Protokoll:
16219

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 219

  • date_rangeDatum: 6. Mai 2009

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 19:18 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/219 Ilse Aigner, Bundesministerin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Ilse Aigner, Bundesministerin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . Ilse Aigner, Bundesministerin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Ilse Aigner, Bundesministerin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Ilse Aigner, Bundesministerin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Heinrich Jordan (CDU/CSU) . . . . . Ilse Aigner, Bundesministerin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde (Drucksachen 16/12816, 16/12845) . . . . . . . . Dringliche Frage 1 Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Grund für den kurzfristigen Abbruch einer mit 200 deutschen Polizistinnen und Polizis- ten vorbereiteten Aktion zur Befreiung der Geiseln des Frachters „Hansa Stavanger“ und Auswirkungen für die weitere Planung 23845 B 23846 B 23846 C 23846 D 23847 A 23847 B 23847 C 23848 A 23848 B 23848 D 23851 A 23851 B Deutscher B Stenografisch 219. Sitz Berlin, Mittwoch, d I n h a l Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung Absetzung des Tagesordnungspunktes 10 . . . Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung: Handlungs- konzept der Bundesregierung zur Weiter- entwicklung der ländlichen Räume . . . . . . Ilse Aigner, Bundesministerin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Ilse Aigner, Bundesministerin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . S I F I H I U I D 23843 A 23843 B 23843 C 23843 D 23843 D 23844 B 23844 C 23845 A Ilse Aigner, Bundesministerin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23848 D undestag er Bericht ung en 6. Mai 2009 t : abine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . lse Aigner, Bundesministerin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ranz-Josef Holzenkamp (CDU/CSU) . . . . . lse Aigner, Bundesministerin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . lse Aigner, Bundesministerin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lse Aigner, Bundesministerin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Max Lehmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 23849 A 23849 C 23849 C 23849 D 23850 A 23850 B 23850 C 23850 C 23850 D Antwort Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23851 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 Zusatzfragen Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Mündliche Frage 1 Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Voraussichtliche Lohnentwicklung im Jahr 2009 mit und ohne Verlängerung des Kurz- arbeitergeldes Antwort Hartmut Schauerte, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 4 Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Höhe und Zeitpunkt des Abflusses von Mitteln aus dem Investitions- und Tilgungs- fonds für die im zweiten Konjunkturpro- gramm beschlossenen Zukunftsinvestitionen für die Kommunen zu den Schwerpunkten Infrastruktur und Bildungsinfrastruktur Antwort Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 5 Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Grund für den zögerlichen Mittelabfluss beim Investitions- und Tilgungsfonds Antwort Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 9 Sabine Zimmermann (DIE LINKE) Berufung von Mitgliedern des nach dem Mindestarbeitsbedingungsgesetz zu bilden- den Hauptausschusses und Vereinbarung von Mindestentgelten für Callcenter vor Ablauf der 16. Wahlperiode Antwort Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Z S M S Z P a o B A F Z S M M E v f B t A M Z M M M Z lu P r A M M D A s 2 I A U Z D 23851 D 23852 B 23852 D 23853 A 23853 D 23853 D 23854 A 23855 A 23855 D usatzfragen abine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . ündliche Frage 10 abine Zimmermann (DIE LINKE) ulässiger maximaler Zeitrahmen von der rüfung der Tarifbindung durch den Haupt- usschuss bis zum Erlass einer Rechtsver- rdnung zu Mindestarbeitsentgelten einer ranche ntwort ranz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen abine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . ündliche Frage 15 arkus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ntschließung des Europäischen Parlaments om 23. April 2009 zum Vorschlag der Emp- ehlung einer europäischen Maßnahme im ereich seltener Krankheiten und Bewer- ung durch die Bundesregierung ntwort arion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen arkus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) ündliche Frage 16 arkus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) eitpunkt der voraussichtlichen Behand- ng der Entschließung des Europäischen arlaments vom 23. April 2009 im Minister- at und Haltung der Bundesregierung dazu ntwort arion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Fragen 17 und 18 r. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) npassung des Personenbeförderungsge- etzes an die neue EU-Verordnung 1370/ 007; Interimslösung für die Zeit bis zum nkrafttreten geänderter Bestimmungen ntwort lrich Kasparick, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen r. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23855 D 23856 A 23856 C 23857 B 23857 C 23858 A 23858 D 23859 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 III Mündliche Frage 21 Hellmut Königshaus (FDP) Gründe für die Abwicklung eines „Hava- rieverkehrs“ mit Güterzügen auf der An- halter Bahn zwischen dem Bahnhof Süd- kreuz und dem Berliner Außenring Antwort Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 22 Hellmut Königshaus (FDP) Erhöhte Lärmemission sowie geplante Lärm- schutzmaßnahmen entlang der Anhalter Bahn zwischen den Bahnhöfen Südkreuz und Teltow bzw. Teltow Stadt Antwort Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 27 Inge Höger (DIE LINKE) Ausweitung der Bekämpfung von Piraten auch auf das somalische Festland Antwort Günter Gloser, Staatsminister für Europa . . . . Zusatzfragen Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 28 Inge Höger (DIE LINKE) Maßnahmen der Bundesregierung gegen Raubfischerei und Giftmüllentsorgung vor der somalischen Küste Antwort Günter Gloser, Staatsminister für Europa . . . . Zusatzfragen Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Meinungsver- schiedenheiten in der Bundesregierung zu Steuersenkungsvorhaben . . . . . . . . . . . . . . . Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . G D L A F E R O B T E C e d ( H D M J W M C R I J T a b 23859 D 23860 B 23861 A 23861 B 23862 A 23862 B 23862 C 23862 D 23863 B 23863 C 23864 D 23866 A abriele Frechen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . aurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU) . . . . . . lexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lorian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . einhard Schultz (Everswinkel) (SPD) . . . . . tto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . agesordnungspunkt 3: rste Beratung des von den Fraktionen der DU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs ines Gesetzes zur Bekämpfung der Kin- erpornographie in Kommunikationsnetzen Drucksache 16/12850) . . . . . . . . . . . . . . . . . artmut Schauerte, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . artin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . örn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . olfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ichaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . hristoph Waitz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . enate Gradistanac (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . ngo Wellenreuther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . ürgen Kucharczyk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 4: ) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Carl-Ludwig Thiele, Jens Ackermann, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Stärkung der Steuerautono- mie in den Ländern (Erbschaftsteuerre- formgesetz) (Drucksachen 16/10309, 16/12072) . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses – zu dem Antrag der Abgeordneten Carl- Ludwig Thiele, Frank Schäffler, Dr. Hermann Otto Solms, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Keine Steuererhöhung bei der Erb- schaftsteuer – Gesetzentwurf zur Reform des Erbschaftsteuer- und Bewertungsrechts zurückziehen 23867 C 23868 D 23869 D 23871 A 23872 B 23873 B 23874 B 23875 C 23876 D 23877 D 23878 A 23878 D 23879 D 23881 B 23882 D 23884 A 23885 B 23886 B 23887 B 23888 C 23889 C IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, Ulla Lötzer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Den Reichtum umverteilen – für eine sozial ge- rechte Reform der Erbschaftsbe- steuerung – zu dem Antrag der Abgeordneten Christine Scheel, Dr. Gerhard Schick, Britta Haßelmann, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Eckpunkte für eine gerechte Reform der Erbschaft- und Schenkungsteuer (Drucksachen 16/7765, 16/3348, 16/8185, 16/12072) . . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Christian Freiherr von Stetten (CDU/CSU) . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 5: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Regelung von Abscheidung, Transport und dauerhafter Speiche- rung von Kohlendioxid (Drucksache 16/12782) . . . . . . . . . . . . . . . b) Bericht des Ausschusses für Bildung, For- schung und Technikfolgenabschätzung ge- mäß § 56a der Geschäftsordnung: Tech- nikfolgenabschätzung (TA) CO2-Abscheidung und -Lagerung bei Kraftwerken Sachstandsbericht zum Monitoring „Nachhaltige Energieversorgung“ (Drucksache 16/9896) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Horst Meierhofer, Gudrun Kopp, Michael Kauch, weiterer Ab- g l C ( S H H E B M M T a b c d e 23889 C 23890 A 23891 A 23892 D 23894 D 23896 B 23897 C 23898 B 23899 A 23899 D 23902 A 23903 A 23903 D 23904 B 23905 D 23906 A eordneter und der Fraktion der FDP: Recht- iche Grundlagen für die Einführung von CS-Technologien unverzüglich schaffen Drucksache 16/11751) . . . . . . . . . . . . . . . . . igmar Gabriel, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . artmut Schauerte, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . va Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . ärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 6: ) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Dritter Bericht zur Umsetzung des Bo- logna-Prozesses in Deutschland (Drucksache 16/12552) . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Uwe Barth, Cornelia Pieper, Patrick Meinhardt, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Umsetzung der Bologna-Beschlüsse kri- tisch begleiten (Drucksache 16/11910) . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Krista Sager, Priska Hinz (Herborn), weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Bologna-Reform verbessern – Studienqualität erhöhen und soziale Dimension stärken (Drucksache 16/12736) . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu dem An- trag der Abgeordneten Cornelia Hirsch, Dr. Petra Sitte, Volker Schneider (Saarbrü- cken), weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Neuregelung des Hochschulzugangs und der Hochschul- abschlüsse als Impuls zur Hochschulöff- nung und Qualitätsentwicklung nutzen (Drucksachen 16/2796, 16/12831) . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Hirsch, Dr. Petra Sitte, Volker Schneider (Saarbrücken), weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Für einen sozialen Europäischen Hochschulraum – zu dem Antrag der Abgeordneten Krista Sager, Kai Gehring, Priska Hinz 23906 A 23906 B 23908 B 23909 C 23910 D 23911 C 23912 D 23914 A 23915 C 23915 C 23915 D 23915 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 V (Herborn), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Den Bologna-Prozess voran- bringen – Qualität verbessern, Mo- bilität erleichtern und soziale Hürden abbauen (Drucksachen 16/5246, 16/5256, 16/12832) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 7: Beschlussempfehlung und Bericht des Rechts- ausschusses – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Wolfgang Nešković, Karin Binder, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Rehabilitierung für die Verfolgung und Unterdrückung einvernehmlicher gleichgeschlechtlicher Handlungen in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demo- kratischen Republik und Entschädi- gung der Verurteilten – zu dem Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Kerstin Andreae, Birgitt Bender, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Rehabilitierung und Entschädigung der nach 1945 in Deutschland wegen homo- sexueller Handlungen Verurteilten (Drucksachen 16/10944, 16/11440, 16/12371) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Finanzmarkt- und der Versi- cherungsaufsicht (Drucksache 16/12783) . . . . . . . . . . . . . . . . . Leo Dautzenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Flosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . Jörg-Otto Spiller (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 9: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Kai Gehring, Ekin Deligöz, Katrin Göring- Eckardt, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein- gebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 38) (Drucksache 16/12344) . . . . . . . . . . . . . . . b T E C w E ( N R W D D C T A S E t b Ü v U ( i Z A V A N w c A ( S D M S 23916 A 23916 D 23917 A 23918 A 23918 A 23919 A 23919 D 23920 C 23921 A 23921 C 23922 B ) Erste Beratung des von den Abgeordneten Kai Gehring, Ekin Deligöz, Katrin Göring- Eckardt, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Herabsetzung des Wahlalters im Bun- deswahlgesetz und im Europawahlge- setz (Drucksache 16/12345) . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 12: rste Beratung des von den Fraktionen der DU/CSU und der SPD eingebrachten Ent- urfs eines Gesetzes zur Änderung des nergiesteuergesetzes Drucksache 16/12851) . . . . . . . . . . . . . . . . . orbert Schindler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . einhard Schultz (Everswinkel) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . altraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 11: ntrag der Abgeordneten Mechthild Dyckmans, abine Leutheusser-Schnarrenberger, Jörg van ssen, weiterer Abgeordneter und der Frak- ion der FDP: Vorschlag für einen Rahmen- eschluss des Rates über die Europäische berwachungsanordnung in Ermittlungs- erfahren innerhalb der Europäischen nion (Ratsdok. 17002/08) Drucksache 16/12733) . . . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 3: ntrag der Abgeordneten Jerzy Montag, olker Beck (Köln), Ekin Deligöz, weiterer bgeordneter und der Fraktion BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN: Europäische Über- achungsanordnung rechtsstaatlich absi- hern – Stellungnahme gemäß Artikel 23 bsatz 3 des Grundgesetzes Drucksache 16/12856) . . . . . . . . . . . . . . . . . iegfried Kauder (Villingen-Schwenningen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Carl-Christian Dressel (SPD) . . . . . . . . . echthild Dyckmans (FDP) . . . . . . . . . . . . . evim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 23922 C 23922 D 23922 D 23923 D 23924 A 23925 A 23925 C 23926 B 23926 D 23927 A 23927 A 23927 D 23928 C 23929 D VI Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 13: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Uwe Barth, Ulrike Flach, Cornelia Pieper, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: Solide Grundlage für Hochschulpakt – Beitrag zur syste- matischen Verbesserung der Hoch- schullehre – zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Hirsch, Volker Schneider (Saarbrücken), Dr. Petra Sitte und der Fraktion DIE LINKE: Hochschulpakt II für mehr Qualität, soziale Öffnung und zur Ausfinanzierung des deut- schen Hochschulsystems vereinba- ren – zu dem Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Krista Sager, Priska Hinz (Herborn), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Hochschulpakt in gesamt- staatlicher Kooperation zu einem wirksamen Pakt für mehr und bes- sere Studienplätze entwickeln (Drucksachen 16/10327, 16/11178, 16/10881, 16/12828) . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu dem An- trag der Abgeordneten Kai Gehring, Priska Hinz (Herborn), Krista Sager, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Mehr Qualität für die Hochschulen (Drucksachen 16/649, 16/12833) . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu dem An- trag der Abgeordneten Kai Gehring, Krista Sager, Priska Hinz (Herborn), wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Gute Lehre an allen Hochschulen gewährleisten, he- rausragende Hochschullehre prämieren (Drucksachen 16/8211, 16/12830) . . . . . . Monika Grütters (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . Jürgen Kucharczyk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Barth (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . K T A W te N D r f ( B M D K M N B A L A M I M r l t A D A M C K d z A A A M D H i e 23930 C 23931 C 23931 D 23931 D 23932 A 23933 D 23934 D 23935 B 23936 C ai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . agesordnungspunkt 14: ntrag der Abgeordneten Monika Lazar, infried Hermann, Katrin Göring-Eckardt, wei- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN: Alle Formen von iskriminierungen thematisieren – Bürger- echte von Fußballfans stärken – Für einen riedlichen und integrativen Fußballsport Drucksache 16/12115) . . . . . . . . . . . . . . . . . ernd Heynemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . artin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . etlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . atrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . onika Lazar (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 ündliche Frage 2 na Lenke (FDP) aßnahmen der Bundesregierung resultie- end aus der Repräsentativumfrage „Al- einerziehende: Lebens- und Arbeitssitua- ion sowie Lebenspläne“ ntwort r. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 ündliche Frage 3 ornelia Hirsch (DIE LINKE) onkrete Schritte der Bundesregierung in er Umsetzung der Ziele des Bologna-Pro- esses ntwort ndreas Storm, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 ündliche Frage 6 r. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) andlungsspielraum für Steuersenkungen n den nächsten Jahren in Anbetracht zu rwartender hoher Nettoneuverschuldung 23937 B 23938 D 23939 A 23940 C 23941 C 23942 C 23943 A 23944 C 23944 D 23945 A 23945 D 23946 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 VII Antwort Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Mündliche Frage 7 Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) Vorlage des Berichts der Bundesregierung über die Lage behinderter Menschen und die Entwicklung ihrer Teilhabe für die 16. Legislaturperiode Antwort Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Mündliche Frage 8 Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) Sachgerechte Beantwortung der Frage zur Berliner Vermittlungsagentur JobLife Antwort Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Mündliche Frage 11 Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Höhe des Rentenversicherungsbeitragssat- zes für das Jahr 2010 bei Änderung der Rentenformel bzw. bei Ausschluss einer Senkung des aktuellen Rentenwertes sowie Folgen für die langfristige Entwicklung des Beitragssatzes Antwort Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 8 Mündliche Frage 12 Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Pandemievorkehrungen in den letzten Jah- ren und Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung der sogenannten Schweine- grippe Antwort Marion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A M E B n r r A M A M B I R M b A M A M V M r e U A A A M D Z B A A A M S I g „ A 23947 A 23947 D 23947 C 23947 D 23948 A nlage 9 ündliche Frage 13 lisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ewertung des vom sogenannten Schwei- egrippenvirus ausgehenden Gesundheits- isikos im Vergleich zu anderen Grippeer- egern ntwort arion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 10 ündliche Frage 14 ettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) nformation aus Mexiko rückkehrender eisender über die Schweinegrippe und aßnahmen zur Verhinderung der Aus- reitung dieser Infektionskrankheit ntwort arion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 11 ündliche Frage 19 eronika Bellmann (CDU/CSU) autberechnung in Deutschland und de- en Vereinbarkeit mit den Vorgaben des inschlägigen Rechts der Europäischen nion ntwort chim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 12 ündliche Frage 20 r. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) ahlung von Boni an den ausgeschiedenen ahnchef Hartmut Mehdorn ntwort chim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 13 ündliche Frage 23 ylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) m Januar 2009 vereinbarte Rahmenbedin- ungen für die Arbeit der Arbeitsgruppe Optionenvergleich“ zum Atommülllager sse II 23948 C 23948 D 23949 A 23949 C VIII Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 Antwort Astrid Klug, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 14 Mündliche Frage 24 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Forschungsvorhaben und Forschungszweck im Zusammenhang mit den im Atommüll- lager Asse II eingelagerten Großtierkada- vern Antwort Astrid Klug, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 15 Mündliche Frage 25 Veronika Bellmann (CDU/CSU) Entwicklung des Programms zur Förde- rung von Investitionen zur Verminderung von Umweltbelastungen im Ausland Antwort Astrid Klug, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 16 Mündliche Frage 26 Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Verschärfung von Reisewarnungen durch das Auswärtige Amt nach Angriffen auf Kreuzfahrtschiffe vor der Küste Somalias Antwort Günter Gloser, Staatsminister für Europa . . . . Anlage 17 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Unterrichtung: Dritter Bericht zur Umset- zung des Bologna-Prozesses in Deutschland – Antrag: Umsetzung der Bologna-Beschlüsse kritisch begleiten – Antrag: Bologna-Reform verbessern – Studienqualität erhöhen und soziale Di- mension stärken – Beschlussempfehlung und Bericht: Neure- gelung des Hochschulzugangs und der Hochschulabschlüsse als Impuls zur Hoch- schulöffnung und Qualitätsentwicklung nutzen – Beschlussempfehlung und Bericht zu den Anträgen: ( A D U C K A A Z d d – – ( D D J W A Z – – ( S K G D K 23949 D 23950 A 23950 B 23950 C – Für einen sozialen Europäischen Hoch- schulraum – Den Bologna-Prozess voranbringen – Qualität verbessern, Mobilität erleich- tern und soziale Hürden abbauen Tagesordnungspunkt 6 a bis e) nette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . we Barth (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . ai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . ndreas Storm, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 18 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Beschlussempfehlung und des Berichts zu en Anträgen: Rehabilitierung für die Verfolgung und Unterdrückung einvernehmlicher gleich- geschlechtlicher Handlungen in der Bun- desrepublik Deutschland und der Deut- schen Demokratischen Republik und Ent- schädigung der Verurteilten Rehabilitierung und Entschädigung der nach 1945 in Deutschland wegen homose- xueller Handlungen Verurteilten Tagesordnungspunkt 7) r. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Carl-Christian Dressel (SPD) . . . . . . . . . örg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 19 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung: Entwurf eines ... Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 38) Entwurf eines Gesetzes zur Herabsetzung des Wahlalters im Bundeswahlgesetz und im Europawahlgesetz Tagesordnungspunkt 9 a und b) tephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . laus Uwe Benneter (SPD) . . . . . . . . . . . . . . isela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . ai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . 23951 A 23952 A 23954 C 23955 D 23956 C 23957 C 23959 A 23959 D 23960 D 23961 D 23962 C 23964 A 23965 B 23966 A 23967 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 23843 (A) ) (B) ) 219. Sitz Berlin, Mittwoch, d Beginn: 13.0
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    (D Berichtigung 216. Sitzung, Seite 23487 (D), letzter Absatz: Der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in Nordrhein-Westfalen misst TMDD seit 2005 in seinem Gewässerunter- suchungsprogramm und weist diesen Stoff seitdem in Flüssen des Landes in Konzentrationen von 0,1 bis 3 µg/l nach. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 23945 (A) ) (B) ) fügen oftmals über Berufserfahrung und sind stärker an ziehenden gerne arbeiten würden – auch unter nicht er- werbstätigen Müttern mit Kindern unter drei Jahren ist der Wunsch zu arbeiten weit verbreitet: mehr als die Hälfte von ihnen möchte arbeiten. Alleinerziehende ver- Nešković, Wolfgang DIE LINKE 06.05.2009 Pau, Petra DIE LINKE 06.05.2009 Dr. Scheer, Hermann SPD 06.05.2009 Anlage 1 Liste der entschuldigt * ** A d F c 2 D K 8 e s d l h b A d 1 d d d d d Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.05.2009 Barnett, Doris SPD 06.05.2009* Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.05.2009 Becker, Dirk SPD 06.05.2009 Bodewig, Kurt SPD 06.05.2009 Borchert, Jochen CDU/CSU 06.05.2009 Dörflinger, Thomas CDU/CSU 06.05.2009 Ernstberger, Petra SPD 06.05.2009 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 06.05.2009 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 06.05.2009* Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 06.05.2009 Dr. Geisen, Edmund FDP 06.05.2009 Gleicke, Iris SPD 06.05.2009 Hänsel, Heike DIE LINKE 06.05.2009 Hill, Hans-Kurt DIE LINKE 06.05.2009 Humme, Christel SPD 06.05.2009 Irber, Brunhilde SPD 06.05.2009 Dr. Jahr, Peter CDU/CSU 06.05.2009 Krichbaum, Gunther CDU/CSU 06.05.2009 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 06.05.2009 Lehn, Waltraud SPD 06.05.2009 Lührmann, Anna BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.05.2009 S D D S D A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO nlage 2 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die rage der Abgeordneten Ina Lenke (FDP) (Drucksa- he 16/12816, Frage 2): Welche Maßnahmen plant die Bundesregierung resultie- rend aus den Erkenntnissen der Repräsentativumfrage „Al- leinerziehende: Lebens- und Arbeitssituation sowie Lebens- pläne“ – Herbst 2008 –, um die Lebens- und Arbeitssituation von Alleinerziehenden zu verbessern? Wie Sie wissen, machen Alleinerziehende fast 0 Prozent aller Familien mit Kindern unter 18 Jahren in eutschland aus. Von den insgesamt 2,2 Millionen indern aus Alleinerziehendenhaushalten leben rund 00 000 Kinder mit einem Armutsrisiko. Bei Allein- rziehenden sind die fehlende oder eine nur einge- chränkte Erwerbsbeteiligung, die Zahl und das Alter er Kinder und eventuell ausbleibende Unterhaltszah- ungen wesentliche Einflussfaktoren für niedrige Haus- altseinkommen und für den häufig lang dauernden Ver- leib in prekären Einkommenslagen. 42 Prozent der lleinerziehendenhaushalte sind hilfebedürftig im Sinne es SGB II. In diesen 650 000 Haushalten lebt circa Million Kinder. Längsschnittuntersuchungen zeigen, ass Alleinerziehende das gegenüber den anderen Be- arfsgemeinschaften höchste Risiko einer im Zeitverlauf auerhaften Hilfebedürftigkeit haben. Aktuelle Befragungen – unter anderem auch die in er Frage erwähnte Allensbach-Befragung – zeigen, ass fast zwei Drittel der nicht erwerbstätigen Alleiner- chily, Otto SPD 06.05.2009 r. Schui, Herbert DIE LINKE 06.05.2009 r. Stinner, Rainer FDP 06.05.2009** trothmann, Lena CDU/CSU 06.05.2009 r. Tabillion, Rainer SPD 06.05.2009 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 23946 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 (A) ) (B) ) beruflicher Weiterbildung interessiert als Mütter in Paar- haushalten. Sie sind hochmotiviert, ihren Lebensunter- halt selbst zu erwirtschaften. Ausgehend von der vielschichtigen Bedarfslage der Alleinerziehenden im SGB II kann es die eine zielfüh- rende Maßnahme für eine nachhaltige Arbeitsmarktinte- gration nicht geben. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und das Bun- desministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) wollen gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit (BA) im Rahmen einer kooperativen Partnerschaft und im Rah- men ihrer Zuständigkeiten die Perspektiven für Allein- erziehende für eine gelingende Arbeitsmarktintegration verbessern. Dazu werden kontinuierlich Daten und For- schungserkenntnisse zur Lebenssituation von Allein- erziehenden und zur Identifizierung geeigneter sozial-, arbeitsmarkt- und familienpolitischer Ansatzpunkte in Deutschland sowie im internationalen Vergleich gesich- tet und ausgewertet. Neben der bereits erwähnten Befra- gung von Alleinerziehenden durch das Institut für De- moskopie Allensbach Ende 2008, hat das BMFSFJ im Dezember 2008 wichtige Erkenntnisse in einem Monitor Familienforschung „Alleinerziehende in Deutschland“ und im März 2009 in einem Dossier „Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Alleinerziehende“ veröffentlicht. Das BMAS wird für die Jahre 2009 bis 2011 ein interna- tional vergleichendes Forschungsprojekt zur Arbeits- marktintegration und zur sozioökonomischen Situation von Alleinerziehenden ausschreiben. Am 26. Mai 2009 wird vom BMAS, BMFSFJ und der BA in Kooperation die Fachtagung „Perspektiven für Alleinerziehende – Fachtagung im SGB II“ in Berlin durchgeführt. Im Mittelpunkt der Tagung stehen innova- tive und praxisgerechte Impulse zur Stärkung Allein- erziehender mit guten Beispielen in den Bereichen Be- schäftigung, Qualifizierung, Kinderbetreuung, Beratung/ Fallmanagement sowie Netzwerkbildung. ARGEn, Lokale Bündnisse, MGHs und andere relevante Akteure werden sich intensiv austauschen und miteinander disku- tieren. Wir wissen, dass Alleinerziehende in ihrer Lebenssi- tuation ein funktionierendes Backup benötigen, eine be- darfsgerechte und zielgenaue Unterstützung. In einem vom BMFSFJ im April 2009 gestarteten, einjährigen Modellprojekt mit zwölf Pilotstandorten werden bei- spielhaft stabile und nachhaltige Netzwerkstrukturen zur wirksamen Integration von Alleinerziehenden in den Ar- beitsmarkt etabliert. Im Kern geht es um ein besseres Ineinandergreifen von eher fallbezogener Arbeit der Arbeitsagenturen mit Netzwerken, die infrastrukturbezo- gene Akzente setzen. Dabei soll die Kooperation zwi- schen SGB-II-Einrichtungen und anderen Akteuren wie Unternehmen, Verbänden, Kammern, Organisationen und Bildungs- sowie Jugendhilfeträgern, bestehenden familienpolitischen Netzwerken wie Lokalen Bündnis- sen für Familie und Mehrgenerationenhäusern im Sinne der Bildung von Produktionsnetzwerken weiterentwi- ckelt werden. Die Projekte decken im Rahmen ihrer Netzwerke ver- schiedene Ziele ab, unter anderem sollen zentrale Anlaufstellen für Alleinerziehende in den Gemeinden ein- gerichtet, passende Beratungsangebote für Alleinerzie- h T F d d f e I v u s e c m r s 6 f u a E p G v I A d d ( Q Ö d d s h u s B D f l p d Z ( 2 (C (D ende, die in die Erwerbstätigkeit wechseln, geschaffen, eilzeitausbildungen entwickelt und die Betreuungs- und ördersituation für Kinder von Alleinerziehenden ab em ersten Lebensjahr verbessert werden. Im Rahmen es Modellprojektes werden Umsetzungsempfehlungen ür die Netzwerkarbeit in der Fläche sowie Handlungs- mpfehlungen für die Politik erarbeitet. Das BMAS hat im April 2009 den Aufruf für den deenwettbewerb „Gute Arbeit für Alleinerziehende“ eröffentlicht. Ziel des Wettbewerbs ist die Entwicklung nd Verbreitung von Praxisansätzen, die zu einer verbes- erten Arbeitsmarktintegration hilfebedürftiger Allein- rziehender führen und deren Erwerbs- und Verdienst- hancen erhöhen. Projekte zu diesem Ideenwettbewerb müssen sich indestens einem der Handlungsschwerpunkte Aktivie- ung, Integration in Erwerbstätigkeit und soziale und be- chäftigungsbezogene Stabilisierung zuordnen lassen. Für den Ideenwettbewerb stehen insgesamt bis zu 0 Millionen Euro aus ESF- und Bundesmitteln zur Ver- ügung. Damit sollen mindestens 60 Projekte auf lokaler nd regionaler Ebene gefördert werden. Die Ausschreibung für den Ideenwettbewerb erfolgt uf der Grundlage der Rahmenrichtlinie für thematische SF-Projektförderungen des BMAS für die Förder- eriode 2007 bis 2013. Gesucht werden Projekte von rundsicherungsstellen oder Projekte unter Beteiligung on Grundsicherungsstellen. Bewerbungsschluss für die nteressenbekundungen ist der 8. Mai dieses Jahres. nlage 3 Antwort es Parl. Staatssekretärs Andreas Storm auf die Frage er Abgeordneten Cornelia Hirsch (DIE LINKE) Drucksache 16/12816, Frage 3): Welche konkreten Schritte will die Bundesregierung um- setzen, um zentrale Ziele des Bologna-Prozesses wie bei- spielsweise die soziale Öffnung der Hochschulen oder die Steigerung der Mobilität innerhalb Deutschlands sowie Euro- pas zu erreichen, wie dies der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung Andreas Storm erklärt (Pressemitteilung vom 29. April 2009)? Bund und Länder haben für Deutschland durch die ualifizierungsinitiative die Voraussetzungen für die ffnung der Hochschulen geschaffen. Das Ziel, die Stu- ienanfängerquote auf 40 Prozent zu steigern, ist mit erzeit 39,3 Prozent in greifbare Nähe gerückt. Die mas- ive Ausweitung der BAföG-Leistungen mit einer Erhö- ung der Förderung um 10 Prozent und der Freibeträge m 8 Prozent befördert die soziale Öffnung der Hoch- chulen. Weitere konkrete Maßnahmen sind im Dritten ericht zur Umsetzung des Bologna-Prozesses in eutschland (Bundestagsdrucksache 16/12552) aufge- ührt. Die studentische Mobilität von und nach Deutsch- and hat sich seit der Einführung des Bologna-Prozesses ositiv entwickelt. So gingen 1999 49 000 deutsche Stu- ierende ins Ausland; 2006 waren es bereits 83 000. Die ahl der ausländischen Studierenden in Deutschland Bildungsausländer) erhöhte sich im Zeitraum 1999 bis 007 von 108 000 auf 178 000. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 23947 (A) ) (B) ) Die internationale Mobilität von Studierenden und Wissenschaftlern wird in Deutschland bereits lange und erfolgreich durch erweiterte BAföG-Leistungen und durch den DAAD und die europäischen Mobilitätspro- gramme gefördert. Mit der Umstellung auf die neuen Studienstrukturen sind teilweise Anpassungen bei der Art der Förderung sinnvoll und wurden schon vorge- nommen. So fördert der DAAD verstärkt Doppel- abschlussprogramme (Joint Degrees) und Hochschul- kooperationen. Die Hochschulen haben zudem die Möglichkeit, Mobilitätsfenster in den Studienprogram- men einzubauen, um die Mobilität zu erleichtern. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Frage der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) (Drucksache 16/12816, Frage 6): Sieht die Bundesregierung in Anbetracht einer Netto- neuverschuldung von über 50 Milliarden Euro einen Hand- lungsspielraum für Steuersenkungen in den nächsten Jahren, und, wenn ja, wie könnten diese Steuersenkungen finanziert werden? Die Bundesregierung hat durch die bereits auf den Weg gebrachten beiden Konjunkturpakete und das Fami- lienleistungsgesetz zur Stabilisierung von Beschäftigung und Wachstum beigetragen, indem auch Nachfrage sti- mulierende Maßnahmen beschlossenen wurden. Hierzu zählen beispielsweise die steuerlichen Entlas- tungen bei der Einkommensteuer durch die Senkung des Eingangssteuersatzes, die Anhebung des Grundfreibetra- ges, Kinderfreibetrages und Kindergeldes sowie die Ausweitung der steuerlichen Förderung von Handwer- kerleistungen. Die Wiedereinführung der Pendlerpau- schale und die ab 2010 vorgesehene verbesserte Berück- sichtigung von Vorsorgebeiträgen für den Kranken- und Pflegeversicherungsschutz sind zwei weitere Maßnah- men, die zur Entlastung der Steuerpflichtigen führen. Darüber hinaus sieht die Bundesregierung derzeit keinen Spielraum für umfassende Steuersenkungen. Auch die Reform der Verschuldungsregeln, auf die wir uns im Rahmen der Föderalismusreform II geeinigt haben, geht von einer fundamentalen Einsicht aus: Weder steigende Ausgaben noch sinkende Einnahmen des Staates dürfen auf Dauer über eine weiter steigende Kreditaufnahme fi- nanziert werden. Wer Netto-Entlastungen fordert, muss also sagen, wie er sie finanzieren will. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Franz Thönnes auf die Frage des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) (Drucksache 16/12816, Frage 7): Wann wird die Bundesregierung ihren Bericht über die Lage behinderter Menschen und die Entwicklung ihrer Teil- habe für die 16. Wahlperiode, welcher im März 2009 vorge- legt werden sollte (siehe auch Antwort der Bundesregierung h f m r i i u A d d ( a N v v A d d N d f a S m A Ü v B s w s d (C (D auf die schriftliche Frage 27 des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert, Bundestagsdrucksache 16/10076), dem Deutschen Bundestag übergeben? Der Bericht der Bundesregierung über die Lage be- inderter Menschen und die Entwicklung ihrer Teilhabe ür diese Legislaturperiode liegt im Entwurf vor. Er uss zunächst jedoch noch innerhalb der Bundesregie- ung abgestimmt werden. Die Ressortabstimmung wird n Kürze eingeleitet, sodass der Bericht voraussichtlich m Juni 2009 vom Kabinett beschlossen werden kann nd anschließend dem Bundestag vorgelegt wird. nlage 6 Antwort es Parl. Staatssekretärs Franz Thönnes auf die Frage es Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) Drucksache 16/12816, Frage 8): Wann wird die Bundesregierung die Fragen zur Berliner Vermittlungsagentur JobLife – siehe Antwort der Bundes- regierung vom 25. Februar 2009 zu den Fragen 1 bis 4 aus der Kleinen Anfrage der Fraktion Die Linke zur „Kontrolle der Tätigkeit privater Arbeitsvermittler durch die Bundesagentur für Arbeit“, Bundestagsdrucksache 16/11837, laut der die Er- mittlungen noch nicht abgeschlossen sind – sachgerecht be- antworten? Die Bundesregierung hat die Fragen sachgerecht be- ntwortet. Auf die Antwort zu der gleichlautenden Frage r. 34 aus der Fragestunde des Deutschen Bundestages om 25. März 2009 wird verwiesen. Die Sachlage ist un- erändert. nlage 7 Antwort es Parl. Staatssekretärs Franz Thönnes auf die Frage er Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk (BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/12816, Frage 11): In welcher Höhe muss der Beitragssatz für das Jahr 2010 festgesetzt werden, wenn die Rentenformel nach den Plänen vom Bundesminister für Arbeit und Soziales, Olaf Scholz, ge- ändert würde bzw. wenn eine Senkung des aktuellen Renten- werts für das Jahr 2010 ausgeschlossen würde, und welche Folgen hätte das für die mittel- und langfristige Entwicklung des Beitragssatzes? Die Bundesregierung geht nach der Neueinschätzung er gesamtwirtschaftlichen Eckwerte davon aus, dass die ür die Rentenanpassung relevanten Löhne pro Kopf uch in diesem Jahr steigen werden und es nicht zu einer enkung des aktuellen Rentenwerts im Jahr 2010 kom- en würde. Das gesetzgeberische Ausschließen einer bsenkung des aktuellen Rentenwerts mit dem im brigen die Anpassungsformel nicht verändert wird, ist ielmehr eine vertrauensbildende Maßnahme. Auf der asis der Neueinschätzung der Eckwerte kommt die ge- etzgeberische Ergänzung im Jahr 2010 nicht zur An- endung. Somit ergeben sich weder Folgen für die Fest- etzung des Beitragssatzes für das Jahr 2010 noch für essen mittel- und langfristige Entwicklung. 23948 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 (A) ) (B) ) Anlage 8 Antwort der Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk auf die Frage der Abgeordneten Elisabeth Scharfenberg (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/12816, Frage 12): Haben die Bundesregierung und die Bundesländer in den letzten Jahren ausreichende Pandemievorkehrungen getroffen, und welche Maßnahmen hält die Bundesregierung für sinn- voll, um eine Ausbreitung der sogenannten Schweinegrippe zu verhindern? Bund und Länder sind auf eine Pandemie vorbereitet. Der gemeinsame Nationale Influenzapandemieplan von Bund und Ländern wurde erstmals Anfang 2005 und eine aktualisierte Fassung 2007 veröffentlicht. Der Nationale Pandemieplan enthält eine Reihe von Maß- nahmen, Aufgaben und Handlungsempfehlungen, erläu- tert die wissenschaftlichen Zusammenhänge der Pande- mieplanung, diente als Grundlage für die Planungen der letzten Jahre und für das aktuelle Vorgehen. In der gegenwärtigen WHO-Phase 5 wurde unter an- derem die Überwachung des Krankheitsgeschehens in- tensiviert. Reisende aus Mexiko und den USA werden über Symptome und Verhaltensmaßgaben informiert, da- mit Infizierte und Kontaktpersonen schnell identifiziert werden können. Von nicht erforderlichen Reisen nach Mexiko wird abgeraten. Hygieneempfehlungen wurden veröffentlicht. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, eine schnelle Ausbreitung des neuen Influenzavirus zu ver- hindern. Aufgrund der Eigenschaften der Influenzaviren ist es dennoch nicht auszuschließen, dass es zu einer weiteren Verbreitung kommen wird. In diesem Fall würde durch weitere Maßnahmen (zum Beispiel Schul- schließungen, Absage von Veranstaltungen) versucht werden, die Infektionsrate zu verringern, um die Belas- tung der medizinischen Einrichtungen zu reduzieren und Zeit zur Impfstoffbereitstellung zu gewinnen. Die Bundesregierung hat zudem die wissenschaftli- che Entwicklung von Prototypimpfstoffen für den Influenzapandemiefall gefördert und gemeinsam mit den Ländern durch Vereinbarungen mit den Impfstoffherstel- lern sichergestellt, dass in der Pandemie eine frühest mögliche Bereitstellung eines Impfstoffs für die Bevöl- kerung gewährleistet ist. Ein solcher Impfstoff kann nicht bevorratet werden. Er kann erst produziert werden, wenn das auslösende Virus bekannt ist und für die Impf- stoffproduktion angepasst wurde. Diese Arbeiten wur- den bereits begonnen, ein Impfstoff kann voraussichtlich in drei bis vier Monaten zur Verfügung stehen. Derzeit werden Erkrankte mit antiviralen Medikamenten behan- delt. Anlage 9 Antwort der Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk auf die Frage der Abgeordneten Elisabeth Scharfenberg (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/12816, Frage 13): Wie bewertet die Bundesregierung das Gesundheitsrisiko, das vom sogenannten Schweinegrippenvirus vom Typ H1N1 ausgeht, auch im Vergleich zu anderen Grippeerregern? n E h U U – b f k R z h k g g E n z s A d F N e n l s ( n F S g u e d R A d d ( (C (D Die für Mexiko vorliegenden Zahlen deuten auf eine icht unerhebliche Sterblichkeit in Zusammenhang mit rkrankungen durch das neue Influenzavirus hin. Außer- alb von Mexiko kam es – bis auf einen Todesfall in den SA – bisher zu relativ milden Krankheitsverläufen. Die rsachen für die relativ hohe Sterblichkeit in Mexiko im Vergleich zu den anderen betroffenen Ländern – ist isher unklar. Über die Gefährlichkeit des neuen In- luenzavirus lässt sich daher zum jetzigen Zeitpunkt eine verlässliche Aussage machen. Der Präsident des obert Koch-Instituts hat in seiner Situationseinschät- ung von Sonntag, die weiterhin aktuell ist, auch darauf ingewiesen, dass keine Entwarnung gegeben werden ann. Mit weiteren Erkrankungen in Deutschland müsse erechnet werden. Nach derzeitigem Stand sei das Virus ut übertragbar. Hierzu komme, dass Grippeviren ihr rbgut ständig verändern. Es müsse vor allem die inter- ationale Situation im Auge behalten werden, um auch ukünftig auf neue Entwicklungen rasch und angemes- en reagieren zu können. nlage 10 Antwort er Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk auf die rage der Abgeordneten Bettina Herlitzius (BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/12816, Frage 14): Wie werden aktuell zurückkehrende Personen aus Mexiko über die Schweinegrippe informiert, und wie wird vermieden, dass potenziell Infizierte die Krankheit auch in Deutschland weitertragen? Reisende aus Mexiko werden bereits im Flugzeug mit inem mehrsprachigen Informationsschreiben über die eue Grippe informiert und aufgefordert, sich beim Vor- iegen von grippetypischen Symptomen beim Bordper- onal zu melden. Möglicherweise erkrankte Personen Verdachtsfälle) werden dann am Zielflughafen medizi- isch betreut. Alle weiteren Fluggäste erhalten in diesem all ein weiteres Informationsschreiben, das sie auf die ituation hinweist und sie auffordert, in den nächsten Ta- en auf entsprechende Krankheitssymptome zu achten nd gegebenenfalls einen Arzt aufzusuchen. Zusätzlich rhalten die Passagiere eine „Aussteigerkarte“, auf der ie Personalien festgehalten werden, um eine spätere ückverfolgung zu ermöglichen. nlage 11 Antwort es Parl. Staatssekretärs Achim Großmann auf die Frage er Abgeordneten Veronika Bellmann (CDU/CSU) Drucksache 16/12816, Frage 19): Welche Werte für beispielsweise Autobahnstreckenkilo- meter, Grundstücke etc. – Bezeichnung, prozentualer Anteil und tatsächliche Summe – rechnet die Bundesregierung in die Berechnung der Mauthöhe ein, und ist dies entgegen der Auf- fassung des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung, BGL, der seine Mitgliedsunternehmen zur Maut- zahlung „unter Vorbehalt“ auffordert, im Einklang mit den Vorgaben des einschlägigen Rechts der Europäischen Union? Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 23949 (A) ) (B) ) Die Mautsätze der Lkw-Maut wurden auf Grundlage einer Wegekostenrechnung für die deutschen Bundes- autobahnen festgelegt. Die Wegekostenrechnung wurde im Vorfeld der Mauteinführung im Jahr 2001 erstmalig beauftragt und 2006/2007 aktualisiert. Die seit dem 1. Januar 2009 geltenden Mautsätze basieren auf den Ergebnissen der aktualisierten Wege- kostenrechnung für das Jahr 2010. Im Rahmen des Ge- setzgebungsverfahrens zur Änderung der Mauthöhever- ordnung wurde entschieden – insbesondere um der wirtschaftlichen Situation des Gewerbes Rechnung zu tragen –, von den gutachterlich ermittelten Wegekosten der schweren Lkw einen Betrag von 330 Millionen Euro und für die Jahre 2009/2010 weitere 60 Millionen Euro nicht anzulasten; die Mautsätze sind entsprechend ange- passt. Die Methodik der Wegekostenrechnung, die einbezo- genen Kostenkomponenten, die Verteilung der Kosten auf die Nutzergruppen sowie die Differenzierung der Mautsätze für schwere Lkw ab 12 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht nach Emissionsklassen ist in folgenden zwei Berichten detailliert dokumentiert: Schlussbericht „Wegekostenrechnung für das Bundesfernstraßennetz“, März 2002 und Endbericht „Aktualisierung der Wege- kostenrechnung für die Bundesfernstraßen in Deutsch- land“, 30. November 2007. Beide Berichte sind auf der Homepage des Bundes- ministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung eingestellt. Die Wegekostenrechnung ist sehr umfangreich. Zu- dem wurden die Wegekosten für mehrere ausgewählte Jahre ermittelt. Die aktualisierte Wegekostenrechnung aus dem Jahr 2007 weist die Wegekosten für die Jahre 2005, 2007, 2008, 2010 und 2012 aus. Daher verweise ich für konkrete Daten auf die genannten Berichte, insbesondere auf die jahresbezogenen und nach Nutzer- gruppen differenzierten Übersichten zu den Gesamt- kosten für die Bundesautobahnen sowie auf die jahresbe- zogenen Übersichten zur Kostenallokation für die Bundesautobahnen. Bestandteile der Wegekosten sind die Kapitalkosten und die laufenden Kosten. Die Kapitalkosten umfassen die Abschreibungen auf die Infrastrukturanlagen sowie kalkulatorische Zinsen für das gebundene Kapital; zu den laufenden Kosten zählen der betriebliche Unterhalt, zuzurechnende Kosten der Verwaltung, der Verkehrspo- lizei sowie die Kosten des Mauterhebungssystems. Die Wegekosten werden differenziert nach folgenden Kostenkomponenten ermittelt: Streckenobjekte (Grund- stücke, Erdbau, Tragschicht, Deckenbau), Punktobjekte (Ausstattung, Knoten, Tunnel, Brücken, Meistereien, Rastanlagen) und Betrieb (betrieblicher Unterhalt, Ver- waltung und Polizei, Erhebungssystem Lkw-Maut). Die Wegekostenrechnung für die Bundesautobahnen ist zukunftsorientiert am Ziel der Substanzerhaltung des Autobahnnetzes ausgerichtet, der Zustand der Autobah- nen wird also dauerhaft erhalten. In die Rechnung flie- ßen daher insbesondere Informationen zum aktuellen Zustand des Autobahnnetzes, die Fahrleistungsentwick- lung bzw. die Entwicklung der Nutzungsintensität, die E p B m t f ü s d A d d ( 2 D B e v A d A G R K E b e G a b T t p l U g (C (D ntwicklung der Kosten für Bauleistungen sowie ge- lante und bereits durchgeführte Baumaßnahmen ein. ei der Aktualisierung der Wegekostenrechnung ist der ethodische Ansatz – zukunftsbezogene Kostenkalkula- ion – unverändert geblieben. Die Änderung der Mautsätze zum 1. Januar 2009 er- olgte in Vereinbarkeit mit der Richtlinie 1999/62/EG ber die Erhebung von Gebühren für die Benutzung be- timmter Verkehrswege durch schwere Nutzfahrzeuge in er Fassung der Richtlinie 2006/38/EG. nlage 12 Antwort es Parl. Staatssekretärs Achim Großmann auf die Frage er Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) Drucksache 16/12816, Frage 20): Wird sich die Bundesregierung im Aufsichtsrat der Deut- schen Bahn AG dafür einsetzen, dass der ehemalige Bahnchef Hartmut Mehdorn, der wegen der Überwachung von Bahn- mitarbeitern zurücktreten musste, nach seinem Ausscheiden keine Bonizahlungen erhält, und, wenn nein, wie begründet die Bundesregierung die leistungsabhängige Zahlung für Hartmut Mehdorn, wenn er offensichtlich keine Leistungen mehr für die Deutsche Bahn AG erbringen wird? Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG hat am 5. April 2009 beschlossen, den Vertrag mit Herrn r. Mehdorn als Vorstandsvorsitzendem der Deutschen ahn AG aufzulösen. Im Rahmen seines Ausscheidens rhält Herr Dr. Mehdorn die für diesen Fall vertraglich orgesehenen Leistungen. nlage 13 Antwort er Parl. Staatssekretärin Astrid Klug auf die Frage der bgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 16/12816, Frage 23): Welche neuen Rahmenbedingungen wurden für die Arbeit der Arbeitsgruppe „Optionenvergleich“, AGO, zum Atom- mülllager Asse II im Januar 2009 vereinbart, und welche As- pekte sind bislang vertraglich geregelt? Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und eaktorsicherheit (BMU) wird das Forschungszentrum arlsruhe (FZK) – Projektträger Wassertechnologie und ntsorgung mit der Fortführung der Arbeiten der Ar- eitsgruppe Optionenvergleich (AGO) beauftragen. Der ntsprechende Vertrag wird derzeit verhandelt. FZK übernimmt dabei wie bisher die Funktion der eschäftsstelle und koordiniert die AGO fachlich und dministrativ. Auch die durch die Asse II Begleitgruppe enannten Experten werden weiterhin im Rahmen der ätigkeiten der AGO beschäftigt. Die AGO wird folgende Aufgaben übernehmen: Ers- ens. Wissenschaftliche Begleitung des Entscheidungs- rozesses für ein Stilllegungskonzept. Zweitens. Erstel- ung von Stellungnahmen zu vorhabensrelevanten nterlagen und drittens Beratung der Asse II Begleit- ruppe zu fachlichen Fragen. 23950 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 (A) ) (B) ) Anlage 14 Antwort der Parl. Staatssekretärin Astrid Klug auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/12816, Frage 24): Auf welche Forschungsvorhaben gehen die im Atommüll- lager Asse II eingelagerten Großtierkadaver zurück, und wel- chem Forschungszweck dienten die Vorhaben jeweils? Die damalige Kernforschungsanlage Jülich (KFA, heute: Forschungszentrum Jülich) hat in der ersten Hälfte der 1970er-Jahre Fässer mit radioaktiven Abfäl- len in die Schachtanlage Asse II gebracht. Dabei waren auch einige Fässer, die unter anderem „mumifizierte Tierkadaver“ enthielten. Die dazu gehörenden Begleit- listen weisen aus, dass die Tiere kontaminiert waren. Deshalb durften sie seinerzeit nicht konventionell ent- sorgt werden. Bei den Tieren handelte es sich ausschließlich um Kleintiere. Soweit die Tierkörper aus der medizinischen Forschung der damaligen Kernforschungsanlage stamm- ten, waren es ausschließlich Mäuse. Im Institut für Medi- zin der KFA wurde damals die Wirkung von Strahlung auf Zellen untersucht, darunter auch die Frage einer möglicherweise positiven Wirkung niedriger Dosen. Ein weiteres Thema war die Tumorforschung. Experimentell wurde untersucht, inwieweit Applikationen von Jod-125 die therapeutische Wirkung einer nachfolgenden Tumor- bestrahlung unterstützen. Soweit Abfälle der Landessammelstelle NRW betroffen sind, können nur die damaligen Ablieferer Angaben über die Verwendung der Tiere für Forschungszwecke machen. Anlage 15 Antwort der Parl. Staatssekretärin Astrid Klug auf die Frage der Abgeordneten Veronika Bellmann (CDU/CSU) (Druck- sache 16/12816, Frage 25): Wie entwickelt sich das Programm zur Förderung von In- vestitionen zur Verminderung von Umweltbelastungen im Ausland, Pilotprojekte Ausland – Mittelabfluss in welche konkreten Projekte –, und werden – aktuell und künftig – wei- tere Projekte wie insbesondere die geplanten Windparks in Bozi Dar und Moldava – beide Tschechische Republik – im Rahmen dieser Pilotprojekte mit deutschen Fördermitteln un- terstützt? Im „Programm zur Förderung von Investitionen zur Verminderung von Umweltbelastungen im Ausland“ wer- den vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, BMU, derzeit Haushaltsmittel für folgende Projekte zur Verfügung gestellt: Lettland (Erneuerung der Wärmeversorgung der Stadt Jelgava) in Höhe von insgesamt 728 359,62 Euro (Laufzeit 2007 bis Ende 2009) sowie Polen (Modernisierung des Fernwär- menetzes Zgorzelec einschließlich Rauchgasreinigungs- anlage im Heizwerk ul. Groszowa) in Höhe von insgesamt 2 076 000 Euro (Laufzeit 2008 bis Ende 2010). Auch künftig werden auf Antrag im Rahmen der ver- fügbaren Haushaltsmittel förderfähige Projekte in den n g D v A d g G f a m d A e d w A a a K A (C (D euen EU-Ländern sowie der Türkei aus dem BMU-Pro- ramm unterstützt. Zu den geplanten Windparks in Bozi ar und Moldava liegen dem BMU keine Informationen or. nlage 16 Antwort es Staatsministers Günter Gloser auf die Frage der Ab- eordneten Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 16/12816, Frage 26): Beabsichtigt das Auswärtige Amt, nachdem am Abend des 25. April 2009 ein weiterer Versuch, ein Kreuzfahrtschiff vor der Küste Somalias zu kapern, scheiterte, die Reisewarnungen diesbezüglich zu verschärfen? Das Auswärtige Amt hat seine seit mehreren Jahren ür das Festland von Somalia ausgerufene Reisewarnung m 23. September 2008 auch auf die Gewässer vor So- alia ausgedehnt und warnt eindringlich vor Reisen in ieses Gebiet. Die Reisewarnung ist die schärfste Form, in der das uswärtige Amt vor Aufenthalten in einem Land oder in iner Region warnen kann. Sie ersetzt alle übrigen, unter ieser Schwelle liegenden Reise- und Sicherheitshin- eise des Auswärtigen Amts. Das Auswärtige Amt wird die Situation am Horn von frika und in den angrenzenden Gewässern weiterhin ufmerksam verfolgen und bei Bedarf seine Hinweise npassen. Dabei wird auch die mögliche Gefährdung von reuzfahrtschiffen berücksichtigt werden. nlage 17 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung – Unterrichtung: Dritter Bericht zur Umset- zung des Bologna-Prozesses in Deutschland – Antrag: Umsetzung der Bologna-Beschlüsse kritisch begleiten – Antrag: Bologna-Reform verbessern – Stu- dienqualität erhöhen und soziale Dimension stärken – Beschlussempfehlung und Bericht: Neurege- lung des Hochschulzugangs und der Hoch- schulabschlüsse als Impuls zur Hochschul- öffnung und Qualitätsentwicklung nutzen – Beschlussempfehlung und Bericht zu den Anträgen: – Für einen sozialen Europäischen Hoch- schulraum – Den Bologna-Prozess voranbringen – Qualität verbessern, Mobilität erleich- tern und soziale Hürden abbauen (Tagesordnungspunkt 6 a bis e) Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 23951 (A) ) (B) ) Anette Hübinger (CDU/CSU): Die erste Dekade des Bologna-Prozesses neigt sich dem Ende entgegen. Nicht alle gesetzten Ziele wurden erreicht. In Kenntnis dessen hat die Ministerkonferenz in Leuven am 28. und 29. April 2009 die Fortsetzung und Weiterentwicklung der Umge- staltung der Hochschulausbildung auf Bachelor- und Masterabschlüsse beschlossen. Zwar hinken wir in der Umsetzung im Vergleich zu Italien, den Niederlanden, Norwegen und Großbritannien noch etwas hinterher, doch sind in Deutschland zum Sommersemester 2009 76 Prozent aller Studiengänge auf die gestufte Studien- struktur umgestellt. Bezogen auf das Wintersemester 2007/2008 bedeutet dies, dass mehr als 600 000 Studie- rende in Bachelor- und Masterstudiengänge eingeschrie- ben sind. Für diese jungen Menschen tragen wir, unsere Kollegen in den Bundesländern und die deutschen Hoch- schulen eine große Verantwortung. Wir sind geradezu verpflichtet, die Bologna-Reform mit Augenmaß und Weitsicht weiterzuentwickeln. Der Bund stellt sich im Rahmen seiner Regelungs- kompetenz dieser Verantwortung. Genannt seien bei- spielhaft der Hochschulpakt, die Änderungen bei der Mitnahmemöglichkeit des BAföGs bei Auslandsstudium oder die Einführung von Aufstiegsstipendien für beruf- lich Qualifizierte. Auch bei der Mobilität wollen wir die in Leuven vereinbarte Zielmarke von 20 Prozent bis 2020 übertreffen. Wir wollen, dass bis 2020 die Hälfte der Studierenden während des Studiums Auslandserfah- rung sammeln. Bei einer derzeitigen Quote von 23 Pro- zent ist das ehrgeizig, aber erreichbar. Nach den Beschlüssen von Leuven wird die soziale Dimension des Bologna-Prozesses in den nächsten Jah- ren im Vordergrund stehen. Auch hier sind wir auf einem guten Weg. Denn wir haben bereits Maßnahmen in Be- zug auf die Steigerung des Frauenanteils in den soge- nannten MINT-Fächern und für eine höhere Bildungsbe- teiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund ergriffen. Der „Nationale Aktionsplan Soziale Dimen- sion“ in Verbindung mit der Qualifizierungsinitiative bietet eine vielversprechende Grundlage für die zukünf- tige Entwicklung in diesen wichtigen Fragestellungen. Leicht wird übersehen, dass Europa mit dem Bologna- Prozess eine internationale Vorreiterrolle übernommen hat. Die Grundidee des Prozesses und viele seiner an- gewendeten Instrumente finden international große Be- achtung. Mit dem Projekt „Tuning USA“ wird in drei Bundesstaaten der Bologna-Prozess im Pilotverfahren übernommen. Aber um den Bologna-Prozess zu einem allseits anerkannten Erfolg zu machen, muss in vielen Punkten nachgebessert werden. Dieser Verantwortung müssen sich alle Beteiligten stellen. Viele Probleme sind nicht der Bologna-Idee an sich zuzuschreiben, sondern in erster Linie der teilweise ein- fach schlechten Umsetzung. Aus meiner Sicht lassen sich die grundlegenden Schwierigkeiten stichpunktartig in folgenden drei Kategorien zusammenfassen: den in- ternationalen Austausch hemmende Mobilitätshinder- nisse, zu gedrängte Curricula in den Studiengängen und mangelnde Anerkennung von – insbesondere im Aus- land erworbenen – Studienleistungen und Qualifikatio- nen. Gemeinsam ist diesen drei Punkten, dass sie – in g g v w A H c e z d d e d v P A a k g s i D D A d r g d m t V P k f W g A n a s w d N a g t D b m ß h S (C (D ewisser Weise – einander bedingen. Hier muss drin- end nachgebessert werden. Es ist nicht hinnehmbar, dass die Mobilität infolge on Zeitmangel im Bachelorstudium noch schwieriger ird. Es darf kein Grundsatzproblem sein, wenn ein uslandsaufenthalt von einem halben Jahr geplant ist. ier sind ganz eindeutig die Hochschulen gefragt, wel- he schon jetzt „Mobilitätsfenster“ in die Studienstruktur inbauen können, diese möglichen Freiräume aber zur- eit noch unzureichend nutzen. Doch auch der inner- eutsche Hochschulwechsel wird durch die starke Aus- ifferenzierung in der Bachelorphase eher erschwert als rleichtert. Genauso wie die Auslandsmobilität bedarf iese Problematik einer kritischen Revision. Weiterhin wird immer noch über die 1:1-Übertragung on „alten“ in die „neuen“ Studiengänge geklagt, eine raxis, die den Bologna-Zielen einer berufsorientierten usbildung im Bachelorstudiengang zuwiderläuft. Es ist uch kein Geheimnis, dass es in der Praxis Schwierig- eiten beim Thema Anerkennung der Studienleistungen ibt. Da dies indirekt auch ein Mobilitätshindernis dar- tellt, muss auch hier dringend nachgebessert werden. Neben den soeben angesprochenen Problemen möchte ch zwei weitere Punkte herausgreifen, bei denen es im etail Verbesserungsbedarf gibt: Erstens zählt dazu das Problem der Studienabbrecher. iese Thematik verfolgt uns schon seit Jahrzehnten. uch wenn die ersten Zahlen auf Basis der neuen Stu- ienstruktur darauf hindeuten, dass sich die Quote leicht ückläufig entwickelt, gibt es Handlungsbedarf. Lösun- en bietet der Bologna-Prozess selbst an, welche unter en Stichworten „Betreuungsverhältnis“ und „Qualitäts- anagement“ umrissen werden können. Zweitens darf auch das deutsche Akkreditierungssys- em nicht ungenannt bleiben. Schlankere und effizientere erfahren wären sicherlich bei der Beschleunigung des rozesses hilfreich. Bei aller Kritik geraten leider die positiven Auswir- ungen infolge des Bologna-Prozesses aus dem Blick- eld. Hochschulen qualifizieren heute nicht nur für die issenschaft, sondern haben auch für die Berufsbefähi- ung zu sorgen – einem zentralen Anliegen von Bologna. ktualität der Methoden, Forschungsstand und Praxis- ähe des Studiums wurden vonseiten der Studierenden ls vorteilhaft empfunden. Der Bachelor ist kein Hoch- chulabschluss zweiter Klasse. Es würde sehr helfen, enn auch die Lehrenden dies so kommunizieren wür- en. Bologna ist in der deutschen Hochschullandschaft zur ormalität geworden und hat wichtige Strukturreformen ngestoßen. Als CDU/CSU-Fraktion halten wir die rundlegende Intention für richtig. Wie die Reform wei- erentwickelt werden kann, darüber brauchen wir einen ialog mit allen Beteiligten. Nach meiner Einschätzung efindet sich dieser im vollen Gange und das stimmt ich für die Zukunft optimistisch. Es steht für mich au- er Zweifel, dass die Schaffung eines gemeinsamen ein- eitlichen Hochschulraums der richtige Weg ist. Dieses ignal muss von unserem Hause ausgehen! 23952 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 (A) ) (B) ) Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD): Im Nachgang zur großen Bologna-Folgekonferenz, die kürzlich in Leuven stattgefunden hat, geben wir hier unsere Reden zu Protokoll. Für die SPD-Fraktion heißt das, dass wir in den folgenden Punkten im Einzelnen feststellen wollen: Erstens. Fast zehn Jahre nach dem Beginn des soge- nannten Bologna-Prozesses hat die Konferenz von Leuven gezeigt, wie weit diese Initiative zu einem ge- meinsamen europäischen Hochschulraum mittlerweile ausgreift. Nicht nur, dass aus den ersten 27 Staaten, die seinerzeit beim Beginn des Bologna-Prozesses dabei wa- ren, mittlerweile 46 geworden sind. Nein, auch zahlrei- che Drittstaaten bis hin zu Australien haben in einem as- soziierten Bologna-Forum in Leuven Interesse an den Zielen wie dem System dieser tiefgreifenden Hochschul- reform in Europa gezeigt. Ohne dass hier gleich eine „Bologna-UNO“ am Horizont erscheint, ist dennoch zu konstatieren, dass Europa mit dem Bologna-Prozess of- fensichtlich ein interessantes Modell entwickelt hat und es in der weiteren Folge sehr wohl dahin kommen könnte, dass dieses Modell zum Benchmark in der glo- balen Hochschulwelt werden könnte. Umso wichtiger ist es, dass einerseits alles getan wird, um die Transparenz dieses Prozesses und die Ergebnisse noch weiter zu er- höhen. Wir begrüßen daher, dass in Leuven auch Verab- redungen zu einer Verbesserung des europäischen Hoch- schulstatistikwesens getroffen worden sind. Natürlich wird es entscheidend darauf ankommen, welche Qualität dieses Statistik- und Berichtwesen erreicht. Für die SPD- Bildungs- und Forschungspolitiker darf ich an dieser Stelle noch einmal daran erinnern, dass wir die schroffe Ablehnung eines seinerzeit von der OECD ins Gespräch gebrachten „Hochschul-PISA“ nach wie vor nicht teilen. Ein qualitatives Hochschul-PISA, selbst wenn die Be- dingungen für ein Schul- und ein Hochschul-PISA natür- lich ganz andere sind, ist für uns jedenfalls die bessere Alternative zu einem simplen Hochschulranking, wie es bis dato ins Gespräch gebracht und glücklicherweise aber noch nicht beschlossen worden ist. Wir möchten diese Idee jedenfalls wieder ins Gespräch bringen, denn hilfreich könnte ein solches qualitatives, auf die Trans- parenz von Ergebnissen und Prozessen abgestelltes Hochschul-PISA durchaus sein. Zweitens. Am Anfang des Bologna-Prozesses stand nicht zuletzt die Erwartung, mit einer dualen Struktur von Bachelor und Master den Ausbau des Studiums im Sinne einer Berufsorientierung, einer Wissenschafts- orientierung und einer Strukturierung des Studiums im Sinne von Verkürzung und Stufenbildung zu erreichen. Diese Debatte ist in den bisherigen Bologna-Folgekonfe- renzen vor allem unter der Maßgabe geführt worden, welche Quantitäten man in der Umstellung der Studien- gänge im Sinne dieser Bologna-Struktur erreicht hat. Wir begrüßen es, dass zunehmend auch die Qualität in der Strukturdiskussion mehr Platz gewinnt. Tatsächlich müssen wir uns fragen, ob die besondere Rigidität, mit der in Deutschland die 3+1-Struktur durchgesetzt wor- den ist, sich wirklich als vorteilhaft erweist. Wir begrü- ßen als SPD, wenn es hier zu einer Öffnung kommt, die wieder längere, differenzierte Studienzeiten zulässt, um im Studium mehr Tiefe und Breite zu gewinnen. Außer- d d s d t S z A u „ V k l t R p s l b d b e H n g c m t n d 2 v B s s R M R e s b d s W i d H d o m n s D A B k a l d D s (C (D em halten wir es für sinnvoll, noch einmal sehr intensiv arüber nachzudenken, in welcher Weise die Durchläs- igkeit vom Bachelor- zum Masterstudium erhöht wer- en kann. Dies ist dann nicht nur eine Frage der Kapazi- äten, die hierfür vorgehalten werden, sondern auch der ystematik, zum Beispiel in den Förderwerken bis hin um BAföG. Wir sprechen uns als SPD dafür aus, die ltersgrenzen beim BAföG entsprechend anzuheben nd damit das möglich zu machen, was man quasi als ein Master-BAföG“ bezeichnen könnte. Wenn es zu dieser erbesserung in Breite und Tiefe des Curriculums ommt, um den Kultursminister Olbertz, der Deutsch- and für die Länder bei der Konferenz in Leuven vertre- en hat, zu zitieren, dann erfordert dies auch zusätzliche essourcen, sowohl in räumlicher und materieller wie ersoneller Hinsicht. Als SPD sind wir nach wie vor sehr tolz darauf, im Konjunkturprogramm II hier nicht zu- etzt auf unsere Initiative hin auch durchgesetzt zu ha- en, dass an den über 12 Milliarden, die für den Bil- ungsbereich reserviert sind, die Hochschulen massiv eteiligt werden. Außerdem bekräftigen wir hier noch inmal nachdrücklich unsere Haltung, dass nach dem ochschulpakt I auch ein Hochschulpakt II zwingend otwendig ist, denn 275 000 zusätzliche Studienanfän- er, die wir zum Glück bis 2015 erwarten dürfen, brau- hen auch entsprechende Voraussetzungen, um in einer odernisierten Studienstruktur nach dem Bachelor-Mas- er-System gut studieren zu können. Ich sage hier auch och einmal ausdrücklich, dass die Anhebung der urchschnittlichen Fördersätze pro Studienplatz von 2 000 auf 26 000 Euro für uns ein notwendiger und un- erzichtbarer Beitrag Richtung Qualität in der Lehre ist. eides, die bessere materielle Ausstattung der Hoch- chulen wie die Stärkung der Personalmittel in der Per- pektive des Hochschulprogramms II, müssen auch den aum schaffen, innerhalb der Struktur von Bachelor und aster wieder ausreichend Platz für den kulturellen ahmen des Studiums zu gewinnen. Denn natürlich ist in Studium mehr als eine klassische Ausbildung und ind individuelle Freiheiten und Interessen genauso da- ei zu berücksichtigen wie die Vermittlung eines über as Fach hinausreichenden Kontextes und allgemeinwis- enschaftlichen Verständnisses. Außenminister Frank- alter Steinmeier hat hierzu den Satz geprägt: „Bildung st auf Emanzipation angelegt. Sie erweitert die Freiheit es Einzelnen unmittelbar“. Dies muss auch für die ochschulen der Zukunft gelten können. Drittens. Ein Diskussionsthema in Leuven war, wie as Ziel der Mobilität zwischen verschiedenen Stand- rten bis hin zu Studienzeiten im Ausland weiter opti- iert werden könnte. Die Schwächen, die es aktuell och bei der Anrechnung nach dem ECTS-System gibt, ind offensichtlich nach wie vor noch sehr groß, auch in eutschland. Ohne ein wirklich funktionierendes ECTS- nrechnungssystem würde das Bemühen um mehr reite und Tiefe der Curricula einerseits und der Verstär- ung von Individualisierung von Studiengestaltungen ndererseits sehr schnell an Substanz verlieren. Tatsäch- ich möchten wir von der SPD die Frage aufwerfen, ob ie überwältigende Zahl an Studiengängen, die wir in eutschland reklamieren, immer nur Grund zur Freude ein muss. Wenn mittlerweile 9 510 Bachelor- und Mas- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 23953 (A) ) (B) ) terstudiengänge umgestellt sind und 2 303 noch der Um- stellung harren, wie es aus den jüngsten Sachstandspro- zessen zum Bologna-Prozess ja ablesbar ist, wirft das natürlich gleichzeitig die Frage auf, ob es tatsächlich so viele eigene Studiengänge sein müssen oder ob es nicht genauso ein Anliegen des Bologna-Prozesses sein müsste, die Zahl der Studiengänge zumindest so weit zu reduzieren, dass es dort noch eine Transparenz, eine Überschaubarkeit und eine Vergleichbarkeit zwischen den Studiengängen gibt, an denen sich Breite und Tiefe der Curricula orientieren können, um hier noch einmal Herrn Olbertz zu zitieren. Viertens. Die Absicht des Bologna-Prozesses war auch, über eine Strukturierung des Studiums dazu beizu- tragen, dass sich die Bedeutung, die Qualität und auch letztlich die Effizienz von Lehre im Sinne eines guten Studiums für alle entwickeln kann. Wir halten es für er- freulich, dass das Anliegen der „Guten Lehre für alle“ ein sozialdemokratisches Kernthema, auch in Leuven als ein Schwerpunkt der Beratungen behandelt worden ist. Die Reduktion der Studienabbrüche, die leider immer noch bei 25 Prozent liegen, muss ein vorrangiges Ziel sein. Wir stellen mit Befriedigung fest, dass sich nicht zuletzt der Wissenschaftsrat, aber auch die Hochschul- rektorenkonferenz und letztlich auch die politischen Kräfte wieder mehr darauf konzentrieren, die gute Lehre an den Hochschulen für alle zu entwickeln. Einschlägige Konzepte hierzu liegen vor. Von der SPD-Seite ist be- kannt, dass wir gerade in der Unterfütterung des Bolo- gna-Prozesses wünschen, dass auch der Wissenschaftsrat mit der Einrichtung von didaktischen Zentren und ande- rem noch ehrgeiziger in seinen Zielvorstellungen wird. Auf der anderen Seite beobachten wir hier auch sehr viel positive Eigeninitiative an einzelnen Hochschulen und von engagierten Hochschullehrerinnen und -lehrern. Das Merkmal guter und erfolgreicher Lehre muss ein min- destens gleichberechtigtes Markenzeichen der Hoch- schulen der Zukunft werden. Den Vorschlag des Aus- baus der Personalkapazitäten und ihrer Differenzierung sowie des internationalen Austausches von Hochschul- lehrern wollen wir gerne unterstützen. Mit Comenius, Leonardo da Vinci, Erasmus und Grundtvig hat die EU vier herausragende europäische Gelehrte zu Leitfiguren ihrer Bildungsprogramme gemacht. Im Rahmen des ERASMUS-Programms zum Austausch der Studieren- den ein entsprechendes Programm zum Austausch von Lehrenden zu entwickeln, würden wir von der SPD aus nachdrücklich unterstützen. Ein solches Programm, wir möchten es EINSTEIN-Programm nennen, wäre ein wichtiges Zeichen dafür, dass auch die EU den Bologna- Prozess anerkennt und aufnimmt sowie gleichzeitig die Priorität „Gute Lehre“ durch den Austausch guter Hoch- schullehrer anerkennt und materiell unterstützt. Fünftens. Der Bologna-Prozess sollte, wenn man sich an die ersten Erklärungen erinnert, vor allem auch der europäischen Mobilität und letztlich der Hochschulmo- bilität in einem globalen Wissens- und Forschungsraum dienen. Für diese Mobilität ist die Strukturierung des Studiums bis hin, dass es ein funktionierendes ECTS- System gibt, unmittelbare Voraussetzung. Nur müssen wir feststellen, dass gerade im Jubiläumsjahr vom Stu- d g D U w V S i W b S m Q B l m d l B h p b i t e z d r s d m w Z S s s k B w b t a h D t g d ü a a b B f S z a d p B g d (C (D entenaustauschprogramm ERASMUS erstmals seit län- erem die Teilnehmerzahlen nachhaltig zurückgehen. ie Ursachen dürfen auch in Bezug auf die bisherige msetzung der Bachelor-Master-Struktur nicht ignoriert erden. Sie liegen sicherlich auch in einer zu starken erdichtung des Studiums und Überbeanspruchung der tudierenden, die eben einfach kein Mobilitätsfenster in hren Studienprogrammen vorfinden. Auf diese negative irklichkeit hin hat nun die Konferenz von Leuven mit esonders ehrgeizigen Zielen reagiert. 20 Prozent aller tudierenden sollen danach Auslandserfahrung sam- eln. So weit, so gut. Doch kommt es auch hier auf die ualität der Auslandserfahrung mit an. Die Idee des ologna-Prozesses ist gewesen, das Studium im Aus- and für noch mehr Studenten erfahrbar und gestaltbar zu achen. Billigvarianten dieses internationalen Stu- iums, wie zum Beispiel die Reduzierung des Aus- andsaufenthaltes auf Praktika, würden dem Geist von ologna hingegen nicht mehr entsprechen. Die Gefahr ierfür ist allerdings groß, denn nicht zuletzt das Zusatz- rogramm ERASMUS-Praktikum, bei dem immerhin is zu 400 Euro für berufliche und Praktikumstätigkeiten m Ausland gezahlt werden, hat zwar eine große Attrak- ivität, wie man an den wachsenden Teilnehmerzahlen rsehen kann, aber es hat natürlich keinen Bezug mehr u einem entsprechenden qualitativ hochwertigen Stu- ium. Als SPD möchten wir deshalb nachdrücklich da- auf bestehen, an dieser Stelle vor allem auch dafür zu orgen, dass das klassische ERASMUS-Programm für ie Studierenden wieder stärker nutzbar wird. Dazu uss gehören, dass die ERASMUS-Fördersätze erhöht erden und dass es eben auch von der Struktur und dem eitraster des Studiums her möglich wird, tatsächlich ein emester oder auch weitere Semester im Ausland ohne ystematische Zeitverluste bis hin zum Studienabschluss tudieren zu können. Sechstens. Tatsächlich zeigt sich an den Schwierig- eiten mit der Mobilität, dass die soziale Dimension im ologna-Prozess noch viel stärker mit berücksichtigt erden muss. Denn auch bei der Mobilität ist feststell- ar, dass Studierende mit einem ausreichend starken ma- eriellen Hintergrund ganz andere Möglichkeiten haben, ls es bei der Masse der Studierenden der Fall ist. Des- alb ist es ein großer Verdienst nicht nur seitens des eutschen Studentenwerkes, sondern auch der Studen- enverbände, immer wieder einzufordern, dass zu einem uten Studium für alle eine Gebührenfreiheit des Stu- iums gehört, eine ausreichende materielle Förderung ber gesetzliche Stipendiensysteme wie das BAföG, ein usreichendes Wohnangebot, ausreichende Beratung und uch Kinderbetreuung. Die SPD kann, was Studienge- ühren angeht, nur noch einmal nachdrücklich an alle undesländer appellieren, dem hessischen Beispiel zu olgen und durch Schaden zur Einsicht zu kommen. Die tudiengebühren waren dort eingeführt worden und sind um Glück wieder abgeschafft. Wir wünschen uns dieses uch für andere Bundesländer. Wir werben jetzt schon afür, den ausreichenden studentischen Wohnraum arallel zum Hochschulpakt II auf die Tagesordnung von und, Ländern und Kommunen zu setzen. Dass es uns elungen ist, den studentischen Wohnheimbau auch in as Konjunkturprogramm II hineinzubekommen, ist für 23954 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 (A) ) (B) ) uns nach wie vor ein Erfolg. Gute Beispiele aus einzel- nen Bundesländern, wo dieses dankbar zur Verstärkung der sozialen Dimension aufgegriffen wurde, bestärken uns hierin. Dass Familienfreundlichkeit an Hochschulen immer wichtiger wird, ergibt sich nicht zuletzt aus der Bachelor-Master-Struktur, die ja auch einen längeren Studienprozess in der Verknüpfung von Studium und be- ruflicher Tätigkeit wie ein Teilzeitstudium ausdrücklich mit unterstützen will. Beides erfordert dann aber auch eine entsprechende familien- und kinderfreundliche Hochschule. Schließlich bleibt der eine Zusammenhang signifikant: Wenn im Bologna-Prozess intensiver als frü- her studiert wird und die Studienzeit durch das Studium intensiver ausgefüllt wird, gehen die Möglichkeiten für eine studienbegleitende Erwerbstätigkeit zurück. Umso wichtiger ist es gerade für die Studierenden aus materiell nicht so gut gestellten Familien, dass sie ein ausreichen- des BAföG bekommen. Um es knapp zu sagen: Wer Bologna ernst nimmt, muss für das BAföG immer wie- der neu kämpfen. Noch einige grundsätzliche Bemerkungen zum Schluss: Die Konferenz von Leuven war die letzte Bologna-Folgekonferenz, die noch im Zwei-Jahres- Rhythmus stattgefunden hat. Die nächste Konferenz wird erst in drei Jahren stattfinden. Wir sehen hierin auch ein Stück Normalisierung, dass man der Gefahr des Konferenztourismus dadurch vorbeugend entgehen will. Umso wichtiger wird es sein, das kontinuierliche Be- richtssystem über den Bologna-Prozess gleichwohl bei- zubehalten und qualitativ zu verfeinern. Dabei sollten nicht immer nur Erfolge, sondern auch genauso die Schwächen und die kritischen Punkte im Bologna-Pro- zess mit dargestellt werden. Denn im Vorfeld der 10-jäh- rigen Jubiläumsfeiern, die Anfang 2010 mit Recht vom Kreis der Bologna-Teilnehmer wahrgenommen werden, wird man darauf hinweisen dürfen: Weder die Euphorie, wie sie von einigen zu Beginn dieses Prozesses transpor- tiert worden ist, wird der Komplexität des Bologna-Pro- zesses gerecht, noch die vernichtende Kritik, wie sie im- mer noch besonders aus konservativen Kreisen von Hochschulprofessoren geäußert wird, noch der Attentis- mus, wie er zum Beispiel vom Deutschen Hochschulver- band mit seiner Forderung nach einem Moratorium ver- treten wird. Für ein Moratorium ist keine Zeit mehr, sondern die Hochschulen in Europa und auch darüber hi- naus sind in einem Prozess, der gestaltet werden muss, der aber auch gestaltet werden kann. Weder Professoren und Hochschulangehörige noch Studenten müssen die Hamster im Laufrad sein, um hier den Hochschulver- bandvorsitzenden Kempen zu zitieren. Sie können Hochschule vielmehr gestalten und müssen dies noch viel mehr tun, als es zwischenzeitlich schon von ihnen getan worden ist. Wer nach wie vor unter dem Hum- boldt-Syndrom unbedingt leiden muss, hat Humboldt nicht richtig verstanden. Die Freiheit von Forschung und Lehre in der Einheit von Forschung und Lehre ist durch den Bologna-Prozess ja gerade nicht ausgeschlossen worden, sondern kann von jedem einzelnen Hochschul- angehörigen nach wie vor realisiert werden. So wenig wie zu Humboldts Zeiten selbst diese Freiheit eine abso- lute war, so wenig ist sie es in den veränderten Zeiten ei- ner Hochschule als Großbildungseinrichtung für Millio- n d i V U d d p a A g Z g n B h D T d i u S k s R w u r g m g v m d t g l n a m m d s o s d S h r K g B d D (C (D en von Studierenden. Professor Kleiner, der Präsident er DFG, hat im Magazin des Deutschen Studentenwerks m März dieses Jahres ganz praktisch dargestellt, welche eränderung die Bologna-Reform auch für sein eigenes mgehen mit seinem ganz persönlichen Curriculum be- eutet hat. Er hat Humboldt dadurch ganz praktisch wer- en lassen und gleichzeitig neuen Elan und neuen Im- uls und Freude an Hochschule mit einer guten Lehre für lle Studierenden und mit einer guten Forschung für die llgemeinheit erfahren. Das bleibt im Jahr 10 des Bolo- na-Prozesses die Hoffnung und Verpflichtung für die ukunft: Hochschule praktisch besser zu gestalten. Uwe Barth (FDP): Bologna ist in der Kritik und es ilt derzeit als en vogue, alles, was im Hochschulbereich icht rund läuft – und das ist durchaus einiges –, dem ologna-Prozess anzuhaften. Schlechte Betreuungsver- ältnisse, Leistungsdruck und Mobilitätshemmnisse: er Sündenbock Bologna ist stets zur Hand! Bologna ist in der Kritik und da ist sicher ein guter eil berechtigter Kritik dabei. Manches fällt aber auch in ie Rubrik platte Schuldzuweisung und das Fatale dabei st, dass die wirklichen Ursachen unbenannt bleiben und nter den Tisch fallen. Das ist weder redlich noch in der ache förderlich. Wer so tut, als ob mit der Bologna-Er- lärung vor zehn Jahren der Niedergang unseres Hoch- chulsystems eingeläutet worden sei, der verkennt die ealität. Denn es herrschte auch im Jahr 1999 keines- egs eitel Sonnenschein an den deutschen Hochschulen nd Universitäten. Mit dem realistischen Blick in die Zeit vor zehn Jah- en ist auch erklärt, dass mit den Reformen Hoffnungen eweckt wurden, die – und da sind wir bei den Proble- en – eben nicht alle erfüllt wurden. Manche konnten ar nicht erfüllt werden, sie beruhten offenbar auf Miss- erständnissen oder anderen Kommunikationsproble- en. Manche waren vielleicht überzogen. Wenn man ies alles einmal abzieht und die Sache realistisch be- rachtet, ist die Bilanz besser, als oft dargestellt. Aber auch die, die kritisieren, haben ernsthafte Anlie- en. Wenn der Deutsche Juristen-Fakultätentag sagt, Bo- ogna sei in allen Zielen gescheitert, dann ist das sicher icht richtig. Was hier zum Ausdruck kommt, ist aber uch das Gefühl, eine Reform aufgezwungen zu bekom- en, die man nicht wollte und mit deren Umsetzung an nun auch noch allein gelassen wird. Die in unserem Antrag aufgelisteten Punkte zeigen, ass Politik, Wirtschaft und in weiten Teilen die Hoch- chulen selbst einer ganzen Reihe von Pflichten nicht der nur schleppend nachgekommen sind. Dies muss ich schleunigst ändern! Denn es besteht die Gefahr, ass der Reformprozess auf drei Vierteln des Weges ins tocken kommt und im Dickicht der Bedenken, Vorbe- alte und vagen Ängste stecken bleibt. Aber eine Rolle- ückwärts könnte hier zum Salto mortale werden! Eine ehrtwende ist nicht zu verantworten – gerade jenen ge- enüber, die nach hochwertiger Ausbildung verlangen. und und Länder tragen eine Verantwortung dafür, dass er Bologna-Prozess zu einem guten Ende geführt wird. enn nur so ist sichergestellt, dass die Lebensplanung Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 23955 (A) ) (B) ) und Perspektive von Studierenden nicht in Mitleiden- schaft gezogen wird. Ich bin ein großer Anhänger der Diplomstudiengänge, ich habe selbst einen belegt und erfolgreich beendet, das muss man ja immer mal dazu sagen. Aber die Frage kann doch nicht lauten: Wollen wir Diplom oder Bologna? Deutlicher, drastischer formuliert wird das auch mal so ausgedrückt: Wollen wir unsere guten Di- plomstudiengänge gegen einen minderwertigen Bache- lor oder Master eintauschen? Eine solche Frage ließe nur eine Antwort zu: Nein, das wollen wir natürlich nicht! Die Konsequenz hieße: raus aus dem Reformprozess, und zwar so schnell wie irgend möglich. Wenn eine sol- che Frage ihre Berechtigung hätte, würde dies aber auch bedeuten, dass jene, die diese Reform erdacht und be- schlossen haben, entweder böswillig oder schwachsinnig gewesen wären. Beides mag ich nicht glauben und ein Blick auf die Ziele lässt auch keines von beidem vermu- ten. Es kommt auf die Umsetzung der Reform und die Konzeption von Studienangeboten an – beides unzwei- felhaft Aufgaben der Hochschulautonomie. Hier müssen die Hochschulen selber Hand anlegen und den gegebe- nen Handlungsspielraum nutzen. Es kommt dabei auf die institutionellen Rahmenbedingungen, etwa Landes- hochschulgesetze und Hochschulverträge an, wichtig ist aber vor allem etwas, was uns seitens der HRK in den letzten Jahren immer wieder in Erinnerung gerufen wurde: eine ausreichende finanzielle Ausstattung der Hochschulen. Alle Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausschuss werden sich erinnern, dass die HRK immer wieder darauf hingewiesen hat, dass neben der ohnehin drastischen Unterfinanzierung der Hochschulen ein we- sentliches Problem der Umsetzung von Bologna eben genau darin besteht, dass diese Fundamentalreform der Hochschullehre ohne einen einzigen Euro zusätzlichen Geldes bewerkstelligt werden musste und muss. Die FDP-Fraktion hat beim Hochschulpakt darauf hingewiesen, dass der Ansatz von 5 500 Euro pro Stu- dienplatz und Semester bei tatsächlichen Kosten in Höhe von durchschnittlich 7 300 Euro eine Farce ist. Nun soll in der Nachfolgevereinbarung, sofern sie zustande kommt, der Ansatz auf 6 500 Euro erhöht werden. Dass das auch nicht reicht, ist sofort klar, wird aber schon fast zur Nebensache, wenn wir nun hören, dass Bundes- minister Steinbrück Bedenken angemeldet hat und die Sonderprogramme für Forschung und Hochschulen ins- gesamt, also die Exzellenzinitiative, den Pakt für Inno- vation und Forschung und eben auch den Hochschul- pakt II, unter Haushaltsvorbehalt gestellt sind. Damit gehen ja auch die Befürchtungen der Bildungspolitiker in seiner eigenen Fraktion in Erfüllung, die vor wenigen Wochen vor genau diesem Szenario als Ergebnis des Konjunkturpakets gewarnt hatten. Es ist schon eine Farce, dass die Koalition, ohne mit der Wimper zu zu- cken, für die Abwrackprämie Milliarden bereitstellt, Bil- dung, Wissenschaft und Forschung aber der Haushalts- lage anheimstellt. Ein Skandal! Wir haben schon in unserem Antrag zum Hochschul- pakt II darauf hingewiesen, dass die überhastet zuwege g d a ä h s s z A d g d M t o r h i r n v d d d w t c S H n m w S s g t s s z m m s u n s w d p z h d l s ü F (C (D ebrachten Konjunkturmaßnahmen der Bundesregierung ie langfristig geplanten, durchdachten und mit Sorgfalt bgestimmten Förderprogramme gefährden würden. Es rgert mich persönlich maßlos, wenn ich sehe, wie diese irnrissige Geldverschwendung die Grundlage für einen o dringend notwendigen Substanzaufbau bei Wissen- chaft und Forschung bedroht. Aber es geht ja im Zusammenhang mit der Umset- ung des Bologna-Prozesses nicht nur um eine adäquate usfinanzierung der Studienplätze. Wichtig ist auch, für ie entsprechenden Bedingungen für Studierende zu sor- en. „Bisher aufgetretene Probleme bei der Umsetzung er Bologna-Reform, wie die tendenziell rückläufige obilität der Bachelorstudierenden, steigende Leis- ungs- und Prüfungsanforderungen, zunehmender Stress der geringerer zeitlicher Spielraum für studienfinanzie- ende Erwerbstätigkeit machen adäquate, leistungsfä- ige Service- und Beratungsangebote für Studierende mmer wichtiger“, so formuliert es das DSW und hat echt mit dieser Mahnung. Wir haben uns in verschiede- en Anträgen in dieser Legislatur immer wieder auch für erbesserten Service während, aber auch vor dem Stu- ium ausgesprochen, weil wir wollen, dass erstens jeder, er studieren will und intellektuell dazu in der Lage ist, ies auch tun kann, zweitens jeder, der studieren geht, eiß, was an Anforderungen auf ihn zukommt und drit- ens auch jedem klar ist, welche Chancen ein erfolgrei- her Hochschulabschluss bietet. Wir müssen den Aufbau von Kredit-, Darlehens- und tipendiensystemen unterstützen, um denjenigen eine ilfestellung zukommen zu lassen, die nicht in den Ge- uss von BAföG kommen. Derzeit erhalten gerade ein- al 2 Prozent aller Studenten ein Stipendium – die FDP ill diese Quote auf 10 Prozent steigern. Das treibt die PD auf die Palme. Sie hat das vom nordrhein-westfäli- chen FDP-Innovationsminister Professor Pinkwart vor- elegte Konzept mit allen zur Verfügung stehenden Mit- eln bekämpft. Die Damen und Herren „Genossen“ ollen doch einmal den Stipendiaten erklären, weswegen ie dieses Vorhaben blockieren! Als ob eine leistungsbe- ogene Unterstützung nicht allen Studierenden gleicher- aßen offen stünde! Bologna ist Realität. Da hilft weder Zetern oder Jam- ern noch ein verklärter Rückblick in vermeintlich bes- ere Zeiten. Entscheidend ist, dass die Bedingungen an nseren Hochschulen den Erfordernissen einer moder- en Wissensgesellschaft entsprechen müssen. Denn an- onsten setzen wir die Zukunftsfähigkeit unseres Nach- uchses und des Landes insgesamt aufs Spiel. Und ieses Risiko dürfen wir nicht in Kauf nehmen! Cornelia Hirsch (DIE LINKE): Die Idee eines euro- äischen Hochschulraums ist aus Sicht der Linken nicht u kritisieren! Dass jedoch nicht alles so läuft, wie uns ier gerne weisgemacht wird, scheint inzwischen sogar ie Union zu verstehen. In ihrer heutigen Pressemittei- ung ist zu lesen: „Zum Teil wurden Inhalte von Diplom- tudiengängen eins zu eins in Bachelorstudiengänge bernommen, was eine Überfrachtung der Curricula zur olge hatte. Problematisch ist auch die noch fehlende 23956 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 (A) ) (B) ) Akzeptanz der Bachelor-Abschlüsse.“ Schön, dass end- lich auch das Regierungslager zu verstehen beginnt, was die Linke hier schon mehrfach problematisiert hat: Der Bologna-Prozess wird mangelhaft bis ungenügend um- gesetzt! Viele Studiengänge werden nur umetikettiert, der Prüfungsdruck steigt in ein beinahe unerträgliches Ausmaß und eine demokratische Beteiligung liegt in weiter Ferne. So wird diese Reform kein Erfolg. Wenn der Bologna-Prozess zu einem Erfolg werden soll, dann muss sich in drei zentralen Fragen etwas än- dern. Erstens: Am neu geschaffenen Hochschulraum müs- sen alle gleichermaßen partizipieren können. Das ist bis- her nicht der Fall. Weder konnte die Studierendenquote deutlich erhöht, geschweige denn der Anteil von Studie- renden aus finanzschwachen und bildungsfernen Eltern- häusern gesteigert werden. Er dümpelt auf einem be- schämend niedrigem Niveau. Außerdem befindet sich die Studienfinanzierung trotz der 22. BAföG-Novelle, für die sich die Große Koalition feiern ließ, in einem desolaten Zustand. Die Bedarfssätze und Freibeträge wurden nicht ausreichend erhöht und eine generelle För- derung im Master ist ebenfalls nicht möglich. Die Linke fordert deshalb, dass die soziale Dimension nicht zum Feigenblatt verkommt, sondern endlich ernst genommen wird! Zweitens muss Mobilität tatsächlich und nicht nur in wohlfeilen Erklärungen erhöht werden. Dieses zentrale Versprechen des Prozesses kann die Bundesregierung bisher nicht halten. Es reicht nicht, nur auf die Erfolge der Umstellungsgeschwindigkeit zu verweisen, wenn mittlerweile sogar innerhalb von Deutschland der Wech- sel von Hochschule zu Hochschule immer schwieriger wird. Den Studierenden wurde versprochen, dass sie zu- künftig zwischen Berlin und Madrid wechseln können werden. Nun stellen sie fest, dass nicht mal mehr ein Hochschulwechsel von Berlin nach Frankfurt funktio- niert. Das ist ein Armutszeugnis für die Bundesregie- rung! Und als dritten Punkt muss der Bologna-Prozess zu mehr Qualität im Studium führen. Bisher ist das Gegen- teil der Fall. Im Hauruckverfahren wurde der Prozess in Deutschland eingeleitet und umgesetzt. Die Hochschu- len waren hiermit deutlich überfordert. Die Studierenden wurden viel zu wenig einbezogen, aber vor allem fehlten die notwendigen finanziellen Mittel. Eine qualitative Studienreform geht nur mit deutlich mehr Geld. Deshalb ist es ein Skandal ohnegleichen, dass Bundesfinanzminis- ter Peer Steinbrück die Fortsetzung des Hochschulpaktes auf die Zeit nach der Bundestagswahl verschoben hat. Wie perfide muss man sein, vor wenigen Tagen noch ein Wahlprogramm für die SPD mit einem zentralen Schwerpunkt auf der Bildung auf den Weg zu bringen, um kurz darauf eine Haushaltssperre in diesem Politik- feld zu verhängen? Die Kritik an der Umsetzung allein ist für die Linke aber noch lange nicht ausreichend. Wir kritisieren zu- dem, dass der Bologna-Prozess auf einer falschen Grundlage steht. Er orientiert sich an der EU-Politik und damit an der Lissabon-Strategie. Diese Lissabon-Strate- g g b P s s V w u d F u s t f m u w z s t M u d s h w M f A c t w – a W a c g b l W f A l S tr s z d d s s S g (C (D ie impliziert im Bildungsbereich konkrete Empfehlun- en der EU-Kommission zur Einführung von Studienge- ühren oder für die Erleichterung von Public-Private- artnership-Modellen im Hochschulbereich. Die Linke etzt sich dagegen dafür ein, dass die konsequente Um- etzung der Verpflichtungen aus dem UN-Sozialpakt zur oraussetzung für die Teilnahme am Bologna-Prozess ird. Im UN-Sozialpakt, den fast alle Bologna-Staaten nterzeichnet haben, ist die Gebührenfreiheit des Stu- iums als Ziel verankert. Bisher lehnten alle anderen raktionen unser Ansinnen ab. Das zeigt nicht nur, wie nwichtig ihnen internationale Verpflichtungen sind, ondern auch, wie halbherzig gerade SPD oder Grüne atsächlich gegen Studiengebühren eintreten. Die Linke ordert europaweite Gebührenfreiheit der Bildung! Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ein ge- einsamer europäischer Hochschulraum ist ein starkes nd visionäres Ziel für die junge Generation. Darin sind ir uns sicher alle einig. Ein erfolgreicher Bologna-Pro- ess könnte daher einen wichtigen Beitrag für das tat- ächliche Zusammenwachsen unseres Kontinents leis- en. Die Umstellung auf das zweistufige Bachelor- und astersystem sollte grenzenlose Mobilität ermöglichen nd zu einem Treiber für eine echte Studienreform wer- en. Zum zehnten Geburtstag der Bologna-Reform müs- en wir aber konstatieren: Die Bilanz ihrer Umsetzung ierzulande ist durchwachsen. Einerseits sind mittler- eile drei Viertel aller Studiengänge auf Bachelor und aster umgestellt. Andererseits sind wesentliche Re- ormziele wie mehr Mobilität der Studierenden, bessere nerkennung von Studienleistungen, geringere Abbre- herquoten, höhere Studienqualität und eine bessere Be- reuung der Studierenden noch immer nicht erreicht oder urden sogar deutlich verfehlt. Es zeigt sich, dass es trotz aller Anstrengungen an den Hochschulen vor Ort – uch im zehnten Umsetzungsjahr noch immer ein weiter eg von Bologna nach Deutschland ist. Dafür gibt es uch im Bologna-Bericht der Bundesregierung zahlrei- he Belege. Zu einer ehrlichen Bilanz gehört daher, sich einzu- estehen, dass wir einen ganze Palette an Problemen ha- en. Die Konsequenz daraus kann aber nicht sein, Bo- ogna rückgängig zu machen und damit auf halbem ege auszusteigen. Nein, das wäre unvernünftig und ahrlässig. Wir brauchen vielmehr von allen handelnden kteuren – im Bund, in den Ländern, an den Hochschu- en – gemeinsam getragene Strategien, wie wir für alle tudierenden tatsächlich ein besseres Studium und einen ansparenten mobilitätsfreundlichen europäischen Hoch- chulraum verwirklichen. Wir meinen daher, dass der Bologna-Prozess eine weite Reformstufe braucht, eine Reformstufe, welche ie Studierenden endlich in den Mittelpunkt stellt. Denn ie bisherige Umsetzung in Deutschland hat sich viel zu ehr auf die Struktur beschränkt und teilweise zu Über- trukturierungen geführt. Es war keine Studienreform im inne ihrer Erfinder, vielerorts auf alte Diplom- und Ma- isterstudiengänge einfach das Etikett „Bachelor“ zu Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 23957 (A) ) (B) ) kleben und nach dem Motto „verschulen, verdichten, umbenennen“ vorzugehen. Es war ein Fehler, Studien- ordnungen häufig nicht zu entrümpeln und auf diese Weise die Arbeitsbelastung der Studierenden – unter an- derem durch vielzählige studienbegleitende Prüfungen – hochzuschrauben, anstatt vordringlich auf hohe Studien- qualität und gute Studierbarkeit zu achten. Deshalb müssen wir in einer zweiten Reformstufe dringend die Qualität von Studiengängen und Lehre auf Vordermann bringen. Wir benötigen dabei eine kritische Revision der Studieninhalte. Nur so kann die Vision ei- nes europäischen Hochschulraums Wirklichkeit werden. Die Bundesregierung hat von der Bologna-Konferenz in Löwen ein dickes Hausaufgabenheft mitbekommen. Es deckt sich weitgehend mit grünen Forderungen aus unserem Antrag. Wir wollen eine soziale Öffnung der Hochschulen und mehr gesellschaftliche Vielfalt auf dem Campus anstatt exklusive Zugänge für einzelne Herkunftsgruppen. Wir wollen eine bessere Betreuung für die Studierenden statt Vorlesungen und Prüfungen im Akkord. Wir wollen innovative Lehrkonzepte fördern statt Steinzeitdidaktik. Abbruchquoten müssen in allen Studiengängen sinken, nicht steigen. Auslandsaufent- halte müssen im Bachelorstudium zeitlich machbar und einfacher möglich sein als vorher. Und Bachelorabsol- venten brauchen anstelle neuer Übergangshürden reale Möglichkeiten, ein Masterstudium aufnehmen zu kön- nen. Bundesregierung, Länder und Hochschulen müssen in diesem Sinne zusammenwirken, damit die „Kinder- krankheiten“ der Bologna-Reform endlich geheilt wer- den. Dieser Wille ist bei der amtierenden Bundesregie- rung jedoch an keiner Stelle auszumachen. Stichwort „Soziale Öffnung der Hochschulen“: Im Studienanfängerjahrgang 2005 ist der Anteil der Arbeiter- kinder nur halb so groß wie ihr Anteil an der altersglei- chen Bevölkerung (20 zu 40 Prozent). Zugangshürden zum Hörsaal gehören abgeräumt und nicht verteidigt, so wie es Studiengebührenbefürworterin Schavan tut. Und wenn wir wissen, dass die Möglichkeit zu Auslands- semestern stark von der sozialen und finanziellen Lage der Studierenden abhängt, dann braucht es unter ande- rem eine stärkere Studienfinanzierung als heute. Stichwort „Studierbarkeit“: Die Studienstrukturreform muss in eine umfassende Lehr- und Qualitätsreform ein- münden: Die Hochschulen müssen den Spielraum erhal- ten und nutzen, sieben- und achtsemestrige Bachelor- studiengänge anzubieten. Auslandssemester, Praktika oder studentisches, soziales oder politisches Engage- ment müssen ohne Studienverzögerung oder Dauerstress einzutakten sein – dazu braucht es mehr Flexibilität und Mobilitätsfenster im Studienangebot. Studierende müs- sen zudem die Sicherheit erhalten, dass andernorts er- brachte Studienleistungen einheitlich, vorhersehbar und großzügig anerkannt anstatt überpenibel gehandhabt werden. Stichwort „Finanzierung der Bologna-Reform“: Ba- chelorabschlüsse kosten in der Regel mehr als die bishe- rigen Studiengänge. Die notwendigen zusätzlichen Mit- tel wurden aber nicht bereitgestellt. Es ist Aufgabe des B z g d u g l d d e t z B t s s n s k d J E H u r E R p E z I r n z 4 W b D s r e d M z J G a g a g s D d (C (D undes und vor allem der Länder, im Rahmen einer weiten Reformstufe endlich für eine angemessene Ge- enfinanzierung der Bologna-Reform zu sorgen, damit ie Betreuung und soziale Flankierung gestärkt werden. Beim Hochschulpakt haben Finanzminister Steinbrück nd die Landesfinanzminister der Union die vorgeschla- ene Erhöhung der Pauschale pro Studienplatz aber eider gerade vom Tisch gewischt – während die Bun- esregierung für Banken und Neuwagen riesige Schul- enberge und Haushaltsrisiken auftürmt. Gleichzeitig ntzieht der Finanzminister den nachfolgenden Genera- ionen die Grundlagen, die Schulden jemals wieder ab- ubauen. Damit wird einmal mehr überdeutlich: Merkels ildungsgipfel war ein Jammertal – eine Showveranstal- ung ohne Substanz. Wir sind hier aber nicht im Kino, ondern in der hochschulpolitischen Realität. Und die chreit nach beherzten Taten und einem neuen Aufbruch ach Bologna. Für Ernüchterung und gebrochene Ver- prechen in der Hochschulpolitik hat die große Streit- oalition schon genug gesorgt. Andreas Storm, Parl. Staatssekretär bei der Bun- esministerin für Bildung und Forschung: In diesem ahr sind zehn Jahre seit der Unterzeichnung der Bologna- rklärung vergangen, zehn Jahre, in denen die deutsche ochschullandschaft entscheidend modernisiert wurde nd in denen die Idee eines europäischen Hochschul- aums Wirklichkeit geworden ist. Das gilt etwa für die inführung von vergleichbaren Studienabschlüssen, von egeln und Institutionen der Qualitätssicherung und Trans- arenzinstrumenten wie ECTS und Diploma Supplement. in untrügliches Indiz für den Erfolg des Bologna-Pro- esses ist, dass auch das außereuropäische Ausland mit nteresse auf die Reformen blickt und sich in einigen Be- eichen an ihnen orientiert. Lassen Sie mich auch sagen: Zehn Jahre waren noch icht in allen Bereichen genug, um mit den Fortschritten ufrieden zu sein. Die Ministerinnen und Minister der 6 Bologna-Staaten haben sich daher in der vergangenen oche in Leuven für die Fortsetzung der Zusammenar- eit im Europäischen Hochschulraum in der kommenden ekade ausgesprochen, um die Attraktivität der europäi- chen Hochschulen zu steigern, die Mobilität der Studie- enden auszuweiten und das Lebenslange Lernen fortzu- ntwickeln. In Deutschland sind von den insgesamt gut 12 000 Stu- iengängen mittlerweile drei Viertel auf Bachelor und aster umgestellt. Bei dem letzen Bericht zur Umset- ung des Bologna-Prozesses in Deutschland vor zwei ahren lag der Anteil noch bei weniger als der Hälfte. ut 30 Prozent der Studierenden und rund zwei Drittel ller Studienanfänger sind in diesen Studiengängen ein- eschrieben; auch hier ganz klar mit steigender Tendenz. Im Zuge der Bologna-Reformen und der Umstellung uf BA und MA ist eine große Vielfalt von Studiengän- en entstanden. Diese Entwicklung ist zu begrüßen, da ie den Innovationsgeist unserer Hochschulen zeigt! ennoch ist die Umsetzung noch nicht überall zufrie- enstellend gelungen. Insbesondere dort, wo bisherige 23958 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 (A) ) (B) ) Studiengänge ohne inhaltliche und qualitative Weiterent- wicklung auf die neue Studienstruktur umgestellt wur- den und dadurch Dichte und Fülle des Studienstoffes nur schwer beherrschbar sind, muss nachgebessert werden. Die Weiterentwicklung der Curricula wird daher auch im kommenden Jahrzehnt entscheidend für die erfolgrei- che Umsetzung des Bologna-Prozesses sein. Dabei wird von den Hochschulen die Breite und Tiefe der Studienin- halte, vor allem im Bachelorstudium, kritisch zu über- prüfen sein. Berufspraktische Ansprüche müssen besser berücksichtigt werden, Mobilität muss auch im Bachelor- studium leichter möglich sein, und die Studierbarkeit der Studiengänge muss gewährleistet sein. Die Hochschulen haben durch die Reformen mehr Spielräume erhalten, ein eigenes Profil zu entwickeln und Verantwortung für die Inhalte und die Qualität ihres Angebotes zu überneh- men. Ich möchte die Universitäten und Fachhochschulen nachdrücklich auffordern, die Reform pragmatisch an den Interessen der Studierenden so zu orientieren, dass Forschung und Lehre verbessert werden. Die Erhöhung der Mobilität von Studierenden und akademischem Personal bleibt eines der Kernziele des Bologna-Prozesses. Für Deutschland ist die Bilanz zwi- schen den aktuellen Werten und dem Ausgangsjahr des Bologna-Prozesses 1999 positiv: Die deutschen Studie- renden gehen öfter ins Ausland, und auch als Gastgeber- land ist Deutschland attraktiv. Dennoch gilt es hier noch ehrgeiziger zu sein: In Leuven haben wir europaweit das Ziel vereinbart, dass bis 2020 20 Prozent der Studieren- den während ihres Studiums ins Ausland gehen. Für Deutschland haben wir uns noch höhere Ziele gesetzt: Wir wollen, dass 20 Prozent aller Studierenden mindes- tens ein Semester an einer ausländischen Hochschule ab- solvieren und dass insgesamt 50 Prozent aller Studieren- den zum Zwecke des Studiums, eines Praktikums oder eines Sprachkurses während ihres Studiums ins Ausland gehen. Zur Steigerung der Mobilität müssen wir in den kommenden Jahren auch daran arbeiten, dass im Aus- land erbrachte Studienleistungen bei uns besser aner- kannt werden. Ein großes Thema der Bologna-Ministerkonferenz war auch das Lebenslange Lernen und die Frage, wie Europa seinen Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften dauerhaft decken kann. Der Bologna-Prozess bietet hier die Gelegenheit, auf neue Herausforderungen zu reagie- ren, die ich mit der Überschrift „Veränderte Bildungs- biografien“ kurz umreißen möchte: Wir müssen die Durchlässigkeit aus der beruflichen Bildung in die Hochschulen verbessern, indem der Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte erleichtert und die Anrech- nung mitgebrachter Kompetenzen verstärkt wird. Hier liegen große Potenziale für eine Steigerung der Studien- anfängerquote und die Ausschöpfung von Begabungs- reserven, die bisher zu wenig genutzt werden. Wir müs- sen den Wechsel zwischen Phasen des Studiums bzw. der akademischen Weiterbildung und der Berufstätigkeit erleichtern und mehr Möglichkeiten für ein berufsbeglei- tendes Studium oder ein Teilzeitstudium schaffen. d Q r b v B s z e ti f n z J s g l p W d s r d r s K d d H d n h B N l Z g r F g M B u v v S s t k s z m u (C (D Durchlässigkeit, berufsbegleitende Weiterbildung und er Aufstieg durch Bildung sind auch Kernpunkte der ualifizierungsinitiative für Deutschland, die Bundes- egierung und Länder am 22. Oktober 2008 in Dresden eschlossen haben. Zahlreiche konkrete Schritte wurden ereinbart, um die Potenziale für einen Aufstieg durch ildung zu heben. So haben die Länder spürbare Verbes- erungen beim Hochschulzugang für beruflich Qualifi- ierte und bei der Anrechnung ihrer Kompetenzen auf in Studium zugesagt. Beruflich Qualifizierte sollen künf- g nach dreijähriger Berufstätigkeit die Möglichkeit zum achgebundenen Hochschulzugang erhalten, Meister, Tech- iker und Fachwirte sogar den allgemeinen Hochschul- ugang. Die Bundesregierung hat bereits im vergangenen ahr speziell für diese Zielgruppe mit den Aufstiegs- tipendien ein neues und attraktives Instrument der Be- abtenförderung geschaffen. Bis Ende dieses Jahres sol- en bereits 1 500 Stipendiaten von der Förderung rofitieren. Zudem wollen Bund und Länder in der nächsten ahlperiode einen Wettbewerb „Aufstieg durch Bil- ung: Lebenslange wissenschaftliche Qualifizierung“ tarten. Damit soll die Entwicklung von praxisnahen, be- ufs- und ausbildungsbegleitenden Studiengängen an en Hochschulen gefördert und die Integration von Be- ufstätigen und beruflich Qualifizierten in die Hoch- chulbildung erhöht werden. Auch für Studierende mit indern ist ein solches Angebot interessant. Stärker als bisher wird im kommenden Jahrzehnt auch ie soziale Dimension des Bologna-Prozesses im Vor- ergrund der Aufmerksamkeit stehen. Die europäischen ochschulminister haben sich in Leuven darauf verstän- igt, dass jedes Land quantifizierbare Ziele für die Teil- ahme an der Hochschulbildung und eine stärkere Teil- abe bislang unterrepräsentierter Gruppen erarbeitet. und und Länder haben hier für Deutschland durch den ationalen Aktionsplan Soziale Dimension und die Qua- ifizierungsinitiative die Weichen richtig gestellt. Unser iel, die Studienanfängerquote auf 40 Prozent zu stei- ern, ist mit derzeit 39,3 Prozent in greifbare Nähe ge- ückt. Für die Steigerung des Frauenanteils in MINT- ächern und für eine höhere Bildungsbeteiligung von Ju- endlichen mit Migrationshintergrund haben wir neue aßnahmen ergriffen. Die massive Ausweitung der AföG-Leistungen mit einer Erhöhung der Förderung m 10 Prozent und der Freibeträge um 8 Prozent sowie erbesserten Regelungen für mobile Studierende, die erstärkte Förderung integrierter Studiengänge und die ensibilisierung der Hochschulen für Studierende in be- onderen Lebenslagen sind weitere Bausteine. Die Fortsetzung der Bologna-Reformen in der nächs- en Dekade ist alternativlos, wenn wir unser Land zu- unftsfähig machen wollen. An einer erfolgreichen Um- etzung werden wir in der bewährten Kooperation wischen allen Akteuren auf Bundes- und Landesebene, it Hochschulen und Hochschullehrern, Studierenden nd Sozialpartnern weiterarbeiten. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 23959 (A) ) (B) ) Anlage 18 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts zu den Anträgen: – Rehabilitierung für die Verfolgung und Unterdrückung einvernehmlicher gleich- geschlechtlicher Handlungen in der Bundes- republik Deutschland und der Deutschen De- mokratischen Republik und Entschädigung der Verurteilten – Rehabilitierung und Entschädigung der nach 1945 in Deutschland wegen homosexueller Handlungen Verurteilten (Tagesordnungspunkt 7) Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU): Zum besseren Ver- ständnis der heutigen Debatte empfehle ich jedem, sich den Bericht des Rechtsausschusses auf Drucksache 16/12371 zu Gemüte zu führen. Dort wird man zweierlei Interes- santes entdecken. Erstens: Es gibt keine Stellungnahme der Grünen. Dies verwundert überhaupt nicht, denn je- dem verantwortlichen Rechtspolitiker auch bei den Grü- nen ist klar, dass gewisse Dinge nicht gehen, die so gern andere Politiker aus den eigenen Reihen oft vollmundig in den Mund nehmen und damit beifallheischend auch durch die Lande ziehen. Zweitens: Im Bericht findet sich folgender Satz der Linken: „Jenseits von Ideologien seien daher die nach 1945 ausgesprochenen Urteile auf- zuheben“. Dies ist der entscheidende Punkt. Wenn man unter Ideologie auch den Rechtsstaat und das Gewaltentei- lungsprinzip versteht, dann ist die Botschaft der Linken klar: Wenn es passt, wenn es politisch opportun ist, dann ist es nicht mehr weit her mit dem zu schuldenden Re- spekt der Gewalten untereinander, und man hat schein- bar überhaupt kein Problem damit, flugs einmal die Axt an das Gewaltenteilungsprinzip zu legen. Ich finde dies gar nicht lustig, denn hier geht es um sehr prinzipielle Fragen des Rechtstaates, und ich bin sehr erschrocken, wie schnell und auch locker-flockig fundamentale Prin- zipen unseres Gemeinwesens hier geopfert werden sol- len. Zum wiederholten Male stelle ich fest: Erstens. Es gibt Nachkriegsurteile, und nicht nur auf diesem Feld, über die wir heute nur den Kopf schütteln oder man sich gar schämen muss, wie es der Kollege van Essen im Ja- nuar ausgeführt hat. Zweitens. Die Stärke unseres Staates, unserer Demo- kratie, liegt allerdings darin, dass der Gesetzgeber, dass dieses Parlament Dinge ändert, wenn er sie für falsch hält. Dies ist mit dem § 175 StGB im Laufe der Jahre auch geschehen – wenn man so will, ein durch und durch demokratischer Vorgang. Drittens. Dieses Parlament hat sich bereits mehrfach und zuletzt im Jahr 2000 ganz ausführlich mit dem Schicksal homosexueller Menschen in der NS- und auch der Nachkriegszeit beschäftigt. Dieses Haus hat förmlich f z F d n G n s s a e g n e n m g n t K p f t a l m u h i A d r b s k d d o t s R i d s h a a t c w s g t d (C (D ür das angetane Leid gerade auch aus der Nachkriegs- eit um Entschuldigung gebeten. Und im Gegensatz zur alschinformation von Frau Höll in der Januardebatte ist ie damalige Entschließung auch einstimmig vom Ple- um dieses Hauses angenommen worden. Die wenigen egenstimmen gab es in der Ausschussabstimmung und icht im Plenum – aber diesen kleinen, feinen Unter- chied muss man kennen oder sich gegebenenfalls auf- chreiben lassen. Viertens. Wir haben uns im Jahr 2000 auch für einen nderen Weg der Rehabilitierung und Entschädigung ntschieden. Ich kann nur jeden ermuntern, den damali- en Beschluss und die damaligen Reden noch einmal achzulesen, damit nicht der falsche und fatale Eindruck ntsteht, der Bundestag würde sich erstmals 2009 und ur auf Drängen der Opposition dieses Themas anneh- en. Geschichtsklitterungen dieser Art sollten wir leich im Keim ersticken. Ich gebe auch die Hoffnung icht auf, dass eines Tages die Magnus-Hirschfeld-Stif- ung noch das Licht der Welt erblicken wird. Fünftens. Wie der Kollege Dressel, wie viele andere ollegen einschließlich meiner Person und wie ganz ex- lizit die rot-grüne Bundesregierung selbst bereits mehr- ach ausgeführt haben, können nachkonstitutionelle Ur- eile aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht ufgehoben werden. Außer, und dies sage ich ganz deut- ich, man stellt sich hier hin und steht auch dazu, dass an bereit ist, die Axt an das Gewaltenteilungsprinzip nd die Unabhängigkeit der Justiz zu legen. Vor diesem Hintergrund frage ich heute in aller Ernst- aftigkeit und Öffentlichkeit den Kollegen Montag, der mmerhin zu den Unterzeichnern des heutigen Grünen- ntrags gehört, ob er wirklich die Auffassung vertritt, er Gesetzgeber – also dieses Haus – könne und solle echtskräftige Urteile aufheben, die auf einer Strafnorm eruhen, die wiederum zum Zeitpunkt des Urteils- pruchs vom Bundesverfassungsgericht als verfassungs- onform eingestuft wurde. Noch einmal, weil es so wichtig ist: Es geht nicht um as Leid homosexueller Mitbürger, sondern es geht um ie zentrale und grundsätzlich zu beantwortende Frage, b eine jeweilige Parlamentsmehrheit, also die Legisla- ive, rechtskräftige Urteile unabhängiger Gerichte chlicht und einfach aufheben kann und ob dies mit dem echtsstaat und unserem Grundgesetz zu vereinbaren st. Sie sehen, es geht an dieser Stelle überhaupt nicht um as Schicksal einer Gruppe, sondern um eine verfas- ungsrechtliche Grundsatzfrage. Diese Grundsatzfrage at meine Fraktion, und nach meinem Eindruck ebenso uch SPD und FDP, klar für sich beantwortet. Und genau us diesem Grunde wird die Union die vorliegenden An- räge ablehnen. Dr. Carl-Christian Dressel (SPD): Die strafrechtli- he Verfolgung homosexueller Beziehungen unter Er- achsenen in der Vergangenheit ist der Gegenstand die- er Debatte. Dabei müssen wir unterscheiden. Denn es eht hier um die Verfolgungen während der Zeit des Na- ionalsozialismus einerseits und um die Repressionen in er Zeit nach 1945 andererseits. Während der Zeit der 23960 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 (A) ) (B) ) Naziherrschaft erreichten Verfolgungen, Anfeindungen und Gewalt gegen Homosexuelle einen traurigen Höhe- punkt. In der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR bestand die Strafandrohung lange Zeit mit den für die Betroffenen verbundenen Auswirkungen fort. Vor diesem Hintergrund erscheint das Ziel der beiden Anträge, die wir jetzt in 2./3. Lesung beraten, durchaus ehrenwert. Ich unterstelle zumindest Bündnis 90/Die Grünen eine positive Intention, da sie mit ihrer Initiative den Versuch unternehmen wollen, geschehenes Unrecht zu mildern. Bei der PDS sticht nach wie vor heraus, dass Zielrichtung des Antrages ist, die Bundesrepublik Deutschland und die DDR in einem Satz zu nennen. Wir alle wissen, dass Versuche der Rehabilitation in der jüngeren Vergangenheit immer wieder unternommen worden sind, notwendigerweise, wie ich finde. Ich glaube, darüber besteht fraktionsübergreifend Einigkeit. Beide Anträge klassifizieren die strafrechtliche Ver- folgung gleichgeschlechtlicher sexueller Handlungen als einen Verstoß gegen die Europäische Menschenrechts- konvention – dies ist seit 1984 durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anerkannt. Darüber hi- naus wird in den Anträgen argumentiert, dass nach der erfolgten Rehabilitierung der von NS-Urteilen Betroffe- nen diese auch für die Zeit nach 1945 erfolgen könne und müsse. Um dies schon an dieser Stelle festzustellen: Ich halte dieses Ansinnen für nicht realisierbar und werde dies ausführlich begründen. Ich habe das bereits während der 1. Lesung an dieser Stelle gesagt, und gebe es heute erneut zu Protokoll: Die deutsche Sozialdemokratie hat die Verfolgung von Men- schen, die aufgrund einvernehmlicher gleichgeschlecht- licher Handlungen unterdrückt wurden – diese Unterdrü- ckung ging bis hin zum Mord (!) –, stets bekämpft. Es gab dazu bereits in der Weimarer Republik entspre- chende SPD-Initiativen und nicht zuletzt wurde das All- gemeine Gleichbehandlungsgesetz gegen massive Wi- derstände von uns durchgesetzt. Seit dem 1. Januar 2009 sieht das Bundesrecht vor, dass Lebenspartnerschaften genauso wie Ehen in allen Bundesländern vor einem Staatsbeamten geschlossen werden können. Damit wurde ein klares Signal für die Gleichberechtigung aller Partnerschaften gesetzt! Wir haben die beiden vorliegenden Anträge detailliert geprüft. Und bevor ich Ihnen die Punkte aufzählen werde, die für meine Fraktion dafür ausschlaggebend sind, die eingebrachten Anträge abzulehnen, möchte ich einige verfassungsrechtliche Anmerkungen beitragen: Die Aufhebung von nachkonstitutionellen Urteilen nach §§ 175, 175 a Nr. 4 StGB würde massiven verfas- sungsrechtlichen Einwänden begegnen. Aus dem in Art. 20 Abs. 2 Satz 2 GG normierten Gewaltenteilungs- prinzip folgt, dass jede der drei Staatsgewalten grund- sätzlich verpflichtet ist, die von den beiden anderen Staatsgewalten erlassenen Akte anzuerkennen und als rechtsgültig zu behandeln. Ferner hat das Bundesverfas- sungsgericht darauf hingewiesen, dass Gesetze, die rück- wirkend in die Rechtskraft von Gerichtsentscheidungen eingreifen, den Grundsatz der Gewaltenteilung berühren. l 1 t l s e s G d G g u b t W i Z d l z R g s a E s u s r s h k B t r b L d D g E z e d i s g g S u w d c (C (D Ich will das noch etwas präzisieren: Das den Verurtei- ungen zugrunde liegende Strafrecht nach 1945 (§§ 175, 75 a StGB bzw. § 151 StGB-DDR) war gültig. Die Ur- eile sind deshalb rechtskräftig. Der normative Einstel- ungswandel gegenüber Homosexualität hat zu einer Ab- chaffung der Straftatbestände und darüber hinaus zur ntsprechenden Interpretation der Europäischen Men- chenrechtskonvention geführt. Beides ist jedoch kein rund zur Durchbrechung der Rechtskraft. Insofern ist ie in den Anträgen in der Begründung vorgenommene leichsetzung mit den aufgehobenen NS-Urteilen an- reifbar. Diese waren von Anfang an menschenrechts- nd verfassungswidrig – deshalb wurden sie aufgeho- en. Gleiches gilt jedoch nicht für die nach 1945 erfolg- en Urteile, gleichwohl dies nicht mehr den heutigen ertevorstellungen entspricht. Aus diesem Grund sind n der 14. Wahlperiode ja auch nur die Urteile aus der eit des Nationalsozialismus pauschal aufgehoben wor- en. Um es ganz klar zu veranschaulichen: Eine nachträg- iche Rückwirkung der Gesetzesänderung wäre ein Prä- edenzfall, verbunden mit dem Risiko, dass in Zukunft eformen wegen der Gefahr von Entschädigungsleistun- en in der Tendenz erschwert würden! Ich möchte jetzt noch zwei weitere Kritikpunkte hin- ichtlich der beiden Anträge anbringen, die meines Er- chtens seit der ersten Lesung fortbestehen. Erstens zur ntschädigungsfrage. Dazu ist zu sagen, dass der Deut- che Bundestag es bereits im Rahmen des NS-AufhebG nd seiner Änderungsgesetze abgelehnt hat, eine pau- chale Entschädigung bei der Aufhebung eines NS-Un- echtsurteils vorzusehen. Es gelten die allgemeinen Ent- chädigungsregeln für erlittenes NS-Unrecht. Darüber inaus besteht lediglich die Möglichkeit einer Billig- eitsentscheidung. Zweitens. Sowohl für die Rehabilitierung von in der undesrepublik Deutschland als auch in der DDR Verur- eilten hat der Bundestag bereits eine umfassende Erklä- ung (Drucksache 14/4894) abgegeben, die eindeutig ist. Aus diesen Gründen wird meine Fraktion nicht für die eiden Anträge von Bündnis 90/Die Grünen und PDS- inke stimmen. Jörg van Essen (FDP): Ich stimme der Aussage in em Antrag von Bündnis 90/Die Grünen zu, dass in eutschland auch nach 1945 die strafrechtliche Verfol- ung von Homosexuellen ein Klima der Angst und der inschüchterung erzeugte. Ich stimme auch der Aussage u, dass die strafrechtliche Verfolgung einherging mit iner gesellschaftlichen Ächtung von Homosexualität. Die FDP-Bundestagsfraktion hat nie einen Zweifel aran gelassen, dass die Urteile von deutschen Gerichten n den 50er-Jahren aus heutiger Sicht auf völliges Unver- tändnis stoßen müssen. Selbst das Bundesverfassungs- ericht hat in einem Urteil von 1957 festgestellt, dass die leichgeschlechtliche Betätigung eindeutig gegen das ittengesetz verstößt. Eine strafrechtliche Verfolgung nd eine Verurteilung wegen einer Tat nach § 175 StGB ar geeignet, ganze Lebensbiografien zu zerstören. Für ie Betroffenen hatte eine derartige Verurteilung weitrei- hende Konsequenzen in alle Lebensbereiche hinein. Es Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 23961 (A) ) (B) ) war daher richtig und notwendig, dass der Deutsche Bundestag in der 14. Wahlperiode einmütig bekundet hat, dass die in der BRD und DDR fortbestehende Straf- androhung für homosexuelle Männer die Betroffenen in ihrer Menschenwürde verletzt hat. Der Bundestag hat bekräftigt, dass die Verfolgung einvernehmlicher gleich- geschlechtlicher Beziehungen gegen die Europäische Menschenrechtskonvention und nach heutigem Verständ- nis auch gegen das freiheitliche Menschenbild des Grundgesetzes verstößt. Der Bundestag hat damit einen Weg gefunden, um den Opfern ihre Ehre wiederzugeben und sich bei all denen zu entschuldigen, die im Namen des Staates zu leiden hatten und denen Unrecht wider- fahren ist. Ich stimme den vorliegenden Anträgen nicht zu be- züglich der Forderungen, die aus den vorliegenden Sach- verhalten abgeleitet werden. Aus meiner Sicht machen es sich die Antragsteller zu einfach, wenn sie die Aufhe- bung der wegen § 175 StGB ergangenen Urteile nach 1945 fordern. Wir feiern in diesem Jahr das Jubiläum „60 Jahre Grundgesetz“. Zu Recht nehmen wir dieses Jubiläum zum Anlass, mit Stolz auf unsere Verfassung und unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zu schauen. 60 Jahre Grundgesetz bedeutet 60 Jahre Frei- heit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Vor diesem Hintergrund ist es rechtssystematisch höchst bedenklich, die Forderung nach Aufhebung von Urteilen der Ge- richte nach 1945 zu stellen. Es ist schon ein elementarer Unterschied, über die Aufhebung von Urteilen zu disku- tieren, die während eines Unrechtsregimes ergangen sind, und über Urteile, die von unabhängigen Gerichten in einem demokratischen Rechtsstaat ergangen sind. Die Urteile wegen § 175 Reichsstrafgesetzbuch sind vom Gesetzgeber in der 14. Wahlperiode durch das NS-Auf- hebungsgesetz zu Recht aufgehoben worden. Die Maß- stäbe, die seinerzeit an das Aufhebungsgesetz angelegt wurden, können nicht in gleicher Weise für die Urteile gelten, die nach 1945 ergangen sind. Es hat, insbeson- dere in den 50er-Jahren, in der BRD eine Reihe von strafgerichtlichen Entscheidungen gegeben, die heute auf völliges Unverständnis stoßen. Insbesondere Ver- urteilungen wegen Kuppelei sind mit dem heutigen Rechtsempfinden nicht vereinbar. Es hat zahlreiche Ur- teile gegeben, wo die Gerichte mit Blick auf das Sitten- gesetz wegen kleinster Vergehen hohe Strafen ausge- sprochen haben. Auch solche Entscheidungen sind aus heutiger Sicht nur schwer nachzuvollziehen. Würde man den vorliegenden Anträgen folgen, würden den Verur- teilungen nach § 175 StGB weitere Urteile folgen müs- sen, bei denen zu überlegen wäre, sie nachträglich auf- zuheben. Die isolierte Betrachtung der Urteile wegen § 175 StGB führt zu einer willkürlichen Ungleichbe- handlung gegenüber all denjenigen Opfern, gegen die Urteile wegen ähnlicher Vergehen ergangen sind. Wir würden hier ein Fass öffnen, das nie wieder geschlossen werden könnte. Es bleibt daher bei der grundsätzlichen Frage, ob der Gesetzgeber gut beraten ist, wenn er nachkonstitutionel- les Recht unter Geltung des Grundgesetzes aufhebt. Für meine Fraktion verneine ich diese Frage. Ich finde, der Gesetzgeber hat in der 14. Wahlperiode einen angemes- senen Weg gefunden, um die Ehre der Opfer wiederher- z u R u V G w s g k h 6 e d M l H d i v s V m s s F k s m n P h E k R P s d A W i u g b d d i d d u s S x g N 1 t (C (D ustellen. Ich weise im Übrigen darauf hin, dass die Ver- rteilungen nach 1945 wegen § 175 StGB heute keine echtswirkungen mehr entfalten. In den Strafregistern nd in den polizeilichen Führungszeugnissen taucht die erurteilung nicht mehr auf. Ein weiteres Handeln des esetzgebers ist daher nicht mehr erforderlich. Am ichtigsten ist mir jedoch: Gerade Homosexuelle haben ich immer zu Recht gegen eine Ungleichbehandlung ewandt und für die Gleichheit ihrer Lebensweisen ge- ämpft. Zwei Fraktionen wollen nun eine Ungleichbe- andlung gegenüber anderen, gegen die in den 50er- und 0er-Jahren aus heutiger Sicht unangemessene Urteile rgangen sind. In dem Antrag von Bündnis 90/Die Grünen werden ie Verurteilungen des Europäischen Gerichtshofs für enschenrechte angesprochen bezüglich der strafrecht- ichen Verfolgung von einvernehmlichen homosexuellen andlungen unter Erwachsenen. Das Gericht hat wie- erholt festgestellt, dass entsprechende Strafnormen das n Art. 8 EMRK garantierte Recht auf Achtung des Pri- atlebens verletzen. Der Gerichtshof hat die Eingriffe als o schwerwiegend angesehen, dass er Klägern, die von erfolgung aufgrund diskriminierender Strafrechtsnor- en betroffen waren, mehrfach Entschädigungen zuge- prochen hat. Die FDP-Bundestagsfraktion nimmt die- en Sachverhalt sehr ernst. Es ist daher berechtigt, die rage aufzuwerfen, wie der Gesetzgeber mit den Wir- ungen von Entscheidungen des Europäischen Men- chengerichtshofs umgeht. Diese Frage ist jedoch allge- ein zu diskutieren und nicht auf die Verurteilungen ach § 175 StGB zu beschränken. Es ist ein allgemeines roblem, dass die Staaten bezüglich der Entschädigung äufig säumig sind. Die Opfer sind dann gehalten, die ntschädigung gegebenenfalls innerstaatlich einzu- lagen. In Deutschland ist hierfür der ordentliche echtsweg zu den Verwaltungsgerichten eröffnet. Die robleme, die um diesen Sachverhalt kreisen, sind viel- chichtig und müssen an anderer Stelle diskutiert wer- en. Die FDP-Bundestagsfraktion lehnt die vorliegenden nträge ab. Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ir feiern in diesem Monat 60 Jahre Grundgesetz. Dabei st daran zu erinnern, dass die Grundrechte nicht sofort nd überall nach dem Inkrafttreten unserer Verfassung egriffen haben. Die Homosexuellen sind bis zur Aufhe- ung der Strafbarkeit 1969 noch wegen Verstoßes gegen as „Sittengesetz“ strafverfolgt worden. Grundlage war er unsägliche § 175 Strafgesetzbuch. Dieser Paragraf st eins zu eins aus dem Nazi-StGB übernommen wor- en. Statt freier Entfaltung der Persönlichkeit, statt Anti- iskriminierung sind bis zu seiner Aufhebung 50 000 Ver- rteilungen wegen sexueller Handlungen unter Erwach- enen ergangen. Der Religionsphilosoph Hans-Joachim choeps prägte 1963 das bittere Wort: „Für die Homose- uellen ist das Dritte Reich noch nicht zu Ende.“ Erst 2002 ist es Rot-Grün nach langen Diskussionen elungen, die Strafurteile wegen Homosexualität aus der S-Zeit aufzuheben. Die bundesdeutschen Urteile bis 969, die auf der gleichen Strafrechtsbestimmung fuß- en, sind aber immer noch nicht aufgehoben. Das kann 23962 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 (A) ) (B) ) niemand erklären. Wir wollen die Opfer, die § 175 nach 1945 gefordert hat, rehabilitieren und entschädigen. Es geht uns nicht darum, die Gewaltenteilung zu durchbre- chen und den Strafgerichten Fehlurteile vorzuwerfen. Aber der Gesetzgeber steht in der Verantwortung für eine jahrzehntelange menschenrechtswidrige Gesetzge- bung. Es geht darum, Verantwortung dafür wahrzunehmen, dass der Gesetzgeber, der 20 Jahre lang Nazirecht gegen Homosexuelle billigte, seine homosexuellen Bürger stets mit einem Bein ins Gefängnis gestellt, gesellschaftlich geächtet und Erpressungen aller Art ausgeliefert hat. Es geht um den Gesetzgeber, der 1969 leider nicht den Mut fand, Homosexualität vollständig zu entkriminialisieren, sondern weitere 25 Jahre wider alle Argumente aus Strafrechtslehre und Humanwissenschaften an unter- schiedlichen Schutzaltersgrenzen für Homo- und Hetero- sexualität festhielt. Die Statistik zählt weitere 3 545 Ver- urteilungen bis 1994. Auch unterschiedliche Schutz- altersgrenzen sind ein Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention, sagt der Europäische Ge- richtshof für Menschenrechte in ständiger Rechtspre- chung. Und wir sollten im Jahr 20 nach dem Mauerfall nicht die Urteile in der DDR vergessen. Über sie wurde in der ersten Lesung wenig gesprochen. Kein Wunder, denn hier zieht das Argument Gewaltenteilung schon gar nicht. Anders als die Bundesrepublik hatte die DDR zwar das Nazistrafrecht gegen Homosexuelle im Zuge geändert. Dennoch hat die Staats- und Parteiführung da- für gesorgt, dass es bis 1968 massive politische und ge- sellschaftliche Repression gegen Schwule und Lesben gab. Von 1968 bis zum 30. Mai 1989 galten dann in der DDR mit § 151 StGB-DDR unterschiedliche Schutz- altersgrenzen für homo- und heterosexuelle Handlungen. Man schätzt, dass es in der DDR insgesamt circa 4 300 Verurteilungen gab, also auch hier keine vollstän- dige Entkriminalisierung, wenn auch weniger Opfer. Und auch die Opfer der antihomosexuellen Strafgesetze der DDR haben Anspruch auf Gerechtigkeit. Der Bundestag hat die Strafverfolgung Homosexuel- ler im Jahr 2000 einstimmig bedauert. Das war ein wich- tiges Signal. Aber das reicht noch nicht aus. Wir müssen als Gesetzgeber unserer Verantwortung gerecht werden, den Opfern menschenrechtswidriger Strafgesetze indivi- duell Genugtuung für das erlittene Unrecht verschaffen und auch für Entschädigung sorgen. Das kostet nicht viel, das kostet nur Überwindung. Anlage 19 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines … Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 38) – Entwurf eines Gesetzes zur Herabsetzung des Wahlalters im Bundeswahlgesetz und im Europawahlgesetz (Tagesordnungspunkt 9 a und b) b p G W p d z ü h l A D u T m s t B G g f z r a a v f d H c t b W s S S z k B d M b r m d M B f d a d u d d (C (D Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU): Die De- atte, die wir heute führen, haben wir in dieser Wahl- eriode schon einmal geführt. Die Grünen bringen einen esetzentwurf ein, mit dem das aktive Wahlalter bei den ahlen zum Deutschen Bundestag und zum Euro- äischen Parlament von 18 auf 16 Jahre abgesenkt wer- en soll. Erst vor wenigen Monaten – nämlich am 4. De- ember 2008 – haben wir in zweiter und dritter Lesung ber einen Antrag der Grünen beraten, der den selben In- alt hatte – allerdings dort noch beschränkt auf die Wah- en zum Deutschen Bundestag. Es handelt sich um den ntrag mit der Drucksachennummer 16/6647, den der eutsche Bundestag am 4. Dezember 2008 in zweiter nd dritter Lesung abgelehnt hat. Die Meinung der CDU/CSU-Fraktion zu diesem hema hat sich innerhalb der letzten wenigen Monate itnichten geändert. Es ist zwar das gute parlamentari- che Recht der Grünen, den Inhalt ihres abgelehnten An- rags noch einmal als Gesetz verpackt in den Deutschen undestag einzubringen. In weiten Bereichen haben die rünen ganze Sätze aus ihrem alten Antrag wörtlich ab- eschrieben und jetzt lediglich in etwas anderer Reihen- olge wieder aufgewärmt. Bei dieser Vorgeschichte bin ich aber davon über- eugt, dass die Grünen auch selbst nicht ernsthaft damit echnen, dass es im Deutschen Bundestag plötzlich ganz ndere Mehrheitsverhältnisse zu diesem Thema als noch m 4. Dezember 2008 gibt. Es spricht stattdessen sehr ieles dafür, dass die Grünen hier einen reinen Schau- ensterantrag eingebracht haben, denn die Argumente zu iesem Thema sind in der laufenden Wahlperiode dieses auses bereits umfassend ausgetauscht worden. Es ergibt sich auch nichts Neues aus der bloßen Tatsa- he, dass die Grünen die Absenkung des aktiven Wahlal- ers jetzt nicht nur bei Bundestagswahlen, sondern auch ei Europawahlen fordern. Diese Ausweitung – wenige ochen vor den Europawahlen am 7. Juni 2009 – ver- tärkt vielmehr den Eindruck, dass wir es mit einem chaufensterantrag zu tun haben. Trotzdem sei an dieser telle die Position der CDU/CSU-Fraktion noch einmal usammengefasst. Die Grünen behaupten, ihnen gehe es um eine Stär- ung der demokratischen Teilhabe der Bürgerinnen und ürger. Das ist ein leidlich vordergründiges Argument, as einer genaueren Prüfung in keiner Weise standhält. it diesem Argument könnte man im Grunde jede belie- ige andere niedrigere Altersgrenze für das aktive Wahl- echt zu begründen versuchen; richtiger wird das Argu- ent dadurch in der Sache nicht. Entscheidend ist es och, zunächst die Frage zu beantworten: Halten wir ein indestalter für das aktive Wahlrecht zum Deutschen undestag und zum Europäischen Parlament überhaupt ür richtig? Auch wenn ich weiß, dass es einige Mitglie- er dieses Hauses gibt, die ein „Wahlrecht von Geburt n“ ins Gespräch gebracht haben, so glaube ich doch, ass die weit überwiegende Mehrheit der Kolleginnen nd Kollegen im Bundestag grundsätzlich ein Min- estalter für sachgerecht halten. Dazu gehöre auch ich. Wenn man aber ein Mindestalter für notwendig hält, ann sollte diese Altersgrenze gemessen an der Gesamt- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 23963 (A) ) (B) ) heit unserer Rechtsordnung so schlüssig und konsequent wie möglich gewählt werden. Das ist der entscheidende Punkt. Und an dieser Stelle steht für die CDU/CSU fest: Die mit großem Abstand besten Argumente sprechen da- für, die Altersgrenze bei 18 Jahren zu belassen. Wir halten es für richtig, dass das Wahlalter für den Deutschen Bundestag wie für das Europäische Parla- ment im Einklang mit der Altersgrenze für die zivilrecht- liche Volljährigkeit steht. Die Volljährigkeit ist die ent- scheidende Zäsur, die für den gesamten Bereich des zivilen Rechtsverkehrs gilt. Erst mit Volljährigkeit – also mit Vollendung des 18. Lebensjahres – tritt die volle Ge- schäftsfähigkeit ein. Unterhalb dieser Altersgrenze hal- ten wir es im Zivilrecht – das heißt: im ganz normalen Alltag – ganz selbstverständlich für notwendig, junge Menschen vor etwaigen nachteiligen rechtlichen Folgen ihres Handelns zu schützen, indem eine von dem Betref- fenden abgegebene Willenserklärung nur wirksam ist, wenn sein gesetzlicher Vertreter zustimmt. Anders ist das im Zivilrecht nur dann, wenn der Minderjährige durch seine Willenserklärung ausschließlich einen recht- lichen Vorteil erlangt. Es gibt für mich bis heute keine überzeugenden Argumente, dass wir einerseits den Min- derjährigen im Zivilrecht vor der Verantwortung für die negativen Folgen seines Handelns schützen sollen, ihn aber andererseits plötzlich für reif genug halten sollen, eine Wahlentscheidung mit Konsequenzen für die Ge- samtheit der Wahlberechtigten zu treffen. Das passt nicht zusammen. Die Grünen stellen die Frage nach der Altersgrenze falsch. Sie argumentieren, dass Jugendliche regelmäßig bereits zu einem früheren Zeitpunkt als mit 18 Jahren über die Fähigkeit verfügen würden, sich eine eigene politische Meinung zu bilden. Diese Annahme der Grü- nen greift zu kurz und geht der entscheidenden Frage nicht auf den Grund. Die entscheidende Frage muss doch lauten: Welchen Maßstab legen wir an diese politi- sche Meinungsbildung an? Selbstverständlich besitzen Jugendliche die Fähigkeit, sich in allen möglichen Fra- gen, so auch zu politischen Fragen, eine – wie auch im- mer geartete – Meinung zu bilden. Die entscheidende Frage ist aber: Ist es mit Blick auf die Bedeutung der de- mokratischen Wahlen in unserer Verfassungsordnung konsequent, hier einen weniger strengen Maßstab an die erforderliche persönliche Reife anzulegen als für einen völlig unspektakulären Kaufvertrag zum Beispiel über ein gebrauchtes Fahrrad? Auch über die Konsequenzen eines solchen Kaufvertrages kann sich ein Jugendlicher in aller Regel ein gewisses Urteil – in den Worten der Grünen: eine Meinung – bilden. Aber wir müssen doch weiterfragen: Genügt diese Meinungsbildung, um den Jugendlichen an den Konsequenzen seines Handelns in dem einen wie in dem anderen Fall verbindlich festzu- halten? Beim Fahrradkauf sagen wir: Nein. Wollen wir allen Ernstes dem Minderjährigen zumuten, Verantwor- tung für das Gemeinwesen auf Bundes- oder europäi- scher Ebene zu übernehmen, obwohl wir ihm das für den Kauf eines Fahrrads nicht zumuten? Meine Antwort lau- tet hier klar: Nein. Volljährigkeit und Wahlrecht zum Deutschen Bundestag und zum Europäischen Parlament sollten miteinander in Einklang stehen. s s F t S a e h s j z t M z P f s d r M E g m k l t b m v s s w a T s m w w T w T O v p l M d L s M d M e i ü i 2 c G F (C (D Ich möchte nicht missverstanden werden: Selbstver- tändlich gibt es erfreulicherweise viele junge Men- chen, die sich für politische Prozesse, für Politik und ragen der Entscheidungsfindung in der Demokratie in- eressieren. Das weiß ich aus vielen Gesprächen mit chülerinnen und Schülern in meinem Wahlkreis, die ich uch regelmäßig und sehr gerne hierhin nach Berlin zu inem Besuch des Deutschen Bundestages einlade. Ich alte es für absolut richtig, dass wir Politiker junge Men- chen ermuntern und ermutigen sollten, sich schon in ungen Jahren mit Politik und Demokratie auseinander- usetzen. Wir als Abgeordnete des Deutschen Bundes- ages sind hier ganz besonders gefordert, mit den jungen enschen, beispielsweise in Schulklassen, über Politik u diskutieren, ihnen den Blickwinkel der politischen raxis zu erläutern und vielleicht sogar junge Menschen ür Politik zu begeistern. Ich habe aber in meinen Ge- prächen mit vielen jungen Menschen nicht den Ein- ruck gewonnen, dass die Wahlaltersgrenze von 18 Jah- en bei Bundestags- und Europawahlen in größerem aße bei ihnen ein Thema ist. Ich habe vielmehr den indruck, dass es den meisten Jugendlichen viel wichti- er ist, zunächst Möglichkeiten aufgezeigt zu bekom- en, wie sie mehr über Politik erfahren können. Hinzu ommt dann im günstigen Fall, das Interesse und viel- eicht sogar die Freude der jungen Menschen an der poli- ischen Sachdebatte und Argumentation zu wecken. Im esten Fall gelingt es, junge Menschen vielleicht dazu zu otivieren, sich politisch zu engagieren, auch wenn sie ielleicht noch nicht sofort bei den Wahlen zum Deut- chen Bundestag wahlberechtigt sind. Ich habe den Eindruck, dass die meisten jungen Men- chen, die an Politik interessiert sind, eine solche stufen- eise Heranführung an die politische Mitwirkung durch- us für sinnvoll halten. Es gibt auch außerhalb der eilnahme an Wahlen Möglichkeiten für junge Men- chen, Verantwortung zu übernehmen, sich für das Ge- einwesen und für andere Menschen zu engagieren. Es äre völlig falsch, wenn wir den Eindruck erwecken ürden, dass allein das Wahlrecht den jungen Menschen eilhabemöglichkeiten in unserem Gemeinwesen bieten ürde. Freilich bildet das Wahlrecht das fundamentale eilhaberecht in unserer demokratischen Grundordnung. hne Wahlrecht gibt es keine Demokratie. Das ist auch öllig unbestritten. Aber es gibt übergeordnete Gesichts- unkte, die ich hier skizziert habe, die gute Gründe dafür iefern, dieses grundlegende demokratische Recht an das indestalter von 18 Jahren zu knüpfen. Wir sollten aber ie vielfältigen anderen Möglichkeiten, sich in unserem and zu engagieren, nicht ausblenden. Viele junge Men- chen engagieren sich für das Gemeinwesen, für andere enschen, für bestimmte Projekte – die als solche urchaus politischen Inhalt haben können. Viele junge enschen sind in Sportvereinen oder bei der Jugendfeu- rwehr ehrenamtlich tätig, viele Schüler engagieren sich n der Hausaufgabenbetreuung für Schulkameraden oder bernehmen Aufgaben in der Kirchengemeinde. Allein m Bundesverband Deutsche Jugendfeuerwehr sind über 60 000 junge Menschen organisiert. Diese Jugendli- hen übernehmen ganz bewusst Verantwortung in der esellschaft – in einer anderen, aber genau so wichtigen orm wie bei der Ausübung des Wahlrechts. Es ist 23964 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 (A) ) (B) ) schlüssig und in der Gesamtschau unserer Rechtsord- nung konsequent, dass die Möglichkeit zur aktiven Teil- nahme an Wahlen zum Deutschen Bundestag und zum Europäischen Parlament dann mit 18 Jahren hinzutritt. Auch wenn wir den Gesetzentwurf der Grünen heute erst in der ersten Lesung beraten, kann ich dennoch schon deutlich signalisieren, dass die CDU/CSU-Frak- tion eine Herabsenkung des aktiven Wahlalters auf 16 Jahre für inkonsequent halten würde und deshalb ab- lehnen wird. Klaus Uwe Benneter (SPD): Meine Anerkennung für Ihre Hartnäckigkeit: Zuletzt am 4. Dezember 2008 – also vor nicht mal ganz einem halben Jahr – haben wir uns mit einem Antrag Ihrer Fraktion befasst, der eine praktisch identische Forderung zu den heute diskutierten Gesetzentwürfen beinhaltete: Die Absenkung des akti- ven Wahlalters bei Bundestagswahlen auf 16 Jahre. Ich meine das keineswegs ironisch: Wir Sozialdemokraten haben große Sympathie für alle Initiativen, die zu mehr politischer Partizipation von jungen Menschen und einer Stärkung des demokratischen Prinzips in unserem Land führen sollen. Willy Brandt hat dies erstmals in dem oft zitierten Satz „Mehr Demokratie wagen“ zum Ausdruck gebracht und auch unser Parteivorsitzender Franz Müntefering hat unlängst seine Sympathie für Ihren Vor- schlag bekundet. Mittlerweile liegt uns sogar ein ausformulierter Ge- setzentwurf Ihrer Fraktion vor. Mit einer Änderung des Art. 38 Grundgesetz wollen Sie die verfassungsrechtli- chen Voraussetzungen dafür schaffen, dass Jugendliche schon mit 16 Jahren den Deutschen Bundestag wählen können. Art. 38 Grundgesetz lautet heute: „Die Abge- ordneten des Deutschen Bundestages werden in allge- meiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen. Wahlberechtigt ist, wer das acht- zehnte Lebensjahr vollendet hat; wählbar ist, wer das Al- ter erreicht hat, mit dem die Volljährigkeit eintritt. …“ Art. 38 Grundgesetz enthält damit das Bekenntnis zum parlamentarischen System und stellt Grundsätze für die wichtigste Form der politischen Willensbildung des Vol- kes auf Bundesebene auf: der Wahl des Deutschen Bun- destages. Und ich will es gleich vorwegnehmen: Bei die- sen Regelungen sollten wir es derzeit auch belassen. Eine Reihe von Argumenten ist in diesem Zusammen- hang schon ausgetauscht worden. Man hat ein bisschen den Eindruck, dass schon alles gesagt worden ist, nur noch nicht von jedem. Ich will deshalb heute auch nicht die gesamte Diskussion wiederholen. Dennoch halte ich es für wichtig, auf die wesentlichen Positionen der An- tragsteller zu antworten: Die Grünen argumentieren mit der Einsichtsfähigkeit der Jugendlichen. Die sei auch schon mit 16 Jahren vor- handen. Das bestreitet doch auch niemand. Immer wie- der treffe ich auf Veranstaltungen in meinem Wahlkreis in Schulen und Freizeiteinrichtungen auf hochinteres- sierte Jugendliche, teilweise auch viel jünger als 16, die ihre eigene politische Meinung engagiert vertreten. Ich b e m d s 1 s s w F g d c s F o p n s r 1 K e h g w W w d J u w g ü d E i r a ü g w G n L W r s K D d z d (C (D in mir sicher, jeder von uns hier hat so etwas schon oft rlebt. Politikverdrossenheit entsteht nicht dadurch, dass an erst mit 18 Jahren wählen kann. Und sie wird nicht adurch bekämpft, dass das Wahlalter auf 16 Jahre abge- enkt wird. Stellen wir doch einmal gegenüber: Was spricht für 8 Jahre, was spricht dagegen? Und machen wir das- elbe mit dem Wahlalter 16. Beim Wehrdienst knüpft un- ere Rechtsordnung an das Alter von 18 Jahren an. Es äre auch ein unhaltbarer Zustand, wenn wir von jungen rauen und Männern verlangen, ihr Leben im Verteidi- ungsfall einzusetzen, sie aber nicht wählen lassen. Oder enken Sie an das Bürgerliche Recht: Dass ein Jugendli- her mit 16 Jahren ein Fahrrad nur mit Genehmigung einer Eltern kaufen kann, stellt niemand ernsthaft in rage. Andererseits wollen Sie ihm erlauben, die Abge- rdneten des Deutschen Bundestags zu wählen? Das asst nicht zusammen! Mit 18 Jahren kann ein Jugendlicher zum ersten Mal ach Erwachsenenstrafrecht bestraft werden. Er kann einen Führerschein machen. Oder ihm wird erlaubt, zu auchen. Das Alter dafür haben wir übrigens gerade von 6 Jahren angehoben – auch mit Ihren Stimmen, liebe olleginnen und Kollegen der Grünen. Offenbar gibt es ine Reihe von Bereichen, in denen wir es für sinnvoll alten, 18 Jahre als das Alter zu bestimmen, in dem Ju- endliche rechtlich ihre volle Freiheit und Eigenverant- ortung gewinnen. Natürlich ist mir dabei bewusst: Die Verknüpfung des ahlalters mit der Volljährigkeit ist nur ein möglicher, enn auch gut vertretbarer Ansatzpunkt. Zwingend ist er amit noch nicht. Die Antragsteller behaupten einerseits, ugendliche seien schon mit 16 Jahren intellektuell reif nd unabhängig genug, den Deutschen Bundestag zu ählen, andererseits sprechen sie ihnen aber klar die ei- ene Wählbarkeit ab. Was ist nun? In diesem Zusammenhang noch ein Wort zum Gesetz ber die religiöse Kindererziehung. Jugendliche haben anach bereits mit 14 Jahren das Recht zu umfassenden ntscheidungen über ihre Religionsausübung. Auch das st mit ihrer Einsichtsfähigkeit begründet worden. Wa- um senken wir dann das Wahlrecht nicht auf 14 Jahre b? Das machen wir deshalb nicht, weil die Bestimmung ber die Religionsausübung allein dem Zwang vorbeu- en will, dass junge Menschen mit einer Religion auf- achsen müssen, die sie innerlich ablehnen. Art. 38 rundgesetz hat aber eine gänzlich andere Zielsetzung. Die Antragsteller argumentieren mit der Generatio- engerechtigkeit: Die Jugendlichen werden in unserem and immer weniger, die Menschen immer älter. Ein ahlrecht ab 16 Jahren stärke deshalb einen fairen Inte- essenausgleich zwischen den Generationen. Das hört ich ja erstmal gut an. Aber dann haben die jüngeren inder in unserem Land wirklich schlechte Karten! enn denen wollen Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen er Grünen, ausdrücklich kein Wahlrecht über die Eltern ugestehen. Das ist doch nicht logisch! Wir Sozialdemokraten haben den Anspruch auf För- erung in einer Kindertageseinrichtung oder durch eine Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 23965 (A) ) (B) ) Tagesmutter ab 1. August 2013 festgeschrieben. Wir ha- ben den Ausbau der Ganztagsschulen beschlossen. In unserem Wahlprogramm 2009 sprechen wir uns zudem für die Einrichtung einer nationalen Kinderkonferenz aus: und das ganz ohne die Wählerstimmen der Kinder. Weil es die richtigen Antworten auf die Veränderungen in unserer Gesellschaft sind! Ich habe weiter den Eindruck, dass ein Wahlrecht mit 18 Jahren von der überwiegenden Mehrheit der Bevölke- rung und von der ganz überwiegenden Mehrheit in der betroffenen Altersgruppe als angemessen und richtig be- trachtet wird. An mich ist jedenfalls noch kein 16-Jähri- ger herangetreten, der sich das Wahlrecht für die Bundestagswahl gewünscht hätte. Im Gegenteil: Die derzeitige Regelung stärkt das Bewusstsein, dass das Wahlrecht keine Bagatelle, sondern in einer Demokratie ein Recht von großer Tragweite ist. Am Anfang meiner Rede habe ich Art. 38 Grund- gesetz zitiert. Mit den vorliegenden Gesetzentwürfen wollen die Grünen das Grundgesetz in einer für die par- lamentarische Demokratie wesentlichen Bestimmung ändern. Dazu bedarf es – wie immer – überzeugender und eindeutiger Argumente. Die sehe ich noch nicht. In einer Feststellung stimme ich aber voll mit den An- tragstellern überein: Wir brauchen eine Verstärkung der politischen Bildung in Schulen, Jugendeinrichtungen, Elternhäusern und Medien. Das sind die Diskussionen, die wir eigentlich führen müssten. Das Wahlrecht ab 16 ist demgegenüber ein Nebenschauplatz und wäre vor- erst nur eine reine Symbolpolitik. Aber ich will mich nicht der Diskussion verschließen. Bevor wir wichtige Grundgesetzbestimmungen ändern, müssen wir uns die Erfahrungen mit dem kommunalen Wahlalter ab 16 Jah- ren anschauen. Noch eine abschließende Bemerkung: Uns, der SPD, ist es weiter ernst mit: „Mehr Demokratie wagen“: Wir sind zum Beispiel für die Einführung von Volksbegehren und Volksentscheiden auf Bundesebene und wir wollen, dass Staatsangehörige von Staaten, die nicht der Euro- päischen Union angehören, endlich auf kommunaler Ebene mitwählen dürfen – und in möglichst vielen Ge- meinden auch 16-Jährige. Aber darüber dürfen, können und müssen die Menschen am 27. September zur Bun- destagswahl entscheiden, jedenfalls soweit sie über 18 Jahre alt sind. Gisela Piltz (FDP): Seit nunmehr fast 30 Jahren wird das sogenannte Kinderwahlrecht in Deutschland diskutiert. Als Begründung werden vor allem der demo- grafische Wandel und die Partizipationsfeindlichkeit des Wählervolkes ins Feld geführt. In der Diskussion sind dabei im Wesentlichen drei Gestaltungsformen: die Ab- senkung der Wahlaltersschranke, die stellvertretende Wahlrechtsausübung durch die Eltern und das soge- nannte Familienwahlrecht, das heißt die Gewährung mehrfachen Stimmrechts für die Eltern. Die heute zu debattierenden Gesetzentwürfe der Grü- nen verfolgen den erstgenannten Lösungsansatz, wonach eine – wie es im jeweiligen Teil B heißt – „maßvolle“ H s a t l n d P t s w g h d i z d j d d e n g r h u G g m E z d g Z J U w I k S d U a g r V u z w f d s l g s s d t (C (D erabsetzung des Wahlalters von 18 auf 16 Jahre ange- trebt wird. In der Begründung der Gesetzentwürfe wird usgeführt, dass, „die Interessen nachfolgender Genera- ionen … heute häufig ignoriert und strukturell vernach- ässigt“ werden. Meine Damen und Herren von den Grü- en, in sieben Jahren Regierungsverantwortung war iese Einschätzung augenscheinlich nicht Leitlinie Ihrer olitik. Die Senkung der Wahlaltersgrenze nun als Ret- ung unserer Demokratie darzustellen, geht nach Ein- chätzung der FDP-Bundestagsfraktion jedenfalls viel zu eit. Das Bundesverfassungsgericht hat das im Übrigen enau so gesehen. In Bestätigung seiner Rechtsprechung at der 2. Senat zuletzt im Jahr 2000 beschlossen, dass ie Mindestaltersgrenze für die aktive Wahlberechtigung n Art. 38 Abs. 1 GG gerade nicht dem Demokratieprin- ip und dem Prinzip der Allgemeinheit der Wahl zuwi- erläuft. Das höchste Gericht hat ausgeführt, dass es von eher aus zwingenden Gründen als mit dem Grundsatz er Allgemeinheit der Wahl verträglich angesehen wor- en ist, die Ausübung des Wahlrechts an die Erreichung ines Mindestalters zu knüpfen. Nun kann man es mit den Grünen halten und entgeg- en, das Mindestalter in diesem Sinne habe auch ein Ju- endlicher mit Vollendung seines 15. Lebensjahres er- eicht. In diesem Zusammenhang möchte ich aber darauf inweisen, dass nach unserer Einschätzung politische nd damit gesellschaftliche Partizipation nicht mit dem ang zur Wahlurne aufhört. Nach unserem Verständnis eht die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen, stets it der Pflicht einher, die Konsequenzen der eigenen ntscheidung abzuschätzen und im Zweifel auch selbst u tragen. Nicht, dass Sie mich falsch verstehen. Ich bin urchaus bei Ihnen und Ihrer Einschätzung, dass ein Ju- endlicher, der heute 14, 15 oder 16 Jahre alt ist, im weifel reifer und weiter entwickelt ist, als es noch ein ugendlicher vor 30 Jahren war. Politisches und soziales rteilsvermögen sind zweifellos bei der heutigen Jugend eiter ausgeprägt, als es noch vor Jahren der Fall war. nsofern ist die Ausweitung von Partizipationsmöglich- eiten auch auf Jugendliche grundsätzlich ein richtiger chritt. Wählen allein um des Wählens willen kann je- och nicht Sinn und Zweck unserer Demokratie sein. nsere Rechtsordnung sieht, im Übrigen, wie ich finde, us guten Gründen, vor, dass die Konsequenzen des ei- enen Verhaltens im Sinne einer vollen Verantwortung egelmäßig erst mit der Volljährigkeit zu tragen sind. Die olljährigkeit ist der Dreh- und Angelpunkt für Rechte nd Pflichten des Einzelnen. Sie markiert den Zeitpunkt, u dem ein junger Mensch vollständig für sich Verant- ortung übernimmt und zu übernehmen hat. Nicht zuletzt deswegen hält es die FDP-Bundestags- raktion für falsch, das sogenannte Kinderwahlrecht als as Mittel zum Erhalt unserer Demokratie hochzustili- ieren. Die Argumentation, alle Staatsgewalt würde al- ein vom volljährigen Volk ausgehen, ist polemisch und eht im Übrigen auch an der Sache vorbei. Eltern chauen heutzutage ganz genau hin, welche Politik tat- ächlich kinder- und familienfreundlich ist. Kinder und ie Entscheidung für Kinder beeinflussen auch ohne ak- ives Kinderwahlrecht unmittelbar die politische Wil- 23966 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 (A) ) (B) ) lensbildung in den Familien. Kinder und Jugendliche sind gerade keine Bürger zweiter Klasse. Dies wird aber nicht selten von den Befürwortern einer Herabsetzung des Wahlalters kolportiert. Um der allgemeinen Politikverdrossenheit entgegen- zutreten, bedarf es vielmehr eines ganzen Bündels von Maßnahmen. Hier und da Flickschusterei zu betreiben, ist wenig zielführend. Um Jugendlichen politische Pro- zesse näherzubringen und Politikverdrossenheit abzu- bauen, müssen andere, attraktivere Angebote gemacht und bestehende Angebote verbessert werden. Alle Par- teien verzeichnen einen Mitgliederschwund. Und trotz der Vielzahl an Jugendlichen, die sich bei Vereinen, in Verbänden oder bei Initiativen engagieren, wäre eine noch höhere Beteiligung wünschenswert. Wir Liberale halten Jugendparlamente, die von den Schulen oder der Stadt organisiert werden, für einen guten Weg, demokra- tische Prozesse auch vor dem Erreichen der Volljährig- keitsgrenze zu erlernen. Auch auf europäischer Ebene hat sich die Beschrän- kung des aktiven Wahlrechts auf 18 Jahre bewährt. Inso- fern halten wir es mit den meisten europäischen Mit- gliedstaaten und plädieren für die Beibehaltung der bestehenden Wahlaltersgrenze. Diana Golze (DIE LINKE): Die Absenkung des Wahlalters für die Bundestags- und Europawahlen trifft bei mir auf große Zustimmung. Das liegt zum einen an meiner eigenen politischen Biografie, die in der PDS be- gonnen hat. Von dieser Quellpartei der heutigen Linken wurde das Wahlalter ab 16 nicht nur gefordert, sondern auf kommunaler Ebene auch mit durchgesetzt. Sie fin- den in mir auch eine Unterstützerin in einigen Teilen der Begründung und Problemschilderung Ihres Antrages. Es dürfte selbst bei hartgesottenen Gegnern der Absenkung des Wahlalters inzwischen angekommen sein, dass junge Menschen bereits sehr frühzeitig nicht nur eine eigene Meinung haben, sondern diese auch in das gesellschaftli- che Leben einbringen wollen. Junge Menschen bilden sich sehr wohl auch eine politische Meinung. Ich möchte an dieser Stelle unterstreichen, dass für uns als Linke die Mittel und Wege der Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen in der Bundesrepublik völlig unzureichend sind. Doch auch wenn ich das Anliegen an sich sehr be- grüße, möchte ich nicht leugnen, dass ich viele Punkte kritisch und einige sogar nicht begrüßenswert finde. Un- logisch erscheint mir zum Beispiel die Heranziehung der Ausübungsfreiheit von Religionen. Was das Recht auf freie Wahl der ausgeübten Religion mit einem abgesenk- ten Wahlalter zu tun hat, ist mir nicht ganz klar und au- ßerdem als politische Aussage mehr als fraglich. Wenn man dann aber in dieser Logik bliebe, müsste man das Wahlalter eigentlich auf 14 absenken, da dies der Zeit- punkt ist, ab dem Kinder ihre Religion frei wählen kön- nen. Kurz: Dieser Nebenvermerk in der Problembenen- nung des Antrages ist nicht nur unnötig, er ist dem Antrag aus meiner Sicht nicht dienlich. Auch bei den Al- ternativen, die laut Punkt C des Antrages nicht gesehen w A M s m z d u 1 m d v g d s 1 f A k m t u w a h W u s u s w „ r J w A g M B d u S n G l t h J p r V h W s S k i (C (D erden, kommt der Grundcharakter des Antrages zum usdruck: Ihm fehlt bei der Auslotung demokratischer itbestimmungsformen die Konsequenz! Denn erstens ieht die Linke eine ganze Menge „anderer Lösungs- öglichkeiten zur Stärkung des Demokratischen Prin- ips“! Wer glaubt, dass dieses nur mit einer Erweiterung es Wahlberechtigtenkreises zu schaffen ist, der irrt aus nserer Sicht! In der Onlineausgabe des Spiegels vom 9. April 2009 wird die Frage gestellt: „Warum soll je- and über die Geschicke des Staates mitentscheiden ürfen, den man noch nicht für reif genug hält, seine pri- aten Lebensverhältnisse zu regeln?“ Ich möchte das ern umdrehen und die Abgeordneten der SPD fragen, ie dem Anliegen laut Presse ja sehr positiv gegenüber- tehen: Warum darf auf der einen Seite jemand mit 6 wählen – soll aber den Staat bis zum 25. Lebensjahr ragen, ob er zu Hause ausziehen darf, nur weil er LG II bezieht? Wie wollen Sie einem Auszubildenden larmachen, dass er zwar Bundestags- und Europaparla- entarier wählen darf, aber in seinem Ausbildungsbe- rieb immer weniger Mitspracherechte hat? Es gibt viele Punkte, die angepackt werden müssten nd auch ohne Weiteres angepackt werden könnten, enn man Kindern und Jugendlichen eine Beteiligung m demokratischen Leben geben möchte. Der Antrag at den faden Beigeschmack, dass die Absenkung des ahlalters ein Allheilmittel gegen Politikverdrossenheit nd fehlende demokratische Mitbestimmungsrechte dar- tellt. In ihrem Antrag „Mitbestimmungsrechte von Kindern nd Jugendlichen erweitern – Partizipation umfassend ichern!“ hat die Linke ihre Vorschläge dargelegt. Er urde im Ausschuss höhnisch als Sammelsurium und Wünsch-dir-was-Liste“ abgetan. Die Mitbestimmungs- echte von jungen Menschen sind in den vergangenen ahren nicht nur schmählich und sträflich vernachlässigt orden. Sie wurden durch die jeweiligen politischen kteure vermindert und teilweise verhindert. Diejeni- en, die jetzt von der Wichtigkeit der demokratischen itbestimmung der jungen Generation reden, haben die asis von Mitbestimmung in den vergangenen Jahren urch Mittelkürzungen im Jugendhilfeplan ausgedünnt nd geschwächt! Die Träger der Bildungsarbeit, die chulen und die Jugendeinrichtungen brauchen nämlich icht nur Zeit, wie Sie es in Ihrer Begründung zur rundgesetzänderung formulieren. Sie brauchen vor al- em eine solide finanzielle Unterstützung, mit der quali- ativ und quantitativ hochwertige Bildungsarbeit vorge- alten werden kann. Die Stärkung der Träger der freien ugendhilfe, der Vereine, Verbände und Initiatoren der olitischen Bildung stand aber in den vergangenen Jah- en immer weniger auf der jugendpolitischen Agenda. iel häufiger wurde sie zum Thema der Haushaltsver- andlungen bei Bund und Ländern – mit vollmundigen orten der Anerkennung auf den Lippen, aber dem Rot- tift in der Hand. Natürlich ist uns klar, dass es nicht angenehm ist, den piegel vorgehalten zu bekommen, wenn das Bild darin ein schönes ist. Aber ich versichere Ihnen, wir werden hn Ihnen an jeder passenden Stelle vorhalten! Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 23967 (A) ) (B) ) Abschließend möchte ich zusammenfassen: Eine Absenkung des Wahlalters ist eine begrüßenswerte Ini- tiative. Sie aber zur obersten und alleinigen Lösungs- möglichkeit zu erheben, verstellt den Blick auf die Rea- litäten. Ich gebe den Bedenken der Konrad-Adenauer- Stiftung an einer Stelle recht, die meint: „dass Interesse, Verständnis und Engagement für die Politik nicht durch den Akt der Wahlrechtsverleihung verordnet werden kann“. Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die grüne Forderung nach einer Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre findet offenbar immer mehr Unterstützerin- nen und Unterstützer – das freut mich! Neben Jugend- verbänden und Jugendforschern haben vor kurzem auch der Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, und der SPD-Vorsitzende Müntefering ihre Zustimmung bekundet. An Münteferings Adresse kann ich nur sagen: Willkommen im Club! Meinen Sie das ernst oder bleibt Ihre Äußerung unglaubwürdiger und folgenloser Vorwahlkampf? Die Frage drängt sich umso mehr nach einem Blick ins SPD-Wahlprogramm auf: Hier findet sich zum Wahl- alter kein Wort. Justizministerin Zypries (ebenfalls SPD) lehnt eine Wahlalterabsenkung sogar explizit ab. Es wäre hier und heute an der Zeit, dass insbesondere die Kolle- ginnen und Kollegen von der SPD den Jugendlichen in Deutschland mitteilen, ob sie die 16- bis 18-Jährigen weiterhin mit warmen Worten verschaukeln wollen oder ob sie unseren konkreten Gesetzesinitiativen zustimmen! Ihr unverbindliches Mantra, man bräuchte „eine breite Diskussion über eine Absenkung des Wahlalters“, zeigt, dass sich die SPD vor einer klaren Entscheidung drückt und Jugendliche offenbar auf den Sankt-Nimmerleins- Tag vertrösten will. In Schleswig-Holstein haben Union und SPD heute einen Grünen-Antrag leider abgeschmet- tert, wonach 16-Jährige künftig den Landtag hätten wäh- len dürfen. Also: Hören Sie auf mit Ihrer Doppelzüngig- keit, geben Sie sich einen Ruck und stimmen Sie unseren Initiativen im Bundestag zu! Den Kritikern eines aktiven Wahlrechts ab 16 möchte ich entgegenhalten, dass jede Einschränkung des allge- meinen und gleichen Wahlrechts begründungsbedürftig ist. Es ist schlicht falsch, mit einer zwingenden Koppe- lung des Wahlalters an die Volljährigkeit zu argumentie- ren. In Österreich wurde das Wahlalter auf 16 Jahre abgesenkt, ohne dabei die Volljährigkeit zu verändern. Auch in Deutschland wich das Wahlalter für mehrere Jahre von der Volljährigkeit ab, als es von 21 auf 18 Jahre gesenkt wurde. Wie wir alle wissen, kennt unser Rechtssystem viel- fältige und differenzierte Altersabstufungen, deren zen- traler Bezugspunkt nicht die Volljährigkeit ist. Beispiels- weise wird die volle Religionsmündigkeit mit 14 Jahren erreicht, der Führerscheinerwerb ist möglich und ein Personalausweis nötig. In vielen Bundesländern hat sich zudem bekanntlich das Kommunalwahlrecht ab 16 Jah- ren als Demokratiegewinn bewährt. Diese positive Ent- wicklung setzt sich fort: Als erstes Bundesland plant die r p f i e t e i F i t S f s d f B d m s K s J P t b e f h d g g u m n a l d 1 a s b G m M w g 6 m S u s p (C (D ot-grüne Regierung in Bremen, 16-Jährige das Landes- arlament mitwählen zu lassen. Dies soll Teil einer um- assenden Strategie zur Förderung der Partizipation sein, n die auch wir die Altersabsenkung auf Bundesebene inbetten wollen. In Bremen wird die Regierungsinitia- ive übrigens von der Linken und der FDP unterstützt. Eine Wahlaltersenkung auf Bundesebene ist für uns in zentraler Baustein einer neuen Beteiligungskultur. Es st deshalb unredlich, unseren Vorschlag gegen andere ormen der Beteiligung auszuspielen. Wir wollen, dass m Zuge einer Beteiligungsoffensive in Kindertagesstät- en, Bildungs- und Jugendeinrichtungen demokratische pielregeln früh erlernt werden. Wir wollen mehr und rüher Demokratie wagen – anstatt über Politikverdros- enheit zu lamentieren. Hinzukommen muss eine systematische Aufwertung er politischen Bildung. Wie Sie unseren Gesetzentwür- en entnehmen können, soll die Zeit bis zur nächsten undestagswahl von allen Trägern der Bildungsarbeit azu genutzt werden, sich auf die neu auf sie zukom- ende Verantwortung vorzubereiten. Die Wahlalterab- enkung wäre somit eine Chance, unsere demokratische ultur insgesamt zu beleben und das Wissen über politi- che Entscheidungsprozesse zu verbreitern. Wir wissen: e besser die politische Teilhabe und die Kenntnisse über olitik, umso höher ist die Akzeptanz unserer Demokra- ie. Wenn 16- und 17-Jährige das aktive Wahlrecht auch ei Bundestags- und Europawahlen erhalten, können sie ndlich über die politische Zukunft mitentscheiden. Da- ür sprechen verschiedene gute Argumente: Jugendliche aben die Urteilsfähigkeit, um zu wählen. Politik muss en Sachverstand von Jugendlichen einbeziehen. Ju- endliche müssen mit den Folgen heutiger Entscheidun- en morgen leben. Sie sollten Demokratie aktiv erleben nd auch per Wahlentscheidung mit gestalten – das acht unser politisches System greifbar, erfahrbar und achvollziehbar. Wesentlich für ein Wahlalter 16 sind uch die Auswirkungen der demografischen Entwick- ung auf die demokratische Entscheidungsfindung und as Gemeinwohl. Jugend- und Entwicklungsforschung belegen, dass 6- und 17-Jährige entscheidungsfähig genug sind, um n politischen Wahlen teilzunehmen. Jugendliche ent- cheiden heute zunehmend selbstständig über ihren Le- ensweg und ihre Bildungsbiografie. Sie sind zudem die eneration mit der höchsten ehrenamtlichen Engage- entbereitschaft. Ihnen darf das Wahlrecht als zentrale itbestimmungsmöglichkeit nicht länger verweigert erden! Bereits im nächsten Jahr werden erstmals weniger Ju- endliche unter 20 Jahren als ältere Menschen über 5 Jahre in Deutschland leben. Jugendliche werden so- it immer mehr zur gesellschaftlichen Minderheit. Ihre timme muss Gewicht bekommen, um zu nachhaltigen nd generationengerechten Lösungen zu kommen. Sonst ind weiterhin Milliarden für eine unsinnige Abwrack- rämie da, aber nicht für Zukunftsinvestitionen in bes- 23968 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 219. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 (A) (C) (B) (D) sere Bildung! Auch der willkürliche Umgang der Gro- ßen Koalition mit der Rentenformel zeigt, dass die Interessen jüngerer Menschen an nachhaltiger Politik und einem fairen Interessenausgleich zwischen den Ge- nerationen ignoriert oder sogar mit Füßen getreten wer- den! Die demokratischen Rechte der Jugendlichen müssen gestärkt werden. Unsere Gesetzentwürfe beschreiben da- für einen ambitionierten, aber machbaren und rechtlich zweifellos zulässigen Weg. Geben Sie den Jugendlichen die Möglichkeit, sich selbstbewusst an der demokrati- schen Gestaltung ihrer eigenen Zukunft zu beteiligen! 219. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 6. Mai 2009 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621900000

Guten Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Sit-

zung ist eröffnet.

Interfraktionell ist vereinbart worden, die heutige Ta-
gesordnung um die in der Zusatzpunktliste aufgeführten
Punkte zu erweitern:

ZP 1 Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Meinungsverschiedenheiten in der Bundesre-
gierung zu Steuersenkungsvorhaben

ZP 2 Beratung des Antrags der Abgeordneten Horst
Meierhofer, Gudrun Kopp, Michael Kauch, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Rechtliche Grundlagen für die Einführung
von CCS-Technologien unverzüglich schaffen

– Drucksache 16/11751 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

ZP 3 Beratung des Antrags der Abgeordneten Jerzy

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Redet
Montag, Volker Beck (Köln), Ekin Deligöz, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Europäische Überwachungsanordnung rechts-
staatlich absichern – Stellungnahme gemäß
Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes

– Drucksache 16/12856 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Von der Frist für den Beginn der Beratungen soll, so-
weit erforderlich, abgewichen werden.

Der Tagesordnungspunkt 10 wird abgesetz
ser Stelle wird der Tagesordnungspunkt 12 au

(C (D ung en 6. Mai 2009 0 Uhr Schließlich mache ich auf eine nachträgliche Auschussüberweisung im Anhang zur Zusatzpunktliste auferksam: Der in der 211. Sitzung des Deutschen Bundestages berwiesene nachfolgende Gesetzentwurf soll zusätzich dem Ausschuss für Arbeit und Soziales (11. Auschuss)


Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur verbes-
serten steuerlichen Berücksichtigung von Vorsor-

(Bürgerentlastungsgesetz Krankenversicherung)


– Drucksachen 16/12254, 16/12674 –
überwiesen:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

Sind Sie mit diesen Vereinbarungen einverstanden? –
ch höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlos-
en.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:

ext
Befragung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka-
binettssitzung mitgeteilt: Handlungskonzept der Bun-
desregierung zur Weiterentwicklung der ländlichen
Räume.

Das Wort für den einleitenden fünfminütigen Bericht
hat die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz, Frau Ilse Aigner. – Bitte schön.

Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Land-
wirtschaft und Verbraucherschutz:

r Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-
en! Wie gerade erwähnt, hat das Bundes-
das Handlungskonzept der Bundesregie-
terentwicklung der ländlichen Räume
t. An die-
fgerufen.

Sehr geehrte
nen und Kolleg
kabinett heute
rung zur Wei






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ilse Aigner
verabschiedet. Hiermit wurde ein wichtiger Grundstein
für weitere Initiativen der Bundesregierung gelegt.

Wir wollen mit unserer Politik für ländliche Räume
die ländlichen Regionen stärken und langfristig den
unterschiedlichen Entwicklungsperspektiven gerecht
werden. Die Bundesregierung zielt mit ihrer Politik für
ländliche Räume darauf ab, in allen Regionen Deutsch-
lands gleichwertige Lebensverhältnisse herzustellen.
Das Handlungskonzept, das die interministerielle Ar-
beitsgruppe erarbeitet hat, enthält eine Reihe von inno-
vativen Ansätzen zur längerfristigen Verbesserung der
regionalen Wirtschaftsstruktur in den strukturschwachen
ländlichen Regionen, zur nachhaltigen Verbesserung der
Agrarstruktur und zur Weiterentwicklung der ländlichen
Infrastrukturen.

Es gibt zahlreiche Politikmaßnahmen, die zwar nicht
speziell für die ländlichen Räume entwickelt wurden,
aber dennoch für die ländlichen Räume sehr wohl von
großer Bedeutung sind. Hierzu zählen zum Beispiel
Maßnahmen in den Bereichen Bildung, Gesundheitsver-
sorgung und Verkehr. Die interministerielle Arbeits-
gruppe hat diese Maßnahmen im Handlungskonzept an-
gemessen berücksichtigt.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Was heißt das denn?)


Bei einem so komplexen und schwierigen Thema wie
der Entwicklung der ländlichen Räume sind Sorgfalt und
Behutsamkeit angebracht. Insbesondere auf die länd-
lichen Regionen, die strukturschwach und vom demo-
grafischen Wandel besonders stark betroffen sind, müs-
sen wir ein besonderes Augenmerk richten. Sie dürfen in
ihrer Entwicklung nicht dauerhaft zurückfallen. Wir
wollen die Voraussetzungen dafür verbessern, dass die
Menschen in den wirtschaftlich schwächeren Regionen
an der Entwicklung der Gesamtgesellschaft teilhaben
können sollen.

Mit dem heute beschlossenen Handlungskonzept sind
die Bemühungen der Bundesregierung längst noch nicht
abgeschlossen. Als Nächstes wird die interministerielle
Arbeitsgruppe Gespräche mit Ländern und Kommunen
führen. So soll die Umsetzung der im Konzept enthalte-
nen Maßnahmen vorbereitet werden. Wir werden außer-
dem sehr genau zuhören, wenn uns Vorschläge unter-
breitet werden, wie darüber hinaus Beiträge zu einer
Stärkung der ländlichen Regionen geleistet werden kön-
nen. Das Handlungskonzept bietet hierfür gute Ansatz-
punkte.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621900100

Die erste Nachfrage kommt vom Kollegen Peter

Bleser.


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1621900200

Sehr verehrte Frau Ministerin, zunächst einmal herzli-

chen Dank dafür, dass dieser Bericht auf Ihre Initiative
hin erstellt wurde und Ihr Haus erkannt hat, dass in den
ländlichen Räumen für eine im Verhältnis zu den Bal-
lungsgebieten gleichwertige Entwicklung gesorgt wer-
den muss.

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(C (D (Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Das ist doch schon wieder der Sprechzettel vom Ministerium!)


ch bin der Meinung, dass das erstmalig in fundierter
orm geschehen ist. Deswegen möchte ich Sie fragen,
as Sie bzw. Ihr Haus machen wollen, um diese gleich-
ertige Entwicklung zu fördern, und zwar zum einen
insichtlich der Finanzierung der Gemeinschaftsaufgabe
Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschut-
es“, und zum anderen hinsichtlich der Infrastruktur-
aßnahmen, die insbesondere jungen Menschen, die

ber höher qualifizierte Berufsausbildungen verfügen, in
en ländlichen Räumen Lebensmöglichkeiten eröffnen.
ufgrund gewisser Abwanderungstendenzen ist nämlich

ine Entleerung der ländlichen Räume zu befürchten.
elche diesbezüglichen Initiativen planen Sie, und wie

st die GAK finanziell ausgestattet?

Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Land-
irtschaft und Verbraucherschutz:
Vielen Dank, Herr Kollege Bleser. Zunächst einmal

öchte ich darauf hinweisen, dass wir die Mittel für die
emeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur
nd des Küstenschutzes“ erheblich erhöht haben, zum
rsten Mal für das Jahr 2008, aber dann auch für das Jahr
009. Mittlerweile belaufen sich die Bundesmittel auf
00 Millionen Euro. Da diese Gemeinschaftsaufgabe
on den Ländern mitfinanziert wird, kommen wir insge-
amt auf eine Summe von 1,1 Milliarden Euro pro Jahr.
inzu kommen europäische Mittel. Es können also ins-
esamt fast 1,4 Milliarden Euro für diesen Bereich, ins-
esondere für integrierte ländliche Entwicklung, ver-
endet werden. Dazu gehören auch der Aufbau von
etzwerken und anderer Infrastruktur.

Die Möglichkeit, Gut- und Hochqualifizierten auch
uf dem Land eine Zukunft zu eröffnen, hat beispiels-
eise sehr viel damit zu tun, in welchem Umfang Breit-
andanschlüsse gefördert werden. Schon in der Vergan-
enheit wurde diesbezüglich ja eine sehr wichtige
nitiative auf den Weg gebracht. So stellen wir hierfür
ährlich 10 Millionen Euro im Rahmen der Gemein-
chaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des
üstenschutzes“ zur Verfügung. Wir haben des Weiteren
emeinsam mit dem Wirtschaftsministerium ein inte-
riertes Konzept auf den Weg gebracht mit der Zielset-
ung, bis 2010 allen Haushalten Zugang zu schnellen In-
ernetverbindungen zu verschaffen und diese in den
olgejahren noch schneller zu machen. Dies ist eine
chwierige Aufgabe. Allein die Tatsache, dass wir über
iese Frage diskutiert haben, hat meines Erachtens bei
en Anbietern für viel Bewegung gesorgt. Es wurden
ösungen gefunden, die zuvor technisch noch nicht
öglich waren oder überhaupt noch nicht angedacht
urden.

Es ist wichtig, dass in diesem integrierten Gesamt-
onzept nun auch eine Übersicht enthalten ist, aus der
um Beispiel hervorgeht, wo künftig gebaut wird, sodass
an dort Leerrohre legen kann, die dann auch entspre-

hend mitfinanziert werden.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ilse Aigner
Außerdem wurde die Förderquote im Rahmen der
GAK für diesen Bereich deutlich angehoben, und zwar
auf insgesamt 90 Prozent. Das ist deshalb so wichtig,
weil gerade die finanzschwachen Kommunen aufgrund
der Verpflichtung zur Kofinanzierung offensichtlich
Schwierigkeiten hatten, die Mittel abzurufen. Da hat der
Bund nun wesentliche Vorleistungen erbracht. Ich
glaube, dass schon viele richtige Infrastrukturmaßnah-
men in die Wege geleitet wurden.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Das ist schön!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621900300

Nun hat Frau Kollegin Happach-Kasan Gelegenheit,

zu fragen.


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1621900400

Frau Ministerin, vielen Dank für Ihren Bericht, wobei

ich anerkennen muss, dass Sie wegen Ihres Stichwortge-
bers aus München nicht unerhebliche Schwierigkeiten
hatten, Politik für die ländlichen Räume in ganz
Deutschland zu gestalten. Das wird an vielen Beispielen
deutlich.

Wir sind in der Situation, dass die Milchpreise auf ei-
nem Tiefstpunkt angelangt sind. Melkbetriebe müssen
10 Cent und mehr je Liter Milch hinzugeben, ohne dass
wir ihnen Perspektiven aufzeigen können.

Wir sind in der Situation, dass für Biokraftstoffe Ka-
pazitäten in Höhe von 5 Millionen Tonnen aufgebaut
wurden, diese aber nur zu 20 Prozent genutzt werden.
Auch das ist eine für den ländlichen Raum fatale Situa-
tion.

Außerdem hat Ihr Staatssekretär heute berichtet, dass
das Kormoran-Problem weiterhin Schwierigkeiten beim
Ausbau der Aquakultur, der ja gewünscht ist, bereitet.

Frau Ministerin, was wollen Sie in diesen drei Berei-
chen tun, um den ländlichen Raum nachhaltig zu stär-
ken? Es sollten ja keine falschen Botschaften an die
Landwirte gesendet werden, sondern vielmehr sollte
deutlich gemacht werden, welche Betriebe gefördert
werden und eine Überlebenschance haben. Wie wollen
Sie nun die Situation dieser Betriebe am Markt verbes-
sern?

Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Land-
wirtschaft und Verbraucherschutz:

Vielen Dank, Frau Kollegin Happach-Kasan. – Wie
Sie wissen, bin ich in der Angelegenheit der Milchpreise
tätig. Aber auch in anderen Bereichen der Landwirt-
schaft gibt es Schwierigkeiten mit der Preisentwicklung.
Ich erinnere an die Getreidepreise, die innerhalb eines
Jahres um 40 Prozent gesunken sind. Darüber hinaus ha-
ben mittlerweile auch die Schweinezüchter Probleme,
und zwar aufgrund der etwas irreführenden Bezeichnung
der neuen Grippe als Schweinegrippe, wobei es sich je-
doch in Wirklichkeit um eine Humangrippe handelt. In
diesem Zusammenhang möchte ich ausdrücklich darauf
hinweisen, dass von Schweinen oder von Schweine-
fleisch in keiner Weise eine Gefahr ausgeht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D ch bitte die Kolleginnen und Kollegen, dies auch entprechend zu transportieren, weil wir, wie ich glaube, echtzeitig dagegen angehen müssen. Es trifft also die andwirtschaft insgesamt. Das Problem bei den Milchpreisen ist, dass die Festetzung nicht durch die Politik erfolgt, sondern eine rage des Marktes ist. Ich weise aber darauf hin, dass ch, insbesondere mit den Einzelhandelsverbänden, inensive Gespräche geführt habe und dabei sehr dafür pläiert habe, keine Werbung für Milchprodukte zu mahen. (Johannes Röring [CDU/CSU]: Keine Billigwerbung!)


aran hat man sich leider nicht gehalten. Wir werden
iese Gespräche aber fortsetzen.

In der Produktionskette ist meines Erachtens aber
och ein größerer Bereich zu beackern. Es geht dabei
nter anderem um die Molkereien, die sich konsolidie-
en müssen. Das ist eine Forderung, die auf dem Milch-
ipfel vor einem Jahr aufgestellt wurde. In diesem
arktbereich ist für meine Begriffe noch zu wenig ge-

chehen; auch hier muss eine Konsolidierung durchge-
ührt werden.

Die nächste Frage ist, was wir für die Milchbauern
onkret machen können. Ich möchte darauf hinweisen,
ass ich mich auf der europäischen Ebene bei den Ver-
andlungen intensiv dafür eingesetzt habe, Ausgleichs-
ahlungen vorzusehen, um den Ausstieg aus der Quote
bzufedern. Es geht hier nicht um Milchbegleitmaßnah-
en, bei uns besser bekannt als Milchfonds.

Wenn ich die ganzen Mittel, bis zum Jahr 2013 zur
erfügung gestellt werden, zusammenzähle, stehen in-
lusive der Kofinanzierung theoretisch bis zu
,1 Milliarden Euro für diesen Bereich zur Verfügung.
azu zählen unter anderem die einzelbetriebliche Förde-

ung, die Ausgleichszahlungen und die Weideprämie.
usätzlich haben wir im Rahmen des Konjunkturpro-
ramms zur Bewältigung der neuen Herausforderungen
eitere Mittel für die ländliche Region – in dem Fall

ind sie auch für die Milch zu verwenden – in Höhe von
0 Millionen Euro aktivieren können; sie stehen für
009 und 2010 zu Verfügung.

Im Moment arbeiten wir an einem Liquiditätspro-
ramm, durch das diejenigen, die jetzt unverschuldet in
ahlungsschwierigkeiten kommen, unterstützt werden
ollen. Das kann in Form von Bürgschaften oder in Form
on zinslosen Krediten geschehen. Dies wird gerade er-
rbeitet. Ich bitte um Nachsicht, dass ich Ihnen noch
icht das Endergebnis verkünden kann. Aber in diesem
ereich sehen wir momentan das Hauptproblem.

Ich weise darauf hin, dass es in allen Landesteilen der
undesrepublik und in ganz unterschiedlichen Struktu-

en zu großen Problemen kommt. Es betrifft die großen
etriebe, insbesondere in den neuen Bundesländern, die
it den Zahlungen zu kämpfen haben – sprich: Lohn-

ahlungen –, die sie jeden Monat auf den Tisch legen
üssen. Teilweise können sie sie nicht mehr leisten, weil

ie schon Schwierigkeiten bei den Kreditlinien haben.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ilse Aigner
Das betrifft aber genauso Familienbetriebe in kleinstruk-
turierten Gebieten.

Ich weise auch darauf hin – das war eine Unterfrage
von Ihnen –, dass es im Zusammenhang mit dem Agrar-
diesel unterschiedliche Regelungen gibt. Ich mache kei-
nen Hehl daraus, dass es auch in der Bundesregierung
unterschiedliche Meinungen dazu gibt. Das Ziel bleibt
meines Erachtens bestehen. Das wäre eine der größten
Entlastungen.


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Kormoran?)


– Stichwort Kormoran: Wir versuchen immer wieder,
auf europäischer Ebene einen Aktionsplan zu schaffen,
um das Problem – das ist ein europäisches – zu lösen.
Auch in der letzten Agrarratssitzung ging es um die Auf-
stellung eines europäischen Kormoran-Management-
plans.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621900500

Bevor ich der nächsten Fragestellerin das Wort er-

teile, erlauben Sie mir, dass ich auf der Besuchertribüne
den ehemaligen Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel
begrüße.


(Beifall)


Wir dürfen Ihnen sicher im Namen von uns allen nach-
träglich zu Ihrem 70. Geburtstag, den Sie erst vor weni-
gen Tagen gefeiert haben, von hier aus unsere herzlichen
Glückwünsche überbringen. Alles Gute!


(Beifall)


Als nächste Fragestellerin hat das Wort die Kollegin
Cornelia Behm.


Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621900600

Vielen Dank, Frau Ministerin, für Ihren Bericht. –

Wenn man sich das Konzept und vor allen Dingen das
Verfahren genauer ansieht, dann stellt man fest, dass das
Bundesagrarministerium die Federführung, die es
eigentlich innehat – dies wurde auch von Ihrem Vorgän-
ger, Herrn Minister Horst Seehofer, sehr deutlich
gemacht –, im Grunde genommen an das Bundeswirt-
schaftsministerium abgegeben hat. Das halte ich für au-
ßerordentlich bedauerlich. Denn Minister Seehofer hatte
in seiner Amtszeit über ein Jahr lang sehr aufwendige
Veranstaltungen durchgeführt, um vor allen Dingen An-
regungen, die im Zusammenhang mit der Entwicklung
ländlicher Räume stehen, aus unterschiedlichen Gruppen
in der Bevölkerung zusammenzutragen.

Ich würde gern Folgendes wissen: Horst Seehofer hat
im Januar 2008 auf der Grünen Woche das Ziel verkün-
det, dass vom BMELV die GAK, die Gemeinschaftsauf-
gabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küsten-
schutzes“, zu einer Gemeinschaftsaufgabe für die
ländlichen Räume entwickelt werden soll und damit ein-
hergehend eine Änderung des GAK-Gesetzes bzw. eine
Verfassungsänderung anzustreben ist. Warum hat das
BMELV dieses Ziel vom Januar 2008 aufgegeben?

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(C (D Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Landirtschaft und Verbraucherschutz: Dieses Ziel ist nicht generell aufgegeben. Wir haben ber überprüft, ob eine komplette Ausweitung der jetzien Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrartruktur und des Küstenschutzes“ erfolgen kann. Dies ist ach Verfassungslage wohl nicht möglich. Da es eine emeinschaftsaufgabe mit den Ländern ist, müsste die es Vorhaben in einer Verfassungsänderung münden. ies schien uns momentan nicht realistisch. Das heißt ber nicht, dass das Ziel aufgegeben ist; das möchte ich usdrücklich betonen. Damit einhergehend wären ja auch zusätzliche Mittel rforderlich. Auch darauf möchte ich hinweisen, weil die ittel für die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der grarstruktur und des Küstenschutzes“ zwar aufgestockt urden, wie ich vorhin ausgeführt habe, aber ich für die nterstützung weiterer zusätzlicher Maßnahmen, was ch ohne Zweifel sehr begrüßen würde, zusätzliche Mitel bräuchte. Ich sehe es übrigens nicht so, dass wir uns vom Wirtchaftsministerium diese Aufgabe haben abnehmen lasen. Das Wirtschaftsministerium bearbeitet den Bereich er Wirtschaftsförderung, wir haben die ländliche Enticklung bis hin zur dörflichen Entwicklung mit vielen aßnahmen sehr stark unterstützt. Auch viele andere aßnahmen, wie die Breitbandstrategie, die ich ange prochen habe, werden von unserem Haus finanziert. Ich ehe davon aus, dass wir dieses Thema weiterhin beckern werden. Ich meine, dass durch die Diskussionen in der interinisteriellen Arbeitsgruppe ein wesentliches Ziel er eicht wurde: Sie haben dazu geführt, dass alle beteiligen Ressorts – ich bedanke mich ausdrücklich bei den olleginnen und Kollegen – die Entwicklung der ländli hen Regionen in den Blick genommen haben und auch er Blickwinkel sich weiter geöffnet hat, sodass bei allen ntscheidungen auf die Entwicklung der ländlichen äume geachtet wird. Ich halte das für eine Zukunftsaufabe. Es ist die Verpflichtung der einzelnen Ressorts, arauf zu achten, wie sich zukünftige Entwicklungen auf ie ländlichen Räume auswirken. Frau Kollegin Dr. Tackmann, bitte. Auch von mir herzlichen Dank, Frau Ministerin. – Im ereich der ländlichen Räume gibt es sozusagen zwei roblemzonen. Die eine Problemzone ist Ostdeutschland. Wir wissen us der aktuellen Studie der Initiative Neue Soziale arktwirtschaft, dass auf den letzten 40 Plätzen auf der ankingliste der Landkreise ostdeutsche Landkreise zu inden sind. Insofern interessiert mich, ob Sie eine Straegie für die ländlichen Räume in Ostdeutschland haben, um Beispiel indem Sie der BVVG Einhalt gebieten, dait sie mit der Preistreiberei, an der sie im Zusammen ang mit Bodenund Pachtpreisen beteiligt ist, aufhört. chließlich ist der Besitz eigenen Bodens die Grundlage Dr. Kirsten Tackmann für Agrarwirtschaftsbetriebe. Gibt es vielleicht auch andere Ansätze speziell für Ostdeutschland? Ein anderes Problem ist die Abwanderung von jungen Frauen. Ich freue mich, dass in der Arbeitsgruppe auch das Familienund Frauenministerium vertreten ist. Diese Anregung haben wir vorgetragen. Meine Frage ist, ob es eine Strategie gibt, um der Entwicklung entgegenzuwirken, dass junge qualifizierte Frauen besonders aus den ländlichen Räumen in Ostdeutschland, aber nicht nur, abwandern? Eine zielgenaue Maßnahme wäre zum Beispiel, dass man wissenschaftliche Einrichtungen wie etwa die in Waldsieversdorf und Wusterhausen in Brandenburg – das gilt auch für Ihren Ressortbereich – nicht auflöst. Gerade in ländlichen Räumen arbeiten nämlich viele Frauen in solchen Einrichtungen. Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Ich beginne mit der Beantwortung der Frage zu den Frauen. Ob es gelingt, Frauen in ländlichen Regionen zu halten, hängt natürlich ganz wesentlich von der Infrastruktur ab. Deshalb ist es sehr wichtig, dass wir uns über Bildungsmöglichkeiten und Kindertagesstätten unterhalten. Hier haben wir von der Bundesregierung sehr viel auf den Weg gebracht, wovon auch die neuen Bundesländer profitieren. Im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“, die auch die ländliche Entwicklung beinhaltet, haben die Länder gewisse Spielräume bei der Verwendung der Mittel. Sie können sie gemäß den eigenen Vorgaben entsprechend einsetzen. Ich möchte darauf hinweisen, dass die als Kofinanzierung geforderten Mittel gerade in den neuen Bundesländern deutlich geringer als in den alten Bundesländern sind. Das stellt also eine deutliche Unterstützung der Kommunen insbesondere in den neuen Bundesländern dar, von deren Richtigkeit wir auch überzeugt sind. Ich komme zur Frage der Agrarstrukturen insgesamt. Ich war erst vor kurzem bei einigen großen Milchbetrieben in Brandenburg. Ich halte die Frage der Liquiditätshilfen für die Bereiche, in denen es ansonsten schwierig ist, die Struktur der Arbeitsplätze aufrechtzuerhalten, für eines der zentralen Themen, um das ich mich, wie ich vorher schon ausgeführt habe, intensiv bemühen werde, auch damit Arbeitsplätze für junge Frauen – es sind hier sehr viele Frauen in diesen Bereichen beschäftigt – erhalten werden. Nächster Fragesteller ist der Kollege Josef Göppel. Frau Ministerin, ich gehe davon aus, dass wir uns ei nig sind, dass die unselige Debatte über die finanzielle Ausstattung der Programme für ländliche Räume, in der es darum geht, wie die Mittel zwischen der ersten und der zweiten Säule der europäischen Agrarpolitik verteilt werden, beendet werden muss. Vor diesem Hintergrund frage ich Sie: Sind Sie wie ich der Meinung, dass wir auf e 2 w e g u k i z h w w t A s A b f s c d m L A d I L N e D s v v I d d i R k s v U u h s r f m m e (C (D uropäischer Ebene im Hinblick auf die Periode nach 013 eine eigenständige finanzielle Säule für die Enticklung ländlicher Räume schaffen sollten, um dieses uropäische Charakteristikum, nämlich das fruchtbrinende Zusammenund Wechselspiel zwischen urbanen nd ländlichen Räumen, aufrechtzuerhalten und in Zuunft weiterentwickeln zu können? Im Hinblick auf die Gemeinschaftsaufgabe möchte ch Sie gerne fragen, mit welchen neuen Maßnahmen der unehmende Nutzungsdruck auf die Landschaft zur Eraltung wildlebender Pflanzen und Tiere aufgefangen erden kann. Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Landirtschaft und Verbraucherschutz: Zunächst zu Ihrer grundsätzlichen Frage zur Gewich ung von erster und zweiter Säule der europäischen grarpolitik. Die Diskussionen darüber, wie es auf die em Gebiet nach 2013 weitergeht, stehen noch ganz am nfang. Auch die Bundesregierung hat ihre Meinungsildung in dieser Frage noch nicht abgeschlossen. Insoern kann ich Ihnen nur meine persönliche Auffassung childern, die allerdings, wie ich glaube, im Wesentlihen der Meinung der Agrarpolitiker entspricht. Zunächst einmal ist nach wie vor von Bedeutung, ass in der Fläche eine Struktur vorhanden ist, die eröglicht, dass Landwirtschaft auch künftig existiert und and bewirtschaftet wird. Dafür ist eine hinreichende usstattung erforderlich; das betrifft letztendlich auch ie Prämien, die auf den Hektarbetrag umgelegt werden. ch halte dies deshalb für wichtig, weil wir von unseren andwirten verlangen, dass sie höhere Tierschutzund aturschutzstandards als Landwirte in anderen Ländern inhalten, was eine Wettbewerbverzerrung gegenüber rittländern zur Folge hat. Was die erste Säule angeht, ollten wir uns also gemeinsam dafür einsetzen, dass ein ernünftiges Niveau erhalten bleibt, um vor allem die orhandenen Wettbewerbsverzerrungen auszugleichen. Das zweite Standbein ist mindestens genauso wichtig. m Hinblick auf die ländliche Entwicklung geht es um ie benachteiligten Gebiete, die auch künftig noch in iesem Rahmen gefördert werden können. Aber auch die ntegrierte ländliche Entwicklung spielt eine wichtige olle. Hier sehen wir uns mit neuen Herausforderungen onfrontiert. In diesem Bereich, in dem es um die verchiedensten Themen vom Klimaschutz bis zur Energieersorgung geht, werden wir zwar von der Europäischen nion unterstützt, müssen uns aber vieles erkämpfen. Ich mache kein Geheimnis daraus, dass der Kampf m die Verteilung der Mittel der EU mit Sicherheit sehr art wird. Ich kann Ihnen aber zusichern, dass ich mich owohl innerhalb der Bundesregierung als auch auf euopäischer Ebene dafür einsetzen werde, dass sowohl die inanziellen Mittel für die zweite Säule, die im Zusamenhang mit den von Ihnen angesprochenen Maßnahen sehr wichtig ist, als auch die für die erste Säule auf inem angemessenen Niveau erhalten bleiben. Ich möchte kurz darauf hinweisen, dass mir noch eine Fülle weiterer Wortmeldungen vorliegt. Wie Sie wissen, ist die Zeit, die uns für die Regierungsbefragung zur Verfügung steht, begrenzt. Es ist daher im Interesse aller Kolleginnen und Kollegen, die noch zu Wort kommen wollen, dass sich alle Fragesteller kurzfassen. Frau Kollegin Bärbel Höhn, bitte. Das versuche ich, Frau Präsidentin. – Frau Ministerin, ich will an die Frage des Kollegen Göppel anschließen. In den letzten Jahren war in der Tat zu beobachten, dass es insbesondere bei den Mitteln für die zweite Säule, bei der es um die ländliche Entwicklung geht, zu einem dramatischen Abschmelzen gekommen ist. Das stellen auch Sie fest, wenn Sie wie aktuell zum Beispiel den Milchbauern helfen wollen. Angesichts der Tatsache, dass auf EU-Ebene momentan eine heftige Diskussion darüber geführt wird, ob man nicht nach 2013 die Zuständigkeit für bestimmte Teile der zweiten Säule von der Generaldirektion Agrar zur Generaldirektion Regio verschieben sollte, ist es aber brisant, dass Sie Ihr eigenes Handlungskonzept erst so spät vorgelegt haben und dass der Erstentwurf nach meinen Informationen vom Bundeswirtschaftsministerium und nicht von Ihrem Ministerium erstellt worden ist. So frage ich Sie: Ist nicht die Tatsache, dass, wie Sie vorhin sagten und auch Ihr Staatssekretär heute im Ausschuss ausgeführt hat, in dieser Legislaturperiode in diesem Bereich gar nichts mehr getan werde, Wasser auf die Mühlen der EU-Kommission, die ja daraus ableiten könnte, dass es besser wäre, weil die Landwirtschaftsminister gar nicht in der Lage sind, ein Konzept für den ländlichen Raum zu erstellen, die Zuständigkeit dafür auf eine andere Generaldirektion zu verschieben? Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Sehr geehrte Frau Höhn, ich bin mir sicher, dass der Staatssekretär – er sitzt ja hier – das in dieser Form nicht gesagt hat. Auch ich habe nur gesagt, dass wir in dieser Legislaturperiode keine Änderung des Grundgesetzes zugunsten der GAK machen werden; aber wir werden in diesem Bereich selbstverständlich weiterarbeiten. Der erste Schritt war, dass sich die Bundesregierung abstimmt. Ihre Behauptungen zur Federführung kann ich nicht kommentieren; ich gehe aber davon aus, dass selbstverständlich wir die innehatten, vom Anfang bis zum Ende. Das Vorhaben ist ja auch von meinem Vorgänger, Horst Seehofer, dementsprechend eingebracht worden. Insofern stellt sich diese Frage nicht. Wir werden dieses Konzept weiterentwickeln. Wir werden mit einem entsprechenden Handlungskonzept auf die Länder und auf die Kommunen zugehen. Sie wissen genauso gut wie ich, dass die Länder und die Kommunen in diesem Bereich eigentlich das treibende Element sein sollten. Sie müssen jetzt zwingend eingebunden werden; das ist der nächste Schritt. n w w g n z w b m k W d c d z w h c d s m ß r b j d d i r t t w d w b b d B A i w (C (D Wir werden auch noch in dieser Legislaturperiode eien Bericht über den Fortgang vorlegen. Im Übrigen erden sich alle Ressorts dafür einsetzen, dass die Enticklung des ländlichen Raums vernünftig vonstatten eht. Zur europäischen Ebene. Ich weiß nicht, was Sie geau meinen, wenn Sie sagen, da sei etwas abgeschmolen worden. Ich kann nur sagen: Unter Ihrer Regierung urden die Mittel für die Gemeinschaftsaufgabe „Veresserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“, it der die zweite Säule kofinanziert wird, deutlich ge ürzt. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP])

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621900700
Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621900800




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Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621900900
Josef Göppel (CSU):
Rede ID: ID1621901000

(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621901100
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621901200

ir haben, wie ich schon gesagt habe, diese Mittel wie-
er erhöht, damit entsprechende Maßnahmen im ländli-
hen Bereich überhaupt finanziert werden können. Dass
as so bleibt, dafür werde ich mich auch künftig einset-
en, allein damit die Kofinanzierung für die Mittel, die
ir auf der europäischen Ebene organisiert und erkämpft
aben, sichergestellt bleibt. Das alles kommt dem ländli-
hen Raum entgegen.

Sie können sich sicher sein: Ich werde mich auch auf
er europäischen Ebene dafür einsetzen, dass die Zu-
tändigkeit dafür im Agrarbereich bleiben wird.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621901300

Herr Dr. Jordan.


Dr. Hans-Heinrich Jordan (CDU):
Rede ID: ID1621901400

Sehr geehrte Frau Ministerin, Sie wissen, dass ich

ich insbesondere für die weitere Breitbanderschlie-
ung des ländlichen Raums eingesetzt habe. Ich bin Ih-
em Ministerium und Ihnen dankbar, dass wir – Sie ha-
en dazu schon Stellung bezogen – diese Entwicklung
etzt so weit vorangebracht haben.

Für mich persönlich – das scheint auch die Auffassung
ieses Hauses insgesamt zu sein – ist es sehr wichtig,
ass die Unterstützung des ländlichen Raums eine breite
nterministerielle Förderung genießt. Mich würde inte-
essieren, wie sich die 2007 per Beschluss eingesetzte in-
erministerielle Arbeitsgruppe „Ländliche Räume“ wei-
erentwickeln soll, welche Berichte zu erwarten sind und
elche Schlussfolgerungen sich für die Entwicklung in
en nächsten Jahren ergeben.

Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Land-
irtschaft und Verbraucherschutz:
Wir werden, wie gesagt, noch dieses Jahr einen Ar-

eitsbericht vorlegen, welche Fortschritte insbesondere
ei den Gesprächen mit den Kommunen und den Län-
ern, aber auch innerhalb der Bundesregierung im
ereich der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der
grarstruktur und des Küstenschutzes“ erzielt wurden.

Bei der Breitbandverkabelung sind wir – das verhehle
ch nicht – noch nicht so weit, wie wir es eigentlich er-
artet haben. Das liegt oft auch an europarechtlichen






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ilse Aigner
Notifizierungsfragen. Die Kommunen wissen, dass auch
sie deutlich nachbessern müssen.

Es wird in diesem Bereich nicht die eine Lösung
geben; wir müssen mit Sicherheit eine Mischung von ver-
schiedenen Maßnahmen in Betracht ziehen. Es geht bei-
spielsweise darum, vorzusorgen, dass Leitungen einfa-
cher verlegt werden können: Stichwort „Leerrohre“. Wir
haben die digitale Reserve aktiviert: Freiwerdende Funk-
frequenzen können jetzt auch für die Breitbandversor-
gung verwendet werden. Es wird bestimmt auch einen
Mix aus Festverkabelung und Funklösungen geben, weil
die Fläche so groß ist, dass nicht alles in einem zu erledi-
gen ist. Der Ausbau der Breitbandversorgung ist eine
Daueraufgabe.

Ich betone noch einmal, dass schnelles Internet ein we-
sentlicher Wettbewerbsfaktor ist. Betriebe, die darauf an-
gewiesen sind, große Datenmengen zu verschicken – ich
nenne als Beispiel nur Architekten –, werden sich im
ländlichen Raum nur dann ansiedeln, wenn sie die Mög-
lichkeit dazu haben. Deshalb ist der Ausbau der Breit-
bandversorgung für uns ein Schwerpunkt. Die Bundesre-
gierung hat sich klar dazu bekannt, dass sie diese
vorantreiben wird. Wir haben schon ein Konzept auf den
Weg gebracht.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621901500

Frau Kollegin Zimmermann.


Sabine Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621901600

Frau Ministerin, ich will an dieses Thema anschlie-

ßen. Ich habe wohlwollend zur Kenntnis genommen,
dass Sie von gleichwertigen Lebensverhältnissen in
Stadt und Land gesprochen haben. Dazu gehört nun ein-
mal die Überwindung der digitalen Kluft, die durch feh-
lende schnelle Internetanschlüsse im ländlichen Raum
entstanden ist.

Teilen Sie unsere Meinung, dass die bisherigen Breit-
bandaktivitäten der Bundesregierung gescheitert sind? In
der Zeit Ihrer Regierung ist die digitale Kluft zwischen
Stadt und Land nämlich immer größer geworden. Man
muss auch die Übertragungsraten dort mitberücksichti-
gen. Es geht schließlich nicht um 128 Kilobit, sondern in
den Ballungsgebieten sind es schon 50 Megabit.

Deswegen ist Ihre Strategie aus unserer Sicht geschei-
tert. Denn die von Ihnen zur Verfügung gestellten För-
dermittel werden nicht abgerufen. Wir haben dazu eine
Kleine Anfrage gestellt, die von der Bundesregierung
beantwortet wurde. Mehrere Bundesländer lehnen das
Konjunkturpaket II in dem Sinne ab, dass sie für Breit-
band keine Mittel zur Verfügung stellen wollen. Die Te-
lekom hat angekündigt, für den Ausbau des Breitband-
netzes weniger Geld zur Verfügung zu stellen. Teilen Sie
unsere Meinung, dass Sie mit Ihrer Breitbandstrategie
gescheitert sind?

Ich schließe noch eine zweite Frage an.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621901700

Frau Kollegin, denken Sie aber bitte daran, dass wir

noch andere Fragesteller haben.

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(C (D Ja, ich bin auch gleich fertig. – Wie stehen Sie zur inführung des Breitbanduniversaldienstes? Denn diese öglichkeit wäre gegeben. Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Landirtschaft und Verbraucherschutz: Was Ihre erste Frage angeht, teile ich Ihre Ansicht icht, dass die Breitbandstrategie gescheitert ist. Ich eise noch einmal darauf hin, dass mit den 10 Millionen uro jährlich zum ersten Mal Mittel dafür bereitgestellt orden sind. Ich gebe aber zu, dass der Mittelabfluss och etwas ausbaufähig ist. Wir arbeiten zusammen mit en Ländern und Kommunen hart daran, dass dies vollogen wird. Dabei geht es, wie gesagt, teilweise auch ehr stark um europarechtliche Themen. Wir werden das uch künftig weiter vorantreiben und haben jetzt eine geeinsame Strategie erarbeitet. In Ihrer zweiten Frage nach den Universaldienstleis ungen spielen Sie wahrscheinlich auf Pflichtleistungen n. Wir werden auf alle Fälle darauf drängen, dass die rundversorgung auch in den ländlichen Gebieten in iesem Maße sichergestellt wird. Wie wir das erreichen önnen, werden wir in der nächsten Zeit noch heiß disutieren. Das Wort hat der Kollege Franz-Josef Holzenkamp. Frau Ministerin, ich bin dankbar dafür, dass Sie sehr eutlich gemacht haben, dass Sie die Diskussion Landirt gegen Landrat nicht führen wollen. Herzlichen ank dafür. Sie haben in Ihren Ausführungen deutlich gemacht, ass das zentrale Instrumentarium für die Förderung des ändlichen Raumes innerhalb Ihres Hauses die Gemeinchaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des üstenschutzes“ ist. Sie haben aber ebenfalls deutlich emacht – das ist auch absolut richtig –, dass der ländlihe Raum mehr bedeutet, nämlich Infrastruktur, Bildung nd Gesundheitswesen. Das BMELV hat zum Beispiel as Thema Breitband sehr intensiv angeschoben. Meine Frage lautet: Machen die anderen Ressorts geug? Wir haben die Mittel für die Gemeinschaftsaufgabe ufgestockt. Kommt von den anderen Ressorts genug, der müssen wir mehr tun? Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Landirtschaft und Verbraucherschutz: Gerade im Bereich des Wirtschaftsministeriums urde die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der reionalen Wirtschaftsstruktur“ sehr stark an die ländlihen Räume angepasst. Das begrüße ich außerordentlich nd gehe davon aus – ich sehe auch Anzeichen dafür –, ass durch die interministerielle Arbeitsgruppe ein deuticher Bewusstseinswandel stattgefunden hat. Ich nenne nur das Stichwort Gesundheitspolitik. Die rage der ärztlichen Versorgung auf dem flachen Land st ein wesentlicher Punkt für die Attraktivität der ländlihen Räume. Bundesministerin Ilse Aigner Ich betone noch einmal, dass die Bundesregierung insgesamt gerade in den Bereichen Kindererziehung und Schulen deutliche Schwerpunkte gesetzt hat, was auch in den Konjunkturprogrammen deutlich wird. Wir setzen insbesondere in den Bereichen Bildung und Kindergärten wie auch im Bereich der energetischen Verwertung sehr viele Mittel ein, und wir haben speziell für die Entwicklung des ländlichen Raumes massiv Mittel eingesetzt. Das alles kommt sinnvollerweise dem ländlichen Raum zugute. Der Kollege Hans-Michael Goldmann ist der nächste Fragesteller. Frau Ministerin, mir ist nicht bekannt, was im Kabi nett beraten wird. Sie haben vorhin einen ergiebigen Bericht gegeben. Können Sie einige Bausteine nennen, die heute zur Sprache gekommen sind? Die Breitbandverkabelung ist ein alter Hut. Gott sei Dank sind wir vor Ort schon viel weiter. Wir sind auch nicht auf Hilfe des Bundes angewiesen, sondern in diesem Fall sind die Länder zuständig. Ich habe noch eine andere Frage. Sie haben bei dem sogenannten Health Check – also der Gesundheitsüberprüfung bei der Bereitstellung von Finanzmitteln für die Agrarwirtschaft in Europa insgesamt – dem Ausstieg aus der Quote ab 2015 zugestimmt. Halten Sie an diesem Beschluss fest, oder wollen Sie am Wochenende auf Ihrem Parteitag in Süddeutschland anders entscheiden? Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Sehr geehrter Herr Goldmann, Sie wissen genau, dass es nicht um den Beschluss zum Ausstieg aus der Quote gegangen ist, sondern um den Health Check. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Es ist um die Bestätigung des Beschlusses gegangen! Natürlich!)

Sabine Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621901800
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621901900
Franz-Josef Holzenkamp (CDU):
Rede ID: ID1621902000




(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621902100
Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1621902200

– Nein, es ist nicht um die Bestätigung, sondern um eine
Anpassung gegangen. Dabei ist es um viele Bereiche ge-
gangen, zum Beispiel um die Modulation, die Ihnen sehr
gut bekannt ist, oder um die Frage, um wie viel die Quo-
ten erhöht werden. Wie Sie wissen, gibt es hier sehr un-
terschiedliche Ansätze innerhalb der Europäischen
Union, aber auch in der Bundesrepublik. Aber ich glaube
– das sage ich mit voller Überzeugung –, dass sich die
Ergebnisse, die ich erzielt habe, durchaus sehen lassen
können und angesichts der Ausgangssituation einen
ziemlich großen Verhandlungserfolg darstellen; das ist
die grundsätzliche Ausrichtung.

Sie wissen genauso gut wie ich, dass eine Änderung
der Quote nach meinem Kenntnisstand einen aktiven
Vorschlag der Kommission verlangen würde.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Die Korrektur meinen Sie jetzt?)



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(C (D Nein. Die Kommission müsste einen Vorschlag vorleen, aus dem hervorgeht, dass die Gültigkeitsdauer der uotenregelung verlängert wird. Das wird die amtie ende Kommissarin nach meinem Kenntnisstand nicht n. Ich habe bereits alles angesprochen, über das heute im abinett diskutiert wurde. Auch Fragen betreffend die nfrastruktur, die Schulen, die Kindergärten, die Gesundeitsversorgung und die Verkehrsinfrastruktur bis hin zu en Breitbandnetzen, wurden heute ebenfalls angesprohen. Ulrike Höfken ist die nächste Kollegin. Schönen Dank. – Ich möchte nach der Milchpolitik ragen. Könnten Sie die Haltung des Freistaates Bayern nd die genauen Vorstellungen bezüglich der Mengenegulierung und der nationalen Maßnahmen seitens des undes sowie die Konsequenzen, die Sie daraus ziehen, arlegen? Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Landirtschaft und Verbraucherschutz: Ich kann Ihnen die Haltung der Bundesregierung dar egen. Wir haben uns in den Verhandlungen im Novemer gegen eine Quotenerhöhung eingesetzt. Wir haben afür keine Mehrheit gefunden. Wir hatten zwar mit sterreich einen wackeren Mitstreiter, sehr viel mehr aren es aber nicht. Wir haben uns dann aufgrund der reisentwicklung erneut dafür eingesetzt, dass die bechlossene Quotenerhöhung von 1 Prozent nicht vollogen wird. Auch dafür konnten wir keine Mehrheit erangen. Ich sage deutlich: Das Vorhaben, mit einer uotenerhöhung ein sogenanntes Soft-Landing zu errei hen, hat momentan nicht ganz funktioniert. Da die ilchpreise zurzeit im Keller sind, wie Sie alle in den eitungen lesen können, glaube ich aber, dass wir seiens der Bundesregierung dieses Thema immer wieder uf die Tagesordnung setzen werden. Das Wort hat nun der Kollege Dr. Maximilian ehmer. Vielen Dank, Frau Ministerin, für den Bericht über as Handlungskonzept der Bundesregierung zur Weiterntwicklung der ländlichen Räume, das ich sehr begrüße. – eute wurde aber auch der Stadtentwicklungsbericht 008 der Bundesregierung im Kabinett verabschiedet. ieser konzentriert sich sehr stark auf Großstädte und etropolregionen mit ihren spezifischen Problemlagen nd Chancen. Meine Frage lautet – darin kommt auch ine gewissen Sorge zum Ausdruck –: Spiegelt das insesamt ein gewisse Ungleichgewicht in der Regionalpoitik zugunsten der Großregionen wider, und kommen ie ländlichen Räume dabei nicht etwas zu kurz? Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Ich habe den Bericht des Kollegen Tiefensee sehr genau verfolgt. Es stimmt, dass der Schwerpunkt auf den Metropolregionen liegt. Wir müssen in Zukunft sehr stark darauf achten, dass die Vernetzung zwischen den Metropolregionen und den ländlichen Räumen in ausreichendem Maße berücksichtigt wird. Die Stadt-LandBeziehung ist ganz entscheidend. Die eine Seite braucht die andere. Es geht mir aber – darin sehe ich einen weiteren Schwerpunkt – nicht nur um die ganz großen Metropolregionen, sondern auch um die kleinen und mittleren Zentren in den ländlichen Regionen, die ebenfalls Städte sind. Diese dürfen wir nicht vernachlässigen. Hier besteht in Zukunft noch Ergänzungsbedarf. Ich möchte aber dem Kollegen Tiefensee zugutehalten, dass man nicht in einem Bericht alle Problempunkte aufgreifen kann. Ich gehe davon aus, dass man sich damit noch befassen wird. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ganz viel Zeit hat er aber nicht mehr!)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621902300
Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621902400
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621902500
Dr. Max Lehmer (CSU):
Rede ID: ID1621902600




(A) )


(B) )



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621902700

Frau Ministerin, mir liegen noch zwei Wortmeldun-

gen vor.

Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Land-
wirtschaft und Verbraucherschutz:

Ich muss eigentlich weg.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621902800

Sie müssen weg. – Dann sollten wir auf die Ministerin

Rücksicht nehmen, zumal die Zeit schon überschritten
ist.

Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Land-
wirtschaft und Verbraucherschutz:

Danke.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621902900

Frau Ministerin, ich bedanke mich für die Beantwor-

tung der Fragen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 2 auf:

Fragestunde

– Drucksachen 16/12816, 16/12845 –

Zu Beginn der Fragestunde rufe ich gemäß Nr. 10 der
Richtlinien für die Fragestunde die dringliche Frage des
Kollegen Jürgen Trittin auf:

Warum wurde eine mit 200 deutschen Polizistinnen und
Polizisten vorbereitete Befreiungsaktion für die Geiseln des
Frachters „Hansa Stavanger“ kurzfristig abgebrochen, und
welche Auswirkungen hat der Abbruch der Operation für die
aktuelle weitere Planung (vergleiche www.spiegel.de)?

Für die Beantwortung der Frage steht der Parlamenta-
rische Staatssekretär Peter Altmaier zur Verfügung.

Herr Staatssekretär, bitte sehr.

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(C (D P Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Kollege Trittin, ie Entscheidung, den Einsatz der GSG 9 der Bundesolizei abzubrechen, erfolgte zum einen im Einvernehen aller Beteiligten, zum anderen auf der Grundlage er Gesamtbewertung der für den Einsatz erforderlichen edingungen. Das ist die Antwort auf den ersten Teil hrer Frage. Ich möchte gerne noch hinzufügen, dass die undesregierung nach dem Abbruch dieser Operation or dem Hintergrund, dass die Entführung der MS Staanger bis zur heutigen Stunde andauert, und vor dem intergrund möglicher künftiger Entwicklungen am . Mai, also am Montag, die Vorsitzenden der im Bunestag vertretenen Fraktionen und etwas später die Obeute des Auswärtigen, des Innenund des Verteidiungsausschusses über die Einzelheiten der Operation in iner umfassenden und offenen Weise unterrichtet hat. ir haben darüber hinaus heute Morgen sowohl im Ver eidigungsausschuss als auch im Auswärtigen Ausschuss nd im Innenausschuss des Deutschen Bundestags über ie Details der Operation gesprochen und berichtet. Das st vor allen Dingen vor dem Hintergrund geschehen, ass öffentliche Auskünfte über die Art, den Umfang nd den Zeitpunkt solcher Maßnahmen geeignet sein önnten, Rückschlüsse auf Handlungsoptionen der Bunesregierung und der Sicherheitsbehörden zu ermöglihen. Dadurch könnte der Erfolg künftiger Einsätze der SG 9 der Bundespolizei gefährdet werden. Das wollen ir auf jeden Fall ausschließen. Haben Sie eine Nachfrage, Herr Kollege? Herr Staatssekretär, ich habe Verständnis dafür, dass ie Bundesregierung den Versuch gemacht hat, die Geieln zu befreien. Ich habe auch dafür Verständnis, dass ie nach Abwägung der verschiedenen Umstände zu der ntscheidung gekommen ist, die sie letztlich getroffen at. Ich frage allerdings, wieso die Bundesregierung – da uss ich auf das verweisen, was öffentlich nachlesbar ist nd offensichtlich vor den Augen von Journalisten vorereitet worden ist –, nachdem sie zehn Tage vor der gelanten Operation einsatzbereit war, diesen Zeitraum geraucht hat, um letztendlich zu dieser Risikoabwägung nd Entscheidung zu kommen. Also, es geht nicht um ie Substanz, sondern um den Zeitablauf und die ründe, die Sie am Ende dazu bewogen haben, dieses isiko nicht einzugehen, woran ich, wie gesagt, nichts uszusetzen habe. P Herr Kollege Trittin, ohne auf Einzelheiten eingehen u wollen, möchte ich sagen: Man muss zwischen der röffnung einer Einsatzoption und der Durchführung es Einsatzes unterscheiden. Das betrifft zunächst einal die Verlegung der GSG 9 in die Region. Auf diesen eitpunkt haben Sie hingewiesen. Dann stellt sich die rage eines konkreten Einsatzes, der im Übrigen in § 8 Parl. Staatssekretär Peter Altmaier Abs. 2 des Bundespolizeigesetzes, in dem auch die Entscheidungsverantwortlichkeiten klar geregelt sind, festgelegt ist. Es ist ganz klar, dass der Zeitpunkt der Verlegung nicht immer mit dem Zeitpunkt der Entscheidung über den Einsatz zusammenfällt. Dazu müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, wie Sie wahrscheinlich selbst aus eigener Erfahrung wissen. Am Ende muss eine Entscheidung getroffen werden. Diese Entscheidung hat im vorliegenden Fall so ausgesehen, die Operation abzubrechen. Darüber und über die logistischen und die politischen Fragen, die damit zusammenhängen, haben wir die Ausschüsse des Bundestages unterrichtet. Es wäre nicht weiterführend, wenn wir dies in öffentlicher Sitzung bis in alle Details noch einmal rekonstruieren würden. Haben Sie eine weitere Zusatzfrage? Ja. Bitte sehr. Herr Staatssekretär, können Sie die Information bestä tigen, dass das Nichtbekanntwerden der Vorbereitung dieser Operation nur darauf zurückzuführen ist, dass sich die Chefredakteure der Medien, die das wussten, so verhalten haben, dass sie das, was sie wussten, erst nach der Entscheidung über den Abbruch der Operation gedruckt haben? P Herr Kollege Trittin, wenn dem so wäre, dann wäre es Ausdruck eines sehr gereiften staatspolitischen Verantwortungsbewusstseins. Herr Kollege Goldmann, haben Sie eine Nachfrage dazu? – Bitte. Herr Staatssekretär, ich bin für die FDP-Fraktion zum Thema Häfen und Schifffahrt politisch aktiv. Für mich ist der ganze Umgang mit dem Schutz von Schiffen und der Rettung von Menschen in dem Bereich eigentlich ein Aneinanderreihen von Unglücklichkeiten, um es einmal vorsichtig zu sagen. Ich bin sehr dafür, dass bestimmte Dinge nicht öffentlich werden, aber ich bin schon dafür, dass man zum Beispiel einem Reeder aus Leer, von dem mittlerweile fünf Schiffe gekapert werden sollten, doch Auskunft darüber gibt, was die Bundesregierung macht, wenn ein solcher Kaperfall eintritt. Wird sie wieder 200 Menschen in Bewegung bringen und den Einsatz dann kurz vorher absagen, oder wird sie sich jetzt auf den Weg machen, Konzepte zu entwickeln, um dann auf die jeweilige Situa t h e ü k s v n s c p u s m R t h S g G S h r n t g S d g t V a t i a a n d J (C (D ion angemessen reagieren können? Es kann doch nicht ingenommen werden, dass sich diejenigen, die Schiffe ntern und dann kapern wollen, im Grunde genommen ber das, was die Bundesrepublik Deutschland macht, aputtlachen. Die werden wohl nach Hause gegangen ein und gesagt haben: Die Burschen haben wir aber gut orgeführt. P Es kann, Herr Kollege, vor allen Dingen auch nicht so ein, dass wir den Piraten im Voraus sagen, was wir mahen werden, sondern es liegt im Interesse der Bundesreublik Deutschland, alle Handlungsoptionen zu behalten nd unter Abwägung der konkreten Situation zu entcheiden, was getan werden kann und getan werden uss. Ich bitte um Verständnis, dass wir auch einem eeder nicht im Voraus sagen können, mit welcher Op ion zu rechnen ist und was zu erwarten ist. Im Übrigen at sich die Bundesrepublik Deutschland auf derartige ituationen vorbereitet. Solche Einsätze werden auch eübt. Das war ja auch der Grund für eine Verlegung der SG 9 im konkreten Fall. Damit ist die dringliche Frage beantwortet. Herr taatssekretär, vorerst herzlichen Dank. Ich rufe nun die weiteren Fragen in der üblichen Reienfolge auf, zunächst die Frage aus dem Geschäftsbeeich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Techologie. Für die Beantwortung der Frage steht Herr Parlamenarischer Staatssekretär Hartmut Schauerte zur Verfüung. Ich rufe die Frage 1 der Abgeordneten Irmingard chewe-Gerigk auf: Mit welcher Lohnentwicklung rechnet die Bundesregierung in diesem Jahr, und zwar mit und ohne nochmalige Verlängerung des Kurzarbeitergeldes? Herr Kollege, bitte. H Frau Präsidentin! Frau Schewe-Gerigk, die Bundesreierung erwartet für dieses Jahr einen Zuwachs der Brutolöhne je Kopf der Beschäftigten von 1 Prozent. Eine erlängerung des Kurzarbeitergeldes von 18 Monaten uf 24 Monate dürfte in diesem Jahr keine nennensweren Auswirkungen auf die Lohnentwicklung haben, da m Jahr 2009 wegen der Verlängerung keine höhere Innspruchnahme zu erwarten ist. Eine 18-monatige Kurzrbeit, die in der zweiten Hälfte des Jahres 2008 begonen hat, läuft unabhängig von der Verlängerung ja durch as ganze Jahr 2009. Die Verlängerung greift erst im ahr 2010. Eine Nachfrage? Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1621903000
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621903100
Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621903200
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1621903300




(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621903400
Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621903500
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621903600
Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621903700
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1621903800
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621903900
Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1621904000
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1621904100
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621904200
Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1621904300
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621904400




(A) )


(B) )


Das ist eine sehr interessante Auskunft. Wenn wir von
einer positiven Lohnentwicklung im Jahre 2009 ausge-
hen und wenn wir wissen, dass das Kurzarbeitergeld da-
rauf keinen Einfluss genommen hat, würde ich Sie gerne
fragen, warum die Bundesregierung trotz positiver Bi-
lanz heute im Kabinett ein Gesetz beschlossen hat, wo-
nach Rentenkürzungen ausgeschlossen sind.

H
Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1621904500


Die Bundesregierung sah sich zum Handeln ver-
pflichtet, weil aufgrund von unterschiedlichen Einschät-
zungen der Lohnentwicklung in 2009 in erheblichem
Umfang Beunruhigung in die Rentnerschaft getragen
wurde. Sie haben nach der Veränderung gefragt, die sich
durch die Verlängerung ergibt. Ich habe darauf zunächst
einmal geantwortet, dass durch die Verlängerung keine
Veränderung in 2009 eintritt. Ich glaube, das ist jetzt
klar.

Über die Lohnentwicklung in 2009 gibt es unter-
schiedliche Auffassungen: Es gibt Sachverständige, die
mit einem Minus von 2 Prozent rechnen; die Bundesre-
gierung geht in ihren Schätzungen hingegen von einem
Zuwachs von 1 Prozent aus.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Sie hat sich schon manches Mal geirrt!)


Die Verunsicherung, die dadurch entsteht, dass auf die
Einschätzung der Sachverständigen und nicht auf die der
Bundesregierung abgestellt wird, hat zum Handeln ge-
führt.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621904600

Eine weitere Zusatzfrage.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dem Ministerium werden regelmäßig am 1. März
vom Statistischen Bundesamt genaue Angaben zur Lohn-
entwicklung mitgeteilt; die Renten werden jeweils zum
1. Juli angepasst. Warum haben Sie nicht bis zum
1. März 2010 gewartet? Man hätte bis dahin genügend
Zeit, um nachzusteuern. Wahrscheinlich wird das nicht
notwendig sein. Sogar Herr Minister Scholz geht davon
aus, dass das Gesetz, das er jetzt auf den Weg bringt,
überhaupt nicht gebraucht wird. Er behauptet, es verur-
sache keine zusätzlichen Kosten. Sind Sie mit mir der
Meinung, dass das nichts als ein Rentnerberuhigungsge-
setz in Wahlkampfzeiten ist?

H
Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1621904700


Nein. Ich halte es schon für sinnvoll, auf eine solche
Diskrepanz, wie es sie zwischen der Erwartung der Sach-
verständigen – minus 2,3 Prozent – und der der Bundes-
regierung – plus 1 Prozent – gibt, mit einer entsprechen-
den Erklärung zu reagieren, um zur Beruhigung der
Rentnerinnen und Rentner beizutragen. Das ist nicht ne-
gativ zu bewerten; vielmehr ist es gerade für alte Men-

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(C (D chen ausgesprochen positiv. Auch Sie wissen, wie leicht ort Aufregungen – auch ganz persönliche – entstehen önnen, die zu einer schweren Belastung des Lebensgeühls werden. (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Es hat also mit dem Wahlkampf nichts zu tun?)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621904800

Herr Staatssekretär, ich danke Ihnen für die Beant-

ortung der Fragen.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmi-
isteriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
ie Frage 2 der Kollegin Ina Lenke wird schriftlich be-

ntwortet, ebenso die Frage 3 der Kollegin Cornelia
irsch aus dem Geschäftsbereich des Bundesministeri-
ms für Bildung und Forschung.

Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun-
esministeriums der Finanzen. Für die Beantwortung der
ragen steht der Parlamentarische Staatssekretär Karl
iller zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 4 der Kollegin Britta Haßelmann
uf:

In welcher Höhe sind zu welchem Zeitpunkt Mittel aus
dem Investitions- und Tilgungsfonds für die im zweiten Kon-
junkturprogramm beschlossenen Zukunftsinvestitionen für die
Kommunen in dem Schwerpunkt Bildungsinfrastruktur und in
dem Investitionsschwerpunkt Infrastruktur abgeflossen?

Herr Staatssekretär, bitte.

K
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1621904900


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Kollegin, ich
ann Sie darüber informieren, dass die Länder bis ges-
ern aus den im Rahmen des Zukunftsinvestitionsgeset-
es bereitgestellten Finanzhilfen für zusätzliche Investi-
ionen der Länder und der Kommunen noch keine Mittel
bgerufen haben.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621905000

Frau Kollegin, Ihre erste Nachfrage.


Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621905100

Herr Staatssekretär, vielen Dank für Ihre kurze und

rägnante Antwort. – Was gedenkt die Bundesregierung
u tun, um die Länder dazu zu bewegen, diese Mittel ab-
urufen? Ich gehe davon aus, dass regelmäßig Gesprä-
he und Arbeitstreffen zwischen Vertretern von Bund
nd Ländern stattfinden, bei denen die Frage des Abflus-
es der Mittel des Konjunkturpaketes behandelt wird.

K
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1621905200


Frau Kollegin, ich glaube, auch Ihre zweite Frage
ängt damit zusammen, dass hier ein Missverständnis
hrerseits vorliegt. Den Gemeinden und den Ländern
erden nicht vorab pauschal irgendwelche Beträge über-
iesen; vielmehr haben die Kommunen in dem Moment,
o Rechnungen tatsächlich oder voraussichtlich einge-






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Karl Diller
hen, das Recht, gegenüber ihrem Land ihren Bedarf an-
zumelden, und das Land bucht dann beim Bund ab. Das
Ganze hängt mit den Zuwendungsregeln der Länder zu-
sammen. Diese Regeln sind unterschiedlich gefasst; sie
haben unterschiedliche Wirkungen gegenüber ihren ei-
genen Gemeinden.

Entscheidend ist: Der Bund hat zugestanden, dass die
Gemeinden bis zu zwei Monate vor Fälligkeit die Mittel
beim Bund abrufen können, sodass keine Gemeinde in
die Situation kommt, eine Rechnung nicht begleichen zu
können, weil das Geld des Bundes nicht zur Verfügung
steht. Dieser Fall wird nicht eintreten.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621905300

Haben Sie eine weitere Zusatzfrage? – Bitte sehr.


Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621905400

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär,

ein Ziel des Konjunkturprogramms war, kurzfristig kon-
junkturelle Impulse auszulösen. Wenn in vielen Kommu-
nen Entscheidungen über Investitionen getroffen worden
sind, also darüber, welche Projekte realisiert werden sol-
len, aber noch keine Mittel abgeflossen sind, dann be-
steht doch eine große Diskrepanz zwischen dem von Ih-
nen dargestellten Ziel sofortiger konjunktureller Impulse,
die dringend notwendig sind, und dem, was faktisch ge-
geben ist. Wie sehen Sie das?

K
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1621905500


Entscheidend ist, dass seit dem 2. April die Unter-
schriften der Chefs aller Staatskanzleien der Länder un-
ter der Verwaltungsvereinbarung vorliegen. Seitdem
kann bei uns problemlos abgebucht werden. – Erste Be-
merkung.

Zweite Bemerkung. Von den Ländern wird ein unter-
schiedliches Verfahren gegenüber den Kommunen ange-
wandt. Die einen geben den Kommunen einen virtuellen
Verfügungsrahmen in Höhe der Hälfte des Betrages vor,
während für die andere Hälfte Anträge vorzulegen sind;
die anderen arbeiten nur mit dem Antragsverfahren. Ich
war kürzlich im Saarland und kann berichten, dass sei-
tens der dortigen Landesregierung die Anträge der Kom-
munen um den 24. April herum endgültig beschieden
worden sind.

Entscheidend für den konjunkturellen Impuls ist nicht
das Bezahlen der Rechnung, sondern die Auftragsver-
gabe. Dazu ist Folgendes zu beachten: Zunächst müssen
Ausschreibungsunterlagen erstellt werden. Dann muss
das Ausschreibungsverfahren laufen. Wir haben darauf
gedrungen, dass bei Bauleistungen bestimmte Erleichte-
rungen zum Tragen kommen, was auch mit der Europäi-
schen Union abgestimmt ist. So gelten verkürzte Verga-
befristen. Bis zu einem Schwellenwert bis 100 000 Euro
kommt die freihändige Vergabe und bis zu einem
Schwellenwert von 1 Million Euro eine beschränkte
Ausschreibung zum Zuge. All das soll helfen, dass kurz-
fristig Aufträge erteilt werden können.

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(C (D Hinzu kommt Folgendes: Wie mir auch viele Komunalpolitiker sagen, sollte die Sanierung einer Schule m besten in den Sommerferien stattfinden, weil das Geäude dann komplett für Bauarbeiten zur Verfügung teht. Ich gehe davon aus, dass schon in diesen Tagen ergaben erfolgen und erste Bauarbeiten anlaufen. In em Moment, wo die Gemeinde eine Rechnung in Ausicht hat, kann sie im Vorgriff darauf über das Land das eld bei uns abbuchen, damit keine Verzögerung bei der uszahlung an die Betriebe entsteht. Zum gleichen Themenkomplex gibt es noch die Frage 5 er Kollegin Haßelmann: Aus welchen Gründen erfolgt der Mittelabfluss rund zehn Wochen nach dem abschließenden Bundesratsbeschluss so zögerlich? K Für den Mittelabfluss ist nicht der Bundesratsbechluss maßgebend, sondern die Unterzeichnung der erwaltungsvereinbarung. Sie ist am 2. April endgültig rfolgt, sodass der Abruf der Mittel seit dem 3. April öglich ist. Eine Nachfrage, Frau Kollegin? – Bitte sehr. Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär, a Sie bei der Beantwortung der Frage 4 gesagt haben, ass auch Sie mit den Kommunen und Ländern intensiv m Gespräch sind, möchte ich Sie fragen: Liegen Ihnen rkenntnisse darüber vor, dass einige Kommunen keine nträge oder nur Teilanträge zur energetischen Sanie ung stellen, da sie sich von der Debatte über die öderalismusreform II erhoffen, dass es zu einer Korrek ur der Beschlüsse im Rahmen der Föderalismusreform I Art. 104 b Grundgesetz – kommt? K Bei allen Veranstaltungen mit Kommunalpolitikern, erehrte Frau Kollegin, habe ich darauf hingewiesen, ass in dem Gesetz zum Konjunkturpaket II bei Investiionen in die Schulinfrastruktur wegen der Verfassungsroblematik der Zusatz „(insbesondere energetische Saierung)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621905600
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1621905700
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621905800
Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621905900
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1621906000
nergieeinsparverordnung, zuständig. Diese Verordnung
ilt auch für Nichtwohngebäude. Eine Schule ist ein sol-
hes Nichtwohngebäude. Also können wir darüber Ein-
luss generieren. Aber das Wörtchen „insbesondere“ be-
eutet auch, dass nicht nur die energetische Sanierung
also zu 100 Prozent – gefördert werden kann: Wenn

eispielsweise die energetische Sanierung 80 Prozent
es gesamten Sanierungsvorhabens in einer Schule um-
asst und 20 Prozent für die Sanierung der Toilettenanla-
en, der Duschräume in der Turnhalle usw. vorgesehen
ind, dann kann das selbstverständlich auch realisiert
erden, ohne dass abgewartet werden muss, ob im Rah-






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Karl Diller
men der Föderalismusreform II noch eine Änderung des
Grundgesetzes erfolgt. Dies würde den Kommunen ei-
nen viel größeren Handlungsspielraum bei der Verwen-
dung der Mittel geben.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621906100

Frau Kollegin, haben Sie eine weitere Zusatzfrage?


Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621906200

Frau Präsidentin, ich würde gerne noch die letzte Zu-

satzfrage stellen.

Vielen Dank, Herr Staatssekretär, für die Beantwor-
tung dieser Frage. Das fand ich sehr interessant; denn
diese Ausführungen waren mir bislang völlig unbekannt.
Von einem solchen Interpretationsrahmen, insbesondere
in Bezug auf nicht energetische Sanierung, habe ich bis-
lang in keinem der Fachausschüsse – auch nicht auf
Nachfrage – Kenntnis erhalten. Ich glaube, wenn die
Kommunen diese Kenntnis hätten, würden die Diskus-
sionen dort ganz anders laufen. Also vielen Dank.

Meine letzte Frage: Können Sie beziffern, in welcher
Höhe Sie Mittel für Ihre sogenannte Baustellenschild-
Kampagne veranschlagt haben? – Ich konnte der Presse
entnehmen, dass überall dort, wo mit Mitteln aus dem
Konjunkturpaket II Bauleistungen erbracht werden, die-
ses im Rahmen einer großen Schilderkampagne zum
Ausdruck gebracht werden soll. Können Sie beziffern,
welchen finanziellen Aufwand das für Sie bedeutet und
aus welchem Etat Sie das finanzieren?


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Und ob das überhaupt sein muss!)


K
Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1621906300


Verehrte Frau Kollegin, die Verpflichtung, einen sol-
chen Hinweis auf dem sowieso zu errichtenden Bau-
schild – dafür entstehen ja sowieso Kosten – anzubrin-
gen, ist auf ausdrücklichen Wunsch aller Mitglieder des
Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages auf-
genommen worden. Denn sie haben sich in der Vergan-
genheit beispielsweise beim Ganztagsschulprogramm
darüber geärgert, dass der Bund den Ländern zwar
4 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt hat, aber auf
den Bauschildern nirgendwo ein Hinweis stand, dass die
entsprechende Schule, Turnhalle, Mensa usw. aus dem
Ganztagsschulprogramm, also aus Bundesmitteln, geför-
dert wird. Ein solcher Hinweis fehlte komplett. Deswe-
gen hat der Haushaltsausschuss in diesem Fall größten
Wert darauf gelegt, dass ein solcher Hinweis aufgenom-
men wird. Wir vollziehen das jetzt, indem wir darauf be-
stehen, dass darauf hingewiesen wird, dass die Baumaß-
nahme aus Mitteln des Bundes gefördert wird.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe nach der Summe gefragt!)


Damit vollziehen wir den Willen des Haushaltsausschus-
ses. Die Kosten, die damit verbunden sind, halte ich für
vernachlässigbar.

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(C (D (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Soll ich die jetzt im Ausschuss erfragen?)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621906400

Herr Staatssekretär, herzlichen Dank für die Beant-

ortung dieser Frage.

Die Frage 6 der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch aus
hrem Geschäftsbereich wird schriftlich beantwortet.

Damit sind wir am Ende des Geschäftsbereichs des
undesministeriums der Finanzen.

Wir kommen zu dem Geschäftsbereich des Bundes-
inisteriums für Arbeit und Soziales. Hier werden die
ragen 7 und 8 des Kollegen Dr. Ilja Seifert schriftlich
eantwortet.

Für die Beantwortung der weiteren Fragen steht der
arlamentarische Staatssekretär Franz Thönnes zur Ver-
ügung.

Wir kommen zur Frage 9 der Kollegin Sabine
immermann:

Kann die Bundesregierung sicherstellen, dass sie die Mit-
glieder des nach dem Mindestarbeitsbedingungengesetz,
MiArbG, zu bildenden Hauptausschusses innerhalb der nächs-
ten sechs Wochen berufen wird, und wird es nach Ansicht der
Bundesregierung möglich sein, bis zum Ablauf der Legisla-
turperiode Mindestentgelte nach dem MiArbG für die Call-
center zu vereinbaren?

Herr Staatssekretär, bitte sehr.

F
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1621906500

Frau Präsidentin! Werte Frau Kollegin Zimmermann!

ie Antwort auf Ihre Frage lautet wie folgt: Eine Pro-
nose über die Dauer des Verfahrens zur Berufung der
itglieder des Hauptausschusses kann die Bundesregie-

ung nicht treffen. Es bestehen keine Erfahrungswerte
insichtlich der Dauer des Berufungsverfahrens, da
urch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales
rstmalig ein Hauptausschuss errichtet wird. Die Bun-
esregierung kann nicht abschätzen, ob bis zum Ablauf
er Legislaturperiode Mindestarbeitsentgelte nach dem
indestarbeitsbedingungengesetz für Callcenter festge-

etzt werden. Es ist Aufgabe des Hauptausschusses, fest-
ustellen, ob in einem Wirtschaftszweig Mindestarbeits-
ntgelte festgesetzt werden sollen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621906600

Ihre Nachfrage, Frau Kollegin, bitte.


Sabine Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621906700

Danke schön, Herr Staatssekretär. Ich habe eine

achfrage: Wie bewertet die Bundesregierung die Tat-
ache, dass laut einer Marktstudie die Unternehmen der
allcenterbranche zwischen 1996 und 2006 ihre Ge-
inne jährlich um etwa 12 Prozent gesteigert haben, den
eschäftigten aber oftmals Armutslöhne zahlen? Warum
nterstützt die Bundesregierung mit ihrer Weigerung, ei-
en gesetzlichen Mindestlohn einzuführen, solche Ent-
icklungen?






(A) )



(B) )

F
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1621906800


Ich kann die Zahlen, die Sie genannt haben, nicht
überprüfen. Ich kann nur darauf verweisen, dass die
Große Koalition im Entsendegesetz Regelungen für be-
stimmte Branchen getroffen hat, die bei der Bundes-
regierung beantragt haben, Mindestlöhne einzuführen.
Zudem haben wir das in Ihrer Frage angesprochene Min-
destarbeitsbedingungengesetz verabschiedet, um für die
Branchen, bei denen man soziale Verwerfungen fest-
stellt, Mindestarbeitsentgelte zu regeln. Damit wird
deutlich zum Ausdruck gebracht, dass wir solchen Ver-
werfungen entgegenwirken und dafür sorgen, dass die
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hinsichtlich ihrer
Arbeitsbedingungen und der Löhne vernünftig und fair
behandelt werden.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621906900

Haben Sie eine weitere Nachfrage, Frau Kollegin?


Sabine Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621907000

Die Studie kann ich Ihnen gerne zur Verfügung stel-

len, wenn Sie Wert darauf legen.

Ich habe noch eine zweite Frage. Ist der Bundesregie-
rung bekannt, dass in der Callcenterbranche die Stun-
denlöhne zwischen 5 und 7 Euro liegen, dass es keinen
Tarifvertrag gibt, dass der Anteil von Teilzeitarbeitsplät-
zen doppelt so hoch und der Anteil von Aufstockern
dreimal so hoch ist wie in der Volkswirtschaft insge-
samt? Diese Zahlen belegen doch, dass es soziale Ver-
werfungen gibt und dass dringender Handlungsbedarf
besteht. Was gedenkt die Bundesregierung hier so
schnell wie möglich zu tun?

F
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1621907100


Nach den Erkenntnissen der Bundesregierung gibt es
bei den branchenunabhängigen Callcentern keinen Bran-
chentarifvertrag. Über weitergehende objektive Daten
bzw. Statistiken zur Tarifbindung in diesem Bereich ver-
fügt die Bundesregierung nicht. Wenn ich mich recht
erinnere, gab es bereits eine Anfrage Ihrer Fraktion, in
deren Beantwortung auch Fragen zur Struktur von Ar-
beitsverhältnissen – Teilzeitarbeitsverhältnisse, Bedin-
gungen, unter denen aufgestockt werden muss – beant-
wortet worden sind. Hier gilt das, was ich gerade gesagt
habe, nämlich dass ein Hauptausschuss festzustellen hat,
ob es soziale Verwerfungen gibt. Dieses Verfahren ist
mit dem Mindestarbeitsbedingungengesetz eröffnet.
Aber zu dem Zeitrahmen, in dem die Prüfungen stattfin-
den, in dem sich möglicherweise ein Fachausschuss mit
Kennern der Branche, wie er im Gesetz vorgesehen ist,
zusammensetzt oder wann dieser zu einem Abschluss
kommt, kann ich Ihnen nichts sagen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621907200

Jetzt kommen wir zur Frage 10 der Kollegin Sabine

Zimmermann:
Wie viele Monate darf es nach Ansicht der Bundesregie-

rung maximal dauern, bis der Hauptausschuss eine Branche

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(C (D mit Tarifbindung von weniger als 50 Prozent geprüft hat, der Fachausschuss konstituiert ist und die Bundesregierung die vom Fachausschuss beschlossenen Mindestarbeitsentgelte als Rechtsverordnung erlassen hat? Herr Staatssekretär. F Die Antwort, Frau Präsidentin, werte Kollegin immermann, lautet: Für den Beschluss des Hauptauschusses, die Konstituierung des Fachausschusses sowie en Erlass der Rechtsverordnung durch die Bundesregieung legt das Mindestarbeitsbedingungengesetz keine risten fest. Ihre Nachfragen, bitte. Danke schön. – Ich habe eine Nachfrage zu dem hema Subventionen. Wird die Bundesregierung weiterin eine Politik der Dreifachsubventionierung für Callenterunternehmen betreiben, nämlich erstens über die irtschaftsförderung – da sind in den letzten vier Jahren 00 Millionen Euro geflossen –, zweitens über die Lohnostenzuschüsse und drittens über die Aufstockerbeiräge? F Die jeweiligen Förderungen sind meines Wissens ab ängig von den regionalen Förderkriterien, die für alle nternehmen bzw. ganz gezielt für bestimmte Branchen elten. Ich kann Ihnen jetzt nicht genau sagen, ob es onkrete Förderbedingungen für den Bereich der Callenter gibt. Das Instrumentarium des Sozialgesetzuches II steht allen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehern zur Verfügung, denen – was wir bedauern und icht in Ordnung finden – Löhne gezahlt werden, die eier Aufstockung bedürfen. Vor diesem Hintergrund hat s die Debatte um das Entsendegesetz und das Mindestrbeitsbedingungengesetz gegeben. Die Gesetze dienen em Zweck, dass auf Dauer darauf hingewirkt werden ann, dass die Menschen zu fairen Arbeitsbedingungen rbeiten, und leisten einen Beitrag dazu, dass Transferahlungen überflüssig werden. Haben Sie eine weitere Nachfrage? Ja, ich habe noch eine Frage. Was wird die Bundesregierung dagegen tun, dass die allcenterbranche in der Wirtschaftsund Arbeitsmarkt tatistik nicht vollständig erfasst ist, nämlich nur zu inem Viertel? Ich nenne Ihnen dafür ein Beispiel: In der ntwort auf eine Kleine Anfrage haben Sie 440 000 Be chäftigte genannt. Die Statistik der Arbeitsagentur gibt ur 88 000 an. Werden Sie das korrigieren? F Mir sind im Moment die einzelnen Zuordnungskriterien für die Bereiche – sie sind nach Nummern geordnet – nicht geläufig. Aber ich bin gerne bereit, darüber zu sprechen, welche Einschätzung Sie dazu haben und welche Einschätzung diejenigen haben, die die Kriterien festsetzen, und zu einer Klärung Ihrer Fragestellung zu kommen. Die Frage 11 der Kollegin Irmingard Schewe-Gerigk wird schriftlich beantwortet. Herr Staatssekretär, ich danke Ihnen für die Beantwortung der Fragen. Damit kommen wir zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit. Für die Beantwortung der Fragen steht Frau Parlamentarische Staatssekretärin Marion Caspers-Merk zur Verfügung. Die Fragen 12 und 13 der Kollegin Elisabeth Scharfenberg und die Frage 14 der Kollegin Bettina Herlitzius werden schriftlich beantwortet. Damit kommen wir zur Frage 15 des Kollegen Markus Kurth: Wie bewertet die Bundesregierung die Entschließung des Europäischen Parlaments vom 23. April 2009 zu dem Vorschlag für eine Empfehlung des Rates für eine europäische Maßnahme im Bereich seltener Krankheiten, und wie bewertet die Bundesregierung insbesondere die Abänderung 15, wonach die Mitgliedsländer Bemühungen unterstützen sollten, seltene Erbkrankheiten unter anderem durch die Auswahl gesunder Embryos vor der Implantation zu verhindern? Frau Staatssekretärin. M Herr Kollege Kurth, ich darf Ihre Frage folgendermaßen beantworten: Mit seiner Entschließung vom 23. April 2009 nimmt das Europäische Parlament zu dem von der Kommission vorgelegten Vorschlag für eine Ratsempfehlung zu seltenen Krankheiten Stellung. In dieser Stellungnahme finden sich neben unproblematischen Anregungen – darunter sind auch sehr viele wertvolle – auch die von Ihnen als Fragesteller zitierten Formulierungen in der Abänderung 15. Ich teile ausdrücklich Ihre Besorgnis. Auch das Gesundheitsministerium hält diese Festlegungen für problematisch. Die Präimplantationsdiagnostik und die Embryonenselektion sind in Deutschland nach dem Embryonenschutzgesetz verboten. Wir haben auch nicht vor, eine andere Initiative zu ergreifen. Das Europäische Parlament stellt seine Empfehlung in Abänderung 15 zwar unter den ausdrücklichen Vorbehalt der nationalen Gesetzgebung. Dennoch hält es die Bundesregierung für schädlich, dass Formulierungen gewählt werden, die den Eindruck erwecken könnten, Embryonenselektion und Eugenik seien akzeptable Konzepte. Wir glauben, dass dies der falsche Weg ist und es in die falsche Richtung zielt. Deshalb lehnt die Bundesregierung die Abänderung 15 in ihrer jetzigen Fassung ab. w B G d g b b B d r K e i e t n s f o d t t c E p a f W d n f B f b s f (C (D Herr Kollege Kurth, Ihre Nachfrage bitte. Es freut mich, Frau Staatssekretärin, diese klare Ant ort zu hören. Um es deutlich zu machen: Auch die undesregierung sieht also in dieser Empfehlung die efahr einer Abkehr vom Prinzip der Nichtdirektivität er humangenetischen Beratung, also der Nichtzielerichtetheit einer Beratung dahin gehend, dass Emryonen, bei denen eine Erbkrankheit vorliegt, abgetrieen werden? M Ich will an dieser Stelle sagen, dass ich die Ansätze er Resolution für begrüßenswert halte. Es geht ja daum, dass man die Situation der Menschen mit seltenen rankheiten verbessert. Dazu ist zunächst einmal im Rat ine Empfehlung erarbeitet worden. Diese Empfehlung st unproblematisch. Das Europäische Parlament hat die Diskussion durch inen Zusatz verschärft und in eine völlig andere Richung gedrängt. Ich glaube, dass es Menschen mit selteen Krankheiten überhaupt nichts bringt, wenn man agt: In Zukunft soll durch eine Embryonenselektion daür gesorgt werden, dass es weniger seltene Krankheiten der Erbkrankheiten gibt. Das ist eine Wertediskussion, ie wir in der Bundesrepublik Deutschland anders beureilen, gerade vor dem Hintergrund unserer sehr belasteen Geschichte. Wir haben nicht vor, uns an einer solhen Vorgehensweise zu beteiligen. Wir halten diese mpfehlung des Europäischen Parlaments für durchaus roblematisch, und deswegen stimmen wir ihr nicht zu. Eine weitere Zusatzfrage? – Bitte. Der von Herrn Trakatellis eingebrachte Änderungs ntrag 3 legt der Formulierung nach eine Meldepflicht ür seltene Krankheiten nahe. Dort heißt es: Auf der Grundlage dieser statistischen Häufigkeit sollten seltene Krankheiten von einem wissenschaftlichen Ausschuss sorgfältig erfasst und überprüft werden ... ie steht die Bundesregierung zu dieser möglichen Melepflicht? Sieht die Bundesregierung an dieser Stelle eien Ansatzpunkt für die Einführung einer Meldepflicht ür seltene Krankheiten? M Wir versprechen uns im Moment nichts von der Ein ührung einer Meldepflicht. Ich glaube, dass wir im Hinlick auf seltene Krankheiten erst einmal in nationaltaatlicher Verantwortung Lücken in der Versorgung eststellen müssen. Des Weiteren müssen wir in den Be Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk reichen Forschung und Behandlung Impulse geben, um Menschen mit seltenen Krankheiten besser zu helfen. Das Problem ist, dass die Forschung – beispielsweise in der pharmazeutischen Industrie – auf die Krankheiten gerichtet ist, von denen sehr viele Menschen betroffen sind. Natürlich wird dabei die Frage der Markteinführung und der Marktchancen abgewogen. Deswegen bedarf es staatlicher Impulse, damit Menschen mit seltenen Krankheiten nicht vergessen und die therapeutischen Möglichkeiten erweitert werden. Dort sehen wir die Aufgabe der Bundesregierung. Die Tendenz, die sich in Abänderung 15 widerspiegelt, wird die Bundesregierung nicht weiter verfolgen. Zum gleichen Themenkomplex liegt noch die Frage 16 des Kollegen Markus Kurth vor: Wann soll die Entschließung des Europäischen Parlaments im Ministerrat voraussichtlich behandelt werden, und wie wird sich die Bundesregierung zu dieser Entschließung verhalten? Frau Staatssekretärin, bitte. M Die Empfehlung selbst soll voraussichtlich am 9. Juni 2009 im Ministerrat angenommen werden. Stellungnahmen des Europäischen Parlaments werden dann üblicherweise nicht mehr diskutiert. Vielmehr wird zu Beginn der Verhandlungen über den Empfehlungsentwurf auf der Ratsarbeitsebene dem EP Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben. Die Stellungnahme des Europäischen Parlaments, wie sie in der Entschließung vorliegt, muss aber nicht zwingend im Text der Ratsempfehlung berücksichtigt werden. Der Rat kann frei entscheiden, wie er mit Änderungsvorschlägen des Europäischen Parlaments umgeht; er kann sie wörtlich, sinngemäß, teilweise oder gar nicht berücksichtigen. Die Verhandlungen auf Ebene der Ratsarbeitsgruppe sind inzwischen weitestgehend abgeschlossen. Bisher hat sich keine Delegation für die Übernahme der Abänderung 15 aus der Stellungnahme des Europäischen Parlaments ausgesprochen. Dies ist auch nicht zu erwarten, da Mitgliedstaaten, die eine andere Ansicht als beispielsweise Deutschland zum Embryonenschutz haben, wissen, dass die Annahme der Gesamtempfehlung gefährdet wäre, wenn Formulierungen in sie aufgenommen würden, die Präimplantationsdiagnostik und Embryonenselektion als akzeptable Konzepte darstellen. Herr Kollege, haben Sie Nachfragen? – Das ist nicht der Fall. Frau Staatssekretärin, ich danke Ihnen für die Beantwortung der Fragen. Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Für die Beantwortung der Fragen steht der Parlamentarische Staatssekretär Ulrich Kasparick zur Verfügung. H m S 3 G n E g d F t a m 3 i u i n 2 D M r u n d 2 (C (D Ich rufe die Frage 17 des Kollegen Dr. Anton ofreiter auf: Inwieweit plant die Bundesregierung eine Novellierung des Personenbeförderungsgesetzes, PBefG, zur Anpassung des PBefG an die am 3. Dezember 2009 in Kraft tretende EUVerordnung 1370/2007, oder glaubt die Bundesregierung, ohne eine solche Novellierung auskommen zu können? Herr Staatssekretär, bitte sehr. U Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Dr. Hofreiter, ie fragen, ob angesichts der Tatsache, dass wir zum . Dezember 2009 eine Verordnung der Europäischen emeinschaft umzusetzen haben, eine Anpassung des ationalen Personenbeförderungsgesetzes notwendig ist. s ist nicht notwendig, weil die Verordnung unmittelbar eltendes Recht sein wird. Herr Kollege, Ihre Nachfrage, bitte. Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Ich habe die Bitte, ass der sehr geehrte Herr Staatssekretär die zweite rage auch gleich beantwortet, da sie direkt mit der ers en zusammenhängt. Anschließend frage ich nach. Dann rufe ich die Frage 18 des Kollegen Dr. Hofreiter uf: Inwieweit hält die Bundesregierung eine Interimslösung für die Zeit von dem Inkrafttreten der EU-Verordnung 1370/ 2007 und dem Inkrafttreten eines novellierten PBefG für erforderlich, und wie ist der entsprechende Sachstand? Bitte sehr. U Ihre Frage bezieht sich darauf, ob wir bis zum . Dezember 2009 eine Interimslösung brauchen. Diese st nicht erforderlich, weil das nationale Gesetz bis dahin neingeschränkt gilt. Herr Kollege, bitte. Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär, ch habe die Frage, ob Sie eine Änderung des PBefG für ötig halten, deshalb gestellt, weil die Verordnung 1370/ 007 gegen Ende dieses Jahres geltendes Recht wird. ie Verordnung 1370/2007 steht nach fast einhelliger einung aller Rechtsexperten in Widerspruch zu unse em geltenden PBefG. Es löst eine große Rechtsnsicherheit aus, wenn es nicht angepasst wird. Deshalb habe ich eine Nachfrage. Sie sagen, es sei icht nötig, etwas zu unternehmen. Sie sind also nicht er Meinung, dass PBefG und die EU-Verordnung 1370/ 007 sich widersprechende Rechte sind? U Wir teilen Ihre Auffassung nicht. Wir glauben, dass die europäische Verordnung als unmittelbar geltendes Recht für die notwendige Klarheit sorgen wird. Ich weise darauf hin, dass wir in der Vergangenheit in Deutschland mit den Anbietern öffentlicher Dienstleistungen im Nahverkehr Diskussionen geführt haben, und der Bundesminister sich auf europäischer Ebene für eine Lösung eingesetzt hat, die den deutschen Unternehmen geholfen hätte. Der Kompromiss, den wir in Europa erzielt haben, ist von den beiden Verbänden, die wir in Deutschland haben, im Nachgang nicht mitgetragen worden. Daher stellte sich die Frage: Kann man in Vorbereitung auf die Verordnung ein nationales Gesetz erlassen, und würde man dafür eine Mehrheit im Parlament finden? Diese Mehrheit kam nicht zustande. Deshalb verfolgt die Bundesregierung eine Novellierung des Gesetzes nicht mehr. Die Verordnung wird daher unmittelbar geltendes Recht sein. Die Verkehrsministerkonferenz hat diese Information des Bundesverkehrsministeriums mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Man hatte sich erhofft, dass der Bund den Ländern ein wenig unter die Arme greift, um zu mehr Klarheit zu kommen. Sie wissen, dass der Bund in der Verkehrsministerkonferenz nur Gast ist. Die Verkehrsministerkonferenz der Länder hat jetzt entschieden, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, um den Ländern bei der Interpretation des Textes zu helfen, damit die Bundesländer, die für die Umsetzung verantwortlich sind, möglichst abgestimmt vorgehen. Die Verkehrsministerkonferenz hat das Bundesministerium gebeten, in dieser Arbeitsgruppe mitzuwirken. Das haben wir zugesagt. Ihre weitere Zusatzfrage. Herr Staatssekretär, ich bin jetzt schon etwas ver blüfft. Habe ich Sie richtig verstanden: Weil Lobbyverbände sich untereinander nicht einigen können, ist die Große Koalition nicht in der Lage, eine Gesetzesänderung vorzunehmen? Wollten Sie das ausdrücken? U Nein, ich habe klar und unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass der Kompromissvorschlag, der erzielt worden ist, keine ausreichende parlamentarische Mehrheit gefunden hat. Haben Sie weitere Zusatzfragen? Zur Interpretation des ganzen Vorgangs: Mit der EU Verordnung wird die Unterscheidung zwischen eigenwirtschaftlichen und gemeinwirtschaftlichen Verkehren abgeschafft, was momentan de facto die Grundlage un s 1 n D U m w k t w P a m w s M g g b s h m M u B d b K m g (C (D eres ÖPNV-Marktes ist. Dieser Markt ist immerhin 4 Milliarden Euro schwer. Täglich werden viele Millioen Menschen mit Bussen und Straßenbahnen bewegt. as ist also kein abseitiges Thema. Im PBefG wird die nterscheidung zwischen eigenwirtschaftlichen und geeinwirtschaftlichen Verkehren aufrechterhalten. Mich ürde interessieren, was nach Meinung des Bundesverehrsministeriums gilt: Gilt die Verordnung, die die Unerscheidung zwischen gemeinwirtschaftlich und eigenirtschaftlich abschafft, oder das PBefG, also das ersonenbeförderungsgesetz, das diese Unterscheidung ufrechterhält? U Wir haben ein geltendes Bundesgesetz. Das gilt. Das ird zum 3. Dezember dieses Jahres durch eine europäiche Verordnung geändert. Eine weitere Zusatzfrage. Das war überhaupt keine Antwort auf meine Frage. eine Frage war: Was gilt am 3. Dezember, das Bundes esetz, das bis dahin nicht geändert wird, oder die direkt eltende EU-Verordnung? Haben wir ab dem 3. Dezemer noch eine Unterscheidung zwischen gemeinwirtchaftlichen und eigenwirtschaftlichen Verkehren, oder aben wir sie dann nicht mehr? U Herr Dr. Hofreiter, ich wiederhole es jetzt zum dritten al: Ab dem 3. Dezember gilt das europäische Recht nmittelbar. Wir kommen zur Frage 19 der Kollegin Veronika ellmann. Sie wird schriftlich beantwortet. Ebenso wird ie Frage 20 der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch schriftlich eantwortet. Ich rufe die Frage 21 des Kollegen Hellmut önigshaus auf: Welche Havarien sind nach Kenntnis der Bundesregierung und/oder des Eisenbahn-Bundesamtes die Ursache dafür, dass auf der Anhalter Bahn im Abschnitt zwischen dem Bahnhof Südkreuz und dem Berliner Außenring ein „Havarieverkehr“ auch mit – nach dem Planfeststellungsantrag ausdrücklich nicht vorgesehenen – Güterzügen abgewickelt wird – bitte mit genauen Angaben über Bahnstrecke, Streckenabschnitt, Ursache und voraussichtliche Dauer –, und trifft es zu, dass deswegen zumindest an Wochenenden am dafür nicht zugelassenen Bahnhof Südkreuz ohne Genehmigung des Eisenbahn-Bundesamtes gefüllte Kesselwagen rangiert werden? Herr Staatssekretär, bitte. U Herr Königshaus, die Anhalter Bahn in Berlin ist ein roßes Thema. Wir haben darüber schon mehrfach ge Parl. Staatssekretär Ulrich Kasparick sprochen. Sie fragen nach den Ursachen für notwendige Umleitungen. Die Fachleute in meinem Haus haben mich darüber informiert, dass die Ursache für den Güterverkehr auf der Anhalter Bahn zwischen Berlin-Südkreuz und Berlin-Lichterfelde seit Januar dieses Jahres notwendige Umleitungen von Güterzügen im Gelegenheitsverkehr sind. Dabei handelt es sich vor allem um Mineralölzüge und Müllzüge. Mir liegt eine genaue Statistik vor, die zeigt, wie viele Züge das sind. Der Grund für diese Umleitung war zunächst ein Havarieschaden auf den Strecken 6142 und 6145 im Bereich Grünauer Kreuz zwischen den Bahnhöfen BerlinSchöneweide und Berlin-Grünau. Hier wurde bei Bauarbeiten ein Regenwasserkanal der Berliner Wasserbetriebe beschädigt. Gleissperrungen und Lasteinschränkungen bis zum 16. Februar dieses Jahres wurden dadurch notwendig. Hinzu kam, dass in der Zeit zwischen dem 9. Februar 2009 und dem 30. April dieses Jahres am Berliner Innenring, auf der Strecke 6170, das ehemalige S-Bahnbetriebswerk Papestraße abgerissen wurde. Infolgedessen kam es zu Sperrungen der Verbindung Neukölln–Tempelhof. Auch aus diesem Grund mussten Züge über die Anhalter Bahn umgeleitet werden. Drittens wurde eine neue Fußgängerverbindung zwischen dem Bahnhof Südkreuz und dem Einkaufszentrum am Sachsendamm gebaut. Damit ist der Neubau einer Eisenbahnüberführung auf der Strecke 6172, Tempelhof–Mariendorf, verbunden. Dieser Brückenneubau ist für den Zeitraum vom 2. Mai dieses Jahres bis zum 1. August dieses Jahres geplant und führt zu einer Totalsperrung der Strecke. Deshalb werden auch in diesem Zeitraum Güterzüge über die Anhalter Bahn umgeleitet. Der Hintergrund Ihrer Frage ist, ob die Strecke überhaupt für Güterzüge zugelassen ist. Deswegen möchte ich klarstellen: Die Strecke Berlin Südkreuz–Teltow ist sowohl für den Personenals auch für den Güterverkehr zugelassen. Herr Kollege, haben Sie eine Nachfrage? Herr Staatssekretär, wir reden in der Tat nicht zum ersten Mal über die Anhalter Bahn. Deshalb wissen Sie, wie meine nächste Frage lauten muss. Wir hatten darüber gesprochen, ob – gerade weil es zugelassen ist – dieses Betriebsprogramm bei der Ermittlung der notwendigen Schallschutzmaßnahmen nicht hätte berücksichtigt werden müssen. Die Bundesregierung hat damals – im Jahr 2004, im Jahr 2005, im Jahr 2006, im Jahr 2007 – jeweils geantwortet, es gebe keine hinreichenden Anhaltspunkte dafür, dass so etwas überhaupt eintreten könne, und deshalb werde auch nichts unternommen. Sind Sie nunmehr, nachdem Sie gerade erzählt haben, welche Umleitungen jetzt und vermutlich in Zukunft erforderlich sind, bereit, entsprechende Maßnahmen einzuleiten? m b n E z s s h B z g d g F w c l K E s d R R B u n s d c Ü a m v G s a w b t r l w W g (C (D U Sie wissen, wir haben es mit einem Planfeststellungs eschluss zu tun. Beim Planfeststellungsbeschluss ist icht von zusätzlicher Belastung ausgegangen worden. s gab damals keine Indizien dafür. In den Unterlagen um Planfeststellungsantrag zum Thema der Lärmchutzmaßnahmen wird also kein Güterverkehr berückichtigt. Damit ist er aber nicht grundsätzlich verboten. Das eißt, im Falle einer Havarie, eines Neubaus oder einer rückeninfrastrukturmaßnahme sind Umleitungsverkehre u schaffen. Wir reden hier übrigens über einen sehr berenzten Umfang. Der Statistik ist zu entnehmen, dass urchschnittlich ein Zug pro Tag notwendig ist. Deshalb ehen wir davon aus, dass der Güterverkehr für solche älle auf der Strecke möglich ist und nicht eingeschränkt erden muss. Nun stellt sich die spannende Frage nach nachträglihen Lärmschutzmaßnahmen. Wenn ein Planfeststelungsbeschluss gefasst worden ist, dann kann man den lageweg beschreiten. Das wissen Sie auch. Man kann inspruch erheben, wenn die Werte nach dem Planfesttellungsbeschluss deutlich von den Werten abweichen, ie der Planung zugrunde gelegen haben. Dann steht der echtsweg offen. Haben Sie eine weitere Frage? Herr Staatssekretär, stimmen Sie mir zu, dass wir ein echtsstaat sind, in dem auch die Verwaltungen und die undesregierung an Recht und Gesetz gebunden sind, nd dass § 75 Abs 2 Verwaltungsverfahrensgesetz eben icht vorsieht, dass der Bürger erst klagt, wenn es erichtlich Anlass gibt, etwas zu veranlassen, sondern dass ie Bundesregierung dazu gehalten ist, dann entsprehende Maßnahmen zu ergreifen? Können Sie sich im brigen erinnern, dass die Bundesregierung stets so ge ntwortet hat? U Dabei bin ich mit Ihnen ganz einer Meinung. Selbst erständlich hält sich die Bundesregierung an Recht und esetz. Außerdem halten wir uns an gefasste Planfest tellungsbeschlüsse. Den Planfeststellungsbeschlüssen sind die von Ihnen ngemahnten Lärmemissionen nicht zugrunde gelegt orden, weil es keine Anhaltspunkte dafür gab. Wir haen jetzt die Sondersituation, dass in drei Fällen Umleiungen notwendig waren, die zu mehr Emissionen fühen, die von einem Zug pro Tag verursacht werden. Wir vertreten die Auffassung, dass diese Verkehre zuässig sind. Ferner besteht aus unserer Sicht keine Notendigkeit zu entsprechenden Anpassungsmaßnahmen. enn Sie anderer Auffassung sind, steht Ihnen der Kla eweg offen. Ich rufe die Frage 22 des Kollegen Königshaus auf. Trifft es nach Kenntnis der Bundesregierung und/oder des Eisenbahn-Bundesamtes zu, dass die Anlieger der Anhalter Bahn – Fernund S-Bahn – im Bereich zwischen den Bahnhöfen Südkreuz und Teltow bzw. Teltow Stadt erhöhten Lärmemmissionen ausgesetzt sind, weil mit den derzeit auf den Fernbahngleisen fahrenden Güterzügen und einer Verdoppelung des Verkehrs auf der S-Bahn-Strecke von Lichterfelde Süd nach Teltow Stadt das dort vorgesehene Betriebsprogramm weit überschritten und zudem wegen der pflichtwidrig nicht durchgeführten Schleifarbeiten im Rahmen des Verfahrens „Besonders überwachtes Gleis“ die in dem Planfeststellungsbeschluss erwarteten Prognosewerte weit überschritten werden, und beabsichtigt die Aufsichtsbehörde nunmehr, gemäß § 75 Abs. 2 des Verwaltungsverfahrensgesetzes nachträgliche Lärmschutzmaßnahmen – Geschwindigkeitsbeschränkungen, bauliche Maßnahmen – anzuordnen? Diese Frage bezieht sich ebenfalls auf die Strecke Berlin Südkreuz–Teltow. Ich habe bereits deutlich gemacht, dass diese Strecke für den Güterverkehr zugelassen ist. Sie beziehen sich auf die notwendigen Schleifvorgänge, weil es sich um ein „Besonders überwachtes Gleis“ handelt. Nach Auskunft der DB Netz AG sind die erforderlichen Schleifvorgänge jetzt abgeschlossen. Wir gehen davon aus, dass die Arbeiten, die zu machen waren, erledigt sind. Eine Zusatzfrage, Herr Kollege? Ja. – Es wird Sie nicht überraschen, dass ich nach frage. Es geht nicht nur um das Verfahren „Besonders überwachtes Gleis“, sondern auch um die Schleifvorgänge. Wenn überhöhte Lärmwerte festgestellt und Schleifarbeiten angeordnet wurden, sind diese innerhalb von zwei Monaten durchzuführen. Dies wurde vom Eisenbahn-Bundesamt nicht durchgesetzt. Ihre Aussage heute ist möglicherweise richtig; aber das bedeutet nicht, dass stets und sofort nach Recht und Gesetz verfahren wurde. Ist die Bundesregierung a)

Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1621907300
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621907400
Sabine Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621907500
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1621907600
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621907700
Sabine Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621907800




(A) )


(B) )

Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1621907900
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621908000
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1621908100
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621908200
Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621908300
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1621908400
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621908500
Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621908600
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1621908700




(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621908800
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1621908900
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621909000
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1621909100
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621909200
Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621909300
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621909400
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1621909500
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621909600
Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621909700




(A) )


(B) )

Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1621909800
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621909900
Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621910000
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1621910100
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621910200
Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621910300
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1621910400
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621910500
Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621910600
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1621910700
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621910800
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1621910900




(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621911000
Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1621911100
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1621911200
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621911300
Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1621911400
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1621911500




(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621911600
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1621911700
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621911800
Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1621911900
sorgen, dass dies der Fall ist? Ist sie b) bereit, zur Kennt-
nis zu nehmen und dazu Stellung zu nehmen – danach
hatte ich ausdrücklich gefragt –, dass die Taktfrequenz
auf der betroffenen S-Bahn-Strecke demnächst verdop-
pelt wird, sodass auf dieser Strecke erhöhte Lärmemmis-
sionen eintreten werden, und dass darüber hinaus der zu-
künftige Zubringerverkehr zum Flughafen BBI, der in
der Verkehrsprognose, die dem Planfeststellungsbe-
schluss zugrunde lag, nicht vorgesehen war, eine weitere
Verstärkung bringt?

Ist die Bundesregierung bereit, darauf zu reagieren,
und zwar entsprechend § 75 Abs. 2 Verwaltungsverfah-
rensgesetz, der den Fall beinhaltet – hier nehme ich Ihre
vorherige unzutreffende Antwort noch einmal auf –,
dass sich die Grundlagen eines Planfeststellungsbe-
schlusses geändert haben? Sie dürfen hier nicht einen
Zirkelschluss machen und sagen, dass es einen Planfest-

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(C (D tellungsbeschluss gibt. Es geht darum, dass die Pronose nicht eingetreten ist. – Entschuldigung, Frau Präidentin, das musste schon sein. U Herr Abgeordneter Königshaus, Sie können davon usgehen, dass die Bundesregierung nach Recht und Geetz handelt. (Hellmut Königshaus [FDP]: Nach Recht und Gesetz! Ja, klar!)

Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1621912000

ie können auch davon ausgehen, dass sie sich an verab-
chiedete Planfeststellungsbeschlüsse hält.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621912100

Herr Kollege, haben Sie noch eine Frage dazu?


Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1621912200

Ja. – Ich habe natürlich noch viele Fragen. Ich be-

chränke mich jetzt auf die Frage nach den Kesselwagen
m Bahnhof Südkreuz, die noch nicht beantwortet ist.
achdem man am Bahnhof Karow nur sehr knapp einer

iemlich schweren Katastrophe entgangen ist, stellt sich
ie Frage, ob – aus welchen Gründen auch immer – es
ulässig sein kann, dass in einem der größten Personen-
ahnhöfe in Berlin, der dafür nicht zugelassen ist, Ran-
ierarbeiten mit Kesselwagen durchgeführt werden.
ierbei ist egal, ob sie gefüllt sind oder nicht; denn wenn

ie leer sind, sind sie noch gefährlicher. Ist die Bundes-
egierung bereit, dagegen einzuschreiten?

U
Ulrich Kasparick (SPD):
Rede ID: ID1621912300

Damit wir Klarheit in den Begriffen haben: Es han-

elt sich um Gelegenheitsverkehre.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Auch eine gelegentliche Katastrophe würde mich stören!)


ir haben uns den Zugverkehr für den Monat Januar,
om 1. Januar bis zum 31. Januar, einmal angesehen. Es
andelt sich im Tagesdurchschnitt um einen Zug. In der
eit, die wir uns genau angesehen haben, verkehrten dort
eun Müllzüge der BSR, 24 Mineralölzüge – diese ha-
en Sie angesprochen – und ein weiterer Zug. Die Füh-
ung dieser Mineralölzüge über diese Strecke ergab sich
orrangig aus der Sperrung des Streckenabschnittes Ber-
in-Grünau–Berlin-Neukölln aufgrund einer Havarie an
er Baustelle Teltowkanalbrücke. Die genannten Mine-
alölzüge fahren auf dieser Strecke ausnahmslos im Ge-
egenheitsverkehr.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621912400

Herr Staatssekretär, ich danke Ihnen für die Beant-

ortung der Fragen.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Ich ausdrücklich nicht!)


Wir kommen zum Geschäftsbereich des Ministeriums
ür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Die
ragen 23 und 24 der Kollegin Sylvia Kotting-Uhl wer-






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
den schriftlich beantwortet, ebenso die Frage 25 der Kol-
legin Veronika Bellmann.

Damit kommen wir zum Geschäftsbereich des Aus-
wärtigen Amts. Für die Beantwortung der Fragen steht
zur Verfügung Herr Staatsminister Günter Gloser.

Die Frage 26 der Kollegin Bettina Herlitzius wird
schriftlich beantwortet.

Ich rufe Frage 27 der Kollegin Inge Höger auf:
Wie steht die Bundesregierung zu Vorstößen, die Bekämp-

fung von Piraten auch auf somalischem Festland durchzufüh-
ren, wie etwa zu Äußerungen der Abgeordneten Ernst-
Reinhard Beck (Reutlingen), CDU/CSU, und Rainer Arnold,
SPD, die in der Stuttgarter Zeitung vom 18. April 2009 for-
derten, „die Seeräuberei auszutrocknen“, unter anderem durch
Zerstörung der „Stützpunkte und Häfen in Somalia“?

Herr Staatsminister.


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1621912500

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Verehrte Kollegin,

ich darf Ihre Frage wie folgt beantworten: Deutschland
beteiligt sich seit dem 19. Dezember 2008 an der EU-ge-
führten Operation „EU NAVFOR Atalanta“ zur Be-
kämpfung der Piraterie am Horn von Afrika. Die Ge-
meinsame Aktion des Rates aus dem Jahr 2008 mit der
Bezeichnung 2008/851 der Gemeinsamen Außen- und
Sicherheitspolitik bzw. das Mandat des Deutschen Bun-
destages beschränken die Operation „Atalanta“ und die
daran beteiligten deutschen Streitkräfte auf ein Vorgehen
auf See. Eine operative Planung zur Bekämpfung der Pi-
raterie auf dem somalischen Festland findet deswegen
weder in der Europäischen Union noch in der NATO
statt.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621912600

Frau Kollegin, Ihre Nachfrage bitte.


Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621912700

Ich möchte nachhaken, ob Sie wirklich definitiv aus-

schließen, dass deutsche Soldaten einschließlich Spe-
zialkräften auf somalischem Festland oder in somali-
schen Territorialgewässern eingesetzt werden sollen
oder können.


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1621912800

Ich habe ausdrücklich ausgeführt – Sie haben auf Dis-

kussionen in der Öffentlichkeit Bezug genommen –,
dass sich dieser Einsatz nur auf das Seegebiet be-
schränkt. Ich räume allerdings ein, dass das allumfas-
sende Mandat – das Mandat, das die Vereinten Nationen
verabschiedet haben – auch das zulässt. Aber es gibt der-
zeit überhaupt keinen Anlass, über einen Einsatz auf
dem Land zu spekulieren.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621912900

Haben Sie eine weitere Zusatzfrage? – Bitte.


Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621913000

Zurzeit wird ein deutsches Handelsschiff im – so

heißt es immer – „Hafen“ von Harardere festgehalten.

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(C (D achdem mir ein Luftbild von Harardere vorlag, hat es ich erstaunt, dass immer von einem Hafen die Rede ist. enn überhaupt, dann ist das ein Binnenhafen. Würde ie Tatsache, dass es sich um einen Binnenhafen handelt, usschließen, hier einzugreifen? Ich sage noch einmal: Das Mandat, das für die Bun eswehr, aber auch für die EU gilt, bezieht sich auf Einriffe auf See. Es gibt keinen Anlass, darüber zu spekuieren, ob hier bestimmte Maßnahmen vorgesehen sind. Ich rufe nun die Frage 28 der Kollegin Inge Höger uf: Welche konkreten Maßnahmen gegen Raubfischerei und Giftmüllentsorgung vor der somalischen Küste sind vonseiten der Bundesregierung geplant? Hier darf ich wie folgt antworten: Die Europäische nion unterhält kein Fischereiabkommen mit Somalia nd geht dort keinen Fischereiaktivitäten nach. Es ist uch nicht bekannt, dass EU-Fischereifahrzeuge vor der üste Somalias illegale Fischerei betreiben. Fischerei ahrzeuge unter deutscher Flagge oder, soweit bekannt, eutscher Eigner oder in deutschem Auftrag sind vor der omalischen Küste nicht tätig. Deshalb besteht für die undesregierung unter fischereipolitischen Gesichtsunkten derzeit kein unmittelbarer konkreter Handlungsedarf. Auch in Bezug auf Giftmüllentsorgung sieht die Bunesregierung keinen Anlass für konkrete Maßnahmen. ch darf hierzu ausführen: Die Entsorgung von Giftmüll uf hoher See ist durch eine internationale Konvention, ARPOL, aus dem Jahre 1978 sowie die Londoner onvention aus dem Jahr 1972 weitestgehend verboten. eutschland ist Vertragspartei bei beiden Konventionen nd setzt sich für deren konsequente weltweite Durchetzung ein. Es ist nicht bekannt, dass unter deutscher Flagge oder, oweit bekannt, in deutschem Eigentum stehende oder in eutschem Auftrag fahrende Schiffe vor der somalischen üste Giftmüll entsorgen. Frau Kollegin, Ihre Nachfrage. Sehr viele Untersuchungen zeigen, dass die Fangge iete vor der somalischen Küste von internationalen ischtrawlern leer gefischt werden und dass dort in groem Umfang, da es in Somalia an Rechtsstaatlichkeit ehlt, Giftmüll abgeladen wird und dass diese beiden inge für die Piraterie mitverantwortlich sind. Die Men chen in diesem Land haben keine andere Erwerbsmögichkeit, insbesondere die Fischer. Von daher ist meine Frage: Was tun Sie, um diese von ir genannte Ursache der Piraterie zu bekämpfen? Erste Anmerkung. Die Europäische Union hat viel fach Initiativen unternommen, um beispielsweise den illegalen Fischfang zu unterbinden. Hier ist auch etwas in Vorbereitung: Die Europäische Union wird darüber mit entsprechenden Staaten in Verhandlungen eintreten. Zweite Anmerkung. Ich gebe Ihnen recht, dass die Gefahr besteht, dass andere diesen rechtlosen Zustand ausnutzen. Daher sage ich im Zusammenhang mit der Raubfischerei und der Giftmüllentsorgung, dass dies auf den Zustand der Rechtlosigkeit in Somalia selbst zurückzuführen ist. Dritte Anmerkung. Der Bundesregierung ist natürlich bewusst, dass es nicht genügt, die Piraterie zu bekämpfen, sondern dass in Somalia auch gewisse Strukturen hergestellt werden müssen – vor kurzem gab es eine große Geberkonferenz für Somalia –, zum Beispiel der Aufbau der Justiz. Haben Sie eine Zusatzfrage? Ich möchte auf die Giftmüllabladung zurückkommen. Der Sprecher des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, Nick Nuttall, hat erklärt, dass es um radioaktives Uran, um Blei und Schwermetalle wie Kadmium und Quecksilber, um Industrieabfälle, Krankenhausmüll und Chemieabfälle geht, dass es sich also um eine Müllabladung in großem Umfang handelt. Welchen Handlungsbedarf sieht die Bundesregierung, um daran etwas zu ändern? Werte Frau Kollegin, ich kenne diese Äußerung im Detail nicht. Wenn dem aber so ist, dann werden wir dem sicherlich nachgehen; denn es gibt internationale Konventionen, an die man sich halten muss. Das muss auch kontrolliert werden. Daran, dass die Vorfälle, von denen Sie gerade sprachen, durch die Situation in Somalia begünstigt werden, wird deutlich, dass eine besondere Anstrengung erforderlich ist, um in Somalia Strukturen zu schaffen, die dies verhindern. Ich gehe dieser Frage gerne nach. Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich Ihnen weitere Informationen darüber geben können. Herr Staatsminister, ich bedanke mich für die Beant wortung der Fragen. Wir sind damit am Ende der Fragestunde. Ich rufe den Zusatzpunkt 1 auf: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Meinungsverschiedenheiten in der Bundesregierung zu Steuersenkungsvorhaben n B E – – t s a E a b o a r W S K D f s r (C (D Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Rederin der Kollegin Christine Scheel für die Fraktion ündnis 90/Die Grünen das Wort. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! s zeichnet sich ab, dass Teile der Bundesregierung – – (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche Bundesregierung? Ich sehe keine!)

Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1621913100
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621913200
Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1621913300
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621913400
Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621913500




(A) )


(B) )

Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1621913600
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621913700
Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621913800
Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1621913900
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621914000
Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621914100

Genau, Renate, im Moment ist sie nicht anwesend.


(Nicolette Kressl, Parl. Staatssekretärin: Vielen Dank! Ich bin hier!)


Frau Merkel ist nicht hier, und der Bundesfinanzminis-
er ist nicht hier. Da es jetzt um die Steuerpolitik geht,
ollte man eigentlich meinen, dass die dafür Zuständigen
nwesend sein müssten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Joachim Poß [SPD]: Da sitzen doch zwei Mitglieder der Bundesregierung! Augen auf, Frau Kollegin! Das, was Sie da sagen, ist eine Missachtung der Staatssekretäre! – Gegenruf der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die beiden Staatssekretäre sind aber keine Mitglieder der Bundesregierung! – Gegenruf des Abg. Joachim Poß [SPD]: Sie vertreten aber die Bundesregierung!)


s ist so, dass vor allen Dingen von der Union und damit
uch von der Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Wahl-
etrug vorbereitet wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Was? Unglaublich!)


Ich sage Ihnen: Wer Steuersenkungen in den Größen-
rdnungen, von denen die Rede ist, fordert, der muss
uch sagen, wie sie finanziert werden sollen; das gilt üb-
igens auch für die FDP.


(Florian Pronold [SPD]: Und für die Grünen!)


er heute auf Pump Steuern senken will, der bereitet die
teuererhöhungen von morgen vor oder plant massive
ürzungen im Sozialbereich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as ist in der Krisensituation, in der wir uns derzeit be-
inden, und im Hinblick auf den Zusammenhalt der Ge-
ellschaft unverantwortlich.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Die Kanzlerin hat den Bürgern und Bürgerinnen in ih-
er Neujahrsansprache versprochen – ich zitiere –:

Wir handeln schnell, und wir denken dabei an die
kommenden Generationen.


(Heiterkeit des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])







(A) )



(B) )


Christine Scheel
Allerdings müssen wir feststellen, dass die Kanzlerin un-
ter totalem Realitätsverlust leidet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Situation ist verdammt ernst: Aufgrund der ge-
genwärtigen Krise wurden ein Bankenrettungsfonds und
ein Unternehmensrettungsfonds ins Leben gerufen. Au-
ßerdem wurden zwei insgesamt 80 Milliarden Euro
schwere Konjunkturpakete geschnürt. Das alles sind un-
gedeckte Schecks. Hinzu kommt ein Wachstumsein-
bruch um ungefähr 6 Prozent. Fachleute erwarten bis
zum Jahr 2013 Steuerausfälle von mehr als 300 Milliar-
den Euro, und wir stehen in diesem Jahr vor einer histo-
rischen Rekordverschuldung.

Die Bürger und Bürgerinnen zittern um ihre Arbeits-
plätze. Sie fragen sich zu Recht: Wer soll das alles be-
zahlen? In einer solchen Situation erwartet man von ei-
ner Regierung eine klare Linie. Sie muss sagen, was geht
und was nicht geht. Klarheit, Ehrlichkeit und Vertrauens-
würdigkeit, das sind die Gebote der Stunde, aber nicht
der Politzirkus, den Sie in der Koalition jeden Tag veran-
stalten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mit ihrem Ja zu Steuersenkungen zerstört die Bundes-
kanzlerin den letzten Rest ihrer politischen Seriosität.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Bundeskanzlerin lässt sich von Guido Westerwelle
am Nasenring durch die Manege ziehen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und von Seehofer!)


Wenn man sich dieses Bild vor Augen hält, kann man
sich vorstellen, dass auch der eine oder andere Minister-

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1621914200
Dieses Hü
und Hott macht die Orientierungslosigkeit der Bundesre-
gierung deutlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ute Kumpf [SPD]: Wir wissen, wo es langgeht!)


Steinbrück stellt Studienplätze, die wir dringend brau-
chen, unter Haushaltsvorbehalt. Auch die SPD ist mitt-
lerweile auf den Steuersenkungszug aufgesprungen: Sie
will den Eingangssteuersatz auf 10 Prozent absenken,
und sie will denjenigen, die darauf verzichten, eine
Lohnsteuererklärung abzugeben, einen Bonus zahlen.
Die Finanzierung ist ihr anscheinend egal.


(Florian Pronold [SPD]: Das ist gegenfinanziert! Bleiben wir bei der Wahrheit und bei der Ehrlichkeit, die Sie gerade eingefordert haben!)


Wir sehen, dass diese Kakofonie jeden Tag größer
wird: Der Wirtschaftsflügel der Union fordert Steuerge-
schenke für Großunternehmen. Die Erbschaftsteuer soll
abgeschafft werden, sagen die einen. Der Solidaritätszu-
schlag soll abgeschafft werden, sagen die Nächsten.
Ferner soll die Progression korrigiert werden, und die
Wohnungsbauförderung soll wiedereingeführt werden.
Die neueste Idee ist: Steuerprivilegien für dicke Dienst-

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(C (D agen sollen weiter ausgedehnt werden. – Ja sind Sie enn mittlerweile völlig durchgeknallt? (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gute Frage!)


Sie haben nicht nur ordnungspolitisch die Orientie-
ung verloren, Sie haben insgesamt ein Orientierungs-
roblem. Statt Prioritäten bei Bildung und Zukunft zu
etzen, predigen die Kanzlerin und Minister Steinbrück
inen Dreiklang von Schuldentilgung, Investitionen in
nnovation und steuerlicher Entlastung.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer es glaubt, wird selig!)


Ich sagen Ihnen: Das ist eine Schönwetterstrategie.
iemand glaubt das mehr. Es schafft auch kein Ver-

rauen, so etwas dauernd zu wiederholen. Jetzt ist es an
er Zeit, zu entscheiden, was man für die Zukunft finan-
ieren will. Es ist nicht die Zeit für Steuersenkungsver-
prechen, und es gibt auch keine Aufschwunggewinne
ehr zu verteilen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich empfehle der Union, ihre wirren Steuersenkungs-
orschläge im Giftmüllschrank der Bad Bank zu entsor-
en; da gehören sie hin.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621914300

Nächster Redner ist der Kollege Hans Michelbach für

ie CDU/CSU-Fraktion.


(Florian Pronold [SPD]: Für welchen Teil davon?)



Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1621914400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Wir sind uns alle sicherlich einig darüber, dass
ir in der gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzkrise
urch ein tiefes Tal gehen. Hier braucht es eine Politik,
ie mit Mut und Konzept durch diese Krise führt.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist denn das Konzept? – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mut haben Sie keinen, Konzepte auch nicht!)


ir dürfen dabei insbesondere nicht auf den Wahlkampf
chielen.

In dieser Wirtschafts- und Finanzkrise darf die Politik
icht in Schockstarre verfallen. Selbst wenn die Steuer-
chätzung nächste Woche negativ ausfallen wird, dürfen
ir hinsichtlich unseres politischen Handlungsspiel-

aums auf keinen Fall kapitulieren. Es geht jetzt darum,
erspektiven zu erarbeiten, Anreize zu schaffen. Es geht
icht darum, die Steuerzahler auf Pump zu entlasten, es
eht vielmehr um eine ökonomische Gesamtkonzeption,
m eine wachstumsfreundliche Steuerpolitik,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist die denn?)







(A) )



(B) )


Dr. h. c. Hans Michelbach
die Kaufkraft und Investitionen begünstigt und Arbeits-
plätze in der Zukunft sichert.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Sie machen es nicht! Sie machen sogar das Gegenteil!)


Diese Aktuelle Stunde zeigt gut, welche politischen
Unterschiede es in unserem Land gibt.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie für die Reichen, wir für alle!)


Frau Scheel und die Grünen machen deutlich, dass sie
nichts anderes wollen als statische Umverteilungspolitik.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir wollen Wachstum und Beschäftigung für alle. Da-
rum geht es letzten Endes.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mit Steuersenkungen lässt sich die Wirtschaft stärker sti-
mulieren, sodass anschließend auch der Staat wieder
mehr Einnahmen haben wird. So funktioniert Ökono-
mie: jetzt investieren und damit Erträge in der Zukunft
schaffen. Das ist die Grundlage eines ökonomischen Ge-
samtkonzepts.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erträge und Steuersenkungen? Wie soll das denn funktionieren?)


Für ein Erfolgsprogramm braucht es einen Politikmix
aus dem Dreiklang von Schuldentilgung, Investitionen
in Innovationen und Bildung und natürlich auch steuerli-
cher Entlastung.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht!)


Denn Leistung muss sich lohnen, meine Damen und
Herren.

Der Anstieg der Staatsverschuldung darf uns nicht da-
von entbinden, zu entscheiden, ob und in welchem Um-
fang steuerliche Belastungen der Bürger gerechtfertigt
sind. Es kann doch nicht sein, dass von Lohnerhöhun-
gen, die in der Höhe des Inflationsausgleichs liegen, die
Arbeitnehmer nichts haben, sondern nur der Fiskus be-
günstigt wird. Unser heutiges Einkommensteuerrecht
mit der kalten Progression ist teilweise ungerecht, kom-
pliziert und leistungsfeindlich. Es ist eine Tatsache, dass
50 Prozent der Steuerzahler im oberen Bereich inzwi-
schen 93 Prozent des Einkommensteueraufkommens be-
streiten. Das muss man wissen, und man muss deutlich
machen, worum es uns geht: Wollen wir diese Menschen
überfordern, oder wollen wir sie stimulieren, um ihre
Leistung für die Allgemeinheit und das Gemeinwohl an-
zuerkennen?


(Beifall bei der CDU/CSU – Florian Pronold [SPD]: „Leistung muss sich wieder lohnen!“ b m d K – k s d t W t d w S u W 1 S D r d A s W H L E S T D F (C (D Das könnten Sie Ihrer Rede auch zugrunde legen!)


Trotz der Lohnerhöhungen der vergangenen Jahre ha-
en die Arbeitnehmer nicht mehr Netto vom Brutto. Das
uss sich wieder ändern, und das haben wir auch mit

en Konjunkturprogrammen beschlossen. Was bei den
onjunkturprogrammen als richtig empfunden wurde
nämlich Steuerentlastungen –, wird auch für die Zu-

unft der richtige Weg sein. Deswegen müssen wir die-
en Weg beschreiten.

Ich verstehe die Gegnerschaft und Meinungsverschie-
enheiten nur insoweit, dass man über das Ziel disku-
iert. Wir haben unsere Konjunkturprogramme auf den

eg gebracht. Sie werden Wirkung zeigen und uns wei-
er voranbringen. Wenn wir ein Wachstum verzeichnen,
ann wird es notwendig sein, dieses auch ökonomisch
eiter zu fördern. Dann werden wir auch die Chance zu
teuerentlastungen bekommen.

An einem Steuerreformkonzept mit Vereinfachungen
nd Tarifabflachung führt kein erfolgversprechender
eg vorbei. Es kann nicht sein, dass Arbeitnehmer
Prozent mehr Lohn bekommen, aber 2 Prozent mehr
teuern zahlen müssen. Das ist nicht gerecht.


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt überhaupt nicht, Herr Michelbach!)


iese Menschen müssen wir motivieren, indem wir An-
eize bieten, damit sich Leistung wieder lohnt.

Bei Steuersätzen von 15 bis 42 Prozent ist insbeson-
ere schon bei Einkommen bis 12 500 Euro ein steiler
nstieg zu verzeichnen. Wir brauchen diesen Mittel-

tandsbauch nicht. Hier wird Leistung nicht belohnt.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Das hätten wir doch schon längst hinbekommen! So ein Quatsch!)


ir müssen diesen Mittelstandsbauch abbauen. Der
öchststeuersatz greift schon bei 52 000 Euro.

Eine Steuerreform zugunsten der wirtschaftlichen
eistungsfähigkeit in unserem Land ist ohne Alternative.
s geht nicht um eine statische Umverteilungspolitik;
timulierung, Anreize und Leistungsfähigkeit sind die
hemen, denen wir uns zuwenden müssen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aus welchem Jahrhundert sind Sie eigentlich? – Gegenruf des Abg. Florian Pronold [SPD]: So weit reicht die Zeitrechnung nicht zurück!)


as ist eine erfolgversprechende Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621914500

Das Wort hat der Kollege Dr. Volker Wissing für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1621914600

Besten Dank, Frau Präsidentin. – Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Herr Kollege Michelbach, was Sie gesagt
haben, ist größtenteils richtig.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es war größtenteils unsauber!)


Aber der CDU/CSU muss man sagen: Deutschland
kommt nicht voran, indem Parteien vor der Wahl das
Richtige versprechen, sondern indem man nach der Wahl
das Richtige umsetzt.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das machen wir doch!)


Das haben Sie versäumt, meine Damen und Herren von
der CDU/CSU.


(Beifall bei der FDP)


Es ist erstaunlich, welche Parteien auf einmal das
Steuerrecht als Wahlkampfthema entdecken. Die Große
Koalition der Mehrwertsteuererhöher, Pendlerpauscha-
lenstreicher und Sparerfreibetragskürzer überbietet sich
jetzt wechselseitig mit Entlastungsvorschlägen.


(Florian Pronold [SPD]: Sie verscherzen sich so die letzten Zuneigungen!)


Ihren Vorschlägen ist aber vor allem eines gemein: Sie
sind unglaubwürdig.

Wenn es um Unglaubwürdigkeit geht, darf vor allem
eine Partei nicht fehlen: die SPD, die Partei der Mehr-
wertsteuerlüge.


(Florian Pronold [SPD]: Und die FDP, wollten Sie sagen!)


– Sie haben sich damals auch beteiligt, Herr Kollege
Pronold. Ich erinnere an den Wahlkampfslogan „Merkel-
steuer, das wird teuer“. Im Widerspruch dazu haben Sie
dann für die Mehrwertsteuererhöhung gestimmt. Das
macht Sie unglaubwürdig, und das werden Sie auch mit
Ihren leeren Versprechungen vor dieser Bundestagswahl
nicht los.


(Zuruf von der FDP: Da hat er recht!)


Die SPD greift wieder tief in die Mottenkiste und zau-
bert alte sozialdemokratische Wiedergänger hervor. Sie
schwadronieren von einer Börsenumsatzsteuer und der
Wiedereinführung der Vermögensteuer. Auch eine Rei-
chensteuer darf bei Ihnen nicht fehlen, vor allen Dingen
dann, wenn es auf Wahlen zugeht. Als besonderes High-
light bringen Sie jetzt auch noch den Vorschlag, jedem
300 Euro zu zahlen, der auf die Abgabe seiner Steuerer-
klärung verzichtet.

Der Nachweis, dass die SPD selbst nichts, aber auch
gar nichts von all diesen Vorschlägen umsetzen möchte,
fällt leicht. Sie stellen nämlich seit zehn Jahren den Bun-
desfinanzminister und haben in dieser Zeit nichts von
dem, was Sie jetzt für so wichtig erachten, auch nur in
Angriff genommen.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Sie haben keine Börsenumsatzsteuer eingeführt und ie Vermögensteuer nicht aufgegriffen. Auch die Reihensteuer dient nur der Befriedigung Ihrer sozialdemoratischen Neidreflexe. Nichts von dem haben Sie in ngriff genommen. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was wollten Sie denn eigentlich alles machen? – Joachim Poß [SPD]: Herr Kollege Wissing hat nichts von dem zur Kenntnis genommen, was wir beschlossen haben! Gucken Sie mal in die Konjunkturpakete! Abgabensenkungen und Steuersenkungen!)


Sie wollen soziale Gerechtigkeit und meinen, es sei
ut, wenn es den Wohlhabenden schlechter geht. Aber
ie tun nichts dafür, dass es den sozial Schwachen in
eutschland besser geht. Aber das ist die Aufgabe einer
ernünftigen Steuer- und Finanzpolitik. Ihre Finanzpoli-
ik ist nichts anderes als der traurige Restposten real
xistierender Sozialdemokratie.


(Florian Pronold [SPD]: Das sind ja rhetorische Glanzleistungen!)


eit 1998 tragen Sie Verantwortung im Finanzressort.
ber in all den Jahren haben Sie nichts erreicht. Das
teuersystem ist nicht einfacher, nicht gerechter, ge-
chweige denn sozialer geworden.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und die Reichen zahlen Umsatzsteuer! Das ist doch komisch, oder?)


gal ob sie Lafontaine, Eichel oder Steinbrück heißen,
ines haben Ihre Finanzminister gemein: große Verspre-
hungen und kleinste Ergebnisse.

Mit dem Herannahen der Bundestagswahl stellt sich
ie SPD wieder hin und versichert den Wählerinnen und
ählern treuherzig, dass man vielleicht die letzten Jahre

erschlafen habe. Das kann ich bestätigen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei Ihnen ist mir auch ganz müde!)


ber man fragt sich, warum Sie jetzt endlich aufgewacht
ein sollten. Ihnen wird in diesem Wahlkampf niemand
lauben. Welche großen Aufgaben der Finanzpolitik ha-
en Sie denn gelöst? Haben Sie etwa den Haushalt kon-
olidiert? Haben Sie Schulden abgebaut oder das Steuer-
echt reformiert?


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie den Leuten, die oben zuhören, wie Sie die Steuern nutzen wollen! Das trauen Sie sich nicht!)


st irgendetwas in unserem Steuerrecht einfacher oder
ffizienter geworden? Haben Sie vielleicht die Finanz-
ufsicht im Griff? Nichts davon ist geschehen. In allen
ereichen haben Sie eine miese, negative Bilanz vorzu-
eisen.


(Beifall bei der FDP)


Nun schlagen Sie als Meilenstein Ihrer Finanzpolitik
inen 300-Euro-Steuerbonus für die Bürgerinnen und
ürger vor, die auf eine Steuererklärung verzichten. Sie






(A) )



(B) )


Dr. Volker Wissing
schaffen es nicht, das Steuerrecht zu vereinfachen, mei-
nen aber, dass man die Menschen zufriedenstellen
könnte, wenn man ihnen 300 Euro schenkt, damit die Fi-
nanzverwaltung Ihre vermurksten Steuergesetze nicht
mehr umsetzen muss. Selten ist politischer Gestaltungs-
willen deutlicher negiert worden als durch Sie.

Aber Sie, meine Damen und Herren von der SPD, be-
finden sich in der Großen Koalition in bester Gesell-
schaft mit der Union. Meine Damen und Herren von der
CSU, Sie sind nun angeblich auch für Steuersenkungen
und kämpfen dafür.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nur für die Villenbesitzer am Starnberger See!)


Das tun Sie aber immer nur vor Wahlen. Nach der letz-
ten Bundestagswahl haben Sie 19 Steuererhöhungen zu-
gestimmt. Damals war nichts vom Protest der CSU zu
hören.


(Beifall bei der FDP)


Der Kürzung der Pendlerpauschale haben Sie im Bun-
destag zugestimmt, während Sie in Bayern Unterschrif-
ten gegen die eigene Politik gesammelt haben. So kann
man nicht glaubwürdig vor die Wählerinnen und Wähler
treten.

Eine steuerliche Entlastung der Bürgerinnen und Bür-
ger ist gerade in einer Krise überfällig. Wir brauchen zu-
dem Korrekturen der Unternehmensteuerreform. Frau
Kollegin Scheel, Sie haben sich hier hingestellt und ge-
sagt, nun müsse alles für die Bürgerinnen und Bürger
teurer werden und niemand dürfe entlastet werden. Das
ist absurd.


(Florian Pronold [SPD]: Sagen Sie doch mal, wo Sie entlasten wollen!)


Sie wissen genau, dass wir bei der Unternehmensteu-
erreform massive Fehler der Großen Koalition beseiti-
gen müssen, und zwar dringend; denn diese Fehler kön-
nen sich rezessionsverschärfend auswirken.


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Welche?)


– Herr Kollege, die Zinsschranke


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: 600 Firmen betroffen! Das sagen die Wirtschaftsforscher, nicht ich!)


– was Sie sagen, ist falsch –, Verschlechterung der Man-
telkaufregelung, Ihre absurde Funktionsverlagerung, die
Forschung und Entwicklung aus unserem Land treibt, all
diese Dinge müssen dringend korrigiert werden. Die
Verweigerungshaltung der Grünen führt dieses Land je-
denfalls nicht weiter.

Wir brauchen jetzt eine Partei, die vor der Wahl ein
klares Konzept hat und die nach der Wahl ein klares
Konzept umsetzt. Wenn wir aus der aktuellen Krise he-
rauskommen wollen, dann werden wir das ohne Korrek-
turen unseres Steuersystems nicht schaffen. Wir befin-
den uns in einem harten Wettbewerbskampf mit unseren
Nachbarn.

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(C (D (Florian Pronold [SPD]: Schade, dass Sie kein Wort über Ihr Konzept verloren haben!)


Wir von der FDP wollen diesen für unser Land ge-
innen und nicht wie die Grünen in Untätigkeit verhar-

en und auch nicht wie SPD und CDU/CSU die Pro-
leme des Landes mit leeren Versprechungen lösen.


(Joachim Poß [SPD]: Sie leben in einer virtuellen Welt, Herr Kollege! Mit der Realität haben Sie nichts zu tun!)


an kann Deutschland nur nach vorne bringen, wenn
an Deutschland reformiert. Das Ganze muss mit einer
teuerreform beginnen. Wir haben Konzepte dazu vor-
elegt. Wir stehen dazu.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1621914700

Nächste Rednerin ist die Kollegin Gabriele Frechen

ür die SPD-Fraktion.


(Florian Pronold [SPD]: Endlich einmal ein gescheiter Beitrag!)



Gabriele Frechen (SPD):
Rede ID: ID1621914800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Der Titel der von Bündnis 90/Die Grünen be-
ntragten Aktuellen Stunde lautet: „Meinungsverschie-
enheiten innerhalb der Bundesregierung zu Steuersen-
ungsvorhaben“. Ich habe, als ich das gelesen habe,
uerst gestaunt:


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, „Chaos“ durften wir nicht schreiben!)


einungsverschiedenheiten? – Okay. Aber welche Steu-
rsenkungsvorhaben? Hat die Bundesregierung eine
teuerreform angekündigt, ohne dass ich es weiß,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, die Kanzlerin!)


ber die nun gestritten wird? Weit gefehlt! Das heißt
ber nicht, dass es keine Auseinandersetzung zwischen
er SPD und den Unionsparteien um die Zukunft des
teuersystems gibt. Eine solche Auseinandersetzung gibt
s sehr wohl. Wer allerdings im Politikunterricht aufge-
asst hat, der weiß: Es gibt einen Unterschied zwischen
arteien, Fraktionen und der Bundesregierung.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber die Kanzlerin gehört zur Bundesregierung, oder?)


s ist eben auch ein Unterschied, ob eine Partei ein Pro-
ramm für die Zeit nach der kommenden Bundestags-
ahl präsentiert oder ob eine Koalition die Politik bis

ur kommenden Bundestagswahl bestimmt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich erkläre Ihnen das gern anhand Ihrer Koalition in
er Hansestadt Hamburg. Dort haben Sie gemeinsam mit






(A) )



(B) )


Gabriele Frechen
der Union im Koalitionsvertrag die Elbvertiefung und
den Bau des Kohlekraftwerks Moorburg beschlossen. Im
Wahlkampf waren diese beiden Punkte noch Pest und
Cholera gleichzeitig. Ich bin davon überzeugt, dass die
GAL in Hamburg den nächsten Wahlkampf trotzdem
nicht mit einem Plädoyer für Kohlekraftwerke und Ha-
fenausbau führen wird, auch wenn sie genau das jetzt in
dieser Koalition tut. Eine Frage an Sie: Werden Sie Ihr
nächstes Wahlprogramm in Hamburg mit Ihrem Koali-
tionspartner Union abstimmen? Nein, sage ich Ihnen. Ich
könnte mir wunderbar vorstellen, dass es da zu ganz
erheblichen Meinungsverschiedenheiten käme. Ebenso
wenig stimmen wir unser Programm mit unserem Koali-
tionspartner CDU/CSU ab und umgekehrt. Deshalb – da
haben Sie recht – gibt es deutliche Unterschiede in den
Aussagen von Politikerinnen und Politikern aus unter-
schiedlichen Parteien.

In der Koalition werden wir unsere gemeinsame Ar-
beit fortsetzen. Auch das Bürgerentlastungsgesetz, das
letzte große Steuergesetz, das ansteht, werden wir in die-
ser Wahlperiode gemeinsam verabschieden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Menschen können sich darauf verlassen, dass wir bis
zum 27. September gemeinsam unserer Arbeit verant-
wortlich und verlässlich nachgehen werden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Natürlich gibt es Unterschiede zwischen SPD pur und
CDU pur. Diese Differenzen zu benennen und aufzuzei-
gen, das ist die Aufgabe der Parteien, und das ist ihre
Pflicht vor der Wahl. Sie bieten unterschiedliche Bilder
von der Rolle des Staates an. Das geht vom allmächtigen
Staat, der alles regelt, den die Linken wollen, bis zum
ausgehungerten Staat, den die FDP will. Wir halten an
der sozialen Marktwirtschaft und am Sozialstaat fest, ge-
baut auf Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. In guten
Zeiten nehmen die Menschen das als selbstverständlich
hin; aber gerade in der derzeitigen Krise mit den immen-
sen Anforderungen an unseren Staat zeigt sich doch, wie
wichtig es ist, einen starken und handlungsfähigen Staat
zu haben. Den gibt es nicht zu Dumpingsteuersätzen.


(Beifall bei der SPD)


Alle Anstrengungen, die wir in der Krise unterneh-
men, unternehmen wir für die Menschen, für ihre Fami-
lien, für ihre Arbeitsplätze, für ihre kleinen Spargutha-
ben und für ihre Sicherheit, aber weder für Banker noch
für DAX-Kurse. Es geht einzig und allein darum, dass
aus der Finanzkrise keine Existenzkrise für Millionen
Menschen wird, vor allem nicht für die, die am unteren
Ende der Leiter stehen. Wer aber ehrlich zu den Bürge-
rinnen und Bürgern ist, muss ihnen gerade jetzt sagen,
dass nach diesem finanziellen Kraftakt, den wir leisten,
schlicht kein Geld für Steuersenkungen da ist. Es wird
ein hartes Stück Arbeit, die öffentlichen Haushalte wie-
der zu konsolidieren, und es bedeutet viele Jahre der
Disziplin und des Sparens. Das sollten wir uns und unse-
ren Kindern und Enkelkindern schuldig sein.

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(C (D Vorstellungen wie die der CSU – Herr Oswald, es tut ir leid, aber ich muss es ansprechen –, 28 Milliarden uro mal ebenso nach dem Motto „Hurra, was kostet die elt?“ zu versprechen, kenne ich eigentlich nur von der elbsternannten Steuersenkungsankündigungspartei FDP. (Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wir haben doch jetzt gemeinsam eine Senkung von 18 Milliarden gemacht!)


ie CDU streitet noch, ob sie will oder nicht. Das ist in
rdnung und bedeutet noch lange keinen Koalitions-

treit. Vor der Wahl müssen alle Karten auf den Tisch.
ur dann können sich die Menschen am 27. September

ntscheiden, in welchem Staat sie leben wollen.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Warum ist das morgen falsch, was wir heute machen?)


Ich hoffe, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass ich
hnen den Unterschied zwischen Koalitionsstreit und
treit um das bessere Programm der Parteien deutlich
achen konnte. Nur schade, dass wir dafür eine Aktuelle
tunde opfern mussten! Aber ich will das Positive sehen
nd sage mit Daniel Libeskind: Streit fördert die Er-
enntnis, und das ist viel wert.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621914900

Das Wort hat nun Kollegin Barbara Höll für die Frak-

ion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621915000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

er jetzt, in der tiefgreifenden Wirtschafts- und Finanz-
rise, über Steuersenkungen schwadroniert, hat weder
en Ernst der Lage begriffen noch irgendetwas aus der
rise gelernt.


(Beifall bei der LINKEN)


enn Frau Merkel am Wochenende wieder einmal be-
ont hat, die Lehre aus der Krise heiße: „Wir dürfen nicht
ber unsere Verhältnisse leben“, so sage ich Ihnen: Wir
üssen endlich die Verhältnisse ändern, in denen wir le-

en.


(Beifall bei der LINKEN)


illionen Menschen sind verunsichert, bangen um ihren
rbeitsplatz, sind als Leiharbeiterinnen oder Leiharbei-

er bereits auf die Straße gesetzt und fragen sich: Woher
ommt auf einmal das Geld? Wer soll das alles bezah-
en? Was wird mit meinem Arbeitsplatz? Was wird mit

einer Altersvorsorge? Wann gibt es endlich einen
chutzschirm für die Menschen und nicht nur einen
chutzschirm für die Banken?

Zur Ehrlichkeit würde auch gehören – das wäre erfor-
erlich, um überhaupt Antworten geben zu können; aber
em verweigern Sie sich hier –, den beispiellosen Ein-
ruch der Wirtschaft einmal zu analysieren; denn er ist






(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll
das Ergebnis Ihrer Politik, sowohl der früheren rot-grü-
nen als auch der jetzigen rot-schwarzen Politik.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir haben seit Jahren eine absolute Orientierung der
deutschen Wirtschaft auf den Export. Ich erinnere: Das
ist politisch durch Sie gewollt und wird durch Sie auch
befördert. Sie haben in Europa den massiven Steuersen-
kungswettbewerb mit vorangetrieben. Mehrmals haben
Sie die Unternehmensteuern gesenkt. Sie haben die
Steuern für die wirklich Vermögenden gesenkt und da-
durch überhaupt erst die Spielräume eröffnet, um in die-
sen Größenordnungen spekulieren zu können.

Sie haben einen Wettbewerb um die niedrigsten
Löhne angefacht. Im Vergleich mit den anderen europäi-
schen Staaten sind wir das einzige Land, in dem in den
letzten zehn Jahren die Löhne nicht gestiegen sind, son-
dern gesenkt wurden, politisch gewollt durch die Instal-
lation des Niedriglohnsektors, durch eine massive Aus-
weitung der Leiharbeit und durch die Installation von
Mini- und Midijobs. Sie sind mitverantwortlich für die
Lohnsenkungspolitik der letzten Jahre.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie haben sehenden Auges die Aushöhlung der sozia-
len Sicherungssysteme in Kauf genommen und die
Schwächung des Gemeinwesens massiv vorangetrieben.
Wenn man durch unsere Städte geht, sieht man den wirk-
lich desolaten Zustand unserer Schulen und Kindergär-
ten; Kindergärten sucht man in den alten Bundesländern
allerdings oft vergebens. Bildung fängt aber mit den Ge-
bäuden an, und schon lange hätte etwas getan werden
müssen, damit Schulen und Kindergärten nicht so ausse-
hen, wie sie jetzt aussehen.

Die akute Krisensituation erfordert ein Umdenken.
Wir müssen die Verhältnisse ändern. Dazu habe ich von
Frau Scheel leider nichts gehört. Es kam nur Kritik; an-
sonsten war das hier ein Geplänkel im Vorwahlkampf,
bei dem immer darauf geachtet wird, wer wem wehtun
darf oder nicht. Wir sind da zum Glück frei und können
die Dinge beim Namen nennen.

Wir brauchen endlich eine Stärkung der Binnennach-
frage. Das erfordert natürlich entsprechende Maßnah-
men. Wir brauchen eine Neuausrichtung der deutschen
Wirtschaft, weg von der absoluten Exportabhängigkeit
in Richtung ökologische und soziale Ausrichtung. Ein
Schutzschirm für die Menschen ist notwendig. Die meis-
ten Menschen wollen von ihrer Hände Arbeit leben kön-
nen, und dafür brauchen sie Arbeitsplätze. Die Kluft
zwischen Arm und Reich darf nicht weiter auseinander-
gehen, sondern muss endlich geschlossen werden. Dazu
brauchen wir endlich eine Positionierung zum Mindest-
lohn. Wir brauchen die Abschaffung der Mini- und
Midijobs. Wir brauchen die Überwindung von Hartz IV.
Wir brauchen mindestens 500 000 bis 1 Million neue
Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst, und wir brauchen
zusätzlich einen öffentlich geförderten Beschäftigungs-
sektor.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D as alles sind Voraussetzungen, damit die Menschen berhaupt Arbeit haben und so bezahlt werden, dass sie n der Lage sind, Steuern zu zahlen. Frau Merkel will die Verhältnisse nicht ändern. Heute nallen in den Chefetagen zum Teil schon wieder die hampagnerkorken. Wenn wir die Verhältnisse ändern ollen, müssen wir endlich die Augen öffnen. Sie müs en endlich die Augen öffnen und dürfen nicht schon ieder wie Frau Merkel andeuten, dass wir über unsere erhältnisse leben. Wir müssen endlich die Einnahmeeite stärken und dafür sorgen, dass sich auch diejenigen eteiligen, die diese Krise mit verursacht haben, die daan im Vorfeld verdient haben und die zum Teil auch etzt noch an der Krise verdienen. Wir brauchen eine Reform der Erbschaftsbesteueung. Wir brauchen eine Vermögensteuer. Wir müssen ber eine Millionärsabgabe reden. Die Steuerdiskussion, ie Sie jetzt führen, muss beendet werden, weil sie einach pervers ist. Durch das, was Sie planen, werden imense Kosten verursacht und wird nicht ein einziger euer Arbeitsplatz geschaffen. Sozial gerecht heißt, einen Schutzschirm für die Menchen zu schaffen. Das schließt eine sozial gerechte Einommensteuerreform ein. Die sieht aber anders aus als as, was Sie vorhaben. Dazu bedarf es eines anderen pitzensteuersatzes, einer Erhöhung des Grundfreibetraes und einer linear-progressiven Besteuerung. Frau Kollegin! (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Jetzt wird’s selbst dem Präsidenten zu viel, Frau Höll! Sie müssen aufhören!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621915100


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621915200

Darüber können wir miteinander reden. Es darf nicht

ur um Steuersenkungen für Reiche, Vermögende und
nternehmer gehen. Kein Problem wird dadurch gelöst.

hre Politik wird nur weiter in den Abgrund führen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621915300

Das Wort hat Kollege Laurenz Meyer für die CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1621915400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

egen der fantastischen Rede, die Sie gerade gehalten
aben, Kollegin Höll, will ich vorab fragen: Könnte es
ein, dass Sie viele Jahre lang irgendetwas nicht mitbe-
ommen haben?


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist das eigentlich Ihre letzte Rede?)


aben Sie eigentlich nicht mitbekommen – darüber ha-
en wir heute Morgen im Wirtschaftsausschuss gespro-






(A) )



(B)


Laurenz Meyer (Hamm)

chen –, dass das System, das Sie wollen – es erlaubt Ein-
griffe des Staates in die einzelnen Unternehmen –,
untergegangen ist? Haben Sie nicht mitbekommen, dass
die Arbeitslosigkeit nicht über Anstellungen im öffentli-
chen Dienst abgebaut werden kann? Haben Sie nicht
mitbekommen, dass das von Ihnen erwünschte System
mit dem Untergang der DDR gescheitert ist? Haben Sie
das alles nicht mitbekommen?

Eine Zeit lang haben Sie in einigen Ländern Verant-
wortung getragen, und überall, wo die PDS und die
Linke in der Regierung war, war das jeweilige Land hin-
terher Schlusslicht in Deutschland. Das ist die Wahrheit,
und damit müssen Sie sich auseinandersetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sobald Sie einer Regierung nicht mehr angehören, etwa
der von Sachsen-Anhalt oder der von Mecklenburg-Vor-
pommern, werden die Daten des jeweiligen Bundeslan-
des besser und nicht schlechter. Das sollte die Menschen
im Lande eigentlich überzeugen. Ich hoffe, dass wir
diesmal offensiv diskutieren können.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Sie wollen nur so weitermachen! Das ist keine Antwort!)


Zunächst einmal möchte ich mich bei den Grünen da-
für bedanken, dass dieses Thema auf die Tagesordnung
gesetzt worden ist. Es ist wichtig.

Auch wenn ich den Kollegen der SPD ein bisschen
weh damit tue, darf ich Sie bitten, sich einmal vorzustel-
len, die Krise, in der wir uns jetzt befinden – voraus-
sichtlich 5 Millionen Arbeitslose, eine immense Ver-
schuldung, ein Nullwachstum über Jahre –, wäre zum
Ende Ihrer Regierungszeit eingetreten. Man darf nicht
eine Minute lang darüber nachdenken, was das für Kon-
sequenzen für das Land, für die Bürger und für die Ar-
beitnehmer gehabt hätte.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Vergessen Sie die Reformen nicht, Herr Meyer, die wir gemacht haben!)


Die SPD hat steuerpolitische Vorschläge gemacht,
etwa den Eingangssteuersatz zu verändern und den Spit-
zensteuersatz heraufzusetzen. Die klare Botschaft der
SPD ist – das muss jeder in Deutschland wissen –, dass
die Krankenschwester, dass der Facharbeiter in Zukunft
höher belastet werden, weil die Einkommensteuerkurve,
durch die die Menschen hier so belastet werden, noch
steiler ansteigt.


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Falsch! Völlig falsch!)


Die SPD schlägt vor, eine Börsenumsatzsteuer einzufüh-
ren. Jeder in Deutschland muss wissen, dass durch eine
solche Steuer auch die Riester-Sparer, die einen Fonds-
sparvertrag abgeschlossen haben, in Zukunft die Geknif-
fenen wären. Wir streiten also zu Recht; die Abgeordne-
ten dieser Koalition haben unterschiedliche Positionen in
der Frage, wie es demnächst weitergehen soll.

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(C (D Ich sage ganz klar: Wir brauchen Steueränderungen, ber zum richtigen Zeitpunkt. Wir müssen darauf achten, ass diese Veränderungen nicht zulasten der zukünftigen enerationen gehen. Wenn das so wäre, würden uns un ere Kinder beschimpfen. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie schimpfen schon!)


ir müssen aber auch diejenigen entlasten, die den Kar-
en aus dem Dreck ziehen. Das sind die ganz normalen
acharbeiter, die heute durch die Höhe des Eingangs-
teuersatzes und steigende Steuern belastet werden. Es
arf nicht sein, dass zusätzliche Einkünfte von Men-
chen mit einem durchschnittlichen Verdienst mit Spit-
ensteuersätzen belastet werden, die ursprünglich für die
eichen im Lande vorgesehen waren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


pitzensteuersätze dürfen nur für Reiche gelten.

Wir müssen den Menschen möglichst viel von dem
assen, was sie verdienen. Hier geht es gar nicht um
roße Entlastungseingriffe; vielmehr geht es darum, dass
er Einzelne in Zukunft mehr übrig hat. Wir führen zur-
eit, 2008 und 2009, das größte Entlastungsprogramm
ür die Bürger seit vielen Jahren durch.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nachdem Sie erst das größte Belastungsprogramm gemacht haben!)


s umfasst Steuerentlastungen in Höhe von 17 Milliar-
en Euro. Der erste Schritt dabei ist eine leichte Verän-
erung der Steuerkurve. Der nächste Schritt muss fol-
en. Das sind wir den Menschen im Lande schuldig.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schaffen Sie mal mehr Jobs!)


Neben den Ansätzen bei der Steuerprogression gibt es
inen zweiten Punkt. Familien mit Kindern müssen in
iesem Lande anders gestellt werden. Da hilft meines
rachtens unter sozialen Gesichtspunkten ein Steuerfrei-
etrag pro Kopf der Familie am besten. Das muss unsere
onzeption sein. Deshalb bekenne ich mich nach wie
or zu dem, was wir in Leipzig als unser Steuerkonzept
eschlossen haben: einfach, niedrig und gerecht; das
uss die Philosophie für die kommenden Jahre sein.


(Beifall bei der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist auch von der Partei der Besserverdiener!)


Die SPD und die Linken wollen Steuererhöhungen.
ie Grünen wollen das Ehegattensplitting abschaffen.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir wollen eben mehr für Kinder tun!)


ir wollen einen anderen Weg gehen. Darüber muss
an streiten und ganz offensiv diskutieren. Die FDP tut

o, als gäbe es die Verschuldung nicht. Da haben wir
ifferenzen.

Wir müssen mit Vernunft handeln und zum richtigen
eitpunkt eine Steuerreform für die nächste Legislatur-
eriode vorsehen. Wir müssen unser Land wieder auf
)






(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)

Wachstumskurs bringen. Wir müssen die Krise überwin-
den. Das wird ohne die Union nicht gehen; das weiß je-
der im Land, das weiß jeder hier im Parlament.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Auch beim Umgang mit der Krise hat sich gezeigt: Ohne
die Union geht es nicht.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Ohne uns geht gar nichts!)


Wir haben einen Fahrplan. Wir werden das den Bürgern
vor der Wahl vorlegen, und zwar in der ehrlichen Form,
wie wir das auch beim letzten Mal getan haben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kirchhof, Mehrwertsteuer – ich lach mich tot! Lügen haben kurze Beine!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
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Das Wort hat nun Kollege Alexander Bonde, Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.


Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
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Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

interessante Nachricht aus dem Beitrag des Kollegen
Meyer war die Ankündigung, es werde ein CDU-Wahl-
programm geben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Sogar ein gemeinsames, von CDU und CSU! – Gegenruf des Abg. Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist eine Sensation!)


Das ist eine Neuigkeit. Wir alle sind gespannt.

Bei allem, was wir heute hier diskutieren, müssen wir
einmal ehrlich sagen, wie die Ausgangslage ist. Wenn
die FDP wieder einmal ankündigt, wie heute, sie habe
ein Konzept für den Weg aus der Krise – es besteht da-
rin, Weihnachten auf Mai vorzuziehen –, dann ist das,
mit Verlaub, nicht das Maß an Ehrlichkeit, das die Men-
schen in dieser schwierigen wirtschaftlichen Situation
brauchen.

Wir diskutieren hier im Aufgalopp zum Wahlkampf.
CDU/CSU und FDP versprechen Steuersenkungen in ei-
ner Situation, in der wir in der Bundesrepublik eine Re-
kordverschuldung haben. Selbst der Finanzminister, der
darum kämpft, von der Neuverschuldung noch mög-
lichst viel unter den Teppich zu kehren, muss zugeben,
dass die Neuverschuldung inzwischen bei 55 Milliarden
Euro liegt. Wir müssen dann noch berücksichtigen: Ban-
kenrettung, finanziert am Haushalt vorbei, in einem
Schattenhaushalt; Konjunkturpakete I und II – Schatten-
haushalte. Bei den Lohnnebenkosten mauscheln Sie.
Auch die Bundesagentur für Arbeit entwickelt sich lang-
sam zum Schattenhaushalt. – Wenn wir einmal alles zu-
sammenzählen, um festzustellen, wie die Verschul-
dungssituation dieses Landes wirklich ist, dann kommen

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(C (D ir für dieses Jahr schon fast auf eine Neuverschuldung on 100 Milliarden Euro. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


s ist die Aufgabe dieses Parlaments, finde ich, auf der
asis dieser Ausgangslage in aller Ernsthaftigkeit zu dis-
utieren.

Schauen wir uns die Bundesagentur für Arbeit einmal
enau an! 17 Milliarden Euro Puffer – innerhalb von ei-
em Jahr aufgebraucht, zum Teil aus folgendem Grund:
ür den Gesundheitsfonds, den größten Murks dieser
oalition, mussten Sie die Beitragssätze erhöhen, und
ann haben Sie getrickst, indem Sie zur Kompensation
ei dem Arbeitslosenbeitrag angesetzt haben. Das holt
ie jetzt bei der Bundesagentur wieder ein. Auch der Ge-
undheitsfonds holt Sie ein. Wir werden schon in diesem
ahr eine Diskussion über Milliardenzuschüsse des Bun-
es führen. Bei der BA ist für das nächste Jahr ein Defi-
it von 20 Milliarden Euro kalkuliert. Wie soll es ge-
eckt werden, wenn nicht aus dem Bundeshaushalt?
eim Gesundheitsfonds ist es ähnlich.

In der Situation erwarten wir beim Bund Steuermin-
ereinnahmen von 10 Milliarden Euro allein für dieses
ahr, und das ist die optimistische Schätzung Ihres Fi-
anzministers. Sie wissen, wie viel Sie drauflegen müs-
en, um zumindest in die Nähe der Realität zu kommen.

Wenn Sie in dieser Situation hier, in der Bundespres-
ekonferenz oder auch an den Marktständen verkünden,
s gebe jetzt einen Dreiklang von Schuldentilgung, In-
estitionen in Innovation und steuerlicher Entlastung,
uss ich wirklich fragen, was Sie als Nächstes verkün-

en. Die Erde ist eine Scheibe – das wäre ein ähnlich rea-
istischer Ansatz.

Ich finde, dass wir an dieser Stelle ehrlich sagen müs-
en, was geht und was nicht geht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Volker Wissing [FDP]: Was wollen Sie denn?)


ie müssen ehrlich sagen, was Sie wollen und was Sie
icht wollen.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie wollen Mangelverwaltung!)


chuldentilgung in dieser Konstellation, ergänzt um
teuersenkungen, weitere Milliardenlöcher im Haushalt –
as kann man wollen, Herr Kollege Wissing; dann muss
an es hier aber auch sagen. Man kann natürlich auch

ei einem großen Posten, nämlich im Sozialbereich, kür-
en wollen. Dann muss man aber auch sagen, Herr
eyer, dass das die Konsequenzen aus den Forderungen

ach Steuersenkungen sind. Schenken Sie den Leuten
einen Wein ein und sagen Sie offen, welches Programm
ur Wahl steht!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Volker Wissing [FDP]: Sagen Sie doch, dass Sie die Steuern erhöhen wollen!)







(A) )



(B) )


Alexander Bonde
Noch schriller klingt es im Wahlkampf aus Bayern. Man
hat den Eindruck, der Kollege Seehofer will seine Steu-
ersenkungen mit den grandiosen Gewinnen der
Bayern LB gegenfinanzieren. Das ist der Seriositätsge-
halt der Debatte, die wir hier erleben.

Die Bürgerinnen und Bürger sind da weiter. In einer
aktuellen Umfrage wurde festgestellt, dass sich
68 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in der Krise ge-
gen eine Neuverschuldung aussprechen. Ich glaube, dass
bei den Bürgerinnen und Bürgern schon vieles an Pro-
blemwahrnehmung angekommen ist, wovon Sie von
CDU/CSU und FDP offensichtlich noch weit entfernt
sind. Sie haben in der Krise in die Mottenkiste gegriffen
und die alte Schallplatte der Steuersenkungen herausge-
kramt, aber merken nicht, dass sie einfach nicht in den
iPod passt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich kann Ihnen nur sagen: Wachen Sie auf! Werden
Sie der Situation gerecht! Lassen Sie uns gemeinsam
über Antworten auf die Krise diskutieren. Lassen Sie uns
nicht so tun, als gäbe es keine Rekordverschuldung bei
gleichzeitig hohen Steuereinnahmen, als gäbe es keinen
massiven Investitionsbedarf in Bildung und soziale Ge-
rechtigkeit, aber auch im Bereich ökologisches Umsteu-
ern unserer Wirtschaft. Wenn Sie ernsthaft einen sinn-
vollen Kurs in diese Richtung einschlagen wollen, dann
geht das nicht über Steuererleichterungen. Lassen Sie
uns das den Leuten gemeinsam ehrlich sagen. Die Krise
ist nicht der richtige Zeitpunkt im Wahlkampf, um den
Leuten Honig ums Maul zu schmieren. Sie wissen
längst, was Ihr Honig kostet. Lassen Sie das bleiben!
Lassen Sie uns gemeinsam einen ehrlichen Wahlkampf
machen und um ehrliche Konzepte ringen und nicht sol-
che Scheinrechnungen aufstellen.

Herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621915700

Das Wort hat nun Kollege Florian Pronold für die

SPD-Fraktion.


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1621915800

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Seitens der FDP ist heute wieder eine richtig
spannende Rede gehalten worden. Alle anderen wurden
niedergemacht, es wurde kein einziges Wort über das ei-
gene Konzept verloren – nicht eine einzige Silbe. Es
wurde nicht gesagt, wie Ihre Versprechungen finanziert
werden sollen und in welchen anderen Bereichen dafür
gekürzt werden soll. Das ist das Motto der FDP: Feuer-
wehr und Brandstifter zugleich; das beherrscht sie per-
fekt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – CarlLudwig Thiele [FDP]: Das sind Sie aber eher! – Dr. Hermann Otto Solms [FDP]: Sagen Sie doch mal was zu Ihren eigenen Vorschlägen!)


Vielleicht sollte man aber auch einmal die Fakten zur
Kenntnis nehmen. Als Sie an der Regierung waren, wa-

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(C (D en Steuerlast und Abgabenlast in Deutschland höher, als ie es heute sind. Das ist Fakt. (Dr. Volker Wissing [FDP]: Das hilft heute keinem Menschen weiter!)


ls die FDP mit an der Regierung war, sind die Steuern
rhöht worden. Seit die Sozialdemokratie regiert, sind
teuer- und Abgabenlast gesenkt worden. Das ist Fakt.
ielleicht nehmen Sie das einmal zur Kenntnis und er-
ähnen das in Ihren Reden der Ehrlichkeit halber zu-
indest.


(Joachim Poß [SPD]: Das würde Herrn Wissing intellektuell überfordern! – Dr. Volker Wissing [FDP]: Sie wollen doch nicht erklären, dass Sie die Steuersenkungspartei sind!)


Ich nenne ein Beispiel und vergleiche die Situation in
998 mit der in 2005. Im Jahr 2005 hat eine Familie mit
urchschnittlichem Einkommen und zwei Kindern mit
er Kindergelderhöhung und den Steuersenkungen, die
ir vorgenommen haben, 2 500 Euro im Jahr
5 000 DM – mehr im Geldbeutel gehabt als zur Zeit

hrer Regierungsbeteiligung. Das können Sie doch nicht
eugnen. Das ist so.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ollen Sie das bestreiten? – Das können wir jederzeit
achrechnen.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Wir wollen wissen, was ihr in Zukunft macht!)


Es ist schade, dass durch die etwas merkwürdige De-
attenlage innerhalb der Union – ich habe der Ankündi-
ung entnommen, dass es ein gemeinsames Wahlpro-
ramm von CDU und CSU gibt; vermutlich darf sich im
ultiple-Choice-Verfahren jedes CDU- bzw. CSU-Mit-

lied den jeweiligen Punkt aussuchen – verdeckt wird,
as wir derzeit machen. Wir entlasten die Bürgerinnen
nd Bürger mit der Kindergelderhöhung und den Maß-
ahmen im Konjunkturpaket sowie denen, die im Bürger-
ntlastungsgesetz geplant sind, in einer Größenordnung
on rund 20 Milliarden Euro.


(Beifall bei der SPD)


enn wir die Änderungen der Sozialversicherungsbei-
räge hinzunehmen, sprechen wir über eine Größenord-
ung von fast 40 Milliarden Euro. Da kann man doch
icht so tun, als würde in diesem Bereich nichts gesche-
en.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Also sind Sie auch für Entlastung! – Gegenruf des Abg. Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Das ist beschlossen, Herr Kollege!)


Jetzt haben wir eine Wirtschaftskrise, wie wir sie seit
00 Jahren nicht hatten. Demnächst werden wir die
teuerschätzungen vorgelegt bekommen. Man muss kein
roßer Prophet sein, um zu wissen, wie diese aussehen
erden. Deshalb stellt sich die Frage: Was kann man se-

iös versprechen? Ich finde, seriös kann man nur etwas
ersprechen, was man gegenfinanzieren kann. Ohne Ge-






(A) )



(B) )


Florian Pronold
genfinanzierung sind solche Versprechen mit Sicherheit
unseriös.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: So wie Sie keine Mehrwertsteuererhöhung versprochen haben! Genauso unseriös!)


Wenn jetzt zusätzlich 30 oder 40 Milliarden Euro an
Steuerentlastungen versprochen werden, hat das dieselbe
Konsistenz wie seinerzeit die Aussage von Helmut Kohl,
die deutsche Einheit werde aus der Portokasse finanziert.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das hat er aber, glaube ich, nicht gesagt!)


Auch das hat nicht funktioniert. Genauso wird es nicht
funktionieren, nach der Krise die höheren Schulden und
die Ausfälle in den sozialen Sicherungssystemen da-
durch zu finanzieren, dass wir weniger Geld einnehmen.
Egal, mit welchem Dreisatz Sie das rechnen, diese For-
mel geht niemals auf.


(Beifall bei der SPD)


Wir müssen, unabhängig von den anstehenden Wahl-
kämpfen, seriös bleiben.

Wenn wir das Steuersystem ändern – dagegen habe
ich nichts –, können wir gern auch über die Frage der
Progression reden. Es ist aber schon erstaunlich, lieber
Kollege Meyer, dass Sie noch nicht ganz verstanden ha-
ben, wie das Steuersystem funktioniert.


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Was?)


Wenn man nur den Eingangssteuersatz absenkt, ist die
Progressionswirkung im Verlauf der Kurve höher; das ist
richtig. Trotzdem zahlen alle weniger Steuern.


(Beifall bei der SPD – Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Wenn man den Spitzensteuersatz noch anhebt, wird es noch steiler!)


Wenn man den Eingangssteuersatz absenkt, ist sowohl
der Geringverdiener als auch der Besserverdiener steuer-
lich weniger belastet, selbst wenn die Progression höher
wird.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Dann müsst ihr aber auch den Mittelsteuersatz runternehmen! Dann ergibt das Sinn!)


Wenn Sie nicht verstehen, wie das Steuersystem funktio-
niert, ist es gefährlich, darüber nachzudenken, es zu än-
dern, und falsche Versprechungen zu machen, um die
Wahlen zu gewinnen.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621915900

Das Wort hat nun Eckhardt Rehberg für die CDU/

CSU-Fraktion.


Eckhardt Rehberg (CDU):
Rede ID: ID1621916000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren Abgeord-

nete! Wer sich hier darüber beklagt, dass Deutschland
Exportweltmeister ist, hat wohl völlig vergessen, Frau
Kollegin Höll, worauf Wohlstand in Deutschland beruht.

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(C (D ohlstand beruht in Deutschland insbesondere darauf, ass in der alten Bundesrepublik seit 1949 mit Innovaion und Kreativität daran gearbeitet wurde, dass eutschland Exportweltmeister wurde. Wozu es führt, enn man Mauern zieht und nur auf Binnenwirtschaft etzt, hat man 1989 in der ehemaligen DDR gesehen. m das nachzulesen, sollten Sie sich noch einmal den chürer-Bericht vom Oktober 1989 ansehen. Ich bin jeenfalls stolz darauf, dass jeder zweite Euro des Bruttoozialprodukts in Deutschland über den Export erwirtchaftet wird. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


Ein Zweites. Wenn Sie sich heute darüber beklagen,
ie Schulen und Kindergärten aussehen, dann sollten
ie sich daran erinnern, wie diese 1989 im Ostteil von
erlin ausgesehen haben; Pflegeheime, Behindertenein-

ichtungen und Krankenhäuser können Sie gleich mit da-
unehmen.

Sie beklagen den Einbruch bei den Steuereinnahmen.
azu will ich Ihnen sagen – dies gilt auch für die Grünen –:
er im Juli 2000 eine Steuerreform beschlossen hat, die

azu geführt hat, dass im Jahr 2001 das Aufkommen aus
er Körperschaftsteuer um 24 Milliarden Euro zurück-
egangen ist – im Laufe der Jahre sind es kumulativ weit
ber 120 Milliarden Euro gewesen –, wer wie die PDS in
chwerin bei der Entscheidung im Bundesrat über die
teuerfreistellung der Veräußerung von Kapitalbeteili-
ungen die Hand gehoben hat, wer also gewissermaßen
m Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Aber die PDS im Bundestag nicht! Wir haben das hier abgelehnt!)


Sehr verehrte Frau Kollegin Höll, Sie, die PDS, haben
ie entscheidenden drei Stimmen geliefert. Wenn die Re-
ierung in Schwerin nicht zugestimmt hätte, hätte es ab
em Jahr 2001 nicht solche Einbrüche bei der Gewerbe-
teuer gegeben.

Die Grünen sagen, wir hätten kein Konzept; Frau
ollegin Dückert, diese Pressemitteilung stammt von Ih-
en. Vor diesem Hintergrund frage ich mich, warum uns
ie beiden Volkswirte Frau Professor Weder di Mauro
nd Herr Professor Bofinger in einer Anhörung im Wirt-
chaftsausschuss bestätigt haben, dass allein die Maß-
ahmen von 2008 und 2009 Konjunkturimpulse und
ntlastungen von insgesamt 48 Milliarden Euro und da-
it beim Bruttosozialprodukt einen Aufwuchs von
Prozent ergeben; darin sind die Auswirkungen des
ürgerentlastungsgesetzes noch gar nicht enthalten. Das
eißt, das, was die Bundesregierung getan hat, führt zu
inem Konjunkturimpuls und einer Entlastung der Bür-
erinnen und Bürger von rund 60 Milliarden Euro. Wer
agt, wir hätten kein Konzept, der, so muss ich sagen,
itzt im falschen Film.

Einen Appell möchte ich insbesondere an die SPD
ichten. Es gibt noch ein paar Baustellen. Als Politiker
uss man auch in der Lage sein, in einer Krise Fehler zu

orrigieren.






(A) )



(B) )


Eckhardt Rehberg
Erstens. Wir müssen dafür sorgen, dass die Istbesteue-
rung von Betrieben in Deutschland vereinheitlicht und
verlängert wird. Das heißt, dass die für die neuen Bun-
desländer geltende Regelung auch im Westen Deutsch-
lands für Betriebe bis zu einem Jahresumsatz von
500 000 Euro gilt und diese Regelung im Osten weiter-
geführt werden muss. Diese Regelung läuft nämlich aus.
Dies würde nicht zu weiteren Steuerausfällen führen,
sondern würde lediglich eine Verschiebung mit sich
bringen. Es führt insbesondere für kleine Mittelständler
– gerade auch in den neuen Bundesländern – zu mehr
Liquidität, wenn diese erst dann ihre Mehrwertsteuer
zahlen müssen, wenn die von ihnen gestellte Rechnung
bezahlt ist.

Zweitens. Einige auch aus Ihren Reihen klagen da-
rüber, dass es der Milchwirtschaft schlecht geht. Man
könnte sich auf den faulen Kompromiss einlassen, dass
die Länder den beim Agrardiesel bestehenden Selbstbe-
halt von 350 Euro übernehmen. Mit Blick auf die Sen-
kung der Steuer auf Agrardiesel sollten wir hier aber
Korrekturen vornehmen.


(Joachim Poß [SPD]: Das wurde im Koalitionsausschuss beschlossen!)


– Herr Poß, Sie haben sich dagegengestemmt. Wir woll-
ten eine flächendeckende Lösung für alle Milchbetriebe
in Deutschland. Das haben Sie verhindert. Das ist die
Wahrheit.

Lassen Sie mich als Letztes noch drei Komponenten
ansprechen. Wenn wir über eine Weiterführung von Opel
in Deutschland ernsthaft reden wollen, dann müssen wir
die Themen „Zinsschranke“, „Verlustvorträge“ und „An-
rechnung von Mieten, Leasing und Pachten bei der Ge-
werbesteuer“ in den Griff bekommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn wir dies nicht tun, dann brauchen wir über die
Rettung von Opel gar nicht zu reden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621916100

Das Wort hat Reinhard Schultz für die SPD-Fraktion.


Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1621916200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

hat etwas Aufklärerisches an sich, was wir heute veran-
stalten. Auf der einen Seite wird gesagt, die Arbeit der
Regierung in dieser Wahlperiode sei aus einem Guss,
nachdem sich die Koalitionspartner geeinigt haben – we-
gen der Krise bis zum Anschlag. Das finde ich zunächst
einmal gut. Auf der anderen Seite besteht die Möglich-
keit, die Unterschiede herauszuarbeiten, mit denen man
meint in die nächste Wahlperiode gehen zu können.
Wenn man sich diese Unterschiede allerdings anschaut,
dann muss man sich schon sehr wundern.

Ich glaube, es gibt keinen Streit darüber, dass die
Krise zu erheblichen Steuer- und Abgabenausfällen füh-

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(C (D en wird, dass wir in den nächsten Jahren aufgrund der ürgschaftsschirme eine erhebliche Risikolast zu bewäl igen haben und dass es deswegen nur sehr wenig Spielaum geben wird, im Bereich der Steuern und Abgaben nter dem Strich erheblich zu entlasten. Das bestätigt ein infaches Rechenexempel, bei dem man nur zwei von en vier Grundrechenarten anzuwenden braucht. Wer sich darüber hinwegsetzt, der erteilt gleichzeitig ine klare Absage an jeden Versuch der Konsolidierung, m wieder auf eine Neuverschuldung von Null herunterukommen, wie wir sie uns eigentlich gemeinsam vorgeommen haben. Er predigt vielmehr die Maximierung er Neuverschuldung durch eine Schuldenspirale nach ben, die man sich in dieser Form gar nicht vorstellen ann. Diese Versprechungen werden den Wählern von eute gemacht, ohne an die Kinder und Kindeskinder on morgen und übermorgen überhaupt nur einen Geanken zu verschwenden. (Beifall bei der SPD – Frank Schäffler [FDP]: Das sagen die Richtigen!)


Das sagen genau die Richtigen.

Ich bin erstaunt darüber, dass die SPD geradezu soli-
är ist, dass sie die Krisenbewältigung und die Wachs-
umsimpulse auf der einen Seite und den Schuldenabbau
n der Zukunft auf der anderen Seite als Programm aus
inem Guss sieht und auch vertritt. Das ist möglicher-
eise sogar riskanter.


(Beifall bei der SPD)


Neben dem Fresstrieb und dem Geschlechtstrieb gibt
s ja noch den Steuerspartrieb. Es kann im Wahlkampf
öglicherweise zu Erfolgen führen, ständig an diesen zu

ppellieren. Es ist aber völlig unverantwortlich, daran zu
ppellieren und die Zukunft der nächsten und der über-
ächsten Generation dabei gleichzeitig zu verfrühstü-
ken.


(Frank Schäffler [FDP]: Das sagen die Richtigen!)


Ich denke, dass wir mit unserem Steuerprogramm als
estandteil unseres Wahlprogramms – das ist ja das ein-
ige Wahlprogramm, das es schon gibt; insofern kann
an darüber ernsthaft reden – sehr konkret darlegen,

ass wir insbesondere für die Empfänger kleinerer und
ittlerer Einkommen auf eine Entlastung im Rahmen

es Möglichen Wert legen. Deswegen wollen wir den
ingangssteuersatz auf 10 Prozent senken. Dadurch wird
er Progressionsverlauf natürlich verändert. Wir lassen
abei sogar einen gewissen Knick zu, weil wir in unse-
em Programm präzise sagen: Bis zu einem Einkommen
on circa 53 000 Euro für Alleinverdiener und circa
06 000 Euro für Verheiratete wollen wir eine Entlas-
ung garantieren. Das ist angesichts der Einkommens-
erteilung in Deutschland, die sich im Laufe der letzten
ahre zulasten der Empfänger kleiner Einkommen und
ugunsten der Besserverdienenden völlig verändert hat,
as einzig Verantwortbare, was man tun kann. In diesem
usammenhang sagen wir natürlich auch etwas zu den
inderfreibeträgen.






(A) )



(B) )


Reinhard Schultz (Everswinkel)

Ich finde es auch völlig richtig, dass wir sagen: Dieje-
nigen, die durch eine Steuererklärung keine nennens-
werte Rückzahlung erwarten können, erhalten einen Bo-
nus, wodurch die Finanzverwaltung entlastet wird. Das
führt gleichzeitig dazu, dass die Betroffenen etwas bes-
serstehen, als es ansonsten der Fall wäre.


(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Hoffentlich habt ihr das nachgerechnet!)


Ich denke, dass man das als klare Kante bezeichnen
kann.


(Frank Schäffler [FDP]: Das ist aber der Abgrund!)


Diese Maßnahme wird dadurch gegenfinanziert, dass
wir Leute wie uns etwas stärker belasten. Ich finde das
völlig in Ordnung; es ist auch verantwortbar. Ich will
den Kanzlerkandidaten der SPD zitieren: Wegen der
47 Prozent, die wirklich gut Verdienende dann zu zahlen
hätten, muss keiner von ihnen an einem trockenen Kan-
ten Brot kauen. – Ich finde, dadurch wird wirklich keiner
ärmer, und es stellt sich niemand schlechter. Die Besser-
verdienenden werden in die Verantwortung genommen,
um eine gerechtere Einkommensverteilung zu erreichen.
Sie werden gleichzeitig in die Pflicht genommen, gerade
im Lichte der Krise einen besonderen Beitrag für die
Finanzierung des Gemeinwesens zu leisten.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Aber sie müssen die Risiken tragen!)


Ich denke, das ist darstellbar und finanzierbar. Alles an-
dere sind Wolkenkuckucksheime, mit denen auf den drit-
ten Trieb gezielt wird und die in der nächsten Wahlpe-
riode nie im Leben Wirklichkeit werden würden.

Wenn ich mir anschaue, was innerhalb der CDU und
der CSU los ist, dann kann ich nur sagen: Viel Vergnü-
gen! Der Mittelstand kommt mit einem eigenen Wahl-
programm. Es geht dabei um eine Steuerentlastung von
48 Milliarden Euro. Das ist schon eine interessante Grö-
ßenordnung. Die Ministerpräsidenten rotten sich inzwi-
schen gegen die Steuerentlastungsversprechen zusam-
men, die nicht eingehalten werden können. Das wird
sicherlich noch ganz munter. Machen Sie nur so weiter!
Wir sehen es mit einer stillen Zufriedenheit, wie sich die
Union im Augenblick steuerpolitisch aufstellt.

Die FDP tut beides: Im Sinne Ihrer alten Wahlpro-
gramme fordern Sie eine Senkung für alle und Vereinfa-
chungen unter dem Strich.


(Beifall bei der FDP – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Vernünftig!)


Gleichzeitig erklärt Guido Westerwelle: Das gilt natür-
lich nur unter dem Vorbehalt eines Kassensturzes. – Den
haben wir aber bereits gemacht. Bis 2013 haben wir un-
ter dem Strich voraussichtlich etwa 300 Milliarden Euro
an Steuermindereinnahmen zu verkraften. Selbst wenn
es ein bisschen weniger sein sollte, was mich freuen
würde, trifft der Vorbehalt aufgrund dieser Größenord-
nung zu. Daher werden weder Sie von der FDP noch

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(C (D DU und CSU in der Lage sein, die Steuern nennensert zu senken. Vielen Dank. Das Wort hat nun Kollege Otto Bernhardt für die DU/CSU-Fraktion. (Beifall der Abg. Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU] – Florian Pronold [SPD]: Welchen Flügel vertreten Sie heute?)


(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621916300


Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1621916400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Die Überschrift dieser Aktuellen Stunde hat we-
ig mit der inhaltlichen Auseinandersetzung zu tun. Ich
erstehe gar nicht, warum Sie dieses Thema gewählt ha-
en. In der Bundesregierung ist man sich einig. Deshalb
st sie hier auch kaum vertreten.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie ist gar nicht vertreten! – CarlLudwig Thiele [FDP]: Das ist nicht der einzige Grund! Sind die nie hier, wenn sie sich einig sind?)


Wir haben uns im Koalitionsvertrag auf steuerpoliti-
che Maßnahmen geeinigt. Die haben wir durchgeführt.
ei neuen Problemen, die entstanden sind – zum Bei-

piel infolge des Urteils des Bundesverfassungsgerichts
u den Krankenversicherungsbeiträgen –, haben wir uns
n der Großen Koalition auf einvernehmliche Lösungen
eeinigt. Bis zum letzten Tag dieser Legislaturperiode
erden wir gemeinsam arbeiten.

Die Auseinandersetzung, die hier geführt wird, dreht
ich um die Frage, was welche Fraktion in der nächsten
egislaturperiode will.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht um die Frage, ob die Kanzlerin Wahlversprechen macht!)


as ist nicht Aufgabe der jetzigen Bundesregierung. Das
st Aufgabe der Parteien, die sich um Wählerstimmen
emühen. Nach der Wahl werden wir mehrere Parteipro-
ramme zusammenbringen müssen; denn es wird wahr-
cheinlich eine Koalition geben. Ich befürchte nämlich,
ass wir nicht die absolute Mehrheit erreichen werden.
aher wird man sich dann wieder einigen müssen.

Die FDP hat zu diesem Thema ein Programm vorge-
egt, aus meiner Sicht ein in vielen Punkten sehr ver-
ünftiges Programm.


(Beifall bei der FDP)


uch die CSU hat einen Programmentwurf vorgelegt. Er
nthält aus meiner Sicht viel Vernünftiges.


(Florian Pronold [SPD]: Da braucht ihr kein eigenes mehr!)


ir von der Union sind jetzt dabei, ein gemeinsames
rogramm zu erarbeiten.






(A) )



(B) )


Otto Bernhardt
Wer in einer Zeit wie heute nicht zur Kenntnis nimmt,
dass die Frage, was man zum Thema Steuern in das ge-
meinsame Programm hineinschreibt, eine schwierige
Frage ist, der liest keine Zeitungen.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also doch Meinungsverschiedenheiten!)


Es kristallisiert sich eine Formulierung für unser ge-
meinsames Programm heraus. Auch das weiß jeder, der
die Berichterstattung in den Zeitungen ein wenig ver-
folgt. Unsere Partei wird sich dafür einsetzen, dass in der
nächsten Legislaturperiode eine grundlegende Einkom-
mensteuerreform durchgeführt wird; was die Regierung
hinterher daraus macht, werden wir sehen.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


Das sage ich in aller Deutlichkeit.


(Florian Pronold [SPD]: In welcher Größenordnung?)


Einkommensteuerreform heißt nicht schwerpunktmäßig
Senkung;


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Sind Sie für Steuererhöhungen?)


es heißt auch Senkung. Wir haben die drei Punkte, die
für uns wichtig sind, genannt:

An erster Stelle steht: einfacher. Ich weiß, dass wir
diesbezüglich in dieser Legislaturperiode nicht viel ge-
leistet haben.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Gegenteil!)


Es ist dennoch dringend notwendig – da gibt es keine
zwei Meinungen –, dass wir das Einkommensteuerrecht
vereinfachen.


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Nur, so einfach ist das nicht!)


Auch der zweite Aspekt – gerecht – ist leichter zu for-
mulieren, als im Detail durchzusetzen. Ich glaube aber,
dass das notwendig ist. Schauen Sie sich die Diskussion
in Deutschland doch einmal an.

Es bleibt der dritte Punkt: geringere Steuern. Was
würde eigentlich passieren, wenn wir am Tarifverlauf
nichts ändern würden?


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Auch wenn die Gehälter nur entsprechend der Inflations-
rate steigen würden, müssten aufgrund des Tarifverlaufs
alle mehr Steuern zahlen. Das kann es doch nicht sein.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Sozialdemokraten haben ein Konzept vorgelegt,
das eine Entlastung von 10 Milliarden Euro bringen soll
– diese Zahl habe ich gelesen –, wovon einige Millionen
Menschen profitieren sollen. Ich halte den Bonus in
Höhe von 300 Euro eher für einen Wahlschlager. Auf der

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(C (D nderen Seite sollen die Besserverdienenden stärker beastet werden. Nicht ohne Grund gehen die meisten eutschen, die auswandern, in die Schweiz oder nach sterreich. Ich sage hierzu sehr deutlich: Wenn Sie noch ehr vertreiben wollen, dann machen Sie das ruhig. Mit öheren Steuersätzen bekommen Sie letztendlich wenier Geld. Das kann nicht das richtige Konzept sein. (Joachim Poß [SPD]: Wegen 2 Prozent wird doch keiner auswandern! Der muss ja beknackt sein!)


Laut Ihrem Konzept – darauf bezieht sich die Ausein-
ndersetzung – erhielte die Mehrzahl der Steuerpflichti-
en überhaupt keine Erleichterung. So etwas können Sie
it uns nicht machen. Wir wollen deshalb an den Tarif-

erlauf herangehen.


(Florian Pronold [SPD]: Welche Größenordnung?)


ch sage sehr deutlich: Natürlich ist der Spielraum für
enkungen kleiner geworden. Wir müssen aber etwas
nternehmen.


(Florian Pronold [SPD]: Wie viele Milliarden? 100 Milliarden?)


ndere Länder haben einen Tarif auf Rädern. Damit
ird der Tarifverlauf automatisch im Umfang der Infla-

ionsrate verschoben.

Meine Damen und Herren, ich kann Sie beruhigen.
ie Union wird in Kürze – wir warten natürlich die Steu-

rschätzung ab; denn wir wollen uns an der Realität ori-
ntieren – einen gemeinsamen Vorschlag zum Thema
inkommensteuer vorlegen. Darin wird manches stehen,
as heute schon im FDP-Programm und im CSU-Pro-
ramm steht. Davon können Sie ausgehen. Damit wer-
en wir vor die Wähler treten. Ich glaube, mehr Netto ist
as Entscheidende. Dafür werden wir uns mit unserem
teuerkonzept einsetzen.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621916500

Als letztem Redner in der Aktuellen Stunde erteile ich

em Kollegen Bernhard Brinkmann für die SPD-Frak-
ion das Wort.


Bernhard Brinkmann (SPD):
Rede ID: ID1621916600

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn man am
chluss der Aktuellen Stunde drankommt, dann hat man
s im Vergleich zum letzten Redner in Debatten, nach
enen namentliche Abstimmungen folgen, ein ganz ge-
altiges Stück leichter.

Herr Kollege Bernhardt, einem einfacheren, einem
erechteren und einem transparenteren Steuersystem
timme ich voll und ganz zu. Ich habe aber eine herzli-
he Bitte: Ersparen Sie uns den Professor aus Heidel-
erg, der alles durcheinandergebracht hat. Den dürfen
ie kein zweites Mal aufbieten.


(Unruhe bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bernhard Brinkmann (Hildesheim)

Seine Vorschläge führen nicht dazu, dass das Steuersys-
tem einfacher, gerechter und transparenter wird.


(Reinhard Schultz [Everswinkel] [SPD]: Ich fand es ganz gut, dass der das damals gemacht hat!)


Der Kollege Wissing von der FDP hat Korrekturen
bei der Unternehmensteuerreform gefordert. Dabei hat
er allerdings zwei zentrale Punkte ausgeblendet. Das zu
erwähnen, gehört auch zur Seriosität und Wahrheit dazu.


(Florian Pronold [SPD]: Das ist bei der FDP nicht vorhanden!)


Herr Dr. Wissing, wenn Sie die Zinsschranke kritisie-
ren, wie dies einige andere Redner auch getan haben,
dann müssen Sie bitte zur Kenntnis nehmen, dass sich
damals, als Sie noch in diesem Hause mitbestimmt ha-
ben – das war noch in Bonn; das ist lange her, und es
wird auch noch lange dauern, bis Sie wieder mitzube-
stimmen haben –, der Körperschaftsteuersatz auf
45 Prozent belief, während er heute bei 15 Prozent liegt.
Franz Müntefering würde sagen: Es genügt Volksschule
Sauerland, um festzustellen, dass 15 in jedem Fall weni-
ger ist als 45.

In der Frankfurter Rundschau vom 29. April heißt es:

Die besonders umstrittene Zinsschranke führt nach
einer Studie des Deutschen Instituts für Wirt-
schaftsforschung nur bei 600 Firmen zu einer
Mehrbelastung.

Bitte nehmen Sie auch das zur Kenntnis. Ihre Argumen-
tation hinsichtlich des Mittelstandes entspricht nicht der
Realität.

Herr Kollege Meyer, Sie haben davon gesprochen,
dass die Krankenschwester oder der Facharbeiter den
Spitzensteuersatz zahlt. Ich weiß nicht, wie Sie dazu
kommen. Offensichtlich haben Sie lange Zeit keinen
Blick mehr in die Steuertabellen geworfen. Zahlen die
nämlich nicht! Selbst der Durchschnittssteuersatz des
Abgeordneten, der jetzt spricht – zusammenveranlagte
Ehegatten, also Berechnung nach Splitting-Tabelle, und
nur Einnahmen aus der Tätigkeit als Bundestagsabge-
ordneter – liegt unter 20 Prozent. Das ist weit entfernt
von 42 Prozent. Und dann reden wir über eine Größen-
ordnung jenseits der 80 000 Euro. Das sind rund
160 000 DM. Wenn eine Krankenschwester oder ein
Facharbeiter das verdienen würde, wären sie gern bereit,
einen Durchschnittssteuersatz von 20 Prozent zu zahlen.
Das ist also weit weg von dem, was Sie hier zum Besten
gegeben haben.


(Beifall bei der SPD)


Ich will noch eines dazu sagen, um weiter bei der
Wahrheit zu bleiben.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Haben Sie schon einmal mit jemandem geredet, der Überstunden ausbezahlt bekommt? Wie viel Netto bleibt dem übrig?)


Herr Kollege Kalb, in Ihrem Wahlprogramm 2005 war
die Absicht enthalten, die steuerfreien Zuschläge für

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(C (D onntags-, Feiertagsund Nachtarbeit für die Krankenchwester, für den Facharbeiter, für den Busfahrer und ür die Altenpflegerin abzuschaffen. Das wären Nettoinbußen in einer Größenordnung von bis zu 300 Euro ro Monat gewesen. Auf die Frage, wie das ausgeglihen werden soll, ist geantwortet worden: Dies sollten, itte schön, die Tarifpartner regeln. – Das hätte bedeutet, ass es seit dem Jahr 2006 Einkommenssteigerungen on mehr als 10 Prozent hätte geben müssen. (Zuruf des Abg. Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU])


aher geht diese Rechnung auch nicht auf, Herr Kollege
ichelbach.


(Beifall bei der SPD)


Wir sollten auch nicht so tun, als hätten wir gegen die
rise, in der unser Land und alle anderen Länder auf der
elt sind, nichts unternommen. Wenn man alle Entlas-

ungen, die bereits im Gesetzblatt stehen oder im Zusam-
enhang mit dem Bürgerentlastungsgesetz noch auf uns

ukommen, addiert, dann sieht man, dass die Entlastun-
en bei ungefähr 50 Milliarden Euro liegen. Dies errei-
hen wir durch Maßnahmen im Bereich von Steuern und
bgaben, durch Anpassung des Kindergeldes und der
rundfreibeträge sowie durch Anpassungen bei den
LG-II-Empfängern. Dieses Geld kommt zu Recht bei
enen an, die es jeden Tag bitter nötig haben.


(Beifall bei der SPD)


Wer jetzt über Steuersenkungen nachdenkt, wer jetzt
en Menschen verspricht, man könnte eben mal so Steu-
rsenkungen in Höhe von 40 oder 50 Milliarden Euro in
010 und den Folgejahren auf den Weg bringen, handelt
ahrlässig, verantwortungslos und unseriös. Darum ist
as mit der SPD nicht zu machen.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621916700

Die Aktuelle Stunde ist beendet.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 3 auf:

Erste Beratung des von den Fraktionen der
CDU/CSU und der SPD eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung der
Kinderpornographie in Kommunikations-
netzen

– Drucksache 16/12850 –
Überweisungsvorschlag:
Auschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Auschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Auschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Auschuss für Kultur und Medien

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre dazu
einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Parlamen-
tarischen Staatssekretär Hartmut Schauerte für die Bun-
desregierung das Wort.

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Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1621916800


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Kin-
derpornografie ist ein abscheuliches Verbrechen. Kinder
werden missbraucht, und anschließend wird der Miss-
brauch vermarktet und damit Geld verdient. Man muss
sagen: Sie werden missbraucht, um damit Geld zu ver-
dienen. Dabei werden die Opfer immer jünger; betroffen
sind kleine, ja sogar kleinste Kinder. Da packt alle das
kalte Grauen.

Selbstverständlich muss man diese Verbrechen an der
Wurzel bekämpfen, die Kriminellen ergreifen und ihrem
Tun ein Ende setzen. Das geschieht mit allen Mitteln, die
den Polizeibehörden und dem Rechtsstaat zur Verfügung
stehen. Leider reichen der Arm des deutschen Gesetzes
und der Zugriff der deutschen Behörden nicht über die
deutschen Grenzen hinaus. Dabei leistet das Internet in-
zwischen – manchmal allein durch die technischen Mög-
lichkeiten – den traurigen Dienst, gewerbsmäßige Ver-
breitung von Kinderpornografie zu erleichtern.

In vielen Ländern ist es längst gängige Praxis, dass
die Internetzugangsvermittler Sperrmaßnahmen vorneh-
men. Diese Länder wurden schon oft genannt: Norwe-
gen, Dänemark, Schweden, Finnland, Italien, die
Schweiz, Neuseeland, Großbritannien, Südkorea, Ka-
nada und Taiwan. Mir ist nicht bekannt, dass es in diesen
Ländern Diskussionen darüber gibt. Im Gegenteil: Die
Sperrmaßnahmen sind gesellschaftlich akzeptiert.

Für mich ist es unerträglich, dass Kinderpornografie
in Deutschland leichter zugänglich ist als anderswo. Die
Bundesregierung hat darüber unter Federführung von
Ministerin von der Leyen in den letzten Wochen und
Monaten intensive Gespräche und Verhandlungen mit
der betroffenen Wirtschaft geführt. Dabei sind zwei
Dinge deutlich geworden: Erstens. Die Access-Provider
sind dazu bereit, den Zugang zu kinderpornografischen
Inhalten zu erschweren. Fünf große Unternehmen haben
sich inzwischen auf vertraglicher Basis dazu verpflich-
tet. Das wird sehr begrüßt. Zweitens. Wir brauchen eine
darüber hinausgehende gesetzliche Regelung; diese ha-
ben wir sehr kurzfristig erarbeitet.

Lassen Sie mich die wichtigsten Punkte hervorheben.
Alle großen Internetzugangsanbieter werden verpflich-
tet, durch geeignete technische Maßnahmen den Zugang
zu kinderpornografischen Inhalten zu erschweren. Basis
sind täglich aktualisierte Sperrlisten des Bundeskrimi-
nalamtes. Aus präventiven Gründen wird gegenüber den
betroffenen Nutzern durch eine Stoppmeldung klarge-
stellt, warum der Zugang zu einem kinderpornografi-
schen Angebot erschwert wird.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Richtig!)


Die Zugangsanbieter haften nur, wenn und soweit sie
die Sperrliste des Bundeskriminalamts nicht ordnungs-
gemäß umsetzen. Diese Begrenzung muss sein; sonst
könnte man auch für etwas in Haftung genommen wer-

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(C (D en, das man beim besten Willen nicht erkennen oder icht verhindern kann. Das muss vermieden werden. Wir ollen Betreiber nicht zu Unrecht kriminalisieren. Das st eine schwierige Grenzziehung. Die anfallenden Daten können für die Strafverfolgung enutzt werden, soweit hierfür die gesetzlichen Vorausetzungen vorliegen. Da mit den Regelungen gesetzgeerisches Neuland betreten wird, sollen sie innerhalb on zwei Jahren nach Inkrafttreten evaluiert werden. Wir ehen also an dieses Thema mit Festigkeit und Vorsicht eran. Noch ein Wort zu dem gelegentlich vorgebrachten orwurf, wir wollten hier die Tür für Internetzensur öffen. Ich sage ganz deutlich: Darum geht es hier nicht. as wollen wir auch nicht ansatzweise. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ber Informations- und Kommunikationsfreiheit sind
icht schrankenlos. Sie finden ihre Grenzen in den allge-
einen Gesetzen. Hier geht es darum, den Zugang zu

trafbaren, insbesondere kinderpornografischen Ange-
oten zu erschweren.


(Beifall des Abg. Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU])


ir können nicht zulassen, dass Kinderpornografie
urch unsere Kommunikationsnetze zirkuliert, wenn wir
twas dagegen unternehmen können.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Genau!)


Mir ist klar, dass das Gesetz kein Allheilmittel ist.
ber es ist ein weiterer Baustein in der Gesamtstrategie
er Bundesregierung, Kinder zu schützen und diesen
arkt, soweit es geht, auszutrocknen. Jetzt ist es Zeit,

ntschlossen zu handeln; denn uns alle eint das Ziel:
ehr Schutz für Kinder!

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621916900

Das Wort hat nun Kollege Max Stadler für die FDP-

raktion.


Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1621917000

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Herr Staatssekretär Schauerte hat seinen Beitrag mit
em Satz begonnen, dass Kinderpornografie ein ab-
cheuliches Verbrechen ist. Dem stimmen wir voll und
anz zu.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Renate Gradistanac [SPD])


ie Täter müssen konsequent verfolgt und die Straftaten
eahndet werden.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Richtig!)


inderpornografische Seiten im Netz müssen, wo immer
as möglich ist, gelöscht werden. Es reicht nicht, nur den






(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler
Zugang zu erschweren. Auch die Seiten müssen, wie ge-
sagt, gelöscht werden.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


An dieser Stelle würde ich meinen Diskussionsbeitrag
am liebsten beenden. Man läuft nämlich Gefahr, bewusst
missverstanden zu werden, wenn man zu Ihrem Gesetz-
entwurf kritische Fragen stellt. Solche kritischen Fragen
muss man aber stellen, weil noch nicht alles richtig aus-
diskutiert ist, was Sie uns hier vorlegen.

Das beginnt schon mit der Gesetzgebungskompetenz.
Sagen Sie nicht, das sei eine Petitesse am Rande. Nein,
der Bund darf nur das regeln, wofür er zuständig ist. Sie
meinen, es gehe um Wirtschaftsrecht und damit sei der
Bund zuständig. Wir sagen: Hier geht es – genau das ha-
ben Sie ausgeführt, Herr Staatssekretär – um die Abwehr
von Straftaten, also um Prävention und Gefahrenabwehr.
Das ist nach unserer Verfassungsordnung Ländersache.
Darüber muss man in den weiteren Beratungen ernsthaft
reden.


(Beifall bei der FDP)


Immerhin legen Sie jetzt einen Gesetzentwurf vor.
Die vertragliche Regelung wäre rechtsstaatlich auf kei-
nen Fall ausreichend gewesen; denn es geht um Grund-
rechtseingriffe. Bei dem Gesetzentwurf, den Sie vorle-
gen, stellen sich dennoch weitere Fragen. Die erste Frage
lautet: Greifen Sie überhaupt zu tauglichen Mitteln? Ich
habe schon erwähnt, dass auf der Grundlage Ihres Ge-
setzentwurfs kinderpornografische Seiten keineswegs
gelöscht werden sollen. Vielmehr wird dadurch nur der
Zugang erschwert. Die Zugangserschwernis ist aber
leicht zu umgehen; das sagen uns die Fachleute aus der
Computerbranche.

Ist das noch ein taugliches Mittel, wenn man es so
leicht umgehen kann und wenn die hauptsächlichen Ver-
breitungswege von Kinderpornografie in sogenannten
Peer-to-Peer-Gruppen von den Maßnahmen in Ihrem
Gesetzentwurf gar nicht erfasst werden? Die Frage nach
der Tauglichkeit einer Regelung ist sehr wohl zu stellen;
denn der Verfassungsgrundsatz der Verhältnismäßigkeit
der Eingriffsmittel umfasst eben auch das Erfordernis,
dass Eingriffe tauglich sein müssen.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Ich komme zu einem weiteren Punkt, der uns Sorgen
macht. Wollen wir wirklich, dass eine Polizeibehörde,
und zwar nur sie, einen Eingriff in ein Grundrecht, näm-
lich die Informationsfreiheit, formuliert und dafür Vor-
gaben macht? Ist das der richtige Weg, oder braucht man
nicht zumindest einen Richtervorbehalt? Als Beispiel
nenne ich Gremien, die entsprechende Entscheidungen
im Falle von jugendgefährdenden Schriften treffen. Da
ist in Ihrem Gesetzentwurf noch nicht alles zu Ende ge-
dacht.

Es gibt im Übrigen einen entscheidenden Punkt, wo
wir Sie beim Wort nehmen müssen, da Sie gerade den

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(C (D usführungen des Staatssekretärs Beifall gezollt haben. n der Gesetzesbegründung heißt es, dass mit diesem esetz der Kampf gegen kinderpornografische Seiten esetzlich abgesichert werden soll. So weit, so gut. Dem timmen wir zu. Aber dann folgt ein wichtiger Satz: Eine Ausweitung auf andere Zwecke ist nicht beabsichtigt. eine Damen und Herren, das ist eine gute Absicht. Alein uns fehlt der Glaube, (Beifall bei der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


eil wir in der Vergangenheit häufig genug erlebt haben,
ass Sie weitere Eingriffe vorgenommen haben.

Nehmen wir das aktuelle Beispiel heimlicher Online-
urchsuchungen. In den Diskussionen in diesem Hause
ieß es, dass sie nur ausnahmsweise und nur zur Be-
ämpfung des Terrorismus durchgeführt werden sollen.
ber schon wenige Monate nach der Verabschiedung
ieses Gesetzes wurde die Forderung erhoben, die Rege-
ungen auf weitere Bereiche auszudehnen. Deswegen
age ich: Bei allen Maßnahmen, über die wir jetzt disku-
ieren, muss völlig klar sein, dass man nicht weitergehen
arf.

Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf sind Sie aller-
ings weiter gegangen als in der vorherigen Debatte an-
ekündigt. Nach Ihrem Gesetzentwurf wird künftig auch
erjenige, der nur versehentlich auf eine gesperrte Seite
erät und gar nicht weitersurft, dem Bundeskriminalamt
emeldet; das ist zumindest zulässig, also wird es auch
eschehen. Wollen wir das? Ist das noch verhältnismä-
ig? Oder wollen wir die wirklichen Täter aufspüren?


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Mein Fazit: Sie verfolgen mit Ihrem Gesetzentwurf
ine gute Absicht. Kinderpornografie muss bekämpft
erden; das ist auch die Position der FDP. Aber über die
usführung, die Sie vorschlagen, werden wir in den
usschüssen noch sehr gründlich diskutieren müssen.
ier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.


(Beifall bei der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Genau! So machen wir das!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621917100

Das Wort hat nun Kollege Martin Dörmann für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Martin Dörmann (SPD):
Rede ID: ID1621917200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Kollege Schauerte, ich bin gerne bereit, mit Ihnen
u diskutieren. Allerdings wundere ich mich, dass Sie
ier zwar einige Bedenken vorgetragen haben, aber noch
icht einmal eine Anhörung beantragen wollen.






(A) )



(B) )


Martin Dörmann

(Dr. Max Stadler [FDP]: Eine Anhörung wird Ende Mai stattfinden!)


Das passt aus meiner Sicht nicht zusammen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Internet ge-
winnt im Zusammenhang mit der weltweiten Kommuni-
kation immer mehr an Bedeutung. Von Tag zu Tag wach-
sen die Möglichkeiten, sich im Internet zu informieren
und mit anderen Nutzern in Kontakt zu treten. Das stärkt
die Entfaltungsmöglichkeit jedes Einzelnen von uns
ebenso wie die Entwicklung demokratischer Inhalte. Der
kulturelle Austausch bereichert uns alle. Diese positiven
Wirkungen des freien Internets gilt es auch für die Zu-
kunft zu bewahren und zu sichern.

Wie im richtigen Leben gibt es im Hinblick auf das
Internet neben zahlreichen Chancen aber auch ernst zu
nehmende Gefahren, denen wir uns stellen müssen.
Ebenso schnell wie sich im Internet Liebesgrüße und de-
mokratische Inhalte verbreiten lassen, ist dies auch hin-
sichtlich rechtswidriger Inhalte und krimineller Hand-
lungen möglich. Daher stellen sich die grundsätzlichen
Fragen: Ist das Internet ein rechtsfreier Raum?


(Renate Gradistanac [SPD]: Nein!)


Sehen wir tatenlos zu, wenn über das Internet schwer-
wiegende Straftaten begangen und rechtswidrige Inhalte
verbreitet werden?

Diese Fragen werden von der deutschen Rechtsord-
nung beantwortet, zumindest für Deutschland.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Ja!)


Wer über das Internet die Rechte anderer verletzt oder
Straftaten begeht, kann selbstverständlich gerichtlich be-
langt werden. Es ist also keineswegs so, dass unsere
Rechtsordnung sagt: Es ist egal, was im Internet passiert. –
Das ist auch gut so.

Wie sieht es beim Thema Kinderpornografie aus, um
das es im vorliegenden Gesetzentwurf geht? Wer kin-
derpornografische Inhalte ins Internet stellt, macht sich
strafbar. Deshalb nehmen die Internetprovider in
Deutschland entsprechende Inhalte schon nach heutiger
Rechtslage von ihren Servern. Die Forderung, die Sie an
dieser Stelle erhoben haben, ist also bereits erfüllt.

In Deutschland macht man sich auch dann strafbar,
wenn man vorsätzlich eine Seite mit kinderpornografi-
schem Inhalt aufruft, um sich in den Besitz der einge-
stellten Fotos oder Filme zu bringen. In Bezug auf kin-
derpornografische Inhalte gilt in Deutschland eine sehr
weit reichende Strafbarkeit. Derartige Straftaten werden
hierzulande auch entsprechend verfolgt.

Heute geht es um ein besonderes Problem. Was nüt-
zen all die Erfolge bei der Strafverfolgung in Deutsch-
land, wenn die Verbreitung kinderpornografischer In-
halte im Ausland von Tag zu Tag dramatisch zunimmt?
Selbst dann, wenn es durch die Anwendung von Rechts-
hilfeabkommen gelingt, die Täter im Ausland ausfindig
zu machen und an sie heranzukommen – das ist aller-
dings nur in einigen Ländern möglich –, stellt man häu-
fig fest, dass diese bereits andere Adressen haben. Kapi-
tulieren wir vor diesem Umstand?

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(C (D chließlich hat nicht nur die Menge der kriminellen Inalte stark zugenommen, sondern gleichzeitig ist auch ie Tendenz zu immer jüngeren Opfern festzustellen. Erchwerend kommt hinzu: Zunehmend werden solche inderpornografischen Inhalte auch von Jugendlichen in eutschland gesehen. Heranwachsende, die aus sexuel er Neugier im Internet surfen, kommen immer häufiger ngewollt auf Seiten mit kinderpornografischen Inhalen. Es liegt auf der Hand, dass hier besondere Gefahren ür die psychische Entwicklung von Kindern und Juendlichen bestehen. Nun würden alle Eltern, wenn sie könnten und davon üssten, sicherlich dafür sorgen, dass ihr Kind solche Inalte über das Internet nicht abrufen kann. Doch wer eiß schon davon? Ich glaube, es ist vor diesem Hinterrund eine staatliche Verpflichtung, im Fall der Kinerpornografie – das ist ein besonderer Fall – dafür zu orgen, dass der Zugang zumindest erschwert wird. Wir issen, dass wir den Zugang niemals vollständig unterinden können, weil es immer technische Umgehungsöglichkeiten geben wird. Wir dürfen aber nicht tatenlos usehen, dass die Hemmschwelle im Internet immer ehr gesenkt wird. Vielmehr kommt es darauf an, die emmschwelle wieder heraufzusetzen. Dem dienen die m Gesetzentwurf vorgesehene Sperrung von Internetseien mit kinderpornografischen Inhalten und die Umleiung auf die Stoppseite, auf der entsprechende Warnhineise gegeben werden. Das erhöht die Hemmschwelle. Die SPD-Bundestagsfraktion hat stets deutlich geacht, dass sie für ein solches Vorgehen eine gesetzliche rundlage einfordert, damit rechtsstaatliche Grundsätze ewahrt werden. Schließlich geht es hier um einen Einriff in das Fernmeldegeheimnis, der eine klare gesetzlihe Regelung erfordert. Auch die betroffenen deutschen nternetprovider haben immer wieder eine klare Rechtsrundlage gefordert. Dem kommen die Koalitionsfrakionen mit diesem Gesetzentwurf nach. Selbstverständich werden wir im weiteren parlamentarischen erfahren prüfen, inwieweit es noch Verbesserungsbearf gibt. Ich finde es gut, dass nun eine intensive Diskussion ber den Umgang mit Kinderpornografie und dem freien nternet begonnen hat. Wir alle sind gut beraten, diese ebatte sehr sensibel zu führen. Wir wissen, dass viele enschen, die sich täglich im Internet bewegen – ich age einmal: die Internetcommunity –, mit diesem Geetz Sorgen verbinden. Es geht hierbei aber eben nicht m eine Internetzensur. Es geht um die Bekämpfung kriineller Handlungen und Inhalte in einem ganz beson ers gelagerten Fall. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


(Dr. Max Stadler [FDP]: Niemals!)


ie Freiheit eines jeden Einzelnen muss hier ihre Grenze
aben, weil es um schwere Straftaten geht. Vor allem
eht es um eine Personengruppe, die in besonderer
eise schutzbedürftig ist, nämlich um missbrauchte
inder.






(A) )



(B) )


Martin Dörmann

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Der Markt für Kinderpornografie muss, so gut es eben
geht, nach und nach ausgetrocknet werden, mit allen an-
gemessenen und rechtsstaatlichen Mitteln.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Christoph Waitz [FDP])


Dass es, um Kinderpornografie weltweit effektiv zu be-
kämpfen, weiterer Maßnahmen bedarf, wissen wir. Die
SPD-Bundestagsfraktion hat hierzu gestern ganz aktuell
einen Zehnpunkteplan vorgelegt.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Den kenne ich leider noch nicht! – Christoph Waitz [FDP]: Wird das Gesetz?)


– Wir werden Ihnen diesen Zehnpunkteplan gern zur
Verfügung stellen.

Um es, liebe Kolleginnen und Kollegen, auf den
Punkt zu bringen: Es gibt kein Recht darauf, im Internet
die Vergewaltigung Sechsjähriger betrachten zu können.
Genauso deutlich sage ich: Es geht auf der anderen Seite
auch nicht darum, sämtliche rechtswidrigen Inhalte im
Internet zu kontrollieren und aus dem Netz zu entfernen.
Ein solcher Eingriff wäre völlig unverhältnismäßig und
würde das freie Internet grundsätzlich infrage stellen. So
etwas steht aber – auch wenn Teile der Opposition sug-
gerieren, dass dem so wäre – überhaupt nicht zur De-
batte.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Der Einsatz für ein freies Internet wird nicht dadurch
gewonnen, dass man in Kauf nimmt, dass kinderporno-
grafische Inhalte verbreitet werden. Im Gegenteil: Es be-
steht die Gefahr, dass so auf Dauer das Internet insge-
samt diskreditiert wird.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns die
parlamentarischen Beratungen dazu nutzen, klare Krite-
rien zu entwickeln, auch im Hinblick auf gute daten-
schutzrechtliche und Verfahrensregeln. Der Schutz miss-
brauchter Kinder und die Rechte der Internetnutzer
schließen sich nicht aus. Wir sind in der Pflicht, beidem
gerecht zu werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621917300

Nun hat Kollege Jörn Wunderlich für die Fraktion Die

Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Jörn Wunderlich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621917400

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Die Bundesregierung legt heute den Gesetz-
entwurf von Frau von der Leyen – die ich hier übrigens
vermisse; es ist ja eigentlich ihr Thema –

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(C (D (Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU und der FDP – Zuruf von der CDU/CSU: Nein! Der Wirtschaftsminister ist zuständig!)


ur Bekämpfung der Kinderpornografie in Kommunika-
ionsnetzen vor. – Sagen wir es so: Frau von der Leyen
at das zu ihrem Thema erhoben. – Bei diesem Gesetz-
ntwurf geht es um technische Einrichtungen, die den
ugang zu Internetseiten, welche Kinderpornografie ent-
alten, und zu Internetseiten, die auf derartige Seiten
erweisen, erschweren sollen. Dies alles soll zunächst
adurch erreicht werden, dass der Domain-Name ge-
perrt wird. Ich betone: zunächst. Denn wie Frau von der
eyen ausgeführt hat, sollen die Sperren technikoffen
ein. Das heißt, eine Erweiterung der Sperren ist jeder-
eit möglich.

Man kann es gutheißen, dass der Zugriff auf solche
eiten erschwert wird. Aber was soll damit erreicht wer-
en? Der Titel des Gesetzentwurfs suggeriert die Be-
ämpfung von Kinderpornografie.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Genau das ist gemeint!)


Herr Singhammer, Sie haben es nicht begriffen. –
iese Suggestion wird bewusst falsch hervorgerufen.


(Beifall bei der LINKEN)


In der Anhörung im Unterausschuss Neue Medien zu
ieser Frage haben alle Sachverständigen unisono bestä-
igt, dass derartige Sperren wirkungslos sind.


(Michaela Noll [CDU/CSU]: Das stimmt so nicht! Wir waren alle in der Anhörung!)


egenwärtig kursiert im Internet ein Video, das zeigt,
ie diese Sperren umgangen werden können. Das Video
auert 27 Sekunden.

Im Übrigen werden die Seiten nicht aus dem Netz
ntfernt. Es gibt praktisch nur einen löcherigen Sicht-
chutz. Die Regierung muss sich fragen lassen, warum
an nicht gezielt gegen die Anbieter vorgeht.


(Beifall bei der LINKEN)


Laut Begründung des Gesetzentwurfes soll die Kin-
erpornografiebeschaffung binnen eines Jahres um
11 Prozent zugenommen haben; die Zahl der Fälle ist
on 2 936 auf 6 206 gestiegen. Das ist ein alarmierendes
ignal. Aber was steckt hinter diesen Zahlen?

Ausweislich eines Artikels in der Computerzeitschrift
t handelt es sich dabei um die Zahl von Ermittlungsver-
ahren, die überwiegend eingestellt worden sind. Laut ct
at der Pressesprecher des Ministeriums dazu geäußert,
ass es sich – ich zitiere – um „nicht zu widerlegende
akten“ handelt, wobei der Umstand, dass die Verfahren
ingestellt worden sind, nicht belege, dass die Taten
icht begangen worden sind, allerdings auch nicht das
egenteil.


(Martin Dörmann [SPD]: Sind Sie nicht für rechtsstaatliche Grundsätze?)


as heißt so viel wie „Ich sage nicht, dass es nicht sein
ann, aber ich sage auch nicht Ja“, oder auch, das Minis-






(A) )



(B) )


Jörn Wunderlich
terium zieht als Hauptargument für dieses Gesetz unwi-
derlegbare Fakten heran, die niemand belegen kann.


(Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Was sagen Sie denn nun?)


Das unbelegte Argument von Frau von der Leyen, mit
dieser unwirksamen Sperre die Anbieter empfindlich zu
treffen, da weniger Geld eingehe, sieht das LKA Nieder-
sachsen ganz anders. Laut ct wird Kinderpornografie
nach Angaben der Polizei in der Regel über den Postweg
an zahlende Kunden versandt. Das hat auch Herr Stadler
schon ausgeführt. Das Internet diene zwar der Kommu-
nikation, nicht aber als Transportmedium.


(Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Und der Kundenwerbung!)


Dass durch Sperren Klicks auf Kinderpornoseiten
verhindert werden, wird auch von Fachleuten der Inter-
netwirtschaft bezweifelt. Sie gehen davon aus, dass ein
Großteil der Klicks durch die sogenannten Suchmaschi-
nen verursacht wird. Seitens des Ministeriums werden
immer wieder Vergleiche mit dem Access-Blocking in
Skandinavien gezogen. Diese Vergleiche hinken laut
Aussagen der Sachverständigen. Zwar gibt es Zahlen
über die geblockten Seitenaufrufe – ob sie durch Such-
maschinen verursacht sind, weiß niemand –, es gibt aber
keine Zahlen darüber – deshalb kann man auch keine
Rückschlüsse ziehen –, ob sich ein geblockter Nutzer an-
schließend auf anderem Wege Zugang zu der Webseite
verschafft hat.

Im Übrigen ist darauf hinzuweisen, dass die kürzlich
öffentlich gewordenen geheimen Sperrlisten aus Däne-
mark zu 90 Prozent keine Seiten mit Kinderpornografie
betrafen.

Vertreter von UNICEF haben mir bestätigt, dass das,
was in Skandinavien geschieht, zwar schön klingt, aber
kaum Wirkung entfaltet, schon gar nicht im Kampf ge-
gen Kinderpornografie. Der Chef der Ermittlungsgruppe
gegen Kinderpornografie in Stockholm hat gegenüber
dem Focus erklärt, dass die Sperrmaßnahmen nicht dazu
beitragen, die Produktion von Webpornografie zu ver-
mindern. Wann ist mit einem Gesetzentwurf zu rechnen,
mit welchem dem Ansinnen der Bekämpfung von Kin-
derpornografie Rechnung getragen wird und in dem
wirksame Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch von
Kindern aufgezeigt werden?

Inzwischen liegt eine Petition mit etwa 35 000 Unter-
schriften vor, welche fordert, dass der Bundestag eine
Änderung des Telemediengesetzes ablehnt, da die Sper-
rung der durch das BKA indizierten Seiten zu undurch-
sichtig und unkontrollierbar sei und damit das Grund-
recht auf Informationsfreiheit gefährde. Herr Stadler hat
dazu schon Ausführungen gemacht.

In diesem Punkt haben die Petenten recht: Die Listen
der zu sperrenden Seiten sind geheim und können nicht
überprüft werden. Im Gesetzentwurf steht ausdrücklich,
dass durch dieses Gesetz auf alle Fälle das Grundrecht
des Fernmeldegeheimnisses eingeschränkt wird. Inwie-
weit Art. 5 des Grundgesetzes tangiert wird, wäre dann
noch zu prüfen.

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(C (D Es bleibt die Sorge gegenüber Zensur und Internetberwachung, für die die Union aber auch selbst sorgt. n der Pressemeldung vom 25. März 2009 der Kollegen örnsen und Dr. Krings wird insbesondere klargestellt, ass es nicht um Kinderpornografie alleine geht. Erst eute hat die SPD in der Berliner Zeitung gewarnt, dass s schon Forderungen nach Sperrung von Webseiten mit illerspielen oder Lotteriespielen gibt und damit die Ge ahr besteht, dass das freie Internet in Gefahr ist. Bereits am 22. April 2009 hat der Rheinische Merkur ie Meldung gebracht, dass der Vorstandsvorsitzende des undesverbandes Musikindustrie, Dieter Gorny, eine taatliche Kontrolle des Internets gutheißt, da dazu auch er Schutz des geistigen Eigentums gehöre. Ob die Reierung die Sorge um die Einschränkung des Fernmeldeeheimnisses ausräumen will, bezweifle ich. In der Reierungsbefragung in der letzten Woche ist Frau von der eyen – sie ist leider nicht da – mir die Antwort auf eine diesbezügliche Frage schuldig geblieben. Eine bsichtserklärung reicht uns jedenfalls nicht. Ich denke, es ist an der Zeit, endlich wirkungsvoll akiv zu werden und die Strafverfolgungsbehörden entsprehend sachlich und personell auszustatten, tatt verpuffende Maßnahmen ohne Hilfe für die Opfer ls Riesenerfolg zu feiern und zugleich Herrn Schäuble ür und Tor zu öffnen. Da stehen wir von der Linken im chulterschluss mit dem Bund Deutscher Kriminalbemter und auch mit Mitgliedern der Gewerkschaft der olizei. Es sollte nicht darum gehen, zu versuchen, Sei en unsichtbar zu machen, sondern darum, sie wirklich us dem Netz zu entfernen und die Täter zu verfolgen. ch kann nur wiederholen: Wir sollten an die Opfer denen und nicht an die nächsten Wahlen. Das Wort hat nun Kollege Wolfgang Wieland für die raktion Bündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Über ei es brauchen wir wirklich nicht zu streiten – das ist für ns Grüne keine Floskel, die man dieser Debatte voranchicken muss –: Kinderpornografie ist eine der widerichsten Formen von Kriminalität. Man macht Geschäfte it dem sexuellen Missbrauch von Kindern, traumati iert sie und zerstört Lebenswege, nur um im Ergebnis apital daraus zu schlagen. Wer dieses perverse Ge chäft betreibt, der kann sich unseres Erachtens weder uf die Freiheit des Internets noch auf die Informationsreiheit berufen. ir sagen ganz deutlich: Kinderpornografie im Internet st mit allen rechtsstaatlichen Mitteln zu bekämpfen. Der echtsstaat ist nicht wehrlos. Das gilt auch hier. Aber im echtsstaat gilt nicht der Satz: Not kennt kein Gebot. Wolfgang Wieland Der Rechtsstaat lebt davon, dass er transparente und nachvollziehbare Regularien hat. Wenn ich dies als Maßstab an den von Ihnen vorgelegten Gesetzentwurf anlege, dann muss ich leider sagen: Der Gesetzentwurf in der jetzigen Fassung fällt durch den Rechtsstaat-TÜV. So geht es nicht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN und der FDP)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621917500
Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621917600

(Beifall im ganzen Hause)





(A) )


(B) )


Der Kollege Stadler hat schon einige kritische Punkte
genannt. Man muss nach unserer Zuständigkeit fragen.
Hier wird mit der Regulierung der Wirtschaft argumen-
tiert. Diese Argumentation gab es schon in der Diskus-
sion über die Vorratsdatenspeicherung auf EU-Ebene.
Da es um Kriminalitätsbekämpfung und Kriminalitäts-
prävention geht, stellt sich die Frage, ob der Weg einer
herangezogenen Bundeszuständigkeit tatsächlich richtig
ist.


(Dr. Max Stadler [FDP]: So ist es!)


Man hätte das Telemediengesetz und den Rundfunk-
staatsvertrag ändern können. Dann wäre man im bisheri-
gen System geblieben. Das wollte man aber nicht. Nun
begibt man sich auf ganz dünnes Eis.

Dasselbe gilt für das Bundeskriminalamt. Wie haben
wir uns hier gestritten, ob wir ihm eine Präventivkompe-
tenz im Kampf gegen den internationalen, grenzüber-
schreitenden Terrorismus geben sollen! Nun wird auf
einmal eine solche Präventivkompetenz – es geht nur um
präventive Schritte – unterstellt, und zwar mit Zentral-
stellenfunktion, was auch immer das sein soll. Auch dies
ist sehr kritisch zu sehen. Das ist aber nicht unser Haupt-
kritikpunkt.

Unser Hauptkritikpunkt ist folgender: Wir haben ge-
hört, dass das Sperren von Internetseiten nur begrenzt
wirkt; das hat der Kollege Wunderlich gesagt. Das ist so,
als ob man einen Vorhang vor einem Kriminalitätsopfer
herunterfallen ließe. Dann muss man die Frage beant-
worten, warum man nicht zuerst die Täter sucht, findet
und dingfest macht und schließlich Opferschutz betreibt.
Es handelt sich also nur um eine begleitende Maßnahme.
Sie ist wirklich nur teilweise und sehr begrenzt effektiv.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie des Abg. Dr. Max Stadler [FDP])


Wenn man um die begrenzte Wirkung weiß, muss
man umso genauer sehen, wie viele Daten von Unbetei-
ligten, von Zufallsnutzern, gleichzeitig miterfasst wer-
den. Das BKA spricht von 80 Prozent Gelegenheitskon-
sumenten. Darunter können völlig Unbescholtene sein.
Was geschieht mit denen? Werden die Daten derjenigen,
die an dem Stoppsignal stoppen, sich keine Umgehungs-
software besorgen und nicht weitermachen, etwa igno-
riert? Nein, sie werden es perverserweise nicht. Sie ste-
hen zu Zwecken der Strafverfolgung zur Verfügung. Im
Grunde wird aus der Stoppseite, auf die umgeleitet wird,
eine Art Fahndungsinstrument gemacht. Das kann es
wirklich nicht sein; das halten wir für völlig unmöglich.


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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN – Dr. Max Stadler [FDP]: Das muss geändert werden!)


Ja, Kollege Stadler, das muss deutlich geändert wer-
en. Sie waren es, der die Frage gestellt hat, ob es keine
ichter mehr in Berlin oder Deutschland gibt. – Wo
leibt bei dem ganzen Vorgang die richterliche Anord-
ungsbefugnis oder wenigstens die Kontrolle?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)


ir schaffen eine ständige Beschlagnahmemöglichkeit
ür die Polizei, und offenbar ist niemand auf die Idee ge-
ommen, sich zu fragen, ob das – keinerlei justizielle
ontrolle – in unserem Rechtssystem möglich ist. Mich
at das wirklich sehr bestürzt. Einen Satz im Gesetzent-
urf muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: „Die
usgestaltung – gemeint ist die Umleitung der Nutzer-

nfragen – bestimmt das Bundeskriminalamt.“ Wer ist
enn hier Gesetzgeber? Ist das BKA Gesetzgeber, oder
ind wir es, der Deutsche Bundestag? Seit wann über-
asse ich die Gestaltung von Vorgängen einer Polizeibe-
örde? All das ist erschreckend; das muss ich Ihnen so
agen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Vor diesem Hintergrund bleibt unser Fazit: Wir Grü-
en sehen einerseits das Großartige am Internet – das
urde gesagt –, die weltweite Kommunikationsbörse
nd die weltweite Kommunikationsmöglichkeit; wir se-
en andererseits sehr genau die dunklen Seiten des Inter-
ets und stellen uns dem in der Debatte. Foren für Kan-
ibalen, Foren für Amoklaufbefürworter, Anleitungen
um Bombenbau, Köpfung von Geiseln – auf all das hat
an per Klick Zugriff, aber gegen all das kann man

eine Sperren einrichten.


(Michaela Noll [CDU/CSU]: Das wollen wir auch nicht!)


uch das muss Ihnen klar sein. Beispiele wurden hier
chon genannt: Die Sperrung von Lotterie- oder Tausch-
örsenseiten ist in der Diskussion. Man wird ganz genau
ie Grenze ziehen müssen. Bei der Kinderpornografie
agen wir: Auch mit uns kann man darüber reden, weil
as ein besonders widerwärtiges Delikt ist, aber nicht so,
ie es hier mit dieser Vorlage geschehen ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


Deswegen sage ich abschließend: Das Internet ist
ein rechtsfreier Raum, das Internet ist aber auch kein
ürgerrechtsfreier Raum. Deswegen kann dies nicht die
rundlage für die von Ihnen geplante Änderung sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621917700

Das Wort hat nun Kollegin Michaela Noll für die

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Michaela Tadjadod (CDU):
Rede ID: ID1621917800

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Herr Wieland, Herr Stadler, Herr Wunderlich, ich
wundere mich nur. Egal was Sie gerade hier vorgetragen
haben – ich werde auf die einzelnen Ausführungen noch
eingehen –, Sie können mich nicht überzeugen. Bei Ih-
nen, Herr Wunderlich, ist es ganz einfach: Ein Blick auf
die Regierungsbank hilft bei der Wahrheitsfindung. Da
sitzen zwei Parlamentarische Staatssekretäre, unter an-
derem Dr. Hermann Kues. Das heißt, die Regierung ist
sehr gut vertreten.

In einem Punkt haben wir Gott sei Dank Konsens:
Alle sagen, dass Kinderpornografie eines der schwersten
Verbrechen ist. In dieser Hinsicht sind wir einer Mei-
nung. Gemeinsam sagen wir auch, dass wir sie bekämp-
fen wollen, die Schänder stoppen wollen und das lukra-
tive Massengeschäft stören wollen. Das ist unser
eigentliches Ziel.

Ich sage als Familienpolitikerin: Wenn ich mir den
Tatort Internet anschaue und feststelle, welcher Miss-
brauch dort sichtbar ist, dann übersteigt das jegliche Vor-
stellung. Es sind die Kinder und die Kleinsten, die er-
niedrigt und gequält werden, oftmals von den eigenen
Eltern und von nahen Verwandten. Es gibt keinen größe-
ren Vertrauensbruch, den man gegenüber Kindern bege-
hen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Max Stadler [FDP])


– Herr Stadler, seien Sie vorsichtig mit Ihrem Klatschen;
denn jetzt komme ich zu den Verschwörungstheoreti-
kern, zu denen auch Sie, soweit ich eben gehört habe,
teilweise gehören.

Sie behaupten, die Sperrung sei der Anfang vom Ende
der Informationsfreiheit. Bald werde jeder missliebige
Inhalt von Amts wegen im Netz unterdrückt, es drohten
Zensur, chinesische Verhältnisse.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Wann habe ich das denn gesagt?)


– Das haben nicht Sie gesagt.

Ich möchte den Parlamentarischen Geschäftsführer
der Grünen zitieren. Er sprach davon, das Gesetz sei an
Populismus kaum zu überbieten, die Bundesregierung
ergreife wider besseres Wissen eine Maßnahme, die wir-
kungslos sei. Beck erklärte, die Regierung wolle ledig-
lich vor den Wahlen demonstrieren, dass sie wirkungs-
voll gegen Kinderpornografie vorgehe, das Gegenteil sei
aber der Fall. Eine solche Sperre sei leicht zu umgehen
und niemand könne vorhersagen, welche Seiten noch
künftig auf Sperrlisten gesetzt würden. Ich sage Ihnen
eines: Die Unterstellung, wir wollten tatsächlich etwas
anderes erreichen und nicht nur Kinderpornografie ver-
folgen, ist für mich unerträglich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich hoffe, das ist eine Einzelmeinung Ihres Parlamentari-
schen Geschäftsführers.

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(C (D Auch noch ein kurzer Kommentar zu den Ausführunen des Kollegen Benneter, der die Gefahr der Blackbox nsprach: Wir wollen keine Blackbox. Es geht auschließlich darum, den Zugang zu diesen Seiten zu speren, und eine Ausweitung ist auch nicht ansatzweise gelant. Ich rate den Bedenkenträgern, einfach einmal in en Gesetzestext zu schauen, in dem steht: Ziel des Gesetzentwurfs ist es, den Zugang auf diese Inhalte ich betone: diese – zu erschweren. Deshalb noch einmal mein Appell: Versuchen wir, ittel zu finden, um gegen Kinderpornografie vorzuge en. Herr Kollege Schauerte hat eben erwähnt, dass icht wenige andere europäische Länder das Ganze mit rfolg praktizieren. Allein in Schweden werden pro Tag 0 000 Zugriffe abgewehrt. Warum nutzen wir diese guen Erfahrungen nicht? (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: So ist es! Sehr richtig!)


arum ist in den anderen europäischen Ländern mit
5 Prozent die Akzeptanz so groß? Warum hat in Finn-
and nur ein einziger gemeckert? Warum sagen wir hier
ermanent: „Was die anderen Europäer machen, ist
chrecklich, ist verwerflich“? Das kann ich nicht nach-
ollziehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Auch die Europäische Kommission drückt aufs
empo, wenn es um die Sperren geht. Ich möchte als Fa-
ilienpolitikerin noch einmal an alle appellieren: Hinter

edem Bild steckt ein missbrauchtes Kind, und jeder
lick auf solch eine Seite gibt Anreiz zu noch mehr Kin-
esmissbrauch.

Internetsperren wirken präventiv. Das sagte auch der
irektor des BKA, Herr Maurer, in der Anhörung, die
er Kollege Wunderlich auch gerade erwähnt hat. Wir
aben über verschiedene Sperren gesprochen, aber wir
agen doch nicht, dass allein mit dem Sperren von Seiten
inderpornografie verhindert wird. Wenn wir jedoch
urch das Sperren 80 Prozent der Gelegenheitstäter er-
eichen können, ist damit schon sehr viel geschafft; denn
eute erreichen wir keinen.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Jawohl!)


Dass diese Sperren technisch nicht perfekt sind, dass
an sie umgehen kann, stellt doch niemand von uns in
brede. Aber warum sollen wir jetzt auf ein Präven-

ionsmittel verzichten? Ich möchte es jedenfalls nicht.


(Beifall der Abg. Maria Eichhorn [CDU/ CSU])


Natürlich sind diese Zugangserschwerungen für uns
n Deutschland Neuland. Deswegen wollen wir ja eine
valuierung. Deswegen wollen wir nach zwei Jahren
rüfen, was das Gesetz tatsächlich gebracht hat.

Access-Blocking ist aber nicht alles. Ich bin für eine
essere Opferidentifizierung. Ich bin für eine bessere






(A) )



(B) )


Michaela Noll
Technik, die auch Sie, Herr Kollege Stadler, angespro-
chen haben. Es geht darum, endlich eine weltweite Lö-
sung für die Löschung solcher Bilder im Netz zu finden;
denn das Internet vergisst nichts. Aber so weit sind wir
noch nicht. Ich bin ebenso für mehr Personal bei der Er-
mittlung, und ich bin auch für mehr Täterarbeit im Vor-
feld, wie sie zum Beispiel an der Berliner Charité geleis-
tet wird.

Außerdem kann Deutschland dieses Problem nicht al-
lein lösen. Wir müssen versuchen, auf internationaler
Ebene verstärkt zusammenzuarbeiten. Bedauerlicher-
weise gibt es immer noch Länder, in denen Kinderporno-
grafie nicht strafbar ist. Das kann ich überhaupt nicht
nachvollziehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP und der LINKEN)


Die Reise unserer Delegation nach Rio war ebenso wich-
tig wie die Fachtagung der Bundesregierung zu diesem
Thema vor wenigen Monaten. Am 30. Juni treffen wir
uns erneut auf europäischer Ebene. Wir verfolgen also
auch international unser Ziel, Kinderpornografie auszu-
räumen.

Jetzt sage ich einmal Danke, zunächst an die Pro-
vider; denn es war nicht selbstverständlich, dass sie sich
freiwillig zu dem Ganzen bereit erklärt haben. Sie haben
auch im Vorfeld schon sehr viel getan, und sie tragen die
Mehrkosten. Aber ich sage auch Danke an die Ministe-
rin, ganz einfach deshalb: Sie ist souverän, sie hat der
Entrüstung standgehalten, sie hat keinen Rückzug ange-
treten, und sie hat mit dem Bundeswirtschaftsminister
einen Verbündeten gefunden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Thomas Oppermann [SPD]: Wo ist sie denn überhaupt?)


Heute ist die erste Lesung des Gesetzentwurfes. Ich
würde mich sehr freuen, wenn es gelingen würde, dass
wir alle zusammenarbeiten; denn für mich zählt am Ende
nur eines: Wenn durch das Sperren von Internetseiten
auch nur ein einziger Fall von sexuellem Missbrauch ei-
nes Kindes verhindert wird, dann hat es sich für mich ge-
lohnt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621917900

Das Wort hat nun Kollege Christoph Waitz für die

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Christoph Waitz (FDP):
Rede ID: ID1621918000

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

und Herren! Hier und heute geht es um die effektive Be-
kämpfung von kinderpornografischen Inhalten im Inter-
net. Es geht um den effektiven Schutz von Kindern und
Jugendlichen, und es geht insbesondere darum, die Täter
strafrechtlich schnell und wirksam zu verfolgen.

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(C (D (Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Und die Konsumenten!)


Für die FDP ist Kinderpornografie im Internet unter
einen Umständen hinnehmbar. Max Stadler hat dazu in
einer Rede schon Ausführungen gemacht.


(Beifall bei der FDP)


Ich bin froh, dass die Bundesregierung nun einen Ge-
etzentwurf vorgelegt hat, nachdem sie es bislang bei
ertraglichen Regelungen mit einigen Providern belas-
en hatte. Jetzt hat die Debatte um die Sperrung von kin-
erpornografischen Seiten die Ebene erreicht, auf die sie
ehört, wenn Grundrechte betroffen sind: Diese Debatte
ehört hierher, ins Plenum des Deutschen Bundestages,
nd nicht in die Konferenzsäle des Familienministeri-
ms.


(Beifall bei der FDP)


Der Gesetzentwurf der Bundesregierung wirft eine
anze Reihe von Fragen auf, deren Klärung nötig ist. Ich
eschränke mich hier auf vier dieser Fragen.

Erstens. Der Entwurf der Bundesregierung sieht die
rhebung von personenbezogenen Daten durch die In-

ernetprovider vor. Diese sollen an die zuständigen Straf-
erfolgungsbehörden übermittelt werden können. Die
undesregierung selbst geht davon aus, dass die aller-
eisten Klicks auf solche Seiten von Zufallsnutzern

tammen, die irrtümlich Links in Spam-E-Mails ankli-
ken oder ohne Vorsatz diese Seiten besuchen. Damit
ären diese Personen einer möglichen Strafverfolgung
nterworfen.

Für die Möglichkeit von strafrechtlichen Ermittlun-
en gegen wenige müssten die Daten aller Nutzer unter
eachtung des Bundesdatenschutzgesetzes gespeichert
erden. Die Provider müssten deutlich sichtbar auf die
peicherung persönlicher Daten wegen Zugriffs auf eine
inderpornografische Seite hingewiesen werden. Dabei
ichert die derzeitige Version der Stoppseite des BKA
u, dass keinerlei Daten erfasst werden. Denjenigen, die
ich davon überzeugen wollen, habe ich ein Exemplar
itgebracht.

Vergessen ist die Zusage der Bundesregierung aus den
ertragsverhandlungen, dass personenbezogene Daten
icht erhoben werden.

Weiterhin besteht aus meiner Sicht die Gefahr, dass
us der Kannvorschrift in der Praxis eine Mussvorschrift
ird. Ich bin mir sicher, dass die Provider dem Druck
er Ermittlungsbehörden oder auch der Politik nicht wi-
erstehen könnten, diese Daten zu erheben und an das
KA und andere Strafverfolgungsbehörden weiterzuge-
en. Die datenschutzrechtlichen Konsequenzen Ihres
esetzentwurfes werden die Bürgerinnen und Bürger

usbaden müssen.


(Beifall bei der FDP)


Zweitens. Die Bundesregierung hat zugesagt, dass auf
as Länderkürzel „.de“ endende Adressen nicht gesperrt
erden. Diese können als nationale Webseiten schon

etzt bei rechtswidrigen Inhalten jederzeit gesperrt wer-






(A) )



(B) )


Christoph Waitz
den. Ich vermisse eine Ausnahmeregelung in Ihrem Ge-
setzentwurf.

Drittens. Es fehlt eine Widerspruchsregelung für die
Fälle, in denen jemand zu Unrecht auf der geheimen
Sperrliste des BKA gelistet wird. Wir haben heute schon
von einem Richtervorbehalt gesprochen. Dabei kann
eine irrtümliche Sperrung und Umleitung auf die BKA-
Sperrseite auch nur für wenige Stunden oder einen Tag
schnell das wirtschaftliche Aus für ein Unternehmen
oder zumindest den Rufmord einer Person bedeuten.
Solche Fälle sind aus dem Ausland schon bekannt. An-
gesichts der Tragweite des potenziellen Schadens weist
Ihr Gesetzentwurf in diesem Punkt eine gravierende Lü-
cke auf.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Viertens. Die FDP-Bundestagsfraktion hält die Ver-
quickung der Sperrung von kinderpornografischen Sei-
ten mit dem Telemedienrecht für falsch. Es geht nicht
um die allgemeine Regulierung von Internetangeboten.
Es geht ganz konkret um das Gesetz zur Bekämpfung
der Kinderpornografie in Kommunikationsnetzen. Wenn
schon in das Internet eingegriffen werden muss, dann
müssen wir auch ganz deutlich machen, dass es sich hier
um einen Einzelfall handelt. Eine spezialgesetzliche Re-
gelung ist in diesem Fall geeigneter. Jegliche Möglich-
keit einer Analogie zu anderen Rechtsbereichen, zum
Beispiel zum Urheberrecht – Stichwort „Lizenzverlet-
zung“ –, muss vermieden werden. Das Letzte, das wir
brauchen, ist die allgemeine Regulierung des Internets
durch die Hintertür.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Jörn Wunderlich [DIE LINKE])


Die Bundesregierung begeht hier einen Etiketten-
schwindel. Mit diesem Gesetz bekämpfen wir die Kin-
derpornografie nicht. Mit Ihrem Gesetzentwurf verhält
es sich wie mit dem Scheinriesen von Michael Ende: Je
genauer man hinschaut, desto kleiner wird er.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621918100

Das Wort hat nun Renate Gradistanac für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Renate Gradistanac (SPD):
Rede ID: ID1621918200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die Bekämpfung der Kinderpornografie durch
Zugangssperren im Internet braucht eine klare gesetzli-
che Grundlage. Ich bin froh, dass sich die SPD mit ihrer
Forderung durchgesetzt hat.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Die SPD ist jetzt die Mutter des Gesetzes! Gut zu wissen!)


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(C (D ur eine gesetzliche Regelung schafft Rechtssicherheit nd genügt verfassungsrechtlichen Anforderungen. Unser Gesetzentwurf – es ist kein Gesetzentwurf der undesregierung, sondern der Koalitionsfraktionen – ieht Änderungen beim Telemediengesetz und beim Teekommunikationsgesetz vor. Das Bundeskriminalamt ird eine Liste von Telemedienangeboten erstellen, die inderpornografie enthalten. Alle großen Zugangsverittler werden gesetzlich verpflichtet, den Zugang zu In alten, die in dieser Sperrliste aufgeführt sind, durch geignete und zumutbare technische Maßnahmen zu rschweren. Nutzeranfragen werden auf eine „Stopp!“eite umgeleitet. Die anfallenden Daten können für die trafverfolgung genutzt werden. Die Zugangsanbieter bermitteln dem BKA wöchentlich eine anonymisierte ufstellung über die Anzahl der Zugriffsversuche. Die ugangsanbieter werden nur dann haften, wenn sie die perrliste des BKA nicht ordnungsgemäß umsetzen. Wichtig und gut ist aus meiner Sicht, dass innerhalb on zwei Jahren nach Inkrafttreten des Gesetzes eine valuierung erfolgt. Schließlich betreten wir Neuland, nd manche kritisieren ja – das nehme ich sehr ernst –, as Gesetz wäre nutzlos, unverhältnismäßig und würde um Einfallstor für Internetzensur. Daher hätte ich – das st meine persönliche Meinung – die Regelung über ein igenständiges Gesetz vorgezogen. Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf wird ein Signal ur Ächtung von Kinderpornografie gesetzt und der Zuang zu kinderpornografischen Internetseiten erschwert. lar muss uns allen aber auch sein: Trotz dieser nationa en Initiative und trotz aller internationalen Anstrengunen zur Täterermittlung und zur Schließung von Interetseiten ist zu befürchten, dass Angebote mit inderpornografie im Internet abrufbar bleiben. Um effektiv gegen die Straftäter – Produzenten und utzer von Kinderund Jugendpornografie – vorzugeen, brauchen wir – ich glaube, das ist unstrittig – eine essere Ausstattung der Ermittlungsbehörden. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Jörn Wunderlich [DIE LINKE])


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


m die weltweite Verfügbarkeit der Angebote so schnell
ie möglich zu beenden, sollte im Gesetz zudem gere-
elt werden, dass das BKA den ausländischen Anbieter
nd die zuständige nationale Polizeibehörde über die
ufnahme in die Sperrliste informiert.

Das Gesetz – das will ich ganz deutlich sagen – ist ein
inzelner Baustein gegen den sexuellen Missbrauch von
indern und die Darstellung auf den Internetseiten.


(Beifall bei der SPD – Dr. Max Stadler [FDP]: Aber so ist er noch nichts!)


ir Jugendpolitikerinnen – jetzt merken Sie, dass es
azu unterschiedliche Meinungen in der SPD gibt – und
inige wenige Jugendpolitiker halten es für sinnvoll,
uch die Bekämpfung von Jugendpornografie in den Ge-
etzentwurf einzubeziehen


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Renate Gradistanac
und nicht zwei Jahre bis zum Bericht der Bundesregie-
rung zu warten. Warum? Erstens. Nach der UN-Kinder-
rechtskonvention ist jeder Mensch unter 18 Jahren Kind.
Zweitens. Die EU-Kommission sieht das genauso. Drit-
tens. Wir haben die Verbreitung von Pornografie mit
Darstellern, die zwischen 14 und 18 Jahre alt sind, im
Sommer 2008 unter Strafe gestellt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Diese Seiten würden nach dem vorliegenden Gesetzent-
wurf nicht gesperrt.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Also die erste Ausweitung! Das geht schneller, als wir dachten!)


– Das ist eine Frage der Kompetenz. Wenn wir von Kin-
derpornografie sprechen, wissen Fachleute, dass Men-
schen bis 18 Jahre Kinder sind. – Ich erwarte eine konse-
quente und keine widersprüchliche Gesetzgebung.

Wir werden den Gesetzentwurf, zu dem es von vielen
Seiten für mich auch nachvollziehbare Kritik gab, in ei-
ner von uns gewünschten Anhörung und den weiter ge-
planten Beratungen genau prüfen.

Wir von der SPD-Bundestagsfraktion haben gestern
eine umfassende Gesamtstrategie, einen 10-Punkte-Plan
zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller
Gewalt, beschlossen. Ich gehe davon aus, dass die
Familienministerin – auch wenn sie heute nicht anwe-
send ist, denken wir an sie –


(Zurufe von der CDU/CSU: Staatssekretär!)


den angekündigten Aktionsplan II fristgerecht vorlegt.
Die Messlatte ist hoch. Die Ministerin wird sich an den
Worten messen lassen müssen, mit denen sie die Ak-
tionspläne unserer Drogenbeauftragten Sabine Bätzing
gerade abgelehnt hat. Die Ministerin eignet sich immer
für ein Zitat. Ich zitiere sie also:

Maßgebliche Teile der heute vorgestellten Aktions-
programme haben lediglich prüfenden und empfeh-
lenden Charakter.

Schade, was ihre Äußerung betrifft, und danke, dass
Sie zugehört haben.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621918300

Das Wort hat nun Kollege Ingo Wellenreuther von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Ingo Wellenreuther (CDU):
Rede ID: ID1621918400

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Heute ist ein guter Tag im Kampf gegen die
Kinderpornografie. Mich persönlich freut das ganz be-
sonders, weil ich mich bereits seit der Herbsttagung des
Bundeskriminalamtes im Jahre 2007 sehr intensiv mit
diesem Thema beschäftige.

Zur Sache: Mit der beabsichtigten Änderung des Te-
lemediengesetzes führen wir eine gesetzliche Hand-
lungspflicht ein, wonach Zugangsvermittler für das In-

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(C (D ernet technische Maßnahmen ergreifen müssen, um den ugang zu kinderpornografischen Angeboten im Interet zu verhindern. Das Bundeskriminalamt erstellt dann agesaktuell eine Sperrliste mit kinderpornografischen nternetseiten und leitet diese den Providern zu. Spätesens sechs Stunden später müssen diese die Nutzer der eiten auf eine „Stopp!“-Seite umleiten. Darum geht es. Wer sich gegen eine solche gesetzlich normierte andlungspflicht der Internetprovider wendet, der hat eines Erachtens entweder völlig die Wertemaßstäbe erloren oder weiß nicht, worum es bei dem Thema Kinerpornografie geht. Dahinter stehen nämlich – das urde vorhin schon angesprochen – allein in Deutsch and 120 000 Kinder, die vor laufender Kamera vergealtigt, geschändet oder missbraucht werden. Im Interet kann man dabei zuschauen. 43 Prozent der Kinder ind jünger als sechs Jahre, 10 Prozent sind jünger als wei Jahre. Manche dieser Kinder sterben sogar einen ualvollen Tod. Alle übrigen – da bin ich mir sicher – eiden ihr Leben lang unter den Folgen dieser abscheulihen Taten. Damit man die Dimension begreift: Welteit sind 11 Millionen kinderpornografische Fotos on ine im Umlauf, mit denen jährlich ein Umsatz von Milliarden Euro erzielt wird. Die Fallzahlen steigen ährlich – das haben wir schon gehört. Täglich sind 000 Seiten mit kinderpornografischen Inhalten im In ernet aktiv. Ich persönlich kann Ihnen sagen – Herr Stadler, ich ehme an, Sie wissen das auch –: Mit das Schlimmste, as ich in meiner 13-jährigen richterlichen Praxis erlebt abe, waren die Fotos in den Akten der Jugendschutzammer. Die wirken noch nach. Deshalb begrüße ich es außerordentlich, dass wir mit ieser gesetzlichen Maßnahme ein Instrumentarium an ie Hand geben, das zwar die Kinderpornografie im Inernet nicht verhindern, aber den Zugang wesentlich erchweren kann. Nachdem bereits vor wenigen Wochen durch die erielte vertragliche Einigung zwischen dem Bundeskrimialamt und den Providern ein ganz klares Signal einer esellschaftlichen Ächtung von Kinderpornografie an ie Öffentlichkeit und vor allem auch an die Gruppe der äter gegeben worden ist, ist mit diesem Gesetz eines etzt ganz klar: Kinderpornografische Seiten müssen geperrt werden. Daran müssen sich in Zukunft alle Provier halten, auch die neuen – wenn es neue geben sollte. Ich schließe mich dem Dank an, den vor allem unsere amilienministerin, Frau von der Leyen, verdient hat, nterstützt durch den Wirtschaftsund den Innenminiser. Sie haben sich mit vollem Einsatz und hartnäckig ieses Problems angenommen und dieses Gesetz auf den eg gebracht. (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Auch an die Justizministerin!)


enn in Skandinavien und anderen europäischen Län-
ern – das wurde auch schon angesprochen – täglich
urch solche Webfilter Zigtausende von Zugriffen auf
inderpornografische Seiten verhindert werden, warum
ollte dies ausgerechnet in Deutschland nicht möglich






(A) )



(B) )


Ingo Wellenreuther
sein? Alle Maßnahmen, die rechtlich möglich sind, müs-
sen genutzt werden. Jedes Kind – das wurde auch schon
gesagt –, das durch diese Maßnahmen geschützt werden
kann, rechtfertigt dieses Vorgehen.

Natürlich gibt es technische Möglichkeiten, die Sper-
rung zu umgehen. Erschreckenderweise übrigens wer-
den die Anleitungen dazu sogar in Internetforen angebo-
ten. Dies ist allerdings überhaupt kein Argument dafür,
nichts zu tun.

Eines ist ganz klar – das wurde im Vorfeld der heuti-
gen Debatte auch schon besprochen –: Unser gesetzli-
ches Vorgehen kann nur Teil einer Gesamtstrategie sein.
Bundeskriminalamt, Landeskriminalämter und Staatsan-
waltschaften arbeiten mit Europol zusammen, um ein-
schlägige Seiten im Internet zu ermitteln, Täter im In-
land zu ermitteln und ausländische Quellen zu schließen.
Diese Zusammenarbeit muss intensiviert werden, stößt
aber dann an Grenzen, wenn in Ländern Kinderporno-
grafie nicht unter Strafe steht. Deswegen muss im Bun-
deskriminalamt in diesem Bereich die Mitarbeiterzahl
erhöht werden, was gerade passiert. Bereits
13 europäische Staaten arbeiten auf polizeilicher Ebene
zusammen und tauchen Täterprofile und Bilddatenban-
ken aus. Diesem Kreis wird auch Deutschland dem-
nächst beitreten. Das wird von der EU-Kommission aus-
drücklich unterstützt.

Seiten mit kinderpornografischem Inhalt, die von
deutschen Servern bereits eingestellt wurden oder noch
werden, müssen weiterhin gelöscht werden.

Den Bedenkenträgern, die heute zum Teil aufgetreten
sind, möchte ich Folgendes zurufen: Die verfassungs-
rechtlichen Bedenken sind meines Erachtens unbegrün-
det. Die Freiheit der Kommunikation oder das Fernmel-
degeheimnis stehen nicht entgegen. Die individuelle
Kommunikation wird nicht behindert; nur der Zugang zu
kriminellen Inhalten, der Aufruf einer Website, wird ge-
sperrt. Das heißt, eine Verbindung ist dann noch gar
nicht entstanden.


(Zuruf des Abg. Dr. Max Stadler [FDP])


Wer das mit der chinesischen Zensur vergleicht, Herr
Stadler, ist vollkommen auf dem falschen Dampfer.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Habe ich das?)


– Nicht Sie; aber ich sage es an Ihre Adresse.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat es denn gemacht?)


Auch die Meinungsfreiheit ist nicht in Gefahr; denn
ausschließlich Websites mit kinderpornografischem In-
halt sind betroffen, keine anderen. Diese Form von
schwerster Kriminalität will unser Grundgesetz aus-
drücklich nicht schützen.

Falls in wenigen Ausnahmefällen durch das Bundes-
kriminalamt nicht die richtigen Seiten identifiziert wer-
den sollten, übernimmt das Bundeskriminalamt und da-
mit der Bund die volle Haftung; das heißt, der Bund
stellt die Provider in diesen Fällen von den Ansprüchen
Dritter frei.

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(C (D Zusammenfassend kann ich sagen: Der Gesetzenturf ist ein wichtiger weiterer Baustein im Kampf gegen inderpornografie. Ich darf Sie alle bitten, die Beratunen in unserem Hause zügig fortzusetzen, damit in eutschland schon bald eine gesetzliche Grundlage für mfassende Zugangssperren zu kinderpornografischen nternetseiten geschaffen werden kann. Herzlichen Dank. Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege ürgen Kucharczyk, SPD-Fraktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir eraten heute in erster Lesung den Gesetzentwurf der oalitionsfraktionen zur Bekämpfung der Kinderpornorafie in Kommunikationsnetzen. Ich freue mich, dass es ns in der Bundesregierung und in den Koalitionsfraktioen gelungen ist, uns auf Eckpunkte für ein solches esetz zu einigen, und zwar innerhalb kurzer Zeit. Dies rmöglicht uns nun, den vorliegenden Entwurf zu diskuieren und rund zu machen. Gestatten Sie mir, eingangs in aller Deutlichkeit klarustellen: Die SPD-Fraktion hat immer – und wird das eiterhin tun – in jeder Hinsicht die Bemühungen um inen besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen, nsbesondere zur Bekämpfung von Kinderpornografie, nterstützt. Wir sind uns einig: Kinderpornografie ist geellschaftlich zu ächten, und zwar auf allen Ebenen. Dieses Gesetzesvorhaben wird in der Öffentlichkeit ehr aufmerksam und von vielen auch mit einiger Sorge erfolgt und diskutiert. Das zeigt beispielsweise die von emonstrationen begleitete Unterzeichnung des Ver rags mit den Providern. Auch in vielen Blogs wird heiß iskutiert. Häufig allerdings bewegen sich die Beiträge m Rande von Verschwörungstheorien und werfen der undesregierung schon mal geheimstaatliche Methoden nd Allmachtsfantasien vor. Es gibt aber auch viele Beiträge, die zum Nachdenken nregen. Die Onlinepetition des Deutschen Bundestages, as Gesetz zu kippen, haben in wenigen Tagen bereits ber 30 000 Menschen unterschrieben. Die Furcht vor iner Zensur durch den Staat, die viele Bürgerinnen und ürger äußern, nehmen wir ernst. Wir tragen dem Rechung und werden die zielgenaue Sperrung von Interneteiten im Auge haben. Auch wir haben kein Interesse daan, über das Ziel hinauszuschießen und chinesische erhältnisse zu schaffen. Es geht uns nicht darum, künf ig Kavaliersdelikte im Internet zu jagen und nur noch efilterte Inhalte in unser Land zu lassen. Das geht im eltweiten Netz nicht, selbst wenn das für einige sehr erlockend klingt. Auch wir wollen das nicht. Natürlich wissen wir, dass die zur Verfügung stehenen technischen Möglichkeiten unterschiedlich zielge Jürgen Kucharczyk nau und auch umgehbar sind. Das ist aber aus unserer Sicht hinnehmbar, wenn es gelingt, einen großen Teil der Zufallsrunde oder der Ersttäter mit dieser Sperrung und dem Stoppschild abzuschrecken. Ein Wort an diejenigen, die ihre Persönlichkeitsrechte angegriffen fühlen: Ich möchte keine Straftaten gegen andere aufoder abwerten, betrachte aber Kinderpornografie als besonders grausame und menschenverachtende Tat. Denn dadurch wird ein Menschenleben geschändet, und die seelischen Narben heilen nie. Davor können und dürfen wir unsere Augen nicht verschließen. Wir wissen, dass ein Gesetz zur Sperrung von Internetseiten nur ein kleines Teil im Mosaik der Bekämpfung von Kinderund Jugendpornografie sein kann. Notwendig ist darüber hinaus die Erarbeitung einer längst überfälligen Gesamtstrategie auf Bundesebene zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt und Ausbeutung. Die zögerliche Umsetzung durch die Bundesregierung (Christoph Waitz [FDP]: Das klingt ja nach Kritik!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621918500

(Beifall bei der SPD)

Jürgen Kucharczyk (SPD):
Rede ID: ID1621918600




(A) )


(B) )


zeigt, dass wir hier das Engagement endlich deutlich
verstärken müssen, gerade beim Opferschutz und bei der
Täterverfolgung.

Hier haben der Innenminister und die Familienminis-
terin noch viel zu tun. Wir müssen Kinderpornografie
auf allen Ebenen bekämpfen. Dazu gehört auch die Sper-
rung von einschlägigen Seiten im Internet.

Das oberste Ziel jeglicher Aktivitäten müssen neben
der Ermittlung der Täter die Stärkung des Opferschut-
zes, die Verhinderung weiterer Missbräuche und damit
die Austrocknung des kommerziellen Marktes für ent-
sprechende Inhalte sein – sei es offline, sei es online.
Meines Erachtens widerspricht es sich im Übrigen nicht,
auch einmal die problematischen Inhalte im Netz, aber
auch darüber hinaus zu thematisieren und unter ethi-
schen Gesichtspunkten zu debattieren. Wir werden im
parlamentarischen Verfahren, welches heute beginnt,
sorgfältig prüfen und beraten, inwieweit der Gesetzent-
wurf korrekturbedürftig ist; einige Kolleginnen und Kol-
legen haben dies zu Recht angesprochen.

Die SPD-Bundestagsfraktion setzt sich für eine öf-
fentliche Anhörung ein; auch andere Fraktionen haben
sich dazu positiv geäußert. Ich rechne mit einer großen
Resonanz. Dort kann jeder Stellung nehmen. Ich bin mir
sicher, dass wir gemeinsam im Interesse der Kinder und
Jugendlichen vernünftige Lösungen finden werden.

Danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621918700

Ich schließe die Aussprache.

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(C (D Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzentwures auf Drucksache 16/12850 an die in der Tagesordnung ufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es dazu nderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann st die Überweisung so beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 4 a und 4 b auf: a)

neten Dr. Hermann Otto Solms, Carl-Ludwig
Thiele, Jens Ackermann, weiteren Abgeordneten
und der Fraktion der FDP eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Steuer-

(Erbschaftsteuerreformgesetz)


– Drucksache 16/10309 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzaus-
schusses (7. Ausschuss)


– Drucksache 16/12072 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Christian Freiherr von Stetten
Florian Pronold

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Finanzausschusses (7. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Carl-Ludwig
Thiele, Frank Schäffler, Dr. Hermann Otto
Solms, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP

Keine Steuererhöhung bei der Erbschaft-
steuer – Gesetzentwurf zur Reform des Erb-
schaftsteuer- und Bewertungsrechts zurück-
ziehen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara
Höll, Dr. Axel Troost, Ulla Lötzer, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Den Reichtum umverteilen – für eine sozial
gerechte Reform der Erbschaftsbesteuerung

– zu dem Antrag der Abgeordneten Christine
Scheel, Dr. Gerhard Schick, Britta Haßelmann,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Eckpunkte für eine gerechte Reform der
Erbschaft- und Schenkungsteuer

– Drucksachen 16/7765, 16/3348, 16/8185,
16/12072 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Christian Freiherr von Stetten
Florian Pronold

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
iderspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
othar Binding, SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Lothar Binding (SPD):
Rede ID: ID1621918800

Frau Präsidentin! Sehr verehrte Damen und Herren!

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die FDP will die Erb-
schaftsteuer abschaffen. Man kann darüber nachdenken;
denn nur 7 Prozent aller Bürgerinnen und Bürger und ein
noch viel geringerer Prozentteil der Unternehmen zahlen
überhaupt Erbschaftsteuer. Diese Steuer wurde so sanft
eingeführt, wie man es sich nur irgendwie vorstellen
kann.

Bei jedem einzelnen Punkt, den die FDP in dieser
Richtung beantragt, merkt man nicht, was sie wirklich
will. Denn sie will zum Beispiel auch mehr Autonomie
für Gebietskörperschaften und sagt: Die Erbschaftsteuer
soll in die Kompetenz der Länder gelegt werden. Man
muss sich einmal vorstellen, was es bedeuten würde,
wenn der Steuerbürger in Deutschland auf 16 verschie-
dene Erbschaftsteuergesetze stieße. Dies böte sicherlich
keinen Grund, sich über den Abbau von Bürokratie zu
freuen.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Aber die FDP will noch mehr. Sie will die Gewerbe-
steuer abschaffen. Sie ist gegen die Mehrwertsteuererhö-
hung gewesen und setzt sich für Mehrwertsteuerge-
schenke in bestimmten Branchen ein. Sie ist für einen
großzügigen Grundfreibetrag. Sie ist für einen Zwei-
stufentarif bei den Unternehmen. Ich will dazu weiter
vortragen, damit man eine Gesamtschau hat und den
ideologischen Rahmen, in dem die FDP denkt, sieht: Sie
will die degressive AfA wieder einführen und die So-
fortabschreibung geringwertiger Wirtschaftsgüter wieder
ausweiten. Sie will Sparer und Kapitalanleger mit einer
verbesserten Abgeltungssteuer bedienen. Sie will die
Abschaffung der kalten Progression; das Wort ist nicht
ganz korrekt. Sie will steuerfinanzierte Sozialleistungen.
Sie will sozialversicherungsfreie Minijobs bis 600 Euro
zulassen und das gesamte Steuersystem auf nur 33 Sei-
ten zusammenfassen; irgendwie kommt mir das bekannt
vor.

Die FDP will aber noch viel mehr. Sie will die Konso-
lidierung der Staatsfinanzen. Nun kommt etwas ganz
Tolles – denken wir daran, dass wir Zukunftsinvestitio-
nen auf Kredit zu finanzieren haben –: Sie will ein Neu-
verschuldungsverbot in die Verfassung aufnehmen. Sie
macht jedoch jämmerliche Vorschläge, woher das Geld
eigentlich kommen soll; denn alle bekommen mehr, und
dem Vernehmen nach zahlt keiner dafür. Dies ist ein ge-
niales Konzept, das es noch zu erklären gilt.

Ich will anhand eines Beispieles andeuten, wie die
FDP vorgeht. Es wurde hier eine absolut weinerliche
Aktuelle Stunde zur Pendlerpauschale abgehalten. Alle
waren traurig, dass die ganze Sache für die Arbeitneh-
mer schlecht ausgehen könnte. Dieselbe FDP, die diese
Aktuelle Stunde beantragt hat, hat in ihrem aktuellen
Programm jedoch die Abschaffung der Pendlerpauschale
vorgesehen.

Die FDP geht perfekt mit diesen Widersprüchen um.
Das erlaubt ein Erklärungsmuster, warum sie jetzt für die
Abschaffung der Erbschaftsteuer ist. Ich fasse es so zu-
sammen: Die FDP hat insgesamt ein großes Interesse da-

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(C (D an, den Staat, also die Gemeinschaft, zu schwächen. ber sie will damit nicht nur Schlechtes. Sie sagt, die rivaten würden das Geld besser einsetzen. Da wir angeichts der aktuellen Situation gelernt haben, dass neolierale und liberale Ideen die Weltwirtschaft und auch nsere Wirtschaft in Deutschland in den Abgrund führen dies wurde in der Praxis bewiesen –, könnte man dafür inen Gedanken mehr verschwenden. Der Staat – das stimmt – hat zu wenig Vorsorge geroffen. In den letzten 60 Jahren galt das immer wieder: n einer Hochkonjunktur wurde zu wenig gespart, in eier Depression hat er meistens versucht, hinreichend iel auszugeben. Schauen wir aber einmal zu den Privaten, also den anagern, Bankern, Aktionären, Fondsgesellschaften nd auch Unternehmen. Ich frage mich: Wo haben sie eientlich Vorsorge getroffen? Sie können die Gelder ja esser ausgeben. Wir stellen jetzt fest, dass die Gewinne er vergangenen Jahre überhaupt nicht mehr vorhanden ind. Sie sind jedenfalls nicht da, wo sie der Vorsorge ienen. Wo sind eigentlich die Rücklagen, die uns jetzt n den Stand setzen würden, Arbeitsplätze zu retten und nternehmen zukunftsfähig zu machen? All das ist ver oren. Hohe Dividenden und hohe Gehälter wurden beahlt. Jedes Steuerschlupfloch wurde genutzt. Wo ist die orsorge für schlechte Zeiten? Die Antwort ist, dass der Staat sich kümmert. Der taat kümmert sich um die Liquidität der Banken, er tärkt die Binnennachfrage, und er hilft den Familien nd den Unternehmern, damit die Arbeitsplätze mögichst erhalten bleiben. Die FDP kümmert sich auch um emanden. Sie ist traurig, dass der Flowers jetzt das Geld icht zurückbekommt, das er bei seinen Aktienspekulaionen verloren hat. Wir kümmern uns darum, dass die Kurzarbeit verlänert wird, damit Arbeitsplätze erhalten bleiben, und dass ie betriebliche Bildung in der Kurzarbeit verstärkt wird. (Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD] – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Sie haben die Haifische vergessen!)


Die Haifische könnte ich auch nennen. Sie kennen sich
ort besser aus. Deshalb schlage ich vor, dass Sie dazu
ortragen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ich bin mit den Haifischen auf Du und Du!)


ir haben das Kindergeld auf 164 Euro angehoben – hier
önnen Sie wiederum nicht mitreden –, die Kinderfrei-
eträge auf über 6 000 Euro angehoben, einen Kinderbo-
us von 100 Euro eingeführt, den Kinderregelsatz für
rbeitslosengeld-II- und Sozialhilfeempfänger erhöht
nd das Bürgerentlastungsgesetz eingeführt.

Alles zusammen führt zu einer Entlastung von mehr
ls 20 Milliarden Euro. Dort obendrauf will die FDP
och Steuern abschaffen. Das halte ich für eine außeror-
entlich komplizierte Operation. Ich bin sehr gespannt,
ie diese einfache arithmetische Aufgabe von der FDP
eute erläutert wird. Ich glaube, alle Kolleginnen und
ollegen dürfen sehr gespannt darauf sein.

Schönen Dank.






(A) )



(B) )


Lothar Binding (Heidelberg)


(Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ihr Fischstäbchen!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621918900

Ich gebe dem Kollegen Carl-Ludwig Thiele, FDP-

Fraktion, das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1621919000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Binding, wir
scheinen schon mitten im Wahlkampf zu stehen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Können die Fischstäbchen hier jetzt einmal zuhören?)


Das wird ja auch durch Plakate deutlich, wobei ich sagen
muss: Einen Klassenkampf in diesem Haus habe ich in
den letzten Monaten und Jahren eher von der Linkspartei
und nicht von der SPD erwartet.


(Florian Pronold [SPD]: Für den Klassenkampf von oben ist die FDP zuständig!)


Dass sich das momentan in der Form verschiebt, zeigt,
dass Sie selbst kein eigenes Konzept haben und nur da-
von leben, mit Schlagworten politische Mitbewerber zu
diskreditieren. Das finde ich nicht in Ordnung, und das
kritisiere ich.


(Beifall bei der FDP – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Ich habe Ihr Programm zitiert! Wenn Ihnen das nicht gefällt, dann ist das eine andere Sache!)


Es ist ganz erstaunlich, dass Sie sagen – um Sie zu zi-
tieren –, dass die FDP gegen die Mehrwertsteuererhö-
hung ist.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Wir haben ein konsistentes Modell, Sie nicht!)


Ich kann mich noch an die letzte Vorwahlzeit erinnern.
Die komplette SPD hat damals eine Erhöhung der Mehr-
wertsteuer ausgeschlossen.


(Florian Pronold [SPD]: Reden Sie doch einmal über Ihr Konzept!)


Sie hat sogar gesagt, die Mehrwertsteuererhöhung sei
eine Merkel-Steuererhöhung, die sie auf keinen Fall mit-
machen würde. Wer danach aus der Unionsforderung,
die Mehrwertsteuer um 2 Prozentpunkte zu erhöhen,
eine Erhöhung um 3 Prozentpunkte macht und hier in
der Steuerdebatte das Wort „glaubwürdig“ in den Mund
nimmt, der muss sich sehr überlegen, ob sein Verhalten
mit seinen eigenen Worten in der Vergangenheit über-
haupt übereingestimmt hat.


(Beifall bei der FDP)


Lassen Sie mich noch eines zu der Wirtschaftskrise
und zu den Konjunkturprogrammen sagen. Wir als FDP
wissen auch, dass der Staat hier handeln muss. Wir un-
terscheiden uns nur in einer Frage grundsätzlich: Die
Große Koalition folgt den Wünschen der SPD und be-
schließt im Wesentlichen ein Ausgabenprogramm, durch

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(C (D as vielleicht 10 Prozent der Wirtschaft etwas haben. ir als FDP sagen dagegen: Tut etwas für das Wachs um und fördert die Investitionen durch eine Verbesseung bei den Abschreibungssätzen, sodass den Bürgern nd Unternehmen mehr Geld für Investitionen bleibt! as ist der Weg, um aus der Krise zu kommen. Das kostet vielleicht kurzfristig Liquidität, aber langristig wird das Geld durch Wachstum wieder hereinommen. Das ist übrigens ein Rezept, mit dem die roße Koalition zu Beginn dieser Wahlperiode gestartet t. Lassen Sie mich aber zu dem eigentlichen Kern dieser ebatte kommen, nämlich zur Erbschaftsteuer. Abgeseen davon, dass das technisch verunglückt ist und dass s verfassungsrechtliche Probleme gibt, kommt es nach em Modell und der Blaupause von Ministerpräsident och und Finanzminister Steinbrück an einigen Stellen insbesondere für Familien – zu massiven Steuererhöungen. Dass jetzt innerhalb der Familie differenziert ird – (Florian Pronold [SPD]: Das war schon immer so!)


(Beifall bei der FDP)


s gibt eine Kernfamilie, zu der Geschwister und die
inder von Geschwistern nicht mehr zählen, weshalb sie

rheblich höher besteuert werden als in der Vergangen-
eit –, kann weder die SPD ihren Wählern noch die
nion ihren Wählern erklären.


(Beifall bei der FDP – Florian Pronold [SPD]: Die Steuerklassen haben sich doch nicht geändert! Erzählen Sie doch keinen Schmarrn!)


er Eingangssteuersatz für diese nahen Verwandten
teigt um 250 Prozent, von 12 auf 30 Prozent.

Wir alle wollen doch, dass die Bürger Vermögen bil-
en, dass sie Eigentum bilden. Auch die FDP tritt für die
igentumsbildung der Bürger ein. Wir benötigen Eigen-

umsbildung in unserem Land. Eigentum schafft Sicher-
eit. Eigentum ist auch Vorsorge. Das ist einer der
ründe, warum die Menschen auf diesem Gebiet aktiv
erden. Das kann doch nicht in dieser Form bestraft
erden. Die Frage ist, wer über das Eigentum verfügen
arf. Dazu sagen wir: Der Bürger sollte darüber verfü-
en dürfen, und so muss das auch weiterhin bleiben.


(Beifall bei der FDP)


Man muss berücksichtigen, dass das, was an Vermö-
en aufgebaut wird, aus versteuertem Einkommen
tammt.


(Florian Pronold [SPD]: Nicht unbedingt! Wieso?)


as ist also schon einmal besteuert worden. Den Steuer-
atz an dieser Stelle in einem Maße anzuheben, dass fast
in Drittel des Vermögens abzuführen ist, halten wir für
nverantwortlich. Ich gehe davon aus – solche Fälle gibt
s noch nicht, aber sie werden kommen –, dass sich viele
nnerhalb der Union und innerhalb der SPD noch kräftig
mgucken werden, wenn die entsprechenden Steuerfälle






(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele
eintreten. Sie werden sehr schwer an dem zu knabbern
haben, was sie beschlossen haben.


(Beifall bei der FDP)


Lassen Sie mich auf einen weiteren Punkt eingehen,
der in diesem Zusammenhang zentral ist. Die Ursache
für die gegenwärtige Finanzkrise ist im Wesentlichen in
kapitalgeführten Gesellschaften auszumachen und nicht
in inhabergeführten Betrieben. In inhabergeführten Be-
trieben – das ist der Mittelstand unseres Landes – haften
die Inhaber für ihre Entscheidungen und ihr Tun. Des-
halb sind sie nicht ganz so risikofreudig, in mancher
Hinsicht vielleicht sogar langweilig, aber ihre Betriebe
sind wesentlich stabiler.

Wenn eine Regierung nun sagt: „Auch wenn ihr die
Lohnsummen zehn Jahre lang fortführt, könnt ihr nur
dann von einer Steuerbefreiung profitieren, wenn ihr
keine 10 Prozent Verwaltungsvermögen habt“, dann
wird dadurch die Schaffung von Substanz in Familien-
unternehmen behindert. Wer mehr als 50 Prozent Ver-
waltungsvermögen hat, kommt nicht einmal in den
Genuss der sogenannten siebenjährigen Fortführungs-
klausel. Hier werden ganz bewusst Hürden aufgebaut,
die gegen die Interessen des Mittelstandes gerichtet sind;
und das, obwohl wir in der derzeitigen Krise erleben,
dass ein Unternehmen, welches über Kapital verfügt,
besser in der Lage ist, schwere Zeiten zu überstehen, als
ein Unternehmen, welches nicht in dem Maße über Ei-
genkapital verfügt. Insofern ist das Gesetz falsch kon-
struiert.


(Beifall bei der FDP)


Wir müssen auch feststellen, dass die Lohnsummen-
klausel gerade in Phasen der Rezession – wir hatten in
der Bundesrepublik noch nie eine solche Rezession wie
derzeit – kontraproduktiv wirkt. Dass man jetzt einfach
sagt, das haben wir im letzten Jahr so beschlossen, als
man das noch nicht absehen konnte, und untätig bleibt,
kann ich nicht verstehen. Da kann ich dem Präsidenten
des Deutschen Industrie- und Handelskammertages,
Hans Heinrich Driftmann, nur zustimmen, der sagte:
„Brandbeschleuniger müssen beseitigt werden.“ Das ist
unsere Aufgabe. Wir dürfen doch nicht zusehen, wie die
Unternehmen in eine problematische Situation geraten.


(Beifall bei der FDP)


Ich will das der breiten Öffentlichkeit verdeutlichen:
Gerade bei der Erbschaftsteuer besteht ein großer Unter-
schied zwischen börsennotierten Aktiengesellschaften
und mittelständischen Unternehmen. Wenn Aktien ver-
erbt werden, erhält der Erbe die Aktien. Deren Wert wird
festgesetzt. Auf den Wert wird eine Steuer erhoben. Um
die Steuer bezahlen zu können, kann der Erbe Aktien
verkaufen. Das Unternehmen verliert dadurch keinen
Cent Kapital. Das ist beim deutschen Mittelstand kom-
plett anders: Dort wurde das Geld in das Unternehmen
investiert. Dort soll es nach unserer Auffassung auch
bleiben, weil das im Interesse der Arbeitnehmer ist.

Daran zeigt sich, dass die Erbschaftsteuer im Bereich
der Wirtschaft eine reine Mittelstandsteuer ist. Die mit-
telständische Wirtschaft steht aber im Wettbewerb mit

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(C (D örsennotierten Kapitalgesellschaften. Es kann doch icht sein, dass ein mittelständisches Unternehmen die ewinne, die es erwirtschaft hat, nicht investieren darf, ondern zurücklegen muss, um irgendwann Erbschaftteuerforderungen begleichen zu können. Das schwächt ie Position des Unternehmens und gefährdet damit die ukunftsfähigkeit der Arbeitsplätze in dem Unternehen. Deshalb – damit möchte ich zum Ende kommen, Frau räsidentin – halten wir es für dringend angezeigt, eine eform der Reform zu beschließen, je schneller desto esser. Wenn die Erbschaftsteuer eine Ländersteuer ist, as spricht denn dann dagegen, die entsprechende Kometenz den Ländern zu überlassen? as ist doch die Aufgabe. Dann sollen die Länder die erantwortung übernehmen. Angesichts der Bemühunen der Länder um mittelständische Unternehmen und m Arbeitsplätze sollten auch wir uns an dieser Stelle für en Mittelstand einsetzen und verhindern, dass durch ieses Gesetz weitere Arbeitsplätze verloren gehen. Das önnen wir unserer Wirtschaft nicht zumuten. Das könen wir den Arbeitnehmern in unserem Lande nicht anun. Deshalb ist eine Reform der Erbschaftsteuer drinend angezeigt. Wir als FDP mahnen das heute an, wir haben in der ergangenheit gemahnt und werden auch in Zukunft ahnen. Wir hoffen, dass zwischendurch auch seitens er Koalition die Brisanz dieses Themas für den Mitteltand und für die Arbeitsplätze im Mittelstand erkannt ird. Herzlichen Dank. Ich gebe dem Kollegen Christian Freiherr von Stetten, DU/CSU-Fraktion, das Wort. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Die große Schlacht um die Reform der Erbchaftsteuer ist im Deutschen Bundestag in den Jahren 007 und 2008 ausgefochten worden. Ich füge deutlich inzu: Für diese Wahlperiode, die nur noch vier Situngswochen beinhaltet, ist die Diskussion um die Neuegelung der Erbschaftund Schenkungsteuer beendet nd abgeschlossen. In den nächsten vier Sitzungswochen erden wir nichts mehr an dem bestehenden Gesetz ver ndern. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Schade! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Aber nötig wäre es!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621919100

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Frhr. Christian von Stetten (CDU):
Rede ID: ID1621919200

Das mögen Sie bedauern, aber glauben Sie denn im
rnst, unser Koalitionspartner würde auch nur einen






(A) )



(B) )


Christian Freiherr von Stetten
Millimeter von dem im Dezember geschlossenen Kom-
promiss bei der Erbschaftsteuer abweichen?


(Florian Pronold [SPD]: Ja! – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das kommt auf die Richtung an!)


– Das kann ich mir vorstellen. Man muss nur euer Wahl-
programm lesen. Dann käme es aber vielleicht auch
dazu, dass die Betriebe so weit heruntergewirtschaftet
sind, dass in Zukunft der Freibetrag für jeden Betrieb
ausreicht.


(Beifall bei der FDP – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: So schlecht sind die Manager auch wieder nicht! Das ist Ihre Analyse!)


Wir wollen als Fraktion hervorheben: Der im Dezem-
ber geschlossene Kompromiss hat vielen Betroffenen
geholfen. Der verabschiedete Gesetzentwurf hat jedoch
auch Tücken. In der Wirtschaftskrise wird nun deutlich,
welche fatalen Auswirkungen die Lohnsummenklausel
auf den einen oder anderen Betrieb hat.


(Florian Pronold [SPD]: Welche?)


Denken Sie nur an die Betriebe, die Kurzarbeit an-
melden mussten. Die Unternehmer haben ihre soziale
Verantwortung übernommen und die Mitarbeiter nicht
entlassen, sondern in Kurzarbeit geschickt, obwohl keine
Aufträge mehr da sind. Das verreißt ihnen nun völlig die
Lohnsumme. Im Erbfall müssen die unzumutbaren Folgen
von den betroffenen Unternehmen bzw. den Familien-
angehörigen des verstorbenen Unternehmers getragen
werden. Deshalb ist es wichtig, hierüber nachzudenken.

Auf die Anträge der Linken und die Grünen möchte
ich jetzt gar nicht ausführlich eingehen.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Och!)


– Liebe Frau Höll, wenn das umgesetzt wird, was Sie
uns heute hier von diesem Rednerpult vorstellen werden,
dann wird der letzte mittelständische Unternehmer seine
Koffer packen und ins erbschaftsteuerfreie Ausland ab-
wandern. Wenn Sie das wollen, dann machen Sie weiter
so. Meine Fraktion wird dies auf jeden Fall nicht unter-
stützen. Deswegen werden wir Ihren Antrag heute kon-
sequent ablehnen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Das überrascht uns jetzt nicht wirklich!)


Wir wollen in Zukunft auch weiterhin den Familien-
betrieb haben, der in der Region fest verwurzelt ist


(Zuruf von der Linken: Wir auch!)


und der Verantwortung für seine Mitarbeiter übernimmt.
Reden Sie doch einmal mit Ihren Gewerkschaftsmitglie-
dern und mit den Mitarbeitern, die in Familienbetrieben
tätig sind. Fragen Sie sie einmal, was sie von Ihrem Pro-
gramm halten. Sie sind froh und dankbar, dass sie bei
Familienbetrieben beschäftigt sind, dass sie noch wissen,
wo der Chef zu Hause ist und wo der Chef sitzt. Sie wol-
len nicht abgewickelt und von Großkonzernen übernom-
men werden. Ich denke, das wäre der falsche Weg.

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(C (D Die ideologische Neidkampagne, die wir nachher ieder von Ihnen hören werden, ist sicherlich unverantortlich. Schon allein deswegen werden wir Ihren An rag ablehnen. Ich komme aus Baden-Württemberg. Ich bin stolz auf ie Strukturen, die wir haben. Es gibt sicherlich kein undesland, das über derart gute Strukturen in Form von roßen und kleinen mittelständischen Familienbetrieben erfügt und in dem die Unternehmer so eng mit ihren itarbeitern zusammenarbeiten und so engagiert sind. Herr Thiele, ich kann mir übrigens sehr gut vorstelen, dass die beiden Schwesterparteien CDU und CSU in hr gemeinsames Wahlprogramm 2009 das Ziel einer egionalisierung der Erbschaftsteuer aufnehmen. m Herbst werden wir sehen, ob wir das Wahlergebnis ekommen, mit dem wir dann gemeinsam regieren könen. Ich bin mir sicher, dass wir sehr schnell und konseuent in diesem Parlament einen neuen Gesetzentwurf uf den Weg bringen können, wenn wir die erforderliche ehrheit bekommen. Da werden wir sicherlich auf die orschläge zurückkommen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr gut!)


Folgendes wäre mir jetzt wichtig – das können wir
uch kurzfristig in den verbleibenden vier Wochen um-
etzen –: Unseren Familienbetrieben würde gerade in der
etzigen Krise helfen, wenn wir die letzten Wochen der
egislaturperiode völlig unideologisch gemeinsam nut-
en würden, um das eine oder andere Problem, das bei
en Gegenfinanzierungsmaßnahmen zur Unternehmen-
teuerreform 2008 – ich denke an die Zinsschranke, die
utzung des Verlustvortrages und die gewerbesteuerli-

he Hinzurechnung bei Mieten und Pachten – aufgetre-
en ist, zu entschärfen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr gut! Wir können das jetzt schon machen!)


iese Verschärfungen stellten für die Unternehmen
chon in guten Zeiten starke Belastungen dar. Jetzt, in
er Krise, wird deutlich, dass sie für den einen oder an-
eren Familienbetrieb tödliche Folgen haben können.
eswegen besteht hier dringender Handlungsbedarf.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig! Sehr schön, dass es in der Union noch so eine Person gibt!)


Selbstverständlich sind die Belastungen zum Teil töd-
ich. Nehmen Sie nur folgendes Beispiel: Für eine ge-
achtete Lagerhalle muss auch dann, wenn sie das ganze
ahr leer steht, weil es keine Aufträge gibt, Pacht gezahlt
erden, und auf diese Pacht muss noch ein gewerbesteu-

rlicher Anteil entrichtet werden, also eine Ertragsteuer
ezahlt werden, obwohl es gar keinen Ertrag gibt. Das ist
iemandem zu erklären. Wir sollten dies jetzt ruck, zuck
ndern.






(A) )



(B) )


Christian Freiherr von Stetten

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wer hat so etwas eigentlich beschlossen?)


Das Gleiche gilt übrigens für die Möglichkeit des
Verlustvortrages. Viele Familienbetriebe müssen gerade
in diesen Wochen neue Gesellschafter aufnehmen, sei es,
weil sie – wie das vorhin angeführt wurde – Erbschaft-
steuer zahlen müssen, was zum Teil nur geht, wenn man
einen neuen Gesellschafter aufnimmt,


(Zuruf des Abg. Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Wie viele Fälle kennen Sie denn? – Florian Pronold [SPD]: Das gibt es gar nicht!)


oder sei es schlichtweg, um das Unternehmen zu retten.
Es gibt derzeit genügend Fälle, in denen die Existenz des
Unternehmens davon abhängt, dass neue Gesellschafter
aufgenommen werden. Wenn ein neuer Gesellschafter – ob
man es will oder nicht – mit einem Anteil von 50 Pro-
zent in den Betrieb einsteigt und den Betrieb und die Ar-
beitsplätze rettet, dann bedeutet das für das überschul-
dete Unternehmen, dass der Verlustvortrag praktisch
wegfällt, der neue Investor vor den Kopf gestoßen ist
und das Unternehmen eventuell in weitere große
Schwierigkeiten gerät.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Unglaubliche Regelung!)


Übrigens, Frau Staatssekretärin, der Bundesfinanzmi-
nister hat dieses Problem präzise erkannt, als es darum
ging, in welcher Form sich der Staat an privaten Banken
beteiligen soll.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr spannend!)


Durch das Finanzmarktstabilisierungsgesetz – übrigens
auch mit Zustimmung der FDP –


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)


ist dafür gesorgt, dass der Verlustvortrag, wenn sich der
Staat an Privatbanken beteiligt, erhalten bleibt.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Weil es prinzipiell richtig ist!)


Zugleich fällt aber, wenn die privaten Banken das ma-
chen, was wir von ihnen erwarten, nämlich sich gegen-
seitig zu stützen, der Verlustvortrag weg. Wenn sich da-
gegen der Staat an einem Unternehmen beteiligt, bleibt
der Verlustvortrag, zum Teil in Milliardenhöhe, erhalten.
Da wundert man sich noch, dass alle nach dem Staat
schreien


(Otto Fricke [FDP]: Alle, außer der FDP!)


und keine privatwirtschaftliche Lösung gelingt! Dieses
Problem müssen wir in den nächsten Wochen lösen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich möchte jetzt nicht so weit gehen, zu behaupten,
dass der Bundesfinanzminister sich da eine eigene Steu-
eroase geschaffen hat.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das wäre aber etwas! – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Der Staat sind wir alle!)


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(C (D ber darüber, dass der Verlustvortrag wegfällt, wenn anere sich beteiligen, und nur erhalten bleibt, wenn der taat sich beteiligt, sollten wir nachdenken; zumindest ollten wir berechtigte Zweifel anmelden. Ich bin übrigens gespannt, wie das in den nächsten ochen bei Opel funktionieren soll. ir wollen, dass sich private Investoren an dem Unterehmen beteiligen, und hoffen, dass sie dies tun. Spätesens dann aber, wenn durch die Aufnahme neuer Investoen in die Firma Opel – wie auch immer das Konstrukt ussieht – die Gefahr besteht, dass Verlustvorträge in illiardenhöhe wegfallen, werden wir, weil wir alle ein nteresse an der Rettung der Firma Opel haben, diese iskussion im Bundestag erneut führen. Ich hoffe, dass wir alle dann, in wenigen Wochen oder agen, den Mut haben, einzugestehen, dass das eine oder ndere, was im Rahmen der Unternehmensteuerreform 008 beschlossen wurde, in Hochzeiten zwar möglich ar, aber in Krisenzeiten unverantwortungsvoll auf Firen drückt und Sanierungen geradezu behindert. Hof entlich werden wir dann gemeinsam, obwohl Bundesagswahlkampf ist und obwohl die Legislatur bald zu nde geht, im Interesse aller Mitarbeiter kleine Ände ungen beschließen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr gute Rede! – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Und so etwas hat die CDU/CSU mitgemacht? – Thomas Oppermann [SPD]: Mit gespaltener Zunge!)


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Genau so!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621919300

Für die Linke gebe ich das Wort der Kollegin

r. Barbara Höll.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621919400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir befinden uns in einer tiefen Wirtschafts- und Fi-

anzkrise. Die Steuereinnahmen brechen weg, und die
DP möchte zusätzlich auf die Erbschaftsteuer verzich-

en. Dabei geht es für die Landeskassen um 4 Milliarden
uro pro Jahr.

Im Rahmen der Steuerschätzung rechnet das Bundes-
inanzministerium laut Spiegel mit Steuerausfällen in
öhe von 300 Milliarden Euro bis 2013. Laut der aktuel-

en Prognose der EU-Kommission muss Deutschland für
009 mit einer Neuverschuldung von 3,9 Prozent und für
010 mit einer Neuverschuldung von 5,9 Prozent des
ruttoinlandsprodukts rechnen. In Eurobeträgen ausge-
rückt bedeutet dies zusätzliche Schulden von circa
0 Milliarden Euro für dieses und über 130 Milliarden
uro für nächstes Jahr.

Was macht die Regierung? Sie spannt für die maroden
anken milliardenschwere Schutzschirme auf. Der Schutz-






(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll
schirm für die Menschen fehlt aber bisher. Millionen
Menschen sind von Arbeitslosigkeit und wachsender Ar-
mut bedroht. Der Gipfel der Absurdität in dieser Wirt-
schaftslage ist, dass Frau Merkel und Herr Steinbrück
die Steuern senken, vor allem für Besserverdienende.
Das wird dann der Öffentlichkeit auch noch als Kon-
junkturmaßnahme verkauft. Im Konjunkturpaket II wird
der Tarif der Einkommensteuer abgesenkt. Summa sum-
marum verursacht dies dieses und nächstes Jahr Minder-
einnahmen in Höhe von 9 Milliarden Euro.

Aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage meiner
Fraktion geht hervor, dass für dieses und nächstes Jahr
eine Entlastung um 150 Millionen Euro für Bezieher von
niedrigen Jahreseinkommen bis 10 000 Euro bzw. bis
20 000 Euro bei Verheirateten erfolgt. Gutverdiener mit
einem Jahresverdienst von über 53 000 Euro bzw.
106 000 Euro werden hingegen um 1 450 Millionen Euro
entlastet. Das ist das Zehnfache. Das heißt, bei der Ein-
kommensteuerentlastung bleibt sich die Große Koalition
leider treu. Auch in der Krise verteilen Sie weiter von
unten nach oben um.


(Beifall bei der LINKEN – Florian Pronold [SPD]: Quatsch!)


Die Steuersenkungen in Ihrem Konjunkturpaket,
meine Damen und Herren von der Regierung, helfen der
Konjunktur nicht; dazu greifen sie viel zu spät. Das liegt
daran, dass Ihr Blick einzig und allein starr auf die Bun-
destagswahl gerichtet ist. Mittlerweile veranstalten Sie
einen regelrechten verbalen Steuersenkungswettbewerb,
indem Sie munter weitere Steuersenkungen versprechen.

Auf der anderen Seite sind Sie bereit, eine fatale
Schuldenbremse im Grundgesetz zu installieren. Das
Ende vom Lied wird sein, dass Sie sagen: Die Schulden-
bremse ist nun im Grundgesetz verankert. Wir haben
sehr viele Schulden und dürfen keine neuen aufnehmen.
Daher müssen wir massiv im sozial-, kultur- und bil-
dungspolitischen Bereich einsparen: Rentner, Arbeits-
lose und Familien mit Kindern werden die Zeche für die
Krise, die auch Sie mitverschuldet haben, zahlen müs-
sen. Das ist purer Hohn.

Wer soll denn nun für die Krise und die Milliarden-
verluste aufkommen? Die Menschen haben das Recht,
eine Antwort auf diese Frage zu bekommen; auch und
gerade im Wahlkampf. Antworten sind Sie alle miteinan-
der aber bisher schuldig geblieben. Milliarden kann man
nicht einfach so einstreichen. Sie können natürlich die
Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte erhöhen. Das
würde 20 Milliarden Euro ausmachen.

Und da fordert die FDP offen die Abschaffung der
Erbschaftssteuer, die CDU diskutiert es, und die SPD hat
in Bezug auf die letzte Reform der Erbschaftsteuer ge-
sagt: Wir wollen nicht mehr Geld – nur 4 Milliarden
Euro, wie auch immer sie erzielt werden.

Gerade die Erbschaftsteuer ist doch eine ideale
Steuer. Denn die Steuer wird bei demjenigen erhoben,
der etwas bekommt, ohne dass er dafür etwas getan hat.
Es handelt sich um ein leistungslos erzieltes Einkom-
men. Die Frage ist, wie wir es als Gesellschaft regeln,
wenn jemand etwas leistungslos bekommt. Bekommt

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(C (D ieser dann 100 Prozent, oder bekommt er 70 Prozent nd gibt 30 Prozent an die Gemeinschaft ab, oder beommt er 20 Prozent und gibt 80 Prozent ab? Das ist die rage, die im Raum steht. (Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Die Struktur eines Familienbetriebs haben Sie noch immer nicht erkannt! – Gegenruf des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Woher soll sie das kennen?)


Zu den mittelständischen Betrieben komme ich noch.

Da die FDP angeblich für Chancengleichheit und
eistungsgerechtigkeit kämpft, sage ich Ihnen: Wenn Sie
irklich für Chancengleichheit und Leistungsgerechtig-
eit wären, dann müssten Sie eigentlich die Vorkämpfe-
in für den Ausbau der Erbschaftsteuer sein.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Keine Ahnung!)


enn mit den Einnahmen aus der Erbschaftsteuer könnte
an zum einen die realen Einkommens- und Vermö-

ensunterschiede, die in den letzten sieben Jahren rasant
ewachsen sind, ausgleichen. Zum anderen hätte dann
ie öffentliche Hand wieder Geld zur Verfügung und
önnte für einen realen Ausgleich sorgen, indem zum
eispiel Bibliotheken finanziert, Kindertagesstätten sa-
iert und neue Schulen gebaut werden. All dies wäre
öglich.

Indem Sie aber in der gesamten Diskussion immer
ur Familienbetriebe in den Blick nehmen, führen Sie
eispiele an, die mit der Realität nichts zu tun haben.

Erstens möchte ich darauf hinweisen, dass bisher
icht ein einziger Familienbetrieb pleitegegangen ist,
eil er Erbschaftsteuer zu zahlen hatte; das ist nachge-
iesen.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: So ist das! – Frank Schäffler [FDP]: Wer hat das denn nachgewiesen?)


Zweitens. Auch wir setzen uns für eine andere Be-
andlung des Betriebsvermögens ein. Die Probleme
ber, dass ein Firmeninhaber keinen Nachfolger findet
der dass ein Firmeninhaber drei Söhne hat, die sich um
as Erbe streiten, werden wir nicht lösen können. Wie
uch immer wir die Erbschaftsteuer ausgestalten, diesen
treit können wir nicht ausräumen. Man kann aber ziel-
erichtet vorgehen. In unserem Antrag – Sie hätten ihn
uhig einmal lesen können, Herr von Stetten – schlagen
ir eine Ermäßigung der Erbschaftsteuer auf die gegen-

tändlichen Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens vor.
amit wird die wesentliche Betriebsgrundlage ver-

chont.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil unseres Antrags ist
ie Stundung der Erbschaftsteuer auf bis zu zehn Jahre.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Eben!)


an muss sie doch nicht heute oder morgen zahlen.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: So ist das!)


iese Maßnahmen würden wirken und der Besonderheit
es Betriebsvermögens Genüge tun.






(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll
Sie geben vor, für die soziale Marktwirtschaft einzu-
treten, vergessen aber zugleich, dass sich die Hälfte aller
Haushalte niemals Gedanken über die Erbschaftsteuer
machen muss, weil sie nichts erbt. In Deutschland verfü-
gen nämlich 10 Prozent aller Haushalte über 60 Prozent
des Gesamtvermögens. Wer angesichts dessen für die
Abschaffung der Erbschaftsteuer eintritt,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Regionalisierung, Frau Höll!)


setzt sich damit nur für die Vermögenden ein. Eine sol-
che Politik machen wir nicht mit.

Wir sind für eine Neugestaltung der Erbschaftsteuer.
Daran werden wir festhalten. Das DIW hat nachgewie-
sen, dass es gut möglich wäre, durch eine Verbreiterung
der Bemessungsgrundlage 10 Milliarden Euro mehr ein-
zunehmen. Ich glaube, dieses Geld hätte die Bundesre-
publik derzeit bitter nötig.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN – Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Das, was Sie gerade gefordert haben, wäre eine Verzweieinhalbfachung der Erbschaftsteuer!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621919500

Nächste Rednerin ist die Kollegin Christine Scheel,

Bündnis 90/Die Grünen.


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621919600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Vorab eine Bemerkung zu Ihrem Redebeitrag, Frau Kol-
legin Höll: Ich finde, dass sich beim Thema Einkom-
mensteuer die angeblich ungerechte Verteilung von
unten nach oben, die Sie heute wieder einmal angespro-
chen haben, nicht festmachen lässt, weil wir einen li-
near-progressiven Steuertarif haben.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Ja! Aber es geht doch um ein Konjunkturprogramm!)


Bevor Sie das anprangern, müssen Sie die Frage beant-
worten, wie Sie sich die Einkommensteuer vorstellen:
Wollen Sie zukünftig eine Flat Tax einführen, oder was
wollen Sie?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Denn wenn man gewisse Einkommensklassen entlastet
– es wurden ja nur die unteren entlastet –, ist es schlicht
und ergreifend so, dass derjenige, der mehr Steuern
zahlt, relativ gesehen eine größere Entlastung hat. Das
ist die Logik eines linear-progressiven Steuertarifs. Sie
sollten schon einmal sagen, was Sie stattdessen wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Das ist eine reine Neiddebatte! – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Das haben wir doch gesagt!)


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(C (D Ich bin auch der Meinung, dass es nicht angemessen st, im Zusammenhang mit der Einkommensteuer solche eiddebatten zu führen und sogar der Bevölkerung den indruck zu vermitteln, dass es gerecht sei, die Grenzteuersätze auf 70 Prozent zu erhöhen. Bei Ihnen gibt es ogar Leute, die eine Erhöhung bis auf 90 Prozent forern. (Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Nein! Nur auf 80 Prozent!)


Gut, auf 80 Prozent. Danke. – Stellen Sie sich einmal
or, was das für die kleinen und mittelständischen Unter-
ehmen in der Republik, die als Personengesellschaften
eführt sind, bedeuten würde.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Das sind Bankmanager, keine kleinen und mittelständischen Unternehmen!)


ür diese Unternehmen würde dann, weil sie zur Ein-
ommensteuer veranlagt werden, ein Einkommensteuer-
atz von 80 Prozent gelten.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Nein!)


ür Körperschaften würde dagegen ein Steuersatz von
5 Prozent gelten, einschließlich Gewerbesteuer ein
teuersatz von 30 Prozent.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


s ist absurd, zu glauben, dass man dadurch Arbeits-
lätze schafft und einen Beitrag zu mehr Gerechtigkeit
n diesem Land leistet.


(Frank Schäffler [FDP]: Mit denen wollt ihr doch regieren!)


Ich nicht.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich auch nicht!)


Und viele andere auch nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Damit komme ich zur Debatte über die Erbschaft-
teuer. Der Gesetzentwurf der FDP würde dazu führen,
ass die Erbschaftsteuer abgeschafft würde. Das ist ja
as Ziel der FDP; da muss die FDP ehrlich sein.


(Joachim Poß [SPD]: So ist es! – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wir wollen die Erbschaftsteuer regionalisieren!)


uch Teile der Union sähen das gerne.

Wir haben heute schon mehrere Male darüber gespro-
hen, dass Bund, Länder und Gemeinden – davon geht
uch das BMF mittlerweile aus – bis 2013 mit Steuer-
usfällen in der Größenordnung von 300 Milliarden
uro rechnen müssen. Damit man sich vorstellen kann,
ie die Relationen sind: Der Bundeshaushalt für ein Jahr
mfasst nicht einmal 280 Milliarden Euro.






(A) )



(B) )


Christine Scheel
Jeder weiß, dass die wirtschaftliche Lage schwierig
ist: Die Arbeitslosigkeit wird steigen. Damit kommen
weniger Sozialversicherungsbeiträge herein. Das wird
unsere sozialen Sicherungssysteme entsprechend belas-
ten. Gleichzeitig werden die Ausgaben des Staates stei-
gen. In einer solchen Phase von geringeren Steuerein-
nahmen vorzuschlagen, eine Steuer abzuschaffen – bzw.
sie so zu konzipieren, dass das im Ergebnis zu ihrer Ab-
schaffung führt –, halte ich für unverantwortlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Bei den Ausgaben für Bildung liegt Deutschland, wie
man sieht, wenn man sich die Zahlen anschaut, um eini-
ges unter dem OECD-Durchschnitt, und das, obwohl
wir, wenn man so will, ein reiches Land sind. Es gibt
aber Länder in Skandinavien, die für die Bildung ihrer
Kinder bis zu 6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus-
geben. Auch Spanien und Großbritannien geben für die
Bildung ihrer Kinder mehr aus als der OECD-Durch-
schnitt. Deutschland aber gibt für Bildung weniger aus
als der OECD-Durchschnitt, und das, obwohl wir im
Verhältnis zum Rest der Welt eine gute allgemeine Situa-
tion haben.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unglaublich!)


Wir Grünen sagen: Leute, werdet euch darüber klar, was
wir im Bildungssektor für die Zukunft erreichen wollen!

Unser Ziel als Grüne ist, dass die Einnahmen aus der
Erbschaftsteuer zur Verbesserung der Bildungsfinanzie-
rung herangezogen werden. Das ist zwingend notwen-
dig. Wenn wir das Aufkommen aus der Erbschaftsteuer
zur Verbesserung der Bildung einsetzen,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sie wollen die Erbschaftsteuer doch erhöhen!)


sind wir auf dem richtigen Weg, Herr Thiele. Die Erb-
schaftsteuer ist ja eine Ländersteuer. Auch die Bildungs-
finanzierung ist Ländersache. Das passt wunderbar, das
kann man verknüpfen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei Abgeordneten der FDP)


– Ich weiß schon, wie Sie das meinen; dazu ich komme
ich jetzt. – Die FDP will nun, dass die Gesetzgebungs-
kompetenz für die Erbschaftsteuer auf die Bundesländer
übertragen wird.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig! – Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Eigentlich vernünftig!)


– Ja, das ist Ihr Vorschlag. – Dann bekommen wir even-
tuell 16 Erbschaftsteuergesetze. Supergeile Idee! Das
bringt eine unheimliche Steuervereinfachung, vor allem
dann, wenn jemand in verschiedenen Bundesländern Ver-
mögen vererbt bekommt. Welcher Freibetrag gilt denn
dann wo?


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Die Schweiz hat das gelöst! Andere Länder können das!)


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(C (D ielleicht hoffen Sie, dass Bayern dann wegen der Nähe u Österreich auf die Erbschaftsteuer verzichtet und dait gegenüber Baden-Württemberg oder auch Hessen teuerdumping betreibt. Das ist die schöne neue Welt er FDP. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sie wollen die Erbschaftsteuer doch erhöhen!)


Übrigens würden auch die Vorschläge aus der Union,
ersönliche Steuerfreibeträge in den Ländern zuzulas-
en, das Chaos eher vergrößern. Was soll denn gesche-
en, wenn ein Vermögender steuerpflichtiges Vermögen
n mehreren Bundesländern hat? Soll eine Schiedsstelle
ingerichtet werden, um festzustellen, welcher persönli-
he Freibetrag wo anzuwenden ist? Ja, sind Sie denn
öllig bekloppt? Auf der einen Seite fordern Sie Steuer-
ereinfachung, auf der anderen Seite machen Sie Vor-
chläge, die letztendlich zur Verkomplizierung führen!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: In anderen Ländern funktioniert es!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621919700

Der Herr Kollege Fricke möchte eine Zwischenfrage

tellen.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1621919800

Frau Kollegin Scheel, da ich weiß, dass Sie keine

egnerin des Föderalismus sind, frage ich Sie unter die-
er Voraussetzung Folgendes: Wenn wir nun eine Schul-
enbremse bekommen, die nach dem Wunsch der Gro-
en Koalition den Ländern zukünftig verbietet, Schulden
u machen, halten Sie es dann nicht für eine logische
chlussfolgerung, dass die Länder eigene Steuern brau-
hen, um mit ihrer eigenen Steuerpolitik auf mögliche
erschuldungssituationen reagieren zu können?

Wenn nach Ihrer Meinung die Erbschaftsteuer dafür
icht infrage kommt, würden Sie mir sagen, mit welchen
nderen Steuern die Länder künftig gegen eine Verschul-
ung angehen könnten?


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621919900

Bei den gesamten von Ihnen eingebrachten Vorschlä-

en – auch im Laufe des heutigen Tages wurden einige
avon angesprochen –, die Steuerentlastungsprogramme
n einer Größenordnung von 100 Milliarden Euro – das
MF hat das aktuell nachgerechnet – beinhalten, kann
on einer Schuldenbremse nicht mehr die Rede sein.


(Otto Fricke [FDP]: Das war aber nicht meine Frage!)


ann wäre die Schuldenbremse längst obsolet. Wenn
an die Politik der FDP umsetzen würde, dann hätten
ir nämlich eine Wahnsinnsverschuldung in diesem
and, die die nächsten drei bis fünf Generationen nicht
bbauen könnten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD])







(A) )



(B) )


Christine Scheel
Sie haben gefragt, welche Steuern man den Ländern
zuweisen sollte. Sie wissen genau, dass es Sinn macht,
wenn der Bund gerade in dem sehr sensiblen Bereich der
Gerechtigkeitssteuern einen Rahmen vorgibt. Diesen
Rahmen hat der Bund mit den jeweiligen Freibeträgen
geschaffen. Sinnvoll ist auch, sich auf einen Ausgleich
zu verständigen, wie wir es getan haben. Wie Sie wissen,
wird das Erbschaftsteueraufkommen unter den Ländern
aufgeteilt.

Es macht in einem föderalen System durchaus Sinn,
sich an dieser Aufteilung zu orientieren, statt vorzu-
schlagen, dass künftig jeder macht, was er will. Sie glau-
ben doch selbst nicht, dass jemand, der einen größeren
Wettbewerbsvorteil anstrebt, bereit ist, keine Steuern
mehr zu erheben. Das kann nicht funktionieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das würde die Gerechtigkeit in diesem Land nicht erhö-
hen. Im Gegenteil: Es würde zu großen Problemen kom-
men.

Gestatten Sie mir eine letzte Bemerkung. Um Miss-
verständnisse auszuschließen: Auch wir Grünen sind der
Auffassung, dass die Umsetzung der Erbschaftsteuer im
Zusammenhang mit der Unternehmensnachfolge ziem-
lich missglückt ist. Wir hätten gerne – das haben wir
auch im Wirtschaftsausschuss beantragt –, dass sich der
Normenkontrollrat damit und mit den bürokratischen
Hemmnissen befasst. Man sollte sich fragen, ob eine sol-
che Regelung, wie sie in der Großen Koalition beschlos-
sen worden ist, in Krisenzeiten von den Unternehmen
umsetzbar ist, weil die Parameter in wirtschaftlich
schweren Zeiten nicht so funktionieren wie vorgesehen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621920000

Frau Kollegin Scheel.


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621920100

Ja. – Ich wünschte mir, dass man sich noch einmal da-

mit befasst. Ansonsten wünsche ich bei allen Steuersen-
kungsvorhaben frohe Verrichtung.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621920200

Frau Kollegin Scheel.


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621920300

Sie müssen langsam ein bisschen ehrlich werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621920400

Zu einer Kurzintervention gebe ich das Wort der Kol-

legin Höll.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621920500

Danke, Frau Präsidentin. – Liebe Kollegin Scheel,

noch einmal langsam zum Mitdenken, damit wir alle
– auch Sie – es gut verstehen:


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie kann auch schnell denken!)


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(C (D ir haben ein Konjunkturpaket, in dem eine Anhebung es Grundfreibetrages und eine Absenkung des Einangssteuersatzes um einen Prozentpunkt verabredet urden. Das hat aufgrund des bisherigen Tarifs im unte en und oberen Bereich unterschiedliche Auswirkungen. enschen mit einem niedrigen Einkommen erfahren ine sehr geringe Entlastung auch im Gesamtvolumen. ieses Geld wird sofort zugunsten der Binnennachfrage ingesetzt. Das ist völlig klar. Sie brauchen das Geld und üssen es ausgeben. Was im oberen Bereich ankommt, wird nicht vollstänig ausgegeben. Dort ist relativ viel Geld vorhanden; er weiß schon, ob 1 000 oder 1 100 Euro im Monat für rgendwelche Konsumgüter ausgegeben werden. Es wird icht mehr ausgegeben. Deshalb ist es eine Verhöhnung, enn man diese Maßnahme als Konjunkturmaßnahme erkauft. Des Weiteren ist es eine Verfestigung eines ungerechen Einkommensteuersystems. Ich kann mir nicht vortellen, dass Sie es nicht geschafft haben, unsere Anträge u lesen, da wir sie im Ausschuss ausführlich diskutiert aben. Wir schlagen Ihnen einen Einkommensteuertarif or, durch den eine alleinstehende Person mit einem zu ersteuernden Jahreseinkommen bis 53 000 Euro entlaset wird. Aber oberhalb dieser Grenze müssen die Menchen mehr Einkommensteuer zahlen. Das ist auch richig, weil es sozial gerecht ist. Dazu sind die Anhebung es Grundfreibetrags und ein Spitzensteuersatz von 0 Prozent ab einem Jahreseinkommen von 60 000 Euro otwendig. Wir haben Ihnen schon vor über einem Jahr orgeschlagen, endlich die Inflation beim Einkommenteuertarif zu berücksichtigen. Unsere Vorschläge liegen or. Es ist möglich, den Einkommensteuertarif sozial geecht zu gestalten. An einem Punkt hatten Sie vorhin leider nicht recht: er bisherige Einkommensteuertarif ist nicht durchgänig linear-progressiv. Es gibt einen Mittelstandsbauch. ieser führt dazu, dass gerade die Menschen, die über iedrige bis mittlere Einkommen verfügen, überproporional belastet werden. Der Verlauf des Einkommensteurtarifs stellt keinen Strich dar, sondern zeichnet sich urch einen Bauch aus. Wir wollen diesen Bauch abchaffen; denn das würde für wesentliche Entlastungen orgen. (Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Das war eine klare Ansage!)


ieser Bauch im Einkommensteuertarif muss weg! Was
ir vorschlagen, ist machbar. Wir brauchen eine sozial
erechte Politik. Dafür ist politischer Willen notwendig.
ann kann man das realisieren und finanzieren.

Bei der Reform der Erbschaftsteuer im vergangenen
ahr ist die Möglichkeit vertan worden, Mehreinnahmen
u erzielen. In der aktuellen Krise stellt sich die Frage
ach einer erneuten Reform ganz vehement. Die Linke
nterstützt die Forderung vieler Menschen auf der
traße: Wir zahlen nicht eure Zeche! – Diese Forderung

st berechtigt. Wir werden alles dafür tun, dass nicht
etztendlich die Menschen, die über kleine Einkommen






(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll
verfügen oder sogar von Transferleistungen leben müs-
sen,


(Joachim Poß [SPD]: Wir sind die Rächer der Enterbten!)


die Zeche durch Einschränkung zum Beispiel im Bereich
der gesellschaftlichen Teilhabe zahlen müssen.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621920600

Frau Kollegin Scheel, Sie können antworten.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Du musst nicht antworten!)



Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621920700

Ich muss nicht, aber ich will.

Liebe Kollegin Barbara Höll, selbstverständlich lesen
wir die Anträge der Linken sehr aufmerksam; denn wir
setzen uns im Finanzausschuss mit den Fragen sehr de-
tailliert auseinander. Ich sage noch einmal: Ich glaube
nicht, dass Ihr Vorschlag, den Grundfreibetrag zu erhö-
hen und den Eingangssteuersatz um einen Prozentpunkt
zu senken und gleichzeitig den Spitzensteuersatz auf
50 Prozent anzuheben – Sie versuchen, den Eindruck zu
erwecken, dass sich so Gerechtigkeit im Einkommen-
steuertarif herstellen lässt –, irgendeinen Sinn macht,
wenn man die Belastungen durch den Einkommensteu-
ertarif kennt und weiß, welche Bevölkerungsgruppen
wie viel zum Einkommensteueraufkommen beitragen.
Bezieher mittlerer und hoher Einkommen erarbeiten
über 90 Prozent des Einkommensteueraufkommens.
Diese werden auch entsprechend besteuert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Widerspruch bei der LINKEN)


Genau diese wollen Sie – auch im Unternehmenssek-
tor – wieder höher belasten. Ich akzeptiere nicht, dass
Sie hier so tun, als ginge es hier um irgendwelche Manager
oder Leute, die einen Haufen Geld verdienten und die
dementsprechend belastet werden müssten, damit sie ei-
nen Beitrag leisten. Vielmehr geht es immer auch um die
kleinen und mittelständischen Unternehmen. Das unter-
schlagen Sie an dieser Stelle. Sie können rechtlich nicht
zwischen der Einkommensteuer im Unternehmenssektor
– diese wird erhoben, wenn ein Unternehmen als Perso-
nengesellschaft geführt wird – und der privaten Einkom-
mensteuer trennen; das wissen Sie auch. Ein bisschen
mehr Ehrlichkeit an dieser Stelle wäre angesagt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie wollen den Bauch im Einkommensteuertarif be-
seitigen. Das ist okay. Ich glaube nicht, dass es jemanden
unter den Anwesenden gibt, der sagt: Das ist keine gute
Idee.

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(C (D (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Nur teuer!)


ber darum geht es nicht. Es kostet allein 25 Milliarden
uro, den linear-progressiven Einkommensteuertarif so
u glätten, dass es keinen Bauch mehr gibt und er konti-
uierlich verläuft. 25 Milliarden Euro!


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Wenn man den Spitzensteuersatz nicht erhöht!)


as beinhaltet aber noch nicht einen Inflationsausgleich,
ie Beendigung der kalten Progression, eine Anhebung
es Grundfreibetrags und eine Senkung des Eingangs-
teuersatzes. Wenn ich mir Ihr Programm anschaue,
ann sehe ich, dass Ihre Vorschläge überhaupt nicht fi-
anzierbar sind. Den Vorwurf, den Sie an die Union, die
DP und Teile der SPD richten, Steuersenkungen seien

etztendlich nicht finanzierbar, müssen Sie sich selbst
efallen lassen; denn die Anhebung des Spitzensteuer-
atzes kompensiert das alles nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Nicht vollständig!)


Letzte Bemerkung. Ich halte es für verrückt, immer
u sagen: Die Ärmsten in der Gesellschaft müssen wir
ntlasten.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621920800

Frau Kollegin Scheel, Sie haben für die Erwiderung

uf eine Kurzintervention drei Minuten Zeit. Diese sind
berschritten. Sie können jetzt keine Ausführungen
ehr machen.


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621920900

Ein Satz?


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621921000

Ein Satz.


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621921100

50 Prozent der Erwerbstätigen zahlen überhaupt keine

teuern. Wenn man keine Steuern zahlt, kann man auch
icht entlastet werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Dann macht man als Konjunkturprogramm aber auch keine Steuersenkung!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621921200

Das Wort hat der Kollege Florian Pronold, SPD-Frak-

ion.


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1621921300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Liebe Frau Höll, ich bin wirklich geplättet,
ass Sie im Zusammenhang mit der Einkommensteuer
iederholt die Zahlen so durcheinanderwerfen und sich

mmer das herauspicken, was Sie gerade brauchen. Sie
prechen in Ihrem ersten Beispiel davon, dass die Bezie-






(A) )



(B) )


Florian Pronold
her niedriger Einkommen – 10 000 Euro und bei Verhei-
rateten 20 000 Euro – durch den Waigel-Buckel beson-
ders belastet würden.


(Joachim Poß [SPD]: Die zahlen überhaupt keine Steuern!)


Das war das Ende Ihrer Rede. Das können Sie im Proto-
koll nachlesen. Jetzt muss man doch zur Kenntnis neh-
men, was Frau Kollegin Scheel ausgeführt hat, nämlich
wie sich die Verteilungswirkung bei der Einkommen-
steuer darstellt. Es sind tatsächlich die Bezieher mittlerer
und hoher Einkommen, die überproportional zum Auf-
kommen der Einkommensteuer beitragen. Das ist des-
wegen der Fall, weil wir einen Grundfreibetrag von der-
zeit 7 664 Euro und zukünftig 8 000 Euro haben, für den
keine Steuer zu zahlen ist. Damit bleibt für denjenigen,
der ein Einkommen von 10 000 Euro hat, nur ein sehr
geringer Betrag, der versteuert werden muss. Eine Ent-
lastung in diesem Bereich ist logischerweise absolut und
relativ gering, obwohl sie für die Menschen eine er-
kleckliche Summe darstellt. Auch das gehört zur Wahr-
heit. Das kann man nicht beliebig hin- und herdrehen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Bartholomäus Kalb [CDU/CSU])


Da wir schon bei der Wahrheit sind, müsste ich jetzt
eigentlich zur FDP kommen, die damit allerdings gar
nichts zu tun hat.


(Widerspruch bei der FDP)


Sie beschließen auf Ihrem Parteitag


(Otto Fricke [FDP]: Auf welchem?)


– das ist eine spannende Frage, die Sie klären müssen –,
die Erbschaftsteuer zu erhalten. Selbst die FDP traut sich
nicht, auf einem Bundesparteitag zu beschließen, die
Erbschaftsteuer abzuschaffen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wieso trauen wir uns nicht?)


– Es gab auch in Ihrer Partei, nicht nur in der CDU/CSU,
Leute, die die Erbschaftsteuer abschaffen wollten, falls
ich mich nicht irre. Die Mehrheit der FDP aber hat be-
schlossen, sie solle fortbestehen.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Wir haben beschlossen, die Kompetenz auf die Länder zu übertragen!)


Jetzt wollen Sie die Erbschaftsteuer über die Hintertür
abschaffen, weil Sie sich nicht trauen, ehrlich zu sein.
Sie sprechen sich für eine Regionalisierung aus und wol-
len einen Steuerwettbewerb unter den einzelnen Län-
dern. Das wollen Sie mit der Frage des Bürokratieabbaus
verbinden. Man könnte fast meinen, Edmund Stoiber
wäre in die FDP eingetreten und hätte dieses Konzept
zum Bürokratieabbau geschrieben.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Nicht der Edmund!)


Das Konzept bedeutet in der Konsequenz, dass wir dann,
wenn Ihr Vorschlag Gesetz würde, 120 Doppelbesteue-
rungsabkommen zwischen den einzelnen Bundesländern

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(C (D rauchen, weil es dummerweise nicht so ist, dass das ererbte Vermögen immer nur in einem Bundesland iegt; es kann vielmehr auch in unterschiedlichen Bunesländern liegen. Dann müssen Sie Regelungen treffen, ie damit umzugehen ist. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Auch die Schweiz kriegt das hin!)


20 zusätzliche Doppelbesteuerungsabkommen sind der
eitrag der FDP zum Bürokratieabbau.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


amit entlarven Sie sich selber. Das ist eine der dümms-
en Ideen, die je in den Deutschen Bundestag einge-
racht worden sind, zumindest unter dem Gesichtspunkt
es Bürokratieabbaus.


(Beifall bei der SPD)


Der nächste Punkt hat etwas mit der Verteilungswir-
ung und der Gerechtigkeit zu tun. Jedes Jahr werden
50 Milliarden Euro vererbt. Davon werden derzeit Erb-
chaftsteuern in Höhe von gerade einmal 4 Milliarden
uro bezahlt. Steuerklasse I gilt für die nahen Familien-
ngehörigen. Um der Wahrheit willen hätten Sie, Herr
hiele, sagen sollen, dass diese Neueinteilung in Steuer-
lassen, die Sie behauptet haben, gar nicht stattgefunden
at. Es galt schon immer für enge Familienangehörige
teuerklasse I, für weiter entfernte Angehörige Steuer-
lasse II und für nicht oder sehr weit entfernt Verwandte
teuerklasse III. Daran hat sich nichts geändert. Das war
rüher so, das ist heute so.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Aber die Sätze sind erhöht worden! II und III sind faktisch identisch!)


Dazu komme ich gleich. Eines nach dem anderen, Herr
hiele. Ich muss all den Unsinn, den Sie hier erzählt ha-
en, der Reihe nach widerlegen.


(Beifall bei der SPD – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Aber keinen Unsinn dabei erzählen!)


Wir müssen bei der grundsätzlichen Frage, wie sich
as verteilt und was mit dem Geld gemacht wird, die
eststellung treffen, dass der Freibetrag für die nahen
amilienangehörigen 400 000 Euro und für Ehefrauen
00 000 Euro beträgt.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sind das keine nahen Familienangehörigen?)


Ich komme gleich zu der zweiten Kategorie. Eines
ach dem anderen, Herr Thiele. Nur die Ruhe.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Wie ist es denn beim Bruder und bei der Schwester? – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das ist Kernfamilie!)


50 Prozent der Menschen in der Bundesrepublik
eutschland kommen nie in die Lage, Erbschaftsteuer

ahlen zu müssen, weil sie nichts erben. Bei den anderen
0 Prozent beträgt das durchschnittliche Erbe 60 000 Euro.
ro Erbfall gehen in der Bundesrepublik Deutschland






(A) )



(B) )


Florian Pronold
also durchschnittlich 60 000 Euro über, aber wir erhöhen
den Freibetrag in der Steuerklasse I auf 400 000 Euro.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Dann zahlt ja im Durchschnitt keiner!)


Das bedeutet, dass in der Steuerklasse I nicht nur Omas
kleines Häuschen, sondern eine ganze Menge mehr steu-
erfrei übergeht, ohne dass dafür irgendwo etwas geleistet
worden ist.

Ich bin schon überrascht, weil die Liberalen zumin-
dest in ihren Ursprüngen sogar das Erbrecht abschaffen
wollten. Ganz früher haben die Liberalen gesagt, es sei
eine Marktverzerrung, wenn Menschen mit unterschied-
lichen Chancen im Leben starten, weil der eine etwas
erbt und der andere nicht. Die frühen Liberalen waren
dafür, das Erbrecht abzuschaffen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wollen Sie das jetzt? Wir nicht!)


Wir wollen, dass ein kleiner Teil von dem, was Men-
schen erben, ohne dass sie etwas dafür tun, zum Beispiel
in den Ländern für mehr Bildung eingesetzt wird. Wir
wollen ein Stück weit Solidarität von denen, die die gro-
ßen Erbschaften machen, mit denen, die nie etwas erben
werden.

Wenn wir über den Mittelstand reden, müssen wir be-
denken, dass der Mittelstand auch wegen der gut ausge-
bildeten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer so er-
folgreich ist. Diese guten Arbeitskräfte haben wir, weil
es in der Bundesrepublik Deutschland Schulen gibt, und
diese Schulen werden von den Ländern und Kommunen
aus Steuermitteln finanziert.


(Otto Fricke [FDP]: Und die Lehre spielt keine Rolle?)


Die Abschaffung der Erbschaftsteuer würde zum Bei-
spiel für den Freistaat Bayern bedeuten, dass er
800 Millionen Euro weniger im Staatshaushalt hätte.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Nein!)


– Natürlich sind es 800 Millionen.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Wir haben doch einen Länderfinanzausgleich, Herr Kollege!)


– Wir können alles so oder so rechnen.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Wenn wir bei den Zahlen sind, dann rechnen wir richtig!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621921400

Überwiegend hat jetzt der Kollege Florian Pronold

das Wort.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Davon macht er auch überwiegend Gebrauch!)



Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1621921500

Das Erbschaftsteueraufkommen beträgt in Bayern

800 Millionen Euro. Das ist so. Als Herr Faltlhauser
noch Finanzminister war, hat er gesagt, darauf könne

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(C (D ayern nicht verzichten, weil er dann eben kein Geld ehr habe für Lehrer und für Schulen. Jetzt erklären Sie ir – Länderfinanzausgleich hin oder her –, woher Sie as Geld nehmen, wenn Sie die Erbschaftsteuer nicht ehr wollen. Sagen Sie den Leuten, dass das, was man en Reichen schenkt, nachher den Armen genommen ird. Das genau soll doch hier passieren. Das will die DP, aber sie traut sich nicht, das offensiv zu betreiben. Sie sagen, jedes Bundesland solle selber bestimmen, nd starten damit einen Steuersenkungswettlauf, wie wir as bei der Unternehmensteuerreform oder in anderen ereichen erleben, wo zum Schluss alles bis auf null he unterkonkurriert ist. Aber von null Steuereinnahmen ann man eben keine Lehrer bezahlen. Sie müssen schon agen, woher das Geld kommen soll. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Warum hat Österreich das denn geschafft? Von Sozialdemokraten! In Österreich gibt es auch noch Lehrer!)


Wir können gern das Beispiel Österreich nehmen, dann
üssen wir uns aber auch deren Kompensationen an-

chauen. Ich bin gespannt, ob die FDP auch für solche
egelungen ist.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Aber Lehrer gibt es da!)


Jetzt zur Steuerklasse II, zu den entfernteren Fami-
ienangehörigen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Der Bruder ist ein entfernter Angehöriger? – Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Der Bruder ist doch nicht entfernt! Er ist ganz nah dran an der Familie! – Ernst Burgbacher [FDP]: Der Bruder und die Schwester sind doch keine entfernten Verwandten!)


s geht hier nicht um die individuellen geschwisterli-
hen Beziehungen. Das Verhältnis zwischen Brüdern
ann entfernter oder näher sein.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das ist unglaublich!)


ier geht es um einen rein steuertechnischen Begriff.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Was für ein Familienbild haben Sie denn?)


Jetzt lenken Sie nicht ab.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Das merken wir uns! Das schreiben wir uns auf!)


ür die engen Familienangehörigen gilt seit jeher
teuerklasse I und für die entfernteren Familienangehö-
igen die Steuerklasse II. Das ist über Jahrzehnte hinweg
hne irgendein Drama in diesem Haus immer so behan-
elt worden. Das wird aller Voraussicht nach auch so
leiben.

Jetzt geht es darum, dass wir die Freibeträge in der
teuerklasse II verdoppelt haben.


(Otto Fricke [FDP]: Von wie viel auf wie viel?)







(A) )



(B) )


Florian Pronold
– Von 10 000 Euro auf 20 000 Euro.


(Otto Fricke [FDP]: Super!)


– Entschuldigung, für eine ganze Menge Menschen ist
das mehr, als sie überhaupt erben.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Axel Troost [DIE LINKE])


Dass ein entsprechender Freibetrag für Sie vielleicht
nicht viel Geld bedeutet, kann ich noch verstehen. Ich
kenne aber eine ganze Menge Menschen, die froh wären,
wenn sie 20 000 Euro erben würden. Sie wären vielleicht
sogar bereit, dafür etwas zu zahlen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621921600

Herr Kollege Pronold, gestatten Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Fricke?


(Ulrich Kelber [SPD]: Der sollte die Haushaltslage kennen!)



Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1621921700

Ich gestatte sie.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1621921800

Herr Kollege Pronold, zunächst einmal verwehre ich

mich gegen Ihre Unterstellung, für meine Partei oder für
mich seien 10 000 Euro ein geringer Betrag.


(Rolf Kramer [SPD]: Das haben Sie eben doch selber gesagt!)


– Das ist genau diese verleumderische Art: zu behaup-
ten, ich hätte gesagt, 10 000 Euro seien ein geringer Be-
trag. Das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, dass die
Verdoppelung des Freibetrags von 10 000 Euro auf
20 000 Euro – bei Geschwistern will der Staat gerade
einmal 20 000 Euro schützen; für den restlichen Betrag
soll ein erhöhter Steuersatz gelten – ein falsches Ver-
ständnis dessen vermittelt, was Familie bedeutet.


(Joachim Poß [SPD]: Herr Fricke ist nicht in der Lage, eine Frage zu formulieren!)


Familie ist mehr als nur Eltern und Kinder. Ihr Vorhaben
ist gerade mit dem von Ihrer Fraktion immer wieder ver-
tretenen Ansatz eines weitgefassten Familienbegriffs
– Familie soll nicht zwingend daran gebunden sein, dass
Menschen eine Ehe eingegangen sind – überhaupt nicht
in Einklang zu bringen.

Ich frage Sie, Herr Kollege Pronold: Warum ist der
Freibetrag bei Geschwistern so viel geringer als bei Kin-
dern oder Eheleuten? Sind Geschwister so viel weiter
weg von den jeweiligen Erblassern? Warum wollen Sie
das?


(Beifall bei der FDP)



Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1621921900

Ich neige dazu, Ihre Frage mit einer Gegenfrage zu

beantworten – ich glaube, Schwarz-Gelb hat die Freibe-
träge auf 10 000 Euro festgelegt –: Warum haben Sie in
Ihrer Regierungszeit keine doppelt so hohen Freibeträge

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(C (D estgelegt? Ich bitte um eine Antwort auf meine Gegenrage, auch wenn das in diesem parlamentarischen Konext schwer möglich ist. Herr Fricke, möchten Sie noch mehr hören? – Gerne! ch frage ja nur. Ich finde, die Frage ist hinreichend bentwortet. Ich denke auch, Herr Kollege Pronold. Fahren Sie mit hrer Rede fort. Vielen herzlichen Dank. – In dieser Debatte ist die an ebliche Bevorzugung der Kapitalgesellschaft gegenber dem Mittelständler, der eine Personengesellschaft st, angesprochen worden. Das Gegenteil von einer Beorzugung ist der Fall. Mit unserer Erbschaftsteuerreorm haben wir gerade auf den Mittelständler geblickt. s ist eben ein Unterschied, ob man Aktien hat, die man anz einfach versilbern kann, oder ob es sich um ein Unernehmen mit Beschäftigten, mit Betriebsmitteln usw. andelt, das, wenn es übergeben wird, fortgeführt weren soll. Deswegen haben wir die Erbschaftsteuer auf iesem Gebiet um 85 Prozent gegenüber dem, der Akien erbt, ermäßigt. Um das zu tun – die Rechtsprechung des Bundeserfassungsgerichts ist in diesem Punkt eindeutig –, rauchen wir eine Rechtfertigung für diese Ungleichbeandlung. Die Rechtfertigungsgründe für diese Unleichbehandlung sind die Sozialpflichtigkeit des Eigenums und der Erhalt der Arbeitsplätze. Deswegen gibt es ie Lohnsummenklausel. Wenn wir sie nicht schaffen ürden, könnten wir diese Ermäßigung einfach nicht geähren. Das gehört zur Wahrheit hinzu. In einer Krise ist eine Lohnsummenklausel natürlich mmer eine schwierige Angelegenheit. it einer solchen Klausel greift unter Umständen ein echanismus, der den Abwärtstrend verstärkt. Bei der usgestaltung dieser Klausel haben wir dieses Problem erücksichtigt. Herr von Stetten, wir haben das alles ber Jahre hinweg diskutiert. Wir haben den Zeitraum, n welchem die Lohnsumme insgesamt erbracht werden uss, auf zehn Jahre erweitert. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Bei 10 Prozent Verwaltungsgebühren!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Heiterkeit bei der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621922000
Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1621922100

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Aha!)


s soll nur noch ein anteiliges Abschmelzen bei der
teuernachzahlungspflicht geben. Wir haben das Ganze
o in Watte gepackt, dass dadurch ganz sicher kein einzi-
es Unternehmen jemals Probleme bekommen wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621922200

Herr Kollege Pronold, die Kollegin Höll würde gerne

eine Zwischenfrage stellen.


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1621922300

Gerne.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621922400

Herr Kollege Pronold, ich habe Ihre Rede aufmerk-

sam verfolgt. Ich habe gehört, wie vehement Sie die so-
ziale Funktion der Erbschaftsteuer dargestellt haben und
wie vehement Sie die Reform verteidigt haben. Mir ist
von der zweiten und dritten Lesung des Entwurfs eines
Erbschaftsteuerreformgesetzes in Erinnerung, dass Sie
gesagt haben: Wir haben nicht alles erreicht. Eigentlich
ist es nicht wirklich gut. Jetzt haben wir aber eine
Grundlage für eine erneute Vermögensbesteuerung. –
Das vermisse ich nun ein bisschen. Vielleicht könnten
Sie einen Ausblick geben und darstellen, wie es weiter-
gehen soll, wenn das alles nicht ganz so gut war.


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1621922500

Sie haben – das fällt mir immer wieder auf – eine

ganz merkwürdige Wahrnehmung.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Aber die Frage war nicht schlecht! – Otto Fricke [FDP]: Die Frage war gut!)


Aber ich werde mich bemühen, die Frage trotzdem zu
beantworten.

Wir hatten die Debatte – Sie erinnern sich vielleicht
noch daran –, weil ein großer Teil der politischen Kräfte
in diesem Land offen oder verdeckt das Schicksal der
Vermögensteuer auch der Erbschaftsteuer angedeihen
lassen wollte; die 4 Milliarden Euro sollten nicht er-
hoben werden. Über der Steuer schwebte das Damokles-
schwert der Verfassungswidrigkeit, weil das Be-
wertungsrecht nicht in Ordnung war. Das
Bundesverfassungsgericht hatte erklärt: Die Erbschaft-
steuer muss insoweit neu geregelt werden; sonst darf sie
nicht mehr erhoben werden. – Sie hätte dann dasselbe
Schicksal wie die Vermögensteuer erlitten.

Ich habe hier dargelegt, dass es uns gelungen ist, das
Bewertungsrecht in eine verfassungsgemäße Form zu
bringen. Dieses Bewertungsrecht ist nicht nur für die
Erbschaftsteuer, sondern auch für den Fall einer mögli-
chen Wiedereinführung der Vermögensteuer von Bedeu-
tung.

Wenn Sie alles so aufmerksam lesen würden, wie wir
die Anträge der Linken lesen, wäre Ihnen im SPD-Pro-
grammentwurf aufgefallen, dass wir höhere Vermögen
stärker heranziehen wollen.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Florian, wollt ihr die Vermögensteuer einführen?)


Ich hoffe, dass Sie das befriedigt. – Gut.

Noch einmal zu der Lohnsummenklausel. Wir haben
sie so ausgestaltet, dass die verfassungsrechtlichen Vor-

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(C (D aben für eine Begünstigung erfüllt sind und wir trotzem konjunkturgerecht damit umgehen können. Von entscheidender Bedeutung ist, dass man eine rundfrage klärt – jenseits dieses Geplänkels darüber, as da richtig oder falsch ist –, nämlich: Wollen wir als esellschaft Geld dafür in die Hand nehmen, dass Men chen gut ausgebildet werden? Wollen wir in dieser Geellschaft Ungleichheiten beseitigen? Wollen wir einen taat, der zum Beispiel das Kurzarbeitergeld länger zah en kann, weil er entsprechende Steuereinnahmen hat, (Otto Fricke [FDP]: Das geht aus der Verschuldung! Das ist Neuverschuldung!)


der wollen wir den Nachtwächterstaat, der allen alles
berlässt und getreu wohl dem Motto der FDP verfährt:
Wenn alle an sich denken, ist an jeden gedacht“?


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So einen Nachtwächterstaat wollen auch wir nicht!)


Wenn man so einen Nachtwächterstaat nicht will,
ann muss man dafür sorgen, dass der Staat handeln
ann. Er muss in der Lage sein, Lehrer einzustellen,
rankenhäuser zu errichten, Straßen zu bauen, und dafür
raucht er Geld.


(Beifall bei der SPD)


an muss ehrlich sagen, woher das Geld kommen soll,
er zahlen soll, wie die Verteilungswirkung ist.

Die Erbschaftsteuer ist und bleibt ein gerechter Bei-
rag, weil dadurch diejenigen, die etwas erben – ohne ei-
ene Leistung –,


(Otto Fricke [FDP]: Das ist die Leistung der Erblasser!)


inen kleinen Bruchteil dafür einsetzen, dass es anderen
esser geht und dass es mehr Gerechtigkeit, mehr Chan-
engleichheit und bessere Bildung gibt. Deswegen wer-
en wir die Erbschaftsteuer verteidigen und dafür sor-
en, dass sie auch in Zukunft so erhoben wird, dass die
nternehmensnachfolge nicht gefährdet wird, in den
ändern dennoch mehr Lehrerinnen und Lehrer einge-
tellt werden können.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621922600

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

artholomäus Kalb, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1621922700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin-

en und Kollegen! Herr Kollege Pronold, ich halte es für
ine etwas verengte und verkürzte Sichtweise, wenn Sie
ie Frage, ob der Staat Lehrer einstellen kann, von einer
inzigen Steuerart abhängig machen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Florian Pronold [SPD]: Mehr!)


Vielen Dank auch für den Applaus aus den Reihen der
DP.






(A) )



(B) )


Bartholomäus Kalb
Eigentlich hätten wir uns diese Debatte sparen kön-
nen,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


weil sich der Gesetzentwurf überlebt hat. In der Begrün-
dung steht, der Regierungsentwurf habe bisher keine
Mehrheit gefunden und stoße nicht einmal bei den Ko-
alitionsfraktionen auf Zustimmung. Das steht in der Be-
gründung des Gesetzentwurfs. Wir haben das Gesetz
aber am 26. November letzten Jahres beschlossen. Es hat
dann auch den Bundesrat passiert und ist am 1. Januar
dieses Jahres in Kraft getreten.


(Zuruf des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


– Ich gebe zu, Herr Kollege Thiele, dass Sie Rücksicht
genommen haben. Ich will auch zugeben, dass es nicht
einfach war, überhaupt in der Gesetzesberatung voranzu-
kommen: Die Maßgaben des Bundesverfassungsgerichts
und die Interessen der Länder mussten berücksichtigt
werden, das Aufkommen sollte in etwa neutral bleiben,
die Unternehmensnachfolge musste geregelt werden
– darüber ist bereits ausführlich diskutiert worden –, und
der Verantwortungsverbund der Generationen sollte
nicht gefährdet werden. Das war uns ganz wichtig.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621922800

Herr Kollege Kalb, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Thiele?


Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1621922900

Gerne.


Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1621923000

Nur ganz kurz, Herr Kollege Kalb: Diesen Antrag

hätten wir schon gerne im November abschließend bera-
ten. Das wurde uns formal von der Koalition verwehrt,
weil es in einzelnen Koalitionsfraktionen erhebliche
Schwierigkeiten gegeben hätte, sicherzustellen, dass
Mehrheiten der Fraktionen nicht unserem Antrag zuge-
stimmt hätten.


(Florian Pronold [SPD]: Welche?)


Das ist die Begründung dafür, dass es erst heute passiert.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Zuruf von der FDP: Hört, hört!)



Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1621923100

Herr Kollege Thiele, ich habe vorhin ja erwähnt, dass

Sie in gewisser Weise auf den Beratungsgang Rücksicht
genommen haben. Das will ich hier gerne erwähnen und
nicht unterschlagen.

Aber die Dinge haben sich weiterentwickelt; wir be-
finden uns jetzt in einer anderen Situation. Wir haben
aber, denke ich – das darf ich schon sagen, bei allen Un-
terschiedlichkeiten, die es in der Koalition gegeben
hat –, unter dem Strich gesehen insgesamt eine sehr ver-
tretbare, vernünftige Lösung gefunden. Wir haben aller-
dings auch immer deutlich gemacht, dass wir manche
Dinge lieber anders geregelt sehen würden und dass wir

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(C (D inen bestimmten Korrekturbedarf sehen. Vorhin ist geade lange über die Frage der Zuordnung zu den teuerklassen II und III gesprochen worden; Stichwort ahe oder entfernte Verwandte – lassen wir das jetzt einal dahingestellt sein. ir sehen beispielsweise ein Problem bei der Behandung von Geschwistern, Nichten und Neffen. Wir sehen uch Probleme bei der Regionalisierung, die dieser Geetzentwurf zum Hauptgegenstand hat. Lieber Herr Kollege Thiele, Sie haben in Ihrem Redeeitrag schon den Eindruck erweckt, als wollte die FDP ie Erbschaftsteuer in Wirklichkeit völlig abschaffen. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Nein! Das steht nicht in unserem Antrag!)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Die Kernfamilie!)


In Ihrem Redebeitrag. – Mir ist allerdings kein Antrag
der Beschluss der FDP bekannt, der dieses fordern
ürde. Sie haben das dann dankenswerterweise zum
chluss erwähnt.

Tatsächlich geht es um den Gesetzentwurf, mit dem
ie die Gesetzgebungskompetenz ausschließlich auf die
änder übertragen wollen. Wir als CSU-Landesgruppe
aben schon in der Gesetzesberatung deutlich gemacht,
ass wir gerne eine Regionalisierung der Freibeträge und
er Steuersätze realisieren würden,


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Das stimmt!)


eil die Verhältnisse in Mecklenburg-Vorpommern, in
ayern, in Baden-Württemberg und Hessen höchst un-

erschiedlich sind und ein einheitliches Gesetz zu rasen-
äherhaft wirken würde. Insofern sind wir gar nicht so
eit auseinander, und das, was Sie beantragen, ist im
runde genommen in gewisser Weise in unserem Sinne.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bayern hat im Bundesrat für die Regionalisierung der
reibeträge und der Steuersätze gekämpft und um Unter-
tützung gebeten. Allerdings hat seinerzeit kein Bundes-
and, in dem die FDP mitregiert, Bayern im Bundesrat in
ieser Forderung unterstützt. Auch das muss der Red-
ichkeit halber gesagt werden.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist das mit der FDP!)


Das zweite Thema, das hier in Rede steht, ist die He-
ausnahme aus dem Länderfinanzausgleich. Dazu hat
ollege Pronold ja einiges gesagt. Das ist natürlich nicht
anz einfach. Erstens müsste das Grundgesetz geändert
erden. Hier sind viele Dinge nicht berücksichtigt.
weitens ist es problematisch, die Wirkung auf die Län-
er zu berücksichtigen: Wie ist zu verfahren, wenn ein
rbfall eintritt? Es sind verschiedene Gesichtspunkte zu
erücksichtigen: der Wohnsitz des Erblassers, unter Um-
tänden der Wohnsitz des Erwerbers und natürlich auch
ie Gegenstände, die vererbt werden sollen. All das sind
inge, die nicht ausreichend geklärt worden sind.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir sollten
ier keine neidpolitischen Debatten führen, sondern da-






(A) )



(B) )


Bartholomäus Kalb
rüber nachdenken, was uns gut gelungen ist und was wir
noch verbessern müssen. Ich habe einige Punkte ge-
nannt, die wir uns vornehmen sollten; darüber brauchen
wir auch keine großen Auseinandersetzungen zu führen.

Vor wenigen Stunden haben wir eine Debatte über die
allgemeine Steuerpolitik geführt. Es hätte mich gereizt,
dazu etwas zu sagen, weil es mir nicht in den Kopf ge-
hen will, wie man hier solche Gegensätze konstruieren
kann. Wir sind uns alle einig, dass strukturelle Reformen
beim Einkommensteuertarif – im Übrigen auch bei der
Umsatzsteuer – notwendig sind. Wenn die Finanz- und
Wirtschaftskrise nicht wäre, hätten diese Reformen für
uns erste Priorität. Jetzt sind aber Umstände eingetreten,
die neue Schwerpunktsetzungen erfordern. Die erste
Schwerpunktsetzung ist, die Krise einzudämmen und
den konjunkturellen Abschwung so gering wie möglich
zu halten. Darum bemühen wir uns seit vergangenen
Herbst in vielen Beratungsrunden und durch verschie-
dene Maßnahmen, durch Konjunkturprogramme, das
Finanzmarktstabilisierungsgesetz usw. Das Zweite wird
sein, die öffentlichen Finanzen zu konsolidieren. Drit-
tens müssen wir alles dafür tun, der Inflation vorzubeu-
gen. Viertens müssen wir finanzielle Spielräume erarbei-
ten, um die notwendigen strukturellen Reformen
durchführen zu können, auch im Interesse der Wettbe-
werbsfähigkeit dieses Landes.

Wir sollten vermeiden – Kollegin Scheel hat dankens-
werterweise darauf hingewiesen –, die steuerpolitischen
Themen zum Anlass für Neiddebatten zu nehmen, um
dadurch etwas in die eigene Scheuer fahren zu können.
Die Bundesrepublik Deutschland muss sich einer neuen
Herausforderung im Wettbewerb mit anderen Ländern
stellen. Das gilt mit Blick auf die Belastungen der Unter-
nehmen – in der Debatte sind dazu einige Punkte ge-
nannt worden –, in Bezug auf die Belastung durch die
Erbschaftsteuer, durch die Einkommensteuer und sons-
tige Steuern. Wir müssen deutlich machen, dass wir
größten Wert darauf legen, dass alle, die leistungswillig,
leistungsfähig und leistungsbereit sind, möglichst in un-
serem Land diese Leistung erbringen,


(Beifall des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


damit wir das erwirtschaften können, was notwendig ist,
um in den nächsten Jahren Geld für die Finanzierung des
Wohlstandes zur Verfügung zu haben. Dabei sollten wir
– das wird auch die Wettbewerbsfähigkeit erfordern –
Menschen, die etwas haben, die es zu etwas gebracht ha-
ben, die ihr Vermögen hier im Land gelassen haben,
nicht ohne Not aus dem Land treiben. Wir sollten hoch-
qualifizierte Menschen – da schließe ich unsere Fach-
arbeiter durchaus mit ein – nicht dazu veranlassen, da-
rüber nachzudenken, ob sie vielleicht lieber im Ausland
einer Arbeit nachgehen als in unserem Land.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir brauchen die Menschen dringend in unserem Lande,
um auch in der Zukunft, gerade mit Blick auf den demo-
grafischen Wandel, ausreichend erwirtschaften zu kön-
nen, um Wohlstand für alle gewährleisten zu können.

Herzlichen Dank.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621923200

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Frak-
on der FDP eingebrachten Entwurf eines Erbschaftsteu-
rreformgesetzes. Der Finanzausschuss empfiehlt unter
uchstabe a seiner Beschlussempfehlung auf Druck-

ache 16/12072 die Ablehnung des Gesetzentwurfs der
raktion der FDP auf Drucksache 16/10309. Ich bitte
iejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen,
m das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
ungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Bera-
ung bei Gegenstimmen der FDP abgelehnt. Damit ent-
ällt nach unserer Geschäftsordnung die weitere
eratung.

Wir setzen die Abstimmung über die Beschlussemp-
ehlung des Finanzausschusses auf Drucksache 16/12072
ort. Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss, den
ntrag der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/7765
it dem Titel „Keine Steuererhöhung bei der Erbschaft-

teuer – Gesetzentwurf zur Reform des Erbschaftsteuer-
nd Bewertungsrechts zurückziehen“ für erledigt zu er-
lären. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschluss-

mpfehlung ist mit den Stimmen des ganzen Hauses an-
enommen.

Unter Buchstabe c seiner Beschlussempfehlung emp-
iehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der
raktion Die Linke auf Drucksache 16/3348 mit dem Ti-

el „Den Reichtum umverteilen – für eine sozial gerechte
eform der Erbschaftsbesteuerung“. Wer stimmt für
iese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
timmen der Fraktionen der SPD, des Bündnisses 90/
ie Grünen, der CDU/CSU und der FDP bei Gegenstim-
en der Fraktion Die Linke angenommen.

Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Buch-
tabe d seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des
ntrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Druck-

ache 16/8185 mit dem Titel „Eckpunkte für eine ge-
echte Reform der Erbschaft- und Schenkungsteuer“.

er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
timmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
ehlung ist mit den Stimmen der Fraktionen der SPD, der
DU/CSU, der FDP bei Gegenstimmen der Fraktion
ündnis 90/Die Grünen und Enthaltung der Fraktion Die
inke angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 5 a und 5 b sowie
usatzpunkt 2 auf:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Rege-
lung von Abscheidung, Transport und dauer-
hafter Speicherung von Kohlendioxid

– Drucksache 16/12782 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Rechtsausschuss






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

b) Beratung des Berichts des Ausschusses für Bil-
dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

(18. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsord-

nung

Technikfolgenabschätzung (TA)

CO2-Abscheidung und -Lagerung bei Kraft-
werken
Sachstandsbericht zum Monitoring „Nachhal-
tige Energieversorgung“

– Drucksache 16/9896 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Auswärtiger Ausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

ZP 2 Beratung des Antrags der Abgeordneten Horst
Meierhofer, Gudrun Kopp, Michael Kauch, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Rechtliche Grundlagen für die Einführung
von CCS-Technologien unverzüglich schaffen

– Drucksache 16/11751 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Bun-
desumweltminister Sigmar Gabriel.


(Beifall bei der SPD)


Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit:

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der
Bundestag berät heute in erster Lesung über den Entwurf
eines – so heißt es – CCS-Gesetzes, also über den Ent-
wurf eines Gesetzes zu Carbon Capture and Storage, zur
Abscheidung und Abspeicherung von CO2 insbesondere
aus Kohlekraftwerken. Wesentliche Zielrichtung des Ge-
setzentwurfes ist die Bekämpfung des Klimawandels. Es
soll aber auch einen Beitrag zur Energieversorgungssi-
cherheit und zur Wahrung der Technologieführerschaft
Deutschlands im Kraftwerksbereich leisten.

Weil wir wissen, dass in der öffentlichen Debatte zu-
mindest unter Fachleuten umstritten ist – diese Fragen
werden sicher auch hier gleich gestellt –, ob wir diese
Abscheidetechnik wirklich brauchen, ob sie funktioniert
und ob sie nicht eine Verlängerung des fossilen Zeitalters
ist, das wir hinter uns lassen wollen, würde ich gerne zu
Beginn der Einbringung dieses Gesetzentwurfes aus ei-
nem Beitrag zitieren, der heute in der taz erschienen ist.

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(C (D s handelt sich um ein Interview mit Ottmar Edenhofer. ür die nicht an der Klimaschutzdebatte Beteiligten: ann immer jemand aus den Umweltverbänden, den rünen, der Sozialdemokratie, der CDU/CSU, der FDP der der Linken, der ein engagierter Befürworter der limaschutzpolitik ist, einen Experten zitieren will, wird r die Gelegenheit nutzen, Ottmar Edenhofer zu zitieren. enn er ist ein deutsches Mitglied in dem Wissen chaftsgremium, das im Zusammenhang mit dem Klimaandel die größte Bewegung verursacht hat, nämlich as IPCC. Er ist Ökonom und kommt aus dem Potsdamnstitut für Klimafolgenforschung, also aus dem Institut, as am weitreichendsten in unserem Land über den Kliawandel forscht, über ihn berät und sich öffentlich azu äußert. Ottmar Edenhofer – offensichtlich unverächtig, ein interessengeleiteter Lobbyist zu sein – sagt n seinem Interview – ich zitiere –: Wir brauchen … die CCS-Technologie, also die Abscheidung von Kohlendioxid aus Kohlekraftwerken, seine Lagerung und unterirdische Speicherung. Wir fordern auch also die Vertreter des PIK, diejenigen, die die Auffasung von Ottmar Edenhofer teilen –, dass der Staat in Versuchskraftwerke mit dieser Technik investiert. ann weiter: Wenn wir jetzt den schnellen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern fordern, dann werden wir Russland, China und Indien, aber auch die USA für ein internationales Abkommen verlieren. Meine Damen und Herren, die beiden Zitate zeigen, ass es absolut unumstritten ist, dass wir die CCS-Techik brauchen, dass wir sie entwickeln müssen und dass ir im Dezember 2009 in Kopenhagen kein international rfolgreiches Klimaschutzabkommen werden verabreen können, wenn wir ignorieren, dass der Umstieg von ossilen Energieträgern zu einer Welt der ausschließlich it erneuerbaren Energien funktionierenden Gesell chaften Zeit braucht und wir deshalb die Kohle in Zuunft modernisiert werden nutzen müssen. Ich sage das deshalb, damit die Grundlage der Deatte klar ist. Wir führen keine ausschließlich deutsche iskussion. Wir wollen diese Technologie zum eigenen utzen entwickeln, aber auch deshalb, damit sie in den ändern eingesetzt werden kann, die das von sich alleine us nicht tun werden, nämlich zum Beispiel China, Inien und andere. In den Klimaschutzverhandlungen wird das also eine roße Rolle spielen. Ich würde gerne etwas zu den wichigsten Argumenten sagen, die in der deutschen Debatte egen CCS vorgetragen werden. Das erste Argument ist – auch der Sachverständigenat für Umweltfragen äußerte sich heute leider in dieser insicht –, durch CCS würden andere wichtige Projekte m Bereich der erneuerbaren Energien, wie Geothermie der Druckluftspeicher, behindert. Bundesminister Sigmar Gabriel Druckluftspeicher liegen aber in einer völlig anderen geologischen Höhe. Deswegen können sie davon nicht betroffen werden. Hinsichtlich der Geothermie muss man wissen, dass in Deutschland derzeit rund 180 Anträge für Geothermie vorliegen. Wenn ich mich jetzt richtig erinnere, wurden etwa zehn davon in Norddeutschland gestellt. Für den Rest gilt das nicht. Die salinen Aquifere und ehemaligen Gaslagerstätten, die wir für CCS brauchen, liegen aber fast alle in Norddeutschland. Das zeigt, dass schon das Verhältnis nicht stimmt. Es geht aber noch weiter: Entgegen dem, was manchmal behauptet wird, gibt es in diesem Gesetzentwurf keinen Vorrang für CCS-Speicher. Vielmehr haben erstens Geothermieprojekte, die vorher beantragt wurden, natürlich Vorrang in der Prüfung, und zweitens ist es die Aufgabe der Länder, in ihren Landesraumordnungsprogrammen und ihren regionalen Raumordnungsprogrammen Vorranggebiete zur Nutzung festzulegen. In den Verfahren gibt es keine Bevorzugung der CCS-Technik. Das zweite Argument lautet, wir würden die Industrie, die dort etwas ablagern will, zum Beispiel die Energiekonzerne, nur 30 Jahre lang sozusagen mit der Haftung betreuen. Das ist schlicht falsch. Die Unternehmen haften erstens selbstverständlich in der gesamten Betriebsphase – das sind 40 bis 50 Jahre – und zweitens 30 Jahre lang nach Abschluss des Speichers, das heißt insgesamt rund 80 Jahre. Ich persönlich sage Ihnen: Es ist völlig egal, ob wir 10 Jahre, 20 Jahre, 100 Jahre oder 150 Jahre dort hineinschreiben. Die entscheidende Frage ist doch: Wer sagt uns eigentlich, dass die Unternehmen nach 10 Jahren, 50 Jahren oder 100 Jahren noch existieren? Das hilft uns doch gar nicht. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Zuruf der Abg. Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


– Ja, Frau Kollegin Höhn, ein Blick ins Gesetz erhöht
die Rechtskenntnis – auch bei Ihnen.

Deswegen wird das in dem Gesetzentwurf völlig an-
ders geregelt. Von der ersten Tonne CO2 an, die dort ab-
gelagert werden soll, müssen die Unternehmen eine Ab-
gabe zahlen, durch die die Nachsorge, die Finanzierung
der Sicherheit, die Überprüfung der Sicherheit und im
Zweifel auch das Reparieren von Leckagen auch in der
Nachbetriebsphase und nach dem Aus-der-Haftung-Ge-
hen der Unternehmen – 30 Jahre nach Abschluss des
Speichers – zu finanzieren ist.

Entscheidend ist, dass diese Mittel für die Nachsorge
eben nicht irgendwann gezahlt werden und auch nicht
bei den Unternehmen bleiben, sondern in einen von den
Ländern, in denen sich die Speicher befinden, verwalte-
ten Fonds zu fließen haben oder dass eine Versicherung
das zu übernehmen hat – das sind die beiden Alternati-
ven – und dass das Geld von der ersten Tonne CO2 an
reichen muss, um auch nach 80 Jahren, wenn der Haf-
tungsübergang erfolgt, die Absicherung durch die Finan-
zierung der Unternehmen sicherzustellen. Das ist viel
besser, als vorher so zu tun, als könne man die Lebens-

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(C (D auer eines Unternehmens prognostizieren. Dass sie geegentlich nicht 100 Jahre überleben, wissen wir. Zum nächsten Argument. Es wird ein Vergleich mit em Risiko des Atommülls angestellt. Ich will dazu nur agen: Wer das tut und den Begriff Endlagerung einührt, der minimiert und verniedlicht die Probleme mit em Atommüll. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich bin nicht dafür, dass man CCS-Blankoschecks
usstellt. Das tun wir hier auch nicht. Ich bin aber schon
afür, dass wir sachgerecht damit umgehen und nicht
ersuchen, eine Hysterie auszulösen, weil es gerade so
chön in die innenpolitische Debatte passt.

Wir leben in Berlin auf einem riesengroßen Erdgas-
peicher. In Nordrhein-Westfalen und überall im Land
ibt es Kohlenmonoxid- und Polypropylenleitungen. All
as ist für uns selbstverständlich. CO2-Pipelines und
Speicher sind ein Problem für die Atmosphäre, wenn
ie leck sind. Sie sind aber keine dramatische Gefahr, die
it Erdgasspeichern, Atommüll und Kohlenmonoxidlei-

ungen vergleichbar ist. Lassen Sie also bitte die Kirche
m Dorf und den CO2-Speicher unter der Erde.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, die CCS-Technik ist kein
önigsweg in Sachen Klimaschutz. Ob sich die CCS-
echnik durchsetzt, wird am Ende davon abhängen, wie

euer sie ist und wie teuer die Tonne CO2 im Emissions-
andel an der Börse ist. Ist sie einen Euro teurer als das
O2 an der Börse, werden die Unternehmen nicht in die
CS-Technik investieren; ist sie einen Euro preiswerter,
erden sie es machen. Genau das wollen wir; denn die

igentliche Sicherheit für den Klimaschutz ist nicht
CS, sondern die Budgetierung der Emissionen im Rah-
en des europäischen Emissionshandels und die Absen-

ung der Emissionen. Diejenigen, die das permanent
erschweigen, machen sich zum Helfershelfer derjeni-
en, die den Emissionshandel zerstören wollen, und das
ind in der Regel keine Umwelt- und Klimaschützer.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


uch das gehört dazu:

Wir haben vorgesehen, dass der aktuelle Stand hin-
ichtlich Wissenschaft und Technik berücksichtigt wird.
nders als bei anderen Genehmigungen unterscheiden
ir weder zwischen Demonstrationsvorhaben und kom-
erziellem Betrieb noch gilt das, was in Deutschland

nsonsten gang und gäbe ist: Wenn Sie die Genehmi-
ung für eine Anlage erhalten, dann gilt diese Genehmi-
ung normalerweise bis zum Ende des Betriebs. Das ist
ier anders: Sie haben dynamische Betreiberpflichten.
tellen Sie sich vor – ich hoffe, dass das nicht passiert –,
ir würden eine Speicherung genehmigen, und anschlie-
end würde sich herausstellen, dass das unsicher ist. Das
ürde bedeuten, dass die Technik, die für die Speiche-

ung gebraucht wird, nicht ausreichend ist. Es ist auch
öglich, dass sich der Stand von Wissenschaft und






(A) )



(B) )


Bundesminister Sigmar Gabriel
Technik in der Zwischenzeit weiterentwickelt hat. Der
Betreiber einer solchen Anlage hat die Pflicht, die An-
lage entsprechend anzupassen, und zwar obwohl er eine
rechtskräftige Genehmigung hat. Ich finde, das ist ein
vernünftiges Vorgehen.

Ich glaube, dass wir hiermit einen guten Rahmen ge-
schaffen haben, der Energieversorgungssicherheit und
Klimaschutz zusammenbringt und uns auch international
voranbringt. Außerdem gilt, was Ottmar Edenhofer sagte
– damit hat er eine Gefahr ausgeschlossen –:

Es gibt jetzt keine Notwendigkeit, den Ausstieg
rückgängig zu machen. Wir wären gut beraten,
wenn wir uns europaweit um CCS-Kraftwerke be-
mühten und europaweit ein effizientes Stromnetz
aufbauten.

Wer gegen CCS ist, macht sich, gewollt oder ungewollt,
zum Helfershelfer der Atomenergie. Ich empfehle gele-
gentlich ein Gespräch mit demjenigen, den man öffent-
lich so gerne lobt, mit Ottmar Edenhofer.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621923300

Nächster Redner ist der Kollege Horst Meierhofer,

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Horst Meierhofer (FDP):
Rede ID: ID1621923400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ohne Kohleverstromung wird es auf absehbare Zeit
nicht gehen. Das gilt für Deutschland genauso wie für
die ganze Welt. Aber auch ohne ambitionierten Klima-
schutz wird es in Deutschland, in Europa und weltweit
nicht gehen. Genau aus diesem Grund ist es wichtig und
richtig, dass wir uns heute mit dem Gesetzentwurf zur
CCS-Technologie beschäftigen, dass wir uns mit klima-
verträglicher Nutzung der Kohle mittels CCS auseinan-
dersetzen. Das ist von immenser Bedeutung.


(Beifall bei der FDP)


Wir müssen CO2 abscheiden, weil es – darin sind wir
uns alle einig – klimaschädlich ist und zum Klimawan-
del beiträgt. Weil wir keine Alternative haben, ist es
wichtig, die CCS-Technologie zu fördern und nicht zu
verhindern. Kohle ist weltweit in riesigen Mengen vor-
handen. Auch dürfte jedem bewusst sein, dass Kohle ein
relativ günstiger Energieträger ist. Aus diesem Grund
wird sie verbraucht werden, auch wenn die Grünen sich
etwas anderes wünschen. Auch die Linken wünschen
sich etwas anderes, zumindest diejenigen, die im Um-
weltausschuss sitzen. Diejenigen von den Linken, deren
Wahlkreis sich in Kohleabbaugebieten befindet, sind be-
geisterte Fans der Kohlekraft.


(Beifall bei der FDP)


Es geht darum, dass wir die Kohle so verwenden, dass
das Klima geschützt wird, und zwar nicht nur in
Deutschland, sondern auch in China, in Indien und allen

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(C (D nderen Ländern; der Minister hat darauf bereits hingeiesen. Mittlerweile gibt es kein ernstzunehmendes Zuunftsszenario mehr, das die Energieversorgung ohne iese Technologie als machbar ansieht, zumindest nicht, enn man die Klimaschutzziele erreichen will. Auch das ollte jedem hier bekannt sein. Wir leben nicht in einem olkenkuckucksheim, wo wir nur miteinander diskutie en müssen, sondern wir müssen auch darüber nachdenen, was weltweit passiert. Mit erneuerbaren Energien erden wir es in absehbarer Zeit leider nicht schaffen, en Energiebedarf zu decken. Wir werden die Kohleraft weiterhin brauchen. Klar ist, dass im Zusammenhang mit der CCS-Techik noch einige Fragen zu klären sind: Wenn wir das O2 zum Beispiel unterirdisch abspeichern und in Saline quifere, sprich: in verschiedene Gesteinsformationen ineinpressen, besteht die Gefahr – Herr Gabriel hat daauf hingewiesen –, dass Wasser und Salz aus diesen esteinen austreten. Ich bitte darum, genau darauf zu chten, dass Formulierungen gefunden werden, die dafür orgen, dass zumindest das Grundwasser absolut sicher st; denn es darf natürlich nicht dazu kommen, dass eine onkurrenzsituation entsteht und wir das Grundwasser nd damit unser Trinkwasser gefährden. Das ist ein ganz ntscheidender und wichtiger Punkt. Wir Liberale glauben, dass wir diese Technologie icht aus ideologischen Gründen abstempeln dürfen. Es arf nicht darum gehen, dass wir dadurch die Nutzung er Kohlekraft und damit das fossile Zeitalter verlänern. Es ist anders: Die fossile Kohlekraft machen wir urch die CCS-Technologie energiefreundlicher, umeltfreundlicher und brauchbar, und zwar nicht nur für ns, sondern für die ganze Welt. Diejenigen, die in eutschland Kohlekraftwerke betreiben, benötigen na ürlich Rechtssicherheit. Diese kann es nur geben, wenn an vernünftigerweise ein Gesetz verabschiedet. Ein rster Vorschlag dazu kam aus Brüssel. Die Bundesreierung hat relativ schnell gehandelt. Anfänglich gab es ein längeres Hin und Her um die rage, ob nun das Umweltministerium oder das Wirtchaftsministerium zuständig ist. Das hat sich erst gesern entschieden. Jetzt liegt aber ein Entwurf vor, über en man sagen kann, dass er an der einen oder anderen telle ganz vernünftig ist. Vor allem ist dieser Entwurf ernünftiger als die früheren. Einiges von dem, was das mweltministerium zwischenzeitlich vorgelegt hatte, lich eher einem CCS-Verhinderungsgesetz. Das haben ir Gott sei Dank überwunden. Ich glaube wirklich, dass an mit diesem Entwurf einigermaßen arbeiten kann. Es gibt allerdings einige Probleme, beispielsweise im inblick auf die 1:1-Umsetzung der Vorgaben aus Brüs el. Es sei dahingestellt, ob es vernünftig ist, die Haftung n Deutschland auf mindestens 30 Jahre auszudehnen, enn Brüssel verlangt, sie auf 20 Jahre zu beschränken, umal man davon ausgehen muss, dass andere Länder icht so vorgehen werden. Ein weiteres Problem betrifft unter anderem die Frage er Deckungsvorsorge. Hier sind Verordnungsermächti Horst Meierhofer gungen vorgesehen. Das heißt, wir, das Parlament, hätten keine Möglichkeit mehr, mitzubestimmen. Ich denke, das Thema ist zu sensibel, als dass man ohne politische Beteiligung darüber entscheiden sollte. Hier hoffen wir auf deutliche Nachbesserungen, auch weil sonst keine Transparenz und damit keine Akzeptanz in der Bevölkerung erreicht werden kann. Die Vorschläge in unserem Antrag zur Anwendbarkeit des Planungsbeschleunigungsgesetzes wurden Gott sei Dank in den Gesetzentwurf aufgenommen. Darüber sind wir glücklich. (Lutz Heilmann [DIE LINKE]: FDP, die Bürgerpartei! Effektive Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern!)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


Es ist wichtig, dass eine Planungsbeschleunigung mög-
lich ist, damit die Planungen vernünftig vorangehen kön-
nen.

Ein weiteres Stichwort, das ich nennen will: Nut-
zungskonkurrenzen. Es ist, glaube ich, nicht ganz so ein-
fach, wie es Herr Gabriel dargestellt hat. Es gibt diese
Nutzungskonkurrenzen. Gerade unter denjenigen, die im
Bereich der Geothermie tätig sind, gibt es Befürchtun-
gen, dass es zu langen Verhinderungen kommen kann,
weil vielleicht der eine oder andere sagt: Irgendwann
wollen wir diese Flächen für CCS nutzen; deswegen
dürft ihr sie nicht für Geothermie nutzen. Ich meine, der
Entwurf ist an dieser Stelle ein bisschen schwammig for-
muliert. Vielleicht sollte man konkrete Zeitpunkte setzen
und sagen, dass innerhalb von so und so vielen Jahren
tatsächlich etwas passieren muss. Solche Jahreszahlen
stehen nicht im Entwurf. Das halte ich für ein relativ
großes Problem.


(Beifall bei der FDP)


Ich hoffe, dass wir zu einem vernünftigen Ergebnis
kommen. Es ist nämlich nötig, dass wir auf der einen
Seite auf die erneuerbaren Energien setzen und auf der
anderen Seite die Nutzung der Kohle umweltfreundli-
cher gestalten. Nur wenn wir beides in Einklang bringen,
ist es möglich, eine Mehrheit in der Bevölkerung dafür
zu gewinnen.

Hier möchte ich die Pipelines nennen, die unter Um-
ständen quer durch Deutschland laufen werden. Ich
könnte mir vorstellen, dass unter Umständen der eine
oder andere nicht besonders glücklich darüber sein wird.
Es stellt sich die Frage, warum man bisher nicht auf eine
zentrale Genehmigungsbehörde setzt, die alle Überprü-
fungen durchführt. Wenn erst jedes einzelne Bundesland
einbezogen werden muss, könnte es schwierig und lang-
wierig werden. Das halte ich für ein Problem.


(Beifall bei der FDP – Lutz Heilmann [DIE LINKE]: Das ist der Föderalismus!)


Ich freue mich auf die Diskussion im Ausschuss. Ich
bitte darum, CCS als das zu erkennen, was es ist: eine
große Chance für die Zukunft, wenn auch mit Risiken
verbunden. Dafür müssen wir den Weg bereiten.

Danke.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Ich gebe das Wort dem Parlamentarischen Staatsse retär Hartmut Schauerte. H Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Dies ist ein wichtiger Tag für die Energiewirt chaft in Deutschland, die sich in einem schwierigen Geände befindet. Wir wollen uns trauen, eine neue, wichige Technologie in der Energiewirtschaft einzuführen. amit wollen wir erreichen, dass Kohle weiterhin, mit elund langfristig, eingesetzt wird, nicht weil wir zur ohlelobby gehören, sondern weil alle Daten zur Eneriewirtschaft, national wie international, eindeutig besaen: In den nächsten 20 bis 30 Jahren kann die Energieirtschaft weltweit nicht ohne Kohle betrieben werden. Die Kohle hat nun einmal den enormen Nachteil, dass as CO2-Problem nur sehr unbefriedigend gelöst werden ann. CCS ist ein Weg, die CO2-Problematik beim Koheeinsatz, insbesondere beim Braunkohleeinsatz, soweit u reduzieren, dass die Umweltverträglichkeit der Kohle ewährleistet ist und sie weiterhin eine wichtige Rolle in er Energiepolitik der Welt spielen kann. Wer einen solchen Schritt gleich mit mehr Fragen als ntworten versieht, handelt im Prinzip hasenfüßig und, iebe Frau Höhn, energiepopulistisch. Ich hoffe, dass wir iesen Populismus nachher in Ihrer Rede nicht erleben; ch befürchte es allerdings sehr. (Otto Fricke [FDP]: Wir wissen es! – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unglaublich! Sie sind populistisch!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621923500
Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1621923600

(Beifall bei der CDU/CSU)


s würde mich sehr wundern, wenn Sie einen anderen
urs wählten. Trotzdem werbe ich in dieser Frage um ei-
en Kurs der Vernunft.

Der Gesetzentwurf, den wir jetzt vorlegen, ist eindeu-
ig ein lernendes System.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bringen Sie doch mal Argumente!)


ir schließen die Entwicklung nicht ab. Vielmehr gehen
ir sie vorsichtig, aber konsequent an. Wir haben keine
eit zu verlieren. Wir können nicht zum Staunen großer
eile der Welt aus der Atomenergie aussteigen wollen
nd nun gleichzeitig auch die Kohleenergie dauerhaft ins
bseits stellen. Das wäre mehr als leichtsinnig. Das
ann sich Deutschland als Energiestandort und als Tech-
ologieführer weltweit nicht erlauben. Wir sind als Wirt-
chaftsministerium – deswegen haben wir sehr intensiv
n dieser Entwicklung gearbeitet – sehr daran interes-
iert, dass Deutschland bei der Entwicklung dieser hoch-
nteressanten Technologie weltweit führend mitspielen
ann.


(Beifall der Abg. Marie-Luise Dött [CDU/ CSU])


as ist ein wichtiger Schub für die Modernisierung un-
erer Ingenieurkunst.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Hartmut Schauerte

(Beifall bei der CDU/CSU)


Frau Höhn, wir werden die Energieprobleme der Welt
nicht mit Beamten, Geboten und Vorschriften lösen, son-
dern mit Ingenieuren und neuen technologischen Ansät-
zen.


(Lutz Heilmann [DIE LINKE]: Mit Energieeinsparung können wir sie lösen! Mit Energieeffizienz zum Beispiel!)


Dies ist ein mutiger Ansatz, um diese Technologie vor-
wärtszubringen und damit gegen die schädlichen Aus-
wirkungen des weltweit wachsenden Kohleeinsatzes
vorzugehen. Weltweit wird nach wie vor mit einem Zu-
wachs des Einsatzes von Kohle in Höhe von 2 Prozent
über viele Jahre gerechnet; Deutschland gewinnt 42 Pro-
zent seines Stroms, seiner Energie, aus Kohle. Das ist
also ein ganz wichtiger Block. Das alles auszusortieren,
auslaufen zu lassen, zu verteufeln, keine Auswege anzu-
bieten, sondern engstirnig allein auf alternative Energien
zu setzen, ist mehr als leichtsinnig und leichtfertig. Es
kann deswegen nicht verantwortbarer Teil deutscher
Energiepolitik sein.

Wir müssen in diesem Zusammenhang mit den Län-
dern zusammenarbeiten. Es handelt sich hier um Berg-
recht. Deswegen ist der Versuch, sie aus dieser Verant-
wortung oder Mitwirkung herauszunehmen, unnütz; er
kostet nur Zeit. Der Gesetzentwurf sieht ihre Mitwir-
kung von vornherein vor; wir brauchen die Länder da-
bei. Es soll nicht im Gegeneinander organisiert werden,
sondern im Miteinander.

Zur Konkurrenz mit anderen Lagerstätten hat der
Umweltminister schon einiges gesagt. Hinsichtlich der
Vorsicht, der Vorkehr, der Risikoverringerung, der Über-
wachung und der Frage, wer gegebenenfalls Altlasten
trägt, ist der Gesetzentwurf ausgesprochen intelligent
und ordentlich aufgestellt. Ich meine, für den Standort
Deutschland, für die Sicherheit und Bezahlbarkeit seiner
Energie und die Innovationskraft Deutschlands ist dies
ein guter Tag; es hilft bei der Erreichung dieser Ziele.

Noch eine Bemerkung zu der Frage, was sich am
Ende durchsetzt. Wir setzen auf die Kräfte des Marktes.
Die Prinzipien von Sicherheit und Bezahlbarkeit müssen
neben der Umweltverträglichkeit, die immer im Fokus
ist, dafür sorgen, dass sich diese Technologie am Markt
durchsetzt. Wir werden es nicht anordnen. Am Ende
müssen die Investitionspläne ordentlich durchkalkuliert
sein. Wir wollen den Weg, eine Alternative eröffnen.
Wir wollen zeigen, dass das möglich ist, wenn es sich
rechnet und wenn die Risikoabschätzung in Ordnung ist.
Sie ist nach unserer Meinung verantwortbar und gestalt-
bar.

Wir wünschen sehr, dass es nun vorangeht. Dass der
Umweltausschuss die Federführung in diesem Feld inne-
hat, ist vielleicht für die Beruhigung bestimmter Nerven-
stränge in gewissen gesellschaftlichen Strukturen hilf-
reich.


(Zuruf von der SPD: Immer!)


Es kann ja sein, dass es ansonsten die Sorge gegeben
hätte, hier würde ausschließlich und ohne Rücksicht auf

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(C (D erluste unter wirtschaftlichen Aspekten gehandelt. Es st durchaus möglich, dass dies die Verträglichkeit eröht. Wir befinden uns nicht in einem künstlichen Wettewerb. Wir wollen, dass diese Technologie eine Chance ekommt, und zwar aus den Gründen, die vom Bunesumweltminister und vom Wirtschaftsminister überinstimmend genannt werden. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621923700

Nächste Rednerin ist die Kollegin Eva Bulling-

chröter, Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621923800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

as Technologieversprechen CCS, also die Abschei-
ung, Verflüssigung und unterirdische Verpressung von
ohlendioxid aus Kraftwerken, ist für die Linke ein un-

auterer Versuch der Energiewirtschaft, die Ära der Koh-
everstromung um weitere 50 Jahre zu verlängern. Ich
age Ihnen: Eine solche Strategie machen wir als Linke
icht mit.


(Beifall bei der LINKEN)


Es ist schon bezeichnend, dass beispielsweise das
op-Runner-Programm zur Energieeffizienz nach jahre-

anger Debatte bis heute weder auf EU-Ebene noch in
er Bundesrepublik eine Chance hatte.

Auch das deutsche Energieeffizienzgesetz wurde vor-
er beerdigt. Demgegenüber dauerte es nur ein Jahr bis
u einer CCS-Regelung auf europäischer Ebene. Zwi-
chen der Verabschiedung der EU-Richtlinie und der
eutigen ersten Lesung des deutschen CCS-Gesetzent-
urfs lag lediglich ein Vierteljahr, also nur drei Monate.
ieser Zwiespalt macht einfach misstrauisch. Geht es
ei CCS wirklich um Klimaschutz, oder geht es viel-
eicht eher darum, einen tatsächlichen Wandel in der
nergiewirtschaft zu verhindern, und zwar indem man
en Leuten weismacht, fossile Energien stellten in Kürze
berhaupt kein Problem mehr dar?

Milliarden von Tonnen des Klimakillers sollen dahin
erfrachtet werden, wo sie überhaupt nichts zu suchen
aben, nämlich unter die Erde. Dabei weiß bis heute nie-
and, ob wir uns mit dem verflüssigten CO2 nicht ein

eues und gigantisches Endlagerproblem unter die
chuhsohlen pressen.


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Quatsch!)


Der Sachverständigenrat für Umweltfragen hält die
kologischen Risiken ebenfalls für ungeklärt. Es sei of-
en, ob es überhaupt sinnvoll sei, in Deutschland CO2 un-
erirdisch zu lagern, erklärte er heute in einer Presse-
rklärung. Er sagte außerdem, dass sich Konkurrenzen
m die Nutzung der unterirdischen Räume abzeichneten,
twa bei Druckluftspeichern und Geothermie. Das würde
ie Etablierung erneuerbarer Energien dauerhaft blockie-






(A) )



(B) )


Eva Bulling-Schröter
ren. Zudem lehnt der Rat die indirekte Subventionierung
der Technologie ab.

Es ist wirklich ein Witz, dass die Betreiber für die
Nutzung der unterirdischen Räume keinen Cent zahlen
sollen und dass nach dem Willen der Bundesregierung
alle Risiken bereits 30 Jahre nach der Schließung der
Speicher auf die Allgemeinheit abgewälzt werden sol-
len. Unter dem Strich fordert der Sachverständigenrat,
den Gesetzentwurf in ein Forschungsgesetz umzuwan-
deln und nicht bei all den Unklarheiten übereilt Tatsa-
chen zu schaffen. Dem können wir uns als Minimalfor-
derung anschließen.

Ich möchte auch auf den TAB-Bericht, den Bericht
des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Bundes-
tag, aufmerksam machen. Dieser verweist ebenfalls auf
eine Reihe von Speicherrisiken. So kann das schützende
Deckgebirge durch das saure CO2-Wasser-Gemisch auf-
gelöst werden. In Texas ist das bei Experimenten bereits
passiert. Weiter können durch den Überdruck der CO2-
Injektion bestehende kleinere Risse im Deckgestein auf-
geweitet werden. Es besteht die Gefahr von Leckagen
durch bestehende alte Bohrungen oder unentdeckte Klüfte
im Deckgestein. Schließlich wird in der Tiefe Formations-
wasser vom eingepressten CO2 verdrängt. Wohin genau
es verdrängt wird, weiß niemand.

Angesichts dessen ist es ein Unding, dass der Gesetz-
entwurf den Haftungszeitraum auf 30 Jahre nach Schlie-
ßung beschränkt. Das sagen nicht nur wir, das sagen
auch die Umweltverbände. Die Bundesregierung will of-
fensichtlich eine Hochrisikotechnologie etablieren und
greift dabei in die gleiche Kiste, aus der einst das Atom-
gesetz bestückt wurde – auch wenn das hier bestritten
wurde.


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


– Natürlich. – Zudem sind im Gesetzentwurf viele wich-
tige Details ungeregelt, die erst später über Verordnun-
gen geklärt werden sollen. So bleibt vorerst unklar, wie
dicht die Speicher sein müssen oder wie der Kohlendi-
oxidstrom beschaffen sein soll. Das gilt auch für die De-
tails für die Genehmigungsverfahren für Kohlendioxid-
leitungen, die Anforderungen an die Speicher oder die
Überwachungskonzepte. Klarheit werden erst die Ver-
ordnungen bringen. Damit werden jedoch zentrale In-
halte am Gesetzgeber vorbei festgelegt. Das alles halten
wir für inakzeptabel.


(Beifall bei der LINKEN)


Auch aus ökonomischer Perspektive spricht nichts für
CCS. Der ganze Spuk wird extrem teuer, weil die müh-
sam hochgetriebenen Wirkungsgrade der Kraftwerke mit
CCS um ein Drittel sinken werden. Warum, so frage ich,
nutzen wir die Gelder nicht und bauen davon lieber ei-
nen internationalen Stromverbund für erneuerbare Ener-
gien? Warum forschen wir nicht mit den Milliarden, um
die Effizienz bei der Nutzung von Biomasse zu erhöhen
oder den öffentlichen Verkehr auszubauen? Das, liebe
Kolleginnen und Kollegen, wäre im Gegensatz zur CO2-
Verklappung zukunftsfähige Politik.

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(C (D Ich gebe das Wort der Kollegin Bärbel Höhn vom ündnis 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ass wir heute über das CCS-Gesetz und nicht über das ffizienzgesetz sprechen, sagt einiges über die falsche rioritätensetzung in der Klimaschutzpolitik der Bunesregierung aus. enn die Technik, die wir für mehr Effizienz brauchen wir alle kennen sie –, ist sicher, wirtschaftlich, schafft norm viele Jobs und ist sogar günstig. Eine eingesparte ilowattstunde ist schließlich besser als eine verbrauchte ilowattstunde. Trotzdem diskutieren wir heute über CS-Technologien und nicht über das Effizienzgesetz. All die Fragen, die wir im Zusammenhang mit der nergieeffizienz bereits beantwortet haben, sind bei den CS-Technologien noch nicht geklärt. Deshalb halte ich en Angriff auf den Sachverständigenrat für Umweltfraen, den Sie, Herr Minister Gabriel, gefahren haben, für alsch. Was hat der Sachverständigenrat für Umweltfraen heute ausgeführt? Er hat vor einer voreiligen Weihenstellung durch die Bundesregierung gewarnt. (Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: So ist es!)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621923900
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621924000

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ußerdem hat er darauf hingewiesen, dass die Eile des
esetzgebungsverfahrens angesichts der gesellschaftli-

hen Relevanz des Gesetzes nicht angemessen sei und
iele Fragen im Zusammenhang mit CCS bislang unge-
lärt seien. Was Sie vorhaben, ist also Folgendes: Sie
ollen ein Gesetz, in dem es um eine Großtechnologie
eht, durch das Parlament peitschen, obwohl viele Fra-
en noch ungeklärt sind. Das ist der Vorwurf, und dieser
orwurf ist berechtigt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Deshalb wollen wir diese Technologien doch einführen! Damit wir dann alles genau erproben können!)


Herr Schauerte, auch wenn ich es eigentlich nicht
ill, muss ich an dieser Stelle auf einen Ihrer Vorgänger

u sprechen kommen. Ich möchte Ihnen sagen, wie Herr
acke, in Ihren Augen doch sicher ein seriöser und soli-
er Mann, der einmal Staatssekretär im Wirtschaftsmi-
isterium war, die CCS-Technologie beurteilt. Er ist der
einung, dass sie zu teuer ist und von der Bevölkerung

icht akzeptiert wird. Deshalb lehnt Herr Tacke sie ab.
o viel zu Ihrem Vorgänger, Herr Schauerte. Diese Kri-

ik an CCS machen Sie einfach nieder.

Jetzt komme ich auf die Fragen, die noch nicht geklärt
ind, zu sprechen. Wie ist es um die Sicherheit von CCS
estellt? Erst einmal müssen wir uns fragen: Was bedeu-
et es überhaupt, wenn man vom Pilotkraftwerk in Hürth,
ordrhein-Westfalen, bis nach Schleswig-Holstein, also






(A) )



(B) )


Bärbel Höhn
über Hunderte von Kilometern, Leitungen verlegt? Ich
sage nur: Gute Fahrt!


(Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Sind das etwa die ersten Leitungen, die wir in Deutschland legen, Frau Höhn? Gibt es denn noch keine Gasleitungen? Wir leben doch nicht mehr im 19. Jahrhundert!)


Was bedeutet es eigentlich, wenn man für Gebiete mit
einer Größe von 50 mal 50 Kilometern, die man unter
Tage verfüllen will, Planfeststellungsverfahren durch-
führt? Auch hier sage ich nur: Gute Fahrt! Was die Si-
cherheit angeht, gibt es viele Fragen, die noch beantwor-
tet werden müssen.

In der Tat, Herr Gabriel, darf man CO2 nicht mit
Atommüll vergleichen; hier gebe ich Ihnen recht. Das
wäre absolut falsch. Man muss aber fragen: Was heißt
es, wenn man ein CO2-Gas für Hunderte, vielleicht sogar
für über Tausend Jahre in ein Lager unter der Erde ver-
bringt? Hier geht es nämlich um die Sicherheit der Be-
völkerung. Auch diese Frage stellen wir, und zwar zu
Recht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die zweite Frage, die Herr Tacke aufgeworfen hat,
betrifft die Wirtschaftlichkeit. CCS ist mit hohen Investi-
tionskosten verbunden. Außerdem geht CCS mit einem
höheren Rohstoffverbrauch einher; denn man braucht
30 bis 40 Prozent mehr Kohle. Die Effizienz der neuen
Kohlekraftwerke ist dann nämlich schon aufgezehrt.

Herr Gabriel, eines stimmt nicht: Sie behaupten im-
mer, am Ende werde das Ganze durch den Emissions-
handel gedeckelt und damit geregelt. Sie verschweigen
aber, dass Sie im Rahmen der Regelungen zum Emis-
sionshandel gerade erst die Möglichkeit geschaffen ha-
ben, neue Kohlekraftwerke mit 15 Prozent der Investi-
tionssumme zu bezuschussen. Die Industrie weiß also
selbst, dass dieses Vorhaben zu teuer ist. Jetzt will sie
Geld von Ihnen. Sie regeln das über den Emissionshan-
del. Herr Gabriel, es ist nicht fair, wenn Sie behaupten,
durch den Emissionshandel würde das Ganze geregelt.
Geregelt wird dadurch mit Ihrem Zutun lediglich eine
Subvention von 15 Prozent für diejenigen, die auf CCS
setzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zum dritten Punkt, der Verfügbarkeit. Wann ist die
CCS-Technik verfügbar? Alle sagen, auf dem Markt
wird es erst in 10, 15 Jahren verfügbar sein. Wir wissen
aber, dass der Anteil der erneuerbaren Energien in 10,
15 Jahren viel größer sein wird als heute. Sie sagen, dass
er 30 Prozent betragen wird, wir gehen von 40 Prozent
aus, und die Branche der erneuerbaren Energien selbst
prognostiziert einen Anteil von 47 Prozent.


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Ja! Das bedeutet aber, dass auch dann nach wie vor über 50 Prozent der Energie keine erneuerbaren Energien sind! Was wollen Sie damit beweisen?)


Das heißt, in Zukunft brauchen wir überhaupt keine
Kohlekraftwerke mit CCS mehr, weil wir dann einen

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(C (D roßen Anteil an erneuerbaren Energien haben. Sie seten also auf eine Technologie, die in Deutschland gar icht mehr zum Tragen kommen wird. (Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Frau Höhn, wir brauchen 100 Prozent Energieversorgung! Das, was Sie gerne hätten, reicht nicht!)


Herr Gabriel, ich finde es wirklich spannend, dass Sie
agen: Wir führen keine ausschließlich deutsche Diskus-
ion. – Damit räumen Sie doch ein, dass es CCS-Anla-
en in Deutschland in großem Stil nicht geben wird.
uch das muss man der Bevölkerung sagen, wenn man
ber die CCS-Technologie diskutiert.

Damit stellt sich die Frage: Warum wird CCS dann
ine so hohe Priorität eingeräumt? Momentan gibt es
iesensubventionen: 3 bis 9 Milliarden Euro stellt die
U für die Unternehmen bereit, und es gibt die
5 Prozent Zuschuss für die Kohlekraftwerke, die ich
ben genannt habe.

Das Ganze soll gehen an große Energiekonzerne, von
enen zum Beispiel Eon heute auf seiner Pressekonfe-
enz einen Jahresgewinn von 9,9 Milliarden Euro ange-
ündigt hat. Das ist eine Menge Geld. Deshalb brauchen
ir keine Subventionen für CCS, genauso wenig wie
err Bernotat Hartz IV benötigt.


(Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Das ist unter Ihrem Niveau, Frau Höhn!)


arum sollte Eon für CCS Zuschüsse bekommen? Das
äre absurd. Eon kann CCS selber bezahlen und muss
eine Zuschüsse vom Staat bekommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der letzte Punkt, den ich ansprechen will, ist der – –


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621924100

Nein, Frau Kollegin, Sie müssen Ihren letzten Punkt

eduzieren. Sie haben Ihre Redezeit überschritten.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621924200

Das mache ich, ich reduziere ihn.

Es kann nicht sein, dass heute Kohlekraftwerke ge-
aut werden mit dem Freifahrschein, irgendwann einmal
önnte es CCS geben. Nachrüsten mit CCS können wir
icht; das ist – das sagen die Experten – viel zu teuer.
eshalb sage ich: CCS darf nicht als Vorwand dienen,
m neue Kohlekraftwerke ohne CCS durchzusetzen!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621924300

Ich gebe das Wort dem Kollegen Marco Bülow, SPD-

raktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Marco Bülow (SPD):
Rede ID: ID1621924400

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

ie Beurteilung der CCS-Technologie reicht von Ver-
euflung bis Anpreisung als großen neuen Heilsbringer.






(A) )



(B) )


Marco Bülow
Wahrscheinlich liegt die Wahrheit wie immer irgendwo
dazwischen.

CCS bietet eine gute Chance, die Energiegewinnung
aus fossilen Energieträgern umweltfreundlicher, zumin-
dest aber nicht ganz so klimafeindlich, wie sie im Au-
genblick ist, zu machen.

Es gibt aber auch die Chance – darüber wird selten
geredet; übrigens sagt Herr Edenhofer im gleichen Inter-
view etwas dazu –, die CCS-Technologie nicht nur bei
Kohlekraftwerken, sondern auch bei Biomassekraftwer-
ken einzusetzen, um zusätzlich CO2 aus der Atmosphäre
zu holen. Auch das sollte noch einmal erwähnt werden.
Das ist natürlich eine Chance.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Die CCS-Technologie ist noch nicht ausgereift, sie
muss noch erprobt werden. Egal wie gut sie am Ende da-
stehen wird: CCS wird die Effizienz von Kraftwerken
deutlich mindern und damit den Preis für die Vermei-
dung einer Tonne CO2 nach oben treiben. Das müssen
wir im Hinterkopf behalten.

Es besteht zudem die Gefahr, dass allzu große Hoff-
nungen in die CCS-Technologie gesetzt werden, dass
Leute anfangen, sich zurückzulehnen und zu argumen-
tieren: Wenn wir CCS haben, brauchen wir die erneuer-
baren Energien eigentlich nicht weiter auszubauen oder
auf Energieeffizienz zu setzen. – Das ist jedoch ein Irr-
glaube. Denn eines ist klar: In erster Linie muss es da-
rum gehen, die Nutzung erneuerbarer Energien auszu-
bauen und die Energieeffizienz zu steigern. CCS kann
nur „on top“ dazukommen und dazu beitragen, Minde-
rungsziele zu erreichen. Wir dürfen das nicht schon jetzt
einpreisen, weil wir dann – diese Gefahr sehe ich – bei
unseren anderen Bemühungen nachlassen; doch das dür-
fen wir auf keinen Fall.


(Beifall bei der SPD)


Wir sprechen heute über ein Gesetz, mit dem der
Rechtsrahmen für einige Demonstrationsvorhaben geschaf-
fen werden soll. Das ist richtig so, und das ist notwendig.
Unser Dank für die gute Vorarbeit gilt dem Bundesum-
weltministerium und speziell Bundesumweltminister
Sigmar Gabriel. Jetzt wird das Parlament darüber bera-
ten. Wir tun gut daran, das ausführlich und sorgfältig zu
machen. Wir werden am 25. Mai eine Anhörung durch-
führen, um noch einmal intensiv über dieses Thema zu
diskutieren. Wir werden auch bei anderer Gelegenheit
über verschiedene Punkte reden müssen, weil dieses
Thema sehr umstritten und sensibel ist.

Viele von Ihnen, die hier sitzen, haben wie ich eine
Massenrundmail bekommen, bei der etwa tausend Mails
in der letzten Woche aufgekommen sind. Das wird nur
der Anfang gewesen sein. Viele Leute werden sich mit
diesem Thema beschäftigen. Noch wissen viele nicht,
was CCS ist. Dieses Thema wird die Leute spätestens
dann betreffen, wenn die Pipelines gebaut werden, nicht
unbedingt wegen der Technologie als solcher, sondern
weil vor Ort etwas passiert, was der eine oder andere
nicht will. Das heißt, wir müssen mit diesem Thema sehr

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(C (D orgfältig umgehen. Gerade diejenigen, die CCS wollen wie wir; wir wollen diese Technologie erproben –, üssen deutlich machen, dass sie mit den ungelösten ragen und Problemen sorgfältig umgehen. Das sollten ir noch einmal ganz deutlich machen. In dem vorliegenden Gesetzentwurf geht es um viele etails. Ich will nur einige zentrale Fragen herausgrei en, die wir in den nächsten Wochen beantworten müsen. Erstens. Wollen wir eine Gesetzesgrundlage nur für emonstrationsanlagen auf den Weg bringen, die genau as regelt und in diesem Bereich Rechtssicherheit bringt, der wollen wir schon jetzt ein Gesetz schaffen, das auf auer und für alle möglichen weiteren Kraftwerke gilt? as sollten wir uns sehr gut überlegen. Zweitens. Welche Sicherheitsstandards wollen wir em zugrunde legen? Können wir es uns bei einem so ichtigen Thema leisten, an irgendeinem Standard die chrauben zu lockern? Drittens. Wie können wir sicherstellen, dass diesmal etzten Endes nicht nur der Staat und damit die Steuerahler die Zeche zu zahlen haben, was die Risiken und osten angeht, sondern dass die Unternehmen, die die ute Chance erhalten, nicht nur Klimaschutz zu betreien, sondern auch Geld zu verdienen, deutlich beteiligt erden? Auch das ist eine wichtige und zentrale Frage. c Wenn wir eine wirklich günstige Lösung gerade für den Staat – wollen, dann ist es doch klar, ass die Unternehmen auch an den Risiken beteiligt weren müssen, die vielleicht erst nach ein paar Jahrzehnten uftreten werden. Viertens. Wollen wir als Parlament zulassen, dass uns it Verordnungen das Heft des Handelns aus der Hand enommen wird? Auch darüber haben wir zu diskutieren nd am Ende abzustimmen. Es gibt viele weitere Fragen nd Details, die wir klären müssen. Ich möchte eine Schlussbemerkung machen, die ich ehr wichtig finde, weil das Thema in der Diskussion anesprochen wurde. Ich bin dafür, dass wir das Thema CS angehen und einen Ordnungsrahmen schaffen. Das alte ich für richtig. Aber man muss sich dabei auch mit er Vehemenz befassen, mit der einige Lobbyisten, aber uch viele Politiker und andere diesen CCS-Gesetzenturf pushen wollen. Wenn man mit derselben Vehemenz ersucht hätte – damit spreche ich besonders das Wirtchaftsministerium an –, beim Thema Energieeffizienz eiterzukommen und einen vernünftigen Entwurf eines nergieeffizienzgesetzes vorzulegen, dann hätten wir iele Probleme im Energiebereich heute nicht. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1621924500

Dieses Engagement würde ich mir gerade auch im
ereich der Energieeffizienz wünschen. Ich glaube,
ann würden wir einen guten Strauß mit CCS, Energie-
ffizienz und erneuerbaren Energien binden, eine Kom-






(A) )



(B) )


Marco Bülow
bination, mit der wir gut leben und energiesicher und
umweltfreundlich in die Zukunft gehen könnten.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621924600

Letzte Rednerin in dieser Debatte ist die Kollege

Marie-Luise Dött, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1621924700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der

Energiehunger der Welt wächst rasant. Der globale
Trend zur Deckung des wachsenden Bedarfs geht ein-
deutig hin zur stärkeren Nutzung von Kohle. Die Exper-
ten sind sich einig: Die weltweiten Reserven an Stein-
und Braunkohle reichen noch für einen Zeitraum von
über 1 000 Jahren.

Wir wissen heute schon, dass China, Indien, Russ-
land, aber auch die USA am Energieträger Kohle nicht
nur festhalten werden, sondern die Kohlenutzung weiter
ausbauen wollen, nicht zuletzt auch deshalb, weil sich
die größten Kohleexportnationen zumeist in stabilen
Weltregionen befinden, ganz im Gegensatz zu der Situa-
tion bei Öl und Gas.

Nach Schätzung der Internationalen Energieagentur
wird die Kohle daher im Jahr 2030 einen Anteil von
26 Prozent am Weltenergieverbrauch haben. Sie wird so-
mit der global bedeutendste Energieträger bleiben.

Wenn wir Klimaschutz wirklich ernst nehmen, dann
müssen wir uns diesen Tatsachen stellen und dafür sor-
gen, dass Technologien entwickelt werden, die die kli-
maverträgliche Nutzung der Kohle ermöglichen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


CCS-Technologien haben dieses Potenzial. Denn die
Abtrennung und Einlagerung von CO2 kann ein Weg für
eine klimaverträgliche Kohlenutzung sein.

Deutschland liegt im internationalen Wettbewerb bei
den CCS-Technologien hervorragend im Rennen. 2008
wurde in Schwarze Pumpe das weltweit erste Kohle-
kraftwerk mit CO2-Abscheidung eröffnet. In Ketzin in
Brandenburg befindet sich das erste Projekt in Europa,
in dem CO2 unterirdisch auf dem Festland eingelagert
wurde. Weitere Planungen für CCS in Deutschland be-
treffen die Standorte Hürth bei Köln, Jänschwalde in
Brandenburg und Wilhelmshaven. Wir sind Technolo-
gievorreiter – auch bei CCS –, und das soll so bleiben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dafür brauchen wir allerdings verlässliche politische
Rahmenbedingungen. Diese müssen wir mit dem vorlie-
genden Gesetzentwurf schaffen.

Nicht nur global werden wir künftig Kohle als Ener-
gieträger brauchen, sondern auch hier in Deutschland.
Die Nutzung der einheimischen Kohle wird auch in Zu-
kunft eine zentrale Säule für einen sicheren, für den Bür-
ger bezahlbaren und umweltverträglichen Energiemix in

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(C (D nserem Land sein. Der Ausbau der erneuerbaren Enerien wird – so wie wir uns das zum Ziel gesetzt haben – atürlich fortgesetzt; das steht außer Frage. Es ist aber alsch, die Augen zu verschließen und nach dem Prinzip offnung nur auf erneuerbare Energien zu warten. Dazu st eine sichere und bezahlbare Energieversorgung für nser Land und unsere Bürger zu wichtig, nicht zu veressen: auch für die Industrie. Wir müssen uns also darüber im Klaren sein, dass elbst bei einem Ausbau des Anteils der erneuerbaren nergien auf 30 bzw. langfristig auf 50 Prozent der verleibende Energiebedarf auch künftig zu einem erheblihen Teil mit Kohle gedeckt werden wird. Das sollten ie, Frau Höhn, zur Kenntnis nehmen. Wir brauchen 00 Prozent Energieversorgung. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Gerd Bollmann [SPD])


(Beifall bei der CDU/CSU)


er also die Entwicklung von CCS-Technologien blo-
kiert, um wie Sie aus ideologischen Gründen die Koh-
enutzung in Deutschland zu verhindern, der blockiert
ie Klimapolitik und die wirtschaftliche Entwicklung in
nserem Land gleichermaßen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Die Ideologin sind Sie doch!)


Meine Damen und Herren von den Grünen und den
inken, auch wenn es Ihnen nicht passt: Vielleicht hören
ie auf den von Ihnen in Klimafragen oft zitierten Kli-
aexperten Professor Schellnhuber vom Potsdam-Insti-

ut für Klimafolgenforschung – Minister Gabriel hat vor-
in Ottmar Edenhofer zitiert –, der die Bedeutung von
CS-Technologien wie folgt kurz und knapp beschrie-
en hat: „Ein ambitionierter internationaler Klimaschutz
st ohne CCS nicht möglich.“


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


eenden Sie also Ihre Diffamierungskampagne gegen
ie Kohlekraftwerke und CCS, und stellen Sie sich den
nergie- und klimapolitischen Realitäten und Herausfor-
erungen!


(Lutz Heilmann [DIE LINKE]: Das tun Sie bei der Kernkraft mit voller Kraft!)


CCS-Technologien stellen keinen technologischen
onderweg Deutschlands beim Klimaschutz dar. Unter-
tützung für CCS-Technologien kommt auch aus Europa.
ie Staats- und Regierungschefs der EU-Länder haben

uf dem Umweltgipfel im Dezember 2008 beschlossen,
ie CCS-Speichertechnologie mit Zertifikaten im Ge-
enwert von 300 Millionen Euro zu fördern. Bis 2015
ollen zwölf Demonstrationsvorhaben für die CO2-Ab-
cheidung und -Speicherung bei der Kohleverstromung
n Deutschland errichtet werden; denn natürlich stehen
ir bei dieser neuen Technologie vor einer ganzen Reihe
on Herausforderungen; das lässt sich nicht wegdisku-
ieren. Ich möchte hier nur einige Bereiche nennen, die






(A) )



(B) )


Marie-Luise Dött
im Rahmen von Pilotvorhaben untersucht werden müs-
sen.

Werden die mit CCS ausgerüsteten Kraftwerke noch
so effizient sein, dass sie Strom zu vertretbaren Preisen
liefern können? 5 Prozent mehr Effizienz ohne zusätzli-
chen CO2-Ausstoß sind für mich ein Erfolg. Wenn wir
das schaffen, dann kann ich diese Technologie nur beja-
hen.


(Lutz Heilmann [DIE LINKE]: Wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär!)


Welche Art der CO2-Abscheidung kommt zum Zuge?
Kann CO2 dauerhaft sicher gelagert werden? Reichen
die vorhandenen möglichen Lagerstätten in Deutschland
aus? Diese Sachverhalte lassen sich aber nicht durch La-
borversuche oder an Bürotischen klären. Wir brauchen
die praktische Erprobung mit Pilot- und Demonstrations-
anlagen. Diese kann durch die Unternehmen aber nur
dann erfolgen, wenn wir jetzt den Rechtsrahmen dafür
schaffen. Gelingt uns das nicht, werden wir zukünftig
nur als Zuschauer am internationalen Wettbewerb um
diese wichtige Umwelttechnologie teilnehmen. Unsere
Erfahrung und unser technologisches Know-how werden
dann einmal mehr von anderen genutzt.

Mit dem vom BMU und BMWi gemeinsam vorgeleg-
ten Gesetzentwurf wurde eine gute Grundlage für unsere
parlamentarischen Beratungen geschaffen. Unser Ziel ist
es, mit dem Kohlendioxid-Speicherungsgesetz hohe Si-
cherheits- und Umweltstandards zu verankern und im In-
teresse der Akzeptanz dieser neuen Technologie ein
größtmögliches Maß an Transparenz zu gewährleisten.

Aus Sicht der CDU/CSU-Bundestagsfraktion muss
allerdings diskutiert werden, warum an einigen Stellen
von der Eins-zu-eins-Umsetzung der EU-Richtlinie ab-
gewichen wurde.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es kann nicht sein, dass über unnötige Verschärfungen
europäischer Anforderungen Kosten entstehen, die CCS-
Technologien in Deutschland unwirtschaftlich machen
oder die die Verbraucher unnötig belasten, ohne einen
wirklichen Gewinn für den Klimaschutz zu erzielen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Abweichungen bei den Haftungsregelungen und der
Deckungsvorsorge oder auch die Behandlung von be-
reits laufenden Zulassungsverfahren bei Pilotvorhaben
müssen sehr genau auf ihre Wirkung geprüft werden.
Wir brauchen also ein CCS-Gesetz, aber kein CCS-Ver-
hinderungsgesetz;


(Beifall bei der CDU/CSU)


denn unsere parlamentarische Entscheidung über die Zu-
kunft von CCS hat Konsequenzen für den nationalen und
globalen Klimaschutz, die Sicherheit unserer Energie-
versorgung und für die Zukunft vieler Tausender Men-
schen, die in den Braunkohlerevieren in der Lausitz,
zwischen Köln und Aachen und im Mitteldeutschen Re-
vier arbeiten.

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(C (D Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621924800

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
en Drucksachen 16/12782, 16/9896 und 16/11751 an
ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
chlagen, wobei die Federführung jeweils beim Aus-
chuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
iegen soll. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
all. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 6 a bis 6 e auf:

a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
regierung

Dritter Bericht zur Umsetzung des Bologna-
Prozesses in Deutschland

– Drucksache 16/12552 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Uwe
Barth, Cornelia Pieper, Patrick Meinhardt, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Umsetzung der Bologna-Beschlüsse kritisch
begleiten

– Drucksache 16/11910 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Kai
Gehring, Krista Sager, Priska Hinz (Herborn),
weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Bologna-Reform verbessern – Studienqualität
erhöhen und soziale Dimension stärken

– Drucksache 16/12736 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

d) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia

(Saarbrücken)

tion DIE LINKE






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Neuregelung des Hochschulzugangs und der
Hochschulabschlüsse als Impuls zur Hoch-
schulöffnung und Qualitätsentwicklung nut-
zen

– Drucksachen 16/2796, 16/12831 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Monika Grütters
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Uwe Barth
Cornelia Hirsch
Kai Gehring

e) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia

(Saarbrücken)

tion DIE LINKE

Für einen sozialen Europäischen Hochschul-
raum

– zu dem Antrag der Abgeordneten Krista Sager,
Kai Gehring, Priska Hinz (Herborn), weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Den Bologna-Prozess voranbringen – Quali-
tät verbessern, Mobilität erleichtern und so-
ziale Hürden abbauen

– Drucksachen 16/5246, 16/5256, 16/12832 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Anette Hübinger
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Uwe Barth
Cornelia Hirsch
Krista Sager

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu
diesem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. –
Ich sehe, Sie sind damit einverstanden. Es handelt sich
um die Reden folgender Kolleginnen und Kollegen:
Anette Hübinger, CDU/CSU, Dr. Ernst Dieter
Rossmann, SPD, Uwe Barth, FDP, Cornelia Hirsch, Die
Linke, Kai Gehring, Bündnis 90/Die Grünen, und des
Parlamentarischen Staatssekretärs Andreas Storm.1)

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 16/12552, 16/11910 und 16/12736 an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
schlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Tagesordnungspunkt 6 d. Wir kommen zur Abstim-
mung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses
für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung
zu dem Antrag der Fraktion Die Linke mit dem Titel
„Neuregelung des Hochschulzugangs und der Hoch-
schulabschlüsse als Impuls zur Hochschulöffnung und
Qualitätsentwicklung nutzen“. Der Ausschuss empfiehlt

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1) Anlage 17

(C (D seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/12831, en Antrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/2796 bzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Bechlussempfehlung ist bei Gegenstimmen der Fraktion ie Linke mit den restlichen Stimmen des Hauses angeommen. Tagesordnungspunkt 6 e. Abstimmung über die Bechlussempfehlung des Ausschusses für Bildung, Forchung und Technikfolgenabschätzung zu dem Antrag er Fraktion Die Linke mit dem Titel „Für einen sozialen uropäischen Hochschulraum“. Der Ausschuss emp iehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 16/12832, den Antrag der Fraktion Die inke auf Drucksache 16/5246 abzulehnen. Wer stimmt ür diesen Beschlussvorschlag? – Wer stimmt dagegen? – nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist bei Geenstimmen der Fraktion Die Linke mit den restlichen timmen des Hauses angenommen. Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt er Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion ündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/5256 mit em Titel „Den Bologna-Prozess voranbringen – Qualiät verbessern, Mobilität erleichtern und soziale Hürden bbauen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschluss mpfehlung ist mit den Stimmen der Linken, der SPD nd der CDU/CSU bei Gegenstimmen des ündnisses 90/Die Grünen und bei Enthaltung der FDP ngenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 7 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Wolfgang Nešković, Karin Binder, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Rehabilitierung für die Verfolgung und Unterdrückung einvernehmlicher gleichgeschlechtlicher Handlungen in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik und Entschädigung der Verurteilten – zu dem Antrag der Abgeordneten Volker Beck rer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Rehabilitierung und Entschädigung der nach 1945 in Deutschland wegen homosexueller Handlungen Verurteilten – Drucksachen 16/10944, 16/11440, 16/12371 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Jürgen Gehb Dr. Carl-Christian Dressel Jörg van Essen Wolfgang Nešković Jerzy Montag Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Dr. Jürgen Gehb, CDU/CSU, Dr. Carl-Christian Dressel, SPD, und Jörg van Essen, FDP, haben ihre Reden zu Protokoll gegeben.1)


(Köln), Kerstin Andreae, Birgitt Bender, weite-





(A) )


(B) )


Ich gebe jetzt das Wort der Kollegin Dr. Barbara Höll.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621924900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Für die Homosexuellen ist das Dritte Reich noch
nicht zu Ende.

Mit diesen Worten rüttelte der Historiker Hans-Joachim
Schoeps 1963 die Öffentlichkeit auf. Es dauerte noch
31 Jahre, bis § 175 aus dem Strafgesetzbuch gestrichen
wurde, und erst 37 Jahre nach dieser Äußerung bekannte
sich auch der Bundestag zum Unrecht der Verfolgung
nach 1945. Dieser Konsens der Verurteilung als Unrecht
hat Bestand. Dies bleibt ein wichtiges politisches Be-
kenntnis und Fundament, zumal in diesem Jahr, in dem
wir den 60. Jahrestag des Grundgesetzes begehen. Aber
wir sollten nun auch den politischen Mut aufbringen, die
notwendigen Konsequenzen daraus zu ziehen. Dies
heißt: Rehabilitierung der Verfolgten und Verurteilten
und Entschädigung.


(Beifall bei der LINKEN)


50 000 Verurteilungen nach § 175 zwischen 1945 und
1969 in der Bundesrepublik sprechen eine deutliche Spra-
che. Ich möchte auch die DDR mit ihren etwa 3 000 Ver-
urteilungen nicht verschweigen. Doch anders als die
Bundesrepublik bezeichnete sie den verschärften § 175
als „typisch nationalsozialistisches Unrecht“ und kehrte
damit wenigstens zur Fassung der Weimarer Republik
zurück.

Wir müssen hier endlich verstehen, was die 50er- und
60er-Jahre für Lesben und Schwule bedeuteten. Im
Osten galt Homosexualität als bürgerlich dekadent und
im Westen als schwerer Verstoß gegen christliche Sitt-
lichkeitsvorstellungen. Im Westen gab es einen Verfol-
gungswillen, der in der Geschichte der Bundesrepublik
seinesgleichen sucht. „Es ist die größte Menschenrechts-
verletzung in der Geschichte der Bundesrepublik
Deutschland“, so bezeichnete es kürzlich der Historiker
Andreas Pretzel.

Es ist schön, dass nun ein Landesparlament den An-
fang gemacht und sich einstimmig zu diesem Unrecht
bekannt hat und seine Regierung auffordert, tätig zu
werden. Am 11. März dieses Jahres beschloss das Berli-
ner Abgeordnetenhaus auf Initiative der rot-roten Regie-
rungsparteien einstimmig den Antrag „Berlin tritt ein für
Selbstbestimmung und sexuelle Vielfalt“. Der Senat von
Berlin wird darin aufgefordert, die Wiedergutmachung
von gesetzlichem Unrecht, wie Verurteilungen nach
§ 175 Strafgesetzbuch, in beiden deutschen Staaten
durch Rehabilitierung und eine angemessene Entschädi-
gung in geeigneter Weise zu initiieren oder zu unterstüt-

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1) Anlage 18 2)

(C (D en. Alle anwesenden Berliner Landtagsfraktionen beannten sich zur Rehabilitierung und Entschädigung der erfolgten und verurteilten Homosexuellen. Lassen Sie uns jetzt auf die Homosexuellen zugehen, eren Biografien zerstört wurden, die wegen ihrer Liebe m Gefängnis gesessen haben, und auf die vielen Lesben, ie gezwungen waren, sich zu maskieren. Es wäre ein ürdiges Signal des 16. Deutschen Bundestages an die ielen Hunderttausend Lesben, Schwulen und Transgener, die in den nächsten Monaten während der Christoher-Street-Demonstrationen die Straßen säumen weren, und es wäre auch international ein wichtiges Signal. Ich bitte Sie deshalb, unserem Antrag zuzustimmen. alls Sie dies nicht tun, bitte ich Sie, wenigstens noch inmal über das nachzudenken und das aufzunehmen, as Herr Dressel von der SPD in der ersten Lesung agte, nämlich dass die SPD in der Entschädigungsfrage erhandlungsbereit ist. Mit dieser Aussage wird klar, ass es in diesem Hause eine politische Mehrheit für ine Umsetzung geben kann. Lassen Sie uns konsequent ein und die Rehabilitierung und Entschädigung einleien. Ich danke Ihnen. Der Kollege Wolfgang Wieland, Bündnis 90/ ie Grünen, hat seine Rede ebenfalls zu Protokoll geeben.2)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621925000

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
mpfehlung des Rechtsausschusses auf Drucksache
6/12371. Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a
einer Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags
er Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/10944 mit
em Titel „Rehabilitierung für die Verfolgung und Un-
erdrückung einvernehmlicher gleichgeschlechtlicher
andlungen in der Bundesrepublik Deutschland und der
eutschen Demokratischen Republik und Entschädi-
ung der Verurteilten“. Wer stimmt für diese Beschluss-
mpfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
ie Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der SPD,
DU/CSU und FDP bei Gegenstimmen der Fraktionen
ie Linke und Bündnis 90/Die Grünen und einer Enthal-

ung aus der SPD angenommen.

Unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung emp-
iehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der
raktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/11440
it dem Titel „Rehabilitierung und Entschädigung der

ach 1945 in Deutschland wegen homosexueller Hand-
ungen Verurteilten“. Wer stimmt für diese Beschluss-
mpfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Die Beschluss-
mpfehlung ist bei Gegenstimmen der Fraktionen Die
inke und Bündnis 90/Die Grünen mit den restlichen
timmen des Hauses angenommen.

Anlage 18






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 8 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stär-
kung der Finanzmarkt- und der Versiche-
rungsaufsicht

– Drucksache 16/12783 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales

Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die
Reden zu Protokoll genommen. Es handelt sich um die
Reden folgender Kolleginnen und Kollegen: Leo
Dautzenberg und Klaus-Peter Flosbach, CDU/CSU,
Jörg-Otto Spiller, SPD, Frank Schäffler, FDP, Dr. Axel
Troost, Die Linke, Dr. Gerhard Schick, Bündnis 90/Die
Grünen.


Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1621925100

Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im Oktober des

letzten Jahres haben Bundesregierung und Parlament
entschlossen und richtig gehandelt. Mit dem Bankenret-
tungsschirm ist es uns gelungen, den deutschen Finanz-
markt zu stabilisieren und den Untergang eines syste-
misch relevanten Finanzinstituts zu verhindern. Als Teil
des damals beschlossenen Maßnahmenpakets hat die
Bundesregierung angekündigt, Änderungen bei den
Finanzmarktaufsichtsgesetzen vorzunehmen. Mit dem
Gesetz zur Stärkung der Finanzmarkt- und Versiche-
rungsaufsicht, das wir heute in erster Lesung beraten,
versucht die Bundesregierung, diese Ankündigung umzu-
setzen.

Wenn wir heute über die Fortentwicklung des Banken-
aufsichtsrechts sprechen, so muss zunächst festgehalten
werden, dass die Koalition mit dem Aufsichtsstruktur-
modernisierungsgesetz aus dem letzten Jahr bereits
richtige Schritte unternommen hat. Die neue Organisa-
tionsstruktur der BaFin sowie die neuen Regeln zur Zu-
sammenarbeit zwischen BaFin und Bundesbank sind eine
wichtige Grundlage.

Trotzdem hat die Krise eine Reihe von strukturellen
Schwachstellen bei der Bankenaufsicht aufgezeigt. Das
gilt allerdings nicht allein mit Blick auf die deutsche Ban-
kenaufsicht, sondern vielmehr ganz generell weltweit.
Kein nationales Aufsichtsmodell konnte in der Krise als
internationales Vorbild dienen. Nun gilt es, die vorhande-
nen Eingriffsinstrumente der Aufsicht zu überprüfen und
Änderungen vorzunehmen, mit denen die Bankenaufsicht
weiter verbessert wird. Im Einzelnen umfasst der Gesetz-
entwurf der Bundesregierung folgende Maßnahmen.

Erstens. Die BaFin soll zukünftig leichter höhere
Eigenmittel verlangen können, wenn die nachhaltige An-
gemessenheit der Eigenmittelausstattung eines Instituts
nicht mehr gewährleistet werden kann oder die Risiko-
tragfähigkeit des Instituts nicht mehr gegeben ist.

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(C (D Zweitens. Die BaFin erhält das Recht, künftig eine höere Liquiditätsausstattung verlangen zu können, wenn ies zur Sicherung eines Instituts angemessen ist. Gerade n der gegenwärtigen Krise hat sich die Liquiditätsaustattung zahlreicher Institute als unzureichend herausgetellt. Drittens. Ein Gewinnausschüttungsverbot soll in Zuunft bereits angeordnet werden können, wenn eine Unerschreitung aufsichtsrechtlicher Kennziffern droht. Viertens. Mit einem Zahlungsverbot, beschränkt auf lle konzerninternen Zahlungen (sogenannte Ring Fening)

chen Tochterinstitut durch die ausländische Mutterge-
ellschaft Liquidität entzogen wird.

Fünftens. Durch verschiedene neue Meldepflichten,
nter anderem die Pflicht zur regelmäßigen Meldung des
everage Ratio, sollen mögliche Risikopotenziale einer
ank in Zukunft besser erkannt werden.

Sechstens. Schließlich soll die BaFin das Recht erhal-
en, Mitglieder der Kontrollgremien von Banken und Ver-
icherungen abzuberufen, wenn diese fachlich ungeeig-
et oder unzuverlässig sind. Zudem soll die Zahl der
andate für Geschäftsleiter und Mitglieder von Kontroll-

remien begrenzt werden, um eine verantwortliche Auf-
abenstellung sicherzustellen.

Der bisherige Verlauf der Finanzmarktkrise hat ge-
eigt, dass die Eingriffsmöglichkeiten der BaFin nicht
usreichend sind. Aus diesem Grund unterstützt die
nionsfraktion die Ziele des Gesetzes im Grundsatz. Wir
ollen eine durchschlagskräftige Aufsicht, die vor allem

m Vorfeld einer Krise vorbeugend tätig werden kann.
eshalb begrüßen wir besonders die Einschränkung des
ing Fencing sowie die klar geregelten Vorgaben der
aFin, in die Geschäftsorganisation eines Instituts Ein-
lick zu erhalten.

Andererseits hat meine Fraktion die Befürchtung, dass
inige der vorgeschlagenen Maßnahmen über das Ziel hi-
ausschießen könnten. Insbesondere den Vorgaben für
ine zusätzliche Eigenkapitalunterlegung stehen wir aus-
esprochen kritisch gegenüber. Mit den erhöhten Anfor-
erungen an Institute werden zum Teil Maßnahmen vor-
eggenommen, die derzeit auf Brüsseler Ebene in der
berarbeitung der Basel-II-Regeln diskutiert werden. Da
ie Bankenregulierung in Deutschland im Wesentlichen
urch europäische Vorgaben bestimmt wird, ist ein euro-
äisch abgestimmtes Verfahren aber unbedingt notwen-
ig. Bei nationalen Alleingängen besteht die Gefahr er-
eblicher Wettbewerbsnachteile für die deutsche Kredit-
nd Versicherungswirtschaft. Gerade in Krisensituatio-
en kann das Festsetzen von Eigenkapitalzuschlägen
azu führen, dass weniger für zusätzliches Geschäfts-
otenzial auch in Form von Kreditgewährung zur Verfü-
ung steht. In diesem Fall würde die vorgeschlagene
aßnahme nur krisenverstärkend wirken.

Fragwürdig sind auch die höheren fachlichen Anfor-
erungen an die Kontrollgremien. Zum einen wird im Ge-
etzentwurf der Bundesregierung nicht ausreichend zwi-
chen Verwaltungs- und Aufsichtsorganen unterschieden.
us Gründen der Rechtssicherheit sollte jedoch nur der


(A) )



(B) )

im KWG gebräuchliche Begriff des Aufsichtsorgans ver-
wendet werden. Zum anderen ist eine effektive Kontrolle
durch die Aufsichtsorgane nicht allein Frage eines be-
stimmten fachlichen Kenntnisstands ihrer Mitglieder. Be-
sonders Genossenschaftsbanken und Sparkassen sind oft
auf Unternehmer, Handwerker und kommunale Mandats-
träger in ihren Verwaltungsräten angewiesen, die durch
ihre individuellen Kenntnisse durchaus eine angemessene
Kontrollfunktion in den Gremien wahrnehmen können.

Nichts könnte dem Finanzplatz Deutschland derzeit
mehr schaden als unangemessene und nicht adäquate
Schnellschüsse. Die CDU/CSU-Fraktion wird im weite-
ren Gesetzgebungsverfahren kritisch prüfen, ob an ein-
zelnen Stellen des Gesetzentwurfes Änderungen vorzu-
nehmen sind.


Klaus-Peter Flosbach (CDU):
Rede ID: ID1621925200

Nach dem uns vorliegenden Gesetzentwurf soll die

Banken-, aber auch die Versicherungsaufsicht gestärkt
werden. Ich möchte mich auf den zweiten Teil konzentrie-
ren und kurz zu den Veränderungen bei der Aufsicht von
Versicherungen Stellung nehmen.

Es ist zu begrüßen, die Stabilität des Finanzmarktes
und seiner Teilnehmer zu erhöhen. Es ist allerdings pro-
blematisch, Regelungen aus dem Bankenbereich einfach
so auf den Versicherungsbereich zu übertragen. Lassen
Sie mich dazu drei Punkte ansprechen:

Erstens. Mitglieder der Kontrollgremien von Versiche-
rungsgesellschaften haben nun, wie im Bankenbereich,
zur Wahrung ihrer Kontrollfunktion eine bestimmte fach-
liche Eignung vorzuweisen. Liegt diese Eignung nicht
vor, kann die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-
aufsicht die Ausübung der Kontrolltätigkeit untersagen.
Diese Regelung ist zwar auf den ersten Blick zu begrüßen,
jedoch bei einer Hinterfragung unrealistisch. Was bedeu-
tet eigentlich diese fachliche Eignung? Welche Qualifika-
tionen sind vorzuweisen? In den Aufsichts- und Verwal-
tungsräten befinden sich viele Politiker, Gewerkschafter,
Arbeitnehmer und strategische Investoren, die eine Ver-
tretung ihrer Interessen als Eigentümer – oder auch als
deren Vertreter – wahren. Ein wirtschaftliches Verständ-
nis sollte in solch einer Position natürlich vorhanden
sein, aber die Qualifikationsanforderungen, wie sie in der
Begründung des Gesetzentwurfs dargelegt werden, kön-
nen selbst im Idealfall nicht von allen Mitgliedern er-
reicht werden. Der besondere Sachverstand kommunal
tätiger Personen wird als ausreichende Qualifikation
überhaupt nicht anerkannt. Das ist meiner Meinung nach
ein großer Fehler. Gerade diese Personen kennen sich
bestens mit wichtigen kommunalen und regionalen Be-
sonderheiten beispielsweise in der Verwaltungspraxis
aus und können dieses Wissen in die Aufsichts- und Kon-
trollgremien einbringen. Die „Muss“-Anforderungen für
die fachliche Eignung erscheinen mir zu eng und sollten
daher geöffnet werden. Außerdem stellen diese Anforde-
rungen in meinen Augen einen unverhältnismäßigen Ein-
griff in die Berufs- und Eigentumsfreiheit dar.

Zweitens. Zur Funktion des sogenannten Verantwort-
lichen Aktuars: Der Aktuar hat mit mathematischen oder
statistischen Methoden die Risiken wie Versicherungs-,

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(C (D nlageund Liquiditätsrisiken einzuschätzen und zu beerten. Er besitzt somit eine zentrale und wichtige Posi ion im Versicherungsunternehmen. Diese Funktion soll ünftig nicht mehr durch einen Geschäftsleiter ausgeübt erden. Nach dem Prinzip der Funktionstrennung ist bis uf die Vorstandsebene eine Trennung der Funktion des isikomanagements von den Verantwortlichen für die apitalanlage und die Versicherungstechnik vorzunehen. Wieder erscheint auch dieser Punkt stimmig, jedoch rneut unrealistisch. Besonders für kleine und mittlere ersicherungsunternehmen stellt dies eine personelle Heausforderung dar und ist kurzfristig nicht umsetzbar. es Weiteren kann ich dieses Prinzip der Funktionstrenung nicht richtig nachvollziehen. Ein Geschäftsleiter rägt in seinem Unternehmen die Verantwortung für das isikomanagement. Doch auch der Verantwortliche Ak uar muss ständig zahlreiche entscheidende Risiken des ersicherungsunternehmens einschätzen, beispielsweise ur Berechnung der Überschüsse. Warum kann dann ein eschäftsleiter nicht auch die Position des Aktuars ausben? Drittens. Ein dritter Punkt sind die strengeren Anforerungen an Versicherungsverbriefungen. Die Bundesnstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht ist künftig orab über die Risiken der Verbriefung von Versicheungsrisiken, die über Zweckgesellschaften erfolgt, zu nformieren. Die Laufzeit der Papiere, die über diese weckgesellschaften ausgegeben werden, soll denen der ersicherungsverträge entsprechen. Was bedeutet dies, elche Art von Versicherungsverträgen ist damit geeint? Welche Laufzeiten sollen diese Verträge haben? ie notwendige Verbriefung von Versicherungsrisiken ird ohne erkennbaren Grund wesentlich aufwendiger nd geht deutlich über ähnlich diskutierte Regelungen im ankenbereich hinaus. Die Finanzmarktkrise lieferte jeenfalls keine Argumente für unverhältnismäßig strenge orschriften, die Versicherungsunternehmen erweisen ich meiner Meinung nach als solide. Auch in diesem unkt sollte man also die Realitätsnähe und den Sinn der euen Regelungen nicht aus dem Auge verlieren. Die nächsten Gespräche werden zeigen, wie wir in eutschland die Finanzmarktund Versicherungsauf icht noch besser reformieren können. Wenn es brennt, muss die Feuerwehr schnell zur Stelle ein und das Feuer gekonnt und rasch löschen. Aber ihre ichtigste Aufgabe ist nicht das Löschen, sondern der randschutz. Die tüchtigste Feuerwehr ist nicht diejeige, die am meisten Erfahrungen mit Großbränden hat, ondern die, welche am zuverlässigsten dafür sorgt, dass rände sich nicht ausbreiten, am besten gar nicht erst ntstehen können. Oder anders ausgedrückt: Das wichigste Instrument ist nicht das C-Rohr, sondern sind kluge, efährdungsadäquate und praktikable Sicherheitsvorchriften, deren Einhaltung wirksam kontrolliert wird. Um im Bild zu bleiben: Als es in der noch immer nicht eendeten weltweiten Bankenkrise lichterloh zu brennen nfing, haben die Zentralbanken, Aufsichtsbehörden und egierungen überall im Großen und Ganzen gute Leo Dautzenberg gebene Reden Löscharbeit zur Beherrschung der akuten Gefahren geleistet. Aber die – wie sich gezeigt hat – unerlässliche Verbesserung des nachhaltigen Brandschutzes, sprich der Finanzmarktregeln und der Finanzmarktaufsicht, steht noch aus. Umfassend und wirklich befriedigend wird diese Aufgabe nur auf dem Wege einer sehr engen und konstruktiven internationalen Zusammenarbeit gelingen können. Es ist deshalb ein sehr großer Erfolg, dass Anfang April die Staatsund Regierungschefs der 20 wirtschaftlich bedeutendsten Länder bei ihrem sogenannten G-20-Gipfel in London vereinbart haben, die Finanzmarktaufsicht durch gemeinsames Vorgehen und Intensivierung der Zusammenarbeit international zu stärken. Wie aus der Abschlusserklärung des Treffens hervorgeht, gibt es in den Kernelementen dieses anspruchsvollen Vorhabens bereits heute ein erfreulich hohes Maß an Übereinstimmung zwischen den Beteiligten. Realistischerweise ist gleichwohl davon auszugehen, dass Verhandlungen über die konkrete Ausgestaltung der gemeinsamen Regeln und der künftig deutlich engeren internationalen Zusammenarbeit noch einige Zeit in Anspruch nehmen werden. Was auf internationaler Ebene geschehen kann und muss, um die Finanzmarktaufsicht zu stärken und offenkundige Mängel zu beseitigen, sollte deshalb nicht auf die lange Bank geschoben werden. Der vorliegende Gesetzentwurf greift also den auf europäischer und G-20-Ebene zu verabredenden Maßnahmen nicht vor. Aber er ist ein wichtiger Schritt, um die Finanzmarktaufsicht auf nationaler Ebene deutlich zu stärken. Das Artikelgesetz enthält insbesondere Änderungen des Kreditwesengesetzes und des Versicherungsaufsichtsgesetzes, mit denen die Eingriffsmöglichkeiten der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht – BaFin – verbessert werden sollen. Die Finanzmarktkrise hat gezeigt, dass – wie im Gesetzentwurf vorgesehen – eine Stärkung der präventiven Befugnisse der BaFin und ihrer Eingriffsrechte in Krisensituationen wichtig ist. Gleichzeitig soll die Informationsbasis der Aufsicht durch zusätzliche Meldepflichten vergrößert werden, damit Risikopotenziale zukünftig besser eingeschätzt werden können. Die Finanzmarktaufsicht soll die Möglichkeit haben, frühzeitig und schnell schon im Vorfeld von Krisen handeln zu können. So soll die BaFin künftig unter erleichterten Bedingungen höhere Eigenmittel bei Kreditinstituten oder höhere Liquiditätsausstattung verlangen können, wenn die nachhaltige Angemessenheit der Eigenmittelausstattung oder der Liquiditätsausstattung eines Instituts ohne eine solche Maßnahme nicht mehr gewährleistet werden kann. Maßnahmen wie ein Kreditund Gewinnausschüttungsverbot sollen demnächst schon möglich sein, wenn eine Unterschreitung aufsichtsrechtlicher Kennziffern droht. Über manche Einzelheiten wird im Finanzausschuss gewiss noch eingehend beraten werden, insbesondere im Anschluss an die vorgesehene Sachverständigenanhörung. Einen Punkt, über den mit Sicherheit diskutiert werden wird, will ich heute schon nennen: die im Entwurf enthaltenen Formulierungen zu den Qualifikationsanforderungen, denen Mitglieder von Aufsichtsund Verwal t F n v s u V ü l o n n d W M d s a S f w w D – g u t ü d g B E k M g d m m k i c d d W s t B K d s s d a Zu Protokoll ge (C (D ungsräten unterliegen sollen. Auf welche Kenntnisse und ähigkeiten sollte es hier ankommen? Meiner Auffassung ach nicht in erster Linie auf die Vertrautheit mit schwer erständlichen innovativen Finanzprodukten. Wichtiger cheint mir ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein nd ausgeprägte Zivilcourage, den zu kontrollierenden orstand zu klaren und nachvollziehbaren Informationen ber die Geschäftsstrategie und die Geschäftsentwickung zu zwingen. Im Übrigen gibt es für jeden Aufsichtsder Verwaltungsrat ein fachlich hochqualifiziertes, aber icht immer ausreichend zu Rate gezogenes oder sich icht immer ausreichend einbringendes Hilfsprogramm: en Wirtschaftsprüfer. Auch über die wichtige Rolle der irtschaftsprüfer bei der rechtzeitigen Erkennung von ängeln in der Risikosteuerung von Banken wird zu re en sein. Die Finanzkrise ist vor allem auch eine Krise der taatlichen Aufsicht, das hat auch das hierzu vom Finanzusschuss durchgeführte Fachgespräch mit zahlreichen achverständigen deutlich gemacht. Die Bundesanstalt ür Finanzdienstleistungen – BaFin – hat in der gegenärtigen Krise versagt. Die wirklich großen Probleme urden nicht von ihr selbst, sondern von Dritten entdeckt. ie BaFin ist durch das deutsche Kreditwesengesetz KWG – mit umfassenden Informationsrechten und Ein riffsbefugnissen ausgestattet. Vertreter der BaFin haben nter anderem bei den deutschen Landesbanken prakisch alle Entscheidungen in allen wesentlichen Gremien ber Jahre begleitet. Geholfen hat dies nichts. Deshalb geht der Gesetzentwurf der Bundesregierung, er der BaFin gerade weitere Kompetenzen und Einriffsrechte geben soll, in die völlig falsche Richtung. eispielsweise soll die BaFin künftig über die fachliche ignung der Mitglieder von Kontrollorganen befinden önnen. Dies lehnen wir ab. Über die Fähigkeiten der itglieder der Kontrollorgane können am besten die Ei entümer entscheiden, die staatliche Aufsicht sollte sich ort nicht unnötig einmischen. Der Gesetzentwurf bezieht auch die Versicherungen it ein, ohne klarzumachen, wie dadurch die Finanzarktstabilität gesteigert wird. Die Finanzmarktkrise ist eine Krise der Versicherungen, sodass es inakzeptabel st, Regelungen für Banken nun undifferenziert auf Versiherungen auszudehnen. Der vorliegende Gesetzentwurf krankt aber daran, ass er nur an Symptomen herumdoktert, die Ursachen er mangelhaften Bankenaufsicht aber nicht beseitigt. ir müssen unsere Bankenaufsicht konzentrieren, ver tärken und professionalisieren. Wir haben die Zerspliterung der Bankenaufsicht zwischen der BaFin und der undesbank von Anfang an abgelehnt. Wir fordern eine onzentration der Aufsicht bei der unabhängigen Bunesbank, denn dies verhindert Reibungsverluste und trafft die Arbeitsabläufe. Die geldpolitische, volkswirtchaftliche und die aufsichtsrechtliche Expertise sind ann in einer Institution gebündelt und können effizienter ufeinander abgestimmt werden. Jörg-Otto Spiller gebene Reden Gewöhnlich begrüßen wir eine stärkere Finanzmarkt aufsicht. Sie ist dringend geboten. Auch mag akzeptabel sein, dass die Bundesregierung sich auf weniges beschränkt, um einer europäischen Einigung nicht vorzugreifen. Keinesfalls akzeptabel sind jedoch die Folgen des Gesetzes für Demokratie und Mitbestimmung. Als Linke teilen wir die Kritik, die unterschiedliche Institutionen an uns herangetragen haben: der Zentrale Kreditausschuss und Gewerkschaften ebenso wie der Deutsche Städtetag, der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städteund Gemeindebund. Ich fasse die beiden Kernpunkte der Kritik zusammen. Sie sind so gravierend, dass wir das Gesetz in der vorliegenden Form ablehnen. Erstens sieht das Gesetz vor, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht – kurz: BaFin – ein direktes Eingriffsrecht in demokratisch gewählte Gremien zuzugestehen. Die BaFin soll das Recht erhalten, Mitgliedern von Verwaltungsund Aufsichtsorganen das Ausüben ihrer Tätigkeit zu untersagen. Dies gilt dann, wenn ein Mitglied nach Ansicht der BaFin nicht zuverlässig ist oder fachlich ungeeignet erscheint. Völlig zu Recht verweist der DGB darauf, dass bereits das heutige Aktienrecht ermöglicht, Gremienmitglieder auf Antrag des Aufsichtsrates abzuberufen. Auch die BaFin kann auf diesem Weg die Abberufung von Mitgliedern beantragen. Das ist ein absolut funktionsfähiges und demokratisches Verfahren. Die BaFin muss es nur nutzen. Ein direktes Eingriffsrecht der BaFin öffnet hingegen ein breites Einfallstor für Willkür und Missbrauch. Diese Gefahr besteht umso mehr, weil das Gesetz der BaFin keine angemessenen Beurteilungsmaßstäbe an die Hand gibt. Schon aus Gremien der Pensionskassen ist bekannt, dass die BaFin die Benennung von Arbeitnehmervertreterinnen und -vertretern verhindert hat. Das zweite Kernproblem ergibt sich aus der eingeschränkten Sicht auf die fachliche Eignung von Mitgliedern in Verwaltungsund Aufsichtsräten: Denn nicht allein finanztechnisches Fachpersonal gehört in die Gremien. Ebenso unabdingbar sind Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen. Sie müssen weiterhin ihren Platz in den Verwaltungsräten der Sparkassen und Kommunalversicherer behalten. Sparkassen und Kommunalversicherer haben einen öffentlichen Auftrag und sind in der Region verwurzelt. Ich bezweifle zutiefst, dass Sparkassen und Kommunalversicherer von einem reinen Fachexpertengremium besser kontrolliert werden als von gewählten Mitgliedern der Stadträte und Kreistage. Fälle wie die Milliardenverluste bei der Hypo Real Estate und anderen Finanzinstituten belegen: Viel wichtiger als die Einzelqualifikation der Gremiumsmitglieder ist das Selbstverständnis der Gremien. Wie ist die Kontrolle organisiert? Wie ist die Zusammenarbeit mit Wirtschaftsprüferinnen und -prüfern geregelt? Diese und andere Fragen sind es, die es zu beantworten gilt. Für mich ist unstrittig, dass Mitglieder von Verwaltungsund Aufsichtsräten kaufmännisches Verständnis benötigen und sich regelmäßig weiterbilden müssen. Zugleich sind relevante Angaben den Kontrollgremien verständlich zu ü s r t d n V r f M m E g B d z e z E v g d A F d k s e v g g A f A w d z w R ü d L a a l o t k p s A Zu Protokoll ge (C (D bermitteln. Fest steht: Eingriffe in Demokratie, Mitbetimmung und die Ausklammerung kommunaler Vertreteinnen und Vertreter sind inakzeptabel, unnötig und konraproduktiv. Ebenso bleibt zu betonen, dass gerade auch ie BaFin selbst dringend mehr und qualifiziertes Persoal benötigt. Eines zeigt der vorliegende Gesetzentwurf bei allem eränderungsbedarf bereits jetzt: Finanzmarktregulieung ist immer auch eine nationale Aufgabe. Bundesinanzminister Steinbrück hat ja in den vergangenen onaten den Eindruck vermittelt, als ob sich die Finanzärkte ausschließlich international, mindestens aber U-weit, regulieren ließen. Wir Grüne haben das nie gelaubt und begrüßen deswegen die späte Einsicht der undesregierung, auch national etwas zu tun. Die Länder sperren sich laut Medienberichten gegen as Gesetz. Ihr Argument: Man wolle den Bemühungen u Regulierungen auf EU-Ebene nicht vorgreifen. Das ist in wichtiger Punkt. Dennoch ist es richtig, national das u tun, was möglich ist. Das schließt weitere Regelungen U-weit und international ja nicht aus. In Wahrheit ist es ielleicht aber so, dass den Ländern nicht so sehr die Reelungskompetenz der EU am Herzen liegt, sondern anere Fragen die Ablehnung motivieren. Der vorliegende Entwurf verfolgt einen präventiven nsatz. Das begrüßen wir. In der Vergangenheit wurde inanzmarktpolitik meist unter der Maßgabe betrieben, ass es besser sei, im Schadensfall die Scherben wegzuehren, als vorsorglich zu handeln. Die Liquiditätsaustattung der Versicherungen und Kreditinstitute ist hier in wichtiger Punkt ebenso wie die verstärkte Beachtung on Risikokonzentrationen innerhalb von Finanzholdingruppen und Versicherungsgruppen. Ob hier die richtien Dimensionen gefunden wurden, werden wir in der nhörung und den parlamentarischen Beratungen noch estlegen. Wir Grüne wünschen uns, dass der präventive nsatz auch beim Verbraucherschutz ernst genommen ird. An dieser Stelle hat die Bundesregierung bisher nur urch Nichtstun geglänzt. Die Einführung einer Leverage Ratio als Kriterium ur Risikoeinschätzung ist ein sinnvoller Schritt, auch enn die Kennzahl nicht überbewertet werden sollte. Im ahmen der parlamentarischen Beratungen sollten wir berlegen, ob nicht eine feste Größe festgeschrieben weren sollte. Im Gesetzentwurf ist ja nur die Meldung des everage Ratio vorgesehen. In der Begründung des Gesetzentwurfes wird zu Recht ngemerkt, dass diese Kennzahl die übermäßige Bilanzusweitung der HRE-Tochter Depfa angezeigt hätte. Alerdings stellt sich die Frage, ob die BaFin personell und rganisatorisch in der Lage ist, vornehmlich im Ausland ätige Tochterunternehmen – wie es die Depfa ist – wirungsvoll zu überwachen. Die Intention des Gesetzes steht und fällt mit der Kometenz der BaFin. Sie soll über die Qualität der Gechäftsorganisation entscheiden. Danach richten sich die nforderungen an das Eigenkapital. Die BaFin darf aber gebene Reden Dr. Gerhard Schick nicht mit neuen Aufgaben überfrachtet werden, ohne dass sie auch personell in der Lage ist, diese neuen Aufgaben auch zufriedenstellend auszuführen. Wir alle wissen, dass das starre Besoldungsschema des öffentlichen Dienstes es der BaFin sehr schwer macht, gute Leute zu bekommen bzw. zu halten. Wir sollten also nicht vergessen, der BaFin auch die Mittel bereitzustellen, bevor wir sie mit neuen Aufgaben überfrachten. Das Zahlungsverbot in Krisenfällen zulasten konzerninterner Gläubiger soll künftig verboten werden können. Dadurch soll der Abfluss von Finanzmitteln von der deutschen Tochter an das ausländische Mutterunternehmen ausgeschlossen werden. Wie das in einem einheitlichen europäischen Binnenmarkt, in dem die Unterscheidung zwischen inund ausländisch keine Rolle mehr spielt, funktionieren soll, da sind wir auf eine Erläuterung durch die Koalition in den Beratungen gespannt. Eine Frage, die eine große Bedeutung in den Beratungen haben wird, ist die der Qualifikation von Aufsichtsoder Verwaltungsratsmitgliedern. Richtig ist, dass eine gute Kontrollarbeit der Aufsichtsgremien eine entscheidende Rolle bei der Vermeidung von Insolvenzen spielt. Wir Grünen haben ein Interesse, die Qualität der Aufsichtsgremien zu verbessern. Wie wichtig das ist, konnte man ja gerade bei der sächsischen Landesbank und bei der IKB feststellen. Da hätte viel verhindert werden können, wenn Verwaltungsbeziehungsweise Aufsichtsrat ihren Aufgaben gerecht geworden wären. Was aber sicher nicht geht, ist, die Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitnehmerseite, die Vertreterinnen und Vertreter aus kommunalen Räten sowie Oberbürgermeister, Landräte und andere kommunale Amtsträger mit anderen Mitgliedern solcher Gremien über einen Kamm zu scheren. Das Leitbild kann nicht sein, dass überall nur noch langjährige Vorstände von Privatbanken in den Aufsichtsgremien des öffentlich-rechtlichen Sektors sitzen. Wichtig wird es also sein, praktikable Lösungen zu finden, die die Anforderungen einer guten Arbeit der Verwaltungsund Aufsichtsräte einerseits und die verschiedene Herkunft und damit auch Aufgabe dieser Akteure andererseits berücksichtigt. Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent wurfs auf Drucksache 16/12783 an die in der Tagesordnung ausgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 9 a und 9 b auf: a)

Jörg-Otto Spiller (SPD):
Rede ID: ID1621925300




(A) )


(B) )

Frank Schäffler (FDP):
Rede ID: ID1621925400




(A) )


(B) )

Dr. Axel Troost (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621925500
Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621925600







(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621925700
Gehring, Ekin Deligöz, Katrin Göring-Eckardt,
weiteren Abgeordneten und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grund-
gesetzes (Artikel 38)


– Drucksache 16/12344 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung

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(C (D Rechtsausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union b)

Gehring, Ekin Deligöz, Katrin Göring-Eckardt,
weiteren Abgeordneten und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zur Herabsetzung des
Wahlalters im Bundeswahlgesetz und im Eu-
ropawahlgesetz

– Drucksache 16/12345 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung
Rechtsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu
iesem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. –
ch sehe, Sie sind damit einverstanden. Es handelt sich
m die Reden folgender Kolleginnen und Kollegen:
tephan Mayer, CDU/CSU, Klaus Uwe Benneter, SPD,
isela Piltz, FDP, Diana Golze, Die Linke, Kai Gehring,
ündnis 90/Die Grünen.1)

Interfraktionell wird Überweisung der Gesetzent-
ürfe auf den Drucksachen 16/12344 und 16/12345 an
ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
chlagen. Gibt es dazu anderweitige Vorschläge? – Das
st nicht der Fall. Dann sind die Überweisungen so be-
chlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 12 auf:

Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Änderung des Energiesteuerge-
setzes

– Drucksache 16/12851 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die
eden zu Protokoll genommen. Es handelt sich um die
eden folgender Kolleginnen und Kollegen: Norbert
chindler, CDU/CSU, Reinhard Schultz und Waltraud
olff, SPD, Dr. Hermann Otto Solms, FDP, Dr. Kirsten

ackmann, Die Linke, Cornelia Behm, Bündnis 90/Die
rünen.


Norbert Schindler (CDU):
Rede ID: ID1621925800

Wir beraten heute über ein Entlastungsgesetz für die

eutsche Landwirtschaft. Mit dem Entwurf eines Energie-
teueränderungsgesetzes wollen wir einen kleinen Schritt
ur Anpassung der Steuern im Gasöl-, das heißt im
ineraldieselbereich tun. Wir fassen damit ein Problem

Anlage 19


(A) )



(B) )

der Wettbewerbsverzerrung im europäischen Markt an,
das dringend sofort beseitigt werden muss!

Zur geschichtlichen Entwicklung der Gasölverbilli-
gung in der deutschen Landwirtschaft: Sie wurde in der
Vergangenheit gewährt, weil die damalige Mineralöl-
steuer, zum Beispiel für Lkw, für den Straßenbau verwen-
det wurde, die Landwirte/Bauern jedoch mit ihren Fahr-
zeugen zu 90 Prozent auf ihren eigenen Flächen
unterwegs sind und somit der Diesel auch nur dort ver-
braucht wird. Deshalb war und ist die Steuerrückerstat-
tung im Sinne des alten Mineralölsteuergesetzes, des jet-
zigen Energiesteuergesetzes, nur recht und billig.

Die Rückerstattung von rund 21,5 Cent/Liter bei einer

(in der 15,3 Cent Ökosteuer enthalten sind)

auch heute von den Landwirten beantragt werden. Mit
dem Antrag wurde und wird dann ein erheblicher Teil der
Steuer rückerstattet. Dies war in der Zeit bis zur rot-grü-
nen Koalition ein gerechtes Verfahren. Leider wurde ab
dem Jahr 2005, aber in der Beschlussfassung bereits Mo-
nate davor, hier im Deutschen Bundestag – gegen den
Willen der Union – eine Obergrenze zur Steuerermäßi-
gung eingeführt: Eine Erstattung war nur noch bis zu
10 000 Liter Verbrauch je Kalenderjahr und Betrieb
möglich. Zusätzlich wurde der Selbstbehalt, den es da-
mals schon gab, von 50 Euro auf 350 Euro heraufgesetzt,
mit der Begründung, dies sei ein Anteil an den Verwal-
tungskosten. Damit werden die Betriebe zusätzlich
drangsaliert!

Wie das in Koalitionskompromissen oft nur möglich
ist, wagt man heute leider nur kleine Schritte zur Verbes-
serung der Situation. Der eingeschlagene Weg ist zwar
der richtige, aber nur ein Teil des Problems wird gelöst,
indem wir in diesem Gesetz den Bundesländern die Mög-
lichkeit eröffnen, im Rahmen ihrer finanziellen Um-
schichtungsmöglichkeiten von Förder- oder Haushalts-
geldern eine kleine Abhilfe zu schaffen. Immerhin sind
bundesweit 360 000 Betriebe der Land- und Forstwirt-
schaft betroffen, die dringend eine Energiesteuervergüns-
tigung benötigen, um in ihrem schwierigen konjunkturel-
len Umfeld bestehen zu können. Mit dem Gesetzentwurf
wird eine teilweise Lösungsmöglichkeit eröffnet, um Un-
gerechtigkeiten, die im europäischen Wettbewerb beste-
hen, auszugleichen. Frankreich, Österreich und viele an-
dere Länder haben so gut wie keine steuerliche Belastung
bei sogenanntem Agrardiesel. Deutschland ist Spitzenrei-
ter bei dieser Besteuerung und dies sehen alle Betriebe zu
Recht als große Ungerechtigkeit und als Verzerrung im
europäischen Wettbewerb an.

Ich persönlich hätte mir gewünscht, wir hätten im Rah-
men auch des Konjunkturpaketes II den Mut gehabt, eu-
ropäische Vergleichswerte bei dieser Besteuerungsart
einzuführen. Leider beraten wir heute nur über den
kleinsten gemeinsamen Nenner, der in der Koalitions-
spitze zu erreichen war. Die Koalitionsfraktionen werden
natürlich dem Gesetzentwurf zustimmen, aber ich ver-
hehle nicht meine tiefste Unzufriedenheit über diese
Kleinstlösung eines großen Problems. Wir müssen uns
noch einmal vor Augen führen, dass die steuerliche Be-
lastung für Gasöl, das in landwirtschaftlichen und forst-

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(C (D irtschaftlichen Fahrzeugen und Arbeitsmaschinen verendet wird, pro Hektar zwischen 80 und 120 Euro eträgt. Denn es bleibt bei einem Steuersatz von circa 5,5 Cent/Liter Mineraldiesel, selbst bei Streichung des elbstbehaltes! Gerade Großbetriebe oder Gemüsebauetriebe hätten diese von mir und uns, der Union, geünschte Steuerminderung genutzt, um die Erstattung als usätzliches Kapital wieder voll in den Wirtschaftskreisauf zu investieren. Kurz gesagt, der Ansatz dieses Gesetes ist richtig, aber nicht genügend! In einer neuen Regierung muss es Aufgabe sein, unter esichtspunkten des europäischen Wettbewerbs nicht nur ie Mineralölsteuer auf das Niveau anderer europäischer änder wie zum Beispiel Frankreich anzugleichen, sonern auch die zusätzliche Belastung aus der Ökosteuer ebenfalls von Rot-Grün eingeführt – für die Zukunft zu erücksichtigen. Das heißt im Klartext: Die Steuer für grardiesel muss weg! Dieses Gesetz ist, wie schon ausgeführt, nur ein kleier Schritt in die richtige Richtung. Ob sich alle Länder iesem von einem einzigen Bundesland gehegten Wunsch nschließen werden, erfüllt mich mit großem Zweifel. Es st eigentlich hoheitliche Aufgabe des Bundes, Steuern, ie er festsetzt, auch auf Bundesebene gesetzlich zu reeln. Eine Verschiebung hinein in die Länderhaushalte ist erfassungsrechtlich sehr bedenklich. Wenn es um Verrauchsteuern geht, kann es nur eine Zuständigkeit geen, die des Bundes! So weit mit Verlaub meine sowohl zustimmenden als uch sehr kritischen Worte namens der CDU-/CSU-Bunestagsfraktion. Der vorliegende Gesetzentwurf räumt den Bundeslän ern das Recht ein, die Landund Forstwirte vom Selbstehalt bei der Energiesteuervergütung für Diesel zu entasten. Dies ist das Ergebnis eines Kompromisses, bei em die SPD den Landwirten bereits sehr weit entgegenekommen ist. Der Vorschlag selbst wurde durch den undesrat eingebracht. Trotz dieses Kompromisses riefen Teile der Union und elbst der FDP in den vergangenen Tagen nach neuen ubventionen zulasten des Bundeshaushaltes. Dieser orderung tritt die SPD-Bundestagsfraktion entschieden ntgegen. Aus unserer Sicht ist jede steuerliche Fördeung des Einsatzes von fossilem Diesel in der Landwirtchaft ökologisch und ökonomisch eine problematische ubvention. Unsere Strategie lautet „weg vom Öl“. Nur o können wir längerfristig unsere knappen Ressourcen chonen und dem Klimawandel entgegenwirken. Es ist ja durchaus nicht so, als müssten die Landwirte ossilen Agrardiesel tanken und den Selbstbehalt in Kauf ehmen. Als wir den Ausstieg aus der steuerlichen Förerung und den Einstieg in die Beimischung von Biokrafttoffen beschlossen, haben wir der Landwirtschaft die öglichkeit gelassen, auch weiterhin reine Biokraftstoffe teuerfrei einzusetzen. Wir bedauern sehr, dass sie bisang nur in geringem Umfang davon Gebrauch macht. ie Landwirtschaft hätte es hier in der Hand, zum gegen Norbert Schindler gebene Reden seitigen Wohle zusammenzuarbeiten. Der Absatz der landwirtschaftlichen Ölmühlen könnte gesichert werden, während die Landwirte von der Steuerbefreiung von Biodiesel und Pflanzenöl profitieren. Stranded Investments wären so vermeidbar. Nebenbei bemerkt: Lägen der Union tatsächlich die Interessen der Landwirtschaft am Herzen, hätte sie sich dazu durchringen sollen, den Steuersatz Null auf Biokraftstoffe auch für den öffentlichen Nahverkehr zu übernehmen. Dies hätte die Absatzmöglichkeiten landwirtschaftlicher Ölmühlen noch um einiges verbessert. So bleibt nur das Fazit: Die Forderung der Union, beim Agrardiesel über den Koalitionskompromiss hinauszugehen, ist ein durchsichtiger Versuch der Anbiederung an die eigene Klientel. Heute lag in meiner Postmappe ein Schreiben der Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Sie berichtet über die Umsetzung der letzten Reform der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung und schließt mit dem Satz: „Ich denke, auch Sie werden bei Ihrer Wahlkreisarbeit bereits die Erfahrung gemacht haben, dass das LSVMG insgesamt auf eine durchweg positive Resonanz gestoßen ist.“ Ja, das habe ich bemerkt. Wir haben – und die SPD mit vorneweg – viel Geld in die Hand genommen, um die Landwirte zu unterstützen. Die SPD nimmt ihre Verantwortung für die Landwirtschaft ernst. Was wir aber nicht aus den Augen verlieren dürfen, sind die Rahmenbedingungen. Wir haben uns zum Beispiel noch unter Rot-Grün eindeutig dafür entschieden, weg von den produktionsbezogenen Prämien hin zu den Flächenprämien zu gehen. Mittlerweile sagen die Landwirte, das war richtig. Mittlerweile hat auch die Kommission diesen Weg als Modell für Europa genommen, gerade weil er derjenige Weg ist, der der zukunftsfähige ist. Der Bund unterstützt die Landwirtschaft auch darin, die Energieeffizienz zu steigern. Das halte ich für den richtigen Weg. Auch wenn der Dieselpreis zurzeit günstig ist: Energie wird auch in Zukunft ein gewichtiger Kostenfaktor bleiben. Dagegen können wir nicht ansubventionieren. Dem können wir nur damit begegnen, Energie effizient einzusetzen. Anfang des Jahres hat der Zentralverband des Gartenbaus darauf hingewiesen, dass die Möglichkeiten zur Energieeffizienz im Gartenbau nicht ausgereizt sind. Auch in der Landwirtschaft gibt es erhebliche Effizienzpotenziale. Wir unterstützen die Landwirtschaft auch dadurch, dass wir weiterhin keine Steuern auf in der Landwirtschaft verwendeten Biodiesel verwenden. Ich halte also auch aus grundsätzlichen Erwägungen nichts von einer Senkung des Steuersatzes auf den Agrardiesel. Angesichts der Notwendigkeit, den CO2-Ausstoß zu minimieren, ist eine weitere Subvention von fossilem Treibstoff nicht zu rechtfertigen. Und – das will ich ganz deutlich sagen – die Wettbewerbssituation insgesamt zwingt nicht zur Senkung der Steuersätze. Sie haben ja recht: Die Belastung auf den Dieselkraftstoff ist im Vergleich in Deutschland hoch. Allein aus dieser Tatsache einen Wettbewerbsnachteil für die deutsche Landwirtschaft a n v s e H w 2 S D g d U p V v i o w N K r V n d t W d b r c u W r w s S s m d W E w e r M h d ß 2 d n g L k d Zu Protokoll ge (C (D bzuleiten, wird aber der Situation der Landwirtschaft icht gerecht. Die Wettbewerbsbedingungen werden von ielen Faktoren bestimmt. Und etliche dieser Faktoren ind für die deutsche Landwirtschaft günstig. Leider gibt s keine Studien, die vergleichbar alle Subventionen und ilfen für die Landwirtschaft zusammenfassen und beerten. Ein Gutachten des Ifo-Instituts vom November 003 kommt zum Beispiel in der Gesamtbetrachtung der teuern auf alle Produktionsmittel zu dem Ergebnis, dass eutschland mit den Niederlanden und mit Österreich leichauf im Mittelfeld liegt. Vor kurzem ist ein Vergleich der Produktionskosten in er Schweineproduktion veröffentlicht worden. In dieser ntersuchung wird festgestellt, das die „Kosten durch olitische Maßnahmen“ (unter anderem für Umwelt-, erbraucherund Tierschutz)

Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1621925900




(A) )


(B) )

Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1621926000
on Schweinefleisch in Deutschland deutlich geringer als
n den Niederlanden und auch niedriger als in Dänemark
der Spanien sind; nur Frankreich und Polen liegen et-
as unter dem deutschen Niveau. Die Produzenten in den
iederlanden und Dänemark sind aber die wichtigsten
onkurrenten für deutsches Schweinefleisch. Die Auto-

en der Studie erwarten für die Niederlande eine weitere
erschlechterung der Position im Wettrennen um die
iedrigsten Kosten, weisen aber darauf hin, dass es an-
ere Vorteile gibt, die dies kompensieren: Wissen, Leis-
ungsfähigkeit, Professionalität.

In diesen Studien wurden sonstige Faktoren, die für die
ettbewerbssituation von Bedeutung sind – zum Beispiel
ie soziale Absicherung oder die Ertragssteuern – nicht
erücksichtigt. Der Vergleich dieser Faktoren ist schwie-
ig, da gerade in der sozialen Absicherung unterschiedli-
he Systeme mit unterschiedlichen Finanzierungen und
nterschiedlichen Leistungen verglichen werden müssen.
ie soll man denn zum Beispiel bewerten, dass in Öster-

eich die Krankenhäuser von den Kommunen finanziert
erden? Dass es in England ein kostenloses Gesundheits-

ystem gibt? Klar ist aber, dass der Bund gerade in der
ozialversicherung die Landwirtschaft kräftig unter-
tützt.

Mein Kollege Gustav Herzog hat diese Woche noch-
als den Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bun-
estages gebeten, Studien zu suchen, die die Frage der
ettbewerbsfähigkeit auf eine solide Basis stellen. Das
rgebnis: Es gibt sie nicht! Wenn man also die Wettbe-
erbssituation vergleichen will, dann kommt man nur mit
inem Blick auf die Marktanteile weiter. Im Situationsbe-
icht 2009 schreibt der Deutsche Bauernverband über die
arktanteile innerhalb der EU: „Im Zehnjahresvergleich

at Deutschland seinen Marktanteil bei den meisten Pro-
ukten halten oder sogar ausbauen können.“ Zum Au-
enhandel schreibt der Deutsche Bauernverband für
007 im Vergleich zu 2006: „Noch kräftiger legten 2007
ie Agrarexporte zu. Sie stiegen nach vorläufigen Ergeb-
issen um gut 13 Prozent auf 46,0 Milliarden Euro“. An-
esichts der auch national hohen Unterstützung für die
andwirtschaft und angesichts dieser Marktentwicklung
ann ich insgesamt also kein Wettbewerbsproblem für die
eutsche Landwirtschaft erkennen.




Reinhard Schultz (Everswinkel)

gebene Reden


(A) )



(B) )

Eine Harmonisierung der Energiesteuern in Europa
wäre sinnvoll. Gleichwohl kann es im Interesse des Kli-
maschutzes nicht darum gehen, die Steuern in Deutsch-
land zu senken. Vielmehr müssten auch die anderen Mit-
gliedstaaten fossiles Agrardiesel höher besteuern und die
Wettbewerbsfähigkeit erneuerbarer Energien erhöhen.
Dies ist auch der Weg, den die Kommission vorschlagen
wird. Diese EU-weite Harmonisierung ist bisher geschei-
tert, sie steht aber weiterhin auf der Tagesordnung. Wir
haben zugestimmt – und das setzen wir heute um –, den
Ländern Entlastungsmaßnahmen zu ermöglichen. Hierzu
soll in das Energiesteuergesetz eine Öffnungsklausel auf-
genommen werden, wonach die Länder aus Landesmit-
teln den Selbstbehalt von bis zu 350 Euro vergüten kön-
nen. Dies tragen wir mit, darüber hinaus sehe ich aber
keinen Bedarf für eine Senkung der Steuersätze.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1621926100

Mit diesem Gesetzentwurf hat die Große Koalition ein-

mal mehr bewiesen, dass sie kaum noch handlungsfähig
ist. Zur Förderung der land- und forstwirtschaftlichen
Betriebe in diesem schwierigen konjunkturellen Umfeld
wollen Sie den einzelnen Bundesländern das Recht ein-
räumen, die Land- und Forstwirte vom Selbstbehalt bei
der Energiesteuervergütung für Diesel zu entlasten. Das
ist nun wirklich nicht der große Wurf. Das ist ein fauler
Kompromiss, der die Probleme nur verschiebt und neue
schafft.

Die deutschen landwirtschaftlichen Betriebe zahlen
heute die mit Abstand höchsten Agrardieselsteuern in der
Europäischen Union. Daran wird sich durch dieses
Gesetz nichts Wesentliches ändern. Während unsere
Landwirte derzeit durchschnittlich 40 Cent Steuern pro
Liter zahlen müssen, liegt der Steueranteil in Dänemark
bei 3,2 Cent und in Frankreich inzwischen sogar nur bei
0,6 Cent pro Liter. Außerdem zahlen deutsche Bauern
noch die Ökosteuer. Das verteuert den Treibstoff um wei-
tere 200 Millionen Euro pro Jahr. Dieser extreme Steuer-
nachteil der deutschen Landwirte beim Agrardiesel und
bei der Ökosteuer ist schleichendes Gift für die Wettbe-
werbsfähigkeit der Branche. Und jetzt schaffen Sie durch
diese Regelung noch zusätzliche Wettbewerbsverzerrun-
gen innerhalb Deutschlands.

Ich möchte Ihnen einmal die ursprüngliche Begrün-
dung für die Besteuerung von Mineralölen ins Gedächt-
nis rufen: Mit den Einnahmen aus dieser Steuer sollten
die durch die Benutzung entstehenden Kosten des Stra-
ßenbaus und -erhalts abgedeckt werden. Wie wir alle wis-
sen, findet der Ackerbau nach wie vor aber nicht auf der
Straße statt. Da Traktoren die Straßen kaum nutzen, ist es
berechtigt, den Agrardiesel an dieser Stelle weniger hoch
zu besteuern. Es ist jetzt dringend notwendig, die Rah-
menbedingungen für die heimische Landwirtschaft insge-
samt zu verbessern. Die Landwirte wollen keine runden
Tische mehr, sondern jetzt endlich konkrete Hilfe zur Be-
wältigung der Krise. Sie müssen endlich alles tun, um
Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft zu
sichern und nachhaltig zu stärken.

Deshalb schließen Sie sich endlich den FDP-Forde-
rungen an: Streichen Sie den unsozialen Selbstbehalt in

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Zu Protokoll ge

(C (D öhe von 350 Euro im Energiesteuergesetz. Er belastet leine Betriebe überproportional, da für einen Jahresverrauch von bis rund 1 700 Liter Diesel keine Vergünstiung mehr gewährleistet wird. Die Obergrenze von 0 000 Litern muss weg, da besonders unternehmerische etriebe davon stark belastet sind. Die Belastungen der eutschen Agrarbranche durch die Ökosteuer müssen eutlich verringert werden. Zur Verhinderung von Wettewerbsverzerrung ist eine EU-weite Harmonisierung er Besteuerung von Agrardiesel dringend notwendig. Das deutsche Steuerrecht bleibt ein aufgeblähtes, chao isches Spielfeld der jetzigen und aller in Aussicht gestellen Koalitionen. Das gilt auch für die Energiebesteurung. Mit dem vorliegenden Antrag soll jetzt an einem der leinsten Schräubchen gedreht werden, ohne die Proleme des Gesamtsystems aufzugreifen. Den Ländern soll ie Möglichkeit eingeräumt werden, den sogenannten elbstbehalt bei der Rückvergütung der Agrardieselteuer in Höhe von 350 Euro pro Betrieb und Jahr abzuchaffen. 2005 ist dieser Selbstbehalt erst eingeführt orden, übrigens zusammen mit einer Kappung der grardieselrückerstattung bei maximal 10 000 Liter – ine ungerechtfertigte deutliche Benachteiligung der osteutschen Agrarstrukturen. Übrigens haben die ostdeutchen Ministerpräsidenten dem damals zugestimmt. Jetzt haben wir das Jahr 2009, genauer Wahljahr 009, und der Selbstbehalt von 350 Euro soll fallen. Die änder sollen den Betrieben auf Antrag aus den eigenen andeshaushalten diese Summe auszahlen können. 50 Euro pro Betrieb und Jahr sind angesichts der chwierigen Situation in vielen Agrarbetrieben eher klägich. Ich verstehe, ehrlich gesagt – auch angesichts des ürokratischen Aufwandes dieser Auszahlung –, wenn eiige Landesagrarminister wie zum Beispiel der aus Branenburg bereits angekündigt haben, darauf zu verzichten. Aber der eigentliche Skandal ist der Vorschlag, nur en Selbstbehalt zurückzunehmen, nicht aber die Kapung der Steuerrückvergütung! Das würde die Ungleichehandlung der ostdeutschen Agrarbetriebe weiter verchärfen und das ist für uns Linke absolut inakzeptabel. s ist auch der schwierigen Situation in den ländlichen äumen Ostdeutschlands nicht angemessen. Mühsam haen CDU und CSU der SPD dieses Taschengeld für die üdund südwestdeutsche Wählerklientel abgerungen. ber es ist ein fauler Kompromiss, wenn nicht auch die appungsgrenze fällt. Aus Sicht der Linken gibt es viele dringende Gründe ür eine umfassende Reform der Agrarsteuern mit dem iel eines EU-weit harmonisierten, gerechten Systems. ennoch erkennen wir an, dass in der aktuellen Situation ielen Not leidenden Betrieben kurzfristig mit einer umassenden Rückvergütung der gesamten Agrardieselteuer Liquidität verschafft werden kann, die dringend ebraucht wird. Gerade die dramatisch sinkenden Erzeuerpreise rechtfertigen eine solche Soforthilfe. Denn etrachtet man den Agrardiesel isoliert, sind real existieende Unterschiede zu unseren europäischen Nachbarn Waltraud Wolff gebene Reden Dr. Kirsten Tackmann nicht zu übersehen. In Frankreich werden so gut wie keine Steuern auf Agrardiesel gezahlt, während die Betriebe in Deutschland mit 47 Cent pro Liter Diesel rechnen müssen. Dieser Unterschied macht bei Agrargenossenschaften zum Beispiel schnell einen vollwertigen Arbeitsplatz aus! Der Raiffeisenverband hat es berechnet: Über 55 000 Euro bezahlt eine durchschnittliche große ostdeutsche Agrargenossenschaft zur Bewirtschaftung von 1 400 Hektar als Dieselsteuer. Angesichts offener innereuropäischer Grenzen brauchen wir allerdings mittelfristig eine Harmonisierung der Besteuerung sämtlicher Produktionsmittel und nicht nur eine Anpassung beim Agrardiesel. Auch aus umweltpolitischen Gründen kann die Agrardieselrückerstattung aus unserer Sicht nur eine kurzfristig angelegte Übergangslösung sein. Langfristig muss die Biokraftstoffstrategie aus Sicht der Linken korrigiert und endlich auf den richtigen Weg gebracht werden. Das heißt zum Beispiel, die Umstellung der Landmaschinenflotte auf regenerative Kraftstoffe zu fördern. Bisherige Anreize sind offensichtlich ungeeignet, einen nennenswerten Eigenverbrauch an Biotreibstoffen in der Landwirtschaft zu erreichen. Hier muss endlich gehandelt werden. Neben direkten, finanziellen Anreizen brauchen die Betriebe offensichtlich auch technische und wissenschaftliche Unterstützung. Die Landwirtschaft kann damit einen deutlich höheren Beitrag zur CO2-Senkung leisten und gleichzeitig über regional erzeugte und verwendete Biodiesel-, Pflanzenöloder Biogas-Kraftstoffe auch Arbeitsplätze schaffen oder erhalten. Das würde mehr zur Lösung der Probleme beitragen als der hier vorliegende Vorschlag. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Die anhaltenden agrarpolitischen Kapriolen des Landwirtschaftsministeriums und der Union in den vergangenen Monaten haben uns das mehr als deutlich gemacht. Aber was bleibt CDU und CSU auch anderes übrig? Schattenkanzler Seehofer zittert um den Wiedereinzug seiner CSU in das Europaparlament und Kollege Bleser, der uns hier in den vergangenen Jahren mit seinen gebetsmühlenartigen Beschwörungen weismachen wollte, dass die positive Entwicklung des landwirtschaftlichen Konjunkturbarometers Ergebnis seiner Politik wäre, hat nun nichts mehr in der Hand, was seinen Verbleib in der Agrarpolitik noch rechtfertigen würde. Da trifft es sich gut, dass der Deutsche Bauernverband jede Woche eine neue Sau mit finanziellen Wünschen durchs Dorf treibt. Aber Politik auf Geldversprechen zu reduzieren, sei es bei der Milch, sei es bei den Energiekosten, ohne auch nur ein einziges Problem unserer Bäuerinnen und Bauern bei den Ursachen anzupacken, ist wohlfeil und passt eher zum Populismus eines Lafontaine als in die von Ihnen so gerne beschworene Mitte der Gesellschaft. Auch die Landwirtschaft wird sich darauf einstellen müssen, dass Erdöl in den nächsten Jahrzehnten immer knapper und teurer wird. Will sie die Zukunft meistern, muss sie energieeffizienter und klimafreundlicher wer d u w s z s f r s M b d m x d B z 7 p u m s f t f t s i w h u z L w d w n d D Z (C (D en. Niedrigere Agrardieselpreise gehen daher energiend klimapolitisch in die völlig falsche Richtung. Wer etas für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Landwirt chaft tun will, der fördert den Einstieg in energieeffiiente Technologien! Wenn die Landwirte zukünftig mit parsamen Traktoren fahren können, dann ist ihnen langristig wirklich geholfen. Dafür sollte die Bundesregieung gerade in Zeiten der Konjunkturkrise Geld bereittellen! Doch damit ist es nicht weit her. Staatssekretär üller durfte zwar beim II. Klimaforum des Bauernver andes verkünden, sein Haus wolle eine Verringerung es Energieeinsatzes in der Landwirtschaft in den komenden zehn Jahren um 20 Prozent erreichen. In der Pra is setzt man dann aber doch lieber auf eine Stimulation es Energieverbrauchs. Oder in Zahlen ausgedrückt: Die undesregierung fördert die Entwicklung energieeffiienter Technologie im Agrarbereich mit gerade mal Millionen Euro, gibt aber gleichzeitig für die Abwrack rämie 5 Milliarden Euro aus. So viel zur Wertschätzung nserer Landwirtschaft seitens der Großen Koalition. Der Bauernverband ist nicht bereit, die Diskussion um ehr Energieeffizienz und Klimaschutz in der Landwirt chaft ernsthaft zu führen. Er macht es sich einfach und ordert mehr Geld. Und die Union hat nichts Besseres zu un, als dem Bauernverband – zumindest verbal – artig zu olgen. Denn schaut man sich die von Ihnen eingebrachen Änderungen im Energiesteuergesetz genauer an, wird chnell klar, dass sie den Schwarzen Peter – oder sollte ch besser Horst sagen – nur an die Länder abgeben. Die ollen den aber bis auf das verängstigte Bayern gar nicht aben und wehren sich vehement dagegen, nun selber als nwillige Zahlmeister in den Fokus des Bauernverbandes u geraten. Was Sie hier vorgelegt haben, ist nichts weiter als eine ex bajuwarensis, die Sie noch schnell vor der Europaahl durchs Parlament peitschen wollen in der Hoffnung, ass der liebe Horst dann endlich Ruhe gibt. Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent urfs auf Drucksache 16/12851 an die in der Tagesordung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es azu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. ann ist die Überweisung so beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 11 sowie den usatzpunkt 3 auf: 11 Beratung des Antrags der Abgeordneten Mechthild Dyckmans, Sabine LeutheusserSchnarrenberger, Jörg van Essen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Vorschlag für einen Rahmenbeschluss des Rates über die Europäische Überwachungsanordnung in Ermittlungsverfahren innerhalb der Europäischen Union – Drucksache 16/12733 – Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss Innenausschuss Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner ZP 3 Beratung des Antrags der Abgeordneten Jerzy Montag, Volker Beck terer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Europäische Überwachungsanordnung rechtsstaatlich absichern – Stellungnahme gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes – Drucksache 16/12856 – Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss Innenausschuss Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die Reden zu Protokoll genommen. Es handelt sich um die Reden folgender Kolleginnen und Kollegen: Siegfried Kauder, CDU/CSU, Dr. Carl-Christian Dressel, SPD, Mechthild Dyckmans, FDP, Sevim Dağdelen, Die Linke, Jerzy Montag, Bündnis 90/Die Grünen. Siegfried Kauder CSU)

Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621926200







(A) )


(B) )

Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621926300
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621926400




(A) )


(B) )


Die Bedenken, die die Fraktion der FDP zum Vor-
schlag für einen Rahmenbeschluss des Rates über die
Europäische Überwachungsanordnung in Ermittlungs-
verfahren innerhalb der Europäischen Union in der Sa-
che anmeldet, haben etwas für sich. Soweit Bündnis 90/
Die Grünen darüber hinaus das Bestimmtheitsgebot des
Art. 103 Abs. 3 GG ins Feld führen, wird man darüber in
den Ausschüssen diskutieren müssen.

Allerdings eignet sich gerade die Europäische Über-
wachungsanordnung eher nicht für eine Kritik an euro-
päischer Nomenklatur zu Deliktsgruppen, wie sie sich in
Ziffer II. 1 des FDP-Antrages an Art. 14 Abs. 1 des Vor-
schlages festmacht. Zwar weisen die dort aufgeführten
Begriffe Terrorismus, Cyberkriminalität, Rassismus und
Fremdenfeindlichkeit sowie Sabotage Unschärfen auf,
die aus Sicht der Bundesregierung Anlass geben könnten,
gemäß Art. 14 Abs. 4 des Vorschlages einen Vorbehalt be-
züglich der gesamten Deliktsliste, zumindest aber bezüg-
lich einiger Deliktstypen zu erklären. Man wird aber auch
zu Ende denken müssen, was die Anträge der Fraktion
der FDP und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen letzt-
endlich bewirken würden. Den Anträgen käme für das
Vorgehen der Bundesregierung bezüglich des Vorschla-
ges der Europäischen Union nämlich erhebliches Ge-
wicht zu. Der Deutsche Bundestag hat zwar nach Art. 23
Abs. 3 GG nur begrenzte Möglichkeiten, auf die Rechtset-
zung der Europäischen Union Einfluss zu nehmen. Das
Grundgesetz eröffnet dem Deutschen Bundestag bei eu-
ropäischen Rechtsetzungsakten nur die Möglichkeit, sich
gegenüber der Bundesregierung zu äußern. Diese hat
eine solche Äußerung – ohne allerdings daran gebunden
zu sein – zu berücksichtigen. Das heißt, dass die Bundes-
regierung sich mit einer Stellungnahme des Deutschen
Bundestages auseinanderzusetzen hat, also die vorgetra-
genen Argumente des Deutschen Bundestages zu bewer-
ten hat. Vor dem Hintergrund eines Parlamentvorbehalts
in anderen EU-Staaten hat der Deutsche Bundestag aber
mit der Bundesregierung zu Art. 23 Abs. 2 GG eine Ver-
einbarung getroffen, die am 28. September 2006 wirksam

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(C (D urde. Danach hat die Bundesregierung bei europäichen Rechtsetzungsakten einen Parlamentsvorbehalt zu rklären, wenn der Deutsche Bundestag dies in einer Stelungnahme nach Art. 23 Abs. 3 Satz 1 GG fordert. Dies tärkt den Einfluss, aber auch die Verantwortung des eutschen Bundestages bei europäischen Rechtsetzungskten. Würde die Bundesregierung den von der FDP-Bundesagsfraktion und Bündnis 90/Die Grünen geforderten arlamentsvorbehalt, wie ihn Art. 12 Abs. 4 des Vorchlags zulässt, erklären, hätte dies fatale Folgen für im uropäischen Ausland in Untersuchungshaft genommene eutsche Staatsangehörige. Diese wären bei sämtlichen elikten der Deliktsliste aus Art. 14 Abs. 1 des Vorschlaes von den Rechtswohltaten einer Haftverschonung bei estnahme im EU-Ausland ausgeschlossen. Statt bei entprechenden Überwachungsauflagen in die Heimat zuückreisen zu können, müssten sich deutsche Untersuhungsgefangene mit Haftfortdauer im Ausland abfinden. eshalb wird dem Antrag der FDP-Fraktion zumindest in er vorliegenden Fassung nicht zugestimmt werden könen. Eine Beschränkung des Antrages auf Deliktsgrupen, die mit unseren deutschen Strafvorschriften nicht armonisieren, wäre sinnvoll. Soweit der FDP-Antrag unter Ziffer II.2 einen Vorbealt der Bundesregierung nach Art. 21 Abs. 3 des Vorchlages verfolgt, besteht derzeit kein Handlungsbedarf. ach Art. 21 Abs. 3 des Vorschlages könnte Deutschland rklären, dass bei einem Verstoß gegen eine konkrete berwachungsauflage bei außer Vollzug gesetztem Haftefehl die Eingriffsschwelle des Rahmenbeschlusses zum uropäischen Haftbefehl keine Anwendung findet. Darüer kann aber noch zu einem späteren Zeitpunkt, nämlich uch noch im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens, entchieden werden. Gleiches gilt für den Antrag von Bündis 90/Die Grünen. Es muss den Ausschussberatungen vorbehalten bleien, ob und in welcher Weise bei Untersuchungshaft im usland deutschen Untersuchungsgefangenen trotz na ionaler Bedenken gegen den EU-Vorstoß die damit verundenen Rechtsvorteile erhalten werden können. Hintergrund dieses Tagesordnungspunktes ist die Eini ung des Justizund Innenministerrates über die Europäiche Überwachungsanordnung im Ermittlungsverfahren nnerhalb der EU. Der vorliegende FDP-Antrag sieht vor, die Bundesegierung dazu aufzufordern, an der Prüfung der beidereitigen Strafbarkeit festzuhalten. Dies wird mit der ahrung des verfassungsrechtlichen Bestimmtheits rundsatzes begründet. Darüber hinaus soll die Erklärung ach Art. 21 Abs. 3 des Rahmenbeschlussvorschlages über ie EU-Überwachungsanordnung im Ermittlungsverahren abgegeben werden. Damit soll die Übergabe Bechuldigter vom Erreichen einer im EU-Haftbefehl voresehenen „Erheblichkeitsschwelle“ abhängig gemacht erden. Der Grünen-Antrag zielt in dieselbe Richtung. Zweifellos werden wir die inhaltlichen Zielsetzungen der beiden Anträge in den kommenden Beratungen sehr genau zu prüfen haben. Gestatten Sie mir aber schon jetzt einige Anmerkungen, erstens zu der Aufforderung an die Bundesregierung, von der Erklärungsmöglichkeit nach Art. 14 Abs. 4 des Rahmenbeschlusses Gebrauch zu machen: Dieser Forderung kann ich mich nicht anschließen. Ausschlaggebend ist hierfür vor allem der Gedanke der Fürsorge für möglicherweise betroffene deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger. Ich schließe mich in diesem Punkt der Argumentation der Bundesregierung an, die in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der FDPFraktion vom 18. Dezember 2008 in der Bundestagsdrucksache 16/11456 nachzulesen ist. Dort heißt es: „ republik Deutschland von der Erklärungsmöglichkeit nach Artikel 12 Absatz 4 des Rahmenbeschlusses gebrauch macht. Der vorliegende Rahmenbeschluss dient den Interessen des Beschuldigten. Es wäre daher nicht zielführend, die Anerkennung der auferlegten Maßnahmen mangels beiderseitiger Strafbarkeit zu verweigern, mit dem Ergebnis, dass ein möglicherweise betroffener deutscher Staatsbürger im EU-Ausland in Untersuchungshaft genommen bzw. diese nicht gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt würde. Die Prüfung der beiderseitigen Strafbarkeit ist zudem auch nach deutschem Recht kein allgemein gültiges Prinzip bei der sonstigen Rechtshilfe. gäbe den deutschen Staatsangehörigen Steine statt Brot! Über die Frage, ob Deutschland von der nach Art. 21 Abs. 3 des vorliegenden Rahmenbeschlusses bestehenden Möglichkeit Gebrauch machen sollte oder nicht, braucht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht entschieden zu werden. Dies liegt darin begründet, dass der Rahmenbeschluss im Fall dieser Erklärung vorsieht, dass sie bei dessen Umsetzung oder zu einem späteren Zeitpunkt abgegeben werden kann. Es wäre daher doch folgerichtig, über diese Frage im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zu entscheiden. Zweifellos kann es bei dieser Entscheidung durchaus sinnvoll sein, zu verhindern, dass EU-Haftbefehle bei Verstößen gegen Auflagen – deren Überwachung auf der Grundlage des vorliegenden Rahmenbeschlusses erfolgt – ausgestellt werden, wenn die Tat im Austellungsstaat mit weniger als zwölf Monaten bedroht ist. Jedoch: Der Sinn des in Art. 21 Abs. 2 des vorliegenden Rahmenbeschlusses vorgesehenen Verzichts auf diese Eingriffsschwelle liegt doch eben darin begründet, dass gerade in „Bagatellfällen“ von der Überwachungsanordnung Gebrauch gemacht wird. Und dies aus gutem Grund. Denn der Hintergrund der Regelung ist schließlich die Befürchtung, die Behörden des ausstellenden Staates könnten auf die Überwachungsanordnung verzichten und in Bagatellfällen, die die Eingriffsschwelle des Art. 2 Abs. 1 RB EuHB nicht erreichen, den Beschuldigten in Untersuchungshaft nehmen, um dadurch nicht Gefahr zu laufen, dass sie die Person nach Ausreise in den Vollstreckungsstaat und trotz Verstoßes gegen die Auflagen nicht wieder zurück überstellt bekommen, und zwar deshalb, weil sie wegen Nicht-Erreichens der Eingriffsschwelle des Art. 2 Abs. 1 RB EuHB keinen EUHaftbefehl ausstellen können. b g r m o s M t ü u M u M w t d U n M g d h a s h n w d s d a W E k g n k s a l w ( j e g A b b d i h Zu Protokoll ge (C (D Wir werden – allein schon aus diesen Gründen – die eiden eingebrachten Anträge in den weiteren Beratunen sehr genau zu prüfen haben. Mit unserem heutigen Antrag fordern wir die Bundes egierung auf, zwei Erklärungen abzugeben, die der Rahenbeschluss über die Europäische Überwachungsanrdnung ermöglicht. Worum geht es in der Sache? Mit diesem Rahmenbechluss sollen Regeln festgelegt werden, nach denen ein itgliedstaat eine in einem anderen Mitgliedstaat als Al ernative zur Untersuchungshaft erlassene Entscheidung ber Überwachungsmaßnahmen anerkennt, überwacht nd die betreffende Person bei Verstößen gegen diese aßnahmen dem Anordnungsstaat übergibt. Das heißt, nsere Ermittlungsbehörden sollen zum Beispiel eine eldeauflage eines europäischen Mitgliedstaates überachen, die einen Beschuldigten aus Deutschland be rifft. Und dafür verzichtet dieser Mitgliedstaat darauf, en Beschuldigten während des Ermittlungsverfahrens in ntersuchungshaft zu nehmen. Hintergrund für diesen Rahmenbeschluss ist, dass ach Ansicht der Europäischen Kommission europäische itgliedstaaten Untersuchungshaft schon dann verhän en, wenn der Beschuldigte seinen Wohnsitz in einem aneren Mitgliedstaat hat. Ob dies tatsächlich so gehandabt wird und wie oft dies vorkommt – dazu liegen llerdings keine gesicherten Erkenntnisse vor. Dennoch kann man zunächst festhalten, dass es grundätzlich zu begrüßen ist, wenn statt der Untersuchungsaft im fremden Mitgliedstaat eine Überwachungsmaßahme angeordnet wird, die im Heimatstaat vollzogen ird. Voraussetzung für diesen Vollzug im Heimatstaat ist ie Anerkennung der Entscheidung des anderen Mitgliedtaates. Für die Anerkennung strafrechtlicher Entscheiungen – auch im Ermittlungsverfahren – gilt zunächst llgemein der Grundsatz der beiderseitigen Strafbarkeit. as heißt das? Ein Mitgliedstaat soll eine strafrechtliche ntscheidung eines anderen Mitgliedstaates nur anerennen müssen, wenn die abgeurteilte oder wie im vorlieenden Fall die zu ermittelnde Tat auch nach seiner eigeen Rechtsordnung strafbar ist. Das heißt, Deutschland ann nach diesem Grundsatz die Anerkennung der Entcheidung über die Überwachungsmaßnahme davon bhängig machen, dass die der Entscheidung zugrunde iegende Handlung – also die dem Beschuldigten vorgeorfene Tat – auch nach deutschem Strafrecht strafbar ist so auch Art. 14 Abs. 3 des Rahmenbeschlusses)

Dr. Carl-Christian Dressel (SPD):
Rede ID: ID1621926500

(A) )


(B) )

Mechthild Dyckmans (FDP):
Rede ID: ID1621926600

Dieser Grundsatz der beiderseitigen Strafbarkeit wird
edoch durchbrochen beziehungsweise gilt nicht, sofern
s um eine der in einer Liste von insgesamt 32 Delikts-
ruppen aufgeführte Straftat geht. In diesem Fall soll die
nerkennung ohne eine Prüfung der beiderseitigen Straf-
arkeit erfolgen. Hintergrund dieser Regelung, die sich
ereits in anderen Rahmenbeschlüssen befindet, ist wohl
ie Vorstellung, dass die in der Liste enthaltenen Delikte
n allen Mitgliedstaaten strafbar sein sollten und sich da-
er eine Prüfung der beiderseitigen Strafbarkeit erübrigt.




Dr. Carl-Christian Dressel
gebene Reden


(A) )



(B) )

Auf der Liste stehen aber so unterschiedliche Delikte
wie zum Beispiel vorsätzliche Tötung und Cyberkrimina-
lität. Bei „vorsätzlicher Tötung“ ist uns allen klar, was
damit gemeint ist. Aber „Cyberkriminalität“ bedürfte
dann doch einer genaueren Definition. Hierüber sind wir
uns auch fraktionsübergreifend einig. Zum Rahmenbe-
schluss über die Europäische Beweisanordnung hat der
Bundestag schon in der letzten Legislaturperiode eine
Präzisierung verlangt, um den Anforderungen des Be-
stimmtheitsgrundsatzes zu genügen. Auch in der Folge-
zeit hat der Rechtsausschuss wiederholt die Präzisierung
angemahnt.

Leider sind wir einer solchen Präzisierung bisher kei-
nen Schritt näher gekommen. Und die Liste mit den unbe-
stimmten Deliktsgruppen taucht in jedem neuen Instru-
ment zur strafrechtlichen Zusammenarbeit unverändert
wieder auf. Da aber nicht nur der Deutsche Bundestag,
sondern auch andere Mitgliedstaaten Probleme mit die-
sen Listendelikten haben, sehen die Rahmenbeschlüsse
inzwischen die Möglichkeit vor, eine Erklärung abzuge-
hen, um – auch bei Einschlägigkeit der Listendelikte – an
der Prüfung der beiderseitigen Strafbarkeit festhalten zu
können. Auch Art. 14 Abs. 4 des Rahmenbeschlusses über
die Europäische Überwachungsanordnung bietet diese
Möglichkeit. Diese Erklärung muss bei Annahme des
Rahmenbeschlusses abgegeben werden.

Ich denke, wir sind uns alle einig, dass die Abgabe ei-
ner solchen Erklärung der Wahrung des Bestimmtheits-
grundsatzes dient. Dennoch wurden bei den Beratungen
im Unterausschuss Europarecht des Rechtsausschusses
Bedenken laut, dass die im Rahmenbeschluss vorgesehe-
nen Maßnahmen ja nur zum Vorteil deutscher Bürgerin-
nen und Bürger seien. Schließlich gehe es ja darum, Un-
tersuchungshaft in einem anderen Mitgliedstaat zu
vermeiden.

Aber alles, war wir hier im Bundestag beschließen,
sollte doch zum Vorteil unserer Bürger sein. Deswegen
können wir allein mit diesem Argument doch nicht die Au-
ßerachtlassung verfassungsrechtlicher Grundsätze – wie
vorliegend des Bestimmtheitsgrundsatzes – begründen.
Schließlich dient auch der Bestimmtheitsgrundsatz den
Interessen des Beschuldigten. Nur seine Einhaltung si-
chert dem Beschuldigten die Voraussehbarkeit der
Rechtsordnung.

Der Rahmenbeschluss sieht in Art. 15 Gründe vor, bei
deren Vorliegen die Anerkennung der Überwachungs-
maßnahme abgelehnt werden kann. Das gilt zum Beispiel
für den Fall, dass die Anerkennung dem Grundsatz „ne
bis in idem“ – also dem Verbot der Doppelbestrafung –
zuwiderlaufen würde, und für den Fall, dass die Strafver-
folgung nach dem Recht des Vollstreckungs-, also des
Heimatstaates bereits verjährt wäre. Auch bei einer Ab-
lehnung der Überwachungsmaßnahme aus diesen Grün-
den kommt dem Beschuldigten nicht der „Vorteil“ zugute,
statt der Untersuchungshaft im fremden Mitgliedstaat der
Überwachung im Heimatstaat zu unterliegen. Den Grund
für die Ablehnungsmöglichkeit muss man doch wohl da-
rin sehen, dass ein Mitgliedstaat nicht gegen elementare
Grundsätze seiner Rechtsordnung soll verstoßen müssen.
Nichts anderes kann aber im Hinblick auf die Listende-

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(C (D ikte gelten, die dem verfassungsrechtlichen Bestimmteitsgrundsatz zuwiderlaufen. Zum Schluss möchte ich noch darauf verweisen, dass s sich bei den anzuerkennenden Überwachungsmaßnahen um einschneidende Grundrechtseingriffe handeln ann. Die Verpflichtung, einen bestimmten Ort nicht zu erlassen – noch dazu, wenn sie unbefristet ist –, schränkt ie Freiheit doch erheblich ein; von der Verpflichtung, ich einer Heilbehandlung oder Entziehungskur zu unteriehen, ganz zu schweigen. Darüber hinaus soll mit dem Rahmenbeschluss sicherestellt werden, dass der Beschuldigte zur Verhandlung uch wirklich erscheint. Der Rahmenbeschluss ist ein Intrument der gegenseitigen Rechtshilfe. Ziel ist es, das trafverfahren ordnungsgemäß durchführen zu können. eswegen ist auch vorgesehen, dass der Beschuldigte insbesondere bei Verstößen gegen die ausländische ntscheidung – an den Ermittlungsstaat ausgeliefert ird. Das gilt selbst dann, wenn die erwartete Strafe so iedrig ist, dass kein Europäischer Haftbefehl ausgestellt erden könnte. Bei der gegenseitigen Anerkennung von Freiheitsund ewährungsstrafen haben wir die Bundesregierung im echtsausschuss gemeinsam aufgefordert, von der auch n diesen beiden Rahmenbeschlüssen vorgesehenen Mögichkeit Gebrauch zu machen, sich die Prüfung der beierseitigen Strafbarkeit auch bei den Listendelikten vorubehalten und die Vollstreckung der Strafe ablehnen zu önnen. Ist es nicht auch in diesen Fällen für den Bechuldigten besser, in Deutschland in Haft zu sitzen als ei 40 Grad zum Beispiel in Griechenland? Haben wir it unserer Aufforderung an die Bundesregierung einen ehler gemacht? Nein, wir haben eine Lösung gefunden, Rechtsstaatichkeit und Interessen des Verurteilten in Einklang zu ringen. Wir haben die Tür geöffnet, dass unsere Straferfolgungsbehörden im Einzelfall prüfen können, was en Interessen des Beschuldigten am meisten entgegenommt. Denn die Ablehnung ist nicht verpflichtend. Sie teht vielmehr im Ermessen der Behörden. Lassen Sie uns ie Tür zur Einzelfallprüfung auch bei der Überwahungsanordnung öffnen. Die uns vorliegenden Anträge der FDP und von Bünd is 90/Die Grünen greifen den Vorschlag des Rahmenbechlusses des Rates über die Europäische Überwahungsanordnung in Ermittlungsverfahren auf. Ziel soll s sein, die Bundesregierung über eine Stellungnahme es Bundestages nach Art. 23 Abs. 3 GG zu einem Haneln zu bewegen, das von den Ausnahmemöglichkeiten es Art. 14 Abs. 4 des Regelungsvorschlags Gebrauch acht. Zur grundsätzlichen Positionsbestimmung meiner raktion zu dem Vorhaben des Rahmenbeschlusses öchte ich sagen, dass wir jede Initiative unterstützen, ie dazu beitragen kann, Untersuchungshaft möglichst zu ermeiden. Denn nach wie vor wird viel zu schnell, zu oft nd für zu lange Untersuchungshaft angeordnet. Die da Mechthild Dyckmans gebene Reden rauf gerichtete Intention dieses Rahmenbeschlusses des Rates über die Europäische Überwachungsanordnung in Ermittlungsverfahren können wir entsprechend gutheißen. Gutheißen kann die Linke auch die Anträge der beiden anderen Oppositionsfraktionen, allerdings nur, insoweit der Verzicht auf die Prüfung der beiderseitigen Strafbarkeit unter dem Gesichtspunkt der rechtsstaatlichen Bestimmtheit der Listendelikte problematisiert wird. Denn welche Strafvorschriften mit welchen je nach Mitgliedstaat unterschiedlichen Tatbestandsvoraussetzungen unter so schwammige Begriffe wie „Terrorismus“, „Cyberkriminalität“ und „Sabotage“ fallen, ist vollkommen offen. Die Linke lehnt jedoch einen Verzicht auf die beiderseitige Prüfung der Strafbarkeit aus weiteren grundsätzlichen Erwägungen ab. Eine letztlich unklar bleibende Aufforderung zur präzisierenden Nachbesserung des Deliktskataloges, wie von der FDP vorgeschlagen, würde nämlich den rechtsstaatlichen Fundamentalprinzipien der Gesetzlichkeit und des Vertrauensschutzes nicht genügen. Diese werden aktuell allein durch den Grundsatz der beiderseitigen Strafbarkeit in verfassungsrechtlich und speziell grundrechtlich ausreichender Weise gewährleistet. Und sie lassen sich nicht mittels Auflistung mehr oder weniger unscharfer Begriffe sicherstellen – zumal dem Rat mit Art. 14 Abs. 2 des Vorschlages noch die Möglichkeit an die Hand gegeben werden soll, die Liste auszuweiten. An dieser Stelle muss das Schlagwort von der Legitimationskrise fallen. Im grundrechtsintensiven Bereich des Strafrechts und der eingriffsintensiven Strafverfolgung sind keine Zweifel an den Maßnahmen der EU hinnehmbar. Es sind also noch weitergehende systematische Veränderungen auch hinsichtlich der eigendynamischen Fortentwicklung des Instrumentes an der Vorlage des Rahmenbeschlusses erforderlich. Das mit dem Katalog verknüpfte Prinzip der gegenseitigen Anerkennung führt zumindest dann, wenn die beiderseitige Strafbarkeit nicht feststeht, statt zu mehr Freiheit für die Bürgerinnen und Bürger der EU zu mehr Beschränkungen in deren Freiheitssphäre. Für die Linke müsste eine Stellungnahme nach Art. 23 Abs. 3 GG über die Implementation der Erheblichkeitsschwelle von mindestens zwölf Monaten im Sinne des Art. 2 Abs. 1 des Rahmenbeschlusses über den europäischen Haftbefehl im Rahmen des Art. 21 der Vorlage und die unspezifische Aufforderung zur Umsetzung des verfassungsrechtlichen Bestimmtheitsgrundsatzes im Rahmen des Art. 14 der Vorlage, also über den Antrag der FDP hinausgehend, noch die klare Forderung enthalten, dass die Bundesregierung eine Erklärung abgibt, nicht auf die Prüfung der beiderseitigen Strafbarkeit hinsichtlich der Deliktsgruppen „Terrorismus“, „Cyberkriminalität“, „Korruption“, „Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“, „Sabotage“, „Erpressung und Schutzgelderpressung“ sowie „Betrug“ aus verfassungsrechtlichen Gründen zu verzichten. Zudem muss die Bundesregierung weitere Ausnahmen vom Verzicht auf die Prüfung der beiderseitigen Strafbarkeit aus verfassungsrechtlichen Gründen prüfen – wie auch der Antrag der Grünen formuliert. s b d d s l d w s a b g z S e d c u D k o B t v u n D l p T w E e b b a c t b R V e n g B g l R a a p Zu Protokoll ge (C (D Ungeachtet all dessen ist der Rahmenbeschluss aber, oweit er überhaupt einen Verzicht auf die Prüfung der eiderseitigen Strafbarkeit vorsieht, generell abzulehnen. Die Europäische Union will einen Raum der Freiheit, er Sicherheit und des Rechts schaffen. Die Rechtsetzung er EU in diesem Bereich zielt darauf ab, die grenzüberchreitende Zusammenarbeit der Justizbehörden zu ereichtern. Soweit dies der Sicherheit der Unionsbürger ient, wird es von uns Grünen ausdrücklich begrüßt, enn dabei nicht Grundlagen der Freiheit und Rechts taatlichkeit auf der Strecke bleiben. Der Entwurf für eine Europäische Überwachungsnordnung hat zum Ziel, dass Entscheidungen der Justizehörden eines Mitgliedstaates in einem anderen Mitliedstaat der EU anerkannt und vollstreckt werden – und war grundsätzlich ohne dass der zugrunde liegende achverhalt erneut juristisch geprüft wird. Konkret geht s um Überwachungsanordnungen in Strafverfahren über ie Binnengrenzen der EU hinweg. Überwachungsanordnungen sind Maßnahmen, die siherstellen sollen, dass eine Person vor Gericht erscheint nd den jeweiligen Justizbehörden zur Verfügung steht. abei sollen nach dem Prinzip der gegenseitigen Aner ennung die Anordnungen vollstreckt werden können, hne dass die Justizbehörden des Staates, in dem sich der etroffene aufhält, nochmals prüfen, ob die Vorwürfe zu reffen und unter Strafe stehen. Es genügt, dass der Sacherhalt von den Justizbehörden des Anordnungsstaates nter eine der im Entwurf des Rahmenbeschlusses geannten 32 Deliktsgruppen eingeordnet wird. Zu diesen eliktsgruppen zählen auch Terrorismus, Cyberkrimina ität, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, Sabotage, Erressung und Schutzgelderpressung sowie Betrug. Diese atbestände sind sehr weit und schwammig gefasst; teileise existieren sie im deutschen Strafrecht gar nicht. Die inordnung unter eine der Deliktsgruppen erfolgt mittels ines Formulars, in dem der Sachverhalt kurz beschrieen und rechtlich gewürdigt wird. Außerdem wird die etreffende Deliktsgruppe angekreuzt. Es ist also nicht usgeschlossen, dass sich eine Person einer Überwahungsmaßnahme beugen muss wegen eines Sachverhales, der nach dem Recht seines Heimatstaates nicht strafar ist. Wir halten dies für rechtsstaatlich bedenklich. Die egelungen widersprechen dem Bestimmtheitsgebot der erfassung, das für jeden Grundrechtseingriff im Rahmen ines Strafverfahrens gelten muss. Aus diesem Grunde haben wir bereits in der vergangeen Legislaturperiode gemeinsam mit unserem damalien Koalitionspartner SPD im Rahmen der Europäischen eweisanordnung darauf gedrängt, dass diese Deliktsruppen präziser gefasst werden müssen. Auch die damaige Opposition teilte diese Auffassung. Auch wenn in den ahmenbeschluss zur Beweisanordnung ein spezifisch uf die deutschen Bedenken zugeschnittener Vorbehalt ufgenommen wurde: Die Präzisierung der Deliktsgrupen ist bislang auf europäischer Ebene noch nicht erfolgt. Sevim Daðdelen gebene Reden Jerzy Montag Was sich allerdings geändert hat: Die EU ist größer geworden. Und es waren gerade einige der zuletzt beigetretenen Mitgliedstaaten, die im Ministerrat verfassungsrechtliche Bedenken gegen den Verzicht auf die Prüfung der beiderseitigen Strafbarkeit angemeldet haben. Sie konnten in dem aktuellen Entwurf des Rahmenbeschlusses eine Regelung erwirken, nach der Mitgliedstaaten, die verfassungsrechtliche Bedenken hegen, bei Annahme des Rahmenbeschlusses erklären können, bei einigen oder allen Deliktsgruppen an der Prüfung der beiderseitigen Strafbarkeit festzuhalten. Genau darauf zielt unser Antrag: Die Bundesregierung soll eine solche Erklärung zumindest für diejenigen Deliktsgruppen abgeben, für die bereits beim Rahmenbeschluss zur Europäischen Beweisanordnung eine Sonderregelung gefunden wurde. Bei allen anderen Deliktsgruppen sollte sie prüfen, ob die rechtlichen und tatsächlichen Unterschiede der Rechtsordnungen der verschiedenen Mitgliedstaaten ebenfalls eine entsprechende Erklärung notwendig machen. Eine solche Erklärung wird das Gebäude der justiziellen Zusammenarbeit innerhalb der EU nicht zum Einsturz bringen. Auch wenn es bei einigen oder mehreren Deliktsgruppen bei einer Prüfung der beiderseitigen Strafbarkeit verbleiben sollte, wird der Rahmenbeschluss, sobald er in allen Mitgliedstaaten in ihr jeweiliges nationales Recht umgesetzt worden ist, zu erheblichen Verfahrenserleichterungen führen und klare Rahmenbedingungen für Überwachungsmaßnahmen definieren. Die SPD argumentiert zu unserer Verwunderung, dass der Rahmenbeschluss ausschließlich dazu diene, eine Untersuchungshaft zu vermeiden. Wer in einem anderen Mitgliedstaat in Untersuchungshaft sitze, dem könne es nur recht sein, wenn er unter Auflagen in seinen Heimatstaat entlassen werde. Nichts anderes werde mit der Überwachungsanordnung bezweckt. Diese Argumentation kann nicht überzeugen. Denn der Rahmenbeschluss setzt an keiner Stelle voraus, dass der Betroffene tatsächlich in Untersuchungshaft sitzt. Er setzt nicht einmal voraus, dass die rechtlichen Voraussetzungen für die Anordnung der Untersuchungshaft oder den Erlass eines Europäischen Haftbefehls vorliegen müssen. Überwachungsanordnungen können auch dann erlassen werden, wenn der Betroffene nicht dem direkten Zugriff durch den Anordnungsstaat ausgesetzt ist. Diese Argumentation hat übrigens auch den Koalitionspartner der SPD nicht überzeugt. Auch wenn wir heute davon vermutlich nichts mehr hören werden: Wir haben deutliche Signale erhalten, dass die CDU/CSU bereit gewesen wäre, unseren Antrag mitzutragen. Daher halten wir daran fest: Solange eine Präzisierung der Deliktsgruppen nicht erfolgt ist, muss es bei dem Vorbehalt der beiderseitigen Strafbarkeit nach nationalem Recht bleiben. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf den Drucksachen 16/12733 und 16/12856 der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschla g D (C (D en. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. ann ist die Überweisung so beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 13 a bis 13 c auf: a)

Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621926700




(A) )


(B) )

Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621926800







(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621926900
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Uwe Barth,
Ulrike Flach, Cornelia Pieper, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der FDP

Solide Grundlage für Hochschulpakt – Bei-
trag zur systematischen Verbesserung der
Hochschullehre

– zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia
Hirsch, Volker Schneider (Saarbrücken),
Dr. Petra Sitte und der Fraktion DIE LINKE

Hochschulpakt II für mehr Qualität, soziale
Öffnung und zur Ausfinanzierung des deut-
schen Hochschulsystems vereinbaren

– zu dem Antrag der Abgeordneten Kai Gehring,
Krista Sager, Priska Hinz (Herborn), weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Hochschulpakt in gesamtstaatlicher Koope-
ration zu einem wirksamen Pakt für mehr
und bessere Studienplätze entwickeln

– Drucksachen 16/10327, 16/11178, 16/10881,
16/12828 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Monika Grütters
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Uwe Barth
Cornelia Hirsch
Kai Gehring

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Kai Gehring,
Priska Hinz (Herborn), Krista Sager, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Mehr Qualität für die Hochschulen

– Drucksachen 16/649, 16/12833 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Monika Grütters
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Uwe Barth
Cornelia Hirsch
Kai Gehring

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Kai Gehring,
Krista Sager, Priska Hinz (Herborn), weiterer Ab-






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Gute Lehre an allen Hochschulen gewährleis-
ten, herausragende Hochschullehre prämieren

– Drucksachen 16/8211, 16/12830 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Monika Grütters
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Uwe Barth
Cornelia Hirsch
Kai Gehring

Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die
Reden zu Protokoll genommen. Es handelt sich um die
Reden folgender Kolleginnen und Kollegen: Monika
Grütters, CDU/CSU, Swen Schulz und Jürgen
Kucharczyk, SPD, Uwe Barth, FDP, Cornelia Hirsch,
Die Linke, Kai Gehring, Bündnis 90/Die Grünen.


Monika Grütters (CDU):
Rede ID: ID1621927000

Nach den Beschlüssen der Bildungs- und Finanzminis-

ter der Länder in den jüngst vergangenen Wochen haben
wir Anlass genug, über die Fortführung so wichtiger stra-
tegischer Maßnahmen wie den Hochschulpakt, wie Exzel-
lenzinitiative und Pakt für Forschung und Innovation zu
debattieren – und die entsprechenden, zwar etwas vor-
eiligen Anträge der Oppositionsfraktionen harren ja auch
noch der Beratung im Plenum.

Kurz zur Erinnerung: Vor rund zwei Jahren haben die
Regierungschefs von Bund und Ländern den Hochschul-
pakt 2020 beschlossen. Der Pakt dient vor allem zwei Zie-
len: Zum einen soll mit der Einführung der Overhead-
Finanzierung für DFG-geförderte Projekte die interna-
tionale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Hochschul-
forschung gestärkt werden. Zweites Anliegen des Pakts
ist es, einer wachsenden Zahl von Studienberechtigten die
Aufnahme eines Studiums zu ermöglichen. Mit dem Pro-
gramm für zusätzliche Studienanfänger wollen wir mehr
Studienchancen eröffnen, weil dies die richtige Antwort
auf die wachsende Studienanfängerzahl nach geburten-
starken Jahrgängen und auf einen sich abzeichnenden
Fachkräftemangel ist.

Dass der Pakt erfolgreich ist, beweisen sowohl die
Zahlen des Statistischen Bundesamts als auch eine aktu-
elle Studie des CHE: Mit 38 254 zusätzlichen Studienan-
fängern und Studienanfängerinnen wurde das im Hoch-
schulpakt I vorgesehene Soll in den Jahren 2007/08 sogar
noch leicht übererfüllt. Dieser Erfolg geht insbesondere
auf den in den Stadtstaaten und den ostdeutschen Län-
dern erzielten Zuwachs von etwa 20 700 Studienanfän-
gern und Studienanfängerinnen zurück. Die erste Phase
des Hochschulpakts 2020 zeigt darüber hinaus endlich
auch eine erfreuliche Erhöhung der Studierendenmobili-
tät von den alten in die neuen Bundesländer. Trotz der
besseren Ausstattung und Betreuungsrelationen war die
Mobilität von West nach Ost bislang ja enttäuschend
niedrig. Weiterhin erfreulich ist der schwerpunktmäßige
Kapazitätsaufbau in den MINT-Fächern, denen bei der
Bekämpfung des Fachkräftemangels eine besondere Be-
deutung zukommt. Damit zeigt sich, dass auch in einer fö-

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( g n f g d l ( s c z g n P z h G f e s K p t d t (C (D eralen Ordnung konzentrierte Anstrengungen von Bund nd Ländern, für die der Hochschulpakt 2020 ja steht, eien entscheidenden Beitrag leisten können, bildungspoliische Ziele zu realisieren. Gerade mit Blick auf die neuen Länder und die Stadttaaten wird deutlich, dass die zur Verfügung gestellten undesmittel dazu beitragen konnten, den aus Sicht inzelner Länder durchaus rationalen Abbau von Kapaitäten zu stoppen zugunsten einer im gesamtgesellschaftichen Interesse nützlichen Stärkung der Hochschulbilung. Der Wettbewerb um die im Hochschulpakt ereinbarten Mittel führte in einigen Ländern dazu, dass ogar mittelfristige Ausbauplanungen aufgesetzt wurden. ies ist ein Beleg für die Wirksamkeit „aktivierender ochschulfinanzierung“, bei der die Hochschulfinanzie ung sich an der Zahl der Studierenden orientiert. Da ist es nur konsequent, den Hochschulpakt in die weite Runde gehen zu lassen: Nach wochenlangen Ausinandersetzungen haben sich Ende April die Wissenchaftsminister von Bund und Ländern auf ein Maßnahenpaket geeinigt, um die Forschung und Lehre in eutschland intensiv zu fördern. Die GWK hat ihren Vor chlag für die Fortschreibung der drei großen Vorhaben „Hochschulpakt“, „Exzellenzinitiative“ und „Pakt für orschung und Innovation“ – verabschiedet: Alle drei orhaben zusammen umfassen ein Finanzvolumen von und 18 Milliarden Euro bis zum Jahr 2019 und können ls gemeinsamer Beitrag von Bund und Ländern erhebich zum Erreichen des auf dem Qualifizierungsgipfel in resden im Oktober 2008 vereinbarten 10-Prozent-Ziels der Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt)

en.

Der bis zum Jahr 2020 konzipierte Hochschulpakt soll
ach dem Wunsch der GWK bis zum 31. Dezember 2015
ortgeschrieben werden. Er enthält weiterhin das Pro-
ramm zur Aufnahme zusätzlicher Studienanfänger und
as Programm zur Finanzierung von Programmpauscha-
en für von der DFG geförderte Forschungsvorhaben
Overhead).

Wesentliche Kernpunkte der zweiten Programmphase
ind: Grundlage für die Fortschreibung sind entspre-
hend der KMK-Vorausberechnung 2008 die bundesweit
u erwartenden 275 420 zusätzlichen Studienanfänger
egenüber dem Jahr 2005, für die der Bund eine Mitfi-
anzierung übernehmen will.

Pro zusätzlichem Studienanfänger sollen für die zweite
rogrammphase 26 000 Euro, verteilt über vier Jahre,
ur Verfügung stehen. Hiervon übernähme der Bund die
älftige Mitfinanzierung, und die Länder stellen die
esamtfinanzierung sicher. Damit sollen pro Studienan-

änger 4 000 Euro mehr zur Verfügung stehen als in der
rsten Programmphase des Hochschulpakts – eine kon-
truktive Reaktion also auf die immer wieder geäußerte
ritik an der Berechnung der durchschnittlichen Kosten
ro Studienplatz. Mit dieser Erhöhung wird auch ein Bei-
rag zur Verbesserung der Qualität der Lehre geleistet.

Die besonderen Ausgangslagen der neuen Länder und
er Stadtstaaten sollen bei der Verteilung der Bundesmit-
el nach wie vor berücksichtigt werden: Trotz gegenläufi-


(A) )



(B) )

ger demografischer Entwicklung sollen die im Jahr 2005
vorhandenen Studienanfängerkapazitäten in den neuen
Ländern weitgehend aufrechterhalten bleiben. Dazu soll
der Bund den neuen Ländern eine zusätzliche Sonder-
finanzierung in Höhe von rund 180 Millionen Euro ge-
währen. Auch die alten Flächenländer beteiligen sich
solidarisch an dem Erhalt der in den neuen Ländern vor-
handenen Studienkapazitäten: Sie stellen 5 Prozent der
ihnen vom Bund aus dem Hochschulpakt jährlich zuflie-
ßenden Bundesmittel den neuen Ländern zur Verfügung.
Das ist keine Selbstverständlichkeit und verdient hier eine
ausdrückliche Erwähnung.

Für die Stadtstaaten, die Ausbildungsleistungen auch

(Studienanfängerzahlen)

men um 7 Prozent, für Hamburg und Berlin um 5 Prozent.
Alle darüber hinaus gehenden Studienanfängerzahlen
werden mit Mitteln des Hochschulpakts gefördert. Berlin
wird darüber hinaus aufgrund seiner in der Mediziner-
ausbildung vorgehaltenen Studienplätze an der Pau-
schale für die neuen Länder mit 10 Millionen Euro parti-
zipieren.

Die Länder werden die notwendigen Maßnahmen für
ein qualitativ hochwertiges Studium, für die MINT-Fä-
cher und für die Förderung von Frauen in eigener Verant-
wortung vornehmen.

Wie bereits der Hochschulpakt I enthält auch die Fort-
setzungvereinbarung in einem zweiten Teil Aussagen zur
Finanzierung von Programmpauschalen für DFG-geför-
derte Forschungsvorhaben: Bund und Länder werden
diese Programmpauschalen in Höhe von 20 Prozent der
Projektkosten in der bisherigen Form bis 2015 fortsetzen.
Hierdurch erhalten die Hochschulen rund 1,6 Milliarden
Euro zusätzlich. Auch in der zweiten Programmphase des
Hochschulpakts übernimmt der Bund die Finanzierung
der Programmpauschalen zu 100 Prozent. Diese Sonder-
finanzierung soll nach einer Evaluation Ende des Jahres
2013 mit dem Ziel einer gemeinsamen Finanzierung der
Programmpauschalen durch Bund und Länder überprüft
werden.

Die insgesamt für alle in der GWK beschlossenen In-
strumente nötigen 18 Milliarden Euro sind ein gemeinsa-
mer Beitrag von Bund und Ländern zum Erreichen des
auf dem Bildungsgipfel vereinbarten Ziels, bis 2015
10 Prozent des Bruttoinlandproduktes für Bildung und
Forschung aufzuwenden. Die Vorschläge für die Weiter-
führung der drei Pakte sind am Beginn dieser Woche von
den Finanzministern der Länder verhandelt worden – mit
einem für mich doch erstaunlichen „Ergebnis“: Während
acht Länder darauf verwiesen haben, dass im vergange-
nen Oktober in Dresden eine Strategiegruppe eingesetzt
wurde, die bis zum Oktober dieses Jahres Vorschläge für
eine bessere Finanzausstattung von Bildung und For-
schung machen soll und die folglich auch über die aktu-
ellen Beschlüsse der GWK befinden solle, haben fünf
Landesfinanzminister die GWK-Beschlüsse erst einmal
abgelehnt. Drei weitere haben sich enthalten. Und ich
meine: Enthalten kann man sich bei einer derartigen
Frage eigentlich gar nicht. Eine Nichthaltung kann es zu
derartigen Bildungsfragen nicht geben. Enttäuschend vor

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llem ist, dass auch Berlins Finanzvertreter sich enthal-
en haben soll. Dabei ist es gerade der Stadtstaat Berlin,
er von den Maßnahmen außerordentlich profitiert und
essen Wissenschaftssenator Zöllner sich nach der GWK-
itzung so zuversichtlich zeigte, dass Berlin diesmal sei-
en Finanzierungsverpflichtungen nachkommen werde.
a sollte er doch einmal hartnäckig mit dem neuen Fi-
anzsenator sprechen. Denn gerade in der Hauptstadt
ollte es endlich eine Prioritätensetzung zugunsten einer
xzellenten Bildung geben – wenigstens an den Hoch-
chulen ist da noch nicht alles verloren.

Der Bund seinerseits kann die eigenen Finanzzusagen
eriöserweise nur unter den Vorbehalt einer künftigen
aushaltsaufstellung stellen – denn die Bundestagswahl
acht zurzeit eine Beschlussfassung über derart hohe
ufwendungen nicht mehr möglich. Aber Bundesbil-
ungsministerin Annette Schavan steht wohl kaum im
erdacht, hier nicht hartnäckig die Interessen von Bil-
ung und Exzellenz zu vertreten. Sie hat sich eindeutig ge-
ußert, als sie öffentlich klargestellt hat, dass es außer
weifel steht, dass die Programme „mit allen notwendi-
en Mitteln ausgestattet werden müssen. Hierüber darf
eine Verunsicherung bei den betroffenen Studierenden
nd Wissenschaftlern entstehen“.

Alle Verantwortlichen sind aufgefordert, die Bedeu-
ung der Pakte für unser Land angemessen zu berücksich-
igen und den Weg nun endgültig freizumachen. Auf der

inisterpräsidentenkonferenz im Juni muss jetzt ein ver-
indlicher Beschluss gefasst werden. Bund und Länder
üssen Klarheit haben, damit wir die Voraussetzungen

ür die Weichenstellung in Richtung Zukunft schaffen kön-
en. Wir brauchen die drei Pakte jetzt!


Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1621927100

Die Politik für die Wissenschaft, die Hochschulen und

ie Studierenden in Deutschland gehört zweifellos zu den
runkstücken der Großen Koalition. Natürlich hat die
pposition immer etwas zu kritisieren, das ist vollkom-
en in Ordnung. Und es gibt ja durchaus auch Entschei-
ungen, die wir von der SPD anders getroffen hätten,
enn wir nicht auf unsere Koalitionspartner Rücksicht
ätten nehmen müssen. Aber wir sagen selbstbewusst:
iese Koalition hat, angetrieben durch die SPD, viel er-

eicht, etwa deutliche Verbesserungen beim BAföG, die
ortsetzung der Exzellenzinitiative und den Pakt für For-
chung und Innovation.

Nicht zuletzt der Hochschulpakt gehört in diese Reihe
er starken Maßnahmen. Zunächst möchte ich – gerade
uch angesichts der aktuellen Debatte über eine zweite
öderalismusreform – festhalten, dass es ohne den be-
arrlichen Einsatz der SPD die verfassungsrechtliche
öglichkeit der Kooperation von Bund und Ländern zu-

unsten der Hochschulen gar nicht gegeben hätte. Kaum
atten wir das gegen den Widerstand von CDU/CSU und
undesländern durchgeboxt, begannen die Gegner der
ooperation eifrig mit den Verhandlungen. Das Tempo
er Anpassungsfähigkeit war atemraubend, aber erfreu-
ich.

Wir haben in den Beratungen darauf gedrungen, dass
ehr und besser finanzierte Studienplätze geschaffen




Monika Grütters
gebene Reden


(A) )



(B) )

werden. Da sind bei Weitem nicht alle Wünsche erfüllt
worden. Doch mit dem von den Wissenschaftsministern
vereinbarten Hochschulpakt II kommen wir wirklich ei-
nen ordentlichen Schritt weiter. Wir erreichen den Ausbau
von 275 000 zusätzlichen Plätzen für Studienanfänger bis
zum Jahr 2015 und finanzieren sie besser. Das ist schon
ein starkes Wort! Gemeinsam mit den ebenfalls verein-
barten Fortschreibungen der Exzellenzinitiative und des
Paktes für Forschung und Innovation kommen wir bis
zum Jahr 2019 auf zusätzliche Investitionen in Hochschu-
len und Wissenschaft von etwa 18 Milliarden Euro! Das
heißt: falls der Beschluss der Wissenschaftsminister tat-
sächlich umgesetzt wird. Leider wird das von den Finanz-
ministern infrage gestellt. Nun gab es öffentliche Äuße-
rungen von Vertretern unseres Koalitionspartners CDU/
CSU. Sie warfen Bundesfinanzminister Peer Steinbrück
vor, er würde die Beschlüsse der Wissenschaftsminister
blockieren. Er dürfe nicht kneifen und die SPD nicht par-
teipolitisch taktieren, sie müsse einlenken und bekennen.
Also, ich bin ja ein eher ruhiger Vertreter. Aber da fällt
mir die Ruhe doch mal etwas schwer. Das ist schlichtweg
eine Frechheit! Wenn hier jemand parteipolitisch agiert,
dann ist es an dieser Stelle die CDU/CSU! Denn die
Finanzministerkonferenz der Länder hat mehrheitlich be-
schlossen, den Vorschlag der Wissenschaftsminister unter
den Haushaltsvorbehalt zu stellen. Für die Wissenschaft
haben fünf Länder gestimmt, nämlich die SPD-geführten
Bremen, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern
und Brandenburg sowie das CDU-geführte Sachsen-
Anhalt mit dem SPD-Finanzminister Bullerjahn. Dage-
gen eine breite Phalanx von Ländern mit CDU-Minister-
präsidenten. Will hier noch jemand, der im Glashaus
sitzt, mit Steinen werfen?

Das mit dem Glashaus gilt übrigens auch für alle
Oppositionsfraktionen im Bundestag. Hier sind alle mit
im Boot: die FDP etwa mit ihrer Regierungsbeteiligung
an Nordrhein-Westfalen, das sich ebenso gegen die Wis-
senschaft gestellt hat wie das von Bündnis 90/Die Grünen
mitregierte Hamburg. Selbst die Linke darf ebenso wie
die SPD vor der eigenen Haustür kehren: Das rot-rote
Berlin hat sich kraftvoll enthalten. Wir sollten die Steine
fallen lassen und lieber am gleichen Strang ziehen.

Lassen Sie mich noch kurz auf die Begründung des Be-
schlusses der Finanzminister eingehen. Sie verweisen
nämlich auf die Strategiegruppe von Bund und Ländern
zur Umsetzung der Beschlüsse des Qualifizierungsgip-
fels. Die müssten doch zunächst mal einen Umsetzungs-
plan vorlegen. In der Tat interessiert uns: Was ist mit die-
ser Gruppe? Hat sie die Arbeit schon aufgenommen? Was
passiert da? Wie gedenken Bund und Länder das an-
spruchsvolle Ziel, ab dem Jahr 2015 10 Prozent des
Bruttoinlandsproduktes für Bildung und Forschung auf-
zuwenden, umzusetzen? Liebe Leute in den Regierungen,
legt mal einen Gang zu, sonst ist wirklich außer Spesen
nichts gewesen beim ach so großartigen Bildungsgipfel
der Kanzlerin.

Allerdings ist das Fehlen eines Umsetzungsplanes na-
türlich keine Begründung für die Blockade zusätzlicher
Investitionen in Wissenschaft und Forschung. Im Gegen-
teil sind diese Schritte jetzt verbindlich zu gehen, damit
wir vorankommen bei der Erreichung der Ziele!

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Darüber hinaus beziehen sich die Finanzminister auf
ie Lasten der Konjunkturkrise. Aber wenn es eine Situa-
ion gibt, in der in die Zukunft investiert werden muss,
ann ist es doch die heutige! Wie wollen wir denn bitte
chön krisenfester werden, wenn wir nicht die Basis un-
erer Volkswirtschaft, nämlich die Bildung, Ausbildung
nd Wissenschaft der Menschen verbessern?

Außerdem – und das ist wirklich bemerkenswert – füh-
en die Finanzminister die Föderalismusreform II an.
och bevor die Schuldenbremse beschlossen ist, wirkt sie
ereits als Bremse für Investitionen in die Zukunft! Ein-
rucksvoller kann nicht bewiesen werden, dass Kritik an
em Konzept der Föderalismusreform berechtigt ist. Sie
oll, so die ständige Aussage, durch Reduzierung der
chuldenaufnahme Spielräume der öffentlichen Hand er-
eitern, damit auch künftig richtig investiert werden
ann. Ein gutes Ziel, zweifelsohne. Doch wenn die rigide
chuldenbremse für die Länder im Gegenteil als Allerers-
es zu Abstrichen eben bei den Investitionen in Bildung,
issenschaft und Forschung führt, dann tun wir nichts

ür die künftigen Generationen, sondern versündigen uns
n ihnen!

Aber diese Debatte werden wir ja in den kommenden
ochen noch führen. Für das Erste sollten wir alle ge-
einsam an unseren Stellen darauf hinwirken, dass die
ehrheit der Finanzminister überstimmt wird. Die SPD

m Deutschen Bundestag jedenfalls wird die Finanzie-
ung des Hochschulpaktes, der Exzellenzinitiative und
es Paktes für Forschung und Innovation ohne Abstriche
nterstützen! Jetzt kommt es auf die Bundeskanzlerin und
ie Ministerpräsidenten auf ihrer Sitzung am 4. Juni an,
ie verlässliche Finanzierung der Wissenschaft, For-
chung und Hochschulen sicherzustellen. Lassen Sie uns
n einer ganz großen Koalition aller Parteien in Bund und
ändern erreichen, dass das klappt!


Jürgen Kucharczyk (SPD):
Rede ID: ID1621927200

Elf deutsche Wissenschaftler bekamen kürzlich den

ottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis, den höchstdotierten
eutschen Förderpreis für die Besten der Besten, für ihre
erausragende Forschung. Spiegel-Online stellte den
orschern eine Frage, die auch uns im Deutschen Bun-
estag heute zusammenbringt, die Frage nämlich: Wel-
he Bedingungen brauchen Wissenschaftler, um Spitzen-
eistungen zu erbringen?

Die Oppositionsanträge zur Hochschul-, Wissen-
chafts- und Forschungspolitik, die wir heute beraten,
nthalten Antworten. Viele der Forderungen werden
urch die Ergebnisse der Gemeinsamen Wissenschafts-
onferenz zur Trias aus Hochschulpakt II, Exzellenzini-
iative sowie Pakt für Forschung und Innovation über-
lüssig. Bei der konkreten Umsetzung und vor allem
inanzierung kommt es in den Zeiten der Krise darauf an,
rioritäten zu setzen. Die SPD setzt ganz klar den Hoch-
chulpakt II auf die Poleposition. Warum?

Für Spitzenleistungen braucht es zuerst junge Men-
chen, die überhaupt bereit sind, ein Studium aufzuneh-
en. Der Staat stellt in der Folge und als Ergebnis der
ochschulpakte die Bedingungen her, dass jeder, der

rnsthaft studieren möchte, dazu auch die Möglichkeit er-




Swen Schulz (Spandau)

gebene Reden


(A) )



(B) )

hält. Die zusätzlichen 275 400 Studienanfängerplätze in
den Jahren 2011 bis 2015 sind daher außerordentlich zu
begrüßen. Und ich wünsche mir, dass die Vergabe dieser
Plätze weniger als heute mit der sozialen Herkunft der
jungen Menschen zu tun hat. Spitzenleistungen an Uni-
versitäten und frühkindliche Bildung gehören untrennbar
zusammen.

Leibniz-Preisträger Arnim Falk, der sich auf dem Ge-
biet der Wirtschaftsforschung verdient gemacht hat, un-
terstützt diese Forderung und antwortet auf die eingangs
erwähnte Frage wie folgt. Ich zitiere: „Frühe Erfahrun-
gen formen die Grundlage für die Leistungsfähigkeit im
Erwachsenenalter, kognitiv, sozial und emotional. Früh-
kindliche Förderung ist deshalb die beste Waffe gegen Ar-
beitslosigkeit und gesellschaftliche Spaltung.“ Kurzum:
Wer verantwortliche und effiziente Bildungspolitik betrei-
ben möchte, der muss die frühkindliche Bildung massiv
verstärken. Genau das ist Ansatz der SPD-Bundestags-
fraktion.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal unser Kinder-
förderungsgesetz lobend erwähnen. Die insgesamt
12 Milliarden Euro, die der Bund für diese Zukunftsauf-
gabe zur Verfügung stellt, sind gut investiertes Geld. Das
KiföG ist ein wichtiger Baustein, um die Bildungsbenach-
teiligung von Kindern zu verringern. Gerade für Kinder
mit Migrationshintergrund und aus benachteiligten Fa-
milien ist ein frühes pädagogisches Angebot äußerst
wichtig.

Nachwuchsförderung beginnt im Kindergarten. Die
Initiative „Haus der kleinen Forscher“ begeistert Kinder
für Themen aus Naturwissenschaften und Technik. Früh-
kindliche Bildung ist nach Auffassung der SPD-Bundes-
tagsfraktion kostenfrei; Gleiches sollte für ein Erststu-
dium gelten.

Der Girls’ Day bringt Mädchen die sogenannten
MINT-Fächer – Mathematik, Informatik, Naturwissen-
schaften und Technik – nahe. Frauen in Forschung und
Lehre zu fördern, auch als Beitrag zur Qualitätsentwick-
lung, das ist unser Ansatz. Auf das Potenzial von Frauen
können wir bei prognostizierten 330 000 fehlenden Aka-
demikerinnen und Akademikern im Jahr 2013 nicht ver-
zichten.

Um die Eingangsfrage noch einmal aufzugreifen: Spit-
zenleistungen werden möglich, wenn wir uns gerade auch
in Krisenzeiten zu Bildungs- und Forschungsvorhaben
bekennen, die finanziell abgesichert, eine qualitative Wei-
terentwicklung und vor allem im Sinne der heutigen und
zukünftigen Studierenden sind. Einen Misserfolg können
wir uns nicht leisten, schließlich steht Deutschlands Zu-
kunftsfähigkeit auf dem Spiel.


Uwe Barth (FDP):
Rede ID: ID1621927300

Die Wissenschaftsminister hatten vor, am 30. März die

Eckpunkte für die überaus bedeutenden Großprojekte
„Hochschulpakt“, „Exzellenzinitiative“ und „Pakt für
Forschung und Innovation“ zu vereinbaren. Doch das
Treffen wurde zum Spielball politischer Eitelkeiten und
den Profilierungsansprüchen einiger weniger Teilnehmer
geopfert. Glücklicherweise besann man sich schließlich

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Zu Protokoll ge
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och und einigte sich, laut Protokoll der Gemeinsamen
issenschaftskonferenz GWK, „die noch bestehenden
issense politisch zu lösen und den Vereinbarungsent-
urf zum Hochschulpakt den Regierungschefs von Bund
nd Ländern zum 4. Juni vorzulegen“. Und tatsächlich:
uf der für den 22. April anberaumten Sondersitzung ver-
tändigte man sich darauf, dass der Hochschulpakt für
ine zweite Phase bis zum 31. Dezember 2015 fortge-
chrieben werden soll. Laut Pressemitteilung der GWK
önnten auf diese Weise zusätzliche Studienplätze bei
inem Kostensatz von 6 500 Euro und Jahr ermöglicht
erden. Dies wäre dann ein Aufwuchs um 500 Euro im
emester pro Studienanfänger. Die realen Durchschnitts-
osten eines Studienplatzes liegen nach Auskunft der
ochschulrektorenkonferenz zwar bei 7 300 Euro, doch
it dieser Entwicklung könnte die Deckungslücke ein we-
ig geschlossen werden. Immerhin wäre damit ein Schritt
n die richtige Richtung getan!

Doch nun melden sich, nicht zuletzt aufgrund der
üngsten Verschuldungsorgien von Bund und Ländern,
euerliche Bedenkenträger zu Wort, diesmal nicht aus
em Hochschulbereich. Es sind die Finanzminister, die
issen lassen, dass der Hochschulpakt noch lange nicht

n trockenen Tüchern sei. Man habe sich in Mäßigung zu
ben, so die Botschaft. Den Wissenschaftsministern sind
aumenschrauben verpasst worden – und nun wird lang-

am Druck aufgebaut. Man kann nur hoffen, dass man
icht die mühsam erkämpften Errungenschaften wieder
reisgibt.

Die FDP-Bundestagsfraktion hat schon im Rahmen
er Initiative „Klarheit beim Konjunkturpaket II – Bil-
ungspolitische Handlungsspielräume für Länder und
ommunen einräumen!“ davor gewarnt, dass mit dem
onjunkturpaket II Richtungsentscheidungen „durch die
intertür“ getroffen werden. Es hat sich erschreckend

chnell bestätigt, dass die Ausgaben, seien sie sinnvoll
der leider häufig eben kurzsichtig und verfehlt, maßgeb-
ich Einfluss auf laufende und vor allem kommende Bil-
ungsinvestitionen haben. Deswegen war die Verengung
er Investitionen auf den Bereich der energetischen Sa-
ierung aufgrund der Inflexibilität falsch.

Für die FDP steht fest, dass wir in Deutschland quali-
ativ hochwertige Studienplätze brauchen. Denn nach wie
or gilt, dass das deutsche Hochschulwesen in seiner in-
ernationalen Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden
uss. Universitäten und Fachhochschulen sollen wieder
ie Spitzenstellung vergangener Zeiten einnehmen. Nur
o kann die soziale, kulturelle, wissenschaftliche und
irtschaftliche Entwicklungsfähigkeit unserer Gesell-

chaft dauerhaft gewährleistet werden. Doch ohne die
msetzung der dringend notwendigen Reformen sowie
ie Bereitstellung der hierfür benötigten Mittel wird eine
ubstanzielle Verbesserung der Situation im Bereich der
ehre nicht eintreten.

Neben der Erhöhung der Mittel haben wir Bund und
änder dazu aufgefordert, ein transparentes und leis-

ungsbezogenes System der Hochschulfinanzierung auf
en Weg zu bringen. Wir wollen keinen neuerlichen büro-
ratischen Lastenausgleich für und zwischen den
ändern, wie es der Entwurf des Berliner Wissenschafts-




Jürgen Kucharczyk
gebene Reden


(A) )



(B) )

senators vorsieht. Denn wir brauchen weniger zentral-
staatliche Regelung und Planung. Statt der detailverlieb-
ten Sonderfinanzierungs- und Ausnahmetatbestände, wie
sie auch wieder im Rahmen der Vereinbarung zum Hoch-
schulpakt II auftauchen, sollten wir nach dem Motto
„keep it simple“ verfahren. Zu viele Stellschrauben im
System sind eher schädlich als hilfreich – ein Blick in das
deutsche Steuerrecht liefert den Beweis!

Deswegen plädiert die FDP für eine klare Nachfrage-
orientierung bei der Hochschulfinanzierung. Wir
möchten das Modell „Geld folgt Studierenden“ weiter-
entwickeln und so den Bildungswettbewerb wirklich ent-
scheidend ankurbeln. Denn im Unterschied zum SPD-
Modell landet das Geld nicht beim Finanzminister, son-
dern direkt im Haushalt der Hochschule. Die zweite Stufe
des Hochschulpakts hätte einen entscheidenden Schritt
auf diesem Weg darstellen können – doch leider ist dieses
Vorhaben geopfert worden, um überhaupt zu einem Kon-
sens zu gelangen.

Doch nun wird dies alles in den Schatten gerückt. Bun-
desminister Steinbrück hat kurzfristig Bedenken ange-
meldet. Er stellt die Sonderprogramme für Forschung
und Hochschulen, also die Exzellenzinitiative, den Pakt
für Innovation und Forschung und eben auch den Hoch-
schulpakt II, zur Disposition. Die Warnung der SPD-Bil-
dungspolitiker, der Hochschulpakt könne in der Schul-
denmaschinerie des Konjunkturprogramms zermalmt
werden, könnte sich bewahrheiten. Aber noch nicht ein-
mal die SPD-Fraktion hätte gemutmaßt, dass Peer
Steinbrück als Obermaschinist diesen Kessel auch noch
anheizt! Es ist schon eine Farce, dass die Koalition
– ohne mit der Wimper zu zucken – für die Abwrackprä-
mie Milliarden bereitstellt, Bildung, Wissenschaft und
Forschung aber der Haushaltslage anheimstellt. Ein
Skandal!

Wir haben schon in unserem Antrag zum Hochschul-
pakt II darauf hingewiesen, dass die überhastet zuwege
gebrachten Konjunkturmaßnahmen der Bundesregierung
die langfristig geplanten, durchdachten und mit Sorgfalt
abgestimmten Förderprogramme gefährden würden. Es
ärgert mich persönlich maßlos, wenn ich sehe, wie diese
hirnrissige Geldverschwendung die Grundlage für einen
so dringend notwendigen Substanzaufbau bei Wissen-
schaft und Forschung bedroht. Ich habe die Bundes-
regierung vor zwei Monaten gefragt, ob die für das Kon-
junkturpaket II ausgegebenen Mittel und die dafür
aufgenommene Neuverschuldung künftige Investitionen
im Bildungssystem erschweren. Darauf antwortet mir das
BMF, dass mit den Mitteln der Investitionsstau in der Bil-
dungsinfrastruktur abgebaut wird und „somit im öffentli-
chen Gesamthaushalt zukünftige Spielräume für andere
notwendige Bildungsausgaben erschlossen werden“.
Diesen Trick müssen Sie mal einem Häuslebauer erklä-
ren. Nicht sparen und vom Ersparten ein Haus bauen.
Nein! Mache heute Schulden und bau davon dein Haus,
und dann hast du in Zukunft das Geld, welches du für ein
Haus gespart hättest, für andere Dinge zur Verfügung.
Dass man Kredite zurückzahlt, und zwar mit Zins und
Zinseszins, das kommt in Ihrer Gedankenwelt offenbar
überhaupt nicht vor. Das sind Taschenspielertricks, damit
können Sie im Zirkus auftreten, verantwortliche und ver-

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ntwortungsvolle Finanzpolitik für die Zukunft unseres
andes ist das jedenfalls nicht.

Und nun zeigt sich, dass alle Befürchtungen doch ge-
echtfertigt waren. Im BMF hat jemand gemerkt, dass
an zumindest Zinsen zahlen muss, und was liegt näher,
ls das Geld von dort zu nehmen, wofür die Schulden auf-
enommen wurden, aus dem Bildungsetat. Damit stellen
ie alles infrage, was in den vergangenen dreieinhalb
ahren hier von diesem Pult aus von Rednern der Großen
oalition über die Bedeutung der Bildungspolitik gesagt
orden ist.

Ich fordere Sie an dieser Stelle auf: Werden Sie sich be-
usst, dass Bildung allgemein und eben auch der Hoch-

chulpakt II für die Zukunft des Wissenschaftsstandorts
norm wichtig ist. Er ist wegweisend, was die Zusammen-
rbeit von Bund und Ländern betrifft. Dies sollte nicht
ering geschätzt werden, denn die wesentlichen Entschei-
ungen der kommenden Jahre werden genau dieser Zu-
ammenarbeit bedürfen. Deswegen dürfen wir den Pakt
icht aushöhlen oder gar scheitern lassen, sondern müs-
en alles daransetzen, dass dies zu einem Erfolg wird. Um
rau Professor Wintermantel von der HRK zu zitieren:
ie Signale müssen auf „Freie Fahrt“ geschaltet werden.


Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621927400

Als der heutige Tagesordnungspunkt aufgesetzt wurde,

onnte noch niemand ahnen, welche Entwicklungen die
ochschulprogramme des Bundes nehmen würden. Seit

etztem Freitag wissen wir: Auch sie bleiben von der
rise nicht verschont! Finanzminister Peer Steinbrück
at sie unter Haushaltsvorbehalt gestellt. Studierende,
ehrende und Studieninteressierte werden im Regen ste-
en gelassen.

Diese Entscheidung ist umso trauriger, als selten zuvor
n solch einem krassen Ausmaß deutlich wurde, wie fun-
amental unterschiedlich Bildung und Banken in diesem
and behandelt werden und wie wenig die vielen Sonn-

agsreden über die vermeintliche Priorität der Bildung
ert sind. Wir erinnern uns: Es brauchte nicht einmal

wei Wochen, um das Bankenrettungspaket in einem Um-
ang von fast 500 Milliarden Euro durch Bundestag und
undesrat zu schleusen; für die Commerzbank stellten
PD und Union sogar in nur einer einzigen Nacht 18 Mil-
iarden Euro zur Verfügung. Im Vergleich dazu geht es
eim Hochschulpakt wirklich nur um Kleckerbeträge –
ber angeblich ist hierfür mal wieder kein Geld da. Dass
s auch anders geht und andere Prioritäten gesetzt wer-
en können, zeigen die USA: Hier wird in diesen Zeiten
llein der Forschungsetat um 32 Milliarden Dollar in
iesem Jahr aufgestockt. An Kurzsichtigkeit ist die Bun-
esregierung also kaum zu überbieten. Es wäre jetzt drin-
end geboten, mehr Mittel in die Hochschulbildung zu
eben.

Die Entscheidung, ob unter anderem der Hochschul-
akt fortgesetzt werden soll, wird erst nach der Bundes-
agswahl gefällt. Die Große Koalition wird ihr Ziel einer
tudierendenquote von 40 Prozent eines Altersjahrgan-
es auf diese Weise nicht erreichen können. Aber schon
etzt ist sie Meister im Vertagen von Entscheidungen und
em Einrichten von Arbeitsgruppen.




Uwe Barth
gebene Reden


(A) )



(B) )

Die Linke hält diese Politik für einen Skandal. Wir
werden es nicht hinnehmen, dass die Zeche für die Krise
über das Kaputtsparen der Bildung finanziert wird. Die
Bundesregierung muss endlich dafür Sorge tragen, dass
diejenigen zur Verantwortung gezogen werden, die das
Geld haben und die Krise verursacht haben. Deshalb for-
dert die Linke die Einführung einer Vermögen-, einer
Börsenumsatz- und einer Millionärsteuer.

Allein mit der Bereitstellung der versprochenen Mittel
für den Hochschulpakt wäre es allerdings auch nicht ge-
tan. Denn der bisherige Pakt war und ist ein Mangelpakt.
Sein größtes Problem sind die unzureichende Ausstattung
und die fehlenden qualitativen Aspekte. An den Hoch-
schulen war in den letzten Semestern schon ohne Wirt-
schaftskrise eine Studienkrise zu erleben. Überfüllte Hör-
säle, endlos lange Einschreibelisten bei Seminaren und
Sprachkursen und eine massive Ausweitung von Aus-
wahlverfahren sorgten für eine deutliche Qualitätsver-
schlechterung im Studium. Dies alles geschah vor dem
Hintergrund des Bologna-Prozesses. Wenn diese Reform
mit der Umstellung auf Bachelor- und Masterstudien-
gänge gelingen soll, dann nur, wenn mehr Geld zur Ver-
fügung gestellt wird.

Ein weiteres Problem ist die unsoziale Ausrichtung des
Paktes. So macht er keinerlei Unterscheidung zwischen
Bundesländern, die Gebühren erheben, und solchen, die
ein gebührenfreies Studium sichern. Die Linke hält das
für falsch. Studiengebühren sind unsozial und schrecken
gerade Menschen aus bildungsfernen Haushalten von ei-
nem Studium ab. Solange die Bundesregierung sich wei-
gert, die bundesweite Gebührenfreiheit des Studiums
durchzusetzen, müsste sie mindestens die Gebührenein-
nahmen der Länder von ihrem jeweiligen Anteil am
Hochschulpakt wieder abziehen. Ansonsten wird der un-
soziale Zugang an die Hochschulen zementiert.

Die Linke fordert die Bundesregierung auf: Nehmen
Sie Ihre Sonntagsreden zur Priorität der Bildung ernst.
Heben Sie die Haushaltssperre für die Bildungspro-
gramme wieder auf und schaffen Sie Raum für die Erar-
beitung eines qualitativen Hochschulpaktes!


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621927500

Es ist erst wenige Monate her, da rief Kanzlerin Merkel

mit viel Tamtam die „Bildungsrepublik Deutschland“
aus. Mit dem abrupten Stopp des Hochschulpaktes, des
Pakts für Forschung und Innovation sowie der Exzellenz-
initiative kann sie sich dieses Etikett endgültig abschmin-
ken. Merkel hat ihre vollmundigen Versprechen für
höhere Bildungsinvestitionen offenkundig gebrochen,
Bildungsministerin Schavan ist mit ihren Plänen kra-
chend gescheitert. Ausgerechnet beim ersten Konjunktur-
paket, das ausschließlich Bildung und Wissenschaft – und
damit der Zukunftsfähigkeit unseres Landes – zugute ge-
kommen wäre, haben Bundesfinanzminister Steinbrück

(SPD) und die Landesfinanzminister der Union ein Veto

eingelegt und ein Stoppschild gehisst. In Zeiten der Wirt-
schaftskrise ist das eine geradezu fahrlässige und zu-
kunftsblinde Politik. Wer jetzt die gesamte Wissenschafts-
politik bis nach der Bundestagswahl auf Eis legt, agiert
destruktiv und riskiert, dass Deutschland deutlich ge-

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chwächt statt gestärkt aus der Krise hervorgeht. Obwohl
usätzliche Ausgaben für Bildung und Forschung zur Zu-
unftssicherung sowie für mehr Gerechtigkeit und bes-
ere Wettbewerbsfähigkeit alternativlos sind, macht
inanzminister Steinbrück die hehren Ziele von 10 Pro-
ent des Bruttoinlandsproduktes für Bildung und For-
chung schon heute zur Makulatur. Damit ist Merkels Bil-
ungsgipfel endgültig gescheitert.

Union und SPD sind eine generationenfeindliche
oalition eingegangen: Zur Rettung der Banken und für
ie Abwrackprämie nimmt das Bündnis eine riesige Neu-
erschuldung und unkalkulierbare Haushaltsrisiken in
auf. Gleichzeitig entzieht Steinbrück den nachfolgenden
enerationen die Grundlagen, um die Schulden jemals
ieder abzubauen. Wer heute keine ausreichende Anzahl
n Studienplätzen schafft, produziert den Fachkräfte- und
kademikermangel von morgen. Die junge Generation
raucht keine irrsinnige Abwrackprämie, sondern Zu-
unftsperspektiven und einen konzertierten Kraftakt für
nser Bildungs- und Hochschulsystem. Wenn es über-
aupt gelingt, den Hochschulpakt II in diesem Jahr „vom
is“ zu kriegen, dann gilt: Die Absichtserklärung der Ge-
einsamen Wissenschaftskonferenz zur Fortsetzung des
ochschulpakts genügt diesem Anspruch eines Kraftakts
icht. Mit einem solchen Mangelpakt wird keine Brücke
ber die Akademikerlücke errichtet. Die Wissenschafts-
inisterinnen und -minister von Bund und Ländern ha-
en sich offenbar vorgenommen, die Fehler des ersten
ochschulpakts fortzuschreiben. Der Pakt bleibt unterfi-
anziert, weil der Betrag pro zusätzlichen Studienplatz
ur für Billigstudienplätze ohne Qualität reicht. Der
ochschulpakt für die nächsten zehn Jahre muss aus grü-
er Sicht erheblich mehr ausfinanzierte Studienplätze
ringen sowie bessere Studien- und Lehrbedingungen für
lle.

Auch muss sich die Ausbildung von Akademikerinnen
nd Akademikern für alle Länder lohnen. Heute bezahlen
inige Länder für die Ausbildung, während andere die
kademikerinnen und Akademiker „absahnen“. Deshalb
raucht es endlich einen fairen Lastenausgleich zwischen
en Bundesländern. Beim Hochschulpakt II ist der Ein-
tieg abermals missglückt, obwohl sich im Bundestag
ine parlamentarische Mehrheit dafür ausspricht. Der
iderstand der Unionsländer gegen das Prinzip „Geld

olgt Studierenden“ zeigt wieder einmal, dass sie keiner-
ei gesamtstaatliche Verantwortung empfinden. Der Ver-
eis auf den allgemeinen Länderfinanzausgleich reicht
icht, da dieser die Studienplatzkosten keineswegs ab-
eckt. Wenn die Fortsetzung des Hochschulpakts die Kos-
en auch nur annähernd decken soll, muss Bundesfinanz-
inister Steinbrück nicht nur seinen Widerstand gegen
ie Minierhöhung der Studienplatzpauschalen abblasen,
ondern wesentlich mehr als die bisher angedachten
500 Euro pro Jahr für einen Studienplatz zur Verfügung

tellen.

Die Hochschulen brauchen Planungssicherheit und
ochschulpolitische Verlässlichkeit – und zwar sofort.
it einem Aufschub der Entscheidung wird sich das Ge-

rängel vor den Hörsaaltüren verschärfen. Ein entschei-
ender Schritt zum Ausbau unserer Hochschulen würde
ertan – kein gutes Signal für künftige Studienberechtigte.




Cornelia Hirsch
gebene Reden






(A) )



(B) )


Kai Gehring
Angesichts doppelter Abiturjahrgänge, die in diesem
Herbst erstmals ihren Platz an den Hochschulen suchen,
wird sich die fatale Situation für Studieninteressierte wei-
ter zuspitzen. Wenn es überhaupt zu einer verbindlichen
Verabredung zum Hochschulpakt II kommt, dann müssen
Bund und Länder gemeinsam handeln. Wir brauchen ge-
rade in Krisenzeiten einen verlässlichen und bedarfsge-
rechten Aufbau qualitativ hochwertiger Studienplätze für
alle Studienberechtigten, die in den nächsten Jahren zu-
sätzlich an die Hochschulen kommen. Im Gegenzug für
die Bundesgelder muss seitens der Hochschulen und Bun-
desländer auch gesichert sein, dass die so finanzierten
Kapazitäten auch ausgeschöpft werden. Es darf nicht län-
ger passieren, dass für jeden zweiten Studiengang örtli-
che Zulassungsbeschränkungen gelten, gleichzeitig aber
durch das unorganisierte Nachrückverfahren kostbare
Studienplätze unbesetzt bleiben. Die gesamtstaatliche
Verantwortung für die Hochschulzulassung muss vor ein-
zelnen Länder- und Hochschulinteressen gehen. Die Bun-
desregierung muss darum mit den Ländern umgehend
eine bundeseinheitliche Regelung für Zulassungen und
Abschlüsse aushandeln. Und die Länder sollten für die
verbindliche Teilnahme aller Hochschulen am neuen Zu-
lassungsverfahren sorgen.

Lange genug haben Union und SPD die Zukunftsfähig-
keit unseres Landes aufs Spiel gesetzt. Ihre Lippenbe-
kenntnisse, wie wichtig ihnen Bildung und Forschung
seien, haben sich als leere Versprechungen erwiesen.
Leidtragende sind die Studienberechtigten: Ohne baldige
Einigung auf eine Fortsetzung des Hochschulpaktes mit
mehr Mitteln pro Studienplatz stehen die doppelten Abi-
turjahrgänge bald vor verschlossenen Hochschultüren.
Diese Jahrgänge müssen aber unbedingt zu einem deut-
lich höheren Anteil studieren als die bisherigen. Wer
heute nicht eine ausreichende Zahl von Studienplätzen
schafft, versündigt sich an den Zukunftschancen der jun-
gen Generation und unterminiert die wirtschaftliche
Wettbewerbsfähigkeit von morgen. Daher erwarten wir
mehr Mut der großen Streit-Koalition und von Merkel und
Schavan Machtworte gegenüber ihren Finanzministern
und Ministerpräsidenten. Die Totalblockade der Wissen-
schaftspolitik muss umgehend überwunden werden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621927600

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlussemp-

fehlung des Ausschusses für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung auf Drucksache 16/12828. Der
Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussemp-
fehlung die Ablehnung des Antrags der Fraktion der
FDP auf Drucksache 16/10327 mit dem Titel „Solide
Grundlage für Hochschulpakt – Beitrag zur systemati-
schen Verbesserung der Hochschullehre“. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist bei Ge-
genstimmen der FDP mit den restlichen Stimmen des
Hauses angenommen.

Unter Nr. 2 empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung des
Antrags der Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/11178
mit dem Titel „Hochschulpakt II für mehr Qualität, so-
ziale Öffnung und zur Ausfinanzierung des deutschen
Hochschulsystems vereinbaren“. Wer stimmt für diese

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eschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
altungen? – Die Beschlussempfehlung ist bei Gegen-
timmen der Linken und Enthaltung von Bündnis 90/
ie Grünen mit den restlichen Stimmen des Hauses an-
enommen.

Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Nr. 3 seiner
eschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Frak-
on Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/10881 mit
em Titel „Hochschulpakt in gesamtstaatlicher Koopera-
ion zu einem wirksamen Pakt für mehr und bessere Stu-
ienplätze entwickeln“. Wer stimmt für diese Beschluss-
mpfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
ie Beschlussempfehlung ist bei Gegenstimmen von
ündnis 90/Die Grünen und Enthaltung der Fraktion Die
inke mit den restlichen Stimmen des Hauses angenom-
en.

Tagesordnungspunkt 13 b. Abstimmung über die Be-
chlussempfehlung des Ausschusses für Bildung, For-
chung und Technikfolgenabschätzung zu dem Antrag
er Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel
Mehr Qualität für die Hochschulen“. Der Ausschuss
mpfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksa-
he 16/12833, den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die
rünen auf Drucksache 16/649 abzulehnen. Wer stimmt

ür diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist bei Ge-
enstimmen von Bündnis 90/Die Grünen und Enthal-
ung der Fraktion Die Linke mit den restlichen Stimmen
es Hauses angenommen.

Tagesordnungspunkt 13 c. Abstimmung über die Be-
chlussempfehlung des Ausschusses für Bildung, For-
chung und Technikfolgenabschätzung zu dem Antrag
er Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel
Gute Lehre an allen Hochschulen gewährleisten, he-
ausragende Hochschullehre prämieren“. Der Ausschuss
mpfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksa-
he 16/12830, den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die
rünen auf Drucksache 16/8211 abzulehnen. Wer

timmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt
agegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
st bei Gegenstimmen von Bündnis 90/Die Grünen mit
en restlichen Stimmen des Hauses angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 14 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Monika
Lazar, Winfried Hermann, Katrin Göring-
Eckardt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Alle Formen von Diskriminierungen themati-
sieren – Bürgerrechte von Fußballfans stär-
ken – Für einen friedlichen und integrativen
Fußballsport

– Drucksache 16/12115 –
Überweisungsvorschlag:
Sportausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss


(A) )



(B) )

Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die
Reden zu Protokoll genommen. Es handelt sich um die
Reden folgender Kolleginnen und Kollegen: Bernd
Heynemann, CDU/CSU, Martin Gerster, SPD, Detlef
Parr, FDP, Katrin Kunert, Die Linke, Monika Lazar,
Bündnis 90/Die Grünen.


Bernd Heynemann (CDU):
Rede ID: ID1621927700

Wir debattieren heute über einen Antrag der Grünen,

der vom Thema doch etwas zusammenmengt, was irrefüh-
rend ist und teilweise Situationen beschreibt, die sich gut
bewährt haben im Fußball. Der Thematik an sich, alle
Formen von Diskriminierung abzulehnen, stehen wir
auch positiv gegenüber. Bürgerrechte von Fußballfans
stärken, das ist nicht nur ein Thema, sondern bedarf noch
einer konkreten Analyse, und wir sind auch dafür, dass
ein friedlicher und integrativer Fußballsport auf allen
Ebenen des DFB stattfindet. Das Thema und der Inhalt
beziehen sich also nicht nur auf die Ereignisse auf dem
Rasen, sondern auch auf das Verhalten der Zuschauer
bzw. den Umgang der Ordnungskräfte mit dem Zuschauer
und Erscheinungen der Fanszenen.

Es ist richtig, dass sich die Fanszene entwickelt hat,
das stellt unter anderem auch Professor Pilz, ein renom-
mierter Fanforscher der Universität Hannover, fest. Das
heißt, wir unterscheiden zurzeit drei große Fansysteme:
Da ist zum einen der Fußballfan, der ins Stadion geht, der
guten Fußball sehen will, der natürlich seine Mannschaft
anfeuert, der aber auch die gegnerischen Fangruppen
mit Choreografien und Sprechchören ins Visier nimmt.
Die zweite Gruppe sind die Hooligans, die ebenso ihre
Plattform im Fußballstadion und auf den Fußballplätzen
sehen, die aber vorrangig Ausschreitungen zwischen den
Fangruppen und der Polizei und den Ordnungskräften
provozieren wollen und auch das Spiel durch diverse Ak-
tivitäten wie Zünden von bengalischen Feuern, Rauch-
bomben oder andere provokativen Sachen stören wollen.
Die dritte Gruppe, die sogenannten Ultras, haben sich
zum Ziel gesetzt, im Vorfeld des Stadions, das heißt in der
Stadt und im Stadion schon Hasspunkte, Gewaltpunkte,
Krawallpunkte zu setzen. Und sie haben mit dem Fußball
nichts mehr zu tun, stellen aber eine große Bedrohung
dar, da sie sich beim Anmarsch und beim Rückmarsch der
Fans zum und vom Stadion mit unter diese mischen und
damit Ausschreitungen mit den Ordnungskräften und der
Polizei provozieren. Und das ist auch diese gleitende
Grenze, wo der Übergang vom Nicht-Stadionbereich in
den Stadionbereich durch sie kritisiert wird, dass es da
teilweise Leibesvisitationen gibt, dass es teilweise Detek-
toren gibt und andere Kontrollmaßnahmen und -mecha-
nismen, die ganz einfach nötig sind, um eine reibungslose
und gewaltfreie Spieldurchführung zu gewährleisten. Wie
wir wissen, gibt es aber vielfältige Möglichkeiten, so jetzt
geschehen in Italien, wo solche Maßnahmen ausgehebelt
werden, indem bereits im Vorfeld schon im Stadion Ge-
genstände platziert werden oder pyrotechnische Artikel,
die dann im Stadion übernommen werden, um zum Ein-
satz zu gelangen. Hier muss man aber ganz klar sagen, es
gibt Komplizen innerhalb der Ordnungskräfte, die diese
Hooligans unterstützen, und gerade Italien ist ein sehr
prägnantes negatives Beispiel.

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In der Sportzeitschrift „Kicker“ vom 27. April 2009
agte der ehemalige frühere Startrainer Arrigo Sacchi:
In den letzten Jahren hat sich die Situation in vielen Be-
eichen verschlechtert: Presse und Tifosi suchen meist
olemiken und Konfliktpotenzial, die Gewalt, auch poli-

isch organisiert, zog in die Stadien ein. Viele Leute, de-
en der Fußball egal war, wollten sich lediglich mit ihm
rofilieren.“

Wir wissen, dass natürlich auch die Stadionsituation in
talien nicht die beste ist, und können mit hervorragenden
renen in Deutschland hier nachweisen, dass wir im Vor-

eld und auch in der Spieldurchführung gemeinsam mit
em DFB, mit der DFL, den Fanbeauftragten, mit den
angruppen eine gute Arbeit leisten, dass solche Mög-

ichkeiten, wie sie in Italien gegeben sind, hier nicht pas-
ieren. Wir hatten das Glück, 2006 mit der Weltmeister-
chaft alle Stadien auf einen Top-Zustand zu bringen und
amit auch dafür zu sorgen, dass die Qualität der Stadien
inem Erlebnisbereich gleichzusetzen ist, man kommt
lso nicht nur mehr ins Stadion, um Fußball zu sehen,
ondern verbindet das mit Freizeit, mit Erlebnis, mit
usiness, Gastronomie, mit Kontakting und natürlich
uch der entsprechenden Fankultur.

Ein weiteres negatives Element, das in den letzten Jah-
en in Ansätzen zu erkennen war, aber noch nicht offen
usgebrochen ist, ist der Punkt der Diskriminierung. Hier
eht es nicht nur um ausländische Spieler, sondern auch
m Randgruppen wie Lesben und Schwule. Hierzu muss
anz klar gesagt werden, es gibt schon Initiativen des
FB, der DFL, der Fangruppen, diesem Einhalt zu ge-
ieten. Nicht nur was die Fangruppen betrifft, sondern
uch in der Gerichtsbarkeit sind in der letzten Zeit nicht
ur Sportgerichtsurteile gesprochen worden, sondern wir
rinnern uns an den Fall, der vor zwei Wochen entschie-
en wurde, dass ein ordentliches Gericht einen NPD-
unktionär wegen Verunglimpfung des Spielers Owomoyela
u einer Haftstrafe verurteilt hat. Es gibt also hier schon
andhabungen gegen solche Äußerungen und Hetze.

Wir dürfen nicht vergessen, dass in der Bundesliga
urzeit 51 Prozent aller Lizenzspieler Nichtdeutsche sind.
nd das ist auch ein weiterer Ansatzpunkt, eine Initiative,
ie ich nicht nur im Auftrage der CDU/CSU im Europarat
ereits vorgetragen, sondern auch der Kanzlerin nahe-
elegt habe, dieses mit den entsprechenden Verantwort-
ichen zu bereden, dass die 6-plus-5-Regelung greift.
plus 5 heißt, dass in jeder Startformation einer Fußball-
annschaft mindestens 6 deutsche Spieler aufgeboten
erden müssen, denn sonst haben wir eine Situation wie
or Jahren in Cottbus oder jetzt in Hoffenheim, dass nicht
in deutscher Spieler weder auf dem Platz stand noch auf
er Ersatzbank Platz nehmen konnte. Ich denke, das ist
uch ein wesentlicher Faktor von Integration im Fußball-
port, aber auch Motivation für die Jugend, aus der
reite des Fußballs heraus den Weg in die Spitze zu fin-
en.

Die UEFA hat dazu auf ihrem ordentlichen Kongress
m März dieses Jahres unter anderem die Arbeitsgrund-
agen beschlossen. In diesen wird über den Breitenfußfall
nd Solidarität gesprochen, über finanzielles Fairplay
nd Regularität der Wettbewerbe, über das europäische




Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
gebene Reden


(A) )



(B) )

Sportmodell und die Besonderheit des Sports und be-
sonders über den Respekt. Dazu wird gesagt, ich zitiere:
„Respekt ist ein wichtiger Grundsatz im Fußball. Respekt
gegenüber dem Spiel, der Integrität, der Verschiedenar-
tigkeit, der Würde, der Gesundheit der Spieler, den Spiel-
regeln, dem Schiedsrichter, dem Gegner und den Fans.
Unsere Botschaft ist klar. Null Toleranz gegenüber Ras-
sismus, Gewalt und Doping. Fußball eint Völker und
überkommt Unterschiede. Für die UEFA ist nur die Farbe
des Trikots wichtig und so wird es auch immer bleiben.
Rassismus und Diskriminierung werden in keinerlei
Weise toleriert, genauso wenig wie Gewalt auf dem Spiel-
feld oder in den Zuschauerrängen. Der Fußball muss mit
gutem Beispiel vorangehen.“ Ich glaube, treffender kann
man es nicht formulieren, wie die UEFA, der europäische
Fußballverband, bereits damit seine Landesverbände
ausrichtet und ihnen dabei Unterstützung gibt.

Meine Damen und Herren von den Grünen, Sie fordern
Bürgerrechte von Fußballfans ein, sie sollen gestärkt
werden, aber wenn ich ins Stadion gehe, bin ich zu Gast
bei einem Verein, bei einer Fußballföderation, bei einem
Verband, und dann muss ich mich auch benehmen und
muss mich bestimmten Regularien unterwerfen. Es ist
keine Diskriminierung der Fans, sondern im Interesse des
Sportes gibt es Kontrollen, muss es Kontrollen geben zur
Sicherheit der Fans, zur Sicherheit der Spieler, zur Si-
cherheit des Fußballs. Und ich glaube, da kann ich nicht
von Stärkung von Bürgerrechten der Fußballfans reden.
Ich glaube, dass der Sport an erster Stelle steht, hier spe-
ziell der Fußballsport, der politische Unterstützung in
Sachen braucht, die er nicht selber regeln kann. Wir kön-
nen aber alles das, was Sie in Ihrem Antrag beschreiben,
selber mit der Autonomie des Sportes in der Zusammen-
arbeit mit der Politik und der Administration selbst regu-
lieren.

Natürlich gibt es auch soziale Brennpunkte, die sich
auch im Bereich des Sportes, im Bereich des Fußballs, ne-
gativ artikulieren. Wir hören immer wieder, dass es in
Wohngegenden mit großem Migrationhintergrund, wie im
Ruhrgebiet oder in Berlin, häufig auch im Nachwuchs-
bereich zu schweren Auseinandersetzungen, zu Diskrimi-
nierungen, aber auch zu Spielabbrüchen kommt, weil
ganz einfach die Regeln des Respekts, die Regeln des
Fußballs und des normalen Zusammenlebens nicht ein-
gehalten werden. Aber wir können im Bereich des Nach-
wuchses der A- oder B-Junioren nicht die gleichen Maß-
stäbe wie bei einem Bundesligaspiel ansetzen. Hier ist die
Gesellschaft gefragt, hier sind die Erzieher, die Trainer,
die Übungsleiter, die Eltern gefragt, Einfluss zu nehmen
auf ein sportliches faires Zusammenwirken. Integration
heißt dann nicht, dass nur ausländische Mannschaften in
einer Liga spielen, sondern dass die Liga gemischt ist und
auch alle Nationalitäten Zugang zu dieser Mannschaft
haben. Und ich denke, gerade hier in Berlin, in diesem
Schmelztiegel der Nationen, gibt es viele positive Bei-
spiele, wie man das bewerkstelligen kann. So war ich im
letzten Jahr Schirmherr der Mini-Europameisterschaft,
das heißt, wir haben mit D-Jugend-Mannschaften das
EM-Turnier nachgespielt. Dass heißt, wir haben ver-
sucht, dass die schwedische Mannschaft aus schwedi-
schen Kindern bestand, wir haben das über die Botschaft,

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ber die Schule gemacht, türkische Mannschaft, italieni-
che Mannschaft, natürlich die Deutschen. Und es war
icht nur eine Identifikation der Jugendlichen mit ihrer
ation, sondern es war auch eine sportliche Herausfor-
erung und Integration aller Nationen in einem solchen
urnier. Diese Turnierform wurde vom Berliner Senat
usgezeichnet, und ich glaube, das sind Ansätze, das sind
öglichkeiten, der Diskriminierung entgegenzutreten

nd den Fußball als integrativen gesellschaftlichen Fak-
or zu entwickeln.

Ich glaube, ich habe Ihnen damit aufgezeigt, dass der
ntrag von Ihnen nur mehr Bürokratie, aber keine Hilfe
ringt, weil wir schon auf einem sehr guten Weg sind.


Martin Gerster (SPD):
Rede ID: ID1621927800

Zunächst möchte ich sagen, dass ich sehr dankbar bin,

ass wir heute den Antrag von Bündnis 90/ Die Grünen
ür einen friedlichen und integrativen Fußballsport bera-
en. Sie betonen in Ihrem Antrag völlig zu Recht das ge-
altige sportliche und gesellschaftliche Potenzial, das
em Fußballsport innewohnt. Im DFB sind 26 000 Ver-
ine mit 6,5 Millionen Mitgliedern organisiert, ein Poten-
ial, das genutzt werden kann, um Völkerverständigung
nd das gesellschaftliche Zusammenwachsen zu fördern,
o wie es die Menschen in Deutschland anlässlich der
ußballweltmeisterschaft 2006 vorgelebt haben. Der
ußball besitzt ein Potenzial, das über soziale und kultu-

elle Grenzen hinweg verbinden kann.

Leider kann dieses Potenzial auch missbraucht wer-
en. So sind es gegenwärtig gerade Anhänger der extre-
en Rechten, die den Fußball vor den eigenen Karren

pannen wollen, um nationalistisches und menschen-
eindliches Gedankengut zu verbreiten. Erinnern wir uns:
rst Ende des vergangenen Monats wurden NPD-Chef
do Voigt und sein Bundessprecher Klaus Beier wegen
olksverhetzung zu mehrmonatigen Bewährungsstrafen
erurteilt. Sie hatten anlässlich der WM einen Terminpla-
er veröffentlicht, in dem der damalige Nationalspieler
atrick Owomoyela rassistisch beleidigt wurde. Gerade

n den neuen Bundesländern versucht die rechtsextreme
artei durch sogenannte nationale Fußballturniere
achwuchs für die Szene zu ködern und sich in Vereins-

trukturen festzusetzen.

Sie stellen in Ihrem Antrag völlig zu Recht fest, dass
echtsextreme, antisemitische und rassistische Äußerun-
en auf den Rängen der Bundesligavereine tendenziell
urückgehen. Wir beobachten aber auch, dass sie sich
um Teil lediglich ins Vorfeld verlagern oder in die unte-
en Ligen abwandern, wo der Beobachtungsdruck durch
olizei und Medien weniger stark ist. Auch und gerade
ier ist es notwendig, die Vereine stark zu machen.

Die Förderung von Fanarbeit ist dabei ein richtiges
nd wichtiges Instrument. Deshalb war es der SPD – und
ir ganz persönlich – schon immer ein Anliegen, die
echte der Fußballfans zu stärken und die Fanprojekte zu
nterstützen. Seit 2007 stehe ich in Kontakt mit der Koor-
inierungsstelle Fanprojekte – KOS – in Frankfurt, die
ittlerweile mehr als 40 Initiativen betreut. So kam die
nhörung im Sportausschuss vom November 2008, bei
er die KOS und DFB-Präsident Theo Zwanziger zur




Bernd Heynemann
gebene Reden


(A) )



(B) )

Lage der Faninitiativen in Deutschland Stellung nehmen
konnten, nicht zuletzt auf unser Betreiben hin zustande.
Aus den Ergebnissen der Anhörung haben wir bereits die
ersten Konsequenzen gezogen. So wurden auf Initiative
der SPD-Fraktion die Mittel für die Koordinierungsstelle
Fanprojekte im Jahr 2009 von 157 000 Euro auf
187 000 Euro erhöht. Bündnis 90/Die Grünen fordern ja
unter Punkt 7 ihres Antrags die Erhöhung dieser Mittel.
Da kann ich für meine Fraktion nur sagen: Gute Idee,
aber von uns schon erledigt.

Und so verhält es sich mit einigen Punkten in Ihrem
Antrag, sodass wir von der SPD den Antrag insgesamt
ablehnen müssen. Ich möchte Ihnen hierzu einige Stich-
punkte nennen: So fordern Sie unter Punkt 1, dass alle
Fußballvereine die Erklärung des DFB und der DFL
„Gegen Diskriminierung im Fußball“ unterzeichnen. Se-
hen wir genauso, es wäre sehr wünschenswert, wenn sich
wirklich alle Vereine dieser Erklärung anschließen wür-
den. Nur: Dies ist Sache des autonomen Sports. Wir stel-
len die Autonomie des Sports nicht infrage, so wün-
schenswert dies im vorliegenden Einzelfall auch sein
mag.

Auch an anderen Punkten dachte ich beim Lesen Ihres
Antrags: gute Idee – aber leider knapp daneben. Ein Bei-
spiel: Sie wollen die Zusammenarbeit zwischen Fanpro-
jekten und der Bundespolizei verbessern. Hört sich sehr
gut an – aber: Meiner Kenntnis nach kommen die Fuß-
ballfans mit der Bundespolizei fast ausschließlich in Zü-
gen und an Bahnhöfen in Berührung. Da ist natürlich ein
gutes Miteinander auch wichtig, aber ich glaube, das ist
doch wohl eher ein kleineres Problem in diesem The-
menkreis. Viel wichtiger ist doch die Zusammenarbeit mit
den Ländern und deren Polizeien, die ja die Hauptlast
und -verantwortung bei den Spielen tragen. Insofern
auch hier: gute Idee, aber leider wieder knapp vorbei.

Obwohl wir den Antrag wegen einiger Mängel ableh-
nen werden, so bin ich doch froh, dass wir aufgrund des
Antrags von Bündnis 90/Die Grünen die Situation der
Fußballfans diskutieren können. Denn ich glaube, auch
diese Debatten führen an einigen Stellen zur Einsicht. Wie
oft, Kollege Herrmann, haben wir in Baden-Württemberg
gefordert, dass endlich die Fanprojekte von Karlsruhe
und Mannheim vom Land mitgefördert werden, wie es die
Arbeitsgruppe Nationales Konzept für Sport und Sicher-
heit – NKSS – schon im Jahr 1992 gefordert hat. An Un-
terstützungsbedarf für weitere Projekte mangelt es nicht –
ich denke da ganz besonders an das Beispiel Stuttgart.
Bislang hatte sich Baden-Württemberg bei der vereinbar-
ten Drittelfinanzierung zwischen Verbänden, Kommunen
und Bundesländern vornehm zurückgehalten. Nun be-
richten mir meine Kolleginnen und Kollegen aus dem
Landtag Baden-Württemberg, dass für das Haushaltsjahr
2009 erstmals Mittel hierfür zur Verfügung gestellt wur-
den. Ein schöner Erfolg, nach 17 Jahren. Da findet der
Satz von Max Weber wieder Bestätigung: Politik ist das
beharrliche Bohren dicker Bretter. Das Brett fand ich jetzt
zwar nicht so dick, aber dafür mussten wir umso beharr-
licher bohren. 2007 konnte ich mich beim Fanprojekt des
Karlsruher Sport-Clubs selbst von der hervorragenden
Qualität der Arbeit überzeugen, die man dort leistet.
Umso mehr freut es mich, dass dieses Engagement end-

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ich auch vonseiten der Landesregierung die verdiente
nterstützung erfährt.

Aber zurück zu Ihrem Antrag. Lobenswert finde ich
en Ansatz, auch die bislang oft vernachlässigten For-
en von Diskriminierung aufzugreifen. Denn auch Sexis-
us und Homophobie sind Phänomene, die es speziell im
ußball zu bekämpfen gilt, ob auf dem Platz, auf den Rän-
en oder außerhalb der Stadien. Sie können sich sicher
ein, dass wir auf diesen Gebieten mit eigenen, schlüssi-
eren Initiativen aufwarten werden.

Im Interesse des Fußballs werden wir auch weiterhin
ng mit den Fanprojekten, den Verbänden und den Si-
herheitsbehörden zusammenarbeiten und gemeinsam
egen die geschilderten Tendenzen im Breitensport ange-
en. Wir sehen uns an der Seite der überwiegenden Mehr-
ahl der Fußballfans, die friedlich und weltoffen ihre Be-
eisterung für die „schönste Nebensache der Welt“ leben
nd Spiel für Spiel mit ihrer Mannschaft mitfiebern.

An alle Freunde des Fußballs geht mein Wunsch: Las-
en Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass Extremismus,
ntoleranz und Gewalt in unserem Sport keine Chance
aben. Dabei sind alle gefragt: vom Amateur über den
undesligaprofi, vom Stadionsprecher bis zum Zeugwart.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen, ich
erspreche Ihnen: Wir bleiben in der Sache am Ball. Ih-
en Antrag sehen wir aber – trotz guter Ansätze – im po-
itischen Abseits.


Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1621927900

Diskriminierung, Gewaltbereitschaft, Intoleranz,

ass, Rassismus und Extremismus haben im Fußball
ichts verloren – sie müssen aus den Köpfen verschwin-
en und gesellschaftlich geächtet werden.

Die in der 61. Sitzung des Sportausschusses durchge-
ührte Anhörung zum Thema Extremismus und Gewalt im
ußball hat uns gezeigt, dass noch einiges geschehen
uss, um Gewalt und Intoleranz aus den Stadien zu ver-
annen. Eines ist klar: Rassistische oder intolerante Ent-
icklungen sind bestimmt nicht ein Spezialproblem des
ußballs; aber was woanders eher im Verborgenen ge-
chieht: Hier treten diese negativen Tendenzen besonders
n das Licht der Öffentlichkeit. Wir müssen hier aber un-
erscheiden: zwischen dem Profifußball auf der einen
eite, der ja sehr stark mit professionellen Sicherheits-
aßnahmen geregelt ist, und der Situation im Amateur-
nd Jugendfußball andererseits. Gerade im Nachwuchs-
ereich kann der Sport Enormes leisten – er kann die Idea-
e von Frieden, Toleranz und Verständnis füreinander ent-
cheidend fördern. Er macht die Werte des Teamgeists
nd der Multikulturalität erlebbar. Sport kann präventiv
egen Gewalt wirken – viel mehr, als es Ordnungskräfte
der gar Gesetze jemals leisten können. Ein gelungenes
eispiel war die FIFA-Fußballweltmeisterschaft im Jahre
006. Die Welt war damals wirklich zu Gast bei Freun-
en. Friedlich feierte man auf den Fanmeilen Siege und
iederlagen in entspannter Stimmung. Deutschland
onnte sich als tolerantes, weltoffenes Land präsentieren.
ch hoffe, dass wir in Südafrika im nächsten Jahr Ähnli-
hes erleben werden.




Martin Gerster
gebene Reden


(A) )



(B) )

Ein friedlicher und integrativer Sport kann allerdings
nur aus einer Gesellschaft hervorgehen, in der die Be-
griffe Frieden und Integration eben nicht leere Phrasen,
sondern mit Leben gefüllt sind; einer Gesellschaft, in der
das Fair Play auch im Alltag von jedem Einzelnen gelebt
wird. Wir sind uns alle darüber im Klaren, dass es hierzu
aller Anstrengungen bedarf und dass wir von diesem ge-
sellschaftlichen Ideal leider noch meilenweit entfernt
sind. Hierfür muss in Vereinen, Schulen und Familien
noch intensiver gearbeitet werden. Dem Nachwuchs müs-
sen so früh wie möglich diese Werte nahegebracht wer-
den. Sportliche und gesellschaftliche Kompetenzen von
Trainern und Jugendbeauftragten sind wichtig – sie gilt
es verstärkt zu fördern. Wenn sie Kindern und Jugendli-
chen erfolgreich die Werte des Fair Play vermitteln kön-
nen und sie in der Lage sind, dem Nachwuchs zu vermit-
teln, dass diese Werte noch vor dem Sieg stehen – dann ist
viel gewonnen. Wir müssen die Aus- und Weiterbildung
der Trainer und Übungsleiter auf diesem Gebiet intensi-
vieren und stärker fördern. In den Vereinen muss die Wer-
tevermittlung noch stärker zu einer Selbstverständlich-
keit werden. Das gilt auch für das Verhalten der Mütter
und Väter am Spielfeldrand.

Auch in Schulen muss an diesem Ansatz gearbeitet
werden. Nicht nur Sportlehrer müssen ihrer Vorbildfunk-
tion gewachsen sein und die zu vermittelnden Werte le-
ben. Unsere Kollegen in den Ländern dürfen es nicht ver-
säumen, sich für einen starken Schulsport einzusetzen.
Viele Grundsätze, die hier erfolgreich vermittelt werden,
begleiten die Jugendlichen ein Leben lang. Bewegung,
Spiel und Sport müssen Bausteine einer gewaltpräventi-
ven Jugendkultur sein. Dies bedeutet auch, dass mehr
körper- und bewegungsbezogene Angebote in Schulen
und Vereinen angeboten werden müssen. Daraus ergibt
sich die Forderung, die Verbindung von Schule und Ver-
einen zu stärken, um Prävention durch Sport bestmöglich
zu fördern.

In Zeiten von Ganztagschulen wird häufig die Rolle
der Familie kleingeredet. Viele von uns wissen jedoch,
wie wichtig für unser Leben die Wertevermittlung durch
die Eltern gewesen ist. Wir dürfen Eltern nicht aus der
Verantwortung entlassen. Für den Nachwuchs bleibt der
Sport das wichtigste Erfahrungsfeld, auf dem sie Erfolg,
Selbstbestätigung, die Erfahrung positiver Gruppener-
lebnisse und Anerkennung erfahren. Nur wenn Jugendli-
che dies positiv erfahren, werden aus ihnen tolerante, of-
fene Erwachsene, die Gewalt verabscheuen.

DFB und DFL investieren viel in die Förderung von
Jugendprojekten und sie leisten ihren Beitrag zur Gewalt-
prävention im Fußball. Diesen Weg müssen wir weiterhin
unterstützen. Nur durch entschiedene und vielseitige Prä-
ventionsarbeit werden wir es schaffen, negative Aus-
wüchse wie Gewaltbereitschaft, Intoleranz, Hass, Rassis-
mus und Extremismus aus dem Sport zu verbannen.

Gesetzliche Maßnahmen können die Probleme leider
nicht erfolgreich beseitigen, sondern nur den Schaden be-
grenzen. Der Umgang mit der Datei „Gewalttäter Sport“
hat auch die Grenzen des Staates aufgezeigt und den Kon-
flikt hinsichtlich des Datenschutz offengelegt. Hier er-

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artet die FDP eine lebensnahe Lösung, die den moder-
en Datenschutzbestimmungen gerecht wird.

Zudem muss es uns allen gelingen, gemeinsam das Zu-
ammenspiel zwischen Prävention, Repression und Inte-
ration zu optimieren. DFB und DFL haben auf dem Ge-
iet der Gewaltprävention schon viel erreicht – es gilt
un, tragfähige Konzepte weiterzuentwickeln, wie Diskri-
inierung im Fußball effektiv bekämpft werden kann. Auf
ie Erfahrungen der „Koordinationsstelle Fanprojekte“
uss in diesem Zusammenhang zurückgegriffen werden –
enn eines steht fest: Wir dürfen jeder Form von Diskri-
inierung, ganz gleich wo, keine Chance geben!


Katrin Kunert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621928000

Fußball ist zweifellos eine beliebte und vor allem sehr

motionale Sportart. Nirgends sonst reagieren Zuschaue-
innen und Zuschauer so emotional und heftig wie hier.
iskriminierende Äußerungen und gewalttätige Aus-

inandersetzungen sind beim Fußball im Vergleich zu an-
eren Sportarten am häufigsten anzutreffen und stellen
in nicht zu unterschätzendes Problem dar.

Deshalb begrüßt Die Linke den Antrag der Grünen
usdrücklich, sich diesem Thema zu widmen. Die hier
ufgezeigten Möglichkeiten sind aus unserer Sicht durch-
us geeignet, Diskriminierungen nicht nur zu thematisie-
en, sondern ihnen auch zu begegnen. Allerdings, und das
ill ich zu Beginn deutlich sagen, wenn von einem ge-

amtgesellschaftlichen Problem gesprochen wird, rei-
hen die im Antrag aufgeführten Maßnahmen nicht aus.
ewaltpotenzial ist oft auch eine Reaktion auf gesell-

chaftliche Bedingungen, aus einer Situation heraus, in
er sich Fans befinden. Wenn Menschen aus sozial
chwierigen Verhältnissen kommen, sie selbst wenig An-
rkennung im Leben erfahren, ist der Fußball mit seiner
Gruppendynamik“ im Fanblock durchaus ein Ventil …
nd Gewalt ist in der Gesellschaft inzwischen fast über-
ll präsent! Ein Ergebnis Ihrer Politik, meine Damen und
erren der Großen Koalition, einer Politik, die auf Ent-

olidarisierung und Diskriminierung setzt. Und hier muss
er gesamtgesellschaftliche Ansatz erfolgen.

Unsere Fraktion hat in der Legislatur mehrfach Ge-
präche mit Fanvertretern geführt. Aus bürgerrechtlicher
icht ist vor allem die Gewalttäterdatei Sport zu nennen,
ie zu großen Problemen in der Vergangenheit geführt
at. Hier hat die scheinbar willkürliche Speicherung von
ersonen dazu geführt, dass Stadionverbote ausgespro-
hen wurden, ohne dass die betroffenen Personen konkret
ussten, was ihnen vorgeworfen wurde. Zum Teil reicht
s, in Zügen oder Bussen mit Personen gefahren zu sein,
ie dann als Gewalttäter identifiziert wurden. Diese Pau-
chalierung hat zu viel Frust und Aggressionspotenzial
ei den Fans geführt. Hier müssen Datenschutz und die
nformationspflicht an die Betroffenen gewährleistet wer-
en, der Überwachungswahnsinn Schäubles kann nicht
lle Fans unter Generalverdacht stellen!

Natürlich muss es Präventions- und Sicherheitsmaß-
ahmen geben, aber die Verhältnismäßigkeit darf dabei
icht außer Acht gelassen werden. Der Umgang mit den
ans beim Weg zum Stadion wird oft zu sehr einge-
chränkt, Polizeieskorten oder das Einsperren in sepa-




Detlef Parr
gebene Reden


(A) )



(B) )

rate Blocks im Stadion halten wir für problematisch. Der
DFB betreibt deutschlandweit Fanprojekte, die in den
Städten ihre Wirkung zeigen. Und das Engagement von
Theo Zwanziger muss man an dieser Stelle auch würdi-
gen. Aber die Finanzierung dieser Projekte hängt an der
Drittelung. Wir sagen, der Fußballbund hat so viel Geld
und kann seinen Anteil erhöhen. Länder und Kommunen
haben oft klamme öffentliche Haushalte und haben es
schwer, ihren Anteil zu erbringen. Deshalb sollten Bund
und DFB die Finanzierung von Fanprojekten überneh-
men! Von Finanzmitteln für Sonderprogramme halte ich
nicht viel, denn eine stabile Finanzierung ist erforderlich.

Abschließend sei mir noch eine Bemerkung erlaubt:
Wenn alle Formen von Diskriminierungen thematisiert
werden sollen, fehlt im Antrag die Diskriminierung von
Menschen mit Behinderungen. Ein Rollstuhlfahrer emp-
findet es als Diskriminierung, wenn er nicht barrierefrei
ins Stadion kommt! Darüber sollten wir auch reden!


Monika Lazar (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621928100

Wenn wir über Fußball reden, dann sprechen wir über

eine der beliebtesten Freizeitaktivitäten hierzulande. Die
Zahlen sprechen für sich: Im Deutschen Fußball-Bund
sind über 6 Millionen Mitglieder in mehr als 25 000 Ver-
einen organisiert. Allein in der 1. und der 2. Bundesliga
verfolgten 17 Millionen Fans die Spiele der letzten Saison.

Daneben können seit Jahren die negativen Begleit-
erscheinungen des Fußballs beobachtet werden. Leider
werden immer wieder Spieler und Anhänger oder -innen
Opfer von diskriminierenden Äußerungen und gewalttä-
tigen Auseinandersetzungen. Gemeinsam mit den Verei-
nen, Verbänden und Fans wurden Initiativen gegen diese
gesellschaftlichen Phänomene angeregt, welche die inte-
grative Wirkung des Fußballs wieder stärken sollen. Die
Aufgabenlage ist gesamtgesellschaftlicher Natur. Die
Politik ist aufgerufen, ihren Teil zur Lösung beizutragen.

In den letzten Monaten besuchten wir, die Bundestags-
fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, zahlreiche Fanpro-
jekte. Unter dem Titel „Rote Karte für Gewalt und Into-
leranz im Stadion“ informierten wir uns über die aktuelle
Lage in den jeweiligen Fußballszenen und die Arbeit der
örtlichen Fanprojekte. Die ganze Fülle an Informationen
ist Inhalt des hier behandelten Antrages.

Wissenschaftliche Untersuchungen und die Aussagen
von Multiplikatoren aus der Praxis belegen, dass in den
letzten Jahren diskriminierendes sowie neonazistisches
Verhalten der Fans zumindest in den Profiligen rückläu-
fig ist. Diese Entwicklungen sind erste Anzeichen für den
Erfolg von zahlreichen Antidiskriminierungskampagnen,
wie beispielsweise der Kampagne „Gegen Diskriminie-
rung im Fußball“. Darin erklären sich die teilnehmenden
Vereine und Verbände bereit, aktiv gegen jede Form von
Diskriminierung vorzugehen. Es sei an dieser Stelle er-
wähnt, dass dazu neben den bekannten Formen wie Ras-
sismus und Antisemitismus beispielsweise auch Sexismus,
Homophobie und Antiziganismus gehören.

So erfreulich die Entwicklungen der Verhaltensweisen
von Fans in den Top-Ligen sind, muss an die unverändert
hohen Quoten von Menschen, bei denen diskriminierende

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Zu Protokoll ge
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instellungen zum manifesten Bestandteil der eigenen
dentität gehören, erinnert werden. Der Fußball als
rennglas der Gesellschaft ist davon ebenso betroffen.
ie bereits genannten negativen Verhaltensweisen treten

erstärkt in den unteren Ligen auf. Die antisemitisch mo-
ivierten Beleidigungen gegenüber den Spielern des Ver-
ins TuS Makkabi Berlin stimmen nachdenklich. Die
erhältnismäßig geringe Berichterstattung in den Medien
owie ein eher bescheidenes Interesse der jeweiligen
ußballverbände an derartigen Vorkommnissen dürfen
ber die vermutete Dunkelziffer nicht hinwegtäuschen.
arüber hinaus sind im Jugend- und Amateurbereich
eonazis aktiv, die an diese Einstellungsmuster andocken
önnen. Durch eine Unterwanderung von Vereinen oder
as Gründen eigener Clubs wird der Versuch unternom-
en, neonazistische Ideologie zu vermitteln.

Weitere Aspekte, die bei unserer Vorortreise immer
ieder erwähnt wurden, waren die Gewalt der Fans und
ie Repression gegenüber diesen. Schon in den Anfangs-
eiten des modernen Fußballs gab es Gewalt. Das liegt
nter anderem an seiner männerdominierten Milieustruk-
ur und an den klaren Feindbildern, die er bietet. Den-
och war lange Zeit ein Rückgang von gewalttätigen
useinandersetzungen zwischen den Fangruppen zu ver-
eichnen. Die Ursachen hierfür lagen in den sozial-
ädagogischen und ordnungspolitischen Maßnahmen,
ie im Nationalen Konzept Sport und Sicherheit – NKSS –
ormuliert wurden. Aber die Gewalt in und um die Stadien
st weiterhin virulent. In der Szene der aktiven Fußball-
ans, die derzeit maßgeblich durch die Ultrakultur be-
timmt wird, entwickelt sich ein neues Feindbild. Die
olizei steht im Fokus der Kritik. Der Spieltag für einen
aktiven“ Fan der oberen Ligen wird begleitet durch eine
assive Präsenz der Polizei, Videoüberwachung in den

tadien und eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit in
en Städten bei Auswärtsspielen. Ebenso bestätigen Ver-
reter der Fansozialarbeit die teilweise unverhältnismä-
igen und massiven Polizeieinsätze. Maßnahmen der
rdnungsdienste im Einlassbereich, wo sich Fans mit-
nter komplett entkleiden müssen, um die Mitnahme von
yrotechnik ins Stadion zu unterbinden, ergänzen das Ne-
ativbild. Es stellt sich die Frage, ob die bürgerlichen
rundrechte auch für Fußballfans gelten. Hier bedarf es

ines intensiven Dialoges, damit Freiheitsrechte und Si-
herheits- und Verwertungsinteressen in Einklang ge-
racht werden können.

Für eine nachhaltige Verbesserung der Lage und die
unehmende Stärkung der Selbstregulationsmechanis-
en in den Fanszenen erachten wir eine adäquate Finan-

ierung der Fanprojektarbeit für unerlässlich. Derzeit
erden nur sechs Projekte nach der Vorgaben des NKSS
efördert – ein absolut unhaltbarer Zustand, zumal über
en Wert dieser sozialpädagogischen Arbeit kein Zweifel
ehr besteht. Hier kann der Bund, wie im Antrag formu-

iert, durch das Auflegen von Sonderprojekten, die gegen
iskriminierung und Gewalt gerichtet sind, unterstüt-

end eingreifen.

Die im NKSS formulierten ordnungspolitischen Be-
timmungen zielen in erster Linie auf die kaum mehr im
tadion präsenten Hooligans. Diese Maßnahmen auf die
eue Ultrabewegung anzuwenden, könnte diese Szene zu-




Katrin Kunert
gebene Reden






(A) (C)



(B) )


Monika Lazar

nehmend radikalisieren. Daher regen wir zum gemeinsa-
men und institutionalisierten Dialog zwischen den gesell-
schaftlichen Gruppen an. Der Aufbau einer Ombuds-
oder Clearing-Stelle, die unbürokratisch zwischen Fans,
Verbänden, Vereinen, Fanprojekten und Sicherheitsbe-
hörden, beispielsweise bei Stadionverboten, vermitteln
kann, wäre ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung kon-
fliktlösender Verständigung.

Darüber hinaus fordern wir die Einrichtung einer
„Antidiskriminierungsstelle Sport“. Gesellschaftliche
Phänomene wie Diskriminierung und Neonazis müssen
auch weiterhin im Profifußball wie im Jugend- und Ama-
teursport thematisiert werden. Es bedarf der verstärkten
Unterstützung von Faninitiativen, die oftmals die ehren-
amtlichen Seismografen in den jeweiligen Fanszenen
darstellen und nicht selten Pioniere in der Antidiskrimi-
nierungsarbeit waren und sind. Im Breitensport können
gewaltpräventive und antidiskriminierende Programme,
wie sie bereits in einigen Bundesländern existieren, dafür
Sorge tragen, dass die DFB-Vorgaben gegen Diskrimi-
nierung auch bis in die untersten Ligen vermittelt werden.
Das gemeinsame Interesse aller Akteure sollte ein fried-
liches und tolerantes Stadion sein, gleichsam Freiraum

und Erlebnisbereich für alle Gäste und Aktiven des
Sports.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621928200

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf

Drucksache 16/12115 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Donnerstag, den 7. Mai 2009,
9 Uhr, ein.

Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen, allen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber auch unseren
Zuschauern auf der Tribüne einen schönen Abend.

Die Sitzung ist geschlossen.