zukünftigen ungedeckten und nicht nach- rangigen Darlehen und Verbindlichkeiten des Dar- lehensnehmers … Lediglich die Darlehen des Internationalen Währungsfonds haben eine vorran- gige Sicherung. Dies entspricht dem seit Gründung des Internationalen Währungsfonds weltweit übli- chen Verfahren bei ähnlichen Unterstützungen durch den Internationalen Währungsfonds. Dieser bevorrechtigte Gläubigerstatus wird Einzelstaaten oder einer Gruppe von Einzelstaaten in der bisheri- gen Rechts- und Kreditpraxis globaler Finanzierun- gen nicht zugesprochen. Eine solche Bevorzugung des IWF ist nicht gerecht- fertigt. Ein Vorrang der Tilgung von Krediten, die aus Steuermitteln der europäischen Länder garantiert wer- den, ist genauso notwendig, richtig und gerechtfertigt wie bei Krediten des IWF. Bisherigen privaten Groß- gläubigern dagegen ist zuzumuten, dass sie das Risiko weiter tragen, das sie sehenden Auges bei Hingabe der Kredite eingegangen sind. Sie lassen sich das erhöhte Risiko ja auch durch hohe Zinsen bezahlen. Ohne die staatlichen Kredite hätten die bisherigen privaten Groß- gläubiger das eingesetzte Kapital ja schließlich ganz oder zum großen Teil verloren. Außerdem dürften meines Erachtens Garantien in Milliardenhöhe aus Steuermitteln nur gegeben werden, wenn die privaten Großbanken zur Kasse gebeten und an Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 4499 (A) (C) (D)(B) der Bezahlung der Hilfen echt beteiligt werden. Dazu muss der Bankensektor reguliert und eine Finanztransak- tionsteuer eingeführt werden. Eine vage Absichtserklä- rung der Bundesregierung für dahingehende Bemühun- gen auf internationaler Ebene reicht nicht aus. Konkrete Vorschläge müssten jetzt vorgelegt werden. Auch für mich ist das Bekenntnis zur Europäischen Union und zum Prinzip der innereuropäischen Solidari- tät zentral wichtig. Auch ich halte es für notwendig, dass die EU-Länder sich gegenseitig helfen, wenn ein Land in Not gerät. Auch ich will der Bevölkerung notleidender Mitgliedstaaten in einer jetzigen Finanzkrise beistehen. Staatlich garantierte deutsche Kredite können ein Mittel sein, um der Finanznot dieser Staaten entgegenzuwirken und sollten dann vor allem eingesetzt werden, um dort den sozial Benachteiligten zu helfen. Karl-Georg Wellmann (CDU/CSU): Ich kann dem Gesetz unter anderem aus folgenden Gründen nicht zu- stimmen: Erstens. Mit dem Gesetz wird faktisch eine Garantie für Haushaltsdefizite von Mitgliedstaaten gegeben, bei denen gegenwärtig zweifelhaft ist, ob sie die volkswirt- schaftlichen Voraussetzungen erfüllen, gleichberechtigt an der Währungsgemeinschaft teilzuhaben. Dieses kann sowohl zu einer Schwächung des Euro insgesamt als auch zu einer Verschlechterung des deutschen Ratings und damit zu einer Erhöhung der Zinslasten in einem zweistelligen Milliardenbereich führen. Zweitens. Mit den gegenwärtigen Stützungsaktionen erreichen wir nur einen begrenzten Zeitgewinn. Dies machte nur Sinn, wenn es in einem überschaubaren Zeit- raum zu einer Umstrukturierung des Mechanismus zur Überwachung und Verhinderung von Haushaltsdefizi- ten in Mitgliedstaaten käme, wenn die zu stützenden Volkswirtschaften die Kraft zu drastischen Restrukturie- rungsmaßnahmen fänden und es gleichzeitig zu einem nachhaltigen Abbau der Haushaltsdefizite in allen Mit- gliedsländern, auch in der Bundesrepublik Deutschland, käme. Ich habe Zweifel, ob alle betroffenen Staaten die Kraft für ein solches Vorgehen finden werden. Drittens. Ich bin der Auffassung, dass die Instrumente zur Überwachung der Finanzmärkte nachhaltig ausge- baut werden müssen. Erforderlich wäre eine Entkoppe- lung des Spiel- und Wettsystems internationaler Finanz- jongleure von der Realwirtschaft. Seit der Bankenkrise 2008 wird die Notwendigkeit solcher Maßnahmen her- vorgehoben. Die aktuellen Erscheinungen auf den Fi- nanzmärkten zeigen aber, dass wirksame Maßnahmen bisher nicht eingeleitet wurden. Ich bin skeptisch, ob die internationale Gemeinschaft diesbezüglich in absehbarer Zeit zu koordinierten Maßnahmen finden wird. Viertens. Die deutschen Institutionen der Finanzauf- sicht, BaFin und Bundesbank, sind nach eigener Darstel- lung von den Ereignissen überrascht worden. Diese Tat- sache ist ebenso besorgniserregend wie der Umstand, dass dem Marktgeschehen offenbar kein Ordnungsrah- men gesetzt werden konnte. Angesichts der Personalaus- stattung der Bundesbank ist dies offensichtlich kein quantitatives Problem. Deshalb sind Maßnahmen zur qualitativen Stärkung der Aufsichtsbehörden vordring- lich. Fünftens. Ich halte ein Zustimmungserfordernis des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages für notwendig. Eine solche Konditionierung würde nach meiner Auffassung das Vertrauen der Finanzmärkte in den Euro stärken, weil es die Befürchtung entkräften kann, die Europäische Kommission könnte von den jetzt geschaffenen Instrumenten im Übermaß Gebrauch ma- chen. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Steffen Bockhahn und Dr. Barbara Höll (beide DIE LINKE) zur nament- lichen Abstimmung über den Entwurf eines Ge- setzes zur Übernahme von Gewährleistungen im Rahmen eines europäischen Stabilisierungs- mechanismus (Zusatztagesordnungspunkt 13) Wir stimmen dem Antrag nicht zu, weil wir eine Fest- legung auf eine Entschuldung oder Teilentschuldung europäischer Länder zum jetzigen Zeitpunkt nicht für richtig halten. Weder sind Modalitäten dieser Entschul- dung im abgestimmten Antrag geklärt, noch kann ausge- schlossen werden, dass ein solches Vorgehen zu unkal- kulierbaren Risiken führt. Die Botschaft, dass Schulden nicht werthaltig sind, wäre ein fatales Signal, weil sie den Schluss zulassen könnte, dass verliehenes Geld wertlos würde. Ein solches Vorgehen wäre geeignet, Vertrauen in die europäische Gemeinschaftswährung, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit in der Europäi- schen Union sowie in die Liquidität der betroffenen Staaten ernsthaft zu gefährden. Zudem wäre bei einer sofortigen Entschuldung offen, ob nicht Geldinstitute und Finanzinvestoren durch die Nutzung von Kreditausfallversicherungen erneut erheb- liche Gewinne zulasten der Staaten und von Kleinanle- gern machen würden. Vielmehr entsteht die Gefahr, dass es attraktiv wird, sich mit Staatsanleihen und Kreditaus- fallversicherungen spekulativ auf eine Entschuldung vorzubereiten, um dann zu profitieren. Eine solche Ent- wicklung lehnen wir strikt ab. Möglichkeiten zur teilweisen oder vollständigen Ent- schuldung von Staaten, beispielsweise durch ein Insol- venzrecht für Staaten, müssen seriös und sorgfältig ge- prüft werden. Erst in Kenntnis dieser Untersuchungen könnte begründet eine solche Forderung erhoben wer- den. Aus den oben genannten Gründen haben wir uns zum Antrag enthalten. 4500 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 (A) (C) (D)(B) Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Valerie Wilms und Bettina Herlitzius (beide BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Übernahme von Ge- währleistungen im Rahmen eines europäischen Stabilisierungsmechanismus (Zusatztagesord- nungspunkt 13) Als überzeugte Europäerinnen und Europäer befür- worten wir die Grundidee eines Euro-Stabilitätspaktes. Er ist ein Signal zu stärkerer europäischer Integration. Er gibt den Finanzmärkten eine von mehreren notwendigen Antworten auf die ungehemmten Spekulationen der letz- ten Jahre, die zum Zusammenbruch großer Banken und Volkswirtschaften geführt haben und deren Kosten auf die Allgemeinheit abgewälzt wurden. Der Stabilitätspakt kann ein Aufbruch zu nachhaltiger Haushaltsführung und verstärkter Sparsamkeit sein. In den letzten Tagen kam es innerhalb der Regierung und Koalition zu einem Meinungswechsel, der endlich auch die Notwendigkeit stärkerer Regulierungen am Fi- nanzmarkt anerkennt. Nun sollen auch endlich Maßnah- men wie die Transaktionsteuer, das Verbot von Leerver- käufen und Kreditausfallversicherungen, sofern sie nicht der Absicherung eigener Risiken dienen, sowie die strenge Regulierung von Hedgefonds erfolgen. Angesichts dieser Schritte der Regierungskoalition hin zu den von meiner Fraktion schon lange geforderten Maßnahmen bleibt es absolut unverständlich, wieso sie dem Parlament keinen Vorschlag für einen interfraktio- nellen Beschluss unterbreitet. Eine breite Mehrheit wäre möglich gewesen. Wir hätten klarmachen können, dass wir als verantwortungsvolle Politikerinnen und Politiker das Allgemeingut schützen und die ungebremste Größe eines völlig überdimensionierten und bislang weitestge- hend unregulierten Finanzmarktes beschränken wollen. Die Koalition hatte ganz offensichtlich kein Interesse, dieses starke und gegenüber allen Akteuren auch not- wendige Signal zu setzen. Damit werden die Bürgerin- nen und Bürger Europas und Deutschlands weiter im Unklaren gelassen, ob den Ankündigungen zu stärkerer Regulierung auch Taten folgen. Diese Regierung unter- gräbt damit ihre Glaubwürdigkeit – und die Glaubwür- digkeit der Politik insgesamt. Eine Zustimmung zum vorgelegten – und in vielen Punkten noch unklaren – Ge- setzentwurf ist uns daher nicht möglich. Deswegen wer- den wir uns der Stimme enthalten. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Peter Gauweiler, Manfred Kolbe und Klaus-Peter Willsch (alle CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Übernahme von Ge- währleistungen im Rahmen eines europäischen Stabilisierungsmechanismus (Zusatztagesord- nungspunkt 13) Erstens. Der bereits mit dem „Griechenland-Hilfege- setz“ eingeschlagene Irrweg einer Bekämpfung der zu hohen Staatsverschuldung durch eine noch höhere Staatsverschuldung wird mit diesem Gesetz mit großem Tempo und drastisch erhöhtem Risiko für die deutschen Steuerzahler weitergegangen. Nach der Übernahme ei- nes Haftungsrisikos in Höhe von 22,4 Milliarden Euro für Haushaltsfehlbeträge Griechenlands wird nunmehr den Deutschen ein zusätzliches Haftungsrisiko in Höhe von bis zu 150 Milliarden Euro für die Unterstützung weiterer Länder mit Haushaltsschwierigkeiten im Euro- Raum aufgebürdet. Zweitens. Die europäische Einigung ist eine großar- tige Leistung der Politik im Europa der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Währungsunion ist politisches Symbol der höchsten Ausprägungsstufe dieses Prozes- ses. Für uns Deutsche war es wichtig, die Erfolgsge- schichte der Deutschen Bundesbank durch die Unabhän- gigkeit der Europäischen Zentralbank auf den gesamten Euro-Raum zu übertragen. Durch Errichtung des Stabili- tätspaktes hofften wir, Vorsorge dafür zu treffen, den ge- samten Euro-Raum auf das Ziel der nachhaltigen Haus- haltspolitik und der Preiswertstabilität zu verpflichten. In den europäischen Verträgen ist hierzu festgelegt, dass im Euro-Raum kein Staat für die Schulden des anderen aufkommen muss, ja nicht einmal darf – Bail-out-Ver- bot. Dies ist der Kern des Vertrauens in den Euro ange- sichts der sehr unterschiedlichen Volkswirtschaften in diesem gemeinsamen Währungsraum. Schon die vorge- sehene Hilfe für Griechenland, erst recht aber die neu aufgerufene Summe verstößt offenbar gegen die Buch- staben, in jedem Falle aber gegen den Geist der gültigen europäischen Verträge. So wird die langfristige Stabilität des Euro nicht gesichert, sondern nachhaltig gefährdet. Drittens. Der Weg ist auch ökonomisch falsch. Man wirft dem schlechten Geld kein gutes hinterher. Der rich- tige Weg zur Lösung der griechischen Finanzkrise wäre ein Schuldenmoratorium und ein Teilverzicht der Gläubi- ger auf ihre Forderungen. Dadurch trügen einerseits die- jenigen Anleihengläubiger zur Sanierung Griechenlands bei, die teilweise spekulativ griechische Anleihen mit ho- hen Zinsen gekauft haben und deren erhöhtes Risiko sich jetzt realisierte. Andererseits hätte Griechenland alleine bei einer Teilentschuldung eine echte Chance, da die derzeitige über dem jährlichen Bruttosozialprodukt von 240 Milliarden Euro liegende Staatsschuld von über 300 Milliarden Euro nach Ansicht fast aller Experten nicht zu bewältigen ist. Viertens. Am Sonntag, dem 9. Mai 2010, hat der Eu- ropäische Rat für Wirtschaft und Finanzen unter der Be- teiligung Deutschlands die Errichtung eines Finanzstabi- lisierungsmechanismus mit einem Finanzvolumen von 60 Milliarden Euro beschlossen. Dies hätte nach deut- schem Recht nicht ohne vorherige Befassung des Deut- schen Bundestages erfolgen dürfen. Die Einrichtung die- ses Finanzstabilisierungsmechanismus verstößt gegen das Bail-out-Verbot der europäischen Verträge. Hier ist geregelt, dass weder die Gemeinschaft noch einzelne Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 4501 (A) (C) (D)(B) Mitgliedstaaten für Haushaltsdefizite anderer Länder einstehen dürfen. Da für die Verwendung dieser Mittel nicht einmal der Einstimmigkeitszwang besteht, sondern mit qualifizierter Mehrheit entschieden wird, kann eine Mehrheit von Haushaltsdefizitstaaten über die Verwen- dung dieser Mittel entscheiden. Fünftens. Nun soll durch Veränderung der europäi- schen Verträge erreicht werden, dass Defizitsünder unter den Euro-Ländern durch Stimmrechtsentzug und Aus- schluss aus der Währungsunion bestraft werden können. Wer sich des langen Verfahrens für die endgültige Ratifi- zierung des heute gültigen Vertrages von Lissabon erin- nert, wird zumindest einräumen, dass dies ein unabseh- bar langer Weg sein wird, mit vielfältigen Risiken des Scheiterns; alle 27 Staaten müssen nach ihren Regeln zu- stimmen, unter anderem Volksabstimmungserfordernis in mehreren Mitgliedsländern der EU. Sechstens. Weiterhin möchte man die Defizitsünder zukünftig in ihrem Haushaltsgebaren kontrollieren. Dazu ist nur anzumerken, dass wir als Deutscher Bundestag uns verbitten würden, dass die EU-Kommission in unser Budgetrecht eingreift. Wie können wir realistischerweise von den nationalen Parlamenten der „Defizitsünder“ er- warten, dass diese sich das gefallen lassen, wenn sie es mit einem einfachen Nein verhindern können? Nichts dis- zipliniert Haushaltssünder mehr als die Furcht vor Zins- steigerungen infolge unsolider Haushaltspolitik. Genau dieses Instrument wird durch das vorgesehene Gesetz ausgehebelt. Siebtens. Wir können in der derzeitigen Situation der deutschen Staatsfinanzen dem Steuerzahler keine weite- ren Belastungen in diesem Ausmaß zumuten, ohne die Einhaltung der gerade in das Grundgesetz aufgenomme- nen Schuldenbremse zu gefährden. Auch werden künftig notwendige Einsparungen in Deutschland kaum noch politisch zu vermitteln sein, wenn wir hier Garantien für ganz Europa in dreistelliger Milliardenhöhe übernom- men haben. Achtens. Der Euro-Raum wird durch den Haftungs- verbund für Haushaltsdefizite anderer Mitgliedstaaten zur dauerhaften Transferunion umgebaut. Das ist das Ge- genteil von dem, was Bundeskanzler Kohl, Finanzminis- ter Waigel und die gesamte CDU/CSU den Deutschen bei Aufgabe der D-Mark und Übergang zum Euro verspro- chen haben. Das ist das Gegenteil von unserer Überzeu- gung, dass Leistung sich lohnen muss. Dem können wir uns nicht anschließen. Deshalb können wir diesen Weg nicht mitgehen. Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Sechsten Ge- setzes zur Änderung des Weingesetzes (Tages- ordnungspunkt 31) Gustav Herzog (SPD): Wir haben eine Zeit der gro- ßen Entscheidungen. Wir sind gefordert, uns als Parla- mentarier zu streiten, bis der beste – der richtige Weg ge- funden ist. Die Schwierigkeit der aktuellen Themen bringt die zum Teil doch sehr deutlichen Unterschiede unserer Parteien zutage, tatsächliche oder auch nur rein taktisch motivierte. Jetzt beraten wir aber ein angenehmes Thema. Auch wenn der Gesetzestext recht trocken wirkt, so geht es letztendlich dann doch um die Qualität im Glase. Mit der letzten Weingesetzänderung haben wir insbesondere die Reform der europäischen Weinmarktordnung in nationa- les Recht umgesetzt und uns gleichzeitig Zeit verschafft, die verhandelten Spielräume zu nutzen. So werden wir das komplizierte Bezeichnungsrecht so gestalten, dass wir sowohl Bewährtes erhalten als auch die neuen Chan- cen ergreifen können. Deshalb zitiere ich den VDP- Präsidenten Steffen Christmann, der sagte, dass „der Systemwechsel von der Oechsle-Pyramide hin zur Her- kunfts-Pyramide den richtigen Weg weise“. Verbrauche- rinnen und Verbraucher kennen und vertrauen in den Zusammenhang zwischen Herkunft und Qualität der Weine. Über zweieinhalb Tausend Einzellagen in Deutschland sind ein Garant für die Vielfältigkeit und einzigartige Charaktere der Deutschen Weine. Um dies zu erhalten, haben wir uns bei der Wein- marktreform und der nationalen Umsetzung eingesetzt. Dabei waren und sind wir erfolgreich, hier im Hohen Haus als auch im Schulterschluss mit den Weinbau trei- benden Bundesländern und der Weinwirtschaft. Bei allen Differenzen in anderen Bereichen, beim Wein kommen wir zusammen, nicht nur nach getaner Arbeit sondern auch hier bei der heute beratenen Weingesetzänderung. Gemeinsamkeit und Erfolg gehören zusammen, wie wir im Bereich Weinpolitik mittlerweile aus persönlicher Erfahrung sagen können. Das 2003 gegründete Parla- mentarische Weinforum ist unsere überfraktionelle Platt- form. In guter Zusammenarbeit mit der Weinwirtschaft kommen wir als Berichterstatter dort im Vorfeld zu der Lösung, die dem Zweck dient, die Weinbaukultur und die Qualität der Weine zu erhalten und auszubauen, re- gionale und nachhaltige Kreisläufe zu stärken, den Be- trieben ein gesichertes Einkommen zu bieten und den Tourismus zu stärken. Wir stehen vor großen Herausfor- derungen, die es zu meistern gilt. Der Klimawandel birgt nicht absehbare Risiken, der Weg zur Agrarreform 2013 ist noch nicht geebnet, dem Trend zum Billigkonsum und der Geiz-ist-geil-Mentalität auch beim Wein ist un- bedingt entschieden entgegenzutreten. Hier macht nicht nur das zentrale Weinmarketing eine gute Arbeit, auch sonst haben wir beste Voraussetzungen. Wir haben quali- fizierte Winzerinnen und Winzer – das beste Fundament für die Herstellung und den Vertrieb hervorragender Weine. Wir haben beste Lagen, gutes Klima und großes Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher. Unser Weinrecht ist auf Qualität ausgerichtet und es sorgt für faire Wettbewerbsbedingungen unter den Weinbaube- trieben. In letzter Zeit hat sich allerdings ein Verfahren verbreitet, das mir ernste Sorgen bereitet. In „Koopera- tion“ von Traubenerzeugern und Traubenverarbeitern wird die Hektarertragsregelung umgangen. Somit ent- steht ein zwar legaler, aber unfairer und daher uner- wünschter Wettbewerbsvorteil! 4502 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 (A) (C) (D)(B) Bereits in der letzten Legislatur, bei der fünften Ge- setzesänderung haben wir darauf hingewiesen, dass dem Treiben ein Ende zu setzen ist. Sinn der Hektarertragsre- gelung ist, die Menge pro Hektar im Dienste der Qualität und der Preisstabilität zu begrenzen. Mit dem vorliegen- den Gesetzentwurf, der in enger Abstimmung aller Be- teiligten erarbeitet wurde, sorgen wir für klare Verhält- nisse. Den Vorwurf, dass wir damit die Bürokratie aufbauen, lasse ich nicht gelten, insbesondere nicht von denen, die von der derzeitigen Rechtslage einseitig pro- fitieren. Lassen Sie uns den Gesetzentwurf sorgfältig im Ausschuss beraten und schnell eine gute Lösung für den deutschen Wein beschließen. Dr. Erik Schweickert (FDP): Heute geht es um ein Thema, mit welchem ich nicht nur in der Funktion des Berichterstatters für Weinbaupolitik der FDP-Bundes- tagsfraktion zu tun habe, sondern es betrifft mich auch als Professor für Internationale Weinwirtschaft am Cam- pus Geisenheim. Und deshalb freue ich mich gar nicht darüber, heute und hier dieses Gesetz beraten zu müssen. Warum? Ich habe nämlich den Anspruch an mich – wie sicherlich viele von Ihnen hier auch –, die Ursachen eines Pro- blems erst zu analysieren und dieses Problem im An- schluss daran zu beseitigen. Und da bin ich es nicht gewohnt, nur an den Sympto- men herumzudoktern. Das Problem, das wir haben, be- steht darin, dass diese Symptome schon lange augenfäl- lig sind. Ich war damals noch gar nicht Mitglied dieses Hohen Hauses, als meine Fraktion in der 16. Wahl- periode am 17. Juni 2009 einen Entschließungsantrag zur Änderung des Weingesetzes im Ausschuss für Er- nährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz einge- bracht hat. Das damals schon zu beobachtende Problemfeld war ein sprunghafter Anstieg von Betriebsgründungen in der Weinwirtschaft. Nun heißen wir es ja in aller Regel gut, wenn jemand ein Unternehmen gründet, weil damit Wirtschaftswachstum, Dynamik und Arbeitsplätze ver- bunden sind. Allerdings zeigte sich bei der Analyse dieser Betriebe und Geschäftsmodelle, dass sie nur des- halb gegründet wurden, um – ich nenne es mal – „schlitzohrig“ die bestehenden rechtlichen Rahmenbe- dingungen zum Hektarhöchstertrag „clever zu gestal- ten“. Dies sieht folgendermaßen aus: Nach gegenwärtiger Gesetzeslage erfolgt die Quotierung des Weines nur im ersten Produktionsprozess, also bei der Traubenerzeu- gung, wo das Traubengewicht maßgeblich ist. Bemes- sungsgrundlage ist bislang nur die im Betrieb erzeugte Weinmenge, die den quotierten Gesamthektarertrag ei- nes Betriebes nicht übersteigen darf. Für die Hektar- ertragsreglung ist bislang also nur der Traubenerzeuger verantwortlich. Mehrerträge einzelner Weinlagen oder Rebsorten können mit Mindermengen anderer Lagen und Sorten innerhalb des Betriebes ausgeglichen wer- den. Dies ist die Einbetriebsregelung, die für uns Libe- rale so wichtig ist. An die alte Hektarertragsregelung sind neben den rei- nen Traubenerzeugern – also Weinbaubetriebe, die Reb- flächen bewirtschaften und die Trauben nicht selbst ver- arbeiten – auch Trauben-, Most- und Weinerzeuger – Weinbaubetriebe, die Trauben aus selbst bewirtschaf- teten Rebflächen verarbeiten und in der Regel als Most oder Wein vermarkten – gebunden. Zwischenverarbeiter, zum Beispiel Kelterstationen, die die Trauben kaufen, keltern und weiterverkaufen, un- terliegen dieser Regelung bislang nicht. Sie müssen mit theoretischen Umrechnungsfaktoren rechnen. Genauso verhält es sich bei reinen Weinerzeugern – Betrieben ohne Rebflächen –, die Trauben, Most und Wein kaufen und weiterverarbeiten. So kommt es, dass diejenigen, die nicht an die Hektarertragsregelung gebunden sind, mehr Wein in den Verkehr bringen dürfen als ein Erzeuger oder eine Erzeugergemeinschaft, wenn diese aus der gleichen Menge Trauben oder Most selbst Wein herstel- len. Hierdurch werden die abnehmenden Betriebe gegen- über den Erzeugerbetrieben oder Erzeugergemeinschaf- ten, die selbst Wein herstellen und vermarkten, bevor- teilt. Und aus dieser Situation heraus werden die neuen Geschäftsmodelle gegründet, um hieraus einen Vorteil zu haben. Wenn nun ein oder zwei Unternehmen hier eine Regelungslücke entdeckt hätten, die sich durch Gründung einer „speziellen Unternehmensstruktur“, man könnte aber auch Scheinfirma sagen, positiv nutzen lässt, kann man das noch als „cleverer als der Gesetzge- ber“ abtun. Wenn es aber die ersten Anzeichen gibt, dass es hier in einigen b.A.-Gebieten zu einer Art Massenbe- wegung kommt, müssen wir hier als Gesetzgeber reagie- ren. Wir müssen als Mitgliedsstaat der EU dafür Sorge tragen, dass in Deutschland die Regelungen nicht um- gangen werden. Wir dürfen aber auch nicht vergessen: Wir befinden uns in der Weinwirtschaft in einem sehr stark regulierten Bereich. Der Staat schreibt vor, auf welcher Fläche der Winzer seinen Wein anbauen darf; der Staat schreibt vor, welche Rebsorten angebaut werden dürfen. Und der Staat schreibt vor, wie viel vom Traubenertrag der Win- zer ernten und vermarkten darf – um ihm dann auch noch zu sagen, wie der Wein schmecken und welche staatlichen Regelungen er beim Marketing beachten muss. Freie Entfaltungsmöglichkeiten für einen Unter- nehmer sehen anders aus! Als Liberalen sind mir das deutlich zu viele Staatseingriffe. Aber die werden wir heute und an dieser Stelle nicht modifizieren können, sondern wir werden nur dafür sorgen können, dass in ei- nem – sagen wir mal – „suboptimal“ regulierten Markt durch eine weitere Regulierung das Suboptimale etwas abgeschwächt wird. Aber diese notwendige Verbesserung an der einen Stelle darf nicht dazu führen, dass wir an einer anderen Stelle einen Wirtschaftszweig über Gebühr belasten. Da- mit meine ich die Weinkellereien und Weinhandelskelle- reien, die sich aufgrund ihrer Orientierung an der soge- nannten „Wine-Chain“, also der Versorgungskette für Wein vom Erzeuger bis zum Endkunden, arbeitsteilig spezialisiert haben. Weil sich diese Unternehmen im sehr Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 4503 (A) (C) (D)(B) preisaggressiven internationalen Weinmarkt bewegen, brauchen sie Effizienz – auch, um an die freien Trauben- erzeuger ordentliche Traubengelder zahlen zu können. Diese Weinkellereien sind sicherlich alles andere als Scheinfirmen und werden trotzdem durch diese Rege- lung negativ getroffen. Deshalb war es wichtig und not- wendig, hier Spielräume zu eröffnen. Mit der Möglich- keit der nachträglichen Herabstufung bis zum 15. Januar des Erntefolgejahres sollte hier ein Instrumentarium ge- schaffen werden, um gewisse wirtschaftliche Härten zu entschärfen. Allerdings muss hier ein Verfahren gefun- den werden, das tatsächlich auch ohne viel Bürokratie von den Betrieben in der Praxis umsetzbar ist. Auch aufgrund eigener langjähriger Erfahrungen in diesem Bereich gehe ich davon aus, dass wir hier, wenn wir an die Ursache des Problems gehen wollen, deshalb an die Umrechungsfaktoren ran müssen. Diese sind his- torisch tradiert und längst durch den tatsächlichen tech- nischen Fortschritt in der Weinwirtschaft obsolet. Die Grundlage des Wiegens ist heute, unter anderem durch den Einsatz des Vollernters, entrapptes Lesegut. Deshalb habe ich schon bei der ersten Runde zu die- sem Thema in diesem Jahr vom BMELV gefordert, dass die durchschnittlichen tatsächlichen Auspressquoten der letzten Jahre erhoben werden. Diese Ergebnisse liegen anscheinend leider bisher noch nicht vor. Ich habe aber eine gewisse Vorstellung, wie das Ergebnis aussehen wird – bei bis zu 80 Prozent inklusive Anreicherung. Aus diesem Grund bleibt uns, unter der Prämisse, die Entwicklungen bei den Firmenkonstrukten für den Herbst diesen Jahres nicht noch weiter anzufeuern, nur die Möglichkeit, jetzt in die erste Lesung zu gehen, so- dass das Gesetz noch rechtzeitig vor der Ernte 2010 rechtskräftig werden kann. Alexander Süßmair (DIE LINKE): Das erste Wun- der Jesus, von dem Johannes berichtet, ist die Geschichte von einem Freudenfest, einer Hochzeit. Allerdings ist die Freude getrübt; denn beizeiten geht der Wein aus. Jesus schafft Abhilfe und verwandelt Wasser in Wein – und nicht zu knapp, sondern wohl um die 600 Liter. Den antiken Hörern dieser Geschichte war die Handlung ver- traut; denn auch dem griechischen Gott Dionysos wur- den Weinwunder nachgesagt. Heutige Weinwunder sehen allerdings anders aus. Erst einmal haben wir in Deutschland und Europa nicht mehr das Problem, dass uns der Wein ausgeht wie in der Bibel beschrieben, sondern genau das Gegenteil. Zu viel Wein im Angebot führt zu sinkenden Preisen und zu ne- gativen Auswirkungen auf das Einkommen der Winzer. Die Gegensteuerung über die Hektarertragsregelung bei den Winzern, also die Beschränkung der Menge an Wein, die pro Hektar erzeugt werden darf, ist dabei rich- tig. Sie fördert die Qualität des Weines und wirkt redu- zierend auf das Weinangebot. Die jetzt vorgeschlagene Gesetzesänderung ist folge- richtig, da nicht nur die Winzer an die Ertragsregelung gebunden werden, sondern auch die Verarbeitungsbe- triebe, also die, die die Trauben von den Winzern auf- kaufen, ohne selber Weinreben zu bewirtschaften. Hier war eine den Markt zunehmend verzerrend wirkende Re- gelungslücke entstanden, die geschlossen werden muss, wenn alle in der Logik der Weinmarktordnung bleiben wollen. Dass die LINKE an der Einbringung des Geset- zesvorschlags nicht beteiligt wird, liegt allein an dem undemokratischen Gehabe der Koalition, insbesondere der CDU/CSU-Fraktion. Dafür kann die Linke nichts. Sie unterstützt den Gesetzesentwurf trotzdem. Aber zurück zum Thema: Uns allen ist klar, dass die gemeinsame Marktordnung planwirtschaftliche Elemente beinhaltet. Dem folgt das Weingesetz. Diese sechste Än- derung des Weingesetzes ergibt sich aus Sicht der Lin- ken zwingend aus der fünften Änderung. Geht es doch schließlich um verlässliche Qualität für die Verbraucher und verlässliche Preise für Verbraucher und Erzeuger. Deutscher Wein darf nicht durch Menge, er muss durch Qualität punkten! Durch Werbung für diese Qualität kann die Weinwirt- schaft versuchen, die gesunkene Nachfrage, bei gleich- zeitig gestiegener Produktion, wieder zu erhöhen. Wir schlagen allerdings einen anderen Weg vor: Wir wollen regionale Wertschöpfungsketten fördern und ökologisch unsinnige Transporte verteuern. Denn es ist nicht einzu- sehen, warum Wein, der mehrere 10 000 Kilometer ent- fernt industriell von prekär Beschäftigten hergestellt wurde, nur ein Drittel des hier bei uns sozial und ökolo- gisch nachhaltig produzierten Weins kostet. Hier müssen wir ansetzen, um die europäische und deutsche Wein- wirtschaft zu stärken. Die Frage ist auch, inwieweit die bisherigen Änderun- gen des Weinrechts zielführend waren. War es richtig, die Differenzierung zwischen den Rebsorten bei der Hektarertragsregelung zu streichen? Oder hat diese Streichung die Entwicklung, die nun mit der sechsten Änderung eingedämmt werden soll, erst begünstigt? Allgemeiner gesprochen: Erschwert nicht die Intrans- parenz des Weinrechts, seine Zerstückelung durch zahl- reiche Verordnungen auf regionaler, nationaler und euro- päischer Ebene seine faktische Umsetzung? Und ist das, was hier beschlossen werden soll, nicht Flickschusterei auf dem Rücken von Erzeugern und Verbrauchern? Er- zeuger und Verbraucher benötigen Sicherheit. Mein Wunsch wäre ein mit Weitblick verfasstes neues Wein- recht. Aber das käme wohl schon einem Weinwunder gleich. Ulricke Höfken (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Qualität ist die Grundlage für den Erfolg unseres Wein- baus. Deshalb ist es auch richtig, gegen eine Aufwei- chung der Hektarertragsregelung durch vermehrte Aus- pressung vorzugehen. Wir würden uns allerdings manchmal wünschen, dass die Bundesregierung auch in anderen Produktbereichen so engagiert für Mengenbe- grenzungen eintritt wie beim Weinbau, ich nenne hier nur das Stichwort Milch. Aber zurück zum Wein: Die Gefahr von Umgehungs- möglichkeiten, Betriebsteilungen und daraus resultieren- den Wettbewerbsverzerrungen muss gebannt werden. 4504 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 (A) (C) (D)(B) Deswegen ist die vorliegende Regelung vernünftig – auch wenn dies vielleicht schon früher hätte geschehen sollen. Die Kritik der Kellereien und der Fassweinanbie- ter ist zwar verständlich, aber angesichts der anstehen- den Probleme ist es gut, dass wir mit der vorliegenden Änderung des Weingesetzes eine Regelungslücke schlie- ßen. Ansprechen möchte ich aber noch weitere Herausfor- derungen im Weinbau: Thema unseres letzten, von Professor Schweickert organisierten Parlamentarischen Weinforums war der Klimawandel. Seit Jahren verzeichnen die Winzer deut- liche Veränderungen bei Vegetationsphasen, Reifedau- ern und -terminen oder Lesebeginn. Untersuchungen der Forschungsanstalt Geisenheim belegen, dass die Tem- peraturänderungen der letzten 50 Jahre bereits zu Verän- derungen im Rebsortenspektrum verschiedener Anbau- regionen geführt haben, die sich bei ungebremster Erderwärmung noch ausweiten werden. In Rheinhessen wird heute Cabernet Sauvignon kultiviert, was noch vor zehn Jahren undenkbar gewesen wäre. Gleichzeitig wer- den im Rheingau mit deutschen Rebsorten wie Müller- Thurgau immer seltener gute Ergebnisse erzielt. Mel- dungen, die man vor kurzem als Scherz abgetan hätte, werden plötzlich erschreckend real: Weinimporteure sprechen offen über die mittelfristige Aufgabe des Wein- baus in Australien und eine „Verlagerung“ nach Indien, britische Medien berichten irritiert von Rekorderträgen der Winzer in Südengland. Wein ist ein Indikator, der uns eindrücklich vor Augen führt, welche wirtschaftli- chen, ökologischen, aber auch kulturellen Folgen uns drohen, wenn wir dem Klimawandel nicht entschieden begegnen. Die Ablehnung des von uns in der letzten Sit- zungswoche eingebrachten Klimaschutzgesetzes und die unsägliche Diskussion über neue Kohlekraftwerke oder die Verlängerung von Laufzeiten der Atomkraftwerke ist deshalb ebenso verantwortungslos wie die von FDP und CDU/CSU beschossenen Kahlschläge bei der Solarför- derung und die Sperre des Marktanreizprogramms für Pelletheizungen, Solarthermie etc. Das ist ein Schlag nicht nur gegen den Klimaschutz, sondern vor allem ge- gen Mittelstand, Handwerk, Landwirtschaft, Garten- und eben auch Weinbaubetriebe. Auch die faktische Schließung des Julius-Kühn-Insti- tuts für Pflanzenschutz im Obst- und Weinbau in Bern- kastel durch die Bundesregierung ist angesichts des mas- siven Forschungsbedarfs speziell auch zu Klimaschutz, Steillagen und Biowein ein Skandal. Genau dort soll stattdessen mit dem „Hochmoselübergang“ ein giganti- sches Monster-Straßenbauprojekt realisiert werden, dass die Zerstörung der besten Rieslinglagen der Welt bedeu- ten könnte. Wir fordern die Bundesregierung auf, sofort einen umfassenden Baustopp zu veranlassen! Solche Projekte sind im wahrsten Sinne ein Angriff auf die Wurzeln unserer Weinkultur – da hilft auch keine konse- quentere Umsetzung bei Umrechnungsfaktoren mehr. In diesen Tagen diskutieren wir viel über Einsparun- gen in den öffentlichen Haushalten. Unser Vorschlag dazu: statt bei Kitas und Bildung zu kürzen, könnten Sie allein durch den Stopp des unsinnigen Hochmosel- brückenprojekts sofort circa 400 Millionen Euro einspa- ren. Und bei solchen sinnvollen Initiativen dürfen Sie natürlich gerne mit unserer interfraktionellen Unterstüt- zung rechnen. Julia Klöckner, Parl. Staatssekretärin bei der Bun- desministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Ver- braucherschutz: Unter deutschen Winzerinnen und Win- zern machen sich zunehmend Unmut und Verärgerung breit. Aber auch der eine oder andere Weinliebhaber macht sich inzwischen so seine Gedanken. Und das nicht ganz zu Unrecht. Denn aus einigen deutschen Weinan- baugebieten kommt vermehrt Wein auf den Markt, der nicht von der Hektarertragsregelung erfasst wird. Wir ge- hen davon aus, dass es sich dabei in einigen Anbaugebie- ten inzwischen um rund 5 bis 7 Prozent des vermarkteten Weins handelt. Bezogen auf einzelne Rebsorten – wie zum Beispiel der Rotweinsorte Dornfelder – dürfte dieser Anteil teilweise regional sogar schon bis zu 10 Prozent betragen. Was ist der Grund für die Aufregung? Die Hektarer- tragsregelung ist ein wesentliches Element zur Siche- rung der hohen Qualität deutschen Weins. Damit trägt sie zur Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähig- keit des deutschen Weinbaus bei. Dieses Ziel gerät in Gefahr, wenn die Regelung nicht mehr richtig greifen kann, weil sie gewisse Lücken aufweist. Was aber viel- leicht noch viel gravierender zu Buche schlägt: Die Ent- wicklung führt zu Wettbewerbsverzerrungen zwischen den einzelnen Weinerzeugergruppen. Worin liegen die Ursachen? Grundsätzlich gilt die Hektarertragsregelung für alle Betriebe, die Weintrauben erzeugen. Die Betonung liegt dabei auf „Trauben erzeu- gen“. Die Regelung setzt also beim Traubenerzeuger an. Begrenzt wird allerdings nicht unmittelbar die Trauben- erzeugung, sondern die Vermarktung des hieraus erzeug- ten Weins. Die Ertragsbegrenzung ist demnach in Litern Wein festgelegt. Das hat im Vergleich zu einer Begren- zung der Traubenerzeugung den Vorteil, dass wir – bezo- gen auf das Enderzeugnis Wein – eine höhere Zielgenau- igkeit erreichen und die Regelung dennoch mit einem vertretbaren Aufwand zu verwalten ist. Solange die Win- zer – wie in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle – ihre Trauben selbst zu Wein verarbeiten und vermarkten oder an eine Genossenschaft angeschlossen sind, ist dies alles unproblematisch, weil die Betriebe genau wissen, wie viel Wein sie sozusagen im Keller liegen haben. Folglich geben diese Betriebe bei der Ermittlung ihres Hektarertrags die von ihnen erzeugte Weinmenge an. Ein Winzer, der seine Trauben vielleicht noch über ei- nen Kommissionär oder Zwischenhändler an eine Kelle- rei oder einen anderen Traubenverarbeiter abgibt, weiß dagegen nicht, wie viel Wein aus seinen Trauben erzeugt wird. Deswegen muss er zur Ermittlung seines Hektarer- trags die abgegebenen Trauben in eine fiktive Wein- menge umrechnen. Dafür verwendet er bundeseinheitlich festgesetzte Umrechnungsfaktoren, die den durchschnitt- lichen Ausbeutesatz von Trauben widerspiegeln. Oder anders ausgedrückt: Die Faktoren geben an, wie viel Wein aus 1 Kilogramm Trauben im Normalfall hergestellt Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 4505 (A) (C) (D)(B) wird. Während also für einen selbst vermarktenden Wein- baubetrieb oder eine Winzergenossenschaft die tatsäch- lich erzeugte Weinmenge zur Feststellung des Hektarer- trags maßgebend ist, ist es beim reinen Traubenerzeuger nur eine rechnerisch ermittelte Größe. Auf dieses Um- rechnungssystem hatte man sich bei der Einführung der Hektarertragsregelung aus Gründen der Verwaltungsver- einfachung verständigt, weil man davon ausging, dass es in der Praxis zu keinen großen Abweichungen von den Faktoren kommen würde. Lange Zeit war dies auch der Fall. Doch gerade in den letzten Jahren haben wir festgestellt, dass aus 1 Kilo- gramm Trauben teilweise deutlich mehr Wein erzeugt worden ist, als den Umrechnungsfaktoren entspricht. Diese Mehrmengen waren so auffällig, dass man nicht mehr von natürlichen Schwankungen sprechen konnte. Vielmehr werden diese Mehrmengen inzwischen syste- matisch erzeugt. Ermöglicht wird dies zum einen durch ein stärkeres Auspressen der Trauben, zum anderen aber auch durch moderne Ernte- und Verarbeitungsverfahren und den Anbau ausbeutereicher Rebsorten. Das Ganze ist wirtschaftlich deshalb so interessant, weil für die Mehrmengen der gleiche Preis am Markt erzielt werden kann wie für Wein aus normal ausgepressten Trauben. Den Nutzen haben sowohl die verarbeitenden Betriebe als auch die abgebenden Traubenerzeuger, weil sie sich die zusätzlichen Erlöse untereinander aufteilen. Die an sich unter Qualitätsgesichtspunkten sinnvollen Trauben- ablieferungen werden dadurch infrage gestellt oder sogar ad absurdum geführt. Der wirtschaftliche Vorteil ist offensichtlich so groß, dass inzwischen immer mehr Weinbaubetriebe dazu über- gehen, die Traubenerzeugung von der Weinerzeugung zu trennen, indem sie eigens zu diesem Zweck Tochterunter- nehmen gründen. Wenn sich also – nur um ein Beispiel zu nennen – in einem bestimmten Anbaugebiet ein Fami- lienbetrieb mit 10 Hektar Rebfläche formal in zwei Ein- heiten teilt, sodass etwa der Vater die Trauben und der Sohn den Wein erzeugt, können beide in dieser Konstel- lation bei einer unterstellten Weinausbeute von 85 Pro- zent insgesamt 119 000 Liter Qualitätswein vermarkten. Dies wären 14 000 Liter oder umgerechnet über 13 Pro- zent mehr Wein, als dieser Betrieb ohne Teilung vermark- ten dürfte. Und dies alles ganz legal! Eine derartige Diskrepanz ist nicht nur mit den Prinzipien der Wettbe- werbsgerechtigkeit unvereinbar, sondern auch unter Qua- litätsgesichtspunkten kaum zu vermitteln. Denn wir för- dern – oder klar gesagt: Wir provozieren geradezu – mit dieser Regelung ein zu starkes Auspressen der Trauben. Wie wollen wir dieses Problem nun lösen? Ganz ein- fach: Wir verpflichten alle Betriebe, die Trauben abneh- men und zu Wein verarbeiten, die vorgegebenen Umrech- nungsfaktoren einzuhalten. Zwar ist die Neuregelung mit einem zusätzlichen Verwaltungs- und Kontrollaufwand verbunden, weil nun wirklich alle Weinerzeuger von der Hektarertragsregelung erfasst werden. Aber das Ziel, nämlich eine hohe Weinqualität bei zugleich fairem Wett- bewerb, rechtfertigt diesen zusätzlichen Aufwand. Und das sehen auch die größten Weinbau treibenden Länder in Deutschland so. Was erreichen wir mit der Neuregelung? Erstens. Wir schließen bestehende Lücken in der Hektarertragsrege- lung und sorgen damit für mehr Wettbewerbsgerechtig- keit. Das heißt, Betriebe, die von der jetzigen Situation in besonderem Maße profitieren, werden diesen Vorteil in Zukunft nicht mehr haben. Umgekehrt wird die große Mehrheit selbst vermarktender Weinbaubetriebe, Win- zergenossenschaften und Trauben abgebender Winzer, deren Abnehmer schon in der Vergangenheit die Um- rechnungsfaktoren eingehalten haben, im Wettbewerb gestärkt. Zweitens. Wenn die Trauben weniger stark ausge- presst werden, kommt dies der Weinqualität zugute. Das ist auch im Interesse des Verbrauchers. Und drittens trägt die Maßnahme zur Marktstabilisierung bei. Denn die Trauben verarbeitenden Betriebe müssen künftig je nach Rebsorte zwischen 5 und 10 Prozent – teilweise sogar 15 Prozent – mehr Trauben als bisher verarbeiten, wenn sie die Weinerzeugung auf gleichem Niveau aufrechter- halten wollen. Eine höhere Nachfrage könnte dann allen Winzerinnen und Winzern zugutekommen. Ich bitte Sie daher um Unterstützung des Vorhabens. Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Gute Lehre an allen Hochschulen garantie- ren – Eine dritte Säule im Hochschulpakt verankern und einen Wettbewerb für he- rausragende Lehre auflegen – Qualitätsoffensive für die Lehre starten – Einheit von Forschung und Lehre sichern (Tagesordnungspunkt 32 a und b) Monika Grütters (CDU/CSU): Rituale sind ja etwas Schönes, es gibt sie, weil die Menschen sich einrichten wollen in Bewährtem, in Erprobtem, in lieb gewordene Gewohnheiten. So ist das manchmal auch in der Politik. Und so ist das ganz offensichtlich vor allem bei Ihnen, den Grünen, den grünen Bildungspolitikern, dem verehr- ten Kollegen Gehring. Denn langsam, aber sicher wird das Reden hier mit Ihnen über die Verbesserung der Lehre ja zum richtigen Plenarritual: Alle zwei Jahre neh- men Sie Ihren alten Antrag, verändern heimlich ein paar Formulierungen, alle zwei Jahre stellen wir uns alle dann am Ende einer langen Sitzungswoche zu guter Letzt noch einmal hier in den Plenarsaal und sagen uns die gleichen Sätze wie ehedem – und alle zwei Jahre haben Sie vor allem deshalb einen Anlass, Ihren alten Antrag mal wieder aufzumöbeln, weil wir, die Regierungspar- teien und die Ministerin Schavan, einmal mehr gehan- delt haben. Und auch hier ist die Reaktion fast gebets- mühlenartig dieselbe, also auch schon ritualverdächtig: Die Opposition merkt, dass sich mal wieder etwas getan hat in der Bildungs-, in der Hochschulpolitik, zur Ver- besserung der Lehre in diesem Fall. Und dann wärmt diese Opposition ihre alten Sachen auf und ruft: Regie- 4506 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 (A) (C) (D)(B) rung tut was, die CDU unterstützt die Studierenden (das ist aber doch eigentlich unsere Domäne, was fällt denen ein???), also schnell noch den Zusatz angehängt: Aber was die Regierung tut, das ist noch nicht genug. Könnt Ihr nicht noch mehr Geld geben? So, genau so, klingt das auch jetzt schon wieder – und kommt uns sehr, sehr bekannt vor. Zuletzt haben Sie die- ses Ritual am 7. März 2008 abgefeiert, davor war es am 16. Februar 2006. Auch damals haben wir hier gestanden und mit Ihnen um „mehr Qualität für die Hochschulen“ gerungen. Lieber Herr Gehring, bei allem Respekt vor der Bedeutung der Hochschulen, bei aller Einsicht in die schwierigen Situationen da, bei allem Engagement vor allem für die Lehre – ich erinnere daran: Wir sind es ja, die hier mal wieder handeln! Wir haben verstanden! – Manche Rituale ermüden. Nun könnte man sagen: Prächtige Grüne, die lassen einfach nicht locker. – Ich erlaube mir nur, Sie einmal mehr darauf aufmerksam zu machen, dass Sie aber auch jetzt mal wieder nur hinterherhinken. Sie wissen ja, dass Bundesbildungsministerin Annette Schavan gerade in der vergangenen Woche einen Qualitätspakt für die Lehre verkündet hat: 2 Milliarden Euro will der Bund in den kommenden zehn Jahren für mehr Personal, bessere Qualifizierung und Betreuung ausgeben, also 200 Mil- lionen Euro jährlich für die Hochschulen, für die be- kanntlich die Länder zuständig sind! „Zu wenig“, sagen die Studierenden und die Grünen, „ein Anfang“, sagen die Rektoren. Ja, ein Anfang – genau das ist es, und genau so ist die- ser Qualitätspakt gemeint. Auch wir wissen, dass der Wissenschaftsrat eine ganz andere Dimension nennt. Aber auch Sie, die Opposition, die SPD, die Grünen, die Linken, die meinen, auch eben noch schnell einen An- trag zusammenschustern zu müssen, Sie alle wissen ge- nauso gut wie wir, dass die Bundesländer zuständig sind für die Unis, für die Studis, für die Lehre dort. Und Sie wissen ebenfalls, dass dieses Paket in Zeiten, in denen wir ganz andere Aufgaben mit ganz anderen Summen zu bewältigen haben, für den Bildungsbereich geradezu ein Meilenstein für die Verbesserung der Lehre ist. Wenn Sie alle, auch Herr Gehring, tatsächlich an der Sache und nicht nur am ritualisierten Geschrei interessiert wären, dann würden Sie auch mal mithelfen, derartige Quali- tätsoffensiven, derartige Haushaltsentscheidungen, derar- tige Initiativen der Regierung für die deutschen Hoch- schulen – in allen Ihren Bundesländern und Wahlkreisen – zu unterstützen! Herr Gehring, noch kurz zu Ihrer Forderung, der Bund solle einen Wettbewerb für herausragende Lehre auflegen: Auch das ist natürlich nicht Sache des Bundes, sondern originäre Aufgabe der Länder oder auch mal der Hochschulen. Es bleibt ihnen ja unbenommen, die Gel- der des Bundes für die Verbesserung der Lehrqualität ge- nau dafür zu verwenden. Im Übrigen darf ich daran erin- nern, dass die KMK – wie Sie wissen – eine gemeinsame Initiative mit dem Stifterverband für einen „Wettbewerb exzellente Lehre“ gestartet hat. Im Rahmen des Wettbe- werbs sollen Konzepte von Hochschulen zur Strategie- entwicklung im Bereich Studium und Lehre ausgezeich- net werden. Für die Finanzierung sind 10 Millionen Euro für drei Jahre vorgesehen, je zur Hälfte vom Stifterver- band und dem jeweiligen Sitzland finanziert. Der Wett- bewerb wird zunächst einmalig durchgeführt, soll aber bei positiver Evaluierung fortgesetzt werden. Ein solcher Wettbewerb ist ein erster Schritt, der die Länder – nicht den Bund – aber nicht von der Notwendigkeit weiterer Maßnahmen entbindet, um auch in der Breite gute Be- dingungen für exzellente Lehre zu schaffen. Außerdem haben die Hochschulen in den letzten Jah- ren in hohem Umfang damit begonnen, Lehrpreise ein- zuführen. Darüber hinaus gibt es mehrere hochschul- übergreifende Ansätze zur Etablierung von Lehrpreisen, wie zum Beispiel den seit 2006 von HRK und Stifter- verband gemeinsam vergebenen „ars-legendi-Preis für exzellente Hochschullehre“ (Preisgeld: 50 000 Euro), der im jährlichen Rhythmus alternierend für eine be- stimmte Disziplin ausgelobt wird (2008: Wirtschaftswis- senschaften); den „Exzellenz-in-der-Lehre-Preis“ des hessischen Wissenschaftsministeriums, der 2007 zum ersten Mal vergeben wurde und mit einem Preisgeld von 250 000 Euro (plus 125 000 Euro der Hertie-Stiftung) nach eigenen Angaben die höchste staatliche Ehrung dieser Art in Deutschland ist; den Medidaprix (Preisgeld 100 000 Euro), der speziell für mediendidaktisch heraus- ragende Ansätze der Hochschullehre abwechselnd vom BMBF und dem österreichischen Wissenschaftsministe- rium finanziert wird. Solche Lehrpreise sind eine schöne Komponente in den Bemühungen um eine Aufwertung der Hochschullehre. Ihren Wirkungsgrad sollte man mit Blick auf die angemahnte Verbesserung der Hochschul- lehre in der Breite aber auch nicht überschätzen. Und selbst die schwerfällige KMK hat ja erkannt, dass die Länder sich des Themas Hochschullehre anneh- men sollten, und hat im Juni 2007 die Amtschef-Kom- mission „Qualitätssicherung in Hochschulen“ beauf- tragt, unter Einbeziehung des Stifterverbands eben auch ein Konzept für eine Qualitätsoffensive in der Lehre zu entwickeln. Die Rektoren haben dann auch zur aktuellen Initiative der Bundesbildungsministerin gesagt, das sei ein guter Anfang – auch sie lernen also dazu. Nehmen Sie, verehrte Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, sich daran mal ein Beispiel. Wir halten am Ende doch noch einmal fest, auch das nicht zum ersten, sondern zum wiederholten Mal – Ri- tuale haben ja auch etwas Verbindendes –, dass wir uns alle darin einig sind, wie wichtig die Hochschulen für unser Land sind, dass sie für die Studierenden da sind und wir eben dies nie aus dem Blick verlieren dürfen, dass deren Situation schwierig genug ist, dass zwar die Länder zuständig sind, wir aber über Mittel verfügen, die genau dafür zur Verfügung gestellt werden sollten, und dass wir eben das genau deshalb tun. 200 Millionen im Jahr vom Bund für die Verbesserung der Lehre an den Hochschulen in den Ländern, 2 Milliarden in diesen Zei- ten für diesen Zweck – das ist ein notwendiges, ein wichtiges, ein gutes Signal. Es wäre aber ein föderales Missverständnis, zu glau- ben, der Bund habe die Rolle eines Wächters darüber Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 4507 (A) (C) (D)(B) inne, wie die Länder dann zu Hause ihre – ja noch viel weitergehenden – Aufgaben erfüllen. Tankred Schipanski (CDU/CSU): Liest man die Überschriften zu den heute zu debattierenden Anträgen, so kann wohl jede Fraktion der Forderung nach guter Lehre zustimmen. Die fraktionellen Unterschiede ste- cken wie immer im Detail. Auch sind unsere Vorstellun- gen, was eine gute Lehre ausmacht, doch ein ganzes Stück weit entfernt von dem, was wir in den Anträgen von den Linken und Bündnis 90/Die Grünen präsentiert bekommen. Die Linken singen wieder das Lied von mehr Geld für alles; wenig Leistung um Abschlüsse zu erreichen; man- gelnde Mitbestimmungsrechte – anscheinend bestimmen nun die „bösen“ Hochschulräte auch noch die Lehrin- halte; und man höre und staune: Mit der Forderung nach der Abschaffung des Präsenzstudiums wollen sie die Studierenden gar aus den Hörsälen und Seminarräumen treiben, rätselhaft, wofür sie dann noch eine gute Lehre benötigen. Für die Linken behindern Abgabe- und Mel- defristen für Bachelor- und Masterarbeiten sowie Prü- fungstermine den Verlauf des Studiums. Sie wollen am liebsten – ich zitiere aus dem Antrag: mit „unabhängigen Lerngruppen“ – ein „selbstbestimmtes Projektstudium“, das heißt, wir treffen uns alle unter einem Baum, sitzen im Kreis, rauchen ein bisschen und lassen unseren fach- lichen Gedanken freien Lauf. Die Ergebnisse dieser Vor- stellung von Lehre, verbunden mit ideologischer Ver- blendung, haben wir auf dem Bologna-Gipfel gesehen. Die sozialistischen Studentengruppen verließen die Kon- ferenz, sie sind und waren nicht in der Lage, an einer Diskussion teilzunehmen. Ihnen ging es nicht darum, mit den beteiligten Bildungspartnern über konkrete Maßnah- men zur Weiterentwicklung des Bologna-Prozesses zu diskutieren. Für sie stellte der Gipfel offenbar nur eine Plattform für ihre Provokationen dar. Das zeigt wieder einmal mehr: Die Linken sind nicht dialogfähig und le- ben scheinbar in einer eigenen, entrückten Welt. Die Vorschläge der Linken führen nicht zu einer „gu- ten Lehre“! Sie verstehen nicht, was das Prinzip der Wis- senschaftsfreiheit mit „Einheit von Forschung und Lehre“ sowie „Freiheit von Forschung und Lehre“ meint. Es ist für uns erschreckend, was sich hinter der bürgerlich wirkenden Überschrift des Antrags der Lin- ken versteckt. Sie sind und bleiben als Nachfolger der SED der Wolf im Schafspelz! Insofern beziehe ich meine folgenden Ausführungen auf den Antrag von Bündnis 90/Die Grünen. Wir wissen, wie auch der Antrag von Bündnis 90/Die Grünen richtig erkennt, dass die Lehre eine wichtige Leistung in unserer Hochschulausbildung ist, die es an- zuerkennen und zu stärken gilt. Wir wissen, dass ein per- sönlicher Kontakt mit dem Lehrenden, das Erleben einer Vorlesung oder eines Seminars, der Aufbau eines sozia- len Umfeldes elementare Bestandteile von studentischer und universitärer Kultur sind. Doch, verehrte Kollegen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, sind wir uns auch mit Ihnen über den Weg hin zu einer guten Lehre nicht vollends einig. Ich bin der Überzeugung, dass Ihre Forderung nach speziellen Lehr- professuren sowie Lehrjuniorprofessuren falsch ist. Dies widerspricht unserem Humboldt’schen Ansatz von Ein- heit von Forschung und Lehre. Unserer Überzeugung nach kann nur jemand eine gute Lehre machen, der auch in der Forschung stark ist. Denn genau darin besteht ja das Ziel unserer Hochschulausbildung: Wir möchten Studierende so früh wie möglich mit der aktuellen For- schung in Kontakt bringen und ihr Interesse und ihre Be- geisterung dafür wecken. Deshalb sollte nach unserer Überzeugung bei den Be- rufungen von Professoren und der Einstellung von wis- senschaftlichem Personal der Aspekt der „guten Lehre“ stärker in den Mittelpunkt rücken. Ich selbst habe in Be- rufungskommissionen mitgewirkt und weiß aus der Pra- xis, dass die Lehrleistung der Bewerber in der Gesamt- bewertung viel zu wenig ins Gewicht fällt. Hier ist jedoch der Landesgesetzgeber gefordert, klare Kriterien für Berufungsverfahren aufzustellen, insbesondere die Lehrleistung von Bewerbern viel stärker zu berücksichti- gen. Die bisher übliche Praxis, vorrangig nach dem Publikationsverzeichnis und der Drittmittelquote einer Bewerberin oder eines Bewerbers zu schauen, ist jeden- falls nur bedingt zielführend, wenn wir eine Qualitäts- verbesserung in der Lehre erreichen wollen. Neben die- sen durchaus wichtigen Kriterien muss stärker ins Gewicht fallen, ob die Bewerberin oder der Bewerber über didaktische Kompetenzen verfügt und in der Lage ist, Studieninhalte anschaulich und nachvollziehbar zu vermitteln. Unsere Exzellenzinitiative darf nicht dazu führen, dass sich Spitzenforscher aus der Lehre „freikaufen“. Richtig ist, dass wir bei der Exzellenzinitiative auch Lehrleistungen berücksichtigen müssen, denn eine Spit- zenuniversität macht nicht nur eine gute Forschung, son- dern eben auch eine gute Lehre aus. Nun zu ihrer aus der US-amerikanischen Hochschul- landschaft stammenden Idee, Juniorprofessuren für Lehre obligatorisch mit einer „Tenure Track“-Option zu verse- hen. Eine gute Lehre wird dadurch meines Erachtens nicht automatisch befördert. Auch hier gilt: Gute Lehre geht nicht ohne gute Forschung. Und die „Tenure Track“- Option sollte das bleiben, was sie ist: ein Anreizsystem, um die besten und geeignetsten Wissenschaftler an den Hochschulen zu halten. Diese nur für die Juniorprofessu- ren in der Lehre obligatorisch einzuführen, setzt eindeu- tig die falschen Signale. Wir müssen die Antragssteller von einem Irrglauben abbringen: Gute Lehre kann man nicht allein mit Geld kaufen! Die christlich-liberale Koalition investiert im Rahmen des Qualitätspakts Lehre in den nächsten zehn Jahren pro Jahr 200 Millionen Euro, also insgesamt rund 2 Milliarden Euro in die Förderung der Lehre. Das Geld wird direkt für Personal, für vorgezogene Berufungen, für Einstellungen im Mittelbau, Tutorenprogramme und Weiterbildungsangebote zur Verfügung stehen. Dabei werden wir aber auch den Gedanken der Exzellenz nicht außen vor lassen. Wissenschaftler und Hochschulen sol- len ihre Konzepte vorlegen und aus diesen sollen dann – ebenso wie das bei der Bewerbung um Drittmittel üb- 4508 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 (A) (C) (D)(B) lich ist – die besten Konzepte ausgewählt und gefördert werden. Auch die immer wieder beschworenen Betreuungs- schlüssel für Studierende pro Hochschullehrer können nicht das Allheilmittel sein. Bei der klassischen Lehr- methode des Frontalunterrichts sowie einer guten Vor- und Nachbereitung einer Lehrveranstaltung konnten wir die Erfahrung machen, dass der Notendurchschnitt bei einer Klausur völlig identisch ist, egal ob in einer Semi- nargruppe 15 oder 80 Studierende saßen. Sie sehen: Die besten Lehren für die Zukunft ziehen wir aus der eigenen Erfahrung. Gute Lehre kann man auch nicht gesetzlich verord- nen! Das Einzige, was wir machen können, ist, gute Rahmenbedingungen zu schaffen. Viele Ihrer Forderun- gen aus dem Antrag werden völlig freiwillig bereits praktiziert. Viele Hochschulen loben selbst Lehrpreise aus, evaluieren ihre Lehre, stehen im ständigen Dialog mit den Studierenden. Auch bundesweite oder lokale Hochschulzeitschriften wählen die besten Lehrenden aus. Jedoch wird ein begabter Rhetoriker immer einen Hörsaal voller Studenten in seinen Bann ziehen können, er wird seine Vorlesung immer mit Scherzen würzen und den Dialog mit den Studierenden suchen. Den Wissen- schaftlern, die keine Lehrerfahrung haben, geben wir be- reits viele Hilfestellungen an die Hand. Dem wissen- schaftlichen Personal werden umfangreiche Angebote für didaktische Weiterbildungen gemacht. Als Beispiele verweise ich hier auf das vielfältige Veranstaltungsange- bot des Hochschuldidaktikzentrums Baden-Württem- berg oder auf die Hochschuldidaktik-Initiative Thürin- gen. Gemeinsam mit den Ländern wird der Bund nunmehr Zentren für Studium und Lehre einrichten, die neue Impulse zur Professionalisierung und Qualitätssi- cherung der Lehre geben. Zudem wird es eine Akademie für Lehre geben, die die neusten Erkenntnisse in der Lehrforschung aufbereitet und an die Hochschulen ver- mittelt. Somit ergänzt der Qualitätspakt Lehre die vor- handenen Strukturen und Programme. Zu wenig Fortbil- dungszentren, wie von der Opposition behauptet, haben wir diesbezüglich in keinem Fall! Didaktische Schulungen, Beamer, Power-Point-Prä- sentationen, Mikrofone, Kopien können aber die wich- tigsten Bausteine „guter Lehre“ nicht ersetzen: Engage- ment des Lehrenden in Vorlesungen bzw. Seminaren und Lernmotivation aufseiten der Studierenden. Engagement und Motivation sind die Schlüsselkompetenzen guter Lehre. Und wir müssen gemeinsam nach Wegen suchen, diese Kompetenzen bei unseren Hochschullehrern, dem akademischen Mittelbau und unseren Studierenden wie- der zu stärken. Tauglich sind die Vorschläge der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen bezüglich der Bewertung „guter Lehre“. Wir brauchen, ich zitiere aus dem Antrag, „einen Methoden- mix, der die Bewertung von Lehrveranstaltungen durch Studierende, Peer-Review-Verfahren sowie Absolven- ten- und Abbrecherbefragungen umfasst“. Wir suchen also einen Dialog zwischen Studierenden und Lehren- den. Dieser muss aber nicht verordnet werden, sondern dieser wächst an einer guten Hochschule! Da ich ja direkt von einer Universität komme, lassen Sie mich abschließend noch ein Beispiel von meiner Heimatuniversität, der TU Ilmenau, aufzeigen: Dort wird bereits innovative und gute Lehre gelebt. Gegen- wärtig wird dort ein spannendes E-Learning-Projekt ge- testet. Die Entwicklung kreativer Lernsoftware ist zwi- schenzeitlich so weit, dass sich Studenten auf ihr Mobiltelefon Lernmaterialen laden und bearbeiten kön- nen. Doch – und lassen Sie mich dies abschließend noch einmal betonen – ersetzt dies nicht den persönlichen Kontakt zwischen Lehrkräften und Studierenden. Denn es ist schließlich im ureigenen Interesse des Lehrenden, frühestmöglich in den Kontakt mit engagierten und mo- tivierten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissen- schaftlern zu kommen und einen Austausch zu ent- wickeln, von dem beide Seiten profitieren: Lehrkräfte ebenso wie die Studierenden. Swen Schulz (Spandau) (SPD): Die Anträge der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke zur Verbesserung der Hochschullehre enthalten viele Über- legungen und Forderungen, die auch wir von der SPD in unserem bereits im Dezember letzten Jahres vorgelegten Antrag „Studienpakt für Qualität und gute Lehre jetzt durchsetzen“ formuliert haben. Es gibt die eine oder an- dere unterschiedliche Akzentsetzung in den Anträgen – das ist gut so; denn das gibt Stoff für anregende und wei- terführende Diskussionen in den Ausschüssen. So legen etwa Bündnis 90/Die Grünen schon im Titel ihres Antra- ges einen stärkeren Akzent auf die Ausrufung eines neuen Wettbewerbes für herausragende Lehre. Wir ha- ben im Grundsatz nichts gegen dieses Instrument einzu- wenden. Doch ein Wettbewerb sollte nur eine Ergänzung sein für die viel wichtigere Verbesserung der Grund- finanzierung aller Hochschulen gleichermaßen. Die Hochschulen sollten sich endlich mehr mit den Studie- renden befassen als mit aufwendigen Antragsverfahren. Doch insgesamt – ich betone das ausdrücklich – ge- hen die Anträge in die richtige Richtung. Das politische Problem ist vielmehr, dass es der Regierungskoalition aus CDU/CSU und FDP entgegen allen öffentlichen Be- teuerungen am entschiedenen Willen zu einer starken Initiative zugunsten der Hochschullehre fehlt. Die groß angekündigte Bologna-Konferenz, zu der Bundesminis- terin Schavan eingeladen hat, ist der vorläufige Höhe- punkt einer Reihe von Scheinaktivitäten. Die propagierte Beteiligung der Studierenden ist letztlich nur der Form nach erfolgt. Ihre zentralen Forderungen wurden igno- riert. Das Abschlusskommuniqué ist an Belanglosigkeit nicht zu überbieten. Vor allem aber: Die Ansage der Bundesministerin, 2 Milliarden Euro für verbesserte Lehre ausgeben zu wollen, hört sich zunächst gewaltig an. Doch bei näherem Hinsehen wird klar, dass damit nicht ernsthaft Probleme gelöst werden können. Denn die 2 Milliarden Euro sollen auf zehn Jahre gestreckt werden, macht also nur noch 200 Millionen jährlich. Das macht auf den einzelnen Studierenden, pro Semester umgerechnet, gerade einmal 45 Euro. Dabei wären in je- dem einzelnen Jahr 1,1 Milliarden Euro nötig, wie der Wissenschaftsrat den Verantwortlichen in Bund und Ländern unlängst ins Stammbuch geschrieben hat. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 4509 (A) (C) (D)(B) Leider ist zu befürchten, dass selbst die unzureichen- den Planungen der Frau Schavan sich letztlich als Sei- fenblase entpuppen werden – wenn die Herren Koch und Schäuble den Haushalt zurechtgestutzt haben. Jetzt rächt sich die verantwortungslose Steuer- und Haushaltspoli- tik der Regierungskoalition. In der Tat stehen wir vor ei- ner gewaltigen Herausforderung: Die Krisen im Banken- und Finanzbereich belasten den Bundeshaushalt enorm. Aber anstatt vorzusorgen und klug zu investieren, wur- den Milliarden für Steuergeschenke an Hoteliers und Er- ben herausgeschleudert. Ich habe bereits vor Monaten im Deutschen Bundestag Frau Schavan aufgefordert, endlich denen in der Regierungskoalition die Zähne zu zeigen, die mit einer unseriösen Haushalts- und Finanz- politik den Bildungsinvestitionen in den Kommunen, in den Ländern und im Bund die Beine weghauen. Doch die Bundesbildungsministerin hat es geschehen lassen. Dann war zu lesen, dass Frau Schavan in einem Inter- view sagte: „Jetzt zucke ich, wenn ich immer wieder das Thema Steuersenkung höre“. Ja meine Güte, Frau Minis- terin zuckt vor lauter Schreck. Wie das Kaninchen vor der Schlange erstarrt sie und hofft, dass alles gutgehen möge. Wann endlich sehen wir, sehen die Bürgerinnen und Bürger eine Bildungsministerin, die kämpft? Statt- dessen tingelt sie seit Wochen durch die Gegend mit ih- rer neu gewonnenen Überzeugung, dass das Koopera- tionsverbot von Bund und Ländern bei der Bildung aufgehoben werden sollte. Wir freuen uns über diesen Sinneswandel. Doch auch hier: Wo bleibt die konkrete Aktivität? Wann kommt Frau Schavan aus ihrem Wol- kenkuckucksheim herunter und macht mal etwas Kon- kretes? Ich habe Frau Schavan vor längerem im Bundestag eine gemeinsame, überparteiliche Initiative im Deut- schen Bundestag angeboten. Ich habe ihr danach noch- mal geschrieben und konkrete Vorschläge gemacht. Die Reaktion war: Ein Schreiben mit lapidaren Äußerungen und schönen Worten. So schreibt Sie am 20. Mai 2010: Bund und Länder sind sich der Verantwortung und der Bedeutung dieser gesamtstaatlichen Aufgabe sehr bewusst. Die Bundeskanzlerin, die Regierung- schefin und die Regierungschefs der Länder haben in ihrer Besprechung am 16. Dezember 2009 das gemeinsame Ziel bekräftigt, die Ausgaben für Bil- dung und Forschung bis 2015 auf 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern. Dabei sitzen die Regierungschefs schon längst ohne sie beisammen und planen die Einsparungen und Ein- schnitte im Bildungsbereich – während Frau Schavan ganz alleine weiter von der Erreichung des 10-Prozent- Ziels träumt und philosophiert. Wenn es aber konkret wird, duckt sich Frau Schavan weg. Das ist beim soge- nannten Bologna-Gipfel so gewesen, das ist bei der Haushalts- und Steuerpolitik so, und das ist beim Thema Föderalismus so. Auch bei der Verbesserung der Hochschullehre kom- men wir nur dann weiter, wenn wir eine gute Zusam- menarbeit von Bund und Ländern erreichen. Aber die nächste große Show ist ja bereits angesagt: der „Bil- dungsgipfel“ der Bundeskanzlerin. Die letzten zwei Gip- fel waren ja mehr Maulwurfshügel. Jetzt verwenden die Finanzer von Bund und Ländern alle Kraft darauf, das Finanzierungsdefizit in Bildung und Forschung herun- terzurechnen. Und das Chaos, das die Bundesregierung mit dem Haushalt angerichtet hat, macht ein gutes Er- gebnis des Bildungsgipfels leider umso unwahrscheinli- cher. Erst gestern haben die Bundesländer klargemacht, was sie von Investitionen in die Bildungspolitik halten. Auf Initiative von Bayern und Hessen haben die Finanz- minister der Länder mit Mehrheit die vom Bund ge- plante Erhöhung des BAföG abgelehnt. Was kommt als Nächstes dran? Die SPD-Fraktion setzt sich für die ordentliche Finan- zierung besserer Lehre ein. Wir wollen, dass das auf dem Bildungsgipfel vereinbart wird, und wir sagen auch, wo- her wir das Geld nehmen wollen, nämlich durch einen Bildungssoli, den wir von Spitzenverdienern durch die Erhöhung des Spitzensteuersatzes erzielen. Die Regie- rungskoalition ist leider weit davon entfernt, diesen rich- tigen Weg einzuschlagen. Die Folgen tragen die Studie- renden und in der Konsequenz die ganze Gesellschaft. Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP): Bologna se- hen wir als einen Prozess, der mittlerweile bereits weit vorangeschritten ist, aber noch lange nicht als abge- schlossen bezeichnet werden kann. Nicht zuletzt die erste nationale Bologna-Konferenz am vergangen Montag – aus meiner Sicht eine erfolgreiche Veranstal- tung – hat deutlich gemacht, dass Anpassungen zum Wohle der Studierenden erforderlich sind. Deshalb ha- ben wir uns bereits im Koalitionsvertrag mit der Union darauf verständigt, gemeinsam mit den Ländern ein „Bo- logna-Qualitäts- und Mobilitätspaket“ zu schnüren, in welchem ein Kernelement die Verbesserung der Lehre sein wird. Es wird Sie nicht verwundern – dies sage ich insbe- sondere mit Blick auf die Kolleginnen und Kollegen aus den Fraktionen der SPD und der Grünen –, wenn ich an dieser Stelle auch einmal darauf hinweisen muss, dass die in den Anträgen der Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen dargestellten Defizite im Be- reich der Hochschullehre, für die sie immer wieder auch die Bologna-Reform verantwortlich machen, aufgrund ihrer Versäumnisse während der rot-grünen Regierungs- zeit – nämlich da, als Bologna auf den Weg gebracht wurde – durch eine fehlende finanzielle Begleitung der Reform erst verursacht bzw. verstärkt wurden. Meine Damen und Herren von den Grünen, Sie sind Ihrer Verantwortung damals nicht gerecht geworden und kommen heute mit dem erhobenen Zeigefinger. Das mag Ihrer Oppositionsrolle geschuldet sein, ist aus meiner Sicht jedoch vollkommen unnötig. Heute nämlich wird der Bund seiner Verantwortung gerecht. Die Bundesre- gierung fördert mit dem Hochschulpakt II den systemati- schen Ausbau der Studienplatzkapazitäten allein in 2010 mit 508 Millionen Euro. Die christlich-liberale Bundes- regierung stellt für die Weiterentwicklung des Bologna- Prozesses 33 Millionen Euro zur Verfügung und etati- sierte bereits 760 Millionen Euro für einen Qualitäts- 4510 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 (A) (C) (D)(B) pakt, welcher durch eine Kofinanzierung der Länder er- gänzt werden soll. Hier können wir mit einem beträchtlichen Zugewinn für die Hochschullehre rech- nen. Meine Damen und Herren von der Opposition, we- nigstens darin sind Sie sich ja einig: Sie fordern immer wieder die Abschaffung von Studienbeiträgen. Mittler- weile fließen deutlich mehr als 1,2 Milliarden Euro aus Erlösen der Studienbeiträge in die Hochschullehre. Diese Einnahmen decken bundesweit mehr als ein Drit- tel der Kosten zusätzlicher Hochschulinvestitionen. Hochschulen im Verantwortungsbereich liberaler Minis- ter konnten dadurch bemerkenswerte Verbesserungen er- zielen. Während die Ausgaben der Hochschulen in Bay- ern im Zeitraum von 2006 bis 2008 um 778 Millionen Euro stiegen und die nordrhein-westfälischen Hochschu- len im selben Zeitraum sogar 881 Millionen Euro mehr investieren konnten, fiel der finanzielle Zugewinn in Berlin und Brandenburg beschämend gering aus. Sie wollen allen Hochschulen diese Einnahmequelle streitig machen, ohne uns die Frage beantworten zu können, wie Sie die zu erwartenden Einnahmeverluste für die Hoch- schulen auffangen wollen. Stattdessen finden sich im Antrag der Grünen diverse Vorschläge, die im Wesentli- chen auf eine zentrale Steuerung des Hochschulwesens abstellen. Sie setzen auf Gender- und Diversity-Kompe- tenzen als zentrale Qualitätskriterien bei der Bewertung guter Lehre und fordern flächendeckend Landeslehr- preise. Dann beklagen Sie die Differenzierung der Perso- nalkategorien an den Hochschulen und wollen aber gleichzeitig zusätzliche Professuren und Juniorprofessu- ren mit dem Schwerpunkt Lehre schaffen. Für mich lässt sich dieses grüne Klein-Klein beim besten Willen nicht mit einer modernen Wissenschaftspolitik vereinbaren. Ich bin davon überzeugt: Mit dem von uns eingeschlage- nen Weg, der eine Anerkennungskultur für die Lehre för- dern wird, unterstützt der Bund die qualitative Weiter- entwicklung des Bologna-Prozesses besser und wird damit sicher mehr für die Hochschulen und vor allem für die Studierenden erreichen. Meine Damen und Herren, ich erwarte aber auch, dass die Länder ihre Hausaufgaben machen. Wer die Zu- ständigkeit für die Bildung bei sich sieht, muss auch die dazugehörende Verantwortung übernehmen und schließ- lich auch das dafür erforderliche Geld in die Hand neh- men. Es empört mich daher, wenn ich von Vorschlägen höre, bei der Bildung zu sparen. Wenn ich sehe, dass zum Beispiel in meinem Bundesland, nämlich Branden- burg – übrigens seit 20 Jahren von der SPD regiert – al- lein darauf gesetzt wird, möglichst viele Bundesmittel aus dem Hochschulpakt 2020 zu bekommen, indem massiv Studierende ins Land gelockt werden, gleichzei- tig aber nicht im gleichen Maße eigene Investitionen in den Ausbau zusätzlicher Kapazitäten an den Hochschu- len getätigt werden, dann ärgert mich das maßlos. Wenn die dortige rot-rote Landesregierung in ihrem Koali- tionsvertrag von der großen Bedeutung der Bildung phi- losophiert, gleichzeitig aber tatenlos zusieht – nein, ich behaupte: es mit ihrer soeben beschriebenen Strategie sogar massiv befördert –, dass die Hochschulen im Lande aus allen Nähten platzen, ohne auch nur ansatz- weise etwas für die Lehre zu tun, empört mich das umso mehr. Die Universität Potsdam, die größte Hochschule in Brandenburg, hat mittlerweile über 20 000 Studierende und ist damit längst an ihren Kapazitätsgrenzen ange- langt. Überfüllte Seminare und „Massenabfertigungen“, wie sie seitens der Bildungsstreikenden – auf die sich Die Linke ja allzu gern beruft – immer wieder beklagt wurden, sind in Potsdam Realität. Und die einzige Re- aktion von Rot-Rot ist es, für noch mehr Studierende zu werben, um möglichst viele Mittel aus dem Hochschul- pakt zu ergattern! Nicht anders sieht es übrigens im ebenfalls rot-rot-re- gierten Berlin aus. Trotz erheblicher Beteiligung des Bundes ist der durchschnittliche Landeszuschuss pro Studierendem und Jahr an die Hochschulen seit 2006 um mehr als 600 Euro eingebrochen. Wenn im Bundestag dann Die Linke mit ihrem Antrag einerseits Mittelsteigerungen für die Hochschulen for- dert, um eine Steigerung der Lehrqualität zu erreichen, und andererseits absurderweise auch noch die Abschaf- fung von Studiengebühren fordert, wenngleich diese mittlerweile eine erhebliche Bedeutung für die Finanzie- rung von Hochschulen haben, kann man das ganze Papier eigentlich nicht mehr ernst nehmen. Auch das Deutsche Studentenwerk bestätigte doch, dass Studienbeiträge durch- aus zielgerichtet zur Verbesserung der Betreuungs- und Studiensituation der Studierenden eingesetzt werden und damit eine erhebliche positive Wirkung auf die Situation der Hochschulen entfalten. Meine Damen und Herren von der Fraktion Die Linke, mit Ihrem unsystematisch zusammengewürfelten Forderungskatalog zur Deckung des Mittelbedarfs deut- scher Hochschulen, welcher von einer Grundgesetzre- form bis zur Erarbeitung von diversen Aktionsplänen reicht, lassen Sie vollkommen außer Acht, dass der Bund schon jetzt für den Hochschulbereich Mitwirkungs- und Finanzierungsmöglichkeiten besitzt und diese auch nutzt. Wir stellen bereits gemeinsam mit den Ländern er- hebliche Mittel für den Ausbau zusätzlicher Studien- platzkapazitäten über den Hochschulpakt zur Verfügung. Mit dem Qualitätspakt Lehre stellt der Bund in den nächsten zehn Jahren außerdem beträchtliche Mittel zur Steigerung der Lehrqualität bereit. Sie hingegen zeigen lediglich auf die Bundesregierung und fordern sie auf, mehr für die Finanzierung der Hochschulen zu tun, und dort, wo Sie selbst in Verantwortung sind, machen Sie das genaue Gegenteil. Das ist nicht glaubwürdig, und die Menschen im Land, vor allem die Studierenden, sehen das auch. Sehr geehrte Damen und Herren, Sie sehen, Koalition und Bundesregierung setzen ihre Prioritäten bei Bildung und Forschung. Unser Ziel bleibt es, Deutschland zur Bildungsrepublik zu machen. Die Länder, aber auch die Hochschulen haben in uns einen verlässlichen Partner. An ihnen selbst ist es aber auch, mit eigenen Anstren- gungen ihren Beitrag zu leisten, unserem gemeinsamen Ziel noch näherzukommen. Nicole Gohlke (DIE LINKE): Überfüllte Hörsäle, Prüfungsstress, hohe Präsenzpflicht, Stellenabbau und Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 4511 (A) (C) (D)(B) abstruse Betreuungsrelationen – eine Professorin oder ein Professor ist durchschnittlich für 60 Studierende ver- antwortlich! So kann man schlagwortartig die Lehr- und Lernsituation an den Hochschulen umschreiben. Das kommt nicht von ungefähr: Jahrzehntelang wurden die Hochschulen unterfinanziert; zudem wurde der Bologna- Prozess implementiert, nach dem Motto „Schaut doch, wie ihr damit klarkommt!“ Und da ist es kein Wunder, dass die Versprechen auf neue Lehr- und Lernformen, wie etwa ein selbstbestimmtes Projektstudium, forschen- des Lernen, die Anerkennung und Integration von unab- hängigen Lerngruppen in den Lehrbetrieb oder E-Lear- ning, nicht umgesetzt wurden. Die Bologna-Konferenz vom vergangenen Montag wäre eine gute Gelegenheit gewesen, mit allen Verant- wortlichen gemeinsam Veränderungen zu beschließen. Sie, Frau Schavan, haben sie nur dazu genutzt, Ihre alt- bekannten Projekte erneut vorzustellen. Und es sollte Ih- nen zu denken geben, meine Kolleginnen und Kollegen von den Regierungsfraktionen, Frau Schavan, dass die Bildungsstreikenden die Sitzung vorzeitig verlassen ha- ben. Denn die Bildungsministerin ist wirklich mit kei- nem Wort auf die Forderungen der Studierenden einge- gangen, sie hat nicht mal die Gelegenheit genutzt, mit den anwesenden Kultusminister und Kultusministerin- nen und Hochschulrektoren und Hochschulrektorinnen konkrete Vereinbarungen zu treffen. Grundvoraussetzung für jede Verbesserung an der Hochschule und in der Lehre ist Geld: Es ist nicht einzu- sehen, dass die Krise und die Konsolidierung der Haus- halte auf dem Rücken der Bildung ausgetragen werden sollen, wie es nun Ihr Ministerpräsident Roland Koch in Hessen fordert. 2 Milliarden will die Bundesregierung in den nächsten zehn Jahren für die Verbesserung der Lehre zur Verfügung stellen. Zum Vergleich: über 100 Milliar- den Euro konnten schon wieder über Nacht für die Schuldner Griechenlands mobilisiert werden, also für die Banken. Sie handeln nach dem Motto: „Geld für Banken statt für Bildung!“ Das ist ein Skandal! Und der Anteil der öffentlichen Ausgaben pro Student am Brutto- inlandsprodukt ist seit den 70er-Jahren um zwei Drittel zurückgegangen! So schaut Ihre Bildungsrepublik aus! Da müssen Sie sich nicht über weitere Proteste wundern! Die Qualität von Lehre und Studium ist untrennbar mit guten Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen ver- knüpft. Sie reden doch immer von Exzellenz! Dann schaffen Sie einfach mal exzellente Bedingungen! Ohne hervorragende Arbeitsbedingungen wird es keine her- vorragende Lehre geben. Ihre Politik führte geradewegs in katastrophale Arbeits- und Beschäftigungsbedingun- gen an den Hochschulen – besonders unterhalb der Pro- fessur. Lehrbeauftragte sichern den laufenden Lehrbe- trieb, sie tun dies völlig unterbezahlt und ohne gesicherte Perspektiven. Drei Viertel aller wissenschaftlichen Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter an Hochschulen sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes befristet be- schäftigt, die Hälfte davon in Teilzeit. Und dieser Trend reicht bis zu den Professuren, deren Stellen 2008 bereits zu 16 Prozent befristet waren, 1998 waren es noch 5 Prozent. Wenn Sie an dieser Situation grundlegend etwas än- dern wollen, sorgen Sie für mehr und vor allem für kontinuierliche Mittel! Stellen Sie mehr Personal mit ge- sicherten Arbeitsverhältnissen ein und schaffen Sie Qua- lifizierungsmöglichkeiten! Der Wissenschaftsrat veran- schlagt allein für die Verbesserung der Qualität der Lehr- und Lernbedingungen ein jährliches Budget von 1,1 Mil- liarden Euro. Sie bieten 200 Millionen Euro und wollen dafür noch gefeiert werden. Mit Verlaub, aber das ist ab- surd! Und mit der Exzellenzinitiative verschärft die Bun- desregierung dieses Problem noch. Nicht nur, dass dadurch die Mittel konzentriert und einer breiteren Finanzierung, von der alle Hochschulen etwas hätten, entzogen werden, dazu kommt, dass diejenigen, die in solchen Exzellenzprojekten forschen, sich doch kaum noch an der Lehre beteiligen. Stattdessen gibt es dann die reinen Lehrbeauftragten, die aber keine Zeit mehr haben, zu forschen. Sie betreiben eine Ausdifferenzie- rung in Forschungs- und Lehruniversitäten; Sie treiben mit Ihrer Politik die Trennung von Forschung und Lehre voran! Und das nennen Sie dann Wissenschaftsstandort. Sie beschneiden und zerstören doch auf diese Weise die Wissenschaft an der Wurzel! Ich kann Ihnen nur sagen: Die richtige Antwort auf so eine Politik heißt Protest! Dass man sich für gute Bil- dung nicht auf Frau Schavan und die Landesregierungen verlassen kann, hat der Bologna-Gipfel am Montag be- wiesen. Ich hoffe, dass die Studierenden am 9. Juni vor allem gemeinsam mit Lehrkräften und Beschäftigten der Hochschulen die nächste Runde des Bildungsstreiks ein- läuten. Es geht um nicht weniger als den freien und glei- chen Zugang zu guter Bildung! Dafür braucht es auch Bedingungen, unter denen man auch gut lehren und ler- nen kann. Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Gute Studien- und Lernbedingungen entscheiden maßgeblich über ein erfolgreiches Studium. Lehre muss Studierende motivieren und inspirieren, Forschungsinteresse wecken, Kreativität, eigenständiges Denken und wissenschaftli- ches Arbeiten fördern. Steigende Studierendenzahlen und eine fehlende Finanzierung der Bologna-Reform ha- ben die Lehr- und Betreuungssituation an den Hochschu- len aber vielerorts verschlechtert statt verbessert. Mit durchschnittlich 60 Studierenden pro Professorin oder Professor – in einzelnen Fächern noch deutlich mehr – lässt sich nur schwer eine Lehre organisieren, die den Begabungen, Talenten und der Neugierde des Ein- zelnen gerecht wird. Gute Lehre darf nicht länger Kür für wenige, sondern muss Anspruch und Realität an al- len Hochschulen werden. Wir brauchen von allen Ak- teuren – im Bund, in den Ländern, an den Hochschulen – gemeinsam getragene Strategien, wie wir für alle Studie- renden endlich ein besseres Studium und einen transpa- renten, mobilitätsfreundlichen europäischen Hochschul- raum verwirklichen. Akzeptanz und Erfolg der Bachelor- und Masterab- schlüsse hängen maßgeblich von einem deutlich verbes- serten Betreuungsschlüssel ab. Diese Botschaft setzen 4512 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 (A) (C) (D)(B) wir Grüne und die Studierenden schon lange; sie muss endlich von den Wissenschaftsministerinnen und -minis- tern sowie der Bundesbildungsministerin nicht nur ge- hört, sondern auch in die Realität übersetzt werden. Wir Grüne haben bereits in der letzten Legislatur eine umfassende Gesamtstrategie für gute Lehre gefordert und ein Konzept vorgelegt. Es ist traurig, dass fast vier Jahre verstrichen sind, bevor die Ministerin das Thema endlich anpackt. Zu einer Gesamtstrategie für gute Lehre gehört, dass der Hochschulpakt zwischen Bund und Län- dern, der massiv unterfinanziert ist und noch nicht ein- mal die Kosten für unterdurchschnittliche Studienbedin- gungen trägt, endlich besser ausgestattet wird und dass mehr Studienplätze geschaffen werden. Seit Monaten kündigt die Bundesministerin nun zwar ein „Qualitätsprogramm für die Lehre“ an, dies reicht aber weder finanziell noch strukturell aus, die unzurei- chende Förderung, Ausstattung und Wertschätzung der Lehre zu überwinden. Schavans vages Bologna-Paket und der vollmundig angekündigte 2-Milliarden-Euro- „Qualitätspakt für die Lehre“ drohen nun dem Rotstift der CDU-Ministerpräsidenten zum Opfer zu fallen. Wir brauchen einen Rettungsschirm für Hochschulen, keinen Koalitionskrach über Kürzungen. Die Bildungsrepublik wird von Koch & Co abgeris- sen, bevor mit ihrem Bau ernsthaft begonnen wurde. Wer bei Bildungsinvestitionen kürzen will, versündigt sich an jungen Generationen, verhindert Teilhabe, ver- geudet Zukunfts- und Innovationsfähigkeit. Nur Länder, die auch in Zeiten desolater Haushaltslagen die Priorität auf ein leistungsfähigeres Bildungs- und Hochschulsys- tem legen, können aus Krisen gestärkt hervorgehen. Wenn Ministerin Schavan nicht als Ankündigungs- ministerin enden möchte, dann muss sie im Schulter- schluss mit Kanzlerin Merkel auf dem Bildungsgipfel am 10. Juni einen festen Fahrplan für eine Reform der Bologna-Reform vereinbaren und einen echten Quali- tätspakt für die Lehre schließen. Schavan darf die Stu- dien- und Lehrreform nicht allein den Ländern oder Hochschulen überlassen, sondern muss ihrer Verantwor- tung als Bundesbildungsministerin gerecht werden. Wir fordern von der Bundesregierung in Zusammen- arbeit mit den Ländern ein verlässliches Gesamtkonzept zur Sicherung guter Lehrqualität. Zentrale Elemente sind eine dritte Säule im Hochschulpakt und ein Bundeswett- bewerb für herausragende und innovative Lehre. Durch die dritte Säule sollen Bundesmittel zielgenau an die Hochschulen fließen für Professuren und Junior-Profes- suren mit dem Schwerpunkt Lehre, für Tutorien und Mentoring-Programme sowie für didaktische Fort- und Weiterbildung, Zentren für Fachdidaktik und für Perso- nalmanagement, Qualitätssicherung sowie Lehrorganisa- tion an den Hochschulen. Nach all dem Gegenwind aus den Ländern hat Bun- desministerin Schavan nun statt eines umfassenden Kon- zepts zur Stärkung der Lehre eine „Akademie für gute Lehre“ angekündigt. Diese Idee halten wir für verfehlt und eindeutig zu kurz gesprungen. Durch die Einrich- tung einer „Akademie“ will die Bundesministerin nur die Mitsprache der Länder umgehen, indem sie die Hochschulen direkt beteiligt. Das ist keine tragfähige Lösung. Außerdem würde das, was die Ministerin bis- lang lediglich skizziert hat, mit großer Wahrscheinlich- keit dazu führen, dass die Förderung nicht an der Zahl der Studierenden ausgerichtet würde, sondern nur einige Hochschulen die Mittel unter sich aufteilten. Unser Vor- schlag einer dritten Säule im Hochschulpakt bindet alle Verantwortlichen mit ein und leitet die Mittel zielgerich- tet dort hin, wo sie gebraucht werden. Mit unserer Gesamtstrategie sorgen wir dafür, allen Studierenden eine gute Lehre zu garantieren sowie die Einheit von Forschung und Lehre zu stärken statt aufzu- kündigen. Wir wollen die Reputation und Anerkennung von Lehre stärken und sie damit perspektivisch endlich auf Augenhöhe mit der Forschung bringen. Denn gute Lehre muss sich lohnen, sie braucht mehr Wertschätzung und klare Struktur- und Finanzentscheidungen der Poli- tik. Daher bitte ich Sie: Stimmen Sie unserem Antrag zu. Anlage 8 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 869. Sitzung am 7. Mai 2010 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zur Abschaffung des Finanzplanungsrates und zur Übertragung der fortzuführenden Aufga- ben auf den Stabilitätsrat sowie zur Änderung wei- terer Gesetze Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: Die Bundesregierung wird gebeten, die Auswirkun- gen der in diesem Gesetz vorgenommenen Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch (SGB II) zeitnah aus- zuwerten und bei Bedarf eine einheitliche Regelung von SGB XII und SGB II herbeizuführen. Begründung: Das SGB XII enthält bereits eine erprobte Regelung für abweichende Bedarfe. Mit der betreffenden Rege- lung dieses Gesetzes erfolgt eine unterschiedliche Ausgestaltung der beiden Fürsorgesysteme SGB II und SGB XII. Im Interesse einer Harmonisierung in Fragen der existenzsichernden Bedarfe sollte jedoch im SGB II eine dem SGB XII analoge Regelung für atypische Bedarfslagen erfolgen. Die Übernahme einer gleichlautenden Öffnungsklau- sel auch in das SGB II würde der Rechtssicherheit und Rechtsklarheit dienen. – Fünftes Gesetz zur Änderung des Kraftfahrzeug- steuergesetzes – Achtes Gesetz zur Änderung des Bundes-Immis- sionsschutzgesetzes – Erstes Gesetz zur Änderung des Telemediengeset- zes (1. Telemedienänderungsgesetz) Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 4513 (A) (C) (D)(B) – Gesetz zur Änderung des Abkommens vom 15. De- zember 1950 über die Gründung eines Rates für die Zusammenarbeit auf dem Gebiete des Zollwe- sens – Gesetz zu den Änderungsurkunden vom 24. No- vember 2006 zur Konstitution und zur Konvention der Internationalen Fernmeldeunion vom 22. De- zember 1992 – Gesetz zur Übernahme von Gewährleistungen zum Erhalt der für die Finanzstabilität in der Wäh- rungsunion erforderlichen Zahlungsfähigkeit der Hellenischen Republik (Währungsunion-Finanzsta- bilitätsgesetz – WFStG) Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: In der aktuellen Krise geht es um Bestand und Zukunft der Europäischen Union – nicht nur um Griechenland. Der Bundesrat befasst sich in europäischer und gesamt- staatlicher Verantwortung mit dem Gesetz zum Erhalt der Stabilität der Währungsunion. Er erachtet die von Inter- nationalem Währungsfonds, Europäischer Kommission, Europäischer Zentralbank sowie den Euro-Staaten be- schlossenen Maßnahmen für Griechenland als unabding- bar. Eine stabile Wirtschafts- und Währungspolitik benö- tigt ein klares Bekenntnis zur sozialen Marktwirtschaft und dem damit verbundenen notwendigen Prinzip des marktwirtschaftlichen Wettbewerbs. Deutschland braucht den Euro – ebenso wie Europa. Ohne gemeinsame Wäh- rung hätte die Wirtschafts- und Finanzkrise unseren Kon- tinent noch härter getroffen. Griechenland zu helfen ist notwendig, um eine Zah- lungsunfähigkeit des Landes zu verhindern und die Euro-Zone vor unkalkulierbaren Erschütterungen zu be- wahren. Die Unterstützung ist ein Ausnahmefall, der nicht in einen Mechanismus für weitere notleidende Staaten führt. Die Währungsunion darf sich nicht suk- zessive in eine Transferunion wandeln. Grundlage ist die Stärkung und Verschärfung des bestehenden Stabilitäts- und Wachstumspaktes. Die international vereinbarten Maßnahmen sehen in den nächsten Jahren einen strikten Sparkurs und struktu- relle Reformen für Griechenland vor, mit denen das Land schrittweise seine öffentlichen Finanzen wieder stabilisieren und die Wettbewerbsfähigkeit seiner Wirt- schaft verbessern soll. Die von Griechenland zu treffen- den Entscheidungen zur Einhaltung des Sparkurses und der strukturellen Reformen sind streng zu überwachen. Grundlage bilden die zwischen dem Internationalen Währungsfonds, der Europäischen Kommission im Auf- trag der Mitgliedstaaten der Europäischen Union und von Griechenland unter Mitwirkung der Europäischen Zentralbank vereinbarten Maßnahmen. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, über die diesbezügli- chen Fortschritte bzw. über die Einhaltung dieser Verein- barungen regelmäßig zu berichten. Die Krise in Griechenland hat aber auch strukturelle Schwächen der europäischen Währungsunion offenge- legt. Der Bundesrat begrüßt daher, dass der Europäische Rat seinen Präsidenten Herman Van Rompuy damit be- auftragt hat, eine Task Force einzurichten, um Vor- schläge für eine bessere Prävention und Krisenbewälti- gung in der Eurozone zu erarbeiten. Das aufwendige Maßnahmenpaket kann nur effektiv und nachhaltig sein, wenn es dazu beiträgt, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen und Lasten gerecht zu ver- teilen. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, sich auf europäischer Ebene dafür einzusetzen, dass – die zuständigen europäischen Institutionen in die Lage versetzt werden, wirksame Maßnahmen ergreifen zu können, die für eine effektivere Überwachung der Haushalts- und Finanzpolitiken der Mitgliedstaaten sorgen. Insbesondere dem Europäischen Statistikamt EUROSTAT muss ein Zugriffs-, Durchgriffs- und Kontrollrecht gegenüber den nationalen Statistikäm- tern eingeräumt werden. Der Europäische Rech- nungshof ist durch erweiterte Prüfungsrechte zu stär- ken. – ein effektiver Frühwarnmechanismus eingerichtet wird, der im Fall drohender Überschuldung von Staaten eine Warnung auslöst. Defizitsünder sollten vor Verab- schiedung ihrer Haushalte der Eurogruppe berichten müssen und diese sollte dazu öffentlich Stellung bezie- hen können. – der Stabilitäts- und Wachstumspakt in seiner Funktion gestärkt wird, indem Euro-Mitgliedstaaten, die wie- derholt übermäßige Haushaltsdefizite aufweisen, ei- nem beschleunigten Defizitverfahren unterworfen werden, so dass Sanktionen früher greifen können. Sanktionen müssen zu einem früheren Zeitpunkt ver- hängt werden, und nicht erst, wenn ein Staat am Rande der Zahlungsunfähigkeit steht und weitere Zahlungs- verpflichtungen in der konkreten Situation keinen un- mittelbaren Mehrwert bringen. – die Hürden für politische Einflussnahme gegen zu verhängende Sanktionen möglichst hoch gelegt wer- den, etwa durch zu veröffentlichende Berichte der Eu- ropäischen Zentralbank. – der Stabilitäts- und Wachstumspakt so modifiziert wird, dass deutlich spürbarere Sanktionen verhängt werden können, z. B. Sperrung von Mitteln aus den EU-Struktur- und Kohäsionsfonds für Euro-Mitglied- staaten, die durch übermäßige Haushaltsdefizite die Eurozone als Ganzes gefährden, Suspendierung der Stimmrechte, und die Verhängung von Sanktionen, die soweit möglich automatisch ausgelöst werden. – neue Instrumentarien für überschuldete Staaten entwi- ckelt werden, mit denen ein Restrukturierungs- und In- solvenzsystem aufgebaut wird. Dieses Restrukturie- rungs- und Insolvenzverfahren muss systemische Risiken vermeiden und klar regeln, dass die Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten müssen (Umschuldung). Es muss sichergestellt sein, dass Re- strukturierungs- und Insolvenzverfahren zügig und un- ter Wahrung der Rechtssicherheit durchgeführt werden können; damit soll treffsicher gewährleistet werden, 4514 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 (A) (C) (D)(B) dass diejenigen, die spekulieren, entsprechend den von ihnen eingegangenen Risiken herangezogen werden. – der Anleger- und Verbraucherschutz in Europa verbes- sert sowie insbesondere der sogenannte „graue Kapi- talmarkt“ reguliert und beaufsichtigt wird. Künftig darf kein Finanzmarkt, kein Finanzmarktakteur und kein Finanzmarktprodukt ohne Regulierung, Aufsicht und Haftung bleiben. – bei zukünftigen Beitrittsanträgen zur Währungsunion ein längeres, zum Beispiel fünfjähriges, Monitoring- verfahren durchgeführt wird, in dem der Kandidat be- weist, dass er in der Lage ist, eine dauerhaft stabili- tätsorientierte Finanzpolitik zu führen, und dabei auch auf seine Wettbewerbsfähigkeit achtet. Die aktuelle Krise um Griechenland hat auch verdeut- licht, dass im Finanzmarktsystem Änderungen dringend erforderlich sind, um dessen Krisenresistenz zu stärken. Daher fordert der Bundesrat die Bundesregierung dazu auf, – sich für die Schaffung einer unabhängigen europäi- schen Rating-Agentur einzusetzen, die ihre Ratings vollständig transparent macht. – die Regulierung von Rating-Agenturen zu verbessern, indem wirtschaftliche Verflechtungen von Rating- Agenturen und Finanzmarktakteuren ausgeschlossen und mögliche Marktmanipulationen durch die Fi- nanzaufsicht streng kontrolliert werden. – ein Verbot ungedeckter Leerverkäufe von Finanz- marktinstrumenten einzuführen. – alle Finanzprodukte und alle Finanzmarktteilnehmer, zum Beispiel Hedge-Fonds, zu regulieren. – den Kauf von Kreditausfallversicherungen (CDS), die nicht zur Absicherung eigener oder mandatierter Risi- ken dienen, umgehend zu verbieten. Der Bundesrat spricht sich für die Schaffung europäischer Clearing- stellen und Handelsplattformen aus, die wirksam re- guliert werden. – bei Verbriefungen einen signifikanten Selbstbehalt einzuführen. Zugleich erwartet der Bundesrat die Er- stellung verbindlicher Standards für Verbriefungen. – die Erhebung einer risikoadjustierten Bankenabgabe zur Errichtung eines Stabilitäts-Fonds zur Finanzie- rung künftiger Restrukturierungs- und Abwicklungs- maßnahmen bei Banken voranzutreiben, damit der Fi- nanzsektor bei zukünftigen Krisen selbst gewappnet ist und reagieren kann. – sich in Europa und in der G-20-Gruppe für die Um- setzung der jetzt vom Internationalen Währungsfonds vorgelegten Vorschläge hinsichtlich eines abgestimm- ten Vorgehens zur Beteiligung des Finanzsektors an den Kosten der Krise einzusetzen. Der Bundesrat hat in seiner 870. Sitzung am 21. Mai 2010 beschlossen, zu dem nachstehenden Gesetz einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zur Übernahme von Gewährleistungen im Rahmen eines europäischen Stabilisierungsme- chanismus Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Auswärtiger Ausschusses – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Ergebnisse ihrer Bemühungen um die Weiterentwicklung der politischen und ökonomischen Gesamtstrategie für die Balkanstaa- ten und ganz Südosteuropa (Berichtszeitraum: 1. Februar 2009 bis 28. Februar 2010) – Drucksachen 17/1200, 17/1485 Nr. 2 – Ausschuss für Gesundheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Situation der Transplantationsmedizin in Deutschland zehn Jahre nach Inkrafttreten des Trans- plantationsgesetzes – Drucksachen 16/13740, 17/591 Nr. 1.15 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Gutachten 2009 des Sachverständigenrates zur Begut- achtung der Entwicklung im Gesundheitswesen Koordination und Integration – Gesundheitsversor- gung in einer Gesellschaft des längeren Lebens – Drucksachen 16/13770, 17/591 Nr. 1.16 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zu Erfahrungen mit der Erprobung von Arzneimitteln an Minderjährigen nach Inkrafttreten des Zwölften Gesetzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes – Drucksachen 16/14131, 17/591 Nr. 1.33 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Umsetzung der gesetzlichen Vorschrift zur Fortsetzung der Arzneimit- teltherapie nach Krankenhausbehandlung – Drucksachen 16/14137, 17/591 Nr. 1.34 – Ausschuss für Wirtschaft und Technologie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung 2009 zur Anwendung des Standardkosten-Modells und zum Stand des Bürokra- tieabbaus – Drucksachen 17/300, 17/591 Nr. 1.46 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahresgutachten 2009/10 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung – Drucksache 17/44 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über den Stand der Doha- Welthandelsrunde – Drucksachen 17/316, 17/503 1.2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 44. Sitzung. Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 4515 (A) (C) (D)(B) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahreswirtschaftsbericht 2010 der Bundesregierung – Drucksache 17/500 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat: Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/859 Nr. A.3 Ratsdokument 5935/10 Drucksache 17/859 Nr. A.4 Ratsdokument 5938/10 Drucksache 17/1100 Nr. A.1 Ratsdokument 17811/09 Drucksache 17/1492 Nr. A.1 EuB-BReg 82/2010 Drucksache 17/1492 Nr. A.3 EuB-BReg 85/2010 Drucksache 17/1492 Nr. A.5 EuB-EP 2008; P7_TA-PROV(2010)0017 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/859 Nr. A.9 Ratsdokument 5662/10 Drucksache 17/859 Nr. A.10 Ratsdokument 15058/09 Drucksache 17/1100 Nr. A.8 EuB-BReg 77/2010 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/1492 Nr. A.28 Ratsdokument 8174/10 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/1270 Nr. A.6 Ratsdokument 6822/10 Drucksache 17/1270 Nr. A.7 Ratsdokument 6963/10 Drucksache 17/1492 Nr. A.37 Ratsdokument 7709/10 Ausschuss für Tourismus Drucksache 17/1492 Nr. A.42 Ratsdokument 8253/10 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 17/315 Nr. A.8 Ratsdokument 17196/09 44. Sitzung Berlin, Freitag, den 21. Mai 2010 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1704400000

Die Sitzung ist eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich teile Ihnen mit,
dass der Kollege Hellmut Königshaus aufgrund seiner
Ernennung und gestrigen Vereidigung zum Wehrbeauf-
tragten auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag
verzichtet hat. Als Nachfolger begrüße ich den Kollegen
Holger Krestel.


(Beifall)


Herzlich willkommen und gute Zusammenarbeit!

Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, müssen wir
einen Geschäftsordnungsantrag behandeln. Die Frak-
tionen der CDU/CSU und FDP haben fristgerecht bean-
tragt, die heutige Tagesordnung um die zweite und dritte
Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Übernahme
von Gewährleistungen im Rahmen eines europäischen
Stabilisierungsmechanismus zu erweitern. Die Vorlage
soll heute als Zusatzpunkt 13 in Verbindung mit Tages-
ordnungspunkt 27 als erster Punkt mit einer auf zwei
Stunden verlängerten Debattenzeit beraten werden. Dazu
gibt es kein Einvernehmen. Deswegen wollen wir da-
rüber in einer Geschäftsordnungsrunde diskutieren und
dann über diesen Antrag befinden.

Gegen diesen Aufsetzungsantrag hat sich die Kolle-

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Redet
gin Dagmar Enkelmann zu Wort gemeldet, der ich hier-
mit das Wort erteile.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704400100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Die Fraktion Die Linke stimmt der Aufsetzung des
genannten Gesetzentwurfes auf die Tagesordnung nicht
zu. Kommen Sie mir jetzt nicht mit der Verantwortung,
die wir für Europa zu übernehmen haben!


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Nein! – Peter Altmaier [CDU/CSU]: Genau damit kommen wir Ihnen!)


Das Verfahren in dieser Woche ist verantwort


(Beifall bei der LINKEN)


(C (D ung 21. Mai 2010 0 Uhr ie haben in dieser Woche in einem Schnellverfahren ber die Vergabe von über 100 Milliarden Euro entschieen. Das Parlament wird erneut zu einer Abstimmungsaschinerie degradiert. Die Linke sagt: Damit muss ndlich Schluss sein. ir teilen ausdrücklich Ihre Kritik, Herr Präsident, an iesem Verfahren, am Umgang der Regierung mit dem arlament. Wir, das Parlament, sind nicht das Marionet entheater der Regierung. Im Übrigen will ich die Fraktionsvorsitzenden daran rinnern, dass die Kanzlerin im Gespräch mit ihnen verprochen hat, dass die abschließende Lesung hier im undestag erst stattfindet, wenn der europäische Vertrag orliegt. Der Vertrag liegt bis heute nicht vor. (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


ie, meine Damen und Herren, geben sich jetzt mit Eck-
unkten zufrieden. Wie diese Eckpunkte im Vertrag tat-
ächlich geregelt werden, ist bis heute völlig offen. Es ist
lso die Frage, inwieweit die nationalen Parlamente be-
eiligt werden, inwieweit eine Kontrolle erfolgt. Das al-

ext
les sind Fragen, die bis heute offen sind. Sie meinen
möglicherweise, das sei unwichtig. Die Linke sagt: Das
ist wichtig für die Entscheidung in diesem Hohen Hause.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir wollen nicht die Katze im Sack kaufen.

Das ist auch nicht durch Ihren im Ausschuss vorge-
legten Änderungsantrag geheilt, in dem Sie sagen: Na
gut, wenn der Vertrag nächste Woche da ist, dann wer-
den wir mal den Haushaltsausschuss informieren. – Hier
entscheidet heute dieses Parlament, der gesamte Bundes-
tag, nicht der Haushaltsausschuss, der irgendwann mal
informiert wird.

haus möglich, zum Beispiel eine Sonder-
rufen, wenn der Vertrag da ist. Das hätten
können. Das haben Sie abgelehnt. Sie
ungslos. Es wäre durcsitzung einzube
wir diskutieren





Dr. Dagmar Enkelmann


(A) )


)(B)

wollen dieses Schnellverfahren innerhalb von einer Wo-
che. Nein, von einem seriösen Verfahren kann hier keine
Rede sein.

Es war keine Zeit, wirklich über Alternativen zu bera-
ten. Heribert Prantl hat in der Süddeutschen Zeitung völ-
lig zu Recht festgestellt: Die Regierung behauptet, die-
ses Milliardenpaket sei alternativlos, und wir glauben
das alles. – Das heißt: Die Regierung stellt das Parla-
ment de facto kalt, und das Parlament oder, sagen wir
mal so, eine Mehrheit in diesem Parlament lässt sich
auch noch kaltstellen.

Es war auch keine Zeit, die Verfassungsmäßigkeit
dieses Gesetzes zu prüfen. Die ersten Verfassungsklagen
sind angekündigt.

Es war auch keine Zeit, die Folgen oder die langfristi-
gen Auswirkungen des heute vorliegenden Gesetzent-
wurfes zu prüfen, unter anderem zu prüfen, welche Be-
lastungen künftig auf die Bürgerinnen und Bürger
zukommen. Es wird noch schlimmer! Schauen Sie sich
den Gesetzentwurf einmal an! Darin steht nämlich:

Die mittelbaren finanziellen Auswirkungen sind
nicht bezifferbar.

Das hätten wir als Linke mal in einem Antrag formulie-
ren sollen! Das hätten Sie uns um die Ohren gehauen!
Die Regierung darf das ungestraft tun.


(Beifall bei der LINKEN)


Nein, meine Damen und Herren, ein so unsolides, un-
seriöses Gesetzgebungsverfahren ist mit der Linken
nicht zu machen. Da wächst kein Vertrauen in die Stabi-
lisierung des Euro, und da wächst auch kein Vertrauen in
diese Regierung. Das haben Sie längst verspielt. Ich
finde, Sie können einpacken.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1704400200

Für die CDU/CSU-Fraktion erhält der Kollege Peter

Altmaier das Wort.


Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1704400300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir beraten und entscheiden heute über eines
der wichtigsten Gesetzgebungsvorhaben der letzten
Jahre.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


Gerade weil dies so ist, sollten wir im Interesse der Legi-
timation und der Legitimität dieses Parlaments gemein-
sam das zum Ausdruck bringen, was über jeden Zweifel
erhaben ist: dass das Gesetzgebungsverfahren zwar zü-
gig, aber in Punkt und Komma in Übereinstimmung mit
den gesetzlichen Vorschriften und den Vorgaben der Ge-
schäftsordnung durchgeführt worden ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben es mit einem ganz normalen, regulären Ge-
setzgebungsvorhaben zu tun, wie es in der Geschichte
dieses Parlaments schon häufig vorgekommen ist.

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(C (D (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Plus Wortbruch der Kanzlerin!)


arum geht es Ihnen ja auch nicht, Frau Enkelmann.
un Sie nicht so! Führen Sie die Leute nicht hinter die
ichte, indem Sie irgendwelche Quisquilien und techni-
chen Argumente anführen!

Ich will Ihnen etwas vorlesen: Vertrag von
aastricht, 1992: CDU/CSU, SPD, FDP: ja, Linke:

ein. Vertrag von Amsterdam, 1997: CDU/CSU, SPD,
DP: ja, Linke: nein.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


ertrag von Nizza: CDU/CSU, SPD, FDP: ja, Linke:
ein.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


erfassungsvertrag – da hatten Sie keinen Fraktionssta-
us, es waren nur zwei MdBs vertreten –: Stimmverhal-
en: nein. Vertrag von Lissabon: ebenfalls nein.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


eute reden wir über ein weiteres europäisches Vorha-
en ersten Ranges, und Sie sagen wieder Nein.

Sehr geehrter Herr Gysi, sehr geehrte Frau
nkelmann, wir haben eine Partei vor uns, die zutiefst
ntieuropäisch empfindet und sich destruktiv verhält.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


olange Sie diese Haltung nicht ändern, werden wir Sie
m parlamentarischen Verfahren nicht als Partner akzep-
ieren.


(Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Herr Präsident, meine Damen und Herren, soweit ich
eiß, wird sich Bündnis 90/Die Grünen heute Morgen
em Antrag der Linkspartei anschließen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil wir der Kanzlerin geglaubt haben!)


ch will hier in aller Deutlichkeit sagen, Herr Trittin: Im
egensatz zur Linkspartei ist die europäische Überzeu-
ung von Bündnis 90/Die Grünen über jeden Zweifel er-
aben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as haben Sie in den letzten Jahren in diesem Parlament
iederholt bewiesen, zuletzt bei der Verabschiedung des
riechenland-Paketes. Das ist auch ein Beweis für de-
okratische Reife.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nur, Herr Trittin, ich habe nicht verstanden, wie Sie
ei der Frage des Griechenland-Paketes ein mutiges Si-
nal Ihrer europäischen und demokratischen Reife geben
onnten und jetzt, 14 Tage später, so tun können, als hät-
en Sie mit all dem nichts zu schaffen, und dies unter Be-
ufung auf zugegebenermaßen wichtige, aber technische





Peter Altmaier


(A) )


)(B)

Fragen im Zusammenhang mit diesem Gesetzgebungs-
vorhaben.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Technisch?)


Wir haben im Haushaltsausschuss mit Ihrer Unterstüt-
zung die Beteiligungsrechte des Parlamentes verschärft.
Die Bundesregierung ist ihrer Verpflichtung nachgekom-
men. Wir haben Ihnen die Eckpunkte der Zweckgesell-
schaft vorgelegt. Wir haben darauf hingewiesen, dass es
in der Sache keine Änderungen und keine Regelungen
geben wird, die dem Parlament nicht vorher mitgeteilt
werden.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist nicht entscheidend! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Parlament ist mehr als ein Haushaltsausschuss!)


Ich kann Ihnen sagen, was seit der Entscheidung zu
Griechenland geschehen ist: Die SPD hat sich damals in
die Büsche geschlagen, und nun hoppeln Sie in die
Büsche hinterher. Nur – das sieht man in Nordrhein-
Westfalen – ist die SPD schon längst einen Busch weiter.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darüber müssen Sie ja selber lachen!)


Deshalb sage ich Ihnen: Sie sollten sich an Ihrem Alt-
meister Joschka Fischer orientieren. Ich bin davon über-
zeugt, dass Joschka Fischer, wenn er in dieser Situation
Vorsitzender der Grünenfraktion wäre, sagen würde: Wir
können doch in einer politischen Gestaltungsfrage ersten
Ranges nicht über eine haushaltsrechtliche Einzelfrage
den Kurs der Grünen bestimmen.


(Lachen des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wenn er heute Morgen vor dem Fernsehschirm sitzt,
wird er Ihnen – wahrscheinlich nicht der Fraktion, aber
den beiden Fraktionsvorsitzenden – vermutlich seinen
Lieblingsspruch zurufen: Avanti Dilettanti!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich bin am Ende meiner Ausführungen. Herr
Steinmeier ist nicht da, Herr Gabriel ist nicht da.


(Thomas Oppermann [SPD]: Der ist da! Er ist hinten!)


– Wunderbar. – Ich will am Ende noch einmal einen Ap-
pell an die sozialdemokratische Partei in diesem Hause
richten. Wir haben seit den 50er-Jahren alle grundlegen-
den Fragen der europäischen Integration bei vielerlei
Unterschieden im Detail gemeinsam diskutiert und ge-
meinsam entschieden. Sie haben sich bei der Griechen-
land-Frage für Enthaltung entschieden. Sie haben ge-
sagt: Wir wollen ein klares Signal, dass die Märkte und
die Banken an den Kosten der Krise beteiligt werden.
Das war auch unser Anliegen.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Wir – CDU/CSU und FDP gemeinsam – sind Ihnen in ieser Frage mit einer klaren Aussage entgegengekomen. Die Märkte haben das realisiert. In ganz Europa ird die Bundesrepublik Deutschland als Vorkämpferin ür eine bessere Regulierung und eine vernünftige Einämmung der Spekulationen angesehen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ur Sie wollen das nicht wahrhaben, weil Sie glauben,
ass Sie damit die eine oder andere Stimme gewinnen
önnen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es ist Pfingsten, nicht Karneval!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir ent-
cheiden heute über sehr viel Geld. Es ist eines der wich-
igsten Gesetzgebungsvorhaben, nicht nur, weil es um
eld geht, sondern weil es im Kern um die Frage geht,
b wir es schaffen, unser Modell der sozialen Marktwirt-
chaft in einer globalen Welt zu verteidigen. Dazu sind
ir bereit, und dafür möchte ich Sie noch einmal um

hre Unterstützung bitten.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1704400400

Der Kollege Thomas Oppermann erhält nun für die

PD-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt kommt die SPD aus dem Busch, um Herrn Altmaier zu zitieren!)



Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1704400500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber

err Altmaier, natürlich ist das Verfahren nicht irregulär.
ie halten die Fristen ein, und Sie haben das Recht, die-
en Punkt heute auf die Tagesordnung zu setzen.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Sie enthalten sich!)


ir werden dem nicht widersprechen. Wenn die Regie-
ungsmehrheit heute über diese Frage entscheiden will,
ann sollen Sie darüber nach unserer Überzeugung auch
ntscheiden dürfen.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Das ist der Vorsprung der Kanzlerin!)


ber das ist noch lange kein angemessener Umgang mit
iesem Parlament.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir sollen heute über Bürgschaften in Höhe von
48 Milliarden Euro entscheiden, aber wir kennen noch
icht die vertraglichen Grundlagen, nach denen diese
redite bzw. Bürgschaften vergeben werden. Ich finde,





Thomas Oppermann


(A) )


)(B)

das ist für jeden Abgeordneten in diesem Haus eine Zu-
mutung.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir sollen schnell entscheiden. Ich frage Sie, Frau Bun-
deskanzlerin: Warum haben Sie denn nicht gemeinsam
mit den Regierungen in Europa schneller gearbeitet?


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Das geht nicht noch schneller! – Zurufe von der CDU/CSU: Oh! Oh!)


Ist es denn unzumutbar, dass die Regierungen zwei Wo-
chen lang Zeit haben, eine vertragliche Regelung herbei-
zuführen, damit die Parlamente entscheiden können?
Das ist doch das Selbstverständlichste von der Welt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es fällt auf, dass ohnehin mit sehr unterschiedlichen
Geschwindigkeiten gearbeitet wird,


(Iris Gleicke [SPD]: So ist es!)


je nachdem, welcher Gegenstand betroffen ist. Heute sol-
len wir innerhalb einer Woche entscheiden. Aber in Ihrer
Vorhabenplanung, Frau Bundeskanzlerin, steht: Umset-
zung der Bankenrichtlinie: geplant für September 2010;


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! 2010, nicht 2011! – Zurufe von der SPD: Oh!)


Gesetz zur Verstärkung des Anlegerschutzes: geplant für
Februar 2011;


(Zurufe von der SPD: Oh!)


Bankenabgabe: Verabschiedung geplant für Februar 2011.


(Joachim Poß [SPD]: Vorkämpfer!)


Es fällt, wie gesagt, auf, dass mit verschiedenen Ge-
schwindigkeiten gearbeitet wird, je nachdem, ob es da-
rum geht, Banken zu retten oder nervöse Finanzmärkte
zu beruhigen, oder ob es darum geht, die Bürgerinnen
und Bürger durch Finanzmarktregulierungen vor diesen
Finanzmärkten zu schützen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1704400600
Wir werden es
nicht hinnehmen, dass Sie aus dem Deutschen Bundes-
tag ein Parlament der zwei Geschwindigkeiten machen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Glauben Sie nicht, dass den Bürgerinnen und Bürgern
nicht auffällt, dass das eine ganz schnell geht und das an-
dere unendlich lange dauert?!

Es ist in der Tat so: Wir haben heute eine der schwie-
rigsten Entscheidungen zu treffen, die der Deutsche
Bundestag jemals treffen musste. Dies ist die vierte gra-
vierende Entscheidung in dieser Wahlperiode. Ich muss
Ihnen das einmal in Erinnerung rufen: Die erste Ent-

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(C (D cheidung war das sogenannte Wachstumsbeschleuniungsgesetz, mit dem 1 Milliarde Euro für die Hotelketen bewilligt wurde; das war die Mövenpick-Milliarde. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der FDP)


Die zweite gravierende Entscheidung war der Haus-
alt 2010. Wir haben einen Haushalt mit einer Nettokre-
itaufnahme in Höhe von 80 Milliarden Euro verabschie-
et, der höchsten Nettokreditaufnahme in der Geschichte
er Bundesrepublik.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Steinbrück wollte 86 Milliarden! – Otto Fricke [FDP]: Ihr wolltet doch fast 90 Milliarden! – Dr. HansPeter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Das ist immer noch weniger, als in Ihrem Etatentwurf geplant war!)


Ganz ruhig. Nur weil Sie eine Tu-nichts-Regierung
ind, sind wir noch lange kein Abnickparlament.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Bei der dritten gravierenden Entscheidung ging es um
ie 22 Milliarden Euro, die wir vorvergangene Woche
ür Griechenland bewilligt haben.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Auch da habt ihr euch enthalten!)


eute geht es um 148 Milliarden Euro. Ich sage Ihnen:
ber insgesamt mehr als 250 Milliarden Euro haben Sie

n den ersten sechs Monaten dieser Wahlperiode zusätz-
ich entschieden.


(Hermann Gröhe [CDU/CSU]: Wollen Sie etwa die Kurzarbeit abschaffen?)


as ist eine Viertelbillion Euro, Frau Bundeskanzlerin.
amit sind Sie schon heute die Schuldenregierung, die
egierung, die in der Geschichte der Bundesrepublik
eutschland die meisten Schulden gemacht hat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das ist eine Frechheit!)


Ich bitte Sie: Machen Sie jetzt endlich Ihre Hausauf-
aben, damit Sie nicht schon bald das nächste Rettungs-
aket schnüren müssen. Sie haben Ihr Konto maßlos
berzogen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das ist typisch SPD! Ihr findet einfach keine Haltung!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1704400700

Das Wort erhält nun der Kollege Jörg van Essen für

ie FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1704400800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

haben heute eine schwere Entscheidung zu treffen. Wir
alle sind in der Verpflichtung, auch in der Diskussion
dieser besonderen Situation gerecht zu werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich werbe nachdrücklich dafür, dass wir das auch nach
außen hin deutlich machen.

Es ist doch schon erstaunlich: Über Wochen wirft die
Opposition der Regierung vor, dass sie nicht schnell ge-
nug entscheidet, dass sie bestimmte Entscheidungen
nicht schnell genug herbeigeführt hat. Jetzt geht auf ein-
mal alles viel zu schnell.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Gerade in schwierigen Zeiten ist es gut, wenn man dem
Rat folgt, den jemand gibt, der insgesamt großes Ansehen
genießt, und zwar berechtigt. In dieser Woche – ein Kol-
lege hat es mitgeschrieben – ist in der Anhörung des
Haushaltsausschusses vorgetragen worden: „Es ist unab-
dingbar, am Freitag“ – am heutigen Tage also – „das Ge-
setzgebungsverfahren abzuschließen. Es ist unabdingbar.
Man muss daher ohne Wenn und Aber in dieser Woche zu
Ende kommen, um weitere Skepsis und weitere Verunsi-
cherungen zu vermeiden.“ – Das war die Empfehlung des
Präsidenten der Bundesbank.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Können Sie das auf Französisch sagen, Herr van Essen?)


Wir sollten genau dieser Empfehlung folgen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Damit werden wir der Verpflichtung unseres Parlaments
gerecht.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1704400900

Der Kollege Volker Beck hat nun für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen das Wort.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1704401000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Unsere

Fraktion widerspricht der Aufsetzung des Gesetzentwur-
fes auf die Tagesordnung am heutigen Freitag, und zwar
nicht, weil wir gegen den geplanten Stabilisierungsme-
chanismus wären, sondern weil wir ihn sorgfältig bera-
ten und in Kenntnis aller Unterlagen und Grundlagen be-
schließen wollen. Diese Grundlagen liegen nicht vor.
Was uns vorliegt, ist ein kleiner Zettel mit ein paar Krite-
rien für den Vertrag über die Zweckgesellschaft.

Herr van Essen, Sie verlangen heute von uns – und
das ohne Not –, dass wir unsere Rechte auf Mitwirkung
in der Europäischen Union und unser Budgetrecht aufge-
ben und an die Regierung delegieren. Das ist hochge-
fährlich.

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(C (D (Jörg van Essen [FDP]: Ihr habt doch den Antrag selbst eingebracht!)


s gibt bereits einen Abgeordneten von der Union, der
ngekündigt hat, gegen das Gesetz zu klagen. Was be-
irkt es für die Stabilisierung der Finanzmärkte, wenn
er Abgeordnete am Ende zu Recht die Verletzung sei-
er Organrechte vom Bundesverfassungsgericht bestä-
igt bekommt und Ihnen das Ganze um die Ohren fliegt?
ann haben Sie mit Zitronen gehandelt und ein Desaster

ür die Europäische Union angerichtet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das Gesetzgebungsverfahren hat schon auf der Ebene
er Europäischen Union mit einem ersten Verfassungs-
ruch begonnen: Am 7. Mai wurden Sie darüber unter-
ichtet, dass man dringend einen solchen Mechanismus
chaffen muss. Frau Bundeskanzlerin, haben Sie den
eutschen Bundestag unverzüglich darüber unterrichtet?
ein. Am 9. Mai waren nämlich Wahlen in Nordrhein-
estfalen. Sie haben abgewartet; Sie haben dieser Ver-

rdnung zugestimmt, ohne dem Bundestag das Recht zur
tellungnahme zu geben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


amit haben Sie die Rechte dieses Parlamentes verletzt.

Heute wollen Sie eine Blankovollmacht für die weite-
en Verhandlungen. Warum sollte die Opposition Ihnen
ine Blankovollmacht ausstellen? Sie sind uns am Anfang
er Woche entgegengekommen und haben gesagt, dass
m Freitag die Grundlagen vorliegen; sie liegen nicht vor.
ie haben versucht, uns mit der Zusage zu locken, eine Fi-
anzmarktsteuer einzuführen. Hinterher haben Sie uns
ann gesagt: Das könnte die Finanzaktivitätsteuer, die Fi-
anztransaktionsteuer oder eine Kombination aus beidem
ein. Sie sind nicht entscheidungsfähig. Sie sind die
remse in Europa, wenn notwendige Maßnahmen recht-
eitig verabschiedet werden müssen. Das war bei der
riechenland-Hilfe so, das ist bei der Finanzmarktsteue-

ung so. Warum sollten wir Ihnen hier einen Blanko-
check ausstellen?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Meine Damen und Herren, zahlreiche Fragen, die sich
m Zusammenhang mit dem geplanten Mechanismus
tellen, sind in dieser Woche nicht geklärt worden. Die
ommission handelt hier – auf Wunsch der Bundesre-
ierung – außerhalb des EU-Vertrages und offenbar im
inne der Unterstützung der Nationalstaaten. Wer kon-

rolliert die Europäische Kommission bei dieser Tätig-
eit? Wenn wir Ihnen heute hinsichtlich dieser Fragen
inen Blankoscheck ausstellen, haben wir unsere Rechte
bgegeben; das Europäische Parlament ist nicht zustän-
ig.

Zu der zwischenstaatlichen Vereinbarung zur Errich-
ung einer Zweckgesellschaft – wir kennen sie nicht, und
uf dem Zettel steht dazu nichts – stellen sich einige Fra-
en: Soll dies eine zivilrechtliche Vereinbarung nach lu-





Volker Beck (Köln)



(A) )


)(B)

xemburgischem Recht sein, bei der die Bundesregierung
den Bundestag nicht konsultieren muss? Oder ist nicht
doch eine völkerrechtliche Vereinbarung nötig und vor-
gesehen? Dann muss sie hier im Deutschen Bundestag
beraten werden. All diese Fragen haben Sie nicht ge-
klärt, und Sie wollen die Klärung an die Bundesregie-
rung delegieren. Das ist fahrlässig und entspricht nicht
der Seriosität dieses Parlamentes.

Wir schlagen vor, den Gesetzentwurf heute von der
Tagesordnung abzusetzen und den Bundestagspräsiden-
ten zu bitten, dann, wenn die Grundlagen hierfür vorlie-
gen, unverzüglich den Deutschen Bundestag, auch in der
Pfingstpause, einzuberufen, damit wir die notwendigen
Entscheidungen treffen. Andere Länder wie Frankreich
haben in dieser Woche auch nicht entschieden. Sie wis-
sen doch: Der Mechanismus greift erst, wenn alle ent-
schieden haben, die Vereinbarungen stehen und die Sat-
zung für die Zweckgesellschaft vorliegt. Vorher kann
nichts greifen.


(Jörg van Essen [FDP]: Ganz ruhig!)


Bis dahin ist bereits eine Regelung in Kraft: 60 Mil-
liarden Euro der Europäischen Union stehen für notwen-
dige Maßnahmen unmittelbar zur Verfügung. Deshalb
droht, wenn wir die heutige Entscheidung vertagen,
keine Unsicherheit für die Finanzmärkte, es droht insbe-
sondere keine verfassungsrechtliche Krise bei der Verab-
schiedung dieses Paketes, und wir, der Deutsche Bun-
destag, können diese Frage seriös in Verantwortung
gegenüber unseren Wählerinnen und Wählern sowie den
Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern beraten und ent-
scheiden und die Verantwortung für diese schwierige
Entscheidung dann gemeinsam tragen.

Sie wollen die Opposition daran hindern, hier mitzu-
machen. Aber darum geht es Ihnen gar nicht; das haben
wir am Mittwoch erlebt. Die FDP-Fraktion sagt uns ja:
Es ist uns egal, ob die Opposition dafürstimmt oder da-
gegenstimmt,


(Nicolette Kressl [SPD]: Ja!)


Hauptsache, wir bekommen das durch. – Dies liegt nur
an einem: Sie glauben, dass Sie Ihre Mehrheiten in der
nächsten oder übernächsten Woche womöglich gar nicht
mehr zusammenbekommen; denn das Misstrauen Ihrer
Fraktionen gegenüber der eigenen Regierung in diesen
Fragen ist ja sinnfällig; das hören wir aus Ihren Frak-
tionssitzungen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Deshalb, aus Angst davor, dass Ihnen der Laden ausein-
anderläuft, drücken Sie das Ganze hier mit aller Gewalt
und gegen die Rechte des Deutschen Bundestages durch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: In der Schule würde man sagen: Setzen, sechs!)


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(C (D Wir kommen nun zur Abstimmung über den Aufset ungsantrag. Wer für den Aufsetzungsantrag der Fraktioen der CDU/CSU und der FDP stimmt, den bitte ich um as Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält ich? – Damit ist der Aufsetzungsantrag mit der Mehreit der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen von ündnis 90/Die Grünen und der Fraktion Die Linke bei timmenthaltung der SPD-Fraktion angenommen. (Nicolette Kressl [SPD]: Für Überheblichkeit ist eigentlich kein Platz mehr!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1704401100

Ich rufe nun den soeben aufgesetzten Zusatzpunkt 13
owie die Tagesordnungspunkte 27 a bis 27 c auf:
P 13 Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-

nen der CDU/CSU und der FDP eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Übernahme von
Gewährleistungen im Rahmen eines europäi-
schen Stabilisierungsmechanismus
– Drucksache 17/1685 -
Beschlussempfehlung und Bericht des Haushalts-
ausschusses (8. Ausschuss)

– Drucksache 17/1740, 17/1741 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Carsten Schneider (Erfurt)

Otto Fricke
Roland Claus
Alexander Bonde

27 a) Beratung des Antrags der Fraktionen CDU/CSU,
SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Stabilisierung des Finanzsektors – Eigenkapi-
talvorschriften für Banken angemessen über-
arbeiten
– Drucksache 17/1756 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umset-
zung der geänderten Bankenrichtlinie und der
geänderten Kapitaladäquanzrichtlinie
– Drucksachen 17/1720, 17/1803 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz

c) Unterrichtung durch die Bundesregierung

Bericht über die Umsetzung der neu gefassten
Bankenrichtlinie und der neu gefassten Kapi-
taladäquanzrichtlinie
– Drucksache 16/13741 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

Zu dem Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU
und der FDP liegen zwei Entschließungsanträge der
SPD-Fraktion sowie je ein Entschließungsantrag der
Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen vor.

Ich mache schon jetzt darauf aufmerksam, dass wir
am Schluss dieser Debatte insgesamt vier namentliche
Abstimmungen durchführen werden, zunächst über den
Gesetzentwurf, dann über die beiden Entschließungsan-
träge der SPD-Fraktion und schließlich über den Ent-
schließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache zwei Stunden vorgesehen. – Ich höre
dazu keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst
der Kollege Dr. Michael Meister für die CDU/CSU-
Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1704401200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir als

christlich-liberale Koalition wollen ein lebendiges und
funktionierendes Europa, und wir stehen für einen stabi-
len Euro. Diese Verantwortung werden wir heute früh im
Deutschen Bundestag wahrnehmen. Ich würde mich
freuen, wenn auch die Kollegen der Opposition bereit
wären, Verantwortung für Deutschland und unsere ge-
meinsame Währung zu übernehmen, und nicht davon-
laufen würden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Herr Oppermann, Sie sollten sich die Frage stellen,
wie Ihre Absicht, sich zu enthalten, von Ihren Kollegen
im Europäischen Parlament und von den Regierungen,
die von mit Ihnen befreundeten Parteien in anderen euro-
päischen Ländern gestellt werden, wahrgenommen wird.
Ich glaube, Sie geben ein Bild ab, das als schwer erträg-
lich empfunden wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wenn wir einen stabilen Euro haben wollen, dann
müssen wir aus meiner Sicht drei Maßnahmen ergreifen:

Erstens. Wir müssen den Euro wetterfest machen. Wir
haben festgestellt, dass die Regelungen, die der Vertrag
von Maastricht enthält, zwar auf dem Papier stehen,
aber bedauerlicherweise nicht eingehalten werden. Des-
halb brauchen wir eine Stärkung des Maastrichter Ver-
trages. Dazu hat gestern Bundesfinanzminister Wolfgang
Schäuble seinen Kollegen in der Euro-Gruppe Vor-
schläge gemacht. Heute Nachmittag wird damit begon-
nen, über Änderungen am Vertrag zu sprechen. Wir als
Fraktion wünschen ausdrücklich, dass diese Dinge ener-
gisch und zeitnah vorangetrieben werden, damit wir in
Zukunft ein festeres Fundament für den Euro gewähr-
leisten können.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Zweitens. Wir brauchen eine Stärkung der Leistungsähigkeit der Volkswirtschaften in der Euro-Gruppe. n dieser Stelle müssen wir eine Debatte nach dem otto „Alle müssen stärker werden“ führen. Wir dürfen eine Debatte nach dem Motto „Wie kann der Stärkere chwach werden?“ führen. Wir müssen gemeinsam unere wirtschaftliche Leistungskraft steigern. In diesem inne müssen wir die Debatte bestreiten. as ist nicht ganz einfach, weil nicht alle dieselbe Philoophie haben. Deshalb sagen wir Ja zu mehr Koordinaon in der Wirtschaftspolitik, aber in richtig verstandenem inne. Wir müssen auch in Zukunft wettbewerbsfähig ein, nicht nur in, sondern auch über Europa hinaus, also egenüber China, Indien und den USA. Deshalb müssen ir gemeinsam unsere wirtschaftliche Leistungskraft tärken. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Drittens. Wir haben es gesehen: Wenn jemand
chwach ist, wird das von den Kapitalmärkten entdeckt.
ie versuchen, Schwächen auszunutzen. Mit Blick auf
ie Finanzkrise, die wir erlebt haben, und mit Blick auf
ie Schuldenkrise, die wir gegenwärtig erleben, müssen
ir deshalb für eine bessere Regulierung der Kapital-
ärkte sorgen.

Für diese drei Aufgaben brauchen wir zeitnahe Lö-
ungen. Heute wird es keine Lösungen geben, aber wir
üssen darum ringen, dass sie möglichst schnell kom-
en. Damit wir die Zeit haben, Lösungen auf den drei
roblemfeldern zu erreichen, brauchen wir das Nothilfe-
aket, das heute auf dem Tisch liegt. Deshalb möchte ich
ie alle bitten, dieses Paket zu unterstützen, damit wir
ie Zeit haben, die richtigen Weichenstellungen in Eu-
opa treffen zu können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Schuldenkrise in Europa hat aus meiner Sicht
wei Ursachen. Eine Ursache ist die Finanz- und Wirt-
chaftskrise, in der die Staaten zum einen durch die Ret-
ung der Finanzinstitute und zum anderen durch die Sta-
ilisierung der Konjunktur mittels staatlich finanzierter
rogramme versucht haben, diese Krise abzumildern.
ie zweite Ursache liegt allerdings in der Struktur. Über
iele Jahre hinweg wurde in fast allen europäischen
taaten mehr Geld ausgegeben als eingenommen. Des-
alb müssen wir eine Veränderung des Verhaltens her-
eiführen. Ich bin der Meinung, wir sollten nicht auf an-
ere schauen, sondern wir sollten bei uns beginnen. Wir
ollten ein Vorbild sein, eine positive Rolle spielen und
ersuchen, unser Budgetdefizit strukturell auszuglei-
hen. Das ist die Aufgabe, vor der wir stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich bin sehr einverstanden mit unserer Position, die
ie Frau Bundeskanzlerin vor zwei Tagen hier vorgetra-
en hat. Wir sprechen heute über die Frage: Sind wir mit
nderen Ländern in der EU solidarisch, die möglicher-





Dr. Michael Meister


(A) )


)(B)

weise noch nicht vollständig das realisiert haben, was
wir ab 2005 getan haben? Wir haben in Deutschland ab
2005 unseren Haushalt konsolidiert und dadurch dafür
gesorgt, dass wir heute in der Lage sind, Antworten auf
Finanz-, Wirtschafts- und Schuldenkrise geben zu kön-
nen. Wenn wir diese Konsolidierungsleistung nicht er-
bracht hätten, könnten wir diese Antwort heute nicht ge-
ben.

Andere Länder haben diese Anstrengungen nicht
ganz in dem Umfang wie wir unternommen. Deshalb
muss man jetzt an dieser Stelle sagen: Solidarität mit an-
deren, ja, aber notwendigerweise verbunden mit der For-
derung nach Solidität, damit das Ganze nicht zu einer
bedingungslosen Hilfsaktion wird, die dann letzten En-
des dazu führt, dass wir alle nicht mehr leistungsfähig
sind. Vielmehr müssen wir dafür sorgen, dass die jetzt
geleistete Solidarität dazu führt, dass alle miteinander
die Chance haben, leistungsfähiger zu werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Nun haben einige Kollegen kritisiert, dass eine we-
sentliche Vereinbarung bezüglich dessen, worüber wir
heute entscheiden, nicht vorliegt. Ich will zum einen
festhalten, dass es eine hervorragende Leistung von
Thomas de Maizière, Wolfgang Schäuble und der Bun-
deskanzlerin war, klare Eckpunkte dazu aufzustellen,
wie diese Zweckgesellschaft ausgestaltet werden soll.


(Nicolette Kressl [SPD]: Seit heute!)


Es ist wichtig, dass der deutsche Wunsch nach Stabilität
in diesen Eckpunkten deutlich zum Ausdruck gebracht
wird. So gibt es keine gesamtschuldnerische Haftung.
Die Nothilfen werden zeitlich befristet und eben nicht
als ein dauerhaftes Instrument eingerichtet. Die Auszah-
lung der Tranchen muss jeweils einstimmig erfolgen.
Schließlich wird sie an Konsolidierungsauflagen für die
betroffenen Länder gebunden. Ein entscheidender Punkt
aus meiner Sicht ist auch, dass wir den Internationalen
Währungsfonds für die operationelle Umsetzung mit
eingebunden haben.

Zum anderen sind die Auflagen in dem Gesetzent-
wurf, den wir heute debattieren, strenger als in dem Ge-
setz, das wir vor 14 Tagen mit Blick auf Griechenland
beschlossen haben.


(Zurufe von der LINKEN)


Im vorliegenden Gesetzentwurf steht drin, dass eine un-
verschuldete Notlage eingetreten sein muss. Bei Grie-
chenland stellte sich die Lage ja anders dar. Hier haben
wir also eine strengere Formulierung als bei dem, was
vor zwei Wochen in diesem Hohen Hause beraten wor-
den ist.

Das sind die Eckpunkte. Jetzt kann man natürlich for-
dern: Wir wollen den genauen Text sehen. – Zu dieser
Forderung will ich klar und deutlich sagen: In dem Ge-
setzentwurf, den wir heute beraten, steht drin, dass es
nicht zu einer Auszahlung kommen wird und keine Ga-
rantien gegeben werden, bevor nicht der Vertragstext
dem Deutschen Bundestag bekannt ist. Das ist doch eine
klare Zusage. Wir kennen also, bevor das Gesetz zur An-

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(C (D endung kommt, den genauen Text. Es ist eine Ausrede, enn einige von Ihnen, meine Damen und Herren, sich uf diesen Punkt stützend versuchen, Ihre Nichtzustimung oder Enthaltung zu rechtfertigen. Ich möchte einen weiteren Punkt aufgreifen. Dabei eht es um die Frage, inwieweit das Ausräumen von orbehalten des Haushaltsausschusses des Deutschen undestages zur Bedingung dafür gemacht wird, dass ahlungen geleistet werden. Bei dieser Fragestellung eht es zunächst einmal darum, ob denn nun das Paket, as wir heute beschließen, für diejenigen, für die es geacht ist, glaubwürdig ist; das heißt, die Kapitalmärkte üssen überzeugt werden, nicht weiter gegen den Euro u spekulieren. Deshalb sollten wir aufhören, zu viele onditionalitäten zu setzen. Sonst legen wir schon in em Gesetz dessen eigenes Scheitern an. Zum Zweiten ist es natürlich berechtigt – ich bin berzeugter Parlamentarier –, zu sagen: Wir können über olche Summen nicht entscheiden, wenn sie in Form von lankoschecks ausgereicht werden sollen. Ich glaube edoch, es ist den Haushältern bei ihren Beratungen in ehr kluger Weise gelungen, eine gute Formulierung zu inden: Man hat sich dabei nämlich an den Mitwirungsrechten des Deutschen Bundestages bei europaolitischen Fragen orientiert und eine Formulierung geunden, die auch im Zusammenhang mit dem Lissabonertrag und seiner Umsetzung hier gewählt worden ist. as ist aus meiner Sicht eine optimale Konstellation; enn jetzt werden die Mitwirkungsrechte des Parlaments egen die eigentliche Zielsetzung dieses Gesetzes gewoen, nämlich eine glaubwürdige Antwort zu geben und amit Spekulation zu beenden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich will einen weiteren Punkt aufgreifen: Es wird jetzt
ie Mär erzeugt, als müssten wir in Deutschland ob der
riechenland-Hilfe und ob des Gesetzes, das wir heute
eschließen wollen, nun anfangen, zu sparen. Nein, wir
eben hier zunächst einmal Garantien. Diese sind nicht
er Grund, warum wir sparen müssen. Umgekehrt wird
in Schuh daraus: Wir müssen sparen, damit wir nicht ir-
endwann selbst in die Lage kommen, von anderen Soli-
arität und Nothilfe einfordern zu müssen, damit wir
elbst als Staat handlungsfähig bleiben und damit künfti-
en Generationen noch ein finanzieller Handlungsspiel-
aum verbleibt. Deshalb müssen wir in Deutschland spa-
en und nicht, weil wir hier Rettungspakete beschließen.
s geht hier um unser Eigeninteresse und um ein eigenes
iel. So sollten wir das auch begründen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Einige haben es noch nicht begriffen!)


Meine Damen und Herren, ich habe darauf hingewie-
en, dass das vorliegende Gesetzespaket auch das Thema
inanzmarktreform beinhaltet. Es ist richtig – wir
üssen diesen Punkt ernst nehmen –, dass wir bezüglich

es Themas Finanzmarktreform technisch und adminis-
rativ keine einfachen Antworten finden werden. Denn





Dr. Michael Meister


(A) )


)(B)

es ist ein hochkomplexes Thema, und es ist ungeheuer
schwer, es so zu kommunizieren, dass das, was richtig
und notwendig ist, von den Menschen draußen verstan-
den wird. Aber wir sollten uns dieser Aufgabe stellen
und versuchen, klarzumachen, was wir tun.

In diesen Tagen ist doch auf der Finanzmarktkonfe-
renz, die Mitte dieser Woche im Bundesfinanzministe-
rium in Vorbereitung auf den G-20-Gipfel im Juni statt-
fand, deutlich geworden, dass die Bundesregierung an
dieser Stelle das Thema inhaltlich nach vorne treiben
will. Durch die Verabschiedung der AIFM-Richtlinie,
nach der jetzt auch Hedgefonds in Europa beaufsichtigt
werden, ist deutlich geworden, dass Deutschland die
Entwicklung vorantreibt.

Wir sollten allerdings beachten, dass nicht alle die-
selbe Sichtweise auf diese Themen haben. Hier erinnere
ich zum Beispiel an die Stellungnahme des kanadischen
Vertreters auf der Konferenz im Bundesfinanzministe-
rium, die gezeigt hat, dass Kanada eine ganz andere
Sichtweise hat. Es löst doch nicht unsere Probleme,
wenn wir als Besserwisser auftreten, sondern wir müs-
sen versuchen, mit Argumenten zu überzeugen und klar-
zumachen, dass wir in Europa und weltweit eine bessere
Regulierung brauchen. Dafür müssen wir entsprechend
streiten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Jörg van Essen [FDP])


Wenn unsere Freunde von der Sozialdemokratie im-
mer darauf hinweisen,


(Zurufe von der SPD: Oh! – Joachim Poß [SPD]: Das ist gefährlich!)


wie wichtig es ist, zu entsprechenden Steuern und besse-
ren Regulierungen zu kommen, dann mache ich darauf
aufmerksam, dass es die Labour-Regierung in Großbri-
tannien und auch die sozialistische Regierung in Spanien
waren, die am stärksten die Umsetzung dieser Maßnah-
men behindert haben. Sprechen Sie also nicht mit uns!
Wir sind doch nicht das Hindernis! Wir wollen die Dinge
beschleunigen. Sprechen Sie mit Ihren eigenen Partei-
freunden in der Sozialistischen Internationale, damit die
Regulierung der Finanzmärkte endlich vorangeht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sören Bartol [SPD]: Abenteuerlich!)


Liebe Freunde, zum Abschluss rufe ich Sie dazu auf:
Bedenken Sie Ihre Verantwortung für den Euro und für
die Menschen in Deutschland. Stimmen Sie deshalb die-
sem Nothilfepaket zu, damit die Möglichkeit besteht,
strukturelle Maßnahmen, Stärkung des Euro-Vertrages,
bessere Finanzmarktregulierung und Maßnahmen für
eine bessere Wirtschaftskraft in der Euro-Zone durchzu-
setzen.

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1704401300

Die nächste Rednerin ist die Kollegin Nicolette

Kressl für die SPD-Fraktion.

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(C (D Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Ausdrücklich begrüße ich auch den Ministerräsidenten von Rheinland-Pfalz. Wir finden es gut, dass r dieses Thema für so wichtig hält, hier anwesend zu ein. (Beifall bei der SPD – Zurufe von der CDU/ CSU)


(Beifall bei der SPD)

Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1704401400

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ja, es ist notwendig,
ine Brandmauer gegen einen bewusst gewollten oder in
auf genommenen Zusammenbruch der Euro-Zone auf-

ustellen. Und es ist richtig, diese oder ähnliche Instru-
ente dafür zu beschließen. Es ist richtig, durch die Be-

eitstellung von Krediten allen, die gegen Europa
pekulieren, deutlich zu machen: Wir werden uns ent-
chieden wehren. Aber: Allein dieses dürre Skelett einer
reditermächtigung, allein dieses technokratische In-

trument ist eben nicht im Geringsten ausreichend, um
as Vertrauen der Menschen in Europa zu sichern. Auch
arum muss es heute gehen.


(Beifall bei der SPD)


Sie sind in der Verantwortung, liebe Kolleginnen und
ollegen von den Regierungsfraktionen und in der Re-
ierung, den Menschen ein Gesamtkonzept vorzulegen,
n dem klare Führung deutlich wird. Es braucht Initiati-
en, die sicherstellen, dass die Menschen und nicht die
ärkte in Europa Vorrang haben.


(Beifall bei der SPD)


Dass Sie dies immer wieder betonen, hilft uns allen
icht, weil Sie es nicht mit entsprechenden Taten unter-
egen. Als die Kanzlerin in der letzten Debatte zu diesem
hema am Mittwoch gesagt hat, wir müssten den Worten
ndlich auch Taten folgen lassen, mussten Sie, die bei-
en Regierungsfraktionen, zum Applaus aufgefordert
erden. Das ist typisch für die Debatte, wie sie im Mo-
ent läuft.


(Beifall bei der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, Europa braucht
och beides: Europa braucht ein aktuelles Krisenpaket,
ber eben auch eine gradlinige, klar erkennbare Ent-
chlossenheit, alles dafür zu tun, dass die Länder der
uro-Zone nicht Gefahr laufen, von einer Krise in die
ndere zu schlingern. Das ist die Sorge, die wir hören,
enn wir mit den Menschen reden. Bei diesem zweiten
eil des Konzepts für den von Ihnen so oft zitierten Vor-
ang der Politik vor den Märkten versagen Sie völlig.
eute liegt kein Gesamtkonzept vor.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will Ihnen einmal deutlich machen, warum Sie die
rundlagen für Vertrauen in Ihre Politik in den letzten
agen und Wochen fahrlässig verspielt haben. Fataler-
eise haben Sie das Vertrauen gleichzeitig bei den euro-
äischen Partnern, bei den Bürgerinnen und Bürgern und





Nicolette Kressl


(A) )


)(B)

hier im Parlament verspielt. In wenigen Tagen haben Sie
in dem Bereich alles kaputt gemacht.


(Beifall bei der SPD)


Die Regierung, vor allem die Bundeskanzlerin, hat es
nicht vermocht, von Anfang an mit ruhiger, klarer Ent-
schiedenheit zu sagen: Ja, wir wollen diesen Nothilfe-
plan, aber wir setzen uns auch mit aller Kraft dafür ein,
die Kosten nicht allein den Bürgern aufzubürden. Am
Anfang wollten Sie die Verursacher – in der Hoffnung,
dass niemand merkt, dass es nur Symbolpolitik ist – mit
einer Alibi-Bankenabgabe beruhigen. Das hat Ihnen nie-
mand geglaubt.


(Beifall bei der SPD)


Dann haben Sie – das war die Krönung – diesen lä-
cherlichen freiwilligen Beitrag der Banken als den gro-
ßen Durchbruch gefeiert. Auch das hat Ihnen niemand
geglaubt.


(Beifall bei der SPD)


Ich will Ihnen sagen: Wir Sozialdemokraten wollen,
dass auf jedes spekulative Geschäft eine Steuer erhoben
wird, nämlich die Finanztransaktionsteuer. Dazu hät-
ten Sie sich von Anfang an klar bekennen können.


(Beifall bei der SPD – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Ihr Junktim ist unverantwortlich!)


Stattdessen haben Sie Ihre Kraft damit vergeudet, hier
Ihren Eiertanz aufs Parkett zu legen. Vor ganz langer
Zeit nannte die Bundeskanzlerin die Spekulationsbesteu-
erung eine charmante Idee. Dann – ich habe es schon ge-
sagt – hofften Sie, dass die Menschen nicht erkennen,
dass diese Alibi-Bankenabgabe keine Lösung ist. Noch
am Wochenende hat die Bundeskanzlerin auf, wie ich
finde, schon fast herablassende Art den Gewerkschaften
gesagt: Sorgt ihr doch einmal auf internationaler Ebene
dafür, dass es durchgesetzt wird. Dann machen wir es
mit. – Was ist das für eine Führung?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dann wurden Sie von der eigenen Fraktion zur Unter-
stützung dieser Finanztransaktionsteuer gedrängt. Jetzt,
in der Angst vor dem Koalitionspartner, trauen Sie sich
wieder nicht, es hier gemeinsam zu Papier zu bringen.
Was soll das eigentlich? Sie haben das Vertrauen ver-
spielt. Das ist peinlich für die Regierung.


(Beifall bei der SPD)


Auf diese Weise kann kein Vertrauen in Führung und
Geradlinigkeit entstehen. Wer das Hin und Her in dieser
Woche beobachten konnte, dem ist klar geworden: Der
Ursprung des momentanen Bekenntnisses der Bundes-
kanzlerin zur Finanztransaktionsteuer beruht nicht auf
einer tiefen inhaltlichen Überzeugung, sondern nur auf
den äußeren Umständen. Sie laviert so, wie es gerade er-
forderlich ist. Deshalb können wir Ihrem Wort, Frau
Bundeskanzlerin, allein nicht mehr vertrauen. Deshalb
erwarten wir, dass gemeinsam schriftlich fixiert wird,
dass Sie sich zur Finanztransaktionsteuer bekennen. Ich
frage Sie: Welchen Grund sollte es dafür geben, dies hier

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(C (D icht gemeinsam schriftlich zu fixieren? Haben Sie ventuell vor, sich in zwei oder drei Tagen von diesem ekenntnis wieder zu verabschieden? Wir haben ja be eits genügend Kehrtwenden erlebt. Zur Verlässlichkeit gehört auch, nicht verbale Nebelerzen zu werfen, indem Sie – ich zitiere die Süddeutche Zeitung – irgendeine „Finanzdingsbumssteuer“ in ie Diskussion bringen. Es gehört eine eindeutige inhaltiche Klarheit in der Analyse dazu. Die von Ihnen immer ieder ins Spiel gebrachte Finanzaktivitätsteuer setzt icht daran an, dass Billionen Euro am Tag durch Spekuationen umgesetzt werden, sondern sie setzt an der ohnsumme an. Es ist also eine Lohnsummensteuer. (Otto Fricke [FDP]: Sie wollen es doch selbst! – Weiterer Zuruf von der FDP)


(Beifall bei der SPD)


oll diese Finanzaktivitätsteuer, die an der Lohnsumme
nsetzt, wirklich das richtige Instrument für unser deut-
ches Bankensystem sein, in dem viele Mitarbeiter be-
chäftigt sind? Darüber sollten Sie noch einmal ernsthaft
achdenken.

Sie verweisen auf unseren Antrag. Darin ist ausdrück-
ich die Prüfung dieser Möglichkeit enthalten, weil wir
issen, dass die Finanztransaktionsteuer bei den Speku-

ationen ansetzt. Alles andere müsste sehr genau an die
eutschen Verhältnisse angepasst werden. Dazu sind Sie
ffensichtlich nicht in der Lage. Sie werfen nur mit Vo-
abeln um sich.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Weil Ihnen dieser inhaltliche Kompass fehlt und weil
hnen im Übrigen offensichtlich auch der ehrliche Wille
ehlt, die Opposition davon zu überzeugen, bei Ihrem
orgehen mitzumachen, ist Folgendes passiert: Am
ittwoch letzter Woche hat Sie unser Fraktionsvorsit-

ender, Frank-Walter Steinmeier, gefragt: Wollen Sie
enn, dass die Opposition mitmacht? – Da es in diesem
oment zufälligerweise ruhig war, konnte man aus der

DP ein trotziges Nein hören.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war Fricke!)


s wäre für die Regierung ein Leichtes gewesen, deut-
ich zu machen, dass dies eine Einzelmeinung ist. Aber
och nicht einmal dazu hat Ihre Führungskraft gereicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich zusammenfassen: Die SPD war und
st offen dafür, sich an Maßnahmen zu beteiligen, damit
ie Menschen wieder mehr Zuversicht in das große und
ichtige Projekt Europa aufbringen können. Aber dafür
üssen Sie ein klares Signal geben, dass Sie den Men-

chen wirklich Vorrang vor den Märkten geben wollen,
ass sie nicht für die entstandenen Kosten aufkommen
üssen und dass die Wirtschaft in Zukunft durch einen





Nicolette Kressl


(A) )


)(B)

Rahmen zu einem vernünftigeren Wirtschaften gezwun-
gen werden kann. Das können wir nicht erkennen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Kein Vertrauen, kein Gesamtkonzept, keine Linie,
keine Führungskraft – dazu können Sie unsere Zustim-
mung nicht ernsthaft einfordern.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1704401500

Das Wort erhält nun der Kollege Otto Fricke für die

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Oh! – Thomas Oppermann [SPD]: Das ist aber mutig!)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1704401600

Geschätzter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Da-

men und Herren! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-
gen von der Opposition! Versuchen wir es doch heute
einmal mit Zuhören. Vielleicht klappt das ja.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Man muss den Bürgern sagen, dass dieser Weg, den
wir heute beschreiten werden, schwer ist und dass die
Zustimmung zu diesem Schritt keinem leichtfallen wird.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt! Wir müssen uns eine Rede von Ihnen anhören!)


Aber wir wissen genau, dass alle anderen Alternativen
– insofern muss man aufhören, zu sagen, dass dieser
Schritt alternativlos sei – wie Verschieben und Abwar-
ten, was mit den Ländern passiert, um ein Vielfaches
schwerer durchzuführen wären. Wir sind uns sicher, dass
alles andere um ein Vielfaches schlimmer wäre: für un-
sere Währung, für den Kleinsparer, für die Wirtschaft,
für mittelständische Familienunternehmen, für Arbeits-
plätze, für unsere Sozialsysteme und damit letztlich für
unser Land.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In den Briefen, die wir bekommen, und in den Ge-
sprächen, die wir mit den Bürgern führen, ist eine Sorge
groß: Haben denn die Märkte jetzt mehr Macht als die
Politik?


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Ja, klar!)


Bei dem, was wir in den vergangenen Wochen und Mo-
naten erlebt haben, könnte man dieses Gefühl haben.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Es ist so!)


Wenn man der Meinung ist, dass das so ist, geschätzte
Opposition, dann muss man doch alles tun, um der Poli-
tik in einer Demokratie und damit dem Bürger die Macht
zurückzugeben.

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(C (D (Joachim Poß [SPD]: Wem sagen Sie das! – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Das sagen wir schon seit Monaten!)


azu dient dieses Gesetz.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die zweite Frage, die oft von Bürgern gestellt wird,
ill ich ebenfalls gerne beantworten: Wie konnte es
enn sein, dass Märkte so viel Macht hatten und haben?
ie bemühen dann immer Verschwörungstheorien.


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Das Wort hat keiner benutzt!)


ch sage Ihnen nur eines: Verschwörungstheorien kön-
en Sie nicht als Basis für politisches Handeln nehmen,
ondern Sie müssen Folgendes sehen: Ein Staat, eine
uropäische Union, eine Euro-Zone, die sich mit unge-
euren Summen bei den Märkten verschuldet, begibt
ich in die Hände dieser Märkte. Es gilt, zu unterbinden,
ass wir uns selber durch Verschuldung in die Hände
erjenigen begeben, von denen wir uns das Geld auslei-
en müssen. Die Verschuldung ist die Ursache für das
bel. Dieses Übel gilt es abzustellen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will auch deutlich sagen: Es sind die Verschul-
ung und vor allen Dingen auch die Aufweichung des
tabilitätspaktes, die diese Schwäche noch verstärkt
nd erst erkennbar gemacht haben. Es ist dieses Aufwei-
hen der Grundeinstellung, dass Sparen etwas Richtiges
nd Gutes ist. Schließlich sagen viele: Was soll’s! In
chlechten Zeiten gebe ich ein bisschen mehr Geld aus
nd hoffe darauf, dass in guten Zeiten gespart werden
ann. – Das funktioniert nicht. Wer sparen will, der muss
as konsequent tun, und zwar ohne jegliche Möglichkeit,
em auszuweichen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir müssen deswegen zwei Dinge tun. Erstens. Wir
üssen die Verschuldung abbauen. Das wird schwierig
erden und nicht einfach sein. Aber wir müssen das
paren, das wir begonnen haben, weiter fortsetzen.


(Joachim Poß [SPD]: Begonnen?)


ch darf ausdrücklich sagen, Herr Finanzminister: Ich
egrüße das Schreiben Ihres Staatssekretärs, in einem
rsten Schritt bei allen Ressorts an die flexiblen Ausga-
en heranzugehen. Weitere Schritte werden dem folgen
üssen, um all das zu erreichen, was wir gemäß Verfas-

ung erreichen müssen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Sie wollten doch Steuern senken!)


Zweitens müssen wir dem Finanzmarkt klare Grenzen
ufzeigen.





Otto Fricke


(A) )


)(B)


(Beifall bei der FDP – Lachen und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die nehmen Sie nicht ernst!)


– Wenn Sie lachen, zeigt das nur, dass Sie das nicht ernst
nehmen. Es stimmt: Sie haben diese Frage elf Jahre lang
einfach nicht ernst genommen, auch Ihre Finanzminister
nicht. Sie haben elf Jahre lang nichts getan, gar nichts.


(Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich will das für die Bürger draußen an einem Beispiel
aus dem Bereich des Fußballs veranschaulichen – die
Frauen waren gestern übrigens mal wieder erfolgreich –:


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Es kann doch nicht sein, dass wir auf nationaler Ebene
mit Schiedsrichtern spielen, es auf europäischer Ebene
nur noch einen Schiedsrichter gibt und wir auf interna-
tionaler Ebene keine Schiedsrichter haben. Es wird die
Aufgabe sein, das auf internationaler Ebene hinzukrie-
gen.


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Herr Fricke, wir legen Ihnen einmal Ihre Anträge vor, die Sie gestellt haben! – Joachim Poß [SPD]: Noch mehr Deregulierung haben Sie gefordert!)


Das ist die Verantwortung, die alle Regierungen, alle Na-
tionen dieser Welt haben, weil sie nur dann auf Dauer
mit dem Finanzmarkt klarkommen werden.


(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Weniger Steuern! Weniger Deregulierung! Nichts anderes haben Sie hier gebetet!)


Als Opposition Verantwortung zu übernehmen, hieß
für die FDP immer, dass man auch in schwierigen Zei-
ten, wie bei der Frage des Finanzmarktstabilisierungsge-
setzes, bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Wir ha-
ben damals zugestimmt und im Rahmen der Beteiligung
des Parlamentes gegenüber der Großen Koalition noch
einiges erreicht.

Ich sage das jetzt bewusst an die Adresse der Grünen:
Ich lobe ausdrücklich den Einsatz der Haushälter für
mehr Beteiligung und insbesondere für die Aufnahme
der Pflicht der Bundesregierung zur Vorlage des umstrit-
tenen Vertrages beim Haushaltsausschuss. Dafür haben
sich die Grünen effektiv eingesetzt und haben den An-
trag mitgezeichnet. Ich begrüße das ausdrücklich; denn
es ist essenziell, dass wir diese Vorlagepflicht bekom-
men und eine starke Beteiligung des Haushaltsausschus-
ses haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich bin mir sicher, dass der Finanzminister uns jeder-
zeit, so, wie er es in den vergangenen Wochen und Tagen
getan hat, Unterlagen vorlegen wird, die Aufschluss über
den Zwischenstand geben. Das war ein sehr transparen-
tes Verfahren. Die englischen Vorlagen erhielten wir
schon vor der Übersetzung. Ich muss ausdrücklich sa-

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(C (D en: Der Vorwurf, alles sei geheim, stimmt nicht. Herr rittin, Herr Oppermann, fragen Sie einmal Ihre Hausälter, was sie alles bekommen haben. Dann werden Sie as schon erkennen. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fragen Sie doch einmal die Bundeskanzlerin, warum sie ihr Wort gebrochen hat! Das ist doch eine interessante Frage!)


Dennoch will ich den Grünen eines nicht ersparen:
err Trittin, Sie haben gesagt, wir sollten froh sein, dass
ot-Grün den Stabilitätspakt damals aufgeweicht hat,
eil wir sonst Ärger mit Brüssel bekommen hätten.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie! Mit Ihren Hotel-Milliarden!)


err Trittin, ich sage Ihnen ganz ehrlich: Ich hätte lieber
rger mit Brüssel bekommen als diese Finanzkrise, die
ir jetzt haben. Das ist der eigentliche Grund.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 80 Milliarden Neuverschuldung! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie halten doch den Stabilitätspakt nicht ein! Ist es diese Regierung, die den Stabilitätspakt nicht einhält, oder wer?)


Ich finde die Widersprüchlichkeit der Grünen sehr
chade. Im Haushaltsausschuss sind sie konstruktiv, hier
ber destruktiv. Vorher sagten sie: „Oh, das, was die
undeskanzlerin da gemacht hat, hat alles viel zu lange
edauert“, aber jetzt sagen sie auf einmal: „Nein, so
chnell wollen wir das auch nicht machen.“ Das sind
och Krokodilstränen, Herr Trittin.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


arum sind es Krokodilstränen? Nicht nur, weil Kroko-
ile grün sind, sondern auch, weil Sie das grundsätzlich
icht wollen. Sie wollen Ihre Verantwortung an dieser
telle nicht wahrnehmen.

Ich komme zum Schluss. Der Kollegin Kressl will ich
usdrücklich Folgendes sagen – Frau Kollegin Kressl,
icht nur Sie haben das noch einmal angesprochen, son-
ern auch Herr Steinmeier und der Kollege Schneider
ersuchen immer wieder, das Thema hochzuziehen –:

Erstens. Bei der Griechenland-Hilfe bleibt es bei
2,4 Milliarden Euro. Das wissen wir. Das Gesetz ist be-
chlossen.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Abwarten!)


ersuchen Sie nicht, hier irgendwelche … Ich sage es
ieber nicht.

Zweitens, und das ist mein letzter Satz.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1704401700

Herr Kollege Fricke, Sie wollten zum Schluss kom-

en. Das wird durch den Beginn einer Aufzählung von
ffenkundig zahlreichen, vorbereiteten Punkten nicht
onderlich plausibel.





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Präsident spickt nämlich!)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1704401800

Herr Präsident, da haben Sie vollkommen recht. Des-

wegen gibt es ja auch nur noch einen Punkt.

Meine Damen und Herren von der SPD, nehmen Sie
Ihre Verantwortung wahr,


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Oh! – Joachim Poß [SPD]: Dieses falsche Pathos!)


und zwar nicht, weil eine andere Fraktion das will – das
wäre ein falsches Verständnis von Demokratie –, son-
dern weil Sie zu der Erkenntnis gekommen sind, dass
das, was wir machen, heute richtig ist. Auf dieser Ent-
haltung kann man kein europäisches Haus bauen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN], an die SPD gewandt: Würden Sie von diesem Mann ein Derivat kaufen?)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1704401900

Der Kollege Gregor Gysi ist der nächste Redner für

die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704402000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

Altmaier, ich habe Ihnen sehr genau zugehört und war
einigermaßen erstaunt. Wenn ich das richtig verstehe, ist
man Ihrer Meinung nach proeuropäisch, wenn man für
Aufrüstung, für Sozialabbau und für eine falsche Ver-
schuldung ist, und antieuropäisch, wenn man für Frie-
den, Abrüstung und jeden Verzicht auf Sozialabbau ist.
Ich kann dem nicht folgen, überhaupt nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir sind für die europäische Integration, aber für eine
vernünftige.


(Beifall der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE])


Wahr ist, dass wir heute über eine Schicksalsfrage
entscheiden, und zwar für unsere Gesellschaft und für
Europa.

Ich darf Sie daran erinnern, dass dieser Bundestag bei
der Finanzkrise innerhalb einer Woche entschieden hat,
einen Rettungsschirm für Banken und Versicherungen
im Umfang von 480 Milliarden Euro aufzuspannen, ich
darf Sie daran erinnern, dass dieser Bundestag innerhalb
einer Woche beschlossen hat, einen Rettungsschirm für
Griechenland im Umfang von 110 Milliarden Euro mit
einem deutschen Anteil von über 22 Milliarden Euro
aufzustellen,


(Florian Pronold [SPD]: Keinen Cent mehr!)


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(C (D nd ich darf Sie daran erinnern, dass heute, wieder inneralb einer Woche, dieser Bundestag eine Euro-Rettung im mfang von 750 Milliarden Euro mit einem deutschen eitrag von 148 Milliarden Euro beschließen will. – Frau undeskanzlerin, Sie lesen meine Rede nachher sowieso eimlich; hören Sie doch lieber gleich zu. (Beifall bei der LINKEN – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: Einbildung ist auch eine Bildung!)


Einmal abgesehen davon würde ich Ihnen gerne eines
agen: Wenn wir hier im Bundestag einmal um 1 Million
uro für einen sozialen oder einen kulturellen Zweck
ämpfen, dann dauert es neun Monate, bis wir das
Nein“ hören. Wenn es aber um zig Milliarden Euro
eht, dann wird in diesem Bundestag alles innerhalb ei-
er Woche entschieden. Das müssen Sie der Bevölke-
ung einmal erklären.


(Beifall bei der LINKEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Übertreibungen!)


In diesen Wochen wurde zwar immer über viel Geld
ntschieden, aber es wurde nie entschieden, endlich eine
egulierung der Finanzmärkte einzuführen. Die Leer-
erkäufe, die spekulativen Kreditausfallversicherungen,
ie Hedgefonds: Alles lief weiter wie vorher auch. Da-
it haben Sie die Spekulanten und Banker doch ani-
iert, auf erhöhte Staatsschulden zu wetten. Die gegen-
ärtige Krise ist die logische Konsequenz aus der
inanzkrise vom Oktober 2008 und Ihrer falschen Be-
ältigung, weil Sie eine riesige Staatsverschuldung or-
anisiert haben, die jetzt von den Spekulanten und den
ankern wieder genutzt wird.


(Beifall bei der LINKEN)


Das erste Opfer in der EU war übrigens gar nicht
riechenland, sondern die ersten Opfer waren Ungarn,
umänien und Lettland. Sie waren am Ende, und dann
ab es Milliarden vom Internationalen Währungsfonds
nd von der EU.

Lettland hat daraufhin genau den Kurs beschritten,
en Sie jetzt auch Griechenland, Spanien und Portugal
orschreiben. Dort wurden die Löhne um 25 Prozent ge-
ürzt – in der Privatwirtschaft sogar um 30 Prozent –,
ie Mehrwertsteuer erhöht und die Zuschüsse für Kran-
enhäuser um 43 Prozent gesenkt. Die Folge ist ein
ückgang der Nachfrage im Einzelhandel um 30 Pro-
ent, ein Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 22 Prozent
das ist der höchste Stand in der EU – und ein Schrump-

en der Wirtschaftsleistung.

Hier stellt sich die Frage – man muss sie der Bevölke-
ung einmal beantworten –, warum wir uns hier trotzdem
icht mit Ungarn, Rumänien und Lettland beschäftigt
aben. Das geschah aus einem Grund nicht: Sie haben
einen Euro und konnten ihre Währungen uns gegenüber
bwerten. – Das funktioniert bei Griechenland, Spanien
nd Portugal nicht; denn wir haben eine Binnenwährung
emeinsam mit ihnen.

Ich darf Sie noch einmal daran erinnern, dass wir hier
childer mit der Aufschrift „Euro – so nicht“ hochgehal-

en haben. Wir haben niemals „Euro – nein“ gesagt. Wir





Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)

haben „Euro – so nicht“ gesagt, weil wir vorher eine
Steuerharmonisierung und eine Harmonisierung der so-
zialen und ökologischen Standards sowie der Löhne ge-
fordert haben. Sie alle waren aber schlauer und haben
gesagt: Das alles brauchen wir nicht. Wir führen den
Euro gleich ein. – Jetzt bekommen wir die Quittung da-
für. Sagen Sie hier doch einmal ehrlich: Die Linken hat-
ten recht, und wir hatten unrecht. – Das müssten Sie ein-
mal über Ihre Lippen bringen.


(Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Wenn es einmal so wäre, dann würde ich es sagen!)


Jetzt verlangen Sie von Griechenland, Portugal und
Spanien – das habe ich ja schon gesagt –, dass sie den
Weg gehen, den Lettland schon falsch gegangen ist. Wis-
sen Sie, wie das Ganze aussieht? – Ein Beispiel: Ein Bä-
ckermeister, der fast pleite ist, bittet um einen Kredit. Sie
sagen: Ja, du bekommst den Kredit, aber unter zwei Be-
dingungen: Erstens musst du deine beiden Verkäuferin-
nen entlassen, und zweitens musst du von deinen zwei
Backöfen einen verkaufen. – Hinterher ist er dann noch
mehr pleite als vorher. Das ist die Art von Politik, die Sie
betreiben, und das kann nicht gut gehen; denn der So-
zialabbau ist nicht nur ungerecht, sondern dadurch wird
auch die Wirtschaft gedrosselt.

Was ist denn, wenn sich ein Land immer stärker ver-
schuldet? – Man braucht dann doch Wachstum, um die
Schulden zurückbezahlen zu können. Wenn Sie die
Wirtschaft aber drosseln, dann heißt das, dass Sie gar
nicht in der Lage sind, die Schulden zurückzubezahlen,
es sei denn, Sie nehmen neue Schulden auf. Wenn Sie
dann neue Schulden aufnehmen, dann wird die Verschul-
dung immer größer, und die Spekulanten und Banken
wetten und zocken dann gegen dieses Land, wie wir es
jetzt erleben. Wir kennen das auch aus Mexiko und aus
anderen Ländern.

Was passiert dann? – Dann wird der Weg beschritten,
die Schulden teilweise zu erlassen. Das ist auch interes-
sant: Darüber sprechen ja nur Josef Ackermann, Thomas
Mayer, der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, und wir,
die Linken. – Es ist auch interessant, warum das so ist.
Ich kann Ihnen den Grund dafür erzählen: Das geschieht,
weil schon durch die öffentliche Debatte darüber eine
neue Spekulationswelle ausgelöst werden kann und
weil Ackermann und andere durchaus daran interessiert
sind, dass es eine neue Spekulationswelle gibt.

Warum? Wenn die Staatsverschuldung sozusagen ge-
strichen wird, dann bekommen sie ihre Verluste voll
erstattet, weil sie Kreditausfallversicherungen abge-
schlossen haben. Selbst wenn sie keine Kreditausfallver-
sicherung haben, haben sie etwas davon, weil sie zusam-
men mit anderen bei den Staatsanleihen darauf gewettet
haben, dass Griechenland und andere Länder nicht
pünktlich zurückzahlen. Auch dann kriegen sie ihre
Marge. In beiden Fällen nutzt es ihnen, aber nur ihnen.

Insofern kann ein Schuldenerlass zwar sinnvoll sein,
aber nur unter der Bedingung, dass wir vorher eine Re-
gulierung vornehmen, die ausschließt, dass solche Spe-

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(C (D ulationsgewinne entstehen. Genau das muss passieren, nd das fordern wir ein. enn alles andere bedeutete, dass die Mittel, die wir eute beschließen, wieder nur zugunsten der Banken und pekulanten fließen. Genau das können wir nicht zulasen. Frau Bundeskanzlerin, Sie müssen doch merken, dass ie am Nasenring durch die Manege geführt werden. an muss sich das klarmachen: Die EU-Finanzminister üssen bis zu einer bestimmten Uhrzeit eine Entschei ung treffen, weil dann die Tokioter Börse öffnet. Meren Sie denn nicht, dass das die Demokratie beschneiet? Warum sind wir von einer Börse abhängig? Warum önnen wir nicht wieder die Herrschaft der Politik ber die Finanzwelt begründen? (Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Die Linke hätte die Öffnungszeiten verschoben!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Nein, die Linke hätte Regulierungsmaßnahmen be-
chlossen, die uns längst aus der Situation herausge-
racht hätten.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Genau!)


m Unterschied zur FDP hätten wir darauf geachtet,
urch ein Primat der Politik über die Wirtschaft und Fi-
anzwelt die Demokratie wiederherzustellen.


(Beifall bei der LINKEN)


ch komme aber noch auf die Alternativen zurück.

FDP und Union haben in einem Punkt recht: Die
edgefonds, die Leerverkäufe und die gesamte Deregu-

ierung des Finanzmarktes sind von SPD und Grünen
ingeführt worden.


(Jörg van Essen [FDP]: So ist es!)


ie ehemalige Staatssekretärin Hendricks hat uns dafür
ritisiert, dass wir das sagen, ohne hinzuzufügen, dass
ie Hedgefonds in Deutschland besonders reguliert sind,
ährend das in Großbritannien nicht der Fall ist. Liebe
rau Hendricks, dazu muss ich Ihnen sagen, dass Ihr da-
aliger Parteivorsitzender Müntefering hinsichtlich der

eutschen Hedgefonds darauf hingewiesen hat, dass
iese wie Heuschrecken wirken. Die Kritik kam gar
icht von uns. So toll war Ihre Regulierung keineswegs.


(Beifall bei der LINKEN – Joachim Poß [SPD]: Reden Sie hier nicht so einen Stuss!)


Sie sind noch einen anderen falschen Weg gegangen.
ie sind nämlich den Weg der Staatsverschuldung durch
alsche Steuersenkungen gegangen. Ich darf Sie daran
rinnern, dass Sie die Körperschaftsteuer von 45 auf
5 Prozent gesenkt haben. Sie haben den Spitzensteuer-
atz bei der Einkommensteuer von 53 auf 42 Prozent ge-
enkt. Sie haben keine Börsenumsatzsteuer eingeführt,





Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)

und Sie haben auf die Vermögensteuer verzichtet. Das
alles hat zu einer gigantischen Verschuldung geführt.

Die Große Koalition von Union und SPD ist diesen
Weg weitergegangen. Sie haben die Körperschaftsteuer
von 25 auf 15 Prozent gesenkt.


(Joachim Poß [SPD]: Machen Sie mal eine Pause!)


Nun macht Ihre Koalition das Wachstumsbeschleuni-
gungsgesetz und schenkt den Hotels und Unternehmen
weitere 2,4 Milliarden Euro. Genau so haben Sie die
Staatsverschuldung verursacht.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1704402100

Herr Kollege Gysi, gestatten Sie eine Zwischenfrage

der Kollegin Hendricks?


Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704402200

Ja, selbstverständlich.


Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1704402300

Das, was Sie gerade zu den Steuersenkungen im Ho-

telgewerbe gesagt haben, ist völlig richtig. Darin stimme
ich Ihnen vollständig zu.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich darf Ihnen aber trotzdem einen kleinen Hinweis
geben: Die Finanzmarktsituation ist vielfältig und kaum
durchschaubar. Deswegen will ich Sie darauf hinweisen,
dass sich der Begriff Heuschrecken, der in diesem Zu-
sammenhang von Franz Müntefering geprägt wurde und
der sich völlig zu Recht durchgesetzt hat, nicht auf
Hedgefonds, sondern auf Private Equity Fonds bezogen
hat. Franz Müntefering hat darauf hingewiesen, dass die
Private Equity Fonds kommen, die mittelständischen
Unternehmen aussaugen, um sie dann fallenzulassen und
weiterzuziehen. Das sind nicht die Hedgefonds, sondern
die Private Equity Fonds.


Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704402400

Schönen Dank für Ihren Hinweis. Aber die Hedge-

fonds betreiben genau dasselbe. Auch dass die Situation
unübersichtlich ist, verdanken wir übrigens Ihnen. Ihr
damaliger Bundesfinanzminister hat mir gegenüber ge-
sagt


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Immer, wenn du nicht durchblickst, sind andere schuld!)


– ich bin gleich fertig mit der Antwort –, dass es bei der
Zulassung von Hedgefonds und Leerverkäufen nur um
die Frage ging, ob wir Kreisklasse bleiben oder Welt-
klasse werden. Nun sind wir in einer Weltklassekrise.


(Beifall bei der LINKEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber deine Rede ist nicht mal Kreisklasse!)


Ob Rot-Grün, Schwarz-Rot oder Schwarz-Gelb:
Deutschland wurde zu einem Niedrigsteuerland und liegt

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(C (D un am Ende der Europäischen Union beim Steueraufommen. Hätten wir nur Steuereinnahmen im EUurchschnitt, hätten wir 120 Milliarden Euro jährlich ehr. Dann kamen die Milliardenbeschlüsse für Banken nd Versicherungen. Diese haben dann eine gigantische taatsverschuldung ausgelöst, auf die nun Banker und pekulanten setzen. Nun gibt es eine neue neoliberale These. Frau Buneskanzlerin, Frau Bundeskanzlerin! Sie sagen im Ernst, ahrzehnte hätten wir über unsere Verhältnisse gelebt, nd erklären den Satz gar nicht. Was meinen Sie eigentich? Was glauben Sie, wie ein solcher Satz auf Arbeitehmerinnen und Arbeitnehmer, auf Renterinnen und entner, auf Arbeitslose, auf Hartz-IV-Empfängerinnen nd Hartz-IV-Empfänger wirkt? Wen meinen Sie denn: ie Rentnerinnen und Rentner, die in den letzten fünf ahren real über 8,5 Prozent an Rente verloren haben? einen Sie die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, ie in den letzten zehn Jahren real 11,3 Prozent an Löhen verloren haben? Meinen Sie die Beschäftigten in rekären Beschäftigungsverhältnissen, also die Leihareiterinnen und Leiharbeiter, die befristet Beschäftigten, ie Teilzeitbeschäftigten, die Aufstockerinnen und Auftocker oder die Minilohnbeschäftigten? Meinen Sie die -Euro-Jobberinnen und -Jobber, oder meinen Sie die Millionen Hartz-IV-Empfängerinnen und Hartz-IVmpfänger? Ich finde es einen Skandal, diesen Menchen zu erklären, dass sie über ihre Verhältnisse gelebt ätten. as mich wirklich ärgert, Frau Bundeskanzlerin, ist, ass Sie nicht einmal sagen: Die Bestverdienenden, die ermögenden, die Banker und die Spekulanten haben ber ihre Verhältnisse gelebt. Das ist doch unser Prolem und nichts anderes. Wir brauchen bei uns – genauso wie in der gesamten U – Steuergerechtigkeit. Es gibt heute nicht nur mehr rmut. Auch der Reichtum ist angewachsen. Wer be ahlt das Ganze? Die durchschnittlich Verdienenden traen die Hauptlast. Das sind die Arbeitnehmerinnen und rbeitnehmer. Das sind die Handwerksbetriebe. Das ind kleine und mittelständische Unternehmen. Ich enne nur den Steuerbauch als Beispiel. Unsere Einkomensteuerbelastung verläuft nicht geradlinig, sondern ie hat einen Bauch. Die durchschnittlich Verdienenden üssen mehr zahlen, weil Sie den Spitzensteuersatz ge enkt haben. Genau das ist nicht hinnehmbar. Lassen Sie ns den Steuerbauch überwinden! Aber dann müssen wir en Spitzensteuersatz erhöhen, weil es sich anders überaupt nicht rechnet. Jetzt haben Sie ungedeckte Leerverkäufe verboten. azu habe ich eine Frage. Die ungedeckten Leerveräufe sind zuerst von Rot-Grün erlaubt worden. Dann aren sie verboten. Dann, lieber Herr Bundesfinanzmiister, waren sie ab Januar aus mir unerklärlichen Grünen wieder erlaubt. Jetzt haben Sie sie wieder verboten, ber befristet. Warum denn nicht endgültig? Sagen Sie Dr. Gregor Gysi )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )

doch endlich: Schluss, wir wollen diese Art der Spekula-
tion nicht; sie ist für immer verboten.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun wird über eine Finanztransaktionsteuer gere-
det; das ist wirklich spannend. Zuerst haben nur wir sie
vorgeschlagen. Inzwischen sind alle für eine Finanz-
transaktionsteuer.


(Widerspruch bei der SPD)


– Ja, ich weiß, Attac hat einen Teil vorgeschlagen. Ich
freue mich für Attac. Aber die SPD stand bei dieser
Frage ganz hinten, um das hier ganz offen zu sagen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich möchte aber von der Bundeskanzlerin wissen: Ist
das nur Gerede, oder kommt diese Steuer tatsächlich?
Wenn sie tatsächlich kommt: Kommt dann die Variante
der FDP? Eine reine Gewinnsteuer können Sie doch ver-
gessen. Da wird doch dann geschummelt, was das Zeug
hält. Oder erheben wir endlich eine Steuer auf alle natio-
nalen und internationalen Finanzgeschäfte? Dann sind
auch die Börsenumsatzsteuer und die Tobin-Steuer ein-
bezogen. Dann haben wir eine sehr vernünftige Finanz-
transaktionsteuer, die nicht nur hohe Einnahmen bringt,
die wir dringend benötigen, sondern auch die Spekula-
tion endlich begrenzt. Das muss unser Ziel sein.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun kommt das bekannte Gegenargument, das gehe
nur, wenn es weltweit oder zumindest in ganz Europa
geschehe. Der österreichische Bundeskanzler Faymann
hat dazu Folgendes gesagt – ich darf zitieren, Herr Präsi-
dent –:

Aber man soll die internationale Ebene nicht als
Ausrede verwenden, nur weil man verschleiern
will, dass man nichts aus der Krise gelernt hat und
Spekulanten verschonen will.

Recht hat der österreichische Bundeskanzler in dieser
Frage! Recht hat er!


(Beifall bei der LINKEN)


Ich werde Ihnen auch begründen, warum. Die Fi-
nanzwelt kann weder die Börse in New York noch die in
Tokio noch die in London noch die in Frankfurt am Main
ignorieren. Bekanntlich verlässt die internationale Fi-
nanzwelt auch nicht die Schweiz; darin werden Sie mir
sicherlich recht geben. Ich nenne Ihnen zwei Länder, die
eine Börsenumsatzsteuer eingeführt haben: Großbritan-
nien und die Schweiz. Das Gerede, dass deshalb die Fi-
nanzwelt verschwindet, ist einfach albern; es stimmt
nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Es kommt noch etwas hinzu: Wenn eine Bank mit
Euro handeln will, dann braucht sie eine Lizenz der
Europäischen Zentralbank. Wenn Banken Europa also
Richtung Japan und USA verlassen sollten, dann entzie-
hen wir ihnen einfach die Lizenz. Was glauben Sie, wie
schnell sie zurück sind! Das ist ganz einfach.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es nur wei Möglichkeiten gibt: Entweder lässt sich die Bunesregierung weiterhin von den Bankern und Spekulanen treiben, oder sie begründet endlich wieder eine poliische Herrschaft über die Finanzwelt, das heißt, die emokratie wird gestärkt. Entweder Sie haben endlich en Mut, die Banken, die großen Unternehmen, die estverdienenden und die Vermögenden gerecht zu be teuern, oder Sie sorgen dafür, dass auch in Deutschland ine Politik des sozialen Kahlschlags betrieben wird, ine Politik, die nicht nur grob ungerecht ist, sondern uch die Nachfrage so zurückgehen lässt, dass die Binenwirtschaft unermessliche Schäden erleidet. Die Folgen für die Gesellschaft sind überhaupt nicht bsehbar. Nur wenn Sie die Finanzmärkte regulierten nd garantierten, weder die Mehrwertsteuer zu erhöhen och Sozialabbau zu betreiben, könnte man über eine ustimmung zu Ihren verschiedenen Paketen nachdenen. Solange es aber dabei bleibt, dass nicht Sie, sondern ie Banker und Spekulanten regieren, solange Sie sich eder trauen, gerechte Steuern zu erheben, noch So ialabbau auszuschließen, kann es von uns nur ein Nein eben. Wie gesagt: Es geht heute um eine Schicksalsfrage für nsere Gesellschaft und für Europa. Sie entscheiden eute mit darüber, ob es wieder eine Herrschaft der Poliik gibt, ob wieder Demokratie herrscht oder ob es bei er Herrschaft der Spekulanten und Banken bleibt, soass es kaum Demokratie gibt. Das ist die Frage, um die s heute hier geht. Danke. Nächster Redner ist der Kollege Fritz Kuhn, Bünd is 90/Die Grünen. Sehr verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Wenn man Politik – wie wir Grünen – euroäisch ausrichtet, dann muss man feststellen, dass dieser risenfonds ein wichtiger Schritt zur Abwehr der Spe ulationen und zur Verteidigung Europas ist. Dieser Krienfonds ist ein richtiger Schritt in Richtung eines Euroäischen Währungsfonds. Auch wenn dies ein Fonds der ationalen Regierungen ist, gilt: So kann man Spekulaionen abwehren. Aus diesem Grund unterstützen wir im rundsatz, dass dieser Fonds jetzt eingerichtet wird. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1704402500
Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1704402600

Das bisherige Verfahren ist gründlich schiefgelaufen.
ir finden gut – das möchte ich ausdrücklich feststellen –,

ass im Haushaltsausschuss die reine Unterrichtungs-
flicht in eine Einvernehmensbemühung verwandelt
orden ist; deswegen haben wir dabei mitgewirkt. An-

onsten hat die Regierung bei der Vorlage dieses Gesetz-





Fritz Kuhn


(A) )


)(B)

entwurfs und im parlamentarischen Verfahren grobe
Fehler gemacht, die ein Parlament einfach nicht hinneh-
men kann:


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Erstens. Die Bundeskanzlerin hat einen Verfassungs-
bruch begangen. Sie hat am vorletzten Wochenende
Art. 23 Grundgesetz eindeutig verletzt. Sie hätte dem
Bundestag die Gelegenheit zur Stellungnahme geben
müssen, ehe sie an einem Rechtsetzungsakt der Europäi-
schen Union mitwirkt. Dies hat sie nicht gemacht.

Zweitens. Sie hat den Fraktionsvorsitzenden am da-
rauffolgenden Montag versprochen, den Vertrag über die
Zweckgesellschaft vor der zweiten Lesung vorzulegen.

Herr Altmaier, ich sage Ihnen klar und deutlich – man
kann nicht darüber streiten, ob es sich um Formfehler
oder um technische Fragen handelt; Sie haben sich ent-
sprechend geäußert –: In einer Demokratie sind das
korrekte Verfahren, der korrekte Umgang mit der Verfas-
sung, die Frage, ob man sich auf das Wort der Bundes-
kanzlerin verlassen kann,


(Peter Altmaier [CDU/CSU]: Das können wir!)


keine technischen Petitessen, sondern elementare Ange-
legenheiten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Trotz inhaltlicher Akzeptanz und sogar Zustimmung
zu dem Krisenfonds kommen die grünen Parlamentarier
zu der Auffassung, dass für sie eine Enthaltung das
Beste ist. Das ist keine Drückebergerenthaltung; viel-
mehr wird dadurch darauf reagiert, dass die Bundes-
regierung im Verfahren mit diesem Parlament schäbig
umgeht. So etwas habe ich eigentlich noch nicht erlebt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dazu gehört, wie wenig sich die Bundeskanzlerin in
Reden wie ihrer Regierungserklärung tatsächlich um die
Zustimmung des Parlaments bemüht hat. Ich meine die-
ses nicht in dem Sinn: „Mutti, sei nett zu uns Kindern;
dann werden wir schon zustimmen“, sondern in einem
politischen Sinn: Wer von diesem Parlament heute eine
Ermächtigung für Bürgschaften im Umfang von 148 Mil-
liarden Euro bekommen und mit diesen Risiken die Poli-
tik zukünftiger Generationen einschränken will – wir re-
den ja nicht über kleine Beträge –, der muss in einer
anderen Weise, als die Kanzlerin es getan hat, um die
Zustimmung des Parlaments werben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Da die Kanzlerin schon wieder nicht auf der Regie-
rungsbank sitzt, sondern herumrennt, will ich an dieser
Stelle sagen: In dieser Debatte, die Herr Altmaier und
andere als die wichtigste seit vielen Jahren beschrieben
haben, ist ein solcher Umgang mit dem Parlament


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(C (D (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist sie?)


wenn ich sehe, wie sie da hinten steht und hektisch te-
efoniert, habe ich Angst, dass das nächste Krisenpaket
eranrollt –, in einem demokratischen Verfahren nicht
ngemessen. Richten Sie ihr das aus, wenn sie das
ächste Mal per Telefon eine Bürgersprechstunde oder
ine Abgeordnetensprechstunde durchführt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Frau Merkel ist die Regierungschefin. Deswegen
ann sie sich an einem Tag wie heute der Kritik nicht
ntziehen. Ich will drei Punkte ansprechen:

Erstens. Sie hat zu lange gezögert, als die Finanz-
arktkrise auf uns zugerollt ist. Sie hat die Probleme

erdrängt. Dies kostet die Steuerzahler viele Milliarden
uro.

Zweitens – ein ganz wichtiger Punkt –: Es fehlt ihr
ie elementare europäische Grundüberzeugung, die
berzeugung von der europäischen Idee.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


er etwas von Europa will, liebe Kolleginnen und Kol-
egen, der muss für Europa auch etwas tun. Die Haltung
er Bundeskanzlerin ist eher: Deutsche Interessen sind
erwirklicht, wenn man Deutschland vor Europa
chützt; so hat sie in den letzten Wochen agiert. Wir ha-
en die Haltung: Europa liegt im deutschen Interesse.
as ist ein fundamentaler Unterschied zu der Ängstlich-
eit und Zögerlichkeit der Bundeskanzlerin.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Bundeskanzlerin lässt sich gerne als Physikerin,
ls analytisch, vom Ende her denkende Frau darstellen.
n diesem Fall muss man klar feststellen: Sie hat die
inge nicht vom Ende her durchdacht. Zum Beispiel hat

ie das Ansinnen, einen Europäischen Währungsfonds
inzurichten – die Einrichtung eines solchen Fonds hat
er Finanzminister früh vorgeschlagen –, zunächst abge-
ehrt. Deswegen war sie in der Brüsseler Sitzung unvor-
ereitet, als es um den Europäischen Währungsfonds
ing und dieser, zumindest im Kern, entstanden ist. Die
undeskanzlerin hat sich auf diese Situation nicht vorbe-

eitet. Das war ein schwerer Fehler, den man ihr an die-
er Stelle vorhalten muss.

Drittens. Wer in Europa etwas erreichen will, muss
einen eigenen Laden im Griff haben. Dies richtet sich
n die Koalitionsfraktionen: Wer sich getrieben sieht von
och auf der einen Seite und von Seehofer auf der ande-

en Seite –


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und von Mappus! – Otto Fricke [FDP]: Aber nicht von den Grünen!)


doch, von den Grünen auch –,


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)






Fritz Kuhn


(A) )


)(B)

wer sich im Umgang mit der FDP vor den Wahlen einge-
grenzt sieht, der hat keine Möglichkeit, in Europa
vernünftig und richtig zu agieren. Ich nenne Ihnen ein
Beispiel: Ihren Umgang mit der Finanzmarkttrans-
aktionsteuer. Wie wollen Sie nach dem Herumgeeiere der
Kanzlerin in Europa – ich rede jetzt nicht von der Runde
der G 20 – eine Finanzmarkttransaktionsteuer durchset-
zen, wenn Ihre Regierung nicht einmal in Deutschland in
der Lage ist, eine klare Konzeption zu entwickeln?

Nach der Sitzung des Koalitionsausschusses vom
18. Mai hat Herr Kauder vorgetragen – ich zitiere –:

Wir haben im Koalitionsausschuss vereinbart, die
Bundesregierung aufzufordern, sich über die Bankenab-
gabe hinaus für eine europäische, globale Beteiligung
der Finanzmärkte einzusetzen, das heißt, für Finanz-
transaktionsteuer oder Finance Activities Tax. – Wie
wollen Sie, wenn Sie hier einen Katalog ganz unter-
schiedlicher Steuerarten vorlegen, damit in Europa ir-
gendeine Durchschlagskraft entfalten, Herr Kauder?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Botschaft dieses Textes und Ihrer Redeweise in den
letzten Wochen ist: Sie wissen nicht, was Sie wollen;
aber Sie wollen es in Europa durchsetzen. Damit machen
Sie sich lächerlich und schwächen Ihre Glaubwürdig-
keit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Herr Kauder, Sie schütteln den Kopf. Die Leute drau-
ßen im Land fragen: Wann kommt der nächste Finanz-
marktrettungsschirm? Wie geht es eigentlich weiter?
Habt ihr die Dinge noch im Griff? – Sie verlangen zu
Recht von der Regierung, dass sie endlich Maßnahmen
ergreift, damit dieser Spekulationswahnsinn aufhört und
nicht die kleinen Leute die Zeche für den Unsinn, den
Sie angerichtet haben, bezahlen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Da können Sie nicht mit Sätzen wie „Ich weiß nicht ge-
nau, wie meine Steuer heißen soll“ kommen. Da wird
entschlossene, inhaltlich klare Politik gefragt sein, die
Sie in den Tagen, die wir hinter uns haben, nicht geliefert
haben.

Eine Bemerkung zum Abschluss: Es geht wirklich um
die Frage, ob wir von den Märkten getrieben werden
oder ob wir klare Rahmenbedingungen für die Finanz-
märkte setzen können, damit diese wiederum ihre Auf-
gabe, nämlich der wirtschaftlichen Investition zu dienen,
wahrnehmen können.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Eine breite Zustimmung wäre dafür notwendig!)


Dazu ist es jetzt notwendig, dass wir uns auf einen lan-
gen Weg machen und eine vernünftige, langfristige Poli-
tik betreiben. Das heißt auch Sparpolitik, aber wenn
ganz Europa jetzt spart – das ist wichtig –, dann gehen
wir wirtschaftlich in die Knie. Wir haben die Botschaft:
Wir müssen sparen und investieren, und zwar an den

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(C (D ichtigen Stellen, sonst machen wir haushaltspolitisch eien Stich, aber wirtschaftspolitisch verlieren wir und ergrößern die Arbeitslosigkeit. Ich finde, dass wir über onzeptionen und darüber, dass die Politik das Primat ber die Märkte bekommt, jetzt hier reden müssen, aber icht unverbindlich, Herr Kauder, sondern mit dem klaen Willen, der Bevölkerung zu sagen: Die Politik macht ich daran, wieder die Hoheit über die Finanzmärkte u bekommen. Dazu sind das, was Sie vorgelegt haben, nd die Diskussion der letzten Wochen nicht geeignet. ber wir werden Sie nicht in Ruhe lassen. Eine allerletzte Bemerkung: Ich habe mir gestern bend noch einmal Ihren Koalitionsvertrag durchgele en. (Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh! – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Jeden Tag! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Dann haben wir noch Hoffnung bei Ihnen!)


Freuen Sie sich nicht zu früh. – Ich kann Ihnen nur sa-
en: Dieses Ding ist acht Monate alt. Aber wenn Sie es
uf die heutigen Probleme beziehen, dann kommen Ih-
en die Tränen, wenn Sie sehen, welche Ignoranz dieser
ertrag gegenüber den heutigen Problemen offenbart.
ie sollten eine ganz andere Geschäftsgrundlage wählen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1704402700

Für die Bundesregierung erhält nun der Bundes-

inanzminister Dr. Wolfgang Schäuble das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist jetzt genau die richtige Antwort auf den Kuhn!)


Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
en:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich werbe
afür, dass wir angesichts der Bedeutung, der Tragweite
nd der Schwierigkeiten dieser Entscheidung nicht den
indruck erwecken, als seien die taktischen Finessen das
igentlich Dominierende. Herr Kollege Kuhn, wenn Sie
o überzeugend sagen, dass dieses Programm und diese
aßnahmen im Grunde richtig sind, dann würde ich

och dafür werben, dass Sie überlegen, ob Sie nicht
ehr der Substanz als den taktischen Argumenten, die

ch verstehen kann, Rechnung tragen.

Ich will gleichwohl Ihre Hauptargumente, warum Sie
rotz Ihrer Zustimmung in der Sache glauben, heute
icht zustimmen zu können, aufgreifen, so gut ich kann.
er erste Punkt ist: Sie sagen, die Bundesregierung habe
er Unterrichtungspflicht gegenüber dem Parlament
icht ausreichend Rechnung getragen. Ich will Sie auf
olgendes aufmerksam machen: Sie wissen, wie die Ent-
cheidungsfindung von Freitag bis Sonntagnacht und
ontagmorgen abgelaufen ist. Am Freitag haben wir

ber das Griechenland-Paket diskutiert, anschließend
ab es Telefonkonferenzen der G-7-Finanzminister. Wir





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

waren mit einer Situation konfrontiert, dass es beim
Treffen der Staats- und Regierungschefs am Freitag-
abend schon gar nicht mehr in erster Linie um die Finali-
sierung und die abschließende Inkraftsetzung des
Griechenland-Pakets ging, weil es inzwischen äußerst
deutliche Signale gab, dass unmittelbar eine weltweite
Krise der Finanzmärkte droht. Deswegen war rasches
Handeln über das Wochenende unausweichlich.

Die formelle Entscheidung über die Rechtsverord-
nung des Rates – sie bezieht sich auf die 60 Milliarden
Euro, nicht auf die 440 Miliarden Euro; das muss man
auch einmal sagen – ist am Dienstag in einem Europäi-
schen Rat getroffen worden. Am Montag sind die Frak-
tionsvorsitzenden durch die Bundesregierung unterrich-
tet worden.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erstens sind wir nicht der Bundestag, und zweitens haben Sie nicht gesagt, dass erst am nächsten Tag entschieden wird! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Jetzt seien Sie mal ruhig! – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Frau Kollegin Künast, der Kollege Thomas de
Maizière, der mich dankenswerterweise in diesen Tagen
vertreten hat, hat mir eben noch einmal bestätigt, dass
bei der Unterrichtung der Fraktionsvorsitzenden am
Montag in keinster Weise irgendeine Einwendung gegen
die Prozedur erhoben worden sei.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh, oh, oh! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nee, nee, nee!)


Ich bin nicht dabei gewesen; Sie können das untereinan-
der ausmachen. Das ist ein nachgeschobenes Argument.
Sie müssen das gegen sich gelten lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1704402800

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Trittin?

Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
zen:

Bitte, ja.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1704402900

Herr Kollege Schäuble, ich will Ihnen zugutehalten,

dass Sie an dem Termin ja nicht teilnehmen konnten. Ich
will Sie deswegen davon unterrichten – und Sie fragen,
ob Ihnen das niemand gesagt hat –, dass auf die Frage, wie
wir verfahren, ich die Bundeskanzlerin gefragt habe: Wer-
den wir vor der Beschlussempfehlung das Vertragswerk
über die Zweckgesellschaft vorgelegt bekommen? – Die
Bundeskanzlerin hat dies in Anwesenheit von mir und
den anderen Fraktionsvorsitzenden ausdrücklich zuge-
sagt. Bevor Sie hier unterstellen, dass wir – –


(Zurufe von der Regierungsbank – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vor der zweiten Lesung!)



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(C (D Vor der zweiten Lesung, Frau Bundeskanzlerin. – Das eißt, das war das Verfahren, und dieses Verfahren ist on dieser Bundesregierung nicht eingehalten worden. as heißt, die Bundeskanzlerin hat ihre Zusage gegenber den Fraktionsvorsitzenden nicht eingehalten. (Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Das ist doch etwas völlig anderes, Herr Trittin!)


Wollen Sie bitte zweitens zur Kenntnis nehmen, dass
ach dem Grundgesetz – Sie waren mal Verfassungsmi-
ister – und nach einfachgesetzlichen Regelungen die
ichtige und richtige Unterrichtung der Fraktionsvorsit-

enden – für die bin ich auch dankbar; das habe ich der
undeskanzlerin sogar geschrieben – eine Beteiligung
es Deutschen Bundestages nicht ersetzt? Das ist die
erfassungsrechtliche Realität in diesem Lande.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
en:

Herr Kollege Trittin, Sie machen jetzt wieder den
rick, dass Sie zwei Dinge verwechseln, vermischen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Was heißt hier „Trick“? Das ist eine Unterstellung!)


Entschuldigung! Ich erkläre es Ihnen. – Der Vorwurf
es Verfassungsverstoßes kann sich nur auf die Rechts-
erordnung des Europäischen Rates bezüglich der euro-
äischen Fazilität in Höhe von 60 Milliarden Euro bezie-
en. Sie reden jetzt von den 440 Milliarden Euro
reditermächtigung bzw. Gewährleistungsermächtigung.
as sind zwei verschiedene Dinge.

Nehmen Sie den Vorwurf des Verfassungsverstoßes
urück,


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)


ann können wir darüber reden, ob die Bundeskanzlerin,
b wir aus welchen Gründen – –


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er ist ja schon zugegeben worden von der Kanzlerin!)


Nein, er ist nicht zugegeben worden; ich habe ihn ge-
ade widerlegt,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


eil ich Ihnen gesagt habe, dass die Unterrichtung vor
er Beschlussfassung im Europäischen Rat stattgefun-
en hat.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, nicht des Bundestages! Fraktionsvorsitzende sind etwas anderes!)


Jetzt kommt der zweite Punkt, den ich Ihnen in der
ache sagen wollte. Ich bin wirklich dafür, dass wir die
inge in der Sache so gut wie möglich klären, damit





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

Klarheit auch bei unseren Mitbürgerinnen und Mitbür-
gern herrscht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie sagen: Wir wissen nicht wirklich, worüber wir
entscheiden. – Das ist doch vorgeschoben, mit Verlaub.
Es ist in dem Beschluss doch klar angelegt, dass wir
– zunächst einmal – auf der Grundlage von Art. 122
Abs. 2 des europäischen Vertrags 60 Milliarden Euro zur
Verfügung stellen, unter den Voraussetzungen, die genau
definiert worden sind. Die europarechtliche und verfas-
sungsrechtliche Begründung dieser Maßnahme ist ein-
wandfrei: weil sich durch das Überschwappen der Wir-
kungen aus der Griechenland-Krise auf andere Länder
eine von den einzelnen Mitgliedsländern im Sinne von
Art. 122 Abs. 2 des Vertrages nicht verschuldete Situa-
tion ergeben hat. Deswegen befinden wir uns bei diesen
60 Milliarden Euro auf einer einwandfreien rechtlichen
Grundlage. Das ist der Beschluss des Europäischen Rats.
Darüber hinaus haben die Mitgliedsländer der Euro-
Gruppe verabredet – – Das muss man rechtlich unter-
scheiden; das ist für die Bevölkerung vielleicht nicht
ganz so wichtig, aber wenn Sie so argumentieren, will
ich das doch ganz korrekt darlegen, damit klar ist: Im
Verfahren ist es so korrekt, wie es in der Sache notwen-
dig ist, was wir heute entscheiden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Also, zu dieser Maßnahme haben sich die Euro-Länder
intergouvernemental verabredet: bis zu 440 Milliarden
Euro Finanzfazilitäten für notleidende Länder zur Verfü-
gung zu stellen, unter den Voraussetzungen, die in dem
Beschluss sehr genau definiert sind und die im Übrigen
in unserem Gesetzentwurf, den wir jetzt verabschieden
wollen, wofür wir um Ihre Zustimmung bitten, genau
enthalten sind, und zwar in § 1.

Voraussetzungen: Es muss erstens festgestellt werden,
dass ein Land der Euro-Zone notleidend ist; an diesem
Beschluss wirkt dieses Land nicht mit. Es muss zweitens
klargestellt sein, dass die Mittel aus der Europäischen
Kommission, also die 60 Milliarden Euro, nicht ausrei-
chen. Es müssen drittens Konditionalitäten wie bei Grie-
chenland vereinbart sein. Es müssen viertens EU-Kom-
mission, EZB und IWF genauso beteiligt sein wie bei
Griechenland.

Unter diesen Voraussetzungen stellen die Euro-Län-
der über eine zu gründende Gesellschaft – die hat aber
nur den Auftrag der technischen Durchführung und kei-
nen Auftrag der materiellen Gestaltung – Kreditfazilitä-
ten in einer Höhe von bis zu 440 Milliarden Euro zur
Verfügung, die pro rata bei den einzelnen Anleihen
durch die Mitgliedstaaten garantiert werden. Das ist der
Regelungsgehalt. Dafür haben Sie alle genauen Eck-
punkte zur Verfügung gestellt bekommen, durch mich
persönlich übermittelt. Wir haben auch unmittelbar nach
meiner Rückkehr aus Brüssel am Dienstag miteinander
telefoniert; ich glaube, sogar schon auf der Fahrt zum
Flughafen in Brüssel. Deswegen sollten Sie die Dinge
nicht falsch darstellen.

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(C (D In der Sache ist klar, was zur Entscheidung ansteht. atürlich ist dieser Gesellschaftsvertrag noch nicht ab chließend formuliert. Wir haben die Eckpunkte Montagacht in der Euro-Gruppe genau vorgegeben. Das muss olitisch entschieden werden. Wir haben den Auftrag ereilt. Wir werden heute Mittag am Rande unseres Trefens in der Van-Rompuy-Gruppe sehen, wie weit man ort gekommen ist. Ich habe zugesagt, dass ich zu jedem tandpunkt jede mir zugängliche Information auch allen raktionen des Bundestags zur Verfügung stelle. Aber ie haben keine Ausrede, um in der Sache eine Entscheiung zu verweigern; das haben Sie nicht. Nun will ich eine dritte Bemerkung machen. Es wird esagt: Warum machen wir das so schnell? Ja, wir sind ieses Mal das erste Land, das, soweit parlamentarische ntscheidungen notwendig sind – die sind nicht in allen ändern notwendig; in Deutschland sind sie notwendig –, ntscheidet. Aber es ist nun einmal so: Wir haben ja geehen – bei Griechenland, aber auch nach der Entscheiung des Europäischen Rats –, dass zwar am Montag die ärkte ein wenig reagiert haben; aber seit Dienstag ha en wir wieder eine Entwicklung gehabt, dass der Euro ückläufig gewesen ist. Deswegen ist eben entscheidend, ass wir zwei Dinge machen: Erstens müssen wir wirklich dafür sorgen, dass die rsachen der Spekulationen bekämpft werden, das heißt ie Reduzierung der Defizite durch alle Länder der uro-Zone. afür haben Spanien, Portugal und andere Länder Maßahmen beschlossen, und auch wir werden unseren Teil azu beizutragen haben. Die Debatten darüber, wie sich ie Schuldenbremse des Grundgesetzes im Haushalt 011 und im mittelfristigen Finanzplan auswirkt, stehen ns bevor. Wir müssen unseren Beitrag leisten. Alle sind azu entschlossen. Zweitens. Wir müssen das Instrumentarium des Stabiitätsund Wachstumspakts schärfen. Dazu sind Vorchläge gemacht auf Anstoß der Bundesregierung. Ich abe Vorschläge veröffentlicht. Die Bundeskanzlerin hat m Europäischen Rat am 25. März durchgesetzt, dass die rbeitsgruppe der Finanzminister unter dem Vorsitz des atspräsidenten eingesetzt wird. Das hat den Sinn, dass ir nicht nur innerhalb der europäischen Verträge reden önnen, sondern dass wir in der Van-Rompuy-Gruppe uch über Vertragsänderungen sprechen können. Daüber haben wir noch keinen Konsens mit allen Mitliedstaaten; das ist wahr. Aber heute Mittag um 14 Uhr angen wir an. Wir haben Vorschläge gemacht. Die ommission hat Vorschläge gemacht – die wir lange ingefordert hatten –, wie man das Instrument des Stabiitätsund Wachstumspaktes schärft. Das ist der eine unkt. Der andere Punkt ist: Wir müssen in Kraft setzen, was ir im Europäischen Rat verabredet haben. Denn die ärkte vertrauen erst, wenn das tatsächlich in Kraft ist. s ist eine Realität, dass die Märkte stärker auf Deutschand schauen als auf Zypern oder Malta, die auch Mit Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )

glied der Euro-Zone sind. Deswegen ist es richtig – um
Vertrauen auf den Märkten zu gewinnen, damit die Maß-
nahmen wirken –, dass wir so schnell entscheiden, wie
wir es uns vorgenommen, wie wir es verabredet haben.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Ja! Das haben alle Sachverständigen so dargestellt!)


Deswegen ist das nicht Taktik oder irgendetwas anderes,
sondern es ist in der Sache geboten, wenn wir das errei-
chen wollen, was Sie ja im Prinzip als richtig erklärt ha-
ben, nämlich das Paket zur Stabilisierung der europäi-
schen Währung. Nehmen Sie das also nicht als
Argument, um nicht zuzustimmen, sondern stimmen Sie
zu.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Übrigens will ich Ihnen in diesem Zusammenhang sa-
gen: Wir hatten gestern im Finanzministerium eine Fi-
nanzmarktkonferenz, um einen Beitrag zur Vorbereitung
des G-20-Gipfels im kommenden Monat in Kanada zu
leisten. Das hat insofern gut gepasst, als wir von allen
anwesenden G-20-Staaten gehört haben, dass auch Asien
mit großer Besorgnis darauf schaut, dass es gelingt, die
Krise um den Euro zu stabilisieren, weil die Gefahr von
Folgewirkungen auf das gesamte Weltwährungs- und -fi-
nanzsystem bestanden hätte. Deswegen haben wir diese
große Verantwortung.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1704403000

Herr Minister, lassen Sie eine Zwischenfrage des Kol-

legen Wieland zu?

Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
zen:

Bitte, Herr Wieland.


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1704403100

Herr Bundesminister, da Sie uns ja vorgeworfen ha-

ben bzw. an uns appelliert haben, nicht wegen taktischer
Mätzchen das Ja zu verweigern, frage ich Sie: Stimmt es,
dass Sie in Brüssel dafür geworben haben – sich bei Ih-
ren Kolleginnen und Kollegen aber nicht durchgesetzt
haben –, dass der Bundestag vor der Übernahme einer
jeden Garantie ein Veto bekommt, und können Sie es mit
Ihrem Verständnis des Parlamentes vereinbaren, dass das
Parlament sein Budgetrecht so weit auf die Exekutive
überträgt, dass nur noch eine Bemühenszusage der Bun-
desregierung herausgekommen ist?

Ich frage jetzt ganz zugespitzt, gerade weil der Kol-
lege van Essen vorhin den Bundesbankpräsidenten zi-
tiert hat: Sollen die Finanzmärkte dann auch noch die
Demokratie bestimmen? Sollen sie auch noch über unser
Budgetrecht bestimmen? Ist ein Parlament noch ein Par-
lament, wenn es sich insoweit seines vornehmsten Rech-
tes entäußert?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


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(C (D Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finanen: Herr Kollege Wieland, es ist genau gegenteilig. Ich abe mich in der Sitzung der Euro-Gruppe dafür eingeetzt, dass wir dieses Instrument so gestalten, dass es auf en Finanzmärkten seine Wirkung erzielt. Was dazu erorderlich ist, hat Bundesbankpräsident Weber – Herr an Essen hat es zitiert – in der Anhörung des Finanzusschusses gesagt. Sie könnten Herrn Trichet fragen, ie könnten Herrn Strauss-Kahn fragen, wen immer Sie ollen. Die werden Ihnen alle das Gleiche sagen. Die Wahrheit ist umgekehrt. Als ich von Bemühunen, die ich sehr respektiere, gehört habe, jede einzelne ntscheidung von der Zustimmung des Parlaments abängig zu machen, habe ich sehr darum gebeten, dass ir diesen Weg nicht gehen. Das hat uns ein paar zusätz iche Gespräche eingebracht; das ist immer gut. Jetzt haen wir uns auf eine Regelung verständigt – sie steht in er Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses –, er Ihre Fraktion im Haushaltsausschuss zugestimmt at: ass wir genau die Regelung übernehmen, die wir in em Gesetz über die Zusammenarbeit zwischen der undesregierung und dem Bundestag in europäischen ragen am 25. September 2009 festgelegt haben. Besser ann man es gar nicht machen, meine Damen und Heren. Ich würde gerne noch eine Bemerkung zu dem Thema Besteuerung des Finanzsektors“ machen. Ich finde, enn wir ehrlich mit unseren Mitbürgerinnen und Mitürgern umgehen, dann können wir erstens zugeben, ass es unterschiedliche Meinungen über die Wirkungseise und Wirkungskraft einer Finanztransaktion teuer gibt. Die gibt es in der Welt, die gibt es immer. (Joachim Poß [SPD]: Die Anhörung war ziemlich eindeutig!)


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: So ist es!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ja, einverstanden.

Wir können zweitens sagen, dass es jedenfalls eine
bereinstimmung gibt. Die Bundeskanzlerin hatte mich

m Übrigen beauftragt. Hören Sie sich doch einmal bei
hren Kollegen in der Euro-Gruppe, im Ecofin, um, wie
ie diese Fragen beurteilen. Die Antwort habe ich auch
m Haushaltsausschuss sehr präzise gegeben und dort
erichtet. Es gibt niemanden, der in Europa national eine
inanztransaktionsteuer einführen will – kein Land.


(Christian Lindner [FDP]: Nur die SPD!)


Nein, kein Land, kein Staat, kein Mitgliedstaat der Eu-
opäischen Union – das ist meine Antwort auf den Un-
errichtungsauftrag der Bundeskanzlerin –, weil sie alle
agen: Das macht keinen Sinn. Alle sagen mehr oder
inder: Ja, wenn es global geht, ist das gut. Das ist übri-

ens seit langem die Position der Christlich-Demokrati-
chen Union, insbesondere auch ihrer Vorsitzenden, der
undeskanzlerin Angela Merkel. Wenn es global geht:





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

Ja. Die Frage: „Geht es global?“, wird von vielen sehr
skeptisch beurteilt; das wissen auch Sie.


(Joachim Poß [SPD]: Wir doch auch!)


– Ja, das wissen wir auch. Ich gehe gerade Schritt für
Schritt vor. Seien Sie ganz geduldig! So wie ich im
Haushaltsausschuss präzise war, will ich es auch hier
sein.

Die Staats- und Regierungschefs haben im G-20-Pro-
zess in Pittsburgh verabredet: Bis zum nächsten Gipfel
im Juni 2010 – er findet demnächst in Kanada statt –
wollen wir geklärt haben: Gibt es eine Chance, die
Steuer weltweit einzuführen? Wenn es diese Chance
gibt, wird sich die Bundesregierung dafür einsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Thomas Oppermann [SPD]: Wenn es die Chance gibt?)


Wenn nach dem G-20-Gipfel in Kanada im Juni fest-
steht, dass es diese Chance auf absehbare Zeit nicht gibt,
dann – und nur dann – besteht eine reale Chance, in Eu-
ropa eine Antwort von den anderen Staaten zu bekom-
men: Gibt es eine Chance auf eine europäische Finanz-
markttransaktionsteuer? Die Bundesregierung wird sich
dafür einsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Thomas Oppermann [SPD]: Ohne Wenn und Aber?)


So ist es gesagt, und so ist es geklärt.

Damit Sie nicht hinterher sagen, das hätten wir nicht
gesagt, sage ich Ihnen eines vorher. Es wird dann in Eu-
ropa eine ganz zentrale Frage sein: Geht eine solche
Steuer nur unter Einschluss des größten Finanzplatzes,
London, oder geht sie notfalls, wenn es europaweit kein
Einvernehmen gibt, auch ohne ihn? Die Haltung des
Vereinigten Königreichs – es hat eine ganz neue Regie-
rung; dort gab es vor kurzem Wahlen – ist in der Frage
nicht völlig klar. Besser wäre eine Regelung für ganz
Europa. Aber wenn eine Regelung für ganz Europa nicht
möglich ist, werden wir über die Frage zu entscheiden
haben: Gibt es eine Chance, das im Euro-Bereich einzu-
führen? Auch dafür werden wir uns einsetzen;


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


aber ob wir dafür eine Mehrheit im Euro-Bereich be-
kommen, kann ich Ihnen heute nicht versprechen. Das
ist die Haltung der Bundesregierung; so ist es präzise.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Joachim Poß [SPD]: So klar war Frau Merkel nicht in den letzten Tagen!)


– Entschuldigung! Um diese Frage so klar zu beantwor-
ten, hat sie ihren Finanzminister beauftragt, das erst ein-
mal zu klären;


(Joachim Poß [SPD]: Ah!)


er gibt Ihnen jetzt die Antwort. Das können Sie nicht der
Bundeskanzlerin vorwerfen.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Jetzt könnt ihr ja zustimmen!)


Nachdem dies alles geklärt ist, verehrte Kolleginnen
nd Kollegen, können wir doch jetzt zur Sache zurück-
ehren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


PD wie Grüne sagen: Eigentlich ist es richtig; eigent-
ich ist jede andere Alternative – die gibt es immer – viel
chlechter und viel gefährlicher, also müssen wir es ma-
hen. Deswegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen
ie uns wieder gemeinsam unseren Mitbürgerinnen und
itbürgern sagen, warum wir dies tun. Wir tun dies eben

icht aus Großzügigkeit gegenüber anderen, sondern wir
un es in unserem besten, wohlverstandenen nationalen
nteresse. Dieses nationale Interesse heißt: eingebunden
leiben in das weiter zusammenwachsende Europa.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die gemeinsame europäische Währung und die Wirt-
chaftsgemeinschaft sind für Deutschland von ganz
berragendem Vorteil. Man muss sich einmal die Zahlen
nschauen: Wenn man Exporte und Importe zusammen-
echnet, dann erkennt man, dass der Anteil unserer Ver-
lechtung in den globalisierten Welthandel doppelt so
roß ist wie beim nächsten großen Welthandelsland Ja-
an; so stark sind wir davon abhängig. Fast zwei Drittel
nserer Exporte gehen in die Mitgliedsländer der Euro-
äischen Währungsunion. Hätten wir keine gemeinsame
ährung, hätten wir eine viel geringere wirtschaftliche

eistungskraft, weniger Wohlstand und weniger soziale
icherheit. Deswegen ist die Verteidigung des Euro, der
tabilität unserer europäischen Währung, ein Akt unse-
er eigenen Verantwortung für unser gemeinsames Eu-
opa.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Im Übrigen: Wenn wir Defizite reduzieren, dann ist
as nicht etwas, was uns Brüssel auferlegt, sondern es ist
m Interesse der Nachhaltigkeit unvermeidlich. Deswe-
en fangen manche Mitgliedstaaten an, darüber nachzu-
enken, ob die deutsche Schuldenbremse im Grundge-
etz nicht auch deswegen klug ist. Natürlich kann man
en Stabilitätspakt auch so ausgestalten, dass er eine eu-
opäische Schuldenbremse ist. Aber die nationale Veran-
erung in der nationalen Verfassung hat den Sinn, der
evölkerung klarzumachen: Wir tun das nicht für an-
ere; wir tun es für uns selbst, im Interesse künftiger Ge-
erationen, im Interesse der Nachhaltigkeit unserer Fi-
anzpolitik. Auch dies muss man sehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deswegen, liebe Kolleginnen und Kollegen: Das, was
ir entscheiden, ist keine Kleinigkeit. – Im Übrigen ge-
en wir nicht Steuergelder aus, sondern wir ermächtigen
ür die Garantie von Krediten. Das ist schon ein Unter-
chied. Die Haushaltsprobleme für den Haushalt 2011,
ür die Fortschreibung der mittelfristigen Finanzplanung
nd für die Einhaltung der Schuldenbremse bestehen
öllig unabhängig von dem, was wir heute zu entschei-
en haben, und sie sind groß genug. Das will ich nicht





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

kleinreden. Wir sollten das nicht vergessen. – Es ist
keine Kleinigkeit. Aber das ist die Konsequenz einer
Entscheidung, mit der wir sagen: Wir setzen auf ein
handlungsfähiges, starkes Europa, und wir setzen auf die
Stabilität unserer gemeinsamen europäischen Währung.
Dafür sind wir bereit, Verantwortung zu übernehmen.
Ich hoffe, das gilt nicht nur für die Koalition, sondern
auch für alle anderen, die sich in diesem Hause für euro-
päische Politik einsetzen.

Herzlichen Dank.


(Lang anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/ CSU – anhaltender Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1704403200

Das Wort erhält nun der Kollege Sigmar Gabriel für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD – Abg. Sigmar Gabriel [SPD] begibt sich humpelnd zum Rednerpult – Volker Kauder [CDU/CSU]: Die SPD ist angeschlagen! – Gegenruf des Abg. Thomas Oppermann [SPD]: Das hättet ihr gerne!)



Sigmar Gabriel (SPD):
Rede ID: ID1704403300

Das müssen Sie doch verstehen; die rechte Seite ist

ein bisschen angeschlagen. Damit kennen Sie sich doch
aus, oder nicht?


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Bei Ihnen, innerhalb Ihrer Fraktion!)


Herr Präsident! Frau Bundeskanzlerin! Meine Damen
und Herren!


(Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Gute Besserung! – Herr Westerwelle wünscht mir gute Besserung; politisch wünsche ich Ihnen das auch. (Heiterkeit bei der SPD – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das entspricht nicht dem Ernst der Lage!)


Aber im Ernst, Herr Schäuble: Was sollen wir Ihnen
denn nun eigentlich glauben? Sie sagen im März: Es gibt
keine Chance zur Einführung einer Finanztransak-
tionsteuer. Am 18. Mai im Deutschlandfunk machen Sie
die Einführung noch völlig davon abhängig, dass sie
weltweit erfolgt, weil sonst die Gefahr einer Abwande-
rung in die USA und nach Asien bestehe, und heute er-
klären Sie nun, Sie seien – ich habe genau zugehört – so-
gar bereit, es nur im Euro-Raum zu versuchen.

Meine Frage an Sie ist: Wenn dies ein ernsthafter
Meinungswandel bei Ihnen ist, warum, Herr Kollege
Schäuble, beschließen wir es dann nicht einfach heute
hier im Deutschen Bundestag? Warum?


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben vor zwei Wochen hier im Haus der SPD ein
Zitat aus der Bergpredigt entgegengehalten: „Euer Ja sei
ein Ja, euer Nein ein Nein.“ Herr Kollege Schäuble, so

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(C (D ichtig bekomme ich Ihre 180-Grad-Wendung mit dieem Zitat nicht zur Deckung; das muss ich offen sagen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Scheinheilig!)


o ist das, wenn man die Bergpredigt ins Parlament ein-
ührt: Irgendwann schlägt sie zurück.


(Zuruf von der FDP: Es geht um den Euro!)


Also, Herr Kollege Schäuble, mich würde wirklich
nteressieren: Was ist denn nun eigentlich die Position
er Regierung und der Koalitionsfraktionen, und warum
eschließen wir die Steuer heute nicht? Ich kann ja ver-
tehen, dass inzwischen selbst in Ihren eigenen Reihen
roße Zweifel – übrigens auch an Ihrer persönlichen
laubwürdigkeit, Herr Schäuble – existieren.


(Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Unverschämtheit!)


Sie sagen „Unverschämtheit“. Das müssen Sie Herrn
eehofer sagen. Er sagt das heute in der Süddeutschen
eitung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist auch unverschämt!)


Das sagen wir doch nicht. Wenn Sie danach rufen,
ann zitiere ich ihn. Es ist doch Ihr Ministerpräsident. Er
ragt heute in der Süddeutschen Zeitung, warum Finanz-
inister Schäuble die Finanztransaktionsteuer infrage

tellt, obwohl die Koalition sie doch will. Seehofer:

Wenn der Koalitionsausschuss sagt, die Steuer
kommt, und der Finanzminister gleichzeitig sagt,
sie kommt nicht, dann fühlt sich doch die Bevölke-
rung verhöhnt. … Ich muss mich

so Seehofer –

schon manchmal sehr zurückhalten, um nicht aus
der Haut zu fahren.

as geht uns auch so, meine Damen und Herren. Das
eht uns ganz genauso.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ein paar von Ihnen haben eben dazwischengerufen:
ie Haltung der SPD zum Euro. Jetzt sage ich Ihnen mal
ins: Ein Teil Ihrer eigenen Koalition klagt gegen Ihre
esetze vor dem Verfassungsgericht und ein anderer er-
lärt, Sie seien führungsschwach und wüssten nicht, wie
as Ganze zusammengehen soll. Sie haben ein Problem
n der europäischen Debatte, nicht wir!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Aber so geht das ja nun schon seit Monaten. Vor ge-
au zwei Wochen berieten wir im Deutschen Bundestag
ach wochenlangen Dementis von Wolfgang Schäuble,
ngela Merkel und vielen anderen Koalitionären über
2,4 Milliarden Euro Garantierahmen für Griechen-





Sigmar Gabriel


(A) )


)(B)

land – und keinen Cent mehr, so der Parlamentarische
Geschäftsführer der FDP, Herr Fricke.


(Otto Fricke [FDP]: Für Griechenland!)


– Darauf habe ich gewartet, Herr Kollege Fricke. Ich
will nicht sagen: dümmere – – Aber es wird Ihrer intel-
lektuellen Fähigkeit nicht gerecht, sich mit der Ausrede
zufriedenzugeben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Joachim Poß [SPD]: Die hat er doch gar nicht!)


Wir haben hier im Deutschen Bundestag und in der Öf-
fentlichkeit die Frage diskutiert: Kann das eigentlich
Folgewirkungen in anderen Ländern haben? Wann kom-
men die Nächsten? Da haben Sie gesagt: Keinen Cent
mehr, und zwar ohne die Einschränkung zu Griechen-
land. Das ist Ihre Position, die Sie hier eingenommen ha-
ben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Fricke, Sie sollten sich nicht davon distanzieren.
Sie sind, jedenfalls nach Ihrer Auffassung, in guter Ge-
sellschaft; denn Herr Brüderle hat am 5. März auf ntv be-
reits verkündet: Wir haben nicht die Absicht, Griechen-
land einen Cent zu geben. – Am gleichen Tag, als wir
hier entschieden haben, als Herr Fricke für keinen Cent
weitere Zugeständnisse machen wollte, flog Frau Merkel
nach Brüssel, um über 123 Milliarden Euro – Herr
Fricke, das sind 12,3 Billionen Cent – mehr zu verhan-
deln.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Ist das ein ernsthaftes Argument?)


Jetzt gibt es zwei Rückschlüsse. Entweder die Regie-
rung hat am Freitagmorgen vor 14 Tagen dem Parlament
gegenüber nicht die ganze Wahrheit gesagt, oder – und
das ist vermutlich die weitaus schlimmere Nachricht und
Wahrheit – sie hat wirklich nicht gewusst, was auf sie in
Brüssel zukommt. Die Kanzlerin der größten Volkswirt-
schaft Europas, die Regierungschefin eines der wichtigs-
ten Motoren der Europäischen Union, kommt auf einen
EU-Gipfel und wird von Frankreich und allen anderen
Mitgliedstaaten


(Joachim Poß [SPD]: Italien! Berlusconi!)


vor vollendete Tatsachen gestellt. Das ist die Realität,
die Sie uns heute hier versuchen, zu erklären.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Vorsicht, wenn Sie das bestreiten! Dann bleibt nur die
Alternative, dass Sie es wussten, uns es aber nicht gesagt
haben.

Das hatte einen anderen Grund – das muss man ein-
mal aussprechen –: Die anderen EU-Staaten hatten die
Nase gestrichen voll von Ihrer Taktiererei, Frau Bundes-
kanzlerin.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Staats- und Regierungschefs wollten den Euro nicht
in zweites Mal aufs Spiel setzen, nur um Ihren takti-
chen Winkelzügen in der Innenpolitik folgen zu müs-
en. Sie hatten es satt. Das ist der Grund, warum sie Sie
or vollendete Tatsachen gestellt haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


rau Bundeskanzlerin, seit Konrad Adenauer ist nie ein
eutscher Bundeskanzler in Europa so vorgeführt wor-
en. Seit Konrad Adenauer hat noch niemand die
eutsch-französische Achse so grundlegend ruiniert, wie
ie das in den letzten Monaten getan haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Niemand genießt höheren Respekt in Europa als unsere Bundeskanzlerin!)


Nun kommen Sie in den Deutschen Bundestag und
ordern all das, was Sie vor der Blamage in Brüssel hier
m Parlament und in der Öffentlichkeit noch vehement
bgelehnt haben. Ich frage Sie nur mal eins: Wer soll ei-
entlich der immer schnelleren Folge Ihrer Regierungs-
rklärungen noch Glauben schenken? Das machen doch
ffensichtlich, siehe Seehofer, nicht einmal Ihre eigenen
eute. Aber ich will ja von Herrn Schäuble und anderen
icht mehr Überzeugungsfähigkeit erwarten, als ihrer ei-
enen Kanzlerin zur Verfügung steht. Von daher waren
eine Erwartungen an die heutige Debatte nicht allzu

roß.

Aber was Sie sich am letzten Sonntag, Frau Bundes-
anzlerin, beim DGB-Bundeskongress erlaubt haben,
st schon einmalig. Es war Ihnen offensichtlich nicht ein-

al peinlich, den DGB-Vorsitzenden bei der Debatte,
ie man die Kapitalmärkte endlich zur Kasse bittet, da-
it die Kosten bezahlt werden, die dort angerichtet wur-

en, aufzufordern, er möge doch dafür sorgen, dass alle
0 Gewerkschaftsbünde der G-20-Industriestaaten ihre
taats- und Regierungschefs dazu bringen, die Forde-
ung nach einer Finanztransaktionsteuer zu unterstützen.


(Joachim Poß [SPD]: Ja, das ist politische Führung!)


ann seien auch Sie dafür und würden die Steuer for-
ern. Frau Dr. Merkel, Sie haben wirklich ein seltsames
ollenverständnis: Sie müssen kämpfen, nicht andere.
ie müssen vorgehen, nicht andere.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ie sind doch nicht Deutschlands oberste politische Ani-
ateurin, die andere auffordert. Sie selber müssen doch

ühren und handeln. Aber genau hier liegt der Unter-
chied zwischen Ihnen und anderen Regierungschefs in
er Europäischen Union.





Sigmar Gabriel


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wenn Sie das jetzt kurz nach dem DGB-Kongress
wirklich ernst meinen und für die Finanztrans-
aktionsteuer kämpfen wollen, wenn Sie für diese Steuer
auf einmal sogar – ich zitiere Sie noch einmal – „Rabatz
machen“ wollen, wie Sie vorgestern erklärt haben, dann
frage ich Sie: Warum beschließen wir das nicht heute
hier im Parlament?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie sind ja nicht einmal bereit, dem sehr knapp gefassten
Entschließungsantrag der SPD zuzustimmen, der in gro-
ßen Teilen wörtlich Ihrer Regierungserklärung vom Mitt-
woch – für den Fall, dass Sie sich daran nicht mehr erin-
nern – entnommen ist. In ihm wird ohne große Schnörkel
gefordert – Herr Schäuble, hören Sie genau zu –: Zuerst
soll die Bundesregierung bei G 20 für die Beteiligung
der Kapitalmärkte kämpfen und, wenn die nicht mitzie-
hen, es in Europa alleine machen. Das hatten Sie doch
eben hier versprochen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das ist doch das Versprechen der Bundeskanzlerin.

Warum wehren Sie sich eigentlich so heftig, dass das
deutsche Parlament dieses beschließt und Ihnen damit
den Rücken stärkt? Warum sind Sie eigentlich dagegen?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Antwort ist einfach: weil Sie in Wahrheit nichts als
einen faulen Formelkompromiss mit Ihrem Wunschpart-
ner FDP hinbekommen haben, ohne substanziellen Wil-
len der gesamten Bundesregierung, auch wirklich dafür
einzutreten. Herr Westerwelle ist als Außenminister auch
bei diesem Kampf für eine angemessene Beteiligung der
Kapitalmärkte ein Totalausfall für Deutschland und
Europa.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Haben Sie nicht zugehört?)


Da lobe ich mir wahrhaft standhafte Konservative wie
Jean-Claude Juncker aus Luxemburg. Er sagt öffent-
lich: Ja, er ist bereit, wenn zum Beispiel die Briten nicht
mitmachen, es dann alleine in der Euro-Zone zu machen.
Der hat Mumm. Der kuscht nicht vor ein paar Drohun-
gen dieser Nieten in Nadelstreifen,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


denen immer ein neues Argument einfällt, wenn es da-
rum geht, sich selbst davor zu schützen, dass sie die
Kosten tragen, die sie selber zu verantworten haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Luxemburg ist ja auch furchtbar groß!)



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(C (D Es geht nicht um einen Luxemburger, es geht um den orsitzenden der Finanzminister des Euro-Rates. Scheinar scheint Ihnen der nichts wert zu sein. (Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Das ist eine schlechte Rede, Herr Gabriel, sehr schlecht!)


Wir sollten die Zwischenrufe, die hier ja aufgezeichnet
erden, einmal den Kollegen in Europa zuschicken. Mal

ehen, wie die darauf reagieren.

Frau Bundeskanzlerin, ich habe Sie in der Umwelt-
olitik als mutig erlebt.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na ja!)


lauben Sie wirklich, dass es den Emissionshandel in
uropa gäbe, wenn Deutschland dazu nicht Ja gesagt
ätte, wenn wir nicht gegen die Lobbyisten im eigenen
and, gegen die Zauderer und Zögerer während unserer
U-Ratspräsidentschaft Druck gemacht und den Emis-
ionshandel verschärft hätten? Ich sage Ihnen: Nichts an-
eres erwarten wir auch von Ihnen. Wir müssen mutiger
ein und in Europa vorangehen. Aber Sie waren wohl
ur so lange eine mutige Kanzlerin, solange Sie von So-
ialdemokraten bewacht wurden.


(Beifall bei der SPD – Lachen bei der CDU/ CSU und der FDP – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Da haut es einem die Brille von der Nase!)


Man kann sich auf Ihre Zwischenrufe verlassen.

In den letzten zwei Regierungserklärungen, Frau
undeskanzlerin, haben Sie sich ins Pathos geflüchtet.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Wo leben Sie denn?)


ber wie sieht eigentlich die Realität aus? Was haben
ie eigentlich in den letzten sieben, acht Monaten bei der
inanzmarktregulierung getan?


(Zuruf von der SPD: Gar nichts!)


or lauter internem Streit und Taktieren vor der Land-
agswahl in NRW hat Ihre schwarz-gelbe Wunschkoali-
ion in den sieben, acht Monaten genau drei Vorhaben
uf den Weg gebracht, die sich mit dem Thema Finanz-
arktregulierung befassen. Alle drei beschränken sich

uf die Umsetzung von EU-Recht, und, übrigens, keines
ieser Verfahren ist abgeschlossen. Nur zum Vergleich:
wischen Ende 2008 und Sommer 2009 hat der sozial-
emokratische Finanzminister Peer Steinbrück – übri-
ens meistens gegen energische Widerstände aus der
nion – ein Gesetz zur Regulierung der Vorstandsvergü-

ung, zur Bekämpfung der Steuerhinterziehung, zur bi-
anziellen Aufdeckung der Zweckgesellschaften, zur
erschärfung der Haftung der Manager, zur Erhöhung
er Transparenz bei Unternehmensbeteiligungen sowie
aßnahmen zur Begrenzung der Vergütung in der Fi-

anzbranche durchgesetzt und dazu zahlreiche Maßnah-
en auf EU-Ebene vorangebracht,


(Beifall bei der SPD)






Sigmar Gabriel


(A) )


)(B)

übrigens immer gegen den erbitterten Widerstand der
FDP. Das, Frau Bundeskanzlerin, ist die Bilanz, wenn
man wirklich handelt. Was haben Sie in Ihrer Regie-
rungserklärung gesagt? – „Es ist Zeit zum Handeln.“
Das finden wir auch. Wir haben es getan. Wann tun Sie
das endlich, anstatt immer nur Ankündigungen zu ver-
breiten?


(Beifall bei der SPD – Zurufe von der CDU/ CSU)


– Ich weiß gar nicht, was die Zwischenrufe sollen. Sie
sind doch selber stolz auf die Zeit, als Sie mit uns regiert
haben. Sie haben in dieser Woche die Broschüre
„Deutschland gestärkt aus der Krise führen – Jahresbe-
richt der Bundesregierung“ an die Abgeordneten ver-
schickt.


(Abg. Sigmar Gabriel [SPD] zeigt ein Papier)


Schlagen wir sie auf. Wer ist zu sehen? – Angela Merkel
und Frank-Walter Steinmeier.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU: So ist die Regierung! So ist die Bundeskanzlerin!)


Frau Merkel sagt gerade, das waren noch schöne Zeiten.
Da haben Sie recht, Frau Merkel. Ich verstehe, dass Ih-
nen der Kollege zur Rechten inzwischen auf den Geist
geht, aber dann lösen Sie sich irgendwann von ihm! Das
verstehe ich ja alles.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)


Herr Westerwelle, angesichts des Fotos würde ich mir
ernsthafte Sorgen machen.


(Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Mache ich!)


Im Ernst: Wir haben eine Menge geleistet, und jetzt
wird nur angekündigt.

Frau Bundeskanzlerin, einen Tag vor der ersten Le-
sung des Gesetzentwurfs – ein Schelm, wer Böses dabei
denkt – erklären Sie, dass die BaFin angewiesen worden
sei, die Leerverkäufe zu verbieten. Ich frage Sie genau
wie der Kollege Gysi und andere: Warum haben Sie ei-
gentlich Leerverkäufe, deren Verbot Peer Steinbrück
schon durchgesetzt hatte, überhaupt erst wieder erlaubt?
Offensichtlich brauchen Sie immer öffentlichen Druck
und den Druck der Opposition, damit Sie überhaupt
irgendetwas machen. Alleine bringt diese Regierung
nichts zustande.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Frau Bundeskanzlerin, bis heute haben Sie von sich
aus kein Konzept für die Überwindung der Krise vorge-
legt. Stattdessen passen Sie sich immer den neuen Stim-
mungen in der Koalition an, anstatt klar Stellung zu
beziehen und verbindliche Vorstellungen über Ihr beab-
sichtigtes Engagement im Parlament vorzulegen und be-
schließen zu lassen. So jedenfalls kann man kein Land
regieren, und so führt man auch kein Land aus der Krise
heraus, sondern immer tiefer hinein. Stattdessen erleben
wir Sie und Ihr Kabinett in Zeitlupe. Seit September

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(C (D etzten Jahres führen Sie Tag für Tag neue Koalitionsverandlungen. Seit Jahresbeginn eilen Sie der Realität an en Märkten hinterher. Sie sind längst zur Getriebenen eworden, zur Getriebenen der Märkte, der europäischen artner, Ihres liberalen Wunschpartners, inzwischen soar Ihrer eigenen Fraktion und am Ende notfalls durch ie Medien. Sie haben keine Linie, Sie haben kein Ziel, nd Sie wissen nicht, wohin mit diesem Land und mit uropa. Das ist die Bilanz Ihrer Regierung nach sieben is acht Monaten in diesem Land. Frau Bundeskanzlerin, Sie haben vorgestern unzähige Male eine neue Stabilitätskultur in Europa ngemahnt, offenbar ein neues Lieblingswort Ihrer Reenschreiber. Wir haben gar nichts gegen eine neue Stailitätskultur, aber uns würde es schon reichen, wenn Sie iese zunächst in Ihrer eigenen Koalition einführen würen. Nur am Rande: Sie tun jetzt öffentlich so, als ob das aktieren, das Abwarten keine Folgen hätte. Sie erklären ogar mokant, Langsamkeit sei eine Tugend. Das liegt atürlich daran, dass Sie die Kosten dieser Langsamkeit icht zu bezahlen haben. Sie kündigen ja schon ein eiseres Sparprogramm an. Für wie dumm halten Sie die enschen eigentlich? Erst versprechen Sie monatelang emeinsam mit der FDP Milliardensteuergeschenke bei leichzeitiger Entschuldung des Landes, und kaum ist ie Landtagswahl in NRW am 9. Mai vorbei, da kassieen Sie alle Steuersenkungsvorhaben und kündigen stattessen entschiedene Sparprogramme an. Mich würde es brigens nicht wundern, wenn das Versprechen eines illiardenschweren Steuersenkungsprogramms kurz vor er nächsten Bundestagswahl wieder als Hauptforderung on Union und FDP das Licht der Welt erblickt. Ich sage hnen: Zweimal die gleiche Wahllüge, das geht mit Siherheit schief. Darauf können Sie sich verlassen, Frau undeskanzlerin. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wie war das mit der Mehrwertsteuer?)


(Beifall bei der SPD)


Dann versuchen Sie auch noch dreist, die Verantwor-
ung zu verschieben. Auf dem Kirchentag sagten Sie,
ie Deutschen würden über ihre Verhältnisse leben, man
ebe auf Pump. Ich weiß nicht, in welchem Land Sie
eben. Meinen Sie mit denen, die laut Ihnen über ihre
erhältnisse leben, die Bevölkerung Ihres Landes? In
eutschland gibt es 5 Millionen Menschen, die für weni-
er als 8 Euro in der Stunde arbeiten.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wie viele Kredite haben wir aufgenommen?)


,3 Millionen Menschen gehen nach der Arbeit zum So-
ialamt. Wenn Sie über Kredite und Schulden reden,
öchte ich Ihnen einmal sagen, wer hier Schulden
acht. Das sind zum Beispiel die Studenten, deren El-

ern nicht genug Geld haben, die durch Ihre Studienge-
ühren 20 000 oder 30 000 Euro Schulden machen müs-
en und nach dem Studium keinen Job bekommen. Das
ind die, die in Deutschland auf Pump leben müssen,





Sigmar Gabriel


(A) )


)(B)

weil Sie die Politik so gestalten. Das ist der eigentliche
Hintergrund dessen, was hier passiert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Billiger geht es nicht!)


Wir in diesem Land sitzen nicht alle in einem Boot.
Es gibt einige, denen steht das Wasser bis zum Hals, und
ein paar wenige sind mit der Luxusyacht unterwegs. Das
ist die Realität, die Sie verdrängen wollen. Hier haben
nur ganz wenige über ihre Verhältnisse gelebt. Das sind
die, die permanent öffentlich erklären: „Privat vor Staat“
und sich hemmungslos mit Ihrer Hilfe weiter bedienen
dürfen. Das sind die, die hier über ihre Verhältnisse ge-
lebt haben.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wissen Sie, Ihre Forderung, wir müssten den Gürtel
enger schnallen, und Ihr Nichtstun gegenüber den
Finanzmärkten sind ja nicht nur ungerecht, sondern vor
allen Dingen politisch falsch. Denn eine der zentralen
Ursachen für die gegenwärtige Krise ist, dass wir die
Geburtsfehler der Währungsunion, nämlich das Fehlen
einer echten Zusammenarbeit in der Wirtschafts- und
Finanzpolitik, nicht endlich beseitigen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Man stelle sich einmal vor, die damals existierenden
Bundesländer hätten 1948, als in Westdeutschland die
Währungsreform durchgeführt wurde, komplett auf eine
gemeinsame Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik ver-
zichtet. So verrückt ist damals niemand gewesen. Jetzt
haben wir die Chance, diesen Geburtsfehler zu korrigie-
ren. Aber Sie, Frau Kanzlerin, sind die Erste, die wieder
einmal „Madame No“ gespielt hat, als der spanische Mi-
nisterpräsident Zapatero zu Beginn seiner EU-Ratspräsi-
dentschaft genau diese Koordinierung gefordert hat.


(Beifall bei der SPD)


Dafür, dass Sie das nicht wollen, gibt es einen Grund.
Denn wenn man über diese Koordinierung reden würde,
würde natürlich auch der deutsche Anteil an der Krise
deutlich werden. Darüber müssen wir hier offen reden.
Der deutsche Anteil besteht darin, dass wir in Deutsch-
land eben nicht über unsere Verhältnisse leben. Das Ge-
genteil ist der Fall: Wir leben seit Jahren wirtschaftspoli-
tisch unter unseren Verhältnissen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Seit Jahren hält die Lohnentwicklung in Deutschland
nicht Schritt mit der Produktivitätsentwicklung. 10 Pro-
zent der Bevölkerung besitzen weit mehr als 60 Prozent
des Vermögens, und 27 Prozent unserer Bevölkerung be-
sitzt gar kein Vermögen. So hat sich Ludwig Erhard die
soziale Marktwirtschaft nicht vorgestellt.

Wer wie CDU/CSU und FDP auf Mindestlöhne ver-
zichtet, Leih- und Zeitarbeit zu Armutslöhnen weiter
ausbauen möchte und jetzt auch noch bei Bildung, So-
zialausgaben und Investitionen sparen will, der, Frau
Bundeskanzlerin, bringt einen Treibsatz in diese Ent-

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(C (D icklung und übrigens auch einen Sprengsatz in unsere esellschaft. Das ist die Wahrheit, die sich hinter Ihrem nsinnigen Satz verbirgt, wir alle müssten sparen, wir ebten auf Pump und über unsere Verhältnisse. Das, was ie da vorhaben, geht schief. as Gegenteil wäre richtig: Wir brauchen endlich wieer eine angemessene Lohnentwicklung orientiert an der roduktivitätsentwicklung unseres Landes. Der Wettbeerb um niedrige Steuern, niedrige Löhne zwingt die nderen Länder geradezu, mitzumachen, wenn sie überaupt eine Chance haben wollen. Im Ergebnis versuchen ie dann, sich über Verschuldung den Wohlstand zu kauen, den wir ihnen nicht ermöglichen, weil wir permaent den Druck auf die Löhne in Europa erhöhen. Das üssen wir ändern. Darum geht es in Wahrheit in der useinandersetzung. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704403400

Kollege Gabriel, achten Sie bitte auf das Signal.


Sigmar Gabriel (SPD):
Rede ID: ID1704403500

Ja. – Wenn wir über die Finanzmarkttransaktionsteuer

treiten, dann streiten wir nicht über ein Instrument, son-
ern über die Frage, in welche Richtung wir Europa füh-
en möchten. Wir wollen ein gemeinsames und soziales
uropa, ein Europa, das mehr ist als der Binnenmarkt.
eshalb brauchen wir mehr und nicht weniger Europa.
ir sind nicht gegen das Rettungspaket, schon deshalb

icht, weil es nicht Ihre Idee ist. Es ist ja gegen Sie
urchgesetzt worden. Aber weil der Rest Ihrer Politik
icht verlässlich ist, weil sie unklar ist und aus Ankündi-
ungen besteht, weil Ihre ganze Richtung weiterhin
alsch ist, können wir Ihnen heute nicht zustimmen. Des-
alb, Herr Kollege Schäuble, geht es bei unserer Nicht-
ustimmung zu Ihrem Gesetzespaket nicht um Taktik
nd auch nicht um Verfahrensfehler.


(Lachen bei Abgeordneten der FDP)


Nein, taktiert haben Sie vor der Nordrhein-Westfalen-
ahl. Das hat Ihnen jeder in Deutschland bestätigt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ns geht es darum, dass wir endlich in der Europapolitik
nd in der deutschen Wirtschaftspolitik eine andere
ichtung einschlagen. Dafür streiten wir. Das ist ein lan-
er Weg. Er ist schwierig. Aber wir sind bereit, ihn zu
ehen. Wir wollen jedoch nicht den Weg gehen, der an
einem Ende zu sozialen Kürzungsmaßnahmen quer
urchs Land führt, weil Sie sich nicht trauen, die wahr-
ich Schuldigen in Deutschland endlich zur Kasse zu bit-
en.

Viele Dank.


(Anhaltender Beifall bei der SPD – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Billig! Ganz billige Nummer!)







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Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704403600

Das Wort hat der Bundesminister des Auswärtigen,

Dr. Guido Westerwelle.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister des Aus-
wärtigen:

Frau Präsidentin! Herr Kollege Gabriel, noch einmal
in aller Form: Gute Besserung! Das ist an den Menschen
adressiert. Da Sie frisch operiert sind, dürfen Sie das kol-
legial hinnehmen, ohne gleich so zu reagieren, als wäre
in diesem Hohen Hause alles politisch gemeint.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Ich war nicht sicher, wie das gemeint war!)


Herr Kollege Gabriel, Ihre heutige Rede war für die
Motivlage Ihrer Entscheidungsfindung sehr erhellend,
und zwar für alle hier im Hause und für alle, die uns zu-
schauen.


(Beifall bei der FDP)


Sie haben hier eine innenpolitische Generalabrechnung
mit der Bundesregierung gemacht. Das ist Ihr Recht als
Opposition. Das ist auch Ihre Pflicht als Opposition.
Aber es geht doch heute nicht darum, ob Sie die Regie-
rung gut finden. Es geht darum: Wie stehen Sie zu Eu-
ropa? Darüber wird heute entschieden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie haben hier wunderbare Argumente eingeführt,
etwa dass im Jahresbericht der Regierung 2009 das Foto
von Herrn Steinmeier und nicht meines zu sehen ist. Ich
hätte Sie einmal sehen und hören wollen, wenn im Jah-
resbericht 2009 mein Foto zu sehen gewesen wäre.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Dann hätten Sie uns Steuergeldverschwendung vorge-
worfen.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Das gilt auch für 2010!)


Herrgott noch mal! Ich kann Sie aber trösten: All das
sind doch Lappalien.

Dann haben Sie Bilanz gezogen. Sie haben gesagt:
Das Land ist in Armut, die Löhne sinken, die Spaltung
der Gesellschaft wird immer größer. – Entschuldigen Sie
bitte, Herr Kollege Gabriel. Was ist das für eine entsetz-
liche Bilanz für den Vorsitzenden einer Partei, die
Deutschland elf Jahre lang regiert hat!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich sitze seit ein paar Monaten auf der Regierungsbank
und soll für Ihre elf Jahre Regierungszeit haften. Das
geht zu weit.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP – Beifall des Abg. Sigmar Gabriel [SPD] – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der arme Guido!)


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(C (D Ich möchte auf eine Sache eingehen, nämlich auf die rage des Verfahrens selber. Ich habe die letzten elf ahre hier als Abgeordneter im Deutschen Bundestag die hrenwerte Aufgabe der Opposition wahrnehmen düren, denn zu jeder Demokratie gehört beides. Beide Aufaben, Regierung und Opposition, sollte man ernst nehen. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind Sie in einer anderen Art von Opposition? Seit wann regieren Sie denn?)


Ich kann Ihnen aber sagen: Ich habe hier in mehreren
ituationen erlebt, dass eine Regierung schnell handeln
usste. Ich erinnere mich beispielsweise auch daran
ich bin damals Vorsitzender der FDP-Fraktion in der
pposition gewesen –,


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich denke, Sie sind immer noch in der Opposition!)


ie im Bundestag am 15. Oktober 2008 über das große
ankenrettungspaket verhandelt worden ist.


(Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Eine Woche!)


Ja, es ist richtig: Eine Woche ging das Verfahren; Herr
ollege Gysi erinnert sich auch. Es war genauso wie
eute. Wir haben gemerkt: Das ist eine unglaublich
rnste Situation. Wir haben in der Nacht vom 9. auf den
0. Mai, morgens um halb drei die letzte Telefonkonfe-
enz gemacht, weil wir schnell entscheiden mussten. Wir
aben unverzüglich, am nächsten Tag, nachmittags, die
artei- und Fraktionsvorsitzenden eingeladen und sie un-

errichtet. Wenn Sie behaupten, Sie seien nicht infor-
iert worden, ist das nichts anderes als eine Täuschung

er Öffentlichkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Herr Kollege Trittin, damals ist genau das verteilt
orden.


(Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister, zeigt ein Papier)


ier von Ihren Repräsentanten saßen damals da, zwei
arteivorsitzende und zwei Fraktionsvorsitzende. Zu
iert sind Sie angefahren. Jeder von Ihnen hat dieses
omplette Heft mit den Unterlagen bekommen. Zwei Er-
l
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1704403700
„Können Sie sicherstellen,
ass die Verträge über die sogenannte Zweckgesellschaft
ann schon schriftlich vorliegen?“ gesagt: Das kann ich
icht sicherstellen, weil die Verhandlung mit allen Staa-
en geführt werden muss.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zitieren Sie doch einmal die Kanzlerin, bevor Sie irgendwelche Staatssekretäre nennen! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was hat die Kanzlerin gesagt?)


ezüglich der Richtlinie ist die Frage gestellt worden:
aben Sie das? Daraufhin ist das verteilt worden. Es ist
erteilt worden. Wenn Sie sagen, die Verfassung sei ver-





Bundesminister Dr. Guido Westerwelle


(A) )


)(B)

letzt worden, dann ist das nichts anderes als die Suche
nach einem innenpolitischen Grund, weil Sie heute keine
Verantwortung übernehmen wollen. Das ist in Wahrheit
der eigentliche Grund.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich möchte einmal das zitieren, was der damalige Fi-
nanzminister als Vertreter der Regierung gesagt hat. Ich
war damals ebenso wie die Kollegen von den Grünen
und von der Linkspartei in der Opposition. CDU/CSU
und SPD hatten eine riesige Mehrheit im Deutschen
Bundestag. Wir haben das damals verstanden. Wir haben
dem Bankenpaket zugestimmt. Wir haben gesagt: Wir
wissen, dass das notwendig ist. Auch wir waren damals
mit Ihrer Regierungspolitik nicht einverstanden, aber wir
haben gewusst: Es geht um Deutschland; jetzt muss man
stehen. Enthaltung ist aber kein Stehen. Das ist wankel-
mütig.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Zu den Abläufen hat der damalige Finanzminister ge-
sagt:


(Manfred Zöllmer [SPD]: Sie wollten keine innenpolitische Debatte!)


Ich weiß, das ist eine Zumutung; aber in ungewöhn-
lichen Zeiten, in denen wir sind, und bei dem Pro-
blemdruck, unter dem wir stehen, sind ungewöhnli-
che Verfahren erforderlich.

Ja, wir wissen, das ist auch für das Parlament eine ganz
schwere Belastung. Deshalb hat der Haushaltsausschuss
gemeinsam entsprechende Regeln verabschiedet. Sie su-
chen aber nach Ausflüchten, weil Sie in Wahrheit innen-
politisch mit der Regierung abrechnen wollen. Dies ist
aber nicht die Stunde, um uns zu sagen: Frau Merkel ist
furchtbar, Herr Schäuble ist furchtbar, ich bin furchtbar!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Sönke Rix [SPD]: Doch!)


Darum geht es überhaupt nicht. Es geht darum: Finden
Sie, dass Europa stehen soll, oder finden Sie, dass es fal-
len soll? Darum geht es heute.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


In welche Gesellschaft haben Sie sich begeben?


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Blasen Sie sich doch nicht so auf!)


In ganz Europa gibt es in allen Parlamenten Gruppen,
die das Vorgehen im Augenblick ablehnen, Linkspopu-
listen und Rechtspopulisten. Das ist Ihre Gesellschaft.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist eine traurige Entwicklung. Sie sind in ganz Eu-
ropa isoliert, und Sie wissen das auch. Die anderen
kämpfen für Europa, während Sie es heute fallen lassen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


In Ihren gestrigen Reden hörte man noch, zum Bei-
spiel zu KFOR, wie wichtig Europa für den Frieden und
den Wohlstand ist. Das, worüber wir hier reden, ist kein
Altruismus. Es geht nicht darum, dass wir anderen Län-

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(C (D ern einen Gefallen tun. Es geht darum, dass wir unsere ährung schützen, dass wir unser Land schützen, dass ir Europa als große Friedensund auch Wohlstandsreion schützen. Darum geht es. Es ist so oft die Rede von den Ländern in der Welt, ber wer weiß denn eigentlich, dass der Wirtschaftsausausch mit den Niederlanden ein größeres Volumen als er mit ganz China hat? (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir wissen es! Schön, dass Sie es auch endlich merken!)


er Wohlstand in Europa hängt auch von unserer Ent-
cheidung heute ab. Der Wohlstand der Deutschen hängt
n einer klaren europäischen Stabilität, und um die gilt
s heute zu ringen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Guten Morgen, Herr Westerwelle!)


ie müssen sich entscheiden. Suchen Sie nicht nach
ründen, warum Sie Nein sagen, sondern bekennen Sie

ich endlich zu einer Haltung. Wir erwarten von Ihnen
icht, dass Sie die Regierung unterstützen, aber Europa
üssen Sie heute beispringen. Das ist das Einzige, wo-

um es geht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


uropa liegt im deutschen Interesse, und es geht auch
m die Arbeitsplätze in unserem Land.

Von Herrn Kollegen Schäuble und auch von anderen
ednern ist das, wie ich finde, sehr gut auf den Punkt ge-
racht worden: Natürlich gibt es Exzesse auf den Märk-
en, und natürlich müssen wir sie gemeinsam bekämp-
en. Wir wollen aber eines nicht vergessen: Die
auptursache dafür, dass diese Spekulationswelle über-
aupt greifen konnte, ist, dass zu viele Staaten in Europa
n zu kurzer Zeit zu viele Schulden gemacht haben. Die
pekulationswelle konnte überhaupt nur deshalb verfan-
en, weil die Fundamente durch zu viel Schulden sandig
eworden sind.

Deswegen haben wir zwei Aufgaben, um aus dieser
rise zu lernen:

Aufgabe Nummer 1. Wir müssen in ganz Europa zu
iner stabilen Haushaltspolitik zurückkehren.

Aufgabe Nummer 2. Wir müssen die Finanzmärkte
egeln und für entsprechende Regeln sorgen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Sie haben die Steuersenkung vergessen! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wenn Sie nicht wären, hätten wir nicht so viel Zeit verloren!)


Ich komme jetzt noch einmal zur Aufgabe Nummer 1.
a Sie damit angefangen haben, will ich das hier noch

inmal ganz klar sagen: Wir haben in Europa zu viele
taaten, die zu viel Schulden gemacht haben. Dadurch
ind sie zu wackelig geworden. Eines wollen wir hier
ber festhalten: Das ist nicht nur das Ergebnis von eini-
en Ländern, die unsolide gewirtschaftet haben, sondern
afür trägt auch Deutschland eine Verantwortung. Das





Bundesminister Dr. Guido Westerwelle


(A) )


)(B)

kann man ganz einfach sagen: Die Aufweichung des
Stabilitätspaktes, die unter der rot-grünen Bundesregie-
rung beschlossen worden ist, war ein historischer Fehler.
Dass Sie sich heute weigern, die Folgen dieses Fehlers
mit zu beheben, wiegt aber doppelt schwer.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir haben in Europa – das können wir gar nicht im
Alleingang – selbstverständlich auch Maßnahmen ergrif-
fen. Deswegen ist es die richtige Entscheidung der Bun-
desregierung gewesen, dass wir nicht einfach einen
Scheck ausgestellt und gesagt haben, wir lösen die Pro-
bleme mit Geld, sondern dass wir gesagt haben: Wer un-
ter den Schutzschirm will, der muss auch bereit sein,
seine Hausaufgaben zu erledigen und zu einer soliden
Haushaltspolitik zurückzukehren.

Sie waren diejenigen, die uns vor ein paar Wochen
gefragt haben, warum wir Griechenland nicht gleich
Geld gegeben haben. Das wäre ein Fehler gewesen. Man
gibt jemandem, der sich überschuldet hat, kein Geld,
wenn man nicht gleichzeitig von ihm verlangt, die Ursa-
chen seiner Misere zu beseitigen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Bei der Regulierung hat doch diese Regierung Tempo
gemacht.


(Lachen des Abg. Sigmar Gabriel [SPD])


Ich muss dazu einmal festhalten, was gerade auch von
Frau Hendricks und auch von anderen noch einmal ein-
geführt worden ist: Die Hedgefonds, die in Ihren Augen
ja kein Problem sind – das wollen wir hier doch bitte-
schön einmal festhalten –,


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Die in Deutschland regulierten Hedgefonds!)


sind unter Ihrer Regierungszeit, meine sehr geehrten Da-
men und Herren von der Opposition, zugelassen worden,
und zwar unreguliert.


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Nein! Lüge!)


Wir haben in unserer Regierungszeit dafür gesorgt, dass
es jetzt eine europäische Richtlinie gibt.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Sie sagen die Unwahrheit! – Nicolette Kressl [SPD]: Lüge!)


Innerhalb von wenigen Monaten ist eine Regulierung ge-
lungen, die Ihnen in elf Jahren nicht ein einziges Mal ge-
lungen ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Herr Bundesaußenminister, Sie sagen bewusst die Unwahrheit! Sie lügen!)


Auch über das Verbot der ungedeckten Leerverkäufe
muss klar gesprochen werden. Das Verbot, das ausge-
sprochen worden ist – hier können Sie einmal auf Herrn
Gysi hören; Sie hören mittlerweile ja sowieso immer
mehr auf ihn –, war ein von Ihnen befristetes Verbot.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D s lief zum 31. Dezember 2009 aus. Wir haben in dieser egierung – auch der Finanzminister – mit Unterstütung der gesamten Koalition dafür gesorgt, dass dieses erbot der ungedeckten Leerverkäufe jetzt wieder einge ührt worden ist. Wir haben gehandelt und den Schaden eseitigt, den Sie angerichtet haben. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Thomas Oppermann [SPD]: Ein halbes Jahr später!)


Ich komme zum Schluss. Herr Kollege Gabriel, das
st heute eine Entscheidung von einer wahrscheinlich
istorischen Dimension,


(Petra Hinz [Essen] [SPD]: Das merkt man an Ihrer Rede!)


nd zwar weniger in der Frage des Geldes und der Ga-
antien als vielmehr in der Frage: Was ist uns Europa
ert? Und: Ist unsere Generation, die den Krieg nicht
ehr erlebt hat, bereit, Europa auch in schweren Zeiten

u verteidigen? Das wird die eigentliche Bewährungs-
robe von Europa und für Europa sein.

Wir haben jedes Mal in den letzten zehn Tagen einen
chritt auf Sie zugemacht. Sie sind jedes Mal einen
chritt zurückgegangen.


(Zurufe von der SPD: Was?)


as war am Freitag, dem 7. Mai, so. Es war in dieser
oche so, und es ist auch heute noch einmal durch die
ede des Bundesfinanzministers deutlich geworden. Wir
ehen jedes Mal einen Schritt auf Sie zu. Sie wollen sich
eute nicht entscheiden, weil Sie wissen, dass es zu
ause wegen der verantwortungsvollen Entscheidung
rger geben könnte.


(Lachen bei der SPD)


Aber in solchen Stunden geht es darum, dass man da-
auf achtet, was für Deutschland und Europa richtig ist,
tatt darauf, ob man zu Hause ein paar Stimmenvorteile
riegen kann.


(Thomas Oppermann [SPD]: Das musst du gerade sagen!)


Innenpolitik ist Ihr Motiv, aber nicht die Verantwor-
ung für unser Land.


(Lang anhaltender Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704403800

Zu einer Kurzintervention hat der Kollege Jürgen

rittin das Wort.


(Jörg van Essen [FDP]: Schlechter Verlierer!)



Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1704403900

Frau Präsidentin! Lieber Herr Westerwelle, Sie hätten

ar nicht so laut sprechen müssen. Es ist aber das erste
al, dass Sie öffentlich wahrnehmbar etwas zu dieser
rise sagen.





Jürgen Trittin


(A) )


)(B)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Lachen bei der FDP)


Sie sind der erste Bundesaußenminister, der es fertigge-
bracht hat, im Angesicht der historischen Bedrohung des
Euro – da zitiere ich Ihre Kanzlerin – über Wochen hin-
weg sprachlos gewesen zu sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie haben bei den antieuropäischen Ausfällen Ihres
Stellvertreters Pinkwart geschwiegen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie haben geschwiegen, als Ihr ehemaliger finanzpoliti-
scher Obmann als Ratschlag zur Behebung der Grie-
chenland-Krise erklärt hat, dann sollten doch die Grie-
chen ihre Inseln verkaufen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Zu all dem war der bekennende Europäer Guido
Westerwelle nicht zu hören, zu keinem Zeitpunkt.

Ich habe mich aber deshalb zu Wort gemeldet, weil
Sie mir etwas unterstellen, was ich mir nicht gerne unter-
stellen lasse.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Warum schreien Sie jetzt so? – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Warum schreien Sie eigentlich so?)


Ich habe bei der Unterrichtung der Fraktionsvorsitzen-
den durch die Bundeskanzlerin nicht Herrn Asmussen,
sondern die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik
Deutschland, Dr. Angela Merkel, gefragt: Ist das so, dass
wir vor der zweiten Lesung die Verträge bekommen? Sie
hat gesagt: Ja.

Das, was Sie mit lautem Getöse zu verstecken versu-
chen, ist der Wortbruch der Kanzlerin. Das kann man
nicht mit Lautstärke überdecken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie müssen aufpassen bei den Vorwürfen, die Sie an-
deren gegenüber erheben. Ich will das nur an einem Bei-
spiel deutlich machen. Sie haben hier die Opposition be-
zichtigt, wir würden uns vor Europa verstecken,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


weil wir mit dem Argument, es lägen nicht alle Fakten
auf dem Tisch, nicht beschließen wollten. Schauen Sie
doch einmal auf das Europäische Parlament. Dort haben
die Liberalen zusammen mit den Konservativen gerade
eine Beschlussfassung genau aus diesem Grund abge-
setzt. Sind auch Ihre liberalen Parteifreunde in Europa
Antieuropäer?

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Letzte Bemerkung. Wer wie Sie von der FDP in einer
ituation, in der wir schon im Januar die Maastricht-Kri-

erien verletzt hatten, eine Steuersenkung mit einem
mfang von 8,6 Milliarden Euro zugunsten von Besser-
erdienenden durchsetzt, von dem lassen wir uns über
aushaltskonsolidierung und Sparpolitik nicht beleh-

en. Das ist, als ob der Blinde von der Farbe spricht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704404000

Kollege Westerwelle, Sie haben gleich das Wort. Ich

errate Ihnen aber schon: Es gibt eine weitere Kurzinter-
ention, und zwar der Kollegin Hendricks, nur damit Sie
ich darauf einstellen können.

Bitte schön.

Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister des Aus-
ärtigen:
Vielen Dank. – Herr Kollege, zuerst zur Tonalität: Sie

aben gesagt, ich sei Ihnen in meiner Rede zu laut gewe-
en. Ich glaube, wir beide haben gerade feststellen kön-
en: Wenn wir engagiert sind, sind wir beide möglicher-
eise etwas lauter, als es vielleicht im normalen
espräch der Fall ist. Ich ahne, dass Sie mir das nach Ih-

er Kurzintervention nie wieder vorwerfen werden.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine zweite Bemerkung betrifft die Fachfrage. Sie
aben gesagt, ich hätte als Außenminister zur Politik ge-
chwiegen. Es ist Ihr gutes Recht, das zu sagen. Das ent-
pricht aber nicht den Tatsachen. Ich habe in beiden drit-
en Lesungen hier – am Freitag, dem 7. Mai, und heute –
esprochen. Ich habe in der letzten Woche in der Sen-
ung Was nun? beim ZDF Rede und Antwort gestanden.
enauso werde ich es weitermachen, nämlich dort zu re-
en, wohin es gehört. Ich glaube, solche Debatten gehö-
en in den Deutschen Bundestag. Deswegen ist es rich-
ig, dass ich hier als Außenminister das Wort ergreife.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben geredet, aber nichts gesagt, Herr Westerwelle! Das ist das Problem!)


Herr Kollege Trittin, ich möchte Sie übrigens gar
icht von mir überzeugen.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Das ist schlechterdings unmöglich!)


ch möchte Sie davon überzeugen, heute zuzustimmen,
icht weil es um mich, Frau Merkel, Herrn Schäuble
der die Regierungskoalition geht, sondern weil es um
ie Frage geht: Stehen Sie heute zu Europa? Um nichts
nderes geht es.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)






Bundesminister Dr. Guido Westerwelle


(A) )


)(B)

Letzte Bemerkung zu den Abläufen. An der angespro-
chenen Sitzung hat der Kollege Schäuble nicht teilge-
nommen. Aber die Frau Bundeskanzlerin, Herr de
Maizière, meine Person und andere haben daran teilge-
nommen.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Absolut. – Herr Asmussen hat dort ausdrücklich als
Staatssekretär auf Bitten der Bundeskanzlerin die Frage
beantwortet – das ist wichtig für alle Abgeordneten im
Umgang miteinander; das ist keine Kleinigkeit; für die
Bürger draußen ist es vielleicht nur eine Randnotiz; aber
für die Abgeordneten und das Parlamentsverständnis ist
das eine wichtige Erklärung –: Können wir sicherstellen,
dass das in dieser Woche auch schriftlich vorliegt? Er hat
gesagt: Es handelt sich hier um einen Vertrag zwischen
mehreren nationalen Regierungen; ich kann das nicht si-
cherstellen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war nicht diese Woche! Das war letzte Woche! Das bezog sich auf die letzte Woche!)


Genauso ist es geschehen, und genauso ist es dort gesagt
worden. Vielleicht haben Sie das Ihren Leuten gesagt,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Das bezog sich auf die letzte Woche!)


damit sie sich heute ihrer Stimme enthalten und nicht
wie beim letzten Mal mit Ja stimmen. Aber mit der
Wahrheit hat das nichts zu tun; darauf lege ich hier Wert.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704404100

Zu einer Kurzintervention hat das Wort die Kollegin

Barbara Hendricks.


Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1704404200

In der Tat, Herr Bundesaußenminister, Ihre Rede war

nicht nur engagiert, sondern auch laut. Sie hat dadurch
aber nicht an Wahrheitsgehalt gewonnen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Da Sie mich persönlich angesprochen haben, möchte
ich auf das, was Sie gesagt haben, eingehen. Selbstver-
ständlich sind im Jahre 2004 in Deutschland Hedge-
fonds per Gesetz zugelassen worden; das bestreitet nie-
mand. Wären die Hedgefonds in der Welt und in Europa
so reguliert, wie sie es in Deutschland von Anfang an
waren, dann hätten wir jetzt kein Problem mit Hedge-
fonds. Das, was die europäischen Finanzminister in die-
ser Woche zur Regulierung der in Europa ansässigen
Hedgefonds auf den Weg gebracht haben, bleibt im Re-
gelungsgehalt hinter dem zurück, was in Deutschland
schon immer gegolten hat. Ich weiß, Sie sind kein Fi-
nanzpolitiker; Sie müssen das nicht unbedingt wissen.
Aber wenn Sie es nicht wissen, behaupten Sie nicht ein-
fach das Gegenteil.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich darf im Übrigen daran erinnern, dass Bundeskanz-
er Gerhard Schröder auf dem Weltwirtschaftsgipfel in
leneagles im Jahre 2005 die Regulierung der Finanz-
ärkte angemahnt hat und dass unsere angelsächsischen
reunde – damals hatten die Briten den Vorsitz – noch
icht einmal bereit waren, über dieses Thema auch nur
u reden. Da wir im Jahre 2007 den Vorsitz der G 7/G 8
atten, hat Bundesfinanzminister Steinbrück in den bei-
en vorbereitenden Treffen mit den Finanzministern in
otsdam und in Essen die Weichen dahin gehend ge-
tellt, dass bei der Zusammenkunft der Staats- und Re-
ierungschefs der G 7/G 8 in Heiligendamm – Frau Bun-
eskanzlerin Merkel, Sie erinnern sich an den
underbaren Strandkorb – über die Regulierung der Fi-
anzmärkte zumindest gesprochen wurde; schließlich
atte Deutschland die Hoheit über die Tagesordnung.
ber es wurden gleichwohl noch keine wirklich binden-
en Beschlüsse gefasst – unsere angelsächsischen
reunde waren nämlich immer noch nicht so weit –, son-
ern es wurden Prüfungsaufträge an das Financial Sta-
ility Forum, das mittlerweile in „Financial Stability
oard“ umbenannt worden ist, erteilt. Dieses Gremium
at mittlerweile in der Tat etwas mehr Einflussmöglich-
eiten. Die sind noch dabei bedauerlicherweise, interna-
ional voranzukommen.

Der Präsident der Bundesbank, Herr Professor Weber,
at noch in dieser Woche öffentlich gesagt, Ende dieses
ahres werde man Vorschläge machen können und er
offe, das 2012 implementieren zu können. Das beruht
n der Tat auf den Vorarbeiten der Großen Koalition und
er ihr vorausgegangenen rot-grünen Koalition. So lange
auert es.

Herr Bundesaußenminister in Ihrer Eigenschaft als
DP-Vorsitzender, nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass
hrer Fraktion in all den Jahren jedes Finanzmarktgesetz
icht liberal genug war. Was Ihre Fraktion stets wollte,
ar die bloße Deregulierung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Franz Thönnes [SPD]: Westerwelle tut nichts, weiß nichts, kann nichts!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704404300

Das Wort hat der Kollege Dr. Gerhard Schick für die

raktion Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Es ist

ichtig, dass der Bundesaußenminister heute gesprochen
at. Aber was hat er denn zu Europa gesagt?


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nichts!)


as hat er denn dazu gesagt, was die heutige Entschei-
ung für die Zukunft Europas bedeutet? Schließlich wis-
en wir, dass es Vertragsänderungen brauchen wird und





Dr. Gerhard Schick


(A) )


)(B)

dass jetzt eine Frist von drei Jahren beginnt, in der Eu-
ropa das bereitgestellte Zeitfenster nutzen muss, um end-
lich stabile Strukturen zu schaffen. Was haben wir von
Ihnen, Herr Bundesaußenminister, dazu gehört? Nichts
haben wir dazu gehört, obwohl es Ihre Aufgabe gewesen
wäre, dazu heute Stellung zu nehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es ist doch müßig, dass Sie jetzt als Parteivorsitzen-
der hier die Schlachten der Vergangenheit schlagen. Wir
brauchen jetzt einen Bundesaußenminister, der die Re-
gelsetzung für die Finanzmärkte in Europa vorantreibt.
Tun Sie das? Nein, Sie tun es nicht! Wie können Sie an-
gesichts der Beschlusslage Ihrer Partei jetzt für das, was
Mehrheitsmeinung in diesem Hause und in der Bevölke-
rung ist, nämlich für eine Finanztransaktionsteuer, ein-
treten? Sie treten dafür nicht ein.

Sie tun so, als seien Sie jetzt für eine bessere Regel-
setzung in Europa. Die Fakten sprechen gegen diese
Bundesregierung und gegen diesen Bundesaußenminis-
ter. Nehmen Sie das zur Kenntnis!

Bei der Regulierung von Hedgefonds hat sich der
Rat diese Woche verständigt; aber er hat sich – unter
Mitwirkung dieser Bundesregierung – auf etwas verstän-
digt, was weiter zulässt, dass Hedgefonds von den
Cayman Islands aus hier in Europa ohne Regeln ihre Ge-
schäfte machen können und dass Hedgefonds aus Eu-
ropa im Ausland in unregulierte Konstrukte investieren
können. Sie setzen gerade nicht die Regeln, die wir brau-
chen. Wenn Sie dies tun wollten, müssten Sie sagen: Die
Bundesregierung unterstützt die Position des Europäi-
schen Parlaments. Doch das Gegenteil ist der Fall. Ich
fordere Sie auf, im jetzt stattfindenden Trilog in Europa
die Position des Europäischen Parlaments zu stützen und
sich von der bisherigen Position der Bundesregierung zu
verabschieden: Legen Sie die Hedgefonds endlich an die
Leine!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Wo ist diese Bundesregierung, wenn es darum geht,
die Finanzmärkte, die Hedgefonds an die Kette zu legen,
bessere Regeln zu setzen? Wo ist diese Bundesregierung,
wenn es darum geht, eine europäische Finanzaufsicht zu
schaffen, die in der Lage ist, grenzüberschreitende Insti-
tute zu regulieren? Der entscheidende Blockierer in die-
ser Frage ist diese Bundesregierung. Machen Sie den
Menschen nicht vor, Sie seien für eine Regulierung der
Finanzmärkte! In Brüssel tun Sie immer das Gegenteil.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Wir diskutieren hier auch über neue Regeln für die
Banken; diesen Punkt haben wir sozusagen mit auf der
Tagesordnung. Sie reden immer davon, dass wir eine
Schuldenbremse für die Staaten brauchen. Genauso
brauchen wir eine Schuldenbremse für die Banken.
Doch auch im Hinblick auf neue Regeln für die Banken

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(C (D teht die Bundesregierung bei den Verhandlungen in Bael auf der Bremse. Nicht nur die Schulden der Staaten üssen kontrolliert werden, sondern auch die Über chuldung im Bereich der Finanzmärkte, die uns diese rise eingebrockt hat. Ich fordere Sie auf: Machen Sie ndlich den Weg frei für eine klare Schuldenbremse für ie Banken! Ich möchte ein Letztes sagen, zum Verfahren. Wissen ie, es ist ja nicht so, dass die Finanzmärkte nicht wüss en, was eine stabile Regelung ist und was nicht. Die rage ist doch: Wann steht die Zweckgesellschaft? So ange die Zweckgesellschaft nicht steht, können Sie uns icht vorwerfen, wenn wir sagen: Das müssen wir uns rst anschauen. – Es kommt nun einmal darauf an, wie ie Regel wirklich aussieht. Solange das nicht klar ist, ibt es keinen Druck für den Bundestag, zu entscheiden. ie instrumentalisieren die Finanzmärkte, um Ihre Frak ionen zu disziplinieren. Das ist eine ganz schofelige Gechichte. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Eines geht auch nicht – das muss man auch einmal
anz klar sagen –: Sie tun hier so, als sei das mit dem
ertrag eine Petitesse. Darum möchte ich für meine
raktion deutlich sagen: Es geht nicht an, dass Sie einer-
eits schimpfen, dass die Banker Produkte gekauft ha-
en, die sie nicht kannten, und Zweckgesellschaften in
rland gegründet haben, die sie nicht im Griff hatten, an-
ererseits aber von uns verlangen, der Errichtung einer
weckgesellschaft in Luxemburg zuzustimmen, deren
ertragswerk wir nicht kennen. So etwas geht nach un-
erer Meinung mit diesem Bundestag nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704404400

Das Wort hat der Kollege Bartholomäus Kalb für die

nionsfraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1704404500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Zuallererst möchte ich meine größte Hochach-
ung für die Leistung zum Ausdruck bringen, die Bun-
esfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble in einer ge-
undheitlich schwierigen Situation im Dienste unseres
andes erbracht hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Petra Merkel [Berlin] [SPD] und Dr. Barbara Hendricks [SPD])


ir verbinden damit alle guten Wünsche für die Ge-
undheit und wünschen viel Kraft für alles, was in
ächster Zeit zu bewältigen sein wird.





Bartholomäus Kalb


(A) )


)(B)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist be-
reits von vielen Rednern gesagt worden: Wir befinden
uns wieder in einer Situation, in der wir sehr schnell ent-
scheiden müssen und sehr weitreichende Entscheidun-
gen zu treffen haben, ähnlich wie vor zwei Wochen und
ähnlich wie im Jahre 2008, als wir in kürzester Zeit mit
intensivsten Beratungen das Finanzmarktstabilisierungs-
gesetz auf den Weg gebracht haben. Das sind weitrei-
chende Entscheidungen.


(Joachim Poß [SPD]: Sagen Sie mal was zu Seehofer!)


Auch die dramatische Entwicklung vor 14 Tagen hat
dieses schnelle Handeln erforderlich gemacht. Trotz die-
ser schwierigen Situation müssen wir gründlich arbeiten.
Wir dürfen nicht die Grundpfeiler der europäischen
Währungsunion infrage stellen.


(Joachim Poß [SPD]: Was sagen Sie zu Seehofer?)


Deswegen ist es wichtig, dass es dabei bleibt, dass jedes
Mitgliedsland die Verantwortung für seine eigene finan-
zielle Situation übernimmt. Es ist wichtig, dass wir daran
festhalten, dass es zu keiner Transferunion kommt. Es
ist auch wichtig, dass der Europäischen Union oder der
Europäischen Kommission keine Verschuldungskompe-
tenz eingeräumt wird. Darüber hinaus – darauf legen wir
ganz besonderen Wert – darf nicht in geringster Weise an
der Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank ge-
zweifelt werden.


(Joachim Poß [SPD]: Was sagt denn Seehofer dazu?)


Ich denke, jedes Mitglied dieses Hauses macht sich diese
Entscheidungen nicht leicht, unabhängig davon, welche
Entscheidung letztlich getroffen wird. Es ist auch nicht
leicht, den Bürgern diese Entscheidung zu erklären. Wir
müssen aber deutlich machen, so wie es vorhin auch der
Bundesaußenminister getan hat: Es geht um unser Land,
es geht um unsere Währung, es geht um die Währung
unserer Bürger und damit auch um den Schutz all des-
sen, was die Menschen in unserem Lande geleistet ha-
ben, was sie erarbeitet und gespart haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Jörg van Essen [FDP])


Alle Fachleute haben uns in der Anhörung bestätigt,
dass es um nicht mehr und nicht weniger als darum geht
– lieber Kollege Barthle, so hat es Professor Weber zum
Ausdruck gebracht –, den Bestand und die Stabilität der
Währung zu sichern. Alle haben uns geraten, so zu han-
deln, wie es vorgesehen ist, und schnell zu handeln, also
heute zum Abschluss zu kommen.


(Beifall des Abg. Norbert Barthle [CDU/ CSU])


Es muss noch einmal erklärt werden, dass wir, auch
wenn große Summen im Spiel sind, keine Zahlungen aus
diesem 480-Milliarden-Programm leisten, sondern dass
wir eine Gewährleistung geben, also einen Rettungs-
schirm aufspannen. Wir hoffen, dass durch die Maßnah-
men, die Grundlage für die Inanspruchnahme dieser Ge-

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(C (D ährleistungen sind, Vorsorge dafür getroffen wird, dass ieser Schirm hält und dass diese Risiken für die Mitliedstaaten und Gewährleistungsgeber nicht schlagend erden. Deswegen ist es auch so wichtig, dass der Interationale Währungsfonds eingebunden ist, dass die aßnahmen konditioniert sind und dass die Mitglied taaten selber bereit sind, einen Stabilitätsund Konsoliierungskurs einzuschlagen. Ich freue mich über die eldung, die ich eben bekommen habe, dass auch Spa ien gerade ein sehr strammes Sparpaket im Parlament erabschiedet hat. Natürlich müssen die Maßnahmen treng überwacht werden und weitere Leistungen an die ortschritte gekoppelt werden. Wir kommen nicht umin, dass alle europäischen Mitgliedstaaten, aber besoners die von der Krise betroffenen Staaten, wieder zu eiem überzeugenden Stabilitätsund Wachstumskurs urückkommen. Dann sind wir insgesamt weniger anreifbar. Das ist das Erste. Das Zweite ist: Es ist nicht zu leugnen, dass es diese ehlentwicklungen auf den Finanzmärkten gab und ass viele Akteure, die sehr weit weg waren, mit sehr iel Geld unser System infrage gestellt haben. Dem ist inhalt zu gebieten. Einer der Experten hat in den Anhö ungen von einem Angriffskrieg gegen den Euro gesprohen. Diesen Mitteln und Methoden und diesen Akteuen muss Einhalt geboten werden. Die Bundesregierung at dazu sehr viel auf den Weg gebracht, im Gegensatz u dem, was Herr Oppermann vorhin gesagt hat, und war auf der europäischen Ebene und auf der Ebene der 20. Wenn Herr Gabriel den Eindruck erweckt, wir häten seinerzeit das Verbot der Leerverkäufe aufgehoben, o muss ich ihn berichtigen. Die seinerzeitige Allgeeinverfügung, von der BaFin unter dem damaligen undesfinanzminister Peer Steinbrück erlassen, war eitlich befristet. ch gebe zu, dass auch er sich an Recht und Gesetz, nämich das Wertpapierhandelsgesetz, halten musste. Man ollte aber nicht den Eindruck erwecken, diese Bundesegierung hätte das frühere Verbot aufgehoben. Ganz im egenteil: Jetzt gab es wieder Anlass, eine neue Allgeeinverfügung zu erlassen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich denke, ir haben heute eine schwierige Entscheidung zu tref en, aber wir haben keine wirklich bessere Alternative, eil nach meiner festen Überzeugung das Scheitern und er Zerfall des Euro und damit in weiten Teilen auch der erfall des geeinten Europas keine Alternative ist, die an mit Blick auf die Interessen der Menschen und vor em Hintergrund der europäischen Geschichte verantorten könnte. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Joachim Poß [SPD]: Was sagt Seehofer dazu?)


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: So ist es!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704404600

Das Wort hat der Kollege Bernhard Schulte-

rüggelte für die Unionsfraktion.





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU):
Rede ID: ID1704404700

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Ich möchte das Ziel dieses Gesetzes noch einmal
deutlich beschreiben. Das Ziel des Gesetzes ist, die Sta-
bilität der Währungsunion zu sichern. Eine wichtige Vo-
raussetzung ist, dass ein betroffener Mitgliedstaat zu-
sammen mit dem IWF, der EU-Kommission und der
EZB ein Konsolidierungsprogramm erarbeitet. Das Ziel
dieses Programms ist, dass das betroffene Land wieder
kapitalmarktfähig wird. Das ist das Ziel, das wir in die-
ser Zeit haben.

Das ist auch die Chance dieser Krise. Ich will es deut-
lich sagen: Die Chance dieser Krise ist, dass durch
strikte Maßnahmen finanz- und wirtschaftspolitischer
Natur die Staaten wieder zu einer soliden Haushalts-
politik zurückkehren können.

Ich will auch noch eine andere Bedingung nennen, die
ich wichtig finde. Wichtig ist für mich, dass das Pro-
gramm zeitlich befristet ist und dass wir nicht gesamt-
schuldnerisch handeln und haften. Ich weiß nicht, wer
von Ihnen das Motto der Musketiere noch in Erinnerung
hat. Es gilt nur zur Hälfte. „Alle für einen oder für zwei
oder drei“, das mag noch angehen, aber nicht – das will
ich ganz deutlich sagen – „einer für alle“.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es geht nicht nur um einzelne Länder, es geht auch
nicht nur um Innenpolitik – das hat hier nämlich gerade
stattgefunden –, sondern es geht auch um die Zukunft
Europas. Die Ursachen sind angesprochen worden. Ich
will es noch einmal sagen. Es geht darum, die Staatsver-
schuldung aller Länder in Europa zu verringern, konse-
quent Gegenmaßnahmen einzuleiten und konsequent zu
konsolidieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Aber Europa braucht auch Solidarität, eine Solidari-
tät, die nicht nur auf Rechten, sondern auch auf Pflichten
fußt. Man muss es noch einmal sagen: Europa ist keine
Schönwettergemeinschaft. Ich will an ein Wort unseres

Dr. Kristina Köhler (CDU):
Rede ID: ID1704404800
Um den Teufels-
kreis immer größerer Finanzkrisen zu durchbrechen,
braucht man in bestimmten Fragen mehr Europa und
nicht weniger.

Ich will bekennen, dass wir uns hier in Deutschland
aber auch an unsere eigene Nase fassen müssen. Wenn
Vertrauen der Grundstock für die Märkte ist, dann hat al-
lein schon die Vorstellung, die Währungsunion könne
zerbrechen, zu Verunsicherung geführt. Deshalb wäre es
auch gerade nach der vergangenen Diskussion ein star-
kes Signal für Europa, wenn das vorliegende Gesetz mit
einer großen Mehrheit verabschiedet werden könnte und
die Ausreden wegfallen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D Wir müssen auch einmal ganz klar sagen, dass eutschland vom Euro enorm profitiert hat. ch will kurz an die Geschichte erinnern. Vor zehn Jahen waren wir fast das Schlusslicht in Europa, und jetzt tehen wir im Vergleich ganz oben. Ich will auch sagen, elche Leistungen dafür maßgeblich waren: Es waren ie Leistungen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehern, aber auch von tüchtigen Unternehmern, weitsich igen Gewerkschaften und – ich will das überhaupt nicht bstreiten – der Politik. Aus der Mitte des Parlaments eraus hat sich in zehn Jahren Deutschland stark veränert. Die Relationen zwischen den Volkswirtschaften haen sich verändert. Diese Veränderung hat natürlich uch zu Spannungen geführt; das hat Herr Trittin übriens auch in einem Redebeitrag bei der ersten Lesung eutlich gemacht. Als führendes Land in Europa haben ir, auch im nationalen Interesse, Verantwortung für anere. Aber dann müssen auch Fragen beantwortet weren: Erstens. Gibt es in den Demokratien Europas eine ultur der Stabilität? Zweitens. Gibt es eine Nachhaltigeit bei der Finanzierung der Staaten? Drittens. Gibt es das müssen wir auch für uns beantworten – eine Ver ntwortung gegenüber nachfolgenden Generationen? – iese Fragen müssen wir uns stellen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Vor gut zwei Wochen haben wir in einem ersten
chritt Kreditgarantien ausgesprochen, um das Konsoli-
ierungsprogramm in Griechenland zu unterstützen. Das
ar dringend geboten. Heute soll in einem zweiten
chritt ein Gesetz zur Übernahme von Gewährleistungen
erabschiedet werden. Das hat folgenden Grund: Es soll
ine unkontrollierte Eigendynamik verhindert werden,
ie die Stabilität der Währungsunion insgesamt ge-
ährdet. Das nämlich hätte erhebliche Konsequenzen für
ie gesamte Weltwirtschaft. So kam es in der Stellung-
ahme der Bundesbank bei der Anhörung im Haushalts-
usschuss am vergangenen Mittwoch zum Ausdruck.
as ist die Lage, in der wir entscheiden müssen. Wir
üssen auch respektieren, dass viele Menschen Angst

aben, dass sie sich zu Recht Sorgen machen um die Sta-
ilität der Währung, die Stabilität und Solidität der
taatsfinanzen. Aber ich will auch eines sagen, an uns
nd ebenso an die Opposition gerichtet: Die Parlamente
ind dafür verantwortlich; sie haben die Pflicht, die

ährung zu schützen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


llen Unkenrufen zum Trotz sage ich ganz deutlich: Der
uro ist stark, und das soll auch so bleiben. Ein stabiler
uro ist in unserem nationalen Interesse.

Ich will im Rahmen dieser Debatte im Deutschen
undestag den früheren italienischen Botschafter in Ber-

in, Antonio Puri Purini, zitieren, der am 12. Mai dieses
ahres in der Zeit Folgendes geschrieben hat – damit be-
ommen wir eine andere Sicht auf die Dinge –:





Bernhard Schulte-Drüggelte


(A) )


)(B)

… ich denke, dass Ihr Deutschen noch immer bereit
seid, an ein gemeinsames europäisches Ziel zu
glauben. Ich denke auch, dass Ihr mehr als andere
in der Lage seid, Gefühl und Verstand zu vereinen:
Europa braucht beides …

Ich hoffe, dass das noch für dieses ganze Haus gilt. Jetzt
ist die Zeit, gemeinsam verantwortlich zu handeln, ent-
schlossen und – das möchte ich hinzufügen – zuversicht-
lich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704404900

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort dem

Kollegen Gregor Gysi.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704405000

Herr Kollege Schulte-Drüggelte, ich habe eine Sache

satt, die auch Sie wiederholt haben, obwohl Sie gar nicht
dabei waren; deshalb will ich das einmal richtigstellen.
Sie werfen der Opposition hier faule Ausreden beim Ab-
stimmungsverhalten vor. Da ich an der Beratung mit der
Bundeskanzlerin teilgenommen habe, will ich Ihnen drei
Dinge sagen:

Der erste Punkt. Damals wurde uns gesagt, es sei
nicht so eilig. Es war nie die Rede davon, dass innerhalb
einer Woche alles entschieden wird. Es hieß: die erste
Lesung in der Woche, und dann sehen wir einmal weiter,
wann die zweite Lesung stattfindet. – So war die Atmo-
sphäre.

Das Zweite war, dass nicht nur der Kollege Trittin,
sondern alle Fraktionsvorsitzenden, übrigens auch Sie,
Herr Kauder, und auch Frau Homburger, darauf bestan-
den haben, dass wir den Vertrag zur Gründung der
Zweckgesellschaft zu lesen bekommen, bevor in zweiter
Lesung entschieden wird.


(Beifall bei der LINKEN – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört!)


Damals, Herr Kauder – erinnern Sie sich! –, wollten Sie
das auch, und auch Frau Homburger wollte das. Warum
Sie sich jetzt haben umstimmen lassen, ist mir völlig
schleierhaft; das muss ich hier einmal sagen. Ich finde,
wir haben einen Anspruch darauf, zu erfahren, auf wel-
cher vertraglichen Grundlage das Ganze läuft.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Manfred Zöllmer [SPD])


Zum dritten Punkt. Mit diesem Gesetz geben wir der
Bundesregierung das Recht, ohne Befragung des Parla-
ments, nur mit nachträglicher Information über
120 Milliarden Euro zu entscheiden – das ist doch keine
Kleinigkeit! –,


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Blanker Unsinn!)


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(C (D nd wir wissen nicht einmal, auf welcher vertraglichen rundlage. (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht! Lesen Sie doch mal den Text!)


eshalb sind das keine Ausreden, sondern gewichtige
rgumente.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704405100

Zur Erwiderung Herr Schulte-Drüggelte, bitte.


Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU):
Rede ID: ID1704405200

Ich bedanke mich. – Ich freue mich, dass Sie einiger-

aßen gut zugehört haben. Aber das, was Sie behaupten,
abe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, dass Sie sich vor
iner Sache drücken wollen. Vor einer wichtigen Frage,
ie ganz Europa betrifft, wollen Sie sich mit formalen
rgumenten drücken.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


as machen wir nicht mit, und das werden wir Ihnen im-
er vorhalten.

Das Zweite. Als Mitglied des Haushaltausschusses
age ich Ihnen: Wir haben intensiv beraten, und es ist da-
ür gesorgt worden, dass das Parlament bei allen Verfah-
en eingebunden ist. Dabei werden die Vorgaben des
undesverfassungsgerichtes, wie das Parlament mit der
egierung in europäischen Fragen zusammenzuarbeiten
at, beachtet.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)


o ist die Lage. Da können Sie nicht erzählen, dass das
icht der Fall ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704405300

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von den
raktionen der CDU/CSU und der FDP eingebrachten
ntwurf eines Gesetzes zur Übernahme von Gewährleis-

ungen im Rahmen eines europäischen Stabilisierungs-
echanismus. Der Haushaltsausschuss empfiehlt in

einer Beschlussempfehlung, Drucksachen 17/1740 und
7/1741, den Gesetzentwurf der Fraktionen von CDU/
SU und FDP auf Drucksache 17/1685 in der Aus-

chussfassung anzunehmen.

Zunächst kommen wir zur einfachen Abstimmung.
er dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zu-

timmen will, den bitte ich um sein Handzeichen. – Wer
timmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetzent-
urf ist damit in zweiter Beratung angenommen.





Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms


(A) )


)(B)


schließe ich die Abstimmung und bitte, auszuzählen.2) und Schriftführern ermittelte Ergebnis der nament-
Wir stimmen nun über einen weiteren Entschlie-
ßungsantrag der Fraktion der SPD namentlich ab. Es
handelt sich um den Entschließungsantrag auf Drucksa-

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1) Anlagen 2 bis 5
2) Ergebnis Seite 4451 D

3)

4)

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 587;
davon

ja: 319
nein: 73
enthalten: 195

Ja

CDU/CSU

Ilse Aigner
Peter Altmaier
Peter Aumer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Manfred Behrens (Börde)

Dr. Christoph Bergner
Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Peter Bleser

Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer (Göttingen)

Dirk Fischer (Hamburg)


(Karlsruhe Land)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach

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(D bgegebene Stimmen 587. Mit Ja haben gestimmt 319, it Nein haben gestimmt 73, Enthaltungen 195. Der Ge etzentwurf ist angenommen. Ergebnis Seite 4454 C Ergebnis Seite 4456 D erbert Frankenhauser r. Hans-Peter Friedrich ichael Frieser rich G. Fritz r. Michael Fuchs ans-Joachim Fuchtel ngo Gädechens r. Thomas Gebhart orbert Geis lois Gerig berhard Gienger ichael Glos eter Götz r. Wolfgang Götzer te Granold einhard Grindel ermann Gröhe ichael Grosse-Brömer arkus Grübel anfred Grund onika Grütters r. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg lav Gutting lorian Hahn Holger Haibach Dr. Stephan Harbarth Jürgen Hardt Gerda Hasselfeldt Dr. Matthias Heider Mechthild Heil Ursula Heinen-Esser Frank Heinrich Rudolf Henke Michael Hennrich Jürgen Herrmann Ansgar Heveling Ernst Hinsken Peter Hintze Christian Hirte Robert Hochbaum Karl Holmeier Franz-Josef Holzenkamp Joachim Hörster Anette Hübinger Thomas Jarzombek Dieter Jasper Dr. Franz Josef Jung Andreas Jung Dr. Egon Jüttner Bartholomäus Kalb lichen Abstimmung zum Gesetzentwurf bekannt geben: Dritte Bera und Schlussabstimmung. Es ist namentliche Abstimmung sta Wahlurnen Schriftführer platzie zu sein. Ich eröffne die Abstim Stimmkarten in die Wahlurnen Haben alle Kolleginnen und ten eingeworfen? – Das ist off schließe ich den Wahlgang und Ich muss nachtragen, dass chen Erklärungen nach § 31 G Protokoll nehmen.1)


(Hof)


Wir kommen nun zur Abs
schließungsanträge, wobei üb
anträge namentlich abgestimmt

Als Erstes kommen wir zu
mung über den Entschließung
SPD auf Drucksache 17/1809.
den Urnen sind besetzt. Ich erö

Haben alle Kolleginnen un
karte eingeworfen? – Das sche
tung

beantragt, dass dazu eine
ttfindet. Sind an allen
rt? – Das scheint der Fall
mung und bitte Sie, Ihre
zu werfen.

Kollegen ihre Stimmkar-
enkundig der Fall. Dann
bitte, auszuzählen.

eine Reihe von persönli-
O vorliegen, die wir zu

timmung über vier Ent-
er drei Entschließungs-
werden soll.

r namentlichen Abstim-
santrag der Fraktion der
– Ich sehe, die Plätze an
ffne die Abstimmung.

d Kollegen ihre Stimm-
int der Fall zu sein. Dann

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he 17/1810. Ich eröffne die A
timmkarten einzuwerfen.

Haben alle Kolleginnen un
arte eingeworfen? – Das sche
chließe die Abstimmung und b

Als Nächstes kommen wi
andzeichen über den Entsch

ion Die Linke auf Drucksache
ntschließungsantrag stimmt,
andzeichen. – Gegenstimmen
ntschließungsantrag ist eindeu

Wir kommen jetzt zur vierte
ung, und zwar über den E
raktion Bündnis 90/Die Grün
en Entschließungsantrag auf
röffne die Abstimmung und b
uwerfen.

Haben alle Kolleginnen und
en eingeworfen? – Das schein
chließe ich den Wahlgang un
rgebnisse der namentlichen A
en später bekannt gegeben.4)

Ich kann Ihnen schon das vo

(Cbstimmung und bitte, die d Kollegen ihre Stimmint der Fall zu sein. Ich itte, auszuzählen.3)


r zur Abstimmung mit
ließungsantrag der Frak-
17/1811. Wer für diesen
den bitte ich um sein
? – Enthaltungen? – Der
tig abgelehnt.

n namentlichen Abstim-
ntschließungsantrag der
en. Es handelt sich um

Drucksache 17/1808. Ich
itte, die Stimmkarten ein-

Kollegen ihre Stimmkar-
t der Fall zu sein. Dann

d bitte, auszuzählen. Die
bstimmungen werden Ih-

n den Schriftführerinnen





Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms


(A) )


)(B)

Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster

(Villingen Schwenningen)

Volker Kauder
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Eckart von Klaeden
Ewa Klamt
Volkmar Klein
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Dr. Kristina Schröder


(Wiesbaden)

Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Hermann Kues
Günter Lach
Dr. Karl A. Lamers


(Heidelberg)

Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Dr. Ursula von der Leyen
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Dr. Carsten Linnemann
Patricia Lips
Dr. Jan-Marco Luczak
Dr. Michael Luther
Karin Maag
Dr. Thomas de Maizière
Hans-Georg von der Marwitz
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer (Altötting)

Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach
Dr. Mathias Middelberg
Philipp Mißfelder
Dietrich Monstadt
Marlene Mortler
Dr. Gerd Müller
Stefan Müller (Erlangen)

Nadine Müller (St. Wendel)

Dr. Philipp Murmann
Bernd Neumann (Bremen)

Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Dr. Michael Paul
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer

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aniela Raab
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r. Peter Ramsauer
ckhardt Rehberg
atherina Reiche (Potsdam)

othar Riebsamen
osef Rief
laus Riegert

ohannes Röring
r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
rwin Rüddel
lbert Rupprecht (Weiden)

nita Schäfer (Saalstadt)

r. Wolfgang Schäuble
r. Annette Schavan
r. Andreas Scheuer
arl Schiewerling
orbert Schindler
ankred Schipanski
eorg Schirmbeck
hristian Schmidt (Fürth)

atrick Schnieder
r. Andreas Schockenhoff
r. Ole Schröder
ernhard Schulte-Drüggelte
we Schummer

(Weil am Rhein)

etlef Seif

ohannes Selle
einhold Sendker
r. Patrick Sensburg
homas Silberhorn
ohannes Singhammer
ens Spahn
arola Stauche
r. Frank Steffel
rika Steinbach
hristian Freiherr von Stetten
ieter Stier
ero Storjohann
tephan Stracke
ax Straubinger
arin Strenz
homas Strobl (Heilbronn)

ena Strothmann
ichael Stübgen
r. Peter Tauber
ntje Tillmann
r. Hans-Peter Uhl
rnold Vaatz
olkmar Vogel (Kleinsaara)

tefanie Vogelsang
ndrea Astrid Voßhoff
r. Johann Wadephul
arco Wanderwitz
ai Wegner
arcus Weinberg (Hamburg)


eter Weiß (Emmendingen)

abine Weiss (Wesel I)

go Wellenreuther

eter Wichtel

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nnette Widmann-Mauz
lisabeth Winkelmeier-
Becker
agmar Wöhrl
r. Matthias Zimmer
olfgang Zöller
illi Zylajew

DP
ens Ackermann
hristian Ahrendt
hristine Aschenberg-
Dugnus
aniel Bahr (Münster)

lorian Bernschneider
ebastian Blumenthal
laudia Bögel
icole Bracht-Bendt
laus Breil
ainer Brüderle
ngelika Brunkhorst
rnst Burgbacher
arco Buschmann

ylvia Canel
elga Daub
einer Deutschmann
r. Bijan Djir-Sarai
atrick Döring
echthild Dyckmans
ainer Erdel

örg van Essen
lrike Flach
tto Fricke
aul K. Friedhoff
r. Edmund Peter Geisen
r. Wolfgang Gerhardt
einz Golombeck
iriam Gruß

oachim Günther (Plauen)

r. Christel Happach-Kasan
einz-Peter Haustein
anuel Höferlin

lke Hoff
irgit Homburger
r. Werner Hoyer
einer Kamp
ichael Kauch

ascal Kober
r. Heinrich L. Kolb
udrun Kopp
r. h. c. Jürgen Koppelin
ebastian Körber
olger Krestel
atrick Kurth (Kyffhäuser)

einz Lanfermann
ibylle Laurischk
arald Leibrecht
abine Leutheusser-
Schnarrenberger

ars Lindemann
hristian Lindner
r. Martin Lindner (Berlin)

ichael Link (Heilbronn)

r. Erwin Lotter
liver Luksic
orst Meierhofer
atrick Meinhardt
abi Molitor

an Mücke

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(Lausitz)


(Frankfurt)


(Lüdenscheid)





(A) (C)


Diana Golze
Annette Groth
Dr. Gregor Gysi

Sören Bartol
Bärbel Bas
Sabine Bätzing-Lichtenthäler

Gabriele Lösekrug-Möller
Kirsten Lühmann
Caren Marks

BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN
Heike Hänsel
Dr. Rosemarie Hein
Dr. Barbara Höll
Andrej Konstantin Hunko
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Katja Kipping
Harald Koch
Jan Korte
Jutta Krellmann
Katrin Kunert
Caren Lay
Sabine Leidig
Ralph Lenkert
Michael Leutert
Stefan Liebich
Ulla Lötzer
Dr. Gesine Lötzsch
Thomas Lutze
Ulrich Maurer
Dorothée Menzner
Cornelia Möhring
Kornelia Möller
Niema Movassat
Wolfgang Nešković
Thomas Nord
Petra Pau
Richard Pitterle
Yvonne Ploetz
Ingrid Remmers
Paul Schäfer (Köln)

Michael Schlecht
Dr. Herbert Schui
Dr. Ilja Seifert
Kathrin Senger-Schäfer
Raju Sharma
Dr. Petra Sitte
Sabine Stüber
Alexander Süßmair
Dr. Kirsten Tackmann
Frank Tempel
Dr. Axel Troost
Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Sahra Wagenknecht
Halina Wawzyniak
Katrin Werner
Sabine Zimmermann

Enthalten

CDU/CSU

Veronika Bellmann
Josef Göppel
Karl-Georg Wellmann

SPD

Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel

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laus Brandner
illi Brase
ernhard Brinkmann

(Hildesheim)


delgard Bulmahn
arco Bülow
lla Burchardt
artin Burkert

etra Crone
r. Peter Danckert
artin Dörmann

lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
ebastian Edathy
iegmund Ehrmann
r. h. c. Gernot Erler
etra Ernstberger
arin Evers-Meyer
lke Ferner
abriele Fograscher
r. Edgar Franke
agmar Freitag
igmar Gabriel
ichael Gerdes
artin Gerster
is Gleicke
lrike Gottschalck
ngelika Graf (Rosenheim)

ichael Groß
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ubertus Heil (Peine)

olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
abriele Hiller-Ohm
etra Hinz (Essen)

rank Hofmann (Volkach)

r. Eva Högl

osip Juratovic
liver Kaczmarek

ohannes Kahrs
r. h. c. Susanne Kastner
lrich Kelber
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ans-Ulrich Klose
r. Bärbel Kofler
aniela Kolbe (Leipzig)

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hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
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r. Ernst Dieter Rossmann
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(Tuchenbach)

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(Schwandorf)

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r. Frank-Walter Steinmeier
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(A) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Tagesordnungspunkt 27 a bis 27 c. Interfraktionell
wird Überweisung der Vorlagen auf den Drucksachen
17/1756, 17/1720, 17/1803 und 16/13741 an die in der
Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
sind die Überweisungen beschlossen.

Ich rufe die Zusatzpunkte 11 und 12 sowie den Tages-
ordnungspunkt 28 auf:

ZP 11 Beratung des Antrags der Abgeordneten Katrin
Kunert, Dr. Axel Troost, Dr. Gesine Lötzsch, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit von
Städten, Gemeinden und Landkreisen

– Drucksache 17/1744 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Haushaltsausschuss

ZP 12 Beratung des Antrags der Abgeordneten Britta
Haßelmann, Lisa Paus, Dr. Gerhard Schick, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Gewerbesteuer stabilisieren – nicht abschaffen

– Drucksache 17/1764 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Haushaltsausschuss

28 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Finanzausschusses (7. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Katrin Kunert,
Dr. Axel Troost, Dr. Barbara Höll, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion DIE LINKE

Für eine Verstetigung der Kommunalfinanzen –
Die Gewerbesteuer zur Gemeindewirtschaft-
steuer weiterentwickeln

– Drucksachen 17/783, 17/1783 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Antje Tillmann
Dr. Birgit Reinemund
Dr. Axel Troost

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. Gibt
es Widerspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist das so
beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red-
nerin der Kollegin Katrin Kunert von der Fraktion Die
Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Kunert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704405400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

bedauere, dass die Situation in den Kommunen nicht
mindestens genauso wichtig ist wie die Rettung des Eu-
ros. In Quickborn leihen Bürgerinnen und Bürger ihrer

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(C (D tadt Geld. In der Gemeinde Niederzimmern in Thürinen werden über 250 Schlaglöcher verkauft, damit die traßen saniert werden können. (Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Lassen Sie Thüringen aus dem Spiel!)


ie Stadt Remscheid hat bei einem Verwaltungshaushalt
it einem Volumen von 320 Millionen Euro ein aufge-

aufenes Defizit von 100 Millionen Euro. Selbst wenn
ie Stadt ihr ganzes Personal entließe, würde sie auf
0 Millionen Euro Schulden sitzen bleiben. Darüber hi-
aus hat man der Stadt verboten, auszubilden, da das
ine freiwillige Leistung sei. Die Stadt Köln hat im März
ieses Jahres eine Bettensteuer beschlossen, um den
aushalt etwas aufzumöbeln. Sie rechnet mit jährlichen
usatzeinnahmen in Höhe von 21 Millionen Euro. – Nun
önnten einige ganz Schlaue sagen: Na, seht mal, die
ommunen lassen sich ja etwas einfallen und sind sehr
reativ beim Finden von rechtlich zulässigen Steuern.
iese Beispiele belegen jedoch die blanke Finanznot
er Kommunen. Hier müssen wir endlich tätig werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Milliarden zur Rettung von Banken, zur Rettung von
riechenland und zur Rettung von ganz Europa werden
anz schnell und ohne ausreichende Maßnahmen zur Re-
ulierung der Finanzmärkte beschlossen. Städten, Ge-
einden und Landkreisen wird ständig vorgeschrieben,
as sie zu tun und zu lassen haben. Von kommunaler
elbstverwaltung kann überhaupt nicht mehr die Rede
ein. 480 Milliarden Euro für die Banken, 22 Milliarden
uro für Griechenland und jetzt über 140 Milliarden
uro für die Rettung Europas: Den Bürgerinnen und
ürgern vor Ort und den kommunalen Mandatsträgern

st es überhaupt nicht mehr zu vermitteln, warum lebens-
otwendige Dienstleistungen für die Leute vor Ort wie
um Beispiel der öffentliche Personennahverkehr nicht
ehr finanzierbar sind.

Bisher haben Sie, meine Damen und Herren, hier im-
er eine sehr abstrakte Debatte über die Kommunal-

inanzen geführt. Erinnern möchte ich nur an Ihre Einspa-
ungsrhetorik bei den Kosten der Unterkunft. Sie haben
mmer gesagt: Die Kommunen werden um 2,5 Milliarden
uro entlastet. Das Defizit in Höhe von 15 Milliarden
uro in diesem Jahr spricht eine eigene Sprache. Zur Ent-

astung ist es nie gekommen.

Bisher stehen die Kommunen in der Finanzierungs-
ette in Deutschland ganz hinten. Aber müssten nicht die
ommunen der eigentliche Ausgangspunkt im Finanzge-

üge sein? Die Kommunen sind keine Behörde an sich;
ie sind vielmehr die einzige staatliche Ebene, wo Le-
ensqualität für die Bürgerinnen und Bürger entsteht. Da-
ür sind Sie hier verantwortlich.


(Beifall bei der LINKEN)


n den Städten und in den Gemeinden gehen die Kinder
n die Kindertagesstätten, sie lernen in den Schulen, sie
ernen Schwimmen, sie lernen Kultur und Sport selbst
ennen. Außerdem gibt es ein Netz von vielfältigen Be-
atungsangeboten. Was aber, wenn Schwimmbäder ge-
chlossen werden, Bibliotheken oder Musikschulen ihre





Katrin Kunert


(A) )


)(B)

Preise erhöhen? Die Aufgaben der öffentlichen Da-
seinsvorsorge müssen der Ausgangspunkt für eine so-
lide und auskömmliche Finanzausstattung der Kommu-
nen sein.

Ich will auf zwei Aspekte eingehen. Zum einen haben
sich das Tempo und die Dynamik der Sozialausgaben in
den Kommunen rasant entwickelt. Während zwischen
1992 und 2002 die Sozialausgaben 6 Milliarden Euro be-
trugen, lagen sie im Zeitraum von 2003 bis 2009 schon
bei 10 Milliarden Euro, also fast eine Verdopplung der
Kosten in nahezu der Hälfte der Zeit. Hier müssen wir
endlich einmal wach werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Dafür tragen alle bisherigen Regierungskoalitionen in
diesem Hause die Verantwortung.

Ich will ein Zweites sagen: Die Dramatik besteht da-
rin, dass die Kommunen, die schon mit wirtschaftlichen
Problemen zu kämpfen haben, auch die meisten Sozial-
ausgaben schultern müssen. Die Kommunen sind daran
nicht schuld. Man muss auch hier sagen, dass die bishe-
rigen Regierungskoalitionen daran die Schuld tragen und
noch nicht einmal im Ansatz den Versuch unternommen
haben, die Finanzierung wieder geradezurücken.

Wir schlagen Ihnen fünf konkrete Maßnahmen vor, die
sofort umgesetzt werden können. Erstens: Rücknahme der
beschlossenen Unternehmensteuersenkungen und Verzicht
auf weitere Steuersenkungen. An die FDP gerichtet,
sage ich: Sie haben doch auf Ihrem Bundesparteitag einen
Antrag auf Senkung der Mitgliedsbeiträge mit der Be-
gründung abgelehnt, dass sich durch Senkung des Mit-
gliedsbeitrages das Problem der Parteifinanzkrise nicht
lösen ließe. Sehen Sie also bitte auch in Zukunft von wei-
teren Steuersenkungen einfach ab.


(Beifall bei der LINKEN – Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Was ist denn das für eine abenteuerliche Argumentation?)


Zweitens. Wir sind für die Entschuldung der hochver-
schuldeten Kommunen.

Drittens sind wir für die Entwicklung der Gewerbe-
steuer zu einer Gemeindewirtschaftsteuer.

Viertens wollen wir, dass der Anteil des Bundes an
den Kosten der Unterkunft, der Grundsicherung im Alter
und auch bei der Umsetzung des Rechtsanspruchs auf ei-
nen Kita-Platz für Kinder unter drei Jahren erhöht wird.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Fünftens wollen wir ein verbindliches und einklagba-
res Mitwirkungsrecht für die Kommunen bei der Ge-
setzgebung des Bundes.

Ich wünsche mir wirklich, dass Sie sich genauso emo-
tional und verantwortungsbewusst, wie Sie hier für Eu-
ropa gesprochen haben, für die Kommunen einsetzen;
denn hier findet das Leben statt. Hier ist auch die Demo-
kratie in Gefahr.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Das Wort hat der Kollege Dr. Mathias Middelberg für ie Unionsfraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704405500


Dr. Mathias Middelberg (CDU):
Rede ID: ID1704405600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

ommunen sind – das ist unbestreitbar – tatsächlich in
iner sehr ernsten Lage, aber die Schnellschüsse, die Sie
ns heute auf den Tisch gelegt haben, sind kein Beitrag
ur Lösung dieser kritischen Lage.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Im Grunde handelt es sich um nichts anderes als um
in schlichtes Steuererhöhungspaket. Es werden neue
teuern für die gesamten Freiberufler in dieser Republik
rfunden. Darüber hinaus fordern Sie Steuererhöhungen
ulasten des Mittelstands, vieler kleiner und mittlerer
nternehmen und damit letzten Endes auch zulasten der
rbeitsplätze in diesem Land.

Sie schreiben in Ihren Anträgen, dass Sie durch Er-
eiterung der Bemessungsgrundlage der Gewerbe-

teuer und durch verschiedene Hinzurechnungen die Si-
uation der Kommunen verbessern würden. Das mag
ogar kurzfristig der Fall sein. Auf längere Sicht wird
as jedoch viele Unternehmen erdrosseln. Denn letzten
ndes wollen Sie Kostenpositionen, Mieten, Pachten,
insen und anderes, stärker besteuern. Dann kommen
ir in eine Situation, in der Betriebe Steuern zahlen
üssen, obwohl sie gar keine Gewinne machen. Das
üssen Sie einmal unseren Zuschauern hier heute erklä-

en, wie das funktionieren soll, dass Unternehmen, die
nter dem Strich keine Gewinne machen, trotzdem zur
ahlung der Gewerbesteuer herangezogen werden. Hier
ntstünde sogar die abstruse Situation, dass die Unter-
ehmer, die an zwei verschiedenen Betriebsstandorten
ätig sind, im Hinblick auf die Gewerbesteuer noch nicht
inmal ihre Verluste und Gewinne miteinander verrech-
en könnten, weil die Gewerbesteuer ja eine Realsteuer
st, die eben am Ort erhoben wird. Ein kleiner Hand-
erksbetrieb würde dann unter dem Strich Verluste ma-

hen, weil er an dem einen Standort bei null und an dem
nderen Standort unter der Wasserlinie arbeitet. Dieser
ürde nach Ihrem Modell unter dem Strich Gewerbe-

teuer zahlen.


(Katrin Kunert [DIE LINKE]: Wer kommunale Infrastruktur nutzt, muss sie auch mit bezahlen! – Manfred Zöllmer [SPD]: Der zahlt keine Gewerbesteuer! – Weitere Zurufe von der SPD)


Sie können ja gleich darauf eingehen, Herr Sieling.

Wenn Gewinne und Verluste an verschiedenen Stand-
rten also bei der Gewerbesteuer nicht miteinander ver-
echnet werden könnten, entstehen solche abstrusen Si-
uationen. Gerade in dieser wirtschaftlich angespannten
ituation – deshalb haben wir ja über das Wachstumsbe-
chleunigungsgesetz gegengesteuert – würden Sie damit





Dr. Mathias Middelberg


(A) )


)(B)

viele Unternehmen in den Ruin treiben und massiv Ar-
beitsplätze vernichten.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Selbstrechtfertigung eines Fehlers!)


Schon alleine deswegen können wir Ihren Anträgen hier
und heute nicht zustimmen. Unternehmen, die pleite
sind, kommen nämlich auf Dauer für Gewerbesteuerzah-
lungen nicht mehr in Betracht. Sie hätten dann die Steu-
erbasis zerstört.

Wir haben mit dem Wachstumsbeschleunigungsge-
setz – das haben Sie gerade kritisch angemerkt, Frau
Kunert – dem Mittelstand in dieser kritischen Situation
Liquidität verschafft. Das hat viele mittelständische Un-
ternehmen vor dem Exitus gerettet. Dies wird auf Dauer
die kommunale Steuerbasis nicht schwächen, sondern
stärken. Deswegen wird das Wachstumsbeschleuni-
gungsgesetz die kommunale Steuerbasis auf Dauer stär-
ken und erhärten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Manfred Zöllmer [SPD]: Märchen!)


Ungefähr die Hälfte des Volumens des Wachstumsbe-
schleunigungsgesetzes betrifft Kindergeld und Kinder-
freibeträge, davon der ganz große Teil Kindergeld.
Auch das ist ein Beitrag, um die Kommunen zu entlas-
ten. Denn gerade kinderreiche Familien sind gefährdet,
in die Grundsicherung abzudriften. Das verhindern wir
auch durch die Zahlung des erhöhten Kindergeldes. In-
sofern entlastet das viele Kommunen.

Sie haben ja zu Recht erwähnt, dass die Sozialausga-
ben für die Kommunen ein zunehmend größeres Pro-
blem darstellen. Die Leistungen zur Grundsicherung ma-
chen mittlerweile 24 Prozent der sozialen Ausgaben der
Kommunen aus. Vor diesem Hintergrund ist die Erhö-
hung des Kindergeldes ein ganz konkreter Beitrag, um
die Kommunen zu entlasten.

Die weiteren Beiträge sind – das haben wir gerade ge-
macht – die Einigung bezüglich der Jobcenter, an der Sie
mitgewirkt haben,


(Manfred Zöllmer [SPD]: Was heißt „mitgewirkt“?)


und die Verlängerung der Zahlung des Kurzarbeitergel-
des. Die Kollegen von der SPD werden sicherlich gleich
sehr selbstgefällig gute Ratschläge geben, wie wir das
schon heute Morgen erlebt haben.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Aber das war jetzt nicht selbstgefällig?)


Ich erinnere in diesem Zusammenhang nur daran, dass
Sie es unter Rot-Grün waren, die die Gewerbesteuerum-
lage, die ja jetzt abgeschafft werden soll, erhöht haben.
Darüber hinaus erinnere ich daran, dass Sie 2005 hier
den Antrag eingebracht haben, den Bundesanteil an den
Kosten der Unterkunft rückwirkend auf Null zu setzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bernd Scheelen [SPD]: Das war nur ein Platzhalter! Das wissen Sie ganz genau! So ein Schwachsinn!)


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(C (D aran wollen wir – wir haben ja heute mehrfach von erschiedener Seite Aufforderungen zur Ehrlichkeit beommen – der Ehrlichkeit halber erinnern. Die Kommuen sind in einer kritischen ökonomischen Situation. azu haben auch Bundesgesetze beigetragen; das dürfen ir nicht in Abrede stellen. Auch das Bürgerentlastungsesetz hat dazu beigetragen, dass sich die Situation in en Kommunen verschärft hat. Die Gewerbesteuer ist ein weiteres Element. Auch die onjunkturelle Situation hat dazu beigetragen. Das ist ie andere Seite der Medaille, die im Moment für ungeähr 50 Prozent des Wegfalls der Einnahmen bei den ommunen verantwortlich ist. Die Einnahmen durch die ewerbesteuer sind in den verschiedenen Kommunen m 30, zum Teil auch um 50 Prozent eingebrochen. Es st wichtig, jetzt nicht nur kosmetische Lösungen zu finen, sondern eine Lösung aus einem Guss. Wir brauchen ine strukturelle Veränderung. Es ist richtig, jetzt nicht den Weg über Ihre Schnellchüsse zu gehen, sondern über die Kommission, die der undesfinanzminister eingerichtet hat und an der die änder und die kommunalen Spitzenverbände richtigereise beteiligt sind. Wenn man nach dauerhaften stabi en Einnahmen für die Kommunen sucht, sollte man uch sehr ernsthaft dem Vorschlag nachgehen, die Geerbesteuer durch einen Anteil der Kommunen an der msatzsteuer (Katrin Kunert [DIE LINKE]: Was soll denn da rauskommen?)


nd durch einen Zuschlag auf Einkommen- und Körper-
chaftsteuer mit eigenem Hebesatzrecht zu ersetzen. Das
ollten wir ernsthaft und sorgfältig prüfen.

Diese Kommission hat einen weiteren Vorteil.


(Katrin Kunert [DIE LINKE]: Die arbeitet nicht so schnell!)


ie nimmt auch die Kostenseite in den Blick. Das haben
ie hier noch nicht erwähnt.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Standardabsenkung!)


s ist mir aber sehr wichtig, dass wir auch über die Kos-
en, also über das Sparen, reden. Wir dürfen nicht nur
arüber reden, wo man zusätzliche Einnahmen generie-
en kann, wie man womöglich die Bürger zusätzlich be-
asten kann, sondern wir müssen auch darüber reden, wo
espart werden kann.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Kinderbetreuungsquote absenken!)


eswegen ist es wichtig, dass sich die Kommission auch
it den Ausstattungsstandards befasst. Das ist der rich-

ige Weg, um zu einer nachhaltigen strukturellen Verbes-
erung zu kommen. Wir unterstützen die Kommission
es Bundesfinanzministers und werden über die Vor-
chläge, die sie vorlegen wird, sachlich und entspannt
iskutieren. Ihre Schnellschüsse von heute lehnen wir
b.

Danke.





Dr. Mathias Middelberg


(A) )


)(B)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Katrin Kunert [DIE LINKE]: Aber Milliarden innerhalb einer Woche beschließen!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704405700

Das Wort hat der Kollege Bernd Scheelen für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Bernd Scheelen (SPD):
Rede ID: ID1704405800

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Wir beschäftigen uns heute, wie wir es eigent-
lich in jeder Sitzungswoche tun, mit der Situation der
Gemeinden. Ich finde es gut, dass das so ist. Im Finanz-
ausschuss haben einige das bemängelt. Sie meinen, man
müsse ja nicht jede Woche darüber reden. Ich glaube, die
Lage der Kommunen ist so dramatisch, dass es sich
lohnt, jede Woche hier im Hohen Hause darüber zu spre-
chen.


(Zuruf von der FDP: Handeln!)


Wir haben das auch in der letzten Sitzungswoche, also
vor zwei Wochen, getan. Das war der Freitag vor der
NRW-Wahl. Ich habe an diesem Pult gestanden und Ih-
nen am Ende meiner Rede ein Zitat über die Steuer-
senkungspartei FDP vorgelesen. Leider reichte meine
Redezeit nicht ganz aus, um das Zitat bis zum Ende vor-
zutragen. Deswegen nutze ich jetzt die Gelegenheit, das
nachzuholen.


(Hans-Joachim Otto, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie: Ärmlich!)


Ich erspare Ihnen den Anfang. Aber es ist schon ganz
wichtig, zu wissen, was der Kommentator der Süddeut-
schen Zeitung vor zwei Wochen zu der Steuersenkungs-
partei FDP geschrieben hat. Er hat geschrieben:

Die Partei des Guido Westerwelle verspricht Steu-
ersenkungen, wenn es dem Staat gut geht, weil
dann genug Geld dafür da sei. „Bürger am Auf-
schwung beteiligen“, heißt das dann. Und sie ver-
spricht Steuersenkungen, wenn es dem Staat
schlecht geht, weil das angeblich die Wirtschaft
massiv ankurbele.

Bis dahin war ich gekommen. Jetzt kommt der Teil,
der noch gefehlt hat. Den finde ich auch wichtig:

Einen Grund, gegen Steuersenkungen zu sein, gibt
es für die FDP nicht. Wenn es darauf ankäme,
würde sie mit Steuersenkungen auch den internatio-
nalen Terrorismus oder isländische Vulkane be-
kämpfen.

Ich finde, der Kommentator hat völlig recht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Die Antwort der SPD ist Mindestlohn!)


Das habe ich hier zwei Tage vor der NRW-Wahl vor-
getragen. Jetzt wurde Ihnen bei der NRW-Wahl die rote

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(C (D arte gezeigt, und die schwarz-gelben Steuersenker sind om Platz geschickt worden. Das ist gut und richtig so. (Dr. Birgit Reinemund [FDP]: Wie viel haben Sie verloren?)


ie Menschen haben gemerkt, was Ihre Steuersenkungs-
antasien vor Ort anrichten. Dass wir über die Schlie-
ung von Theatern, von Schwimmbädern, von Büche-
eien und Ähnlichem reden müssen, dass, wie ich gerade
örte, eine kleine Gemeinde im Münsterland – bisher
ing man davon aus, dass es denen noch gut geht – da-
über nachdenkt, in der nächsten Ratssitzung eine Erhö-
ung der Grundsteuer um 50 Prozent beschließen zu
üssen, zeigt die Dramatik der Situation vor Ort. Daher

st eine Diskussion über die Haupteinnahmequelle der
ommunen eine Gelegenheit, die man nutzen sollte.


(Dr. Birgit Reinemund [FDP]: Das hätten Sie elf Jahre lang machen können!)


Ich will Ihnen bei dieser Gelegenheit einen Hinweis
uf eine kleine Broschüre geben. Diese hat uns allen vor
wei Tagen der Städtetag zukommen lassen. Sie heißt:
Sozialleistungen der Städte in Not“. Das ist doppel-
eutig, weil sich das „in Not“ sowohl auf Sozialleistun-
en wie auch auf Städte beziehen kann. Ich glaube, das
st auch so gedacht. Es soll sich auf beides beziehen. Es
oll deutlich machen, dass die Städte in Not sind und
ass mit Städten in Not die Sozialleistungen nicht mehr
ewährt werden können.

In der Broschüre wird sehr deutlich darauf hingewie-
en, dass die Soziallasten der Kommunen in den letzten
ahren dramatisch angestiegen sind. Sie betragen mitt-
erweile über 40 Milliarden Euro, und zwar bei sinken-
en Einnahmen. Das ist das Problem. Bis vor zwei Jah-
en liefen die Steigerungen der Ausgaben mit denen der
innahmen in etwa parallel.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Gilt das auch für die Jahre 2000 bis 2008?)


n den Jahren 2007 und 2008 hatten die Kommunen in
eutschland unterm Strich, alle zusammengenommen,
berschüsse von knapp 8 Milliarden Euro. Im letzten

ahr hatten die Städte ein Defizit zu verzeichnen.


(Abg. Dr. Mathias Middelberg [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Wie ich sehe, möchte der Kollege Middelberg eine
wischenfrage stellen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704405900

Wenn Sie gestatten, dann hat der Kollege Middelberg

etzt das Wort.


Bernd Scheelen (SPD):
Rede ID: ID1704406000

Ja, gerne, Herr Kollege Middelberg.


Dr. Mathias Middelberg (CDU):
Rede ID: ID1704406100

Vielen Dank, Herr Kollege Scheelen. – Sie listen ei-

ige Fakten auf, die teilweise gar nicht bestreitbar sind
nd die wirklich einen dramatischen Zustand kennzeich-
en. Aber was uns natürlich interessiert, ist, was Sie





Dr. Mathias Middelberg


(A) )


)(B)

bzw. Ihre Fraktion – Sie haben schließlich in diesem
Hause elf Jahre lang den Finanzminister gestellt – kon-
kret dazu beigetragen haben, um die Finanzsituation der
Kommunen zu verbessern, oder was Sie vielleicht auch
beigetragen haben, um diese dramatische Situation, die
Sie eben beschrieben haben, mitzuerzeugen. Ich denke
hier an die Sozialausgaben und die zusätzlichen Lasten
der Kommunen.


Bernd Scheelen (SPD):
Rede ID: ID1704406200

Herr Kollege Middelberg, Sie selber haben in Ihrer

Rede auf Dinge hingewiesen, die in den elf Jahren der
Regierungsbeteiligung der SPD beschlossen wurden. Ich
will Ihnen sagen, dass wir in den elf Jahren eine ganze
Menge für die Kommunen getan haben.


(Beifall des Abg. Dr. Carsten Sieling [SPD] – Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Das habe ich aber nicht gemerkt!)


Wir haben die Gewerbesteuer erhalten und ausgebaut,
und zwar mit Ihnen gemeinsam. Wir haben zum Beispiel
die Elemente eingeführt, die Sie hier beklagen.


(Beifall bei der SPD)


Sie haben sich eben hier hingestellt und gesagt, man
müsse den Leuten erklären, wieso man auf eine Miete
eine Steuer zahlen solle. Das Argument kenne ich. Das
klingt plausibel, aber man muss wissen, warum das so
ist. Das will ich Ihnen gerne ganz kurz erklären.

Wenn sich ein Unternehmen in eine Betriebs- und
eine Besitzgesellschaft aufteilt und die Betriebsgesell-
schaft an die Besitzgesellschaft Miete bezahlt, dann be-
zahlt sie sie aus ihren Gewinnen.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Beantworten Sie die Frage!)


Sie zahlt sich sozusagen ihren eigenen Gewinn als Miete
in die eigene Tasche. Auf Mieten – das wissen Sie – wer-
den keine Gewerbesteuern erhoben. Das heißt, das sind
Steuersparmodelle, von denen in den letzten Jahren und
Jahrzehnten massiv Gebrauch gemacht wurde. Dem ha-
ben wir einen Riegel vorgeschoben. Das ist bei den
Kommunen sehr gut angekommen. Deswegen ist es ih-
nen bis 2007/2008 sehr gut gegangen. Das ist Folge von
rot-grüner, aber auch von schwarz-roter Politik.


(Beifall bei der SPD – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ingbert Liebing [CDU/ CSU]: Das glauben Sie doch selbst nicht!)


– Liebe Kollegen von der Union, ich darf auf Folgendes
hinweisen: Wir standen vier Jahre gemeinsam in der
Verantwortung. Ich höre jetzt immer von der FDP, dass
die SPD an allem schuld ist, was in den letzten vier Jah-
ren passiert ist. Dabei vermisse ich, dass Sie sich zu
Wort melden. Im Grunde werden auch Sie kritisiert, aber
Sie trauen sich nicht, etwas dagegen zu sagen, weil Sie
die Koalition nicht gefährden wollen. Aber die Kritik der
FDP richtet sich genauso gegen Sie.


(Zurufe von der FDP: Nein, nein!)


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(C (D ch erwarte, dass Sie das, was wir gemeinsam sinnvollereise beschlossen haben, hier verteidigen und dazu steen. (Beifall bei der SPD – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Nur Mut!)


In dieser Broschüre wird darauf hingewiesen, dass die
oziallasten auf mittlerweile über 40 Milliarden Euro
it einer kräftigen Dynamik in vielen Bereichen ange-

tiegen sind. Ich will kurz vier Bereiche ansprechen, die
ine ganz besondere Dynamik aufweisen.

Der erste Bereich sind die auch von Ihnen erwähnten
osten der Unterkunft. Ich glaube, dabei sind wir noch

icht am Ende der Diskussion. Das ist eine relativ neue
eschichte. Wir haben diese Regelung vor fünf Jahren

ingeführt. Wir haben den Bund an den Kosten der Un-
erkunft beteiligt. In diesem Jahr zeigt sich, dass die
rise dazu führt, dass die Zuschüsse des Bundes für die
osten der Unterkunft sinken werden, während gleich-

eitig die Lasten für die Kommunen steigen.

Deswegen haben wir am 23. März dieses Jahres den
ntrag „Rettungsschirm für Kommunen“ in dieses Hohe
aus eingebracht. Er enthält die von uns vorgeschlage-
en Maßnahmen, nämlich Zurücknahme Ihres Beschlusses,
lso der Absenkung des Kostenbeitrages um 400 Mil-
ionen Euro. Diesen Beschluss sollten wir als Erstes zu-
ücknehmen, um den Kommunen die Gelegenheit zu ge-
en, über die Krise hinwegzukommen, weil diese Min-
ereinnahmen der Krise geschuldet sind. Dem haben Sie
eider nicht zugestimmt.

Die zweite dynamische Ausgabenposition ist die
rundsicherung im Alter. Sie ist in den letzten fünf

ahren um 170 Prozent gestiegen. Das können wir nicht
infach abtun, sondern das müssen wir zur Kenntnis
ehmen, um die Situation der Kommunen beurteilen und
araus die richtigen Schlüsse ziehen zu können.

Der dritte Bereich ist die Eingliederungshilfe für
ehinderte. Das ist eine sinnvolle Maßnahme. Es geht
eispielsweise darum, Integrationshelfer in Schulen zu
inanzieren. Die Frage ist nur, ob die Kommunen das be-
ahlen müssen. Ist das nicht möglicherweise eine Län-
eraufgabe? Das ist ein Posten, der 11 Milliarden Euro
usmacht und dramatische Steigerungsraten aufweist.
uch da sind Antworten gefragt.

Dasselbe gilt – viertens – auch für die Erziehungs-
ilfe für Kinder und Jugendliche, die ebenfalls eine
ramatische Steigerungsrate – 35 Prozent – aufweist.

Das heißt, die Schere zwischen steigenden Lasten und
inkenden Einnahmen geht immer weiter auseinander.
hre Antwort darauf ist, eine Kommission einzusetzen.
egen das Einsetzen einer Kommission kann man zu-
ächst einmal nichts sagen. Das kann ja durchaus sinn-
oll sein. Wenn der Auftrag der Kommission aber so
autet, wie er in der Koalitionsvereinbarung niedergelegt
st – Ersatz für die Gewerbesteuer prüfen –, dann ha-
en wir große Bedenken und befürchten, dass dabei am
nde nichts Sinnvolles und Richtiges herauskommen
ann. Bisher gibt es kein überzeugendes Modell, mit
em die Gewerbesteuer ersetzt werden könnte. Nach au-
en erwecken Sie den Eindruck, dass es Modelle gibt,





Bernd Scheelen


(A) )


)(B)


genzug als Verbraucherinnen und Verbraucher oder Ar- verbessert!)
Das geht mit uns auf gar keinen Fall.


(Beifall bei der SPD)


Ein weiteres Problem wird sein, dass diese Modelle
zu Verschiebungen bezüglich des Steueraufkommens
in Deutschland führen. Die Verlierer werden eindeutig
die Kernstädte, die hohe Soziallasten zu tragen haben,
sein, aber auch der ländliche Raum; das haben die Unter-
suchungen 2003 schon gezeigt. Das heißt, wir werden
innerhalb der Bundesrepublik Deutschland den verfas-
sungsmäßigen Auftrag der Herstellung gleichwertiger
Lebensverhältnisse mit diesen neuen Modellen nicht er-
füllen können.

Die Kommunen sind das Fundament der Demokra-
tie.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Wohl wahr!)


Einige glauben, sie seien das Kellergeschoss. In das Kel-
lergeschoss geht man nicht so gerne, weil es dort muffig,
kalt und feucht ist. Nein, sie sind nicht das Kellerge-

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Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 587;
davon

ja: 131
nein: 328
enthalten: 128

Ja

CDU/CSU

Josef Göppel

SPD

Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Doris Barnett

Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Sören Bartol
Bärbel Bas
Sabine Bätzing-Lichtenthäler
Dirk Becker
Uwe Beckmeyer
Klaus Brandner
Willi Brase
Bernhard Brinkmann


(Hildesheim)

Edelgard Bulmahn
Marco Bülow
Ulla Burchardt
Martin Burkert
Petra Crone
Dr. Peter Danckert
Martin Dörmann

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(D arum Sie das alles jetzt über Bord werfen wollen, kann ch nicht verstehen. Mein Appell an Sie lautet: Haben ie den Mut, den Rot-Grün damals hatte. Vielen Dank. Ich komme zurück zu den namentlichen Abstimmun en und gebe das von den Schriftführerinnen und chriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen bstimmungen bekannt. Ich komme zuerst zum ersten Entschließungsantrag er SPD-Fraktion zum Entwurf eines Gesetzes zur Überahme von Gewährleistungen im Rahmen eines europäichen Stabilisierungsmechanismus, Drucksache 17/1809: bgegebene Stimmen 587. Mit Ja haben 131, mit Nein aben 328 gestimmt. Enthalten haben sich 128 Kolleginen und Kollegen. Der Entschließungsantrag ist abgeehnt. lvira Drobinski-Weiß arrelt Duin ebastian Edathy iegmund Ehrmann r. h. c. Gernot Erler etra Ernstberger arin Evers-Meyer lke Ferner abriele Fograscher r. Edgar Franke agmar Freitag igmar Gabriel ichael Gerdes artin Gerster ris Gleicke lrike Gottschalck ngelika Graf ichael Groß Wolfgang Gunkel Hans-Joachim Hacker Bettina Hagedorn Klaus Hagemann Michael Hartmann Hubertus Heil Rolf Hempelmann Dr. Barbara Hendricks Gustav Herzog Gabriele Hiller-Ohm Petra Hinz Frank Hofmann Dr. Eva Högl Josip Juratovic Oliver Kaczmarek Johannes Kahrs Dr. h. c. Susanne Kastner beitnehmerinnen und Arbeitnehmer belastet werden. die man überprüfen muss. Die neu. Sie sind alle seit 10 oder 1 Sie sind alle schon mehrfach üb derem von der Kommission, di einberufen hat. Diese Kommi überprüft, was Sie jetzt noch e Sie ist zu dem Ergebnis gekom die die Gewerbesteuer hat, gib lichkeit zur Finanzausstattung nämlich viele Vorteile, die die a ben. Ich will einen Hauptkritik die Sie prüfen wollen, kurz an das die Last der Gewerbesteu schaft wegnimmt und auf Ve braucher sowie Arbeitnehmer verteilt, wird unsere Zustimmun Sozialdemokraten nicht zu ma entlastet wird und die Bürgeri Modelle sind alle nicht 5 Jahren auf dem Markt. erprüft worden, unter ane Hans Eichel 2002/2003 ssion hat all das schon inmal überprüfen wollen. men: Trotz aller Mängel, t es keine bessere Mögder Kommunen. Sie hat nderen Modelle nicht ha punkt an den Modellen, sprechen. Jedes Modell, erzahlung von der Wirtrbraucherinnen und Verinnen und Arbeitnehmer g nicht finden. Es ist mit chen, dass die Wirtschaft nnen und Bürger im Ge s e k D d g I n e w h t d h d choss. Sie sind das Fundamen ines Hauses brüchig ist, dann urz oder lang nicht gut bestell (Patrick Kurth [Kyffhäuse ist entscheidend b eswegen sind wir gut beraten ie Kommunen ihre Aufgaben rüner Zeit hatten wir diese D ch darf daran erinnern, da Sie och nicht hier waren. Dam rnstzunehmende Kräfte in de erbesteuer auch abschaffen w ier im Hohen Hause ist, weiß, ionen, die Kraft gefunden hat as Stoppschild vorzuhalten un aben die Gewerbesteuer gere er CDU/CSU weiter ausgebau (Andreas Mattfeldt [CDU (Ct. Wenn das Fundament ist es um das Haus über t. r] [FDP]: Das Dach eim Haus!)


(Beifall bei der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704406300

(Wackernheim)


, zu gewährleisten, dass
erfüllen können. Zu rot-
iskussion schon einmal.

, Kollege Middelberg, da
als hatten wir durchaus
r Regierung, die die Ge-
ollten. Wer schon länger

dass Rot-Grün, die Frak-
, der eigenen Regierung
d zu sagen: So nicht. Wir
ttet und gemeinsam mit
t.

/CSU]: Aber nicht





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)

Ulrich Kelber
Lars Klingbeil
Hans-Ulrich Klose
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe (Leipzig)

Fritz Rudolf Körper
Anette Kramme
Nicolette Kressl
Angelika Krüger-Leißner
Ute Kumpf
Christine Lambrecht
Christian Lange (Backnang)

Dr. Karl Lauterbach
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Gabriele Lösekrug-Möller
Kirsten Lühmann
Caren Marks
Katja Mast
Petra Merkel (Berlin)

Ullrich Meßmer
Dr. Matthias Miersch
Franz Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Andrea Nahles
Manfred Nink
Thomas Oppermann
Holger Ortel
Aydan Özoğuz
Joachim Poß
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Mechthild Rawert
Dr. Carola Reimann
Sönke Rix
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth (Esslingen)

Marlene Rupprecht


(Tuchenbach)

Anton Schaaf
Axel Schäfer (Bochum)

Bernd Scheelen
Dr. Hermann Scheer
Marianne Schieder


(Schwandorf)

Werner Schieder (Weiden)

Ulla Schmidt (Aachen)

Carsten Schneider (Erfurt)

Olaf Scholz
Ottmar Schreiner
Swen Schulz (Spandau)

Ewald Schurer
Frank Schwabe
Dr. Angelica Schwall-Düren
Stefan Schwartze
Dr. Carsten Sieling
Sonja Steffen
Peer Steinbrück
Dr. Frank-Walter Steinmeier
Christoph Strässer
Kerstin Tack
Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Franz Thönnes
Wolfgang Tiefensee
Rüdiger Veit
Ute Vogt

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r. Marlies Volkmer
ndrea Wicklein
eidemarie Wieczorek-Zeul
r. Dieter Wiefelspütz
altraud Wolff

(Wolmirstedt)

ta Zapf
agmar Ziegler
anfred Zöllmer
rigitte Zypries

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DU/CSU

se Aigner
eter Altmaier
eter Aumer
orothee Bär
homas Bareiß
orbert Barthle
ünter Baumann
rnst-Reinhard Beck

(Reutlingen)

anfred Behrens (Börde)


eronika Bellmann
r. Christoph Bergner
eter Beyer
teffen Bilger
lemens Binninger
eter Bleser
r. Maria Böhmer
olfgang Börnsen

(Bönstrup)

orbert Brackmann
laus Brähmig
ichael Brand
r. Reinhard Brandl
elmut Brandt
r. Ralf Brauksiepe
r. Helge Braun
eike Brehmer
alph Brinkhaus
itta Connemann
eo Dautzenberg
lexander Dobrindt
homas Dörflinger
arie-Luise Dött
r. Thomas Feist
nak Ferlemann
grid Fischbach
artwig Fischer (Göttingen)

irk Fischer (Hamburg)


(KarlsruheLand)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
erbert Frankenhauser
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)

ichael Frieser

rich G. Fritz
r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel
lexander Funk
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r. Peter Gauweiler
r. Thomas Gebhart

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berhard Gienger
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r. Wolfgang Götzer
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ichael Grosse-Brömer
arkus Grübel
anfred Grund
onika Grütters
r. Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
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lorian Hahn
olger Haibach
r. Stephan Harbarth

ürgen Hardt
erda Hasselfeldt
r. Matthias Heider
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rsula Heinen-Esser
rank Heinrich
udolf Henke
ichael Hennrich

ürgen Herrmann
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eter Hintze
hristian Hirte
obert Hochbaum
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ranz-Josef Holzenkamp
oachim Hörster
nette Hübinger
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r. Franz Josef Jung
ndreas Jung (Konstanz)

r. Egon Jüttner
artholomäus Kalb
ans-Werner Kammer
teffen Kampeter
lois Karl
ernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


olker Kauder
r. Stefan Kaufmann
oderich Kiesewetter
ckart von Klaeden
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olkmar Klein
ürgen Klimke
ulia Klöckner
xel Knoerig

ens Koeppen
r. Kristina Schröder
anfred Kolbe
r. Rolf Koschorrek
artmut Koschyk
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ichael Kretschmer
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r. Günter Krings
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(C (D ettina Kudla r. Hermann Kues ünter Lach r. Karl A. Lamers ndreas G. Lämmel r. Norbert Lammert atharina Landgraf lrich Lange r. Max Lehmer aul Lehrieder r. Ursula von der Leyen gbert Liebing atthias Lietz r. Carsten Linnemann atricia Lips r. Jan-Marco Luczak r. Michael Luther arin Maag r. Thomas de Maizière ans-Georg von der Marwitz ndreas Mattfeldt tephan Mayer r. Michael Meister r. Angela Merkel aria Michalk r. h. c. Hans Michelbach r. Mathias Middelberg hilipp Mißfelder ietrich Monstadt arlene Mortler r. Gerd Müller tefan Müller adine Müller r. Philipp Murmann ernd Neumann ichaela Noll r. Georg Nüßlein ranz Obermeier duard Oswald enning Otte r. Michael Paul ita Pawelski lrich Petzold r. Joachim Pfeiffer ibylle Pfeiffer eatrix Philipp onald Pofalla hristoph Poland uprecht Polenz ckhard Pols ucia Puttrich aniela Raab homas Rachel r. Peter Ramsauer ckhardt Rehberg atherina Reiche othar Riebsamen osef Rief laus Riegert ohannes Röring r. Norbert Röttgen r. Christian Ruck rwin Rüddel lbert Rupprecht nita Schäfer r. Annette Schavan r. Andreas Scheuer Vizepräsidentin Petra Pau )


(Heidelberg)





(A) )

Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Tankred Schipanski
Georg Schirmbeck
Christian Schmidt (Fürth)

Patrick Schnieder
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer

(Weil am Rhein)

Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Karin Strenz
Thomas Strobl (Heilbronn)

Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Vogel (Kleinsaara)

Stefanie Vogelsang
Andrea Astrid Voßhoff
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg (Hamburg)

Peter Weiß (Emmendingen)

Sabine Weiss (Wesel I)

Ingo Wellenreuther
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth Winkelmeier-

Becker
Dagmar Wöhrl
Dr. Matthias Zimmer
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew

FDP

Jens Ackermann
Christian Ahrendt
Christine Aschenberg-

Dugnus
Daniel Bahr (Münster)

Florian Bernschneider
Sebastian Blumenthal
Claudia Bögel
Nicole Bracht-Bendt
Klaus Breil
Rainer Brüderle

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rnst Burgbacher
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einer Deutschmann
r. Bijan Djir-Sarai
atrick Döring
echthild Dyckmans
ainer Erdel

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lrike Flach
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aul K. Friedhoff
r. Edmund Peter Geisen
r. Wolfgang Gerhardt
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iriam Gruß

oachim Günther (Plauen)

r. Christel Happach-Kasan
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anuel Höferlin

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irgit Homburger
r. Werner Hoyer
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ichael Kauch
r. Lutz Knopek
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r. Heinrich L. Kolb
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r. h. c. Jürgen Koppelin
ebastian Körber
olger Krestel
atrick Kurth (Kyffhäuser)

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abine Leutheusser-
Schnarrenberger

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r. Martin Lindner (Berlin)

ichael Link (Heilbronn)

r. Erwin Lotter
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etra Müller (Aachen)

urkhardt Müller-Sönksen
r. Martin Neumann

(Lausitz)

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ans-Joachim Otto

(Frankfurt)


ornelia Pieper
isela Piltz
r. Christiane Ratjen-
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r. Birgit Reinemund
r. Peter Röhlinger
r. Stefan Ruppert
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hristoph Schnurr

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r. Erik Schweickert
erner Simmling

udith Skudelny
r. Hermann Otto Solms

oachim Spatz
r. Max Stadler
orsten Staffeldt
r. Rainer Stinner
tephan Thomae
lorian Toncar
erkan Tören
ohannes Vogel


(Lüdenscheid)

r. Daniel Volk
r. Guido Westerwelle
r. Claudia Winterstein
r. Volker Wissing
artfrid Wolff (Rems-Murr)


IE LINKE

evim Dağdelen
eike Hänsel

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DU/CSU

arl-Georg Wellmann

IE LINKE

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gnes Alpers
erbert Behrens
atthias W. Birkwald

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(A) )


Elvira Drobinski-Weiß

Dr. Edgar Franke

Kirsten Lühmann

Manfred Nink

Dr. Marlies Volkmer

Brigitte Zypries

Hartwig Fischer (Göttingen)


Michael Frieser
Sigmar Gabriel
Michael Gerdes
Martin Gerster
Iris Gleicke
Ulrike Gottschalck
Angelika Graf (Rosenheim)

Michael Groß

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r. Wilhelm Priesmeier
r. Sascha Raabe
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r. Carola Reimann

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r. Peter Gauweiler
r. Thomas Gebhart
orbert Geis
Dagmar Freitag Thomas Oppermann Erich G. Fritz
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann
Dr. h. c. Gernot Erler
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Elke Ferner
Gabriele Fograscher

Petra Merkel (Berlin)

Ullrich Meßmer
Dr. Matthias Miersch
Franz Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Andrea Nahles

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r. Dieter Wiefelspütz
altraud Wolff

(Wolmirstedt)

ta Zapf
agmar Ziegler
anfred Zöllmer

Land)
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Garrelt Duin Caren Marks
Katja Mast

Andrea Wicklein
Heidemarie Wieczorek-Zeul

Dirk Fischer (Hamburg)


(KarlsruheAgnes Malczak Jerzy Montag Kerstin Müller Beate Müller-Gemmeke Ingrid Nestle Dr. Konstantin von Notz Friedrich Ostendorff D L B T C K M Zweiter Entschließungsantra Entwurf eines Gesetzes zur Übe tungen im Rahmen eines euro mechanismus, Drucksache 17/ Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 582; davon ja: 128 nein: 330 enthalten: 124 Ja SPD Ingrid Arndt-Brauer Rainer Arnold Doris Barnett Dr. Hans-Peter Bartels Klaus Barthel Sören Bartol Bärbel Bas Sabine Bätzing-Lichtenthäler Dirk Becker Uwe Beckmeyer Klaus Brandner Willi Brase Bernhard Brinkmann Edelgard Bulmahn Marco Bülow Ulla Burchardt Martin Burkert Petra Crone Dr. Peter Danckert Martin Dörmann W H B K M H R G G P F D J O J D U L H D D F A N A U C C D S B G r. Hermann Ott isa Paus rigitte Pothmer abea Rößner laudia Roth rista Sager anuel Sarrazin E C D D D D g der SPD-Fraktion zum rnahme von Gewährleis päischen Stabilisierungs1810: abgegebene Stim m g s olfgang Gunkel ans-Joachim Hacker ettina Hagedorn laus Hagemann ichael Hartmann ubertus Heil olf Hempelmann ustav Herzog abriele Hiller-Ohm etra Hinz rank Hofmann r. Eva Högl osip Juratovic liver Kaczmarek ohannes Kahrs r. h. c. Susanne Kastner lrich Kelber ars Klingbeil ans-Ulrich Klose r. Bärbel Kofler aniela Kolbe ritz Rudolf Körper nette Kramme icolette Kressl ngelika Krüger-Leißner te Kumpf hristine Lambrecht hristian Lange r. Karl Lauterbach teffen-Claudio Lemme urkhard Lischka abriele Lösekrug-Möller S R D K M A A B D M W U C O O S E F D S D S P D C K D F W R U lisabeth Scharfenberg hristine Scheel r. Gerhard Schick r. Frithjof Schmidt orothea Steiner r. Wolfgang StrengmannKuhn H D M J D W D en 582. Mit Ja haben gestim estimmt 330, und 124 Kollegi ich enthalten. önke Rix ené Röspel r. Ernst Dieter Rossmann arin Roth arlene Rupprecht nton Schaaf xel Schäfer ernd Scheelen r. Hermann Scheer arianne Schieder erner Schieder lla Schmidt arsten Schneider laf Scholz ttmar Schreiner wen Schulz wald Schurer rank Schwabe r. Angelica Schwall-Düren tefan Schwartze r. Carsten Sieling onja Steffen eer Steinbrück r. Frank-Walter Steinmeier hristoph Strässer erstin Tack r. h. c. Wolfgang Thierse ranz Thönnes olfgang Tiefensee üdiger Veit te Vogt D T N G E M V D P S C P D W N K M D H D D H R G L A T M D E In (C (D ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe arkus Tressel ürgen Trittin aniela Wagner olfgang Wieland r. Valerie Wilms mt 128, mit Nein haben nnen und Kollegen haben orothee Bär homas Bareiß orbert Barthle ünter Baumann rnst-Reinhard Beck anfred Behrens eronika Bellmann r. Christoph Bergner eter Beyer teffen Bilger lemens Binninger eter Bleser r. Maria Böhmer olfgang Börnsen orbert Brackmann laus Brähmig ichael Brand r. Reinhard Brandl elmut Brandt r. Ralf Brauksiepe r. Helge Braun eike Brehmer alph Brinkhaus itta Connemann eo Dautzenberg lexander Dobrindt homas Dörflinger arie-Luise Dött r. Thomas Feist nak Ferlemann grid Fischbach Vizepräsidentin Petra Pau )


(Hildesheim)


(Wackernheim)


(Tuchenbach)


(Schwandorf)


(Reutlingen)


(Bönstrup)





(A) )

Alois Gerig
Eberhard Gienger
Michael Glos
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Dr. Karl-Theodor Freiherr zu

Guttenberg
Olav Gutting
Florian Hahn
Holger Haibach
Dr. Stephan Harbarth
Jürgen Hardt
Gerda Hasselfeldt
Dr. Matthias Heider
Mechthild Heil
Ursula Heinen-Esser
Frank Heinrich
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Ansgar Heveling
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Joachim Hörster
Anette Hübinger
Thomas Jarzombek
Dieter Jasper
Dr. Franz Josef Jung
Andreas Jung (Konstanz)

Dr. Egon Jüttner
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster

(Villingen Schwenningen)

Volker Kauder
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Eckart von Klaeden
Ewa Klamt
Volkmar Klein
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Dr. Kristina

Schröder(Wiesbaden)
Manfred Kolbe
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Hermann Kues

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r. Karl A. Lamers

(Heidelberg)

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r. Norbert Lammert
atharina Landgraf
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r. Max Lehmer
aul Lehrieder
r. Ursula von der Leyen
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atthias Lietz
r. Carsten Linnemann
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r. Jan-Marco Luczak
r. Michael Luther
arin Maag
r. Thomas de Maizière
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tephan Mayer (Altötting)

r. Michael Meister
r. Angela Merkel
aria Michalk
r. h. c. Hans Michelbach
r. Mathias Middelberg
hilipp Mißfelder
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r. Gerd Müller
tefan Müller (Erlangen)

adine Müller (St. Wendel)

r. Philipp Murmann
ernd Neumann (Bremen)

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r. Georg Nüßlein
ranz Obermeier
duard Oswald
enning Otte
r. Michael Paul
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lrich Petzold
r. Joachim Pfeiffer
ibylle Pfeiffer
eatrix Philipp
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r. Peter Ramsauer
ckhardt Rehberg
atherina Reiche (Potsdam)

othar Riebsamen
osef Rief
laus Riegert

ohannes Röring
r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
rwin Josef Rüddel
lbert Rupprecht (Weiden)

nita Schäfer (Saalstadt)

r. Annette Schavan
r. Andreas Scheuer
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orbert Schindler
ankred Schipanski
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hristian Schmidt (Fürth)


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r. Andreas Schockenhoff
r. Ole Schröder
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(Weil am Rhein)

etlef Seif

ohannes Selle
einhold Sendker
r. Patrick Sensburg
homas Silberhorn
ohannes Singhammer
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arola Stauche
r. Frank Steffel
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hristian Freiherr von Stetten
ieter Stier
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arin Strenz
homas Strobl (Heilbronn)

ena Strothmann
ichael Stübgen
r. Peter Tauber
ntje Tillmann
r. Hans-Peter Uhl
rnold Vaatz
olkmar Vogel (Kleinsaara)

tefanie Vogelsang
ndrea Astrid Voßhoff
r. Johann Wadephul
arco Wanderwitz
ai Wegner
arcus Weinberg (Hamburg)


eter Weiß (Emmendingen)

abine Weiss (Wesel I)

ngo Wellenreuther
arl-Georg Wellmann
eter Wichtel
nnette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
lisabeth Winkelmeier-
Becker
agmar Wöhrl
r. Matthias Zimmer
olfgang Zöller
illi Zylajew

DP
ens Ackermann
hristian Ahrendt
hristine Aschenberg-
Dugnus
aniel Bahr (Münster)

lorian Bernschneider
ebastian Blumenthal
laudia Bögel
icole Bracht-Bendt
laus Breil
ainer Brüderle
ngelika Brunkhorst
rnst Burgbacher
arco Buschmann

ylvia Canel
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r. Bijan Djir-Sarai

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(Lausitz)


(Frankfurt)





(A) )


Eva Bulling-Schröter Thomas Nord Bettina Herlitzius Elisabeth Scharfenberg
Annette Groth
Dr. Gregor Gysi
Heike Hänsel
Dr. Rosemarie Hein

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Wir kommen zum Entschlie
Bündnis 90/Die Grünen zum E
Übernahme von Gewährleistung
päischen Stabilisierungsmechanis

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 582;
davon

ja: 59
nein: 392
enthalten: 131

Ja

BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Kerstin Andreae
Marieluise Beck (Bremen)

Volker Beck (Köln)

Cornelia Behm
Viola von Cramon-Taubadel
Ekin Deligöz
Katja Dörner

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it Nein 393. 131 Kolleginnen

nthalten. Der Entschließungsa

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(Lüdenscheid)





(A) )

Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Manfred Behrens (Börde)

Dr. Christoph Bergner
Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Peter Bleser
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer (Göttingen)

Dirk Fischer (Hamburg)


(Karlsruhe Land)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Michael Frieser
Erich G. Fritz
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Thomas Gebhart
Norbert Geis
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Michael Glos
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Dr. Karl-TheodorFreiherr zu

Guttenberg
Olav Gutting
Florian Hahn
Holger Haibach
Dr. Stephan Harbarth
Jürgen Hardt
Gerda Hasselfeldt

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r. Franz Josef Jung
ndreas Jung (Konstanz)

r. Egon Jüttner
artholomäus Kalb
ans-Werner Kammer
teffen Kampeter
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ernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


olker Kauder
r. Stefan Kaufmann
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ürgen Klimke
ulia Klöckner
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r. Kristina Schröder

(Wiesbaden)

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r. Rolf Koschorrek
artmut Koschyk
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unther Krichbaum
r. Günter Krings
üdiger Kruse
ettina Kudla
r. Hermann Kues
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r. Karl A. Lamers

(Heidelberg)

ndreas G. Lämmel
r. Norbert Lammert
atharina Landgraf
r. Max Lehmer
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r. Ursula von der Leyen
gbert Liebing
atthias Lietz
r. Carsten Linnemann
atricia Lips
r. Jan-Marco Luczak
r. Michael Luther
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r. Thomas de Maizière
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r. Michael Meister

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r. h. c. Hans Michelbach
r. Mathias Middelberg
hilipp Mißfelder
ietrich Monstadt
arlene Mortler
r. Gerd Müller
tefan Müller (Erlangen)

adine Müller (St. Wendel)

r. Philipp Murmann
ernd Neumann (Bremen)

ichaela Noll
r. Georg Nüßlein
ranz Obermeier
duard Oswald
enning Otte
r. Michael Paul
ita Pawelski
lrich Petzold
r. Joachim Pfeiffer
ibylle Pfeiffer
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ucia Puttrich
aniela Raab
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r. Peter Ramsauer
ckhardt Rehberg
atherina Reiche (Potsdam)

othar Riebsamen
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laus Riegert

ohannes Röring
r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
rwin Rüddel
lbert Rupprecht (Weiden)

nita Schäfer (Saalstadt)

r. Annette Schavan
r. Andreas Scheuer
arl Schiewerling
orbert Schindler
ankred Schipanski
eorg Schirmbeck
hristian Schmidt (Fürth)

atrick Schnieder
r. Andreas Schockenhoff
r. Ole Schröder
ernhard Schulte-Drüggelte
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(Weil am Rhein)

etlef Seif

ohannes Selle
einhold Sendker
r. Patrick Sensburg
homas Silberhorn
ohannes Singhammer
ens Spahn
arola Stauche
r. Frank Steffel
rika Steinbach
hristian Freiherr von Stetten
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(A) )

Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Dr. h. c. Jürgen Koppelin
Sebastian Körber
Holger Krestel
Patrick Kurth (Kyffhäuser)

Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Sabine Leutheusser-

Schnarrenberger
Lars Lindemann
Christian Lindner
Dr. Martin Lindner (Berlin)

Michael Link (Heilbronn)

Dr. Erwin Lotter
Oliver Luksic
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Gabi Molitor
Jan Mücke
Petra Müller (Aachen)

Burkhardt Müller-Sönksen
Dr. Martin Neumann


(Lausitz)

Dirk Niebel
Hans-Joachim Otto


(Frankfurt)

Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Dr. Christiane Ratjen-

Damerau
Dr. Birgit Reinemund
Dr. Peter Röhlinger
Dr. Stefan Ruppert
Björn Sänger
Frank Schäffler
Christoph Schnurr
Jimmy Schulz
Marina Schuster
Dr. Erik Schweickert
Werner Simmling
Judith Skudelny
Dr. Hermann Otto Solms
Joachim Spatz
Dr. Max Stadler
Torsten Staffeldt
Dr. Rainer Stinner
Stephan Thomae
Florian Toncar
Serkan Tören
Johannes Vogel


(Lüdenscheid)

Dr. Daniel Volk
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff (Rems-Murr)


DIE LINKE

Jan van Aken
Agnes Alpers
Herbert Behrens
Matthias W. Birkwald
Steffen Bockhahn
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Roland Claus

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r. Rosemarie Hein
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r. Herbert Schui
r. Ilja Seifert
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r. Petra Sitte
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r. Kirsten Tackmann
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r. Axel Troost
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DU/CSU

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(Hildesheim)


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r. Peter Danckert
artin Dörmann

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r. h. c. Gernot Erler
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r. Edgar Franke
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artin Gerster

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ngelika Graf (Rosenheim)

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ichael Hartmann

(Wackernheim)

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r. Barbara Hendricks
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etra Hinz (Essen)

rank Hofmann (Volkach)

r. Eva Högl

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lrich Kelber
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r. Bärbel Kofler
aniela Kolbe (Leipzig)

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hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
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(Tuchenbach)


(Schwandorf)


(Wolmirstedt)





(A) )

Wir fahren in der Debatte fort. Das Wort hat der Kol-
lege Dr. Volker Wissing für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1704406400

Besten Dank. – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Nachdem wir uns heute Morgen schon
sehr intensiv mit finanzpolitischen Problemen in Europa
beschäftigt haben, ist es gut, dass wir heute auch einen
Blick auf die finanzpolitischen Probleme unserer Kom-
munen werfen. Insofern begrüße ich diese Debatte. Was
ich nicht begrüße, sind die Anträge, die Sie vorgelegt ha-
ben. Aber dazu komme ich gleich noch.

Herr Kollege Scheelen, Sie haben sich hier hingestellt
und ernsthaft gesagt: Jetzt sehen Sie, was Sie mit Ihrer
Steuerpolitik unter der christlich-liberalen Koalition bei
den Kommunen angerichtet haben.


(Bernd Scheelen [SPD]: Die Hälfte des Defizits geht auf Ihre Steuersenkung zurück!)


Sie müssen erkennen, wie abwegig und falsch dieser
Satz ist.


(Bernd Scheelen [SPD]: Überhaupt nicht! Der Städtetag belegt das!)


Er ist so abwegig, dass noch nicht einmal Sie selber ihn
glauben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Bernd Scheelen [SPD]: Das hätten Sie gerne!)


Von 2008 bis 2010 sind die Einnahmen der Kommu-
nen aus der Gewerbesteuer unter Verantwortung sozial-
demokratischer Finanzminister


(Bernd Scheelen [SPD]: 2009!)


um 14 Prozent gesunken; das war der Einbruch. 2008
hatten wir noch Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von
41 Milliarden Euro, und Ende 2009 betrugen die Gewer-
besteuereinnahmen nur noch 35 Milliarden Euro.

Es wäre doch anständig, zu sagen: Wir haben es nicht
geschafft, mit der Gewerbesteuer die Einnahmen der
Kommunen zu stabilisieren.


(Beifall bei der FDP – Bernd Scheelen [SPD]: 35 Milliarden Euro sind nichts?)


Das wäre doch anständig gewesen; das wäre auch die
Wahrheit und richtig gewesen. Stattdessen lassen Sie
sich zu diesem Satz darüber herab, was wir mit unserer
Finanzpolitik angerichtet haben sollen. Es gibt über-
haupt keinen Zusammenhang zwischen der Finanzpoli-
tik dieser Bundesregierung und der Situation der Kom-
munen.


(Beifall bei der FDP – Bernd Scheelen [SPD]: Das ist ja lächerlich!)


Es gibt einzelne Kommunen, die massive Probleme
haben.


(Katrin Kunert [DIE LINKE]: Einzelne? 50 Prozent der Städte und Gemeinden!)


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(C (D anche haben sehr schwere und manche haben sogar assive Einbrüche zu verzeichnen. Es gibt auch Komunen, wie München und Frankfurt, die weniger starke robleme haben. Deswegen ist es auch gar nicht so klug, ass, wenn es um die Reform der Kommunalfinanzen eht, die Wortführer immer aus diesen Kommunen komen. Wenn man sehr satt ist, dann ist man kein guter An ührer der Hungrigen. Kollege Wissing, gestatten Sie eine Zwischenfrage es Kollegen Sieling? Nein, das brauchen wir jetzt nicht. (Dr. Carsten Sieling [SPD]: Weil Sie sie nicht beantworten können!)


(Beifall bei der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704406500
Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1704406600

Nein, wir können das nachher machen, Herr Sieling;
enn sonst wird diese falsche Darstellung der SPD nie
ichtiggestellt.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Ihre falsche Darstellung!)


eswegen möchte ich Ihnen das einmal klar sagen.


(Bernd Scheelen [SPD]: Das wollte er ja gerade machen!)


Einzelne Kommunen erlitten durch die Finanzpolitik,
ie Sie, Herr Scheelen, mit hinterlassen haben, einen
innahmeeinbruch von teilweise 60 Prozent.


(Bernd Scheelen [SPD]: Mit den Brüdern und Schwestern der schwarzen Seite zusammen!)


as sind die Ursachen dafür? – Ich unterstelle Ihnen
och nicht einmal, dass Sie den Kommunen etwas Böses
ollten. Die Ursachen sind, dass die Gewerbesteuerein-
ahmen in konjunkturellen Schwächephasen stark sin-
en, die Ausgaben der Kommunen aber latent eher stei-
en.


(Bernd Scheelen [SPD]: Deswegen müssen sie ja stabilisiert werden!)


eswegen ist die Gewerbesteuer als Jo-Jo-Steuer keine
ichere Einnahmequelle für die Kommunen. Das erzäh-
en wir Ihnen schon seit Jahren, Sie wollen es aber nicht
lauben.

Sie haben sich hier hingestellt und gesagt, sie müsse
urch gewinnunabhängige Elemente verstetigt werden.


(Bernd Scheelen [SPD]: Ja! Das ist auch richtig!)


as ist Ihre Lösung; sie wurde schon angesprochen. Die
osten der Unternehmen haben Sie dabei in der Bemes-

ungsgrundlage berücksichtigt. Die Unternehmen müs-
en jetzt für ihre Ausgaben Gewerbesteuer bezahlen.


(Bernd Scheelen [SPD]: Das sind getarnte Gewinne!)






Dr. Volker Wissing


(A) )


)(B)

Das war eine schlechte Lösung; das haben wir Ihnen von
Anfang an gesagt.


(Bernd Scheelen [SPD]: Das war eine gute Lösung!)


Als sich die Krise zugespitzt hat, haben Sie selbst ge-
merkt, was Sie angerichtet haben. Sie haben nämlich In-
solvenzbeschleuniger geschaffen. Dabei sollten Sie doch
die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
vertreten.


(Beifall bei der FDP)


Deswegen sind Sie mit Ihrem Konzept dafür, wie man
den Jo-Jo-Effekt der Gewerbesteuer abmildert, geschei-
tert. Setzen, sechs!


(Beifall bei der FDP – Bernd Scheelen [SPD]: Das darf nur Frau Piltz sagen! – Dr. Carsten Sieling [SPD]: 6 Prozent ist Ihre Zahl!)


Jetzt stellt sich die Frage, welche andere Lösung es
dafür gibt, stabile Kommunalfinanzen zu schaffen,
nachdem der sozialdemokratische Weg nachweislich ge-
scheitert ist. Herr Scheelen, Sie haben sich hier hinge-
stellt und gesagt, was alles nicht gehe. Deswegen – das
muss ich Ihnen leider sagen – sind die Kommunen, wenn
es um ihre finanziellen Interessen geht, bei den Sozialde-
mokraten in schlechten Händen.


(Beifall bei der FDP)


In dieser christlich-liberalen Koalition sind sie in guten
Händen.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gerade bei Ihnen!)


Denn wir haben gesagt, dass mit diesem Jo-Jo-Effekt,
den wir nicht abmildern können, Schluss sein muss. Wir
brauchen eine solide Einnahmequelle.

Deswegen haben wir eine Kommission eingesetzt, die
sehr intensiv an einer Alternative zur Gewerbesteuer
arbeitet. Hier sind schon gute Vorschläge genannt wor-
den. Es gibt Alternativvorschläge wie eine stärkere Be-
teiligung der Kommunen an der Umsatzsteuer oder He-
besatzrechte bei der Einkommensteuer und der
Körperschaftsteuer. Dabei geht es nicht, wie Sie gleich
wieder unterstellen, um eine Verlagerung der Steuerlast
von den Unternehmen hin zu den Bürgerinnen und Bür-
gern.


(Bernd Scheelen [SPD]: Wie denn sonst? Das ist genau der Effekt!)


– Darum geht es nicht, Herr Scheelen. Das hat auch nie
jemand gefordert. Hören Sie auf, ein völlig falsches Bild
darzustellen! Sie sind doch selbst in der Kommunalpoli-
tik aktiv und wissen, wie wichtig die Situation für die
Kommunen ist.


(Katrin Kunert [DIE LINKE]: Sie leider scheinbar nicht! Das ist Ihr Problem!)


– Ihre Vorschläge, Frau Kollegin, mit Mitgliedsbeiträgen
der Parteien Kommunalfinanzierung zu betreiben, sind
wirklich eine bemerkenswerte Expertise.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Scheelen, lassen Sie uns dieses Thema ernst neh-
en. Wirken Sie bei den anstehenden Beratungen kon-

truktiv mit! Wir wollen in dieser Legislaturperiode eine
eform der Kommunalfinanzen ins Bundesgesetzblatt

chreiben.

Sie fordern immer wieder, mit den Steuerreformen
ufzuhören. Im Bereich der Gemeindefinanzen wird
eutlich, wie notwendig Steuerreformen in der Bundes-
epublik Deutschland sind.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Aber keine Steuersenkungen zulasten der Kommunen!)


ir haben eine Regierungskommission eingesetzt, die
rnsthafte Alternativvorschläge erarbeiten wird, die Sie
icht haben. Mit Ihrer Lösung sind Sie gescheitert. Zu
llem anderen sagen Sie nur Nein.


(Katrin Kunert [DIE LINKE]: Das ist die kommunalpolitische Kompetenz der FDP!)


Wenn uns ein Alternativvorschlag vorliegt, dann kann
en Kommunen geholfen werden. Ich hoffe, dass die
ommission unter Leitung des Bundesfinanzministers

ügig vorankommt und gute Ergebnisse erzielt, sodass
ir dann das dringende Problem der Gemeindefinanzen,
as Sie nie in den Griff bekommen haben, in dieser Le-
islaturperiode bald lösen können. Das sind wir all den
enschen schuldig, die vor Ort mit den Problemen kon-

rontiert sind.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704406700

Das Wort hat die Kollegin Britta Haßelmann für die

raktion Bündnis 90/Die Grünen.


Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1704406800

Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Liebe Kolleginnen

nd Kollegen! Herr Wissing, ich möchte zunächst an Ih-
en Beitrag anknüpfen. Wenn man in der Analyse davon
usgeht, dass es sich bei einer strukturellen Unter-
inanzierung der Kommunen um ein Problem einzel-
er Kommunen handelt, dann hat man das Problem nicht
erstanden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


ch versuche, das ganz sachlich zu sagen, obwohl ich
ast betroffen bin, dass Sie das als Vorsitzender des Fi-
anzausschusses so analysieren.

In Nordrhein-Westfalen hat ein Drittel aller Kommu-
en Nothaushalte aufgestellt. Die Kassenkredite betra-
en mittlerweile 36 Milliarden Euro bei steigender Ten-
enz. Davon entfallen allein 15,9 Milliarden Euro auf
RW.

Ich werde in dieser Debatte versuchen, die Frage zu
ermeiden, wer in den letzten fünf Jahren in NRW mitre-





Britta Haßelmann


(A) )


)(B)

giert hat und gerade wegen seiner kommunenfeindlichen
Politik abgewählt worden ist. Das war nämlich die FDP.


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Die Kommunen haben mehr Geld bekommen!)


– Die Kommunen haben nicht mehr Geld bekommen,
Herr Flosbach. Wir können das gerne diskutieren. Beim
Landesverfassungsgericht sind mehrere Konnexitätskla-
gen anhängig. Auch das wissen Sie. Deshalb bitte ich Sie
an dieser Stelle, die Debatte etwas ernsthafter zu führen
und aufzuhören, so zu tun, als hätte die Situation der
Kommunen mit der „Farbenlehre“ der letzten ein oder
zwei Jahre zu tun.

Widmen wir uns einmal einer ausgewiesenen Ana-
lyse. Es geht den Kommunen doch nicht deswegen
schlecht, weil wir, die Grünen, die SPD und auch die
Linken eine Verstetigung der Gewerbesteuer fordern, die
gerade einbricht. Mein Gott, auf welchem Niveau disku-
tieren wir hier?

Wir haben zurzeit die Situation, dass bei den Kommu-
nen drei Faktoren kumulieren. Das ist die dramatische
Situation aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise, die
die Kommunen voll erfasst. Sie erfasst auch die Gewer-
besteuer. Das ist doch völlig klar. Der Rückgang der Ge-
werbesteuereinnahmen fällt zwar unterschiedlich aus
– bei manchen Kommunen sind es 60 Prozent, bei ande-
ren vielleicht nur 10 Prozent –, aber der Bundesdurch-
schnitt liegt bei 19 Prozent. Das ist dramatisch; das wis-
sen wir. Aber daraus abzuleiten, dass wir uns für die
Abschaffung der Gewerbesteuer einsetzen sollten, ist ein
völliger Trugschluss.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Ersatz!)


Es gibt einen zweiten Faktor, der ganz erheblich zu
einer strukturellen Unterfinanzierung der Städte und Ge-
meinden beigetragen hat, und zwar nicht nur in Nord-
rhein-Westfalen, sondern in der ganzen Republik: Das
sind die steigenden und nicht gegenfinanzierten Sozial-
ausgaben. Schauen Sie sich an, was Sie allein in den
letzten Jahren veranlasst haben. Wie wir wissen, sind die
Kosten der Unterkunft gestiegen. Gleichzeitig haben Sie
den Bundesanteil gesenkt, und zwar mit Hinweis darauf,
dass wir irgendwann einmal unter Rot-Grün einen be-
stimmten Verteilungsschlüssel für die Kosten der Unter-
kunft in den Hartz-IV-Gesetzen beschlossen haben. Nun
will niemand mehr über den Verteilungsschlüssel reden.
Wer sagt Ihnen denn, Sie dürften über den Verteilungs-
schlüssel nicht reden? Wir sagen seit vier Jahren im Par-
lament: Lassen Sie uns den Verteilungsschlüssel ändern.
Er ist nicht adäquat und führt nicht zu einer tatsächlichen
Übernahme der Kosten. Das ist ein Grund, das zu än-
dern. Aber Sie tun so, als ginge das nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Einen weiteren Faktor stellen die Auswirkungen der
Steuersenkungsgesetzgebung dar.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Welche denn?)


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(C (D s tut mit leid, aber ich kann Ihnen das nicht ersparen. o zu tun, als wäre das Wachstumsbeschleunigungsgeetz der Beschleuniger für Geldvermehrung in den Komunen gewesen, grenzt an Hohn. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


llein die Kommunen haben Mindereinnahmen in Höhe
on 1,6 Milliarden Euro durch die Beschlüsse zum
achstumsbeschleunigungsgesetz zu verzeichnen.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: In den letzten zwei Monaten, oder was?)


as sage nicht nur ich Ihnen. Das zeigen auch die Zah-
en des Bundesfinanzministeriums. Schauen Sie sich die
ahlen doch einfach an! Die Zahlen stammen nicht von
ir, sondern aus dem Bundesfinanzministerium. Wenn
an die finanziellen Auswirkungen Ihrer Beschlüsse zu
teuergesetzgebung, Bürgerentlastung und anderen Be-
eichen berechnet, dann stellt man fest, dass die Kom-
unen allein in den letzten zwei Jahren ein Minus in
öhe von 6,5 Milliarden Euro durch Steuersenkungsbe-

chlüsse zu verzeichnen hatten. Ich bin heilfroh, dass die
anzlerin und Herr Schäuble mittlerweile erklärt haben,

s werde mit der Union keine Steuersenkungen – obwohl
as der einzige Programmpunkt der FDP auf Bundes-
bene ist – mehr geben.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Sprechen Sie doch mal zum Thema!)


offen wir, dass sich die Union an dieser Stelle durch-
etzt und es zu keinen weiteren Steuersenkungen mehr
ommt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Nun zu Ihrem Vorschlag. Ich bin gespannt, wie Sie
ie Quadratur des Kreises durchhalten wollen. Wir brau-
hen – darin weiß ich mich mit vielen in diesem Hause
inig – eine Verstetigung der Gewerbesteuereinnahmen.
err Middelberg, über die Einbeziehung der Freiberufler
ird mittlerweile selbst in der Wirtschaft offensiv disku-

iert. Niemand kann heute mehr erklären, warum es Aus-
ahmen gibt und gerade Anwaltskanzleien, Steuerbera-
ungsbüros und viele Freiberufler keinen Beitrag zur
aseinsvorsorge des Gemeinwesens über die Gewerbe-

teuer leisten. Das ist nicht vermittelbar; das wissen Sie
uch. Darüber wird längst in der Wirtschaft diskutiert.
ir sind für eine Verstetigung der Gewerbesteuerein-

ahmen und nicht für eine Abschaffung der Gewerbe-
teuer.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Nun zu der vielgelobten Kommission und ihrem Auf-
rag. Es gibt wieder eine Kommission, und alles soll neu
rfunden werden. Wieder einmal wird über die Abschaf-
ung der Gewerbesteuer diskutiert. Es geht um einen
ufkommensneutralen Ersatz der Gewerbesteuer. Das
eißt, es geht nicht um eine wundersame Geldvermeh-
ung und auch nicht darum, dass der Bund den Ländern





Britta Haßelmann


(A) )


)(B)

oder den Kommunen mehr Geld zur Verfügung stellen
will. Hören Sie mit dieser Mär auf! Das müssen auch die
Städte und Gemeinden wissen. Der aufkommensneutrale
Ersatz der Gewerbesteuer soll durch Anteile an den Ein-
nahmen aus der Umsatzsteuer und Zuschläge auf die
Körperschaft- und Einkommensteuer erreicht werden.
Sie verweisen immer darauf, dass die Einnahmen aus der
Gewerbesteuer so konjunkturanfällig seien. Deshalb
wollen Sie sie durch die Körperschaftsteuer ersetzen.
Aber bei den Einnahmen aus der Körperschaftsteuer sind
in der jetzigen Krisensituation Einbrüche in Höhe von
über 50 Prozent zu verzeichnen. Angesichts dessen kön-
nen Sie die Gewerbesteuer nicht abschaffen mit der Be-
gründung, die Einnahmen brächen ein und bestimmte
Kommunen seien besonders betroffen, und durch die Kör-
perschaftsteuer ersetzen, deren Einnahmen um 50 Prozent
gesunken sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Sie wollen die Körperschaftsteuer von 15 auf 25 Pro-
zent erhöhen. Das bringt maximal 13 Milliarden Euro.
Wenn Sie die Gewerbesteuer ersetzen wollen, sind aber
29 Milliarden Euro erforderlich. Woher kommen die
fehlenden 16 Milliarden Euro, etwa aus Anteilen an den
Einnahmen aus der Umsatzsteuer? Das Ganze soll doch
aufkommensneutral erfolgen. Die Anteile müssten von
2,2 auf 19 Prozent steigen, um diesen Fehlbetrag auszu-
gleichen. Wem in den Städten und Gemeinden wollen
Sie das eigentlich erklären? Ich verstehe das nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Im Raum steht auch ein kommunaler Zuschlag auf die
Einkommensteuer mit eigenem Hebesatz. Dadurch würde
der Wettbewerb der Kommunen doch nur angeheizt! Er-
klären Sie einmal den Kommunen, die Nothaushalte ver-
abschiedet haben, in dieser schwierigen Situation, wie sie
mit kommunalen Hebesätzen ihre Wettbewerbsposition
verteidigen sollen. Wissen Sie, was die Städte im Bergi-
schen Land und im Ruhrgebiet schon heute sagen? Sie
sagen: Wir sind durch die Hebesätze für die Gewerbe-
steuer und die Grundsteuer am Ende der Fahnenstange;
der kommunale Wettbewerb darf nicht noch angeheizt
werden.

Mit diesem Modell treiben Sie die Kommunen noch
mehr in den Ruin. Deshalb sollten Sie überlegen, was
Sie da tun. Notwendig ist, dass in dieser Angelegenheit
sachlich diskutiert wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704406900

Das Wort hat der Kollege Andreas Mattfeldt für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Andreas Mattfeldt (CDU):
Rede ID: ID1704407000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die

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(C (D ffentlichen Haushalte befinden sich in einer schwierien Situation; wer wollte das bestreiten. Durch die chwerste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg nd die damit verbundenen Einnahmeausfälle bei den teuern stehen alle – ich betone: alle – öffentlichen aushalte vor besonderen Herausforderungen. Dabei rägt der Bund die Hauptlast der Krise. Das lässt sich am or kurzem verabschiedeten Haushalt 2010 ablesen. Als verantwortlicher Bürgermeister war mir bereits nde 2008 klar, dass diese Krise auch an den Kommuen nicht spurlos vorübergehen wird. Bereits den emeindehaushalt 2009 habe ich – wie viele andere ollegen – mit erheblichen Einnahmeverlusten und Un icherheiten aufstellen müssen. Ich darf sagen: Wieder inmal bedeutete diese Zeit für uns kommunale Vertreter ichts Neues. Denn bereits die Jahre 2002 bis 2005 waen an finanziellen Grausamkeiten nicht zu überbieten – uch ohne Weltwirtschaftskrise, Herr Scheelen. (Bernd Scheelen [SPD]: Was war mit der geplatzten Internetblase 2001?)


ie finanzielle Situation in diesen Jahren unter rot-grü-
er Regierung war im Übrigen nicht nur für meine Ge-
einde, sondern auch für viele andere weitaus schwerer

ls das Jahr 2009.

Noch etwas darf ich Ihnen mit auf den Weg geben:
it starken Argumenten wurde 2002 von den Spitzen-

erbänden, auch von mir ganz persönlich als Kreisvor-
itzenden eines Spitzenverbandes, an Ihre damalige
egierung und auch an meinen damaligen Ministerpräsi-
enten Gabriel appelliert, die Kommunen nicht ausblu-
en zu lassen. Ich weiß, Frau Haßelmann, Sie hören das
etzt nicht gerne: Ich habe seinerzeit von Rot-Grün noch
icht einmal eine Antwort bekommen. An die Kollegen
er SPD gerichtet, sage ich: Wenn ich heute Ihren Partei-
orsitzenden Gabriel als selbsternannten Retter der
ommunen zu diesem Thema sprechen höre, dann
acht mir das Angst. Das Ganze ist einfach nur peinlich.
enn dieser Mann hat mich, zumindest in meiner dama-

igen Funktion – ich war damals Bürgermeister –, noch
icht einmal wahrgenommen, noch nicht einmal ange-
ört. Wenn man sich seine heutigen Worte anhört, dann
irkt das fast schon heuchlerisch.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Heute sieht es zum Glück anders aus. Zum ersten Mal
inden die Kommunen in einer schweren Krise Gehör.

it der Einberufung der Gemeindefinanzkommission
nter Führung von Bundesfinanzminister Schäuble wird
eute mit den und nicht über die Kommunen gespro-
hen. Dabei spielt deren Einnahme- und Ausgabensitua-
ion eine genauso wichtige Rolle wie mögliche Einspa-
ungen durch Veränderungen von Verwaltungsverfahren.
enkverbote in die eine oder andere Richtung führen
ns dabei überhaupt nicht weiter. Deshalb ist es unred-
ich, Frau Kollegin Haßelmann, hier zu suggerieren, die
ommunen würden durch den Ersatz der Gewerbesteuer
innahmeverluste erleiden. Noch einmal: Wir als Union
prechen vom Ersatz, von der Veränderung der Gewer-
esteuer und nicht von einem Ausfall der Einnahmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Andreas Mattfeldt


(A) )


)(B)

Aus Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass das derzeit
bei vielen Kommunen häufig erheblich schwankende
Gewerbesteueraufkommen für deren Finanzsituation
nicht nur nicht hilfreich, sondern vielfach langfristig so-
gar schädlich sein kann.

Meine Damen und Herren, wenn wir über die Finanz-
situation der Gemeinden sprechen, gehört es zur Wahr-
heit, darauf hinzuweisen, dass die Einnahmen im Jahr
2008 so hoch wie nie zuvor seit Bestehen der Bundes-
republik waren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Bernd Scheelen [SPD]: Dank Rot-Grün!)


In den Jahren 2005 bis 2008 konnte die Verschuldung
sogar zurückgeführt werden. Ich denke, auch das sollte
einmal erwähnt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Bernd Scheelen [SPD]: Da haben wir ja auch noch regiert!)


Ich gebe zu: Die Kommunen hätten weitere Jahre zur
Gesundung brauchen können.


(Bernd Scheelen [SPD]: Ja!)


Nötig ist aber auch eine gewisse Selbstkritik der Kom-
munen. Ich finde es bemerkenswert, dass ausgerechnet
die Bürgermeisterkollegen, die im Supereinnahmejahr
2008 ihre Haushalte nicht ausgleichen konnten, heute
versuchen, alle Schuld, auch die für eigenes Versagen
und mangelnde Ausgabendisziplin, auf Bund und Län-
der abzuwälzen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Auch wenn das nicht gerne gehört wird: Wer seinen
Haushalt schon 2008 nicht ausgleichen konnte, hat
grundlegendere Probleme als die, die sich aus der derzeit
zugegebenermaßen schwierigen Finanzsituation erge-
ben. Meistens ist ein Ausgabenproblem der Grund. Zur
Politik gehört – das predige ich seit Jahren –, häufiger
ehrlich zu sagen, warum wir nicht alle Wünsche – und
seien sie noch so berechtigt – erfüllen können. In der
Politik muss häufiger Nein gesagt werden. Der Weg weg
von investiven Ausgaben hin zu immer mehr konsumti-
ven Ausgaben ist ein Irrweg und kann nicht gutgehen.

Ich bin dankbar, dass sowohl die alte Regierung als
auch die christlich-liberale Koalition


(Bernd Scheelen [SPD]: Sie meinen SchwarzGelb!)


die richtigen Maßnahmen zur Bewältigung der Krise er-
griffen haben. Diese richtigen Entscheidungen haben
sich positiv auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt und wirken
sich immer noch positiv aus. Ich denke, wir sind uns alle
einig: Es hätte vor allem am Arbeitsmarkt vieles schlim-
mer kommen können.

Als langjähriger Bürgermeister möchte ich der Bun-
desregierung danken, dass sie den Kommunen im Rah-
men des Konjunkturpakets mit über 10 Milliarden Euro
unter die Arme gegriffen hat.

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(C (D (Katrin Kunert [DIE LINKE]: Die den Kommunen vorher entzogen worden sind!)


ahlreiche Sanierungsmaßnahmen, die mit Sicherheit
rst in späteren Jahren oder gar nicht hätten umgesetzt
erden können, wurden so realisiert. Hierdurch wurden
icht nur Arbeitsplätze gesichert, es wurden sogar Ar-
eitsplätze geschaffen. Wichtig ist vor allem, dass dieses
aket erhebliche Einsparungen im energetischen Bereich
rmöglicht. Dies hat den Kommunen dauerhaft finan-
ielle Spielräume verschafft.

Meine Damen und Herren, jetzt, vor Abschluss der
rbeit der Gemeindefinanzkommission, einzelne Maß-
ahmen zu beschließen, wäre töricht; denn eine positive
eränderung der Finanzsituation der Kommunen sollte
uch – ich betone das noch einmal – durch eine Vereinfa-
hung der Verwaltungsverfahren und der Aufgaben-
ahrnehmung erfolgen. Dafür braucht es aber ein Ge-

amtpaket. Deshalb möchte ich Sie ermuntern, in den
ommenden Monaten gemeinsam mit uns, den Ländern
nd den kommunalen Spitzenverbänden mit guten und
ragmatischen Ideen die Situation der Kommunen zu
erbessern.

Lassen Sie die Kommunen nicht zum Spielball der ta-
espolitischen Auseinandersetzungen werden! Strengen
ir uns an, kluge Lösungen zur Überwindung der kom-
unalen Probleme zu finden!

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704407100

Das Wort hat der Kollege Dr. Carsten Sieling für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Carsten Sieling (SPD):
Rede ID: ID1704407200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ch knüpfe an das Ende der Rede des Kollegen Mattfeldt
n. Den Appell, die Kommunen nicht zum Spielball der
olitik zu machen, haben Sie offensichtlich an die ei-
ene Koalition gerichtet. Ich kann das nur unterstützen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


enn Sie das durchsetzen wollen, müssen Sie allerdings
iele Dinge und viele Pläne, die Sie haben, ändern.

Ich möchte Ihnen – dies richtet sich besonders an die
oalitionsfraktionen – zwei Zitate vortragen. Das erste
itat lautet:

Den Gemeinden muss das Recht gewährleistet sein,
alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft
im Rahmen der Gesetze in eigener Verantwortung
zu regeln. … Die Gewährleistung der Selbstverwal-
tung umfasst auch die Grundlagen der finanziellen
Eigenverantwortung; zu diesen Grundlagen gehört
eine den Gemeinden mit Hebesatzrecht zustehende
wirtschaftskraftbezogene Steuerquelle.





Dr. Carsten Sieling


(A) )


)(B)

Das zweite Zitat ist etwas kürzer. Es lautet schlicht:

Wir werden … den Ersatz der Gewerbesteuer durch
einen höheren Anteil an der Umsatzsteuer und ei-
nen kommunalen Zuschlag auf die Einkommen-
und Körperschaftsteuer … prüfen.

Sie haben wahrscheinlich erkannt, woher die Zitate
stammen. Das erste Zitat ist aus dem Grundgesetz,
Art. 28, das zweite Zitat findet sich auf Seite 14 des Ko-
alitionsvertrages dieser Regierungskoalition. Wer die
beiden Zitate nebeneinanderlegt, der sieht, dass mit der
Passage des Koalitionsvertrags das Grundgesetz zumin-
dest verdreht wird, wenn sie nicht sogar im Widerspruch
zum Grundgesetz steht. Denn wenn Sie an die Gewerbe-
steuer herangehen, werden Sie diese wirtschaftskraftbe-
zogene Steuerquelle mit eigenem Hebesatz angreifen.
Das geht nicht. Auch dieser Aspekt muss in die Diskus-
sion eingeführt werden.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Ich will die Frage der Bedeutung der Gewerbesteuer
aufgreifen. Darauf will ich mich konzentrieren, weil das
der Kern Ihres Vorhabens ist. Sie wollen schon lange an
die Gewerbesteuer, und jetzt glauben Sie, dass Sie die
Chance haben. Kollege Wissing hat mir vorhin leider
nicht erlaubt, mit einer Zwischenfrage auf sein falsches
Argument hinzuweisen. Die Einnahmen aus der Erhebung
der Gewerbesteuer sind – Frau Kollegin Haßelmann hat
das schon angesprochen – laut Steuerschätzung in der
Tat gewaltig weggebrochen – um 8 Milliarden Euro –,
und zwar als Folge der Krise, aber auch als Folge von
Steueränderungen. Man muss die Zahlen einmal neben-
einanderstellen: Schon die Einnahmen aus der Gewerbe-
steuer sind kräftig eingebrochen, und zwar um
19 Prozent; das ist überhaupt keine Frage. Sie sind von
41 Milliarden Euro auf 33 Milliarden Euro gesunken.
Die Einnahmen aus der Körperschaftsteuer sind aber um
exakt 55 Prozent eingebrochen; Kollegin Haßelmann hat
das schon gesagt.


(Beifall bei der SPD – Bernd Scheelen [SPD]: 2001 waren sie bei null!)


– So ist es. – Sie sehen also, welche gewaltigen Unter-
schiede es gibt. Kollege Wissing, genau diesen Punkt ha-
ben Sie nicht benannt. Sie haben über den Einbruch bei
der Gewerbesteuer in Höhe von 19 Prozent gesprochen,
aber die Körperschaftsteuer nicht erwähnt. Das geht
nicht. So kann man nicht argumentieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir diskutieren zurzeit viel über die Finanzmärkte.
Ich will einen gängigen Begriff aus dieser Diskussion
aufnehmen: Die Volatilität, also die Schwankungen, auf
den Finanzmärkten wollen wir abschwächen. Bei den
Einnahmen aus der Gewerbesteuer ist diese Volatilität
erheblich geringer als bei den Einnahmen aus der Kör-
perschaftsteuer. Wir richten unsere Politik darauf aus,
die Volatilität möglichst gering zu halten. Ich sage deut-
lich: Die Gewerbesteuer ist eine Stabilitätssteuer im Ver-
hältnis zur Körperschaftsteuer.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie wurde auch deshalb zu einer Stabilitätssteuer, weil
ie Maßnahmen, die von Rot-Grün angegangen worden
ind, von Schwarz-Rot fortgesetzt wurden. Mit politi-
chen Maßnahmen ist dafür gesorgt worden, dass diese
tabilität erreicht wurde. Natürlich war es richtig, dass
008 hier im Deutschen Bundestag beschlossen wurde,
ie Finanzierungsanteile von Mieten, Pachten und Leasing-
aten hinzuzurechnen. Damit wurde die Verstetigung der
ewerbesteuer erreicht. Ich würde mich freuen, wenn

ch heute einen Redner oder eine Rednerin der CDU/
SU hören würde, der bzw. die sagt: Wir sind stolz da-

auf. Das war eine richtige Entscheidung, weil das dazu
ührt, dass die Kommunen wenigstens etwas Stabilität
aben.


(Beifall bei der SPD)


Was hören wir stattdessen? Wir hören, dass Sie mit
hren Plänen nicht nur die Einnahmeseite ins Auge fas-
en, sondern jetzt auch die Ausgabenseite. Kollege

iddelberg sprach davon, dass auch die Kosten ins
uge gefasst werden. Vielleicht diskutieren Sie das ein-
al mit dem Kollegen Mattfeldt. Er verfügt als ehemali-

er Bürgermeister über Kenntnisse auf diesem Gebiet.
ein Nachfolger ist wieder ein Sozialdemokrat, was
ich persönlich sehr freut. Er ist, so glaube ich, noch

esser. Herr Mattfeldt ist im Bundestag gut unterge-
racht. Erklären Sie bitte dem Kollegen Middelberg – in
hrer Rede haben Sie das angesprochen –, wie eng die
andlungsspielräume der Kommunen sind. Wer hier an
ie Ausgabenseite herangehen will, der will weitere
chwimmbäder und Bibliotheken schließen, der will
heater schließen und kein Geld mehr für Jugendarbeit
nd Kindergärten ausgeben. Wollen Sie das? Wollen Sie
ie Linie Ihres Herrn Koch auch in der Kommunalpolitik
inführen? Ich bitte Sie: Lassen Sie die Finger von sol-
hen Überlegungen und Plänen!


(Beifall bei der SPD)


Ich möchte in der verbleibenden Zeit auf das einge-
en, was Sie in Ihrer Koalitionsvereinbarung konzeptio-
ell ins Auge fassen und was Sie angehen wollen. Es
ind unterschiedliche Modelle in der Diskussion. Ich
ill an dieser Stelle vorwegnehmen, dass das Modell des
DI und des VCI schon unter Rot-Grün geprüft worden

st.

Kollege Mattfeldt, wenn Sie sagen, diesmal würden
ie Kommunen beteiligt, will ich zumindest darauf hin-
eisen, dass natürlich auch damals die Kommunen an
er Kommission beteiligt worden sind. Es bestand sogar
in wesentlicher Unterschied. Es gab nämlich die politi-
che Festlegung in dieser Kommission: keine Entschei-
ung gegen die Kommunen. Das erwarte ich auch dies-
al: keine Entscheidung gegen die Kommunen.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


etzen Sie das durch! Das wäre ein richtiger und wichti-
er Schritt.





Dr. Carsten Sieling


(A) )


)(B)

Schon damals ist dieses eine Modell gescheitert und
als nicht vernünftig beurteilt worden. Natürlich ist auch
damals richtig gerechnet worden. Der Herr Staatssekre-
tär hat im Finanzausschuss vorgetragen, jetzt würde end-
lich mal richtig gerechnet.


(Nicolette Kressl [SPD]: Behauptet!)


– Behauptet oder vorgetragen. Ich habe den Zettel gese-
hen. Es ist vorgetragen worden, dass dies so sei.

Wie gesagt, natürlich ist auch damals gerechnet und
mit viel wissenschaftlichem Sachverstand diskutiert
worden. Das Modell trägt sich nicht. Es wäre ein schwe-
rer Fehler, wenn die Steuerpflicht – das ist ein Element
der Vorschläge – vom Ort der Betriebsstätte zum Wohn-
sitz der jeweiligen Gesellschafter eines Unternehmens
verlagert würde. Das wäre eine gefährliche Strukturver-
zerrung.


(Beifall bei der SPD – Bernd Scheelen [SPD]: Eine Zeitbombe!)


Das alles sind Detailpunkte und wichtige Elemente, die
Sie an der Stelle sehen müssen.

Die Kollegin Haßelmann hat schon auf einige Punkte
hingewiesen. Sie wissen doch, was Sie an Erhöhungen
und Aufschlägen bei den Hebesätzen durchsetzen müss-
ten, wenn Sie das alles aufkommensneutral gestalten
wollen. Ich verstehe das nicht. Da weiß wieder die rechte
Hand nicht, was die linke Hand tut. Wenn Sie das so ma-
chen, wie Sie es jetzt planen, müssen Sie die Mehrwert-
steuer deutlich erhöhen, auf bis zu 25 Prozent. Das hat
Herr Zimmermann vom DIW gerade vorgeschlagen.
H
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1704407300
Nicht mit uns! – Recht hat er, der Herr
Kampeter. Wenn das so ist, dann lassen Sie bitte die Fin-
ger von diesem Unsinn und schlagen Sie nicht vor, die
Mehrwertsteuer auf 25 Prozent zu erhöhen! Das wäre für
die wirtschaftliche Entwicklung in ganz Deutschland
schädlich. Das wäre nicht solide. Das müssen wir lassen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ihre Vorschläge – ich finde, wir müssen früh darüber
diskutieren – haben nicht nur negative quantitative Ef-
fekte auf der Einnahmeseite, sondern auch Strukturef-
fekte, und zwar äußerst gefährliche. Ich will zwei davon
ansprechen.

Erstens. Der Wechsel vom Betriebsstätten- zum
Wohnsitzprinzip wird dazu führen, dass die großen
Städte weitere Einbußen bei ihren Einnahmen aus der
Erhebung der Gewerbesteuer erleiden. Die großen Städte
werden Probleme haben, höhere Hebesätze gegen die
Kommunen in eher ländlichen oder kleinstädtischen Be-
reichen drumherum durchzusetzen. Weil die großen
Städte aber höhere Lasten haben und Infrastrukturleis-
tungen für die gesamte Region erbringen, ist das eine
Verzerrung. Frau Roth, CDU, Frankfurt, hat dies schon
deutlich gesagt. Das ist ein negativer Struktureffekt und
nicht vertretbar.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Patrick Döring [FDP]: Es W g a S s d D d f s e d s m t s L b T w l u w t g a (C (D gibt sogar schon große Städte, die schuldenfrei sind!)


Ich will Sie als Zweites auf Folgendes hinweisen:
enn Sie das so machen und von diesen Prinzipien ab-

ehen, wird es sich für keine Kommune mehr lohnen,
ktive wirtschaftspolitische Standortpolitik zu machen.
ie haben nämlich keinen Anreiz mehr, Gewerbe anzu-
iedeln.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704407400

Herr Kollege Sieling, bitte.


Dr. Carsten Sieling (SPD):
Rede ID: ID1704407500

Wenn dieser Anreiz fehlt, wird das dazu führen, dass

ie wirtschaftliche Entwicklung abgeschwächt wird.
eshalb: Lassen Sie das sein!

Die Gewerbesteuer ist eine stabile Steuer. Sie ist für
ie Kommunen erprobt und sicher.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704407600

Herr Kollege Sieling, Ihre Redezeit ist lange abgelau-

en. Bitte kommen Sie zum Schluss.


Dr. Carsten Sieling (SPD):
Rede ID: ID1704407700

Herr Präsident, ich bedanke mich für Ihre Geduld und

age: Lassen Sie uns die Gewerbesteuer in Deutschland
rhalten!


(Beifall bei der SPD – Dr. Daniel Volk [FDP]: Ein Bremer SPDler erklärt die Finanzpolitik!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704407800

Das Wort hat die Kollegin Dr. Birgit Reinemund von

er FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Birgit Reinemund (FDP):
Rede ID: ID1704407900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Oppo-

itionsfraktionen beschäftigen uns Woche für Woche mit
ehr oder weniger gleichlautenden Anträgen zur Situa-

ion der Gemeindefinanzen. Natürlich werden wir die-
elben Anträge immer wieder gerne debattieren. Die
age der Kommunen ist katastrophal. Genau deshalb ha-
en wir die Gemeindefinanzreform als dringlich auf die
agesordnung gesetzt. Dazu hatten Sie jahrelang Zeit.

Die Kommission zur Reform der Gemeindefinanzen
ird am 8. Juli dieses Jahres ihren Zwischenbericht vor-

egen. Ich erwarte, dass die Kommissionsmitglieder vor-
rteilsfrei ihre Aufgabe erfüllen.


(Katrin Kunert [DIE LINKE]: Ganz vorurteilsfrei!)


Alle heute vorgebrachten Argumente sind bedenkens-
ert und nicht von vornherein falsch. Wir werden sie in-

ensiv beraten, sobald das Konzept vorliegt. Vorfestle-
ungen, wie Sie sie jetzt wieder fordern, werden wir
uch heute nicht zustimmen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Katrin Kunert [DIE LINKE]: Dr. Birgit Reinemund )





(A) )

Sie sind doch Stadträtin! Wie ist denn die Si-
tuation bei Ihnen im Stadtrat?)

– Ich bin Stadträtin in Mannheim. Da ist die Situation
ganz klar: Seit 2005 sind wir nah an der Zwangsverwal-
tung.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Also die besten Jahre schon! – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Bei Ihnen wären wir nach zwei Jahren schon so weit gewesen!)


Alle vorliegenden Anträge setzen auf den alleinigen
Ausbau ausgerechnet der extrem konjunkturanfälligen
Gewerbesteuer. Das löst aber nicht die strukturellen Pro-
bleme. Diese Achterbahnsteuer ist, neben den rapide
wachsenden Ausgaben, gerade das Hauptproblem der
Gemeinden.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Gucken Sie sich doch mal die Zahlen an!)


Wir sind uns doch alle in einem einig: Die Kommu-
nen brauchen eine verlässlichere Einnahmequelle, als es
die Gewerbesteuer in den letzten Jahrzehnten war. Übri-
gens zahlen nur 38,8 Prozent aller Gewerbesteuerpflich-
tigen überhaupt Gewerbesteuer;


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Wohl wahr!)


die übrigen 61,2 Prozent erwirtschaften keinen Gewinn
oder fallen schon heute unter die Freibetragsgrenze. Ge-
rade einmal 0,1 Prozent dieser Gewerbesteuerzahler ge-
nerieren über 50 Prozent des Gewerbesteueraufkom-
mens.

Mit einer erweiterten Bemessungsgrundlage und
gleichzeitiger Erhöhung der Freibeträge würde dieses
Missverhältnis nicht kleiner. Viele Kommunen sind be-
reits heute von einzelnen großen Gewerbesteuerzahlern
abhängig und damit vom Wohl und Wehe einzelner
Branchen. Ich nenne nur die VW-Stadt Wolfsburg, SAP
in Walldorf und BASF in Ludwigshafen. Das erhöht
nicht gerade die Planbarkeit kommunaler Einnahmen.

Die Vorschläge von den Fraktionen der Linken und
der Grünen kennen nur zwei Stoßrichtungen:

Erstens. Wir lassen alles beim Alten und fordern ein-
fach mehr Geld von Bund und Land. – Das funktioniert
nicht. Vielleicht haben Sie es schon bemerkt: Alle Ebe-
nen kämpfen mit Haushaltsdefiziten.

Zweitens. Wir gehen immer stärker in die Substanz-
besteuerung, also Hinzurechnung von Kreditzinsen,
Mieten, Leasingraten usw. – Sie besteuern damit Ausga-
ben und nicht Erlöse. Dies widerspricht einem Funda-
mentalprinzip der deutschen Besteuerung: dem Prinzip
der Leistungsfähigkeit. Jeder sollte nach Maßgabe seiner
individuellen ökonomischen Leistungsfähigkeit zur Fi-
nanzierung staatlicher Leistungen beitragen. Das erfolgt
durch die Besteuerung von Unternehmensgewinnen,
aber doch bitte nicht durch die Besteuerung von Ausga-
ben und Verlusten. Sie wollten vielleicht die Konzerne
treffen, Herr Scheelen; getroffen haben Sie aber den Mit-
telstand, den großflächigen Einzelhandel, innovative
Unternehmen, die auf Fremdmittel angewiesen sind.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hält keiner Analyse stand!)


Damit provozieren Sie, dass Unternehmen ohne Ge-
inn steuerpflichtig werden. Sie schwächen das Eigen-
apital und verschlechtern die Kreditwürdigkeit. Sie
erhindern Investitionen und gefährden den Wirtschafts-
ufschwung und Arbeitsplätze, und zwar Arbeitsplätze
or Ort, in den Kommunen.

Glauben Sie, so die Finanzlage der Kommunen ver-
essern zu können? Die Gefahr ist groß, dass eher Steuer-
usfälle aufgrund von Insolvenzen und damit weniger
ozialversicherungsbeiträge und höhere Kosten bei den
ozialausgaben verursacht werden.


(Katrin Kunert [DIE LINKE]: Gehen Sie mal von der Stadt Mannheim aus!)


ie Kuh, die man melken will, sollte man nicht schlach-
en. Das weiß jeder Bauer.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wer die Gemeindefinanzen zukunftsfest gestalten
ill, muss offen in die Diskussion der vorgeschlagenen
odelle gehen. Ich weise in diesem Zusammenhang auf

ie Modellrechnungen der Stiftung Marktwirtschaft hin.
ntgegen aller Erwartungen hätte ein Ersatz der Gewer-
esteuer zum Beispiel für die Großstadt Stuttgart keine
egativen Auswirkungen. Stuttgart hätte nach diesem
odell im Jahr 2002 sogar 255 Millionen Euro mehr zur

erfügung gehabt. Andere Kommunen haben in diesem
odell schlechter abgeschnitten; auch das will ich nicht

erschweigen. Hier muss ein Ausgleich geschaffen wer-
en. Das zeigt doch klar: Wir brauchen eine differen-
ierte Betrachtung der Gemeindetypen und eine für alle
ragbare Lösung. Festgefahrene Denkmuster verschlei-
rn den Blick in die Zukunft. Denkverbote darf es nicht
eben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704408000

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Axel Troost von

er Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Axel Troost (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704408100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

enn im Hinblick auf die vorliegenden Anträge von
chnellschüssen die Rede ist, ist diese Aussage sehr
tark zu relativieren. Die Diskussion über die Gewerbe-
teuer ist sehr alt. Der Wissenschaftliche Beirat beim
undesfinanzministerium hat 1980 ein Gutachten vorge-

egt, in dem er empfohlen hat, die Gewerbesteuer zu ei-
er Wertschöpfungsteuer weiterzuentwickeln, also im
rinzip in die Richtung, über die wir seither diskutieren.

Um was geht es? Es ist eine neue Koalition gebildet
orden. Die FDP, die schon immer strikt für die Ab-





Dr. Axel Troost


(A) )


)(B)

schaffung der Gewerbesteuer war, ist Teil dieser Koali-
tion.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Für die Ersetzung!)


– Sie wollen sie abschaffen und durch etwas anderes er-
setzen; das ist klar. Darauf komme ich gleich zu spre-
chen. Aber zunächst einmal wollen Sie die Abschaffung
der Gewerbesteuer. – Diese Forderung konnte man na-
türlich nicht in dieser Form in den Koalitionsvertrag auf-
nehmen, weil es dagegen auch Widerstände gab. Also
hat man gesagt: Wir setzen eine Kommission ein. Dort
darf es keine Denkverbote geben. Alle Vorschläge müs-
sen geprüft werden. Am Schluss müssen wir entschei-
den, was zu tun ist.

Es sind schon einige Zahlen genannt worden. Herr
Schaidinger, Ihr Kollege von der CSU, der Oberbürger-
meister von Regensburg und gleichzeitig Präsident des
Bayerischen Städtetages ist, hat einmal ausgerechnet,
was es Regensburg kosten würde, den Verlust seiner Ge-
werbesteuereinnahmen zu kompensieren. Er kam zu
dem Ergebnis, dass die Stadt Regensburg die gleichen
Einnahmen wie bisher nur dann erzielen würde, wenn
der Mehrwertsteuersatz nicht mehr 19 Prozent, sondern
24,3 Prozent betragen würde. Als er dieses Ergebnis auf
die Einnahmen aus der Einkommensteuer übertragen
hat, kam er zu dem Ergebnis, dass je Einkommensteuer-
zahlerin und -zahler im Durchschnitt 2 000 Euro mehr
im Jahr aufzubringen wären. Das sind die Größenord-
nungen, über die wir reden.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Genau! So ist es!)


Weil das dem einen oder anderen vielleicht noch nicht
schlimm genug erscheint, möchte ich erwähnen: In ir-
gendeiner Konstellation wird man sicherlich auch wie-
der an die Einkommensteuer herangehen und den
Waigel-Buckel abschaffen. Wir wissen, dass dies mit
Rieseneinnahmeverlusten verbunden wäre. Das würde
die Kommunen, wenn sie ausschließlich von den Ein-
nahmen aus der Einkommensteuer abhängig wären,
massiv treffen. Insofern darf man in allen Berechnungen,
die man anstellt, nicht nur vom Istzustand ausgehen,
sondern muss auch fragen: Was wird im Einkommen-
steuerrecht zukünftig passieren, und welche Konsequen-
zen hat das für die Einnahmen der Kommunen?

Mit unserem Antrag orientieren wir uns im Wesentli-
chen an den Vorstellungen des Deutschen Städtetages.
Es geht wohlgemerkt nicht – das ist ja der Witz – um den
Erhalt der Gewerbesteuer, weil wir wissen, wie schwach
sie ist,


(Katrin Kunert [DIE LINKE]: Richtig!)


sondern es geht um eine Weiterentwicklung der Gewer-
besteuer. Wir wollen gewährleisten, dass die Einnahmen
aus der Gewerbesteuer nicht mehr so konjunkturabhän-
gig sind und dass man nicht von einzelnen Betrieben ab-
hängig ist. Im Prinzip geht es um die Ausweitung der
Bemessungsgrundlage und um die Einbeziehung aller
unternehmerisch Tätigen in der Bevölkerung.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Ich möchte betonen: In der Finanzwissenschaft gab es, umindest zu meinen Studienzeiten, nicht nur das Prinzip er Leistungsfähigkeit, sondern es gab im Kommunalbeeich auch ein zweites Prinzip: das Prinzip der Äquivaenz. Unternehmen nutzen öffentliche Leistungen, zum eispiel Straßen, und dafür müssen sie als Äquivalent eien steuerlichen Beitrag leisten. Ich glaube, dass unser ntrag in genau die richtige Richtung zielt. Wir wollen lle unternehmerisch Tätigen, einschließlich freier Beufe wie Ärzte, Anwälte und vieler anderer, in die Steuerflicht einbeziehen, natürlich mit steuerlichen Freigrenen; das ist völlig klar. Für den Einzelnen hat das übrigens nur eine bedingte ehrbelastung zur Folge, weil die steuerlichen Beiträge, ie in Form der Gewerbesteuer bzw. der Gemeindewirtchaftsteuer geleistet werden, mit der Einkommensteuer errechnet werden. Die zusätzliche Belastung ist also ar nicht so hoch. Ich glaube, dass die Weiterentwickung der Gewerbesteuer zu einer Gemeindewirtschaftteuer der einzige Weg ist, zu einer wirklichen Stabilisieung der Kommunalfinanzen beizutragen. Über den letzten Punkt, den ich ansprechen möchte, urde im Finanzausschuss besonders kritisch diskutiert: r hat dazu geführt, dass sich Grüne und SPD enthalten aben. Die Antwort auf die Frage, was der Bund ganz urzfristig tun kann, um die katastrophale Finanzlage er Kommunen zu verbessern, kann aus unserer Sicht ur lauten: Wir müssen die Aussetzung der Gewerbeteuerumlage an den Bund beschließen. Das ist kurzfrisig zu beschließen. Das bedeutet, dass sofort mehr Geld ei den Kommunen bleibt. (Beifall bei der LINKEN – Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Vorschlag für die Gegenfinanzierung auf Bundesebene?)


(Beifall bei der LINKEN)


an muss das vielleicht nicht auf Dauer machen; aber in
er jetzigen Situation würde es erst einmal die katastro-
hale Lage der Kommunen wenigstens ein bisschen ver-
essern.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704408200

Das Wort hat jetzt der Kollege Peter Aumer von der

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Peter Aumer (CSU):
Rede ID: ID1704408300

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Ich denke, wir alle haben das gleiche Ziel.


(Katrin Kunert [DIE LINKE]: Das glaube ich nicht!)


Sie glauben es nicht. – Das Ziel ist das Wohlergehen un-
erer Kommunen. Wenn Sie von den Linken das ideolo-
isch sehen, dann kommen wir nie zu einer guten Lösung
usammen. Wir ringen in der Regierungskommission da-





Peter Aumer


(A) )


)(B)

rum, eine tragfähige, zukunftsfähige Lösung zu finden. Des-
wegen hilft Populismus in solchen Diskussionen nichts.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Ist der Regensburger Oberbürgermeister Populist?)


– Ich komme aus Regensburg.

Ich rede über die Anträge, die Sie gestellt haben. Das
Bundeskabinett hat am 24. Februar eine Regierungs-
kommission eingesetzt. Wir arbeiten daran, dass wir bis
zum Sommer zukunftsfähige Vorschläge auf den Weg
bringen. Sie kommen aber mit Vorschlägen, die nicht
durchgerechnet und nicht durchdacht sind. Ich denke,
damit legen Sie ein Stück weit Populismus an den Tag.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Auf der Tagesordnung der eingesetzten Kommission
findet man – anders als in Ihren Anträgen – nicht nur
punktuelle Ad-hoc-Lösungen: Die Kommission kümmert
sich im Gesamtzusammenhang um unsere Kommunen.
Sie will – das ist ihr grundsätzlicher Ansatz – die Grund-
lagen der kommunalen Finanzen stärken, und zwar gleich
in mehrfacher Hinsicht. Es geht in diesem Zusammen-
hang um die kommunalen Finanzquellen, um größere Ge-
staltungs- und Entscheidungsspielräume bei der Erfül-
lung der kommunalen Aufgaben sowie um größere
Beteiligung der Kommunen an der Gesetzgebung. Genau
das brauchen unsere Kommunen. Entsprechende Vor-
schläge zu entwickeln, ist der Auftrag dieser Kommis-
sion.

Für die Kommunalfinanzen gilt: Viele Probleme sind
eine Folge der tiefgreifenden Finanz- und Wirtschafts-
krise; wir haben aber auch ein strukturelles Problem, das
sich über eine längere Zeit entwickelt hat. Gerade des-
wegen ist es wichtig und richtig, dass die Aufarbeitung
dieser Probleme und die Erarbeitung von Lösungsvor-
schlägen gemeinsam mit Vertretern der Länder und
Kommunen sowie der kommunalen Spitzenverbände er-
folgen; das ist das Ziel. Herr Dr. Troost, die kommuna-
len Spitzenverbände sind daher dabei. Die Einwände des
Regensburger Oberbürgermeisters sind berechtigt und
richtig. Wir müssen eine gute Reform auf den Weg brin-
gen.

Es ist die Stärke der Gemeindefinanzkommission,
dass die Sachnähe und Kompetenz der Kommunen und
der kommunalen Spitzenverbände genutzt werden. Die
Gemeindefinanzkommission hat ihre Arbeit mit hoher
Dringlichkeit aufgenommen. Schon im Sommer sollen
erste Ergebnisse zur Neuordnung der Kommunalfinan-
zen vorgelegt werden. Schnelligkeit darf aber nicht vor
Sachlichkeit und Sorgfalt gehen.

Ziel der Arbeit der Gemeindefinanzkommission ist
es, zum einen für die Kommunen stabile und planbare
Einnahmen zu schaffen. Zum anderen soll und muss das
kommunale Selbstverwaltungsrecht erhalten bleiben.
Bei der ganzen Debatte um die Kommunalfinanzen ist es
aber auch wichtig, dass die lokale Bindung zwischen
Wirtschaft und Kommunen – Herr Dr. Troost, Sie haben
das Äquivalenzprinzip angesprochen – erhalten bleibt.
Dabei müssen zwei Anforderungen erfüllt werden:

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(C (D Zum einen müssen die Einnahmen der Kommunen nabhängiger von der konjunkturellen Entwicklung geacht werden als bisher. Die Gewerbesteuereinnahmen ind für die kommunalen Haushalte nicht immer planbar nd verlässlich. Deswegen müssen wir eine beständige nd verlässliche Grundlage schaffen. Zum anderen dürfen aber Kapital und Liquidität der nternehmen in Verlustjahren nicht zusätzlich belastet erden. Deswegen werden in der Kommission auch aßnahmen zur Aufkommensstabilisierung unter Fort estand der Gewerbesteuer geprüft und erarbeitet, die icht zugleich die Attraktivität unseres Standorts beeinrächtigen. In der Kommission werden alle Vorschläge auf ihre ealisierbarkeit hin geprüft, und sie müssen gemeinsam it den Kommunen mit Blick auf die Umsetzbarkeit be aten werden. Wir, die CSU, haben uns festgelegt: Gegen en Willen der Kommunen wird eine Neuordnung der ommunalfinanzen nicht Gesetz werden. ies halte ich für unseren Auftrag. Zuvor hat Herr Scheelen über das Fundament gesprohen, das die Kommunen bilden. Ich habe vorhin im ürschner nachgeschaut, wie viele Kommunalpolitiker n unserer Fraktion tätig sind. Ich halte es für unser aller nliegen, geordnete Verhältnisse der kommunalen Hausalte gewährleisten zu können. Deswegen ist diese Art es Populismus, des Aufeinandereindreschens und des treits, wer denn da die besseren Lösungen findet, nicht er richtige Weg. Wir sollten um die besten Lösungen treiten. Dafür sind wir gewählt worden; dazu werden die ommission und auch wir einen Beitrag leisten. Ich offe, dass wir dabei konstruktiv zusammenarbeiten und ie besten Lösungen finden können. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Machen Sie doch Bürokratieabbau! Lassen Sie die Kommission ganz sein!)


(Beifall des Abg. Dr. Carsten Sieling [SPD])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704408400

Abschließend hat die Kollegin Antje Tillmann von

er CDU/CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Antje Tillmann (CDU):
Rede ID: ID1704408500

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

erehrte Zuhörer! Herr Kollege Troost, Frau Kollegin
unert! Jetzt hätte ich gern noch den Kollegen Scheelen

ngesprochen; der hat aber anscheinend keine Lust
ehr, über Kommunalfinanzen zu sprechen. Insgesamt

ällt auf, dass die SPD prozentual bei dieser Debatte am
chlechtesten vertreten ist.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Peinlich! Sehr beschämend!)


as zeigt ein bisschen, wie Ihr Interesse an den Kommu-
alfinanzen ist.





Antje Tillmann


(A) )


)(B)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Lieber Kollege Troost, ist Ihnen eigentlich aufgefal-
len, dass Ihrem Titel „Abgeordneter“ das Wort „Bundes-
tag“ – Sie sind Bundestagsabgeordneter – vorangestellt
ist? Sie sind vorrangig Abgeordneter des Bundestages,
und das sage ich nicht deshalb, weil ich Ihnen vorwerfen
will, dass Sie sich für Kommunen engagieren. Nein, das
ist gut und richtig, das tun unsere Kolleginnen und Kol-
legen auch. Ich selber bin über lange Jahre Kommunal-
politikerin gewesen.

Es ist absolut richtig, auf die Situation der Kommu-
nen hinzuweisen. Ein Schuldenstand von 110 Milliar-
den Euro bei den Kommunen ist bedrohlich. Es ist in
vielen Reden darauf hingewiesen worden, wie die finan-
zielle Situation ist. Ihr Engagement werfe ich Ihnen
nicht vor. Allerdings halte ich es für bedenklich, dass Sie
die Situation des Bundes in Ihrem Antrag mit keinem
einzigen Wort erwähnen. Ihr Antrag tut so, als könne der
Bund aus seinem großen Füllhorn von Einnahmen alle
Probleme der Kommunen ohne weiteres lösen, was aber
allein daran scheitere, dass wir böswillig die Kommunen
schlecht dastehen lassen wollen.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Wir haben auch andere Anträge mit anderen Steuervorschlägen! – Katrin Kunert [DIE LINKE]: Wir könnten ja die Millionärssteuer einführen, zum Beispiel!)


– Über das alles können wir gerne diskutieren; auch das
können wir in dieser Kommission gern bereden. In Ih-
rem Antrag steht das alles aber nicht. In Ihrem Antrag
steht in fünf Punkten, was Sie dem Bund zumuten wol-
len, damit die Situation der Kommunen verbessert wird.
Genau da werden wir uns nicht einig, Frau Kollegin
Kunert. Sie wissen doch selbst, dass der Bund bei einem
Defizit von 5 Prozent in diesem Jahr und bei einem Ge-
samtschuldenstand von 73 Prozent in einer noch sehr
viel schlechteren Situation ist als die Kommunen.


(Katrin Kunert [DIE LINKE]: Bei der Besteuerung wundert mich das nicht!)


Daher meine ich: So einfach, wie Sie es in Ihrem Antrag
schreiben, ist es eben nicht.

Ich hätte dem Kollegen Scheelen auf seine Frage, ob
wir auf irgendetwas aus der Zeit der Großen Koalition
stolz sind, gern noch geantwortet: Ja, das bin ich. Dass
wir die Schuldenbremse zusammen beschlossen haben,
halte ich für eine gute Entscheidung. Aber die Schulden-
bremse ist bisher nur Papier, und Sie müssen natürlich
mit uns gemeinsam diesem Papier auch Taten folgen las-
sen. Wir werden mit dem Haushalt 2011 in die Schul-
denbremse einsteigen. Ich hoffe sehr, dass Sie sich noch
daran erinnern, dass wir das gemeinsam geschafft haben,
und dass Sie dann auch bei den Taten entsprechende Be-
schlüsse folgen lassen.

Der Antrag der Linken steht jedenfalls unter dem
Motto „Der Bund wird es schon richten“. Das beginnt
bei den Kosten der Unterkunft, bei denen Sie behaupten,
der Bund ziehe sich aus der Verantwortung. Tatsächlich
zahlen wir 26 Prozent der Kosten. Das ist der Anteil, für

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(C (D en der Bund die arbeitsmarktliche Verantwortung trägt. ir sind zuständig für den Anteil, der sich an den Be arfsgemeinschaften orientiert. Aber Sie wissen auch, ass das Thema noch nicht gegessen ist. Im Vermittungsverfahren werden wir selbstverständlich auch über ie Verteilung dieser Kosten noch einmal reden müssen. Sie erwähnen als zweiten Punkt Soforthilfen für Komunen. Sie nennen aber keine Summe. Ich nehme einfach inmal den Betrag aus dem Konjunkturprogramm, den ir den Kommunen als Soforthilfe zur Verfügung gestellt aben. Die Kommunen haben im letzten Jahr 10 Milliaren Euro aus diesem Programm bekommen; diese Mittel urden um den Anteil der Länder, 3 Milliarden Euro, eränzt. Sollten wir das erneut tun, würden wir unsere Verchuldung von 80 auf 90 Milliarden erhöhen. Das ergäbe inen Anteil von 0,3 Prozent, den wir noch hinzurechnen üssten. Dies bedeutete ein Scheitern bei der Schulden egrenzung, die wir zugesagt haben und wofür wir in der uropäischen Union auch in der Verpflichtung stehen. Ich bin auch sicher, dass es den Kommunen darauf ar nicht ankommt. Die Kommunen wollen keine Zuatzprogramme des Bundes, bei denen wir im Deutschen undestag festlegen, was sie mit diesen Mitteln tun müs en. elbstverständlich sind wir uns mit den kommunalen ertretern auch einig geworden, dass der Schwerpunkt uf kindliche Bildung und Infrastruktur sinnvoll ist. ber tatsächlich wollen die Kommunen gerne selbst ent cheiden – das können sie auch, weil sie näher an den enschen sind –, was sie mit ihren Einnahmen machen. ie brauchen eine Einnahmequelle, die nicht mit Prorammen verbunden ist. So können sie vor Ort selber erantwortlich reagieren. Ein weiterer Punkt ist die Altschuldenhilfe. Welch inensive Mühe Sie sich bei der Erarbeitung Ihres Antrags egeben haben, kann man auch in diesem Punkt erkenen; denn es wird keine Zahl genannt. Sie schreiben mit einem Wort, wie Sie sich die Umsetzung vorstellen. Sie chreiben nicht, ob es eine Zinshilfe oder eine Entschulung sein soll. Soll der Bund nach Ihrer Auffassung die chulden der Kommunen in Höhe von 110 Milliarden uro übernehmen? In diesem Jahr hätten wir damit ein efizit von 200 Milliarden Euro und ein prozentuales efizit in Höhe von 9 Prozent, gemessen am BIP. Da ist riechenland nicht mehr weit. Zu den völlig unüberlegten Vorschlägen, die Sie in Ihem Antrag machen, gehört auch die Abschaffung der ewerbesteuerumlage von den Gemeinden an die Läner. Das ist der vierte Vorschlag in Ihrem Antrag. Ihnen st entgangen, dass der Deutsche Bundestag nicht auf innahmen der Länder verzichten kann. Es geht also chon rein rechtlich nicht, was Sie da verlangen. Ich würde gerne Ihren Blick auf das Jahr 1970 lenken. m Jahr 1970 ist die Gewerbesteuerumlage nämlich nicht uf Antrag des Bundes eingeführt worden, sondern auf ntrag der Kommunen, die schon damals festgestellt ha Antje Tillmann )


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Richtig!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

ben, dass die Gewerbesteuer sehr schwankungsanfällig
ist. Damals haben die Kommunen darum gebeten, einen
Anteil an der Einkommensteuer zu bekommen, die weit-
aus weniger schwankungsgefährdet ist.

Wenn wir die Gewerbesteuerumlage abschaffen woll-
ten, dann müssten wir nicht nur sagen, wie die Minder-
einnahmen in Höhe von 2 Milliarden Euro kompensiert
werden sollen, sondern wir müssten auch gleichzeitig
die Kommunen darüber informieren, dass ihr Anteil an
der Einkommensteuer mit dieser Vereinbarung obsolet
ist.

Ich nenne Ihnen ein praktisches Beispiel für die Fol-
gen einer Abschaffung der Gewerbesteuerumlage. Da sie
prozentual aus den Einnahmen bestritten wird, sind na-
türlich jene Städte besonders bevorzugt, die am wenigs-
ten Probleme mit der Gewerbesteuer haben. Wer die
höchsten Gewerbesteuereinnahmen hat, zahlt auch die
höchste Gewerbesteuerumlage. Ein kleiner Vergleich:
Die Stadt Coburg hat ein Gewerbesteueraufkommen von
2 668 Euro pro Einwohner und die Stadt Weimar von
191 Euro. Ich sehe nicht, dass die Stadt Weimar weniger
finanzielle Probleme hat als Coburg. Sie wollen mit der
Abschaffung der Gewerbesteuerumlage nur den reichen
Städten Geld zurückgeben. Das ist keine Lösung des
Problems.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Sie wollen gar nichts tun! Das ist der Unterschied! – Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Sehr gutes Argument!)


Mein letzter Punkt sind die Hinzurechnungen. Ich
hätte auch da gerne den Kollegen Scheelen angespro-
chen, weil bei den Hinzurechnungen nicht das Problem
der Steuertrickserei und auch nicht das Problem der Ge-
staltungsmodelle existieren. Ein Ladenlokal, das vo-
rübergehend Umsatzeinbrüche zu verzeichnen hat, aber
trotzdem die Mieten und Pachten zahlen muss, zahlt die
Gewerbesteuer aus der Substanz. Wenn man kein Geld
mehr nachschießen kann, dann ist die einfachste Lösung
die Entlassung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Deshalb bin ich beim Vorschlag, die Substanzbesteue-
rung auszudehnen, sehr vorsichtig. Ich will nicht verheh-
len, dass es kurzfristig ein Erfolg sein kann, aber lang-
fristig sollten wir Unternehmen nur dann mit Steuern
belasten, wenn Gewinne tatsächlich eingefahren werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Aus meiner Sicht ist Ihr Antrag keiner, den man aus
Sicht eines Bundestagsabgeordneten verantwortlich dis-
kutieren kann. Das ist anders beim Antrag der Grünen. –
Frau Haßelmann hört gar nicht, dass ich ihren Antrag ge-
rade lobe.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch! Das habe ich gehört!)


– Gut. – Im Antrag der Grünen gibt es selbstverständlich
Punkte, denen ich zustimmen kann. Ja, die Körperschaft-
steuer ist ähnlich schwankungsanfällig wie die Gewerbe-
steuer. Ich kann sehr gut damit leben, dass wir überprü-
fen, ob Freiberufler in die Gewerbesteuer aufzunehmen
sind. Aber das Problem ist – Herr Troost hat eben darauf

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(C (D ingewiesen –, dass eine Anrechnung auf die Einkomensteuer erfolgt. Mir als Steuerberaterin tut das nicht eh, mich kostet die Gewerbesteuer keinen Cent. Ich ann das bei der Einkommensteuer wieder abziehen. Es ommen also auch in dieser Hinsicht erhebliche Minderinnahmen bei der Einkommensteuer auf uns zu. Wir sollten das diskutieren. Dafür haben wir diese ommission auf Bundesebene eingesetzt. Zum Ergebnis abe ich noch keine Meinung. Ich glaube, die Gewerbeteuer auch nach sieben Jahren zum fünften oder sechsen Mal zu diskutieren, ist richtig. Falls wir mit den ommunen zu keinem gemeinsamen Ergebnis kommen das steht bereits im Kommissionsbericht –, wird keine eränderung vorgenommen. Ich halte es für schwierig, ür die Gewerbesteuer einzutreten, aber immer dann, enn es Probleme gibt, den Bund aufzufordern, etwas eld nachzuschießen; denn das ist meist dann der Fall, enn dem Bund das Wasser ähnlich bis zum Halse steht. Ich kann sehr gelassen den Bericht abwarten, der hofentlich noch vor der Sommerpause als Zwischenbericht eröffentlicht wird. Die Kommission hat gegenüber der ebatte in diesem Haus den großen Vorteil, dass die Geeinden mitreden können. Hier reden wir über die Geeinden und nicht mit den Gemeinden. Ich würde sehr erne mit der Kommission und den Kommunen über die robleme reden. Ich glaube, wir sollten den Bericht abarten. Wir werden die Vorschläge sehr intensiv disku ieren und feststellen, ob nicht der eine oder andere Vorchlag aus Ihrem Antrag, Frau Haßelmann, umzusetzen st, aber jeweils unter Berücksichtigung der Auswirkung uf den Bundeshaushalt. Dazu gehört ehrlicherweise, ass wir dann bei den Beratungen für den Haushalt 2011 ür diese 3 Milliarden Euro, die im Bundeshaushalt wegallen, eine Gegenfinanzierung finden müssen, damit wir ie Schuldenbremse, die bisher ja nur auf dem Papier teht, auch tatsächlich mit Leben erfüllen. Ich glaube, ass uns hier das Ergebnis der Kommission die richtige ichtung weist. Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf en Drucksachen 17/1744 und 17/1764 an die in der Taesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. ind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ind die Überweisungen so beschlossen. Beschlussempfehlung des Finanzausschusses zu dem ntrag der Fraktion Die Linke mit dem Titel: „Für eine erstetigung der Kommunalfinanzen – Die Gewerbeteuer zur Gemeindewirtschaftsteuer weiterentwickeln“. er Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung uf Drucksache 17/1783, den Antrag der Fraktion Die inke auf Drucksache 17/783 abzulehnen. Wer stimmt ür diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den timmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen er Fraktion Die Linke bei Enthaltung von SPD und ündnis 90/Die Grünen angenommen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704408600




(A) )

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 29 a und 29 b auf:

a) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/
CSU und der FDP

Steuerhinterziehung wirksam und zielgenau
bekämpfen

– Drucksache 17/1755 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Gerhard Schick, Dr. Thomas Gambke, Britta
Haßelmann, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Steuerhinterziehung wirksam bekämpfen

– Drucksache 17/1765 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. Gibt es Wi-
derspruch dagegen? – Das ist nicht der Fall. Dann ist das
so beschlossen.

Ich erteile als erstem Redner dem Kollegen Manfred
Kolbe von der CDU/CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Manfred Kolbe (CDU):
Rede ID: ID1704408700

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Taxes are what we pay for a civi-
lized society – Steuern sind unser Beitrag für eine zivi-
lisierte Gesellschaft. Das steht über dem Eingang der
amerikanischen Steuerbehörde IRS. Meines Erachtens
könnte diese Aussage auch über jedem deutschen
Finanzamt stehen: Steuern sind die finanzielle Grund-
lage unseres Gemeinwesens.


(Ute Kumpf [SPD]: Das sieht der Herr Solms aber nicht so!)


Das heißt auch: Eine zivilisierte Gesellschaft muss sich
gegen diejenigen wehren, die sie ausnutzen und schädi-
gen, sowohl durch Steuerhinterziehung auf der Einnah-
menseite als auch durch Leistungsbetrug auf der Ausga-
benseite.

Die unionsgeführte Große Koalition und die jetzt re-
gierende christlich-liberale Koalition haben deshalb
zahlreiche gesetzgeberische Maßnahmen zur Bekämp-
fung der Steuerhinterziehung auf den Weg gebracht,
deutlich mehr als die rot-grünen Vorgängerregierungen
von 1998 bis 2005.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben durch den neuen § 370 Abs. 3 Satz 2 Nr. 5
Abgabenordnung endlich eine wirksame Strafverfolgung

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(C (D ei der bandenmäßigen Hinterziehung von Umsatzund erbrauchsteuern. Das Gesetz zur Neuregelung der Telekommunikationsberwachung nimmt erstmals diesen qualifizierten Tatestand in den Katalog des § 100 a Strafprozessordnung uf, womit ohne Wissen der Betroffenen eine Telekomunikationsüberwachung und -aufzeichnung ermöglicht ird. Damit haben wir erstmals im Steuerstrafrecht die öglichkeit der Telekommunikationsüberwachung für esonders schwere Steuerhinterziehungstatbestände. Das at es vorher nicht gegeben. Wir haben die Verjährungsrist für besonders schwere Fälle der Steuerhinterzieung auf zehn Jahre erhöht. Neben dem Gesetzgeber war auch die Steuerfahndung n Deutschland erfolgreich. Jahr für Jahr haben wir rund 0 000 Verfahren, davon 17 000 Strafverfahren, und ehreinnahmen in Milliardenhöhe. Auch die Rechtsprechung bekämpft die Steuerhinter iehung energisch. Der Bundesgerichtshof hat jetzt die trafzumessungsregelungen bei der Steuerhinterziehung räzisiert. Der Strafrahmen von zehn Jahren ist nach Anicht unserer Fraktion ausreichend; aber bei dem einen der anderen Urteil empfindet man mitunter dessen Auschöpfung als etwas unzureichend. Der Bundesgerichtsof hat deshalb jetzt entschieden, dass Freiheitsstrafen beeits ab Hinterziehungssummen von 50 000 Euro möglich ind, ab Hinterziehungssummen von 100 000 Euro unerässlich sind, allerdings beim Ersttäter noch zur Beährung ausgesetzt werden. Bei Hinterziehungen in illionenhöhe schließt der Bundesgerichtshof künftig ie Möglichkeit einer Strafaussetzung zur Bewährung us. Wer also Steuern in Millionenhöhe hinterzieht, sitzt atsächlich. Steuerhinterziehung findet nicht nur im nationalen ereich, sondern auch im internationalen Bereich statt, eil grenzüberschreitend steuerliche Sachverhalte natür ich schwieriger zu erfassen sind und sogenannte Steuerasen dies bisher durch eine Verweigerung der Zusamenarbeit begünstigt haben. Zentrales Ziel aller Bundesregierungen war es deshalb, en sogenannten OECD-Standard möglichst weitgehend urchzusetzen, wonach für die Besteuerung relevante Inormationen auf Ersuchen ausländischer Steuerbehörden ur Verfügung gestellt werden müssen. Zwar akzeptierte ie Mehrzahl der Steueroasen den OECD-Standard, vereigerte dann jedoch dessen Umsetzung. Hier haben wir auf dem G-20-Gipfel im April 2009 ei en Durchbruch erzielt. Durch die Androhung „schwarer“ bzw. „grauer“ Listen haben sich jetzt alle bedeutenen internationalen Finanzzentren bereit erklärt, diesen ECD-Standard anzuerkennen. So weit unser Tätigweren auf internationaler Ebene. Ich sage Ihnen auch, was wir auf internationaler bene im Gegensatz zum vorherigen Finanzminister icht tun werden. Wir werden nicht mehr völlig Unchuldige und an Steuerhinterziehung völlig Unbeteiigte wie etwa die Indianer oder die Republik Burkina aso mit ihrer Hauptstadt Ouagadougou beleidigen. Das st – das sagen wir ganz deutlich – nicht unsere Politik. Manfred Kolbe )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

Suaviter in modo, fortiter in re – maßvoll im Ton, hart in
der Sache: So ist die Politik der christlich-liberalen Bun-
desregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Gerade in jüngster Zeit haben die Bundeskanzlerin
und auch der Bundesfinanzminister beim Ankauf der
Steuersünder-CD sofort energisch gehandelt. Sofort
nachdem dies bekannt geworden ist, hat die Bundes-
kanzlerin am 1. Februar gesagt – ich zitiere –:

Vom Ziel her sollten wir, wenn diese Daten relevant
sind, auch in ihren Besitz kommen. Jeder vernünf-
tige Mensch weiß, dass Steuerziehung geahndet
werden muss.

So weit das Zitat der Bundeskanzlerin. Hier wurde also
nicht moderiert, meine Damen und Herren von den So-
zialdemokraten, sondern Führungsstärke bewiesen.

Der Ankauf dieser CD ist natürlich nicht ganz unpro-
blematisch. Die Frage, ob fehlerhaft gewonnene Be-
weise, hier ein rechtswidrig gewonnenes Beweisstück,
prozessual verwertet werden dürfen oder ob wir zu ei-
nem sogenannten Beweisverwertungsverbot kommen,
ist natürlich eine schwierig zu beantwortende Frage des
Strafrechts und des Strafprozessrechts. Aber wir haben
diese Frage entschieden, und zwar richtig.

Mittlerweile werden die deutschen Finanzämter auf-
grund dieser ersten CD sowie weiterer angebotener CDs
mit Selbstanzeigen geradezu überflutet. Seit Jahresbe-
ginn sind knapp 20 000 Selbstanzeigen eingegangen.
Diese sollen bisher zu Mehreinnahmen von rund 4 Mil-
liarden Euro geführt haben. Nur rund 15 Prozent dieser
Selbstanzeigen stehen im direkten Zusammenhang zu
den angekauften CDs. 85 Prozent sind reine Folgewir-
kungen aufgrund der Möglichkeit der strafbefreienden
Selbstanzeige.

Damit ergibt sich unserer Ansicht nach auch ganz klar
die Antwort auf die Frage, wie wir mit dem Gesetzent-
wurf der SPD verfahren sollen, der ja die strafbefreiende
Selbstanzeige nach § 371 Abgabenordnung ersatzlos ab-
schaffen will. Dies lehnen wir ab. Wir meinen, der Ge-
setzentwurf ist etwas schlicht. Man muss sich Gedanken
machen


(Manfred Zöllmer [SPD]: Aber die richtigen! – Ute Kumpf [SPD]: Und nicht zu lange, Herr Kollege!)


über die strafbefreiende Selbstanzeige, über die krimi-
nalpolitischen Zielsetzungen einerseits und die fiskal-
politischen Zielsetzungen andererseits. Diese stehen
– das sei zugegeben – zum Teil im Widerspruch. Aber
einfach zu sagen „Weg damit!“, damit machen Sie es
sich etwas zu einfach. Das ist nicht unser Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich möchte kurz an die Historie erinnern – Frau
Kressl, Sie werden es noch wissen –: Als Rot-Grün noch
regierte, wurde ein völlig anderer Weg gegangen. Ich er-
innere an die Brücke in die Steuerehrlichkeit. Das war
die Amnestie aus dem Jahre 2003.

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(C (D (Nicolette Kressl [SPD]: Anders als Sie lernen wir dazu!)


uch Herr Schick sollte hier einmal zuhören.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich höre Ihnen stets zu!)


as war eine Maßnahme der rot-grünen Regierung. Da-
als wollte man Steuerhinterziehern bei einer straf-

efreienden Erklärung einen ermäßigten Steuersatz von
5 bzw. 35 Prozent einräumen. Wenn wir das jetzt vor-
chlagen würden, würden Sie uns in der Luft zerreißen.
as war rot-grüne Steuerhinterziehungsbekämpfungs-
olitik.

Meine Fraktion geht seit jeher den richtigen Mittel-
eg.


(Lachen bei der SPD – Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Egal, wo die Mitte ist!)


ir treten einerseits für die grundsätzliche Beibehaltung
er strafbefreienden Selbstanzeige gemäß § 371 Abga-
enordnung ein, möchten aber andererseits dort, wo die
elbstanzeige mit krimineller Energie von Anfang an be-
eits Teil einer Hinterziehungsstrategie ist, engere
chranken setzen.

Die strafbefreiende Selbstanzeige ist der verfassungs-
echtlich anerkannte Weg zurück in die Steuerehrlich-
eit. Die Regelungen des § 371 Abgabenordnung beru-
en sowohl auf fiskalpolitischen als auch auf
riminalpolitischen Zielsetzungen. Fiskalpolitisch wol-
en wir damit bisher verheimlichte Steuerquellen er-
chließen, die auch eine verstärkte Finanzverwaltung
icht aufspüren könnte. Kriminalpolitisch wird damit
em Prinzip der tätigen Reue Rechnung getragen. Wer
ie Wirkung einer Tat rückgängig macht, wird milder
ehandelt. Die strafbefreiende Selbstanzeige ist kein
eutsches Sonderrecht, sondern es gibt sie in ähnlicher
orm auch in den meisten anderen europäischen Staaten
nd den USA. So weit zur grundsätzlichen Bejahung des
371 Abgabenordnung.

Wir sagen aber auch: Die Flut der Selbstanzeigen
gerade nach dem Ankauf der CD mit Daten über Steu-

rsünder – zeigt, dass nicht immer, um es vorsichtig zu
agen, nur ehrliche Reue der ausschlaggebende Grund
ür die Steuerehrlichkeit war. Vielmehr war es oft die
ngst vor Entdeckung oder das Nichtaufgehen einer
ühl kalkulierten Hinterziehungsstrategie. Wir wollen
ie Erkenntnisse aus den letzten Monaten dazu nutzen,
as Institut der strafbefreienden Selbstanzeige zu über-
rüfen. Wir wollen dieses Institut erhalten, aber es darf
icht mehr als Mittel einer Hinterziehungsstrategie miss-
raucht werden. Deshalb haben wir in unserem Antrag
inige Prüfwünsche und mögliche Änderungen aufge-
eigt. Wir bitten die Bundesregierung, diese Vorschläge
it ihrem Sachverstand, sicherlich gemeinsam mit den
ändern, zu prüfen.

Erstens. Wir wollen die Teilselbstanzeige ausschlie-
en. Wer Selbstanzeige erstattet, muss sich vollständig
ffenbaren. Er darf nicht scheibchenweise nur die Taten
ennen, deren Entdeckung er möglicherweise befürchtet,





Manfred Kolbe


(A) )


)(B)

sich beispielsweise, wenn das Land A gerade besonders
im Fokus ist, nur für das dort deponierte Geld erklären,
das Geld in Land B und C aber weiterhin verheimlichen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704408800

Erlauben Sie eine Zwischenfrage des Kollegen

Montag, Herr Kolbe?


Manfred Kolbe (CDU):
Rede ID: ID1704408900

Jawohl.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704409000

Herr Kolbe lässt die Zwischenfrage zu. – Bitte.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1704409100

Danke, Herr Präsident. – Herr Kollege, ich habe über

Ihre Idee mit Interesse gelesen. Da Sie sie jetzt wieder-
holen, habe ich sie nun auch mit Interesse gehört. Ich
wollte Sie fragen, wie sich Ihre Fraktion die Lösung die-
ser Problematik vorstellt. Ich nenne eine ganz klare Kon-
stellation: Jemand hat Steuern hinterzogen, indem er
Geldbeträge in zwei ausländischen Staaten deponiert hat.
Jetzt macht er eine Selbstanzeige und zeigt den Sachver-
halt A an. Von dem Sachverhalt B weiß niemand. Er er-
klärt, dass es eine vollständige und richtige Anzeige ist.
Dann wird er so behandelt, als habe er eine vollständige
umfängliche Selbstanzeige gemacht. Wie wollen Sie si-
cherstellen, dass die Strafbefreiung in einer solchen
Konstellation nicht gewährt wird, wenn der zweite Sach-
verhalt weder den Ermittlungsbehörden noch den Fi-
nanzbehörden noch sonst jemandem bekannt ist?


Manfred Kolbe (CDU):
Rede ID: ID1704409200

Herr Kollege, erstens tun Sie mir und meiner Fraktion

zu viel der Ehre an, wenn Sie sagen, das sei unsere Idee.
Hierbei handelt es sich um eine in der Literatur heftig
umstrittene Frage. Wir wollen überprüfen, ob dies helfen
kann, Hinterziehungsstrategien einzugrenzen. Denn es
ist ganz klar kein Fall von tätiger Reue, wenn jemand
Schwarzgelder in den Ländern A, B und C hat, A erklärt,
aber B und C für sich behält. Wie weit das im Einzelnen
geht und ob wir da eventuell Probleme mit der Rechts-
kraft bekommen, soll im Rahmen des Prüfauftrags de-
tailliert geprüft werden. Wir legen heute keinen abschlie-
ßenden Gesetzentwurf vor. Wir zeigen Wege auf, wie
man zu einem sachgerechten Mittelweg kommt, also Er-
haltung des Instituts, aber Verhinderung des Miss-
brauchs. – Danke für die Frage.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gern geschehen!)


Zweitens. Wir wollen über den Zeitpunkt der Tatent-
deckung nachdenken. Wann ist eine Tat entdeckt? Ist
dazu die vollkommene Ausermittlung des Sachverhaltes
erforderlich, wie es derzeit die Rechtsprechung fordert,
oder reicht dazu ein tatsachengestützter Anfangsver-
dacht? Ein anderer Fall ist die Betriebsprüfung. Muss
der Betriebsprüfer erst erscheinen – dazu gibt es nette
Klausurfälle, denn manchmal wird ihm am Gartentor die
entsprechende Selbstanzeige übergeben und je nach
dem, ob die Selbstanzeige vor oder hinter dem Gartentor

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(C (D tattfand, ist zu entscheiden, ob die Strafbefreiung einritt oder nicht –, oder reicht der Zugang der Betriebsprüungsanordnung aus? Drittens. Wir denken auch über einen Zuschlag zu en Hinterziehungszinsen nach, (Beifall des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


amit derjenige, der hinterzieht, nicht besser als derje-
ige behandelt wird, der zwar deklariert, aber aus ir-
endwelchen Gründen nicht zahlt.

Das ist eine Reihe von Prüfaufträgen an das BMF, die
ns in den nächsten Monaten beschäftigen wird, aber die
ine gute Lösung dieses Problems in Aussicht stellt.

Lassen Sie mich abschließend sagen, dass natürlich
rotz internationaler Finanzkrise ein einfaches, niedriges
nd gerechtes Steuersystem ein Beitrag zur Bekämpfung
er Steuerhinterziehung ist.


(Beifall bei der FDP)


ch zitiere den deutschen Nationalökonomen Hans-Karl
chneider, der einmal gesagt hat:

Wer mehr als die Hälfte seines Einkommens an das
Finanzamt abführen muss, ist mehr darauf bedacht,
Steuern zu sparen, als darauf, Geld zu verdienen.

uch daran ist etwas Wahres.

Zu einer Bekämpfung der Steuerhinterziehung gehört
eshalb auch ein Steuersystem, das von den Bürgerinnen
nd Bürgern akzeptiert wird, in dem sie zwar nicht gerne
re Steuern zahlen – das wäre vielleicht zu viel verlangt –,

n dem sie aber den Sinn und Zweck einsehen, nämlich
ie finanzielle Grundlage unseres Gemeinwesens zu
chaffen.

In diesem Sinne werden wir unseren Antrag beraten
nd hoffen auf eine möglichst breite Zustimmung.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704409300

Das Wort hat der Kollege Martin Gerster von der

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Martin Gerster (SPD):
Rede ID: ID1704409400

Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kolle-

en! Wenn man dem Kollegen Kolbe zuhört, dann ge-
innt man den Eindruck, dass die schwarz-gelbe Koali-

ionszusammenarbeit eine neue Speerspitze im Kampf
egen Steuerhinterziehung ist.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Das ist nicht nur ein Eindruck!)


ber wenn man nicht nur kurz hinschaut, sondern auch
in bisschen am Lack kratzt, also sich die vorliegenden
nträge genauer ansieht, dann stellt man fest: große Er-
artungen, große Ziele. Aber was steckt dahinter?





Martin Gerster


(A) )


)(B)

In der Gemengelage der parlamentarischen Initiativen
sehen wir: Die SPD-Fraktion legt einen Gesetzentwurf
vor, in dem ganz konkret etwas gefordert wird. Von den
anderen Fraktionen gibt es Anträge. Die Fraktion Die
Linke hat ihren Antrag mit den Worten überschrieben:
„Den Kampf gegen Steuerhinterziehung nicht dem Zu-
fall überlassen“. Wie in einem Überbietungswettbewerb
heißt es als Überschrift in dem Antrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen: „Steuerhinterziehung wirksam
bekämpfen“. Sie von der Koalition setzen noch eins
drauf und titeln in Ihrem Antrag: „Steuerhinterziehung
wirksam und zielgenau bekämpfen“.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Genau!)


Wenn man sich aber Ihren Antrag anschaut, dann
wird sehr schnell deutlich, dass die Wunschehe von
Union und FDP zerrüttet ist. Es gibt kein Thema, bei
dem das so deutlich wird wie beim Thema Steuern und
Steuerhinterziehungsbekämpfung.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Das ist Unsinn!)


Deswegen sage ich: Das, was Sie hier machen, ist
Schaumschlägerei.

Herr Kolbe, Sie selber haben das Thema Steuer-CD
angesprochen. Das, was in Baden-Württemberg veran-
staltet wird, ist wirklich nicht toll. Zuerst sagt die Lan-
desregierung: Wir wollen die Steuer-CD erwerben. Dann
erklärt der FDP-Justizminister Goll: Das wollen wir
doch nicht machen. Bis heute ist noch nicht geklärt, was
mit der angebotenen Steuer-CD und den darauf befindli-
chen Daten von Steuerhinterziehern passieren soll. Auf
die Frage, ob sie nun erworben wird oder nicht, sind Sie
die Antwort schuldig geblieben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Konkret zu Ihrem Antrag „Steuerhinterziehung wirk-
sam und zielgenau bekämpfen“ sage ich: Je ambitionier-
ter die Überschrift, desto weniger Inhalt. Zwar ist Ihr
Antrag umfangreich und umfasst viele Seiten, Herr
Kolbe, aber eigentlich ist das ein Nichtantrag. Viel von
dem Wenigen, das Sie darin formulieren, kennen wir aus
der letzten Legislaturperiode. Motor war dabei aber
nicht die Unionsfraktion, sondern die SPD-Fraktion mit
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück.


(Beifall bei der SPD)


Sie von der Union waren die Bremser, und die FDP-
Fraktion hat immer dagegen gestimmt. Insofern verstehe
ich gar nicht, wie Sie sich überhaupt darauf einigen
konnten, dies als Pluspunkte in Ihren Antrag zu schrei-
ben.

In der Tat ist es so, dass Bundesfinanzminister Peer
Steinbrück und die SPD-Fraktion einiges Gute auf den
Weg gebracht haben. Ich denke an das Steuerhinterzie-
hungsbekämpfungsgesetz, an die Durchsetzung der
OECD-Standards und die Austrocknung der Steueroa-
sen, aber auch an die Veränderung der Fristen für die
Verjährung in Bezug auf die Verfolgung, die wir im Rah-
men des Jahressteuergesetzes 2009 vorgenommen ha-

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(C (D en. Deswegen sage ich an dieser Stelle: Sie schmücken ich in diesem Antrag mit fremden Federn. Es wäre chön gewesen, wenn Sie gesagt hätten, wer bei dieser ntwicklung Motor und wer Bremser war. Herr Kolbe, wenn man schaut, was konkret in Ihrem ntrag steht, dann wird es wirklich dünn. Herr Gerster, erlauben Sie eine Zwischenfrage des ollegen Kolbe? Ja, gerne. Bitte schön. Herr Gerster, Sie haben zugegeben, dass wir eine ange Liste mit dem füllen können, was unionsgeführte undesregierungen seit 2005 zur Bekämpfung der Steurhinterziehung unternommen haben. Können Sie aus em Stegreif eine ebenso lange Liste mit den Maßnahen anfüllen, die Rot-Grün in der Regierungszeit von 998 bis 2005 zur Bekämpfung der Steuerhinterziehung rgriffen hat? Da ist ebenfalls einiges passiert, Herr Kolbe. (Manfred Kolbe [CDU/CSU]: Dann schießen Sie mal los!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704409500
Martin Gerster (SPD):
Rede ID: ID1704409600
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704409700
Manfred Kolbe (CDU):
Rede ID: ID1704409800
Martin Gerster (SPD):
Rede ID: ID1704409900

ch sage Ihnen ganz deutlich: Im Rahmen der Großen
oalition kamen die Initiativen von Herrn Steinbrück
nd von der SPD-Fraktion. Sagen Sie doch einmal, wel-
he Initiative in der Zeit der Großen Koalition aus der
eder des Wirtschaftsministers gekommen ist. Von dort
abe ich Initiativen vermisst. Von dort ist gar nichts ge-
ommen.


(Manfred Kolbe [CDU/CSU]: Die Frage haben Sie nicht beantwortet!)


In der Anhörung, die ja noch ansteht, können wir gerne
och einmal darüber beraten. Da gibt es einiges, das ich
hnen dann sicherlich mitteilen kann.


(Manfred Kolbe [CDU/CSU]: Da müssen Sie erst scharf nachdenken!)


Schauen wir doch einmal konkret in Ihren Antrag. Er
st Beratungsgegenstand und nicht die Vergangenheits-
ewältigung. Das, was Sie da vorschlagen, ist wirklich
ünn. Ich halte es für abenteuerlich, wenn Sie im Antrag
ehaupten, dass Steuersenkungen als Maßnahme gegen
teuerhinterziehungen gelten können. Es ist ja wirklich
nglaublich, dass hier das sogenannte Wachstumsbe-
chleunigungsgesetz aufgeführt wird und ganz gezielt
arauf verwiesen wird, dass es als Maßnahme gegen
teuerhinterziehung gelten soll. Ich frage mich, ob die
usatzsubventionen für Hoteliers die Steuerehrlichkeit

n Deutschland fördern können. Wie soll denn das funk-





Martin Gerster


(A) )


)(B)

tionieren? Das steht in Ihrem Antrag. Das ist doch ein
zusätzlicher Aufbau von Steuerbürokratie und lädt gera-
dezu dazu ein, keine richtigen Angaben zu machen. In-
sofern sage ich: Das, was Sie in Ihren Antrag geschrie-
ben haben, ist lachhaft.

Ansonsten enthält der Antrag eine Reihe von Prüfauf-
trägen. Herr Kolbe, Sie haben darauf hingewiesen, dass
die SPD-Fraktion einen Gesetzentwurf zur Abschaffung
der Straffreiheit bei Selbstanzeige bei Steuerhinterzie-
hung eingebracht hat. Ich bin überrascht, dass Sie das
nicht aufgreifen; denn noch im Februar hieß es in der
Augsburger Allgemeinen Zeitung wie folgt:

Die momentane Entwicklung der Selbstanzeigen
„pervertiere den Sinn des Gesetzes“ …

– so Ihr Fraktionskollege Michelbach wörtlich –

Sie zeige, dass Selbstanzeigen nicht aus Reue, son-
dern aus Angst vor Entdeckung vorgenommen wür-
den. Michelbach forderte daher die Abschaffung
der Regelung.

Ehrlich gesagt vermisse ich das in Ihrem Antrag.
Schade, dass Sie die Anregung vom Kollegen
Michelbach nicht aufgenommen haben. In der Anhörung
werden wir die Experten, beispielsweise von der Deut-
schen Steuer-Gewerkschaft, hören. Sie werden uns sa-
gen, wie wir an dieser Stelle vorgehen sollen.


(Antje Tillmann [CDU/CSU]: Die fordern das auch nicht mehr!)


Wir von der SPD-Fraktion stehen dazu: Wir wollen
die Straffreiheit bei Selbstanzeige abschaffen. Wir wol-
len die Steuerfahndung ausbauen. Letztendlich wollen
wir – ich glaube, das ist in diesem Zusammenhang wich-
tig – den Verfolgungsdruck auf diejenigen erhöhen, die
systematisch und mit krimineller Energie Steuern hinter-
ziehen. Das ist unser Auftrag.

Deswegen sage ich: Wir von der SPD-Fraktion sind
mit unserem Gesetzentwurf aus meiner Sicht auf dem
richtigen Weg. Ihr Antrag besteht aus vielen Prüfaufträ-
gen – aus einem bunten Kessel –, und eigentlich ist nicht
wirklich etwas dabei, was man greifen kann.

Aber es gibt ja noch die Anhörung Ende Juni. Dort
werden wir ein paar Stunden lang beraten und die Sach-
verständigen hinzuziehen. Ich freue mich auf diese Dis-
kussion und natürlich auch auf die Diskussion im Fi-
nanzausschuss.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704410000

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Volker Wissing

von der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1704410100

Ich danke Ihnen. – Herr Präsident! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Wenn man eine so angespannte Haus-
haltslage hat, wie wir sie gegenwärtig haben,

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(C (D (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann muss man Steuern senken!)


ann haben die Bürgerinnen und Bürger ein Recht da-
auf, dass unser Steuerrecht stringent vollzogen wird.

Weil hier im politischen Raum immer wieder die Be-
auptung laut wird, dass Steuerhinterziehung nicht be-
ämpft und viel Populismus mit diesem Thema betrie-
en wird,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach ja!)


aben die Koalitionsfraktionen einen Antrag vorgelegt,
amit die Bürgerinnen und Bürger auch einmal sehen,
as dieser Staat in der Vergangenheit alles getan hat, um
teuerhinterziehung stringent zu verfolgen; denn das
ind wir den ehrlichen Steuerzahlerinnen und Steuerzah-
ern schuldig.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Gleichwohl gibt es das Instrument der strafbefreien-
en Selbstanzeige, und viele verstehen nicht, warum es
as gibt. Wir verzeichnen 18 000 Selbstanzeigen, mit de-
en Steuermehreinnahmen in Höhe von 1,25 Milliarden
uro verbunden sind. Das spricht eine klare Sprache.
eswegen kann man sagen, dass sich die Möglichkeit
er strafbefreienden Selbstanzeige im deutschen Steuer-
echt bewährt hat. Deswegen wollen wir daran festhal-
en.

Wir wollen die Verfolgung von Steuersündern nicht
rschweren, sondern wir wollen sie vereinfachen. Kaum
ass Sie jetzt in der Opposition sind, stellen Sie sich,
achdem Sie die strafbefreiende Selbstanzeige elf Jahre
ang, als Sie die Regierungsverantwortung hatten, aus
uten Gründen nicht abgeschafft haben, hier hin und
chreien laut: Das muss weg.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist so wie mit Ihrem Steuerkonzept!)


Herr Kollege Gerster, in unserem Steuerrecht wird auf
ooperation gesetzt. Das ist ein sehr kompliziertes Steuer-

echt. Das ist etwas, was man an anderer Stelle diskutie-
en muss. Es setzt auf Kooperation, die nicht nur freiwil-
ig ist. Die Steuerbürger müssen den Steuerbehörden alle
nformationen mitteilen, auch wenn sie in der Vergan-
enheit falsche Angaben gemacht haben.

Wir haben ein Strafrecht, das besagt, dass sich nie-
and selbst belasten muss. Wenn Sie jetzt die strafbe-

reiende Selbstanzeige abschaffen und die Kooperations-
flicht im Steuerrecht beibehalten, dann frage ich:
önnen Sie mir einmal sagen, wie das gehen soll?


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deswegen gibt es nicht nur Gründe der Vereinfa-
hung und fiskalpolitische Gründe dafür, dass die straf-
efreiende Selbstanzeige richtig und wichtig ist. Es gibt
uch verfassungsrechtliche Gründe dafür, warum wir sie
rauchen. Deswegen wollen wir sie auch nicht infrage
tellen.

Jetzt sind Sie also doppelt des Populismus entlarvt.






(A) )


)(B)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704410200

Herr Kollege Wissing, erlauben Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Gerster?


Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1704410300

Ja.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704410400

Bitte schön, Herr Gerster.


Martin Gerster (SPD):
Rede ID: ID1704410500

Herr Kollege Wissing, ich bin jetzt doch etwas über-

rascht, dass Sie die strafbefreiende Selbstanzeige als be-
währtes Instrument bezeichnen. Mir liegt hier ein Artikel
aus dem manager magazin vom 19. Februar 2010 vor.
Darin war zu lesen:

Auch der Vorsitzende des Bundestags-Finanzaus-
schusses, Volker Wissing (FDP), stellt … das In-
strument der Selbstanzeige infrage. Wissing beklagt
demnach, das Gesetz werde

– so wörtlich –

„oft missbraucht“, es bestehe eine „krasse Gerech-
tigkeitslücke“.

Können Sie mir Ihre Rolle rückwärts in diesem Punkt
erklären?


(Manfred Zöllmer [SPD]: Das war vor der Wahl!)


– Das war vor der NRW-Wahl.


Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1704410600

Das kann ich Ihnen erklären, und das hätte ich jetzt

auch noch weiter ausgeführt. Im Übrigen können Sie das
auch dem Antrag entnehmen, in dem ganz klar steht
– das steht auch in dem Artikel, den Sie zitiert haben;
wenn sie ihn vollständig zitiert hätten, dann hätten Sie
das auch vorgelesen –, dass ich das Instrument der straf-
befreienden Selbstanzeige nicht aufgeben möchte. Wir
sind es den Menschen aber schuldig, kontinuierlich zu
überprüfen, ob es einen Reformbedarf, einen Verbesse-
rungsbedarf oder einen Präzisierungsbedarf gibt, weil es
immer das Ziel sein muss, die Einhaltung der Steuerge-
setze stringent zu beachten und diejenigen, die sie nicht
beachten, stringent zu verfolgen.

Nichts anderes habe ich in der Öffentlichkeit gesagt,
und nichts anderes sage ich heute an diesem Mikrofon.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Kollege Gerster, Sie sind in doppelter Hinsicht
des Populismus entlarvt: zum einen, weil Sie in elf Jah-
ren Regierungsverantwortung nicht umgesetzt haben,
was Sie heute fordern, und zum anderen, weil es nicht
sinnvoll ist. Deswegen sagen auch die noch verbliebenen
SPD-Finanzminister in den Ländern – es gibt ja nicht
mehr viele –, dass erst die Straffreiheit Steuersündern ei-
nen Anreiz bietet, auf den Pfad der Tugend zurückzu-
kehren. Durch die Straffreiheit eröffnet sich für den Staat
die Chance, Einnahmen zu erzielen. Das sagt Ihr Finanz-

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(C (D inister in Rheinland-Pfalz, Carsten Kühl, und er hat echt. Aus diesem Grund haben auch die Bundesfinanzmiister der SPD diesem Mann nie widersprochen, sondern ie haben genau dasselbe getan wie der Finanzminister n Rheinland-Pfalz, nämlich sich für den Erhalt der strafefreienden Selbstanzeige eingesetzt. Also bleibt festzuhalten: Die Sozialdemokraten haben lf Jahre lang an dem Instrument festgehalten. Die soialdemokratischen Finanzminister halten an diesem Intrument fest. Es passt in unsere Rechtsordnung, und eswegen hält auch diese Koalition an diesem Instruent fest. Das heißt noch lange nicht, dass man nicht die Disussionen verfolgt, die sich um die Anwendung dieses echtsinstruments drehen. Der Kollege Kolbe hat be eits darauf hingewiesen, dass darüber diskutiert wird, b es im Einzelfall ausreicht, die strafbefreiende Selbstnzeige an der Gartentür abzugeben, oder ob man das och an der Wohnungstür machen kann bzw. ob der Vorarten oder der Pfad zwischen Vorgarten und Haustür ie entscheidende Schwelle ist, und dass überlegt wird, iese Situation abzuschaffen, weil sie unwürdig ist. enn hinter der strafbefreienden Selbstanzeige verbirgt ich auch eine gewisse Großzügigkeit. Wir wollen nicht, dass jemand eine strafbefreiende elbstanzeige neben der Haustür liegen hat, um sie chnell zu holen, wenn er erwischt wird, und sich Strafreiheit zu verschaffen; einstweilen genießt man die Voreile der Steuerhinterziehung. Das wollen wir nicht, weil ir immer dafür eingetreten sind, die Steuergesetze tringent zu vollziehen und weil es für uns eine zentrale rage für die Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft ist. Aber man muss eine kluge und sinnvolle Regelung inden, die auch rechtsstaatlich in Ordnung ist und die iskalpolitischen Interessen des Staates wahren muss. as macht diese Koalition. Wenn Sie regieren würden, dann hätten Sie einen solhen Antrag niemals vorgelegt. Vielen Dank. Das Wort hat der Kollege Richard Pitterle von der raktion Die Linke. Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin en und Kollegen! „Nur zwei Dinge auf Erden sind uns anz sicher: der Tod und die Steuer“, sagte einst der merikanische Präsident Benjamin Franklin. Mit dem rsten Punkt hatte er recht. Beim zweiten konnte er sich ffensichtlich nicht vorstellen, dass es Zeitgenossen geen würde, die eine ungeheure Fantasie und Energie entalten, ihrer staatsbürgerlichen Verpflichtung zur Zahung der Steuer zu entgehen. Diese handeln nach dem Richard Pitterle )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704410700

(Beifall bei der LINKEN)

Richard Pitterle (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704410800




(A) )

Motto „Steuern zahlen nur die Dummen“ und hoffen da-
rauf, dass man zu dumm ist, um ihnen auf die Schliche
zu kommen. Meistens haben sie leider recht.

Die Ausmaße der Steuerhinterziehung sind im Zuge
der Affäre um den Ankauf der Steuer-CD aus der
Schweiz mehr als deutlich geworden. Laut Medien-
berichten haben sich bis jetzt mehr als 18 000 Steuer-
kriminelle selbst angezeigt und dem Fiskus 1,25 Mil-
liarden Euro zurückgezahlt. Dabei ist die Schweiz auch
nur eine der sogenannten Steueroasen auf dieser Welt.
Wir müssen endlich alle Steueroasen austrocknen, wenn
wir mehr Steuergerechtigkeit erreichen wollen.


(Beifall bei der LINKEN)


In Anbetracht dieser immensen Summen aus der
Steuerhinterziehung und der dramatischen Situation der
öffentlichen Haushalte – wir haben heute schon über die
Kommunalfinanzen diskutiert – begrüßen wir grundsätz-
lich alle Initiativen, die das Ziel haben, Steuerhinterzie-
hung effektiv zu bekämpfen. Bei der Regierungskoali-
tion bleibt die Frage, warum sie nicht schon früher mehr
unternommen hat und ob tatsächlich mehr herauskommt
als vollmundige Ankündigungen. Denn es reicht nicht,
immer nur den Mund zu spitzen. Wer den Mund spitzt,
muss auch pfeifen.


(Beifall bei der LINKEN)


Hellhörig werde ich, wenn im Antrag der Regierungs-
koalition davon die Rede ist, dass zur Umsetzung der
OECD-Standards bestehende Doppelbesteuerungsabkom-
men nicht angepasst werden müssten. Die bestehenden
Regelungen zum Informationsaustausch seien ausrei-
chend, heißt es in Ihrem Antrag, soweit der Abkommens-
partner in Bezug auf den Zugang zu Bankinformationen
keinen Beschränkungen aufgrund seines nationalen
Rechts unterliege. Das Problem dabei ist jedoch, dass die
Bestimmungen im OECD-Musterabkommen zum Infor-
mationsaustausch nicht geeignet sind, unserer Steuerver-
waltung die notwendigen Informationen über die Geld-
anlagen der Steuerkriminellen zu verschaffen. Da liegt
doch der Hund begraben. Die Länder, die als Steuer-
oasen genutzt werden, können nämlich OECD-Standards
akzeptieren und gerade so weitermachen wie bisher;
denn sie können sich darauf berufen, dass ihre Verwal-
tungen gar keine Informationen von den Banken erheben
und sie durch Art. 26 Abs. 3 des OECD-Standards expli-
zit davon enthoben sind, ihre Verwaltungspraxis ändern
zu müssen. Das wissen Sie doch ganz genau. Sie wollen
uns und den Menschen im Land Sand in die Augen
streuen. Das ist doch ein Skandal.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Linke fordert, die betreffenden Staaten nicht nur
zur Umsetzung der OECD-Standards zu verpflichten,
sondern mit ihnen zu vereinbaren, funktionierende in-
nerstaatliche Mechanismen zu schaffen, die zur Erlan-
gung der von unserer Steuerverwaltung angefragten In-
formationen unerlässlich sind. Kommt der betreffende
Staat dieser Vereinbarung nicht nach, so ist das Abkom-
men mit ihm zu kündigen, dieses Land als nicht koope-
rativer Staat zu definieren und die Verordnung zur
Steuerhinterziehungsbekämpfung anzuwenden.

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(C (D Zum Thema der strafbefreienden Selbstanzeige. Kaum atte eine Oppositionsfraktion hier im Haus den Antrag estellt, diese abzuschaffen, kommt die Regierungskoalion mit ihrem Prüfauftrag an die Regierung, wie die Anorderungen an eine strafbefreiende Selbstanzeige verchärft werden könnten. Das kennen wir schon aus der ärchenwelt: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann rüfen sie noch heute. amit Sie mich nicht missverstehen: Aus meiner juristichen Sicht und Praxis sind vernünftige Vorschläge daei. Aber warum soll geprüft und nicht sofort umgesetzt erden? Sie selber haben doch auf die vielen Vorschläge n der juristischen Literatur hingewiesen. Ich habe kein ertrauen, dass Sie das zügig umsetzen. Auch die Menchen im Land glauben Ihnen nicht. Es gäbe noch viel zu diesem Thema zu sagen. Aber ch sehe, dass meine Zeit abgelaufen ist – die Zeit der teuerhinterzieher hoffentlich auch bald. Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt hat as Wort der Kollege Dr. Gerhard Schick von ündnis 90/Die Grünen. Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704410900
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ns liegen heute zwei Anträge – einer von den Koali-
ionsfraktionen und einer von Bündnis 90/Die Grünen –
or. Der Gesetzentwurf der SPD steht heute nicht zur
iskussion. Über ihn werden wir demnächst im Aus-

chuss diskutieren.

Was den Antrag der Koalitionsfraktionen betrifft: Sie
aren sehr fleißig und haben auf zehn Seiten eine um-

assende Zusammenschau gemacht. Ich wünschte mir,
ass auch Kleine Anfragen so ausführlich beantwortet
ürden. Aber Sie schreiben eigentlich nichts Entschei-
endes zu dem, was die Bundesregierung auf nationaler
bene vorhat. Dort, wo es um nationale Angelegen-
eiten geht, schreiben Sie plötzlich etwas über Umsatz-
teuerbetrug. Das hat mit Einkommensteuerhinterzie-
ung überhaupt nichts zu tun. Im Endeffekt handelt es
ich bei Ihrem Antrag um eine Fleißaufgabe mit ange-
ängtem Prüfauftrag. Das ist für Regierungsfraktionen
chwach.

Ihr Antrag geht aber auch inhaltlich an der Sache vor-
ei. Die strafbefreiende Selbstanzeige hat sich in der
orhandenen Form doch nicht bewährt. Sie hat vielmehr
alsche Anreize gesetzt und dazu geführt, im Zweifels-
all zuzuwarten. Bevor der Ermittler vor der Tür steht,
rhalten die Betreffenden häufig Hinweise von den ge-
rüften Kreditinstituten oder – wie bei den Steuer-CDs –
us der Öffentlichkeit. Die Möglichkeit, Reue zu zeigen,
ird häufig instrumentalisiert, um noch besser Steuern

u hinterziehen. An dieser Stelle besteht Korrekturbe-
arf. Als wir vor kurzem eine Kleine Anfrage gestellt
aben, war noch nicht die Rede davon, dass Sie korrigie-





Dr. Gerhard Schick


(A) )


)(B)

ren wollen. Nun wollen Sie das prüfen. Ich sage an die
Adresse der Bundesregierung: Es ist notwendig, hier
sehr genau zu präzisieren. Es reicht nicht aus, wie Herr
Wissing zu argumentieren, dass es ein gewisses Auf-
kommen durch die strafbefreiende Selbstanzeige gibt.
Vielmehr muss man schauen, wo die strafbefreiende
Selbstanzeige vielleicht dem guten Anreiz entgegen-
steht, steuerehrlich zu sein. Diese beiden Sachverhalte
sind gegeneinander abzuwägen. Wir jedenfalls sehen er-
heblichen Korrekturbedarf.

In unserem Antrag geht es allerdings nicht nur darum.
Wir schlagen darüber hinaus eine ganze Reihe von Maß-
nahmen vor, von denen bei Ihnen nicht die Rede ist, ob-
wohl an den entsprechenden Stellen dringend etwas ge-
tan werden müsste.

Erstens. Das Steuerhinterziehungsbekämpfungsgesetz
ist immer noch ein stumpfes Schwert, ein Schwert, das
nicht wirkt, weil Sie es nicht anwenden. Das muss korri-
giert werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zweitens. Was die Bundessteuerverwaltung angeht,
ist es nicht so, wie Sie es schreiben: dass steuerlich rele-
vante Informationen ohne Mithilfe der Beteiligten nicht
aufgeklärt werden können. Die Frage ist, ob wir unsere
Verwaltungen in die Lage versetzen, Aufklärung zu be-
treiben. Die Vorkommnisse in Hessen zeigen uns, wie
CDU/FDP-Regierungen manchmal mit denjenigen um-
gehen, die Aufklärung leisten wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Steffen Bockhahn [DIE LINKE])


Auch die CDU/FDP-Regierung in Baden-Württemberg
will Möglichkeiten, eine Sache ohne die Mithilfe der Be-
troffenen aufzuklären, anscheinend gar nicht nutzen,
weil es nicht in ihrem politischen Interesse ist.

Ich will noch auf einen anderen Punkt eingehen. Alle
schweigen zu der Rolle deutscher Banken in dieser
Frage. Wir Grüne tun es nicht. Ich glaube, es täte uns in
der Diskussion mit unseren Nachbarstaaten gut, einmal
zu sagen, dass deutsche Banken mit ihren Tochtergesell-
schaften auf diesem Gebiet ebenfalls aktiv sind. Dann
wäre man ehrlich, und dann müsste man in Deutschland
beim Kreditwesengesetz ansetzen. Man sollte dafür sor-
gen, dass es sowohl bei uns als auch in anderen Staaten
unmöglich ist, mithilfe unserer Kreditinstitute Steuern
zu hinterziehen. Das gehört zur Ehrlichkeit dazu.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Auch an dieser Stelle zeigt sich, ob man dem Sachver-
halt ernsthaft gegenübertritt oder ob es nur darum geht,
der Aufregung in der Bevölkerung und sinkenden Um-
fragewerten kurzfristig etwas entgegenzusetzen.

In unserem Antrag werden weitere Vorschläge ge-
macht. Der Ausschuss wird eine Anhörung zu dem Ge-
samtkomplex durchführen. Ich glaube, das ist nötig. Ich
fordere Sie auf, ehrlich der Frage nachzugehen, was in
unserem Land eigentlich passiert. Gerade die Eliten, ge-
rade die Leistungsträger entziehen sich häufig über Jahre

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(C (D n großem Umfang der Beteiligung an unserem Gemeinesen. (Dr. Daniel Volk [FDP]: Das ist schon übertrieben!)


s passiert das Gegenteil dessen, was Sie, Herr Kolbe,
esagt haben. Häufig schreien manche Personen, auch
us Ihren Fraktionen und Parteien. Sie sind zwar hart im
on, aber leider sehr moderat in der Sache. Wir wollen
as ändern und in der Sache klar vorankommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704411000

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
en Drucksachen 17/1755 und 17/1765 an die in der Ta-
esordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
ind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
ind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 30 a bis 30 c auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Anton
Schaaf, Anette Kramme, Elke Ferner, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Das Risiko von Altersarmut durch veränderte
rentenrechtliche Bewertungen von Zeiten der
Langzeitarbeitslosigkeit und der Niedriglohn-
Beschäftigung bekämpfen

– Drucksache 17/1747 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Matthias
W. Birkwald, Klaus Ernst, Dr. Martina Bunge,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Schutz bei Erwerbsminderung umfassend ver-
bessern – Risiken der Altersarmut verringern

– Drucksache 17/1116 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Matthias
W. Birkwald, Klaus Ernst, Dr. Martina Bunge,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Risiken der Altersarmut verringern – Renten-
beiträge für Langzeiterwerbslose erhöhen

– Drucksache 17/1735 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Haushaltsausschuss





Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms


(A) )


)(B)

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. Gibt es
Widerspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist das so
beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner das Wort dem Kollegen Juratovic von der SPD-Frak-
tion.


(Beifall bei der SPD)



Josip Juratovic (SPD):
Rede ID: ID1704411100

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

Kolleginnen und Kollegen! Heute hat der Deutsche Bun-
destag Maßnahmen zur Sicherung des Euro und der Fi-
nanzwelt beschlossen. Es wird behauptet, dass die Fi-
nanzkrise alle Staaten des Euro-Raums verursacht haben,
weil sie über ihre Verhältnisse gelebt haben. Für Staaten
mag dies zutreffen, aber für alle Bürger auf keinen Fall.
Wir dürfen eines nicht vergessen: Die globale Finanz-
und Wirtschaftskrise war möglich, weil Spekulanten im
internationalen Finanzkasino Geld verjubelten, das von
Arbeitnehmern unter größten Anstrengungen erwirt-
schaftet worden war.


(Anton Schaaf [SPD]: So ist das!)


Immer mehr Menschen arbeiten in Deutschland für
Hungerlöhne, während ihr Arbeitsleben immer stärker
gekennzeichnet ist durch Leistungsverdichtung, Stress
und Lohnzurückhaltung. Andere Menschen wiederum
haben ihren Arbeitsplatz verloren, weil Heuschrecken
ihr Unternehmen aufkauften und große Rendite mach-
ten, indem sie Massenentlassungen vornahmen. Wir ste-
hen nicht nur in der Verantwortung, dass wir künftig luf-
tige Finanzspekulationen unterbinden, sondern auch,
dass wir den Menschen Sicherheit geben, die für den
Wohlstand hier in Deutschland hart arbeiten oder die
trotz größter Anstrengungen und Weiterbildungen für
mehrere Jahre keinen Job finden.


(Beifall der Abg. Gabriele Hiller-Ohm [SPD])


Das bedeutet einerseits, dass wir für mehr Fairness auf
dem Arbeitsmarkt sorgen müssen. Um prekären Löhnen
einen Riegel vorzuschieben, brauchen wir so schnell wie
möglich einen flächendeckenden Mindestlohn.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das bedeutet andererseits, dass wir die Menschen, die
von prekärer Beschäftigung und Langzeitarbeitslosigkeit
betroffen sind, vor unwürdiger Altersarmut bewahren
müssen.

Die Erwerbsbiografien sind heute anders als vor 20 Jah-
ren: Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass Arbeitneh-
mer von der Lehre bis zur Rente im selben Betrieb arbei-
ten. Es wird für die Arbeitnehmer zu einer allgemeinen
Erfahrung, dass man im Erwerbsleben auch Zeiten der
Arbeitslosigkeit und Zeiten prekärer Beschäftigung hat.
Deswegen muss der Staat eingreifen.

Wir Sozialdemokraten fordern in unserem Antrag, dass
die Bundesregierung Maßnahmen ergreift, um die Alters-

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(C (D rmut von morgen zu vermeiden. Das bedeutet, dass wir ückwirkend Änderungen bei der Rentenberechnung rauchen. Erstens müssen Zeiten der Langzeitarbeitslosigkeit esser bewertet werden, und zwar unabhängig davon, ob eistungen nach dem SGB II bezogen wurden. Wer aufrund des Einkommens des Partners keine Leistungen er Grundsicherung für Arbeitsuchende erhält, darf bei er Rente nicht bestraft werden. Konkret fordern wir, ass Zeiten nach dem 1. Januar 2000, in denen Arbeitsosenhilfe oder Grundsicherung bezogen wurde, in der esetzlichen Rentenversicherung als beitragsgeminderte eiten gewertet werden. Zweitens wollen wir, dass die Rentenansprüche von rbeitnehmern, deren Einkommen unter 75 Prozent des urchschnittsverdienstes liegt, angehoben werden, wie s für Beitragszeiten von vor 1992 gilt. Konkret soll daür die Regelung über die Mindestentgeltpunkte bei geingem Arbeitsentgelt bis zum Ende dieses Jahres verängert werden. Diese Änderungen werden nicht für umsonst zu haen sein. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das würde mich interessieren: Was kostet das, und wie soll das finanziert werden? – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Geld ist genug da, Herr Kolb!)


s geht dabei jedoch nicht nur um den Schutz von Ein-
elschicksalen, sondern auch um die Bewahrung des so-
ialen Friedens. Ist es den Menschen in unserem Land zu
ermitteln, dass Bankenmanager trotz Finanzkrise wie-
er Millionengehälter einstreichen, während der recht-
chaffene Arbeitnehmer immer mehr leisten muss und
ennoch den Gürtel immer enger schnallen soll? Ist es
erecht, dass immer mehr Menschen zu Dumpinglöhnen
eschäftigt werden oder unverschuldet arbeitslos sind
nd einer Armutsrente entgegensehen?

Nein, werte Kolleginnen und Kollegen. Wir müssen
egensteuern: Wir müssen die Arbeitswelt humanisieren.
azu gehören gute Löhne und eine gute Altersabsiche-

ung. Dazu gehören auch bessere und gesündere Arbeits-
edingungen. Meine Kollegen am Fließband können un-
er den heutigen Umständen nicht bis 67 arbeiten, häufig
uch nicht bis 65 und oft auch nicht bis 60.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die SPD hat doch die Rente mit 67 beschlossen! – Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Da hat er recht, der Herr Kolb!)


eshalb werden wir Sozialdemokraten dieses Jahr ganz
enau hinschauen, wenn die Bundesregierung aufgrund
er Überprüfungsklausel über die Rente ab 67 berichtet.
ir werden es nicht hinnehmen, wenn aus der Anhe-

ung des Renteneintrittsalters eine indirekte Rentenkür-
ung wird. Wir stehen für eine solidarische Gesellschaft,
ie jedem Menschen ein würdiges Leben – während der
eschäftigung wie während der Rente – gewährleistet.

Werte Kolleginnen und Kollegen von den Koalitions-
raktionen, bekennen Sie Farbe! Unterstützen Sie unse-





Josip Juratovic


(A) )


)(B)

ren Antrag, um nicht nur ein leistungsstarkes, sondern
auch ein sozial gerechtes Deutschland zu ermöglichen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704411200

Das Wort hat jetzt der Kollege Peter Weiß von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1704411300

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Ich denke, zuerst muss man etwas feststellen, was auch
im SPD-Antrag erfreulicherweise ganz vorne steht: Es
ist eine großartige Leistung unseres deutschen Renten-
systems, dass heute nur 2,3 Prozent der Rentnerinnen
und Rentner wegen zu geringer Alterseinkünfte auf zu-
sätzliche staatliche Unterstützung angewiesen sind.


(Beifall bei der CDU/CSU – Anton Schaaf [SPD]: Das stimmt!)


Zur Erinnerung: Vor dem Jahr 1957, in dem – eine der
großen Leistungen Konrad Adenauers – die dynamische
Rente eingeführt worden ist, waren in Deutschland über
70 Prozent der Rentnerinnen und Rentner auf Sozialhilfe
angewiesen, weil sie zu wenig zum Leben hatten. Es ist
eine erstaunliche Entwicklung, die wir in den Jahrzehn-
ten seitdem hinbekommen haben, auf die wir Deutsche
zu Recht stolz sein können.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Aber richtig ist auch: Wenn wir diese großartige Leis-
tung unseres Sozialstaats für die Zukunft erhalten wollen,
dann müssen wir auch die Gefahren sehen, die uns dro-
hen. Sie drohen uns deswegen, weil die Langzeitarbeits-
losigkeit zunimmt, weil zu wenig in der Rentenkasse an-
gespart wird, weil nicht gesicherte Selbstständigkeit
zunimmt und weil unterbrochene Erwerbsbiografien zu-
nehmen, und das bei einem sinkenden Niveau der gesetz-
lichen Rente. Deshalb haben wir, CDU, CSU und FDP, in
unserem Koalitionsvertrag für die neue Bundesregierung
festgeschrieben – ich zitiere –:

Wir verschließen die Augen nicht davor, dass durch
veränderte wirtschaftliche und demographische
Strukturen in Zukunft die Gefahr einer ansteigenden
Altersarmut besteht. Deshalb wollen wir, dass sich
die private und betriebliche Altersvorsorge auch für
Geringverdiener lohnt und auch diejenigen, die ein
Leben lang Vollzeit gearbeitet und vorgesorgt haben,
ein Alterseinkommen oberhalb der Grundsicherung
erhalten, das bedarfsabhängig und steuerfinanziert
ist.

Ich halte das für das zentrale und wichtigste rentenpo-
litische Vorhaben dieser Koalition, das wir zum Erfolg
führen wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D ltersarmut muss auch für künftige Generationen weiestgehend ein Fremdwort bleiben. Das ist das Ziel unseer Alterssicherungspolitik. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


Um nun eine zielgerichtete und bedarfsgerechte Lö-
ung zu finden, bedarf es aber nicht der Umsetzung vieler
inzelanträge, wie sie uns jetzt vorliegen, sondern eines
esamtkonzepts. Deshalb haben wir vereinbart, dass wir
azu eine Regierungskommission einsetzen, auch mit
issenschaftlicher Unterstützung. Wir sind mit Frau
undesministerin Ursula von der Leyen übereingekom-
en, dass diese Kommission zu Beginn des Jahres 2011

ingesetzt wird, sodass wir im kommenden Jahr aufgrund
ines konkreten, wissenschaftlich fundiert erarbeiteten
orschlags ein Gesamtkonzept zur Sicherung gegen Al-

ersarmut hier im Parlament beraten und beschließen kön-
en.

Das braucht einen gewissen Vorlauf, und man braucht
afür, wie man neudeutsch sagt, Manpower. Deshalb
öchte ich mich bei Frau Ministerin Ursula von der
eyen ausdrücklich dafür bedanken, dass sie bereits im
rühjahr dieses Jahres in ihrem Haus ein neues Referat
it dem Titel „Bekämpfung von Altersarmut“ eingerich-

et hat. Das zeigt wieder einmal: Die Regierung ist etwas
chneller, als die Opposition erlaubt.


(Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Tosender Beifall! – Gegenruf von der CDU/CSU: Das war auch für uns zu schnell! – Beifall bei der CDU/CSU – Anton Schaaf [SPD]: Die Ministerin hat gesagt, sie kann in diesem Jahr nur noch SGB II machen! Sie ist ausgelastet!)


Ich möchte ausdrücklich für die Kommission sagen,
ass wir selbstverständlich all die Vorschläge, die jetzt in
ppositionsanträgen als Wünsche an die Regierung he-

angetragen werden, damit sie in die Gesetzgebung ein-
ließen, unvoreingenommen prüfen werden. Aber der
ichtigste Punkt – er wird durch die Vorschläge leider
icht erfasst – ist, wie wir wirklich zielgenau und be-
arfsgerecht helfen. Zum Beispiel: Natürlich ist die
ente nach Mindesteinkommen mit einer Höherwertung
on Entgeltpunkten etwas, mit dem man dem einen oder
nderen Arbeitnehmer hilft, über das Grundsicherungsni-
eau hinauszukommen; aber einige bleiben trotzdem zu-
ück. Natürlich ist die Zahlung eines höheren Beitrags für
angzeitarbeitslose in die Rentenkasse eine Möglichkeit,
ie dem einen oder anderen hilft, über das Grundsiche-
ungsniveau hinauszukommen; aber viele andere bleiben
ahinter zurück, sie müssen trotzdem Grundsicherung im
lter beantragen. Deshalb sollten wir genau prüfen, wie
ir wirklich sicherstellen können, dass jemand, der sein
anzes Leben fleißig gearbeitet und Beiträge gezahlt hat,
icher sein kann, dass er am Schluss, wenn er in Rente
eht – das ist der wichtige Punkt –, von diesem Altersein-
ommen, das er insgesamt hat, leben kann und nicht
rundsicherung beziehen muss. Das ist unser Ziel.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Diese Zielsetzung darf sich aber nicht allein auf die
esetzliche Rente beschränken; denn, verehrte Kollegin-





Peter Weiß (Emmendingen)



(A) )


)(B)

nen und Kollegen vor allen Dingen von der SPD und den
Grünen, in Ihrer Regierungsverantwortung haben Sie
massiv die Veränderung des deutschen Alterssicherungs-
systems hin zu einem Dreisäulensystem vorangetrieben.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Kapitalgedeckte Alterssicherung!)


Dazu gehört, dass in Zukunft die Alterssicherung nicht
allein aus der gesetzlichen Rente, sondern genauso aus
der betrieblichen Altersvorsorge und der privaten, kapi-
talgedeckten Altersvorsorge erfolgen soll. Deshalb müs-
sen wir in ein Gesamtsystem auch die Leistungsfähigkeit
der betrieblichen und der privaten, kapitalgedeckten Al-
tersvorsorge einbeziehen. Diese beiden Säulen müssen
ebenfalls einen Beitrag zur Verhinderung von Alters-
armut leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das gilt auch für den Antrag, der zur Erwerbsminde-
rungsrente vorgelegt wird. Selbstverständlich, wir müs-
sen etwas tun, damit jemand, der erwerbsgemindert ist,
angesichts des sinkenden Rentenniveaus nicht automa-
tisch in die Grundsicherung – früher nannte man das
„Sozialhilfe“ – für Ältere fällt. Aber dazu müssen auch
die private, kapitalgedeckte und die betriebliche Alters-
vorsorge eine zusätzliche Leistung erbringen. Das gehört
in ein Gesamtkonzept, das wir einführen wollen.

Ein solches Gesamtkonzept rät uns letztlich auch der
Präsident der Deutschen Rentenversicherung. Ich darf
aus einem Aufsatz von Herrn Dr. Herbert Rische vom
Beginn dieses Jahres zitieren:

Die Zahlen verdeutlichen, dass die Lebensstandard-
sicherung bei Eintritt der vollen Erwerbsminderung
– ebenso wie bei der Altersrente – vor dem Hinter-
grund der Entwicklung des Rentenniveaus künftig
im Regelfall nicht mehr allein durch die Leistungen
der gesetzlichen RV gewährleistet werden kann,
auch wenn die gesetzliche RV die stärkste Säule der
Sicherung bei Alter und Erwerbsminderung bleiben
wird.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, auch der
Ansatz bei den Minirenten, deren Zahl in der Tat zu-
nimmt, führt uns nicht in die richtige Richtung; denn
Minirenten entstehen nicht nur, weil jemand sein ganzes
Leben lang wenig in die Rentenkasse eingezahlt hat,
sondern Minirenten entstehen in zunehmendem Maße
auch dadurch, dass Menschen ihre Beschäftigungsver-
hältnisse verändern, nach einigen Jahren als Angestellte
oder Arbeiter selbstständig werden und sich dort eine
gute Altersversorgung aufbauen oder nach einigen Jah-
ren in ein Beamtenverhältnis wechseln oder vielleicht
auch aus einem Beamtenverhältnis ausscheiden. Deshalb
ist die entscheidende Frage nicht: „Ist bei der Deutschen
Rentenversicherung nur eine Minirente notiert?“, son-
dern: Hat jemand außer dieser Minirente keine andere
Form von Altersversorgung?

„Bedarfsgerecht“ heißt für mich: Demjenigen, der im
Alter tatsächlich zu wenig hat, wollen wir zielgerichtet
helfen, damit er möglichst nicht auf Grundsicherung im

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(C (D lter angewiesen ist. Die Rente desjenigen, der aus aneren Versorgungssystemen schon genug oder ausreihend hat, brauchen wir nicht noch zusätzlich aufzuweren. enau dies wird in den Oppositionsanträgen leider nicht edacht. Wir wollen eine bedarfsgerechte und damit ielgenaue Sicherung gegen Altersarmut. Das ist die ufgabenstellung. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Anton Schaaf [SPD]: Das ist doch Quatsch! Was wir vorhaben, ist zielgerichtet – genau für diesen Personenkreis!)


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ist es!)


Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, um es
usammenzufassen: Wir werden die Vorschläge, die ge-
acht worden sind, in der Kommission, die wir nächstes

ahr einsetzen werden, allesamt aufgreifen. Wir von der
hristlich-liberalen Koalition wollen – das ist ein zentra-
es Anliegen unserer Rentenpolitik – das deutsche Al-
erssicherungssystem mit einer zusätzlichen Sicherung
egen Altersarmut versehen. Das ist notwendig und rich-
ig. Das wird eine der großen Aufgaben dieser Koalition
erden, und ihr werden wir uns stellen.

So darf ich heute zum Schluss Ihnen allen ein frohes
nd gesegnetes Pfingstfest wünschen. Noch ein Tipp:
eichen Sie dem Heiligen Geist nicht aus!

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704411400

Das Wort hat jetzt der Kollege Matthias Birkwald von

er Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Matthias W. Birkwald (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704411500

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

amen und Herren! Gute Arbeit, gute Löhne, gute
ente – das ist der Dreiklang, an dem wir Linken unsere
ozial- und Arbeitsmarktpolitik ausrichten.

Altersarmut ist – leider – wieder in der Mitte der Ge-
ellschaft angekommen: als Mangel an Einkommen und
ls Angst um die Zukunft. Schon heute sind die Men-
chen im Osten stärker von Armut betroffen als die im
esten, und das wird auch künftig so bleiben, wenn wir

icht gegensteuern. Ob in der Kindheit, im Erwerbsleben
der im Alter: Armut zu vermeiden, muss für eine demo-
ratische Sozialpolitik selbstverständlich sein, und dafür
ämpft die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Schlachtruf, mit dem die neue Sozialdemokratie
hren Angriff auf den Sozialstaat ritt, war – ich zitiere –:
Jede Arbeit ist besser als keine Arbeit.“ Der sozialde-
okratische Bundeskanzler Gerhard Schröder hier in
eutschland und Tony Blair in Großbritannien wollten
nde der 90er-Jahre einen dritten Weg, und sie ebneten





Matthias W. Birkwald


(A) )


)(B)

die Fläche für Niedrigstlöhne. Sie behaupteten fälschli-
cherweise – ich zitiere –:

Teilzeitarbeit und geringfügige Arbeit sind besser
als gar keine Arbeit, denn sie erleichtern den Über-
gang von Arbeitslosigkeit in Beschäftigung.

Das heißt, die Hungerpeitsche treibt die Menschen in
mies bezahlte und darüber hinaus sinnentleerte Arbeit.
Wer Minijobs sät, wird Altersarmut ernten. Dieser Weg
ist eine Sackgasse.


(Beifall bei der LINKEN)


An ihrem Ende stehen unwürdige Jobs und Altersarmut.
Ich sage Ihnen: Arbeit darf nicht arm machen. Von Ar-
beit muss man leben können – jetzt und im Alter.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir Linken wollen eine Rente, die den Lebensstandard
sichert und die vor Altersarmut schützt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen in der SPD, Armut
und Rentenklau sind nicht das Ergebnis von Naturgewal-
ten, sondern das Ergebnis politischer Irrwege. Die kön-
nen und müssen wir schleunigst verlassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir Linken fordern deutlich höhere Rentenansprüche
für Langzeiterwerbslose. Noch Mitte der 90er-Jahre
wurden in der Arbeitslosenhilfe pro Kopf durchschnitt-
lich 236 Euro an die Rentenkasse gezahlt. Heute, unter
Hartz IV, sind es klägliche 40 Euro. Nach einem Jahr
Hartz IV ergibt das einen Rentenanspruch von 2,09 Euro.
Hier wird ein gesellschaftliches Problem schamlos auf
die Betroffenen abgewälzt. Das ist höchst unanständig.


(Beifall bei der LINKEN)


Gemeinsam mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund
fordern wir, für Langzeiterwerbslose statt 40 Euro künf-
tig 250 Euro in die Rentenkasse zu zahlen. Das ergibt
dann nach aktuellen Rentenwerten 13,60 Euro im Wes-
ten und 12,10 Euro im Osten Deutschlands. Das ist übri-
gens ein weiterer Grund, endlich die Rentenwerte Ost
auf Westniveau anzuheben.


(Beifall bei der LINKEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, machen wir uns
nichts vor: Höhere Beiträge für Langzeiterwerbslose
sind nur ein Baustein für einen neuen, sozial gerechten
Weg in der Alterssicherung. Niedrige Einkommen müs-
sen aufgewertet werden. Geringe Einkommen müssen
nach unten begrenzt werden. Der Gewerkschaftsvorsit-
zende Klaus Wiesehügel von der IG BAU hat den richti-
gen Weg gewiesen.


(Anton Schaaf [SPD]: Guter Mann!)


Er fordert einen flächendeckenden gesetzlichen Min-
destlohn von 10 Euro. Folgen Sie einem Mann, der weiß,
wovon er spricht!


(Beifall bei der LINKEN)


10 Euro Mindestlohn sind ein durch nichts zu erset-
zender Baustein, um Altersarmut wirklich und wirksam
zu vermeiden. Lassen Sie die Rentnerinnen und Rentner

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(C (D icht die Suppe auslöffeln, die ihnen Ihre verfehlte Poliik eingebrockt hat! Den Lebensstandard sichern und Armut vermeiden, as muss selbstverständlich für alle gelten. Das gilt auch ür all die, die aus gesundheitlichen Gründen nicht oder icht mehr arbeiten können. Gegen das Schicksal der Ererbsminderung abzusichern, war schon immer eine auptaufgabe der Rentenversicherung. Rot-Grün hat ier ebenfalls die Lage der Betroffenen auf eine Weise erschlechtert, die gegen jegliches Gerechtigkeitsempinden verstößt. Wer aus gesundheitlichen Gründen vor em 63. Lebensjahr nicht mehr arbeiten kann, wird mit entenkürzungen bis zu 11 Prozent bestraft. Das ist alsch und nicht zu rechtfertigen. Das ist schlicht ungeecht. Ändern wir das! Damit Sie sich hier nicht einfach schön zurücklehnen, eine Damen und Herren von der CDU/CSU und der DP: Sie haben das im Bundesrat alles mitbeschlossen; lso stecken Sie genauso mit drin wie Rot-Grün. Diese Irrwege müssen wir verlassen. Nur einzelne chlaglöcher auszubessern, reicht nicht. Der ganze Weg st falsch. Die Richtung müssen wir ändern. Links heum, bitte! (Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der CDU/CSU: Bloß nicht! – Das hättet ihr wohl gerne!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1704411600

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Heinrich Kolb von

er FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1704411700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

inksverkehr, Herr Birkwald, ist gefährlich, wenn er
icht koordiniert stattfindet.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Machen wir koordiniert!)


ann gibt es nämlich Frontalzusammenstöße in großer
ahl. Deswegen, meine ich, sollten wir vorerst bei den
estehenden Verkehrsregeln bleiben; die sind so schlecht
icht.

Ich werte die Anträge, die von der gesamten Opposi-
ion heute hier vorliegen, so, dass das Thema Alters-
rmut jetzt auch von der aktuellen Opposition bearbeitet
ird, nachdem die Koalition sich dieses Thema in ihrem
oalitionsvertrag angenommen hat.


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Passiert ist aber noch nichts!)


ch will auch darauf hinweisen, dass die FDP-Bundes-
agsfraktion als erste Fraktion in diesem Haus in der letz-
en Legislaturperiode schon sehr intensiv an diesem
hema gearbeitet und auch Anträge dazu eingebracht
at.





Dr. Heinrich L. Kolb


(A) )


)(B)

Wenn wir jetzt diesen Diskussionsprozess anfangen,
sollten wir uns noch einmal vor Augen führen, was Ar-
mut eigentlich bedeutet. Wir haben zum einen den Be-
griff der absoluten Armut. Absolute Armut im Alter
wird mit der Grundsicherung – das war ja damals auch
der Ansatz von Rot-Grün – in Höhe von etwa 660 Euro
im Monat vermieden. Zum anderen haben wir eine Ar-
mutsrisikogrenze; diese liegt höher, und zwar bei
60 Prozent des bedarfsgewichteten Medianeinkom-
mens, also bei 880 Euro.

Ich glaube, wenn wir darüber reden, wie Altersarmut
zu vermeiden ist, dann geht es darum, die Lücke zwi-
schen absoluter Armut und Armutsrisikogrenze mög-
lichst zu schließen und dafür zu sorgen, dass das Ge-
samtalterseinkommen der Menschen über dieser Grenze
liegt. Es darf gerne auch mehr sein; das will ich ganz
deutlich sagen. Aber die Aufgabe des Staates kann nur
sein, das Risiko der Armut im Alter und natürlich auch
während der Erwerbsphase zu vermeiden. Ich denke, es
ist wichtig, dies vorab sehr deutlich zu sagen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Wir können feststellen – das ist ein Erfolg unseres
Sozialstaates –, dass Altersarmut heute kein verbreitetes
Phänomen ist. Im Gegenteil, das Armutsrisiko für Ältere
ist zwischen 1984 und 2003 sogar deutlich zurückge-
gangen. Der Anteil der Menschen im Alter von
65 Jahren und darüber, der auf Leistungen der Grund-
sicherung im Alter und bei Erwerbsminderung angewie-
sen ist, beträgt 2,3 Prozent; das sind, in absoluten Zah-
len, 371 000 Menschen. Jeder Einzelfall ist relevant und
muss uns sorgen. Wir müssen diese Armut ernst nehmen.

Weil der Kollege Birkwald gesagt hat, Altersarmut sei
in der Mitte der Gesellschaft angekommen, will ich da-
rauf hinweisen: Ich glaube, dass die Altersarmut zu-
nehmen wird, und zwar aus den Gründen, die bereits
genannt worden sind; dazu gehören beispielsweise ge-
brochene Erwerbsbiografien insbesondere in den neuen
Bundesländern. Aber ich glaube auch, wir können glück-
licherweise davon ausgehen, dass die Mehrzahl der
Menschen in unserer Gesellschaft künftig ein ausrei-
chendes Alterseinkommen hat.

Es ist wichtig, dass wir in dieser Diskussion nicht nur
auf die Alterseinkommen abstellen. An dieser Stelle ist
das richtig, was der Kollege Weiß gesagt hat: Nicht je-
der, der eine niedrige Rente hat, hat im Alter auch ein
niedriges Gesamteinkommen, sondern viele Menschen
haben nur deshalb relativ geringe Anwartschaften in der
Rentenversicherung, weil sie im Laufe ihres Arbeits-
lebens in andere Alterssicherungsformen gewechselt
sind, beispielsweise in berufsständische Versorgungs-
werke.

Wir müssen auch zur Kenntnis nehmen: Das Einkom-
men im Alter sollte nicht losgelöst von dem Vermögen,
das Menschen im Alter aufgebaut, das sie geerbt und das
sie anderweitig zur Verfügung haben, betrachtet werden.
Deswegen ist es wichtig, zielgenau anzusetzen und ziel-
orientiert zu handeln, sodass nur derjenige, der ein nie-
driges Einkommen hat und nicht aufgrund eigenen Ver-

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(C (D ögens in der Lage ist, sein Auskommen zu gestalten, om Staat eine ergänzende Hilfe bekommt. Ich glaube, wir können durchaus sagen: Die Gefahr er Altersarmut lässt sich auf bestimmte Personengrupen typisierend eingrenzen. Vor allen Dingen sind es aleinerziehende Frauen, Soloselbstständige, Menschen, ie in ihrer Erwerbsbiografie Phasen der Langzeitrbeitslosigkeit hatten, und Menschen, die von Erwerbsnfähigkeit betroffen sind. Wir müssen jeden Einzelfall ehr differenziert betrachten. Das vermisse ich bei Ihnen. Was beispielsweise die Soloselbstständigen angeht, o glaube ich nicht, dass man das Problem lösen kann, ndem man einem Menschen, der selbstständig erwerbsätig sein will, vorschreibt, wie er für sein Alter vorsoren soll; ich bin also nicht für eine Versicherungspflicht n der Rentenversicherung. Aber es muss eine Pflicht zur ersicherung geben. In jedem Jahr, in dem jemand arbei et, muss er einen Teil seines Einkommens für seine Alersvorsorge verwenden, damit er am Ende seines Ererbslebens nicht der Gesellschaft zur Last fällt. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, den jungen Menschen
üssen wir das Signal geben: Eigene Vorsorge muss

ich lohnen. Das heißt, jedem, der heute mit 16 oder
7 Jahren in einen Betrieb kommt und sich fragt: „Soll
ch einen Riester-Vertrag abschließen: ja oder nein? Soll
ch in eigener Anstrengung etwas für meine Altersvor-
orge tun?“, muss man sagen: Tu das auf jeden Fall.
enn erstens ist die gesetzliche Rentenversicherung
eine Lebensstandardsicherung mehr, sondern sie sichert
as Existenzminimum. Zweitens wird es sich auf jeden
all für dich lohnen, selbst dann, wenn du in deinem
eiteren Erwerbsleben Schwierigkeiten haben solltest.

Wir von der FDP haben Vorschläge vorgelegt, was zu
un ist, damit sich die Altersvorsorge lohnt. Wir wollen
agen: Auf jeden Fall wirst du von dem, was du an eige-
er Vorsorge geleistet hast, einen höheren Betrag behal-
en dürfen. – Wir wollen einen Freibetrag in Höhe von
00 Euro und darüber hinaus nur eine Teilanrechnung
essen, was jemand aus privater und betrieblicher Vor-
orge zur Verfügung hat. Das ist ein Element, mit dem
ie Lücke, von der ich am Anfang gesprochen habe, ge-
chlossen werden kann.

Herr Kollege Schaaf – Sie werden noch nach mir
prechen –, ich glaube, dass die Vorschläge, die die Op-
osition hier heute auf den Tisch gelegt hat, nicht wirk-
ich zielführend sind, weil sie nicht ausreichend differen-
ieren. Die Anträge sind ein Stück weit Ausdruck Ihres
chlechten Gewissens. Ich finde es interessant, dass Sie
eute die Anwartschaften von Langzeitarbeitslosen ver-
essern wollen, nachdem Sie die Beiträge für Langzeit-
rbeitslose in Zeiten der rot-grünen Koalition halbiert
aben, mit dem Ergebnis – Herr Birkwald hat das gesagt
, dass ein Langzeitarbeitsloser aktuell für ein Jahr der
angzeitarbeitslosigkeit 2,09 Euro Rente erhält. Übri-
ens, Herr Kollege Birkwald, lagen Sie an einer Stelle
alsch: Für Sozialhilfeempfänger wurden nach meiner





Dr. Heinrich L. Kolb


(A) )


)(B)

Kenntnis nie Rentenversicherungsbeiträge gezahlt; das
muss man an dieser Stelle deutlich machen.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das habe ich nie gesagt!)


Herr Kollege Schaaf, ich glaube, Sie werden ein
Stück weit von Ihrem schlechten Gewissen getrieben.
Man muss Ihrem Ansatz an einer Stelle widersprechen.
Sie wollen einen nachsorgenden, kompensatorischen
Ansatz zur Vermeidung der Altersarmut; wir wollen ei-
nen präventiven, vorsorgenden Ansatz. Mit der Rente
nach Mindestentgelt wollen Sie hier am Ende nichts an-
deres als einen Reparaturbetrieb einführen. Das kann
man aber nicht wirklich und tatsächlich der Rentenver-
sicherung auferlegen. Die Rentenversicherung ist mit
guten Gründen eine beitragsfinanzierte, äquivalenzori-
entierte Leistung. Das, was Sie wollen, ist Umverteilung
in einem beitragsfinanzierten System. Das kann nicht
funktionieren. Sie organisieren prozentuale oder auch
absolute Erhöhungen. Dabei läuft man aber immer Ge-
fahr, dass im System Überholprozesse stattfinden. Das
heißt, die Umsetzung der Vorschläge, die Sie auf den
Tisch gelegt haben, könnte immer wieder zu neuen Un-
gerechtigkeiten führen.

Ich glaube deswegen, dass die Anträge, die Sie von
der Opposition hier heute eingebracht haben, nicht der
Weisheit letzter Schluss sind. Sie sind gut beraten, auf
das zu warten, was Herr Weiß schon angekündigt hat:
die Ergebnisse der Arbeit der Regierungskommission.
Das wird uns endlich voranbringen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704411800

Das Wort hat der Kollege Dr. Strengmann-Kuhn für

die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wer mit offenen Augen durch das Land, durch die Groß-
städte geht, der sieht, dass die Altersarmut schon da ist;
sie ist nicht nur ein Problem der Zukunft. Man sieht
schon jetzt zunehmend ältere Menschen, die in Altglas-
containern und Mülleimern herumstochern. Wir haben
schon jetzt eine zum Teil extreme Altersarmut. Die Zahl
der Grundsicherungsbezieher im Alter ist tatsächlich
noch nicht sehr hoch; aber sie ist in den letzten Jahren
kontinuierlich angestiegen.

Das ist nur die Spitze des Eisbergs: Trotz der Verbes-
serungen, die wir unter Rot-Grün in diesem Bereich her-
beigeführt haben, ist der Anteil der verdeckten Armut im
Alter immer noch hoch. In dieser Altersgruppe ist die
Spanne zwischen der Quote der relativen Einkommens-
armut und der Quote der Grundsicherungsbezieher – das
kann man im Antrag der SPD nachlesen – sehr groß.
Schätzungen gehen davon aus, dass auf eine Person, die
im Alter Grundsicherung bezieht, immer noch – früher
waren es mehr – zwei bis drei weitere Personen kom-

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(C (D en, die unter Altersarmut leiden. Dann ist man nicht ehr bei 300 000, sondern bei 1 Million betroffenen enschen. Wenn man die Einkommensarmutsgrenze be ücksichtigt, kommt man auf anderthalb bis 2 Millionen enschen. Das ist keine kleine Gruppe; man müsste ei entlich schon jetzt etwas für sie tun. Man muss es betoen: Die Altersarmut ist schon da. Die Altersarmut wird ansteigen – das wurde von allen ednern gesagt –, wenn wir jetzt nicht gegensteuern. Die ente ist ein langsam treibendes Schiff. Das heißt, wir üssen jetzt Maßnahmen ergreifen, um die Altersarmut, ie wahrscheinlich in zehn bis 15 Jahren besonders stark nsteigen wird, einzudämmen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der LINKEN)


Es geht aber um noch mehr – ich sehe hier diverse
unge Leute –: Es geht um das Vertrauen in die Alters-
icherung insgesamt. Wir müssen da unbedingt herange-
en. Viele Menschen glauben nicht mehr, dass sie im Al-
er eine armutsfeste Rente erhalten werden. Hier müssen
ir ansetzen: Wir brauchen eine Rente, die erstens ar-
utsfest ist, zweitens auf einfachen Regeln basiert – wir
ollen keine undurchschaubaren Regelungen, wie es sie

etzt teilweise gibt – und drittens mit einer entsprechen-
en Finanzierung unterlegt ist. Das sind die drei wesent-
ichen Punkte, die wir bei der Rente erreichen müssen,
m Altersarmut zu vermeiden; das sind für uns Grüne
ie wesentlichen Kriterien.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn ich mir die Anträge anschaue, die von SPD und
inken vorgelegt werden, erkenne ich, dass sie diese
riterien – ich muss das sagen – leider nicht erfüllen. Ich
ache das einmal am Beispiel der Rente mit Min-

esteinkommen deutlich, die in beiden Anträgen vor-
ommt und die meines Erachtens zu Recht ein Auslauf-
odell ist. Es ist nicht armutsfest; es beschränkt sich auf

ine Gruppe, die 35 Jahre eingezahlt hat. Bei ihnen wer-
en eben Rentenansprüche aufgestockt, wenn sie im
urchschnitt unterhalb von 0,75 Entgeltpunkten liegen.

Rechnet man dies um, bedeutet es, dass auch Leute,
ie länger als 35 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt ha-
en und dann eine Aufstockung erhalten, nicht unbe-
ingt eine armutsfeste Rente bekommen, denn 75 Pro-
ent von einem Entgeltpunkt mal 35 Jahre ist gerade
ben existenzsichernd, wenn man an die Grundsicherung
erangeht. Herr Kolb hat gesagt, eigentlich müsste man
ür Armutsfestigkeit noch höher gehen. Wenn man nach
en Maßstäben der Linken geht, müsste man noch deut-
ich höher gehen.

Die Rente mit Mindesteinkommen ist also auch nicht
nbedingt armutsfest. Das ist relativ kompliziert zu be-
echnen – wer weniger als 0,75 Entgeltpunkte kriegt, be-
ommt auf die eigenen Entgeltpunkte die Hälfte noch
inmal drauf – und für die meisten Leute nicht wirklich
urchschaubar. Es ist also meines Erachtens nicht der
ichtige Weg. Außerdem ist es beitragsfinanziert; auch
as halte ich nicht für vernünftig, weil die Umverteilung
ur Sicherung vor Altersarmut steuerfinanziert sein





Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn


(A) )


)(B)

sollte. Das ist auch die Maßgabe bei unseren Vorschlä-
gen.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Richtig!)


Die Rente mit Mindesteinkommen wirkt dabei also nicht
unbedingt.

Bei den Vorschlägen, die Sie hinsichtlich der Lang-
zeitarbeitslosen machen, ist es ähnlich. 0,5 Entgelt-
punkte sind noch weniger als 0,75; da brauchte man
60 Jahre, um eine existenzsichernde Rente zu bekom-
men. Das hilft den Langzeitarbeitslosen natürlich ein
bisschen – wir wollen das durchaus auch anheben –, ist
aber nicht armutsfest. Finanzierungsvorschläge machen
Sie hierzu auch nicht.

Da ich jetzt nur noch eine Dreiviertelminute habe,
ganz kurz unsere Vorschläge zur Erwerbsminderungs-
rente; das müssen wir dann im Ausschuss diskutieren.
Unsere Vorschläge entsprechen diesen Maßstäben: Wir
brauchen eine Rente, die armutsfest ist. Wir wollen jetzt
mit Leuten anfangen, die langjährig versichert sind, und
zwar 30 Jahre. Da sollte der Maßstab eine Rente sein,
die höher ist als die Grundsicherung, also in der Größen-
ordnung von etwa 30 Entgeltpunkten, und es sollte steu-
erfinanziert sein. Wir nennen das Garantierente. Das ist
der erste Punkt, der wichtig ist, um eine armutsfeste
Rente zu erzeugen. Das kostet knapp 5 Milliarden Euro
Steuermittel. Das halte ich für machbar.

Zweiter Punkt: Bei den Langzeiterwerbslosen wollen
wir zu der Situation vor der Halbierung zurückkommen.
Das heißt, wir wollen Langzeitarbeitslose mit Menschen
gleichstellen, die 400 Euro Einkommen beziehen. Das
ist übrigens auch ein Punkt, der bei beiden Vorschlägen,
bei SPD und Linken, noch nicht berücksichtigt ist. Wenn
man für die Langzeitarbeitslosen auf 0,5 Entgeltpunkte
hochgeht, muss man natürlich überlegen: Was ist denn
mit Erwerbstätigen, die weniger als 0,5 Entgeltpunkte
haben? An dieser Stelle empfinde ich Ihre Vorschläge als
einfach noch nicht zu Ende gedacht. Es ist nicht wirklich
armutsfest, es ist zu kompliziert, und die Finanzierung
ist auch nicht geklärt. Deswegen werden wir dazu noch
unsere eigenen Vorschläge vorlegen, die besser als die
von SPD und Linken geeignet sind, Armut im Alter zu
bekämpfen.

Herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704411900

Das Wort hat der Kollege Paul Lehrieder für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Paul Lehrieder (CSU):
Rede ID: ID1704412000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen!

Liebe Kollegen! Es wurde schon einiges zu den Anträ-
gen der Linkspartei und auch der SPD gesagt. Ich stelle
fest, nachdem ich die Anträge durchgeschaut habe, dass

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(C (D ier zumindest von der Linken ein absoluter Systemwanel gewünscht wird: Träger der Grundsicherung nach em SGB II übernehmen für die Zeiten des Arbeitsloengeld-II-Bezugs die Beiträge nach der Hälfte des urchschnittsentgeltes. Das heißt, diejenigen, die die rundsicherung bezahlen müssen, müssen in Zukunft uch die Rentenbeiträge bezahlen. Damit wenden Sie ich vom Äquivalenzprinzip ab – darauf hat der Kollege olb von unserem Koalitionspartner bereits hingewiesen – nd wollen jetzt schon in die steuerfinanzierte Rente einteigen, unbeschadet der Tatsache, dass wir jetzt – auch as ist für die Zuschauer interessant zu wissen –, also uch heuer, bereits über 80 Milliarden Euro als Zuchüsse aus steuerfinanzierten Mitteln in die Rentenasse geben müssen. Wir halten von einem Systemwandel letztendlich ichts. Deshalb werden wir Ihre Anträge selbstverständich ablehnen, was Sie nicht völlig überraschen dürfte. Die Linke will nicht anerkennen, dass die Zusammenührung der Arbeitslosenhilfe und der Sozialhilfe zuminest erfolgreich war. Sie reden das System immer wieder chlecht; Sie sagen nicht, was anstelle der Sozialhilfe ommen soll. Der Kollege Weiß hat schon darauf hingeiesen, dass die Sozialhilfeempfänger vor der Zusamenlegung in dem SGB-II-Bereich keine Arbeitsangebote nd keine Einbeziehung in die Vermittlungsmöglichkeien hatten. Das würden Sie dann konsequenterweise wieer abschaffen wollen. Bis 2004 hatten wir 2,95 Millionen Menschen in Soialhilfe. Sie haben überhaupt nicht in die Rentenversiherung und oft auch nicht in die Krankenversicherung ingezahlt. Es wäre also der völlig falsche Weg, das Sysem, das wir gemeinsam mit der SPD in der Großen Kolition in den letzten vier Jahren fortentwickelt haben, ieder abzuschaffen; dies gäbe den Menschen Steine tatt Brot. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Auch die private Vorsorge zu diskreditieren, ist ab-
urd. Es mag den Fall geben – vor einigen Monaten
urde in der Presse groß darüber berichtet –, dass der

ine oder andere von seiner Riester-Rente, nachdem sie
m Alter verrechnet werden soll, keinen nennenswerten
rlös zu erwarten hat. Was haben wir daraufhin mit un-
erem sozial orientierten, liberalen Koalitionspartner ge-
acht?


(Lachen bei Abgeordneten der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sag doch einfach FDP!)


Das ist der Vorgriff auf Pfingsten. Bei uns ist der Hei-
ige Geist schon angekommen. – Wir haben das Schon-
ermögen verdreifacht, von 250 auf 750 Euro pro Le-
ensjahr, das heißt, ein 50-Jähriger hat jetzt schon in
iner der Riester-Rente ähnlichen Anlageform die Mög-
ichkeit, gut 37 000 Euro für das Alter zurückzuhalten.
uch das ist eine Möglichkeit, alterssichere Renten zu
ewährleisten, um Armut im Alter zu vermeiden.





Paul Lehrieder


(A) )


)(B)


(Anton Schaaf [SPD]: Wie viele profitieren davon?)


Das halten wir für wichtiger und effizienter, als jetzt
durch einen Etikettenschwindel, durch großes Um-
schichten von der einen öffentlichen Kasse in die andere
öffentliche Kasse, so zu tun, als ob eine geringer wer-
dende Schicht unserer Bevölkerung in wenigen Jahren
locker die anstehenden Renten überhaupt bedienen kann.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das war doch in der Vergangenheit auch so!)


Durch die demografische Entwicklung haben wir
mittlerweile mehr Ältere und weniger Jüngere. Das ist
der Grund, warum wir den Nachhaltigkeitsfaktor und
den Riester-Faktor in den letzten Jahren ein Stück weit
in die Rentenberechnungen einbeziehen mussten. Wir
haben weniger junge Menschen, die in Zukunft noch
mehr die Lasten der alten Menschen tragen müssen. Das
kann auf Dauer nicht funktionieren.

Lassen Sie mich noch zwei Bemerkungen machen.
Wir haben, wie in unserem Koalitionsvertrag festge-
schrieben, vor, einen wesentlichen Ausgabenposten für
das Alter umfassend zu reformieren, und zwar ist das die
eigengenutzte Immobilie. Wenn ein junger Mensch mit
20, 30 Jahren halbwegs vernünftig verdient, sich eine Ei-
gentumswohnung kauft oder ein Häuschen baut, Schul-
den hat und sie im Laufe von 20 Jahren abzahlt, kann er
dieses Häuschen, unbeschadet der Größe, auch im Alter
behalten. Das heißt, wir werden ihm in Zukunft auch in
diesem Bereich des Ausgabenblocks, der das Alter be-
trifft, die entsprechende Zeit belassen. Wenn ein Mensch
das Pech hat, mit 40, 50 Jahren für längere Zeit arbeits-
los zu sein, muss er als Langzeitarbeitsloser sein Häus-
chen nicht verbraten, um Hartz IV zu bekommen. Auch
dafür haben wir gesorgt.

Wir wollen aber auch für die jungen Leute Anreize
schaffen. Wir haben vor wenigen Wochen gemeinsam
mit der SPD-Fraktion – lieber Anton Schaaf, das habt ihr
gut gemacht, Katja Mast hat darauf beharrt – die Hinzu-
verdienstmöglichkeiten von Kindern in Hartz IV verbes-
sert.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Jugendlichen!)


Man muss sehen: Es lohnt sich, etwas zurückzulegen. Es
lohnt sich, 1 200 Euro in vier Wochen Ferien anzuspa-
ren. Das verhindert zwar noch nicht die Altersarmut,
aber es ist auf jeden Fall ein Anreiz: Der Staat sorgt mit
steuerfinanzierten Mitteln dafür, dass du nicht verhun-
gerst, dass es dir nicht schlecht geht. Der Staat lässt dir
das Geld, wenn du dich entsprechend anstrengst.

Fordern und Fördern ist das Prinzip von Hartz IV.
Kollege Peter Weiß hat darauf hingewiesen: Wir werden
die Auswirkungen auf das Rentensystem im Blick behal-
ten müssen. Da gebe ich Ihnen recht. Wir müssen auf-
passen, wie sich das entwickelt. Ich bin nicht der Auffas-
sung, Herr Kollege Birkwald, wie Sie das ausgeführt
haben, dass die Hungerpeitsche zu Niedriglöhnen treibt.
10 Euro Mindestlohn sind nicht das probate Mittel, eine
existenzsichernde Rente zu bekommen.



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(C (D (Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Doch, ab 9,47 Euro!)


Langsam.

Ich bin gespannt – der Kollege Schaaf spricht nach
ir –, wie hoch Mindestlöhne Ihrer Vorstellung nach

ein sollten. Mittlerweile haben wir einen Überbietungs-
ettbewerb. Der DGB hat sie von 7,50 Euro auf 8,50 Euro

ngehoben. Nächste Woche sind wir bei 9,50 Euro. Ich
arte darauf, dass Sie 11 Euro vorschlagen. Wir sind
icht auf dem persischen Markt, nach dem Motto „Wer
ietet mehr?“, „Wer hat höhere Ansprüche?“.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Man muss davon leben können!)


Wir wollen keinen Staatsdirigismus, wie ihn die SED,
ntschuldigung Linkspartei – beinahe hätte ich PDS ge-
agt –, will, sondern wir wollen das Prinzip der sozialen
arktwirtschaft möglichst auch in diesem Bereich fort-

ntwickeln. Sozial ist, was wir in den nächsten Jahren
uf den Weg bringen wollen. In den letzten Jahren haben
ir einiges auf den Weg gebracht, das in die richtige
ichtung ging, lieber Kollege Schaaf. Wir haben, Herr
ollege Kolb, in den letzten Monaten schon einiges auf
en richtigen Weg gebracht.

Ich gehe davon aus, dass hoffentlich alle Parteien in
iesem Haus in den nächsten Tagen, zu Pfingsten, den
om Kollegen Peter Weiß gewünschten Heiligen Geist
n ausreichendem Umfang erwarten dürfen, damit wir
ns mit den richtigen Entscheidungen nach den Pfingst-
erien wiedersehen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704412100

Das Wort hat der Kollege Anton Schaaf für die SPD-

raktion.


(Beifall bei der SPD)



Anton Schaaf (SPD):
Rede ID: ID1704412200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ieber Peter Weiß, in der Tat ist es so, dass die Ge-
chichte der gesetzlichen Rentenversicherung eine Er-
olgsgeschichte ist, insbesondere bei der Frage der Ar-
utsbekämpfung. Da sind wir uns völlig einig, und das

st völlig klar.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Ja!)


ie Opposition zielt mit ihren Anträgen darauf ab – so
abe ich sie jedenfalls verstanden –, dass das auch so
leibt. Das ist genau der entscheidende Punkt.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


llen Anträgen gemeinsam ist die Absicht, dafür zu sor-
en, dass das so bleibt.

Absehbar ist doch – das ist doch Ihnen allen be-
annt –, dass es eine massive Zunahme von Altersarmut
or dem Hintergrund des Istzustandes geben wird, also





Anton Schaaf


(A) )


)(B)

nicht vor dem Hintergrund dessen, was irgendwann in
Zukunft passieren wird, sondern vor dem Hintergrund
des Istzustandes. Langzeitarbeitslosigkeit und prekäre
Beschäftigung tragen zum Beispiel dazu bei – um sie
geht es in den Diskussionen ja im Wesentlichen –, dass
Menschen in Zukunft im Alter arm sein werden. Sie ant-
worten, bisher zumindest, in keiner Weise darauf, wie
Sie damit umgehen wollen.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Richtig!)


Da macht sich dann die Opposition in diesem Hause
trotz aller Differenzen, die es hier gibt, Gedanken da-
rüber, wie man die Situation, die da absehbar ist, für die
Betroffenen zumindest ein Stück weit verhindern kann.
Darum geht es bei dieser Geschichte.

Der Verweis darauf, es gebe eine Kommission und
man rede da miteinander, irgendwann werde schon et-
was kommen – –


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nein, wir haben Anträge in der letzten Legislaturperiode eingebracht!)


– Ja, ja, das habe ich Ihnen, Herr Kolb, ja bei der Debatte
über die Angleichung von Ost- und Westrenten, die ges-
tern stattgefunden hat, schon gesagt, wie es sich verhält:
Sie sagen, wir müssen in diesem Jahr loslegen, Ihre Mi-
nisterin aber sagt, in diesem Jahr machen wir gar nichts,
weil wir mit dem SGB II so viel zu tun haben.

Ich befürchte, Sie werden in dieser Legislaturperiode
bei der Frage der Vermeidung von Altersarmut auch
nichts zustande bringen, zumal, Peter Weiß, die Unter-
schiede in der Koalition ja offensichtlich sind: Die einen
setzen auf gnadenlose Privatisierung und Individualisie-
rung der Risiken. Das macht die Union dagegen in wei-
ten Teilen nicht – Gott sei Dank.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wir können die Riester-Rente nicht einführen, sie ist schon da!)


Es besteht aber eine unvorstellbar große Differenz
zwischen den beiden Koalitionsfraktionen in der Frage,
wie es zukünftig mit der Alterssicherung weitergehen
soll. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass man hier zu
schlüssigen Konzepten kommen wird. Ich befürchte
eher, das werden wieder Wischiwaschikonzepte. Ich
habe nämlich schon erkannt, worauf das hinauslaufen
kann. Peter Weiß stellt sich hier hin und sagt: Wer le-
benslang Vollzeit gearbeitet hat, muss ein Alterseinkom-
men erhalten, das zumindest oberhalb der Grundsiche-
rung liegt. – Wer ein Leben lang, 40, 45, 50 Jahre lang,
gearbeitet hat, dessen Renteneinkommen sollte nicht
knapp oberhalb der Grundsicherung liegen. Vielmehr
sollte er ein vernünftiges Auskommen, und zwar nur
über die Rente, haben. Darum geht es,


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


und damit zusammen hängen die Fragen nach dem Leis-
tungsniveau.

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(C (D Kollege Birkwald, ich weiß ja, dass einige Ihrer Frakionskollegen sich im Wesentlichen in Abgrenzung zur PD verstehen. Das ist auch in Ordnung. Wo Kritik beechtigt ist, nehme ich die auch hin. Sicherlich ist ein eil der Gesetze, die wir gemacht haben, mitverantwort ich dafür, dass der Niedriglohnbereich gewachsen ist. an muss sich aber genau anschauen, warum. Nehmen ir einmal das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz. Im Ge etz steht: gleiches Geld für gleiche Arbeit vom ersten ag an. Dann haben wir im guten Glauben und in Abprache mit den Gewerkschaften eine tarifliche Öffungsklausel in das Gesetz aufgenommen. Die hat uns in iesem Bereich das Genick gebrochen. Das gebe ich ja u. Das hat aber niemand von den Akteuren, die damals aran beteiligt waren, in irgendeiner Form gewollt. In Kombination mit den Zumutbarkeitskriterien im GB II wurde das natürlich zu einem echten Problem. m Gesetzentwurf der damaligen rot-grünen Regierung tand allerdings drin: Zumutbar ist Arbeit, die tariflich der ortsüblich entlohnt wird. Erst die unionsgeführten änder im Bundesrat haben aus „tariflich oder ortsüb ich“ „sittenwidrig“ gemacht. Sonst hätten wir damals ie Arbeitsmarktreform gar nicht umsetzen können. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Okay!)


n dieser Kombination ist der Niedriglohnbereich zum
roblem geworden. Das müssen wir konstatieren.

Jetzt stehen wir hier und bieten Lösungen an, damit
ie Menschen, die sich in solch prekären Beschäfti-
ungsverhältnissen befinden, nicht im Alter arm sind.
as kann man uns nicht zum Vorwurf machen. Vielmehr
önnte man uns zugestehen, dass wir aus den Folgen
essen, was da passiert ist, gelernt haben und daraus die
onsequenzen ziehen. Sich immer in Abgrenzung zu
erstehen, ist ein ziemlich einfacher Politikstil. Das
ollte ich Ihnen einmal gesagt haben.

Die Frage nach einem schlechten Gewissen, Herr
olb, stellt sich mir an dieser Stelle gar nicht. Vielmehr

telle ich fest, dass der derzeitige Zustand dazu führen
ird, dass viele der Soloselbstständigen von Altersarmut
etroffen sein werden, wenn wir nicht damit umgehen.

Ich stelle fest, dass es im Osten der Republik Löhne
ibt, die bestimmt kein vernünftiges Rentenniveau ga-
antieren werden, wenn wir damit nicht in irgendeiner
orm umgehen.

Ich stelle auch fest, dass wir immer noch 3,5 Millio-
en Arbeitslose haben, die auch von Altersarmut betrof-
en sein werden, wenn wir nicht damit umgehen.

All das stelle ich schlichtweg fest. Vor diesem Hinter-
rund machen wir Vorschläge. Da brauche ich gar kein
chlechtes Gewissen zu haben. Vielmehr führt uns die
etrachtung des Istzustandes zu der Forderung, jetzt
ndlich zu handeln.

Vor dem Hintergrund eines höheren Renteneintrittsal-
ers – das ist uns völlig klar – müssen wir uns noch ein-





Anton Schaaf


(A) )


)(B)

mal genau anschauen, ob wir die Regelungen zur Er-
werbsminderungsrente – das wird in unserem Antrag ja
nur angedeutet – so lassen können, wie sie sind. Im euro-
päischen Vergleich stellen wir fest, dass die Möglichkeit
des Zugangs zur Erwerbsminderungsrente in Deutsch-
land ein Flaschenhals ist. In allen anderen Ländern ist
der Zugang zur Erwerbsminderungsrente besser und ein-
facher. Das müssen wir schlichtweg konstatieren. Damit
muss man umgehen. Ich bin vorsichtig, ob man alles
gleichzeitig regeln sollte: die Abschlagsregelung in
Höhe von maximal 10,8 Prozent, wenn man früher als
mit 63 Jahren in Rente geht, die Zurechnungszeiten und
die Zugangsmöglichkeiten. Bezüglich der Erwerbsmin-
derungsrente ist es so, dass das Zugangsalter bei durch-
schnittlich deutlich unter 50 Jahren liegt. Da zieht die
Zurechnungszeit bis 60 Jahre, die wir genau dafür einge-
führt haben, dass die Menschen im Alter ein brauchbares
Auskommen haben. Dass das im Einzelfall nicht immer
passt, ist völlig klar. Deshalb müssen wir darüber reden,
wie wir die Erwerbsminderungsrente vor dem Hinter-
grund des höheren Renteneintrittalters stabiler, besser
und verträglicher für die Menschen machen. Deswegen
steht es auch in unserem Antrag.

Gespannt sind wir darauf – dazu gibt es ja auch eine
Kleine Anfrage –, wie es mit der Überprüfungsklausel
bezüglich der Rente mit 67 aussehen wird. Welche Krite-
rien legt die Bundesregierung an?


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das haben wir schon einmal gefragt!)


– Ja, darauf sind wir sehr gespannt. – Man muss den Ist-
zustand konstatieren. Wir haben eine massive Wirt-
schafts- und Finanzkrise, die Auswirkungen auf den Ar-
beitsmarkt hat. Hier haben wir gemeinsam verhindert,
dass da alles wegbricht. Aber die Langzeitfolgen sind
noch nicht absehbar. Deswegen müssen wir uns das noch
einmal genau anschauen, wie sich die arbeitsmarkt- und
sozialpolitische Situation der Älteren, insbesondere der
Älteren mit Handicap, mit Erwerbsminderungshinter-
grund oder Ähnlichem, darstellt. Vor diesem Hinter-
grund müssen wir dann entscheiden, wie wir mit der
Rente mit 67 umgehen.

Ich freue mich auf die Ausschussberatungen zu den
Anträgen und warte gespannt auf die Vorschläge der Re-
gierung. Ich wünsche Ihnen ein schönes Pfingstwochen-
ende, ganz besonders Ihnen, Herr Kolb. Wenn man vor
dem Hintergrund dessen, was man real tut, bezüglich der
politischen Stimmung bei 3 Prozent liegt, dann hat man
allen Grund, am Wochenende einmal über sich selbst
nachzudenken.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1704412300

Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird die

Überweisung der Vorlagen auf den Drucksachen 17/1747,
17/1116 und 17/1735 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann sind die Überwei-
sungen so beschlossen.

d
S
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H
A
B
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1)

(C (D Ich rufe den Tagesordnungspunkt 31 auf. Erste Beratung des von den Fraktionen CDU/ CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Weingesetzes – Drucksache 17/1749 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu iesem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. ind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Es hanelt sich um folgende Kolleginnen und Kollegen: Gustav erzog für die SPD, Dr. Erik Schweickert für die FDP, lexander Süßmair für die Linke, Ulrike Höfken für ündnis 90/Die Grünen und die Parlamentarische taatssekretärin Julia Klöckner für die Bundesregieung.1)


Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 17/1749 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie
amit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die
berweisung so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 32 a und 32 b auf.

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Kai
Gehring, Krista Sager, Priska Hinz (Herborn),
weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Gute Lehre an allen Hochschulen garan-
tieren – Eine dritte Säule im Hochschulpakt
verankern und einen Wettbewerb für heraus-
ragende Lehre auflegen
– Drucksache 17/1588 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Nicole
Gohlke, Dr. Petra Sitte, Agnes Alpers, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Qualitätsoffensive für die Lehre starten – Ein-
heit von Forschung und Lehre sichern
– Drucksache 17/1737 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss

Auch hier wird interfraktionell vorgeschlagen, die
eden zu diesem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu
eben. Ich sehe, Sie sind damit einverstanden. Es han-
elt sich um folgende Kolleginnen und Kollegen:
onika Grütters und Tankred Schipanski für die

Anlage 6





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) (C)



(D)(B)


Unionsfraktion, Swen Schulz für die SPD, Dr. Martin
Neumann für die FDP, Nicole Gohlke für die Fraktion
Die Linke und Kai Gehring für die Fraktion Bündnis 90/
Die Grünen.1)

Auch hier wird interfraktionell vorgeschlagen, die
Vorlagen auf den Drucksachen 17/1588 und 17/1737 an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
überweisen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Mittwoch, den 9. Juni 2010, 13 Uhr, ein.

Ich wünsche Ihnen erholsame Feiertage und allen, die
es nötig haben, gute Genesung.


(Heiterkeit und Beifall – Petra Ernstberger [SPD]: Danke, gleichfalls!)


Die Sitzung ist geschlossen.