Protokoll:
16218

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 218

  • date_rangeDatum: 24. April 2009

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:10 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/218 (Köln), Markus Kurth, weiteren Abgeord- neten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über genetische Untersu- chungen bei Menschen (Gendiagnostik- gesetz – GenDG) Drucksachen 16/3233, 16/12713) . . . . . . . Ulla Schmidt, Bundesministerin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinz Lanfermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU) . . . . . . Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antrag der Abgeordneten Dr. Werner Hoyer, Elke Hoff, Jens Ackermann, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Für einen Abzug der in Deutschland noch verbliebe- nen US-Nuklearwaffen (Drucksache 16/12667) . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 12: Antrag der Abgeordneten Elke Hoff, Dr. Werner Hoyer, Jens Ackermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Die NPT-Überprüfungskonferenz im Jahre 2010 zum Erfolg führen – Für ein klares Bekenntnis zu dem Ziel einer nuklearwaf- fenfreien Welt 23741 C 23741 D 23743 C 23745 A 23747 A 23748 C 23753 C Deutscher B Stenografisch 218. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Vorverlegung der Frist für die Einreichung der Fragen zur mündlichen Beantwortung/ Verkürzung der Fragestunde . . . . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 10: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über genetische Untersu- chungen bei Menschen (Gendiagnostik- gesetz – GenDG) (Drucksachen 16/10532, 16/10582, 16/12713) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Birgitt Bender, Volker Beck T a b i Z 23741 A 23741 B 23741 C Dr. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Hubert Hüppe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 23749 D 23751 B undestag er Bericht ung 24. April 2009 t : agesordnungspunkt 33: ) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Die Chance zur nuklearen Abrüs- tung nutzen – Überprüfungskonferenz zum Nichtverbreitungsvertrag zum Er- folg führen (Drucksache 16/12689) . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Paul Schäfer (Köln), Monika Knoche, Hüseyin-Kenan Aydin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Keine Atomwaffen in Deutschland (Drucksache 16/12684) . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 11: 23753 B 23753 C (Drucksache 16/12666) . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 23753 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 Zusatztagesordnungspunkt 13: Antrag der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Jürgen Trittin, Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Konkrete Schritte zur nuklearen Abrüstung jetzt ein- leiten – Nichtverbreitungsvertrag stärken (Drucksache 16/12685) . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 14: Antrag der Abgeordneten Jürgen Trittin, Winfried Nachtwei, Marieluise Beck (Bre- men), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Initiative für eine atomwaffenfreie Welt unterstützen – Atomwaffen aus Deutschland abziehen (Drucksache 16/12686) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Lintner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Gert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . . Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . . Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 34: a) Antrag der Abgeordneten Krista Sager, Kai Gehring, Priska Hinz (Herborn), wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Zukunft schaffen, Bildung stärken – Bildungspo- litische Herausforderungen als gesamt- staatliche Aufgabe ernst nehmen (Drucksache 16/12687) . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Hirsch, Dr. Petra Sitte, Bodo Ramelow, Volker Schneider (Saarbrü- c i Z A C A K d L ( K M C 23753 C 23753 D 23753 D 23755 C 23756 C 23758 B 23760 A 23761 B 23762 C 23763 B 23764 B 23765 A 23765 D, 23766 A 23766 B 23769 C, 23771 B 23773 B, 23776 A 23766 D cken) und der Fraktion DIE LINKE: Bildungsgipfel nutzen – Bessere Bil- dung für alle – Bildung als Gemein- schaftsaufgabe von Bund und Län- dern – zu dem Antrag der Abgeordneten Priska Hinz (Herborn), Kai Gehring, Krista Sager, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Bildungsgipfel muss Er- gebnisgipfel werden – Für ein ge- rechtes und besseres Bildungswesen – zu dem Antrag der Abgeordneten Uwe Barth, Patrick Meinhardt, Ulrike Flach, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Aufbau von priva- tem Bildungskapital fördern – Grundlage für Bildungsinvestitio- nen schaffen – zu dem Antrag der Abgeordneten Krista Sager, Kai Gehring, Priska Hinz (Herborn), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Die finanziellen Grundlagen für den Bildungsaufbruch schaffen (Drucksachen 16/9808, 16/10586, 16/10328, 16/10587, 16/12656) . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu dem An- trag der Abgeordneten Priska Hinz (Herborn), Kai Gehring, Krista Sager, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Bildungs- strategie für mehr Chancengerechtig- keit starten (Drucksachen 16/7465, 16/12661) . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 15: ntrag der Abgeordneten Uwe Barth, ornelia Pieper, Jens Ackermann, weiterer bgeordneter und der Fraktion der FDP: larheit beim Konjunkturpaket II – Bil- ungspolitische Handlungsspielräume für änder und Kommunen einräumen Drucksache 16/12668) . . . . . . . . . . . . . . . . . rista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . arcus Weinberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ernst Burgbacher (FDP) . . . . . . . . . . . . . . ornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23766 D 23767 A 23767 B 23767 C 23768 C 23778 A 23778 C 23780 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 III Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Cornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Bodo Ramelow (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Uwe Barth (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bodo Ramelow (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Carsten Müller (Braunschweig) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 32: a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Anpassung eisenbahnrechtlicher Vorschriften an die Verordnung (EG) Nr. 1371/ 2007 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2007 über die Rechte und Pflichten der Fahrgäste im Eisenbahnverkehr (Drucksachen 16/11607, 16/12715) . . – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Bärbel Höhn, Dr. Anton Hofreiter, Ulrike Höfken, weiteren Abgeordneten und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Fahrgastrechte (Drucksachen 16/1146, 16/12715) . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu dem Antrag der Ab- geordneten Hans-Michael Goldmann, Mechthild Dyckmans, Dr. Karl Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Rechte von Bahnkunden stär- ken (Drucksachen 16/9804, 16/12715) . . . . . . Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD) . . . . . . . . . . . Julia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Marianne Schieder (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Enak Ferlemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . T a b J D C T B s V g D P F u z v ( Z – – T a 23782 C 23783 A 23783 D 23786 B 23787 D 23788 A 23788 C 23790 C 23792 D 23792 D 23793 A 23793 B 23794 B 23796 A 23797 C 23798 D 23799 D 23800 D 23800 A agesordnungspunkt 35: ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Vorschriften zum begünstigten Flächenerwerb nach § 3 des Ausgleichs- leistungsgesetzes und der Flächen- erwerbsverordnung (Flächenerwerbs- änderungsgesetz – FlErwÄndG) (Drucksachen 16/8152, 16/8396, 16/12709) ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Verbraucherschutz zu dem An- trag der Abgeordneten Cornelia Behm, Ulrike Höfken, Nicole Maisch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Bodenprivatisie- rung neu ausrichten (Drucksachen 16/7135, 16/8050) . . . . . . . ochen-Konrad Fromme (CDU/CSU) . . . . . . r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 36: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Ernährung, Landwirtschaft und erbraucherschutz zu dem Antrag der Ab- eordneten Hans-Michael Goldmann, r. Christel Happach-Kasan, Dr. Edmund eter Geisen, weiterer Abgeordneter und der raktion der FDP: Verbraucherfreundliche nd praxistaugliche Lebensmittelkenn- eichnung durchsetzen – Verbots- und Be- ormundungspolitik verhindern Drucksachen 16/11671, 16/12367) . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 17: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anordnung des Zen- sus 2011 sowie zur Änderung von Statis- tikgesetzen (Drucksachen 16/12219, 16/12711) . . . . . Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/12712) . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 37: ) Antrag der Abgeordneten Cornelia Hirsch, Dr. Petra Sitte, Volker Schneider (Saarbrü- cken) und der Fraktion DIE LINKE: Bundesausbildungsförderung an die Studienrealität anpassen und Struktur- reform vorbereiten (Drucksache 16/12688) . . . . . . . . . . . . . . 23803 D 23804 A 23804 B 23805 D 23806 C 23807 C 23808 A 23808 A 23808 C IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 b) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Cornelia Hirsch, Dr. Petra Sitte, Volker Schneider (Saarbrücken) und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung des Ausbildungsförderungsbedarfs (Drucksachen 16/5808, 16/12212) . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu dem An- trag der Abgeordneten Cornelia Hirsch, Dr. Petra Sitte, Volker Schneider (Saarbrü- cken), weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Hochschulen öff- nen – BAföG ausweiten (Drucksachen 16/847, 16/12213) . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 16: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermögens „Investitions- und Tilgungsfonds“ (Drucksache 16/12662) . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Volker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ute Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lutz Heilmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Peter Jahr (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Ände- rung der Vorschriften zum begünstigten Flächenerwerb nach § 3 des Ausgleichsleis- tungsgesetzes und der Flächenerwerbsverord- nung (Flächenerwerbsänderungsgesetz – FlErwÄndG) (Tagesordnungspunkt 35 a) . . . Anlage 3 Erklärung der Abgeordneten Andrea Astrid Voßhoff (CDU/CSU) zur namentlichen Ab- stimmung über den Antrag: Keine Atomwaffen in Deutschland (Tagesordnungspunkt 33 b) . . . A E W m i k A Z – – ( H A Z – – ( E H A Z d V L V d J D H K U 23808 C 23808 D 23809 B 23809 B 23810 C 23810 D 23812 A 23813 D 23814 D 23815 D 23817 A 23818 B 23818 D nlage 4 rklärung des Abgeordneten Dr. Guido esterwelle (FDP) zur namentlichen Abstim- ung über den Antrag: Für einen Abzug der n Deutschland noch verbliebenen US-Nu- learwaffen (Zusatztagesordnungspunkt 11) . nlage 5 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung: Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung ei- senbahnrechtlicher Vorschriften an die Verordnung (EG) Nr. 1371/2007 des Euro- päischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2007 über die Rechte und Pflichten der Fahrgäste im Eisenbahnver- kehr Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Fahrgastrechte Beschlussempfehlung und Bericht: Rechte von Bahnkunden stärken Tagesordnungspunkt 32 a und b) ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . nlage 6 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung: Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Vorschriften zum begünstigten Flächen- erwerb nach § 3 des Ausgleichsleistungs- gesetzes und der Flächenerwerbsverord- nung (Flächenerwerbsänderungsgesetz – FlErwÄndG) Beschlussempfehlung und Bericht: Bo- denprivatisierung neu ausrichten Tagesordnungspunkt 35 a und b) rnst Bahr (Neuruppin) (SPD) . . . . . . . . . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . nlage 7 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Beschlussempfehlung und des Berichts: erbraucherfreundliche und praxistaugliche ebensmittelkennzeichnung durchsetzen – erbots- und Bevormundungspolitik verhin- ern (Tagesordnungspunkt 36) ulia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . r. Marlies Volkmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . arin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23818 D 23819 A 23820 A 23821 B 23822 B 23823 C 23824 C 23825 B 23826 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 V Anlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Anordnung des Zensus 2011 sowie zur Änderung von Sta- tistikgesetzen (Zusatztagesordnungspunkt 17) Dr. Kristina Köhler (Wiesbaden) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maik Reichel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 9 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Antrag: Bundesausbildungsförderung an die Studienrealität anpassen und Struktur- reform vorbereiten – Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung des Ausbildungsförderungsbedarfs Carsten Müller (Braunschweig) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Kucharczyk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . Uwe Barth (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 10 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Marco Bülow (SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Förderung von Biokraftstoffen (217. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 6) . . . . . . . . . . . . Anlage 11 Berichtigung zu der Beschlussempfehlung des Innenausschusses auf Drucksache 16/12711 zu dem Entwurf eines Gesetzes zur Anordnung des Zensus 2011 sowie zur Änderung von 23827 A 23828 C 23831 A 23832 A 23832 C 23835 C 23836 C 23837 B 23837 D 23838 C 23839 B 23840 C – Beschlussempfehlung und Bericht: Hoch- schulen öffnen – BAföG ausweiten (Tagesordnungspunkt 37 a bis c) Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S p A A23833 B tatistikgesetzen (Zusatztagesordnungs- unkt 16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 12 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23841 A 23841 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 23741 (A) ) (B) ) 218. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 23817 (A) ) (B) ) Gleicke, Iris SPD 24.04.2009 Dr. Scheer, Hermann SPD 24.04.2009 Dr. Geisen, Edmund FDP 24.04.2009 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 24.04.2009 Scheel, Christine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.04.2009 Anlage 1 Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ahrendt, Christian FDP 24.04.2009 Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.04.2009 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.04.2009 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.04.2009 Becker, Dirk SPD 24.04.2009 Bender, Birgitt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.04.2009 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 24.04.2009 Blumenthal, Antje CDU/CSU 24.04.2009 Blumentritt, Volker SPD 24.04.2009 Dr. Botz, Gerhard SPD 24.04.2009 Burkert, Martin SPD 24.04.2009 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 24.04.2009 Dreibus, Werner DIE LINKE 24.04.2009 Duin, Garrelt SPD 24.04.2009 Eichel, Hans SPD 24.04.2009 Ernstberger, Petra SPD 24.04.2009 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 24.04.2009 Fell, Hans-Josef BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.04.2009 Freitag, Dagmar SPD 24.04.2009 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 24.04.2009 Gabriel, Sigmar SPD 24.04.2009 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 24.04.2009 G H D H H H H K K K L L L L L M M M N D S D A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten riese, Kerstin SPD 24.04.2009 änsel, Heike DIE LINKE 24.04.2009 r. Hemker, Reinhold SPD 24.04.2009 ennrich, Michael CDU/CSU 24.04.2009 erlitzius, Bettina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.04.2009 ermann, Winfried BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.04.2009 ill, Hans-Kurt DIE LINKE. 24.04.2009 alb, Bartholomäus CDU/CSU 24.04.2009 noche, Monika DIE LINKE 24.04.2009 ünast, Renate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.04.2009 afontaine, Oskar DIE LINKE 24.04.2009 aurischk, Sibylle FDP 24.04.2009 eutert, Michael DIE LINKE 24.04.2009 ink (Heilbronn), Michael FDP 24.04.2009 opez, Helga SPD 24.04.2009 aisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.04.2009 erz, Friedrich CDU/CSU 24.04.2009 üntefering, Franz SPD 24.04.2009 ahles, Andrea SPD 24.04.2009 r. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 24.04.2009 charfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.04.2009 r. Schavan, Annette CDU/CSU 24.04.2009 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 23818 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 (A) ) (B) ) Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Peter Jahr (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Vorschriften zum begünstigten Flächenerwerb nach § 3 des Aus- gleichsleistungsgesetzes und der Flächen- erwerbsverordnung (Flächenerwerbsänderungs- gesetz – FlErwÄndG) (Tagesordnungspunkt 35 a) Am Freitag, dem 24. April 2009, werde ich dem von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Ge- setzes zur Änderung der Vorschriften zum begünstigten Flächenerwerb nach § 3 Ausgleichsgesetz und der Flä- chenerwerbsverordnung zustimmen. Die Europäische Kommission verabschiedete am 6. Dezember 2006 einen neuen Gemeinschaftsrahmen für staatliche Beihilfen im Agrar- und Forstsektor 2007 bis 2013. Die daraus resultierenden Verordnungen und Richtlinien über die Anwendung der Art. 87 und 88 des EG-Vertrages auf staatliche Beihilfen an kleine und mittlere in der Erzeugung von landwirtschaftlichen Er- zeugnissen tätige Unternehmen verursachen einen Ände- r w e f v b d 1 D g i z s – h r c d p z i m r d t e A A l A s m s Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.04.2009 Schily, Otto SPD 24.04.2009 Schmidt (Nürnberg), Renate SPD 24.04.2009 Schneider (Erfurt), Carsten SPD 24.04.2009 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 24.04.2009 Dr. Schwanholz, Martin SPD 24.04.2009 Tauss, Jörg SPD 24.04.2009 Ulrich, Alexander DIE LINKE 24.04.2009 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 24.04.2009 Wolff (Wolmirstedt), Waltraud SPD 24.04.2009 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 24.04.2009 Zapf, Uta SPD 24.04.2009 Zypries, Brigitte SPD 24.04.2009 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich (C (D ungsbedarf, welcher durch den vorliegenden Gesetzent- urf erfüllt wird. Gleichwohl ist die Entschädigungsregelung für Alt- igentümer im Rahmen der Privatisierung land- und orstwirtschaftlicher Flächen, insbesondere aufgrund on Verzögerungen bei der Ausstellung von Leistungs- escheiden, verbesserungswürdig. Es ist unzumutbar, ass 20 Jahre nach der Wiedervereinigung noch circa 0 000 Anträge von Alteigentümern unbearbeitet sind. a diese Bescheide aber Voraussetzung für einen be- ünstigten Flächenerwerb sind, können die Betroffenen hre gesetzlich zugesicherten Möglichkeiten nicht nut- en. Dies führt bei einem konstanten monetären An- pruch und im Zeitverlauf steigenden Bodenpreisen wobei die Verfahren längst vor den Preissteigerungen ätten abgeschlossen werden müssen – zu einer geringe- en Erwerbsmöglichkeit von landwirtschaftlichen Flä- hen. Dies ist für die Betroffenen eine Ungerechtigkeit. Mit ieser Frage wird man sich in der nächsten Legislatur- eriode erneut beschäftigen müssen. Ich möchte an die uständigen Landesbehörden eindringlich appellieren, hren verfassungsgemäßen Verpflichtungen nachzukom- en und die Leistungsbescheide zügig auszustellen. Insgesamt stimme ich dem Gesetzentwurf zu, da zahl- eiche wichtige weitere Regelungen zur Verbesserung es Verfahrens zum begünstigten Bodenerwerb zuguns- en der landwirtschaftlichen Betriebe in Ostdeutschland nthalten sind. nlage 3 Erklärung der Abgeordneten Andrea Astrid Voßhoff (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Antrag: Keine Atomwaffen in Deutschland (Drucksache 16/12684) (Tagesord- nungspunkt 33 b) In der Liste der Teilnehmer der zweiten namentlichen bstimmung fehlt mein Name. Mein Votum lautet: Ab- ehnung. nlage 4 Erklärung des Abgeordneten Dr. Guido Westerwelle (FDP) zur namentlichen Abstimmung über den Antrag: Für einen Abzug der in Deutsch- land noch verbliebenen US-Nuklearwaffen (Drucksache 16/12667) (Zusatztagesordnungs- punkt 11) Bei den soeben stattgefundenen namentlichen Ab- timmungen habe ich versehentlich die dritte Abstim- ung – über den FDP-Antrag – versäumt. Ich möchte nur feststellen, dass ich diesem Antrag zu- timme. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 23819 (A) ) (B) ) Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung ei- senbahnrechtlicher Vorschriften an die Ver- ordnung (EG) Nr. 1371/2007 des Europäi- schen Parlaments und des Rates vom 23. Ok- tober 2007 über die Rechte und Pflichten der Fahrgäste im Eisenbahnverkehr – Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Fahrgastrechte – Beschlussempfehlung und Bericht: Rechte von Bahnkunden stärken (Tagesordnungspunkt 32 a und b) Hans-Michael Goldmann (FDP): Am Montag die- ser Woche hatte ich einmal mehr ein einschneidendes Erlebnis mit der Deutschen Bahn. Dieses zeigte wieder auf, dass die jetzigen gesetzlichen Regelungen nicht an- nähernd ausreichen, um unsere Verbraucher ausreichend zu schützen und den hohen Preisen der DB AG gerecht zu werden. Ein Gast in meinem Bundestagsbüro verspä- tete sich um fast eine Stunde, weil sein Zug wieder ein- mal 50 Minuten Verspätung hatte. Als in unserem Ge- spräch die Worte Entschädigung von der Bahn von meinem Gegenüber fielen, musste ich meinen Gast freundlich darauf hinweisen, dass er keinerlei gesetzli- chen Anspruch auf Entschädigung hat. Genau in diesen Situationen, in denen unsere Verbraucher sich auf die Pünktlichkeit der Bahn verlassen, müssen zeitliche Pläne auch eingehalten und garantiert werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um wichtige geschäftliche Ter- mine handelt oder Familie, Freunde und Verwandte be- sucht werden. Es kann nicht sein, dass Fahrgäste be- wusst frühere Züge nehmen müssen, um überhaupt ansatzweise pünktlich zu sein, und bei auftretenden Ver- spätungen unter einer Stunde noch nicht einmal entschä- digt werden. Ist die Bahn nicht in der Lage, unsere Bür- ger pünktlich von A nach B zu bringen, kann sie ihnen auch leider nachträglich nicht die verlorene Zeit zurück- geben. Aber dann muss es das Mindeste sein, dass die Fahrgäste ohne Wenn und Aber entschädigt werden. Die Bundesregierung feiert sich dafür, dass sie Fahr- gästen ein Recht auf 25 Prozent Rückerstattung des Fahrpreises ab einer Stunde Verspätung einräumt. In Wahrheit wäre dieses Recht kraft EU-Verordnung ohne- hin in einem halben Jahr gekommen. Sie verschweigt je- doch die peinliche Tatsache, dass sie erst durch eine europäische Verordnung gezwungen werden musste, Fahrgästen überhaupt ein Recht auf Entschädigung zu geben. Noch peinlicher ist es, dass sie entgegen dem Rat der Verbraucherministerkonferenz nur eine Regelung umsetzt, die in der EU-Verordnung ausdrücklich als Mindestentschädigung bezeichnet wird. Alle Experten halten eine Entschädigung bereits ab einer halben Stunde, wie es der Antrag der FDP-Fraktion fordert, für absolut richtig und angemessen. m d s h V R b V t R s w w G m h n r K G l k F B w 6 e d l g k b g r h b i V g k n G b S L s V t r H H g g s I s F (C (D Was hemmt die Große Koalition, den Verbrauchern ehr zu geben? Hatte die Bundesregierung Angst vor er Drohung der DB AG, mit höheren Fahrpreisen auf chärfere Entschädigungen zu reagieren? Allein die Dro- ung halte ich für eine Frechheit. Das ist das typische erhalten eines Monopolisten. Mein Eindruck ist: Dieser egierung waren die Interessen von Monopolisten, ob ei Bahn, Post oder Energie, immer wichtiger als die der erbraucher. Ansonsten hätte sie alle Anstrengungen un- ernommen, die Attraktivität der Bahn auch über mehr echte der Kunden zu steigern. Das Postmonopol kon- erviert sie über den Mindestlohn. Das Energieoligopol urde durch Ministererlaubnis geschaffen. Die Bahn ird vor dem Kunden und dem Wettbewerb geschützt. Niemand müsste sich über die Pünktlichkeit der Bahn edanken machen, wenn die Liberalisierung der Bahn- ärkte zu echtem Wettbewerb im Fernverkehr geführt ätte. Dann wäre Pünktlichkeit und Service Teil eines atürlichen Leistungswettbewerbs. Bessere Fahrgast- echte und eine schärfere Haftung sind letztlich nur eine rücke für den Mangel an Wettbewerb. In diesem rundverständnis unterscheiden wir uns auch maßgeb- ich von der Fraktion der Linken. Ohne Wettbewerb ann ein Anreiz für mehr Pünktlichkeit nur über stärkere ahrgastrechte gesetzt werden. Nur wenn Mängel im etrieb der Bahn auch finanzielle Konsequenzen haben, ird sich etwas verbessern. Eine Entschädigung erst ab 0 Minuten setzt keinerlei Anreiz. Was wir als Dauereinrichtung dringend brauchen, ist ine neutrale Schlichterstelle. Die EU-Verordnung sagt azu nichts. Stattdessen schreibt sie Beschwerdemög- ichkeiten bei der Eisenbahnaufsicht vor. Als unabhän- ige Schlichtungsstelle arbeitet zurzeit noch der Ver- ehrsclub Deutschland. Diese Einrichtung hat sich sehr ewährt und führt in 85 von 100 Fällen zu einer Eini- ung. Sie ist für den Kunden kostenlos. Eine solche Ein- ichtung brauchen wir auch in Zukunft. Wir fordern da- er: eine unbürokratische Entschädigung der Kunden ereits ab einer Verspätung von mindestens 30 Minuten n Höhe von 25 Prozent und von 50 Prozent bei einer erspätung ab 60 Minuten; die Entschädigungsregelun- en müssen sowohl für den Fern- als auch den Nahver- ehr gelten; das Eisenbahnunternehmen haftet nur dann icht, wenn es sich um Fälle wie zum Beispiel höhere ewalt handelt. Das hat dann das Unternehmen zu eweisen. Außerdem fordern wir, eine unabhängige chlichtungsstelle für Streitfälle gesetzlich zu verankern. assen Sie uns Bahnfahrern endlich die nötige Unter- tützung geben, mit den Vorschlägen der FDP fährt der erbraucher einfach besser! Der Zustand bei den Fahrgastrechten ist symptoma- isch für den Zustand der Verbraucherpolitik der Bundes- egierung. Es ist eine Strategie der verbraucherpolitischen albherzigkeiten. Nachdem das Verbraucherressort von errn Seehofer auf Frau Ministerin Aigner übergegan- en war, habe ich mit großem Interesse ihre Ankündi- ungen für mehr Verbraucherschutz vernommen. Pas- iert ist dagegen nichts. Der Zugang zu behördlichen nformationen durch das Verbraucherinformationsge- etz ist schlecht und teuer. Der Schutz der Anleger vor alschberatung ist im Ansatz steckengeblieben. Wer sein 23820 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 (A) ) (B) ) Haus durch einen Kredit finanziert hat, muss immer noch befürchten, dass der laufende Kredit ohne seine Zustimmung veräußert wird. Eine vernünftige Kenn- zeichnung der Nährwerte auf Lebensmitteln ist ebenso wenig erfolgt. Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Vorschriften zum begünstigten Flächenerwerb nach § 3 des Ausgleichsleistungsgesetzes und der Flächenerwerbsverordnung (Flächen- erwerbsänderungsgesetz – FlErwÄndG) – Beschlussempfehlung und Bericht: Boden- privatisierung neu ausrichten (Tagesordnungspunkt 35 a und b) Ernst Bahr (Neuruppin) (SPD): Das Flächenerwerbs- änderungsgesetz vereint als Artikelgesetz verschiedene Vorhaben, die ihre Wurzeln in der schwierigen Beson- derheit deutscher Geschichte haben, und zwar in Regie- rungen, die Entscheidungen für Land und Leute fernab von Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeiten fällten und so Familien, Regionen, ein ganzes Land trennten. Wenn ich von vergangenen Regierungsformen rede, wird deutlich, über welchen Zeitraum sich das Unrecht erstreckt, das wir hier aufgearbeitet haben. Denn die ehe- mals volkseigenen Flächen, über deren Veräußerung wir hier reden, sind nicht nur einmal enteignet worden, was das Konfliktpotenzial im Zuge der heutigen Bodenver- wertung nur noch erhöht. Fakt ist, dass wir dieses Unrecht heute nicht wieder- gutmachen können. Was wir aber können und müssen, ist, endlich die Besitzverhältnisse zu klären, um allen Beteiligten Sicherheit für die Zukunft zu geben. Die Be- teiligten, das sind in erster Linie die Menschen vor Ort, die den Transformationsprozess der Landwirtschaft in Ostdeutschland gestaltet haben, aber auch die Alteigen- tümer, denen eine Ausgleichsleistung für die Enteignung ihrer Familien zusteht. Bevor ich hier in die Details gehe, möchte ich zuvor auf einen weiteren wichtigen Artikel dieses Gesetzes hinweisen. Ein Projekt, das seit Jahren in Arbeit ist und mit dem vorliegenden Gesetz endlich rechtliche Grund- lagen erhält, ist das Grüne Band Deutschlands. Auf 1 400 Kilometern ehemals deutsch-deutscher Grenze konnte sich ein einmaliges Naturschutzgebiet entwi- ckeln. Dieser ökologisch wertvolle Naturraum gehört zum Nationalen Naturerbe, das nun vom Bund unent- geltlich an die Länder übertragen wird. Neben dem Grü- nen Band werden in den nächsten Jahren Gebiete mit einer Gesamtfläche 125 000 Hektar an Nationalparks, Biosphärenreservate und weitere Projekte übertragen. Das vorliegende Flächenerwerbsänderungsgesetz ak- tualisiert auch die Rahmenbedingungen, die bei der Pri- vatisierung der ehemals volkseigenen landwirtschaftli- c w t f h d A d t 5 d r u v r s n P e s h e b t d 2 g m d O tr f v r n t a w m k G k P g r i l G K A c d e F r c (C (D hen Flächen in den neuen Bundesländern angewendet erden. Dabei handelt es sich um eines der schwierigs- en Gesetze der Nachwendezeit, mit großer Bedeutung ür die weitere Entwicklung im ländlichen Raum. Des- alb danke ich dem Bundesministerium der Finanzen für en Kompromiss, den es mit dem Gesetzentwurf vorlegt. ngesichts der sensiblen Bodenfrage in den neuen Län- ern wird hiermit nämlich den Interessen aller Beteilig- en Rechnung getragen. In den neuen Bundesländern sind noch mehr als 00 000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche des Bun- es zu privatisieren. Sie werden von der Nachfolgeein- ichtung der Treuhandanstalt, der Bodenverwertungs- nd -verwaltungs GmbH – kurz BVVG – verwaltet. Und erwertet! Dabei erfordern die besonderen agrarstruktu- ellen Belange der neuen Länder nicht nur Feingefühl, ondern auch spezielle Regelungen. So gibt es neben ormalen Ausschreibungen und Verkäufen an bisherige ächter auch die Möglichkeit zum begünstigten Flächen- rwerb. Das nun vorliegende Flächenerwerbsänderungsge- etz ist notwendig, um eine Reihe von Problemen zu be- eben. In der Öffentlichkeit sind dabei die Bodenpreis- ntwicklung und die Interessen von Alteigentümern esonders vehement diskutiert worden. Letztere beklag- en die mit dem Erwerb von BVVG-Flächen verbun- enen Auflagen. So gab es bisher Bindungsfristen von 0 Jahren, was zum Beispiel die Ortsansässigkeit der anzen Familie oder ein Verkaufsverbot betraf. Im parla- entarischen Verfahren wurden nun sämtliche Bin- ungsfristen auf 15 Jahre reduziert. Dies betrifft die rtsansässigkeit ebenso wie die Einhaltung eines Be- iebskonzeptes, was ganz entscheidende Erleichterungen ür Eigentümer darstellt. Auch ist es nun möglich, die orangegangene Pachtzeit auf den erforderlichen Zeit- aum der Ortsansässigkeit anzurechnen, was 18 Jahre ach der deutschen Einheit bedeutet, dass mit Inkrafttre- en dieses Gesetzes fast alle Erwerber von ihrer Orts- nsässigkeit frei sind oder es in Kürze sein werden. Hier urden ganz klar Lockerungen im Gesetz vorgenom- en, die den Interessen der Alteigentümer entgegen- ommen. Was die Wertermittlung der Flächen betrifft, folgt der esetzgeber in Übereinstimmung mit den Ländern ganz lar dem Konzept eines einheitlichen Preises für die ächter und die Alteigentümer. Einen anderen Weg zu ehen, der zur Bevorzugung der einen und damit zur kla- en Benachteilung der anderen Gruppe führt, ist absolut ndiskutabel. Und wir würden damit in die Preisentwick- ung des Bodenmarktes eingreifen. Der nun vorliegende esetzentwurf hält daran ganz klar fest und stellt einen ompromiss zwischen dem Kompensationsinteresse der lteigentümer und den Interessen der neuen Länder dar. Rund 130 000 Hektar Landwirtschafts- und Waldflä- hen werden für diesen begünstigten Erwerb benötigt, er im Ausgleichsleistungsgesetz und in der Flächen- rwerbsverordnung geregelt ist. Der Kaufpreis dieser lächen wird mit 35 Prozent unter dem Verkehrswert be- echnet. Nach neuer EU-Rechtsprechung können staatli- he Beihilfen im land- und forstwirtschaftlichen Sektor Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 23821 (A) ) (B) ) allerdings nur noch bis zu 10 Prozent gewährt werden. Die Übergangsfrist für bestehende Regelungen wird für landwirtschaftliche Flächen Ende 2009 auslaufen. Des- halb ist es im Interesse aller Beteiligten, bis zu diesem Stichtag so viele Kaufverträge wie möglich abzuschlie- ßen. Es liegt nahe, dass beim Verkauf der BVVG-Flächen in Einzelfällen Probleme auftauchen. Denn die flächen- bewirtschaftenden Betriebe wollen möglichst viel Boden für möglichst wenig Geld kaufen und weiterhin langfris- tig pachten. In den meisten Fällen handelt es sich hierbei um LPG-Nachfolger, die natürlich über einen besonders hohen Anteil an BVVG-Pachtflächen verfügen. Für sie ist die Belastung, die mit der Veräußerung der von ihnen bewirtschafteten Flächen einhergeht, besonders hoch und angesichts der befürchteten Flächenverluste von existenzieller Bedeutung. Denn was Betriebe und Unter- nehmer brauchen, ist Planungssicherheit, basierend auf einer Rechtssicherheit, mit der sie frei in die Zukunft bli- cken können. Klagen kommen aber auf der anderen Seite auch von Betrieben, die bislang keine oder nur we- nige BVVG-Flächen bewirtschaften. Sie möchten bei der Flächenprivatisierung stärker berücksichtigt werden. An die Länder möchte ich abschließend appellieren, ihren Pflichten, die mit diesem Gesetz einhergehen, auch nachzukommen, sei es etwa, ausstehende Anträge auf Entschädigung zügig zu beantworten oder im Falle des Nationalen Naturerbes die Übertragung vom Bund an die Länder voranzutreiben. Zusammenfassend halte ich fest, dass die aktuellen Probleme mit dem Inkrafttreten des Flächenerwerbsän- derungsgesetzes für alle Beteiligten akzeptabel gelöst werden. Der Weg hierher war nicht leicht. An diesem sensiblen Thema haben Bund und Länder in den vergan- genen Monaten eng zusammengearbeitet. Das Bundes- ministerium der Finanzen hat sich dabei immer als fairer Verhandlungspartner erwiesen und ist den einzelnen An- liegen nachgegangen. Als Ergebnis liegt uns nun das ak- tuelle Gesetz vor, und ich bin froh, dass wir es heute in dieser Form verabschieden. Hans-Michael Goldmann (FDP): „Es kreißen die Berge, zur Welt kommt nur ein lächerliches Mäuschen.“ Dieser Ausspruch von Horaz fasst das Drama Flächener- werbsänderungsgesetz am besten zusammen. Der Ge- setzentwurf und die aktuellen Änderungen der Bundes- regierung gehen zwar in die richtige Richtung, doch leider bleiben entscheidende Punkte ungelöst. Zwar wer- den einige der Missstände angepackt und abgeräumt, doch nach einem Jahr Streit in der Koalition war zu er- hoffen gewesen, dass auch die restlichen Probleme ge- löst würden. Die bisherige starre Regelung, dass prinzipiell Ver- kauf vor Verpachtung stand, hat zu einigen Verwerfun- gen in der ostdeutschen Landwirtschaft geführt. Deshalb unterstützen wir die neu geschaffene Möglichkeit, dass die BVVG nach dem Ablauf langfristiger Pachtverträge von landwirtschaftlichen Flächen erneut Pachtverträge von über fünf Jahren abschließen darf. t F G v d e d d f w s w v s k l d m e m s v s l n n B g g t W 2 d s k d A t w s k F r h a w d a s s t w v w (C (D Es ist natürlich auch zu begrüßen, dass der bevorrech- igte begünstigte Erwerb land- und forstwirtschaftlicher lächen durch Alteigentümer erhalten bleibt, aber der esetzentwurf ignoriert immer noch das Problem, dass iele kaufwillige Alteigentümer wegen der schleppen- en Bearbeitung ihrer Vorgänge in der BVVG nicht zu inem Zeitpunkt kaufen konnten, als die Preise noch mo- erat waren. Inzwischen sind die Flächenpreise zum Teil rastisch gestiegen, und dadurch haben sich die Hektar- lächen, die von Alteigentümern begünstigt erworben erden können, halbiert. 11 000 Anträge auf Ausgleichsleistungsbescheide ind immer noch nicht von den Ländern ausgestellt, ob- ohl das Verfassungsgericht Thüringen dies 2001 als erfassungswidrig eingestuft hat. Wir haben vom Wis- enschaftlichen Dienst prüfen lassen, was der Bund tun önnte, um die Länder zum Handeln zu zwingen. Und in etzter Konsequenz könnte der Bund erstmals den Bun- eszwang nach Art. 37 GG anwenden. Nach Zustim- ung des Bundesrates könnte er im Zweifel sogar rsatzweise die Bescheide erlassen. Das Bundesfinanz- inisterium hat also noch nicht einmal ansatzweise eine Möglichkeiten ausgeschöpft, die Verfahren nach so ielen Jahren abzuschließen. Nun sind absurderweise insbesondere die selbst wirt- chaftenden Alteigentümer betroffen. Sie haben jahre- ang Flächen von der BVVG gepachtet und konnten icht kaufen, da die Ausgleichsleistungsbescheide noch icht abgeschlossen waren bzw. sind. Der Vorschlag der etroffenen, einen Stichtag einzuführen, damit die Altei- entümer nicht für die langsame Bearbeitung ihrer Aus- leichsleistungsbescheide bestraft werden, war berech- igt und sehr vernünftig. Umso unverständlicher ist die eigerung der SPD, hier nicht nachzugeben. Immerhin wurde eine Forderung erfüllt, nämlich die 0-Jahresfrist bei der Verpflichtung der Ortsansässigkeit urch eine 15-Jahresfrist zu ersetzen. Einfacher und bes- er wäre es allerdings gewesen, auf das Ortsansässig- eitsprinzip komplett zu verzichten. Angesichts dessen, ass bereits heute beim Erwerb von Waldflächen durch lteigentümer auf das Ortsansässigkeitsprinzip verzich- et wird, ist es auch ein Wertungswiderspruch, bei land- irtschaftlichen Flächen darauf zu bestehen. Und wenn ich die Regierung schon nicht zu einer solchen unbüro- ratischen Regelung durchringen konnte, hätte man die rist zumindest auf zehn Jahre senken müssen. Es ist auch nicht nachzuvollziehen, dass die Regie- ung nicht die Anregung Niedersachsens aufgegriffen at, wonach Erwerber von forstwirtschaftlichen Flächen uch gleichzeitig landwirtschaftliche Flächen erwerben ürden. Ebenfalls nicht nachvollziehen können wir Liberale as großflächige Verschenken von Naturschutzflächen n Verbände und Stiftungen. Flächen in Naturparken ind Teil einer nachhaltigen Naturschutzpolitik. Sie sind innvoll und im Einklang mit den Erfordernissen des Na- ur- und Umweltschutzes auch landwirtschaftlich zu be- irtschaften. Angesichts des ständigen Lamentierens on Teilen der Bundesregierung über den Verlust land- irtschaftlicher Flächen durch ökologische Ausgleichs- 23822 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 (A) ) (B) ) maßnahmen ist es völlig unverständlich, dass Natur- parke nun ebenfalls der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen werden sollen, indem man sie Naturschutzver- bänden und Stiftungen schenkt. Auch andere Natur- schutzflächen sind grundsätzlich wirtschaftlich nutzbar, und auch hier hätte man zunächst ein Primat des Ver- kaufs vor Verschenkung festschreiben müssen. Abschließend noch Wort zum Antrag der Grünen. Mit ihrem Antrag zeigen sie wieder ihr wahres Gesicht einer Ideologisierung der Landwirtschaftspolitik, und er ist ein Paradebeispiel für den Grundsatz „gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut gemacht“. Ihre Forderung nach Be- vorzugung arbeitsintensiver Betriebe geht beispielsweise ins Leere. Jeder Betriebsteil muss für sich wirtschaftlich sein, damit der Betrieb zukunftsfähig ist. Hier darf der Staat bei der Flächenvergabe nicht falsche Anreize set- zen. Ebenso wenig sinnvoll ist die Forderung, Betriebe mit höchstens zwei Großvieheinheiten zu bevorzugen. Moderne Landwirtschaft – vor allem junge Landwirte – brauchen Strukturwandel. Der Sinn der Forderung, di- versifizierte Betriebe zu bevorzugen, erschließt sich auch nicht. Sollen wir jetzt vom grünen Tisch aus in die Konzepte der Unternehmer eingreifen? Die öffentliche Hand hat in den letzten 40 Jahren genug falsche Markt- lenkung betrieben, in Ost wie in West. Damit muss end- lich Schluss sein. Das gilt auch für die Forderung, Öko-Landbetriebe zu bevorzugen. Die FDP hat überhaupt nichts gegen den Öko-Landbau. Im Gegenteil, angesichts der Marktlage halten wir es durchaus für erfolgversprechend, in den Öko-Landbau zu investieren. Wir haben nur etwas dage- gen, wenn die öffentliche Hand durch ihre Förderung glaubt Signale dafür setzen zu müssen, was objektiv die „richtige Landwirtschaft“ ist. Es gibt nur einen, der qua- lifiziert ist, dies im Einzelfall zu entscheiden: der Land- wirt, der sein Geld in seinen Betrieb investiert. Nahezu unglaublich ist die Forderung, dass Kaufver- träge rückabgewickelt werden sollen, wenn ein Landwirt innerhalb von 20 Jahren von seinem Betriebskonzept ab- weichen sollte. Niemand darf 20 Jahre lang auf Markt- entwicklungen reagieren? Absurd, wenn wir zurückden- ken, wie sich die staatlichen Rahmenbedingungen in den letzten 20 Jahren verändert haben. Zu so einem Antrag kann man nur Nein sagen. Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts: Verbraucherfreundliche und praxis- taugliche Lebensmittelkennzeichnung durchset- zen – Verbots- und Bevormundungspolitik ver- hindern (Tagesordnungspunkt 36) Julia Klöckner (CDU/CSU): Neue Kleider braucht das Land. Diese und andere Schlagzeilen haben wir die- ser Tage in der Presse verfolgen können. Grund: Die Deutschen wachsen nicht mehr so stark in die Höhe, da- für gehen sie immer mehr in die Breite. Das zumindest h Ü s F L M s g k w s A e V E d n E s c H s n s D d s v E f v m m F k i u d w s s t z j r u g a v p V S m (C (D at die Vermessungsstudie „Size Germany“ ergeben. ber 13 000 Männer, Frauen und Kinder wurden unter- ucht. Es ist die erste große Vermessung deutscher rauen seit 15 Jahren, der Männer seit 30 Jahren. Der eibesumfang nahm sowohl bei Frauen wie auch bei ännern in den vergangenen Jahren kontinuierlich zu. Wir sind übrigens nicht nur das größte Land Europas, ondern auch das dickste, ein Titel, den wir nur allzu erne wieder abgeben würden … Das Problem darf und ann nicht wegdiskutiert werden: Etwa 37 Millionen Er- achsene und rund 2 Millionen Kinder und Jugendliche ind in Deutschland übergewichtig oder sogar fettleibig. ltersdiabetes wird bereits bei Kindern diagnostiziert – in schockierender Trend! Auf der Suche nach Gründen begegnen wir einer ielzahl an Studien. „Gesunde Fertiggerichte sind das lektroauto der Ernährungsindustrie“, so lautet das Fazit er Untersuchung „So is(s)t Deutschland“. Die Ergeb- isse zeigen uns, dass wir in Deutschland beim Thema rnährung vor neuen Herausforderungen stehen: Men- chen essen immer häufiger außer Haus, dementspre- hend weniger wird zu Hause gekocht. Weniger als die älfte der jungen Menschen unter 30 Jahren kochen bei- pielsweise noch selbst. Wahrscheinlich sind die Ergeb- isse noch alarmierender, da das Erhitzen einer Fertig- uppe heute oftmals schon als „selbst kochen“ gilt. eshalb darf uns auch nicht wundern, dass die Branche er Schnellrestaurants ihre Umsätze um 7 Prozent ge- teigert hat. Ähnliches berichtet der Ernährungsbericht 2008, der or einigen Monaten von der Deutschen Gesellschaft für rnährung vorgestellt wurde. Viele Deutsche essen ein- ach zu viel und bewegen sich zu wenig. Gutes gibt es aber auch zu berichten. Der Verbrauch on gesunden Speisen nimmt zu. Die Deutschen essen ehr Obst und Gemüse. Der Verbrauch von Äpfeln, To- aten und Möhren ist deutlich angestiegen, auch der ischverbrauch steigt. Diese positiven Entwicklungen önnen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich mmer mehr Bundesbürger insgesamt falsch ernähren nd zu wenig bewegen. Dass bereits Kinder an Alters- iabetes leiden, ist nur eine Folge davon. Bleibt die Frage, wie die Lösung aussehen kann und elchen Weg wir gehen müssen, um wieder fitter und chlanker zu werden. Es geht nicht um Stigmatisierung, ondern um Sensibilisierung. Ziel muss sein, die Bedeu- ung von Ernährung und Gesundheit in den Mittelpunkt u rücken. Prävention heißt das Gebot der Stunde. Pro- ekte alleine genügen hier sicher nicht, wir müssen An- eize schaffen. Anders als meine Kollegen der Grünen nd der Linken ist die Union der Meinung, dass ein un- esunder Lebensstil nicht kurzfristig oder mit Gesetzen bzuwenden ist. Es muss darum gehen, die Bedeutung on Ernährung und Gesundheit wieder in den Mittel- unkt zu rücken. Aufgefordert sind hierzu alle: Politik, ereine, Krankenkassen, Eltern und Schulen. In den chulen, in Sportvereinen und vor allem im Elternhaus uss sensibilisiert werden. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 23823 (A) ) (B) ) Es geht um Orientierung. Lebensmittelkennzeichnung kann hier ein wichtiger Baustein sein. Es ist aber kein Allheilmittel und die alleinige politische Antwort auf un- ser Gewichtsproblem. Kennzeichnung kann dem Ver- braucher letztlich nur eine Navigationshilfe sein, um ein- zuschätzen, wie sich Lebensmittel zusammensetzen, um dann eine Wahl zu treffen. Um diese Wahl treffen zu können, erwartet der Konsument wahre, leicht verständ- liche und miteinander vergleichbare Informationen auf der Schauseite der Produkte. Hier müssen wir ansetzen. Dass der Weg dahin schwierig ist, zeigt die aktuelle Diskussion im Europäischen Parlament: weit über 1 000 Änderungsanträge bei dem Gesetz zur Änderung der Lebensmittelkennzeichnung. Umso vernünftiger ist die Entscheidung des Europaparlamentes, erst nach der Wahl eines neuen EU-Parlamentes über diese wichtige Frage zu entscheiden. Wir brauchen gerade bei diesem komplexen Bereich eine vernünftige, handhabbare Lö- sung und keine politischen Schnellschüsse. Es gilt, na- tionale Alleingänge zu vermeiden, das Ergebnis wäre ein nationaler Flickenteppich, was letztlich niemandem hel- fen würde. Im Gegenteil: Hohe Produktions- und Logis- tikkosten für die Wirtschaft und Verwirrung für die Ver- braucher wären die Folgen. Die Union setzt auf ein System, das die Verbraucher leitet und nicht bevormundet. Wenn sich dabei ein Wett- bewerb unter den Herstellern entwickelt, ist das gut. Wichtig ist, dass der Verbraucher es versteht und schnell Orientierung erhält. Das im Bundesministerium für Er- nährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ent- wickelte „1 plus 4“-Modell für erweiterte Nährwert- informationen auf vorverpackten Lebensmitteln, eine an die Lebensmittelwirtschaft gerichtete Empfehlung für zusätzliche freiwillige Nährwertinformationen, bietet sich als Grundlage für ein einheitliches europäisches Modell an. Eine Ampel – da sind wir uns mit den Kolle- gen der FDP einig – gehört in den Straßenverkehr, nicht auf Lebensmittel oder Finanzprodukte. Sie teilt in gute und schlechte Lebensmittel ein und ist simplifizierend. Eine Ampel würde zudem auch die Produktinnovation erschweren: Sahne erhält immer einen roten Punkt, egal ob sie als fettreduzierendes Produkt auf den Markt kommt oder nicht. In diesem Punkt sind aber auch die Lebensmittelunternehmen in der Pflicht: Die Entwick- lung innovativer Produkte muss verstärkt werden – Stichwort: Kalorienreduzierte Lebensmittel werden an Bedeutung gewinnen. Weniger ist mehr, dieser Grundsatz gilt nicht nur für das Essen, sondern auch für gesetzgeberische Maßnah- men: Die CDU/CSU ist gegen Ernährungsdiktate, Gän- geln und Verbieten. Auf die Einsicht und die Erkenntnis eines jeden Einzelnen kommt es an. Wir müssen die El- tern befähigen. Die Familien sind wichtig. Es kann nicht sein, dass nun nach dem Staat und Frau Aigner gerufen wird, wenn Eltern ihrer Verantwortung nicht nachkom- men und ihre Kinder ohne Frühstück oder mit einem Schokoriegel in die Schule schicken. Wir brauchen hier als Unterstützung Ernährungslehrer. Deshalb unterstützt die CDU/CSU-Fraktion einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz, der auf Einsicht, aber auch auf das spielerische Erlernen setzt, auch in Kindergärten und der Schule. h R H k E n g a g r s f e i B v H f v s g m g D B Z O v s s ü b z I m k t l Z d r d m w n v d B g l s D N r p (C (D Der Politik muss es letztendlich um Hilfestellung ge- en. Dort, wo der Staat Einfluss hat, muss er auch die ahmenbedingungen dafür schaffen, dass Menschen die ilfe bekommen, um in höherer Lebensqualität leben zu önnen und weiterhin Spaß am Essen zu haben; denn ssen und Bewegung können auch Freude bereiten. Ge- au hier gilt es anzusetzen: Wir müssen Kindern, Ju- endlichen, aber auch jedem Einzelnen von uns Essen ls Genuss vermitteln, ohne die Gefahren von übermäßi- em Konsum zu verschönen. Der Aktionsplan des Bundesministeriums für Ernäh- ung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz „In Form“ etzt hier erste wichtige Maßstäbe und dient als Leitlinie ür eine solche Volksbewegung. Bis 2020 wollen wir mit inem Maßnahmenbündel Essstörungen bekämpfen. Ziel st es, das Ernährungs- und Bewegungsverhalten in der evölkerung nachhaltig zu verbessern und die Zunahme on ernährungsbedingten Krankheiten zu verringern. ierbei sollen Akteure und Maßnahmen vernetzt, Emp- ehlungen zum Ernährungs- und Bewegungsverhalten ereinheitlicht und dauerhafte Strukturen vor Ort ge- chaffen werden. Nicht gängeln, sondern vorleben, nicht esetzlich regulieren, sondern Anreize schaffen – dies uss unser gemeinsames Ziel für eine bessere und aus- ewogene Ernährung und für mehr Bewegung in eutschland sein. Hier sind wir alle gefragt. Dr. Marlies Volkmer (SPD): Die FDP fordert die undesregierung auf, den mündigen Verbraucher ins entrum ihrer Politik zu stellen. Das wollen wir auch! ffensichtlich hat die FDP aber andere Vorstellungen on Mündigkeit als wir. Zu einer verantwortlichen Ent- cheidung gehören nicht nur der Konsumwille und ent- prechende Waren. Dazu gehören auch Informationen ber das Produkt, die die Verbraucherin und der Ver- raucher im Hinblick auf das Konsumziel bewerten und ur Entscheidungsgrundlage machen können. Über diese nformationen verfügt nur der Hersteller und deshalb uss dieser sie zur Verfügung stellen. Abhängig vom onkreten Produkt und dessen Kosten wird das Informa- ionsbedürfnis unterschiedlich sein. Für den Kauf eines anglebigen Konsumguts wird man in der Regel mehr eit mit der Informationssammlung im Voraus aufwen- en, als für preiswerte und regelmäßig zu kaufende Wa- en. Aber ohne Informationen ist eine mündige Entschei- ung nicht denkbar. Bei der Lebensmittelkennzeichnung geht es um Infor- ationen über Produkte, die beinahe täglich eingekauft erden müssen. Für diesen Einkauf haben die Menschen ur wenig Zeit zur Verfügung und wollen gewiss nicht orher im Internet recherchieren. Sie wollen insbeson- ere bei zusammengesetzten Lebensmitteln auf einen lick erkennen können, welches Produkt in einer Waren- ruppe das geeignete für ihre Ernährungsziele ist. Das eistet die auf Wünschen der Lebensmittelindustrie ba- ierende freiwillige „1 plus 4“-Kennzeichnung nicht. as gilt auch für den Vorschlag der EU-Kommission zur ährwertkennzeichnung. Hier besteht noch Verbesse- ungsbedarf, der uns in der kommenden Legislatur- eriode noch beschäftigen wird. 23824 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 (A) ) (B) ) Die Information, die die von uns geforderte Nähr- wertampel liefert, würde eine mündige Kaufentschei- dung im Alltag überhaupt erst möglich machen. Das hat mit Verbot und Bevormundung nichts gemein. Wer die Information nicht will, wird sie ignorieren. Aber weil einige Verbraucher die Information vielleicht nicht wün- schen, darf sie nicht allen anderen vorenthalten werden. Ein weiterer Effekt der Nährwertkennzeichnung darf nicht unterschätzt werden: Eine verbindliche, klare Kennzeichnung stellt Vergleichbarkeit her, die dem fai- ren Wettbewerb nützt. Gerade im Interesse der kleinen und mittleren Unternehmen müssen deshalb eine Vielfalt von Kennzeichnungsarten und das Ausklinken einzelner Marktteilnehmer vermieden werden. Auch wir treten für eine einheitliche Lebensmittel- kennzeichnung in Europa ein. Schließlich haben alle eu- ropäischen Verbraucherinnen und Verbraucher densel- ben Anspruch auf hilfreiche Informationen über die von ihnen täglich benötigten Produkte. Deshalb wollen wir erreichen, dass die Nährwertampel durch die EU-Ver- ordnung für alle verbindlich gemacht wird. Wir teilen die Auffassung, dass die Kennzeichnungsvorschriften für verpackte Lebensmittel nicht 1:1 auf lose Ware über- tragen werden können. Aber der Status quo muss enden! Mehr als 30 Prozent der Deutschen leiden zum Bei- spiel an einer allergischen Erkrankung, auch die Zahl von Menschen mit Lebensmittelallergien steigt stetig. Die Allergenkennzeichnung bei verpackter Ware konnte in den vergangenen Jahren sehr verbessert werden. Nur bei loser Ware hat es noch keine entscheidende Verbes- serung gegeben. Das Lebensmittelhandwerk und der Einzelhandel haben es hier verabsäumt, eigene Informa- tionsstrategien zu entwickeln. Dabei geht es einerseits um den Schutz der Verbraucher mit Allergien vor zum Teil erheblichen gesundheitlichen Gefährdungen, und zum anderen um das Schaffen von Wahlmöglichkeiten und damit Lebensqualität. Auch Allergiker möchten zum Brötchen- oder Wurstkauf zu Fuß um die Ecke ge- hen können und nicht ins Auto steigen müssen. Auch sie möchten aus unterschiedlichen Produkten wählen kön- nen und nicht immer nur auf das eine Produkt des einen Herstellers angewiesen sein. Es muss deshalb leicht zugängliche Zutatenlisten ge- ben. Das heißt, am Ort des Verkaufs muss die Informa- tion jederzeit griffbereit sein (ohne Suchen durch das Personal, ohne zusätzliche Wartezeit für die Kunden). Zusätzliche Informationen im Internet sind wünschens- wert. Die Listen müssen verlässlich sein. Die Betriebe müssen mit ihrer Prozesshygiene Konta- minationen vermeiden. Einige Rezepturen sollten bewusst allergikerfreund- lich sein. Angesichts recht unterschiedlicher Situationen in den Mitgliedstaaten ist der Vorschlag der Kommission sinn- voll, den Mitgliedstaaten zu überlassen, in welcher Form Allergene bei loser Ware gekennzeichnet werden sollen. Für die Übertragung dieses Vorschlags in deutsches R P l k c f k t k d a s m v d d e e s M n h g e w m d l m s Z B D m d s m u z u w k d a d b s T k d b z (C (D echt verlangen wir schon jetzt, dass die vorgenannten unkte zügig umgesetzt werden müssen. Die Verkäufer oser Ware können die Zeit bis dahin nutzen, sich mit reativen Lösungen einen Marktvorteil bei den Verbrau- herinnen und Verbrauchern mit Allergien zu verschaf- en. Hans-Michael Goldmann (FDP): Monatelang dis- utierten Politik, Wirtschaft und Verbraucherschützer in- ensiv und sehr konträr über die Frage der Nährwert- ennzeichnung auf Lebensmitteln, um den Verbrauchern ie Wahl der richtigen Produkte zu einer gesunden und usgewogenen Ernährung zu erleichtern. Sie alle können ich sicher noch an die großen Ankündigungen des ehe- aligen Ministers Seehofer erinnern. Zunächst sprach er on der Ampelkennzeichnung als Volksverdummung, ann wurde er zum Ampelmann, fand nachträglich, dass ie Ampel auf Produkten eine großartige Idee wäre. Auf uropäischer Ebene fand eine ähnliche Diskussion statt. Nach diesem Umfallen von Herrn Seehofer zog vor inigen Monaten frischer und positiver Wind ein, als un- ere neue Ministerin Frau Aigner auch wieder andere odelle gegenüber dem von Herrn Seehofer angepriese- en Ampelmodell in Betracht zog. Allerdings wissen wir eute auch bei ihr nicht, was sie wirklich möchte. Allerdings muss ich besorgt feststellen, dass seit eini- en Wochen „absolute Stille im Walde“ herrscht, wenn s um das Thema Nährwertkennzeichnung geht. Auch enn auf EU-Ebene die Kennzeichnungsfrage erst ein- al bis nach den Wahlen auf Eis gelegt ist, heißt das och nun wirklich nicht, dass selbiges für die Entwick- ung in Deutschland gelten muss, denn es gilt doch pri- är zuerst die Frage zu klären, welches Modell für un- ere Verbraucher das beste ist. Dies ist ein eindeutiges eichen dafür, dass das Wohl der Verbraucher bei der undesregierung wieder einmal ganz hinten ansteht. iese sind die Leidtragenden in diesem Prozess und üssen sich auch weiterhin in Geduld üben bezüglich er Frage, welche Form der Nährwertkennzeichnung ich durchsetzen soll. Und die neue Bundesverbraucher- inisterin zieht das Schweigen der Entscheidung vor, m nicht bei ihrem Vorgänger und jetzigen CSU-Vorsit- enden in Ungnade zu fallen. Die dauerhaft unkonkrete nd uneffiziente Arbeit der Bundesregierung bei dieser ichtigen Fragestellung ist unverantwortlich, und daher ann ich nur ein weiteres Mal appellieren, dass die Bun- esregierung endlich eine klare Position beziehen soll. Frau Aigner, an Sie geht mein besonderer Aufruf. Ihre nfängliche Offenheit bei der Kennzeichnungsfrage ließ ie Hoffnung auf ein schnelles und effektives Vorgehen ei dieser Problematik zu, aber leider sind Sie viel zu chnell abgetaucht. Sie dürfen nicht länger um dieses hema einen Bogen machen, es wird langsam Zeit für lare Bekenntnisse. Die FDP hat in ihrem Antrag noch einmal ganz ein- eutig betont, dass Seehofers Erbe der Verbraucher- evormundung ein Ende haben muss. Lebensmittelkenn- eichnung soll im Sinne des interessierten und mündigen Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 23825 (A) ) (B) ) Verbrauchers geschaffen werden, ohne unnötige büro- kratische Reglementierungen. Wir wollen den eigenstän- dig und bewusst handelnden Konsumenten, der frei ent- scheidet, welche Ware für ihn die richtige ist. Ich will an dieser Stelle noch einmal betonen, dass die Ampel absolut nicht der richtige Weg sein kann, um den Verbrauchern eine Hilfestellung bei der Auswahl ihrer Lebensmittel zu geben. Vielmehr wird sie sich als Blo- ckade erweisen, weil kein Mensch in diesem Farbenge- wirr verstehen wird, was ihm wirklich guttut, und auto- matisch Verdrossenheit und Desinteresse einsetzt. Es gibt mittlerweile schon verschiedene Kennzeichnungs- systeme, die auf freiwilliger Basis sehr gut von Verbrau- chern angenommen werden und auch in Zukunft gute Erfolge versprechen. Lassen Sie uns dort ansetzen, wo in der Praxis schon erprobt wurde, was den Konsumenten voranbringt. Endlose Phrasen in der Theorie bringen nie- mandem etwas. Lassen Sie mich zum Schluss noch einen Gedanken ansprechen. Wir dürfen nicht vergessen, dass selbst ein einwandfrei verständliches Label auf der Verpackung noch lange nicht dazu führen wird, dass unsere Verbrau- cher sich zukünftig durchgehend gesund und ausgewo- gen ernähren. Vielmehr sind Wirtschaft und Politik in der Pflicht, aufzuklären und zu sensibilisieren. Das heißt nichts anderes, als dass der Bildungs- und Informations- faktor im Lebensmittelbereich weiterhin verbessert wer- den muss. Dies gilt auch bei vielen weiteren Themen, zum Beispiel bei dem aktuell aufgetretenen Problem mit dem Analog-Käse oder immer wiederkehrenden Skanda- len im Bereich Gammelfleisch. Nur wenn die verschie- denen Komponenten parallel erweitert werden, können wir erfolgreich unsere Verbraucher unterstützen. Frau Aigner, es ist Zeit, aus dem Dornröschenschlaf zu erwachen und endlich im Interesse der Verbraucher zu handeln. Karin Binder (DIE LINKE): Wir diskutieren hier ei- nen Antrag der FDP mit dem Titel „Verbraucherfreundli- che und praxistaugliche Lebensmittelkennzeichnung durchsetzen“. Das hört sich erstmal gut an, doch dieser FDP-Antrag ist eine Mogelpackung. Denn es ist nicht drin, was draufsteht. Die Liberalen wollen damit in ers- ter Linie die Ampelkennzeichnung verhindern. Stattdes- sen machen sie sich für freiwillige Nährwertkennzeich- nungsmodelle der Wirtschaft und das vom Bundesminis- terium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher- schutz (BMELV) geförderte, ebenfalls freiwillige „1 plus 4“-Modell stark. Solche Forderungen sind weder verbraucherfreund- lich noch praxistauglich! Im Gegenteil, gerade die Ein- führung der Ampelkennzeichnung wäre verbraucher- freundlich und praxistauglich. Es ist doch kein Zufall, dass Verbraucherorganisationen und zunehmend mehr gesellschaftliche Institutionen, unter anderem Kranken- kassen, die Bundesärztekammer oder auch der Bundes- elternrat eine Ampelkennzeichnung von Lebensmitteln wollen. Auch die Verbraucherschutzministerkonferenz ( s l k c A w k p f w s F h T s V d n N H m t z L L l m d u s V P m t s v d V P t h t A r n f k F a d m M (C (D VSMK) hat sich im vergangenen Herbst dafür ausge- prochen. Die „Ampel“ setzt die Forderung nach einer verbind- ichen, einfachen und leicht verständlichen Nährwert- ennzeichnung am konsequentesten um. Die Verbrau- herinnen und Verbraucher können damit in ihrem lltag ohne großes Vorwissen und ohne viel Zeitauf- and umgehen. So können sie beispielsweise beim Ein- auf auf den ersten Blick erkennen, ob es sich bei Fertig- rodukten und zusammengesetzten Lebensmitteln um ett- oder zuckerreiche Kalorienbomben handelt. Denn er von uns Verbraucherinnen und Verbrauchern kann pontan die Nährwerte einer Tiefkühlpizza oder eines rühstücksmüslis richtig einschätzen? Und wer von uns at die Muße, im Supermarkt schwer durchschaubare abellen mit Prozentzahlen umzurechnen? Die Realität ieht doch so aus: Kaum eine Verbraucherin oder ein erbraucher hat die Zeit und die Energie, sich während es Einkaufs mit den komplizierten Nährwertkennzeich- ungen der Lebensmittelwirtschaft auseinanderzusetzen. och dazu sind diese sehr unterschiedlich, was die andhabung nicht gerade vereinfacht. Aus Sicht der Linken gibt es kein stichhaltiges Argu- ent gegen die Ampel, auch wenn sich die Lebensmit- elindustrie nicht freuen wird, wenn ungesunde Produkte ukünftig zu Ladenhütern werden sollten. Aber da die iberalen bekanntlich gerne mit der Industrie und deren obby kuscheln, lehnen sie diese einheitliche und vor al- em verbindliche Nährwertkennzeichnung von Lebens- itteln ab. Damit befinden sie sich in „bester“ Gesellschaft mit er Union. Politikerinnen und Politiker von CDU/CSU nd FDP verbreiten auch gerne und immer wieder fal- che Informationen über dieses Kennzeichnungsmodell. on daher macht es sicher Sinn, hier noch mal zentrale unkte klarzustellen: Die Ampel zeigt je nach Zusam- ensetzung der Produkte grün, gelb oder rot für mindes- ens vier Kategorien an – nämlich Fett, gesättigte Fett- äuren, Zucker und Salz. Sie enthält also jeweils immer ier farbig unterlegte Angaben. Schon allein deshalb ist ie von konservativer und liberaler Seite verbreitete orstellung absurd, dass da ein roter Punkt auf einem rodukt als Warnsignal prange und es dadurch in die Ka- egorie „schlechtes Lebensmittel“ fallen würde. Abgese- en davon signalisiert rot lediglich, dass man darauf ach- en sollte, nicht zu viel und zu häufig davon zu essen. ber ab und zu kann man sich die Torte oder die Chips uhig mal erlauben. Doch CDU/CSU und FDP halten die Verbraucherin- en und Verbraucher offensichtlich für unzurechnungs- ähig und vermuten, dass diese in Zukunft zum Beispiel eine Butter mehr verwenden würden, weil diese rot für ett und gesättigte Fettsäuren hätte. Dabei wissen doch uch ohne Ampel alle – und seien sie aus noch so bil- ungsfernen Schichten –, dass Butter viel Fett enthält, an diese nicht kiloweise isst, sondern sie in kleinen engen als Brotaufstrich verwendet. 23826 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 (A) ) (B) ) Es bleibt festzuhalten: Das Verhalten von Liberalen und Union ist nicht verbraucherfreundlich. Gerade erst Anfang Februar dieses Jahres präsentierte die Verbrau- cherorganisation „foodwatch“ eine repräsentative Emnid- Umfrage, laut der 67 Prozent der Befragten für eine Am- pelkennzeichnung von Lebensmitteln sind. Doch eine einheitliche und rechtlich verbindliche Lebensmittel- kennzeichnung ist vorerst in weite Ferne gerückt: Die CDU hat Mitte März im Europaparlament dafür gesorgt, dass die geplante Regelung verschleppt und blockiert wird. Dank ihrer Abgeordneten in Brüssel wird dort auf längere Sicht rein gar nichts passieren. Auf nationaler Ebene haben die Union und das von der CSU geführte Verbraucherministerium dagegen immer behauptet, man müsse die Entwicklungen auf EU-Ebene abwarten, be- vor man in Deutschland aktiv werden könne. Ob dafür nun wahltaktische Überlegungen oder nur ein erneutes Einknicken vor der Lebensmittellobby ausschlaggebend waren, die FDP wird sich über diese Entwicklung freuen. Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ver- braucherfreundliche Lebensmittelkennzeichnung möchte die FDP für den – ich zitiere aus dem Antrag: „mündi- gen Verbraucher“ und „eigenverantwortlich handelnden Konsumenten und Marktteilnehmer“. Darunter versteht die FDP offensichtlich den durch eine zweitägige Fort- bildung in Nährwertkennzeichnung vorgebildeten Aka- demiker, der Urlaub hat. Beides sind nämlich Vorausset- zungen dafür, sich im Supermarkt den komplizierten Nährwertangaben des „1 plus 4“-Vorschlages widmen zu können. Aber komplizierte Leitfäden für Lebensmitteletiket- ten sind ernährungs- und gesundheitspolitische Mogel- packungen! Sie sind Verschleierungs-Codes der Ernäh- rungsindustrie und sie verbessern für die Zielgruppen mit den größten Gesundheitsproblemen nichts. 16 Millionen Menschen sind an der schweren Form der Übergewichtigkeit, an der Adipositas erkrankt. 70 Milliarden Euro pro Jahr geben wir in Deutschland für die ernährungsbedingten Folgekosten der Krankhei- ten aus, bei Fortsetzung dieses Trends werden die Folge- kosten ungesunder Ernährung auf über 100 Milliarden Euro in den nächsten Jahren explodieren. Es geht also nicht um ein Problem einzelner Menschen und vor allem nicht um die Schuld einzelner Menschen. Differenzierte Studien weisen auf eine wichtige Ursa- che für ungesunde Ernährung und Übergewicht hin: Finanzarmut und ihre Folgen: 70 Prozent der Hauptschü- ler sind übergewichtig; bei Abiturienten sind es nur 35 Prozent. In niedrigen sozialen Schichten ist der Anteil an übergewichtigen und fettleibigen Kindern mehr als doppelt so hoch, über 20 Prozent der Kinder aus Fami- lien mit Migrationshintergrund sind adipös! Sozial be- nachteiligte Menschen, insbesondere Kinder, essen deut- lich weniger frisches Obst und Gemüse, Milchprodukte, fettarmes Fleisch, dafür aber deutlich mehr Weißbrot, Konserven, Fertigprodukte, Fast Food, fettreiche Wurst, S l – g s c – u A u t m s p s f d n s l B f w n B p s k e b r p b d b d m t l L s E r u i E B s „ D Ö l k u (C (D nacks, Chips, Softdrinks und Süßes. Eigenverantwort- ichkeit und Mündigkeit nach FDP-Manier heißt hier wie so oft bei der FDP, wenn es um Verbraucherfragen eht –, diese Bürger im Regen stehen zu lassen. Hilf dir elbst, denn die FDP hilft dir nicht! Selbstverständlich müssen in erster Linie die Ursa- hen der Armut bekämpft werden, für gute Bildung auch im Bereich Ernährung –, gutes Essen in Schulen nd Kitas und auch mehr für Bewegung gesorgt werden. ber die Ampel-Kennzeichnung ist ein wichtiges und nverzichtbares Instrument zur Verbesserung der Orien- ierungsmöglichkeiten der Verbraucher bei der Zusam- enstellung des Warenkorbs. Wir Grünen fordern schon eit langem eine Orientierungshilfe, bei der man im Su- ermarkt auch ohne Lupe, Ernährungsstudium und Ta- chenrechner auskommt. Wer der Bevölkerung eine Hil- estellung bei der Lebensmittelauswahl geben möchte, arf nicht auf kompliziertes Prozentrechnen und unsin- ige Tagesportionen setzen. Gesucht ist eine Ent- cheidungshilfe im Laden, die auch für berufstätige Al- einerziehende unter Zeitdruck und für Menschen jeder ildungsstufe schnell und einfach verständlich ist. In Studien bevorzugten 65 Prozent der Teilnehmer arbige Darstellungen, eine Ampel-Kennzeichnung kam iederholt auf die besten Ergebnisse. Verbraucherorga- isationen sammelten Tausende von Unterschriften von ürgerinnen und Bürgern, die die Einführung der Am- el-Kennzeichnung auf Lebensmitteln fordern. Und an- cheinend wachen nach und nach die Ernährungspoliti- er auf. Auch in der SPD mehren sich die Stimmen für ine einfache und klare Kennzeichnung in den Signalfar- en Rot, Gelb, Grün. Wir fordern von der Bundesregie- ung, ihre wissenschaftlich zweifelhaften und völlig raxisfernen Vorschläge zurückzuziehen und eine ver- raucherfreundliche Lebensmittelkennzeichnung auf en Weg zu bringen. Wir brauchen eine unternehmensübergreifende, ver- raucherfreundliche Kennzeichnung auf Lebensmitteln, ie wie die Ampelkennzeichnung der britischen Lebens- ittelbehörde klar und einfach vermittelt, welchen Bei- rag das Lebensmittel zu einer gesunden Ernährung eisten kann, eine Informationskampagne, die die neue ebensmittelkennzeichnung breiten Bevölkerungs- chichten bekannt macht und die Vorteile für die tägliche ssensauswahl unterstreicht und im Rahmen der Ernäh- ungsforschung Lebensmittelprodukte, die weniger Fett nd Zucker enthalten, möglichst naturbelassen sind und n empfehlenswerten Portionsgrößen angeboten werden. in guter Kompromiss, auch auf Veranstaltungen des undes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde elbst vorgestellt, kann es sein, die Anwendung der Ampel“ auf verarbeitete Lebensmittel zu begrenzen. ann sind auch all die Bedenken, zum Beispiel bei den len, vom Tisch. Wir fordern darüber hinaus eine Rege- ung für Werbung für Kinderlebensmittel und den Ver- auf von Süßigkeiten und Süßgetränken an Schulen zu ntersagen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 23827 (A) ) (B) ) Anlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Anordnung des Zensus 2011 sowie zur Ände- rung von Statistikgesetzen (Zusatztagesord- nungspunkt 17) Dr. Kristina Köhler (Wiesbaden) (CDU/CSU): Wir haben heute einen Gesetzentwurf vor uns liegen, der das gemeinsame Ergebnis einer ebenso mühevollen wie kon- struktiven Arbeit von allen Seiten ist. Mit dieser Arbeit haben wir uns ein Vermittlungsverfahren erspart. Des- halb möchte ich zu Beginn meiner Rede auch zunächst allen Beteiligten danken, und zwar insbesondere dem Bundesinnenministerium, den Vertretern der Länder und vor allem natürlich auch meinem Kollegen von der SPD, Maik Reichel. Lieber Maik Reichel, wenn die Zusam- menarbeit immer so gut wäre wie in diesem Fall, dann könnte ich die Große Koalition richtig in mein Herz schließen. Zugleich geht mein Dank an das Statistische Bundes- amt in meinem Wahlkreis Wiesbaden, an die statisti- schen Landesämter und an die Zensuskommission unter dem Vorsitz von Professor Dr. Gert G. Wagner. Seit Jah- ren arbeiten sie daran, dass wir 2011 ein völlig neues Ka- pitel der Volkszählungen in Deutschland aufschlagen können. Sie leisten echte Pionierarbeit und sind dabei akribisch und innovativ zugleich. Dank ihnen werden wir 2011 wohl den weltweit modernsten registergestütz- ten Zensus erleben. Es gibt einen schönen Satz: „Politik beginnt mit der Betrachtung der Realität“. Und genau darum geht es im Zensus 2011. Um die Betrachtung der Realität. Zurzeit kennen wir die demografische Realität in Deutschland nicht. Wir wissen zwar genau, wie viele Rindviecher wir haben – zum Stichtag 3. November 2008: genau 12 987 543 – aber wir haben keine Ahnung, wie viele Einwohner. Unsere „aktuellen“ Daten basieren auf Fort- schreibungen der Ergebnisse der Volkszählungen von 1987 in der Bundesrepublik und 1981 in der ehemaligen DDR. Es ist wahrscheinlich, dass sich beim Zensus 2011 zeigen wird, dass wir mindestens 1,3 Millionen weniger Einwohner in Deutschland haben als errechnet. Schon beim Zensus 1987 in der alten Bundesrepublik Deutsch- land mussten wir unsere Bevölkerungszahlen deutlich korrigieren. Nur bei der letzten Volkszählung in der DDR 1981 mussten die Bevölkerungszahlen nur um 0,2 Prozent korrigiert werden, es gab also kaum Aus- wanderung oder Zuwanderung. Ob die Kollegen von der Linken dies auch als eine „bewundernswerte Errungen- schaft“ der DDR verbuchen, würde mich interessieren. Für unsere politischen und wirtschaftlichen Planun- gen, ebenso für die wissenschaftliche Forschung, brau- chen wir aber verlässliche Daten, nicht nur darüber, wie viele Menschen in Deutschland wo leben, sondern ebenso darüber, welche Bildungsabschlüsse diese Men- schen haben oder welchen Beruf sie ausüben. Dabei be- treten wir mit der Volkszählung 2011 methodisches Neu- land. Es wird keine Vollerhebung geben, bei der jeder E t g H t e s s d B t r R z k D r e r w a V d l s g r V w z n d d ü t d d d b S w z d k w M g i s w a R Z i n g m t (C (D inwohner befragt wird. Sondern wir legen die wich- igsten Register – die Einwohnermelderegister, die Re- ister der Bundesagentur für Arbeit und der öffentlichen and – übereinander. Wir wissen aber, dass diese Regis- er nicht fehlerfrei sind – gerade in großen Städten gibt s zum Beispiel viele Karteileichen, also Personen, die ich nicht abgemeldet haben, obwohl sie umgezogen ind. Daher werden wir zusätzlich maximal 10 Prozent er Bevölkerung befragen. Mit den Ergebnissen dieser efragung werden zum einen die Fehler der Melderegis- er korrigiert – Statistiker können so etwas –, zum ande- en werden weitere Merkmale erhoben, die wir aus den egistern nicht gewinnen können, zum Beispiel Daten ur Bildung und Ausbildung oder über die Erwerbstätig- eit. Mit diesem hochmodernen Verfahren wollen wir drei inge erreichen: Erstens. Wir wollen Geld sparen. Der egistergestützte Zensus ist nur etwa halb so teuer wie ine Vollerhebung. Zweitens. Wir wollen die Bevölke- ung so wenig wie möglich belasten; rund 90 Prozent erden 2011 nicht befragt werden. Drittens. Wir wollen ber auch genauso gute Daten erhalten wie bei einer ollerhebung. Daher schreibt der Bundestag heute fest, ass der Fehler dieser Erhebung bei maximal 1 Prozent iegen darf. Die Daten müssen also zu 99 Prozent korrekt ein. Eine höhere Genauigkeit hat man in der Vergan- enheit auch bei traditionellen Volkszählungen nicht er- eicht. Gelegentlich wird ja behauptet, wir bräuchten keine olkszählung, wir hätten ja den Mikrozensus. In der Tat erden jedes Jahr 1 Prozent der Bevölkerung im Mikro- ensus befragt. Aber der Mikrozensus kann den Zensus icht ersetzen. Denn sowohl für die Ziehung als auch für ie Hochrechnung der Stichprobe des Mikrozensus muss ie Grundgesamtheit bekannt sein. Aber unser Wissen ber die Grundgesamtheit basiert immer noch auf den al- en Zahlen von 1981 und 1987. Daher brauchen wir mit em Zensus 2011 endlich wieder aktuelle Zahlen über ie Grundgesamtheit, damit auch der Mikrozensus wie- er exaktere Ergebnisse liefert. Wenn der Deutsche Bundestag heute dieses Gesetz eschließt, dann hat er es an einigen entscheidenden tellen verändert. Denn, wie gesagt, mit dem Zensus ollen wir die Realität in Deutschland betrachten. Und u dieser Realität gehört auch, dass wir ein Land sind, in em Menschen mit unterschiedlichen Religionen und ulturellen Hintergründen zusammenleben. Daher haben ir Abgeordnete uns dafür eingesetzt, dass zwei weitere erkmale in den Zensus aufgenommen werden. Damit ehen wir über den ursprünglichen Entwurf des Bundes- nnenministeriums hinaus, der sich dabei an den Vor- chlägen der EU orientiert hatte. In den Beratungen urde demgegenüber ein Konsens darüber erzielt, dass uch die Erfassung des Migrationshintergrundes und der eligionszugehörigkeit in der Haushaltsstichprobe zum ensus 2011 unabdingbar insbesondere für die weiteren ntegrationspolitischen Planungen sind. Bei der Frage ach dem Migrationshintergrund werden dabei auch An- aben zum Herkunftsland der Eltern erfasst, sodass erst- als ein realistisches Bild auch von Migranten der zwei- en Generation möglich sein wird. Bisher muss die 23828 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 (A) ) (B) ) Migrationspolitik hier ziemlich im Dunkeln operieren. Bund, Länder und Gemeinden haben im Nationalen Inte- grationsplan zu Recht darauf hingewiesen, dass statisti- sche Daten bisher in der Regel nur zwischen Deutschen und Ausländern unterscheiden. Für die Erfassung von Integrationsprozessen ist dies wenig aussagekräftig. Außerdem werden wir die Religionszugehörigkeit der Befragten erheben. Seit 1871 erheben wir dieses Merk- mal in Deutschland, und es wäre meines Erachtens ein großer Fehler, dies nicht auch 2011 zu tun. Wir können die gesellschaftliche Realität eines Landes nicht be- schreiben, wenn wir die religiöse Realität nicht kennen. Daher haben sich auch sowohl die Evangelische als auch die Katholische Kirche in Deutschland als auch zum Beispiel muslimische Glaubensvertreter eindrücklich für dieses Merkmal ausgesprochen. Das Zensus-Gesetz orientiert sich streng an den Vor- gaben des Bundesverfassungsgerichtes und seines Volkszählungsurteils vom Dezember 1983. Erstens. Dies beginnt schon damit, dass das Bundesverfassungsgericht im Volkszählungsurteil vom Gesetzgeber forderte, dass wir uns vor einer künftigen Volkszählung mit dem jewei- ligen Stand der statistischen Methodendiskussion ausei- nandersetzen. Dies wurde gemacht und aus dieser Dis- kussion wurde die nun vorliegende Methode des registergestützten Zensus entwickelt. Zweitens. Wir haben im Gesetz auch ganz klar unter- schieden zwischen Erhebungsmerkmalen, die dauerhaft für die statistische Auswertung zur Verfügung stehen werden, und Hilfsmerkmalen, die nur für die Durchfüh- rung des Zensus genutzt werden dürfen und anschlie- ßend gelöscht werden müssen. Darunter sind Hilfsmerk- male wie „Adresse“, die eigentlich für die Kommunen als richtige Erhebungsmerkmale außerordentlich wichtig gewesen wären. Dem steht jedoch das Urteil des Bun- desverfassungsgerichtes entgegen. Denn unsere Vorgabe heißt, dass die Daten frühzeitig zu anonymisieren sind und dass Vorkehrungen gegen eine Wiederherstellung des Personenbezugs getroffen werden. Drittens. Wie vom Bundesverfassungsgericht gefor- dert, wird es auch keinen Rückfluss der Daten in die Melderegister geben. Dies wäre ein Verstoß gegen das allgemeine Persönlichkeitsrecht. Viertens. Auch beim Thema Religionszugehörigkeit orientieren wir uns eng am Volkszählungsurteil. Bei Mit- gliedern einer Religionsgemeinschaft, die Körperschaft des öffentlichen Rechts ist, dürfen wir demnach diese Frage für eine gesetzlich angeordnete statistische Erhe- bung stellen. Das betrifft etwa die katholische oder die evangelische Kirche. Da es verfassungsrechtlich sehr umstritten ist, ob man dies auch bei Religionsgemein- schaften darf, die keine Körperschaft des öffentlichen Rechtes sind, werden diese Angaben freiwillig sein. Deutschland braucht endlich wieder einen Zensus. Schon im Jahr 2000 hätten wir aktuelle Daten eigentlich dringend benötigt. Ich danke allen Beteiligten, dass wir dies nun gemeinsam heute auf den Weg bringen. 1 V D Z g d w b B u t f G d d U n A e f D d d v f n l d d d G a e l K G k d E B t m f e D g s d c z n w d (C (D Maik Reichel (SPD): Nach 1981 in der DDR und 987 in der damaligen BRD wird im Jahre 2011 eine olkszählung innerhalb der EU durchgeführt. In eutschland wird es erstmals einen registergestützten ensus geben, das heißt, nicht alle Bürgerinnen und Bür- er werden persönlich befragt, nur durch eine Stichprobe er aus verschiedenen Registern gewonnenen Daten erden sie durch diesen Zensus persönlich berührt. 2007 haben wir durch das Zensusvorbereitungsgesetz ereits parlamentarische Vorarbeit geleistet. Es ist für und und Länder sowie die Kommunen ein wichtiges nd notwendiges Gesetz, nicht nur, weil die festgestell- en Zahlen Bemessungsgrundlage für die Bevölkerungs- ortschreibungen darstellen, sondern auch, weil sie rundlage für etwa 50 Rechtsvorschriften sind, unter an- erem folgende: Verteilung der Länderstimmen im Bun- esrat, Beteiligung der Länder am Aufkommen der msatzsteuer, Verteilung der Lasten bei Sanktionsmaß- ahmen der EU, Ergänzungsanteile an der Umsatzsteuer, usgleichsmesszahl, horizontaler Ausgleich der Steuer- innahmen, Einwohner-Gewichtung, Verteilung der Ein- uhrumsatzsteuer, Verteilung der Mittel aus dem Fonds eutsche Einheit, Einteilung der Wahlkreise, Erstattung er Wahlkosten durch den Bund an die Länder, Größe er Wahlbezirke, Stimmenzahl bei den Gemeindeunfall- ersicherungsverbänden, Beiträge bei den Gemeindeun- allversicherungsverbänden, Finanzhilfen für Investitio- en in Pflegeeinrichtungen. Der Bundesrat hat der Bundesregierung 47 Empfeh- ungen zugesandt, von denen nur wenige die Akzeptanz er Regierung fanden. Jedoch waren in zentralen Fragen ie deutlichen Unterschiede zwischen Bund und Län- ern zu spüren, was nicht nur die finanzielle Seite des roßvorhabens betraf. Dies versuchten die beiden Ko- litionsberichterstatter zu bereinigen, denn alle haben in großes Interesse am ordnungsgemäßen und reibungs- osen Ablauf des Zensus. In einem von den beiden oalitionsberichterstattern beantragten Bund-Länder- espräch konnten einige der – auch aus unserer Sicht er- lärlichen – Forderungen der Länder besprochen wer- en, um Eingang in das Gesetz zu finden. Diese rgebnisse wurden durch das anschließende erweiterte erichterstattergespräch mit den verschiedenen Gutach- ern noch einmal bestätigt. An dieser Stelle möchte ich ich bei meinen Mitberichterstattern der Oppositions- raktionen entschuldigen, dass diese Änderungsanträge rst sehr spät in den Innenausschuss gekommen sind. ies war auch aufgrund der späteren finanziellen Eini- ung nicht früher möglich. Es war aber notwendig, noch olche Änderungen einzufügen, um eine Verzögerung es Vorhabens nicht aufkommen zu lassen. Die Änderungen betreffen (ich zitiere im Wesentli- hen aus dem Änderungsantrag der Koalition): § 1 Abs. 2, Sonderbereiche Mit der Änderung werden Personen miterfasst, die war an der Anschrift, aber nicht im Sonderbereich woh- en. Eine weitere Änderung nimmt Erhebungen zur Be- ertung der Qualität der Zensusergebnisse als Nr. 8 in en Katalog des Abs. 2 auf. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 23829 (A) ) (B) ) § 2 Abs. 3 „Erhebungseinheiten der Gebäude- und Wohnungs- zählung sind Gebäude mit Wohnraum, bewohnte Unter- künfte und Wohnungen. Ausgenommen sind Gebäude, Unterkünfte und Wohnungen, die von ausländischen Staaten oder Angehörigen ausländischer Streitkräfte, di- plomatischer oder berufskonsularischer Vertretungen ge- nutzt werden und auf Grund internationaler Vereinbarun- gen unverletzlich sind.“ Mit der Neufassung wird einem Vorschlag des Bun- desrates entsprochen. Die vom Bundesrat vorgeschla- gene Aufteilung des Satzes in zwei Sätze dient der Klar- stellung. Abs. 5 Satz 5 „Anschriften, unter denen Personen auf Grund der Meldepflichten für Personen in Krankenhäusern, Hei- men und ähnlichen Einrichtungen gemeldet sind, werden den Sonderbereichen zugeordnet.“ Nach dem Konzept, das dem Gesetzentwurf zugrunde liegt, sind diejenigen Beherbergungsbetriebe, die nach melderechtlichen Vorschriften als Haupt- oder Neben- wohnsitz benannt sind, bereits regulär über die Register- datennutzung erfasst, sodass ihre Zuordnung zu den Sonderbereichen nicht erforderlich ist. Auch für An- schriften, unter denen Binnenschiffer und Seeleute auf- grund spezieller Meldepflichten gemeldet sind, ist eine Zuordnung zu den Sonderbereichen nicht erforderlich. Abs. 6 Satz 1 „Soweit Erhebungen auf Kreise, Gemeindeverbände unterhalb der Kreisebene und Gemeinden sowie Teile von Städten Bezug nehmen, werden der Gebietsstand und die in § 5 des Bevölkerungsstatistikgesetzes gere- gelte Bevölkerungsfortschreibung mit Stand vom 31. Dezember 2009 zugrunde gelegt.“ Durch die Erweiterung auf Gemeindeverbände unter- halb der Kreisebene sowie auf Teile von Städten können regional differenzierte Informationen auch für Gebiete mit überwiegend kleinen Gemeinden und für Teile von Großstädten gewonnen werden. Die fehlerhafte Verweisung im Regierungsentwurf auf § 5 des Bundesstatistikgesetzes wird durch die rich- tige Verweisung auf § 5 des Bevölkerungsstatistikgeset- zes ersetzt. § 3 Abs. 1, Rechtliche Zugehörigkeit zu einer öffent- lich-rechtlichen Religionsgesellschaft Die Erhebung der rechtlichen Zugehörigkeit zu einer öffentlich-rechtlichen Religionsgesellschaft ermöglicht es Bund, Ländern und Gemeinden, in Verbindung mit demografischen und sozialen Tatbeständen wichtige zu- sätzliche Informationen über die Zusammensetzung der Gesamtbevölkerung zu erhalten. § 7 Abs. 1, Satz 2 In Nr. 1 werden nach dem Wort „Einwohnern“ die Wörter „sowie in Städten mit mindestens 400 000 Ein- wohnern für Teile der Stadt mit durchschnittlich etwa 200 000 Einwohnern“ eingefügt. d m d W „ S d a d I G w a W K h v H d F d s B k R 2 S B F B W b t e e m m i E 2 V l h r (C (D In Nr. 2 werden die Wörter „sowie für alle Kreise“ urch die Wörter „in allen Kreisen sowie in Städten mit indestens 400 000 Einwohnern für Teile der Stadt mit urchschnittlich etwa 200 000 Einwohnern“ und die örter „des betreffenden Kreises“ durch die Wörter der betreffenden Gebietseinheit; als Gemeinden im inne dieser Vorschrift gelten auch die Verbandsgemein- en in Rheinland-Pfalz“ ersetzt. Durch die Erweiterung uf Teile von Großstädten sowie auf Verbandsgemein- en in Rheinland-Pfalz können regional differenzierte nformationen auch für Teile von Großstädten und für ebiete mit überwiegend kleinen Gemeinden gewonnen erden. Satz 3 „Die Feststellung umfasst nicht die Berichtigung der us den Melderegistern übernommenen Angaben zum ohnungsstatus der Person.“ Die Änderung dient der larstellung und der Einheitlichkeit der Formulierung insichtlich des Wohnungsstatus. Abs. 2 Die Erhöhung des vorgegebenen Stichprobenumfangs on 8 auf 10 Prozent berücksichtigt die Erweiterung der aushaltsstichprobe auf Gemeindeverbände unterhalb er Kreisebene sowie auf Teile von Städten. Es ist eine olgeänderung zur Änderung in Abs. 1. Satz 2 „Die Bundesregierung legt zur Erreichung der Ziele es § 1 Absatz 3 und der Qualitätsvorgaben des § 7 Ab- atz 1 durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des undesrates das Stichprobenverfahren sowie den kon- reten Stichprobenumfang fest. Der Entwurf dieser echtsverordnung ist dem Bundesrat bis zum 15. März 010 zuzuleiten.“ Die Festlegung eines einheitlichen tichprobendesigns aufgrund des vom Statistischen undesamt in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen orschungsprojekts wird in die Rechtsverordnung der undesregierung einbezogen. Abs. 3 Satz 2 „Beziehen sich Anschriften auf Neuzugänge mit ohnraum, die in dem Zeitraum zwischen der Stichpro- enziehung und dem Berichtszeitpunkt in das Anschrif- en- und Gebäuderegister aufgenommen worden sind, ist ine ergänzende Stichprobe zu ziehen.“ Die Änderung dient der Klarstellung, dass nicht nur rstmals bezogene Neubauten, sondern alle Neuzugänge it Wohnraum in die ergänzende Stichprobe aufgenom- en werden. Im Satz 7 werden folgende Wörter angefügt: „sowie n Städten mit mindestens 400 000 Einwohnern auf der bene von Teilen der Stadt mit durchschnittlich etwa 00 000 Einwohnern; als Gemeinden im Sinne dieser orschrift gelten auch die Verbandsgemeinden in Rhein- and-Pfalz“. Durch die Erweiterung auf Gemeindeverbände unter- alb der Kreisebene sowie auf Teile von Städten können egional differenzierte Informationen auch für Gebiete 23830 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 (A) ) (B) ) mit überwiegend kleinen Gemeinden und für Teile von Großstädten gewonnen werden. Nr. 7 Die EU-Zensusverordnung sieht nicht nur die Erhe- bung des früheren Wohnsitzes im Ausland, sondern auch des Jahres der Ankunft im Inland vor, weshalb Angaben zum Zuzugsjahr aufgenommen werden. Diese Angaben sowie Angaben zum Herkunftsland der Eltern liefern Daten zur Migration und können im Zusammenhang mit den anderen für den Zensus erhobenen Daten zu weite- ren Erkenntnissen im Hinblick auf Migration und Inte- gration führen. Das Datum 1955 ist an die „Vereinba- rung über die Anwerbung und Vermittlung von italienischen Arbeitskräften nach der Bundesrepublik Deutschland“ vom 20. Dezember 1955 ausgerichtet. Durch Verknüpfung mit den anderen Daten des Zensus lässt sich ein zeitlich besserer Überblick über Migranten in der Bundesrepublik Deutschland verschaffen. Folgende Nrn. 18 und 19 werden angefügt: „18. rechtliche Zugehörigkeit zu einer öffentlich- rechtlichen Religionsgesellschaft, 19. Bekenntnis zu einer Religion, Glaubensrichtung oder Weltanschauung (sunnitischer Islam, schiitischer Islam, alevitischer Islam, Buddhismus, Hinduismus und sonstige Religionen, Glaubensrichtungen oder Weltan- schauungen).“ Während die Erhebungen unter § 3 Abs. 1 Nr. 27 und § 7 Abs. 4 Nr. 18 im Wesentlichen die christlichen Kir- chen, die als öffentlich-rechtliche Körperschaften aner- kannt sind, erfassen, ermöglicht dieses Erhebungsmerk- mal die Erhebung von Daten zu sonstigen christlichen Glaubensgemeinschaften, insbesondere aber auch zu is- lamischen Glaubensrichtungen und anderen Weltreligio- nen. Die – wenn auch freiwillige – Erhebung ist wichtig für das Verständnis von Prozessen der Integration von Zuwanderern und ihrer Kinder. § 8 Abs. 4 neu „In sensiblen Sonderbereichen werden bei der Ge- bäude- und Wohnungszählung nur die Erhebungsmerk- male nach § 6 Absatz 2 und als Hilfsmerkmale die Fami- liennamen, die Vornamen, die Anschriften und die Telekommunikationsnummern der Auskunftspflichtigen erhoben.“ Auch bei der Gebäude- und Wohnungszählung in sen- siblen Sonderbereichen sind Hilfsmerkmale der Aus- kunftspflichtigen notwendig, um Nachfragen stellen zu können. § 12 Satz 4 „Der Referenzdatenbestand ist im Zusammenwirken mit den statistischen Ämtern der Länder zu nutzen, um Erhebungs- und Hilfsmerkmale erhebungsteilübergrei- fend durch automatisierten Abgleich auf ihre Schlüssig- keit und Vollständigkeit zu prüfen; die Fachkonzepte sind abzustimmen.“ Weitere Änderungen will ich aufgrund der Kürze nur streifen. Der Regierungsentwurf sah 1:1 die Übernahme d n z z s s M F b R d m f g d g v G w s N a r l N G r k g L B D g S d h n d A v i E g P t i v s i i G l n l 2 (C (D er Vorgaben der EU vor. Wir haben in den Beratungen och zwei weitere Merkmale aufgenommen bzw. eitlich erweitert. Dies betrifft zum einen die Religions- ugehörigkeit und zum anderen die Migration. Die Zen- uskommission hatte insgesamt zehn Merkmale vorge- chlagen. Die Koalition hat sich darauf verständigt, dass das erkmal der Religionszugehörigkeit Bestandteil des ragenkataloges bleibt; hier wurde den vielfach vorge- rachten Wünschen diverser Religionsgemeinschaften echnung getragen. Verpflichtend abgefragt wird aller- ings nur die Zugehörigkeit zu anerkannten Religionsge- einschaften; die Auskunft über andere Religionen kann reiwillig erfolgen. Die Erfassung des Merkmals des Migrationshinter- rundes, also die Frage nach einem früheren Wohnsitz es Befragten oder seiner Eltern außerhalb des Bundes- ebietes, wurde auf den Stichtag 31. Dezember 1955 orgezogen, um die mit der Anwerbung sogenannter astarbeiter seit Mitte der 1950er-Jahre einsetzende Ein- anderung erfassen zu können. Zwei Bemerkungen möchte ich zu den Merkmalen, peziell zur Religionszugehörigkeit machen. Erstens. ach dem Zensus 2011 sollte noch einmal detailliert usgewertet werden, ob die Frage der Religionszugehö- igkeit ein notwendiges Merkmal bei weiteren Volkszäh- ungen bleiben sollte. Hier ist also die Frage nach dem utzen zu stellen. Zweitens. Zum anderen ist laut rundgesetz Religion Privatsache. Da eine Verweige- ung der Angabe von verpflichtenden Teilen des Fragen- ataloges ein Bußgeld nach sich ziehen kann, möchte ich erade in dem Fall der Religion die dafür zuständigen änder bitten, mit vorsichtiger Hand umzugehen, wenn ürgerinnen und Bürger keine Angabe machen wollen. as Bußgeld sollte nicht als Strafandrohungshammer enutzt werden, auch nicht hinterher. Der Bundesrat hat beantragt, in Art. 1 § 13 Abs. 3 atz 2 zu streichen. Hierbei geht es um die Speicherung er Ordnungsnummern. Die im Gesetzentwurf vorgese- ene Regelung führt dazu, dass nach Löschung der Ord- ungsnummern ein Großteil der Zensusergebnisse nach er Aufbereitung vernichtet wird. Es sind dann keine uswertungen zu Haushalten, zur Wohnsituation der Be- ölkerung oder zur Gebäudestruktur mehr möglich. Das st nicht im Interesse aller Nutzer der Zensusergebnisse. iner Änderung des Gesetzentwurfs bedarf es zum jetzi- en Zeitpunkt jedoch nicht. Gelöst werden kann diese roblemstellung dadurch, dass im Rahmen einer nächs- en Änderung des Zensusgesetzes analog der Vorschrift n § 15 Abs. 3 des Volkszählungsgesetzes 1987 eine ergleichbare Regelung vorgesehen wird, um sicherzu- tellen, dass Auswertungen der Zensusergebnisse später mmer noch möglich sind. Diese Forderung sollte auf hre datenschutzrechtlichen und erfassungsrechtlichen rundlagen geprüft werden, inwieweit hier eine Mög- ichkeit besteht. Nach Schätzungen wird der Zensus circa 670 Millio- en Euro kosten, womöglich noch mehr. Der Bund betei- igt sich mit einer Festfinanzierung in Höhe von 50 Millionen an diesem Gemeinschaftsprojekt. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 23831 (A) ) (B) ) Ein weiterer Punkt ist mir noch wichtig: Das Gesetz sieht vor, dass die Länder bei der Erhebung in bestimm- ten Fällen abweichen können. Dies darf aber nicht zu ei- ner rechtlichen Anfechtung des Zensus führen. Ich hoffe auf ein gemeinsames Vorgehen von Bund und Ländern in dieser Angelegenheit. Der gefundene Kompromiss zu diesem Gesetz sollte dabei Grundlage sein. Ich werde den weiteren Verlauf mit Interesse und unterstützender Hilfe immer begleiten Ich danke an dieser Stelle meiner Kollegin Kristina Köhler für die äußerst konstruktive und zielführende Zu- sammenarbeit sowie allen Beteiligten von Bund und Ländern, dass dieser Kompromiss – auch wenn er nicht alle Wünsche erfüllen konnte – zustande kam. Gisela Piltz (FDP): Manchmal geht Gesetzgebung ja ganz schnell: am Montag eine Anhörung und heute schon die abschließende Lesung, am Mittwoch Aus- schussberatung, bei der als Tischvorlage die 13 Seiten mit Änderungsanträgen verteilt wurden. Das Verfahren spottet jedem geordneten Gesetzgebungsverfahren. Der Deutsche Bundestag wird von der sogenannten Großen Koalition als Abnickgremium verstanden. Wenn vor der Anhörung der Experten im Ausschuss bereits eine Eini- gung im Hinterzimmer der sogenannten Großen Koali- tion erzielt wurde, ist das nicht nur eine Düpierung des Parlaments, sondern auch eine Beleidigung der gelade- nen Sachverständigen. In der Ausschussberatung wurde die Tischvorlage zwar zu Beginn der Sitzung verteilt, aber dann noch zu- rückgestellt, weil noch eine Rückmeldung eines Bundes- lands ausstand. Bis dahin war ich der Meinung, dass wir hier im Bundestag verhandeln, aber offensichtlich ver- wechselt die sogenannte Große Koalition Bundestag und Bundesrat. Das Grundgesetz sieht nämlich, das möchte ich den Kolleginnen und Kollegen von Union und SPD noch einmal kurz darlegen, ein recht klares Verfahren dafür vor, wann und an welcher Stelle und nach wel- chem Verfahren die Länder an der Gesetzgebung betei- ligt werden. Von Hinterzimmerkungelei habe ich jeden- falls im Grundgesetz bislang nichts gelesen. Wenigstens haben sich die Kolleginnen und Kollegen von CDU/ CSU und SPD dafür entschuldigt. Dass diese Debatte heute stattfindet, haben Union und SPD mit ihrer Mehrheit gegen den Protest der FDP- Fraktion beschlossen. Die FDP-Fraktion hat gegen die- ses undemokratische Hauruckverfahren protestiert, musste dann aber erfahren, dass sich die sogenannte Große Koalition nicht einmal zu schade ist, die Opposi- tion zu nötigen. Union und SPD drohten damit, der Auf- setzung von Anträgen der FDP-Fraktion, die sogar ohne Debatte in dieser Woche auf die Tagesordnung gesetzt werden sollten, mit ihrer Mehrheit einen Riegel vorzu- schieben, wenn die FDP-Fraktion ihren Widerstand nicht aufgeben würde. Ein solcher Umgang mit parlamentari- schen Rechten und Verfahren ist unerträglich. Inhaltlich hat diese ganze Nacht-und-Nebel-Aktion dem Gesetz im Übrigen nicht wirklich geholfen. Der entscheidende Punkt ist nach wie vor ungeregelt: Auch weiterhin kann in jedem Bundesland das Verfahren an- d V n s r s a n b 7 e r n D w v d V a l Z v E e m C d t b t t z d F m g n w k g o d u k m l Z F s S t d m s b (C (D ers gestaltet werden. Die Folge sind Ergebnisse, deren ergleichbarkeit infrage steht, Ergebnisse, die ja nicht ur einfach mal so interessant und zum Nachschlagen ind, sondern Ergebnisse, aufgrund derer sich Bundes- atssitze bestimmen, aufgrund derer der Finanzausgleich tattfindet, aufgrund derer sich entscheidet, ob eine Stadt ls Großstadt gilt oder nicht und dann zum Beispiel ei- en Oberbürgermeister hat oder nicht. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition, ei einem Projekt, das jeden Bürger betrifft und das 70 Millionen Euro kostet, sind solche Ungenauigkeiten infach grob fahrlässig. Eine Volkszählung durchzufüh- en, deren Ergebnisse nicht verlässlich sind, ist aber icht nur unsinnig, sondern vor allem sehr gefährlich. enn wenn die Ergebnisse am Ende keinen Pfifferling ert sind, heißt es im schlimmsten Fall: noch einmal von orne. Dem kann die FDP-Fraktion nicht zustimmen. Dabei möchte ich noch einmal ausdrücklich betonen, ass die FDP-Bundestagsfraktion erstens generell eine olkszählung für notwendig hält, zweitens großen Wert uf die Einhaltung der europäischen Verpflichtungen egt und drittens den Ansatz eines registergestützten ensus grundsätzlich begrüßt und unterstützt. Mit einem ernünftig durchgeführten Zensus wird die notwendige rhebung valider Daten für statistische Zwecke, die un- rlässliche Grundlage für staatliches Handeln sind, er- öglicht. Ein registergestützter Zensus bietet dabei die hance, die für die Funktionsfähigkeit des Staates erfor- erliche Datenerhebung mit dem grundrechtlich garan- ierten Schutz personenbezogener Daten in Einklang zu ringen. Insbesondere unterstützt die FDP-Bundestagsfrak- ion die Beschränkung auf wenige Merkmale und Regis- er, um so dem Volkszählungsurteil von 1983 Rechnung u tragen. Ob die Aufnahme des Merkmals Religion in er von Union und SPD geforderten und beschlossenen assung als teils verpflichtendes, teils freiwilliges Merk- al dem entspricht, wird sich zeigen. Die mögliche Buß- eldbewehrung ist im Hinblick auf die Achtung der egativen Bekenntnisfreiheit verfassungsrechtlich frag- ürdig. An diesem Punkt zeigt sich überdeutlich, dass es lug gewesen wäre, die Ergebnisse der Sachverständi- enanhörung gründlich zu würdigen. Nur in einem ge- rdneten Verfahren können vernünftige Lösungen gefun- en werden, die verfassungsrechtliche Grenzen wahren nd die verschiedenen berechtigten Interessen in Ein- lang bringen. Die FDP-Bundestagsfraktion begrüßt auch, dass nun- ehr Konsens besteht, dass das Stichprobendesign die egitimen Interessen der Kommunen an Daten aus dem ensus besser berücksichtigt. Auch begrüßt die FDP- raktion, dass die Gemeindeverbände nunmehr berück- ichtigt werden, ebenso wie die Stadtteile in großen tädten. Die Regelung für die Erhebung in Sonderbereichen rifft nach wie vor auf datenschutzrechtliche Bedenken, a entgegen dem Volkszählungsurteil nicht nur zahlen- äßig, sondern personalisiert erhoben wird, wer auch in ensiblen Sonderbereichen gemeldet ist. Dadurch blei- en Betroffene dauerhaft mit einem „Makel“ behaftet, 23832 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 (A) ) (B) ) der diskriminierende Wirkungen haben kann. Darin liegt eine Missachtung des Volkszählungsurteils, die auch nicht lapidar mit „statistischen Notwendigkeiten“ be- gründet weggeredet werden kann. In meiner Rede zur ersten Lesung habe ich damit ge- schlossen, dass die FDP-Bundestagsfraktion „den Bera- tungen mit der Hoffnung entgegensieht, dass die berech- tigten Kritikpunkte des Bundesrats hier im Hause Gehör finden werden und am Ende ein notwendiges Vorhaben mit einem vernünftigen Gesetz auf den Weg gebracht werden kann“. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Im Gegenteil: Sie wurde enttäuscht. Die FDP-Bundestags- fraktion kann daher dem vorgelegten Gesetz nicht zu- stimmen. Petra Pau (DIE LINKE): Unsere Bedenken wurden vermehrt, deshalb Nein zum Zensus. Erstens. Wir beraten heute abschließend, was vor fünf Wochen schon einmal im Plenum debattiert wurde: ein Gesetz zur Anordnung des Zensus 2011. Für jene, denen die schlichte Sprache des Bundestages wie ein Brief mit sieben Siegeln erscheint, so viel: Es sollen Daten erho- ben werden für künftige Bewertungen und Planungen, nicht so massiv und nicht so direkt wie bei einer allge- meinen Volkszählung, aber immerhin Daten. Zweitens. In der Auftaktdebatte hatte ich gesagt: „Aber auch eine kleine Volkszählung will bürgerrecht- lich begründet sein. Oder anders gesagt: Der erwartete Nutzen für die Bürgerinnen und Bürger muss erkenntlich weit größer sein als das befürchtete Risiko für ihre ver- brieften Rechte. Und genau da bestehen unausgeräumte Zweifel.“ So weit meine Einschätzung am 19. März. Drittens. Heute stehen wir also vor der Frage, ob diese Zweifel ausgeräumt wurden und ob die Relation zwischen Datenerfassung und Persönlichkeitsrechten vertretbar ist. Nach unserem Ermessen ist die Antwort Nein. Demzufolge wird die Fraktion Die Linke das „Zensus 2011“-Gesetz auch ablehnen. Wir bleiben statt- dessen bei unserer Forderung nach einem Moratorium für alle datenschutzrechtlichen Großvorhaben. Viertens. Ein persönlicher Gedanke: Erfasst werden soll auch die Religionszugehörigkeit der Bürgerinnen und Bürger. Das entspricht zwar nicht der EU-Empfeh- lung. Aber die Kirchen haben darauf gedrängt und die CDU/CSU hat dafür gekämpft. Ich hingegen frage sie: Angenommen, ich wäre religiös. Dann ginge das mich etwas an und Gott, sonst niemanden, schon gar nicht den Staat und erst recht nicht per Gesetz. Fünftens. Es gab eine Expertenanhörung. Aus der Fülle der Bedenken möchte ich nur eine Mahnung auf- greifen. Sie lautete: Die Planungssicherheit wird nach dem Zensus mitnichten so gut sein wie angenommen. Dafür werden die Zensuskosten weit höher liegen als ausgewiesen. Die Kosten aber betreffen vor allem die Länder. Und dabei geht es immerhin um 500 Millionen Euro und mehr. Für bessere Bildung wären die klüger angelegt. s s f D G n z G n u e 1 D t h d n d t M s w h A t B 1 l d c h r k S n d n G a e s s n E d B r r d Z D c g t N D (C (D Sechstens. Die Liste dieser Fragwürdigkeiten ließe ich fortsetzen. Sie betreffen Inhalte des Zensus 2011, ie betreffen das Verfahren der Erfassung und sie betref- en den Schutz der erhobenen Daten vor Missbrauch. eshalb abschließend meine Bewertung: Ein besseres esetz wäre möglich gewesen. Die Regierungsfraktio- en haben es verhindert. Die Linke war offen. Nun aber wingen sie uns zum Nein. Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Wieder einmal hat es die Bundesregierung icht geschafft, aus einer EU-Richtlinie ein vernünftiges nd tragfähiges nationales Gesetz zu machen. Schon die rste Zusage, beim sensiblen Thema Zensus gibt es eine :1-Umsetzung des EU-Rechtes, wird nicht eingehalten. as wäre nicht so schlimm, wenn Ihre Änderungen denn atsächlich zu einer Verbesserung des Gesetzes geführt ätten. Dies ist nicht der Fall. Sie halten die Vorgaben es Volkszählungsurteils von 1983 nicht ein. Sie waren icht in der Lage, in den Verhandlungen mit den Län- ern sicherzustellen, dass es ein bundeseinheitliches sta- istisches Erhebungsverfahren gibt, und Sie führen im igrationsbereich Merkmale ein, die diskriminierend ind. Warum wollen wir von eingebürgerten Deutschen issen, woher die Eltern stammen? Wir haben es begrüßt, dass beim Zensus 2011 weitge- end auf vorhandene Daten zurückgegriffen werden soll. ber auch hier haben Sie in nächtlichen Änderungsan- rägen kurzfristig noch eingegriffen. So soll die direkte efragung der Bevölkerung von vormals 8 Prozent auf 0 Prozent erhöht werden. Eine vernünftige Begründung iefern Sie nicht. Besonders gravierend ist, dass Sie bei er Erhebung besonders sensibler Daten in Sonderberei- hen sich nicht an die Vorgaben des Volkszählungsurteils alten. Hier gehen Sie das Risiko der Verfassungswid- igkeit ein, das ist eine Steilvorlage für eine Verfassungs- lage. Bei dem Anschriften- und Gebäuderegister lassen ie die Zweckentfremdung der Daten zu, auch dies kön- en wir nicht hinnehmen. Gerade beim Zensus müssen er Grundsatz der schnellstmöglichen und strikten Ano- ymisierung und die enge Zweckbindung durchgehend ültigkeit haben. Das ursprünglich für den Zensus 2011 ufgebaute Anschriften- und Gebäuderegister soll für ine zensusunabhängige „umwelt- und wohnungsstatisti- che Stichprobenerhebung“ genutzt werden. Der daten- chutzrechtliche Grundsatz der Zweckbindung wird hier icht gewahrt. Doch gerade bei einer so umfassenden rhebung muss dieser unbedingt beachtet werden. Auch bei der Erhebung personenbezogener Daten in en Sonderbereichen wird das Persönlichkeitsrecht der etroffenen nicht beachtet. Das Bundesverfassungsge- icht schützt dieses ausdrücklich. In sensiblen Sonderbe- eichen sollen nur anonymisierte Erhebungen stattfin- en, um eine soziale Abstempelung zu vermeiden. Beim ensus 2011 werden allerdings die personenbezogenen aten der Bewohnerinnen und Bewohner dieser Berei- he voll erkenntlich erhoben und zum Abgleich weiter- eleitet. Ich möchte verdeutlichen, um welche Einrich- en es sich handelt: Gemeinschafts-, Anstalts- und otunterkünfte, Wohnheime und ähnliche Unterkünfte. ies können also Justizvollzugsanstalten, psychiatri- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 23833 (A) ) (B) ) sche Einrichtungen und Entzugskliniken sein. Der Bun- desbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit hat mehrmals auf diesen Missstand aufmerksam ge- macht und wurde dennoch nicht in die weiteren Planun- gen zum Zensus 2011 einbezogen, ganz zu schweigen vom Verfahren, mit dem wir uns im Innenausschuss kon- frontiert sahen. In der letzten Sitzung des Innenaus- schusses wurden uns eilig umfassende Änderungsan- träge vorgelegt, über die in gleicher Sitzung abgestimmt wurde. Das Gesetz ist mit der heißen Nadel gestrickt, es ist fehlerhaft und mangelhaft und kann unsere Zustim- mung wahrlich nicht erhalten. Die Regierung hat ihre Hausaufgaben mal wieder nicht gemacht. Die Große Koalition will zum Schluss noch möglichst viel fertig bekommen. Was Sie hier aller- dings abliefern, das ist Murks. Bei solchen Ergebnissen wäre liegen lassen besser gewesen, denn die Fehler müs- sen dann nach der Wahl korrigiert werden. Die Bundes- tagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen kann diesem Gesetz nicht zustimmen. Die derzeitige Bundesregierung trägt die Verantwortung dafür, wenn ein Zensus in Deutsch- land erneut scheitert. Anlage 9 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Antrag: Bundesausbildungsförderung an die Studienrealität anpassen und Struktur- reform vorbereiten – Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung des Ausbildungsförderungsbedarfs – Beschlussempfehlung und Bericht: Hoch- schulen öffnen – BAföG ausweiten (Tagesordnungspunkt 37 a bis c) Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU): Wir reden hier heute über BAföG, und ich möchte dies zum Anlass nehmen, auf die erfolgreiche Hochschulpolitik dieser Legislaturperiode hinzuweisen. Bundesministerin Dr. Annette Schavan und der CDU/CSU-Bundestags- fraktion ist es gelungen, die Bildungs- und Forschungs- politik ins Zentrum der politischen Agenda zu rücken. Als erste Regierungschefin überhaupt hat unsere Bun- deskanzlerin Angela Merkel das Thema Bildung zur Chefsache erklärt und auch entsprechend gehandelt. Denn eines ist klar: Deutschlands wichtigster Rohstoff sind der Ideenreichtum und die Kreativität seiner Bevöl- kerung. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, schafft die Bundesregierung beste Arbeitsbedingungen nicht nur für die Guten, sondern auch für die Besten. Mit dem Konjunkturpaket stellen wir einerseits die Weichen für eine gute Zukunft, für die Überwindung der Krise. Durch Investitionen in Bildung und Forschung le- gen wir gleichzeitig das Fundament für den nächsten Aufschwung und für den langfristigen Erhalt des hart er- arbeiteten Wohlstandes in unserem Land. Nie zuvor wurde stärker in Bildung und Forschung investiert. Zwei D K s B d n s n I h k d s U C c s r r I b f s E e c h d H d d v 2 U n r r e V h d H h e l r v z b 2 3 9 M g 3 g (C (D rittel aller Investitionen in die Infrastruktur kommen itas, Schulen und Hochschulen zugute. In jeder Krise teckt auch eine Chance. Diese wollen wir ergreifen. In ildung und Forschung ist das Geld gut angelegt. Ganz in diesem Sinne zeigen die Exzellenzinitiative er Bundesregierung und der Pakt für Forschung und In- ovation bereits Wirkung. Unser Ziel ist die „Wissensge- ellschaft Deutschland“. Erreichen können wir es jedoch ur mithilfe der Menschen – das Land der Ideen braucht ngenieure, Mathematiker und Naturwissenschaftler. Wir aben deswegen eine Nationale Qualifizierungsinitiative onzipiert, die auf allen Stufen – Schulbildung, Ausbil- ung und Übergang in den Arbeitsmarkt – neue Impulse etzt. Als gemeinsame Anstrengung von Bund, Ländern, nternehmen und Verbänden wird sie individuelle hancen erhöhen und das Angebot an Fachkräften si- herstellen. Einige Beispiele unserer Erfolgsbilanz: Die Hoch- chulen in Deutschland stehen vor großen Herausforde- ungen. Die Zahl der Studienberechtigten wird sich vo- aussichtlich in den nächsten Jahren deutlich erhöhen. m Hochschul- und Wissenschaftsbereich ist der Bund ereits sehr engagiert. Insgesamt haben wir die Mittel ür den Bereich des Ministeriums für Bildung und For- chung in dieser Legislaturperiode von rund 8 Milliarden uro in 2006 auf über 10 Milliarden Euro (Regierungs- ntwurf) erhöht. Um die Leistungsfähigkeit der Hochschulen zu si- hern und die Hochschulen offenzuhalten für eine er- öhte Zahl von Studienanfängern, haben Bund und Län- er den Hochschulpakt geschlossen. Damit können die ochschulen bis 2010 insgesamt 91 370 zusätzliche Stu- ienanfänger gegenüber 2005 aufnehmen und erhalten in er Forschung Unterstützung durch die Finanzierung on Programmpauschalen (565 Millionen Euro). Nach 010 soll der Hochschulpakt fortgeschrieben werden. nser Ziel ist ein Studienplatzangebot für 40 Prozent ei- es Jahrgangs. Wir entlasten die Hochschulen im Be- eich der Forschung mit einer Gemeinkosten-Finanzie- ung aus DFG-Mitteln (700 Millionen Euro). Wir haben twa 1,4 Milliarden Euro für die Exzellenzinitiative zur erfügung gestellt und zuletzt die BAföG-Förderung er- eblich erweitert. Mit dem Hochschulpakt 2020 wurden ie richtigen Weichen für die Erhöhung der Anzahl der ochschulabsolventen um 30 Prozent gestellt. Nach den Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes aben im Studienjahr 2008 rund 385 500 Erstsemester in Studium aufgenommen. Die Studienanfängerquote iegt für das Studienjahr 2008 bei 39 Prozent. Sie er- eicht damit einen neuen Höchststand. Der Arbeitsmarkt erzeichnet einen steigenden Bedarf an Hochqualifi- ierten, sowohl aus dem akademischen als auch dem erufsbildenden Bereich. 2006 bestanden insgesamt 21 000 Menschen eine Hochschulprüfung. Das waren 0 Prozent mehr als 2001. Hinzu kamen rund 6 000 Personen, die ihre Fortbildungsprüfungen als eister, Techniker und Fachwirte bestanden. Daraus er- ab sich eine Hochqualifizierungsquote von rund 3 Prozent. Ziel muss sein, diese Quote weiter zu stei- ern. Dabei kommt es nicht darauf an, auf welchem 23834 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 (A) ) (B) ) Wege dies erreicht wird (zum Beispiel Steigerung der Abiturientenquote, Steigerung der Studienanfänger- quote, Öffnung der Hochschulen für beruflich Qualifi- zierte, Verbesserung der Bedingungen für berufsbeglei- tende Studiengänge, Reduzierung der Abbrecherquoten, Reduzierung der Durchfallquoten etc.). Der beste Weg dorthin ist in einem transparenten Wettbewerb zwischen den Ländern zu ermitteln, beispielsweise durch zentrale Abschlussprüfungen an Schulen und Gymnasien. Im Wintersemester 2008/2009 sind an den Hochschulen in Deutschland insgesamt 2,01 Millionen Studierende ein- geschrieben. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies ei- ner Steigerung von knapp 4 Prozent. Damit wird erst- mals seit dem Wintersemester 2003/2004 wieder die Zwei-Millionen-Grenze überschritten. Die vorgelegten Zahlen zeigen, dass die vielfältigen Reformen im Bil- dungsbereich wirken. Am 18. Juli 2005 einigten sich Bund und Länder über die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deut- schen Hochschulen auf die Bereitstellung von zusätzli- chen öffentlichen Mitteln für die projektbezogene Förde- rung von Graduiertenschulen, Exzellenzclustern und Zukunftskonzepten an deutschen Universitäten. Für die Umsetzung des Gesamtprogramms waren von Beginn an zwei Ausschreibungsrunden vorgesehen, die mit einem Abstand von einem Jahr gestartet wurden. Insgesamt ste- hen für die Exzellenzinitiative im Zeitraum 2006 bis 2011 Mittel in Höhe von 1,9 Milliarden Euro zur Verfü- gung (Anteil: 75 Prozent Bund, 25 Prozent Land). Dabei wird der Landesanteil vom jeweiligen Sitzland der Ex- zellenzeinrichtung finanziert. 37 Hochschulen waren in den ersten beiden Runden erfolgreich. Insgesamt wurden 39 Graduiertenschulen, 37 Exzellenzcluster und 9 Zu- kunftskonzepte bewilligt. Kriterien für die Förderung der Graduiertenschulen waren: Forschungs- und Qualifi- zierungsumgebung, Exzellenz der beteiligten Wissen- schaftler, interdisziplinärer Ansatz, internationale Vernetzung, Kooperation mit außeruniversitären Ein- richtungen. Bereits ab 2010 wollen wir 3 Prozent des BIP in For- schung und Entwicklung investieren. Hierzu sind wir auf einem guten Weg. Ebenso wichtig sind uns Investitionen in die Bildung. Leider ist der Anteil der Bildungsaus- gaben am BIP zwischen 1995 und 2005 gesunken, von 6,9 auf 6,2 Prozent. Diesen Trend kehrten wir um. Seit 2005 haben wir die Begabtenförderung erheblich ausge- weitet, 2007 das BAföG um 10 Prozent erhöht und den Kreis der Empfänger um 100 000 Studierende erweitert. 2009 werden wir die Rahmenbedingungen für das Meister-BAföG deutlich verbessern und zusätzliche Be- rufsgruppen in die Förderung einbeziehen. Deutschland soll es schaffen, ab 2010 3 Prozent des BIP in Forschung und Entwicklung zu investieren. Des- halb werden wir jährlich mehr als eine halbe Milliarden Euro zusätzlich in Forschung und Entwicklung investie- ren. Damit aus Forschungsergebnissen innovative Pro- dukte und Dienstleistungen werden, machen wir eine In- novationspolitik aus einem Guss. Das heißt Stärkung der Grundlagenforschung, Projektförderung neuer Techno- logien, wie Bio, Nano und Mikro, und Schaffung inno- v d n c h B l l p f u s g r d s n d M V G z w r g S w w k g f M s „ s B F m d F m d l l w d a d d l d w m f A (C (D ationsfreundlicher Rahmenbedingungen für die Märkte er Zukunft. In Deutschland darf nicht länger einseitig ur über Risiken, sondern muss auch wieder über Chan- en neuer Technologien gesprochen werden. Zur Integration von Auszubildenden mit Migrations- intergrund wird die Förderungsberechtigung nach AföG erleichtert. Ausländische Auszubildende mit angfristiger Aufenthaltsberechtigung oder die schon ange in Deutschland leben und eine dauerhafte Bleibe- erspektive haben, erhalten BAföG auch ohne Anknüp- ung an eine vorherige Mindesterwerbsdauer der Eltern Eine breite Basis an gut ausgebildeten, engagierten nd motivierten Technikern, Ingenieuren und Naturwis- enschaftlern ist die Voraussetzung für unseren künfti- en Wohlstand. Die gegenwärtigen Absolventenzahlen eichen – trotz Steigerungsrate – nicht aus, den altersbe- ingten Abgang zu decken. Besonders junge Frauen ent- cheiden sich in Deutschland sehr selten für einen tech- ischen Beruf. In Frankreich und Großbritannien sind es eutlich mehr. Deshalb ist die Initiative „Mehr Frauen in INT-Berufen“, in der sich die Bundesregierung und ertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft, Medien und esellschaft verpflichtet haben, Frauen nachdrücklich u fördern, sehr zu begrüßen. Schon in der Grundschule ird die Basis für ein technisches Verständnis und Inte- esse gelegt. Dies muss sich vermehrt in der Unterrichts- estaltung widerspiegeln. Außerdem darf aus unserer icht auf Mathematik als Abiturfach nicht verzichtet erden. Um die Grundlagen für ein technisches oder natur- issenschaftliches Studium in den Schulen legen zu önnen, brauchen wir gerade in diesem Bereich gut aus- ebildete Lehrkräfte, die es schaffen, die Begeisterung ür Technik und Naturwissenschaften in den jungen enschen frühzeitig zu wecken. Dazu geeignete außer- chulische Projekte wie zum Beispiel das Potsdamer Exploratorium“ oder das Berliner „Spektrum“ müssen taatlich gefördert werden. Der diesjährige OECD-Bericht „Bildung auf einen lick“ belegt eindrucksvoll den Bildungserfolg junger rauen in Deutschland. Mit 55 Prozent stellen Frauen ittlerweile die Mehrheit bei den Studienanfängern. In er traditionell überwiegend von Männern gewählten ächergruppe Mathematik und Informatik sind es im- erhin schon 35 Prozent. In keinem anderen Land ist ieser Anteil höher. Im internationalen Durchschnitt iegt der Frauenanteil in dieser Fächergruppe bei ledig- ich 24 Prozent. Diese erfreuliche Entwicklung wollen ir weiter unterstützen. Hierzu soll insbesondere auch as von Bundesbildungsministerin Dr. Annette Schavan ufgelegte Professorinnenprogramm, für das das Bun- esministerium für Bildung und Forschung und die Län- er zusammen 150 Millionen Euro zur Verfügung stel- en, einen Beitrag leisten, damit nicht nur viele Frauen iese spannenden und für unsere Volkswirtschaft so ichtigen Fächer studieren, sondern später dann auch ehr Frauen eine Chance erhalten, in diesen Fächern zu orschen und zu lehren. Das Programm „Aufstiegsstipendien – Studium ohne bitur“ ist ein wichtiger Baustein, um Jugendlichen die Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 23835 (A) ) (B) ) Aufnahme eines Studiums zu erleichtern. Es ergänzt die vielen Instrumente, die in Deutschland für Studierende zur Verfügung stehen. Neben dem BAföG, das nach der Erhöhung in dieser Legislaturperiode von einem Drittel der Studierenden in Anspruch genommen werden kann, bis zu den Leistungsstipendien reicht die Palette. Deutschland ist mit diesen staatlichen Angeboten sehr vorbildlich. Nun können rund 1 000 sogenannte Auf- stiegsstipendien vergeben werden. Damit werden beruf- lich besonders Qualifizierte ohne klassisches Abitur bei ihrem Studium unterstützt. Der Ausbildungspakt und die vielfältigen Ausbildungs- programme, die Bundesbildungsministerin Dr. Annette Schavan aufgelegt hat, zeigen deutliche Erfolge. Die Er- höhung des Ausbildungsplatzangebotes um 14 Prozent ist ein Beleg dafür. Die Qualifizierungsinitiative und der Ausbildungsbonus sind weitere Maßnahmen der Bun- desregierung, die den Wirtschaftsstandort Deutschland stärken, die Durchlässigkeit des Bildungssystems erhö- hen und allen Jugendlichen die Chance eröffnen werden, eine arbeitsmarktverwertbare Berufsausbildung zu be- ginnen. Dennoch können die Ergebnisse des Nationalen Bildungsberichtes keine Entwarnung für weitere Reform- anstrengungen bedeuten. Während der Anteil der Bil- dungsausgaben im Bundeshaushalt seit 2005 kontinuier- lich steigt, ist die Situation in den Ländern sehr unterschiedlich. Auch die Länder müssen ihrer Verant- wortung in der Bildungspolitik nachkommen und mehr finanzielle Mittel für Investitionen in Köpfe zur Verfü- gung stellen. Talente fördern und Schwächen ausglei- chen, das ist das Erfolgskonzept. Deutschland verfügt im internationalen Vergleich nicht nur in der Breite über einen sehr hohen Bildungs- stand, sondern auch in der Spitze. Der Bundesbericht zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchs belegt: Nirgendwo gibt es mehr hochqualifizierte Frauen und Männer als in Deutschland. Nirgendwo ist der Anteil der Hochschulabsolventen mit Promotion höher als in Deutschland. Nirgendwo ist der Anteil der Doktoren an der jungen Bevölkerung höher als in Deutschland. So- wohl bei den Männern als auch bei den Frauen ist der Anteil der Doktoren etwa doppelt so hoch wie im EU- Durchschnitt, in Frankreich oder den USA. Der hohe Bildungsstand der jungen Menschen ist unser wichtigs- ter Standortfaktor. Die Zahlen des Bundesberichts Wis- senschaftlicher Nachwuchs bestätigen die Förderpolitik der Bundesregierung. Dies gilt besonders für die Förde- rung weiblicher Nachwuchskräfte, deren Anteil an den Promotionen seit 1995 um ein Viertel auf inzwischen etwa 40 Prozent gestiegen ist. Im Fach Medizin ist sogar schon der Gleichstand erreicht. Damit wir den internationalen Spitzenplatz behaupten können, müssen wir die Rahmenbedingungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs weiter optimieren. Wich- tigstes Anliegen ist dabei die Verbesserung der Karriere- perspektiven für junge Wissenschaftler („Tenure Track“), damit sie für sich bei uns eine Zukunft sehen und wir auch langfristig von ihnen profitieren können. Wir werden auch in Zukunft unseren Beitrag leisten, dass Bund und Länder erfolgreich in der Bildungspolitik z t v d s B d d d s f e h d s z H m d p e D e n d z g p a l u s s f v d c h d H c Z J p G W in b v t b h (C (D usammenarbeiten und ihre gesamtstaatliche Verantwor- ung wahrnehmen. Der Bund hat vieles auf den Weg gebracht und ist in ielen Dingen besser aufgestellt als 2005. Der SPD-Bun- estagsfraktion und den Linken fällt es offensichtlich chwer, dies anzuerkennen. Offenbar können es einige ildungs- und Forschungspolitiker nicht verwinden, ass das von Dr. Annette Schavan (CDU) geführte Bun- esministerium für Bildung und Forschung ein glänzen- es Ergebnis der Arbeit der vergangenen Jahre vorwei- en kann. Vor diesem Hintergrund bleibt mir abschließend nur estzustellen, dass der Antrag der Fraktion Die Linke auf inem Zerrbild der tatsächlichen Verhältnisse fußt, in- altlich daher in eine völlig falsche Richtung weist und aher abzulehnen ist. Carsten Müller (Braunschweig) (CDU/CSU): Wir prechen heute über BAföG und ich möchte dies unächst zum Anlass nehmen, auf die erfolgreiche ochschulpolitik dieser Legislatur hinzuweisen. Bundes- inisterin Dr. Annette Schavan und die CDU/CSU-Bun- estagsfraktion haben die Bildungs- und Forschungs- olitik ins Zentrum der politischen Agenda gerückt. Als rste Regierungschefin überhaupt hat Bundeskanzlerin r. Angela Merkel das Thema Bildung zur Chefsache rklärt und entsprechend gehandelt. Der wichtigste Rohstoff in Deutschland – es kann icht oft genug betont werden – ist der Ideenreichtum er Menschen, die hier leben. Um dieses Potenzial aus- uschöpfen, schafft die Bundesregierung beste Bedin- ungen für die Bildung. Mit dem zweiten Konjunktur- aket wird neben der wirtschaftlichen Belebung vor llem das Fundament für den nächsten Aufschwung ge- egt. Nie zuvor wurde in Deutschland stärker in Bildung nd Forschung investiert. Im Hochschul- und Wissen- chaftsbereich ist der Bund bereits sehr engagiert. Insge- amt haben wir die Mittel für den Bereich des Ministeriums ür Bildung und Forschung in dieser Legislaturperiode on rund 8 Milliarden Euro in 2006 auf über 10 Milliar- en Euro erhöht. Das ist ein großer Erfolg! Um die Leistungsfähigkeit der Hochschulen zu si- hern und die Hochschulen offenzuhalten für eine er- öhte Zahl von Studienanfängern, haben Bund und Län- er den Hochschulpakt geschlossen. Damit können die ochschulen bis 2010 insgesamt über 90 000 zusätzli- he Studienanfänger gegenüber 2005 aufnehmen. Unser iel ist ein Studienplatzangebot für 40 Prozent eines ahrgangs. Wir haben die Hochschulen mit Programm- auschalen von rund 550 Millionen Euro und mit einer emeinkosten-Finanzierung von 700 Euro unterstützt. ir haben etwa 1,4 Milliarden Euro für die Exzellenz- itiative zur Verfügung gestellt und zuletzt die Berufsaus- ildungsförderung erheblich erweitert. Der Arbeitsmarkt erzeichnet einen steigenden Bedarf an Hochqualifizier- en, sowohl aus dem akademischen als auch dem berufs- ildenden Bereich. Nach den Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes aben im Studienjahr 2008 rund 390 000 Erstsemester 23836 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 (A) ) (B) ) ein Studium aufgenommen. Die Studienanfängerquote lag im Studienjahr 2008 bei 39 Prozent. Sie erreicht da- mit einen neuen Höchststand. Insgesamt waren im letz- ten Wintersemester 2,01 Millionen Studierende an Deut- schen Hochschulen eingeschrieben – ein Zuwachs von 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2006 bestanden insge- samt 221 000 Menschen eine Hochschulprüfung. Das waren 30 Prozent mehr als 2001. Hinzu kamen rund 96 000 Personen, die ihre Fortbildungsprüfungen als Meister, Techniker oder Fachwirte bestanden. Daraus er- gab sich eine Hochqualifizierungsquote von rund 33 Pro- zent. Wir wollen diese Quote weiter steigern! Die vorge- legten Zahlen zeigen, dass die vielfältigen Reformen im Bildungsbereich wirken! Die von der Bundesregierung entfachte Aufbruch- stimmung für eine bessere Bildungslandschaft scheint die Linke allerdings für absurde Forderungen nutzen zu wollen. Denn sie versucht mit vorliegendem Antrag zum wiederholten Male ihre bekannten und nicht realisierba- ren Vorstellungen von einer elternunabhängigen, aber voll bedarfsdeckenden Zuschussförderung für alle Stu- dierenden durchzusetzen. Dies ist jedoch nicht der Sinn des BAföG. Bis zum Abschluss einer Berufsausbildung gehört es zur Verantwortung der Eltern, für den Unter- halt ihrer Kinder aufzukommen. Das BAföG springt ge- wissermaßen als soziale Sicherung ein, wenn die Eltern ihrer Unterhaltspflicht aus wirtschaftlichen Gründen nicht nachkommen können. Nichts anderes ist der Sinn dieser steuerfinanzierten Leistung des Staates! Sie stellt Chancengleichheit im Ausbildungsbereich her! Das BAföG folgt aber auch dem unterhaltsrechtlichen Grundsatz der abnehmenden Finanzierungsverantwor- tung bei gleichzeitig wachsender Eigenverantwortung des Kindes mit zunehmendem Alter und Ausbildungs- stand. Das BAföG dient der Ermöglichung einer nei- gungsentsprechenden Erstausbildung für jeden. Entspre- chend ist es ebenso sinnvoll, das Alter auf 30 Jahre zu begrenzen. Wir wollen, dass junge Menschen schnell ih- ren Weg auf den Arbeitsmarkt finden. Daher können und wollen wir die studienzeitverlängernden Maßnahmen der Linken nicht zulassen! Selbstverständlich ist zwi- schen dem Interesse des Einzelnen an individuell be- darfsgerechten Mitteln zur zügigen Durchführung der Ausbildung und dem Interesse der Allgemeinheit an sparsamer Verwendung von Steuermitteln abzuwägen. Dabei ist anzumerken, dass die Leistungen für das BAföG kontinuierlich gestiegen sind und mit 2,3 Mil- liarden Euro eine gewaltige Größe erreicht haben! Et- waige Anpassungen werden entsprechend der BAföG- Berichte immer wieder vorgenommen. Ebenso absurd wie die Forderungen der Linken ist die Idee der Grünen, jedem Studierenden monatlich pau- schal 200 Euro auszuzahlen. Der ganze Sinn des Sozial- staates, soziale Ungerechtigkeiten auszugleichen, würde dadurch ad absurdum geführt. Es kann nicht im Sinne unserer Gesellschaft sein, wenn auch Kinder Besserver- dienender den Lebensunterhalt im Studium aus Steuer- mitteln finanziert bekämen. Wir kommen nicht um eine bedarfsabhängige Regelung herum, wenn die Leistungen des Sozialstaates wirklich mehr Gerechtigkeit bringen sollen! f t g z f A n z e w b u d B k e m S m d 1 i 5 n W S a d p v w D r d t g s v B d a f h g t g d n t u d c J w (C (D Die Linke scheint mir geradezu eine Unterstützung ür Hobby-Studenten anzustreben – ohne Bedarfsgerech- igkeit, mit möglichst langer Studiendauer, ohne Erbrin- ung von Leistungsnachweisen und ohne Altersbegren- ung. Ich warte auf den Antrag mit dem Sie fordern, dass ür die Auszahlung der Ausbildungsförderung gar keine ufnahme einer Ausbildung erforderlich ist. So funktio- iert unsere Gesellschaft leider nicht! Jürgen Kucharczyk (SPD): Das BAföG bleibt das entrale Instrument für junge Menschen, wenn es um chte Chancengleichheit in der Bildung geht. Das haben ir bei der großen BAföG-Reform 2002 gezeigt, das ha- en wir Ende 2007 mit dem 22. Änderungsgesetz erneut nter Beweis gestellt. Die zentralen Verbesserungen sind em Haus bekannt. Kurzum: Mehr und ein besseres AföG für mehr Studierende heißt schlicht mehr Zu- unft für viele junge Menschen in Deutschland. Dies gilt twa für den Kinderbetreuungszuschlag für Studierende it Kindern, für die Verbesserung der Förderung von tudierenden mit Migrationshintergrund oder für die ögliche BAföG-Förderung im EU-Ausland bereits ab em 1. Semester. Von der eigentlichen Erhöhung der Bedarfssätze um 0 Prozent und der Freibeträge um 8 Prozent profitieren m Sommersemester 2009 zum zweiten Mal weit über 00 000 Studierende. Rund 25 Prozent aller Studentin- en und Studenten werden über das BAföG gefördert. ir fördern damit mehr junge Leute, die damit in den tand versetzt werden, materiell gesichert ein Studium ufzunehmen. Ohne die Förderung – insbesondere durch as BAföG – ginge uns in Deutschland das Begabungs- otenzial junger Menschen aus allen sozialen Schichten erloren. Das können wir uns nicht leisten, insbesondere enn es um die Zukunft der Wirtschaftsstandorte eutschland und Europa geht! Deshalb war und ist es ichtig, dass wir die Bedarfssätze und die Freibeträge in er 22. BAföG-Novelle erhöht haben. Als einzige Frak- ion im Deutschen Bundestag hat sich Die Linke gewei- ert, dieser Erhöhung zuzustimmen. Wie sich die Wirkungen der anderen Maßnahmen ge- talten – ich denke hier vor allem an die Vereinbarkeit on Studium und Kindern –, wird der nächste BAföG- ericht zeigen. Bei den Schlussfolgerungen können sich ie Studierenden auf die SPD verlassen, die sich immer n der Seite der Bildungsverbände und -organisationen ür eine Weiterentwicklung des BAföG stark gemacht at, dies auch weiterhin mit Herz und Verstand in An- riff nehmen wird und auch den unbequemen Wahrhei- en mit sachlichen Lösungen entgegentreten wird. Dazu ehört auch das klare Bekenntnis der SPD gegen Stu- iengebühren. Auch die Verbesserungen beim Meister-BAföG kön- en sich sehen lassen. Auf Initiative der SPD-Bundes- agsfraktion wurde es im vergangenen Jahr novelliert nd leistungsfähiger gemacht. Ich möchte aus Zeitgrün- en nur auf einen zentralen Baustein aufmerksam ma- hen, der mir als Familienpolitiker am Herzen liegt. Ab uli 2009 wird es erhebliche Verbesserungen beispiels- eise in der Frauen- und Familienförderung geben: Die Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 23837 (A) ) (B) ) Förderung von Alleinerziehenden, Frauen und Familien wird durch mehrere Komponenten ausgebaut. So wird der Kinderzuschlag beim Unterhaltsbeitrag von bisher 179 Euro auf 210 Euro angehoben und künftig zu 50 Prozent als Zuschuss ausbezahlt. Außerdem wird der Kinderbetreuungszuschlag für Alleinerziehende pauscha- lisiert und künftig in Höhe von 113 Euro monatlich pro Kind ohne Kostennachweis bis zum 10. Geburtstag ge- zahlt. Bei der Betreuung von Kindern mit Behinderun- gen entfällt künftig diese Altersbegrenzung. Mit der 22. BAföG- und mit der 2. Meister-BAföG- Novelle haben wir eines gezeigt: Das ist gute Bildungs- politik. Das ist sozial gerechte Bildungspolitik, die auch zugleich gute Familienpolitik ist, weil sie die Realität in Deutschland anerkennt. An dieser Stelle möchte ich keinen Hehl daraus ma- chen, dass für mich genau hier der Irrweg der uns heute vorliegenden Anträge und des Gesetzentwurfs der Lin- ken liegt. Die überwiegende Zahl der Forderungen geht einfach an der Lebenswirklichkeit in unserem Land vor- bei. Unter anderem mein Fraktionskollege Ernst-Dieter Rossmann hat sich in den ersten Lesungen hinlänglich mit ihren Vorschlägen auseinandergesetzt, mit einer Ernsthaftigkeit, die ich in den Anträgen der Linken zu- weilen vermisse. Auch der neue Antrag von April 2009 ist eine Tour d’Horizon altbekannter Vorschläge, wo nicht immer genau hingeschaut wird, wo die Ursachen liegen und als Lösung oftmals nur Transfers angedacht sind. Unsere Politik hat System und sorgt für Chancen- gleichheit, und dabei bleiben wir. Swen Schulz (Spandau) (SPD): Die Linke beantragt heute eine deutliche Verbesserung des Bundesausbil- dungsförderungsgesetzes, kurz: BAföG. Das hört sich natürlich erst mal gut und schön an. Doch zunächst ist darauf hinzuweisen, dass das BAföG gerade von uns So- zialdemokraten kontinuierlich und stetig ausgebaut wurde. Gerade im letzten Jahr haben wir, obwohl es bei unserem Koalitionspartner noch massive Einwände ge- gen das BAföG gab, deutliche Verbesserungen durchge- setzt. Ich nenne nur die Stichworte: Kinderbetreuungszu- schlag, Verbesserung der Förderung von Studierenden mit Migrationshintergrund, Förderung im Ausland, Er- höhung der Bedarfssätze um 10 Prozent sowie der Frei- beträge um 8 Prozent, Erhöhung der Hinzuverdienst- obergrenze auf 400 Euro im Monat – das sind deutliche Verbesserungen. Über 300 Millionen Euro wird der Bund dadurch jährlich zusätzlich aufwenden und Studie- renden zur Verfügung stellen. Und in der Tat ist das BAföG nötig, damit sich Inte- ressierte, die nicht viel Geld haben, das Studium tatsäch- lich leisten können und nicht einfach aus finanziellen Gründen von höherer Bildung abgehalten werden. Das brauchen wir aus volkswirtschaftlichen Gründen und vor allem, damit alle die gleichen Chancen haben ihr Leben zu gestalten und voranzukommen. Das ist ein Gebot der Vernunft und der sozialen Gerechtigkeit! Das BAföG ist also gut, doch es kann weiter verbes- sert werden. Darum sind gute Vorschläge immer will- kommen. Ich will im hier möglichen Rahmen kurz auf e D w s g m d Ö s e S k c g F k e s w a s E r m r e d G d d h d – V d m i u P l e N o t K e d f d t s h w g L G s (C (D inige Vorschläge des aktuellen Antrages der Fraktion ie Linke eingehen, ohne die weiteren Beratungen vor- egnehmen zu wollen. Einige Forderungen sind nicht chlecht. Die Anhebung oder Streichung der Alters- renze etwa haben auch wir von der SPD uns vorgenom- en. Wir wollen über 30-Jährigen ein Hochschulstu- ium ermöglichen, gerade auch mit Blick auf die ffnung der Hochschulen für beruflich Qualifizierte. Sie prechen auch das Schüler-BAföG ab der 11. Klasse an – benfalls ein Bestandteil des SPD-Programmes, damit chülerinnen und Schüler aus nicht so einkommensstar- en Familien sich das Abitur leisten können. Über man- he andere Punkte sollten wir in den weiteren Beratun- en sprechen. Allerdings ist das Gesamtpaket der Forderungen der raktion Die Linke wieder vollkommen illusorisch, voll- ommen aus einer anderen Welt. Langfristig wollen sie in elternunabhängiges BAföG. Das hätte einen zwei- telligen Milliardenbetrag als Mehraufwand zur Folge, ürde die gesamte Finanzierung sprengen und wäre uch unter Gerechtigkeitsaspekten fragwürdig: Warum oll denn der Lebensunterhalt von Kindern vermögender ltern aus Steuermitteln, sprich von allen Arbeitnehme- innen und Arbeitnehmern, finanziert werden? Nein, da- it würde man auch die Akzeptanz der BAföG-Förde- ung in der Gesellschaft untergraben, das wäre letztlich in Schaden für die Bildungspolitik. Die Fraktion Die Linke fordert in einem der Anträge ie Öffnung der Hochschulen. Dieses Ziel teilen wir im rundsatz. Und das BAföG ist ein zentrales Instrument afür, dass die Hochschulen für diejenigen offen sind, ie sich sonst ein Studium nicht leisten könnten. Darum aben wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten as BAföG immer verteidigt und ausgebaut, auch wenn wie in dieser Koalition – andere Partien ganz andere orstellungen hatten. Trotzdem müssen wir konstatieren, ass immer noch viel weniger Menschen aus einkom- ensschwachen und bildungsfernen Familien den Weg n die Hochschulen finden. Das hat natürlich auch mit nserem Bildungssystem vor der Hochschule zu tun. Die ISA-Studien haben es gezeigt: Die Kinder und Jugend- ichen werden in Deutschland nicht ihren Fähigkeiten ntsprechend gefördert und unterstützt, sondern erleiden achteile, wenn ihre Eltern nicht so mithelfen können der wollen. Darum ist es von entscheidender Bedeu- ung, dass wir bereits vor der Schule ansetzen, damit die inder einen guten Start in die Schule, gleiche Chancen rhalten. Und darum müssen die Schulen verbessert wer- en, wir brauchen Ganztagsschulen mit mehr und quali- izierter Förderung, damit die Kinder und Jugendlichen, eren Eltern sich die Nachhilfe nicht leisten können, rotzdem mitkommen. Nur mit solchen Maßnahmen chaffen wir es, dass alle die gleichen Möglichkeiten zu öherer Bildung bekommen. Das BAföG bleibt dann ein ichtiger Baustein in einer ganzen Kette von Hilfen für ute Bildung für alle. Uwe Barth (FDP): Uns liegen drei Initiativen der inken vor, die sich in allen wesentlichen Aspekten zum ähnen gleichen. Realitätsbezogene, pragmatische Lö- ungsansätze gehören nicht zur Stärke der Altkader – 23838 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 (A) ) (B) ) und auch hier sucht man Innovatives vergeblich. Statt- dessen meint man, in alter Manier Ängste schüren zu müssen. Blendwirkung erzielt man natürlich nur in hin- reichend düsterer Kulisse, und die muss man eben erst mal schaffen. Jeglicher Realitätsbezug wird ausgeblendet – sobald sich die Linke aber in Regierungsverantwortung befin- det, bröckelt die Fassade, und es wird deutlich, wie de- saströs sich linke Wissenschafts- und Hochschulpolitik darstellt. Man sollte sich daran erinnern, dass der letzte linke Hochschulminister im Amt, Dr. Thomas Flierl, von Studierenden ausgepfiffen und sogar aus dem eigenen Büro gejagt wurde. Der Koalitionspartner SPD war heil- froh, dass man die jämmerliche Fehlbesetzung schnell loswurde. Fakt ist, dass seit diesem Zeitpunkt die Linke nichts Substanzielles an deutschen Hochschulen zu sa- gen hatte – und das ist gut so! Verantwortungsvolle Hochschulpolitik gestaltet sich anders. Es war richtig, die BAföG-Sätze zum August 2008 anzuheben und die Situation für die berechtigten Studierenden zu verbessern. Deswegen hat die FDP, im Unterschied zu Grünen und der Linken, die BAföG-No- vellierung vorangetrieben, unterstützt und ihr auch schließlich zugestimmt. Wir haben allerdings auch darauf hingewiesen, dass gerade einmal jeder zehnte Studierende die Vollförde- rung per BAföG erhält. Laut Erhebung des Studenten- werks muss jeder fünfte Studierende mit deutlich weni- ger als dem BAföG-Höchstsatz sein Leben bestreiten. Wir brauchen Unterstützungsinstrumente neben dem BAföG. Die FDP hat sich in den vergangenen Monaten dafür eingesetzt, dass mindestens jeder zehnte Studie- rende in den Genuss eines Stipendiums kommt. Unsere Vorstöße – und hier sei nochmals dem FDP-Innovations- minister Pinkwart in NRW gedankt – wurden allesamt von der SPD blockiert und zunichtegemacht. Leidtra- gende sind die Studierenden. Nun wird das Land Nord- rhein-Westfalen in dieser Frage alleine voranschreiten. Neben den Stipendien brauchen wir ein reichhaltiges Angebot an kostengünstigen Studiendarlehen und ein Anreizsystem zur Förderung des privaten Bildungsspa- rens. Keiner – außer möglicherweise den Mitgliedern dieser Regierungskoalition – versteht, weswegen Bil- dungssparen und Investitionen in die Hochschulbildung im Unterschied zur Wohnungsbauförderung und dem Vermögensaufbau nicht staatlich unterstützt werden soll- ten. Diese Investition lohnt! Denn Akademiker sind, ganz im Gegensatz zu den von SPD und Grünen verbrei- teten Angst- und Gruselgeschichten, weitgehend gegen Armut und Arbeitslosigkeit gefeit. Sicherlich gibt es im- mer Einzelfälle. Doch die jüngste HIS-Studie zeigt ein- drucksvoll, dass gerade einmal 1 Prozent der Hochschul- absolventen sich als arbeitssuchend bezeichnen. Zwar ist jede fünfte Akademikerin im zehnten Jahr nach Ab- schluss nicht erwerbstätig – doch Grund hierfür ist laut Studie die freiwillige Elternzeit. Das Durchschnittseinkommen von Akademikern ran- giert 10 Jahre nach Abschluss zwischen durchschnittlich 87 000 Euro (Wirtschaftsingenieure) und 45 300 Euro (Lehrer). Durchschnittseinkommen! Wer will, ange- s t v t S i S c d s a D t d g 2 f D n d s v a z r L d 8 w P m B t s l s 2 R a g A F G g d v e s F W o u B d (C (D ichts dieser doch beträchtlichen Rendite für die Investi- ion „Studium“, Klein- und Geringverdiener dazu erdonnern, Studierenden das Studium nebst Lebenshal- ungskosten per Steuer voll zu bezahlen? Wir müssen tudierende in die Lage versetzen, die mit dem Studium n Verbindung stehenden Kosten finanzieren zu können. ie brauchen hierzu Hilfestellungen, aber keine staatli- he Vollversorgung. Von der Linken wird nichts Neues geboten. Es han- elt sich um dieselben alten Rezepte wie eh und je. Man pielt mit Ängsten, schürt Misstrauen, baut Feindbilder uf – bietet aber keine wirklich brauchbaren Optionen. as gilt auch und gerade für die hier vorgelegten Initia- iven, die wir deswegen auch ablehnen. Cornelia Hirsch (DIE LINKE): Bis heute lässt sich ie Große Koalition für ihr BAföG-Reförmchen im ver- angenen Jahr feiern. Die Frage ist nur, wofür: Mit der 2. BAföG-Novelle wurden ausschließlich längst über- ällige oder dringend notwendige Punkte beschlossen. em tatsächlichen Reformbedarf wurde die Novelle icht gerecht. Dies betrifft sowohl die Erhöhung der Be- arfssätze und Freibeträge als auch die vorgenommenen trukturellen Änderungen. Was die Freibeträge und Bedarfssätze betrifft, so erständigten sich SPD und Union nach langem Ringen uf eine BAföG-Erhöhung um gerade einmal 10 Pro- ent. In den letzten Jahren hatte der Beirat jährlich eine und 2-prozentige Erhöhung aufgrund der steigenden ebenshaltungskosten gefordert. Die Freibeträge wur- en nach sechsjähriger Stagnation um gerade einmal Prozent erhöht. Faktisch wurde damit eine Politik der eiteren Aushöhlung des BAföG betrieben. Damit diese olitik nicht weiterbetrieben werden kann, fordern wir it unserem Antrag eine automatische Kopplung der edarfssätze an die Steigerung der Lebenshaltungskos- en. Wir alle wissen um den erheblichen Einfluss der Ge- taltung der Studienfinanzierung auf die Zugangsmög- ichkeiten zum Studium und auf die soziale Zusammen- etzung der Studierenden. Trotzdem wurde die 2. BAföG-Novelle noch nicht einmal dem entstehenden eformbedarf durch die Umstellung der Studienstruktur uf Bachelor/Master gerecht. Am Beispiel der Alters- renze wird dies besonders deutlich: Aktuell besteht eine ltersgrenze von 30 Jahren im BAföG. Angesichts der orderungen nach mehr Flexibilität, nach individueller estaltung der Bildungsbiografie und nach lebenslan- em Lernen ist diese Altersgrenze anachronistisch. Zu- em hat sie sich durch die zweistufige Studienstruktur erschärft: Während Studierende früher mit 33 Jahren inen vollständig geförderten Diplomstudiengang ab- chließen konnten, endet die Förderung heute in diesem all bereits bei 31 Jahren mit dem Bachelorabschluss. er daran einen Masterstudiengang anschließen will der muss, geht leer aus. Auch weitere Punkte stoßen immer wieder auf Kritik nd müssten geändert werden. Etwa diskriminiert das AföG eingetragene Lebenspartnerschaften gegenüber er Ehe, indem für sie beispielsweise Teilerlasse ausge- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 23839 (A) ) (B) ) schlossen sind sowie die Anrechnung des Einkommens nicht erfolgt und dementsprechend auch keine Einkom- mensfreibeträge im BAföG berücksichtigt werden. Bei der Berücksichtigung von Fremdsprachenkenntnissen wird mit unterschiedlichem Maß gemessen. Die eltern- unabhängige Förderung ist nicht umfassend genug. Mit einer Änderung in diesen Punkten wäre vielen Studie- renden geholfen. Deshalb setzt sich die Linke noch in dieser Legislatur für eine BAföG-Novelle ein, die diesen Reformbedarf endlich angeht. Mittelfristig muss das BAföG aber grundlegend refor- miert werden. Die Linke möchte die Hochschulen sozial öffnen und zugleich Studierende als erwachsene Men- schen ernst nehmen. Deshalb wollen wir eine Studienfi- nanzierung, die als Vollzuschuss gezahlt wird, sodass Studierende nach ihrem Studium nicht vor einem Schul- denberg stehen. Zudem muss das Schüler-BAföG ausge- weitet werden, damit der Bildungsungleichheit bereits frühzeitig begegnet werden kann. Zum anderen setzen wir uns dafür ein, die Studienfinanzierung Schritt für Schritt elternunabhängig zu gestalten. Wer studieren möchte, sollte dies unabhängig und selbstständig von seinen Eltern tun können. Vor diesem Hintergrund schlagen wir heute das „Zwei-Körbe-Modell“ vor. Der erste Korb soll aus ei- nem für alle Studierenden einheitlichen Sockelbetrag be- stehen, in dem alle kindbezogenen Transferleistungen und Freibeträge zusammengefasst werden und direkt an die Studierenden fließen. Der zweite Korb soll aus ei- nem – in einem ersten Schritt elternabhängigen – Zu- schussteil bestehen, der schrittweise hin zur Elternunab- hängigkeit ausgeweitet wird. Hinzu kommen muss selbstverständlich eine bundes- weite Gebührenfreiheit des Studiums, für das die Linke eintritt. Das Bezahlstudium konterkariert sämtliche Be- strebungen, die Hochschulen zu öffnen und die Studie- rendenquote zu erhöhen. Deshalb müssen Studiengebüh- ren in allen Bundesländern Geschichte werden. Neben den bisherigen BAföG-Leistungen und den gebündelten kindbezogenen Transferleistungen und Freibeträgen soll unser Modell durch eine sozial gerechtere Steuerpolitik finanziert werden. Die Hochschulbildung sehen wir so- mit als eine öffentliche Aufgabe an, die auch öffentlich finanziert werden muss. Wer studiert, sollte dies nicht als Investition in das eigene Humankapital begreifen, son- dern als gesellschaftliche Aufgabe. So könnte die Ge- staltung der Studienfinanzierung nicht nur zu einem so- zial gerechteren Studium führen, sondern auch zu einem Umdenken, was ihre gesellschaftspolitische Funktion betrifft. Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Im letz- ten Wahlkampf wollte die damalige baden-württember- gische Kultusministerin Annette Schavan das BAföG abschaffen. An seine Stelle sollten Studienkredite treten. Die Empörung war groß – zu Recht! Das BAföG hat in den letzten Jahrzehnten dazu beigetragen, finanzschwa- chen und bildungsfernen Schichten den Zugang zu Hochschulreife und Studium zu verbreitern. Wer die so- z S h d d B D t H h h u w u t E h f B w ß t z K v c b B K F b g z s H i W n g z s b S B w n h k f a d i d V s 2 (C (D iale Öffnung der Hochschulen will, darf die staatliche tudienfinanzierung nicht durch Kreditmodelle mit ho- en Verschuldungsrisiken ersetzen! Dieser Tatsache hat sich auch die heutige Bundesbil- ungsministerin nicht verschließen können. Am Ende er 16. Legislaturperiode können wir festhalten: Die AföG-Fördersätze und Freibeträge sind erhöht worden. as erkennen wir an, das war ein notwendiger und rich- iger Schritt der parlamentarischen Mehrheit in diesem aus. Und für diese zehnprozentige BAföG-Erhöhung aben wir als Grüne hart gekämpft. Bevor es zur Erhö- ung im Oktober 2008 kommen konnte, mussten SPD- nd Unions-Fraktion von uns über die Schwelle getragen erden. Im Kabinett saßen Bildungsministerin Schavan nd Finanzminister Steinbrück auf der Bremse und woll- en den Studierenden eine weitere Nullrunde verordnen. s ist gut, dass das Parlament anders entschieden hat, ierin liegt das gemeinsame Verdienst der Oppositions- raktionen und der Bildungspolitiker der SPD: Die lockade der Union und seitens des Bundeskabinetts urde durchbrochen. Durch die Langsamkeit der Gro- en Koalition und angesichts steigender Lebenshal- ungskosten ist die BAföG-Erhöhungsrunde 2008 aber u gering ausgefallen. Die Koalition hat das BAföG auf osten der Studierenden nur halbherzig erhöht. Dennoch ist auch das abermals reformierte BAföG in ielfacher Hinsicht kein Idealkonzept, sondern in vielfa- her Hinsicht unzureichend und ungerecht. Deshalb ha- en wir im Rahmen der 22. BAföG-Novelle ein ganzes ündel an Sofortmaßnahmen vorgeschlagen, welche die oalition leider abgelehnt hat. Es geht uns dabei darum, ehler und Gerechtigkeitslücken zu beseitigen. Für die etroffenen Studierenden hätten diese Korrekturen viel ebracht: Warum hält die Koalition an starren Obergren- en beim Unterkunftszuschuss fest? Warum übernimmt ie nicht unseren Vorschlag, angemessene Miet- und eizkosten komplett zu übernehmen, sodass man auch n München und Düsseldorf vom BAföG leben kann? arum stellt sie Lebenspartnerinnen und Lebenspartner icht endlich auch im BAföG mit Ehegattinnen und Ehe- atten gleich, anstatt gleichgeschlechtliche Paare weiter u diskriminieren? Warum verweigern Union und SPD ich einer Klarstellung im Gesetz, dass Studierende nicht enachteiligt werden dürfen, wenn die Hochschule ihre tudiengänge von Diplom auf Bachelor umstellt und das AföG-Amt dies als „förderschädlichen Fachrichtungs- echsel“ wertet? Diese und weitere unserer Sofortmaß- ahmen, die wir im Februar 2007 vorgeschlagen haben, at nun die Linke in ihrem Antrag übernommen – da ann ich nur sagen: herzlich willkommen im Club! Kleinteilige Reparaturen am BAföG werden mittel- ristig jedoch nicht ausreichen. Der Anteil der Kinder us hochschulfernen Gruppen, der ein Hochschulstu- ium aufnimmt, nimmt immer weiter ab: von 57 Prozent m Jahr 1982 auf 38 Prozent im Jahr 2006. Arbeiterkin- er haben mittlerweile Seltenheitswert auf dem Campus: on 100 Akademikerkindern gelangen 83 an die Hoch- chulen, von 100 Nicht-Akademikerkindern sind es nur 3. Das BAföG mit seiner Mischung aus Zuschuss und 23840 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 (A) ) (B) ) Darlehen konnte diese gewachsene Ungerechtigkeit nicht verhindern. Die Linke skizziert in ihrem Antrag vage Vorstellungen für eine strukturelle Weiterentwick- lung des BAföG – die grüne Bundestagsfraktion ist da schon deutlich weiter: Wir haben ein gerechteres grünes Zwei-Säulen-Modell entwickelt und beschlossen, mit dem wir die staatliche Studienfinanzierung stärken und ausbauen wollen. Das neue grüne Modell umfasst und kombiniert zwei Säulen: den Studierendenzuschuss und den Bedarfszu- schuss. Mit dem Studierendenzuschuss erhalten alle Stu- dierenden einen Sockelbetrag, der unabhängig vom Ein- kommen der Eltern gezahlt wird und eine Basisabsicherung und Unterstützung für alle schafft. Zur Gegenfinanzierung werden das bisherige Kindergeld so- wie steuerliche Freibeträge in den neuen Sockel über- führt. Diese familienbezogenen Leistungen kommen dann direkt und ohne „Umweg“ den Studierenden zu- gute. Dies ist ein erheblicher Paradigmenwechsel. Das grüne Zwei-Säulen-Modell umfasst zusätzlich eine starke und unerlässliche soziale Komponente: Die- ser Bedarfszuschuss ist anders als das derzeitige BAföG als nicht zurückzuzahlender Zuschuss ausgestaltet. Aus finanziellen Gründen liegen in den einkommensarmen und bildungsfernen Familien derzeit die meisten Bil- dungspotenziale brach. Daher begünstigen wir diese Stu- dierenden mit dem Bedarfszuschusses gezielt. Mit dem grünen Zwei-Säulen-Modell können Studierende inklu- sive Wohngeld und etwaiger Ausgaben für die Kranken- versicherung bis rund 800 Euro im Monat erhalten – also mehr als Empfänger des derzeitigen BAföG-Höchstsat- zes. Ferner können ergänzende Finanzierungsbausteine genutzt werden, zum Beispiel zusätzliche Stipendien so- wie risikoarme und sozial abgefederte Darlehen. Unser Modell reagiert auf vielfältige Lebens- und Studienreali- täten und bringt all denen Verbesserungen, die bisher Probleme bei ihrer Studienfinanzierung haben. Studie- rende aus der unteren und mittleren Mittelschicht wer- den sich ebenfalls besserstellen. Gerade für Mehrkindfa- milien ist der neue Sockelbetrag eine Erleichterung. Wir wollen mehr Teilhabe- und Verteilungsgerechtig- keit sicherstellen. Eine vollständig elternunabhängige Studienfinanzierung, wie es die Linke fordert, würde vor allem Studierende aus Gutverdiener-Haushalten begüns- tigen – und damit unseren Anspruch an soziale Gerech- tigkeit verletzen und ihm widersprechen. Studierenden aus einkommensreichen Elternhäusern ein genauso ho- hes Studierendengrundeinkommen zu überweisen wie Studierenden aus einkommensarmen Familien, wäre un- gerecht und nicht zielgenau. Das trägt nicht zur sozialen Öffnung der Hochschulen bei! Chancengerechtigkeit geht vor völliger Elternunabhängigkeit! Das neue grüne Zwei-Säulen-Modell leistet einen ent- scheidenden Beitrag zur dringend notwendigen sozialen Öffnung unserer Hochschulen. Die neue Studienfinan- zierung erfordert eine ambitionierte Reform, die zu- gleich politisch umsetzbar und gut vermittelbar wäre. Dafür werden wir streiten. A d f n d n s e D d a A u k f W M e z g E G d o t f c g d 6 u n w j 1 f w z S m s d r n p ü (C (D nlage 10 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Marco Bülow (SPD) zur Ab- stimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Förderung von Biokraftstoffen (217. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 6) Im Rahmen der Verhandlungen zum Gesetz zur Än- erung der Förderung von Biokraftstoffen habe ich mich ür eine Steuerbefreiung des im öffentlichen Personen- ahverkehr einschließlich Schienennahverkehr verwen- eten Biodiesels eingesetzt. Diese Maßnahme hätte ei- en wichtigen Beitrag zum Klimaschutz bedeutet – chließlich führt Biodiesel aus deutscher Produktion zu iner CO2-Reduktion von 45 Prozent gegenüber fossilem iesel. Weiterhin hätten von dieser Maßnahme nicht nur ie Verkehrsbetriebe der Kommunen profitiert, sondern uch die Landwirte und Biodieselproduzenten vor Ort. ußerdem wäre dies ein sinnvoller Beitrag zur Stärkung nd für den Aufbau regionaler nachhaltiger Wirtschafts- reisläufe gewesen. Ich habe das Ziel verfolgt, den Kraftstoff E 10 als reiwilliges Angebot einzuführen. Hierdurch wäre der ettbewerb auf dem Mineralölmarkt zugunsten von illionen Autofahrern gestärkt worden. Denn E 10 ist in qualitativ hochwertiger Kraftstoff, der im Vergleich u den Premiumsorten der großen Mineralölkonzerne ünstiger angeboten werden kann. Bei einer freiwilligen inführung hätte zudem jeder Fahrzeughalter auf der rundlage der Angaben des Herstellers selbst entschei- en können, ob er E 10 tankt oder auch nicht. Des Weiteren halte ich die im Gesetz enthaltene Ver- rdnungsermächtigung zur Zulassung des Co-Hydro- reating-Verfahrens ohne Zustimmung des Bundestages ür äußerst problematisch. Hierdurch droht eine mögli- herweise grenzenlose Wettbewerbsverzerrung zuun- unsten des mittelständischen Mineralölhandels. Denn ie ab 1. Januar 2010 vorgesehene Gesamtquote von ,25 Prozent kann ohne das Inverkehrbringen von E 10 nd die gleichzeitige Möglichkeit des Co-Hydrotreatings ur noch von den großen Mineralölkonzernen erfüllt erden. Auf die mittelständischen Firmen kämen hingegen ährliche Ausgleichszahlungen in Höhe von mindestens 00 Millionen Euro zu. Da diese Belastungen nicht ein- ach auf die Kunden umgelegt werden können, wäre ein irtschaftliches Arbeiten nicht mehr möglich. Ich werde mich in den nächsten Wochen dafür einset- en, dass der im Entschließungsantrag zum Gesetz von PD und Union formulierte Wille, die Verordnungser- ächtigung unter Parlamentsvorbehalt zu stellen, umge- etzt wird. Für all die genannten Vorschläge habe ich innerhalb er Koalition keine mehrheitliche Unterstützung erfah- en. Jedoch erachte ich die Bemühungen hinsichtlich ei- er Nachhaltigkeitsverordnung als notwendig und sehr ositiv. Deshalb enthalte ich mich bei der Abstimmung ber dieses Gesetz der Stimme. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 23841 (A) ) (B) ) Anlage 11 Berichtigung zu der Beschlussempfehlung des Innenaus- schusses auf Drucksache 16/12711 zu dem Ent- wurf eines Gesetzes zur Anordnung des Zensus 2011 sowie zur Änderung von Statistikgesetzen (Zusatztagesordnungspunkt 16) 1) Der Einleitungssatz lautet: „Der Bundestag hat mit Zustimmung des Bundesrates das folgende Gesetz beschlossen:“ 2) Die in Nummer 5 und Nummer 10 des Änderungs- antrages enthaltenen Änderungen der Überschriften der §§ 8 und 17 gelten auch für die Inhaltsübersicht zu Artikel 1 und lauten somit in deren Abschnitt 2 „§ 8 Erhebungen an Anschriften mit Sonderberei- chen“ und in Abschnitt 4 „§ 17 Bewertung der Quali- tät der Zensusergebnisse“. 3) Die Überschrift des neuen § 25 lautet „Finanzzuwei- sung“ und ist ebenfalls in die Inhaltsübersicht bei Abschnitt 6 als „§ 25 Finanzzuweisung“ aufzuneh- men. Anlage 12 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 857. Sitzung am 3. April 2009 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zur Änderung truppenzollrechtlicher Vor- schriften und anderer Vorschriften (Truppenzoll- rechtsänderungsgesetz) – Gesetz zur Fortführung der Gesetzeslage 2006 bei der Entfernungspauschale – Gesetz zur weiteren Stabilisierung des Finanz- marktes (Finanzmarktstabilisierungsergänzungs- gesetz – FMStErgG) – Viertes Gesetz zur Änderung des Allgemeinen Eisenbahngesetzes – Gesetz zu dem Abkommen vom 15. Oktober 2004 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sozialistischen Libysch-Arabischen Volks- Dschamahirija über die Förderung und den ge- genseitigen Schutz von Kapitalanlagen – Gesetz zu dem Abkommen vom 13. November 2007 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Haschemitischen Königreich Jordanien über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen – Gesetz zur Modernisierung des Bilanzrechts (Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz – BilMoG) te d S n z m S z (C (D Der Abgeordnete Dieter Grasedieck hat darum gebe- n, bei dem Entwurf eines … Gesetzes zur Änderung es Gesetzes zur Vermeidung und Bewältigung von chwangerschaftskonflikten auf Drucksache 16/11347 achträglich in die Liste der Antragsteller aufgenommen u werden. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 atz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung u den nachstehenden Vorlagen absieht: Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2009 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 06 15 Titel 681 12 – Leistungen nach dem Heimkehrerentschädigungs- gesetz – bis zu einer Höhe von 5,07 Mio. Euro – Drucksachen 16/12263, 16/12357 Nr. 1.3 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2009 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine außerplan- mäßige Ausgabe bei Kapitel 08 02 Titel 532 01 – Kosten im Zusammenhang mit dem Erwerb der authentos GmbH (Bundesdruckerei) – bis zur Höhe von 4,8 Mio. Euro – Drucksachen 16/12478, 16/12524 Nr. 4 – Ausschuss für Wirtschaft und Technologie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über ihre Exportpolitik für konventionelle Rüstungsgüter im Jahre 2004 (Rüstungs- exportbericht 2004) – Drucksache 16/507 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über ihre Exportpolitik für konventionelle Rüstungsgüter im Jahre 2005 (Rüstungs- exportbericht 2005) – Drucksache 16/3730 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über ihre Exportpolitik für konventionelle Rüstungsgüter im Jahre 2006 (Rüstungs- exportbericht 2006) – Drucksache 16/8855 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Siebzehntes Hauptgutachten der Monopolkommission 2006/2007 – Drucksachen 16/10140, 16/10398 Nr. 1.1 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die stärkere Verzahnung von Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit mit dem Ansatz der Exportunterstützung für Erneuerbare Energien – Drucksachen 16/10476, 16/10949 Nr. 3 – 23842 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 218. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2009 (A) (C) (B) (D) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Neunter Bericht der Bundesregierung über die Aktivi- täten des Gemeinsamen Fonds für Rohstoffe und der einzelnen Rohstoffabkommen – Drucksachen 16/10760, 16/10949 Nr. 10 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahresgutachten 2008/09 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung – Drucksache 16/10985 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Sondergutachten der Monopolkommission gemäß § 62 Abs. 1 des Energiewirtschaftsgesetzes Strom und Gas 2007: Wettbewerbsdefizite und zöger- liche Regulierung – Drucksache 16/7087 – Stellungnahme der Bundesregierung – Drucksachen 16/11366, 16/11478 Nr. 1.5 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Siebzehntes Hauptgutachten der Monopolkommission 2006/2007 – Drucksache 16/10140 – Stellungnahme der Bundesregierung – Drucksachen 16/11558, 16/11718 Nr. 1.8 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahreswirtschaftsbericht 2009 der Bundesregierung Konjunkturgerechte Wachstumspolitik – Drucksache 16/11650 – Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Entwicklung und Wiederaufbau Afghanistans – Drucksachen 16/10477, 16/10949 Nr. 4. – 91, 1 0, T 218. Sitzung Berlin, Freitag, den 24. April 2009 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1621800000

Einen wunderschönen guten Morgen! Ich begrüße Sie

alle ganz herzlich. Nehmen Sie bitte Platz. Die Sitzung
ist eröffnet.

Ich darf Ihnen vor Eintritt in unsere Tagesordnung
mitteilen, dass sich der Ältestenrat in seiner gestrigen
Sitzung darauf verständigt hat, wegen des gesetzlichen
Feiertags am Freitag, dem 1. Mai 2009, an dem wir
nichts ändern wollen, die Frist für die Einreichung der
Fragen zur mündlichen Beantwortung in der Sitzungs-
woche vom 4. Mai 2009 auf Donnerstag, den 30. April
2009, 10 Uhr, vorzuziehen. Wegen der verkürzten Sit-
zungswoche soll die Fragestunde auf eine Stunde ver-
kürzt werden.

Außerdem gibt es noch eine nachträgliche Ausschuss-
überweisung. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung
zu dem Internationalen Übereinkommen vom 20. De-
zember 2006 zum Schutz aller Personen vor dem Ver-
schwindenlassen auf Drucksache 16/12592 soll zusätz-
lich dem Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre
Hilfe zur Mitberatung überwiesen werden.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Kann man den Titel noch einmal hören?)


– Nachdem ich gestern ausdrücklich zugesagt habe, dass
e
E

Redet
ich für begründete Auskunftsersuchen immer gerne zur
Verfügung stehe, will ich dem gerne folgen, zumal ich
die Verblüffung teile, die offenkundig auch im Plenum
entstanden ist: Es handelt sich um ein Internationales
Übereinkommen vom 20. Dezember 2006 zum Schutz
aller Personen vor dem Verschwindenlassen.


(Heiterkeit)


– Das ist vor allen Dingen für Oppositionsaktivitäten si-
cher ein dankbarer Gegenstand, Herr Kollege
Westerwelle.


(Heiterkeit)


Jedenfalls scheint es keinen ernsthaften W
gegen die Absicht zu geben, diese bedeuten
an den genannten Ausschuss zur Mitberatun
weisen. – Dann darf ich dazu Einvernehmen f

(C (D ung 24. April 2009 1 Uhr Ich rufe nun den Zusatzpunkt 10 auf: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über genetische Untersuchungen bei Menschen – Drucksachen 16/10532, 16/10582 – – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Birgitt Bender, Volker Beck Markus Kurth, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über genetische Untersuchungen bei Menschen (Gendiagnostikgesetz – GenDG)

– Drucksache 16/3233 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Gesundheit (14. Ausschuss)


– Drucksache 16/12713 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Carola Reimann

Zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung liegen
in Entschließungsantrag der Fraktion der FDP und ein
ntschließungsantrag der Fraktion Die Linke sowie zwei

ext
Entschließungsanträge der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
nächst der Bundesministerin Ulla Schmidt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1621800100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das

esetz hat eine sehr lange Vorgeschichte.
hn Jahren diskutieren wir hier. Das zeigt,
ie Debatten waren. Das zeigt aber auch,

es ist, eine gesetzliche Regelung zu fin-
iderstand
de Vorlage
g zu über-
eststellen.

Gendiagnostikg
Seit mehr als ze
wie schwierig d
wie schwierig






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt
den, mit der wir wirklich allen Bedürfnissen und allen
Wünschen gerecht werden; denn es geht um den Schutz
des Persönlichkeitsrechts eines jeden einzelnen Men-
schen.

Ich bin mir darüber bewusst, dass das Gesetz, das wir
heute verabschieden, noch immer nicht jedem einzelnen
Wunsch gerecht wird. Es werden aber erstmals Regelun-
gen für die Untersuchung genetischer Eigenschaften
und für den Umgang mit den Ergebnissen dieser Unter-
suchung getroffen. Das ist wichtig, weil es sich um Un-
tersuchungen handelt, mit denen für die Gesundheit be-
deutsame genetische Eigenschaften festgestellt werden
können. Zum Beispiel kann ermittelt werden, ob jemand
die Disposition hat, an Mukoviszidose zu erkranken,
oder ob jemand genetisch vorbelastet ist und daher dem
Risiko ausgesetzt ist, an Brustkrebs zu erkranken. Es
sind aber auch Erkrankungen durch Chromosomenstö-
rungen wie das Downsyndrom zu nennen. Dies allein
zeigt, wie wichtig und wie sensibel jede gesetzliche Re-
gelung ist. Erkenntnisse aus solchen Untersuchungen
können das Leben der Menschen nämlich ganz massiv
beeinträchtigen. Sie können Eltern vor ganz schwierige
Entscheidungen stellen.

Wir wollen mit dem Gesetz verhindern, dass diese
sensiblen genetischen Daten missbraucht werden und
dass Menschen aufgrund ihrer genetischen Eigenschaf-
ten diskriminiert werden. Diese Gefahr ist bis heute ge-
geben, weil entsprechende Regelungen fehlen. Experten
gehen davon aus, dass auch in Zukunft weitere Erkran-
kungen mittels genetischer Tests erkannt werden kön-
nen. Das Gesetz schafft deshalb einen Rahmen und legt
hohe Anforderungen fest.

Weil es um die Besonderheit genetischer Daten geht,
müssen wir Regelungen darüber treffen, wie das Recht
des Einzelnen auf Wissen, aber auch das Recht des Ein-
zelnen auf Nichtwissen gesetzlich verankert wird. Das
Recht auf Nichtwissen bedeutet, dass niemand gegen
seinen Willen von seinen genetischen Eigenschaften er-
fährt und dass dadurch seine Lebensqualität möglicher-
weise beeinträchtigt wird. Bei dem Recht auf Nichtwis-
sen geht es nicht nur darum, dieses Recht vor einer
genetischen Untersuchung wahrnehmen zu können, son-
dern auch darum, sich nach Durchführung einer geneti-
schen Untersuchung entscheiden zu können, ob man die
Untersuchungsergebnisse nicht wissen und eine Einwil-
ligung widerrufen will, und damit auch klar ist, dass die
jeweiligen Proben vernichtet werden müssen.

Zum Schutz der Patientinnen und Patienten, um die es
im Gesundheitsbereich geht, haben wir für diese Unter-
suchungen einen ganz strikten Arztvorbehalt festge-
schrieben. Genetische Untersuchungen dürfen nur von
dazu qualifizierten Frauen und Männern durchgeführt
werden. Ganz besonders wichtig ist, dass vor einer gene-
tischen Untersuchung sowohl eine umfassende Informa-
tion als auch eine umfassende Beratung stattfinden, und
zwar auch darüber, welche Erkenntnisse gefunden wer-
den können, darüber, welche Aussagequalität diese Er-
kenntnisse haben, und darüber, ob der Mensch durch ei-
genes Verhalten etwas ändern kann, wenn er die
Untersuchungsergebnisse kennt.

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(C (D Wir wollen, dass den Patienten bei genetischen diagostischen Untersuchungen eine Beratung angeboten ird und dass bei allen pränatalen genetischen Untersu hungen eine Beratung verpflichtend ist. Wir halten iese Informationsund Beratungspflicht für eine Voaussetzung dafür, dass das Recht auf informationelle elbstbestimmung überhaupt erst wahrgenommen weren kann. Nur derjenige, der weiß, was eine bestimmte ntersuchung für ihn selber bedeuten kann, nur derjeige, der weiß, dass er mit den Untersuchungsergebnisen in seinem Leben eventuell überhaupt nichts ändern ann, nur derjenige, der weiß, dass viele dieser Untersuhungen überhaupt keine Auskunft darüber geben, ob in Fall tatsächlich eintritt, ist in der Lage, zu entscheien, ob er eine solche Untersuchung durchführen lassen ill oder nicht. Das Gesetz legt auch erstmals strenge Anforderungen ür pränatale genetische Untersuchungen fest. Nach angen Diskussionen ist ein Verbot von pränatalen geneischen Untersuchungen eingeführt worden, die sich auf pätmanifestierende Krankheiten beziehen. Dem ging in über viele Monate schwelender Streit voraus. Ich glaube, dass wir mit dem gefundenen Komproiss sehr gut leben können. Denn dem Recht der Eltern uf Wissen steht das Recht eines ungeborenen Kindes uf Nichtwissen gegenüber. Dies wird im Gesetz veranert. Die Frage, wie ein Leben verlaufen würde – je achdem, welche Erkenntnisse über Erkrankungen voriegen, auch wenn sie vielleicht nicht eintreten –, rechtertigt es, das Recht der Eltern auf Wissen einzuschränen, weil es auch ein Recht auf Nichtwissen gibt. Ich weiß, dass sich daraus Probleme ergeben können nd dass es durchaus unterschiedliche Auffassungen ibt. Aber ich bin der Ansicht, dass wir einen Komproiss gefunden haben, mit dem der Deutsche Bundestag ut leben kann. Wir werden sehen, welche Auswirkunen sich in der Praxis ergeben. Dieser Kompromiss hat edenfalls eine Mehrheit gefunden. Ich möchte noch auf drei Regelungen eingehen, die enetische Untersuchungen betreffen. Die erste betrifft die Feststellung der Abstammung eies Kindes. Es wird eindeutig geregelt, dass genetische ntersuchungen nur dann zulässig sind, wenn die Persoen, von denen eine genetische Probe untersucht werden oll, in die Untersuchung eingewilligt haben. Das ist ein lares Verbot der heimlichen Abstammungsuntersuhung. Zweitens wird klar geregelt, dass genetische Untersuhungen auf Verlangen des Arbeitgebers grundsätzlich erboten sind. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


er Arbeitgeber darf Ergebnisse einer genetischen Un-
ersuchung weder erfragen noch entgegennehmen oder
ar verwenden. Ich halte das für eine sehr wichtige Re-
elung zum Schutz der Arbeitnehmer und Arbeitnehme-






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt
rinnen. Auch hier wird eindeutig festgelegt, dass sich das
Recht auf Wissen auf die betreffende Person beschränkt
und dass niemand das Recht auf Wissen über die geneti-
sche Disposition eines anderen hat.

Bisherige Vorsorgeuntersuchungen auf freiwilliger
Basis zum Schutz der Beschäftigten werden aber auch
weiterhin möglich sein, und zwar dann, wenn bestimmte
genetisch bedingte Krankheitsrisiken bei Beschäftigten
in hochsensiblen Bereichen der chemischen Industrie ge-
geben sind, wenn zum Beispiel eine Staubexposition zu
schweren Erkrankungen führen könnte. Das dient dem
Arbeitsschutz, also dem Schutz der Beschäftigten. Diese
Untersuchungen sind wie bisher nur auf freiwilliger Ba-
sis möglich.

Die dritte Regelung betrifft die Versicherungsunter-
nehmen. Versicherungsunternehmen dürfen grundsätz-
lich keine genetischen Daten verlangen. Sie dürfen vor
Abschluss eines Versicherungsvertrages weder die
Durchführung einer genetischen Untersuchung noch
Auskünfte über bereits durchgeführte Untersuchungen
verlangen, und sie dürfen entsprechende Daten nicht
verwerten. Das Verbot, Auskünfte über genetische Er-
kenntnisse zu verlangen, gilt auch nach Abschluss eines
Versicherungsvertrags. Denn sonst könnte Versicherten
der Anreiz geboten werden, durch entsprechende Aus-
künfte zu einer Prämienreduktion zu kommen.

In allen drei Bereichen sind Verbote genetischer
Untersuchungen vorgesehen. Allerdings ist nach langen
Debatten, in denen klar war, dass Daten über Vorerkran-
kungen, die bei einem Versicherungsabschluss bereits
jetzt angegeben werden müssen, auch weiterhin anzuge-
ben sind, ein weiterer Kompromiss gefunden worden:
Wenn jemand eine genetische Untersuchung durchge-
führt hat und zum Beispiel Erkenntnisse über die Dispo-
sition vorliegen, an Chorea Huntington zu erkranken,
dann muss er, wenn er einen besonders hohen Versiche-
rungsvertrag mit einer Versicherungssumme von über
300 000 Euro abschließt, diese Erkenntnisse angeben.
Aber er darf nicht, um einen Vertrag mit einer solchen
Versicherungssumme abzuschließen, zu einer geneti-
schen Untersuchung herangezogen werden; das darf von
ihm nicht verlangt werden. Nach langen Diskussionen
ist es gelungen, Missbrauch in diesem Bereich auszu-
schließen.

Es handelt sich um ein schwieriges Gesetz. Aber ich
bin sehr froh, dass wir das Ganze, nachdem wir darüber
über drei Legislaturperioden diskutiert haben, heute zu
einem Abschluss bringen. Es geht hier nicht um Daten
und Informationen gewohnter Art. Es geht um sehr per-
sönliche Daten. Es geht um Daten, die alles umfassen,
was uns als Menschen ausmacht. Es geht aber auch um
Daten, die nicht nur den Einzelnen, sondern auch seine
Familie betreffen. Hier bedürfen Eingriffe, Wissen und
Testergebnisse besonderer Legitimation. Ich bin davon
überzeugt: Das Gesetz trägt dem Rechnung. Deutsch-
land ist damit in dieser Frage einen ganz entscheidenden
Schritt weitergekommen.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D Das Wort erhält der Kollege Heinz Lanfermann für ie FDP-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Die Beratungen über den Entwurf eines Gendiagnoskgesetzes haben die große Spanne der Erwartungen idergespiegelt, die das Wort „Gentechnik“ bei den enschen auslöst. Es gibt die Furcht vor dem gläsernen enschen ebenso wie die große Hoffnung, den Schlüs el zur Heilung vieler und schwerster Krankheiten enteckt zu haben. In der Diskussion über Chancen und isiken des medizinischen Fortschritts sind Augenaß und eine ruhige Betrachtung angesagt. Deswegen öchte ich zunächst einige Grundsätze aufführen, die ür die FDP-Fraktion von großer Bedeutung sind. Genetische Informationen sind in der Tat mit allerrößter Sorgfalt zu behandeln, schon deshalb, weil sie auerhaft Gültigkeit haben und sich daraus sogar Ausagen über andere Personen – wegen der Abstammung – bleiten lassen. Sie haben oft auch gravierende Auswirungen auf die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen. ine umfassende Aufklärung der Betroffenen ist sicher ich unerlässlich. Durch qualifizierte Beratung ist sicherustellen, dass Menschen nicht unvorbereitet mit den rgebnissen gendiagnostischer Untersuchungen kon rontiert oder mit ihnen allein gelassen werden. Es gilt udem, effektiv zu vermeiden, dass sozialer oder andereitiger Druck auf Personen ausgeübt wird, gendiagnos ische Untersuchungen an sich selbst oder an ihren Kinern vornehmen zu lassen. Ebenso selbstverständlich ist s, dass es keine Benachteiligung aufgrund genetischer igenschaften geben darf und das Recht auf informatioelle Selbstbestimmung gewahrt bleiben muss. Weil es angesichts dieser Voraussetzungen grundsätzich richtig ist, einen gesetzlichen Rahmen für genetiche Untersuchungen zu schaffen – endlich! –, und der esetzentwurf den genannten Anforderungen gerecht zu erden versucht, tragen wir seine Ziele vom Grundsatz er selbstverständlich mit. Allerdings – auch das gehört zu dieser Debatte – hat ie Befassung mit diesem Thema gezeigt, dass sich die oalitionsfraktionen oder zumindest sehr viele ihrer Abeordneten aus manchen grundsätzlichen Vorbehalten nd Ängsten nicht haben lösen können und deshalb der efahr erlegen sind, auch dort Regelungen zu treffen, o dies nicht nur nicht nötig, sondern wohl auch nicht innvoll ist. Im Gesetzentwurf wird grundsätzlich davon ausgeangen, dass allen genetischen Untersuchungen und deen Ergebnissen sozusagen eine Sonderstellung zugeiesen wird. Es ist aber zu beachten, dass diagnostische entests genauso wie jedes andere diagnostische Verfah en zunächst einmal lediglich Auskunft über eine aktuelle iagnose oder/und Informationen über eine bessere Beandlung geben. Dagegen ermöglichen prädiktive Genests, mit denen man sozusagen versucht, in die Zukunft Heinz Lanfermann zu schauen, Aussagen darüber, ob ein Mensch ein – mathematisch oft schwierig zu bezifferndes – Risiko in sich trägt, in Zukunft Symptome einer genetisch bedingten Krankheit zu entwickeln. Deshalb ist es meines Erachtens nicht richtig, dass alle Gentests – unabhängig davon, ob diagnostisch oder präventiv – in fast allen Fällen gleich behandelt werden. Im Ergebnis führt dies nämlich zur Erschwerung zielgenauer medizinischer Behandlung, und es führt auch zu Wertungswidersprüchen. Sie müssen auch erkennen, dass es eine weitere Folge dieses Grundfehlers ist, dass sinnvolle Untersuchungen durch die getroffenen Regelungen so stark reglementiert werden, dass sie am Ende weniger häufig durchgeführt werden; jedenfalls besteht die große Gefahr. Bedenken Sie das Neugeborenen-Screening, das von allen Beteiligten als äußerst wertvoll im Hinblick auf die Feststellung bestimmter Stoffwechselerkrankungen angesehen wird. Es wird routinemäßig eingesetzt, und zwar ohne Probleme. Es hat daher keinen Sinn, zu aufwendige Beratungsverfahren auch auf diesen Bereich zu übertragen. Die Tandem-Massenspektrometrie sollte deshalb nicht in das Gesetz einbezogen werden. Bei ihr werden nur phänotypische Stoffwechselprodukte gemessen, und es hat in dieser Hinsicht bisher keinerlei Probleme gegeben. Selbst in der Begründung des Gesetzentwurfs ist von Missbrauchspotenzial keine Rede. Wir sind auch trotz Ihrer Beteuerungen der Auffassung, dass durch das Gesetz die Arbeit der Hebammen eher erschwert wird. Dass das vorliegende Gesetz auch neue Probleme schafft, zeigt sich zum Beispiel an § 18. Frau Ministerin, Sie haben im Prinzip richtig dargestellt, wie die Regelung jetzt aussieht. Sie haben am Ende auch aufgezeigt, dass eine Regelungslücke bleibt. Sie selbst haben darauf hingewiesen: Es ist – auch rechtlich – richtig, dass ein Versicherungsnehmer, der zum Beispiel eine Lebensversicherung abschließt, die Pflicht hat, dass er das, was er weiß, offenbart, und zwar völlig unabhängig von der Methode, durch die dieses Wissen irgendwann einmal erworben worden ist. Auch wir haben versucht, eine Lösung zu finden. Ihr Vorschlag, bei einer Versicherungssumme von 300 000 Euro eine Grenze zu ziehen, löst jedenfalls den Wertungswiderspruch nicht auf. Man muss sehen, wohin dies in der Praxis führt. In Wirklichkeit steckt dahinter das Problem, dass Sie das Recht auf Wissen einerseits und das Recht auf Nichtwissen andererseits natürlich nicht in allen Fällen so zusammenführen können, dass es befriedigende Lösungen gibt. „Befriedigend“ heißt nicht etwa befriedigend im Sinne der Versicherungswirtschaft. Ihr macht das am Ende wohl nichts aus. Die von Ihnen geplante Regelung geht auf Kosten der anderen Versicherten, die beim Abschluss wahrheitsgemäß angeben, was sie wissen, und dadurch benachteiligt werden; denn diejenigen, die mit einer geringeren Versicherungssumme als 300 000 Euro abschließen und ihre entsprechenden Daten kennen, diese aber nicht angeben, haben tendenziell einen Vorteil. Diejenigen, die ihr Wissen treu und brav mitteilen, z g w b r G a c § r l h t h l d E m K g d m r s s g u u m d d a s w d e n z a d m s h n m – d w z I is (C (D ahlen also im Prinzip für diejenigen mit, die keine Anaben machen. Sie erlauben ihnen das bis zu einer geissen Grenze. Das wird sich in der Praxis noch als Prolem erweisen. (Beifall bei der FDP – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Man kann auch stückeln!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1621800200

(Beifall bei der FDP)

Heinz Lanfermann (FDP):
Rede ID: ID1621800300




(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


Sie haben es im Übrigen auch nicht geschafft, zu klä-
en, ob man durch Stückelung im Endergebnis über die
esamtsumme hinauskommen kann oder nicht. Das geht

us dem Gesetz nicht eindeutig hervor, obwohl eine sol-
he Klärung sinnvoll gewesen wäre.

Ich weise auch auf das Problem hin, das sich aus
17 Abs. 8 dieses Gesetzes ergibt. Diese Vorschrift

egelt in Verfahren der Auslandsvertretungen und Aus-
änderbehörden zum Familiennachzug nach dem Aufent-
altsgesetz die Klärung der Abstammung durch gene-
ische Untersuchungen. Das ist durch die Problematik
ervorgerufen, dass man manchen Urkunden offensicht-
ich nicht traut. Tatsächlich haben Sie in dem Bereich
es Familiennachzugs das Recht, das Sie sonst jedem
inzelnen selbstverständlich zugestehen – nämlich dass
an sein Einverständnis braucht –, ganz locker außer
raft gesetzt. Das ist auf großen Widerstand im Hause
estoßen. Aber die Koalition will das mit ihrer Mehrheit
urchsetzen. Wir sind der Sache schon früher im Rah-
en einer Kleinen Anfrage nachgegangen. Die Bundes-

egierung hält sich da sehr zurück, offensichtlich um
ich das Leben leicht zu machen. Die Bundesregierung
elber geht mit den gewonnenen Daten hingegen sehr
roßzügig um und verwendet die gesamten Ergebnisse
nd Proben, was auf anderen Gebieten, die dieses Gesetz
mfasst, völlig undenkbar wäre.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


Ich will zum Schluss ein Wort zu der großen Proble-
atik des § 15 Abs. 2 dieses Gesetzes sagen. Sie sagen,

as Recht auf Nichtwissen des Kindes habe Vorrang und
eswegen sei das ansonsten bestehende Recht der Eltern
uf Wissen auszuschließen. Sie kommen um die Auflö-
ung des Wertungswiderspruchs nicht herum; denn Sie
issen genau: Bei den Tests, bei denen es zum Beispiel
arum geht, zu klären, welche Behinderung vorliegt,
xistiert das Recht der Eltern auf Wissen. Sie können
icht ausschließen, dass Eltern daraus Konsequenzen
iehen, die einem nicht immer lieb sein können.

Ich weiß um die gute Absicht. Ich weiß natürlich
uch, warum die Unionsfraktion dieses Thema so behan-
elt hat, und ich habe dafür volles Verständnis. Sie neh-
en hier eine künstliche Unterscheidung vor, indem Sie

agen: Bei ganz wenigen Krankheiten, die, wenn über-
aupt, dann sehr spät auftreten, verhindern wir das; wir
ehmen den Eltern an dieser Stelle ihr Recht. Die nor-
ale Bestimmung nach § 15 Abs. 1 dieses Gesetzes
dass solche Tests nach entsprechender Aufklärung,

ann natürlich mit Einwilligung der Mutter, gemacht
erden können – schließen Sie hier in einem ganz spe-

iellen Falle aus. Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen:
ch weiß nicht, ob das nicht ein bisschen Symbolpolitik
t.






(A) )



(B)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1621800400

Herr Kollege, eine ganz unsymbolische Aufforderung

von mir.


Heinz Lanfermann (FDP):
Rede ID: ID1621800500

Ich komme sofort zum Schluss. Ich möchte nur noch

den Gedanken zu Ende bringen.

Wenn Sie wirklich glauben, mit dieser Formulierung
im Gesetzestext sicherstellen zu können, dass solche
Tests nur zu diesem Zweck angefertigt werden, dann
könnten Sie recht behalten. Ich bin aber nicht sicher, ob
diese Unterscheidung in der Praxis Bestand haben wird.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1621800600

Annette Widmann-Mauz ist die nächste Rednerin für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1621800700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

vorliegende Entwurf eines Gendiagnostikgesetzes ist ge-
prägt von einem Grundwert der Union, nämlich von
Freiheit. Sie findet ihren Ausdruck in der Verantwortung
vor dem Leben und für das Leben.

Mit diesem Gesetz sorgen wir für eine hohe Qualität
und Sicherheit bei der Durchführung von genetischen
Tests. Dieses Gesetz schützt vor Diskriminierung auf-
grund von genetischen Dispositionen. Genetische Tests
sollen und dürfen nur vom Arzt und nur nach vorheriger
Einwilligung durchgeführt werden.

Heute bringt die Politik endlich Regelungen für ge-
netische Untersuchungen von Menschen auf den Weg.
Wir haben lange und auch konstruktive Beratungen in
der Koalition, im Ausschuss mit vielen Wissenschaftle-
rinnen und Wissenschaftlern und Experten geführt, und
wir haben ein in der Breite akzeptiertes Gesetz erarbei-
tet. Das hat die Vorgängerregierung in sieben Jahren
nicht geschafft.


(Elke Ferner [SPD]: Und deren Vorgängerregierung hat es in 16 Jahren nicht geschafft!)


Dieses Gesetz umfasst eine sehr große Bandbreite an
Untersuchungen. Sie reicht von Vaterschaftstests über
Tests in der Arbeitswelt, die dort etablierte Diagnosever-
fahren betreffen, über Ultraschalluntersuchungen bei
Schwangeren auf mögliche Fehlbildungen beim ungebo-
renen Kind bis hin zu Gentests, die Wahrscheinlichkeits-
aussagen zu einer vielleicht später einmal auftretenden
bestimmten Erkrankung zulassen. Diese neuen und im-
mer vielfältigeren Erkenntnisse, die durch die Gen-
diagnostik gewonnen werden können, bedeuten für uns
eine große medizinische und ethische Verantwortung.
Dieser Verantwortung müssen wir mit diesem Gesetz ge-
recht werden.

Das Neue an der Gendiagnostik ist, dass nicht nur
vorhandene Erkrankungen, sondern auch Veranlagungen

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(C (D nd Wahrscheinlichkeiten, bestimmte Erkrankungen zu ekommen, untersucht und festgestellt werden können. s geht hier nicht immer nur um Tatsachen, sondern uch um Wahrscheinlichkeiten. Deshalb müssen wir hier it besonderem Bedacht vorgehen. Wenn wir es mit der nantastbarkeit der Würde des Menschen ernst meinen, üssen wir den Menschen für den Bereich der Gen iagnostik ein besonders hohes Schutzniveau zukommen assen. Die Grundlage unseres Handelns war und ist das hristliche Menschenbild; denn wir tragen Verantworung dafür, ob der Mensch auch künftig in seiner Einzigrtigkeit wahrgenommen und gesellschaftlich akzeptiert ird. Die Gendiagnostik konfrontiert uns in ganz besonerem Maße mit der Frage: Was ist normal? Unser Vertändnis vom Menschen ist, dass als normal die ganze ielfalt und auch die Unzulänglichkeit angesehen weren, die das Menschsein nun einmal ausmachen. Wir ollen nicht, dass immer mehr nur noch als Abweichung on der Norm angesehen wird; denn den perfekten, den ormierten Menschen aus dem Genkatalog gibt es nicht nd den darf es auch in Zukunft nicht geben. Wir wollen enschen nicht zu bloßen Risikofaktoren degradieren. Die Gendiagnostik bietet aber auch große Chancen, us den Erkenntnissen Therapien und Behandlungsanätze zu entwickeln und damit dazu beizutragen, zu helen und Leid zu mindern. Die Kernfrage ist, wie wir mit em Wissen um Diagnosen von Krankheiten, für die och nicht einmal Therapien zur Verfügung stehen, umehen. Wir müssen diejenigen, die vor der Frage stehen, b ihnen eine solche Untersuchung nützt oder nicht, unerstützen, nämlich durch qualifizierte Information, Auflärung und Beratung. Wir wollen, dass die Menschen in die Lage versetzt erden, sich für andere und für sich selbst ganz bewusst n diesen Entscheidungsprozess zu begeben und die onsequenzen der Entscheidung abzuschätzen. Auch ies gehört zu unserem Menschenbild. Es geht um die reiheit zum Handeln, aber eben auch um die Verantortung im Handeln, also darum, mit dieser Freiheit ver ntwortungsbewusst umzugehen. Deshalb setzt das Gesetz den Rahmen, in dem ein solhes verantwortungsbewusstes Handeln von allen Beteiigten möglich ist. Deshalb steht für die Durchführung on Tests ein Arztvorbehalt in diesem Gesetz. Das ist in Kernelement. Wir wollen mit dem Gesetz den Betroffenen einen hoen Schutz bei der zu treffenden Entscheidung bieten. eshalb ist es ganz wichtig, dass wir in diesem Gesetz uf der einen Seite das Recht auf Wissen, aber auf der nderen Seite auch das Recht auf Nichtwissen etablieen. Neben der Information und der Aufklärung halten wir ür diesen Schutz ein umfassendes Beratungskonzept ür erforderlich. Wir etablieren als wesentlichen Kern in abgestuftes Konzept mit verpflichtenden Angeboten. )


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz
Die Beratung ist deshalb so wichtig, weil sie den Einzel-
nen unterstützt. Was kann er durch solche Tests erfah-
ren? Er kann erfahren, dass er eine schwere Erkrankung
hat oder später an dieser Erkrankung leiden kann. Für
den Bereich der vorgeburtlichen Untersuchung bedeutet
das, dass die Eltern erfahren, ob ihr Kind behindert sein
wird oder nur behindert sein kann. Mit solchen Erkennt-
nissen müssen Menschen erst umgehen können; denn sie
können ihr gesamtes Leben und das der Familie beein-
flussen. Es geht um die familiäre Anlage zu Brustkrebs,
Trisomie 21, Chorea Huntington, was vielen als Veits-
tanz bekannt ist.

Wir brauchen eine umfassende Beratung; denn die
wenigsten dieser Erkrankungen sind heilbar, und die
Menschen gehen mit den Ergebnissen sehr unterschied-
lich um. Für die einen ist diese Erkenntnis, also das Wis-
sen, die Möglichkeit, ihr Leben daraufhin anders zu ge-
stalten. Für die anderen ist das Wissen eine unerträgliche
Last – eine Last, mit der sie nicht zurechtkommen. Sie
können das Wissen nicht verkraften und mit den Folgen
nicht umgehen. Deshalb enthält unser Beratungskonzept
auch konkrete Hinweise auf Hilfen und Unterstützung.
Das ist wichtig für die Menschen, die sich in diesen
schwierigen Situationen befinden.

Das Recht auf Wissen und auf Nichtwissen ist eines
der zentralen Elemente dieses Gesetzes und für den Be-
reich der vorgeburtlichen Tests nochmals differenziert zu
betrachten; denn hier geht es um das Leben von mindes-
tens zwei Menschen: das Leben des ungeborenen Kindes
und das Leben der Eltern. Wir wollen den umfassenden
Schutz des ungeborenen Lebens. Gott sei Dank empfin-
den die meisten Paare die Schwangerschaft und die Ge-
burt als ein positives, glückliches Ereignis. Deshalb darf
nicht jede Schwangerschaft zu einer Risikoschwanger-
schaft und nicht jede Risikoschwangerschaft gleich zu
einer Konfliktschwangerschaft erklärt werden.

Die Entwicklung der vorgeburtlichen Diagnostik
hat allerdings nicht immer zu einem positiven Erlebnis
für die Paare beigetragen. Es macht schon betroffen,
wenn solche weitreichenden Untersuchungen nur aus
haftungsrechtlichen Gründen oder deshalb, weil sie be-
sonders gut vergütet werden, routinemäßig fast jeder
Schwangeren angeboten und häufig auch ohne vorherige
Beratung durchgeführt werden. Dazu sind die Konse-
quenzen in diesem Bereich doch viel zu weitreichend.

Deshalb sind für den Bereich der vorgeburtlichen
Diagnostik die medizinische und die ethische Verant-
wortung so besonders groß. Schwangere haben einen
Anspruch auf Beratung. Es gibt jetzt die besondere Ver-
pflichtung des Untersuchers zu dieser Beratung. Im Rah-
men des anerkannten Rechts auf Wissen und auf Nicht-
wissen ermöglichen wir nur auf ausdrücklichen Wunsch
hin einen Beratungsverzicht.

Der Umgang mit vorgeburtlicher Diagnostik bei Tests
auf sich spät manifestierende Erkrankungen ist beson-
ders schwierig; wir haben darüber heute Vormittag schon
einiges gehört. Es handelt sich dabei um Erkrankungen,
die nach dem Erkenntnisstand der Wissenschaft erst im
Erwachsenenalter auftreten werden. Hier kollidiert das
Recht auf Wissen der Eltern mit dem Recht des ungebo-

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(C (D enen Menschen auf Nichtwissen. Dort haben wir eine anz besondere Verantwortung. Wenn wir wollen, dass Tests zum Beispiel bei nicht inwilligungsfähigen Minderjährigen, also bei behinderen Menschen, nur mit eindeutigem medizinischen Nuten für das Kind oder die Familie durchgeführt werden ürfen, muss das Kind im Mutterleib doch das gleiche chutzniveau haben. s ist nämlich auch nicht einwilligungsfähig, und ein edizinischer Nutzen ist zu diesem Zeitpunkt ebenfalls icht gegeben. In erster Linie geht es doch um sein Leen. Dieser Mensch muss erst einmal die Chance erhalen, selbst darüber zu entscheiden, ob er dieses Wissen aben will oder nicht. Deshalb handelt es sich beim Verbot dieser vorgeburtichen Tests nicht um eine Pflicht zum Nichtwissen der ltern. Vielmehr legen wir die Entscheidung über Wisen oder Nichtwissen in die Hände der Person, die in erser Linie davon betroffen sein wird. Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, im Laufe er Beratungen haben wir auch festgestellt, dass es bei er Anwendung genetischer Diagnostik in der Forchung weitergehenden Diskussionsbedarf gibt. Auch ie rasante Entwicklung bei den Biobanken zeigt, dass ir uns mit den Fragen des Datenschutzes und des Umangs mit entsprechendem Biomaterial eingehender bechäftigen müssen. Die Frage nach der Aufnahme eines eigenen Forchungsteils in das Gendiagnostikgesetz ist lange diskuiert worden. Sie ist aber auch klar zu beantworten. Hier andelt es sich um einen äußerst komplexen separaten ereich. Das Ganze ist ein weitaus größeres Feld. Desalb muss sorgfältig geprüft werden, an welchen Stellen ir erlauben, dass in der Forschung Privilegien in An pruch genommen werden, die nun einmal in Relation zu echten der Probanden und der Patienten stehen. Auch wir sehen Handlungsbedarf für die nächste Leislaturperiode. Wir wollen aber kein Hauruckverfahren ür diesen hochsensiblen Bereich. Auch hier gilt Sorgfalt or Schnelligkeit. Lassen Sie mich zum Ende allen Beteiligten – den olleginnen und Kollegen sowie den Mitarbeiterinnen nd Mitarbeitern in der Fraktion, in der Koalition, im undesgesundheitsministerium und hier im Parlament – ehr herzlich für die schwierigen, aber konstruktiven und m Ende erfolgreichen Gespräche und Beratungen danen. Wir haben heute einen wichtigen Schritt für die Menchen in unserem Land beim Umgang mit gendiagnostichen Verfahren zu beschließen. Ich würde mich freuen, enn Sie diesem Gesetzentwurf Ihre Zustimmung geben önnten. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1621800800

Nächster Redner ist der Kollege Frank Spieth für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621800900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Es ist in der Tat gut, dass die-
ses Gesetz jetzt nach langen, schweren Wehen endlich
kommt und der Umgang mit genetischen Untersuchun-
gen geregelt wird. Gegenwärtig kann man zwar noch re-
lativ wenige Krankheiten und Veranlagungen zu Krank-
heiten mit einem Gentest feststellen. In Zukunft wird es
aber mit Sicherheit Tausende von Testmöglichkeiten ge-
ben, die dann auch immer häufiger angewandt werden.

Als langjähriger Gewerkschaftssekretär, der mit
Krankheitsfällen in Betrieben Erfahrungen gesammelt
hat, weise ich darauf hin, dass diese Informationen für
Versicherungen, Arbeitgeber und andere von hohem In-
teresse sind.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie können nämlich Auskunft über Lebenserwartung
und Gesundheit der Versicherten und Arbeitnehmer ge-
ben. Genau darin liegt aber auch die Missbrauchs-
gefahr. Menschen mit den „falschen“ genetischen Ver-
anlagungen würden dann keine Versicherung und keinen
Arbeitsplatz mehr bekommen.

Eigentlich – das haben wir schon gehört – soll mit
diesem Gesetz der Missbrauch von Daten unterbunden
werden. Diese Intention ist auch allen Beteiligten abzu-
nehmen. Ich finde es schade – darauf wurde hingewie-
sen –, dass dieses Gesetz dennoch wieder Ausnahmere-
gelungen enthält.

Stellen Sie sich zum Beispiel folgende Situation vor:
Sie wollen eine private Krankenversicherung abschlie-
ßen und gehen zu einem Versicherungsvertreter, bei dem
Sie schon eine Lebensversicherung abgeschlossen ha-
ben. Plötzlich stellen Sie fest, dass Sie horrende Beiträge
zahlen sollen. Wie kommt es dazu? Die Versicherung
kannte selbstverständlich das Ergebnis eines Gentests
von Ihnen. Eigentlich soll genau das durch das Gesetz
verhindert werden. Aber es gibt die Ausnahmeregelung:
Sobald in einem Vertrag über eine Lebensversicherung
eine Versicherungssumme von 300 000 Euro oder
30 000 Euro Jahresrente überschritten wird, darf die Ver-
sicherung Ergebnisse von Gentests erfahren. Die Linke
sagt Nein zu diesen Ausnahmen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Gentests können zwar nur beim Abschluss von Le-
bensversicherungen und nicht beim Abschluss von pri-
vaten Krankenversicherungen verlangt werden. Wer aber
glaubt, dass zwischen der Abteilung Lebensversicherung
und der Abteilung Krankenversicherung desselben Un-
ternehmens kein Informationsaustausch stattfindet, der
ist mit dem Klammerbeutel gepudert.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


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(C (D est steht: Wenn eine Krankheit einmal bekannt ist, wird an Schwierigkeiten haben, eine adäquate Versicherung der einen Arbeitsplatz zu bekommen. Der Missbrauch erreicht selbstverständlich auch die erwandten. Wenn bei einer Untersuchung von Herrn eier eine Krankheit festgestellt wird, weiß die Versi herung sofort, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit auch errn Meiers Schwester, sein Sohn und seine Mutter be roffen sind. Das schlägt sich bei diesen dann in Form on Schwierigkeiten bei Vertragsabschlüssen nieder, der die Versicherung lehnt die Verträge gleich ganz ab. Ein weiteres Schlupfloch ist für Arbeitgeber vorgeseen – die Bundesregierung hat dieses Schlupfloch im esetz mit dem Arbeitsschutz begründet –: Bevor jeand in einem bestimmten Bereich eingestellt wird, in em er mit problematischen chemischen Stoffen zu tun at, kann der Arbeitgeber eine Genanalyse als Arbeitschutzmaßnahme verlangen. Per Rechtsverordnung kann iese Möglichkeit sogar auf viele Berufsfelder ausgeeitet werden, sodass auch in diesen Bereichen Gentests ei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gemacht erden dürfen. Das finde ich absurd. Hier wird der Arbeitsschutzgeanke geradezu auf den Kopf gestellt. Der Arbeitsschutz st doch nicht dafür da, zu untersuchen, welcher Arbeitehmer welche Giftstoffe am besten verträgt, damit er ntsprechend eingestellt werden kann. er Arbeitsschutz soll eigentlich sicherstellen, dass Areitnehmer erst gar nicht mit solchen Stoffen in Berühung kommen. (Beifall bei der LINKEN – Zuruf des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


(Beifall bei der LINKEN)


Ich kann Ihnen eine Menge Beispiele nennen. Ich weiß
icht, in Bezug auf welche Betriebe Sie sich mit diesen
ragen auseinandergesetzt haben. Ich sage Ihnen: Solche
robleme werden in der Zukunft massenhaft entstehen.
ch meine, der Arbeitsschutz hat vorrangig die Aufgabe,
lles zu tun, um zu gewährleisten, dass die Produktion
on Giftstoffen befreit wird, bzw. technische Maßnah-
en einzuführen, um die betroffenen Arbeitnehmer zu

chützen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Natürlich!)


ber genau das wird durch die vorgesehenen Maßnah-
en nicht erreicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Der technische Fortschritt wird dazu führen, dass im-
er mehr genetische Veranlagungen untersucht werden

önnen. Deshalb ist es wichtig, keine Schlupflöcher zu-
ulassen. So klein sie zunächst erscheinen mögen, inner-
alb weniger Jahre werden sämtliche genetischen Veran-
agungen nahezu aller Menschen bekannt sein.


(Mechthild Rawert [SPD]: Jetzt mal halblang! Geht es auch ein bisschen kleiner?)


ie Versicherungen und die Arbeitgeber müssen dazu
ur die jeweils bekannten Krankheiten und genetischen






(A) )



(B) )


Frank Spieth
Besonderheiten sowie die Verwandtschaftsverhältnisse
kombinieren. Dann haben wir endgültig den gläsernen
Menschen. Das mag zwar lang dauern, aber am Ende
wird dies genau diesen Effekt haben. Das ist das Pro-
blem.


(Beifall bei der LINKEN)


Das wird auch von vielen Sozialdemokraten so gesehen.

Insbesondere eine Regelung in Ihrem Gesetzentwurf
wird von der Linken kategorisch abgelehnt, und zwar die
diskriminierende Regelung bezüglich der in Deutschland
lebenden Ausländer, die ihre Familie nach Deutschland
holen wollen. Diese sollen zukünftig, wenn sie ihr Recht
auf Familiennachzug geltend machen wollen, im Rah-
men ihrer Mitwirkungspflicht mit einem Gentest die
Verwandtschaft zu ihren Angehörigen beweisen. Im
Ausschuss hat die Koalition diese Regelung damit ge-
rechtfertigt, dass diese Verfahren nur angewandt werden,
wenn keine oder unzuverlässige Papiere vorliegen. Ich
frage: Wer entscheidet darüber, ob die Papiere in Ord-
nung sind? Wer entscheidet, ob ein Gentest gefordert
wird? Die Ausländerbehörde. Man muss kein Prophet
sein, um voraussagen zu können, dass dieser angeblich
freiwillige Test dann sehr schnell zum Regelfall wird.
Der Behördenwillkür ist damit Tür und Tor geöffnet.
Das ist ein starkes Stück.


(Beifall bei der LINKEN)


Heimliche Vaterschaftstests werden, was zu begrüßen
ist, per Gesetz verboten, aber staatlich erzwungene Va-
terschaftstests bei Migranten werden quasi regelrecht ge-
fordert. Das ist aus meiner Sicht eine doppelte Moral
und nach unserer Auffassung sogar verfassungswidrig.


(Beifall bei der LINKEN)


In diesem Gesetzentwurf wird der Bereich der medizi-
nischen Forschung überhaupt nicht geregelt. Dies ist ein
riesiges Einfallstor für Missbrauch. Das wird nicht nur
von uns kritisiert, das sagen auch der Bundesrat und zahl-
reiche Koalitionsabgeordnete. Es gibt von immer mehr
Menschen genetische Proben in immer mehr Labors.
Diese Daten werden zunehmend elektronisch vernetzt.
Deshalb wäre in diesem Gesetzentwurf eine eindeutige
Regelung zu diesem Forschungsbereich erforderlich ge-
wesen. Darauf konnten Sie sich leider nicht verständigen.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Wir begrüßen
diesen Gesetzentwurf im Grundsatz.


(Zuruf von der FDP: Aha!)


Aber die Ausnahmeregelungen gehen uns eindeutig zu
weit.


(Beifall bei der LINKEN)


Deshalb werden wir diesem Gesetzentwurf nicht zustim-
men, sondern uns enthalten.


(Beifall bei der LINKEN – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber kraftvoll!)


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(C (D Das Wort erhält nun die Kollegin Priska Hinz für die raktion Bündnis 90/Die Grünen. Priska Hinz EN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1621801000
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Unser Ge-

etzentwurf ist schon vor zweieinhalb Jahren in den
undestag eingebracht worden. Nur deshalb hat sich die
oalition in dieser Wahlperiode bei diesem Thema auf
en Weg gemacht. Unser Gesetzentwurf ist trotz aller
eratungen, die Sie getätigt haben, immer noch der bes-

ere. Ich will Ihnen das an einzelnen Kritikpunkten und
nterscheidungen deutlich machen.

Zum Ersten ist Ihr Vorschlag Stückwerk, da die For-
chung völlig außen vor bleibt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


rau Widmann-Mauz, wir brauchen keine langen und
chwierigen Beratungen. Vielmehr brauchen wir Ent-
cheidungen.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Wir haben uns entschieden! Das ist etwas! Das haben Sie nicht hingekriegt!)


Zum Zweiten. Die Bundesregierung und mit ihr die
oalition sind vor der Versicherungswirtschaft einge-
nickt. Die Regelungen bieten nur eine scheinbare Si-
herheit für die Versicherten; denn die Versicherungs-
ummen, ab denen der Schutz nicht mehr greift, sind ein
infallstor für Forderungen nach einem weiteren Abbau
ieser Schutzrechte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ch war erstaunt, als ich eben gehört habe, dass die Viel-
alt und Freiheit des Einzelnen bei der CDU/CSU viel
ilt, das christliche Menschenbild aber anscheinend bei
00 000 Euro aufhört. Dies ist mir nicht ganz klar.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Zum Dritten. Auch die Regelungen für die Arbeits-
elt sind lückenhaft. Die größte Lücke klafft bei den
andesbeamtinnen und Landesbeamten. Diese werden
ämlich von dem im Gendiagnostikgesetz vorgesehenen
chutz völlig ausgeschlossen. Das ist insofern besonders
ikant, als der Fall der hessischen Lehrerin, die sich ge-
eigert hat, einen Gentest bezüglich Chorea Huntington
urchführen zu lassen, der Auslöser für die öffentliche
ebatte darüber war, dass wir ein solches Gesetz brau-

hen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zum Vierten. Bei den Regelungen im medizinischen
ereich – hier gibt es viele Übereinstimmungen in unse-

en Gesetzentwürfen– wird es zumindest eine deutliche
erschlechterung geben. Die Forderung, die auch der
undesrat erhoben hat, Hebammen weiterhin die Durch-

ührung des seit Jahren selbstverständlich durch sie vor-
enommenen Neugeborenen-Screenings zu ermögli-






(A) )



(B) )


Priska Hinz (Herborn)

chen, wurde abgelehnt. Wir befürchten, dass hier das
ausnahmslose Hochhalten des Arztvorbehalts auf dem
Rücken von Neugeborenen und deren Müttern ausgetra-
gen und das Berufsbild der Hebammen beschädigt wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Interessant ist, dass unsere Kritik vom Bundesrat ge-
tragen wird. Es ist ja nicht immer so, dass wir Grünen
und der Bundesrat übereinstimmen. Leider hat die Ko-
alition keine wesentlichen Kritikpunkte berücksichtigt.
Das Einzige, das jetzt noch in Ihren Gesetzentwurf auf-
genommen wurde – das ist positiv –, ist das Verbot von
vorgeburtlichen Untersuchungen auf sich spät manifes-
tierende Erkrankungen. Das halten wir ausdrücklich für
sinnvoll.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Da wir davon ausgehen müssen, dass die Koalition
heute den Gesetzentwurf der Bundesregierung verab-
schiedet und unserer leider nicht zum Tragen kommt, ha-
ben wir zwei Entschließungsanträge formuliert, um ex-
emplarisch deutlich zu machen, wo wir besonders
notwendigen Regelungsbedarf sehen. Das ist einmal der
Bereich der Abstammungsuntersuchung; das wurde
eben schon angeführt. Es ist richtig, dass im Gen-
diagnostikgesetz auch im Bereich der Abstammungsun-
tersuchungen das Prinzip der Freiwilligkeit gewährleis-
tet wird. Dieses Prinzip muss aber strikte Beachtung
finden.

Derzeit besteht das Problem, dass zumindest im Aus-
land genetische Untersuchungen verlangt werden, weil
die Behörden sagen: „Der Papiernachweis reicht uns
nicht aus“ oder „Die Papiere sind unvollständig.“ Des-
wegen muss zwar im Gesetz nichts neu geregelt werden.
Aber es muss durch Veränderung der Verwaltungsvor-
schriften klargestellt werden, dass die Maßgabe gilt: Das
Gendiagnostikgesetz ist auch im Ausland so anzuwen-
den, dass jede genetische Untersuchung zur Familienzu-
sammenführung auf Freiwilligkeit beruht. Hier darf kein
Zwang von solchen Personen ausgeübt werden, die auf
diese Weise ihre Vorliebe für Bürokratie ausleben wol-
len.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Entschließungsantrag zum Bereich Forschung
ist sehr viel umfassender. Er zeigt auf, warum der Ge-
setzentwurf der Koalition im Gegensatz zu unserem Vor-
schlag ein Torso ohne Arme und Beine bleibt. Einzig
und allein in der Regierung und der Koalition scheint das
Problembewusstsein für die Notwendigkeit gesetzlicher
Regelungen für diesen Bereich zu fehlen. Dabei stellen
die Forschung an menschlichen Körpermaterialien, der
Umgang mit Proben und Daten sowie der zunehmende
Aufbau von Biobanken und deren Vernetzung erhebliche
Herausforderungen für den Datenschutz und den Schutz
von Persönlichkeitsrechten dar.

Insbesondere die Union tut sich in diesem Punkt be-
sonders schwer.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Woher wollen Sie das wissen?)



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(C (D Ich weiß das, weil ich Gespräche geführt habe und bei eratungen dabei war. – Bei der SPD gab es in Sachen orschung Bewegung. Gerade die Forschungspolitikeinnen und Forschungspolitiker müssten ein Interesse aran haben, dass dieser Bereich geregelt wird. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE])


ur bei eindeutigen Regelungen werden die Patienten
der Probanden ihre Daten gerne und beruhigt an die
orschung weitergeben; denn dann wissen sie, was mit

hren Daten gemacht wird und dass diese geschützt sind.
nsonsten haben alle Menschen eher Bedenken, der
orschung ihre Daten zur Verfügung zu stellen. Das
chadet der Forschung insgesamt. Von daher ist es be-
enklich, dass Sie diesen Bereich völlig außen vor las-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE])


Wir haben in unserem Antrag einige Forderungen
ufgenommen, die ich hier nennen will. Wir wollen eine
mfassende Aufklärung, eine informierte Einwilligung,
ine Anonymisierung der Proben und Daten, Schutzre-
elungen für Nichteinwilligungsfähige; das sind nur ei-
ige Beispiele. Erstaunlicherweise haben bei der Anhö-
ung alle Sachverständigen – das gilt auch für die
ertreter des Bundesrates – mitgeteilt, dass sie diese Re-
elungen für notwendig erachten. In Schweden werden
iobanken bereits für Zwecke der Strafverfolgung of-

ensiv genutzt. Das zeigt deutlich, wo hier die Miss-
rauchsmöglichkeiten liegen.

Für die Wissenschaft kann sich dies als äußerst pro-
lematisch erweisen. Deswegen bitte ich Sie eindring-
ich und innig darum, unserem Gesetzentwurf und nicht
em der Koalition zuzustimmen.

Herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1621801100

Die Kollegin Carola Reimann ist die nächste Redne-

in für die SPD-Fraktion.


Dr. Carola Reimann (SPD):
Rede ID: ID1621801200

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Die heutige Lesung des Entwurfes eines Gendia-
nostikgesetzes ist der Schlusspunkt langjähriger inten-
iver Beratungen und Diskussionen.

Bereits 2002 hat die Enquete-Kommission „Recht
nd Ethik der modernen Medizin“ eine gesetzliche Re-
elung für Gentests gefordert. Seit der Entschlüsselung
es menschlichen Genoms erwarten wir auf dieser Basis
ine dynamische Entwicklung genetischer Tests auch zur
orhersage von Erkrankungen. Auch wenn bislang nur
inzelne Tests zur Verfügung stehen, muss man doch da-
on ausgehen, dass mit den Bestrebungen, die Sequen-
ierung des Genoms einzelner Patienten preiswerter und
amit massentauglich zu machen, zusätzliche Impulse
ür eine Weiterentwicklung in diesem Bereich bestehen.
arin liegen Chancen, aber auch Risiken.






(A) )



(B) )


Dr. Carola Reimann
Deshalb bin ich froh, dass wir nun – zugegeben, nach
langem Ringen – bei der Gendiagnostik zu einem guten
Ergebnis gekommen sind, das für den Schutz von hoch-
sensiblen Patientendaten einen Riesenschritt nach vorn
bedeutet. Ich denke, mit diesem Gesetz stellen wir eine
Balance her: Es verhindert mögliche Gefahren einer Dis-
kriminierung durch die Untersuchung genetischer Daten,
aber es wahrt auch die Chancen genetischer Untersu-
chungen für den Einzelnen.

Welch große Brisanz der Schutz sensibler Gesund-
heitsdaten künftig haben wird, war damals, im
Jahre 2002, in diesem Ausmaß noch nicht absehbar.
Auch ich hätte mir vor einigen Jahren nicht vorstellen
können, dass wir uns heute mit einem derart skandalösen
Gesundheitsdatenmissbrauch in großen deutschen Un-
ternehmen auseinandersetzen müssen.


(Mechthild Rawert [SPD]: Wohl wahr!)


Erst kürzlich war sogar von der Androhung von Gentests
zur Überführung von Mitarbeitern zu lesen.

Die jüngsten Missbrauchsskandale zeigen, wie wich-
tig das jetzt vorliegende Gendiagnostikgesetz ist. Das
gilt insbesondere für die Regelungen zu genetischen Un-
tersuchungen im Arbeitsrecht. Ausgenommen sind le-
diglich notwendige medizinische Standarduntersuchun-
gen, zum Beispiel zur Rot-Grün-Blindheit bei Piloten;
ich denke, wir alle sind dafür, dass das so bleibt. Damit
setzen wir zur rechten Zeit ein wichtiges Signal und
schieben dem Missbrauch genetischer Daten im Arbeits-
bereich einen Riegel vor.

Gentests sind natürlich nicht nur mit Risiken verbun-
den, sondern sie eröffnen auch Chancen bei der Früh-
erkennung und bei der Bekämpfung von Erkrankungen. In
Zukunft wird solchen Tests größere Bedeutung zukom-
men, zum Beispiel bei der Entwicklung individueller
Arzneimittel. Mithilfe einer Erbgutuntersuchung kann
herausgefunden werden, ob Arzneien bei bestimmten
Personen überhaupt wirken oder ob es zu unerwünschten
Nebenwirkungen kommen wird. Hier stehen wir noch
am Anfang der Entwicklung. Aber schon heute zeigt
sich, dass diese Methode bei der Behandlung von Krank-
heiten große Chancen eröffnet. Mir ist wichtig, an dieser
Stelle darauf hinzuweisen, dass es Beispiele gibt, die be-
legen, dass bestimmte Krankheiten mit diesen Methoden
besser zu behandeln sind.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, entschei-
dend bei jeder genetischen Untersuchung ist das Recht
des Einzelnen auf informationelle Selbstbestimmung.
Deshalb steht es im Zentrum des nun vorliegenden Ge-
setzentwurfes.


(Beifall bei der SPD)


Hierzu gehören das Recht auf Wissen, also das Recht,
die eigenen genetischen Befunde zu kennen, aber auch
das Recht, diese nicht zu kennen. Jeder und jede soll
selbst entscheiden, ob er oder sie sich auf bestimmte Er-
krankungen genetisch untersuchen lässt oder nicht. Das
sind zum Teil schwerwiegende Entscheidungen, die eine
große psychische Belastung darstellen können.

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(C (D Das gilt in erster Linie für prädiktive Tests, also für ests, die Vorhersagen von Erkrankungen ermöglichen. ie zielen darauf ab, genetische Veränderungen, die spä er mit erhöhter Wahrscheinlichkeit zu einer Erkrankung ühren werden, zu entdecken. Meist handelt es sich dabei m Tests auf schwerwiegende Erkrankungen. Deshalb st uns wichtig, dass gerade in diesem Fall eine inforierte Entscheidung getroffen werden kann. In unserem Gesetzentwurf setzen wir auf die Trias on Aufklärung vor der genetischen Untersuchung, irksamer Einwilligung in die genetische Untersuchung nd zusätzlich auf genetische Beratung. Darüber hinaus ürfen prädiktive Tests nur von Fachärztinnen und Fachrzten durchgeführt werden, die eine besondere fachlihe Qualifikation auf dem Gebiet der genetischen Unteruchungen vorweisen können. Mit diesem Konzept von ufklärung und Beratung auf hohem fachlichem Niveau ersetzen wir die Patientinnen und Patienten in die Lage, ine souveräne Entscheidung für oder gegen eine genetiche Untersuchung zu treffen. Kolleginnen und Kollegen, bislang gab es im Hinlick auf genetische Untersuchungen keine spezialgeetzliche Regelung. Diese Lücke wird nun mit dem Geniagnostikgesetz geschlossen. Seine Regelungen reichen on der medizinischen Versorgung über Abstammungsragen bis hin zum versicherungsund arbeitsrechtlichen ereich. Um die Frage der vorgeburtlichen Untersuchungen aben wir bis zuletzt gerungen. Ich mache keinen Hehl araus, dass ich persönlich ein Verbot vorgeburtlicher ntersuchungen auf mögliche Erkrankungen im Erachsenenalter für nicht zwingend notwendig erachte. achleute und Praktiker sagen uns, dass derartige Unteruchungen in der Praxis ganz selten nachgefragt und och seltener durchgeführt werden. Darüber hinaus – das habe ich bereits erwähnt – gibt s neben dem Recht auf Nichtwissen auch ein Recht auf issen, in diesem Fall das Recht der Schwangeren, das ir durch das Verbot einschränken. Aber an dieser De ailfrage, die sehr seltene Einzelfälle betrifft, wollten wir ieses gute Gesamtgesetz nicht scheitern lassen. Wir ollen endlich Rechtssicherheit schaffen. Wir wollen ie informationelle Selbstbestimmung stärken und eine ute und ausführliche Beratung sicherstellen, und wir ollen einen umfassenden Schutz vor Diskriminierung ewährleisten. Das alles haben wir mit diesem Gesetz rreicht. Frau Kollegin Hinz, dieser Tage wird immer wieder ns Feld geführt, dass der Bereich der Biobanken nicht eregelt wird. Dieses Gesetz regelt ganz speziell den mgang mit genetischen Daten. In der Forschungsgeeinde und auch bei unseren Forschungspolitikern gibt s den Wunsch nach gesetzlichen Regelungen für Bioanken. In Biobanken geht es aber um mehr als um enetische Daten. In Biobanken werden nicht nur genetiche Daten zusammengetragen, gesammelt und gespeihert, sondern auch Material wie Gewebe oder Blutproen. Eine Verankerung dessen im Gendiagnostikgesetz Dr. Carola Reimann wäre zu kurz gesprungen, weil man in diesem Gesetz nur einen kleinen Teil davon regeln könnte. Was heute an gesetzlichen Regelungen angemessen und sinnvoll ist, kann gerade in einem so dynamischen Bereich schon morgen überholt und unzureichend sein. Deshalb will ich darauf hinweisen, dass im Gendiagnostikgesetz die Einrichtung einer Gendiagnostikkommission vorgesehen ist, die die Entwicklung der genetischen Diagnostik kontinuierlich in einem Tätigkeitsbericht festhält und es der Politik ermöglicht, aktuell, unabhängig und fundiert informiert darüber zu entscheiden, ob Handlungsbedarf für den Gesetzgeber besteht. Dieses Thema bleibt uns also erhalten. Doch bevor wir den Blick in die Zukunft richten, gilt es, dieses Gesetz zu verabschieden. Ich darf mich bei allen, die daran beteiligt waren, für die Kooperation und die Ausdauer ganz herzlich bedanken. Ich denke, wir haben ein ausbalanciertes Regelwerk vorgelegt, welches einerseits die Chancen, die genetische Untersuchungen für den Einzelnen beinhalten, wahrt, andererseits aber auch, durch den Fokus auf das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, ausreichend Schutz vor Missbrauch dieser sensiblen Gesundheitsdaten bietet. Gerade in einer Zeit, in der wir mit immer neuen Datenskandalen konfrontiert sind, ist das das richtige Signal. Deshalb kann ich Sie nur aufrufen, diesem Gesetz zuzustimmen. Ich danke fürs Zuhören. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1621801300

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der

Kollege Hubert Hüppe, CDU/CSU-Fraktion.


Hubert Hüppe (CDU):
Rede ID: ID1621801400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Vorweg: Frau Hinz, die ich
sehr schätze, hat gerade gesagt, der Antrag der Grünen
sei entscheidend dafür gewesen, dass es überhaupt zu ei-
nem solchen Gesetzentwurf gekommen ist. Dazu muss
ich sagen: Schon in unseren Koalitionsvereinbarungen
steht, dass wir ein solches Gesetz verabschieden wollen.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da steht viel drin!)


Dieses Ziel stand auch in Ihrem Koalitionsvertrag mit
den Sozialdemokraten; aber Sie haben ein solches Ge-
setz nicht zustande gebracht. Deswegen ist es falsch, uns
vorzuwerfen, wir hätten diesen Schutz nicht gewollt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Natürlich beklagen einige, dass noch nicht alles gere-
gelt ist, und andere, dass zu viel geregelt ist. Aber eines
ist bei dieser Debatte klar geworden: Bisher gab es über-
haupt keine Regelung, hatten wir einen rechtsfreien
Raum. Wenn man sich empört oder gar wie die Grünen
dagegen stimmt, muss man sich darüber im Klaren sein:
Mit diesem Gesetzentwurf haben wir zum ersten Mal

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(C (D este Regelungen, umfangreiche Regelungen und einen chutzstandard für Gentests, den wir bisher so nicht atten. Natürlich ist dieser Gesetzentwurf ein Kompromiss; ie Ministerin hat das gesagt, und ich sage das auch. Es ibt unterschiedliche Meinungen, auch innerhalb der arteien. Auch wir hätten uns an der einen oder anderen telle höhere Schutzstandards gewünscht. Anderen war as zu viel Regelung. So ist es nun einmal. Aber dieses esetz ist immer noch wesentlich besser als der gegenärtige Zustand. Letztendlich ist das Gesetz, das wir eute verabschieden, ein gutes Gesetz. Erstmals wird es eine umfangreiche gesetzliche egelung für Untersuchungen am Menschen geben. s geht in der Tat um höchst sensible Gesundheitsdaten. icht nur Informationen, die einen selbst betreffen, könen gewonnen werden, sondern auch – das macht es, wie ir bei den Beratungen gesehen haben, nicht einfacher – nformationen, die Verwandte betreffen können. Es ist chwierig, eine Antwort darauf zu geben, wie man in iesem Fall zum Beispiel das Recht auf Nichtwissen von erwandten wahren kann, die an dem Wissen, das ein olcher Test liefert, nicht interessiert sind. Wir haben – auch das war nicht einfach – zwischen ein diagnostischen Tests und sogenannten prädiktiven ests unterschieden. An die diagnostischen Tests haben ir nicht so hohe Anforderungen gestellt, weil sie in vie en Bereichen herkömmlichen Untersuchungsmethoden hneln. Bei den prädiktiven, also vorhersagenden Tests, ie vermehrt eingesetzt werden, geht es eher darum, ein öheres Risiko abzuklären; nur in wenigen Fällen wird an mit relativer Sicherheit eine spätere Erkrankung orhersagen können. Diese Gentests können natürlich in anchen Fällen helfen, Krankheiten vorzubeugen, in em man seine Lebensgewohnheiten ändert. Aber es ibt auch eine Menge Tests, in deren Folge man nichts achen kann. In diesen Fällen stellt sich häufig die rage, ob man das Ergebnis überhaupt wissen will. Desegen hielten wir als Union eine qualifizierte Beratung ür unverzichtbar, und zwar nicht erst, wenn das Ergebis vorliegt, sondern vor dem Test. Ziel der Beratung ist s, herauszufinden, ob man mit den möglichen Ergebnisen überhaupt umgehen kann und will. Dies war einer er wichtigsten Grundsätze, die wir in diesem Gesetz iedergeschrieben haben. Meine Damen und Herren, es wurde eben schon geagt, dass wir zu viel regelten, weshalb der eine oder anere vielleicht abgeschreckt würde. Nach meiner Auffasung ist dieses Gesetz ein typisches Beispiel dafür, dass ufgrund der geschaffenen Regelung eine Methode und öglicherweise auch entsprechende Forschung eher ge ördert werden, als dass sie dadurch behindert würden. n der Tat werden sich die Menschen nur dann testen lasen, wenn sie der Meinung sind, dass der Test ihnen elbst gesundheitlich nützt. Wenn sie Angst haben, dass r ihnen insofern schaden könnte, als sie vielleicht eine rbeitsstelle nicht bekommen oder sich nicht mehr ver ichern können, dann werden sie diesen Test nicht vorehmen. Deshalb schadet dieses Gesetz diesem Zweig Hubert Hüppe der Gesundheitsvorsorge nicht; im Gegenteil, es wird der Gendiagnostik in ihren positiven Teilen einen Vorteil bringen. Natürlich hat auch ein sehr sensibles Thema, nämlich die vorgeburtlichen genetischen Untersuchungen im Bereich der so genannten Pränataldiagnostik, eine große Rolle gespielt. Wir wollen nicht, dass der Eindruck entsteht, es gebe eine Verpflichtung, dass man sein Kind auf bestimmte Erkrankungen oder Behinderungen untersuchen muss. Ich betone dies, weil ein solcher Eindruck bei vielen Menschen entstanden ist. Es gibt immer mehr Frauen – dies gilt vor allem für diejenigen, die in einem höheren Alter schwanger werden –, die es für notwendig halten, sich untersuchen zu lassen, weil sie glauben, dass sie unverantwortlich handelten, wenn sie es nicht täten. So geraten immer mehr Menschen in einen Automatismus, den zumindest wir von der Koalition nicht wollen und den wir, wie ich glaube, mit diesem Gesetz auch verhindern. Viele Frauen berichten, dass sie anders entschieden hätten, wenn sie gewusst hätten, in welche Entscheidungskonflikte sie nach Vorliegen des Ergebnisses geraten. Deswegen möchten wir, dass auch in diesem Bereich eine umfangreiche Beratung durch besonders dazu ausgebildete Ärzte stattfindet. Das ist für uns die Voraussetzung; ohne eine solche Beratung soll es in diesem Bereich keine Tests geben. Auch hiermit werden wir das Recht auf Nichtwissen absichern. Ich sage dies auch, weil wir natürlich wissen, dass in diesem Bereich in Deutschland die meisten Tests überhaupt vorgenommen werden. Auf einem Informationsabend mit Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen ist uns gesagt worden, dass man davon ausgehe, dass über 100 000 invasive Tests vorgenommen würden, also Fruchtwasseranalyse oder sogenannte Chorionzottenbiopsie. Man muss wissen, dass hier das Risiko eines Abortes zwischen 0,5 und 1,5 Prozent liegt; das ist von der Untersuchungsmethode und von der Erfahrung des Arztes abhängig. Dies bedeutet, dass in jedem Jahr 1 000 Kinder allein deswegen nicht zur Geburt kommen, weil man diese Untersuchungsmethode angewandt hat. Auch dies müssen die schwangeren Frauen wissen, bevor sie sich auf einen solchen Schritt einlassen oder gar glauben, diese Untersuchung unbedingt vornehmen lassen zu müssen. Meine Damen und Herren, Pränataldiagnostik – das steht im Gesetz drin – darf nur zu medizinischen Zwecken durchgeführt werden. Auch deswegen haben wir es verboten, Tests durchzuführen, die lediglich darauf gerichtet sind, das Geschlecht eines Kindes zu bestimmen. Auch hier könnte man fragen: Spielt das überhaupt eine Rolle? Aber auch hierzu haben uns Mitarbeiterinnen von Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen gesagt, dass in der Tat gerade in Großstädten immer mehr Tests, wenn auch auf niedrigem Niveau, aber mit steigender Tendenz, gemacht werden, die dazu dienen, das Geschlecht zu erfahren. Diejenigen, die das tun, wollen meistens männlichen Nachwuchs. Wenn das Geschlecht dann nicht das richtige ist, wird eben abgetrieben. Das wollen wir nicht. Ich glaube, in diesem Hause herrscht insoweit Übereinstimmung; das will niemand. d s e n d r g e f v E r w W n d h g s e v s s d t m d w t u h g k ß M d s d s B s r A (C (D Ein ähnliches Problem gibt es bei spätmanifestierenen Erkrankungen. Das war ein Punkt, der sehr umtritten war. Die Union hat ja sehr dafür gestritten, dass s hier zu einer Regelung kommt. Wir wollen nämlich icht, dass entsprechende Tests durchgeführt werden, ie, wie eben gesagt, ein hohes Risiko für das ungeboene Kind und damit auch für die Mutter darstellen. Es eht hier zum einen um Tests, bei denen nur Merkmale rhoben werden, aus denen man zwar ein höheres Risiko ür entsprechende Erkrankungen ableiten kann, die aber ielleicht nie auftreten, und zum anderen um Tests auf rkrankungen, die vielleicht erst in hohem oder mittle em Alter auftreten. Die Durchführung solcher Tests ollten wir verhindern. Damit sind wir ja auch einem unsch der Grünen nachgekommen. Es war aber ge auso auch der Wunsch der Union. Ich denke, es ist gut, ass wir nun eine entsprechende Entscheidung getroffen aben. Das sage ich insbesondere auch vor dem Hinterrund, dass immer mal wieder behauptet wird, es gäbe olche Tests gar nicht. Ich habe gerade im Internet noch inmal eine Liste auch deutscher Labore gefunden, die iele Angebote in diese Richtung unterbreiten. Ein Letztes noch: Wie wichtig es ist, dass wir eugenichen Tendenzen keinen Vorschub leisten, zeigt der Bechluss des Europäischen Parlaments von gestern, in em wörtlich davon gesprochen wurde, dass beabsichigt wird und den Ländern angeraten wird, eine „Auserzung seltener Erbkrankheiten“ dadurch zu fördern, ass verstärkt Präimplantationsdiagnostik durchgeführt ird. Das hieße, dass man schon bei künstlich befruchte en Embryonen eine Selektion vornimmt. Meine Damen nd Herren, mit Recht haben gestern fast alle Selbstilfeund Behindertenverbände gegen diese Wortwahl, egen diese Idee und gegen das dahinterstehende Denen protestiert. Herr Kollege Hüppe! Ich glaube, es ist gut, dass durch das nun zu beschlie ende Gesetz solche Tendenzen zurückgedrängt werden. it diesem Gesetz haben wir nämlich ein Gesetz, das ie guten Folgen von Gentests ermöglicht, aber die chlechten einschränkt. Vielen Dank fürs Zuhören. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1621801500
Hubert Hüppe (CDU):
Rede ID: ID1621801600


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1621801700

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
esregierung eingebrachten Gesetzentwurf über geneti-
che Untersuchungen bei Menschen.

Der Ausschuss für Gesundheit empfiehlt unter
uchstabe a seiner Beschlussempfehlung auf Druck-

ache 16/12713, den Gesetzentwurf der Bundesregie-
ung auf den Drucksachen 16/10532 und 16/10582 in der
usschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? –
Wer enthält sich? – Damit ist der Gesetzentwurf in zwei-
ter Beratung mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen zur

dritten Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich von ihren Plätzen
zu erheben. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich
der Stimme? – Dann ist der Gesetzentwurf mit den Stim-
men der Koalition gegen die Stimmen von Bündnis 90/
Die Grünen und bei Stimmenthaltung der Fraktion der
FDP und der Fraktion Die Linke angenommen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über die Ent-
schließungsanträge.

Wer stimmt für den Entschließungsantrag der FDP-
Fraktion auf Drucksache 16/12745? – Wer stimmt dage-
gen? – Wer enthält sich? – Damit ist dieser Entschlie-
ßungsantrag mit großer Mehrheit abgelehnt.

Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Frak-
tion Die Linke auf der Drucksache 16/12746? – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Auch dieser Ent-
schließungsantrag ist mit großer Mehrheit abgelehnt.

Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/12719? –
Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Auch dieser
Entschließungsantrag hat keine Mehrheit.

Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen auf der Drucksache 16/12720? –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Auch dieser
Entschließungsantrag ist mit Mehrheit abgelehnt.

Wir setzen die Abstimmung zur Beschlussempfeh-
lung des Ausschusses für Gesundheit auf der Drucksa-
che 16/12713 fort. Der Ausschuss empfiehlt unter Buch-
stabe b seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des
Gesetzentwurfes der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
auf Drucksache 16/3233 über genetische Untersuchun-
gen beim Menschen. Ich bitte diejenigen, die dem Ge-
setzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. –
Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetz-
entwurf ist in zweiter Beratung abgelehnt. Damit entfällt
nach unserer Geschäftsordnung die weitere Beratung.

Damit sind wir am Ende dieses Tagesordnungspunk-
tes.

Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 33 a und 33 b
sowie die Zusatzpunkte 11 bis 14 auf:

33 a) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/
CSU und SPD

Die Chance zur nuklearen Abrüstung nutzen –
Überprüfungskonferenz zum Nichtverbrei-
tungsvertrag zum Erfolg führen

– Drucksache 16/12689 –

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(C (D b)

Schäfer (Köln), Monika Knoche, Hüseyin-Kenan
Aydin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
DIE LINKE

Keine Atomwaffen in Deutschland

– Drucksache 16/12684 –

P 11 Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Werner Hoyer, Elke Hoff, Jens Ackermann,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Für einen Abzug der in Deutschland noch ver-
bliebenen US-Nuklearwaffen

– Drucksache 16/12667 –

P 12 Beratung des Antrags der Abgeordneten Elke
Hoff, Dr. Werner Hoyer, Jens Ackermann, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Die NPT-Überprüfungskonferenz im Jahre
2010 zum Erfolg führen – Für ein klares Be-
kenntnis zu dem Ziel einer nuklearwaffen-
freien Welt

– Drucksache 16/12666 –

P 13 Beratung des Antrags der Abgeordneten Winfried

(Bremen)

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Konkrete Schritte zur nuklearen Abrüstung
jetzt einleiten – Nichtverbreitungsvertrag stär-
ken

– Drucksache 16/12685 –

P 14 Beratung des Antrags der Abgeordneten Jürgen
Trittin, Winfried Nachtwei, Marieluise Beck

(Bremen), weiterer Abgeordneter und der Frak-

tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Initiative für eine atomwaffenfreie Welt unter-
stützen – Atomwaffen aus Deutschland abzie-
hen

– Drucksache 16/12686 –

Diejenigen, die sich zwischenzeitlich aus dem Ple-
um entfernen, mache ich darauf aufmerksam, dass wir
m Anschluss an die Aussprache vier namentliche Ab-
timmungen durchführen werden. Das wird in etwa einer
tunde der Fall sein; denn nach einer interfraktionellen
ereinbarung soll diese Aussprache 60 Minuten dauern. –
azu höre ich keinen Widerspruch.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem
undesminister des Auswärtigen, Frank-Walter Steinmeier.


(Beifall bei der SPD)


Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
uswärtigen:
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Innerhalb von drei Monaten, einem Vierteljahr,
wei Debatten über Abrüstung und Rüstungskontrolle
ur Kernzeit und eine Debatte über Streumunition, die






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
gestern Abend auf der Tagesordnung des Bundestages
stand: Wann hat es das im Deutschen Bundestag je gege-
ben? Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern. Dass
dieses Thema nun verstärkt auf die Tagesordnung
kommt, ist aus meiner Sicht ein gutes Signal. Die Abrüs-
tungsdiskussion braucht eine neue Dynamik. Sicher ist,
dass wir den Trend der letzten Jahre umkehren müssen.
Ich frage mich und Sie: wann, wenn nicht jetzt?


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Eduard Lintner [CDU/CSU])


Es ist notwendig; denn Sie wissen, dass die etablier-
ten Nuklearmächte nach wie vor Tausende von Spreng-
köpfen besitzen. Proliferation und Nuklearterroris-
mus drohen das Nichtverbreitungsregime immer weiter
zu unterminieren, und es war zu beobachten, dass das,
was im konventionellen Bereich in den letzten Jahren
mühsam an Abrüstungsarchitektur errichtet worden ist,
langsam ins Rutschen gekommen ist.

Die Zeiten für einen neuen Aufbruch sind günstig –
wer weiß, wie lange; aber zurzeit sieht es gut aus. Der
russische Präsident Medwedew und der amerikanische
Präsident Obama haben im Vorfeld des Weltfinanzgip-
fels in London eine deutliche Reduzierung ihrer strategi-
schen Arsenale angesagt. Präsident Obama hat das – Sie
erinnern sich – erst vor kurzem in seiner eindrucksvollen
Prager Rede auf den Punkt gebracht: Frieden und Sicher-
heit in einer Welt ohne Nuklearwaffen.

Ich teile diese Vision, eine Vision, die schon vor zwei
Jahren die vier Schwergewichte der amerikanischen Au-
ßenpolitik formuliert haben und die von unserer Seite
von Helmut Schmidt, Richard von Weizsäcker, Hans-
Dietrich Genscher und Egon Bahr aufgegriffen worden
ist. Ich finde, dass es diese vier Deutschen waren, die
eine Antwort auf die amerikanische Vision aus Deutsch-
land gegeben haben, gereicht uns allen miteinander
durchaus zur Ehre.


(Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, wie kehren wir den Trend
um? Wie erreichen wir das Ziel? 2010 soll ein Zwi-
schenziel erreicht werden; in dem Jahr steht die Über-
prüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrages
an. Ob diese Überprüfungskonferenz scheitert oder ge-
lingt, wird aus meiner Sicht entscheidend davon abhän-
gen, ob es uns gelingt, das Herzstück dieses Vertrages
wirklich zu erneuern. Sie wissen das; denn es gehört bei-
des zusammen – manchmal gerät das in Vergessenheit –:
die nukleare Abrüstung der Atommächte auf der einen
Seite und die Verhinderung nuklearer Proliferation auf
der anderen Seite. Beides ist schon jetzt bindende Ver-
pflichtung aus dem Atomwaffensperrvertrag. Sorgen wir
dafür, dass aus dem Vertragstext endlich Politik wird.
Das ist nötig.


(Beifall bei der SPD)


Aus meiner Sicht ist auf dem Wege dorthin Zweifa-
ches nötig:

Einerseits brauchen wir Regelungen über einen verifi-
zierbaren Produktionsstopp von waffenfähigem Spalt-

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(C (D aterial. Sie wissen, dass die Verhandlungen darüber ahrelang auf Eis gelegen haben. Die Europäische Union ird demnächst eine Initiative dazu ergreifen, um sie ieder in Gang zu bringen. Das Zweite ist ebenso wichtig und genauso kompliiert. Sie wissen, dass jeder Staat nach dem Atomwafensperrvertrag auch das Recht auf zivile Nutzung von ernenergie hat. Natürlich darf die zivile Nutzung aber icht als Deckmantel für militärische Programme dieen. Deshalb habe ich selbst Vorschläge dazu auf den isch gelegt. Wir brauchen so etwas wie eine Multilatealisierung des Brennstoffkreislaufs, damit insbesondere eue Länder, Schwellenländer und Regionalmächte icht den Ehrgeiz entwickeln, sich eine eigene Anreicheungstechnologie zu verschaffen. Andere machen den orschlag, eine internationale Brennstoffbank zu grünen. Wie auch immer: Wir brauchen jedenfalls schnellstöglich einen Fortschritt. Wir werden uns dafür einset en, dass es schon bei der nächsten Tagung des ouverneursrats der IAEO im Juni erste Willensbildunen und möglichst auch Vorbereitungen von Entscheiungen gibt. Wir brauchen hier einen Fortschritt. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/CSU])


Sie alle wissen: Einen vollständigen Schutz sowohl
or Proliferation als auch vor Nuklearterrorismus wird
s nur mit der vollständigen Abschaffung aller Atom-
affen geben. „Global Zero“ ist das Stichwort. Ich
eiß, und Sie wissen, dass der Weg dorthin nicht einfach
ird und einen langen Atem erfordert.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jeder Marsch beginnt mit einem ersten Schritt!)


Ich nenne drei Aspekte dazu, die wir auf diesem Weg
u beachten haben:

Erstens. START-I-Nachfolgeabkommen. Es war
till darum geworden, und ich habe auch gezweifelt, ob
s noch bis zum Jahresende gelingen kann, ein Nachfol-
eabkommen auszuhandeln, mit dem die Fortsetzung
ieses Regimes ab dem 1. Januar 2010 sichergestellt
ird. Medwedew und Obama haben sich in die Hand
ersprochen, dass das sein soll. Deshalb gehe ich davon
us, dass es ein Nachfolgeabkommen gibt.

Zweitens. Iran und Nordkorea. Obama geht mit
em Angebot von Verhandlungen mit dem Iran einen
utigen Weg. Wir müssen dem Iran klarmachen, dass

uf diesen Vorstoß von Obama aus dem Iran eine ange-
essene, vernünftige und konstruktive Antwort kom-
en muss. Die Chance auf einen Neubeginn, der dort

etzt auf dem Weg ist, darf nicht verspielt werden. Das
isiko ist zu hoch.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Drittens. Wenn wir über die nukleare Abrüstung re-
en, dann sprechen wir landläufig über die Abrüstung
on strategischen Atomwaffen. Natürlich müssen aber






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
auch die substrategischen bzw. sogenannten taktischen
Atomwaffen der Nuklearstaaten einbezogen werden.
Wie Sie wissen, ist das bisher nicht in formellen Verträ-
gen geregelt. Hier können wir die Verantwortung auch
nicht ganz einfach nur den USA und Russland zuschie-
ben. Hier ist auch Europa gefragt.


(Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE]: Genau!)


Wenn wir wollen, dass sich auch Europa zu einem nu-
klearfreien Gebiet entwickelt, dann gilt das, was ich
sage, natürlich auch für die in Deutschland verbliebenen
Atomwaffen.


(Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


Zum Ende des Kalten Krieges gab es für eine kurze
Zeit durchaus einmal Einvernehmen zwischen Russland
und den USA über eine Reduktion auch dieser taktischen
Atomwaffen. Diesen Faden müssen wir wieder aufneh-
men. Auch bei dieser Art von Nuklearwaffen, den takti-
schen Atomwaffen, müssen wir eine substanzielle Ab-
rüstung erreichen.


(Beifall bei der SPD und der FDP)


Die öffentliche Diskussion wird in der Regel durch
die nukleare Abrüstung bestimmt. Sie alle wissen aber,
wie ich, dass die Gefahren im Bereich der konventionel-
len Waffen nicht kleiner geworden sind. Ich habe am
Anfang gesagt, hier ist vieles ins Rutschen gekommen.
Die Abrüstungsarchitektur ist nicht gepflegt worden,
und mit dem Moratorium für das KSE-Regime droht
eine ganz gefährliche Entwicklung. Das müssen wir um-
kehren. Um den Stillstand zu überwinden, den es dort
gibt, und um zu versuchen, das so wichtige KSE-
Regime, das Herzstück der konventionellen Abrüstungs-
architektur, an die veränderte sicherheitspolitische Lage
anzupassen, habe ich am 10. Juni nach Berlin eingela-
den; für die Sicherheit in Europa. Wir brauchen das, und
wir brauchen Entgegenkommen von allen Seiten.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/CSU])


Meine Damen und Herren, 2009 wird auch aus außen-
und sicherheitspolitischer Sicht ein Jahr voller Heraus-
forderungen und Risiken. Ich hoffe aber, es ist auch
deutlich geworden, dass es ein Jahr voller Chancen ist.
Politik hat sich im Jahr 2009 auch in der Außen- und Si-
cherheitspolitik zu bewähren.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1621801800

Das Wort hat der Kollege Werner Hoyer für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In ie Abrüstungspolitik kommt endlich wieder Fahrt. Das st sehr gut so. Präsident Obama hat mit seiner Prager ede Signale ausgesendet, auf die die Welt lange gewar et hat, und darauf sollten wir eingehen. Was mich enttäuscht, ja teilweise geradezu empört, ind bisweilen die Reaktionen darauf, auch in Deutschand; ausgerechnet dem Land, das mehr als jedes andere and von Entspannungsund Abrüstungspolitik profi iert hat. Einige versuchen, den amerikanischen Präsienten mit seinen Vorschlägen geradezu der Lächerlicheit preiszugeben, weil das alles per se und sowieso nrealistisch sei. Ich wundere mich über die Mutlosigeit und die Fantasielosigkeit, die darin zum Ausdruck ommen. (Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1621801900

ch wundere mich auch über das Beharren auf geopoliti-
chen und geostrategischen Fehlannahmen, die schon
ie Politik der Neokonservativen geprägt hatten.

Präsident Obama ist alles andere als naiv, und er
enkt bei aller Geschwindigkeit, mit der er ans Werk
eht, in langfristigen Prozessen. Er hat gesagt, er denkt
ber Generationen hinweg. Was ihn aber von seinen Kri-
ikern unterscheidet, ist, dass er nicht geradezu axio-
atisch davon ausgeht, dass von den Gegnern im Kalten
rieg auch in Zukunft das größte Risiko für unsere Si-

herheit ausgeht und dass deshalb Containment und
ukleare Abschreckung die richtigen Argumente und
nstrumente sein müssten.

Auch ich bin der Überzeugung, dass die nukleare Ab-
chreckung unserer Sicherheit während des Kalten Krie-
es gute Dienste geleistet hat und dass sie ein Schlüssel
ewesen ist. Wir müssen aber dazu sagen, wir haben
uch Glück gehabt. Wenn man die Kuba-Krise historisch
achvollzieht, dann zeigt sich, dass wir ganz knapp an
iner globalen Katastrophe vorbeigeschrammt sind.

Spätestens seit dem Prozess, der in Helsinki begonnen
at, ist uns zum einen bewusst, dass – wie Gorbatschow
s einmal gesagt hat – „die Sicherheit der anderen als in-
egraler Bestandteil des eigenen Sicherheitskonzeptes zu
erstehen ist“. Zum anderen ist uns bewusst, dass nuklea-
e Abschreckung der klassischen Form nicht mehr funk-
ionieren kann, ja zu einer Gefahr wird, wenn sie in einer
imension weiterbesteht, die immer schwerer zu kon-

rollieren ist.

Die massive nukleare Abschreckung hilft eben nicht,
enn in einer Ecke dieses Planeten Terroristen oder auch
escheiterte Staaten an Atombomben basteln. Es würde
hne Zweifel helfen, wenn deutlich weniger, am besten
ar kein waffenfähiges Material herumliegen würde.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Uns muss klar sein, dass wir hier über einen Prozess
prechen, der über Generationen geht. Das weiß auch
räsident Obama. Aber es geht darum, jetzt die Weichen






(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer
zu stellen. Es ist völlig klar, dass gigantische Anstren-
gungen, übrigens auch intellektueller Art, unternommen
werden müssen, um den Rahmen zu definieren, inner-
halb dessen Atomwaffen eliminiert werden können,
ohne dass die Führbarkeit konventioneller Kriege zu-
nimmt; denn das kann nicht unser Interesse sein.

Das bedeutet erstens, dass wir einen Quantensprung,
ja geradezu einen Paradigmenwechsel in der Verifika-
tionspolitik brauchen; denn nachdem der Geist nun ein-
mal aus der Flasche heraus ist, was zu beklagen ist, wer-
den wir eine wirksame Verifikation der nuklearen
Abrüstung nur dann durchziehen können, wenn die Ver-
tragsparteien zu enormen Zugeständnissen bereit sind,
wenn sie Verifikationsverfahren zulassen, die tief in die
Substanz nationaler Souveränität hineinreichen.

Zweitens muss der ganz enge Zusammenhang zwi-
schen nuklearer und konventioneller Abrüstung gesehen
werden. Der Minister hat zu Recht darauf hingewiesen.

Das ist eine gigantische Aufgabe, die einen enorm ho-
hen intellektuellen Input und die Bereitschaft, alte Denk-
schemata zu überwinden, voraussetzt. Wenn doch nur so
viele intellektuelle Kapazitäten in die Frage investiert
würden, wie man die Voraussetzungen gestalten kann,
damit das Ziel erreicht werden kann, wie in die großen
Ausarbeitungen, in denen wortreich belegt wird, dass
das alles Unsinn ist, dann wäre schon sehr viel gewon-
nen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage Ihnen ganz offen, dass ich es für unverantwort-
lich hielte, den uns folgenden Generationen die Hoff-
nung auf eine nuklearwaffenfreie Welt geradezu
präemptiv nehmen zu wollen.

Es geht also nicht sehr schnell. Aber auch Zwischen-
schritte können schon sehr hilfreich sein, wenn man an
den Bereitschaftsstatus bestimmter Waffensysteme und
Ähnliches denkt. Hier ist Mut gefragt. Das beginnt
durchaus zu Hause.

Meine Fraktion legt Ihnen zum Ende dieser Debatte
einen Antrag zur namentlichen Abstimmung vor, mit
dem wir die Bundesregierung auffordern, sich bei unse-
ren amerikanischen Verbündeten sowie im Rahmen der
NATO dafür einzusetzen, dass die verbliebenen takti-
schen Atomwaffen aus Deutschland abgezogen werden.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es ist übrigens eine Mär, dass das mit einem Verlust
an Sicherheit für uns und mit einer Schwächung unserer
Position im Bündnis verbunden wäre. Die Erfahrungen
anderer Bündnispartner belegen, dass dies nicht der Fall
sein muss und auch nicht ist. Ich glaube, dass wir es hier
mit nichttragfähigen Scheinargumenten zu tun haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Das ist erfreulicherweise, wie wir gerade gehört haen, auch die Position des Bundesaußenministers und PD-Kanzlerkandidaten. Ich hoffe, dass die Kolleginnen nd Kollegen der SPD-Fraktion heute ihrem Kanzlerandidaten und übrigens auch ihrem gerade beschlosseen Wahlprogramm folgen werden. Vielen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Eckart von Klaeden ür die CDU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: NuklearEcki!)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1621802000


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1621802100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren Kollegen!
ir feiern in diesem Jahr 20 Jahre Mauerfall. Der Mau-

rfall steht symbolhaft für das Ende des Kalten Krieges.
ährend der Zeit des Kalten Krieges gab es in
eutschland über viele Jahrzehnte die höchste Dichte an
onventionellen und nuklearen Waffen in unserer Ge-
chichte. Seitdem ist erfreulicherweise massiv abgerüs-
et worden. Die NATO hat ihr strategisches, substrategi-
ches und taktisches Nuklearwaffenpotenzial seitdem
m etwa 95 Prozent reduziert und den Bereitschaftssta-
us der verbliebenen Nuklearwaffen weiter gesenkt.
leichwohl gibt es nach Schätzung des angesehenen
IPRI-Instituts nach wie vor über 20 000 Nuklearwaf-
en, allein 14 000 – so SIPRI – in russischen und unge-
ähr 5 400 in amerikanischen Arsenalen.

Auch meine Fraktion begrüßt daher ausdrücklich die
nitiative des amerikanischen Präsidenten Barack
bama und des russischen Präsidenten Medwedew für

ine Reduzierung strategischer Atomwaffen und für ein
achfolgeabkommen für START I. Wir begrüßen auch
ie Ankündigung des amerikanischen Präsidenten, dem
enat das Atomteststoppabkommen zur Ratifizierung
orzulegen.

Nach meiner Einschätzung wird es dazu möglicher-
eise in diesem Jahr nicht mehr kommen, weil sich der
ongress vorgenommen hat, zunächst einmal das dann
erhandelte Nachfolgeabkommen zu START I zu ratifi-
ieren. Ich hoffe aber, dass es dazu kommen wird, bevor
m nächsten Jahr die Überprüfungskonferenz des Nicht-
erbreitungsvertrages beginnt.

Die Rede von Barack Obama in Prag ist von mei-
en beiden Vorrednern erwähnt worden. Ich teile die Be-
underung für diese Rede.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch für die Türkeiteile?)


ch teile insbesondere das Bekenntnis Barack Obamas zu
iner nuklearwaffenfreien Welt. Ich erlaube mir in die-
em Zusammenhang den Hinweis, dass dies schon lange
indendes Völkerrecht ist; denn diese Verpflichtung
teht im Nichtverbreitungsvertrag. Erreichen werden wir
iese Ziele gegenseitiger und verifizierter nuklearer Ab-






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
rüstung aber nur dann, wenn sich alle dieser Vision und
diesem Prinzip verpflichtet fühlen.

Obama hat in seiner Rede bewiesen, dass er ein prag-
matischer Visionär ist. Er hat darauf hingewiesen, dem
Ziel der Abrüstung verpflichtet zu sein, aber auch, wel-
che Schwierigkeiten damit verbunden sind. Er sagte, die-
ses Ziel werde nicht schnell zu erreichen sein, mögli-
cherweise nicht zu seinen Lebzeiten. Er hat die große
Entschlossenheit zur Abrüstung zum Ausdruck gebracht,
gleichzeitig aber unterstrichen, dass diese Bereitschaft
zur Abrüstung der Sicherheit seines Landes und der Si-
cherheit der Bündnispartner dienen muss. In diesem Zu-
sammenhang hat er darauf hingewiesen, dass die Verei-
nigten Staaten von Amerika so lange auf Nuklearwaffen
nicht werden verzichten können, wie solche Waffen
existieren. Da beides dem Ziel dienen soll, die Sicherheit
unserer Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten, gehö-
ren einerseits die Entschlossenheit zur Abrüstung und
andererseits die Bereitschaft zur Aufrechterhaltung der
nuklearen Abschreckung, soweit sie erforderlich ist, zu-
sammen.

Die NATO hat das in ihrer jüngsten Declaration on
Alliance Security anlässlich des Jubiläumsgipfels von
Straßburg und Kehl noch einmal betont. Dieses Doku-
ment ist von den Außenministern – auch von unserem
Außenminister Steinmeier – endverhandelt worden. In
diesem Dokument ist festgelegt, dass die nukleare Ab-
schreckung trotz der veränderten Umstände ein unver-
zichtbarer Bestandteil der NATO-Strategie ist. Das dop-
pelte Bekenntnis, der Double-Track-Ansatz, einerseits
alles zu erreichen, was im Rahmen der Abrüstung mög-
lich ist, und andererseits auf die nukleare Abschreckung
nicht zu verzichten, soweit sie erforderlich ist – das hat
der Außenminister für die Bundesregierung verhandelt –,
findet die ausdrückliche Unterstützung meiner Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


In diesen Zusammenhang gehört auch die Frage nach
dem Abzug der möglicherweise noch in Deutschland
stationierten taktischen Nuklearwaffen. Wir müssen lei-
der feststellen, dass die Proliferationsgefahren in den
letzten Jahren nicht abgenommen, sondern weiter zuge-
nommen haben. In ihrem jüngsten Bericht hat die Inter-
nationale Atomenergiebehörde festgestellt, dass der Iran
möglicherweise nur noch Monate von der Fähigkeit ent-
fernt ist, einen nuklearen Sprengkörper herzustellen.
Auch Länder wie Indien, China und Pakistan moderni-
sieren ihre Nuklearstreitkräfte mit großem Aufwand. Die
nukleare Rüstung dieser Staaten erfolgte im Wesentli-
chen aufgrund der Einschätzung – möglicherweise auf-
grund der Fehleinschätzung – rein nationaler Sicher-
heitsinteressen. Die nukleare Aufrüstung Indiens ist eine
Folge des chinesischen Angriffs von 1962 gewesen. Die
pakistanische Aufrüstung ist eine Folge der indischen
Nuklearbewaffnung. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass
es auf der Nachfolgekonferenz zum Nichtweiterverbrei-
tungsvertrag zu einem neuen Ansatz in der nuklearen
Abrüstung kommt.

In diesem Zusammenhang wird viel über eine israeli-
sche Nuklearrüstung gesprochen. Den defensiven Cha-
rakter des potenziellen israelischen Nuklearprogramms

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(C (D ann man übrigens daran erkennen, dass Israels arabiche Nachbarstaaten 30 Jahre dieses Programm nicht als inen Grund angesehen haben, selber eine Nuklearmacht u werden, aber angesichts der iranischen nuklearen mbitionen angekündigt haben, sich selbst nuklear zu ewaffnen. Das heißt, dass die Nachbarstaaten Israels nd Irans 30 Jahre mit einem möglichen israelischen uklearprogramm, aber nicht zehn Minuten mit einem ranischen Nuklearprogramm glauben leben zu können. as zeigt, dass beide Faktoren für die Schaffung von Si herheit erforderlich sind. Nicht nur die Frage nach Abüstung an sich ist wichtig. Vielmehr entsteht Bedrohung us der Kombination von Waffen und Politik. Deswegen ist der neue Ansatz des amerikanischen räsidenten, mit dem Iran Gespräche aufzunehmen und uf eine langfristige Veränderung der Politik zu setzen, er richtige. Gleichwohl sind die Nachrichten, die wir gerade in en letzten Monaten über das iranische Nuklearproramm bekommen haben, besorgniserregend. Dazu geören unter anderem die Raketentests, die der Iran im ebruar durchgeführt hat. Weitere Raketentests, auch eier in diesem Jahr, sind angekündigt. Deswegen müssen ir darüber nachdenken, wie es gelingen kann, einerseits en langfristigen Ansatz der amerikanischen Adminisration zu einem grundlegenden Politikwechsel gegenber dem Iran zu unterstützen, andererseits aber das urzfristige Ziel zu erreichen, dass der Iran keine uklearmacht wird. Wir müssen beide Strategien so auf inander abstimmen, dass das eine Ziel nicht durch das ndere konterkariert wird. Aus meiner Sicht gibt es dafür wei Ansätze. Den einen Ansatz hat der Außenminister chon angesprochen. Er findet unsere volle Unterstütung. Es handelt sich um die Multilateralisierung des rennstoffkreislaufs, sodass keine Nation, die von dem echt Gebrauch machen will, die Kernenergie zivil zu utzen, auf ein nationales Anreicherungsprogramm anewiesen ist. Die zweite Möglichkeit liegt in der Multiateralisierung des INF-Vertrages; denn wenn es gelinen kann, den Iran relativ bald in solche Verhandlungen inzubeziehen, dann könnten die Trägersysteme entfalen oder so eingeschränkt werden, dass eine nukleare ewaffnung, von der der Iran selber behauptet, dass er ie anstrebt, nicht mehr sinnvoll wäre. Mein letzter Punkt betrifft die Frage der konventioellen Abrüstung. Wir teilen den Wunsch und das An iegen, den AKSE-Vertrag zu ratifizieren und den KSEertrag als ein Kernstück der konventionellen Abrüstung nd der konventionellen Sicherheit in Europa zu erhalen. Gleichzeitig müssen wir uns aber auch deutlich mahen, dass durch das russische Verhalten – einerseits die uspendierung des Vertrages und andererseits der Abchluss der Verträge mit den abtrünnigen georgischen andesteilen Südossetien und Abchasien, in diesen Lanesteilen jeweils 3 800 Soldaten zu stationieren – die erpflichtungen, die Russland eingegangen ist, als der KSE-Vertrag 1999 in Istanbul unterzeichnet worden st, schwer verletzt worden sind. Ich will darauf hinweien, dass die Istanbul-Verpflichtungen 1999 – dazu gibt s einen sehr lesenswerten Artikel unseres Kollegen olfgang Gerhardt in der FAZ aus dem Jahr – keine Eckart von Klaeden zusätzlichen Auflagen, sondern geradezu Zugeständnisse Russland gegenüber gewesen sind, das sich zu der Zeit im zweiten Tschetschenien-Krieg befand. Man hatte damals die Sorge, dass dann, wenn man diese Vereinbarung mit Russland nicht trifft, der alte KSE-Vertrag und der angepasste KSE-Vertrag von Russland von vornherein verletzt werden. Es ist also ein Zugeständnis an Russland gewesen. Deswegen müssen wir darauf dringen, nicht nur aus Gründen der Vertragstreue, sondern weil es ein wesentlicher Bestandteil der konventionellen Sicherheit in Deutschland ist, dass Russland diesen Verpflichtungen weiter nachkommt. Deswegen ist ein Junktim – das ist mein letzter Satz, Herr Präsident – zwischen konventioneller Abrüstung in Europa und der strategischen nuklearen Abrüstung falsch; denn dann entsteht die Gefahr, dass es aufgrund des engen Zeitfensters, das für die Verhandlungen über den START-I-Vertrag bis zum Ende des Jahres besteht, und wegen der Schwierigkeiten, die sich bei der konventionellen Abrüstung und bei der Ratifizierung des KSE-Vertrags ergeben können, nicht rechtzeitig zu einem Nachfolgeabkommen kommt. Beides ist wichtig. Herr Kollege von Klaeden. Aber beides darf nicht vollständig miteinander ver bunden werden, weil sonst die Gefahr besteht, dass beides nicht gelingt. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1621802200
Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1621802300


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1621802400

Herr Kollege von Klaeden, Sie hatten vor geraumer

Zeit einen Schlusssatz in Aussicht gestellt, was mich zur
Wiederholung meiner Empfehlung veranlasst, dass es
sich dann, wenn Schlusssätze einen Großteil der zuge-
messenen Redezeit beanspruchen, empfiehlt, mit diesen
Schlusssätzen rechtzeitig zu beginnen.


(Heiterkeit und Beifall – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: 10 Prozent, Herr Präsident!)


Nun erhält der Kollege Dr. Gregor Gysi für die Frak-
tion Die Linke das Wort.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Fangen Sie mal mit dem Schlusssatz an! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!)



Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621802500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es gibt

auf unserer Erde 10 000 Atomsprengköpfe, davon 4 500
in der NATO. Das heißt, die Menschheit ist in der Lage,
sich vielfach und vollständig zu vernichten. Den Sinn
konnte mir noch niemand erklären. Ich begrüße deshalb
ausdrücklich, dass – ich glaube, sogar als erster amerika-
nischer Präsident, seit Amerika Atomwaffen besitzt –

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(C (D bama jetzt erklärt hat, er wolle eine atomwaffenfreie elt. Daran haben wir in jeder Hinsicht zu arbeiten. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Ronald Reagan zum Beispiel auch!)


Der Vertrag von 1968 über die Nichtverbreitung von
tomwaffen enthält drei verschiedene Verpflichtungen.
r enthält einmal die Verpflichtung zur Abrüstung, die
icht erfüllt wurde, zum Zweiten das Verbot der Verbrei-
ung von Atomwaffen und zum Dritten die Zusage an
ine friedliche Nutzung von Atomenergie, egal wie wir
etzt dazu stehen.

189 Staaten – das darf man nicht vergessen – haben
iesen Vertrag unterschrieben und ratifiziert, nur nicht
ndien, Pakistan und Israel. Nordkorea ist 2003 ausgetre-
en; das ist ein weiteres Problem. Die letzte Überprü-
ungskonferenz fand 2005 statt und brachte nichts, da
ie USA damals an Abrüstung noch nicht interessiert
aren.

Es gibt inzwischen sicher acht Nuklearmächte: die
SA, Russland, China, Großbritannien, Frankreich, In-
ien, Pakistan und Israel. Bei Nordkorea besteht Unsi-
herheit, und dem Iran wird vorgeworfen, Atomwaffen
erstellen zu wollen. Das alles bereitet große Sorgen,
icht nur wegen Nordkorea und Iran, sondern zum Bei-
piel auch wegen Pakistan, wenn man an die instabile Si-
uation in diesem Land, an die Rolle der Taliban usw.
enkt. Bei Indien darf ich Sie an den Kaschmirkonflikt
nd andere Dinge erinnern.

2000 war ich in Indien und habe mit dem damaligen
ndischen Außenminister gesprochen. Was er mir erzählt
at, war wirklich interessant. Ich habe dort natürlich
flichtgemäß kritisiert, dass Indien Atomwaffen baut.
araufhin hat er mich gefragt: „Waren Sie eigentlich für
der gegen den Jugoslawienkrieg?“ Ich habe gesagt:
Ich war dagegen.“ Er fragte weiter: „Hatte Jugoslawien
tomwaffen?“ Ich sagte: „Nein.“ Dann sagte er: „Glau-
en Sie, Belgrad wäre bombardiert worden, wenn Jugo-
lawien Atomwaffen gehabt hätte?“ Das war seine Ant-
ort. Es ist nicht so, dass ich darauf nichts geantwortet
ätte.

Mir ist aber klar geworden: Wir können glaubwürdig
en Verzicht auf Atomwaffen nur durchsetzen, wenn die
tommächte ihre Atomwaffen ernsthaft abbauen, bis hin

u Null. Einen anderen Weg gibt es nicht.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


onst bleibt das ein Privileg, weil Staaten immer wieder
agen werden, sie seien ja nur unangreifbar, wenn sie
elber die Atomwaffen besitzen, und genau das müssen
ir abbauen.

Wir begrüßen den Vorschlag von Obama. Es ist auch
u begrüßen, dass er zusammen mit dem russischen Prä-
identen einen neuen START-Vertrag abschließen will.
s ist ebenfalls nicht zu unterschätzen, dass er gesagt
at, er verzichte auf Atomtests.






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
Ich glaube, dass wir diesen Weg gehen müssen. Ich
sage es noch einmal: Nur wenn die Atommächte jetzt ver-
einbaren, wie sie schrittweise die Atomwaffen abbauen
bis zur Zahl Null, sind sie auch berechtigt, nicht nur zu
fordern, sondern international durchzusetzen, dass nir-
gendwo und zu keinem Zeitpunkt mehr eine einzige
Atombombe gebaut wird. Genau das muss das Ziel sein.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Von Deutschland ging im letzten Jahrhundert der
schlimmste Krieg aus, der Zweite Weltkrieg. Deshalb
müssen wir an Abrüstung ein besonderes Interesse ha-
ben, das wir durch Signale ganz besonders zum Aus-
druck bringen müssen. Auch Deutschland kann einen
Beitrag zur nuklearen Abrüstung leisten. Das Erste
wäre die Forderung nach einem Abzug der noch vorhan-
denen US-Atombomben in Deutschland. Wer braucht
denn diese Atombomben?


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die Deutschen brauchen sie am allerwenigsten, Europa
und die USA brauchen sie auch nicht. Wir können diese
Atomwaffen loswerden. Wenn Obama glaubwürdig ist
in seinem Wunsch nach atomarer Abrüstung, hat er nicht
ein einziges Argument dafür, die Atomwaffen in
Deutschland zu belassen. Das müssen wir nutzen. Des-
halb gibt es Anträge, die fordern, der Bundestag solle
das beschließen.

Zweitens müssen wir auf einen eindeutigen Verzicht
auf die nukleare Teilhabe in der NATO durch die Be-
reitstellung von Trägersystemen, von Bundeswehrperso-
nal oder durch anderweitige Unterstützung setzen. Auch
das ist möglich. Griechenland und Kanada haben keine
nukleare Teilhabe in der NATO. Sie waren die Ersten,
die diesen Weg gegangen sind. Auch Deutschland muss
diesen Weg jetzt gehen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Interessant ist, dass die Union dagegen ist. Sie wollen
nicht, dass die Regierung aufgefordert wird, mit der
amerikanischen Regierung über einen Abzug der Atom-
waffen aus Deutschland zu verhandeln, und schon gar
nicht wollen Sie die nukleare Teilhabe in der NATO auf-
geben.

Die Bundeskanzlerin hat das in der Bundestagsde-
batte am 26. März 2009 begründet. Sie hat wörtlich Fol-
gendes gesagt – ich darf zitieren –:

Wir sollten gut aufpassen, dass wir Ziel und Weg
nicht vermischen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Weg ist das Ziel!)


Außerdem hat sie gesagt:

Die Bundesregierung hat deshalb die nukleare Teil-
habe in der Allianz im Weißbuch verankert, weil
wir wissen, dass sie uns Einfluss im Bündnis si-
chert.

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(C (D Das ist eine Denkweise aus dem Kalten Krieg, die wir eute überhaupt nicht mehr gebrauchen können. Wollen ie denn ernsthaft sagen, dass Kanada und Griechenland einen Einfluss in der NATO haben, nur weil sie auf die ukleare Teilhabe verzichtet haben? Bei unserer Gechichte hätten wir die Ersten sein müssen, die verzichen. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ie Ersten können wir nicht mehr sein. Nun lassen Sie
ns wenigstens die Dritten werden!

Wir unterstützen den Antrag der Grünen, der unserem
ntrag ganz ähnlich ist.

Der Antrag der FDP ist unserem auch ähnlich, hat al-
erdings einen Mangel. Die nukleare Teilhabe kritisieren
ie im Feststellungsteil, aber im Forderungsteil kommt
er Verzicht nicht zum Ausdruck, was ich schade finde;
enn die Bundesregierung müsste aufgefordert werden,
iesbezüglich einen anderen Weg zu gehen.

Herr Steinmeier, es ist ja ganz schön, was Sie hier
erkünden, aber in dem Antrag von Union und SPD gibt
s nicht einen Halbsatz zu den amerikanischen Atom-
affen in Deutschland


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Sehr richtig! Genau so ist es!)


nd findet sich nichts dagegen, dass wir eine nukleare
eilhabe in der NATO haben.

Jetzt werden Sie mir erklären, dass das wieder an der
nion liegt – die Erklärung kenne ich seit vielen Jah-

en –; ich sage Ihnen: Das ist ein Problem. Das Problem
esteht in Folgendem: Es gibt von der Bevölkerung
ewählte politische Mehrheiten im Bundestag, die
ichts erreichen, weil die politische Konstellation dage-
enspricht. Erklären Sie den Leuten mal, dass es eine
ehrheit gibt, nämlich von SPD, Grünen und uns Lin-

en, die für einen gesetzlichen Mindestlohn ist, dass ein
olcher Mindestlohn im Bundestag aber nicht zu be-
chließen ist! Erklären Sie den Leuten mal, dass es eine
ehrheit von SPD, Linken, Grünen und FDP gibt, die

ie Regierung auffordern will, dafür zu sorgen, dass die
merikanischen Atomwaffen so schnell wie möglich aus
eutschland verschwinden und wir auch auf die nu-
leare Teilhabe in der NATO verzichten, dass aber trotz
ieser Mehrheit kein solcher Beschluss zustande kommt!
s gibt eine Mehrheit, die das Staatsziel Kultur im
rundgesetz verankern will, aber auch dieser Beschluss
ommt nicht zustande, und zwar deshalb nicht, weil Sie
ich regelmäßig der Union unterordnen. Wenn das so ist,
ann müssen Sie im Wahlkampf auch sagen, dass Sie
ersprechungen in die ganze Welt hinein machen, damit
ber nichts zu tun haben, weil letztlich die Union ent-
cheidet, was Sie dürfen und was Sie nicht dürfen. Das
st die Konstellation, mit der wir es im Bundestag gegen-
ärtig zu tun haben.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1621802600

Herr Kollege Gysi, Sie müssen – –


Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621802700

Deshalb ist das Ganze nicht glaubwürdig. – Herr Prä-

sident, ich bin schon fertig.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1621802800

Das ist ja nicht zu fassen.


Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621802900

Ich war so was von diszipliniert. – Ich hoffe, wir wer-

den die Atomwaffen so schnell wie möglich los.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Undine Kurth [Quedlinburg] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN] und Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1621803000

Das Wort erhält der Kollege Jürgen Trittin für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621803100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ja, so ist

es: Die einen haben sehr pragmatische Visionen, und die
anderen sind sprachlos. Präsident Obama hat in Prag in
der Tat einen Paradigmenwechsel in der Abrüstungs-
politik eingeleitet. Der mächtigste Staat unterstützt nun
die Perspektive einer Welt ohne Atomwaffen. Und was
macht die Bundesregierung? Folgt sie Helmut Schmidt
und Richard von Weizsäcker? Nein, Frau Merkel ist seit-
dem weitgehend in Sprachlosigkeit verfallen. Man merkt
ihr irgendwie an, dass sie den Wechsel von George W. zu
Barack Obama mental noch nicht so richtig verarbeitet
hat.

Ihr Außenminister, der liebe Frank Steinmeier, redet
dafür umso lauter, aber eigentlich immer nur auf Semi-
naren der Friedrich-Ebert-Stiftung und auf SPD-Partei-
versammlungen.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister: Sicherheitskonferenz!)


Die Frage bleibt natürlich: Was macht die Bundes-
regierung?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was ist ihr konkreter Vorschlag, den sie in diesen Pro-
zess einbringen will? Was ist ihr Zeitplan? Welchen Vor-
schlag wird die Bundesrepublik Deutschland im Mai bei
der Vorbereitungskonferenz für die Überprüfungskon-
ferenz machen? Werden Sie – gemeinsam vielleicht mit
dem Bundesverteidigungsminister – vorschlagen, dass
Deutschland endlich den Zustand beendet, dass jeden
Tag deutsche Soldaten in Tornados steigen, um den Ab-
wurf von Nuklearwaffen zu üben?

Ich sage Ihnen eines, Herr Steinmeier – den Zwi-
schenruf mit der Münchner Sicherheitskonferenz habe
ich gehört –: Für eine Regierung reicht es nicht, zu re-

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(C (D en. Eine Regierung, auch eine Große Koalition, ist daür gewählt worden, zu handeln. Handeln heißt in dieser Frage: Beenden Sie die ukleare Teilhabe. Sie müssen sich nicht hinter den SA verstecken. Es ist eine souveräne Entscheidung der undesrepublik Deutschland, ob wir weiterhin eine Mitach-Atommacht sind oder nicht. Das hat auch Konsequenzen. Nur wer selbst bereit ist, hne Atomwaffen zu leben, kann glaubwürdig von andeen verlangen, es genauso zu tun. Solange Atomwaffentaaten oder Nukleare-Teilhabe-Staaten wie Deutschland ehaupten – Frau Merkel hat das erneut getan –, dass tomwaffen für die eigene Sicherheit unverzichtbar eien, so lange werden diese Waffen für andere interesant bleiben. Diese krude Logik hat uns nach einer Phase der Abüstung in den 90er-Jahren dahin gebracht, dass wir inwischen wieder mehr statt weniger Atomwaffen haben. olange die atomwaffenbesitzenden Staaten ihren im ichtverbreitungsvertrag eingegangenen Verpflichtunen nicht nachkommen, so lange können sie sich von alen Bemühungen über strengere Regeln und bessere ontrollen zur Nichtverbreitungspolitik nicht ernsthaft ersprechen, dass diese zum Erfolg führen. Die Doppelstandards zwischen den Technologieinhaern – das sind nicht nur die atomwaffenbesitzenden taaten – haben das Nichtverbreitungsregime 2005 kurz or den Kollaps gebracht. Anstatt daraus Lehren zu zieen, hat die Bundesregierung aktiv vorwärtstreibend ine Rolle dabei gespielt, unter Bruch wesentlicher Prinipien des Nichtverbreitungsvertrages den U.S.-India uclear Deal durch die Nuclear Suppliers Group durch upeitschen. Anders kann man das nicht sehen. Nun gibt es seit der Rede von Barack Obama die offnung, dass 2010 anders sein wird als 2005. Beim esen des Antrags der Großen Koalition frage ich mich ber wirklich – dazu habe ich in der Rede des Bundesußenministers auch nichts gehört –: Was wollen Sie igentlich? Sie sagen, der Atomteststoppvertrag sei ichtig. Natürlich ist er wichtig. Wir haben ihn hier rati iziert. Des Weiteren sprechen Sie davon, dass es ein olgeabkommen zu START geben müsse. Ja, das stimmt. ber das interessiert die Bundesrepublik Deutschland och nicht. Lieber Herr von Klaeden, eigenes Handeln findet in iesen Anträgen überhaupt nicht statt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Oh doch!)


Eigenes Handeln hätte geheißen: Wir brauchen Ver-
andlungen über eine nichtdiskriminierende, verifizier-
are und durchsetzbare Nuklearwaffenkonvention. Wir
rauchen ein Kernwaffenregister. Wir müssen als Euro-






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
pa dem Raketenabwehrschild eine Absage erteilen. Wir
müssen endlich darangehen, die Sicherheitsstrategie der
NATO zu entnuklearisieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Das ist eigenes Handeln. Es reicht nicht aus, auf der Tri-
büne zu kommentieren, während andere spielen.

Sie haben gesagt, es gebe auch eine moralische Ver-
antwortung zum Handeln. Das steht darin. Betrachten
Sie doch bitte einmal selbstkritisch Ihre eigene Ge-
schichte. Wer hat denn das große Loch in den Nichtver-
breitungsvertrag hineinverhandelt – ein Loch, so groß
wie ein Scheunentor –, dass die Technologie der Anrei-
cherung und Wiederaufarbeitung nicht dem Nichtver-
breitungsregime unterliegt? Das war damals Deutsch-
land. Wenn Sie heute hier zu Recht vor den Gefahren des
iranischen Atomprogramms warnen, muss ich Sie um
der historischen Wahrheit willen darauf hinweisen, dass
die Tür für Ahmadinedschad durch die Art und Weise, in
der Franz Josef Strauß dieses Loch seinerzeit hineinver-
handelt hat, geöffnet worden ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Solange die Situation so ist, kommen Sie in Bezug auf
die Multilateralisierung des Brennstoffkreislaufs
nicht zu einem diskriminierungsfreien Regime.

Eigenes Handeln – die eigene Bereitschaft, die Wie-
deraufarbeitung und die Anreicherung in Deutschland,
beispielsweise in Gronau, endlich selber solchen Regeln
zu unterwerfen – ist also die Voraussetzung für Fort-
schritte in der Nichtverbreitungspolitik. Eigenes Han-
deln heißt aber auch: eigenes Handeln im Bereich der
nuklearen Teilhabe. Wir müssen Schluss damit machen,
dass Obama vorlegt, Merkel schweigt und Deutschland
in der Abrüstungspolitik weiter herumeiert. Ich finde,
die Zeit der Ausreden ist vorbei. Wir wissen heute: Eine
Welt ohne Atomwaffen ist möglich. Es kommt darauf
an, endlich anzufangen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Norman Paech [DIE LINKE])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1621803200

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Rolf Mützenich,

SPD-Fraktion.


Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1621803300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

glaube, heute ist ein guter Tag, und zwar nicht nur, weil
wir heute einmal vormittags im Deutschen Bundestag
über die nukleare Abrüstung sprechen, sondern auch,
weil zeitgleich in Rom die amerikanischen und die russi-
schen Verhandlungspartner zum ersten Mal zusammen-
kommen, um über Abrüstung im Bereich der strategi-
schen Atomwaffen zu sprechen.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Genau!)


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(C (D Herr Trittin, ich finde schon, dass man deutlich sagen uss, dass Deutschland ein großes Interesse an der Ab üstung der strategischen Atomwaffen hat. Deutschland st ein verantwortlich handelndes Land innerhalb der inernationalen Gemeinschaft. Deswegen haben wir dieses hema auch in den Koalitionsantrag aufgenommen. nsere Sicherheit wird gestärkt, wenn es gelingt, das inzuhalten, was sich Präsident Obama und Präsident edwedew versprochen haben, nämlich bei den strate ischen Atomwaffen deutlich abzurüsten. Deswegen egrüßen wir das gerade am heutigen Tag. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Kollege Hoyer hat vollkommen recht: Die nukleare
bschreckung war während des Ost-West-Konflikts eine
ast. Einige behaupten ja immer noch, wir hätten es der
uklearen Abschreckung zu verdanken, dass wir sozusa-
en über die Runden gekommen sind. Wenn man die
okumente, die die Archive freigegeben haben, heute

iest, wird einem jetzt noch mulmig zumute. Dann denkt
an darüber nach, was alles hätte passieren können. Da-

ei geht es nicht nur um die Kuba-Krise, sondern auch
m NATO-Manöver, um Fehler auf der sowjetischen
eite und viele andere Dinge.

Präsident Obama ist ein Realist, wenn er Visionen
at. Ich sage das ganz bewusst als Sozialdemokrat; denn
r hat einen guten Fürsprecher, Helmut Schmidt, der, wie
ie wissen, den einen oder anderen Visionär zumindest
ährend seiner Kanzlerschaft anders bezeichnet hat. Ge-

ade deswegen ist seine Fürsprache bedeutsam. Wir
nterstützen Präsident Obama in seiner realistischen
trategie, damit die Kernwaffen von dieser Erde ver-
chwinden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist gut und richtig, dass der Außenminister zweier-
ei tut: Bei seinen nächsten Gesprächen in den USA wird
r mit seiner amerikanischen Kollegin über die in
eutschland lagernden Atomwaffen sprechen. Er wird

ber auch sagen, dass die substrategischen Atomwaf-
en aus Europa verschwinden müssen. Das ist ein realis-
ischer Ansatz. Darum geht es.

Ihre Anträge dienen im Grunde nur der Nabelschau.
ie suggerieren den Leuten draußen, dass wir sicherer
ären, wenn die Atomwaffen weg wären. Damit wider-

egen Sie aber Ihre eigene Argumentation im Hinblick
uf die nukleare Abschreckung und die Verfügungsge-
alt über zahllose Atomwaffen. Es war richtig, dass der
ußenminister gesagt hat, dass er diese beiden Aspekte

usammenbringen will. Liebe Kolleginnen und Kollegen
on der FDP, genau diesen Aspekt haben Sie in Ihrem
ntrag nicht berücksichtigt. Sie gehen nur auf die Atom-
affen ein, die sich auf deutschem Territorium befinden.

ch finde, das ist zu wenig. Wenn man eine seriöse Si-
herheitspolitik betreiben will, wenn man für nukleare
brüstung und Abrüstung insgesamt eintritt, muss man
iese Dinge gemeinsam ansprechen. Deswegen sage ich
hnen ganz ehrlich: Sie machen nur Spektakel. Ich bin
roh, dass Frank-Walter Steinmeier keine Fisimatenten






(A) )



(B) )


Dr. Rolf Mützenich
– Entschuldigung: keinen Unfug; als Rheinländer sagt
man das so – macht, sondern genau den von mir bezeich-
neten Aspekt in die Gespräche einbringt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Werner Hoyer [FDP]: Dann können Sie ja beiden Anträgen zustimmen!)


Kollege Hoyer, ich würde Sie gerne einmal fragen
– diese Frage habe ich mir schon während Ihrer Rede
überlegt –, mit wem Sie das, was in Ihrem Antrag steht
und was Sie eben hier vorgetragen haben, eigentlich er-
reichen wollen. Mit Ihrem Wunschpartner, der nebenan
sitzt?


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Na klar!)


Verstehen Sie das unter Seriosität bei diesen Themen im
kommenden Wahlkampf? Ich finde, dass der außenpoli-
tische Aspekt dazugehört. Sie müssen sagen, mit wel-
chem Partner Sie das nach dem 27. September umsetzen
wollen. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Ich schätze die Kol-
leginnen und Kollegen von der CDU/CSU – persönlich
auf jeden Fall –, aber ich kann Ihnen Geschichten erzäh-
len, die zeigen, wie schwer es in den letzten Jahren ge-
wesen ist, das eine oder andere auf den Weg zu bringen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Dönekes! Erzählen Sie doch mal! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das beruht auf Gegenseitigkeit!)


Deswegen bin froh, dass wir es geschafft haben, den An-
trag von CDU/CSU und SPD heute auf den Weg zu brin-
gen.

Ich war enttäuscht – ich versuche, eine ehrliche De-
batte zu führen –, als die Bundeskanzlerin mit dem fran-
zösischen Präsidenten einen zwar lesenswerten Beitrag
zur Sicherheitskonferenz in München geschrieben hat,
es aber nicht geschafft hat, das umzusetzen, was wir in-
nerhalb der Europäischen Union brauchen, nämlich eine
ernsthafte Debatte mit den europäischen Partnern, mit
Großbritannien und mit Frankreich, über die Atomwaf-
fen zu führen. Ich hätte diesen Artikel sofort unterschrie-
ben, wenn die Bundeskanzlerin es geschafft hätte, vom
französischen Präsidenten, der ja sehr eigenwillig ist
– das gebe ich gern zu – und vielleicht gar nicht so ein-
fach in eine bestimmte Richtung gelenkt werden kann,
die Aussage zu erhalten, dass er zumindest auf die Mo-
dernisierung der französischen Atomwaffen verzich-
tet. Auch dafür tritt der deutsche Außenminister ein. Ich
glaube, dass er in nächster Zukunft mit seinem britischen
Kollegen über wichtige Bereiche sprechen wird, bei de-
nen es um nukleare Abrüstung und Rüstungskontrolle
geht.

Wir brauchen wieder eine politische Kultur der nu-
klearen Abrüstung und Rüstungskontrolle. Wir brauchen
den Einsatz für die konventionelle Abrüstung; dies ist
eben angesprochen worden. Wir haben das in unser
Grundsatzprogramm und auch in unser Wahlprogramm
aufgenommen. Die Menschen können darüber befinden,
ob es für Deutschland der richtige Weg ist, diese beiden
Aspekte – die hier lagernden Atomwaffen und die welt-

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(C (D eite Abrüstung – zusammenzuführen. Dafür treten wir in. Daher sollten Sie unserem Antrag zustimmen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621803400

Das Wort hat nun Kollegin Elke Hoff für die FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)



Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1621803500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!

iebe Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Her-
en! Den Vorwurf der Fisimatenten – lieber Kollege

ützenich, das ist ein Wort, das wohl nur die Rheinlän-
er verstehen können –


(Dr. Rolf Mützenich [SPD]: Entschuldigung! – Mechthild Rawert [SPD]: Nein! Wir auch!)


eise ich im Namen meiner Fraktion ausdrücklich zu-
ück. Wir versuchen nicht, den Eindruck zu erwecken,
ass man die taktischen Nuklearwaffen sozusagen von
eute auf morgen von deutschem Boden abziehen
önnte. Vielmehr sagen wir einerseits, dass wir ein Zei-
hen setzen möchten. Andererseits möchten wir im Dis-
ussionsprozess in der Nuklearen Planungsgruppe die
öglichkeit haben, über den weiteren Umgang des
ündnisses mit Nukleartechnologie als strategischem

nstrument zu reden. Ich halte das für einen sehr klugen
nd guten Weg, um vernünftige Gespräche mit den Part-
ern zu erreichen.


(Beifall bei der FDP)


Wir haben heute sehr häufig gehört, dass spätestens
eit der Rede des neuen US-Präsidenten Obama in Prag
as Ziel einer kernwaffenfreien Welt nun endgültig von
iner politischen Utopie zu einer historischen Chance
eworden ist. Das ist richtig; aber wir sind gleichzeitig
ufgefordert, lieber Kollege Mützenich, vor der eigenen
austür zu kehren. Wer, wenn nicht wir, kann hier ein
eichen setzen? Wir als Deutscher Bundestag sollten

ordern, dass die auf deutschem Boden verbliebenen Nu-
learwaffen abgezogen werden. Ich hoffe sehr, dass das
arlament unserem Antrag heute mit breiter Mehrheit
olge leisten wird.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Wir Europäer dürfen uns nicht damit zufriedengeben,
etzt auf die Abrüstungsinitiativen der Vereinigten Staa-
en zu warten. Deutschland und Europa müssen sich zu
hrer eigenen abrüstungspolitischen Verantwortung be-
ennen und vor allen Dingen das überkommene sicher-
eitspolitische Denken aus den Zeiten des Kalten Krie-
es über Bord werfen. Denn nur wenn Deutschland
einen eigenen Abrüstungsverpflichtungen nachkommt,
önnen wir als glaubwürdiger Nichtkernwaffenstaat in-
ernational vorangehen.

Bevor ich zum Dreh- und Angelpunkt der heutigen
ebatte komme, nämlich dem Abzug der auf deut-






(A) )



(B) )


Elke Hoff
schem Boden verbliebenen Nuklearwaffen, eines vor-
weg: Die Regierungspartner können noch so viele wohl-
klingende und natürlich auch wohlgemeinte Anträge
einbringen, die dazu aufrufen, die Chancen für eine welt-
weite Abrüstung zu nutzen. Sie werden damit nicht ver-
bergen können, dass Deutschland in den knapp vier Jah-
ren Regierungszeit der Großen Koalition nicht die
abrüstungspolitische Vorreiterrolle übernommen hat.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die koalitionsinterne Uneinigkeit spiegelt sich im
vorliegenden Abrüstungsantrag wider. Wenn der Bun-
desaußenminister diese Forderung gegenüber den Bünd-
nispartnern tatsächlich aktiv erheben will, dann hätte
man das in den Antrag schreiben können. Das hätte ihm
geholfen und ihm Rückenwind gegeben. Liebe Kollegin-
nen und Kollegen von der SPD, überlegen Sie, ob Sie
nicht doch Ihre Zustimmung dem Antrag, den wir vorge-
legt haben, erteilen können.


(Beifall bei der FDP – Mechthild Rawert [SPD]: Nein!)


Meine Redezeit läuft ab, insofern lassen Sie mich
zum Schluss kommen. Dass Deutschland die Mitglied-
schaft in der Nuklearen Planungsgruppe verlieren oder
auch nur ein formales Mitspracherecht einbüßen würde,
sollten die US-Atomwaffen abgezogen werden, ist, wie
Kollege Hoyer schon gesagt hat, mit Verlaub ein Am-
menmärchen. Es wird damit auch nicht die Axt an den
Kernbestand der NATO gelegt. Kanada und Griechen-
land – das ist heute bereits erwähnt worden – haben dies
vorgemacht.

Man kann aber nicht, wie dies die Bundesregierung
bisher getan hat, auf eine Zeitenwende bei der nuklearen
Abrüstung hoffen und gleichzeitig an der technisch-nu-
klearen Teilhabe, einem Relikt des Kalten Krieges, fest-
halten. Das passt nicht zusammen. Deshalb ist es nur
konsequent, diese Waffen abzuziehen und die technisch-
nukleare Teilhabe Deutschlands zu beenden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621803600

Das Wort hat nun Kollege Eduard Lintner für die

CDU/CSU-Fraktion.


Eduard Lintner (CSU):
Rede ID: ID1621803700

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin-

nen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Die De-
batte, die wir heute führen, findet – darauf ist schon
mehrfach hingewiesen worden – unter dem Eindruck der
Rede von Barack Obama in Prag statt. Dort hat der Prä-
sident die Vision einer Welt ohne Atomwaffen aufge-
griffen und sich zu diesem Ziel bekannt. Wie wir alle
miterleben konnten, hat er damit viel Hoffnung geweckt
und einen Wunsch vieler Menschen artikuliert.

Wir dürfen aber nicht vergessen, dass die heutige De-
batte natürlich auch unter dem Schatten des nordkoreani-
schen Raketenstarts am selben Tag und auch der

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(C (D ekanntmachung des Irans, dass das Land seine Antrengungen zur Urananreicherung signifikant erhöht abe, stattfindet. Diese Meldungen haben wiederum vereutlicht, dass der Weg zu einer kernwaffenfreien Welt ehr weit und bei weitem nicht leicht sein wird. Er kann ben nur geduldig und in vielen kleinen Schritten geganen werden. Wir dürfen den Menschen nicht vorgaukeln, ass all das demnächst schon erreicht werden könnte, ie dies einige Redner leider getan haben. Die bevorstehende Sitzung des Vorbereitungsauschusses für die nächste Überprüfungskonferenz des tomwaffensperrvertrages kann ein solcher Schritt sein. ch hoffe, sie wird es auch. Dieser Vertrag ist zwar wie ie Atomwaffen selbst ein Relikt des Kalten Krieges, ber er ist heute wichtiger denn je, da sich mehr Staaten ls früher zielstrebig darum bemühen, in den Besitz von tomwaffen zu gelangen. Gerade von diesen nuklearen hrgeizlingen geht heute eine der größten Gefahren für ie internationale Sicherheit aus, denn sie werden zum eil von unberechenbaren Regimen regiert, sind meist in efährliche Regionalkonflikte verstrickt oder gar vom usammenbruch staatlicher Gewalt bedroht. Die nuklearen Ambitionen dieser Staaten drohen anze Regionen zu destabilisieren und ziehen dann wangsläufig eine weitere Verbreitung nuklearer Waffen ach sich. Hauptziel einer Revision des Atomwaffenperrvertrages muss es vor diesem Hintergrund sein, ie Verbreitung von Wissen und Material zur Herstelung nuklearer Waffen effektiver als bisher zu kontrollieen und wirksame Sanktionsmechanismen zu schaffen. uch Präsident Obama – daran sei erinnert – hat in seier Prager Rede gerade solche Schritte als eine zwinende Vorbedingung für weitere nukleare Abrüstung geannt. Solche Vorbedingungen setzen auch die Grenzen für ie Möglichkeiten zu uniund bilateralen Abrüstungserpflichtungen, wie zum Beispiel beim angestrebten TART-Nachfolgeabkommen zwischen Russland und en USA. Keine Nuklearmacht wird sich freiwillig entaffnen, wenn sie nicht sicher sein kann, dass sie nicht on anderen Staaten nuklear bedroht wird. Nukleare bschreckung ist daher nach wie vor notwendig und nverzichtbar. Deshalb sollte auch die NATO weiterhin ine nukleare Komponente haben und muss Deutschland eiter im System der nuklearen Teilhabe integriert bleien. Ein Verzicht auf die nukleare Teilhabe, wie er hier geordert wird, würde jedenfalls zum gegenwärtigen Zeitunkt keinen Beitrag zu einer weiteren globalen Abrüsung leisten. Ich bin sicher, weder Herr Ahmadinedschad och Kim Jong II würden sich vom Abzug der amerikaischen Atomwaffen aus Deutschland sonderlich beeinruckt zeigen. Die Teilhabe ist darüber hinaus nicht zuletzt – das ollten wir nicht vergessen – auch ein manifestes Zeihen transatlantischer Solidarität und Zusammenarbeit, uf das wir nicht verzichten können. Deutschland wäre aher schlecht beraten, unilateral einen Verzicht zu erlären. Ein solcher Schritt ist nur als Ergebnis einer ründlichen Diskussion mit unseren Verbündeten über Eduard Lintner die gemeinsame Verteidigungsstrategie überhaupt vorstellbar. (Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])





(A) )


(B) )


In diesem Kontext muss, wie ich meine, auch ernst-
haft über die Möglichkeiten der Raketenabwehr nach-
gedacht werden. Denn eine effektive Raketenabwehr
vermindert zum Beispiel die eigene Verwundbarkeit
durch nukleare Angriffe und verringert daher letztlich
die Notwendigkeit des Besitzes eigener Nuklearwaffen
zum Zwecke der Abschreckung.


(Beifall des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/ CSU])


Systeme zur Raketenabwehr können daher eine wichtige
Rolle auf dem Weg zu einer nuklearwaffenfreien Welt
spielen.

Konkret stellt sich für Deutschland auf dem Gebiet
der Nuklearpolitik neben dem Engagement für eine Re-
vision des Sperrvertrages zurzeit vor allem die Frage
nach dem Umgang mit dem Iran. Zusammen mit den
ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrates der Vereinten
Nationen haben wir hierfür Verantwortung übernom-
men; Herr Kollege Trittin, das ist auch Ihnen bekannt,
und das ist durchaus ein konkreter Beitrag, wie Sie ihn
einfordern. Der Ansatz dieser Bemühungen hat sich
durch die diplomatische Offensive der neuen US-Regie-
rung gewandelt. Es wird sich zeigen, ob der Iran auf die
neue Offenheit der USA anders reagiert als auf die harte
Haltung der Bush-Administration.

Die bisherigen Reaktionen aus Teheran sind nicht
gerade ermutigend. Der neue Ansatz der Obama-Admi-
nistration ist aber, wie ich glaube, eines Versuches und
unser aller Unterstützung wert. Sollte er aber scheitern,
meine Damen und Herren, muss der Westen und muss
auch Deutschland wieder zu weiteren Sanktionen bereit
sein. Nur so bleiben wir in unserem Bekenntnis zur Ver-
hinderung der Verbreitung nuklearer Waffen glaubhaft.
Glaubhaftigkeit ist auch hier die zwingende Vorausset-
zung für den Erfolg, den wir alle erzielen wollen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621803800

Das Wort hat nun Gert Winkelmeier.


Gert Winkelmeier (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621803900

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Die

zu Ende gehende Sitzungswoche hat gute Aussichten,
als historisch in unsere Parlamentsgeschichte einzuge-
hen. Wer von Ihnen kann sich daran erinnern, dass ein-
mal alle Fraktionen dieses Hauses in drei Themen der
Verteidigungspolitik im Grundsatz übereingestimmt ha-
ben: erstens bei der Schließung des Luft-Boden-Schieß-
platzes Wittstock, zweitens beim Verbot von Streumuni-
tion und drittens – heute – bei der nuklearen Abrüstung?

Auch wenn Präsident Obama noch nicht Mitglied der
Friedensbewegung ist, so gilt: Er hat mit seiner Ankün-

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(C (D igung, auf eine atomwaffenfreie Welt hinzuarbeiten, ofensichtlich Schwung in die Abrüstungsdebatte geracht. Ich hoffe, dass damit eine Schubumkehr einsetzt, ie die verheerende Politik der Regierung Bush Stück ür Stück revidiert, eine Politik, deren sichtbarer Ausruck das Scheitern der Überprüfungskonferenz des ichtverbreitungsvertrages im Jahre 2005 und die ein eitige Kündigung des ABM-Vertrages über die Begrenung von Raketenabwehrsystemen im Jahre 2002 ist. Den Atommächten, die den nuklearen Nichtverbreiungsvertrag ratifiziert haben, kommt nach Art. VI des ertrages ohne Zweifel die Hauptverantwortung zu, enn es darum geht, eine Welt ohne Atomwaffen zu chaffen. Von dieser Verantwortung war bisher leider icht viel zu sehen. Denn entgegen ihrer vertraglichen erpflichtung zur nuklearen Abrüstung werden immer eue Waffen und Trägersysteme entwickelt. Auch geisig ist weiter aufgerüstet worden. Ich erinnere nur an die S-Doktrin für gemeinsame nukleare Operationen in der oint Publication 3-12, die bei einer vermuteten Bedroung durch ABC-Waffen explizit einen Präventivangriff orsieht. Ich komme zur Verantwortung der nichtatomaren itglieder des Vertrages. Hiermit meine ich besonders iejenigen, die in der NATO Einfluss haben. Dem Bündis gehören schließlich drei der fünf Nuklearmächte an, ie dem Vertrag beigetreten sind. Da muss ich die Frage stellen, ob die Bundesregierunen seit Ende des Kalten Krieges das ihnen Mögliche gean haben, eine Weiterverbreitung zu verhindern, und ob hre Politik dazu beigetragen hat, das Vertrauen der ichtatomaren Vertragsstaaten in die Ziele des Vertrages u stärken. Mir als Rheinland-Pfälzer fällt da als Erstes üchel ein. Das dort stationierte Jagdbombergeschwaer 33 ist die letzte verbliebene Klammer zur sogenannen nuklearen Teilhabe Deutschlands, an der die Bundesegierung aus mir unerfindlichen Gründen immer noch esthält. In Reichweite der Tornados bzw. eines Nachfolgelugzeuges sehe ich keinen Staat, der Deutschland feindich gesinnt wäre. Vereinbaren Sie also mit den USA den bzug der noch immer in Büchel lagernden Atomwaf en! Hier kann der Außenminister konkret Wort halten, nd Deutschland stünde nicht mehr im Verdacht, das Geot der Nichtverbreitung zu unterlaufen. Welche Forderungen muss die Bundesregierung aus einer Sicht heute an den Vorbereitungsausschuss für ie Überprüfungskonferenz 2010 des Nuklearen Nichterbreitungsvertrages stellen? Es muss erstens erhebliher Druck auf die vier Staaten Indien, Israel, Nordkorea nd Pakistan ausgeübt werden, diesem Vertrag beizutreen. Das heißt zweitens, dass diese Staaten ihr Atomwafenpotenzial vernichten müssen. Drittens müssen die ünf Atomwaffenstaaten, die bereits vor dem 1. Januar 967 Atomtests durchführten, endlich ihrer vertraglichen erantwortung gerecht werden und qualitativ atomar ab üsten. Wenn die Präsidenten Obama und Medwedew iese Politik einleiten würden, wären sie wirklich glaubafte Abrüstungspolitiker. Gert Winkelmeier Ich komme zum Schluss. Für die Abrüstungspolitik insgesamt gilt: Der durch den US-Präsidenten ausgelöste Schwung muss genutzt werden, um in den kommenden Monaten Fakten zu schaffen, an denen auch inneramerikanische Gegenkräfte zur Abrüstungspolitik nicht vorbeikommen; denn die sind bereits dabei, sich neu zu formieren. Vielen Dank. Als letztem Redner in dieser Debatte erteile ich dem Kollegen Gert Weisskirchen für die SPD-Fraktion das Wort. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! 2009 kann – das hat Barack Obama in Prag deutlich unterstrichen – ein Jahr werden, in dem eine Zeitenwende anbricht. Zum ersten Mal hat ein amerikanischer Präsident auch vor dem Hintergrund der eigenen Geschichte deutlich gesagt: Wir, die USA, sind die Einzigen, die jemals Atomwaffen militärisch eingesetzt haben. – Er hat die Vision entwickelt: Weil das so ist, sind wir, die USA, auch diejenigen, die dafür kämpfen wollen, dass die Welt von Atomwaffen frei wird. – Das ist ein qualitativer Sprung, ein historischer Sprung. Wir sollten Barack Obama dabei jede Unterstützung zukommen lassen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Eduard Lintner [CDU/CSU])





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621804000

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1621804100

Wir könnten endlich einen der fürchterlichsten Alb-
träume, nämlich dass die Menschheit sich selbst zerstört,
dass die Zivilisation durch menschliches Fehlhandeln
oder Fehlverhalten zerstört werden kann, loswerden. Das
ist etwas unerhört Neues. Der Kollege Hoyer hat zu
Recht darauf hingewiesen, dass dieser Prozess lange
dauern wird. Wir werden erleben, dass es eine ganze
Reihe von Fallstricken gibt. Aber der zentrale Punkt ist,
dass das jetzt möglich ist.

Auch der Präsident einer anderen großen Atommacht,
Dmitrij Medwedew, will kooperieren. Beide wollen ver-
trauensvoll miteinander an dieser großen Aufgabe arbei-
ten. Jetzt kommt es darauf an, dass auch wir uns in den
Verhandlungsprozess einklinken. Lieber Kollege Hoyer,
ich schätze Sie; aber Sie wissen doch auch, dass es klug
ist, sich in einen Prozess des multilateralen Handelns
und Verhandelns als konstruktiver Partner einzubringen.
Wir wollen, dass die nuklearen Waffen abgeschafft wer-
den, die bei uns noch gelagert sind. Sie müssen aber im
Rahmen eines Prozesses wegverhandelt werden; genau
dies steht im Antrag der Großen Koalition.

Ich bitte Sie darum, manche Spiele der Parteitaktik
sich selbst zu überlassen.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: So eine Eierei!)


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(C (D ier geht es um einen historischen Moment, auf den wir etzt mit vernünftigen Verhandlungsprozessen eingeen müssen. Deswegen ist das, was die Große Koalition erabredet hat, ein sinnvoller und richtiger Verhandungsschritt. Am Ende dieses Prozesses werden auch die och in Deutschland gelagerten Atomwaffen wegverandelt sein, und dann wird die gesamte Welt nuklearaffenfrei werden. An diesem Ziel sollten wir in diesem ause in großem Konsens gemeinsam arbeiten, liebe olleginnen und Kollegen. Am Schluss spreche ich bewusst die Christdemokraen an. Jetzt kommt es darauf an, dass das, was Obama elbst will, auch im Senat durchgesetzt wird. Für die Raifizierungsprozesse beim CTBT braucht er eine Zweirittelmehrheit im Senat. Gegenwärtig fehlen ihm dazu och acht Stimmen. Das sind Stimmen der Republikaer. Liebe Kolleginnen und Kollegen, so wie wir unsere ufgabe und Verantwortung gegenüber den Demokraten m Senat wahrnehmen, (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Nehmen Sie hier die Verantwortung wahr!)


(Beifall bei der SPD)


itte ich dringend und herzlich darum, dass auch Sie, die
hristdemokratische Union, dabei mithelfen, dass es am
nde eine Zweidrittelmehrheit im Senat geben wird.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Hier haben Sie die Mehrheit!)


ann werden wir die Chance haben, das zu realisieren,
as Barack Obama will: eine Welt frei von Nuklearwaf-

en.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621804200

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zu den Abstimmungen. Es ist verlangt
orden, über vier Anträge namentlich abzustimmen. Ich
ehe davon aus, dass wir die namentlichen Abstimmun-
en hintereinander durchführen können und im An-
chluss daran zu den einfachen Abstimmungen kom-
en. – Sie sind damit einverstanden. Dann verfahren wir

o. Da wir also gleich vier namentliche Abstimmungen
intereinander haben werden, bitte ich alle Kolleginnen
nd Kollegen, sorgfältig darauf zu achten, dass die
timmkarten, die sie verwenden, ihren Namen tragen.

Tagesordnungspunkt 33 a. Wir kommen zur ersten
amentlichen Abstimmung, und zwar zu dem Antrag der
raktionen der CDU/CSU und SPD auf Drucksache 16/
2689 mit dem Titel „Die Chance zur nuklearen Abrüs-
ung nutzen – Überprüfungskonferenz zum Nichtver-
reitungsvertrag zum Erfolg führen“. Ich bitte die
chriftführerinnen und Schriftführer, die vorgesehenen
lätze einzunehmen. – Ich eröffne die Abstimmung.

Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
timme nicht abgegeben hat? – Das ist offensichtlich
icht der Fall. Dann schließe ich die Abstimmung und






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der
Auszählung zu beginnen.1)

Wir kommen zur zweiten namentlichen Abstimmung
und damit zu dem Antrag der Fraktion Die Linke auf
Drucksache 16/12684 mit dem neuen Titel „Keine
Atomwaffen in Deutschland“. Ich bitte die Schriftführe-
rinnen und Schriftführer, die vorgesehenen Plätze einzu-
nehmen. – Sind alle Abstimmungsurnen an ihren Plätzen
und die Schriftführerinnen und Schriftführer da? – Das
ist der Fall. Dann ist die zweite Abstimmung eröffnet.

Darf ich fragen, ob auch rechts die Abstimmung be-
endet ist? – Das ist offensichtlich der Fall. Dann schließe
ich die Abstimmung und bitte die Schriftführerinnen und
Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen.2)

Wir kommen jetzt zur dritten namentlichen Abstim-
mung, und zwar über den Antrag der Fraktion der FDP
auf Drucksache 16/12667 mit dem Titel „Für einen Ab-
zug der in Deutschland noch verbliebenen US-Nuklear-
waffen“. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftfüh-
rer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen. – Das ist
offensichtlich geschehen. Dann eröffne ich die Abstim-
mung.

Darf ich fragen, ob alle Kollegen, die im Raume sind,
abgestimmt haben? – Das ist offensichtlich der Fall.
Dann schließe ich diese Abstimmung und bitte die
Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszäh-
lung zu beginnen.3)

Wir kommen zur vierten namentlichen Abstimmung
und damit zum Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
nen auf Drucksache 16/12686 mit dem Titel „Initiative
für eine atomwaffenfreie Welt unterstützen – Atomwaf-
fen aus Deutschland abziehen“. Ich bitte die Schriftfüh-
rerinnen und Schriftführer, die vorgesehenen Plätze ein-
zunehmen. – Das ist erfolgt. Dann eröffne ich die
Abstimmung.

Haben alle Kolleginnen und Kollegen ihre Stimme
abgegeben? – Das ist offensichtlich der Fall. Dann
schließe ich die Abstimmung. Ich bitte auch hier die
Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszäh-
lung zu beginnen.4)

Die Ergebnisse der vier namentlichen Abstimmungen
werden Ihnen später bekannt gegeben.

Bevor wir mit zwei einfachen Abstimmungen fortfah-
ren, bitte ich Sie, sich zu Ihren Plätzen zu begeben, da-
mit es etwas übersichtlicher ist.

Wir kommen zum Zusatzpunkt 12. Abstimmung über
den Antrag der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/12666
mit dem Titel „Die NPT-Überprüfungskonferenz im
Jahre 2010 zum Erfolg führen – Für ein klares Bekennt-
nis zu dem Ziel einer nuklearwaffenfreien Welt“.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Über den Antrag ist gerade namentlich abgestimmt worden!)


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1) Ergebnis Seite 23769 C
2) Ergebnis Seite 23771 B
3) Ergebnis Seite 23773 B
4) Ergebnis Seite 23776 A

(C (D er stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dageen? – Wer enthält sich? – Der Antrag ist mit den Stimen von CDU/CSU und SPD gegen die Stimmen der DP bei Stimmenthaltung der Grünen und Nichtbeteiliung der Linksfraktion abgelehnt. (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Nein, wir haben gerade namentlich darüber abgestimmt! Wir haben zugestimmt!)


Nein, Sie haben sich geirrt.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Wir haben zugestimmt! Ich habe die Hand gehoben!)


Gut, dann korrigiere ich das Ergebnis: bei Zustimmung
er Linksfraktion.

Zusatzpunkt 13: Abstimmung über den Antrag der Frak-
on Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/12685 mit
em Titel „Konkrete Schritte zur nuklearen Abrüstung
etzt einleiten – Nichtverbreitungsvertrag stärken“. Wer
timmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
altungen? – Der Antrag ist mit den Stimmen der Koali-
ionsfraktionen und der FDP gegen die Stimmen der
raktionen Die Linke und der Grünen abgelehnt.

Damit ist dieser Tagesordnungspunkt zunächst been-
et. Die Ergebnisse der namentlichen Abstimmung wer-
en Ihnen später bekannt gegeben.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 34 a bis 34 c sowie
usatzpunkt 15 auf:

4 a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Krista
Sager, Kai Gehring, Priska Hinz (Herborn), wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Zukunft schaffen, Bildung stärken – Bildungs-
politische Herausforderungen als gesamtstaat-
liche Aufgabe ernst nehmen

– Drucksache 16/12687 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia
Hirsch, Dr. Petra Sitte, Bodo Ramelow, Volker
Schneider (Saarbrücken) und der Fraktion DIE
LINKE

Bildungsgipfel nutzen – Bessere Bildung für
alle – Bildung als Gemeinschaftsaufgabe von
Bund und Ländern

– zu dem Antrag der Abgeordneten Priska Hinz

(Herborn), Kai Gehring, Krista Sager, weiterer

Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Bildungsgipfel muss Ergebnisgipfel wer-
den – Für ein gerechtes und besseres Bil-
dungswesen






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
– zu dem Antrag der Abgeordneten Uwe Barth,
Patrick Meinhardt, Ulrike Flach, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der FDP

Aufbau von privatem Bildungskapital för-
dern – Grundlage für Bildungsinvestitionen
schaffen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Krista Sager,
Kai Gehring, Priska Hinz (Herborn), weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Die finanziellen Grundlagen für den Bil-
dungsaufbruch schaffen

– Drucksachen 16/9808, 16/10586, 16/10328,
16/10587, 16/12656 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Marcus Weinberg
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Cornelia Pieper
Cornelia Hirsch
Krista Sager

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Priska Hinz

(Herborn), Kai Gehring, Krista Sager, weiterer

Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Bildungsstrategie für mehr Chancengerechtig-
keit starten

– Drucksachen 16/7465, 16/12661 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Uwe Schummer
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Uwe Barth
Cornelia Hirsch
Priska Hinz (Herborn)


ZP 15 Beratung des Antrags der Abgeordneten Uwe
Barth, Cornelia Pieper, Jens Ackermann, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Klarheit beim Konjunkturpaket II – Bildungs-
politische Handlungsspielräume für Länder
und Kommunen einräumen

– Drucksache 16/12668 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Rechtsausschuss
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile der Kollegin
Krista Sager für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
das Wort.

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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Große oalition hat zu Anfang ihrer Zwangsehe recht vollmunige Erklärungen darüber abgegeben, was sie im ildungsbereich gemeinsam bewegen will: Die Schulabrecherzahlen sollten halbiert werden, die Studierendenuote sollte auf 40 Prozent gesteigert werden, die Weierbildung sollte die vierte Säule im Bildungssystem erden. Aber auch bei der Großen Koalition gilt: An ih en Taten sollt ihr sie erkennen. Die erste großkoalitioäre Großtat war, dass Sie sich bei der Föderalismuseform I in den zentralen Feldern des Bildungsbereichs elber erst einmal zur Lame Duck, auf Deutsch: lahmen nte, gemacht haben. Angesichts der Herausforderungen, vor denen wir im ildungsbereich stehen, wäre es gerade darum geganen, die Möglichkeiten des Zusammenwirkens von und und Ländern zu entbürokratisieren, zu vereinfahen und auf moderne Füße zu stellen. Das von Ihnen eschlossene weitgehende Kooperationsverbot, das Verot gegenüber dem Bund, Schulgebäude mitzufinanzieen, war der totale Irrweg, aber die Große Koalition ist iesen Irrweg zügig gemeinsam gegangen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Cornelia Pieper [FDP] und des Abg. Bodo Ramelow [DIE LINKE])

Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621804300

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ass das ein Fehler war, das wissen Sie inzwischen sel-
er, aber der Fehler holt uns immer wieder ein. Ende die-
es Jahres läuft das rot-grüne Ganztagsschulprogramm
us. Es wird aber keine Neuauflage geben können, ob-
ohl wir den zügigen Ausbau von Ganztagsschulen
ringend brauchen und die Länder damit offenkundig
berfordert sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie verkaufen das Konjunkturprogramm I ständig als
as große Bildungsprogramm. Tatsache ist, dass in die
ualität von Bildung, in Personal- und Sachmittel, nicht

nvestiert werden kann. Die Aussage, wir sollten lieber
n Köpfe statt in Beton investieren, ist ein schöner
pruch für Ihre Sonntagsreden. Die Praxis sieht leider
nders aus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Cornelia Pieper [FDP])


Inzwischen gibt es einen lebhaften Briefwechsel zwi-
chen Bundesministerien, Landesbehörden und Kommu-
en über die Frage, wie groß der Ökoanteil an einer
chulmodernisierung sein muss, damit sie noch verfas-
ungskonform ist. Nachdem Sie Art. 104 b vermurkst
aben, darf eine Schulmodernisierung nämlich keine
chulmaßnahme sein, sondern nur noch eine Umwelt-
aßnahme, weil der Bund hier noch die Gesetzgebungs-

ompetenz hat.

Statt diesen Unsinn aus der Föderalismusreform I in
er Föderalismusreform II endlich zu korrigieren, setzen
ie ihn weiter fort. Schulinvestitionen sollen nach der
öderalismusreform II nur noch dann möglich sein,
enn wir eine Wirtschaftskrise oder eine Naturkatastro-






(A) )



(B) )


Krista Sager
phe haben. Das heißt, falls sich im nächsten Jahr die
Wirtschaftslage erholen sollte, können wir nur noch auf
eine schwere Sturmflut hoffen, damit wir vielleicht doch
noch zu einem Ganztagsschulprogramm kommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Versuchen Sie mal, das den Bürgerinnen und Bürgern
vor Ort zu erklären. Die halten die Verantwortlichen in
Berlin für völlig bekloppt.

Ein Blick in den FDP-Antrag zeigt, Frau Pieper, dass
auch Sie inzwischen bezweifeln, dass der radikale Wett-
bewerbsföderalismus der richtige Weg ist, um gesamt-
staatliche Aufgaben im Bildungsbereich zu erfüllen. Ich
kann Ihnen aber den Hinweis nicht ersparen, dass Sie
diesen Irrweg der Großen Koalition bei der Föderalis-
musreform mit wehenden Fahnen mitgegangen sind. Sie
persönlich haben zwar den Braten gerochen und geahnt,
dass kein Segen darauf liegt, aber Ihr Kollege Meinhardt
mit seinen ideologischen Scheuklappen hat es sich nicht
nehmen lassen, hineinzutappen.

Man könnte jetzt vermuten, dass Sie Ihren Einfluss in
den Landesregierungen nutzen wollen, um diesen Fehler
zu korrigieren. Was aber schlagen Sie von der FDP vor?
Sie bitten die Bundesregierung, mit der geltenden Ver-
fassung etwas laxer umzugehen. Unter Verfassungspatrio-
tismus stelle ich mir ehrlich gesagt etwas anderes vor.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Ihr habt es gerade nötig!)


Man fragt sich, ob erst alle wegsterben müssen, die an
dieser vermurksten Reform beteiligt waren, bevor wir
für den Bildungsbereich zu einer vernünftigen Verfas-
sungslage kommen.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Was haben Sie denn heute Morgen eingenommen?)


Das wäre ziemlich traurig.

Aber auch dort, wo Sie Instrumente haben und noch
handeln können, sind die Ergebnisse unzureichend und
unzulänglich. Viele junge Eltern werden sehr lange Ge-
sichter machen, wenn sie merken, dass der Rechtsan-
spruch auf Kinderbetreuung im Jahr 2013 keineswegs
für einen Ganztagsplatz gilt. Notwendig ist aber nicht
nur ein quantitativer Ausbau, sondern vor allen Dingen
eine Qualitätsoffensive für die frühe Förderung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Bei der beruflichen Ausbildung haben Sie von der
Konjunktur und der demografischen Entwicklung profi-
tiert. Aber Sie haben die notwendigen Strukturreformen
versäumt. Für über 300 000 junge Menschen gibt es
keine werthaltigen Ausbildungsbausteine, durch die sie
in eine normale Ausbildung kommen können; sie befin-
den sich immer noch in Warteschleifen und im Über-
gangssystem. In der Krise wird es uns böse einholen,
dass Sie das duale System nicht durch konjunkturunab-
hängige Bausteine ergänzt haben. Das werden die jun-
gen Leute in diesem Jahr zu spüren bekommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Bei der Weiterbildung hinken wir international weit interher, vor allen Dingen bei der Beteiligung von iedrigqualifizierten. Ein bisschen Herumbasteln beim eister-BAföG ist einfach zu wenig. Wir brauchen ein chtes Erwachsenenbildungsförderungsgesetz mit einer egelung zum Erwachsenen-BAföG. Diese Reform darf icht länger verschleppt werden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Was den Hochschulpakt angeht, kann man froh sein,
ass er nicht am Einstimmigkeitsprinzip gescheitert ist.
r ist aber mit 6 500 Euro pro Studienplatz unterfinan-
iert, weil ein echter Studienplatz teurer ist. Das heißt,
er Anreiz, sich die Studierenden vom Hals zu halten, ist
mmer noch größer als der Anreiz, tatsächlich Studien-
lätze zu schaffen. Wir stehen bei der Studienanfänger-
uote jetzt da, wo wir schon 2003 waren. Das ist ein Ar-
utszeugnis.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621804400

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Hinsken?


Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621804500

Ja, sehr gerne.


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1621804600

Frau Kollegin Sager, Sie haben eben die verschiede-

en Bildungssysteme angesprochen und festgestellt,
ass es um Jugend und Bildung in der Bundesrepublik
eutschland verdammt schlecht steht. Sind Sie bereit,

ur Kenntnis zu nehmen, dass die Jugendarbeitslosen-
uote im Nachbarland Frankreich 21,5 Prozent und im
ISA-Land Finnland 19,8 Prozent beträgt, in der Bun-
esrepublik Deutschland aber nur – in Anführungszei-
hen – 8,1 Prozent? Ist das nicht eine tolle Leistung der
eutschen Wirtschaft und der Politik, die die Rahmenbe-
ingungen hierfür setzt? Sind Sie bereit, mir in diesen
unkten beizupflichten?


(Beifall bei der CDU/CSU)



Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621804700

Ich glaube, dass Sie sich die Lage etwas schönreden.
ir haben immer noch 8 Prozent junge Leute, die die

chule ohne einen Abschluss verlassen. Diese haben so
ut wie keine Chance, einmal auf eigenen Beinen zu ste-
en und unabhängig von sozialen Transferleistungen zu
erden. Wir haben uns die tatsächliche Lage in unserem
ildungssystem ein bisschen dadurch schöngerechnet,
ass wir eine gute Konjunktur hatten und uns die demo-
rafische Entwicklung geholfen hat. Wenn wir aber in
er aktuellen Wirtschaftskrise nicht dem schon drohen-
en Fachkräftemangel entgegenwirken, dann wird uns
as – auch in den sozialen Sicherungssystemen – böse
inholen. Ich erinnere nur an den großen Anteil der jun-
en Migranten bei den unter Sechsjährigen. Wenn diese
n unserem Bildungssystem so wenig erfolgreich sein
erden, wie es die jungen Migranten in der Vergangen-






(A) )



(B) )


Krista Sager
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 506;
davon

ja: 427
nein: 79

Ja

CDU/CSU

Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Albach
Peter Altmaier
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Renate Blank
Peter Bleser
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)


Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Monika Brüning
Georg Brunnhuber
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Dr. Stephan Eisel
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer (Göttingen)


(Karlsruhe Land)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Jürgen Gehb

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orbert Geis
berhard Gienger
osef Göppel
eter Götz
r. Wolfgang Götzer
te Granold
einhard Grindel
ichael Grosse-Brömer
arkus Grübel
anfred Grund
onika Grütters
r. Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
lav Gutting
olger Haibach
erda Hasselfeldt
rsula Heinen
da Carmen Freia Heller

ürgen Herrmann
ernd Heynemann
rnst Hinsken
eter Hintze
hristian Hirte
obert Hochbaum
laus Hofbauer
ranz-Josef Holzenkamp
nette Hübinger
ubert Hüppe
usanne Jaffke-Witt
r. Hans-Heinrich Jordan
ndreas Jung (Konstanz)


Dr. Franz Josef Jung
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster

(Villingen Schwenningen)

Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Julia Klöckner
Jens Koeppen
Dr. Kristina Köhler


(Wiesbaden)

Manfred Kolbe
Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Dr. Hermann Kues
Dr. Karl A. Lamers


(Heidelberg)

Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Helmut Lamp
Katharina Landgraf
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder

(D heit waren, dann gnade uns Go men, die Erwerbstätigkeit, de die Situation in unseren sozia angeht. Es ist aber auch eine sch Ich finde Folgendes empöre hat sich das Ziel gesetzt, 7 Proz dukts für Bildung auszugeben Aufgaben, vor denen wir stehe man zum Beispiel sagt: Können ten ohne Schulabschluss nicht die wir auf Sonderund Förder ben, und bei den Bildungsausg der Lehrer hinzurechnen? Dan sammen. – So einfach darf man (Beifall beim BÜNDNIS und bei der LI Ich habe den Eindruck, dass Frage, woher das Geld für Bil Euro jährlich mehr, kommen ganzes Jahr vertagt worden ist. doch nur die Funktion, das Ges dem Thema Bildung in Verbind den Eindruck: Sie warten darau produkt aufgrund der Krise so den jetzigen Ausgaben auf 7 Pr (Beifall beim BÜNDNIS Ernst Hinsken [CDU/CSU ken nur Sie!)

tt, was die Steuereinnah-
n Fachkräftemangel und
len Sicherungssystemen
reiende Ungerechtigkeit.

nd: Die Bundesregierung
ent des Bruttoinlandspro-
. Man versucht aber, die
n, kleinzurechnen, indem
wir bei den jungen Leu-

die vielen herausrechnen,
schulen abgeschoben ha-
aben nicht die Pensionen
n passt alles besser zu-
es sich nicht machen.

90/DIE GRÜNEN
NKEN)

die Beantwortung der
dung, rund 25 Milliarden
soll, schlichtweg um ein
Der Bildungsgipfel hatte
icht von Frau Merkel mit
ung zu bringen. Ich habe
f, dass das Bruttoinlands-
weit sinkt, dass Sie mit
ozent kommen.

90/DIE GRÜNEN –
]: So schlecht den-

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anke für Ihre Frage, Herr Hin

Wir haben den belastbaren
olidaritätszuschlag schrittwei
mzuwandeln; denn tatsächlic
er Einnahmen aus dem Solida
en. Das ist ein erster belas
chlag. Einen solchen vermisse
n den letzten vier Jahren gela
einen Bildungsaufbruch in
roße Koalition muss beendet

inen Bildungsaufbruch frei w
atsächlich verdient.


(Beifall beim BÜNDNIS 90 des Abg. Bodo Ramelo Vizepräsident Dr. h. c. Wo Liebe Kolleginnen und Koll amentlichen Abstimmungen z en Schriftführerinnen und S rgebnisse bekannt. Zuerst das Ergebnis der ung über den Antrag der F nd der SPD mit dem Titel „D brüstung nutzen – Überprüfu erbreitungsvertrag zum Erfo timmen 507. Mit Ja haben ge en gestimmt 80, Enthaltungen it angenommen. (Csken. Vorschlag gemacht, den se in einen Bildungssoli h geht nur noch ein Teil ritätszuschlag in den Ostbarer Finanzierungsvor ich bei Ihnen. So wie es ufen ist, bekommen wir Deutschland hin. Diese werden, damit Kräfte für erden, der seinen Namen /DIE GRÜNEN sowie w [DIE LINKE])


lfgang Thierse:
egen, ich komme auf die
urück und gebe die von
chriftführern ermittelten

namentlichen Abstim-
raktionen der CDU/CSU
ie Chancen zur nuklearen
ngskonferenz zum Nicht-
lg führen“: abgegebene
stimmt 427, mit Nein ha-
keine. Der Antrag ist da-






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Ingbert Liebing
Eduard Lintner
Dr. Klaus W. Lippold
Patricia Lips
Dr. Michael Luther
Thomas Mahlberg
Stephan Mayer (Altötting)

Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach
Dr. Eva Möllring
Marlene Mortler
Carsten Müller


(Braunschweig)

Stefan Müller (Erlangen)

Bernd Neumann (Bremen)

Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Henning Otte
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ruprecht Polenz
Daniela Raab
Thomas Rachel
Hans Raidel
Dr. Peter Ramsauer
Peter Rauen
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche (Potsdam)

Klaus Riegert
Johannes Röring
Kurt J. Rossmanith
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Albert Rupprecht (Weiden)

Peter Rzepka
Anita Schäfer (Saalstadt)

Hermann-Josef Scharf
Dr. Wolfgang Schäuble
Hartmut Schauerte
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Georg Schirmbeck
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt (Fürth)

Andreas Schmidt (Mülheim)

Ingo Schmitt (Berlin)

Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Wilhelm Josef Sebastian
Kurt Segner
Marion Seib
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Gero Storjohann
Andreas Storm
Max Straubinger

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homas Strobl (Heilbronn)

ena Strothmann
ichael Stübgen
ans Peter Thul
ntje Tillmann
r. Hans-Peter Uhl
rnold Vaatz
olkmar Uwe Vogel
ndrea Astrid Voßhoff
erhard Wächter
arco Wanderwitz
ai Wegner
arcus Weinberg

eter Weiß (Emmendingen)

erald Weiß (Groß-Gerau)

go Wellenreuther
nette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
lisabeth Winkelmeier-
Becker
erner Wittlich
olfgang Zöller
illi Zylajew

PD

r. Lale Akgün
regor Amann
r. h. c. Gerd Andres
grid Arndt-Brauer
ainer Arnold
rnst Bahr (Neuruppin)

oris Barnett
r. Hans-Peter Bartels
laus Barthel
ören Bartol
abine Bätzing
we Beckmeyer
r. Axel Berg
te Berg
etra Bierwirth
othar Binding (Heidelberg)

urt Bodewig
lemens Bollen
erd Bollmann
laus Brandner
illi Brase
ernhard Brinkmann

(Hildesheim)


delgard Bulmahn
arco Bülow
lla Burchardt
r. Michael Bürsch
hristian Carstensen
arion Caspers-Merk
r. Peter Danckert
arl Diller
artin Dörmann
r. Carl-Christian Dressel
lvira Drobinski-Weiß
ebastian Edathy
iegmund Ehrmann
nnette Faße
lke Ferner
abriele Fograscher
ainer Fornahl
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eter Friedrich

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ngelika Graf (Rosenheim)

ieter Grasedieck
onika Griefahn
abriele Groneberg
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olfgang Gunkel
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
lfred Hartenbach
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ina Hauer
ubertus Heil
olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
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abriele Hiller-Ohm
tephan Hilsberg
etra Hinz (Essen)

erd Höfer

ris Hoffmann (Wismar)

rank Hofmann (Volkach)

r. Eva Högl
ike Hovermann
laas Hübner
hristel Humme
runhilde Irber

ohannes Jung (Karlsruhe)

osip Juratovic
ohannes Kahrs
lrich Kasparick
r. h. c. Susanne Kastner
lrich Kelber
hristian Kleiminger
ans-Ulrich Klose
strid Klug
r. Bärbel Kofler
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nette Kramme
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r. Hans-Ulrich Krüger
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r. Uwe Küster
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
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Marlies Volkmer edi Wegener ndreas Weigel etra Weis unter Weißgerber Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse Patrick Döring Hans-Michael Goldmann Miriam Gruß Dr. Daniel Volk DIE LINKE Volker Schneider Dr. Axel Troost Brigitte Pothmer Claudia Roth Silke Stokar von Neuforn Dr. Wolfgang StrengmannHeinz-Peter Haustein Elke Hoff Birgit Homburger Dr. Werner Hoyer Michael Kauch Dr. Heinrich L. Kolb Hellmut Königshaus Gudrun Kopp Dr. h. c. Jürgen Koppelin Heinz Lanfermann H D K D E D R D D K Ergebnis der namentlichen A trag der Fraktion Die Linke mit waffen in Deutschland“: abgeg Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 500; davon ja: 78 nein: 421 enthalten: 1 Ja DIE LINKE Hüseyin-Kenan Aydin Dr. Dietmar Bartsch Karin Binder Eva Bulling-Schröter Dr. Martina Bunge R D D K D D L C In D U D D K K U üseyin-Kenan Aydin r. Dietmar Bartsch arin Binder r. Lothar Bisky va Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus r. Diether Dehm r. Dagmar Enkelmann laus Ernst B D C A E D D K K bstimmung über den An dem Titel „Keine Atomebene Stimmen 495. Mit J E oland Claus r. Diether Dehm r. Dagmar Enkelmann laus Ernst iana Golze r. Gregor Gysi utz Heilmann ornelia Hirsch ge Höger r. Barbara Höll lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen r. Hakki Keskin atja Kipping atrin Kunert lla Lötzer D K W D P B E P V D D D F D D S ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN ornelia Behm lexander Bonde kin Deligöz r. Thea Dückert r. Uschi Eid ai Gehring atrin Göring-Eckardt H D J W J fr H G a haben gestimmt 77, mit Ne nthaltungen 1. Der Antrag ist orothée Menzner ersten Naumann olfgang Nešković r. Norman Paech etra Pau odo Ramelow lke Reinke aul Schäfer olker Schneider r. Herbert Schui r. Ilja Seifert r. Petra Sitte rank Spieth r. Kirsten Tackmann r. Axel Troost abine Zimmermann B D C A E D D K K B P P U D B T U (D ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe ürgen Trittin olfgang Wieland osef Philip Winkler aktionslose Abgeordnete enry Nitzsche ert Winkelmeier in haben gestimmt 417, damit abgelehnt. ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN ornelia Behm lexander Bonde kin Deligöz r. Thea Dückert r. Uschi Eid ai Gehring atrin Göring-Eckardt ritta Haßelmann eter Hettlich riska Hinz lrike Höfken r. Anton Hofreiter ärbel Höhn hilo Hoppe te Koczy Dr. Christel Happach-Kasan Sabine Zimmermann Kuhn Jörg van Essen Ulrike Flach Otto Fricke Paul K. Friedhoff Horst Friedrich Dr. Claudia Winterstein Dr. Volker Wissing Nein D D D F D r. Herbert Schui r. Ilja Seifert r. Petra Sitte rank Spieth r. Kirsten Tackmann Manuel Sarrazin Irmingard Schewe-Gerigk Grietje Staffelt Rainder Steenblock Mechthild Dyckmans Christoph Waitz Dr. Guido Westerwelle Gert Weisskirchen Hildegard Wester Lydia Westrich Dr. Margrit Wetzel Andrea Wicklein Dr. Dieter Wiefelspütz Engelbert Wistuba Dr. Wolfgang Wodarg Heidi Wright Manfred Zöllmer FDP Jens Ackermann Dr. Karl Addicks Daniel Bahr Uwe Barth Angelika Brunkhorst Ernst Burgbacher H In S D H P J B D D C G F M D D D F arald Leibrecht a Lenke abine LeutheusserSchnarrenberger r. Erwin Lotter orst Meierhofer atrick Meinhardt an Mücke urkhardt Müller-Sönksen irk Niebel etlef Parr ornelia Pieper isela Piltz rank Schäffler arina Schuster r. Hermann Otto Solms r. Max Stadler r. Rainer Stinner lorian Toncar D D L C I D U D D K K U D K W D P B E P iana Golze r. Gregor Gysi utz Heilmann ornelia Hirsch nge Höger r. Barbara Höll lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen r. Hakki Keskin atja Kipping atrin Kunert lla Lötzer orothée Menzner ersten Naumann olfgang Nešković r. Norman Paech etra Pau odo Ramelow lke Reinke aul Schäfer B P P U D B T U S F U M M A J K W O (Critta Haßelmann eter Hettlich riska Hinz lrike Höfken r. Anton Hofreiter ärbel Höhn hilo Hoppe te Koczy ylvia Kotting-Uhl ritz Kuhn ndine Kurth arkus Kurth onika Lazar nna Lührmann erzy Montag erstin Müller infried Nachtwei mid Nouripour Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse Sylvia Kotting-Uhl Fritz Kuhn Undine Kurth Markus Kurth Monika Lazar Anna Lührmann Jerzy Montag Kerstin Müller Winfried Nachtwei Omid Nouripour Brigitte Pothmer Claudia Roth Krista Sager Manuel Sarrazin Irmingard Schewe-Gerigk Grietje Staffelt Rainder Steenblock Silke Stokar von Neuforn Dr. Wolfgang Strengmann Kuhn Hans-Christian Ströbele Dr. Harald Terpe Jürgen Trittin Wolfgang Wieland Josef Philip Winkler fraktionslose Abgeordnete Henry Nitzsche Gert Winkelmeier Nein CDU/CSU Ulrich Adam Ilse Aigner Peter Albach Peter Altmaier Dorothee Bär Thomas Bareiß Norbert Barthle Dr. Wolf Bauer Günter Baumann Ernst-Reinhard Beck Veronika Bellmann Dr. Christoph Bergner Otto Bernhardt Clemens Binninger Renate Blank Peter Bleser Dr. Maria Böhmer Wolfgang Börnsen Wolfgang Bosbach Klaus Brähmig Michael Brand Helmut Brandt Dr. Ralf Brauksiepe Monika Brüning Georg Brunnhuber Cajus Caesar Gitta Connemann Leo Dautzenberg Hubert Deittert Alexander Dobrindt Thomas Dörflinger Marie-Luise Dött M D Il D E In H A D K D E J H D N E J P D U R M M M M D O H G U U J B E P C R K F A H S D A D H S A B S V E J J D M N D H T M G aria Eichhorn r. Stephan Eisel se Falk r. Hans Georg Faust nak Ferlemann grid Fischbach artwig Fischer xel E. Fischer (KarlsruheLand)


(Tuchenbach)





(A) )


(B) )


(Saarbrücken)


(Wiesloch)





(A) )


(B) )


(Reutlingen)


(Bönstrup)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)


rich G. Fritz
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ans-Joachim Fuchtel
r. Jürgen Gehb
orbert Geis
berhard Gienger
osef Göppel
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r. Wolfgang Götzer
te Granold
einhard Grindel
ichael Grosse-Brömer
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onika Grütters
r. Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
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da Carmen Freia Heller

ürgen Herrmann
ernd Heynemann
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eter Hintze
hristian Hirte
obert Hochbaum
laus Hofbauer
ranz-Josef Holzenkamp
nette Hübinger
ubert Hüppe
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r. Hans-Heinrich Jordan
ndreas Jung (Konstanz)

r. Franz Josef Jung
ans-Werner Kammer
teffen Kampeter
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ernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


olker Kauder
ckart von Klaeden
ulia Klöckner
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r. Kristina Köhler

(Wiesbaden)

anfred Kolbe
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r. Rolf Koschorrek
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r. Günter Krings
r. Martina Krogmann
r. Hermann Kues
r. Karl A. Lamers

(Heidelberg)

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r. Norbert Lammert
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r. Max Lehmer
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r. Klaus W. Lippold
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olfgang Meckelburg
r. Michael Meister
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r. h. c. Hans Michelbach
r. Eva Möllring
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(Braunschweig)


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r. Georg Nüßlein
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r. Wolfgang Schäuble
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r. Andreas Scheuer
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hristian Schmidt (Fürth)

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Carl-Christian Dressel Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse Elvira Drobinski-Weiß Sebastian Edathy Siegmund Ehrmann Annette Faße Elke Ferner Gabriele Fograscher Rainer Fornahl Gabriele Frechen Peter Friedrich Gabriele Groneberg Rolf Kramer Anette Kramme Nicolette Kressl Volker Kröning Angelika Krüger-Leißner Dr. Hans-Ulrich Krüger Helga Kühn-Mengel Ute Kumpf Dr. Uwe Küster Dirk Manzewski Marianne Schieder Otto Schily Ulla Schmidt Silvia Schmidt Dr. Frank Schmidt Heinz Schmitt Ottmar Schreiner Swen Schulz Ewald Schurer Dr. Margrit Spielmann Angelika Brunkhorst Ernst Burgbacher Patrick Döring Mechthild Dyckmans Jörg van Essen Ulrike Flach Otto Fricke Horst Friedrich Birgit Homburger Wolfgang Grotthaus Wolfgang Gunkel Hans-Joachim Hacker Bettina Hagedorn Klaus Hagemann Alfred Hartenbach Michael Hartmann Nina Hauer Hubertus Heil Rolf Hempelmann Dr. Barbara Hendricks Gustav Herzog Petra Heß Gabriele Hiller-Ohm Stephan Hilsberg Petra Hinz Gerd Höfer Iris Hoffmann Frank Hofmann Dr. Eva Högl Eike Hovermann Klaas Hübner Christel Humme Brunhilde Irber Johannes Jung Josip Juratovic Johannes Kahrs Ulrich Kasparick Dr. h. c. Susanne Kastner Ulrich Kelber Christian Kleiminger Hans-Ulrich Klose Astrid Klug Dr. Bärbel Kofler Walter Kolbow Karin Kortmann C K H M P U D U M D M G D T H H J C D D M S M G D C S R D K M O M A A Ergebnis der namentlichen A trag der Fraktion der FDP mit zug der in Deutschland noch v aren Marks atja Mast ilde Mattheis arkus Meckel etra Merkel lrike Merten r. Matthias Miersch rsula Mogg arko Mühlstein etlef Müller ichael Müller esine Multhaupt r. Rolf Mützenich homas Oppermann olger Ortel einz Paula ohannes Pflug hristoph Pries r. Wilhelm Priesmeier r. Sascha Raabe echthild Rawert teffen Reiche aik Reichel erold Reichenbach r. Carola Reimann hristel RiemannHanewinckel önke Rix ené Röspel r. Ernst Dieter Rossmann arin Roth ichael Roth rtwin Runde arlene Rupprecht nton Schaaf xel Schäfer D A L R C D J D J D J F R S J D H A P G G H L D A E D H M F J D D U bstimmung über den Andem Titel „Für einen Aberbliebenen US-Nuklear w g g ieter Steinecke ndreas Steppuhn udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer r. Peter Struck oachim Stünker r. Rainer Tabillion ella Teuchner r. h. c. Wolfgang Thierse örn Thießen ranz Thönnes üdiger Veit imone Violka örg Vogelsänger r. Marlies Volkmer edi Wegener ndreas Weigel etra Weis unter Weißgerber ert Weisskirchen ildegard Wester ydia Westrich r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein ngelbert Wistuba r. Wolfgang Wodarg eidi Wright anfred Zöllmer DP ens Ackermann r. Karl Addicks aniel Bahr we Barth M D H G D H H In S D H P J B D D C G F M D D D F D C D D D E S E affen“: abgegebene Stimme estimmt 130, mit Nein haben en 1. Der Antrag ist abgelehnt (D ichael Kauch r. Heinrich L. Kolb ellmut Königshaus udrun Kopp r. h. c. 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Wolfgang Thierse Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 503; davon ja: 128 nein: 374 enthalten: 1 Ja SPD Rüdiger Veit FDP Jens Ackermann Dr. Karl Addicks Daniel Bahr Uwe Barth Angelika Brunkhorst Ernst Burgbacher Patrick Döring Mechthild Dyckmans Jörg van Essen Ulrike Flach Otto Fricke Paul K. Friedhoff Horst Friedrich Hans-Michael Goldmann Miriam Gruß Dr. Christel Happach-Kasan Heinz-Peter Haustein Elke Hoff Birgit Homburger Dr. Werner Hoyer Michael Kauch Dr. Heinrich L. Kolb Hellmut Königshaus Gudrun Kopp Dr. h. c. Jürgen Koppelin Heinz Lanfermann Harald Leibrecht Ina Lenke Sabine Leutheusser Schnarrenberger Dr. Erwin Lotter Horst Meierhofer Patrick Meinhardt Jan Mücke Burkhardt Müller-Sönksen Dirk Niebel Detlef Parr Cornelia Pieper Gisela Piltz Frank Schäffler Marina Schuster Dr. Hermann Otto Solms Dr. Max Stadler Dr. Rainer Stinner Florian Toncar Dr. Daniel Volk Christoph Waitz Dr. Claudia Winterstein Dr. Volker Wissing DIE LINKE Hüseyin-Kenan Aydin Dr. Dietmar Bartsch K D E D R D D K D D L C In D U D D K K U D K W D P B E P V D D D F D D S B D C A E D D K K B P P U D B T U S F U M M A J K W O B C K arin Binder r. Lothar Bisky va Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus r. Diether Dehm r. Dagmar Enkelmann laus Ernst iana Golze r. Gregor Gysi utz Heilmann ornelia Hirsch ge Höger r. Barbara Höll lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen r. Hakki Keskin atja Kipping atrin Kunert lla Lötzer orothée Menzner ersten Naumann olfgang Nešković r. 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r. Kristina Köhler

(Wiesbaden)

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r. Martina Krogmann
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(Heidelberg)

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r. Norbert Lammert
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r. Max Lehmer
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r. Klaus W. Lippold
atricia Lips






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Dr. Michael Luther
Thomas Mahlberg
Stephan Mayer (Altötting)

Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach
Dr. Eva Möllring
Marlene Mortler
Carsten Müller


(Braunschweig)

Stefan Müller (Erlangen)

Bernd Neumann (Bremen)

Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Henning Otte
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ruprecht Polenz
Daniela Raab
Thomas Rachel
Hans Raidel
Dr. Peter Ramsauer
Peter Rauen
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche (Potsdam)

Klaus Riegert
Johannes Röring
Kurt J. Rossmanith
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Peter Rzepka
Anita Schäfer (Saalstadt)

Hermann-Josef Scharf
Dr. Wolfgang Schäuble
Hartmut Schauerte
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Georg Schirmbeck
Christian Schmidt (Fürth)

Andreas Schmidt (Mülheim)

Ingo Schmitt (Berlin)

Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Wilhelm Josef Sebastian
Kurt Segner
Marion Seib
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Gero Storjohann
Andreas Storm
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Thomas Strobl (Heilbronn)

Lena Strothmann
Michael Stübgen
Hans Peter Thul
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz

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(Hildesheim)


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(Tuchenbach)


(Wiesloch)





(A) )


(B) )


(Reutlingen)


(Saarbrücken)


(Bönstrup)

r. Maria Flachsbarth
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erbert Frankenhauser
r. Hans-Peter Friedrich

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olker Kauder
ckart von Klaeden
ulia Klöckner
ens Koeppen
r. Kristina Köhler

(Wiesbaden)

anfred Kolbe
orbert Königshofen
r. Rolf Koschorrek
artmut Koschyk
homas Kossendey
ichael Kretschmer
unther Krichbaum
r. Günter Krings
r. Martina Krogmann
r. Hermann Kues
r. Karl A. Lamers

(Heidelberg)

ndreas G. Lämmel
r. Norbert Lammert
elmut Lamp
atharina Landgraf
r. Max Lehmer
aul Lehrieder
gbert Liebing
duard Lintner
r. Klaus W. Lippold
atricia Lips
r. Michael Luther
homas Mahlberg
tephan Mayer (Altötting)

olfgang Meckelburg
r. Michael Meister
aria Michalk
r. h. c. Hans Michelbach
r. Eva Möllring






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Franz Obermeier
Henning Otte
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ruprecht Polenz
Daniela Raab
Thomas Rachel
Hans Raidel
Dr. Peter Ramsauer
Peter Rauen
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche (Potsdam)

Klaus Riegert
Johannes Röring
Kurt J. Rossmanith
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Albert Rupprecht (Weiden)

Peter Rzepka
Anita Schäfer (Saalstadt)

Hermann-Josef Scharf
Dr. Wolfgang Schäuble
Hartmut Schauerte
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Georg Schirmbeck
Christian Schmidt (Fürth)

Andreas Schmidt (Mülheim)

Ingo Schmitt (Berlin)

Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Wilhelm Josef Sebastian
Kurt Segner
Marion Seib
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Gero Storjohann
Andreas Storm
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Thomas Strobl (Heilbronn)

Lena Strothmann
Michael Stübgen
Hans Peter Thul
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Uwe Vogel
Andrea Astrid Voßhoff
Gerhard Wächter
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg
Peter Weiß (Emmendingen)

Gerald Weiß (Groß-Gerau)

Ingo Wellenreuther
Anette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth Winkelmeier-

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r. Hans-Peter Bartels
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(Hildesheim)


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ieter Grasedieck
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ohannes Jung (Karlsruhe)

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r. h. c. Susanne Kastner
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ngelika Krüger-Leißner
r. Hans-Ulrich Krüger
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r. Uwe Küster
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
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r. Rolf Mützenich
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(Tuchenbach)


(Wiesloch)





(A) )


(B) )

ll handeln. Gerne.

c
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V
e
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hen am Bildungsgipfel eine ze
an gemeinsam Veränderungen


(Priska Hinz [Herborn] GRÜNEN]: Was ist den beim Bildungsgipfel?)


Ich komme gleich zum Bildun
eränderungen im Bildungsbe
ine sehr kritische Darstellung.
al darstellen, was sich in den
ntrale Rolle spielt, wenn
erzielen will.

[BÜNDNIS 90/DIE
n herausgekommen

gsgipfel und auch zu den
reich zurück. Es gab da
Man muss aber auch ein-
letzten dreieinhalb Jahren
Strukturen hat jeder seine Verantwortung zu überneh-
men, und innerhalb dieser Strukturen muss gearbeitet wurde bewiesen, dass die Beteiligung der Verantwortli-
Mechthild Dyckmans
Jörg van Essen
Ulrike Flach
Otto Fricke
Paul K. Friedhoff
Horst Friedrich (Bayreuth)

Hans-Michael Goldmann
Miriam Gruß
Dr. Christel Happach-Kasan
Heinz-Peter Haustein
Elke Hoff

Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Michael Kauch
Dr. Heinrich L. Kolb
Hellmut Königshaus
Gudrun Kopp
Dr. h. c. Jürgen Koppelin
Heinz Lanfermann
Harald Leibrecht
Ina Lenke

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C
G

Wir kommen zum aktuellen Tagesordnungspunkt zu-
rück und setzen die Debatte fort.

Ich erteile dem Kollegen Marcus Weinberg für die
CDU/CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Marcus Weinberg (CDU):
Rede ID: ID1621804800

Herzlichen Dank. – Herr Präsident! Meine Damen

und Herren! Liebe Frau Sager, ich habe Ihnen aufmerk-
sam gelauscht, weil wir beide aus Hamburg kommen
und wir mittlerweile in der Schulpolitik neue Wege ge-
hen und zeigen, wie man eine Schulreform umsetzen
kann. Wenn wir heute um 18 Uhr den Sieg des FC Sankt
Pauli über den SC Freiburg sehen, dann haben wir eine
weitere Gemeinsamkeit. Das war es dann aber auch
schon.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Herr Kollege, von was träumen Sie nachts?)


– Die Freiburger hier im Saale mögen uns das verzeihen.
In dieser Hinsicht aber ist eine Solidarität der Hambur-
ger gegeben. – Wenn ich mir Ihre Rede und die Reden
der letzten dreieinhalb Jahre anschaue, dann stelle ich
fest, dass Sie immer wieder zwei Folien auflegen. Die
erste Folie ist die Strukturfrage, und die zweite Folie ist,
dass Sie sehr konkret einzelne Punkte herausgreifen,
aber die Prozesse, die dazu geführt haben, nicht mitbe-
trachten.

Lassen Sie mich zu der Strukturfrage kommen. Für
Sie – das war auch die Kritik an der Föderalismusreform –
kommt es rein auf die Struktur an, die dafür verantwort-
lich ist, wie Maßnahmen wirken. Das sehen wir anders.
Die Strukturen müssen unserer Meinung nach klar sein.

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(C (D abine LeutheusserSchnarrenberger r. Erwin Lotter orst Meierhofer atrick Meinhardt an Mücke urkhardt Müller-Sönksen irk Niebel etlef Parr ornelia Pieper isela Piltz Frank Schäffler Marina Schuster Dr. Hermann Otto Solms Dr. Max Stadler Dr. Rainer Stinner Florian Toncar Dr. Daniel Volk Christoph Waitz Dr. Guido Westerwelle Dr. Claudia Winterstein Dr. Volker Wissing Herr Kollege Weinberg, darf ich davon ausgehen, ass der Wahrheitsgehalt des Rests Ihrer Rede größer ist ls der Ihrer Eingangsaussage zum Fußball? Wir sprechen uns in der nächsten Sitzungswoche wie er und schauen dann, auf welchen Plätzen der Tabelle ankt Pauli und Freiburg stehen. Da wir nicht aufsteien, wünsche ich den Freiburgern den Aufstieg in die rste Liga im nächsten Jahr. Jetzt haben wir auch die DP mit im Boot. Das ist der richtige Weg. Wir haben mit der Föderalismusreform I die Struktuen klargestellt. Als Strukturalist würde ich sagen, dass ch mich damit nicht abfinden muss. Es kommt vielmehr uf Verzahnung und Vernetzung an. Wettbewerbsföderaismus im positiven Sinne bedeutet Wettbewerb um die esten Konzepte. Das bedeutet, dass Entwicklungspoenziale freigesetzt werden und wir eine Nivellierung auf em kleinsten gemeinsamen Nenner gerade nicht akzepieren. Das ist häufig die Konsequenz einer falschen truktur. Wir haben das geradegebogen, und das war uch richtig so. Wenn wir das als Voraussetzung für die Optimierung er Prozesse im Bildungsbereich sehen, dann ist es so, ass in den nächsten Jahren und Jahrzehnten die Durchässigkeit und die Übergänge im Fokus stehen werden, nd zwar horizontal und vertikal. Die Beispiele liegen uf der Hand. Für die Schulpolitik tragen die Länder die erantwortung, für die Hochschule sind es der Bund und ie Länder, für den Arbeitsmarkt ist es die Bundesagenur für Arbeit, und die berufliche Weiterbildung fällt in ie Zuständigkeit des Bundes und der Arbeitgeber. Diese erzahnung der einzelnen Bereiche ist in einer Partner Marcus Weinberg positiv verändert hat. Noch nie hat die Bildung einen so hohen Stellenwert in der politischen Diskussion gehabt wie in den letzten dreieinhalb Jahren. Dass eine Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland einen Bildungsgipfel initiiert, ist einmalig. (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das hat Kohl auch schon gemacht! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Was ist herausgekommen? – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ein Flop!)

Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1621804900

(Lachen bei der LINKEN)

Marcus Weinberg (CDU):
Rede ID: ID1621805000




(A) )


(B) )


Es war richtig, dass dieser im Fokus der Öffentlichkeit
stand. Die Ergebnisse des Bildungsgipfels sprechen für
sich.

Es geht nicht um Strukturen oder darum, etwas zu
vereinheitlichen und Detailvorgaben hinsichtlich der
Umsetzung zu machen, sondern es geht darum, Ziele zu
vereinbaren. Diese Ziele sind die Verzahnung und die
Übergänge zwischen Kindertagesbetreuung und Schule,
zwischen Weiterbildung, Ausbildung, Hochschulreife
und Berufsqualifikation für ein qualitativ hochwertiges
Bildungssystem. Für einen echten föderalen Wettbewerb
um die beste Bildung brauchen wir ein Qualitätsmanage-
ment. Das heißt, wir brauchen Instrumente, um nachzu-
weisen, wie Bildung wo am besten funktioniert. Wir ha-
ben etwas in der Großen Koalition gemacht, das richtig
war und das sich in den nächsten Jahrzehnten bestätigen
wird: Wir haben die Bildungsberichterstattung als we-
sentliches Instrument eingeführt und verfeinert. Mit der
nationalen Bildungsberichterstattung, die in den nächs-
ten Jahren noch intensiver wird, haben wir die Möglich-
keit, im Vergleich mit den internationalen Studien die
Bildungsimplikationen deutlich herauszuarbeiten. Das
Bildungspanel wird das nachweisen. Ich sehe als richtig
an, zunächst eine Analyse des Istzustandes zu erstellen,
dann zu analysieren, welche Defizite wir haben, diese zu
bewerten, Ziele zu definieren – in Klammern: Bildungs-
gipfel – und dann Maßnahmen einzuleiten. Diese Heran-
gehensweise ist, glaube ich, sinnvoller, als immer nur die
Strukturdebatte zu führen und in der Folge im Nebel zu
stochern, um herauszufinden, wo die vermeintliche Ur-
sache der Defizite ist. Lassen Sie uns doch über die In-
halte sprechen, nicht nur über die Strukturen. Das wäre
im Bildungsbereich das Wesentliche.

Jetzt komme ich zu Ihrer Kritik am Bildungssystem
und den Veränderungen in den letzten Jahren. Ihre Kritik
ist nicht richtig. Das sehen Sie, wenn Sie sich die einzel-
nen Teilbereiche anschauen. Dann sehen Sie auch, wie
sich die Bildung verändert hat. Die internationalen Stu-
dien haben deutlich gezeigt – aufgrund der knappen Zeit
kann ich nur einige Beispiele nennen –, dass die Deut-
schen dank der Reform beim Lesen und in der Mathema-
tik mittlerweile im OECD-Durchschnitt liegen. Bei den
Naturwissenschaften lagen sie 2006 erstmals über dem
OECD-Durchschnitt.

„Bildung auf einen Blick“ bestätigt, dass wir mit den
Bildungsreformen in Deutschland, die lange dauern – ich
weiß ja nicht, was Sie unter Rot-Grün damals gemacht
haben, aber Bildungsreformen in Deutschland dauern re-
lativ lange –, auf einem guten Weg sind, und die Ziele
werden noch verfeinert werden.

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(C (D Ich will einmal vier Veränderungen aus den letzten ahren herausarbeiten, die als positiv zu bezeichnen sind. Erstens die Zunahme frühkindlicher Bildung. Wir haen es geschafft, da, wo Bildung anfängt, den Anteil deer, die ein Jahr vor Schuleintritt betreut werden, in Osteutschland auf 90 Prozent und in Westdeutschland auf 0 Prozent zu erhöhen. Das ist eine Steigerung von zehn rozentpunkten. Wenn man die frühkindliche Bildung in en Kindertagesstätten ernst nimmt, kann man nur saen: Das war richtig. Zweitens. Wir konnten das durchschnittliche Kompeenzniveau im Schulalter, also die Leistungen der 15-jähigen Schülerinnen und Schüler, deutlich steigern. Dabei uss man sich natürlich fragen – das ist ja die Hambur er Debatte, die wir in Bezug auf das Grundschulsystem nd den Sprung auf das weiterführende System führen –, ie es eigentlich zu den Defiziten in den Klassen 5 und 6 ekommen ist. In Hamburg gehen wir derzeit einen beonderen Weg, der hoffentlich – ich gehe davon aus – erolgreich sein wird. Drittens. Abschlüsse im Sekundarbereich II. Der Aneil der Schülerinnen und Schüler in Deutschland mit bschlüssen im Sekundarbereich II – das betrifft insbe ondere auch die duale Ausbildung – ist deutlich gestieen und liegt heute über dem OECD-Durchschnitt. Viertens. Der Anteil der Studienberechtigten steigt. llerdings – das muss man erkennen, und man muss iele definieren – ist die vom Wissenschaftsrat gesetzte ielmarke von 50 Prozent noch nicht erreicht. Wichtig und richtig ist es natürlich, dann auch die Heausforderungen zu betrachten. Dabei spielt der Anteil er Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt eine beeutende Rolle. Es ist tatsächlich so, dass wir im Jahr 006 im Vergleich zum Jahr 1995 im Bildungsbereich war 15 Milliarden Euro mehr ausgegeben haben, dass ber der Anteil der Bildungsausgaben von 6,9 auf ,3 Prozent gefallen ist. Wir als CDU/CSU sehen darin ine deutliche Aufgabe und wollen die Zehnprozentarke erreichen. Das ist richtig, und wir geben damit uch ein deutliches Zeichen für die Öffentlichkeit, dass ir mehr für und in Bildung investieren. Die Zahl der Schulabgänger ohne Hauptschulabchluss und ohne zureichende Basiskompetenzen ist ach wie vor zu hoch. Wir haben gestern ausführlich ber die Qualifizierung und auch über die Frage, welche ufgaben der Bund wahrnehmen kann, debattiert. Hier ilt es, in den nächsten Jahren das, was die Große Koaliion jetzt auf den Weg gebracht hat, dezidierter umzuseten und weiter nach vorne zu bringen. Die Studiennachfrage ist noch zu gering. Der Anteil iegt jetzt bei 37 Prozent. Auch hier sollten wir die Zielarke von 40 Prozent ansteuern, aber mit dem, was in en letzten Jahren getan wurde – der Hochschulpakt sei ier genannt –, sind wir auf dem richtigen Weg. Die Weiterbildungsbeteiligung stagniert. Aber auch ier darf man darauf verweisen, dass der Bund mit den Marcus Weinberg 265 Millionen Euro, die in diesem Bereich ausgegeben werden, ein klares Ziel definiert hat. (Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Weit hinter den 90er-Jahren!)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Ich komme zu den Herausforderungen für die Zu-
kunft. Hier geht es zunächst um die Versorgung mit An-
geboten im frühkindlichen Bereich und damit genau um
die Verzahnung der Aufgaben von Bund und Ländern,
die auf dem Bildungsgipfel ja auch diskutiert wurde. Der
Bund investiert zum Beispiel 4 Milliarden Euro mehr im
Bereich des Aufbaus der Angebote für Kleinkinder.
Hinzu kommen die Ausgaben der Länder, die die Verant-
wortung im Bereich der Kindertagesstätten haben.

Weitere Punkte sind die Steigerung der Studierenden-
zahlen und eine Verstärkung von Angebot und Nutzung
bei der Weiterbildung. Die Bereitstellung von 265 Mil-
lionen Euro als ersten Impuls habe ich bereits erwähnt.

Ebenso wichtig ist eine gezielte Unterstützung für
Menschen mit Migrationshintergrund. Mittlerweile ha-
ben fast 50 Prozent der jungen Menschen in Großstädten
einen Migrationshintergrund. Sprachförderung allein
reicht hier nicht aus.

Jetzt komme ich zum Bildungsgipfel im Oktober 2008.
Dieser Bildungsgipfel hat mit einer nationalen Qualifi-
zierungsinitiative „Aufstieg durch Bildung“ richtiger-
weise eine übergreifende Klammer gesetzt. Grundsätz-
lich will ich noch einmal sagen: Das war ein richtiger
Schritt, mit dem wir deutlich gemacht haben, dass so-
wohl beim Bund als auch bei den Ländern und Kommu-
nen die Bildung im Fokus steht. Natürlich können Sie
uns vorwerfen, dass wir in der Fußnote keine konkreten
Ergebnisse oder Zahlen definiert haben. Es ging und
geht uns hauptsächlich erst einmal darum, für den Be-
reich Bildung zu sensibilisieren, und es geht darum, die
vertikal und horizontal stattfindenden Prozesse derjeni-
gen, die an Bildung beteiligt sind, besser aufeinander ab-
zustimmen. Weiter geht es darum, Zielmarken, Bench-
marks zu setzen, um deutlich zu machen, wohin wir in
den nächsten Jahren kommen wollen.

Deswegen war dieser Bildungsgipfel im Oktober ab-
solut richtig. Wenn man sich die definierten und messba-
ren Ziele anschaut, muss man erkennen – deshalb ist Ihre
Kritik meines Erachtens nicht berechtigt –, dass wir in
weiten Teilen in Einzelbereichen in den letzten dreiein-
halb Jahren schon vieles verändert haben.

Stichwortartig seien nur folgende Verbesserungen seit
2005 benannt: Die Begabtenförderung wurde erheblich
ausgeweitet. 2007 wurde das BAföG um 10 Prozent erhöht,
und der Kreis der Empfänger wurde um 100 000 Stu-
dierende erweitert. 2009 haben wir die Rahmenbedin-
gungen für das Meister-BAföG mit dem Aufstiegsfort-
bildungsförderungsgesetz deutlich verbessert und zu-
sätzliche Berufsgruppen in die Förderung einbezogen.
Das können Sie despektierlich als Herumhandwerken
oder Herumpfuschen bezeichnen, aber für die jungen
Menschen hat sich das positiv ausgewirkt. Das ist ein Er-
folg, und darauf sollte man auch einmal zurückschauen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D Wir werden natürlich weiter mit den Ländern diskuieren und gemeinsame Bildungsstandards setzen. Noch inmal: Das ist ein Prozess, der sich im Laufe der nächsen Jahre konkretisieren wird. Wir streben die Halbierung der Zahl der Schulabgäner ohne Abschluss an und – ich habe es bereits gesagt – ie Halbierung der Zahl der Ausbildungsabbrecher, (Cornelia Pieper [FDP]: Ich glaube, dafür sind Sie laut Föderalismusreform gar nicht zuständig!)


ußerdem die Erleichterung des Hochschulzugangs. –
ber man kommuniziert doch miteinander. Wir haben
lare Strukturen geschaffen. Nur deshalb, weil die Struk-
uren klar sind, wissen wir auch, wer welche Verantwor-
ung hat. Deswegen ist es richtig, dass wir mit den Län-
ern genau dies abstimmen.

Insoweit haben wir mit dem Bildungsgipfel, der Qua-
ifizierungsinitiative „Aufstieg durch Bildung“ und mit
er Hightech-Strategie Grundlagen geschaffen. Zu den
inanzen muss eines einmal deutlich gesagt werden: Wir
eben 6 Milliarden Euro mehr aus. Wann hat es das vor-
er gegeben? Das können Sie doch nicht abtun und sa-
en, dreieinhalb Jahre sei im Bildungs- und Forschungs-
ereich nichts passiert. Das ist nicht die Wahrheit. Wir
eben mehr aus als vorher. Diese 6 Milliarden Euro sind
enau zum jetzigen Zeitpunkt richtig investiert. Damit
ird deutlich, dass sich diese Gesellschaft zukunfts-
rientiert den anstehenden Aufgaben zuwendet. Gerade
ei einer Finanz- und Wirtschaftskrise ist man gut bera-
en – insofern waren wir in der Großen Koalition gut be-
aten –, hier punktuell zu steuern; die 6 Milliarden Euro
aben wir richtig angelegt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Harald Terpe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir brauchen mehr als Punkt, wir brauchen Fläche!)


Von daher können wir nach dreieinhalb Jahren sagen:
ie Arbeit war gut. Die Arbeit wird weitergehen. Wir
erden weiterhin viele kleine Schritte gehen, und das ist

ichtig.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621805100

Das Wort hat nun Kollegin Cornelia Pieper für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1621805200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn es

n diesem Hohen Hause um Bildungspolitik geht – wir
lle wissen, dass Bildungsinvestitionen die Zukunfts-
nvestitionen für unser Land sind, dass es darauf an-
ommt, das Gold in den Köpfen zu heben, weil dies un-
er wichtigster Rohstoff ist –, wenn wir darüber in
leiner Runde diskutieren – so ist es üblich, ohne die
ildungsministerin –, wenn es um den Bildungsgipfel






(A) )



(B) )


Cornelia Pieper
geht – Marcus Weinberg hat ihn angesprochen –, stelle
ich immer wieder fest: Bei der Bundesregierung wird
viel geredet und wenig gehandelt.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich will das nachweisen. Wir sind uns in vielen Punk-
ten einig, was die Zielstellung anbelangt. Auch die FDP
möchte, dass wir mehr in Bildung investieren, dass wir
die Bildungsausgaben erhöhen. Wir haben uns zu einem
Anteil von 10 Prozent am Bruttoinlandsprodukt für Bil-
dung und Forschung bekannt. Auf dem Bildungsgipfel
Ende vergangenen Jahres ist das ganz klar formuliert
worden. Das ist ein großes Ziel der Bundesregierung.
Was hat man gemacht? Man hat eine Arbeitsgruppe ein-
gesetzt, die drei Wochen nach der Bundestagswahl erklä-
ren soll, wie wir dieses Ziel erreichen.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Unglaublich! – Uwe Barth [FDP]: Ärmlich!)


Das ist wirklich ein Flop. Das hat nichts mit seriöser Bil-
dungspolitik zu tun. Das ist reine Wahlkampftaktik.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE])


In Deutschland haben wir folgendes Problem: Es geht
immer mehr um Wahlkampftaktik, um Ideologie, aber
nicht um eine vernunftbezogene, kindbezogene Bildungs-
politik.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Die FDP ist ja ganz ideologiefrei!)


Im Mittelpunkt der Bildungspolitik muss das Kind bzw.
der junge Mensch mit seiner Persönlichkeitsentwicklung
stehen. Das muss unser aller Anliegen sein. Ich hoffe,
dass Herr Ramelow das auch so zum Ausdruck bringt.
Er befindet sich in Thüringen ja im Wahlkampf.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Ja und?)


Warum ist vom Bildungsgipfel nichts auf den Weg
gebracht worden? Frau Sager hat es richtig formuliert.
Ergebnis der Föderalismusreform I war: keine Einmi-
schung des Bundes in der Schulpolitik. Das war das Pro-
jekt von Frau Schavan in der Bildungspolitik. Investitio-
nen in schulische Bildung sind Sache der Länder.

Im Konjunkturpaket sind nun immerhin 6,5 Milliar-
den Euro als Investitionsprogramm für die Bildung de-
klariert.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Insgesamt 10 Milliarden!)


Nach Darstellung der Bundesregierung soll sinnvoll an
das bis Ende 2009 laufende Ganztagsschulprogramm an-
geknüpft werden. Die Ministerin hat in der Presse unter
anderem erwähnt, dass sie auch die inhaltlich-pädagogi-
sche Arbeit in den Kindergärten zum Beispiel durch ver-
stärkte Einrichtung von Forscherecken unterstützen will.
Sie hat erklärt, dass sie sich durchaus vorstellen kann,
Physik- und Chemieräume aus dem Geld des Konjunk-
turpakets zu finanzieren.

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(C (D Das ist nicht möglich. Nach diesem Konjunkturpaket nd der Föderalismusreform I kann man lediglich in Beon und nicht in die Köpfe investieren. Das halten wir für alsch. (Beifall bei der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ir müssen die Weichen dahin stellen, dass wir in die
öpfe investieren können. Darauf kommt es an. Gute
ildung kostet viel. Schlechte Bildung kostet noch viel
ehr.

Zwar sehen wir, wie Marcus Weinberg hier zu Recht
orgetragen hat, auch bei den PISA-Ergebnissen einige
ositive Tendenzen. Ich freue mich ebenfalls, dass die
euen Bundesländer vorne liegen – Sachsen an der
pitze; bei Mathematik und Naturwissenschaften steht
hüringen auf Platz drei – und den anderen Bundeslän-
ern etwas vormachen. Es kann uns sehr wohl mit
reude erfüllen, dass dort etwas gut läuft.

Trotzdem darf es uns nicht zufriedenstellen, wenn
leichzeitig immer noch 25 Prozent der Schulabgänger
icht ausbildungsfähig sind und wenn nach wie vor jähr-
ich 80 000 bis 90 000 Kinder überhaupt keinen Schul-
bschluss schaffen. Das darf uns nicht schlafen lassen.


(Beifall bei der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


An dieser Stelle kommt es aus meiner Sicht nicht nur
uf Geld an. Alle Bildungsökonomen sagen ganz klar,
ass auch andere wichtige Faktoren eine Rolle spielen,
ie gar kein Geld kosten. Bundespräsident a. D. Herzog
at einmal erklärt: Gebt den Schulen mehr Freiheit. In
er Tat brauchen wir mehr Freiheit und Wettbewerb für
chulen. Sie brauchen mehr Eigenständigkeit und müs-
en ein eigenes Budget haben sowie über ihr pädagogi-
ches Konzept und die Einstellung eigenen Personals
ntscheiden können.


(Beifall bei der FDP)


as ist die Voraussetzung dafür, dass diejenigen, die Pä-
agogik studiert haben, vor Ort entscheiden können und
ie Weichen zur individuelleren Förderung von Kindern
ichtig stellen können.


(Beifall bei der FDP)


Bezüglich der frühkindlichen Bildung will ich auf ei-
en Punkt zurückkommen, den Frau Sager bereits er-
ähnt hat. Mich ärgert es auch, dass die Bundesregie-

ung den Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz erst ab
em Jahr 2013 verwirklichen will.

Lassen Sie mich hier noch einmal das Vorbild der
euen Bundesländer ansprechen. Den neuen Bundeslän-
ern war es nach der Einheit wichtig, das Netz an Krip-
en und Kindergärten zu erhalten. In meinem Bundes-
and gibt es seit der deutschen Einheit weiterhin einen
echtsanspruch für jedes Kind von null bis 14 Jahren. Es

st auch gut, dass das so umgesetzt worden ist.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


ies war nicht zuletzt Vorbild für die anderen Bundes-
änder.






(A) )



(B) )


Cornelia Pieper
Das Ganze ist also auch eine Frage der Setzung der
politischen Prioritäten. Eine Prioritätensetzung für Bil-
dungsinvestitionen kann ich in diesem Hause immer
noch nicht erkennen, schon gar nicht bei der Bundesre-
gierung. In unseren Köpfen ist offenbar noch nicht rich-
tig verhaftet, dass vom Gesamtbudget des Bundes ledig-
lich 1,2 Prozent für Bildung ausgegeben werden,
während fast die Hälfte für Soziales aufgewendet wird.

Für mich ist die entscheidende Antwort auf die Frage
nach der sozialen Gerechtigkeit, dass wir für Kinder und
Jugendliche, aber auch für Erwachsene – Stichwort: le-
benslanges Lernen – bessere Bildungschancen schaffen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dazu gehört ebenfalls, dass wir umdenken und An-
reize schaffen, damit auch privat in Bildung investiert
wird – Stichwort: Bildungssparen. Warum wird ein Bau-
sparvertrag staatlich gefördert, aber ein Bildungsspar-
vertrag nicht? Eine entsprechende Förderung wäre in
meinen Augen eine richtige Weichenstellung für die Zu-
kunft.


(Beifall bei der FDP)


Lassen Sie mich noch einmal auf das Konjunkturpro-
gramm zurückkommen. Ich glaube, dass Sie sich mit der
Föderalismusreform I selbst die Schlinge um den Hals
gelegt haben. Ein von uns beauftragtes wissenschaftli-
ches Gutachten bestätigt uns in unserer Auffassung, dass
nach den derzeitigen Vorgaben der Föderalismusreform I
der Bund über die energetische Sanierung hinaus eben
nicht in Schulen investieren darf. Das halten wir für
falsch. Deswegen muss uns dieses Thema weiterhin be-
schäftigen.

Vom Deutschen Institut für Urbanistik wurde übri-
gens erklärt, dass wir insgesamt 73 Milliarden Euro für
Investitionen in Schulen brauchen. So hoch ist der ei-
gentliche Bedarf.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Also in Beton!)


Jetzt werden 6,5 Milliarden Euro investiert – allein in
Beton, Herr Rossmann; Sie sagen es.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Wie gut, dass wir einen Teil davon jetzt schaffen! – Zuruf von der CDU/CSU: Das haben Sie eben kritisiert!)


Abgesehen davon sprechen wir noch gar nicht darüber,
wie viel wir außerdem in die inhaltliche Verbesserung
von Schularbeit und Bildungsqualität stecken müssen.
Dort gibt es sehr viel zu tun.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das haben wir doch organisiert, Frau Pieper!)


Ich kann Ihnen nur raten: Handeln Sie. Beschränken
Sie sich nicht darauf, hier im Parlament Worthülsen zu
gebrauchen.

Ich finde es schade, dass die Ministerin nicht anwe-
send ist. Sie hat im Zusammenhang mit dem Konjunk-
turpaket viele Äußerungen von sich gegeben. Frau

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(C (D chavan sagte zum Beispiel, dass sie aus dem Konjunkurpaket 100 000 Euro für jede Schule und 500 000 Euro ür jede Hochschule zur Verfügung stellen will. Frau Kollegin, haben Sie Interesse daran, Ihre Rede eit durch eine Zwischenfrage der Kollegin Sager zu erlängern? Herr Präsident, ich habe ein Interesse daran. Deswe en freue ich mich auf die Frage von Frau Sager. Liebe Kollegin Pieper, Sie haben sehr überzeugend argelegt, warum Sie meine Auffassung teilen, dass die öderalismusreform verheerende Auswirkungen auf die öglichkeit des Bundes hatte, Geld in Schulen zu ge en. Wird sich die FDP in den Ländern, in denen sie an er Regierung beteiligt ist, für eine Veränderung dieser erfassungslage einsetzen? (Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Sehr gute Frage! – René Röspel [SPD]: Das trifft die Falsche! Herr Meinhardt müsste antworten!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621805300
Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1621805400
Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621805500


Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1621805600

Ich habe am Anfang meiner Rede ganz klar gesagt

mein Kollege Barth hat Ihre Frage im Grunde bereits
eantwortet –, dass wir die Weichen so stellen müssen,
ass die Mittel, die aus dem Konjunkturprogramm für
ildungsinvestitionen zur Verfügung gestellt werden,
icht nur in die energetische Sanierung der Gebäude flie-
en, sondern auch in eine bessere Ausstattung der Schu-
en. Dabei geht es aus meiner Sicht auch um Lehrmate-
ialien und Labore. Ich gehe davon aus, dass die Länder,
n denen wir mitregieren, das fest im Blick haben.


(Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Ich glaube, sie kriegen einen starren Blick! – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war keine Antwort auf die Frage!)


Ich will zum Schluss erwähnen, dass der eigentliche
kandal ist, dass sich in einem reichen Land wie
eutschland, in dem hohe Steuern bezahlt werden, viele
chulen und Hochschulen in einem wirklich beklagens-
erten Zustand befinden. Wir hätten es nicht so weit
ommen lassen dürfen.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Steuern senken! Dann wird der Skandal kleiner!)


ie Bundesregierung hätte ein anderes Tempo vorlegen
üssen. Sie reden zwar viel, handeln aber nicht. Wir er-
arten klare Beschlüsse von der Bundesregierung und
ehr Investitionen in Bildung. Auch beim Konjunktur-

aket sollte die Weichenstellung klar formuliert sein, da-
it die Länder in die Köpfe und nicht nur in Beton in-

estieren können.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621805700

Das Wort hat nun Kollege Ernst Dieter Rossmann für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1621805800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als

die Debatte begann, merkte man sofort, dass wir uns im
Wahlkampf befinden. Frau Sager, Ihnen möchte ich
gerne sagen: Sie tragen eine so sympathisch rote Jacke,
aber Sie haben geschimpft wie ein Rotkehlchen. Ich
glaube, man sollte ein bisschen differenzierter an die
Dinge herangehen.

Wenn Sie diese Anträge für eine Generaldebatte über
Bildungspolitik in dieser Legislaturperiode nutzen wol-
len, dann sollten Sie als Erstes fragen: Hat das, was Rot-
Grün begonnen hat, in dieser Legislaturperiode eine
Fortsetzung erfahren, oder ist es abgebrochen worden?
Wir Sozialdemokraten sagen: Es hat eine Fortsetzung er-
fahren, vielleicht in anderer Form, und es wurde – das
sage ich ausdrücklich – nach wie vor mehr Priorität auf
die Bildung gelegt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In dieser Debatte können Sie viel über den Konsens
hören, der in der Großen Koalition herrscht, aber auch
über die Differenzen; denn an mancher Stelle können
wir uns mehr vorstellen. Es ist doch gut, dass man wei-
terdenken kann.

Deswegen sage ich zu Ihrer ersten Einlassung, bezüg-
lich der Föderalismusreform, dass wir Bildungspolitiker
der SPD-Fraktion nie einen Hehl daraus gemacht haben,
dass wir bei Art. 91 b des Grundgesetzes durchsetzen
konnten, dass sich der Bund auch in Sachen Hochschule
engagieren kann. Das hat er in dieser Legislaturperiode
beim Hochschulpakt I sehr deutlich getan.

Wir machen auch keinen Hehl daraus, dass wir uns in
Bezug auf die Verantwortlichkeiten von Bund, Ländern
und Kommunen wünschen, dass merkwürdige Restrik-
tionen aufgehoben werden. Sonst kann der Bund nur
dann, wenn die Deutsche Bank zusammenbricht oder ein
Tsunami kommt, in Schulen investieren. Diese Kritik
sollte aufgenommen und eine konstruktive Lösung ge-
funden werden.

Dass es Zeichen und Wunder gibt, konnten wir fest-
stellen, als der Bundestagspräsident gefragt hat, was ei-
gentlich alles in eine Verfassung gehört. A la bonne
heure, das ist eine sehr kluge Bemerkung. Vielleicht soll-
ten wir das fortsetzen: Wenn wir etwas in eine Verfas-
sung hineinschreiben, sollte es etwas Kluges sein.


(Beifall bei der SPD)


Für die SPD formuliere ich bezogen auf die heutige
Debatte den ausdrücklichen Wunsch, dass FDP, CDU/
CSU, Grüne, SPD und Linkspartei sich gemeinsam eine
kluge Lösung überlegen, wie der Bildung im Zuge der
zweiten Verfassungsreform mehr Priorität eingeräumt
werden kann.

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(C (D (Beifall des Abg. Bodo Ramelow [DIE LINKE])


er Wunsch ist da. Wir geben die Hoffnung bis zur letz-
en Sekunde nicht auf und werben mit guten Argumen-
en dafür.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


ir würden das umso lieber tun, wenn es Anerkennung
on den Grünen und von der FDP dafür geben würde,
ass sich die Priorität Bildung mit dem Bildungsgipfel,
er durchaus eine Bedeutung gehabt hat, sehr wohl im
onjunkturprogramm niedergeschlagen hat.

Die 10 Milliarden Euro, die Bund und Länder jetzt
obilisieren, sind wahrlich mehr als nichts. So etwas hat

s noch nicht gegeben. Es handelt sich auch um eine In-
estition in Qualität. Denn die Unterscheidung zwischen
eton und Kopf ergibt sich nicht, wenn man gebildet
arüber nachdenkt. Natürlich braucht man auch gute
chulräume und Hochschulräume, damit gute Köpfe da-
in gut studieren und gut lernen können. Deshalb ist es,
ie ich finde, eine sehr oberflächliche Betrachtung,
enn man sozusagen Beton gegen Gehirn stellt; denn
eides muss entwickelt werden.

Wenn wir dieses Konjunkturprogramm noch heilen,
odass es nicht allein an energetische Sanierung gebun-
en ist, und es die Möglichkeit bietet, dass Schulen und
ochschulen besser werden, dann ist das ein großer Er-

olg der Großen Koalition. Wir hätten ihn lieber ohne
rise gehabt; dass wir ihn nun in einer Krise haben, ist

n Ordnung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621805900

Gestatten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin

ieper?


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1621806000

Gerne.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Muss das wirklich sein?)


Es darf sein. Passen Sie auf!


Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1621806100

Vielleicht ist es für die Bundesregierung hilfreich,

err Kretschmer, wenn ich eine Frage stelle.

Herr Kollege Rossmann, die Länder haben Quoten für
ie energetische Sanierung, für die Bildungsinvestitio-
en festgelegt. Die Quoten für die energetische Sanie-
ung sind unterschiedlich und belaufen sich auf zwi-
chen 30 und 50 Prozent. Es besteht ein Riesenbedarf
so haben auch Sie es formuliert – an Bildungsinvesti-

ionen, im symbolischen Sinne bei den Köpfen. Ist Ihnen
ewusst, dass diese Investitionen nach jetziger Verfas-
ungs- und Gesetzeslage gar nicht möglich sind? Wie
chätzen Sie das ein? Werden Sie dafür stimmen, dass
iese Bildungsinvestitionen durch eine Grundgesetz-
nderung auf den Weg kommen, aber durch eine Ände-






(A) )



(B)


Cornelia Pieper
rung, die nicht mit einer Naturkatastrophe zusammen-
hängt?


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1621806200

Frau Kollegin, Sie haben sich so viel Mühe gegeben,

die Frage zu entwickeln. Sie hätten mir zuhören sollen.
Dann wüssten Sie, was ich schon die ganze Zeit versu-
che, zu erklären.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Ja, genau! Richtig!)


Es wird durch das, was jetzt schon durch die Oettinger/
Struck-Kommission entwickelt worden ist, möglich, das
Konjunkturprogramm so zu heilen, dass es nicht mehr
nur an die energetische Sanierung gebunden ist. Aber die
Heilungsklausel kann nicht der ganze Himmel sein.
Selbstverständlich haben wir Sozialdemokraten bis hin
zu Peter Struck in der ersten Lesung zur Föderalismusre-
form II dafür geworben, dass auch andere es noch weiter
öffnen, damit wir ein nicht voraussetzungsgebundenes,
sondern zielgebundenes Zusammenwirken von Bund,
Ländern und Kommunen in Bezug auf Bildungsinvesti-
tionen erreichen. Wir wollen ausdrücklich auch bei Ih-
nen noch einmal dafür werben.

Frau Sager hat Ihnen eine kluge Frage gestellt: Wer-
ben Sie in Ihren Landesregierungen dafür, dass der Bun-
desrat und der Bundestag an der Stelle Gehirn wachsen
lassen?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜND NISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621806300

Die Kollegin möchte noch einmal nachfragen. Gestat-

ten Sie das?


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1621806400

Ich bin höflich. Ich glaube, dass Sie eine Nachfrage

nötig haben.


Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1621806500

Ich glaube, dass Sie eine Präzisierung Ihrer Antwort

nötig haben. Denn Sie haben gerade gesagt, dass Sie to-
lerieren, dass Bildungsinvestitionen durch die Grundge-
setzänderung in Zukunft nur im Falle von Naturkatastro-
phen oder einer gesamtwirtschaftlichen Notlage richtig
sind.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! – René Röspel [SPD]: Genau das Gegenteil!)


Halten Sie das für zukunftsweisend?


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1621806600

Ich sage es gern noch ein drittes Mal, weil dadurch

Gehirn wächst. Natürlich ist das nicht zukunftsweisend.
Aber wenn ich Ihnen jetzt schon sage, wie ich als Person
oder andere aus der Fraktion abstimmen werden, dann
haben wir in der Fraktion Diskussionen, in denen es we-
niger um die Sache, sondern um Loyalität und Mehr-

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(C (D eitsbeschlüsse geht. Deshalb sage ich ausdrücklich, ass ich das jetzt offen lasse. Dafür werben darf man ber hier im Konsens der Bildungspolitiker. Präziser eht es jetzt nicht; aber es wird präziser, wenn auch Sie uf Bundesratsseite den Druck erhöhen. (Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Drei Landesregierungen, die Nein sagen!)


azu hat die FDP leider viel zu viele Chancen in
eutschland. Nutzen Sie diese Chance!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Cornelia Pieper [FDP]: Der Druck ist von CDU/CSU am größten!)


Ich möchte jetzt auf Handlungsfelder zu sprechen
ommen; denn Kollege Weinberg hat mit Recht daran
rinnert, dass die Strukturen das eine sind und das, was
an praktisch getan hat, das andere. Die sozialdemokra-

ische Sicht, den Konsens und die Differenz in der Gro-
en Koalition und das, was wir praktisch tun konnten
nd können, möchte ich an drei Handlungsfeldern
urchbuchstabieren.

Das erste große Handlungsfeld ist, beim Grundstock
on Bildung, von der frühkindlichen Bildung in den
indertagesstätten bis zu den Schulen, die Chancen-
leichheit zu erhöhen. Es ist nicht geringzuschätzen,
ass in einer Legislaturperiode durchgesetzt wurde, dass
indertagesstätten nicht nur als qualitative Bildungsein-

ichtungen wahrgenommen werden, sondern ihr Auftrag
ls Bildungseinrichtung ab dem ersten Lebensjahr mit
echtsansprüchen ab 2013 definiert wird. Das ist eine
roße Leistung, die in großer Übereinstimmung erbracht
erden konnte.

Daran konnten wir anknüpfen. Es gibt nicht nur das
anztagsschulprogramm als ein infrastrukturelles Pro-
ramm. Auch die Schule als Ganztagseinrichtung und
ls gute Bildungseinrichtung kann mithilfe eines Teils
er 10 Milliarden Euro qualitativ ausgebaut werden. All
as ist gut.

Aber wir haben in der Großen Koalition auch an an-
erer Stelle für mehr Chancengleichheit sorgen können.
ch will ausdrücklich anerkennen, dass wir in einer frü-
eren Debatte das Schulstarterpaket noch nicht so gut
usgestaltet hatten, wie das jetzt der Fall ist. Es wäre
erhängnisvoll gewesen, die alte Regelung beizubehal-
en, weil davon ein falsches Signal ausgegangen wäre,
ämlich: Chancengleichheit hört nach der zehnten
lasse auf. Gemeinsam haben wir es geschafft, dass am
rinzip der Chancengleichheit während des ganzen
chullebens festgehalten wird.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Nun muss ich noch die Differenz beschreiben. Aus
ozialdemokratischer Sicht gehört in den Bund-Länder-
onsens und in den politischen Konsens auch hinein,
ass wir Chancengleichheit genauso beim Schüler-
AföG in der Oberstufe durchbuchstabieren, damit auch
och die letzten Bildungsreserven genutzt werden kön-
en, die es in Familien gibt, die materiell nicht so gut
usgestattet sind, sei es aufgrund eines Migrationshinter-
rundes, sei es aufgrund eines sozialen Hintergrunds.
)






(A) )



(B) )


Dr. Ernst Dieter Rossmann
Die Frage in diesen Familien „Soll der junge Mensch
Geld verdienen oder das Abitur machen?“ soll auf der
Basis des Schüler-BAföGs zugunsten des Abiturs beant-
wortet werden. So möchten wir Konsens und Differenz
in Bezug auf Chancengleichheit in der Schule durch-
buchstabieren.


(Beifall bei der SPD)


Ein zweiter Auftrag in dieser Legislaturperiode war,
die Hochschulen nicht nur von ihren Kapazitäten her
weiterzuentwickeln, sondern dafür zu sorgen, dass sie
eine gute Lehre für alle bereitstellen und möglichst gute
Abschlüsse für alle ermöglichen. Dieses Ziel haben wir
erreicht. Frau Sager, die Grundsteine auf dem Weg zu
diesem Ziel sind auch in rot-grüner Regierungszeit ge-
legt worden. Ich nenne hier den Hochschulpakt I und die
Exzellenzinitiative. Das ist durchaus eine konsensual
gute Leistung. Dass Differenzen beim Thema Priorität
der Lehre bleiben, will ich gerne bekennen. Aber dass
wir zusammen das Studenten-BAföG qualitativ gestärkt
haben, kann man doch nicht einfach in der Debatte un-
terschlagen. Der Ausgangspunkt war ein anderer. Wir
konnten den Konsens über die BAföG-Reform erst nach
langen Diskussionen mit dem Koalitionspartner im so-
zialdemokratischen Sinne verwirklichen.

Ich will gerne sagen, dass im Falle der Fortführung
der „Dreiheiligkeit“ von Hochschulpakt, Exzellenzini-
tiative und Pakt für Forschung für uns Sozialdemokraten
alle drei Teile wichtig sind. Aber der Hochschulpakt ist
besonders wichtig; denn für 275 000 zusätzliche Stu-
dienanfänger müssen wir etwas tun. Dies wurde auf dem
Dresdener Bildungsgipfel festgelegt. Dies ist als Erstes
uneingeschränkt umzusetzen und zu verwirklichen. Es
geht aber nicht nur um mehr Kapazitäten, was für einen
nicht unbeträchtlichen Teil der Studierenden interessant
ist. Auch die qualitative Verbesserung durch eine gute
Lehre ist anzustreben. Die Anhebung ist daher mehr als
nichts.

Jeder Studienanfängerplatz muss wirklich genutzt
werden können.

Dass es mit einer Regelung hierzu etwas sehr lange
gedauert hat, wollen wir hier nicht leugnen. Aber die
Serviceeinrichtung kommt jetzt in Gang. Das hat auch
die Zustimmung von 92 Prozent der HRK zur Einfüh-
rung des Serviceverfahrens gezeigt. Wir sagen umge-
kehrt: Die breite Zustimmung von 92 Prozent und die
Bereitschaft, sich auf diese gemeinsame Verfahren ein-
zulassen, wiegt so schwer, dass der Haushaltsausschuss
das Geld nun freigeben sollte. Aber das ist noch nicht
genug, um auf ein Hochschulgesetz als Ultima Ratio zu
verzichten. Schließlich möchten wir, dass sich am Ende
wirklich alle Hochschulen an diesem Verfahren beteili-
gen.

Es wird für die Zukunft im Hochschulbereich vor al-
len Dingen wichtig sein, die Hochschulen in der Qualität
zu erhalten, dass sie nicht nur ein Ort von guter For-
schung und Lehre, sondern auch von kritischem und ge-
sellschaftspolitischem Engagement und Bewusstsein
sind. Diese Qualität der Hochschulen möchten jedenfalls
wir in dieser Debatte betonen.

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(C (D Das dritte Anliegen dieser Legislaturperiode war es, m beruflichen Bildungsbereich möglichst vielen einen uten Ausbildungsplatz und eine lebenslange Chance auf usbildung zu ermöglichen. Gestern haben wir darüber ehr intensiv diskutiert, und es hat wichtige Entscheidunen gegeben, die nicht selbstverständlich waren, zum eispiel über den Rechtsanspruch auf Förderung beim achholen des Hauptschulabschlusses. Immerhin haben ir dies über das „Bildungsministerium Scholz“ in die ebatte gebracht und durchgesetzt. Wir als Sozialdemokraten sagen: Dieser Konsens ist ut. Die Differenz ist, dass wir diese Möglichkeit auf en beruflichen Abschluss ausdehnen wollen. Eigentlich st es selbstverständlich, dass man in einer Gesellschaft ie Möglichkeit haben sollte, seine Bildung, die man für ein Berufsleben und seine gesellschaftliche Teilhabe enötigt, ein Leben lang weiterentwickeln zu können. Neben der zweiten Chance gehört auch dazu, dass es echtsansprüche auf Unterstützung geben muss: den echtsanspruch auf die zweite Chance, aber auch den echtsanspruch auf eine auskömmliche finanzielle Förerung. Ich kann nicht verstehen, dass eine solch umfasende qualitative Verbesserung des Meister-BAföG leingeredet wird, nur weil sie manche Elemente noch icht beinhaltet. Nein, die Reform des Meister-BAföG ar eine großartige Leistung, die wir im Konsens erracht haben. Allerdings gibt es noch immer gewisse Differenzen. o wollen wir, dass aus dem Meister-BAföG parallel uch ein Master-BAföG wird. Im Rahmen des MeisterAföG muss die Möglichkeit geschaffen werden, dass uch über 30-Jährige noch eine Studienförderung beommen, wenn sie nicht über die nötigen materiellen oraussetzungen verfügen. Dafür werben und kämpfen ir. Dieses Vorhaben werden wir in der nächsten Legis aturperiode in Angriff nehmen. Hinzu kommt, dass wir die Diskussion über die Einührung eines Mindestlohns für die Pädagogen, die im ereich der beruflichen Bildung tätig sind, nicht nur neenbei und am Rande führen dürfen. Dieses Thema wird ald von großer Bedeutung sein. Die gute Arbeit des in iesem Bereich tätigen Personals muss durch eine qualiativ und quantitativ hinreichende Unterstützung auch in ukunft sichergestellt werden. Das ist unserer Meinung ach ein wichtiger Punkt. Eine Schlussbemerkung. In den Zeitungen ist zu leen, dass die Krise insbesondere in Amerika, dem Land er besonders großartigen Universitäten, voll durchchlägt. Die Universitäten Harvard, Princeton und Yale üssen auf einmal 30 Prozent ihres Vermögens, das sie n der Vergangenheit genutzt haben, um ihren Studierenen gute Studienbedingungen zu ermöglichen, abschreien. Die Folgen sind: Personal wird entlassen, Studienege werden gekürzt, und die Studiengebühren werden rastisch erhöht. Wenn wir sagen, dass Bildung für uns Priorität hat nd ein Menschenrecht ist, dann muss es für uns eine geeinsame Verpflichtung sein, Bildung immer als öffent Dr. Ernst Dieter Rossmann liches Gut zu behandeln. Den Konsens, dass Bildung ein öffentliches Gut ist, müssen wir parteiübergreifend immer wieder festigen. Vor diesem Hintergrund sind wir der Meinung: Der Kindertagesstättenbesuch muss kostenlos sein, der Schulbesuch muss kostenlos sein, und der Universitätsbesuch muss kostenlos sein. Dafür stehen wir. Daran wird wohl niemand zweifeln. Dass Bildung ein öffentliches Gut ist, bedeutet außerdem, dass im Hinblick auf das Ziel, die Ausgaben für Bildung auf mindestens 7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen, eine öffentliche Finanzierung gewährleistet werden muss, keine private. In Amerika beträgt diese Quote sogar über 7 Prozent, allerdings mit den Folgen, dass sich die dortige Mittelschicht kein Studium mehr leisten kann und dass in Princeton, Harvard und Yale, den Kometen am Hochschulhimmel, auf einmal alles zusammenbricht. Das ist deshalb der Fall, weil eine kapitalgestützte Bildungsinfrastruktur Krisen ausgesetzt ist. Das wollen und müssen wir in Deutschland vermeiden. Unser Grundsatz lautet: Die Sozialdemokratie setzt sich für eine öffentliche Finanzierung der Bildungsinfrastruktur ein. Ein Vorschlag, der in diese Richtung geht, der Bildungssoli, liegt bereits auf dem Tisch. Der Bildungssoli, den wir vorschlagen, ist etwas anders als bei den Grünen ausgestaltet. Aber der Grundsatz, Frau Sager – wie ich sehe, tragen Sie heute eine rote Jacke –, ist sehr richtig. Bildung ist nämlich immer auch eine Frage der Solidarität, der sozialstaatlichen und der steuerlichen Solidarität. In diesem Sinne: Zwischen uns besteht in einigen Punkten Konsens, in anderen gibt es Differenzen. Lassen Sie uns in der neuen Legislaturperiode fröhlich für neues Glück streiten. Danke. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621806700

Das Wort hat nun Bodo Ramelow für die Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Bodo Ramelow (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621806800

Lieber Kollege Rossmann, ich beginne meine Rede

nicht, indem ich eine Bemerkung über rote oder
schwarze Jacken mache. Das, was Sie vorgetragen ha-
ben, findet zum Großteil meine Zustimmung – wenn es
nur in die Tat umgesetzt würde.

Kollegin Pieper, in der inhaltlichen Analyse sind wir
über weite Strecken einer Meinung. Das Problem mit
Blick auf die Föderalismuskommission II ist allerdings,
dass die Vertreter Ihrer Partei in der Kommission zuge-
stimmt haben.


(Cornelia Pieper [FDP]: Was ist daran denn falsch?)


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(C (D Als bei den Beratungen der Föderalismuskommission II as Thema Bildungsfinanzierung anstand, habe ich eine ange Debatte erlebt, in der es darum ging, wie man das onjunkturpaket II gestalten muss, damit es in den Bilungseinrichtungen auch tatsächlich ankommt. Die SPD achte den Vorschlag – das muss man ehrlicherweise agen –, eine andere Formulierung zu finden. Mehrheitich kam man, übrigens entgegen der Auffassung von DU und CSU, zu dem Ergebnis, so vorzugehen. Letzt ich hat allerdings Herr de Maizière als Kanzleramtsmiister in der Föderalismuskommission II erklärt, eine eizung sei ein Fenster und ein Fenster sei eine Hei ung, und so seien die Mittel des Konjunkturpaketes II m Hinblick auf die energetische Erneuerung und Erüchtigung anzuwenden. Sie haben zu Recht auf das Gutachten hingewiesen, us dem hervorgeht, dass das eigentlich verfassungswidig ist. Deswegen teile ich die Auffassung von Herrn ossmann: Wir sollten uns alle zusammen die Zeit nehen, über diesen Teil des Unsinns noch einmal zu reden. enn das ins Grundgesetz kommt, wenn wir wie in der öKo I den Weg des Kooperationsverbots weitergehen, ekommen wir bildungspolitische Kleinstaaterei, die inzig und allein ideologischen Grundmustern folgt (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


nd bei der Themen wie längeres gemeinsames Lernen
ar nicht mehr auf die Tagesordnung kommen.

Kollege Weinberg, über Strukturen zu debattieren,
icht aber über Inhalte, ist genauso Quatsch wie über In-
alte zu debattieren, nicht aber über Strukturen. Wir wer-
en auch über Bildungsstrukturen reden müssen. Wir
üssen über die Phase der Kinderzeit reden, über das

etzte Jahr vor dem Übergang in die Schule. Wir müssen
ber die Schulzeit reden, wir müssen aber auch über
ochschulzeit, Berufsschulzeit und Berufsausbildungs-

eit reden. Alles zusammengenommen muss Bildungs-
nitiative sein und muss finanziert sein.

Ich teile ausdrücklich den Hinweis, dass es nicht um
rivatkapital gehen darf, sondern einzig und allein um
as, was die Kinder im Kopf haben. Was die Eltern im
ortemonnaie haben, darf nicht über die Chancen der
ntwicklung von Kindern entscheiden.


(Beifall bei der LINKEN)


Frau Pieper, von Ihren bildungspolitischen Ansätzen
eile ich – das sage ich ausdrücklich – eine Menge. Aber
hr Kollege Wissing hat in der Verdi-Anhörung zur
chuldenbremse klar erklärt, dass Kindergarteneinrich-

ungen elternfinanziert sein müssen und dass es eine Zu-
angsprüfung hinsichtlich des Einkommens der Eltern
eben muss. Da sage ich: Das ist der falsche Weg.


(Beifall bei der LINKEN)


ildung muss kostenlos sein und nicht umsonst. Bildung
uss eine Chance beinhalten für alle.






(A) )



(B) )


Bodo Ramelow
Bildung kostet natürlich Geld. Aber die Bundesrepu-
blik Deutschland – eines der reichsten Länder der Erde –
muss es doch schaffen, dass sich Bund und Länder auf
eine bestimmte Grundfinanzierung verständigen. Des-
wegen ist der Beschluss, 7 Prozent des BIP für Bildung
auszugeben, eine gute Ausgangslage. Es darf jetzt aber
keine Hütchenspielertricks auf Kosten der Bildung ge-
ben. Die SPD spricht von 7 Prozent des BIP nach
OECD-Berechnung, während die CDU/CSU 7 Prozent
nach Bildungsplan Deutschland meint und alle Ausga-
ben für die Berufsausbildung hineinrechnet. Wenn wir
nach der Rechnung der SPD gehen, brauchten wir, um
7 Prozent des BIP zu erreichen, 43 Milliarden Euro zu-
sätzlich. Wenn wir die Rechnung der CDU/CSU anwen-
den, wären es nur 12 Milliarden Euro. Der Unterschied
ist für jeden erkennbar.

Wenn man das Delta berücksichtigt – in Kinderein-
richtungen, Schulen und Hochschulen gibt es schon jetzt
einen Sanierungsstau von rund 100 Milliarden Euro –,
sieht man, dass die Notwendigkeit besteht, zügiger Geld
auszugeben und nicht mehr zu unterscheiden zwischen
investiven und konsumtiven Ausgaben.

Insoweit gab es in der Föderalismuskommission ein
paar gute Hinweise. Die Grünen haben nicht nur vorge-
schlagen, einen Bildungssoli einzuführen, sondern auch,
die Bildungsausgaben komplett als Investition zu be-
trachten. Um die 7 Prozent gemeinsam zu stemmen, kam
von uns in der Föderalismuskommission der Antrag,
durch einen Staatsvertrag eine Gemeinschaftsaufgabe
„Bildung“ zu verankern, die alle Bildungsformen um-
fasst. Ich darf darauf hinweisen, dass wir auch vorge-
schlagen haben, 2 Prozent des BIP als Aufschlag für alle
Haushalte festzulegen. Das wäre eine Bildungsindexie-
rung.

Welchen Weg wir am Schluss gehen, ist mir egal. Ent-
scheidend ist, dass die Bildung bei der nächsten Spar-
maßnahme nicht wieder weggespart wird.


(Beifall bei der LINKEN)


Sonst kann es passieren, dass es dann heißt: Wir haben
jetzt Schulen, Hochschulen gebaut; aber bei den Lehrern
sparen wir ein. Wir müssen tatsächlich über eine Ge-
meinschaftsfinanzierung reden. Die Finanzierung der
Bildung ist, wenn Bundeshaushalt und Landeshaushalte
separiert werden, nicht zu machen.

Man wirft uns immer vor, dass wir die Systemfrage
stellen. Bei der Bildung würde ich sie schon gerne stel-
len. 16 verschiedene Schulsysteme, das muss man
durchaus hinterfragen. Da lasse ich mich von der CDU/
CSU gerne ideologisch beschimpfen, wenn ich diese
Systemfrage stelle. Auch Frau Pieper hat ja einmal sehr
mutig diese Frage aufgeworfen. Von ihrer Partei ist sie
dafür geprügelt worden. Die Konstruktion von 16 kon-
kurrierenden Schulsystemen, die nicht kooperativ arbei-
ten, halte ich für dringend diskussionsbedürftig. Ich
glaube, dass man da einen neuen Weg gehen muss.


(Beifall bei der LINKEN)


Es wäre gut, wenn wir gemeinsam darüber reden wür-
den, wie wir den Unsinn der Föderalismuskommission II

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(C (D erhindern können. Es wäre des Weiteren gut, wenn es ns gelänge, sicherzustellen, dass Bund und Länder geeinsam 7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Bil ung ausgeben. Längeres gemeinsames Lernen ist eine orm, mit der wir nicht nur den Übergang von der Kinereinrichtung, dem letzten Jahr vor der Einschulung, in ie Schule organisieren. Längeres gemeinsames Lernen ewährleistet auch, dass bis zur Klasse 10 alle Schüler en Weg gemeinsam gehen und die Entwicklung erst daach unterschiedlich verläuft. Um ein besseres Bildungssystem auf den Weg zu ringen, könnte man darüber gern miteinander streiten nd debattieren. Wir dürfen aber nicht abwarten, ob die onjunkturdelle das BIP nach unten drückt und wir die Prozent dadurch erreichen, dass die Konjunktur sozu agen unsere Ergebnisse frisst. Die Kinder würden es ns übel nehmen. Die Verliererin bei dieser Entwicklung äre unsere Gesellschaft insgesamt. Dieses Land hat einen anderen Rohstoff als unsere Kinder. Lasst uns sie m besten ausbilden! Deshalb müssen wir gemeinsam ber die Inhalte reden. Ich bin gespannt, ob diejenigen Bundesländer, an deen Regierungen die FDP beteiligt ist, tatsächlich gegen ie Ergebnisse der Föderalismuskommission II klagen erden. Auch bin ich gespannt, ob mein Kollege Barth us Thüringen gemeinsam mit mir dafür streiten wird, ass dieser Unsinn nicht ins Grundgesetz aufgenommen ird. Eine letzte Bemerkung: Die besten Abschlusszahlen ei den Abiturjahrgängen werden in Thüringen zu einem itteren Preis erkauft: der höchsten Quote von Kindern, ie die Schule ohne Abschluss verlassen, und der höchsen Quote von Kindern in sonderschulischer Betreuung. ies halte ich für einen zu hohen Preis. Dass der Erfolg er einen mit der Niederlage der anderen erkauft wird, st der falsche Weg. Lassen Sie uns an dieser Stelle nicht erumtricksen, sondern gemeinsam dafür sorgen, dass ildung für alle da ist. Vielen Dank. Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich dem ollegen Barth von der FDP-Fraktion. Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Kollege amelow, da Sie mich nun schon konkret angesprochen aben, heiße ich Sie zunächst im Kreis der Bildungspoliiker herzlich willkommen. Auf diesem Gebiet haben ir uns im Bundestag noch nicht getroffen. (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Als Ministerpräsident ist er für alles verantwortlich! – Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Ich habe über die Föderalismuskommission geredet!)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621806900
Uwe Barth (FDP):
Rede ID: ID1621807000

ch habe schon die ganze Zeit auf eine Erklärung gewar-
et, warum Sie ausgerechnet zu Beginn des Wahlkamp-






(A) )



(B) )


Uwe Barth
fes in dieser Debatte das Wort ergreifen und versuchen,
sich hier als Bildungspolitiker zu profilieren.

Herr Kollege Ramelow, wenn Sie schon ansprechen,
wie wir uns möglicherweise im thüringischen Landtag
streiten werden, dann möchte ich erwidern, dass ich da
auf eine klare Rollenverteilung setze. Das ist jetzt aber
eine andere Frage.

Erklären Sie mir doch bitte einmal, wie viele Bundes-
ratsinitiativen es zu diesem Thema von den Bundeslän-
dern, in denen Ihre Partei mitregiert hat, in der Vergan-
genheit gegeben hat, bzw. warum man in dieser Frage
nichts von Ihnen gehört hat.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621807100

Herr Ramelow, bitte.


Bodo Ramelow (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621807200

Herr Kollege Barth, ich bin erstaunt, wie wenig Sie

über die Landesregierung von Berlin wissen. Das Thema
Gemeinschaftsschule ist in Berlin Teil des Koalitions-
vertrages und wird gerade umgesetzt. Wir sorgen in Ber-
lin für einen neuen Aufbruch in der Bildungspolitik. Da-
her weiß ich nicht, wozu Berlin dann noch im Bundesrat
intervenieren sollte. Weitere Landesregierungen stellen
wir derzeit nicht. Aber sobald wir in Thüringen die Lan-
desregierung stellen werden, werde ich Sie davon in
Kenntnis setzen, falls Sie denn in den Landtag hinein-
kommen sollten.

Herr Kollege Barth, über eines bin ich doch irritiert:
dass Sie mir noch nicht einmal zugehört haben. Ich habe
hier mit Bezug auf die Föderalismuskommission argu-
mentiert. Ich maße mir nicht an, der führende Bildungs-
politiker meiner Partei zu sein. Aber die Konsequenzen
aus den Föderalismuskommissionen I und II haben die
Kinder in Deutschland zu tragen. Dabei hat Ihre Partei
mitgemacht. Deswegen ist es einfach unehrlich, Frau
Pieper, bei der Föderalismuskommission II die Hand zu
heben, den ganzen Unsinn im Grundgesetz zementieren
zu wollen und gleichzeitig zu argumentieren, dass dies
falsch sei.

Ich lade Sie ein, dass wir das gemeinsam ändern,
bevor dieser Quatsch gemacht wird. Herr Kollege
Rossmann hat uns dazu aufgefordert, am Beispiel Bil-
dung darüber zu reden. Das Thema Schuldenbremse
können wir außen vor lassen, da wir hier unterschiedli-
cher Auffassung sind. Aber beim Thema Bildung gehen
wir wissentlich und vorsätzlich in eine Abseitsfalle.
Wenn Sie dies nicht wollen, dann lassen Sie uns gemein-
sam darum kämpfen, dass dies nicht passiert.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621807300

Das Wort hat nun Kollege Carsten Müller von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Herr Präsident! Ich glaube, die meisten Zuhörer reuen sich, dass wir vom Thüringer Landtagswahlampf wieder zurück zur Bildungspolitik kommen. Herr Ramelow, gestatten Sie mir folgende Anmerung: Wir Bildungspolitiker freuen uns natürlich über ede Unterstützung und jeden Mitstreiter. Ich möchte Ihen aber Folgendes mit auf den Weg geben: In Ihrem Inernetauftritt könnte das Thema Bildung durchaus noch twas stärker gewichtet werden. Ich habe ihn mir eben inmal angeschaut. Im Gegensatz zu Ihrer Rede stellt ich das, was Sie dort zum Thema Bildung zu sagen haen, deutlich dünner dar und lässt sich, ehrlich gesagt, in rei Sätzen zusammenfassen. Sie haben das vorhin ein isschen relativiert und gesagt, dass Sie unter Föderalisusgesichtspunkten geredet haben. Sei es drum. Ich for ere Sie auf, sich künftig noch stärker für Bildungstheen einzusetzen und zu interessieren. (Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Sehr gut! Das kann nie schaden!)

Carsten Müller (CDU):
Rede ID: ID1621807400

Das kann keinesfalls schaden und bei Ihnen schon gar
icht.


(Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Wo Sie recht haben, haben Sie recht!)


Meine Damen und Herren, wir diskutieren jetzt über
in Thema, über das weitgehende Einigkeit im Hause
errscht. Deswegen bin ich – gestatten Sie mir das anzu-
erken, Frau Kollegin Sager und geschätzte Kollegin
ieper – doch ein wenig darüber enttäuscht, wie klein-
ariert hier zum Teil gestichelt worden ist.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das waren die großen Linien, die Krista Sager aufgezeigt hat!)


Im Ergebnis können wir eines festhalten: Wir haben
m Bund und auch in den Ländern in den vergangenen
ahren einen großen Schritt nach vorne getan. Ehe Sie,
rau Sager, Fragen stellen, um damit angebliche
chwachpunkte der Regierungspolitik herauszuarbei-

en, sollten Sie sich erst einmal auf Ihr Leistungsvolu-
en in der rot-grünen Koalition besinnen. Das fiel denk-

ar überschaubar aus. An Ihren Taten wollen wir Sie,
rau Sager, messen.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben ein schönes Ganztagsschulprogramm gemacht! Wo bleibt das denn jetzt?)


Meine Damen und Herren, Bildungspolitik ist enorm
ichtig, gerade in Zeiten der Krise. Unsere jungen Men-

chen stehen vor der Herausforderung einer sich im Mo-
ent gerade etwas verschärfenden Lage auf dem Ar-

eitsmarkt. Wir werden diese Herausforderung nur dann
eistern können, wenn wir mit großer Entschlossenheit

en Weg in die Bildungsgesellschaft beschreiten. Große
hemen warten da auf ihre Lösung.

Ich nenne einmal die Themen Umwelttechnologie
nd Energietechnologie. Hierfür müssen wir Nachwuchs
usbilden und hier im Lande halten. Diese Zukunftsfra-
en sind von elementarer Bedeutung. Wir befinden uns






(A) )



(B) )


Carsten Müller (Braunschweig)

heute schon in einem scharfen und stetig schärfer wer-
denden Wettbewerb um die besten Ideen und die besten
Produkte. In diesem können wir nur mit den besten Köp-
fen bestehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Bei aller vermeintlichen Unterschiedlichkeit auch in
Detailfragen ist festzuhalten – das hat der Kollege
Rossmann sehr zutreffend herausgearbeitet –: Die Große
Koalition hat hier innerhalb der letzten dreieinhalb Jahre
wirklich Vorbildliches geschaffen,


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


und zwar in einem Bereich, der durchaus leicht – das ha-
ben wir eben bei anderen Reden erlebt – ideologisch auf-
ladbar ist. Genau das hat aber die Große Koalition nicht
gemacht.

Wir haben wichtige Themenfelder lokalisiert und ziel-
führend bearbeitet. Das Thema „Lebenslanges Lernen“ ist
jetzt in den Fokus gerückt. Wir haben uns – hier wider-
spreche ich den Ausführungen der Kollegin Pieper – mit
der Frage des Bildungssparens schon auseinanderge-
setzt, als sich die FDP noch bei ganz anderen Themen
verzettelt hatte.


(Cornelia Pieper [FDP]: Das ist ein Irrtum!)


Wir haben auch erkannt, dass Qualifikationen elementar
sind für gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe.
In diesem Bereich sind wir ein großes Stück vorange-
kommen.

Unser Bildungssystem hat zugegebenermaßen noch
Entwicklungspotenzial. Deswegen – das wurde teilweise
kritisiert, aus meiner Sicht jedoch unverständlicherwei-
se – nutzen wir beispielsweise im Konzert mit vielen
Bundesländern die Möglichkeiten, die das Konjunktur-
programm bietet, und investieren in Schulen, Hochschu-
len und Kindergärten.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Wer hier, wie Sie, Frau Sager, auftritt und das alles
kleinredet, bemäkelt und bekrittelt, der hat offensichtlich
ein wenig die Anbindung an seinen Wahlkreis verloren.
Ich kann Ihnen nur empfehlen, sich vor Ort umzu-
schauen und sich mit den Menschen, die in den Einrich-
tungen arbeiten, mit den Kindern, mit den Schülerinnen
und Schülern und den Studenten, die die Einrichtungen
nutzen, darüber zu unterhalten,


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das tun wir sehr wohl!)


wie sie diese Initiative der Großen Koalition bewerten.
Sie werden erfahren, dass diese dort auf große Zustim-
mung trifft, und zwar auf deutlich größere Zustimmung


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Gegenteil!)



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(C (D Sie brauchen da gar nicht herumzugackern – als zu den bstrusen Vorschlägen, die im Moment von den Grünen um Thema BAföG zu vernehmen sind. (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die wir gerade mit der CDU in Hamburg umsetzen!)


Ich finde es, ehrlich gesagt, schon ein bisschen aben-
euerlich, wenn die Grünen einen elternunabhängigen
uschuss von 200 Euro für jeden Studenten fordern,
leich, ob er aus einer wirtschaftlich schwächer gestell-
en Familie, aus einer Familie mit nur einem Elternteil
der aus einer Chefarztfamilie kommt. Das zeigt, wie
eit Sie sich von der sozialen Realität in dieser Republik
ereits entfernt haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber den Kinderfreibetrag bekommen auch die Chefärzte!)


Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass wir beim
hema BAföG gegebenenfalls noch Handlungsbedarf
aben. Aber – um der Wahrheit die Ehre zu geben – un-
er Annette Schavan ist es zum ersten Mal seit vielen
ahren gelungen, die BAföG-Sätze anzuheben. Das war
ringend überfällig, und es ist eine große Leistung der
roßen Koalition.


(Marcus Weinberg [CDU/CSU]: Richtig!)


Ich sage allerdings auch deutlich: Beim Schüler-
AföG wäre vermutlich deutlich mehr möglich gewe-

en, wenn nicht Bundesfinanzminister Steinbrück einen
rheblichen Bedarf an Überzeugungsarbeit hervorgeru-
en hätte. Die Kollegin Schavan hat da, glaube ich, gute
rbeit geleistet.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Peter Struck war das!)


Peter Struck hat sich dann Annette Schavan ange-
chlossen.


(Zurufe von der SPD: Ah!)


arüber haben wir uns gefreut, und dadurch haben wir
in vernünftiges Ergebnis erzielt. Da haben wir auch
och ein gewisses Potenzial, das aber wahrscheinlich in
iner veränderten Konstellation gehoben werden wird.

Meine Damen und Herren, ich erspare Ihnen Ausfüh-
ungen zu der Frage, ob man Steuern zweckgebunden er-
eben kann. Sie wissen genauso gut wie ich, dass das
icht geht und dass mit einer solchen Behauptung den
ählerinnen und Wählern Sand in die Augen gestreut
ird.

Ich möchte die letzten Minuten meiner Redezeit auf
en Bildungsgipfel verwenden. Frau Sager hat das
hema als Aufgalopp genommen. Aber im Gegensatz zu
em, was Sie hier dargelegt haben, hat der Bildungsgip-
el große Erfolge gezeitigt. Der Kollege Rossmann hat
inen der konkretesten greifbaren Punkte angeführt. Ich
laube, es ist allein dem Bildungsgipfel zu verdanken,
ass wir uns mit der Frage der gesellschaftlichen Teil-
abe so zielführend beschäftigt haben, dass wir am Ende






(A) )



(B) )


Carsten Müller (Braunschweig)

eine gute Lösung in Bezug auf das Schulstarterpaket ge-
funden haben. Das ist tatsächlich eine gemeinsame Leis-
tung. Wir haben deutliche Kürzungen verhindert. Ich
finde es außerordentlich begrüßenswert, dass die Förde-
rung bis zum 13. Schuljahr möglich ist. Ich finde es ge-
radezu unverzichtbar, dass wir nicht nur die Allgemein-
bildung einbeziehen, sondern auch die berufliche
Bildung.

Kollege Schulz und Kollege Röspel, wenn Sie Zwei-
fel an der Urheberschaft haben: Wir können uns über
vieles unterhalten, aber die Berücksichtigung der beruf-
lichen Bildung geht ziemlich eindeutig auf eine Idee der
Union zurück.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie muten Ihrem Partner heute aber viel zu!)


Im Ergebnis haben wir durch das Zusammenwirken der
Bildungspolitiker im ganzen Hause, aber insbesondere
in den beiden die Regierung tragenden Fraktionen ein
sehr gutes Ergebnis erreicht, das sich wirklich sehen las-
sen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Meine Damen und Herren, Bildung und Forschung
gehören zusammen. Wir haben jetzt eine über einstün-
dige Debatte zu diesem Thema geführt. Wie gesagt, Frau
Sager, an den Taten sollt ihr sie messen. Ich will von ei-
nem Ereignis berichten, das die Situation ein bisschen
beschreibt. Gestern ist der Forschungsexpress gestartet.
Forschungs- und Bildungsministerin Schavan hat zu-
sammen mit der Bundeskanzlerin diesen Zug am Berli-
ner Hauptbahnhof der Öffentlichkeit vorgestellt und auf
eine Reise durch 62 Städte unserer Republik geschickt.
Der Zug wird vermutlich auch international unterwegs
sein und für deutsche Bildung und deutsche Forschung
werben. Es besteht ein großes Interesse. Die Schülerin-
nen und Schüler, die vor Ort waren, haben das Angebot
begeistert aufgenommen. Es lohnt sich wirklich, diesen
Zug zu besuchen. Das Einzige, was mir nicht so gut ge-
fallen hat – das sage ich freimütig –, war, dass dieser
Zug gestern im wahrsten Sinne des Wortes ohne die Op-
position abgefahren ist, und zwar ohne alle drei Oppo-
sitionsfraktionen.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir waren nicht eingeladen! Dann müssen Sie uns mal zu so etwas einladen!)


Da haben Sie noch ein bisschen Nachholbedarf.

Ich darf Sie bitten, diesen Zug wenigstens in Ihren
Wahlkreisen zu besuchen. Lassen Sie uns gemeinsam an
guter Bildung arbeiten! Lassen Sie uns gemeinsam weni-
ger Strukturdiskussionen und mehr inhaltliche Diskus-
sionen führen! Dann sind wir auf einem guten Weg. Die
Große Koalition hat mächtig vorgelegt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Das Wort hat nun Kollege Swen Schulz für die SPD raktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eine sehr verehrten Damen und Herren! Frau Sager, ie haben hier wirklich eine heiße Rede vorgelegt. (Beifall des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1621807500
Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1621807600

ber an einigen Stellen sind Sie – das muss ich leider sa-
en – über das Ziel hinausgeschossen,


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)


um Beispiel mit der Kritik an dem Investitionspro-
ramm. Sie haben gesagt, das sei nur eine Investition in
eton und nicht in Köpfe. Aber, Frau Sager, auch das

ot-grüne Ganztagsschulprogramm war eine Investition
n Baulichkeiten,


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das lag am 104 b!)


nd es war wirklich sehr erfolgreich. Ich glaube, wir
önnen gemeinsam stolz darauf sein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das Investitionsprogramm, das wir jetzt aufgelegt ha-
en, leistet mit der Förderung der Bildung einen starken
eitrag zur Bewältigung der Konjunkturkrise und ist
uch langfristig sinnvoll.

Frau Sager, Sie sollten diesen Erfolg nicht kleinreden.
ch denke, dass auch die grüne Senatorin in Hamburg ei-
iges von dem, was dort mit den Mitteln des Investi-
ionsprogramms verwirklicht wird, voller Stolz präsen-
ieren wird. In diesem Sinne: Seien Sie nicht allzu
leinkariert! Das kommt auch bei den Leuten nicht gut
n.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir wissen, dass das Investitionsprogramm nur ein
austein ist. Wir müssen über die akute Krisenbewälti-
ung hinaus langfristig mehr für eine bessere Bildung
ür alle tun. In diesen Tagen wird vor sozialen Unruhen
ewarnt. Wir befinden uns in der Tat in einer ernsten Si-
uation. Darum haben wir Konjunkturpakete aufgelegt.
urch kurzfristige Maßnahmen darf der Spielraum für

angfristig wirkende Investitionen in Bildung aber auf
einen Fall verengt werden. Im Gegenteil: Ohne Bildung
önnen wir auf lange Sicht gar nicht bestehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ir können immer weitere Milliarden für Konjunkturpa-
ete bereitstellen: Wenn die Leute nicht ausreichend
ualifiziert sind, werden sie keine Arbeit finden.

Viele bangen um ihren Arbeitsplatz. Es ist daher voll-
ommen richtig, dass der Staat eingreift. Wir dürfen aber
icht vergessen, dass Zehntausende die deutschen Schu-
en ohne jeden Abschluss verlassen. Allein im Jahr 2007
aren es über 70 000 junge Frauen und Männer, deren






(A) )



(B) )


Swen Schulz (Spandau)

berufliche Zukunft düster aussah, noch bevor sie über-
haupt begonnen hatte.

Noch eine Zahl: 1,5 Millionen junge Erwachsene ste-
hen heute ohne Berufsausbildung da. Für einen Großteil
von ihnen ist es ziemlich egal, ob wir uns gerade in einer
Konjunkturkrise befinden oder nicht; sie haben so oder
so nur wenige Perspektiven.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Sehr richtig!)


In unserem Bildungssystem werden zu viele Menschen
mit schlechten Chancen entlassen. Das ist wirklich ein
sozialer Sprengsatz.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Darum ist das alles richtig: von den Maßnahmen zur
Stabilisierung der Konjunktur über die Steuererleichte-
rungen bis hin zur Abwrackprämie.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, die nun gerade nicht!)


Uns muss aber daran gelegen sein, dass wir den Men-
schen eine gute Bildung geben, damit sie ihr Leben lang-
fristig selber in die Hand nehmen und etwas schaffen
können. Darum sage ich: So viel Geld, wie wir für die
Abwrackprämie zur Verfügung stellen, sollten wir auch
für ein neues Ganztagsschulprogramm aufbringen, Frau
Sager.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mindestens!)


5 Milliarden Euro für ein Ganztagsschulprogramm II
– das erste Ganztagsschulprogramm läuft in diesem Jahr
aus – wären mit Sicherheit gut angelegtes Geld. Der
Aufbau von Ganztagsschulen sollte uns ebenso viel wert
sein wie das Abwracken von Autos.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wohl wahr!)


Wir dürfen die Menschen nicht verloren geben. Für
diejenigen, die heute keinen Schulabschluss und keine
Berufsausbildung haben, müssen wir etwas tun, damit
sie neue Perspektiven erhalten. Darum hat Bundesminis-
ter Scholz den Rechtsanspruch für das Nachholen eines
Hauptschulabschlusses auf den Weg gebracht. Darüber
hinaus ist der Vorschlag, den Minister Scholz gestern an
dieser Stelle gemacht hat, nämlich allen über 20-Jähri-
gen ohne Ausbildung eine außerbetriebliche Berufsaus-
bildung zu garantieren, sehr gut. Wir müssen vor allen
Dingen dafür sorgen, dass die Jugendlichen besser quali-
fiziert von den Schulen kommen, damit es gar nicht erst
zu diesen Problemen kommt.

Doch leider können wir im Bundestag und in der
Bundesregierung in Sachen Schule nur wenig helfen.
Der Weg zu einer besseren Bildung für alle ist lang und
beschwerlich; denn zum einen ist es objektiv schwer,
den Herausforderungen gerecht zu werden und die Pro-
bleme zu lösen, und zum anderen wird es uns schwerer
gemacht, als es ohnehin schon ist. Uns werden Steine in

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(C (D en Weg gelegt. Ich will auch sagen, von wem, nämlich on den Bundesländern – namentlich von den meisten inisterpräsidenten. Ich habe manchmal den Eindruck, ass sie mehr damit beschäftigt sind, sich gegen eine anebliche Einmischung des Bundes in ihre Bildungszutändigkeit zu wehren, als dass sie tatsächlich für gute chulen sorgen. (Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


er die Zuständigkeit für etwas übernimmt, der über-
immt auch die Verantwortung, und diese muss ordent-
ich ausgefüllt werden.

Ich denke, hinsichtlich des Bund-Länder-Verhältnis-
es gibt es Hoffnung. Immer mehr verantwortliche Poli-
ikerinnen und Politiker erkennen, dass das, was die
PD-Bundestagsfraktion seit Jahr und Tag sagt, richtig

st: Es ist besser, die Lasten gemeinsam zu schultern, als
etrennt zu laufen. Deshalb hat Bundeskanzlerin Merkel
u einem sogenannten Bildungsgipfel eingeladen. Ich
ill mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn
undeskanzler Schröder das getan hätte.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Der und Lehrer! – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das darf der gar nicht!)


ch glaube, dass sich die damalige baden-württembergi-
che Kultusministerin Schavan an die Spitze der Bewe-
ung gestellt und zetermordio geschrien hätte. Sie hätte
en Untergang des Bildungsföderalismus heraufbe-
chworen und zum Boykott aufgerufen. Das ist aber ge-
chenkt. Wir freuen uns über jeden Erkenntnisgewinn.

Auf diesem Bildungsgipfel, der glücklicherweise
tattgefunden hat, wurde jedenfalls eine Menge bespro-
hen. Wir hatten uns mehr konkrete Ergebnisse erhofft.
er Mount Everest wurde nicht gerade erklommen.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Jammertal!)


Es wurde aber immerhin verabredet, die Quote der
chulabbrecher und der jungen Erwachsenen ohne Be-
ufsabschluss zu halbieren sowie die Ausgaben für Bil-
ung und Forschung bis zum Jahr 2015 auf 10 Prozent
es Bruttoinlandproduktes, das heißt auf ein internatio-
al vergleichbares Niveau, anzuheben.

Wir dürfen uns nichts vormachen: Das sind sehr an-
pruchsvolle Vorhaben. Um etwa das 10-Prozent-Ziel zu
rreichen, müssen jährlich ungefähr 50 Milliarden Euro
ehr für Bildung und Forschung zur Verfügung gestellt
erden. Das meiste davon müssen die Bundesländer

ufbringen; denn sie sind für die Bildung zuständig, und
war selbstgewollt. Es liegt auf der Hand, dass die meis-
en Bundesländer das nicht erreichen können, zumal die
ändervertreter in der Föderalismuskommission selber
uf eine harte Schuldenbremse gedrungen haben.

Wir werden hier noch eingehend über Sinn und Un-
inn der Vorschläge für eine weitere Förderalismusre-
orm diskutieren. So viel schon jetzt: Es darf nicht sein,






(A) )



(B) )


Swen Schulz (Spandau)

dass die Schuldenbremse die Bildungsfinanzierung aus-
bremst.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Sehr richtig!)


Ich glaube, dass das ein ganz wichtiger Punkt ist. Ich
bin keinesfalls für ein Schuldenmachen aus Prinzip. Bes-
ser ist es, zu sparen.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Es muss aber der Grundsatz gelten: Wir sparen für die
Kinder, nicht an den Kindern. Das ist zu berücksichti-
gen. Darum sage ich:


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Erstens. Die Politik darf nicht in Ketten gelegt wer-
den, sondern es müssen ausreichend Spielräume für Zu-
kunftsinvestitionen bleiben.

Zweitens wir müssen gerade dann, wenn weniger
Schulden gemacht werden sollen, die Möglichkeiten der
Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern verbes-
sern, damit sich auch arme Bundesländer ordentliche
Schulen und gute Lehrer leisten können, damit die Kin-
der aus Flensburg die gleichen Chancen wie die Kinder
aus Freiburg haben. Da reicht es nicht aus, wie zuletzt
von der Föderalismuskommission vorgeschlagen, dass
der Bund nur in Wirtschaftskrisen oder nach Naturkata-
strophen helfen darf. Es darf nicht so sein, dass die Leute
hoffen müssen, dass es zu Krisen und Katastrophen
kommt, damit sie gute Schulen bekommen. Nein, wir
müssen jedes Jahr für gute Bildung sorgen. Die Länder
dürfen die Hilfen des Bundes nicht aus falschem Stolz
oder Ehrgeiz ablehnen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621807700

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen
auf den Drucksachen 16/12687 und 16/12668 an die in
der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschla-
gen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall.
Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlussemp-
fehlung des Ausschusses für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung auf Drucksache 16/12656. Der
Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussemp-
fehlung die Ablehnung des Antrags der Fraktion
Die Linke auf Drucksache 16/9808 mit dem Titel „Bil-
dungsgipfel nutzen – Bessere Bildung für alle – Bildung
als Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern“. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt
dagegen? – Enthaltungen? Die Beschlussempfehlung ist
mit den Stimmen von SPD, CDU/CSU und FDP bei Ent-
haltung von Bündnis 90/Die Grünen und Gegenstimmen
der Fraktion Die Linke angenommen.

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(C (D Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt er Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion ündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/10586 mit em Titel „Bildungsgipfel muss Ergebnisgipfel werden – ür ein gerechtes und besseres Bildungswesen“. Wer timmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt agegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung st ebenfalls mit den Stimmen von SPD, CDU/CSU und DP bei Gegenstimmen von Bündnis 90/Die Grünen nd Enthaltung der Fraktion Die Linke angenommen. Unter Nr. 3 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt er Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion er FDP auf Drucksache 16/10328 mit dem Titel „Aufau von privatem Bildungskapital fördern – Grundlage ür Bildungsinvestitionen schaffen“. Wer stimmt für iese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist bei Geenstimmen der Fraktion der FDP mit dem Rest der timmen des Hauses angenommen. Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Nr. 4 seiner eschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Frakon Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/10587 mit em Titel „Die finanziellen Grundlagen für den Bilungsaufbruch schaffen“. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Entaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist bei Gegentimmen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit dem est der Stimmen des Hauses angenommen. Beschlussempfehlung des Ausschusses für Bildung, orschung und Technikfolgenabschätzung zu dem An rag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel Bildungsstrategie für mehr Chancengerechtigkeit staren“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempehlung auf Drucksache 16/12661, den Antrag der Frakion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/7465 bzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Bechlussempfehlung ist mit den Stimmen von SPD, CDU/ SU und FDP bei Gegenstimmen der Fraktion ündnis 90/Die Grünen und Enthaltung der Fraktion ie Linke angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 32 a und 32 b auf: a)

regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Anpassung eisenbahnrechtlicher Vor-
schriften an die Verordnung (EG) Nr. 1371/
2007 des Europäischen Parlaments und des
Rates vom 23. Oktober 2007 über die Rechte
und Pflichten der Fahrgäste im Eisenbahnver-
kehr

– Drucksache 16/11607 –

– Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Bärbel Höhn, Dr. Anton Hofreiter, Ulrike
Höfken, weiteren Abgeordneten und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Fahr-
gastrechte

– Drucksache 16/1146 –






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)


– Drucksache 16/12715 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Günter Krings
Marianne Schieder
Mechthild Dyckmans
Wolfgang Neškovi
Jerzy Montag

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Rechtsausschusses (6. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Hans-Michael
Goldmann, Mechthild Dyckmans, Dr. Karl
Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP

Rechte von Bahnkunden stärken

– Drucksachen 16/9804, 16/12715 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Günter Krings
Marianne Schieder
Mechthild Dyckmans
Wolfgang Neškovi
Jerzy Montag

Zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung liegt ein
Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Das Wort hat der Parlamentarische Staatssekretär
Alfred Hartenbach.

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1621807800


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Heute, an einem schönen Freitagmittag, bege-
hen wir einen guten Tag für die Verbraucherinnen und
Verbraucher. Mit dem Gesetz zur Anpassung eisenbahn-
rechtlicher Vorschriften an die EG-Verordnung über die
Rechte und Pflichten der Fahrgäste im Eisenbahnver-
kehr, der Ihnen heute zur abschließenden Beratung vor-
liegt, werden Bahnfahrerinnen und Bahnfahrer endlich
mehr Rechte bekommen. Dabei wollen wir nicht auf das
Inkrafttreten der EG-Verordnung im Dezember 2009
warten. Vielmehr werden die neuen Regelungen, wenn
ihnen auch der Bundesrat zustimmt – das wird, glaube
ich, noch ein Stückchen Arbeit werden –, bereits zur
Sommerreisesaison gelten können.

Jährlich sind Millionen Fahrgäste in Deutschland von
Verspätungen betroffen. Entsprechend den Vorgaben der
EG-Verordnung werden sie künftig bei längeren Verzö-
gerungen einen Teil des Fahrpreises zurückerhalten. Da-
bei geht es nicht nur um größere Verspätungen eines Zu-
ges, sondern auch um solche Verspätungen, die ein
Fahrgast erleidet, weil er wegen einer vergleichsweise
kleinen Verspätung seinen Anschlusszug verpasst hat.
Im Nahverkehr werden die Fahrgäste außerdem die
Möglichkeit bekommen, auf andere Verkehrsmittel aus-

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(C (D uweichen und gegebenenfalls sogar ein Taxi zu nehen. Ich bin sehr froh, dass es gelungen ist, mit denjenigen, ie nach Vorlage des Regierungsentwurfs weitere Veresserungen der Fahrgastrechte gefordert haben, einen ragbaren Kompromiss zu finden. Der Kompromiss sieht nsbesondere vor, dass der Fahrgast, wenn er mit einer indestens 20-minütigen Verspätung rechnen muss, je en beliebigen Zug nutzen kann, um sein Ziel zu erreihen. Damit ist er nicht, wie noch im Regierungsentwurf orgesehen, auf Züge beschränkt, für die derselbe Tarif ilt. Außerdem kann der Fahrgast nach diesem Komproiss bei einer Verspätung in der Nachtzeit andere Ver ehrsmittel einschließlich eines Taxis nutzen, wenn die nkunftszeit – nicht die gesamte Fahrt – in die Nachtzeit ällt. Alternativ genügt es, dass der fahrplanmäßig letzte ug ausfällt und der Reisende sein Ziel nicht mehr am elben Tag erreichen kann. Nach dem Regierungsenturf war es noch erforderlich, dass der fahrplanmäßig etzte Zug, der nach 20 Uhr verkehrt, ausfällt. Für das ndere Verkehrsmittel kann der Fahrgast nicht mehr nur ufwendungsersatz in Höhe von maximal 50 Euro, sonern nun bis zu 80 Euro verlangen. Schließlich wurden uch die Anforderungen, die an eine geeignete Schlichungsstelle zu stellen sind, noch präziser gefasst. Natürlich lassen sich noch immer Vorschläge denken, ach denen Fahrgäste weitergehende Rechte erhalten. ierzu zählen zum Beispiel die Forderung, bereits ab iner Verspätung von 30 Minuten eine Entschädigung in öhe von 25 Prozent des Fahrpreises bzw. ab 60 Minu en eine Entschädigung in Höhe von 50 Prozent vorzuseen, oder der Vorschlag, die Sonderregel für den Naherkehr auch auf den Fernverkehr auszudehnen. Wie Sie wissen, stand und steht mein Ministerium iesen Vorschlägen kritisch gegenüber. Es dient nicht en Interessen der Verbraucher, wenn wir gesetzliche egelungen schaffen, die im Ergebnis unwirtschaftlich ind oder zu Preissteigerungen führen. Gerade dies ist nsbesondere dann zu befürchten, wenn die Eisenbahnnternehmen verpflichtet werden, bereits ab einer Verpätung von 30 Minuten eine Fahrpreisentschädigung zu ahlen. Lässt es sich zudem wirklich rechtfertigen, wenn em Reisenden im Fernverkehr Rechte zugestanden erden, die speziell auf die Bedürfnisse des Nahverehrs zugeschnitten sind? Ich glaube, nein. Darüber hinaus müssen wir berücksichtigen, dass uns ie EG-Verordnung Grenzen setzt. Sie gestattet für interationale Verkehre überhaupt keine Abweichung und für ationale Fernverkehre nur befristete Abweichungen. Es ürfte den Verbrauchern kaum vermittelbar sein, dass sie m teuren internationalen Verkehr weniger Rechte erhalen als im oft subventionierten und vergleichsweise reisgünstigen Nahverkehr, zumal die für den innerstaatichen Fernverkehr geschaffenen Sonderregelungen nach iner bestimmten Frist ohnehin wieder aufgehoben weren müssten. Hinzu käme ein Wettbewerbsnachteil der ländischen Bahnen gegenüber ausländischen Eisenbahn erkehrsunternehmen, die in Deutschland grenzüberchreitende Dienstleistungen anbieten. Es macht daher Parl. Staatssekretär Alfred Hartenbach wenig Sinn, die für den Schienenpersonennahverkehr vorgesehenen Sonderregelungen auf den Fernverkehr auszudehnen. Wir sollten außerdem anerkennen, dass wir nach mühsamem Ringen endlich einen Kompromiss gefunden haben, mit dem die Rechte der Bahnkunden weitestgehend gestärkt werden, ohne die Balance im Hinblick auf die finanzielle Belastbarkeit und die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Eisenbahnverkehrsunternehmen aus den Augen zu verlieren. Eine Infragestellung des Kompromisses dient weder den Interessen der Fahrgäste noch denen der Eisenbahnunternehmen. Wir sollten jetzt alles daransetzen, dass dieses Gesetz nach guten, allerdings auch sehr langen Beratungen endlich in Kraft tritt, damit die Fahrgäste diese Vorteile bereits mit Beginn der Sommerreisesaison – ich habe es eben schon einmal erwähnt – in Anspruch nehmen können. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Ich möchte den Anlass nutzen, mich bei den Mitglie-
dern des federführenden Rechtsausschusses


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Und bei den Verbrauchern!)


– nicht so vorschnell, junge Frau! –, der mitberatenden
Ausschüsse, insbesondere bei den Mitgliedern des Aus-
schusses für Landwirtschaft, Ernährung und Verbrau-
cherschutz und des Verkehrsausschusses, und vor allen
Dingen bei meiner Kollegin Ulla Heinen aus dem Minis-
terium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher-
schutz herzlich zu bedanken. Als dort in der politischen
Spitze die Damen die Mehrheit gewonnen haben, kam
Frauenpower auf und das Ganze wurde beschleunigt.
Herzlichen Dank dafür!


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich glaube, wir haben ein gutes Gesetz erarbeitet. Wir
sollten positiv über dieses gute Gesetz reden. Ich darf
übrigens Dank im Namen von Frau Bundesministerin
Zypries aussprechen, die sehr bedauert, dass sie nicht
selbst hier reden kann. Sie hat einen großen Teil der Be-
ratungen mit Ihnen begleitet.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621807900

Der Kollege Hans-Michael Goldmann von der FDP

hat seine Rede zu Protokoll gegeben.1)

Ich erteile nun das Wort dem Kollegen Dr. Günter
Krings, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1621808000

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Da gestern der Welttag des Buches war, wie Sie
alle sicherlich mitbekommen haben, erlaube ich mir, mit

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n1) Anlage 5

(C (D em Hinweis auf ein Buch anzufangen, und zwar auf eien Bestseller, nicht nur in Bahnhofsbuchhandlungen. autmalerisch heißt der Titel Senk ju vor träwelling. Das uch hat den durchaus provokativen Untertitel Wie Sie it der Bahn fahren und trotzdem ankommen. Das Buch st offenbar erfolgreich; denn es ist schon in einer zweien Ausgabe erschienen. Es ist wahrscheinlich deshalb rfolgreich, weil viele Fahrgäste, die das Buch kaufen, hnliche Erlebnisse mit der Bahn gehabt haben, Erlebisse, die offenbar nicht alle besonders erfreulich waren. Wir in der Politik, wir im Deutschen Bundestag könen uns anders als Autoren und Verlage nicht darauf bechränken, uns über Probleme bei der Bahn lustig zu mahen, sondern wir sind gefordert, Probleme zu lösen, issstände zu beseitigen und den teilweise leidgeprüften ahrgästen effektiv zu helfen. enau das tun wir mit dem heute zu verabschiedenden esetzentwurf, der an einigen zentralen Stellen – das arf ich schon sagen – deutlich die Handschrift der nion trägt. llerdings, das will ich schon erwähnen, haben wir geeinsam – jetzt kommt der Gemeinsamkeitsteil – in der roßen Koalition in den verschiedenen Ausschüssen – em Dank des Herrn Staatssekretärs kann ich mich voll nschließen – im Interesse der Fahrgäste einige Verbeserungen, auch im Vergleich zum Regierungsentwurf, rreicht. Wir verabschieden den Gesetzentwurf gleich hoffentich nicht als Gegner der Bahn, sondern, im Gegenteil, ls Freunde der Bahn. Ich bin bekennender Bahnfahrer. ch fahre gerne mit der Bahn, obwohl auch ich mich anchmal über Verspätungen oder sonstige Missstände rgern muss. Ich glaube, dass dieses Gesetz einen Beirag dazu leisten wird, das Bahnfahren attraktiver zu mahen. Das nutzt nicht nur den Fahrgästen, sondern letztich auch der Bahn AG und ihren Wettbewerbern. Wir stärken die Fahrgastrechte – das ist eben angelungen – auf eine realistische Weise. Wir stellen keine topischen Forderungen auf, wie das Teile der Opposiion vermutlich gleich tun werden. Die stärkste Opposiionsfraktion hat schon darauf verzichtet, ihre Rede ündlich vorzutragen. Das scheint also kein ganz so ichtiges Thema zu sein; auch im Rechtsausschuss hat eine der Oppositionsfraktionen das Wort dazu ergriffen. rotzdem hatten wir Differenzen in den Beratungen, was uch in Ordnung ist. Wir müssen alle Verbesserungen der Fahrgastrechte uch unter folgendem Gesichtspunkt betrachten: Der ahnverkehr, insbesondere der Nahverkehr, ist in eutschland hochsubventioniert. Wir können es dem icht bahnfahrenden Steuerzahler nur beschränkt zumuen, dass wir ihm in die Tasche greifen; denn er muss chon die Subventionen des laufenden Bahnverkehrs mit einen Steuergeldern zahlen. Außerdem muss er mit seien Steuergeldern indirekt die Entschädigungszahlungen Dr. Günter Krings für die Fahrgäste subventionieren. Deshalb schaffen wir realistische Verbesserungen, keine utopischen. An einigen Stellen haben wir im Gesetzentwurf deutliche Verbesserungen für die Bahnkunden erreicht. Ich will drei Punkte kurz nennen. Es gibt erstmals einen rechtlich verbindlichen Anspruch auf Geldentschädigung bei Verspätungen. Dazu werde ich mich gleich im Einzelnen äußern. Es gibt jetzt auch das Recht, das Verkehrsmittel zu wechseln. Wer im Nahverkehr eine Verspätung erleidet, kann auf den parallel fahrenden Fernverkehrszug umsteigen. Gerade für den ländlichen Raum ist die Garantie wichtig, dass man an einem Bahnhof spät abends oder auch am Tage nicht stehengelassen wird, wenn kein Zug mehr fährt. Notfalls werden Übernachtungsoder Taxikosten übernommen. Ferner haben wir eine Beschwerdeund Schlichtungsstelle eingeführt, die den Gang vor Gericht angesichts solcher Summen nicht erforderlich macht. Ich will auf diese Punkte etwas näher eingehen. Zunächst komme ich zur Entschädigung, die wahrscheinlich für viele im Vordergrund steht. Die Bahn AG hat schon bislang eine Kundencharta gehabt; sie war aber rechtlich nicht verbindlich. Es gab nur einen pauschalen Entschädigungssatz von 20 Prozent des Fahrpreises ab einer Verspätung von 60 Minuten. Wir schaffen einen rechtsverbindlichen Anspruch: Bei einer Verspätung von 60 Minuten werden 25 Prozent des Fahrpreises erstattet. Die Höhe der Entschädigung steigt bei einer Verspätung von zwei Stunden und mehr auf 50 Prozent des Fahrpreises. Es ist nämlich nicht so, dass jede Verspätung gleich stark ins Gewicht fällt. Wer unter einer deutlich längeren Verspätung zu leiden hat, hat auch größere Unannehmlichkeiten. Vielleicht hat er sogar höhere Kosten, weil er einen Termin verpasst oder weil ihm sein Arbeitgeber Schwierigkeiten macht. Der Umstieg auf den Fernverkehr wird ermöglicht werden. Im Fernverkehr selber – auch das ist deutlich geworden – war unser Spielraum ohnehin begrenzt, weil die EU-Verordnung dafür weitgehende Vorgaben gemacht hat und wir die Fahrgäste mit der Unterscheidung zwischen grenzüberschreitenden und anderen Zügen nicht verwirren wollten. Wir haben Spielräume im Nahverkehr, und diese Spielräume haben wir zugunsten der Bahnkunden genutzt. Wer bei der Fahrt mit einem Nahverkehrszug Verspätungen von mindestens 20 Minuten erleidet, kann auf einen ICoder ICE-Zug umsteigen. Dem Kunden geht es nicht um Geld, sondern er will vor allem pünktlich an sein Ziel kommen. Dazu möchten wir unseren Beitrag leisten. Angesichts der durchschnittlichen Länge einer Schlange vor einem deutschen Bahnschalter ist es wichtig – Sie werden mir zustimmen –, ohne vorherigen Fahrkartenumtausch und ohne weitere Formalitäten in einen Fernverkehrszug umsteigen zu können. Allerdings h w d g b l I Ä w D c B s N r h t Z s m l n s Ä v d D m e s B d s i W m d a d s b d P s P d W r A b b (C (D ilft die Option „Umstieg in den Fernverkehr“ nur dort, o Fernverkehr stattfindet. Ich will an der Stelle ein kritisches Wort zum Problem er Ausdünnung des Fernverkehrsangebots der Bahn saen. Ich kann leidgeprüft aus meinem eigenen Wahlkreis erichten: Mönchengladbach mit über einer Viertelmilion Einwohnern ist die größte Stadt Deutschlands ohne Cund ICE-Anschluss. (Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Selber schuld! Ihr seid an der Regierung! Ihr hättet es ändern können!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


hnliche Probleme haben auch andere Städte. Ich er-
ähne als Beispiel die Stadt Mühlhausen in Thüringen.
er Kollege Grund hat mir anvertraut, dass eine Besu-

hergruppe aus dieser Stadt anwesend ist. Auch diese
esucher konnten nicht unmittelbar mit dem ICE anrei-

en. Wir haben beim Thema Fernverkehr einen großen
achholbedarf und werden uns weiter für eine Verbesse-

ung dieser Verkehrsanbindungen einsetzen. Ich wieder-
ole: Die Option „Umstieg in den Fernverkehr“ ist na-
ürlich nur dort möglich, wo Fernverkehr stattfindet.

Ich will zum Abschluss noch einmal erläutern, welches
iel wir mit diesem Gesetz erreichen wollen. Dieses Ge-
etz dient nicht dazu, möglichst vielen Bahnkunden
öglichst viele Entschädigungszahlungen zukommen zu

assen. Die Kunden wollen, wie ich eben schon sagte,
icht Geld haben, sondern pünktlich ankommen, damit
ie morgens keinen Ärger im Büro und abends keinen
rger zu Hause bekommen. Wir müssen daher effekti-
en Druck auf die Verantwortlichen der Bahn ausüben,
amit sie ihr Geld an der richtigen Stelle investieren. Die
eutsche Bahn AG – ich greife dieses Unternehmen ein-
al heraus, weil es die meisten Fahrgäste befördert – ist

in großer Konzern mit verschiedenen Unternehmens-
parten. Da ist es schon wichtig, dass auch wir unseren
eitrag dazu leisten, dass die Gelder zugunsten der Kun-
en an der richtigen Stelle investiert werden, zum Bei-
piel in bestimmte pünktlichkeitsrelevante Technik oder
n Personal, das pünktliche Zugfahrten sicherstellen soll.

ir wollen, dass die Bahn in diesem Bereich erheblich
ehr tut, damit die Kunden bei der Stange bleiben und

amit Nichtbahnfahrer den Umstieg vom Auto oder von
nderen Verkehrsmitteln auf die Bahn erwägen.

Pünktlichkeit war einmal das Markenzeichen der
eutschen Eisenbahn. Die Pünktlichkeit der Bahn war
chon sprichwörtlich. Sie war Vorbild für andere Le-
ens- und Wirtschaftsbereiche. Auch international hatte
ie deutsche Bahn einen hervorragenden Ruf, was
ünktlichkeit anbelangt. Ich stimme sogar zu, wenn ge-
agt wird: Die Bahn ist besser als ihr Ruf, auch in puncto
ünktlichkeit. Aber sie kann noch deutlich besser wer-
en; bekanntlich ist das Bessere der Feind des Guten.
ir möchten einen positiven Anstoß geben und den be-

ühmten heilsamen Druck ausüben, damit die Bahn ihre
nstrengungen in Bezug auf Pünktlichkeit deutlich ver-
essert. Mit diesem Gesetz werden wir – um im Bild zu
leiben – die Weichen dafür stellen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621808100

Nächste Rednerin ist die Kollegin Karin Binder, Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Karin Binder (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621808200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Gäste! Die Bundesregierung hat sich mit
ihrem Gesetzentwurf gegen die Einführung weitergehen-
der fahrgastfreundlicher Regelungen im Schienenver-
kehr entschieden. Ihre Vorlage übernimmt nahezu unver-
ändert die Regelungen der Verordnung des Europäischen
Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2007 zum
Fernverkehr. Diese Verordnung setzt lediglich Mindest-
standards und überlässt den Staaten die Möglichkeit,
weitergehende Regelungen zugunsten der Fahrgäste zu
schaffen. Die Bundesregierung vergibt die Chance, für
eine verbraucherfreundlichere Entschädigungsregelung
zu sorgen. Die Linke fordert die Bundesregierung des-
halb noch einmal auf, über die Mindeststandards der
EU-Verordnung hinauszugehen.

Wir haben im Interesse der Kundinnen und Kunden
des öffentlichen Personenverkehrs in unserem Entschlie-
ßungsantrag sieben Forderungen aufgestellt:

Die erste Forderung betrifft die Entschädigung. Die
Mindestentschädigung für Fahrgäste soll bereits ab einer
Verspätung von 30 bis 59 Minuten 25 Prozent des Fahr-
preises betragen.


(Marianne Schieder [SPD]: Das ist doch nicht EU-rechtskonform! Das ist nur befristet möglich, und das wissen Sie!)


Bei einer Verspätung von über 60 Minuten soll eine Ent-
schädigung von 50 Prozent gesetzlich festgelegt werden.
Diese Entschädigungsregelung würde wenigstens annä-
hernd in Relation zu dem Ärger und dem Aufwand ste-
hen, der durch die Verspätung für viele Reisende entste-
hen kann.


(Joachim Stünker [SPD]: Woran bemisst man das denn?)


Um dabei Bahnkundinnen und Bahnkunden mit einer
Bahn-Card, mit Netz- oder Dauerkarten nicht schlechter
zu stellen, muss die Erstattung am vollen Fahrpreis be-
messen werden.

Die zweite Forderung betrifft die Geringfügigkeits-
klausel. Die EU-Verordnung ermöglicht den Verkehrs-
unternehmen, nämlich in den Beförderungsbedingungen
sogenannte Geringfügigkeitsklauseln festzulegen. Das
bedeutet: Entschädigungen unter 4 Euro werden nicht
gezahlt. Die Linke meint, dass solche Klauseln nicht er-
laubt werden dürfen. Sie werden den Realitäten des Per-
sonenverkehrs auf der Schiene nicht gerecht. Nach dem
Gesetzentwurf müsste ein Einzelfahrschein mindestens
16 Euro kosten, damit bei einer Verspätung von einer
Stunde überhaupt eine Entschädigung zum Tragen käme.
Bei einer Entschädigung von 25 Prozent sind das 4 Euro.

Eine solche Bagatellgrenze schließt viele Entschädi-
gungen aus. Ich denke, viele Menschen müssen heute

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(C (D ehr genau rechnen und können 4 Euro nicht einfach abchreiben, vor allem dann nicht, wenn ihnen aus der Verpätung noch Folgekosten entstanden sind. Fahrgäste im egionalverkehr und auch Kundinnen und Kunden mit rmäßigten Tarifen, also Seniorinnen und Senioren, Kiner, Jugendliche, gucken dann schnell mal in die Röhre. Auch zu der Argumentation in Bezug auf Bürokratie nd Verwaltungsaufwand haben wir einen Vorschlag. ie Beförderungsunternehmen könnten bei einer Ent chädigung von unter 4 Euro den Fahrgästen bereits ährend der Fahrt einen Gutschein ausstellen, der mit em nächsten Fahrscheinkauf verrechnet werden kann. (Marianne Schieder [SPD]: Und das ist unbürokratisch, meinen Sie?)


Ja, das ist unbürokratisch. Das funktioniert ohne An-
rag, ohne große Bearbeitung, ohne Gebühren. Die Gut-
cheine könnten von den Zugbegleiterinnen und Zugbe-
leitern bereits während der Fahrt ausgestellt werden.
as wäre eine kundenfreundliche Variante, die viele
enschen wahrscheinlich zufriedenstellen würde und

azu beitragen würde, sie als Kundinnen und Kunden
es öffentlichen Verkehrs zu halten. – Damit wäre nach
nserer Auffassung das Argument der Bürokratie weit-
ehend entkräftet.


(Marianne Schieder [SPD]: Und der Kontrolleur zieht das einfach so aus der Hosentasche, wenn er überhaupt da ist?)


Jeder Taxifahrer muss eine Quittung ausstellen. Wo ist
a die Schwierigkeit, einen Gutschein auszustellen?


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Lassen Sie mal 300 Leute im Taxi hocken!)


Die dritte Forderung betrifft die durchgehende Reise-
ette. Wir sehen nicht ein, dass die Verspätung allein im
ernverkehr zählen soll. Heute zieht sich die Bahn von
ielen Strecken zurück, die dann andere Anbieter über-
ehmen für den Nahverkehr. Die Leute, die am End-
ahnhof der Bahn AG ankommen und nicht mehr wei-
erkommen, gucken in die Röhre. Deshalb ist das für uns
in Thema, das in die Entschädigungsregelung entspre-
hend einzubeziehen ist. Es geht um Personenbeförde-
ung vom Abfahrtsbahnhof bis zum Zielort. Wenn es im
ernverkehr eine Verspätung von 10 oder 20 Minuten
ibt, kann es sein, dass die Anschlussverbindung im
ahverkehr erst viel später oder an diesem Tag gar nicht
ehr besteht. Von daher muss die durchgehende Reise-

ette zugrunde gelegt werden, wenn es darum geht, für
erspätungen eine Entschädigung zu gewähren.

In vielen Fällen haben die Leute keine Möglichkeit,
ombikarten für die gesamte Fahrstrecke zu kaufen. Ge-

ade die Privatisierung der Bahn und vieler ehemaliger
ahnstrecken


(Rita Schwarzelühr-Sutter [SPD]: Die Bahn ist nicht privatisiert!)


at dazu beigetragen, dass die Leute nicht mehr eine
arte für die Fahrt von A nach B kaufen können. Von
aher muss man besondere Lösungen finden.






(A) )



(B) )


Karin Binder
Die vierte Forderung betrifft die Umsteigemöglich-
keit auf teurere Züge. Bei einer Verspätung darf das Um-
steigen von einem Regional- auf einen Fernverkehrszug
nicht davon abhängig gemacht werden, ob der Fernver-
kehrszug reservierungspflichtig ist. Es wird immer mehr
Züge geben, die diese Option haben, und die würden alle
wegfallen, wenn es darum geht, bei Verspätungen Er-
satzverbindungen zu nutzen. Das kann nicht sein. Ein
Umsteigen muss unabhängig davon möglich sein, ob es
sich um einen Sprinter, einen TGV oder andere beson-
dere Züge handelt. Man muss auch mit solchen Zügen
weiterfahren können, wenn der eigene Zug eine massive
Verspätung hatte.


(Marianne Schieder [SPD]: Das ist doch möglich!)


– Die reservierungspflichtigen Züge waren bislang aus-
genommen.


(Marianne Schieder [SPD]: Es ist doch nicht der ganze Zug reserviert! Das wissen Sie doch auch!)


Wir haben noch eine fünfte Forderung. Sie betrifft die
Fahrtkostenübernahme durch die Bahn insbesondere bei
Verspätungen nach Mitternacht. Auch bei geringeren
Verspätungen muss es möglich sein, dass die Bahn den
Fahrgästen entgegenkommt. Das bedeutet, dass in diesen
Fällen der Umstieg auf andere Verkehrsmittel und die
Kosten für eine direkte Weiterfahrt, beispielsweise mit
Taxen, durch die Bahn übernommen werden müssen.


(Marianne Schieder [SPD]: Das geschieht doch! – Julia Klöckner [CDU/CSU]: Lesen!)


Nicht nur Jugendliche und Kinder, sondern auch ältere
Menschen und andere Bahnfahrende haben nicht immer
genug Geld in der Tasche, die zusätzlichen Kosten dafür
vorzustrecken. Deshalb wäre auch hier eine Gutscheinlö-
sung richtig, nach der die anderen Beförderungsunter-
nehmen die entstandenen Kosten durch die Bahn erstattet
bekommen.

Unser sechster Vorschlag ist, die Informationspflich-
ten der Bahn zu verbessern. Im Entwurf der Bundesre-
gierung fehlt nämlich ein wesentliches Element, und
zwar die in der EG-Verordnung enthaltene Pflicht der
Unternehmen zur Information der Fahrgäste über wich-
tige Anschlussverbindungen sowie über ihre Rechte.

Im Nahverkehr ist eine solche Information derzeit
höchstens beim Kauf am Fahrkartenschalter gewährleis-
tet. Dieser existiert aber fast nirgendwo mehr. In den
kleineren Bahnhöfen findet man keine Schalter. Dort
kauft man am Automaten. In diesen Fällen gibt es keine
weiter gehenden Informationen über Anschlussverbin-
dungen und schon gar keine Aufklärung über Rechte.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621808300

Frau Kollegin, Sie müssen jetzt zum Ende kommen.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Pünktlichkeit!)


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(C (D Lassen Sie mich noch kurz die Schlichtungsstelle an prechen. Nach unserer Ansicht muss dort auf jeden Fall ie Beteiligung der Verbände sowie der betroffenen undinnen und Kunden gesichert werden. Alle diese Maßnahmen wären notwendig, um die ahn kundenfreundlicher zu machen, um Menschen zur utzung des öffentlichen Nahverkehrs zu ermuntern und amit im Sinne der Umwelt und unseres Klimas den Inividualverkehr zu reduzieren. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. Ich gebe das Wort dem Kollegen Anton Hofreiter, ündnis 90/Die Grünen. Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Sehr geehrte Kolle innen und Kollegen! Selbstverständlich schaffen wir ahrgastrechte nicht mit dem Ziel, dass den Fahrgästen öglichst viel Geld überwiesen wird. Fahrgastrechte ha en vielmehr den Zweck, die Unternehmen zu motivieen, ein besseres Produkt anzubieten. Sie sollen eigentich eine Hilfestellung für die Unternehmen sein. Schauen wir uns einmal den Gesetzgebungsprozess n. Er zieht sich schon seit vielen Jahren hin. Es gab beeits mehrere Ankündigungen. (Julia Klöckner [CDU/CSU]: Frau Künast! Es gab nie ein Gesetz!)

Karin Binder (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621808400

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621808500
Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621808600

ir erinnern uns düster daran, dass wir einmal einen
erbraucherschutzminister mit dem Namen „Horst
eehofer“ hatten, der schon im Jahr 2006 sehr viel ver-
prochen hat,


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Das war der Anfang!)


eitaus mehr, als jetzt im Gesetzentwurf umgesetzt wor-
en ist.

Wir wissen auch, woher das kommt. An der Rede des
ehr verehrten Herrn Staatssekretärs kann man die fal-
che Denkweise, die in der Großen Koalition herrscht,
äml
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1621808700
weil die Unter-
ehmen dann über Gebühr belastet würden.

An dieser Begründung kann man erkennen, dass die
roße Koalition nicht verstanden hat, wozu Fahrgast-

echte wirklich dienen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ute Kumpf [SPD]: Gut, dass wir den Anton Hofreiter haben!)


ie ich bereits ausgeführt habe, dienen sie nicht dazu,
en Fahrgästen möglichst viel Geld zukommen zu las-
en, sondern haben das Ziel, die Unternehmen zu moti-
ieren.






(A) )



(B) )


Dr. Anton Hofreiter
Was wäre vor diesem Hintergrund nötig gewesen?
Selbstverständlich wäre es nötig gewesen, dass man be-
reits ab einer Verspätung von einer halben Stunde eine
geringe Entschädigung bekommt. Selbstverständlich
wäre es nötig gewesen, dass die Reisekette vernünftig,
klar und eindeutig geregelt wird. Selbstverständlich
wäre es nötig gewesen, dass der ÖPNV miteinbezogen
wird. Selbstverständlich wäre es nötig gewesen, eine un-
ternehmensunabhängige Schlichtungsstelle bestehen zu
lassen.

Wir haben im Moment eine ganz hervorragend arbei-
tende Schlichtungsstelle, die in der Öffentlichkeit aner-
kannt ist und bei den Kunden großes Vertrauen genießt.
Aber was machen Sie? Sie würgen die Arbeit dieser
Schlichtungsstelle willkürlich ab und werfen sie dem
Unternehmen in den Rachen. Das ist hochproblematisch.


(Marianne Schieder [SPD]: Das ist ja überhaupt nicht wahr!)


Es ist mehr als amüsant, wenn Vertreter einer Regie-
rungskoalition darüber jammern, dass es in ihrem Wahl-
kreis immer weniger Fernverkehrsanbindungen gibt, da
immer mehr Strecken abbestellt werden. Der Herr
Krings – so heißt er, glaube ich – hat das eben wunder-
schön getan.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Der Fachmann heißt „Krings“!)


Ich fand Ihre Rede wirklich nicht schlecht. Ich habe mir
gedacht: Gut geredet, aber warum haben wir dann kein
besseres Gesetz?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Warum haben wir nicht insgesamt eine andere Bahnpoli-
tik? Wir wissen doch alle, wo die Bahnpolitik gemacht
wird: im Kanzleramt. Warum reden Sie nicht mit der
Kanzlerin und sorgen dafür, dass der Fernverkehr wieder
vernünftig ausgestaltet wird? Warum lehnen Sie hier im
Parlament den Entwurf eines Fernverkehrsgesetzes ab,
der im Bundesrat einstimmig beschlossen worden ist?
Warum verweigern Sie den Dialog darüber?


(Marianne Schieder [SPD]: Sie wissen, dass es eine EU-Verordnung gibt, die nur befristete Lösungen zulässt!)


Ich habe wenig Verständnis dafür, dass Regierungs-
vertreter wortreich Missstände beklagen – auch wenn es
manchmal berechtigt ist –, aber selbst nichts unterneh-
men, um die Missstände zu bekämpfen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es steht Ihnen frei, etwas wirklich Gutes zu tun. Herr
Krings, auch Ihnen steht es frei, etwas Gutes zu tun. Wir
haben einen ganz hervorragenden Gesetzentwurf einge-
bracht, mit dem alle Missstände behoben werden kön-
nen. Er enthält eine klare Regelung zur Reisekette und
vernünftige Entschädigungssätze: 25 Prozent des Fahr-
preises ab einer Verspätung von einer halben Stunde und
50 Prozent nach einer Verspätung von einer Stunde. Die-
ser Gesetzentwurf sieht auch Entschädigungen vor,
wenn mehr passiert. Nehmen wir einmal an, die Fahr-
karte hat 80 Euro gekostet und der Zug hat zwei Stunden

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(C (D erspätung. Aufgrund dieser Verspätung kann ich unter mständen sehr viel versäumen, aber ich bekomme nur 0 Euro zurück. Soll derjenige, der aufgrund der Verspäung einen Vorstellungstermin verpasst hat, sagen: „Na ut, ich habe meinen Vorstellungstermin verpasst, der ehr wichtig gewesen wäre, aber immerhin bekomme ich 0 Euro zurück“? (Marianne Schieder [SPD]: Was wollen Sie ihm denn sonst geben? Einen Arbeitsplatz?)


lle weiter gehenden Entschädigungsmöglichkeiten sind
n Ihrem Gesetzentwurf ausgeschlossen.

Wir würden das gerne im Bürgerlichen Gesetzbuch
egeln. Das wäre eine saubere Regelung. Dann könnte
er Bürger sein Recht einklagen.


(Marianne Schieder [SPD]: Was kriegt er dann? Einen Arbeitsplatz?)


ann wären Rechte und Pflichten wie bei einem norma-
en Vertragsverhältnis geregelt.

Ich kann nur sagen: Geben Sie sich einen Ruck – das
ilt insbesondere für die Kolleginnen und Kollegen von
er CDU/CSU, die unseren Vorstellungen entsprechend
hrer Rede zumindest verbal zustimmen – und stimmen
ie dem Gesetzentwurf von Bündnis 90/Die Grünen zu!
ann hätten wir etwas wirklich Gutes für die Fahrgäste
eschaffen.

Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Julia Klöckner [CDU/CSU]: Warum hat das die Frau Künast nicht eingebracht? Komisch!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621808800

Das Wort hat die Kollegin Rita Schwarzelühr-Sutter,

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1621808900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ach den bisherigen Redebeiträgen wundert es mich,
ass wir den vorliegenden Gesetzentwurf noch vor dem
nde dieser Legislaturperiode und vor allen Dingen vor

nkrafttreten der EU-Verordnung tatsächlich durchbe-
ommen.

In den unzähligen Runden und Gesprächen zwischen
erichterstattern, Ländervertretern sowie Vertretern der
ahrgastverbände, der Eisenbahnunternehmen und ande-
er Verbände ging es eigentlich gar nicht mehr um die
rage, ob Bahnkunden Rechte und Entschädigungen er-
alten sollen, sondern darum, ob die vorgeschriebene
U-Regelung ausreichend ist. Wenn wir heute die EU-
erordnung über die Rechte und Pflichten der Fahrgäste

m Eisenbahnverkehr und den Gesetzentwurf, über den
ir heute abstimmen, auf den Weg bringen, dann ist das

in wirklich bedeutsamer Schritt in Richtung Stärkung
er Rechte von Fahrgästen. Die Bahnkunden erhalten
rstmals definitiv einen Rechtsanspruch. Das ist im Ge-
ensatz zu einer Regelung im BGB ein richtiger Rechts-
nspruch. Man muss nicht unzählige Verfahren abwar-






(A) )



(B) )


Rita Schwarzelühr-Sutter
ten, um zu sehen, was einem zusteht, sondern weiß
genau, welche Entschädigung man zu erhalten hat.

Darüber hinaus werden in der Verordnung unter ande-
rem die Haftung der Unternehmen für die Fahrgäste und
deren Gepäck, die Beförderung von behinderten Perso-
nen – ich finde es äußerst wichtig, dass behinderte Per-
sonen einen Rechtsanspruch haben – sowie die von den
Eisenbahnunternehmen bereitzustellenden Informatio-
nen geregelt.

Es wurde von der privatisierten Bahn AG gesprochen.
Der Linken scheint es entgangen zu sein, dass wir die
Bahn gar nicht privatisiert haben.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Die regionalen Gesellschaften! Wenn man zuhört, versteht man es auch!)


Ab 2010 gibt es eine Öffnung des Verkehrsmarktes
im Personenverkehr. Ab dann gilt die neue Regelung
Gott sei Dank für alle Bahnunternehmen. Wir haben
dann – das ist im Sinne des Verbrauchers – keinen
Flickenteppich, sondern der Verbraucher hat einen
Rechtsanspruch gegenüber allen Bahnunternehmen.

Im Gegensatz zu den Fluggästen, die schon seit 2005
durch die Fluggastrechte-Verordnung bei Annullierung,
Nichtbeförderung oder großen Verspätungen über ein
geregeltes Verfahren verfügen, waren die Bahnkunden
bisher auf die Kulanz der Unternehmen angewiesen. Das
bedeutet, dass wir nach der Verabschiedung des Entwur-
fes eines Fahrgastrechtegesetzes die Reisenden mit dem
Flugzeug und die Reisenden mit den Eisenbahnen end-
lich gleichbehandeln. Diese Gleichbehandlung der Rei-
senden – dies gilt auch für die Reisenden mit anderen
Verkehrsträgern, mit Omnibus und Schiff – ist im EU-
Parlament beschlossen worden.

Man muss jetzt schauen, dass gegenüber den Einwän-
den der Vertreter anderer Verkehrsträger, wie zum Bei-
spiel der Busunternehmen, Verhältnismäßigkeit herge-
stellt wird. Denn eines muss klar sein: Optimalen
Verbraucherschutz für Fahrgäste gibt es nur bei wettbe-
werbsfähigen Verkehrsträgern. Bei der Durchsetzung der
berechtigten Interessen der Fahrgäste muss die wirt-
schaftliche Belastbarkeit der Unternehmen im Auge be-
halten werden.

Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit sind die
Schlüsselworte. Sie haben es schon gesagt – dies ist unser
Ziel –: Es mag eine Motivation für die Unternehmen sein,
besser zu werden. Wir wollen zuverlässige und sichere
Bahnen. Wir wollen an Kundenwünsche angepasste An-
gebote. Wir möchten natürlich einen barrierefreien Zu-
gang für behinderte Menschen. Verbraucherschutz be-
deutet nicht, möglichst hohe Entschädigungszahlungen
bei Verspätungen zu versprechen, sondern Verbraucher-
schutz bedeutet Service, Qualität und einen Rechts-
anspruch auf Entschädigung bei Verspätungen oder An-
nullierungen.

Ein Service, den sich viele Fahrgäste wünschen und
der hier noch nicht angesprochen wurde, ist die Mit-
nahme von Fahrrädern.

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(C (D (Ute Kumpf [SPD]: Genau! Und eine BahnCard für Hunde!)


ie EU-Verordnung verlangt die Möglichkeit der Fahrr-
dmitnahme im Eisenbahnverkehr, „wenn … dies den
etreffenden Schienenverkehrsdienst nicht beeinträch-
igt und in den Fahrzeugen möglich ist“. Dies bedeutet,
ass die Fahrradmitnahme als Recht der Eisenbahnfahr-
äste anzusehen ist. Ich glaube, es ist wichtig, dies zu er-
öglichen, wenn die Bahn neue Züge beschafft oder sie

mrüstet. Wir haben diese Woche im Ausschuss einen
ntrag in diese Richtung eingebracht. 21 Prozent der
eutschen haben bereits einen Radurlaub gemacht. Ge-

ade die Abgeordneten, die aus Tourismusregionen kom-
en, wissen, dass es wichtig ist, dass Fahrräder mitge-

ommen werden können.

Ich denke, wir haben heute einen guten Kompromiss
uf den Weg gebracht, der praktikabel ist, der nicht an
er Grenze endet und der vor allem keinen Flickentep-
ich verursacht. Es ist wichtig, dass für den Verbraucher
ransparenz besteht. Er wird sie durch dieses Gesetz er-
alten.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621809000

Ich gebe das Wort der Kollegin Julia Klöckner, CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1621809100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Sicherlich ist es verwunderlich, wenn wir
eute hören, dass erstmalig das Recht der Verbraucherin-
en und Verbraucher, der Fahrgäste, festgeschrieben
ird, dass sie eine Entschädigung bekommen, wenn sie

ür etwas bezahlt, es aber nicht erhalten haben. Ich finde
as, was die Freunde der grünen Koalition – ich sage
chon „Koalition; das ist ja erschreckend;


(Heiterkeit)


as liegt wohl an meinem grünen Jackett –, die Freunde
er grünen Fraktion hier vorgelegt haben, recht abenteu-
rlich, Herr Hofreiter. Soweit ich mich erinnere, waren
uch die Grünen einmal in der Regierung; das muss so
chnell nicht wiederkommen. Ich kann Ihnen sagen, dass
nter Frau Künast der Zug ohne die Verbraucher abge-
ahren ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn Sie eine Koalition mit uns machen wollen, dann müssen Sie netter sein!)


s stand Ihnen damals offen, einen Gesetzentwurf vor-
ulegen, auf dessen Grundlage die Verbraucherinnen
nd Verbraucher ein verbrieftes Recht auf Entschädi-
ung bekommen. Was hilft uns da die grüne Taube auf
em Dach? Der Verbraucher hat letztlich keine Entschä-
igung bekommen.






(A) )



(B) )


Julia Klöckner
Ich bin sehr froh, dass wir als Parlament ein Ergebnis
vorlegen können. Dies muss ich mit einem kleinen Au-
genzwinkern sagen. Herr Hartenbach, Sie haben die
Frauenriege in der Union und speziell im Ministerium
gelobt. Sie haben sich am Anfang eher als Bremser betä-
tigt. Ich habe noch in meinen Unterlagen den Schriftver-
kehr mit Ihnen, aus dem hervorgeht, dass Sie den Bedarf
für ein solches Gesetz nicht wirklich erkannt haben.

Einige fahren vielleicht nur Dienstwagen und wissen
daher nicht, wie die Situation bei der Bahn ist. Aber wir
müssen diejenigen im Auge haben, die tagtäglich mit der
Bahn fahren. Es ist manchmal abenteuerlich, was Ver-
braucherinnen und Verbraucher erleben. Sie treten in
Vorleistung und zahlen ein Ticket für eine klar definierte
Leistung. Wenn diese Leistung nicht erbracht wird, dann
muss es selbstverständlich sein, dass sie eine Entschädi-
gung erhalten, in einen anderen Zug umsteigen oder ein
Taxi oder ein anderes Transportmittel nutzen können.

Ich fand es verwunderlich, wie sehr die Bahn im Vor-
feld als Lobbyist agiert hat. Dass mich das geärgert hat,
möchte ich hier ganz klar ansprechen. Es wurde immer
wieder deutlich gemacht, dass eine Fahrgastregelung die
Bahn in den Ruin stürzen würde. Spannend war die Sa-
che mit den Verspätungszahlen. Als es um die Entschä-
digung ging, war die Zahl der Verspätungen recht hoch.
Als es aber um den Börsengang ging, war diese Zahl
deutlich niedriger. Das fand ich schon entlarvend. Mein
Hinweis an die Bahn: Wenn sie pünktlich ist, dann kostet
sie das Ganze überhaupt nichts. Die Bahn muss sich da-
ran halten, die Dienstleistung, die sie anbietet, wirklich
erfahrbar zu machen. Das würde das Image der Bahn
stärken und die Zufriedenheit der Verbraucherinnen und
Verbraucher erhöhen. Dann hätten auch die Schlich-
tungs- und Beschwerdestellen nicht so viel zu tun.

Was haben wir von der Union erreicht? Als CDU/
CSU-Fraktion haben wir mit Blick auf die vielen Stan-
dardbriefe, in denen die Verbraucherinnen und Verbrau-
chern eine Antwort auf ihre Beschwerden erhalten – wir
müssen dabei an die Personen denken, die keine großen
Rhetoriker sind oder nicht alltäglich mit Standardbriefen
zu tun haben –, Wert darauf gelegt, dass eine Schlich-
tungsstelle zum Einsatz kommt und in diesen Briefen an
die Kunden auf eine solche Schlichtungsstelle hingewie-
sen wird. Das ist uns wichtig, damit nicht immer sofort
die Gerichte angerufen werden.

Ich bin optimistisch, dass dieses Gesetz dazu führen
wird, dass die Bahn einen neuen Anlass hat, pünktlich zu
sein. Wenn die jetzigen Fahrpläne nicht angemessen sind
– ein Argument war, das alles sei viel zu kompliziert und
die Züge führen zu dicht hintereinander –, dann ist das
ein Grund dafür, realistische Fahrpläne zu erstellen.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: So ist es!)


Es kann nicht sein, dass nachher der Kunde in die Röhre
schaut. Eines ist deshalb klar: Wer zu spät kommt, den
bestraft der Gesetzgeber.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Noch ein Wort an die Bahn. Sie möchte als deutsche
Bahn verstanden werden. Deshalb bin ich der Meinung,

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(C (D ass man mit deutschen Begriffen agieren sollte. „Carharing“, „Meeting-Point“, „Touch and Travel“ und all iese Begriffe sind ausgrenzend für die Personen, die ein Englisch gelernt haben. Wenn wir schon dabei sind: ir wären dankbar, wenn die Bahn über ihre langen arteschlangen und nicht nur über Tarifsteigerungen achdenken würde. Sie sollte eine Dienstleistung anbieen, wofür sie geschätzt wird. Darüber hinaus bin ich der einung, dass wir unsere Bahn im internationalen Wettewerb stärken müssen. Ich danke dem Verbraucherministerium, das zwar icht federführend war, aber doch genauso wie die CDU/ SU-Fraktion das Ganze vorangetrieben hat. Auch den olleginnen und Kollegen der SPD danke ich. Manchal hat man gedacht, Sie hätten das Ohr eher bei der ahn als beim Verbraucher. (Marianne Schieder [SPD]: Das ist jetzt ein bisschen unverschämt!)


ber ich finde, wir haben ein gutes Ergebnis erreicht.
eute ist ein guter Tag für alle Bahnfahrerinnen und
ahnfahrer hier in Deutschland. Ihnen allzeit gute Fahrt!


(Beifall bei der CDU/CSU – Peter Bleser [CDU/CSU]: Sehr gute Rede!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621809200

Für die SPD-Fraktion gebe ich der Kollegin Marianne

chieder das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Marianne Schieder (SPD):
Rede ID: ID1621809300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Ich möchte zunächst das bisweilen düstere
nd negative Bild von der Bahn etwas zurechtrücken.
as Gegenteil ist nämlich der Fall: In Deutschland fah-

en immer mehr Menschen mit der Bahn. 2008 gab es
eim Fernverkehr einen Zuwachs von 4 Prozent und
eim Nahverkehr sogar von 4,7 Prozent. Diese Zahlen
prechen eine deutliche Sprache, was die Akzeptanz der
ahn betrifft. Sie machen auch deutlich, dass die Bahn
esser ist als ihr Ruf.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Bahn ist ein sicheres, zuverlässiges und ange-
ichts der großen Menge an Verkehr, die abgefertigt
ird, ein alles in allem pünktliches Verkehrsmittel.


(Beifall bei der SPD)


Den Trend weg vom motorisierten Individualverkehr
in zum öffentlichen Nah- und Fernverkehr wollen wir
tärken. Wenn man willens ist, den Gesetzentwurf der
undesregierung zur Kenntnis zu nehmen – wie ich
em, was die Rednerinnen und Redner der Opposition
agten, entnehmen konnte, fehlt es Ihnen allerdings an
er Bereitschaft dazu –, muss man feststellen: Zu diesem
weck trägt er sicherlich bei.

Die EU-Verordnung wird rechtzeitig zu Beginn der
ommerferien und sogar vorzeitig in Kraft gesetzt. Sie

st ein enormer Fortschritt für den europäischen Bahn-






(A) )



(B) )


Marianne Schieder
verkehr; das wissen auch Sie. Denn es ist gelungen, für
ganz Europa verlässliche Entschädigungs- und Verspä-
tungsregelungen zu schaffen, die auch den deutschen
Bahnkunden, beispielsweise bei ihren Urlaubsfahrten,
nutzen werden.

Die in der EU-Verordnung festgelegten Entschädi-
gungsansprüche wurden auf den deutschen Fernverkehr
übertragen. Frau Kollegin Binder und Herr Kollege
Hofreiter, trotz all Ihrer Liebe zum Populismus muss ich
Ihnen sagen: Auch Sie wissen, dass es den Nationalstaa-
ten nur sehr begrenzt möglich ist, Ausnahmen zu ma-
chen. Sie können zwar fordern, dass eine Entschädigung
schon bei einer Verspätung von 30 Minuten und nicht
erst bei einer Verspätung von 60 Minuten gezahlt wird.
Diese Regelung könnte aber nur auf fünf Jahre befristet
in Kraft gesetzt werden. Nach Ablauf dieser fünf Jahre
könnte sie um weitere fünf Jahre verlängert werden.
Nach diesen insgesamt zehn Jahren würde allerdings die
jetzige EU-Verordnung in Kraft treten. Erklären Sie ei-
nem Verbraucher einmal, was es soll, zunächst im Rah-
men einer zweimaligen Befristung eine 30-Minuten-Re-
gelung einzuführen, die letztlich zu einer 60-Minuten-
Regelung werden müsste. Das entbehrt jeder Logik. Wer
angesichts der geltenden Rechtslage solche Forderungen
erhebt, betreibt nichts anderes als Populismus.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Enak Ferlemann [CDU/CSU])


Um eine tatsächlich einheitliche Regelung zu treffen,
wurden die Festlegungen hinsichtlich der Verspätungs-
zeiten und der Erstattungsansprüche auf den Nahverkehr
übertragen. Darüber hinaus haben wir, was den Nahver-
kehr angeht, für weitere wichtige Verbesserungen ge-
sorgt. Durch die einheitlichen Regelungen, die wir ge-
schaffen haben, bleibt es dem Geschädigten, dessen Zug
verspätet ist, beispielsweise erspart, mühselige Diskus-
sionen darüber zu führen, ob der Zug dem Nahverkehr,
dem Fernverkehr oder gar dem grenzüberschreitenden
Verkehr zuzuordnen ist. Solche Diskussionen sind näm-
lich nicht im Sinne des Verbraucherschutzes.

Es darf auch nicht sein, dass jemand, der regelmäßig
zwischen Hamburg und München pendelt, das eine Mal
diesen Anspruch und das andere Mal jenen Anspruch
hat, je nachdem, ob diese Person in einem Zug sitzt, der
dem innerdeutschen Fernverkehr oder dem grenzüber-
schreitenden Verkehr zuzuordnen ist. Das würde unse-
rem Anspruch an einen umfassenden Verbraucherschutz
nicht gerecht.

Was die Regelungen zum Nahverkehr betrifft – sie
wurden bereits erwähnt und zum Teil kritisiert –, haben
wir uns vor allem an den Interessen der Fahrgäste orien-
tiert. Dabei stehen zwei Ziele im Mittelpunkt: Erstens
soll jeder Fahrgast sein Nahverkehrsziel möglichst
schnell erreichen können. Zweitens soll ein Fahrgast
dann, wenn er seinen Anschlusszug aufgrund einer Zug-
verspätung nicht mehr erreicht, noch vor Mitternacht
nach Hause kommen können. Wir haben Regelungen ge-
troffen, die geeignet sind, diese beiden Ziele zu errei-
chen.

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(C (D Menschen, die zum Beispiel in ländlichen Bereichen eben, in denen der letzte Zug manchmal schon um 1 Uhr fährt, können, wenn sie ihn nicht mehr erreichen, n Zukunft mit einem Taxi nach Hause fahren. In diesem all werden immerhin Taxikosten von bis zu 80 Euro ertattet; ich freue mich, dass es uns hier gelungen ist, eine rhöhung durchzusetzen. Ab einer Verspätung von 0 Minuten kann man in den nächstmöglichen Zug, der um Zielort fährt, umsteigen, ganz gleich, ob er höherertig ist oder nicht, ob es sich also um einen ICE oder inen IC/EC handelt. Frau Binder, in diesem Zusammenhang wurde deutich, dass Sie nur geringe Kenntnisse von der Realität aben. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


ie sagten, in diesem Fall solle der Zugbegleiter dem be-
roffenen Fahrgast einen Gutschein ausstellen. Eigent-
ich sollten Sie wissen, dass es in 50 Prozent aller Züge
eine Zugbegleiter mehr gibt.


(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, genau! Das ist die skandalöse Politik Ihres Verkehrsministers!)


ollen die Fahrgäste, die in einem Zug ohne Zugbeglei-
er reisen, etwa keinen Gutschein bekommen, oder wie
tellen Sie sich das vor? So jedenfalls geht es nicht. Sie
issen ganz genau, dass ein Upgrade möglich ist.


(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das, was Sie gerade sagen, ist ein schönes Beispiel dafür, dass Ihr Verkehrsministerium versagt! Und Sie geben es auch noch offen zu! Sehr schön!)


Herr Hofreiter, ich befürchte, dass auch dann, wenn
ie Verkehrsminister wären, keine neuen Zugschaffner
ingestellt würden.


(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Woher wollen Sie das wissen? Wir können es ja einmal ausprobieren! Na los, probieren wir es!)


So populistisch sollten wir nicht diskutieren.

Die Situation behinderter Menschen haben wir ver-
essert, indem wir das Problem der vielen zu Recht be-
lagten Hindernisse in Angriff genommen haben. Alle
enschen mit Behinderung werden es in Zukunft leich-

er haben, die Bahn zu nutzen. Eisenbahnunternehmen
nd Bahnhofsbetreiber müssen nämlich dafür sorgen,
ass Bahnsteige und Fahrzeuge auch für Personen mit
ingeschränkter Mobilität zugänglich sind.

Liebe Kolleginnen und Kollegen – jetzt richte ich
ich vor allen Dingen an die Reihen der CDU/CSU –,

ch finde es erfreulich, dass wir im Rahmen der Geset-
esberatung noch viele Verbesserungen erzielt haben.
afür möchte ich allen Mitstreiterinnen und Mitstreitern
anken.

Die CDU ist sich nicht zu schade, in Presseerklärun-
en zu schreiben, die SPD habe über Jahre alle Verbesse-






(A) )



(B) )


Marianne Schieder
rungen verhindert. Liebe Frau Kollegin Klöckner, so
einfach geht es nicht, zu sagen: Die Guten ins CDU-
Töpfchen und die Schlechten ins SPD-Kröpfchen.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Doch!)


Sie wissen genau, dass es zunächst darum ging: Was
wird auf europäischer Ebene beschlossen? Was ist da
durchzusetzen? Da hat – das kann ich nur betonen – un-
sere Justizministerin, Frau Zypries, hervorragende Ar-
beit geleistet.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es stimmt, wenn Frau Zypries sagt, dass die Signale für
mehr Fahrgastrechte auf Grün stehen. Ganz ehrlich,
liebe Julia: Wenn ich diese Presseerklärung lese, dann
kommt mir der Kümmel hoch, weil das wirklich unver-
schämt ist. Du weißt genau, dass das BMELV, der ehe-
malige Minister Seehofer über Monate blockiert hat,


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Nein, nein, nein!)


Forderungen gestellt hat, die mit dem EU-Recht – was er
wusste – nicht konform sind.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Richtig!)


Auch heute, wo Herr Seehofer bayerischer Ministerprä-
sident ist, geht es ihm vorrangig um Populismus und erst
zweirangig darum, was sich realistisch verwirklichen
lässt.

Ich meine – damit möchte ich abschließen –, dass wir
alles in allem gute Regelungen geschaffen haben. Wir
haben europaweit einheitliche, klare und sinnvolle Rege-
lungen geschaffen. Wir haben eine Verbesserung des
Services erreicht. Endlich gibt es ein transparentes und
praktikables Entschädigungsverfahren.

Einige von den Grünen werfen uns vor, der ÖPNV sei
nicht inbegriffen. Sie wissen genau, dass der ÖPNV,
wenn die Bahn über die Verbundsysteme Teil des ÖPNV
ist, immer dabei ist. Das ist überall der Fall. Etwas ande-
res kenne ich, jedenfalls aus dem Land, aus dem ich
komme – aus Bayern –, nicht. Der ÖPNV ist also dabei.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Mit diesem Gesetz geben wir die richtigen Antwor-
ten. Wir stärken damit Kundenrechte und Verbraucher-
schutz und die Motivation der Menschen, vom Auto auf
ein umweltfreundliches Verkehrsmittel umzusteigen.
Damit ist dieser Tag ein guter Tag für die Bahnkunden
und für die Umwelt. Ich appelliere noch einmal an die
Union, zuzugeben, dass das ein gemeinsamer Erfolg ist,


(Heiterkeit der Abg. Julia Klöckner [CDU/ CSU] – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Unser Erfolg!)


und daraus keinen billigen Wahlkampfschlager zu ma-
chen.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Ich gebe das Wort dem Kollegen Enak Ferlemann, DU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Natürlich ist as Gesetz, das wir gleich verabschieden, ein Komproiss zwischen den Verbraucherschützern, den Rechts olitikern und den Verkehrspolitikern. Es ist vielleicht ut, wenn nach Frau Schwarzelühr-Sutter jetzt ein Verehrspolitiker das letzte Wort hat. Es geht bei dieser Deatte ja um ein Verkehrssystem. Für die Kollegen aus den Oppositionsfraktionen: Anand dieses Gesetzentwurfs kann man einmal sehen, wie ie Verbraucherschützer in der Großen Koalition mitinander umgehen, dass da eine muntere Debatte stattfinet. Ich denke, es ist ein Riesenerfolg der Großen Koalition, ass wir dieses Gesetz am Ende dieser Legislaturperiode och zum Abschluss bringen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621809400

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1621809500

Ich glaube, der vorliegende Gesetzentwurf ist gelun-
en. Das müsste auch der Kollege von den Grünen zuge-
en, wenn er nicht ein bisschen ideologisch verblendet
äre; aber darauf komme ich noch zurück.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer ist hier verblendet?)


Warum machen wir dieses Gesetz? Europa öffnet
eine Pforten für transnationale Bahnverkehre nicht nur
m Güterfernverkehr – dort ist der Markt schon seit 2007
eöffnet –, sondern ab dem 1. Januar 2010 auch im Per-
onenfernverkehr. Wir werden also in Zukunft nicht nur
ie weißen schnellen Züge der Deutschen Bahn AG auf
nserem Netz sehen, sondern auch Züge der Schweizeri-
chen Bundesbahnen, der Österreichischen Bundesbah-
en und neben dem TGV, der schon einige Strecken be-
ient, den Thalys und andere Züge. Wie der Volksmund
agt: Konkurrenz belebt das Geschäft. Wettbewerb hilft
em Schienenverkehr. Wir brauchen aber einen europäi-
chen Markt mit gleichen Regelungen, die sich in den
ationalen Regelungen wiederfinden. Deswegen ist es
ichtig, dass wir die Fahrgastrechte, zum Beispiel den
nspruch auf finanzielle Entschädigung bei Verspätun-
en, per Gesetz regeln.

Die an die europäischen Vorgaben angelehnte deut-
che Regelung kommt zum rechten Zeitpunkt. Die deut-
chen Bahnen können sich jetzt auf diese Regelungen
instellen. Wir Verkehrspolitiker haben nach vielen Dis-
ussionen sehr praktikable Regelungen gefunden: Wir
aben einen einheitlichen Standard. Wir haben Entschä-
igungsregelungen gefunden, die an das angelehnt sind,
as wir schon von den Luftverkehrsunternehmen ken-
en, für die solche Regelungen bereits seit 2004 gelten.
it diesen Regelungen zwingen wir die Bahn, nicht nur

ngenehme Reisebedingungen zu schaffen – die Fahr-
admitnahme und die verbesserten Bedingungen für






(A) )



(B) )


Enak Ferlemann
Menschen mit Behinderungen sind schon angesprochen
worden –, sondern die Verbraucher auch durch mehr
Pünktlichkeit zufriedenzustellen.

Uns Verkehrspolitikern kam es dabei wesentlich da-
rauf an, dass die jetzt getroffenen Regelungen nicht zu
einer Erhöhung der Fahrpreise führen werden. Jede Re-
gelung, die mit Kosten verbunden ist, führt dazu, dass
diese Kosten auf die Fahrpreise umgelegt werden. Dies
ist der große Fehler beim Gesetzentwurf der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen, der so umfangreiche Regelun-
gen enthält, dass den Unternehmen erhebliche Kosten
entstehen, die in Form massiver Preissteigerungen wei-
tergegeben werden müssen. Preiserhöhungen auf breiter
Front, also sowohl im Personennahverkehr als auch im
Personenfernverkehr, wären das Allerletzte, was wir den
Verbrauchern zumuten sollten. Aus diesem Grund geht
der grüne Gesetzentwurf, verehrte Herr Kollege, leider
in die falsche Richtung.

Wir werden darauf achten müssen, dass durch die Re-
gelungen die Zufriedenheit der Reisenden im Hinblick
auf die Pünktlichkeit erhöht wird. Wenn die Kunden ihre
Anschlusszüge verpassen, kommt es zu großen Ärger-
nissen, und dann werden Menschen gezwungen, wieder
auf das Auto umzusteigen. Dies wollen wir nicht; Sinn
der Verkehrspolitik ist es, dass mehr Menschen von der
Straße auf die Schiene wechseln.

Die Fahrgastrechte, die wir im Gesetzentwurf vorsehen,
werden zur Erreichung dieser Ziele beitragen. Ich freue
mich, dass wir zu einem guten Kompromiss gekommen
sind und dass es den Kollegen im Verkehrsausschuss
möglich war, noch eine Regelung für die Fahrradmit-
nahme in dem Gesetz unterzubringen. Diese Regelung
ist für viele Reisende sehr wichtig. Wir wissen, dass die
Menschen, die Fahrradtouren machen wollen, heute mit
der Bahn in die Zielorte reisen, um dort die Radwege zu
nutzen, die in allen Tourismusregionen geschaffen wor-
den sind, und dann von dort zurückreisen.

Insofern appelliere ich an alle, insbesondere an die
Grünen, ihr Herz über die Hürde zu werfen und diesem
gut gelungenen Gesetzentwurf zuzustimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Julia Klöckner [CDU/CSU]: Das war schön: das Herz über die Hürde!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621809600

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
desregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Anpas-
sung eisenbahnrechtlicher Vorschriften an die Verord-
nung des Europäischen Parlaments und des Rates über
die Rechte und Pflichten der Fahrgäste im Eisenbahnver-
kehr. Der Rechtsausschuss empfiehlt unter Buchstabe a
seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/12715,
den Gesetzentwurf der Bundesregierung auf Drucksa-
che 16/11607 in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich
bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschuss-
fassung zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Ge-
genprobe! – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in

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(C (D weiter Beratung mit den Stimmen der Koalition bei Geenstimmen der Opposition angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung: Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – egenprobe! – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist amit in dritter Beratung mit den Stimmen der Koalition ei Gegenstimmen der Opposition angenommen. Wir kommen nun zur Abstimmung über den Entchließungsantrag der Fraktion Die Linke auf Druckache 16/12723. Wer stimmt für diesen Entschließungsntrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der ntschließungsantrag ist bei Gegenstimmen der Fraktion ie Linke mit dem Rest der Stimmen des Hauses abge ehnt. Abstimmung über den Gesetzentwurf der Fraktion ündnis 90/Die Grünen zur Stärkung der Fahrgastrechte: er Rechtsausschuss empfiehlt unter Buchstabe b seiner eschlussempfehlung auf Drucksache 16/12715, den esetzentwurf der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf rucksache 16/1146 abzulehnen. Ich bitte diejenigen, ie dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das andzeichen. – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der Ge etzentwurf ist damit in zweiter Beratung bei Gegentimmen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit den estlichen Stimmen des Hauses abgelehnt. Damit entfällt ach unserer Geschäftsordnung die weitere Beratung. Beschlussempfehlung des Rechtsausschusses zu dem ntrag der Fraktion der FDP mit dem Titel „Rechte von ahnkunden stärken“: Der Ausschuss empfiehlt unter uchstabe c seiner Beschlussempfehlung auf Druck ache 16/12715 die Ablehnung des Antrags der Fraktion er FDP auf Drucksache 16/9804. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Entaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und CDU/CSU ei Gegenstimmen von der FDP und bei Enthaltung der raktion Die Linke angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 35 a und 35 b auf: a)

regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Änderung der Vorschriften zum begüns-
tigten Flächenerwerb nach § 3 des Ausgleichs-
leistungsgesetzes und der Flächenerwerbsver-

(Flächenerwerbsänderungsgesetz – FlErwÄndG)


– Drucksachen 16/8152, 16/8396 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Haushalts-
ausschusses (8. Ausschuss)


– Drucksache 16/12709 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Jochen-Konrad Fromme
Carsten Schneider (Erfurt)

Otto Fricke
Roland Claus
Alexander Bonde






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz (10. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Behm,
Ulrike Höfken, Nicole Maisch, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Bodenprivatisierung neu ausrichten

– Drucksachen 16/7135, 16/8050 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Peter Jahr
Dr. Gerhard Botz
Hans-Michael Goldmann
Dr. Kirsten Tackmann
Cornelia Behm

Zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung liegt ein
Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch.

Ich eröffne die Aussprache.

Der Kollege Ernst Bahr, SPD-Fraktion, gibt seine
Rede zu Protokoll ebenso wie der Kollege Hans-Michael
Goldmann, FDP-Fraktion.1) Deswegen gebe ich das
Wort dem Kollegen Jochen-Konrad Fromme, CDU/
CSU-Fraktion.


Jochen-Konrad Fromme (CDU):
Rede ID: ID1621809700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Flächenerwerbsänderungsgesetz – darunter kann sich
niemand etwas vorstellen. Deswegen muss man einmal
verdeutlichen, worum es geht. Es geht um den rechtli-
chen Rahmen, gemäß dem die Bundesrepublik mit den
von den Russen 1945 enteigneten Flächen umgeht. Wie
Sie wissen, haben die Russen 1945 bis 1949 die land-
wirtschaftlichen Flächen in der sowjetischen Besat-
zungszone enteignet. Diese sind 1990 nicht zurückgege-
ben worden, sondern in einen Flächenpool überführt
worden. Dann wurden Rechtsvorschriften geschaffen,
die regeln, unter welchen Bedingungen diese Flächen
privatisiert werden können. Genau um diese Rechtsvor-
schriften geht es. Im vorliegenden Gesetzentwurf wer-
den diesbezüglich verschiedene Dinge neu geordnet.

Es geht zunächst einmal darum, wie im Koalitions-
vertrag unter dem Stichwort „Nationales Naturerbe“ ver-
einbart, erhebliche Flächen unter Naturschutz zu stellen.
Um aber aus einem Vermögen Flächen kostenlos abge-
ben zu können, bedarf es einer Rechtsgrundlage. Diese
soll mit diesem Gesetz geschaffen werden.

Zum Zweiten geht es darum, dass die Privatisierung
der landwirtschaftlichen Flächen in einem Verfahren
zwischen den Bundesländern und dem Bund in der Ver-
gangenheit neu geordnet wurde. Auch daraus müssen
rechtliche Konsequenzen gezogen werden.

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d1) Anlage 6

(C (D Drittens ziehen wir rechtliche Konsequenzen aus der atsache, dass die Europäische Gemeinschaft bestimmte lächenerwerbsbedingungen zur Veränderung der grarstruktur geändert hat. Auch die entsprechende Verrdnung muss umgesetzt werden. Viertens haben wir festgestellt, dass viele Regelunen, denen die Erwerber von Grundstücken unterliegen, u unflexibel sind. Deswegen werden hier insbesondere m Hinblick auf Wohnsitznahme und ähnliche Dinge Ereichterungen geschaffen. Außerdem soll die Wertermittlung neu geregelt weren, weil es dabei Unzulänglichkeiten gab. Meine Damen und Herren, ein Punkt wird leider in iesem Gesetz nicht geregelt, den ich gerne geregelt ähe. Es geht um die Frage, zu welchen Konditionen hemalige Besitzer, die ihr Land nicht zurückbekommen aben, Grundstücke erwerben können. Man hatte sich 994 in einem sehr schwierigen Vermittlungsverfahren wischen Bund und allen Ländern darauf geeinigt, dass in Alteigentümer, der seine Flächen nicht zurückbeommen hat, im Durchschnitt 32 Hektar zurückbekomen sollte. Ich sage bewusst „im Durchschnitt“; denn in er Landwirtschaft hängt der Wert von Böden von Boenqualität und ähnlichen Dingen ab. Deswegen beziehe ch mich hier auf den Eckbetrieb von 32 Hektar. Dieser onnte zum dreifachen Einheitswert erworben werden. Das Ganze sollte sich in einem zweistufigen Verfahen abspielen: Zunächst einmal musste die zuständige andesbehörde, also die Behörde des Landes, in dem das rundstück lag, einen Bescheid erteilen, dass und in elchem Umfang jemand enteignet worden ist. Mit die em Bescheid konnte der Alteigentümer dann zu der Boenverwertungsund -verwaltungsgesellschaft gehen nd aus dem Flächenpool Grund und Boden im Gegenert der auf dem Bescheid festgesetzten Flächen erweren. Die Anträge mussten – darauf kommt es an – bis nde 1995 gestellt werden. Der potenzielle Erwerber usste sich dann, nachdem er seinen Bescheid bekomen hatte, innerhalb von sechs Monaten entscheiden, ob r Flächen erwerben oder eine geldwerte Entschädigung nnehmen will. Ich sage das aus folgendem Grund: Wir schreiben inwischen das Jahr 2009. Durch den Zeitablauf haben die lteigentümer das Riesenproblem, dass der Wert ihres nspruchs praktisch auf ein Drittel geschrumpft ist. Wie ommt das? Ich habe gesagt, dass es sich um ein zweitufiges Verfahren handelt. Bis Ende 1995 mussten die nträge gestellt werden. Von diesen Anträgen sind bis eute leider – man höre und staune – 11 000 Anträge icht beschieden, und zwar ohne dass der Einzelne in irendeiner Form hätte Einfluss nehmen können. Er usste zusehen, wie sein Vermögensanspruch immer ehr geschrumpft ist. Das war seinerzeit nicht beabsich igt. Deswegen hatte man ursprünglich eine Formel festelegt, die den Bodenwert nicht berücksichtigte und sich ur darauf bezog, was enteignet ist und wie hoch der ert ist. Dann durfte man die entsprechende Fläche zum reifachen Einheitswert wieder erwerben. Jochen-Konrad Fromme Wie Herr Staatssekretär Diller zu Recht sagt, trägt – weitestgehend – nicht der Bund die Verantwortung dafür, dass die 11 000 Bescheide nicht erteilt worden sind, da diese Bescheide durch Landesbehörden zu erteilen w Der Bund hat bezüglich der Ausführung dieses Bundesgesetzes nicht den nötigen Druck ausgeübt. (Karl Diller, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen: Doch, mehrfach!)





(A) )


(B) )

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1621809800

Dann gab es 1999 eine Veränderung: Man hat den Bo-
denpreis in die Formel für den Rückerwerb aufgenom-
men. Damit begann die Katastrophe; denn die Boden-
preise haben sich seit 2004 fast verdreifacht. Das heißt,
statt der 32 Hektar, die man im Durchschnitt hätte erwer-
ben können, bekommt man heute nur noch 12 Hektar.
Das ist ein Skandal, und deswegen wollte die CDU/
CSU-Fraktion die alte Regelung wiederherstellen. Denn
die Menschen konnten nichts dafür, dass sie die Be-
scheide nicht bekommen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ohne diese Bescheide konnten sie aber die Fläche nicht
erwerben. Sie waren also völlig schuldlos.

Das Ganze hat einen gewaltigen Nebeneffekt: Wenn
statt der 32 Hektar Fläche, die für den Rückerwerb durch
Alteigentümer reserviert waren, jetzt im Durchschnitt
nur noch 12 Hektar erworben werden können, bedeutet
das mit Blick auf die 11 000 unerledigten Fälle, dass
jetzt 220 000 Hektar Fläche zum freien Verkauf und die
erzielten Erlöse dem Fiskus zur Verfügung stehen. Bei
den heutigen Bodenpreisen macht das einen Erlös von
2,5 Milliarden Euro aus, der an den Fiskus fließt, obwohl
dieser den Erlös im Grunde genommen gar nicht ver-
dient hat. Wenn nämlich die Dinge ordnungsgemäß ab-
gewickelt worden wären, wäre die Fläche spätestens im
Jahr 2000 übertragen gewesen. Die Leute wären zufrie-
den gewesen und das Ganze seit langem erledigt.

Ich vermag eines nicht einzusehen: dass der Bund
jetzt aus der Rechtsverweigerung der Länder sozusagen
einen Windfall-Profit, einen unverdienten Gewinn in
Höhe von 2,5 Milliarden Euro erzielt. Ich halte das für
einen Skandal.


(Marianne Schieder [SPD]: Na, na, na!)


Deswegen wollten wir die alte Formel wieder einsetzen.
Dann hätten die Menschen ihr Recht bekommen, und es
wäre Rechtsfrieden eingekehrt. Leider war es in der
Koalition nicht möglich, sich darauf zu einigen, was ich
ausgesprochen bedaure; denn es kann nicht angehen,
dass der Staat am Verwaltungsunrecht der Länder ver-
dient.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das ist unanständig, und deswegen bleibt dieser Punkt
auf der Agenda.

Nun hat es den Vorschlag gegeben, eine gewisse Zins-
regelung zum Aufstocken des Anspruchs der Flächen-
erwerber zu schaffen. Liebe Kolleginnen und Kollegen,
das hätte dazu geführt, dass statt 12 Hektar 14 Hektar

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(C (D ätten übertragen werden können. Wenn das erfolgt äre, hätte jeder geglaubt, das Problem sei gelöst und ie Sache erledigt. Genau das kann nicht angehen. Man ann nicht für ein Linsengericht Rechte von Menschen it Füßen treten. Deswegen hat die Union beschlossen, iesen dargereichten Strohhalm nicht anzunehmen; denn as wäre später das Argument dafür, dass das Problem ls gelöst erscheint. Dann halten wir die Frage lieber ofen und regeln sie, wenn wir andere Mehrheiten haben, eil hier eine schreiende Ungerechtigkeit beseitigt weren muss. Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Gesetzentwurf tellt einen richtigen Schritt bezüglich der Punkte, die ch eingangs genannt habe, dar. Deswegen werden wir hm zustimmen. Aber es bleibt dabei, dass dieser Gesetzntwurf nach wie vor eine sehr große Regelungslücke in uncto Gerechtigkeit aufweist. Diese Gerechtigkeitslüke muss hier benannt werden, damit sie in Zukunft gechlossen werden kann. Der Entschließungsantrag der Linken bezieht sich auf ie Frage der Privatisierungspolitik. Das ist durch die euordnung in meinen Augen erledigt. Deswegen weren wir diesem Entschließungsantrag nicht zustimmen. Ich bitte um Zustimmung zu dem Gesetz. Behalten ie bitte die Gerechtigkeitslücke gut im Auge, damit wir ie rechtzeitig schließen können! Nächste Rednerin ist die Kollegin Kirsten Tackmann, raktion Die Linke. Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen nd Kollegen! Liebe Gäste! Ich erzähle Ihnen einmal on einem anderen Skandal, und zwar einem existenzielen, weil es dabei nämlich um Arbeitsplätze und nicht m Alteigentümer geht, die meistens relativ gut situiert ind. Vor allem in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpomern gibt es schwere Auseinandersetzungen um eine roßflächige Umverteilung des Bodens, wobei ortsnsässige Landschaftsbetriebe benachteiligt werden. olitisch noch brisanter ist der begründete Verdacht, ass eine Bundeseinrichtung zur Explosion der regionaen Bodenund Pachtpreise beiträgt. Es geht um die Boenverwertungsund -verwaltungs GmbH, kurz: BVVG. Rekordverdächtige 366 Millionen Euro Überschuss at die BVVG allein 2008 an den Bund überwiesen. Die inanzkrise habe der BVVG nicht geschadet, so ihr Chef orstmann. Zitat Horstmann: Das Gegenteil ist der Fall: Sie wirkt sich stimulierend auf unser Geschäft aus. Dr. Kirsten Tackmann Die vielen Verlierer dieses politisch angeordneten Privatisierungszwangs der BVVG werden nicht erwähnt. In Brandenburg verfolgt mich dieses Thema als Agrarpolitikerin auf Schritt und Tritt. Die BVVG-Debatte ist sogar brisanter und hitziger als die über die Milchpreise. In den beiden nordostdeutschen Bundesländern stehen die Landwirtschaftsbetriebe unter einem enormen Kaufund damit auch Preisdruck. Das liegt an den länderspezifischen Bedingungen. Der Pachtanteil liegt mit fast 80 Prozent deutlich über dem in Westdeutschland mit ungefähr 50 Prozent. Überwiegender Verpächter ist die BVVG. Viele Pachtverträge laufen aus, und damit endet auch die Möglichkeit eines begünstigten Erwerbs der Pachtflächen. Viele Landwirtschaftsbetriebe in Ostdeutschland haben aber gerade erst die Altschulden abbezahlt und verfügen über kaum Eigenkapital. In dieser Situation haben sie eigentlich nur die Wahl zwischen Pest und Cholera: Wenn sie ihre Pachtfläche zu den explodierenden Preisen kaufen, dann haben sie kein Geld mehr für Investitionen oder anständige Löhne. Wenn sie sie nicht kaufen, verlieren sie ihre Existenzgrundlage Boden. Nur zwei Beispiele für die Preisexplosion von 2007 bis 2008: In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern stieg der Verkehrswert für einen Hektar Boden um über 30 Prozent. Der Pachtzins für neue Pachtverträge stieg um fast 50 Prozent – und das in einem Jahr. Natürlich steigen auch in Westdeutschland die Pachtund die Bodenpreise, allerdings zumindest im Durchschnitt nur um etwas unterhalb der Inflationsrate. Es ist auch die bundeseigene BVVG, die durch die Art der öffentlichen Ausschreibung und des Preisfindungssystems kapitalkräftige und oft nicht landwirtschaftliche Kaufund Pachtinteressenten anzieht, und mit solchen Spekulationen werden die ortsansässigen Betriebe an die Wand gespielt. Die Kritik am Agieren der BVVG ist sehr lautstark. Sie kommt zum Beispiel auch von der Brandenburger Landesregierung und den Bauernverbänden. Heute wollen Koalition und FDP weitere Vereinfachungen und Lockerungen der kritisierten Privatisierungspraxis beschließen. Durch die spekulative Privatisierungspraxis der BVVG wird aber schon jetzt die vor Ort verwurzelte Agrarstruktur bedroht und die soziale Schere weiter geöffnet. Daneben führt sie zu einer extremen Eigentumskonzentration. Die KTG Agrar AG zum Beispiel, eine Aktiengesellschaft, will bis Ende 2009 30 000 Hektar in Nordostdeutschland und im Baltikum bewirtschaften. Die BVVG als größter deutscher Flächenanbieter würde weitere Angebote dieser KTG akzeptieren, so die Aussage von BVVG-Vorstand Horstmann. So wird der ostdeutsche Bodenmarkt endgültig zur Goldgrube. Immerhin stehen noch über 500 000 Hektar ehemals volkseigene und jetzt BVVG-Agrarund Forstflächen zum Verkauf. Genau deswegen stellt sich die Linke heute mit ihrem Entschließungsantrag hinter die Forderungen aus Brandenburg und fordert sie radikale Korrekturen dieser Praktiken. r d d L d D K K s S d k g u w u v B w k n m t d a B v p k l W s P w d z n d t V s d (C (D Den vorliegenden Entwurf des Flächenerwerbsändeungsgesetzes lehnt die Linke ab, weil damit der Beitrag er BVVG an der Bodenspekulation nicht beendet, sonern zur weiteren Benachteiligung der ortsansässigen andwirtschaftsbetriebe beigetragen wird. Das ist mit er Linken nicht zu machen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat die Kollegin Cornelia Behm, Bündnis 90/ ie Grünen. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Ich bin ganz überrascht darüber, dass sich die oalition nun doch noch auf einen gemeinsamen Ge etzentwurf geeinigt hat. (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Da sehen Sie, wie flexibel wir sind!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Oh!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621809900

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621810000




(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621810100
Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621810200

chließlich ist er überjährig. Woran es gehakt hat, hat
er Kollege Fromme ausführlich beschrieben. Die Union
onnte sich nicht durchsetzen. Sei es, wie es sei, der
roße Berg an unerledigten Aufgaben, den die Union
nd die SPD der neuen Regierung im Herbst hinterlassen
erden, wird dadurch kaum kleiner. Zumindest aber,
nd das ist positiv, ist die unentgeltliche Übertragung
on Flächen des Nationalen Naturerbes aus dem BVVG-
estand nun gesichert.

Positiv bewerte ich im Übrigen auch, dass künftig
ieder langfristige Pachtverträge abgeschlossen werden
önnen, jedoch ohne dass sich daraus ein Recht auf ei-
en vergünstigten Erwerb der Flächen ergibt. Das schafft
ehr Planungssicherheit auf allen Seiten.

Die positiven Seiten der von der Koalition vorgeleg-
en Novelle sind damit aber schon so gut wie aufgezählt;
enn mit der Lockerung der Anforderungen an die Orts-
nsässigkeit, mit der Streichung der Einhaltung von
etriebskonzepten und mit der Schaffung eines Weiter-
erkaufsrechts ohne die vollständige Rückzahlungsver-
flichtung tun Sie unseren ländlichen Regionen wirklich
einen Gefallen. Entwicklungsperspektiven für den
ändlichen Raum gibt es in erster Linie dort, wo neue

ertschöpfungspotenziale erschlossen werden und be-
tehende erhalten bleiben. Eine verantwortungsvolle
olitik für ländliche Räume muss deswegen auf die Be-
ahrung der Agrarstruktur setzen; einer Agrarstruktur,
ie Arbeitsplätze für die Menschen vor Ort initiiert, die
ur Mehrung des Wohlstands für viele beiträgt und die
icht landwirtschaftsferne Kaufinteressenten für den Bo-
en anlockt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Das Ortsansässigkeitsprinzip, die Einhaltung von Be-
riebskonzepten und die Rückzahlungsverpflichtung der
ergünstigungen bei Weiterverkauf der Fläche haben
ich bisher als wirkungsvolle Maßnahmen erwiesen, um
iese Agrarstruktur zu erhalten. Deswegen müssen diese






(A) )



(B) )


Cornelia Behm
Maßnahmen, so meine ich, im Gesetzentwurf erhalten
bleiben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, in unserem Antrag
zur Neuausrichtung der Bodenprivatisierung fordern wir
deswegen nicht die Aufwertung der genannten Maßnah-
men, sondern wir fordern ihre Ausweitung auf alle Ver-
käufe land- und forstwirtschaftlich genutzter Flächen
durch die öffentliche Hand. Zudem sollen arbeitsinten-
sive Unternehmen bei der Vergabe bundeseigener Flä-
chen besonders berücksichtigt werden. Dazu gehören
beispielsweise Betriebe mit einer flächengebundenen
Tierhaltung von bis zu zwei Großvieheinheiten pro Hek-
tar. Dazu gehören auch Betriebe, die ökologischen Land-
bau betreiben, und diversifizierende Betriebe, die neben
ihrer landwirtschaftlichen Tätigkeit noch einen anderen
Betriebszweig etabliert haben wie beispielsweise Direkt-
vermarktung oder Urlaub auf dem Bauernhof.

Die für die beschränkte Ausschreibung zum Verkauf
an arbeitsintensive Betriebe gesetzlich vorgesehenen
2 000 Hektar pro Jahr wollen wir unbedingt aufstocken,
und zwar auf mindestens 5 000 Hektar pro Jahr.

Nur wirtschaftlich solide Agrarbetriebe, die regional
verwurzelt sind und Arbeitsplätze schaffen, statt sie ab-
zubauen, dürfen sich als Rückgrat der ländlichen Ent-
wicklung bezeichnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb müssen gerade solche Betriebe die Chance er-
halten, ihre Flächen zu arrondieren, wenn in der Region
Boden angeboten wird. Einer schleichenden Übergabe
des land- und forstwirtschaftlich genutzten Bodens an
Großanleger und Agrarkonzerne sollte die Bundesregie-
rung dagegen keinen Vorschub leisten. Diese Gefahr be-
steht jedoch, wenn das Gesetz nicht noch in den von mir
angesprochenen Punkten nachgebessert wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621810300

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurf eines Flächen-
erwerbsänderungsgesetzes. Der Haushaltsausschuss
empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
sache 16/12709, den Gesetzentwurf der Bundesregie-
rung auf den Drucksachen 16/8152 und 16/8396 in der
Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Gegenprobe! – Enthal-
tungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Bera-
tung mit den Stimmen der Koalition, bei Gegenstimmen
der Fraktion Die Linke und bei Enthaltung von
Bündnis 90/Die Grünen und FDP angenommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzent-
wurf ist damit in dritter Beratung mit demselben Stim-
menergebnis wie in der zweiten Beratung angenommen.

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1)

(C (D Wir kommen nun zur Abstimmung über den Entchließungsantrag der Fraktion Die Linke auf Druckache 16/12716. Wer stimmt für diesen Entschließungsntrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der ntschließungsantrag ist bei Gegenstimmen der Fraktion ie Linke mit dem Rest der Stimmen des Hauses abge ehnt. Beschlussempfehlung des Ausschusses für Ernähung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zu dem Anrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel Bodenprivatisierung neu ausrichten“. Der Ausschuss mpfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druckache 16/8050, den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die rünen auf Drucksache 16/7135 abzulehnen. Wer timmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt agegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung st mit den Stimmen von SPD, CDU/CSU und FDP bei egenstimmen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und nthaltung der Fraktion Die Linke angenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 36 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz dem Antrag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, Dr. Edmund Peter Geisen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Verbraucherfreundliche und praxistaugliche Lebensmittelkennzeichnung durchsetzen – Verbotsund Bevormundungspolitik verhindern – Drucksachen 16/11671, 16/12367 – Berichterstattung: Abgeordnete Julia Klöckner Dr. Marlies Volkmer Hans-Michael Goldmann Karin Binder Ulrike Höfken Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu dieem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. – Ich ehe, Sie sind damit einverstanden. Es handelt sich um ie Reden folgender Kolleginnen und Kollegen: Julia löckner, CDU/CSU, Dr. Marlies Volkmer, SPD, Hansichael Goldmann, FDP, Karin Binder, Die Linke, und lrike Höfken, Bündnis 90/Die Grünen.1)


Wir kommen zur Abstimmung. Der Ausschuss für
rnährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz emp-

iehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
ache 16/12367, den Antrag der Fraktion der FDP auf
rucksache 16/11671 abzulehnen. Wer stimmt für diese
eschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
altungen? – Die Beschlussempfehlung ist bei Gegen-
timmen der FDP mit dem Rest der Stimmen des Hauses
ngenommen.

Anlage 7






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Ich rufe den Zusatzpunkt 17 auf:

– Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Anordnung des Zensus 2011 sowie zur Än-
derung von Statistikgesetzen

– Drucksache 16/12219 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Innenaus-
schusses (4. Ausschuss)


– Drucksache 16/12711 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Kristina Köhler (Wiesbaden)

Maik Reichel
Gisela Piltz
Jan Korte
Silke Stokar von Neuforn

– Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 16/12712 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Michael Luther
Bettina Hagedorn
Dr. h. c. Jürgen Koppelin
Roland Claus
Omid Nouripour

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu die-
sem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. – Ich
sehe, Sie sind damit einverstanden. Es handelt sich um
die Reden folgender Kolleginnen und Kollegen:
Dr. Kristina Köhler, CDU/CSU, Maik Reichel, SPD,
Gisela Piltz, FDP, Petra Pau, Die Linke, Silke Stokar von
Neuforn, Bündnis 90/Die Grünen.1)

Bevor wir über den Gesetzentwurf abstimmen,
möchte ich noch folgenden Hinweis geben: Der Innen-
ausschuss hat zu seiner Beschlussempfehlung einige for-
male Berichtigungen mitgeteilt. Ich verzichte darauf,
diese Berichtigungen, über die zwischen den Bericht-
erstattern im Ausschuss Einvernehmen besteht, im De-
tail vorzulesen, und schlage vor, diese wie schon die Re-
debeiträge zu Protokoll zu nehmen. – Ich sehe, Sie sind
damit einverstanden.2)

Wir kommen nun zu der Abstimmung über den von
der Bundesregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur
Anordnung des Zensus 2011 sowie zur Änderung von
Statistikgesetzen. Der Innenausschuss empfiehlt, den
Gesetzentwurf der Bundesregierung in der vom Aus-
schuss vorgeschlagenen Fassung anzunehmen, Druck-
sachen 16/12219 und 16/12711. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung einschließ-
lich der soeben genannten Berichtigungen zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter
Beratung mit den Stimmen der Koalition bei Gegenstim-
men der Opposition angenommen.

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1) Anlage 8
2) Anlage 11

(C (D Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzenturf ist damit in dritter Beratung ebenfalls mit den Stimen der Koalition bei Gegenstimmen der Opposition an enommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 37 a bis 37 c auf: a)

Hirsch, Dr. Petra Sitte, Volker Schneider (Saar-
brücken) und der Fraktion DIE LINKE

Bundesausbildungsförderung an die Studien-
realität anpassen und Strukturreform vorbe-
reiten

– Drucksache 16/12688 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

b) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Cornelia Hirsch, Dr. Petra Sitte, Volker
Schneider (Saarbrücken) und der Fraktion DIE
LINKE eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Anpassung des Ausbildungsförderungsbe-
darfs

– Drucksache 16/5808 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Bildung, Forschung und Technikfolgenab-
schätzung (18. Ausschuss)


– Drucksache 16/12212 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Marion Seib
Renate Schmidt (Nürnberg)

Uwe Barth
Cornelia Hirsch
Kai Gehring

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia

(Saarbrücken)

tion DIE LINKE

Hochschulen öffnen – BAföG ausweiten

– Drucksachen 16/847, 16/12213 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Michael Kretschmer
Renate Schmidt (Nürnberg)

Uwe Barth
Cornelia Hirsch
Kai Gehring

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu die-
em Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. – Ich
ehe, Sie sind damit einverstanden. Es handelt sich um






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
die Reden folgender Kolleginnen und Kollegen: Axel E.
Fischer und Carsten Müller, beide CDU/CSU, Swen
Schulz und Jürgen Kucharczyk, beide SPD, Uwe Barth,
FDP, Cornelia Hirsch, Die Linke, Kai Gehring,
Bündnis 90/Die Grünen.1)

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/12688 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Tagesordnungspunkt 37 b: Der Ausschuss für Bil-
dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung emp-
fiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
sache 16/12212, den Gesetzentwurf der Fraktion Die
Linke auf Drucksache 16/5808 abzulehnen. Ich bitte die-
jenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um
das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun-
gen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung
mit den Stimmen von SPD, CDU/CSU, FDP bei Enthal-
tung von Bündnis 90/Die Grünen und gegen die Stim-
men der Fraktion Die Linke abgelehnt. Damit entfällt
nach unserer Geschäftsordnung die weitere Beratung.

Tagesordnungspunkt 37 c: Der Ausschuss empfiehlt in
seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/12213, den
Antrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/847 ab-
zulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschluss-
empfehlung ist bei Gegenstimmen der Fraktion Die
Linke mit dem Rest der Stimmen des Hauses angenom-
men.

Ich rufe den Zusatzpunkt 16 auf:

Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und SPD eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Er-
richtung eines Sondervermögens „Investitions-
und Tilgungsfonds“

– Drucksache 16/12662 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Eckhardt Rehberg, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eckhardt Rehberg (CDU):
Rede ID: ID1621810400

Ich bedanke mich für die guten Wünsche für das Spiel

am Montag in Osnabrück.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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P1) Anlage 9

(C (D Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die letzten age sind von ganz unterschiedlichen Meldungen gerägt. Das Gutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute agt einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in Höhe on rund 6 Prozent voraus. Der aktuelle Ifo-Geschäftslimaindex lässt dagegen einen leichten Aufwärtstrend rkennen, genauso wie der Einkaufsmanagerindex Maret, der bei der Industrie 2,6 Prozent und den Dienstleisungseinkäufen 1,2 Prozent prognostiziert. Mittendrin efindet sich die Automobilindustrie. Mit über 750 000 eschäftigten und einem Umsatz von fast 300 Milliaren Euro ist sie eine der Basisindustrien, die Deutschand zum Exportweltmeister gemacht haben. Wir sind esonders stark von der Wirtschaftskrise betroffen, weil ast jeder zweite Euro im Export erwirtschaftet wird. Die eutsche Automobilindustrie mit ihren Zulieferern exortierte 2007 Erzeugnisse im Wert von 187 Milliarden uro. Importiert wurden Fahrzeuge und Teile im Wert on 82 Milliarden Euro. Damit werden 85 Prozent des ußenhandelsüberschusses der deutschen Wirtschaft in er Automobilindustrie erzielt. Gleichzeitig wurden im etzten Jahrzehnt über 100 Milliarden Euro in der Auto obilindustrie investiert, allein im Jahr 2007 10 Milliaren Euro. Für Forschung und Entwicklung wurden mehr ls 18 Milliarden Euro – das ist fast ein Drittel der geamten Aufwendungen der verarbeitenden Industrie – in er Automobilindustrie aufgewendet. Man fragt sich angesichts dessen: Was begründet die mweltprämie? Wir haben schon im Konjunkturpaket II afür 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Mit elcher Berechtigung sollen die Mittel nun auf Milliarden Euro aufgestockt werden? Ich glaube, viel ach wird einfach vergessen, welches die Alternative äre, wenn wir das nicht getan hätten. Angenommen, ir hätten uns im Januar nicht entschieden, den Antragserechtigten eine Umweltprämie in Höhe von 2 500 Euro ür den Kauf eines Neuwagens oder eines Jahreswagens ei gleichzeitiger Verschrottung eines mehr als neun ahre alten Autos zu geben. Ich hätte manche Debatten or Ort sehen mögen, ob in Bayern oder in Badenürttemberg. Hätten wir überhaupt noch über Opel re en können? Was wäre bei VW los gewesen? Ich habe erade in der letzten Woche einen Zulieferbetrieb beucht, der in Rostock-Laage – das Mutterunternehmen efindet sich im bayerischen Aschau – Airbags für lein-, Mittelklasseund Premiumwagen herstellt und eltweit exportiert. Darüber hinaus sollte man bedenken, dass diese Umeltprämie nach seriösen Berechnungen allein im ersten uartal 2009 einen Schub für das BIP von rund Prozent ergeben hat. Andere Länder wie zum Beispiel roßbritannien und Spanien, die bisher keine Prämie für en Kauf von Automobilen gezahlt haben, haben Umatzrückgänge in Höhe von 30, 40 Prozent zu verzeichen. Übrigens hat Großbritannien vorgestern eine Präie in Höhe von 2 000 Pfund beschlossen. Man hat das, ie ich finde, relativ intelligent gemacht: 1 000 Pfund ahlt der Staat, 1 000 Pfund der Fahrzeughersteller. roßbritannien hat gemerkt, dass etwas getan werden uss. Weitere Gründe, die aus meiner Sicht für die rämie sprechen, betreffen die Umwelt; denn ganz über Eckhardt Rehberg wiegend werden die Autos, die jetzt gekauft werden, weniger Benzin oder Diesel verbrauchen und einen geringeren CO2-Ausstoß haben. Nach Berechnungen des Verbandes der Automobilindustrie ist der CO2-Ausstoß um knapp 6 Prozent zurückgegangen. Es wird immer wieder in der Debatte gefragt, warum die Auszahlung der Prämie nicht auf den Kauf deutscher Autos beschränkt wird. Ich lasse die europarechtliche Problematik eines solchen Ansinnens vollkommen beiseite. Von den bis zum 17. April vom BAFA entschiedenen 96 000 Anträgen betrifft jeder zweite Antrag ein deutsches Fahrzeug. Das heißt, Hauptprofiteure sind VW, Opel und Ford. Es ist ein Märchen, dass die Prämie nur ausländischen Herstellern zugutekommt. Wenn dem so wäre, dann müsste man berechtigterweise die Frage stellen, wie viele Automobilzulieferteile beispielsweise für Firmen wie Skoda oder andere, ob in Korea oder in Spanien, in Deutschland produziert werden. Auch deswegen trifft die Kritik aus meiner Sicht nicht zu. Von den Jahreswagen sind übrigens zwei Drittel der Fahrzeuge, für die eine Prämie beantragt wurde, von deutschen Herstellern. Das deutsche Steuerzahlergeld gibt es also überwiegend für deutsche Produkte und für deutsche Arbeitsplätze. Ich will mich eigentlich nicht dieser eindimensionalen Betrachtung hingeben, aber dieses muss deutlich gesagt werden. Ich habe schon über die Zulieferer geredet. Eines ist aber auch klar: Neue Autos haben einen viel höheren Verkehrssicherheitsstandard als zehn Jahre alte Autos. Es gibt sicher manche Argumente gegen diese Prämie, aber es gibt sehr viele Argumente dafür. Lassen Sie mich noch eines an dieser Stelle sagen. Wäre es wirklich eine Alternative, wenn wir in einer Kernindustrie Umsatzeinbrüche von bis zu 40 Prozent und damit ein Dilemma ohne Ende hätten? Ich halte übrigens die Äußerungen von Herrn Sommer und Frau Schwan über soziale Unruhen für höchst verantwortungslos. Ich will aber gleichzeitig an dieser Stelle sagen, dass die Politik – Stichwort: Finanzmarktstabilisierung, Konjunkturpakete I und II – mit dazu beigetragen hat, dass in Deutschland die schwere Wirtschaftskrise – das sagen auch andere Europäer – bisher mit am besten bewältigt worden ist. Zum Abschluss vielleicht noch eine Anmerkung zu einem immer wieder diskutierten Thema. Die Antwort darauf will nicht ich geben, sondern ich werde jemanden zitieren, der sich dazu am Mittwoch im Deutschen Bundestag geäußert hat. Es geht darum, ob Hartz-IV-Empfänger in den Genuss der Umweltprämie von 2 500 Euro kommen sollen. Ich kann nur den Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister für Arbeit und Soziales, Herrn Brandner, zitieren, der gesagt hat: Die Bundesregierung geht nach wie vor davon aus, dass für eine Anrechnungsfreiheit eine gesetzliche Regelung notwendig ist. Die Bundesregierung geht davon aus, dass die Umweltprämie, wenn sie gewährt wird, Einkommen bedeutet. Ich habe dem nichts hinzuzufügen. s i w f i F a z g d S a f s B d g b r – e k h W f D t R u t n w a (C (D Herr Kollege, es gibt den Wunsch nach einer Zwi chenfrage des Kollegen Schneider. Lassen Sie die zu? Ich lasse sie gerne zu. Wenn die Frage nicht so lang st, dann bekommt er eine kurze Antwort. Herr Kollege Rehberg, ich hatte die Frage am Mitt och gestellt. Ich möchte an der Stelle bei Ihnen nachassen, weil mir Herr Brandner bis heute trotz Nachfrage m Ausschuss für Arbeit und Soziales, trotz schriftlicher ragen meiner Kollegin Kunert und trotz meiner Frage m Mittwoch immer noch nicht erklärt hat, wie er denn u dem Ergebnis kommt, dass diese Mittel keine zweckebundenen Mittel sind. Können Sie mir das jetzt hier an ieser Stelle begründen, damit ich es endlich verstehe? ie äußern ja nur eine Auffassung, aber Sie könnten ja uch einmal eine Begründung für diese Auffassung lieern. Herr Kollege Schneider, ich bin Mitglied des Aus chusses für Wirtschaft und Technologie, und Herr randner ist Parlamentarischer Staatssekretär im Bunesarbeitsministerium. Ich gehe davon aus, dass er eine anze Riege von Juristen mit der Prüfung dieser Frage eauftragt hat, und insoweit halte ich seine Aussage für echtlich untersetzt und richtig und gerechtfertigt. (Beifall bei der CDU/CSU – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Während der Präsident des Bundessozialgerichts etwas anderes sagt!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621810500
Eckhardt Rehberg (CDU):
Rede ID: ID1621810600
Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621810700
Eckhardt Rehberg (CDU):
Rede ID: ID1621810800

Ja. Das war seine persönliche Äußerung. Wenn ich von
inem Anwalt zum nächsten und zu einem dritten gehe,
riege ich auch von jedem eine andere Auskunft.

Wir sollten uns bei allen Problemen im Zusammen-
ang mit der Umweltprämie wirklich darauf stützen:
as wäre, wenn wir diese Umweltprämie nicht einge-

ührt hätten? Was wäre, wenn wir sie nicht aufstocken?
as hätte dramatische Folgen für die Automobilindus-

rie. Ich glaube, hier haben die Bundesregierung und die
egierungsfraktionen im politischen, im ökologischen
nd im sozialen Bereich eine verantwortungsvolle Poli-
ik gemacht.

Danke sehr.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621810900

Das Wort hat der Kollege Otto Fricke, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1621811000

Geschätzte Frau Präsidentin! Meine lieben Kollegin-

en und Kollegen! Es ist ja schon bemerkenswert, dass
ir heute über das Thema bei kleiner Anwesenheit aus

llen Fraktionen debattieren. Das Kanzleramt interes-






(A) )



(B) )


Otto Fricke
siert sich dafür überhaupt nicht. Der Wirtschaftsstaats-
sekretär geht ganz bewusst nach hinten, weil er genau
weiß, was es für ein Mist ist, den wir hier jetzt auf den
Weg bringen. Ökologisch ist das Ding überhaupt nicht.
Es ist eine Abwrackprämie und keine Umweltprämie.


(Beifall bei der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Worum geht es eigentlich für die Bürger? Es geht für
jeden – und das gönne ich jedem einzelnen Bürger, je-
dem Zuhörer – um 2 500 Euro für den Fall, dass er die
Voraussetzungen für die Abwrackprämie erfüllt. Diese
2 500 Euro gönne ich jedem Einzelnen. Es wird aber
vollkommen vergessen, um wie viel Geld es insgesamt
geht. Man sollte es sich wirklich auf der Zunge zergehen
lassen: Es geht um weitere 4,2 Milliarden Euro, mit de-
nen wir angeblich jetzt alles retten.

Kollege Rehberg, es wäre ja schön, wenn wir retten
würden. Nur bedeutet es, dass wir in 2010 noch einmal
5 Milliarden Euro ausgeben müssen und in 2011 wieder.
Ich garantiere Ihnen, was passieren wird: Ihre rot-
schwarze Abwrackprämie wird Anfang 2010 zu Heulen
und Zähneklappern in weit größerem Maße führen.

Dann werden alle sagen: Gut, aber das ist nach einem
anderen Datum. Eigentlich geht es doch darum, dass Sie
gemerkt haben: Die Abwrackprämie reicht nicht bis zur
Bundestagswahl, sie reicht gerade einmal bis Ostern. –
Dann haben Sie sich gefragt: Wo finden wir neue Eier?
Die Antwort lautet: Die finden wir im Haushalt. Es ist ja
eh alles egal. Legen wir also noch einmal 4,2 Milliar-
den Euro drauf. – Der einzige Grund ist der 27. Septem-
ber, nichts anderes.


(Beifall bei der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Kommen wir zu der Frage, ob es ökologisch ist. Da
ist überhaupt nichts ökologisch. Ich kann eine Dreck-
schleuder kaufen, ich kann einen Kleinwagen kaufen,
der genauso viel CO2 herausschleudert wie eine große
Limousine, und bekomme trotzdem die Abwrackprämie.
Es gibt überhaupt keinen Anreiz für die Hersteller, die
Sie ja genannt haben, innovativ zu sein, um sich zukünf-
tige Märkte zu sichern. Jeder Einzelne kann – in Anfüh-
rungszeichen gesagt – das Auto kaufen, das ihm gerade
passt. Das hat mit Ökologie und mit Marktwirtschaft
nichts zu tun. Das ist eine Subvention, die der Großen
Koalition dazu dient, bis zum Wahlkampf einigermaßen
gut zu überleben.

Noch ein paar Bemerkungen zur Gesamtsituation.
Das Ding sollte hier doch am Donnerstagabend mög-
lichst ohne Debatte schnell durchgewischt werden.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist die Große Koalition!)


Das Ding sollte auch bloß nicht in den Haushaltsaus-
schuss kommen. Warum kommt es denn in den Wirt-
schaftsausschuss, obwohl darin eigentlich nichts anderes
steht, als dass zusätzliches Geld ausgegeben wird? Doch
weil die Haushälter – das sage ich ausdrücklich an der
Stelle – mit Beißen in die Tischkante gesagt haben: Die
Fraktionen haben so beschlossen, dann machen wir das

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(C (D it. – Das akzeptiere ich auch. Ich bin nicht derjenige, er dann sagt: Ihr hättet jetzt zum großen Sünder werden nd nicht mitmachen müssen. Was kam als Nächstes? Dann hatte man noch gedacht, an könne eine Debatte am Freitag vielleicht verhindern nd die Reden zu Protokoll geben. Man schämt sich eientlich aufseiten der CDU; man schämt sich vielleicht icht so sehr aufseiten der SPD. Für die Zuhörer auf der Tribüne frage ich jetzt: Was ind 4,2 Milliarden? Das ist eine Zahl mit vielen Nullen, ie man eigentlich gar nicht greifen kann. 4,2 Milliarden st ungefähr so viel, wie die Bundesrepublik Deutschand in diesem Jahr für das Elterngeld ausgeben wird. ur um das einmal ins Verhältnis zu setzen: So viel für ine Abwrackprämie, so viel für das Elterngeld – passt as eigentlich noch? Dann wird gesagt: Wir müssen es für die Wirtschaft un, und für die Automobilindustrie müssen wir es erst echt tun. – Herr Rehberg, wenn ich Sie richtig verstanen habe, dann sind Sie der Meinung: Wenn auf dem eutschen Markt 50 Prozent deutsche Autos und 50 Proent ausländische Autos sind, haben wir eine gute Quote rreicht. – Das finde ich sehr bemerkenswert. Ich bin gepannt, wie sich das auf Dauer durchhalten lässt. Aber uch das kann kein gutes Argument für eine Abwrackrämie sein. Einen letzten für mich wesentlichen Punkt will ich och ansprechen. Es geht um viel Geld. Wo stehen wir igentlich finanziell im Moment? Der haushaltspolitiche Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, der on mir in fachlichen Dingen geschätzte Kollege ampeter – ich schätze ihn nicht für das, was er öfter be chließt oder Falsches über die FDP sagt –, hat heute erlärt, dass die Neuverschuldung des Bundes in diesem ahr bei mindestens 90 Milliarden Euro liegen wird, und r hat recht. (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Einer bei dem Klub kann noch rechnen! – Gegenruf des Abg. Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Früher habt ihr was anderes behauptet!)


(Beifall bei der FDP)


s ist eine Bestätigung dessen, was die FDP seit mehre-
en Wochen sagt, aber man freut sich doch immer, wenn
ie Regierung nach der Salamitaktik endlich zur Wahr-
eit kommt.

Wenn man so viel Geld ausgibt – und behauptet, man
ache kein Konjunkturpaket III –, sollte man als Große
oalition ehrlich zugeben, dass die Abwrackprämie
ichts anderes ist als das Paketpapier für ein Paket III
nd dass Sie von der Großen Koalition bis zur Wahl
och überlegen werden, was Sie alles an Geschenken hi-
eintun werden. Die Geschenke bezahlen wird aller-
ings wiederum der Steuerzahler. Nach der Bundestags-
ahl wird dann wieder der berühmte Satz gesagt: Wir
aben noch einmal genauer in die Kassen geschaut und
estgestellt: Es ist alles viel schlimmer, aber jetzt ist es
alt passiert.






(A) )



(B) )


Otto Fricke
Liebe Wählerinnen und Wähler, liebe Bürger, liebe
Kolleginnen und Kollegen, verantwortungsvolle Politik,
gerade von einer Großen Koalition mit einer großen
Mehrheit, sieht anders aus. Besinnen Sie sich! Sie haben
in den Ausschüssen die Gelegenheit dazu.

Herzlichen Dank und ein schönes Wochenende!


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621811100

Ich gebe das Wort für die SPD-Fraktion der Kollegin

Ute Berg.


Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1621811200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Es war kabarettreif, Herr Fricke; es hatte mit der Realität
sehr wenig zu tun. Herr Rehberg hat die Situation in der
Automobilbranche eben schon umfassend beschrieben.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Traumschlösser hat er hier gemalt!)


Er hat dargestellt, was alles von der Abwrackprämie
oder der Umweltprämie – mir ist völlig schnurzpiepegal,
wie man das nennt;


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann nehmen Sie doch den ehrlichen Namen und nicht diesen Etikettenschwindel!)


es ist mir wirklich wurst; ich komme gleich noch auf den
Punkt zu sprechen – abhängt. Die Abwrackprämie – jetzt
nenne ich sie auch einmal so – hat sich zu einem Riesen-
renner entwickelt, und das wissen Sie alle.

Bis gestern sind bereits über 1,3 Millionen Anträge
beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Aus-
fuhrkontrolle eingegangen. Die Prämie hat damit alle Er-
wartungen übertroffen.


(Otto Fricke [FDP]: Millionen rauchen, da kann es ja nicht falsch sein!)


Sie war für die Branche ein spürbarer Anstoß. Sie hat
viele Händler und Zulieferbetriebe gerettet und damit
– das sollte gerade Sie interessieren – Tausende von Ar-
beitsplätzen. Nach dem massiven Absatzeinbruch in der
Automobilindustrie im vergangenen Jahr wirkt die Prä-
mie nachweislich stabilisierend auf die Konjunktur.


(Beifall des Abg. Christian Lange [Backnang] [SPD])


Andere Länder wollen dieses Erfolgsmodell kopieren.
So gibt es in den USA und Japan Überlegungen, eben-
falls eine Umweltprämie einzuführen. Andere Länder
haben sie bereits eingeführt – Herr Rehberg erwähnte es
schon –, zuletzt auch Großbritannien.

Die von Frank-Walter Steinmeier vorgeschlagene
Prämie konnte schneller als alle anderen Maßnahmen
unserer Konjunkturpakete Wirkung entfalten. Das war
und ist – jedenfalls in der dramatischen Lage, in der sich
unsere Wirtschaft jetzt befindet – immens wichtig.

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(C (D Es ist deshalb richtig, die bislang geltende Deckelung uf 1,5 Milliarden Euro aufzuheben und mehr Fahrzeuge ls ursprünglich vorgesehen zu fördern. Es ist jetzt wichig, mit der Aufstockung des Fördertopfs auf 5 Milliaren Euro Rechtssicherheit zu schaffen: für Autokäufer, ür Autohändler und für die Automobilindustrie insgeamt; denn es gab Effekte, die nicht beabsichtigt waren das muss man einräumen –, die sich aber eingestellt aben, weil die Käufer besonders schnell kaufen wollen, um in jedem Fall noch vor Versiegen der Mittel des ördertopfes in den Genuss der Prämie zu kommen. So haben nicht alle Käufer ihr Wunschfahrzeug beommen. Das drohende Ende der veranschlagten Förermittel hat zu einem Run auf die sofort verfügbaren ahrzeuge geführt. Das ist natürlich ein Nachteil. Dieses indhundverfahren haben wir eigentlich nicht gewollt. Die SPD hat sich daher bei der Ausgestaltung der Präie stets für mehr Rechtssicherheit eingesetzt. Aufgrund nserer Initiative wurde Ende März dieses Jahres das weistufige Verfahren eingeführt, mit dem man sich ach der Bestellung eines Autos die Prämie sichern ann. Darauf hatten die Käufer offenbar gewartet. Die Serer des zuständigen Bundesamtes für Wirtschaft und usfuhrkontrolle brachen am Stichtag 30. März 2009 ufgrund der Flut der Antragseingänge zusammen. Das acht deutlich, wie wichtig den Autokäufern die Sicher eit ist, dass sie die Prämie auch bekommen. Wir möchten auch weiterhin dafür sorgen, dass die otwendige Klarheit geschaffen wird. Jeder, der bis zum nde dieses Jahres ein Neufahrzeug oder einen Jahresagen kauft und sein altes Auto verschrottet, soll die rämie auch erhalten. Wir wollen nicht in die Situation ommen, dass Käufer, die im Vertrauen auf die Prämie inen Kaufvertrag abschließen und den Antrag auf die rämie stellen, dann erfahren, dass sie ihren Antrag zwei inuten zu spät gemailt haben und damit nicht mehr in en Genuss der Prämie kommen. Das kann nicht im inne der Kunden sein. Deshalb werden wir uns dafür insetzen, dass dies auch nicht geschieht. Ich möchte ein Verfahren, das keine Rechtsfragen ofen lässt, damit wir nicht über Jahre hinweg mit Klagen nttäuschter Bürgerinnen und Bürger konfrontiert weren. Nein, das können wir alles noch im Laufe des Verfahens festlegen. Sie wissen, wie das läuft: Struck’sches esetz. Das brauche ich nicht mehr zu erklären. Damit komme ich zu einer weiteren Entwicklung, der ir uns zuwenden müssen. Die Hersteller können nicht n allen Fällen eine Lieferung der Neufahrzeuge in der orgesehenen Frist von sechs Monaten gewährleisten. or allem betrifft das auch Sonderanfertigungen, die beipielsweise für Menschen im Rollstuhl gefertigt werden üssen. Trotz dieser Verzögerungen muss klar sein, dass iese Käufer die Prämie erhalten. In diesen Fällen muss ie vorgesehene Befristung aufgehoben werden. Ute Berg Lassen Sie mich noch kurz auf die ökologische Komponente eingehen, die hier bereits mehrmals angesprochen worden ist. Allen Unkenrufen zum Trotz nutzt die Prämie auch der Umwelt. (Otto Fricke [FDP]: Aha! Jetzt bin ich aber sehr gespannt!)


(Zuruf des Abg. Lutz Heilmann [DIE LINKE])





(A) )


(B) )


– Ja. Die jetzt verschrotteten Altfahrzeuge sind zwischen
neun und 20 Jahre alt. Der Spritverbrauch der neuen
Fahrzeuge ist im Schnitt deutlich geringer als der der al-
ten Modelle, weil die Autos in der Regel kleiner und die
Motoren effizienter sind. Das ist nachgewiesen.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie beten die Statistik aber arg gesund!)


Nicht zu vergessen sind die Dieselfahrzeuge. Keines
der Fahrzeuge, die nun verschrottet werden, hat einen
Dieselkatalysator, geschweige denn einen Rußpartikel-
filter.


(Otto Fricke [FDP]: Ist keines von ihnen nachgerüstet worden? – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nachrüstung gibt es nicht?)


Alle neuen Modelle haben dies sehr wohl. Insofern sollte
man diesen Punkt nicht völlig außer Acht lassen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Alles in allem bedeutet das eine deutliche CO2-Min-
derung und eine starke Reduzierung der Schadstoffemis-
sionen. Die Abwrackprämie ist deshalb ganz sicher auch
eine Umweltprämie.


(Beifall bei der SPD – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Traumtänzer!)


Bei der vom Bundeswirtschaftsministerium erarbeite-
ten Richtlinie müssen wir allerdings noch eine kleine
Änderung vornehmen. Nach der heutigen Regelung – das
ist kein Witz; es hört sich nur so an – werden ausschließ-
lich vierrädrige Autos gefördert. Es gibt aber auch Elek-
troautos, die wir sicher alle fördern wollen, die nur drei
Räder haben. Diese müssen natürlich mit einbezogen
werden.


(Otto Fricke [FDP]: Aber Motorräder nicht?)


– Wir reden von Autos.


(Otto Fricke [FDP]: Also auch nicht von Rasenmähern?)


– Nein, nicht von Rasenmähern und auch nicht von
Kühlschränken, sondern von Autos.

Dann bliebe noch die lange Zeitspanne für die Bear-
beitung der Anträge bis zur Auszahlung. Das zuständige
Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle ist über-
lastet. Nach wie vor gibt es lange Warteschlangen bei der
Bearbeitung der Anträge. Natürlich muss das geändert
werden. Dafür muss auch entsprechendes Personal zur
Verfügung gestellt werden.

Gestatten Sie mir abschließend ein Wort zu den oft
monierten und eben auch schon mehrfach angesproche-
nen Mitnahme- und Vorzieheffekten bei den Autokäufen
auf Basis der Prämie. Natürlich lassen sich solche Ef-

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(C (D ekte nicht ganz ausschließen. Das ist bei jeder Konjunkurmaßnahme so. (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Diese Effekte sind doch genau das Ziel!)


Herr Bonde, man muss aber auch bedenken, dass es
ngesichts des deutlichen Absatzrückgangs im letzten
ahr auch Aufholeffekte gibt, die hier bisher nicht er-
ähnt wurden.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Resultat ist das Gleiche! Nächstes Jahr ist Ende!)


Summa summarum: Die Abwrackprämie hat sich als
in hervorragendes Mittel zur Stimulierung der Nach-
rage erwiesen und ist damit genau das, was wir beab-
ichtigt haben, nämlich eine Konjunkturspritze erster
üte.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Otto Fricke [FDP]: Eine Subvention!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621811300

Nächster Redner ist der Kollege Lutz Heilmann,

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Lutz Heilmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621811400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

erte Gäste! Ich bin schon erstaunt über die Art und
eise, wie die Koalition die Abwrackprämie schönre-

et.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Was schön ist, muss schön bleiben! So ist das!)


ch finde es erstaunlich, welche Argumente Sie hier vor-
ringen. Ich sage Ihnen ganz klipp und klar: Mit der Ab-
rackprämie gönnen sich SPD und CDU/CSU schnell

inmal 5 Milliarden Euro Steuergelder als Wahlkampf-
nterstützung. Für mich ist das Veruntreuung. Für mich
st das schon fast kriminell.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Jetzt hören Sie aber auf!)


ngesichts dessen ist es lächerlich, dass der Wirtschafts-
inister mit der Begründung, er wolle keinen Wahl-

ampf machen, ein Konjunkturpaket III ablehnt.

Kommen wir zurück zur Abwrackprämie. Welche
irtschaftlichen, sozialen und ökologischen Wirkungen
at sie denn nun wirklich?

Fangen wir mit den wirtschaftlichen Wirkungen an.
er gestern Abend Fernsehen geschaut hat, hat viel-

eicht mitbekommen, dass der Präsident des Deutschen
ndustrie- und Handelskammertages bei Frau Illner ge-
agt hat, dass solche punktuellen Maßnahmen wenig
auglich sind.


(Otto Fricke [FDP]: Was hat denn Oskar Lafontaine gesagt? Das ist doch viel wichtiger für Sie!)







(A) )



(B) )


Lutz Heilmann
Die Menschen würden dadurch von anderen Investitio-
nen, etwa dem Kauf eines neuen Fernsehers, einer neuen
Waschmaschine usw., abgehalten. Kurz gesagt: Andere
wirtschaftlichen Bereiche leiden darunter, dass die Leute
jetzt ihr letztes Geld zusammenkratzen, um ein neues
Auto zu kaufen.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Das ist unbestreitbar!)


Die Abwrackprämie verzerrt schlicht und einfach den
von Ihnen so hochgelobten Wettbewerb. Offenbar sind
Ihnen die freien Werkstätten und die freien Autohändler,
die häufig ältere Fahrzeuge angekauft, verkauft und re-
pariert haben, völlig egal. Klar freuen sich die Autohäu-
ser – Opel, VW, Mazda und wer auch immer sonst noch –
darüber, dass sie in den letzten Wochen ganz gut zu tun
hatten. Aber ich frage Sie: Was passiert an dem Tag, an
dem die 5 Milliarden Euro ausgegeben sind? Was wird,
wenn keiner mehr in die Autohäuser geht, weil Neu-
käufe, die vielleicht erst für das nächste Jahr geplant wa-
ren, vorgezogen wurden, um die 2 500 Euro mitnehmen
zu können?

Zu den sozialen Effekten: Ich verstehe gut, dass viele
Menschen, die sich schon lange nicht mehr oder noch
nie ein neues Auto geleistet haben, jetzt ein neues Auto
kaufen möchten. Das soll auch so sein. Mir wäre es aber
lieber, wenn die Menschen durch ihre eigene Arbeit so
viel Geld verdienen würden, dass sie sich davon auch ein
Auto kaufen könnten; denn dann wären sie nicht auf Al-
mosen wie Ihre Abwrackprämie angewiesen. Es ist
skandalös, dass Hartz-IV-Empfängerinnen und Hartz-IV-
Empfängern die Abwrackprämie verwehrt wird. Noch
skandalöser ist allerdings das Verhalten der SPD.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist ja unglaublich! Dieser Auftritt ist skandalös!)


Ich fordere von Ihnen ein bisschen mehr Einsatz für so-
ziale Gerechtigkeit.

Viele, die jetzt ein neues Auto kaufen, müssen, weil
das eigene Geld zuzüglich der 2 500 Euro nicht reicht,
Schulden machen. Haben Sie sich einmal überlegt, wie
die Leute das zurückzahlen sollen, wenn die Krise erst
richtig losgeht? Die Sachverständigen haben uns in die-
ser Woche ja gesagt, dass da noch etwas kommt. Wenn
die Leute die Raten nicht mehr zurückzahlen können,
was wollen Sie dann tun?

Nun zu den ökologischen Wirkungen, die Sie uns aus-
führlich dargelegt haben. Offiziell nennen Sie das Ganze
Umweltprämie, weil umweltverträglichere Autos auf die
Straße kommen und alte, besonders umweltschädliche
abgewrackt werden sollen. Das könnte ich sogar unter-
stützen. Einen alten Spritfresser gegen ein neues, weni-
ger durstiges Auto tauschen – das wäre doch etwas. Völ-
lig absurd ist es allerdings, voll funktionsfähige, wenig
gefahrene Autos abzuwracken. Autos sind grundsätzlich
langlebige Gegenstände. Sie können durchaus schon mal
15 Jahre halten, wenn die Laufleistung gering ist und der
Erhaltungszustand gut ist.

Ist es tatsächlich so, dass umweltverträgliche Autos
angeschafft werden? Um nicht ins Blaue hinein irgendet-

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(C (D as zu behaupten, wie Sie von der SPD oder der Kollege ehberg von der CDU es gerade getan haben, (Christian Lange [Backnang] [SPD]: Jetzt ist Schluss!)


abe ich bei der Bundesregierung einmal nachgefragt.
ch habe eine Kleine Anfrage gestellt.


(Otto Fricke [FDP]: Die Fraktion hat die gestellt!)


ch habe gefragt, welche Marken und welche Fahrzeug-
ypen angeschafft wurden, wie hoch der Normverbrauch
ieser Fahrzeuge ist und welche Abgasnorm sie einhal-
en. Daraufhin hat mir die Bundesregierung gesagt, dass
us Vereinfachungsgründen darauf verzichtet wird, Da-
en zum CO2-Ausstoß der neuen Autos zu erheben. Das
ird ganz einfach nicht gefordert, weil das so nicht in
er Förderrichtlinie vorgesehen ist.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621811500

So, Herr Kollege, jetzt ist Ihre Redezeit aber zu Ende.


(Otto Fricke [FDP]: Schon lange! – Ute Berg [SPD]: Es reicht jetzt auch!)



Lutz Heilmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1621811600

Insofern bitte ich Sie, die Antwort auf die Kleine An-

rage einmal zu lesen. Vielleicht führt das bei Ihnen zu
inem Erkenntnisgewinn.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Jetzt ist wirklich Schluss!)


Die Linke wird dieser Abwrackprämie selbstver-
tändlich keine Zustimmung geben.


(Ute Berg [SPD]: Das hätten wir auch nicht erwartet!)


Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621811700

Das Wort hat der Kollege Alexander Bonde, Bündnis 90/

ie Grünen.


(Otto Fricke [FDP]: Wenigstens wieder ein Haushälter!)



Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1621811800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir diskutieren hier über das Sondervermögen „Investi-

ions- und Tilgungsfonds“. Dies ist der erste Etiketten-
chwindel; denn es geht um Schulden außerhalb des
aushaltes. Der zweite und dritte Etikettenschwindel be-

teht darin, dass mit dem, worüber wir heute sprechen,
eder eine Investition getätigt wird noch eine Real-

ilgung stattfindet. Auch hier wird getrickst. Der vierte
tikettenschwindel – darauf hat die Kollegin Berg groß-
ütig verzichtet – ist, dass Sie hier über eine Umwelt-

rämie diskutieren, die mit Umwelt nichts zu tun hat. Es
andelt sich um eine Abwrackprämie.

Sie alle wissen, dass Teile der Autos, die heute abge-
rackt werden, zwar alt sind, aber nicht ökologisch

chädlicher als Teile der Autos, die jetzt gekauft werden.






(A) (C)



(B) )


Alexander Bonde

Das Programm enthält keinen ökologischen Impuls, im
Gegenteil: Den Energieeinsatz und den Ressourcenein-
satz beim Neubau von Autos blenden Sie aus. Das ist be-
zeichnend für die Umweltpolitik der Großen Koalition.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Sie heute für alte Autos rausschmeißen, dem Umweltminister geben würden, würden Sie seinen Etat um das Zweieinhalbfache erhöhen. Das ist der wirkliche Skandal, meine sehr verehrten Damen und Herren von der Koalition, den Sie heute hier verursachen. Otto Fricke [FDP]: Sehr wahr!)


Was Sie hier machen, ist auch wirtschaftspolitisch
falsch. Wenn wir uns ansehen, in welcher Krise sich die
deutsche Wirtschaft, die deutsche Exportwirtschaft und
die Automobilindustrie, befindet, dann erkennen wir,
dass wir es nicht nur mit einer Konjunkturkrise zu tun
haben, sondern auch mit einer Strukturkrise,


(Otto Fricke [FDP]: Ja!)


in der es jetzt darum geht, die richtigen Impulse zu set-
zen, damit die Industrie mit neuen Produkten, die tat-
sächlich in die Märkte von heute und morgen passen,


(Otto Fricke [FDP]: Innovationen!)


innovativ vorangehen kann.

Umwelt- und Klimaschutz sind der entscheidende
Schlüssel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


Denn jetzt steht folgende Frage an: Stemmen wir die
Strukturreform der Wirtschaft, stemmen wir eine dritte
industrielle Revolution in Richtung Umwelt- und Klima-
technologie? Sie machen mit dieser Prämie genau das
Gegenteil. Denn heute lassen Sie staatlich gefördert Au-
tos bzw. Werte vernichten. Damit schieben Sie die alten
Autos, die morgen keiner mehr braucht und die schon
heute nicht mehr dem Standard entsprechen, mit Gewalt
subventioniert in den Markt und geben der Automobilin-
dustrie überhaupt keine Impulse, die sie veranlassen
könnten, auf diese wichtigen technologischen Aspekte
zu setzen. Deshalb ist das, was Sie machen, auch ökono-
misch falsch. Es ist kurzsichtig und wird den strukturel-
len Herausforderungen der Automobilindustrie nicht ge-
recht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir sprechen hier über 5 Milliarden Euro. Es mag
sein, dass Sie im Milliardenwahn schon gar nicht mehr
wissen, was das wert ist. Ich will es Ihnen anhand von
drei Ministerien, die Zukunftsfelder verantworten, deut-
lich machen. Den Etat des Ministeriums für Bildung und
Forschung könnte man mit diesen 5 Milliarden Euro um
50 Prozent steigern. Dies ist etwas, von dem wir wissen,
dass unser Wohlstand davon abhängt. Im Ministerium
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend könnte man
fast verdoppeln, was man für diese wichtigen Zukunfts-
bereiche ausgibt. Wenn Sie die 5 Milliarden Euro, die

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(D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Wie gesagt: Bezüglich der haushaltsmäßigen Absi-
herung wird es noch bunter. Dies alles geschieht auf
ump, auf Schuldenbasis. Sie haben nicht einmal die
hrlichkeit, es in den Haushalt zu schreiben.


(Otto Fricke [FDP]: Ja!)


enn der Finanzminister – er ist heute wieder nicht an-
esend – Banken dafür kritisiert, dass sie Risiken und
redite außerhalb der Bilanz führen, kann ich nur sagen:
er mit dem Nachtragshaushalt, in den diese 5 Milliar-
en Schulden, die Sie am Haushalt vorbei machen, ein-
estellt werden! Sie betreiben mit diesem Gesetzentwurf
n allen Ecken und Enden Rosstäuschung.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Na! Na! Na!)


as ist weder Haushaltsklarheit noch Haushaltswahr-
eit. Das ist in der Struktur falsch. Sie sind überhaupt
icht in der Lage, in der Krise eine Politik zu machen,
it der die langfristigen Tendenzen in der Wirtschaft er-

annt werden und der Strukturwandel angeschoben wird.
it Verlaub: Das Einzige, das es wirklich wert ist, abge-
rackt zu werden, ist diese Regierung, die uns langsam

u viel Geld kostet.

Herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1621811900

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 16/12662 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
azu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
ann ist die Überweisung so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Mittwoch, den 6. Mai 2009, 13 Uhr, ein.

Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen, allen
itarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber auch den Besu-

hern auf der Tribüne ein wunderschönes Wochenende.

Die Sitzung ist geschlossen.