Protokoll:
16201

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 201

  • date_rangeDatum: 28. Januar 2009

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 13:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:15 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/201 Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerald Weiß (Groß-Gerau) (CDU/CSU) . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: 21751 B 21751 D 21752 B 21752 B 21752 D 21753 A 21753 B 21753 B 21754 A 21756 C 21757 A 21757 B 21757 C 21757 D 21758 D 21759 A Deutscher B Stenografisch 201. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a l Tagesordnungspunkt 1 Befragung der Bundesregierung: Beschlüsse der Bundesregierung zum Pakt für Be- schäftigung und Stabilität zur Sicherung der Arbeitsplätze, Stärkung der Wachs- tumskräfte und Modernisierung des Lan- des . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A P D P F P D P F 21749 A 21749 B 21750 B 21750 C 21750 D 21751 A Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21754 B undestag er Bericht ung 28. Januar 2009 t : ntje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . eer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . eer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . eer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ranz Romer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 21754 D 21755 A 21755 B 21755 C 21755 C 21755 D 21755 D 21756 A 21756 B Fragestunde (Drucksache 16/11715) . . . . . . . . . . . . . . . . . 21759 B II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 201. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Januar 2009 Mündliche Frage 6 Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Entwicklung der EU-Beobachtermission und der politischen Situation in Georgien und insbesondere in Südossetien Antwort Günter Gloser, Staatsminister für Europa . . . . Zusatzfragen Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Fragen 10 und 11 Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Kostensteigerungen bei Bundesfernstraßen- bauprojekten und Zustimmung bzw. Nicht- zustimmung der zuständigen Ministerien Antwort Achim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 14 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ausreichende Maßnahmen für den Ge- sundheitsschutz des in der Schachtanlage Asse II tätigen Personals seitens der ehe- maligen Betreiber Antwort Astrid Klug, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Kurt Hill (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 15 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Technische Möglichkeiten zur Klärung des Inhalts der in Kammer 4 des Bergwerks Asse II lagernden Sonderbehälter und dies- b d A A Z S H D S M M M c p A P Z M M S H w A s A P Z S M C E W G z V l A N Z C 21759 C 21760 A 21760 D 21761 B 21762 B 21763 C 21763 D 21765 B 21765 C 21765 D 21766 B ezügliche Aussagen in der entsprechen- en Dokumentation ntwort strid Klug, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen ylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Kurt Hill (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . orothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . ilke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 19 onika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ögliche Haushaltstitel für eine Überbrü- kungsfinanzierung des Nazi-Aussteiger- rojekts „EXIT-Deutschland“ ntwort eter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen onika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 20 ilke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) altung der Bundesregierung zu einer et- aigen Einführung von zivilrechtlichen nsprüchen für Betroffene von Daten- chutzskandalen bei privaten Stellen ntwort eter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen ilke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Fragen 24 und 25 hristine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) twaige Übernahme sogenannter toxischer ertpapiere durch den Staat; Vorteile der ründung einer sogenannten Bad Bank light ur Übernahme toxischer Wertpapiere im ergleich zu einer intelligenten Staatsbetei- igung an den Banken ntwort icolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen hristine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21766 C 21767 A 21767 D 21768 A 21768 C 21769 A 21769 B 21770 C 21770 D 21772 B 21772 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 201. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Januar 2009 III Mündliche Frage 28 Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Forderung des Bundesrates nach einer Informationssperre für den Bereich der Finanz-, Wertpapier- und Versicherungs- aufsicht im Rahmen seiner Stellungnahme zum Zahlungsdiensteumsetzungesetz Antwort Nicolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Mündliche Frage 1 Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Haltung der Bundesregierung zum Bestre- ben einiger osteuropäischer Staaten zur Wiederinbetriebnahme bereits stillgelegter Atomkraftwerke Antwort Peter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Mündliche Frage 2 Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) Stand der Vorbereitungen der Errichtung eines Standorts des Bundesinstituts für Ri- sikobewertung in Neuruppin Antwort Ursula Heinen, Parl. Staatssekretärin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Mündliche Frage 3 Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) Prüfung der Option einer Verlagerung des Instituts für Epidemiologie des Friedrich- Loeffler-Instituts vom Standort Wuster- hausen nach Neuruppin Antwort Ursula Heinen, Parl. Staatssekretärin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A M D G V d L K s A M A M D B H p A F A M V B A V s A A A M D B d 2 A K A M B R v b 21773 D 21773 D 21774 C 21775 A 21775 D 21776 A 21776 B nlage 5 ündliche Fragen 4 und 5 r. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ewährleistung der Kostenübernahme bei orsorgeuntersuchungen für Kinder durch ie Krankenkassen; Etwaiges Ruhen des eistungsanspruch für familienversicherte inder bei Versicherten im Beitragsrück- tand ntwort arion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 6 ündliche Frage 7 r. Ilja Seifert (DIE LINKE) arrierefreiheit bei Internetangeboten/ omepages von Bundesbehörden und ge- lante Maßnahmen für 2009 ntwort ranz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 7 ündliche Frage 12 olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) emühungen der Bundesregierung um ufklärung von im „Stern“ berichteten erstößen gegen Bestimmungen des Daten- chutzgesetzes bei der Deutschen Bahn AG ntwort chim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 8 ündliche Frage 13 r. Ilja Seifert (DIE LINKE) arrierefreiheit in den Gebäuden von Bun- esbehörden und geplante Maßnahmen für 009 ntwort arin Roth, Parl. Staatssekretärin BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 9 ündliche Frage 16 ärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) echtsnachfolger der an der Einlagerung on Atommüll in der Schachtanlage Asse II eteiligten Unternehmen sowie Rechts- 21776 C 21777 A 21777 B 21777 C IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 201. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Januar 2009 nachfolger der für den Bau und Betrieb der Wiederaufbereitungsanlage im For- schungszentrum Karlsruhe verantwortli- chen privatrechtlichen Gesellschaften Antwort Astrid Klug, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 10 Mündliche Fragen 17 und 18 Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Haltung der Bundesregierung zur Freistel- lung der Atomindustrie von Kostenbelastun- gen für den Weiterbetrieb und die Stilllegung der Schachtanlage Asse II und erforderli- che Zustimmungsbedürftigkeit durch den Bundesrat bei Vorlage des Antrags Antwort Astrid Klug, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 11 Mündliche Frage 21 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Haltung der Bundesregierung zur Auffas- sung des Bundesinnenministers zur Auf- nahme unschuldiger Insassen bei Auflö- sung des Gefangenenlagers Guantánamo vor dem Hintergrund der vom neuen US- Präsidenten angestrebten engeren Zusam- menarbeit Antwort Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 12 Mündliche Frage 22 Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) Pflicht von Bankvorständen zur Informa- tion an die Bankenaufsicht im Fall des Vor- liegens sogenannter fauler Kredite Antwort Nicolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 13 Mündliche Frage 23 Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) Unterrichtung des Bundestages über die Gesamtmenge sogenannter fauler Kredite u b c A N A M O Z d d A N A M O Z f p A N A M I Z s L A N A M H H r d A N 21777 D 21778 B 21778 D 21779 B nd Konsequenzen für die Bankvorstände ei Unterlassung der Meldung entspre- hender Informationen ntwort icolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 14 ündliche Frage 26 mid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) eitpunkt des Abschlusses der Rückzahlung er Eigenkapitalhilfen des Bundes durch ie Commerzbank AG ntwort icolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 15 ündliche Frage 27 mid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) eitrahmen und gesetzliche Maßnahmen ür die Tilgung der durch die Konjunktur- akete I und II verursachten Schulden ntwort icolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 16 ündliche Frage 29 na Lenke (FDP) ahl der anhängigen Klagen auf volle Ab- etzbarkeit der Betreuungskosten bei der ohn- und Einkommensteuer ntwort icolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 17 ündliche Frage 30 ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) altung der EU-Kommission zum Regie- ungsentwurf zum Gesetz zur Änderung er Förderung von Biokraftstoffen ntwort icolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21779 C 21779 D 21780 A 21780 C 21780 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 201. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Januar 2009 21749 (A) (C) (B) (D) 201. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 28. Januar 2009 Beginn: 13.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 201. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Januar 2009 21775 (A) ) (B) ) Katherina habe aber einen solchen Antrag weder gestellt noch Im Falle Bulgariens weist die Kommission darauf hin, dass es für die Zulässigkeitsprüfung einer möglichen Wiederinbetriebnahme nach Beitrittsvertrag eines förm- lichen Antrages bedürfe. Die bulgarische Regierung Pflug, Johannes SPD 28.01.2009 Reiche (Potsdam), CDU/CSU 28.01.2009 Anlage 1 Liste der entschuldigt * ** A d A G E M e H g g u n U s a Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Barthle, Norbert CDU/CSU 28.01.2009 Bellmann, Veronika CDU/CSU 28.01.2009 Binder, Karin DIE LINKE 28.01.2009 Brüning, Monika CDU/CSU 28.01.2009 Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 28.01.2009 Deittert, Hubert CDU/CSU 28.01.2009* Drobinski-Weiß, Elvira SPD 28.01.2009 Ehrmann, Siegmund SPD 28.01.2009 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 28.01.2009* Gradistanac, Renate SPD 28.01.2009 Hauer, Nina SPD 28.01.2009 Heller, Uda Carmen Freia CDU/CSU 28.01.2009 Hinz (Essen), Petra SPD 28.01.2009 Hirsch, Cornelia DIE LINKE 28.01.2009 Kurth (Quedlinburg), Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.01.2009 Maurer, Ulrich DIE LINKE 28.01.2009 Mogg, Ursula SPD 28.01.2009** Müller-Sönksen, Burkhardt FDP 28.01.2009 Nitzsche, Henry fraktionslos 28.01.2009 Noll, Michaela CDU/CSU 28.01.2009 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.01.2009 Paula, Heinz SPD 28.01.2009 S D S D T D A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO nlage 2 Antwort es Parl. Staatssekretärs Peter Hintze auf die Frage des bgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 16/11715, Frage 1): Welche Position vertritt die Bundesregierung bezüglich des Bestrebens einiger osteuropäischer Staaten, alte Atom- kraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen, die sie infolge ihrer Beitrittsverträge zur Europäischen Union stilllegen mussten, und wie beabsichtigt die Bundesregierung ihre Position bilate- ral gegenüber diesen Staaten sowie auf Ebene der Europäi- schen Union zu vertreten? Die Bundesregierung tritt für die uneingeschränkte inhaltung der Verpflichtungen osteuropäischer EU- itgliedstaaten aus ihren jeweiligen Beitrittsverträgen in. Es ist an der Europäischen Kommission, in dieser insicht Sachverhalte aufzuklären und gegebenenfalls egen Vertragsverletzungen vorzugehen. Die Kommission hat deshalb in den vergangenen Ta- en Gespräche mit Regierungsvertretern der Slowakei nd Bulgariens geführt. Die slowakische Regierung hat nach der Wiederauf- ahme der Gasversorgung durch Russland und der kraine ihre Pläne für eine Wiederinbetriebnahme eines tillgelegten Blocks des Kernkraftwerks in Bohunice ufgegeben. chily, Otto SPD 28.01.2009 r. Spielmann, Margrit SPD 28.01.2009 trothmann, Lena CDU/CSU 28.01.2009 r. Tabillion, Rainer SPD 28.01.2009 oncar, Florian FDP 28.01.2009 r. Wodarg, Wolfgang SPD 28.01.2009* bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 21776 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 201. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Januar 2009 (A) ) (B) ) angekündigt. Die Bundesregierung wird den Sachverhalt im Kontakt mit der Europäischen Kommission und, falls erforderlich, in den zuständigen Gremien des Rats weiter verfolgen. Anlage 3 Antwort der Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen auf die Frage der Abgeordneten Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) (Drucksache 16/11715, Frage 2): Welchen aktuellen Stand haben die inhaltlichen und orga- nisatorischen Vorbereitungen der Errichtung eines Standortes des Bundesinstituts für Risikobewertung, BfR, in Neuruppin, Landkreis Ostprignitz-Ruppin? Der Stellen- und Raumbedarf der Abteilung 7 des BfR am Standort Neuruppin ist zwischen den Ressorts vorab- geklärt. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) hat am 19. Januar 2009 ein erstes Zwischener- gebnis der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung zum Erkun- dungsauftrag von Unterbringungsalternativen am Stand- ort Neuruppin vorgelegt. Zur Diskussion stehen dabei: a) das Kreiswehrersatzamt, b) die ehemalige Panzerka- serne, c) ein Neubau. Das Bundesministerium für Ernäh- rung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz führt derzeit eine Abstimmung über den möglichen Standort in Neu- ruppin herbei. Die BImA macht unter anderem darauf aufmerksam, dass in allen drei untersuchten Varianten eine Änderung des örtlichen Bauplanungsrechts erforder- lich sein wird. Konkrete Aussagen zum Umzugstermin der Abteilung 7 des BfR von Berlin nach Neuruppin sind derzeit nicht möglich. Anlage 4 Antwort der Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen auf die Frage der Abgeordneten Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) (Drucksache 16/11715, Frage 3): Mit welchem Ergebnis wurde im Rahmen der Vorbereitun- gen zur Errichtung eines Standortes des Bundesinstituts für Risikobewertung in Neuruppin – Landkreis Ostprignitz-Rup- pin – die Option geprüft, das Institut für Epidemiologie des Friedrich-Loeffler-Instituts, FLI, vom Standort Wusterhausen – Landkreis Ostprignitz-Ruppin – nicht wie vorgesehen zur Insel Riems – Hansestadt Greifswald –, sondern zum neuen Standort des BfR in Neuruppin zu verlagern, weil das Institut für Epidemiologie des FLI wie das BfR gesetzliche Aufgaben im Rahmen der Risikobewertung erfüllt? Am Standort Wusterhausen bestanden ursprünglich die Institute für Epizootiologie und Tierseuchenbekämp- fung der DDR. Nach 1990 wurden dort die Institute für Epidemiologie und epidemiologische Diagnostik der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere (seit 2004: Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungs- institut für Tiergesundheit) etabliert. Bereits 1996 wurde entschieden, den Standort Wusterhausen endgültig aufzu- geben. Im Rahmen des Konzeptes „Zukunftsfähige Res- sortforschung“ wurden frühere Standortentscheidungen nicht infrage gestellt. Dieses gilt auch für den Standort W p n k E n A d F N g p e V F l a r v t n g d b c l M h b l s R B a v L r s (C (D usterhausen. Darüber hinaus bestand zu keinem Zeit- unkt die Option, die am Standort Wusterhausen wahrge- ommenen Aufgaben nach Neuruppin zu verlagern, da es einen fachlichen Zusammenhang zwischen der Arbeit pidemiologie der Tiere und Sicherheit von verbraucher- ahen Produkten gibt. nlage 5 Antwort er Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk auf die ragen des Abgeordneten Dr. Harald Terpe (BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/11715, Fra- en 4 und 5): Wie will die Bundesregierung vor dem Hintergrund, dass weder im Wortlaut des § 16 Abs. 3 a des Fünften Buches Sozialgesetzbuch, SGB V, noch in der dazugehörigen Geset- zesbegründung eine Formulierung zu den Vorsorgeuntersu- chungen für Kinder enthalten ist, sicherstellen, dass die Kran- kenkassen tatsächlich die Vorsorgeuntersuchungen für Kinder übernehmen? Ruht nach Auffassung der Bundesregierung der Leistungs- anspruch von insbesondere familienversicherten Kindern, wenn der Versicherte im Beitragsrückstand ist, und, wenn ja, wie begründet die Bundesregierung ihre Auffassung ange- sichts der Tatsache, dass die Familienversicherung einen ei- genständigen Leistungsanspruch der Familienversicherten be- gründet und bei ihnen die Voraussetzungen für ein Ruhen des Leistungsanspruchs gar nicht gegeben sind? Mit der Gesundheitsreform 2007 wurde als sozial- olitischer Meilenstein der Versicherungsschutz für alle ingeführt. Seit 1. April 2007 kann niemandem mehr der ersicherungsschutz entzogen werden, auch nicht im alle von Beitragsrückständen. Dies gilt auch für fami- ienversicherte Ehegatten und Kinder. Gegenüber dem lten Rechtsstand stellt die Regelung also eine Verbesse- ung dar, und nicht etwa eine Verschlechterung. Um zu erhindern, dass die Solidargemeinschaft der Versicher- en unter den neuen Bedingungen von Einzelnen ausge- utzt wird, muss das Nichtbezahlen von Beiträgen trotz rundsätzlicher Zahlungsfähigkeit eines Mitgliedes je- och angemessen sanktioniert werden. Nach § 16 Abs. 3 a Satz 2 Fünftes Buch Sozialgesetz- uch, SGB V, ruht der Leistungsanspruch für Versi- herte, die mit einem Betrag in Höhe von Beitragsantei- en für zwei Monate im Rückstand sind und trotz ahnung nicht zahlen. Nach Auffassung der Bundesregierung muss eine Ru- ensanordnung nach § 16 Abs. 3 a Satz 2 SGB V auf das eitragspflichtige Mitglied beschränkt werden. Fami- ienversicherte sind davon nicht betroffen. Die Vorschrift tellt auf Versicherte ab, die mit ihren Beiträgen im ückstand sind. Familienangehörige trifft aber keine eitragspflicht. Deshalb haben mitversicherte Familienangehörige uch im Falle von Beitragsrückständen des Mitglieds, on dem sie ihre Versicherung ableiten, einen vollen eistungsanspruch in der gesetzlichen Krankenversiche- ung. Dieses Ergebnis deckt sich auch mit der inzwi- chen in der Literatur vertretenen Rechtsauffassung. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 201. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Januar 2009 21777 (A) (C) (B) ) Das Bundesministerium für Gesundheit hat diesbe- züglich ein klarstellendes Schreiben an den Spitzenver- band Bund der Krankenkassen gerichtet. ckelte Detektei Network Deutschland GmbH zur Ausfor- schung weitergegeben haben soll? Die Bundesregierung misst dem Thema Korruptions- bekämpfung bei der Deutschen Bahn AG einen sehr hohen Stellenwert bei. Deshalb nimmt der Bund als Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Franz Thönnes auf die Frage des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) (Drucksache 16/11715, Frage 7): Welche Internetangebote/Homepages von Bundesbehör- den sind noch nicht barrierefrei, und bei welchen dieser Inter- netseiten ist die Schaffung der Barrierefreiheit im Jahr 2009 geplant? Nach § 11 Abs. 1 des Behindertengleichstellungsge- setzes sind die Behörden des Bundes verpflichtet, ihre Internetauftritte und -angebote nach Maßgabe der Bar- rierefreien Informationstechnik-Verordnung (BITV) so zu gestalten, dass sie von behinderten Menschen grund- sätzlich uneingeschränkt nutzbar sind. Bis zum 31. De- zember 2005 mussten alle Angebote barrierefrei sein. Die barrierefreie Gestaltung der Angebote ist aufgrund der ständig wechselnden Inhalte als fortdauernder Pro- zess zu verstehen. Der Bundesregierung liegen grundsätzlich keine sys- tematisierten Erkenntnisse über die Barrierefreiheit der Internetauftritte der einzelnen Bundesbehörden vor. Je- doch wurden im Rahmen des letzten Tests des Projekts „BIK – barrierefrei informieren und kommunizieren“ im Jahr 2007 die Auftritte der obersten Bundesbehörden hinsichtlich ihrer Barrierefreiheit insgesamt positiv be- wertet. Bei den nachgeordneten Behörden waren im Ver- gleich zu vorangegangenen Tests vielfach Verbesserun- gen festzustellen bzw. wurden umfangreiche Relaunches angekündigt. Die Bundesregierung sieht jedoch insbe- sondere im nachgeordneten Bereich in einigen Fällen noch Optimierungsbedarf hinsichtlich der Barrierefrei- heit einzelner Auftritte. Im Hinblick auf die Novellie- rung der BITV wird die Bundesregierung die Anforde- rungen an die Barrierefreiheit durch die Behörden des Bundes berücksichtigen. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Achim Großmann auf die Frage des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/11715, Frage 12): In welcher Weise und gegebenenfalls mit welchem Ergeb- nis bemüht sich die Bundesregierung als Anteilseigner der Deutschen Bahn AG um eine lückenlose Aufklärung der Spit- zel-Affäre bei der Bahn (Stern, Nr. 5 vom 22. Januar 2009), wonach massiv gegen Bestimmungen des Datenschutzgeset- zes verstoßen worden sei, indem der Konzern die Adressen, Kontodaten und Telefonnummern von 774 Mitarbeitern und 500 Ehepartnern an die auch in den Telekom-Skandal verwi- A g s t V g f b A d A s g s v s B t A d A N r w z l p b K r (D lleineigentümer der Deutschen Bahn AG in dieser An- elegenheit die ihm nach Aktienrecht zustehenden Auf- ichts- und Kontrollrechte umfassend wahr. Die Kon- rolle über die Einhaltung der datenschutzrechtlichen orschriften durch die Deutsche Bahn AG obliegt dage- en dem Berliner Beauftragten für Datenschutz und In- ormationsfreiheit als zuständige Datenschutz-Aufsichts- ehörde (vergleiche § 38 Bundesdatenschutzgesetz). nlage 8 Antwort er Parl. Staatssekretärin Karin Roth auf die Frage des bgeordneten Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) (Druck- ache 16/11715, Frage 13): Welche Gebäude von Bundesbehörden sind noch nicht barrierefrei, und bei welchen dieser Gebäude ist die Schaffung der Barrierefreiheit im Jahr 2009 geplant? Eine Übersicht über die Barrierefreiheit von Bundes- ebäuden liegt nicht vor und ist auch nicht kurzfristig er- tellbar. Die Barrierefreiheit wird bei Neubauten stets erwirklicht. Bei Bestandsbauten wird sie, soweit wirt- chaftlich vertretbar, im Rahmen ohnehin anstehender aumaßnahmen, beispielsweise der energetischen Er- üchtigung, mit hergestellt. nlage 9 Antwort er Parl. Staatssekretärin Astrid Klug auf die Frage der bgeordneten Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN) (Drucksache 16/11715, Frage 16): Welche heute existierenden Unternehmen sind Rechts- nachfolger der kommerziellen Unternehmen, deren Atommüll in der Schachtanlage Asse II eingelagert wurde, und wer sind die Rechtsnachfolger der privatrechtlichen Gesellschaften, die die Wiederaufbereitungsanlage auf dem Gelände des For- schungszentrums Karlsruhe gebaut und betrieben haben? Eine Auflistung der kommerziellen Unternehmen, de- en Atommüll in der Schachtanlage Asse II eingelagert urde, ist als Anlage beigefügt. Eine Aussage zu den Rechtsnachfolgern der kommer- iellen Unternehmen, deren Atommüll in die Schachtan- age Asse II eingelagert wurde, kann aufgrund der knap- en Terminsetzung nicht getroffen werden. Die Errichtung und Inbetriebnahme der Wiederaufar- eitungsanlage lag bei der damaligen Gesellschaft für ernforschung (GfK), heute Forschungszentrum Karls- uhe (FZK). 21778 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 201. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Januar 2009 (A) ) (B) ) Tabelle 1 Kommerzielle Ablieferer der in der Schachtanlage Asse eingelagerten Gebinde Anlage 10 Antwort der Parl. Staatssekretärin Astrid Klug auf die Fragen der Abgeordneten Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/11715, Fragen 17 und 18): Weshalb sind für die anlagenbezogene Forschung und Ent- wicklung in der Asse II in der Vergangenheit keine Gebühren nach § 21 b des Atomgesetzes bzw. der entsprechenden End- lagervorausleistungsverordnung erhoben worden, und mit ge- gebenenfalls welcher Begründung hält die Bundesregierung den Antrag zur Freistellung (Ausschuss für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit des Deutschen Bundestages – Ausschussdrucksache 16(16)561, zweiter Änderungspunkt) der Atomindustrie von Kostenbelastungen für den Weiterbe- trieb und die Stilllegung der Schachtanlage Asse II für erfor- derlich? Z h d B d K r A h r 2 s r z d a g e g a d z H s B h g n 3 c z Z s ü w A d A G Ablieferer Amersham-Buchler, Braunschweig AEG-Telefunken, Fachgebiet Schnelle Reaktoren, Großwelzheim AEG-Kernenergieversuchsanlage, Großwelzheim C. Conradty, Werk Grünthal Gesellschaft für Nuklearservice, Essen (GNS) Gesellschaft für Nukleartransporte, Essen (GNT) Farbwerke Hoechst, Frankfurt Kernkraftwerk Brunsbüttel (KKB) Kernkraftwerk Stade (KKS) Kernkraftwerk Unterweser (KKU) Kernkraftwerk Gundremmingen (KRB) Kernreaktorteile GmbH (KRT) Kernkraftwerk Lingen (KWL) Kernkraftwerk Obrigheim (KWO) Kraftwerk Union, Erlangen (KWU) Kraftwerk Union, Karlstein (früher Großwelzheim) (KWU) Kernkraftwerk Würgassen (KWW) Nuklear-Chemie und -Metallurgie (Nukem) Reaktor-Brennelement Union (RBU) Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk (RWE) Siemens, Forschungslaboratorium, Erlangen Steag Kernenergie, Essen Transnuklear, Hanau (C (D Würde die von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD beantragte Freistellung (Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – Ausschussdrucksache 16(16)561, zweiter Änderungspunkt) der Atomindustrie von Gebührenzah- lungen nach § 21 b des Atomgesetzes bzw. der entsprechen- den Endlagervorausleistungsverordnung im Fall der Schachtan- lage Asse II eine Zustimmung des Bundesrates erfordern und, wenn nein, warum nicht? u Frage 17: Bei dem Änderungsantrag der Koalitionsfraktionen andelt es sich nicht um einen „Antrag zur Freistellung er Atomindustrie“. Vielmehr wird auf Anregung des undesrates klargestellt, dass der Bund in Fortführung er bisherigen Kostenlasttragung auch zukünftig die osten übernehmen wird. Der in der Frage angesprochene Punkt des Ände- ungsantrags der Fraktionen von CDU/CSU und SPD im usschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher- eit entspricht inhaltlich dem Beschluss des Bundes- ates, den dieser in seiner Sitzung am 19. Dezember 008 gefasst hat (Bundesratsdrucksache 880/08 Be- chluss). Die Bundesregierung hatte in ihrer Gegenäuße- ung dieser vom Bundesrat vorgeschlagenen Änderung ugestimmt. Wie in der Vergangenheit sollen auch in der Zukunft ie Kosten für Weiterbetrieb und Stilllegung der Schacht- nlage Asse II durch den Bund getragen werden. Hinter- rund ist, dass es sich bei der Schachtanlage Asse II um ine Forschungseinrichtung gehandelt hat. Die eingela- erten Abfälle stammen zu einem überwiegenden Teil us Forschungsanlagen der öffentlichen Hand, sodass ie Kostentragung durchaus als verursachergerecht an- usehen ist. Der Betreiber der Schachtanlage Asse II, das elmholtz Zentrum für Gesundheit und Umwelt, war in- oweit Zuwendungsempfänger im Geschäftsbereich des undesministeriums für Bildung und Forschung. Des- alb wurden die Vorschriften des § 21 a und b des Atom- esetzes sowie die der Endlagervorausleistungsverord- ung nicht angewandt. Darüber hinaus wäre über 0 Jahre nach Ablieferung der Abfälle eine nachträgli- he Heranziehung von Abfallablieferern zur Gebühren- ahlung rechtlich unzulässig. u Frage 18: Nein. Durch die vorgesehene Änderung des Atomge- etzes werden den Ländern keine zusätzlichen Aufgaben bertragen, die eine Zustimmungspflichtigkeit auslösen ürde. nlage 11 Antwort es Parl. Staatssekretärs Peter Altmaier auf die Frage des bgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 16/11715, Frage 21): Teilt die Bundesregierung vor dem Hintergrund der Ap- pelle zur Aufnahme unschuldiger Gefangener aus dem Gefan- genenlager Guantánamo – unter anderem durch den UN- Sonderberichterstatter über Folter – die Auffassung des Bun- desministers des Innern, für die Schließung des Gefangenen- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 201. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Januar 2009 21779 (A) ) (B) ) lagers Guantánamo und eine Aufnahme dieser unschuldigen Gefangenen seien allein die USA verantwortlich, und wie be- gründet sie ihre Haltung insbesondere vor dem Hintergrund der vom neuen US-Präsidenten angestrebten engeren Zusam- menarbeit? Die Bundesregierung begrüßt, dass die neue US-Re- gierung sofort nach Amtsantritt entschieden hat, das Ge- fangenenlager in Guantánamo innerhalb eines Jahres zu schließen. Nach Kenntnis der Bundesregierung hat die neue US-Regierung bisher keine Entscheidung über die Behandlung der in Guantánamo befindlichen Häftlinge getroffen. Die Verantwortung für eine Aufnahme von Guantánamo-Häftlingen obliegt nach Auffassung der Bundesregierung zunächst den Ländern, deren Staats- angehörigkeit sie besitzen, und in zweiter Linie den USA. Die Schließung des Lagers ist im Interesse einer in- tensiven transatlantischen Partnerschaft und entspricht einer langjährigen Forderung der Bundesregierung wie auch der Europäischen Union. Es ist eine Frage der Glaubwürdigkeit, dass wir die nun von der neuen US- Regierung angekündigte Schließung unterstützen. Sollte eine Aufnahme von Häftlingen aus Guantánamo in einzelnen Fällen weder im Herkunfts- staat noch in den USA möglich sein, ist es Sache der USA, sich unter Erläuterung der dafür maßgeblichen Gründe um eine Übernahme durch Drittstaaten zu bemü- hen. Die Bundesregierung wird im Falle einer – ihr bis- lang noch nicht vorliegenden – Anfrage der USA diese sorgfältig prüfen und nach Abstimmung im Kreis der EU-Partner und mit den Bundesländern eine verantwor- tungsvolle Entscheidung treffen. Anlage 12 Antwort der Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Frage der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) (Drucksache 16/11715, Frage 22): Wie erklärt die Bundesregierung die Tatsache, dass die Bundesregierung und der Deutsche Bundestag immer wieder von neuen „faulen“ Krediten durch Bankvorstände überrascht werden, und gibt es eine Pflicht der Bankvorstände, „faule“ Kredite der Bankenaufsicht zu melden? Wie viele Banken weltweit so haben auch deutsche Kreditinstitute zum Ende des vergangenen Quartals und Kalenderjahres Wertkorrekturen bei ihren Vermögensge- genständen vornehmen müssen. Grund dafür sind die an- haltenden Turbulenzen auf den internationalen Finanz- märkten und die damit einhergehenden Kursrückgänge und Preisabschläge. Die großen, kapitalmarktorientier- ten Banken, die nach den internationalen Rechnungs- legungsstandards bilanzieren und ihre in den Büchern gehaltenen Finanzinstrumente einer zeitwertbezogenen Marktbewertung unterziehen, sind von den immer noch vorherrschenden Unsicherheiten auf den Finanzmärkten und den daraus resultierenden Marktpreisschwankungen in besonderer Weise betroffen. Ein beaufsichtigtes Kre- ditinstitut muss den Jahresabschluss und den Lagebe- richt unverzüglich nach Aufstellung und Feststellung bei der Bankenaufsicht einreichen; außerdem hat der Ab- s s r ü s s f S d s K a n E k g d s A d d ( B g „ d m r s n s A d d D d b K d b g Z (C (D chlussprüfer den Bericht über die Prüfung des Jahresab- chlusses vorzulegen. Darüber hinaus muss ein Institut egelmäßig qualitative und quantitative Informationen ber sein Eigenkapital, die eingegangenen Risiken und eine Risikomanagementverfahren veröffentlichen. Be- ondere Offenlegungs- oder Meldevorschriften betref- end einzelne „faule Kredite“ existieren hingegen nicht. olche Meldungen wären auch kaum nützlich, zumin- est solange kein allgemeines Verständnis darüber be- teht, welche Vermögensgegenstände genau als „faule redite“ anzusehen sind. Verstoßen Bankvorstände gegen die geltenden bank- ufsichtrechtlichen Vorschriften zur Vorlage von Rech- ungslegungsunterlagen und zur Offenlegung und zur rfüllung der Anzeige- und Meldepflichten, hat die Ban- enaufsicht deren Eignung als Geschäftsleiter eines zu- elassenen Instituts zu prüfen. In gravierenden Fällen ist em Institut die Erlaubnis zum Betreiben von Bankge- chäften zu versagen. nlage 13 Antwort er Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Frage er Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) Drucksache 16/11715, Frage 23): Welche Konsequenzen hat es für Bankvorstände, wenn sie „faule“ Kredite nicht bei der Bankenaufsicht melden, und wann wird die Bundesregierung das zuständige Gremium des Deutschen Bundestages über die Gesamtheit der „faulen“ Kredite in deutschen Banken informieren? Hinsichtlich des Volumens „fauler Kredite“ deutscher anken gilt, dass dieses nicht bekannt ist, weil kein all- emein verbindliches Verständnis über den Begriff fauler Kredit“ besteht. Ungeachtet dessen hat die Bun- esanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht das Volu- en der Verbriefungstransaktionen deutscher Bestände echerchiert. Der Bericht darüber ist in der Geheim- chutzstelle des Deutschen Bundestages zur Einsicht- ahme der Mitglieder des Gremiums zum Finanzmarkt- tabilisierungsfonds ausgelegt. nlage 14 Antwort er Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Frage es Abgeordneten Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 16/11715, Frage 26): Bis zu welchem Zeitpunkt rechnet die Bundesregierung – bestenfalls und spätestens – mit dem Abschluss der Rück- zahlung der Eigenkapitalhilfen – stille Einlage und direkte Beteiligung – des Bundes durch die Commerzbank AG? Die am 19. Dezember 2008 vereinbarte stille Einlage er Finanzmarktstabilisierungsanstalt bei der Commerz- ank AG ist aus Gründen der Anerkennungsfähigkeit als ernkapital bester Qualität entsprechend den Kriterien es Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht zeitlich un- efristet. Allerdings werden durch Vertragsbestimmun- en Anreize zur Rückzahlung der stillen Einlage gesetzt. ur Frage der Rückzahlung einer direkten Beteiligung 21780 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 201. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Januar 2009 (A) (C) (B) ) ist zu bemerken, dass erworbene Aktien jederzeit veräu- ßert werden können. Über die konkrete Ausgestaltung vereinbarter Stabili- sierungsmaßnahmen berichtet die Bundesregierung dem gemäß § 10 a Finanzmarktstabilisierungsfondsgesetz eingerichteten Gremium des Deutschen Bundestages. Das Gremium tagt geheim, um die berechtigten Geheim- haltungsinteressen der betroffenen Unternehmen zu wahren. Anlage 15 Anlage 16 Antwort der Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Frage der Abgeordneten Ina Lenke (FDP) (Drucksache 16/11715, Frage 29): Wie viele Klagen sind hinsichtlich der vollen Absetzbarkeit der Betreuungskosten bei der Lohn- und Einkommensteuer bundesweit anhängig – bitte nach Bundesländern sortieren – vor dem Hintergrund, dass seit 1. Januar 2006 von Familien mit berufstätigen Eltern nur zwei Drittel der Kosten – maxi- mal 4 000 Euro im Jahr – bei der Lohn- und Einkommen- steuer geltend gemacht werden können? Der Bundesregierung liegen keine Angaben darüber Antwort der Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Frage des Abgeordneten Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/11715, Frage 27): Zu welchem Zeitpunkt plant die Bundesregierung welche gesetzlichen Maßnahmen zur Tilgung der durch die Konjunk- turpakete I und II verursachten Schulden? Haushaltsauswirkungen, die aus den im Konjunktur- paket I enthaltenen Maßnahmen resultieren, sind im Bundeshaushalt abgebildet und führen dort zu einer hö- heren Nettokreditaufnahme. Auch wenn die jetzt not- wendigen Maßnahmen zur Bekämpfung der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise eine vorübergehende Erhö- hung der Neuverschuldung unumgänglich machen, hält die Bundesregierung am Ziel einer langfristig soliden und tragfähigen Finanzpolitik fest. Daher soll auch im Rahmen der Föderalismusreform II eine Regelung zur wirksamen Begrenzung der Neuverschuldung festgelegt werden. Die Belastungen des Bundes aus den investiven Maß- nahmen des Konjunkturpaketes II sollen als sichtbares Zeichen für eine nachhaltige Finanzpolitik in einem Son- dervermögen „Investitions- und Tilgungsfonds“ zusam- mengefasst und mit einer gesonderten Tilgungsregelung versehen werden. Hierzu soll ab 2010 ein steigender An- teil des Bundesbankgewinns verwendet werden. Die Bundesregierung behält sich vor, in künftigen Haushaltsjahren zusätzlich zur Verwendung eines Teils des Bundesbankgewinns in wirtschaftlich günstigen Zei- ten einen noch festzusetzenden Teil der konjunkturell bedingten Steuermehreinnahmen des Bundes zusätzlich zur Tilgung der Verbindlichkeiten des Sondervermögens einzusetzen. v k s d b A d d G r R B s r d i p D K h g s j (D or, wie viele Klagen hinsichtlich der vollen Absetzbar- eit von Betreuungskosten berufstätiger Eltern anhängig ind. Die Bundesregierung wird die Obersten Finanzbehör- en der Länder um Mitteilung entsprechender Angaben itten. nlage 17 Antwort er Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Frage es Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 16/11715, Frage 30): Welche Position vertritt die EU-Kommission in Bezug auf den Regierungsentwurf eines Gesetzes zur Änderung der För- derung von Biokraftstoffen, und ist es das Ziel der Bundes- regierung, die steuerliche Unterkompensation reiner Bio- kraftstoffe durch fortgesetzte Steuererhöhungen weiter zu erhöhen? Die EU-Kommission hat im Rahmen der Notifizie- ung gemäß Richtlinie 98/34/EG das Inkrafttreten der egelungen des Gesetzentwurfs zum Ausschluss von auf asis von Palm- und Sojaöl erzeugten Biokraftstoffen owie das Inkrafttreten der Regelungen zu den Anforde- ungen an die Herstellung von Biomethan blockiert. Die eutschen Behörden wurden gebeten, diese Regelungen m Hinblick auf parallel laufende Arbeiten an einer euro- aweiten Regelung zur Nachhaltigkeit zurückzunehmen. ie übrigen Regelungen des Gesetzentwurfs hat die EU- ommission nicht beanstandet. Die Bundesregierung ält an ihrem Ziel fest, Biokraftstoffe künftig überwie- end durch die Biokraftstoffquote zu fördern und die teuerliche Begünstigung von reinen Biokraftstoffen in ährlichen Stufen abzubauen. 91, 1 0, T 201. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 28. Januar 2009 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17
Gesamtes Protokol
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620100000

Einen schönen guten Tag, liebe Kolleginnen und Kol-

legen! Die Sitzung ist eröffnet.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:

Befragung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat als Thema der gestrigen Ka-
binettssitzung mitgeteilt: Beschlüsse der Bundesregie-
rung zum Pakt für Beschäftigung und Stabilität zur
Sicherung der Arbeitsplätze, Stärkung der Wachstums-
kräfte und Modernisierung des Landes.

Das Wort für den fünfminütigen Einleitungsbericht
gebe ich dem Bundesminister der Finanzen, Peer
Steinbrück.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620100100

Meine Damen und Herren! Ich will auf die Details

nicht eingehen, zumal ich die Hoffnung habe, dass Sie
schon Gelegenheit hatten, das zu lesen, was an Unterla-
gen und Formulierungshilfen allen Fraktionen des Bun-
destages zur Verfügung gestellt worden ist.

Die Einschätzung der Bundesregierung ist, dass wir
uns in einer Situation befinden, wie sie in der Geschichte
der Bundesrepublik Deutschland ziemlich einmalig ist:
Wir haben es mit einer weltweiten Rezession zu tun, die
ein so exportabhängiges Land wie Deutschland, das
40 Prozent seines Bruttosozialproduktes in Außenwirt-
schaftsbeziehungen generiert, natürlich besonders hart
trifft. Wir haben es mit einem regelrecht tektonischen
Beben in der Finanzmarktarchitektur der Welt zu tun.
Wir haben es darüber hinaus nicht mit einer Konjunktur-,
sondern nach unserer Einschätzung durchaus mit einer
Strukturkrise in einer der Leitindustrien zu tun, nämlich
in der Automobilindustrie, und zwar nicht nur in
Deutschland, sondern auch in anderen Ländern.

In dieser Situation sind wir aufgefordert, uns antizy-
klisch zu verhalten. Dies hat die Bundesregierung in zwei
Schritten gemacht. Ich meine das, was Bundestag und
Bundesrat kurz vor Weihnachten verabschiedet haben,
das erste Konjunkturpaket, und das, was Ihnen jetzt zur
Beratung vorliegt: ein zweites Konjunkturpaket mit ei-

nem öffentlichen Impuls von 50 Milliarden Euro. Ich
darf darauf hinweisen, dass die sogenannten automati-
schen Stabilisatoren zusätzlich Wirkung entfalten. Ich
will damit sagen: Die konjunkturbedingten Minderein-
nahmen und Mehrausgaben werden nicht durch ein dis-
kretionäres Verhalten der Bundesregierung aufgefan-
gen. Wir haben es darüber hinaus mit einer Reihe von
Entwicklungen zu tun, die in dieser Situation gelegent-
lich etwas stärker betont werden dürfen. Ich denke bei-
spielsweise an die fallenden Energie- und Rohstoff-
preise, die für die Menschen, die noch vor einem halben
Jahr an den Tankstellen und für Heizöl ganz andere
Preise gezahlt haben, eine erhebliche Entlastung bedeu-
ten. Wir haben es mit einer geringeren Inflationsent-
wicklung zu tun. Darum werden die Reallohnzuwächse
in diesem Jahr erkennbar höher sein als in den vergange-
nen zwei bis drei Jahren.

Wir haben keine Blaupause für eine Handlungsemp-
fehlung in einer solchen Situation – weder die Bundesre-
publik Deutschland noch andere Länder. Es ist darauf
hinzuweisen, dass man die Maßnahmen anderer Länder
vor dem Hintergrund unterschiedlicher Ausgangsbedin-
gungen, Strukturen und Wettbewerbspotenziale nicht
einfach kopieren kann. Ich glaube, dass die Bundesregie-
rung mit ihren fünf Grundorientierungen etwas vorgelegt
hat, das konzise ist:

Erstens darf Geld in einem Konjunkturzyklus wie die-
sem nicht einfach verbrannt werden. Das war einer der
Gründe, warum ich massiv gegen Konsumgutscheine
eingetreten bin. Wir müssen Investitionen fördern, die
über diesen Konjunkturzyklus hinaus einen Modernisie-
rungseffekt haben.

Zweitens muss eine Kreditklemme vermieden wer-
den, und zwar nicht nur bei den kleinen und mittleren,
sondern auch bei den größeren Unternehmen.

Drittens sind Nachfrageimpulse zu setzen, allerdings
anders akzentuiert. Mich wundert gelegentlich, dass von
einigen politischen Kontrahenten der Eindruck vermit-
telt wird, als ob riesige Steuersenkungspotenziale nicht
mit einer Neuverschuldung in erheblicher Dimension
verbunden seien. Die Frage ist, welche Verteilungs- und

Redetext






(A) (C)



(B) (D)


Bundesminister Peer Steinbrück

Konjunktureffekte dies hätte. Diesbezüglich unterschei-
den wir uns.

Die vierte Orientierung ist: Eine Leitindustrie wie die
Automobilindustrie ist mit einer Maßnahme zu unter-
stützen. Diese Maßnahme wird von diesem Markt – das
ist erkennbar – sehr begrüßt, und zwar von Produzenten
genauso wie von Händlern. Die Abwrackprämie entwi-
ckelt sich zum Renner.

Fünftens ist in der Tat über eine Veränderung des
Grundgesetzes dafür Sorge zu tragen, dass es einen grö-
ßeren disziplinierenden Mechanismus gibt, damit man
auf den Pfad der Konsolidierung zurückkehrt. Dies ist
gleichzeitig damit zu verbinden, dass die Bundesgelder
in einem Investitions- und Tilgungsfonds zusammenge-
fasst werden, der völlig offen ist. Deshalb verstehe ich
den Vorwurf, da würde etwas versteckt oder camoufliert,
als Teil der politischen Auseinandersetzung.

Faktisch ist das völlig offengelegt und wird, wie ich
finde, mit dem Vorteil verbunden, dass wir hier eine Til-
gungsregel gesetzlich verabredet haben, die – jedenfalls
teilweise – bezogen auf den Erblastentilgungsfonds ihre
Funktionsweise bereits gezeigt hat.

Abschließend: Ein solcher antizyklischer Stimulus ist
zwangsläufig mit einer höheren Verschuldung verbun-
den. Ich kann mich an viele Beiträge in diesem Hause
von den unterschiedlichsten Seiten, von den Medien und
von den wirtschaftswissenschaftlichen Expertisen im
November und Dezember letzten Jahres erinnern, in de-
nen die Bundesregierung aufgefordert wurde, einen mas-
siven Akzent zu setzen. Jetzt gibt es plötzlich ein Erstau-
nen darüber – das ist eine merkwürdige Lernkurve –,
dass dies mit einer höheren Verschuldung verbunden ist.

Mein Fazit lautet: Es kann keine unbefleckte Emp-
fängnis von Konjunkturprogrammen geben, sondern es
läuft darauf hinaus, dass wir erkennbar in eine Verschul-
dung hineingehen, die uns in der nicht obsolet geworde-
nen Zielsetzung, dass die öffentlichen Haushalte weiter
konsolidiert werden müssen, um Jahre zurückwirft.

Ich danke Ihnen für Ihre Geduld. Ich höre Ihren Fra-
gen jetzt gerne zu und hoffe, Ihnen einigermaßen kom-
petente Antworten zu geben.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620100200

Herr Thiele, bitte schön.


Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1620100300

Sehr geehrter Herr Minister, in einer solchen Situa-

tion ist klar, dass eine Regierung Schulden macht; das
wird ja auch erfolgen. Aber es ist unter einer rot-grünen
Koalition mit einem SPD-Finanzminister gesagt worden:
Wir wollen keine Sondervermögen haben, sondern sie
sollen ordentlich in den Haushalt integriert werden. Das
ist 1999 beschlossen worden. Da frage ich mich: Warum
bringen Sie diese Neuverschuldung jetzt nicht komplett
in die Bundesschuld ein, sondern richten ein Sonderver-
mögen „Investitions- und Tilgungsfonds“ mit 16,9 Mil-
liarden Euro Ausgaben und 4,1 Milliarden Euro Zins-
ausgaben ein? Die Bundesschuld beträgt nahezu
1 000 Milliarden Euro. Was für einen Sinn hat es, dane-

ben ein Sondervermögen als Zusatzschulden in der Grö-
ßenordnung mit Zinsen von etwa 18 bis 20 Milliarden
Euro zu errichten? Warum integrieren Sie das nicht
gleich in die Schuld?

Da drängt sich der Eindruck auf, dass das Absicht ist.
Hans Eichel war es, glaube ich, der sich für Haushalts-
klarheit und -wahrheit ausgesprochen hat. Deshalb
wurde das Sondervermögen in die Bundesschuld inte-
griert. Warum halten Sie sich nicht an den Grundsatz
„Klarheit und Wahrheit“, sondern schaffen ein Sonder-
vermögen, um den Eindruck zu erwecken, es finde eine
Tilgung statt? Denn die Tilgung der gesamten Bundes-
schuld kann erst erfolgen, wenn der Bund Überschüsse
macht. Solange er keine Überschüsse macht, wird die
Verschuldung durch Neuverschuldung weiter ansteigen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620100400

Sie irren an mehreren Stellen, Herr Thiele. Denn es

gibt erstens eine gesetzlich verabredete Schulden- bzw.
Tilgungsregelung, die darauf hinausläuft, dass im ersten
Jahr – will sagen: in diesem Jahr – all das vom Bundes-
bankgewinn, was oberhalb von 3,5 Milliarden Euro liegt
– diese werden an den Bundeshaushalt abgeführt –, so-
fort zur Tilgung des Investitions- und Tilgungsfonds ein-
gesetzt wird. Im nächsten Jahr wird alles, was oberhalb
von 3 Milliarden Euro liegt, im übernächsten Jahr alles,
was über 2,5 Milliarden Euro liegt, dafür eingesetzt. Das
heißt, es gibt eine gesetzlich fixierte Tilgungsregelung,
die ihre Funktionsfähigkeit bereits mit Blick auf ihren
Teil bei der Tilgung des Erblastentilgungsfonds bewie-
sen hat. Insofern gibt es überhaupt keinen Zweifel.

Dies ist übrigens die wesentliche Raison d’Être, der
Grund, warum wir dieses Sondervermögen aufmachen:
Wir wollen diese Beiträge des Bundes, 16,9 Milliarden
Euro plus 4 Milliarden Euro Zinsen, bei einer Laufzeit
von zehn Jahren – hoffentlich brauchen wir nicht die ge-
samte Laufzeit – in dieser extraordinären Situation sehr
gezielt einer spezifischen Tilgungsregel unterwerfen.
Dies halte ich in der jetzigen Situation für ein wichtiges
Signal, nicht nur an die Öffentlichkeit, sondern auch an
die Märkte.

Zweitens – das ist ein Argument, das den Finanz-
minister sehr stark bewegt – diszipliniere ich damit stär-
ker die Vertreter aller Häuser hinsichtlich ihrer Begehr-
lichkeiten in zukünftigen Haushaltsverhandlungen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Ist eine Zusatzfrage möglich?)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620100500

Jetzt nicht. Ich werde Sie wieder aufschreiben und

fahre jetzt erst einmal in der Reihenfolge fort. Frau
Lötzsch, bitte.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620100600

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Minister, Sie

haben zu Recht darauf verwiesen, dass uns allen die Pa-
piere vorliegen. Wir haben natürlich versucht, die Pa-
piere für diese Sitzung und diese Befragung ordentlich
zu studieren. Darum habe ich eine Frage nach der Auf-






(A) (C)



(B) (D)


Dr. Gesine Lötzsch

teilung der zusätzlichen Investitionsmittel. Sie sind ja im
Gesetzentwurf vorgelegt, und zwar in der Anlage „Wirt-
schaftsplan des Sondervermögens“, und heißen im
Haushaltsdeutsch: „die konjunkturunterstützenden Maß-
nahmen im Bereich der Investitionen des Bundes“ sowie
Ausstattungsbedarf der Ressorts. Es geht also um die In-
vestitionsmittel. Nun erklären Sie mir bitte, nach wel-
chen Kriterien und Beweggründen Sie diese Mittel ver-
teilt haben. Mir sind nämlich Ungleichgewichte
aufgefallen, aber vielleicht können Sie der Öffentlichkeit
hierüber Auskunft geben.

Falls es kein Druckfehler ist, ist es so, dass im Rahmen
dieser investitionsstützenden Maßnahmen das meiste
Geld dem Einzelplan 14 – das ist das Bundesministerium
für Verteidigung – zugutekommt: etwa 226 Millionen
Euro; für militärische Beschaffungen, um das ganz klar
zu sagen. Aber das Bundesministerium für Familie, Seni-
oren, Frauen und Jugend zum Beispiel erhält aus diesen
zusätzlichen Mitteln nur 5 Millionen Euro. Können Sie
uns erklären, was Sie bewogen hat, diese Ungleichge-
wichtung vorzuschlagen? Ich kann Ihnen nur sagen: Ich
halte das für eine wirkliche Fehlgewichtung.


(Beifall der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE])



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620100700

Soweit ich Sie verstanden habe, Frau Lötzsch, heben

Sie gar nicht auf alle Investitionsmittel ab, sondern spe-
zifisch auf die 4 Milliarden Euro reine Bundesinvestitio-
nen, von denen der überwiegende Teil in die Verkehrsin-
frastruktur fließt und ein anderer Teil auf die Einzelpläne
verteilt wird. Die dort festgelegten Beträge sind gemäß
den Ressortverhandlungen für den jeweiligen Moderni-
sierungsbedarf vorgesehen, den die Ressorts haben. Das
ist völlig unstreitig. Es geht nicht darum, dass für die je-
weiligen Ressorts ein fester Schlüssel à la Königstein
festgelegt wird. Es hat darüber Kontakte zu den Ressorts
mit Blick auf die Notwendigkeit des jeweiligen Moder-
nisierungsbedarfes gegeben, der so schnell wie möglich
durch solche zusätzlichen Mittel bedient werden soll,
weil das Geld abfließen soll.

Eine besondere politische Gewichtung ist weder be-
absichtigt noch in meinen Augen erforderlich, sondern
es geht darum, jetzt schnell einen konjunkturellen Im-
puls auszuüben. Das ist die Hauptzielsetzung, die wir in
diesem Jahr so schnell wie möglich erreichen wollen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620100800

Frau Haßelmann, bitte schön.


Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620100900

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Finanzminister,

meine Fragen beziehen sich auf den Komplex kommu-
nale Investitionen. Nun muss ich das gar nicht mit mei-
nen eigenen Worten sagen, sondern ich glaube, es gehört
auch zu Ihren Redewendungen: Wie wollen Sie sicher-
stellen, dass das Geld, das den Kommunen direkt zu-
kommen soll, nicht bei den Ländern „kleben“ bleibt?

Ich bin sicherlich nicht die einzige Abgeordnete, die
in den letzten Tagen in der kommunalen und regionalen
Presse verschiedene detaillierte Einlassungen von Abge-
ordneten der Regierungsfraktionen über Summen für In-
vestitionen in ihren jeweiligen Städten und Gemeinden
lesen konnte. Als Beispiel nenne ich eine Einlassung des
NRW-Staatssekretärs der CDU, Herr Kozlowski, der der
Presse mitteilte, dass sicherlich demnächst kommunale
Investitionsmittel unter anderem für den Weiterbau der
A 33 und der A 30 in Ostwestfalen zur Verfügung stehen
werden.

Mich interessiert: Wie stellen Sie als Ministerium si-
cher, dass das Bundesgeld für die kommunalen Investi-
tionen auch wirklich bei den Kommunen ankommt und
nicht für Landesinvestitionen verwendet wird, die von-
seiten der Länderregierungen vielleicht seit vielen Jah-
ren wünschenswert erscheinen? Wie tragen Sie dafür
Sorge, dass insbesondere Kommunen in Haushaltssiche-
rung und notleidende Kommunen, zum Teil mit Not-
haushalten – das betrifft zum Beispiel Nordrhein-West-
falen in besonderem Maße –, davon profitieren.

Mein Kenntnisstand aus Ihren Unterlagen oder Infor-
mationen ist bislang der, dass in jedem Fall Kofinanzie-
rungsmittel vonseiten der Kommunen zur Verfügung ge-
stellt werden müssen. Insbesondere Kommunen mit
Nothaushalten können gar keine Kofinanzierung leisten;
das wissen wir beide. Ich nenne als Beispiel Oberhausen
mit negativem Eigenkapital. Mich interessiert, wie Sie
sicherstellen, dass die notleidenden Kommunen diese
Mittel bekommen und das Geld nicht bei den Ländern
verbleibt.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620101000

Darf ich antworten, Frau Präsidentin?


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620101100

Herr Minister, Sie waren vorher mit Ihren Antworten

immer so schnell, dass ich mir jetzt gedacht habe: Sie
sind so eingespielt, dass ich lieber nicht dazwischenre-
den sollte. – Aber ich gebe Ihnen gerne das Wort. Bitte
schön!


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620101200

Ich bemerke meine eigene Unhöflichkeit.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Das kommt selten vor!)


Sie sprechen ein entscheidendes Thema an: Wir nen-
nen das die „klebrigen Hände“ der Länder. Nicht nur Sie
haben Erfahrungen, sondern auch ich selber habe damit
Erfahrungen gemacht, weil ich einmal auf der anderen
Seite der Bank gesessen habe. Dieses Problem ist nicht
ganz von der Hand zu weisen.

Es gibt eine Verwaltungsvereinbarung mit den Län-
dern, in der einige Regularien festgelegt sind. Es ist ge-
lungen, mit den Ländern einen klaren Prozentsatz zu
vereinbaren, nach dem die 10 Milliarden Euro des Bun-
des plus die 3,3 Milliarden Euro, die die Länder für das






(A) (C)



(B) (D)


Bundesminister Peer Steinbrück

kommunale Investitionsprogramm bereitstellen, auf die
Kommunen verteilt werden sollen.

Der Schlüssel ist 70 zu 30. 70 Prozent dieser insge-
samt 13,3 Milliarden Euro sollen der kommunalen Infra-
struktur zugutekommen, 30 Prozent der übergreifenden
Infrastruktur, zum Beispiel Landeskrankenhäusern oder
der Kommunikationsinfrastruktur.

Die Kontrolle wird insbesondere durch einen be-
stimmten Abrechnungsmodus erfolgen. Der Bund wird
sehr genau überprüfen, inwieweit Mittel zweckentfrem-
det worden sind. Die Verwendungszwecke sind nämlich
klar definiert. Das gilt insbesondere für die Verwendung
der Mittel im Bildungsbereich, aber auch in den einzel-
nen Infrastrukturbereichen.

Es wird darauf ankommen, dass die Länder ihre Ver-
antwortung wahrnehmen. Die rheinland-pfälzische Lan-
desregierung tut dies bereits. Sie wird in einer ihrer
nächsten Kabinettssitzungen entscheiden, dass das Land
Rheinland-Pfalz den kommunalen Anteil der Kofinan-
zierung zunächst einmal vollständig übernimmt und dass
erst dann überprüft wird, welche finanziell stärkere oder
schwächere Kommune in welchem Ausmaß in der Lage
ist, ihren Kofinanzierungsanteil aufzubringen.

Für den Fall, dass ein Land diese Regelungen nicht
übernehmen sollte, werden wir dafür sorgen, dass sich
selbstverständlich auch finanzschwache Kommunen be-
teiligen können. Wir werden bei der KfW ein Programm
auflegen, in dessen Rahmen der Kofinanzierungsanteil
finanzschwacher Kommunen übernommen wird, wobei
Zins und Tilgung gestundet werden.

Ich möchte alle Kommunen bitten, über ihre kommu-
nalen Spitzenverbände und über andere Selbstverwal-
tungseinrichtungen den notwendigen Druck auf ihre je-
weilige Landesregierung auszuüben. Der Bund ist nicht
in der Lage, gesetzliche Vorschriften festzulegen, weil
dies mit den kommunalaufsichtsrechtlichen Zuständig-
keiten der Länder kollidieren würde, eingedenk der ver-
fassungsrechtlichen Realität, dass die Kommunen nicht
Bestandteil des Bundes, sondern Bestandteil der Länder
sind. Dieses Problem haben wir im Visier. Im dritten
Stockwerk dieses Hauses wird gerade mit 200 bis
300 Kommunalpolitikern über dieses Thema diskutiert.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620101300

Herr Weiß, bitte.

Gerald Weiß (Groß-Gerau) (CDU/CSU):
Herr Minister, im Gesamtpaket wird ein deutlicher ar-

beitsmarktpolitischer Schwerpunkt gesetzt. Regierung
und Koalition wollen insbesondere das Instrument der
Kurzarbeit attraktiver gestalten, es sozusagen gängiger
machen. Könnten Sie darlegen, was sich die Regierung
davon verspricht?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620101400

Obwohl die Sehnsucht danach groß ist, ist es sehr

schwer, mit irgendwelchen Zahlen zu operieren, da diese
auch eine Scheinrationalität darstellen könnten. Da wir
alle uns bei der Prognose von Zahlen schon sehr häufig

getäuscht haben, sollten wir damit sehr vorsichtig sein.
Nehmen Sie es mir deshalb nicht übel, dass ich Ihnen
keine konkreten Arbeitsplatzeffekte in Aussicht stellen
kann.

Richtig ist, dass die Maßnahmen zum Kurzarbeiter-
geld, insbesondere die geplante Übernahme der Sozial-
versicherungsbeiträge – in diesem Fall geht es darum,
dass Unternehmer bereit sind, ihre Beschäftigten in der
Phase der Kurzarbeit zu qualifizieren, aber auch um an-
dere Qualifizierungs- und Vermittlungsmaßnahmen –, in
den Gesprächen, die die Bundeskanzlerin und viele Ka-
binettsmitglieder mit verschiedenen Verbänden und den
Gewerkschaften geführt haben, sehr positiv aufgenom-
men wurden.

Diese Maßnahmen werden den Haushalt der BA be-
lasten, in welchem Ausmaß, ist allerdings sehr schwer
abzuschätzen. Ob es dadurch im Laufe des Jahres 2010
zu einem völligen Verzehr der jetzigen Reserven der BA
kommt, ist sehr konjunkturabhängig und abhängig da-
von, wie sich der Arbeitsmarkt entwickelt. Aufgrund der
Maßnahmen, die in der Vergangenheit getroffen worden
sind, schätzen wir den Arbeitsmarkt in der gegenwärti-
gen rezessiven Phase allerdings robuster als in früheren
Jahren ein.

Sollten die Reserven der BA zur Finanzierung dieser
Maßnahmen, die als sehr sinnvoll und effektiv quali-
fiziert werden, aufgezehrt sein, müsste dieses Hohe Haus
im Zuge der Haushaltsberatungen gegebenenfalls da-
rüber entscheiden, ob man der BA ein Darlehen – keinen
Zuschuss mehr, sondern ein Darlehen – gibt.

Noch einmal: Eine Quantifizierung der Arbeitsmarkt-
effekte dieser Maßnahmen fällt sehr schwer. Ich scheue
mich ein bisschen, sozusagen aus der Hüfte zu schießen
und eine Prognose abzugeben, da diese von denjenigen,
die sich mit diesem Zahlenwerk besser auskennen als
ich, sehr schnell widerlegt werden könnte.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620101500

Herr Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1620101600

Herr Minister, da wir gleich im Haushaltsausschuss

noch die Möglichkeit des Gesprächs und der Diskussion
haben werden, möchte ich nur auf eine aktuelle Forde-
rung eingehen. Gestern hat der haushaltspolitische Spre-
cher der Union gefordert, Goldreserven zu verkaufen.
Ich habe in diesem Zusammenhang ein Zitat mitge-
bracht, das Sie vielleicht interessiert:

Die Aufforderung der Regierungskoalition an die
Bundesbank zum Goldverkauf demaskiert das
Scheitern der … Haushaltspolitik und ist ein ver-
zweifelter Frontalangriff auf die Unabhängigkeit
der Bundesbank.

Dass der Kollege das gesagt hat, ist noch nicht lange her.
Damals war er allerdings in der Opposition. Jetzt fordert
er den Goldverkauf.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: War das Kampeter? – Gegen Jürgen Koppelin ruf des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Es gibt nur einen!)





(A) (C)


(B) (D)


Herr Minister, wie ich lesen konnte, haben Sie sich er-
freulicherweise gegen einen Verkauf von Gold ausge-
sprochen. Ich frage Sie: Könnten Sie den Kolleginnen
und Kollegen von der Union noch einmal erklären, wa-
rum Sie dagegen sind, Gold zu verkaufen?


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620101700

Herr Minister.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620101800

Gold macht sehr sinnlich. Der Vorschlag, Gold zu

verkaufen, kommt immer wieder. Da ich mir selber zu
Beginn meiner Amtszeit mit Begehrlichkeiten im Hin-
blick auf die Goldbestände der Bundesbank ein- oder
zweimal den Mund verbrannt habe, erlaube ich mir, auf
zweierlei hinzuweisen:

Erstens. Wenn man über die Goldbestände der Bun-
desbank verfügen wollte, müsste man eine Novelle des
Bundesbankgesetzes herbeiführen. Denn nach geltender
Rechtslage kann der Bundesbankvorstand über die Gold-
bestände souverän verfügen.

Zweitens. Es gibt ein internationales Abkommen, in
dem Kontingente festgesetzt sind, wer wie viel Gold ver-
äußern kann. Die Bundesbank macht von der Möglich-
keit, Gold zu verkaufen, übrigens spärlich Gebrauch; im
Wesentlichen veräußert sie Gold für die Prägung von
Goldmünzen in Deutschland. Im Übrigen hätte der Ver-
kauf von Gold Folgen für die Bilanz der Bundesbank.

Das heißt, bevor man mit einem solchen Vorschlag in
die Öffentlichkeit geht, ist man gut beraten, sich zu-
nächst mit dem Präsidenten der Bundesbank zusammen-
zusetzen. Solche Vorschläge wirken sonst eher verwir-
rend in einer Zeit, in der sich die Nachrichten über die
Probleme, mit denen wir es zu tun haben, aneinanderrei-
hen.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Daran sind schon einige Finanzminister gescheitert!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620101900

Die Kollegin Enkelmann.


Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620102000

Herr Minister, Sie haben davon gesprochen, dass es

um schnelle konjunkturelle Impulse geht. Nun ist ja strit-
tig, ob die Maßnahmen tatsächlich konjunkturfördernd
sind. Sind denn auch andere Maßnahmen beraten wor-
den, und wenn ja, mit welchem Ergebnis? Ist zum Bei-
spiel beraten worden, den Hartz-IV-Regelsatz anzuheben
oder den Mehrwertsteuersatz auf Medikamente deutlich
abzusenken oder die steuerliche Abzugsfähigkeit von
Kinderbetreuungskosten zu verbessern? Das wären
Maßnahmen, die wirklich konjunkturfördernd sind.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620102100

Ich widerspreche Ihnen: Ich habe den Eindruck, dass

das Urteil der überwiegenden Mehrheit ist, dass unsere

Konjunkturfördermaßnahmen durchaus schnell wirken
können. Das entnehme ich insbesondere vielen Gesprä-
chen mit Vertretern der Kommunen, die das kommunale
Investitionsprogramm als sehr hilfreich empfinden, weil
sich vieles direkt umsetzen lässt. Was die Einschätzung
der Maßnahmen angeht, haben wir also einen Dissens.

Natürlich sind weitere Maßnahmen debattiert worden.
Alles, was mit der Mehrwertsteuer zu tun hat – den
Mehrwertsteuersatz auf Medikamente reduzieren, zeit-
lich begrenzt die Mehrwertsteuersätze reduzieren –, ist
einmütig verworfen worden, da der konjunkturelle Ef-
fekt solcher Maßnahmen zumindest stark bezweifelt
wird. Ich behaupte, dass er so gut wie nicht spürbar
wäre. Abgesehen davon kann ich mir nicht vorstellen, in
welchem Ausmaß eine Absenkung des Mehrwertsteuer-
satzes von 19 Prozent auf einen reduzierten Mehrwert-
steuersatz den Konsum wirklich stärkt. Im Übrigen ist
fraglich, ob die Hersteller bzw. die Dienstleister eine
zeitlich begrenzte Mehrwertsteuersenkung an die Kon-
sumenten weitergeben. Wer gibt Ihnen die Garantie da-
für? Darüber hinaus wäre eine Mehrwertsteuersenkung
mit Einnahmeverlusten in Milliardenhöhe verbunden.
Der Nutzen wäre, denke ich, sehr gering. Dasselbe gilt
mit Blick auf eine Erhöhung der Transferzahlungen.
Auch was den konjunkturellen Impuls von Steuersen-
kungen angeht, gibt es einen Dissens zwischen Ihrer und
unserer Auffassung. Wir können diesen Dissens nur fest-
stellen.

Die Bundesregierung hat sich von fünf Grundorien-
tierungen leiten lassen, die ich bereits genannt habe.
Dazu gehören vor allem: Investitionen fördern, eine Kre-
ditklemme vermeiden, eine Leitindustrie unterstützen,
einen Nachfrageimpuls geben. Wir haben deutlich ge-
macht, dass wir uns verschärften Konsolidierungsregeln
unterwerfen werden. Was den Nachfrageimpuls betrifft,
bitte ich zu bedenken, dass sich das Ganze als Summe
der verschiedenen Puzzleteile ergibt: Wir haben den
Kinderfreibetrag erhöht. Wir haben das Kindergeld er-
höht. Wir haben den Beitrag zur Arbeitslosenversiche-
rung von 3,3 Prozent auf jetzt 2,8 Prozent gesenkt – eine
Entlastung paritätisch für Arbeitgeber wie für Arbeitneh-
mer von jeweils 15 Milliarden Euro.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das gehört alles nicht zum zweiten Konjunkturpaket!)


Wir reduzieren den Krankversicherungsbeitrag wieder.
Zum 1. Januar 2009 wird der Krankenversicherungsbei-
trag steuerlich anrechenbar; das entspricht einem Entlas-
tungsvolumen von 9 Milliarden Euro. Der steuerliche
Impuls, auf den sich die Koalition geeinigt hat – Erhö-
hung des Freibetrags, Rechtsverschiebung des Tarifes,
Absenkung des Eingangssteuersatzes –, entlastet um
weitere 6 Milliarden Euro.

Wenn Sie die fünf oder sechs Bausteine, die ich be-
schrieben habe, zusammennehmen, kommen Sie auf ei-
nen durchaus nennenswerten Betrag, je nach Haus-
haltstypus und je nach Steuerklasse. Wenn Sie des
Weiteren bedenken, dass die Energie- und Rohstoff-
preise gesunken sind, sehen Sie, dass antizyklisch bei
der Nachfrage etwas in Gang kommt, das sich durchaus






(A) (C)



(B) (D)


Bundesminister Peer Steinbrück

stabilisierend auswirkt. In welchem Ausmaß, kann Ihnen
vielleicht einer der vielen Wirtschaftswissenschaftler
ausrechnen, die im Augenblick täglich im Fernsehen zu
sehen sind.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620102200

Herr Kurth.


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620102300

Herr Minister, ich möchte auch noch einmal die

schnell wirksamen konjunkturellen Impulse aufgreifen,
die Sie angesprochen haben. In dem Zusammenhang ha-
ben Sie ja auch erklärt, dass Sie Konsumgutscheine ab-
lehnen.

Ich nehme an, Sie hatten im Blick, dass durch direkte
Investitionen mehr Folgeinvestitionen angestoßen wer-
den. In dem Zusammenhang spricht man ja vom Multi-
plikatoreffekt. Wenn der Staat sich weiter verschuldet,
dann sollen durch jeden Euro, den er mehr ausgibt, mög-
lichst viele volkswirtschaftlich wirksame Folgeinvesti-
tionen ausgelöst werden.

Wie schätzen Sie in dem Zusammenhang in Ihrem
Hause den Multiplikatoreffekt der Steuererleichterungen
insbesondere mit Blick auf die Empfänger höherer Ein-
kommen ein? Ist nicht vielmehr anzunehmen, dass sich
lediglich die Sparquote erhöht und dass keinerlei Folge-
investitionen und volkswirtschaftliche Wirkungen von
dem Entlastungsvolumen ausgehen?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620102400

Die Einschätzung teile ich weitestgehend. Wir haben

uns schon in früheren Zeiten empirische Daten zu Steu-
ersenkungsprogrammen anderer Länder angeschaut und
sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Elastizität für
einen längeren Zeitraum zwischen 0,4 und 0,5 schwankt.
Das heißt, dass die Annahme, die häufig politisch vertre-
ten wird, dass sich Steuersenkungen nämlich in relativ
kurzer Zeit selbst finanzieren, eine Fehlannahme ist.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: An die FDP gerichtet!)


Durch die Untersuchungen, die man dazu heranziehen
kann, wird das nicht bestätigt.

Sie haben völlig recht, dass der Massenkonsum, den
man durch Steuersenkungen erreichen will, nicht beför-
dert wird, weil die Steuerbelastung in den unteren Ein-
kommensetagen nicht das große Problem ist, sondern
dort schlagen die Sozialversicherungsabgaben viel stär-
ker zu Buche. Für die oberen Einkommensetagen ist
durch das Bundesamt für Statistik klar belegt, dass dieje-
nigen, die ein monatliches Nettoeinkommen von über
3 500 Euro haben, eine Sparquote von weit über
20 Prozent – 22 bis 23 Prozent – aufweisen.

Im Übrigen ist nie ganz absehbar, wie ein zusätzlicher
Konsumschub durch Steuersenkungen wirkt und wel-
cher Konjunktureffekt dadurch erzielt wird. Wird das
Geld für chinesisches Spielzeug, japanische Elektronik
oder den Golfkurs auf Mallorca ausgegeben? Wo geht es

hin, und was hat das mit der deutschen Konjunktur zu
tun?


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum machen Sie es dann?)


Deshalb sind wir zu einem Ergebnis gekommen, mit
dem wir diesen Bedenken durchaus Rechnung tragen:
Erhöhung des Freibetrages, Reduzierung des Eingangs-
steuersatzes und Rechtsverschiebung des Tarifs. Letz-
teres ist, wenn man den Freibetrag erhöht, in meinen
Augen automatisch erforderlich, weil man es sonst mit
Blick auf die Grenzbesteuerung bei den unteren Einkom-
men mit einem sehr viel stärker ansteigenden Ast zu tun
hat. Damit ist etwas vorgelegt worden, von dem ich
glaube, dass das stimmig ist.

Im Übrigen darf ich hinzufügen und wiederholen: Im
Rahmen einer Sitzung des Koalitionsausschusses habe
ich versucht, die Wette einzugehen, dass mit Blick auf die
öffentliche Haushaltslage am Ende dieses Jahres keine
Regierung, egal wie sie sich politisch zusammensetzt,
nach Koalitionsverhandlungen ein Steuersenkungspro-
gramm in einer Dimension wird beschließen können und
wollen, das ausreicht, um den Mittelstandsbauch beseiti-
gen zu können. Diese Wette halte ich aufrecht.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Was ist der Einsatz? – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Beschließen können wir es ja, aber die Wirksamkeit wird auf später verschoben!)


– Beschließen werden die es wegen der damit verbunde-
nen Konsequenzen auch nicht.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620102500

Einen Dialog kann ich jetzt nicht zulassen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620102600

Das ist pure Leidenschaft.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620102700

Frau Tillmann.


Antje Tillmann (CDU):
Rede ID: ID1620102800

Herr Minister, ich teile Ihre Auffassung, dass das

kommunale Investitionsprogramm bei den Kommunen
– den zuständigen Stadträten und Bürgermeistern – gut
ankommt. Ich habe im Moment aber ein wenig die
Sorge, dass Hoffnungen geschürt werden, die hinterher
mit dem Programm nicht erfüllt werden, und dass die
Stimmung dann kippt.

Deshalb lautet meine erste Frage: Halten Sie es für
möglich, dass nach dem Zukunftsinvestitionsgesetz und
dem darin genannten Förderbereich der Neubau von
Fußballstadien gefördert wird?

Zweite Frage. Wird es eine Handreichung zu diesen
Förderbereichen geben – dabei denke ich insbesondere
an sonstige Infrastrukturinvestitionen –, und wann
kommt sie?






(A) (C)



(B) (D)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620102900

In den Zweckbestimmungen, die auch in der Verwal-

tungsvereinbarung aufgeführt sind, sind die Bereiche
aufgelistet, die durch dieses kommunale Investitionspro-
gramm erreicht werden sollen. Ich habe im Augenblick
nicht ganz präsent, ob die Modernisierung von Sportstät-
ten auch dabei ist.


(Antje Tillmann [CDU/CSU]: Nein!)


– Gut. Wenn sie nicht enthalten ist, dann wird dies nicht
möglich sein.

Erkennbar herausgenommen ist der Übergang in die
Verkehrsinfrastruktur, weil wir nicht wollen, dass das
plötzlich nur ein bloßer Ersatz der Finanzierungsmittel
ist, die wir nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungs-
gesetz bzw. auf der Basis dessen bereitstellen, was ohne-
hin im Bundesverkehrswegeplan steht. Ebenso werden
keine Maßnahmen des Schienenpersonennahverkehrs fi-
nanziert, weil dies Gegenstand des Regionalisierungsge-
setzes ist und durch die Mittel geleistet wird, die daraus
zur Verfügung gestellt werden.

Fazit ist: Es werden genau die Bereiche aufgelistet,
die mit diesen kommunalen Investitionen erreicht wer-
den sollen: Bildungsstätten im weitesten Sinne – von der
Kita bis zur Hochschule – und Vorhaben im Bereich der
kommunalen Infrastruktur.

Ich habe bisher viele Kommunalvertreter gesprochen,
die die unterschiedlichsten Parteien repräsentieren, die
alle im Deutschen Bundestag vertreten sind. Sie sagen
vor dem Hintergrund eines ungeheuren Nachholbedar-
fes, dass sie in der Lage sind, relativ schnell solche kom-
munalen Investitionsprojekte aus der Schublade zu zie-
hen. Daran ist mir insbesondere deshalb sehr gelegen,
weil wir die vergaberechtlichen Rahmenbedingungen im
Sinne einer Beschleunigung verbessern, wie mir Herr
Schauerte gerade bestätigt hat.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620103000

Herr Wissing.


Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1620103100

Herr Minister, ich habe eine Frage im Zusammenhang

mit der Hypo Real Estate. Sie haben am 29. September
2008 über die Schieflage der Hypo Real Estate und die
staatlichen Rettungsmaßnahmen informiert. Dass dies
nicht früher geschehen ist, haben Sie damals damit be-
gründet, dass am Vortag die bayerische Landtagswahl
stattgefunden habe: Sie hätten schon früher darüber Be-
scheid gewusst, wollten aber keinen Einfluss auf das
Wahlergebnis ausüben.

Tatsächlich sind am 29. September 2008 Ansprüche
nach dem Umwandlungsgesetz verjährt. Meine Frage
lautet: Wann haben Sie von diesen Ansprüchen und der
Verjährungsfrist erfahren, und um welche Ansprüche in
welcher Höhe handelt es sich, die mit Ablauf des
28. September 2008 verjährt sind?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620103200

Es tut mir leid; ich bin hier, um über das Konjunktur-

paket der Bundesregierung Auskunft zu geben, und kann
nicht aus dem Stand Fragen zu sehr komplexen Sachver-
halten beantworten. Stellen Sie mir die Frage noch ein-
mal schriftlich; dann beantworte ich sie gerne.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620103300

Herr Spieth.


Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620103400

Herr Minister, die Bundesregierung hat mit der Ge-

sundheitsreform zur Umsetzung des Gesundheitsfonds
zum 1. Januar 2009 einen Beitragssatz von 15,5 Prozent
festgelegt. Die Bundesregierung beabsichtigt jetzt, leider
erst passgenau zwei Monate vor der Bundestagswahl
eine Absenkung des Beitrags um 0,6 Prozentpunkte
vorzunehmen. Vertreter der Bundesregierung haben zu-
rückliegend darauf hingewiesen, dass es im Sinne von
konjunkturankurbelnden Maßnahmen wichtig wäre, den
Sonderbeitrag von 0,9 Prozent, der nur von Arbeitneh-
merinnen und Arbeitnehmern und Rentnerinnen und
Rentnern gezahlt wird, abzuschaffen.

Welche Erkenntnisse haben die Bundesregierung
dazu bewegt, von diesen Positionen, die insbesondere
Frau Gesundheitsministerin Schmidt vertreten hat, abzu-
gehen und eine Absenkung vorzunehmen, von der nur
0,3 Prozentpunkte den Beitragszahlern – also den versi-
cherten Rentnerinnen und Rentnern und Arbeitneh-
mern – und die übrigen 0,3 Prozentpunkte als besonde-
res Förderprogramm der Wirtschaft zugutekommen?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620103500

Das ist ganz einfach, Herr Abgeordneter. Das ist das

Moment der Kompromissfindung als konstitutives Ele-
ment in einer Koalition innerhalb einer parlamentari-
schen Demokratie. So schlicht ist das.

Die SPD-Position war in der Tat, die Sonderbelastung
von 0,9 Prozent mit den von Ihnen dargestellten Vertei-
lungseffekten abzusenken, aber – man muss nicht lange
drum herumreden – im Zusammenwirken der Gesamt-
koalition ist dann das Ergebnis herausgekommen, den
Beitrag um 0,6 Prozentpunkte paritätisch abzusenken,
wovon Arbeitgeber, aber auch Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer und Rentnerinnen und Rentner profitie-
ren. Das ist das Ergebnis eines politischen Entschei-
dungsprozesses.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620103600

Herr Schick.


Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620103700

Herr Minister, ich habe eine Frage zu der 36-Monats-

Regelung, wozu es offensichtlich Gespräche zwischen
der EU-Kommission und der Bundesregierung gab.
Nach diesen Gesprächen – so die Medienberichterstat-
tung – hat sich ein Mitglied des Leitungsausschusses des
SoFFin für eine Änderung dieser Regelung ausgespro-
chen. Mich interessiert, ob die Medienberichterstattung
richtig ist, dass Mitglieder des Leitungsausschusses des






(A) (C)



(B) (D)


Dr. Gerhard Schick

SoFFin offensichtlich nicht über die Gespräche zwi-
schen der Bundesregierung und der EU-Kommission
Bescheid wussten, und wie es dazu kommen konnte.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620103800

Diejenigen, die sich geäußert haben, wussten Be-

scheid. Wir versuchen heute, klarzustellen, dass wir das
Echo aus Brüssel als unvollständig empfunden haben.
Die Einigung, die wir mit Brüssel erzielt haben, lautet,
dass eine 36-monatige Laufzeit festgelegt wird oder aber
– jetzt kommt es; das ist gestern vom Sprecher der Brüs-
seler Kommission nicht deutlich gemacht worden und
hat zur Verwirrung beitragen –, es zu einer Verlängerung
im Zuge einer Einzelnotifizierung kommen kann. Das ist
gestern bei den Angaben aus Brüssel weggefallen und
hat zu diesen zugegebenermaßen nachvollziehbaren,
aber für viele Beteiligte verwirrenden Darstellungen ge-
führt.

Es ist also im Zuge der Einzelnotifizierung eine Ver-
längerung möglich. Das ist das Ergebnis dessen, was wir
mit Brüssel erreicht haben.

Generell stellt sich die Frage im Hinblick auf das
Finanzmarktstabilisierungsgesetz in laufenden Prüfun-
gen, zu deren Ergebnissen ich allerdings erst Rede und
Antwort stehe, wenn sie abgeschlossen sind. Dabei geht
es darum, sich mit der Begrenzung des Cap im Hinblick
auf die Bereitstellung von Garantien und Kapitalinjek-
tionen zu befassen. Das werden wir im Zusammenhang
mit der Frage tun, welche möglichen Nachjustierungen
das Finanzmarktstabilisierungsgesetz – auch im Hin-
blick auf die Arbeit des Leitungs- und des Lenkungsaus-
schusses – erfahren muss. Ich stehe Ihnen gerne zur Ver-
fügung, wenn die Überlegungen abgeschlossen sind.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620103900

Herr Romer, bitte.


Franz Romer (CDU):
Rede ID: ID1620104000

Herr Minister, ich möchte den 100-Milliarden-Euro-

Bürgschaftsrahmen ansprechen. Ich glaube, das ist eine
sehr wichtige Sache. Wie Sie wissen, gibt es in der Auto-
mobilindustrie schon seit Dezember letzten Jahres bzw.
Januar dieses Jahres Kurzarbeit oder verlängerte Ferien.
Das wirkt sich natürlich sehr stark auf die Zulieferer aus,
und zwar nicht nur auf die großen wie Bosch, sondern
vor allem auch auf die kleinen und mittelständischen Be-
triebe. Diese mussten sehr große finanzielle Vorleistun-
gen erbringen, um Material, Werkzeuge und Maschinen
zu kaufen. Nun bricht ihnen die Einnahmeseite weg, teil-
weise um bis zu 50 Prozent. Das bedeutet, dass diese Be-
triebe bei der Liquidität am Ende sind, insbesondere die-
jenigen, die in den letzten Jahren umgestellt oder
investiert haben und aufgrund dessen nur über eine sehr
dünne Kapitaldecke verfügen.

Nun ist es dringend notwendig, den betreffenden Be-
trieben schnell und rasch zu helfen. Vor Ort stelle ich im-
mer wieder fest, dass dann, wenn die Hausbank einge-
schaltet wird, die Frage gestellt wird: Wer übernimmt
das Risiko? – Es dauert viel zu lange, bis den Betrieben
Geld zur Verfügung gestellt wird, um die schwierige Zeit

zu überbrücken. Hier wäre dringend rasche Hilfe not-
wendig. Das notwendige Geld haben wir bereits zur Ver-
fügung gestellt. Was schlagen Sie vor, damit das Ganze
schnell und rasch umgesetzt wird und die Betriebe wis-
sen, an wen sie sich wenden müssen?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620104100

Erstens. Bei der Abwicklung der Programme gilt

zwingend das Hausbankenprinzip; anders geht es nicht.
Sonst werden die Landesbürgschaftsbanken und die
KfW nicht tätig sein können, weil sie sich dem Wettbe-
werbsprinzip unterwerfen würden.

Zweitens. Ich bitte um Nachsicht, aber die Probleme,
die gelegentlich in Einzelfällen auftauchen – ich komme
gleich auf die makroökonomische Ebene zu sprechen –,
sollten nicht leichtfertig und schnell den Aktivitäten der
Bürgschaftsbanken zugeordnet werden. Gelegentlich hat
das auch etwas mit den betreffenden Unternehmen zu
tun.

Ein Fachmann sagte mir neulich: Wenn die KfW be-
reit ist, bei den Bürgschaften ein Risiko von 90 Prozent
zu übernehmen, während von der Hausbank verlangt
wird, ein Risiko von 10 Prozent zu übernehmen, und
gleichzeitig wird verlangt, dass die Hausbanken voll-
ständig entlastet werden müssen, dann muss man genau
wissen, was es bedeutet, ein Risiko zu 100 Prozent zu
übernehmen. Wenn es eine Sparkasse, eine Genossen-
schaftsbank oder eine private Geschäftsbank gibt, die
mit Blick auf eine solche Finanzierung von Betriebsmit-
teln oder Investitionen bei einem selber zu tragenden Ri-
siko von 10 Prozent sagt: „Nein, das machen wir nicht“
– und zwar in Würdigung der Bonität oder des Ge-
schäftsmodells des betreffenden Unternehmens –, dann
lautet die Antwort von vielen: Dann sollte der Bund erst
recht nicht 90 Prozent des Risikos über seine Einrichtun-
gen übernehmen.

Die Abwägung muss vor Ort stattfinden. Denjenigen
Kreditinstituten, die an dem Bürgschaftsrahmen teilha-
ben wollen, bleibt die Prüfung der Anträge der betreffen-
den Unternehmen im Hinblick auf die Bonität nicht
erspart. Sie müssen genau prüfen, ob die Kredite zurück-
gezahlt werden können. Wir dürfen dabei nicht verges-
sen, dass wir in unseren öffentlichen Reden von den
Banken verlangen, sehr viel stärker auf die Bonität und
die Risiken zu achten. Wir müssen aufpassen, dass es
hier nicht zu Widersprüchen kommt.

Insgesamt versuchen wir, das Verfahren zu beschleu-
nigen. Mein Eindruck ist, dass das 15-Milliarden-Euro-
Programm der KfW für den Mittelstand – das haben Sie
angesprochen – sehr gut angenommen worden ist. Herr
Schröder, der Vorstandsvorsitzende der KfW, hat uns
mitgeteilt, dass relativ schnell erhebliche Summen in
Anspruch genommen worden sind. Der Zufall will es,
dass BMF und BMWi heute auf Ministerebene Kontakt
hatten und darüber beraten, wie der auf 100 Milliarden
Euro aufgestockte Bürgschaftsrahmen schnell zu mobili-
sieren ist, und zwar im Hinblick auf die Kreditversor-
gung nicht nur kleiner und mittlerer, sondern auch
größerer Unternehmen. Dafür müssen aber gewisse
Strukturen geschaffen werden. Ich sage Ihnen freimütig:






(A) (C)



(B) (D)


Bundesminister Peer Steinbrück

Eben mal die Deckung des Kreditbedarfs eines größeren
deutschen Unternehmens mitzufinanzieren, ist nicht
Sinn des Bürgschaftsrahmens.

Ohne auf einzelne Firmennamen eingehen zu wollen,
sage ich Ihnen, dass offenbar einige große Unternehmen
den Eindruck haben, dass sie sehr schnell mit 10, 11, 12,
13, 14 oder 15 Milliarden Euro unter den Schirm dieses
100-Milliarden-Euro-Bürgschaftsrahmen kommen. Das
wird zu prüfen sein, und zwar unter dem Gesichtspunkt
der Interessenlage des Haushalts und des Steuerzahlers.


(Franz Romer [CDU/CSU]: Darf ich noch eine Nachfrage stellen?)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620104200

Ich nehme Sie gern wieder auf die Liste, aber ich

fürchte, wir sind schon über die Zeit. Ich möchte noch
einige Fragen zulassen, aber nicht mehr alle.

Herr Thiele ist jetzt an der Reihe.


Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1620104300

Herr Minister, jeder Bürger weiß, dass eine Schuld

erst dann getilgt ist, wenn sie nicht mehr besteht. Bei ei-
ner Umschuldung werden alte Kredite durch neue er-
setzt. Können Sie vor diesem Hintergrund die Aussage
der Bundeskanzlerin Angela Merkel und des Bundes-
außenministers und SPD-Kanzlerkandidaten Frank-
Walter Steinmeier bestätigen, dass der Erblastentil-
gungsfonds getilgt sei, oder ist nicht der größere Teil
umgeschuldet worden?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620104400

Beides ist richtig.


(Lachen bei der FDP – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das ist schwierig!)


Ihr Hinweis darauf, dass ein großer Teil von meinem
Vorgänger auf den Bundeshaushalt transferiert worden
ist, ist richtig, und der Hinweis von Herrn Steinmeier
und der Bundeskanzlerin, wonach über die Tilgungs-
regelung und die Inanspruchnahme des Bundesbankge-
winnes um die 35 Milliarden Euro – nach meiner Wahr-
nehmung, getilgt worden sind – ist ebenfalls richtig. Das
ist, wie ich finde, ein völlig zutreffender Vergleich mit
dem jetzt eingerichteten Fonds von knapp 21 Milliarden
Euro. Die Hinweise der Kanzlerin und des Außenminis-
ters, dass wir mit solchen Mechanismen durchaus gute
Chancen haben, in relativ kurzer Zeit über die Tilgungs-
regelung, die ich Ihnen vorhin genannt habe, und mittels
Inanspruchnahme – in bestimmten Grenzen – des Bun-
desbankgewinnes diesen Fonds zu tilgen, sind völlig
korrekt. Dies ist zutreffend.

Dass darüber hinaus auch UMTS-Lizenzeinnahmen
zur Tilgung des Erblastentilgungsfonds verwandt wor-
den sind, will ich der Vollständigkeit halber hinzufügen,
damit kein falscher Eindruck vermittelt wird. Im Übri-
gen betrug das Volumen des Erblastentilgungsfonds
nach meinem Wissen 171 Milliarden Euro. Wir reden
jetzt über ein Sondervermögen bzw. einen Investitions-
und Tilgungsfonds von 21 Milliarden Euro. 35 Milliar-

den Euro des Erblastentilgungsfonds sind über die Bun-
desbankgewinne getilgt worden. Das sind 14 Milliarden
Euro mehr, als das Volumen des jetzigen Fonds beträgt.
Insofern sehe ich keinen Widerspruch zu den Aussagen
der Kanzlerin und des Außenministers.


(Zuruf des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


– Nein, das ist absolut zutreffend.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620104500

Frau Dr. Höll.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620104600

Herr Bundesfinanzminister, es ist in der Politik

manchmal schwierig, nicht zynisch zu werden. In Zei-
ten, in denen die wirtschaftliche Situation in der Bundes-
republik gut war, waren Sie für eine Sozialpolitik und
eine fehlende Arbeitsmarktpolitik verantwortlich, die
dazu geführt hat, dass Kommunen oftmals kein Geld
hatten, ihre Kitas zu pflegen und Schulen zu sanieren.
Alleine meine Heimatstadt Leipzig hat einen Sanie-
rungsstau von mindestens 200 Millionen Euro. Jetzt, da
die Zeit schlecht ist, bekennt sich der Bund richtiger-
weise zu seiner Verantwortung und will Geld in die
Hand nehmen, damit in den Kommunen tatsächlich et-
was getan werden kann. Also sind uns die Kinder und
die Bildung erst jetzt wichtig. Das finde ich schon kata-
strophal.

Wie wollen Sie jetzt sicherstellen, dass das Geld dort
tatsächlich eingesetzt wird? Sie sprachen vorhin, als Sie
auf eine Frage antworteten, von der KfW. Jetzt wird
Geld ausgegeben, um in Zeitungen zu annoncieren, dass
die KfW Kredite vergibt. Ich dachte, das weiß man in-
nerhalb der Bundesrepublik. Wie stellen sich die Mög-
lichkeiten konkret dar? Wird es erhöhte Zinsen für eine
Kommune bedeuten, wenn sie eine Stundung beantragt,
oder nicht?

Sie sagten des Weiteren, Sie seien für schnelle kon-
junkturelle Impulse. Warum werden dann die konjunktu-
rellen Maßnahmen erst zum 1. Juli wirksam? Das betrifft
die Senkung des Krankenversicherungsbeitrags. Hoffen
Sie, dass die Menschen, beispielsweise diejenigen, die in
Sachsen bei der AOK versichert sind, vergessen, dass sie
ab 1. Januar 3 Prozent mehr zahlen müssen, und dass sie
die Beitragssenkung als große Entlastung wahrnehmen?

Dann habe ich noch eine Frage.


(Zuruf von der SPD)


– Das ist wirklich ein wichtiges Problem. – Sie schlagen
vor, dass die Regelsätze für die Kinder von Hartz-IV-
Empfängern, die zwischen 6 und 13 Jahre alt sind, ange-
hoben werden sollen. Warum nur für diese Kinder, und
warum nicht für alle?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620104700

Das war eine lange Frage mit einer Reihe von Unter-

stellungen und viel Stoff, auf den ich jetzt eingehen soll.

Erstens. Ich teile Ihre Grundeinschätzung nicht, auch
nicht mit Blick auf das, was Sie beklagen bezogen auf das






(A) (C)



(B) (D)


Bundesminister Peer Steinbrück

Volumen von Sozialmaßnahmen, die aus dem Bundes-
haushalt finanziert werden. In diesem Bundeshaushalt
werden von einem eingenommenen Steuereuro ungefähr
70 Cent für Sozialpolitik ausgegeben. Das widerspricht
fundamental Ihrer Einschätzung, dass dieser Bundes-
haushalt das ausstrahlt, was Sie hier immer unterstellen,
nämlich soziale Kälte. Anders als Sie habe ich eher die
Befürchtung, dass der Bundeshaushalt auf der investiven
Seite in eine Schieflage kommt. Wir müssen gelegentlich
lernen, dass wir erst einmal etwas erwirtschaften müssen,
ehe wir es verteilen können. Da sind wir wahrscheinlich
in einem ziemlichen Dissens.

Zweitens. Ich teile Ihre Einschätzung der Finanzent-
wicklung und Finanzausstattung der Kommunen nicht.
Nicht zuletzt mit Unterstützung dieses Hauses sind erheb-
liche Beiträge geleistet worden, um die Finanzausstattung
der Kommunen zu verbessern. Die Kommunen haben im
letzten Jahr – wenn ich Sie daran erinnern darf – einen
Rekordüberschuss gehabt. Sie werden in diesem Jahr
trotz der obwaltenden Bedingungen 2008 wahrscheinlich
noch einmal einen größeren Überschuss haben, vermut-
lich in einer Dimension von 7 bis 8 Milliarden Euro. In-
sofern stimmt Ihre Annahme nicht, dass es den Kommu-
nen – auch wegen der Politik der Bundesregierung – sehr
viel schlechter gegangen ist; vielmehr ist es ihnen sehr
viel besser gegangen. Ich gebe zu, dass die Divergenz
zwischen finanzschwachen und finanzstarken Kommu-
nen sich dabei weiter aufgefächert hat. Das heißt, die Ver-
teilung innerhalb der kommunalen Familie ist nach wie
vor ein Problem. Aber ansonsten haben sich die Aus-
gangsbedingungen für die Kommunen, das zu finanzie-
ren, was Sie – teilweise auch ich – für nötig halten, durch-
aus verbessert.

Sie haben in Ihrer Fragestellung auf die Einführung
einer neuen Stufe des Regelsatzes bei Hartz-IV-Kindern
zwischen 6 und 13 abgehoben – dies geht auf Berech-
nungen des zuständigen Bundesarbeitsministeriums zu-
rück –; die Berechnungen für diejenigen, die zwischen
0 und 6 bzw. zwischen 14 und 18 Jahre alt sind, sind
durchaus legal. Die nächste sogenannte EVS, die Ein-
kommens- und Verbrauchsstichprobe, ist abzuwarten;
sie ist für die Festsetzung der Regelsätze maßgeblich.
Fragen Sie mich nicht, wann die Ergebnisse vorliegen.
Wie mir der Parlamentarische Staatssekretär Thönnes
zuruft, wird dies 2010 sein.

Sie haben zwei weitere Fragen gestellt, die mir nicht
erinnerlich sind. Könnten Sie sie wiederholen?


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620104800

Bitte schön, Frau Höll. Erinnerung ist möglich.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620104900

Ich habe nach konkreten Finanzierungsbedingungen

für Kommunen gefragt, wenn sie zum Beispiel die Mög-
lichkeit einer Stundung bei der KfW in Anspruch neh-
men.

Außerdem habe ich gefragt, warum konjunkturelle
Maßnahmen wie die Senkung des Krankenkassenbeitra-
ges erst ab dem 1. Juli gelten sollen; schließlich sind Sie

für schnelle konjunkturelle Impulse. Warum wollen Sie
– wir sind jetzt im Januar – bis Juli warten?


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620105000

Herr Minister.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620105100

Eine Teilantwort auf Ihre erste Frage ist in dem ent-

halten, was ich der Kollegin Haßelmann gesagt habe.
Wir sind bereit, dafür zu sorgen, dass die KfW den Ko-
finanzierungsanteil von finanzschwachen Kommunen
übernimmt – unter Stundung von Tilgung und Zinsen.
Wir erwarten allerdings gleichzeitig, dass das Modell
Rheinland-Pfalz in denjenigen Ländern kopiert wird, in
denen man bereit ist, den Kofinanzierungsanteil für fi-
nanzschwache Kommunen zu übernehmen. Wir alle
können darauf dringen – auch Sie als Bundestagsabge-
ordnete –, dass dies in den Ländern gemacht wird. Ich
halte das für eine richtige Maßnahme.

Meine Antwort auf Ihre andere Frage lautet: Wir ha-
ben versucht, ein Datum zu wählen, das – sowohl mit
Blick auf die Steuersenkungen als auch mit Blick auf die
Rentenerhöhungen als auch mit Blick auf günstigere
Krankenversicherungsbeiträge am 1. Juli – dazu beiträgt,
dass das Ganze als Gesamtpaket wahrgenommen wird.
Der Kinderbonus wird wahrscheinlich schon vorher aus-
gezahlt werden können, wenn Bundestag und Bundesrat
die rechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen haben.
Es ging darum, in einem – wenn Sie so wollen – Aplomb
dazu beizutragen, dass es einen Nachfrageimpuls gibt,
den die Leute spürbar wahrnehmen können.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620105200

Die Letzte in dieser Fragerunde ist die Kollegin

Haßelmann.


Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620105300

Vielen Dank. – Herr Steinbrück, ich will gleich nach-

fragen. Wenn das Modell Rheinland-Pfalz so toll ist und
wirklich sichert, dass das Geld bei den Kommunen an-
kommt, warum legen wir, der Bund, das dann nicht fest?
Schließlich sind wir diejenigen, die das Geld für Inves-
titionen zur Verfügung stellen: über 10 Milliarden Euro.
Da könnten wir doch sagen: Wir erwarten von den Län-
dern, dass sie mittragen, dass analog zum Modell Rhein-
land-Pfalz – es ist mir jetzt im Detail nicht präsent; aber
es muss seinen Grund haben, dass Sie es so loben – vor-
gegangen wird. Oder glauben Sie, dass wir über die Ver-
waltungsverfahren detailliert regeln könnten, dass sich
die Zuweisung zum Beispiel an Parametern wie „Anzahl
der Einwohnerinnen und Einwohner“, „Kreditrahmen in
einer Kommune“ etc. orientiert? Alle diese Parameter
könnte der Bund doch festlegen, ohne in eine Debatte zu
geraten, wie Sie sie vorhin angesprochen haben, nämlich
nach dem Motto: Sind die Kommunen abgeleitete
Instanz der Länder? Können wir als Bund direkt zugrei-
fen? – Wir könnten bestimmte Sachen gesetzlich festle-
gen. Beabsichtigen Sie, das im Rahmen des Gesetzge-
bungsverfahrens noch zu tun, oder sagen Sie: „Das
überlassen wir völlig den Ländern; wir geben nur das
Geld, und den Rest regeln die Länder“?






(A) (C)



(B) (D)


Britta Haßelmann

Mein letzter Punkt in dem Kontext: Beabsichtigen
Sie, gesetzlich festzuschreiben, dass die Länder, wenn
sie die Mittel nicht zweckgebunden vergeben, die Zu-
schüsse an den Bund zurückzahlen müssen?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620105400

Letzteres ist Bestandteil des Abrechnungsmodus, mit

dem das aber erst ex post festgestellt wird. Das stimmt
mit unserem Bemühen überein, jetzt so unbürokratisch
und schnell wie möglich – um es umgangssprachlich
auszudrücken – Zug in den Kamin zu bekommen. Da ge-
rät man in einen Spagat. Will man das so unbürokratisch
wie möglich in Gang setzen, damit das in der aktuellen
Konjunktursituation wirkt, oder zieht man außer Hosen-
trägern, Gürtel und Sockenhaltern noch Korsettstangen
ein? Bürokratische und verfahrensleitende Auflagen ma-
chen es natürlich schwerer. Wir entscheiden uns so, dass
es so schnell wie möglich wirkt.

Ihre erste Frage, Frau Haßelmann, beantwortet sich
verfassungsrechtlich. Der Bund ist nicht in der verfas-
sungsrechtlichen Position, den Ländern bezüglich der
Behandlung der Kommunen Vorschriften machen zu
können, weil der Bund die kommunalaufsichtliche Zu-
ständigkeit der Länder nicht überregeln kann. Das heißt,
das müssen die Länder selbst entscheiden.

Dass man das kontrollieren kann, dass insbesondere in
der Verwaltungsvereinbarung bestimmte Verfahren vor-
gesehen sind, dass es den Abrechnungsmodus gibt, dass
sich die Länder durch entsprechende Hinweise auch
selbst gebunden haben, dass es beim Volumen insbeson-
dere über den Verteilungsschlüssel von 70 : 30 – 70 Pro-
zent des Volumens soll den Kommunen zugutekom-
men –, wenn man so will, Leitplanken gibt, will ich nur
wiederholen.

Im Übrigen: Die Länder werden einer Extrembeob-
achtung ausgesetzt sein, nämlich durch die Kommunen,
durch den Bund und, wie ich glaube, auch durch die Öf-
fentlichkeit, nämlich mit Blick darauf, dass wirklich das
Kriterium der Zusätzlichkeit erfüllt wird, dass die Gelder
an die Kommunen weitergereicht werden und dass vor
allem finanzschwache Kommunen nicht buchstäblich
schlechtergestellt werden als finanzstärkere Kommunen.

Insofern glaube ich, dass es genügend Hinweise dafür
gibt, dass die Zweckbestimmungen eingehalten werden
und die kommunale Investitionstätigkeit auch finanz-
schwacher Kommunen in Gang gesetzt werden kann.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620105500

Damit beende ich die Befragung der Bundesregie-

rung. Vielen Dank, Herr Minister.


(Beifall der Abg. Iris Gleicke [SPD])


Ich rufe den Tagesordnungspunkt 2 auf:

Fragestunde

– Drucksache 16/11715 –

Ich rufe die Fragen in der üblichen Reihenfolge auf.

Einige Fragen werden schriftlich beantwortet, näm-
lich aus dem Geschäftsbereich des Bundesministeriums

für Wirtschaft und Technologie die Frage 1 von Herrn
Fell, aus dem Geschäftsbereich des Bundesministeriums
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
die beiden Fragen der Kollegin Tackmann – das sind die
Fragen 2 und 3 –, aus dem Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Gesundheit die beiden Fragen des Kol-
legen Terpe; das sind die Fragen 4 und 5.

Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Auswär-
tigen Amtes.

Ich rufe die Frage 6 des Kollegen Rainder Steenblock
auf:

Wie gestaltet sich der Fortgang der EU-Beobachtermis-
sion in Georgien, die inhaltliche wie auch zeitliche und strate-
gische Ausrichtung des Mandats sowie die politische Situa-
tion vor Ort in Georgien und speziell in Südossetien?

Ich bitte Herrn Gloser um Beantwortung der Frage.


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1620105600

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Lieber Kollege

Steenblock, ich darf Ihre Frage wie folgt beantworten:

Die Lage in Georgien, insbesondere in den Gebieten
um die Verwaltungsgrenzen zwischen Südossetien, Ab-
chasien und dem übrigen Georgien ist ruhig, aber nicht
stabil.

Der bisherige Verlauf der EU-Beobachter-Mission ist
ein Erfolg für die Europäische Union; denn die russi-
schen Truppen haben sich aus den an die abtrünnigen
Gebiete grenzenden sogenannten Pufferzonen zurückge-
zogen. Diejenigen, die aus diesen Zonen geflüchtet sind,
sind dorthin zurückgekehrt. Die volle Erfüllung des
Mandats wird allerdings erschwert durch den fehlenden
Zugang zu Abchasien und Südossetien sowie den Man-
gel an Gesprächskanälen mit Russland vor Ort. Die Mis-
sion bemüht sich weiterhin, vertrauens- und sicherheits-
bildende Maßnahmen zu entwickeln.

Über die weitere mögliche inhaltliche und zeitliche
Ausrichtung des Mandats wird insbesondere im Lichte
der bevorstehenden Genfer Gespräche und der Entwick-
lungen bei den anderen internationalen Präsenzen in Ge-
orgien zu beraten sein.

Die politische Lage in Georgien ist nach zwei kurzfris-
tigen Kabinettsumbildungen im Oktober und Dezember
2008 weitgehend unverändert. Trotz deutlicher Kritik aus
Oppositions-, aber auch aus den eigenen Reihen an Präsi-
dent Michail Saakaschwili deutet sich auf Regierungs-
seite kein Wechsel an. Forderungen nach Neuwahlen, wie
sie unter anderem von der früheren Parlamentspräsiden-
tin und jetzigen Vorsitzenden einer Oppositionspartei,
Nino Burdschanadse, erhoben werden, finden nach wie
vor wenig Widerhall.

Die De-facto-Regime Südossetien und Abchasien so-
wie Russland haben am 16. Dezember 2008, wie bereits
im Freundschaftsvertrag zwischen Russland und den
Regimen vom 17. September 2008 vereinbart, formell
sogenannte diplomatische Beziehungen mit Russland
aufgenommen und „Botschafter“ ausgetauscht. Der rus-
sischen Anerkennung Südossetiens und Abchasiens
folgte bislang nur Nicaragua.






(A) (C)



(B) (D)


Staatsminister Günter Gloser

Über die politischen Entwicklungen innerhalb des
südossetischen De-facto-Regimes und dessen Verhältnis
zu Russland liegen der Bundesregierung derzeit keine
verlässlichen Informationen vor.

Priorität hat für uns, alle Prozesse, die der Konfliktbe-
wältigung und nachhaltigen Stabilisierung der Region
dienen, zu unterstützen. Vorrangig gilt es dabei derzeit,
eine internationale Präsenz in ganz Georgien herzustel-
len und, wo vorhanden, nach Möglichkeit zu stärken.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620105700

Sie haben eine Nachfrage, Herr Steenblock? – Bitte

schön.


Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620105800

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatsminister,

ich habe gehört, dass mittlerweile auch die Hamas Ab-
chasien anerkannt hat; aber das gehört nicht zum Inhalt
meiner Frage.

Nachdem Sie gesagt haben, dass die Schwierigkeit
darin liegt, dass die Beobachtermission der EU nicht Zu-
gang zu ganz Georgien hat, möchte ich Sie fragen, wie
sich denn die Zusammenarbeit mit den anderen interna-
tionalen Strukturen dort darstellt. Es gibt ja das
UNOMIG-Mandat, das bis zum 15. Februar verlängert
worden ist. Es gibt die im Grunde genommen ausge-
setzte OSZE-Mission. Hier stellt sich die Frage, wie
diese weitergeht, weil deren Mitglieder ja noch vor Ort
sind. Dann gibt es die Initiative des Europarates. Der
Menschenrechtskommissar Herr Hammarberg ist meines
Wissens der einzige europäische Vertreter, der sowohl
nach Südossetien als auch nach Abchasien reisen kann
und mit den Russen und den Georgiern im Gespräch ist.
Wie gestaltet sich also die Zusammenarbeit mit den Ver-
tretern dieser drei Organisationen – UNOMIG, OSZE
und Europarat – vor Ort? Welche Interessen vertritt ins-
besondere die Bundesrepublik zur Förderung dieser Zu-
sammenarbeit?


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1620105900

In der Tat war es von Anfang an wichtig, dass eine

Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen erfolgt.

Ich kann Ihnen zunächst einmal sagen, dass gerade
zwischen der EU-Beobachtermission, die ja nur die
Grenzgebiete umfasst, und UNOMIG ein sehr intensiver
Austausch stattfindet.

Des Weiteren ist zu sagen: Wir alle wissen, dass das
Mandat der OSZE-Mission aufgrund des Vetos der Rus-
sen nicht verlängert worden ist. Diese Mission befindet
sich sozusagen in einer Auslaufphase. Griechenland, das
derzeit den OSZE-Vorsitz innehat, versucht ja gerade,
ein neues Mandat zu schaffen. Darüber finden intensive
Gespräche, auch mit Russland, statt, allerdings bisher
ohne Erfolg.

Aus unserer Sicht kann ich also feststellen, dass es be-
züglich der Zusammenarbeit mit den von Ihnen genann-
ten Institutionen keine Reibungsverluste gibt.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620106000

Sie haben eine weitere Frage. – Bitte, Herr

Steenblock.


Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620106100

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatsminister,

ich höre, dass sich die Situation in den Grenzregionen
doch deutlich verschärft hat, dass es immer wieder zu
bewaffneten – nicht unbedingt militärischen – Auseinan-
dersetzungen kommt, die von Banden oder Kriminellen
auf beiden Seiten – insgesamt ist die Lage wohl sehr in-
stabil – angezettelt werden, dass außerdem die Russen
den Checkpoint Perewi wieder besetzt haben, ohne, wie
eigentlich abgesprochen, das mit der EU-Beobachter-
mission zu besprechen, und dass die EU-Beobachtermis-
sion dort durch die Russen in ihrer Arbeit behindert
wird. All das deutet ja eher darauf hin, dass das Konfron-
tationspotenzial zunimmt, als darauf, dass sich die Situa-
tion dort entspannt. Teilt das Auswärtige Amt die Ein-
schätzung, dass es zu neuer Eskalation insbesondere auf
der Ebene der unkontrollierten, zum Teil aber auch von
Russland unterstützten bewaffneten Bewegungen in die-
ser Region gerade von Südossetien aus kommt?


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1620106200

Herr Kollege Steenblock, ich gebe Ihnen natürlich

recht, dass es bei der von Ihnen genannten Grenzstation
in der Tat zu Problemen gekommen ist, vor allem deswe-
gen, weil ja zunächst ein Rückzug stattgefunden hat und
es dann ohne Ankündigung wieder zu einer Besetzung
gekommen ist.

Weiterhin sollte man aber sehen, dass man einerseits
bei den Gesprächen in Genf einen Modus gefunden hat,
natürlich nicht mit den Erfolgen, mit denen wir vielleicht
gerechnet haben, und dass es andererseits auch kleine
Schritte gibt, die zwar noch keine Normalisierung dar-
stellen, aber die man auch bewerten muss. Dazu gehört
beispielsweise, dass die Gasversorgung nach der Repara-
tur der Pipeline in Georgien unter anderem für Südosse-
tien wieder möglich ist. Das ist, wie gesagt, ein kleiner
Schritt. Ich will das weder überdramatisieren noch he-
runterspielen. Jedenfalls sind wir nicht dort, wo wir ei-
gentlich hinwollten. Aber wir müssen die Chance gerade
der Genfer Gespräche nutzen, um zum einen Verschiede-
nes, unter anderem die Flüchtlingsrückkehr, zu klären
und zum anderen Stabilität in den Zonen, wie Sie es be-
schrieben haben, herbeizuführen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620106300

Herr Sarrazin, bitte schön.


Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620106400

Frau Präsidentin! Herr Staatsminister, in den euro-

päisch-russischen Beziehungen, aber auch für die geor-
gische Seite ist die Frage, wie es zum Ausbruch des
Krieges kommen konnte, immer noch von großer Be-
deutung und Gegenstand vieler Gespräche und Debatten.
Darum frage ich Sie nach dem aktuellen Stand der Un-
tersuchung der auslösenden Momente des Krieges durch
die unabhängige Kommission.






(A) (C)



(B) (D)



Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1620106500

Sie wissen, dass wir diese Untersuchung im Europäi-

schen Rat, auch auf Initiative Deutschlands und mit Un-
terstützung anderer EU-Mitgliedstaaten, beschlossen ha-
ben. Sie wird von einer Schweizer Diplomatin geleitet.
Alle betroffenen Institutionen sind sich klar darüber,
dass wir keinen Einfluss auf die Untersuchungskommis-
sion nehmen wollen. Konkret sagen lässt sich lediglich,
dass als Perspektive angestrebt wird, dass der Unter-
suchungsbericht im Sommer vorliegt. Das heißt, weder
die EU noch andere Institutionen, zum Beispiel OSZE,
Europarat oder UN, nehmen Einfluss in der Form, dass
zum Beispiel Zwischenberichte gefordert werden. Ich
bitte um Verständnis, dass wir der Kommission die Zeit
geben. Im Sommer werden wir dann möglicherweise ei-
nen Bericht über die Ursachen erhalten.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620106600

Herzlichen Dank.

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Arbeit und Soziales. Die Frage 7 des
Kollegen Seifert wird schriftlich beantwortet. Die
Fragen 8 und 9 des Kollegen Ulrich sind zurückgezogen
worden.

Damit kommen wir zum Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.

Ich rufe die Fragen 10 und 11 des Kollegen Hofreiter
auf:

Warum wird – wie aus den Antworten der Bundesregie-
rung auf die Kleinen Anfragen der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen auf den Bundestagsdrucksachen 16/10577 und 16/11521
ersichtlich – Kostensteigerungen bei Bundesfernstraßenbau-
projekten seitens der zuständigen Ministerien in der Regel im-
mer zugestimmt, oder welche Fälle von Nichtzustimmung zu
Kostensteigerungen bei Bundesfernstraßenbauprojekten sind
der Bundesregierung bekannt?

Wie ist die Antwort der Bundesregierung „Die regelmä-
ßige Analyse der Investitionsaufwendungen zeigt – bis auf die
Steigerungen der Baukosten auf Grund der Baupreisentwick-
lungen – seit Jahren keine signifikanten Veränderungen der

(Antwort auf Frage 18 auf Bundestagsdrucksache 16/10577)

dass beispielsweise allein bei 210 Bundesfernstraßenbaupro-
jekten des aktuellen Bedarfsplans Kostensteigerungen von
über 15 Prozent – in der Summe entspricht das 4 558 Mil-
lionen Euro – und bei 18 Bundesfernstraßenbauprojekten des
aktuellen Bedarfsplans Kostensteigerungen von mindestens
100 Prozent aufgetreten sind – in der Summe entspricht das
395 Millionen Euro –, und warum wurde nicht einmal beim
„Ausreißer“ hinsichtlich der relativen Kostenüberschreitung
– Bundesautobahn 66, Fulda-Süd–Autobahndreieck Fulda,
Kostenüberschreitung von 720 Prozent – eingeschritten?

Ich gebe dem Kollegen Achim Großmann als Parla-
mentarischem Staatssekretär das Wort zur Beantwortung
der Fragen.

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1620106700


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Da die Fragen in-
haltlich zusammenhängen, möchte ich sie gemeinsam
beantworten.

Die Aussage „Die regelmäßige Analyse der Investi-
tionsaufwendungen zeigt … seit Jahren keine signifikan-

ten Veränderungen der jeweils verausgabten Kosten“ be-
zog sich auf einen Vergleich der jeweils verausgabten
Kosten. Zur Beantwortung wurden für die Jahre 2003,
2005 und 2007 analysierte Kostenaufwendungen für
Bundesfernstraßen herangezogen. Deshalb muss ich
jetzt, Herr Kollege, ein bisschen ins Detail gehen.

Durchschnittskosten von realisierten, im Bau befind-
lichen oder geplanten Bundesfernstraßenprojekten für
den zweistreifigen Neubau pro Kilometer lagen 2003 bei
3,8 Millionen Euro, 2005 bei 4,0 Millionen Euro und
2007 bei 3,9 Millionen Euro. Für den vierstreifigen Neu-
bau lagen sie 2003 bei 7,9 Millionen Euro, 2005 bei
8,3 Millionen Euro und 2007 bei 8,2 Millionen Euro.
Für die sechsstreifige Erweiterung lagen sie 2003 bei
7,2 Millionen Euro, 2005 bei 7,4 Millionen Euro und
2007 bei 7,2 Millionen Euro. Daher ist die Aussage, dass
im Durchschnitt grundsätzlich keine signifikanten Ver-
änderungen der jeweils verausgabten Kosten erkennbar
sind, hier nochmals zu bestätigen.

Es trifft allerdings zu, dass in Einzelfällen wesentlich
höhere Kosten, als der Baupreisentwicklung geschuldet,
auftreten. Dies hat im Wesentlichen folgende Gründe: In
den Bedarfsplan wurden neben detailliert geplanten Pro-
jekten, für die genehmigte Entwürfe vorlagen oder die
sich bereits im Baurechtsverfahren befanden, auch Pro-
jekte in sehr frühen Planungsstadien aufgenommen. Für
diese fast noch virtuellen Maßnahmen gibt es natürlich
keine genauen Kostenabschätzungen. Man zieht hier Er-
fahrungswerte ähnlich gelagerter und realisierter Pro-
jekte heran. Erst im weiteren Verlauf der Planungen,
wenn die verschiedenen Varianten untersucht wurden,
die Trassierung erfolgt ist und damit die Länge und der
Querschnitt sowie die erforderlichen Bauwerke festlie-
gen, sind projektspezifische Besonderheiten erkennbar,
die dann zu anderen Kosten als den ursprünglich ange-
nommen führen können.

Höhere Kosten sind vielfach durch spezifische örtli-
che Anforderungen bedingt, die zu Planungsänderungen
führen. Hierzu zählen unter anderem Anforderungen des
Umwelt- und Lärmschutzes. Das sind zum Beispiel län-
gere Brücken, zusätzliche Tunnelbauwerke, längere und/
oder höhere Lärmschutzeinrichtungen, andere Strecken-
führungen zur Umfahrung neu festgelegter Schutzge-
biete, verbunden mit einer veränderten Gradientenfüh-
rung, die unter anderem zu erheblichem Mehrbedarf an
Bodenbewegungen führt.

Weitere Gründe für Planungsänderungen sind: Erst
bei der Bauausführung kann ein Mehraufwand aufgrund
von schlechteren Bodenverhältnissen festgestellt wer-
den. Oder: Bei der vorgesehenen Autobahnerweiterung
war nur der Anbau zusätzlicher Fahrstreifen geplant,
aber bei der Aufstellung des Bauentwurfs musste festge-
stellt werden, dass auch die vorhandenen Fahrbahnen
grundhaft erneuert werden müssen. Oder: die Umset-
zung höherer Sicherheitsanforderungen in Tunneln ge-
mäß der entsprechenden EU-Richtlinie. Sie wissen, dass
gerade die Tunnelrichtlinien in den letzten Jahren immer
weiterentwickelt worden sind.

Ergeben sich im Rahmen der Projektplanung solche
wesentlichen Planungsänderungen und damit verbunden






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretär Achim Großmann

höhere Kosten, so werden diese in der Regel im bilatera-
len Gespräch zwischen Bund und Land vorabgestimmt.
Bei Kostensteigerungen, die nicht nachvollziehbar sind,
werden zusätzliche Begründungen von den Ländern ge-
fordert. Gegebenenfalls werden die Länder aufgefordert,
kostengünstigere Alternativen zu wählen. Erst bei plau-
siblen Nachweisen und wenn sinnvolle Alternativen
nicht existieren werden die Projekte mit den ermittelten
Kosten in den Bundeshaushalt, in den Straßenbauplan,
eingestellt. Soweit die Planungsänderungen plausibel,
nachvollziehbar und begründet dargestellt sind, erfolgt
bei einer wesentlichen Kostenerhöhung eine Überprü-
fung des ursprünglich ermittelten Nutzen/Kosten-Ver-
hältnisses, um nachzuweisen, ob die Bauwürdigkeit und
Wirtschaftlichkeit der Maßnahme weiterhin gegebenen
ist.

Die Antwort auf die Frage 3 in der von Ihnen genann-
ten Kleinen Anfrage zum Kostenanstieg von Projekten
war auf den Vergleich zwischen den Kosten zum Zeit-
punkt der Bedarfsplanaufstellung und den genehmigten
Kosten bezogen. Hieraus kann somit nicht für alle Fälle
die tatsächliche Kostensteigerung abgeleitet werden. Bei
40 von den 214 genannten Projekten waren nicht die Ge-
samtkosten zum Zeitpunkt der Bedarfsplanaufstellung,
sondern die im Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen
genannten Kosten ab dem Jahr 2003 aufgeführt. Somit
waren bei diesen Projekten bereits Finanzmittel in Höhe
von rund 800 Millionen Euro verausgabt. Das genannte
Volumen der Kostensteigerungen in Höhe von 4,6 Mil-
liarden Euro reduziert sich daher um diese 800 Mil-
lionen Euro auf 3,8 Milliarden Euro.

Zu diesen Projekten mit Ausgaben vor 2003 gehört
auch das Vorhaben Autobahn A 66, Fulda-Süd–Fulda.
Die genehmigten Gesamtkosten betragen 41 Millio-
nen Euro. Im Bedarfsplan stehen aber nur 5 Mil-
lionen Euro, weil vor 2003 bereits 35 Millionen Euro
verausgabt wurden. Die Kostensteigerung beträgt also
nicht 36 Millionen Euro, sondern nur 1 Million Euro;
das sind nur 2 Prozent und nicht 720 Prozent, wie Sie in
Ihrer Pressemitteilung uns glauben machen wollten.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620106800

Herr Hofreiter, Ihre Zusatzfragen.


Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620106900

Vorab will ich sagen: Die 36 Millionen Euro waren in

der Antwort Ihres Ministeriums auf unsere Frage enthal-
ten. Wir haben nur eine Umrechnung in Prozent vorge-
nommen.

Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann trifft die
Aussage des bayerischen Innenministeriums zu, dass die
Berechnung des Bundesverkehrsministeriums völlig
falsch ist. Ist es korrekt, dass es einen systematischen
Fehler Ihrerseits gab, den Sie bei der Beantwortung der
Frage zugegeben haben?

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1620107000


Ich will Ihre Frage etwas differenzierter beantworten,
Herr Kollege Hofreiter. Ihre Frage haben wir genau be-

antwortet; denn Sie haben nach den eingestellten Kosten
im Bedarfsplan gefragt. Trotzdem habe ich mich darüber
geärgert, dass wir nicht ungefragt darauf hingewiesen
haben, dass schon vorher Mittel verausgabt worden sind.
Ich kann also die Reaktion der Bayern verstehen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620107100

Sie haben eine weitere Nachfrage, Herr Hofreiter.


Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620107200

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Ich habe noch eine

Frage zu dem, was Sie vorher geantwortet haben. Wie
oft kommt es denn vor, dass die Kostensteigerungen
nicht plausibel dargelegt werden konnten und die Länder
dann umplanen mussten?

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1620107300


Das kann ich Ihnen aus dem Stegreif nicht sagen.
Aber ich bin sehr oft damit konfrontiert, dass Abgeord-
nete, Bürgermeister, Landräte, die Auftragsverwaltung
der Länder sowie Verkehrsminister und Staatssekretäre
der Länder mit mir über solche Projekte sprechen wollen
und wir hin und wieder Wünschen, die vorgetragen wer-
den, einen Riegel vorschieben müssen, weil die vorge-
schlagenen Varianten aus unserer Sicht wirtschaftlich
nicht realisierbar sind. Das passiert in Einzelfällen im-
mer wieder. Wie hoch die Gesamtzahl ist, kann ich Ih-
nen, wie gesagt, aus dem Stegreif nicht beantworten.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620107400

Herr Hofreiter, Ihre dritte Nachfrage.


Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620107500

Ich habe nicht danach gefragt, wer etwas vorschlägt.

Sie haben ja davon gesprochen, dass die Höhe der Kos-
ten erst einmal geschätzt wird, weil man sich in einem
sehr frühen Stadium befindet; Sie haben es „virtuelle
Projekte“ genannt. Dann wird die Planung exakter.
Wenn die Planung exakt ist, stellt man ab und zu fest,
dass die Kosten stark nach oben gehen. Es ist ja nicht
irgendjemand – ein Landrat oder ein Bürgermeister –,
der die Planungen durchführt, sondern die Auftragsver-
waltung.

Meine Frage lautet: Wie oft weist das Bundesver-
kehrsministerium die Planung an die Auftragsverwal-
tung zurück und sagt: „Bitte neu planen!“, weil die Kos-
tensteigerungen nicht plausibel dargelegt werden
konnten? Es geht mir also nicht um theoretische Dinge
oder um den Fall, dass mit Bürgermeistern gesprochen
wird, sondern ganz konkret um die Beziehung zwischen
Auftragsverwaltung und Verkehrsministerium.

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1620107600


Herr Kollege Hofreiter, wenn Bürgermeister kom-
men, geht es um ganz konkrete Varianten: Die Auftrags-
verwaltung hat zum Beispiel eine bestimmte Variante
vorgeschlagen, und aus der Region kommt die Bitte,






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretär Achim Großmann

eine andere Variante zu wählen, deren Kosten unter Um-
ständen höher sind. – Das ist der eine Fall.

Natürlich gibt es auch den Fall – das passiert auf Ar-
beitsebene; deshalb müssen wir den „Gesehen“-Vermerk
aufbringen –, dass in Fachgesprächen zum Beispiel ge-
sagt wird: „Wir müssen an den technischen Bauwerken
sparen“ oder: „Wir müssen die Anbindung an eine an-
dere Straße unterlassen.“ Es gibt oft den Wunsch, mehr
Straßen anzubinden. Das gehört in den Zusammenhang
der Überführung und Unterführung von Wirtschaftswe-
gen; Sie kennen das. In vielen Details spricht der Bund
bzw. unsere Verwaltung mit der jeweiligen Auftragsver-
waltung und kümmert sich um die wirtschaftlichste
Durchführung eines Projektes. Dabei haben wir gute Er-
gebnisse erzielt.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620107700

Sie haben noch eine Nachfrage, Herr Hofreiter? –

Bitte schön.


Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620107800

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Sie weichen der

Frage aus, Herr Großmann. Es geht mir nicht um den
normalen Arbeitsprozess. Ich versuche vielmehr, zu klä-
ren, wie genau die Kontrolle der Auftragsverwaltung
durch das Bundesverkehrsministerium funktioniert, vor
dem Hintergrund, dass es im Vergleich zur Vorplanung
eine Kostensteigerung geben kann.

Um ein Gespür dafür zu bekommen, wie genau diese
Kontrolle stattfindet, frage ich, wie oft, nachdem die Pla-
nung der Auftragsverwaltung beim Bundesverkehrs-
ministerium eingereicht wurde, zum Beispiel Folgendes
vorkommt: Bei der Vorabplanung wusste man nicht,
dass es ein sehr schwieriges geologisches Problem gibt
– ein Tunnel muss zum Beispiel durch eine Karsthöhle
gebaut werden, oder der Untergrund ist weitaus weniger
tragend, als ursprünglich vermutet wurde –, und das Ver-
kehrsministerium sagt dann: So geht es nicht. Die Auf-
tragsverwaltung muss es anders machen. – Oder sagt
dann das Verkehrsministerium wie das Bundesfinanz-
ministerium, das grundsätzlich sagt, bei Kostensteige-
rungen von über 15 Prozent habe es noch keinen Fall ge-
geben, in dem ein Vorhaben nicht genehmigt worden sei,
zur Auftragsverwaltung: „Ihr habt es schon richtig ge-
macht; das ist so in Ordnung“? Wie oft tritt der ganz
konkrete Fall, den Sie dargestellt haben, nämlich dass
plausible Kostensteigerungen nicht vom Bundesver-
kehrsministerium akzeptiert werden, ein? Ist dies in
10 Prozent der Fälle so? Kommt es wie beim Finanzmi-
nisterium nie vor? Kommt es in 50 Prozent der Fälle
vor? Ich möchte nur ein Gefühl dafür bekommen.

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1620107900


Genau auf diese Frage – das war Ihre zweite Nach-
frage – habe ich bereits geantwortet, dass ich Ihnen
keine Zahlen nennen kann. Ich habe Ihnen gesagt, dass
diese Situation im ganz normalen Vollzug im Alltag im-
mer wieder vorkommt. Ich kann Ihnen leider nicht sa-
gen, ob dies in 10 Prozent oder 15 Prozent der Fälle so

ist. Diese Zahlen habe ich, obwohl ich viel dokumen-
tiere, nicht auf meiner Festplatte.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620108000

Die Frage 12 des Kollegen Volker Beck und die

Frage 13 des Kollegen Ilja Seifert werden schriftlich be-
antwortet.

Ich komme zum Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.
Hier steht die Parlamentarische Staatssekretärin Astrid
Klug zur Beantwortung der Fragen zur Verfügung.

Zunächst geht es um die Frage 14 der Kollegin
Kotting-Uhl:

Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung darüber
vor, inwiefern der ehemalige Betreiber der Schachtanlage

(Gesellschaft für Strahlenforschung, später GSF – Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, dann Helmholtz-Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt)

Gesundheitsschutz des in der Asse II tätigen Personals getrof-
fen hat, und welche Aufzeichnungen existieren zu den Radio-
aktivitätswerten, die die vom Asse-II-Personal getragenen Do-
simeter maßen?

Frau Klug.

As
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1620108100


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Sehr geehrte Kolle-
gin Kotting-Uhl, ich beantworte Ihre Frage wie folgt:
Die in der Asse tätigen Personen wurden grundsätzlich
seit Beginn der Einlagerung im Hinblick auf die berufli-
che Strahlenexposition gemäß den Anforderungen der
jeweils gültigen Strahlenschutzverordnung überwacht.
Hierzu gehören die Messung der äußeren Strahlenexpo-
sition mit Dosimetern, die von einer behördlich be-
stimmten Stelle ausgewertet werden, also die amtliche
Dosimetrie, sowie zusätzlich eine Messung mit soge-
nannten nicht amtlichen Dosimetern, an denen die
Personendosis sofort ablesbar ist. Die Ergebnisse der
dosimetrischen Überwachung wurden gemäß § 42 Strah-
lenschutzverordnung registriert und dokumentiert.

Der Istzustand des Betriebs der Schachtanlage Asse II
wurde hinsichtlich der strahlenschutzrelevanten Aspekte
und zum vorhandenen radioaktiven Inventar im Jahr
2008 vom TÜV Nord im Auftrag des niedersächsischen
Umweltministeriums begutachtet. Der TÜV Nord hat
die Dokumentation der dosimetrischen Überwachung
stichprobenartig eingesehen und bestätigt, dass keine
Dosen oberhalb der Nachweisgrenzen registriert wurden
und dass die betreibereigenen Inkorporationskontrollen
keine Hinweise auf messtechnisch erfasste Inkorporatio-
nen ergeben.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620108200

Frau Kotting-Uhl, Ihre Nachfrage.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620108300

Danke schön, Frau Präsidentin. – Ich zitiere jetzt aus

der Braunschweiger Zeitung von diesem Montag. Dort






(A) (C)



(B) (D)


Sylvia Kotting-Uhl

wird unter anderem aus dem Bericht des Landes von
2008 wie folgt zitiert:

„Die Maßnahmen zur Ermittlung der Personendosis
und zur Emissionsüberwachung sind angemessen.“

Das Wort „angemessen“ bezieht sich, wie vorher ausge-
führt wurde, darauf, dass die Asse als Forschungsberg-
werk betrieben wurde. Dann heißt es weiter:

Aber sie entsprächen eben nicht dem in kerntechni-
schen Anlagen üblichen Standard.

Dazu noch ein weiteres Zitat aus derselben Zeitung
von Montag, das den Asse-Mitarbeiter, der jetzt an Leu-
kämie erkrankt ist, betrifft. Ein Kollege von ihm sagte
der Zeitung:

Wir haben keine Dosimeter gehabt.

Der ehemalige Betreiber der Asse sagt – das ent-
spricht auch Ihrer eben gegebenen Antwort –, es habe
Dosimeter gegeben, und beruft sich darauf, dass keine
Grenzwertüberschreitungen beispielsweise von Tritium
verzeichnet wurden. Nun liegen aber Dokumente des
ehemaligen Betreibers vor, die belegen, dass die Tri-
tium-Grenzwerte in der Asse Ende der 80er-Jahre bereits
um das 20-Fache überschritten wurden. Der entschei-
dende Knackpunkt scheint also zu sein, ob die vorhande-
nen Dosimeter auch tatsächlich getragen wurden oder
gleichsam sicher im Schrank hingen, während das Asse-
Personal der Radioaktivität ohne Dosimeter ausgesetzt
war.

Daher meine Frage: Welche Erkenntnisse liegen der
Bundesregierung darüber vor, wie konsequent das Asse-
Personal die Dosimeter tatsächlich getragen hat, und
kann die Bundesregierung ausschließen, dass das von
der Braunschweiger Zeitung geschilderte Verhalten in
der Asse der Wahrheit entspricht?

As
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1620108400


Ich habe natürlich auch die Zitate in der Braun-
schweiger Zeitung gelesen. Ihr Zitat aus dem Statusbe-
richt des niedersächsischen Umweltministeriums ist
richtig. Dort wird festgestellt, dass die Maßnahmen zur
Ermittlung der Personendosis und zur Emissionsüberwa-
chung grundsätzlich angemessen waren, da die Anlage
bisher nach Bergrecht betrieben wurde, dass aber der
Strahlenschutz in der Anlage „nicht dem in kerntechni-
schen Anlagen üblichen Standard“ entspricht – dies ist
ein weiteres Zitat aus dem Statusbericht – und deshalb
die innerbetrieblichen Regeln künftig an diesen Erfor-
dernissen auszurichten sind. Das heißt, die Maßnahmen
waren angemessen und nicht substanziell defizitär, ent-
sprechen aber nicht dem heutigen Standard. Daher ent-
hielt der Statusbericht die ganz klare Empfehlung, dass
die Strahlenschutzanweisung grundlegend neu auszu-
richten sei und eindeutiger festgelegt werden müsse,
welche Anlagenbereiche zum Kontrollbereich und wel-
che zum übrigen Bereich gehören und wo, wann und von
wem die Dosimeter zu tragen sind. Genau dies setzt der
neue Betreiber, das Bundesamt für Strahlenschutz, jetzt

um und kommt damit der eben dargestellten Empfehlung
unmittelbar nach. Ob und bei welchen Mitarbeitern es
bei dem bisherigen Betreiber in der Vergangenheit zu
Versäumnissen gekommen ist, darüber liegen uns im
Bundesumweltministerium keine Erkenntnisse vor.

Ich habe der Braunschweiger Zeitung auch ein Zitat
von Ihnen entnommen, in dem es heißt, dass Ihnen Un-
terlagen vorlägen. Sie wissen, dass nach den Aussagen
eines Mitarbeiters, der an Leukämie erkrankt ist, staats-
anwaltschaftliche Vorermittlungen eingeleitet wurden.
Ich kann Ihnen nur empfehlen, wenn Sie dazu Unterla-
gen haben, diese der Staatsanwaltschaft zur Verfügung
zu stellen. Es ist Aufgabe der Staatsanwaltschaft, heraus-
zufinden, ob es hier in der Vergangenheit Versäumnisse
und Verfehlungen gab.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620108500

Sie haben eine weitere Nachfrage?


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620108600

Ja.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620108700

Bitte schön.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620108800

Ich danke Ihnen für den Hinweis. Allerdings bin ich

nach wie vor der Auffassung, dass es Aufgabe des Parla-
ments ist, zum Beispiel mithilfe eines Untersuchungs-
ausschusses herauszufinden, um welche Verfehlungen es
bei der Asse ging. Aber damit stehen wir, abgesehen von
den Kolleginnen und Kollegen der Fraktion der Linken,
im Parlament allein. Deswegen bitte ich darum, zu ak-
zeptieren, dass wir hier noch weiter Fragen stellen müs-
sen, um schneller als die Staatsanwaltschaft ein bisschen
Klarheit zu erlangen.

Ich komme auf einen anderen Punkt zu sprechen. Ich
beziehe mich weiterhin auf die Braunschweiger Zeitung,
die sich erfreulicherweise als erste mit diesem neuen As-
pekt im Asse-Desaster befasst hat. Das folgende Zitat
stammt von Herrn Haury, dem Sprecher der Helmholtz-
Gesellschaft:

„Die Aufenthaltszeit von Herrn Duranowitsch

– das ist der an Leukämie Erkrankte; das wissen Sie
wahrscheinlich, Frau Klug –

vor den Einlagerungskammern, bezogen auf seine
gesamte Arbeitszeit bei der Asse, wird auf rund
eine Stunde geschätzt“ … Direkten Umgang mit ra-
dioaktiven Stoffen habe Duranowitsch nicht gehabt,
in Bereiche mit radioaktiven Stoffen sei er nicht ge-
kommen.

Herr Duranowitsch selber sagt:

Ich war in allen zugänglichen Kammern, auch mit
Atommüll. Zu einer Messstelle mussten wir mit
dem Boot über einen Laugensumpf fahren, da kam
man sonst gar nicht hin.






(A) (C)



(B) (D)


Sylvia Kotting-Uhl

Ich möchte damit die Dimension klarmachen, um die
es hier geht. Dazu habe ich eine Frage: Was unternimmt
die Bundesregierung – jenseits der staatsanwaltschaftli-
chen Ermittlungen –, um angesichts dieser nicht unbe-
dingt zusammenpassenden Aussagen zur Wahrheit zu
kommen? Ich meine, dass man das nicht einfach so ste-
hen lassen kann. Auch wenn die Anstrengungen jetzt
darauf gerichtet sind, alles besser zu machen – das sehe
ich ein, und das nimmt ja auch seinen Lauf –, glaube ich,
dass man auch auf die Fakten zurückschauen muss, um
Vertrauen aufzubauen. Man muss schauen, wo man ein
bisschen schlampig mit den Vorgaben umgegangen ist.

As
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1620108900


Frau Kollegin Kotting-Uhl, Sie haben die Aussage
des ehemaligen Mitarbeiters zitiert. Ich finde, dass man
diese Aussage sehr ernst nehmen muss. Deshalb gibt es
staatsanwaltschaftliche Ermittlungen. Es gibt die Aus-
sage des Helmholtz-Zentrums, dass dieser ehemalige
Mitarbeiter als Geotechniker keinen Zugang zu den Ein-
lagerungsbereichen gehabt habe und deshalb von einer
Kontamination nicht betroffen sein könne. Ich weiß aber
auch, dass hier Aussage gegen Aussage steht. Es wird
Aufgabe der Staatsanwaltschaft sein, herauszufinden,
wer recht hat.

Ich weiß, dass wir in der Vergangenheit bei der Asse
immer mal wieder negative Überraschungen erleben
mussten, zum Beispiel die, dass die Aktenlage nicht mit
der Realität übereinstimmte. Ich kann das auch für die-
sen Fall nicht ausschließen. Es ist Aufgabe der Staatsan-
waltschaft, genau das zu ermitteln. Sie können sicher
sein, dass, sobald der neue Betreiber, das Bundesamt für
Strahlenschutz, eigene Erkenntnisse hat, diese der
Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt werden. Mir
sind keine eigenen Erkenntnisse bekannt.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620109000

Der Kollege Hill möchte nachfragen.


Hans-Kurt Hill (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620109100

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Staatssekretä-

rin, weg von der Staatsanwaltschaft, hin zum normalen
Leben: Angesichts der Untersuchungen, der Optionsver-
gleiche und allem anderen, was man zurzeit anstellt,
möchte ich gerne wissen, welchen Kenntnisstand wir zur
Rückholbarkeit der radioaktiven Stoffe aus dem Berg-
werk Asse II im Einzelnen haben. Was sind derzeit die
wesentlichen Erkenntnisse?

As
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1620109200


Herr Kollege Hill, es gibt noch keine Erkenntnisse,
die eine abschließende Bewertung dieser Frage zulassen.
Sie wissen, dass wir eine Arbeitsgruppe „Optionenver-
gleich“ eingerichtet haben. Diese Arbeitsgruppe hat die
Aufgabe, genau das zu ermitteln. Diese Arbeitsgruppe
hat ihre zusammenfassende Stellungnahme zu dieser
Frage heute abschließend beraten und wird diese zeitnah

der Öffentlichkeit vorstellen. Daraus ergibt sich der wei-
tere Bedarf für Gutachten, in denen insbesondere die
Frage der Rückholbarkeit bzw. der Notwendigkeit der
Rückholung von Abfällen zu prüfen sein wird. Bis zum
Ende des Jahres wird es eine Entscheidung darüber ge-
ben, nach welchem Konzept die Asse stillgelegt wird
und ob eine Rückholung notwendig ist oder nicht.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620109300

Die Kollegin Menzner hat eine Frage.


Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620109400

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Ich möchte noch

einmal auf die Sicherheit der Arbeiter zurückkommen.
In der örtlichen Presse gibt es unterschiedliche Darstel-
lungen, was natürlich zu einer massiven Verunsicherung
in der Bevölkerung führt, sofern die Verunsicherung un-
ter den gegebenen Umständen überhaupt noch zu stei-
gern ist. Sie haben zu Recht gesagt, dass die Staats-
anwaltschaft den konkreten Fall klären muss. An Sie als
Staatssekretärin richte ich aber die Frage: Was gedenkt
das Ministerium zu tun, um die notwendige Transparenz
herzustellen und das begründete Misstrauen und die
Ängste in der Bevölkerung abzubauen? Die Menschen
müssen immer wieder feststellen, dass sich das, was ih-
nen erzählt wird, später als falsch herausstellt und alles
viel schlimmer und dramatischer als ursprünglich darge-
stellt ist.

As
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1620109500


Vielen Dank für diese Frage. – Es ist richtig, dass in
der Vergangenheit sehr viel Vertrauen vor Ort in die
rechtmäßige und sichere Betreibung dieser Anlage zer-
stört wurde. Das ist der Grund dafür, dass es zum
1. Januar dieses Jahres einen Betreiberwechsel gegeben
hat. Das Bundesamt für Strahlenschutz ist jetzt zustän-
dig. Die Anlage wird in Zukunft nach Atomrecht behan-
delt. Das bietet die Gewähr, dass Entscheidungen bezüg-
lich der Asse künftig nach Stand der Wissenschaft und
Technik getroffen werden.

Das ist angesichts der Situation vor Ort nicht ganz
einfach; aber das Bundesamt für Strahlenschutz hat von
Anfang an auf Betreiben des Bundesumweltministe-
riums größten Wert auf Transparenz und auf breite Öf-
fentlichkeitsbeteiligung gelegt. Deshalb haben wir vor
Ort eine Informationsstelle eingerichtet, die die Öffent-
lichkeit breit informiert und einbindet sowie auf die Fra-
gen und die Sorgen der Anwohnerinnen und Anwohner
eingeht, um, wie gesagt, größtmögliche Transparenz her-
zustellen. Ich denke, das sind wir den Menschen vor Ort
schuldig.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620109600

Herr Hofreiter hat eine Nachfrage.


Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620109700

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Sehr geehrte Frau

Staatssekretärin, in der Braunschweiger Zeitung wird






(A) (C)



(B) (D)


Dr. Anton Hofreiter

noch etwas anderes Ungewöhnliches berichtet, nämlich
dass ein Teil der Fässer bereits beschädigt angekommen
ist bzw. vor der Einlagerung beschädigt war. Welche Er-
kenntnisse hat Ihr Haus oder haben die nachgeordneten
Behörden dazu?

As
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1620109800


Genau das ist auch eine Aufgabe, die das Bundesamt
für Strahlenschutz als neuer Betreiber als Allererstes an-
gegangen ist. Das Abfallinventar wird genau geprüft,
und mit den zuständigen Behörden vor Ort, also auch
dem niedersächsischen Umweltministerium und dem
Landesbergamt, widmet man sich diesen Fragen noch
einmal genau: Was ist tatsächlich eingelagert? Welche
Unterlagen gibt es dazu? Welche Augenzeugenberichte
– darauf werde ich bei der Beantwortung der nächsten
Frage noch eingehen – gibt es, die man heranziehen
kann, um mehr Erkenntnisse zu gewinnen und daraus
Rückschlüsse zu ziehen, die helfen, jetzt die richtigen
Entscheidungen für den weiteren Umgang zu treffen?


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620109900

Die nächste Nachfrage kommt von der Kollegin

Pothmer.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620110000

Ich komme noch einmal auf den verletzten Mitarbei-

ter zurück. Wäre der Umgang mit kontaminierter Lauge
mit einer Strahlung von 3 Megabecquerel nicht geneh-
migungspflichtig gewesen? Da ist doch der Grenzwert
überschritten. Wenn ja, um ein Wievielfaches ist der
Grenzwert bei 3 Megabecquerel überschritten?

As
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1620110100


Ich kann diese Zahl nicht bestätigen, weil uns diese
Erkenntnisse nicht vorliegen. Ich kann deshalb auch
nicht bestätigen, dass es zu einer solchen Belastung ge-
kommen ist. Richtig ist, dass es bisher in der Anlage
keine Strahlenschutzumgangsgenehmigung gab; die Ein-
setzung einer solchen wurde jetzt vom neuen Betreiber
veranlasst. Das ist eines der Defizite, das im Statusbe-
richt des niedersächsischen Umweltministeriums ge-
nannt wurde.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620110200

Herzlichen Dank. – Ich komme jetzt zur Frage 15 der

Kollegin Kotting-Uhl:
Welche Informationen zu den fraglichen Sonderverpa-

ckungen, die sich in Kammer 4 auf der 750-Meter-Sohle des
Bergwerks Asse II befinden sollen, finden sich in der Asse-II-
Dokumentation, und welche technischen Möglichkeiten exis-
tieren, durch Messungen – beispielsweise über Sonden etc. –
Erkenntnisse über den Inhalt dieser Behälter zu gewinnen?

Frau Klug.

As
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1620110300


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Diese Frage beant-
worte ich wie folgt: Informationen über die sogenannten
Sonderverpackungen in Kammer 4 auf der 750-Meter-
Sohle liegen aus Dokumenten der Schachtanlage Asse II
und aus einer Zeitzeugenbefragung vor.

Bei den Dokumenten handelt es sich im Einzelnen um
erstens zwei Schreiben der Transnuklear an die damalige
Gesellschaft für Umwelt und Gesundheit, GSF, vom
21. September 1970 und 17. Dezember 1970, in denen
unter anderem der Inhalt und die Herkunft der radioakti-
ven Abfälle in den Sonderverpackungen beschrieben
werden. Zweitens handelt es sich um einen Änderungs-
antrag der GSF zur Genehmigung der Einlagerung von
Sonderverpackungen aus Zinkblech vom 1. Dezember
1970. Drittens gibt es eine Billigung der Einlagerung
von Sonderverpackungen des Bergamtes Wolfenbüttel
vom 1. Februar 1971 und viertens eine Einlagerungsdoku-
mentation, eine sogenannte Fasskontrolle, der Schacht-
anlage Asse.

Die Zeitzeugenbefragung erbrachte insbesondere In-
formationen über den Einlagerungsort der Sonderverpa-
ckungen in der Kammer 4. Diese lagern ungefähr
15 Meter östlich des westlichen Kammerzuganges un-
mittelbar am Nordstoß. Aus den Beschreibungen des
Zeitzeugen und den oben genannten Dokumenten geht
hervor, dass es sich bei den Sonderverpackungen um zu-
gelötete würfelförmige Zinkblechkisten mit einer Kan-
tenlänge von 50 Zentimetern handelt, von denen jeweils
acht Stück in einem Gestell von circa 1,1 Meter Kanten-
länge untergebracht wurden. Von diesen lagern zehn
Stück, jeweils zwei Stück übereinandergestapelt, in der
Kammer 4.

In dem genannten Schreiben der Transnuklear an die
GSF wird erläutert, dass die Kisten aus dem Kernkraft-
werk Gundremmingen stammten und dass der Inhalt im
Wesentlichen aus Schutt, Kombinationen, Isoliermate-
rial, Blech, Handschuhen, PE-Folien und Glas bestehe.
Die Aktivität, nicht spezifiziert nach Strahlungsart, wird
je Kiste mit 0,1 bis 0,2 Curie abgeschätzt. Die Dosisleis-
tung der radioaktiven Abfälle wird mit durchschnittlich
200 Milliröntgen pro Stunde und maximal 1 Röntgen
pro Stunde angegeben. In den Einlagerungslisten liegen
die Werte in 10 Zentimeter Abstand aber nur zwischen
5 Milliröntgen und 15 Milliröntgen pro Stunde, was den
Einlagerungsbedingungen entspricht.

Außer durch die Auswertung der Dokumentation von
den Abfallabliefernden und der Eingangskontrolle könn-
ten Erkenntnisse über den Inhalt der Behälter nur durch
radiochemische Vollanalysen gewonnen werden, die je-
doch eine repräsentative Beprobung der Behälterinhalte
erfordern würde. Diese Beprobung dürfte unter den ge-
gebenen Umständen nahezu unmöglich sein.

Angaben zu – auch erneut gemessenen – Dosisleis-
tungswerten, zum Beispiel durch Sonden, die in den
Grubenbau eingebracht werden könnten, liefern nur
Aussagen im Hinblick darauf, welche Maßnahmen des
Strahlenschutzes für den Umgang mit den Abfällen er-






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretärin Astrid Klug

forderlich wären. Die Dosisleistungswerte liefern keine
Aussage zum radioaktiven Inventar der Behälter.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620110400

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620110500

Danke schön, Frau Präsidentin. – Vielen Dank, Frau

Staatssekretärin Klug, für die Ausführungen. Ich muss
gestehen: So manches rauschte an mir vorbei; es waren
ja sehr viele technische Details. – Ich halte fest: Die Idee
einer stichprobenartigen Ermittlung des Inhalts über
Sonden, die vom BfS ins Gespräch gebracht wurde, ist
hinfällig. Sie haben begründet, dass diese Maßnahme
eigentlich keinen Erkenntnisgewinn bringt, wenn ich das
richtig verstanden habe. Heißt das jetzt, dass man sich
bei der Frage, was nicht nur in diesen, sondern auch in
anderen Behältern enthalten ist, allein auf die Doku-
mente verlassen muss?

As
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1620110600


Darüber ist noch nicht abschließend entschieden. Ich
habe Ihnen die Vor- und Nachteile aufgezeigt und darge-
legt, welche Erkenntnisgewinne von diesem aufwendi-
gen und risikobehafteten Verfahren ausgingen. Die Un-
terlagen werden ausgewertet. Das ist der derzeitige
Erkenntnisstand.

Ich habe die Antwort so ausführlich vorgetragen, weil
ich denke, dass dies an dieser Stelle einmal dokumentiert
sein sollte. Ich musste den Text dreimal lesen – Sie kön-
nen es nachlesen –, um das Ganze besser nachvollziehen
zu können. Das ist der derzeitige Erkenntnisstand. Sie
wissen aber, dass das BfS weitere Untersuchungen be-
treibt und dass man mit Experten und auch mit den Be-
hörden vor Ort im Gespräch ist. Es wird irgendwann zu
entscheiden sein, ob an dieser Stelle ein weiterer Er-
kenntnisgewinn notwendig ist, um zu wissen, wie die
Belastung in der Kammer ist, und um vielleicht doch
herauszufinden, was genau der Inhalt dieser Sonderver-
packungen ist. Dies wird aber erstens nicht einfach he-
rauszufinden sein; zweitens wissen Sie, dass diese
Kammer derzeit nicht stabil ist und die Einführung von
Sonden mit einem Risiko behaftet ist.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620110700

Ihre zweite Nachfrage.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620110800

Danke schön. – Ich danke Ihnen erst einmal ausdrück-

lich für diese ausführliche Beantwortung der Frage. Ich
werde sie mit Sicherheit auch dreimal lesen, weil das
durchaus einen Erkenntnisgewinn bringt. Dazu muss
man es aber erst einmal verstehen.

Ich stimme Ihnen durchaus zu, dass die Kammer 4 im
Moment ein Sonderfall ist und man sehr vorsichtig damit
ist, diese Kammer anzubohren oder auf andere Weise in
diese Kammer einzudringen. Es gibt aber noch andere
Kammern und Behältnisse, von denen nicht ganz geklärt

ist, was sie enthalten. Es gibt zum Beispiel 14 000 Be-
hälter mit – so nennt sich das – verlorenen Betonabschir-
mungen. Dies lässt darauf schließen, dass sich darin
mittelaktiver Abfall befindet und nicht schwachaktiver,
worunter diese 14 000 Behälter eigentlich fallen.

Wenn man die Einführung von Sonden in die Kam-
mer 4 aufgrund der genannten Problematik ausklam-
mert: Gibt es im BfS Überlegungen, in anderen Kam-
mern, bei denen man nichts über den Inhalt weiß und
sich auf Vermutungen verlassen muss, nachzuschauen
und hier vielleicht Sonden einzuführen?

As
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1620110900


Ich kenne natürlich nicht die Detailüberlegungen des
BfS. Sie können aber sicher sein, dass man sich dort mit
genau diesen Fragen befasst und dass man sie auch be-
antworten wird. Dass sich das BfS zuerst Kammer 4 zu-
gewendet hat, hat mit den mikroseismischen Aktivitäten
zu tun. Diese Kammer ist gefährdet. Daher hat man das
dort vorhandene Abfallinventar zuerst und besonders ge-
nau untersucht. Es ist allerdings Aufgabe des BfS und
der Arbeitsgruppe Optionenvergleich, sich diesem Thema
zu widmen, damit Ende dieses Jahres eine abschließende
Entscheidung, was mit der Asse geschieht, getroffen
werden kann.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620111000

Zu einer weiteren Nachfrage hat der Kollege Hans-

Kurt Hill das Wort.


Hans-Kurt Hill (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620111100

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Sehr geehrte Kolle-

gin Klug, in Anbetracht der zu erwartenden Ereignisse,
sprich: der Errichtung eines Atomendlagers in Frank-
reich, also in der Nähe des Saarlandes, beschäftigt mich
nach wie vor die Frage der Rückholbarkeit der Abfälle
aus der Asse; denn vielleicht kommt es in Frankreich ei-
nes Tages zu einem ähnlichen Vorfall wie in Deutsch-
land.

Als vorsichtiger Kaufmann frage ich Sie erstens: Was
meint die Bundesregierung, wie hoch die finanziellen
Mittel wären, die man für eine mögliche Rückholung der
Abfälle aus der Asse II benötigen würde?

Zweitens würde mich interessieren, inwiefern sich die
Atomwirtschaft bereit erklärt hat, sich an der Finanzie-
rung zu beteiligen.

As
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1620111200


Sehr geehrter Herr Kollege Hill, ich verstehe Ihre Un-
geduld und Neugier. Sie möchten gerne wissen, was mit
der Asse passiert und welche Entscheidungen getroffen
werden. Ich kann aber nur wiederholen, dass diese Ent-
scheidung noch nicht getroffen wurde, dass es weiterer
Untersuchungen bedarf, dass es eine Arbeitsgruppe gibt,
die sich mit genau dieser Frage beschäftigt und eine
Empfehlung abgeben wird und dass das Bundesamt für






(A) (C)



(B) (D)


Parl. Staatssekretärin Astrid Klug

Strahlenschutz dann eine Entscheidung treffen wird. Das
wird Ende dieses Jahres geschehen. Leider kann diese
Entscheidung nicht früher getroffen werden, weil das
BfS dafür bestimmte Erkenntnisse braucht, die derzeit
noch nicht abschließend vorliegen.

Was die Kosten angeht, so wissen Sie, dass der Bund
schon immer die Finanzverantwortung für die Asse II
hat, weil der Betreiber der Anlage eine bundeseigene
Einrichtung war, die bisher beim Bundesforschungsminis-
terium angesiedelt war. Jetzt ist das Bundesamt für Strah-
lenschutz zuständig. Deshalb hat nun das Bundesumwelt-
ministerium die Finanzverantwortung für die Asse II. Es
gibt keine rechtliche Handhabe, jemand anderen, auch
nicht diejenigen, die ihre Abfälle dort eingelagert haben,
in die Finanzverantwortung zu nehmen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620111300

Die Kollegin Dorothée Menzner hat eine weitere

Nachfrage.


Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620111400

Danke, Frau Präsidentin. – Frau Staatssekretärin, ich

habe eine Nachfrage zu den Sonderverpackungen in
Kammer 4. Mittlerweile ist in der Öffentlichkeit be-
kannt, dass die Kammer 4 wohl doch deutlich instabiler
ist, als lange Zeit angenommen wurde, und dass hier von
relativ konkreten Gefahren auszugehen ist.

Können Sie mir und vor allen Dingen der Öffentlich-
keit bitte folgende Fragen beantworten: Welche Überle-
gungen gibt es – das gilt auch im Hinblick auf einen
möglichen Optionenvergleich –, die fraglichen Behälter
oder einen größeren Teil des Inventars dieser Kammer
umzulagern? Welche konkreten Probleme machen es
momentan unmöglich, dies in Angriff zu nehmen? Wel-
che Optionen werden von Ihnen bzw. vom BfS miteinan-
der verglichen, um zu prüfen, ob auf diesem Wege eine
Minimierung der Gefahren möglich ist?

As
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1620111500


Ich kann nur wiederholen, dass diese Entscheidung
noch nicht getroffen worden ist. Wenn uns alle Erkennt-
nisse und eine Empfehlung vorliegen, wird entsprechend
entschieden. Es werden keine Optionen ausgeschlossen.
Alle Optionen werden geprüft, und am Ende wird ver-
antwortlich entschieden.

Die einzige Option, die wir ausgeschlossen haben, ist
die sofortige Verfüllung der Kammer 4; dies wurde be-
reits von dem einen oder anderen in der Region gefor-
dert. Wir lehnen diese Option deshalb ab, weil durch
eine Verfüllung die Beantwortung der Frage, was Inhalt
der Sonderverpackungen ist, für alle Zukunft ausge-
schlossen würde. Wir haben auch vor Ort immer wieder
versprochen, dass wir keine vollendeten Tatsachen
schaffen werden. Ob es in Zukunft vielleicht notwendig
ist, diese Frage zu beantworten, werden die weiteren Be-
ratungen ergeben. Es werden vor Ort allerdings keine
vollendeten Tatsachen geschaffen, die irgendwelche Op-
tionen für die Zukunft ausschließen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620111600

Ich wollte mich schon bei Ihnen bedanken, Frau

Staatssekretärin; aber es gibt noch eine Nachfrage der
Kollegin Stokar. – Bitte.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Staatssekretärin, ich bitte um Entschuldigung,
dass Ihre zahlreichen Antworten, das werde bis Ende des
Jahres geprüft, gerade die Abgeordneten aus Nieder-
sachsen nicht beruhigen können. Es besteht ja nach wie
vor der Verdacht, dass sich im Tiefenaufschluss, in den
Kammern unter dem Bergwerk, auch hochradioaktives
Material befindet. Meine Frage: Wird mithilfe von Son-
den oder durch sonstige technische Untersuchungen ver-
sucht, herauszufinden, ob dem so ist? Man kann ja nicht
einfach Beton draufkippen und vor dem, was aus dem
Atommüll wird, die Augen verschließen.

As
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1620111700


Sie sagen selbst, dass lediglich ein Verdacht besteht.
Es gibt keine Erkenntnisse darüber, ob in der Asse hoch-
radioaktives Material eingelagert ist. Das Bundesamt für
Strahlenschutz prüft das Abfallinventar sehr sorgfältig
und nutzt alle Wege, um mehr über die in der Asse ein-
gelagerten Abfälle herauszufinden. Erst wenn wir wis-
sen, was für Abfälle eingelagert sind, welche Instabili-
täten es in der Asse gibt und ob eine Absicherung der
Asse möglich ist, wird endgültig entschieden, wie wir
vorgehen.

Das Bundesamt für Strahlenschutz ist seit gerade ein-
mal 28 Tagen Betreiber dieser Anlage. Beim BfS ist die
Asse in den besten Händen, die man sich nur vorstellen
kann. Sie müssen dem BfS jetzt eine Chance geben, zu
entscheiden, wie in Zukunft verantwortlich mit der Asse
umgegangen werden kann. In der Vergangenheit war das
ja nicht immer so.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620111800

Danke, Frau Staatssekretärin. – Eine zweite Nach-

frage ist nicht möglich, Kollegin Stokar.

Die Frage 16 der Kollegin Höhn wird schriftlich be-
antwortet; sie befasst sich mit den Rechtsnachfolgern der
an der Einlagerung von Atommüll in der Schachtanlage
Asse II beteiligten Unternehmen.

Die Fragen 17 und 18 der Kollegin Brigitte Pothmer
werden aufgrund der Regelungen in Nr. 2 Abs. 2 der
Richtlinien für die Fragestunde ebenfalls schriftlich be-
antwortet, da diese Fragen in einem anderen Tagesord-
nungspunkt unserer Sitzungswoche behandelt werden.
Auch diese Fragen befassen sich mit der Asse, allerdings
geht es in diesem Fall um Gebühren nach § 21 b des
Atomgesetzes.

Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums des Innern. Zur Beantwortung der Fra-
gen steht der Parlamentarische Staatssekretär Peter
Altmaier zur Verfügung.






(A) (C)



(B) (D)


Vizepräsidentin Petra Pau

Ich rufe die Frage 19 der Kollegin Monika Lazar auf:
Aus welchen Haushaltstiteln welcher Etats könnte eine am

21. Januar 2009 erstmals im Innenausschuss des Deutschen
Bundestags diskutierte Überbrückungsfinanzierung für das
Nazi-Aussteigerprojekt „EXIT-Deutschland“ gezahlt werden?

Bitte, Herr Staatssekretär.

P
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1620111900


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Bei dem Projekt
„EXIT-Deutschland“ handelt es sich um ein zivilgesell-
schaftliches Aussteigerprojekt. Es gibt darüber hinaus
staatliche Aussteigerprojekte. Dieses zivilgesellschaftli-
che Projekt ist sehr wichtig; denn jeder Versuch, jungen
Menschen eine Brücke zum Ausstieg aus dieser Szene
zu bauen, verdient Förderung.

Wir haben die Situation heute Morgen im Innenaus-
schuss in extenso behandelt, Frau Kollegin Lazar. Des-
halb will ich in aller Kürze sagen: Das Projekt „EXIT-
Deutschland“ ist vom 1. Juli 2007 bis zum 30. Sep-
tember 2008 im Rahmen des XENOS-Sonderprogramms
„Beschäftigung, Bildung und Teilhabe vor Ort“ durch
das dafür zuständige Bundesministerium für Arbeit und
Soziales mit 175 000 Euro, die ursprünglich aus dem
Europäischen Sozialfonds kommen, gefördert worden.
In Zukunft wird aller Voraussicht nach wieder in diesem
Rahmen eine Förderung möglich sein, allerdings wohl
erst ab April 2009.

Es stellt sich die Frage, ob eine Überbrückungsfinan-
zierung möglich ist. Die infrage kommenden Ressorts
der Bundesregierung haben dies geprüft. Insbesondere
das Programm „Vielfalt tut gut“ des Bundesministeriums
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wäre in Be-
tracht gekommen. Die Prüfung hat allerdings ergeben,
dass eine konkrete Förderung wegen der Besonderheiten
des Programms „EXIT-Deutschland“ leider nicht mög-
lich ist.

Es gibt eine Möglichkeit der Überbrückungsfinanzie-
rung – allerdings aus dem Bereich des Bundesministeri-
ums des Innern –, und zwar aus den vorhandenen übertra-
genen Mitteln des Bündnisses für Demokratie und
Toleranz. Dieses Bündnis ist eine vom BMI und BMJ ge-
gründete Einrichtung sui generis – eigener Art –, deren
Finanzierung allein aus dem Einzelplan 06 – Bundes-
innenministerium – getragen wird. Hier wäre eine Finan-
zierung nach den Vorschriften denkbar. Das Bundes-
ministerium des Innern würde eine solche Finanzierung
auch befürworten. Allerdings muss ich darauf hinweisen,
dass eine Entscheidung nur mit Zustimmung des Beirates
dieses Bündnisses möglich ist. Das Bundesinnenministe-
rium ist ebenso wie das Bundesjustizministerium in die-
sem Beirat vertreten. Eine Sondersitzung des Beirates ist
inzwischen terminiert.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620112000

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


Monika Lazar (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620112100

Schönen Dank, Frau Präsidentin. – Wie Sie schon

sagten, haben wir heute im Innenausschuss schon über

dieses Thema gesprochen. Für mich ist aber noch eine
Frage offengeblieben. Es geht um die Höhe der Mittel.
Von EXIT-Deutschland wurden 80 000 Euro angege-
ben. Nun würde ich gerne wissen, ob diese Eigenangabe
überprüft worden ist; denn EXIT-Deutschland konnte in
den letzten Monaten Spenden akquirieren, weshalb die
Summe vielleicht etwas geringer wird.

Des Weiteren würde mich der Haushaltsübertrag inte-
ressieren. Mir liegt ein Schreiben des Geschäftsführers
des Bündnisses für Demokratie und Toleranz von Mitte
Dezember vor, in dem es schon um einen generellen
Übertrag geht. Damals wurde EXIT-Deutschland noch
nicht angegeben, wahrscheinlich weil sich die Verant-
wortlichen von EXIT-Deutschland noch nicht beim
Bündnis für Demokratie und Toleranz gemeldet hatten.
Mich würde zum einen interessieren, ob der Haushalts-
übertrag schon genehmigt ist, und zum anderen, ob es ei-
nen neuen Antrag des Geschäftsführers gibt, dass auch
EXIT-Deutschland in den Übertrag einbezogen werden
soll.

P
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1620112200


Frau Kollegin, wir müssen die Reihenfolge genau ein-
halten. Das eine ist, dass das Bündnis im letzten Jahr un-
abhängig von EXIT-Deutschland nicht alle Mittel, die in
seinem Haushalt zur Verfügung gestellt wurden, veraus-
gaben konnte, was nicht zum ersten Mal der Fall ist. Das
zeigt im Übrigen, dass die Bundesregierung die Arbeit
im Hinblick auf die Eindämmung von Extremismus,
Rechts- und Linksextremismus gleichermaßen, sehr
ernst nimmt und auch die nötigen Mittel dafür zur Verfü-
gung stellt. Diese nicht verausgabten Haushaltsmittel
würden normalerweise zum Ende des Haushaltsjahres
verfallen. Aufgrund der Bedeutung der Aufgabe haben
wir schon in der Vergangenheit gesagt, dass wir es für
richtig halten, diese Haushaltsreste, die einen erhebli-
chen Umfang haben, zu übertragen. Ich kann Ihnen jetzt
nicht sagen, inwieweit das verwaltungstechnisch bereits
genehmigt ist, aber gehen Sie davon aus, dass in der
Bundesregierung politisch die Bereitschaft und der Wille
vorhanden sind, dies zu tun, und dass das auch erfolgen
wird.

Der zweite Punkt ist, dass die endgültige Förderung
von EXIT-Deutschland davon abhängt, dass beim Bünd-
nis ein entsprechender Antrag gestellt wird. Wir haben
heute Morgen gehört, dass dies inzwischen auf gutem
Weg ist. Dieser Antrag muss von der Geschäftsführung
des Bündnisses im Hinblick auf den tatsächlichen Finan-
zierungsbedarf geprüft werden; dann muss der Beirat
darüber entscheiden. Wie ich aus meiner eigenen Tätig-
keit im Beirat weiß, gehören Sie ihm an. Ich bitte herz-
lich um Verständnis, dass wir diesen Prüfungen vonsei-
ten des BMI an dieser Stelle nicht vorgreifen können.
Wir werden die Geschäftsstelle des Bündnisses im Rah-
men unserer Möglichkeiten aber selbstverständlich dabei
unterstützen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620112300

Haben Sie noch eine weitere Nachfrage?






(A) (C)



(B) (D)



Monika Lazar (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620112400

Ja.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620112500

Bitte.


Monika Lazar (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620112600

Es gibt Bestrebungen, außer dem Bündnis für Demo-

kratie und Toleranz auch die Bundeszentrale für politi-
sche Bildung einzubeziehen. Dahin gehend hat sich der
Vorsitzende des Innenausschusses, Edathy, in der letzten
Woche in der Ausschusssitzung geäußert; es gibt auch
eine Äußerung des Geschäftsführers des Bündnisses für
Demokratie und Toleranz dazu. Nun würde mich interes-
sieren, ob die Bundeszentrale für politische Bildung jetzt
völlig von der Finanzierung ausgenommen ist oder ob
geprüft wird, welche Mittel das Bündnis für Demokratie
und Toleranz geben kann und welche Mittel die Bundes-
zentrale für politische Bildung geben kann.

Können Sie mir schon vor der Sondersitzung des Bei-
rates des Bündnisses für Demokratie und Toleranz Aus-
kunft darüber erteilen, ob die Summe vielleicht auf beide
Institutionen, die beide durch das Innenministerium fi-
nanziert werden, gesplittet werden kann?

P
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1620112700


Es ist richtig, Frau Kollegin Lazar, dass beide Titel
aus dem Haushalt des Bundesinnenministeriums finan-
ziert werden. Richtig ist aber auch, dass wir vom Bundes-
innenministerium nicht den Entscheidungen der zustän-
digen Stellen vorgreifen möchten. Wie Sie wissen, sind
auch mit dem Leiter der Bundeszentrale für politische
Bildung Gespräche geführt worden, in die auch der Ge-
schäftsführer des Bündnisses für Demokratie und Tole-
ranz eingebunden war.

Ich hoffe, dass wir letzten Endes eine sachgerechte
Lösung finden werden, die die überbrückende Fortfüh-
rung des Aussteigerprogramms gewährleistet, bis die
ordnungsgemäße Finanzierung im Rahmen des BMAS
wiederhergestellt ist. Deshalb bitte ich herzlich um Ver-
ständnis, dass die genauen Einzelheiten – das heißt, ob
gegebenenfalls auch aus dem Titel der Bundeszentrale
bzw. in welcher Höhe finanzielle Leistungen erfolgen –
erst dann beurteilt werden können, wenn die genaue Si-
tuation im Hinblick auf EXIT bekannt ist. Dabei spielt
beispielsweise auch eine Rolle, inwieweit in der Zwi-
schenzeit Mittel von anderer Seite akquiriert werden
konnten. Das kann ich heute nicht abschließend beurtei-
len. Ich gehe davon aus, dass EXIT selbst die erforderli-
chen Angaben dazu machen wird.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620112800

Wir kommen damit zu Frage 20 der Kollegin Stokar

von Neuforn:
Sieht die Bundesregierung angesichts der sich häufenden

Datenschutzskandale bei privaten Stellen – zuletzt bei der
Deutschen Bahn AG – über die bisher bekannten Vorschläge
zur Änderung des Bundesdatenschutzgesetzes – unter ande-
rem Verschärfung der Bußgeldvorschriften – hinaus nicht die

Notwendigkeit, auch für die Betroffenen selbst zivilrechtliche
Ansprüche – wie beispielsweise Schadensersatz für erlittene
immaterielle Schäden durch die Verletzung ihrer Persönlich-
keitsrechte – einzuführen?

Bitte, Herr Staatssekretär.

P
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1620112900


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Es ist bekanntlich
ein alter Juristengrundsatz, dass ein Blick ins Gesetz-
buch die Rechtsfindung fördert. Im konkreten Fall hat
unser Blick ins Gesetzbuch ergeben, dass das Bundesda-
tenschutzgesetz in den §§ 7 und 8 bereits Schaden-
sersatzpflichten gegenüber Betroffenen enthält, soweit
ihnen durch eine nach dem Bundesdatenschutzgesetz
oder anderen Vorschriften über den Datenschutz unzu-
lässige oder unrichtige Erhebung, Verarbeitung oder
Nutzung ihrer personenbezogenen Daten ein Schaden
zugefügt wird.

Neben den Ansprüchen aus dem Bundesdatenschutz-
gesetz bestehen darüber hinaus die allgemeinen zivil-
rechtlichen Ansprüche sowohl nach Deliktsrecht als
auch gegebenenfalls nach Vertragsrecht fort. Im Rahmen
der deliktischen Ansprüche kann dann auch gegebenen-
falls ein Anspruch auf Geldentschädigung für eventuell
erlittene immaterielle Schäden – auf die es Ihnen in Ihrer
Frage besonders ankommt – geltend gemacht werden.
Insofern sieht die Bundesregierung derzeit keine Rege-
lungslücke und auch keine Notwendigkeit, weitere zivil-
rechtliche Ansprüche einzuführen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620113000

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Staatssekretär, wenn die Bürgerinnen und Bür-
ger wie in den letzten Tagen in der Presse verfolgen,
dass mehrere Hundert Bedienstete der Deutschen Bahn
AG mitsamt ihrer Ehepartner bespitzelt wurden und die
Daten aller Neukunden der Telekom im Internet sichtbar
waren, dann werfen sie durchaus einen Blick ins Gesetz
und fragen sich, wie sie ihren Anspruch durchsetzen
können. Bislang ist es leider so geregelt, dass sie als ein-
zelne Bürgerinnen und Bürger den Schaden nachweisen
müssen. Dafür müssen sie erst einmal informiert sein.
Deswegen lautet meine konkrete Frage an die Bundesre-
gierung: Sind Sie bereit, angesichts der sich häufenden
Datenpannen in diesen Fällen eine Informationspflicht
für Unternehmen einzuführen und damit die Beweislast-
umkehr zuzulassen sowie – das halte ich für einen klu-
gen Vorschlag, der auch zur Entlastung der Gerichte bei-
trägt – ein pauschales Mindestbußgeld von 100 Euro für
jeden, der von einer Datenschutzpanne betroffen ist, in
das Gesetz aufzunehmen? In den letzten sechs Monaten
voller Datenschutzskandale gab es zwar Ankündigungen
der Bundesregierung, aber nicht einmal einen Hauch ei-
nes Gesetzentwurfs zur Verbesserung des Datenschutz-
rechts.






(A) (C)



(B) (D)


P
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1620113100


Frau Kollegin Stokar, Sie haben weit offen stehende
Türen eingerannt; denn wir haben uns vor dem Hinter-
grund der von Ihnen genannten Vorgänge sehr detailliert
mit diesen Fragen befasst.

Das Bundesinnenministerium ist das Verfassungsmi-
nisterium und damit auch dafür zuständig, dass das
Recht auf informationelle Selbstbestimmung, das den
Bürgerinnen und Bürgern zusteht, wirksam geltend ge-
macht werden kann. Es gab in den vergangenen Mona-
ten zwei Gesetzesinitiativen meines Hauses dazu. Das
eine ist der Gesetzentwurf zum Scoring, der bereits im
Sommer letzten Jahres vom Kabinett verabschiedet
wurde und der insbesondere die Informations- und Aus-
kunftsrechte der Betroffenen im Hinblick auf die Tätig-
keit von Auskunfteien ganz erheblich stärkt. Das andere
ist: Wir haben vor dem Hintergrund der bekannt gewor-
denen Vorfälle in der zweiten Hälfte des letzten Jahres
eine Novelle zum Bundesdatenschutzgesetz auf den Weg
gebracht. Diese Novelle sieht zum einen ein Daten-
schutzauditsiegel, das den Verbraucherinnen und Ver-
brauchern mehr Sicherheit gewährleisten soll, und zum
anderen konkrete Maßnahmen vor, um die Rechte der
Verbraucherinnen und Verbraucher zu stärken. Dazu ge-
hören ein erhöhter Bußgeldrahmen, mehr Bußgeldtatbe-
stände und die neu geschaffene Möglichkeit zur Ge-
winnabschöpfung.

Wir haben das von Ihnen angesprochene Problem der
Informationspflicht gesehen und auch geregelt. Das
heißt, es gibt künftig bei Datenschutzpannen eine Infor-
mationspflicht auch gegenüber den Betroffenen. Somit
schaffen wir mehr Transparenz und die Möglichkeit,
seine Rechte wahrzunehmen und geltend zu machen. Wie
Sie wissen, haben wir in diesem Gesetzentwurf zudem
das sogenannte Listenprivileg erheblich eingeschränkt.
Künftig gibt es das Erfordernis, die Einwilligung der be-
troffenen Bürgerinnen und Bürger einzuholen. Dort, wo
Ausnahmen von diesem Einwilligungserfordernis fortbe-
stehen, haben wir das Widerspruchsrecht der Betroffenen
gestärkt.

Das ist eine Reihe ganz konkreter, fassbarer Verbesse-
rungen für Millionen Bürgerinnen und Bürger. Über die
beiden Gesetzentwürfe, die das Kabinett beschlossen
hat, beraten derzeit die zuständigen Parlamentsaus-
schüsse. Selbstverständlich kann die Bundesregierung
den Beratungen und der Entscheidungsfindung des Par-
laments nicht vorgreifen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620113200

Ihre zweite Frage.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Staatssekretär, ich habe eine konkrete Nach-
frage. Ich habe den Eindruck, dass es eine neue, ganz in-
teressante Arbeitsteilung in der Großen Koalition gibt.
Diese sieht wie folgt aus: Es gibt einen Skandal. Der In-
nenminister gibt eine Presseerklärung heraus. Das Kabi-
nett beschließt. Danach hat sich die Große Koalition da-

rauf verständigt, dass gar nichts mehr passiert. – Wir
warten seit Monaten. Angekündigt wurde die Behand-
lung dieser vom Kabinett beschlossenen Gesetzentwürfe
im Dezember. Nun haben wir Ende Januar. Die Beratun-
gen über diese Gesetzentwürfe wurden auch nicht auf
die Tagesordnung für die Sitzungen im Februar gesetzt.
Ich weiß zwar, dass Sie, die Bundesregierung, nicht die
Verantwortung dafür tragen. Sie haben allerdings alle
Ihre Machtmittel eingesetzt, um zum Beispiel das BKA-
Gesetz im beschleunigten Verfahren durch die Fraktio-
nen und das Parlament zu bringen.

Meine konkreten Fragen an Sie lauten: Welche Ge-
spräche führen Sie mit den Fraktionen, damit der Kabi-
nettsentwurf tatsächlich dem Innenausschuss zugeleitet
wird, und wie intensiv ist Ihr Einsatz, damit das, was
vom Kabinett beschlossen und vom Innenminister befür-
wortet wird, auch im Parlament so beschlossen wird? Ich
habe das Gefühl, dass die Beratungen so lange aufge-
schoben werden, bis der Druck der Lobbyisten dazu
führt, dass Ihre Vorschläge aufgeweicht sind. Wir wer-
den dann keine Verbesserungen im Datenschutz errei-
chen.

P
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1620113300


Frau Kollegin Stokar, wir haben immerhin einen Fort-
schritt erreicht; denn Sie haben nun konzediert, dass die
Bundesregierung ihre Hausaufgaben gemacht hat. Wir
haben nach den Vorfällen schnell und effizient gehan-
delt. Wir haben Vorschläge eingebracht, die weitreichen-
der sind als das, was manche für möglich gehalten hät-
ten, selbst bei optimistischer Betrachtungsweise. Das
Bundeskabinett hat sehr zügig die entsprechenden Ge-
setzentwürfe verabschiedet. Wir haben sie im Übrigen
auch sehr schnell in den zuständigen Ministerien des In-
nern und der Justiz erarbeitet. Das war kein leichtes Un-
terfangen; denn wir mussten auch verfassungsrechtliche
Vorgaben beachten.

Nun liegen diese Vorschläge beim Bundesrat, und sie
müssen im Bundesrat und im Bundestag beraten werden.
Ich als Vertreter der Bundesregierung kann, das wieder-
hole ich, hier und heute keine Empfehlungen oder
Ratschläge an das Parlament richten. Sie haben Gesetz-
entwürfe zitiert, die in einem zügigen Verfahren verab-
schiedet worden sind. Deshalb ist die Bundesregierung
sehr optimistisch, dass das Parlament die Dringlichkeit
und die Notwendigkeit dieser Gesetzgebungsvorhaben
hoch einschätzen wird und dass es möglich sein wird, sie
vor Ablauf der Legislaturperiode ordnungsgemäß zu be-
raten und zu verabschieden.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620113400

Danke, Herr Staatssekretär.

Die Frage 21 des Kollegen Volker Beck wird schrift-
lich beantwortet, weil das Thema der Frage, nämlich die
Haltung der Bundesregierung zur Aufnahme unschuldi-
ger Insassen bei Auflösung des Gefangenenlagers in
Guantánamo, in dieser Woche noch auf der Tagesord-
nung steht.






(A) (C)



(B) (D)


Vizepräsidentin Petra Pau

Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums der Finanzen. Zur Beantwortung der
Fragen steht die Parlamentarische Staatssekretärin
Nicolette Kressl zur Verfügung. Die Fragen 22 und 23
der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch werden schriftlich be-
antwortet. Bei diesen Fragen geht es um die Pflichten
zur Meldung von faulen Krediten an die Bankenaufsicht
und die Konsequenzen für die Bankenvorstände, wenn
sie diesen Pflichten nicht nachkommen, sowie um die
Information des Deutschen Bundestages über die Ge-
samtheit der faulen Kredite.

Ich rufe die Frage 24 der Kollegin Christine Scheel
auf:

Plant die Bundesregierung eine Lösung für die sogenann-
ten toxischen Wertpapiere in den Bankbilanzen, bei der der
Staat die Wertpapiere im Tausch gegen Ausgleichsforderun-
gen in Höhe des Wertes zum Bilanzstichtag übernimmt, und

(vergleiche Handelsblatt vom 22. Januar 2009)


Bitte, Frau Staatssekretärin.

N
Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1620113500


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Sehr geehrte Frau
Kollegin Scheel, Sie erlauben, dass ich beide Fragen im
Zusammenhang beantworte?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620113600

Das ist der Fall. Dann rufe ich auch Frage 25 der Kol-

legin Christine Scheel auf:
Welche Vorteile verspricht sich die Bundesregierung von

der Gründung solch einer Zweckgesellschaft – Bad Bank light –
im Verhältnis zu der Übernahme von sogenannten intelligen-
ten Staatsbeteiligungen an den jeweiligen Banken, um die
anstehenden Marktbereinigungen im Welfinanzmarkt zu orga-
nisieren und abzusichern, und welcher finanzielle Höchstrah-
men insgesamt und pro Institut ist vorgesehen?

N
Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1620113700


Es gibt keine aktuellen Planungen in der Bundes-
regierung für eine nationale Bad Bank oder eine ent-
sprechende Bad Bank light. Natürlich überprüft die
Bundesregierung das bestehende Instrumentarium des
Finanzmarktstabilisierungsgesetzes regelmäßig und lau-
fend im Hinblick auf mögliche und notwendige Verbes-
serungen. Wenn die Bundesregierung zu dem Ergebnis
kommt, dass aufgrund geänderter Rahmenbedingungen
Anpassungen erforderlich sind, wird sie dem Parlament
selbstverständlich entsprechende Vorschläge vorlegen,
mit dem Parlament darüber diskutieren und, wie beim
Finanzmarktstabilisierungsgesetz, um die erforderliche
Mehrheit werben.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620113800

Sie haben jetzt die Möglichkeit zu insgesamt vier

Nachfragen. Bitte.


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620113900

Schauen wir einmal, ob das nötig ist. – Danke, Frau

Staatssekretärin, für die Beantwortung. Mitte Februar
werden die Bilanzen der Banken für das letzte

Quartal 2008 vorliegen. Nach all dem, was wir bislang
wissen, schauen diese Bilanzen nicht sehr gut aus. Das
heißt, es gibt einen sehr hohen Abschreibungsbedarf.
Die Bundesregierung hat zugesichert, dass sie, was die
Kreditvergabe anbelangt, alles tut, was notwendig ist,
um den Interbankenhandel wieder anzuregen und diese
Papiere in irgendeiner Form bilanziell so zu bewerten,
dass sie etwas unschädlicher wirken. – Ich fasse das jetzt
einmal so zusammen.

Welche Maßnahmen planen Sie denn jetzt bis Mitte
Februar? Denn es wird von einer zweiten Änderung mit
Blick auf SoFFin und die Maßnahmen, die mit diesen
schlechten Papieren verbunden sind, gesprochen. Dazu
stehen verschiedene Überlegungen an. Was ist denn der
aktuelle Stand?

N
Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1620114000


Es ist richtig, dass in den Zeitungen von verschie-
densten Überlegungen zu lesen war, wobei ich schon in
der Aktuellen Stunde, die wir zum gleichen Thema in
der letzten Woche hatten, deutlich gemacht habe, dass
wir uns an diesen öffentlichen Spekulationen, zum Bei-
spiel wie sogenannte toxische Wertpapiere bewertet wer-
den können, nicht beteiligen werden. Es ist vor allem
darauf hinzuweisen, dass im Rahmen des bestehenden
Finanzmarktstabilisierungsgesetzes, was die Garantien,
die Rekapitalisierung und die Übernahme solcher Wert-
papiere betrifft, durchaus ein Instrument vorhanden ist.
Sie wissen – Herr Bundesminister Steinbrück hat es vor-
hin in der Regierungsbefragung angesprochen –, dass im
Rahmen einer Einzelnotifizierung auch eine unbefristete
Regelung möglich ist. Die Anwendung dieses Instru-
ments wäre durchaus eine der Möglichkeiten, auf die
Problematik, die Sie richtig analysiert haben, einzuge-
hen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620114100

Ihre zweite Nachfrage, bitte.


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620114200

Frau Staatssekretärin, es ist bekannt, dass die Bundes-

regierung den Weg der Schaffung einer großen Bad
Bank nicht gehen will – das haben sowohl Sie als auch
der Herr Minister so gesagt –, dass es über das Finanz-
marktstabilisierungsgesetz aber Wege gäbe, im Einzel-
fall nach Prüfung und in Absprache mit der EU hier eine
Lösung zu finden.

Ein anderer Weg besteht darin – das wurde im Haus-
haltsausschuss von Kollegen der Koalition, vor allen
Dingen von Abgeordneten der Union, insbesondere von
Herrn Kampeter, angesprochen –, mit Ausgleichszahlun-
gen Abhilfe zu schaffen. Ist das Thema Ausgleichszah-
lungen vom Tisch oder spielt es noch eine Rolle?

N
Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1620114300


Die Frage der Ausgleichszahlungen ist, da wiederhole
ich mich, zum Gegenstand von Spekulationen von Zei-
tungen – auch ich habe sie gelesen – geworden. Das






(A) (C)



(B) (D)


Pa
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1620114400
Wie
ist nach der deutschen Einheit in den 90er-Jahren vorge-
gangen worden? Selbstverständlich schauen wir uns
noch einmal an, wie das damals gelaufen ist.

Ich muss noch einmal deutlich machen: Es gibt ver-
schiedene Möglichkeiten. Vor allem existiert im Rahmen
der SoFFin bereits eine Möglichkeit. Wir werden unsere
Vorschläge öffentlich und vor allem gegenüber dem Par-
lament dann unterbreiten, wenn klar ist, was für einen
Weg es geben sollte. Ich will mich auch da wiederholen
– ich habe es bereits in der letzten Woche gesagt –: Ich
glaube, dass es ein Stück weit zur Verwirrung beitragen
kann, wenn ständig neue Varianten diskutiert werden.
Daran will sich die Bundesregierung in dieser Form
nicht beteiligen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620114500

Ihre dritte Nachfrage, bitte.


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620114600

Interessanterweise ist es so, dass die Varianten inner-

halb der Koalition diskutiert werden, und das öffentlich.
Das sei einmal dahingestellt. Das heißt, Sie kritisieren
Ihre eigenen Leute – aber gut.

Mich würde jetzt einmal interessieren – ich habe es
vorhin angesprochen –, wie die zeitliche Situation im
Hinblick auf das vierte Quartal ist. In dem einen oder an-
deren Fall besteht wohl ein relativ dringender Hand-
lungsbedarf. Können Sie bestätigen, dass es ein Vorha-
ben gibt – wie auch immer es im Detail aussieht –, bis
Mitte Februar einen klaren Vorschlag für eine zweite
Rettungsaktion zu machen?

N
Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1620114700


Das kann ich nicht. Ich habe beschrieben, dass im Be-
reich des SoFFin Möglichkeiten existieren und dass
diese Möglichkeiten in die Überlegungen einbezogen
werden. Das bedeutet, dass für diesen Bereich nicht au-
tomatisch eine gesetzliche Änderung oder ein neuer Ret-
tungsplan auf den Weg gebracht werden muss. Ich kann
eine entsprechende Aussage also nicht treffen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620114800

Ihre letzte Nachfrage, bitte.


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1620114900

Meine letzte Frage ist: Können Sie sicherstellen, dass

der vom Parlament eingesetzte Ausschuss, bestehend
aus Kollegen und Kolleginnen aus der Mitte des Parla-
mentes, frühzeitig genug über die Ergebnisse unterrich-
tet wird, sodass eine parlamentarische Mitwirkung an
diesem Punkt überhaupt noch möglich ist? Es sollte
nicht so sein, dass sich die Regierung festgelegt hat und
wir das am Ende bloß noch abnicken können.

N
Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1620115000


Frau Kollegin, ich als Vertreterin der Bundesregierung
gehöre diesem Geheimgremium nicht an. Sie wissen, bei

wem die Federführung liegt. Soweit ich informiert bin,
wird dort sehr regelmäßig und sehr intensiv über die je-
weils aktuelle Lage unterrichtet. Außerdem wird über
Möglichkeiten, darauf zu reagieren, debattiert. Wie Sie
wissen – es handelt sich nicht ohne Grund um ein Ge-
heimgremium –, darf ich hier nichts Weiteres darstellen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620115100

Die Fragen 26 und 27 des Kollegen Nouripour wer-

den schriftlich beantwortet. Darin geht es um den Zeit-
punkt des Abschlusses der Rückzahlung der Eigenkapi-
talhilfen des Bundes durch die Commerzbank AG sowie
den Zeitrahmen von gesetzlichen Maßnahmen zur Til-
gung der Schulden aus den Konjunkturpaketen I und II.
Diese Fragestellung ist auch anderweitig Gegenstand der
Tagesordnung dieser Sitzungswoche.

Ich rufe die Frage 28 der Kollegin Silke Stokar auf:
Ist es nach Auffassung der Bundesregierung ein angemes-

sener Beitrag zur Wiederherstellung des öfffentlichen Vertrau-
ens in die staatliche Finanzaufsicht, wenn der Bundesrat auf
Initiative der schwarz-gelben Koalition in Bayern in seiner
Stellungnahme zum Entwurf eines Zahlungsdiensteumset-
zungsgesetzes (Bundestagsdrucksache 16/11613) eine Infor-
mationssperre für den Bereich der Finanz-, Wertpapier- und
Versicherungsaufsicht verlangt, während andererseits der
neue US-Präsident Barack Obama angeordnet hat, die Rege-
lungen zur Informationsfreiheit künftig großzügig anzuwen-
den und Regierungsdokumente nur noch „aus wichtigen

(vergleiche den Standard vom 22. Januar 2009)


Bitte, Frau Staatssekretärin.

N
Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1620115200


Vielen Dank. – Sehr geehrte Frau Kollegin, die Bun-
desregierung hat am 21. Januar 2009 in ihrer Gegen-
äußerung zu der Stellungnahme des Bundesrates zum
Entwurf eines Zahlungsdiensteumsetzungsgesetzes zu-
gesagt – ich vermute, darauf beziehen Sie sich in Ihrer
Frage –, dass sie das Anliegen des Bundesrates prüfen
wird. Diese Prüfung ist allerdings noch nicht abge-
schlossen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620115300

Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Antwort „Wir prüfen noch“ kenne ich schon. Ich
möchte dennoch die Gelegenheit nutzen, mehr zu erfah-
ren.

Mich hat schon verwundert, dass die FDP in Bayern
sozusagen als erste Amtshandlung jetzt ausgerechnet das
Informationsfreiheitsgesetz angreift, gerade in einer
Krise. Wie stehen Sie zu der Aussage, dass nur durch
Transparenz Vertrauen geschaffen werden kann, und zu
dem Ansinnen aus Bayern, in dieser Phase den Finanz-
und Versicherungssektor mit einer Informationssperre zu
belegen, also mit unseren Geheimdiensten gleichzuset-
zen? Sind Sie nicht mit mir der Meinung, dass wir ge-
rade in diesem Bereich mehr Informationszugang brau-
chen anstatt weniger?






(A) (C)



(B) (D)


N
Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1620115400


Sehr geehrte Frau Kollegin Stokar, wir haben den Ge-
setzentwurf zur Umsetzung der EG-Richtlinie heute im
Finanzausschuss erstmalig beraten. Ich habe deutlich
gemacht, dass wir als Bundesregierung noch in der Prüf-
phase sind und dass zwischen notwendigen Informa-
tionsrechten und verfassungsrechtlich geschützten Be-
triebs- und Geschäftsgeheimnissen abzuwägen sein
wird. Diese Prüfung ist noch nicht abgeschlossen. Es
wird auch eine Anhörung geben. Ich will noch einmal
betonen, dass eine Abwägung zwischen diesen verschie-
denen Rechten und Notwendigkeiten stattfinden wird.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620115500

Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Staatssekretärin, diesen Prozess der Abwägung
mit Blick auf Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse ge-
rade im Finanzsektor haben die Ministerien in meinem
Beisein nächtelang durchgeführt, als wir unter Rot-Grün
ein Minimum an Informationsfreiheitsgesetz geschaffen
haben. Muss ich Ihre Ausführungen jetzt so verstehen,
dass ausgerechnet diese Krise und der Vertrauensverlust
dazu führen sollen, dass die Errungenschaften des Infor-
mationsfreiheitsgesetzes – damit wurde ein Hauch von
Transparenz auch in den Finanzsektor hineingebracht –
zurückgenommen werden und sich die Bundesregierung
leider gemeinsam mit Bayern und gemeinsam mit der
FDP für Geheimhaltung und für eine Informationssperre
im Finanzsektor einsetzt?

N
Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1620115600


Sehr geehrte Frau Kollegin, ich kann gut verstehen,
dass Sie noch einmal den Versuch unternehmen, über
meine Aussage „Wir prüfen“ hinaus mehr zu erfahren.
Ich habe Ihnen beschrieben, dass wir, wie in der Gegen-
äußerung zu der Stellungnahme des Bundesrates formu-
liert, das Anliegen prüfen. Das ist noch nicht abgeschlos-
sen. Die Schlussfolgerung, die in Ihrer Frage implizit
enthalten war, will ich ausdrücklich nicht bestätigen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1620115700

Danke, Frau Staatssekretärin.

Die Frage 29 der Kollegin Ina Lenke wird schriftlich
beantwortet. Darin geht es um anhängige Verfahren zur
Absetzbarkeit der Betreuungskosten bei der Lohn- und
Einkommensteuer.

Die Frage 30 des Kollegen Hans-Josef Fell wird
ebenfalls schriftlich beantwortet. Darin geht es um die
Haltung der EU-Kommission zum Regierungsentwurf
eines Gesetzes zur Änderung der Förderung von Bio-
kraftstoffen und die Zielsetzung der Bundesregierung.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind damit am
Schluss unserer heutigen Tagesordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Donnerstag, den 29. Januar 2009,
9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.