Protokoll:
16195

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 195

  • date_rangeDatum: 17. Dezember 2008

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 17:54 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/195 Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Uschi Eid (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Kolbow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Sigmar Gabriel, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sigmar Gabriel, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sigmar Gabriel, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sigmar Gabriel, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 21057 B 21058 D 21060 C 21062 A 21062 B 21062 C 21063 D 21065 A 21066 D 21072 C 21073 B 21073 B 21073 B 21073 C 21073 D 21074 A 21074 B Deutscher B Stenografisch 195. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 I n h a l Tagesordnungspunkt 1: Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der EU-geführten Operation Atalanta zur Bekämpfung der Piraterie vor der Küste Somalias auf Grundlage des Seerechts- übereinkommens der Vereinten Nationen von 1982 und der Resolutionen 1814 (2008) vom 15. Mai 2008, 1816 (2008) vom 2. Juni 2008, 1838 (2008) vom 7. Oktober 2008, 1846 (2008) vom 2. Dezember 2008 und nachfolgender Resolutionen des Sicher- heitsrats der Vereinten Nationen in Verbin- dung mit der Gemeinsamen Aktion 2008/ 851/GASP des Rates der Europäischen Union vom 10. November 2008 (Drucksache 16/11337) . . . . . . . . . . . . . . . . . T B p S B S H S C21057 A Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21068 A undestag er Bericht ung 7. Dezember 2008 t : agesordnungspunkt 2: efragung der Bundesregierung: deutsche An- assungsstrategie an den Klimawandel . . . igmar Gabriel, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . igmar Gabriel, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . igmar Gabriel, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21069 A 21069 A 21070 A 21070 C 21071 C 21071 C 21072 B Sigmar Gabriel, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21074 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sigmar Gabriel, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sigmar Gabriel, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: Fragestunde (Drucksachen 16/11350, 16/11372) . . . . . . . . Dringliche Frage 1 Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Konsequenzen für die Bundesprogramme gegen Rechtsextremismus nach dem mut- maßlich neonazistisch motivierten Angriff auf den Passauer Polizeipräsidenten am 13. Dezember 2008 Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 4 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Schriftliche Unterlagen zur Informations- weitergabe über radioaktiv kontaminierte Lösungen im Forschungsbergwerk Asse II vor Juni 2008 an die Atom- und Energie- wirtschaft durch Mitarbeiter der Bundes- anstalt für Geowissenschaften und Roh- stoffe Antwort Peter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . M C A I A U Z C M C H d K d A U M H V e b A C Z H M H H L g u A G Z H M K P M 21074 D 21075 A 21075 A 21075 A 21075 B 21075 C 21076 A 21077 B 21077 B 21078 A 21078 B 21078 D 21079 B ündliche Frage 7 ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) usbau des Standortes des Julius-Kühn- nstituts in Kleinmachnow ntwort rsula Heinen, Parl. Staatssekretärin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 8 ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) aushaltsseitige Anerkennung des Be- arfs für das Institutsgebäude des Julius- ühn-Instituts in Kleinmachnow durch as Bundesministerium der Finanzen ntwort rsula Heinen, Parl. Staatssekretärin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Fragen 9 und 10 einz Schmitt (Landau) (SPD) erletzung eines Zivilisten durch Einsatz ines Laser-Waffenleitsystems laut Presse- ericht ntwort hristian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen einz Schmitt (Landau) (SPD) . . . . . . . . . . . ündliche Frage 17 ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) inweise der US-Regierung über ihre ufttransporte mit Terrorismusverdächti- en über Deutschland seit Anfang 2002 nd Reaktion der Bundesregierung ntwort ünter Gloser, Staatsminister für Europa . . . usatzfragen ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 18 erstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ersonelle Aufstockung der MONUC- ission 21080 A 21080 C 21081 C 21081 D 21081 D 21083 C 21083 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 III Antwort Günter Gloser, Staatsminister für Europa . . . . Zusatzfragen Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 19 Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Unterstützung der Vermittlungsbemühun- gen im Kongo durch hochrangige deutsche Politiker vor Ort Antwort Günter Gloser, Staatsminister für Europa . . . . Zusatzfragen Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Uschi Eid (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Fragen 20 und 21 Dr. Uschi Eid (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Möglichkeiten der Bundesregierung zur Erzwingung eines Rücktritts des simbab- wischen Präsidenten Robert Mugabe; Unterstützung der Bundesregierung zur Einrichtung einer Übergangsregierung in Simbabwe Antwort Günter Gloser, Staatsminister für Europa . . . . Zusatzfragen Dr. Uschi Eid (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Fragen 22 und 23 Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE) Zunehmende rechte Gewalt gegen Migran- ten mit türkisch-muslimischem Hinter- grund sowie Konsequenzen der Bundesre- gierung zur Verhinderung entsprechender Vorfälle; Vorkehrungen zum Schutz türki- scher Migrantinnen und Migranten vor rechter Gewalt Antwort Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . M H A 1 G m r A N Z H M D E i d m A K Z D M D E w n A K Z D M V S D i A K Z V D J 21084 A 21084 C 21085 B 21085 C 21086 A 21086 C 21086 D 21087 D 21088 B 21089 B ündliche Frage 32 ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) uflagen der Bundesregierung für die 5 Banken mit beantragten staatlichen arantien und Eigenkapitalhilfen im Rah- en der Finanzmarktkrise sowie Kontroll- echte der Abgeordneten ntwort icolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 39 r. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) insichtnahme für Bundestagsabgeordnete n die Wirtschaftlichkeitsberechnungen für ie Pilotprojekte der Betreibermodelle zum ehrstreifigen Ausbau von Autobahnen ntwort arin Roth, Parl. Staatssekretärin BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen r. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 40 r. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) rarbeitung eines zweiten Referentenent- urfs für ein Gesetz zur Änderung perso- enbeförderungsrechtlicher Vorschriften ntwort arin Roth, Parl. Staatssekretärin BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen r. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 43 eronika Bellmann (CDU/CSU) tand des Ausbaus der Eisenbahnstrecke resden–Berlin sowie vorgesehene Mittel m Bundeshaushalt 2009 ntwort arin Roth, Parl. Staatssekretärin BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen eronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . r. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . an Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21090 C 21091 A 21091 D 21092 A 21092 B 21092 C 21092 D 21093 A 21093 D 21094 A IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 Mündliche Frage 44 Lutz Heilmann (DIE LINKE) Realisierung der in Art. 5 Abs. 2 des Staats- vertrags über eine feste Fehmarnbelt-Que- rung genannten Ausbauten auch bei Nicht- bau der Fehmarnbelt-Querung Antwort Karin Roth, Parl. Staatssekretärin BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Lutz Heilmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Gero Storjohann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 45 Lutz Heilmann (DIE LINKE) Prüfung einer Pflicht zur Strategischen Umweltprüfung beim Ausbau einer festen Fehmarnbelt-Querung Antwort Karin Roth, Parl. Staatssekretärin BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Lutz Heilmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP: Urteil des Bundesverfassungs- gerichtes zur Pendlerpauschale . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Olav Gutting (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Gabriele Frechen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerald Weiß (Groß-Gerau) (CDU/CSU) . . . . Nicolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Schultz (Everswinkel) (SPD) . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A L A T t E d o S J D A M P Z d D A B A M I E „ g la A A A M I V l N e A A 21094 C 21094 D 21095 C 21095 D 21096 A 21096 D 21096 D 21098 A 21099 A 21100 A 21100 D 21101 D 21102 D 21104 A 21105 C 21106 C 21107 D 21108 D 21110 A 21111 C nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 echnisch bedingter Neuabdruck von zu Pro- okoll gegebenen Reden zur Beratung des ntwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung es Wohngeldgesetzes (194. Sitzung, Tages- rdnungspunkt 40) ören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . örg Vogelsänger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . orothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . nlage 3 ündliche Frage 1 eter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) eitplan und Konzept für die Präsentation er Sammlung Industrielle Gestaltung als auerausstellung ntwort ernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 ündliche Frage 2 rmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) rgebnisse der abgeschlossenen Studie Kinder in gleichgeschlechtlichen Lebens- emeinschaften“ und Zeitpunkt der Vor- ge ntwort lfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 ündliche Frage 3 rmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) erpflichtung des Staatsinstituts für Fami- ienforschung der Universität Bamberg auf ichtveröffentlichung von Forschungs- rgebnissen ntwort lfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21113 A 21113 B 21114 A 21114 C 21115 B 21115 D 21115 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 V Anlage 6 Mündliche Fragen 11 und 12 Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vorschlag der Bundesbildungsministerin Dr. Annette Schavan zur Renovierung und Modernisierung von Schulen und Hoch- schulen Antwort Andreas Storm, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Mündliche Frage 13 Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Aussage der Bundesbildungsministerin Dr. Annette Schavan zu unbürokratischer Bereitstellung von Mitteln für Renovie- rung, Modernisierung und Ausbau von Ge- bäudekapazitäten Antwort Andreas Storm, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 8 Mündliche Frage 14 Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Einschätzung der aktuellen Lage der föde- ralen Kompetenzordnung in Bildungsfra- gen durch die Bundesbildungsministerin Dr. Annette Schavan Antwort Andreas Storm, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 9 Mündliche Frage 15 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Kenntnisse der Bundesregierung über die Festnahme von Lin Xiaobo und Reaktion gegenüber China Antwort Günter Gloser, Staatsminister für Europa . . . . Anlage 10 Mündliche Frage 16 Petra Pau (DIE LINKE) Kenntnisse der Bundesregierung über die Folterung Minderjähriger und über wei- tere Menschenrechtsverletzungen durch afghanische Polizeibeamte A G A M P G r R t P A P A M H S t V f s t E A N A M D M d S z A N A M D E k s A N 21116 B 21116 C 21116 D 21116 D ntwort ünter Gloser, Staatsminister für Europa . . . nlage 11 ündliche Frage 24 etra Pau (DIE LINKE) ezielte Aufnahme der Daten von Angehö- igen der Minderheitsgruppe der Sinti und oma in die polizeilichen Informationssys- eme des Gemeinsamen Zentrums der olizei- und Zollzusammenarbeit ntwort eter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 12 ündliche Frage 25 ans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) icherstellung der Geltendmachung nur atsächlich geleisteter Aufwendungen nach erzicht auf die Vorlagepflicht von Belegen ür Aufwendungen für haushaltsnahe Be- chäftigungsverhältnisse und Dienstleis- ungen gemäß der Neuregelung des § 35 a StG ntwort icolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 13 ündliche Frage 26 r. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) indereinnahmen des Bundes seit 1991 urch fehlende vollständige Erhebung des olidaritätszuschlags auf im Ausland er- ielte Einkommen ntwort icolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 14 ündliche Frage 27 r. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) mpfehlungen des Nationalen Normen- ontrollrats zur Neuregelung der Erb- chaftsteuer ntwort icolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21117 B 21117 C 21117 D 21118 A 21118 B VI Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 Anlage 15 Mündliche Frage 28 Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Anzahl der rückwirkend zu ändernden Steuerbescheide 2007 infolge des Bundes- verfassungsgerichtsurteils zur Pendlerpau- schale und dadurch verursachte Bürokra- tiekosten Antwort Nicolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 16 Mündliche Frage 29 Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Zahl der Steuerpflichtigen mit Anspruch auf nachträgliche Geltendmachung der Pendlerpauschale für die ersten 20 Kilo- meter Antwort Nicolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 17 Mündliche Frage 30 Jürgen Koppelin (FDP) Auswirkungen des Urteils des Bundesver- fassungsgerichts zur Pendlerpauschale auf den Bundeshaushalt 2009 Antwort Nicolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 18 Mündliche Frage 31 Jürgen Koppelin (FDP) Rechtzeitiges Erkennen der Verfassungs- widrigkeit der Neuregelung der Pendler- pauschale durch die Bundesregierung Antwort Nicolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 19 Mündliche Fragen 33 und 34 Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) Zusammenarbeit des Bundesministeriums für Gesundheit mit dem Institut für Repro- d z t S t k E A R A M J B v u f A R A M F L D B r A R A M F M S A t A R A M P P d u 21118 C 21118 D 21119 A 21119 C uktionstoxikologie bei der Entscheidung um Aufbau der Datenbank „Arzneimittel- herapiesicherheit in Schwangerschaft und tillzeit“ sowie Bundesmittel für das Da- enbankprojekt und das beteiligte Pharma- ovigilanz- und Beratungszentrum für mbryonaltoxikologie ntwort olf Schwanitz, Parl. Staatssekretär BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 20 ündliche Fragen 35 und 36 ens Ackermann (FDP) eratungen der Expertengruppe zur No- ellierung des Rettungsassistentengesetzes nd Aufnahme des parlamentarischen Ver- ahrens ntwort olf Schwanitz, Parl. Staatssekretär BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 21 ündliche Frage 37 rank Spieth (DIE LINKE) eistungsverbesserungen durch das Anti- -Hilfegesetz im Vergleich zum ehemaligen undesseuchengesetz, insbesondere bei Be- ufsschadensausgleich ntwort olf Schwanitz, Parl. Staatssekretär BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 22 ündliche Frage 38 rank Spieth (DIE LINKE) ögliche Verschlechterung der aktuellen ituation Betroffener bei Zahlungen nach nti-D-Hilfegesetz im Vergleich zu Leis- ungen nach Bundesseuchengesetz ntwort olf Schwanitz, Parl. Staatssekretär BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 23 ündliche Frage 41 eter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) rüfung der ordnungsgemäßen Verwen- ung von Finanzmitteln bei den Wasser- nd Schifffahrtsämtern sowie Konsequen- 21120 A 21120 B 21120 C 21121 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 VII zen aus den Korruptionsermittlungen beim Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin Antwort Karin Roth, Parl. Staatssekretärin BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 24 Mündliche Frage 42 Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) Programme und Projekte des Bundesmi- nisteriums für Verkehr, Bau und Stadtent- wicklung im Jahr 2009 mit dem Kriterium Barrierefreiheit Antwort Achim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 25 Mündliche Frage 46 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Etwaiger Wunsch des Helmholtz-Zentrums München auf Abgabe des Betriebs des For- schungsbergwerks Asse II sowie Reaktion der Bundesregierung Antwort Michael Müller, Parl. Staatssekretär BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 26 Mündliche Frage 47 Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Zeitpunkt der Kenntnis der Bundesregie- rung über die Einsturzgefährdung des Endlagers Morsleben Antwort Michael Müller, Parl. Staatssekretär BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 27 Mündliche Frage 48 Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Mitnahmeeffekte durch Einpreisungen für Betreiber neuer Kohlekraftwerke bei kos- tenloser oder kostenermäßigter Zuteilung von CO2-Emissionszertifikaten Antwort Michael Müller, Parl. Staatssekretär BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21121 B 21121 D 21123 A 21123 B 21123 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21057 (A) ) (B) ) 195. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 Beginn: 13.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21113 (A) ) (B) ) genommen. 120 Millionen stellen der Bund und – ich er- zialinfrastruktur und Integration, in Lebenschancen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO Anlage 2 Technisch bedingter Neuabdruck von zu Protokoll gegebenen Reden zur Beratung des Entwurfs eines Ersten Geset- zes zur Änderung des Wohngeldgesetzes (194. Sitzung, Tagesordnungspunkt 40) Sören Bartol (SPD): 520 Millionen Euro haben Bund und Länder für die Wohngeldnovelle in die Hand w M W L i e d n w t z m u d n g 2 1 d c s d d n m v e E g m h f v 3 g v n u g B w s s l l i n a m N v d Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 17.12.2008 Bahr (Neuruppin), Ernst SPD 17.12.2008 Bareiß, Thomas CDU/CSU 17.12.2008 Brase, Willi SPD 17.12.2008 Brüning, Monika CDU/CSU 17.12.2008 Dr. Enkelmann, Dagmar DIE LINKE 17.12.2008 Haibach, Holger CDU/CSU 17.12.2008* Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 17.12.2008 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.12.2008 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 17.12.2008** Leutert, Michael DIE LINKE 17.12.2008 Lührmann, Anna BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.12.2008 Pronold, Florian SPD 17.12.2008 Dr. Scheer, Hermann SPD 17.12.2008 Dr. Schmidt, Frank SPD 17.12.2008 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 17.12.2008 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht arte – auch die Länder jetzt noch einmal bereit, um enschen mit niedrigem Einkommen schon in diesem inter zu entlasten. Das ist, insbesondere angesichts der age unserer Staatsfinanzen, viel Geld. Vor allem aber st es gut investiertes Geld: 800 000 Haushalte entlastet s von den gestiegenen Wohnkosten, und zwar genau ort, wo es gebraucht wird: bei Rentnerinnen und Rent- ern, Alleinerziehenden und Familien mit Kindern. Die Preisentwicklung der letzten Monate hat die Not- endigkeit der Wohngelderhöhung noch einmal bestä- igt. In diesem Winter kommen bei vielen Wohngeldbe- iehern Nachzahlungen für Nebenkosten mit erhöhten onatlichen Abschlägen zusammen. Daher haben wir ns für ein Vorziehen der Reform auf den 1. Oktober ieses Jahres entschieden. Erfolgen soll dies durch eine ach Personenzahl gestaffelte Einmalzahlung als Aus- leich für erhöhte Energiekosten in der Heizperiode 008/2009. Für einen Einpersonenhaushalt sind das 00 Euro, für einen Zweipersonenhaushalt 130 Euro. Mit der Wohngelderhöhung haben wir die Zukunft ieses wichtigen wohnungspolitischen Instruments gesi- hert. Es ist eine staatliche Sozialleistung, wie sie sein oll: passgenau, zielgerichtet und zeitnah. Der Staat lässt ie Menschen nicht allein. Er nimmt ihnen auch nicht ie ganze Last ab. Das kann er nicht, und das soll er icht. Er greift ergänzend dort ein, wo es nötig ist – nicht ehr und nicht weniger –, sodass das Prinzip der Eigen- erantwortung bestehen bleibt und auch der Anreiz zu inem verantwortungsvollen Umgang mit Energie. Denn insparpotenziale nutzen, das ist die einzig überzeu- ende Antwort auf steigende Energiekosten und den Kli- awandel. Moderne Wohnungs- und Sozialpolitik agiert nach- altig und vorausschauend, wie wir es mit unserem er- olgreichen CO2-Gebäudesanierungsprogramm – für das on 2009 bis 2011 nun zusätzliche Mittel in Höhe von Milliarden Euro vorgesehen sind –, den KfW-Pro- rammen und dem Investitionspakt für die Sanierung on Schulen und Kindergärten tun. Das sind Investitio- en, die Bürgerinnen und Bürgern in unseren Städten nd Gemeinden direkt zugutekommen, die einen wichti- en Beitrag zum Klimaschutz leisten, die Wachstum und eschäftigung stärken und Arbeitsplätze sichern, die, ie die Wohngelderhöhung, die Kaufkraft der Menschen tärken. Genau darum muss es in der momentanen Kri- ensituation gehen. Kurz: Das ist eine Politik, die in öko- ogischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht eine Ba- ance herstellt, die aber eben auch die Menschen nicht m Regen stehen lässt, die noch nicht in energetisch sa- ierten Gebäudebeständen leben. Moderne Wohnungs- und Sozialpolitik, das ist immer uch vorsorgende Politik. Der vorsorgende Sozialstaat uss alles tun, damit Menschen gar nicht erst in eine otlage kommen. Er reagiert nicht erst, sondern handelt orsorgend. Er investiert in Menschen, vor allem in Kin- er, in Bildung, in Qualifikation und Gesundheit, in So- 21114 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 (A) ) (B) ) Im Bereich Wohnungspolitik heißt das eine noch stär- kere Entwicklung hin zu Projekten wie sie derzeit etwa mit dem Programm Soziale Stadt gefördert werden; Pro- jekte, die einen integrativen Ansatz verfolgen, bei denen der Ausbau von Gebäuden, Grünanlagen und Sportstät- ten genauso dazugehört wie Initiativen für kindgerechte Ernährung und Bewegung, die städtebauliche Maßnah- men mit sozialen verbinden, die die Menschen in den Quartieren stärker einbeziehen und auf die Aktivierung von Nachbarschaftshilfe setzen, die Integration und Ge- meinsinn fördern und die Lebensqualität der Bewohner erhöhen. Sozial, ökologisch und ökonomisch verantwortungs- voll handeln – das ist Credo und Anspruch moderner so- zialdemokratischer Stadtentwicklungs- und Wohnungs- politik. Mit dem CO2-Gebäudesanierungsprogramm und der Wohngeldreform wird die Große Koalition beidem gerecht. Jörg Vogelsänger (SPD): Wir diskutieren in dieser Woche, wie der Bund die Bürger entlasten und damit den Konsum und Arbeitsplätze sichern kann. Dazu haben wir gestern das Maßnahmenpaket „Beschäftigungssiche- rung durch Wachstumsstärkung“ verabschiedet. In der Umsetzung sind wir jetzt alle in besonderer Verantwor- tung. Die heute zu beschließende Änderung des Wohngeld- gesetzes mit einer pauschalierten Einmalzahlung für die Heizkostenperiode 2008/2009 ist ein weiterer Mosaik- stein zu den von Bundesregierung und Bundestag auf den Weg gebrachten Maßnahmen. In erster Linie geht es darum, einkommensschwächere Haushalte und Personen in dieser Heizperiode zu entlasten. Diese Entlastung ist eine sozialpolitische Maßnahme, wird sich aber auch auf den Konsum positiv auswirken. Insgesamt werden 120 Millionen Euro als Unterstützung für Wohngeld- empfänger zur Verfügung gestellt. Das sind 120 Millio- nen Euro, die jetzt nicht mehr aus den kleinen Fami- lieneinkommen aufgebracht werden müssen. Deutschland hat eines der engmaschigsten sozialen Sicherungsnetze in Europa. Das sollte – an die Adresse der Linkspartei – nicht immer schlechtgeredet werden. Das Wohngeld ist ein wichtiger Baustein in diesem Si- cherungsnetz. Diesen Baustein stärken wir nachhaltig für unsere Bürger und Bürgerinnen. Sicheres Wohnen ist und bleibt ein Grundanliegen in unserer Politik. Zum sicheren Wohnen gehören auch in Zukunft bezahlbare Nebenkosten und im Speziellen die Heizkosten. Wir haben relativ wenig Einfluss auf die Weltenergiepreise und deren Entwicklung, wie wir es gerade erleben. Der beste Schutz vor Turbulenzen und Überbelastung durch zu hohe Heizkosten ist die Redu- zierung des Energieverbrauches. Die wichtigste Maß- nahme dafür ist die energetische Gebäudesanierung. Das entsprechende Programm haben wir gestern beschlos- sen. Es wird auf 1,5 Milliarden Euro aufgestockt. Dieses Programm schützt nachhaltig die Mieter und Hauseigen- tümer nicht nur vor zu hohen Heizkosten, sondern es ist eine echte Jobmaschine für unsere heimische Wirtschaft, was in der heutigen Situation von besonderer Bedeutung i d B p k B b V B n v w M F a n e h A s n d l w j s D w d g Z s c i h w d r g t L (C (D st. Ein weiterer Effekt besteht darin, dass wir dadurch as Klimaschutzpaket der Bundesregierung in diesem ereich beschleunigt realisieren. In dieser Sitzungswoche haben wir das Maßnahmen- aket „Beschäftigungssicherung durch Wachstumsstär- ung“, das Familienleistungsgesetz, die Senkung des eitrages zur Arbeitsförderung und das Wohngeldgesetz eschlossen. Eine gute Sitzungswoche für die Bau- und erkehrspolitiker und damit für die Bürgerinnen und ürger in den Wahlkreisen geht zu Ende. In diesen kön- en Sie nun, meine Damen und Herren Abgeordnete, iele frohen Botschaften verbreiten. Dorothée Menzner (DIE LINKE): Ich darf mal et- as provozieren und fragen: Ist Karl Marx tot? Nein, arx war tot. Er starb 1883. Die Grabrede hielt sein reund Friedrich Engels, und der sagte damals: Wie Darwin das Gesetz der Entwicklung der orga- nischen Natur so entdeckte Marx das Entwick- lungsgesetz der menschlichen Geschichte: Die bisher unter ideologischen Überwucherungen ver- deckte Tatsache, dass die Menschen vor allen Din- gen zuerst essen, trinken, wohnen und sich kleiden müssen, ehe sie Politik, Wissenschaft, Kunst, Reli- gion usw. treiben können … Wohnen gehört zu den Grundbedürfnissen. Das gilt uch für jene, denen es schwerfällt, die Wohnung zu fi- anzieren und die auf Wohngeld angewiesen sind. Da ist s gut, dass wir hier das Vorziehen der Wohngelderhö- ung beraten. In der Sache sind wir uns ja nun offenbar alle einig. uch die CDU/CSU-Fraktion hat sich letztlich für diese oziale Leistung ausgesprochen. Fast könnte man an ei- en Linksrutsch bei der Koalition glauben. Die Entschei- ung, Hundertausenden nun mehr Wohngeld zu bezah- en, ist ein gutes Signal. Doch ohne Druck von Links äre das wohl nicht passiert. Wer wissen will, wie es um das Wohngeld gerade etzt, angesichts der Wirtschaftskrise, bestellt ist, der ollte einmal die Internetpräsenz des Arbeitslosenforums eutschland – www.arbeitslosennetz.de – ansehen. Da endet sich jemand mit einem dramatischen Hilferuf an as Forum, der mit einer Einschränkung seines Wohn- elds rechnen muss. Eine Sachbearbeiterin wollte die ahlung nicht verlängern. Er solle sich doch jemanden uchen, der ihm zusätzlich Unterhalt gewähre. Glückli- herweise habe er jemanden in der seiner Familie, der hm kurzfristig helfen könne. Allerdings, so fügt er inzu, betrage sein Einkommen nun 585 Euro. Davon erden circa 455 Euro angerechnet. Das Ergebnis ist, ass er dafür nur noch 109 Euro Wohngeld bekommt. Grund dafür sind die Wohngeldtabellen und die ge- ade neu festgelegten Mietenstufen, auf die ich hier ein- ehen möchte: Es ist zwar erfreulich, wenn Staatssekre- ärin Karin Roth in ihrer Antwort auf eine Anfrage der inken im Bundestag antwortet: Auch im Falle einer Änderung der Mietenstufe kommen daher 90 Prozent der Wohngeldempfänger Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21115 (A) ) (B) ) in den betroffenen Gemeinden in den vollen Genuss der durchschnittlichen Leistungsverbesserungen. Nur für die Überschreiter der Höchstbeträge fallen die Verbesserungen unterschiedlich aus. Eine Hoch- stufung der Gemeinde bedeutet für sie eine über- durchschnittliche, eine Herabstufung eine unter- durchschnittliche Verbesserung. Eine Herabsetzung führt aber nicht zu einer geringeren Wohngeldzah- lung als bisher. Aber – so füge ich hinzu – sie führt eben auch nicht in allen Fällen zu einer höheren Wohngeldzahlung. Nach Angaben der Bundesregierung haben 10 Prozent der Be- troffenen überhaupt nichts von der Wohngelderhöhung. Bei rund 800 000 Betroffenen sind das immerhin rund 80 000 Menschen, für die sich nichts verbessert. Jeder davon ist einer zuviel. Wie gesagt, der Grundtenor der Antwort von Frau Roth ist erfreulich. Aber 10 Prozent gehen offenbar leer aus. Ist das Absicht? Im Bundesdurchschnitt geben die Haushalte übrigens rund 35 Prozent ihres Nettoeinkommens für Miete und Betriebskosten aus – das ist ein erheblicher Teil. In man- chen Medien war daher zu lesen, dass die Miete ein Drit- tel des Einkommens „frisst“. Besonders bei ärmeren Menschen steigt dieser aufgefressene Anteil mitunter auf 50 Prozent. So beschreibt der Immobilienverband Deutschland (IVD) die Belastungen für Geringverdiener, die in Städten leben, als „besonders massiv“. Doch wie gesagt, Menschen müssen zuerst essen, trinken, wohnen und sich kleiden, ehe sie Politik, Wis- senschaft, Kunst, Religion treiben. – Wohnen ist ein Menschenrecht. Und daher ist es keine Frage: Unsere Fraktion stimmt dem eigenen Antrag zu – und erklärt gleichzeitig: Es darf nicht sein, dass Menschen mit nied- rigem Einkommen immer mehr Geld für die Miete aus- geben müssen. Auch wenn das Wohngeld hier lindernd wirkt: Die Linke lässt sich damit noch nicht abspeisen. Anlage 3 Antwort des Staatsministers Bernd Neumann auf die Frage des Abgeordneten Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 16/11350, Frage 1): Ab wann ist aus jetziger Sicht der Bundesregierung die Sammlung Industrielle Gestaltung (SIG) als Dauerausstellung öffentlich zugänglich, und wie ist nach aktuellem Stand das Konzept des kulturpolitischen Umgangs mit dieser Samm- lung? Die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, der die Sammlung Industrielle Gestaltung (SIG) zur Verwaltung und Nutzung überlassen wurde, verhandelt derzeit mit dem Eigentümer der Liegen- schaft, in dem die Sammlung präsentiert werden soll, über die Herstellung der Zugänglichkeit. Insbesondere geht es um den Einbau eines Fahrstuhls, um einen behin- dertengerechten Zugang zu schaffen. Wann diese Ver- handlungen abgeschlossen werden können, ist derzeit nicht zu beantworten. Zu berücksichtigen ist dabei auch, d t D s c d m u d m z 2 d d t d E r d g w d S A g s A d d N s d s i A d d N A a d (C (D ass sich die Räume der Sammlung Industrielle Gestal- ung in einem denkmalgeschützten Gebäude befinden. ie Bundesregierung begrüßt die Bemühungen des Hau- es der Geschichte um eine baldige Schaffung der bauli- hen Voraussetzungen für die öffentliche Zugänglichkeit er Sammlung. Die SIG dokumentiert mit über 150 000 – häufig ein- aligen – Objekten die Geschichte der Produkt-, Design nd Alltagskultur der Sowjetischen Besatzungszone und er DDR. Ein Fotoarchiv sowie eine Spezialbibliothek it Schwerpunkt Design und Alltagsgeschichte ergän- en den Bestand. Die vom Deutschen Bundestag am 13. November 008 abschließend diskutierte Fortschreibung der Ge- enkstättenkonzeption des Bundes würdigt innerhalb des ort beschriebenen „Geschichtsverbundes zur Aufarbei- ung der kommunistischen Diktatur in Deutschland“ aus- rücklich die Bedeutung der Dokumentation des Alltags. s heißt dort: „Das Alltagsleben in der DDR wird be- ücksichtigt, um einer Verklärung und Verharmlosung er SED-Diktatur und jeder ,Ostalgie‘ entschieden ent- egenzuwirken. Dazu ist das das alltägliche Leben not- endigerweise im Kontext der Diktatur darzustellen.“ In iesem Zusammenhang wird auf die Bedeutung der ammlung Industrielle Gestaltung hingewiesen. Nach uffassung der Bundesregierung kann sie dazu beitra- en, „zur kritischen Auseinandersetzung mit dem gegen- tändlichen Erbe der DDR“ anzuregen. nlage 4 Antwort es Parl. Staatssekretärs Alfred Hartenbach auf die Frage er Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk (BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/11350, Frage 2): Liegen dem Bundesministerium der Justiz die Ergebnisse der im Oktober 2008 abgeschlossenen Studie Kinder in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften vor, und wann werden sie veröffentlicht? Die in der Frage erwähnte Studie ist noch nicht abge- chlossen. Das Forscherteam ist derzeit damit befasst, ie Ergebnisse der Befragungen zu einem Bericht zu- ammenzustellen. Es ist angestrebt, das Gesamtergebnis m Jahr 2009 zu veröffentlichen. nlage 5 Antwort es Parl. Staatssekretärs Alfred Hartenbach auf die Frage er Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk (BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/11350, Frage 3): Für welchen Zeitraum und aus welchem Grund ist das Staatsinstitut für Familienforschung der Universität Bamberg verpflichtet, der Öffentlichkeit die Ergebnisse ihrer Forschung vorzuenthalten? Verträge, die das Bundesministerium der Justiz mit uftragnehmern zur Durchführung eines Forschungs- uftrags schließt, enthalten in aller Regel die Abrede, ass innerhalb eines Zeitraums von sechs Monaten nach 21116 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 (A) ) (B) ) Abnahme des Gutachtens durch den Auftraggeber für eine Veröffentlichung das gegenseitige Einvernehmen von Auftraggeber, der den Forschungsauftrag bezahlt, und Auftragnehmer notwendig ist. Dahinter stehen in erster Linie praktische Erwägungen. Die Parteien sollen sich einigen, in welcher Form und mit welchen Vertrags- partnern eine Veröffentlichung verwirklicht werden soll, um eine optimale fachliche, aber auch für die Öffentlich- keit verständliche Präsentation zu gewährleisten. Teil- weise wird die Bundesregierung auch vom Deutschen Bundestag gebeten, Rechtstatsachenforschungen durch- zuführen. Aus Sicht der Bundesregierung ist es in sol- chen Fällen nicht mit der Rolle des Parlamentes verein- bar, wenn die Parlamentarier die Ergebnisse der von ihnen erbetenen Forschung aus der Tagespresse entneh- men können. Wann sich im vorliegenden Fall ein Einver- nehmen herstellen lässt, hängt deshalb von den Vorstel- lungen der beiden Vertragspartner und den Umständen des Einzelfalls ab. Es lässt sich im gegenwärtigen Sta- dium der Forschung nicht abschätzen, ob eine Veröffent- lichung von Ergebnissen eher unmittelbar nach dem Ab- schluss des Vorhabens oder eher einige Monate danach erfolgen wird. Das Bundesministerium der Justiz steht einer zeitnahen Veröffentlichung, vielleicht zunächst in Form der Zusammenfassung des Gutachtens auf der Website des Ministeriums, jedenfalls positiv gegenüber. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Andreas Storm auf die Fragen der Abgeordneten Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/11350, Fragen 11 und 12): Wie steht die Bundesregierung zu dem Vorschlag von Bundesministerin für Bildung und Forschung Dr. Annette Schavan, „… jedem Schulleiter und Universitätschef einen Betrag in die Hand (zu) geben, mit dem er seine Schule oder Hochschule renovieren und modernisieren kann“? Was sind die Grundlagen, auf denen Bundesministerin Dr. Annette Schavan die im Interview mit der Süddeutschen Zeitung vom 6. Dezember 2008 genannten Beträge von 100 000 Euro pro Schule bzw. 500 000 Euro pro Hochschule ermittelt hat? Frau Bundesministerin Dr. Annette Schavan hat im Interview mit der Süddeutschen Zeitung vom 6. Dezem- ber 2008 ein Konjunkturprogramm zugunsten von Schu- len, Hochschulen und Forschungsmuseen vorgeschla- gen. In den für die Zukunft Deutschlands besonders wichtigen Schulen und Hochschulen besteht ein immen- ser Renovierungs- und Modernisierungsbedarf. Die Frage einer Erhöhung der öffentlichen Investi- tionstätigkeit als ein möglicher Beitrag zur Sicherung der wirtschaftlichen Stabilität und Beschäftigung wird Gegenstand der Besprechung der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefs der Länder am 18. Dezember 2008 sein. In diesem Zusammenhang werden auch Renovie- rungs- und Modernisierungsbedarfe von Schulen oder Hochschulen in die Analyse einbezogen. A d d N t d G d s r H A d d N S ö B B z l t A d A D t d C m U (C (D nlage 7 Antwort es Parl. Staatssekretärs Andreas Storm auf die Frage es Abgeordneten Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN) (Drucksache 16/11350, Frage 13): Welcher konkrete Vorschlag verbirgt sich hinter der Aus- sage von der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Annette Schavan, der Bund brauche „… einen unbürokra- tischen Weg, um Mittel für Renovierung, Modernisierung und auch den Ausbau von Gebäudekapazitäten zur Verfügung zu stellen“ (Quelle: Interview mit Bundesministerin Dr. Annette Schavan in der Süddeutschen Zeitung vom 6. Dezember 2008 „Der 100 000-Euro-Scheck“)? Die Frage einer Erhöhung der öffentlichen Investi- ionstätigkeit als ein möglicher Beitrag zur Sicherung er wirtschaftlichen Stabilität und Beschäftigung wird egenstand der Besprechung der Bundeskanzlerin mit en Regierungschefs der Länder am 18. Dezember 2008 ein. In diesem Zusammenhang werden auch Renovie- ungs- und Modernisierungsbedarfe von Schulen oder ochschulen in die Analyse einbezogen. nlage 8 Antwort es Parl. Staatssekretärs Andreas Storm auf die Frage es Abgeordneten Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN) (Drucksache 16/11350, Frage 14): Teilt die Bundesregierung die Einschätzung von der Bun- desministerin Dr. Annette Schavan, dass sich die aktuelle Lage bezüglich der föderalen Kompetenzordnung in Bil- dungsfragen innerhalb der letzten Wochen entscheidend ver- ändert hat, und wenn ja, welche Konsequenzen zieht sie dar- aus (Quelle: Interview mit Bundesministerin Dr. Annette Schavan in der Süddeutschen Zeitung vom 6. Dezember 2008 „Der 100 000-Euro-Scheck“)? Die Aussagen von Bundesministerin Dr. Annette chavan beziehen sich auf die Frage einer Erhöhung der ffentlichen Investitionstätigkeit als einen möglichen eitrag zur Sicherung der wirtschaftlichen Stabilität und eschäftigung. Die Bundesregierung teilt die Einschät- ung, dass sich Deutschland anlässlich der internationa- en Finanzkrise in einer schwierigen wirtschaftlichen Si- uation befindet. nlage 9 Antwort es Staatsministers Günter Gloser auf die Frage des bgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 16/11350, Frage 15): Was weiß die Bundesregierung über die Festnahme von Liu Xiaobo, und wie reagieren sie und die EU gegenüber der Regierung der Volksrepublik China? Am 9. Dezember 2008, am Vorabend des 60. Jahres- ages der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte er Vereinten Nationen, haben circa 300 Intellektuelle in hina die sogenannte Charta 08 mit Forderungen nach ehr politischer Freiheit ins Internet gestellt. Zwei der nterzeichnenden, Zhang Zhuha und Liu Xiaobo, mög- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21117 (A) ) (B) ) licherweise einer der Verfasser der „Charta 08“, wurden am 8. Dezember 2008 gegen 23.00 Uhr festgenommen. Zhang Zhuha wurde nach wenigen Stunden wieder frei- gelassen. Er und andere Unterzeichner stehen weiterhin unter Hausarrest. Der Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Frank- Walter Steinmeier, hat in seiner Rede zum 60. Jahrestag der Allgemeinen Menschenrechtserklärung die Verhaf- tung von Liu Xiaobo kritisiert. Die EU hat am 16. Dezember 2008 eine Erklärung zu diesem Fall veröffentlicht, in der die chinesische Regie- rung um Aufklärung gebeten und zur Einhaltung der Grundrechte von Liu Xiaobo aufgefordert wird. Die Deutsche Botschaft Peking versucht derzeit, auch im Kontakt mit einigen der Unterzeichner, genauere In- formationen über das weitere Schicksal von Professor Liu Xiaobo zu erhalten. Abhängig vom Ergebnis dieser Bemühungen wird über weitere Reaktionen der Bundesregierung und der EU entschieden. Anlage 10 Antwort des Staatsministers Günter Gloser auf die Frage der Abgeordneten Petra Pau (DIE LINKE) (Drucksache 16/11350, Frage 16): Welche genauen Kenntnisse hat die Bundesregierung da- rüber, dass afghanische Polizeibeamte Minderjährige gefoltert haben sollen, und welche weiteren Kenntnisse hat die Bun- desregierung über weitere Menschenrechtsverletzungen, die von afghanischen Polizeibeamten begangen worden sind? Die Bundesregierung hat durch eine von UNICEF und der afghanischen Menschenrechtskommission durchge- führte Studie davon Kenntnis erlangt, dass Minderjährige im Polizeigewahrsam durch afghanische Polizisten gefol- tert worden sein sollen. Die Studie macht konkrete Emp- fehlungen, um die Rechte von Kindern im Justiz- und Po- lizeibereich besser zu schützen. Die Bundesregierung hat UNICEF bereits Zusammenarbeit bei der Umsetzung die- ser Empfehlungen angeboten. Weitere Kenntnisse über konkrete Menschenrechts- verletzungen durch afghanische Polizisten liegen der Bundesregierung nicht vor. Die Bundesregierung wird in ihren Ausbildungsmaß- nahmen für die afghanische Polizei den Bereich Men- schenrechte weiterhin umfassend in den Ausbildungsin- halten verankern und darüber hinaus die afghanische Regierung anhalten, rechtsstaatliche Prinzipien einzu- halten. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Peter Altmaier auf die Frage der Abgeordneten Petra Pau (DIE LINKE) (Drucksache 16/11350, Frage 24): Z k M d t d c K M A d d ( n z p d s d s m l Ü e k j A d d ( (C (D Wurden in die polizeilichen Informationssysteme des „Ge- meinsamen Zentrums der Polizei- und Zollzusammenarbeit“, in dem die Bundespolizei mitarbeitet, gezielte Daten von Per- sonen aufgenommen, welche der Minderheit der Roma und Sinti angehören, und wurden diese besonders gekennzeich- net? Die Bundespolizei erfasst in den vier Gemeinsamen entren Kehl, Luxemburg, Schwandorf und Swiecko eine Daten, die die Zugehörigkeit von Personen zu der inderheit der Roma und Sinti erkennen lassen. Im Rahmen der Vorgangserfassung in den Vorgangs- atenbanken bzw. Tagebüchern der Gemeinsamen Zen- ren werden alle eingehenden Anfragen dokumentiert, er entsprechende Sachverhalt dargestellt und entspre- hende personenbezogene Daten erfasst. Es erfolgt keine ennzeichnung zur Zugehörigkeit zu einer ethnischen inderheit. nlage 12 Antwort er Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Frage es Abgeordneten Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) Drucksache 16/11350, Frage 25): Wie wird nach der Neuregelung des § 35 a des Einkom- mensteuergesetzes der Verzicht auf die Vorlagepflicht von Be- legen bei Geltendmachung von Aufwendungen für haushalts- nahe Beschäftigungsverhältnisse und Dienstleistungen sowie Handwerkerleistungen erreicht, dass tatsächlich nur getätigte Aufwendungen geltend gemacht werden, und wie wird das si- chergestellt? Der Beleg über die unbare Bezahlung und die Rech- ung sind unverändert materiell-rechtliche Vorausset- ung für die Steuerermäßigung nach § 35a EStG. Die in § 35 a Abs. 2 Satz 5 EStG verankerte Beleg- flicht ist weder durch die Änderung der Vorschrift urch das Jahressteuergesetz 2008 noch durch die vorge- ehene Neufassung des § 35 a Einkommensteuergesetz urch den Entwurf des Familienleistungsgesetzes abge- chafft worden. Durch das Jahressteuergesetz 2008 ist it Wirkung ab dem Veranlagungszeitraum 2008 ledig- ich die Pflicht abgeschafft worden, die Rechnungen und berweisungsbelege mit Abgabe der Einkommensteuer- rklärung beim Finanzamt einzureichen. Das Finanzamt ann die Vorlage der Nachweise beim Steuerpflichtigen ederzeit anfordern; eine Kontrolle ist somit möglich. nlage 13 Antwort er Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Frage er Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) Drucksache 16/11350, Frage 26): Trifft es zu, dass dem Bund seit 1991 rund 1,8 Milliarden Euro an Einnahmen entgangen sind, weil Einkünfte im Aus- land nicht komplett dem Solidaritätszuschlag unterworfen werden, und wann wird die Bundesregierung die entspre- chende Gesetzeslücke schließen? 21118 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 (A) ) (B) ) Dem Bund sind aus der Erhebung des Solidaritätszu- schlags keine Einnahmen entgangen, da die bisherige Praxis der geltenden Rechtslage entspricht. Bei im Inland unbeschränkt Steuerpflichtigen werden ausländischen Einkünfte grundsätzlich sowohl im In- als auch im Ausland besteuert („Welteinkommensprinzip“), es sei denn, bestimmte ausländische Einkünfte sind von der Besteuerung freigestellt, beispielsweise nach einem Doppelbesteuerungsabkommen (DBA). Zur Vermeidung einer mögliche Doppelbesteuerung nicht freigestellter Einkünfte werden die im Ausland tatsächlich gezahlten ausländischen Steuern auf die deutsche Steuer angerech- net. Die Anrechnung führt dazu, dass solche ausländi- schen Einkünfte nicht oder nur teilweise in die festzuset- zende Einkommen- bzw. Körperschaftsteuer einfließen. Da der Solidaritätszuschlag an der festzusetzenden Ein- kommen- bzw. Körperschaftsteuer anknüpft, erhöhen solche ausländischen Einkünfte damit auch nicht bzw. nur teilweise die Bemessungsgrundlage für den Solidari- tätszuschlag. Anlage 14 Antwort der Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Frage der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) (Drucksache 16/11350, Frage 27): Welche Empfehlungen hat der Nationale Normenkontroll- rat zur Neuregelung der Erbschaftsteuer gegeben, und welche Empfehlungen wurden umgesetzt? Der Nationale Normenkontrollrat hat zu dem Gesetz- entwurf zur Reform des Erbschaftsteuer- und Bewer- tungsrechts Stellung genommen. Die Bundesregierung hat dazu eine Stellungnahme abgegeben. In seiner Stellungnahme hat der Nationale Normen- kontrollrat unter anderem zu dem in § 13c ErbStG in der Fassung des Gesetzentwurfs enthaltenen Nachweis der Voraussetzungen für die Begünstigung von zu Wohn- zwecken vermieteten Grundstücken Zweifel an der Klas- sifizierung dieser Informationspflicht als einer Informa- tionspflicht für Bürger geäußert. Er hat statt dessen gefordert, diese Informationspflicht als Informations- pflicht der Wirtschaft auszuweisen. Die Bundesregierung ist dieser Auffassung nicht ge- folgt. In ihrer Stellungnahme hat sie darauf hingewiesen, dass sie an der Einordnung privater Vermieter als Bürger im Sinne des Standardkostenmodells und nicht als Unter- nehmer (Wirtschaft) festhält. Ausschlaggebend für diese Einschätzung war, dass es auch nach dem Handbuch für die Ermittlung von Bürokratiekosten für den Begriff „Unternehmen“ als wichtigster Gruppe des Normadres- saten Wirtschaft keine einheitliche Definition gibt. Private Vermieter müssen weder aus handels- noch aus steuerrechtlichen Gründen „Bücher“ führen. Ihr steuerrelevantes Ergebnis ist der Überschuss der Einnah- men über die Werbungskosten. Die Einkunftsart Vermie- tung und Verpachtung zählt ausdrücklich nicht zu den Gewinneinkünften. d l B h k m d A d d D a d f s s k z s s m U b w 1 f g A d d D d d d s 3 k d W g s v (C (D Dem Gesetzgeber lagen sowohl die Stellungnahme es Nationalen Normenkontrollrates als auch die Stel- ungnahme der Bundesregierung bei seiner Beratung und eschlussfassung zur Erbschaftsteuerreform vor. Dabei at er sich mit Blick auf die erforderliche verfassungs- onforme Ausgestaltung der Erbschaftsteuer für die nun- ehr verabschiedeten gesetzlichen Regelungen entschie- en. nlage 15 Antwort er Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Frage er Abgeordneten Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 16/11350, Frage 28): Für wie viele Bürger muss der Steuerbescheid 2007 in- folge des Bundesverfassungsgerichtsurteils zur Pendlerpau- schale rückwirkend geändert werden, und wie hoch sind die Bürokratiekosten zu veranschlagen, damit alle Bürgerinnen und Bürger ihre Steuerrückerstattung nachträglich erhalten? Sämtliche Einkommensteuerfestsetzungen für den Ver- nlagungszeitraum 2007 wurden hinsichtlich der Anwen- ung der Neuregelung zur Entfernungspauschale vorläu- ig durchgeführt und können daher geändert werden, falls ich die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts teuerlich auswirkt. Der Bundesregierung ist nicht be- annt, wie viel Einkommensteuerbescheide tatsächlich u ändern sein werden. Eine Aussage zu den mit der Um- etzung des vorgenannten Urteils des Bundesverfas- ungsgerichts verbundenen Bürokratiekosten ist nicht öglich. Mithilfe der vorgesehenen EDV-technischen msetzung wird aber sichergestellt, dass die damit ver- undenen Bürokratiekosten so gering wie möglich sein erden. Nach der Einkommensteuerstatistik 2004 haben 2,2 Millionen Steuerpflichtige erhöhte Werbungskosten ür Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte geltend emacht. nlage 16 Antwort er Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Frage er Abgeordneten Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 16/11350, Frage 29): Wie viele Steuerpflichtige haben die Aussetzung der Voll- ziehung beantragt, und wie viele Steuerpflichtige können jetzt noch nachträglich für die ersten 20 Kilometer ihren Anspruch geltend machen? Zum Stichtag 31. Juli 2008 wurde in 129 673 Fällen ie Vollziehung eines Einkommensteuerbescheids für en Veranlagungszeitraum 2007 hinsichtlich der Anwen- ung der Neuregelung zur Entfernungspauschale ausge- etzt bzw. aufgehoben. Ferner haben zum Stichtag 1. März 2008 73 434 Arbeitnehmer von der Möglich- eit Gebrauch gemacht, sich auf der Lohnsteuerkarte für as Jahr 2008 einen Freibetrag für die Wege zwischen ohnung und Arbeitsstätte nach dem bis zum Veranla- ungszeitraum 2006 geltenden Recht eintragen zu las- en. Neuere Zahlen liegen der Bundesregierung nicht or. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21119 (A) ) (B) ) Wegen der Möglichkeit der Änderung der Einkom- mensteuerbescheide 2007 verweise ich auf die Antwort zu Frage 9. Anlage 17 Antwort der Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Frage des Abgeordneten Jürgen Koppelin (FDP) (Drucksache 16/11350, Frage 30): Welche Auswirkungen wird das Urteil des Bundesverfas- sungsgerichts zur Pendlerpauschale auf den Bundeshaushalt 2009 haben? Nach dem Tenor des Urteils des Bundesverfassungs- gerichts vom 9. Dezember 2008 ist die Entfernungspau- schale für Wege zwischen Wohnung und Arbeits- oder Betriebsstätte übergangsweise bis zu einer gesetzlichen Neuregelung im Wege vorläufiger Steuerfestsetzung (§ 165 Abgabenordnung) wieder ab dem ersten Entfer- nungskilometer zu gewähren. Dabei hat das Gericht dem Gesetzgeber jedoch die Möglichkeit eröffnet, sogar rückwirkend eine von dieser Übergangsregelung abweichende – verfassungsgemäße – Regelung zu treffen. Das Bundesverfassungsgericht zwingt den Gesetzge- ber somit nicht zu einer dauerhaften Anerkennung der „alten“ Entfernungspauschale ab dem 1. Januar 2007 und den damit verbundenen Haushaltsauswirkungen. Die Entscheidung, die Übergangsregelung des Bun- desverfassungsgerichts und die damit verbundenen Haushaltsauswirkungen für die Jahre 2007 bis 2009 (ge- gebenenfalls auch für weitere Jahre) anzuerkennen, ist eine politische Entscheidung. Sie findet ihre Berechti- gung sowohl in der aktuellen konjunkturellen Situation als auch in dem Bedürfnis der Bürger nach Rechtssicher- heit. Nach ersten überschlägigen Berechnungen des Bun- desministeriums der Finanzen wird diese Entscheidung zur Umsetzung des Urteils des Bundesverfassungsge- richts im nächsten Jahr beim Bund zu Steuerminderein- nahmen in einer Größenordnung von 2 bis 2,5 Milliar- den Euro führen. Für alle staatlichen Ebenen rechnet die Bundesregierung für das nächste Jahr mit Mindereinnah- men in einem Bereich von 5 bis 6 Milliarden Euro. In den folgenden Jahren wird die Belastung für den Bund weitaus geringer sein. Sie wird sich – wenn die alte Regelung nicht modifiziert wird, nach erster vorläu- figer Einschätzung – in 2010 auf l,5 Milliarden Euro und in den Folgejahren auf jeweils etwas über 1 Milli- arde Euro belaufen. Die Spitze im Jahr 2009 ist dem Umstand geschuldet, dass die Bürgerinnen und Bürger im Jahr 2009 Kosten für die Jahre 2007 und 2008 geltend machen sowie für das Jahr 2009 noch einen entsprechend höheren Freibe- trag auf der Lohnsteuerkarte eintragen lassen können. A d d 1 l s d m r v H g g f r v h g S b d H V f B f k m r e A d d C (C (D nlage 18 Antwort er Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Frage es Abgeordneten Jürgen Koppelin (FDP) (Drucksache 6/11350, Frage 31): Aus welchen Gründen war die Bundesregierung nicht in der Lage zu erkennen, dass die Neuregelung der Pendlerpau- schale verfassungswidrig war? Die verfassungsrechtliche Bewertung der Neurege- ung war stets weniger eindeutig, als dies von der Oppo- ition behauptet wird. Dies ist schon daran erkennbar, ass das Bundesverfassungsgericht in zentralen Argu- enten nicht dem Bundesfinanzhof gefolgt ist. Das Ge- icht ist im Übrigen im Hinblick auf die entscheidenden erfassungsrechtlich anzulegenden Maßstäbe und im inblick auf die Einordnung der Wegeaufwendungen als emischte Aufwendungen der Auffassung der Bundesre- ierung ausdrücklich gefolgt. Anders als die Bundesregierung hat das Bundesver- assungsgericht jedoch das auch mit dem Steuerände- ungsgesetz 2007 verfolgte Ziel des Gesetzgebers, einen erfassungsgemäßen Haushalt aufzustellen, nicht als inreichend gewichtig bewertet, um die mit der Neure- elung vorgenommenen Änderungen in der steuerlichen ystematik zu rechtfertigen. Im Zeitpunkt der Gesetzes- eratungen zum Steueränderungsgesetz 2007 stand aller- ings auch noch die Behauptung im Raum, bereits das aushaltsgesetz 2004 sei verfassungswidrig. Diesem orwurf der Verfassungswidrigkeit ist das Bundesver- assungsgericht später nicht gefolgt. Ferner hat das Bundesverfassungsgericht – anders als undesregierung und Gesetzgeber – die Härteregelung ür Fernpendler nicht als arbeitsmarkt-politische Len- ungsmaßnahme erkannt. In der damaligen Arbeits- arktsituation sollten jedoch gerade mit der Fernpendler- egelung die Anforderungen an die Aufnahme auch weit ntfernter Arbeitsstellen fördernd begleitet werden. nlage 19 Antwort es Parl. Staatssekretärs Rolf Schwanitz auf die Fragen es Abgeordneten Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/ SU) (Drucksache 16/11350, Fragen 33 und 34): Hat das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) bei der Entscheidung zum Aufbau der Datenbank „Arzneimittelthera- piesicherheit in Schwangerschaft und Stillzeit“ (Pressemittei- lung des BMG vom 16. Oktober 2008) das Institut für Repro- duktionstoxikologie in Ravensburg für eine Zusammenarbeit in Erwägung gezogen, und wenn nein, warum nicht? Wie hoch ist die Förderung des Bundes für das vom Berli- ner Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonal- toxikologie zusammen mit dem Labor für Online-Learning der Technischen Fachhochschule in Berlin erstellte Datenbank- projekt „Arzneimitteltherapiesicherheit in Schwangerschaft und Stillzeit“, und erhält das Berliner Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie weitere Mittel aus dem Bundeshaushalt? 21120 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 (A) ) (B) ) Zu Frage 33: Die Förderung des Datenbankprojekts „Arzneimittel- therapiesicherheit in Schwangerschaft und Stillzeit“ des Berliner Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie erfolgte als Zuwendung auf der Grundlage eines Zuwendungsantrags dieses Zentrums, das eine ausgewiesene Beratungsinstanz in diesem Be- reich ist. Es berät seit 1988 Ärzte, Apotheker und Laien, wertet Schwangerschaftsverläufe mit Medikamentenein- nahme systematisch aus und ist als Pharmakovigilanz- zentrum tätig. Im Hinblick auf den Aufbau einer Datenbank „Arz- neimitteltherapiesicherheit in Schwangerschaft und Still- zeit“ wurde vom Institut für Reproduktionstoxikologie in Ravensburg kein entsprechender Antrag auf Förde- rung vorgelegt. Zu Frage 34: Das vom Berliner Pharmakovigilanz- und Beratungs- zentrum für Embryonaltoxikologie zusammen mit dem Labor für Online-Learning der Technischen Fachhoch- schule Berlin erstellte Datenbankprojekt „Arzneimittel- therapiesicherheit in Schwangerschaft und Stillzeit“ wurde vom Bundesministerium für Gesundheit mit ins- gesamt 77 000 Euro gefördert. Das Berliner Pharmakovigilanz- und Beratungszen- trum für Embryonaltoxikologie wird seit 2005 vom Bun- desinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte als Pharmakovigilanzzentrum gefördert. Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rolf Schwanitz auf die Fragen des Abgeordneten Jens Ackermann (FDP) (Drucksache 16/11350, Fragen 35 und 36): Wie häufig hat sich die Expertengruppe zur Novellierung des Rettungsassistentengesetzes seit ihrer Einsetzung in wel- cher Zusammensetzung getroffen? Wann ist mit einem Abschluss der Beratungen und der da- mit verbundenen Aufnahme des parlamentarischen Verfah- rens zu rechnen? Zu Frage 35: Die Expertengruppe hat sich zweimal im Plenum so- wie einmal in einer sogenannten Dreier-Gruppe, die vom Plenum bestimmt worden war, getroffen. Die Expertengruppe besteht aufgrund der Vielzahl der von der Novellierung Betroffenen (unter anderem Län- der, Verbände, Hilfsorganisationen) aus fast 30 Mitglie- dern. Bereits nach der ersten Sitzung hat sich gezeigt, dass diese Größe es erforderlich macht, zusätzlich im schriftlichen Verfahren zu agieren. Die Dreier-Gruppe besteht aus Herrn Privatdozent Dr. Detlef Blumenberg (Bundesvereinigung der Arbeits- gemeinschaften der Notärzte Deutschlands), Professor D d ( F g t i A d d s L e t g f G t d a n w c A g w f n p l u u I w „ H t g (C (D r. Dr. Alex Lechleuthner (Ärztlicher Leiter Rettungs- ienst der Stadt Köln) sowie Herrn Dr. Gerhard Nadler Berufsverband für den Rettungsdienst – BVRD). rage Nr. 36: Ein genauer Zeitpunkt des Abschlusses der Beratun- en kann nicht benannt werden. Der Abschluss der Bera- ungen hängt wesentlich vom Fortgang der Beratungen n der Expertengruppe ab. nlage 21 Antwort es Parl. Staatssekretärs Rolf Schwanitz auf die Frage es Abgeordneten Frank Spieth (DIE LINKE) (Druck- ache 16/11350, Frage 37): Ist mit der Besitzstandsregelung in § 13 Abs. 1 des Anti- D-Hilfegesetzes (AntiDHG) beabsichtigt gewesen, dass Per- sonen dauerhaft bessergestellt werden als mit Berufsschadens- ausgleich (ehemals Bundesseuchengesetz), und, falls ja, wes- halb ist dann nur die Höhe der Leistungen zum Zeitpunkt des Inkrafttretens des AntiDHG maßgeblich und nicht die Höhe der Zahlungen zum jeweils aktuellen Zeitpunkt? Nein. Mit dem Gesetz sollten angemessene materielle eistungen für die Betroffenen ermöglicht und hierfür ine klare Rechtslage geschaffen werden, weil die Situa- ion der durch Anti-D-Immunprophylaxe in der ehemali- en DDR mit Hepatis-C-Viren infizierten Frauen in inanzieller und juristischer Hinsicht aus folgenden ründen als unbefriedigend angesehen wurde: Ein Teil der betroffenen Frauen erhielt keine Geldleis- ungen nach dem Bundesversorgungsgesetz (BVG); in er Mehrzahl der übrigen Fälle bestanden Ansprüche nur uf die Mindestrente (damals 191 DM im Monat bei ei- er MdE von 30 vom Hundert). Obwohl die betroffenen Frauen Opfer einer Straftat aren, erhielten sie kein Schmerzensgeld; entspre- hende zivilrechtliche Ansprüche oder Ansprüche aus mtshaftung bestanden nicht, waren mit der DDR unter- egangen oder nicht realisierbar. Eine bloße Vereinbarung zwischen Bund und Ländern ar als Rechtsgrundlage für die Einbeziehung der Neu- älle nach dem BVG problematisch. Den Besonderheiten dieser Betroffenengruppe wurde icht ausreichend Rechnung getragen: Die Anti-D-Pro- hylaxe war keine Heilbehandlung, sondern eine gesetz- ich vorgeschriebene, primär fremdnützige Maßnahme, nd die betroffenen Frauen waren bei der Infektion jung nd gesund, also keine Risikogruppe. Im strengen Sinne handelte es sich nicht um einen mpfschaden, sondern um einen Arzneimittelschaden; egen der Parallelen im Sachverhalt zu den Komplexen Hilfswerk für behinderte Kinder“ (Contergan) und IV-Hilfe war deshalb auch bei den Anti-D-Geschädig- en eine eigenständige gesetzliche Regelung nahelie- end. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21121 (A) ) (B) ) Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rolf Schwanitz auf die Frage des Abgeordneten Frank Spieth (DIE LINKE) (Druck- sache 16/11350, Frage 38): Kann sich die Bundesregierung vorstellen, dass Fälle exis- tieren, nach denen die Leistungen nach Bundesseuchengesetz zwar zum Zeitpunkt des Inkrafttretens des AntiDHG relativ niedrig waren, aktuell aber die Höhe der Zahlungen nach AntiDHG deutlich übersteigen würden und damit durch In- krafttreten des AntiDHG de facto eine Verschlechterung der aktuellen Situation der Betroffenen eingetreten ist, und beab- sichtigt die Bundesregierung diese Sachlage, die dem eigentli- chen Zweck des AntiDHG, nämlich die Situation der Betroffe- nen zu verbessern, völlig entgegenläuft, zu ändern? Die Frage unterstellt einen Gesetzeszweck des AntiDHG, der nicht beabsichtigt war. Mit dem AntiDHG wurde die bisherige Entschädigungsregelung abgelöst. Für die (seltenen) Fälle, denen nach dem BSeuchG zum Zeitpunkt des Inkrafttretens eine höhere Geldleistung zu- stand, sollte sichergestellt werden, dass durch den Über- gang auf das neue Recht verglichen mit den bisherigen Leistungen keine Verschlechterung eintrat. Die Über- gangsregelung sollte jedoch nicht festlegen, dass die Leistungen nach dem AntiDHG in jedem Falle und für alle Zeiten gleich hoch oder höher als entsprechende Leistungen des Sozialen Entschädigungsrechts sein soll- ten. Das AntiDHG ist kein Bestandteil des Sozialen Ent- schädigungsrechts. Wegen der unbefriedigenden Situa- tion der betroffenen Frauen (vergleiche insoweit die Antwort auf Frage 40) wurde ein eigenständiges System mit speziellen Hilfeleistungen, die allerdings teilweise an das bewährte Soziale Entschädigungsrecht anknüpfen, geschaffen: Die höheren Geldleistungen nach dem An- tiDHG umfassen dabei pauschal und ohne Einkommens- prüfung auch Leistungselemente, die nach dem BVG einkommensabhängig gewährt werden können. Die ge- währten Leistungen schaffen damit einen Ausgleich für die berufliche Beeinträchtigung und die Mehraufwen- dungen der betroffenen Frauen; gleichzeitig wird der ein- getretene wirtschaftliche Schaden gemindert. Anlage 23 Antwort der Parl. Staatssekretärin Karin Roth auf die Frage des Abgeordneten Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 16/11350, Frage 41): In welcher Weise prüft die Wasser- und Schifffahrtsver- waltung bzw. das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung die ordnungsgemäße Verwendung von Fi- nanzmitteln in den Wasser- und Schifffahrtsämtern, und wel- che Konsequenzen werden aus den bisherigen Ermittlungen gezogen, die zum Verdacht auf Korruptionsstraftaten im Was- ser- und Schifffahrtsamt Berlin in diesem Jahr geführt haben? Auf der Ebene der Wasser- und Schifffahrtsämter wird bei allen ausgabewirksamen Maßnahmen das sogenannte Vieraugenprinzip angewandt. Wichtige Entscheidungen und kritische Tätigkeiten sollen mit diesem in der Bun- deshaushaltsordnung verankerten Verfahren nicht von ei- ner einzelnen Person getroffen bzw. durchgeführt wer- den. t g l t l d s B b w n A d d ( d e s B s m B l I F T d s g f d d R g d P g t b F w A a t (C (D Die ordnungsgemäße Verwendung von Haushaltsmit- eln wird durch die Wasser- und Schifffahrtsdirektionen eprüft, dies geschieht anlassbezogen auch vor Ort. Im Rahmen der Korruptionsprävention werden in al- en Dienststellen der Wasser- und Schifffahrtsverwal- ung – beginnend mit dem 1. Januar 2009 – Vergabestel- en eingerichtet. Sie führen und überwachen zukünftig ie Vergabeverfahren der Dienststelle. Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen im Was- er- und Schifffahrtsamt Berlin dauern zurzeit noch an. etroffene Beschäftigte wurden von ihren Aufgaben ent- unden. Ermittlungsergebnisse, die möglicherweise zu eiteren Konsequenzen führen könnten, liegen zurzeit och nicht vor. nlage 24 Antwort es Parl. Staatssekretärs Achim Großmann auf die Frage es Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) Drucksache 16/11350, Frage 42): Bei welchen der im Jahr 2009 in Verantwortung des Bun- desministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung lie- genden Programme und Projekte ist – auch mit Blick auf die durch die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen gesetzten Maßstäbe – die Schaffung von Bar- rierefreiheit ein zwingendes Kriterium, bei welchen der Pro- gramme und Projekte ist es kein „Muss-Kriterium“? Mit dem am 1. Mai 2002 in Kraft getretenen Behin- ertengleichstellungsgesetz wurde die Grundlage für ine allgemeine, umfassende barrierefreie Umweltge- taltung geschaffen. Demnach sind insbesondere in den ereichen Bauen, Wohnen und Verkehr wichtige Ge- etze geändert worden, die auf die Herstellung einer öglichst weitreichenden Barrierefreiheit abzielen. Das undesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwick- ung versteht die Herstellung von Barrierefreiheit in der nfrastruktur und beim Personenverkehr als wichtigen aktor für eine selbstbestimmte und gleichberechtigte eilhabe am gesellschaftlichen Leben. Allerdings ist die Herstellung der Barrierefreiheit ein ynamischer Prozess, der schrittweise und unter Berück- ichtigung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes vollzo- en werden kann. Barrierefreiheit ist eine Zielvorgabe ür die Gestaltung aller Lebensbereiche. Die einzufor- ernden Standards der Barrierefreiheit sind einem (stän- igen) Wandel unterworfen. Spezifisch für einzelne egelungsbereiche werden sie durch DIN-Normen, all- emeine technische Standards und auf der Grundlage es Gleichstellungsgesetzes auch über Programme, läne und Zielvereinbarungen festgelegt. Obwohl auf- rund der langen Lebensdauer vorhandener (vor Inkraft- reten des Behindertengleichstellungsgesetzes noch nicht arrierefrei konzipierter) Infrastruktureinrichtungen und ahrzeuge der Nachholbedarf nur schrittweise erfüllt erden kann, werden sukzessive bauliche und sonstige nlagen, Verkehrsmittel, Systeme der Informationsver- rbeitung und Kommunikationseinrichtungen so gestal- et, dass sie für behinderte Menschen ohne besondere Er- 21122 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 (A) ) (B) ) schwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe nutzbar sind. Ein wichtiges Instrument des Behindertengleichstel- lungsgesetz zur Erreichung der Barrierefreiheit ist die Zielvereinbarung. Damit können in eigener Verantwor- tung anerkannte Behindertenverbände mit Unternehmen der Wirtschaft die Ziele zur Herstellung von Barriere- freiheit vereinbaren, die den jeweiligen Verhältnissen und Bedürfnissen entsprechen und so flexible und ver- hältnismäßige Lösungen ermöglichen. Nachfolgend sind beispielhaft Maßnahmen aus den Verkehrs- und Baubereich aufgeführt: Erstens. Deutsche Bahn AG Die Deutsche Bahn Aktiengesellschaft (DB AG) hat als erstes Eisenbahnverkehrsunternehmen in enger Zu- sammenarbeit mit den Verbänden der Behindertenselbst- hilfe, der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen und dem Bundesministe- riums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung im Jahr 2005 ein Programm zur Herstellung von Barrierefreiheit im Eisenbahnverkehr erstellt. Darin ist festgelegt, unter welchen Voraussetzungen Bahnhöfe und Züge barriere- frei sind. Zur Planung der im Programm der Deutsche Bahn AG zur Barrierefreiheit aufgeführten Maßnahmen wurde im Januar 2006 eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Deutschen Bahn AG sowie des Deutschen Behinder- tenrates gebildet, die Detailfragen der Umsetzungsmaß- nahmen abstimmt. Da diese Maßnahmen zur Herstellung der Barrierefreiheit in einem Programm festgeschrieben wurden, muss das betreffende Eisenbahnunternehmen – hier die Deutsche Bahn AG – sie nach der Eisenbahn- Bau- und Betriebsordnung verpflichtend umsetzen. Die Einhaltung dieser Verpflichtung wird von der zuständi- gen Eisenbahnaufsichtsbehörde überwacht. Seit der Änderung des Personenbeförderungsgeset- zes im Jahr 2002 müssen in den Nahverkehrsplänen der Länder die Belange behinderter und anderer Menschen mit Mobilitätsbeeinträchtigung berücksichtigt werden. Ferner sind Aussagen über vorgesehene Maßnahmen und den Zeitrahmen für die Umsetzung möglichst weit- reichender Barrierefreiheit zu treffen. Mit der Regelung zu den Nahverkehrsplänen ist auch sichergestellt wor- den, dass es den Entscheidungsträgern vor Ort über las- sen bleibt, die Bedingungen für die Herstellung von Bar- rierefreiheit im Einzelnen eigenverantwortlich zu regeln. Zweitens. Baubereich Nach § 8 Behindertengleichstellungsgesetz hat sich der Bund verpflichtet, nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik, wie zum Beispiel den entsprechen- den DIN-Normen zur Barrierefreiheit, barrierefrei zu bauen. Dies gilt für zivile Neubauten sowie große zivile Um- oder Erweiterungsbauten des Bundes. Für den Bau- bereich bleibt jedoch grundsätzlich festzuhalten, dass das Bauordnungsrecht in der Zuständigkeit der Länder liegt. Diesen obliegt es, Regelungen zum barrierefreien Bauen, beispielsweise DIN-Vorschriften, ganz oder in Teilen für das jeweilige Bundesland bauaufsichtlich ein- zuführen. t d ( d V r P 2 t s g A G D b d v g S u r 2 B g 5 g z z N n ä w P b n e s g r R m v Z a e i d d g o d W (C (D Bei der Aufstellung von Bauleitplänen in Verantwor- ung der Gemeinden sind unter anderem insbesondere ie Belange behinderter Menschen zu berücksichtigen § 1 Abs. 6 Nr. 3 des Baugesetzbuchs). Drittens. Städtebauförderung Im Bereich der Städtebauförderungsprogramme stellt er Bund den Ländern und Gemeinden Finanzhilfen zur erfügung, über die jährlich eine Verwaltungsvereinba- ung von Bund und Ländern abgeschlossen wird. In der räambel zu dieser Verwaltungsvereinbarung ist seit 007 verankert, dass die Finanzhilfen im Rahmen der in- egrierten Stadtentwicklung auch zur barrierefreien Ge- taltung des Wohnumfeldes in den Förderquartieren ein- esetzt werden können, ebenso zur Verbesserung der usstattung mit Gemeinbedarfseinrichtungen, die der esundheit, der Bildung und der Integration dienen. Die urchführung der Städtebauförderungsprogramme liegt ei den Ländern und Gemeinden. Viertens. Wohnungswesen Die Unterstützung von Investitionen zur Anpassung es Wohnungsbestands an die speziellen Wohnbedarfe on Menschen mit Behinderungen ist für die Bundesre- ierung ein wichtiges politisches Anliegen. Einen chwerpunkt der öffentlichen Förderung barrierefreier nd barrierearmer Wohnungen bildet die soziale Wohn- aumförderung, die im Zuge der Föderalismusreform 006 vollständig auf die Länder übertragen wurde. Der und leistet jedoch bis 2019 zweckgebundene Aus- leichszahlungen an die Länder, bis 2013 in Höhe von 18,2 Millionen Euro pro Jahr. Diese Ausgleichszahlun- en sind von den Ländern zweckgebunden für die Finan- ierung von Maßnahmen der Wohnraumförderung ein- usetzen. Förderschwerpunkte bilden unter anderem der eubau barrierefreier Mietwohnungen, bauliche Maß- ahmen im Wohnungsbestand, mit denen den Belangen lterer oder behinderter Menschen Rechnung getragen ird, oder die Modernisierung von Altenwohn- und flegeheimen. Das KfW-Programm „Wohnraum Modernisieren“ ietet Eigentümern (Selbstnutzern, Vermietern, Woh- ungsgesellschaften und -genossenschaften) bereits seit inigen Jahren zinsgünstige Darlehen für die Moderni- ierung und Instandsetzung von Wohnungen und Wohn- ebäuden, Wohn-, Alten- und Pflegeheimen. Die Förde- ung schließt Modernisierungen zur Beseitigung oder eduzierung von Barrieren ein. Ab 2009 ist für die Kreditfinanzierung von Maßnah- en der altersgerechten Anpassung von bestehenden ermieteten und selbst genutzten Wohngebäuden eine insverbilligung von durchschnittlich 2 Prozent per nno über zehn Jahre vorgesehen. Sie soll im Rahmen ines separaten Förderfensters „Altengerecht Umbauen“ n dem oben angeführten Programm durch die KfW-För- erbank gewährt werden. Aus dem Haushalt 2009 stehen afür insgesamt 80 Millionen Euro zur Verfügung. Ein- eschlossen sind alle Maßnahmen, die der Reduzierung der Beseitigung von Barrieren zum Beispiel innerhalb er Wohnung, beim Zugang zur Wohnung sowie im ohnumfeld dienen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21123 (A) (C) (B) ) Anlage 25 Antwort cherheit vorliegt. Sie hängt damit zusammen, dass das Endlager in Morsleben in einem für andere Zwecke be- triebenen Bergwerk eingerichtet wurde. Modellrechnun- des Parl. Staatssekretärs Michael Müller auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/11350, Frage 46): Hat das Helmholtz Zentrum München (HZM) gegenüber der jetzigen Bundesregierung – insbesondere gegenüber dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, aber auch dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak- torsicherheit – jemals oder eventuell sogar mehrfach den Wunsch geäußert, nicht mehr als Betreiber des Forschungs- bergwerks Asse II fungieren zu wollen, und gegebenenfalls wie hat die Bundesregierung auf die vom HZM in diesem Zu- sammenhang angeführten Begründungen reagiert – insbeson- dere die Hausspitzen der genannten Bundesministerien? Das Helmholtz Zentrum München (HZM) hat gegen- über der jetzigen Bundesregierung – insbesondere gegen- über dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – nicht den Wunsch geäußert, nicht mehr als Betreiber des Forschungsbergwerks Asse II fun- gieren zu wollen. Anlage 26 Antwort des Parl. Staatssekretärs Michael Müller auf die Frage des Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/11350, Frage 47): Seit wann liegen der Bundesregierung und ihren Behörden Hinweise darüber vor, dass das Endlager Morsleben einsturz- gefährdet sein könnte, und seit wann liegen der Bundesregie- rung und ihren Behörden Erkenntnisse darüber vor, dass das Endlager Morsleben einsturzgefährdet ist? Dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) als verant- wortlichem Betreiber liegen weder Erkenntnisse vor, dass das Endlager Morsleben einsturzgefährdet sein könnte noch dass es einsturzgefährdet ist. Auch sind keine entsprechenden Hinweise von Seiten der Aufsicht erfolgt. Die Grubenbaue des Endlagers Morsleben werden re- gelmäßig hinsichtlich ihres geomechanischen Zustands und ihrer Standsicherheit durch gebirgsmechanische, markscheiderische (geodätische) und geophysikalische Überwachungsmessungen, aufgrund bergmännischer Er- fahrungen und durch Modellrechnungen bewertet. Die Überwachungsmaßnahmen zeigen keine Hinweise auf eine Einsturzgefährdung. Lokal begrenzte Gesteinsablö- sungen durch nicht vermeidbare Auflockerungen des Gesteins (sogenannte Löser) treten außerhalb des betrie- benen Grubengebäudes in Altabbauen auf. Das BfS als Betreiber und das Landesamt für Geologie und Bergwesen (LAGB) des Landes Sachsen-Anhalt als zuständige Bergaufsichtsbehörde waren 2001/2002 ge- meinsam zu der Auffassung gekommen, dass in mehreren Bereichen des Zentralteils des ERAM, in denen keine ra- dioaktiven Abfälle lagern, eine Gefahr für die Standsi- g U r a S t a r A t M m s 8 f t w u d m d t d g M s A d d D l f w h t k g c v B (D en ermittelten Schäden im Salzgestein in unmittelbarer mgebung der Abbaue, durch die Wasser in die Hohl- äume eindringen könnte. Ohne bergbauliche Gefahren- bwehr könnten sich bislang lokal begrenzte Schäden des alzgebirges auf noch nicht betroffene Bereiche auswei- en und einen geordneten sicheren Verschluss der radio- ktiven Abfälle gefährden. Da das derzeit laufende atom- echtliche Stilllegungsverfahren noch einige Zeit in nspruch nehmen wird, hatte das BfS mit Sonderbe- riebsplan vom 14. August 2002 beim LAGB beantragt, aßnahmen zur bergbaulichen Gefahrenabwehr vorneh- en zu können. Der Bundesumweltminister und der Prä- ident des Bundesamtes für Strahlenschutz gaben am . Oktober 2003 den Startschuss für die vorgezogene Ver- üllung im Zentralteil des ERAM, in dem keine radioak- iven Abfälle lagern. Durch gezieltes Einbringen von Salzbeton in ausge- ählte Bereiche im Zentralteil wird für Stabilität gesorgt nd die Barrierefunktion des Salzes verbessert. Nach em Einfüllen härtet dieser Spezialbeton aus und bildet it dem Salzgebirge ein Traggewölbe (Systemgewölbe), as die aus dem umgebenden Gestein entstehenden Las- en trägt. Die Standsicherheit des Grubengebäudes und damit es Endlagers ist durch diese Maßnahmen sichergestellt. Zum jetzigen Zeitpunkt sind circa 80 Prozent von ins- esamt circa 790 000 m³ Salzbeton eingebracht. Die aßnahmen werden voraussichtlich 2010 abgeschlossen ein. nlage 27 Antwort es Parl. Staatssekretärs Michael Müller auf die Frage es Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 16/11350, Frage 48): Erwartet die Bundesregierung durch Einpreisungen Mit- nahmeeffekte für die Betreiber neuer Kohlekraftwerke, sollten neue Kohlekraftwerke infolge der aktuellen Beschlüsse der Europäischen Union zum Emissionshandel CO2-Zertifikate kostenlos oder kostenermäßigt zugeteilt bekommen, und, falls ja, in welcher Höhe abhängig von Umfang und Dauer der kos- tenlosen oder kostenermäßigten Zuteilung? Die Fragestellung zielt offensichtlich auf die Verhand- ungen zur Änderung der Emissionshandels-Richtlinie ür die Zeit ab 2013. Dort ist erst einmal für alle Kraft- erke festgelegt, dass sie keine kostenlose Zuteilung er- alten. Lediglich einzelne Beitrittstaaten mit Sondersitua- ionen bei der Stromerzeugung oder der Netzanbindung önnen aus ihren nationalen Auktionsbudgets Kontin- ente für eine kostenlose Zuteilung bereitstellen. In wel- hem Umfang welcher der betroffenen Beitrittstaaten on dieser Möglichkeit Gebrauch machen wird, ist der undesregierung nicht bekannt 195. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19 Anlage 20 Anlage 21 Anlage 22 Anlage 23 Anlage 24 Anlage 25 Anlage 26 Anlage 27
Gesamtes Protokol
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619500000

Guten Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Sit-

zung ist eröffnet.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:

Beratung des Antrags der Bundesregierung

Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte
an der EU-geführten Operation Atalanta zur
Bekämpfung der Piraterie vor der Küste So-
malias auf Grundlage des Seerechtsüberein-
kommens der Vereinten Nationen von 1982
und der Resolutionen 1814 (2008) vom 15. Mai
2008, 1816 (2008) vom 2. Juni 2008, 1838

(2008) vom 7. Oktober 2008, 1846 (2008) vom

2. Dezember 2008 und nachfolgender Resolu-
tionen des Sicherheitsrats der Vereinten Natio-
nen in Verbindung mit der Gemeinsamen
Aktion 2008/851/GASP des Rates der Europäi-
schen Union vom 10. November 2008

– Drucksache 16/11337 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und

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Redet
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. Gibt es Wider-
spruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist das so be-
schlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner das Wort dem Bundesminister Frank-Walter
Steinmeier.

Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
Auswärtigen:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten D
Herren! So wenig wie Sie hätte ich gedach
hier, im Deutschen Bundestag, einmal eine

(C (D ung 7. Dezember 2008 0 Uhr afte Debatte über Piraten führen. Das, worüber wir eute zu diskutieren haben, ist, wie Sie wissen, keine eschichte aus einem Abenteuerroman. Die Piraten berfallen Schiffe am Horn von Afrika; allein in diesem ahr sind es bereits über 200 Schiffe. Die Piraten sind ewalttätig und rücksichtslos. Sie zielen mit Panzerfäusen auf Tanker, Frachter und Kreuzfahrtschiffe. Zurzeit aben sie 17 Schiffe und rund 200 Menschen in ihrer ewalt. Mit diesen kriminellen Umtrieben werden die etzten Reste von Ordnung bedroht, auf die die Menchen in Somalia angewiesen sind. Ich finde, wir dürfen as nicht einfach geschehen lassen. Das sagt die Weltgeeinschaft, und das müssen auch wir mit Überzeugung agen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Die Europäische Union, auch Deutschland, hat sich
ntschlossen zu handeln. Die Operation „Atalanta“ soll
en Transport humanitärer Hilfsleistungen nach Somalia
chützen und den zivilen Schiffsverkehr in der Region
ichern. Somalia gehört – das wissen Sie – zu den größ-
en humanitären Krisengebieten der Welt. Fast 1 Million

enschen ist innerhalb des Landes auf der Flucht. Ins-
esamt sind mehr als 3 Millionen Menschen auf Hilfe
on außen angewiesen, und das umso stärker, je weiter

ext
sich die Seeräuberei in der Region ausbreitet. Wir haben
in den letzten Monaten erfahren müssen, dass die Ver-
sorgung vor allen Dingen deshalb schwierig wird, weil
die humanitären Hilfen, die über das World Food Pro-
gramme geliefert werden, zu 90 Prozent auf dem See-
weg kommen. Gerade diese Schiffe werden angegriffen.
Reeder weigern sich mittlerweile, Schiffe an dieses
Welternährungsprogramm zu verchartern, wenn ein mili-
tärischer Schutz dieser Schiffe beim Anlaufen der Häfen
nicht gesichert ist.

Meine Damen und Herren, „Atalanta“ soll auch die
Sicherheit der zivilen Schifffahrt in der Region verbes-

ben auch wir Deutsche ein Interesse.
von Aden verläuft nämlich – Sie wissen
tstrang der Handelsströme zwischen Eu-
: 20 000 Schiffe jährlich mit dieser Des-
amen und
t, dass wir
sehr ernst-

sern. Daran ha
Durch den Golf
das – der Haup
ropa und Asien

21058 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008


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Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
tination. Viele davon gehören deutschen Reedereien
oder transportieren Fracht aus oder für Deutschland.

Die Mission, über die wir heute zu reden haben, ist
für die Bundeswehr kein Ausflug in warme Gefilde. Wir
schlagen deshalb aus guten Gründen ein robustes Man-
dat vor. Die Deutsche Marine und alle anderen an der
Operation beteiligten Kräfte dürfen alle Maßnahmen er-
greifen, um Piraten abzuschrecken, um Überfälle zu ver-
hindern oder zu beenden. Das schließt ausdrücklich die
Anwendung von Gewalt ein. Unsere Marine darf Piraten
oder Verdächtige aufgreifen, darf sie festhalten und darf
sie überstellen. Sie darf Schiffe und Waffen von Piraten
beschlagnahmen. All das ist im Rahmen des europäi-
schen Mandats erlaubt.

Eines will ich zur Resolution des Sicherheitsrates von
heute Nacht, mit der eine nochmalige Erweiterung des
Einsatzes stattgefunden hat, heute klar zu Protokoll ge-
ben: Das ändert am Auftrag und am Umfang der ESVP-
Operation und damit auch an dem Mandat des Deut-
schen Bundestages nichts. Ich will sagen: Die Bundes-
wehr wird über ein solides Mandat verfügen, das, wie
ich finde, ihr die notwendigen Spielräume für den Ein-
satz gegen Piraten vor Somalia ermöglicht.

Jeder weiß, dass die Ursachen von Piraterie in der Tat
nicht auf See zu bekämpfen sind. Dazu braucht man
funktionierende staatliche Strukturen an Land; gerade
die gibt es in Somalia nicht. Dort herrschen das Recht
des Stärkeren und die Sprache der Gewalt. Die Lösegel-
der aus der Seeräuberei haben die Lage sogar noch wei-
ter zugespitzt. Kriminelle Gruppen sind dort heute oft
besser ausgerüstet als die Vertreter des Staates. Der
Weltsicherheitsrat hat darum damals aufgrund der Bitte
der Regierung Somalias alle Staaten aufgefordert, die-
sem Land nicht nur bei der Pirateriebekämpfung, son-
dern auch bei der Wiederherstellung staatlicher Struktu-
ren zu helfen. Die EU-Mission leistet dazu mittelbar
einen wichtigen Beitrag. Ohne die Entführung von
Schiffen werden nämlich keine Lösegelder gezahlt, die
die kriminellen Strukturen weiter stärken und damit den
somalischen Staat noch weiter untergraben.

Deshalb müssen wir uns gleichzeitig mit der interna-
tionalen Gemeinschaft um die langfristige Stabilisierung
Somalias kümmern. Gerade und auch weil das schwierig
und gefährlich ist, werden wir weiter humanitäre Hilfe
leisten und leisten müssen. Ich darf Ihnen versichern:
Wir unterstützen jede Anstrengung, die zu einer poli-
tischen Verständigung in Somalia führt. Das muss in ers-
ter Linie von den Somalis selbst gewollt und vollbracht
werden. Aber ich sage Ihnen auch: Seit Übernahme der
Verantwortung durch den neuen Chefvermittler der Ver-
einten Nationen Ould-Abdallah bin ich etwas zuversicht-
licher und habe den Eindruck, dass die Gesprächsfäden,
die in der Vergangenheit zwischen den Stämmen und
Entitäten in Somalia nicht geknüpft werden konnten,
vielleicht in Zukunft doch eher zustande kommen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir wollen das unterstützen. Wir unterstützen das in
der internationalen Kontaktgruppe zu Somalia, in der

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(C (D ir uns immer wieder bemühen, zur innerstaatlichen ersöhnung beizutragen, weil wir wissen: Nur dann, enn staatliche Strukturen in Somalia wiederhergestellt erden, wird es gelingen, Seeräuberei wirklich zu beenen. Ich glaube, unsere Aufgabe ist riesig. Es geht um as Ende des Bürgerkrieges, um Aussöhnung und um en Aufbau von staatlichen Institutionen in Polizei und ustiz. Deshalb ist uns klar und muss uns klar sein: Das wird in langer Weg in einem Land, in dem die Mächtigen die erantwortung für ihr Gemeinwesen in sehr unterschied icher Art und Weise empfinden. Aber wir wissen auch, ass wir Regionen wie Somalia nicht einfach ihrem chicksal überlassen dürfen. Sonst würden sich dort och leichter Brutstätten von organisierter Kriminalität nd Terrorismus entwickeln. Das berührt in einer Welt, ie immer enger zusammenrückt, nun einmal uns alle. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich komme zum Schluss. Aus diesen Gründen bittet
ie Bundesregierung den Bundestag, dem Einsatz der
undeswehr bei der EU-geführten Operation „Atalanta“
uzustimmen. Deutschland und die Europäische Union
etzen damit ein wichtiges Zeichen: für die Menschen in
omalia, für die Sicherheit in der Region und für eine in-

ernationale Solidarität.

Ich danke Ihnen sehr für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619500100

Das Wort hat der Kollege Dr. Rainer Stinner von der

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1619500200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir sprechen
eute zum ersten Mal über ein Mandat zur Bekämpfung
er Piraterie. Man ist versucht zu sagen: Ende gut, alles
ut. Aber wir wissen natürlich, wie unendlich lange das
edauert hat, weil sich die Bundesregierung rechtlich ei-
entümliche Argumente ausgedacht hat, um während all
ieser Zeit ja nichts tun zu müssen. Das ist ein schwieri-
er Lernprozess.


(Rainer Arnold [SPD]: Na!)


Ich weiß, dass Sie seit Sommer dieses Jahres anderer
einung als die Kollegen von der CDU/CSU waren; das

st uns allen bekannt, das ist keine Frage.

Sie haben jetzt ein Mandat vorgelegt; das ist schon
inmal ein Fortschritt. Ich beglückwünsche die Bundes-
egierung ausdrücklich dazu, dass sie diesen Lernpro-
ess vollzogen hat und jetzt das für richtig hält, was wir
eit sechs Monaten für richtig halten. Das ist schon ein-
al vorteilhaft.


(Beifall bei der FDP)


Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21059


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Dr. Rainer Stinner
Die Frage ist: Ist nun am Ende wirklich alles gut? Da-
ran sind doch einige Zweifel angebracht. Sie verwenden
sehr gerne – auch der Minister hat das heute getan – die
Vokabel „robustes Mandat“. Das klingt zunächst einmal
nach Tatkraft und Durchsetzungswillen. Aber das Wort
„robust“ sagt nur, wie man etwas macht. Es sagt nicht,
was man tut. Ich sage es einmal so: Man kann auch ro-
bust Fliegen fangen.


(Iris Gleicke [SPD]: Das ist unangemessen!)


Das heißt, es kommt darauf an: Was tun wir eigentlich
mit diesem Mandat? Daher schaue ich in den Antrag
zum Mandat, den Sie uns vorgelegt haben. In dem An-
trag stehen sehr viele richtige und wichtige Dinge. Darin
steht zunächst etwas vom Schutz der Schiffe des World
Food Programme und vom abgestuften Schutz anderer
Schiffe sowie der Bewachung des Seegebietes. Darin
steht aber auch – der Minister hat es zitiert, ich sage es
aber noch einmal ausdrücklich, weil es für uns ganz
wichtig ist – unter 3 e):

Aufgreifen, Festhalten und Überstellen von Perso-
nen, die in Verdacht stehen, seeräuberische Hand-
lungen oder bewaffnete Raubüberfälle begangen zu
haben, sowie Beschlagnahme der Seeräuberschiffe,
der Ausrüstung und der erbeuteten Güter.

Sehr gut, sehr wichtig, sehr richtig! Das unterstützen wir
voll.


(Beifall bei der FDP)


Es ist natürlich wichtig und richtig, im Einzelfall die
Schiffe des World Food Programme zu schützen, also
zwei pro Woche. Das unterstützen wir voll. Aber das
reicht eben nicht aus.


(Beifall des Abg. Dirk Niebel [FDP])


Unser deutsches Interesse liegt nämlich nicht primär da-
rin, nur einzelne Schiffe zu schützen, wie wichtig und
richtig das auch ist. Das Interesse liegt darin, die Freiheit
der Meere und auch die Seewege zu sichern, auf die wir
so unabdingbar angewiesen sind. Das erreichen wir eben
nur mit einer aktiven Bekämpfung der Piraterie.


(Beifall bei der FDP)


Wir wissen genauso wie die Bundesregierung und die
EU, wo die Mutterschiffe der Piraten jeweils liegen. Wir
glauben, dass diese Mutterschiffe aktiv außer Kraft ge-
setzt werden können.


(Beifall bei der FDP)


Ich sage ausdrücklich: außer Kraft gesetzt werden kön-
nen. Schärfere Vokabeln kommen zum Teil aus Ihren
Kreisen, aber nicht aus meinem Munde. Wie sie außer
Kraft gesetzt werden können, müssen die Militärs ent-
scheiden. Das Wichtigste ist, den Piraten ihr Handwerks-
zeug zu nehmen: Ein Pirat ohne Schiff sieht dämlich aus;
so einfach ist die Geschichte. Deshalb ist es wichtiger als
alles andere, den Piraten ihre Schiffe wegzunehmen und
sie zu zerstören.


(Zuruf des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


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(C (D ine reine Begleitungvon Schiffen, sehr geehrter Herr ollege Trittin, könnte eine Endlosmission werden. Wir önnen ad infinitum Schiffe begleiten. Es fahren auf dieer Route pro Jahr 20 000 bis 30 000 Schiffe. Wenn wir wei oder sogar zehn Schiffe pro Woche begleiten, wird as nicht ausreichen. Das Verteidigungsministerium beendet seine Berichte ber geleistete Nothilfe – das, was unsere Marine darf, acht sie im Augenblick fabelhaft; wirklich à la bonne eure – gerne mit dem Satz: Das Handelsschiff konnte eine Fahrt fortsetzen. – Sehr schön. Nicht dabei steht: uch das Piratenschiff konnte seine Fahrt fortsetzen. – ir legen sehr großen Wert darauf, dass im Rahmen die es Mandates – das steht unter 3 d)

orgelesen – das Piratenschiff in Zukunft, jedenfalls un-
er normalen Bedingungen, seine Reise nicht fortsetzen
ann, dass also das Piratenschiff außer Kraft gesetzt
ird.


(Beifall bei der FDP)


Machen wir uns nichts vor. Die Piraten sind exzellent
rganisiert. Sie wissen jederzeit, wo unsere Fregatten
tehen. Der Seeraum ist unendlich groß, wie wir alle
issen. Ihn können wir gar nicht abdecken. Die Piraten
önnen also ihr räuberisches Handwerk ohne Probleme
ortsetzen. Deshalb sagen wir: Die Begleitung von
chiffen ist wichtig und richtig, aber sie ist nicht hinrei-
hend. Wenn wir uns darauf beschränken würden, die
chiffe nur zu begleiten, wären wir als Haifisch gestartet
nd als Hering gelandet.


(Heiterkeit bei der FDP – Irmingard ScheweGerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Als Rollmops!)


as wollen wir als verantwortliche Abgeordnete natür-
ich nicht.

Wir bestehen darauf, dass Sie die Piraterie aktiv be-
ämpfen. Hier geht es nicht nur um das Was, sondern
uch um das Wie. Dass Sie den Ausdruck „robustes
andat“ verwenden, ist vielversprechend. Darauf will

ch jetzt aber nicht näher eingehen, sondern nur festhal-
en: Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie die

ilitärischen Mittel so einsetzt, dass sie ihren Auftrag
ollumfänglich erfüllen kann, und zwar inklusive der
ufgaben, die unter den Punkten 3 d) und 3 e) ihres An-

rags genannt sind.

Meine Damen und Herren, diese europäische Mission
st mittlerweile die dritte Mission in dieser Region, in
eren Rahmen es um Piraterie geht. Die NATO-Mission
st gerade erst beendet worden, nämlich am 12. Dezem-
er. Es wird aber schon im Februar nächsten Jahres eine
eue NATO-Mission durchgeführt; das ist bereits abseh-
ar. Einige unserer Partnerländer betreiben auch unter
EF-Mandat Pirateriebekämpfung; was den Operations-
lan angeht, scheint das zumindest nicht unmöglich zu
ein. Wir tun das ausdrücklich nicht.

Unsere erste Forderung an die Bundesregierung lau-
et: Bitte sorgen Sie dafür, dass die gemeinschaftlichen
ktionen koordiniert werden. Am besten wäre es, wenn

n absehbarer Zukunft eine gemeinsame Aktion durchge-

21060 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008


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Dr. Rainer Stinner
führt würde. Wir müssen die Pirateriebekämpfung näm-
lich in ihrer Gesamtheit und vollumfänglich in Angriff
nehmen.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Noch eine Bemerkung zum OEF-Mandat. Unter
OEF-Mandat erlaubt die Bundesregierung die Piraterie-
bekämpfung ausdrücklich nicht. Sie hält an der realitäts-
fernen Fiktion fest, als könne man heute, im Dezember
2008, noch eindeutig zwischen Terrorbekämpfung und
Pirateriebekämpfung unterscheiden. Das ist wirklich rea-
litätsfern. Dazu ein Zitat:

Die zunehmende Verbreitung der Organisierten
Kriminalität in schwachen Staaten macht die Be-
drohung des Terrorismus noch ernster. Aus den Er-
lösen krimineller Aktivitäten, vor allem aus Dro-
genhandel, aber auch dem illegalen Handel mit
Waffen, Menschen, Geldwäsche oder Piraterie,
werden Kriegshandlungen, Extremismus und Terro-
rismus finanziert.

Das ist kein Zitat der Oppositionsfraktion FDP. Dieses
Zitat stammt aus der Sicherheitsstrategie der CDU/CSU-
Fraktion vom 6. Mai dieses Jahres.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/CSU] – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die ist zurückgezogen!)


Das ist die Politik der Union. Herr Minister, wann ma-
chen Sie diese Politik der CDU/CSU endlich zur Regie-
rungspolitik? Wir warten darauf, dass Sie diese Erkennt-
nisse in Regierungshandeln umsetzen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, in den letzten Tagen
waren in den Zeitungen – deshalb kann man darauf hin-
weisen – sehr besorgniserregende Berichte zu lesen, in
denen es hieß, Geheimdienste hätten Informationen, dass
Verbindungen zwischen al-Qaida und den Piraten beste-
hen. Dabei gehe es – das ist noch schlimmer – um die
Besetzung von Kreuzfahrtschiffen. Wenn das der Fall
ist, wird das Problem noch viel größer und bedrohlicher.

Wir müssen an die Reiseveranstalter appellieren, ihrer
Verpflichtung, ihre Passagiere zu schützen, nachzukom-
men; keine Frage. Wenn aber der Fall eintritt, dass ein
Kreuzfahrtschiff von Piraten besetzt wird, dann muss da-
gegen natürlich auch etwas unternommen werden kön-
nen. Daher müssen wir uns grundsätzlich mit dem
Thema Pirateriebekämpfung beschäftigen und dürfen
uns nicht auf die Begleitung einiger Schiffe – mehr kön-
nen wir ohnehin nicht leisten – beschränken.


(Beifall bei der FDP)


Meine Damen und Herren, wie Sie sehen, haben wir
eine ganze Reihe von Fragen und Kritikpunkten. Den-
noch bleibt festzuhalten: Die Pirateriebekämpfung am
Horn von Afrika hat große Bedeutung und hohe Priorität.
Sie muss aktiv betrieben werden. Dieses Mandat – ich
habe daraus zitiert; ich meine speziell die Punkte 3 d)
und 3 e) – gibt der Bundesregierung Instrumente an die
Hand, um aktiv dagegen vorzugehen. Wir erwarten, dass

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(C (D ie dies auch tut; darauf habe ich bereits hingewiesen. ir, die Abgeordneten, sind allerdings nicht in der Lage, ber Einzelheiten der Operationsführung zu entscheiden der die Operationsführung zu kontrollieren. Hier sind ir auf die Bundesregierung angewiesen. Wir erwarten, ass sie ihren Auftrag vollumfänglich erfüllt. Wir weren sie daran messen. Vielen Dank. Jetzt hat der Bundesminister Franz Josef Jung das ort. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619500300

Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidi-
ung:

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-
en! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Lieber
ollege Stinner, zunächst einmal Folgendes: Sie können
avon ausgehen, dass unsere Marine, wenn der Deutsche
undestag dieses Mandat verabschiedet, ihren Auftrag

n hervorragender Art und Weise erfüllen wird.


(Dirk Niebel [FDP]: Das bestreitet doch keiner!)


ch kann Ihnen sagen: Es ist aus meiner Sicht dringend
otwendig und liegt auch in unserem eigenen Interesse,
er Geißel der Piraterie wirkungsvoll entgegenzutreten,
m Seesicherheit und freien Seehandel zu gewährleisten.
as ist auch aus humanitären Gründen von Bedeutung.

ch bitte den Deutschen Bundestag um Zustimmung, da-
it wir uns an diesem Mandat beteiligen können.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Es ist darauf hingewiesen worden: 248 Schiffe sind in
iesem Jahr gekapert worden. Durch Lösegeldzahlungen
aben sich hier gewisse Dinge weiter etabliert. Deshalb
st es, glaube ich, notwendig, dass wir hier ein derartiges

andat beschließen; denn es geht erstens darum, abzu-
chrecken, zweitens darum, Angriffe zu verhindern, und
rittens aber auch darum, Seeräuberei zu beendigen. Ich
laube, das ist das Ziel, das im Rahmen dieses Mandats
orrangig zu berücksichtigen ist.

Ich will aber auch darauf hinweisen, dass wir uns in
uropa auch auf eine Reihenfolge, wenn ich das so sa-
en darf, im Hinblick auf die Schutzinteressen der
chiffe verständigt haben. Es geht zunächst um die
chiffe innerhalb des Welternährungsprogramms, dann
m die Schiffe mit einem humanitären Auftrag, sodann
m die Schiffe aus denjenigen Ländern, die sich an die-
er Mission konkret beteiligen, und dann kommen die
onstigen Schiffe.

Bisher sieht es so aus, dass sich Belgien, Frankreich,
riechenland, die Niederlande, Schweden, Großbritan-
ien und Spanien an dieser Mission beteiligen, die in
em Seegebiet innerhalb von rund 500 Seemeilen vor

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21061


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Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
der Küste Somalias und der Nachbarländer durchgeführt
wird. Ich bin dankbar dafür, dass es klare und konkrete
rechtliche Regeln hinsichtlich des Operationsplans und
der Einsatzregeln, also der Rules of Engagement, gibt.

Kollege Stinner, es ist ein robustes Mandat, in das
selbstverständlich die Anwendung von Gewalt mit ein-
bezogen ist. Das geht vom Schuss vor den Bug bis hin
– so ist dies im Mandat vorgesehen – zur Versenkung
von Piratenschiffen. Wir operieren aber immer nach dem
Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. Ich halte es auch für
richtig, dass die Marine in diesem Zusammenhang ihre
Aufgaben und ihren Auftrag verantwortungsvoll wahr-
nehmen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Rainer Stinner [FDP]: Schiffe versenken!)


Ich füge hinzu: Für diese Mission Europas sind drei
Kriegsschiffe mit Hubschraubern, ein Unterstützungs-
schiff und drei Seefernaufklärer vorgesehen, um konkret
festzustellen, wo im Operationsgebiet im Einzelnen
Handlungsfähigkeit gegeben ist und -notwendigkeiten
bestehen. Auch die Möglichkeit, Sicherungskräfte an
Bord von Handelsschiffen mitzunehmen, ist in diesem
Mandat vorgesehen.

Wir wollen uns mit der Fregatte „Karlsruhe“ an die-
sem Mandat beteiligen, das unter dem Kommando eines
europäischen Befehlshabers steht. An Bord unserer Fre-
gatte sind zwei Hubschrauber und entsprechende Mari-
neschutzkräfte. Zusätzlich ist hier vorgesehen, dass wir
Kräfte für Sicherung, Logistik und Sanität sowie Feldjä-
ger in dem Mandat bereitstellen und auch Stabs- und
Verbindungspersonal in das Hauptquartier entsenden.
Das Hauptquartier der Operation wird in Northwood
nahe London sein.

Die Mandatsobergrenze soll auf 1 400 Soldaten fest-
gelegt werden. Dies heißt nicht, dass jetzt 1 400 Solda-
ten mit in den Einsatz gehen, sondern dies heißt, dass
wir etwas Flexibilität im Hinblick auf die konkrete
Wahrnehmung des Mandats haben. Im Rahmen der Ope-
ration Enduring Freedom ist jetzt beispielsweise die Fre-
gatte „Mecklenburg-Vorpommern“ im Einsatz, und sie
darf dort Nothilfe leisten. Zur aktiven Pirateriebekämp-
fung soll es, wenn dies im Operationsgebiet erforderlich
ist, auch möglich sein, diese Fregatte in die Operation
„Atalanta“ zu überführen, um der Piraterie wirkungsvoll
entgegentreten zu können. Deshalb ist es, glaube ich,
richtig, dass wir hier eine derartige flexible Mandats-
obergrenze vorsehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das Mandat soll bis zum 15. Dezember 2009 gewährt
werden. Sehr geehrter Herr Kollege Stinner, das muss
ich dann doch einmal sagen: Ich habe immer hohen Res-
pekt vor Menschen – dies gilt gerade auch für Ihre Partei –,
die insbesondere die Verfassungsfragen sehr im Vorder-
grund sehen.


(Dr. Rainer Stinner [FDP]: Zu Recht!)


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(C (D as Sie sich hier in diesem Zusammenhang leisten, alte ich aber für völlig falsch; denn was wir hier tun, ist, ie Verfassung genau zu beachten. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich will Ihnen hier klar und deutlich sagen: Wir haben
ine klare verfassungsrechtliche und völkerrechtliche
rundlage. Die völkerrechtliche Grundlage ist die
esolution 1846 der Vereinten Nationen. Die verfas-

ungsrechtliche Grundlage ist das System gegenseitiger
ollektiver Sicherheit nach Art. 24 Grundgesetz. Des-
alb ist eine derartige aktive Pirateriebekämpfung durch
ie Bundeswehr möglich, die sonst keine verfassungs-
echtliche Grundlage hätte. Deswegen konnten wir das
icht im Rahmen des OEF-Mandats regeln. Aber in dem
ystem gegenseitiger kollektiver Sicherheit mit einem
uropäischen Mandat und auf der völkerrechtlichen
rundlage der Vereinten Nationen können wir Piraterie
irkungsvoll und aktiv bekämpfen. Diesen Auftrag wer-
en wir auch wahrnehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben im Übrigen Rechtsklarheit geschaffen,
enn es darum geht, Personen festzuhalten oder festzu-

etzen. Unser Ziel ist, wie gesagt, zunächst einmal Ab-
chrecken, Verhindern und Beendigen. Aber wenn es
azu kommt, dass Personen – also Piraten – konkret fest-
esetzt werden, dann wollen wir prüfen, ob es ein deut-
ches Interesse gibt. Wenn das der Fall ist, dann wollen
ir die betreffenden Piraten der deutschen Gerichtsbar-
eit zuführen. Ansonsten wollen wir sie den Nationen
uführen, die ein unmittelbares Interesse daran haben.

Wir sind bemüht, zu klären, inwiefern wir gegebenen-
alls mit Anrainerstaaten zu Übereinkommen kommen
önnen. Ich erachte es dabei für den besseren Weg, zu
iner internationalen Regelung zu kommen, um konkret
nd verantwortungsvoll handeln zu können. Deshalb ist
as Bemühen, innerhalb der Vereinten Nationen, aber
uch der Europäischen Union zu einer internationalen
egelung zu kommen, meines Erachtens ein richtiger
nd wichtiger Ansatz, den wir auch weiterhin unterstüt-
en wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Der Kostenrahmen – auch darauf will ich hinweisen –
ird auf rund 45 Millionen Euro geschätzt. Aber ich
enke, dass es in unserem Interesse liegt, unseren Auf-
rag so zu erfüllen, wie ich es gerade erläutert habe. Des-
alb bitte ich Sie um möglichst breite Unterstützung für
ieses Mandat, damit wir unseren Beitrag zur Wieder-
erstellung der Seesicherheit und zur Gewährleistung ei-
es freien Seehandels leisten können. Wir sind Export-
eltmeister. 80 Prozent unseres Handels findet über den
eeweg statt. Das Mandat liegt aber auch im humanitä-
en Interesse. Deshalb bitte ich Sie um Zustimmung zu
iesem Mandat.

Besten Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


21062 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008


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Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619500400

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort dem

Kollegen Dr. Rainer Stinner.


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1619500500

Vielen Dank. – Herr Minister, nachdem Sie mich und

meine Partei wegen der rechtlichen Rahmenbedingun-
gen so scharf kritisiert haben, möchte ich Sie – in aller
Angemessenheit auch im Ton; ich versuche, das ganz ru-
hig zu machen – an die Diskussionen erinnern, die wir in
diesem Jahr erlebt haben, und darauf hinweisen, wie Sie,
verehrter Herr Minister, und Ihre Partei, die Christlich
Demokratische Union, zusammen mit der Christlich-So-
zialen Union in diesem Hause zu Beginn der Beratungen
unbedingt auf Änderung des Art. 87 a des Grundgeset-
zes gedrängt haben.

Ich darf Sie daran erinnern, dass das monatelang ein
Thema war und dass wir auf unsere Anfragen von den
beiden betroffenen Ministerien – dem Auswärtigen Amt
und dem Verteidigungsministerium – immer wieder völ-
lig unterschiedliche oder gegensätzliche Antworten be-
kommen haben. Ich darf Sie daran erinnern, dass Ihr
Koalitionspartner, die SPD, Ihnen sehr deutlich gemacht
hat, dass der Weg, Art. 87 a Grundgesetz zu ändern,
nicht umsetzbar ist.

Jetzt haben wir eine rechtlich sichere Basis, die aber
durch Art. 25 Grundgesetz und Seerechtsübereinkom-
men nach Übereinstimmung aller wesentlichen Völker-
rechtler längst gegeben war.


(Beifall bei der FDP)


Von daher darf ich Sie daran erinnern, Herr Minister,
dass wir uns sehr verantwortungsvoll verhalten haben.
Insofern ist der Vorwurf, wir würden uns nicht an rechts-
staatliche Normen halten, völlig abwegig. Ich weise ihn
in aller Entschiedenheit zurück.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619500600

Herr Minister, Sie können von Ihrem Platz aus ant-

worten. Bitte.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Sagen Sie einfach, es stimmt!)


Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidi-
gung:

Lieber Herr Kollege Stinner, ich versuche, es noch
einmal zu erklären. Ich weiß, dass Verfassungsrecht
nicht einfach ist. Aber Tatsache ist – unabhängig von
den Fragen in der politischen Diskussion, die Sie ange-
sprochen haben –, dass nach unserer derzeitigen Verfas-
sungslage die Pirateriebekämpfung ohne völkerrechtli-
ches Mandat zunächst Aufgabe der Polizei ist.

Sie haben auf das Seerechtsübereinkommen hinge-
wiesen. In diesem Zusammenhang weise ich Sie darauf
hin, dass nach Art. 25 Grundgesetz das Völkerrecht ein-
faches Recht brechen kann. Es kann aber nicht das
Grundgesetz brechen. Deshalb zieht diese Argumenta-
tion nicht. Es ist nur der Weg über Art. 24 möglich: ge-

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(C (D enseitige kollektive Sicherheit. Wir haben ein europäiches Mandat und werden hoffentlich die Zustimmung es Deutschen Bundestages bekommen. Dann werden ir unseren Auftrag wahrnehmen können. Dabei werden ir uns innerhalb der geltenden Bestimmungen unserer erfassung bewegen. Es ist mein vornehmster Auftrag dies empfinde ich als meine Verpflichtung –, die Ver assung zu achten, wenn es um Einsätze der Bundeswehr eht. Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Norman Paech von er Fraktion Die Linke. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Um ein Missverständnis aufkommen zu lassen: Die Linke st für die Sicherheit der Seeund Handelswege und hält en Schutz vor Piraterie für absolut notwendig und unerzichtbar. (Dorothee Bär [CDU/CSU]: Dann können Sie auch zustimmen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619500700

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norman Paech (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619500800

uch wir sind von der Notwendigkeit überzeugt, dass
egen die Piraterie vorgegangen werden muss.

Das Problem ist Ihnen seit vielen Jahren bekannt; Ih-
en ist auch bekannt, dass die Ursachen der Piraterie
icht auf See liegen, sondern in dem von Bürgerkrieg
nd fremden Truppen zerrissenen Somalia. Aber seit der
escheiterten UN-Mission Anfang der 90er-Jahre hat
ich kein Land um Somalia gekümmert. Erst als 2006
ie islamischen Gerichtshöfe die Macht übernahmen,
arschierten äthiopische Truppen in das Land und ver-

rieben mit Unterstützung der USA die neuen Machtha-
er. Niemand hat dies kritisiert; auch die Bundesregie-
ung hat geschwiegen. Damit beendeten die Truppen
ine sehr kurze Phase der inneren Sicherheit und des
pürbaren Rückgangs der Piraterie vor den Küsten So-
alias. Seitdem, seit 2007, hat sich der Konflikt wieder

usgeweitet, verschärft und zunehmend radikalisiert. Die
iraterie hat wieder drastisch zugenommen, und Somalia

st leider in Anarchie versunken.

Aber Sie haben nichts unternommen. Im vergangenen
ahr war die Kanzlerin noch in Somalias Nachbarland
thiopien. Aber wir haben keine Forderung von ihr ge-
ört, dass sich die Äthiopier aus Somalia zurückziehen
nd etwas gegen Piraterie und für Somalia tun sollten.

Wenn die EU und die Bundesregierung jetzt Militär
ntsenden wollen, geht es ihnen doch nur um die Siche-
ung der See- und Handelswege, was im Klartext den
usbau Ihrer militärischen Präsenz auch in diesem Teil
er Weltmeere bedeutet, wie es die USA dort bereits seit
angem unternommen haben. Mit „Atalanta“ kann die
U ihre maritimen militärischen Fähigkeiten auch dort
emonstrieren und Deutschland die Auslandseinsätze
er Bundeswehr ausweiten.

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21063


(A) )



(B) )


Dr. Norman Paech
Ein Beitrag dazu, an die Wurzeln der Piraterie zu ge-
hen – das wissen Sie ganz genau –, die Armut der soma-
lischen Bevölkerung zu lindern und die Sicherheit der
Küsten wiederherzustellen, ist dies überhaupt nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Auch die von den internationalen Fangflotten leer ge-
fischten Gewässer vor Somalia – das hat den Fischern,
von denen dann viele überhaupt erst Piraten geworden
sind, ihre Existenz genommen – erholen sich durch diese
Mission nicht.

Durch die jüngste Resolution 1851 des Sicherheits-
rates haben die USA auch noch das Mandat erhalten, ih-
ren militärischen Zugriff auf das Festland zu erweitern.
Gleichzeitig wird wieder – Herr Stinner, Sie haben es ge-
sagt – al-Qaida ins Spiel gebracht, um den Antiterror-
kampf mit dem Kampf gegen die Piraten zu verbinden.
Diese Vermischung mit dem Krieg der OEF kennen wir
aus Afghanistan. Dazu sagt die Linke: ohne uns.


(Beifall bei der LINKEN)


Jetzt komme ich zu dem eben angesprochenen Disput,
Herr Minister Jung: Sie wissen auch, dass nach inter-
nationalem und deutschem Recht Piraterie wie Raub und
Freiheitsberaubung ein Fall der gewöhnlichen Krimina-
lität ist, für deren Bekämpfung ausschließlich die Polizei
zuständig ist.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Gerade erläutert!)


Nach deutschem Verfassungsrecht hat das Militär dort
überhaupt nichts zu suchen. Schiffe versenken, wie es
jetzt angekündigt wird, ist vom internationalen Recht
und von dem Mandat des UNO-Sicherheitsrates nicht
gedeckt. Die Trennung von Polizei und Militär – dies
wissen Sie, Herr Stinner, ebenso wie Sie, Herr Minister
Jung, ganz genau – ist eines unserer tragenden Verfas-
sungsprinzipien.


(Beifall bei der LINKEN)


Da können Sie noch so viel mit Art. 24 oder Art. 25 des
Grundgesetzes jonglieren, der Einsatz des Militärs zu
polizeilichen Zwecken, ob im Bundesgebiet oder im
Ausland, ist untersagt.

Was ist aber nun zu tun? Die Bekämpfung der krimi-
nellen Piraterie ist Sache der Bundespolizei – das wäre
auch möglich –, und zwar am effektivsten und nachhal-
tigsten mit einer Küstenwache, um den Operationen der
Piraten einen wirklich wirksamen Riegel vorzuschieben.
Eine solche Küstenwache unter Beteiligung der Nach-
barstaaten und unter Führung der UNO und der AU wäre
ohne große Verzögerung aufzubauen. Seit einem Drei-
vierteljahr beschäftigt sich der UNO-Sicherheitsrat mit
der Piraterie vor Somalia. Wir fragen die Bundesregie-
rung: Warum haben Sie nicht auf ein Mandat für eine
derartige Küstenwache gedrungen, die auch Deutschland
mit Polizeikräften sowie mit materiellen und finanziellen
Mitteln unterstützen kann? Es gibt eine Alternative zum
militärischen Einsatz.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D s gibt eine Vielzahl weiterer Maßnahmen, die kurzfrisig ergriffen werden könnten. Die äthiopischen Truppen üssen sich sofort und vollständig aus Somalia zurück iehen. Die USA müssen die Angriffe mit ihren OEFruppen auf das Festland Somalias endlich einstellen. ie illegal operierenden Fangflotten müssen unverzüg ich die somalischen Territorialgewässer verlassen, um en Fischern wieder den Lebensraum einzuräumen, den ie ihnen weggenommen haben. Aber von all dem steht ichts in Ihrem Antrag. Wenn es der Bundesregierung mit dem Kampf gegen ie Piraterie wirklich ernst wäre, müsste sie zudem langristig der notleidenden Bevölkerung helfen, den Wiederufbau des zerfallenden Staates und die Wiederherstellung er Sicherheit im Land unterstützen. Die Bundesregieung sollte sich um die sofortige Aufnahme von Verandlungen zwischen den Konfliktparteien in Somalia ur Bildung einer repräsentativen Regierung – eine solhe Regierung gibt es bislang nicht – bemühen. Was alerdings jahrelang versäumt wurde, kann jetzt nicht mehr it ein paar Fregatten nachgeholt werden. Das ist nur ymbolpolitik; das sage ich ganz offen. Es ist obendrein efährlich, wie Sie an dem irrtümlichen Versenken eines hailändischen Trawlers durch die indische Marine geseen haben. (Dirk Niebel [FDP]: Sie kennen sich nur mit russischen Trawlern aus!)


emnächst werden die NATO, die EU, die USA, Russ-
and und Indien – Herr Stinner, Sie haben das bereits ge-
agt – ihre Kriegsschiffe vor den Küsten Ostafrikas kreu-
en lassen, was den Frieden in dieser Region bestimmt
icht fördern wird.

Ich komme zum Schluss. Unsere Forderung ist: Über-
assen Sie die Bekämpfung der Piraterie der Bundespoli-
ei im Rahmen einer internationalen Küstenwache unter
er Führung der UNO! Kümmern Sie sich um das Elend
er Bevölkerung Somalias! Dann werden Sie auch mit
er Piraterie fertig werden. Für die Entsendung einer
regatte werden Sie unsere Zustimmung nicht bekom-
en.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619500900

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Uschi Eid von

ündnis 90/Die Grünen.


Ursula Eid-Simon (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619501000

Herr Präsident! Sehr geehrten Damen und Herren!

m es gleich vorweg zu sagen: Meine Fraktion wird
ehrheitlich dem Antrag der Bundesregierung zustim-
en; denn für die meisten von uns liegt die Notwendig-

eit dieses Einsatzes klar auf der Hand.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


s besteht kein Zweifel daran, dass es ein kollektives Si-
herheitsinteresse der Weltgemeinschaft an sicheren
eewegen gibt. 16 000 Schiffe passieren pro Jahr den

21064 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008


(A) )



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Dr. Uschi Eid
Golf von Aden. Die Schiffe des Welternährungspro-
gramms und der humanitären Hilfe sind zu schützen. Al-
lein in diesem Jahr sind schon 50 Millionen US-Dollar
von den Seeräubern erpresst worden. Was mit diesem
Geld passiert, wissen wir eigentlich alle; darauf muss ich
gar nicht eingehen. Außerdem ist das Mandat – zuletzt
durch die UNO-Resolution 1846 vom 2. Dezember –
völkerrechtlich abgesichert.

Wir haben allerdings – Herr Minister, das wurde
schon heute Morgen im Ausschuss deutlich – noch ei-
nige Fragen und halten den Ansatz der Bundesregierung
für unzureichend. Herr Stinner hat es bereits gesagt. Wir
sehen überhaupt nicht ein, warum es parallele Missionen
gibt. Wäre es denn nicht überlegenswert, diese parallelen
Missionen alle im Rahmen von „Atalanta“ einzusetzen?
Das ist die erste Frage.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zweitens. Es wurde heute Morgen völlig im Unklaren
gelassen, was eigentlich mit den Piraten passiert, die von
der deutschen Marine in Gewahrsam genommen wer-
den, wenn der Überfall auf Schiffe des Welternährungs-
programms stattgefunden hat; denn diese Schiffe fahren
nicht unter deutscher Flagge. Auch diese Frage, Herr
Minister, konnte heute Morgen nicht geklärt werden.
Drittens. Wir halten den Ansatz der Bundesregierung für
eine militärische Engführung. Dieser Ansatz wird zu
keiner langfristigen Lösung des Problems führen.

Natürlich sind wir uns darin einig, dass die Befrie-
dung Somalias und die Lösung des Konflikts ungeheuer
komplex sind und dass wir einen langen Atem brauchen;
aber den langen Atem haben wir jetzt schon 18 Jahre
lang;


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


denn 18 Jahre lang ist Somalia ohne staatliches Gewalt-
monopol, ohne Sicherheitsorgane, ohne staatliche Struk-
turen und deswegen ein sicheres Rückzugsgebiet für
Kriminelle. Wenn ein Gemeinwesen zerrüttet ist, wenn
sich Warlords bekämpfen, sich die Clans gegenseitig
misstrauen und die Macht nicht teilen wollen, wenn klar
ist, dass die Übergangsregierung zwar unter internatio-
naler Vermittlung zustande gekommen ist, mittlerweile
aber eher ein Problem als eine Lösung darstellt, dann
frage ich mich schon, was die Bundesregierung vor zwei
Jahren gemacht hat, als wir die EU-Ratspräsidentschaft
innehatten. Damals ist viel zu wenig unsere Macht – Ihr
Wort, Herr Außenminister – durchgedrungen. Ich weiß,
dass Einiges getan wird. Während wir hier debattieren,
ist jemand aus dem Auswärtigen Amt in Eritrea. Aber,
Herr Außenminister, das ist mindestens zwei Jahre zu
spät.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Also: nicht zeitgemäß, zu wenig getan.

Herr Mützenich, Sie haben heute Morgen einen sehr
netten Vorschlag gemacht. Sie wollen nämlich Ihrer
Fraktion und der CDU/CSU-Fraktion vorschlagen, einen
gemeinsamen Antrag zur politischen Lösung des Soma-
lia-Konflikts vorzulegen. Ich kann bei allem Respekt nur
sagen: Guten Morgen!

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


enn wir, alle Fraktionen des Deutschen Bundestages,
aben im Juni 2007 hier einstimmig einen Antrag, in
em politische Lösungsschritte und Lösungsmaßnahmen
on unserer Fraktion vorgelegt worden sind, verabschie-
et. Diese Initiative von uns hat alle Fraktionen des
eutschen Bundestages überzeugt. Es ging um die
rage, wie wir damit umgehen, dass seit 2002 der Ver-

auf der Grenze zwischen Äthiopien und Eritrea eine
onstante Quelle der regionalen Instabilität ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ir müssen dafür sorgen, dass Äthiopien die Demarka-
ion dieser Grenze endlich anerkennt. Beide Staaten,
ritrea und Äthiopien, haben ein ungeheures Potenzial.
ie sollen dieses Potenzial nicht für Kriegsvorbereitun-
en einsetzen, sondern für den Wiederaufbau und für die
efriedung der Region. Das wäre wichtig.

Wir wissen genau – das kennen wir aus Afghanistan –,
ass die Gesellschaft von Somalia Clanstrukturen hat.
eit 18 Jahren gibt es keine Regierung. Selbst wenn es
ie gäbe, so sind die lokalen Autoritäten diejenigen, die
ür Ordnung sorgen und die das Gemeinwesen wieder
rganisieren können. Was hat die Bundesregierung ge-
an, um diese Clanstrukturen zu stärken und sie zu ver-
etzen, damit sie den Männern, Frauen und Kindern ein
eben in Sicherheit in ihren Dörfern gewährleisten kön-
en?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Im Juni fand in Dschibuti eine Konferenz statt, auf
er eine ganz klare Vereinbarung getroffen wurde. Ich
raue der Übergangsregierung nicht sehr viel zu; denn
erade erst vor einigen Tagen hat der Präsident seinen
remierminister geschasst. Auf die kann man sich also
icht besonders gut verlassen. Trotzdem ist diese Regie-
ung aufgrund internationaler Vereinbarungen zustande
ekommen. Sie muss gezwungen werden, mit den mode-
aten Teilen der Union der islamischen Gerichte zu
ooperieren; denn nicht alle sind gewalttätig.

Herr Paech, ich möchte Ihnen schon sagen: So zu tun,
ls wären in Somalia keine Terroristen, keine Afghanis-
an-Veteranen ist auch ein bisschen blauäugig; was Sie
ehaupten, das stimmt nicht. In unserer gestrigen Frak-
ionssitzung hat uns eine Somalia-Expertin klar gesagt,
ass es da auch Verbindungen zu al-Qaida gibt. Trotz-
em muss man nach Möglichkeiten Ausschau halten,
it den gewaltfernen Teilen der Union der islamischen
erichte wieder ins Gespräch zu kommen. Im Juni
urde ein Waffenstillstand vereinbart. Ich frage die Bun-
esregierung: Was haben Sie getan, um diesen Dialog zu
efördern?

Stichwort „AMISOM“: Äthiopien soll sich zurückzie-
en; dafür sollten ugandische und burundische Truppen
ach Somalia. Wir haben alle gesehen: Das ist unzurei-
hend. Was haben wir getan? Wir haben den AMISOM-
rozess nicht unterstützt; zumindest hat man davon
ichts gemerkt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21065


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Dr. Uschi Eid
Es ist schon richtig – das wissen wir –, dass es da
auch verarmte Fischer gibt. Ich finde es aber problema-
tisch, das als Argument anzuführen; denn es gibt auslän-
dische Firmen, die mit den illegalen Netzwerken in So-
malia Verträge abschließen, dass sie dort fischen und
Müll ablagern dürfen. Das heißt, wir, die Europäische
Union, müssen solchen Machenschaften das Handwerk
legen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Herr Präsident, ich komme zum Schluss. Meine Frak-
tion erwartet, dass die vom Deutschen Bundestag im
Juni 2007 einstimmig beschlossenen Maßnahmen von
Ihnen, Herr Minister, beherzt durchgeführt werden, da-
mit wir in zwölf Monaten eine positive Bilanz ziehen
können.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619501100

Das Wort hat der Kollege Walter Kolbow von der

SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Walter Kolbow (SPD):
Rede ID: ID1619501200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ge-

schätzte Kollegin Uschi Eid, soeben hat auch die frühere
G-8-Afrika-Beauftragte des Bundeskanzlers gesprochen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie hat gut gesprochen!)


Ich habe ihr mit großer Sympathie zugehört. Allerdings
haben wir es mit der Situation eines Failing State in dem
infrage stehenden Staat Somalia seit 1994 zu tun. Parla-
mentarisch begleitend war ich zusammen mit dem un-
vergessenen Günther Nolting und Paul Breuer im Rah-
men der Operation Restore Hope in Belet Huen. Wir
haben den Zerfall erlebt. Auch wir, die rot-grüne Koali-
tion mit dem Außenminister Fischer, haben ihn nicht
aufhalten können; wir haben das, womit wir es im Mo-
ment zu tun haben, nämlich mit dem Auseinanderfallen
Somalias, geschehen lassen. Mit Gustav Heinemann bin
ich immer der Meinung: Wer mit dem Finger auf andere
zeigt, sollte bedenken, dass drei Finger auf einen selbst
zurückzeigen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Sind wir redlich? Sind wir aktuell fähig, auch in die Zu-
kunft zu schauen?

Ich möchte deutlich machen, dass die umsichtigen
und verantwortungsbewussten Reden des Außenminis-
ters und des Verteidigungsministers die SPD-Bundes-
tagsfraktion veranlassen werden, diesem Antrag am
Freitag zuzustimmen. Ich möchte betonen: Sie trägt den
Inhalt dieses Antrags mit.

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(C (D Geschätzter Kollege Stinner – Sie haben schon einen leinen Disput mit dem Verteidigungsminister gehabt –, ch muss in diesem Zusammenhang sagen: Ich bin imer für unverzügliches Handeln, für Handeln ohne chuldhaftes Zögern, nicht nur der Bundesregierung, ondern auch des Parlaments. Ich bin aber gegen Hauuckpolitik, wenn es darum geht, in jedem Fall Rechtsicherheit für Soldatinnen und Soldaten im Einsatz zu eisten. eswegen müssen wir sehr vorsichtig sein und nach dem rundsatz „Sorgfalt vor Eile“ vorgehen. Die Wahrung dieses Grundsatzes mahne ich auch in ieser Diskussion im Hinblick auf das Parlament, insbeondere auf meine Fraktion, an. Wir dürfen uns hier icht übersteuern lassen. Wir müssen international und ational Völkerrecht und Rechtsordnung einhalten. Es uss vom Ende her gedacht werden: Der Kommandant nd seine Soldatinnen und Soldaten, aber auch die politiche Führung müssen Rechtssicherheit haben. Wenn das icht der Fall sein sollte, nimmt am Ende jemand verient seinen Hut. Ich denke, dass der Vierklang von Sicherung der huanitären Hilfe für die 3,2 Millionen notleidenden Soalier, Sicherstellung des zivilen Schiffsverkehrs auf en Handelswegen im Seegebiet von Somalia und den achbarländern innerhalb der 500-Seemeilen-Zone, Un erbindung von Geiselnahme und Lösegelderpressung owie Durchsetzung des Völkerrechts die richtige inhaltiche Voraussetzung für das Mandat „Atalanta“ im Rahen der internationalen Gemeinschaft ist. Dazu gehören Einsatzregeln im Rahmen des Operaonsplans, die die einzelnen Länder für ihre Schiffe selbst erantworten, insbesondere im Fall der Strafverfolgung. aveats sind nicht ersichtlich. Es kann – so der Herr Ver eidigungsminister heute noch einmal – getan werden, as getan werden muss. Dies unterliegt in jedem Fall, uch bei der Ingewahrsamnahme, dem Grundsatz der erhältnismäßigkeit, dem sich nicht nur die Operateure, ondern auch die Politik verpflichtet fühlen müssen. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU])


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das primäre Ziel des „Atalanta“-Mandats ist nicht,
ie Ingewahrsamnahme piraterieverdächtiger Personen
urchzusetzen. Der Schwerpunkt liegt auf der Verhütung
eeräuberischer Handlungen. Die SPD-Bundestagsfrak-
ion unterstützt die Bundesregierung in der Ausgestal-
ung der Mission. Sie beinhaltet – ich wiederhole es –
ie Möglichkeit eines robusten Mandats nach
apitel VII der UN-Charta, was heißt, dass unsere Ma-

ine in der Lage sein muss, Piraten zu bekämpfen und
ersonen, die seeräuberischer Handlungen verdächtigt
erden, festzunehmen.

Unsere nationalen Rechtsprinzipien – ich habe es aus-
eführt – müssen gewahrt bleiben. Deswegen sind die
rei Handlungsoptionen für den Fall, den die Bundesre-
ierung vorsieht und für den sie die Zustimmung des

21066 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008


(A) )



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Walter Kolbow
Parlaments erbittet, auch unter dem Gesichtspunkt des
deutschen Interesses akzeptabel, umsetzbar und auch zu-
stimmungsfähig.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU])


Wir begrüßen sehr, Herr Außenminister, dass Sie un-
seren internationalen Partnern in der Europäischen
Union und in den Vereinten Nationen vorausschauend
und nachdrücklich gesagt haben, die Einrichtung eines
internationalen Gerichtshofs sei dringlicher denn je, weil
keiner der bereits existierenden Gerichtshöfe für Piraten
zuständig ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Dr. Uschi Eid [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Deswegen drängt die SPD-Bundestagsfraktion, dass
hierüber baldmöglichst ein ausreichend breiter interna-
tionaler Konsens gefunden wird. Die Dimension des Pi-
raterieproblems spricht zwingend dafür, diesen Gerichts-
hof endlich einzurichten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Beratung über diesen Einsatz ist nicht geeignet,
die Lufthoheit über den deutschen Stammtischen
– manchmal tragen wir in den Wahlkreisen ja auch unbe-
wusst zu einer solchen Diskussion bei – zu gewinnen. Es
gab in den vergangenen Wochen wiederholt Häme we-
gen der schwierigen rechtlichen Diskussion über den
Umgang mit in Gewahrsam genommenen Piraten. Diese
Gründlichkeit wurde von Kommentatoren belächelt und
sogar kritisiert – offenbar nach dem Motto: Die haben
nicht den Mumm, gegen die Piraten ordentlich hinzulan-
gen. – Es handelt sich aber nicht um eine zu überge-
hende Nebensächlichkeit; vielmehr berührt die Proble-
matik Kernfragen unseres demokratischen Rechtsstaats.
Ich sage überspitzt: Ich wehre mich gegen Guantánamos
auf See.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der rechtsstaatliche Umgang mit gefangenen Piraten
ist für uns eine unmittelbare Verpflichtung. Kein noch so
schlimmes Verbrechen darf den Staat dazu verleiten,
seine selbstgesetzten Rechtsgrundsätze zu missachten
oder gar zu verletzen. Deswegen steht in der UN-Reso-
lution völlig zu Recht, dass die strafrechtliche Verfol-
gung – ich zitiere – „im Einklang mit dem anwendbaren
Völkerrecht, einschließlich der internationalen Men-
schenrechtsnormen“ stattfinden muss. Im Übrigen hat
man sich schon 1877 im Chinesischen Meer seitens der
kaiserlichen Marine so verhalten. Das ist eigentlich einer
der wenigen Gründe, die auch mal für ein Kaiserreich
sprechen können;


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Vorsicht! – Unruhe)


das Kaiserreich haben wir Gott sei Dank, auch in Bay-
ern, Herr Kollege Schockenhoff, überwunden. Aber das

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(C (D abe ich jetzt zugegebenermaßen außerhalb des normaen Vortrages gesagt. Ich will hier noch einmal deutlich machen, meine Daen und Herren – dass das sehr wichtig ist, haben Sie, err Außenminister, ja auch am Schluss Ihrer Rede ge agt –, dass die heute Nacht im Sicherheitsrat der Vereinen Nationen gefasste Resolution nichts am Auftrag und n der Durchführung von „Atalanta“ ändert. Ich bin dafür – da spreche ich auch für meine Fraktion –, ass wir uns dem seeseitigen Koordinierungselement icht nur zuwenden, sondern auch daran beteiligen. Eine oordinierung der internationalen Akteure – das ist auch n den anderen Debattenbeiträgen heute hier im Parlaent deutlich geworden – in dem Seegebiet liegt näm ich im internationalen und damit auch in unserem Inteesse. Ich glaube auch, dass wir genau darauf schauen müsen, was mit der Resolution 1851, die heute Nacht geasst worden ist, beabsichtigt ist. Ich möchte für meine raktion an dieser Stelle sagen, liebe Kolleginnen und ollegen: Wenn man Landoperationen mit einbezieht, uss auch darauf geachtet werden, nicht eine ungeeig ete Truppe in eine aussichtslose Lage zu entsenden und o Peacekeeping und die Vereinten Nationen zu beschäigen. Die Sinnhaftigkeit der EU-Mission „Atalanta“ wird on der Resolution nicht berührt, ich sagte es bereits. eshalb kann ich in meinem Beitrag jetzt schon die Zu timmung der SPD-Bundestagsfraktion zu diesem Manat am Freitag in Aussicht stellen. Ich danke für Ihr Übermaß an Geduld. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619501300

Das Wort hat die Kollegin Dorothee Bär von der

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1619501400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube,
ch spreche für uns alle, wenn ich sage: Man macht sich
ie Entscheidung über einen Auslandseinsatz der Bun-
eswehr nie leicht. Soldaten ins Ausland zu schicken, ist
mmer mit einer besonderen Verantwortung und einer
orgfältigen Abwägung verbunden. Das gilt, wie ich
laube, in diesen Tagen noch einmal ganz besonders:
ährend nämlich die Mehrzahl unserer Bevölkerung
it Weihnachtsvorbereitungen beschäftigt ist, beraten
ir darüber, unsere deutschen Soldaten in einen gefährli-

hen Auslandseinsatz zu entsenden. So etwas tut man
icht leichten Herzens.

Viele unserer Soldaten können das Fest eben nicht im
reise ihrer Familien verbringen. Sie sind für Frieden
nd unsere Sicherheit im Einsatz. Deshalb möchte ich
uch diese Rede nutzen, noch einmal einen Dank an alle

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21067


(A) )



(B) )


Dorothee Bär
deutschen Soldaten, die sich weltweit in Auslandseinsät-
zen befinden, auszusprechen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


– Es ist bezeichnend, dass von der Fraktion Die Linke an
dieser Stelle keiner klatscht.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Peinlich ist das! – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Das ist ganz schön heuchlerisch, was Sie hier sagen!)


Im Rahmen von „Atalanta“ sollen unsere Soldaten
dazu beitragen, die Gewässer vor der Küste Somalias
wieder sicherer zu machen und Übergriffe von verbre-
cherischen Piraten auf Leib, Leben und Eigentum abzu-
wehren. Diese Aufgabe stellt eine große Herausforde-
rung dar. Auch wenn dieser Einsatz nicht ungefährlich
ist, bin ich von seiner Notwendigkeit überzeugt.

An dieser Stelle muss ich einen Einschub machen,
nachdem Sie es auch in Ihrer Rede angesprochen haben,
Herr Kollege von der Linken. Ich möchte hierzu aus dem
Antrag, den die Linke eingebracht hat, zitieren. Hier
steht: Atalanta treibt die Militarisierung der Seesicher-
heit voran, um – jetzt kommt es – unter dem Deckmantel
der Pirateriebekämpfung eine weitreichende militärische
Kontrolle der Seewege auszubauen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Unerhört!)


Das ist doch wirklich abstrus. Ich würde es mir wün-
schen, dass Sie Ihren abstrusen Antrag wieder zurück-
ziehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Die Operation „Atalanta“ basiert auf einem Beschluss
des UN-Sicherheitsrates. Ihre Durchführung ist in die
Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik ein-
gebettet. Bedroht ist nicht nur der Golf von Aden, be-
droht ist auch die Freiheit des Welthandels. Die wich-
tigste Handelsroute zwischen Europa, Arabischer
Halbinsel und Asien führt durch das Seegebiet vor So-
malia. Zahlreiche deutsche Exportwaren erreichen auf
den Schiffen der Reedereien ihr Ziel über die Gewässer
vor dem Horn von Afrika. Wir als Exportnation haben
ein vitales Interesse daran, Überfälle auf den zivilen
Schiffsverkehr zu verhindern oder jedenfalls einzudäm-
men. Das gilt für uns in Deutschland; das gilt aber auch
für Gesamteuropa.

Weil die Piraten vor Somalia auch eine Gefahr für
Bürgerinnen und Bürger der EU-Staaten darstellen, muss
sich Deutschland nicht nur dieser Mission stellen und sie
unterstützen, sondern sich auch aktiv an ihr beteiligen.
Zum einen wollen wir dadurch unsere eigenen Interessen
wahren; zum anderen wollen wir wichtige humanitäre
Hilfe für die Bevölkerung Somalias leisten. Denn wenn
es den Piraten vor Somalia gelingt, die Gewässer weiter-
hin zu dominieren, muss die Bevölkerung Somalias hun-
gern. Wenn die Piraten die Ankunft von Schiffen mit
Nahrungsmitteln verhindern, droht Somalia eine Hun-

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(C (D ersnot. Aber eine Hungersnot würde dieses krisengechüttelte Land in eine noch stärkere Schieflage bringen. eswegen kann die Weltgemeinschaft nicht tatenlos daei zusehen. Aber wichtig und entscheidend ist in dieser Debatte uch: „Atalanta“ ist nicht die europäische Antwort auf lle Probleme in Somalia. Wir dürfen diese Mission icht überfrachten und dadurch falsche Hoffnungen weken. Die Piraterie ist nur eines der zahlreichen Proleme vor Ort. Aber sie ist die Krise, auf die „Atalanta“ ugeschnitten ist. Der Ursprung der Piraterie liegt unter anderem in angelnden staatlichen Strukturen. Es gibt nur wenig olizeiliche Aufsicht, keine Küstenwache; es gibt Armut nd Not. Die somalische Übergangsregierung ist oft hilfos, vor allem, weil das, was in Somalia am besten funkioniert, die kriminellen Strukturen und Gewalt sind. omalia ist ein gefährlicher Krisenherd mit vielen Ursahen und vielen Missständen. Daher muss trotz des vielältigen Interesses an der Bekämpfung der Piraterie vor rt die Frage erlaubt sein: Was soll „Atalanta“ können nd was nicht? „Atalanta“ braucht eine deutlich formuierte Aufgabe und ein klar umrissenes Ziel. Wir können, ie gesagt, nicht den Anspruch erheben, alle Probleme omalias zu lösen, auch wenn ich hinzufügen will: Wenn ir uns als internationale Gemeinschaft nicht bald auch m politische Lösungen in Somalia intensiver bemühen, erden wir die Piraterie nie loswerden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Jetzt aber muss eindeutig sein, dass „Atalanta“ sich
ur der Herausforderung der Piraterie annehmen kann.
Atalanta“ ist keine Mission, die die politische Instabi-
ität und die Kriminalität in Somalia bekämpft, und
Atalanta“ bedeutet auch keine dauerhafte Präsenz unse-
er Soldaten. Ob die Mission den gewünschten Erfolg
ringen wird, müssen wir in zwölf Monaten überprüfen.
ollten die gesteckten Ziele nicht erreicht werden, darf
Atalanta“ auch nicht nach Belieben verlängert werden.
ann müssen wir unsere Beteiligung, vor allem im
inne unserer Soldaten vor Ort, überdenken und nach
euen Lösungswegen suchen. Denn wir sind es unseren
oldaten schuldig, ihnen klare Regeln und verlässliche
erspektiven mit auf den Weg zu geben. Sie tun ihren
ienst in schwierigen Situationen und unter Einsatz von
eib und Leben. Dafür gebührt ihnen auch an dieser
telle unser aller Respekt und Dank.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619501500

Als letztem Redner erteile ich das Wort dem Kollegen

olfgang Börnsen von der CDU/CSU-Fraktion.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie war das mit Störtebeker?)


21068 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008


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Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1619501600

Bei Bertolt Brecht heißt es in der Ballade von den

Seeräubern:

Sie morden kalt und ohne Hassen
Was ihnen in die Zähne springt
Sie würgen Gurgeln so gelassen
Wie man ein Tau ins Mastwerk schlingt.
Sie trinken Sprit bei Leichenwagen
Nachts torkeln trunken sie in See
Und die, die übrig bleiben, lachen
Und winken mit der kleinen Zeh:

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
Ich freue mich nicht nur darüber, dass Kollegen von der
Küste anwesend sind und dass die engagierten Kollegen
der „Küstengang“ und des Küstenkreises diese Initiative
mit unterstützen, sondern auch darüber, dass vier Frak-
tionen sich einmütig für diesen Auslandseinsatz ent-
schieden haben. Das ist eine gute Grundlage für die Sol-
daten, die die Verantwortung übernehmen müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war Bertolt Brecht! Das sollte der Linkspartei zu denken geben!)


Heutzutage gehen Piraten nicht mehr mit Kopftuch
und Entermesser zwischen den Zähnen auf Beutejagd.
Seeräuber von heute kommen tagsüber, blitzschnell,
kaltblütig und eröffnen sofort das Feuer. Mit Kalaschni-
kows und Panzerfäusten machen sie fast jedes Schiff und
dessen Besatzung gefügig, ganz gleich, ob Container,
Supertanker oder sogar Kreuzfahrtschiff; keine Schiffs-
klasse ist vor Piraten mehr sicher. Im Gegensatz zum
kargen Seefahrerleben früher ermöglicht das erpresste
Lösegeld heute Wohlstand, neuen Status und neue
Macht. Waren Piratenüberfälle bisher ein Problem in den
Meeren Südostasiens, sind sie jetzt in unsere Nähe ge-
rückt. Besonders vor der Küste Somalias sind sie zu ei-
ner Epidemie, nein, zu einer Pest auf dem Meer gewor-
den.

Die Lage ist dramatisch; Handeln tut not. Allein in
diesem Jahr griffen Piraten bereits über 200 Schiffe an.
Mehr als 120 wurden geentert. Vor Somalia brachten sie
in den ersten Monaten 49 in ihre Gewalt. Am heutigen
Tag, am 17. Dezember 2008, befinden sich 15 Schiffe in
der Gewalt von Piraten. 300 Seeleute sind gekidnappt
worden. Ich finde es richtig und notwendig, dass der
Bundestag sich der Themen annimmt und so zeigt, dass
er sich seiner Verantwortung und der Seriosität und
Ernsthaftigkeit der Themen bewusst ist. Es könnten auch
unsere Angehörigen sein, die davon betroffen sind. In
der vergangenen Woche gab es vier weitere Vorfälle.
Heute Nacht sind zwei Fälle von Piraterie dazugekom-
men. Die Angst der Seeleute und ihrer Angehörigen
wächst. Seeräuber halten die Seewelt in Atem. Sie ge-
fährden nicht nur die Sicherheit der internationalen See-
wege und die Sicherheit der Schiffsbesatzungen, sondern
sie entwickeln sich zu einer allgemeinen ernsthaften Ge-
fahr für den gesamten Welthandel. Auch deshalb ist
Handeln notwendig.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ein aktives Vorgehen ist dringend geboten. Der welt-
irtschaftliche Gesamtschaden allein für 2007 liegt in
reistelliger Millionenhöhe. Dazu kommen Kosten für
icherungsmaßnahmen, für Umgehungsrouten, für die
usstattung der Handelsschiffe mit Sicherheitstechnik
der die Einstellung bewaffneter Begleiter. Das treibt die
reise in die Höhe. Der Bürger vor Ort bezahlt den Bal-

ast der Piraterie.

Als führende Exportnation der Erde und als drittgröß-
es Schifffahrtsland der Welt haben wir Deutschen ein
erechtigtes und dringliches Interesse an der Bekämp-
ung der Piraterie. Unsere Mitwirkung kommt zwar ein
enig spät, aber sie kommt. Alle beteiligten Ministerien
das ist anzuerkennen – haben eine komplizierte Verfas-
ungslage regeln können, sodass wir zu den neun Natio-
en gehören, die sich in internationaler Solidarität an der
ktion „Atalanta“ beteiligen, um der Piraterie Herr zu
erden. Alle maritimen Staaten sollten sich beteiligen,
icht nur die neun, die sich jetzt zur Mitwirkung an der
ktion „Atalanta“ bereit erklärt haben.

Piraterie führt zu einer Destabilisierung des inter-
ationalen Handels. Doch auch Umweltkatastrophen un-
eahnten Ausmaßes können durch Piraterie ausgelöst
erden. Mit leckgeschlagenen Chemikalien- oder Öltan-
ern lassen sich ganze Meeresregionen verwüsten. Der
or Somalia gekaperte Supertanker „Sirius Star“ ist des-
alb ein scharfes Schwert in den Händen der Piraten.
er jetzt noch von kindhaften Kavaliersdelikten spricht,
issachtet den Ernst der Lage.

Zu lange wurde die Bedrohung durch die Piraterie un-
erschätzt. Bereits vor zwei Jahren haben von der Küste
ommende Abgeordnete der Union das Europäische Par-
ament und den EU-Ministerrat zum Handeln aufgefor-
ert. Erst mit der dramatischen Zunahme der Zahl der
berfälle hat man international eingegriffen. Es geht da-

um, Überfälle zu verhindern. Es geht um Abschre-
kung. Es gilt, die Sicherheit von Besatzungen und Pas-
agieren zu gewährleisten.

Es geht besonders darum, den Ursachen für die Pira-
erie nachzugehen. Wenn nach Aussage der WHO jähr-
ich gut 700 ausländische Fangflotten vor der Küste So-

alias die Fischbestände dezimieren und damit den
ischern vor Ort die Existenzgrundlage nehmen, stößt
an auf einen der Ausgangspunkte für die Piraterie.
inzu kommen die Verseuchung der dortigen Küstenge-
ässer durch verklappte Chemikalien, Armut und der
usammenbruch der Sicherheitssysteme. Hier muss in-

ernational umgehend angesetzt werden, wenn wir nicht
ollen, dass die Piraterie zu einer Dauergeißel der
chifffahrt wird.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE]: Schöne Worte und keine Taten!)


Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21069


(A) )



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Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619501700

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/11337 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 2 auf:

Befragung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen
Kabinettssitzung mitgeteilt: deutsche Anpassungsstra-
tegie an den Klimawandel.

Das Wort für den einleitenden fünfminütigen Bericht
hat der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit, Sigmar Gabriel.

Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Bun-
desregierung hat sich in ihrer heutigen Kabinettssitzung
mit der Strategie zur Anpassung an den Klimawandel
befasst. Sie alle wissen, dass wir im Rahmen der Sen-
kung der Treibhausgasemissionen eine öffentliche Dis-
kussion darüber haben, wie wir den Klimawandel be-
grenzen können.

Das zweite Thema, das in diesem Zusammenhang
häufig insbesondere in unseren Breitengraden unter-
schätzt wird, ist die Anpassung an den bereits existieren-
den Klimawandel. Wir haben im Vergleich zur vorindus-
triellen Zeit eine globale Erwärmung von etwa 0,8 Grad
Celsius. Das klingt wenig; aber Sie wissen vermutlich,
dass schon geringe Temperaturschwankungen auf der
Erde außerordentlich große Wirkungen haben.

Wir werden zwar alles unternehmen, um den Anstieg
der Temperaturen global unterhalb von 2 Grad Celsius
im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu halten. Aller-
dings ist es so, dass auch ein Temperaturanstieg um bis
zu 2 Grad Celsius das Klima auf der Erde verändert und
in unterschiedlichen Regionen der Welt unterschiedliche
Folgen hat. Dramatische Folgen gibt es bereits heute in
den Ländern, die am wenigsten etwas für den Klima-
wandel können – sie sind nämlich so arm, dass sie keine
Treibhausgase über ihre Industrie oder ihre Energie-
erzeugung emittieren –, die aber, wie zum Beispiel afri-
kanische Länder, unter der Ausbreitung der Wüsten mas-
siv zu leiden haben.

Wir haben uns vorhin mit einem sicherheitspoliti-
schen Thema befasst. Es gibt bereits Kriege und Bürger-
kriege als Folge des Klimawandels. Beispielsweise ha-
ben sich im Sudan in den letzten 40 Jahren die Wüsten
um 100 Kilometer ausgebreitet. Ein Teil des dortigen
Kriegs- und Bürgerkriegsgeschehens ist ein Konflikt um
die Landmasse, auf der es noch genug Wasser gibt, um
Ackerbau und Viehzucht zu betreiben.

Aber auch in unterschiedlichen Regionen unseres
Landes gibt es aufgrund dieser Temperaturänderungen
bereits veränderte Bedingungen. An der Zugspitze wird

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(C (D er letzte deutsche Gletscher spätestens im Jahr 2020 uniderruflich geschmolzen sein. Das hat – nicht nur in en Alpengebieten – Folgen für die Infrastruktur; denn er Rückgang des Permafrostes bedeutet natürlich, dass rdhänge leichter ins Rutschen geraten können. In Garisch-Partenkirchen hat es zum Beispiel die Folge, dass er Frühschnee auf dem Gletscher nicht liegen bleiben ann und deswegen die Wintersportsaison deutlich späer beginnt und damit Einbrüche im Tourismus zu beürchten sind. An der deutschen Nordseeküste steigen ie Wasserstände und auch die Flutstände. Die Landwirtschaft ist in Deutschland in unterschiedichem Maße betroffen. Es gibt erste Hinweise, dass lassische Obstsorten wegen Wassermangels, zum Beipiel am Bodensee, nicht mehr angebaut werden können. ei fortschreitendem Klimawandel gibt es natürlich uch die Sorge, dass sich Überträger von Krankheiten, ie wir in den europäischen Breitengraden bisher überaupt nicht gekannt haben, auch hier ansiedeln können. nsekten, die in Asien oder in Afrika beheimatet sind, önnen nun bei uns zu Krankheitsüberträgern werden, eil sie auf einmal klimatische Bedingungen in eutschland und Europa vorfinden, unter denen sie exis ieren können. Alles das ist der Grund dafür, dass wir uns nicht nur it der Verringerung der Treibhausgasemissionen, son ern auch mit nationalen Strategien zur Anpassung an en Klimawandel zu befassen haben. Das ist auch eine ertragliche Verpflichtung der Unterzeichner der Klimaahmenkonvention. Die 14. Vertragsstaatenkonferenz er Klimarahmenkonvention hat vor wenigen Tagen in olen stattgefunden. Wir sind auch im Rahmen der uropäischen Union dazu aufgefordert, eine solche Anassungsstrategie zu erarbeiten. Der erste Schritt dieser Anpassungsstrategie liegt jetzt or. Es geht, wie Sie sich vorstellen können, darum, aufrund von bestimmten Szenarien Werte zu ermitteln, die it hoher Wahrscheinlichkeit die zukünftige Tempera urentwicklung widerspiegeln. Dann muss man sich nschauen, welche Gebiete in der Bundesrepublik eutschland besonders betroffen sind. Es ist nämlich eineswegs so, dass alle Gebiete gleichermaßen betrofen sind. Der Osten Deutschlands, beispielsweise Branenburg, hat bereits heute relativ geringe Niederschläge. iese werden noch weiter zurückgehen. Es gibt Szena ien, die aufzeigen, dass hingegen die Winterniederchläge im Hunsrück oder in der Eifel um bis zu 80 Proent steigen können. Es können also keine Anpassungsstrategien für eutschland insgesamt entwickelt werden, sondern sie erden sich regional unterscheiden müssen. Deswegen ar es wichtig, gemeinsam mit den Ländern vorzugeen. Es ist deshalb gut, das jetzt zu machen, weil inzwichen fast alle Bundesländer entweder über Anpassungstrategien beraten oder solche bereits vorgelegt haben. Auf der Basis dessen, was wir jetzt erarbeitet haben, ird man einen Aktionsplan entwickeln müssen. Dieser ktionsplan, den es heute noch nicht gibt, soll bis 2011 n Deutschland sowohl mit den gesellschaftlichen Grupen, aber vor allen Dingen auch mit den Ländern und 21070 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 Bundesminister Sigmar Gabriel Kommunen erarbeitet werden. Dafür wurde mit der Anpassungsstrategie eine gute Grundlage gelegt. Dass sich das Kabinett damit befasst hat, ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Schritt für diesen längerfristigen Prozess gewesen. Mit der Verabschiedung der Strategie positioniert sich die Bundesregierung erstmals als Ganzes zum Thema „Anpassung an die Folgen des Klimawandels“. Wir reihen uns damit in eine Reihe von Mitgliedstaaten wie Großbritannien, die Niederlande, Finnland und Österreich ein, die sich mit dem Thema Anpassung bereits befasst haben. Mit dieser Strategie macht die Bundesregierung weiterhin deutlich, dass sie in der Anpassung an die Folgen des Klimawandels eine gesamtgesellschaftliche und gesamtstaatliche Aufgabe sieht, bei deren Bewältigung auch der Bund eine wesentliche Rolle spielen muss. Vielen Dank, Herr Minister. Wir haben jetzt einige Fragestellerinnen und Fragesteller. Als Erste hat die Kollegin Bärbel Höhn das Wort. Herr Minister, vielen Dank für den Bericht. – Sie haben eben zu Recht gesagt, dass das ein erster Bericht, ein Einstieg ist. Gibt es schon erste Überlegungen, welche Kosten in Deutschland entstehen würden, wenn dieses 2-Grad-Ziel – Sie haben es eben angesprochen – realisiert wird, auch wenn viele annehmen, dass man dieses 2-Grad-Ziel gar nicht mehr halten kann? Gibt es also erste Überlegungen, wie viel das kostet, und erste Überlegungen, was die Bundesregierung zur Verfügung stellen wird, um Opfern von Schäden, die Sie eben genannt haben, helfen zu können? Denn oft sind Menschen privat betroffen. Wenn ein Wirbelsturm wie „Kyrill“ vorüberzieht, dann kann die Rente eines Waldbauern aufgezehrt sein. Die entscheidende Frage ist: Ist an so etwas gedacht? Wie wollen Sie die Kriterien definieren, wer Unterstützung bekommt? In Ihrem Bericht werden ja viele Dinge aufgeführt; auch die Straßen werden genannt. Ich habe Angst, dass diejenigen, die am lautesten schreien, das meiste bekommen und nicht die privat Betroffenen, die ja einen großen Teil ausmachen. Auch bei Überflutungen sind es eher Privatpersonen, die geschädigt werden. Der letzte Bereich, den ich ansprechen möchte, ist der internationale Bereich; auch Sie haben ihn genannt. Da wird in den nächsten Jahren einiges an Summen gebraucht, je nachdem, wie weit man das fasst, bis zu 86 Milliarden Euro. Was sind da die Vorstellungen der Bundesregierung? Welche Finanzinstrumente will man zur Verfügung stellen, um dieses Problem annähernd in den Griff zu bekommen? – Muss ich jetzt stehen bleiben, Herr Präsident? Wenn der Minister antwortet, ja. Gut. s h g s g a u H I d w z a u E w K c i s e f s d w h m m w K K s n d r s e d e s m d n (C (D Es wäre jedenfalls höflich, wenn Sie es tun würden. Gar kein Problem. Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Naturchutz und Reaktorsicherheit: Ich hätte allerdings Verständnis dafür, wenn Sie sich insetzen würden. Nein, ich mache das schon. Ich habe ja die ganze Zeit esessen; jetzt stehe ich auch mal gerne. Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Naturchutz und Reaktorsicherheit: Frau Kollegin Höhn, wir können natürlich zum jetzien Zeitpunkt zu der Frage, welche denkbaren Kosten uftreten, wenn das 2-Grad-Ziel nicht erreicht oder es nterschritten wird, keine konkreten Angaben machen. ier gilt ganz allgemein, dass wir in Deutschland bei der nvestition in den Klimaschutz vermutlich bei 1 Prozent es Bruttoinlandsprodukts liegen werden, aber dann, enn wir nicht in den Klimaschutz investieren, bei bis u 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, sodass man uch in Deutschland sagen kann: Wir sind reich genug, m uns Klimaschutz zu leisten. Aber unsere Kinder und nkel werden zu arm sein, um für die Folgen zu zahlen, enn man heute auf Klimaschutz verzichtet. Denn diese osten werden unsere Kinder und Enkel im Wesentli hen dann treffen, wenn sie erwachsen sind. Man muss verdeutlichen, was 20 Prozent des Bruttonlandsprodukts bedeuten. 20 Prozent dessen, was unere Kinder und Enkel erarbeiten, werden sie dann nicht insetzen können für Bildung, soziale Sicherheit, Kultur, ür die Dinge, die sie für notwendig halten, sondern müsen sie zur Beseitigung der Folgeschäden des Klimawanels einsetzen. Das ist die Bürde; das ist, wenn Sie so ollen, der größte faule Kredit, mit dem man zurzeit andeln kann. Wir haben gerade erlebt, was der Handel it faulen Krediten am Finanzmarkt bedeutet. Hier nehen wir, wenn wir nichts zur Begrenzung des Klimaandels tun, bei unseren eigenen Kindern und Enkeln redit. Diese werden mit Zins und Zinseszins erhebliche osten zu bewältigen haben. Zu der Frage, welche Mittel wir zur Verhinderung des ich jetzt vollziehenden Klimawandels einsetzen könen, möchte ich sagen: Es gibt eine Debatte, die wir auf er Basis der entsprechenden Strategie mit der Versicheungswirtschaft führen werden. Wir werden darüber prechen müssen, wie sich die Versicherungen darauf instellen. Sie wissen, dass die Münchener Rück und anere das inzwischen tun. Was die staatlichen Investitionen anbelangt, scheint s mir notwendig, erst einmal bei ganz normalen Infratrukturmaßnahmen, beispielsweise im Rahmen der Geeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und es Küstenschutzes“, aufzupassen, dass man a)


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Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619501800
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619501900
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619502000
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619502100
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619502200
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619502300
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619502400
ichts Falsches macht und man sich b) auf die möglichen

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21071


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Bundesminister Sigmar Gabriel
Folgen des Klimawandels einstellt. Sicherlich wird es
eher notwendig sein, mehr Deichrückverlegungen zu
machen als weniger.

Sie wissen vermutlich ebenso wie ich, dass nach dem
Elbehochwasser 2002 alle möglichen Pläne für Deich-
rückverlegungen entwickelt wurden. Ich glaube, nicht
einmal eine Handvoll der damals geplanten Maßnahmen
ist umgesetzt worden. Ich weiß, dass in Brandenburg an
der Elbe eine einzige Deichrückverlegung durchgesetzt
werden konnte. Meistens ist es eben so, dass man sich,
nachdem der Schaden eingetreten ist, einig darüber ist,
was man tun müsste. Wenn der Schaden aber vier
Wochen zurückliegt, beginnt eine andere, rückwärtsge-
richtete Debatte. Dann geht es auch um die Retentions-
bereiche und nicht mehr darum, mehr Ausbreitungsmög-
lichkeiten zu finden.

Ich glaube, im ersten Schritt geht es nicht darum, zu-
sätzliches Geld zu mobilisieren, sondern darum, Infra-
strukturmaßnahmen so auszugestalten, dass wir danach
besser mit dem Klimawandel umgehen können. Das gilt
insbesondere für die Land- und Forstwirtschaft. Das,
was dort heute investiert wird, soll in 60 oder 80 Jahren
geerntet werden. Anhand von Klimamodellen muss man
sich angesichts dessen überlegen, welche Investitionen
sinnvoll sind. Welche Investitionen sind in einem nicht-
autochthonen Wald, der gegenüber Witterungseinflüssen
anfälliger ist, sinnvoll? Wie kommen wir zu einem na-
turnahen Wald zurück? Es geht darum, nicht nur einen
Fichtenacker zu haben, wie es in der Region, aus der ich
komme, der Fall ist. Wir müssen Mischwälder aufbauen,
weil sie gegenüber mehreren Einflussfaktoren, die zu
Stress in der Natur führen können, stabiler sind.

Zur Frage nach dem internationalen Bereich. Die
Bundesrepublik Deutschland ist bislang das einzige
Land, das von den Einnahmen aus dem Emissionshandel
120 Millionen Euro – das sind etwa 25 Prozent des
Nettoerlöses – für Maßnahmen zur Anpassung an den
Klimawandel und für den Technologietransfer zur Verfü-
gung stellt. Wir stellen uns das so vor, dass die großen
Maßnahmen des Anpassungsfonds für die Schwellen-
und Entwicklungsländer insgesamt aus dem Kohlen-
stoffmarkt finanziert werden. Dazu gibt es sinnvolle Vor-
schläge der Europäischen Union. Die Staats- und Regie-
rungschefs haben auf ihrem Gipfel in der letzten Woche
eine politische Erklärung abgegeben, nach der sie sich
bereitfinden, im Rahmen internationaler Klimaschutz-
verträge auch dazu Beiträge zu leisten.

Es gibt aber auch einen, wie ich finde, hochinteres-
santen Vorschlag aus Mexiko, nach dem alle Länder der
Erde mit Ausnahme der Least Developed Countries in
den Anpassungsfonds einzahlen sollen, die Entwick-
lungsländer aber ihrem Entwicklungsstand entsprechend
Nettoempfänger sind. So soll klargemacht werden, dass
die Anpassung den Einsatz aller erfordert, auch Indien
und China mitspielen müssen. Der Nettoertrag der Ent-
wicklungsländer soll höher sein als der Betrag, den sie
eingezahlt haben. Ich finde, das ist ein interessantes Mo-
dell. Deutschland ist sehr daran interessiert, diesen mexi-
kanischen Vorschlag weiterzuentwickeln.

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(C (D Vielen Dank, Herr Minister. – Die nächste Frage stellt er Kollege Horst Meierhofer von der FDP-Fraktion. Vielen herzlichen Dank. – Herr Minister, von Mexiko urück nach Bayern. Sie haben gesagt, dass es zurzeit so ussieht, dass sich in den Alpen, insbesondere was die letscher betrifft, durch den Klimawandel einiges veränern wird. Das geht aber noch weiter. Das wird klar, enn man an den Flusseinlauf denkt. Davon sind zum eispiel die Isar und damit die Donau betroffen. Es geht icht nur um Hochwasser, sondern auch um einen über ängere Zeit hohen Pegelstand. Gibt es konkrete Ideen, ie eine Zusammenarbeit zwischen dem Bundesministe ium und dem Bayerischen Landesamt für Umwelt ausehen könnte? Ist es möglich, jetzt Vorschläge für Infratrukturmaßnahmen auszuarbeiten, die über die nächsten 0 oder 20 Jahre einigermaßen verlässlich sind? Es ürde vorübergehend zu mehr Wasser kommen, bei pielsweise durch Gletscherschmelze, später wird es ja uch wieder weniger. Die Frage ist, wie ein Modell ausehen könnte, das sowohl kurzals auch mittelund angfristig vernünftig ist. Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Naturchutz und Reaktorsicherheit: Herr Kollege, ich bitte um Verständnis dafür, dass ich hre Frage nur sehr allgemein beantworten kann. Erstens aben Sie recht mit dem, was Sie nachfragen; zweitens abe ich darauf hingewiesen, dass es noch kein Aktionslan ist. Als nächsten Schritt müssen wir jetzt mit den ändern und mit den zuständigen Bundesund Landesehörden exakt solche Fragen auflisten und detailliert in en Regionen besprechen, die wir als besonders betrofen ansehen. Ich will die Regionen zumindest einmal nennen. Das ind in der Tat die Alpen. Sie sind vor allen Dingen in ezug auf Biodiversität besonders verwundbar. Der ak uelle durchschnittliche Temperaturanstieg in den Alpen iegt bereits bei circa 3,5 Grad. Zu einem allgemeinen urchschnittlichen Temperaturanstieg gehört ja auch, ass es durchaus Regionen – dazu zählen die Alpen – it einem höheren Temperaturanstieg gibt. Eine weitere egion ist Südwestdeutschland, hier insbesondere der berrheingraben. Dort wird es innerhalb Deutschlands ermutlich künftig die stärkste Erwärmung geben. Daaus resultieren eine besondere Anfälligkeit für den Geundheitssektor, Konsequenzen für Landund Forstwirtchaft und eine erhöhte Hochwasserwahrscheinlichkeit. ls weitere Regionen möchte ich nennen: das nordöstli he Tiefland, das süddeutsche Becken, die Hügelund ie Küstenregion. Das sind die vier identifizierten egionen. Wir haben übrigens einen großen Vorteil: Anders als ndere Länder haben wir in Deutschland vier Berechungsmodelle. Wir haben uns bei dem, was wir jetzt geacht haben, nicht auf eines konzentriert. Zum Beispiel ie Niederländer haben ein Szenario und haben den Fous auf nur ein ganz bestimmtes Thema gelegt; das kann an sich angesichts der Situation der Niederländer ganz 21072 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 Bundesminister Sigmar Gabriel gut vorstellen. Wir haben ein „range“ von Szenarien genommen und haben uns dann diese vier Regionen genauer angeschaut. Um die von Ihnen zu Recht gestellten Fragen beantworten zu können, müssen wir jetzt als nächste Schritte konkrete Aktionspläne erarbeiten. Diese umfassen natürlich auch das Wassermanagement; es geht um Staustufen, um Ausbaupläne, um all das, was Sie an interessanten Debatten über die Donau hören. Dies werden wir uns anschauen müssen. Dies geht bis hin zu der Tatsache, dass beispielsweise gestern in Hamburg der WWF darauf hingewiesen hat, dass aus seiner Sicht die jetzigen Deiche, die an der Elbe im Bereich Hamburgs und in Richtung Küste existieren, nur bis 2060 gesichert sind. Daran sehen Sie: Wir beginnen erst, uns an das Thema heranzutasten. Wir sind weit davon entfernt, ganz konkrete Antworten geben zu können. Man muss auch ein bisschen aufpassen, dass man jetzt nicht zu schnell in Aktionismus gerät. Deswegen haben wir den Zeitraum bis 2011 gewählt, um einen Aktionsplan zu erstellen. Sie haben die richtigen Fragen gestellt. Aber ich bitte um Verständnis, dass wir das jetzt erst zwischen den Behörden bearbeiten müssen. Übrigens ein Grund dafür, dass wir mit dieser Anpassungsstrategie zufrieden sind, ist, dass sie zwischen den Häusern verabredet wurde. Die zuständigen Ministerien für solche Fragen, das Verkehrsministerium und das Landwirtschaftsministerium, waren eng eingebunden. Auch das Wirtschaftsministerium und das Gesundheitsministerium sind beteiligt. Ich fand, dass das eine sehr gute Zusammenarbeit war. Das ist die Voraussetzung dafür, dass wir das vernünftig bearbeiten. Vielen Dank. – Die nächste Frage stellt die Kollegin Cornelia Behm. Vielen Dank, Herr Minister, für Ihren Vortrag. Ich habe Ihrem Vortrag aber nur eine Beschreibung der Situation entnommen, die wir eigentlich schon eine ganze Weile kennen. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass Sie etwas über die nationale Strategie sagen. Deswegen stelle ich jetzt meine Fragen. Sie haben in einem Nebensatz schon das Thema Hochwasserschutz erwähnt. Ich erlebe gerade als Brandenburgerin, als jemand, deren Bundesland in den letzten Jahren stark von Hochwasser betroffen gewesen ist, dass keine wirklichen Konsequenzen aus diesen Ereignissen gezogen worden sind. Man hat sich seinerzeit für die Elbe um fünfzehn bzw. im Brandenburger Raum um acht Retentionsgebiete bemüht. Wir haben jetzt in Brandenburg anderthalb. Meine Frage lautet: Wird diese nationale Strategie der Anpassung an den Klimawandel auch solche Maßnahmen beinhalten, die nicht nur immer höhere und höhere Deiche vorsehen – irgendwann ist da einmal Schluss –, werden wir einen wirklich konsequenten Hochwasserschutz betreiben, um Schäden künftig zu vermeiden? h O s d m W V T d m d F g n s b Z g s g d R u w s E B S w s d n a D E m w d w i w o f a h w e F a D s (C (D Ein anderer Punkt, der ebenfalls mit Wasser zu tun at, ist der Ausbau unserer Flüsse. Auch dies betrifft stdeutschland; ich meine das Verkehrsprojekt „Deut che Einheit“ Nr. 17. Als ich angemahnt habe, man solle och beim Ausbau der Havelwasserstraße auf den Kliawandel und auf die veränderten Grundwasserund asserverhältnisse Rücksicht nehmen, habe ich aus dem erkehrsministerium zur Antwort bekommen: Ja, in der at, das ist bei den Planungen nicht berücksichtigt woren. Die Naturschutzverbände hätten jetzt aber im Rahen des Planfeststellungsverfahrens die Gelegenheit, iese Fragen einzubringen. Noch einmal meine dringende Bitte, Mahnung und rage: Werden Sie auch bei diesem anscheinend heiligesprochenen Verkehrsprojekt 17 „Deutsche Einheit“ och einmal auf die Folgen des Klimawandels achten? Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Naturchutz und Reaktorsicherheit: Frau Kollegin, für Heiligsprechungen sind, wie wir eide wissen, andere Institutionen zuständig. In deren uständigkeit will ich mich lieber nicht einmischen. Es ab deswegen schon einen Reichsinvestiturstreit. Ich möchte zuerst sagen, warum ich die Anpassungstrategie nicht vorgelesen habe: Sie liegt Ihnen vor. Es ibt 15 Handlungsfelder, die dort mit den entsprechenen Maßnahmen aufgeführt sind und die man sich im ahmen der Aktionsplanung anschauen muss. Es geht m Gesundheit, Bauwesen, Wasserhaushalt und Wasserirtschaft, Küstenschutz, Hochwasserschutz, Natur chutz, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Bodennutzung, nergiewirtschaft, Finanzwirtschaft, Katastrophenund evölkerungsschutz, Verkehr, Tourismus, Raumund iedlungsentwicklung. Das sind die 15 Bereiche. Bei eiterem Debattenbedarf zu den konkreten Maßnahmen chlage ich vor, in den Ausschüssen darüber zu beraten; ort gibt es genügend Möglichkeiten. Ich möchte jetzt icht alles vorlesen. Ich glaube, dafür ist die Sitzung uch nicht gedacht. Nun zu dem Thema „Ausbau der Gewässer und der eiche“. Erstens. Bei den Verkehrsprojekten „Deutsche inheit“ handelt es sich um hier beschlossene Maßnahen, bei denen jetzt in der Tat darauf zu achten ist – das ird Aufgabe des Bundesumweltministeriums sein –, ass sie nicht kontraproduktiv sind gemessen an dem, as wir in einigen Jahrzehnten zu befürchten haben. Das st absolut richtig. Zweitens. Wir haben in Deutschland geregelt, wer für as zuständig ist. Für die Frage, ob in der Landesraumrdnung das Verbot steht, in Retentionsräumen zu bauen, ür die Frage der Ausweisung von Vorranggebieten und ll die anderen Fragen sind die Länder zuständig. Das eißt, wir müssen als Bund – das ist einer der Gründe, arum die Anpassungsstrategie vonseiten des Bundes rarbeitet wurde – mit den Ländern eine Debatte über die ragen führen, die Sie eben angesprochen haben. Aber m Ende ist und bleibt es eine Maßnahme der Länder. ie Länder sind aber auch an die Umsetzung der Was errahmenrichtlinie gebunden, und bei der Wasserrah Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21073 Bundesminister Sigmar Gabriel menrichtlinie spielen die Fragen, die Sie genannt haben, eine Rolle. Im Übrigen ermöglicht die EU die Nutzung von Geldern aus den Strukturfonds für die Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen; ich habe vergessen, dies in der Antwort auf die Frage der Kollegin Höhn zu sagen. Wir müssen schauen, ob wir in unserem Haushaltsrecht alle Möglichkeiten dafür geschaffen haben. Ich glaube, das ist noch nicht der Fall. Die Länder werden diese Dinge bei dem Verfahren sowie bei den Maßnahmen zum Küstenschutz und Hochwasserschutz im Binnenland selbst beachten müssen. Wir als Bund können nur versuchen, in der Art auf sie einzuwirken, wie Sie es gerade eingefordert haben. Das versuchen wir auch. Aber es ist, wie es ist: Wir brauchen dafür einige mutige Entscheidungen in den Landesparlamenten. Ich weiß noch, wie schwierig es in meinem Heimatland war, ein Vierteljahr nach dem Elbhochwasser das Landesraumordnungsprogramm durchzusetzen, weil das als Eingriff in die kommunale Planungshoheit gewertet wurde. Man wurde sozusagen öffentlich abgestraft, dass man den Räten nicht mehr gestatten wollte, überall Baugebiete auszuweisen, insbesondere dort nicht, wo man sehr früh ahnen konnte, dass es dort beim nächsten Hochwasser zu einem Versicherungsfall kommen würde. Das ist meistens von der Frage abhängig, wie gut das Langzeitgedächtnis der Beteiligten ist. Aber wir wollen gerne mithelfen, dass sich das besser entwickelt. Vielen Dank, Herr Minister. – Die nächste Frage stellt die Kollegin Nicole Maisch. Herr Minister, ich bedanke mich für den Bericht. Sie haben eindrücklich geschildert, dass die Anpassung an den Klimawandel auch den Naturschutz vor besondere Herausforderungen stellt. In diesem Zusammenhang möchte ich Sie gerne fragen, ob sich diese besonderen Herausforderungen des Klimawandels für den Naturschutz auch in dem umweltpolitischen Großprojekt der Großen Koalition niederschlagen werden, dem Umweltgesetzbuch. Lässt sich schon absehen, in welcher Form sich dort diese neuen Herausforderungen wiederfinden? Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Überall, Frau Kollegin, auch im Umweltgesetzbuch. (Nicole Maisch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: War das Ihre Antwort? Peinlich!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619502500
Horst Meierhofer (FDP):
Rede ID: ID1619502600

(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619502700
Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619502800

(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619502900
Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619503000


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619503100

Vielen Dank. – Die nächste Frage stellt der Kollege

Michael Kauch.


Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1619503200

Herr Minister, es gibt ja verschiedene Strategien der

Bundesregierung. Bei der Frage der Anpassung an den

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(C (D limawandel gibt es gewisse Wechselwirkungen mit der ationalen Nachhaltigkeitsstrategie und der Biodiversiätsstrategie der Bundesregierung. Ich hätte gerne geusst, welche Abstimmungsprozesse innerhalb der Bunesregierung existieren, um diese Strategien kongruent u gestalten, sodass beispielsweise Fragen der Raumenticklung sowohl im Hinblick auf den Klimawandel als uch im Hinblick auf die demografische Entwicklung etrachtet werden. Ein Beispiel ist die Wasserversorung. Hier kann es durchaus gegenläufige Tendenzen eben: ein tendenziell sinkendes Wasserangebot oder ufgrund schrumpfender Siedlungen eine sinkende Wasernachfrage. Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Naturchutz und Reaktorsicherheit: Herr Kollege, die nationale Anpassungsstrategie ist n die nationale Nachhaltigkeitsstrategie gekoppelt; das st der wichtigste Bereich. Natürlich spielt auch das hema Biodiversität eine große Rolle. So kann zum Beipiel die Einwanderung invasiver Arten, wie Sie sich siherlich vorstellen können, angesichts der ohnehin nur ering ausgeprägten Biodiversität ganz erhebliche Folewirkungen für heimische Arten haben. Diese drei trategien sind miteinander verzahnt. Wir haben eine interministerielle Arbeitsgruppe einesetzt, die den Prozess bis zur Entwicklung konkreter ktionspläne leiten soll. Dies soll auf der Basis der Anassungsstrategie geschehen. Im Background werden ber auch das Thema Biodiversität und die nationale achhaltigkeitsstrategie eine Rolle spielen. Vielen Dank, Herr Minister. – Die nächste Frage stellt er Kollege Hans-Josef Fell. Herr Minister, auch von meiner Seite herzlichen ank, dass Sie diesen Bericht vorgelegt haben. In der at ist es äußerst wichtig, sich frühzeitig auf die Folgen es Klimawandels vorzubereiten und Anpassungsmaßahmen auf den Weg zu bringen. Die Weltgemeinschaft ird es wohl nicht mehr schaffen, den Klimawandel zu erhindern. Mir geht es um eine der wohl gravierendsten Auswirungen des Klimawandels, um die Vernichtung der Leensräume von Menschen. Eine Ursache für die Verichtung ihrer Lebensräume sind Dürreperioden, die das berleben ganzer Bevölkerungsgruppen in großräumien Strukturen unmöglich machen; bereits heute gibt es eswegen große Flüchtlingsströme. Eine weitere Ursahe für die Vernichtung der Lebensräume von Menschen st der Anstieg des Meeresspiegels, mit der Folge, dass mmer mehr tief liegende Gebiete überflutet werden. In olchen Gebieten leben nicht wenige Menschen. Immer ehr von ihnen müssen umgesiedelt werden. Vor diesem Hintergrund frage ich Sie: Gibt es schon berlegungen der Bundesregierung, wie man dieses roblems Herr werden kann? Ist angedacht, Flüchtlinge ufzunehmen, Integrationsmaßnahmen durchzuführen 21074 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 Hans-Josef Fell oder Anstöße zu geben, wie die Weltgemeinschaft insgesamt mit diesem Problem strategisch umgehen sollte? Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Herr Kollege Fell, ich teile Ihre Auffassung nicht, dass die internationale Staatengemeinschaft nicht mehr in der Lage ist, den Klimawandel aufzuhalten und das 2-Grad-Ziel einzuhalten. Ich hielte eine solche Botschaft auch für mehr als problematisch; denn dann könnten wir die Klimakonferenz in Kopenhagen absagen. Zweitens. Es gibt keinerlei Überlegungen dahin gehend, Aufnahmekapazitäten zu schaffen. Ich glaube auch nicht, dass solche internationalen Anpassungsstrategien von den Entwicklungsländern, insbesondere von den betroffenen Ländern, akzeptiert würden. Deren Wunsch an die internationale Staatengemeinschaft ist, Anpassungsstrategien zu entwickeln, die zwei Dinge kombinieren: den Schutz vor den Folgen des Klimawandels und Investitionen in die wirtschaftliche Entwicklung dieser Länder. Die betroffenen Länder haben kein Interesse daran, dass wir über Konzepte zur Integration von Flüchtlingen diskutieren, aber keine Mittel zur Verfügung stellen. Vielmehr haben sie ein Interesse daran, dass in den Ländern und Regionen, in denen der Klimawandel zu den von Ihnen zu Recht beschriebenen Entwicklungen führt, zwei Dinge miteinander verbunden werden: Schutz vor den Folgen des Klimawandels und Hilfe bei der wirtschaftlichen Entwicklung der betroffenen Länder. Dabei spielt die Finanzierung des Anpassungsfonds, den wir im Dezember 2009 gründen wollen, eine Rolle. Eine Strategie zu entwickeln, mit der man außerhalb der betroffenen Länder ansetzt, und sie mit Fragen der Anpassung an den Klimawandel zu verbinden, hielte ich für einigermaßen problematisch. Herr Präsident, darf ich eine Nachfrage stellen? Die Befragung der Bundesregierung ist gleich zu Ende, und es haben sich noch andere Kollegen gemeldet, die eine Frage stellen möchten. Ich setze Sie gerne wieder auf die Rednerliste, glaube aber, dass Sie nicht noch einmal drankommen werden. Die nächste Frage stellt die Kollegin Bulling-Schröter von der Fraktion Die Linke. Danke schön. – Ich danke auch für den Bericht, Herr Minister. Es gibt jetzt eine ganze Reihe von Klimaforschungen, und es werden auch immer mehr Berichte zu den Auswirkungen des Klimawandels auf Flüsse veröffentlicht. Ich kenne konkret einen neuen aus Bayern zur Donau. Mich interessiert jetzt, inwieweit Planungen für zukünftige flussbauliche Maßnahmen daraufhin verändert werden. Wir wissen ja, dass die Flüsse im Winter mehr u h k d g B M s s d b h s b w b d i s d K i r F g r d d F b d i g W s s d w m A g S w g d (C (D nd im Sommer wesentlich weniger Wasser führen. Das at auch Auswirkungen auf die Schifffahrt. Meine konrete Frage lautet – mich interessiert natürlich vor allem ie Donau –, ob es bei den Planungen Veränderungen ibt. Sie wissen ja, dass der Donau-Ausbau von der ayerischen Staatsregierung nach wie vor geplant wird. eine Frage bezieht sich aber nicht nur auf die Donau, ondern auch auf andere Flüsse. Bitte, Herr Minister. Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Naturchutz und Reaktorsicherheit: Es gibt ein Forschungsprogramm des Ministeriums es Kollegen Tiefensee, das KLIWAS heißt. Es geht daei um Klimaauswirkungen auf Wasserstraßen. Inneralb dieses Programms müssen exakt diese Dinge unterucht werden. Natürlich ist Sinn der Anpassungsstrategie, dass wir ei unseren Infrastrukturplanungen berücksichtigen, elche Folgen der Klimawandel für die Infrastruktur haen kann, damit wir keine Fehlinvestitionen tätigen oder ie Probleme möglicherweise eher noch vergrößern. Das st der Sinn der gesamten Strategie. Das BMVBS befasst ich im Rahmen des genannten Programms konkret mit en Auswirkungen auf die Bundeswasserstraßen. Der ollege ist gerade leider nicht da, aber ich glaube, dass ch das richtig wiedergegeben habe. Nachdem die Zeit für die Befragung der Bundesregie ung fast abgelaufen ist, darf ich fragen, ob es weitere ragen zu den Themen der heutigen Kabinettssitzung ibt. – Das ist nicht der Fall. Ich darf fragen, ob es daüber hinausgehende Fragen gibt. – Das ist auch nicht er Fall. Wir haben jetzt noch ein paar Minuten Zeit, sodass ie Kollegin Dückert und der Kollege Fell ihre beiden ragen noch stellen können. Danke schön, Herr Präsident. – Herr Minister, Sie ha en vorhin darauf hingewiesen, wie wichtig zukünftig ie Pflege von autochthonen Wäldern und Gewächsen st, weil man davon ausgehen kann, dass sie resistenter egenüber veränderten und starken Angriffen – mehr ind und Ähnliches – aufgrund der Klimaveränderung ind. Ich möchte Sie vor diesem Hintergrund fragen, ob es ein kann – ich habe jedenfalls die Vermutung gehört –, ass die Tatsache, dass der Gesetzentwurf für das Umeltgesetzbuch in dieser Woche nicht behandelt wird, öglicherweise etwas damit zu tun hat, dass Sie dem nsinnen beispielsweise der Baumschulen folgen und enau diesen Schutz von heimischen Gewächsen und die icherung von autochthonen Anpflanzungen aufweichen ollen. Das ist im Gesetzentwurf im Moment eigentlich anz vernünftig geregelt. Wollen Sie daran etwas veränern? Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21075 Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Frau Kollegin Dückert, ich bin dankbar, dass Sie den Gesetzentwurf als vernünftig bezeichnen. (Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „An der Stelle“ habe ich gemeint!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619503300
Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619503400

(A) )


(B) )

Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619503500
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619503600
Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619503700
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619503800
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619503900
Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619504000

(A) )


(B) )


– Wenigstens an der Stelle. Das ist ja schon mal was. –
Ich habe nicht die Absicht, vernünftige Gesetzesvorla-
gen zu verändern.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619504100

Vielen Dank. – Kollege Fell, letzte Frage.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619504200

Herr Minister, damit keine Missinterpretation meines

Eingangssatzes vorliegt: Ich hatte Sie darauf hingewie-
sen, dass ein Klimawandel schon nicht mehr zu verhin-
dern ist. Sie hatten das vielleicht missinterpretiert und so
verstanden, dass das 2-Grad-Celsius-Ziel nicht mehr er-
reichbar ist. Ich glaube, dass wir darin übereinstimmen,
dass ein Anstieg um 2 Grad Celsius schon eine gravie-
rende Klimaveränderung ist, innerhalb derer gravierende
Folgen zu verzeichnen sein werden, wie die von mir ge-
nannten: Anstieg des Meeresspiegels und andere. Teilen
Sie diese Einschätzung?

Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit:

Ja, ich teile sie ausdrücklich. Das ist dann in der Tat
ein Missverständnis gewesen. Ich hatte Ihren Ein-
gangssatz so verstanden, dass Sie davon ausgehen, dass
das 2-Grad-Celsius-Ziel nicht mehr zu erreichen ist. Sie
haben absolut recht.Ich glaube, ich habe in meiner Ein-
gangsbemerkung das Gleiche gesagt. Auch bereits deut-
lich unterhalb eines Anstiegs um 2 Grad Celsius gibt es
in vielen Teilen der Erde gravierende Veränderungen wie
die von Ihnen beschriebenen Probleme.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619504300

Danke.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619504400

Vielen Dank, Herr Minister. – Wir sind damit am

Ende der Regierungsbefragung.

Wir kommen jetzt zu Tagesordnungspunkt 3:

Fragestunde
– Drucksachen 16/11350, 16/11372 –

Hier geht es zunächst um die Beantwortung der dring-
lichen Frage der Kollegin Monika Lazar:

Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung ange-
sichts des aktuellen, mutmaßlich neonazistisch motivierten
Angriffs auf den Passauer Polizeipräsidenten am 13. Dezem-
ber 2008 für die Bundesprogramme gegen Rechtsextremis-
mus, insbesondere hinsichtlich der finanziellen Kontinuität
der Förderung, des spezifischen Opferschutzes und der Nazi-
aussteigerangebote?

Zur Beantwortung der Frage steht der Parlamentari-
sche Staatssekretär Dr. Hermann Kues für den Ge-

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(C (D chäftsbereich des Bundesministeriums für Familie, Seioren, Frauen und Jugend zur Verfügung. Bitte schön. Dr Herr Präsident! Ich will zunächst feststellen, dass der ngriff auf den Polizeipräsidenten von Passau am 3. Dezember 2008 zutiefst zu verurteilen ist. Es muss lles Erforderliche getan werden, um solche Straftaten u verhindern. Dazu ist es notwendig, dass frühzeitig lle staatlichen und auch alle zivilgesellschaftlichen räfte zusammenwirken. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, rauen und Jugend hat im Jahr 2007 die Bundesproramme „Vielfalt tut gut – Jugend für Vielfalt, Toleranz nd Demokratie“ und „kompetent. für Demokratie – Beatungsnetzwerke gegen Rechtsextremismus“ eingerichet, die mit 19 Millionen Euro bzw. 5 Millionen Euro usgestattet sind. Es handelt sich nicht um zeitlich beristete Aktionsprogramme. Die Bundesprogramme sind ielmehr auf Dauer angelegt, und die finanzielle Kontiuität ist in diesen Programmen gewährleistet. Das Bunesprogramm „Vielfalt tut gut – Jugend für Vielfalt, oleranz und Demokratie“ betrifft vor allem den präven iven Bereich. Es dient der Bewusstseinsbildung und ielt auf langfristige Wirksamkeit. Die Förderung und Entwicklung beispielhafter Moellprojekte im Kontext Jugend, Bildung und Prävention owie der zweite Schwerpunkt des Bundesprogramms Vielfalt tut gut“, nämlich die Entwicklung lokaler ktionspläne, wie sie uns auch von Wissenschaftlern mpfohlen worden ist, tragen dazu bei, Gefährdungsnd Opfersituationen möglichst nicht entstehen zu lasen. In dem Bundesprogramm „kompetent. für Demokraie – Beratungsnetzwerke gegen Rechtsextremismus“ ildet die Beratung von Opfern von Strafund Gewalttaen einen Schwerpunkt. Ziel des Bundesprogramms kompetent. für Demokratie“ ist die Einrichtung und Enticklung von landesweiten Beratungsnetzwerken in jedem undesland. In 15 Ländern haben die Beratungsnetzwerke ereits ihre Arbeit aufgenommen; Schleswig-Holstein ommt am 1. Januar 2009 hinzu. Aus den Beratungsnetzerken werden anlassbezogen mobile Interventionsteams ebildet, um bei Vorfällen mit rechtsextremem, fremdeneindlichem oder antisemitischem Hintergrund schnelle nd auch fachkompetente Hilfe und Unterstützung vor rt anzubieten. In den landesweiten Beratungsnetzweren werden sowohl staatliche als auch nichtstaatliche eratungskompetenzen gebündelt. Mit dem Bundesprogramm „kompetent. für Demoratie – Beratungsnetzwerke gegen Rechtsextremismus“ st es erstmals gelungen, eine gemeinsame Förderstrateie von Bund und Ländern im Kampf gegen Antisemitisus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus zu ntwickeln, die bereits auf Nachhaltigkeit angelegt ist. Daneben fördert das Bundesministerium für Arbeit nd Soziales in der neuen ESF-Förderperiode 2007 bis 21076 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 Parl. Staatssekretär Dr. Hermann Kues 2013 erneut zwei Programme im Bereich der Demokratieförderung und Rechtsextremismusbekämpfung, nämlich das Programm „Xenos – Integration und Vielfalt“ und das Xenos-Sonderprogramm „Ausstieg zum Einstieg“. Dabei ist das Sonderprogramm „Ausstieg zum Einstieg“ speziell auf die Situation von Aussteigerinitiativen ausgerichtet. Es wurde am 12. Dezember 2008 ausgeschrieben. Der Schwerpunkt des mit 5 Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds und 2 Millionen Euro aus Haushaltsmitteln des BMAS dotierten Programms liegt auf arbeitsmarktlichen Aspekten bei der Ausstiegsberatung. Das Programm richtet sich an Initiativen, Projekte und Vereine, die Ausstiegswillige – in der Regel Jugendliche und junge Erwachsene – beim Ausstieg aus der rechten Szene unterstützen. Im Fokus stehen Aussteigerinitiativen und Aktionen, die vor Ort rechtsextremen Tendenzen entgegenwirken und neue Ideen entwickeln, um Ausstiegswilligen zu helfen, wieder in Gesellschaft, Arbeit und Ausbildung zu gelangen. Die Dauer der vom BMAS geförderten Programme richtet sich in diesem Fall nach der ESF-Förderperiode. Haben Sie eine Nachfrage, Frau Kollegin Lazar? – Bitte schön. Nach Ihren Ausführungen zu urteilen scheint es keine Konsequenzen zu geben; denn Sie haben eben über all das berichtet, was uns schon aus den Anträgen bekannt ist, die Erfolg hatten, sowie darüber, wie die Programme ausgestattet sind. Da der Fall in Bayern passiert ist, frage ich speziell zu Bayern: Bei dem „Vielfalt“-Programm gibt es in den westlichen Bundesländern nur drei lokale Aktionspläne. Auch in dem großen Land Bayern sind also nur drei größere Städte oder Landkreise davon betroffen. Von daher könnte man darüber nachdenken, in der nächsten Förderperiode für die westlichen Bundesländer mehr lokale Aktionspläne zuzulassen. Bei dem „Kompetent“-Programm liegt mir das Landeskonzept von Bayern vor, in dem vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus festgehalten ist, dass es keine Förderung von festen Beratungsstrukturen geben solle. Daher interessiert mich, ob angedacht worden ist, auf die Bayerische Staatsregierung einzuwirken, auch noch im Bereich des Opferschutzes und der Opferberatung tätig zu werden. Es könnte ja sein, dass es einmal Opfer in Bayern gibt, die vielleicht keine so prominente Unterstützung des Polizeiapparates haben, wie es derzeit der Fall ist. So schlimm und verurteilenswert dieser Überfall ist, muss man auch feststellen, dass es andere Opfer geben könnte, die sich vielleicht nicht so gut beraten fühlen, weil sie nicht der Polizei angehören. Sind Sie bereit, in Sachen Opferberatung auf die Bayerische Staatsregierung einzuwirken? B g e t V w e K n h w r o w g R d G d n m l w m k m g w B v g p B g v d m w F s d d m g b n „ (C (D Dr Wie ich eben schon sagte, gibt es in diesem Bereich in zwischen Bund und Ländern abgestimmtes Verhalen. Dies ist neu und steht mit dem Bundesprogramm in erbindung, das wir neu aufgelegt haben. Mittlerweile ird, was wir immer für notwendig gehalten haben, auch in größerer Anteil der Mittel von den Ländern und ommunen eingesetzt. Natürlich könnten theoretisch och mehr Aktionspläne entwickelt werden. Aber ich abe eben von Initiativen gesprochen, die der Bund entickelt hat. Es gibt Länder, die an der einen oder ande en Stelle zusätzlich tätig geworden sind und werden, hne dass es als Aktionsplan dargestellt wird. Darüber ird auf Länderebene entschieden werden müssen. Ich weiß, dass es speziell in Passau große Aktivitäten ibt, was Beratung, aber auch die Bekämpfung von echtsextremismus angeht, und zwar unabhängig von em schlimmen aktuellen Vorfall. Dies ist ja einer der ründe gewesen, weshalb der Polizeipräsident nach em, was wir bis jetzt wissen – Genaueres weiß derzeit iemand –, offenkundig so ins Blickfeld der rechtsextreen Szene geraten ist. Man wird sich in Bayern sicher ich im Einzelnen überlegen müssen, wie man damit eiter umgehen will. Dies hat der bayerische Inneninister bereits angekündigt. Um zu wissen, wo man onkret ansetzen kann, muss man aber zunächst einmal ehr Fakten kennen. Haben Sie eine weitere Nachfrage? – Bitte schön. Zum Zweiten interessieren mich die Aussteigerpro ramme, die im nächsten Jahr aufgelegt werden: Ab ann beginnen sie? Wird es möglich sein, sie schon zu eginn des nächsten Jahres wirken zu lassen? Mit wie ielen Anträgen rechnen Sie? Wird das Aussteigerproramm „Exit“ im nächsten Jahr von Bundesförderung rofitieren können? Dr Das Aussteigerprogramm „Exit“ profitiert nach wie or von der Bundesförderung, und zwar als Familienförerprojekt „Familien stärken – gegen Gewalt und Extreismus“ über das Bundesfamilienministerium. Dafür ird in der Laufzeit bis 2009 viel Geld eingesetzt; die ördersumme beträgt insgesamt 240 000 Euro. Dass „Exit“ generell nicht mehr gefördert werde, timmt definitiv nicht. Es gab ein Programm des BMAS, as ausgelaufen ist. Dort ist ein Vorschlag gemacht woren, nach welchen Kriterien eine erneute Förderung öglich ist. Daran hat sich „Exit“ in diesem Falle nicht ehalten. Wir haben uns um eine Übergangsfinanzierung emüht, wie Sie im Einzelnen wissen. Auch dies ist icht am Ministerium gescheitert, sondern daran, dass Exit“ nicht dazu bereit gewesen ist, einen präzisen An Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21077 Parl. Staatssekretär Dr. Hermann Kues trag vorzulegen. Im Übrigen gibt es andere Aussteigerprogramme, die eine Förderung seitens des Staates – in diesem Fall des Bundes – erwarten. Insofern sehe ich im Prinzip überhaupt keine Probleme, das „Exit“-Programm über den angesprochenen Zeitraum hinaus zu fördern. Dieses Projekt wird ausdrücklich gefördert. Lediglich ein Teilaspekt der Förderung ist aus dem BMASProgramm übergangsweise entfallen. Wie gesagt, wir hatten eine übergangsweise Förderung dieses Teilaspektes vorgeschlagen; dabei ging es nicht um Familien. Das ist aber nicht an der Bundesregierung gescheitert, sondern daran, dass mit der „Exit“-Initiative keine Vereinbarungen getroffen werden konnten. Vielen Dank. – Ihr Fragerecht ist beendet, Frau Lazar. Nach Beantwortung der dringlichen Frage kommen wir zu den Fragen auf Drucksache 16/11350 in der üblichen Reihenfolge. Die Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundeskanzleramtes und des Bundesministeriums der Justiz werden schriftlich beantwortet. Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. Zur Beantwortung steht der Parlamentarische Staatssekretär Peter Hintze zur Verfügung. Ich rufe die Frage 4 der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl auf: Welche Mitarbeiter der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, BGR, haben vor Juni 2008 mit welchen Personen aus der Atomund Energiewirtschaft oder nahe stehenden Verbänden, Organisationen, Instituten etc. ihr Wissen – das sie aus dem GSF-Quartalsbericht 1/2006 „Verfüllung des Tiefenaufschlusses“ oder durch Gespräche mit Personal des Asse-Betreibers erlangten – um radioaktiv kontaminierte Lösungen im Forschungsbergwerk Asse II kommuniziert, und welche schriftlichen Unterlagen gibt es hierzu? Bitte, Herr Staatssekretär. P Schönen Dank, Herr Präsident. – Frau Kollegin Kotting-Uhl, der Bundesregierung ist keine Kommunikation und Korrespondenz zu dem von Ihnen angesprochenen Fragenkomplex zwischen BGR-Mitarbeitern und Personen aus der Atomund Energiewirtschaft oder nahestehenden Verbänden, Organisationen und Instituten bekannt. Haben Sie eine Nachfrage, Frau Kotting-Uhl? – Bitte schön. Danke schön, Herr Präsident. Ja, ich habe eine Nach frage. – Wir wissen seit der letzten Fragestunde am 3. Dezember, dass die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe nicht nur durch den GSF-Quartalsbericht vom ersten Vierteljahr 2006 von der radioaktiven Kontamination im Bergwerk Asse II wusste. Es gab auch direkte Hinweise des Betreiberpersonals an B I W W O Z 1 g n W d F n m m K r a w a F z d e m e a B A s t f m f i e i j w (C (D GR-Mitarbeiter, die vor Ort in der Asse tätig waren. ch Das zeitweise vor Ort tätige Personal der BGR wurde vom Asse-Betriebspersonal regelmäßig belehrt und unter anderem auch darauf hingewiesen, dass einzelne Bereiche der Schachtanlage aus betriebssicherheitsund strahlenschutzrelevanten Gründen nicht für Versuche und Begehungen zur Verfügung stehen. ir wissen allerdings nicht, wann diese Hinweise vor rt erstmals gegeben wurden und in welcher Form. Der eitpunkt ist schon deshalb interessant, weil es bereits 995 eine kontaminierte Laugentropfstelle in der Asse ab; das kann man dem Statusbericht auf Seite 13 entehmen. ann wurden erstmals Mitarbeiter der BGR auf das ra ioaktivitätsbedingte Verbot hingewiesen, in welcher orm geschah das, und gibt es darüber zum Beispiel eien Schriftwechsel? Bitte nicht nur den zweiten Teil einer Frage beantworten. P Ich versuche immer, vollständig zu antworten, Frau ollegin. – Mir liegt in der Tat der Stenografische Beicht über die letzte Fragestunde vor, weil dieses durchus wichtige Thema im Hause schon gründlich traktiert urde. Ich verstehe die Aussagen der Kollegin Wöhrl ls generelle Ausführungen. Ich werde aber gerne Ihrer rage nachgehen, um zu sehen, ob man Ihre Frage speieller beantworten kann, und würde, Herr Präsident, das ann schriftlich mitteilen. Ich weiß nicht, ob wir über ntsprechende Daten verfügen. Wenn es sie gibt, bekomen Sie sie. Eine weitere Nachfrage. Ja, ich habe eine weitere Nachfrage, die vielleicht ine ähnliche Antwort erfährt. Wenn sie jetzt nicht bentwortet werden kann, wäre ich mit einer schriftlichen eantwortung zufrieden. – Um welche Bereiche in der sse, die sich zum Zutritt nicht geeignet haben, hat es ich gehandelt, und welche Vorgesetzten haben die bereffenden BGR-Mitarbeiter über die Zutrittsverbote inormiert? P Wenn es eine solche Mitteilung gegeben hat, sie er asst ist und sie sich datumsmäßig zuordnen lässt, werde ch Ihnen, Herr Präsident, das schriftlich mitteilen. Wenn s sich nur um einen generellen Hinweis handelt, muss ch mich darauf beschränken. Wir gehen der Sache auf eden Fall noch einmal nach. Wenn es dazu etwas gibt, erden Sie es bekommen. 21078 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 Parl. Staatssekretär Peter Hintze (Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Danke schön!)

Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1619504500

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(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619504600
Monika Lazar (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619504700
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1619504800
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619504900
Monika Lazar (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619505000
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1619505100

(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619505200
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1619505300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619505400
Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619505500
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1619505600
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1619505700
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1619505800
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619505900
Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619506000
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1619506100

(A) )


(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619506200

Dann hat die Kollegin Ulrike Höfken eine Zusatz-

frage.


Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619506300

Vielen Dank. – Wir wissen mittlerweile, dass mehrere

Personen in der BGR bis hin zur Amtsleitung von der ra-
dioaktiven Kontamination gewusst haben. Wie viele
BGR-Mitarbeiter waren es eigentlich insgesamt, und
wurde jemals die bewusste Entscheidung getroffen, das
Wissen über die radioaktive Kontamination nicht extern
weiterzugeben, weil man dazu nicht explizit verpflichtet
war?

P
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1619506400


Frau Kollegin, obwohl das im Rahmen diverser An-
fragen der Frau Kollegin Kotting-Uhl mündlich und
schriftlich hier im Hause schon behandelt wurde, erläu-
tere ich es gerne noch einmal: Es ist zwischen dem blo-
ßen Hinweis, wie er im eben zitierten Quartalsbericht
erfasst ist, auf der einen Seite und der Bewertungskomp-
etenz, dem Gesamtüberblick und den verantwortlichen
Handlungen, die sich daran anschließen, auf der anderen
Seite zu unterscheiden. Eindeutig liegen die Bewer-
tungskompetenz und der Gesamtüberblick beim Landes-
amt für Bergbau, Energie und Geologie und die Rechts-,
Dienst- und Fachaufsicht im Blick auf atomrechtliche
und strahlenschutzrechtliche Fragen beim niedersächsi-
schen Umweltminister oder beim Bundesumweltminis-
ter. Deswegen sind die Fragen, die sich auf die Bundes-
anstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe beziehen,
an den falschen Adressaten gerichtet. Wir haben im Zu-
sammenhang mit den schriftlichen Fragen, die in den
Fragestunden behandelt wurden, immer jeweils alles
das, was dazu zu sagen ist, gesagt. Ich verweise auf das
eben von Frau Kollegin Kotting-Uhl genannte Protokoll
der Fragestunde vom 3. Dezember – das ist sehr lesens-
wert –, auf die schriftlichen Fragen der Kollegin und auf
die Antworten zu der Frage, wann wer was bekommen
hat und wie es weitergegangen ist. Das alles ist dort er-
fasst und im Plenum behandelt worden.

Die Unterstellung, die in Ihrer Frage angelegt ist, dass
sich aus dieser Information eine Handlungsnotwendig-
keit für das BGR ergeben hätte, ist deswegen falsch, weil
die Handlungsnotwendigkeit, die sich auf diesen Sach-
verhalt bezieht, eindeutig beim LBEG, beim NMU oder
beim BMU liegt, aber mit Sicherheit nicht beim BGR.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619506500

Eine weitere Zusatzfrage der Kollegin Cornelia

Behm.


Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619506600

Ich muss ehrlich sagen, dass ich es unfassbar finde,

dass der zuständige Amtsleiter im Bundesamt für Geo-
wissenschaften und Rohstoffe, der spätestens seit dem

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(C (D uartalsbericht 1/2006 von der Kontamination gewusst aben muss, keines der zuständigen Ministerien über iese Kontamination informiert hat. Da hätte ein einfaher Anruf genügt. Ich frage mich jetzt: Welche Konseuenzen ziehen seine Vorgesetzten aus der Tatsache, ass er das versäumt hat? P Ich muss Ihre Bewertung hier liebevoll komplett zuückweisen, weil sich der Amtsleiter im Rahmen seiner mtspflichten hundertprozentig korrekt verhalten hat. ie Sie all den eben von mir zitierten Protokollen ent ehmen können, ist der Quartalsbericht vom LBEG an as BGR – neben anderen Institutionen und Behörden – esandt worden. Zuständig für diese Frage war das BEG, also das Landesamt für Bergbau, Energie und eologie des Landes Niedersachsen. Aufsichtsführende ehörde war das niedersächsische Umweltministerium, beraufsichtsführende Behörde das Bundesumweltmiisterium. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und ohstoffe hatte daher für diese Frage überhaupt keine uständigkeit. Wenn sie keine Zuständigkeit hat, dann ann ihr auch kein Vorwurf gemacht werden, weder theoetisch noch praktisch. Deswegen wird Ihr Vorwurf an ie Bundesanstalt von mir zurückgewiesen, und die Unerstellung, der Amtsleiter habe sich nicht korrekt veralten, wird ebenfalls von mir zurückgewiesen. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohtoffe musste guten Glaubens davon ausgehen können, ass die Stellen, die zuständig sind, und zwar sowohl achlich als auch von der Bewertungskompetenz her, die ichtigen Schlüsse ziehen. Im Übrigen haben diese Stelen die Gesamtübersicht und auch das Einschätzungsverögen gehabt, was bei der Bundesanstalt für Geowis enschaften und Rohstoffe aufgrund des Auftrags und er Ausstattung überhaupt nicht vorhanden war. Ich bitte ie höflich und herzlich, das zugunsten der Behörde und er erstklassigen Mitarbeiter zur Kenntnis zu nehmen, nstatt Ihre Fragen permanent zu wiederholen. Sie saen, das sei für Sie unfassbar. Auch wenn ich Ihr Fasungsvermögen hier in keiner Form kritisieren möchte, uss ich sagen: Das ist ein Vorwurf, der sich an die fal che Stelle richtet. Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Dr. Anton ofreiter. Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1619506700
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619506800
Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Sehr geehrter Herr

taatssekretär, meine Frage schließt wunderbar an Ihre
ntwort an. Ich möchte aber eine kurze Vorbemerkung
achen: Ich bin von Beruf Biologe, Schwerpunkt Bota-

ik. Trotzdem kann ich mit einem Begriff wie „radioak-
ive Kontamination“ etwas anfangen. Wer eine durch-
chnittliche naturwissenschaftliche Ausbildung hat – das
aben die hervorragenden Mitarbeiter dieser Bundesan-
talt; es sind überwiegend Geologen –, kann mit dem
egriff „radioaktive Kontamination“ ganz sicher etwas

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21079


(A) )



(B) )


Dr. Anton Hofreiter
anfangen. Sie stellen diese Naturwissenschaftler in ein
etwas seltsames Licht. Ich kann zwar verstehen, dass Sie
Ihr Ministerium verteidigen, aber nicht, wie.

Mich interessiert: Welche Mitarbeiter wussten von
der radioaktiven Kontamination? Welche berufliche
Qualifikation hatten diese Mitarbeiter? Ich wäre glück-
lich, wenn Sie uns schriftlich antworten und eine Liste
zukommen lassen könnten. Ich kann mir vorstellen, dass
Sie die Antworten nicht hundertprozentig im Kopf ha-
ben.

P
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1619506900


Herr Kollege, ich kann Sie in dem, was Sie zu mei-
nem Vorstellungsvermögen sagen, ausnahmsweise un-
terstützen.

Frau Präsidentin, ich muss es noch einmal sagen: Die
Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe ist
im Rahmen der klaren Zuständigkeitsordnung für die
Behandlung dieser Fragestellung schlicht und ergreifend
zu keinem Zeitpunkt verantwortlich gewesen. Deswegen
ist die Frage, ob dort tätige Mitarbeiter, die allesamt
hoch qualifiziert sind, mit diesem Begriff aus dem Quar-
talsbericht etwas anfangen können, für die Zuweisung
der politischen Verantwortung irrelevant.

Zuständig waren eindeutig das LBEG und die auf-
sichtsführenden Behörden auf der Schiene „niedersäch-
sischer Umweltminister/Bundesumweltminister“ und
nicht die Bundesanstalt. Deswegen ist es vollständig ir-
relevant, inwieweit die dortigen Mitarbeiter befähigt wa-
ren, diesen Begriff zu verstehen. Es ging erstens um die
Frage, wie das insgesamt zu bewerten ist, und zweitens
um die Frage des Gesamtüberblicks dort. Diese Fragen
konnte man in dieser Bundesanstalt nicht beantworten.
Natürlich hatte man dort auch keine Erkenntnisse da-
rüber – woher auch? –, was die zuständigen Behörden in
diesem Bereich unternommen haben. Das war auch nicht
ihres Amtes.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619507000

Eine weitere Zusatzfrage des Kollegen Fell.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619507100

Danke, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär, ich

kann es nicht ganz nachvollziehen, dass Sie sagen, die
BGR sei hier nicht zuständig; schließlich greift die Bun-
desregierung in wesentlichen Endlagerfragen immer
wieder auf die Expertise der BGR zurück. Vielleicht
kann oder will die BGR die Bedeutung von radioaktiver
Verseuchung nicht richtig einschätzen und schon aus der
moralischen Verpflichtung heraus handeln. Außerdem
hat die BGR schon vor Jahren gutachterlich Stellung
zum einsturzgefährdeten Atommülllager Morsleben be-
zogen, und zwar in einer Art und Weise, dass kritische
Atommüllexperten heute von einem Gefälligkeitsgut-
achten sprechen; ich verweise nur auf Ausgabe 43/2008
des Magazins Der Spiegel.

Ich frage Sie deshalb: Mit welchen Maßnahmen stellt
das Wirtschaftsministerium sicher, dass die BGR bei ih-

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(C (D en zukünftigen Arbeiten in Endlagerfragen wichtige Inormationen auch als solche erkennt und sofort weiteribt? Hat das Wirtschaftsministerium überprüft, ob die GR möglicherweise weiteres Wissen von ähnlicher Beeutung hat, das sie bis heute noch nicht veröffentlicht at? P Die BGR, die Bundesanstalt für Geowissenschaften nd Rohstoffe, ist in der Grundlagenforschung in Bezug uf den Endlagerbereich weltweit anerkannt; sie ist ochgradig qualifiziert. Die Grundlagenforschung, die ier betrieben wird, bezieht sich auf geomechanische nd seismologische Fragen. Davon scharf zu unterscheien ist die gesamte Strahlenschutzthematik, für die es ach der guten Ordnung des Landes Niedersachsen und er Bundesrepublik Deutschland eine klare Zuständigeit gibt. Im Rahmen dieser Zuständigkeiten bewegt sich as Handeln der Behörden. Das ist sinnvoll, weil die zutändigen Behörden nicht nur die Verantwortung und die ewertungskompetenz, sondern auch den jeweiligen esamtüberblick haben, durch den sie einen einzelnen organg einschätzen können. Es würde die Fragestunde prengen, die Vorgänge im Einzelnen zu bewerten. Mögicherweise wären unsere Bewertungen nicht deckungsleich. Aber das sind andere Themen. Die politische Frage, die im Parlament behandelt ird, lautet: Hat sich die Behörde korrekt verhalten? Ich uss Ihnen sagen: Sie hat sich zu jedem Zeitpunkt kor ekt verhalten. Zuständig für diesen Vorfall – das ist an nderer Stelle schon erörtert worden; das ist nicht mein egenstand heute – waren das LBEG, das NMU und das MU. Die BGR, die Bundesanstalt für Geowissenschaf en und Rohstoffe, hat sich korrekt verhalten. Ihre fachlihe Kompetenz steht vollkommen außer Frage. Nur, sie st für diesen Vorgang überhaupt nicht zuständig. Desegen zielen Ihre Fragen – das kann ich Ihnen nicht un ersagen, aber ich muss es Ihnen wenigstens mitteilen – uf die falsche Institution. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technoloie als Dienst-, Rechtsund Fachaufsicht über die BGR st der Auffassung, dass das, was die Bundesanstalt gean hat, korrekt ist. Wir sind damit am Ende dieses Geschäftsbereichs. ielen Dank, Herr Staatssekretär, für die Beantwortung er Fragen. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmiisteriums für Arbeit und Soziales. Die Frage 5 der Kolegin Sabine Zimmermann wurde zurückgezogen. Die rage 6 des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert wird schrift ich beantwortet.1)

Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1619507200
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619507300

Deswegen kommen wir nun zum Geschäftsbereich
es Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft

Die Antwort wird im Stenografischen Bericht der 196. Sitzung ab-
gedruckt.

21080 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008


(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
und Verbraucherschutz. Die Fragen beantwortet Frau
Parlamentarische Staatssekretärin Ursula Heinen.

Ich rufe die Frage 7 der Kollegin Cornelia Behm auf:
Wie und wann soll nach Meinung der Bundesregierung die

Umsetzung des Beschlusses aus dem Jahr 2007 zum Ausbau
des Standortes des Julius-Kühn-Institutes, JKI, in Kleinmach-
now – ehemals Standort Ost der Biologischen Bundesanstalt
für Land- und Forstwirtschaft, BBA – erfolgen?

Ur
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1619507400


Herzlichen Dank, Frau Präsidentin. – Sehr geehrte
Kollegin Behm, mit der Zustimmung des Deutschen
Bundestages am 24. Oktober 2007 zum Konzept für eine
zukunftsfähige Ressortforschung im Bereich des Bun-
desministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Ver-
braucherschutz wurde Kleinmachnow als neuer Standort
für zwei Institute des Julius-Kühn-Institutes bestätigt. Im
Rahmen der Erarbeitung dieses Konzepts wurden alle
Standorte mit Blick auf ihre fachliche Ausrichtung sowie
die Zahl der Mitarbeiter einer intensiven Prüfung unter-
zogen. Als Ergebnis dieser Überprüfung war eine Über-
arbeitung der bisherigen Nutzerforderung zum Ausbau
des Standorts Kleinmachnow auf der Basis von
123 Planstellen erforderlich. Auf dieser Berechnungs-
grundlage ist eine für den Ausbau erforderliche Bauun-
terlage zu erstellen.

Der beabsichtigte Erwerb der Liegenschaft, an die wir
in Kleinmachnow denken, durch die Bundesanstalt für
Immobilienaufgaben – Sie wissen, nicht mehr die Minis-
terien erwerben direkt, sondern die Bundesanstalt für
Immobilienaufgaben erwirbt die Liegenschaften – kann
erst dann erfolgen, wenn die haushaltsseitige Zustim-
mung für den Liegenschaftskauf und die sich anschlie-
ßende Baumaßnahme vorliegt.

Diese haushaltsseitige Zustimmung ist jedoch erst
dann möglich, wenn bislang ungeklärte Fragen abschlie-
ßend beantwortet sind. Das betrifft in Kleinmachnow
insbesondere die Frage, ob auf dem vom Land Branden-
burg zu erwerbenden Teilstück – ein Teil soll von der
Gemeinde Kleinmachnow gekauft werden – noch Altlas-
ten vorhanden sind und wer diese gegebenenfalls zu be-
seitigen hat. Weiterhin sind noch Fragen zum Grundwas-
serstand und zur Tragfähigkeit des Bodens offen. Da die
Maßnahme nach dem sogenannten einheitlichen Liegen-
schaftsmanagement des Bundes durchzuführen ist,
wurde die BImA mit der abschließenden Klärung der of-
fenen Fragen beauftragt.

Es findet auch Ihre Zustimmung, denke ich, dass wir
das Grundstück erst dann erwerben, wenn alle offenen
Fragen geklärt sind; anderenfalls können wir dem Steuer-
zahler gegenüber nicht vertreten, ein Grundstück für
8,5 Millionen Euro zu kaufen.

Zusätzlich ist die Vorlage einer genehmigten Bau-
unterlage erforderlich. Es ist davon auszugehen, dass
diese Bauunterlage bei zügiger Planung bis Ende 2009
erstellt ist. Dann wird es eine Etatisierung des Projekts
im Haushalt 2010 geben.

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(C (D Um die Antwort auf das vorwegzunehmen, was Sie ahrscheinlich im Anschluss fragen wollen: Unter Be ücksichtigung der Bauplanungen und der Bauausfühungsphase – weitere drei Jahre – gehen wir davon aus, ass bei positivem Verlauf ein Abschluss der Baumaßahme in Kleinmachnow frühestens Ende 2012 denkbar st. Ihre Zusatzfragen. Vielen Dank. – Frau Staatssekretärin, Sie können sich orstellen, dass ich von der Antwort, die Sie mir gegeen haben, ziemlich schockiert bin. Man hört an allen cken und Enden – es ist fast wie ein Credo –: Agrarforchung ist wichtig. Sie wird immer wichtiger. Gute Forchung braucht gute Strukturen. Deshalb hat ja Ministein Künast schon 2005 die Entscheidung getroffen, dass er Standort Ost der damaligen Biologischen Bundesantalt in Kleinmachnow zusammengeführt wird. Letzten ndes war der Beschluss des Deutschen Bundestages um Konzept der Ressortforschungseinrichtungen nur och einmal eine Bestätigung dieser Standortentscheiung. Sei es, wie es sei. Ich frage Sie: Können Sie sich vortellen, woran es lag, dass das bei einem Minister, der mmer betont hat, wie wichtig Planungssicherheit ist, in iesem Fall für die Landwirte, so lange gedauert hat? as erstaunt schon sehr. Planungssicherheit brauchen ämlich auch die betroffene Kommune und auch die itarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aus Dahlem nach leinmachnow umziehen sollen. Deswegen meine abschließende Frage zu diesem omplex – mehr ist wahrscheinlich heute nicht zu errei hen –: Wäre es nicht erwägenswert, dass man im Rahen des Investitionsprogrammes der Bundesregierung ieses wichtige Vorhaben beschleunigt, damit wir uns icht noch über so lange Zeiträume, wie Sie sie eben geannt haben, gedulden müssen? Ist das nicht möglich? Urs Sie haben verschiedene Anmerkungen gemacht. Auf iese möchte ich gerne noch einmal kurz eingehen. Ich stimme Ihnen hundertprozentig zu, dass wir eine ernünftige Ressortforschung brauchen. Wir haben ein utes Konzept zur Ressortforschung. Ich darf Sie daran rinnern, dass jetzt auch schon in Berlin-Dahlem in den eiden Instituten des JKI, um die es geht, hervorragende orschungsarbeit geleistet wird, und zwar geht es hier um einen um den Bereich ökologische Chemie, Pflanenanalytik und Vorratsschutz und zum anderen um den ereich Strategien und Folgenabschätzung im Pflanzen chutz. Es wird auch derzeit schon gearbeitet, wenn auch och nicht in den Räumlichkeiten und mit der Laboraustattung, die wir uns wünschen würden. Deshalb arbeiten ir selbstverständlich mit Hochdruck daran, dass die Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21081 Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen neuen Gebäude auf dem Gelände in Kleinmachnow bezogen werden können. Was die Planungssicherheit angeht, darf ich Sie erinnern, dass es keinen so großen Unterschied hinsichtlich der Entfernung zwischen Berlin-Dahlem und Kleinmachnow gibt, sodass es für die Mitarbeiter ausreichend Sicherheit gibt. Sie bleiben in der Nähe und werden keine weiten zusätzlichen Fahrwege auf sich nehmen müssen, wenn sie denn die neuen Räumlichkeiten beziehen. Wie ich bereits erwähnt habe, liegt die Dauer des Verfahrens daran, dass die BImA noch Fragen klären muss, die Altlasten etc. betreffen. Wenn diese Fragen geklärt sind, wird, wie ich schon berichtet habe, alles sehr zügig vonstatten gehen. Es muss aber erst geklärt werden, ob das Gelände belastet ist und, wenn ja, wer diese Altlasten beseitigen wird und wie es mit dem Grundwasserstand aussieht. Diese Fragen müssen geklärt werden. Vorher können wir auf dem Gelände nicht bauen. Ich bitte hier um Ihr Verständnis. Ich sage Ihnen aber zu, dass wir zusammen mit dem BMF und der BImA alles dafür tun werden, dass es zu einer wirklich zügigen Umsetzung des Beschlusses kommt. Ich glaube, wir als BMELV haben das allergrößte Interesse daran, dass das JKI und seine Institute zügig die Neubauten beziehen können. Sie haben noch eine Zusatzfrage. Ja, ich würde gerne noch fragen: Stehen Sie regelmä ßig im Gespräch mit der BImA? Gibt es da einen gewissen Druck? Ich verspüre hier nicht den notwendigen Nachdruck. Die Punkte, die nach dem, was Sie sagten, noch geklärt werden müssen, hätten längst geklärt sein können. Gibt es also seitens des Ministeriums auch ausreichenden Druck auf die BImA, so schnell wie möglich zu Ergebnissen zu kommen? Ur Ja, wir stehen regelmäßig im Gespräch mit der BImA. Im September hat uns die BImA darüber informiert, dass es offene Fragen gibt und welche Fragen noch zu klären sind. Es hat allerdings im Vorfeld lange Verhandlungen der BImA mit dem Land Brandenburg auch über den Kaufpreis gegeben. Dadurch hat sich alles etwas hingezogen. Nach dem September hat es die Beauftragung der BImA gegeben, die offenen Fragen zu klären. Der Druck ist also vorhanden, und wir stehen in regelmäßigen Gesprächen. Ich rufe die Frage 8 der Kollegin Cornelia Behm auf: Liegt die im September 2008 laut Bundesministerium der Finanzen noch fehlende „haushaltsseitige Anerkennung“ des Bedarfs für das Institutsgebäude in Kleinmachnow durch das Bundesministerium der Finanzen mittlerweile vor? m c d e t l d Z d c n l r Z m t r P a d N e s b g e a w D (C (D Urs Sie wissen, dass die haushaltsseitige Anerkennung es Bedarfs durch das Bundesministerium der Finanzen rfolgt, und zwar formal zusammen mit der haushaltsseiigen Zustimmung zu der noch zu erstellenden Bauunterage. Das ist sehr formal geregelt, und das ist gegenüber em Steuerzahler auch geboten. Diese haushaltsseitige ustimmung durch das BMF ist erst dann möglich, wenn ie Maßnahme im Haushaltsplan entsprechend abgesihert ist. Aber da, wie ich vorhin schon gesagt habe, och eine Reihe von Fragen ungeklärt und die Bauunterage noch nicht vorhanden ist, sind die gesamten Verfahen für den Haushalt des Jahres 2010 vorgesehen. Ihre Zusatzfragen. Danke. An Frau Heinen habe ich im Moment keine usatzfrage mehr. Dann schließe ich den Geschäftsbereich und bedanke ich bei Frau Heinen recht herzlich für die Beantworung der Fragen. Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeiums der Verteidigung auf. Die Fragen beantwortet Herr arlamentarischer Staatssekretär Christian Schmidt. Ich rufe die Frage 9 des Abgeordneten Heinz Schmitt uf: Hält die Bundesregierung die Berichte der Zeitung Rheinpfalz am Sonntag vom 30. November 2008 für glaubwürdig, nach denen am 7. Oktober 2008 bei einer deutsch-niederländischen Luftwaffenübung über dem Raum Offenbach/Queich im Kreis Südliche Weinstraße, Rheinland-Pfalz, ein Zivilist durch Einsatz eines Laser-Waffenleitsystems zu Schaden gekommen sein soll, und, wenn ja, welche Schritte hat die Bundesregierung zur Aufklärung unternommen, bzw. welche Maßnahmen sind vorgesehen, um Wiederholungen zu vermeiden? C Lieber Kollege, Ihre Frage beantworte ich wie folgt: ein. Ihre Zusatzfragen. Ihrer Antwort entnehme ich eine Nichtreaktion. Ich rgänze meine Frage: Beabsichtigt die Bundeswehr, dieem Vorgang nachzugehen, da durchaus Beweise – eine eschädigte Kamera – vorliegen? Sind Maßnahmen voresehen, um diesen Vorfall aufzuklären, der außerdem in iner Region stattgefunden hat, in der weder die Übung ngemeldet noch transparent erkennbar war, warum und ozu die Übung in diesem Gebiet stattgefunden hat? as ist kein ausgewiesenes militärisches Sperrgebiet. 21082 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 C Frau Präsidentin, diese Zusatzfrage betrifft auch die zweite Frage des Kollegen. Dann rufe ich jetzt auch die Frage 10 des Abgeordne ten Heinz Schmitt auf: Wenn die Bundesregierung die genannten Berichte nicht für glaubwürdig hält und nicht weiterverfolgen will, womit begründet sie diese Einschätzung und Vorgehensweise? C Dass die Bundesregierung die genannten Berichte nicht für glaubwürdig hält, habe ich schon bestätigt. Sie wollen wissen, womit die Bundesregierung diese Einschätzung begründet. Dem Bundesministerium der Verteidigung liegen keinerlei Erkenntnisse über einen missbräuchlichen Lasereinsatz am 7. Oktober 2008 im Rahmen der Durchführung einer Übung der niederländischen Luftstreitkräfte vor. In einer Stellungnahme zum Sachverhalt über diese Übung, die angemeldet war und am 7. Oktober durchgeführt worden ist, teilen die niederländischen Streitkräfte mit, dass bei diesem Übungsflug am 7. Oktober der Laser nicht eingesetzt worden ist. Die in dem Presseartikel beschriebene Beschädigung einer Kamera könne daher nicht auf den Einsatz des Hubschraubers zurückgeführt werden. Der helle Bereich auf dem vorgelegten Foto sei auf eine Reflexion des Sonnenlichts an der Nase des Luftfahrzeuges zurückzuführen. Das war die Information, die wir von den niederländischen Streitkräften eingeholt haben. Ich darf ergänzend sagen, dass im Rahmen eines Lehrgangs zur Ausbildung von Hubschrauberwaffenlehrern, des sogenannten HWIC, Helicopter Weapons Instructor Course, unter niederländischer Leitung die fliegerische Übung HWIC Polygone 2008, ausgehend vom Flugplatz Zweibrücken, durchgeführt worden ist. An dieser Übung beteiligte sich mit zwei Hubschraubern die Luftbewegliche Brigade 1 des Heeres der Bundeswehr. Die mit Hubschraubern vom Typ BO 105 durchgeführten Übungsflüge führten dabei vom Stadtflugplatz Zweibrücken aus zum Teil über das nördliche Saarland in das in Rheinland-Pfalz gelegene Kernübungsgebiet südöstlich von Ramstein. Jetzt haben Sie weitere Fragen, Herr Kollege Schmitt. Herr Staatssekretär, würden Sie mir zustimmen, dass die Recherche bei diesem Vorfall, der auf einer beweisbaren Begebenheit beruht, nicht zur Zufriedenheit der Betroffenen führt? Wäre es dennoch denkbar, dass die Inaugenscheinnahme des beschädigten Fotoapparats durch die Verantwortlichen nachgeholt wird? d d S t l R f v a k e Z S w k w a k b d W n d d d E h s r a h u Z S W d b m d z t T (C (D C Ich bin nicht – ich müsste das nachreichen – vollstänig darüber informiert, wie sich die niederländischen treitkräfte zu dieser Fragestellung gegenüber der Zei ung und gegenüber dem sich geschädigt Fühlenden – erauben Sie mir diese Formulierung – verhalten hat. Ich will nur noch einmal sagen: Der Redakteur der heinpfalz hatte uns angesprochen. Das Presseund In ormationszentrum der Luftwaffe hatte ihm am 21. Noember die Stellungnahme übermittelt, in der generell uf den Sachverhalt eingegangen worden ist. Dabei onnten Kenntnisse über einen missbräuchlichen Laserinsatz im Rahmen der Übung nicht bestätigt werden. ur weiteren Recherche wurde auf die niederländischen treitkräfte verwiesen. Die Stellungnahme des BMVg urde in Presseartikeln mit Hinweisen auf eigene Erenntnisse der Redaktion angezweifelt. Dem Redakteur urde dann der Kontakt vermittelt. Dann gab es wohl uch eine Stellungnahme der niederländischen Streiträfte. Aber weitere Erkenntnisse sind uns darüber nicht ekannt. Ich glaube, ich darf noch eine Frage stellen. Ja, Sie können noch eine Frage stellen. Vielen Dank. – Haben Sie Erkenntnisse darüber, dass iese Übung speziell in diesem Raum, im Kreis südliche einstraße, gegenüber der zuständigen Kreisverwaltung icht angekündigt worden war, und was sind die Gründe afür? C Würde man unterstellen, dass Laser verwendet woren wären – wovon wir nicht ausgehen, weil wir keine rkenntnisse darüber haben –, dann wäre das nur inneralb militärischer Sperrgebiete erlaubt gewesen. Grundätzlich ist es so, dass das Bedienpersonal von Lasereinichtungen an Bord eines Luftfahrzeuges im Hinblick uf die sicherheitstechnischen Auflagen – Laser hat eine ohe Energieintensität – speziell ausgebildet sein muss nd dass die Lasereinrichtungen nur auf Ziele oder in ielräume gerichtet werden dürfen, die im militärischen perrgebiet liegen und speziell dafür freigegeben sind. enn das der Fall gewesen wäre, worauf wir – ich wie erhole – außer den Vorhaltungen, die seitens des Hobyfotografen gegenüber der Rheinpfalz am Sonntag geacht worden sind, keine Hinweise haben, dann wäre as ein Verstoß gegen die Vorschriften und Regeln, die ur Sicherheit der Bevölkerung existieren und eingehalen werden müssen. Das war nicht meine Frage. Es ging mir nicht um die echnik, sondern die Frage bezog sich klar auf die For Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21083 Heinz Schmitt malität der Anmeldung einer solchen Übung, die nicht erfolgt ist. Das war die Frage. C Die Übung war in Ordnung. Sie hatte keine Laserkomponente. Deshalb durfte sie stattfinden. Das heißt, Übungen, die ohne Lasertechnik durchge führt werden – – Herr Kollege Schmitt. Wenn ich eine Antwort bekomme, die an meiner Frage vorbeigeht, muss ich nachfragen. (Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das passiert uns ständig! – Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619507500
Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619507600
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1619507700

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Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619507800
Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619507900
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1619508000
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619508100
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1619508200
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619508300
Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619508400
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619508500
Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1619508600
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619508700
Heinz Schmitt (SPD):
Rede ID: ID1619508800

(A) )


(B) )

Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1619508900
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619509000
Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1619509100
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619509200
Heinz Schmitt (SPD):
Rede ID: ID1619509300
Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1619509400
Heinz Schmitt (SPD):
Rede ID: ID1619509500
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619509600
Heinz Schmitt (SPD):
Rede ID: ID1619509700
Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1619509800
Heinz Schmitt (SPD):
Rede ID: ID1619509900

(A) )


(B) )

Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1619510000
Heinz Schmitt (SPD):
Rede ID: ID1619510100
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619510200
Heinz Schmitt (SPD):
Rede ID: ID1619510300


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619510400

Nein, Herr Kollege Schmitt, Sie können keine weite-

ren Zusatzfragen stellen.


Heinz Schmitt (SPD):
Rede ID: ID1619510500

Okay. Aber die Antwort ging an der Frage vorbei.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619510600

Das kann gelegentlich passieren. – Wir sind damit am

Ende dieses Geschäftsbereichs. Herr Parlamentarischer
Staatssekretär Schmidt, herzlichen Dank.

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministe-
riums für Bildung und Forschung auf.

Die Fragen 11 und 12 der Abgeordneten Priska Hinz
sowie die Fragen 13 und 14 des Kollegen Kai Gehring
werden schriftlich beantwortet.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Auswärtigen
Amtes. Zur Beantwortung der Fragen steht der Staats-
minister Günter Gloser zur Verfügung.

Die Frage 15 des Kollegen Volker Beck sowie die
Frage 16 der Kollegin Petra Pau werden schriftlich be-
antwortet.

Ich rufe die Frage 17 auf:
Gab es ab Anfang 2002 doch Hinweise oder Informatio-

nen der US-Regierung an die Bundesregierung – ebenso wie
an die spanische Regierung –, dass Lufttransporte Terroris-
musverdächtiger zum Beispiel aus Afghanistan nach
Guantánamo und in andere bekannte oder geheime Gefäng-
nisse über Europa und Deutschland stattfinden, sowie Fragen
nach Zwischenlandemöglichkeiten in Deutschland, wie im
spanischen Außenministerium notiert worden sein soll mit

(vergleiche FAZ, 1. Dezember 2008)

rung solche Information bzw. Anfrage seitens der US-Regie-
rung erhielt, wie hat sie darauf reagiert?

Bitte schön, Herr Staatsminister.

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(C (D Die Antwort lautet: Die Bundesregierung hat weder nfang 2002 noch zu einem späteren Zeitpunkt derartige inweise, Informationen oder Anfragen durch die USegierung erhalten. Ihre Zusatzfrage. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1619510700
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619510800
Da diese Meldung in mehreren Zeitungen aufgetaucht

st und sich ein veritabler Untersuchungsausschuss
chon seit vielen Monaten mit der Aufklärung unter an-
erem dieser Frage beschäftigt, möchte ich fragen: Hat
ie Bundesregierung diese Zeitungsberichte einmal zum
nlass genommen, bei der spanischen Regierung nach-

ufragen, wann das gewesen ist, ob es dazu Unterlagen
ibt und wie es zu der Meldung kommen konnte, dass
icht nur die spanische Regierung, sondern auch andere
uropäische Regierungen Anfang 2002 entsprechende
nformationen erhalten haben? Ist die Bundesregierung
iesen Hinweisen nachgegangen, um den Sachverhalt
ufzuklären?


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1619510900

Herr Kollege Ströbele, die erste Feststellung: Die
itglieder der Bundesregierung lesen selbstverständlich

eitung. Die zweite Feststellung: Sie selbst waren daran
eteiligt, dass der Untersuchungsausschuss einen Ermitt-
ungsbeauftragten eingesetzt hat, der versucht hat, diesen
ingen nachzugehen. Er ist zu dem Ergebnis gekom-
en, dass solche Hinweise und Informationen nicht vor-

elegen haben.

Ich darf hinzufügen: Als bekannt wurde, dass die US-
egierung im Frühjahr dieses Jahres die britische Regie-

ung über entsprechende Vorgänge unterrichtet hat, hat
undesaußenminister Frank-Walter Steinmeier dies zum
nlass genommen, seine Fragen in einem Brief festzu-
alten und ihn der amerikanischen Außenministerin
ondoleezza Rice persönlich zu übergeben. Darin war
uch die Bitte enthalten, der Bundesregierung auf ent-
prechende Fragen Antworten zu geben. Trotz mehrfa-
her Nachfragen haben wir bis heute keine Antwort er-
alten.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619511000

Sie haben eine weitere Zusatzfrage.


(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Mit Spanien verbindet uns eine solidarische Gemein-

chaft im Rahmen der Europäischen Union. Der spani-
che Außenminister sagte selber, dass es solche Informa-
ionen gegeben hat und dass auch andere europäische
änder – so sagte er laut Zeitungsberichten – entspre-
hende Informationen bekommen haben. Wäre es da
icht sinnvoll und naheliegend gewesen, nicht nur bei
er US-Außenministerin Frau Rice, sondern auch bei
em spanischen Kollegen von Herrn Steinmeier nachzu-

21084 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008


(A) )



(B) )


Hans-Christian Ströbele
fragen, ob es vielleicht schriftliche Unterlagen und nä-
here Erkenntnisse gibt? Bisher besteht der Eindruck,
dass die Bundesregierung gar nicht wissen will, dass sol-
che Informationen damals gegeben worden sind.


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1619511100

Herr Kollege Ströbele, ich kann in aller Öffentlichkeit

sagen: Es besteht in der Tat eine ausgezeichnete Bezie-
hung zwischen Spanien und Deutschland. Für die Frage
„Wer hat was veranlasst, und wer hat wen möglicher-
weise nicht unterrichtet?“ ist die amerikanische Regie-
rung in der Person der Außenministerin der richtige An-
sprechpartner. Es wäre gut gewesen, wenn die Anfragen,
aber auch die Erinnerungen an unsere Anfragen in den
letzten Wochen beantwortet worden wären.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619511200

Ich rufe die Frage 18 auf:

Warum will die Bundesregierung keinen Personalbeitrag
gemäß der Doss-Liste zur Aufstockung der MONUC leisten,
obwohl der UNO-Generalsekretär mangels schnell verfügba-
rer Kapazitäten die EU offiziell um Unterstützung gebeten hat
und die kongolesische Zivilbevölkerung in den Kivu-Provin-
zen weiterhin akuten Gewaltexzessen der Kriegsparteien
schutzlos ausgesetzt ist?

Bitte schön, Herr Staatsminister.


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1619511300

Ich darf folgende Antwort geben: Die Bundesregie-

rung unterstützt die Friedensmission der Vereinten
Nationen MONUC bei der Erfüllung ihrer zentralen
Rolle in der Demokratischen Republik Kongo. Wichtig
sind in erster Linie der politische Prozess und dessen
Stärkung. Die Bundesregierung unterstützt die Vermitt-
lungsbemühungen des Sondergesandten der Vereinten
Nationen Obasanjo und des Vermittlers der Afrikani-
schen Union Benjamin Mkapa politisch und auch finan-
ziell.

MONUC benötigt zur Erfüllung ihrer Aufgaben zum
Schutz von Zivilisten nicht nur militärische Unterstüt-
zung, sondern dringend auch Unterstützung im nicht-
militärischen Bereich. Das ist das Ergebnis einer Reise
des Leiters der Abteilung Vereinte Nationen und Globale
Fragen des Auswärtigen Amts, Herrn Dr. Peter Wittig,
vom 8. bis zum 12. Dezember 2008 in den Kongo.

Die Bundesregierung will die teilweise mit Lava zu-
geschüttete Landebahn des Flughafens Goma in Zusam-
menarbeit mit der Welthungerhilfe und MONUC wie-
derherstellen. Dieses Projekt kommt MONUC direkt
zugute. Weiterhin werden derzeit in Zusammenarbeit mit
MONUC Projekte entwickelt, die der kongolesischen
Polizei zugutekommen sollen, die eine Schlüsselrolle im
Stabilisierungsplan MONUCs für den Osten spielt. Der
Aufbau einer funktionierenden Polizei ist eine zentrale
Aufgabe zur Wiederherstellung der öffentlichen Sicher-
heit und zum Schutz der Zivilbevölkerung nicht nur in
den Kivu-Regionen, sondern auch generell in der Demo-
kratischen Republik Kongo. Schon dieses Jahr wurde in
Zusammenarbeit mit der EU-Mission EUPOL ein Pro-
jekt durchgeführt. Auch bei der EU-Mission EUSEC, die

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(C (D ie kongolesischen Streitkräfte unterstützt, engagiert ich die Bundesregierung. Bei der Diskussion im europäischen Rahmen zu der rage, wie MONUC entsprechend der Anfrage des Geeralsekretärs der Vereinten Nationen unterstützt werden ann, wurde deutlich, dass der Schwerpunkt auf politichen Initiativen liegen muss, um die Probleme im Osten ongos einer nachhaltigen Lösung zuzuführen. Dies hat nsere volle Unterstützung. Ihre Zusatzfrage. Kerstin Müller EN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619511400
Vielen Dank, Herr Staatsminister, für diese Antwort,

ie der entspricht, die Sie auf meine Kleine Anfrage ge-
eben haben. Es gibt zwar die Anfrage nach Hardware
onseiten des Generalsekretärs der UNO. Die Bundes-
egierung sagt aber: Njet, wir werden uns daran nicht be-
eiligen. – Sie verhindert sogar Entsprechendes inner-
alb der EU. Ich nenne einmal, was die Doss-Liste
nthält: 2 Infanteriebataillone, 2 Kompanien Spezial-
räfte, 18 Transporthubschrauber, 2 Transportflug-
euge, 1 Pioniereinheit, 200 Militärs, 2 zusätzliche
tehende Polizeieinheiten. Das ist so von der UNO be-
chlossen worden, und der Generalsekretär hat bei der
U Entsprechendes angefragt.

Meine Frage lautet – erst die zweite Frage bezieht
ich auf den politischen Prozess –: Es ist ja nicht so, wie
ie sagen, dass die UNO politisch agieren will. Solana
at vielmehr drei Optionen entwickelt, über die er jetzt
it Ban Ki-moon spricht. Eine davon sieht den Einsatz

iner EU-Battle-Group und eine zweite die Beteiligung
n MONUC vor. Wieso sagen Sie, die Bundesregierung
nd die EU würden nur politisch etwas machen, sich
ber nicht an der Doss-Liste beteiligen, während Solana
enau dies mit Ban Ki-moon besprechen wird?


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1619511500

Frau Kollegin Müller, ich darf sagen: Der Sachver-

alt, wie Sie ihn jetzt vorgetragen haben, stimmt so
icht. Das Erste ist – da sind sich alle in der Europäi-
chen Union einig; es hat ja verschiedene Sitzungen des
ußenministerrates gegeben –, dass es wichtig ist, den
olitischen Prozess in Gang zu bringen bzw. zu unter-
tützen, also die Bemühungen der Vermittler, die ich
orhin genannt habe, und die Gespräche, die angekün-
igt wurden, zu unterstützen.

Der andere Punkt ist: Wie kann im Rahmen der ent-
tandenen Situation, die sich aus der tatsächlichen Stärke
on MONUC, der Notwendigkeit, MONUC zu verstär-
en, und der Tatsache ergibt, dass diese Verstärkung län-
ere Zeit in Anspruch nimmt, möglicherweise eine sol-
he Brückenmission, wie es der Generalsekretär der
ereinten Nationen genannt hat, gestartet werden? Da-

über ist in den letzten Tagen auch im Rahmen des
ußenministerrates gesprochen worden. Es ist richtig:
s gibt verschiedene Optionen. Dazu ist noch keine Ent-
cheidung getroffen worden, sodass dem Generalsekre-

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21085


(A) )



(B) )


Staatsminister Günter Gloser
tär noch keine Antwort seitens der Europäischen Union
gegeben werden kann.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619511600

Sie können noch eine Zusatzfrage stellen.

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Eine Nachfrage zum politischen Prozess. Die Anfrage
der UNO betrifft ganz konkrete Hardware, mit der
MONUC in der Lage wäre, die Menschen zu schützen.
2 Millionen Menschen und massenhaft vergewaltigte
Frauen können nicht warten, bis ein mit langem Atem
anzugehender politischer Prozess begonnen hat und be-
endet ist. Also noch einmal meine Nachfrage: Wird die
Bundesregierung positiv auf diese Anfrage des General-
sekretärs antworten? Wenn Nein: Wird sie wenigstens
nicht verhindern, dass sich die Europäische Union posi-
tiv äußert und sich an dieser Aufstockung beteiligt?


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1619511700

Liebe Kollegin Müller, ich darf noch einmal sagen,

dass wir nicht die Einzigen sind, die an bestimmten Stu-
fen dieses Prozesses gesagt haben, welche Schritte not-
wendig sind. Das heißt, die Bundesrepublik Deutschland
blockiert nicht. Im Gegenteil: Die Optionen lagen auf-
grund des Schreibens auf dem Tisch der Außenminister.
Bis jetzt hat erst ein einziges Mitgliedsland, nämlich
Belgien, signalisiert, dass es militärische Unterstützung
leisten würde. Inwieweit MONUC bei der Logistik oder
in anderen Bereichen Unterstützung finden könnte, ist
noch nicht entschieden. Zu dieser Frage findet in der
Europäischen Union ein Prozess statt. Deshalb kann man
nicht davon sprechen, dass die Bundesregierung diesen
Prozess blockiert.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619511800

Ich rufe die Frage 19 der Kollegin Kerstin Müller auf:

Aus welchem Grund unterstützt die Bundesregierung
nicht mit hochrangigen Politikern vor Ort die Vermittlungsbe-
mühungen des UNO-Sondergesandten Olusegun Obasanjo
zwischen der kongolesischen Regierung und den Nkunda-Re-
bellen, zumal die aktuellen Friedensbemühungen in Nairobi
wieder stillstehen, die Krisenbearbeitung in Kenia Anfang
2008 die Wichtigkeit einer starken, geschlossenen und koordi-
nierten internationalen Gemeinschaft verdeutlicht hat und die
Bundesregierung schließlich selbst betont, dass ein dauerhaf-
ter Frieden im Kongo einer politischen Lösung des Konflikts
bedarf?

Bitte schön, Herr Staatsminister.


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1619511900

Die Vermittlungsbemühungen des Vermittlers der

Vereinten Nationen, Olusegun Obasanjo, machen nach
den der Bundesregierung vorliegenden Informationen
trotz gelegentlicher Verzögerungen insgesamt gute Fort-
schritte. Zusammen mit ihren EU-Partnern unterstützt
die Bundesregierung diese Vermittlungsbemühungen
ebenso wie die Bemühungen des Vermittlers der Afrika-
nischen Union, Benjamin Mkapa. Der Bundesminister
des Auswärtigen, Dr. Frank-Walter Steinmeier, hat in
den vergangenen Wochen mehrfach mit dem Staatspräsi-

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(C (D enten von Ruanda, Paul Kagame, und dem Außeninister der Demokratischen Republik Kongo, Alexis hambwe Mwamba, telefoniert. Eine Entsendung weite er Akteure, zusätzlich zu den genannten Vermittlern nd zum Sonderbeauftragten der Europäischen Union ür die afrikanische Region der Großen Seen, Herrn van e Geer, würde die Verhandlungen komplizieren. Auch n Kenia wurden die wesentlichen Fortschritte in den Situngen erzielt, an denen lediglich die Kontrahenten und er Vermittler teilnahmen. Afrikanischen Vermittlungsemühungen ist nach Ansicht der Bundesregierung Vorang einzuräumen. Ihre Zusatzfrage. Kerstin Müller EN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619512000
Ist es nicht so, dass Deutschland fast der einzige

roße europäische Staat ist, der anders als Frankreich
nd Großbritannien Obasanjo bei der Vermittlung ohne
orbehalte unterstützen könnte? Jedenfalls ist das etwas,
as uns gegenüber immer wieder geäußert wird. Sie ha-
en von zwei Telefonaten gesprochen: mit dem Außen-
inister des Kongo und mit Herrn Kagame. Ich frage

eshalb noch einmal: Warum gibt es keine Unterstüt-
ung durch einen prominenten deutschen Vermittler, der
or Ort dazu beiträgt, dass der notwendige Druck auf
kunda und Kabila erhöht wird? 2006 gab es immerhin

ine EU-Mission. Es ist mir unverständlich, dass von un-
erer Seite nicht wirklich intensiv Druck ausgeübt wird,
m die Vermittlungsbemühungen von Obasanjo zu un-
erstützen.


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1619512100

Ich kann nur wiederholen, dass die Europäische

nion in dieser Angelegenheit sehr aktiv ist, die Präsi-
entschaft aktiv geworden ist – das entspricht der Rolle
iner Präsidentschaft – und andere Repräsentanten das
um Anlass genommen haben, mit der Präsidentschaft
u reisen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch die Ini-
iativen. Es wird versucht, durch andere Maßnahmen den
ruck zu erhöhen und die Notwendigkeit von Friedens-
esprächen herauszustellen. Das ist auch durch den Au-
enminister geschehen. Ich denke, das reicht neben den
emühungen der Vermittler, die bereits vorhanden sind,
us.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619512200

Sie haben noch eine Zusatzfrage.

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Wir haben gerade 60 Jahre Menschenrechtscharta ge-

eiert. Ich konnte der Rede des Außenministers lauschen.
r hat sich auf die beschlossene Schutzverantwortung,
esponsibility to Protect, bezogen, sogar den Kongo er-
ähnt. Ich frage Sie noch einmal: Wenn Sie dies als ver-
indliche Handlungsgrundlage der Bundesregierung an-
ehen, warum wird die Bundesregierung dann nicht

21086 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008


(A) )



(B) )


Kerstin Müller (Köln)

aktiver, um die Menschen dort vor massiver Gewalt zu
schützen?


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1619512300

Frau Müller, den Vorwurf, wir würden nicht aktiver

schützen, kann ich so nicht stehen lassen. Die Bundesre-
publik Deutschland – das wissen vielleicht nur wenige –


(Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tut nichts, gar nichts!)


ist beispielsweise der drittgrößte Geber für die Mission
MONUC. Wir haben das auch hinsichtlich der humanitä-
ren Arbeiten und Hilfen deutlich gemacht. Ich habe vor-
hin das Projekt erwähnt, das Herr Außenminister
Steinmeier bei einer der letzten Ratssitzungen angekün-
digt hat, nämlich die Wiederherstellung des Flughafens.
Dies geschieht auf ausdrücklichen Wunsch verschiede-
ner NGOs, der Welthungerhilfe, aber auch der örtlichen
Autoritäten, damit den Menschen dort geholfen werden
kann. Es gibt Aktivitäten des Bundesministeriums für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Man
kann also nicht sagen, dass die Bundesrepublik Deutsch-
land und dass diese Bundesregierung nicht aktiv sind.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619512400

Eine weitere Zusatzfrage der Kollegin Eid.


Ursula Eid-Simon (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619512500

Herr Staatsminister, Sie haben jetzt verschiedentlich

darauf hingewiesen, dass politische Lösungen notwen-
dig sind, um den Konflikt im Osten des Kongos zu lö-
sen. Stimmt die Bundesregierung mit der Auffassung
vieler afrikanischer Staats- und Regierungschefs über-
ein, dass ein Grund für die Destabilisierung im Osten des
Kongos darin besteht, dass ehemalige ruandische Völ-
kermörder im Osten des Kongos Schutz gesucht haben
und dass es, um an die Ursache des Konfliktes zu gehen,
dringend erforderlich ist, diese etwa zwischen 6 000 und
10 000 bewaffneten Milizionäre und Ex-FAR-Leute aus
der Region umzusiedeln, damit in der Region endlich
Ruhe eintritt? Was tut die Bundesregierung, um genau an
diese Ursache heranzugehen und zu helfen, das Problem
zu lösen?


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1619512600

Noch einmal: Dieser Aspekt, den Sie ansprechen, ist

in erster Linie eine Frage der beteiligten Akteure. Es
liegt zum Zweiten auch in der Verantwortung der Afrika-
nischen Union und der beteiligten Staaten, die sich um
die Lösung dieses Konfliktes bemühen. Es gibt in den
letzten Tagen Zeichen, dass es dort – auch wenn es uns
in keiner Weise zufriedenstellen kann – Fortschritte gibt.
Eingebettet in dieses Gesamtkonzept ist die Aufgabe der
Bundesregierung zu sehen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619512700

Ich rufe die Frage 20 der Kollegin Dr. Uschi Eid auf:

Welche Schritte wird die Bundesregierung unternehmen,
um Druck auf den simbabwischen Staatspräsidenten Robert
Mugabe auszuüben, damit dieser zum Rücktritt gezwungen
wird?

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(C (D Wenn Sie, Frau Präsidentin, und Sie, Frau Dr. Eid, es rlauben, würde ich die beiden Fragen zusammen beantorten, (Dr. Uschi Eid [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn sich dadurch die Zahl meiner Zusatzfragen nicht reduziert!)

Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1619512800

as ja auch erlaubt, die entsprechende Anzahl an Zu-
atzfragen zu stellen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619512900

Sie haben dann vier Zusatzfragen.

Ich rufe die Frage 21 der Kollegin Dr. Uschi Eid auf:
In welcher Form unterstützt die Bundesregierung Bemü-

hungen, damit in Simbabwe eine Übergangsregierung ohne
Robert Mugabe eingerichtet wird und der Wählerwille von
Mai 2008 respektiert wird?


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1619513000

Ich darf wie folgt antworten: Der simbabwische Prä-

ident, Robert Mugabe, und die Führer der beiden Oppo-
itionsparteien haben am 15. September 2008 ein
bkommen unterschrieben, nach dem sie die Regie-

ungsgewalt teilen wollen. Robert Mugabe soll danach
räsident bleiben, Morgan Tsvangirai soll Premierminis-

er mit umfangreichen Regierungskompetenzen werden.
ie Bundesregierung hat zusammen mit ihren Partnern

n der Europäischen Union stets die Umsetzung dieses
bkommens und die umgehende Bildung einer hand-

ungsfähigen Regierung gefordert. Dabei müssen Regie-
ungsverantwortung und -macht so aufgeteilt werden,
ass der in den Wahlen vom März 2008 zum Ausdruck
ekommene Wählerwille respektiert wird. Dies hat
eutschland im Rahmen der EU mehrfach gefordert.
ie Umsetzung des Abkommens stagniert allerdings seit
er Unterzeichnung im September. Mugabe hat vor al-
em in den letzten Tagen gezeigt, dass er an einer Macht-
eilung kein Interesse hat.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619513100

Ihre Zusatzfragen.


Ursula Eid-Simon (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619513200

Stimmt die Bundesregierung mit mir überein, dass

ich die stille Diplomatie des ehemaligen südafrikani-
chen Staatspräsidenten Thabo Mbeki damit als erfolg-
os erwiesen hat? Ist die Bundesregierung bereit, ge-

einsam mit anderen Afrikanern, die diesen Prozess in
imbabwe stoppen wollen, Sorge dafür zu tragen, dass
ach einem anderen Vermittler gesucht wird, weil klar
eworden ist, dass die Vermittlungen des ehemaligen
üdafrikanischen Staatspräsidenten nicht zum Erfolg
ühren?


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1619513300

Frau Dr. Eid, es hat in der Vergangenheit viele Si-

nale hinsichtlich des Prozesses in Simbabwe gegeben.
as hat gelegentlich zu Gegenreaktionen in den dortigen
ändern insbesondere im Süden Afrikas geführt. Aber

ch glaube, dass in der Zwischenzeit auch bei den be-

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21087


(A) )



(B) )


Staatsminister Günter Gloser
nachbarten Ländern und insbesondere den SADC-Län-
dern deutlich geworden ist, dass Druck auf die Regie-
rung Mugabe auszuüben ist.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619513400

Ihre nächsten Zusatzfragen.


Ursula Eid-Simon (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619513500

Ist der Bundesregierung der Vorschlag der Internatio-

nal Crisis Group bekannt, nach der ein von der AU und
der UNO gemeinsam eingesetzter Vermittler, also eine
respektierte Persönlichkeit, ernannt werden soll? Es gibt
einige Namen, zum Beispiel den des ehemaligen UNO-
Generalsekretärs Kofi Annan. Diesem Vermittler soll die
Aufgabe übertragen werden, eine Übergangsregierung,
vielleicht ohne Mugabe und ohne Tsvangirai, zu etablie-
ren, um dann neue Wahlen vorzubereiten.


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1619513600

Ich möchte diesem Schritt nicht vorgreifen und darauf

spekulieren in Erkenntnis dessen, dass sich die Afrikani-
sche Union in wenigen Tagen genau wegen der Entwick-
lung in Simbabwe zu einem Sondergipfel treffen wird.
Ich glaube, es ist sehr deutlich geworden, dass bei den
Teilnehmern andere Einschätzungen und Bewertungen
als noch vor einigen Monaten vorhanden sind. Das Er-
gebnis dieses Gipfels sollte zunächst einmal abgewartet
werden.


Ursula Eid-Simon (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619513700

Unternimmt die Bundesregierung in der institutionali-

sierten Zusammenarbeit zwischen der Europäischen
Union und der SADC, also der Entwicklungsgemein-
schaft des Südlichen Afrikas, sowie der AU Schritte, da-
mit in diesem Prozess dieses Thema sehr hochrangig be-
arbeitet wird und Maßnahmen ergriffen werden, um
Simbabwe in der derzeitigen Lage erst einmal zu stabili-
sieren?


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1619513800

Frau Dr. Eid, es ist Folgendes festzustellen: Vor eini-

ger Zeit – ich glaube, das war im November – war Herr
Tsvangirai hier in Berlin zu Besuch. Er hat noch einmal
deutlich gemacht, dass die Machtteilung, die vereinbart
worden ist, für ihn ein ganz wesentlicher Schritt zur Sta-
bilität ist. Dazu gehört natürlich auch der andere Partner.
Die Frage ist: Ist Mugabe überhaupt bereit, diese Macht-
teilung so zu vollziehen, wie man sie vereinbart hat?

Ein zweiter Punkt ist, dass es nicht nur um die Rolle
der Bundesregierung geht, sondern dass es um ein ge-
meinsames Handeln, ein synchrones Vorgehen in der Eu-
ropäischen Union geht, um gegenüber den Partnern im
Süden Afrikas deutlich zu machen, dass es in erster Li-
nie ihre Aufgabe ist, entsprechend Einfluss zu nehmen,
dass beispielsweise dieses Machtteilungsabkommen um-
gesetzt wird und es möglicherweise zu weiteren Schrit-
ten kommen kann. Aber das ist in erster Linie vor Ort zu
leisten.

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(C (D Herr Staatsminister, wie bewertet die Bundesregie ung Forderungen, die zum Beispiel zuletzt von Erzbichof und Friedensnobelpreisträger Tutu erhoben woren sind, Robert Mugabe, der die Macht nicht freiwillig ergeben wird, militärisch von der Macht zu entfernen, m endlich das Leiden der Bevölkerung zu beenden? Ich arf hinzufügen: Ich halte die politischen Mittel für noch icht ausgeschöpft. Aber trotzdem ist das ein Beweis daür, dass die Menschen im südlichen Afrika wirklich aus chierer Verzweiflung nicht mehr anders können, als ine militärische Intervention zu fordern. Wie beurteilen ie das? Frau Dr. Eid, wir sind uns sicherlich einig über das, as Herr Mugabe angerichtet hat, und darin, dass er eientlich gar nicht mehr in diese vereinbarte Machtteiung passt, weil er gegen das Abkommen verstoßen hat nd in der Tat Menschenrechtsverletzungen gegenüber einem eigenen Volk begangen hat. Aber ich bitte auch arum, wie ich vorhin schon auf eine andere Frage gentwortet habe: Da die Afrikanische Union und die Enticklungsgemeinschaft des Südlichen Afrikas offen ichtlich erkannt haben, dass sie den Prozess nicht so eiterführen können, wie sie ihn bisher eingeschätzt haen, sollten wir einfach diesen Sondergipfel abwarten. ann gibt es möglicherweise weitere Entscheidungen, ie wir im Rahmen der Europäischen Union treffen müsen. Eine weitere Zusatzfrage der Kollegin Müller. Kerstin Müller EN)

Ursula Eid-Simon (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619513900
Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1619514000
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619514100
Herr Staatsminister, wir haben heute vom Außen-

inister im Ausschuss erfahren, dass der Sondergipfel,
uf den Sie sich gerade beziehen, wahrscheinlich gar
icht stattfinden wird, weil er nämlich zurzeit aktiv von
üdafrika, dem untauglichen Vermittler, hintertrieben
ird. Deshalb können Sie sich eigentlich nicht darauf
erufen, dass man die Ergebnisse abwarten sollte.

Was tun die Bundesregierung und die Europäische
nion im Rahmen eines kohärenten Vorgehens, wenn
ie Afrikaner nicht tagen oder wenn sie tagen und nicht
andeln? Ich möchte in diesem Zusammenhang noch
inmal auf die Responsibility to Protect verweisen. Da-
in heißt es: Wenn ein Staat seiner Verantwortung nicht
erecht wird, ist die gesamte internationale Gemein-
chaft in der Pflicht. Man kann es also nicht auf die AU
chieben, die vielleicht teilweise mit Mugabe unter einer
ecke steckt. Was tun Sie, wenn die Menschen massen-
eise an Cholera sterben und diese Krankheit auf die
achbarländer übergreift?


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1619514200

Frau Kollegin Müller, Sie wissen aus früheren Aufga-

en, dass ich keinen Grund habe, meinem Außenminis-
er zu widersprechen. Dass der Gipfel nicht stattfindet,
as mag so sein, weil es unterschiedliche Entwicklungen

21088 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008


(A) )



(B) )


Staatsminister Günter Gloser
gibt. Aber beabsichtigt ist natürlich, dass dieser Gipfel
stattfindet. Es ist deutlich geworden, dass die Einschät-
zung der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft
gegenüber dem Regime Mugabe in der Vergangenheit
möglicherweise nicht richtig gewesen ist.

Ich erinnere an die ganzen Debatten im Vorfeld des
EU-Afrika-Gipfels im letzten Jahr unter portugiesischer
Präsidentschaft, bei der es um die Frage ging, ob man
Mugabe einlädt oder nicht, und bei der es zu einer Ge-
genreaktion der afrikanischen Staaten gekommen ist und
sie Mugabe unterstützt haben, weil sie es für notwendig
gehalten haben, dass er an dem Gipfel teilnimmt. Daran
sieht man aber, dass mittlerweile auch in den Ländern
des südlichen Afrikas ein Umdenken stattgefunden hat,
auch wenn es viel zu lange gedauert hat. Ich hoffe, dass
dieses Umdenken auch zu konkreten Schritten führt.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619514300

Wir sind damit am Ende dieses Geschäftsbereiches. –

Vielen Dank, Herr Staatsminister, für die Beantwortung
der Fragen.

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeri-
ums des Innern auf.

Die Fragen beantwortet der Parlamentarische Staats-
sekretär Peter Altmaier.

Ich rufe die Frage 22 des Kollegen Dr. Hakki Keskin
auf:

Teilt die Bundesregierung die Einschätzung von türki-

(vergleiche www.tgmn.de)

rechte Gewalt zunehmend gegen Migrantinnen und Migranten
mit türkisch-muslimischem Hintergrund richtet, vor dem Hin-
tergrund, dass im Zeitraum von Februar 2006 bis April 2008
einer Auflistung der Türkischen Gemeinde Nürnberg zufolge
94 gemeldete Angriffe gegen türkische Migrantinnen und Mi-
granten, ihr Eigentum, ihre Vereinigungen und Moscheen in
Deutschland registriert worden sind, und, wenn ja, welche
Konsequenzen zieht sie hieraus?

Bitte schön, Herr Staatssekretär.

P
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1619514400


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Mit Ihrer und Herrn
Keskins Zustimmung würde ich gern die Fragen 22 und
23 im Zusammenhang beantworten. Sie können dann
entsprechend mehr Zusatzfragen stellen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619514500

Dann rufe ich auch die Frage 23 des Kollegen

Dr. Hakki Keskin auf:
Welche notwendigen Schutzvorkehrungen sind bislang ge-

troffen worden, um türkische Migrantinnen und Migranten,
ihr Eigentum und ihre Vereinigungen und Moscheen vor der
gestiegenen rechten Gewalt zu schützen, und, sollten keine
Maßnahmen ergriffen worden sein, welche Schutz- und Prä-
ventionsmaßnahmen wird die Bundesregierung beschließen,
um Angriffe gegen türkische Migrantinnen und Migranten zu
verhindern?

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(C (D P Herr Kollege Keskin, die Bundesregierung ist sich inofern mit den Migrantenverbänden und, wie ich denke, uch mit Ihnen einig, dass wir der Auffassung sind, dass ich die Zahl rechter Gewalttaten ganz generell und speiell die Zahl fremdenfeindlicher Gewalttaten in eutschland seit Jahren auf einem viel zu hohen Niveau ewegt und dass bisher leider auch keine Anzeichen für ine Wende zum Besseren zu erkennen sind; das muss an deutlich sagen. Das ist ein Zustand, der nicht hin ehmbar ist. Der Bundesregierung liegen jedoch keine belastbaren rkenntnisse vor, dass Migrantinnen und Migranten mit ürkisch-muslimischem Hintergrund von den Gewalttaen, die Sie angesprochen haben, überproportional beroffen sind, etwa im Vergleich zu Personen aus anderen erkunftsländern, zum Beispiel mit Personen aus Af ika. Allerdings ist zu sagen, dass die Bundesländer für ie Fallzahlen und die Einordnung der Fälle in die einelnen Kategorien zuständig sind. Das ist etwas, was die undesregierung und das BKA nicht im Einzelfall überrüfen können. Nach den bestehenden Richtlinien ist für die Einordung einer Tat als fremdenfeindliche Straftat allein die otivation des Täters maßgebend. Die Einschätzung ird auch dadurch erschwert, dass die Angaben des Op ers zu seinem Migrationshintergrund und/oder seiner eligionszugehörigkeit freiwillig sind und auch nicht uf ihre Richtigkeit hin überprüft werden. Das alles acht es schwierig, anhand der Zahlen Trends festzu tellen und zu eindeutigen Einschätzungen zu kommen. ch glaube aber, man kann zumindest nicht sagen, dass ich aus den Zahlen ein überproportionaler Anstieg eribt. Was die von Ihnen zitierten 94 Angriffe auf türkischuslimische Migrantinnen und Migranten anbelangt, die uf der von Ihnen erwähnten Internetseite genannt weren, so haben die Bundesländer dem Bundeskriminalamt islang nur einen Bruchteil dieser Fälle als politisch echts motivierte Straftaten gemeldet. Einige der aufgelisteten Taten sind deshalb dem Phäomenbereich der politisch motivierten Ausländerkrimialität zugeordnet worden, weil sie offensichtlich im Zuammenhang mit den Auseinandersetzungen um die KK und mit der Kurdenproblematik stehen. Andere Erignisse sind entsprechend den Ermittlungsergebnissen on den zuständigen Landeskriminalämtern gar nicht als olitisch motivierte Kriminalität erfasst worden, obwohl ie die Öffentlichkeit stark bewegt haben, zum Beispiel er verheerende Brand eines Wohnhauses in Ludwigshaen am 3. Februar dieses Jahres, bei dem die zuständige taatsanwaltschaft nach Abschluss der Ermittlungen zu em Ergebnis gekommen ist, dass eine vorsätzliche randstiftung oder gar ein Brandanschlag mit an Sichereit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen weren kann. So viel zu Ihrer ersten Frage. Ihre zweite Frage, welche notwendigen Schutzvorehrungen die Bundesregierung bislang getroffen hat, ann ich dahin gehend beantworten, dass sich die unmit Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21089 Parl. Staatssekretär Peter Altmaier telbaren polizeilichen Schutzmaßnahmen im Hinblick auf konkrete Personen und konkrete Objekte nach der Rechtsordnung der Bundesrepublik Deutschland in der Zuständigkeit der Länder befinden. Das heißt, der Bund hat in diesem Bereich keine Einflussmöglichkeiten. Wir leisten aber nach besten Kräften Beiträge zur Bekämpfung der Fremdenfeindlichkeit ganz generell. Beispielsweise haben Bund und Länder gemeinsam seit dem Jahr 1992 insgesamt 28 rechtsextremistische Vereine verboten. Ein weiteres Vereinsverbot befindet sich in der Vorbereitung und wird derzeit geprüft. Es gibt zudem ein breites Spektrum verschiedenster Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit und der politischen Bildung, vor allem auch für junge Menschen, die oftmals von diesen Problemen besonders betroffen sind. Wir wollen dadurch einen Beitrag gegen die Entstehung und Verbreitung von Fremdenfeindlichkeit leisten. Das können Sie auch daran sehen, dass die Bundesregierung zivilgesellschaftliche Kräfte unterstützt, die sich gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt wenden. Die Bundeszentrale für politische Bildung spielt insofern eine wichtige Rolle, als sie Bildungsangebote für Schulen, Ausbildungsstätten und Jugendhäuser unterbreitet und Publikationen und Veranstaltungen zur Stärkung der Zivilgesellschaft gegen rechtsextremistische Einflüsse herausgibt bzw. durchführt. Ihre Zusatzfrage. Herr Staatssekretär Altmaier, ich danke Ihnen für Ihre Ausführungen. Trotzdem habe ich noch zusätzliche Fragen. Laut des Webportals mit dem Namen „MUT gegen rechte Gewalt“ sind in den Jahren 1990 bis einschließlich 2008 über 140 Menschen durch Rechtsextreme ermordet worden. Ist diese Zahl der Bundesregierung bekannt? P Ich kann diese Zahl weder bestätigen noch dementieren. Insofern kann ich nur auf die Statistiken im Rahmen des Kriminalpolizeilichen Meldedienstes verweisen. Diese Statistiken sind Ihnen ja bekannt. Sie können daraus die gleichen Schlüssen wie die Bundesregierung ziehen. Alle Zahlen, über die wir verfügen, liegen auch der Öffentlichkeit vor. Eine weitere Zusatzfrage. Herr Staatssekretär, sind Sie mit mir der Meinung, dass der Schutz eines jeden Menschen vor rechtsradikaler Gewalt bzw. vor Gewalt insgesamt mit zu den wichtigsten Aufgaben des Rechtsstaates gehört, und was ge d o l v t d n s m s w a k s u l k d m g d t g n t m V Z t g s f h s D d d r z u B z B l (C (D enkt die Bundesregierung zu unternehmen, um diesen ffensichtlich fehlenden Schutz – selbst wenn diese Zahen nicht exakt zutreffen, ist es trotzdem eine Vielzahl on Menschen, Dutzende, die durch rechte Gewalt getöet worden ist – sicherzustellen? Was gedenkt die Bunesregierung in dieser Hinsicht zu tun? P Herr Kollege Keskin, ich stimme Ihnen uneingechränkt zu, dass diese Menschen geschützt werden üssen. Das gilt übrigens nicht nur für die Menschen, ondern auch Sachen müssen gegen Gewalt geschützt erden. Das gilt ganz generell und selbstverständlich uch für rechtsoder linksextremistische Gewalt. Ich habe ja bereits ausgeführt, dass die einzelne konrete Maßnahme, die zu ergreifen ist – ob man zum Beipiel für Polizeischutz sorgt oder ein bestimmtes Objekt nter Bewachung stellt –, von den Polizeien der Bundesänder durchgeführt werden muss. Hier hat der Bund eine originären Kompetenzen. Der Bund hat allerdings ie Möglichkeit, durch den Bundeshaushalt und im Rahen seiner allgemeinen Zuständigkeiten dafür zu sor en, dass das Bewusstsein geschärft wird. Wir können übrigens auch anregen – das tun wir ja –, ass über diese Dinge in der Konferenz der Innenminiser der Bundesländer, in der wir Gast sind, regelmäßig esprochen wird. Wie Sie auch den Presseberichten entehmen können, haben wir uns dort in den letzten Monaen auch intensiv mit der Finanzierung von rechtsextreistischen Vereinigungen und mit den Umtrieben dieser ereinigungen beschäftigt. Das wird sicherlich auch in ukunft der Fall sein. Eine letzte Zusatzfrage. Sie haben noch zwei, Herr Kollege Keskin. Ich danke Ihnen, Frau Präsidentin. Herr Staatssekre är, ich habe mir die Statistiken in der Tat angeschaut. Es ibt Differenzen zwischen den offiziellen Angaben beipielsweise des Bundesinnenministeriums oder des Verassungsschutzes und der sonstigen Organisationen. Daer stellen viele Migrantenorganisationen und -verbände eit langem die Forderung, auch in der Bundesrepublik eutschland unabhängige Beobachtungsstellen – in aneren Ländern wie Schweden, Großbritannien oder in en USA werden sie Ombudsstellen genannt – einzuichten, deren Aufgabe es sein könnte, sich um die Opfer u kümmern, das Geschehen genauestens zu beobachten nd sich ähnlich wie ein Rechtsanwalt ernsthaft um die etroffenen zu kümmern und die notwendigen Schritte u unternehmen. Meinen Sie nicht, dass wir auch in der undesrepublik Deutschland solche Beobachtungsstel en benötigen? 21090 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 P Herr Kollege Keskin, Sie gehen jetzt ein Stück weit über Ihre Fragestellung hinaus, die sich darauf bezog, wie wir die Situation einschätzen und was wir tun, um Menschen davor zu schützen, Opfer solcher Gewalttaten und Übergriffe zu werden. Ihre Zusatzfrage bezieht sich auf die Frage, wie wir denjenigen helfen können, die Opfer geworden sind. Ich gebe Ihnen recht, dass diese Frage sehr wichtig ist. Welche Instrumente man dazu benötigt, muss im politischen Raum – auch von den Fraktionen des Deutschen Bundestages – diskutiert werden. Die Bundesregierung wird sich dann, wenn entsprechende Anregungen an sie herangetragen werden, dazu äußern und Stellung nehmen. Gestatten Sie eine letzte Frage? Ich gestatte noch eine Zusatzfrage. Danke sehr. Wir haben vor wenigen Jahren ein Anti diskriminierungsgesetz verabschiedet. Im Rahmen dieses Gesetzes hätten wir sowohl auf Bundesals auch auf Länderebene genau diese Einrichtungen schaffen können – ich habe immer wieder darauf verwiesen, dass wir an dieser Stelle ein Defizit haben –; das ist aber leider bislang nicht geschehen. Herr Staatssekretär Altmaier, meinen Sie als zuständiger Staatssekretär im Bundesinnenministerium nicht, dass wir nunmehr entsprechende Schritte unternehmen müssten? P Herr Kollege Keskin, ich muss darauf hinweisen, dass nach meiner Kenntnis das Antidiskriminierungsgesetz nicht unter Federführung des Bundesinnenministeriums auf den Weg gebracht worden ist. Unabhängig davon ist das Gesetz so, wie es verabschiedet worden ist, von der Mehrheit des Deutschen Bundestages beschlossen worden. Es ist auch vorher noch in vielen Punkten geändert worden. Insofern richtet sich Ihre Frage im Grunde nicht an die Bundesregierung, sondern an die Mehrheit im Parlament bzw. an die Fraktionen im Parlament, die dieses Gesetz beschlossen haben. Die Frage 24 der Kollegin Petra Pau wird schriftlich beantwortet. Wir sind deswegen am Ende dieses Geschäftsbereichs. Vielen Dank, Herr Altmaier, für die Beantwortung der Fragen. Damit kommen wir zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Finanzen. Die Fragen beantwortet Frau Staatssekretärin Nicolette Kressl. w u u u C d g z N s m A w B d g m w f r G D v o d l G d e g f f A B (C (D Die Frage 25 des Kollegen Hans-Joachim Fuchtel ird schriftlich beantwortet ebenso wie die Fragen 26 nd 27 der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch, die Fragen 28 nd 29 der Kollegin Christine Scheel und die Fragen 30 nd 31 des Kollegen Jürgen Koppelin. Damit rufe ich die Frage 32 des Abgeordneten Hanshristian Ströbele auf: Welche Auflagen gemäß § 5 Abs. 2 bis 4 der Finanzmarktstabilisierungsfonds-Verordnung, FMStFV – insbesondere zu Vergütungshöhe, Abfindungen, Boni und anderen Vergütungsteilen von Organmitgliedern sowie zu Beschränkungen und Gestaltungen der Geschäftstätigkeit –, hat die Bundesregierung nach ihren eigenen dahin gehenden Ankündigungen – „höchstens 500 000 Euro“; vergleiche taz, 21. Oktober 2008 – konkret denjenigen 15 Banken auferlegt bzw. wird dies tun, die seither staatliche Garantien sowie Eigenkapitalhilfen beantragten (vergleiche Frankfurter Rundschau, 11. Dezember 2008)

Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1619514600

(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619514700
Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619514800
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1619514900
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619515000
Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619515100
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1619515200
Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619515300
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619515400
Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619515500

(A) )


(B) )

Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1619515600
Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619515700
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619515800
Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619515900
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1619516000
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619516100
nenden Antwort auf meine entsprechende Frage in der Frage-

(Plenarprotokoll 16/186, Seite 19924 D)

Auskünfte gemäß § 10 a Abs. 2 Satz 1 FMStFG keineswegs
ausschließlich dem SoFFin-Kontrollgremium des Bundesta-
ges zustehen, sondern die gesetzlichen Kontrollrechte aller
Abgeordneten und sonstigen Ausschüsse uneingeschränkt be-
stehen bleiben, zumal die Bundesregierung zu solchen Nach-
fragen Anlass gibt, etwa indem sie trotz Rüge der EU-Kom-
mission der Commerzbank zu wenig Kreditzinsen
abverlangen wollte (Handelsblatt, 9. Dezember 2008)?

Bitte schön, Frau Staatssekretärin.

N
Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1619516200


Sehr geehrter Herr Kollege, bislang sind Garantien
emäß § 6 des Finanzmarktstabilisierungsfondsgesetzes
ugunsten der Hypo Real Estate Holding AG, der HSH
ordbank sowie der Bayern LB gewährt worden. Ent-

prechend sollen den Antragstellern bei Stabilisierungs-
aßnahmen in Form der Garantie Auflagen gemäß § 5
bs. 2 Nr. 1 der entsprechenden Verordnung aufgegeben
erden. Auflagen zu Vergütungshöhe, Abfindungen,
oni und anderen Vergütungsteilen von Organmitglie-
ern sind für Garantien hingegen nicht vorgesehen.

Zu den konkreten Vertragsgestaltungen der bereits ab-
eschlossenen oder künftigen Stabilisierungsmaßnah-
en darf sich die Bundesregierung – insoweit bleiben
ir bei unserer Position – nur gegenüber dem eigens da-

ür eingerichteten Gremium zum Finanzmarktstabilisie-
ungsfonds gemäß § 10 a des Gesetzes äußern. Dieses
remium ist eingerichtet worden, um die Mitglieder des
eutschen Bundestages über die konkrete Ausgestaltung
on Stabilisierungsmaßnahmen informieren zu können,
hne dabei die berechtigten Geheimhaltungsinteressen
er betroffenen Unternehmen zu verletzen. Diese Rege-
ung des § 10 a wurde nach ausführlicher Debatte des
esetzgebers, also dieses Parlaments, unter Abwägung
er widerstreitenden Interessen des Parlaments auf der
inen Seite und der Antragsteller auf der anderen Seite
etroffen. Der verfassungsgemäße parlamentarische In-
ormationsanspruch ist im Übrigen selbst durch die Ver-
assung begrenzt, in diesem Fall durch den in
rt. 12 Abs. 1 des Grundgesetzes gewährten Schutz von
etriebs- und Geschäftsgeheimnissen.

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21091


(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619516300

Ihre erste Zusatzfrage, bitte.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Kollegin, können Sie mir sagen, wie ich als Bun-
destagsabgeordneter mein Kontrollrecht gegenüber der
Bundesregierung ausüben soll, wenn ich überhaupt
keine Informationen über die Ausgestaltung der gefor-
derten Auflagen oder Ähnliches bekomme? In dem Ge-
setz steht ja nicht, dass nur dieses Gremium Informatio-
nen bekommen darf. Es heißt dort, dass dieses Gremium
Informationen bekommt und die Mitglieder dieses Gre-
miums zur absoluten Geheimhaltung verpflichtet sind.
Also auch mir darf mein Kollege nicht mitteilen, was er
dort erfahren hat. Wie kann ich dann noch meiner parla-
mentarischen Pflicht – so fasse ich es jedenfalls auf – zur
Kontrolle dieser Abgabe von Garantieerklärungen in
Milliardenhöhe nachkommen?

N
Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1619516400


Sehr geehrter Herr Kollege, Sie haben sich wieder auf
Garantieerklärungen, also Bürgschaften, bezogen. Ich
weise noch einmal darauf hin, dass dafür diese Auflagen
nicht gelten. Dies wollte ich zunächst fachlich klarstel-
len.

Gerade Sie wissen doch, dass es auch bei anderen
Themenfeldern zur Geheimhaltung verpflichtete Gre-
mien gibt, die den Kontrollauftrag des gesamten Parla-
ments sicherstellen. Ich habe schon darauf hingewiesen,
dass es im Gesetzgebungsverfahren eine Abwägung zwi-
schen den verschiedenen Pflichten gibt. Da wir aber
grundgesetzlich auf die von mir angesprochene Wahrung
von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen verpflichtet
sind, hat sich der Gesetzgeber – die Mehrheit dieses Par-
laments – nun eben dafür entschieden, Detailinformatio-
nen, also die konkreten Vertragsgestaltungen, nach de-
nen Sie gefragt haben, ausschließlich dem zur
Geheimhaltung verpflichteten Gremium zu geben.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619516500

Sie haben noch eine Zusatzfrage.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Kollegin, ich nehme einmal an, Sie stimmen mit
mir darin überein, dass das Recht zur Kontrolle des
Haushalts eines der wichtigsten, vielleicht das wichtigste
Recht des Parlaments gegenüber einer Regierung ist.
Wenn jetzt beschlossen worden ist, dass ein Betrag – ich
meine den Gesamtbetrag: die Garantieerklärungen und
alles andere – in mehrfacher Höhe des Bundeshaushalts
vergeben werden kann, ohne dass über 90 Prozent der
Abgeordneten wissen können, unter welchen Vorausset-
zungen Gelder vergeben werden, dann kann das Haus-
haltsrecht der Abgeordneten nicht mehr wahrgenommen
werden. Dies unterscheidet sich grundlegend von der
Kontrolle der Geheimdienste. Mir ist auch bewusst, dass
die Bestimmung, die Sie ins Gesetz aufgenommen ha-
ben, zum Teil wörtlich den Bestimmungen des Gesetzes

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(C (D ber die parlamentarische Kontrolle der Geheimdienste, lso des PKG-Gesetzes, nachgebildet worden ist. Beim inen Fall geht es um die Kontrolle von Geheimdiensten, eim anderen Fall um das Haushaltsrecht des Deutschen undestages, das praktisch für obsolet erklärt worden t. N Herr Kollege, ich stimme Ihnen in keiner Weise zu. s geht nicht um das Haushaltsrecht. Über die Frage, ie viele Mittel insgesamt zur Verfügung gestellt weren, wird natürlich auch im Haushaltsausschuss entchieden. Aber Ihre Frage bezog sich nicht auf die Zurerfügungstellung eines bestimmten Mittelvolumens, ondern auf die konkrete Ausgestaltung von Verträgen wischen Unternehmen. Daraufhin habe ich Ihnen die rundgesetzliche Verpflichtung sowohl der Bundesregieung als auch des Parlaments beschrieben. Ich will in einer dritten Antwort noch einmal darauf hinweisen, ass sich das Parlament selbst in seiner Funktion als Geetzgeber und nicht die Bundesregierung – Sie wissen och, wie es funktioniert – für dieses Geheimgremium ntschieden hat. Frau Staatssekretärin, ich bedanke mich für die Be ntwortung der Fragen. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für Gesundheit. Die Fragen 33 und 34 des ollegen Dr. Andreas Schockenhoff, die Fragen 35 und 36 es Abgeordneten Jens Ackermann sowie die Fragen 37 nd 38 des Kollegen Frank Spieth werden schriftlich bentwortet. Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. ie Fragen beantwortet Frau Parlamentarische Staats ekretärin Karin Roth. Ich rufe die Frage 39 des Abgeordneten Dr. Anton ofreiter auf. Warum gestaltet sich die Zugänglichmachung der Wirtschaftlichkeitsberechnungen für die Pilotprojekte der Betreibermodelle zum mehrstreifigen Ausbau von Autobahnen so schwierig, obwohl eine Kleine Anfrage (Bundestagsdrucksache 16/10001)

Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1619516600
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619516700
antwortet wurde, dass Daten dazu dem Parlament unter Wah-
rung der entsprechenden Vorgaben der Vertraulichkeit über
den Haushaltsausschuss zugänglich seien, und wann rechnet
die Bundesregierung mit der Möglichkeit der Einsichtnahme
für Bundestagsabgeordnete in die Wirtschaftlichkeitsberech-
nungen für die Pilotprojekte der Betreibermodelle zum mehr-
streifigen Ausbau von Autobahnen?

Bitte schön, Frau Staatssekretärin.

K
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1619516800

Sehr verehrter Herr Kollege Dr. Hofreiter, die Ant-

ort lautet wie folgt: Die Antwort auf die Kleine An-
rage besagte, dass dem Parlament im Bedarfsfall bei

ahrung der entsprechenden Vorgaben vertrauliche Do-
umente zur Verfügung gestellt werden könnten. Eine

21092 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008


(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Karin Roth
im Rahmen der nunmehr konkret an den Haushaltsaus-
schuss gerichteten Anfrage erfolgte abschließende Prü-
fung hat ergeben, dass für diesen konkreten Fall die
Geheimschutzstelle des Deutschen Bundestages die ge-
eignete Stelle ist. Die Überleitung der gewünschten
Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen an die Geheimschutz-
stelle des Deutschen Bundestages ist immer an die vor-
hergehende Prüfung der Rechtslage gebunden. Dies er-
fordert einen zeitlichen Vorlauf. Wir sind bemüht, Ihnen
bis zum Ende der Woche das Ergebnis der rechtlichen
Prüfung mitzuteilen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619516900

Ihre erste Zusatzfrage.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie gestehen also ein, dass die Antwort auf die Kleine
Anfrage, dass ich mir jederzeit die Wirtschaftlichkeits-
untersuchungen via Haushaltsausschuss ansehen kann,
falsch war?

K
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1619517000


Herr Kollege Hofreiter, wir haben aufgrund der An-
frage des Haushaltsausschusses geprüft. Wir werden nun
weiter prüfen – im Laufe dieser Woche wird Ihnen das
Ergebnis mitgeteilt –, ob die Möglichkeit besteht, Ein-
sicht zu nehmen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619517100

Ihre zweite Zusatzfrage.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das heißt, Sie leiten es nicht dem Haushaltsausschuss
zu, sondern, wenn überhaupt, der Geheimschutzstelle?

K
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1619517200


Ja.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619517300

Ich rufe die Frage 40 des Kollegen Dr. Anton

Hofreiter auf:
Inwieweit trifft es zu, dass im Bundesministerium für Ver-

kehr, Bau und Stadtentwicklung ein zweiter Referentenent-
wurf für ein Gesetz zur Änderung personenbeförderungs-
rechtlicher Vorschriften erarbeitet wird, und wann rechnet die
Bundesregierung mit der parlamentarischen Behandlung?

Bitte schön, Frau Staatssekretärin.

K
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1619517400


Herr Dr. Hofreiter, folgende Antwort dazu: Das Bun-
desministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
hat im August 2008 einen Referentenentwurf für ein
Gesetz zur Änderung personenbeförderungsrechtlicher
Vorschriften vorgelegt und hierzu eine Anhörung der
Bundesländer und der Verbände durchgeführt. Der

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(C (D esetzentwurf dient in der Hauptsache dazu, das Persoenbeförderungsgesetz und das Allgemeine Eisenbahnesetz an die Verordnung der EG 1370/2007 über öffentiche Personenverkehrsdienste auf Schiene und Straße nd zur Aufhebung der Verordnungen der EWG 119/69 nd der EWG 1107/70 des Rates anzupassen. Die Prüung der Anhörungsvorschläge ist noch nicht abgechlossen. Ihre Zusatzfrage. Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619517500
Frau Staatssekretärin, mir ist bekannt, dass es zwei

öllig unterschiedliche Referentenentwürfe in Ihrem
aus gibt. Meine Frage lautet: Ist auch Ihnen das be-
annt?

K
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1619517600

Ich gehe davon aus, dass wir einen Referentenentwurf

ur Anhörung verschickt haben, und der gilt.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619517700

Sie haben noch eine Zusatzfrage.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Meine Frage galt nicht dem verschickten Referenten-

ntwurf. Der ist inzwischen offiziell öffentlich. Meine
rage betrifft den zweiten Referentenentwurf, der dem
rsten konträr widerspricht. Ist Ihnen bekannt, dass ein
olcher vorliegt, und können Sie etwas zu dessen Inhal-
en sagen? – Sie brauchen mir nichts zu den Inhalten zu
agen; denn ich habe ihn ohnehin.

K
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1619517800

Herr Dr. Hofreiter, wenn Sie mehr als ich wissen,

ann tun Sie das, was Sie vorgeschlagen haben.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619517900

Die Frage 41 des Kollegen Peter Hettlich und die

rage 42 des Kollegen Dr. Ilja Seifert werden schriftlich
eantwortet.

Ich rufe die Frage 43 der Kollegin Veronika Bellmann
uf:

Wie ist der Sachstand des Streckenausbaus der Eisenbahn-
strecke Dresden–Berlin, und in welcher Höhe sind Mittel da-
für im Bundeshaushalt 2009 verankert bzw. vorgesehen?

K
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1619518000

Liebe Kollegin Bellmann, die Ausbaustrecke Ber-

in–Dresden wird in zwei Baustufen realisiert. Die erste
austufe ist der Ausbau auf 160 km/h, der teilweise re-
lisiert ist, und die zweite Ausbaustufe ist der Ausbau
uf 200 km/h. Für die Maßnahmen der ersten Baustufe,

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21093


(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Karin Roth
erste Realisierungsstufe, ist die Inbetriebnahme erfolgt.
Es finden noch Restarbeiten statt.

Was den Streckenausbau im Rahmen von Maßnah-
men der zweiten Realisierungsstufe der ersten Baustufe
– also die geplanten Investitionen von rund 199,9 Millio-
nen Euro, davon Finanzierungsanteil des Bundes von
132 Millionen Euro und EFRE-Mittel von 57,3 Millio-
nen Euro – betrifft, ist der Baubeginn für 2009 vorgese-
hen. Die Einzelfinanzierungsvereinbarung hierfür wurde
am 11. Dezember 2008 gezeichnet.

Die Ausbaustrecke Berlin–Dresden wurde in die indi-
kative Liste der Großprojekte des EFRE-Bundespro-
gramms, operationelles Programm Verkehrsinfrastruk-
tur, für die Förderperiode 2007 bis 2013 aufgenommen.
Die Europäische Kommission hat das operationelle Pro-
gramm und die indikative Liste der Großprojekte am
7. Dezember 2007 genehmigt. Im Juli 2008 wurde die
DB Netz AG gebeten, die erforderlichen Schritte für die
Erarbeitung von zwei Großprojektanträgen zur EFRE-
Finanzierung zu unternehmen. Dem Vernehmen nach
liegen erste Antragsentwürfe zur DB-AG-internen Prü-
fung vor.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619518100

Ihre Zusatzfragen, bitte.


Veronika Bellmann (CDU):
Rede ID: ID1619518200

Sie sagten, dem Vernehmen nach lägen erste Ent-

würfe vor. Wie schätzen Sie denn den realisierbaren
Baubeginn ein? Der Hintergrund ist: Wir hatten jetzt den
Fahrplanwechsel und fahren von Dresden bis Berlin
18 Minuten länger. Wir liegen heute weit über der Fahr-
zeit von 1936, als man noch mit der Dampflok gefahren
ist. Ich habe diese Frage schon des Öfteren gestellt. Ich
möchte jetzt gerne wissen: Wann kann es wirklich losge-
hen?

K
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1619518300


Liebe Kollegin Bellmann, ich verstehe die Dringlich-
keit Ihrer Frage. Sie möchten gern, dass alles übermor-
gen erledigt ist. Ich habe aber gerade angedeutet, dass
wir die erfreuliche Nachricht haben, dass wir im
Jahr 2009 mit der Realisierungsstufe beginnen und im-
merhin 199,9 Millionen Euro für dieses Projekt zur Ver-
fügung stellen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619518400

Ihre zweite Zusatzfrage, bitte.


Veronika Bellmann (CDU):
Rede ID: ID1619518500

Meine zweite Zusatzfrage bezieht sich wiederum auf

diese Strecke. Die Strecke Berlin–Dresden ist im TEN-
Leitschema der Europäischen Union als Hochgeschwin-
digkeitsstrecke von 200 km/h festgelegt. Im Verlauf der
letzten Jahre und Monate ist man auf das Thema EFRE-
Finanzierung gekommen: 160 km/h mit der Option
200 km/h.

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(C (D Die Finanzierungsvereinbarung von etwas mehr als 99 Millionen Euro, die vor kurzem mit der DB AG geroffen wurde, bezieht sich lediglich auf die Beseitigung on Langsamfahrstrecken. Der Ausbau der Strecke auf 60 km/h mit Option 200 km/h steht damit für meine egriffe in weiter Ferne. Wie beurteilen Sie das, Frau taatssekretärin? K Frau Bellmann, zunächst muss dieses Projekt reali iert werden. Wenn das geschehen ist, kommt man chneller von Berlin nach Dresden. (Veronika Bellmann [CDU/CSU]: Das hoffe ich schon seit Jahren!)

Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1619518600

as ist Ziel und Zweck dieser Veranstaltung.

Im nächsten Projekt wird die Frage der Finanzierung
nd der Realisierung behandelt. Wir haben mehrere Stu-
en, insgesamt drei, wie Sie wissen. Deshalb wird nicht
lles auf einmal geschehen, sondern nacheinander. Wir
erden uns bemühen, die Projekte im Bereich der
chiene – übrigens im Osten wie im Westen – im Rah-
en unserer Haushaltsmöglichkeiten so zu organisieren

nd zu finanzieren, dass sie möglichst bald durchgeführt
erden können. Auch Sie wissen: Wir können nicht

ämtliche Projekte im Bereich des Schienenverkehrs
leichzeitig finanzieren. Deshalb bin ich froh, dass wir
m 11. Dezember eine Vereinbarung getroffen haben.
er nächste Schritt wird folgen, und Sie bleiben am Ball.


(Veronika Bellmann [CDU/CSU]: Das sowieso!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619518700

Der Kollege Hofreiter würde gerne noch eine Zusatz-

rage stellen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Sehr geehrte Frau Staatssekretärin, wir haben im Ver-

ehrsausschuss immer wieder interessante Erfahrungen
it der DB AG gemacht. Es ist tröstlich, dass eine
inanzierungsvereinbarung getroffen worden ist. Wir
issen allerdings, dass das bei der DB AG in der Regel
enig hilft. Das Treffen einer solchen Vereinbarung ist

war eine notwendige, aber keine hinreichende Voraus-
etzung dafür, dass etwas passiert.

Mich würde der Zeitplan interessieren. Meine Nach-
ragen: Wann ist Baubeginn? Wann rechnen Sie mit dem
bschluss dieser Bauarbeiten? Wann rechnen Sie damit,
ass die dritte Stufe, nämlich der Ausbau auf 160 km/h,
egonnen und abgeschlossen werden kann? Das ist das,
as die Leute interessiert. Sie wollen nicht wissen, ob
ie eine Finanzierungsvereinbarung getroffen haben,
ondern wann die Langsamfahrstellen beseitigt werden
nd wann für Beschleunigung gesorgt wird. Mich inte-
essiert der Zeitplan für Anfang und Ende der Bauarbei-
en. Was die dritte Stufe angeht: Wann sollen Anfang
nd Fertigstellung sein?

21094 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008


(A) )



(B) )

K
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1619518800


Herr Dr. Hofreiter, ich habe gesagt – es ist ganz klar –,
2009 ist Baubeginn. Bis 2012, also insgesamt drei Jahre,
soll die Baumaßnahme durchgeführt werden. Das haben
wir geplant. Ich verstehe, dass Sie immer wieder kriti-
sche Diskussionen über die DB AG führen möchten. An
dieser Stelle ist aber ganz klar, dass wir im Rahmen die-
ser Vereinbarung den Baubeginn für 2009 avisieren. Bis
2012 soll diese Baumaßnahme realisiert sein.

Die Frage der dritten Ausbaustufe wird in den nächs-
ten Jahren zu entscheiden sein. Wie gesagt, werden alle
Entscheidungen nacheinander getroffen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619518900

Herr Kollege Mücke, bitte.


Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1619519000

Frau Staatssekretärin, Sie werden verstehen, dass ich

der Meinung bin, dass Ihre Antworten nicht besonders
befriedigend sind. Wie Sie wissen, ist ursprünglich ge-
plant gewesen, dieses Projekt 2007 fertigzustellen, und
zwar für Tempo 200 km/h. Mittlerweile schreiben wir
das Jahr 2008, bald beginnt das Jahr 2009, und Sie ver-
trösten uns hier auf das Jahr 2013 mit einem Ausbau bis
Tempo 160 km/h bzw. mit der Beseitigung von Lang-
samfahrstellen. Das ist insgesamt ein wenig befriedigen-
der Zustand.

Ich höre, dass die Bundesregierung an einem zweiten
Konjunkturpaket bastelt. Ich gehe davon aus, dass in die-
sem Konjunkturpaket weitere, auch finanzielle Maßnah-
men zur Stärkung der Infrastruktur vorgesehen sind.
Werden Sie sich dafür einsetzen, dass der Ausbau der
Bahnstrecke Dresden–Berlin für das Tempo 200 km/h
durch das Konjunkturpaket II mitfinanziert werden
wird?

K
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1619519100


Herr Kollege Mücke, zunächst zum Zeitraum: Die
Fertigstellung soll 2012 sein.

Es gibt in verschiedenen Bereichen Schienenprojekte,
die realisiert werden, wenn es ein zweites Konjunkturpa-
ket gibt – worauf alles hindeutet. Ich will an dieser Stelle
sagen: Es geht auch um die Vorarbeiten für die dritte Re-
alisierungsstufe, die man dann einleiten muss. Auch Sie
wissen: Man kann erst dann bauen, wenn die Planung
abgeschlossen ist. Insofern verstehe ich, dass Sie alle
sehr unglücklich darüber sind, dass das länger dauert als
geplant. Das gilt aber nicht nur für dieses Schienenpro-
jekt, sondern auch für andere. Deshalb müssen wir jetzt
gemeinsam versuchen, die Schienenprojekte auf den
Weg zu bringen, die schon fertig geplant sind, und die
Planungen voranzubringen, die notwendig sind. Dafür
werden wir uns einsetzen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619519200

Ich rufe die Frage 44 des Kollegen Lutz Heilmann

auf:

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(C (D Würde die Bundesregierung die in Art. 5 Abs. 2 des Staatsvertrags über eine feste Fehmarnbelt-Querung genannten Ausbauten auch dann realisieren, wenn es entgegen den Planungen aufgrund von Kostensteigerungen oder anderer zukünftiger Entwicklungen nicht zur Realisierung einer festen Fehmarnbelt-Querung kommen sollte, oder sieht sie dann dafür keinen Bedarf, und sieht die Bundesregierung die in Art. 5 Abs. 2 des Staatsvertrags über eine feste Fehmarnbelt-Querung genannten Ausbauvorhaben ausschließlich im Zusammenhang mit dem geplanten Bau einer festen FehmarnbeltQuerung? Bitte schön, Frau Staatssekretärin. K Der Ausbau der Straßenhinterlandanbindung, wie in rt. 5 Abs. 2 des Vertrages definiert, kann auch unabängig von einer festen Fehmarnbelt-Querung realisiert erden, da die Maßnahme in den „Weiteren Bedarf mit lanungsrecht“ des aktuellen Bedarfsplans eingestuft ist. ie steht damit nicht ausschließlich im Zusammenhang it dem geplanten Bau einer festen Fehmarnbelt-Que ung. Die Schienenhinterlandanbindung ist als „Internatioales Vorhaben“ im aktuellen Bedarfsplan eingestuft. Der usbau, wie in Art. 5 Abs. 2 des Vertrages definiert, steht n unmittelbarem Zusammenhang mit der Realisierung iner festen Fehrmarnbelt-Querung. Als erster Schritt ist ie Elektrifizierung der Schienenstrecke zwischen Lüeck und Puttgarden mit einem Baubeginn vorgesehen, er dem der festen Fehmarnbelt-Querung zeitlich nacholgt. Die Elektrifizierung soll spätestens zur Eröffnung er festen Fehmarnbelt-Querung abgeschlossen sein. Bei ichtrealisierung der Fehmarnbelt-Querung wäre zur Beältigung der prognostizierten Skandinavien-Verkehre er Ausbau der Jütland-Linie erforderlich. Ihre Zusatzfragen, bitte. Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin, ich danke Ih en für Ihre Ausführungen. Ich hake einmal nach, da ich azu kürzlich auch eine Kleine Anfrage an die Bundesegierung gestellt habe. Wenn ich das jetzt einmal interpretiere, dann heißt das, ass es ohne die Fehmarnbelt-Querung keinen verkehrlihen Bedarf für den Ausbau der Hinterlandanbindung ibt. Wenn ich Ihre Antwort auf meine Kleine Anfrage eiter interpretiere, dann gibt es auch keinen Bedarf für en Ausbau in dem Fall, dass die Fehmarnbelt-Querung ommt. Sie haben nämlich bestätigt, dass die Verkehrsbeastung der Fehmarnsund-Brücke auf absehbare Zeit icht so groß sein wird, dass ihr Ausbau erforderlich äre, dass die Brücke zweispurig und eingleisig bleiben oll und dass es für den Ausbau auf absehbare Zeit – so chreiben Sie in der Antwort auf meine Kleine Anfrage – einen Bedarf gibt. Wenn das so ist, dann gibt es logicherweise auch keinen Bedarf für den Ausbau der Hinerlandanbindung. Wenn das Nadelöhr Fehmarnsundrücke groß genug ist, dann ist mit Sicherheit auch die eitere Anbindung ausreichend. Deswegen meine Nach Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21095 Lutz Heilmann frage: Warum soll die Hinterlandanbindung überhaupt ausgebaut werden? Ich habe heute das Protokoll eines Gesprächs erhalten, das am 21. November auf der Insel Fehmarn stattgefunden hat und in dem der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein Stellung dazu bezogen hat. Er geht von einem zweigleisigen Ausbau der Schienenanbindung aus. Gibt es dafür überhaupt irgendwelche verkehrlichen Bedarfe? K Es gibt, bezogen auf diese Frage, natürlich verkehrliche Bedarfe; sonst würden Dänemark und auch wir dieses Projekt so nicht realisieren. Wir haben uns im Rahmen unseres Vertrages mit den Dänen verpflichtet, auf unserem Gebiet für die Hinterlandanbindungen zu sorgen. Ich habe Ihnen deutlich gemacht, dass als erster Schritt die Elektrifizierung im Bereich Lübeck–Puttgarden vorgesehen ist. Die weiteren Schritte folgen ab 2018. Bis dahin wird man sehen, welche Entwicklung sich abzeichnet. Ihren Schluss, dass die Fehmarnsund-Brücke kapazitätsmäßig ein Nadelöhr ist, teilen wir nicht. Herr Heilmann, Sie haben noch eine weitere Zusatz frage. Ja, ich habe noch eine weitere. – Sie haben ja eben ge rade selbst gesagt, dass die Fehmarnsund-Brücke kein Nadelöhr darstelle. In Verkehrsprognosen wird davon ausgegangen, dass circa 9 000 Fahrzeuge diese BeltQuerung einmal passieren werden. Nun kenne ich aber auch die Aussage eines Staatssekretärs aus dem Bundesverkehrsministerium, (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Welcher Staatssekretär?)

Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1619519300
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619519400
Lutz Heilmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619519500

(A) )


(B) )

Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1619519600
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619519700
Lutz Heilmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619519800

der gesagt hat – das ist auch in einer Zeitschrift niederge-
legt; die genaue Quelle kann ich Ihnen noch nachreichen –,
dass man für 10 000 Autos noch nicht einmal eine Um-
gehungsstraße um Bad Oldesloe bauen würde. Das heißt,
dass selbst aus dem Verkehrsministerium gesagt wurde,
dass es keinen Bedarf gibt. Das ist ja ein Widerspruch zu
Ihrer Aussage. Könnten Sie mir den noch einmal erläu-
tern? Ich habe Ihnen ja jetzt eine konkrete Zahl genannt
und eine Aussage eines Staatssekretärs aus dem Bundes-
verkehrsministerium angeführt.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Welcher?)


K
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1619519900


Frau Präsidentin! Herr Heilmann, Sie haben ja die Feh-
marnbelt-Querung mit der Begründung des Bedarfs in-
frage gestellt. Hierzu will ich Ihnen sagen, dass die Euro-
päische Union diese Querung als förderfähiges Projekt in
das Programm der transeuropäischen Netze aufgenom-
men hat. Dafür gibt es in Europa offensichtlich gute
Gründe. Deshalb wird Europa ja auch im Rahmen der

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(C (D EN-Förderprogramme diese Fehmarnbelt-Querung mitinanzieren. Sowohl die Europäische Kommission als auch Däneark und wir befürworten die Fehmarnbelt-Querung uch deshalb, weil sie vor dem Hintergrund der zukünfigen Entwicklung im europäischen Raum aufgrund der nzunehmenden steigenden Verkehre zwischen Skandiavien und dem europäischen Festland, also sozusagen wischen dem Norden und dem Süden von Europa, notendig ist. Der Kollege Storjohann möchte gern noch eine Frage ierzu stellen. Frau Staatssekretärin, ist es nicht so, dass die Feh arnsund-Brücke provisorisch auf drei Spuren erweitert erden könnte? Mit einer solchen Maßnahme könnte an ja den Bedenken des Kollegen Heilmann entgegen ommen. K Das ist richtig. Deshalb habe ich auch deutlich geacht, dass wir sehr flexibel vorgehen können. Zunächst inmal werden wir aber die Elektrifizierung vornehmen nd weitere Maßnahmen erst ab dem Jahr 2018. Wir erden also schrittweise vorangehen. Auch deshalb seen wir keinen Anlass, diese Fehmarnbelt-Querung inrage zu stellen. Ich rufe die Frage 45 des Kollegen Lutz Heilmann uf: Hat die Bundesregierung geprüft, ob eine SUP-Pflicht – Strategische Umweltprüfung – nach dem Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung, UVPG, vorliegt, und mit welchem Ergebnis? K Frau Präsidentin! Herr Kollege Heilmann, der Staatsertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und em Königreich Dänemark über eine feste Fehmarnbeltuerung ist nach dem Gesetz über die Umweltverträg ichkeitsprüfung nicht SUP-pflichtig. Es muss also keine trategische Umweltprüfung durchgeführt werden. Nach § 14 b des Gesetzes über die Umweltverträgichkeitsprüfung können nur Pläne und Programme UP-pflichtig sein. Gemäß § 2 Abs. 5 des Gesetzes über ie Umweltverträglichkeitsprüfung sind Pläne und Proramme im Sinne der Umweltverträglichkeitsprüfung ur solche bundesrechtlich vorgesehenen Pläne und Proramme, zu deren Ausarbeitung, Annahme oder Ändeung eine Behörde durch Rechtsoder Verwaltungsvorchriften verpflichtet ist. Dies trifft aber auf den taatsvertrag nicht zu. Für den geltenden Bundesverkehrswegeplan 2003 und ie Bedarfspläne auf der Grundlage des Verkehrswe 21096 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 Parl. Staatssekretärin Karin Roth geausbaugesetzes war eine Strategische Umweltprüfung noch nicht durchzuführen, da das Gesetz zur Einführung einer Strategischen Umweltprüfung und zur Umsetzung der Richtlinie 2001/42/EG vom 25. Juni 2005 erst danach in Kraft getreten ist. Ihre Zusatzfragen. Danke, Frau Präsidentin. – Danke für die Antwort, Frau Staatssekretärin, aber ich habe selbstverständlich noch Nachfragebedarf. Es ist auch mir klar, dass die Bundesregierung und Dänemark kein Interesse an der Durchführung einer SUP haben. Dann würde nämlich angesichts der katastrophalen Verkehrsprognosen deutlich werden, dass diese feste Fehmarnbelt-Querung nicht notwendig ist. Dann müssten auch Alternativen geprüft werden. Dabei würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit herauskommen, dass die Fährlinie völlig ausreichend ist. Eine echte und ernsthafte Prüfung von Alternativen ist im deutschen Recht allerdings nicht vorgesehen. Dafür hat das Verkehrsministerium schon gesorgt. Im Linienbestimmungsverfahren ist gerade einmal eine Prüfung von Trassenalternativen vorgesehen. Anders ist es bei der EU, die sich an ihre eigenen Richtlinien hält. Herr Kollege Heilmann, Sie wollen doch sicher kein Referat halten, sondern eine Zusatzfrage stellen. Ja. – Die EU hat in verschiedenen Mitteilungen da rauf hingewiesen, dass europäische Förderprogramme sich natürlich an europäische Vorschriften halten müssen. Das gilt auch für die SUP-Richtlinie. Laut TENLeitlinie – jetzt komme ich gleich zu der Frage – ist vorgeschrieben, dass für jedes neue Infrastrukturprojekt eine SUP durchzuführen ist. Deswegen meine konkrete Nachfrage: Hat die EU für die Gewährung von TENMitteln die Bedingung gestellt, dass eine SUP für die Fehmarnbelt-Querung durchgeführt wird, oder handelt es sich laut EU bei der Fehmarnbelt-Querung um einen Altfall, der somit grundsätzlich nicht SUP-pflichtig ist? Ich bitte um Auskunft. K In meiner Antwort, Herr Heilmann, habe ich deutlich gemacht, dass der Staatsvertrag gilt und damit keine SUP vorgesehen ist. Sie haben noch eine Zusatzfrage; das sollte aber wirk lich eine Zusatzfrage sein. d z S b n b B l n w D g 3 u S d j m g n h V t u s K V K I r b S r C M (C (D Frau Staatssekretärin, Sie haben angesprochen, dass ie EU hier TEN-Mittel bewilligt hat. Da TEN-Mittel ugesagt sind, war meine Nachfrage, ob die EU eine UP gefordert hat. Meine zweite Nachfrage ist: Ist Ihnen ekannt, dass von der EU zum Beispiel für weitere Plaungen der festen Fehmarnbelt-Querung keine Gelder ereitgestellt werden? Das geht aus einer Antwort der undesregierung an mich hervor. Können Sie dazu Stel ung beziehen? K Zunächst zu den TEN-Mitteln, damit das hier deutlich ird: Für die Förderperiode 2007 bis 2013 haben eutschland und Dänemark einen gemeinsamen Antrag estellt. Die EU hat eine Förderung in Höhe von rund 39 Millionen Euro für die feste Fehmarnbelt-Querung nd in Höhe von 12,7 Millionen Euro für Studien zur chienenhinterlandanbindung vorgesehen. Für die Förerprojekte im Zeitraum von 2014 bis 2020 sind zum etzigen Zeitpunkt noch keine Mittel beantragt. Erst einal hat die EU Mittel bewilligt. Was die SUP angeht, will ich noch einmal deutlich saen: Der Staatsvertrag gilt, und dafür ist eine SUP nicht otwendig. Deshalb wird die EU in diesem Zusammenang keine weiteren Anforderungen stellen. Wir sind damit am Ende dieses Geschäftsbereiches. ielen Dank, Frau Staatssekretärin, für die Beantworung der Fragen. Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministerims für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit auf. Die Frage 46 der Kollegin Sylvia Kotting-Uhl wird chriftlich beantwortet, ebenso die Fragen 47 und 48 des ollegen Hans-Josef Fell. Wir sind damit am Ende der Fragestunde. Ich rufe Zusatzpunkt 1 auf: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur Pendlerpauschale Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege olker Wissing, FDP. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Ich möchte zunächst einmal festhalten: Die dee der Kürzung der Pendlerpauschale geht auf die Heren Roland Koch und Peer Steinbrück zurück. Beide haen den Verfassungsverstoß mit ihrer sogenannten Koch/ teinbrück-Liste ins Spiel gebracht. Die Bundeskanzlein war Feuer und Flamme für den Gedanken, und die DU/CSU hat zusammen mit der SPD die erforderliche ehrheit im Bundestag sichergestellt. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21097 Dr. Volker Wissing (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das werden wir den Wählern in Hessen deutlich sagen!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619520000
Gero Storjohann (CDU):
Rede ID: ID1619520100
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1619520200
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619520300
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1619520400

(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619520500
Lutz Heilmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619520600
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619520700
Lutz Heilmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619520800
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1619520900
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619521000
Lutz Heilmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619521100
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1619521200
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619521300

(Beifall bei der FDP)

Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1619521400

(A) )


(B) )


Der Versuch der CSU im bayerischen Wahlkampf, so
zu tun, als hätte sie mit der Sache nichts zu tun, war
dreist.


(Beifall bei der FDP – Paul Lehrieder [CDU/ CSU]: Na, na, na!)


Sie haben ja sogar Unterschriften gegen Ihr eigenes Ge-
setz gesammelt.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wie gehen Sie denn mit Ihrem Koalitionspartner um?)


Aber lassen Sie uns heute einmal einen Blick auf die
Haltung der Bundeskanzlerin werfen. Die Bundeskanz-
lerin hat sich die ganze Zeit beharrlich geweigert, die
Pendlerpauschale wieder voll anzuerkennen. Keinen
Millimeter hat sie sich bewegt. Die FDP hat entspre-
chende Anträge gestellt.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)


Die CSU hat gebettelt und gefleht. Aber die Bundes-
kanzlerin kannte zu dem Thema nur ein Wort: Nein.

Meine Damen und Herren, wir haben auch im Zusam-
menhang mit der gegenwärtigen Wirtschaftskrise ent-
sprechende Anträge gestellt und darauf hingewiesen,
dass eine steuerliche Entlastung der Menschen in
Deutschland dringend erforderlich ist und die Pendler-
pauschale für viele unverzichtbar ist. Die Bundeskanzle-
rin aber blieb bei ihrem schlichten Nein.

Am Tag der Urteilsverkündung hat nun die gleiche
Bundeskanzlerin die richterliche Entscheidung begrüßt
und erklärt – ich zitiere –:

Ich unterstütze und halte es für absolut wichtig,
dass wir das Geld angesichts der Wirtschaftslage
jetzt den Menschen zurückgeben.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!)


Meine Damen und Herren, eines wollen wir hier einmal
ganz deutlich festhalten: In Sachen Pendlerpauschale
und Steuerentlastung ist die Bundeskanzlerin in
Deutschland nicht das Gaspedal, sondern die Bremse.
Sie musste vom Bundesverfassungsgericht zum Jagen
getragen werden.


(Beifall bei der FDP)


Man braucht als Regierung schon Sadomaso-Tenden-
zen,


(Widerspruch bei der SPD – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Solch schlüpfrige Aussagen!)


wenn man sich öffentlich darüber freut, dass die eigenen
Gesetze vom Bundesverfassungsgesetz für verfassungs-
widrig erklärt werden.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Was die CSU im bayerischen Wahlkampf gemacht at, war dreist. Wenn die Bundeskanzlerin jetzt versucht, ich als Vorkämpferin für die Pendlerpauschale darustellen, ist das mindestens genauso dreist. Aber der ipfel, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist ein Bundes inanzminister, der sich hinstellt und das Urteil des Bunesverfassungsgerichts schlicht als falsch bezeichnet. Es mag vielleicht nicht dem Selbstverständnis von errn Steinbrück entsprechen, aber es liegt wesentlich äher, aus dem Urteil den Schluss zu ziehen, dass der undesfinanzminister falsch liegt. Er liegt falsch mit seier Kürzung der Pendlerpauschale. Er liegt falsch mit einer Mehrwertsteuererhöhung. Er liegt falsch mit seiem beharrlichen Festhalten an der kalten Progression nd seiner sturen Weigerung, die Menschen in Deutschand angesichts der Rezession, vor der wir stehen, steurlich zu entlasten. (Beifall bei der FDP – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Er liegt eigentlich immer falsch!)


(Dirk Niebel [FDP]: Unglaublich!)


Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts war
bsehbar. Bereits im Gesetzgebungsverfahren haben alle
achverständigen – auch die der Großen Koalition – auf
inen eklatanten Verstoß gegen das Grundgesetz hinge-
iesen. Deshalb hat die Wiedereinführung der Pendler-
auschale nichts, aber auch gar nichts mit einem Kon-
unkturprogramm der Bundesregierung zu tun.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – CarlLudwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Es ist auch keine großzügige Geste der Bundesregie-
ung, dass sie den Menschen für die Jahre 2007 bis 2009
etzt insgesamt 7,5 Milliarden zurückgeben wird. Es ist
chlicht und einfach der Sieg der Steuerzahlerinnen und
teuerzahler über die Finanzpolitik der Großen Koali-

ion. Sie müssen zahlen, weil Sie mit Ihrer verfassungs-
idrigen Steuerpolitik vor Gericht gescheitert sind.


(Beifall bei der FDP – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Zu Recht!)


Das Bundesverfassungsgericht hat richtig entschie-
en. Eine steuerliche Entlastung ist für die Menschen ge-
enwärtig sehr hilfreich. Die Frage ist nur, weshalb die
ichtigen Antworten auf die schwierige wirtschaftliche
ituation vom Bundesverfassungsgericht kommen und
icht von dieser Bundesregierung.


(Beifall bei der FDP – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Sie sollten das zum Anlass nehmen – Sie sollten sich
etzt vom Bundesverfassungsgericht belehrt fühlen und
ollten mit Ihrer Steuer- und Finanzpolitik etwas klein-
auter werden –,


(Joachim Poß [SPD]: Oh, noch kleinlauter! Das geht ja gar nicht!)


ieses Land endlich aktiv zu gestalten und die Menschen
teuerlich zu entlasten. Es ist höchste Zeit.

21098 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008


(A) )



(B) )


Dr. Volker Wissing
Nach einer Infratest-Umfrage machen die bisherigen
Aussagen der Bundesregierung zur derzeitigen Rezes-
sion 53 Prozent der Deutschen Angst. Der effektivste
Schutz vor einem Abschwung ist aber das Vertrauen der
Menschen, dass wir die Krise gemeinsam bewältigen
können. Was wir in dieser Situation bräuchten, ist eine
Regierung, die den Menschen Orientierung gibt, damit
sie Zuversicht und Hoffnung schöpfen können.

Wenn man sich vor Augen führt, wie sich die Bundes-
regierung bei der Pendlerpauschale verhalten hat, wird
leider klar, dass Ihnen in der Finanzpolitik ein Stand-
punkt fehlt. Kein Wunder also, dass Sie auch keine
Orientierung haben.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619521500

Nächster Redner ist der Kollege Olav Gutting, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Olav Gutting (CDU):
Rede ID: ID1619521600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich war am letzten Dienstag in Karlsruhe bei der
Urteilsverkündung.


(Dirk Niebel [FDP]: Das war ein guter Tag!)


Ich glaube, es gehört zur Aufrichtigkeit dazu, zuzuge-
ben, dass dieser Tag für die Große Koalition im Deut-
schen Bundestag kein guter Tag war.


(Beifall bei der FDP – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben also keinen Sekt getrunken?)


Das Bundesverfassungsgericht hat zwar nicht ein-
stimmig, aber eben doch mehrheitlich entschieden, dass
die 2006 mit den Stimmen der Großen Koalition be-
schlossene Abschaffung der Pendlerpauschale unter an-
derem nicht mit dem objektiven Nettoprinzip vereinbar
ist.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir aber schon vorher gewusst!)


Das ist zu akzeptieren. Wir sollten auch politisch die
Größe haben, diese Niederlage vor dem Bundesverfas-
sungsgericht als solche zu bezeichnen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dann mal Butter bei die Fische!)


Ich gehöre aber nicht zu denen, die jetzt sagen: Vielen
Dank, liebes Bundesverfassungsgericht! Danke für die-
ses zusätzliche Konjunkturprogramm!

Die Entscheidung im Jahre 2006, die Pendlerpau-
schale erst ab dem 21. Kilometer zu gewähren, haben
wir damals nicht aus Jux und Tollerei getroffen. Es gab
für uns damals zwingende haushalterische Gründe. Die
damit verbundenen Einsparungen sollten dazu beitragen,
den Bundeshaushalt, der damals ein strukturelles Defizit
von beinahe 60 Milliarden Euro aufwies, zu sanieren.

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(C (D Aber: Urteil ist Urteil. Wir haben uns daran zu halten. nsofern ist es folgerichtig, dass wir über die Rückkehr ur alten Pendlerpauschale den Bürgerinnen und Bürern für die Jahre 2007, 2008 und 2009 fast 8 Milliarden uro zurückgeben. Ich bin froh, dass das Geld hier weigstens bei den Richtigen ankommt. Das sind nämlich iejenigen, die tagtäglich früh aufstehen, teilweise lange trecken zur Arbeit auf sich nehmen, sich um ihre Fami ien kümmern, die Wirtschaft am Laufen halten und den arren in diesem Land ziehen. All den Schlaumeiern, die schon immer gewusst haen, dass die Änderung bei der Pendlerpauschale verfasungswidrig ist, kann ich nur empfehlen, einmal das Ureil des Bundesverfassungsgerichts zu lesen. (Dirk Niebel [FDP]: Die Schlaumeier haben gewonnen!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as Bundesverfassungsgericht sagt: Die dem Steuerge-
etzgeber – also uns – zustehende Gestaltungsfreiheit
mfasst von Verfassungs wegen die Befugnis, neue Re-
eln einzuführen, ohne durch Grundsätze der Folgerich-
igkeit an frühere Grundentscheidungen gebunden zu
ein.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber richtige Regeln dann! Verfassungskonforme Regeln!)


Dies setzt allerdings voraus, dass wirklich ein neues
egelwerk geschaffen wird.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


as Bundesverfassungsgericht erklärt also das Werktor-
rinzip nicht grundsätzlich für unzulässig, sondern es
tellt fest, dass es prinzipiell im Ermessen des Gesetzge-
ers steht – aber eben nur dann, wenn hiermit auch ein
rundsätzlicher Systemwechsel erfolgt, ein System-
echsel und nicht das seit Jahrzehnten übliche Herum-
eschraube am Einkommensteuergesetz.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Das die Große Koalition fortgesetzt hat!)


Ich empfinde deswegen dieses Urteil als Ruf des Bun-
esverfassungsgerichts nach dem großen Wurf bei der
inkommensteuer. Wir sollten daher diese Entscheidung
ls Anstoß betrachten, über einen wirklichen System-
echsel in der Einkommensteuer nachzudenken. Es
uss eine Einkommensteuerreform geben, die entlastet,

ie radikal vereinfacht und die schon aufgrund ihrer Ein-
achheit ein Mehr an Gerechtigkeit bedeutet.


(Zuruf von der LINKEN: Auf dem Bierdeckel!)


assen Sie uns daran arbeiten.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21099


(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619521700

Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Barbara Höll,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619521800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Abschaffung der Pendlerpauschale war von Anfang
an Murks. Dies hat Ihnen das Bundesverfassungsgericht
bestätigt. Das Schlimme ist allerdings, dass Sie sehenden
Auges verfassungswidrige Gesetze durch den Bundestag
durchdrücken.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sachverständige, aber auch Oppositionspolitiker der
FDP und der Linken haben Ihnen von Beginn an gesagt,
dass es so nicht geht, dass es verfassungswidrig ist.

Der Gipfel ist allerdings, dass die Bundeskanzlerin
aus dieser Niederlage vor dem Bundesverfassungsge-
richt nun einen Teil ihres Konjunkturprogrammchens
machen möchte. Sie sagte, dass es die richtige Antwort
auf die jetzige Wirtschaftssituation ist. Da kann man nur
noch hören und staunen.


(Reinhard Schultz [Everswinkel] [SPD]: Ja, Glück im Unglück! Das ist doch in Ordnung!)


Das Bundesverfassungsgericht hat klipp und klar be-
stätigt, dass der Beitrag, den die staatliche Gemeinschaft
für das Funktionieren der Gesellschaft dem Einzelnen
abverlangen kann, eben nicht der Willkür von politi-
schen Mehrheiten unterliegt, sondern gewissen Grund-
sätzen zu folgen hat. Es hat klar herausgestellt, dass der
Grundsatz der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit gilt.
Dies war umso nötiger, weil Sie von der Großen Koali-
tion zunehmend nur noch auf einer Seite entlasten, näm-
lich die Reichen und Vermögenden.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


Die Erbschaftsteuer war das letzte Beispiel dafür. Diese
wissen mittlerweile gar nicht mehr, wohin mit ihrem
Geld, und zocken an den Finanzmärkten.


(Beifall bei der LINKEN)


Auf der anderen Seite belasten Sie insbesondere Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Rentnerinnen und
Rentner.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Unglaublich!)


Wenn Herr Steinbrück dann in Reaktion auf das Urteil
verkündet: „Wir werden uns das Geld nicht an anderer
Stelle zurückholen; das verträgt die derzeitige Konjunk-
turlage nicht“,


(Zuruf von der CDU/CSU: Richtig!)


dann frage ich mich wirklich, wo ich bin. Durch dieses
Urteil wird klar: Dies ist ein Rechtsanspruch der Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer und beruht nicht auf
Großzügigkeit von Herrn Steinbrück.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN – Otto Bernhardt [CDU/CSU]: Urteil nicht verstanden!)


enn er so formuliert, so muss man vermuten, dass er
chon im Kasten hat, wo er wieder zugreifen möchte. Ei-
entlich würde er den Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
ehmern die jetzt fällig werdenden 7,5 Milliarden Euro
m liebsten an anderer Stelle aus der Tasche ziehen. Ge-
au das sagt er indirekt durch diesen Satz.


(Beifall bei der LINKEN – Otto Bernhardt [CDU/CSU]: Meine Güte!)


Schauen wir einmal in die Geschichte. CDU, CSU
nd SPD haben im Koalitionsvertrag vereinbart, dass die
endlerpauschale gestrichen wird. Herr Steinbrück hat
as damit begründet, dass das ein verfassungsgemäßer
ubventionsabbau sei. Wir waren von Anfang an dage-
en. Im Frühjahr dieses Jahres ist die CSU aufgrund
chlechter Umfrageergebnisse in Bayern umgeschwenkt
nd hat gesagt: Das müssen wir unbedingt ändern. – Sie
un ja heute noch so, als ob sie von Anfang an mit der
ache nichts zu tun hatten und schon immer gegen die
eduzierung der Pendlerpauschale waren.

Dreimal hat Ihnen die Fraktion der Linken die Mög-
ichkeit gegeben, Ihre Meinung zu ändern.


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Nur populistisch und völlig durchsichtig, Frau Höll! – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das hat uns nur Ärger bereitet!)


ch verweise auf den 25. September dieses Jahres. Wir
aben die Wiedereinführung der alten Pendlerpauschale
ier zur Abstimmung gestellt. Die CDU/CSU hat ge-
chlossen dagegen gestimmt. Bei der SPD gab es eine
timme für die Wiedereinführung. Bei den Grünen gab
s bis auf eine Enthaltung auch nur Gegenstimmen. Nur
ie FDP und die Linken haben geschlossen dafür ge-
timmt.


(Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Oh! – Joachim Poß [SPD]: Eine tolle Koalition!)


ir standen von Anfang an dazu; das muss man an die-
er Stelle sagen.


(Beifall bei der LINKEN und der FDP – Eduard Oswald [CDU/CSU], an die FDP gewandt: Mit wem verbündet ihr euch denn da? Das ist unglaublich!)


Wir vertreten diese Position sowohl aus verfassungs-
echtlichen Gründen als auch aus verteilungspolitischen
ründen. Sie haben es jetzt schwarz auf weiß: Beruflich
edingte Aufwendungen sind Werbungskosten und als
olche steuerlich absetzbar. Fahrten zur Arbeit und wie-
er zurück sind keine Privatausgaben, Herr Steinbrück,
nd damit auch keine Subventionen.

Wenn wir jetzt handeln müssen, so lassen Sie uns
och zumindest diesmal vernünftig handeln und auf das
ören, was die Sachverständigen sagen. Alle Verkehrs-
ittel müssen berücksichtigt werden: sowohl das Auto

nd der öffentliche Personennahverkehr – da, wo es not-
endig ist, eventuell der Fernverkehr – als auch das
ahrrad und die Füße.


(Zuruf von der CDU/CSU: Dreirad!)


21100 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008


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Dr. Barbara Höll
Wer öffentliche Verkehrsmittel benutzt, muss die
realen Kosten absetzen dürfen. Dies gilt insbesondere
aus ökologischen Gründen und angesichts der Tatsache,
dass Herr Mehdorn gerade wieder die Bahnpreise um
durchschnittlich 3,9 Prozent erhöht hat.

Wir müssen uns natürlich auch überlegen, wie wir mit
dem Fakt umgehen, dass viele Menschen im Rahmen der
steuerlichen Absetzbarkeit nichts von der Wiedereinfüh-
rung haben, da sie zu solch geringen Löhnen arbeiten
müssen


(Beifall bei der LINKEN)


und weit entfernt von ihrem Arbeitsplatz leben, dass sie
gar nicht in die Situation kommen, Steuern zu zahlen. In
diesem Zusammenhang muss man über eine negative
Einkommensteuer nachdenken.

Diese Dinge liegen auf dem Tisch. Wir werden dran-
bleiben, und Sie sollten sich dazu stellen, ob Sie es wirk-
lich ernst damit meinen, die Vorgaben des Bundesverfas-
sungsgerichtes umzusetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619521900

Das Wort hat der Kollege Joachim Poß, SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1619522000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! An der

Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts gibt es
nichts zu deuteln. Der Bundesfinanzminister hat in einer
gemeinsamen Erklärung mit dem hessischen Minister-
präsidenten umgehend reagiert. Im Ergebnis wird die
alte Pendlerpauschale in Höhe von 30 Cent pro Entfer-
nungskilometer nun allen Steuerpflichtigen rückwirkend
für die Jahre 2007 und 2008 und in jedem Fall unverän-
dert auch für das kommende Jahr, für 2009, gewährt.
Angesichts der besonderen Vorgeschichte würde ich die-
ses Ergebnis im Moment nicht öffentlich als Konjunk-
turpaket anpreisen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wie Frau Merkel!)


Gleichwohl bleibt die nüchterne Feststellung, dass die
Binnenkaufkraft in Deutschland dadurch im voraussicht-
lich schwierigen Jahr 2009 spürbar gestärkt wird, was
für sich genommen nur zu begrüßen ist. Auch das ist,
glaube ich, richtig.

Für mögliche Veränderungen der Pendlerpauschale in
späteren Jahren – Kollege Gutting hat darauf hingewie-
sen – hat das Bundesverfassungsgericht in durchaus ein-
drucksvoller Weise wichtige Wegmarken gesetzt; auch
das begrüße ich ausdrücklich. Das hat meine Fraktion
und mich in unserer Auffassung bestätigt, dass es richtig
ist, auf die Gerichtsentscheidung zu warten, bevor man
erneut eine gesetzliche Neuregelung, die von den Linken
und anderen gefordert wurde, in Angriff nimmt – das
sage ich durchaus auch in Richtung CSU. Bei dieser
Auffassung bleibe ich, auch wenn die Gerichtsentschei-

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(C (D ung zunächst eine Rückkehr zum alten Recht bedeutet. ch bekenne hier offen, dass ich sehr froh darüber bin, ass die heutige Debatte zum Thema Pendlerpauschale or dem Hintergrund der sehr differenzierten Ausfühungen des Bundesverfassungsgerichts geführt wird: um Gleichheitsgrundsatz, zu denkbaren Ausnahmen om Nettoprinzip, zur Folgerichtigkeit und zu weiteren uristischen Kernbegriffen. (Dr. Volker Wissing [FDP]: Steht schon in dem Protokoll der Sachverständigenanhörung!)


Für mich ist diese Entscheidung des Bundesverfas-
ungsgerichts erkennbar von dem Bemühen geprägt, auf
er einen Seite den Gesetzgeber unmissverständlich in
ie Verantwortung zu nehmen, sich auf der anderen Seite
ber ebenso unmissverständlich der Einmischung in
eine Ermessensspielräume zu enthalten. Ein solches
emühen, das in der Entscheidung des Bundesverfas-

ungsgerichts erkennbar ist, konnte ich bei der vorausge-
angenen Entscheidung des Bundesfinanzhofs nicht er-
ennen. Im Urteil des Bundesverfassungsgerichts ist
iesbezüglich an mehreren Stellen eine milde Rüge der
inanzrichter zu erkennen. Anders als zuvor der Bundes-
inanzhof hat das Bundesverfassungsgericht jetzt dem
esetzgeber gezeigt, dass angesichts gewichtiger ökono-
ischer oder ökologischer Einwände im Einzelfall

urchaus eine Abkehr von systembildenden Prinzipien
es Steuerrechts möglich ist, wenngleich es an eine sol-
he Durchbrechung hohe Anforderungen stellt. Diese
erfassungsrechtlichen Anforderungen werden bei allen
ünftigen Überlegungen zu Veränderungen bei der Pend-
erpauschale sorgsam zu beachten sein.

Für uns Sozialdemokraten – das möchte ich noch ein-
al betonen – werden daneben natürlich stets auch die

ozialen Anforderungen eine zentrale Rolle spielen.
eshalb steht für uns die Wahrung der Interessen der Ar-
eitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch künftig bei all
iesen Überlegungen an erster Stelle, was konkret heißt,
ass Änderungen der Pendlerpauschale bei diesen, das
eißt, bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern,
icht zu Mehrbelastungen führen dürfen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619522100

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht nun

ie Kollegin Christine Scheel.


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619522200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

est steht, dass die Bundesregierung und mit ihr der Fi-
anzminister Peer Steinbrück und mit ihm wiederum
ein Kompagnon Roland Koch aus Hessen eine ziemli-
he Klatsche bekommen haben. Nach der Anhörung war
chon klar – das haben meine Vorrednerinnen und Vor-
edner schon gesagt –, dass dieses Gesetz nicht verfas-
ungskonform ist. Das hat sich jetzt bestätigt. Das haben
ir Ihnen rechtzeitig gesagt. Sie hätten Zeit gehabt,

echtzeitig eine vernünftige Regelung vorzulegen.

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21101


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Christine Scheel

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Sendepause bei der Großen Koalition!)


Ich finde es völlig verrückt, dass noch kurz vor dem
Urteil vonseiten der Bundesregierung gesagt wurde, die
Regelung, die man getroffen habe, sei gerecht und recht-
lich zulässig. In verschiedenen Zeitungen wurde die Sa-
che so dargestellt, als ob man sich auf dem richtigen
Weg befinde. Wir sind froh, dass sich das Bundesverfas-
sungsgericht von der Argumentation des BMF nicht be-
eindrucken ließ.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich finde es dreist, wenn jetzt gesagt wird – die Bun-
deskanzlerin führte das aus –: Die Menschen bekommen
Geld zurück, und das ist ein supertolles Konjunkturpro-
gramm. Dazu kann man nur sagen: Das ist kein Kon-
junkturprogramm; denn man weiß, dass jeder zweite
Haushalt in Deutschland aufgrund niedriger Einkommen
keine Steuern zahlt, sondern nur von der Abgabenbelas-
tung betroffen ist. Diejenigen, die keine Steuern zahlen,
können auch keine Rückzahlung der Pendlerpauschale
erwarten. Deswegen ist es sozial nicht gerecht. Deswe-
gen trifft es nicht zu, dass dies eine Unterstützung für die
Haushalte sei, die das Geld in der heutigen konjunkturell
schwierigen Zeit dringend brauchen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben jetzt die Situation, dass vielen Bürgerinnen
und den Bürgern diese Rückzahlung zusteht, dass sie sie
hoffentlich sehr schnell erhalten und dass sich viele Bür-
gerinnen und Bürger darüber freuen. Das ist gut; denn
die Bevölkerung darf nicht unter den schlechten Geset-
zen, die die Koalition macht, leiden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deswegen ist es wichtig, dass das alles jetzt sehr zügig
abgewickelt wird.

Wir halten es für bemerkenswert – Kollege Gutting
hat darauf hingewiesen –, dass das Bundesverfassungs-
gericht in seinen Vorgaben durchaus Spielraum lässt.
Wir müssen für die Zukunft eine gesetzliche Regelung
finden – sie wird hoffentlich sehr schnell gefunden –, da-
mit Klarheit herrscht, was 2010 gilt. Dieser Regelung
müssen Überlegungen zugrunde liegen, was verkehrspo-
litisch, was umweltpolitisch und was unter dem Ge-
sichtspunkt einer sozialen Gerechtigkeit im Steuerabga-
bensystem Sinn hat. Hier muss man ansetzen, um eine
umweltfreundliche und soziale Lösung zu finden. Dies
könnte beispielsweise eine Mobilitätszulage sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Grünen haben bereits Vorschläge dazu gemacht.
Denn wir sehen, dass all diejenigen, die einen weiten
Weg zur Arbeit haben, weil sie in der Nähe ihres Wohn-
ortes keine Arbeit finden, auf öffentliche Verkehrsmittel
oder das Auto angewiesen sind, wenn es zu weit ist, mit
dem Fahrrad zu fahren. Diese Personen sollten unabhän-
gig vom Verkehrsmittel eine Mobilitätszulage ausgezahlt
bekommen. Das kann man zum Beispiel bei denjenigen,

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(C (D ie Steuern zahlen, in Form eines Abzugs von der Steurschuld machen. Denjenigen, die keine Lohnsteuer zahen, kann diese Mobilitätszulage ausgezahlt werden. Das äre eine gerechte und unter ökologischen und sozialen esichtspunkten insgesamt vernünftige Ausgestaltung. Das Bundesverfassungsgericht hat diesen Weg ausrücklich vorgegeben. Die Richter haben gesagt: Man ann eine pauschalierende Regelung treffen. Man kann arüber reden, ob man den Arbeitnehmerpauschbetrag nhebt, um zu einer Vereinfachung des gesamten Sysems zu kommen. Auch das wäre ein Weg, über den urchaus diskutiert werden kann. Wir finden, in Zukunft st es notwendig, dass die Wahl der Verkehrsmittel frei st. Deswegen müssen alle, die Verkehrsmittel für den eg zur Arbeit nutzen, egal ob das Fahrrad, den Bus, die ahn oder das Auto, gleich behandelt werden. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Und die Füße? Sind die Füße kein Verkehrsmittel?)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist der Grundansatz. Diesen Grundansatz hatte
ie Bundesregierung aufgehoben. Den richtigen Ansatz
er rot-grünen Regierung, alle Verkehrsmittel gleich zu
ehandeln und den öffentlichen Nahverkehr besser ein-
ubeziehen, haben Sie mit Ihrem unsinnigen Gesetz
urchbrochen. Deswegen hat das Bundesverfassungsge-
icht zu Recht gesagt: Das ist falsch. Unser Auftrag, der
er Regierung, aber auch der der Opposition, ist es jetzt,
u helfen, eine vernünftige Lösung für die Zukunft zu
inden.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619522300

Das Wort hat der Kollege Dr. Hans Michelbach für

ie Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1619522400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

esser spät als nie. Seit letzter Woche haben wir endlich
larheit. Die gesetzliche Regelung der Pendlerpauschale

st verfassungswidrig. Es ist gut, dass die Feststellung
es Bundesfinanzhofes zur steuerlichen Bewertung von
endlerfahrten vom Bundesverfassungsgericht bestätigt
urde.


(Dirk Niebel [FDP]: Sie haben es doch hier mit verabschiedet!)


ahrten zur Arbeit sind rein berufliche Fahrten und soll-
en deshalb steuerlich abgesetzt werden können.

In einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft ist hohe Mo-
ilität der Arbeitnehmer ein unverzichtbarer Standort-
orteil.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: So ist es!)


nsbesondere das sollten wir immer sehen. Dem muss
er Staat Rechnung tragen. Er darf sich nicht an rein fis-
alischen Erwägungen orientieren.

21102 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008


(A) )



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Dr. h. c. Hans Michelbach
Für den Arbeitsmarkt gilt, dass die Pendlerkosten ge-
rade die leistungswilligen Arbeitnehmer belasten. Dabei
profitiert auch der Staat von den steigenden Ausgaben
der Pendler durch deutlich höhere Steuereinnahmen bei
den Energiesteuern und der Umsatzsteuer.


(Dirk Niebel [FDP]: Aber Sie haben es mit beschlossen!)


Auch darauf muss man den Blick richten.

Wir müssen dem gefräßigen Steuerstaat, der die Steu-
erzahler durch Mehrfach- und Substanzbesteuerungen
überfordert, Einhalt gebieten, wenn wir die Leistungsbe-
reitschaft und Flexibilität der Menschen sichern wollen.


(Dirk Niebel [FDP]: Drei Jahre Ihrer Regierungszeit!)


– Herr Niebel, seien Sie ruhig, gerade Sie profitieren da-
von, dass die falsche Regelung beschlossen wurde.


(Beifall bei der FDP)


Sonst säßen Sie nicht in der Münchener Staatsregierung.


(Dirk Niebel [FDP]: Dann machen Sie weiter so!)


Der Steuerstaat ist auf Glaubwürdigkeit und Akzep-
tanz angewiesen. Steuerpolitik muss gerecht sein. Des-
halb wäre es besser gewesen, wenn unsere Bedenken da-
mals Gehör gefunden, wir uns durchgesetzt bzw. früher
gehandelt hätten. Eine Korrektur durch das Bundesver-
fassungsgericht ist immer ein Offenbarungseid. Ich stelle
fest: Für die CSU war der Tag in Karlsruhe ein guter
Tag.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir sollten daraus lernen, dass rein fiskalische Be-
trachtungen in der Steuerpolitik nicht ausreichen. Sie rä-
chen sich geradezu. Es muss stets ein ordnungs- und
steuerrechtliches Grundprinzip gelten. Dies haben die
Richter auch schon früher angemahnt.


(Zuruf von der FDP: Nur die CDU/CSU nicht!)


Ich denke zum Beispiel an die Vermögensteuer oder an
die Absetzbarkeit der Vorsorgebeiträge bei der Kranken-
versicherung.


(Dirk Niebel [FDP]: Das war doch das Bundesverfassungsgericht, nicht die Regierung!)


Für einen Neuanfang brauchen wir eine große Steuer-
reform. Das ist notwendig.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Als vertrauensbildende Sofortmaßnahme und zur Kon-
junkturförderung sollte in den nächsten Wochen ein Bür-
gerentlastungsgesetz beschlossen werden, das gerade die
Absetzbarkeit von Pendlerkosten und Krankenversiche-
rungsbeiträgen, den höheren Grundfreibetrag und die
kalte Progression im Steuertarif verfassungsgerecht löst.
Dazu ist ein Bürgerentlastungsgesetz aus verschiedenen
Gründen notwendig: zum Beispiel aus Gründen des
Steuerrechts und zur Steigerung der Kaufkraft. Mehr

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(C (D etto vom Brutto – dieses Ziel müssen wir jetzt angeen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist keine Steuerreform!)


Mit den Rückzahlungen muss in allen Bundesländern
och vor Weihnachten begonnen werden. Leider ist mit
en Rückzahlungen bisher nur in Bayern, Niedersachsen
nd Hamburg begonnen worden. Es sollte keine steuer-
olitischen Winkelzüge mehr geben. Wir brauchen
laubwürdigkeit und Kaufkraftstärkung in der und
urch die Steuerpolitik.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Das schaffen Sie nur durch das Bundesverfassungsgericht!)


Ich darf noch einmal deutlich machen: Rein fiskali-
che Konsolidierungs- und Haushaltspolitik wird immer
ieder scheitern. Wachstums- und Beschäftigungsein-
rüche sind für die Steuereinnahmen immer kontrapro-
uktiv. Wer sich zur falschen Zeit rein fiskalisch orien-
iert, wird am Ende eine Bauchlandung machen.


(Beifall bei der FDP – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Kurswechsel!)


eswegen müssen wir deutlich machen, dass durch
ehr Wachstum und Beschäftigung und durch Frei-

äume in der Steuerpolitik letzten Endes die Chance am
rößten ist, dass wir aus dieser Rezession möglichst
chnell herauskommen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Mehr Netto vom Brutto!)


as muss unser gemeinsames Ziel sein, damit die Men-
chen durch die Steuerpolitik mehr Netto vom Brutto ha-
en und wieder mehr Geld ausgeben können.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat der Koalitionsausschuss anders gesehen!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619522500

Das Wort hat der Kollege Dr. Hermann-Otto Solms

ür die FDP-Fraktion.

(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619522600

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich kann gut verste-

en, dass der Kollege Michelbach ärgerlich ist, nachdem
as Bundesverfassungsgericht nun das zurechtgerückt
at, was die CSU, wie sie im bayerischen Landtagswahl-
ampf angekündigt hat, gerne selber durchgesetzt hätte,


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Völlig zu Recht!)


as ihr von der eigenen Bundeskanzlerin aber untersagt
orden ist.

(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Sylvia Kotting Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


iesen Ärger kann ich wirklich nachvollziehen.

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21103


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(B) )


Dr. Hermann Otto Solms
Die FDP hat von Anfang an gesagt, dass die von Ih-
nen getroffene Regelung verfassungswidrig ist. Über das
Urteil des Bundesverfassungsgerichts darf sich also nie-
mand wundern. Nachdem ich mir die Reden, die Sie
heute gehalten haben, angehört habe, habe ich allerdings
den Eindruck: Keiner ist es gewesen, und das ist von
ganz alleine gekommen. Denn jetzt distanzieren sich alle
davon.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, genau! Das ist vom Himmel gefallen! – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)


Wenn Sie sich das Urteil des Bundesverfassungsgerichts
durchlesen, stellen Sie fest: Das ist kein Urteil in einer
einfachen Sachfrage – es geht nicht nur um die Entfer-
nungspauschale –, sondern eine vernichtende Beurtei-
lung der Gesetzgebungspraxis der Großen Koalition,
also Ihrer Regierung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich kurz aus der Pressemitteilung des
Gerichts zitieren:

… es geht bei der Abgrenzung der steuerlichen Be-
messungsgrundlage um die gerechte Verteilung von
Steuerlasten. Hierfür kann die staatliche Einnah-
menvermehrung jedoch kein Richtmaß bieten, denn
diesem Ziel dient jede, auch eine willkürliche
Mehrbelastung.

Das Gericht sagt also: Sie haben einfach zugegriffen, um
den Bürgern noch mehr Geld wegzunehmen, völlig ohne
Rücksicht auf die verfassungsrechtlichen Grundprinzi-
pien. – Das ist ein hartes Urteil.

Wenn man sich anschaut, womit sich das Bundesver-
fassungsgericht in dieser Legislaturperiode befassen
musste, stellt man fest, dass es noch nie eine Bundes-
regierung gegeben hat, die so häufig vor dem Bundes-
verfassungsgericht gescheitert ist:


(Beifall bei der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Das sind Wiederholungstäter!)


im Januar 2007 mit dem Erbschaftsteuer- und Bewer-
tungsgesetz, im Dezember 2007 mit den Regelungen zu
Hartz IV, im März 2008 mit der Vorratsdatenspeiche-
rung, im Mai 2008 folgte das AWACS-Urteil, im
Juli 2008 mit dem Nichtraucherschutz und im Dezember
2008 mit der Pendlerpauschale. Ich habe den Eindruck,
je größer die Mehrheit im Bundestag, desto geringer die
Achtung vor dem Grundgesetz.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Diese Regierung ist ein Beschäftigungsprogramm für die Gerichte!)


Angesichts Ihrer großen Mehrheit hat sich bei Ihnen die
Arroganz der Macht eingeschlichen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Leider wahr!)


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(C (D abei gehen unsere verfassungsrechtlichen Grundprinziien über die Wupper. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Genau! Dafür sorgen die sogar sehenden Auges! Und hinterher will es dann wieder keiner gewesen sein!)


as können wir nicht hinnehmen.


(Beifall bei der FDP)


Mit der Verabschiedung der Reform der Erbschaft-
teuer gehen Sie diesen riskanten Weg schon wieder. Die
egelung zur Erbschaftsteuer ist offenkundig verfas-

ungswidrig, und wir werden alles tun, damit das Bun-
esverfassungsgericht dies feststellt. Die Behandlung
on Geschwistern und deren Kindern wie Fremde ist
indeutig verfassungswidrig – sie verstößt gegen Art. 6
es Grundgesetzes –, und auch der Gleichheitsgrundsatz
ird verletzt.

Hinzu kommt, dass eine dazu nicht legitimierte Re-
ierung, die geschäftsführende Regierung von Herrn
och in Hessen, diesem Gesetz im Bundesrat zur Mehr-
eit verholfen hat. Ohne die Stimmen des Landes Hes-
en hätte es dafür keine Mehrheit im Bundesrat gegeben.
ie Frage, ob diese Landesregierung legitimiert war,

eine Stimme abzugeben, ist völlig offen. Der Staatsge-
ichtshof des Landes Hessen hat seinerzeit, im Jahre
984, im Hinblick auf die Regierung Börner festgestellt,
ass sie eine deutliche begrenzte Legitimation habe.
arauf haben wir Herrn Koch aufmerksam gemacht.
rotzdem hat er dem Gesetzentwurf im Bundesrat zuge-
timmt.


(Ortwin Runde [SPD]: So ist der eben!)


uch das ist ein Grund für eine verfassungsrechtliche
berprüfung, und wenn es eine Überprüfung durch den
taatsgerichtshof des Landes Hessen sein muss.


(Beifall bei der FDP – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Koch und Steinbrück sind ein Dreamteam für die Gerichte!)


Meine Damen und Herren von der Großen Koalition,
ie sind nicht diejenigen, die den Bürgern Geld zurück-
eben. Das Bundesverfassungsgericht gibt den Men-
chen das Geld zurück, nicht Sie.


(Beifall bei der FDP)


ie können doch gar nicht anders. Würden Sie anders
önnen, würden Sie den Bürgern dieses Geld niemals
urückgegeben.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)


etzt greifen Sie wieder tief in die Tasche. Diesmal
chmeißen Sie das Geld in Form von Konjunkturpro-
rammen aus dem Fenster. Das erste wurde schon be-
chlossen, das zweite ist angekündigt, und das dritte
ird folgen.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Was will eigentlich Herr Brüderle machen? – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Mit den Konjunk 21104 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 Dr. Hermann Otto Solms turprogrammen machen die es wie damals bei den Hartz-Gesetzen! Eins nach dem anderen!)


(A) )


(B) )


Das wird dazu führen, dass die Schulden steigen und der
Haushalt in völlige Unordnung gerät. Die Neuverschul-
dung wird 30, 40 oder 50 Milliarden Euro betragen; das
ist mehr als jemals zuvor. Völlig ohne Rücksicht auf
Verluste gehen Sie in den Wahlkampf. Sie verteilen nur
Geschenke, sagen den Bürgern aber nicht, dass sie all
diese Geschenke letztlich selbst bezahlen müssen.

Meine Damen und Herren, die Große Koalition ist mit
ihrem Latein am Ende. Wir hoffen, dass bald Wahlen
sind.

Danke schön.


(Beifall bei der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619522700

Für die SPD-Fraktion spricht nun die Kollegin

Frechen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gabriele Frechen (SPD):
Rede ID: ID1619522800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Natürlich haben alle Kolleginnen und Kolle-
gen recht, die bisher behauptet haben: Das Bundesver-
fassungsgericht hat die Änderung, die wir hinsichtlich
der Pendlerpauschale eingeführt haben, vorläufig ge-
kippt.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Vorläufig?)


Das ist völlig richtig. Das haben wir zu akzeptieren.

Frau Dr. Höll, mit Verlaub: Sie haben Herrn
Steinbrück aber völlig falsch zitiert.


(Joachim Poß [SPD]: Das macht sie aber immer!)


Wir akzeptieren dieses Urteil, und wir werden uns diese
7,5 Milliarden Euro, die uns das Urteil des Bundesver-
fassungsgerichts kostet, nicht an anderer Stelle zurück-
holen. Das heißt aber auch, dass die Schulden des Staa-
tes steigen werden, und das bedeutet auf lange Sicht,
dass unsere Kinder und Enkelkinder auch für diese Steu-
ererstattung irgendwann werden aufkommen müssen.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Weil Sie nicht zu einer soliden Haushaltspolitik in der Lage waren! Wer hat denn nicht gespart?)


Ich möchte Sie nochmals an die Zeit der Änderung er-
innern: Die Einhaltung der Maastricht-Kriterien, die
Eindämmung der Neuverschuldung und die Steigerung
der notwendigen Investitionen bei gleichzeitiger Konso-
lidierung des Bundeshaushalts


(Dirk Niebel [FDP]: Hat das Bundesverfassungsgericht alles nicht interessiert!)


waren fast unlösbare Herausforderungen. Jahrzehntelang
haben wir über unsere Verhältnisse gelebt und damit
Schritt für Schritt die Handlungsfähigkeit eingebüßt.

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(C (D (Dirk Niebel [FDP]: Wenn Sie es nicht können, dann hören Sie doch auf, zu regieren! – Dr. Volker Wissing [FDP]: Und die Große Koalition hat noch eines draufgesetzt!)


assen Sie mich das an dieser Stelle deutlich sagen: Zu
ieser Verschuldung bzw. Situation haben alle Parteien
eigetragen,


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Na!)


ie in den letzten 40 Jahren in Bund, Ländern oder Kom-
unen Verantwortung gehabt haben,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


nd damit alle, von ganz rechts bis ganz links.

Wir mussten Subventionen und Ausnahmen abschaf-
en, und wir mussten uns von lieb gewonnenen Gewohn-
eiten im Steuerrecht trennen, um unseren Staat zu-
unftsfähig zu machen.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Sie haben doch die Ausgaben erhöht!)


ir haben das nicht aus Spaß am Streichen getan.


(Dirk Niebel [FDP]: Hören Sie doch auf, sich zu verteidigen!)


Ich habe nie einen Hehl aus meiner Haltung zu der
nderung der Pendlerpauschale gemacht.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie waren auch immer dagegen!)


ch habe in vielen Gesprächen versucht, eine andere und
essere Lösung zu finden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Sie haben auch zugestimmt!)


achdem keine Einigung zu finden war, habe ich aus
erantwortung für die kommenden Generationen und für
en Staatshaushalt zugestimmt. Herr Niebel, das stimmt.
amit haben Sie natürlich völlig recht.

Ich betone aber nochmals: Vier Verfassungsorgane
Bundestag, Bundesrat, Bundesregierung und Bundes-

räsident – waren sich einig, dass das verfassungskon-
orm ist. Genau der Meinung war ich auch. Ich habe zu
einer Zeit bewusst einem verfassungswidrigen Gesetz
ugestimmt. Darauf lege ich ganz großen Wert.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Ihre Sachverständigen haben Ihnen das doch von Anfang an gesagt!)


Die Alternativlösung haben im Übrigen genau die
erhindert, die vor der darauffolgenden Landtagswahl
as Mäntelchen und den Hut von Robin Hood getragen
aben und für die Pendler übers Land gezogen sind.


(Beifall bei der SPD)


ie wollten uns vergessen machen, dass sie alle hier im
eutschen Bundestag mit zugestimmt haben. Das lasse

ch Ihnen so nicht durchgehen.

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21105


(A) )



(B) )


Gabriele Frechen

(Beifall bei der SPD – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch deswegen hat die CSU die Wahl verloren!)


Die geänderten Steuerbescheide werden jetzt ver-
schickt. Mancher, der sich von diesen Kampagnen hat
instrumentalisieren lassen, wird sich verwundert die Au-
gen reiben. Es ist klar: Der Investmentbanker, der in
Frankfurt arbeitet und im Taunus wohnt, freut sich über
die 700 Euro, die er jetzt pro Jahr mehr hat und mehr
aufs Sparbuch legen kann. Ich nehme aber einmal an,
dass sich die Freude bei der alleinerziehenden Mutter,
die nichts oder vielleicht 3,50 Euro zurückbekommt,


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie zahlt ja auch keine Steuern!)


weil der Arbeitnehmerpauschbetrag hoch genug ist und
alles abdeckt oder weil sie nur wenig oder keine Steuern
bezahlt, in arg engen Grenzen halten wird.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Da müssen wir eine Lösung finden! – Gegenruf des Abg. Manfred Grund [CDU/CSU]: Fangt in Berlin schon einmal damit an!)


Von den Haushalten, die trotz Vollzeitarbeit wenig oder
gar keine Steuern bezahlen, gibt es deutlich mehr als von
denen, die von der Pendlerpauschale satt profitieren.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit den Steuerbe-
scheiden wird dann auch die Mär entzaubert, dass Steu-
ersenkungen für Menschen mit kleinen und mittleren
Einkommen die Entlastung schlechthin darstellen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Dabei wird nämlich genau das Gleiche wie bei der Pend-
lerpauschale passieren: Die Familien mit einem hohen
Einkommen werden gut entlastet, und die Familien, die
am Ende des Geldes noch Monat übrig haben, haben kei-
nen Cent mehr in der Tasche. Das ist eine Steuersen-
kung, wie sie sich die FDP vorstellt.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Ist ja abenteuerlich! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ein Quatsch! – Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Mindestlohn!)


Das ist mit uns natürlich überhaupt nicht zu machen.
Diesen Familien hilft nur


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Was wollen Sie tun?)


– warten Sie es ab; Sie sind zu gierig – die Senkung der
Lohnnebenkosten.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das wollt ihr doch auch nicht machen! Dann senkt doch den Rentenversicherungsbeitrag!)


Alle, die es ernst damit meinen, dass Arbeitnehmerin-
nen und Arbeitnehmer mehr Geld in der Tasche haben
sollen, lade ich ein: Machen Sie mit bei der Einführung
eines angemessenen Mindestlohnes. Dass Menschen von
einer Vollzeitstelle nicht leben können, hat nichts mit zu
hohen Steuern oder der Pendlerpauschale zu tun.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D as hat nur etwas damit zu tun, dass man für gute Arbeit uch faire Löhne bezahlen muss. Deshalb ist der Minestlohn der erste wichtige Schritt zum Ziel. (Beifall bei der SPD – Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Frau Frechen, das haben Sie im Bundestag schon mindestens zweimal abgelehnt!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619522900

Für die Unionsfraktion spricht nun der Kollege

erald Weiß.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Auch ein freudiger Ablehner der alten Regelung!)


Gerald Weiß (Groß-Gerau) (CDU/CSU):
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Beginnen wir mit der Enthüllung eines Betriebs-
eheimnisses: Auch in der CDU/CSU-Fraktion ging es
it dieser Entscheidung vielen so wie Ihnen, Frau Kolle-

in Frechen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ihr wolltet das alles nicht! – Weiterer Zuruf von der FDP: Warum macht ihr denn dann so einen Mist?)


ür unser Votum war bestimmend, dass es in dieser au-
erordentlich schwierigen Haushaltssituation insgesamt
alt, ein Konsolidierungspaket durchzubringen.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Hätten Sie doch den Spitzensteuersatz erhöht!)


Aber das ist jetzt müßig. Wir müssen in die Zukunft
licken. Nach dem Bundesverfassungsgerichtsurteil
uss im Hinblick auf die betroffenen Arbeitnehmerin-

en und Arbeitnehmer gelten: gute Information, wenig
ürokratie und schnelles Geld. Das fordern wir jetzt für
ie betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
in.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist begrüßenswert, dass die Bundesregierung klar-
estellt hat, dass für die Jahre 2007, 2008 und 2009 die
egeln der alten Pendlerpauschale gelten.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Noch schlimmer! – Weiterer Zuruf von der FDP: Die Sie abgeschafft haben!)


as gibt den Steuerbürgerinnen und -bürgern und auch
er Steuerverwaltung Sicherheit. Man darf schon jetzt
en Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Steuerver-
altung danken, dass sie die Korrektur der Steuerbe-

cheide und die damit verbundenen Steuerrückzahlun-
en engagiert angehen werden.

Die schnellen Rückzahlungen sind auch konjunktur-
olitisch sinnvoll. Frau Frechen, es ist durchaus von
onjunkturpolitischem Gewicht, dass 7,5 Milliarden
uro freigesetzt werden; und dass die Belastung vor und
ie Entlastung nach dem Kippen der Regelung miteinan-
er korrespondieren, ist in systematischer Hinsicht
elbstverständlich.

21106 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008


(A) )



(B) )


Gerald Weiß (Groß-Gerau)

Für die Betroffenen muss es also schnell Geld geben.
Aus Hessen beispielsweise ist zu hören, dass ab heute
die Steuerbescheide für das Jahr 2007 von Amts wegen
schnellstens korrigiert werden und es dann zügig zu
Auszahlungen kommt. Wir haben eine leistungsfähige
Steuerverwaltung, die gute Arbeit leisten wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es wird nicht für jeden gleich schnell gehen. Es soll
zwar für alle so schnell wie möglich gehen, aber es wird
nicht für jeden gleich schnell gehen können. Wir haben
eine Gruppe von 8 Millionen Steuerbürgern, die in ihrer
Steuererklärung auch die ersten 20 Kilometer angegeben
und keinen Widerspruch gegen den Steuerbescheid ein-
gelegt haben. Diese Fälle sind im PC gespeichert. Sie
sind relativ schnell zu bearbeiten. Bei dieser Gruppe
wird es schnell gehen.

Die zweite Gruppe besteht aus 2 Millionen Steuerbür-
gern, die Einspruch eingelegt haben, der abschlägig be-
schieden wurde. Diese Fälle sind nicht mehr im PC ge-
speichert. Bei ihnen wird der Aufwand größer sein, aber
auch bei ihnen muss es so schnell wie möglich gehen.

Die dritte und schwierigste Gruppe besteht aus 6 bis
10 Millionen Steuerbürgern. Sie haben sich an die
Rechtsvorschriften gehalten: Weil ihr Weg zur Arbeit
unter 20 Kilometern liegt, haben sie in ihrer Steuererklä-
rung keine Wegekosten angegeben. Diese Steuerbürger
müssen die Angaben zu ihrer Steuererklärung für 2007
entsprechend ergänzen.

Diese Fragen sind nicht ganz einfach zu überblicken.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Eine Große Koalition ist auch nicht einfach zu überblicken!)


Deshalb ist eine effiziente Kommunikation genauso
wichtig wie die schnelle Auszahlung der Gelder. Viele
Bürger rufen jetzt bei ihren Sachbearbeitern und Sachbe-
arbeiterinnen auf den Finanzämtern an. Dadurch wird
sehr viel Zeit in Anspruch genommen, und dadurch geht
manches noch langsamer.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Das ist alles unnötig!)


Ich bin deshalb dafür, dass die Steuerverwaltung Info-
telefone für die Bürgerinnen und Bürger einrichten, an
die sie sich mit ihren Fragen zur Pendlerpauschale wen-
den können.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Eine Art Bürgertelefon gegen die Große Koalition!)


Frau Scheel hat die Neuregelung nach 2010 angespro-
chen und auf Umwelt- und Verkehrsaspekte hingewie-
sen. Dabei ist eines notwendig – das ist nicht nur meine
Meinung, sondern auch die vieler meiner Kollegen –:
Die steuerliche Abzugsfähigkeit von Wegekosten, also
von klassischen Betriebskosten des Arbeitnehmers,
muss gewährleistet und das Nettoprinzip gesichert sein.

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Joachim Poß [SPD])


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(C (D Das Wort hat die Parlamentarische Staatssekretärin icolette Kressl. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das hat alles einen hohen Unterhaltungswert, was hier geboten wird!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619523000

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Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1619523100


Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Es
ibt nichts zu deuteln, die Art der Umsetzung der Rege-
ung zur Pendlerpauschale ist nicht verfassungsgemäß.
ber das Verfassungsgericht hat sehr deutlich gesagt:


(Dirk Niebel [FDP]: Dass ihr verloren habt!)


s ist nicht unveränderbar, was im Gesetz zur Pendler-
auschale steht.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ist das eine Drohung? – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Neue Winkelzüge?)


Ich empfehle ausdrücklich – besonders ausdrücklich
er Frau Höll –, die Entscheidung des Verfassungsge-
ichts einmal etwas genauer anzusehen. Es ist nämlich
ein Rechtsanspruch auf die alte Regelung festgestellt
orden. Es war eine politische Entscheidung, dass für
ie Jahre 2007, 2008 und 2009 die alte Regelung wieder
ilt. Ich stehe dazu; aber mir ist es schon wichtig, zu sa-
en: Es war eine politische Entscheidung und nicht nur
ine Entscheidung, die dazu zwingt, zur alten Regelung
urückzukommen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das war in erster Linie eine Richterentscheidung!)


Da ich von rechts die FDP höre, sage ich Ihnen: An
hrer Stelle wäre ich etwas vorsichtig.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Warum? – Dirk Niebel [FDP]: Das wäre ich an Ihrer Stelle!)


ch war gerade frisch im Bundestag, als unsere Regie-
ungskoalition eine Verfassungsgerichtsentscheidung zur
amilienbesteuerung in Milliardenhöhe umsetzen musste,

n der bestätigt worden ist, dass die alte Koalition, in der
uch die FDP in der Regierung war, Familien über Jahre
erfassungswidrig besteuert hat. Ich wäre etwas vorsich-
iger!


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Dirk Niebel [FDP]: Diese Argumentation ist ganz billig!)


Wenn ich gesagt habe, dass wir nun eine politische
ntscheidung umsetzen, zur alten Regelung zurückzu-
ommen, dann bedeutet dies auch – das halte ich für
ichtig –, dass das Verfassungsgericht zentralen Argu-
enten des Bundesfinanzhofs nicht gefolgt ist.


(Dirk Niebel [FDP]: Was steht denn in Ihrem Wahlprogramm dazu?)


uch dazu empfehle ich ausdrücklich die Lektüre der Ent-
cheidung. Das Verfassungsgericht hat, Herr Gutting, auch

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21107


(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl
die Frage des Verfassungsrangs des objektiven Nettoprin-
zips ausdrücklich offengelassen. Es hat hier ausdrücklich
keinen Verfassungsrang bestätigt und es bewusst dem po-
litischen Gestaltungsspielraum anheimgestellt. Auch da
bitte ich, mit der Entscheidung des Verfassungsgerichts
fachlich und sachlich in aller Ruhe umzugehen.


(Dirk Niebel [FDP]: Haben Sie verloren oder nicht?)


Als Bundesregierung haben wir uns – darauf ist schon
hingewiesen worden – sehr schnell politisch festgelegt,
weil wir es für falsch gehalten hätten, mit der Entschei-
dung zu warten, nachdem das Verfassungsgericht die
Möglichkeit gegeben hat, Änderungen herbeizuführen.
Die Entscheidung musste so fallen, dass die Bürgerinnen
und Bürger sehr schnell Sicherheit darüber haben, was
für die Jahre 2007, 2008 und 2009 gilt, zumal es in der
derzeitigen Debatten- und Konjunkturlage keinen Sinn
gemacht hätte, die Menschen noch zusätzlich zu verunsi-
chern.


(Dirk Niebel [FDP]: Wenn das Gericht es rückwirkend aufhebt, ist es keine politische Entscheidung! – Gegenruf der Abg. Gabriele Frechen [SPD])


– Herr Niebel, ich hatte schon bei Ihren vielen Zwi-
schenrufen die ganze Zeit über den Eindruck, dass Sie
sich der Mühe bisher entzogen haben, einmal in das Ver-
fassungsgerichtsurteil hineinzuschauen. Machen Sie sich
einmal fachkundig, und dann dürfen Sie weitere Zwi-
schenrufe machen!


(Beifall bei der SPD – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Er ist eben ein Generalist!)


– Ja, das stimmt. Aber „Generalist“ bedeutet nicht, dass
man fachlich richtig liegt. Herr Michelbach, in diesem
Fall sind wir uns sehr einig.


(Dirk Niebel [FDP]: Tragen Sie doch mal vor, was Sie nach der Bundestagswahl machen wollen!)


Nun gebe ich erneut einen Hinweis darauf, wie wir in
der Umsetzung vorgehen: Erstens. Für Wege zwischen
Wohnung und Arbeits- oder Betriebsstätte ist die Entfer-
nungspauschale bis zu einer verfassungskonformen Re-
gelung im Wege einer vorläufigen Steuerfestsetzung
wieder ab dem ersten Entfernungskilometer in der alten
Höhe von 30 Cent je Entfernungskilometer zu gewähren.

Sie kann auch rückwirkend geltend gemacht werden.
Sämtliche Einkommensteuerfestsetzungen für Veranla-
gungszeiträume ab 2007 wurden hinsichtlich der Anwen-
dung der Neuregelung zur Entfernungspauschale von Amts
wegen – ganz wichtig! – vorläufig durchgeführt, unab-
hängig davon, ob die Steuerpflichtigen Aufwendungen
für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeits- bzw. Be-
triebsstätte geltend gemacht haben. Die Bundesländer
werden die Steuerfestsetzungen nun schnellstmöglich zu-
gunsten der Pendler ändern und die entsprechenden Er-
stattungen veranlassen. Ich weise darauf hin, dass die
Pendler gegebenenfalls nachschauen sollten, ob sie ihre
Strecke zum Arbeitsplatz vollständig angegeben haben;

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(C (D enn wer in seiner Einkommensteuererklärung für 2007 eine Angaben zur Entfernung zwischen Wohnung und rbeitsstätte sowie zur Zahl der Arbeitstage gemacht hat, ollte dem Finanzamt die entsprechenden Angaben nacheichen. Es wird dann die Steuerfestsetzung entsprechend ndern. Zweitens. Die Pendlerpauschale in Höhe von 30 Cent ilt – das habe ich schon gesagt – wieder. Auch für 2009 ird es bei dieser Regelung bleiben. Ich will noch einal betonen: Diese Entscheidung hat etwas damit zu un, dass wir Klarheit und Planungssicherheit für die ürger wollen. Drittens. Die Bundesregierung wird – der Finanzinister hat das deutlich gemacht – angesichts der aktueln wirtschaftlichen Situation keine Maßnahmen ergrei en, um die mit dem Urteil verbundenen Steuerausfälle n anderer Stelle zu kompensieren. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das heißt, die Abzockerei geht erst nach der Wahl weiter!)


ir rechnen für alle staatlichen Ebenen im nächsten Jahr
it Mindereinnahmen in Höhe von 5 Milliarden bis
Milliarden Euro.

Zusammengefasst: Wir halten es für richtig, schnell
larheit zu schaffen, für 2009 bei der alten Regelung zu
leiben und dem zukünftigen Gesetzgeber die Möglich-
eit zu geben, 2010 oder später über die uns vorgeschrie-
ene Neuregelung in Ruhe zu entscheiden. Ich glaube,
ir haben den richtigen Weg eingeschlagen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619523200

Für die Unionsfraktion spricht nun der Kollege Otto

ernhardt.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1619523300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Natürlich ist das Urteil des Bundesverfassungs-
erichts eine Ohrfeige für die Große Koalition.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ch stimme der Kollegin Frechen zu: Ich habe nie be-
usst einem verfassungswidrigen Gesetz zugestimmt.
lle Mitglieder des Finanzausschusses wissen, dass ge-

ade wir im Finanzausschuss immer wieder die Frage an
ie Regierung gestellt haben: Sind diese Bestimmungen
erfassungsdicht? Jedes Mal hat man uns gesagt, ja, man
abe das auch mit dem Justizministerium und dem In-
enministerium abgestimmt.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


ch sage das mit aller Deutlichkeit, weil die Debatte
eigt, dass einige glauben, wir hätten bewusst ein verfas-
ungswidriges Gesetz verabschiedet.

21108 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008


(A) )



(B) )


Otto Bernhardt

(Beifall des Abg. Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU])


Ich habe die Begründung des Gerichts gelesen, und sie
ist keine tolle Erklärung zugunsten der Solidität unserer
Arbeit. Es steht mir zwar nicht zu, das Ministerium in
dieser Frage zu kritisieren. Aber mit den Mitarbeitern,
die uns immer wieder gesagt haben, das sei verfassungs-
rechtlich in Ordnung, müsste man sich ein bisschen ver-
tiefend unterhalten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das Bundesverfassungsgerichtsurteil wird zum Teil
falsch interpretiert, zum Beispiel von der Kollegin
Dr. Höll. Wahrscheinlich hat sie es nicht gelesen. Das
Bundesverfassungsgerichtsurteil besteht im Wesentli-
chen aus drei Punkten: Der erste Punkt ist, dass das gel-
tende Gesetz verfassungswidrig ist. Der zweite Punkt ist
eine Aufforderung an den Gesetzgeber, ein verfassungs-
rechtlich einwandfreies Gesetz zu machen. Das könnte
dann sogar rückwirkend gelten. Wir sind hier frei. Man
setzt uns nicht unter Zeitdruck. Die Frage, wann wir das
regeln, ist völlig offen gelassen. Rein theoretisch könn-
ten wir das erst in zehn Jahren regeln.

Der dritte Punkt ist der Hinweis, dass, solange wir
nichts regeln, die alte Rechtslage gilt. Das heißt: 30 Cent
pro Kilometer, wobei man natürlich wissen muss, dass
die ersten 14 Kilometer normalerweise durch den Ar-
beitnehmerfreibetrag erfasst werden. Letztlich bedeutet
das, dass in Zukunft vom 15. Kilometer an gezahlt wird
und nicht, wie nach der Neuregelung vorgesehen, vom
20. Kilometer an.


(Zuruf der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE])


Ich selber gehe davon aus, dass es letztlich nicht nur
um 7,5 Milliarden Euro geht, die wir dem Bürger – ich
gebe zu: gezwungenermaßen – sozusagen zurückgeben,
sondern es werden vermutlich 10 Milliarden Euro sein;
denn niemand von uns hat die Absicht, eine rückwir-
kende Regelung für das Jahr 2007 zu treffen. Für das
Jahr 2008 könnten wir das tun, aber wir tun es nicht.
Wenn wir eine Regelung für das Jahr 2009 treffen woll-
ten, dann müssten wir sehr schnell an die Sache herange-
hen. Auch das will keiner. Wenn wir uns einmal die Zeit-
pläne anschauen, dann sehen wir, dass wir auch für das
Jahr 2010 keine neue Regelung treffen können. Insofern
haben wir eine Regelung, die für die nächsten vier Jahre
gilt. Wir müssen uns jetzt überlegen, wie wir das recht-
lich handhaben. Dazu haben wir im Januar oder Februar
Zeit. Natürlich ist dies ungewollt konjunkturpolitisch
vernünftig, um das klar zu sagen; denn jetzt gehen
5 Milliarden Euro an die Bürger. Es gibt 15 Millionen
Pendler, und jeder von ihnen erhält jetzt durchschnittlich
300 Euro. Das ist konjunkturpolitisch sicher in Ordnung.


(Dirk Niebel [FDP]: Wenn das konjunkturpolitisch gewollt ist, könnte man sonst noch Steuern senken!)


Ich stimme Ihnen von der FDP zu, dass wir uns über eine
generelle Steuerreform Gedanken machen müssen. Auch
in diesem Punkt ist die CSU, ähnlich wie bei der Pend-

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(C (D erpauschale, etwas weiter als der Rest der Union; ich eiß das. ch sage aber sehr deutlich: Durch dieses Urteil ist unser pielraum für eine große Einkommensteuerreform na ürlich nicht gerade größer geworden. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wenn man immer „linke Tasche, rechte Tasche“ spielt!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie Große Koalition hat hier einen Fehler gemacht. Die
onsequenzen sind konjunkturpolitisch in Ordnung. Wir
erden kurzfristig sicher nicht zu einer Veränderung
ommen, aber wir behalten uns natürlich vor, eine große
inkommensteuerreform, die wir wollen, auf den Weg
u bringen. Sie mit den Sozialdemokraten in der Großen
oalition durchzusetzen, wird schwierig sein. Es wäre

icher leichter, sie in einer Koalition mit den Freien De-
okraten zu erreichen.


(Zurufe von der SPD: Oh!)


arüber muss dann der Wähler entscheiden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619523400

Der Kollege Reinhard Schultz hat jetzt für die SPD-

raktion das Wort.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich schätze, der war auch immer dagegen!)



Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1619523500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ie Debatte ist teilweise schon ein wenig merkwürdig.
an ist in Versuchung, wenn man sich so ein grundsätz-

iches Urteil eingefangen hat, sich in die Büsche zu
chlagen und zu sagen, man habe damit nichts zu tun ge-
abt. Wir sind nicht davon ausgegangen – das hat Otto
ernhardt sehr deutlich gemacht –, dass die Neurege-

ung verfassungswidrig ist.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Alle Sachverständigen haben das gesagt!)


s gab Zweifel, und deswegen haben wir gefragt. Es la-
en gutachterliche Aussagen vor, dass sie nicht verfas-
ungswidrig ist. Wir haben die Regelung trotz der politi-
chen Risiken, die damit verbunden waren und die wir
uch gesehen haben, gemacht, weil wir zum damaligen
eitpunkt davon ausgegangen sind, dass uns sonst der
undeshaushalt schlicht und einfach auf den Kopf fällt.
as war die Situation. Es hatte keinen Zweck, dass jeder
ach seiner persönlichen steuerpolitischen Leidenschaft
rgendetwas aus dem Gesamtkonzept herausbricht, weil
onst das Gesamtkonzept nicht mehr möglich gewesen
äre. Das ist das Motiv, weswegen viele das trotz
auchschmerzen mitgetragen haben.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Ein Gesamtkonzept war leider nie erkennbar!)


Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21109


(A) )



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Reinhard Schultz (Everswinkel)

Das war natürlich eine Belastung für die Pendler und
kam erst recht gerade bei sozialdemokratischen Wählern
nicht besonders gut an. Das kann man wohl ganz deut-
lich sagen. Wir haben das aber zum damaligen Zeitpunkt
wegen der Verantwortung für höhere Ziele in Kauf ge-
nommen.

Als dann die ersten Urteile der Finanzgerichte kamen,
wurde die Diskussion ein bisschen lebhafter. Hier wurde
das Finanzministerium angegriffen. Dazu will ich sagen:
Die Entscheidung fiel auf der Leitungsebene der Großen
Koalition. Die Ausgestaltung der Entscheidung wurde
sehr stark durch die Ministerpräsidenten von Flächenlän-
dern geprägt, insbesondere durch den damaligen Finanz-
minister Huber, der sich hinterher – vor der Landtags-
wahl – in die Büsche geschlagen hat, was man auch
einmal erwähnen muss. Das hat ihm persönlich nicht
viel genützt, aber er war einer der Verursacher der Rege-
lung, dass die Pendlerpauschale erst ab dem 21. Kilo-
meter gezahlt wird. Das muss man hier deutlich feststel-
len.


(Beifall bei der SPD – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das war Faltlhauser!)


Daran kommt man nicht vorbei.

Sowohl die Bundestagsfraktion der Union als auch
die der SPD haben andere Modelle – zum Beispiel sol-
che, die den Weg zur Arbeit ab dem ersten Kilometer be-
rücksichtigen – diskutiert. Das Aufkommen zur Finan-
zierung dieser Modelle – etwa Berücksichtigung des
Weges zur Arbeit erst ab dem 25. Kilometer und die
komplette Aufrechnung gegen den Arbeitnehmerpausch-
betrag – wäre genauso hoch gewesen. Ausgerechnet auf-
grund des Widerstandes der Flächenländer war es aber
nicht möglich, diese Konzepte durchzusetzen. Darauf
weise ich jetzt einmal hin, auch wenn es nicht so wichtig
ist.

Ich wundere mich allerdings über das Wahnsinns-
engagement der FDP, mit der einige in der Union dem-
nächst ein neues Steuergesetz verabschieden wollen, an
dieser Stelle. Die FDP hat dankenswerterweise am
14. Januar 2004 – ich erinnere mich daran, als wäre es
heute – den Entwurf eines Gesetzes zur Einführung einer
neuen Einkommensteuer vorgelegt.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ja! – Dr. Volker Wissing [FDP]: Sagen Sie uns bitte etwas zum Entlastungsvolumen!)


– Ja, selbstverständlich. – In § 10 dieses Gesetzentwurfs
wird aufgelistet, welche Aufwendungen nicht mehr ab-
zugsfähig sind. In § 10 Abs. 4 ist die Rede von Aufwen-
dungen für den Unterhalt und die Lebensführung – das
halte ich für selbstverständlich – und von Aufwendun-
gen für Arbeitsräume in der eigenen Wohnung. In § 10
Abs. 4 werden dann unter Punkt c) die Aufwendungen
für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte ge-
nannt. Damit haben Sie Wahlkampf gemacht, und jetzt
tun Sie so, als hätten Sie mit Ihrer damaligen Auffassung
nichts mehr zu tun.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D twas Scheinheiligeres als das, was Sie hier vorführen, abe ich selten erlebt. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie sind scheinheilig! – Dr. Volker Wissing [FDP]: Taschenspielertrick!)


as war Teil Ihres Wahlprogramms. Wir haben aus der
ot heraus etwas gemacht, was uns selbst politisch weh-
etan hat. Es waren Ihre politischen Leitsätze, die ver-
irklicht worden sind. Sie haben – zumindest im Geiste –
ieselbe Klatsche wie wir als Koalition abbekommen.


(Beifall bei der SPD – Zurufe von der FDP)


Regen Sie sich nicht auf! Es ist geradezu lächerlich,
as Sie hier bei dieser Frage veranstalten.

Natürlich ist das Ganze ein Lehrstück dafür, wie sorg-
ältig man künftig mit der Steuergesetzgebung umgehen
uss. Selbst die großen Vereinfacher, die ganz niedrige
arife und wenige Ausnahmetatbestände fordern, müs-
en sich nach diesem Urteil damit auseinandersetzen,
ass grundsätzlich das Nettobesteuerungsprinzip nach
eistungsfähigkeit zu gelten hat und dass jemand, der ei-
en hohen Aufwand für die Berufsausübung hat, zum
eispiel wegen des Pendelns zwischen Wohn- und Ar-
eitsort, ein geringeres verfügbares Einkommen hat als
emand, der genauso leistungsfähig ist, aber nicht zu
endeln braucht.

Außerdem besagt das Urteil zur Pendlerpauschale:
ahrten zur Arbeit sind eindeutig nicht privat, sondern
eruflich veranlasst. Diese Leitsätze muss man sich auch
ür die Zukunft hinter die Ohren schreiben.

Darüber hinaus besagt dieses Urteil: Man kann Len-
ungswirkungen erzielen, wenn man dies vernünftig be-
ründet. Man kann zum Beispiel versuchen, das unnö-
ige Pendeln zu vermeiden. Allerdings wird auch das in
onflikt mit der rauen Wirklichkeit geraten. Vielerorts

ind Arbeit, zum Beispiel Industriearbeit, und Wohnen
urch die Bauleitplanung bewusst getrennt worden; auch
arauf wird in dem Urteil des Verfassungsgerichts hinge-
iesen. Selbst in städtischen Verflechtungsräumen wie
erlin oder Hamburg kann man – ohne dass man sich
nstrengen muss – problemlos 20, 30 oder sogar
0 Kilometer zur Arbeit fahren müssen.

Man muss sich darauf verständigen, dass die Mobili-
ätskosten, die Arbeitnehmer haben, künftig immer in ir-
endeiner Form berücksichtigt werden müssen. Das
ollte die Botschaft sein. Man sollte nicht sagen: Es ist
in Gnadenakt, das Urteil des Verfassungsgerichts um-
usetzen. Wir tun das in aller Demut.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ir sollten daraus lernen, dass es nötig ist, in der Zu-
unft etwas sorgfältiger vorzugehen und das Nettobe-
teuerungsprinzip ernst zu nehmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


21110 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008


(A) )



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Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619523600

Als letzter Redner in dieser Aktuellen Stunde hat nun

der Kollege Lothar Binding für die SPD-Fraktion das
Wort.


Lothar Binding (SPD):
Rede ID: ID1619523700

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Schöner, als Reinhard Schultz eben die
Scheinheiligkeit der FDP entlarvt hat, kann man fast
nicht aufzeigen, was hier passiert. Wie Sie Politik nach
außen tragen, ist etwas völlig anderes als die Diktion in
Ihren Programmen.

Viele von uns – Mitglieder verschiedener Fraktionen –
könnten heute eigentlich ganz froh sein: Sie hatten bei
der Schlussabstimmung Erklärungen nach § 31 der Ge-
schäftsordnung abgegeben.


(Dirk Niebel [FDP]: Und trotzdem die Hand gehoben!)


– Es entspricht dem Charakter von § 31; man begründet
in der Erklärung zur Abstimmung, warum man für ein
großes Gesetz stimmt, obwohl man gegen einen einzel-
nen Punkt dieses Gesetzes ist. Das ist ein parlamentari-
sches Verfahren genau wie der Zwischenruf, der nur da-
rauf ausgerichtet ist, zu stören, und nicht darauf,
aufzuklären.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir könnten uns ja freuen, weil die von uns damals
vermutete Verfassungswidrigkeit nun festgestellt wurde.
Die Verfassungswidrigkeit stellt üblicherweise nicht das
Parlament fest, auch nicht der Bundespräsident, sondern
das Verfassungsgericht. Insofern haben wir jetzt eine
sehr gute Basis.

Wir haben damals die Verfassungswidrigkeit vermu-
tet. Wir haben nämlich gesagt: Die Fahrtkosten gehören
zu den klassischen Werbungskosten. – Dann ist etwas
passiert, was mich sehr traurig gemacht und auch geär-
gert hat: Das Werkstorprinzip ist eingeführt worden. –
Das war für mich der eigentliche Kulturbruch, wenn
man so will. In den USA wohnt man an der Arbeit und
fährt nach Hause, um seine Arbeitskraft zu regenerieren.
Deshalb ist der Weg nach Hause und zurück zur Arbeit
privat veranlasst. In unserer Kultur ist es aber anders.
Wir wohnen zu Hause.


(Heiterkeit bei der SPD)


Wir fahren zum Zweck der Erzielung von Einkommen
zur Arbeit und dann wieder zurück. Insofern ist der Weg
beruflich veranlasst, und deshalb sind die Kosten auch
Werbungskosten.

Jetzt komme ich zu der traurigen Komponente in dem
Urteil. Das Werkstorprinzip an sich wurde vom Gericht
leider gar nicht beanstandet. Das ist, finde ich, ein gro-
ßes Problem.

Mich erschreckt ein wenig, wie leicht viele hier mit
dem Begriff Pendlerpauschale umgehen. Es ist objektiv
ein sehr komplizierter Begriff. Wenn ich auf dem Lande
wohne, habe ich im Regelfall eine sehr billige Wohnung,

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(C (D in direkt im Grünen, kann mit meinem Hund spazieren ehen. Das sind Riesenvorteile. Der Städter, der alle iese Vorteile nicht hat, soll auch noch für meinen Weg ezahlen. Ist das eigentlich gerecht? Der Städter hingegen wohnt direkt am Theater und m Einkaufszentrum, dicht bei seinem Arbeitsplatz, aber ben in einem hochverdichteten Raum. Er hat da ein rieengroßes Problem. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Herr Binding, das entscheidet jeder selbst! Stellen Sie sich das mal vor!)


st es eigentlich gerecht, ihm diese steuerliche Möglich-
eit nicht zu geben? Das ist eine sehr komplizierte
rage.

Man könnte es auch aggressiver formulieren: Sozial
st die Pendlerpauschale wichtig. Aus ökologischen
ründen müssten die Grünen eigentlich fordern, sie ab-

uschaffen, um nämlich der Zersiedelung der Landschaft
ntgegenzuwirken. Insofern ist die Frage der Pendler-
auschale sehr viel komplizierter, als viele denken.

Volker Wissing hat vorhin die Liste von Koch und
teinbrück angesprochen. Koch und Steinbrück hatten
ine extrem komplizierte Aufgabe, nämlich ein Konsoli-
ierungsprogramm zu erarbeiten, und sie haben das,
inde ich, gar nicht schlecht gemacht. Sie haben 50 Vor-
chläge – ich glaube, es waren sogar noch ein paar mehr –
nterbreitet. Genau einer dieser Vorschläge hat sich als
icht tragfähig erwiesen. Alle anderen Vorschläge zum
ubventionsabbau haben ihr Ziel erreicht. Wenn nur ein
orschlag von 50 bis 70 Vorschlägen nicht so gut funk-

ioniert, ist das, denke ich, ein relativ gutes Ergebnis; das
üssen wir feststellen, wenn wir auf den Konsolidie-

ungsweg der letzten Jahre zurückblicken.

Ein bisschen irritiert bin ich von der CSU.


(Zuruf des Abg. Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU])


Hans, du weißt, dass ich da irritiert bin. Ihr habt dem
oalitionsvertrag zugestimmt. Ihr habt im Bundestag

ugestimmt. Ihr habt im Bundesrat zugestimmt. Im
ahlkampf habt ihr das dann als Thema entdeckt. Das
umme für euch: Das haben die Wähler gemerkt.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dann haben sie die FDP gewählt! – Paul Lehrieder [CDU/ CSU]: Jetzt hat das Verfassungsgericht es auch gemerkt! – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Besser spät als nie!)


s war klar, dass das ein Widerspruch ist, den man nur
ehr schlecht auflösen kann.

Der Kollege Olav Gutting hat heute eine interessante
chleife vollzogen, wie wir das mitunter gerne machen.
r fing mit der Pendlerpauschale an, um dann zu sagen:
ir brauchen eine große Einkommensteuerreform.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Er hat recht!)


er unmittelbare Zusammenhang ist nicht ganz leicht
erzustellen.

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 195. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. Dezember 2008 21111


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Lothar Binding (Heidelberg)


Ich muss dazu sagen, dass ich extrem gespannt bin.
Ich kenne die Reform von Merz, die Reform von Kirch-
hof, die Reform von Lang, die Reform der FDP, die Re-
form von Uldall. Alle wollten es einfach und gerecht
machen. Ich frage mich, warum wir seit 50 Jahren an ei-
ner einfachen und gerechten Einkommensteuerreform
arbeiten, aber noch keiner eine solche Reform vorgelegt
hat. Ich freue mich auf eure Vorlage im Januar.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Einfach und gerecht, das ist ein Widerspruch in sich!)


Zu Herrn Solms nur so viel – das lässt sich kompakt
zusammenfassen –: Er hat hessischen Wahlkampf ge-
macht. Hoffentlich haben auch die Hessen das gemerkt.
Ich glaube nämlich nicht, dass es zukunftsfähig ist, so et-
was hier im Parlament zu machen.


(Beifall bei der SPD)


Ich hoffe, dass als Ergebnis dieses Urteils die Binnen-
nachfrage ein bisschen gestärkt wird. Da haben wir auf
der Zeitachse einfach Glück gehabt. Über ein bisschen
Glück vor Weihnachten können wir uns doch freuen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619523800

Die Aktuelle Stunde ist beendet.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Donnerstag, den 18. Dezem-
ber 2008, 9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.