Protokoll:
17033

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 33

  • date_rangeDatum: 24. März 2010

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/33 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden, Staatsminister BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden, Staatsminister BK. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (zur Geschäftsordnung) . . Manfred Grund (CDU/CSU) (zur Geschäftsordnung) . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ute Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3016 B 3016 C 3016 D 3017 A 3017 C 3017 D 3020 D 3021 A 3022 A 3022 A 3022 B 3022 B Deutscher B Stenografisc 33. Sit Berlin, Mittwoch, d I n h a Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung: Gesetzent- wurf zur Einführung einer Musterwider- rufsinformation für Verbraucherdarle- hensverträge; sonstige Fragen; weitere Fragen zur Kabinettssitzung . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . 3015 A 3015 B 3015 D 3015 D 3016 A 3016 A DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3018 A 3018 B undestag her Bericht zung en 24. März 2010 l t : Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ute Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3019 A 3019 A 3019 B 3019 B 3020 A 3020 A 3020 B 3020 B Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde (Drucksache 17/1107) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3022 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 Mündliche Frage 1 Kathrin Vogler (DIE LINKE) Auswirkungen der am 1. Januar 2009 in Kraft getretenen Honorarreform auf die Vergütung niedergelassener Kassenärzte Antwort Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Christian Lange (Backnang) (SPD) (zur Geschäftsordnung) . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 2 Kathrin Vogler (DIE LINKE) Überprüfung des Leiters des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Ge- sundheitswesen durch die Wirtschaftsprü- fungsgesellschaft BDO sowie entstandene Kosten Antwort Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 5 Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) Einschätzung des Bundesversicherungsam- tes bezüglich der für 2011 zu erwartenden Finanzlücke in der gesetzlichen Kranken- versicherung Antwort Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) . . . . . . Mündliche Frage 6 Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) Behandlung von Fragen der zukünftigen Ausgestaltung der Pflegeversicherung in der Regierungskommission für das Ge- sundheitswesen Antwort Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) . . . . . . 3022 D 3023 B 3024 B 3024 C 3025 A 3025 B 3025 C 3026 A 3026 B 3026 C Mündliche Frage 7 Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Mitarbeit eines für die Beratung des Bun- desministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung bei der Vergabe von vier ÖPP-Projekten ausgewählten Unterneh- mens bei für A-Modell-Projekte bietenden Unternehmen Antwort Dr. Andreas Scheuer, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 8 Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Zulässigkeit der Beratung von in kommu- nalen PPP-Projekten tätigen Bauunterneh- men durch ein im Rahmen einer Anfang Februar 2010 veröffentlichten Ausschrei- bung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung ausgewähltes Beratungsunternehmen Antwort Dr. Andreas Scheuer, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 9 Lisa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Korruption und andere Verdachtsfälle bei Aufträgen der Bundesregierung, nachge- ordneter Behörden und vom Bund be- herrschter Unternehmen an die Bilfinger Berger AG Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Lisa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 12 Sabine Stüber (DIE LINKE) Auflagen bezüglich des Durchlaufens einer Kalthantierung im Rahmen von Transpor- ten von Mischoxid- bzw. Uran-Brenn- elementen für die deutschen Häfen Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3027 A 3027 B 3027 D 3028 A 3028 C 3028 D 3029 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 III Mündliche Frage 13 Sabine Stüber (DIE LINKE) Kalthantierung mit Mischoxid- bzw. Uran- Brennelementen in deutschen Häfen Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Sabine Stüber (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 17 Ingrid Remmers (DIE LINKE) Berufung von Frauen in den Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Ingrid Remmers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . . Mündliche Frage 18 Ingrid Remmers (DIE LINKE) Qualifikation von Utz-Hellmuth Felcht für die Position des Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Ingrid Remmers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Mündliche Frage 19 Sabine Leidig (DIE LINKE) Etwaige Interessenkonflikte des künftigen Aufsichtsratsvorsitzenden der DB AG auf- grund seiner Funktionen bei der Invest- mentgesellschaft One Equity Partners und der Süd-Chemie AG Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ingrid Remmers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 20 Sabine Leidig (DIE LINKE) Kriterien für die Besetzung von Aufsichts- ratsmandaten bei der Deutschen Bahn AG 3029 C 3029 D 3030 A 3030 A 3030 B 3030 C 3031 A 3031 A 3031 D 3032 A 3032 B 3032 C 3032 D Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Ingrid Remmers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 21 Herbert Behrens (DIE LINKE) Vereinbarkeit der Tätigkeit von Dr. Jürgen Großmann als Vertreter des Bundes im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG mit seiner Funktion als Alleineigentümer der Georgsmarienhütte und als Vorstandsvor- sitzender des RWE-Stromkonzerns Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 22 Herbert Behrens (DIE LINKE) Glaubhafte Vermittlung der Bundesregie- rung von nicht bestehenden Interessenkon- flikten beim Mitglied des Aufsichtsrats der Deutschen Bahn AG Dr. Jürgen Großmann Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . Volkmar Vogel (Kleinsaara) (CDU/CSU) . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 23 Heidrun Bluhm (DIE LINKE) Aktuelles Vertragsverhältnis des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Helmut Mehdorn mit der Deutschen Bahn AG Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 24 Heidrun Bluhm (DIE LINKE) Rechtfertigung der Verdreifachung der Aufsichtsratsbezüge bei der Deutschen Bahn AG seit 2004 angesichts der im Sommer 2008 abgesagten Privatisierung 3033 A 3033 B 3033 D 3034 A 3034 B 3035 A 3035 A 3035 C 3035 D 3036 A 3036 B 3036 C 3036 D IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 25 Dirk Becker (SPD) Rechtlicher Stellenwert und Rechtsfolgen des Atomkonsens vor und nach der Novelle zum Atomgesetz im Jahr 2001 Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dirk Becker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 26 Dirk Becker (SPD) Erfordernis einer förmlichen Aufhebung des Atomkonsenses aus dem Jahr 2000 vor dem Schließen eines neuen Konsenses über die Laufzeit von Atomkraftwerken Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dirk Becker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Fragen 27 und 28 Gerd Bollmann (SPD) Etwaige Aufhebung des Atomkonsenses und Rechtsgrundlage für die Umsetzung; Rechtspflichten aus der Vereinbarung zum Atomkonsens Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Gerd Bollmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Becker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3037 A 3037 B 3037 D 3038 A 3038 B 3038 C 3038 D 3039 A 3039 C 3039 C 3040 A 3040 B 3040 C 3040 D 3041 B 3041 B 3041 C 3042 A 3042 C 3042 D Mündliche Fragen 29 und 30 Marco Bülow (SPD) Einhaltung des Atomkonsens durch die vier großen Energiekonzerne; Ver- tragstreue von Akteuren des Atomkonsen- ses und Konsequenzen bei Vertragsbrü- chigkeit Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 31 Oliver Kaczmarek (SPD) Schließen einer verbindlichen Vereinba- rung über die Laufzeiten von Atomkraft- werken und etwaige alternative formali- sierte Verfahren Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Oliver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dirk Becker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Ott (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 32 Oliver Kaczmarek (SPD) Regressansprüche von Akteuren im Strom- markt aufgrund von Investitionen auf der Basis des bisherigen Atomkonsenses Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Oliver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . . . Mündliche Fragen 33 und 34 Ulrich Kelber (SPD) Prinzip der Vertragstreue beim Atomkon- sens und Bewertung durch die Bundesre- gierung; Juristischer Stellenwert von Kabi- nettsentscheidungen und Vereinbarungen der Bundesregierung mit Folgewirkungen 3043 B 3043 C 3043 D 3044 A 3044 C 3044 D 3045 B 3045 C 3045 C 3045 D 3046 B 3046 C 3047 B 3047 C 3047 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 V für Dritte im Zusammenhang mit dem Atomkonsens Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . . Dr. Hermann Ott (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der SPD: zur Antwort der Bundesregierung auf die Frage 1 auf Drucksache 17/1107 Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Heinz Lanfermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Erwin Lotter (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lothar Riebsamen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Marco Bülow (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes über die Feststel- lung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2010 (Haushaltsgesetz 2010) (32. Sitzung, Tagesordnungspunkt II) . . . . . . Anlage 3 Mündliche Frage 3 Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) Im Bundesministerium für Gesundheit er- arbeitete Pläne für eine Gesundheitsprä- mie von 29 Euro bzw. eine Teilprämie Antwort Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3048 B 3048 C 3048 D 3049 B 3049 D 3051 C 3052 D 3054 B 3055 D 3056 C 3058 A 3059 C 3060 D 3062 A 3063 C 3064 D 3066 C 3067 A 3067 B 3067 C Anlage 4 Mündliche Frage 4 Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) Entgegenwirken einer Entlastung von Be- ziehern hoher und höherer Einkommen bei Einführung der vollen Kopfpauschale Antwort Daniel Bahr, Parl. Staatssekretär BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Mündliche Fragen 10 und 11 Dorothée Menzner (DIE LINKE) Für die Abwicklung von Transporten plu- toniumhaltiger Mischoxid- bzw. von Uran- Brennelementen ausgelegte deutsche Häfen; Auflagen und Sicherheitsbestim- mungen für deutsche Häfen zur Abwick- lung von Transporten plutoniumhaltiger Mischoxid- bzw. von Uran-Brennelemen- ten Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Mündliche Frage 14 Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Entwicklung der CO2-Emissionen bei neu zugelassenen Autos im Jahr 2010 Antwort Dr. Andreas Scheuer, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Mündliche Frage 15 Thomas Lutze (DIE LINKE) Etwaige Interessenkonflikte des Aufsichts- ratsmitglieds der Deutschen Bahn AG Klaus-Dieter Scheurle aufgrund früherer Tätigkeit bei Credit Suisse Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 8 Mündliche Frage 16 Thomas Lutze (DIE LINKE) Qualifikation von Dr. Heinrich Weiss als Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Bahn AG 3067 D 3068 A 3068 A 3068 B VI Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 und etwaige Interessenkonflikte wegen an- derweitiger Tätigkeiten Antwort Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 9 Mündliche Fragen 35 und 36 Dr. Matthias Miersch (SPD) Politischer und ökonomischer Stellenwert künftiger Kabinettsentscheidungen bzw. Vereinbarungen der Bundesregierung mit Folgewirkungen für Dritte Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 10 Mündliche Fragen 37 und 38 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Teilnehmer und Entscheidungen des Res- sortgesprächs zur Schachtanlage Asse II am 10. Oktober 1995 Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 11 Mündliche Fragen 39 und 40 Ingrid Nestle (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Angestrebte Vollversorgung mit erneuer- baren Energien bis 2050; Anpassungsbe- darf in der Erneuerbare-Energien-Politik vor dem Hintergrund der beschlossenen Klimaziele in der EU Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 12 Mündliche Frage 41 Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Forschungsausgaben für erneuerbare Energien, insbesondere für Fotovoltaik im Bundeshaushalt 2010 Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3068 C 3068 C 3068 D 3069 B 3069 D Anlage 13 Mündliche Frage 42 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vorliegende Anträge auf Förderung nach dem Marktanreizprogramm sowie finan- zielle Absicherung der Förderung Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 14 Mündliche Frage 43 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Gewährleistung der Planungssicherheit in der Kraft-Wärme-Kopplungs-Branche an- gesichts geplanter Kürzungen von Förder- maßnahmen Antwort Katherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 15 Mündliche Frage 44 Memet Kilic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Verbesserung der Bildungschancen für Kinder mit Migrationshintergrund Antwort Dr. Helge Braun, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 16 Mündliche Fragen 45 und 46 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Teilnahme des Unternehmers Dr. Cornelius Boersch an Reisen des Bundesministers Dr. Guido Westerwelle Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 17 Mündliche Frage 47 Ute Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Teilnahme des Geschäftsführers des Kern- energieunternehmens Areva NP an der La- teinamerikareise des Bundesministers des Auswärtigen im März 2010 Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3070 A 3070 B 3070 C 3071 A 3071 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 VII Anlage 18 Mündliche Frage 48 Agnes Malczak (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Teilnahme der Künstlerin Nurten Schlinkert an der Türkeireise des Bundesministers Dr. Guido Westerwelle im Januar 2010 Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 19 Mündliche Fragen 49 und 50 Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Auswahl des Geschäftsführers der Firma Far Eastern Fernost Beratungs- und Han- dels GmbH, Ralf Marohn, für die Beglei- tung der Reise von Bundesminister Westerwelle nach Japan und China im Ja- nuar 2010; Veröffentlichung einer Presse- mitteilung mit dem Briefkopf der Far Eas- tern Fernost Beratungs- und Handels GmbH durch das Auswärtige Amt Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 20 Mündliche Fragen 51 und 52 Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) Regeln für die Zusammensetzung der Dele- gationen bei Auslandsreisen des Bundes- außenministers; etwaiger Handlungsbe- darf einer Anpassung dieser Regeln Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 21 Mündliche Frage 53 Dr. Hermann Ott (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vertreter von Unternehmen bei Veranstal- tungen in der Villa Borsig mit direktem oder indirektem Bezug zum jetzigen Leiter der Arbeitseinheit 06 im Auswärtigen Amt, Jörg Arntz Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3071 C 3071 D 3072 A 3072 C Anlage 22 Mündliche Frage 54 Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Einladung prominenter Persönlichkeiten in die Villa Borsig durch Bundesminister Dr. Guido Westerwelle Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 23 Mündliche Frage 55 Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Zusammensetzung der Delegation von Bundesminister Westerwelle bei seiner La- teinamerikareise im März 2010 Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 24 Mündliche Frage 56 Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Gründe für die Berufung eines dritten Staatssekretärs im Auswärtigen Amt Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 25 Mündliche Fragen 57 und 58 Dr. Rolf Mützenich (SPD) Abweichen von der bisherigen Verlänge- rungspraxis des UNIFIL-Mandats im Li- banon vor dem Hintergrund der dortigen Lage Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 26 Mündliche Frage 59 Niema Movassat (DIE LINKE) Thematisierung der Kandidatur Deutsch- lands für einen nichtständigen Sitz im UN- Sicherheitsrat bei Regierungsverhandlun- gen des BMZ mit Empfängerländern Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3072 C 3072 D 3073 A 3073 A 3073 C VIII Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 Anlage 27 Mündliche Frage 60 Niema Movassat (DIE LINKE) Reaktion auf den Todesfall und die Verletz- ten unter den Streikenden bei Subunter- nehmen des ThyssenKrupp-Werkes im brasilianischen Sepetiba infolge des beauf- tragten Polizeieinsatz vom 10. März 2010 Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 28 Mündliche Fragen 61 und 62 Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) Prüfung des Goldstone-Berichts und Vor- lage beim Deutschen Bundestag Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 29 Mündliche Fragen 63 und 64 Annette Groth (DIE LINKE) Umsetzung der Empfehlungen des Goldstone-Berichts zur Kontrolle der is- raelischen und palästinensischen Untersu- chungen Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 30 Mündliche Frage 65 Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Gespräche mit der britischen und nieder- ländischen Regierung über die Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen mit Island Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 31 Mündliche Frage 66 Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Anerkenntnis eines Verbots einseitiger Un- terstützung von Konfliktparteien in Soma- lia; Beendigung der Vorbereitungen für die EU-Trainingsmission in Somalia/Uganda und des entsprechenden Mandats Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3074 A 3074 B 3074 D 3075 C 3075 D Anlage 32 Mündliche Frage 67 Andrej Konstantin Hunko (DIE LINKE) Bewertung des deutschen Beitrags zur Ausbildung der afghanischen Polizei Antwort Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 33 Mündliche Frage 68 Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) Unterstützung der Special Olympics Natio- nal Games 2010 in Bremen sowie der Win- ter Games 2011 in Altenburg durch den Bund Antwort Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 34 Mündliche Frage 69 Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) Zahl der in obersten Bundesbehörden be- schäftigten bzw. in einem Ausbildungsver- hältnis befindlichen aktiven Leistungs- sportler Antwort Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 35 Mündliche Frage 70 Andrej Konstantin Hunko (DIE LINKE) Übermittlung von Daten durch deutsche Fluggesellschaften an die USA im Rahmen des Abkommens über Passagiernamensre- gister Antwort Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 36 Mündliche Frage 71 Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Zivilcourage gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus Antwort Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3076 A 3076 B 3076 D 3077 B 3077 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 IX Anlage 37 Mündliche Frage 72 Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Maßnahmen der Bundesregierung zur Er- möglichung der Abschaffung der Bilanzie- rungspflicht für kleinere Unternehmen Antwort Dr. Max Stadler, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 38 Mündliche Frage 73 Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vorlage der Eckpunkte einer Reform des Sorgerechts bei unverheirateten Eltern Antwort Dr. Max Stadler, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 39 Mündliche Frage 74 Harald Koch (DIE LINKE) Kurzfristige Finanzhilfen für Kommunen Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 40 Mündliche Frage 75 Harald Koch (DIE LINKE) Gefahr einer Überwälzung von Steuerlas- ten auf die Bürgerinnen und Bürger bei etwaiger Erhebung eines Zuschlags auf die Einkommens- und Körperschaftsteuer durch die Kommunen Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 41 Mündliche Fragen 76 und 77 Dr. Barbara Hendricks (SPD) Gesetzliches Verbot von (ungedeckten) Leerverkäufen Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3078 A 3078 C 3078 C 3078 D 3079 A Anlage 42 Mündliche Frage 78 Viola von Cramon-Taubadel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Höhe der Einsparungen Griechenlands beim Militärhaushalt angesichts der be- schlossenen EU-Finanzhilfen Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 43 Mündliche Frage 79 Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ausgestaltung der finanziellen Hilfen für Griechenland Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 44 Mündliche Frage 80 Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Verfügbarkeit von Daten der HSBC Pri- vate Bank Suisse für deutsche Finanzbe- hörden Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 45 Mündliche Frage 81 Christian Lange (Backnang) (SPD) Verteilung der durch den Ankauf der Steu- ersünder-CD in Nordrhein-Westfalen ent- standenen Kosten auf andere Bundeslän- der und Beteiligung Baden-Württembergs an diesen Kosten Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 46 Mündliche Frage 82 Christian Lange (Backnang) (SPD) Strafbarkeit der Verwendung der Daten der Steuersünder-CD Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3079 C 3079 D 3079 D 3080 A 3080 B X Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 Anlage 47 Mündliche Frage 83 Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) Kostenlose Anforderung von Daten über deutsche Steuerhinterzieher bei der franzö- sischen Justiz im Zusammenhang mit der Steuerdaten-CD der HSBC-Bank Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 48 Mündliche Frage 84 Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) Gesetzliche Grundlagen für die Abführung eines pauschalen Einkommensteuersatzes für den Ankauf von Daten über potenzielle Steuerhinterzieher; Umsatzsteuerpflicht ei- nes solchen Ankaufs Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 49 Mündliche Frage 85 Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) Schlussfolgerungen aus der Bewertung der EU-Kommission zum Stabilitäts- und Kon- vergenzprogramm der Bundesrepublik Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 50 Mündliche Frage 86 Lisa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Geplante Änderung der Dienstwagenbe- steuerung sowie Auswirkungen auf die Er- reichbarkeit des beschlossenen Klima- schutzzieles Antwort Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 51 Mündliche Frage 88 Viola von Cramon-Taubadel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Schlussfolgerungen aus den im Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts 3080 B 3080 C 3080 D 3081 A SIPRI genannten Zahlen zu den Rüstungs- geschäften Deutschlands mit Griechenland Antwort Hans-Joachim Otto, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 52 Mündliche Frage 89 Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Weltmarktanteil Deutschlands im Bereich Rüstungsexporte in den vergangenen fünf Jahren Antwort Hans-Joachim Otto, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 53 Mündliche Frage 90 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Lieferung sogenannter Tetra-Technik und sensibler Krypto-Technik in den Sudan zwischen 2003 und 2005 sowie dortige Ver- wendung durch den sudanesischen Ge- heimdienst Antwort Hans-Joachim Otto, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 54 Mündliche Frage 92 Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Polnische Pläne zum Bau von Atomkraft- werken in Polen sowie Unterstützung durch deutsche oder europäische Finanz- hilfen Antwort Hans-Joachim Otto, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 55 Mündliche Frage 93 Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Finanzieller Umfang der Anfragen zu Her- mesbürgschaften im Bereich der Atom- technologie Antwort Hans-Joachim Otto, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3081 B 3081 D 3081 D 3082 A 3082 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 XI Anlage 56 Mündliche Frage 94 Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) Delegationsreisen des Bundesministers für Wirtschaft und Technologie in dieser Wahlperiode Antwort Hans-Joachim Otto, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 57 Mündliche Frage 95 Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Konsequenzen der Haushaltssperren bei den Verwaltungskosten für die Durchfüh- rung der Grundsicherung für Arbeit- suchende und den Leistungen zur Einglie- derung in Arbeit für die Träger der Grundsicherung sowie Konzept zur Aufhe- bung der Sperren Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 58 Mündliche Frage 96 Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Wirkung des § 421 q SGB III (Erweiterte Berufsorientierung) und etwaige Verlänge- rung der Geltung dieser Vorschrift über den 31. Dezember 2010 hinaus Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 59 Mündliche Frage 97 Anette Kramme (SPD) Pläne des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zur Beschleunigung der Libe- ralisierung des Arbeitsmarkts und zur Er- leichterung der Befristung von Arbeitsver- trägen Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3082 C 3082 C 3083 A 3083 B Anlage 60 Mündliche Fragen 98 und 99 Dr. Eva Högl (SPD) Umgang mit dem EU-Vorschlag zur Redu- zierung des Armutsrisikos im Rahmen der neuen Strategie „Europa 2020“ Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 61 Mündliche Fragen 100 und 101 Silvia Schmidt (Eisleben) (SPD) Abstimmungsbedarf mit den Ländern zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskon- vention im Nationalen Aktionsplan; Unter- stützung von Eltern mit Behinderung bei der Erziehung ihrer Kinder Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 62 Mündliche Frage 102 Sabine Zimmermann (DIE LINKE) Vorlage der Gesetzgebung zur Entfristung der freiwilligen Weiterversicherung in der Arbeitslosenversicherung Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 63 Mündliche Frage 103 Sabine Zimmermann (DIE LINKE) Entwicklung der Zahl der neuen Selbst- ständigen seit 2006; Erweiterung des Krei- ses der Versicherungsberechtigten unter den Selbstständigen für die Arbeitslosen- versicherung Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 64 Mündliche Frage 104 Werner Dreibus (DIE LINKE) Entwicklung der Zahl der Solo-Selbststän- digen in den letzten zehn Jahren sowie der 3083 C 3084 A 3084 D 3084 D XII Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 Selbstständigen mit Bezug von aufstocken- den SGB-II-Leistungen seit Einführung der Hartz-Gesetze Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 65 Mündliche Frage 105 Werner Dreibus (DIE LINKE) Anzahl der Personen mit Aufnahme einer Auslandstätigkeit und dabei durch den § 28 a SGB III Betroffene Antwort Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 66 Mündliche Frage 106 Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) Pflanzenartspezifische Vorgaben im Zu- sammenhang mit der zugelassenen Am- flora-Kartoffel Antwort Dr. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 67 Mündliche Frage 107 Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) Chancen und Risiken der Zertifizierung von Bundesforstflächen nach FSC-Krite- rien Antwort Dr. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 68 Mündliche Fragen 108 und 109 Burkhard Lischka (SPD) Einrichtung und Kosten einer Organisa- tionseinheit im Bundesministerium der Verteidigung betreffend das Ansehen des Bundesministers Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3085 C 3086 A 3086 A 3086 D 3086 D Anlage 69 Mündliche Frage 110 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Gründe für den herausgeschobenen Ab- schluss der Verhandlungen über nachhal- tige Entschädigungen für die Opfer und Hinterbliebenen des Bombardements von Kunduz vom 4. September 2009 sowie zu- ständiges Bundesministerium Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 70 Mündliche Frage 111 Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Existenz einer „Gruppe 85“ im Bundes- ministerium der Verteidigung zur Beein- flussung des COMISAF-Berichts zu den Vorfällen in Kunduz am 4. September 2009 im deutschen Interesse Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 71 Mündliche Frage 112 Ute Kumpf (SPD) Konkrete Ausgestaltung der angekündig- ten Verkürzung von Wehrpflicht und Zivil- dienst sowie Ausgleichsmaßnahmen bei den Freiwilligendiensten Antwort Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 72 Mündliche Frage 113 Caren Marks (SPD) Vorlage der Untersuchungsergebnisse zur Qualifizierung und wirtschaftlichen Situa- tion von Tagespflegepersonen Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3087 A 3087 B 3088 A 3088 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 XIII Anlage 73 Mündliche Frage 115 Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Berichterstattung zum Stand der Umset- zung der UN-Kinderrechtskonvention vor der UNO und dem Deutschen Bundestag Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3089 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3015 (A) (C) (D)(B) 33. Sit Berlin, Mittwoch, d Beginn: 1
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3067 (A) (C) (D)(B) (Haushaltsgesetz 2010) (32. Sitzung, Tagesord- nungspunkt II) wie durch die Ausgestaltung weiterer Parameter Be- und Entlastungen einzelner Einkommensgruppen gegenüber Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an der 122. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Marco Bülow (SPD) zur na- mentlichen Abstimmung über den Entwurf ei- nes Gesetzes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bernschneider, Florian FDP 24.03.2010 Bockhahn, Steffen DIE LINKE 24.03.2010 Burchardt, Ulla SPD 24.03.2010 Dr. Danckert, Peter SPD 24.03.2010 Erdel, Rainer FDP 24.03.2010 Gabriel, Sigmar SPD 24.03.2010 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.03.2010 Götz, Peter CDU/CSU 24.03.2010 Golze, Diana DIE LINKE 24.03.2010 Gottschalck, Ulrike SPD 24.03.2010 Groth, Annette DIE LINKE 24.03.2010 Hempelmann, Rolf SPD 24.03.2010 Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.03.2010 Dr. Lehmer, Max CDU/CSU 24.03.2010 Dr. Luther, Michael CDU/CSU 24.03.2010 Pflug, Johannes SPD 24.03.2010 Roth (Esslingen), Karin SPD 24.03.2010 Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 24.03.2010 Ulrich, Alexander DIE LINKE 24.03.2010* Werner, Katrin DIE LINKE 24.03.2010 Zimmermann, Sabine DIE LINKE 24.03.2010 Anlagen zum Stenografischen Bericht Ich habe versehentlich mit Ja gestimmt. Mein Votum lautet Nein. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Daniel Bahr auf die Frage der Abgeordneten Martina Bunge (DIE LINKE) (Druck- sache 17/1107, Frage 3): Kann die Bundesregierung definitiv dementieren, dass im Bundesministerium für Gesundheit mit dem Wissen des Bun- desministers Dr. Philipp Rösler oder der Staatssekretäre Pläne für eine Gesundheitsprämie von 29 Euro erarbeitet wurden, und welche Höhe soll die vom Bundesminister Dr. Philipp Rösler im Deutschlandfunk am 18. März 2010 erwähnte Teil- prämie haben? Zum ersten Teil der Frage: Ja. Zum zweiten Teil der Frage: Herr Bundesgesund- heitsminister Rösler hat mehrfach darauf hingewiesen, dass kein radikaler Umbau des Finanzierungssystems der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) geplant ist, sondern der Übergang zu einkommensunabhängigen Prämien in Teilschritten erfolgen wird. Mit den weiteren Einzelheiten dieser schrittweisen Einführung wird sich die Regierungskommission, die am 17. März 2010 mit der konstituierenden Sitzung ihre Arbeit aufgenommen hat, in den kommenden Monaten befassen. Hier sind ent- sprechende Ergebnisse abzuwarten. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Daniel Bahr auf die Frage des Abgeordneten Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) (Drucksache 17/1107, Frage 4): Unter welchen Voraussetzungen würde die Einführung ei- ner vollen Kopfpauschale nicht zu einer Erhöhung der Netto- gehälter bei den Beziehern höherer und hoher Einkommen in der gesetzlichen Krankenversicherung führen, und welche konkreten Überlegungen gibt es seitens der Bundesregierung, einer finanziellen Entlastung der Bezieher höherer und hoher Einkommen durch eine Kopfpauschale entgegenzuwirken? Die Bundesregierung erarbeitet derzeit im Rahmen der Regierungskommission entsprechend den Vorgaben des Koalitionsvertrags Vorschläge zur schrittweisen Überführung des bestehenden Finanzierungssystems der GKV in eine Ordnung mit mehr Beitragsautonomie, re- gionalen Differenzierungsmöglichkeiten und einkom- mensunabhängigen Arbeitnehmerbeiträgen mit sozialem Ausgleich. Die Verteilungswirkungen hängen dabei von der Ausgestaltung wichtiger Steuerungsparameter ab, über deren konkrete Festlegungen derzeit noch keine Entscheidungen getroffen wurden. Grundsätzlich dürfte es aber unstrittig sein, dass mit Prämienmodellen in der Zusammenwirkung von Prämie und Sozialausgleich so- 3068 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 (A) (C) (D)(B) dem Status Quo zielgenau und transparent gesteuert wer- den können. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Fragen der Abgeordneten Dorothée Menzner (DIE LINKE) (Drucksache 17/1107, Fragen 10 und 11): Welche deutschen Häfen sind im Einzelnen für die Ab- wicklung von Transporten plutoniumhaltiger Mischoxid- Brennelemente bzw. von Uran-Brennelementen ausgelegt? Welche Unterschiede in Auflagen und Sicherheitsbestim- mungen gibt es bei der Widmung eines deutschen Hafens für die Abwicklung eines Transports von Mischoxid-Brennele- menten gegenüber der Widmung eines Hafens für Transporte von Uran-Brennelementen? Grundsätzlich sind alle Häfen, die über geeignete technische Einrichtungen für den Umschlag von frischen Brennelementen verfügen, für solche Transporte geeig- net. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Andreas Scheuer auf die Frage der Abgeordneten Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 14): Wie haben sich die CO2-Emissionen bei neu zugelassenen Autos in diesem Jahr entwickelt? Die durchschnittlichen CO2-Emissionen neu zugelas- sener Fahrzeuge sind weiterhin reduziert worden. Von 2008 zu 2009 ist ein Rückgang der Emissionen aller Pkw von 164,87 g CO2/km auf 154,07 g CO2/km, das heißt von 6,6 Prozent, davon minus 7,3 Prozent bei Benzinfahrzeugen und minus 4,2 Prozent bei Dieselfahr- zeugen, zu verzeichnen. Für 2010 liegen noch keine Da- ten vor. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Frage des Abgeordneten Thomas Lutze (DIE LINKE) (Drucksache 17/1107, Frage 15): Kann die Bundesregierung für das Mitglied des Aufsichts- rates der Deutschen Bahn AG, DB AG, den Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Klaus-Dieter Scheurle, Interessenkonflikte bezüglich seiner bis 2008 ausgeübten Tätigkeit als Managing Director bei der Großbank Credit Suisse, wo er 2007 die Aufgabe hatte, diese Bank an der Teilprivatisierung der Deutschen Bahn AG zu be- teiligen, ausschließen? Ja, ein Interessenkonflikt ist nicht ersichtlich. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Enak Ferlemann auf die Frage des Abgeordneten Thomas Lutze (DIE LINKE) (Drucksache 17/1107, Frage 16): Worin besteht im Fall des Dr. Heinrich Weiss die Quali- fikation, im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG das öffent- liche Interesse zu vertreten, und besteht nicht vielmehr ein In- teressenkonflikt zu seinen Tätigkeiten als Geschäftsführer des Maschinenbauers SMS, eines Unternehmens, das Großkunde der DB-Tochter Schenker ist, und als Mitglied im Verwal- tungsrat des Bahnherstellers Bombardier Transportation? Herr Weiss ist aus Sicht der Bundesregierung ein aus- gewiesener Experte mit hoher fachlicher Kompetenz. Die Bundesregierung geht von der Unabhängigkeit von Herrn Weiss aus. Die Möglichkeit von Interessenkon- flikten ist in jedem Einzelfall vom Aufsichtsratsmitglied selbst zu prüfen und anzuzeigen. Sollte bei einer Auf- sichtsratsentscheidung eine Interessenkollision auftre- ten, so hat der Mandatsträger die Pflicht, darauf hinzu- weisen, und darf bei der Entscheidung nicht mitwirken. Anlage 9 Antwort der Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Fra- gen des Abgeordneten Dr. Matthias Miersch (SPD) (Drucksache 17/1107, Fragen 35 und 36): Wie kann die Bundesregierung sicherstellen, dass der poli- tische Stellenwert von künftigen Kabinettsentscheidungen bzw. Vereinbarungen der Bundesregierung analog zu der über den Atomkonsens mit Folgewirkungen für Dritte nicht darun- ter leidet, dass die Inhalte der Vereinbarung zum Atomkon- sens aus dem Jahr 2000 trotz bereits eingetretener Folgewir- kungen für Dritte geändert werden sollen? Wie kann die Bundesregierung sicherstellen, dass der öko- nomische Stellenwert von künftigen Kabinettsentscheidungen bzw. Vereinbarungen der Bundesregierung analog zu der über den Atomkonsens mit Folgewirkungen für Dritte nicht darun- ter leidet, dass die Inhalte der Vereinbarung zum Atomkon- sens aus dem Jahr 2000 trotz bereits eingetretener Folgewir- kungen für Dritte geändert werden sollen? Die Bundesregierung hat die Kernenergievereinba- rung vom 11. Juni 2001 von Anfang an als eine rechtlich nicht verbindliche politische Vereinbarung im Sinne ei- nes Gentlemen Agreement eingestuft. Die Umsetzung der Vereinbarung erfolgte insbesondere durch eine Än- derung des Atomgesetzes, die 2002 in Kraft getreten ist. Wie jedes andere Gesetz kann auch das Atomgesetz ge- ändert werden. Der verfassungsrechtliche Grundsatz des Vertrauensschutzes betrifft – unter bestimmten Voraus- setzungen – ausschließlich Gesetze mit rückwirkenden Regelungen. Anlage 10 Antwort der Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Fragen der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Fragen 37 und 38): Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3069 (A) (C) (D)(B) Welche Personen nahmen an dem Ressortgespräch zur Schachtanlage Asse II teil, das am 10. Oktober 1995 vonsei- ten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, BMBF, und des Bundesministeriums für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit, BMU, auf Leitungsebene statt- fand – bitte alle Teilnehmer und Gesprächsort angeben –, und insbesondere wer waren jeweils die ranghöchsten Teilnehmer seitens des BMBF, des BMU und gegebenenfalls auch seitens des Bundeskanzleramtes? Welche wesentlichen Entscheidungen wurden bei dem BMBF-BMU-Ressortgespräch zur Schachtanlage Asse II am 10. Oktober 1995 getroffen, und welche konkreten Asse-spe- zifischen Gegebenheiten wie beispielsweise Laugenzuflüsse wurden dabei laut Aktenlage berücksichtigt? Zu Frage 37: Das Ressortgespräch zwischen dem BMBF und dem BMU am 10. Oktober fand auf Staatssekretärsebene statt. Die Staatssekretäre wurden durch die fachlich zu- ständigen Mitarbeiter begleitet. Das Bundeskanzleramt war auf diesem Ressortgespräch nicht vertreten. Das Ge- spräch fand beim BMBF statt. Zu Frage 38: In dem Ressortgespräch zwischen dem BMBF und dem BMU am 10. Oktober 1995 wurde vereinbart, den Betreiber Schachtanlage Asse (GSF) zu veranlassen, zü- gig die Erarbeitung eines Konzeptes zur Schließung der Schachtanlage Asse zu veranlassen. Für die anstehenden Aufgaben zur Erarbeitung des Schließungskonzeptes sollte eine Vereinbarung zur Betriebsbesorgung zwi- schen der Deutschen Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe mbH (DBE) und der GSF geschlossen werden. Die Erstellung eines Abschlussbetriebsplans sollte nach Ansicht der beiden Ressorts unter besonderer Be- rücksichtigung der Asse-spezifischen Gegebenheiten er- folgen. Explizit sind hierbei die eingelagerten radioakti- ven Abfälle sowie die Beherrschung der Laugenzuflüsse genannt. Weiterhin herrschte Einigkeit zwischen den Res- sorts, dass das Schließungsverfahren für die Asse nach Bergrecht durchzuführen sei, da die Asse kein Endlager nach § 9 a AtG sei. Anlage 11 Antwort der Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Fragen der Abgeordneten Ingrid Nestle (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Fragen 39 und 40): Stimmt die Bundesregierung der Auffassung des Bundes- ministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Dr. Norbert Röttgen, zu, dass bis 2050 annähernd eine Voll- versorgung mit erneuerbaren Energien angestrebt werden soll, und, wenn ja, werden die Annahmen zum Ausbau der erneu- erbaren Energien zum Beispiel in den Leitszenarien des Bun- desministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher- heit für 2020 nach oben angepasst? Stimmt die Bundesregierung vor dem Hintergrund der Schlussfolgerungen des Europäischen Rates vom 29./30. Ok- tober 2009, die Treibhausgasemissionen für die EU bis 2050 um 80 bis 95 Prozent zu reduzieren – das heißt, da ein Ein- wohner Deutschlands im Vergleich mit Einwohnern anderer EU-Mitgliedstaaten etwa im oberen Drittel der Treibhausgas- emissionen liegt, müsste Deutschland seine Treibhausgas- emissionen bis 2050 um mindestens 90 Prozent unter das Ni- veau von 1990 senken –, der Aussage zu, dass sowohl die bisherigen Erneuerbaren-Ziele der Bundesregierung als auch die Entwicklung der erneuerbaren Energien in bislang von der Bundesregierung vorgelegten Szenarien zum Ausbau der er- neuerbaren Energien mittel- und langfristig nicht ausreichen, um die oben genannten Klimaziele zu erreichen? Zu Frage 39: Die Bundesregierung will den Weg in das regenera- tive Zeitalter einschlagen. Ziel ist, dass die erneuerbaren Energien den Hauptanteil an der Energieversorgung übernehmen. Noch in diesem Jahr wird die Bundesregie- rung im Rahmen des Energiekonzepts untersuchen, wie der Weg dahin am besten gestaltet werden kann. Bei der Aktualisierung der im Auftrag des Bundesumweltminis- teriums erstellten Leitstudie zum Ausbau der erneuerba- ren Energien wird auf Kompatibilität mit den Eckpunk- ten des Energiekonzepts geachtet. Zu Frage 40: Die Bundesregierung erarbeitet derzeit ein Energie- konzept. Grundlage dafür werden Szenarien sein, die sich an der Zielsetzung orientieren, bis zum Jahr 2050 die Treibhausgasemissionen um mindestens 80 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken. Auf der Grundlage der Szenarien wird über Maßnahmen zur Zielerreichung ent- schieden, unter anderem auch über die Ausbauziele im Bereich der erneuerbaren Energien. Detailliertere Unter- suchungen der erneuerbaren Energien, wie die Aktuali- sierung der Leitstudie zum Ausbau der erneuerbaren Energien im Auftrag des Bundesumweltministeriums, werden dies berücksichtigen. Anlage 12 Antwort der Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Frage des Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 41): Wie hoch ist der Anteil der zusätzlichen Forschungsausga- ben für erneuerbare Energien an dem gesamten Aufwuchs der Forschungsausgaben im Bundeshaushalt 2010, und wie hoch sind die im Einzelplan 16 vorgesehenen Forschungsausgaben für die Fotovoltaik – Summe aus Investitionen und Zuschüs- sen – im Vergleich zum Haushaltsjahr 2009? Wie bereits auf die schriftliche Frage Nr. 327 vom 26. Februar 2010 geantwortet, sind für die Förderung von Forschungsmaßnahmen der Bundesregierung für den Bereich erneuerbare Energien im Bundeshaushalt 2010 Ausgaben in Höhe von insgesamt 239,56 Millio- nen Euro vorgesehen. Die Forschungsausgaben für die Photovoltaik betru- gen im Haushaltsjahr 2009 32,9 Millionen Euro. Für das Haushaltsjahr 2010 sind 28,0 Millionen Euro vorgese- hen. Die Aufteilung der Mittel ist unverbindlich. Nach derzeitiger Planung ist aber davon auszugehen, dass das Vorjahresniveau überschritten wird. Da die Förderung als Zuwendung gewährt wird, die qualifizierte Anträge 3070 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 (A) (C) (D)(B) voraussetzt, ist eine konkrete Vorhersage für das Haus- haltsjahr 2010 nicht möglich. Anlage 13 Antwort der Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Frage des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 42): Wie viele Anträge auf Förderung nach dem Marktanreiz- programm – bitte genaues Fördervolumen angeben – liegen derzeit beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle vor – bitte aufschlüsseln nach dem Restkontingent aus 2009 und den neuen Anträgen seit Jahresbeginn 2010 –, und wann wird das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit die Aufhebung der gerade beschlossenen Haushaltssperre für das MAP beantragen müssen, um eine vorzeitige Erschöpfung der Mittel mit dem damit verbunde- nen Markteinbruch für regenerative Heizungssysteme zu ver- meiden? Beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) liegen derzeit insgesamt 44 480 noch zu beschei- dende Anträge auf Förderung in einem Fördervolumen von 86,2 Millionen Euro vor. Davon wurden 22 340 An- träge mit einem Fördervolumen von 47,5 Millionen Euro im Jahr 2009 und 22 140 Anträge in einem Fördervolu- men von 38,7 Millionen Euro im Jahr 2010 gestellt. Die qualifizierte Haushaltsperre wurde aufgrund unsicherer Einnahmeerwartung bei den mit 815 Millionen Euro ver- anschlagten Einnahmen aus der Veräußerung von Emis- sionszertifikaten ausgebracht. Die Aufhebung der Sperre kann dann beantragt werden, wenn die Entwicklung der Einnahmen eine entsprechende Einnahmehöhe für das Jahr 2010 erwarten lässt. Hierfür lässt sich ein Zeitpunkt noch nicht angeben. Anlage 14 Antwort der Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche auf die Frage des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 43): Was unternimmt die Bundesregierung gegen die wach- sende Planungsunsicherheit in der KWK-Branche – KWK: Kraft-Wärme-Kopplung – aufgrund der Haushaltssperre im Marktanreizprogramm und mit den dadurch zu rechnenden Kürzungsplänen des erfolgreichen Impulsprogramms zur För- derung von Mini-KWK-Anlagen? Die Nationale Klimaschutzinitiative unterstützt aus Mitteln des MAP-Titels verschiedene klimaschützende Maßnahmen zur Steigerung der Energie- und Ressour- ceneffizienz, unter anderen auch Mini-KWK-Anlagen. Mit den bereits bewilligten Anträgen wird das zugeteilte Budget für das Impulsprogramm zur Förderung von Mini-KWK-Anlagen der Nationalen Klimaschutzinitia- tive des BMU für das Jahr 2010 voll ausgeschöpft. Eine Umschichtung des Budgets zulasten anderer Maßnahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative oder des MAP ist nicht vorgesehen, sodass für weitere Bewilligungen oder Verlängerungen von Bewilligungszeiträumen keine Mit- tel zur Verfügung stehen. Generell werden Mini-KWK- Anlagen aber auch von der Förderung nach dem Kraft- Wärme-Kopplungsgesetz begünstigt. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Helge Braun auf die Frage des Abgeordneten Memet Kilic (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 44): Was wird die Bundesregierung konkret gegen die Un- gleichverteilung von Bildungschancen und -möglichkeiten bei Kindern mit Migrationshintergrund unternehmen? Von Bildungsarmut sind Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund besonders stark betroffen. Heute haben bei den Kindern unter fünf Jahren bereits 33 Pro- zent einen Migrationshintergrund. Aufgrund der demo- grafischen Entwicklung wird dieser Anteil in den kom- menden Jahren weiter ansteigen. Deshalb stehen Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund in besonde- rer Weise im Fokus der Anstrengungen, die die Bundes- regierung zur Bekämpfung von Bildungsarmut und zur Herstellung von mehr Bildungsgerechtigkeit unter- nimmt. Durch Bildung Aufstiegs- und Teilhabechancen zu eröffnen – dieses Ziel hat für die Bundesregierung höchste Priorität. Der Bund erhöht deshalb seine Ausga- ben für Bildung und Forschung bis 2013 um insgesamt 12 Milliarden Euro. Der Zusammenhang von Bildungs- herkunft und Bildungserfolg muss so früh wie möglich aufgebrochen werden. Am besten gelingt dies durch lo- kale Initiativen, die mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut sind und die Stärken und Schwächen aller Schü- lerinnen und Schüler kennen. Die Bundesregierung will deshalb lokale Bildungsbündnisse an Grundschulen un- terstützen, die es an vielen Orten bereits gibt und die häufig aus Schulfördervereinen heraus entstanden sind, in denen Eltern, Lehrerinnen und Lehrer zusammenar- beiten. Solche Bündnisse leisten soziale und pädagogi- sche Arbeit. Sie initiieren neue Formen der Zusammen- arbeit von Schulen, Eltern und gemeindlichem Umfeld, zum Beispiel durch Dolmetscherdienste gerade auch in die Gruppen von Eltern hinein, die in anderen Kulturen verwurzelt sind. Die Arbeit solcher Bündnisse wird der Bund in dieser Legislaturperiode mit insgesamt einer Milliarde Euro unterstützen. Die Bundesregierung fördert im Übrigen die Integra- tion von Migrantinnen und Migranten in Bildungspro- zessen bedarfsspezifisch in vielfältiger Weise, zum Bei- spiel durch Beratungs- und Unterstützungsangebote für Jugendliche mit Migrationshintergrund vor, während und nach ihrer Ausbildung. An über 400 Standorten im ganzen Bundesgebiet bieten Jugendmigrationsdienste für junge Migrantinnen und Migranten bis zum 27. Le- bensjahr fachkundige und individuelle Hilfestellung am Übergang von der Schule in den Beruf an, beraten Eltern und kooperieren in örtlichen Netzwerken mit weiteren Akteuren. Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration unterstützt seit Mai 2008 mit der „Aktion zusammen wachsen“ Projekte für Bildungs- und Ausbildungspatenschaften. Patinnen und Paten för- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3071 (A) (C) (D)(B) dern mit ihrem bürgerschaftlichen Engagement Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund zum Bei- spiel beim Erlernen der deutschen Sprache oder beim Übergang in die Ausbildung. Anlage 16 Antwort des Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Fragen des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Fragen 45 und 46): In welche Delegationen und aus welchen Gründen wurde der Unternehmer Dr. Cornelius Boersch, mit dem Dr. Guido Westerwelle im Jahr 2009 das Buch Summa summarum von Politik und Wirtschaft herausgegeben hat, bei Reisen des Bundesministers des Auswärtigen seit dessen Amtsantritt ein- geladen? Wer hat Dr. Cornelius Boersch für diese Delegation vorge- schlagen, und wie wurde dieser Vorschlag jeweils begründet? Zu Frage 45: Herr Dr. Cornelius Boersch hat den Bundesaußen- minister als Mitglied der Wirtschaftsdelegation auf zwei Auslandsreisen begleitet. Es handelt sich hierbei um a) die Reise Türkei/Saudi Arabien/Katar/Vereinigte Arabi- sche Emirate/Jemen und um b) die Reise Estland/Japan/ China. Grundlage für die Mitreise innerhalb einer Wirt- schaftsdelegation sind jeweils die fachliche Expertise und regionale Interessen. Zu Frage 46: Die Auswahl der mitreisenden Gäste wird nach einem eingespielten Verfahren, das im Auswärtigen Amt seit längerem üblich ist, entschieden. Die Abteilung für Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung hat die Auf- gabe, Vorschläge für die Teilnahme an der Wirtschafts- delegation vorzubereiten. Dazu werden unter anderem die Deutschen Botschaften in den besuchten Ländern eingebunden. Zudem werden die jeweiligen Wirtschafts- verbände angesprochen und ebenfalls um Vorschläge ge- beten. Gleichzeitig nutzt das Auswärtige Amt natürlich auch eigene Kenntnisse von Unternehmen, die sich im Bereich der Außenwirtschaft besonders engagieren. Da- rüber hinaus gibt es eine Reihe von Initiativbewerbun- gen aus der Wirtschaft. Es gibt also eine ganze Reihe von Quellen, die Grund- lage für eine solche Vorschlagsliste sein können. Diese wird von dem zuständigen Fachreferat erstellt. Sie wird im Auswärtigen Amt mit anderen beteiligten Referaten abgestimmt, dann wird die Wirtschaftsdelegationsliste vorgelegt. Die Entscheidungsgrundlage für die Mitreise innerhalb einer Wirtschaftsdelegation sind jeweils die fachliche Expertise und regionale Interessen. Anlage 17 Antwort des Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage der Abgeordneten Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 17/1107, Frage 47): In welchem Zusammenhang steht dabei die Teilnahme des Geschäftsführers des Kernenergieunternehmens Areva NP, Ulrich Gräber, an der Delegation des Bundesministers des Auswärtigen bei dessen Lateinamerikareise im März 2010? Die Mitreise von Herrn Gräber im Rahmen der Wirt- schaftsdelegation steht nicht im Zusammenhang mit ei- ner Zusage von Hermesbürgschaften. Anlage 18 Antwort des Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage der Abgeordneten Agnes Malczak (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 48): Aus welchen Gründen wurde die Künstlerin und das Bon- ner FDP-Mitglied, Nurten Schlinkert, in die Delegation des Bundesministers des Auswärtigen bei seiner Reise in die Tür- kei im Januar 2010 eingeladen, und wer hat sie für die Teil- nahme vorgeschlagen (Financial Times Deutschland vom 12. März 2010)? Die Auswahl der mitreisenden Gäste wird nach einem eingespielten Verfahren, das im Auswärtigen Amt seit längerem üblich ist, entschieden. Das gilt auch für Sondergäste aus den Bereichen Kul- tur oder Sport, die seit Jahren zur Begleitung eingeladen werden. Dies galt auch für Frau Nurten Schlinkert beim Be- such in der Türkei. Anlage 19 Antwort des Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Fragen der Abgeordneten Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Fragen 49 und 50): Aus welchen Gründen wurde der Geschäftsführer Ralf Marohn der Firma Far Eastern Fernost Beratungs- und Handels GmbH, an der auch der Bruder des Bundesministers des Auswärtigen Anteilseigner ist, in dessen Delegation nach Japan und China im Januar 2010 eingeladen, und wer hat ihn für diese Delegation vorgeschlagen? Aus welchen Gründen hat das Auswärtige Amt eine Pres- semitteilung mit dem Briefkopf der Far Eastern Fernost Bera- tungs- und Handels GmbH veröffentlicht, in der der Ge- schäftsführer des Unternehmens auf seine Teilnahme an einer Asienreise des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck verwies? Zu Frage 49: Die Auswahl der mitreisenden Gäste wird nach einem eingespielten Verfahren, das im Auswärtigen Amt seit längerem üblich ist, entschieden. Die Abteilung für Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung hat die Auf- gabe, Vorschläge für die Teilnahme an der Wirtschafts- delegation vorzubereiten. Dazu werden unter anderem die Deutschen Botschaften in den besuchten Ländern eingebunden. Zudem werden die jeweiligen Wirtschafts- verbände angesprochen und ebenfalls um Vorschläge ge- beten. Gleichzeitig nutzt das Auswärtige Amt natürlich auch eigene Kenntnisse von Unternehmen, die sich im Bereich der Außenwirtschaft besonders engagieren. Da- 3072 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 (A) (C) (D)(B) rüber hinaus gibt es eine Reihe von Initiativbewerbun- gen aus der Wirtschaft, die berücksichtigt werden. Es gibt also eine ganze Reihe von Quellen, die Grund- lage für eine solche Vorschlagsliste sein können. Diese wird von dem zuständigen Fachreferat erstellt. Sie wird im Auswärtigen Amt mit anderen beteiligten Referaten abgestimmt, dann wird die Wirtschaftsdelegationsliste vorgelegt. Die Entscheidungsgrundlage für die Mitreise inner- halb einer Wirtschaftsdelegation sind jeweils die fachli- che Expertise und regionale Interessen. Zu Frage 50: Dem Auswärtigen Amt lagen zum fraglichen Zeit- punkt eine Reihe von Anfragen interessierter Medien vor. Aus diesem Grund hat das Auswärtige Amt eine Pressemitteilung des Unternehmens Far Eastern weiter- geleitet. Anlage 20 Antwort des Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Fragen der Abgeordneten Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) (Drucksache 17/1107, Fragen 51 und 52): Welche Usancen und Regeln der Bundesregierung, auf die sich die Vizeregierungssprecherin am 12. März 2010 namens der Bundeskanzlerin berief – vergleiche unter anderem Süd- deutsche Zeitung vom 13. März 2010 –, hat der Bundesminis- ter des Auswärtigen bei der Auswahl von Unternehmern, die ihn bei seinen Auslandsreisen begleiten, zu beachten? Welchen Handlungsbedarf erkennt die Bundesregierung angesichts der öffentlichen Debatten um die Mitnahme von Unternehmern und anderen Gästen auf Auslandsreisen des Bundesministers des Auswärtigen, um die Richtlinien, Usan- cen und Regeln, nach denen diese Mitreisenden ausgewählt werden, so anzupassen, dass selbst der Anschein einer demo- kratieschädigenden Interessenkollision vermieden wird? Zu Frage 51: Die Reisen des Bundesaußenministers sind politisch und oft kurzfristig veranlasst. Soweit Anlass und Um- stände der Reise die Mitnahme einer Wirtschaftsdelega- tion geraten erscheinen lassen, holt das Auswärtige Amt zunächst bei den zuständigen deutschen Auslandsvertre- tungen Empfehlungen ein, welche deutschen Unterneh- men im Gastland kommerzielle Interessen, zum Beispiel konkrete Projekte, verfolgen. Zusätzlich werden einschlägig kompetente Wirt- schaftsverbände und -vereinigungen wie auch andere In- formationsquellen zu Rate gezogen. Für die Zusammen- setzung der Wirtschaftsdelegation ist wesentlich, welche wirtschaftlichen Interessen bestimmter Unternehmensre- präsentanten bestehen. Außerdem wird angestrebt, auch mittelständische Un- ternehmen in der Delegation angemessen zu berücksich- tigen. Der vor diesem Hintergrund zusammengestellte Vorschlag ist nach Entscheid durch die Amtsleitung Grundlage für die Einladungen zur Teilnahme an der Reise. Zu Frage 52: Das in der Antwort auf Ihre erste Frage dargelegte Verfahren zur Zusammenstellung einer Wirtschaftsdele- gation bietet aus Sicht der Bundesregierung keinen An- lass, eine Interessenkollision zu vermuten. Insofern erscheint es weder erforderlich noch zweck- mäßig, diese in der Vergangenheit bewährte Vorgehens- weise zu ändern. Anlage 21 Antwort des Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage des Abgeordneten Dr. Hermann Ott (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 53): Welche Teilnehmer vertraten bei den Veranstaltungen in der Villa Borsig in Berlin direkt oder indirekt Unternehmen, bei denen der jetzige Leiter der Arbeitseinheit 06 im Auswär- tigen Amt, Jörg Arntz, beschäftigt war? Es war ein Vertreter einer großen deutschen Bank an- wesend. Herr Arntz hat bei diesem Institut von 1996 bis 1998 eine Ausbildung absolviert. Anlage 22 Antwort des Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage des Abgeordneten Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 54): Trifft es zu, dass der Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Guido Westerwelle, zu „Berliner Abenden“ in der Villa Borsig den Showmaster Thomas Gottschalk, den Fußballtrai- ner Felix Magath, den Berlinale-Chef Dieter Kosslick, den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom AG René Obermann und die TV-Moderatorin Sabine Christiansen ein- geladen hat, wie es die Süddeutsche Zeitung vom 4. März 2010 berichtet hat, und welche Rolle spielen diese Persönlich- keiten in der Außenpolitik des Bundesministers? Die „Berliner Abende“ in der Villa Borsig sind Teil des regelmäßigen Austauschs des Bundesministers des Auswärtigen und Stellvertreters der Bundeskanzlerin, Dr. Guido Westerwelle, zu aktuellen außen-, wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Themen mit Vertretern aus Diplomatie, Politik, Wirtschaft und Medien. Anlage 23 Antwort des Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage des Abgeordneten Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 55): Wie bewertet die Bundeskanzlerin die Zusammensetzung der Delegation, die Bundesminister Dr. Guido Westerwelle bei seiner Lateinamerikareise im März 2010 begleitete? Die Auswahl der mitreisenden Gäste wird nach einem eingespielten Verfahren, das im Auswärtigen Amt seit längerem üblich ist, entschieden. Die Entscheidungs- grundlage für die Mitreise innerhalb einer Wirtschafts- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3073 (A) (C) (D)(B) delegation sind jeweils die fachliche Expertise und re- gionale Interessen. Anlage 24 Antwort des Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage des Abgeordneten Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 17/1107, Frage 56): Warum wurde in das Auswärtige Amt ein dritter beamteter Staatssekretär berufen, obwohl der jetzige Bundesminister des Auswärtigen und ehemalige Oppositonsführer auf der Grund- lage des Liberalen Sparbuchs seiner Partei vor der letzten Bundestagswahl in jedem Bundesministerium die Streichung eines Staatssekretärspostens verlangt hatte? Die Aufgabenwahrnehmung sowie die entsprechende Ressourcenausstattung im Auswärtigen Amt orientieren sich an den politischen Prioritäten der Amtsleitung. Die Anzahl der Staatssekretäre, die für die zielorien- tierte Wahrnehmung der Aufgaben des Auswärtigen Amts verantwortlich sind, sowie deren Aufgaben spie- geln diese Priorisierung wider. Anlage 25 Antwort des Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Rolf Mützenich (SPD) (Drucksache 17/1107, Fragen 57 und 58): Welche Gründe hat die Bundesregierung, von der bisheri- gen Praxis einer Verlängerung des UNIFIL-Mandats um zwölf Monate abzuweichen und gegenüber dem von der Re- solution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen gesetzten Zeithorizont eine kürzere Frist für die deutsche Beteiligung festzusetzen? Hält die Bundesregierung die bisher erreichten Erfolge des Engagements der internationalen Gemeinschaft für hinrei- chend und selbsttragend, um eine unilaterale Reduzierung der UNIFIL politisch vertreten zu können, obwohl sie in ihrem Antrag vom 18. November 2009 ausdrücklich darauf hin- weist, dass das Risiko eines erneuten bewaffneten Konflikts, nicht zuletzt angesichts innenpolitischer Spannungen im Liba- non und ungelöster regionaler Konflikte, mit Israel fortbe- steht? Zu Frage 57: Der Deutsche Bundestag hat dem Antrag der Bundes- regierung zur Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an der Interimstruppe der Vereinten Nationen in Libanon (UNIFIL) erstmals im September 2006 zuge- stimmt, das Mandat wurde bis zum 31. August 2007 er- teilt. Die erste Verlängerung des Bundestagsmandats erfolgte bis zum 15. September 2008, die zweite Verlän- gerung bis zum 15. Dezember 2009, die dritte Verlänge- rung schließlich bis zum 30. Juni 2010. Eine etablierte Praxis, nach der die UNIFIL-Mandate jeweils um zwölf Monate verlängert werden, gibt es nicht. Die Bundesre- gierung ist bestrebt, die Mandatsverlängerungen an poli- tische Erfordernisse anzupassen, dies schließt die Dauer der Mandate ein. Zu Frage 58: Grundsätzlich sind alle VN-Mitgliedstaaten aufgeru- fen, sich an UNIFIL zu beteiligen. Bei der deutschen Be- teiligung an UNIFIL handelt es sich um eine freiwillige Leistung. Die Bundeswehr hat sich von Anfang an am UNIFIL-Flottenverband beteiligt. Die Deutsche Marine hat den Flottenverband seit Oktober 2006 in mehreren Zeitabschnitten für insgesamt 21 Monate geführt und da- mit seit 2006 den weitaus größten Beitrag zur maritimen Operation geleistet. Gemäß Antrag der Bundesregierung vom 18. November 2009 zur Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an UNIFIL, dem der Deutsche Bundestag am 3. Dezember 2009 zugestimmt hat, ist die Obergrenze der deutschen Beteiligung von 1 200 auf 800 abgesenkt worden. Mit dem im Bundestagsmandat festgelegten Rahmen von 800 Soldatinnen und Soldaten ist die Deutsche Ma- rine in der Lage, die Aufgaben im Bereich der Sicherung der seeseitigen Grenze und der Ausbildungsunterstüt- zung für die libanesische Marine wahrzunehmen. Der- zeit sind circa 240 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Anlage 26 Antwort des Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage des Abgeordneten Niema Movassat (DIE LINKE) (Druck- sache 17/1107, Frage 59): Ist es zutreffend, dass es bei einem ressortübergreifenden Treffen einen internen Entscheid von Auswärtigem Amt, Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Bundes- ministerium der Finanzen, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und Bun- desministerium für Bildung und Forschung am 24. Februar 2010 gab, das Thema der Kandidatur Deutschlands für einen nichtständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen – VN-SR-Kandidatur – zukünftig in allen Regierungsverhand- lungen mit Empfängerländern des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung aktiv anzu- sprechen und beispielsweise in einem direkten Zusammen- hang mit der Gewährleistung von Mitteln für Projekte zur Be- kämpfung des Klimawandels für südpazifische Inselstaaten und anderen Maßnahmen zum Thema „Erneuerbare Ener- gien“ für eine Reihe von Karibikstaaten zu diskutieren? Zutreffend ist, dass am 24. Februar 2010 auf Einla- dung des Auswärtigen Amts eine Ressortbesprechung zum Thema Kandidatur Deutschlands für einen nicht- ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen stattgefunden hat. Ziel war es, die beteiligten Ressorts sieben Monate vor der Abstimmung in der Generalver- sammlung der Vereinten Nationen über den Stand der Kandidatur zu unterrichten und eine gute gegenseitige Abstimmung über Auslandsaktivitäten sicherzustellen. Wie alle Staaten, die eine Wahl in den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen anstreben, argumentiert auch Deutschland bei der Wahlwerbung in den stimmberech- tigten Staaten unter anderem mit der Qualität der bilate- ralen Beziehungen. Die Wahlwerbung erfordert im Wahljahr besondere Anstrengungen der gesamten Bun- desregierung und umfassende gegenseitige Unterrich- tung. 3074 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 (A) (C) (D)(B) Es trifft nicht zu, dass vereinbart wurde, die Kandi- datur in allen Regierungsverhandlungen des Bundes- ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung anzusprechen oder dieses Thema mit Part- nerländern in direktem Zusammenhang mit der Gewäh- rung von Mitteln für Projekte zu diskutieren. Anlage 27 Antwort des Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage des Abgeordneten Niema Movassat (DIE LINKE) (Druck- sache 17/1107, Frage 60): Was gedenkt die Bundesregierung bezüglich des Verdach- tes, dass es bei dem seit Mittwoch, dem 10. März 2010, herr- schenden Streik der Mitarbeiter von Subunternehmen des ThyssenKrupp-Werkes in Sepetiba, TKCSA, Rio de Janeiro, Brasilien, aufgrund eines von TKCSA beauftragten Polizei- einsatzes zu mindestens einem Todesfall unter den Streiken- den und zu Verletzungen aufgrund von Schlägen kam, zu unternehmen, um den extraterritorialen Staatenpflichten Deutschlands nachzukommen? Bei dem mittlerweile beendeten Streik ging es um Ge- haltsverhandlungen bei Subunternehmen. Nach Kenntnis der Bundesregierung gab es hierbei keinen Konflikt zwi- schen den Streikenden und der Polizei und auch keinen Todesfall. Anlage 28 Antwort des Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Fragen des Abgeordneten Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) (Drucksache 17/1107, Fragen 61 und 62): Wie wird die Bundesregierung der Aufforderung des Eu- ropäischen Parlaments (Entschließung vom 10. März 2010 zur Umsetzung der Goldstone-Empfehlungen zu Israel-Paläs- tina – P7_TA-PROV(2010)0054), den Goldstone-Bericht „sorgfältig zu prüfen“, nachkommen? Wird die Bundesregierung den Goldstone-Bericht dem Deutschen Bundestag als offizielles Dokument der Vereinten Nationen zur parlamentarischen Behandlung weiterleiten? Zu Frage 61: Vorbemerkung: Die in Ihrer Frage genannte Ent- schließung des Europäischen Parlaments enthält keine Aufforderung an die Bundesregierung, den Goldstone- Bericht „sorgfältig zu prüfen“. In der Entschließung werden die Mitgliedstaaten auf- gefordert, öffentlich dafür einzutreten, dass die Empfeh- lungen des Berichtes umgesetzt werden, die Umsetzung der Empfehlungen aktiv zu überwachen und die Ergeb- nisse der Ermittlungen, zu denen der Bericht auffordert, zu überwachen. Die Bundesregierung hat sich von Beginn an für eine angemessene und ausgewogene Behandlung des Gold- stone-Berichts eingesetzt und wird dies weiterhin tun. Mögliche Verletzungen des Völkerrechtes müssen sorgfältig untersucht und aufgearbeitet werden, Vorver- urteilungen und Versuchen der Instrumentalisierung muss entgegengetreten werden. Es ist im Interesse der Beteiligten, die Vorwürfe rund um die Gaza-Offensive vollständig aufzuklären. Hierzu ist eine ernsthafte und sorgfältige rechtliche Aufarbeitung des Goldstone-Be- richts durch die Parteien selbst notwendig. Dafür setzt sich die Bundesregierung auch hochran- gig ein. So hat sich der Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Guido Westerwelle, gegenüber dem israelischen Au- ßenminister, Avigdor Lieberman, am 18. Januar 2010 im Rahmen der deutsch-israelischen Regierungsverhand- lungen für geeignete Mechanismen zur Untersuchung eingesetzt. Nach Auffassung der Bundesregierung ist der Men- schenrechtsrat der Vereinten Nationen als Auftraggeber des Goldstone-Berichts das geeignete Gremium für die weitere Befassung. Deutschland ist im Sommer 2009 vorübergehend aus dem Menschenrechtsrat ausgeschieden und hat einen Beobachterstatus inne. Auch nach dem zeitlich begrenz- ten Ausscheiden wirkt Deutschland bei den Verhandlun- gen um die weitere Behandlung des Goldstone-Berichtes aktiv mit. In den EU-Koordinierungen nimmt Deutsch- land eine unverändert wichtige Rolle ein und bemüht sich um Herstellung einer einheitlichen Linie. Zudem äußert sich Deutschland zu Themen des Menschen- rechtsrates auch als Beobachter vor dem Plenum. Zu Frage 62: Der Goldstone-Bericht ist Ergebnis einer vom Men- schenrechtsrat der Vereinten Nationen mandatierten Untersuchungskommission zur Frage von Menschen- rechtsverletzungen während des Gaza-Konfliktes im De- zember 2008 und Januar 2009. Der Bericht wurde am 15. September 2009 veröffent- licht und in den Vereinten Nationen in New York vorge- stellt. Seither ist er innerhalb der Vereinten Nationen Ge- genstand der Befassung des VN-Menschenrechtsrates, des VN-Sicherheitsrates und der Generalversammlung gewesen. Es handelt sich bei dem Bericht um ein öffentlich zu- gängliches Dokument der Vereinten Nationen, mit dem sich der Deutsche Bundestag mehrfach beschäftigt hat. Anlage 29 Antwort des Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Fragen der Abgeordneten Annette Groth (DIE LINKE) (Druck- sache 17/1107, Fragen 63 und 64): Wie positioniert sich die Bundesregierung zu der Empfeh- lung des Goldstone-Berichtes an den Weltsicherheitsrat, ein unabhängiges Expertengremium einzuberufen, um die israeli- schen und palästinensischen Untersuchungen zu kontrollie- ren? Wie wird die Bundesregierung den Aufforderungen der Resolution des Europäischen Parlaments vom 10. März 2010 nachkommen, in dem die Mitgliedstaaten der Europäischen Union aufgefordert werden, sich für die Umsetzung der Emp- fehlungen des Goldstone-Berichtes einzusetzen? Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3075 (A) (C) (D)(B) Zu Frage 63: Der Goldstone-Bericht ist Ergebnis einer vom Men- schenrechtsrat der Vereinten Nationen mandatierten Untersuchungskommission zur Frage von Menschen- rechtsverletzungen während des Gaza-Konfliktes im De- zember 2008 und Januar 2009. Der Bericht wurde am 15. September 2009 veröffent- licht und in den Vereinten Nationen in New York vorge- stellt. Seither ist er innerhalb der Vereinten Nationen Ge- genstand der Befassung des VN-Menschenrechtsrates, des VN-Sicherheitsrates und der Generalversammlung gewesen. Die Bundesregierung hat sich von Beginn an für eine angemessene und ausgewogene Behandlung des Goldstone-Berichts eingesetzt. Vorverurteilungen und Versuchen der Instrumentalisierung ist sie entgegenge- treten. Nach Auffassung der Bundesregierung ist der Men- schenrechtsrat der Vereinten Nationen als Auftraggeber des Goldstone-Berichts das geeignete Gremium für die weitere Befassung. Entsprechend ist die Bundesregie- rung Bemühungen, andere Gremien mit dem Bericht zu befassen, von Anfang an entgegengetreten. Es liegt im Interesse der Beteiligten, alle Vorwürfe rund um die Gaza-Offensive vollständig aufzuklären. Hierzu ist nach Auffassung der Bundesregierung eine ernsthafte und sorgfältige rechtliche Aufarbeitung des Goldstone-Berichts durch die Parteien selbst notwendig. Dafür setzt sich die Bundesregierung auch hochrangig ein. So hat sich der Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Guido Westerwelle, gegenüber dem israelischen Außen- minister, Avigdor Lieberman, am 18. Januar 2010 im Rahmen der deutsch-israelischen Regierungsverhand- lungen für geeignete Mechanismen zur Untersuchung eingesetzt. Zu Frage 64: In der Entschließung werden die Mitgliedstaaten auf- gefordert, öffentlich dafür einzutreten, dass die Empfeh- lungen des Berichtes umgesetzt werden, die Umsetzung der Empfehlungen aktiv zu überwachen und die Ergeb- nisse der Ermittlungen, zu denen der Bericht auffordert, zu überwachen. Die Bundesregierung hat sich von Be- ginn an für eine angemessene und ausgewogene Behand- lung des Goldstone-Berichts eingesetzt und wird dies weiterhin tun. Mögliche Verletzungen des Völkerrechtes müssen nach Auffassung der Bundesregierung sorgfältig untersucht und aufgearbeitet werden, Vorverurteilungen und Versuchen der Instrumentalisierung muss entgegen- getreten werden. Es liegt im Interesse der Beteiligten, die Vorwürfe rund um die Gaza-Offensive vollständig aufzuklären. Hierzu ist eine ernsthafte und sorgfältige rechtliche Auf- arbeitung des Goldstone-Berichts durch die Parteien selbst notwendig. Dafür setzt sich die Bundesregierung auch hochrangig ein. So hat sich der Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Guido Westerwelle, gegenüber dem is- raelischen Außenminister, Avigdor Lieberman, am 18. Januar 2010 im Rahmen der deutsch-israelischen Re- gierungsverhandlungen für geeignete Mechanismen zur Untersuchung eingesetzt. Nach Auffassung der Bundes- regierung ist der Menschenrechtsrat der Vereinten Natio- nen als Auftraggeber des Goldstone-Berichts das geeig- nete Gremium für die weitere Befassung. Anlage 30 Antwort des Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage des Abgeordneten Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 65): Welche Gespräche führte die Bundesregierung mit der briti- schen und der niederländischen Regierung bezüglich der politi- schen Einigung über die Aufnahme von Beitrittsverhandlun- gen zwischen der EU und Island im Vorfeld des Europäischen Rates am 25. und 26. März 2010, und inwiefern beeinflusst der Konflikt der isländischen Regierung mit der britischen und der niederländischen Regierung über das Kreditabkom- men Icesave auch die Positionierung der Bundesregierung hinsichtlich der Entscheidung über die baldige Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit Island? Im isländischen Verhalten nach dem Zusammenbruch der insolventen Online-Bank Icesave wurde bislang kein Verstoß gegen den EWR-Acquis festgestellt. Die Bun- desregierung betrachtet daher – wie die Europäische Kommission – die Icesave-Verhandlungen als bilaterale Angelegenheit zwischen Island einerseits und Großbri- tannien und den Niederlanden andererseits; sie verhält sich in der Icesave-Frage neutral. Die Frage der Aufnahme von EU-Beitrittsverhand- lungen und die Lösung der Icesave-Frage sollten nicht miteinander vermischt werden. Die Bundesregierung hat daher im Vorfeld des Europäischen Rates auch keine Ge- spräche geführt, die eine solche Verbindung herstellen. Anlage 31 Antwort des Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage der Abgeordneten Sevim Dağdelen (DIE LINKE) (Druck- sache 17/1107, Frage 66): Wird die Bundesregierung angesichts der jüngsten und äu- ßerst brutal geführten Gefechte in der somalischen Hauptstadt Mogadischu, bei denen allen Seiten schwere Menschenrechts- verletzungen vorgeworfen wurden, zahlreiche Zivilistinnen und Zivilisten umkamen und vertrieben wurden und die soge- nannten somalischen Sicherheitskräfte, unterstützt durch US- Aufklärungsmittel, Seite an Seite mit der Sufi-Rebellen- gruppe Ahlu Sunna Waljamaca, ASWJ, gegen Anhänger der al-Shabaab kämpften, die weite Teile der Stadt und des Lan- des kontrollieren, anerkennen, dass in Somalia nach wie vor ein Bürgerkrieg herrscht und sich eine einseitige Unterstüt- zung einer oder mehrerer Konfliktparteien durch die USA, Frankreich und die EU ebenso verbietet wie diejenige Äthio- piens und Eritreas, das deshalb mit Sanktionen belegt wurde, und wird sich die Bundesregierung deshalb dafür einsetzen, dass die Vorbereitungen für die EU-Trainingsmissionen in So- malia und Uganda, mit denen Angehörige einer Konfliktpartei militärisch geschult werden sollen, unverzüglich eingestellt und das Mandat beendet wird? Die Bundesregierung stellt nicht in Abrede, dass in Somalia Bürgerkrieg herrscht. Im Interesse einer Stabili- sierung der Sicherheitslage fördert sie den von den Ver- einten Nationen geleiteten, politischen Prozess. Er bin- det erfolgreich die wichtigen Gruppierungen und Clans 3076 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 (A) (C) (D)(B) Somalias ein. Nur islamistische Extremisten stehen weiter- hin abseits und bekämpfen die Übergangsregierung aktiv. Sie sehen sich als Teil des „internationalen Dschihad“ und werden aus dem Ausland unterstützt. Zum politischen Prozess gehört auch, die internatio- nal anerkannte Übergangsregierung Somalias in die Lage zu versetzen, ein Minimum an staatlicher Ordnung zu gewährleisten. Im Einklang mit den Anstrengungen der Afrikanischen Union und gemeinsam mit den EU- Partnern wird die Bundesregierung an Maßnahmen fest- halten, die hierauf abzielen. Anlage 32 Antwort des Staatsministers Dr. Werner Hoyer auf die Frage des Abgeordneten Andrej Konstantin Hunko (DIE LINKE) (Drucksache 17/1107, Frage 67): Wie bewertet die Bundesregierung ihren Beitrag zur Aus- bildung afghanischer Polizistinnen und Polizisten vor dem Hintergrund der Feststellung des Director of National Intelli- gence der USA, Dennis Blair, im aktuellen Annual Threat As- sessment vom 2. Februar 2010, die afghanische Polizei werde von der dortigen Bevölkerung als gefährlicher wahrgenom- men als die Taliban? Die statistischen Analysen, auf die sich die Bewer- tung des Direktors der Nationalen Nachrichtendienste der USA gründet, liegen der Bundesregierung nicht vor. Die Bundesregierung ist sich der Probleme innerhalb der afghanischen Polizei bewusst. Der mangelhafte Aus- bildungsstand und die hohe Korruptionsrate tragen in der Tat zur Verunsicherung der Bevölkerung bei. Die über- spitzte Darstellung der afghanischen Polizei als Haupt- gefahrenquelle für die Bevölkerung wird jedoch nicht geteilt. Insbesondere bestehen erhebliche regionale Un- terschiede in der Sicherheitswahrnehmung. Eine Reihe von Untersuchungen zeigen ferner, dass die Mehrheit der Bevölkerung die Arbeit der afghanischen Polizei bei der Verbrechensbekämpfung durchaus differenziert be- trachtet, was der obigen Einschätzung (der Polizei als Gefahrenquelle) widerspricht. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass der Ausbildungs- stand und die Personalstärke der afghanischen Polizei – gemessen an ihren Aufgaben – zu gering ist. Vor die- sem Hintergrund bewertet die Bundesregierung ihren Beitrag zur Ausbildung afghanischer Polizistinnen und Polizisten als weiterhin notwendig und sinnvoll. Anlage 33 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ole Schröder auf die Frage des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) (Drucksache 17/1107, Fragen 68): Mit welchen Maßnahmen unterstützt der Bund die Vorbe- reitung und Durchführung – bitte einzeln, auch mit dem je- weiligen finanziellen Betrag, nennen – der Special Olympics National Games im Juni 2010 in Bremen sowie die Special Olympics National Winter Games im Februar/März 2011 in Altenberg/Sachsen? Die beiden nationalen Sportveranstaltungen von Spe- cial Olympics Deutschland, die Sportorganisation für Menschen mit mentaler Behinderung, werden aufgrund der verfassungsmäßigen Kompetenzverteilung zwi- schen dem Bund und den Ländern vom Bundesministe- rium des Innern und vom Bundesministerium für Fami- lie, Senioren, Frauen und Jugend nicht gefördert. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales prüft zurzeit den Antrag von Special Olympics Deutschland, das ne- ben den Wettkämpfen laufende Gesundheitsprogramm „Healthy Athlets“ bei den Sommerspielen in Bremen zu fördern. Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien fördert unter dem Aspekt der kulturellen Bildung das Special Olympics Begleitprojekt „Bewegungskünst- ler“ in Bremen mit einem Betrag von 120 512,50 Euro. Das Bundesministerium des Innern fördert im Übri- gen seit 1992 Special Olympics Deutschland. Die Förde- rung in den Jahren 2009 und 2010 setzt sich wie folgt zusammen: jährlich 75 000 Euro für Leistungssportper- sonal (Geschäftsführer (1/2 Stelle) und Sportdirektorin). Für die Entsendung zu den World Winter Games 2009 in Boise/ldaho/USA wurden insgesamt 240 000 Euro. Wei- tere 15 000 Euro für ein Internationales Volleyballturnier in Wilhelmsdorf/BW wurden bereitgestellt. Hinzu kom- men Entsendekosten zu den European Summer Games 2010 in Warschau in Höhe von 90 000 Euro und zur Vor- bereitung auf die World Summer Games 2011 in Athen in Höhe von 92 500 Euro. Anlage 34 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ole Schröder auf die Frage des Abgeordneten Dr. Ilja Seifer (DIE LINKE) (Druck- sache 17/1107, Frage 69): Wie viele aktive Leistungssportlerinnen und -sportler – bitte differenziert nach männlich/weiblich sowie behindert/ nichtbehindert nennen – sind bei obersten Bundesbehörden – mit Stand 31. Dezember 2009 – beschäftigt bzw. in einem Ausbildungsverhältnis? In der Spitzensportförderung von Bundespolizei, Bundeswehr und Zoll befanden sich zum Stichtag 31. Dezember 2009 insgesamt 984 Sportlerinnen und Sportler. Darunter befinden sich keine Spitzensportlerin- nen bzw. Spitzensportler mit Behinderung. Im Einzel- nen: Geschäftsbereich (GB) Anzahl gesamt weiblich männ- lich Bundespolizei (GB BMI) 155 59 96 Bundeswehr (GB BMVg) 791 207 584 Zoll Ski Team (GB BMF) 38 20 18 Gesamt: 984 286 698 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3077 (A) (C) (D)(B) Im Übrigen gibt es keinen Gesamtüberblick über die Beschäftigung aktiver Spitzensportlerinnen und Spitzen- sportler bei Obersten Bundesbehörden und ihren Ge- schäftsbereichen. Zum genannten Stichtag waren insgesamt 5 Spitzen- sportler mit Behinderung in Obersten Bundesbehörden einschließlich Geschäftsbereichen beschäftigt: Die Vereinbarkeit einer Karriere als Spitzensportler mit schulischer und beruflicher Ausbildung sowie Be- rufsausübung (sogenannte Duale Karriere) wird ange- sichts der stark gestiegenen internationalen Konkurrenz und der damit verbundenen Professionalisierung auch im paralympischen Sport zunehmend erschwert. Auf Initia- tive des Bundesministers des Innern soll die Förderung der „dualen Karriere“ paralympischer Sportlerinnen und Sportler – auch durch Unterstützung der Wirtschaft – kontinuierlich weiterentwickelt werden. Anlage 35 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ole Schröder auf die Frage des Abgeordneten Andrej Konstantin Hunko (DIE LINKE) (Drucksache 17/1107, Frage 70): Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung darüber, von welchen Fluggesellschaften in Deutschland jeweils wel- che Datenkategorien im Rahmen des Abkommens über Passa- giernamensregister – PNR-Abkommen – mit den USA an das US-amerikanische Heimatschutzministerium übermittelt wer- den, und welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung da- rüber, an welche Behörden in den USA oder in Drittstaaten diese Daten weitergegeben werden? Grundlage der Übermittlung von Fluggastdaten ist das Abkommen zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten von Amerika über die Verarbei- tung von Fluggastdatensätzen (Passenger Name Records – PNR) und deren Übermittlung durch die Flug- gesellschaften an das United States Department of Homeland Security (DHS) (PNR-Abkommen 2007, ABI. EU L 204 vom 4. August 2007, Seite 18). Der Bun- destag hat am 20. Dezember 2007 das Gesetz zu dem Abkommen vom 26. Juli 2007 zwischen der Europäi- schen Union und den Vereinigten Staaten von Amerika über die Verarbeitung von Fluggastdatensätzen (Passen- ger Name Records – PNR) und deren Übermittlung durch die Fluggesellschaften an das United States De- partment of Homeland Security (DHS) (PNR-Abkom- men 2007) beschlossen (BGBl. 2007 II Seite 1978). Anzahl gesamt weiblich männ- lich Bundesministerium des Innern (ein- schließlich GB) 4 1 3 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (GB) 1 - 1 Gesamt: 5 1 4 Danach stellt die Europäische Union sicher, dass Flug- gesellschaften, die Auslandspassagierflüge in die oder aus den Vereinigten Staaten von Amerika durchführen, die in ihren Buchungssystemen enthaltenen PNR-Daten dem DHS zur Verfügung stellen. Die Datenarten, die vom DHS erhoben werden dürfen, sind in Abschnitt III des dem Abkommen als Anlage angefügten Schreibens der USA an die EU (abgedruckt BGBl. 2007 II Seite 1982 ff.) in insgesamt 19 Kategorien dargestellt. Die Weitergabe der Daten an Behörden in den USA oder in Drittstaaten ist in Abschnitt II des Schreibens dargestellt. Anlage 36 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ole Schröder auf die Frage der Abgeordneten Sevim Dağdelen (DIE LINKE) (Drucksache 17/1107, Frage 71): Inwieweit teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass Rechtsextremismus und Rassismus, die laut Sächsische Zei- tung vom 4. März 2010 seit Oktober 1990 in Deutschland 149 Menschen das Leben kosteten (www.sz-online.de), die Hauptgefahr für jedwede Demokratie sind, und steht nach Auffassung der Bundesregierung die Kriminalisierung zivil- gesellschaftlichen Engagements gegen Rechtsextremismus und Rassismus wie im Rahmen der Proteste gegen den ge- planten Aufmarsch von NPD und Pro NRW Ende März 2010 in Duisburg in Form der Ermittlungen gegen Aktivisten des Bündnisses „Duisburg stellt sich quer“ und „Marxloh stellt sich quer!“ wegen Aufrufen zur zivilgesellschaftlichen Ge- genwehr wie friedlichen Blockaden nicht im Widerspruch zur von allen demokratischen Parteien geforderten Zivilcourage der Bürger gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antise- mitismus? Nach Auffassung der Bundesregierung stellt jede Form von politischem Extremismus und Rassismus per defintionem eine Gefahr für die freiheitlich demokrati- sche Grundordnung dar. Entsprechend der Formulierung in der Koalitionsvereinbarung tritt sie daher Extremis- men jeder Art, seien es Links- oder Rechtsextremismus, Antisemitismus oder Islamismus, entschlossen entgegen. Dabei misst die Bundesregierung zivilgesellschaftlichem Engagement, das sich seinerseits an der Werteordnung unserer Verfassung orientiert, insbesondere die Spielre- geln einer demokratischen Gesellschaft im Umgang mit anderen politischen Meinungen achtet, große Bedeutung zu. Ich bitte aber um Verständnis, dass die Bundesregie- rung schon mangels Zuständigkeit zu Maßnahmen der Polizeien der Länder sowie zu laufenden Ermittlungs- oder Strafverfahren grundsätzlich keine Stellung nimmt. Stellung nehmen möchte ich jedoch zu der im Frage- text genannten Zahl der Todesopfer rechter Gewalt, zu- mal der Bund für die bundesweiten Zahlen der politisch motivierten Kriminalität zuständig ist. Vorweg: Jeder Mensch, der infolge einer rechtsextremistischen Tat Schaden an Leib oder gar Leben erlitten hat, ist ein Op- fer zu viel. 3078 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 (A) (C) (D)(B) Wie Sie der Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage zu „Rechtsextreme Tötungsdelikte seit 1990 und antisemitisch motivierte Schändungen jüdi- scher Friedhöfe seit 2000“ in der Bundestagsdrucksache 16/14122 vom 7. Oktober 2009 entnehmen konnten, sind für den Zeitraum vom 1. Januar 1990 bis zum 31. De- zember 2008 dem Bundeskriminalamt im Rahmen des Kriminalpolizeilichen Meldedienstes – Politisch moti- vierte Kriminalität (KPMD-PMK) von den Ländern 46 Todesopfer politisch rechts motivierter Gewalt ge- meldet worden. Leider ist für das Jahr 2009 noch ein weiteres Todesopfer hinzugekommen, sodass seit 1990 das Bundeskriminalamt 47 Todesopfer infolge rechter Gewalt registriert hat. Die Gründe für von den polizeili- chen Zahlen abweichende Angaben anderer Stellen sind ebenfalls in der bereits genannten Drucksache erläutert worden. Anlage 37 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Max Stadler auf die Frage der Abgeordneten Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 72): Welche Maßnahmen ergreift die Bundesregierung, um die Abschaffung der Bilanzierungspflicht für kleine Unternehmen im EU-Ministerrat zeitnah auf die Tagesordnung zu setzen, um eine Verabschiedung zu ermöglichen, und welche Maß- nahmen gedenkt sie zu unternehmen, falls die Verabschiedung der Initiative auf EU-Ebene scheitert oder langfristig verscho- ben wird, um kleine Unternehmen von der Bilanzierungs- pflicht zu entlasten, damit diese Bürokratiekosten einsparen können? Die Beratungen im Rat über den von Ihnen angespro- chenen Richtlinienvorschlag der Kommission zu Bilanz- erleichterungen für Kleinstunternehmen sind bislang durch die Ablehnung einiger Mitgliedstaaten blockiert worden. Nach einem positiven Votum des Europäischen Parlaments Anfang März setzt sich die Bundesregierung insbesondere bei der Kommission, dem spanischen Rats- vorsitz und Frankreich nachdrücklich für eine Weiter- führung der Verhandlungen im Rat unter Berücksichti- gung von Änderungsvorschlägen des Europäischen Parlaments ein. Dabei sind wir natürlich auch in ständi- gem Kontakt mit den anderen Befürwortern, insbeson- dere Großbritannien. Es ist derzeit aber noch nicht abzu- sehen, ob die Änderungsvorschläge des Europäischen Parlaments von den bislang ablehnenden Mitgliedstaaten als Basis für einen Kompromiss angesehen werden. Die europarechtlich bislang bestehenden Möglich- keiten, kleinen Kapitalgesellschaften Bilanzierungser- leichterungen zu gewähren, werden in Deutschland voll- umfänglich ausgeschöpft. Auch im Rahmen der von der Kommission für 2011 angekündigten grundlegenderen Überarbeitung der Bilanzrichtlinien wird sich die Bun- desregierung für eine angemessene Ausgestaltung der Bilanzierungspflichten von kleinen und mittelgroßen Unternehmen einsetzen, damit diese nicht mit unnötigen Bürokratiekosten belastet werden. Anlage 38 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Max Stadler auf die Frage der Abgeordneten Katja Dörner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 73): Ist es zutreffend, dass sich die Bundesregierung auf Eck- punkte einer Reform des Sorgerechts bei unverheirateten El- tern – kein automatisches gemeinsames Sorgerecht ab Geburt, auf Antrag durch den Vater und Ablehnung nur bei Vorlage von Beweisen gegen den Vater, beispielsweise Gewalt oder Drogensucht – geeinigt hat, wie dies im Focus vom 15. März 2010 berichtet wird, und, wenn ja, auf welche Eckpunkte hat sich die Bundesregierung verständigt? Es ist nicht zutreffend, dass sich die Bundesregierung bereits auf Eckpunkte einer Reform verständigt hat. Wie bereits anlässlich Ihrer mündlichen Frage vom 27. Ja- nuar 2010 dargelegt, gibt die Entscheidung des Europäi- schen Gerichtshofs für Menschenrechte Anlass, sehr sorgfältig zu prüfen, unter welchen Voraussetzungen le- dige Väter auch ohne zwingende Zustimmung der Mut- ter eine Möglichkeit bekommen sollen, ein gemeinsames Sorgerecht zu erhalten. Anlage 39 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage des Abgeordneten Harald Koch (DIE LINKE) (Druck- sache 17/1107, Frage 74): Welche kurzfristigen Maßnahmen bzw. Soforthilfen wird die Bundesregierung zur Stärkung der vor dem Kollaps ste- henden kommunalen Finanzen ergreifen bzw. in die Wege lei- ten, weil die Kommission zur Reform der Gemeindefinanzen erst im Herbst 2010 ein Konzept erarbeitet haben soll? Mit dem Beschluss des Bundeskabinetts vom 24. Fe- bruar 2010 zur Einsetzung einer Gemeindefinanzkom- mission hat die Bundesregierung auf die drängenden Fi- nanzprobleme der Kommunen reagiert. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat gezeigt, dass das kommunale Fi- nanzsystem Schwächen aufweist. Deshalb ist eine grund- legende Befassung mit dem System der Gemeindefinan- zierung erforderlich. Die Kommission hat sich am 4. März 2010 zu ihrer konstituierenden Sitzung getroffen und somit unverzüglich ihre Arbeit aufgenommen. Es geht dabei um die Behebung struktureller Probleme. Er- gebnisse sollen bis Ende des Jahres erarbeitet werden. Dieser Zeitraum ist für die Beratungen auch erforderlich, wenn sachgerechte und tragfähige Lösungen und keine „Schnellschüsse“ präsentiert werden sollen. Ich weise zudem darauf hin, dass die Kommunen ins- gesamt vor der Krise drei Jahre in Folge Überschüsse, zum Teil in Rekordhöhe, zu verzeichnen hatten, die eine Auffüllung der Rücklagen möglich machten. Anlage 40 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage des Abgeordneten Harald Koch (DIE LINKE) (Druck- sache 17/1107, Frage 75): Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3079 (A) (C) (D)(B) Sieht die Bundesregierung die Gefahr, dass ein Teil der Steuerlasten auf die Bürgerinnen und Bürger abgewälzt wird, wenn – wie in der Gemeindefinanzkommission geprüft wer- den soll – die Kommunen als Ersatz für einen möglichen Wegfall der Gewerbesteuer einen Zuschlag auf die Einkom- men- und die Körperschaftsteuerzahlungen ihrer Bürgerinnen und Bürger – bitte begründen – erheben dürfen? Auftrag der Gemeindefinanzkommission ist es, die kommunalen Einnahmen und Ausgaben zu analysieren und Alternativen aufzuzeigen. Im Mittelpunkt der Kom- missionsarbeit steht der Prüfauftrag des Koalitionsver- trages. Der Kommission gehören neben den Bundesminis- tern der Finanzen, des Innern und für Wirtschaft und Technologie auch Finanz- und Innenminister der Länder sowie die kommunalen Spitzenverbände an. Es ist vor- gesehen, zu einvernehmlichen Lösungen zu gelangen. Den Ergebnissen der Kommission sollte daher nicht vor- gegriffen werden. Die von Ihnen angesprochene Frage wird sicherlich in der Kommission behandelt. Dabei gilt es, die Interessen aller Steuerzahler zu berücksichtigen. Anlage 41 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Fra- gen der Abgeordneten Dr. Barbara Hendricks (SPD) (Drucksache 17/1107, Fragen 76 und 77): Strebt die Bundesregierung ein gesetzliches Verbot von – ungedeckten – Leerverkäufen an? Warum beurteilte die Bundesregierung, wenn sie ein Ver- bot von – ungedeckten – Leerverkäufen anstrebt, dann noch im Februar 2010 die Entscheidung der Bundesanstalt für Fi- nanzdienstleistungsaufsicht, diese Leerverkäufe wieder zuzu- lassen, als „sachgerecht“ (siehe die Antwort auf meine münd- liche Frage an die Bundesregierung, Plenarprotokoll 17/21, Anlage 29)? Zu Frage 76: Das Bundesministerium der Finanzen wird noch im April den Entwurf eines Gesetzes vorstellen, das ein Verbot ungedeckter Leerverkäufe enthält. Der Regie- rungsentwurf soll im Sommer 2010 vom Kabinett verab- schiedet werden. Zu Frage 77: Das von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs- aufsicht erlassene Verbot ungedeckter Leerverkäufe war zeitlich befristet und ist auf der Grundlage von § 4 Abs. 1 WpHG zur Beseitigung und Verhinderung von Missständen erlassen worden. Vor dem Hintergrund der Verbesserung der Lage an den Finanzmärkten war es sachgerecht, diese zur Bekämpfung von Missständen er- lassene, einschneidende Maßnahme nicht weiter zu ver- längern. Das geplante gesetzliche Verbot ungedeckter Leerverkäufe soll generell und nicht nur in den Fällen gelten, in denen Anordnungen gemäß § 4 Abs. 1 WpHG getroffen werden können. Anlage 42 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage der Abgeordneten Viola von Cramon-Taubadel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 78): Hält die Bundesregierung angesichts des Grundsatzbe- schlusses der Eurogruppe vom 15. März 2010 über die techni- schen Einzelheiten einer Finanzhilfe für Griechenland das ak- tuelle Sparziel Griechenlands für den im Jahr 2009 offiziell 6,605 Milliarden Euro starken griechischen Militärhaushalt für ausreichend, und, wenn ja, wie begründet sie dies? In den am 16. Februar 2010 im Rahmen des verschärf- ten Defizitverfahrens beschlossenen Empfehlungen for- derte der ECOFIN-Rat Griechenland zu umfassenden Sparmaßnahmen zur Rückführung seines übermäßigen Defizits spätestens bis 2012 unter den Referenzwert von 3 Prozent des BIP auf (Haushaltsdefizit 2009: – 12,7 Pro- zent). Die Ratsempfehlungen verlangen einen Defizitab- bau um 4-Prozent-Punkte des BIP für 2010. Vor diesem Hintergrund kündigte Griechenland in seinem Stabilitäts- programm eine Reihe von Sparmaßnahmen an, die die Einnahmen- und Ausgabenseite gleichermaßen betreffen. Laut Stabilitätsprogramm betragen die geplanten Einspa- rungen für 2010 im Militärbudget 457 Millionen Euro. Das griechische Parlament hat über das Stabilitätspro- gramm hinaus weitere Maßnahmen am 5. März 2010 ver- abschiedet. Die Kommission hat diese Maßnahmen der GRC-Re- gierung als ausreichend bewertet, um das Erreichen des Haushaltsziels 2010 sicherzustellen. Auf ihrem Treffen am 15./16. März 2010 haben der Bundesfinanzminister und die anderen Finanzminister der Eurogruppe diese Maßnahmen ausdrücklich begrüßt. Anlage 43 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage des Abgeordneten Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 79): Wie positioniert sich die Bundesregierung gegenüber den Forderungen des griechischen Regierungschefs Giorgos Papandreou, auf dem Europäischen Rat am 25./26. März 2010 ein klares Votum zu finanziellen Hilfen für Griechenland ab- zugeben, und welche auf der innereuropäischen Solidarität beruhenden Ideen wird die Bundesregierung zur Ausgestal- tung dieser Finanzhilfen gegenüber den übrigen Staats- und Regierungschefs anbringen? Der Präsident des Europäischen Rates, Herman van Rompuy, hat das von Ihnen genannte Thema nicht für die Tagesordnung des Europäischen Rates am 25./ 26. März 2010 vorgesehen. Anlage 44 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage des Abgeordneten Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 80): 3080 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 (A) (C) (D)(B) Verfügen derzeit deutsche Finanzbehörden über Daten aus dem Datenbestand der HSBC Private Bank Suisse, der – nach Medieninformationen über einen ehemaligen Mitarbeiter der Bank (Süddeutsche Zeitung vom 6. März 2010) – im Sommer 2009 in den Besitz der französischen Behörden gelangte? Deutsche Finanzbehörden verfügen derzeit noch nicht über Daten aus dem genannten Datenbestand. Die deut- schen Finanzbehörden werden Daten oder Teilmengen von Daten, die für Deutschland voraussichtlich erheblich sind, aufgrund der EU-Amtshilferichtlinie aus Frank- reich erhalten, sobald solche Daten bei der Auswertung des Datenbestandes in Frankreich festgestellt werden. Anlage 45 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage des Abgeordneten Christian Lange (Backnang) (SPD) (Drucksache 17/1107, Frage 81): Nach welchem Prinzip werden die Kosten, die der nord- rhein-westfälischen Landesregierung durch den Ankauf der ihr angebotenen sogenannten Steuersünder-CD angefallen sind, auf andere oder alle Bundesländer verteilt, und ist der Bundesregierung bekannt, ob sich Baden-Württemberg eben- falls an den Kosten beteiligt? Der Bund hat NRW in Anlehnung an das Verfahren bei der Liechtensteiner CD eine Beteiligung in Höhe von 50 Prozent an der Zahlung zugunsten des Informanten zugesagt. Die verbleibenden Kosten tragen die Länder nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel. Ob sich das Land Baden-Württemberg an dieses Verfahren hal- ten wird, ist der Bundesregierung zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht bekannt. Anlage 46 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage des Abgeordneten Christian Lange (Backnang) (SPD) (Drucksache 17/1107, Frage 82): Ist der Bundesregierung bekannt, ob baden-württembergi- sche Strafverfolgungsbehörden Beamte der Steuerverwaltung, wenn sie die Daten der sogenannten Steuersünder-CD ver- wenden, strafrechtlich verfolgen werden? Hierüber liegen der Bundesregierung keine Erkennt- nisse vor. Anlage 47 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) (Drucksache 17/1107, Frage 83): Hat die Bundesregierung von der französischen Justiz Da- ten über deutsche Steuerhinterzieher kostenlos angefordert, die diese im Zusammenhang mit der Übergabe von Daten durch den ehemaligen Informatiker der HSBC-Bank H. F. er- halten hat, und, wenn nein, warum nicht? Die Bundesregierung hat von der französischen Justiz keine Daten über deutsche Steuerhinterzieher angefor- dert. Sollte Frankreich wie auch andere Mitgliedstaaten der Europäischen Union bei der Auswertung Daten oder Teilmengen dieser Daten, die für die Besteuerung in Deutschland voraussichtlich erheblich sein könnten, feststellen, dann ist Frankreich, wie auch jeder andere Mitgliedstaat der Europäischen Union, entsprechend der EU-Amtshilferichtlinie verpflichtet, diese Daten unauf- gefordert an Deutschland zu übermitteln. Anlage 48 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage der Abgeordneten Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) (Drucksache 17/1107, Frage 84): Auf welchen Gesetzesnormen bzw. anderweitigen Normen beruht die Abführung eines pauschalen Einkommensteuerbe- trags in Höhe von 10 Prozent der Prämiensumme in Fällen wie beim Ankauf der Daten über potenzielle Steuerhinterzie- her durch das Land Nordrhein-Westfalen, und unter welchen Umständen unterliegt – bitte mit Angabe der Gesetzesnormen und der Fundstelle der entsprechenden Normen bzw. der Ver- einbarung – ein solcher Ankauf der Umsatzsteuer mit wel- chem Steuersatz? Die Abführung eines pauschalen Steuerbetrags für die an Informanten gezahlten Vergütungen geht auf Verein- barungen der obersten Finanzbehörden des Bundes und der Länder aus dem Jahr 1963, zuletzt bestätigt im Jahr 1998, zurück. Die umsatzsteuerliche Behandlung des An- kaufs hängt von den genauen Umständen des Einzelfalls ab, deren Offenbarung aber gegen das Steuergeheimnis verstoßen würde. Genauere Angaben zur steuerlichen Be- handlung sind deshalb nicht möglich. Anlage 49 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage der Abgeordneten Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) (Drucksache 17/1107, Frage 85): Welche Schlüsse zieht die Bundesregierung aus der Be- wertung der EU-Kommission zum Stabilitäts- und Konver- genzprogramm der Bundesrepublik Deutschland vom 17. März 2010 vor dem Hintergrund der Äußerung durch die EU-Kommission, dass der Konsolidierungspfad ab 2011 durch keinerlei konkrete Maßnahmen gestützt werde, und wie viel Spielraum für steuerliche Mindereinnahmen durch die Einführung eines Stufentarifs bei der Einkommensteuer sieht die Bundesregierung vor diesem Hintergrund? Der ECOFIN-Rat hat am 2. Dezember 2009 in seinen Empfehlungen im Defizitverfahren gegenüber Deutsch- land gefordert, die konjunkturstimulierenden Maßnah- men in 2010 wie beabsichtigt durchzuführen, ab 2011 zu konsolidieren und das strukturelle Defizit um mindes- tens 0,5 Prozent des BIP durchschnittlich pro Jahr abzu- bauen. Bis 2013 läuft die Frist zur Rückführung des übermäßigen Defizits unter 3 Prozent des BIP. Die Vor- gaben im Defizitverfahren in Bezug auf Deutschland Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3081 (A) (C) (D)(B) sind in völliger Übereinstimmung zu den Vorgaben der deutschen Schuldenbremse. Im Rahmen des Defizitverfahrens muss Deutschland bis zum 2. Juni 2010 über die Fortschritte bei der Umset- zung der Empfehlungen vom 2. Dezember 2009 berich- ten. Diese Halbjahresfrist ist im Stabilitäts- und Wachs- tumspakt festgelegt. In diesem Stabilitätsprogramm war daher noch keine Konkretisierung der Konsolidierungs- maßnahmen gefordert. Die neue mittelfristige Konjunkturprognose im Früh- jahr und die Steuerschätzung im Mai werden höhere Pla- nungssicherheit über die notwendigen Konsolidierungs- schritte geben. Wir werden sie vorlegen, sobald wir über den Entwurf für den Bundeshaushalt 2011 und den Fi- nanzplan bis 2014 verfügen. Zur Frage nach den Steuerplänen hat die Bundesre- gierung wiederholt auf die Bedeutung der Steuerschät- zung im Mai hingewiesen. Anlage 50 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hartmut Koschyk auf die Frage der Abgeordneten Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 17/1107, Frage 86): Welche konkreten Pläne zur Änderung der Dienstwagen- besteuerung verfolgt die Bundesregierung (siehe Focus vom 6. März 2010), und wie bewertet sie die Auswirkungen der geplanten Änderungen auf die Erreichbarkeit des von der Bundesregierung beschlossenen Klimaschutzziels, die CO2- Emissionen bis 2020 um 40 Prozent zu senken? Gegenstand des Koalitionsvertrages ist (Zeilen 195 ff.) „die Besteuerung von Jahreswagenrabatten für Mitarbei- ter zügig auf ein realitätsgerechtes Maß bringen; in die- sem Zusammenhang werden wir auch die Angemessen- heit der Besteuerung des geldwerten Vorteils aus der Privatnutzung betrieblicher Fahrzeuge überprüfen“. Die Bundesregierung wird dem Prüfauftrag im Koalitions- vertrag nachkommen. Derzeit stehen noch keine Ände- rungspläne hinsichtlich der Dienstwagenbesteuerung fest. Anlage 51 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Otto auf die Frage der Abgeordneten Viola von Cramon-Taubadel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 88): Welche Schlüsse zieht die Bundesregierung aus den Zah- len des jüngsten Berichts des Stockholmer Friedensfor- schungsinstituts SIPRI, nach denen Griechenland derzeit 35 Prozent seiner Rüstungsgüter von deutschen Unternehmen bezieht, und wird sie, wie dies der Bundesminister des Aus- wärtigen, Dr. Guido Westerwelle, auf seiner Griechenland- reise am 2. Februar 2010 bereits getan hat, weiter für neue Rüstungsgeschäfte werben? Die Bundesregierung hat keine Kenntnis über den Anteil deutscher Rüstungsgüter an den aktuellen griechi- schen Rüstungsimporten. Die Exportzahlen, die das schwedische Friedensforschungsinstitut SIPRI im März 2010 veröffentlicht hat, beruhen auf einer eigenständi- gen Methodik, sodass sie sich für die Bundesregierung nicht nachvollziehen lassen. Die Bundesregierung übt eine verantwortungsvolle Politik bei der Kontrolle von Rüstungsexporten aus. Sie entscheidet im jeweiligen Einzelfall nach einer sorgfälti- gen Prüfung unter Berücksichtigung aller vorliegenden Umstände. Grundlage dafür sind die Politischen Grund- sätze der Bundesregierung für den Export von Kriegs- waffen und sonstigen Rüstungsgütern aus dem Jahr 2000 und der Verhaltenskodex der Europäischen Union vom 8. Juni 1998 bzw. der entsprechende Gemeinsame Stand- punkt, der am 8. Dezember 2008 durch den Rat verab- schiedet wurde. Nach den Politischen Grundsätzen sind Ausfuhren von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgü- tern in NATO-Länder und EU-Mitgliedstaaten grund- sätzlich nicht zu beschränken. Die Bundesregierung weist die in der Frage enthal- tene Unterstellung zurück, dass der Bundesminister des Auswärtigen auf seiner Griechenlandreise am 2. Februar 2010 für neue Rüstungsgeschäfte geworben habe. Anlage 52 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Otto auf die Frage des Abgeordneten Dr. Frithjof Schmidt (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 89): Wie groß war der Weltmarktanteil Deutschlands im Be- reich Rüstungsexporte in den vergangenen fünf Jahren – bitte aufschlüsseln nach Jahreszahlen –, und wie erklärt die Bun- desregierung eventuelle Abweichungen zur neuen Erhebung des Friedensforschungsinstituts SIPRI? Eine belastbare Angabe zum Weltmarktanteil Deutsch- lands im Bereich Rüstungsexporte ist der Bundesregie- rung nicht möglich, da es keine weltweit gültigen, um- fassenden Standards zur Erfassung und Veröffentlichung von Rüstungsexporten gibt. Die Bundesregierung infor- miert das Parlament über ihre Rüstungsexportpolitik in dem jährlich erscheinenden Rüstungsexportbericht. Die Erhebungen des Friedensforschungsinstituts SIPRI zu den weltweiten Rüstungsexporten basieren auf besonderen analytischen Methoden, die im SIPRI-Jahr- buch detailliert erläutert werden. SIPRI verwendet einen Rüstungsgüterbegriff, der von den international verein- barten Kategorien zum Teil signifikant abweicht. Daher lassen die SIPRI-Angaben einen Vergleich mit den Er- gebnissen anderer Institute oder mit amtlichen Veröf- fentlichungen wie zum Beispiel dem EU-Jahresbericht nicht zu. Anlage 53 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Otto auf die Frage des Abgeordneten Hans-Christian Ströbele (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 90): 3082 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 (A) (C) (D)(B) Inwieweit trifft zu, dass deutsche Unternehmen 2003 bis 2005 ohne Beanstandung des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle sogenannte Tetra-Technik sowie sensible Krypto-Technik an das sudanesische Innenministerium liefer- ten (vergleiche ARD-Sendung Monitor vom 14. Mai 2009), und welche Hinweise hat die Bundesregierung darauf, dass die Lieferungen durch den sudanesischen Geheimdienst in dessen Zentrale in Khartoum verwendet werden? Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse da- rüber vor, dass deutsche Unternehmen 2003 bis 2005 so- genannte Tetra-Technik sowie sensible Krypto-Technik an das sudanesische Innenministerium lieferten. Der Bundesregierung liegen keine Hinweise vor, dass Liefe- rungen von Tetra-Technik sowie sensibler Krypto-Tech- nik aus Deutschland durch den sudanesischen Geheim- dienst in dessen Zentrale in Khartoum verwendet werden. Anlage 54 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Otto auf die Frage des Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 91): Befürwortet die Bundesregierung die Pläne der polnischen Regierung, den Bau von Atomkraftwerken in Polen zuzulas- sen, und schließt die Bundesregierung generell deutsche oder europäische Finanzhilfen für polnische Atomkraftwerke aus? Nach Auffassung der Bundesregierung steht es jedem Staat frei, über die Zusammensetzung seines Energiemi- xes einschließlich des Einsatzes der Kernenergie selbst zu entscheiden. Dies gilt auch für die Pläne Polens zur Nutzung der Kernenergie. Anträge auf Finanzhilfen für den Bau von Kernkraft- werken in Polen sind der Bundesregierung nicht be- kannt. Anlage 55 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Otto auf die Frage der Abgeordneten Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 93): Wie hoch sind jeweils die finanziellen Anfragen/Anträge für Hermesbürgschaften im Bereich der Atomtechnologie, die der Bundesregierung momentan vorliegen, und wann wird vo- raussichtlich darüber entschieden? Derzeit liegen dem Interministeriellen Ausschuss für Exportkreditgarantien des Bundes keine weiteren Anfra- gen oder Anträge auf Übernahme einer Exportkreditga- rantie für Exporte von Nukleartechnologie vor. Aller- dings sind vier Anträge in Bearbeitung, bei denen es sich um Lieferungen für Kernkraftwerke in der Russischen Föderation und der Volksrepublik China handelt. Die Anträge betreffen insgesamt ein Volumen von rund 50 Millionen Euro zu kurzfristigen Zahlungsbedingun- gen. Es handelt sich um die Kernkraftwerke Leningrad- skaja 3 und Novovoronezhkaja 4 in Russland sowie um Kernkraftwerke in Taishan und Hawei in China. Der Zeitpunkt der Antragsentscheidung ist unbestimmt. Anlage 56 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hans-Joachim Otto auf die Frage der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) (Drucksache 17/1107, Frage 94): Welche Delegationsreisen hat der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie in dieser Wahlperiode durchge- führt, und wer gehörte zu den jeweiligen Delegationen? Der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie Rainer Brüderle hat in dieser Wahlperiode bisher zwei Delegationsreisen unternommen, und zwar vom 5. bis 7. Dezember 2009 nach China und vom 18. bis 19. Fe- bruar 2010 nach Russland. Auf der China-Reise wurde Bundesminister Brüderle begleitet von vier Abgeordneten des Deutschen Bundes- tages, 14 Wirtschaftsvertretern und 25 Journalisten. Auf der Russland-Reise waren vier Wirtschaftsvertreter in der Delegation. Anlage 57 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Frage der Abgeordneten Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 95): Welche Konsequenzen haben nach Auffassung der Bun- desregierung die von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP beschlossenen Haushaltssperren in Höhe von 300 Millionen Euro bei den Verwaltungskosten für die Durchführung der Grundsicherung für Arbeitsuchende und in Höhe von 600 Millionen Euro bei den Leistungen zur Eingliederung in Arbeit – unter Berücksichtigung der Szenarien der Bundes- agentur für Arbeit – im schlimmsten Falle auf die einzelnen Träger der Grundsicherung nach dem Zweiten Buch Sozialge- setzbuch, und wann legt die Bundesregierung ein Konzept vor, mit dem die Aufhebung der Sperren veranlasst werden kann, um so diese Konsequenzen so weit wie möglich doch noch abzuwenden? Für die Dauer der vom Haushaltsausschuss des Deut- schen Bundestages in seiner Bereinigungssitzung am 4. März 2010 beschlossenen qualifizierten Sperren könnte das für das Jahr 2010 für die Durchführung des SGB II zur Verfügung stehende Verwaltungskostenbudget vorerst nur in Höhe von 4,1 Milliarden Euro in Anspruch genommen werden. Im Eingliederungsbudget wären durch die Sperre zunächst nur 6,0 Milliarden Euro ver- fügbar. Die Grundsicherungsstellen partizipieren an diesen Ansätzen für Eingliederungsleistungen und Verwaltungs- kosten entsprechend den in der Eingliederungsmittelver- ordnung 2010 festgelegten Verteilschlüsseln. Nach diesen wären auch die gesperrten Beträge auf alle Grundsiche- rungsstellen umzulegen. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales geht davon aus, dass die Sperren zügig schon kurz nach In- krafttreten des Haushaltsgesetzes 2010 aufgehoben wer- den können. Es wird das vom Haushaltsausschuss gefor- derte Konzept, wie dies Bundesministerin Dr. von der Leyen bereits erklärt hat, bis April 2010 vorlegen. Damit wird sowohl den berechtigten Interessen arbeitsuchender Menschen und der Grundsicherungsstellen als auch den Interessen des Haushaltsausschusses, der Arbeitnehmer Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3083 (A) (C) (D)(B) und der anderen Steuerzahler Rechnung getragen. Im Lichte des beabsichtigten zügigen Entsperrungsverfah- rens erscheint es daher nicht opportun, eine umfangrei- che Vergleichsberechnung für die einzelnen Grundsiche- rungsstellen über potenzielle Auswirkungen der Sperren vorzunehmen. Anlage 58 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Frage der Abgeordneten Brigitte Pothmer (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 96): Wie beurteilt die Bundesregierung die Wirkung des § 421 q des Dritten Buches Sozialgesetzbuch, SGB III – Er- weiterte Berufsorientierung –, seit seiner Einführung, und be- absichtigt die Bundesregierung vor dem Hintergrund ihrer Bi- lanz, den § 421 q SGB III in identischer oder gegebenenfalls modifizierter Form über den 31. Dezember 2010 hinaus zu verlängern? Die bis Ende 2010 befristete Regelung zur Erweiter- ten Berufsorientierung hat sich nach Angaben der Bun- desagentur für Arbeit und Rückmeldungen aus der Pra- xis bewährt. Nach Auffassung der Bundesregierung soll sie deshalb in einem zukünftigen Gesetzgebungsvorha- ben der Bundesregierung verlängert werden. Durch diese Regelung konnte insbesondere das Enga- gement der Länder, die großteils die 50-prozentige Ko- finanzierung leisten, deutlich vergrößert werden. Die Verlängerung entspräche den Intentionen von Koali- tionsvertrag, Ausbildungspakt und Qualifizierungsinitia- tive, in denen ein Ausbau der Berufsorientierung gefor- dert wird. Die Verlängerung wird es ermöglichen, die Wirkung über einen längeren Zeitraum besser beurteilen zu können und den für eine Evaluation erforderlichen zeitlichen Spielraum zu schaffen. Anlage 59 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Frage der Abgeordneten Anette Kramme (SPD) (Drucksache 17/1107, Frage 97): Wie steht die Bundesregierung zu in den Medien zitierten Plänen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, noch im Mai 2010 die Liberalisierung des Arbeitsmarktes voranzu- treiben und die Befristung von Arbeitsverträgen zu erleich- tern, indem Unternehmen mehr Möglichkeiten eingeräumt werden, Arbeitsverträge zeitlich zu begrenzen, ohne dafür eine juristisch überprüfbare Begründung liefern zu müssen, und würde die Bundesregierung solche Schritte unabhängig von konkreten Plänen begrüßen, obwohl aktuelle Zahlen bele- gen, dass schon heute jeder zweite neu abgeschlossene Ar- beitsvertrag befristet ist und sich die Wissenschaft in weiten Teilen darin einig zeigt, dass die damit verbundene Unsicher- heit für die weitere Lebensplanung der Arbeitnehmer auch volkswirtschaftlich kontraproduktive Effekte zeigt, da insbe- sondere die überdurchschnittlich häufig betroffenen jüngeren Arbeitnehmer Konsumentscheidungen und Familienplanung zurückstellen und sich zudem die mit Befristungen meist ver- bundene geringere Motivation der Arbeitnehmer wiederum auf die Produktivität auswirkt? Die Bundesregierung wird sachgrundlos befristete Einstellungen erleichtern, wie es im Koalitionsvertrag vom 26. Oktober 2009 vorgesehen ist. Die Begründung für die geplante Maßnahme ist ebenfalls dem Koalitions- vertrag zu entnehmen. Anlage 60 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Fra- gen der Abgeordneten Dr. Eva Högl (SPD) (Drucksache 17/1107, Fragen 98 und 99): Aus welchen Gründen lehnt die Bundesregierung die von der Europäischen Kommission für die neue Strategie „Europa 2020“ vorgeschlagene Reduzierung der Armutsrisikoquote als quantitatives Ziel in Europa ab, und wird die Bundesregierung dies auch beim Europäischen Rat am 25./26. März 2010 ver- treten? Welches sind die Gründe dafür, dass die Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Dr. Ursula von der Leyen, als zustän- diges Mitglied der Bundesregierung auf diversen Veranstal- tungen zum Europäischen Jahr gegen Armut und soziale Aus- grenzung die Reduzierung und Verminderung von Armut als zentrales politisches Ziel herausstellt, aber im Rat für Be- schäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz am 8. März 2010 dieses Ziel im Rahmen der Strategie „Eu- ropa 2020“ abgelehnt hat? Zu Frage 98: Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass die künftige EU-2020-Strategie auch als weiterer Schritt zu einer nachhaltigen sozialen Marktwirtschaft begriffen wird, die dem sozialen Ausgleich und der Solidarität verpflichtet ist. In der neuen Strategie soll aus Sicht der Bundesregierung der Dreiklang aus wirtschaftlichem Er- folg, sozialem Zusammenhalt und ökologischer Verant- wortung weiter verfolgt werden. Im Zuge dessen ist die Bekämpfung der Armut und die Förderung der sozialen Teilhabe ein wesentliches Anliegen der Bundesregierung. Die von der Europäi- schen Kommission ins Spiel gebrachte Armutsrisiko- quote ist jedoch keine geeignete Zielgröße zur Festle- gung von Fortschritten auf diesem Gebiet. Die Armutsrisikoquote ist eine reine Kennziffer für die Ein- kommensverteilung und liefert keine Information über individuelle Bedürftigkeit im Sinne von Armut. Insbe- sondere steht sie in keinem Zusammenhang mit dem so- ziokulturellen Existenzminimum. Außerdem gehen ge- rade auf die Nachhaltigkeit der Armutsreduzierung zielende Sachleistungen nicht in die Berechnung ein. Die Armutsrisikoquote ist zudem eine sensible statisti- sche Größe. Unterschiede in der Datenbasis, bei der He- ranziehung unterschiedlicher Haushaltsgrößen sowie Unterschiede bei den Berechnungsmethoden können große Auswirkungen haben. Zu Frage 99: Wie zu Frage Nr. 98 ausgeführt, ist die Bekämpfung der Armut und die Förderung der sozialen Teilhabe ein wesentliches Anliegen der Bundesregierung. Daher be- teiligt sich die Bundesregierung nachdrücklich an der von der EU-Kommission initiierten Kampagne zum Eu- 3084 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 (A) (C) (D)(B) ropäischen Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung. Die Kampagne der Bundesregierung steht unter dem Motto „Mit neuem Mut“ und zielt darauf ab, das Be- wusstsein für Armut und soziale Ausgrenzung sowie die gesellschaftliche Verantwortung zu schärfen. Das Bun- desministerium für Arbeit und Soziales, das in Deutsch- land die Durchführung des Europäischen Jahres 2010 gegen Armut und soziale Ausgrenzung organisiert, hat 40 Projekte ausgewählt, die in diesem Jahr von der EU- Kommission und dem Bund mit rund 1,4 Millionen Euro gefördert werden. Betroffenenvertreter, Verbände sowie Länder und Kommunen sind in die Aktion eingebunden. Auch durch dieses Engagement stellt die Bundesre- gierung unter Beweis, dass sie sich mittels vieler einzel- ner praktischer Maßnahmen der Armutsbekämpfung widmet. Wie unter Frage Nr. 98 deutlich gemacht, ist die Festlegung einer Armutsrisikoquote hingegen kein ge- eignetes Mittel zur Armutsbekämpfung. Anlage 61 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Fra- gen der Abgeordneten Silvia Schmidt (Eisleben) (SPD) (Drucksache 17/1107, Fragen 100 und 101): Wird die Bundesregierung bei der Erstellung eines Natio- nalen Aktionsplanes zur Umsetzung der UN-Behinderten- rechtskonvention die Abstimmung mit den Ländern suchen, und in welchen Artikeln der Konvention sowie Ressortberei- chen der Bundes- und Landesregierungen erkennt die Bundes- regierung insbesondere großen Abstimmungsbedarf mit den Ländern? Welche konkreten Maßnahmen wird die Bundesregierung ergreifen, um die Assistenz für Eltern mit Behinderung zur Erfüllung ihrer Erziehungspflichten als Leistungspflicht ein- zuführen bzw. klarzustellen, und wie wird die Bundesregie- rung insbesondere die Situation von Kindern mit psychisch kranken Eltern verbessern? Zu Frage 100: Die Bundesregierung steht bei der Entwicklung eines Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechts- konvention in engem Kontakt zu den Ländern und wird die Länder auch in den weiteren Entwicklungsprozess des Aktionsplans einbeziehen. Gleichzeitig möchte die Bundesregierung die Länder anregen, eigene Aktions- pläne zur Umsetzung der Konvention zu initiieren, die den Aktionsplan der Bundesregierung ergänzen. Neben konkreten Maßnahmen und gesetzlichen Wei- terentwicklungen muss es bei der Entwicklung von Ak- tionsplänen auf den verschiedenen Ebenen vor allem da- rum gehen, das Leitbild der inklusiven Gesellschaft in der Lebenswirklichkeit zu verankern. Hierfür brauchen wir eine übergreifende gesellschaftspolitische Diskus- sion und eine Kultur des Denkens in gemeinsamer Ver- antwortung vonseiten aller Akteure. Der Umfang des konkreten Abstimmungsbedarfs zwischen Bund und Ländern wird sich insbesondere bei der Entwicklung von Maßnahmen für die jeweiligen Ak- tionspläne im Laufe des Verfahrens zeigen. Zu Frage 101: Die 18. Gleichstellungs- und Frauenministerkonferenz (GFMK) hat eine Entschließung „Rechtsanspruch auf ,El- ternassistenz‘: Mütter und Väter mit Behinderungen bei der Erfüllung ihres Erziehungsauftrages unterstützen“ formuliert und diese der Arbeits- und Sozialministerkon- ferenz, ASMK, und der Jugend- und Familienminister(in- nen)konferenz, JFMK, übermittelt mit der Bitte, sich mit dem Thema zu befassen. Nachdem die 85. ASMK das Thema „Elternassistenz“ der Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe“ zugewie- sen hat, befasst sich dort eine interkonferenzielle Unter- arbeitsgruppe auch mit diesem Thema. Die interkonferen- zielle Arbeitsgruppe, UAG V, „Sicherung der Teilhabe von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen sowie Rechtsanspruch auf Elternassistenz“ besteht aus Vertrete- rinnen und Vertretern der Arbeits- und Sozialminister- konferenz, der Kultusministerkonferenz, der Jugend- und Familienministerkonferenz, der Gleichstellungs- und Frau- enministerkonferenz und des Bundes, BMAS, BMBF und BMFSFJ. Das Thema der sogenannten Elternassistenz ist dort noch nicht abschließend behandelt worden. Die nächste Sitzung findet im April 2010 statt. Das Ergebnis der Unterarbeitsgruppe soll abgewartet werden. Anlage 62 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Frage der Abgeordneten Sabine Zimmermann (DIE LINKE) (Drucksache 17/1107, Frage 102): Bis wann und zu welchen Konditionen wird die Bundesre- gierung das von ihr in Aussicht gestellte Gesetzgebungsver- fahren zur Entfristung der freiwilligen Weiterversicherung in der Arbeitslosenversicherung abschließen, um für die Betrof- fenen schnell Planungssicherheit herzustellen? Die Bundesregierung prüft, ob die freiwillige Weiter- versicherung über den 31. Dezember 2010 hinaus fortge- führt werden soll. Bei dieser Prüfung wird sie auch die bisherigen Erfahrungen mit der freiwilligen Weiterversi- cherung berücksichtigen. Die Beratungen innerhalb der Bundesregierung werden rechtzeitig abgeschlossen, um den bereits freiwillig weiterversicherten Personen und denjenigen, die vor der Entscheidung stehen, sich frei- willig weiter zu versichern, Planungs- und Rechtssicher- heit bieten zu können. Anlage 63 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Frage der Abgeordneten Sabine Zimmermann (DIE LINKE) (Drucksache 17/1107, Frage 103): Wie hat sich die Zahl der Personen entwickelt, die sich seit 2006 selbstständig gemacht haben, bezogen auf die Herkunft aus Erwerbstätigkeit, dem Arbeitslosengeld-I-Bezug, dem Ar- beitslosengeld-II-Bezug und möglichen anderen relevanten Bereichen, aus denen Menschen den Schritt in die Selbststän- digkeit machen – bitte die einzelnen Bereiche für einzelne Jahre aufschlüsseln –, und plant die Bundesregierung, den Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3085 (A) (C) (D)(B) Kreis der Selbstständigen, die sich in der Arbeitslosenversi- Träger der Grundsicherung für Arbeitsuchende bei Auf- Die Bundesagentur für Arbeit hat die Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit im Rechtskreis SGB III in den Jahren 2006 bis 2009 wie folgt gefördert: Es kann aus den Datensätzen der Bundesagentur für Arbeit keine Aussage über Arbeitslosengeldbezieher ge- troffen werden, die sich ohne Förderleistungen selbst- ständig machen. Der nachfolgenden Tabelle lässt sich die Anzahl der Arbeitslosengeld-II-Bezieher entnehmen, die durch den geförderte Personen 2006 194 700 2007 125 000 2008 119 700 2009 135 000 Selbstständig erwerbstä Deutschland, West, Monat (Daten für 2006 liegen nicht vor) Selbststän Deutschland 1 September 2005 47 522 September 2007 78 965 September 2008 100 442 September 2009 114 977 ein, wie der zur freiwilligen Weiterversicherung berech- tigte Personenkreis zu bestimmen ist. Anlage 64 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Frage des Abgeordneten Werner Dreibus (DIE LINKE) (Drucksache 17/1107, Frage 104): Wie hat sich in den letzten zehn Jahren die Zahl der Solo- Selbstständigen entwickelt, und wie hat sich seit Einführung der Hartz-Gesetze die Zahl der Selbstständigen entwickelt, die aufstockende Leistungen nach dem Zweiten Buch Sozial- gesetzbuch – bitte jeweils Jahreszahlen aufführen – beziehen? Die amtliche Statistik der Bundesagentur für Arbeit differenziert nicht nach Solo-Selbstständigen und ande- ren Formen der Selbstständigkeit. Die Anzahl der Selbstständigen, die aufstockende Leistungen nach dem SGB II beziehen, können der nachfolgenden Tabelle entnommen werden. tige Leistungsbezieher Ost 2005 bis 2009 dig erwerbstätige Leistungsbezieher Westdeutschland Ostdeutschland 2 3 26 450 21 071 43 096 35 869 52 819 47 623 61 663 53 314 cherung versichern können, über den derzeitigen Kreis hinaus zu erweitern? Statistische Daten, die in der gewünschten Detailtiefe danach differenzieren, aus welcher Situation heraus Menschen eine Existenzgründung aufnehmen, liegen der Bundesregierung nicht vor. Der Gründungsstatistik lassen sich folgende allge- meine Daten über die Anzahl von Existenzgründungen entnehmen: Quelle: IfM Bonn (Basis: Gewerbeanzeigenstatistik des Statistischen Bundesamtes, ohne Angaben zu freiberuflich Selbstständigen) nahme der selbstständigen Tätigkeit gefördert wurden: 1 Vorläufige Daten der Bundesagentur für Arbeit, revidierte Daten werden erst Ende April 2010 vorliegen. Der Bundesregierung liegen keine Datensätze vor, die Arbeitslosengeld-II-Bezieher erfassen, die sich ohne die Förderung mit Einstiegsgeld selbstständig machen. Die in der Antwort zu Frage Nr. 102 genannte Prü- fung der Bundesregierung bezieht auch die Frage mit Existenzgründungen 2006 471 200 2007 425 800 2008 399 400 geförderte Personen 2006 32 600 2007 30 000 2008 22 600 2009 19 7001 3086 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 (A) (C) (D)(B) für die dortigen Landesforstflächen vorangetrieben werden? auf diesen Flächen nicht zulässig und die Flächen sind im Folgejahr auf Durchwuchs von Kartoffeln zu über- prüfen und möglicher Durchwuchs ist zu vernichten. Der Genehmigungsinhaber ist verpflichtet, die Kar- toffeln ausschließlich an bestimmte Stärkeverarbeitungs- betriebe zur Verwendung im geschlossenen System zu liefern. Weiterhin gelten die allgemeinen Bestimmungen des Gentechnikgesetzes, insbesondere zur Haftung, und der Gentechnik-Pflanzenerzeugungsverordnung (Koexistenzver- ordnung), in denen die notwendigen Koexistenzmaßnah- dahin nicht von einem in Deutschland akkreditierten Zertifizierungssystem erfasst waren, wurden nach FSC Kriterien zertifiziert. Dies entspricht einer Fläche von rund 34 000 Hektar. Anlage 68 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Fra- gen des Abgeordneten Burkhard Lischka (SPD) (Drucksache 17/1107, Fragen 108 und 109): Folgende Regelungen sind bereits im Rahmen des Beschlusses der EU-Kommission und dessen Nebenbe- stimmungen zur Verhinderung eines unbeabsichtigten Vorhandenseins/Anbaus vorgesehen, die der Genehmi- gungsinhaber und anbauende Landwirte (Vertragsanbau) einzuhalten haben: die räumliche Trennung der gv-Stär- kekartoffel von nicht gv-Kartoffeln während Pflanzung, Aufwuchs, Ernte, Transport, Lagerung und Verarbei- tung, der Anbau von nicht gv-Kartoffeln ist im Folgejahr Die Zertifizierbarkeit der Waldflächen des Bundes nach den Kriterien des FSC wurde in der 15. Legislatur- periode eingehend geprüft. Dabei hat sich herausgestellt, dass der weitaus größte Flächenteil, dies sind insbeson- dere militärisch genutzte Waldflächen, nicht nach den FSC-Kriterien zertifizierbar ist. Die Waldflächen, die keiner derartigen Zweckbindung unterliegen und die bis Anlage 65 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ralf Brauksiepe auf die Frage des Abgeordneten Werner Dreibus (DIE LINKE) (Drucksache 17/1107, Frage 65): Wie hat sich die Anzahl der Personen entwickelt, die aus der Erwerbstätigkeit, aus dem Bezug von ALG I und aus dem Bezug von ALG II – ALG: Arbeitslosengeld – eine Tätigkeit im Ausland aufgenommen haben, und wie viele davon fallen unter die Regelungen des § 28 a des Dritten Buches Sozialge- setzbuch? Anträge p Auslandsbeschäftigte gestellte Anträge bewilligte Anträge Anlage 66 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Gerd Müller auf die Frage der Abgeordneten Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) (Drucksache 17/1107, Frage 106): Welche pflanzenartspezifischen Vorgaben zur guten fach- lichen Praxis gemäß der Gentechnik-Pflanzenerzeugungsver- ordnung wird die Bundesregierung rechtzeitig vor dem Beginn des kommerziellen Anbaus der gerade neu zugelasse- nen gentechnisch veränderten Amflora-Kartoffel erlassen, und welche dieser Maßnahmen sind geeignet, die Schutzgüter gemäß § 1 des Gentechnikgesetzes vor negativen Auswirkun- gen des Amflora-Anbaus zu schützen? Bis zum Beginn des diesjährigen Anbaus, der sich auf 20 Hektar an einem Standort in Mecklenburg-Vorpom- mern beschränken wird, wird die Bundesregierung keine Änderung der Gentechnik-Pflanzenerzeugungsverordnung mit pflanzenartspezifischen Vorgaben für Kartoffeln er- lassen. Statistische Daten, die in der gewünschten Detailtiefe danach differenzieren, aus welcher Situation heraus Menschen eine Tätigkeit im Ausland aufnehmen und zu- gleich unter die Regelung des § 28 a SGB III fallen, lie- gen der Bundesregierung nicht vor. Der folgenden Statistik lässt sich entnehmen, wie viel Anträge auf ein Versicherungspflichtverhältnis nach § 28 a SGB III von Arbeitnehmern, die im Ausland tätig sind, verteilt auf die Jahre 2006, 2007, 2008 und 2009 gestellt wurden. ro Jahr 2006 2007 2008 2009 1 678 1 445 2 478 2 187 2 776 2 474 3 382 2 967 men allgemein beschrieben werden. Der Entwurf eines Anhangs der Koexistenzverordnung für Kartoffeln ist in Vorbereitung. Die Überwachung der Einhaltung der Zulassungsbe- dingungen sowohl beim Anbau als auch beim weiteren Inverkehrbringen fällt in die ausschließliche Kompetenz der Überwachungsbehörden der Länder. Anlage 67 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Gerd Müller auf die Frage der Abgeordneten Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) (Drucksache 17/1107, Frage 107): Welche Chancen und Risiken sieht die Bundesregierung in der Zertifizierung der Bundesforstflächen nach FSC-Kriterien – FSC: Weltforstrat – vor dem Hintergrund, dass solche Über- legungen aktuell in der CDU-FDP-Landesregierung in Hessen Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3087 (A) (C) (D)(B) Ist es zutreffend, dass – wie Der Spiegel in seiner Ausgabe 11/2010 berichtet – im Bundesministerium der Verteidigung eine Abteilung oder eine andere Organisationsstruktur – Refe- rat, Stabsstelle oder Ähnliches – eingerichtet worden ist oder sich in Planung befindet, die sich um das Ansehen des Bun- desministers kümmern soll, und, wenn ja, wie viele Mitarbei- ter sind dort beschäftigt? Mit welchen Aufgaben sind diese Mitarbeiter gegebenen- falls beauftragt, und welche Kosten verursacht diese Organi- sationseinheit? Im Bundesministerium der Verteidigung ist keine Ab- teilung oder andere Organisationseinheit eingerichtet worden, die sich um das Ansehen des Ministers küm- mern soll. Es ist nicht geplant, eine solche einzurichten. Anlage 69 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Frage des Abgeordneten Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 110): Aus welchen Gründen wurden die Verhandlungen über nachhaltige Entschädigungen, die über die im Februar 2010 geleistete „Winterhilfe“ für die Opfer bzw. Hinterbliebenen des Bombardements von Kunduz vom 4. September 2009 durch Hilfspakete an Nahrung und Decken hinaus gewährt werden sollen, und deren Abschluss seit über sechs Monaten immer wieder hinausgeschoben, etwa indem vereinbarte Termine kurzfristig abgesagt werden, und welches Bundes- ministerium ist für die Verhandlungen, die Finanzierung, Ab- wicklung sowie eine etwaige Durchführung der einzelnen ge- planten Projekte – laut Presse unter anderem ein Waisenhaus, Milchviehfabrik – letztlich zuständig? Im Rahmen der Gespräche des Bundesministeriums der Verteidigung mit den Rechtsanwälten mutmaßlicher Opfer und Hinterbliebener des Luftangriffs der NATO vom 4. September 2009 wurde auf anwaltlichen Wunsch lediglich ein Termin um zwei Tage verschoben. Das Bundesministerium der Verteidigung hat einseitig keinen Termin abgesagt. Die Federführung für die Gespräche über mögliche Projekte, die den Opfern und Hinterbliebenen in der Re- gion um Kunduz zugutekommen sollen, liegt beim Bun- desministerium der Verteidigung; es stimmt sich hierbei mit dem Auswärtigen Amt und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ab. Anlage 70 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Frage des Abgeordneten Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 111): Treffen Medienberichte (Spiegel Online vom 18. März 2010) über eine „Gruppe 85“ oder entsprechende Initiativen im Bundesministerium der Verteidigung zu, die den COMISAF- Bericht zu den Vorfällen in Kunduz „im deutschen Interesse beeinflussen“ sollten, und, falls ja, warum hat der Parlamenta- rische Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung Christian Schmidt auf meine mündliche Frage – „Hat die Bundesregierung in irgendeiner Form Einfluss auf den Zeit- punkt der Veröffentlichung oder den Inhalt des COMISAF- Berichtes über die Vorfälle am 4. September 2009 am Kun- duz-Fluss genommen?“; Bundestagsdrucksache 17/191, Fra- ge 26 – dies in seiner Antwort – „Das Bundesministerium der Verteidigung hat von Anfang an großes Interesse an einer Sachverhaltsaufklärung durch COMISAF bekundet. Es hat sich erfolglos um die Herabstufung des durch die NATO ein- gestuften Berichtes bemüht“ – nicht erwähnt und dem Parla- ment insofern die Wahrheit vorenthalten? Die Unterstellung, die Wahrheit sei zurückgehalten worden, weise ich deutlich zurück. Die von den Angehörigen dieser kleinen Arbeits- gruppe selbst so bezeichnete „Gruppe 85“ wurde in Ver- antwortung von Sts Dr. Wiehert am 9. September 2009 eingerichtet. Sie hatte den Auftrag, die Situation im Um- feld der Ereignisse in Kunduz vom 4. September 2009 zu prüfen und dahin gehend auszuwerten, dass das Bun- desministerium der Verteidigung auf den NATO-Ab- schlussbericht (sogenannter COMISAF-Bericht) reagie- ren kann. Hierbei ist wichtig festzustellen, dass damit keine ei- gene nationale Untersuchung eingeleitet worden ist, son- dern nur die Begleitung, gegebenenfalls Unterstützung der ISAF-Untersuchung Ziel war. Daneben war es auch das Ziel, die operativen Zusammenhänge, in denen sich die Geschehnisse des 4. September 2009 ereignet haben, zusammenzutragen und darzustellen. Einer Analyse der Sicherheitslage zum Zeitpunkt des Ereignisses kam und kommt hier entscheidende Bedeutung zu. Die Gründung dieser Arbeitsgruppe durch Sts Dr. Wiehert ist auch im Zusammenhang mit dem als „Reise- bericht“ bekannten Anfangsbericht des sogenannten Ini- tial Action Teams zu sehen, der im Hinblick auf die Be- gleitung dieses Teams durch Medien nicht immer die Gewissheit gefördert hatte, dass eine vorzeitige, nicht auf der Kenntnis aller Fakten beruhende Bewertung aus- geschlossen war. Nach den Informationsunsicherheiten der ersten Tage hatte sich das in meiner schriftlichen Antwort auf Ihre mündliche Frage vom 16. Dezember 2009 genannte große Interesse des Bundesministeriums der Verteidi- gung an einer Sachverhaltsaufklärung durch COMISAF als richtig dargestellt. Die Existenz der „Gruppe 85“ wurde auch nicht durch das BMVg zurückgehalten, son- dern schon sehr frühzeitig in der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Der damalige Sprecher des Bundesministe- riums der Verteidigung, Dr. Thomas Raabe, hatte in der Bundespressekonferenz vom 11. September 2009 mitge- teilt, dass ein eigenes Team aus verschiedenen Vertretern der verschiedenen Abteilungen im Haus zusammenge- stellt worden sei, das im Zusammenhang mit dem Reise- bericht des Initial Action Teams die Untersuchungen der NATO begleiten sollte. Dr. Raabe hat dann „begleiten“ wie folgt definiert: „Wir tun das natürlich seriös und so, dass wir jederzeit Hilfestellung bieten können, wenn die NATO das will. Das ist selbstverständlich.“ Hinsichtlich der Bewertung des COMISAF-Reports durch diese zwischenzeitlich nicht mehr existierende Ar- beitsgruppe sehe ich mich im Hinblick auf die nach wie vor besehende Einstufung des COMISAF-Berichts als GEHEIM an einer offenen vertieften Auswertung gehin- dert. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die ent- 3088 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 (A) (C) (D)(B) sprechenden Einsichtnahmemöglichkeiten für Mitglie- der des Deutschen Bundestages, die bekannt sind. Die Tatsache, dass sich in Medienberichten angebliche oder tatsächliche Zitierungen aus diesem Bericht finden, än- dert nichts an der Behandlung des Berichts durch die Bundesregierung. Die Entscheidung über einen Zeit- punkt der möglichen Veröffentlichung des COMISAF- Berichts liegt ausschließlich und allein bei der NATO. Auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung des Berichts ist insofern Einfluss genommen worden, als im Dezember 2009 leider erfolglos versucht worden ist, diesen von der NATO eingestuften Bericht zu veröffentlichen, das heißt herabzustufen. Hinsichtlich der konkreten Arbeitsweise, einschließ- lich der schriftlichen und mündlichen Kontakte von Mit- gliedern der sogenannten Gruppe 85 zur NATO, ver- weise ich auf das umfängliche Ablaufprotokoll der Tätigkeit dieser Gruppe, das dem Untersuchungsaus- schuss übermittelt worden ist. Anlage 71 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Frage der Abgeordneten Ute Kumpf (SPD) (Drucksache 17/1107, Frage 112): Wie plant die Bundesregierung die konkrete Ausgestal- tung der Verkürzung von Wehrpflicht und Zivildienst, die, wie mit dem offensichtlich mit dem Bundesministerium für Fami- lie, Senioren, Frauen und Jugend nicht abgestimmten Vorstoß des Bundesministers der Verteidigung diese Woche angekün- digt, anders als im Koalitionsvertrag festgelegt, nicht erst zum 1. Januar 2011, sondern für Zivildienstleistende schon zum 1. August 2010 in Kraft treten soll, um das von Caritas, Dia- konie, Deutschem Rotem Kreuz und Paritätischem Wohl- fahrtsverband übereinstimmend angedrohte Chaos in den Ein- satzstellen zu verhindern, und durch welche Maßnahmen im Ausbau der Freiwilligendienste will die Bundesregierung Pla- nungssicherheit und echte Alternativen für Einsatzstellen und Jugendliche schaffen? Der Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und FDP für die 17. Legislaturperiode gibt vor, dass die Koali- tionsparteien an der allgemeinen Wehrpflicht mit dem Ziel festhalten, die Wehrdienstzeit bis zum 1. Januar 2011 auf sechs Monate zu reduzieren. Zum Zivildienst wird ausgeführt, dass sich in ihm die künftige Struktur der Wehrpflicht widerspiegeln wird. Der Vertrag lässt den tatsächlichen Stichtag, zu dem die neue Regelung wirksam wird, ebenso offen wie die Frage, wie der Übergang mit Blick auf diejenigen Grundwehrdienstleistenden zu gestalten ist, die zum 1. Juli 2010 bzw. 1. Oktober 2010 einberufen werden. Das „System W6“ muss zum 1. Januar 2011 funk- tionsfähig sein. Vor dem Hintergrund der notwendigen organisatorischen Änderungen der Ausbildungsabläufe, die auch Vakanzen im Funktionsdienst verursachen wer- den, und den bisherigen Planungen auf der Grundlage ei- nes neunmonatigen Grundwehrdienstes ließen mit Blick auf die Einsatzfähigkeit aus Sicht des Bundesministe- riums der Verteidigung eine Umstellung der Grundwehr- dienstdauer auf sechs Monate erst zum 1. Januar 2011 wünschenswert erscheinen. Die nunmehr gefundene Regelung ab 1. August 2010 ist das Ergebnis eines Einvernehmens zwischen BMVg und BMFSFJ, das sowohl den Erfordernissen des Wehr- dienstes als auch des Zivildienstes Rechnung trägt. Im Ergebnis wirkt sich die Regelung nur auf diejenigen Wehrpflichtigen aus, die zum 1. Oktober 2010 zum Grundwehrdienst einberufen werden. Nach unseren Pla- nungen ist keine Einberufung von Wehrpflichtigen zwi- schen dem 1. August 2010 und dem 30. September 2010 vorgesehen. Mit der Einführung eines freiwilligen zusätzlichen Zi- vildienstes wird der Vorgabe aus dem Koalitionsvertrag, dass sich die künftige Struktur der Wehrpflicht auch im Zivildienst spiegeln wird, Rechnung getragen sowie die einstimmige Prüfempfehlung der Kommission „Impulse für die Zivilgesellschaft“ umgesetzt. Schon gegenwärtig existieren frei vereinbarte kurzzeitige Anschlusstätigkei- ten an den Zivildienst in einer Vielzahl von Rechtsfor- men, die für die jungen Männer, aber auch für ihre Dienststellen mit erheblichen Nachteilen verbunden sind. Mit der an den freiwilligen zusätzlichen Wehrdienst angelehnten Regelung dieses Gesetzes gestaltet der Bund als Dienstherr in Erfüllung seiner besonderen Für- sorgepflicht den jungen Männern gegenüber auch den freiwilligen zusätzlichen Zivildienst als öffentlich-recht- liches Dienstverhältnis, das es den Dienstleistenden er- möglicht, ihre Tätigkeit in der Dienststelle und den Kompetenzerwerb des Lerndienstes über die Dauer von sechs Monaten hinaus sozial abgesichert fortzuführen. Für den Zivildienstleistenden und seine Dienststelle be- steht ein weiterer Vorteil dieser Form der Anschlusstä- tigkeit darin, dass sie kein befristetes Arbeitsverhältnis nach dem Teilzeit- und Befristungsgesetz ist. Anlage 72 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage der Abgeordneten Caren Marks (SPD) (Drucksa- che 17/1107, Frage 113): Welche Fragestellungen liegen den – von der Bundesre- gierung in ihrer Antwort zu Frage 14 der Kleinen Anfrage auf Bundestagsdrucksache 17/714 angekündigten – laufenden Untersuchungen der Qualifizierung sowie der wirtschaftli- chen Situation von Tagespflegepersonen zugrunde, und in welcher Form werden diese Untersuchungsergebnisse dem Bundestag vorgelegt werden? Bund und Länder haben in der abschließenden Sit- zung der Arbeitsgruppe „Steuer- und sozialversiche- rungsrechtliche Behandlung der Geldleistungen für Kin- der in Kindertagespflege“ am 20. Mai 2008 in Wiesbaden ein Gesamtpaket für die Kindertagespflege geschnürt, um die durch die Besteuerung der Einkünfte aus öffentlicher Kindertagespflege ab dem Veranla- gungszeitraum 2009 folgenden Belastungen abzufedern. Kern der Vereinbarung sind die inzwischen mit dem Kinderförderungsgesetz (KiföG) umgesetzten hälftigen Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 3089 (A) (C)Erstattungen angemessener Kranken- und Pflegeversi- cherungsbeiträge durch das Jugendamt, sodass Tages- pflegepersonen im Ergebnis sozialversicherungsrecht- lich wie Arbeitnehmer behandelt werden, und die Einführung einer „leistungsgerechten Vergütung“. Weiterhin wurde vereinbart, durch eine befristete Son- derregelung im Fünften Buch Sozialgesetzbuch (§§ 10 und 240 SGB V) für die Ausbauphase bis Ende 2013 Ta- gespflegepersonen in der Regel in der Gesetzlichen Kran- kenversicherung pauschal als „nebenberuflich selbstän- dig“ einzustufen, was zu erheblichen beitragsrechtlichen Erleichterungen führt. Um sicherzustellen, dass nach Ende dieser Über- gangszeit Tagespflegepersonen wirtschaftlich in der Lage sind, die regulären Krankenversicherungsbeiträge zu leisten, haben Bund und Länder weiterhin vereinbart, die wirtschaftliche Situation der Tagespflegepersonen zu beobachten. Die wirtschaftliche Situation von Tagespfle- gepersonen ist dabei nicht zu trennen von der Frage der Qualifikation der Tagespflegepersonen, die im Rahmen der „leistungsgerechten Vergütung“ berücksichtigt wer- den soll. Da diese Fragen in der jährlichen Kinder- und Ju- gendhilfestatistik nicht hinreichend erfasst werden, hat der Bund zu diesem Zweck Zusatzerhebungen bei Ta- gespflegepersonen durchgeführt mit Fragen nach dem Qualifizierungshintergrund und den Einkünften. Diese Zusatzerhebungen werden zurzeit ausgewertet und dem Deutschen Bundestag im Rahmen des Berichts nach § 24 a Abs. 5 SGB VIII vorgelegt. Anlage 73 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage der Abgeordneten Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 17/1107, Frage 115): Wann wird die Bundesregierung dem UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes über den Generalsekretär der Vereinten Nationen zu den Maßnahmen Bericht erstatten, die sie zur Verwirklichung der UN-Kinderrechtskonvention getroffen hat, und ist eine Kenntnisnahme oder Befassung des Deut- schen Bundestages geplant? Die Bundesrepublik Deutschland ist als Vertragsstaat des Übereinkommens verpflichtet, in periodischen Ab- ständen dem VN-Kinderrechteausschuss Bericht zu er- statten. Die Vorlage des nächsten Staatenberichts steht nach Abschluss des aufwendigen Beteiligungsverfahrens unmittelbar bevor. Die Kabinettbefassung ist für April geplant. Bei der Erarbeitung des Berichts sind, wie vom zuständigen Ausschuss der Vereinten Nationen ausdrücklich ge- wünscht, auch Nichtregierungsorganisationen einbezo- gen worden. Der Bericht wird den zuständigen Ausschüssen des Deutschen Bundestages zur Kenntnisnahme übersandt werden. (B) (D) 33. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. März 2010 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19 Anlage 20 Anlage 21 Anlage 22 Anlage 23 Anlage 24 Anlage 25 Anlage 26 Anlage 27 Anlage 28 Anlage 29 Anlage 30 Anlage 31 Anlage 32 Anlage 33 Anlage 34 Anlage 35 Anlage 36 Anlage 37 Anlage 38 Anlage 39 Anlage 40 Anlage 41 Anlage 42 Anlage 43 Anlage 44 Anlage 45 Anlage 46 Anlage 47 Anlage 48 Anlage 49 Anlage 50 Anlage 51 Anlage 52 Anlage 53 Anlage 54 Anlage 55 Anlage 56 Anlage 57 Anlage 58 Anlage 59 Anlage 60 Anlage 61 Anlage 62 Anlage 63 Anlage 64 Anlage 65 Anlage 66 Anlage 67 Anlage 68 Anlage 69 Anlage 70 Anlage 71 Anlage 72 Anlage 73
Gesamtes Protokol
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703300000

Die Sitzung ist eröffnet.

Bitte nehmen Sie Platz, liebe Kolleginnen und Kolle-
gen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 1 auf:

Befragung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat als Thema ihrer heutigen
Kabinettssitzung mitgeteilt: Gesetzentwurf zur Einfüh-
rung einer Musterwiderrufsinformation für Ver-
braucherdarlehensverträge.

Das Wort für den einleitenden fünfminütigen Bericht
hat die Bundesministerin der Justiz, Sabine Leutheusser-
Schnarrenberger. Bitte, Frau Ministerin.

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundes-
ministerin der Justiz:

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolle-
ginnen und Kollegen! Die Bundesregierung hat heute
auf meinen Vorschlag hin einen Gesetzentwurf beschlos-
sen, mit dem wir ein gesetzliches Muster dafür einfüh-
ren, wie Verbraucher bei Darlehensverträgen über ihre
Widerrufsrechte informiert werden können. Wir schaffen

Rede
damit Rechtssicherheit für die Kreditwirtschaft, und wir
stärken den Verbraucherschutz. Die Bundesregierung er-
füllt somit einen Auftrag des Deutschen Bundestages;
denn als im Sommer 2009 die Verbraucherkreditrichtli-
nie umgesetzt wurde, hat der Deutsche Bundestag die
Bundesregierung aufgefordert, ein solches Muster für
die Information über das Widerrufsrecht zu schaffen.
Damit erhält die Kreditwirtschaft Rechtssicherheit; denn
eine mangelhafte Information der Verbraucher über ihre
Rechte führt dazu, dass die Verträge auch lange Zeit
nach Abschluss widerrufen werden können und Abmah-
nungen im Raum stehen.

Das Muster, das wir jetzt vorschlagen,
hang zum Einführungsgesetz zum Bürgerlic
buch angefügt. Wenn das Gesetz verabschie
es also den Rang eines formellen Gesetzes
hensgeber bekommt Gewissheit; denn wenn er dieses
zung

en 24. März 2010

3.00 Uhr

Muster verwendet, dann erfüllt er damit seine gesetzli-
chen Informationspflichten.

Verpflichtend vorgeschrieben ist die Anwendung
nicht. Wenn der Darlehensgeber das Muster aber nicht
verwendet, dann kann große Rechtsunsicherheit über das
Widerrufsrecht entstehen und dann muss er sich gegebe-
nenfalls darauf einstellen, dass der Vertrag lange Zeit
nach dem eigentlichen Ablauf der Widerrufsfrist vom
Darlehensnehmer widerrufen werden kann. Gerade das
ist der Vorteil für die Verbraucherinnen und Verbraucher;
die Rechtslage in diesem gesamten Bereich ist sehr kom-
pliziert. Hier ihnen etwas an die Hand zu geben, das
Rechtssicherheit schafft, ist äußerst wichtig. Ich hoffe,
dass dieser Gesetzentwurf möglichst zügig beraten und
verabschiedet werden kann.

Vielen Dank.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703300100

Danke, Frau Ministerin. – Ich bitte zunächst Fragen

zu dem Themenbereich zu stellen, über den soeben be-
richtet wurde. – Das Wort zur ersten Frage hat der Kol-
lege Raju Sharma.


Raju Sharma (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703300200


text
Frau Ministerin, vielen Dank für diese Informationen. –
Wir als Linke freuen uns, dass die Bundesregierung den
Auftrag des Bundestages umsetzt. Bekanntermaßen ist
es äußerst schwierig, Musterwiderrufe so zu gestalten,
dass sie einerseits juristisch korrekt und andererseits ver-
ständlich sind. Deswegen haben Verbraucherverbände
angeregt, zunächst eine Art Probelauf zu starten, um die
Widerrufsinformationen daraufhin zu überprüfen, ob sie
im Ergebnis tatsächlich verständlich sind. Sie haben
gleich einen Gesetzentwurf vorgelegt. Meine Frage ist,
ob Sie vorhaben, die durch die Einführung gemachten
Erfahrungen nach einer gewissen Zeit auszuwerten und
gegebenenfalls Konsequenzen daraus zu ziehen.

eutheusser-Schnarrenberger, Bundes-
r Justiz:
ucherverbände und auch die Wirtschafts-
wird als An-
hen Gesetz-
det wird, hat
. Der Darle-

Sabine L
ministerin de

Die Verbra

verbände sind an der Formulierung dieses Musters betei-





Bundesministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger


(A) (C)



(D)(B)

ligt worden. Wir haben uns bei dieser wirklich kompli-
zierten und komplexen Rechtsmaterie gemeinsam um
eine verständliche Sprache bemüht.

Wenn das Gesetz in Kraft tritt – das wird hoffentlich
im Sommer der Fall sein können –, werden wir sehen,
wie damit umgegangen wird. Zur Gesetzgebung gehört,
nach einer gewissen Zeit gerade mit denjenigen einen
Austausch zu führen, die davon profitieren sollen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703300300

Gibt es weitere Fragen? – Bitte, Kollege Ahrendt.


Christian Ahrendt (FDP):
Rede ID: ID1703300400

Frau Ministerin, die Widerrufsbelehrung ist oftmals

sehr komplex. Ist vorgesehen, im Gesetz festzuschrei-
ben, dass der Verbraucher eine zusätzliche Information
erhält, um mit seinem neuen Recht besser umgehen zu
können?

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundes-
ministerin der Justiz:

Widerrufsbelehrung und Widerrufsinformation laufen
nicht parallel. Aber bei komplexen Verträgen – zum Bei-
spiel, wenn über das Internet etwas gekauft wird und
gleichzeitig ein Darlehensvertrag notwendig wird – wird
es beide Bereiche parallel geben, um den Darlehensneh-
mer und Käufer über seine Rechte umfangreich zu infor-
mieren.

Ich kann noch ergänzen: Falls der Darlehensgeber
Angaben vergisst, kann er sie nachholen; aber dann lau-
fen auch längere Fristen.


(Christian Ahrendt [FDP]: Vielen Dank!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703300500

Gibt es weitere Fragen zu diesem Themenbereich? –

Das ist nicht der Fall. Danke, Frau Ministerin.

Gibt es Fragen zu anderen Themen der heutigen Ka-
binettssitzung? – Ich weiß jetzt nicht, wer von Ihnen der
Erste war. Herr Beck, bitte.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1703300600

Da in unserer Geschäftsordnung nur von „vorrangig

zur … Kabinettssitzung“ die Rede ist und auch andere
Fragen zulässig sind, habe ich eine Frage, die heute nicht
als dringliche Frage zugelassen wurde, obwohl sie im
Spiegel und im Tagesspiegel erörtert wurde. Die Frage
ist: Nach welchen Regularien verteilt das Auswärtige
Amt Diplomatenpässe an Nichtmitglieder der Bundes-
regierung und Nichtmitglieder des Hohen Hauses? Das
geht zurück auf den Sachverhalt, dass Herr Mronz im
Jahr 2008 einen Diplomatenpass bekam.


(Zuruf)


– Einen Dienstpass. – Ich möchte wissen: Was war das
besondere deutsche Interesse bei der Erteilung dieses
Reisedokumentes, bzw. nach welchen Richtlinien erhal-
ten Lebenspartner, Lebensgefährten oder Ehegatten von
Mitgliedern des Deutschen Bundestages solche Dienst-
pässe?

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703300700

Der guten Ordnung halber halten wir erst einmal fest,

dass es keine weiteren Fragen zu Themen der heutigen
Kabinettssitzung gab.


(Widerspruch des Abg. Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


– Doch? Dann hätten Sie sich vorher melden müssen.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Dann gibt es keine! Entweder – oder!)


Dann sind wir jetzt erst einmal bei den sonstigen Fra-
gen. Bitte, Herr Staatsminister.

E
Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1703300800


Herr Kollege Beck, der Kollege Staatsminister Hoyer
ist auf dem Weg hierher und wird jeden Moment eintref-
fen. Weil es mir nicht möglich ist, diese Frage zu beant-
worten, muss ich Ihnen anbieten, sie schriftlich zu beant-
worten.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1703300900

Ich hätte gerne eine mündliche Antwort, sobald der

Kollege Hoyer hier ist.

Die Bundesregierung muss bei der Befragung vertre-
ten sein, weil unsere Geschäftsordnung Fragen zu allen
Bereichen zulässt.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703301000

Kollege Beck, da der Kollege Hoyer auf dem Weg

hierher ist, rate ich, dass Sie sich noch einmal melden,
wenn er hier ist, um diese Frage zu stellen. In der Zwi-
schenzeit können Sie dem Kollegen Ströbele die Gele-
genheit geben, seine Frage zu stellen.

Bitte, Herr Ströbele.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke, Frau Präsidentin. – Ich habe zu dem Komplex,
den der Kollege Beck angesprochen hat, eine Frage.
Diese Frage stelle ich aber ebenfalls zurück, bis Herr
Hoyer da ist.

Ich habe aber noch eine weitere Frage zu einem ganz
anderen Komplex, bei dem ich davon ausgehe, dass er
Gegenstand der heutigen Debatte im Kabinett gewesen
ist. Die Medien, unter anderem das Radio, berichten
über einen Plan, den der Bundesminister für wirtschaftli-
che Zusammenarbeit und Entwicklung dem Kabinett
vorgelegt hat. Danach soll die Zusammenlegung von
GTZ, DED und anderen Organisationen vom Ministe-
rium vorgesehen sein. Dazu habe ich eine Frage – ich
weiß nicht, ob Sie, Herr von Klaeden, oder jemand an-
ders diese Frage beantworten wollen; ich nehme an, Sie
waren bei der Kabinettssitzung dabei –: Können Sie dem
Hohen Hause Näheres dazu mitteilen, wie nach Vorstel-
lung des Ministeriums und des vortragenden Ministers
diese Zusammenlegung aussehen soll? Das heißt: Was
für ein Konzept, was für eine juristische Konstruktion
liegen dem zugrunde?





Hans-Christian Ströbele


(A) (C)



(D)(B)

Ich habe einem Brief des Ministers vom 2. März ent-
nommen, dass mit Rücksicht auf die geplante Zusammen-
legung der verschiedenen staatlichen Hilfsorganisationen
bereits Veränderungen in den Ministerien – Umsetzungen,
Neuorganisationen – vorgenommen werden. Wenn be-
reits jetzt im Ministerium Umorganisierungen durchge-
führt werden, müsste dem Ganzen ein konkreter Plan zu-
grunde liegen. Was wurde über diesen Plan mitgeteilt?

E
Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1703301100


Herr Kollege Ströbele, es ist richtig, dass der Bundes-
minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-
wicklung, Dirk Niebel, heute im Kabinett über dieses
Vorhaben berichtet hat. Kern dieses Vorhabens ist, jetzt
endlich das in die Tat umzusetzen, was Vorgängerregie-
rungen immer wieder erfolglos versucht haben, nämlich
die unterschiedlichen Ausführungsorganisationen zu-
sammenzuführen, um zu mehr Effizienz zu kommen und
Doppelarbeit zu vermeiden. Das soll selbstverständlich
unter Einbeziehung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
stattfinden. Es ist auch vorgesehen, dass die Standorte
dieser Organisationen in Deutschland erhalten bleiben.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703301200

Sie möchten eine Nachfrage stellen? – Dann tun Sie

das bitte.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es tut mir leid: Sie haben meine Frage noch nicht ein-
mal im Ansatz beantwortet. Ich habe gefragt: Was für ein
Organisationskonzept hat der Minister dem Kabinett
vorgetragen? Wie soll die zukünftige juristische Kon-
struktion aussehen? Welche Ansätze gibt es dazu? Wenn
im Ministerium bereits Veränderungen mit Rücksicht auf
die Neuorganisierung durchgeführt werden, dann müss-
ten dazu Vorstellungen vorhanden sein. Oder hat er dazu
nichts gesagt?

E
Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1703301300


Herr Kollege Ströbele, Sie haben mich nach dem
Konzept und den zugrunde liegenden Prinzipien gefragt.
Diese Frage habe ich Ihnen beantwortet. Ich bitte Sie,
weitere Fragen im Ausschuss zu stellen oder sich mit ei-
ner schriftlichen Beantwortung einverstanden zu erklä-
ren.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ist dazu heute nichts gesagt worden?

E
Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1703301400


Ich habe die Frage so beantwortet, wie es mir jetzt
möglich ist.

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703301500

Die Bundesregierung entscheidet erstens, wer antwor-

tet, zweitens, was sie antwortet.

Da sich der Kollege Beck gerade zu einem Geschäfts-
ordnungsantrag meldet, muss ich Ihre Frage leider zu-
rückstellen, Kollegin Koczy.

Bitte, Kollege Beck.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1703301600

Ich beantrage, die Befragung so lange zu unterbre-

chen, bis auskunftsfähige Personen der Bundesregierung
anwesend sind. Es kann nicht sein, dass als Antwort auf
eine Frage an das Auswärtige Amt der Kollege aus dem
Bundeskanzleramt zu Recht sagt, dass er dazu nichts
weiß. Auch die Frage zur GTZ konnte nicht beantwortet
werden, weil niemand von dem zuständigen Ressort an-
wesend ist. Lassen Sie uns so lange unterbrechen, bis die
zuständigen Staatssekretäre eingetroffen sind, und dann
fortfahren.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Durch Filibustern wird faktisch das Fragerecht des
Deutschen Bundestages beschnitten. Das ist keine Frage
von Mehrheit oder Minderheit, sondern das ist eine
Frage des Interpellationsrechts des Parlamentes und
kann auch dann, wenn die Mehrheit diesen Antrag ab-
lehnt, nicht abgewürgt werden.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703301700

Zu diesem Geschäftsordnungsantrag verhandeln wir.

Bitte, Kollege Grund.


Manfred Grund (CDU):
Rede ID: ID1703301800

Vielen Dank. – Der Antrag des Kollegen Beck geht

weit über unsere Geschäftsordnung hinaus. Hätte er
recht, würde das bedeuten, dass am Mittwoch einer nor-
malen Sitzungswoche ab 13 Uhr das gesamte Kabinett
hier zu sitzen hat,


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht auch um die Staatssekretärsebene!)


um sich irgendwelchen Fragen des Kollegen Beck zu
stellen.


(Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine völlig berechtigte Frage! – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Klaeden sagt doch immer, er weiß nichts!)


– Das hat er nicht gesagt. Er hat Ihnen die Auskunft ge-
geben, die zu geben ist, und den Kenntnisstand wieder-
gegeben, der im Kanzleramt vorhanden ist.

Ich weise darauf hin, dass Ihre Forderung weit über
das hinausgeht, was in der Geschäftsordnung vereinbart
ist.





Manfred Grund


(A) (C)



(D)(B)


(Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] begibt sich mit der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages zu Abg. Manfred Grund [CDU/CSU])


– Nehmen Sie sie wieder mit. Ich habe sie selber gele-
sen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703301900

Kollege Grund, es ist richtig, dass das unserer bisheri-

gen Praxis widerspricht. Aber unsere bisherige Praxis
besagt: Wenn eine solche Situation eintritt, entscheidet
der Präsident/die Präsidentin.

Ich unterbreche die Sitzung bis 13.25 Uhr. Wir
schauen, wie wir dann weitermachen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



(Unterbrechung von 13.14 bis 13.26 Uhr)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703302000

Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet.

Das Wort zu einer Frage an die Bundesregierung hat
der Kollege Volker Beck.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1703302100

Herr Staatsminister Hoyer, ich habe eine Frage zu den

Usancen bei der Ausgabe von Dienstausweisen durch
die Bundesregierung an Personen, die nicht Mitglied des
Hohen Hauses oder Mitglied der Bundesregierung sind.
Meine Frage geht zurück auf die Vergabe eines Dienst-
ausweises an Herrn Mronz im Jahre 2008. In welchem
besonderen deutschen Interesse stand die Ausgabe die-
ses Dienstausweises? Nach welchen Usancen werden bei
Lebensgefährten, Lebenspartnern oder Ehegatten von
Mitgliedern des Deutschen Bundestages Dienstausweise
vom Auswärtigen Amt ausgestellt?

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1703302200


Herr Kollege Beck, Sie hatten diese Frage als dringli-
che Frage eingereicht. Dementsprechend hat das Amt
mich sauber auf die Beantwortung vorbereitet. Dann ist
die Frage nicht zugelassen worden. Deswegen erwischen
Sie mich jetzt ohne einen Stapel von Unterlagen zu die-
sem Thema, und ich kann nur recht allgemein antworten
und Ihnen sagen, dass es eine entsprechende Verwal-
tungsvorschrift gibt, eine allgemeine Verwaltungsvor-
schrift über die Ausgabe von Dienstpässen. Nach, ich
glaube, § 3 dieser Vorschrift ist dieser Dienstpass ausge-
stellt worden. Weitere Details entziehen sich meiner
Kenntnis.

Sie wissen, dass dieser Vorgang zur Ausstellung eines
Dienstpasses geführt hat, der später nie genutzt worden
ist, weil die Reise, die angedacht war, nicht stattgefun-
den hat. Außerdem wurde dieser Dienstpass bereits im
Jahr 2008 ausgestellt.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703302300

Haben Sie eine – –

Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1703302400

Der Dienstausweis wurde abgeholt, ohne dass die

Reise angetreten wurde?

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1703302500


In der Tat. Der Dienstpass war auf ein Jahr ausge-
stellt. Die Reise, die Anlass für die Beantragung durch
den Passinhaber gewesen ist, hat nicht stattgefunden.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1703302600

Können Sie uns – –


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703302700

Kollege Beck, das Wort erteile immer noch ich.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1703302800

Entschuldigung!


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703302900

Sie haben jetzt die Möglichkeit, eine Nachfrage zu

stellen. Dann haben wir noch weitere Wortmeldungen.
Sie können sich natürlich auch im Rahmen unserer Fra-
gestunde noch einmal melden. Bitte, Kollege Beck.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1703303000

Herr Staatsminister, können Sie uns denn abstrakt die

Frage beantworten, wie die rechtlichen Regularien sind,
wenn es um Dienstausweise für Angehörige der Mitglie-
der des Deutschen Bundestages geht? Das mag ja auch
für andere Kollegen von Interesse sein. Was ist da die
Praxis, und wie sieht die Rechtssituation da aus?

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1703303100


Das kann ich Ihnen nicht im Detail sagen. Sie wissen,
dass Sie als Mitglied des Deutschen Bundestages An-
spruch auf einen Diplomatenpass haben.


(Ulrich Kelber [SPD]: Meine Frau aber nicht! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Mein Mann auch nicht!)


Weitere Details sind mir in diesem Zusammenhang nicht
bekannt.

Ich kann mir vorstellen, dass die damalige Bundesre-
gierung gerade bei einer Reise in ein Land, das mit der
Behandlung von Homosexuellen durchaus seine Schwie-
rigkeiten hat,


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


vielleicht ein Interesse daran hatte, den reibungslosen Ab-
lauf der Reise zu organisieren oder zu ermöglichen. Das
ist durchaus ein legitimes Ansinnen. Wir würden vermut-
lich auch heute, wenn ein solcher Fall entsteht, Entspre-
chendes tun. Ich vermute einmal, dass Bundesminister
Steinmeier aus diesem Grunde so entschieden hat.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dürfen das Heterosexuelle auch beantragen? – Ulrich Kelber [SPD]: Das war auf Antrag der FDP-Fraktion!)







(A) (C)



(D)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703303200

Ich habe Sie gesehen, Kollege Ströbele; aber der Kol-

lege Ahrendt war schneller mit seiner Meldung zu einer
Nachfrage zu diesem Gegenstand.

Bitte, Herr Ahrendt.


Christian Ahrendt (FDP):
Rede ID: ID1703303300

Herr Staatsminister, können Sie mir die Frage beant-

worten, wer im Jahr 2008, als der Dienstpass ausgestellt
worden ist, im Auswärtigen Amt die Verantwortung
trug?

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1703303400


Ja. Ich habe den Namen von Bundesminister
Steinmeier genannt, aber ich will ihn hier gar nicht in
Haftung nehmen, weil das ein Vorgang ist, den ich nach-
vollziehen kann. Dennoch haben Sie die Frage, wer da-
mals im Amt war, zu Recht gestellt. Wir waren es zu-
mindest nicht.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr investigativ!)


– Da ich hier gerade einen Zwischenruf gehört habe,
möchte ich klarstellen: Die Ausstellung dieses Dienst-
passes erfolgte nicht auf Antrag einer Fraktion.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703303500

Zu einer Nachfrage hat der Kollege Hans-Christian

Ströbele das Wort.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke, Frau Präsidentin. – Vorhin war der Herr
Staatsminister leider noch nicht hier, weshalb ich die
Frage vorhin noch nicht stellen konnte. Ich habe nämlich
auch eine Frage zu diesem Komplex.

Alle warten – ich warte und viele andere auch – auf
die Beantwortung der Frage: Nach welchen Kriterien
kann man nicht als Bundestagsabgeordneter – hier weiß
ich das –, sondern als Geschäftsmann, als Unternehmer
in den Kreis derer kommen, die zu Reisen des Außenmi-
nisters ins Ausland eingeladen werden und mitfliegen
dürfen?

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1703303600


Diese Frage betrifft ja den Gesamtzusammenhang der
Zusammenstellung von Delegationsreisen. Auf diese
Frage werden wir noch ausführlich zu sprechen kom-
men, aber ich bin gerne bereit, diese Frage bereits jetzt
aufzugreifen


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, das müssen Sie auch!)


und zu sagen: Es gibt ein mehr oder weniger formalisier-
tes Verfahren. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in
dem für die Wirtschaftsdelegationsreisen zuständigen
Referat stellen entsprechende Überlegungen an und
stimmen sich mit den Botschaften des Gastlandes und
auch mit dem Gastland selbst ab. Wenn hinreichend Zeit
vorhanden ist, werden auch die Wirtschaftsverbände ab-
gefragt und um Empfehlungen gebeten. Dann wird eine
längere Liste aufgestellt. Es kann auch initiativ Interesse
an der Teilnahme an solchen Reisen geäußert werden.
Am Ende wird dann entschieden.

Natürlich geht es darum, die besondere Kompetenz
oder das besondere Interesse des Gastes hinsichtlich des
Ziellandes zur Grundlage der Entscheidung zu machen;
denn diese Reisen haben ja einen hohen Wert und einen
großen Sinn, nämlich, insbesondere die wirtschaftlichen,
kulturellen und politischen Beziehungen der Bundesre-
publik Deutschland zu diesem Land weiter auszubauen
und gegebenenfalls – im Fall von Gästen aus dem Be-
reich der Wirtschaft – auch den Interessen der deutschen
Wirtschaft und der Sicherung von Arbeitsplätzen den
entsprechenden Rang einzuräumen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703303700

Sie haben das Wort zu einer weiteren Frage. Danach

kommt der Kollege Gehrcke an die Reihe. – Bitte, Kol-
lege Ströbele.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1703303800
War
dieses Thema, das derzeit doch weite Teile in der Bun-
desrepublik Deutschland beschäftigt, heute Gegenstand
der Kabinettssitzung, insbesondere in dem Zusammen-
hang, welche Industrievertreter oder Vertreter von Un-
ternehmen der derzeitige Außenminister auf seinen letz-
ten Reisen mitgenommen hat und ob die Beteiligung
bestimmter Personen an diesen Reisen auf besonderen
Wunsch des Ministers von der Auswahlkommission
bzw. von der Auswahlstelle befürwortet worden ist?

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1703303900


Nein.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben jetzt nur die Frage beantwortet, ob es Gegenstand der Diskussion im Kabinett heute war!)


– Die Frage war einfach mit Ja oder Nein zu beantwor-
ten. Genau das habe ich getan.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, aber – –)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703304000

Kollege Ströbele, auch hier gilt: Das Wort erteile ich.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Okay!)


Die Bundesregierung entscheidet, was sie antwortet und
in welcher Form sie antwortet. Sie sind dann wiederum
in Ihrer Bewertung dessen frei.

Jetzt hat der Kollege Wolfgang Gehrcke das Wort.






(A) (C)



(D)(B)


Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703304100

Herr Staatsminister, würden Sie mir zustimmen, dass

der Hinweis darauf, dass auch bei vorangegangenen Au-
ßenministern – Herrn Steinmeier, Herrn Fischer; man
könnte noch weiter zurückgehen – ähnliche Verfahren
üblich waren, wenig überzeugend ist und dass es nach
dem Kladderadatsch, zu dem es jetzt gekommen ist, not-
wendig gewesen wäre, die Richtlinien darüber, wer mit-
genommen werden kann, warum er mitgenommen wird
und unter welchen Bedingungen ein Diplomatenpass
ausgestellt wird, endgültig neu zu regeln?

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1703304200


Ich sehe diese Notwendigkeit nicht. Ich meine auch,
dass man den Sinn solcher Delegationsreisen, den Sinn
der Begleitung eines Bundesministers, der Bundeskanz-
lerin oder des Bundespräsidenten, nicht aus dem Auge
verlieren sollte und ein Mindestmaß an Flexibilität im
Umgang mit Gästen braucht.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703304300

Das Wort zu der nächsten Frage hat die Kollegin

Koczy.


(Staatsminister Dr. Werner Hoyer erhebt sich von seinem Platz)


– An die Bundesregierung. Die Bundesregierung ent-
scheidet dann, wer antwortet.


(Dr. Werner Hoyer, Staatsminister: Dann setze ich mich erst mal wieder!)


– Das war der versteckte Hinweis. – Bitte, Kollegin
Koczy.


Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1703304400

Danke, Frau Präsidentin. – Meine Frage richtet sich

aber auch an den Staatsminister Hoyer. Denn er hat bei
den Antworten auf die vorherigen Fragen den Eindruck
erweckt, dass häufig ein Zusammenhang zwischen Inte-
ressen der Wirtschaft und Interessen der Bundesregie-
rung besteht und dass das auch zukünftig gilt.

Wir wissen ja, dass in Zukunft auch Hermesbürg-
schaften für Atomkraftwerke gewährt werden sollen. Da
gibt es einen Zusammenhang mit der Reise des Außen-
ministers nach Brasilien, Lateinamerika. Auf diese Reise
ist auch ein Geschäftsführer von Areva – das ist ein
Kernenergieunternehmen – bzw. Siemens mitgefahren.

Meine Frage ist: Können wir davon ausgehen, dass im
Rahmen der weiteren Billigung von Hermesbürgschaf-
ten für die Länder China, Russland und möglicherweise
auch für andere Länder in Zukunft bei Delegationen die
Geschäftsführer der jeweiligen Firmen dabei sein wer-
den?

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1703304500


Ich sehe den von Ihnen angesprochenen Zusammen-
hang eindeutig nicht. Es kann kein Grund sein, jemanden
von einer Reise auszuschließen, weil er in einem Ge-
schäftsfeld tätig ist, das einem Teil der Mitglieder des
Deutschen Bundestages nicht passt.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703304600

Die Kollegin Koczy hat dazu noch eine Nachfrage. –

Ich gehe davon aus, Kollege Ströbele, dass Sie dann Ihre
Frage an die Kollegin Kopp wiederholen wollen, die in-
zwischen eingetroffen ist. Ist das richtig?


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] nickt)


– Gut, dann kommt zunächst die Kollegin Koczy.


Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1703304700

Ich habe doch noch eine Rückfrage. Denn es handelt

sich ja um eine Bürgschaftssumme von 2,5 Milliarden
Euro, die der deutsche Steuerzahler für den Bau eines
Atomkraftwerkes in Brasilien eventuell aufbringen
muss; und wir wissen nicht genau, ob es sich dabei mit
Blick auf das veraltete Modell, um das es geht, nicht um
eine Fehlinvestition handelt. Inwiefern wird denn vorher
geprüft, ob die Geschäftsmodelle tatsächlich wirtschafts-
tauglich sind?

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1703304800


Diese Frage wird im Zusammenhang mit der Unter-
stützung eines solchen Projektes durch die Bundesregie-
rung – gegebenenfalls auch durch Hermesbürgschaften –
geprüft. Das ist aber nicht die Grundlage für die Ent-
scheidung über die Beteiligung an einer Reise. Die Ent-
scheidung, ob die Bundesregierung ein solches Projekt
für gut befindet oder nicht, ist auf jeden Fall vorgelagert.
Das ist nicht die Grundlage für die Entscheidung, wer
auf eine Reise mitgenommen wird.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703304900

Die nächste Frage stellt der Kollege Hans-Christian

Ströbele.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke, Frau Präsidentin. – Ich wiederhole die Frage,
die ich vorhin gestellt habe, als Sie noch nicht da waren,
Frau Kopp.

Thema der Kabinettssitzung war nach den heutigen
Presse- und Radiomeldungen unter anderem auch der
Plan des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenar-
beit und Entwicklung der Zusammenlegung von staat-
lichen Hilfs- und Entwicklungsorganisationen, unter
anderem von DED und GTZ.

Ich frage die Bundesregierung: Was wurde dem Kabi-
nett hinsichtlich der geplanten Organisationsform und
juristischen Form vorgetragen, und welche Vorstellun-
gen hat der Bundesminister für wirtschaftliche Zusam-
menarbeit und Entwicklung in diesem Bereich? Ich frage
das insbesondere mit Blick auf einen Brief des Minis-
ters, dem ich entnommen habe, dass unter Bezugnahme
auf diese Planungen bereits Umorganisationen im Minis-
terium stattgefunden haben.






(A) (C)



(D)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703305000

Bitte, Frau Staatssekretärin.

Gu
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1703305100


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Kollege
Ströbele, sehr geehrte Herren und Damen, ich bitte um
Nachsicht, dass ich ein wenig verspätet hierher gekom-
men bin. Ich war bereits in einer anderen Veranstaltung
und war der Meinung, dass das, was wir bereits vorge-
legt und auch im Ausschuss beraten haben, hinreichend
bekannt ist.

Aber sehr gerne antworte ich auf Ihre Frage: Heute im
Kabinett hat der Minister vorgelegt, was geplant ist:
nämlich die Fusion von GTZ, InWEnt und DED. Das
sind weltweit tätige Vorfeldorganisationen, die in
130 Ländern tätig sind und über circa 17 000 Beschäf-
tigte verfügen. Das ist also keine kleine Organisation.
Durch diese Fusion der Vorfeldorganisationen erhoffen
wir uns sehr viel mehr Effektivität.

Wir sind einen ganz neuen Weg gegangen, indem wir
in einem ersten Schritt die drei betroffenen Organisatio-
nen selbst befragt haben und noch befragen, wie sie sich
eine solche Zusammenführung vorstellen. Neu daran ist,
nicht von oben vorzugeben, wie die künftigen Vorfeld-
organisationen zu gestalten sind. Wir möchten vielmehr
bei dieser notwendigen Umstrukturierung alle Organisa-
tionen mitnehmen.

Das ist bisher schon sehr gut gelungen. Wir sind be-
reits mit den drei Organisationen etwa 80 Prozent des
Weges hin zu einer Zusammenführung gegangen, sehr
im Konsens mit den Mitarbeitern und allen betroffenen
Einrichtungen.

Es geht uns jetzt darum, im Laufe der nächsten Zeit
das, was Sie angesprochen haben – die rechtliche Kon-
struktion, die Frage der Personalverträge, die Zusam-
menführung der verschiedenen Personalverträge bis hin
zur neuen Bezeichnung – zu regeln. All das ist noch
nicht geregelt. Es sind schwierige Fragen, die zu regeln
sind. Dafür brauchen wir Zeit. Bitte bedenken Sie: Wir
sind erst seit Ende des letzten Jahres dabei, diese Aufga-
ben anzugehen. Das war heute Morgen nicht Gegenstand
der Kabinettssitzung, weil wir noch nicht so weit sind.
Es ist ein erster Entwurf dessen, was bisher geleistet
wurde.

Ich denke, wir sind auf einem sehr guten Weg, weil
bis jetzt schon ein sehr großer Konsens hergestellt wer-
den konnte.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703305200

Bevor ich Ihnen das Wort zu einer Nachfrage gebe,

weise ich vorsorglich darauf hin, dass ich die Dauer der
Unterbrechung der Sitzung auf die Zeit der Regierungs-
befragung angerechnet habe, aber vorhabe, diese in
4 Minuten und 36 Sekunden zu beenden und zur Frage-
stunde überzugehen. Das heißt, die Kolleginnen Wilms
und Koczy haben noch die Möglichkeit, ihre Fragen zu
stellen, wenn es jetzt gelingt, kurze Fragen und kurze
Antworten zu formulieren. – Bitte, Kollege Ströbele.

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Leider haben Sie meine Frage nicht beantwortet, die
nämlich dahin ging, welche Vorstellungen der Minister
und das Ministerium von der zukünftigen Organisations-
form und juristischen Konstruktion haben. Wenn bereits
jetzt im Ministerium Umorganisationen durchgeführt
werden, dann muss es doch entsprechende Vorstellungen
davon geben. Ich zitiere dazu die entsprechenden Sätze
aus dem Schreiben des Ministers vom 2. März: Zu die-
sem Zweck strukturieren wir derzeit auch das Ministe-
rium selbst um. In der neuen Struktur spiegeln sich die
Schwerpunkte unserer Arbeit.

Wenn Sie schon Umstrukturierungen im Ministerium
vornehmen, dann muss es doch Vorstellungen von der
neuen Organisationsform und der juristischen Konstruk-
tion geben.

Gu
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1703305300


Herr Kollege Ströbele, selbstverständlich findet seit
einiger Zeit im BMZ eine organisatorische Umstruktu-
rierung statt, die auch notwendig ist, weil wir auch an
dieser Stelle moderne Elemente des Managements ein-
führen wollen. Dies ist auch notwendig, um unsere Ar-
beit zielführend voranzubringen.

Dennoch sind die Frage nach der juristischen Kon-
struktion und alle weiteren Fragen, die sich dazu stellen
– sie betreffen unter anderem die Integration des Ent-
wicklungshelfer-Gesetzes; Sie wissen, welche Proble-
matiken sich damit verbinden –, noch nicht zu beantwor-
ten. Denn wir sind erst in der Phase der Aufnahme der
Problemfelder. Wir sind noch nicht in der Phase der Um-
setzung.

Diese Fragen sind derzeit in der Pipeline. Sie werden
sorgfältig geprüft. Wir machen dabei keine Schnell-
schüsse, sondern wir wollen, wie ich bereits sagte, zu ei-
ner Neukonstruktion kommen, die effektiv und effizient
arbeitet und den größtmöglichen Nutzen für die Ent-
wicklungszusammenarbeit bringt. Dabei ist das BMZ als
Schaltzentrale sozusagen der Kopf, der auch effizient
aufgestellt werden muss. Dabei sind wir schon ein gro-
ßes Stück weiter.

Alle anderen Fragen sind – auch wenn Sie das nicht
zufriedenstellt – noch nicht beantwortet. Wir sind erst
seit gut zehn Wochen dabei. Das ist ein großes Kon-
strukt. Sie wissen, dass auch schon Vorgängerregierun-
gen versucht haben, eine solche Fusion hinzubekommen.
Geben Sie uns bitte ein bisschen Zeit, eine Lösung zu
finden, die uns in der Sache wirklich weiterbringt und in
juristischer Hinsicht nicht auf wackligen Füßen steht.
Wir wollen erst prüfen, dann Diskussionen über die De-
tails führen und schließlich entscheiden.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703305400

Die nächste Frage an die Bundesregierung stellt die

Kollegin Wilms.






(A) (C)



(D)(B)


Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1703305500

Frau Präsidentin, vielen Dank. – Ich habe folgende

Frage an die Bundesregierung: Aus welchen Gründen
wurde der Geschäftsführer der Firma Far Eastern Fern-
ost Beratungs- und Handelsgesellschaft mbH, Ralf
Marohn, an der auch der Bruder des Bundesministers
des Auswärtigen Anteilseigner ist, in dessen Delegation
nach Japan und China im Januar 2010 eingeladen, und
wer hat ihn für diese Delegation vorgeschlagen?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703305600

Bitte, Herr Staatsminister.

D
Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1703305700


Die Begründung ist glasklar: Herr Marohn ist einer
der wesentlichen Experten für die Geschäftsanbahnung
mit China. Er ist hoch anerkannt und kommt deshalb für
eine solche Reise infrage. Er hat eine große Anzahl von
Reisebegleitungen – auch für offizielle Delegationen –
gemacht und sich sehr sinnvoll eingesetzt, insbesondere
für den Mittelstand im Chinageschäft. Ich kann Ihnen
die konkrete Frage, woher ein Brief gekommen ist, mit
dem angeregt wurde, dass Herr Marohn mitfährt, nicht
beantworten. Wenn ich zuständig gewesen wäre, hätte es
durchaus sein können, dass ich selber auf die Idee ge-
kommen wäre, ihn zu fragen, ob er nicht bereit wäre,
mitzufahren.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703305800

Die nächste Frage stellt die Kollegin Koczy. Das ist

die letzte Frage in der Regierungsbefragung.


Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1703305900

Danke, Frau Präsidentin. – Frau Staatssekretärin

Kopp, ich will eine Nachfrage zur Reform der Vorfeld-
organisationen stellen. Heute ist im Kabinett der erste
Bericht zur Reform der Vorfeldorganisationen vorgelegt
worden. Es handelt sich nicht um einen Entwurf, son-
dern um einen ersten Bericht. Meine Frage lautet: Wird
diese Debatte in eine inhaltliche Diskussion über die
Ziele der Entwicklungszusammenarbeit eingebettet?
Was uns vorliegt, zeigt, dass es sich bislang eher um eine
technokratische Angelegenheit handelt. Es geht nur um
die technische Zusammenarbeit, die in dieser Form noch
nie so stattgefunden hat und nicht geplant war. Die vor-
herigen Fusionsplanungen liefen auf einer anderen
Ebene. Die entscheidende Frage ist: Wird das BMZ eine
Debatte über die inhaltliche Ausgestaltung der Entwick-
lungszusammenarbeit im Rahmen der Reform einpla-
nen?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703306000

Bitte, Frau Staatssekretärin.

Gu
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1703306100


Danke sehr, Frau Präsidentin. – Selbstverständlich
wird eine inhaltliche Diskussion im Zusammenhang mit
der organisatorischen Neuordnung geführt werden. Ich
weise aber darauf hin, dass wir schon sehr viele Debatten
über eine inhaltliche Neuausrichtung der Entwicklungs-
zusammenarbeit im Plenum, aber auch in den Ausschüs-
sen geführt haben. Es geht uns darum, in besonderer
Weise mit den Institutionen, aber auch mit der Zivilge-
sellschaft zusammenzuarbeiten. Sie kennen sicherlich
die Debatte über die Stärkung des Privatsektors und der
Zivilgesellschaft. Konkret heißt das: Wir möchten zu ei-
nem Verhältnis von etwa zwei Dritteln bilaterale Zusam-
menarbeit zu einem Drittel multilaterale Zusammenarbeit
– verstehen Sie das bitte nicht als starres Verhältnis –
kommen. Auch die multilaterale Zusammenarbeit muss
gestärkt werden. Aber wir möchten einen anderen Ak-
zent setzen.

Es ist jedoch völlig klar, dass bei der Neuorganisation
der Strukturen auch die inhaltliche Ausrichtung eine
große Rolle spielt. Ich nenne als ein Beispiel einen wich-
tigen Punkt. Wir wollen einen zielgenaueren Einsatz der
Mittel, ob personeller oder finanzieller Art, erreichen.
Wir möchten die Prozesse sehr viel transparenter und
effektiver gestalten. Wir sind der Ansicht, dass es in der
Entwicklungszusammenarbeit sehr viel mehr Potenziale
zu heben gibt, als das in der Vergangenheit der Fall war.
Beides hängt zusammen. Beides sind wichtige Säulen ei-
ner schlagkräftigen Entwicklungszusammenarbeit. Seien
Sie versichert: Die inhaltliche Ausrichtung wird mit der
personellen zusammenhängen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703306200

Ich beende die Befragung der Bundesregierung. Es

gibt zwar noch Nachfragebedarf, aber die für die Regie-
rungsbefragung vorgesehene Zeit ist schon überschrit-
ten. Danke, Frau Staatssekretärin.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 2 auf:

Fragestunde
– Drucksache 17/1107 –

Ich rufe die Fragen auf Drucksache 17/1107 in der üb-
lichen Reihenfolge auf. Wir beginnen mit dem Ge-
schäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit.
Zur Beantwortung der Fragen steht der Parlamentarische
Staatssekretär Daniel Bahr zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 1 der Kollegin Kathrin Vogler auf:
Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung hinsichtlich

der Auswirkungen der Honorarreform, die seit 1. Januar 2009
in Kraft ist, auf die Vergütung niedergelassener Kassenärztin-
nen und -ärzte in den einzelnen Bundesländern, und welche
konkreten Maßnahmen plant die Bundesregierung, um die
Verunsicherung vieler Ärztinnen und Ärzte insbesondere
– aber nicht nur – in Nordrhein-Westfalen und Baden-
Württemberg zu beheben?

Bitte, Herr Staatssekretär.

D
Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1703306300


Vielen Dank, Frau Präsidentin – Frau Abgeordnete
Vogler, die Gewinnung von Erkenntnissen über die Aus-
wirkungen der Honorarreform, die seit dem 1. Januar
2009 in Kraft ist, auf die Vergütung der niedergelassenen
Vertragsärztinnen und Vertragsärzte wird derzeit da-
durch erschwert, dass der Bundesregierung trotz der ge-





Parl. Staatssekretär Daniel Bahr


(A) (C)



(D)(B)

setzlich vorgegebenen Berichtspflicht der gemeinsamen
Selbstverwaltung der Ärzte und Krankenkassen auf Bun-
desebene noch keine bzw. noch keine vollständig plausi-
bilisierten Datenberichte für das erste Halbjahr 2009, das
heißt für das erste Quartal und das zweite Quartal 2009,
vorliegen.

Der Datenbericht für das erste Quartal wurde von der
KBV am 15. Februar 2010 vorgelegt. Die Daten sind
aber unvollständig und weisen zudem eine Reihe von
gravierenden Implausibilitäten auf, die bislang noch
nicht aufgeklärt werden konnten. Der Datenbericht für
das zweite Quartal wurde von der Kassenärztlichen Bun-
desvereinigung für Mitte April 2010 in Aussicht gestellt.

Die Bundesregierung nimmt die immer wieder geäu-
ßerte Kritik von Ärztinnen und Ärzten an den Auswir-
kungen der Honorarreform sehr ernst. Der Koalitions-
vertrag der neuen Koalition sieht ja auch vor, dass die
seit dem 1. Januar 2009 geltende Honorarreform nach ei-
ner kritischen Überprüfung zusammen mit den Beteilig-
ten den erforderlichen Kurskorrekturen unterzogen wird.

Eine sachgerechte Überprüfung der Honorarreform
ist allerdings erst dann möglich, wenn die dafür erforder-
lichen Daten auch wirklich vorliegen. Diese müssen die
Entwicklung in den einzelnen Regionen und Arztgrup-
pen sowie den verschiedenen Versorgungsbereichen dif-
ferenziert abbilden. Erst auf dieser Grundlage wird der
konkrete Anpassungsbedarf einzuschätzen sein. Wegen
der herausgehobenen Bedeutung der Datenberichte für
die im Koalitionsvertrag vereinbarte Überprüfung der
Honorarreform und die Entscheidung über die Einlei-
tung konkreter Maßnahmen hat das Bundesministerium
für Gesundheit die zuständige Selbstverwaltung noch
einmal eindringlich darum gebeten, die auf gesetzlicher
Grundlage angeforderten Daten so schnell wie möglich
bereitzustellen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703306400

Sie haben das Wort zu einer ersten Nachfrage.


Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703306500

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär,

in der Ärzte Zeitung vom Montag dieser Woche wird be-
richtet, dass der Landesminister für Arbeit, Gesundheit
und Soziales, Karl-Josef Laumann, in Nordrhein-West-
falen sich die Argumentation der dortigen Kassenärzte
zu eigen macht und sagt – ich zitiere –:

Unser Gesundheitssystem in Nordrhein-Westfalen
ist sowohl im Krankenhaus- als auch im niederge-
lassenen Bereich zusammen mit Schleswig-Hol-
stein das am schlechtesten bezahlte in ganz
Deutschland.

Angesichts dessen, was Sie gerade vorgetragen ha-
ben, frage ich mich, woher Minister Laumann diese Zah-
len nimmt, ob es sich bei diesen Auslassungen nicht eher
um Wahlkampfgetöse und den Versuch handelt, die Be-
unruhigung der Ärztinnen und Ärzte in Nordrhein-West-
falen zu nutzen, um im Wahlkampf dort Punkte zu
machen. Haben Sie Erkenntnisse darüber, ob die Lan-
desregierung in Nordrhein-Westfalen über Zahlen- und
Datenmaterial verfügt, das Ihnen als Bundesregierung
nicht vorliegt und aus dem Sie die Datenlage ableiten
könnten, die der Minister in seinem Redebeitrag darge-
stellt hat?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703306600

Be
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1703306700
Im weiteren
Verlauf der Fragestunde werde ich darauf achten, dass
die Fragen mit einem solchen zeitlichen Volumen ge-
stellt werden, dass es möglich wird, mit kurzen Antwor-
ten den Verlauf der Sitzung voranzutreiben.

Bitte, Herr Staatssekretär.

D
Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1703306800


Mir liegen keine Erkenntnisse darüber vor, dass dem
Landesminister für Gesundheit des Landes Nordrhein-
Westfalen andere Daten vorliegen als die, die im Bun-
desministerium für Gesundheit vorhanden sind. Frau
Kollegin Vogler, ich habe eben auch darauf hingewiesen,
dass uns zwar Daten für das erste Quartal 2009 vorlie-
gen, diese aber noch implausibel und nicht vollständig
sind. Wir brauchen vollständige Daten, um sie richtig
beurteilen zu können. Bevor wir diese nicht haben, kom-
men wir nicht zu Schlüssen, wie sie andere möglicher-
weise ziehen. Wir als Bundesministerium für Gesundheit
können aufgrund der vorliegenden Daten noch keine
sachgerechte Entscheidung treffen und keine sachge-
rechte Bewertung vornehmen.

Aufgrund der vorläufigen Daten der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung, auf die sich einige politische Äuße-
rungen in der Öffentlichkeit beziehen, können wir ledig-
lich feststellen, dass es in den Jahren 2007 bis 2009 zu
einem Honoraranstieg in Höhe von mindestens 3,5 Mil-
liarden Euro bzw. 13 Prozent gekommen ist, wobei die
Zuwächse in den Regionen in der Tat sehr unterschied-
lich waren. Im Ergebnis profitieren die Ärztinnen und
Ärzte in den Regionen am stärksten von der Honorar-
reform, in denen bislang weit unterdurchschnittliche
Preise gezahlt wurden. Hierzu gehören vor allem die
Kassenärztlichen Vereinigungen der neuen Bundeslän-
der.

Weil Sie sich auf den Landesgesundheitsminister
Laumann bezogen haben, nehme ich einmal Bezug auf
die bisher unvollständig vorliegenden Daten für West-
falen-Lippe und Nordrhein, die beiden Kassenbezirke in
Nordrhein-Westfalen. Für die Kassenärztliche Vereini-
gung Westfalen-Lippe weisen die Daten der Kassenärzt-
lichen Bundesvereinigung im Vergleich des ersten Halb-
jahres 2007 und des ersten Halbjahres 2009 einen
Honoraranstieg in Höhe von rund 20,1 Prozent aus; für
die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein wird ein
Honoraranstieg in Höhe von 12,1 Prozent ausgewiesen.
Zusammengenommen erreichen die beiden Kassenärztli-
chen Vereinigungen Nordrhein-Westfalens im ersten
Halbjahr 2009 gegenüber dem ersten Halbjahr 2007 da-
mit einen Anstieg in Höhe von 15,7 Prozent.






(A) (C)



(D)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703306900

Sie haben das Wort zu einer zweiten Frage.


Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703307000

Herzlichen Dank; das war sehr aufschlussreich. –

Landesminister Laumann rät den Ärztinnen und Ärzten
im Bezirk Nordrhein – Zitat –:

Vielleicht können Sie in den nächsten Wochen ja
vergessen, die Beiträge an die KBV zu überweisen.

Wie stellt sich die Bundesregierung zu dieser Aussage?
Meiner Ansicht nach handelt es sich da um einen klaren
Aufruf zum Rechtsbruch. Vielleicht sieht der Landes-
minister das als zivilen Ungehorsam. Aber nichtsdesto-
trotz glaube ich, dass da Handlungsbedarf seitens der
Bundesregierung besteht, um die Landesregierung von
Nordrhein-Westfalen in ihre Schranken zu weisen, was
den Aufruf an die Kassenärztliche Vereinigung Nord-
rhein zum Rechtsbruch angeht.

D
Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1703307100


Ein solcher ernsthafter Vorschlag durch das Landes-
gesundheitsministerium Nordrhein-Westfalens ist uns
nicht bekannt. Wir würden den Ärztinnen und Ärzten in
Nordrhein-Westfalen einen solchen Vorschlag auch nicht
machen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703307200

Zu einer weiteren Nachfrage hat der Kollege

Weinberg das Wort.


Harald Weinberg (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703307300

Herr Staatssekretär, auch wenn jetzt noch keine vali-

den Daten für das erste Quartal – für das zweite Quartal
ohnehin noch nicht – vorliegen, wie Sie sagen, so hat
doch dieser ganze Prozess insgesamt zu einer großen
Verunsicherung bei den Ärztinnen und Ärzten und damit
auch bei den Patientinnen und Patienten geführt. Was ge-
denkt die Bundesregierung zu tun, um dieser Verunsi-
cherung entgegenzuwirken?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703307400

Bitte, Herr Staatssekretär.

D
Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1703307500


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Ich darf nur darauf
hinweisen, Frau Präsidentin, dass diese Frage von Frau
Kollegin Vogler gestellt wurde und ich sie so beantwor-
tet habe, dass die Koalitionsvereinbarung dazu eine ein-
deutige Aussage enthält. Nach einer Auswertung der
Honorarreform wird die Bundesregierung mit den Betei-
ligten die erforderlichen Kurskorrekturen vornehmen.
Da uns noch nicht die vollständigen Daten vorliegen, die
erst analysiert werden müssen, können wir die Kurskor-
rekturen noch nicht vornehmen. Aber die Empfehlungen
des Koalitionsvertrages und die Vorgabe für die Koali-
tion sind hier eindeutig. Das wird im Laufe dieser Legis-
laturperiode auch angegangen.

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703307600

Als Nächster hat der Kollege Christian Lange das

Wort.


Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1703307700

Frau Präsidentin, ich beantrage namens der SPD-Bun-

destagsfraktion aufgrund der Antwort der Bundesregie-
rung, die wieder einmal die Fragen der Kollegen unzu-
reichend beantwortet hat, eine Aktuelle Stunde


(Lachen des Abg. Manfred Grund [CDU/ CSU])


zum Thema Gesundheitspolitik der Bundesregierung ge-
mäß unserer Geschäftsordnung nach Ende unserer Fra-
gestunde.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Mit welchem Thema?)


Herzlichen Dank.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703307800

Die Fraktion der SPD hat zur Antwort der Bundes-

regierung eine Aktuelle Stunde verlangt. Liebe Kollegin-
nen und Kollegen, das entspricht Nr. 1 b der Richtlinien
für die Aktuelle Stunde. Die Aussprache findet im An-
schluss an die Fragestunde statt.

Zur Erklärung für diejenigen, die heute zum ersten
Mal einer Fragestunde des Deutschen Bundestages bei-
wohnen: Präsidentinnen und Präsidenten haben keinen
Ermessensspielraum, wenn ein solcher Antrag nach
Nr. 1 b der Richtlinien für die Aktuelle Stunde gestellt
wird.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Aber die SPD hat noch nicht einmal eine Frage gestellt! – Gegenruf des Abg. Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist auch nicht notwendig! Sie müssen mal die Geschäftsordnung lesen!)


– Kollege Grund, ich habe zur Kenntnis genommen,
dass der Kollege Christian Lange festgestellt hat, dass
die Fragen der Kollegin Kathrin Vogler auch aus seiner
Sicht unzureichend beantwortet wurden. Insofern hat er
die Frage der Kollegin Vogler übernommen und die Ak-
tuelle Stunde beantragt. Das ist korrekt und unterliegt
ansonsten dann Ihrer Bewertung in den weiteren Aus-
einandersetzungen des Tages.

Ich rufe die Frage 2 der Kollegin Kathrin Vogler auf:
Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung, die immer-

hin durch den Staatssekretär im Bundesministerium für Ge-
sundheit, Stefan Kapferer, im Vorstand des Instituts für Quali-
tät und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, IQWiG,
vertreten ist, hinsichtlich der Kosten für die Überprüfung des
Institutsleiters Professor Dr. Peter Sawicki, und stimmt der
Bericht im Spiegel vom 14. März 2010 insoweit, als die Wirt-
schaftsprüfungsgesellschaft BDO den Auftrag zur Überprü-
fung im Wert von 20 000 Euro ohne Ausschreibung erhalten
hatte, obwohl die Verfahrensordnung des Instituts ab 12 500 Euro
eine Ausschreibung vorsieht?

Bitte, Herr Staatssekretär.






(A) (C)



(D)(B)

D
Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1703307900


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Vielleicht gelingt es
mir erneut, die Frage der Kollegin Vogler so zu beant-
worten, dass sie sagt, die Antwort sei sehr aufschluss-
reich gewesen, wie es eben der Fall war.

Die Beauftragung der Wirtschaftsprüfungsgesell-
schaft BDO verstößt entgegen der Vermutung in der
Frage nicht gegen vergaberechtliche Regelungen und
auch nicht gegen die interne Vergaberichtlinie des Insti-
tuts. Zu dieser Beauftragung bedurfte es keiner Aus-
schreibung, weil es sich bei der zu erbringenden Dienst-
leistung um eine Leistung handelte, die im Wettbewerb
mit freiberuflich Tätigen – Wirtschaftsprüfer und
Rechtsanwälte seien hierbei genannt – angeboten wird.
Derartige Dienstleistungen, die nicht unter den Anwen-
dungsbereich der Verdingungsordnungen fallen, können
grundsätzlich freihändig vergeben werden. Auch die in-
terne Vergaberichtlinie des Instituts für Qualität und
Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen sieht ausdrück-
lich vor, dass öffentliche Aufträge, die eine Leistung ei-
nes freiberuflich Tätigen zum Inhalt haben und, wie vor-
liegend, unterhalb der EG-Schwellenwerte angesiedelt
sind, in der Regel grundsätzlich freihändig vergeben
werden können.

Der Vorstand der Stiftung für Qualität und Wirtschaft-
lichkeit im Gesundheitswesen hat einvernehmlich ver-
einbart, dass keine Detailinformationen über die Beauf-
tragung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO und
deren Ergebnisse an die Öffentlichkeit gegeben werden.
Die Diskussion um nicht ordnungsgemäße Verwal-
tungsabläufe und ihre Überprüfung soll zum Schutz der
Institutsarbeit und der Mitarbeiter nicht weiter angefacht
werden. Eine Veröffentlichung der an die BDO geleiste-
ten Zahlungen wäre im Übrigen auch nur mit deren Zu-
stimmung möglich, weil das Auftragshonorar als Be-
triebs- bzw. Geschäftsgeheimnis anzusehen ist.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703308000

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703308100

Herr Staatssekretär, welche sachlichen Grundlagen

liegen denn dieser Aufteilung des Verfahrens – freiberuf-
liche Auftragnehmer einerseits und gewerbliche oder in-
stitutionelle Auftragnehmer andererseits – zugrunde,
und in welcher Art und Weise hat die Bundesregierung,
die durch Staatssekretär Kapferer im Vorstand des Insti-
tuts vertreten ist, darauf Einfluss genommen, dass diese
Aufträge an die BDO erteilt worden sind?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703308200

Bitte, Herr Staatssekretär.

D
Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1703308300


Zum ersten Teil der Frage verweise ich auf meine
Antwort von eben: Bei der Wirtschaftsprüfungsgesell-
schaft BDO handelt es sich um einen Wirtschaftsprüfer,
also um einen freiberuflich Tätigen. Das heißt, Dienst-
leistungen wie die, die die Wirtschaftsprüfungsgesell-
schaft BDO erbringt, fallen eben nicht unter den Anwen-
dungsbereich der Verdingungsordnungen und können
deshalb grundsätzlich freihändig vergeben werden. Hier
halten wir uns eindeutig an die Vorgaben, die an dieser
Stelle auch erfüllt sind.

Zum zweiten Teil der Frage – das war die Frage nach
der Entscheidung der Stiftung –: Die Entscheidung des
Stiftungsvorstandes wurde einvernehmlich gefällt und
insofern auch von allen Beteiligten getroffen, die im
Stiftungsvorstand sind, das heißt, Ärzten, Krankenhäu-
sern und Krankenkassen. Übrigens wurde auf Wunsch
des Institutsleiters eine Prüfung durchgeführt. Das heißt,
es war nicht alleiniger Wille des Bundesministeriums,
sondern der einvernehmliche Wunsch der Beteiligten in
dem Vorstand und auch der Betroffenen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703308400

Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage. – Sie ver-

zichten.

Die Fragen 3 und 4 der Kollegin Dr. Martina Bunge
werden schriftlich beantwortet.

Ich rufe die Frage 5 der Kollegin Kathrin Senger-
Schäfer auf:

Unter welchen Annahmen trifft die Einschätzung des Bun-
desversicherungsamtes zu, dass es in der gesetzlichen Kran-
kenversicherung im kommenden Jahr eine Finanzlücke von
etwa 6,4 Milliarden Euro geben wird bzw. das Defizit sogar
auf 15 Milliarden Euro ansteigen könnte?

Bitte, Herr Staatssekretär.

D
Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1703308500


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Ich darf für die Bun-
desregierung sagen, dass konkrete Prognosen zur Fi-
nanzentwicklung der gesetzlichen Krankenversicherung
derzeit lediglich für das Jahr 2010 möglich sind. Danach
ist auf Basis der bisherigen Annahmen des Schätzerkrei-
ses unter Berücksichtigung des zusätzlichen Bundeszu-
schusses von 3,9 Milliarden Euro zum Ausgleich krisen-
bedingter Mindereinnahmen in diesem Jahr von einer
Unterdeckung der voraussichtlichen Ausgaben der ge-
setzlichen Krankenversicherung gegenüber den Zuwei-
sungen des Gesundheitsfonds in einer Größenordnung
von circa 4 Milliarden Euro auszugehen. Für das Jahr
2011 sind derzeit keine validen Finanzschätzungen mög-
lich. Der Schätzerkreis wird sich auf seiner Herbstsit-
zung erstmalig damit befassen.

Da zum derzeitigen Zeitpunkt keine validen Annah-
men über die Einnahme- und Ausgabenentwicklung im
nächsten Jahr getroffen werden können, hat auch der
Präsident des Bundesversicherungsamtes keine konkre-
ten Prognosen über eine zu erwartende Finanzentwick-
lung der gesetzlichen Krankenversicherung ab dem Jahr
2011 in der Regierungskommission in der letzten Woche
abgegeben, sondern er hat lediglich rein rechnerische
Annahmen darüber getroffen, welches Finanzergebnis
der gesetzlichen Krankenversicherung sich bei bestimm-
ten Veränderungen der Einnahmen und Ausgaben er-
gäbe.






(A) (C)



(D)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703308600

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703308700

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Auch wenn jetzt

noch keine validen Berechnungen vorliegen, wie Sie ge-
sagt haben, würde es mich doch interessieren, wie das
für das Jahr 2011 geschätzte Defizit in der gesetzlichen
Krankenversicherung gedeckt werden soll. Soll es durch
Erhebung von Zusatzbeiträgen gedeckt werden, oder ist
eine Anhebung des allgemeinen Beitragssatzes vorgese-
hen?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703308800

Bitte.

D
Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1703308900


Genau diese Frage ist Gegenstand der Beratungen in
der Regierungskommission, die ihre Arbeit aufgenom-
men, in der letzten Woche zum ersten Mal getagt und
sich mit den Vorträgen des Präsidenten des Bundesver-
sicherungsamtes und des Vorsitzenden des Sachverstän-
digenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesund-
heitswesen einen ersten Überblick über die Entwicklung
verschafft hat. Das heißt, die Regierungskommission
wird in den Beratungen zu konkreten Ergebnissen kom-
men, wie mit einem möglichen Defizit im Jahre 2011 zu
verfahren ist. Vorentscheidungen über Beitragssatzent-
wicklung und Zusatzbeiträge können hier noch nicht ge-
troffen werden. Im Übrigen gilt die Vereinbarung des
Koalitionsvertrages, der vorsieht, dass der schon in der
letzten Legislaturperiode festgeschriebene Arbeitgeber-
beitrag weiterhin fest bleibt.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703309000

Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage. – Sie

verzichten.

Dann rufe ich die Frage 6 der Kollegin Kathrin
Senger-Schäfer auf:

Ist es zutreffend, dass sich die Regierungskommission zur
nachhaltigen und sozial ausgewogenen Finanzierung des Ge-
sundheitswesens – wie von der Parlamentarischen Staats-
sekretärin beim Bundesminister für Gesundheit, Annette
Widmann-Mauz, auf dem DAK-Pflegetag am 18. März 2010
angekündigt – auch mit Fragen der zukünftigen Ausgestaltung
der sozialen Pflegeversicherung befasst, und, wenn ja, wel-
chen inhaltlichen Umfang hat diese weiterreichende themati-
sche Ausrichtung der Kommission?

Bitte, Herr Staatssekretär.

D
Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1703309100


Gefragt war danach, ob sich die Regierungskommis-
sion, die in der letzten Woche zum ersten Mal getagt hat,
auch mit den Fragen der Ausgestaltung der sozialen
Pflegeversicherung befassen wird. In der Frage wird da-
bei auf Äußerungen meiner Kollegin, der Parlamentari-
schen Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz, bei ei-
ner Veranstaltung am 18. März Bezug genommen. Ich
darf nur sagen: Diese Wiedergabe der Äußerungen von
Frau Widmann-Mauz ist nicht zutreffend. Die in der
Frage formulierte Vermutung ist von der Parlamentari-
schen Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz nicht ge-
äußert worden.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703309200

Sie haben das Wort zur Nachfrage.


Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703309300

Zur Konkretisierung: Wird sich demnach die Bundes-

regierung nicht in einer weiteren Kommission eigens mit
der dem Koalitionsvertrag zu entnehmenden Neuaus-
richtung des solidarischen Pflegeversicherungssatzes be-
fassen? Habe ich das richtig verstanden?

D
Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1703309400


Nein, Frau Kollegin Senger-Schäfer, das haben Sie
insofern nicht korrekt verstanden, als der Unterschied
darin besteht, dass wir im Bereich der Gesundheitspoli-
tik eine Regierungskommission zur nachhaltigen Finan-
zierung im Gesundheitswesen einsetzen – so sieht es der
Koalitionsvertrag vor –, während wir für den Bereich der
Pflege vorsehen, die Pflegeversicherung vor dem Hinter-
grund einer alternden Bevölkerung zukunftsfest und
nachhaltig zu stabilisieren und dafür eine interministe-
rielle Arbeitsgruppe einzusetzen. Es ist der Plan der Re-
gierung, dass diese interministerielle Arbeitsgruppe im
zweiten Halbjahr dieses Jahres eingesetzt wird. Diese in-
terministerielle Arbeitsgruppe wird sich dann mit den Fi-
nanzfragen der sozialen Pflegeversicherung ausreichend
beschäftigen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703309500

Haben Sie eine zweite Nachfrage? – Keine. Dann

danke ich dem Herrn Staatssekretär.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmi-
nisteriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Zur
Beantwortung der Fragen steht der Parlamentarische
Staatssekretär Dr. Andreas Scheuer zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 7 des Kollegen Dr. Anton Hofreiter
auf:

Inwieweit trifft es zu, dass gemäß der Anfang Februar
2010 veröffentlichten Ausschreibung „Begleitung/Beratung
des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwick-
lung (BMVBS) bei der Vergabe von vier ÖPP-Projekten im
Bundesfernstraßenbau“ das im Rahmen dieses Verfahrens
ausgewählte Beratungsunternehmen – bzw. einzelne Mitglie-
der eines Beratungskonsortiums – bei anderen als den vom
ausgeschriebenen Auftrag abgedeckten Projekten auch für
Unternehmen – gegebenenfalls als Mitglieder von Konsortien –
arbeiten darf, welche als Bieter – gegebenenfalls in Konsor-
tien – bei den A-Modell-Projekten beteiligt sind?

Angesichts der komplizierten Fragestellung hoffe ich
sehr, Herr Staatssekretär und Herr Abgeordneter, dass
Ihre Antworten und Zusatzfragen mir ermöglichen, den
tieferen Sinn dessen, wonach hier gefragt ist, noch zu er-
gründen. – Bitte, Herr Staatssekretär.






(A) (C)



(D)(B)

D
Andreas Scheuer (CSU):
Rede ID: ID1703309600


Frau Präsidentin, ich lade Sie gerne in den Verkehrs-
ausschuss ein, damit Ihnen dieses Vokabular vertraut
wird. Ich bemühe mich aber, für die Kolleginnen und
Kollegen, die nicht im zuständigen Ausschuss sitzen, die
Frage verständlich zu beantworten.

Herr Kollege Hofreiter, das im Rahmen der Anfang
Februar 2010 veröffentlichten Ausschreibung „Beglei-
tung/Beratung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau
und Stadtentwicklung bei der Vergabe von vier ÖPP-
Projekten im Bundesfernstraßenbau“ auszuwählende
Beratungskonsortium darf zeitgleich für Unternehmen
arbeiten, die als Bieter bei ÖPP-Projekten im Bundes-
fernstraßenbau beteiligt sind, sofern es sich dabei nicht
um die in oben genannter Ausschreibung abgedeckten
vier Projekte handelt.

Vergaberechtliche Bedenken bestehen nicht. Jeder
einzelne Berater muss im Falle der Beauftragung durch
das BMVBS eine Erklärung über die Verpflichtung im
Sinne von § 1 des Verpflichtungsgesetzes unterzeichnen.
Die Berater sind insofern zur Geheimhaltung der im Zu-
sammenhang mit diesem Auftrag erlangten Informatio-
nen im Sinne von § 353 b Abs. 2 Nr. 2 StGB verpflich-
tet.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703309700

Danke schön. – Sie haben das Wort zur ersten Nach-

frage.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Die Bundesregie-
rung geht also nicht davon aus, dass es sich um einen In-
teressenkonflikt handelt, wenn ein Mitarbeiter des Bera-
tungsunternehmens oder des Beratungskonsortiums für
eine Firma tätig ist, die auch Aufträge im Rahmen eines
anderen PPP-Projektes annimmt – ich nenne zum Bei-
spiel den Ausbau der A8 zwischen München und Augs-
burg –, und wenn er gleichzeitig die Wirtschaftlichkeits-
untersuchung für den Bund durchführt, ob PPP sinnvoll
ist oder nicht sinnvoll ist. Habe ich es richtig verstanden,
dass die Bundesregierung da keinen Interessenkonflikt
sieht?

D
Andreas Scheuer (CSU):
Rede ID: ID1703309800


Wir gehen davon aus und sind fest davon überzeugt,
dass sich die Berater, die sich vorher verpflichtet haben,
an diese Verpflichtung halten. Somit ist der Sachverhalt
so, wie ich ihn in der Antwort dargestellt habe. Ja.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703309900

Ihre zweite Nachfrage.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das bedeutet also, dass die Bundesregierung abstrei-
tet, dass es für einen Berater sinnvoll sein kann, im PPP-
Geschäft für eine Firma tätig zu sein, die Wirtschaftlich-
keitsuntersuchungen – um die handelt es sich letztend-
lich – durchführt und die darüber entscheidet, ob die
Bundesrepublik ein Verkehrsinfrastrukturobjekt – zum
Beispiel eine Autobahn – mithilfe von PPP oder klas-
sisch-öffentlich ausbaut. Es geht meistens um sehr viel
Geld. Die Projekte haben einen Umfang zwischen
500 Millionen und über 1 Milliarde Euro.

Trifft es also zu, dass die Bundesregierung bestreitet,
dass es einen Interessenkonflikt gibt, wenn ein Berater
die Bundesregierung in die Richtung berät, dass die Un-
ternehmen, für die er sonst tätig ist, einen Vorteil haben?
Die Unternehmen haben doch ein ganz großes Interesse,
dass die Autobahnen in Form von PPP-Projekten ausge-
baut werden und nicht klassisch. Diese Meinung haben
die Unternehmen auch geäußert.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703310000

Bitte, Herr Staatssekretär.

D
Andreas Scheuer (CSU):
Rede ID: ID1703310100


Herr Kollege Hofreiter, Sie lassen in Ihrer Frage die
Trennung von Ausschreibung und Beratertätigkeiten
vermissen. Ich denke, dass ich in meiner Antwort un-
missverständlich klargestellt habe, dass das unabhängig
von den in der Ausschreibung abgedeckten Projekten ist
und dass es eine Verpflichtung für die Berater gibt, diese
Trennung bei ihrer Arbeit sehr sorgfältig zu beachten
und umzusetzen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703310200

Wir kommen damit zur Frage 8 des Kollegen

Dr. Anton Hofreiter:
Inwieweit trifft es insofern zu, dass ein im Rahmen dieses

Ausschreibungsverfahrens ausgewähltes Beratungsunterneh-
men beispielsweise bei kommunalen PPP-Projekten ein Bau-
unternehmen beraten darf, welches als Bieter – gegebenenfalls
im Rahmen eines Konsortiums – an den Ausschreibungsver-
fahren für die A-Modell-Projekte teilnimmt?

Bitte, Herr Staatssekretär.

D
Andreas Scheuer (CSU):
Rede ID: ID1703310300


Diese Frage zu demselben Themenkomplex beant-
worte ich wie folgt: Berät ein Beratungskonsortium ein
Bauunternehmen im Rahmen kommunaler ÖPP-Pro-
jekte, so schließt das eine Beauftragung im Rahmen der
Anfang Februar veröffentlichten Ausschreibung nicht
aus. Eine Beauftragung scheitert seitens des Bundes-
ministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung auch
dann nicht, wenn das Bauunternehmen zeitgleich als Bie-
ter – gegebenenfalls im Rahmen eines Konsortiums – an
ÖPP-Projekten im Bundesfernstraßenbau beteiligt ist,
sofern ein Interessenkonflikt ausgeschlossen werden
kann, das heißt in diesem Falle, sofern ausgeschlossen
ist, dass der Berater im Rahmen eines ÖPP-Projekts zeit-
gleich sowohl aufseiten der öffentlichen Hand als auch
aufseiten der Privaten tätig wird.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703310400

Ihre erste Nachfrage, bitte.






(A) (C)



(D)(B)


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Erst einmal vielen Dank, Herr Staatssekretär, für die
doch sehr eindeutigen Antworten. – Das heißt, die Bun-
desregierung geht davon aus, dass ein Berater gewisser-
maßen in schizophrener Art in der Lage ist, zwischen
dem zu trennen, was er für das Bauunternehmen macht,
und dem, was er für die Bundesregierung macht, und
dies klar und sauber auseinanderzuhalten. Da solche
Dinge zum Beispiel schon bei Banken scheitern, wenn
es sich um unterschiedliche Abteilungen handelt – den-
ken Sie an sogenannte Chinese Walls usw. –, wie wollen
Sie dann in der Praxis sicherstellen, dass eine solche
Trennung im Kopf der Leute stattfindet?


(Zuruf von der LINKEN: Das wüsste ich auch gerne!)


D
Andreas Scheuer (CSU):
Rede ID: ID1703310500


Ihre Bemerkung nehme ich gerne auf, Herr Kollege
Hofreiter. Über die psychischen Einschätzungen, die Sie
in der Frage unterstellen, will ich mir jetzt kein Urteil er-
lauben. Danke für das Lob an das Haus, dass wir so ein-
deutig antworten. Wir machen das sehr gerne.

Vom Inhalt her ist völlig klar, dass es um zwei ver-
schiedene Mandate geht und dass die Berater dies tren-
nen können. Dazu haben sie sich verpflichtet.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Alles in einem Topf!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703310600

Ihre zweite Nachfrage.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn die Berater angeblich so unabhängig agieren,
dann können wir sicher davon ausgehen, dass wir im
Verkehrsausschuss über die Wirtschaftlichkeitsuntersu-
chung zumindest nach Abschluss der Projekte – die ers-
ten sind bereits im Bau – transparent diskutieren können.
Wie steht die Bundesregierung dazu? Es geht also nicht
um zukünftige Projekte, sondern darum, dass wir als
Parlament die Projekte, die in der Vergangenheit stattge-
funden haben und bei denen auch diese Wirtschaftlich-
keitsuntersuchungen erstellt wurden, evaluieren und
überprüfen können und darüber im Verkehrsausschuss in
transparenter Weise diskutieren können.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703310700

Bitte, Herr Staatssekretär.

D
Andreas Scheuer (CSU):
Rede ID: ID1703310800


Herr Kollege, die Bundesregierung ist immer um
Transparenz bemüht. In diesem Sinne haben wir schon
öfter im zuständigen Fachausschuss Ihre Anliegen auf-
genommen. Ich habe Ihnen zugesagt, dass wir im Aus-
schuss eine separate Diskussion über die Sinnhaftigkeit
und Wirtschaftlichkeit von ÖPP-Projekten führen wer-
den. Wir haben aber auch bestätigt, dass all das, was in
die vertraglichen Ausgestaltungen hineingreift, natürlich
nicht Gegenstand der Diskussion sein kann. Wir haben
darüber intensive Diskussionen im Fachausschuss ge-
führt; Sie erinnern sich sicher an die letzten Sitzungen.
Wir können und müssen aber generell über die Wirt-
schaftlichkeit dieser für den Verkehrsbereich wichtigen
ÖPP-Projekte diskutieren.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703310900

Vorerst herzlichen Dank, Herr Staatssekretär.

Wir bleiben im Geschäftsbereich des Bundesministe-
riums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Zur Be-
antwortung der Fragen 9 bis 13 steht der Parlamentari-
sche Staatssekretär Enak Ferlemann zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 9 der Kollegin Lisa Paus auf:
Bei welchen Aufträgen der Bundesregierung, nachgeord-

neter Behörden oder der von ihr beherrschten Unternehmen
an die Bilfinger Berger AG seit dem Jahr 2000 sind der Bun-
desregierung Verdachtsfälle von Materialunterschlagungen, Ma-
nipulationen an der Bauausführung, überhöhten Abrechnun-

(ähnlich wie aktuell beim Bau der S-Bahn in Köln und Düsseldorf sowie der ICE-Trasse Nürnberg–München; vergleiche Süddeutsche Zeitung vom 23. Februar 2010, Die Welt vom 24. Februar 2010)


Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703311000


Frau Präsidentin, die Frage beantworte ich wie folgt:
Die Bundesregierung bzw. das nachgeordnete Eisenbahn-
Bundesamt erteilen keine Aufträge im Eisenbahnbau.
Vorhabenträger für Investitionen in die Bundesschienen-
wege ist die Deutsche Bahn AG. Dem Bundesministe-
rium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie dem
Eisenbahn-Bundesamt ist kein Verdachtsfall auf Korrup-
tion der Firma Bilfinger Berger AG vom Jahr 2000 bis
heute bekannt. Die Deutsche Bahn AG kann in der
Kürze der Zeit weder bestätigen noch ausschließen, dass
ihr ein entsprechendes Vorkommnis bekannt ist.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703311100

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1703311200

Herzlichen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staats-

sekretär, Bilfinger Berger ist nicht nur im Eisenbahnbau
tätig. Die Bundesregierung ist zum Beispiel am Bau des
Berliner Flughafens Schönefeld beteiligt. Wenn ich rich-
tig informiert bin – zumindest stand dies so in der Wirt-
schaftswoche –, ist im Rahmen des Bahnanschlusses und
des Gesamtkomplexes Flughafen sehr wohl ein Auftrag
an Bilfinger Berger erteilt worden. Von daher frage ich
Sie: Haben Sie die Vorkommnisse, die – wie wir inzwi-
schen leider feststellen mussten – keine Einzelfälle sind,
sondern gehäuft aufgetreten sind, zum Anlass genom-
men, um laufende und auch kürzlich abgeschlossene
Bauarbeiten, an denen die Bundesregierung beteiligt ist
und die sich nicht nur auf den Eisenbahnbereich bezie-





Lisa Paus


(A) (C)



(D)(B)

hen, zu überprüfen? Sind Sie daraufhin auf neue Er-
kenntnisse gestoßen?

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703311300


Geschätzte Kollegin, zunächst muss ich Sie etwas
korrigieren. Natürlich ist die Bilfinger Berger AG auch
im Bahnbau und im Tunnelbau für Eisenbahnunterneh-
men tätig. Die Fälle, in denen eine Beteiligung vorliegt,
werden von der Deutschen Bahn AG überprüft. Das hat
bisher zu keinen negativen Erkenntnissen geführt. Im
Übrigen baut die Bilfinger Berger AG unter anderem an
U-Bahn-Schächten mit. Auch hier sind uns bis dato keine
negativen Fälle bekannt geworden, sodass ich – nach
unserem Kenntnisstand – ein Fehlverhalten ausschließen
kann.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703311400

Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage.


Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1703311500

Habe ich Sie richtig verstanden, dass Sie keine weite-

ren Überprüfungen vorgenommen haben, obwohl die
Bundesregierung selbst betroffen ist? Es liegt doch nahe,
dass es nicht nur Einzelfälle in Düsseldorf, Köln, Nürn-
berg und München gegeben hat, sondern dass es eventuell
auch bei anderen Bauprojekten, die von der Bilfinger
Berger AG durchgeführt worden sind, Materialunter-
schlagungen, Manipulationen an der Bauausführung und
überhöhte Abrechnungen gegeben haben kann. Ist es
richtig, dass Sie keine eigenen Überprüfungen veranlasst
haben?

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703311600


Derzeit führen diese Überprüfungen diejenigen durch,
die das Bauvorhaben als Bauherr begleitet haben. Wir fi-
nanzieren lediglich diese Vorhaben zum großen Teil,
sind also nicht direkt an der Bauausführung bzw. an der
Kontrolle beteiligt. Wir haben aber diejenigen, die am
Bau beteiligt waren, gebeten, uns zu berichten, ob es
Verfehlungen gegeben hat. Bisher ist uns nichts bekannt.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703311700

Die Fragen 10 und 11 der Kollegin Dorothée Menzner

werden schriftlich beantwortet. Diese befassen sich,
ebenso wie die jetzt folgenden Fragen 12 und Frage 13
der Kollegin Sabine Stüber, mit Auflagen und Sicher-
heitsbestimmungen für deutsche Häfen, mit der Abwick-
lung von Transporten von plutoniumhaltigen Mischoxid-
bzw. von Uran-Brennelementen.

Ich rufe die Frage 12 der Kollegin Sabine Stüber auf:
Welche Auflagen bezüglich des Durchlaufens einer

Kalthantierung im Rahmen von Transporten von Mischoxid-
Brennelementen bzw. Uran-Brennelementen gibt es für die
einzelnen deutschen Häfen?

Bitte, Herr Staatssekretär.
E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703311800


Danke schön, Frau Präsidentin. – Die Frage beant-
worte ich wie folgt: Auflagen bezüglich der Durchfüh-
rung von Kalthandhabung für Häfen gibt es nicht. Im
Rahmen des Genehmigungsverfahrens für Transporte
von Kernbrennstoffen wird geprüft, ob der Transport in
Übereinstimmung mit den einschlägigen Regeln des Ge-
fahrgutrechts und des Atomrechts durchgeführt werden
kann. Diese Prüfungen können auch die Durchführung
einer Kalthandhabung beinhalten.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703311900

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage. – Sie ver-

zichten auf die Nachfrage.

Ich rufe die Frage 13 der Kollegin Sabine Stüber auf:
Welche deutschen Häfen haben bereits eine Kalthantierung

mit Mischoxid- bzw. Uran-Brennelementen durchlaufen?

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703312000


Ich gebe folgende Antwort: In Cuxhaven wurde die
Abwicklung eines Transports mit Mischoxid-Brennele-
menten geprüft. In Bremerhaven wurden solche Trans-
porte bereits mehrfach durchgeführt. Transporte mit
Uran-Brennelementen werden in verschiedenen deut-
schen Häfen regelmäßig umgeschlagen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703312100

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Sabine Stüber (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703312200

Bitte spezifizieren Sie, welche verschiedenen deut-

schen Häfen das sind.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703312300


Das kann ich so nicht spezifizieren. Ich muss die
Frage schriftlich beantworten, weil das nicht in der
Kompetenz des BMVBS liegt.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703312400

Haben Sie noch eine zweite Nachfrage? – Nein. Ich

gehe davon aus, dass die entsprechenden Informationen
Sie erreichen werden.

Die Frage 14 der Kollegin Bärbel Höhn wird schrift-
lich beantwortet. Wir kommen zu den Fragen 15 bis 22,
welche sich mit Kriterien für die Besetzung der dem
Bund zustehenden Sitze im Aufsichtsrat der Deutschen
Bahn AG befassen. Die Fragen 15 und 16 des Kollegen
Thomas Lutze werden schriftlich beantwortet.

Ich rufe die Frage 17 der Kollegin Ingrid Remmers auf:
Wie viele Frauen waren bislang Aufsichtsräte der Kapital-

seite seit Gründung der Deutschen Bahn AG Anfang 1994, und
hat die Bundesregierung für den Aufsichtsrat der Deutschen
Bahn AG die Möglichkeit einer Frauenquote in Erwägung ge-
zogen, wie sie jüngst in Frankreich allgemein für Verwaltungs-
räte und jüngst im Fall des Telekom-Aufsichtsrates beschlossen
wurde, oder besteht zumindest ein Frauenförderplan?

Bitte, Herr Staatssekretär.






(A) (C)



(D)(B)

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703312500


Dazu gebe ich folgende Antwort: Bislang gab es eine
weibliche Mandatsträgerin aufseiten der Anteilseigner-
vertreter im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG. Die
Besetzung der Aufsichtsräte ist im Bundesgremienbeset-
zungsgesetz geregelt. Darüber hinausgehende Regelun-
gen für die Deutsche Bahn AG bestehen nicht.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703312600

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Ingrid Remmers (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703312700

Herr Kollege Ferlemann, ich hätte gerne einmal ge-

wusst, ob es generell Überlegungen in der Bundesregie-
rung gibt, Frauen in dieses Amt zu berufen, für diese
Aufgabe auszuwählen. Oder gibt es dahin gehend über-
haupt keine Vorschläge und Überlegungen?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703312800

Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703312900


Es gibt immer die Überlegung, fachlich hochqualifi-
zierte Frauen in Führungsgremien und Aufsichtsräte zu
berufen. In diesem Fall haben wir eine entsprechende
Kandidatin nicht vorgesehen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703313000

Ihre zweite Nachfrage. – Sie verzichten.

Jetzt stellt die Kollegin Sabine Leidig eine Zusatz-
frage.


Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703313100

Ich möchte Ihnen die Frage stellen, ob Ihnen bewusst

ist, dass die Deutsche Bahn im Nahverkehr überwiegend
und im Fernverkehr etwa zur Hälfte von Frauen genutzt
wird. Ich möchte ferner fragen, wie Sie sicherstellen
wollen, dass die Interessen von weiblichen Bahnnutzern
auch im höchsten Aufsichtsgremium der Bahn repräsen-
tiert werden.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703313200

Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703313300


Ich freue mich außerordentlich über die Zahlenanga-
ben, auch wenn ich sie so nicht bestätigen kann. Wenn es
so sein sollte, dass überwiegend Frauen mit der Bahn
fahren, begrüße ich das außerordentlich. Wir freuen uns
über jeden Fahrgast, ob männlich oder weiblich, der das
Eisenbahnsystem nutzt, weil das der Strategie der Bun-
desregierung entgegenkommt, den Verkehr von der
Straße auf die Schiene zu verlagern.

Die Interessen von Frauen werden in den Aufsichts-
gremien der Bahn sehr gut vertreten. Dabei spielt es
keine Rolle, ob die Vertreter im Aufsichtsgremium
männlich oder weiblich sind. Wichtig ist, dass die Inte-
ressen der Frauen bei der Beurteilung der Aufgaben
deutlich gesehen werden, und das kann ich garantieren.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Letztes Jahrhundert!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703313400

Zu einer weiteren Nachfrage hat die Kollegin

Enkelmann das Wort.


Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703313500

Könnte Norwegen möglicherweise ein Vorbild für die

Bundesrepublik sein? Immerhin ist dort vorgesehen,
dass mindestens 40 Prozent der Mitglieder in Aufsichts-
räten von börsennotierten Unternehmen Frauen sein
müssen.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703313600


Geschätzte Frau Kollegin, das entspricht nicht ganz
dem Aufgabenfeld des Bundesministeriums für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung. Gleichwohl will ich die
Frage gerne beantworten: Ich finde das prima. Je mehr
Frauen in Leitungspositionen sind, umso besser ist das –
wenn sie die fachliche Qualifikation dazu und den ent-
sprechenden beruflichen Hintergrund haben. Danach ha-
ben wir die Kandidatinnen und Kandidaten jeweils aus-
gesucht.

Natürlich kann man sehen, wie im europäischen Aus-
land mit solchen Quotierungen umgegangen wird. Ich
halte grundsätzlich nichts von Quoten, von festen Rah-
men. Gleichwohl bin ich ein Vertreter derjenigen, die
sehr dafür sind, auch Frauen in Führungspositionen zu
berufen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703313700

Ausnahmsweise gibt es jetzt noch die Möglichkeit zur

zweiten Nachfrage, auf die Sie vorhin verzichtet haben,
Kollegin Remmers. Das ist dann die letzte zur Frage 17.


Ingrid Remmers (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703313800

Ich danke dafür, Frau Präsidentin. – Wenn ich Sie

jetzt richtig verstanden habe, Kollege Ferlemann, lag zur
Besetzung des Aufsichtsrats nicht eine einzige weibliche
Bewerbung vor.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703313900


Man kann sich bei uns nicht einfach so bewerben
– nach dem Motto: Ich schicke einmal eine Bewerbungs-
mappe hin und kann dann berufen werden –, sondern es
wird gezielt nach Personen gesucht, die aus fachlichen
Gründen für diese Gremien infrage kommen.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Nicht gezielt nach Frauen!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703314000

Wir kommen zur Frage 18 der Kollegin Ingrid

Remmers:





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) (C)



(D)(B)

Aufgrund welcher Erfahrungen hält die Bundesregierung
Professor Dr. Dr. h. c. Utz-Hellmuth Felchts Qualifikation für
die Position des Aufsichtsratsvorsitzenden für ausreichend,
wenn dieser zwei Wochen vor seiner ins Auge gefassten Wahl
zum Aufsichtsratsvorsitzenden bekannt gibt, sich im Besitz
einer Modelleisenbahn zu befinden, selbst „kein Bahnfach-
mann“ zu sein und zur aktuell maßgeblichen Frage der mögli-
chen Trennung von Netz und Betrieb „einfach noch keine Linie“

(Zitate Financial Times Deutschland und Handelsblatt jeweils vom 11. März 2010)


Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703314100


Ich gebe folgende Antwort: Mit Utz-Hellmuth Felcht
hat die Bundesregierung einen erfahrenen Wirtschafts-
fachmann mit exzellenten Referenzen und herausragen-
den Managementqualitäten für den Aufsichtsrat der
DB AG gewonnen. Herr Felcht ist eine Persönlichkeit
mit vielfältigen Erfahrungen in großen Industrieunter-
nehmen, sowohl als Aufsichtsrat als auch im operativen
wie auch im strategischen Geschäft.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703314200

Ihre erste Nachfrage, bitte.


Ingrid Remmers (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703314300

Ich setze meine Frage in Bezug zur vorherigen Frage.

Der Aufsichtsrat ist überwiegend mit Vertretern aus der
Wirtschaft besetzt. Sie haben eben festgestellt, dass man
sich für diese Aufgabe im Vorstand nicht einfach bewer-
ben kann. Ich ziehe daraus jetzt den Schluss, dass sich in
der gesamten deutschen Wirtschaft keine annähernd
qualifizierte Frau für diese Aufgabe finden lässt.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703314400

Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703314500


Die rhetorische Frage kann ich so nicht stehen lassen.
Wir sind der Überzeugung, dass wir für diese Aufgabe
mit Utz-Hellmuth Felcht einen exzellenten Mann haben
gewinnen können.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703314600

Eine zweite Nachfrage.


Ingrid Remmers (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703314700

Wir haben festgestellt, dass Herr Felcht nach eigenen

Angaben keine näheren Kenntnisse über das neue Betäti-
gungsfeld hat. Sein eigenes Zitat: „Ich bin kein Bahn-
fachmann.“ Er hat keine eigene Linie zu der Frage, ob
bei der Bahn Netz und Betrieb getrennt werden sollen.


(Birgit Homburger [FDP]: Aber wir haben eine! Das reicht!)


Das heißt, wir haben hier jemanden, der sich mit der Ma-
terie, mit der er sich in Zukunft beschäftigen soll, bis
jetzt noch nicht beschäftigt hat.
Ich muss noch einmal nachhaken. Hat sich bei dieser
Anforderung an die Qualifikation für dieses Amt oder
für andere Posten im Aufsichtsrat keine Frau gefunden?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703314800

Bitte.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703314900


Ich beantworte die Frage wie folgt: Wir haben für
diese Position genau diesen Mann gesucht und gefunden


(Lachen und Beifall der Abg. Dr. Marlies Volkmer [SPD])


und haben nicht aktiv nach einer weiblichen Person Aus-
schau gehalten.

Auf Ihre Frage, ob Herr Felcht Erfahrungen im Bahn-
sektor hat, antworte ich: Er hat sehr wohl Erfahrungen.
Uns lag im Wesentlichen daran, dass auch diejenigen,
die ein Bahnsystem nutzen, den Aufsichtsgremien ange-
hören. Jemand, der ein großes Chemieunternehmen ge-
führt hat und dort in verschiedenen Bereichen tätig war,
ist ein großer Nutzer von Bahninfrastruktur und Bahnbe-
trieben. Daher liegen bei Herrn Felcht schon naturgege-
ben große Erfahrungswerte vor. Deswegen ist gerade er
für die Position prädestiniert.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist aber schwach!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703315000

Ich habe den Wunsch nach zwei Nachfragen gesehen,

nämlich von der Kollegin Leidig und von der Kollegin
Menzner. Danach gehen wir zur nächsten Frage über.
Bitte, Kollegin Leidig.


Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703315100

Sie sprachen gerade von der Eigenschaft des Herrn

Felcht als Nutzer der Bahn, indem er in seiner Verant-
wortung für einen großen Chemiebetrieb Güter von der
Bahn transportieren ließ. Sehen Sie auch die Eigenschaft
des Herrn Felcht als Mitglied des Direktoriums eines der
größten Baustoffkonzerne der Welt, nämlich des CRH,
welches auch im Tiefbau tätig ist? Sehen Sie darin eine
besondere Qualifikation, weil möglicherweise Ge-
schäftsbeziehungen zur Deutschen Bahn AG geknüpft
werden können?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703315200

Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703315300


Es geht nicht um die Eigenschaften von Herrn Felcht
als Person, sondern natürlich als jemandem, der einem
Unternehmen vorgestanden hat. Aus dieser Beziehung
heraus gewinnt natürlich jemand, der solche Manage-
mentfunktionen wahrgenommen hat, die notwendige Er-
fahrung im Umgang auch mit der Eisenbahninfrastruktur
und mit dem Unternehmen Eisenbahn.





Parl. Staatssekretär Enak Ferlemann


(A) (C)



(D)(B)

Die Frage, ob hier Befangenheit oder Ähnliches vor-
liegt, kann ich eindeutig verneinen. Im Übrigen ist es so,
dass jedes Mitglied in einem Aufsichtsrat zu Beginn sei-
ner Tätigkeit eine Erklärung nach dem Public Corporate
Governance Kodex zu unterschreiben hat. Damit sind
solche Verdächtigungen, wie Sie sie angedeutet haben,
von vornherein haltlos.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703315400

Die letzte Nachfrage zur Frage 18 stellt die Kollegin

Dorothée Menzner.


Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703315500

Herr Staatssekretär, laut Aktiengesetz hat der Auf-

sichtsrat die Pflicht, die Interessen des Eigentümers zu
vertreten. Im Fall der DB AG ist die Bevölkerung der
Bundesrepublik Deutschland der Eigentümer. Wir als
Parlament bzw. die Regierung sind ihre Vertreter. Sie ha-
ben eben ausgeführt, dass Sie es für ein lässliches Pro-
blem halten, wenn dort eine große Eigentümergruppe,
zum Beispiel Frauen, nicht vertreten sind. Wie gewähr-
leisten Sie in der Gesamtheit des Aufsichtsrates, dass die
Interessen der Eigentümer, sprich der Bevölkerung der
Bundesrepublik Deutschland, vertreten werden, wenn
doch nach so strengen Kriterien, wie Sie sie eben ausge-
führt haben, ausgewählt wird?

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703315600


Wir halten die Auswahl des Aufsichtsrates für exzel-
lent und glauben, dass wir hervorragende Fachleute ge-
funden haben. Wir gehen davon aus, dass die Interessen
der Eigentümer, in diesem Fall vertreten durch die Bun-
desregierung, natürlich mit kontrolliert durch den Deut-
schen Bundestag, stellvertretend für die Gesamtbevölke-
rung, ausreichend und gut vertreten werden.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703315700

Ich rufe die Frage 19 der Kollegin Sabine Leidig auf:

Wie kann die Bundesregierung glaubhaft vermitteln, dass
Professor Dr. Dr. h. c. Utz-Hellmuth Felcht als Aufsichtsrats-
vorsitzender der DB AG das öffentliche Interesse vertritt und
nicht in Interessenkonflikte gerät mit seiner Funktion als
Managing Director der Investmentgesellschaft One Equity
Partners, OEP, die die Unternehmen Travelport, Travel Acqui-
sitions Group und Carlson Wagonlit Travel kontrolliert, die
maßgeblichen Einfluss im weltweiten Management von Ge-
schäftsreisen haben, oder mit seiner Funktion als Aufsichts-
ratsvorsitzender der Süd-Chemie, eines Unternehmens mit
großem Schienengüterverkehrsaufkommen?

Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703315800


Vielen Dank, Frau Präsidentin. Die Frage 19 beant-
worte ich wie folgt: Die Besetzung der Aufsichtsräte ist
im Bundesgremienbesetzungsgesetz geregelt. Alle Man-
datsträger müssen nach dem Public Corporate Gover-
nance Kodex das Interesse des Bundes angemessen be-
rücksichtigen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703315900

Ihre erste Nachfrage, bitte.

Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703316000

Ich möchte noch einmal nachfragen, ob Ihnen be-

kannt ist und ob Sie sich mit diesem Problem inhaltlich
beschäftigt haben, dass Herr Felcht nicht nur in den Auf-
sichtsräten großer Bau- und Chemieunternehmen sitzt,
sondern zugleich Managing Director eines Unterneh-
mens namens OEP ist, welches Reiseunternehmen kon-
trolliert und einer der größten Organisatoren von Ma-
nagement-/Geschäftsreisen ist. Meine Frage lautet also:
Sind Sie sich darüber im Klaren und halten Sie es für
realistisch, dass ein einzelner Mensch in der Lage ist, in
mindestens vier bis fünf Aufsichtsräten großer Konzerne
zu sitzen und zugleich eine gute Aufsichtsratsarbeit bei
der Deutschen Bahn AG zu leisten?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703316100

Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703316200


Frau Präsidentin, ich habe jetzt ein Problem, weil ein
Teil der Nachfrage die nächste Frage ist. Den entspre-
chenden Teil möchte ich gern nach dem Aufruf der
nächsten Frage beantworten, sodass ich jetzt, wenn Sie
einverstanden sind, nur den Teil beantworte, der sozusa-
gen neu gefragt worden ist. Es geht um die Frage, ob
man gute Arbeit leisten kann, wenn man in vier bis fünf
Aufsichtsräten sitzt oder anders wirtschaftlich tätig ist.
Klare Antwort: Ja, das kann man. Es ist sogar von Nut-
zen, wenn man über Erfahrungen aus verschiedenen
Branchenunternehmen verfügt, um den Aufsichtsrats-
vorsitz in einem solch großen Konzern, wie es die DB
AG nun einmal ist, wahrzunehmen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703316300

Haben Sie noch eine zweite Nachfrage?


(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Nein!)


Die Kollegin Remmers hat eine Nachfrage.


Ingrid Remmers (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703316400

Herr Kollege Ferlemann, ich streite ja nicht ab, dass

es durchaus von Nutzen ist, wenn man vorher Erfahrung
in Aufsichtsräten gesammelt hat. Hat die Bundesregie-
rung jemals darüber nachgedacht, dass aber spätestens
zum Zeitpunkt der Übernahme des Aufsichtsratsvorsit-
zes in einem großen öffentlichen Unternehmen – das ist
keine Aufgabe, die man nebenher erledigt – andere Auf-
gaben niedergelegt werden sollten, damit man sich voll
und ganz auf diese Aufgabe konzentrieren kann und da-
mit Interessenkonflikte, die möglicherweise entstehen
könnten – das bezieht sich auf die nächste Frage –, ver-
mieden werden?

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703316500


Die Bundesregierung hat bei jeder Besetzung sehr in-
tensiv und gut nachgedacht und ist zu einem klugen Er-
gebnis gekommen.





Parl. Staatssekretär Enak Ferlemann


(A) (C)



(D)(B)


(Lachen bei Abgeordneten der LINKEN – Ingrid Remmers [DIE LINKE]: Danke!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703316600

Damit kommen wir zur Frage 20 der Kollegin Sabine

Leidig:
Warum besetzt die Bundesregierung weiterhin sechs von

zehn dem Eigentümer zustehenden Sitzen des Aufsichtsrates
der Deutschen Bahn AG mit Vertretern aus der Wirtschaft, bei
denen eigene wirtschaftliche Interessen dem öffentlichen Auf-
trag zuwiderlaufen könnten, und warum werden weder unab-
hängige Eisenbahnexperten noch Vertreter von Fahrgast-,
Umwelt- und Sozialverbänden benannt, um das öffentliche In-
teresse zu wahren?

Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703316700


Auf diese Frage gebe ich folgende Antwort: Herr
Felcht ist aus Sicht der Bundesregierung ein ausgewiese-
ner Experte mit hoher fachlicher Kompetenz. Die Bun-
desregierung geht von der Unabhängigkeit von Herrn
Felcht aus. Die Möglichkeit von Interessenkonflikten ist
in jedem Einzelfall vom Aufsichtsratsmitglied selbst zu
prüfen und anzuzeigen. Sollte bei einer Aufsichtsratsent-
scheidung eine Interessenkollision auftreten, so hat der
Mandatsträger die Pflicht, darauf hinzuweisen, und darf
bei der Entscheidung nicht mitwirken.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703316800

Ihre erste Nachfrage, bitte.


Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703316900

Meine erste Nachfrage nimmt den Teil der gestellten

Frage auf, den Sie bis jetzt nicht beantwortet haben. Ich
frage, warum in den Aufsichtsrat der Deutschen Bahn
weder Eisenbahnexperten noch Vertreter von Fahrgast-
verbänden, Umweltverbänden oder Sozialverbänden be-
rufen werden, die das öffentliche Interesse, zu dessen
Wahrung die Bahn verpflichtet ist, wahrnehmen könn-
ten, und warum sich die Bundesregierung stattdessen da-
rauf konzentriert, zusätzlich zu den Vertretern aus den
eigenen Reihen ausschließlich Vertreter von Unterneh-
men in den Bahnaufsichtsrat zu berufen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703317000

Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703317100


Noch einmal: Wir halten die Besetzung für exzellent
und freuen uns, dass wir diejenigen Personen gewinnen
konnten, die wir vorgeschlagen haben. Dass es sich um
Vertreter von Wirtschaftsunternehmen handelt, spielt für
uns eine große Rolle, weil gerade die Industrieunterneh-
men, die Wirtschaftsunternehmen diejenigen sind, die
im Rahmen von Güterverkehr und Logistik die Bahn
nutzen, also große Kunden sind und wissen, welche Pro-
bleme das Eisenbahnsystem insgesamt, sei es Betrieb
oder Infrastruktur, hat. Gerade das qualifiziert diejeni-
gen, die wir dafür ausgesucht haben. Wir haben uns des-
halb nicht für Vertreter von Fahrgastverbänden und
anderen Verbänden entschieden, weil wir diesen
Schwerpunkt ganz bewusst setzen wollten.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703317200

Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage.


Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703317300

Meine zweite Nachfrage bezieht sich auf die Feststel-

lung, dass der Kollege von der SPD, der vorhin eine Ak-
tuelle Stunde beantragt hat, damit die von uns eigentlich
vorgesehene Aktuelle Stunde zu diesem Thema verhin-
dert hat. Meine Frage lautet, welche Aufsichtsratsmit-
glieder der Deutschen Bahn AG eigentlich von SPD-
Verkehrsminister Tiefensee berufen worden sind.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703317400

Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703317500


Zur Frage, warum wer wie eine Aktuelle Stunde be-
antragt, kann ich aus Sicht der Bundesregierung natür-
lich nicht Stellung nehmen; das ist das vornehmste Recht
des Parlaments. Gleichwohl mache ich aus meiner per-
sönlichen Einstellung keinen Hehl. Ich glaube, dass eine
solche Aktuelle Stunde nur dazu genutzt werden sollte,
Menschen, die sich für eine Aufgabe in einem großen in-
ternationalen Unternehmen zur Verfügung gestellt ha-
ben, zu diskreditieren. Ich bedaure es ausdrücklich, dass
die Fraktion Die Linke so etwas vorhatte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703317600

Zu einer Nachfrage hat die Kollege Dorothée

Menzner das Wort.


(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Das war doch keine Antwort, Herr Staatssekretär!)


– Die Bundesregierung entscheidet, was sie antwortet,
und dann können Sie das bewerten. Aber Sie können
jetzt nicht diese Debatte weiterführen. – Bitte, Kollegin
Menzner.


Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703317700

Herr
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1703317800
weil der Güterverkehr – das ist unstrittig – einen
großen Anteil der Tätigkeiten der DB AG ausmacht.
Wie wollen Sie als Bundesregierung aber dem Verdacht
entgegentreten, dass ein zweites großes und im öffentli-
chen Interesse liegendes Nutzungssegment der Bahn
nicht vertreten wird, nämlich der private Personennah-
und -fernverkehr? Dazu haben Sie nichts gesagt. Ich
hätte darauf gerne eine Antwort von Ihnen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703317900

Bitte, Herr Staatssekretär.






(A) (C)



(D)(B)

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703318000


Frau Kollegin, da Sie schon lange Mitglied des Ver-
kehrsausschusses sind, ging ich eigentlich bis heute da-
von aus, dass Sie wissen, dass die Kompetenz für den
regionalen Personennahverkehr mit dem Regionalisie-
rungsgesetz in die Hände der Länder gegeben worden
ist; das ist schon seit der Bahnreform 1994 der Fall. In-
sofern bin ich etwas erstaunt, dass Sie nicht über diese
Kenntnisse verfügen.

Ich erläutere Ihnen das. Hierfür sind die Länder zu-
ständig, die als Besteller Unternehmen beauftragen, die
den Personennahverkehr durchführen. Die Bundesregie-
rung hat darauf keinen Einfluss, die DB AG letztlich nur
als Anbieter von Verkehrsleistungen. Hier muss sie sich
in Form einer Ausschreibung einem Wettbewerb stellen.
Dann wird entschieden, welches Unternehmen die Aus-
schreibung gewinnt. Dieses Unternehmen führt dann den
Verkehr durch. Darauf haben wir, wie gesagt, keinen
Einfluss. Deswegen macht es auch keinen Sinn, dass ein
Vertreter dieses Segments einen Sitz im Aufsichtsrat der
Deutschen Bahn hat.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703318100

Zu einer weiteren Nachfrage hat der Kollege

Wolfgang Gehrcke das Wort.


Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703318200

Herr Staatssekretär, können Sie dem Haus einen ein-

zigen Fakt mitteilen, der Sie zu der Mutmaßung berech-
tigt, dass die Linke mit einer Aktuellen Stunde irgend-
welche Personen diskreditieren möchte? Ein einziger
Fakt würde mir ausreichen. Ansonsten ist das eine unbe-
wiesene und nicht statthafte Behauptung.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703318300


Herr Kollege, ich habe die Fragen, aufgrund derer die
Aktuelle Stunde beantragt wurde und durchgeführt wer-
den sollte, bekommen. Wenn man die Fragestellungen
liest, stellt man fest: Es geht nur darum, Konflikte um
Personen und Gründe zu konstruieren, warum bestimmte
Personen nicht in ein bestimmtes Gremium berufen wer-
den sollten. Das halte ich schon für ziemlich diskreditie-
rend. Wenn das in Form einer Aktuellen Stunde ge-
schieht, wird das nicht weniger, sondern eher mehr, weil
die Debattenbeiträge in einer Aktuellen Stunde wesent-
lich länger sind. Das hat mich zu dieser persönlichen
Einschätzung gebracht.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703318400

Die letzte Nachfrage zur Frage 20 stellt die Kollegin

Remmers.


Ingrid Remmers (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703318500

Herr Staatssekretär, ich möchte an dieser Stelle zu-

nächst einmal vorwegschicken, dass ich keinesfalls das
Ziel verfolge, hier irgendwelche Personen zu diskreditie-
ren. Wenn jemand wie Herr Felcht in so vielen Auf-
sichtsräten wirklich namhafter und großer Unternehmen
sitzt, bei deren Entscheidungen es um sehr viel Geld
geht, müssen Sie sich aber die Nachfrage gefallen lassen,
ob es hier nicht zu Interessenkonflikten kommen kann.
Daran schließt sich meine Frage an: Ist irgendwann ein-
mal eine Form von Kontrolle vorgesehen worden? Wir
alle wissen: Das sind Menschen, und hier geht es, wie
gesagt, um viel Geld. Da ist die Frage zu klären: Wie
kann man vermeiden, dass es zu Interessenkonflikten
kommt? Es geht nicht darum, irgendjemanden zu diskre-
ditieren.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703318600

Bevor Sie antworten, Herr Staatssekretär, sei mir ein

Hinweis gestattet, den ich im Verlauf dieser Fragestunde
schon zweimal gegeben habe. Da aber nicht alle Kolle-
ginnen und Kollegen schon anwesend waren, wiederhole
ich: Die Fragestunde zeichnet sich dadurch aus, dass
Fragen gestellt werden, die eine übersichtliche Satzlänge
haben und die es den antwortenden Mitgliedern der Bun-
desregierung wiederum ermöglichen, die Frage in ange-
messener Zeit zu beantworten. Ein noch angenehmerer
Effekt einer solchen Verfahrensweise ist, dass möglichst
viele der gestellten Fragen im Rahmen der Fragestunde
bearbeitet werden können und entsprechende Nachfra-
gen gestellt werden können. Danke.

Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703318700


Herzlichen Dank, Frau Präsidentin. – Ich will noch
eine Antwort nachliefern, weil ich vorhin hörte, dass ein
Teil nicht beantwortet war; das betraf die Frage der Kol-
legin Leidig danach, ob bestimmte Personen schon frü-
her – von dem Vorgänger des heutigen Bundesverkehrs-
ministers Dr. Ramsauer – berufen worden sind. Ja, das
ist der Fall; das sind all diejenigen, die von der Kapital-
seite wieder berufen worden sind.

Zu der Frage der Kollegin Remmers. Frau Kollegin
Remmers, ich bin sehr dankbar, dass Sie niemanden dis-
kreditieren wollen; das begrüße ich außerordentlich. Na-
türlich machen wir uns Gedanken darüber, wen wir
wann warum wo wie berufen. Gerade deshalb, weil wir
Personen gesucht haben, die über einen großen, breiten
Erfahrungsschatz auf der Nutzerseite, in der Wirtschaft,
insbesondere im Bereich Güterverkehr und Logistik,
verfügen, haben wir diese Personalentscheidung so ge-
fällt. Das Gegenteil ist also der Fall: Je mehr Erfahrung,
je mehr Wissen da ist, umso besser ist es für die Auf-
sichtsgremien auch bei der Deutschen Bahn AG. Gerade
das zeichnet ja Herrn Felcht besonders aus.


(Ingrid Remmers [DIE LINKE]: Ich hatte nach Kontrolle gefragt!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703318800

Ich rufe die Frage 21 des Kollegen Herbert Behrens

auf:
Warum ist Dr. Jürgen Großmann für den Bund im Auf-

sichtsrat der Deutschen Bahn AG, und besteht nicht vielmehr
ein Interessenkonflikt mit seiner Funktion als Alleineigentü-
mer der Georgsmarienhütte, zu der mindestens fünf Unterneh-
men zählen, die Zulieferer oder Dienstleister für die Deutsche





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) (C)



(D)(B)

Bahn AG sind, zu denen auch zwei Hersteller respektive Lie-
feranten von Rädern und Radsatzwellen – Bochumer Verein
Verkehrstechnik GmbH und Radsatzfabrik Ilsenburg GmbH –
gehören?

Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703318900


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Ich gebe folgende
Antwort: Herr Großmann ist aus Sicht der Bundesregie-
rung ein ausgewiesener Experte mit hoher fachlicher
Kompetenz. Die Bundesregierung geht von der Unab-
hängigkeit von Herrn Großmann aus. Die Möglichkeit
von Interessenkonflikten ist in jedem Einzelfall vom
Aufsichtsratsmitglied selbst zu prüfen und anzuzeigen.
Sollte bei einer Aufsichtsratsentscheidung eine Interes-
senkollision auftreten, so hat der Mandatsträger die
Pflicht, darauf hinzuweisen, und darf bei der Entschei-
dung nicht mitwirken.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703319000

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Herbert Behrens (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703319100

Vielen Dank. – Herr Staatssekretär Ferlemann, Sie ha-

ben erwähnt, dass die Seite der Nutzer der Bahn eine
wichtige Rolle spielt bei der Besetzung des Aufsichtsra-
tes, offenbar auch die der Lieferanten.

Ist Ihnen bekannt, dass Herr Dr. Großmann einem Fir-
menimperium vorsitzt, in dessen Holding die Radsatzlie-
feranten der Bahn zu finden sind wie auch Firmen, die
diese Radsätze überprüfen?

Wir haben an Herrn Dr. Großmann selber die Frage
gerichtet, wie er sich denn verhalten wird, wenn – das ist
ja die Gefahr – in seiner künftigen Aufsichtsratsposition
vergleichbare Entscheidungen zu fällen sind. Er sagte, er
würde sich dann der Stimme enthalten. Herr Staatssekre-
tär, ist Ihnen bekannt, in wie vielen Fällen sich Herr
Dr. Großmann, der ja schon dem letzten Aufsichtsrat an-
gehörte, bei Entscheidungen der Stimme enthalten hat?

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703319200


Das ist der Bundesregierung nicht bekannt.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703319300

Ihre zweite Nachfrage.


Herbert Behrens (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703319400

Ist Ihnen die Information bekannt, dass Herr

Dr. Großmann für die Position des Aufsichtsratsvorsit-
zenden vorgesehen war und möglicherweise aufgrund
der eben beschriebenen wirtschaftlichen Zusammen-
hänge diese Funktion dann doch nicht übertragen be-
kommen hat?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703319500

Bitte.
E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703319600


Bei der Auswahl der Personen ist die Bundesregie-
rung frei und kann sich für die Person entscheiden, die
sie berufen will. Da gibt es sicherlich eine Auswahl un-
ter mehreren Personen. Wir haben uns für Herrn Felcht
entschieden.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703319700

Damit kommen wir zur Frage 22 des Kollegen

Herbert Behrens:
Wie kann die Bundesregierung, die sich zu einer nachhal-

tigen Energieerzeugung verpflichtet hat und die den Ausstieg
aus der Atomenergie gesetzlich vereinbart hat, glaubhaft ver-
mitteln, dass Dr. Jürgen Großmann als Bahnaufsichtsrat nicht
in Interessenkonflikte mit seiner Funktion als Vorstandsvorsit-
zender des RWE-Stromkonzerns kommt, dessen Strommix
vor allem auf Atom und Kohle basiert, wie leider auch der der
Deutschen Bahn AG?

Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703319800


Ich beantworte die Frage wie folgt: Wie alle Mandats-
träger muss auch Herr Großmann nach dem Public Cor-
porate Governance Kodex das Interesse des Bundes an-
gemessen berücksichtigen. Ich darf auf meine Antwort
zu Frage 21, der vorigen Frage, verweisen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703319900

Ihre erste Nachfrage.


Herbert Behrens (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703320000

Herr Staatssekretär, halten Sie es für problematisch,

dass Herr Dr. Großmann auch Vorsitzender der RWE
AG ist, da die RWE AG unter anderem Stromlieferant ist
– maßgeblich auch von Atomstrom – und die Bahn im
Betrieb leider noch maßgeblich von Atomstrom abhän-
gig ist? Vorstandsvorsitzender Grube hat gesagt, der An-
teil von erneuerbaren Energien ließe sich nur begrenzt
erhöhen. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, auch den
Anteil von erneuerbaren Energien zu erhöhen, oder ist es
möglicherweise mit der Person von Dr. Großmann ver-
bunden, dass es diese Entscheidung nicht gibt?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703320100

Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703320200


Ich halte die Berufung von Herrn Großmann nicht für
problematisch, sondern begrüße sie im Gegenteil außer-
ordentlich.

Ich habe im Grunde auch nichts gegen Strom, der
durch die Kernkraftindustrie gewonnen wird. Ich halte
das für eine gute und saubere Energieerzeugung und
kann deswegen Ihre Frage nicht verstehen.






(A) (C)



(D)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703320300

Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage. – Sie ver-

zichten. Dann hat die Kollegin Dorothée Menzner das
Wort zu einer Nachfrage.


Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703320400

Herr Staatssekretär, an dieser Stelle möchte ich dann

doch noch einmal einhaken. Es ist Ihnen sicherlich be-
kannt, dass der Anteil des Stroms aus erneuerbaren
Energien bei der DB AG deutlich unterdurchschnittlich
ist. Gibt es die Absicht der Bundesregierung – und, wenn
ja, welche Initiativen –, den Anteil erneuerbarer Ener-
gien bei der DB AG zu erhöhen, oder gibt es sie nicht?

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703320500


Danke für die Frage. – Wir wollen den Anteil erneu-
erbarer Energien am Strommix deutlich erhöhen. Das
gilt auch hinsichtlich der Gewinnung des Bahnstroms.
Wie Sie wissen, hat die DB AG vor kurzem einen eige-
nen Windpark erworben, das heißt, sie arbeitet selber
daran, den Strommix zu verändern. Wie wir als Bundes-
regierung die erneuerbaren Energien insgesamt fördern
wollen, so wollen wir sie auch hinsichtlich des
Bahnstroms fördern. Das sehen wir ausdrücklich vor.

Initiativen dazu gibt es eine ganze Reihe. Diese wer-
den wir unter anderem dem Management der DB AG
vortragen. Wir werden darum bitten, dass diese Erkennt-
nisse und Wünsche dort umgesetzt werden. Wir bringen
sie aber auch über die Aufsichtsgremien ein.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703320600

Zu einer weiteren Nachfrage hat der Kollege Vogel

das Wort.


Volkmar Uwe Vogel (CDU):
Rede ID: ID1703320700

Her
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1703320800
Eisen-
bahnfahren in allen seinen Facetten. Dies muss – insbe-
sondere mit Blick darauf, dass die Sicherheit weiter an
Bedeutung gewinnen muss – mit einer entsprechenden
Personalausstattung im Servicebereich und im War-
tungsbereich einhergehen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703320900

Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703321000


Ich kann das, was Sie sagen, nur bestätigen. Genau
das ist der Punkt, warum wir sehr froh darüber sind, dass
Herr Felcht bereit ist, diese Funktion zu übernehmen.
Das Konzept der Bahn, sich natürlich auf die Kernkom-
petenz zu konzentrieren, ist das, was wir als Bundesre-
gierung in dieser Legislaturperiode in der Verkehrspoli-
tik besonders nach vorne stellen wollen.

Ich weise allerdings auch darauf hin, dass ein zweiter
Punkt wichtig ist. Die Bahnverkehre werden heute euro-
paweit organisiert. Deswegen ist es wichtig, dass die
DB AG auch in der Lage ist, als großer europäischer
Player im Eisenbahnsektor tätig zu sein.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703321100

Die letzte Nachfrage zur Frage 22 stellt die Kollegin

Leidig.


Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703321200

Ich möchte noch einmal auf die Frage zurückkom-

men, warum die DB AG nicht in vorbildlicher Weise
schnell auf Energiegewinnung mittels regenerativer
Energien umstellt und sich stattdessen an einem der
größten Kohlekraftwerksprojekte, nämlich in Datteln in
Nordrhein-Westfalen, beteiligt. Kann es hier eine Ver-
bindung mit den Interessen von Eon geben? Eon ist der
mehrheitliche Eigentümer dieses Kohlekraftwerks, an
dem sich die DB AG beteiligt, und Christoph Dänzer-
Vanotti, Vorstandsmitglied von Eon, ist von dieser Re-
gierung auch in den Aufsichtsrat der DB AG berufen
worden.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703321300

Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703321400


Ich habe diese Frage schon mehrfach beantwortet: Ei-
nen Interessenkonflikt sehe ich nicht.

Zum Thema Strommix möchte ich darauf hinweisen,
dass diejenigen, die das Bahnsystem nutzen, ein großes
Interesse daran haben, dass der Strom möglichst günstig
bezogen wird. Daher ist es natürlich Aufgabe des Bahn-
vorstandes, den Strom für das Bahnsystem möglichst
günstig einzukaufen. Naturgemäß muss es einen Ener-
giemix geben, um ein vernünftiges Preisniveau zu errei-
chen. Denn wir haben ja ein Interesse daran, dass mög-
lichst viele mit der Bahn fahren. Dabei spielt natürlich
der Preis, den der Transport kostet, eine gewisse Rolle.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703321500

Wir kommen damit zur Frage 23 der Kollegin

Heidrun Bluhm:
In welchem Vertragsverhältnis mit der Deutschen Bahn

AG befindet sich der ehemalige Vorstandsvorsitzende der
Deutschen Bahn AG Hartmut Mehdorn – bitte auch derzeitige
Bezüge angeben –, und würde er auch noch in der Zukunft
Bonuszahlungen erhalten, wenn es zu einer Teilprivatisierung
der DB AG bzw. einer Subholding käme?

Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703321600


Herzlichen Dank, Frau Präsidentin. – Diese Frage be-
antworte ich wie folgt: Herr Mehdorn befindet sich der-
zeit in keinem Vertragsverhältnis mit der Deutschen
Bahn AG und erhält keine Bezüge. Bei einer Teilprivati-
sierung der DB AG oder einer Konzerntochter würde er
keine Bonuszahlungen erhalten.






(A) (C)



(D)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703321700

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage. – Sie ver-

zichten.

Ich rufe die Frage 24 der Kollegin Heidrun Bluhm
auf:

Wie rechtfertigt die Bundesregierung die Tatsache, dass
die Bezüge der 20 Aufsichtsräte – je 10 der Kapital- und
10 der Arbeitnehmerseite – der Deutschen Bahn AG ausweis-
lich der Geschäftsberichte 2004, 2005 und 2008 im Jahr 2004
noch 281 000 Euro betrugen, im Jahr 2005 bei 303 000 Euro,
2007 bei 873 000 Euro und 2008 bei 1 003 000 Euro ange-
langt sind, und ist es richtig, dass diese Verdreifachung der
Aufsichtsratsbezüge damit begründet wurde, sie geschehe im
Vorgriff auf eine Bahnprivatisierung, vor dem Hintergrund,
dass die Bahnprivatisierung im Sommer 2008 abgesagt wurde
und auch die gegenwärtige Bundesregierung erklärt, eine
Bahnprivatisierung sei „nicht aktuell“?

Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703321800


Die Frage nach der Höhe der Aufsichtsratsbezüge be-
antworte ich wie folgt: 2006 wurde eine erfolgsabhän-
gige Vergütung der Aufsichtsratsmitglieder der Deut-
schen Bahn AG eingeführt. Die in der Frage genannte
Zahl aus dem Jahr 2008 bezieht sich auf den gesamten
DB-Konzern. Für die DB AG allein betrug die Höhe der
Vergütung 831 000 Euro.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703321900

Sie haben das Wort zu einer ersten Nachfrage. Bitte.


Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703322000

Herzlichen Dank, Herr Kollege Staatssekretär. – Ich

habe eine erste Nachfrage. Nach unseren Recherchen
sind die Aufsichtsratsbezüge – ob leistungsabhängig
oder nicht – in den Jahren von 2004 bis 2008 ver-
dreifacht worden. Das heißt, im Durchschnitt – einzeln
aufgeschlüsselt ist das sicherlich anders – erhält ein
Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Bahn AG circa
45 000 Euro im Jahr.

Kann die Bundesregierung erklären, warum das allge-
meine Lohn- und Gehaltsniveau der Bahnbeschäftigten
im unteren und mittleren Einkommenssegment im Zeit-
raum von 2005 bis 2008 im Wesentlichen stagnierte,
während sich die Aufsichtsratsbezüge fast verdreifach-
ten?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703322100

Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703322200


Wenn erfolgsabhängige Vergütungen für Aufsichts-
räte eingeführt werden, dann profitieren diese natürlich
auch vom Erfolg. Wenn man sich die Bilanzen der Deut-
schen Bahn AG der letzten Jahre anschaut, dann stellt
man fest, dass zum Teil hohe Gewinne ausgewiesen
wurden. Diese Bilanzen sind eine Grundlage für den An-
stieg der Aufsichtsratsbezüge. Insofern spiegelt der An-
stieg der Aufsichtsratsbezüge auch die Erfolgsstory wi-
der, die die Bahn in diesem Bereich geschrieben hat.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703322300

Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage.


Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703322400

Ich habe eine zweite Nachfrage: Herr Ferlemann, tei-

len Sie nicht die Auffassung, dass an diesem Erfolg im
Wesentlichen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Deutschen Bahn AG beteiligt sind? Glauben Sie nicht,
dass der Leistungsanreiz für die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter noch weiter ausgeprägt werden könnte,
wenn man sie am Unternehmensgewinn beteiligte?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703322500

Bitte.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703322600


Jedes Unternehmen – so auch die Deutsche Bahn AG –
kann stolz auf den Fleiß und die gute Aufgabenerfüllung
seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein. Das gilt
insbesondere für dieses manchmal sehr im öffentlichen
Fokus stehende Unternehmen. Insofern sind wir sehr
dankbar dafür. Wir wissen das auch sehr zu schätzen.
Für die Aushandlung von Tarifen sind allerdings nicht
wir zuständig, sondern Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-
vertreter, die die Löhne und Gehälter in Verhandlungen
festlegen. Das ist eine Frage der Tarifautonomie. Da
wird sich die Bundesregierung nicht einmischen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703322700

Eine weitere Nachfrage stellt die Kollegin Dorothée

Menzner.


Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703322800

Herr Staatssekretär, Sie haben eben ausgeführt, dass

die Aufsichtsratsmitglieder eine erfolgsabhängige Ver-
gütung erhalten. Ist vorgesehen, dass im Falle von Miss-
erfolg oder schlechten Ergebnissen die Bezüge wieder
gekürzt werden? – Ich frage das vor dem Hintergrund,
dass wir in den letzten Wochen und Monaten feststellen
mussten, dass ein Teil des Erfolges offensichtlich nur ein
zahlenmäßiger Erfolg in den Büchern war und auf Kos-
ten von Qualität und Service erzielt wurde.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703322900

Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703323000


Letztlich misst sich der Erfolg an den Zahlen. Die
Zahlen werden in den Bilanzen vorgelegt. Die Interpre-
tation, wie die Zahlen zustande gekommen sind, kann
jede Fraktion für sich selbst vornehmen. Aber letztlich
werden sich Vergütungsmaßstäbe immer an den Bilan-
zen ausrichten.






(A) (C)



(D)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703323100

Die letzte Nachfrage zur Frage 24 stellt die Kollegin

Leidig.


Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703323200

Sie würden also aufgrund der Zahlen der Ansicht

sein, dass die S-Bahn Berlin eine Erfolgsstory ist? Wür-
den Sie auch die Tatsache, dass bei einem großen Teil
der ICE-Flotte die Räder und Radsatzwellen ausge-
tauscht werden müssen und es in einer erheblichen Grö-
ßenordnung zu Zugausfällen kommt, als Erfolgsstory
bezeichnen?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703323300

Bitte, Herr Staatssekretär.

E
Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1703323400


Ich gebe ehrlich zu, dass mich die Frage ein bisschen
verwundert. Ich habe doch deutlich ausgeführt, dass sich
der Erfolg an den Bilanzzahlen bemisst, und danach
richtet sich auch die Vergütung. Sicherlich gibt es in ei-
nem so großen Unternehmen auch Problembereiche, die
behoben werden müssen. Dazu gehören insbesondere
die beiden Bereiche, die Sie angesprochen haben. Wir
drängen mit Hochdruck darauf, dass schnell Lösungen
gefunden werden, die diese Probleme aus der Welt
schaffen, weil sie in Zukunft auch die Bilanz belasten
können.

Es ist also gerade das Gegenteil der Fall: Wir wollen
zwar insgesamt den Erfolg der DB AG anerkennen, aber
es gibt Teilbereiche, in denen die Bundesregierung mit
den bisherigen Ergebnissen unzufrieden ist.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703323500

Damit sind wir am Ende dieses Geschäftsbereichs.

Herr Staatssekretär, ich danke Ihnen für die Beantwor-
tung der Fragen.

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministe-
riums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
auf. Für die Beantwortung der Fragen steht Frau Parla-
mentarische Staatssekretärin Katherina Reiche zur Ver-
fügung.

Wir kommen zur Frage 25 des Kollegen Dirk Becker:
Welchen rechtlichen Stellenwert misst die Bundesregie-

rung dem Atomkonsens jeweils vor und nach der Novelle zum
Atomgesetz im Jahr 2001 zu, und welche Rechtsfolgen erge-
ben sich daraus jeweils für beide Seiten?

Frau Staatssekretärin.

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703323600


Frau Präsidentin, ich beantworte die Frage des Kolle-
gen Becker wie folgt: Die Bundesregierung hat die
Kernenergievereinbarung vom 14. Juni 2000 von An-
fang an als eine rechtlich nicht verbindliche politische
Vereinbarung im Sinne eines Gentlemen’s Agreement
eingestuft. Die Umsetzung der Vereinbarung erfolgte
insbesondere durch eine Änderung des Atomgesetzes,
die 2002 in Kraft getreten ist.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703323700

Haben Sie eine Nachfrage? – Bitte.


Dirk Becker (SPD):
Rede ID: ID1703323800

Vielen Dank, Frau Staatssekretärin. – Würden Sie mir

aber insofern recht geben, dass der Atomkonsens zumin-
dest eine Art Geschäftsgrundlage für die anschließende
Änderung des Atomgesetzes dargestellt hat?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703323900


Die von Ihnen als Konsens bezeichnete Vereinbarung
zwischen Bundesregierung und Energieversorgungs-
unternehmen sehen wir – ich glaube, darin haben wir
eine grundsätzlich unterschiedliche Auffassung – nicht
als rechtlich bindend, sondern als eine politische Abrede.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703324000

Haben Sie eine weitere Nachfrage?


Dirk Becker (SPD):
Rede ID: ID1703324100

Heißt das, dass eine politische Abrede für Sie nicht

bindend ist und dass das, was dort in beide Richtungen
vereinbart worden ist, eigentlich nichts anderes als ein
Goodwillpapier ist, das in beide Richtungen, also auch
für die Atomwirtschaft, als nicht besonders bindend gilt?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703324200


Rechtlich bindend wäre ein Vertrag. Das ist es offen-
sichtlich nicht. Letzten Endes gilt die Gesetzgebung, die
auf die damalige rot-grüne Bundesregierung zurückgeht.
Insofern ist die Vereinbarung in der Tat kein rechtlich
bindendes Konstrukt, sondern eine Abrede zwischen der
damaligen Bundesregierung und den EVUs.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703324300

Zu einer Nachfrage hat der Kollege Kelber das Wort.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1703324400

Frau Staatssekretärin, zur Einschätzung des Rechts-

status einer Vereinbarung ist nicht Ihre persönliche Vor-
liebe ausschlaggebend, sondern eine Rechtsüberprüfung.
Existiert ein internes oder externes Rechtsgutachten zur
Frage des Rechtsstatus dieser Vereinbarung, mit der die
Bundesregierung eine Verpflichtung eingegangen ist?
Sind Sie bereit, dies dem Deutschen Bundestag zur
Überprüfung zur Verfügung zu stellen?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703324500


Von einem solchen Gutachten ist mir nichts bekannt.
Sollte uns eines vorliegen, bin ich bereit, es Ihnen zur
Verfügung zu stellen.





Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche


(A) (C)



(D)(B)

Ich möchte aber auf etwas anderes hinweisen – es
werden sicherlich noch viele unterschiedliche Fragen
von den Kolleginnen und Kollegen kommen –: Sie ha-
ben immer wieder das Wort „Konsens“ strapaziert. Ich
möchte aus der Vereinbarung zitieren, wo ganz klar Fol-
gendes festgehalten ist:

Unbeschadet der nach wie vor unterschiedlichen
Haltung zur Nutzung der Kernenergie respektieren
die EVUs die Entscheidung der Bundesregierung,
die Stromerzeugung aus Kernenergie geordnet be-
enden zu wollen.

Das ist sicherlich das Gegenteil von Konsens. Allerdings
haben die EVUs zu Recht den Primat der Politik aner-
kannt; das muss auch so sein. Gleichwohl führt das Wort
„Konsens“ in die Irre.

Ich möchte an dieser Stelle daran erinnern, dass Herr
Töpfer und Frau Merkel jeweils zu ihren Zeiten als Bun-
desumweltminister tatsächliche Energiekonsensgesprä-
che geführt haben, in die jeweils die Opposition – da-
mals die SPD – einbezogen war. Das ist 1998 beendet
worden.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703324600

Frau Kollegin Hendricks, bitte.


Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1703324700

Frau Staatssekretärin, Sie haben eben ausgeführt, eine

Vereinbarung sei nicht bindend; dafür bedürfe es eines
Vertrages. Nun werden Sie sicherlich mit mir einer Mei-
nung sein, dass eine Regierung keinen bindenden privat-
rechtlichen Vertrag mit Privatunternehmen schließen
kann, genauso wenig wie Privatunternehmen einen
Staatsvertrag mit einer Regierung. Deswegen liegt es
nahe, eine Vereinbarung zu schließen, auf deren Basis
dann ein Gesetz verabschiedet wird. Dieses Gesetz ist
natürlich bindend, solange es gilt. Wenn diese Bundes-
regierung beabsichtigt, mit der Mehrheit der Koalitions-
fraktionen das Gesetz zu ändern, darf sie das natürlich.

Ich darf aber darauf hinweisen, dass die Vereinbarung
auf Seite 14 unter dem Datum vom 14. Juni 2000 von vier
Vertretern der Energiewirtschaft, nämlich von Eon AG,
RWE AG, Energie Baden-Württemberg AG und Ham-
burgische Electricitäts-Werke AG, die mittlerweile in
Vattenfall aufgegangen ist – im Prinzip handelt es sich
um die vier Player, die wir noch heute haben –, und von
Bundeskanzler Gerhard Schröder, Bundesminister
Jürgen Trittin und Bundesminister Dr. Werner Müller
unterschrieben worden. Wollen Sie weiterhin ernsthaft
behaupten, dass dies alles das Papier nicht wert sei, auf
das es geschrieben worden ist, oder was wollen Sie die-
sem deutschen Parlament hier nahebringen?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703324800


Die von Ihnen unterstellte Behauptung habe ich nicht
aufgestellt. Insofern weise ich sie zurück. Sie müssen
mir zugestehen, dass ich Ihren Versuch, eine politische
Abrede zum Vertrag zu erklären oder zu verklären, nicht
unterstützen kann. Sie wollen auf eine rechtliche Bin-
dung hinaus, die es nie gab.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703324900

Wir kommen nun zu Frage 26 des Kollegen Dirk

Becker:
Stimmt die Bundesregierung der Auffassung zu, dass ein

neuer Konsens über die Laufzeit von Atomkraftwerken eine
förmliche Aufhebung des Atomkonsenses aus dem Jahr 2000
verlangt?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703325000


Die Frage kann ich sehr kurz beantworten: Nein, die-
ser Auffassung stimmen wir nicht zu.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703325100

Eine Nachfrage, Herr Kollege.


Dirk Becker (SPD):
Rede ID: ID1703325200

Darf ich Ihre Aussage dahin gehend deuten, Frau

Staatssekretärin, dass wir bei allen Vereinbarungen, die
künftig eine Bundesregierung schließt, davon ausgehen
müssen, dass die Partner einer solchen Vereinbarung im
Endeffekt nur für maximal vier Jahre mit der Verläss-
lichkeit der Bundesregierung rechnen dürfen?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703325300


Sie können meine Einlassung dahin gehend verstehen
– das habe ich schon deutlich gemacht –, dass wir eine
politische Abrede, eine politische Vereinbarung, eine
politische Übereinkunft nun einmal als rechtlich nicht
bindend ansehen und dass es jeder Regierung freisteht,
eine gesetzliche Grundlage zu ändern. Das haben auch
Sie damals mit der Änderung des Atomgesetzes getan.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703325400

Haben Sie eine weitere Nachfrage? – Bitte.


Dirk Becker (SPD):
Rede ID: ID1703325500

Sie versuchen ständig, den Wert dieser Vereinbarung

schlechtzureden; es sei nur eine lockere Verabredung.
Sie haben auch ein Zitat gebracht, aus dem hervorging,
dass es nach wie vor unterschiedliche Auffassungen gab.
Das ist ein Satz aus einer langen Erklärung, in der auch
steht, dass trotz dieser unterschiedlichen Auffassungen
beide Seiten ihren Teil dazu beitragen werden, dass der
Inhalt dieser Vereinbarung dauerhaft umgesetzt wird. Es
tut mir leid, aber „dauerhaft umgesetzt“ heißt, dass sich
beide bewusst waren, dass dieses Konstrukt – wie immer
auch Sie es bezeichnen – mit den Unterschriften, die
Frau Dr. Hendricks eben genannt hat, mehr ist als eine
Absichtserklärung, nämlich die Grundlage für die spä-
tere Änderung des Atomgesetzes. Das steht dort aus-
drücklich: Das ist die Grundlage für die spätere Ände-
rung des Atomgesetzes.






(A) (C)



(D)(B)

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703325600


Es ist richtig, dass die rot-grüne Bundesregierung sich
damals mit den EVUs auf diesen Weg geeinigt hat und
danach eine Gesetzesänderung erfolgte. Aber ich ver-
stehe Ihre Frage dahin gehend, ob ich diese Verabre-
dung, diese Vereinbarung in irgendeiner Form qualifi-
ziere. Ich nehme sie zur Kenntnis. Allerdings wird sich
diese Bundesregierung vorbehalten, so wie das Rot-
Grün damals auch gemacht hat, das Atomgesetz weiter-
zuentwickeln.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703325700

Sie möchten eine weitere Zusatzfrage stellen. Frau

Hendricks, bitte.


Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1703325800

Frau Staatssekretärin, einer Vereinbarung messen Sie

offenbar nur sehr geringen Wert – um nicht zu sagen: gar
keinen Wert – bei. Wie will diese Bundesregierung den
Bürgerinnen und Bürgern eigentlich klarmachen, dass
auch das, was bei dieser Regierung bisher als Einziges
als sicher galt, nämlich die Koalitionsvereinbarung, kei-
nerlei Wert hat, sodass man überhaupt nicht mehr weiß,
auf welcher Basis die Bundesregierung mit der Arbeit
anzufangen gedenkt?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703325900


Sie unterstellen mir Wertungen, die ich nicht getrof-
fen habe, die auch diese Bundesregierung nicht getroffen
hat. Ich habe lediglich auf den Unterschied zwischen ei-
ner Vereinbarung und einem Gesetz oder einer Vereinba-
rung und einem Vertrag hingewiesen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703326000

Herr Kollege Kelber.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1703326100

Allerdings, Frau Staatssekretärin, haben Sie mehrfach

darauf hingewiesen, dass eine Vereinbarung nicht recht-
lich bindend ist und es einer Regierung nicht möglich ist,
einen Vertrag mit Unternehmen zu schließen, sondern so
etwas über ein Gesetz gemacht werden muss. Mehrere
Mitglieder des Kabinetts und auch mehrere Minister-
präsidenten bzw. Exministerpräsidenten, die Ihrer Partei
angehören – unter anderem Bundesumweltminister
Röttgen, Ihr Minister, Ministerpräsident Koch und Ex-
ministerpräsident Oettinger –, haben zum Ausdruck ge-
bracht, dass eine mögliche Gewinnabschöpfung aus ei-
ner möglichen Laufzeitverlängerung nicht gesetzlich
geregelt werden könnte, sondern über eine Vereinbarung
mit den Betreibern erfolgen sollte. Wäre auch eine sol-
che Vereinbarung nicht rechtsverbindlich, und könnte sie
vonseiten der Betreiber einseitig aufgekündigt werden?
Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703326200


Wie Sie wissen, sehen wir die Kernenergie als
Brückentechnologie. Wir sind jetzt bei der Erarbeitung
eines Konzepts in der Frage, ob und, wenn ja, in wel-
chem Umfang die Laufzeiten verlängert werden sollen.
Im Rahmen der Erarbeitung dieses Konzepts werden wir
auch darüber sprechen, ob Gewinne, die während der
Laufzeitverlängerung anfallen – sie werden anfallen –,
zum Beispiel für eine Unterstützung der erneuerbaren
Energien genutzt werden können und, wenn ja, in wel-
chem Umfang. Wir haben uns allerdings noch nicht in-
tensiv mit der Frage befasst, auf welchem Wege dies ge-
schehen kann. Dies wird im Rahmen der Gespräche und
der Erarbeitung des Konzepts erfolgen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703326300

Herr Lischka, bitte.


Burkhard Lischka (SPD):
Rede ID: ID1703326400

Frau Staatssekretärin, ich gehe davon aus, dass Ihnen

die Rechtsform eines öffentlich-rechtlichen Vertrages
bekannt ist. Deshalb frage ich noch einmal: Welche Vo-
raussetzung sehen Sie bei dieser Vereinbarung als nicht
erfüllt an, sodass Sie zu dem Schluss kommen, es han-
dele sich nicht um einen öffentlich-rechtlichen Vertrag?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703326500


Herr Kollege, ich weise noch einmal darauf hin, dass
es hier offenbar – das müssen wir an der Stelle zur
Kenntnis nehmen – eine unterschiedliche Bewertung der
damaligen Verabredung zwischen der rot-grünen Bun-
desregierung, der Regierung Schröder, und den EVUs
gibt. Unsere Einschätzung ist die, dass hier keine rechtli-
che Bindung gegeben ist. Das können wir jetzt sicherlich
noch ein paar Mal hin und her wenden. Ich denke, es
bleibt bei dieser Einschätzung.

Ich möchte noch einmal bekräftigen, dass es der da-
maligen rot-grünen Bundesregierung freigestanden hat
und auch dieser Bundesregierung freisteht, bestehende
Gesetze zu verändern und weiterzuentwickeln, worauf
sich die Unternehmen dann einzurichten haben.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das war nicht die Frage!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703326600

Herr Kollege Dr. Miersch.


Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1703326700

Frau Staatssekretärin, hat Ihre Rechtsauffassung zur

Folge, dass die Überlegungen der Bundesregierung, den
Atomkonsens augenblicklich aufzuheben und die Lauf-
zeiten um 20, 28 Jahre zu verlängern, auch nur auf ein
Gentlemen’s Agreement hinauslaufen können mit der
Folge, dass wir über den generellen Ausschluss der
Atomtechnologie in Deutschland keine rechtsverbindli-
che Entscheidung treffen können?






(A) (C)



(D)(B)

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703326800


Wenn wir unser Energiekonzept diskutiert, vorgestellt
und im Kabinett beschlossen haben, wird das zur Folge
haben, dass Gesetze geändert werden, unter anderem das
Atomgesetz. Diese Regierung – wie im Koalitionsver-
trag beschrieben, angekündigt, festgelegt – bekennt sich
dazu, dass wir die Kernenergie als Brückentechnologie
weiterlaufen lassen wollen. In welchem Umfang, werden
die wissenschaftlichen Studien, die wir jetzt in Auftrag
geben, zeigen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703326900

Nun kommen wir zur Frage 27 des Kollegen Gerd

Bollmann:
Wird die Bundesregierung einen Kabinettsbeschluss über

die Aufhebung der Konsensvereinbarung aus dem Jahr 2000
herbeiführen, und auf welcher Grundlage kann dies gesche-
hen, da die Bundesregierung sich in dieser Vereinbarung ver-
pflichtet hat, sie dauerhaft umzusetzen, inzwischen ins Amt
eingetretene Kabinettsmitglieder also in rechtliche Pflichten
eingetreten sind, die ihre Amtsvorgänger eingegangen sind?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703327000


Herr Kollege Bollmann, ich möchte Ihre Fragen 27
und 28 gerne zusammen beantworten.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703327100

Dann rufe ich auch die Frage 28 des Kollegen Gerd

Bollmann auf:
Wie unterscheiden sich die Rechtspflichten aus der Ver-

einbarung zum Atomkonsens von solchen Rechtspflichten,
die die Bundesregierung oder ein ihr zugehöriges Ressort mit
einer dritten Rechtsperson eingeht?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703327200


Die Bundesregierung hat die Kernenergievereinba-
rung vom 14. Juni 2000 von Anfang an als eine rechtlich
nicht verbindliche politische Vereinbarung im Sinne ei-
nes Gentlemen’s Agreements eingestuft. Die Umsetzung
der Vereinbarung erfolgte insbesondere durch eine Än-
derung des Atomgesetzes, die 2002 in Kraft getreten ist.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703327300

Ihre Nachfrage, bitte.


Gerd Bollmann (SPD):
Rede ID: ID1703327400

Fr
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1703327500
Sieht die Bundesregierung es nicht als
problematisch an, dass sich viele, beispielsweise die
Stadtwerke, bei ihren Investitionsplanungen auf diese
Vereinbarung, wie Sie sie auch immer nennen, verlassen
haben?
Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703327600


Die Planungen der Stadtwerke haben sich sicherlich
auf die damalige und noch geltende gesetzliche Grund-
lage bezogen und auf den Beschluss der rot-grünen Bun-
desregierung, Kernenergie in Zukunft nicht mehr nutzen
zu wollen, zugegebenermaßen für einen sehr langen
Zeitraum; 32 Jahre haben sie vereinbart. Ich kann und
werde Investitionen von Stadtwerken, die diese nicht nur
nach bestem Wissen und Gewissen, sondern vor allem
im Hinblick auf Gewinnmöglichkeiten getroffen haben,
nicht kommentieren. Allerdings begrüße ich es, wenn
wir neben den vier großen EVUs starke Stadtwerke und
Stadtwerkverbünde haben, die mit kleineren Einheiten
auch dezentral zur Energieversorgung beitragen. Gerade
die Stadtwerke haben in den letzten Jahren viele Moder-
nisierungen vorgenommen und sind ein wichtiger Player
im Konzert unserer Energieversorgung.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703327700

Haben Sie eine weitere Nachfrage? – Nein? – Dann

Herr Dr. Miersch, bitte.


Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1703327800

Frau Staatssekretärin, Sie benutzen die Begriffe

„Brückentechnologie“ und „Gesetzesänderung“, aber
Sie beantworten nicht die Fragen. Vor dem Hintergrund
der Auswirkungen des Atomkonsenses auf Investitions-
entscheidungen von Stadtwerken frage ich Sie noch ein-
mal: Ist für die Bundesregierung vor dem Hintergrund
dessen, was sie augenblicklich diskutiert, die grundsätz-
liche Frage: „Gibt es ein Ende der Atomtechnologie in
Deutschland?“ eine Frage eines Gentlemen’s Agree-
ments, oder gibt es eine Form von Verbindlichkeit, auf
die sich alle Wirtschaftsbeteiligten verlassen können?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703327900


Diese Regierung hat von Anfang an klargemacht,
dass wir eine andere Haltung zur Kernenergie haben als
beispielsweise Ihre Fraktion. Wir haben deshalb im Ko-
alitionsvertrag festgelegt, ein Energiekonzept zu erstel-
len – und daran arbeiten wir –, das neben dem deutlichen
Ausbau der Erneuerbaren auch die Kernenergie weiter-
führen wird, bis die erneuerbaren wettbewerbsfähig sind
und wir einen überwiegenden Teil unserer Energie aus
regenerativen Energien gewinnen können.

Noch einmal: Es bleibt jeder Regierung unbenom-
men, gesetzliche Grundlagen zu ändern. Das kann in Be-
zug auf für die Zukunft getroffene Entscheidungen Unsi-
cherheiten für die Investoren mit sich bringen; allerdings
dürfen diese Änderungen nicht rückwirkend in Ge-
schäftsmodelle eingreifen. Das werden sie auch nicht
tun. Denn wir werden – da sind wir uns beispielsweise
mit den Stadtwerken einig – darauf achten, dass die er-
neuerbaren Energien deutlich ausgebaut werden.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703328000

Herr Kollege Kelber.






(A) (C)



(D)(B)


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1703328100

Frau Staatssekretärin, Sie haben sich jetzt mehrfach

dazu geäußert, dass Sie in der damaligen Vereinbarung
der beiden Partner keine verbindliche rechtliche Wir-
kung sehen. Hier geht es allerdings um die Frage, ob der
eine Partner, nämlich die Bundesregierung, nicht dauer-
hafte rechtliche Pflichten geschaffen hat. Sie kennen die
aktuelle Studie des Verbands kommunaler Unternehmen,
in der beispielhaft der Unterschied in den Renditeerwar-
tungen einer bereits getätigten Investition bei Beibehal-
tung der damals festgelegten, in der Vereinbarung als
dauerhaft rechtlich verpflichtend festgeschriebenen
Rechtslage gegenüber einer von Ihnen beabsichtigten
eventuellen Veränderung, die zu einer Minuserwartung
in Bezug auf die Rendite führen könnte, dargestellt wird.

Ist Ihnen als Staatssekretärin bekannt, dass die Bun-
desrepublik Deutschland internationale Vereinbarungen
eingegangen ist, die den Schutz von Investitionen vor
negativen gesetzlichen Veränderungen vorsehen, wenn
die Renditeerwartungen, Herr Staatssekretär – des an
dieser Stelle nicht beteiligten Ministeriums – Otto, in
dem normalen Zeitraum dieser Investitionen von solchen
Veränderungen negativ betroffen werden, sodass dies zu
einer Minuserwartung führt? Gilt das auch in diesem
Fall, und gilt die Rechtsverbindlichkeit für den einen
Partner Bundesregierung nicht auch über Legislatur-
perioden hinweg?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703328200


Herr Kelber, Ihre Frage zielt im Kern darauf ab, ob
zukünftige Bundesregierungen sich dauerhaft an politi-
sche Überzeugungen vorangegangener Bundesregierun-
gen binden sollen, und dies halte ich nicht nur in diesem
Fall, sondern auch für alle anderen politischen Felder für
eine äußerst kühne Behauptung, der wir zumindest so
nicht zustimmen können.

Seitens des CDU/CSU-Teils, aber sicherlich auch der
FDP kann ich sagen, dass schon in den vergangenen Jah-
ren – auch zwischen 1998 und 2009 – klar war, dass die
Union ein offeneres Verhältnis zur Kernenergie hatte
und wir vor der Wahl mit Wahlaussagen, vor allem aber
mit dem Koalitionsvertrag deutlich gemacht haben, dass
wir Laufzeitverlängerungen in unser energiepolitisches
Konzept einbeziehen.

Wenn Sie jetzt verlangen sollten, dass jetzige und
künftige Regierungen sich dauerhaft an das halten, wozu
andere aus einer anderen politischen Konstellation und
auch aus anderer – natürlich legitimer – politischer
Überzeugung gekommen sind, hielte ich das für eine
zwar interessante Haltung, muss Ihnen aber sagen: Das
ist nicht unsere Haltung.


(Ulrich Kelber [SPD]: Es gibt internationale Vereinbarungen, die von der Bundesrepublik Deutschland unterschrieben worden sind!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703328300

Herr Kollege Bülow, bitte.

Marco Bülow (SPD):
Rede ID: ID1703328400

Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin, Sie sind ge-

rade auf die Stadtwerke eingegangen. Wenn ich Sie rich-
tig verstanden habe, haben Sie gesagt, Sie würden sich
darüber freuen, wenn die Stadtwerke sich zusammen-
schlössen, um wahrscheinlich auch – ich vermute, das
steckt dahinter – den Wettbewerb zu stärken.

Nun gibt es ein Gutachten, das Ihnen bekannt sein
könnte, auf das sich auch die Stadtwerke berufen, in dem
deutlich analysiert wurde, dass der Marktanteil der
Kernkraftwerksbetreiber, also der vier großen Player in
diesem Markt, den sie jetzt schon beherrschen, steigen
würde und ihre Marktstellung, die mit über 80 Prozent
Anteil immer noch sehr hoch ist, durch die Aufkündi-
gung des Kompromisses gesichert oder sogar gesteigert
würde. Ist Ihnen das bekannt, und fließt es in Ihre Analy-
sen und Ihre Entscheidungen ein?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703328500


Wir kennen dieses Gutachten, ebenso die Auffassung
der Stadtwerke. Ich kann dazu nur sagen, dass wir bei
der Erarbeitung unseres Energiekonzepts sehr wohl da-
rauf achten werden, dass am Ende drei Prämissen erfüllt
werden, nämlich dass unsere Energieversorgung sicher,
sauber und sozial erfolgt. Das bedeutet, dass sie klima-
politisch den Erwartungen entspricht, denen sich übri-
gens auch schon die Große Koalition verpflichtet gefühlt
hat, dass sie sicher ist, dass also Investitionen erfolgen
können, also auch und gerade Investitionen in erneuer-
bare Energien zukünftig erfolgen werden, und dass un-
sere Energieversorgung den Anforderungen hinsichtlich
der Erzeugungssicherheit, mithin der Sicherheit im
Sinne der Bereitstellung von Energie, genügt. Insofern
werden wir, wenn die Szenarien vorliegen, auch mit der
Öffentlichkeit und allen interessierten Teilnehmern spre-
chen, die bei uns die Energielandschaft mitbestimmen
bzw. begleiten, und dies selbstverständlich berücksichti-
gen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703328600

Frau Kollegin Hendricks. – Es hat sich erledigt. Dann

Herr Kollege Becker.


Dirk Becker (SPD):
Rede ID: ID1703328700

Frau Staatssekretärin, ich komme noch einmal auf die

Frage des Kollegen Kelber zurück. Sie haben völlig zu
Recht darauf verwiesen, dass es natürlich jeder Bundes-
regierung freisteht, sich von Positionen der Vorgänger-
regierung abzugrenzen und Dinge anders zu bewerten.
Aber die entscheidende Frage war ja nicht, ob Ihnen die-
ses Recht zusteht, sondern sie war: Wie bewerten Sie es,
wenn Unternehmen – in diesem Fall Stadtwerke –, ba-
sierend auf einer gültigen Rechtslage, Investitionsent-
scheidungen getroffen haben und sie jetzt von einer Ver-
änderung negativ beeinflusst werden? Das war ja der
Punkt der Frage vom Kollegen Kelber. Sie haben darauf
geantwortet: Eine Regierung muss die Möglichkeit ha-
ben, etwas politisch anders zu bewerten. – Es geht aber
um die Folgewirkung für Unternehmen.






(A) (C)



(D)(B)

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703328800


Veränderungen in der Gesetzgebung sind, wenn es um
Investitionen geht, an der Tagesordnung. Ich erinnere
mich daran, dass wir in der Großen Koalition gemein-
sam das Erneuerbare-Energien-Gesetz verändert und un-
ter anderem Regelungen getroffen haben, die sehr wohl
rückwirkend für bestimmte Branchen schwierig waren.
Wir sind in dieser Regierung aufgefordert, Fehlentschei-
dungen zu korrigieren. Insofern ist eine Investition in der
Tat mit einem Risiko behaftet. Wir wollen aber die Ver-
änderungen im Energiekonzept so durchführen, dass wir
ein ganz hohes Maß an Investitionssicherheit garantieren
können.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703328900

Wir kommen nun zur Frage 29 des Kollegen Marco

Bülow:
Bestätigt die Bundesregierung die Auffassung, dass die

Konzerne Eon, RWE, EnBW und Vattenfall Europe im Fall
der Atomkonsensvereinbarung durch entsprechende Willens-
bekundungen leitender Unternehmensvertreter seit dem Jahr
2000 vertragsbrüchig geworden sind, und, wenn nein, warum
nicht?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703329000


Herr Bülow, ich möchte auch Ihnen zusammenhän-
gend auf die beiden Fragen 29 und 30 antworten.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703329100

Dann rufe ich auch die Frage 30 des Kollegen Bülow

auf:
Inwieweit hat die Bundesregierung die rechtliche Mög-

lichkeit, Vereinbarungen zu treffen mit Akteuren, von denen
ihr bekannt ist, dass sie durch öffentliche Willensbekundun-
gen gegenüber der Bundesregierung vertragsbrüchig gewor-
den sind, während die Bundesregierung zum gleichen Zeit-
punkt den Vertrag eingehalten hat?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703329200


Den ersten Teil kennen Sie mittlerweile schon: Wir,
vor allem aber auch die damalige Bundesregierung, ha-
ben die damalige Kernenergievereinbarung als rechtlich
nicht verbindlich und als politisch angesehen. In der Ein-
leitung zur Kernenergievereinbarung heißt es:

Unbeschadet der nach wie vor unterschiedlichen
Haltung zur Nutzung der Kernenergie respektieren
die EVUs die Entscheidung der Bundesregierung,
die Stromerzeugung aus Kernenergie geordnet be-
enden zu wollen.

Abgesehen davon stellt eine Willensbekundung, eine
Vereinbarung ändern zu wollen, keinen Vertragsbruch
dar.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703329300

Ihre Nachfrage.

Marco Bülow (SPD):
Rede ID: ID1703329400

Danke, Frau Staatssekretärin. – Bei dem Konsens

oder bei der Vereinbarung, wie auch immer man das be-
zeichnen will, gab es Vorteile auf beiden Seiten. So hat
auch die Atomwirtschaft davon profitiert, dass zumin-
dest die Politik sich an die Vereinbarung gehalten und
zum Beispiel die Rücklagen für die Atombetreiber ge-
nehmigt hat und ihnen auch bei anderen Vorteilen entge-
gengekommen ist. Hätten wir in der Großen Koalition
beispielsweise versucht, diese Vorteile zu beschneiden,
wäre die Union wahrscheinlich die Erste gewesen, die
das verhindert hätte. Geben Sie mir da recht, und wie
kann es sein, dass man zwar die Vorteile für die eine
Seite beibehält, man sich also an die Absprachen hält,
aber die Nachteile für diese eine Seite in neuen Konstel-
lationen abstellen will? Machen dann solche Vereinba-
rungen jeglicher Art in Zukunft überhaupt noch Sinn?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703329500


Wir drehen uns hier leider ein bisschen im Kreis; aber
dennoch erneut mein Versuch, unsere Haltung zu erläu-
tern: Die Vereinbarung war eine politische Absichts-
erklärung, und Sie haben diese Absichtserklärung dann
in ein Gesetz gegossen. Auch wir haben für diese Regie-
rung eine Absicht geäußert, nämlich Erneuerbare auszu-
bauen, CO2 vermeiden zu wollen und Kernenergie als
Brücke zu nutzen, und wir werden die gesetzlichen
Grundlagen dafür schaffen bzw. bestehende so weiter-
entwickeln, dass sie unseren Anforderungen genügen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703329600

Herr Kollege Kelber, bitte.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1703329700

Frau Staatssekretärin, ich respektiere Ihre Ansicht,

dass es sich nicht um einen Vertrag handelt und man des-
wegen nicht vertragsbrüchig geworden sein kann, son-
dern nur um ein Gentlemen’s Agreement. Zentraler
Punkt dieses Gentlemen’s Agreements war, dass man
sich verpflichtet hat, trotz unterschiedlicher Sichtweisen
zur Kernenergie die Festlegung des Gentlemen’s Agree-
ments dauerhaft umzusetzen. Landläufig gilt jemand, der
ein Gentlemen’s Agreement nicht einhält, nicht mehr als
Ehrenmann. Einer der Unterzeichner vonseiten derjeni-
gen, die das nicht dauerhaft umgesetzt haben, war
Gerald Hennenhöfer. Können Sie mir erklären, warum
Sie jemanden, den Sie mit Ihrer Argumentation nicht als
Ehrenmann bezeichnen, vor wenigen Wochen als Abtei-
lungsleiter für Atomtechnologie im Umweltministerium
eingestellt haben?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703329800


Die Bezeichnung, die Sie gerade Herrn Abteilungslei-
ter Gerald Hennenhöfer haben zuteilwerden lassen,


(Ulrich Kelber [SPD]: Nein, Sie!)






Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche


(A) (C)



(D)(B)

weise ich zurück. Noch einmal: Die damalige rot-grüne
Bundesregierung hatte sich entschlossen, die Kern-
energie nicht weiter nutzen zu wollen. Der damalige
Bundeskanzler Schröder hat sich aus dem bestehenden
Konsens der Regierung Kohl zwischen Regierung und
Opposition, der darin bestand, dass man sich gemeinsam
über Energiefragen verständigt, weil Energiefragen von
solcher Bedeutung sind, dass sie der Zustimmung des
ganzen Parlamentes bedürfen, verabschiedet.

Den Versuch Ihrer Kollegen, durch wiederholtes Fra-
gen zu der Kernenergievereinbarung im Nachhinein eine
Überhöhung zu konstruieren, die da heißt „Es gibt eine
rechtliche Vereinbarung, und jeder, der sich nicht daran
hält, bricht sie“, weise ich zurück. Dies ist nicht unsere
Auffassung.

Was Herrn Hennenhöfer betrifft, möchte ich Ihnen sa-
gen, dass er seine Funktion mit großer Sachkenntnis,
Loyalität und Rechtstreue ausführt.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703329900

Herr Dr. Miersch.


Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1703330000

Frau Staatssekretärin, es war nicht der Kollege

Kelber, der den Begriff Gentlemen’s Agreement benutzt
hat, sondern es handelt sich um Ihre Auffassung zur Ver-
einbarung zum Atomkonsens.

Wir haben mehrfach in unseren Fragen darauf hinge-
wiesen, dass diese Vereinbarung auch die Unterschrift
der vier großen Player im Stromgeschäft in der Bundes-
republik Deutschland trägt. Herr Hennenhöfer war einer
der Repräsentanten und ist jetzt in Ihrem Haus tätig. Ich
frage Sie daher: Was muss man von jemandem halten,
der eine solche Vereinbarung unterschreibt und der sie
jetzt im Rahmen seiner Arbeit an verantwortungsvoller
Position im zuständigen Bundesumweltministerium bricht?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703330100


Ich muss Sie leider enttäuschen. Der Begriff Gentle-
men’s Agreement stammt nicht von mir, sondern war im
Jahre 2001 auf den Seiten des Bundesumweltministe-
riums zu finden, offenbar mit Billigung des damaligen
Staatssekretärs Baake.


(Ulrich Kelber [SPD]: Aber Sie haben das übernommen! Wie man sich bettet, so liegt man!)


An dem Zustandekommen des Papiers war unter ande-
rem der damalige Wirtschaftsminister Müller beteiligt,
der wiederum, als er noch für ein Energieunternehmen
gearbeitet hat, die SPD und den damaligen Ministerprä-
sidenten Schröder in energiepolitischen Sachfragen un-
terstützt hat.

Noch einmal: Abteilungsleiter Hennenhöfer, zustän-
dig für die Reaktorsicherheit, führt sein Amt rechtstreu
und mit großer Sachkenntnis aus.

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703330200

Wir kommen zur Frage 31 des Kollegen Oliver

Kaczmarek:
In welcher Form beabsichtigt die Bundesregierung mit

den Unternehmen einen neuen Konsens über die Laufzeiten
von Atomkraftwerken verbindlich zu vereinbaren, die durch
ihren öffentlichen Einsatz gegen den gültigen Atomkonsens
ihrer Verpflichtung zur dauerhaften Umsetzung der gültigen
Vereinbarung nicht nachgekommen sind, und, sofern eine
förmliche Neufassung des bestehenden Konsenses nicht vor-
gesehen ist, welche alternativen formalisierten Verfahren sind
vorgesehen?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703330300


Herr Kollege Kaczmarek, Ihre Frage beantworte ich
wie folgt: In der Einleitung zur Kernenergievereinba-
rung heißt es:

Unbeschadet der nach wie vor unterschiedlichen
Haltung zur Nutzung der Kernenergie respektieren
die EVUs … die Entscheidung der Bundesregie-
rung, die Stromerzeugung aus Kernenergie geord-
net beenden zu wollen.

Abgesehen davon steht eine öffentliche Äußerung, eine
Vereinbarung ändern zu wollen, der Umsetzung einer
gültigen Vereinbarung nicht entgegen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703330400

Haben Sie eine Nachfrage?


Oliver Kaczmarek (SPD):
Rede ID: ID1703330500

Frau Staatssekretärin, vielen Dank. – Der Kollege

Becker hat gerade aus der Vereinbarung den Satz zitiert,
dass sich beide Seiten dauerhaft dazu verpflichtet haben,
diese Vereinbarung umzusetzen. Ich frage Sie, wie Sie
bei zukünftigen Vereinbarungen – in welcher Form auch
immer Sie diese mit den betroffenen Unternehmen
schließen wollen – sicherstellen wollen, dass diese Ver-
einbarung tatsächlich dauerhaft umgesetzt wird. Wie
wollen Sie Sicherheit für eine gemeinsame Vereinbarung
mit den Energiekonzernen schaffen?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703330600


Wir führen Gespräche, die dazu dienen, gesetzliche
Grundlagen zu schaffen. Es ist der ganz normale Weg,
dass die Fachkreise in einem Ministerium mit Branchen-
vertretern zusammentreffen und man über die Weiterent-
wicklung von gesetzlichen Grundlagen spricht. Die
andere Möglichkeit ist, dass sich das Parlament im Rah-
men einer eigenen Initiative dazu entscheidet, die ge-
setzlichen Grundlagen weiterzuentwickeln. Dies ist tag-
tägliche Praxis. Wir beabsichtigen, sie weiterzuführen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703330700

Eine weitere Nachfrage? – Bitte.


Oliver Kaczmarek (SPD):
Rede ID: ID1703330800

Noch eine kurze Nachfrage: In welcher Form beab-

sichtigt die Bundesregierung, das Parlament in diese Be-
ratungen einzubeziehen?






(A) (C)



(D)(B)

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703330900


Ich vermute, dass Sie das Energiekonzept meinen.


Oliver Kaczmarek (SPD):
Rede ID: ID1703331000

Ich meine die gerade von Ihnen geführte Diskussion

über die Verlängerung der Restlaufzeiten von Atom-
kraftwerken.

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703331100


Wir führen derzeit Diskussionen über ein Energiekon-
zept. Bedauerlicherweise interessiert sich die SPD an-
scheinend ausschließlich für die Kernenergie. Ich würde
mich freuen, wenn auch die erneuerbaren Energien auf
Ihr Interesse stoßen würden.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Das andere ist ja gut geregelt! – Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Wenn Sie alles so lassen würden, wie es ist, dann wäre es ja okay! Sie brauchen einfach nur alles so zu lassen!)


Wir haben in der letzten Zeit über Szenarien disku-
tiert. Die Aufträge zur Berechnung der Szenarien stehen
kurz vor dem Abschluss. Wenn die Berechnungen vor-
liegen, werden wir daraus ein Konzept erarbeiten. Wir
wollen im späten Herbst so weit sein, dass ein Konzept
zur Beschlussvorlage umfänglich vorliegt. Die Zeit da-
zwischen wird dafür verwendet, mit den betroffenen
Verbänden und selbstverständlich auch mit dem Parla-
ment zu sprechen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703331200

Herr Dr. Miersch, bitte.


Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1703331300

Frau Staatssekretärin, Sie werden in der nächsten Sit-

zungswoche Gelegenheit haben, unsere Position in Fra-
gen der erneuerbaren Energien sehr deutlich zu spüren;
denn das, was vorgesehen ist, ist alles andere als zu-
kunftsweisend.

Ich frage Sie noch einmal nach Ihrer Auffassung, die
Sie zum Atomkonsens haben: Ist es nach Ihrer Meinung
überhaupt möglich, dass eine Partei, eine Regierung oder
das Parlament einen rechtsverbindlichen Atomausstieg
beschließen kann?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703331400


Herr Kollege, die Rechtsverbindlichkeit entsteht dann
– das habe ich jetzt mehrfach erläutert –, wenn sich eine
gesetzliche Änderung ergibt. Wir werden so arbeiten,
dass wir Veränderungen oder Weiterentwicklungen im
Energiesektor gesetzlich absichern. Die Instrumente
kennen Sie. Das werden wir weiter tun.

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703331500

Herr Becker, bitte.


Dirk Becker (SPD):
Rede ID: ID1703331600

Frau Staatssekretärin, Sie haben eben auf die Frage

des Kollegen Kaczmarek bezüglich der Gespräche über
die Verlängerung der Laufzeiten darauf verwiesen, dass
diese Frage im Spätherbst im Rahmen des Energiekon-
zeptes beantwortet werde. Heißt das, dass es gegenwär-
tig zwischen der Bundesregierung und der Atomwirtschaft
keine Gespräche über die Verlängerung der Laufzeiten,
über mögliche Rahmenbedingungen etc. gibt?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703331700


Es gibt momentan keine Gespräche; das ist richtig.


(Dirk Becker [SPD]: Danke!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703331800

Herr Kollege Kelber, bitte.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1703331900

Frau Staatssekretärin, ich hatte Sie vorhin informiert,

dass die Bundesrepublik Deutschland verbindliche inter-
nationale Vereinbarungen zum Schutz von Investitionen
eingegangen ist, die übrigens auch der Veränderung von
nationalen Gesetzen eine Grenze zum Schutz getätigter
Investitionen setzen. Haben Sie Rechtsgutachten in Auf-
trag gegeben oder beabsichtigen Sie, Rechtsgutachten in
Auftrag zu geben, die klären, ob bei einer eventuellen
Beendigung des Atomkonsenses und einer Verlängerung
der Laufzeiten Nachteile für Energieerzeuger entstehen,
die keine Atomanlagen betreiben, aber bereits Investitio-
nen getätigt haben, und ob diese die Möglichkeit der
Klage und des Schadensersatzes gegenüber der Bundes-
republik Deutschland haben, und können Sie mir für den
Fall, dass ein solches internes oder externes Rechtsgut-
achten bereits existiert, in Auftrag gegeben wurde oder
in Auftrag gegeben werden soll, verbindlich zusichern,
dass dies dem Deutschen Bundestag zur Überprüfung
der Position der Bundesregierung vorgelegt wird?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703332000


Wenn wir in der Gesetzgebung sind, Herr Kollege
Kelber, werden wir alle anstehenden Fragen und Interes-
sen in diesem Prozess berücksichtigen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703332100

Herr Kollege Dr. Ott.


Dr. Hermann E. Ott (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1703332200

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Staatssekretä-

rin, ich bin den Kolleginnen und Kollegen von der SPD
sehr dankbar, dass sie dieses Thema hier in dieser Breite
in das Plenum einbringen. Nach der Art und Weise, wie
Sie den Komplex des Atomausstieges, der von Rot-Grün
verhandelt und vereinbart worden ist, behandeln, scheint





Dr. Hermann Ott


(A) (C)



(D)(B)

er ein Super-GAU für die umweltpolitische Handlungs-
freiheit insgesamt zu sein.


(Elke Ferner [SPD]: Die ganze Regierung ist ein Super-GAU!)


Hier ist doch im Einvernehmen mit der beteiligten In-
dustrie der Weg gewählt worden, eine Vereinbarung zu
schließen. Beide Seiten haben gegeben und haben ge-
nommen. Nun ist es so, dass der Staat sehr viel gegeben
hat, zum Beispiel Möglichkeiten der Rückstellung und
sogar eine Art Bestandsgarantie, wenn man das so for-
mulieren will, für Atomkraftwerke. Nun aber, da es ei-
gentlich darum ginge, die eigenen Verpflichtungen zu er-
füllen, ziehen sich die Industrie durch verschiedene
Tricks und nun auch das Ministerium, also die Bundes-
regierung, aus diesen von einer Vorgängerregierung ge-
schlossenen Vereinbarungen zurück. Ich frage Sie des-
halb: Wie stellen Sie sich – Kollege Kaczmarek hat dies
in seiner Frage angedeutet – eine Vereinbarung vor?
Wenn man gesetzliche Maßnahmen vermeiden will, wel-
che Handlungsmöglichkeiten hat die Bundesregierung
denn dann noch, eine solche Vereinbarung zu treffen?
Muss sie dann nicht ganz rigoros gesetzliche Maßnah-
men treffen, ohne in einer Vereinbarung auf die betrof-
fene Industrie einzugehen?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703332300


Herr Kollege, ich kann keine Frage erkennen. Sie ha-
ben lediglich ein Statement abgegeben.

Ich sage Ihnen ganz klar: Selbstverständlich setzen
wir auf gesetzliche Grundlagen, weil wir Rechtsverbind-
lichkeit sowie klare Richtlinien und Rahmenbedingun-
gen brauchen. Ich bin davon überzeugt, dass eine klare
Gesetzgebung am ehesten zu Rechtsfrieden und Investi-
tionssicherheit führt.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703332400

Ich rufe die Frage 32 des Kollegen Oliver Kaczmarek

auf:
Wie bewertet die Bundesregierung den Umstand, dass Ak-

teure im Strommarkt im Vertrauen auf die dauerhafte Umset-
zung des Atomkonsenses Investitionen getätigt haben oder
tätigen wollen, und entwickelt die veränderte Haltung der
Bundesregierung zum Atomkonsens gegebenenfalls Regress-
ansprüche solcher Akteure?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703332500


Herr Kollege, Ihre Frage behandelt erneut – allerdings
in anderer Form – die schon viel zitierte Energieverein-
barung. Ich kann es Ihnen gerne noch einmal verlesen
– ich befürchte, Sie können es bald mitsingen –:


(Elke Ferner [SPD]: Sie können es offensichtlich noch nicht auswendig!)


Die Bundesregierung hat die Kernenergievereinbarung
vom 14. Juni 2000 von Anfang an als rechtlich nicht ver-
bindliche politische Vereinbarung eingestuft. Die Um-
setzung der Vereinbarung erfolgte insbesondere durch
eine Änderung des Atomgesetzes. Wie jedes Gesetz
kann auch das Atomgesetz geändert werden. Der verfas-
sungsrechtliche Grundsatz des Vertrauensschutzes be-
trifft unter bestimmten Voraussetzungen ausschließlich
Gesetze mit rückwirkenden Regelungen. Das haben wir an
dieser Stelle – unter anderem beim Thema Stadtwerke –
mehrfach diskutiert.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703332600

Sie haben eine Nachfrage?


Oliver Kaczmarek (SPD):
Rede ID: ID1703332700

Vielen Dank, Frau Staatssekretärin. Ich habe Ihre

Ausführungen vorhin so verstanden, dass Sie nicht be-
streiten, dass Unternehmen aufgrund der veränderten
Grundlagen in der Energiepolitik möglicherweise in
wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten könnten. Meine
Frage ist: Gibt es innerhalb der Bundesregierung – viel-
leicht auch in anderen Häusern – Überlegungen, Unter-
nehmen, die Investitionsentscheidungen auf dieser
Grundlage getroffen haben und nun in Schwierigkeiten
geraten, zu unterstützen?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703332800


Herr Kollege, es ist häufig so: Durch Gesetzesände-
rungen – als Beispiel nenne ich das vielleicht nicht ganz
so umstrittene Erneuerbare-Energien-Gesetz –,


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie haben zweimal dagegengestimmt!)


die wir im Kern als positiv und förderlich empfinden,
können die Gewinnerwartungen der Unternehmen ge-
schmälert oder – bestenfalls – befördert werden. Ich darf
an die vergangene Legislaturperiode erinnern, in der auf
expliziten Wunsch der Sozialdemokraten im Bereich
Biomasseanlagen Entscheidungen getroffen wurden, die
die Betreiber von Biomasseanlagen in eine schwierige
Situation gebracht haben. Wir haben diese Fehlentwick-
lung damals um des Koalitionsfriedens willen mitgetra-
gen, aber jetzt korrigiert. Insofern glaube ich, dass Sie
Krokodilstränen vergießen, wenn Sie sich um einzelne
Unternehmen Sorgen machen.

Noch einmal: Der Gesetzgeber darf nicht ohne weite-
res rückwirkend Änderungen vornehmen. Für zukünf-
tige Entscheidungen gilt das allerdings nicht. Wenn es
Gesetzesänderungen gibt – und die gibt es laufend –,
dann gibt es auch für Investoren immer ein gewisses Ri-
siko.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703332900

Haben Sie eine weitere Nachfrage? – Bitte.


Oliver Kaczmarek (SPD):
Rede ID: ID1703333000

Wenn ich das richtig sehe, dann stützen sich die

Wachstumsprognosen der vier am Atomkonsens betei-
ligten Konzerne auf Steigerungsraten durch die Verlän-
gerung der Restlaufzeiten der Atomkraftwerke. Wenn
ich das richtig verstehe, dann handelt es sich bei den Un-





Oliver Kaczmarek


(A) (C)



(D)

ternehmen, die möglicherweise in Schwierigkeiten gera-
ten – wir wissen es noch nicht genau; aber es gibt Anzei-
chen –, meist um mittelständische Unternehmen und das
Handwerk. Teilen Sie meine ökonomische Einschät-
zung, dass die Gefahr besteht, dass Sie eine Entschei-
dung zugunsten von Großkonzernen und zulasten von
mittelständischen Betrieben treffen?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703333100


Die Bundesregierung hat sich vorgenommen, einen
klaren Schwerpunkt auf den Ausbau der erneuerbaren
Energien zu legen. Hier handelt es sich ganz klar um
mittelständische Strukturen. Wir werden weiterhin in
den Klimaschutz investieren, unter anderem bei der Ge-
bäudesanierung. Das ist ein klares Votum für die kleinen
und mittelständischen Betriebe. Ich glaube, dass diese
Regierung nicht nur ein sehr ausgewogenes Energiekon-
zept vorlegen wird, sondern auch eine sehr ausgewogene
Haltung zu allen Mitspielern der Energiebranche hat. Es
ist unser erklärtes Ziel – das hat nicht nur Bundesum-
weltminister Röttgen, sondern auch die Kanzlerin mehr-
fach ausgeführt –, die erneuerbaren Energien zielstrebig
auszubauen, damit wir auf mittel- und langfristige Sicht
unsere Energieversorgung mithilfe regenerativer Ener-
gien bewältigen können.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703333200

Herr Kollege Kelber, bitte.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1703333300

Eine ganz kleine Korrektur zu Beginn: Frau Staats-

sekretärin, die von Ihnen gerade erwähnte Entscheidung
aus dem Jahr 2008 zu Biogasanlagen war keineswegs
Ergebnis einer Initiative der sozialdemokratischen Bun-
destagsfraktion, sondern des schwarz-gelb dominierten
Bundesrates. Diese Entscheidung war übrigens richtig
und ist am Ende durch das Bundesverfassungsgericht
unterstützt worden. Sie haben das trotzdem nachträglich
geändert. Das ist zwar Ihr gutes Recht; aber das sollte
man dennoch festhalten.

Ich habe zur Kenntnis genommen, dass Sie nicht zu-
sagen wollen, mit Steuermitteln erstellte Rechtsgutach-
ten der Bundesregierung dem Deutschen Bundestag zur
Verfügung zu stellen. Sie haben diese Aussage gerade
mehrfach in Bezug auf Anlagen zur Stromerzeugung ge-
macht. Weitere Akteure am Strommarkt sind die Netzbe-
treiber, die auf der Basis geltender Gesetze Investitionen
getätigt haben: von der Verteilebene – Überlandnetze –
bis zum Einzelanschluss. Ein weiteres geltendes Gesetz
bezieht sich auf die Stromaufsicht durch die Bundesnetz-
agentur. Sind sie bereit, das diesbezügliche Gesetz so zu
verändern, dass Netzinvestitionen, die aufgrund des
Atomausstiegs getätigt wurden und in Zukunft Stranded
Investments sind, sich also nicht mehr rechnen, weiter
nachträglich auf die Netzentgelte angerechnet werden
können, oder haben auch diese Marktteilnehmer Pech
gehabt?
Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703333400


Herr Kollege Kelber, im Rahmen des Energiekonzep-
tes werden die Stromnetze eine ganz zentrale Rolle spie-
len. Es ist ja das gemeinsame Ziel – Ihrer Fraktion
ebenso wie unserer Fraktion –, den Bereich der erneuer-
baren Energien auszubauen. Dazu brauchen wir mehr
Leitungen. Wir brauchen einen konsequenten Leitungs-
ausbau, intelligente Netze und Speicher. Über all das
werden wir – inklusive der dazu notwendigen gesetzli-
chen Grundlagen – im Rahmen des Energiekonzeptes
beraten.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703333500

Frau Kollegin Dr. Flachsbarth.


Dr. Maria Flachsbarth (CDU):
Rede ID: ID1703333600

Frau Staatssekretärin, haben Sie Kenntnisse darüber,

ob und in welchem Umfang die damalige rot-grüne Bun-
desregierung vor ihrer Vereinbarung mit den Energiever-
sorgern Expertisen bezüglich der volkswirtschaftlichen
und betriebswirtschaftlichen Auswirkungen ihrer Ent-
scheidung, die letztendlich in die Gesetzgebung einge-
flossen ist, eingeholt hat, und wissen Sie, ob sie die Aus-
wirkungen bezüglich der CO2-Emissionen Deutschlands
und der Entwicklung der Strompreise, die für den Indus-
triestandort Deutschland von herausragender Bedeutung
sind, überprüft hat?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703333700


Frau Kollegin Flachsbarth, solche Studien sind mir
nicht bekannt.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das heißt nichts! Also ehrlich! Gerade bei Ihnen!)


Bekannt ist lediglich, dass im Vorfeld der Wahlen 1998
der damalige Staatssekretär im hessischen Umwelt-
ministerium, Herr Baake, gemeinsam mit dem nieder-
sächsischen Umweltminister Jüttner Überlegungen zum
gesetzlich geregelten Ausstieg aus der Kernenergienut-
zung angestellt hat, die dann offenbar eingeflossen sind.
Allerdings ist uns nicht bekannt, dass es Studien zu den
volkswirtschaftlichen Folgen eines Kernenergieausstiegs
gegeben hat.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703333800

Herr Kollege Becker.


(Dirk Becker [SPD]: Hat sich erledigt!)


– Das hat sich erledigt.

Dann Frau Kollegin Hendricks.


Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1703333900

Frau Staatssekretärin, ich habe die ganze Zeit auf-

merksam zugehört. Bisher weiß man von der Bundes-
regierung, dass sie gedenkt, das Atomgesetz zu verän-
dern und längere Laufzeiten zuzulassen. Wie genau,

(B)






Dr. Barbara Hendricks


(A) (C)



(D)(B)

weiß man noch nicht. Aus all Ihren Antworten auf die
vielen Fragen der Kolleginnen und Kollegen möchte ich
vier Worte zitieren, die immer wieder genannt wurden,
nämlich: im Rahmen des Energiekonzeptes. Das ist of-
fenbar das von dieser Bundesregierung beabsichtigte,
noch vorzulegende Energiekonzept. Können Sie für die
Bundesregierung eine verbindliche Auskunft darüber ge-
ben, wann der Entwurf dieses Energiekonzeptes vorlie-
gen wird?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703334000


Frau Kollegin Hendricks, ich habe vorhin den Zeit-
plan skizziert. Wir haben uns jetzt über die Rahmenbe-
dingungen verständigt. Der Auftrag an die Gutachter
geht in den nächsten Tagen raus. Ich habe weiterhin er-
läutert, dass wir im zweiten Quartal, im Mai, die Ergeb-
nisse der Studien erwarten. Es ist unser Ziel, auf der
Basis wissenschaftlicher Studien zu politischen Ent-
scheidungen zu kommen. Das scheint mir ein Unter-
schied zur damaligen Verabredung der rot-grünen Bun-
desregierung mit den EVUs zu sein.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703334100

Wir sind immer noch beim gleichen Thema und kom-

men zur Frage 33 des Kollegen Ulrich Kelber:
Wie bewertet die Bundesregierung das „Prinzip der Ver-

tragstreue“ beim Atomkonsens im Hinblick auf getätigte bzw.
beabsichtigte Investitionen durch Akteure im Strommarkt?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703334200


Herr Kollege Kelber, ich verbinde meine Antwort auf
die Fragen 33 und 34, die sich beide mit der Energiever-
einbarung befassen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703334300

Dann rufe ich auch die Frage 34 des Abgeordneten

Kelber auf:
Wie kann die Bundesregierung sicherstellen, dass der ju-

ristische Stellenwert von Kabinettsentscheidungen bzw. Ver-
einbarungen der Bundesregierung mit Folgewirkungen für
Dritte nicht darunter leidet, dass die Inhalte der Vereinbarung
aus dem Jahr 2000 trotz bereits eingetretener Folgewirkungen
für Dritte geändert werden sollen?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703334400


Ich wiederhole mich an dieser Stelle – das ändert
nichts an unserer Rechtsauffassung –: Die Bundesregie-
rung hat die Kernenergievereinbarung von Anfang an als
eine rechtlich nicht verbindliche politische Vereinbarung
im Sinne eines Gentlemen’s Agreement eingestuft. Die
Umsetzung der Vereinbarung erfolgte insbesondere
durch eine Änderung des Atomgesetzes, die 2002 in
Kraft getreten ist. Wie jedes andere Gesetz kann auch
das Atomgesetz geändert werden. Der verfassungsrecht-
liche Grundsatz des Vertrauensschutzes betrifft unter be-
stimmten Voraussetzungen ausschließlich Gesetze mit
rückwirkenden Regelungen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703334500

Haben Sie eine Nachfrage? – Bitte.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1703334600

Vielen Dank für die verbundene Antwort. Der letzte

Teil der zweiten Frage bezieht sich wie die Frage meiner
Kollegin Flachsbarth auf die Folgewirkungen für Dritte.
Frau Kollegin Flachsbarth hat gefragt, ob Ihnen Studien
und Gutachten zu der Frage der positiven oder negativen
Auswirkungen eines Atomausstiegs auf verschiedene
Wirtschaftsbranchen bekannt sind. Sie haben darauf ge-
antwortet, dass Ihnen diese Studien nicht bekannt sind.
Gleichzeitig haben Sie darauf hingewiesen, dass die
Rahmenbedingungen für das Energiekonzept schon er-
stellt sind. Sind Sie bereit, sich in das Archiv des Bun-
desumweltministeriums zu begeben und sich bis zur
nächsten Befragung über die Ergebnisse der damaligen
Studien und Gutachten kundig zu machen, oder halten
Sie das nicht für nötig?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703334700


Herr Kollege Kelber, Frau Kollegin Flachsbarth hat
sich ausdrücklich mit der Zeit nach 1998 befasst.


(Ulrich Kelber [SPD]: Ich auch!)


In der Tat kenne ich solche Studien nicht. Fakt ist aber,
Herr Kelber, dass sich der Strommarkt verändert hat.
Beispielsweise wird im Vergleich zu 1998 sehr viel mehr
regenerative Energie angeboten. Gerade heute hat der
Bundesumweltminister die jüngsten Zahlen veröffent-
licht: Erstmals erreicht der Anteil der erneuerbaren Ener-
gien an der gesamten Stromproduktion 16 Prozent. Der
Anteil von erneuerbarem Strom am Endenergiever-
brauch liegt bei 10 Prozent. All dies sind positive Verän-
derungen.

Worauf die Kollegin Flachsbarth hingewiesen hat,
Herr Kelber, ist, dass die damalige Entscheidung volks-
wirtschaftliche Implikationen hat. Ich habe die Frau Kol-
legin so verstanden, dass sie uns gebeten hat, bei
entsprechenden Entscheidungen volkswirtschaftliche
Implikationen nicht außer Acht zu lassen. Das werden
wir tun, sowohl was die von Ihnen mehrfach zitierten
Stadtwerke als auch die vielen mittelständischen Be-
triebe im Bereich der erneuerbaren Energien betrifft,
aber natürlich auch die großen EVUs mit ihren großen
Investitionen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703334800

Wir sind fast am Ende der Fragestunde. Ich lasse noch

die beiden gemeldeten Zusatzfragen zu. – Zunächst Herr
Kollege Otto.


Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1703334900

Frau Staatssekretärin, teilen Sie angesichts dieser

Kaskade von Fragen der Kollegen von der SPD meine





Hans-Joachim Otto (Frankfurt)



(A) (C)



(D)(B)

Auffassung als Abgeordneter dieses Hauses, dass es dem
Demokratieprinzip und damit dem Grundgesetz wider-
spräche, wenn eine Bundesregierung, welche auch
immer, dem Bundestag durch Verträge, Absprachen,
Gentlemen’s Agreements oder Ähnliches das Recht
nähme, neue Gesetze zu beschließen, und dass auch auf-
grund enttäuschter Renditeerwartungen von Investoren
dem Bundestag nicht die Möglichkeit genommen wer-
den darf, neue Gesetze zu beschließen?


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie sollten als Wirtschaftsstaatssekretär die Verträge der Bundesrepublik Deutschland kennen!)


– Ich halte sie ein.

(Ulrich Kelber [SPD]: Das ist unglaublich! Peinlich!)


Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703335000


Herr Kollege Otto, ich teile Ihre Auffassung. Das ist
aber offenbar nicht nur die Auffassung dieser Bundes-
regierung, sondern war auch Auffassung vorheriger
Bundesregierungen, die je nach politischer Überzeugung
hier und da Enttäuschungen produziert haben. Ob das
dem einen oder anderen Beteiligten immer recht gewe-
sen ist, vermag ich an dieser Stelle nicht zu beurteilen.
Wir jedenfalls werden unsere energiepolitisch sehr aus-
gewogenen Konzepte gesetzlich umsetzen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703335100

Das Wort zur letzten Zusatzfrage hat nun der Kollege

Dr. Ott.


Dr. Hermann E. Ott (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1703335200

Danke, Frau Präsidentin. – Frau Staatssekretärin, ich

stelle fest, dass Sie meine vorherige Frage und auch die
mehrfachen Fragen des Kollegen Kelber, die natürlich
nervig sein können


(Ulrich Kelber [SPD]: Nachdrücklich nervig!)

– nachdrücklich nervig –, alle nicht beantwortet haben.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)

Deshalb möchte ich die Frage noch einmal andersherum
formulieren.

Ich kann für meine Partei, die Grünen, sagen, dass wir
uns nie wieder auf eine solche Form der Regelung ein-
lassen werden, wenn sie so leicht zu ändern ist. Wie wol-
len Sie gegenüber den Beteiligten in der Industrie sicher-
stellen, dass die Investitionssicherheit, die sie brauchen,
in Zukunft gewährleistet ist? Wollen Sie mit Grundge-
setzänderungen arbeiten? Meine Frage lautet: Wenn Sie
dieses Instrument so diskreditieren, wie Sie es hier tun,
was wollen Sie dann eigentlich machen?

Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1703335300


Herr Kollege, zunächst muss ich sagen, dass ich es
schade finde, dass Sie das Recht der Parlamentarier, die
Regierung zu befragen, als nervig bezeichnen.

(Ulrich Kelber [SPD]: Er darf das! – Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir genießen das, keine Sorge!)


Ich glaube, es ist für uns alle ein Gewinn, wenn in eine
Debatte eingestiegen wird, wie Sie das ja machen.


(Lachen des Abg. Dr. Hermann Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Insofern müssten Sie jetzt unter sich ausmachen, ob der
Begriff „nervig“ tatsächlich die Qualität Ihrer Fragen be-
schreibt.


(Elke Ferner [SPD]: Die Qualität Ihrer Antworten!)


Ich weise dies ausdrücklich zurück.

Ich möchte noch einmal auf das hinweisen, Herr Ott,
was gerade vom Kollegen Otto sozusagen abschließend
zu dieser Debatte gesagt wurde. Keiner Regierung und
keinem Parlament wird man jetzt oder in Zukunft das
Recht nehmen können, andere gesetzliche Grundlagen
zu beschließen, die Einfluss auf Investitionen haben
können. Wir beabsichtigen nicht, rückwirkende Rege-
lungen zu treffen, weil für uns der verfassungsrechtliche
Grundsatz des Vertrauensschutzes gilt. Das heißt aber
nicht, dass Rechtslagen für die Zukunft unabänderlich
sind. Wir werden uns mit allen Beteiligten in einen Dia-
log begeben, um einen Weg zu finden, die rechtlichen
Grundlagen so zu ändern, dass wir zukünftig den Ener-
giemix für unser Land gestalten können.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703335400

Damit sind wir am Ende der Fragestunde. Wir haben

den zeitlichen Rahmen voll ausgeschöpft.

Frau Staatssekretärin, ich danke Ihnen für die Beant-
wortung der Fragen. Die restlichen Fragen werden
schriftlich beantwortet.1)

Die Fraktion der SPD hat zur Antwort der Bundes-
regierung auf die Frage 1 auf Drucksache 17/1107 eine
Aktuelle Stunde verlangt. Dieses Verlangen entspricht
Nr. 1 b der Richtlinien für die Aktuelle Stunde. Deshalb
rufe ich nun den Zusatzpunkt 2 auf:

Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktion der SPD

zur Antwort der Bundesregierung auf die
Frage 1 auf Drucksache 17/1107

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red-
nerin das Wort der Kollegin Elke Ferner für die SPD-
Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1703335500

Frau Präsidentin! Liebe Kollegen! Liebe Kollegin-

nen! Eigentlich könnte man eine feste Institution daraus


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

GRÜNEN) und 114 der Abg. Caren Marks werden zu einem späte-
ren Zeitpunkt abgedruckt.





Elke Ferner


(A) (C)



(D)(B)

machen und sich jede Sitzungswoche – es spielt eigent-
lich keine Rolle, ob am Mittwoch, Donnerstag oder
Freitag – über die öffentlichen Äußerungen der Koali-
tionsparteien bzw. einzelner Mitglieder der Koalitions-
parteien unterhalten.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Wer hat denn hier den Antrag gestellt? – Max Straubinger [CDU/ CSU]: Ihr stellt ja die Anträge!)


Aber wir können uns hier nicht darüber unterhalten, was
die Bundesregierung und die sie tragenden Fraktionen
im Bundestag eigentlich vorhaben.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Sie wollten doch zur Honorarreform sprechen!)


Ich hatte die Hoffnung, dass Herr Söder Manns genug
ist,


(Heinz Lanfermann [FDP]: Die Aktuelle Stunde ist zur Honorarreform, Frau Ferner!)


hier von der Bundesratsbank aus seine Position im Bun-
destag vorzutragen. Aber offenkundig ist er zurückge-
pfiffen worden.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Sie wollten doch zur Honorarreform sprechen, Frau Ferner!)


– Nein, ich wollte nicht zur Honorarreform sprechen.
Lesen bildet; schauen Sie sich an, was auf der Tagesord-
nung steht.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Die Aktuelle Stunde ist aus der Frage zur Honorarreform entwickelt worden! Das hat die Präsidentin doch gesagt!)


Es geht darum, dass Sie, Herr Lanfermann, den Men-
schen vor der Wahl in Nordrhein-Westfalen nicht reinen
Wein einschenken wollen.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Nein, das verwechseln Sie mit der Bürgerversicherung! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Mit der Bürgerverunsicherung!)


Sie sagen nicht, was passieren soll und mit welchen
Mehrbelastungen die Menschen zu rechnen haben.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Bei Ihrer Bürgerversicherung!)


– Nein, bei Ihrer Kopfpauschale, Herr Lanfermann.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Die gibt es ja gar nicht!)


Ich kann feststellen, dass die schwarz-gelben Chaos-
tage weitergehen. Wenn es nicht eine grobe Beleidigung
für die Familie Hempel wäre, könnte man sagen, dass es
bei Ihnen zugeht wie bei Hempels unterm Sofa.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


An diesem Wochenende ist deutlich geworden, dass
in dieser Koalition zumindest in einem Punkt Einigkeit
besteht, auch zwischen Bayern – sprich: München – und
Berlin. Die Einigkeit besteht darin, dass Sie alle der Auf-
fassung sind, dass die Arbeitgeberbeiträge dauerhaft ein-
gefroren werden sollen. Das hat Konsequenzen; darüber
muss man in diesem Haus sprechen können.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Ja, positive für die Arbeitsplätze!)


– Herr Lanfermann hat gerade gesagt, es habe positive
Konsequenzen. Ich will Ihnen vorrechnen, mit welchen
positiven Konsequenzen die Versicherten in der gesetzli-
chen Krankenversicherung rechnen können:


(Heinz Lanfermann [FDP]: Mit ihren Arbeitsplätzen!)


Das Einfrieren des Arbeitgeberbeitrags bedeutet, dass
künftig die Versicherten alle Mehrkosten, die entstehen,
tragen müssen: die Mehrkosten aufgrund der demogra-
fischen Entwicklung, aufgrund des medizinischen
Fortschritts, aufgrund der Unfähigkeit dieser Bundes-
regierung, im Hinblick auf die Ausgaben auch nur irgend-
etwas zu unternehmen,


(Ulrike Flach [FDP]: Wie kommen Sie denn darauf?)


die Mehrkosten aufgrund der Einlösung der Verspre-
chungen von FDP und CDU/CSU an ihre Klientel und
aufgrund der Mindereinnahmen infolge der von Ihnen
geplanten Ausweitung des Niedriglohnsektors.


(Ulrike Flach [FDP]: Das, was Sie da sagen, zeigt doch nur, dass Sie es nicht verstanden haben, Frau Ferner!)


All diese Kosten wollen Sie auf dem Rücken der Ver-
sicherten abladen.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Sie haben es immer noch nicht verstanden!)


Der BVA-Präsident hat letzte Woche geschätzt, dass
das Defizit 15 Milliarden Euro betragen wird. Nach dem
Modell Rösler, der Kopfpauschale, hätte dies zur Folge,
dass jedes GKV-Mitglied 24 Euro im Monat zusätzlich
auf den Tisch des Hauses legen müsste.


(Ulrike Flach [FDP]: Es ist bei Ihnen jede Woche eine andere Zahl! – Heinz Lanfermann [FDP]: Letzte Woche sprachen Sie noch von 5 Euro mehr!)


Das entspricht 288 Euro im Jahr. Allein dadurch wäre
Ihre Kindergelderhöhung für Familien mit einem Kind
schon verfrühstückt.


(Beifall bei der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Wieso das denn?)


Über die Rentner und Rentnerinnen, für die dies de facto
eine Rentenkürzung ist, habe ich bis jetzt noch gar nicht
geredet,


(Heinz Lanfermann [FDP]: Vor allem reden Sie nicht zum Thema! Es geht um die Honorarreform!)






Elke Ferner


(A) (C)



(D)(B)

auch nicht über die Studierenden und über die 40 Millio-
nen GKV-Versicherten, die ein Einkommen von weniger
als 2 500 Euro haben.

Nach dem Modell Söder hätte das Defizit zur Folge,
dass der Beitragssatz um 1,5 Prozentpunkte erhöht wer-
den müsste; auch diese Beitragssatzerhöhung müsste al-
lein von den Versicherten getragen werden. Bei einem
Monatseinkommen von 2 000 Euro sind das schlappe
30 Euro im Monat, also 360 Euro im Jahr.


(Ulrike Flach [FDP]: Was Sie da von sich geben, sind reine Hypothesen, Frau Ferner!)


Herr Lanfermann, das sind Ihre „Segnungen“, das ist das
„Gute“ und „Positive“, das sich aus diesen Vorschlägen
ergibt. Das wird nicht reichen.

Zum Thema „automatischer Sozialausgleich“ kann
ich Ihnen nur sagen: Es ist völlig ungeklärt, wie er funk-
tionieren und woher das Geld kommen soll.


(Ulrike Flach [FDP]: Ach du liebe Güte! Jetzt geht es weiter!)


Die Steuern wollen Sie ja nicht erhöhen.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Richtig!)


Im Gegenteil, Sie wollen die Steuern sogar senken. Ich
sage Ihnen: Sie sind ein Sicherheitsrisiko für unseren So-
zialstaat.


(Ulrike Flach [FDP]: Ich finde, Sie sollten sich auch einmal zu Ihren eigenen Konzepten äußern! Gibt es da überhaupt welche?)


Man erkennt auch an den aktuellen Umfrageergebnis-
sen: Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Beliebtheit
der schwarz-gelben Koalition genauso weit gesunken ist
wie die Beliebtheit der Kopfpauschale, die übrigens
nicht kommen wird.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Sie haben die 23 Euro mit den 23 Prozent verwechselt!)


Ich denke, in diesem Sinne können die Wähler und Wäh-
lerinnen in Nordrhein-Westfalen am 9. Mai auch darüber
abstimmen, ob sie 360 Euro im Jahr mehr bezahlen wol-
len oder nicht.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703335600

Nächster Redner ist der Kollege Johannes

Singhammer für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Guter Mann! Stell das jetzt mal richtig, Johannes! – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh! Jetzt kommt einer von der CSU! Das wird interessant! – Elke Ferner [SPD]: Als was redet er denn jetzt? Für die CSU?)


Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1703335700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Frau Kollegin Ferner, erst ärgern Sie sich da-
rüber, dass ein bayerischer Staatsminister mehr mediale
Aufmerksamkeit bekommt als alle Gesundheitspolitiker
der SPD zusammen,


(Lachen der Abg. Elke Ferner [SPD] – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: So ist es!)


und dann stellen Sie Markus Söder in den Mittelpunkt
einer Aktuellen Stunde. Ich muss sagen: Dass ich das
noch einmal erleben durfte! Das ist eine innovative The-
rapieform: Markus Söder als Antidepressiva gegen die
mangelnde mediale Wahrnehmung der SPD.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen der Abg. Elke Ferner [SPD] – Heinz Lanfermann [FDP]: Und das sogar ohne Zuzahlung! – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Ganz genau! Ohne Sonderbeitrag!)


Das Thema ist ernst. Es geht um die Zukunft der ge-
setzlichen Krankenversicherung.


(Elke Ferner [SPD]: Mit Ihnen hat sie keine Zukunft!)


Wir wissen, dass wir hier vor außerordentlich großen
Herausforderungen stehen. Wir wissen auch, dass im
kommenden Jahr ein Defizit zu erwarten wäre, wenn
jetzt nichts getan würde.


(Elke Ferner [SPD]: Und was tun Sie? Nichts!)


Deshalb sind wir miteinander im Gespräch.

Wir sagen: Eine Systemumstellung bedarf einer
gründlichen Beratung.


(Elke Ferner [SPD]: Ja!)


Sie bedarf einer gründlichen Beratung im Hinblick auf
die Finanzierung, und sie bedarf einer gründlichen Bera-
tung im Hinblick auf den Bauplan.


(Elke Ferner [SPD]: Ich denke, Herr Söder will das System gar nicht!)


Die zentralen Kriterien, an denen sich der Erfolg des
Umbaus des Systems messen lassen muss, sind ein Mehr
an Gerechtigkeit, ein Abbau der Bürokratie und eine
Steigerung der Leistungsfähigkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Ich sage nur: 360 Euro im Jahr!)


Das ist seit langem öffentlich bekannt. Hätten Sie das
wissen wollen, hätte ein Telefonanruf bei mir genügt.


(Lachen der Abg. Elke Ferner [SPD])


Ich hätte Ihnen das erklären können. Dafür braucht man
keine Aktuelle Stunde.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Ach was! Sie waren ja gar nicht informiert! Sie wussten davon doch gar nichts!)


Liebe Kollegen von der SPD, „Opposition ist Mist“,
das hat vor einiger Zeit ein ehemaliger Parteivorsitzen-





Johannes Singhammer


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der von Ihnen zu Recht festgestellt. Ich kann durchaus
verstehen, dass es Sie ärgert, nicht in der Regierungs-
kommission mitgestalten zu können.


(Elke Ferner [SPD]: Mit dieser Zielsetzung verzichten wir darauf!)


Ich sage Ihnen aber: Das geschieht zu Recht.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Denn mit der Geschwindigkeit, mit der Sie frühere Posi-
tionen räumen, sind Sie keine verlässliche Größe mehr
in der Gesundheitspolitik.


(Elke Ferner [SPD]: Aber Sie! Sie haben das doch alles mit beschlossen!)


– Hören Sie einmal zu!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Sie wollen den Sonderbeitrag, den Sie 2003 selbst einge-
führt haben, abschaffen.


(Elke Ferner [SPD]: Den haben Sie uns aufgezwungen!)


Sie wollen den Zusatzbeitrag zum Gesundheitsfonds,
den Sie 2007 mit uns eingeführt haben, abschaffen.


(Elke Ferner [SPD]: Sie doch auch!)


Sie wollen die Praxisgebühr, die Sie 2003 selbst einge-
führt haben, abschaffen und damit die Eigenverantwor-
tung der Versicherten schwächen.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Sie doch auch! Herr Rösler doch auch! – Elke Ferner [SPD]: „Eigenverantwortung“ heißt bei Ihnen immer: mehr bezahlen! – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was will eigentlich die CSU?)


Was Sie hier aufführen – Positionen räumen und ständig
Drehungen vollführen –,


(Elke Ferner [SPD]: Wen meinen Sie? Herrn Söder?)


ist allenfalls ein besonderes Subventionsprogramm für
einen bestimmten Bereich der Pharmaindustrie, nämlich
für den Teil der Pharmaindustrie, der Medikamente ge-
gen Gleichgewichtsstörungen herstellt.


(Zuruf von der SPD: Zur Sache!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie wissen
ja selbst nicht, was gelten soll.


(Elke Ferner [SPD]: Wer regiert denn: wir oder Sie?)


Seit vielen Jahren sprechen Sie davon, dass eine Bürger-
versicherung eingeführt werden soll. Wie die Finanzie-
rung aussehen und wo die Bemessungsgrenze liegen
soll, wollen Sie nicht sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Sagen Sie mal, wie hoch die Kopfpauschale werden soll, Herr Singhammer! 30 Euro? – Ich habe hier keinen Widerspruch gehört!)


Sagen Sie endlich: Muss der Rentner, muss die Rentne-
rin Mieteinnahmen, Sparzinsen oder die kleine Zusatz-
rente einbeziehen, wenn der Beitrag berechnet wird? In-
sofern ist Ihre Bürgerversicherung der beste Weg zu
einer großangelegten Bürgerverunsicherung.

Sie haben Staatsminister Söder angesprochen. Herr
Söder hat mit seinen Äußerungen einen sensiblen Punkt
angesprochen, nämlich den des regionalen Ausgleichs.


(Elke Ferner [SPD]: Ah!)


Eine Reihe von Bundesländern, vor allem im Süden un-
seres Landes, leisten einen erheblichen Solidarbeitrag
innerhalb der GKV. Wie dieser Solidarausgleich in der
richtigen Balance gehalten werden kann, darüber lohnt
sich in der Tat eine Debatte.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Alles nach Bayern! – Elke Ferner [SPD]: Das sollen dann die Leute in Ostdeutschland und in strukturschwachen Regionen im Westen bezahlen! Sehr solidarisch! – Weiterer Zuruf des Abg. Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Von NRW nach Bayern, von Düsseldorf nach München mit dem Geld!)


Zu einer ernsthaften Debatte sind Sie aber nicht bereit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Genau! Ernsthafte Debatte! Butter bei die Fische!)


Sie lamentieren und kritisieren; wir sorgen in dieser
Koalition dafür, dass die Krankenkassen leistungsfähig
bleiben.


(Elke Ferner [SPD]: Oje, oje!)


Deshalb haben wir den gesetzlichen Krankenkassen in
diesem Jahr einen Solidarbeitrag von 15,7 Milliarden
Euro aus der Steuerkasse gegeben – ohne Diskussion,
kurzfristig, schnell und entschlossen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Kurzfristig, schnell und entschlossen? Das ist ja lächerlich! Wir mussten Sie zum Jagen tragen!)


Das ist der Unterschied: Sie lamentieren, wir regieren.
Und das ist gut so.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Sie handeln aber nicht!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703335800

Kathrin Vogler ist die nächste Rednerin für die Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1703335900

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen

und Herren! Der Volksmund sagt: Wenn zwei sich strei-
ten, freut sich der Dritte. Wer ist eigentlich der Dritte,





Kathrin Vogler


(A) (C)



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der sich über den Streit der schwarz-gelben Koalition in
Sachen Gesundheitspolitik, in Sachen Finanzierung der
Krankenkassen freuen kann?

Es lohnt sich, näher hinzusehen: Die Bundesregierung
plant die schrittweise Einführung einer Kopfpauschale.


(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Nein! Nein! – Gegenrufe von der SPD: Natürlich!)


Wie hoch diese Kopfpauschale sein wird, das – die Kol-
legin Ferner hat das deutlich gemacht – wollen Sie nicht
sagen. Alle bisher bekannt gewordenen Modelle bedeu-
ten aber, dass die Beiträge vieler Versicherten steigen,
außer die Beiträge derjenigen, die ein höheres Einkom-
men haben. Wer gut verdient, wird entlastet; die Zeche
zahlen die weniger gut Betuchten.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Auch falsch! – Gegenruf von der LINKEN: So ist das! Genau so!)


Nun schießt die CSU aus Bayern dazwischen. Herr
Söder markiert den starken Mann, indem er lautstark ge-
gen das Kopfpauschalenmodell kämpft, will aber eine
Ausweitung der Zusatzbeiträge. Der Kollege Zöller
– Mitglied der CSU-Landesgruppe hier im Haus – hält
das Ganze öffentlich für Kasperletheater. Beim Kasper-
letheater sollte man sich immer fragen: Wer ist hier ei-
gentlich der Kasper,


(Elke Ferner [SPD]: Ich sehe viele Kasper hier!)


wer die Gretel und wer der böse Hotzenplotz?


(Heinz Lanfermann [FDP]: Und wer das Krokodil!)


– Das Krokodil nicht zu vergessen.

Man wundert sich ja schon, wie die Partner einer Ko-
alition, zwischen die nach der Auffassung meines ver-
ehrten Kollegen Spahn von der CDU gar kein Blatt
passt, in der Öffentlichkeit so laut über eines ihrer strate-
gischen Projekte streiten können. Das sind aber nur
Scheingefechte.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wie eure Scheindebatte!)


In einem sind Sie sich nämlich alle einig: Die Arbeitge-
berbeiträge sollen eingefroren werden, künftige Ausga-
bensteigerungen im Gesundheitswesen wollen Sie allein
den Versicherten aufbürden, also den abhängig Beschäf-
tigten sowie den Rentnerinnen und Rentnern, die Bei-
tragsbemessungsgrenze, mit der die Beiträge von Bes-
serverdienenden begrenzt werden, wollen Sie nicht
antasten, und auch von einer Anhebung der Versiche-
rungspflichtgrenze sind Sie weit entfernt.

Wer ist beim CSU-Modell jetzt also der lachende
Dritte? Kollege Singhammer hat das gerade ja mit benei-
denswerter Offenheit angedeutet: Er möchte sozusagen
die regionale Spaltung Deutschlands, also die Spaltung
der Versicherten in den unterschiedlichen Bundesländern
bzw. Regionen. Das heißt, da, wo die Menschen ärmer
und kränker sind, sollen sie künftig mehr bezahlen.

(Max Straubinger [CDU/CSU]: An Solidarität lässt sich die CSU nicht übertreffen!)


Das ist „bayerische Solidarität“. Da machen wir nicht
mit.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Max Straubinger [CDU/ CSU]: Erst mit der Solidarität der CSU haben die Menschen im Osten Deutschlands eine vernünftige medizinische Versorgung bekommen!)


Ganz besonders freuen könnten sich aber die Kon-
zerne, die private Krankenversicherungen anbieten;
denn sie haben Angst vor der Rösler’schen Kopfpau-
schale, weil sie fürchten, dass ihnen ihre Kunden weg-
laufen, da sie von niedrigeren Beiträgen in die gesetzli-
che Krankenversicherung gelockt werden könnten, wenn
die Beiträge der Gutverdienenden für die gesetzliche
Krankenversicherung sinken. Wenn man dann weiß,
dass die Allianzgruppe, der größte deutsche Versiche-
rungskonzern, ihren Sitz in München hat und die CSU
jedes Jahr mit großzügigen Spenden versorgt,


(Elke Ferner [SPD]: Allianzarena! – Christian Lindner [FDP]: Furchtbar! Immer dieses Argument!)


dann wird doch klar, dass nicht nur die FDP Klientelpo-
litik richtig gut kann.


(Beifall bei der LINKEN – Christian Lindner [FDP]: SPD und Grüne haben von der Allianz auch Spenden bekommen!)


Interessant ist in diesem Zusammenhang aber auch
die Rolle der SPD. In Nordrhein-Westfalen sammelt sie
gerade Unterschriften gegen die Kopfpauschale.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Sehr mühsam!)


Auch das CSU-Modell – das haben wir gerade gehört –
stößt bei ihr nicht auf Begeisterung.

Lieber Kollege Lauterbach, wo waren Sie denn am
31. Januar 2007, als der Gesundheitsausschuss den Ge-
sundheitsfonds und damit auch die Zusatzbeiträge be-
schlossen hat, die doch die Grundlage für das jetzige
Theater hier bilden?


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Das frage ich mich auch! – Manfred Grund [CDU/CSU]: Ich bin für einen Untersuchungsausschuss! – Ulrike Flach [FDP]: Da hat er wohl gefehlt! – Weiterer Zuruf von der FDP: Er durfte nicht kommen!)


Sie sind mit Ihrer Kritik an den schwarz-gelben Konzep-
ten auch nur bedingt glaubwürdig; denn beinahe alles,
was Sie hier und jetzt kritisieren, haben Ihre Bundesre-
gierungen auf den Weg gebracht:


(Elke Ferner [SPD]: Stimmt ja nicht!)


den Ausstieg aus der paritätischen Finanzierung, die Zu-
satzbeiträge und eine ganze Reihe von Leistungsaus-
grenzungen und Zuzahlungen,


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Hört! Hört!)






Kathrin Vogler


(A) (C)



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wie zum Beispiel die Praxisgebühr. Dies führt schon
jetzt dazu, dass die Versicherten, die Kranken, die Pa-
tientinnen und Patienten die größte Last der Gesund-
heitskosten tragen.

Wir haben das ja schon gehört: Es ist Wahlkampf im
bevölkerungsreichsten Bundesland.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Ach je!)


Im Wahlkampf macht sich schon einmal ein Gesund-
heitsminister von der CDU zum Sprachrohr für das Ge-
jammer der Ärzteschaft, die in Nordrhein-Westfalen an-
geblich am Hungertuch nagt. Ich komme aus Nordrhein-
Westfalen. Mir ist da noch kein wirklich verhungert aus-
sehender Doktor begegnet.


(Zurufe von der FDP: Oh!)


Dies tun Sie auch noch – das hat uns der Parlamentari-
sche Staatssekretär aus dem Gesundheitsministerium,
Daniel Bahr, gerade bestätigt – auf der Basis von bloßen
Schätzungen und nicht auf der Basis von Zahlen, Daten
und Fakten.

Was macht die SPD? Sie spielt in diesem Kasperle-
theater das niedliche kleine Gretchen, das ganz unschul-
dig und naiv dem schwarzen Hotzenplotz in die Hände
gefallen ist.


(Lachen des Abg. Manfred Grund [CDU/ CSU])


Entschuldigung, aber das nehmen wir Ihnen nicht ab.

Auch die Wählerinnen und Wähler in NRW werden
wissen, dass es nur ein wirksames Rezept gegen Ihre
Amnesie auf dem Gebiet der Gesundheitspolitik gibt,
nämlich eine starke Linke;


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


denn nur wir werden die Umverteilung von unten nach
oben, die Selbstbedienung der Pharmaindustrie und die
Privatisierung des Gesundheitswesens wirksam stoppen.


(Beifall bei der LINKEN – Elke Ferner [SPD]: Sie werden die Kopfpauschale verhindern? Da lachen ja die Hühner!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703336000

Nächster Redner ist der Kollege Heinz Lanfermann

für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Heinz Lanfermann (FDP):
Rede ID: ID1703336100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die SPD hat
hier ein bisschen Verwirrung hineingebracht. Diese Ak-
tuelle Stunde ist aus der Frage 1 der heutigen Frage-
stunde entwickelt worden:

Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung hin-
sichtlich der Auswirkungen der Honorarreform, die
seit 1. Januar 2009 in Kraft ist, auf die Vergütung
niedergelassener Kassenärztinnen und -ärzte …
Dazu hat Frau Ferner aber überhaupt nicht gespro-
chen. Das ist auch kein Wunder, weil Sie ja alles ver-
drängen, was die Gesundheitsministerin Ulla Schmidt
auf den Weg gebracht hat.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie haben kein Wort darüber verloren, wie viel Verwir-
rung sie gestiftet hat, sodass sich kein Mensch mehr aus-
kennt und wir erst einmal mühsam nachvollziehen müs-
sen und prüfen müssen, was da eigentlich gelaufen ist
und wie man die gröbsten Fehler beseitigen kann.


(Ulrike Flach [FDP]: So ist es!)


Die Kollegin Ferner hat aber Sehnsucht danach, hier
jede Woche zu sprechen; das haben wir gehört. Sie
möchte das sozusagen zur Institution machen,


(Elke Ferner [SPD]: Das machen Sie doch auch!)


wahrscheinlich mit Blick auf die anstehende Landtags-
wahl in Nordrhein-Westfalen. Dort wollten Sie mit einer
Unterschriftenaktion, mit einer Mischung aus Halbwahr-
heiten und Hier-und-da-etwas-Weglassen die Leute ge-
gen den „Weltuntergang“ mobilisieren, als den Sie die
Kopfpauschale immer bezeichnen. Aber das ist ersicht-
lich falsch, weil das niemand will.


(Elke Ferner [SPD]: Kopfpauschale bleibt Kopfpauschale!)


Bei Ihrer Unterschriftenaktion haben bisher unter 3 Pro-
mille der Wahlberechtigten unterschrieben. Etwas besser
dürfen Sie am 9. Mai schon abschneiden.


(Elke Ferner [SPD]: Sie werden sich noch wundern!)


Allerdings dürften die Hoffnungen begrenzt sein. Sie ha-
ben hier ja schon, sozusagen als freudsche Fehlleistung,
die Falschmeldung, es gäbe eine Prämie in Höhe von
29 Euro, in 23 Euro umgewandelt. Das allerdings, Frau
Ferner, war Ihr Bundestagswahlergebnis in Prozent – nur
damit das noch einmal gesagt wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In dieser Aktuellen Stunde, haben wir gehört, wollen
Sie den Vorschlag eines bayerischen Ministers diskutie-
ren. Aber so aktuell ist dieses Thema nicht; denn seit
fünf Monaten ist dieser Vorschlag Vergangenheit und ab-
solut erledigt.


(Elke Ferner [SPD]: Offensichtlich weiß das Herr Söder noch nicht!)


Hier im Raum sind mehrere Zeugen, die dabei gewesen
sind. Der Vorschlag wurde im Oktober vorgelegt. Aber
da er vorsieht, den Arbeitnehmerbeitrag einkommensab-
hängig auszugestalten, hat er sich erledigt; denn im
Koalitionsvertrag ist festgelegt, dass langfristig eine Lö-
sung mit einem einkommensunabhängigen Arbeitneh-
merbeitrag erzielt werden soll. Darüber berät jetzt in al-
ler Ruhe die Regierungskommission.


(Beifall bei der FDP – Elke Ferner [SPD]: Das scheint aber Herr Söder noch nicht zu wissen! Heinz Lanfermann Bei Herrn Söder ist das noch nicht angekommen!)





(A) (C)


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Es kann vielleicht sein, dass sein persönlicher Refe-
rent auf dieses A4-Blatt statt „Ablage“ versehentlich
„Wiedervorlage Frühlingsanfang“ geschrieben hat. So
ist es eben mit der Frühlingssonne wieder aufgetaucht
und hat seinen Weg in die Medien gefunden.

Aber, meine Damen und Herren, was ist denn der ei-
gentliche Anlass für diese wöchentlichen Debatten, nach
denen sich Frau Ferner so sehnt?


(Elke Ferner [SPD]: Ihr Gewürge! Ihr öffentliches Gewürge!)


Es ist ein Versteckspiel, ein Theaterspiel.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Das Theaterstück geben Sie! Das ist schlechtes Kabarett!)


Es ist aber kein Kasperletheater – darauf könnte man
leicht kommen –, nein, es ist ein Theaterstück, abgeleitet
von Samuel Becketts „Warten auf Godot“. Aber hier
heißt es: Warten auf Lauterbach.


(Heiterkeit bei der FDP und der CDU/CSU)


Am 17. Dezember 2009, meine Damen und Herren,
hat Herr Lauterbach von diesem Pult aus Folgendes vor-
getragen:

Ich komme nun zu den konkreten Vorschlägen der
SPD:

Wir werden einen konkreten, durchfinanzierten
Vorschlag für eine Bürgerversicherung machen.
Das kündige ich hiermit an.


(Zurufe von der CDU/CSU und von der FDP: Aha! – Hört! Hört!)


Das war am 17. Dezember 2009. Am 4. März 2010
hat er das wiederholt. Inzwischen sind einige Monate
vergangen, und gekommen ist nichts.


(Elke Ferner [SPD]: Und wie lange regieren Sie schon? Wo bleibt Ihr Kopfpauschalenkonzept?)


Ein Antrag wurde hier vorgelegt, den wir diskutiert ha-
ben. Darin stand: Wir wollen eine Bürgerversicherung,
und wir fordern die Bundesregierung auf, uns hierfür ein
Konzept vorzulegen. – Es ist ein einmaliger Fall, dass
die Opposition die Regierung für sich arbeiten lassen
will. Ich habe Sie schon damals in allem Ernst aufgefor-
dert, Ihre Hausaufgaben doch bitte schön selber zu ma-
chen.


(Elke Ferner [SPD]: Machen Sie doch mal Ihre! Sie sitzen nur im Sessel rum und tun nichts!)


Gestern, meine Damen und Herren, hat die Kollegin
Mattheis auf einer Podiumsdiskussion, die der BDI ver-
anstaltet hat, gesprochen. Sie hat sich dazu geäußert,
wann wir denn mit diesen Vorschlägen rechnen können.
Sie können mich korrigieren, aber ich habe gehört, dass
Sie von Juni gesprochen haben. Deswegen bitten wir Sie
allen Ernstes – es sprechen ja gleich noch Redner aus Ih-
rer Fraktion hier am Pult –: Sagen Sie uns doch endlich,
wann Sie diese Vorschläge vorlegen wollen, wann Sie
den Bürgern sagen wollen, wie viel Prozent ihrer Miet-
einkünfte Sie bei Ihrer Bürgerversicherung als zusätzli-
chen Beitrag erheben wollen.


(Elke Ferner [SPD]: Sagen Sie doch mal, wie hoch die Kopfpauschale sein soll! 30 Euro?)


Sagen Sie uns, wie viel Prozent von den Zinseinnahmen
aller Bürger Sie zur Finanzierung Ihrer Bürgerversiche-
rung als zusätzlichen Beitrag erheben wollen.


(Elke Ferner [SPD]: Herr Lanfermann, wie hoch soll die Kopfpauschale sein? Sagen Sie doch mal, wie hoch sie sein soll!)


Geben Sie erst einmal Auskunft vor der Wahl in Nord-
rhein-Westfalen, damit alle Menschen auch wissen, was
sie zu erwarten haben, wenn Sie dort eine rot-rot-grüne
Regierung installieren.


(Elke Ferner [SPD]: Nein! Geben Sie Auskunft darüber, wie hoch die Kopfpauschale sein soll!)


Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703336200

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun die

Kollegin Birgitt Bender das Wort.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1703336300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

Kollege Lanfermann, Sie knüpften vorhin an die Frage-
stunde an. Wenn die Frage heißt „Welche Erkenntnisse
hat diese Regierungskoalition über die künftige Gesund-
heitspolitik?“, dann muss die Antwort heißen: keine.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Max Straubinger [CDU/ CSU]: Was?)


Man kann in Ihre Richtung auch anders fragen: Üben
Sie noch, oder regieren Sie schon? Man weiß es wirklich
nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das ist inzwischen wie in einer Daily Soap, wobei man
vergisst, dass man nicht vor der Glotze sitzt, sondern
dass dies ein Parlament ist und das Geschäft eigentlich
Regieren heißen soll. Aber entweder wollen Sie nicht,
oder Sie können es nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Elke Ferner [SPD]: Die können nicht!)


Die Frage richtet sich insbesondere an die CSU. Ge-
wiss, der Unterhaltungswert ist nicht gering. Da hat es
einen adrenalingepeitschten bayerischen Jungmann aus
der Nachwuchsklasse, der täglich neue Schlachten ficht,
und dann eine Landesgruppe der CSU aus gesetzten älte-





Birgitt Bender


(A) (C)



(D)(B)

ren Herren, die sich überlegt, woher sie jetzt ein Beruhi-
gungszäpfchen nimmt und wie sie es appliziert.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der LINKEN – Zurufe von der CDU/CSU: Na, na, na!)


Das ist alles gut und schön, aber es verdeckt das tie-
ferliegende Problem. Das tieferliegende Problem ist,
dass eine Partei Teil dieser Regierungskoalition ist, die
sich vor allem als bayerische Regionalpartei sieht. Sie
kämpft für bayerische Sonderinteressen. Was heißt denn
das sogenannte Konzept von Söder? Er will die derzeit
von den Versicherten allein zu tragenden 0,9 Prozent-
punkte und die Zusatzbeiträge in einen zusätzlich zum
üblichen einkommensbezogenen Beitrag von den Versi-
cherten zu tragenden Extrabeitrag von 1,5 Prozent um-
wandeln.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Wie bei den Grünen auch!)


Auf Deutsch, Herr Kollege Zöller, sind das 2 Milliarden
Euro Mehrbelastung für die Versicherten bei eingefrore-
nem Arbeitgeberbeitrag.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das stimmt doch nicht! Es ist riesig mehr! – Elke Ferner [SPD]: 15 Milliarden sind das!)


Damit nicht genug, soll erstens das Geld, das die
bayerischen Versicherten zahlen, in Bayern bleiben, und
weil es so schön ist, soll es zweitens für Bayern noch ei-
nen zusätzlichen Zuschuss aus dem Gesundheitsfonds
geben. Das bedeutet, die Versicherten in Mecklenburg-
Vorpommern zahlen etwas extra für die bayerischen
Ärztehonorare. Ich gratuliere!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Max Straubinger [CDU/CSU]: Wo steht denn das?)


Dabei merkt man, dass es nicht darauf ankommt,
wirklich etwas durchzusetzen. Denn das glaubt doch
kein Mensch. So blöd sind selbst Sie nicht, wie Sie dort
sitzen, dass Sie so etwas machen könnten; es kommt
vielmehr auf den Gestus an.


(Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP – Heinz Lanfermann [FDP]: Das war eine sehr unparlamentarische Bemerkung!)


Das ist die bayerische Variante der Soap Opera nach
dem Motto „Hauptsache, wir haben es laut genug ge-
sagt“. Wie sagte Seehofer mal so schön: Unser Arbeits-
platz ist München; unser Kampfplatz ist Berlin. – Die
CSU will gar nichts anderes, als vor allem laut sein und
mit großem Gestus Politik machen. Da zählt nicht die
Frage, was sie durchgesetzt haben, sondern die Zahl der
Medienauftritte.

Sie sollten sich fragen, ob die Koalition damit regie-
rungsfähig ist. Ich glaube, die Antwort heißt Nein.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703336400

Nächster Redner ist der Kollege Jens Spahn für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1703336500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Liebe Frau Kollegin Vogler, das ist kein Scheingefecht,
sondern eine Scheindebatte, die wir hier führen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Wen meinen Sie denn jetzt? Herrn Söder oder wen?)


– Liebe Frau Kollegin Ferner, Sie sind es, die uns jede
Woche durch Ihre Anträge und das, was Sie hier disku-
tieren wollen, dazu bringen, dass wir darüber reden, und
dann beschweren Sie sich.


(Elke Ferner [SPD]: Sie wollen nicht einmal mehr über Ihre Politik hier reden, oder was?)


Ich weiß nicht, welcher Anlass Sie noch dazu bringen
könnte, Aktuelle Stunden zu beantragen: wenn sich
rheinland-pfälzische Minister zum Walfang im Südpazi-
fik oder Bremer Senatoren zur Mehrwertsteuer äußern?
Das Problem ist, dass Ihnen kein Anlass klein genug ist,
um nicht jede Woche die gleiche Debatte mit den glei-
chen Überschriften, aber leider mit wenig Substanz zu
führen. Das ist das Problem, liebe Kolleginnen und Kol-
legen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Dass Herr Söder für Sie ein kleiner Anlass ist! Das wird den Herrn Söder jetzt aber freuen!)


Es ist noch keine Woche her, seit ich schon einmal auf
das Murmeltierphänomen hingewiesen habe. Man
kommt sich vor wie in dem Film „Und täglich grüßt das
Murmeltier“: Jede Woche führen wir hier die gleiche
Debatte.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Ferner grüßt das Murmeltier! – Elke Ferner [SPD]: Ist es angenehm, jede Woche hier blank zu stehen und nicht sagen zu können, was die Kopfpauschale kostet?)


Das, was Sie mantraartig wiederholen, wird dadurch
nicht richtiger.

Unser Ziel ist es wert – zumindest, wenn man dies
möchte und auch ein gewisses Interesse an den Sachfra-
gen und daran hat, die Probleme zu lösen und die He-
rausforderungen zu bewältigen –,


(Maria Michalk [CDU/CSU], an die SPD gewandt: Das haben Sie nicht! – Gegenruf der Abg. Elke Ferner [SPD]: Im Gegensatz zu Ihnen haben wir das!)






Jens Spahn


(A) (C)



(D)(B)

darüber auch einmal sachlich zu diskutieren, statt einen
Popanz aufzubauen, wie Sie es immer machen.


(Elke Ferner [SPD]: Sagen Sie mal, was Sie wollen, Herr Spahn!)


Der Sozialausgleich bzw. die Finanzierung der sozialen
Sicherungssysteme und insbesondere der gesetzlichen
Krankenversicherung darf nicht ausschließlich auf dem
Rücken der 28 Millionen abhängig Beschäftigten und ih-
ren Arbeitgebern ausgetragen werden.


(Elke Ferner [SPD]: Die Rentner zahlen auch Beiträge, falls Ihnen das entgangen ist!)


Vielmehr muss es uns gelingen, eine breitere Grundlage
für die Finanzierung, insbesondere für den Sozialaus-
gleich zu finden. Deswegen wollen wir einen steuer-
finanzierten Sozialausgleich, der alles umfasst.


(Elke Ferner [SPD]: Wer zahlt nachher mehr: die Besserverdienenden oder die Niedrigverdiener?)


– Liebe Kollegin Ferner, das ist insofern eine gewisse in-
tellektuelle Herausforderung, als das Anliegen spannen-
derweise das Gleiche ist. Auch Sie wollen eine breitere
Bemessungsgrundlage. Wir werden aber – ich glaube,
das ist Ihr größeres Problem – in dieser bürgerlichen Ko-
alition diesem Ziel wesentlich näher kommen, als Sie es
in den letzten Jahren geschafft haben. Das beschäftigt
Sie.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Gegen 70 Prozent der Bevölkerung!)


Die gestrige Podiumsdiskussion ist schon vom Kolle-
gen Lanfermann angesprochen worden. Dort haben wir
gelernt, dass die SPD seit 2003 ein Bürgerversicherungs-
konzept erarbeitet. Bis heute haben Sie es aber nicht ge-
schafft, ein solches Konzept vorzulegen.


(Elke Ferner [SPD]: Wir haben es!)


– Ihre Frau Kollegin Mattheis hat gestern gesagt, seit
2003 werde daran gearbeitet und Mitte dieses Jahres
könnten wir vielleicht mit einem Ergebnis rechnen.


(Hilde Mattheis [SPD]: Sie müssen mal zuhören! – Elke Ferner [SPD]: Das hat Frau Mattheis bestimmt nicht gesagt!)


– Das hat sie ganz sicher gesagt, und zwar vor vollem
Saal.

Wenn Sie es von 2003 bis 2010 nicht schaffen, ein
vernünftiges Konzept zu erarbeiten, dann geben Sie
doch der Regierungskommission die paar Wochen, die
sie braucht, um ein gemeinsam abgestimmtes Konzept
vorzulegen,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


mit dem wir das Ziel – hier sind wir eigentlich gar nicht
so weit auseinander – erreichen wollen. Das wäre eine
gewisse Fairness in der Diskussion.

(Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Warum versteht das Herr Söder nicht? – Heiterkeit bei der SPD)


– Da müssen Sie im Zweifelsfall den Kollegen fragen.

Ich weise darauf hin, dass es das Anliegen aller drei
die Koalition tragenden Parteien ist,


(Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Herr Söder gehört nicht dazu, oder wie?)


tatsächlich eine tragfähige, zukunftsfähige Finanzierung
des Gesundheitswesens zu schaffen. Das eigentliche
Problem ist, dass der demografische Wandel – wir alle
werden immer älter; das ist etwas Schönes – und der me-
dizinische Fortschritt – man kann heute in der Krebsthe-
rapie und der Krebsdiagnose Krankheiten behandeln und
erkennen, die man vor 20 Jahren nicht behandeln bzw.
erkennen konnte –, die das Gesundheitswesen teurer ma-
chen und die Ausgaben steigen lassen, nicht automatisch
zu steigenden Arbeitskosten führen dürfen. Darüber,
dass wir hier eine Entkopplung brauchen, herrscht Kon-
sens bei allen drei die Koalition tragenden Parteien. Da-
rüber sollten Sie sich keine Sorgen machen, liebe Frau
Kollegin Ferner.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Das habe ich ja gesagt, dass das der einzige Punkt ist, an dem Sie sich einig sind!)


Frau Kollegin Vogler, zu den Ärztehonoraren. Wenn
mich nicht alles täuscht, kommen Sie genauso wie ich
aus dem Münsterland, einer ländlichen Region. Das, was
wir bei der letzten Honorarreform gemacht haben, hat
insbesondere darauf gezielt, die Situation der Hausärzte
auf dem Land nicht nur in Ostdeutschland, sondern auch
in anderen Regionen zu verbessern. Ich finde es daher
bemerkenswert, dass Sie das so abtun, wie Sie es gerade
getan haben. Das werden wir auch zu Hause kommuni-
zieren; darüber machen Sie sich keine Sorgen. Man fragt
sich, welche Interessen Sie hier vertreten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Zahlen, Daten, Fakten!)


Wenn der nordrhein-westfälische Landesminister da-
rauf hinweist, dass NRW aufgrund historischer Zusam-
menhänge etwas anders dasteht und für einen gewissen
Ausgleich kämpft, dann sollten Sie ihn auch und gerade
in Wahlkampfzeiten unterstützen, anstatt solche Reden
hier zu halten.


(Widerspruch bei der LINKEN)


Auch das werden wir zu Hause kommunizieren. Wo-
rüber wir hier diskutieren, ist kein Selbstzweck. Uns
geht es vielmehr um eine vernünftige finanzielle Grund-
lage für eine gute, flächendeckende medizinische Ver-
sorgung – auch in den ländlichen Regionen, auch im
Münsterland –, die die Menschen beim medizinischen
Fortschritt mitnimmt. Das ist aller Mühen wert.

Ich bleibe dabei: Wir sind frohen Mutes an der Arbeit.





Jens Spahn


(A) (C)



(D)(B)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Da müssen Sie selber lachen, Herr Spahn!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703336600

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Karl Lauterbach

für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD – Heinz Lanfermann [FDP]: Jetzt kommt das Konzept!)



Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1703336700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Zuerst möchte ich dem Kollegen Zöller ganz
herzlich danken. Er hat gestern vorgetragen, dass er von
Herrn Söder die Schnauze voll hat.


(Heiterkeit bei der SPD)


Ich schließe mich ihm an. Er hatte in der gestrigen Sen-
dung, in der ich auf ihn getroffen bin, schon Kreide ge-
fressen. Heute ist er gar nicht da. Ich danke Ihnen für die
Unterstützung, Herr Zöller.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Jetzt zu Ihnen, Herr Lanfermann. Was beobachten wir
im Moment? Neue Vorschläge von Herrn Söder. Herr
Söder gegen Herrn Friedrich.


(Ulrike Flach [FDP]: Was hat Herr Lanfermann damit zu tun?)


Herr Friedrich gegen Herrn Zöller.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Niemals!)


Bei der FDP: Rösler gegen den Landesminister im Saar-
land. Wir haben eine unglaubliche Verwirrung.


(Maria Michalk [CDU/CSU]: Das hätten Sie gern! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Bei der SPD! – Heinz Lanfermann [FDP]: Deswegen kommt auch kein Konzept, wegen der Verwirrung!)


– Es ist doch Ihre eigene Verwirrung. Herr Lanfermann,
Sie sind doch durch geringere Anlässe verwirrbar.


(Heiterkeit bei der SPD)


Denken Sie sich doch in unsere Situation! Uns wird
von Ihnen jeden Tag eine andere fischige Geschichte,
wie es weitergehen soll, aufgetischt. Als einzige Weis-
heit hören wir gelegentlich, dass wir alle älter werden
und dass es technischen Fortschritt gibt, was wir gerade
wieder von Herrn Spahn gelernt haben. Ich bitte Sie!


(Ulrike Flach [FDP]: Wir sind hier nicht beim Karneval!)


Wir wollten diese Aktuelle Stunde, weil wir wissen wol-
len, wie es de facto weitergehen soll. Anlass ist nicht
Herr Söder, sondern das 15-Milliarden-Euro-Defizit, das
wir im nächsten Jahr erwarten. Darum geht es.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Heinz Lanfermann [FDP]: Das hören wir jetzt zum ersten Mal!)

– Sie belachen dies. Für diese herablassende Art, das
Thema herunterzuspielen, bekommen Sie – Herr
Lanfermann, erinnern Sie sich an meine Worte! – bei der
NRW-Wahl die Quittung.


(Elke Ferner [SPD]: Aber eine ganz dicke! – Zuruf von der CDU/CSU: Sie kennen sich damit aus!)


– Nein, wir kennen uns damit nicht aus.

Herr Spahn, in Ihre Richtung sage ich: Sie verlangen
von uns regelmäßig, dass wir jetzt ad hoc das Konzept
der Bürgerversicherung, durchgerechnet, vorlegen. Herr
Spahn, wovon gehen Sie aus? Gehen Sie von Neuwahlen
aus?


(Lachen und Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Gott behüte!)


Hält diese Regierung nicht durch, sodass wir hier zuzu-
liefern haben? Ist es das? Ich sage: Der Klamauk muss
ein Ende haben.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)


– Der Klamauk auf Ihrer Seite. Die Späße müssen ein
Ende haben.

15 Milliarden Euro Defizit. Wir hören: 29 Euro soll
jetzt die kleine Kopfpauschale betragen. Die Leute wer-
den verunsichert ohne Ende.


(Lachen und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Heinz Lanfermann [FDP]: Durch Sie doch!)


Das ist der Sonderbeitrag, der zu zahlen ist, weil Sie in
fünf Monaten Regierungszeit nicht einen einzigen kon-
kreten Vorschlag, kein einziges Konzept, nichts vorge-
legt haben.


(Beifall bei der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Sie erzählen einen Unsinn!)


Das hat es in der Gesundheitspolitik noch nie gegeben.
Die Kosten laufen davon. Es ist kein Ende in Sicht.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Aber Sie sind doch der Verunsicherungsprofessor!)


– Verunsichernd sind Ihre Vorschläge. Wir machen da-
mit nur Wahlkampf, und das ist auch richtig so.


(Beifall bei der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Ich denke, wir haben keine gemacht!)


Wir machen Wahlkampf mit Ihrer Inkompetenz. Sie le-
gen nichts vor.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Was denn jetzt?)


Die Wahl in Nordrhein-Westfalen wird die Schick-
salswahl für das solidarische Gesundheitssystem sein.
Nur durch diese Wahl ist Ihrer Inkompetenz, Ihrer Zau-
derei, Ihrem Versuch, die Arbeitgeber im Hinblick auf
die demografische Alterung zu entlasten, im Bundesrat
Einhalt zu gebieten. Das machen wir zum Thema, ob Ih-
nen das gefällt oder nicht, meine sehr verehrten Damen
und Herren.





Dr. Karl Lauterbach


(A) (C)



(D)(B)


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zum Abschluss. – Sie wollen – da treffen
sich Herr Söder und Herr Rösler – die Arbeitgeber bei
den Herausforderungen des technischen Fortschritts und
der demografischen Entwicklung herausnehmen und
entlasten, egal wie. Sie sind im Prinzip die Koalition des
Schutzes der Arbeitgeber, mehr nicht. Sie sind sozusa-
gen die Arbeitgeberkoalition.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie wollen aber von den Arbeitnehmern gewählt wer-
den, und das wird Ihnen nicht gelingen. Es geht Ihnen
nur darum, wie der Arbeitgeber entlastet wird. Soll der
Sonderbeitrag steigen, wie von Herrn Söder vorgeschla-
gen, oder soll die Kopfpauschale kommen? Sie überle-
gen sich krampfhaft: Wie gelingt es uns, den Arbeitgeber
aus der Verantwortung zu nehmen? In einer Zeit, wo
zum Teil Hungerlöhne gezahlt werden, wo Sie Mindest-
löhne blockieren,


(Ulrike Flach [FDP]: Jetzt wird es aber dramatisch!)


haben Sie in der Gesundheitspolitik nichts anderes vor-
zutragen als die Frage, wie der Arbeitgeber entlastet
werden kann.


(Ulrike Flach [FDP]: Das ist reine Demagogie!)


Kein einziger Vorschlag zur Vorbeugepolitik! Kein ein-
ziger Vorschlag zur Qualität! Kein einziger Vorschlag
zur Effizienz! Es geht nur darum, die Arbeitgeber zu ent-
lasten. Mehr bringt diese schwarz-gelbe Koalition nicht
zu Papier, und da ist sie noch zu feige, Ross und Reiter
zu nennen, weil sie Angst hat – ich sage: mit Recht –, die
NRW-Wahl zu verlieren.


(Beifall bei der SPD – Max Straubinger [CDU/ CSU]: Nach Ihrem Beitrag nicht mehr!)


Zum Abschluss, Frau Präsidentin, Folgendes: Die
Lage ist die: Nicht nur Herr Zöller hat die Schnauze voll,
nicht nur wir haben die Schnauze voll, sondern auch
– schauen Sie in die aktuellen Umfragen – der Bürger
hat die Schnauze voll. Das sage ich mit Recht. Das ha-
ben wir nicht verdient; das hat der Bürger nicht verdient.
Herr Singhammer, wenn Sie meinen, dass wir medial
nicht die Aufmerksamkeit haben, die Sie uns gönnen,


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Das ärgert Sie!)


kann ich nur sagen: Machen Sie sich keine Sorgen; –


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703336800

Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss.


Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1703336900

– die Aufmerksamkeit, die Sie haben, haben wir alle-

mal.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD – Max Straubinger [CDU/ CSU]: Das ärgert Sie schon!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703337000

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Erwin Lotter für

die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Erwin Lotter (FDP):
Rede ID: ID1703337100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen

und Kollegen! Es war Heiner Geißler, der 1974 zum ers-
ten Mal von einer Kostenexplosion im Gesundheitswe-
sen gesprochen hat. Weil die Gesundheitskosten ganz
eng an die Arbeitskosten geknüpft sind, waren alle
bisherigen Gesundheitsreformen im Wesentlichen Kos-
tendämpfungsgesetze. Diese Kostendämpfungsgesetze
haben im Laufe der Zeit dazu geführt, dass das Gesund-
heitssystem immer mehr reguliert wurde und dass die
Bürokratie ein Ausmaß angenommen hat, das man wirk-
lich nur noch als absurd bezeichnen kann, wenn man
sieht, dass zum Beispiel ein Apotheker einen Kostenvor-
anschlag erstellen muss, wenn er eine Urinflasche für
10 Euro abgeben will, oder dass ich einen eigenen An-
trag stellen muss, wenn ich einen Rehaantrag für einen
Patienten stellen will.


(Elke Ferner [SPD]: Was hat das jetzt mit der Kopfpauschale zu tun?)


Dabei wurden die eigentlichen Probleme dieses Ge-
sundheitssystems nicht gelöst und die eigentlichen He-
rausforderungen nicht angegangen, nämlich die demo-
grafische Entwicklung, die Frage, wie der medizinische
Fortschritt für alle bezahlbar bleiben kann, und die
Frage, wie die Versorgung mit Haus- und Fachärzten in
der Fläche sichergestellt werden kann. Das wird in der
Zukunft das große Problem und die große Herausforde-
rung werden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Der vorläufig letzte Versuch, das Gesundheitswesen
neu zu ordnen, war der Gesundheitsfonds, ein untaugli-
ches Instrument, das zu regionalen Verwerfungen und
Verwerfungen innerhalb der Facharztgruppen geführt
hat.


(Elke Ferner [SPD]: Wo denn?)


– Natürlich!


(Elke Ferner [SPD]: Das muss man doch wieder zurückzahlen ans BVA!)


– Sprechen Sie doch mit den Kollegen in NRW, Frau
Ferner! Sprechen Sie mit den Kollegen in Bayern! Spre-
chen Sie mit den Hausärzten in Berlin!


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Wir kennen uns selbst aus!)


Sie werden Ihnen alle das Gleiche sagen. Es hat zu Ver-
werfungen geführt.

Darüber hinaus ist dieser Gesundheitsfonds absolut
unterfinanziert. In diesem Jahr fehlen 8 Milliarden Euro,
sodass 3,9 Milliarden Euro Steuermittel zugeschossen





Dr. Erwin Lotter


(A) (C)



(D)(B)

werden müssen. Für das nächste Jahr wird ein Defizit
von 6,


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und woher nehmen Sie jetzt das Geld? – Elke Ferner [SPD]: Bei 6 ist unterstellt: keine Ausgabensteigerung! Das glaubt noch nicht einmal der Weihnachtsmann!)


wahrscheinlich 11 und, wenn man die ungünstigsten
Prognosen zugrunde legt, 16 Milliarden Euro an Steuer-
mitteln, die in den Gesundheitsfonds fließen müssen,
prognostiziert. Wie sollen die Zahlen dann erst im Jahr
2012 aussehen?


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist Ihr Konzept?)


So wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen. Es be-
steht Handlungsbedarf.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Seit der Bundestagswahl!)


In dieser Situation ist der Vorschlag von CSU-Ge-
sundheitsminister Söder eher kontraproduktiv. Er läuft
auf ein forsches „Weiter-so!“ hinaus. Es ist eine Fort-
schreibung der jetzigen Finanzierung des Gesundheits-
wesens mit allen eklatanten Problemen. Der Gesund-
heitsfonds soll erhalten bleiben. Eine Entkoppelung der
Gesundheits- von den Arbeitskosten findet nicht statt.
Im Gegenteil, die Versicherten sollen einkommensab-
hängige Zusatzbeiträge zahlen, und zwar bis zu
1,5 Prozent ihres Einkommens. Das ist ein ungeeignetes
Konzept.

Es ist auch keinerlei Fortschritt gegenüber der ver-
korksten Gesundheitspolitik der Opposition. Es war ja
die SPD, die uns maßgeblich den Gesundheitsfonds ein-
gebrockt hat.


(Beifall bei der FDP – Elke Ferner [SPD]: Nein, Ihr Koalitionspartner! – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann schafft ihn doch ab!)


Es war die SPD-Ministerin Ulla Schmidt, die neun Jahre
lang ungerührt Zentralismus und Bürokratie wuchern
ließ. Es ist auch die SPD, die noch heute mit dem un-
tauglichen Konzept der Bürgerversicherung eine lang-
fristige Stabilisierung der Finanzen im Gesundheitswe-
sen verhindern wollen würde.


(Elke Ferner [SPD]: Was machen Sie denn? Wie hoch soll denn die Kopfpauschale sein, Herr Kollege?)


Das ist erst recht keine Lösung der drängenden Pro-
bleme. Die Gesundheitsprämie ist eindeutig der bessere
Weg. Die Arbeitskosten werden von den Gesundheits-
kosten – –


(Elke Ferner [SPD]: Ja, wie hoch soll denn die Kopfpauschale sein?)


– Das legt diese Kommission fest. Ja, das entwickelt die
Kommission. Das ist aber allgemein bekannt, Frau
Ferner.

(Elke Ferner [SPD]: Das legt die Kommission fest: Das ist Ihr Verständnis von Parlamentarismus!?)


Die Arbeitskosten werden von den Gesundheitskos-
ten weitgehend unabhängig, und das halte ich für enorm
wichtig, weil damit wirklich Druck aus dem System he-
rausgenommen ist. Ein Sozialausgleich für die Schwä-
cheren findet im Steuersystem statt, dort, wo er auch hin-
gehört. Durch die schrittweise Einführung der Prämie
wollen wir verhindern, dass der Bundeshaushalt überfor-
dert wird.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Schon einmal etwas von Sozialpolitik gehört?)


Wir werden sehen, Frau Ferner, was die Regierungs-
kommission zur Gesundheitsreform empfehlen wird. Es
kann nur besser sein als die hilflosen und halbherzigen
Vorschläge der SPD.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ulrike Flach [FDP]: Die wir noch gar nicht kennen! – Elke Ferner [SPD]: Es ist keine Sachverständigenkommission, die Sie eingesetzt haben!)


Diese Vorschläge gehen zulasten der Patienten und der
Heilberufe. Wir als Freie Demokraten werden sie nicht
mittragen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Mehr Geld für die Ärzte, jawohl!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703337200

Nun hat das Wort die Kollegin Dr. Carola Reimann

für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Carola Reimann (SPD):
Rede ID: ID1703337300

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Auch ich erinnere mich, dass wir vor wenigen
Wochen eine Aktuelle Stunde zur schwarz-gelben Ge-
sundheitspolitik hatten.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Zur christlich-liberalen!)


Damals dachte ich, dass das Erscheinungsbild der Regie-
rung insbesondere im Bereich der Gesundheitspolitik
nicht schlimmer werden kann. Aber ich muss feststellen:
Ich habe die Söders, Seehofers, Röslers und Kubickis
unterschätzt; sie können noch schlimmer.


(Ulrike Flach [FDP]: Kubicki hat noch gar nicht dazu gesprochen!)


Während die CSU keine Gelegenheit auslässt, die
Kopfpauschale zu kritisieren, womit sie ja recht hat, lässt
Minister Rösler einen Testballon nach dem anderen auf-
steigen: Einmal ist es eine Kopfpauschale von 29 Euro,
einmal kostet der Sozialausgleich 10 Milliarden Euro im
Jahr, dann wieder nur 5 Milliarden. Ich nehme an, dem-
nächst gibt es einen Vorschlag, dass er gar nichts mehr
kostet, weil er einfach gestrichen wird.





Dr. Carola Reimann


(A) (C)



(D)(B)


(Elke Ferner [SPD]: Das bringt noch Geld rein! – Heiterkeit und Beifall bei der SPD)


Ab und an verkündet dann der Minister via BILD-Zei-
tung, dass man bald oder demnächst, auf jeden Fall
ziemlich schnell und unmittelbar in den nächsten Wo-
chen, direkt vor Ostern oder später, etwas zu den Arznei-
mitteln vorlegen wolle; aber von der Regierungskom-
mission dürfe man erst einmal keine Ergebnisse
erwarten.

Wer jetzt dachte, dass angesichts dieser Ankündigun-
gen nun die große Ruhe und Besonnenheit aufkommt,
der kennt die schwarz-gelben Koalitionäre schlecht:
Kubicki will auf die CSU einhauen – O-Ton –, bis die
Schwarte kracht, und Herr Söder sorgt gleich einmal am
Anfang der Woche dafür, dass Herrn Kubickis Gewalt-
fantasien weiter Nahrung finden.


(Heiterkeit bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Während sich die Regierungskommission gerade
noch vom anstrengenden Fototermin letzte Woche er-
holt, prescht Söder mit einem Bayern-Konzept vor. Den
Grund dafür liefert er wieder via Presse – O-Ton –, die
FDP-Kopfpauschale sei nicht umsetzbar,


(Elke Ferner [SPD]: Das stimmt!)


und es sei – ein weiteres Zitat – „falsch, wenn man
80 Millionen Deutsche sozusagen zu Versuchskaninchen
von Gesundheitsideologie macht“.


(Elke Ferner [SPD]: Auch da hat er recht! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wo er recht hat, hat er recht!)


Einen Tag später ist es aber gar kein Bayern-Konzept
mehr, sondern – so Landesgruppenchef Friedrich – nur
noch eine „Ideenskizze“ von Söder. Diese, so beklagt
dann der Kollege Straubinger in der Thüringer Allgemei-
nen,


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Danke!)


hätte besser in der Kommission besprochen werden sol-
len. Gemeint ist aber nicht die Regierungskommission,
um das eben schnell klarzustellen, sondern die CSU-Ge-
sundheitskommission. Die gibt es auch noch, und ihr
Vorsitzender ist Söder.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Ich bin ganz verwirrt! – Elke Ferner [SPD]: Das ist sehr verwirrend bei Ihnen!)


– Ja, das stiftet Verwirrung.

Heute hören wir von Herrn Singhammer, dass er dem
Söder-Vorschlag noch zu Teilen zustimmt.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Wenn Sie so viel lesen, kommen Sie gar nicht mehr zum Arbeiten an Ihrem eigenen Konzept, Frau Reimann!)


Dieses ganze „Kasperletheater“ – so nennt es ja Herr
Zöller – könnte ganz amüsant sein, ginge es dabei nicht
um die Zukunft der Krankenversicherung von 80 Millio-
nen Bürgerinnen und Bürgern, und da hört der Spaß
dann doch auf.

(Beifall bei der SPD)


Das scheint auch der Patientenbeauftragte der Bundesre-
gierung so zu sehen, der eben mit diesem „Kasperlethea-
ter“ zitiert wird, ebenso mit den Worten, die hier auch
schon gefallen sind, dass er davon „die Schnauze voll“
hat.

Wenn ein so ruhiger und besonnener Mensch wie
Kollege Zöller solche Ausdrücke verwendet, was sollen
dann die Menschen, die Millionen von Versicherten den-
ken? Ich bin mir sicher – das sind nicht meine Worte; ich
bleibe bei den Worten von Herrn Zöller –, dass sie eben-
falls die Schnauze voll haben: von den immer neuen An-
kündigungen und von endlosen Debatten in immer
schrilleren Tönen, bei denen am Ende nichts, aber auch
gar nichts herauskommt.


(Beifall bei der SPD)


Deshalb kann ich Ihnen nur raten: Beenden Sie dieses
Kopfpauschalenchaos und kümmern Sie sich endlich um
die wirklichen Probleme und Herausforderungen im Ge-
sundheitswesen, statt sich krampfhaft aus Angst vor Ge-
sichtsverlust an Ihrer Kopfpauschalenideologie festzu-
klammern. Schon jetzt ist der Schaden groß, den diese
Kopfpauschalendebatte angerichtet hat. Sie verunsichert
die Versicherten und raubt den Verantwortlichen die
Zeit, sich wirklich um die drängenden Fragen zu küm-
mern.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Da sind Sie ja schon einsichtig!)


Zu zentralen Aufgabenfeldern der Gesundheitspolitik
hören wir nichts, weil die schwarz-gelben Entschei-
dungsträger mit sich selbst und mit der Kopfpauschale
beschäftigt sind.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Nein, wir sitzen hier, weil Sie dauernd Debatten beantragen! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Sonst wären wir schon fertig!)


Ein Konzept zur drängenden Frage der Gesundheitsver-
sorgung auf dem Land? – Fehlanzeige. Ideen zur Stär-
kung der Prävention, die laut Ihrem Koalitionsvertrag
ein Schwerpunkt sein sollte? – Fehlanzeige. Ich kann die
Liste problemlos weiter fortsetzen: Krankenhäuser, Dro-
gen- und Suchtpolitik, Patientenrechte, Pflege? – Fehl-
anzeige. Weiterentwicklung der Honorarreform? Das ha-
ben wir heute erlebt: Fehlanzeige. Bei den Arzneimitteln
reden wir schon seit Ende letzten Jahres über den Hand-
lungsbedarf, und noch immer haben wir aus dem Minis-
terium kein Konzept vorgelegt bekommen. Ihre Debat-
ten lähmen die Gesundheitspolitik, und das Schlimme
ist: Bei all dem Gezänk merken Sie nicht einmal, dass
Ihnen das komplett aus dem Ruder läuft.

Das Gesundheitssystem wartet nicht, bis Sie mit Ih-
rem Kopfpauschalen-Klein-Klein zu Ende sind. Been-
den Sie das Kasperletheater und packen Sie die wirkli-
chen Probleme an.

Danke.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Harald Weinberg [DIE LINKE])







(A) (C)



(D)(B)


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703337400

Das Wort hat der Kollege Max Straubinger für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1703337500

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

In der vergangenen Legislaturperiode hatten wir immer-
währende Anträge – in diesem Fall von der Linken-Frak-
tion – mit der pauschalen Überschrift „Hartz IV muss
weg“.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Das haben Sie gut erkannt!)


In dieser Legislaturperiode bekommen wir offensichtlich
die ständige Wiederholung von Anträgen der SPD-Bun-
destagsfraktion zur Gesundheitspolitik. Die einzige Än-
derung besteht darin, dass einmal der Kollege
Lauterbach und einmal die Kollegin Ferner eröffnet. Der
Inhalt ist letztendlich Inhaltslosigkeit bei der SPD.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


So haben wir damit auch diese Debatte zu bestreiten.
Es wäre gelegentlich für die SPD sicherlich besser ange-
legte Zeit, mehr über ihr schon lange angekündigtes Ge-
sundheitskonzept nachzudenken. Wenn viele immer sa-
gen, als Regierung und die sie tragenden Fraktionen
seien wir in der Bringschuld, dann mag ich dem zwar zu-
stimmen; nur bin ich überzeugt, dass die Wählerinnen
und Wähler in Nordrhein-Westfalen auch auf die Ergeb-
nisse der Kommission von der SPD und auf ihre Vor-
schläge gespannt sind.


(Elke Ferner [SPD]: Die wissen aber auf alle Fälle, dass es bei uns gerecht zugeht und bei Ihnen nicht!)


Aber sie werden wohlweislich verschwiegen. In der ver-
gangenen gesundheitspolitischen Debatte hat auf eine
diesbezügliche Anfrage des Kollegen Lanfermann die
Kollegin die entsprechende Antwort missen lassen. Sie
hat nur dargelegt: Kommt Zeit, kommt Rat. Das erinnert
mich an ein anderes Sprichwort – –


(Elke Ferner [SPD]: Nein, das habe ich nicht gesagt! Wenn, dann zitieren Sie mich richtig!)


– Wenn es Zeit ist, haben Sie gesagt, Frau Kollegin
Ferner.


(Elke Ferner [SPD]: Wenn wir das für richtig halten!)


Das zeigt aber sehr deutlich, dass Sie ideenlos und kon-
zeptlos sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ewald Schurer [SPD]: Kollege Straubinger, zur Sache!)


Das wird auch heute wieder zutage gefördert.


(Elke Ferner [SPD]: Da sind Sie konzeptlos!)


Die CSU steht und stand in der Vergangenheit für So-
lidarität in der Krankenversicherung. Besonders wir, die
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Frau Kollegin Vogler,
haben diese Solidarität den Bürgerinnen und Bürgern in
den neuen Bundesländern zuteil werden lassen, nämlich
bei der Wiedervereinigung, damit auch die Bürgerinnen
und Bürger in den neuen Bundesländern an einem mo-
dernen medizinischen Versorgungswesen teilhaben kön-
nen


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sieht das Herr Söder auch so?)


und nicht in einem Gesundheitssystem leben müssen, in
dem letztendlich die Funktionäre auf Westarzneimittel
zurückgreifen konnten, während die anderen die Gelack-
meierten waren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb wird sich die CSU auch zukünftig nicht in Soli-
darität und solidarischer Finanzierung des Gesundheits-
systems übertreffen lassen.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Elke Ferner [SPD]: Es ist ganz einfach, Sie da zu übertreffen! Das kann jeder!)


Aber wenn heute hier angeführt worden ist, dass die
Abkopplung von Lohn und Gehalt angeblich sehr
schlimm sei, so muss man eben darstellen, dass es auch
um den Erhalt der Arbeitsplätze und der Wettbewerbsfä-
higkeit unserer Wirtschaft geht. Deshalb gibt es, Herr
Kollege Lauterbach, keinen Dissens zu den Arbeitgebe-
rinnen und Arbeitgebern in unserem Land.


(Elke Ferner [SPD]: Sie ziehen 16 Milliarden aus der Binnennachfrage heraus!)


Wir sind darauf angewiesen, viele qualifizierte Arbeits-
plätze in unserem Land zu haben, damit die hochwertige
medizinische Versorgung der Menschen überhaupt gesi-
chert werden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie wollen in diesem Haus künstlich einen Gegensatz
aufbauen.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Der Gegensatz ist bei Ihren Verhandlungen! Ich bitte Sie!)


Damit wollen Sie kundtun, dass die Solidarität nicht
mehr gegeben ist. Dass wir über 15 Milliarden Euro
Steuermittel in das Gesundheitssystem geben, zeigt die
Solidarität der Besserverdienenden in unserem Land mit
den anderen Bürgerinnen und Bürgern.


(Beifall bei der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Sie wollen ja auch Steuermittel!)


Daher akzeptiere ich solche Konstrukte, die Sie hier dar-
zulegen versuchen, in keiner Weise.

Es geht natürlich um die Frage: Wie können wir das
zukünftige Gesundheitssystem solidarisch, aber auch zu-
kunftsfest finanzieren? Das ist eine spannende Frage, die
die Regierungskommission mit dem Bundesgesundheits-
minister Philipp Rösler an der Spitze beantworten muss.
Die CSU ist an dieser Kommission mit Ilse Aigner an





Max Straubinger


(A) (C)



(D)(B)

der Spitze beteiligt. Meines Erachtens ist es wichtig, erst
die Ergebnisse abzuwarten und dann darüber zu reden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Letztendlich geht es darum.

Ich sage aber auch: Manche Dinge sind in der Theorie
leichter zu formulieren, als in der Praxis umzusetzen.


(Elke Ferner [SPD]: Erste Absetzbewegungen?)


Das mag für ein prämiengestütztes System genauso gel-
ten. Vor allen Dingen sollte man nicht die Hoffnung he-
gen, dass dadurch eine Verbilligung des Systems erreicht
wird.


(Elke Ferner [SPD]: Also wird es noch teurer für die Versicherten!)


Wir wissen auch, dass in der Schweiz, wo es seit
13 Jahren ein Prämiensystem gibt, die Kosten genauso,
vielleicht sogar stärker gestiegen sind als in unserem
Land.

Wir setzen auf Kostendämpfung. Wir setzen darauf,
dass bei den Arzneimitteln eine Kostenreduzierung ein-
tritt.


(Elke Ferner [SPD]: Wo sind denn die Vorschläge?)


Hier werden Vorschläge vom Bundesgesundheitsminis-
ter, von der CDU/CSU-Fraktion und von der FDP-Frak-
tion gemeinsam in den Deutschen Bundestag einge-
bracht.


(Elke Ferner [SPD]: Wann denn?)


Sie können die Beratung dieser Vorschläge begleiten.
Wir laden Sie dazu herzlich ein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Wann denn? Wann wird das sein? Noch vor der Nordrhein-WestfalenWahl?)


Sie sollten konstruktive Vorschläge machen und nicht
Polemik mit Blick auf die Landtagswahl in Nordrhein-
Westfalen betreiben. Ihr Anliegen ist, die Bürgerinnen
und Bürger vor der nordrhein-westfälischen Landtags-
wahl zu verunsichern. Sie glauben, so die Zustimmung
der Bürgerinnen und Bürger zu erreichen.


(Elke Ferner [SPD]: Dann sagen Sie doch, wie hoch die Kopfpauschale sein wird! Dann weiß jeder, woran er ist!)


Ich bin überzeugt, da erliegen Sie einer Fehlkalkula-
tion.


(Elke Ferner [SPD]: Nein, Sie!)


Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703337600

Für die SPD-Fraktion hat das Wort die Kollegin Hilde

Mattheis.


(Beifall bei der SPD)



Hilde Mattheis (SPD):
Rede ID: ID1703337700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Hier wird versucht, mit Lautstärke und mit Ankündigun-
gen


(Maria Michalk [CDU/CSU]: Das müssen Sie Ihren Leuten sagen!)


eine Verteidigungslinie aufzubauen, die spätestens mor-
gen von Ihren eigenen Leuten wieder eingerissen wird.


(Beifall bei der SPD)


Denn Herr Söder und Herr Seehofer werden sich mit Si-
cherheit nicht an das, was Sie hier appellativ von sich
gegeben haben, halten, sondern sie werden weiterhin
über die Presse, wie sie es seit Montag getan haben, ihre
eigenen Forderungen stellen.

Sie konnten sich noch nicht einmal auf eine gemein-
same Gesundheitskommission einigen.


(Ulrike Flach [FDP]: Doch!)


Da muss jemand in München und da muss jemand in
Berlin tagen.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Dürfen Parteien sich keine Gedanken machen?)


– Augenblick, Herr Straubinger. – Sie werden mit Si-
cherheit in den Medien weiterhin Ihre Kämpfe austragen
zulasten der Seriosität unserer Politik.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Eurer Politik bestimmt nicht!)


Das Ansehen der Politik wird durch Ihr Handeln deut-
lich geschädigt.


(Beifall bei der SPD)


Denn die Regierung ist nicht in der Lage, eine einheitli-
che Sprache zu finden und einen Diskussionsprozess zu
gestalten. Vielmehr werden über die Medien Punkte ge-
setzt und Hahnenkämpfe ausgetragen und nichts ande-
res. Die bisherigen Konzepte, die Sie versucht haben
vorzulegen, sollen eines vertuschen: Es sind zwei Va-
rianten einer völlig ungerechten und unsolidarischen Lö-
sung.


(Beifall bei der SPD)


Denn es geht Ihnen darum, dieses System, das von vie-
len international bewundert wird, zu zerschießen. Sie
wollen schlicht und ergreifend


(Elke Ferner [SPD]: Kaputtmachen!)


die Solidarität in diesem Land für dieses Versicherungs-
system auflösen.


(Beifall bei der SPD – Max Straubinger [CDU/ CSU]: Frau Mattheis!)






Hilde Mattheis


(A) (C)



(D)(B)

Was ist das denn anderes, wenn Sie Arbeitgeberbei-
träge einfrieren wollen,


(Heinz Lanfermann [FDP]: Die haben Sie doch selber festgesetzt!)


wenn Sie entweder über eine Kopfpauschale die Kosten-
steigerungen auffangen wollen oder in der zweiten Va-
riante – der von Herrn Söder – darangehen wollen,
neben diesem Bundeseinheitssatz einen speziellen Ein-
heitsbeitrag einkommensabhängig einzuführen? Es ist
nichts anderes, als die Solidarität der Gesunden mit den
Kranken sowie der Reichen mit den Armen in diesem
Land aufzubrechen.


(Beifall bei der SPD)


Diese Solidarität ist international zum Vorbild genom-
men worden. Jenseits des Teiches hat man gegen Lob-
bytruppen erkämpft,


(Ulrike Flach [FDP]: Noch mehr dramatische Diktion geht nicht!)


dass es endlich ein Gesundheitssystem für alle gibt. Man
hat dazu bei uns in Europa, in Deutschland Anleihe ge-
nommen.

Sie machen das genau Umgekehrte: Sie zerschießen
das, was sich andere zum Vorbild genommen haben. Ich
glaube, dass die Bevölkerung dies erkennt, egal ob der
Einzelne der FDP oder der CDU/CSU zugeneigt ist.


(Elke Ferner [SPD]: Das sind nicht mehr viele! Es werden immer weniger!)


Die Frage der Gerechtigkeit ist der Mehrheit der Bevöl-
kerung ein wichtiges Anliegen, egal welcher Partei der
Einzelne zuneigt.

Deshalb müssen Sie sich genau überlegen, welche
Konzepte Sie vorlegen –


(Elke Ferner [SPD]: Deshalb sagen die nicht, was sie wollen!)


wenn Sie überhaupt eines vorlegen – und ob Sie Ihre in-
nerparteilichen und innerfraktionellen Kämpfe in dieser
Art und Weise in aller Öffentlichkeit darstellen.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Langweilig!)


Ich rate Ihnen: Kommen Sie endlich aus Ihrer Startphase
heraus; denn sogar der Präsident des CDU-Wirtschafts-
rates hat heute Morgen im Morgenmagazin gesagt: Diese
Regierung ist enttäuschend.


(Ulrike Flach [FDP]: Ach Gott! – Jens Spahn [CDU/CSU]: Jetzt sind Sie schon mit dem Wirtschaftsrat auf einer Seite!)


Sie sind nicht aus der Startphase herausgekommen. Ich
finde das erstaunlich. Die Enttäuschung hat zwei Farben:
schwarz und gelb.


(Beifall bei der SPD)


Sie sollten sich Ihrer Verantwortung als Regierungsfrak-
tionen sehr wohl bewusst sein.


(Elke Ferner [SPD]: Das werden die nie!)

Vorhin in der Fragestunde haben wir über die Atom-
politik gesprochen.


(Ulrike Flach [FDP]: Oh Gott, jetzt kommt das auch noch!)


Da haben Sie sich noch nicht einmal an Ihre Koalitions-
vereinbarung erinnert. Das Gleiche passiert jetzt bei der
Gesundheitspolitik. Sie erinnern sich neben all den An-
kündigungen noch nicht einmal daran, was Sie im No-
vember miteinander vereinbart haben.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Habe ich doch vorhin vorgelesen!)


Ich glaube, dass die Bevölkerung ein Anrecht auf Ver-
lässlichkeit in der Politik hat, zumindest darauf. Noch
nicht einmal das bieten Sie.

Von daher: Nehmen Sie Vernunft an,


(Elke Ferner [SPD]: Das wird nicht passieren, fürchte ich! Das wäre ja was Neues!)


und versuchen Sie zumindest, den Zwist, den Sie jetzt in
der Öffentlichkeit austragen, an einen runden Tisch zu
bringen. Glauben Sie mir, die Bevölkerung will ein an-
deres Konzept als das der Kopfpauschale.


(Beifall bei der SPD)


Sie will ein anderes Konzept als diesen zusätzlichen pro-
zentual abgeleiteten Beitrag des Herrn Söder.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703337800

Frau Kollegin, ich muss Sie auf die Redezeit auf-

merksam machen.


Hilde Mattheis (SPD):
Rede ID: ID1703337900

Sie will eine Bürgerversicherung, in die alle einzahlen

und in der alle Einkommensarten zur Beitragsbemessung
herangezogen werden. Ich glaube, die Zukunftsaufgabe
dieses Parlaments ist es, für diese Solidarität zu sorgen.

Danke.


(Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703338000

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

Lothar Riebsamen für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Lothar Riebsamen (CDU):
Rede ID: ID1703338100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

Herren! Eigentlich bin ich bisher davon ausgegangen,
dass eine Aktuelle Stunde etwas mit aktuellen Themen
zu tun hat.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: So kann man sich täuschen! – Heinz Lanfermann [FDP]: So kann man sich täuschen!)


Bisher habe ich von Ihnen nur das gehört, was wir im-
mer von Ihnen hören. Sie wollen Verwirrung stiften. Sie





Lothar Riebsamen


(A) (C)



(D)(B)

verwenden den Begriff Kopfpauschale in Verbindung
mit der angeblichen Abkehr von der Solidarität. Das ist
nicht aktuell, sondern das sind Themen von gestern.


(Elke Ferner [SPD]: Auch Herr Söder ist nicht aktuell?)


Das Einzige, was aktuell ist, ist die Tatsache, dass die
Gesundheitspolitik bei uns in guten Händen ist und in
guten Händen bleibt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In Wahrheit geht es Ihnen um etwas ganz anderes. Es
geht Ihnen darum, Ängste zu schüren, indem Sie mit Be-
grifflichkeiten wie Kopfpauschale jonglieren.


(Elke Ferner [SPD]: Dann sagen Sie doch mal, wie hoch die Kopfpauschale sein soll!)


Sie errichten einen Popanz. Sie machen einen Wirbel um
dieses Thema. Sie brauchen diesen Wirbel, um von Ihren
eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken.


(Elke Ferner [SPD]: Ihnen ist das unangenehm, dass das beim Namen genannt wird!)


Das ist keine Aktuelle Stunde, das ist ein durchschauba-
res Manöver.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das einzig Gute an dieser Debatte ist, dass wir Gelegen-
heit haben, das eine oder andere mit großer Geduld und
in kleinen Schritten geradezurücken, und zwar so lange,
bis es jeder von Ihnen – jeder von Garmisch bis Flens-
burg – verstanden hat.


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Das kann dauern! – Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Herr Lanfermann, oder was?)


Ich will einige wichtige Punkte anführen:

Der Begriff Kopfpauschale ist falsch.


(Elke Ferner [SPD]: Aber es ist eine!)


Wir reden nicht von einer Kopfpauschale. Auch die Be-
hauptung, wir verließen das Solidarsystem, ist falsch.
Die Vorstellung, die bisherige sogenannte solidarische
Finanzierung sei rein solidarisch gewesen, ist erst recht
falsch.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Bitte wachen Sie auf, und erkennen Sie endlich den
Ernst der Lage.

Eine Kopfpauschale steht nicht zur Debatte. Eine
Kopfpauschale würde bedeuten, dass jeder – vom Kind
bis zum Greis – den gleichen Beitrag in dieses System
einzahlen muss. Das wollen wir nicht. Das will niemand.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Rösler doch!)


Stattdessen wollen wir einen über die Progression im
Steuersystem finanzierten effizienten und gerechten So-
zialausgleich.

(Beifall bei der FDP – Elke Ferner [SPD]: Wer soll denn mehr Steuern zahlen?)


Sie sollten den Menschen keinen Sand in die Augen
streuen und nicht Begriffe verdrehen.


(Elke Ferner [SPD]: Das machen ja Sie!)


Es wäre viel vernünftiger, Sie würden Ihre Energie in
eine sachliche Debatte investieren;


(Elke Ferner [SPD]: Wir sind jederzeit bereit! – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie hoch wird die Kopfpauschale bei der Beitragsbemessungsgrenze?)


aber Sie haben selber kein Konzept. Wir werden uns
nicht davon abhalten lassen, das Richtige zu tun.


(Elke Ferner [SPD]: Doch, wir werden Sie davon abhalten!)


Besonders tragisch ist, dass immer wieder der Ein-
druck erweckt wird, als sei bereits die jetzige Finanzie-
rung der gesetzlichen Krankenversicherung rein solida-
risch.


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Das sagt niemand!)


Sie wissen ganz genau, dass es aufgrund der mehr oder
weniger willkürlich gewählten Beitragsbemessungs-
grenze eine Tatsache ist, dass ein Angestellter, dessen
Gehalt nahe an der Beitragsbemessungsgrenze liegt, un-
ter Umständen seinen Chef, der doppelt so viel verdient,
und seine Familienversicherung subventionieren muss.
Das ist eine Tatsache. Genau das wollen wir verbessern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Wollen Sie jetzt auch noch die Familienversicherung abschaffen?)


Weiterhin geht es darum, die steigenden Lohnneben-
kosten zu senken.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Arbeitgeberpartei!)


Es geht nicht darum – wie es bei Ihnen immer anklingt –,
die Arbeitgeber zu entlasten.


(Elke Ferner [SPD]: Wollen Sie die Familienversicherung abschaffen?)


Wir wollen nicht die Arbeitgeber entlasten, sondern die
Lohnnebenkosten senken,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


um gerade in Zeiten der Krise – aus der wir uns wieder
herauszukommen bemühen müssen – Arbeitsplätze zu
sichern.


(Elke Ferner [SPD]: Sagen Sie doch, wie hoch die Kopfpauschale werden soll!)


Das Fazit ist: An wirklichen Reformen kommen wir
nicht vorbei. Es gibt kein bloßes Weiter-so. Diesen Ein-
druck erwecken Sie bei den Menschen, und das ist nicht
richtig. Wir stehen vor enormen Herausforderungen. Das
wissen wir als Koalition, und das wissen wir auch inner-
halb der Union. Aber Sie sind nicht an Lösungen interes-





Lothar Riebsamen


(A) (C)



(D)(B)


siert, sondern Sie haben Freude daran – man könnte auch
meinen, Schadenfreude –, dass es ein durchaus steiniger
Weg ist, auf den wir uns begeben.


(Elke Ferner [SPD]: Ich habe am Wochenende doch nicht den Söder gegeben!)


Dessen sind wir uns sehr wohl bewusst. Wir gehen die
Probleme an, wir wollen sie lösen, und wir stellen uns
den Herausforderungen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Auf allen Ebenen!)


Darum ist die Verantwortung bei uns in weit besseren
Händen. Wir wollen ein Gesundheitssystem mit mehr
Transparenz für mündige Bürger, die sich mit ihrer Ver-
sicherung identifizieren. Identifizieren können sie sich
mit ihrer Krankenversicherung aber nur, wenn sie sie
auch verstehen.


(Elke Ferner [SPD]: Wenn Sie fertig sind, haben die Leute keine Krankenversicherung mehr, die sie bezahlen können!)


Deswegen brauchen wir dringend mehr Transparenz und
weniger Beschäftigungsfeindlichkeit. Dann werden wir

letztlich auch ein gerechteres System haben. Dafür ar-
beiten wir.


(Elke Ferner [SPD]: Das glaubt ja keiner!)


Politik ist die Kunst des Möglichen. Ich bin mir si-
cher: Die Regierungskommission wird sogar das ver-
meintlich Unmögliche möglich machen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1703338200

Die Aktuelle Stunde ist beendet.

Damit sind wir am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Donnerstag, 25. März 2010, 9 Uhr,
ein.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend und schließe
die Sitzung.