Protokoll:
16190

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 190

  • date_rangeDatum: 27. November 2008

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 21:07 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/190 (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU) . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ Otto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt II (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2009 (Haushaltsgesetz 2009) (Drucksachen 16/9900, 16/9902) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die 20440 C 20442 D 20443 B 20445 C 20446 C 20446 D 20447 D 20448 B 20448 C 20450 A 20465 C 20465 D, 20466 A 20467 D, 20470 A 20466 B Deutscher B Stenografisch 190. Sitz Berlin, Donnerstag, den I n h a l Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . Tagesordnungspunkt IV: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Erbschaft- steuer- und Bewertungsrechts (Erb- schaftsteuerreformgesetz – ErbStRG) (Drucksachen 16/7918, 16/8547, 16/11075, 16/11107) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/11085) . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Hans Michelbach P D D D F D O D 20439 A 20439 B 20439 B 20439 D DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU) . . . . . . . . 20452 A 20454 B undestag er Bericht ung 27. November 2008 t : eer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl-Georg Wellmann (CDU/CSU) . . . . . r. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . r. Peter Ramsauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . r. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . lorian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . tto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . irk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20455 A 20457 C 20458 C 20459 D 20460 C 20461 A 20461 C 20462 A 20462 C 20463 A 20465 A Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 2008 bis 2012 (Drucksachen 16/9901, 16/9902, 16/10426) 20466 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2008 12 Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und So- ziales (Drucksachen 16/10411, 16/10423) . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Nahles (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Nahles (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Elke Reinke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Meckelburg (CDU/CSU) . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senio- ren, Frauen und Jugend (Drucksachen 16/10416, 16/10423) . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundes- ministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Spanier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . N E T a b Z A J g D m m ( T a b c 20466 C 20466 D 20472 B 20475 B 20476 B 20478 B 20480 D 20482 A 20482 B 20482 D 20484 A 20485 C 20485 D 20486 B 20487 C 20488 D 20489 C 20491 B 20491 D 20493 A 20494 C 20496 A 20497 A 20498 D 20500 A 20501 A 20502 B 20503 D 20505 D 20506 D 20507 C 20508 B amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt VII: ) Antrag der Abgeordneten Dr. Harald Terpe, Birgitt Bender, Elisabeth Scharfenberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Humanitäre Entschädigungslö- sung für mit HCV infizierte Hämophi- lieerkrankte schaffen (Drucksache 16/10879) . . . . . . . . . . . . . . ) Bericht des Ausschusses für Bildung, For- schung und Technikfolgenabschätzung ge- mäß § 56 a der Geschäftsordnung: Tech- nikfolgenabschätzung (TA) Energiespeicher – Stand und Perspektiven Sachstandsbericht zum Monitoring „Nachhaltige Energieversorgung“ (Drucksache 16/10176) . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 3: ntrag der Abgeordneten Bärbel Höhn, Hans- osef Fell, Sylvia Kotting-Uhl, weiterer Ab- eordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN: Neuer Schwung für die Kli- averhandlungen – Poznan zum Erfolg achen Drucksache 16/11024) . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt VIII: ) Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Änderung des Haushalts- grundsätzegesetzes (HGrGÄndG) (Drucksachen 16/7252, 16/10690) . . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbe- werb (Drucksachen 16/10145, 16/11070) . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Michael Link (Heil- bronn), Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Das Instrument der Wahlbeobachtungen durch die OSZE darf nicht geschwächt werden – ODIHR muss handlungsfähig und un- abhängig bleiben (Drucksachen 16/7001, 16/10919) . . . . . . 20509 C 20509 D 20512 A 20512 A 20512 B 20512 C 20512 D 20513 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2008 III d) Antrag der Abgeordneten Dorothée Menzner, Dr. Gesine Lötzsch, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Bahnchef Mehdorn ablösen – Bundesminister Tiefensee ent- lassen – Börsengang der Deutschen Bahn AG endgültig absagen (Drucksache 16/10848) . . . . . . . . . . . . . . . e)–o) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 474, 475, 476, 477, 478, 479, 480, 481, 482, 483 und 384 zu Petitionen (Drucksachen 16/10856, 16/10857, 16/10858, 16/10859, 16/10860, 16/10861, 16/10862, 16/10863, 16/10864, 16/10865, 16/10866) 14 Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Drucksachen 16/10412, 16/10423) . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Frank Schmidt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Tiefensee, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Tiefensee, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hofbauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Joachim Günther (Plauen) (FDP) . . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 15 Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Drucksachen 16/10423, 16/10424) . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . E N I H U K C D P W 1 D U D N B E H W F D J A N E 1 20513 B 20513 C 20514 C 20514 D 20515 D 20517 C 20518 C 20519 D 20520 D 20522 B 20522 C 20523 A 20524 A 20525 B 20526 B 20527 B 20527 D 20528 D 20530 A 20531 B 20531 C 20533 A 20535 A rnst Bahr (Neuruppin) (SPD) . . . . . . . . . . . . icole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lse Aigner, Bundesministerin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . lrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Wilhelm Priesmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . eter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . altraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . 6 Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit (Drucksachen 16/10414, 16/10423) . . . . . r. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . lla Schmidt, Bundesministerin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . orbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . irgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . wald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . einz Lanfermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Zöller (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Heinz Lanfermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . rank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Koschorrek (CDU/CSU) . . . . . . . Dr. Wolfgang Wodarg (SPD) . . . . . . . . . . . r. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ella Teuchner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nnette Widmann-Mauz (CDU/CSU) . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 a) Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 16/10407, 16/10423) . . in Verbindung mit 20536 A 20537 C 20538 D 20540 D 20542 A 20543 B 20544 A 20545 A 20546 B 20547 C 20548 C 20548 D 20549 D 20551 D 20552 D 20554 A 20555 B 20557 A 20558 A 20558 B 20559 B 20560 B 20560 C 20561 C 20562 A 20563 A 20564 B 20565 C 20565 D 20567 D IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2008 b) Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 16/10423, 16/10424) . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) . Joachim Stünker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . Robert Hochbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Volker Kröning (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . Stefan Müller (Erlangen) (CDU/CSU) . . . . . 20568 A 20568 B 20569 C 20570 A 20571 C 20588 A 20589 D 20590 D 20590 C 20591 D 20592 D Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Nešković (DIE LINKE) . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO zu den namentlichen Abstimmungen: – Entwurf eines Gesetzes zur Reform des Erbschaftsteuer- und Bewertungsrechts (Erbschaftsteuerreformgesetz – ErbStRG) – Entschließungsantrag zu dem Entwurf ei- nes Gesetzes zur Reform des Erbschaft- steuer- und Bewertungsrechts (Erbschaft- steuerreformgesetz – ErbStRG) (Tagesordnungspunkt IV) Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Veronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Renate Blank (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Gitta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Alexander Dobrindt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Maria Eichhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Stephan Eisel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) . . . . . . . . D B O M A E K H C g – – ( A Z – – ( D J 20572 C 20574 B 20576 A 20577 D 20579 A 20581 A 20582 D 20583 A 20583 D 20584 B 20584 D 20584 D 20586 B 20586 C 20587 B 20587 D r. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . eatrix Philipp (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . tto Schily (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arion Seib (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten laus Brähmig, Dr. Michael Fuchs, Ernst insken und Franz-Josef Holzenkamp (alle DU/CSU) zu den namentlichen Abstimmun- en: Entwurf eines Gesetzes zur Reform des Erbschaftsteuer- und Bewertungsrechts (Erbschaftsteuerreformgesetz – ErbStRG) Entschließungsantrag zu dem Entwurf ei- nes Gesetzes zur Reform des Erbschaft- steuer- und Bewertungsrechts (Erbschaft- steuerreformgesetz – ErbStRG) Tagesordnungspunkt IV) . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung: Entwurf eines Gesetzes über die Feststel- lung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2009 (Haushaltsgesetz 2009) Beschlussempfehlung: Finanzplan des Bundes 2008 bis 2012 – hier: Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz – hier:Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht Tagesordnungspunkt II.17 a und b) aniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . oachim Stünker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 20593 B 20594 A 20594 A 20594 B 20594 C 20596 B 20597 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2008 20439 (A) ) (B) ) 190. Sitz Berlin, Donnerstag, den Beginn: 9.0
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    Anlage 4 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2008 20583 (A) ) (B) ) Laurischk, Sibylle FDP 27.11.2008 10/02) entschieden, dass das derzeit (noch) gültige Erb- (Tagesordnungspunkt IV) Dorothee Bär (CDU/CSU): Das Bundesverfassungs- gericht hat mit Beschluss vom 7. November 2006 (1 BvL Knoche, Monika DIE LINKE 27.11.2008 Krichbaum, Gunther CDU/CSU 27.11.2008 Anlage 1 Liste der entschuldigt A Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ahrendt, Christian FDP 27.11.2008 Bätzing, Sabine SPD 27.11.2008 Bareiß, Thomas CDU/CSU 27.11.2008 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.11.2008 Dr. Bergner, Christoph CDU/CSU 27.11.2008 Dr. Bisky, Lothar DIE LINKE 27.11.2008 Blank, Renate CDU/CSU 27.11.2008 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 27.11.2008 Bollen, Clemens SPD 27.11.2008 Bonde, Alexander BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.11.2008 Brunkhorst, Angelika FDP 27.11.2008 Fischer (Hamburg), Dirk CDU/CSU 27.11.2008 Friedhoff, Paul K. FDP 27.11.2008 Dr. Geisen, Edmund Peter FDP 27.11.2008 Göppel, Josef CDU/CSU 27.11.2008 Gradistanac, Renate SPD 27.11.2008 Hänsel, Heike DIE LINKE 27.11.2008 Dr. Happach-Kasan, Christel FDP 27.11.2008 Hill, Hans-Kurt DIE LINKE 27.11.2008 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.11.2008 Hörster, Joachim CDU/CSU 27.11.2008 Jaffke-Witt, Susanne CDU/CSU 27.11.2008 L L N D R R S D S S D S D Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten nlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zu den namentlichen Abstimmungen: – Entwurf eines Gesetzes zur Reform des Erb- schaftsteuer- und Bewertungsrechts (Erb- schaftsteuerreformgesetz – ErbStRG) – Entschließungsantrag zu dem Entwurf eines Gesetzes zur Reform des Erbschaftsteuer- und Bewertungsrechts (Erbschaftsteuerre- formgesetz – ErbStRG) (Drucksache 16/11112) ehn, Waltraud SPD 27.11.2008 opez, Helga SPD 27.11.2008 oll, Michaela CDU/CSU 27.11.2008 r. Paech, Norman DIE LINKE 27.11.2008 eiche (Potsdam), Katherina CDU/CSU 27.11.2008 upprecht (Tuchenbach), Marlene SPD 27.11.2008 chäfer (Bochum), Axel SPD 27.11.2008 r. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 27.11.2008 charfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.11.2008 chily, Otto SPD 27.11.2008 r. Schui, Herbert DIE LINKE 27.11.2008 taffelt, Grietje BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.11.2008 r. h. c. Thierse, Wolfgang SPD 27.11.2008 immermann, Sabine DIE LINKE 27.11.2008 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 20584 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2008 (A) ) (B) ) schaftsteuergesetz mit dem Grundgesetz unvereinbar ist, da es den Anforderungen des Gleichheitssatzes nicht ge- nügt. Die Prüfung des Bundesverfassungsgerichts hat sich dabei auf die verfassungsrechtliche Beurteilung der Frage des vorlegenden Bundesfinanzhofs beschränkt, ob die Bewertungsunterschiede zwischen den einzelnen Vermögensarten verfassungsgemäß sind. Ein den verfassungsrechtlichen Geboten entsprechen- des Erbschaft- und Schenkungsteuerrecht müsste die vererbten Gegenstände wirklichkeits- und realitätsge- recht bemessen und dürfte Verschonungen nur dann ge- währen, wenn sie Lenkungszwecken dienen und „zielge- nau und normenklar“ ausgestaltet sind. Die aus diesem Urteil ebenfalls abzuleitende Mög- lichkeit, die Erbschaftsteuer gänzlich auslaufen zu las- sen, lässt sich unter den gegebenen politischen Mehrhei- ten im Deutschen Bundestag leider nicht verwirklichen. Die Zielsetzung, ein bürgernahes Gesetz zu verabschie- den, das dem Grundsatz des Schutzes von Eigentum und dem Respekt vor Leistung gerecht wird, konnte in vielen Teilen erreicht werden – leider nicht in allen. Eine SPD, die mehrfach betont hat, dass Erben als leistungsloser Erwerb“ betrachtet wird, und daraus eine hohe Besteue- rung von Vermögen einfordert, hat dadurch in hohem Maße auftretende Ungerechtigkeiten in diesem Gesetz zu verantworten. Ich sehe es als politisches Ziel, diese Ungerechtigkei- ten, die im Besonderen auch die Kernfamilie mit Ge- schwistern und Neffen und Nichten betreffen, in einem weiteren Gesetzesverfahren unter anderen politischen Mehrheitsverhältnissen im Deutschen Bundestag zu kor- rigieren. Die Regionalisierung der Erbschaftsteuer, da- mit die Länder autonom und eigenständig über die Erb- schaftsteuer entscheiden können, muss von einer neuen bürgerlichen Regierung im nächsten Deutschen Bundes- tag erreicht werden. Nur unter der Erklärung starker inhaltlicher Bedenken und dem Wissen, dass ein Scheitern des Gesetzes eine deutliche Verschlechterung für die betroffenen Men- schen und Unternehmen aufgrund der politischen Mehr- heitsverhältnisse zur Folge hätte, stimme ich diesem Ge- setzentwurf zu. Veronika Bellmann (CDU/CSU): Unter den gegebe- nen Umständen der Großen Koalition war eine mittel- standsfreundlichere unbürokratischere Regelung der Erb- schaftsteuer offenbar nicht möglich. Ich verkenne nicht die enormen Verbesserungen gegenüber dem Gesetzent- wurf der Regierung, die hauptsächlich durch die Verhand- lungen der Unionsfraktion zustande gekommen sind. Dennoch werde ich mich bei der Abstimmung der Stimme enthalten. Zunächst ist festzuhalten, dass wir in Deutschland, wie in einigen anderen europäischen Nachbarländern auch, ohne eine Erbschaftsteuer leben könnten. Des Wei- teren wäre eine von den Bundesländern gestaltete Steuer- erhebung, wenn sie denn schon sein muss, auch eine Lö- sung gewesen. Diese hätte, insbesondere für den Osten, Standortvorteile und Steuerwettbewerb bedeutet. Der vorliegenden Gesetzesvorlage kann ich deshalb nicht zu- s B s e U b z E d D n d n 2 r p s l e m S v v z ü u S g s t h A d g s k d g m s k d s z m C d h z 8 (C (D timmen, weil ich grundsätzlich verfassungsrechtliche edenken habe. Diese liegen in der sogenannten Ver- chonungsregel, die die Steuerentlastung für Immobili- nvererbung an ein bestimmtes Wohnverhalten und für nternehmensvererbung an bestimmte Haltefristen und estimmte Lohnsummen knüpft. Diese Kopplung stellt meines Erachtens eine Verlet- ung der grundgesetzlich geschützten Berufsfreiheit, der igentümerfreiheit und der Unternehmerfreiheit dar. Eine weitere Kritik betrifft die Bürokratiekosten, die urch die Neuregelung der Erbschaftsteuer entstehen. er Normenkontrollrat bezweifelte in seiner Stellung- ahme zum ursprünglichen Gesetzentwurf die Angaben er Regierung zu den Bürokratiekosten von 4,8 Millio- en Euro. Er bezifferte sie auf eine Summe von 2 Millionen Euro. Nach den umfangreichen Verände- ungen des Regierungsentwurfs mit gefundenen Kom- romissen und den integrierten Verordnungen dürften ich die Bürokratiekosten nahezu verdoppeln. Vermut- ich ist das auch der Grund, warum der Finanzausschuss ine erneute Prüfung durch den Normenkontrollrat nicht ehr beantragt hat. Im Übrigen sind die im Brief des Finanzministers teinbrück an die SPD-Fraktion bezifferten Einnahmen on 800 Millionen Euro über der eigentlichen Zielmarke on 4 Milliarden Euro ein weiteres deutliches Indiz für usätzliche Belastungen und Verschlechterungen gegen- ber bisherigen Regelungen. Renate Blank (CDU/CSU): Ich stimme dem Gesetz nter anderem deshalb nicht zu, da künftig Bruder/ chwester und Nichte/Neffe nicht mehr zur Kernfamilie ehören und damit gegenüber eingetragenen gleichge- chlechtlichen Lebenspartnerschaften im Erbfall benach- eiligt sein werden. Zudem sehe ich bei diesem „Bürokratiemonster“ ohe Bürokratiekosten, erhebliches Streitpotenzial und bgrenzungsprobleme. Gitta Connemann (CDU/CSU): Durch ein Urteil es Bundesverfassungsgerichts ist dem Gesetzgeber auf- egeben worden, bis Ende 2008 das bestehende Erb- chaftsteuerrecht auf der Grundlage eines höheren Ver- ehrswertansatzes zu reformieren. Für mich war bei ieser Reform die Erleichterung des Generationenüber- angs für unsere mittelständischen Familienunterneh- en, Handwerksbetriebe, freiberuflichen Praxen, Selbst- tändigen von überragender Bedeutung. Denn nur so ann ihre Existenz gesichert werden – und damit auch ie Arbeits- und Ausbildungsplätze von Millionen Be- chäftigten. Es war und ist wichtig, auch im bestehenden System u mittelstandstauglichen Lösungen zu kommen. In ühseligen und langwierigen Verhandlungen konnten DU und CSU trotz ideologiegetriebenen Widerstandes er SPD in den vergangenen Wochen und Monaten er- ebliche Verbesserungen am Kabinettsentwurf durchset- en. Firmenerben werden künftig im Regelfall zu 5 Prozent von der Erbschaftsteuer verschont, wenn das Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2008 20585 (A) ) (B) ) Unternehmen unter weitgehendem Erhalt der Arbeits- plätze mindestens sieben Jahre lang fortgeführt wird und das Verwaltungsvermögen nicht mehr als 50 Prozent ausmacht. Wichtige Korrekturen an den ursprünglichen Plänen sind erreicht worden. So wurde die Regelhaltefrist von vormals 15 Jahren mehr als halbiert. Das ermöglicht zu- sammen mit einer verbesserten Reinvestitionsklausel die notwendige unternehmerische Anpassung an den be- schleunigten Strukturwandel im modernen Wirtschafts- leben und mildert das Problem von Kettenbindungen in großen Familiengesellschaften deutlich ab. Der Gleich- lauf der Fristen für Lohnsumme und Vermögenserhalt vermeidet unnötige zusätzliche Bürokratie. Anstelle ei- nes „Fallbeils“ kommt es beim Verstoß gegen Verscho- nungsauflagen jetzt nur zu einer anteiligen Nachver- steuerung. Bei der Lohnsummenbindung wird auf eine Dynami- sierung verzichtet. Zusammen mit der Ex-post-Betrach- tung schafft dies mehr Flexibilität für Unternehmen im Betriebsübergang, um auch auf konjunkturelle Schwan- kungen reagieren zu können. Die Anwendbarkeit branchenüblicher Bewertungs- verfahren zum Beispiel auch für freie Berufe und die Aufnahme wesentlicher Bewertungsgrundsätze ins Ge- setz selbst, die Unschädlichkeit von Umwandlungen so- wie eine vereinfachte Kleinstbetriebsüberwachung, die teilweise Vermeidung von Doppelbelastung durch Erb- schaft- und Ertragsteuern bei der Aufdeckung von stillen Reserven, der Ausschluss einer unverschuldeten Nach- verhaftung des Schenkers sowie zusätzliche Klarstellun- gen beim Verwaltungsvermögen stellen weitere Verbes- serungen dar. So ist unter anderem nach Aussage der zuständigen Finanzpolitiker sichergestellt, dass die Ver- pachtung landwirtschaftlichen Vermögens kein Verwal- tungsvermögen darstellt. Mit diesem insgesamt noch tragfähigen Kompromiss kann trotz höherem Verkehrswertansatz aufgrund des Karlsruher Urteils auch dank größerer Freibeträge eine Zusatzbelastung des Mittelstands in den allermeisten Fällen vermieden werden. Gerade Kleinunternehmen und Handwerksbetriebe können so in der Regel steuer- frei an die nächste Generation übergeben werden. Dies ist mir von den zuständigen Kammern im Bereich von Industrie und Handel, Handwerk und Landwirtschaft be- stätigt worden. Deshalb werde ich diesem Gesetz zu- stimmen. So konnte Schlimmeres verhindert werden. Es blei- ben allerdings viele Probleme ungelöst. Der nunmehr gefundene Kompromiss erscheint mir in vielen Berei- chen verfassungsrechtlich bedenklich. Aber ich vertraue auf die Aussage sowohl des Bundesministeriums der Justiz als auch des Bundesministeriums des Inneren, dass meine Bedenken verfassungsrechtlich nicht begrün- det seien. Die Regelungen sind zum Teil sehr kompliziert und damit für Steuerpflichtige, Berater und Verwaltung schwer verständlich und administrierbar. Es ist davon auszugehen, dass die anhaltende Diskussion unter Fach- l n w s U c d b ü E s m k a E V m l B g z m n p n z a j V s g t B g s l g l n e r z a D t n v V d o h s v m t z (C (D euten in den kommenden Monaten einige jetzt noch icht aufgedeckte weitere problematische Aspekte auf- erfen wird. Die so wichtige Rechts- und Planungs- icherheit sowie Praxistauglichkeit für die betroffenen nternehmen im Mittelstand kann deshalb bedauerli- herweise nicht im erforderlichen Umfang erreicht wer- en. Die Verkürzung der Regelverschonungsfrist auf sie- en Jahre mildert das Problem von Kettenbindungen in berschaubaren Familiengesellschaften zwar deutlich ab. ine erbschaftsteuerliche Dauerblockade durch fortge- etzte Lohnsummen- und Betriebsvermögensverhaftung it jeweils unterschiedlichen Ausgangslohnsummen ann bei großen, traditionsreichen Familienunternehmen ber weiterhin nicht vollends ausgeschlossen werden. ine praxistaugliche Berücksichtigung wertmindernder erfügungsbeschränkungen erweist sich leider kaum als öglich. Die neu geschaffene zehnjährige „Nulloption“ äuft wegen der deutlich schärferen und realitätsfremden edingungen bei Lohnsumme und Verwaltungsvermö- en für die allermeisten Unternehmen de facto ins Leere, umal für diese zu Beginn unwiderruflich optiert werden uss. Trotz partieller Verbesserungen bei Wohnungsunter- ehmen, Hotel- und Gaststättengewerbe, Betriebsver- achtungen im Ganzen, Grundstücksverpachtungen in- erhalb eines Konzerns sowie Betriebsaufspaltungen ist u befürchten, dass viele „produktive“ Unternehmen ufgrund branchenüblicher Fallkonstellationen durch die etzige Definition des Verwaltungsvermögens von der erschonung ausgeschlossen werden. So fallen etwa Ge- ellschafter-Geschäftsführer mit 25-prozentiger Beteili- ung ohne Poolbildungsmöglichkeit unter das Verwal- ungsvermögen, Kommanditisten mit einprozentiger eteiligung hingegen nicht. Sinnvolle Zwischennutzun- en oder Wertpapierbesitz zur Finanzierung von Pen- ionsansprüchen der Mitarbeiter werden steuerlich be- astet. Es wäre deshalb zielführend gewesen, wenn ewerblich genutztes Verwaltungsvermögen grundsätz- ich und branchenunabhängig vollständig in die Verscho- ung einbezogen worden wäre. Missbrauch hätte durch ine längere Vorbesitzzeit von beispielsweise fünf Jah- en begegnet werden können. In jedem Fall müsste aber ur Bestimmung der Verwaltungsvermögensgrenze ein nderer Berechnungsmaßstab zugrunde gelegt werden. ie jetzt vorgesehene Brutto-Netto-Berechnungsme- hode diskriminiert vor allem ertragsschwache Unter- ehmen und bewirkt beispielsweise, dass zur Sicherung on Krediten eingelegte Grundstücke als schädliches ermögen gelten. Weitere deutliche Verbesserungen bei er Verwaltungsvermögensregelung hätte auch die Null- ption für einen größeren Kreis von Unternehmen über- aupt erst ermöglichen können. Eine Doppelbelastung mit Erbschaft- und Ertrag- teuem soll nur bei Übertragungen von Todes wegen ermieden werden können. Die vorgesehene Regelung uss aber in jedem Fall auch auf Schenkungsfälle erwei- ert werden. Die vorgesehene enge Befristung eines Sechsmonats- eitraums bei der Reinvestitionsklausel bedarf einer 20586 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2008 (A) ) (B) ) deutlichen Verlängerung. Auch ist nicht einsehbar, dass Reinvestitionen nur in derselben und nicht in jeder der begünstigten Vermögensarten erfolgen können. Zwar führen der Wegfall des „Fallbeils“ und der Lohnsummenindexierung sowie die Ex-Post-Betrach- tung der Lohnsumme mit anteiliger Nachversteuerung nur im Umfang des Unterschreitens zu mehr Flexibilität. Allerdings enthalten die Lohnsummengrenzen auch bei der siebenjährigen Regelverschonung kaum einen Puffer für Anpassungen an technische Neuerungen (zum Bei- spiel Automatisierung) bzw. insbesondere für Krisenent- wicklungen (zum Beispiel Reduzierung der Lohnsumme durch Kurzarbeit, mehrjährige Rezessionsphasen, hö- here Gewalt). Umso wichtiger wäre die Aufnahme einer expliziten gesetzlichen Härtefallregelung gewesen, Un- verschuldete Verstöße gegen die Verschonungsauflagen dürfen nicht sanktioniert werden Ich bedauere, dass die Fraktion der SPD nicht bereit war, sich während der parlamentarischen Endberatungen in den vorgenannten Punkten einer noch besseren Recht- setzung zu öffnen. Zudem ist eine abermalige Befassung des Normenkontrollrates, um dessen Expertise zur Ver- meidung unnötig bürokratischer Regelungen noch vor der Gesetzesverabschiedung zu nutzen, unterblieben. Umso wichtiger bleibt es, mögliche negative Auswir- kungen im Hinblick auf bürokratische Belastungen, Rechtssicherheit, den Eigentumsschutz und die Erleich- terung der Unternehmensnachfolge gerade im familien- geführten Mittelstand nach Inkrafttreten dieses Gesetzes genau zu beobachten und erforderlichenfalls schnellst- möglich zu korrigieren. Unter Zurückstellung großer persönlicher Bedenken stimme ich deshalb heute diesem Gesetzentwurf zu. Alexander Dobrindt (CDU/CSU): Das Bundesver- fassungsgericht hat mit Beschluss vom 7. November 2006 (1 BvL 10/02) entschieden, dass das derzeit (noch) gültige Erbschaftsteuergesetz mit dem Grundgesetz un- vereinbar ist, da es den Anforderungen des Gleichheits- satzes nicht genügt. Die Prüfung des Bundesverfassungs- gerichts hat sich dabei auf die verfassungsrechtliche Beurteilung der Frage des vorlegenden Bundesfinanz- hofs beschränkt, ob die Bewertungsunterschiede zwi- schen den einzelnen Vermögensarten verfassungsgemäß sind. Ein den verfassungsrechtlichen Geboten entsprechen- des Erbschaft- und Schenkungsteuerrecht müsste die vererbten Gegenstände wirklichkeits- und realitätsge- recht bemessen und dürfte Verschonungen nur dann ge- währen, wenn sie Lenkungszwecken dienen und „zielge- nau und normenklar“ ausgestaltet sind. Die aus diesem Urteil ebenfalls abzuleitende Mög- lichkeit, die Erbschaftsteuer gänzlich auslaufen zu las- sen, lässt sich unter den gegebenen politischen Mehrhei- ten im Deutschen Bundestag leider nicht verwirklichen. Die Zielsetzung, ein bürgernahes Gesetz zu verabschie- den, das dem Grundsatz des Schutzes von Eigentum und dem Respekt vor Leistung gerecht wird, konnte in vielen Teilen erreicht werden – leider nicht in allen. Eine SPD, d E r M z t s w M r m s b t u d s h s G F r r a s s n j d E v m g m d d s v K w w h d z s v d w s W d (C (D ie mehrfach betont hat, dass Erben als „leistungsloser rwerb“ betrachtet wird und daraus eine hohe Besteue- ung von Vermögen einfordert, hat dadurch in hohem aße auftretende Ungerechtigkeiten in diesem Gesetz u verantworten. Ich sehe es als politisches Ziel, diese Ungerechtigkei- en, die im Besonderen auch die Kernfamilie mit Ge- chwistern und Neffen und Nichten betreffen, in einem eiteren Gesetzesverfahren unter anderen politischen ehrheitsverhältnissen im Deutschen Bundestag zu kor- igieren. Die Regionalisierung der Erbschaftsteuer, da- it die Länder autonom und eigenständig über die Erb- chaftsteuer entscheiden können, muss von einer neuen ürgerlichen Regierung im nächsten Deutschen Bundes- ag erreicht werden. Nur unter der Erklärung starker inhaltlicher Bedenken nd dem Wissen, dass ein Scheitern des Gesetzes eine eutliche Verschlechterung für die betroffenen Men- chen und Unternehmen aufgrund der politischen Mehr- eitsverhältnisse zur Folge hätte, stimme ich diesem Ge- etzentwurf zu. Maria Eichhorn (CDU/CSU): Bei dem vorliegenden esetzentwurf sind durch die Änderungsanträge der raktionen CDU/CSU und SPD wesentliche Verbesse- ungen gegenüber dem Gesetzentwurf der Bundesregie- ung erreicht worden. Dennoch kann ich insbesondere us folgenden Gründen dem Gesetzentwurf nicht zu- timmen: 1. Regelung zur Vererbung von Eigenheimen Die dazu festgelegten Verschonungsvoraussetzungen ind realitätsfremd. Wenn Geschwister zusammenwoh- en, müssen diese befürchten, dass sie im Todesfall ihre ahrzehntelange Wohnheimat verlieren. Zwar ist eine Stun- ung der Steuer bis zu zehn Jahren nach § 28 Abs. 3 rbStG möglich, wenn kein ausreichendes Vermögen orhanden ist und das Haus deshalb verkauft werden üsste, um die Steuer zu bezahlen. Diese Stundungsre- elung lässt allerdings viele Fragen offen. Die Erfahrung it der bereits bisher in § 28 ErbStG enthaltenen Stun- ungsregelung zeigt, dass Nachweise dieser Art, welche ie Finanzämter auch akzeptieren, kaum zu erbringen ind, sofern der Steuerschuldner nicht kurz vor der Insol- enz steht. Die Finanzverwaltung verlangt, dass erst ein redit auf das Haus aufgenommen werden muss. Nur enn dies wegen hoher Vorbelastung nicht möglich ist, ird Stundung gewährt. Auch stellt sich die Frage, wo- er der Erbe bei Kreditaufnahme die Mittel nimmt, um ie monatlichen Zins- und Tilgungsleistungen erbringen u können. Auch in Steuerklasse l sind die Verschonungsvoraus- etzungen realitätsfremd. Die Witwe, die ihren Mann erliert und nur noch 60 Prozent Witwenrente erhält, arf nicht untervermieten, da sonst Erbschaftsteuer fällig ird. Ebenfalls muss der Ehepartner, der beruflich ver- etzt wird, bis zum Ablauf der zehn Jahre mindestens am ochenende bei seiner Familie sein, da sonst ebenfalls ie Erbschaftsteuer fällig wird. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2008 20587 (A) ) (B) ) Ganz besonders problematisch ist die vorgesehene „Fallbeillösung“, das heißt, ein Kind, das nach neun Jah- ren – freiwillig oder unfreiwillig – auszieht, muss nicht ein Zehntel der Erbschaftsteuer nachzahlen, sondern 100 Prozent. 2. Steuerklassen, Steuersätze, Freibeträge Das Konstrukt der „Kernfamilie“, womit Geschwister, Neffen und Nichten aus der „Familie“ ausgegrenzt wer- den und gleichgeschlechtliche Lebenspartner an deren Stelle in die „Familie“ integriert werden, ist nicht nur we- der mit dem Grundgesetz noch mit der bayerischen Ver- fassung vereinbar, sondern auch nicht vermittelbar. Es nicht vertretbar, dass die Betroffenen der Steuerklasse II, zum Beispiel Geschwister, Nichten und Neffen, steuer- rechtlich genauso behandelt werden sollen wie Nichtver- wandte (Steuerklasse III). Damit widerspricht der Gesetz- entwurf dem Schutz der Familie. 3. Regelungen zur Vererbung von Betrieben Die vorgesehenen Regelungen sind unpraktikabel. Unwiderruflich müssen sich Unternehmenserben ab 2009 entscheiden, ob sie die siebenjährige Regelverschonung mit einem Steuerabschlag von 85 Prozent oder die zehn- jährige Verschonungsoption mit einem 100-prozentigen Abschlag wählen. Dabei ist für sie nicht nur entschei- dend, wie hoch ihr sogenanntes Verwaltungsvermögen ist, sondern auch, wie sich ihre Lohnsumme in dieser Zeit entwickeln wird. Die Lohnsummenentwicklung ist wie- derum zwangsläufig abhängig von der Umsatzentwick- lung! Wer kann diese voraussagen? Von der richtigen Entscheidung kann die Existenz des Unternehmens mit all seinen Ausbildungs- und Arbeits- plätzen abhängen. Aus den genannten Gründen kann ich diesem Gesetz- entwurf nicht zustimmen. Dr. Stephan Eisel (CDU/CSU): Dem genannten Ge- setzentwurf kann ich aus folgenden grundsätzlichen Er- wägungen nicht zustimmen: Generell halte ich es, erstens, für ein falsches gesell- schaftspolitisches Signal, bereits versteuertes Vermögen dann erneut zu besteuern, wenn es nicht konsumiert, sondern an die nächste Generation weitergegeben wird. Die im Grundgesetz vorgegebene Sozialverpflichtung des Eigentums könnte besser durch einen steuerlichen Tarifaufschlag für hohe Einkommen umgesetzt werden. Zweitens ist der vorgelegte Gesetzentwurf das genaue Gegenteil unseres angestrebten Weges zur Steuerverein- fachung, die ich für dringend geboten halte. Im Bemü- hen, jeden Einzelfall zu lösen, ist ein überaus kompli- ziertes Gesetzeswerk entstanden, das kein Bürger ohne die Hilfe ausgewiesener Experten verstehen kann. Es ist sowohl eine grundlegende Frage des Umgangs des Staa- tes mit den Bürgern, als auch der sozialen Gerechtigkeit, gerade in der Steuergesetzgebung der Verständlichkeit und Transparenz höchste Priorität einzuräumen. Drittens habe ich erhebliche Zweifel daran, ob der vor- liegende Gesetzentwurf gerade im Mittelstand und Hand- w m w 2 d m „ t b d r m z s m f g h a m d e z b s s s a d v d d 2 g d G m g A s f N d s t B e s z d n (C (D erk die Sicherheit der Arbeitsplätze gewährleistet, die it dem Betriebsvermögen an die nächste Generation eitergegeben werden. In seiner Entscheidung vom 2. Juli 1995 betont das Bundesverfassungsgericht, dass as Unternehmensvermögen „in besonderer Weise ge- einwohlgebunden und gemeinwohlverpflichtet“ ist: Die Verfügbarkeit über den Betrieb und einzelne be- riebliche Wirtschaftsgüter ist beschränkter als bei etrieblich ungebundenem Vermögen.“ Diese „vermin- erte finanzielle Leistungsfähigkeit“ sei erbschaftsteuer- echtlich zu berücksichtigen. Dem vorliegenden Gesetzentwurf liegt aber nicht ehr diese Sozialpflichtigkeit des Vermögensbestandes ugrunde, sondern die andersartige Frage, wie der Erbe ein Vermögen bewirtschaftet. Dabei kann es dazu kom- en, dass die Steuer auch dann anfällt, wenn der Betrieb ür den Erhalt von Arbeitsplätzen durch Modernisierun- en und Marktanpassungen besonderen Kapitalbedarf at. Die vorgesehenen Bindungsfristen engen meines Er- chtens die im Grundgesetz geschützte Berufs-, Eigentü- er- und Unternehmerfreiheit unzulässig ein. Insbeson- ere mit Blick auf Familienunternehmen geht es hier um inen Grundpfeiler unserer sozialen Marktwirtschaft. Viertens kann ich dem Gesetz auch deswegen nicht ustimmen, weil darin Geschwister wie Nichtverwandte ehandelt werden. Trotz der dafür vorgebrachten rechts- ystematischen Gründe steht dies im diametralen Wider- pruch zu dem Familienbild, von dem die Stabilität un- erer Gesellschaft entscheidend abhängt. Fünftens schreibt Bundesfinanzminister Steinbrück m 24. November 2008 an die SPD-Bundestagsfraktion, ass durch das neue Erbschaftsteuergesetz „nicht nur das on uns als Ziel vorgegebene Aufkommen von 4 Milliar- en Euro erreicht werden, sondern das Aufkommen an er Erbschaftsteuer weiter wachsen (Steuerschätzung für 009: 4,78 Milliarden Euro)“ wird. Ich halte es aus rundsätzlichen Erwägungen für falsch, eine vom Bun- esverfassungsgericht aus anderen Gründen veranlasste esetzesänderung zur Erhöhung von staatlichen Einnah- en zu nutzen. Zusammengenommen begründen diese Überzeugun- en mein von der Mehrheit der Fraktion abweichendes bstimmungsverhalten. Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU): Dem Gesetz timme ich nicht zu. Mehrmals hat sich das Bundesver- assungsgericht schon mit der Materie befassen müssen. ach gründlicher juristischer Prüfung komme ich zu em Ergebnis, dass mehrere Regelungen nicht verfas- ungsgemäß sind. Insbesondere stimme ich der Bewer- ung von Prof. Dr. Paul Kirchhof zu. Privatpersonen und Unternehmen müssen sich auf die eständigkeit von Regelungen verlassen können, denn s geht um ihr Hab und Gut. Ständige Veränderungen chwächen das Vertrauen in den Rechtsstaat und führen u Verunsicherungen, was in diesem Staat beendet wer- en muss. Die jetzt gefundene Regelung versucht in anerken- enswerter Weise Einzelfallgerechtigkeit zu entwickeln. 20588 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2008 (A) ) (B) ) Die Folge ist eine große Bürokratielawine mit erhebli- chen Umsetzungsschwierigkeiten. Wir wollen aber Bü- rokratie reduzieren, das ist hier verständlicherweise nicht gelungen. Ich bin sehr wohl dafür, dass hohe Vermögen und Einkommen, gleich welcher Art, in Größenordnungen von über 500 000 Euro pro Jahr stärker in die Steuer- pflicht genommen werden. Daher wäre eine Regelung über einen Steueraufschlag auf bestimmte Einnahmen weitaus vernünftiger und einfacher zu gestalten. Ein weiterer Punkt ist, dass der Bundesfinanzminister den Auftrag hatte, eine Steuereinnahme von 4 Milliarden Euro durch die Ausgestaltung der Reform sicherzustel- len. In einem Brief an die Mitglieder der SPD-Fraktion wird aber von 4,8 Milliarden Euro Einnahmeerwartung gesprochen. Damit verletzt der Bundesminister auch die getroffenen Vereinbarungen, und das wird mit meiner Stimme schon gar nicht unterstützt! Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU): Das Bundesver- fassungsgericht hat mit Beschluss vom 7. November 2006 (1 BvL 10/02) entschieden, dass das derzeit – noch – gültige Erbschaftsteuergesetz mit dem Grundgesetz unvereinbar ist, da es den Anforderungen des Gleich- heitssatzes nicht genügt. Die Prüfung des Bundesver- fassungsgerichts hat sich dabei auf die verfassungsrecht- liche Beurteilung der Frage des vorlegenden Bundesfinanzhofs beschränkt, ob die Bewertungsunter- schiede zwischen den einzelnen Vermögensarten verfas- sungsgemäß sind. Ein den verfassungsrechtlichen Geboten entsprechen- des Erbschaft- und Schenkungsteuerrecht müsste die vererbten Gegenstände wirklichkeits- und realitätsge- recht bemessen und dürfte Verschonungen nur dann ge- währen, wenn sie Lenkungszwecken dienen und „zielge- nau und normenklar“ ausgestaltet sind. Dass diese Ausgestaltungen ihrerseits nicht wieder anderen verfas- sungsrechtlichen Vorgaben widersprechen dürfen, ver- steht sich von selbst. Der vorliegende Gesetzentwurf verstößt nicht nur nach Auffassung renommiertester Verfassungsrechtler, sondern auch des Vizepräsidenten des Bundesfinanzhofs in vielfältiger Weise gegen das Grundgesetz und mögli- cherweise auch gegen EU-Recht. Eine dringend gebo- tene umfassende und gründliche Prüfung dieser Rechts- fragen durch den Gesetzgeber ist bislang nicht erfolgt. Ich kann aus folgenden Gründen weder dem Gesetz- entwurf noch den Begleitgesetzen hierzu zustimmen: I. Grundsätzliche verfassungsrechtliche Bedenken 1) Professor Dr. Paul Kirchhof und Professor Dr. Dietrich Murswiek halten den Gesetzentwurf zur Re- form des Erbschaftsteuerrechts für nicht mit dem Grund- gesetz vereinbar. Die Professoren Kirchhof (Universität Heidelberg) und Murswiek (Universität Freiburg) haben ein gemein- sames Thesenpapier zu Familienunternehmen und Erb- schaftsteuer erstellt. v s g d s w v s w m A s m S E w s n l w d g h l k s r M G s V d r s g l d s (C (D Ihr Fazit lautet: Der Gesetzentwurf zur Reform des Erbschaftsteuer- rechts ist mit dem Grundgesetz nicht vereinbar. Er schwächt das Verantwortungseigentum und das Fa- miliengut, wirkt strukturell familiärer Bindung und unternehmerischer Initiative entgegen. Professor Kirchhof hat mit Schreiben vom 20. No- ember 2008 zu der letzten vorliegenden Gesetzesfas- ung nochmals aus verfassungsrechtlicher Sicht Stellung enommen. Er bescheinigt dem neuen Entwurf generell, ass dieser an einer „verfassungsrechtlichen Bruch- telle“ leidet, was „deshalb besonders erheblich (ist), eil sie einem ausdrücklichen Postulat des Bundes- erfassungsgerichts in der neueren Erbschaftsteuerent- cheidung widerspricht“. In Einzelregelungen sieht er eiterhin Verstöße gegen Art. 2 Abs. 1 GG (Unterneh- erfreiheit), Art. 12 GG (Berufsfreiheit) und Art. 14 bs. 1 GG (Eigentümerfreiheit). 2) Professor Dr. Joachim Lang hält zahlreiche Be- timmungen für verfassungswidrig. Professor Lang (Universität Köln) hat ein Gutachten it dem Titel „Gutachten zum verfassungsrechtlichen cheitern der Erbschaft- und Schenkungsteuer“ erstellt. r kommt darin zu dem Ergebnis, dass der Gesetzent- urf gegen folgende verfassungsrechtliche Normen ver- tößt: a) Gleichbehandlung, b) Erbrechtsgarantie und c) Übermaßverbot Mit Schreiben vom 12. November 2008 nimmt er ochmals zur Einigung von CDU/CSU und SPD Stel- ung, durch welche „die verfassungsrechtlichen Ein- ände … nicht beseitigt worden (sind)“. Danach verstößt er Gesetzentwurf weiterhin gegen den Gleichheits- rundsatz, schränkt die unternehmerische Handlungsfrei- eit verfassungswidrig ein, verletzt die verfassungsrecht- iche Erbrechtsgarantie und kann verfassungswidrige onfiskatorische Steuerbelastungen bewirken. 3) Professor Dr. Ulrich von Suntum hält die – verfas- ungsrechtlich gebotene – Gleichmäßigkeit der Besteue- ung ebenso für verletzt wie das Willkürverbot und den inderheitenschutz Professor von Suntum (Universität Münster) hat ein utachten mit dem Titel „Pro und Contra Erbschaft- teuer – Argumente und Erfahrungen im internationalen ergleich“ erstellt. Er kommt darin zu dem Ergebnis, ass der Gesetzentwurf gegen folgende verfassungs- echtliche Normen verstößt: Gleichmäßigkeit der Be- teuerung, Willkürverbot und Minderheitenschutz 4) Professor Dr. Wolfgang Rüfner ist in einem Kurz- utachten zu der Frage der Bundeskompetenz zur Rege- ung der Erbschaftsteuer zu dem Ergebnis gelangt, dass em Bund keine Gesetzgebungskompetenz (mehr) zu- teht. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2008 20589 (A) ) (B) ) Bereits mit Kurzgutachten vom 3. Dezember 2007 hat Professor Rüfner (Universität Trier) darauf hingewiesen, dass nach Art. 72 Abs. 2 GG n. F. der Bund keine Kom- petenz zur Neuregelung der Erbschaftsteuer mehr be- sitzt. 5) Auch Professor Dr. Rainer Wernsmann (Universi- tät Passau) kommt in seinem Gutachten vom 19. Sep- tember 2008 zu dem Ergebnis, dass das Erbschaftsteuer- reformgesetz aus den im Wesentlichen gleichen Gründen, wie sie die anderen Gutachter auch nennen, in vielerlei Punkten verfassungswidrig ist. 6) Sachverständigenanhörung des Finanzausschusses vom 5. März 2008 In der Sachverständigenanhörung sind zahlreiche weitere verfassungsrechtliche Bedenken gegen zahlrei- che Regelungen vorgetragen worden. Allen diesen Be- denken trägt der von der Bundesregierung vorgelegte Gesetzentwurf in keiner Weise Rechnung. II. Regelungen zur Vererbung von Betrieben Die vorgesehenen Regelungen sind unpraktikabel und extrem streitanfällig. Sie führen zu – mindestens – ver- doppelten Tarifen und wesentlich erhöhten Bewertungs- maßstäben. Damit stehen sie zur derzeitigen konjunktu- rellen Lage in krassem Widerspruch. In dieser Woche wurde über die neueste OECD-Kon- junkturprognose für Deutschland berichtet. Die OECD erwartet darin, wegen der Exportabhängigkeit der deut- schen Wirtschaft, einen stetigen Anstieg der Arbeitslo- senquote bis Ende 2010 und ein real schrumpfendes Bruttoinlandsprodukt. Es ist völlig ungeklärt, wie vor diesem wirtschaftlichen Hintergrund die vorgeschriebe- nen Lohnsummen gehalten und realistische Ertragswerte für – nicht börsennotierte – Unternehmen ermittelt wer- den sollen. Die Forderung der CSU auf erbschaftsteuerliche Ver- schonung von weitergeführten Betrieben bis 100 Prozent wird durch die Anordnung einer Obergrenze für einen zehnprozentigen Anteil von „schädlichem Verwaltungs- vermögen“ als Voraussetzung für eine solche Befreiung konterkariert und unmöglich gemacht: Nach den Fest- stellungen des Bundesministers für Finanzen ist eine derartige Voraussetzung faktisch kaum bzw. überhaupt nicht erreichbar. Das beste Konjunkturprogramm für deutsche Fami- lienunternehmen wäre die Abschaffung der Erbschaft- steuer, wie – erst vor kurzer Zeit – in Österreich von der dort regierenden großen Koalition geregelt. III. Regelungen zur Vererbung von Eigenheimen Auch diese Verschonungsvoraussetzungen sind in Be- zug auf Ehegatten und Kinder weltfremd und zum Teil auch äußerst ungerecht. Wenn Geschwister – die in Zu- kunft erbschaftsteuerrechtlich wie nichtverwandte „Dritte“ behandelt werden – zusammenwohnen, müssen diese sogar befürchten, dass sie im Todesfall ihre jahr- zehntelange Wohnheimat verlieren, wie reale Beispiels- fälle in der Presse zeigen. Auch in Steuerklasse I sind die V d w m d s G d u M h E g s s e f G s v n n N r k t n D t l „ g g s r u r z B v z s s f u f 2 e d g (C (D erschonungsvoraussetzungen weltfremd. Die Ehefrau, ie ihren Mann verliert und nur noch 60 Prozent Wit- enrente erhält, darf nicht untervermieten, der Ehe- ann, der beruflich versetzt wird, muss bis zum Ablauf er zehn Jahre „Wochenendgast“ bei seiner Familie sein – onst droht die Erbschaftsteuer. Die 200-Quadratmeter- renze benachteiligt vor allem kinderreiche Familien, ie zwangsläufig einen höheren Flächenbedarf haben, nd ist familienpolitisch kontraproduktiv. In höchstem aße unbillig ist die vorgesehene „Fallbeillösung“, das eißt Söhne und Töchter, die erst neun Jahre nach dem rbfall – freiwillig oder gezwungen (zum Beispiel we- en Vermögensverfall) – das ererbte Elternhaus verlas- en, müssen nicht 1/10 der Erbschaftsteuer nachzahlen, ondern 100 Prozent. Eine solche Fallbeilregelung stellt ine übermäßige Besteuerung dar und erhärtet die ver- assungsrechtlichen Einwände gegen den vorliegenden esetzentwurf. IV. Steuerklassen, Steuersätze und Freibeträge Die Regelung des vorliegenden Gesetzentwurfes und einer Begründung bezüglich einer erbschaftsteuerrele- anten „Kernfamilie“, der neben Ehegatten und Kindern ur noch eingetragene Lebenspartner angehören dürfen, icht aber Schwestern und Brüder oder gar Neffen und ichten, ist nicht mehr mit dem verfassungsrechtlich ga- antierten Verwandtenerbrecht vereinbar. V. Erhebungskosten In dem Gesetzentwurf wird unter Abschnitt „F. Büro- ratiekosten“ ausgeführt, dass die erwarteten Mehrkos- en für bis zu 90 000 in Deutschland betroffene Unter- ehmen lediglich 3,5 Millionen Euro betragen werden. ies entspricht pro Unternehmen 38,89 Euro. Der Na- ionale Normenkontrollrat hält diese Schätzung für völ- ig untertrieben (Drucksache 16/7918), und unter D. 2. Vollzugsaufwand“ wird von einer „geringfügi- en“ Erhöhung des Vollzugsaufwands gesprochen. Dem- egenüber geht schon die Deutsche Steuer-Gewerk- chaft in ihrer Stellungnahme vom 5. März 2008 von und 500 zusätzlichen Beschäftigten im höheren Dienst nd Sachverständigen aus. Wissenschaftler gehen in ih- en Schätzungen der jährlichen Erhebungskosten von bis u über einer Milliarde Euro aus. Robert Hochbaum (CDU/CSU): In abschließender eratung wird heute das Erbschaftsteuerreformgesetz erabschiedet. Ich werde diesem Gesetz grundsätzlich ustimmen, halte jedoch den Sachverhalt, dass Ge- chwister und andere entfernte Verwandte bei Vererbung elbstgenutzten Wohneigentums schlechter gestellt sind, ür sehr bedenklich. Verwandte wie Geschwister, Onkel, Tanten, Neffen nd Nichten sind die Opfer dieser Erbschaftsteuerre- orm. Zwar erhalten sie einen erhöhten Freibetrag von 0 000 Euro, müssen aber jetzt beim Erben von Wohn- igentum einen wesentlich höheren Steuersatz von min- estens 30 Prozent in Kauf nehmen. Vor dem Hintergrund, dass gleichgeschlechtlich ein- etragene Lebensgemeinschaften selbstgenutztes Wohn- 20590 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2008 (A) ) (B) ) eigentum steuerfrei erhalten, sehe ich die angestrebte Regelung für Blutsverwandte, wie Geschwister, als Be- nachteiligung dieser. Dennoch werde ich dem Gesetz zustimmen. Erstens macht sich eine Novellierung aufgrund des Bundesver- fassungsgerichtsurteils notwendig. Zweitens konnten in den Beratungen Verbesserungen gegenüber dem Kabi- nettsentwurf erzielt werden. Für Unternehmen, kleine und mittelständische Unternehmen sowie Handwerksbe- triebe wurden zumindest teilweise akzeptable Lösungen erarbeitet. Es ist nun ein tragfähiger Kompromiss ent- standen, der eine Zusatzbelastung der Wirtschaft in den meisten Fällen vermeidet. Volker Kröning (SPD): Ich kann der Beschlussemp- fehlung zur Änderung der Erbschaftsteuer nur unter Be- denken zustimmen. Meine Bedenken gegen die Neuregelung der Erb- schaftsteuer werden im Wesentlichen von drei Teilas- pekten geleitet: zum einen dem angeblichen Entgegen- kommen gegenüber den Ländern, denen die Erträge aus der Erbschaftsteuer zustehen; zum zweiten von dem Ver- hältnis von Aufwand und Ertrag im Rahmen des vorlie- genden Kompromisses und schließlich von der grund- sätzlichen Frage, wie ein System der Erbschaftsteuer grundsätzlich gestaltet werden müsste bzw. warum es ei- ner Erbschaftsteuer überhaupt bedarf. Zur Frage der föderalen Verteilung des Erbschaftsteu- eraufkommens merke ich an, dass der Widerstand eini- ger Länder im eklatanten Widerspruch zu deren Anteilen an dem Ertrag steht. Das jährliche Aufkommen aus der Erbschaftsteuer in Höhe von mindestens 4 Milliarden Euro ist keineswegs gleich verteilt über das Bundesge- biet, sondern steht zum größten Teil vier Flächenstaaten – und zu einem kleinem, wenngleich pro Kopf durchaus bedeutenden Teil den Stadtstaaten Bremen und Hamburg – zu. Eben jene Länder standen einer Lösung aber derart vehement im Wege bzw. haben die Regelung derart stark verkompliziert, dass die These, der Kompromiss sei ein Entgegenkommen gegenüber den Ländern, kaum haltbar ist. Vor dem Hintergrund der Verkomplizierung des Ver- fahrens und der Sache lässt sich ein weiterer wichtiger Kritikpunkt ins Feld führen, nämlich das Verhältnis von Aufwand der Steuererhebung und Ertrag aus der Steuer. Diese Frage ist mit Blick auf das Gemeinwohl sehr be- deutend und lässt sich auch so formulieren: Wäre den Staatsbürgern, die in ihrer Mehrheit durchaus bereit sind, einen Teil des ererbten Vermögens – nach Ausnutzung großzügiger Freibeträge – zu versteuern und somit nicht selbst erarbeitetes Vermögen der Allgemeinheit zugute kommen zu lassen, angesichts des nun gefundenen Kompromisses nicht besser geholfen, hätte man ein transparentes, einfaches und eher pauschalierendes Mo- dell zur Erbschaftsbesteuerung gefunden? Dieses hätte das Steueraufkommen auf eine breite, nachvollziehba- rere Basis gestellt und gleichzeitig gerade dem Mittel- stand größere Planungssicherheit gegeben. Für mich lau- tet die Antwort: Die Trennung von Gesetzgebungs- und E m A f E t d b s k z g E h s d i w m c s d h t d l u g u t l E g h f g S b s w m s n d h b s k z g d (C (D rtragskompetenz hat sich nicht bewährt; eine Zusam- enführung der Kompetenzen und ein entsprechendes usführungsrecht wäre nicht schlechter, sondern besser ür die Steuerbürger. Auch die grundsatzliche Frage, ob es überhaupt einer rbschaftsteuer bedarf, ist keineswegs symbolischer Na- ur. Im Gegenteil: Wenn nach der Lebenszyklustheorie es Ökonomen Franco Modigliani der einzelne Staats- ürger bis zu seinem Lebensabend eigentlich sein ge- amtes erspartes Vermögen konsumieren müsste, gäbe es eine Erklärung für die Vererbung von Vermögen. Doch ugleich lehrt uns die hohe Sparquote gerade älterer Bür- er, dass Theorie und Praxis weit auseinanderklaffen. ine bestimmte Erbschaftsbesteuerung beizubehalten, at daher den vorlaufenden Effekt, große Vermögen innvoll einzusetzen – Stiftungen, Innovationen oder urchaus Konsum. Wenn und soweit dies nicht passiert, st der Staat legitimiert, für die Allgemeinheit einen ge- issen Teil nicht selbstständig erarbeiteter, ererbter Ver- ögen einzuziehen. Auch wenn Steuern allgemeine De- kungsmittel sind: Gerade das Maß dieser Einnahme ollte Richtwert für die Stärkung der Leistungsfähigkeit er Gemeinschaft sein. Die Entscheidung ist keine Frage des Gewissens; des- alb halte ich mich an die Grundlinie des Koalitionsver- rages. Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU): Ich sehe urch die Regelungen zur Erbschaftsteuerreform erheb- iche Ungerechtigkeiten und Eingriffe in zentrale Werte nserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft wie Ei- entum und Familie. Insbesondere mahne ich folgende Punkte an: Die Doppelbesteuerung mit Anfallen von Erbschaft- nd Schenkungsteuer halte ich für äußerst problema- isch. § 35 b EStG betreffend Steuerermäßigung bei Be- astung mit Erbschaftsteuer ist ausschließlich auf rbfälle beschränkt. Der Schenkungsfall ist nicht be- ünstigt. Die Regelung entspricht vollinhaltlich dem frü- eren § 35 EStG. Die alte Regelung im EStG wurde ein- ach unreflektiert übernommen, ohne sie mit dem eplanten ErbStRG abzustimmen. Das Gesetz differenziert nicht zwischen den teuerklassen II und III. Die Bayerische Verfassung ge- ietet in Art. 123 Abs. 3 Satz 2 ausdrücklich zur Ausge- taltung einer Erbschaftsteuer: „Sie ist nach dem Ver- andtschaftsverhältnis zu staffeln.“ Es ist für mich der it weitem Abstand problematischste Aspekt, dass Ge- chwister, Neffen und Nichten beim Erbe steuerlich icht besser gestellt werden als Nichtverwandte und le- iglich einen steuerlichen Freibetrag von 20 000 Euro er- alten und der Eingangssteuersatz in der Steuerklasse II ereits 30 Prozent beträgt. Das wird dazu führen, dass ich für viele „entfernte Verwandte“ nach der Steuer- lasse II, die für mich jedoch durchaus zur Kernfamilie ählen, eine Erbschaft- oder Schenkungsteuerpflicht er- ibt, die das Drei- bis Vierfache dessen beträgt, was nach er bisherigen Rechtslage zu zahlen wäre. Völlig absurd Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2008 20591 (A) ) (B) ) ist, dass Geschwister, die im selben Haus leben, im Fall des Versterbens eines Geschwisterteils des Haus veräu- ßern müssten, wenn die zu zahlende Erbschaftsteuer nicht aufgebracht werden kann. Außerordentlich beden- kenswert ist für mich, dass die Schenkung- und Erb- schaftsteuer hinsichtlich des Verhältnisses von Aufwand und Ertrag aus Sicht des Fiskus allen Aussagen nach die ineffizienteste Steuerart ist. Den Betroffenen werden enorme bürokratische Hür- den auferlegt, die unnötige Kosten verursachen, da vier verschiedene Bewertungsverfahren gelten. Dass der An- satz des „gemeinen Wertes“ nach den Vorgaben des Bun- desverfassungsgerichts nur bei der Erbschaftsteuer um- gesetzt wird, ist nicht befriedigend. Ein weiteres Defizit besteht darin, dass nicht begüns- tigtes Verwaltungsvermögen nach wie vor bei nicht zu Wohnzwecken genutzten fremdvermieteten Immobilien- beständen vorliegt, selbst wenn diese einen wirtschaftli- chen Geschäftsbetrieb bilden. Diese Ungleichbehand- lung mit der Vermietung von Wohnungen ist nicht gerechtfertigt, da auch die Überlassung gewerblich ge- nutzter Immobilien auf Vermieterseite häufig mit Ar- beitsplätzen verbunden ist, zum Beispiel Beschäftigung von Architekten, Hausverwaltern usw. § 14 AO trennt auch nicht zwischen Vermietung von Wohnungen und der Vermietung von Gewerbeimmobilien. Nach wie vor sind Anteile an Kapitalgesellschaften schädliches Verwaltungsvermögen, wenn die unmittel- bare Beteiligung an Nennkapital dieser Gesellschaft 25 Prozent oder weniger beträgt. Die von verschiedens- ten Sachverständigen gegen diese Beteiligungsgrenzen vorgebrachten Bedenken, beispielsweise die von Herrn Müller-Gattermann aus dem Bundesministerium der Fi- nanzen, wurden leider nicht aufgegriffen. Die Aufnahme eines weiteren Ausnahmefalls in Form von Versiche- rungsunternehmen zeigt doch, dass Beteiligungen von 25 Prozent und weniger im Interesse von Unternehmen sein können und nicht ganz allgemein als schädliches Verwaltungsvermögen typisiert werden können. Dennoch werde ich nach langem Abwägen der Argu- mente der Erbschaftsteuerreform zustimmen. Nach mehr als zwei Jahren intensiver Verhandlungen müssen wir den Vorgaben aus dem Urteil des Bundes- verfassungsgerichts vom 7. November 2006 endlich nachkommen. Ich stehe nach intensiven Überlegungen zu dem insbesondere auch von unserem bayerischen Mi- nisterpräsidenten Horst Seehofer ausgehandelten Kom- promiss, in dem viele Forderungen umgesetzt sind, für die wir lange gekämpft haben. Dem unnachgiebigen und hartnäckigen Verhandlun- gen der CSU-Vertreter ist es zu verdanken, dass selbst- genutztes Wohneigentum im Erbfall steuerfrei bleibt. Dies gilt bei Ehegatten unbegrenzt, bei Kindern besteht eine Wohnflächengrenze von 200 m². Zusätzlich gibt es Freibeträge für das übrige Vermögen. Bei Betrieben, die zehn Jahre fortgeführt werden, entfällt die Erbschaft- steuer, wenn die Lohnsumme 1 000 Prozent erreicht und die Verwaltungsvermögensgrenze von 10 Prozent nicht ü J 6 b m k U g r r d c d h l t d i s b h b f r b n r B d v V c t s – m f t s p Ü i t V v f E t U e d d r (C (D berschritten wird. Bei einer Behaltensfrist von sieben ahren und einer reduzierten Lohnsumme von 50 Prozent bleiben 85 Prozent erbschaftsteuerfrei. In eiden Fällen gibt es keine „Fallbeilregelung“. Proble- atisch dürfte allerdings sein, dass es selbst nach Be- unden des Bundesministeriums der Finanzen kaum ein nternehmen geben wird, dessen Verwaltungsvermö- ensanteil unter 10 Prozent liegt. In der Landwirtschaft haben wir deutliche Verbesse- ungen gegenüber dem Gesetzentwurf der Bundesregie- ung erreichen können. Kein Verwaltungsvermögen und amit keine Einbeziehung der Erwerbe verpachteter Flä- hen in die Verschonung, wenn am Bewertungsstichtag er Pachtvertrag eine Laufzeit von höchstens 15 Jahren at. Das gilt unabhängig davon, ob es sich ertragsteuer- ich um Betriebs- oder Privatvermögen handelt. Die Be- roffenen haben mit diesem Konzept die Möglichkeit, ie Verpachtungen im vorgegebenen zeitlichen Rahmen mmer wieder zu verlängern, ohne dass negative erb- chaftsteuerliche Konsequenzen drohen. Auch positiv zu ewerten ist, dass der Nachbewertungszeitraum von bis- er 20 auf 15 Jahre verkürzt wird und der bisher schon estehende Abschlag von 15 Prozent im neuen Recht ortgeführt wird. Mit der SPD-Bundestagsfraktion hätte es keine weite- en Zugeständnisse gegeben. Ich halte es für unabding- ar, so schnell wie möglich die Defizite der Reform achzubessern und insbesondere auch die Regionalisie- ung anzustreben. Deshalb stimme ich – wenn auch mit äußerst großen edenken – der Erbschaftsteuerreform zu. Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU): Das Bun- esverfassungsgericht hat in seinem Urteil vom 7. No- ember 2006 ein neues Erbschaftsteuerreformgesetz mit erkehrswerten angemahnt. Aufgrund der unterschiedli- hen politischen Überzeugungen in der Großen Koali- ion war die Umsetzung äußerst schwierig. Der ursprüngliche Regierungsentwurf zur Erbschaft- teuer hätte für eine zu große Zahl von Betroffenen Unternehmerfamilien wie Eigenheimbesitzer – ökono- isch schwerwiegende Folgen gehabt. Die CSU hat sich ür den Eigentums- und Leistungsschutz in den Koali- ionsverhandlungen massiv eingesetzt. Für uns ist Erb- chaftsvermögen kein leistungsloser Erwerb. Der Res- ekt vor Leistung und Eigentum gebietet es, keine berforderung vorzunehmen. Die CDU/CSU-Fraktion m Deutschen Bundestag hat deshalb 49 Änderungsan- räge eingebracht. Der Koalitionspartner wollte in den erhandlungen sogar ein Erbschaftsteueraufkommen on 8 Milliarden Euro durchsetzen. Das haben wir er- olgreich verhindert. Ebenso haben wir die weitgehende rbschaftsteuerfreiheit für selbstgenutztes Wohneigen- um von Ehegatten und Kinder sowie für 75 Prozent der nternehmen erreicht. Dieses Verhandlungsergebnis ist ine verbesserte Generationenbrücke. Leider beinhaltet er Kompromiss nicht alle notwendigen Korrekturen, ie zu einer Einzelfallgerechtigkeit fuhren würden. Da- an ist in den Folgejahren weiter zu arbeiten und mit ei- 20592 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2008 (A) ) (B) ) ner bürgerlichen Mehrheit ist eine weitere politische Entscheidung mit der Regionalisierung oder Abschaf- fung der Erbschaftsteuer durchzusetzen. Dabei wird die Wettbewerbsverzerrung innerhalb der EU-Länder auch eine wichtige Überprüfung verlangen. Folgende Korrekturen sollten auf jeden Fall auf der politischen Tagesordnung bleiben: Verschonungsoption: Beide Varianten bleiben deut- lich unterhalb der bislang vorgesehen Verhaftungsfrist von 15 Jahren. Die Regelverschonung bleibt mit Fristen von 7 Jahren auch deutlich unterhalb von 10 Jahren. Auf die Anhebung des Sofortbesteuerungsanteils sowie die Absenkung der Verwaltungsvermögensgrenze wurde verzichtet. Die Regelverschonung ist insoweit akzepta- bel. Die Verschonungsoption sieht auf den ersten Blick verlockend aus. Wegen der deutlich schärferen Bedin- gungen bei Lohnsumme und Verwaltungsvermögen wird das Wahlrecht jedoch für die meisten Unternehmen de facto ins Leere laufen. Lediglich Betriebe mit einer Son- derreglung beim Verwaltungsvermögen, zum Beispiel Wohnungswirtschaft, werden diese Variante wählen kön- nen. Die Verschonungsoption ist daher inakzeptabel. Trotz der nunmehr gleichlaufenden Frist ergeben sich Unklarheiten bei der Frage der Nachversteuerung, da die Pro-rata-temporis-Regelung bei der Vermögensverhaf- tung die Erbschaftsteuer mit Ablauf eines Jahres anteilig entfallen lässt (bei der Regelverschonung in Höhe von 14,28 Prozent, bei der Verschonungsoption in Höhe von 10 Prozent), bei der Prüfung der Lohnsummenbindung aber erst nach Ablauf der gesamten Frist eine Ex-post- Betrachtung stattfindet. Lohnsummenbindung: Die Ex-post-Betrachtung bei der Lohnsumme bringt mehr Flexibilität. Allerdings ent- halten beide Varianten der Verschonung (7 Jahre/10 Jahre) kaum einen Puffer für Krisenentwicklungen bzw. Anpas- sungen an technische Neuerungen, zum Beispiel bei Au- tomatisierung. Der Verzicht auf die Indexierung ist posi- tiv, aber eine Härtefallklausel, die den wirtschaftlichen Gegebenheiten Rechnung getragen hätte, fehlt vollstän- dig. Verwaltungsvermögen: Beim Verwaltungsvermögen erfolgten die Nachbesserungen im Immobilien-und Beher- bergungsbereich. Diese Nachbesserungen sind nicht aus- reichend. Es fehlen zum Beispiel eindeutige juristische Regelungen für Brauereien mit verpachteter Schankwirt- schaft. Auch andere Fallkonstellationen sind willkürlich und nicht nachvollziehbar: Brauereien mit verpachteten Schankwirtschaften, Gesellschafter-Geschäftsführer mit 25-Prozent-Beteiligung (nicht Kommanditist mit l-Pro- zent-Beteiligung) fallen unter das Verwaltungsvermögen, es sei denn, im Kreise der Gesellschafter ist eine Bünde- lung der Anteile auf über 25 Prozent möglich. Unterneh- men, die Eigenkapital schaffen und es nicht nutzlos liegen lassen sondern investieren, laufen sehr schnell Gefahr, die Grenzen der Definition des Verwaltungsvermögens zu überspringen. Während Bargeld unschädlich ist, wird es schwierig bei Weitpapieren etc., die gegebenenfalls zur F S D w d H e ß n D d – 5 f w g d N E s D w S S d F s s e S n s i u w r m l t i g d e e d d z k g b (C (D inanzierung von Pensionsansprüchen genutzt werden. innvolle Zwischennutzungen werden steuerlich belastet. as gilt insbesondere bei der Verschonungsoption. Reinvestitionsklausel: Die Reinvestitionsklausel ist er- eitert worden. Investitionen können auch in völlig an- ere Unternehmenszweige erfolgen, zum Beispiel bisher andelsunternehmen, neu Produktionsunternehmen. Die rweiterten Reinvestitionsmöglichkeiten schaffen grö- ere Flexibilität. Die Wirkung des vorgesehenen 6-Mo- ats-Zeitraums ist aber noch unklar. Steuersätze der Steuerklassen II und III: Es gibt keine ifferenzierung zwischen den Steuerklassen II und III, as heißt auch Geschwister, Nichten, Neffen etc. werden je nach Höhe des Erwerbs – mit 30 Prozent ist bzw. 0 Prozent besteuert; ebenso wie fremde Dritte. Eine Dif- erenzierung zwischen entfernt verwandten und nicht ver- andten Erben wäre gesellschaftspolitisch erforderlich ewesen. Problematisch ist jedoch vor dem Hintergrund er demografischen Entwicklung, dass das Vererben auf ichten und Neffen, das angesichts der demographischen ntwicklung zukünftig häufiger vorkommen wird, erb- chaftsteuerrechtlich wie die Übertragung auf fremde ritte behandelt wird. Auch wenn das Betriebsvermögen an entfernte Ver- andte/fremde Dritte im Rahmen der Verschonung in teuerklasse I versteuert wird, verschärfen die hohen teuersätze zudem das Risiko für Verwandte außerhalb es engsten Familienkreises bzw. für fremde Dritte, da im alle der Nachversteuerung von Betriebsvermögen – Ver- toß gegen Lohnsummen-Verhaftungsregeln – die Be- teuerung auf Basis der Steuersätze der günstigeren Steu- rklasse I rückwirkend entfällt und die höheren teuersätze der Klassen II und III greifen. Auch das ist icht akzeptabel. Verfassungsrecht: Der Kompromiss hat die verfas- ungsrechtlichen Bedenken nicht völlig beseitigt. Das gilt nsbesondere für Ungleichbehandlung von produktiven nd Verwaltungsvermögen: Hotelgewerbe, Wohnungs- irtschaft, Landwirtschaft, Gesellschafter-Geschäftfüh- er mit einer Kapitalgesellschaftsbeteiligung von maxi- al 25 Prozent, Kommanditist mit KG-Beteiligung von Prozent, Brauereien mit verpachteten Schankwirtschaf- en, reine Brauereibetriebe. Nur unter Zurückstellung persönlicher Bedenken und n Anerkennung der vielfach erreichten Verbesserungen egenüber dem Regierungsentwurf stimme ich heute iesem Gesetzentwurf zu. Ich werde mich nach den Bundestagswahlen 2009 in iner Koalition mit einer bürgerlichen Mehrheit dafür insetzen, dass eine erneute Erbschaftsteuerreform auf ie politische Agenda kommt. Stefan Müller (Erlangen) (CDU/CSU): Ich stimme em vorliegenden Gesetzentwurf der Bundesregierung ur Reform der Erbschaftsteuer trotz erheblicher Beden- en zu, weil dieser Entwurf eine Reihe von Verbesserun- en im Vergleich zur geltenden Rechtslage enthält. Er- en von Unternehmen werden durch die Reform Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2008 20593 (A) ) (B) ) erstmals in die Lage versetzt, von der Erbschaftsteuer zu 100 Prozent befreit zu werden, wenn sie das Unterneh- men unter bestimmten Bedingungen zehn Jahre lang fortführen. Darüber hinaus werden private Erben durch großzügige Freibeträge von der Erbschaftsteuer befreit bzw. deutlich entlastet, und auch die Landwirte profitie- ren von den vorgeschlagenen Neuregelungen. Diese Ver- besserungen sind ein Verdienst der CSU, die sich in den Verhandlungen hartnäckig für Untemehmenserben und private Erben eingesetzt hat. Dennoch hätte es einen besseren Weg zu dem jetzt ge- fundenen Kompromiss geben können. Mit der Erb- schaftsteuer werden Vermögen belastet, die über Jahre und Jahrzehnte hinweg aus bereits mehrfach versteuer- tem Einkommen aufgebaut wurden. Die Erbschaftsteuer belastet zudem den Mittelstand und trägt nicht zur Gene- rationengerechtigkeit bei. Angesichts der finanziellen Belastungen, die die junge Generation im Hinblick auf ihre private Vorsorge und im Hinblick auf die Sicherung unserer Sozialsysteme und den immensen Schulden- dienst der Bundesrepublik zu tragen haben, wäre eine Abschaffung notwendig gewesen. Der zweite vorzugswürdige Weg wäre die Regionali- sierung der Erbschaftsteuer. Die Einnahmen kommen ausschließlich den Ländern zugute. Daher wäre es folge- richtig, ihnen auch die Steuerhoheit über die Erbschaft- steuer zu übertragen. Gerade Bundeslander mit Grenzen zu Drittstaaten, die keine bzw. eine deutlich geringere Erbschaftsteuerbelastung haben, sehen sich zunehmen- den Abwerbungsbemühungen von deutschen mittelstän- dischen Unternehmen in diese Länder ausgesetzt. Diese Bundesländer müssen die Möglichkeit erhalten, durch die Entscheidungshoheit über die Erbschaftsteuer hier entschlossen entgegensteuern zu können. Mit der SPD war diese Losung bedauerlicherweise nicht machbar. Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU): In der Landes- gruppe und in der Fraktionsversammlung der CDU/CSU habe ich gegen den vorliegenden Gesetzentwurf ge- stimmt. Aus Respekt vor den Mehrheitsbeschlüssen der Fraktion und den unbestreitbaren Verhandlungserfolgen der Landesgruppenführung werde ich dem Gesetz im Bundestag meine Stimme geben. Es war die CSU, die im parlamentarischen Verfahren das Schlimmste verhindert und den Sozialdemokraten und ihren unerträglichen Enteignungsideen die Stirn ge- boten hat. Der resultierende Kompromiss ist allenfalls akzepta- bel. Meine Zustimmung basiert auch auf dem Verspre- chen des CSU-Parteivorsitzenden, Horst Seehofer, das neue Gesetz lediglich als Gerüst zu betrachten und im Falle einer bürgerlichen Mehrheit insbesondere die Lohnsummenerfordernisse und die Steuersätze abzusen- ken, das zulässige Verwaltungsvermögen zu erhöhen und Geschwister, Neffen und Nichten nicht mit Nicht- verwandten gleichzustellen. Im parlamentarischen Verfahren musste ich zur Kenntnis nehmen, dass die Abschaffung der Steuer, wie v b n g s w 5 t t d S w e g G r m l g e f m p 1 w R o a n w v v a c e n i w g m s n U s A p g B h o b (C (D on mir favorisiert, sowie die Regionalisierung nicht nur ei der SPD, sondern auch bei den Ländervertretern icht mehrheitsfähig ist. Mir ist Folgendes wichtig: Erstens. Ich bin auch weiterhin der festen Überzeu- ung, dass Geschwister, Neffen und Nichten beim Erbe teuerlich bessergestellt sein müssten als Nichtver- andte. Die Steuersätze für Geschwister von bis zu 0 Prozent erachte ich als viel zu hoch und fordere wei- erhin, dass neben Geschwistern auch Neffen und Nich- en als Erben mit höheren Freibeträgen ausgestattet wer- en müssen. Die bayerische Verfassung gebietet in Art. 123 Abs. 3 atz 2 ausdrücklich, die Erbschaftsteuer nach dem Ver- andtschaftsgrad zu staffeln. Ich bin überzeugt, dass nur ine Besserstellung von Erwerbern der Steuerklasse II egenüber der Steuerklasse III unter familienpolitischen esichtspunkten vertretbar ist. Gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften erfah- en in diesem Kontext in meinen Augen eine unange- essene Aufwertung, wenn ihnen dieselben Steuerprivi- egien eingeräumt werden wie Ehepartnern, während leichzeitig Geschwistern ein „Mehr“ an Erbschaftsteu- rschuld auferlegt wird. Zweitens. Den Kompromiss zur Unternehmensnach- olge halte ich unter anderem im Hinblick auf die im- ense Bürokratie, die mit der Bewertung und Über- rüfung einhergeht, für nachbesserungsbedürftig. Eine 00-prozentige Verschonung bei Betriebsfortführung ar laut Koalitionsvertrag unser Ziel. Nach der jetzigen egelung müssen sich Unternehmenserben entscheiden, b sie die 7-jährige Regelverschonung mit einem Steuer- bschlag von 85 Prozent oder die 10-jährige Verscho- ungsoption mit einem l00-prozentigen Abschlag ählen. Für Familienunternehmen, deren Verwaltungs- ermögen bei über 10 Prozent liegt, scheidet die Regel- erschonung von 100 Prozent allerdings von vornherein us. Alle Unternehmen, die zum Beispiel für die Beglei- hung von Risikopositionen in den Rückstellungen – Steu- rnachzahlungen, Pensionszusagen, etc. – eine kaufmän- isch vernünftige Vorsorge betreiben und liquide Mittel m Unternehmen behalten oder für später möglicher- eise erforderliche Betriebserweiterungen nicht selbst enutzte Grundstücke vorhalten, werden zwangsläufig it dieser 10-Prozent-Grenze in Konflikt geraten. Dies teht konträr zu unserer Absicht, für die Familienunter- ehmen Entlastungen durchzusetzen. Hier muss in der msetzung verhindert werden, dass der gesetzgeberi- che Wille einmal mehr bürokratisch konterkariert wird. ußerdem müssen die Grenzen in unserem Sinne ange- asst werden, sobald Mehrheiten dafür erreichbar sind. Familien und Familienunternehmen sind das Rück- rat unserer Gesellschaft und sind die unverzichtbare asis unserer Volkswirtschaft. Ich hätte mir gewünscht, eute einem wesentlich stärker an ihren Bedürfnissen rientierten Gesetzentwurf meine Zustimmung zu ge- en. Ich sehe aber auch, dass dies im Hinblick auf die 20594 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2008 (A) ) (B) ) bestehenden Mehrheitsverhältnisse die besterreichbare Lösung ist. Beatrix Philipp (CDU/CSU): Ich schließe mich der Erklärung von Herrn Dr. Peter Gauweiler, MdB, zur Ab- stimmung über das Gesetz zur Reform des Erbschaft- steuer- und Bewertungsrechts vom 27. November 2008, Drucksache 16/7918, gemäß § 31 der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages an. Otto Schily (SPD): Ich habe aus folgenden Gründen gegen die Erbschaftsteuerreform gestimmt: 1. Die Bestimmungen des Erbschaftsteuerreformge- setzes sind nach meiner Auffassung verfassungswidrig. 2. Die Erbschaftsteuer ist eine leistungsfeindliche Substanzbesteuerung. 3. Die Erbschaftsteuer ist ungerecht, weil sie bereits versteuertes Einkommen nochmals der Steuer unterwirft. 4. Die Erbschaftsteuer schadet der Eigenkapitalbil- dung in den Unternehmen, insbesondere bei den kleinen und mittleren Betrieben. 5. Die Erbschaftsteuer schwächt die Vermögens- und Eigentumsbildung in privater Hand und vergrößert damit die Abhängigkeit von staatlichen Leistungen. 6. Die Erhebung der Erbschaftsteuer ist mit erhebli- chen, unverhältnismässigen Verwaltungskosten verbun- den, sie widerspricht allen Überlegungen zur Verwal- tungsvereinfachung und zum Bürokratieabbau. 7. Die Erbschaftsteuer ist ein beachtlicher Nachteil im europäischen Standortwettbewerb. 8. Die Erbschaftsteuer gefährdet die Fortführung von wirtschaftlich gesunden Betrieben durch den Entzug li- quider Mittel. 9. Die Erbschaftsteuer zwingt im privaten Bereich zur Veräußerung von Vermögensgegenständen, die einen ne- gativen Ertragswert haben und deren Wert im Besitz des privaten Eigentümers nur immaterieller Natur ist Sie för- dert damit die Vermögenskonzentration und schadet ei- ner breiten Eigentumsstreuung. 10. Wirtschaftlich gesehen ist die Erbschaftsteuer eine Enteignung. 11. Die Erbschaftsteuer sollte aus den genannten Gründen entfallen. Marion Seib (CDU/CSU): Bei der Abstimmung zum Erbschaftsteuerreformgesetz am 27. November 2008 werde ich mit „Nein“ stimmen. Dies begründe ich wie folgt: Ein Erbschaftsteuergesetz, das mittels einer „Verwal- tungsvermögensgrenze“ von 10 vom Hundert die zu ver- erbenden mittelständischen inhabergeführten Betriebe exorbitant trifft, findet meine Zustimmung nicht. z g A m t u t d r I d M s s N C m s t D b S I C d h z 8 U p d a s v s n s l (C (D Dies gilt umso mehr, als die Erben zweiter Ordnung, um Beispiel Geschwister, schlechter gestellt werden als leichgeschlechtliche Lebenspartner. nlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Klaus Brähmig, Dr. Michael Fuchs, Ernst Hinsken und Franz-Josef Holzenkamp (alle CDU/CSU) zu den namentli- chen Abstimmungen: – Entwurf eines Gesetzes zur Reform des Erb- schaftsteuer- und Bewertungsrechts (Erb- schaftsteuerreformgesetz – ErbStRG) – Entschließungsantrag zu dem Entwurf ei- nes Gesetzes zur Reform des Erbschaft- steuer- und Bewertungsrechts (Erbschaft- steuerreformgesetz – ErbStRG) (Tagesordnungspunkt IV) Zur Sicherstellung des Erhaltes Hunderttausender ittelständischer Familienunternehmen, Handwerksbe- riebe, freiberuflicher Praxen, selbstständiger Existenzen nd ihrer Arbeitsplätze ist die Erleichterung des Genera- ionenübergangs von überragender Bedeutung. Durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes war em Gesetzgeber aufgegeben, bis zum Ende dieses Jah- es das bestehende Erbschaftsteuerrecht zu reformieren. ch bedauere sehr, dass leider zu keinem Zeitpunkt, we- er im Bund noch auf Ebene der Länder, eine politische ehrheit für die von mir präferierten Lösungen eines er- atzlosen Wegfalls der Erbschaftsteuer, ihrer Föderali- ierung oder deren radikaler Vereinfachung durch ein iedrigtarifkonzept bestand. Damit ist eine große hance vertan worden, eine Neid- und Bagatellsteuer it marginaler fiskalischer Bedeutung für das Gesamt- teueraufkommen, aber hohen Erhebungs- und Bürokra- iekosten abzuschaffen und den Unternehmensstandort eutschland im europäischen und internationalen Wett- ewerb zu stärken. Umso wichtiger war und ist es, auch im bestehenden ystem zu mittelstandstauglichen Lösungen zu kommen. n mühseligen und langwierigen Verhandlungen konnten DU und CSU trotz ideologiegetriebenem Widerstand er SPD in den vergangenen Wochen und Monaten er- ebliche Verbesserungen am Kabinettsentwurf durchset- en. Firmenerben werden künftig im Regelfall zu 5 Prozent von der Erbschaftsteuer verschont, wenn das nternehmen unter weitgehendem Erhalt der Arbeits- lätze mindestens sieben Jahre lang fortgeführt wird und as Verwaltungsvermögen nicht mehr als 50 Prozent usmacht. Wichtige Korrekturen an den ursprünglichen Plänen ind erreicht worden. So wurde die Regelhaltefrist von ormals 15 Jahren mehr als halbiert. Das ermöglicht zu- ammen mit einer verbesserten Reinvestitionsklausel die otwendige unternehmerische Anpassung an den be- chleunigten Strukturwandel im modernen Wirtschafts- eben und mildert das Problem von Kettenbindungen in Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2008 20595 (A) ) (B) ) großen Familiengesellschaften deutlich ab. Der Gleich- lauf der Fristen für Lohnsumme und Vermögenserhalt vermeidet unnötige zusätzliche Bürokratie. Anstelle ei- nes „Fallbeils“ kommt es beim Verstoß gegen Verscho- nungsauflagen jetzt nur zu einer anteiligen Nachversteu- erung. Bei der Lohnsummenbindung wird auf eine Dynamisierung verzichtet. Zusammen mit der Ex-post- Betrachtung schafft dies mehr Flexibilität für Unterneh- men im Betriebsübergang, um auch auf konjunkturelle Schwankungen reagieren zu können. Die Anwendbarkeit branchenüblicher Bewertungs- verfahren zum Beispiel auch für freie Berufe und die Aufnahme wesentlicher Bewertungsgrundsätze ins Ge- setz selbst, die Unschädlichkeit von Umwandlungen so- wie eine vereinfachte Kleinstbetriebsüberwachung, die teilweise Vermeidung von Doppelbelastung durch Erb- schaft- und Ertragsteuern bei der Aufdeckung von stillen Reserven, der Ausschluss einer unverschuldeten Nach- verhaftung des Schenkers sowie zusätzliche Klarstellun- gen beim Verwaltungsvermögen stellen weitere Verbes- serungen dar. Mit diesem insgesamt noch tragfähigen Kompromiss kann trotz höherem Verkehrswertansatz aufgrund des Karlsruher Urteils auch dank größerer Freibeträge eine Zusatzbelastung des Mittelstands in den allermeisten Fällen vermieden werden. Gerade Kleinunternehmen und Handwerksbetriebe können so in der Regel steuer- frei an die nächste Generation übergeben werden. Damit konnte Schlimmeres verhindert werden. Es bleiben allerdings viele Probleme ungelöst. Der nun- mehr gefundene Kompromiss ist in vielen Bereichen verfassungsrechtlich bedenklich, sehr kompliziert und damit für Steuerpflichtige, Berater und Verwaltung schwer verständlich und administrierbar. Es ist davon auszugehen, dass die anhaltende Diskussion unter Fach- leuten in den kommenden Monaten einige jetzt noch nicht aufgedeckte weitere problematische Aspekte auf- werfen wird. Die so wichtige Rechts- und Planungs- sicherheit sowie Praxistauglichkeit für die betroffenen Unternehmen im Mittelstand kann deshalb bedauerli- cherweise nicht ansatzweise im erforderlichen Umfang erreicht werden. Die Verkürzung der Regelverschonungsfrist auf sieben Jahre mildert das Problem von Kettenbindungen in über- schaubaren Familiengesellschaften zwar deutlich ab. Eine erbschaftsteuerliche Dauerblockade durch fortgesetzte Lohnsummen- und Betriebsvermögensverhaftung mit jeweils unterschiedlichen Ausgangslohnsummen kann bei großen, traditionsreichen Familienunternehmen aber weiterhin nicht vollends ausgeschlossen werden. Eine praxistaugliche Berücksichtigung wertmindernder Ver- fügungsbeschränkungen erweist sich leider kaum als möglich. Die neu geschaffene zehnjährige „Null-Option“ läuft wegen der deutlich schärferen und realitätsfremden Be- dingungen bei Lohnsumme und Verwaltungsvermögen für die allermeisten Unternehmen de facto ins Leere, zu- mal für diese zu Beginn unwiderruflich optiert werden muss. n p n z a j V G t w B g s l g l n e r z a D t n v V d N ü e d a w Z d R b s L U d s A b s m w c s s w i b m E (C (D Trotz partieller Verbesserungen bei Wohnungsunter- ehmen, Hotel- und Gaststättengewerbe, Betriebsver- achtungen im Ganzen, Grundstücksverpachtungen in- erhalb eines Konzerns sowie Betriebsaufspaltungen ist u befürchten, dass viele „produktive“ Unternehmen ufgrund branchenüblicher Fallkonstellationen durch die etzige Definition des Verwaltungsvermögens von der erschonung ausgeschlossen werden. So fallen etwa esellschafter-Geschäftsführer mit 25-prozentiger Be- eiligung ohne Poolbildungsmöglichkeit unter das Ver- altungsvermögen, Kommanditisten mit 1-prozentiger eteiligung hingegen nicht. Sinnvolle Zwischennutzun- en oder Wertpapierbesitz zur Finanzierung von Pen- ionsansprüchen der Mitarbeiter werden steuerlich be- astet. Es wäre deshalb zielführend gewesen, wenn ewerblich genutztes Verwaltungsvermögen grundsätz- ich und branchenunabhängig vollständig in die Verscho- ung einbezogen worden wäre. Missbrauch hätte durch ine längere Vorbesitzzeit von beispielsweise fünf Jah- en begegnet werden können. In jedem Fall müsste aber ur Bestimmung der Verwaltungsvermögensgrenze ein nderer Berechnungsmaßstab zugrunde gelegt werden. ie jetzt vorgesehene Brutto-Netto-Berechnungsme- hode diskriminiert vor allem ertragsschwache Unter- ehmen und bewirkt beispielsweise, dass zur Sicherung on Krediten eingelegte Grundstücke als schädliches ermögen gelten. Weitere deutliche Verbesserungen bei er Verwaltungsvermögensregelung hätten auch die ull-Option für einen größeren Kreis von Unternehmen berhaupt erst ermöglichen können. Eine Doppelbelastung mit Erbschaft- und Ertragsteu- rn soll nur bei Übertragungen von Todes wegen vermie- en werden können. Die vorgesehene Regelung muss ber in jedem Fall auch auf Schenkungsfälle erweitert erden. Die vorgesehene enge Befristung eines 6-Monats- eitraums bei der Reinvestitionsklausel bedarf einer eutlichen Verlängerung. Auch ist nicht einsehbar, dass einvestitionen nur in derselben und nicht in jeder der egünstigten Vermögensarten erfolgen können. Zwar führen der Wegfall des Fallbeils und der Lohn- ummenindexierung sowie die Ex-post-Betrachtung der ohnsumme mit anteiliger Nachversteuerung nur im mfang des Unterschreitens zu mehr Flexibilität. Aller- ings enthalten die Lohnsummengrenzen auch bei der iebenjährigen Regelverschonung kaum einen Puffer für npassungen an technische Neuerungen, zum Beispiel zw. insbesondere für Krisenentwicklungen, zum Bei- piel Reduzierung der Lohnsumme durch Kurzarbeit, ehrjährige Rezessionsphasen, höhere Gewalt. Umso ichtiger wäre die Aufnahme einer expliziten gesetzli- hen Härtefallregelung gewesen. Unverschuldete Ver- töße gegen die Verschonungsauflagen dürfen nicht anktioniert werden. Ich bedauere, dass die Fraktion der SPD nicht bereit ar, sich während der parlamentarischen Endberatungen n den vorgenannten und weiteren Punkten einer noch esseren Rechtsetzung zu öffnen. Zudem ist eine aber- alige Befassung des Normenkontrollrates, um dessen xpertise zur Vermeidung unnötig bürokratischer Rege- 20596 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2008 (A) ) (B) ) lungen noch vor der Gesetzesverabschiedung zu nutzen, unterblieben. Umso wichtiger bleibt es, mögliche nega- tive Auswirkungen im Hinblick auf bürokratische Belas- tungen, Rechtssicherheit, den Eigentumsschutz und die Erleichterung der Unternehmensnachfolge gerade im fa- miliengeführten Mittelstand nach Inkrafttreten dieses Gesetzes genau zu beobachten und erforderlichenfalls schnellstmöglich zu korrigieren. Nur unter Zurückstellung größter persönlicher Beden- ken stimme ich deshalb heute diesem Gesetzentwurf zu. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2009 (Haushaltsgesetz 2009) – Beschlussempfehlung: Finanzplan des Bun- des 2008 bis 2012 hier: Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Justiz hier: Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Tagesordnungspunkte II.17 a und b) Daniela Raab (CDU/CSU): Die Justiz in Deutsch- land wird oft angerufen, und unsere Bürger wollen sich auf die Judikative verlassen. Sie hoffen stets auf Gerech- tigkeit. Dafür schaffen wir die Grundlagen! Wir haben in dieser Legislaturperiode viel erreicht, aber einiges liegt auch noch vor uns. Erstens: Terrorcamp. Der Koalitionsvertrag verpflich- tet uns, Änderungen im Strafrecht für eine wirksamere Terrorismusbekämpfung zu prüfen. Die Bedrohungen durch den internationalen Terrorismus sind stets vorhan- den. Leider müssen wir dies aktuell in Indien wieder er- leben, mit verheerenden Folgen. Um die Vorbereitung von Terrorattentaten rechtzeitig wirksam unterbinden zu können, sollen daher auch bestimmte Vorbereitungs- handlungen für Terroranschläge unter Strafe gestellt werden. Wir fordern, dass nicht nur das Durchlaufen einer Ausbildung in der Absicht, eine terroristische Gewalttat zu begehen, strafbar sein soll, insbesondere das Sich-Un- terweisen-Lassen in der Herstellung oder im Umgang mit Schusswaffen oder Sprengstoffen. Aus Sicht der Union sollte schon der Aufenthalt in einem Terrorcamp strafbar sein, weil die sogenannte Absicht ansonsten kaum nachweisbar ist. Darüber hinaus soll auch das Verbreiten oder das An- preisen von Informationen, die als Anleitungen zu einer Gewalttat geeignet sind, etwa die Veröffentlichung und Verbreitung von Bombenbauanleitungen im Internet, strafbar sein. Gleiches gilt dann auch für diejenigen, die d k s S a z e s v u g a g r g s f u v d d n s E u t V s g t I c g z S z t z g g a m w a t b V i s F a R t (C (D as Ganze finanzieren. Dies ist keine unnötige Härte und einesfalls Panikmache, wie uns oft vorgeworfen wird, ondern eine Maßnahme, die sich auszahlen wird – zum chutze von uns allen. Zweitens. Versorgungsausgleich. Der Versorgungs- usgleich regelt die Verteilung von Rentenansprüchen wischen den Eheleuten nach einer Scheidung. Scheitert ine Ehe, so erhält damit auch der Ehepartner, der bei- pielsweise wegen Kindererziehung auf Erwerbsarbeit erzichtet hat, eine eigenständige Absicherung im Alter nd bei Invalidität. Das Prinzip des Versorgungsausgleichs hat sich rundsätzlich bewährt, und nach wie vor profitieren vor llem die Frauen von ihm. Eine Reform des Versor- ungsausgleichs ist aber längst überfällig, weil die ge- echte Halbteilung der in der Ehe erworbener Versor- ungsanrechte häufig verfehlt wird und weil das Recht o kompliziert und unübersichtlich geworden ist, da es ür die große Mehrheit der Familienrichter, der Anwälte nd nicht zuletzt der betroffenen Eheleute kaum noch erständlich ist. Nach dem Konzept der Strukturreform soll künftig je- es Anrecht systemintern geteilt werden. Das bedeutet, ass, wenn zum Beispiel ein Ehepartner sowohl mit ei- er betrieblichen als auch mit einer privaten Altersvor- orge für die Rente vorsorgt auch der dann geschiedene hepartner künftig ein eigenes Anrecht auf betriebliche nd private Altersversicherung erhält. Außerdem erhal- en die Eheleute größere Möglichkeiten und Spielräume, ereinbarungen über den Versorgungsausgleich zu chließen und damit diese Angelegenheiten auch ohne erichtliche Entscheidung zu regeln. Dabei handelt es sich nicht zuletzt auch um Bürokra- ieabbau. Die Reform berücksichtigt nämlich auch die nteressen der Versorgungsträger, die sie bei der öffentli- hen Anhörung hier im Hause nächsten Mittwoch darle- en können. Auf Bagatellausgleiche wird künftig ver- ichtet; zusätzliche Kosten entstehen ihnen nicht. chließlich werden die vereinfachten Rechtsvorschriften u einer Entlastung aller Beteiligten führen. Drittens. Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz. Wir hat- en uns die Aufgabe gestellt, im europäischen Rechtset- ungsumfeld internationale einheitliche Rechnungsle- ungsstandards anzustreben. Dagegen war und ist rundsätzlich nichts einzuwenden. Aber wir mussten hier uch immer die Auswirkungen auf unsere kleinen und ittelständischen Unternehmen im Auge behalten, bevor ir Standards in nationales Recht übernehmen und sie für lle verpflichtend machten. Wir müssen also den funk- ionierenden Rahmen unseres Handelsgesetzbuches bei- ehalten und gerade für die kleineren Unternehmen für ereinfachungen im Bilanzwesen sorgen. Dies unterstütze ch ganz ausdrücklich. Das modernisierte Bilanzrecht entlastet also und tärkt den Mittelstand. Es sichert eine den International inancial Reporting Standards (IFRS) gleichwertige, ber kostengünstigere und einfachere handelsrechtliche echnungslegung. Was für mich besonders hohe Priori- ät hat, ist, dass die Funktion des handelsrechtlichen Jah- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. November 2008 20597 (A) (C) (B) ) resabschlusses als Grundlage der Gewinnausschüttung und der steuerlichen Gewinnermittlung unberührt bleibt. Risiken durch Zweckgesellschaften werden durch die auf Ihrer Homepage zum Beispiel den Erzieher in Kin- dergärten, aber auch Schulbusfahrer, Bademeister, Sporttrainer oder Mitarbeiter im Jugendamt. Mir stellt verschärfte Pflicht zur Aufstellung eines Konzernab- schlusses transparent. Dies ist besonders wichtig in Zei- ten der aktuellen, internationalen Finanzkrise. Der Entwurf des Bilanzrechtsmodernisierungsgeset- zes sieht erhebliche Erleichterungen für viele Unterneh- men vor. Einzelkaufleute, die mit ihrem Betrieb be- stimmte Schwellenwerte nicht übersteigen, werden von der handelsrechtlichen Buchführungs- und Bilanzie- rungspflicht sowie der Pflicht zur Aufstellung eines Jah- resabschlusses sogar ganz befreit. Dank der Anhebung der Schwellenwerte können künftig mehr kleine und mittelgroße Kapitalgesellschaften als bisher die größen- abhängigen Erleichterungen bei der Aufstellung, Prü- fung und Offenlegung des Jahresabschlusses in An- spruch nehmen. Wieder treiben wir den Bürokratieabbau voran. Ich denke, wir und unsere Unternehmen können zufrieden mit dem Ergebnis sein. In einer Anhörung werden wir noch weitere Details klären können. Zum Schluss noch ein Thema, das Frau Ministerin Zypries anscheint so gut gefallen hat, dass sie es gleich von den Bayern übernommen hat und nun als eigene Idee einzubringen versucht: Fünftens: Eine Initiative zur Erweiterung des Füh- rungszeugnisses. Bayern hat bereits im März dieses Jah- res einen Gesetzentwurf in den Bundesrat eingebracht. Nach diesem Entwurf sollen auch Verurteilungen wegen „leichterer“ Sexualdelikte, namentlich wegen Verbrei- tung, Erwerb, Besitz kinderpornografischer Schriften, § 184 b StGB, und wegen Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht, § 171 StGB, und Missbrauch von Schutzbefohlenen, § 225 StGB, immer ins Führungs- zeugnis aufgenommen werden. Derzeit werden Verurtei- lungen wegen dieser Straftaten nur dann aufgenommen, wenn die Verurteilung zu mehr als 90 Tagessätzen oder zu einer Freiheitsstrafe von mehr als drei Wochen er- folgt. Somit tauchen diese Verurteilungen nach gelten- dem Recht in den einem privaten Arbeitgeber von dem Betroffenen vorzulegenden Privatführungszeugnissen sowie in den einem öffentlicher Arbeitgeber zuzuleiten- den Behördenführungszeugnis nicht auf. Der Bundesrat hat den Gesetzentwurf Bayerns unver- ändert beschlossen und in den Bundestag eingebracht. Die Bundesregierung, das BMJ, hat in ihrer Stellung- nahme den Ansatz des Bundesrats, Bayerns, kritisiert und eigene Vorschläge angekündigt. Einer Ihrer Kritik- punkte ist, dass der Bundesrat die obengenannten Verur- teilungen generell in alle Führungszeugnisse aufnehmen will, also auch für – aus Ihrer Sicht, Frau Ministerin – „nicht schutzwürdige Bereiche“. Stattdessen wollen Sie einen „zielgenauen“ Schutz von Kindern und Jugendlichen sicherstellen. Wenn es nach Ihnen geht, soll nur bei kinder- und jugendnahen Tätigkeiten ein erweitertes Führungszeugnis ausge- schrieben werden. Sie nennen in Ihrer Pressemitteilung s h K d S ü b A v z K a B s w m l b (D ich die Frage: Wo fangen solche Tätigkeiten an, und wo ören sie auf? Was ist mit der Reinigungskraft, dem och, dem Gärtner oder dem Schülerlotsen? Muss man ie alle aufzählen? Was ist, wenn man einen vergisst? ollte man die Entscheidung nicht dem Arbeitgeber berlassen? Darüber wird noch zu reden sein. Joachim Stünker (SPD): Herausragende Gesetzge- ungsvorhaben in dieser Legislaturperiode: – Stalking – Unterhaltsrecht – Urheberrecht – Versicherungsvertragsrecht – GmbH-Recht – Novellierung des großen Lauschangriffes – Novellierung der Telefonüberwachung – Vorratsdatenspeicherung – Reform der freiwilligen Gerichtsbarkeit und des familiengerichtlichen Verfahrens. Im Koalitionsvertrag vereinbart und mit Erfolg zum bschluss gebracht. Vor dem Abschluss stehende weitere Gesetzgebungs- orhaben: – Neuregelung des Versorgungsausgleichs – Bekämpfung der unerlaubten Telefonwerbung und Verbesserung des Verbraucherschutzes – Modernisierung des Bilanzrechts – TK-Entschädigungs-Neuordnungsgesetz – Fahrgastrechte der Bahnkunden Auch diese Gesetzgebungsvorhaben werden wir bis um Frühjahr nächsten Jahres abgeschlossen haben. Die oalition hat damit in der Rechtspolitik überzeugend ge- rbeitet. Es bleiben unerledigt: – Regelungen zur Verständigung im Strafprozess (Deal) – Kronzeugenregelung Beide Regelungen scheitern leider am Widerstand des undesministers des Innern, der in dieser Frage offen- ichtlich nicht gut beraten ist. Denn mit dem Gesetzent- urf zu „Verständigung im Strafprozess“ schaffen wir ehr Rechtssicherheit und „ein Mehr“ an Rechtsstaat- ichkeit. Ich gebe nicht auf: „Der Minister sollte sich esserer Einsicht nicht länger verschließen.“ 190. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 27. November 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4
Gesamtes Protokol
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619000000

Die Sitzung ist eröffnet.
Bevor wir in die Tagesordnung eintreten können,

müssen wir noch eine Reihe von nachträglichen Aus-
schussüberweisungen vornehmen.

Interfraktionell ist vereinbart worden, die nachfolgen-
den Gesetzentwürfe zusätzlich zur Mitberatung zu über-
weisen: den Entwurf des Gendiagnostikgesetzes auf den
Drucksachen 16/10532 und 16/10582 und den Entwurf des
Krankenhausfinanzierungsreformgesetzes auf den Druck-
sachen 16/10807 und 16/10868 an den Ausschuss für Bil-
dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung; den Ent-
wurf eines Gesetzes zu den Änderungen vom 28. April
und 5. Mai 2008 des Übereinkommens über den Interna-
tionalen Währungsfonds auf der Drucksache 16/10535 an
den Auswärtigen Ausschuss; den Entwurf eines Gesetzes
zur Bekämpfung unerlaubter Telefonwerbung und zur
Verbesserung des Verbraucherschutzes bei besonderen
Vertriebsformen auf der Drucksache 16/10734 an den
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und
schließlich den Entwurf eines Gesetzes zur Modernisie-
rung des Vergaberechts auf der Drucksache 16/10117 an
den Innenausschuss. – Damit sind Sie einverstanden.
Dann ist das so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt IV auf:

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Redet
– Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Reform des Erbschaftsteuer- und Bewer-

(Erbschaftsteuerreformgesetz – ErbStRG)

– Drucksachen 16/7918, 16/8547 –
Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzaus-
schusses (7. Ausschuss)

– Drucksachen 16/11075, 16/11107 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Eduard Oswald
Gabriele Frechen


(8. A gemäß § 96 der Geschäftsordnung – Drucksache 16/11085 – (C (D ung 27. November 2008 0 Uhr Berichterstattung: Abgeordnete Steffen Kampeter Carsten Schneider Otto Fricke Dr. Gesine Lötzsch Alexander Bonde Hierzu liegen ein Entschließungsantrag der Fraktion er FDP sowie ein Änderungsantrag und ein Entschlieungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor. Nach der Aussprache zu diesem Punkt werden wir wei namentliche Abstimmungen durchführen. Schon etzt weise ich darauf hin, dass es im Laufe des Tages och drei weitere namentliche Abstimmungen gibt. Für die Aussprache zu diesem Punkt sind anderthalb tunden vorgesehen. – Dazu höre ich keinen Widerpruch. Dann ist das so beschlossen. Als erstem Redner gebe ich dem Kollegen Florian ronold für die SPD-Fraktion das Wort. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen nd Herren! Wir verabschieden heute ein Gesetz, das urchaus den Titel „Die unendliche Geschichte“ ver ext dient. Wir haben mehr als zweieinhalb Jahre über eine insbesondere für die Länder ganz wichtige Frage verhandelt. Es ging dabei um Gerechtigkeit und Ausgleich in unserer Gesellschaft. Das Bundesverfassungsgericht hat in einem Urteil festgestellt, das Bewertungsrecht in der bisherigen Form sei nicht verfassungskonform, weil unterschiedliche Vermögensarten unterschiedlich bewertet würden, was zu Ungleichheiten in der Besteuerung führe. Das Bundesverfassungsgericht hat uns aufgegeben, dieses zu ändern. Mit dem heutigen Tage legen wir ein verfassungskonformes Bewertungsrecht vor, das dazu führt, dass unterschiedliche Vermögensarten entsprechend gleich behan r Großen Koalition war es wichtig – das ber eineinhalb Jahren beschlossen –, dass usschuss)


(Beifall bei der SPD)

Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1619000100

Für uns in de
haben wir vor ü






(A) )



(B) )


Florian Pronold
die Länder dasselbe Aufkommen aus der Erbschaftsteuer
haben werden wie bisher. 4 Milliarden Euro war die Li-
nie, die wir uns vorgenommen haben und die wir er-
reicht haben. Das ist deswegen wichtig, weil dieses Geld
auch für Bildung und für Zukunftsinvestitionen in den
Ländern gebraucht wird.

Es gibt eine breite Debatte über die Zulässigkeit der
Erbschaftsteuer generell. Viele behaupten, dass hier
Enteignungen stattfinden würden und dass es ungerecht
sei, auf bereits versteuertes Vermögen noch einmal zuzu-
greifen. Aus meiner Sicht ist aber das Gegenteil der Fall.
Die Erbschaftsteuer ist eine der Steuern, die ein beson-
ders hohes Maß an Gerechtigkeit aufweist, und zwar
deswegen, weil sie eine Erbanfallsteuer ist. Das bedeu-
tet, Menschen, die ohne eigene Leistung etwas bekom-
men, tragen mit der Erbschaftsteuer einen Teil dazu bei,
dass in unserer Gesellschaft wichtige Aufgaben erledigt
werden können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten
war es wichtig, dass wir dabei die Familienangehörigen,
also die Kinder und die Ehegatten, besserstellen. Ich
glaube auch, es ist eine große Leistung dieses Gesetzes,
dass wir damit in der Steuerpolitik in einem wichtigen
Bereich zum ersten Mal de facto die Gleichstellung der
eingetragenen Lebenspartnerschaften erreichen wer-
den.


(Beifall bei der SPD)


Denn wir sehen dieselben Freibeträge und dieselben Re-
gelungen, bezogen auf das Erbrecht, wie sie im bürgerli-
chen Recht vorgesehen sind, auch für die Lebenspartner
vor.

Bei den Debatten, die wir in den letzten Jahren mit
den Betroffenen hatten, ging es zentral um die Frage:
Wie sieht es aus, wenn sich Leute gemeinsam ein Haus
anschaffen und einer von beiden stirbt? Kann der andere
dann das Haus halten, wenn die Erbschaftsteuer fällig
wird? Mit einem Freibetrag in Höhe von 500 000 Euro
haben wir es in der letzten Runde zusätzlich geschafft,
das selbstgenutzte Wohneigentum für den Lebenspart-
ner praktisch generell freizustellen. Wir haben dieses
zentrale Problem wirklich zufriedenstellend gelöst.

Leider ist es uns nicht gelungen, die Lebenspartner
aus der Steuerklasse III dorthin zu bekommen, wo sie ei-
gentlich hingehören, nämlich in die Steuerklasse I. Aber
für 99,9 Prozent der Lebenspartner werden wir eine
deutliche Verbesserung erreichen. Wir werden de facto
eine Gleichstellung erzielen.

Als weiteren wichtigen Punkt haben wir uns in der
Großen Koalition vorgenommen, die Vererbung der
Betriebe zu erleichtern. Das hat das Bundesverfassungs-
gericht auch immer mit der Frage hinsichtlich der Ge-
meinnützigkeit gekoppelt. Wir haben in diesem Gesetz-
entwurf ein Optionsmodell vereinbart, das für die
Betriebe entweder einen Steuernachlass in Höhe von
85 Prozent oder von 100 Prozent vorsieht. Je stärker die
Erleichterung ist, umso mehr muss die Anforderung in

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(C (D ichtung des Gemeinwohls gegeben sein. Unser Anlieen als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten war s gerade, dass das an die Arbeitsplätze gekoppelt wird. Lassen Sie eine Zwischenfrage zu? Ja, gerne. Wenn Herr Kollege Michelbach eine Zwi chenfrage an mich hat, dann werde ich ihm das gerne estatten. Herr Kollege Pronold, Sie haben in Ihren Ausführun en deutlich gemacht, dass Erben ein leistungsloser Ererb sei. Können Sie sich vorstellen, dass in einem Failienunternehmen, in dem der Erbfall eintritt, die esamtvermögenslage so ist, dass es sich auch bei den estlichen Familienmitgliedern nicht um einen leistungsosen Erwerb handelt, sondern dass Substanzerhalt auch m Erbfall insgesamt im Betrieb notwendig bleibt, um ie Liquidität und die Substanz des Betriebes zu gewähreisten? Damit ist Ihre Argumentation, dass es sich dabei igentlich um einen leistungslosen Erwerb handelt, rundsätzlich falsch. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619000200
Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1619000300
Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1619000400


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1619000500

Lieber Kollege Michelbach, allein die Grundstruktur

es Erbschaftsteuerrechts besagt, dass das Gegenteil der
all ist. Denn beim Erbe wird der Zuwachs des Vermö-
ens besteuert. Das ist immer der Zuwachs fremden Ver-
ögens.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Familie ist nicht fremd!)


Lassen Sie mich halt – –


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Familie ist nicht fremd!)


Also gut, ich kann Ihnen durchaus eine ganze Menge
eispiele aus Familien bringen, in denen Leute darüber

treiten, was dem einen von den beiden gehört. Ich
laube, es kann durchaus juristischen Streit darüber ge-
en, ob das auch dem anderen gehört. Es gibt also nicht
en Begriff des Familienvermögens. In unserer Rechts-
rdnung ist es so, dass das Eigentum einer Person oder
iner Personengemeinschaft zugeordnet wird. Das ist
ben die Frage, um die es auch bei dem Familienbetrieb
eht. Bei dem Familienbetrieb gibt es einen Eigentümer.
ieser Eigentümer gibt das Vermögen an andere Perso-
en weiter. Das ist der juristische Vorgang des Über-
angs. Der wird bei dem, der es bekommt, besteuert.

Jetzt kann die Frage auftauchen: Haben zum Beispiel
amilienangehörige in einem Betrieb mitgearbeitet und
eswegen auch zum Bestand des Vermögens beigetra-
en? Natürlich kann das sein. Es kann sein, dass sie da-
ür entlohnt worden sind. Es kann sein, dass sie nicht da-






(A) )



(B) )


Florian Pronold
für entlohnt worden sind. Das weiß man nicht. Das wird
man später sehr schwer feststellen können. Darum haben
wir gerade für die Familienbetriebe die Regelung ge-
schaffen, dass zukünftig noch mehr – schon bisher haben
übrigens 95 Prozent keine Erbschaftsteuer gezahlt –
keine Erbschaftsteuer zahlen werden. Wir wollten, dass
die Familienbetriebe erhalten bleiben, weil die Struktur
und die Art und Weise, wie Familienbetriebe arbeiten,
uns lieber sind als die einer Aktiengesellschaft, die dem
schnellen Profit hinterherjagt. Deswegen haben wir für
die Familienbetriebe etwas gemacht.


(Dirk Niebel [FDP]: Sie haben keine Ahnung! Aber davon jede Menge!)


Das Bundesverfassungsgericht hat sehr deutlich ge-
macht: Wenn ihr jemanden im Rahmen der Erbschaft-
steuer besserstellen wollt als andere, dann braucht ihr
eine gute Begründung. Diese Begründung muss das All-
gemeinwohl sein.


(Beifall bei der SPD)


Man kann das nachlesen. Das heißt, dass wir das verfas-
sungsfest hinbekommen müssen. Deswegen war für uns
wichtig, die Befreiung von der Erbschaftsteuer an die
Lohnsumme zu koppeln – nicht deswegen, weil wir da-
mit jemanden gängeln wollen, sondern deswegen, weil
wir eine verfassungsgemäße Ausnahme wollten und dies
nachprüfbar dem Allgemeinwohl und der Sicherung von
Arbeitsplätzen dienen soll. Dafür haben wir Sozialdemo-
kratinnen und Sozialdemokraten uns besonders einge-
setzt.


(Beifall bei der SPD)


In den letzten Monaten und Jahren ist eine ganze
Menge an Propaganda im Zusammenhang mit der Frage
betrieben worden, was dort angeblich passiert. Ein paar
Fakten: Etwa 250 Milliarden Euro werden jedes Jahr
vererbt. Davon wird ein Anteil von gerade einmal 4 Mil-
liarden Euro, also von unter 2 Prozent, an Erbschaft-
steuer eingenommen. Wer hier also von einem enteig-
nungsgleichen Eingriff spricht, der irrt.


(Joachim Poß [SPD]: Der irrt nicht, der hat einen Schuss!)


Wir haben mit der Steuerklasse I Kinder und Ehepartner
genauso wie die Enkel massiv bessergestellt. Die Freibe-
träge in der Steuerklasse I sind verdoppelt bis vervierfacht
worden. Heute können Eltern an ein Kind 3,5 durch-
schnittliche Eigenheime vererben, ohne dass dafür über-
haupt 1 Cent Erbschaftsteuer anfällt. Wer mir sagt, dass
dies eine schwere und unzumutbare Belastung ist, der
irrt.


(Beifall bei der SPD)


Das gilt auch für das durchschnittliche Eigenheim in
Großstädten. Das durchschnittliche Eigenheim in Mün-
chen in besserer Wohnlage liegt bei einem Wert von
480 000 bis 520 000 Euro – je nach dem, welche Statis-
tik Sie bemühen. Auch nach dem alten Entwurf wären
die Ehepartner und die Kinder mit einem Freibetrag von
zweimal 400 000 Euro steuerfrei.

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(C (D Dass man sich dann noch besonders für die Villenbeitzer am Starnberger See einsetzen muss, kann ich nicht achvollziehen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


arum wir daher nicht das Geld haben, um zum Bei-
piel Betroffene in der Steuerklasse II besserzustellen
egenüber denjenigen in der Steuerklasse III, sollten
ich diejenigen fragen lassen, die den Villenbesitzern am
tarnberger See so vehement einen Dienst tun wollten.


(Beifall bei der SPD – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Jetzt hör doch auf mit dem Quatsch!)


Natürlich ist es so. Das war doch Gegenstand der Ver-
andlungen. Ich habe an allen teilgenommen und habe
ive miterlebt, welche Auseinandersetzungen es gab.

Derzeit wird Menschen weiter – ich habe es gestern
m Fernsehen gesehen – unberechtigterweise Angst ge-

acht. Gestern war ein toller Beitrag über zwei
eschwister zu sehen, die ihr Leben lang in einem Haus
ohnen, das sie gemeinsam vom Vater geerbt haben,
nd die jetzt im Alter von 75 Jahren Angst haben – nach
er Debatte, die stattgefunden hat, kann ich das nach-
ollziehen –, dass, wenn eine von beiden stirbt, Erb-
chaftsteuer anfällt und deswegen das Haus verkauft
erden muss. Wir haben in den Verhandlungen genau an
iesen Fall gedacht und ihn gelöst.


(Zurufe von der FDP: Wie denn?)


Ich mache das gerne klar, wenn Sie das wissen wollen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Die beiden müssen heiraten!)


Nein, die müssen nicht heiraten. Wir haben eine Be-
timmung geschaffen, die es in ähnlicher Weise früher
chon für das Betriebsvermögen gab. Wenn das Eigen-
um an einem Haus übergeht, ohne dass sonstiges Ver-
ögen vorhanden ist und keine Erbschaftsteuer gezahlt
erden kann, dann wird die Erbschaftsteuer für diese
älle für zehn Jahre zinsfrei gestundet.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Dann muss sie bezahlt werden! Dann muss sie innerhalb von zehn Jahren sterben, oder was? – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Hauptsache, sie kommt früher unter die Erde!)


Ich weiß, dass es unterschiedliche Fragestellungen
ibt. Ich will Ihnen zu dieser ganzen Erbschaftsteuer-
ebatte eines sagen: Ich habe viele Menschen erlebt, die
iel besitzen und die sich das einmal unter dem Aspekt
er Gerechtigkeit angeschaut haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie haben gesagt, sie hätten Verständnis dafür, dass,
enn jemand etwas ohne eigene Leistung bekomme,

uch die Gesellschaft etwas davon haben müsse.

Ich habe mit vielen Mittelständlern gesprochen, die
nders argumentieren als die FDP.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Florian Pronold
Diese Unternehmer wissen genau, Herr Michelbach,
dass die Existenz des Betriebes, den sie aufgebaut haben,
nicht nur davon abhängt, dass sie selbst eine Leistung er-
bracht haben, sondern auch davon, dass ihre Arbeitneh-
merinnen und Arbeitnehmer eine Leistung erbracht ha-
ben. Sie wissen, dass diese ihre Leistung nur erbringen
konnten, weil wir ein gutes Bildungssystem haben. Au-
ßerdem wissen sie, dass die Zuschüsse und Subventio-
nen, die sie erhalten haben, aus Steuermitteln finanziert
wurden. Diese Mittelständler sind bereit, einen Teil da-
von an die Gesellschaft zurückzugeben, von der sie zu-
vor etwas empfangen haben.

Deswegen ist Erbschaftsteuer eine Frage der Gerech-
tigkeit. Das ist eine wichtige Frage für uns Sozialdemo-
kratinnen und Sozialdemokraten. Wir wollen deutlich
machen, dass der Zusammenhalt in der Gesellschaft ein
ganz zentrales Element ist, das auch dadurch erhalten
bleibt, dass von den Reichen etwas zu denen fließt, die
nichts haben.


(Beifall bei der SPD)


60 Prozent der Menschen in dieser Gesellschaft wer-
den nie ein relevantes Vermögen erben. Diese Feststel-
lung sollte für diese Debatte grundlegend sein. Ich sage
einmal etwas Persönliches: Ich bin meinen Eltern dank-
bar dafür, dass sie mich mit etwas ausstatten, für das ich
nichts getan habe, dass ich vielleicht eine Eigentums-
wohnung erben werde, wofür ich nichts kann. Ich habe
damit einen Chancenvorteil, den 60 Prozent der Men-
schen in diesem Land nicht haben.


(Beifall bei der SPD – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Dann lassen Sie es halt bleiben! Das muss nicht sein!)


Ich wäre bereit, etwas dafür zu zahlen – das ist doch
überhaupt keine Frage –, aber ich muss es nicht, weil das
alte und erst recht das neue Erbschaftsteuerrecht großzü-
gig ist.


(Beifall bei der SPD – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Wenn das ein Opfer für Sie ist, dann lassen Sie es bleiben!)


– Herr Ramsauer, qualifizierte Zwischenrufe waren noch
nie Ihre besondere Stärke. Aber ich finde, man sollte die
Kirche im Dorf lassen.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Und Herrn Pronold zu Hause!)


Wir haben heute etwas erreicht, auf das wir stolz sein
können. Ich habe selten erlebt, dass ein Thema die Ge-
sellschaft so beschäftigt hat, wie die Erbschaftsteuer.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Weil es ein wichtiges Thema ist!)


– Ich habe vorhin ja ein paar Fakten genannt, um das
Ganze wieder auf den Boden der Rationalität zurückzu-
holen. – Es geht darum, dass wir den Auftrag des Verfas-
sungsgerichts erfüllen. Wir haben ein verfassungskon-
formes Bewertungsrecht, jetzt übrigens auch wieder für
die Vermögensteuer.


(Dirk Niebel [FDP]: Das wird sich zeigen!)


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(C (D ie Erbschaftsteuer ist grundlegend, um wieder eine ermögensteuer erheben zu können. Ich danke desween dafür, dass es uns in der Großen Koalition gelungen st, die Voraussetzungen dafür mit dem heutigen Tag ieder sicherzustellen. Diejenigen, die die Erbschaftsteuer abschaffen wolen, sind gescheitert. Wir werden ab dem 1. Januar ächsten Jahres ein verfassungskonformes Erbschaftteuerrecht haben. Wir haben eine deutliche Besserstelung für die Lebenspartner erreicht. Auch im Bereich der etrieblichen Nachfolge haben wir eine ganze Menge erbessert. Die Große Koalition hat übrigens genau das odell aufgegriffen – ich sage das, weil häufig das Ar ument zu viel Bürokratie vorgebracht wird, über das an sich berechtigterweise unterhalten kann –, das sich ie Wirtschaft gewünscht hat, zumindest am Anfang des rozesses. Ein Abschmelzmodell war der Wunsch der irtschaft. Es war der Wunsch der Wirtschaft, die Erb chaftsteuer über sieben oder zehn Jahre abzuschmelzen. ann muss man das aber auch sieben oder zehn Jahre ang kontrollieren, und das ist bürokratisch. Mit uns äre jederzeit ein einfacheres Modell möglich gewesen. as vorgesehene Modell ist zwar kompliziert, aber die elben Betroffenen, die heute dagegen polemisieren, ollten das so haben. Herr Kollege, möchten Sie eine weitere Zwischen rage zulassen? Ja, gerne. Bitte schön. Herr Kollege Pronold, habe ich Sie richtig verstan en, dass Ihre Fraktion die Wiedereinführung der Verögensteuer plant? Wenn Sie die Diskussion dazu aufmerksam verfolgt aben, wissen Sie, dass es einen SPD-Parteivorstandsbechluss und einen Parteitagsbeschluss der SPD gibt, in enen die Vermögensteuer als wichtiges Element einer erechten Steuerpolitik bezeichnet wird. Ich darf Sie vielleicht daran erinnern, was passiert ist, ls die Vermögensteuer abgeschafft worden ist, wozu Sie eigetragen haben. Die 4 Milliarden DM, die die Vermöensteuer damals ausgemacht hat, sind nicht im Nichts erschwunden. Was man den Reichen schenkt, muss an den Armen nehmen. Florian Pronold Man hat die Grunderwerbsteuer im Gegenzug um 75 Prozent erhöht. Das bedeutet: Die kleinen Häuslebauer haben die Geschenke an die Millionäre, die Sie verteilt haben, bezahlt. Das ist die Wahrheit über die Vermögensteuer. Mir ist es lieber, dass die starken Schultern mehr tragen als die schwachen. Nur dann kann eine Gesellschaft funktionieren. Ich darf mich für die zwar nicht immer ganz konstruktive, aber im Ergebnis doch gute Arbeit, die wir in der Großen Koalition geleistet haben, ganz herzlich bedanken. Ich darf mich auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, vor allem im Ministerium, bedanken, die über zwei Jahre hinweg wirklich eine Menge Arbeit hatten. Ich darf mich bei den Kollegen Berichterstattern bedanken und auch bei den Oppositionsfraktionen, die zugegebenermaßen eine sehr umfangreiche und komplizierte Gesetzesmaterie in komprimierter Form mit uns bearbeiten mussten. Herzlichen Dank dafür! Wir haben heute ein kleines Stück dazu beigetragen, dass es in dieser Welt etwas gerechter zugeht. Herzlichen Dank. (Anhaltender Beifall bei der SPD – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619000600
Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1619000700
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619000800
Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1619000900
Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1619001000

(Beifall bei der SPD)


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619001100

Jetzt hat Carl-Ludwig Thiele das Wort für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP – Thomas Oppermann [SPD]: Jetzt aber sachlich, ja! – Dr. Peter Struck [SPD]: Keine Polemik!)



Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1619001200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Kolleginnen und Kollegen! Nach der Brandrede des
Kollegen Pronold


(Widerspruch bei der SPD)


ist es natürlich überhaupt nicht überraschend, dass sei-
tens der Union null Beifall zu diesen Vorstellungen des
Koalitionspartners gekommen ist. Mein Eindruck ist so-
wieso, dass dieser Gesetzentwurf im Wesentlichen die
Handschrift der SPD trägt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Insofern appelliere ich schon jetzt an die Union, sich zu
überlegen, ob sie diesem Gesetzentwurf überhaupt zu-
stimmen kann.


(Beifall bei der FDP)


Es ist erstaunlich, Herr Kollege Pronold, dass man,
nachdem die Koalition über Jahre hinweg in den Dun-
kelkammern unterschiedlicher Arbeitsgruppen das Erb-
schaftsteuerrecht behandelt hat, hier sagt, Kritik dagegen
sei Propaganda. Wir haben noch in der vorletzten Sit-
zung des Finanzausschusses darauf gedrängt, eine Anhö-
rung über die Änderungsanträge durchzuführen, was
keine zeitliche Verzögerung des Gesetzgebungsvorha-

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(C (D ens zur Folge gehabt hätte. Denn die Änderungsanträge ind inzwischen umfangreicher als der Gesetzentwurf. ine Anhörung wurde von Ihnen und von der Union abelehnt. Würde man offen diskutieren wollen und hätte an nichts zu verstecken, dann hätte man die Anhörung urchführen können. Dann wäre Sachverstand hineingeommen, den Sie meiner Ansicht nach noch gebrauchen önnen. Zu den Problemen der Geschwister komme ich gleich och. Aber lassen Sie mich vorab noch einiges sagen. Dieser Gesetzentwurf zur Reform der Erbschaftsteuer st totaler Murks. ieses Gesetz ist nicht praktikabel, es ist streitanfällig, nd der Verwaltungsaufwand wird enorm sein. Hier ist in bürokratisches Monster entstanden, wie wir es im undestag eigentlich nicht mehr beschließen wollten. Es ist zwar richtig, dass das Bundesverfassungsgericht esagt hat, dass das derzeitige Recht nicht anzuwenden st. Aber kein Verfassungsgericht hat Ihnen aufgegeben, iesen Gesetzentwurf hier und heute zu beschließen. Das timmt nicht. Dieser Gesetzentwurf ist derart verunlückt, dass ihm keiner zustimmen kann. An dieser Stelle möchte ich in Erinnerung rufen, dass ie Blaupause für dieses Gesetz von Ministerpräsident oland Koch und Finanzminister Peer Steinbrück als teuerpolitisches Dreamteam entworfen wurde. Aufrund der Vielzahl der Ausnahmeregelungen, die in dieem Gesetz vorgesehen sind, wird es enorme Abgrenungsprobleme in Einzelfällen geben. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


er Verwaltungsaufwand und die Streitanfälligkeit
erden dafür sorgen, dass es ein Konjunkturprogramm

ür Rechtsanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer
ein wird. Kosten und Ertrag stehen in keinem Verhält-
is. Dabei sind auch die Kosten des Fiskus zu berück-
ichtigen; denn er muss es administrieren, er muss die
ohnsumme nachhalten. Das ist überhaupt nicht mach-
ar, nicht einmal mit Datentechnik.


(Beifall bei der FDP)


Die Steuererklärung selbst hat der Steuerpflichtige
bzugeben. Die kann er bei diesem Gesetz nicht erbrin-
en. Er wird Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Gut-
chten brauchen. Es wird ein Aufwand entstehen, der in
iesem Gesetzentwurf überhaupt nicht erwähnt wird.

Die Koalition hat sich angeblich darauf geeinigt, ein
ufkommen in der Größenordnung von 4 Milliarden
uro pro Jahr zu erreichen. Ich möchte darauf hinwei-
en, dass das durchschnittliche Aufkommen der letzten
ehn Jahre 3,2 Milliarden Euro pro Jahr betrug, nicht
Milliarden Euro.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele
Seitens der FDP hatten wir schon immer den Ein-
druck, dass im Rahmen der Erbschaftsteuer eine klamm-
heimliche Steuererhöhung durch die Große Koalition
geplant ist. Jetzt haben wir die Bestätigung, dass Finanz-
minister Peer Steinbrück die Union kräftig über den
Tisch gezogen hat. Denn in einem Schreiben nach gefun-
denem Kompromiss vom 7. November dieses Jahres hat
Finanzminister Steinbrück sich mit folgenden Worten an
seine Fraktionskollegen gewandt:

Liebe Genossinnen und Genossen, … wird nicht
nur das von uns als Ziel vorgegebene Aufkommen
von 4 Mrd. Euro erreicht werden, sondern das Auf-
kommen aus der Erbschaftsteuer weiter wachsen

(Steuerschätzung für 2009 4,78 Mrd. Euro).


Die Wahrheit ist also: keine Steuerneutralität, sondern
Aufkommenserhöhung. Das wird mit diesem Gesetz be-
trieben.


(Beifall bei der FDP)


Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, es
gibt zwei Gruppen, die von dieser Erbschaftsteuerreform
massiv betroffen sind. Das sind erstens die Familienun-
ternehmen und zweitens die Erben der Steuerklassen II
und III, also Geschwister, weiter entfernte Verwandte
und nichteheliche Lebensgemeinschaften.

Zu den Familienunternehmen. Es gibt einen grund-
legenden Unterschied zwischen einer börsennotierten
Gesellschaft und einem familiengeführten Unternehmen.
Wenn ein Aktionär verstirbt, werden seine Aktien ver-
erbt und zum Zeitpunkt der Erbschaft bewertet. Um die
Steuerschuld zu begleichen, kann der Erbe Aktien veräu-
ßern. Ein DAX-Unternehmen, ein börsennotiertes Unter-
nehmen, verliert keinen Cent Kapital.

Im deutschen Mittelstand ist das komplett anders. Da
fehlt häufig der Kopf des Unternehmens. Es ist kein
Geld vorhanden, da es in den Betrieb investiert wurde. In
diesem Fall muss der Betrieb zur Begleichung der Steu-
erschuld belastet bzw. die Eigenkapitalbasis des Betrie-
bes geschmälert werden. Es wird in die Substanz des Be-
triebes eingegriffen. Ich halte es für unverantwortlich,
dass hierauf überhaupt keine Rücksicht genommen wird.


(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Das ist Unsinn! Propaganda!)


Wenn ich an die Sonntagsreden von SPD und Union
denke, in denen zu Recht das Hohelied auf den deut-
schen Mittelstand gesungen wird, dann kann ich zu die-
ser Erbschaftsteuerreform nur sagen: Die Große Koali-
tion, vor allen Dingen aber die Union – das muss ich
leider sagen –, ist gegenüber dem Mittelstand nicht
glaubwürdig. Dieses Gesetz ist ein Gesetz, das gegen
den deutschen Mittelstand gerichtet ist.


(Joachim Poß [SPD]: Quatsch! – Florian Pronold [SPD]: Was ist los?)


Diese Reform der Erbschaftsteuer richtet sich gegen den
Mittelstand und seine Beschäftigten.


(Beifall bei der FDP – Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: So ein Unfug!)


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(C (D Es kann doch nicht Ziel eines Unternehmens sein, Erräge zu erwirtschaften, um sie für Erbschaftsteuerfordeungen zurückzuhalten. Die Erträge sollen investiert erden, um Arbeitsplätze zu sichern (Florian Pronold [SPD]: Ja, das kann auch geschehen!)


nd den Betrieb erfolgreich zu führen. Darum geht es.


(Joachim Poß [SPD]: Ja, eben! Das kann ja auch gemacht werden!)


as ist der Unterschied zwischen Familiengesellschaften
nd börsennotierten Kapitalgesellschaften.


(Beifall bei der FDP)


Es wurde immer der Eindruck erweckt, die Ausnah-
en seien die Regel. Jetzt müssen wir aber feststellen:
ie Ausnahmen bleiben Ausnahmen. Im Erbschaftsteu-

rrecht gibt es in Zukunft einen ganz neuen Vermögens-
egriff, das Verwaltungsvermögen. Ich will Ihnen die-
en Begriff erklären. Jede mittelständische Firma ist gut
eraten, über Eigenkapital zu verfügen; gerade die aktu-
lle Finanzkrise zeigt dies überdeutlich. Wenn aber Ka-
ital, das man investieren möchte, mit dem man zum
eispiel eine Halle bauen oder eine Maschine anschaf-

en möchte, länger als sechs Monate vorhanden ist, dann
ilt es, wenn es die Grenze von 10 Prozent übersteigt,
ür zehn Jahre als Verwaltungsvermögen, ab 50 Prozent
ür sieben Jahre. In diesem Fall wird überhaupt keine
egünstigung gewährt, sodass die Vollbesteuerung eines
nternehmens der Regelfall ist,


(Florian Pronold [SPD]: Völliger Quatsch!)


nd zwar in zwei-, vier- oder sogar sechsmal höherem
usmaß, als es derzeit der Fall ist.

Ich frage mich: Welches Weltbild steckt eigentlich
inter solch abstrusen Vorstellungen? Das kann ich Ih-
en erklären. Ich zitiere wieder aus dem Brief von Fi-
anzminister Steinbrück an seine Genossen:

… das im Betrieb befindliche sog. Verwaltungsver-

(Stichworte: an Dritte überlassene Grundstücke, Picasso, Edelsteine, Wertpapiere)



(Heiterkeit bei der FDP)


Ich frage Sie allen Ernstes, Herr Minister: Verkehren
ie nur noch in den Vorstandsetagen der DAX-Unter-
ehmen?


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


issen Sie eigentlich, wie die Situation im deutschen
ittelstand ist? Wo sind da die Picassos? Wo sind da die

delsteine?


(Beifall bei der FDP – Florian Pronold [SPD]: Was hat das denn mit dem Verwaltungsvermögen zu tun, Herr Kollege?)


as ist eine üble Polemik gegen Familienbetriebe. Diese
rroganz ist schlichtweg unerträglich. Sie hatte zur
olge, dass sich 170 Familiengesellschaften an die Re-
ierung gewandt haben mit der Bitte, diesen Gesetzent-






(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele
wurf nicht zu verabschieden, weil die Ausnahme über-
haupt nicht zur Anwendung kommen wird.

Lassen Sie mich noch kurz auf die Steuerklassen II
und III zu sprechen kommen. Neben einer geringfügigen
Erhöhung der Freibeträge kommt es zu einer drastischen
Erhöhung der Steuersätze. Der für Vermögen geltende
Eingangssteuersatz wird auf 30 Prozent erhöht.

Das Beispiel, das der Kollege Pronold gerade ange-
führt hat, bedeutet Folgendes: Wenn zwei Geschwister
ein Haus, das einen Wert von 240 000 Euro hat, geerbt
und entschuldet haben, und einer der beiden verstirbt,
dann erhält der andere einen Wert von 120 000 Euro.
Der Freibetrag beträgt 20 000 Euro. Auf den Erwerb die-
ses Hauses sind innerhalb eines Monats nach Erhalt des
Steuerbescheides 30 000 Euro zu zahlen.


(Zuruf von der SPD: Zehn Jahre danach!)


Das ist eine Teilenteignung.


(Beifall bei der FDP)


Wir wollen, dass die Menschen in unserem Lande Ver-
mögen erwerben, –


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619001300

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1619001400

– ich komme zum Ende, Frau Präsidentin –, sei es als

Mitarbeiterbeteiligung, sei es als Eigentum. Wir wollen
aber nicht, dass sie von unserem Staat teilenteignet wer-
den und dass ihnen das, was sie sich erarbeitet haben, ge-
nommen wird. Das ist doch ein Gesellschaftsbild, das
krank ist, und ein Wirtschaftsbild, das nicht richtig sein
kann.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619001500

Herr Kollege.


Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1619001600

Insofern möchte ich noch einmal ausdrücklich appel-

lieren – auch an die Kollegen der Union –, diesem Ge-
setzentwurf die Zustimmung nicht zu geben.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619001700

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1619001800

Ich komme zum Ende, Frau Präsidentin. – Ich glaube

wirklich, dass hier die Axt in unverantwortlicher Weise
an Fundamente unseres Staates gelegt wird. Das muss
verhindert werden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619001900

Für die CDU/CSU-Fraktion spricht der Kollege

Albert Rupprecht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! err Thiele, gemessen am Entwurf des Finanzministers om Februar ist der jetzige Gesetzentwurf ein Riesenortschritt. Die Veränderungen des Gesetzentwurfs traen ganz klar die Handschrift der Union und insbesonere die der CSU. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Florian Pronold [SPD]: Insbesondere der Kollege Fahrenschon hat mitgewirkt!)

Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1619002000

Wir haben Wort gehalten: Der Erbe, der das Unter-
ehmen zehn Jahre fortführt und Arbeitsplätze sichert,
ird von der Steuer befreit. Wir haben ebenso Wort ge-
alten: Der Ehepartner erhält das privat genutzte Haus
zw. die privat genutzte Wohnung steuerfrei, und es wird
icht notwendig sein, dass er das Haus bzw. die Woh-
ung verkauft, um Steuern zu zahlen.


(Dirk Niebel [FDP]: Sie werden sich in Bayern noch umsehen! Das wird alles gegen Sie verwendet!)


Wir haben Respekt vor der Lebensleistung der Bür-
er und verstehen uns als Partei der Familie und des Ei-
entums. Sie können sich sicherlich vorstellen, dass die
erhandlungen – insbesondere die mit dem Kollegen
ronold – einfach aufgrund unterschiedlicher Grundauf-
assungen und Verständnisse der Gesellschaftspolitik in
er Tat nicht immer einfach waren.


(Florian Pronold [SPD]: Das stimmt! Das ist der einzige Punkt, in dem ich Ihnen recht gebe!)


ichtsdestotrotz haben wir zwingend für Verbesserun-
en geworben, und im Ergebnis haben wir diese Verbes-
erungen auch durchgesetzt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sehr geehrte Damen und Herren, zunächst zur
etrieblichen Erbschaftsteuer. Unser Anliegen war es
eit Jahren, den Generationswechsel im Mittelstand zu
rleichtern. Wir haben deswegen – insbesondere wieder
ls CSU – bereits vor Jahren das Abschmelzmodell vor-
eschlagen.


(Florian Pronold [SPD]: Ach!)


er das Unternehmen fortführt, soll steuerfrei erben
önnen, damit Arbeitsplätze gesichert werden. Herr
hiele, im Übrigen hat die FDP auf ihrem Parteitag 2004
in analoges bzw. ähnliches Modell – eben auch ein Ab-
chmelzmodell – beschlossen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: 2002; das stimmt!)


Herr Thiele, deswegen haben Sie hier in der ersten
esung – wie wir im Übrigen auch – zu Recht Verbesse-
ungen für den Mittelstand eingefordert. Der Regie-
ungsentwurf war in der Tat unzureichend.


(Dirk Niebel [FDP]: Und jetzt soll er gut sein?)


ch behaupte aber, dass wir Stand 27. November 2008
eit mehr Verbesserungen durchgesetzt haben, als Sie






(A) )



(B) )


Albert Rupprecht (Weiden)

damals, im Februar, bei der ersten Lesung überhaupt ein-
gefordert haben.

Sie haben in Ihrer Rede im Februar eine Verkürzung
der Behaltensfrist und eine Nachbesserung bei der Stun-
dungsregel eingefordert. Das war alles, was Sie damals
an konkreten Veränderungsvorschlägen eingebracht ha-
ben.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Hört! Hört! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wir haben ein ganz anderes Konzept!)


Beides ist heute in Gänze erfüllt. Wir haben weit mehr
für den Mittelstand getan, als Sie damals gefordert ha-
ben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sehr gut herausgearbeitet!)


Für Unternehmen mit einem Wert von bis zu
1 Million Euro muss man aufgrund der Freibeträge auch
nach dem Sieben-Jahres-Modell künftig keine Erb-
schaftsteuer zahlen. Das sind Dreiviertel der deutschen
Unternehmen. Auch für die größeren Unternehmen kann
eine Freistellung von 100 Prozent erreicht werden,
wenngleich man dafür in der Tat höhere Auflagen erfül-
len muss. Herr Thiele, es ist absurd, diese Erfolge als
mittelstandsfeindlich zu bezeichnen. Das ist eine drama-
tische Verbesserung gegenüber dem geltenden Recht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben den Gesetzentwurf in vielen Punkten für
den Mittelstand substanziell verbessert: Wir haben die
Behaltensfrist von 15 auf 7 Jahre verkürzt. Wir haben
die Geltungsdauer der Lohnsummenregel von zehn Jahre
auf sieben Jahre verkürzt. Die Lohnsumme wird, anders
als geplant, nicht jedes Jahr, sondern nur einmal am
Ende der Behaltensfrist überprüft. Auch hinsichtlich der
Verpachtungen ist jetzt eine umfassende Verschonung
vorgesehen.


(Florian Pronold [SPD]: Falsch!)


Es gibt sowohl bei der Lohnsumme als auch bei der Be-
haltensfrist kein Fallbeil mehr.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Steuerschuld wird jährlich abgeschmolzen, wie
wir das immer wollten. Das war im Übrigen auch eine
der wichtigsten Forderungen bzw. Bitten aus der Wirt-
schaft. Der Erbe kann zwischen sieben Jahre Behaltens-
frist und 85 Prozent Steuerfreiheit und zehn Jahre Behal-
tensfrist und 100 Prozent Steuerfreiheit wählen.

Wir haben die Doppelbesteuerung – Einkommen-
steuer und Erbschaftsteuer – für die ersten Jahre gestri-
chen. Wir haben die Indexierung der Lohnsumme gestri-
chen. Auch das war eine weitere dringende Bitte der
Wirtschaft.


(Florian Pronold [SPD]: Die Lohnsumme ist jetzt höher als früher! – Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Gerne.

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(C (D Herr Kollege Thiele, bitte schön. Herzlichen Dank, Frau Präsidentin. – Sie haben mich ngesprochen, Herr Kollege. Daher möchte ich Sie doch inmal auf die Baden-Badener Erklärung der 170 Failienunternehmen – das sind bekannte Familienunter ehmen in Deutschland – ansprechen. Dort heißt es: Gerade die aktuelle Finanzkrise zeigt, wie schwierig, ja unerfüllbar die im bisher bekannt gewordenen Gesetzentwurf vorgesehenen Regelungen und Auflagen sind, deren Einhaltung den Familienunternehmen über sieben oder gar zehn Jahre hinweg aufgezwungen werden soll. eiter heißt es: Hinzu kommt, dass von den vorgesehenen Entlastungen weite Teile der Familienunternehmen ausgeschlossen werden. Alleine die neu hinzugefügten Bedingungen, die Erleichterung nur zu gewähren bei einer maximalen Verwaltungsvermögensgrenze von 10 Prozent oder die Mindestbeteiligungsgrenze von 25 Prozent bei Kapitalgesellschaften, führen dazu, dass die Entlastung für viele zwar auf dem Papier, aber nicht in der Realität greifen wird. Das ist genau mein Vorwurf. Ich bestreite nicht, dass ptisch Verbesserungen erreicht worden sind. Ich betreite aber, dass diese Verbesserungen tatsächlich bei en Familienbetrieben in entsprechender Form ankomen werden. (Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Frage!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619002100
Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1619002200


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619002300

Herr Rupprecht, ich würde gerne noch die Zwischen-

rage von Herrn Ramsauer anschließen; dann können Sie
eide zusammen beantworten.


Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1619002400

Frau Präsidentin, ich möchte den Kollegen Rupprecht

ragen, ob ihm bekannt ist,


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Eine Stützfrage!)


ass den 170 Familienunternehmen, von denen gerade
ie Rede war, diese Baden-Badener Erklärung zu einem
eitpunkt vorgelegt worden ist – dies geschah mit dem
iel, ihr Einverständnis dafür einzuholen, dass ihr Name
arunter gesetzt wird –, zu dem die 170 überhaupt nicht
ber die Einigungen Bescheid wussten, die in der Koali-
ionsspitze am 6. November erzielt worden sind.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: So wird es immer sein: Wenn das Volk sich beklagt, ist es zu doof!)


Es ist nämlich ein kleiner Betrug, der mit dem Namen
ieser 170 ehrbaren Familienunternehmen betrieben
orden ist.






(A) )



(B) )


Dr. Peter Ramsauer

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Die sind alle zu doof für euch!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619002500

Jetzt geben wir Herrn Rupprecht die Gelegenheit, auf

beide Fragen zu antworten, und beide Herren stehen in
voller Schönheit vor uns.


Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1619002600

Was die Frage des Kollegen Ramsauer angeht, so

lernt man immer gerne vom Vorsitzenden der Landes-
gruppe dazu. Ich wusste das nicht. Aber das erklärt na-
türlich vieles.

Zum Zweiten. Herr Thiele, ich habe größtes Verständ-
nis dafür, dass die großen Familienunternehmen weitere
Forderungen haben. Ich werde nachher noch auf ein-
zelne kritische Punkte eingehen. Aber Sie müssen doch
zugestehen, dass es, gemessen am jetzigen Rechtzu-
stand, auch für die großen Familienunternehmen sub-
stanziell eine wesentliche Verbesserung ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619002700

Sind Sie mit der Beantwortung fertig?


Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1619002800

Das war die Antwort.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619002900

Das war die Antwort. Herr Thiele möchte Ihnen gerne

eine weitere Frage stellen. Eine würde ich jetzt noch zu-
lassen.


Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1619003000

Ich bedanke mich sehr, Frau Präsidentin. – Herr Kol-

lege Ramsauer, ich darf zitieren.


(Zurufe: Frage!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619003100

Eine Zwischenfrage können Sie stellen.


Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1619003200

Frage an den Kollegen Rupprecht: Herr Kollege

Rupprecht, die Baden-Badener Erklärung datiert vom
8. November. Das war also nach der Einigung, Herr Kol-
lege Ramsauer.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Die wussten es nicht!)


– Die wussten es nicht, sagen Sie. Das kann doch über-
haupt nicht sein; denn die Regelung bezüglich der sieben
und zehn Jahre ist in der Erklärung ausdrücklich ge-
nannt. Sie aber gab es vor der Einigung gar nicht. Sie
wurde erst am 7. November in der Koalition vereinbart.
Also bezieht sich die Erklärung genau darauf.


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(C (D (Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sollten die Sitzung einmal unterbrechen und den Finanzausschuss einberufen! – Weitere Zurufe)


Melden Sie sich doch. – Insofern möchte ich Sie fra-
en, ob Sie es für sachgerecht halten, diese Erklärung in
er Form abzutun, wenn doch genau auf die Regelung
ezug genommen worden ist, zu der Sie hier vortragen.


Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1619003300

Herr Thiele, wir nehmen die Sorgen und die Anliegen

er großen Familienunternehmen insgesamt sehr ernst,
eil die Unternehmen für die wirtschaftliche Substanz
nseres Landes von außerordentlicher Bedeutung sind.
ch wiederhole: Auch für die großen Familienunterneh-
en gibt es unter dem Strich substanzielle Verbesserun-

en. Wir können gerne über einzelne Details reden. Wir
erden auch in den nächsten Jahren über einzelne De-

ails und über Nachbesserungen reden. Aber Sie müssen
nerkennen, dass es auch für die großen Familienunter-
ehmen unterm Strich zu einer Verbesserung kommt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Herr Thiele, summa summarum haben wir weit mehr
erbesserungen gegenüber dem Entwurf durchgesetzt,
ls Sie es im Februar überhaupt zu fordern gewagt ha-
en. Ich sage auch ganz klar: Diese Änderung gäbe es
icht ohne die Union und vor allem ohne die CSU.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Von den Wirtschaftsverbänden und vom Handwerk
ird klar anerkannt, dass die CSU einen erheblichen
eitrag zum Wohle der Wirtschaft in unserem Land ge-

eistet hat. Auch in der Landwirtschaft und in der Forst-
irtschaft müssen künftig nur wenige Großbetriebe Erb-

chaftsteuer zahlen.

Wir haben auch durchgesetzt, dass Verpachtung nicht
chädlich ist. Auf dieser Grundlage können die Höfe
ernünftig an die Erben übergeben werden. Das ist ein
ichtiger Erfolg für die ländlichen Räume. Auch das
äre ohne das Engagement der CSU und insbesondere
hne die Hartnäckigkeit von Peter Ramsauer, Erwin
uber und Horst Seehofer nicht möglich gewesen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bürgerliche Politik heißt für uns Nachhaltigkeit und
enerationendenken. Bürgerliches Denken heißt: Eltern
ertrauen den Kindern das Erbe an, und die Kinder er-
alten das Erbe und führen es fort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Trotz aller Verbesserungen gibt es in dem Gesetzent-
urf – das gestehe ich zu, Herr Thiele – auch kritische
unkte. Deswegen hatten viele Kollegen in der Union
ie Hoffnung, dass wir die Erbschaftsteuer abschaffen
önnen.

Kritisch ist erstens, dass das Erbschaftsteuerrecht
icht einfacher, sondern komplizierter und komplexer
ird. Es ist ein komplexer Gesetzentwurf mit vielen de-

aillierten Regelungen.






(A) )



(B) )


Albert Rupprecht (Weiden)

Kritisch ist zweitens in der Tat die Definition bzw.
Abgrenzung des Verwaltungsvermögens. Zum Beispiel
ist zu kritisieren, dass Aktienanlagen bei Pensionsrück-
stellungen als schädliches Verwaltungsvermögen defi-
niert sind, obwohl wir eigentlich die betriebliche Alters-
vorsorge fördern wollen.

Sehr kritisch ist, dass die Vermietung von Gewer-
beimmobilien als Verwaltungsvermögen definiert ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es kommt in Einzelfällen bei Immobilienunternehmern
zu schwerwiegenden Belastungen. Daran gibt es nichts
zu beschönigen.

Solange man aber bei diesem Erbschaftsteuersystem
bleibt, geht kein Weg daran vorbei, dass man die Trenn-
linie zwischen Verwaltungsvermögen und Betriebs-
vermögen ziehen muss. Andernfalls kommt es zu
schwierigen Steuergestaltungen.

In den Verhandlungen ging es letztendlich um die
Frage, ob eine großzügige Abgrenzung erfolgt. Das war
einer der ständigen Konfliktpunkte in den Verhandlun-
gen mit der SPD. Wir wollten vieles großzügig abgren-
zen. Wir wollten, dass vieles nicht zum schädlichen Ver-
waltungsvermögen zählt. Die SPD hingegen wollte – Sie
können das anhand der Rede des Kollegen Pronold nach-
vollziehen –, dass möglichst vieles als schädliches Ver-
waltungsvermögen deklariert wird.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das Präsidium ist nicht auf der Höhe der Zeit!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619003400

Herr Kollege, möchten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Pronold zulassen?


Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1619003500

Ja.


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1619003600

Ist Ihnen bewusst, Herr Kollege, dass, als wir zum

Beispiel beim Jobgipfel mit Herrn Faltlhauser – dem da-
maligen Finanzminister – und Herrn Fahrenschon – da-
mals noch CSU-Bundestagsabgeordneter – die ersten
Fragen zur Abgrenzung von Verwaltungsvermögen bera-
ten haben, die Vorschläge für die härtestmögliche Ab-
grenzung bei dem ursprünglichen Modell aus dem baye-
rischen Finanzministerium kamen?


Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1619003700

Herr Kollege Pronold, ich bitte um Verständnis, dass

ich mir als frei gewählter Parlamentarier das Recht he-
rausnehme, auch Vorschläge eines bayerischen Finanz-
ministers, der Bundesregierung und des Bundesfinanz-
ministers im parlamentarischen Verfahren zu ändern und
mir eine eigene Meinung zu bilden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Eduard Oswald [CDU/ CSU]: Bewahre dir diese Souveränität!)


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(C (D Jetzt gäbe es noch eine Zwischenfrage der Kollegin endricks. Möchten Sie die auch noch zulassen? (Joachim Poß [SPD]: Versuchen wir es doch mal mit der Wahrheit! – Gegenruf von der CDU/CSU: Die gibt es auch! – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Aber auch jetzt keine Frage zum SPD-Vermögen! Die wollen wir hier nicht gestellt haben! Das ist unnötig!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619003800


Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1619003900

Gerne.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619004000

Frau Hendricks, bitte schön.


Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1619004100

Herr Kollege Rupprecht, sind Sie mit mir der Auffas-

ung, dass es selbstverständlich das Recht eines frei ge-
ählten Abgeordneten ist, Vorschlägen aus dem bayeri-

chen Finanzministerium nicht zu folgen? Aber sind Sie
ugleich mit mir der Auffassung, dass es nicht zuträglich
st, Herrn Pronold etwa sozusagen schädliche SPD-Ab-
renzungen vorzuhalten, die in Wirklichkeit aus dem
SU-geführten Finanzministerium kamen?


Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1619004200

Frau Kollegin, der Kollege Pronold hat bei den Ver-

andlungen in den letzten Wochen und Monaten auf eine
chärfere Abgrenzung gedrängt. Das ist Fakt. So ist die
achlage.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ch kann nur aus den Besprechungen berichten, bei de-
en ich dabei war,


(Dr. Peter Struck [SPD]: So viele waren das nicht!)


nd über das, was ich erlebt habe.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zurück zu den kritischen Punkten. Kritisch ist für uns
n der Tat, dass die SPD nicht bereit war, bei der Lohn-
umme eine Härtefallregelung einzuführen. Im Jahr
008 weiß kein Unternehmer, ob er in den nächsten zehn
ahren die Beschäftigten halten kann. Auch wenn er
elbst einen Spitzenjob macht, kann es durchaus sein,
ass die Konjunktur ihn zu Entlassungen zwingt.


(Jörg van Essen [FDP]: So ist es!)


ir haben als CSU deswegen klargemacht, dass wir in
er nächsten Legislaturperiode eine Änderung dieses
unktes wollen.

Viele von uns in der Unionsfraktion haben immer
ieder darüber nachgedacht, ob und wie wir die Erb-

chaftsteuer ganz abschaffen können, um das Steuersys-
em zu vereinfachen. Bei der abschließenden Bewertung
ar aber auch klar: Wer die Abschaffung will, muss

etztendlich sagen, woher die 4 Milliarden Euro Erb-
chaftsteueraufkommen kommen sollen. Ein Vorschlag






(A) )



(B) )


Albert Rupprecht (Weiden)

war, im Gegenzug die Einkommensteuer zu erhöhen.
Der Haken ist aber, dass dann Leistungsträger, Arbeiter
und fleißige Unternehmer, stärker besteuert werden.
Deswegen haben wir nach gründlicher Abwägung be-
schlossen, an der Erbschaftsteuer festzuhalten.

Lassen Sie mich zur privaten Erbschaftsteuer kom-
men. Wir haben die persönlichen Freibeträge in allen
Steuerklassen erhöht. Wir haben insbesondere die Frei-
beträge für Ehepartner, Kinder und Enkelkinder in der
Steuerklasse I erhöht. Für die CSU war klar, dass wir
beim selbst genutzten Wohneigentum wesentliche Än-
derungen im Vergleich zum Regierungsentwurf brauch-
ten. Für uns war klar: Wir werden keine Lösung akzep-
tieren, bei der die Ehefrau nach dem Tod ihres Mannes
das Haus verkaufen muss, um die Erbschaftsteuer zu
zahlen, das Haus, in dem die Familie 30 Jahre gewohnt
hat. Spätestens hier wird klar, wie groß der Unterschied
zwischen linker und konservativ-christlicher Politik ist.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: So ein Blödsinn!)


Da wurde von den Linken polemisiert, wir wollten die
Villenbesitzer in Starnberg schützen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das war Herr Pronold!)


– Ich sagte: von den Linken. Neben der Partei Die Linke
gibt es die politische Bezeichnung „die Linken“.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Und ihr von der SPD regiert mit Linken zusammen! Das ist unerhört! – Joachim Poß [SPD]: Sie sind ja ein ganz Heller!)


Der Witwe ist es ziemlich egal, ob das ganz normale
Einfamilienhaus in München – dort hat es einen hohen
Wert – oder im Bayerischen Wald steht.


(Beifall des Abg. Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU])


Sie bewohnt ein ganz normales Einfamilienhaus,
30 Jahre alt und renovierungsbedürftig. Die Witwe will
nicht mehr und nicht weniger, als in diesem Haus woh-
nen bleiben. Das kann sie künftig auch,


(Beifall bei der CDU/CSU)

auch wenn es den linken Neidern in unserer Gesellschaft
nicht passt.

Gemessen am Entwurf der Regierung, stellt der vor-
liegende Gesetzentwurf beim selbst genutzten Wohn-
eigentum einen Quantensprung dar. Der verbliebene
Ehepartner kann die ererbte Wohnung oder das ererbte
Haus weiter bewohnen, ohne einen Euro Erbschaftsteuer
zu zahlen. Kinder haben einen Freibetrag in Höhe von
400 000 Euro. Zusätzlich haben Kinder 200 Quadrat-
meter Wohnfläche als Freibetrag. Schädlich ist lediglich,
wenn das Haus innerhalb von zehn Jahren verkauft, ver-
mietet oder nicht mehr selbst bewohnt wird. In besonde-
ren Situationen ist auch der Auszug nicht steuerschäd-
lich, zum Beispiel wenn die Ehefrau zur Betreuung ins
Pflegeheim einzieht.

Der Vorschlag der Union war weitergehend. Wir
wollten, dass ausschließlich Verkauf oder Vermietung,
aber nicht Leerstand innerhalb dieser zehn Jahre schäd-

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(C (D ich sind. Wir wollten auch, dass ein berufsbedingter egzug innerhalb dieser zehn Jahre unschädlich ist. Bei es hat die SPD in den Verhandlungen leider abgelehnt. ennoch bleibt festzuhalten: Die Erbschaft einer selbst enutzten Wohnimmobilie ist für die Ehefrau steuerfrei nd für die Kinder in beinahe allen Fällen steuerfrei. Das st ein riesiger Erfolg für die Union, gemessen am Enturf des Finanzministers Steinbrück. Erben ist kein leistungsloser Erwerb, wie die Linken ehaupten. Nein, Erben heißt, Verantwortung für das on den Eltern oder Großeltern Ersparte und Geschafene zu übernehmen. Ein Unternehmen oder ein Haus zu rben, heißt, Verantwortung zu übernehmen, dies fortzuühren und zu erhalten. Das ist echte Nachhaltigkeit. ine Gesellschaft, die nicht in Generationen denkt, ist ine arme Gesellschaft; eine Gesellschaft, in der jede eneration wieder von vorne anfängt und alles neu aufaut, ist eine arme Gesellschaft. (Joachim Poß [SPD]: Es ist verfassungswidrig, was Sie sagen!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das ist unsere bürgerliche, konservative Überzeu-
ung, für die wir einstehen.


(Joachim Poß [SPD]: Aber bitte nicht verfassungswidrig!)


eswegen haben wir in beinahe brutaler Hartnäckigkeit
eiter auf Veränderungen gedrängt. Wir haben aber auch
ezeigt, dass das Parlament etwas bewegen und Regie-
ungsentwürfe abändern kann. Aus der Sicht der Unions-
raktion heißt das nicht, dass wir heute mit Begeisterung
ustimmen werden. Steuern sind immer Belastungen.
urzum: ein notwendiges Übel. Wir werden auch die
msetzung kritisch verfolgen. Abschließende Einzel-

allgerechtigkeit wird es nicht geben. Aber wir werden
achsteuern, wenn es größere Verwerfungen im prakti-
chen Vollzug gibt.

Auf der Agenda bleibt für uns auf jeden Fall die Dif-
erenzierung der Steuerklasse II und III. Es ist für uns
er härteste Brocken, dass Schwestern und Brüder die-
elbe Erbschaftsteuer wie fremde Dritte zu zahlen haben.


(Florian Pronold [SPD]: Das hättet ihr haben können!)


ir haben am vergangenen Donnerstag nochmals ver-
ucht, die SPD von einer Differenzierung zu überzeugen.

ir haben dazu einen aufkommensneutralen Vorschlag
orgelegt, den der Kollege Pronold für die SPD leider
bgelehnt hat. Ich kündige schon jetzt an, dass wir in der
ächsten Legislaturperiode hier eine Änderung erreichen
ollen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In diesem Sinne sind wir die letzten Bürgerlich-Kon-
ervativen in diesem Deutschen Bundestag, aber wir
ind es gerne und aus Überzeugung.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Deswegen stimmen Sie mit den Linken!)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619004300

Die Kollegin Dr. Barbara Höll hat jetzt für die Frak-

tion Die Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619004400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sie wer-

den es nicht glauben: Eine Sächsin hat die bayerische
Verfassung entdeckt. Ich zitiere Ihnen gern aus
Art. 123:

Die Erbschaftssteuer dient auch dem Zwecke, die
Ansammlung von Riesenvermögen in den Händen
einzelner zu verhindern. Sie ist nach dem Ver-
wandtschaftsverhältnis zu staffeln.

So beschlossen am 8. Dezember 1946. Herr Rupprecht,
aber auch Herr Steinbrück, vielleicht schauen Sie einmal
in diese Verfassung. Besser könnte ich das nicht sagen.


(Beifall bei der LINKEN)


Warum wird in der bayerischen Verfassung die Erb-
schaftsteuer so herausgestellt?


(Florian Pronold [SPD]: Weil sie von Sozialdemokraten geschrieben wurde!)


Weil es eine ideale Steuer ist, um Einnahmen für das Ge-
meinwesen zu erzielen und gleichzeitig Vermögenskon-
zentrationen abzubauen.


(Beifall bei der LINKEN)


Es ist eine Steuer, die niemandem wehtut. Jeder und jede
genieße von mir aus zu Lebzeiten sein Vermögen. Ver-
stirbt jedoch ein vermögender Mensch und vererbt sein
Vermögen, so ist das für die Erbin bzw. den Erben ers-
tens ein Vermögenszuwachs und damit auch ein Zu-
wachs an wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit, zweitens
ein Zuwachs ohne eigenes Zutun und eigene Leistung.

Die Erbschaftsteuer ist deshalb höchst gerecht und
entspricht dem Grundprinzip des Steuerrechts, wonach
die Besteuerung nach der wirtschaftlichen Leistungs-
fähigkeit erfolgen soll. Vielleicht lesen Sie auch einmal
in älteren Schriften, etwa John Stuart Mill oder Andrew
Carnegie. Letzterer war vor etwa hundert Jahren der
reichste Mann der Welt. Er hat sogar eine konfiskatori-
sche Besteuerung von Erbschaften vorgeschlagen.

Wie sieht nun die Realität aus? Würde ich heute als
Tochter ein Unternehmen erben, bisher geführt als Ein-
zelunternehmen, Verkehrswert 4,4 Millionen Euro, so
müsste ich derzeit 167 808 Euro Erbschaftsteuer zahlen.


(Thomas Oppermann [SPD]: Wie viele Beschäftigte haben Sie denn in Ihrem Unternehmen?)


Das entspricht 3,77 Prozent des Vermögenswertes. Wenn
Sie heute Ihr Gesetz mit Mehrheit verabschieden und ich
dieses Unternehmen im nächsten Jahr erben würde, so
müsste ich 0 Prozent Erbschaftsteuer unter der Voraus-
setzung zahlen, dass der Betrieb für zehn Jahre bei
gleichbleibender Lohnsumme fortgeführt wird. Das

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(C (D eißt 0 Euro Erbschaftsteuer für ein Erbe von ,4 Millionen Euro. Das soll sozial gerecht sein? Die Familienvilla bis zu 200 Quadratmeter Wohnflähe sowie ein Barvermögen von 400 000 Euro bekomme ch noch zusätzlich steuerfrei. Dies geschieht alles in eiem Land, in dem nach Aussagen des Sozialverbandes eutschland die Schere zwischen Arm und Reich jeden ag weiter auseinandergeht. Herr Pronold fasste am 2. November im Finanzausschuss die Erbschaftsteuer usammen und sagte, der Gesichtspunkt der sozialen erechtigkeit für reiche Erben sei ausreichend berück ichtigt. Das ist purer Zynismus, aber leider die Realität. oziale Gerechtigkeit für reiche Erben – das heißt Zeentierung der sozialen Ungerechtigkeit in Deutsch and. Schauen wir über den Tellerrand. In Frankreich üsste ich für mein fiktives Unternehmen von 4,4 Mil ionen Euro 688 929 Euro Erbschaftsteuer zahlen, also 5,50 Prozent, in den USA 1 596 304 Euro. In den USA ürde ich mit 35,91 Prozent von diesem ererbten Verögen zum Gemeinwohl beitragen. Was haben wir hier n Deutschland? Die Entwicklung zu einer ungleichen inkommensverteilung hat sich hier in den letzten zehn ahren unter Rot-Grün und Schwarz-Rot rasant bechleunigt. Ich nenne nur einige Fakten: Senkung des pitzensteuersatzes von 53 Prozent auf 42 Prozent – mius 7,5 Milliarden Euro –, Senkung des Körperschaftteuersatzes – minus 13 Milliarden Euro. Das reale Netoeinkommen der ärmsten 10 Prozent der Bevölkerung st allerdings von 1992 bis 2006 um 13 Prozent gesunen. Im gleichen Zeitraum konnten die reichsten 10 Proent ihr Nettoeinkommen um 31 Prozent – um fast ein rittel – steigern. 10 Prozent der Bevölkerung konnten on Ihrer Politik massiv profitieren, und jetzt stellen Sie icher, dass das dadurch angehäufte Vermögen nun mögichst ohne Abstriche, das heißt ohne Zahlung der Erbchaftsteuer, auf die folgende Generation übertragen erden kann. Die Realität von Millionen von Arbeitnehmerinnen nd Arbeitnehmern sieht anders aus. Rentner und Renterinnen müssen wesentlich mehr für die Krankenversiherung und Zuschläge bezahlen. Es gab in den letzten ahren keine Kindergelderhöhung. Sie haben das Areitslosengeld zusammengestrichen und Hartz IV eingeührt. Über Jahre gab es Reallohnverluste. Die Mehrheit er Menschen ist froh, wenn sie mit ihrem Einkommen ber den Monat kommt. Rücklagen für größere Anschafungen sind oftmals schwierig, sparen für das Alter ist aum möglich und das Anhäufen von Vermögen so gut ie ausgeschlossen. Sie haben erst riesige Vermögens uwächse ermöglicht, und jetzt stellen Sie den steuerreien Übergang des Vermögens sicher. Der Sachverstänigenrat stellte unverblümt fest: Mit der geplanten rbschaftsteuerreform bedient der Gesetzgeber lediglich artikularinteressen. – Ja, Frau Merkel, Herr Steinbrück, ie gemeinsam bedienen nur die Interessen der Reichen n dieser Gesellschaft. Dr. Barbara Höll Ist das noch sozialdemokratisches Handeln? Ich glaube, nicht. Nur froh zu sein, dass es überhaupt noch eine Erbschaftsteuer gibt, ist wohl ein bisschen wenig. Es stand doch wohl im Koalitionsvertrag, dass sie beibehalten werden soll. Herr Steinbrück geht während der Diskussion über die Erbschaftsteuer durch das Land und sagt, sie müsse 4 Milliarden Euro erbringen, aber nicht mehr. Herr Steinbrück, ich zitiere noch einmal die bayrische Verfassung: Die Erbschaftssteuer dient auch dem Zwecke, die Ansammlung von Riesenvermögen in den Händen einzelner zu verhindern. Bereits Ihre Selbstbeschränkung auf die 4 Milliarden Euro bedeutet doch einen Kniefall vor den Reichen. Erstens. Der Umfang des Erbvolumens steigt in den nächsten Jahren. Während es 1999 noch etwa 50 Milliarden Euro waren, so sind es nach Schätzungen in diesem Jahr und den nächsten Jahren 150 Milliarden bis 250 Milliarden Euro, die vererbt werden. Zweitens. Das Bundesverfassungsgericht hatte in seinem Urteil im Kern verfügt, die Besteuerung aller Vermögensarten bei der Erbschaftsteuer gleichzustellen. Unter Berücksichtigung beider Punkte kommt man zu einem Mehraufkommen bei der Erbschaftsteuer. Professor Hickel hat in einer Anhörung gesagt, dass man nach seiner Berechnung bei Beibehaltung der jetzigen Regelung und unter Beachtung des Urteils des Bundesverfassungsgerichts auf 10 Milliarden Euro Erbschaftsteuer käme. Das sind 6 Milliarden Euro mehr. Selbst dann wäre die Vererbung von „Oma ihr klein Häuschen“ weiterhin als durchschnittliches Gebrauchsvermögen steuerfrei. Das Haus gehört doch zur Hälfte der Ehefrau. Als Witwe erbt sie dann nur die andere Hälfte, und das bereits heute wegen der Freibeträge steuerfrei. In der Realität sieht es so aus: Ich werde keine Firma erben; ich werde auch nicht zu denjenigen gehören, die eine große Erbschaft machen. Bereits heute ist es so: Von den 850 000 Nachlässen pro Jahr werden ganze 60 000 überhaupt besteuert. Das, was die Mehrzahl der Haushalte erbt, ist fast nichts: 30 Prozent erben weniger als 13 000 Euro. 60 Prozent erben weniger als 51 000 Euro. Nur knapp 10 Prozent erben mehr als eine Viertelmillion Euro; die Freibeträge sind hier genannt worden. Sie verschonen diese 10 Prozent weiter; denn die restlichen 90 Prozent betrifft dies gar nicht; es ist außerhalb ihrer Realität. Von der Bruttolohnund -gehaltssumme abhängig Beschäftigter werden jedes Jahr 35 Prozent für Steuern und Sozialabgaben eingezogen. Das ist okay. Aber vom Erbvolumen werden gerade einmal 2 Prozent erfasst. Da kann man doch nur sagen: Wohl dem reichen Erblasser; schade für den, der täglich malocht und durch seiner Hände Arbeit Werte schafft. Herr Steinbrück will also keine Steuermehreinnahmen, und das in einer Haushaltswoche, in der der Anstieg der Staatsverschuldung beschlossen wird. z b g s Ä j I a 4 I n t s D e n M 2 F r O w W E d E g f V l f p V S j n (C (D (Florian Pronold [SPD]: Nehmen Sie zur Kenntnis, dass die Erbschaftsteuer eine Ländersteuer ist!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


„Wir haben es ja“, lautet Ihr Motto. Gleichzeitig er-
ählen Sie, dass Sie kein Geld für soziale Leistungen ha-
en.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Steinbrück, Sie haben hier mit gezinkten Karten
espielt. Die Angaben, was überhaupt herauskommen
oll, sind sehr ungewiss. Zum Finanztableau: Durch die
nderung der Erbschaftsteuer soll es für die Kasse ein

ährliches Plus von 15 Millionen Euro geben.


(Florian Pronold [SPD]: Bei den Ländern!)


n den nächsten Jahren haben wir bei den Einnahmen
ber immer ein Minus. Im nächsten Jahr werden wir
10 Millionen Euro Erbschaftsteuer weniger einnehmen.
m Jahr darauf werden es noch einmal über 200 Millio-
en Euro weniger sein. Weder die Vertreterin des Minis-
eriums noch die Staatssekretärin konnten sagen, wie
ich diese Mindereinnahmen erklären. Man antwortete:
as ist ein Modell; das hat mit der Realität nichts zu tun;

igentlich interessiert es uns gar nicht.


(Florian Pronold [SPD]: Wenn Sie es nicht verstehen!)


Man muss zu der Diskussion um die Familienunter-
ehmen noch sagen: Die von Ihnen vorgeschlagenen
aßnahmen werden zu Steuermindereinnahmen von
Milliarden Euro führen – so lautete die Aussage des
inanzministeriums –, und das, obwohl wir in der Anhö-
ung eindeutig vernommen haben – ich zitiere Herrn
ndracek, den Vorsitzenden der Deutschen Steuer-Ge-
erkschaft –:

Es gibt keinen Fall, in dem die Erbschaftsteuer ir-
gendjemanden in die Insolvenz getrieben hat.

eiter meinte er:

Bereits die alte Erbschaftsteuer bedeutete weder
den Ruin von Unternehmen, noch bestand die Not-
wendigkeit von Stundungen.

s ist ein Phantomschmerz.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Reale Probleme entstehen doch eher dann, wenn unter
en Erben eine Heuschreckenmentalität um sich greift.
iner sagt: Ich will den Betrieb weiterführen. Drei sa-
en: Ich will meine Knete cash, und zwar möglichst so-
ort. – Na, was bleibt denn dann? Dann bleibt nur der
erkauf. Das – nicht die Erbschaftsteuer – ist das eigent-

iche Problem.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie haben hier ein Gesetz vorgelegt, welches dazu
ührt, dass die Vermögenskonzentration in der Bundesre-
ublik Deutschland zunehmen wird. Sie sind nicht auf die
orschläge eingegangen, die wir Ihnen vorgelegt haben.
ie verweigern sich sogar, unseren Antrag parallel zu dem

etzigen Gesetz heute hier mitzubehandeln. Wir haben Ih-
en eine reale Alternative aufgezeigt: eine Steuerklasse,






(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll
Entlastung von Menschen in besonderen Situationen wie
Verheirateten, minderjährigen Kindern, Menschen über
60. Eine weitere Entlastung, die wir vorschlagen, ist, das
Betriebsvermögen, insbesondere das Anlagevermögen,
anders zu bewerten.

Wir haben Ihnen hier einen modernen Antrag vorge-
legt, mit dem auf die veränderten Lebensverhältnisse re-
agiert wird.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619004500

Frau Kollegin, Sie müssen zum Ende kommen.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619004600

Wird er verabschiedet, bricht er die Vermögenskon-

zentration auf. Das kann und muss zu Mehreinnahmen
führen. Dieses Gesetz kann man nur ablehnen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619004700

Die Kollegin Christine Scheel spricht jetzt für Bünd-

nis 90/Die Grünen.


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619004800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Süddeutsche Zeitung titelt heute: „Landesbank
bringt Bayern in Not … Die Staatsbank braucht mindes-
tens zehn Milliarden Euro“. Teile der CSU sind der Auf-
fassung, dass Steuern gesenkt werden müssen, dass die
Erbschaftsteuer abgeschafft werden muss. Angesichts
dessen möchte ich Sie fragen: Wie wollen Sie in dieser
Situation dafür sorgen, dass in Zukunft genug Geld vor-
handen ist – wir brauchen es dringend –, um etwas für
die Bildung unserer Kinder zu tun?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn man die Dinge nebeneinander hält und sie sich
insgesamt anschaut, ist völlig unverständlich, dass sol-
che Forderungen aus Ihren Reihen kommen, zumal vor
allen Dingen die CSU über die Landesbank derartig viel
Geld vergeigt hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In dieser Debatte heute haben wir wieder gesehen,
wie der Zustand der Großen Koalition ist. Es gab in den
letzten zweieinhalb Jahren eine große Anzahl von Fi-
nanzausschusssitzungen, in denen wir über das Thema
Erbschaftsteuer sehr kontrovers diskutiert haben. Auch
heute noch ist die Situation, dass sowohl in der CDU als
auch in der CSU sowie in der SPD gesagt wird: Wir ha-
ben uns durchgesetzt. – Aber in Wahrheit stehen Sie in
der Koalition nach diesen zweieinhalb Jahren Gezerre
nicht überzeugend hinter diesem Gesetz. Das ist die
Wahrheit: Sie haben einen Kompromiss vorgelegt. Die-
ser Kompromiss ist ungerecht. Dieser Kompromiss ist
wohl – das sagen einige – auch verfassungswidrig. Die-
ser Kompromiss ist nicht das, was unser Land für die
Zukunft braucht, nämlich die Besteuerung von Vermö-

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(C (D en im Erbfall in einer Weise, dass mehr Einnahmen für ie Bildung generiert werden. Die Feilscherei um dieses Gesetz geht so weit – das st auch noch aufgefallen –, dass Sie anscheinend Proleme mit den Vorlagen der Opposition haben. Die FDP at einen Gesetzesvorschlag gemacht. Wir Grüne haben inen Antrag dazu vorgelegt, wie nach unserer Vorstelung die Erbschaftsteuer für die Zukunft aussehen soll. ie waren nicht in der Lage, diese Vorlagen im Finanzusschuss zur Abstimmung zu bringen. Das hat damit zu un, vermute ich, dass es innerhalb der Koalition Persoen gibt, die lieber den Oppositionsvorschlägen zustimen würden als der eigenen Gesetzesvorlage. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist wohl wahr!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


us diesem Grunde haben Sie die Oppositionsvorlagen
icht zur Abstimmung zugelassen.

Dieser Vorgang stellt die Aufkündigung eines parla-
entarischen Konsenses dar. Vereinbart war, dass Vor-

chläge immer in den Zusammenhang gestellt und zeit-
leich abgestimmt werden.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)


ies haben Sie durchbrochen, weil Sie zu feige gewesen
ind, sich an diesem Punkt offen zu bekennen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Zuruf von der FDP: Das ist ein Skandal!)


Ja, das zeigt, wie schwach diese Regierung ist, und das
eigt auch, dass Sie letztendlich die Demokratie mit Fü-
en treten


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


ja! –; denn Sie sind nicht bereit, anderslautende Vor-
chläge zur Kenntnis zu nehmen, geschweige denn zur
bstimmung zu bringen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts für
ie notwendige Reform der Erbschaftsteuer sind im
runde einfach und klar. Sie lauten, dass alle Vermö-
ensarten nach den gleichen Grundsätzen zum Markt-
ert bewertet werden und in die Bemessungsgrundlage

ür die Steuer eingehen. Erst danach können Steuerver-
ünstigungen transparent ausgewiesen werden, und sie
üssen mit einer eindeutigen Gemeinwohlverpflichtung

egründet werden. Das ist die Situation. Daran sind Sie
it Ihrer Vorlage gescheitert.

Sie haben zur heutigen Abstimmung einen hochkom-
lizierten Gesetzestorso von Begünstigungen, aber auch
enachteiligungen für die Bürger und Bürgerinnen vor-
elegt. Ich sage Ihnen schon jetzt, dass dieser Gesetz-
ntwurf aufgrund der Verfassungswidrigkeit – das wird
on vielen bereits diskutiert – erneut in Karlsruhe landen






(A) )



(B) )


Christine Scheel
wird. Es ist kein gutes Zeichen für den Parlamentaris-
mus, wenn man schon im Vorfeld weiß, dass ein Gesetz
verabschiedet wird, das nicht den verfassungsrechtlichen
Vorgaben entspricht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie verlagern die Problematik wieder aufs Gericht, und
das ist, finde ich, unwürdig und auch völlig daneben.


(Zuruf von der FDP: Feige!)


Für uns ist die Erbschaftsteuer eine Steuer der sozia-
len Gerechtigkeit. Es geht darum, welche Rolle das Er-
ben bei der Finanzierung von Bildung spielen soll. So
könnte endlich die soziale Chancenungleichheit in unse-
rem Bildungssystem beendet werden. Aus diesem
Grunde haben wir Grünen immer die Auffassung vertre-
ten, dass die Einnahmen aus der Erbschaftsteuer in den
Bildungsbereich zu investieren sind. Ich hätte mir ge-
wünscht, dass Sie sich in der Koalition, aber auch mit
den Ländern darauf verständigt hätten, dass diese Ein-
nahmen auch für diesen Bereich verwendet werden;
denn das sind Zukunftsinvestitionen; sie müssen erhöht
werden. Bildung ist ja Ländersache, und die Erbschaft-
steuer ist eigentlich auch eine Ländersteuer. Hier gibt es
also eine gemeinsame Klammer. Beides passt hervorra-
gend zusammen. Ich kann nur an den Bundesrat appel-
lieren: Erklären Sie sich dazu bereit, die Einnahmen in
dieser Situation auch wirklich für diesen Bereich zu ver-
wenden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD)


Sie haben jahrelang gestritten um Freibeträge, Sie ha-
ben gestritten um Steuersätze, Sie haben gestritten um
Haltefristen und Lohnsummen. Zugleich haben Sie sich
festgelegt: Am Ende müssen 4 Milliarden Euro dabei he-
rauskommen. Aber, meine sehr verehrten Damen und
Herren der Großen Koalition und vor allem der SPD, es
ist doch ein Trugschluss, von den 4 Milliarden Euro, die
mit der aktuellen Gesetzgebung erzielt werden, auszuge-
hen, wenn man gleichzeitig weiß, dass das Gesamtvolu-
men an Erbschaften in den nächsten Jahren steigen wird.
Deswegen würde das, anders als es die FDP behauptet,
keine Erhöhung der Erbschaftsteuer, sondern in Wirk-
lichkeit eine Senkung der Erbschaftsteuer bedeuten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Man muss sich ja die Entwicklung der Gesamtsum-
men anschauen. Hier geht es keineswegs um eine Plün-
derung von Vermögensbesitzern, wie es die FDP immer
meint, sondern es geht darum, dass diejenigen, die, auch
im privaten Bereich, nichts zum Aufbau des Vermögens
beigetragen haben und denen dann der Nachlass ohne ei-
genes Zutun, buchstäblich ohne Gegenleistung, in den
Schoß fällt, ihren Beitrag – das ist ein Gebot sozialer Ge-
rechtigkeit – für diese Gesellschaft leisten. Es ist also
durchaus gerecht, wenn leistungsloser Vermögenszu-
wachs besteuert wird. Dazu stehen wir ganz klar. Wir er-
warten, dass so etwas in Zukunft geschieht, weil das viel
mit dem Gerechtigkeitsgefühl dieser Gesellschaft zu tun
hat.

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(C (D 90 Prozent der Erben werden wegen geringer Nachasshöhe und persönlicher Freibeträge in Zukunft keine rbschaftsteuer zahlen müssen. Aber Geschwister, ichtverheiratete und entfernte Verwandte werden die ekniffenen sein, weil für sie ein geringer Freibetrag on lediglich 20 000 Euro und ein hoher Eingangssteursatz von 30 Prozent greifen sollen. Das heißt, Sie haen hier als Folge Ihres antiquierten Gesellschaftsbildes ine Steuer geschaffen, die zwar die Ehegatten und Kiner in gerader Linie berücksichtigt, (Florian Pronold [SPD]: Und die Lebenspartner!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ndem diesen hohe Freibeträge und sehr niedrige Steuer-
ätze gewährt werden, aber die entfernten Verwandten
nverhältnismäßig hoch belastet.

Unsere Gesellschaft hat sich verändert. In unserer Ge-
ellschaft leben immer mehr Menschen miteinander, die
icht verheiratet sind. Geschwister treten im Alter für-
inander ein. Man hilft sich gegenseitig, gerade wenn
eine direkte Verwandtschaft da ist, um auch im Alter
och in den eigenen vier Wänden leben zu können. All
iese Personen werden im Vergleich zu heute in Zukunft
norm benachteiligt. Deshalb sage ich: Diese Steuer
eist nicht in die Zukunft, sie greift nicht die Realität
nseres Lebens auf, sondern diese Steuer beruht auf ei-
em antiquierten Gesellschaftsbild, so, als ob es nur die
he und sonst nichts in diesem Land gäbe.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die eingetragenen Lebenspartnerschaften werden
on Ihnen wie entfernte Verwandte behandelt. Die Le-
enspartner haben zwar die gleichen Freibeträge wie
heleute, aber sie werden in eine nachteilige Steuer-
lasse eingestuft und mit dem hohen Eingangssteuersatz
on 30 Prozent belegt.


(Florian Pronold [SPD]: Jetzt reden Sie gute Dinge noch schlecht!)


ie werden damit benachteiligt und an dieser Stelle wei-
erhin diskriminiert.


(Florian Pronold [SPD]: 99,9 Prozent nicht!)


as muss man hier einmal ganz klipp und klar sagen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


ie Union war nicht bereit, eine Gleichstellung von Ehe
nd Lebenspartnerschaften zu akzeptieren. Das muss
an hier feststellen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


uch das ist ein Punkt, zu dem wir klar sagen: Es ist
icht richtig, was Sie hier tun, und das ist auch nicht fair;
enn draußen erzählen Sie ja immer wieder, Gleichstel-
ung sei in Ordnung. Bei genauer Betrachtung stellt man
ber fest, dass eine Gleichstellung überhaupt nicht statt-
indet.






(A) )



(B) )


Christine Scheel
Herr Ramsauer, Ihre Äußerung, die Landwirtschaft
werde künftig nichts mehr mit der Erbschaftsteuer zu tun
haben,


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Ja, so ist es!)


ist faktisch eine Lüge;


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Nein, falsch!)


denn die Betriebe werden auch künftig bewertet werden
müssen. Es wird im Steuerverfahren festzustellen sein,
inwieweit Steuern gezahlt werden müssen. Auch land-
wirtschaftliche Betriebe müssen durch das Bewertungs-
verfahren, auch sie haben die Kosten der Steuerbürokra-
tie zu tragen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619004900

Frau Scheel, Herr Kollege Ramsauer möchte Ihnen

eine Zwischenfrage stellen.


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619005000

Deswegen, Herr Kollege Raumsauer, ist das, was Sie

sagen, einfach falsch.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619005100

Er hat ja noch gar nichts gesagt.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es wird aber falsch sein! – Dr. Hans-Ulrich Krüger [SPD]: Das ist weibliche Intuition!)



Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1619005200

Liebe Frau Kollegin Scheel, ich habe bisher noch gar

nichts gesagt, aber jetzt sage ich etwas, was ich in eine
Frage an Sie kleide: Ist Ihnen bekannt, dass der Präsident
des Deutschen Bauernverbandes und des Bayerischen
Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, im Zusammenhang
mit der jetzt zur Abstimmung stehenden Erbschaftsteu-
erreform von einem positiven Signal für deutsche Bau-
ernfamilien gesprochen hat?


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Welcher Partei gehört der noch einmal an? Freie Wähler oder FDP?)


Er hat gesagt, dass er die Einigung der Großen Koalition
ausdrücklich begrüßt. Wörtlich heißt es:

Dies ist ein wichtiges positives Signal für die deut-
schen Bauernfamilien.

Dann geht es in indirekter Rede weiter: Damit sei end-
lich Klarheit geschaffen, und die Landwirte könnten ihre
Betriebe ohne Belastung durch die Erbschaftsteuer an
die nächste Generation weitergeben. – Einen besseren
Zeugen gegen das, was Sie hier eben vorgetragen haben,
kann ich Ihnen nicht bieten.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619005300

Frau Scheel, vielleicht können Sie in Ihre Antwort

auch gleich den Schlusssatz einbetten.

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(C (D Herr Ramsauer, Sie haben gesagt – das stand zumindest o im Ticker, und ich vermute, dass Aussagen, die nicht emacht wurden, nicht einfach in Pressedarstellungen aufuchen; das muss ja irgendeinen Hintergrund haben –, (Dr. Peter Struck [SPD]: Das kommt schon vor!)

Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619005400

ass die Bauern mit der Erbschaftsteuer überhaupt nichts
ehr zu tun hätten.

Herr Sonnleitner hat nicht immer Recht. Das sehen
ie Bauern auch so. Wenn ich nur an die Milchpreisde-
atte denke,


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Aber jetzt geht es um Erbschaftsteuer und nicht um Milch!)


ann stelle ich fest, dass Herr Sonnleitner nicht gerade
erjenige ist, der sich vor die Bauern gestellt und für sie
ekämpft hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch der werte Herr Sonnleitner hat anscheinend
icht mitbekommen, dass sich die Bauern diesem Be-
ertungsverfahren genauso wie andere auch unterziehen
üssen. Auch hat er offensichtlich nicht mitbekommen,

ass es für die landwirtschaftlichen Betriebe enorme Bü-
okratiekosten bedeutet, das vorzuhalten, was Sie in Ih-
em Gesetzentwurf vorgesehen haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Dies gilt nicht allein für die Bauern, sondern für alle
nternehmen. Genau wegen dieses Problems haben die
rünen im Wirtschaftsausschuss beantragt – dies wurde

instimmig beschlossen –, dass der Normenkontrollrat
ie Bürokratielasten dieses Erbschaftsteuergesetzes be-
erten soll. Leider gibt es keine Bewertung des Nor-
enkontrollrats, da er nur die Regierungsvorlage, die

om Kabinett verabschiedet worden war, bewertet hat.
as, was heute beschlossen werden soll, hat mit der Re-
ierungsvorlage nicht mehr viel zu tun. Jetzt werden die
auern, wie alle anderen auch, mit Bürokratie überhäuft.

Das hätten wir Grünen besser gemacht. Wir haben
ns für einfache, niedrige Steuersätze und hohe Freibe-
räge ausgesprochen. Damit hätten wir mehr Klarheit ge-
abt. Wir haben uns einheitliche Steuersätze für alle ge-
ünscht, unabhängig davon, ob verheiratet, nicht
erheiratet oder wie auch immer zusammenlebend.
ann wäre dies ein Gesetz geworden, das in unserer Ge-

ellschaft für die nächsten Jahre hätte Bestand haben
önnen.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619005500

Als Nächster spricht nun der Bundesminister Peer

teinbrück.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1619005600

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Ich fühle mich, was den Inhalt der Debattenbei-
träge angeht, sozusagen eingerahmt. Auf der einen Seite
ist von Enteignung die Rede, und auf der anderen Seite
wurde sinngemäß von einer Reichenprivilegierung ge-
sprochen. Ich werde versuchen, die Debatte auf einen
vielleicht etwas niedrigeren, aber, wie ich hoffe, ange-
messeneren Bewertungsmaßstab zurückzuführen. Denn
wir reden weder über den Untergang der Republik noch
darüber, dass es bestimmte Privilegierungen gibt.

Dieser Beratung liegt ein langes Ringen zugrunde, zu-
gegebenermaßen nicht immer in einer geradlinigen Ab-
folge. Vor ungefähr anderthalb Jahren hat die von der
Koalition eingesetzte Arbeitsgruppe von Herrn Minister-
präsidenten Koch und mir das erste Mal getagt. Ich kann
mich nicht ganz verstellen und möchte daher darauf hin-
weisen, dass in dieser Arbeitsgruppe die Vertreter aller
drei Koalitionsparteien gesessen haben und dass die
Länder Bayern, Rheinland-Pfalz und Hessen vertreten
waren. Es gab eine technische Arbeitsgruppe mit sehr
vielen Fachleuten von Ministerien aus Bayern, Rhein-
land-Pfalz – Nordrhein-Westfalen, glaube ich, nicht –
und Hessen.

Diese Beratungen wurden damals zu einem Ab-
schluss gebracht unter Mithilfe von einigen, die heute
hier prominent vertreten sind. Das war beim besten Wil-
len keine Veranstaltung in der Dunkelkammer, Herr
Thiele. Seitdem ist viel Leidenschaft in diese Diskussion
investiert worden. Ich füge hinzu: auch viel Lobbyismus.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Ja!)


An manchen Stellen gab es in meinen Augen auch Des-
information.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zumindest gab es konstruierte Missverständnisse.

Am Anfang stand nicht eine politische Initiative, son-
dern ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Das wird
manchmal vergessen. In diesem Urteil wurden die
Bewertungsmaßstäbe für die verschiedenen Vermögens-
kategorien für revisionsbedürftig, also letztlich verfas-
sungswidrig, erklärt. Das überrascht die hier versammel-
ten kundigen Thebanerinnen und Thebaner nicht, weil
uns vorher schon bewusst gewesen ist, dass die alten Be-
wertungsmaßstäbe nicht funktionieren können.

Viele Kritiker im Land haben den Eindruck, die Re-
form der Erbschaftsteuer sei darauf zurückzuführen,
dass ihnen ehrgeizige und vielleicht sogar durchge-
knallte Politiker eine Fronde auferlegen und ihnen etwas
Schlimmes antun wollten. Ich sage noch einmal: Es war
das Bundesverfassungsgericht, dass uns die Aufgabe
– übrigens auf einem Zeitpfad bis zum 31. Dezember
dieses Jahres – gestellt hat. Dieser Aufgabe musste sich
die Politik, die Exekutive genauso wie die Legislative,
stellen.

Dabei waren sich die Koalitionsparteien in einem Pa-
rallelverfahren schon in den Verhandlungen zum Koali-
tionsvertrag im November 2005 über einige Grundsätze

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(C (D iemlich einig. Wir waren uns einig darüber, dass zuünftig der gemeine Wert zugrunde gelegt werden muss. ir waren uns auch einig darüber, dass die nächsten Verandten bessergestellt werden sollten. Umgangssprach ich formuliert kann man sagen, dass die Kinder bzw. nkelkinder von ihren Eltern bzw. von ihren Großeltern Oma-ihr-klein-Häuschen“ erbschaftsteuerfrei erben ollten und dass dies durch Verbesserung der Freiberäge, gegebenenfalls auch durch Verbesserung bei den ustierschrauben, was die Steuerklasse I betrifft, erreicht erden sollte. Wir waren uns insbesondere über einen sehr wichtien Punkt einig, nämlich dass der Betriebsübergang im inne der Mittelstandsförderung in Deutschland verbesert werden sollte. Wir waren uns auch einig darüber, ass das Aufkommen aus dieser Steuer – ich komme achher noch einmal darauf zurück, auch weil ich Ihnen ine aufhellende Antwort zu den gehandelten Zahlen chuldig bin – 4 Milliarden Euro nicht unterschreiten ollte. Das war der Konsens. Ich will mich zunächst auf das Thema Betriebsüberang konzentrieren, weil es in vielen Reden die größte olle gespielt hat. Was wir über ein Abschmelzmodell erabredet haben und was jetzt gefunden worden ist, hat s vorher nie gegeben. Das sage ich allen Kritikern, die o tun, als ob das, was jetzt gefunden worden ist, irendeinen Nachteil für den Betriebsübergang darstellen ürde. Ich wundere mich über eine solche Bewertung. s hat – jetzt nenne ich es beim Namen – ein solches rbschaftsteuerprivileg für die Vererbung von Betriebsermögen in der Geschichte der Bundesrepublik eutschland bisher noch nicht gegeben. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bisher musste die Vererbung von Betriebsvermögen
elbstverständlich versteuert werden. Wir kommen jetzt
u der Regelung, dass bei einer bestimmten Option
5 Prozent oder bei einer anderen Option sogar
00 Prozent der Erbschaftsteuer gestundet werden oder
ass das Erbe sogar keiner Besteuerung unterliegt. Alle
issen – insbesondere diejenigen, die einen größeren ju-

istischen Sachverstand als ich haben –, dass ein solches
rbschaftsteuerprivileg nur auf der Basis einer Gegen-

eistung gegeben werden kann, weil es sonst verfas-
ungswidrig ist. Denn ansonsten wäre das gegenüber der
ererbung privaten Vermögens gleichheitswidrig.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Natürlich ist das so!)


as heißt, man kommt um die Konstruktion einer sol-
hen Gegenleistung überhaupt nicht herum. – Selbstver-
tändlich ist das so. – Denn ansonsten hätte ein solches
esetz bei einer verfassungsrechtlichen Überprüfung
icht von hier bis zur nächsten Tür Bestand.

Insofern kann sich doch niemand darüber aufregen,
ass, wenn ein solches Erbschaftsteuerprivileg gewährt
ird, eine solche Gegenleistung eingefordert werden
uss. Denn ansonsten könnten sich all diejenigen, die
rivatvermögen haben, mit Berechtigung in der Öffent-

ichkeit hinstellen und fragen: Wie kommst du dazu, Be-
riebsvermögen zu privilegieren, warum machst du das






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
denn nicht auch bei der Vererbung meines privaten Geld-
vermögens an meine Kinder und Enkel? – Da stelle ich
die Frage: Wo liegt denn das Problem?

In einem ersten Entwurf hat es die Definition einer
Gegenleistung gegeben, die sehr stark an einem Tatbe-
stand des Umwandlungssteuerrechts orientiert war.
Viele, wie Herr Bernhardt, Herr Poß, Herr Pronold und
Herr Krüger, können das nachvollziehen. Wir alle wuss-
ten, das war sehr unbestimmt und sehr vage. Wir alle
wussten allerdings auch, dass die Gegenleistung nicht
auf die Anzahl der Arbeitsplätze abstellen kann. Denn es
kann doch nicht irgendeine Zahl festgelegt werden, die
sich dann quasi wie eine Schlinge um den Hals der Mit-
telständler legen würde. Das Motto muss demgegenüber
sein: Sie müssen innerhalb eines Konjunkturzyklus auch
atmen können. Das heißt, es muss sich um eine Lösung
handeln, die dieses Atmen über einen Zeitraum von sie-
ben oder zehn Jahren zulässt.

Die Lösung wurde über die Lohnsumme gefunden.
Das ist, wie ich finde, ein ziemlich gut nachprüfbarer
Tatbestand. Das ist überhaupt nicht bürokratisch.

Ich komme jetzt darauf zu sprechen, dass wir seit die-
sen Beratungen, insbesondere nachdem der Regierungs-
entwurf vorgelegen hat, mit Blick auf dieses Erbschaft-
steuerprivileg beim Betriebsvermögen eine Reihe
weiterer Maßnahmen vorgesehen haben, die jede Flexi-
bilität zulassen werden. Ich will an sie erinnern.

Erstens. Die Behaltensfrist, also der Zeitraum, in dem
der Erbe den Betrieb fortführen muss, wurde auf sieben
Jahre verkürzt.

Zweitens. An dem Nachfolgenden ist mir sehr gele-
gen. Denn das kam bei Ihren bisherigen Debattenbeiträ-
gen noch nicht vor und ist, wie ich glaube, in der Öffent-
lichkeit, auch bei den 160 Familienunternehmen, noch
nicht angekommen; oder Sie wollten auch nicht, dass
das ankommt.


(Joachim Poß [SPD]: Genau so ist es!)


Wir haben die sogenannte Reinvestitionsklausel so
umgestaltet, dass sie den Unternehmen ein Höchstmaß
an Flexibilität geben wird. Herr Thiele, das heißt, mit der
neuformulierten Reinvestitionsklausel werden alle Fälle
als steuerlich unschädlich behandelt, bei denen die bei
einer Veräußerung von Teilen des Betriebes oder wesent-
lichen Betriebsgrundlagen erzielten Erlöse im Betrieb
verbleiben. Dazu gehört zum Beispiel auch selbst die
Tilgung von Schulden. Das heißt, der einzige in diesem
Gesetzentwurf noch enthaltene schädliche Tatbestand
für ein solches Familienunternehmen, das die Absicht
verfolgt, umzustrukturieren, Teile des Betriebs zu veräu-
ßern und zu reinvestieren, ist die Verlagerung von Be-
triebsvermögen ins Privatvermögen.


(Joachim Poß [SPD]: Genau so ist es!)


Aber aus den Familienunternehmen bekommen wir
doch gesagt, dass das ohnehin nicht ihre Absicht sei.
Worin also besteht das Problem?


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Das Dritte, was verbessert wurde, betrifft die Lohnummenklausel. Da hätte ich Ihnen Recht gegeben: Das rfordernis, jährlich die Lohnsumme zu prüfen, hätte as Unternehmen von Jahr zu Jahr einer sehr schwierien Prüfung unterwerfen können. Anstelle des Erforderisses der jährlichen Prüfung der Lohnsumme wird nunehr nur noch die Einhaltung der Lohnsumme für den esamten Zeitraum erforderlich sein. Das heißt, das Aten ist gegeben. Je nachdem, welche Option gewählt ird, sind dies, glaube ich, nach sieben oder zehn Jahren 50 Prozent oder 1 000 Prozent. Darüber hinaus haben wir auch auf die jährliche Indeierung der Lohnsumme verzichtet. Das heißt, wenn das ohnsummenkriterium verletzt wird, also ein Unterchreiten der Lohnsumme vorliegt, dann soll nur anteilig ür das Jahr nachversteuert werden, in dem die Verletung vorgekommen ist. Das läuft unter dem schwierigen ateinischen Begriff Pro-rata-temporis-Lösung. Viertens hat jemand noch einmal ganz zutreffend daauf hingewiesen – ich glaube, das war Herr Rupprecht –, ass selbst die Verpachtung inzwischen mit Gegenstand er Verschonung sein wird. Das sind vier wichtige Veränderungen, die alle dazu eigetragen haben, dem Mittelstand entgegenzukommen nd seinen Forderungen zu entsprechen. Deshalb teile ch die Einschätzung von Herrn Ramsauer und von errn Rupprecht, dass viele Leute, die Familienunterehmen besitzen, ihre Äußerungen zu einem Zeitpunkt etan haben, bei dem ihr Kenntnisstand nicht dem entprochen hat, was in dem Gesetzentwurf steht. Irgendwann kommt man in die Verlegenheit, dass an sich fragt: Wie bekomme ich die Novelle eines olch komplexen und schwierigen Sachverhalts so hin, ass sie immer noch konzise ist? Ich stimme all denjenigen zu, die sagen: Nach Lage er Dinge werden wahrscheinlich 90 Prozent – ich weiß s nicht genau; ich glaube, Herr Pronold hat diese Zahl enannt – der Betriebe in Deutschland mit der Erbschaftteuer nie wieder etwas zu tun haben – nie wieder. Einen einzigen Hinweis von Frau Höll teile ich: chon am bisherigen Erbschaftsteuerrecht ist niemand leitegegangen. Es gibt keinen einzigen Fall. eshalb können wir die Erregungszustände vielleicht etas herunterholen: Auch am zukünftigen Erbschaftsteu rrecht wird keiner pleitegehen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Joachim Poß [SPD]: So ist es!)


ch halte das schlicht und einfach für eine Schimäre. Es
acht auch keinen Sinn, weiter an diesem sehr abstrak-

en, maßstabslosen oder maßlosen – um an den Begriff
us dem Debattenbeitrag der Bundeskanzlerin anzu-
nüpfen – Weg festzuhalten, weil wir den Menschen et-
as erzählen, was mit den realen Verhältnissen nichts zu

un hat.

Ich will auf einzelne Bestimmungen mit Blick auf die
ererbung von Privatvermögen gar nicht zu sprechen






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
kommen. Ich möchte nur noch einen Hinweis geben,
auch weil Sie in Ihrer Rede etwas kabarettistisch von
Picassos, Schmuck und dergleichen gesprochen haben.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das war Ihr Brief, nicht meiner!)


– Das ist ja in Ordnung; das war mein Bild. Gelegentlich
formuliert man etwas umgangssprachlicher, und wenn
man das tut, wird einem das auch wieder um die Ohren
gehauen. Man kann auf Dauer auch gestanzte politische
Reden halten; aber die sind dann langweiliger.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Worauf es im Kern hinausläuft – Herr Thiele, das wis-
sen Sie doch aus allen Gesprächen, die wir beide mit-
einander geführt haben; ich kann Ihren Sach- und Kennt-
nisstand doch nur respektieren –, worum es bei einer
solchen Lösung geht, ist, dass es ein Interesse des Fiskus
sein muss, dass es nicht zu Verschiebungen von Privat-
vermögen in das Betriebsvermögen kommt. Das ist
doch der Grund, warum man solche Regeln finden muss.


(Beifall bei der SPD)


Machen wir uns doch nicht naiver, als wir es sind. Es ist
mein, wie ich zugebe, umgangssprachliches Bild gewe-
sen – ich zeichne es noch weiter –, dass man einen Rie-
gel vorschieben muss, damit der Picasso, der im Schlaf-
zimmer des Unternehmers hängt, nicht plötzlich vom
Schlafzimmer in den Empfangsraum des Betriebes und
damit vom Privatvermögen in das Betriebsvermögen
verlagert wird und dann unter das Erbschaftsteuerprivi-
leg des Betriebsvermögens fällt. Das ist die dahinterste-
hende Überlegung, von mir, wie ich zugebe, etwas ver-
zeichnet und übertrieben dargestellt. Aber im materiellen
Kern wissen Sie doch, was ich meine. Darüber brauchen
wir uns doch nicht weiter auseinanderzusetzen.

Ich will die wichtigsten Einzelpunkte im Telegramm-
stil erwähnen und dabei auf einen Punkt zu sprechen
kommen, der auch Sie im Ausschuss beschäftigt hat. Zu-
nächst: Die Erbschaftsteuer hat Bestand. Dies halte ich
bei einer vollständigen Unterstützung der Argumenta-
tion für richtig, dass wir auch über Gerechtigkeit in die-
sem Land reden und darüber, dass diejenigen, die – vor
dem Hintergrund der Freibeträge, die wir festgelegt ha-
ben – erkennbar hohe Vermögen erben, mit zur Finan-
zierung öffentlicher Aufgaben beitragen sollten. Das
ist eine Begründung dafür.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die öffentliche Auseinandersetzung mit denjenigen, die
eine Abschaffung der Erbschaftsteuer zumindest insinu-
ieren, vielleicht nach wie vor wünschen, bestehe ich vor
dem Hintergrund der Verteilungsprobleme, die wir ohne-
hin in der Bundesrepublik Deutschland haben.

Im Übrigen ist es ein Irrtum, Frau Höll, zu sagen:
Steinbrück oder der Bund – um es nicht so possessiv dar-
zustellen – bekommen die Steuereinnahmen. Dies ist
eine Ländersteuer.

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(C (D (Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Das weiß ich doch!)


ch bin mir ganz sicher, dass es im Bundesrat viele Län-
er geben wird, die sich – vielleicht auch unter dem Ein-
luss der FDP – enthalten, aber nichts dringlicher wün-
chen, als dass es eine Mehrheit für diesen Gesetzentwurf
ibt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


as war bei anderen Gesetzen auch schon so.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Das ist leider wahr!)


ch bin mir sehr klar darüber, dass der Freistaat Bayern
nicht erklärtermaßen; ich freue mich, dass es bei Ba-

en-Württemberg anders ist – und insbesondere Nord-
hein-Westfalen die damit verbundenen Steuereinnah-
en dringend benötigen.

Nun bin ich Ihnen die Antwort auf die Frage nach der
öhe des künftigen Aufkommens und die Nennung der
ahlen, die es dort gibt, schuldig.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619005700

Herr Kollege, möchten Sie vorher vielleicht noch eine

wischenfrage zulassen?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1619005800

Ja, bitte.


Karl-Georg Wellmann (CDU):
Rede ID: ID1619005900

Herr Bundesminister, wie bewerten Sie das ungeheure

edränge auf der Bundesratsbank, und könnte man nicht
araus schließen, dass die Bundesländer im Grunde an
ieser Steuer ein völliges Desinteresse haben?


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1619006000

Das bewerte ich als eine ausgesprochene Schüchtern-

eit.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD, der CDU/ CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie sind der Euphemist des Jahres!)


ch bin mir aber ganz sicher, dass sich viele Vertreter der
änder entweder am Radio oder an anderen Empfangs-
eräten dieser Debatte lauschend eingeschaltet haben,


(Heiterkeit und Beifall im ganzen Hause)


eil sie wissen, dass es um ihr Geld geht.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Es geht um das Geld der Steuerzahler!)


Ich schulde Ihnen in meiner restlichen Redezeit eine
ufklärung: Wir haben dieses Steueraufkommen von
Milliarden Euro auf der Grundlage des damals gelten-

en Rechts – da Sie heute ein neues Recht beschließen
ollen, muss ich sagen: auf der Grundlage des noch gel-

enden Rechts – und der damaligen Steuerschätzung






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
berechnet. Ich sage es noch einmal: auf der Grundlage
des noch geltenden Rechts und der damaligen Steuer-
schätzung. Inzwischen gibt es eine neue Steuerschät-
zung, die von, ich glaube, jeweils 4,7 oder 4,8 Milliar-
den Euro in den nächsten Jahren ausgeht. Auf der Basis
des von Ihnen jetzt zu verabschiedenden Rechts dürfte
das Erbschaftsteueraufkommen nach Lage der Dinge bei
4,4 Milliarden Euro liegen. Mir ist sehr daran gelegen,
festzustellen, dass diese Steuermehreinnahmen nicht auf
eine in diesem Gesetz eingebaute Dynamik zurückzu-
führen sind. Das ist nicht der Fall. Da ist keine Dynamik
drin. Die Dynamik ergibt sich aus der demografischen
Entwicklung


(Zurufe von der SPD: Ja! – Es sterben mehr Menschen!)


– so leid es mir tut, und das meine ich gar nicht zynisch.
Auch bei dieser Passage meiner Rede werden die abwe-
senden Ländervertreter übrigens sehr genau hinhören.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619006100

Herr Bundesminister, es gibt noch den Wunsch nach

einer Zwischenfrage des Kollegen Beck.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1619006200

Meine restliche Redezeit beträgt jetzt minus 0,2 Se-

kunden.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es wird nicht angerechnet!)


Erlauben Sie mir, noch einmal festzuhalten:

Erstens. Die Erbschaftsteuer hat Bestand. Ich halte
Schlüsselbegriffe wie Bürokratisierung und Enteignung,
die heute hier gefallen sind, und Floskeln wie „Die Fun-
damente des Staates werden erschüttert“ für maßstabs-
los.

Zweitens. Die Bundesländer können auch künftig mit
einem jährlichen Steueraufkommen in einer Größenord-
nung von 4 Milliarden Euro rechnen, was für die Finan-
zierung ihrer Aufgaben von entscheidender Bedeutung
ist.

Drittens. In meinen Augen wird mit der neuen Erb-
schaftsteuer für mehr Gerechtigkeit zwischen den Gene-
rationen gesorgt. Für die engere Familie, also für Ehe-
und Lebenspartner mit Kindern, bringt die neue Rege-
lung im Erbfall gegenüber der bisherigen Regelung klare
Vorteile mit sich. Das gilt auch für die Betriebe.

Viertens. Ich halte diese Reform für gerecht. Kleinere
und mittlere Erbschaften im engen Familienkreis werden
steuerfrei bleiben. Für höchste Vermögen und für die
Übertragung von Vermögen außerhalb des engen fami-
liären Umfeldes haben wir die Steuerlast erhöht, auch
zur Gegenfinanzierung der Privilegierung bei den Be-
triebsübergängen. Dies ist eine richtige Maßnahme ge-
wesen.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619006300

Herr Minister, Sie müssen jetzt zum Ende kommen.

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(C (D Ja. – Die neuen Regelungen werden sich, wie ich laube, bewähren. Ich bin mir ganz sicher: Wenn wir in wei Jahren eine Art Überprüfung des Erbschaftsteuerechts vornehmen, werden wir feststellen, dass weite Eleente des Erbschaftsteuerrechts nicht dem entsprechen, as uns im Augenblick von manchen kritischen und uch interessengeleiteten Stimmen – ich gebe zu, dass as legitim ist – entgegengehalten wird. Diejenigen, die olche Listen unterschreiben, werden die Erfahrung mahen, dass die Erbschaftsteuer keinen Nachteil für ihren etriebsübergang bedeutet. Herzlichen Dank fürs Zuhören. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1619006400

(Dr. Peter Struck [SPD]: So ist es!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619006500

Der Kollege Hermann Otto Solms hat das Wort für

ie FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619006600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Herr Bundesminister Steinbrück, in Ihrer Rede
aben Sie das falsche Denken, das hinter diesem Gesetz-
ntwurf steht, mustergültig zum Ausdruck gebracht,


(Beifall bei der FDP)


ndem Sie immer wieder davon gesprochen haben, dass
s nicht das Geld des Bundes, sondern das Geld der Län-
er ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ein, meine Damen und Herren, liebe Freunde, es ist das
eld der Steuerzahler, über das wir hier reden. Um deren

nteressen haben wir uns zu kümmern und nicht nur um
hre fiskalen Interessen.

Herr Raumsauer, ich verstehe, dass Sie nervös sind,
eil Sie nun ein Gesetz vertreten müssen, das im Wider-

pruch zu den Forderungen Ihrer Partei und Ihres Lan-
esverbandes steht. Das gibt Ihnen aber nicht das Recht,
ier, eingebettet in eine Zwischenfrage, falsche Tatsa-
hen zu berichten. Der Beschluss der Koalition wurde
m 6. November gefasst. Am 7. November hat Herr
teinbrück den bekannten Brief geschrieben, der sofort
eröffentlicht wurde, und erst am 8. November haben
ie Familienunternehmen einen Brief geschrieben und
ich über das beklagt, was Sie vorhaben.


(Beifall bei der FDP – Dr. Peter Ramsauer [CDU/ CSU]: Gefragt wurden sie aber vorher!)


ie kannten die Inhalte natürlich ganz genau.

Wenn man es so macht wie Herr Steinbrück und nur
ie positiven Elemente darstellt und das Negative ver-
achlässigt, ergibt sich so ein Bild. Ich kann aber auch
ie negativen Elemente darstellen: Gerade jetzt, wo wir
m Beginn einer Rezession stehen, Herr Steinbrück,






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms
rechnen die Firmen natürlich mit enormen Auftragsein-
brüchen und damit, dass sie Personalmaßnahmen ergrei-
fen müssen. Sie können gar nicht davon ausgehen, dass
sie die Lohnsumme oder das Verwaltungsvermögen auf
der Höhe halten können, wie Sie die Grenzen gesetzt ha-
ben.


(Beifall bei der FDP)


Dann wird die Erbschaftsteuer in voller Höhe sofort fäl-
lig, und zwar viel höher als heute, weil die Bewertung
gestiegen ist.


(Beifall bei der FDP)


Das kann für viele Unternehmen das Ende der Existenz
bedeuten.


(Florian Pronold [SPD]: Lügen werden auch nicht besser, wenn man sie wiederholt!)


Die Aussage des Präsidenten des DIHK, dass dieses
Gesetz eine Kriegserklärung an den Mittelstand ist,
bestätige ich. In diesen negativen Fällen ist es eine
Kriegserklärung an den Mittelstand. Diese Unternehmen
scheiden dann aus. Wir als FDP wollen uns als Verteidi-
ger des Mittelstandes einbringen. Wir werden im Bun-
desrat und nach der Bundestagswahl dafür sorgen, dass
dieses Gesetz korrigiert wird. So kann es nicht bleiben.


(Beifall bei der FDP)


Das Gesetz ist misslungen. Es ist bürokratisch. Sie
haben ja nun die Ausführungen des Ministers hören
müssen; da haben Sie gemerkt, wie kompliziert es wird.
Es ist familienfeindlich,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)


und es ist, wenn Sie den Urteilen des ehemaligen Verfas-
sungsrichters Kirchhof und des Professors Lange folgen,
wahrscheinlich auch verfassungswidrig.

Das Schlimmste daran ist das Familienbild, das da-
hinter steht. Ich bin entsetzt über das Verhalten der SPD
und insbesondere das Verhalten der Unionsparteien. Ich
hatte das Glück, in einer Familie mit sieben Geschwis-
tern aufzuwachsen. Für mich sind Geschwister natürlich
Teil der Familie.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Geschwisterkinder sind auch Teil der Familie. Die
behandeln Sie jetzt bei der Erbschaftsteuer wie Fami-
lienfremde. Was für ein Familienbild steht denn dahin-
ter? Das kann sich doch nur jemand ausgesonnen haben,
der als verwöhntes Einzelkind aufgewachsen ist,


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


der nicht weiß, was Familie bedeutet. Die engsten Fami-
lienmitglieder werden nun mit 30 Prozent Eingangssteu-
ersatz wie alle Fremden besteuert. Das ist völlig unak-
zeptabel. Dagegen werden wir Widerstand leisten, so
lange und so gut wir können. Das muss ausgeräumt wer-
den.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Ich persönlich würde mich als Vertreter der Unionsarteien schämen und diesen Saal verlassen, wenn ich inem solchen Gesetzentwurf zustimmen sollte. Die Art nd Weise, Herr Bernhardt, wie Sie gestern mit uns im inanzausschuss umgesprungen sind, kann ich nicht akeptieren. Unser Vorschlag zur Übertragung der Geetzgebungskompetenz auf die Länder – das wäre ichtig, weil es eine Landessteuer ist – ist abgemeiert, nterdrückt worden und kann heute nicht zur Abstimung gestellt werden, damit ihm nicht zu viele Mitglie er der CDU/CSU-Fraktion zustimmen. Diese „Gefahr“ estand, weil auch die CSU die Regionalisierung der rbschaftsteuer gefordert hat. ch weiß nicht, Herr Ramsauer, wie Sie Ihre Truppe hier etzt vertreten wollen. Wenn Sie ehrlich wären, würden ie den Saal verlassen. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619006700

Zu einer Kurzintervention erteile ich jetzt das Wort

em Kollegen Ramsauer.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Wieder einmal? Nun ist aber gut! – Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Keine Redezeit bekommen?)



Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1619006800

Hochverehrter Herr Kollege Solms,


(Dirk Niebel [FDP]: Jetzt schämt er sich!)


ie wissen, dass wir uns in all diesen Fragen nicht son-
erlich fern, sondern sehr nahe sind


(Dr. Peter Struck [SPD]: Das ist nicht so gut!)


nd dass wir uns gegenseitig sehr respektieren.


(Thomas Oppermann [SPD]: Das hörte sich eben anders an!)


ber erstens möchte ich noch einmal bezüglich des Ab-
aufs klarstellen, dass bei der Baden-Badener Erklärung
ie Namen – ich kenne viele der Betreffenden persönlich
zur Mitunterzeichnung, zur Verwendungsfähigkeit ab-
efragt worden sind, bevor die Beschlüsse des Koali-
ionsausschusses bekannt geworden sind.


(Dirk Niebel [FDP]: Wir sind total begeistert!)


Zum Zweiten möchte ich bestätigen, dass auch wir
it anderen Mehrheiten in diesem Parlament oder viel-

eicht mit Geläuterten, die bisher andere Ansichten ha-
en, Korrekturen herbeiführen wollen. Ich selbst bin
ittelständler. Man kann bestimmt noch einiges besser
achen. Ich bin auch eiserner Anhänger einer Regiona-

isierung – das ist vollkommen klar –, aber die Sozialde-
okraten verweigern sich.


(Joachim Poß [SPD]: Na klar!)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Ramsauer
Jedes Land könnte viel für sich tun und sich auch hier ei-
nem echten Steuerwettbewerb der Länder stellen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was die Geschwister anbelangt, muss man festhalten,
dass sie schon nach dem bisherigen Erbschaftsteuer-
recht, über das sich niemand beklagt hat, in Steuer-
klasse II sind; auch das kann man natürlich beklagen. Ich
sage allen Geschwistern, die zu Recht anprangern, dass
sie nach dem neuen Recht wie Fremde behandelt wer-
den: Sie können sich alle bei der SPD bedanken; auch
das sei klargestellt.


(Lachen bei der FDP – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sie stimmen doch zu! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wie bitte? Sie heben doch auch die Hand dafür! – Joachim Poß [SPD]: Das ist eine Lüge! – Florian Pronold [SPD]: Das ist unwahr! – Zuruf von der LINKEN: Schmierentheater!)


Herr Solms, weil Sie gerade auf die Familienunter-
nehmer abgehoben haben, sage ich Ihnen: Wir haben
von der mittelständischen Wirtschaft eine Welle der Zu-
stimmung erfahren. Ich möchte die paar Minuten, die
mir zur Verfügung stehen, nutzen, ein paar Kommentare
zur geplanten Erbschaftsteuerreform zu verlesen.


(Zurufe von der SPD: Oh nein! – Bitte nicht!)


Der Verband der Familienunternehmer schrieb:

Der Kompromiss ist eine deutliche Verbesserung
gegenüber der ganz großen Keule des Regierungs-
entwurfs …

Der ZDH, der Zentralverband des Deutschen Hand-
werks, schrieb:

Das Handwerk begrüßt die Einigung der Großen
Koalition auf die geplante Reform des Erbschaft-
steuerrechts. Sie schafft nach langen und intensiven
Beratungen endlich Rechts- und Planungssicherheit
für die Betriebsübergabe.

Jürgen Thumann, der Präsident des Bundesverbandes
der Deutschen Industrie, schrieb:


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619006900

Herr Kollege Ramsauer.


Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1619007000

Der Kompromiss bei der Reform der Erbschaft-
steuer ist ein großer Schritt in die richtige Richtung.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619007100

Herr Kollege Ramsauer, die gewöhnliche Dauer einer

Kurzintervention ist drei Minuten. Ihre dauert nun schon
dreieinhalb Minuten.


Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1619007200

Zweidreiviertel Minuten.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Die Beratungskanzlei Ernst & Young, die viele Famiienunternehmen berät, empfiehlt, das neue Recht anzuenden – Zitat –: Eigentlich kann man sich nach den letzten Änderungen nicht mehr beschweren. Herr Solms. Herr Kollege Ramsauer, Sie haben behauptet, dass die amilienunternehmen in ihrem Brief Argumente angeührt haben, die sie in Wirklichkeit nicht richtig beweren konnten, weil sie den Inhalt dieses Gesetzentwurfes och nicht im Detail kennen konnten. Im Gegensatz azu behaupte ich, dass die Mehrheit der Mitglieder diees Hauses den Inhalt des Gesetzentwurfs nicht genau ennt. (Beifall bei der FDP – Zurufe von der CDU/ CSU: Wie bitte? – Was soll das denn heißen? – Unverschämtheit!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619007300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619007400

Gestern habe ich im Finanzausschuss feststellen müs-
en, dass manche seiner Mitglieder, die auf diesem Ge-
iet ja Experten sind, bestimmte Varianten des Gesetz-
ntwurfs nicht kennen; das gilt insbesondere für einige
itglieder aufseiten der CDU/CSU-Fraktion. Als in der

itzung Unruhe aufkam und sie nicht mehr bereit waren,
iesen Unsinn zu unterzeichnen, hat der Kollege
ernhardt erklärt: Wie auch immer das zu bewerten ist,
ir werden auf jeden Fall zustimmen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Unglaublich!)


r wollte seinen Kollegen sozusagen das Wort verbieten.
as sind undemokratische Vorkommnisse,


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ie die Unsicherheit verdeutlichen, mit der Sie diese
ntscheidung treffen. Das ist eine Frage der Ehrlichkeit.
ie können die Verantwortung dafür nicht auf die SPD
chieben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


ie müssen zustimmen, ablehnen oder sich enthalten.
enn Sie Ihrer Überzeugung und der Meinung Ihrer

artei folgen würden, dann würden Sie diesen Gesetz-
ntwurf ablehnen.


(Beifall bei der FDP)


ie stimmen ihm nur aufgrund von Koalitionszwängen
u. Sie haben Angst, dass diese ohnehin zerrüttete Koali-
ion sonst sofort zusammenbrechen würde. Das wäre al-
erdings ein Gottesgeschenk.

Danke.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619007500

Zu den Ausführungen von Herrn Solms gibt es eine

weitere angemeldete Kurzintervention, und zwar von
Herrn Pronold, die ich angesichts der Lebendigkeit der
Debatte gerne zulasse.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Auf wen bezieht die sich?)


– Sie bezieht sich auf Herrn Solms.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Aha! Interessant!)



Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1619007600

Meine Kurzintervention bezieht sich auf Herrn

Solms. Da ich nach der Geschäftsordnung nicht auf die
Äußerungen des Kollegen Ramsauer reagieren darf,
werde ich auf die Bemerkungen des Kollegen Solms zu
den Geschwistern reagieren


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist doch ein Trick!)


und ihn darüber aufklären, wie es zu diesem Ergebnis
gekommen ist.


(Birgit Homburger [FDP]: Das Ergebnis ist schlecht! Wie es dazu gekommen ist, ist eigentlich wurscht!)


Es war so, dass wir, die SPD, sehr wohl verschiedene
Modelle erarbeitet und im Rahmen der Koalition vorge-
schlagen haben, wie man die Steuerklasse II gegenüber
der Steuerklasse III hätte besserstellen können. Die
Wahrheit ist, dass sich die CSU im Koalitionsausschuss
für die Interessen der Villenbesitzer am Starnberger See
eingesetzt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP], zur CDU/CSU gewandt: Bravo! Das habt ihr toll gemacht!)


Deswegen war für die Besserstellung der Steuerklasse II
gegenüber der Steuerklasse III kein Geld mehr übrig.
Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Zur Wahrheit gehört auch, dass ich, als wir in der letz-
ten Woche zusammengesessen haben, vorgeschlagen
habe, die Steuerklasse II dadurch besserzustellen, dass
wir den Betrag in allen Steuerklassen ab 4 Millionen
Euro und nicht erst ab 6 Millionen Euro erhöhen. Dann
hätten wir das locker finanzieren können. Das wurde von
der CDU/CSU abgelehnt. Wir hätten auch zugestimmt,
die Bürger, die in der Steuerklasse III sind, mehr heran-
zuziehen, aber nur dann, wenn die Lebenspartner endlich
in die Steuerklasse I gekommen wären. Auch das wurde
von der CDU/CSU abgelehnt, sodass das, was Sie bekla-
gen und was der Herr Ramsauer uns zuschieben will,
jetzt wirklich bei ihm liegt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Na ja, dann haben wir ja einen Kronzeugen!)


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(C (D Der Kollege Otto Bernhardt hat jetzt das Wort für die DU/CSU-Fraktion. (Dr. Hermann Otto Solms [FDP]: Nein, nein! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Halt!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619007700

Entschuldigung. – Bitte, Herr Solms.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619007800

Frau Präsidentin, ich denke, ich habe das Recht, auch

uf diese Kurzintervention zu antworten.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619007900

Das sollen Sie gerne tun.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619008000

Ich möchte zweierlei dazu sagen:

Erstens. Durch diese Parlamentsdebatte wird besser
ezeigt, als man sich das überhaupt vorstellen kann oder
ls man das in einem Theater darstellen könnte, wie in-
erhalb der Großen Koalition Gesetzentwürfe entstehen.
ch glaube, das wird in vielen Politikseminaren als Bei-
piel angesprochen werden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619008100

Herr Solms, einen kleinen Augenblick. Man versteht

ie nicht.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Doch, doch, wir verstehen ihn sehr gut, und Deutschland versteht ihn auch!)


Sie verstehen Herrn Solms also. Das ist gut.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619008200

Frau Präsidentin, ich wäre dankbar, wenn Sie die Zeit

ür Ihre Einwendung nicht auf meine Redezeit anrech-
en würden.

Ich sage noch einmal: Diese Parlamentssitzung wird
n viele Politikseminare einbezogen werden, damit die
tudenten lernen können, wie die Gesetzgebung tatsäch-

ich vonstattengeht. Das ist ja ein Grauen.

Zweitens. Genauso wie von der Union bin ich auch
on der SPD hinsichtlich ihres Familienbildes ent-
äuscht. Die SPD hat sich in den letzten Jahrzehnten im-

er als familienfreundliche Partei gezeigt,


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Auch weiterhin!)


nd sie hat dafür gekämpft. Dass sie jetzt dazu beiträgt,
ass die engere Familie – jetzt ist ja das neue Modewort
Kernfamilie“ aufgetaucht; dabei werden eben alle ande-
en ausgeschlossen – nicht mehr wie eine Familie behan-
elt wird und dass Geschwister und Geschwisterkinder
ie Fremde mit dem Eingangssteuersatz von 30 Prozent

uf das Vermögen besteuert werden, ist eine Blamage für
ie Große Koalition. Das will ich hier festhalten.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Peter Rauen [CDU/CSU])







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms
Sie müssen Ihr Familienbild in der Öffentlichkeit neu
darstellen, sonst ist all das, was Sie bis jetzt gemacht ha-
ben, verlogen.


(Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619008300

Jetzt der Kollege Otto Bernhardt für die CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1619008400

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir wollen heute das zweite große Steuer-
reformvorhaben der Großen Koalition verabschieden,
nämlich die Erbschaftsteuerreform, nachdem wir im
letzten Jahr eine vernünftige Unternehmensteuerreform
gestaltet haben, die am 1. Januar dieses Jahres in Kraft
getreten ist. Das ist zunächst einmal der Auftrag, vor
dem wir stehen.

Ich korrigiere den von mir sehr geschätzten Finanz-
minister nur ungern: Nicht durch das Bundesverfas-
sungsgericht, sondern durch den Koalitionsvertrag von
2005 wurde der erste Anstoß für diesen Gesetzentwurf
gegeben,


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Jawohl!)


in dem wir gesagt haben, dass wir den Übergang eines
Unternehmens auf die nächste Generation steuerlich
günstiger gestalten wollen, um Arbeitsplätze zu sichern.
Das war der Ausgangspunkt unserer Überlegungen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das Bundesverfassungsgericht hat dann gesagt, das
jetzige Gesetz sei verfassungswidrig, weil unterschiedli-
che Vermögensteile unterschiedlich bewertet würden.
Ich bin kein Jurist, aber es ist natürlich einleuchtend,
dass es mit dem Grundsatz der Gleichbehandlung nicht
übereinstimmt, wenn man Geldvermögen mit 100 Pro-
zent, Immobilien mit 60 Prozent, Betriebsvermögen mit
35 Prozent und Betriebe der Land- und Forstwirtschaft
mit 10 Prozent bewertet.

Jetzt hat das Gericht die für uns alle sicher unange-
nehme, aber wahrscheinlich richtige Entscheidung ge-
troffen, dass das gesamte Vermögen zunächst einmal mit
dem gemeinen Wert in die Bemessungsgrundlage aufge-
nommen werden muss. Wenn tolle Juristen vom gemei-
nen Wert sprechen, hat jeder den Eindruck, man könne
ihn leicht ermitteln. Das kann man aber nicht. Der ge-
meine Wert ist nämlich der, den ein Vermögensgegen-
stand hat, wenn er an dem Tag, an dem der Erbfall oder
der Schenkungsfall eintritt, verkauft wird. Da das aber
nur sehr selten der Fall ist, muss man sich diesem Wert
annähern. Das führt zu Bürokratie, meine Damen und
Herren von der FDP. Es gibt keine andere Möglichkeit,
als hierfür Annäherungskriterien zu schaffen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619008500

Herr Bernhardt, der Kollege Beck möchte Ihnen eine

Zwischenfrage stellen.

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(C (D Gerne. Herrn Bernhardt, ich hätte die Frage vorhin gerne chon dem Finanzminister gestellt; er hat sie jedoch icht zugelassen. Ausgangspunkt dieser Reform ist – das st klar – das Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Das at uns aufgegeben, unterschiedliche Vermögensarten ei der Besteuerung gleich zu behandeln. Nun habe ich den Eindruck, dass sich die Koalition urch die Starnberger-Villen-Regelung ein neues verfasungsrechtliches Problem genau dieser Art in das Gesetz eholt hat. Sie besteuern nämlich jetzt bei der Weiterverrbung Immobilienvermögen wieder anders als Geldermögen. Nehmen wir die beiden folgenden Beispiele: Es gibt einen Erbfall innerhalb einer Ehe. Da werden in Haus im Wert von 500 000 Euro und Geldvermögen n Höhe von 500 000 Euro vererbt. n das Haus regnet es hinein. Das Dach muss dringend epariert werden. Das Geld, das vererbt wird, wird drinend zum Erhalt der Immobilie, die später selbst genutzt erden soll, benötigt und verwendet. Im zweiten Fall wird ein gut instandgehaltenes Haus m Wert von 1 Million Euro vererbt. Dies ist völlig steurfrei, wenn man weiterhin in dem Haus wohnt. (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Was soll das? Das ist doch keine Frage!)

Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1619008600
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619008700

(Zuruf von der CDU/CSU: Frage!)


Wie wollen Sie das im Hinblick auf den Grundsatz
er Gleichheit der Besteuerung – Art. 3 Grundgesetz –
echtfertigen? Haben Sie durch die Starnberger-Villen-
egelung nicht die Fälle für die nächsten Verfassungsbe-

chwerden in das Gesetz hineingeschmuggelt?


Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1619008800

Nein, Herr Kollege. Die Sache ist eindeutig, auch un-

er rechtlichen Gesichtspunkten. Sie sind nicht Mitglied
es Finanzausschusses.


(Jörg van Essen [FDP]: Er ist ja auch kein Jurist!)


ir haben dort natürlich ausführlich über die Dinge dis-
utiert. Um es ganz klar zu sagen: Wenn man Aktien im
ert von 1 Million erbt, dann muss man sie zwar höher

ersteuern, aber man kann sie morgen frei verkaufen.
ür das Familienhaus gilt das Privileg nur, wenn man
ehn Jahre darin wohnt. Die beiden Dinge können Sie
och nun wirklich nicht miteinander vergleichen. Verfas-
ungsrechtlich habe ich an diesem Punkt keinerlei Be-
enken.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg van Essen [FDP]: Der Kollege ist eben kein Jurist!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619008900

Es gibt noch eine Zwischenfrage des Kollegen

iebel.






(A) )



(B) )


Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1619009000

Aber gerne.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1619009100

Vielen Dank, Herr Kollege. Sie haben in Ihrer Ant-

wort gerade einen Aspekt angesprochen, der bisher noch
nicht thematisiert worden ist, nämlich dass man im ge-
erbten Haus zehn Jahre lang wohnen bleiben muss, um
Erbschaftsteuerfreiheit zu erlangen. Stimmen Sie mir zu,
dass dies in einer immer mobiler werdenden Gesell-
schaft zumindest der Aufruf zu Melderechtsverletzungen
sein dürfte und dass gerade bei älteren Menschen, die
von der Regelung betroffen sind, das Ausziehen aus dem
eigenen Haus im Falle der Pflegenotwendigkeit immer
auch dazu führt, dass die Erbschaftsteuer fällig wird,
weil man das Haus verkaufen muss, um sich in ein Pfle-
geheim einkaufen zu können?


(Beifall bei der FDP)



Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1619009200

Es ist schade, dass Kollegen zum Teil über das Gesetz

nicht informiert sind. Der Kollege Solms hat es uns vor-
geworfen. Er sollte sich an seine eigenen Kollegen wen-
den.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Natürlich haben wir von der Großen Koalition eine
Härtefallregelung eingeführt, die den Fall berücksich-
tigt, dass jemand ins Pflegeheim muss.


(Zuruf von der FDP: Welche Pflegestufe?)


Sie glauben doch nicht, dass die CSU diesen Vorschlag
ohne eine solche besondere Regelung in die Verhandlun-
gen eingebracht hätte.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Abg. Dirk Niebel [FDP] meldet sich zu einer weiteren Zwischenfrage)


– Ich glaube, wir brauchen die Diskussion jetzt nicht
fortzusetzen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619009300

Herr Niebel, Herr Bernhardt möchte eine weitere

Zwischenfrage nicht zulassen. Bitte schön, Herr
Bernhardt.


Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1619009400

Ich möchte im Interesse der Beschleunigung der De-

batte jetzt mit meiner Rede fortfahren. Ich glaube, es
geht zum Teil um Dinge, die wir im Ausschuss diskutie-
ren können. Wir sollten das Plenum hiermit nicht unnö-
tig strapazieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Hermann Otto Solms [FDP]: Wir strapazieren uns gern!)


Ich sage zunächst einmal: Der Gesetzentwurf, den wir
im Februar dieses Jahres in erster Lesung beraten haben,
war in der CDU/CSU-Fraktion nicht mehrheitsfähig.

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(C (D as haben wir schon in der ersten Lesung zum Ausdruck ebracht. Wir haben deshalb so lange beraten müssen, weil es wischen den Fraktionen – das kann man in aller Offeneit bekennen – und auch innerhalb der Fraktionen sehr nterschiedliche Auffassungen gab. Es gab eine Reihe on Sozialdemokraten – ich kritisiere das nicht, sondern telle es fest –, die das Erbschaftsteueraufkommen durch as Gesetz deutlich erhöhen wollten. Von 10 Milliarden uro war auf Ihrem Parteitag die Rede. Es gab und gibt ndere bei uns, die die Erbschaftsteuer mit Hinweis auf sterreich, Schweden und andere ersatzlos streichen ollten. Die FDP klatscht jetzt wieder an der völlig falschen telle; denn sie will die Erbschaftsteuer nicht abschafen. Sie hat einen Parteitagsbeschluss gefasst, die Erbchaftsteuer den Ländern zu übertragen. Die FDP reist war durch Deutschland und kündigt dem Mittelstand n, dass sie die Erbschaftsteuer abschaffen will, aber in irklichkeit haben Sie einen Parteitagsbeschluss ge asst, diese Steuer den Ländern zu übertragen. (Joachim Poß [SPD]: Die kennen ihre eigene Beschlusslage nicht!)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Solche Auffassungen gibt es auch bei uns; aber sie
aren schon in den Ländern nicht mehrheitsfähig. Wir
üssen uns gar nicht damit beschäftigen. Die Länder
ollten das nicht. Am Anfang wollte das übrigens auch
ayern nicht. Inzwischen gibt es vielleicht zwei oder
rei Länder, die dafür sind. Ich stelle aber einmal die kri-
ische Frage, ob es in einer Zeit, in der wir europäisches
echt vereinheitlichen wollen, sinnvoll wäre, 16 unter-

chiedliche Erbschaftsteuerrechte in Deutschland zu
chaffen, wo viele Firmen in mehreren Bundesländern
ätig sind. Ich glaube, das wäre kein Beitrag zur Entbüro-
ratisierung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Dann hat sich der Bundesrat damit beschäftigt. Wir be-
aten das Thema für den heute nicht anwesenden Bundes-
at. Aber Sie haben recht, Herr Minister: Die Vertreter des
undesrates sitzen sicherlich alle zu Hause und freuen

ich, dass wir die harte Arbeit machen und sie anschlie-
end 4 Milliarden Euro bekommen. Bei dieser Gelegen-
eit weise ich darauf hin, dass auch andere aufmerksam
ie Debatte verfolgen. Das sind die qualifizierten Mitar-
eiter des Ministeriums, die zum Teil rund um die Uhr ge-
rbeitet haben. Mein Kompliment! Auch ihnen sollte man
anke schön sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Der Bundesrat hatte 35 Änderungswünsche. Dann
olgte ein Anhörungsverfahren, in dem viele Dutzend
nderungswünsche geäußert wurden. Daraufhin haben

ich die Berichterstatter – Herr Pronold und ich – zusam-
engesetzt, und wir haben beraten, welche dieser Ände-

ungswünsche wir gemeinsam umsetzen können. Ange-
ichts der Tatsache, dass wir uns in diesen Gesprächen
uf 40 Änderungen geeinigt haben, kann man nicht sa-
en, dass sich die SPD nicht bewegt hat; denn fast alle






(A) )



(B) )


Otto Bernhardt
dieser Änderungswünsche kamen von unserer Seite. In-
sofern sage ich herzlichen Dank. Wir hätten die Ände-
rungen nicht ohne den Koalitionspartner geschafft.

All die kritischen Punkte – von der Fortführung des
Betriebs über 15 Jahre bis zur Bürokratisierung durch
die Dynamisierung und zur Doppelbelastung – haben
wir geklärt. Auch der geforderte branchenabhängige Ka-
pitalisierungssatz wurde von uns aufgenommen.

Wir haben fast alle der 35 Anregungen des Bundesra-
tes berücksichtigt. Dennoch gibt es in meiner Fraktion un-
terschiedliche Auffassungen. Die Mehrzahl wird zwar zu-
stimmen – einige wenige wahrscheinlich nicht –, aber es
gibt zwei Kritikpunkte von unserer Seite. Darauf will ich
schon deshalb eingehen, weil der Kollege Solms eine Fa-
miliendebatte geführt hat, die – vorsichtig ausgedrückt –
unredlich war.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ein Kritikpunkt ist der berechtigte Hinweis vieler
– übrigens in allen Fraktionen –, dass das Ganze ein
bisschen bürokratischer geworden ist. Aber das liegt im
Verfassungsgerichtsurteil begründet. Es ist zwar leichter,
wie bisher Bilanzwerte zugrunde zu legen – man braucht
nur die Bilanz einzusehen –, aber das Verfahren ist unge-
recht. Wir müssen uns dem gemeinen Wert nähern. Das
ist mit mehr Bürokratie verbunden. Das ist aber nicht
unsere Schuld, sondern ergibt sich aus dem Verfassungs-
gerichtsurteil und dem Gerechtigkeitsgebot.

Der zweite Kritikpunkt, der in der Tat zu lebhaften
Diskussionen geführt hat, betrifft die Frage, warum es
keine unterschiedlichen Steuersätze und Freibeträge in
den Steuerklassen II und III gibt. Aber hier machen es
sich wieder einige zu leicht oder gehen davon aus, dass
die Mehrheit es nicht besser weiß. Geschwister, nicht
nur Neffen – die sogenannten weitläufigen Verwandten –
gehören auch heute im Erbschaftsteuerrecht nicht zur
Kernfamilie. Zur Kernfamilie gehören Ehepartner, Kin-
der und Enkelkinder. Hieran ändern wir nichts, Herr
Solms. Unser Familienbild ist nicht erschüttert. Es bleibt
so, wie es heute ist, um das ganz klar zu sagen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Heute gilt für Geschwister, Nichten und Neffen ein Frei-
betrag in Höhe von nur 10 300 Euro. Diesen verdoppeln
wir nun. Ein Stück weit sorgen wir also für Verbesse-
rung. Ich stimme Ihnen sicherlich zu: Das ist zu wenig.
Das rechtfertigt aber nicht Ihre These, dass wir unser Fa-
milienbild aufgeben. Nein, das tun wir mit Sicherheit
nicht. Im Gegenteil: Gerade die Kernfamilie schützen
wir mit diesem Gesetz. Das sieht man insbesondere an
den Regelungen zur privat genutzten Wohnimmobilie.

Unfair ist aber auch, zu sagen – ich kritisiere nicht
gern eigene Leute; aber ich war bei allen Verhandlungen
dabei –: Letztlich ist eine Differenzierung der Steuerklas-
sen II und III an den Sozialdemokraten gescheitert. – Uns
lagen Modelle vor, wonach 100 Millionen Euro von der
Steuerklasse II in die Steuerklasse III verschoben worden
wären. Aber das haben die Sozialdemokraten mit Aufla-
gen verbunden, die wir nicht übernehmen konnten. Herr
Kollege Pronold, Sie haben gesagt: Ich kann den Schritt

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(C (D itgehen, wenn ihr die eingetragenen Lebensgemeinchaften nicht nur beim Freibetrag, sondern auch in der teuerklasse gleich behandelt. – Dies war aber in meiner raktion nicht mehrheitsfähig. Das ist also gescheitert, eil es hier grundlegende Unterschiede gibt. Aber ich age sehr deutlich: Dies wird einer der ersten Punkte ein, der bei einer eventuellen Novellierung ganz oben uf unserer Tagesordnung steht. Ich sage noch etwas zum Steueraufkommen. Wenn ir nichts im Erbschaftsteuerrecht änderten, dann bekäen wir in den nächsten Jahren mehr Geld; Sie müssen ich nur die mittelfristige Finanzplanung anschauen. Das st völlig klar: Wir haben in Deutschland – Gott sei ank – seit über 60 Jahren Frieden. Das bedeutet, dass ermögen entstanden sind, die vererbt werden können. as heißt, das Erbschaftsteueraufkommen steigt autoatisch, selbst wenn wir keine Steuererhöhungen vor ehmen. Es steigt nach neuem Recht genauso wie nach ltem; denn wir haben uns auf Aufkommensneutralität eeinigt. Ich will deutlich sagen, wer die Gewinner und die erlierer dieser Erbschaftsteuerreform sind. Die Gewiner sind die Firmen, auch wenn diese uns das zurzeit um großen Teil nicht danken. Aber das Handwerk und ie Landwirtschaft haben sich schon bedankt; andere erden sicherlich folgen. Wir erleichtern den Übergang er Betriebe auf die nächste Generation und sichern Areitsplätze. Das ist der erste Punkt. Der zweite Punkt ist: Die engere Familie wird trotz öherer Bewertungen im Durchschnitt nicht schlechter ehandelt als heute. Die engere Familie, Ehepartner, inder und Enkelkinder, zahlt im Durchschnitt nicht ehr. a wir uns aber auf Aufkommensneutralität geeinigt haen – und die Firmen etwas weniger belastet werden; bei er engeren Familie wird es plus/minus null sein –, beeutet das nach Adam Riese dass wir bei den weitläufien Verwandten und den Nichtverwandten gewisse Steurerhöhungen vornehmen; das ist Fakt. Lassen Sie mich ein paar Zahlen nennen, damit die iskussion versachlicht wird. Über 90 Prozent aller eutschen zahlen heute bei Schenkungen und Erbschaf en keine Steuern. Das wird auch in Zukunft so bleiben. as Problem ist aber: 7 Prozent zahlen tatsächlich Steu rn. 70 Prozent hoffen, irgendwann etwas zu erben, und efürchten, dann Steuern zahlen zu müssen. Deshalb ineressieren sich schrecklich viele, die überhaupt nicht etroffen sind, für dieses Thema. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Florian Pronold [SPD]: Deutlich weniger!)


5 Prozent aller Firmen werden beim Übergang auf die
ächste Generation überhaupt keine Steuern mehr zah-
en. Handwerksbetriebe und landwirtschaftliche Be-
riebe fallen zu über 90 Prozent heraus.

Bei der nächsten Zahl habe ich den Eindruck, dass sie
u Verwirrung führt: Ein anerkannter Steuerwissen-
chaftler kommt in einer Untersuchung zu dem Ergebnis,
ass neun von zehn Firmen, die heute Erbschaftsteuer






(A) )



(B) )


Otto Bernhardt
zahlen müssten, durch das neue Recht bessergestellt wer-
den. Aber diese Firmen kommen nicht zu mir und sagen
Danke. Die 10 Prozent, die mehr zahlen müssen, kenne
ich inzwischen alle, glaube ich. In der Tat handelt es sich
dabei um ganz große Familienunternehmen. Diesen ha-
ben wir aber nun mit der totalen Steuerfreiheit eine Tür
geöffnet. Natürlich stellen die 10 Prozent Verwaltungs-
vermögen eine Grenze dar. Aber diese Firmen sind sehr
innovativ. Sie ahnen nicht, wie schnell sie ihre Beteili-
gungen und Verwaltungsvermögen in andere Gesell-
schaften überführen und die Möglichkeit der Steuerfrei-
heit nutzen. Auch hier sind Sorgen nicht angebracht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Lassen Sie mich abschließend feststellen: Der vorlie-
gende Gesetzentwurf ist ein fairer Kompromiss innerhalb
der Großen Koalition. Alle Betroffenen haben hier kon-
struktiv mitgearbeitet. Dafür möchte ich mich bedanken.
Ich kann heute nur empfehlen, diesem Gesetzentwurf zu-
zustimmen. Angesichts der politischen Rahmenbedin-
gungen ist er das Beste, was möglich und mehrheitsfähig
ist.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619009500

Das Wort zu einer Kurzintervention gebe ich dem

Kollegen Dirk Niebel.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1619009600

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Die Frage, ob man

erbschaftsteuerfrei ein Haus weiter nutzen kann, ist mit
einer Zehnjahresfrist verbunden. Das regelt in dem vor-
liegenden Gesetzentwurf § 13 Abs. 1 Nr. 4 b. Aus der
zugehörigen Begründung lässt sich erkennen, dass die
Erbschaftsteuerfreiheit nur dann weiter gewährt wird,
wenn einem die selbstständige Führung eines Haushalts
unmöglich ist, zum Beispiel bei Tod oder Pflegebedürf-
tigkeit.

Wer sich im Sozialrecht ein bisschen auskennt, weiß,
dass die Pflegebedürftigkeit in unterschiedlichen Stufen
angelegt ist und in den Pflegestufen I und II die selbst-
ständige Führung eines Haushaltes in aller Regel noch
möglich ist. Allein die Summe, die einem als Pflegegeld
alternativ zur Verfügung gestellt wird, würde es gar nicht
möglich machen, sich in ein Pflegeheim einzukaufen.
Aus diesem Grund ist der vorliegende Gesetzentwurf
nicht nur familienfeindlich und mittelstandsschädlich,
sondern er ist auch in höchstem Maße unsozial.


(Beifall bei der FDP)


Arbeitsmarktpolitisch betrachtet muss man feststel-
len, dass in einer immer mobiler werdenden Welt die
Forderung nach zehnjähriger Bindung an ein Haus,
wenn man die Erbschaftsteuerfreiheit für dieses Haus
beibehalten möchte, schlichtweg weltfremd ist. Auch die
Regelung, die in dem Gesetzentwurf enthalten ist, dass
bei mehreren Wohnsitzen bei Berufspendlern die Erb-
schaftsteuerfreiheit nur dann besteht, wenn der Lebens-
mittelpunkt im ererbten Haus liegt, ist insofern welt-
fremd, als man oftmals in Deutschland umziehen muss.
Sie alle wissen das, Sie alle fordern das. Die SPD regiert

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(C (D eit zehn Jahren und hat viele Mobilitätskriterien eingeührt, die es notwendig machen, das ererbte Haus zu verassen. Deswegen ist auch in diesem Fall der Gesetzenturf weltfremd. Sie sollten sich sehr genau überlegen, ob Sie in einer ich verändernden Arbeitswelt und in einer älter werdenen Gesellschaft derartige Regelungen mittragen und daür Ihre Hand heben können. Herr Kollege Bernhardt, Sie können antworten. Ich widerspreche dem Kollegen und sage sehr deut ich: Das Gesetz, das wir gleich verabschieden werden, st familienfreundlich. iemand ist gezwungen, das Privileg, das Elternhaus ostenlos zu übernehmen, anzunehmen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619009700
Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1619009800

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


an muss selbst überlegen: Bin ich in der Lage, dieses
rivileg anzunehmen oder nicht?

Ich sage sehr deutlich: Es geht hier um ein Privileg.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ererbte Haus ist doch kein Privileg!)


ir machen hier eine Ausnahme. Es gibt den Grund-
atz der Gleichbehandlung. Deshalb müssen Sie, wenn
ie eine Ausnahme einführen, Auflagen machen. Die
uflage hier heißt die Einhaltung einer Frist von zehn

ahren. Sie werden es nicht glauben, Herr Kollege: Wir
aben sogar ganz zum Schluss eine Härtefallregelung für
inder aufgenommen, die von diesem Privileg Ge-
rauch machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist der Hammer!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619009900

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
esregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur
eform des Erbschaftsteuer- und Bewertungsrechts. Zu
ieser Abstimmung liegen mir etliche Erklärungen nach
31 unserer Geschäftsordnung von Abgeordneten der
raktionen der CDU/CSU und der SPD vor.1)

Der Finanzausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
mpfehlung, den Gesetzentwurf der Bundesregierung in
er Ausschussfassung anzunehmen, Drucksachen 16/7918,
6/8547, 16/11107 und 16/11075. Hierzu liegt ein Ände-
ungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor,
ber den wir zuerst abstimmen. Wer stimmt für den Än-
erungsantrag auf Drucksache 16/11109? – Wer stimmt

Anlagen 2 und 3






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
dagegen? – Enthaltungen? – Der Änderungsantrag ist
mit den Stimmen der Koalition bei Gegenstimmen von
Bündnis 90/Die Grünen und Enthaltung von FDP und
der Linken abgelehnt.

Ich bitte nun diejenigen, die dem Gesetzentwurf in
der Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Hand-
zeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der
Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den
Stimmen der Koalition bei Gegenstimmen der Opposi-
tion angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Wir stimmen nun über den Ge-
setzentwurf auf Verlangen der Fraktionen der CDU/CSU
und der SPD namentlich ab. An dieser Stelle weise ich
auf eine unmittelbar folgende weitere namentliche Ab-
stimmung über einen Entschließungsantrag hin. Ich bitte
die Schriftführerinnen und Schriftführer, die vorgesehe-
nen Plätze einzunehmen. – Sind die Plätze an den Urnen
besetzt? – Das ist der Fall. Ich eröffne die Abstimmung.

Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall. Ich
schließe die Abstimmung und bitte die Schriftführerin-
nen und Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen.
Das Ergebnis der namentlichen Abstimmung wird Ihnen
später bekannt gegeben.1)

Wir kommen zur Abstimmung über die Entschließungs-
anträge, und zwar zunächst über den Entschließungsantrag
der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/11112. Die Frak-
tion der FDP verlangt namentliche Abstimmung. Ich
bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die vorge-
sehenen Plätze einzunehmen. Sind die Plätze an den Ur-
nen besetzt? – Das ist der Fall. Ich eröffne die Abstim-
mung.

Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme nicht abgegeben hat? – Dies ist nicht der Fall.
Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schriftführe-
rinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu begin-
nen. Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen später
bekannt gegeben.2)

Wir setzen die Abstimmungen fort. Ich bitte Sie des-
halb, sich wieder auf Ihre Plätze zu begeben.

Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/11110? – Ge-
genprobe! – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag
ist bei Zustimmung von Bündnis 90/Die Grünen und
Enthaltung der Fraktion Die Linke mit den restlichen
Stimmen des Hauses abgelehnt.

Wir setzen unsere Haushaltsberatungen – Tagesord-
nungspunkt II – fort:

a) Zweite Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2009 (Haushaltsgesetz 2009)

– Drucksachen 16/9900, 16/9902 –

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1) Seite 20467 D
2) Seite 20470 A

(C (D b)

haltsausschusses (8. Ausschuss) zu der Unterrich-
tung durch die Bundesregierung

Finanzplan des Bundes 2008 bis 2012

– Drucksachen 16/9901, 16/9902, 16/10426 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Steffen Kampeter
Carsten Schneider (Erfurt)

Otto Fricke
Dr. Gesine Lötzsch
Alexander Bonde

Wir kommen zum Tagesordnungspunkt II.12:

Einzelplan 11
Geschäftsbereich des Bundesministeriums für
Arbeit und Soziales

– Drucksachen 16/10411, 16/10423 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Hans-Joachim Fuchtel
Waltraud Lehn
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Gesine Lötzsch
Alexander Bonde

Zum Einzelplan 11 liegt ein Änderungsantrag der
raktion Die Linke vor, über den wir später namentlich
bstimmen werden. Außerdem liegt ein Änderungsan-
rag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
ie Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Ich
öre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle-
in Dr. Claudia Winterstein, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1619010000

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Herr Minister Scholz, Sie sind jetzt seit einem
ahr im Amt. Dies ist der erste Haushalt des Arbeitsmi-
isteriums, den Sie voll zu verantworten haben. Sie hät-
en die Chance gehabt, aus den Fehlern Ihres Vorgängers
u lernen und für Haushaltsklarheit und Haushaltswahr-
eit zu sorgen, aber Sie haben diese Chance verpasst; Sie
aben es nicht getan. Stattdessen haben Sie uns wie-
erum einen Haushalt mit geschönten Zahlen vorgelegt.

Seit der Vorlage des Haushaltsentwurfs hat die Regie-
ung ihre Wachstumsprognose von 1,2 Prozent auf
,2 Prozent gesenkt; das ist immer noch sehr positiv ge-
acht. Die Wirtschaftsweisen prognostizieren für 2009
ine Rezession. Alle Sachverständigen gehen für 2009
on steigenden Arbeitslosenzahlen aus. Nur einer tut das
icht, und das ist der Arbeitsminister, der sich gerade
och intensiv mit der Frau Bundeskanzlerin unterhält.

Der Haushalt des Arbeitsministers präsentiert sich na-
ezu unverändert. Der Ansatz für das Arbeitslosen-
eld II steigt zwar um 250 Millionen Euro, aber nur für
ie Erhöhung bei den Krankenkassenbeiträgen. Im Sinne






(A) )



(B) )


Dr. Claudia Winterstein
der Haushaltsklarheit und -wahrheit wäre eine weitere
Erhöhung notwendig gewesen. Gerade in der letzten
Woche musste eine knappe Milliarde Euro als überplan-
mäßige Ausgabe genehmigt werden, weil der Ansatz für
das Arbeitslosengeld II nicht gereicht hat. Wir brauchen
für dieses Jahr knapp 22 Milliarden Euro. Für 2009 sind
nur 20,25 Milliarden Euro angesetzt. Das ist wieder viel
zu niedrig. Diese Schönrechnerei geschieht jetzt übri-
gens schon das vierte Mal in Folge, und das ist unsolide,
Herr Minister.


(Beifall bei der FDP)


Wir wissen es jetzt genau. Insofern sollten Sie so ehr-
lich sein und die 1,8 Milliarden Euro, die hierfür zusätz-
lich benötigt werden, nicht verschweigen. Dann aller-
dings können Sie sich nicht mehr brüsten mit dem
sogenannten Sparhaushalt, wie Sie gesagt haben; im Ge-
genteil.

Der Ansatz für die arbeitsmarktpolitischen Maßnah-
men für die Hartz-IV-Empfänger, für die der Bund zu-
ständig ist, bleibt unverändert. Sie sprechen zwar davon,
die Instrumente neu zu ordnen und effizienter zu ma-
chen; viel Erfolg haben Sie damit allerdings nicht. Ihr
Gesetzentwurf ist in der Anhörung durchgefallen.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Bei wem denn?)


Es hieß: viel zu mutlos; das Ziel der Instrumentenverein-
fachung wird verfehlt; sogar: Beim ALG II sieht der Ge-
setzentwurf geradezu das Gegenteil einer Vereinfachung
vor.

Aus meiner Sicht ist Ihr schlimmster Fehler: Sie un-
terlassen es, die Finanzen neu zu ordnen und damit auch
Einspareffekte zu erzielen. 10 Milliarden Euro haben Sie
in diesem Jahr für Eingliederungsmaßnahmen und
Verwaltung vorgesehen. Genau 10 Milliarden Euro se-
hen Sie auch für das nächste Jahr vor. Eine Neuordnung
der Instrumente ist aber überfällig und verbunden damit
natürlich auch eine Einsparung. Wir haben deswegen bei
diesen beiden Titeln eine Kürzung um 20 Prozent bean-
tragt. Wir dürfen nicht für wirkungslose Instrumente
Geld aus dem Fenster werfen. Herr Minister, tun Sie
endlich etwas dagegen!


(Beifall bei der FDP – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Was genau wäre der Vorschlag?)


Der Kommunal-Kombi beispielsweise hat sich als
Flop erwiesen. 143 Millionen Euro sind dafür bereitge-
stellt worden. 3,5 Millionen Euro sind bisher aber nur
abgeflossen. Was machen Sie? Sie nehmen das unge-
nutzte Geld und setzen es einfach zum Löcherstopfen
beim ALG II ein.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Unglaublich! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist auf jeden Fall besser, als immer nur Schulden zu machen!)


Nun könnte man denken: Das Instrument wird im nächs-
ten Jahr abgeschafft. Aber weit gefehlt! Es bleibt, und es
wird einfach im Eingliederungsbudget versteckt.

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(C (D Ein zweites Beispiel. Für Arbeitsbeschaffungsmaßahmen wurden in diesem Jahr bislang 340 Millionen uro ausgegeben – mehr als im gesamten letzten Jahr. ber gerade die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen sind ach dem Evaluierungsbericht negativ zu bewerten. Sie ragen erwiesenermaßen nicht zur Eingliederung bei und irken sogar eher bremsend. Das wissen Sie nun schon eit Januar 2006. Wie kann es da sein, dass Sie immer och so viel Geld für solche Maßnahmen ausgeben? err Minister, damit muss jetzt endlich Schluss sein! Die Hälfte des Eingliederungsbudgets von 0 Milliarden Euro lassen Sie sich von der Bundesagenur für Arbeit bezahlen, also von den Beitragszahlern. Es st und bleibt der falsche Ansatz, die Bundesagentur an er Finanzierung der Eingliederungsmaßnahmen für artz-IV-Empfänger zu beteiligen. Wir wollen, dass der und aufhört, den Beitragszahlern immer wieder in die asche zu greifen. tatt dass Milliarden von Euro von der Bundesagentur in en Bundeshaushalt geschoben werden und umgekehrt, ollte jeder für das zahlen, für das er zuständig ist, nämich der Bund für die Arbeitslosengeld-II-Empfänger nd die Bundesagentur für die Arbeitslosengeld-I-Empänger. Herr Minister, Sie haben in letzter Zeit mit viel elbstzufriedenheit auf einen Schutzschirm für die Areitsplätze hingewiesen. Man muss dazu aber eines ganz lar sagen: Soweit das Konjunkturpaket den Arbeitsarkt betrifft, halten Sie Ihren Haushalt fein aus der Sa he heraus. Alles, was hier als Bonbon angeboten wird, eispielsweise das Kurzarbeitergeld, wird aus dem aushalt der Bundesagentur für Arbeit finanziert, (Andrea Nahles [SPD]: Natürlich, was denn sonst? Das ist originäre Aufgabe!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


lso aus den Beiträgen der Arbeitnehmer und Arbeitge-
er. Für Ihren Haushalt ist das ganz bequem, aber das
eht zulasten Dritter.

Meine Damen und Herren, Deutschland geht schwie-
igen Zeiten entgegen. Der Haushalt 2009 liefert dafür
edoch nicht das richtige Rüstzeug.

Danke.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619010100

Ich komme zurück zu Tagesordnungspunkt IV und gebe

as von den Schriftführerinnen und Schriftführern er-
ittelte Ergebnis der namentlichen Schlussabstim-
ung über den Entwurf eines Erbschaftsteuerreformgeset-

es der Bundesregierung bekannt, Drucksachen 17/7918,
6/8547, 16/11107 und 16/11075: abgegebene Stim-
en 557. Mit Ja haben gestimmt 386, mit Nein haben

estimmt 168, Enthaltungen 3. Der Gesetzentwurf ist da-
it angenommen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 555;
davon

ja: 384
nein: 168
enthalten: 3

Ja

CDU/CSU

Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Albach
Peter Altmaier
Dorothee Bär
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Monika Brüning
Georg Brunnhuber
Gitta Connemann
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Anke Eymer (Lübeck)

Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer (Göttingen)

Dr. Maria Flachsbarth
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Michael Glos
Ralf Göbel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Dr. Karl-Theodor Freiherr zu

Guttenberg
Olav Gutting
Holger Haibach
Gerda Hasselfeldt
Ursula Heinen

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r. Peter Jahr
r. Hans-Heinrich Jordan
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r. Franz Josef Jung
artholomäus Kalb
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teffen Kampeter
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(VillingenSchwenningen)


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ristina Köhler (Wiesbaden)

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r. Günter Krings
r. Martina Krogmann
r. Hermann Kues
r. Karl Lamers (Heidelberg)

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r. Norbert Lammert
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r. Max Lehmer
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r. Klaus W. Lippold
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r. Michael Luther
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r. Michael Meister
r. Angela Merkel
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r. Eva Möllring
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(Braunschweig)


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r. Georg Nüßlein
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(Hildesheim)


(Wackernheim)





(A) )


(B) )


(Everswinkel)


(Wiesloch)


(Wolmirstedt)

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(Frankfurt)





(A) )


(B) )


(Frankfurt)


(Hof) Hans-Joachim Otto (Bönstrup)


(Saarbrücken)


(Reutlingen)





(A) )


(B) )


Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Jürgen Gehb
Eberhard Gienger
Ralf Göbel
Peter Götz
Ute Granold
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Holger Haibach
Ursula Heinen
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Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Franz-Josef Holzenkamp
Anette Hübinger
Hubert Hüppe
Dr. Peter Jahr
Dr. Hans-Heinrich Jordan
Andreas Jung (Konstanz)

Dr. Franz Josef Jung
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Bernhard Kaster

(Villingen Schwenningen)

Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Jens Koeppen
Kristina Köhler (Wiesbaden)

Manfred Kolbe
Norbert Königshofen
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Dr. Hermann Kues
Dr. Karl Lamers (Heidelberg)

Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Helmut Lamp
Katharina Landgraf
Ingbert Liebing
Dr. Klaus W. Lippold
Patricia Lips
Dr. Michael Luther
Thomas Mahlberg
Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Friedrich Merz
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Dr. Eva Möllring

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r. Norbert Röttgen
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(Hildesheim)


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r. Carl-Christian Dressel
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ichael Hartmann

(Wackernheim)

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(C (D erd Höfer is Hoffmann rank Hofmann ike Hovermann laas Hübner hristel Humme othar Ibrügger runhilde Irber ohannes Jung osip Juratovic ohannes Kahrs lrich Kasparick r. h. c. Susanne Kastner lrich Kelber hristian Kleiminger ans-Ulrich Klose strid Klug r. Bärbel Kofler alter Kolbow ritz Rudolf Körper arin Kortmann olf Kramer nette Kramme rnst Kranz icolette Kressl olker Kröning ngelika Krüger-Leißner r. Hans-Ulrich Krüger ürgen Kucharczyk elga Kühn-Mengel te Kumpf r. Uwe Küster hristine Lambrecht hristian Lange r. Karl Lauterbach abriele Lösekrug-Möller irk Manzewski othar Mark aren Marks atja Mast ilde Mattheis arkus Meckel etra Merkel lrike Merten r. Matthias Miersch rsula Mogg arko Mühlstein etlef Müller esine Multhaupt ranz Müntefering r. Rolf Mützenich ndrea Nahles homas Oppermann olger Ortel einz Paula ohannes Pflug oachim Poß hristoph Pries r. Wilhelm Priesmeier lorian Pronold r. Sascha Raabe echthild Rawert teffen Reiche aik Reichel erold Reichenbach r. Carola Reimann hristel RiemannHanewinckel Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Ewald Schurer BÜNDNIS 90/DIE Wolfgang Wieland Dr. Angelica Schwall-Düren Dr. Martin Schwanholz Rolf Schwanitz Rita Schwarzelühr-Sutter Wolfgang Spanier Dr. Margrit Spielmann Jörg-Otto Spiller Dieter Steinecke Andreas Steppuhn Ludwig Stiegler Rolf Stöckel Christoph Strässer Dr. Peter Struck Joachim Stünker Dr. Rainer Tabillion Jella Teuchner Jörn Thießen Franz Thönnes Rüdiger Veit Simone Violka Jörg Vogelsänger D K D E D R S D W D K D D L C In D U D D K Ich gebe das Wort dem Bund Soziales, Olaf Scholz. (Beifall bei der SPD un Olaf Scholz, Bundesminist les: Frau Präsidentin! Meine Da sind wieder die Arbeitsmarktz den. Nach dem letzten Monat Monat mit guten Zahlen. Die insgesamt ist weiter zurückgeg Ergebnis der Anstrengungen de (Beifall bei der SPD un Natürlich ist das etwas, über sen; denn tatsächlich sind die heute auf dem Arbeitsmarkt seh r. Dietmar Bartsch arin Binder r. Lothar Bisky va Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus evim Dağdelen r. Diether Dehm erner Dreibus r. Dagmar Enkelmann laus Ernst iana Golze r. Gregor Gysi utz Heilmann ornelia Hirsch ge Höger r. Barbara Höll lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen r. Hakki Keskin atja Kipping K V C B D D H K K B B W P P D B T U S F esminister für Arbeit und d der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


er für Arbeit und Sozia-

men und Herren! Heute
ahlen veröffentlicht wor-
haben wir wieder einen
Zahl der Arbeitslosen
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r letzten Jahre.

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das wir heute reden müs-
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ritta Haßelmann
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en Weichenstellungen, die in
egislaturperiode vorgenomme
u einem Rückgang der Arbeits


(Beifall bei der SPD un Meine Damen und Herren, w nschauen, dann ist es wichtig, er klarmachen, wie sie eige ind, was sie uns für die Zu andlungsmöglichkeiten sich ine wichtige Zahl ist – eine g etzte Jahr, für dieses Jahr kan en –, dass die Zahl der Zugän eitslosen insgesamt jeweils ü (D aktionslose bgeordnete enry Nitzsche ert Winkelmeier nthalten DU/CSU ichael Glos artmut Koschyk duard Oswald r. Peter Ramsauer r. Christian Ruck hristian Schmidt homas Silberhorn illy Wimmer PD tto Schily as Ergebnis der Anstrenind das Ergebnis der harinnen und Arbeitnehmer, h das Ergebnis der richtider letzten und in dieser n wurden. Diese haben losigkeit beigetragen. d der CDU/CSU)


enn wir uns diese Zahlen
dass wir uns immer wie-
ntlich zusammengesetzt

kunft sagen und welche
für uns daraus ergeben.
enaue gibt es nur für das
n man sie nur hochrech-
ge und Abgänge von Ar-
ber 8 Millionen gelegen
Frank Schwabe Hüseyin-Kenan Aydin GRÜNEN
Walter Riester
Sönke Rix
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth (Esslingen)

Michael Roth (Heringen)

Ortwin Runde
Anton Schaaf
Bernd Scheelen
Dr. Hermann Scheer
Marianne Schieder
Ulla Schmidt (Aachen)

Silvia Schmidt (Eisleben)

Renate Schmidt (Nürnberg)

Dr. Frank Schmidt
Heinz Schmitt (Landau)

Carsten Schneider (Erfurt)

Olaf Scholz
Ottmar Schreiner
Reinhard Schultz


(Everswinkel)

Swen Schulz (Spandau)


Dr. Marlies Volkmer
Hedi Wegener
Andreas Weigel
Petra Weis
Gunter Weißgerber
Gert Weisskirchen


(Wiesloch)

Dr. Rainer Wend
Lydia Westrich
Dr. Margrit Wetzel
Andrea Wicklein
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dr. Dieter Wiefelspütz
Engelbert Wistuba
Waltraud Wolff


(Wolmirstedt)

Heidi Wright
Uta Zapf
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries

DIE LINKE

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(Can Korte atrin Kunert skar Lafontaine ichael Leutert lla Lötzer r. Gesine Lötzsch orothée Menzner ersten Naumann olfgang Nešković etra Pau odo Ramelow lke Reinke aul Schäfer olker Schneider r. Ilja Seifert r. Petra Sitte rank Spieth r. Kirsten Tackmann r. Axel Troost lexander Ulrich Renate Künast Markus Kurth Monika Lazar Anna Lührmann Nicole Maisch Jerzy Montag Kerstin Müller Winfried Nachtwei Omid Nouripour Brigitte Pothmer Claudia Roth Manuel Sarrazin Christine Scheel Irmingard Schewe-Gerigk Dr. Gerhard Schick Rainder Steenblock Silke Stokar von Neuforn Dr. Wolfgang Strengmann Kuhn Hans-Christian Ströbele Dr. Harald Terpe Jürgen Trittin Bundesminister Olaf Scholz hat bzw. liegen wird. Es findet also ganz viel Bewegung auf dem Arbeitsmarkt und bei der Beschäftigung statt. Das darf man nie vergessen, wenn man die konsolidierten Zahlen betrachtet. Hinter ihnen stehen viele Schicksale. Weil es so viele Bürgerinnen und Bürger sind, um die es geht und deren Schicksal berührt wird von dem, was wir tun, ist es von zentraler Bedeutung, dass wir uns sehr viel Mühe dabei geben, die Arbeitsvermittlung zu organisieren und etwas wir für sie zu unternehmen. Dass wir die Zahl der Arbeitsvermittler erhöht haben, ist ein richtiger Ansatz. Das bedeutet, dass wir Menschen für Menschen einsetzen und ihnen in einer schwierigen Situation ihres Lebens helfen. Die Zahlen, über die wir im Zusammenhang mit diesem Haushalt diskutieren, sind ja beeindruckend. Wir haben uns dazu entschlossen, die Zahl der Vermittler bei den Arbeitsgemeinschaften unmittelbar um etwa 2 000 zu erhöhen und innerhalb der nächsten Jahre durch Verlagerung von Stellen aus der Sachbearbeitung und der Leistungsausrechnung hin zur Vermittlung noch einmal 5 000 zusätzliche Stellen zu mobilisieren, sodass 7 000 zusätzliche Vermittlerinnen und Vermittler für Menschen in großer Not da sind. Das Gleiche gilt für die Arbeitsagentur, deren Service sich über die letzten Jahre stetig verbessert hat. Wir dürfen eines nicht vergessen: Als Walter Riester mit den Reformen begonnen hat, waren gerade einmal knapp über 10 Prozent der Beschäftigten mit der Vermittlung beauftragt. Heute sind es bei der Agentur über 30 Prozent und bei den Arbeitsgemeinschaften knapp über 40 Prozent; das sind beeindruckende Zahlen. Ich benenne unser Ziel ganz deutlich: Wir müssen dafür Sorge tragen, dass irgendwann das Verhältnis halbehalbe sein wird. Im Mittelpunkt der Arbeitsagentur und der Arbeitsgemeinschaften muss die Vermittlung stehen, nicht die Auszahlung der Leistungen; Letztere muss einfach gut funktionieren. Daher ist es richtig, dass wir uns in der jetzigen wirtschaftlichen Situation entschieden haben, für die Arbeitnehmer, die bisher ihre Beiträge gezahlt haben und eine Kündigung bekommen, 1 000 zusätzliche Vermittler einzusetzen. Eine Job-to-job-Vermittlung ist das richtige Zeichen in einer schwierigen Situation, meine Damen und Herren. Wenn wir die Situation verstehen wollen, müssen wir uns die Zahlen noch etwas genauer ansehen. Von den jetzt unter 3 Millionen Arbeitslosen bekommen knapp über 800 000 Menschen Arbeitslosengeld, und etwas über 900 000 sind im Rechtskreis SGB III gemeldet. Das konjunkturelle Auf und Ab wird sich dort zuallererst abbilden. Deshalb ist es richtig, dass wir entschieden haben, in dieser wirtschaftlichen Situation ein Zeichen zu setzen und dazu beizutragen, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch dann in den Betrieben blei b K a t n Z i s j r g d w n r t ü N e a m t w A W E a K d p d b d l t k h a u l r s V F k l o j Z d (C (D en, wenn es schwierig wird. Wir verlängern die Zeit der urzarbeit von sechs Monaten, wie es im Gesetz steht, uf 18 Monate. Das ist das richtige Zeichen an die Unernehmen und an die Arbeitnehmerinnen und Arbeitehmer in unserem Lande. Wir verbinden dies mit einer weiteren Botschaft: Die eiten der Kurzarbeit, in denen vielleicht weniger zu tun st, muss man für Qualifizierung nutzen. Qualifizieren tatt entlassen, das ist die zweite Botschaft, die wir in der etzigen wirtschaftlich angespannten Situation formulieen. Meine Damen und Herren, wir müssen deutlich saen, wo wir stehen: Wir stehen gut da und stehen trotzem vor schweren Zeiten. Wir sind gut vorbereitet, aber ir wandern durch unbekanntes Gebiet. Insofern kann iemand wissen, ob unsere Ausrüstung insgesamt die ichtige ist. Wir müssen darüber nachdenken, was wir un können. Natürlich wird in einer solchen Situation ber sehr unterschiedliche Ansätze diskutiert. Je nach eigung und Interesse stützen sich manche eher auf den rsten Teil der Wahrheit und beschwichtigen, während ndere eher den zweiten Teil betonen und in Alarmismus achen. Beides ist nicht redlich. Weder dürfen wir so un, als müssten wir nur wollen und dann werde alles ieder gut, noch sollten wir mit unbändiger Lust an der pokalypse den Zusammenbruch von Wachstum und ohlstand in Deutschland und der Welt prophezeien. rst analysieren und dann Lösungen entwickeln, zügig, ber nicht hektisch, und das alles mit der gebotenen larheit, das verlangen die Bürgerinnen und Bürger in er jetzigen Situation von uns. Niemand erwartet, dass wir jetzt schnell Flugblätter roduzieren. Vielmehr erwartet man von uns, dass wir as tun, was wir tun können. Dies bedeutet, dass nicht esonders markige Forderungen vernünftig sind, sonern solche, von denen man glauben kann, dass sie wirkich helfen. Die von der Regierung auf den Weg gebrachen und die Konjunktur stützenden Impulse sind viel lüger und vernünftiger als manches, was man sonst so ört. Gäben wir jetzt einfach irgendwelche Milliarden us, dann fehlten sie uns bitter für wirklich vernünftige nd hilfreiche Dinge, die wir brauchten, wenn die Krise änger dauern und schwieriger werden sollte. Im Übrigen entstünde, wenn wir die markigen Fordeungen erfüllten, nicht das, was wir in der jetzigen wirtchaftlichen Situation wirklich brauchen: Wir brauchen ertrauen. Das Vertrauen und der Kredit in die inanzmärkte sind zurzeit sehr gefährdet. Das ist auch ein Wunder angesichts all der Spiele, die wir in den etzten Jahren und Monaten bei Banken und Börsen bebachten mussten, und angesichts der Tatsache, dass etzt viele, die dafür selbst gar nichts können, um ihre ukunft fürchten müssen, weil einige an einer ganz aneren Stelle etwas falsch gemacht haben. Bundesminister Olaf Scholz Die Menschen investieren Vertrauen in die Politik, weil sie uns etwas zutrauen. Sie haben gesehen, dass dies angesichts unserer schnellen und zügigen Reaktion in Bezug auf die Krise der Finanzmärkte und angesichts des Schirms, den wir aufgespannt haben, berechtigt ist. Dieses Vertrauen ist auch gerechtfertigt angesichts der Entscheidungen, die wir für den Arbeitsmarkt getroffen haben. Aber Vertrauen wird immer verspielt, wenn man nicht seriös handelt und wenn man von dem, was vorgeschlagen wurde, nicht überzeugt ist, dass es in der Zukunft hilft. Darum geht es. Ich habe schon etwas zu denjenigen der knapp unter 3 Millionen Menschen gesagt, die Arbeitslosengeld erhalten. Die anderen Arbeitslosen bekommen Arbeitslosengeld II. Darunter sind viele, die schon lange arbeitslos sind. Wir müssen uns mit der Tatsache auseinandersetzen, dass das Schicksal vieler Bürgerinnen und Bürger von uns bewegt werden kann, und zwar unabhängig davon, ob die Konjunktur gut oder schlecht läuft; denn ihre Schwierigkeiten haben oft mit Dingen zu tun, die auch jenseits der Konjunktur ein Problem darstellen. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass manche unsere Hilfe und Unterstützung brauchen. Ansonsten kann es passieren, dass auch in einer boomenden Konjunktur viele von ihnen keine Beschäftigung finden. Das ist die Aufgabe, die wir mit großem Mut und großer Klarheit angehen müssen. Darum spielt für das, was wir tun, Qualifizierung eine so große Rolle. 500 000 Arbeitslose haben keinen Schulabschluss; fast alle davon sind Langzeitarbeitslose. Darum ist es richtig, dass wir bei der Reform der arbeitsmarktpolitischen Instrumente sagen: Es muss ein lebenslanges Recht geben, diesen Schulabschluss nachzuholen, um die eigene Zukunft besser meistern zu können. (Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Auf Kosten der Beitragszahler!)


(Saarbrücken)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Darum ist es richtig, dass wir uns mit der Tatsache aus-
einandersetzen, dass von den Langzeitarbeitslosen die
Hälfte keinen Berufsabschluss hat. Wenn wir deren
Schicksal wenden wollen, müssen wir dafür Sorge tra-
gen, dass jeder und jede in diesem Lande die Chance auf
eine Berufsausbildung hat. Das ist das Entscheidende für
die Zukunft unseres Landes. Ich will ausdrücklich sagen:
Die wichtigste Ausbildung in Deutschland ist die Lehre,
die Berufsausbildung. Auch mit zukünftig mehr Akade-
mikern werden 60 bis 70 Prozent eines Altersjahrgangs
diese Ausbildung brauchen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Es wird eine große Rolle spielen, wie wir qualifizie-
ren. Das gilt nicht nur in Zeiten der Konjunkturkrise,
sondern auch langfristig. Daher müssen wir für mehr
Ausbildungsplätze sorgen. Wir müssen dafür Sorge tra-
gen, dass auch diejenigen eine Chance bekommen, die
nicht so gut sind. Meine feste Überzeugung ist, dass wir
deutlich darüber sprechen müssen, wie diese Menschen
eine Chance bekommen können. Wer mit 16 Jahren die
Schule verlässt, hat fünf Jahrzehnte Arbeit vor sich. Die

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(C (D rage, ob er in dieser Zeit immer wieder auf fremde ilfe angewiesen sein wird oder ob er von dem, was er elber tut, leben kann, entscheidet sich an dem, was wir n Bildungsmöglichkeiten und Bildungschancen eröffen. Das ist unsere Aufgabe, die wir bei der Bekämpung der Arbeitslosigkeit im Blick haben müssen. Wir müssen natürlich aus der Ausbildung auch mehr achen. Deshalb finde ich es gut, dass wir im Zusamenhang mit dem Bildungsgipfel die Zusage der Länder ekommen haben, mitzuhelfen, dass innerhalb eines Jahes überall in Deutschland nach einem einheitlichen Verahren geregelt ist, dass Meister, Techniker und diejenien, die eine Berufsausbildung gemacht haben und die in paar Jahre gearbeitet haben, direkt zum Studieren an ine Universität gehen und dort ihre Talente entfalten önnen. Der Fachkräfteund Ingenieursmangel kann ben auch behoben werden, indem wir die Potenziale nserer Berufsschulen und derjenigen, die dort etwas ernen, besser nutzen. Ich glaube, das sind die wichtigsten Dinge, die wir ewegen müssen. Alles, was wir sonst noch getan haben, aben wir unter Berücksichtigung dieser Punkte auf den eg gebracht. Ich nenne beispielsweise das Fachkräfte onzept für Spitzenkräfte. Dabei geht es um diejenigen, ie einen Hochschulabschluss haben. Wir werden den rbeitsmarkt in Deutschland ab dem nächsten Jahr öffen, sodass es einen Ingenieursmangel nicht mehr geben uss. Denn die Unternehmen haben dann die Möglich eit, die Kräfte zu holen, die sie brauchen. Damit werden uch Arbeitsplätze für diejenigen geschaffen und gesihert, die als Gelernte, Angelernte und auch Ungelernte rbeit haben wollen. Diese Arbeitsplätze hängen davon b, dass das wissenschaftliche Qualifikationsniveau unerer Arbeitskräfte insgesamt so hoch ist, dass wir alle nsere Chancen nutzen können. Man kann etwas tun. Das ist die entscheidende Botchaft, die in einer Demokratie die Politik aussenden uss. Es ist nicht die Stunde der Zyniker, die malerisch eschreiben, warum sowieso alles schiefgehen wird. Das ann von links und von rechts geschehen, um auf diese eise Applaus zu bekommen. Aber die Demokratie lebt icht davon, dass sie Wolkenkuckucksheime verspricht, ondern davon, dass sie ganz konkrete Vorschläge acht, wie das Schicksal der Bürgerinnen und Bürger erbessert werden kann. Wo ist das wichtiger als auf em Arbeitsmarkt, wo wir mit besserer Vermittlung, beserer Qualifizierung und dem, was wir uns insgesamt orgenommen haben, konkrete Handlungsmöglichkeiten aben? Natürlich bekommt das auch noch einen gewissen rive – das ist eine gute Entwicklung –, wenn wir sagen: er arbeitet, muss auch gut zurechtkommen. Deswegen reue ich mich, dass wir zum Beispiel heute wieder dabei ind, festzulegen, in welchen Branchen in Deutschland un Mindestlöhne Einzug halten sollen. Ich bin mir siher: Wenn wir unsere Gespräche beendet haben wer Bundesminister Olaf Scholz den, wird sich die Zahl der Arbeitnehmer, die durch Mindestlöhne geschützt werden, noch einmal verdoppeln. – Das ist eine gute Nachricht für Deutschland und für die vielen, die in unserem Land schwer arbeiten. Wir müssen die Beschäftigungspotenziale derjenigen nutzen, die bisher vom Arbeitsmarkt oft ferngehalten werden. Deshalb kündige ich hier noch einmal an: Der Zugang zum Arbeitsmarkt für diejenigen, die in den Pflegeberufen tätig sein wollen, muss verbessert werden. Es kann nicht sein, dass wir so hohe Hürden aufgebaut haben, dass engagierte Absolventen der Hauptschulen kaum eine realistische Chance haben, in diesen Berufen tätig zu sein. Wir müssen ihnen dieses Feld öffnen und ihre Qualifikationsmöglichkeiten in der Berufsausbildung verbessern. Das werden wir tun. Meine Damen und Herren, ich möchte zum Schluss allen, die mitgeholfen haben, diesen Haushaltsentwurf aufzustellen, und die ihn mitberaten haben, danken. Ganz besonders danke ich den Berichterstattern aus dem Haushaltsausschuss. Herausheben – das sei mir gestattet – möchte ich ausdrücklich Waltraud Lehn, die uns, leider zum letzten Mal, in bewährter Weise geholfen hat, einen Etat für Arbeit und Soziales auf die Beine zu stellen. Wir sollten nicht unterschätzen, welchen Eindruck solides Parlamentshandeln in der Krise machen kann. Ich glaube, wir haben einen guten Eindruck gemacht. Gehen wir an die Arbeit. Schönen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619010200

Für die Fraktion der Linken erteile ich der Kollegin

Katja Kipping das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619010300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Vergan-

gene Woche kam eine sehr engagierte Frau in meine
Sprechstunde. Sie ist seit vielen Jahren ehrenamtlich ak-
tiv, unter anderem beim DGB und in einem Erwerbslo-
sen-Café. Sie hat sich ein ums andere Mal erfolglos be-
worben. Der einzige Erfolg bestand in einer längeren
Maßnahme. Am Ende unseres Gespräches fasste sie ihre
Situation wie folgt zusammen. Sie sagte: Es ist schon
verdammt schwer, mit dem wenigen Geld klarzukom-
men. Besonders belastend ist jedoch das Gefühl, dem
Jobcenter ausgeliefert zu sein, das Gefühl, als Bürger
zweiter oder dritter Klasse behandelt zu werden. – Mit
diesem Gefühl steht sie leider nicht allein.

Nun werden Sie womöglich einwenden, wir als Ge-
setzgeber hätten nichts damit zu tun, wenn die Menschen
in den Jobcentern schlecht behandelt würden. Ich meine
jedoch: Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen
dem, wie viel Mittel wir bereit sind, für Arbeitslosen-

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(C (D eld II einzustellen, und dem, wie mit den Bedürftigen in en Jobcentern umgegangen wird. Dieser Mechanismus funktioniert wie folgt: Alljährich werden Leistungsvereinbarungen mit den lokalen obcentern abgeschlossen. Diese Leistungsvereinbarunen verpflichten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter er Jobcenter, genau beim Arbeitslosengeld II Mittel zu paren. Dieses Jahr wurden die Mitarbeiter gezwungen, ,5 Prozent einfach einmal so einzusparen. Wer weiß, ass er einsparen muss, der sucht natürlich nach Anläsen für irgendwelche Sanktionen. Wer unter diesem ruck steht, kann kein Gespräch auf gleicher Augenöhe führen. Dieser von der Bundesregierung abgesegnete Einpardruck ist eine Quelle für Demütigungen. Insofern ragen auch wir als Bundestagsabgeordnete die Verantortung dafür. Die Linke beantragt deswegen, im Haushalt mehr Mitel für das Arbeitslosengeld II einzustellen. Wir meinen, er Hartz-IV-Regelsatz muss umgehend auf 435 Euro anehoben werden. Das kann nur ein erster Schritt in Richung einer repressionsfreien Grundsicherung sein. Von den vielen guten Gründen, die dafür sprechen, öchte ich aufgrund der knappen Redezeit nur auf zwei ingehen. Erstens. Was wir aktuell erleben, ist nur die Spitze des isbergs Wirtschaftskrise. Ich finde, diese Krise macht eutlich, dass der Kapitalismus abgewirtschaftet hat. (Beifall bei der LINKEN – Lachen bei der FDP)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


ir müssen auch auf der Ebene der Produktion über Al-
ernativen nachdenken, wie etwa die solidarische Öko-
omie.

Aber wenden wir uns heute erst einmal den kurzfristi-
en Maßnahmen zu. Kurzfristig kann ein Konjunktur-
rogramm helfen, die drohende Umsatzflaute abzumil-
ern; hier sind wir uns ja auch einig. Strittig ist immer
ur, wie ein geeignetes Konjunkturprogramm aussehen
ann. Studien zum Sparverhalten geben uns hier einen
anz wichtigen Hinweis. Wenn jemand, der ein hohes
inkommen hat, 50 Euro mehr bekommt, legt er diese
blicherweise an. Wenn aber Menschen mit einem nied-
igen Einkommen 50 Euro mehr bekommen, dann geben
ie diese in der Regel aus. Das kurbelt die Wirtschaft an.


(Beifall bei der LINKEN)


nsofern meine ich: Ein gutes Konjunkturprogramm
uss zuallererst dafür sorgen, dass Menschen mit niedri-

en Einkommen mehr haben. Deswegen setzen wir uns
erade jetzt für die Erhöhung des Regelsatzes ein.

Zweitens. Der jetzige Regelsatz ist so niedrig, dass
etroffene ihre demokratischen Rechte nicht mehr






(A) )



(B) )


Katja Kipping
wahrnehmen können. Die Kosten für eine Fahrt zu einer
politischen Diskussionsveranstaltung sind im Regelsatz
einfach nicht mehr vorgesehen. Daraus droht Ausgren-
zung. Diese Ausgrenzung setzt sich fort. So sind im
Hartz-IV-Regelsatz beispielsweise die Kosten für das
Abo einer Tageszeitung nicht vorgesehen. Wer in
Hartz IV fällt, ist somit gezwungen, sein Zeitungsabo zu
kündigen.

Nun steht zu befürchten, dass sich im Gegenzug auch
die Medien immer weniger für die Belange von Hartz-IV-
Betroffenen engagieren. Das ist nicht aus der Luft ge-
griffen: Ein engagierter Oberlausitzer hat mir neulich er-
zählt, dass, als er seine Zeitung für das Thema Sozial-
ticket begeistern wollte, der Lokalredakteur gesagt hat:
Das Thema ist für unsere Zeitung uninteressant. Hartz-IV-
Leute können sich eh keine Tageszeitung mehr leisten. –
Hier sehen wir eine Spirale der Ausgrenzung. Unsere
Verantwortung ist es, diese Spirale zu stoppen.


(Beifall bei der LINKEN)


Als Linke bekommen wir oft vorgehalten, dass unsere
Forderungen nicht finanzierbar seien, dass man sich das
nicht leisten könne. Diesen Vorwurf können wir leicht
entkräften. Wir haben genügend Vorschläge unterbreitet,
wo man einsparen kann, beispielsweise im Bereich Ver-
teidigung. Wir haben auch verschiedene Vorschläge un-
terbreitet, wo man mehr Geld einnehmen kann, zum Bei-
spiel durch eine Börsenumsatzsteuer.

Aber apropos „nicht leisten können“: Im Zuge der
Haushaltsberatungen haben wir einmal nachgefragt,
welche Einsparungen im Sozialhaushalt die Einführung
eines flächendeckenden Mindestlohns mit sich bringen
würde. Die Bundesregierung hat es uns schwarz auf
weiß gegeben: Wenn es einen Mindestlohn von 7,50 Euro
die Stunde gäbe – wir fordern ja bekanntlich einen höhe-
ren; aber die Antwort bezog sich nur auf diese Höhe –,
gäbe es im Bereich der Aufstocker Einsparungen von bis
zu 1,5 Milliarden Euro. Im Klartext – und das an die
Adresse der CDU/CSU gerichtet –: Solange es keinen
flächendeckenden Mindestlohn gibt, so lange finanzie-
ren wir Lohndumping mit Steuergeldern. Ich finde, das
ist ein unhaltbarer Zustand.


(Beifall bei der LINKEN)


Solange sich SPD und CDU/CSU in diesem Haushalt
sowohl gegen die Einführung eines Mindestlohnes als
auch gegen die Erhöhung des Hartz-IV-Regelsatzes als
auch gegen eine Rentenangleichung zwischen Ost und
West einsetzen, können wir von der Linken diesem
Haushalt nicht zustimmen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619010400

Nächster Redner ist der Kollege Hans-Joachim

Fuchtel, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1619010500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Gestatten Sie mir, dass ich die Debatte von der sozialisti-

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(C (D chen Wundertütenpolitik wieder in die Realpolitik zuückführe. (Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der LINKEN)


ür die Fraktion der CDU/CSU stelle ich fest:

Erstens. Mit einem Anteil von 42,6 Prozent am ge-
amten Bundeshaushalt wird der hohe Stellenwert des
ozialhaushaltes absolut deutlich.

Zweitens. Rentenversicherung und Arbeitslosenversi-
herung verfügen nach drei Jahren Große Koalition nicht
ehr über Schulden, sondern über mehr als 30 Milliar-

en Euro Rücklagen und damit über Stabilität in ganz
euer Qualität.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich darf dazu noch eine Anmerkung machen. Natür-
ich haben die Berichterstatter der Regierungskoalition
ofort nach Beginn der Bankenkrise die Anlagenpolitik
er Sozialversicherungen untersucht. Wir können heute
ntwarnung geben: Die Prüfung hat keine negativen
berraschungen erbracht.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das ist erfreulich! – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Was ist mit den Anlagen bei der Hypo Real Estate?)


Was wäre los, wenn negative Vorgänge zutage getreten
ären und alle im Sozialbereich verunsichert hätten?
ann hätten Sie hier eine Sternstunde. Stattdessen haben
ie heute Ihren Abgesang.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das hätten Sie gerne!)


Drittens. Die Senkung der Beiträge zur Arbeitslosen-
ersicherung um mehr als die Hälfte trägt ganz wesent-
ich zu einer beständigen Sozialleistungsquote bei. Auch
ie Rentner werden 2009 ein gutes Jahr haben.

Viertens. Die Kosten für ALG II und die Kosten der
nterkunft – die Kollegin Winterstein hat das hier erneut
roblematisiert – laufen bei weitem nicht mehr so aus-
inander, wie das in der Vergangenheit der Fall war.
uch hier können wir langsam Konsolidierungserschei-
ungen feststellen, wenngleich wir sagen: An diesen
ingen muss noch gearbeitet werden.

Fünftens. Die Zahl der Arbeitslosen ist bekanntlich
m über 1,4 Millionen auf unter 3 Millionen zurückge-
angen. Auch die heute bekannt gegebenen neuen Zah-
en zeigen, dass die Politik, die wir gemacht haben, rich-
ig angesetzt war. Diese Zahlen sind für die jetzige
ituation absolut okay und zeigen, dass eine gute Basis
ür das nächste Jahr gegeben ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das Sechste, was ich hier anmerken möchte: Dank
er Mitwirkung der Tarifpartner entstehen Arbeitsmarkt-
ffekte in Deutschland bereits bei einem Wachstum von
,2 Prozent und nicht mehr, wie vor Jahren, erst bei ei-
em Wachstum von 1,5 Prozent. Das hat Deutschland im






(A) )



(B) )


Hans-Joachim Fuchtel
internationalen Bereich wieder wettbewerbsfähig ge-
macht.

Das alles sind sehr positive Zwischenergebnisse. Sie
lassen zwei Aussagen zu: Erstens. Ohne die neuen He-
rausforderungen, vor denen wir jetzt stehen, hätten wir
zum Ende dieser Legislaturperiode die Ziele der Koali-
tionsvereinbarung mehr als nur erreicht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Zweitens. Es wäre falsch, diesen Kurs zum jetzigen Zeit-
punkt aufzugeben.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Auch das ist wahr!)


So wäre es völlig falsch, das ALG II jetzt zu erhöhen.
Wir müssen befürchten, dass mehr Menschen diese Leis-
tung brauchen und gleichzeitig Investitionsprogramme
gefahren werden müssen. Eine Erhöhung passt da nicht
in die Landschaft. Solange es noch Rechnungshofbe-
richte über gravierende Verschwendungen und Abwei-
chungen von mehr als 25 Prozent vom Durchschnitt bei
vergleichbaren Regionen gibt, muss der Titel im Inte-
resse des Steuerzahlers knapp gehalten werden.


(Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Denken Sie auch einmal an die Leute!)


– Das geht nicht zulasten der Betroffenen, denn die ha-
ben einen gesetzlichen Anspruch, lieber Kollege von den
Grünen.


(Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich dachte einmal, die CDU sei eine soziale Partei!)


Notwendig ist, dass die Politik und die Tarifpartner
auf allen Ebenen aus früheren Konjunkturkrisen lernen.
In der Vergangenheit wurde eine sich schnell verfesti-
gende Sockelarbeitslosigkeit zugelassen. Arbeitslose er-
hielten Leistungen, für ihre Betreuung wurde aber wenig
Sorge getragen. Die Vermittlung wurde oft erst nach
Monaten Realität. Man hat sich in dieser Phase viel zu
wenig um diese Leute gekümmert. Die Folge, ein Abrut-
schen in die Dauerarbeitslosigkeit, war vorprogram-
miert, ebenso Qualitätsmangel, hohe Kosten für die
Heranführung an den Arbeitsmarkt und Startschwierig-
keiten. Das muss anders werden. Der Minister hat hier in
gleicher Richtung gesprochen. Wir von der Union unter-
stützen diesen Kurs hundertprozentig.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schirm, Charme und Melone!)


Die jetzt vorgesehenen Maßnahmen zur Konjunktur-
förderung und die Kreditangebote der KfW haben im
Blick, dass die Arbeitnehmer trotz der Auftragseinbrü-
che in den Betrieben gehalten werden sollen; denn nach
der Krise wird mehr qualifiziertes Personal denn je ge-
braucht werden. Was wir einleiten wollen, ist eine neue
Form der Vernetzung von Maßnahmen der Konjunktur-
belebung mit Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik. Es
geht also vor allem um betriebliche Weiterbildung und
betriebliche Qualifikation jetzt, damit die Leute im Be-
trieb bleiben können. Wir müssen die Voraussetzungen
schaffen, damit eine bessere Ausrüstung gegeben ist,

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(C (D enn die nächste positive Konjunkturwelle kommt. Das st zentral. Das ist Politik für die Arbeitnehmerinnen und rbeitnehmer in diesem Land. Dazu sind wir in dieser hase verpflichtet. In diesem Bundeshaushalt sind für Eingliederungsaßnahmen bekanntlich 6,2 Milliarden Euro etatisiert. ber die Verwendung entscheidet in starkem Maße die rtliche Ebene. Unsere Idee ist, dass in dieser Krisenzeit n Kombination mit Impulsen, die selbstverständlich uch von der kommunalen Ebene ausgehen können und üssen, neue Pakete geschnürt werden. Bei der Bundesagentur für Arbeit stehen dafür in fünf ategorien Mittel in Höhe von 12,6 Milliarden Euro zur erfügung. Das sind übrigens 31 Prozent des dortigen esamtetats. Es wird notwendig sein, dass man sich da über Gedanken macht, wie man durch diese Instruente und möglicherweise durch neue Überbrückungs nstrumente das Notwendige tut, um die berufliche ualifikation im Betrieb sicherzustellen. Wir haben bereits jetzt einige Voraussetzungen durch euregelungen im Bereich des Kurzarbeitergeldes ge chaffen. Dies sind ganz wichtige Maßnahmen, die für ehr Sicherheit für die Menschen im Betrieb sorgen. ierzu gehört beispielsweise das sogenannte WeGebAUrogramm, das sich bereits flächendeckend im Aufbau efindet. Wir haben die Bezugsdauer des Kurzarbeitereldes von 12 auf 18 Monate verlängert. Wie ich höre, ill die BA das auch auf die Leiharbeiter ausdehnen; das ürden wir begrüßen. Aus meiner Sicht muss diese Zeit genutzt werden, um rbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verstärkt gesundeitlich fit zu machen. Wer eine Kur braucht, sollte sie etzt, in der Zeit der Flaute, angeboten bekommen. Die eute sollten keine Angst haben müssen, ihren Arbeitslatz zu verlieren, wenn sie in dieser Phase einen Kuranrag stellen. Vor Ort, in den Betrieben, müssen Gespräche wischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern stattfinden, amit die Situation anders wird und ein Fitmachen auf reiter Ebene stattfindet. Wir haben die Zahl der Mitarbeiter für Grundsicheung und Vermittlung bei der Agentur für Arbeit und den rgen um 2 900 erhöht. Ich sage für die Union ganz eutlich: Damit sind auch Erwartungen verknüpft. Die enschen müssen in Krisenzeiten verstärkt merken, ass sie von den Mitarbeitern der Agenturen angeommen werden. Auch ich habe schon von solchen Fälen, wie sie vorhin geschildert wurden, gehört. Ich sage ganz klar zur Bevölkerung und den Betroffeen: Gehen Sie, wenn Sie merken, dass sich die Dinge icht in Ihrem Sinne bewegen, zu Ihren Abgeordneten nd sagen Sie es ihnen, damit sie entsprechend vorstellig erden können. Auch wir als Abgeordnete werden in ieser Zeit der Krise eine etwas größere Verpflichtung aben, bürgernah zu arbeiten und für solche Anliegen da u sein. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Hans-Joachim Fuchtel
Dazu gehört für uns auch, dass sich die Öffnungszeiten
ändern, dass man zum Beispiel auch samstags mit sei-
nem Ehepartner zu einem solchen Beratungsgespräch
gehen kann und dass sich die Öffnungszeiten tatsächlich
an den Wünschen des Kunden und nicht an der ge-
wünschten Arbeitszeit des Mitarbeiters ausrichten.

Ich komme zum Schluss. Ich möchte allen danken,
die an der Beratung mitgewirkt haben: den Mitarbeitern
des BMAS und auch unseren Mitarbeitern. Natürlich
danke ich auch meiner lieben Kollegin Waldtraud Lehn,
für die das, wie der Minister bereits gesagt hat, die letzte
Haushaltsberatung gewesen wäre; sie ist, glaube ich,
heute krank. Ich möchte bekennen, dass ich mich lang-
sam an ihren Politikstil gewöhnt hatte und ich es deswe-
gen bedauere, dass sie künftig nicht mehr mit von der
Partie sein wird.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Für die CDU/CSU kann ich Ihnen die Annahme des
Einzelplans 11 empfehlen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619010600

Nächste Rednerin ist die Kollegin Brigitte Pothmer,

Bündnis 90/Die Grünen.


(Abg. Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] geht mit einem zerfledderten Regenschirm zum Rednerpult – Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Ist schon Karneval? – Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Was ist das?)



Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619010700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

finde, dass das Wort Schirmherrschaft in den letzten Wo-
chen eine völlig neue Bedeutung bekommen hat. Diese
Regierung spannt auf, was das Zeug hält: Schutzschirm
für Banken und Banker, Schutzschirm für die Realwirt-
schaft. Jetzt gibt es auch einen Schutzschirm für Arbeits-
plätze.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Nein!)


Ich zeige Ihnen jetzt einmal den Prototyp –


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619010800

Frau Kollegin Pothmer!


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619010900

– der Schlechtwetterüberdachung der Marke Olaf

Scholz:


(Die Rednerin spannt einen zerfledderten Regenschirm auf.)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619011000

Frau Kollegin Pothmer!


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619011100

nackte Speichen im Sturm.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Unmöglich! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619011200

Frau Kollegin Pothmer!


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619011300

Dass dieses Gerippe keinen wirklichen Schutz bietet,

st doch augenscheinlich. Die Beschäftigten werden
ass, und die Arbeitslosen kommen vom Regen in die
raufe.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619011400

Frau Kollegin Pothmer, Sie müssen die Präsidentin

orher fragen, wenn Sie zu Demonstrationszwecken et-
as zeigen möchten. Sie können so etwas zu Demonst-

ationszwecken nicht einfach machen.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619011500

Frau Präsidentin, gut, ich habe den Schirm wieder zu-

emacht.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Peinlich! – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wer keine Argumente hat, muss so etwas machen! – Zurufe von der FDP)


Lieber Herr Scholz, Sie haben gesagt – da stimme ich
hnen zu –:

Wenn ein Schutzschirm für die Finanzmärkte recht
ist, dann ist ein Schutzschirm für Arbeitsplätze
mehr als billig.

timmt, Herr Scholz. Richtig ist an dieser Aussage aber
och etwas: Der Schirm, mit dem Sie flanieren gehen, ist
atsächlich billig. Ihr Etat hat dazu keinen einzigen Cent
eigetragen. Für den Finanzmarkt stellt diese Regierung
ine Bürgschaft in Höhe von 500 Milliarden Euro zur
erfügung, für den Arbeitsmarkt keinen zusätzlichen
ent.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Um es ganz deutlich zu sagen: Die Verlängerung der
ezugsdauer des Kurzarbeitergeldes halte ich für eine

ichtige Maßnahme. Frau Winterstein hat aber vollkom-
en recht: Die Verlängerung der Bezugsdauer des Kurz-

rbeitergeldes zahlen ganz allein die Beitragszahler.


(Andrea Nahles [SPD]: Das ist in diesem Fall auch sachgerecht!)


us Ihrem Etat wird dafür kein einziger Cent zur Verfü-
ung gestellt. Das finanziert die Bundesagentur für Ar-
eit. Abgesehen davon, dass sie die Kosten der Verlän-
erung der Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes trägt,
uss sie auch die Senkung des Beitragssatzes zur Ar-

eitslosenversicherung auf 2,8 Prozent finanzieren, und
as bei steigender Arbeitslosigkeit. „Steigende Arbeits-
osigkeit“ heißt: mehr Ausgaben und weniger Einnah-

en. Herr Scholz, bei einem solchen Konzept geht jede






(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer
Pommesbude pleite. Aber Sie wollen mit diesem Kon-
zept ein Land regieren. Das wird nicht funktionieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Insgesamt ist Ihr Haushalt extrem unterfinanziert. Al-
lein in diesem Jahr geben Sie 800 Millionen Euro mehr
aus, als in Ihrem Etat für Arbeitslosengeld II vorgesehen
ist. Trotzdem hat der Etat, den Sie uns vorlegen, ein ge-
ringeres Volumen als der Etat für das Jahr 2008. Sie wer-
den ein Defizit von mindestens 1,5 Milliarden Euro zu
verzeichnen haben. In diesem Betrag sind die steigenden
Kosten aufgrund steigender Arbeitslosigkeit überhaupt
noch nicht berücksichtigt.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist das! Das ist eine Milchmädchenrechnung!)


Warum legen Sie uns diesen Haushalt überhaupt vor? Er
ist doch schon jetzt Makulatur. Darüber brauchen wir gar
nicht zu beraten. Ziehen Sie ihn zurück!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Gestern ist von der Kanzlerin darauf hingewiesen
worden, dass wir in die größte Rezession seit 30 Jahren
schlittern. Die OECD prognostiziert, dass die Zahl der
Arbeitslosen in Deutschland um 700 000 steigen wird,
und der Minister schwadroniert von Vollbeschäftigung
und beklagt, dass andere Vorschläge machen, die Wol-
kenkuckucksheime sind. Herr Scholz, ich bitte Sie: Hö-
ren Sie auf, über Vollbeschäftigung zu schwadronieren,
und machen Sie endlich das, wofür Sie bezahlt werden!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Inzwischen wissen wir, wie Sie Vollbeschäftigung er-
reichen wollen: nicht durch neue Jobs, sondern durch
Manipulation der Statistiken. Statt die Statistiken zu ma-
nipulieren, sollten Sie lieber die Frage der Trägerschaft
beantworten. Täglich verlässt eine große Zahl von Be-
schäftigten die Jobcenter, und zwar insbesondere dieje-
nigen, die besonders motiviert und qualifiziert sind.
Diese Beschäftigten wissen nicht, welche Perspektive
sie dort in Zukunft noch haben. Die Neuregelung der ar-
beitsmarktpolitischen Instrumente ist, wie die Anhörung
ergeben hat, wirklich eine Katastrophe. Die Leidtragen-
den Ihrer bockbeinigen und zentralistischen Politik, die
keine individuellen und passgenauen Lösungen möglich
macht, sind die Arbeitslosen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie des Abg. Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE])


Wir alle wissen: In Zeiten der Rezession sind die
Geringqualifizierten im Niedriglohnbereich die Ersten,
die ihren Job verlieren. Die Einführung eines Mindest-
lohns tritt auf der Stelle. Herr Scholz, Leute, die in den
ALG-II-Bezug fallen, müssen jahrelang mit viel zu we-
nig Geld auskommen. Der ALG-II-Regelsatz ist ein-
fach zu gering.

Herr Fuchtel, Ihnen möchte ich sagen: Die Erhöhung
des Regelsatzes auf 420 Euro ist nicht nur eine Frage der
Gerechtigkeit, sondern sie ist auch ein Konjunkturpro-
gramm. Leute, die von so wenig Geld leben müssen,

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(C (D önnen keinen einzigen Cent auf die hohe Kante legen. ie müssen ihr gesamtes Geld ausgeben. Dieses Geld ließt also direkt in die Binnenwirtschaft und ist unmitelbar arbeitsplatzwirksam. Wenn Sie mir nicht glauben, ollten Sie wenigstens der EU glauben, die Ihnen rät, ein rogramm zur Verbesserung der Situation der unteren inkommensgruppen zu erarbeiten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Es wurde viel über die Notwendigkeit geredet, in der
etzigen Situation Qualifikation und Weiterbildung zu
tärken. Ich sage: Das ist richtig.

Lieber Herr Scholz, zu Ihrem Programm WeGebAU
ann man wirklich nur sagen: Die Lösung wird der Di-
ension des Problems bei weitem nicht gerecht. So wer-

en wir das vorhandene Leck hinsichtlich der Qualifika-
ion jedenfalls nicht überwinden können. Wir brauchen
ei der Lösung wirklich eine ganz andere Dimension.
eswegen sagt Herr Walwei vom IAB zu Recht, dass
ir hier einen Bildungsruck brauchen.

Wir legen Ihnen ein Programm vor, durch das 1 Mil-
ion Menschen zusätzlich qualifiziert und in Arbeit ge-
racht wird.

Erster Punkt. Alle Jugendlichen – auch die Altbewer-
er – müssen einen Ausbildungsplatz erhalten. Herr
cholz, Sie müssen sich einmal fragen, was diese Regie-
ung in den letzten Jahren getan hat. Wenn nur ein Drit-
el der unter 30-jährigen Hartz-IV-Empfänger es schafft,
us dem Hartz-IV-Bezug herauszukommen, dann liegt
as daran, dass sie eben nicht qualifiziert worden sind.
as ist ganz eindeutig nachzuweisen.


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Ihr habt doch sieben Jahre lang regiert! Da kommen die Probleme doch her!)


eswegen können wir uns nicht einfach darauf verlas-
en, dass von den Betrieben genug Ausbildungsplätze
ur Verfügung gestellt werden. Deshalb müssen wir zu-
ätzliche Maßnahmen ergreifen.

Wir haben Ihnen das Programm DualPlus vorgelegt.
amit sind wir in der Lage, den über 300 000 Altbewer-
ern einen qualifizierten Ausbildungsplatz anzubieten.
s würden also 300 000 junge Leute qualifiziert werden,
nd sie hätten eine Perspektive. Wir können natürlich
uch sagen, dass wir in dem Bereich gar nichts tun und
ie lieber ein Leben lang alimentieren. Ich halte das für
alsch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Ihr habt es früher so gemacht!)


Zweiter Punkt. Wir müssen die Akademikerquote
ringend anheben. Das sollten wir nicht gegen eine be-
ufliche Qualifizierung ausspielen.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie sind ja schon heiser geworden! Zu viel geschrien!)


ie Akademikerquote in Deutschland ist viel zu niedrig.
ir sollten auch diejenigen dafür gewinnen, die derzeitig






(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer
berufstätig sind. Lassen Sie uns sie dazu motivieren,
jetzt ein Studium anzufangen und ihren Arbeitsplatz Ar-
beitslosen zur Verfügung zu stellen. Wir schlagen Ihnen
vor, mit 2,4 Milliarden Euro 230 000 zusätzliche Stu-
dienplätze zu schaffen. Ich glaube, mit dieser Dimension
kommen Sie der Lösung des Problems näher.

Dritter Punkt. Geringqualifizierte. Die Quote der
Geringqualifizierten, die an Fort- und Weiterbildungen
teilnehmen, geht in den Promillebereich. Andere Länder,
wie zum Beispiel Finnland – Herr Müller, Sie haben es
gelernt –, zeigen uns, dass das auch ganz und gar anders
geht.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


Wir brauchen dafür Geld, aber auch andere Konzepte.
Mit Schulbänken und Klassenräumen erreichen wir
diese Leute nicht. Hier muss es auf ganz anderen Wegen
weitergehen.

Vierter Punkt. Wir müssen den Umfang der öffentlich
geförderten Beschäftigung ausweiten. Es ist einfach
falsch, so zu tun, als gebe es keine Gruppe von Men-
schen, die unter den gegebenen Bedingungen überhaupt
keine Chance auf eine Perspektive haben. Ich glaube, für
400 000 Menschen sollten wir öffentlich geförderte Be-
schäftigungen anbieten, damit sie eine Perspektive, aber
auch die Chance haben, aus ihrer Lage wieder herauszu-
kommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619011600

Frau Kollegin Pothmer, Ihre Redezeit ist zu Ende.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619011700

Ich komme sofort zum Schluss. – Herr Scholz, ich

bitte Sie inständig: Geben Sie Ihre Vollbeschäftigungs-
träume bis auf Weiteres auf! Machen Sie eine kreative,
tatkräftige Politik! Schönwetterpolitik kann jeder, be-
weisen Sie sich und uns, dass Sie Krisen meistern kön-
nen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619011800

Frau Kollegin Pothmer, ich weise Sie noch einmal

darauf hin, dass der Einsatz von Gegenständen zu De-
monstrationszwecken der Genehmigung der amtieren-
den Präsidentin bedarf. Es nützt dann auch nichts, dass
Sie ignorant weiterreden und die Zwischenrufe der Prä-
sidentin einfach ignorieren.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: So sind die Grünen!)


Ich gebe der Kollegin Andrea Nahles, SPD-Fraktion,
das Wort.


Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1619011900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich stelle fest: Die Grünen geben das Ziel der

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(C (D ollbeschäftigung auf. Wir liegen jetzt bei 2,9 Millionen rbeitslosen. Ich frage die Grünen: Ab wann stellen Sie enn dann die aktive Arbeitsmarktförderung ein? Ab ,5 Millionen? Ab 2 Millionen? Wo ist denn dann der unkt erreicht, an dem unser Bemühen nicht mehr daauf gerichtet sein muss, dass jeder Arbeitslose eine Zuunft mit seinem Arbeitsplatz bekommt? Da kann ich ur den Kopf schütteln, wenn Sie hier ankündigen, dass ür die Grünen das Ziel der Vollbeschäftigung nicht ehr das zentrale Momentum ist. (Dr. Harald Terpe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir machen nur keine falschen Versprechungen! Darum geht es!)


Wenn das nicht mehr das zentrale Momentum ist,
ann stellen Sie im Grunde genommen die insgesamt
Milliarden Euro, die für Eingliederungsmaßnahmen in

er Grundsicherung für Arbeitsuchende vorgesehen
ind, infrage, und das werden wir niemals akzeptieren.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir wollen niemanden aufgeben. Arbeit first. Wir
ollen unsere Arbeitsmarktpolitik ganz klar auf Akti-
ierung ausrichten. Wir parken nicht mehr Millionen
on Sozialhilfeempfängern und geben ihnen keine
hance auf aktive Arbeitsmarktvermittlung. Das haben
ir doch überwunden. Ich dachte, das wäre unser ge-
einsames Ziel. Wir wollen, dass jeder, der gesund ist,

ie Chance hat, Arbeit zu bekommen.

Mit 28 Millionen sozialversicherungspflichtig Be-
chäftigten, mit einem überproportionalen Rückgang der
angzeitarbeitslosigkeit und mit den im Wesentlichen
ervorragenden Zahlen bezüglich des Ausbildungsmark-
es haben wir sehr gut unter Beweis gestellt, dass eine
ichtige Strukturreform, kombiniert mit sehr guter Arbeit
er BA-Mitarbeiter, am Ende entsprechende Wirkung
eigt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Wir können jedenfalls stolz darauf sein. Wenn die
rünen nicht mehr stolz auf ihre Arbeit sind, die sie sie-
en Jahre lang gemeinsam mit uns gemacht haben, dann
edauere ich das sehr.


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Dafür müssen Sie sich nicht schämen, Frau Nahles!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619012000

Frau Kollegin Nahles, die Frau Kollegin Pothmer

ürde gerne eine Zwischenfrage stellen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Aber ohne Schirm! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Die brauchen wir heute nicht mehr!)



Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1619012100

Nein, es tut mir wirklich leid; das geht jetzt nicht.


(Dr. Harald Terpe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist kein Stil!)







(A) )



(B) )


Andrea Nahles
Wir haben immer gesagt – das sollte man an dieser
Stelle betonen –: Fordern und Fördern. Ich will vor dem
Hintergrund der Bankenkrise aber auch sagen: Die Auf-
forderung, Fordern und Fördern, gilt nicht nur in Bezug
auf Arbeitslose. Fordern und Fördern heißt für mich
auch, dass diejenigen, die in den letzten Jahren die Mit-
bestimmung massiv angeschossen haben, erkennen, dass
es ein eingebautes Korrektiv gegen Überhitzung, gegen
kurzfristige Renditeorientierungen und miserable Unter-
nehmenskultur gibt, und das ist die Mitbestimmung.
Deswegen sollten wir an dieser Stelle von denen, die von
uns jetzt mit Steuergeldern finanzierte Sicherheiten be-
kommen haben, fordern, dass sie in Zukunft das automa-
tische Korrektiv der Mitbestimmung nicht mehr infrage
stellen, sondern es mit uns zusammen weiter ausbauen.


(Beifall bei der SPD)


Ich habe mich schon gefragt: Wann? Dann habe ich
mich gefragt: Wer? – Ich hatte auf Herrn Niebel gehofft.


(Dirk Niebel [FDP]: Was habe ich gemacht?)


Aber nein, es war der Sachverständigenrat, der, kaum
hörten wir etwas über Krise, wieder einmal auf die Idee
gekommen ist, dass das Wichtigste – –


(Dirk Niebel [FDP]: Dass Sie auf mich hoffen, macht mir Sorge!)


– Herr Niebel, jetzt warten Sie doch einmal ab, was ich
meine. Es ging um die Frage: Wer bringt als Erstes den
Kündigungsschutz als Hauptursache für die Krise ins
Spiel? Wie gesagt, da hatte ich an Sie gedacht. Aber Sie
haben mich enttäuscht, Herr Niebel.


(Dirk Niebel [FDP]: Das tut mir leid!)


Es war in diesem Falle der Sachverständigenrat. Der
Sachverständigenrat hat auch eines nicht verstanden.
Der Sachverständigenrat hat nicht verstanden, dass es in
diesen Tagen und Wochen auch um eine Vertrauenskrise
geht – die wird noch lange anhalten – und dass man in
diesem Land Vertrauen nur schaffen kann, wenn es auch
für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, für die ab-
hängig Beschäftigten in dieser schwierigen Situation ein
Stück Perspektive und Sicherheit gibt. Deswegen wird
es mit uns auch kein weiteres Aufweichen und Lockern
des Kündigungsschutzes geben, und zwar aus wohlver-
standenen ökonomischen Gründen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir merken doch auch, wer jetzt wieder der Erste ist,
der dran glauben muss. Das sind die, die ohnehin schon
prekär beschäftigt sind, nämlich die Leiharbeiter. Wir
kämpfen gerade darum, dass auch sie einen Mindestlohn
erhalten; darüber beraten wir heute noch. Auch diejeni-
gen, die wir immer wieder ein Stück weit unter Druck
setzen, müssen von uns die Hand gereicht bekommen.
Auch sie müssen von uns ein Signal bekommen, dass
uns ihr Schicksal nicht egal ist. Deswegen bin ich sehr
froh, dass wir es angehen, auch Leiharbeitern den Bezug
von Kurzarbeitergeld zu ermöglichen. Herr Fuchtel hat
das schon angesprochen. Ich freue mich auch, dass das
vom Koalitionspartner in vollem Umfang mit unterstützt
wird.

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(C (D Das ist ein Signal. Dann kommt noch der Mindestohn, nd dann spüren auch diejenigen, die sich in prekären rbeitsverhältnissen befinden, etwas von der guten Poli ik in Deutschland. Wir müssen uns auch darüber klar werden, dass wir ns angesichts der Anstrengungen, die wir mit dem Konunkturpaket unternommen haben, vorsichtig verhalten ollten. Wir sollten uns auch keine eigenen Denkblockaen auferlegen, welche zusätzlichen Handlungsnotwenigkeiten die nächsten Monate vielleicht ergeben. Ich age das bewusst nicht als Haushälterin, sondern als Areitsmarktpolitikerin. Wir haben dabei ohnehin manchal einen strukturellen Konflikt. Das verstehe ich, und as ist nicht mein Punkt. Tatsache ist aber, dass es nicht ums Geldverballern eht, sondern darum, präventiv zu verhindern, dass Bechäftigung weiter ins Rutschen kommt. Den jüngsten ahlen der BA zufolge steigt die Zahl der Anzeigen über inen drohenden Arbeitszeitausfall. Wir haben das seierzeit gesetzlich geregelt, damit wir frühzeitig etwas ür diese Menschen tun können. Ich bin sehr froh daüber, dass wir mit dem verbesserten Kurzarbeitergeld nd mit den 1 000 zusätzlichen Vermittlerstellen im GB III die entsprechenden Wege eröffnen können, dieem Problem zu begegnen. Ich sage ein herzliches Daneschön dafür, dass das im Rahmen des Konjunkturpaetes so kurzfristig in den Haushalt aufgenommen erden konnte. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Nein!)


(Beifall bei der SPD)


Ich bin im Übrigen der Auffassung, dass wir insge-
amt vorausschauend agieren und agieren müssen, und
war mit Maßnahmen, die jetzt noch dringender gewor-
en sind, zum Beispiel die Einführung von Mindestlöh-
en. Herr Fricke hat sich im Ticker vom 20. November
arüber beklagt, dass die Regierung die drohenden
ehrausgaben beim Arbeitslosengeld II nicht berück-

ichtige. Aber wenn sich Herr Fricke ernsthaft Sorgen
m das möglicherweise steigende Arbeitslosengeld II
acht, dann habe ich eine geniale Idee: Werfen Sie bei

er FDP endlich die ideologischen Blockaden in Bezug
uf Mindestlöhne über Bord!


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Das Parlament kann die Mindestlöhne ohne die FDP beschließen! Dafür brauchen wir die FDP nicht!)


amit würden wir nämlich – darauf hat eben schon
eine Kollegin hingewiesen – bei den Aufstockern

,5 Milliarden Euro sparen. Das wäre sicherlich ein
chritt in die richtige Richtung, auch aus haushalteri-
cher Sicht.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: So einfach ist es leider nicht! – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Setzt euch in der Koalition durch!)







(A) )



(B) )


Andrea Nahles
Insofern ist auch der Mindestlohn an dieser Stelle von
großer Bedeutung.


(Beifall bei der SPD)


Ich will mit der Feststellung schließen, dass wir in der
Lage sind, die auf uns zukommenden Probleme zu be-
wältigen. Ich bin insofern optimistisch. Wir machen uns
aber auch nicht vor, dass es sich nur um eine kurzfristige
Eintrübung handelt; wir müssen uns auf eine Strecke
einstellen, deren Bewältigung nicht ganz einfach werden
wird. Ich bin aber zuversichtlich. Es gibt ein sehr schö-
nes Zitat des französischen Philosophen Jacques
Derrida. Er hat sinngemäß gesagt: Die Katastrophe ist
nahe, doch die Apokalypse ist von langer Dauer. – Da-
rüber sollte man nachdenken.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619012200

Zu einer Kurzintervention gebe ich der Kollegin

Brigitte Pothmer das Wort.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619012300

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Nahles, Sie ha-

ben den Eindruck erweckt, als würden wir Grünen das
Ziel der Vollbeschäftigung aufgeben. Das halte ich vor
dem Hintergrund der Tatsache, dass ich einen Vorschlag
unterbreitet habe,


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Klamauk haben Sie gemacht! Sonst gar nichts!)


der 1 Million Menschen zusätzlich in Qualifikation und
Arbeit bringt, für infam.

Ich habe darauf hingewiesen, dass ich es angesichts
der Probleme, auf die wir zulaufen – die Kanzlerin hat
diese Probleme gestern in eine Reihe gestellt mit dem
Aufbau in der Nachkriegszeit und der Neugestaltung
Deutschlands nach dem Mauerfall; es geht also um eine
Dimension eines wirklich nicht kleinen Ausmaßes –, für
völlig unzureichend halte, einfach nur Vollbeschäftigung
als Ziel anzugeben. Wir erwarten sehr konkrete und um-
fängliche Maßnahmen, aus denen hervorgeht, wie das
Ziel zu erreichen ist. Statistische Manipulationen sind je-
denfalls das falsche Instrument.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Haben Sie dazu einen Antrag gestellt?)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619012400

Frau Kollegin Nahles, bitte.


Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1619012500

Ich habe jahrelang Germanistik studiert und sogar ei-

nen Abschluss gemacht.


(Beifall des Abg. Dirk Niebel [FDP])


Deswegen möchte ich wissen, wie ich folgenden Satz zu
interpretieren habe: „Herr Scholz, …, hören Sie auf,

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(C (D ber Vollbeschäftigung zu schwadronieren!“ – Ich interretiere diesen Satz so: Die Grünen fordern den Arbeitsinister auf, das Ziel der Vollbeschäftigung aufzugeben. ielleicht muss ich mir aber noch ein paar Semester grüer Sprachphilosophie gönnen. Frau Pothmer, die ganze Zeit schwadronieren Sie von inem bedarfsunabhängigen Bürgergeld, oder wie auch mmer das heißen mag. (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich? Nie!)


iele in Ihrer Partei hängen hieran große Hoffnunen.
rau Pothmer, was halten Sie von Folgendem: Wir ha-
en, obwohl uns die Haushälter das Leben schwer ge-
acht haben, den Eingliederungstitel bei 10 Milliarden
uro gehalten. Mit konkreten Eingliederungsmaßnah-
en geben wir 100 000 Menschen mit großen Vermitt-

ungshemmnissen eine Jobperspektive auf dem ersten
rbeitsmarkt in der Privatwirtschaft oder bei öffentli-

hen Arbeitgebern. Soll ich Ihnen jetzt im Ernst unseren
esamten arbeitsmarktpolitischen Katalog vortragen,
ber den wir im Ausschuss gemeinsam diskutiert haben?


(Dirk Niebel [FDP]: Dafür reichen die drei Minuten! Das können Sie machen!)


ch glaube, das muss ich nicht. Sie legen in Ihren Reden
u viel Wert auf Provokation. Ich werde in Zukunft ein-
ach mehr weghören. Dann müssen wir uns nicht strei-
en.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Geht doch Kaffee trinken! – Abg. Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zur Erwiderung)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619012600

Frau Kollegin Pothmer, Sie müssen sich ein bisschen

ehr mit der Geschäftsordnung des Deutschen Bundes-
ages befassen. Dann wüssten Sie, dass eine Kurzinter-
ention auf eine Kurzintervention leider nicht möglich
st.

Ich gebe jetzt das Wort dem Kollegen Dr. Heinrich
olb, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1619012700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ch möchte zuerst der Kollegin Waltraud Lehn alles Gute
ünschen.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


altraud Lehn hat uns in den letzten Jahren von ihrer
amilie, von ihren Familientreffen, von Tante Käthe,
nkel Otto und Onkel Paul erzählt und damit ein Stück
ebenswirklichkeit und Lebenserfahrung in die Debatte






(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb
gebracht. Das wird uns fehlen. Ich wünsche ihr alles
Gute.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP, der CDU/ CSU, der SPD und der LINKEN)


Anfang der Woche war in den Zeitungen zu lesen,
dass die Koalition, zumindest die Union, den ehrbaren
Kaufmann wiederentdeckt hat. Ich halte diesen Ansatz
für durchaus verfolgenswert. Wenn ich mir aber vor
Augen führe, welche Eigenschaften einen ehrbaren
Kaufmann auszeichnen – Ehrlichkeit, Sparsamkeit,
Weitblick, Entschlossenheit, Fleiß, Gerechtigkeit, Ver-
lässlichkeit und vielleicht auch ein bisschen Demut –,
dann muss ich feststellen: Das Zahlenwerk des Haushal-
tes 2009 wird diesem Anspruch nicht gerecht, Herr Mi-
nister Scholz. Die Bundesregierung handelt nicht wie ein
ehrbarer Kaufmann.


(Beifall bei der FDP – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Mit Demut ist es bei Ihnen auch nicht weit her!)


Das Motto der Bundesregierung für 2009 scheint eher zu
sein: „Augen zu und durch!“, vielleicht ergänzt durch den
rheinischen Hoffnungssatz: Es ist noch immer gut gegan-
gen. Herr Scholz, das ist der FDP-Bundestagsfraktion an-
gesichts der Herausforderungen, vor denen wir stehen
– die Nachrichten vom Arbeitsmarkt werden schlechter
werden; Herr Weise geht von 30 000 bis 130 000 Arbeits-
losen mehr im Laufe des Jahres 2009 aus –,


(Dirk Niebel [FDP]: Registrierte!)

zu wenig.

Ich will Ihnen sagen, was wir für nötig erachten. Das
sind vier Dinge: eine realistische Einschätzung der Lage,
Vermeidung von Aktionismus, ein Neubelastungsverbot
und schließlich ein konsequentes Entlastungsgebot.


(Beifall bei der FDP)

Zum ersten Punkt, zur realistischen Einschätzung

der Lage. Herr Scholz, ein ehrbarer Kaufmann bilan-
ziert ehrlich und schonungslos. Er macht sich selbst
nichts vor. Er schönt seine Bilanz nicht. Sie tun das aber;
denn Sie wollen mehr als 100 000 Arbeitslose, die von
privaten Vermittlern betreut werden, aus der Statistik he-
rausnehmen. Ein ehrbarer Kaufmann ist ausgabenrealis-
tisch. Das sind Sie bei den Leistungen nach dem SGB II
nicht. Die Kollegin Winterstein hat das in ihrer Rede
schon deutlich gemacht.

Zum zweiten Punkt. Der ehrbare Kaufmann wartet
nicht ab, bis der Schaden eintritt. Er handelt rechtzeitig
und weitsichtig, aber nicht aktionistisch. Ich will Ihnen
das an einem Beispiel erläutern, Herr Minister. Die Ein-
schätzung der Entwicklung 2009, dass die Lage auf dem
Arbeitsmarkt schwieriger wird, dass die Arbeitslosigkeit
zunehmen wird und dass sich das Angebot an Arbeits-
plätzen eher verringern wird, ist realistisch. Was aber
macht die Bundesregierung angesichts eines sich ver-
knappenden Angebotes an Arbeitsplätzen? Sie kündigt
an, dass sie tausend neue Vermittler einstellen wird. Herr
Scholz, ich muss Sie daran erinnern: Sie wollten die
weltbeste, nicht die weltgrößte Arbeitsvermittlung
schaffen.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Mir kommt der Versuch, vor dem Hintergrund eines ückläufigen Angebotes an Arbeitsplätzen die Arbeitsloigkeit mit der Einstellung neuer Vermittler zu bekämpen, etwa so vor, als wenn man nach einer Missernte die rohende Hungersnot durch die Aufstockung des Kühenpersonals abwenden wollte. Das wird so nichts weren. Herr Scholz, beenden werden Sie damit allenfalls ie Arbeitslosigkeit der neu angeworbenen Vermittler. Dritter Punkt: das Belastungsmoratorium. Ein ehrbaer Kaufmann bürdet seinem Unternehmen in schweren eiten nicht neue Belastungen auf. Das heißt für Sie, err Scholz: Projekte wie der Mindestlohn per Entsenegesetz oder auch Mindestarbeitsbedingungengesetz, rojekte wie die unsägliche Reform der Erbschaftsteuer, ei der aus rein ideologischen Gründen an einem willürlich gesetzten Aufkommen festgehalten wird, verbieen sich. Das sind Mühlsteine am Hals des deutschen ittelstandes. Sie ziehen die Unternehmen im Strudel er Krise nach unten. Vierter Punkt. Ich sehe ein Entlastungsgebot. Es geht m die konsequente Nutzung von Handlungsspielräuen. Das gilt für die Entlastung bei den Steuern ebenso ie für Beitragssenkungen in der Sozialversicherung nd natürlich auch für den Abbau von Bürokratie. Ein uviel an Entlastung kann es in der derzeitigen Situation icht geben. Ich bin der Meinung, dass Steuerund Beiragssenkungen besser und direkter als jedes zusammenewürfelte Konjunkturprogramm wirken. Deswegen schlägt die FDP-Fraktion vor, den Rentenersicherungsbeitrag von heute 19,9 Prozent im komenden Jahr um 0,3 Prozentpunkte auf 19,6 Prozent ab usenken. as entlastet die Beitragszahler um weitere 3 Milliarden uro, die auch den Menschen mit einem geringen Einommen zugutekommen. Sie, Herr Scholz, lehnen hier eine Senkung der Soialversicherungsabgaben mit fadenscheinigen Begrünungen ab. Das finde ich erstaunlich, weil Sie noch im ai dieses Jahres in einem Interview mit der Wirt chaftswoche Folgendes gesagt haben – ich zitiere –: Viele Volkswirte raten uns dazu, weil das die Beschäftigung ganz unmittelbar fördern würde. Davon haben alle etwas – von den Bürgerinnen und Bürgern, die wenig verdienen, bis hin zum mittleren Management. Nehmen Sie zum Beispiel die Familie, die bis zu 60 000 Euro im Jahr verdient. Sie leidet doch unter der Abgabenund nicht unter der Steuerlast. Und die Unternehmen das haben Sie damals gesagt, Herr Scholz – profitieren auch: Wer viele Mitarbeiter beschäftigt, wird bei den Sozialabgaben besonders entlastet. Dr. Heinrich L. Kolb Ich sage Ihnen: Diese Entlastung, diese Absenkung ist machbar, ohne dass dafür die Nachhaltigkeitsrücklage angegriffen werden muss. Wir müssen anders als in der Arbeitslosenversicherung nicht an die Reserven herangehen. Nur der Aufbau der Rücklage soll ausgesetzt werden. Wenn das gilt, was die Bundeskanzlerin gestern an dieser Stelle gesagt hat, dass nämlich außergewöhnliche Umstände besondere Maßnahmen erfordern, dann, Herr Scholz, gibt es keinen, aber auch wirklich gar keinen Grund, den Menschen diese Entlastung nicht zuteilwerden zu lassen. Die BDA und der ZDH haben sich hinter diese Forderung gestellt. Daher sollten wir diese Forderung gemeinsam beschließen. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Nächster Redner ist der Kollege Max Straubinger, CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Dieser Bundeshaushalt ist ein Beleg der sozialen Verantwortung der Bundesregierung gegenüber der arbeitenden Bevölkerung, aber auch gegenüber den sozial Bedürftigen in unserem Land. Der Kollege Fuchtel hat hier bereits dargelegt: Über 42 Prozent dieses Bundeshaushaltes werden für die soziale Sicherung der Menschen in unserem Land und für die Arbeitsmarktpolitik ausgegeben. Deshalb, lieber Herr Kollege Kolb, ist diese Bundesregierung der ehrbare Kaufmann, dessen Aufgabe es ist, auch zukünftig gut zu gestalten. Ich stelle fest: Die Prognosen der Opposition waren in der Vergangenheit immer falsch. Wir haben einen großen Beitrag dazu geleistet, dass Deutschland mittlerweile die höchste Zahl an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen hat, nämlich knapp 28 Millionen. Die Zahl der erwerbstätigen Personen liegt bei 40,5 Millionen. Das ist die höchste Zahl, die es in der Bundesrepublik jemals gab. Wir haben die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 16 Jahren zu verzeichnen. Auch dies sind die Erfolge dieser Bundesregierung. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619012800

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1619012900

(Beifall bei der CDU/CSU)


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: So ist das!)


Ich glaube, man sollte häufiger darlegen, wie es zu
diesem Ergebnis kam. Es kam dazu nicht wegen der Un-
tätigkeit der Regierung, sondern im Gegenteil wegen der
vielfältigsten Maßnahmen, die wir zur Modernisierung
der Arbeitsverwaltung eingeleitet haben. Herr Kollege
Kolb hat gerade kritisiert, dass wir tausend neue Vermitt-
ler einstellen; Vermittlungstätigkeit ist aber nur durch
Personen zu erreichen. Wenn wir derzeit Gott sei Dank
an die 800 000 offene Stellen zu verzeichnen haben, so

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(C (D üssen diese so schnell wie möglich besetzt werden. eshalb ist es richtig, dass die Bundesregierung mehr ür die Vermittlungstätigkeit tut. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben auch einen guten Beitrag durch die Sen-
ung der Beitragssätze geleistet. Kollege Fuchtel und
er Herr Bundesminister haben darauf hingewiesen.
eim Antritt dieser Bundesregierung lag der Beitrags-

atz der Arbeitslosenversicherung bei 6,5 Prozent. Wir
aben ihn kontinuierlich auf 4,2 Prozent und dann auf
,3 Prozent gesenkt, und ab Januar nächsten Jahres wird
r bei 2,8 Prozent liegen. Damit haben wir die Betriebe
nd natürlich auch die Versicherten entlastet und darüber
inaus die Konjunktur gestützt. Deshalb war diese Poli-
ik auch in der Vergangenheit alternativlos.

Kollege Kolb hat vorhin das Verhalten des ehrbaren
aufmanns eingefordert. Deshalb bin ich jetzt über seine
orderung schon überrascht, den Beitragssatz zur Ren-

enversicherung um 0,3 Prozentpunkte zu senken.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist problemlos machbar!)


atürlich kann man grundsätzlich sagen, die Beitrags-
ätze sollten gesenkt werden. Zum Verhalten des ehrba-
en Kaufmanns gehört aber auch, Herr Kollege Kolb,
ass er sich an die gesetzlichen Grundlagen hält. Die ge-
etzliche Grundlage besteht darin, dass der Beitragssatz
ur gesetzlichen Rentenversicherung erst dann gesenkt
ird, wenn Rücklagen in einem Umfang von eineinhalb
onatsrenten aufgebaut sind. Auch das gehört zu einer

erlässlichen Politik in unserem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte auf die Vermittlungstätigkeit zurückkom-
en. Ich wende mich massiv dagegen – das hat Frau
ollegin Kipping heute gesagt –, die Menschen seien
em Jobcenter und damit den Verantwortlichen und de-
en, die den Menschen helfen wollen, ausgeliefert.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Ungeheuerlich!)


Ungeheuerlich. –


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Der Kollege Fuchtel hat das doch bestätigt! Er hat doch gesagt, dass das so ist!)


ollen Sie, Frau Kollegin Kipping, dass die Menschen
rbeitslos bleiben? Wir schaffen in diesen Jobcentern
ngebote für Menschen, die erwerbsfähig sind.


(Katja Kipping [DIE LINKE]: Sie müssen sich mit Ihrem Fraktionskollegen Fuchtel abstimmen! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Wissen Sie überhaupt, was ein Jobcenter ist?!)


iese Angebote müssen erwerbsfähige Menschen dann
ber auch annehmen. Sozialpolitik kann nicht darin be-
tehen, dass manchen gut arbeitenden Menschen mög-
ichst hohe Beiträge abverlangt werden, damit möglichst
iele Menschen keine Arbeit anzunehmen brauchen.






(A) )



(B) )


Max Straubinger
Ich erinnere an die gestrige Debatte. Kollege
Lafontaine hat hier wiederum die Leiharbeit kritisiert.
Gerade Leiharbeit hat in den vergangenen Jahren einen
wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass auch Langzeitar-
beitslosigkeit in unserem Land bekämpft werden konnte,
dass Langzeitarbeitslose wieder in Arbeit gekommen
sind und dass sie überhaupt eine Arbeitsstelle gefunden
haben. Damit konnten sie auch beruflich qualifiziert
werden. Das geschah sicherlich nicht immer zu dem
Lohn, den sich jeder wünscht, aber es wurden den Lang-
zeitarbeitslosen damit Chancen eröffnet. Ihre Alternative
ist, die Menschen in der Arbeitslosigkeit verharren zu
lassen. Das ist eine verfehlte Sozialpolitik.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Frau Kollegin Pothmer hat vorhin begonnen, als ob
sie eine Büttenrede halten wollte. Sie hat kritisiert, dass
wir wegen der zukünftigen Herausforderungen einen
Schirm aufspannen. Dieser Schirm ist aber notwendig,
Frau Kollegin Pothmer.


(Abg. Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] ist im Gespräch mit der Abg. Andrea Nahles [SPD])


– Wenn Sie mir vielleicht Ihre Aufmerksamkeit schen-
ken könnten? – Es geht nicht, macht nichts. –


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Entschuldigung!)


Wenn wir die Finanzkrise bewältigen wollen, dann
müssen wir einen Schirm aufspannen. Offensichtlich
wollten das die Grünen nicht; Sie haben es hier ja gerade
kritisiert. Mit solchen Schirmen werden die Arbeits-
plätze in unserem Land gesichert bzw. erhalten. Das ist
das entscheidende Argument dafür, dass der Staat solche
unterstützenden Leistungen gewährt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir treten für die Unterstützung der arbeitenden Men-
schen in unserem Land ein. In dieser Debatte ist auch
wichtig, darauf hinzuweisen, dass wir ein großartiges
soziales Sicherungssystem für die Menschen in unse-
rem Land haben, dass dies auch weiterhin finanziert
wird und dass es auf einer soliden finanziellen Grund-
lage steht. Der Kollege Fuchtel hat darauf hingewiesen,
dass gerade die Rentenversicherung solide finanziert ist.
Das ist ein Beleg für die Qualität unseres Rentensys-
tems, das sich auch in Krisenzeiten bewährt. Das bedeu-
tet auch, dass sich die Rentnerinnen und Rentner auf die-
ses System verlassen können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben in der Vergangenheit bewiesen, dass wir in
der Lage sind, eine gute Sozialpolitik für die Menschen
in unserem Land zu betreiben, für viele Arbeitsplätze zu
sorgen und damit auch die soziale Sicherheit für die
Menschen zu garantieren. Deshalb kann ich allen nur
empfehlen, diesem Bundeshaushalt die Zustimmung zu
geben.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Der Kollege Scholz möchte gern mit einer Kurzinter ention auf die Rede von Herrn Kollegen Kolb reagieen. Herr Kollege Kolb, Sie haben mich wegen der Rück agen der Rentenversicherung angesprochen. Darauf öchte ich reagieren. Ich glaube, dass die Rentenversicherung Vertrauen erdient. Es ist ganz wichtig, dass wir dafür sorgen, dass ie finanzielle Stabilität der Rentenversicherung geährleistet ist. Das ist uns gelungen, und darum wachsen oche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr die ücklagen der Rentenversicherung an. Wir sind jetzt bei iner Monatsausgabe angelangt. Das ist ein Wert, der on dem, was wir erreichen wollen – anderthalb Monatsusgaben –, noch entfernt ist. Das Vertrauen der Rentneinnen und Rentner in die Rentenversicherung ist jetzt roß, weil sie gesehen haben, dass das eine gute Einrichung ist. Um das zu erkennen, reicht es, zu betrachten, as amerikanische Pensionäre heute erleben müssen, achdem ihre Rücklagen durch die Veränderung der örsenkurse um über 1,5 Billionen Dollar reduziert woren sind. Eines ist ganz klar: Wer jetzt an diese Rücklagen heangeht – wie Sie es wollen, Herr Kolb –, der versetzt en Rentnerinnen und Rentnern einen Stich ins Herz; er efährdet ihr Vertrauen in das System der Rentenversiherung. Das ist das Falscheste, was man in einer wirtchaftlichen Krise wie der jetzigen machen kann. Mit ir wird es eine solche Veränderung und ein Angreifen er Rücklagen nicht geben, weder jetzt noch im Januar och im restlichen nächsten Jahr. Schönen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619013000
Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1619013100


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619013200

Zur Entgegnung, Herr Kollege Kolb, bitte.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1619013300

Herr Kollege Scholz, das Muster ist nicht unbekannt.

ch denke an die Entfristung der Abgabenfreiheit bei der
ntgeltumwandlung: Auch da hat die Regierung bis zum

etzten Moment alles abgestritten, um dann genau das zu
achen, was die FDP vorher – ebenfalls über lange Zeit-

äume – gefordert hatte.

Ich sage Ihnen, Herr Scholz: Wir haben uns diese For-
erungen nicht leichtgemacht. Wir haben uns das sehr ge-
au angeschaut. Wir haben in der Rentenversicherung
etzt eine Reserve – das haben Sie zu Recht gesagt – von
iner Monatsausgabe. Das hatten wir sehr lange nicht.
ir erachten das im Moment als ausreichend. Es ist so,

ass der Überschuss in der Rentenversicherung im nächs-
en Jahr knapp 3 Milliarden Euro betragen wird. Das ist
ie Prognose der Bundesregierung, zuletzt auch im Ren-
enversicherungsbericht vorgetragen.






(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb
Wir haben diesbezüglich zweimal im zuständigen
Ausschuss für Arbeit und Soziales des Deutschen Bun-
destages nachgefragt: Bleibt ihr dabei, dass das so ist?
Antwort zweimal: Ja. Macht es wirklich Sinn, in dieser
Situation, in der wir nach Angaben der Kanzlerin eine
Weltrezession erwarten, in der die Krise auf die Real-
wirtschaft übergreift, einfach so weiterzumachen, wie es
bisher geplant war, und stur eine Rücklage, die schon
jetzt ausreichend hoch ist, weiter aufzubauen? Oder
kann man diese Mittel, diese 3 Milliarden Euro Über-
schuss, nächstes Jahr anderweitig einsetzen? Das würde
genau dann der Fall sein, wenn wir den Beitrag um
0,3 Prozentpunkte senkten.

Sie selbst gehen davon aus, dass der Beitrag ab 2012
gesenkt werden kann, weil die Rücklage dann aufgefüllt
ist. Das heißt, Sie gehen davon aus, dass in den Jahren
nach 2011 ein weiterer starker Aufbau der Rücklage er-
folgen wird. Dann wollen Sie den Beitrag sogar auf
19,2 Prozent absenken. Ich glaube, es wäre gutes, anti-
zyklisches Verhalten, wenn wir jetzt Senkungsspiel-
räume nutzten, um eine Krise erst gar nicht entstehen zu
lassen.

Das Letzte – das geht an die Adresse des Kollegen
Straubinger –: Gesetze können von diesem Hohen Hause
geändert werden. Wir sollten in schwierigen Situationen
– da zitiere ich gern noch einmal die Kanzlerin – auch
außergewöhnliche Maßnahmen ergreifen. Die Inkauf-
nahme der Reduzierung der Rücklage und die Senkung
des Beitragssatzes zur Rentenversicherung von 19,9 Pro-
zent auf 19,6 Prozent gehören dazu.

Danke schön.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619013400

Nächste Rednerin ist die Kollegin Elke Reinke, Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Elke Reinke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619013500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Werte Gäste! Ich finde es immer wieder aufs Neue au-
ßerordentlich beschämend und respektlos, in welche
Ecke manche Politiker Erwerbslose stellen. In der ver-
gangenen Sitzungswoche forderte die Linke, auch Kin-
dern aus Hartz-IV-Familien die 10 Euro Kindergelder-
höhung zu lassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Dazu fiel Herrn Romer von der CDU/CSU-Fraktion fol-
gende Peinlichkeit ein:

Ich kenne Beispiele, wo Kinder vernachlässigt wer-
den und zusätzliche Mittel in Alkohol, Zigaretten
oder einen neuen Flachbildfernseher fließen.

Das zeigt Ihr wahres Gesicht, Herr Romer.
In die gleiche Kerbe schlägt der Berliner Finanzsena-

tor Sarrazin. Er meint, dass eine Regelsatzerhöhung in
Flachbildschirme, Videorekorder und MP3-Player fließt,
wodurch das Geld nach Fernost abwandert. Das sagt je-

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(C (D and, der unentwegt Sozialmissbrauch wittert. Ein fühender Sozialdemokrat! Wie arrogant und alltagsfern uss man sein, um so einen Mist zu verbreiten? Es ist unerträglich, wie Menschen, die sowieso schon m sozialen Abgrund stehen, dauerhaft beleidigt und als Sozialschmarotzer“ hingestellt werden. Ich erinnere Sie n Art. 1 unseres Grundgesetzes. Nehmen Sie ihn endich ernst! Über die Schuldigen der Finanzmarktkrise spannen ie einen milliardenschweren Rettungsschirm, ohne iese Schuldigen in die Verantwortung zu nehmen; aber illionen Menschen, die unverschuldet in Erwerbslosig eit gekommen sind, lassen Sie im Regen stehen. Famiien, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Rentnerinen und Rentner, Erwerbslose, Kranke, Behinderte, igrantinnen und Migranten schauten beim Auf chwung in die Röhre, und jetzt im Abschwung werden ie weiter geschröpft. Nun kommt die Regierung mit einem zweifelhaften onjunkturprogramm. Doch was hilft es den rund Millionen Hartz-IV-Beziehenden, wenn sie von der fz-Steuer für Neuwagen entlastet werden? Sie sind och froh, wenn sie ihre 15 Jahre alte Rostlaube behalten ürfen. Die Linke fordert, die Regelsätze umgehend auf 35 Euro anzuheben. as würde die Binnennachfrage steigern und die Kon unktur ankurbeln. Die damit steigenden Kosten der Unerkunft dürfen aber nicht auf die Kommunen abgewälzt erden. Hier ist klar der Bund gefordert, die zusätzli hen Kosten zu übernehmen. (Iris Gleicke [SPD]: Die eierlegende Woll milchsau!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

chließlich wurde den Kommunen schon mit Einfüh-
ung von Hartz IV eine Entlastung um 2,5 Milliarden
uro zugesagt. Das alles wäre ein erster Schritt in Rich-

ung repressionsfreie, armutsfeste, wirklich soziale
rundsicherung.


(Beifall bei der LINKEN)

an kann Menschen, die am Existenzminimum leben,

och nicht noch mehr belasten, während man Reiche im-
er reicher werden lässt. Das ist ein Widerspruch in sich

nd verstößt gegen die Menschenwürde.
Momentan decken die Grundsicherungsleistungen

as soziokulturelle Existenzminimum nicht annähernd
b. Das sagt auch eine Studie der Bundesagentur für Ar-
eit. Eine ausgewogene gesunde Ernährung ist kaum
öglich. Die Mittel reichen weder für Bustickets noch

ür Medikamente; von Teilhabe an Kultur kann nicht die
ede sein. Wann begreifen Sie endlich, dass Kinder ei-
en eigenen Bedarf haben und nicht 60 bzw. 80 Prozent
ensch sind? Wann begreifen Sie, dass Kinder wach-

en?






(A) )



(B) )


Elke Reinke
Nach dem aktuellen Existenzminimumbericht will die
Regierung eine minimale Erhöhung des Eckregelsatzes
vornehmen. Eines ist klar: Jeder Cent zählt. Aber die ge-
plante Anhebung deckt nicht annähernd die gestiegenen
Kosten für Energie, Lebensmittel, Kleidung oder Spiel-
sachen ab. Die Linke fordert, die Regelsatzhöhe an den
Lebenshaltungskosten auszurichten. Woran denn sonst?


(Beifall bei der LINKEN)


Für Bildung sind im Regelsatz nach wie vor sage und
schreibe 0 Euro vorgesehen. Dabei meint die Regierung:
Bildung ist das beste Mittel gegen Armut. – Aber Sie
wollen, dass Hartz-IV-Beziehende systematisch von Bil-
dung ausgeschlossen werden. „Ist das politische Ab-
sicht?“, frage ich mich.

Die Bundesregierung stellt zudem immer wieder mit
großer Heuchelei fest, dass sich die sogenannten bil-
dungsfernen Schichten – das ist Ihre sehr unschöne Be-
zeichnung – vergrößern. Das ist in meinen Augen eine
zynische Doppelmoral. Ihre Politik verfestigt Bildungs-
armut.


(Beifall bei der LINKEN)


Im kommenden Jahr steht wieder pünktlich vor der
Bundestagswahl eine Erhöhung des mickrigen Regelsat-
zes an. Glauben Sie mir: Die Betroffenen wissen ganz
genau, wem sie ihr Elend zu verdanken haben.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619013600

Frau Kollegin!


Elke Reinke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619013700

Ich komme zum letzten Satz. – Nicht umsonst gehen

jeden Montag bundesweit viele Menschen auf die
Straße. Vergangene Woche hatten wir in Aschersleben
die 222. Montagsdemo in Folge.

Von Anfang an haben wir nichts anderes gesagt als
das, was nun das Urteil des Hessischen Landessozialge-
richts bestätigt hat: Die Höhe der Hartz-IV-Regelsätze
verstößt gegen das Grundgesetz.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
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Frau Kollegin, das war jetzt bestimmt der zehnte Satz.

Ich bitte Sie jetzt wirklich, zum Ende zu kommen.


Elke Reinke (DIE LINKE.):
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Ich möchte bitte noch einen wichtigen Satz sagen,

Frau Präsidentin.


(Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU und der FDP)


Solange Sie zulassen, dass die Schere zwischen Arm
und Reich jeden Tag weiter auseinandergeht, haben Sie
nicht das Recht, das Wort „soziale Gerechtigkeit“ in den
Mund zu nehmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege olfgang Meckelburg, CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol egen! Der letzte Redner vor einer namentlichen Abstimung hat es bekanntlich etwas schwerer; aber ich beühe mich, Ihnen noch einmal eine Zusammenfassung u liefern, der man folgen kann. Es ist in heutiger Zeit schwierig, Haushaltsberatungen urchzuführen. Niemand weiß genau, wie sich das ächste Jahr entwickeln wird. Politik sollte nur das verprechen, was sie auch wirklich halten kann. Wir können so tun, als gäbe es keine Krise, und nichts machen. as wäre falsch. Wir könnten aber jetzt auch das Chaos usrufen und alles Mögliche unternehmen. Das wäre geauso falsch. Das wäre nämlich ein ganz falsches Signal. as sage ich hauptsächlich in Richtung der Linken. Frau Pothmer, Ihre Geschichte eben mit dem Schirm abe ich nicht verstanden. Bisher habe ich Sie für eine rnst zu nehmende Debattenrednerin gehalten. Diesmal ar es eher ein Karnevalsauftritt. Ich hoffe, Sie haben an en belehrenden Worten der Präsidentin gemerkt, dass as hier nicht hingehört, vor allem nicht in einer solchen ituation. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Seien Sie nicht so humorlos!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619014000

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wolfgang Meckelburg (CDU):
Rede ID: ID1619014100

Meine Damen und Herren, es gibt Hauptbotschaften.
ie erste lautet: Wir sind zur Jahreswende 2008/2009
esser aufgestellt als vor drei Jahren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir können eine positive Entwicklung auf dem Arbeits-
arkt verzeichnen: Die Arbeitslosenzahl ist von 5 Mil-

ionen auf jetzt unter 3 Millionen gesunken. Wir sind bei
er Vermittlung älterer Arbeitsloser in Beschäftigung ei-
en wesentlichen Schritt weitergekommen. Wir haben
mmer noch offene Stellen. Vor allem an einer Stelle sind
ir besonders deutlich weitergekommen – das wird
eute gerne als „gute“ Arbeit bezeichnet –, nämlich bei
er Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.
n den 65 Monaten vor März 2006 ist die Zahl dieser Be-
chäftigten Monat für Monat zurückgegangen. Innerhalb
er letzten Monate und Jahre der rot-grünen Regierung
aben wir 1,7 Millionen Arbeitsplätze „guter“ Arbeit
erloren. Wenn Sie sich nun die Zahl anschauen, die
eute veröffentlicht worden ist, dann stellen Sie fest,
ass wir es seit der Trendwende im März 2006 bis heute
eschafft haben, wieder eine Zahl von 28 Millionen so-
ialversicherungspflichtig Beschäftigter zu erreichen.
as sind vom absoluten Tiefpunkt aus gerechnet
Millionen mehr.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Wolfgang Meckelburg
Wir haben in den letzten drei Jahren das, was verloren
gegangen ist, mehr als ausgebügelt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Insofern gilt der Satz: Wir sind gut aufgestellt.

Wir haben den Arbeitslosenversicherungsbeitrag in
mehreren Stufen verringert, von 6,5 Prozent auf im
nächsten Jahr 2,8 Prozent. Das bringt insgesamt eine
Entlastung von 30 Milliarden Euro für Arbeitnehmer
und Unternehmer. Das kommt einer Gehaltserhöhung in
ebendiesem Umfang gleich. Auch das entlastet die Wirt-
schaft und die Arbeitnehmerhaushalte.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nun zur zweiten Hauptbotschaft: Wir haben die Ren-
tenversicherung wieder stabilisiert. In den letzten Jah-
ren von Rot-Grün erlebten wir ein Ausplündern der
Rücklage. Wir sind bei stabilen Beiträgen und wieder
steigenden Renten jetzt dabei, wieder eine Rücklage auf-
zubauen. Diese sollten wir auch nicht antasten, weil nie-
mand genau weiß, wie es in den nächsten zwölf Monaten
weitergeht.

Man kann über alles reden. Zum jetzigen Zeitpunkt
aber über Beitragssenkungen zu reden, ist wirklich
falsch, auch wenn Sie von der FDP bei diesem Thema
immer leuchtende Äuglein bekommen. Gestern hat Herr
Westerwelle hier gemeint, die Politik der Großen Koali-
tion sei nun keine Politik der kleinen Schritte mehr, son-
dern eine Politik der eingeschlafenen Füße.


(Beifall bei der FDP)


Bei Ihnen von der FDP habe ich den Eindruck, dass Sie
bei Themen wie der Beitragssatzsenkung jedes Mal Ih-
ren blau-gelben Strampelanzug anziehen, mit den Füß-
chen strampeln, kieksen und sich freuen. Sie müssen erst
einmal wieder auf einem realen Boden laufen lernen,
wenn Sie wieder mitregieren wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die dritte Botschaft: Wir haben schnell und verant-
wortungsvoll für das Funktionieren der Finanzmärkte
gesorgt, indem wir einen Schirm aufgespannt haben.
Hätten wir dies nicht getan, brauchten wir über all die
Themen, die jetzt den Bundeshaushalt betreffen, gar
nicht zu reden. Erst mussten die Rahmenbedingungen
dafür geschaffen werden, dass wieder Kredite gegeben
werden, sodass investiert werden kann und Arbeitsplätze
erhalten werden können. Wenn Sie von der Linken im-
mer wieder sagen, für die Banken seien 500 Milliarden
Euro vorhanden, für die Ärmsten der Armen aber nichts,
dann verwechseln Sie Äpfel und Birnen. Das eine ist
notwendig, um die Rahmenbedingungen zu erhalten;
diese Mittel werden nicht aus dem Bundeshaushalt ge-
zahlt. Demgegenüber reden wir hier über Zahlen des
Bundeshaushalts.

Unsere vierte Botschaft lautet: Wir wollen den Haus-
halt stabil erhalten. Wir verschieben das Erreichen des
Endes der Neuverschuldung um ein oder zwei Jahre;
aber es bleibt für uns die Leitschnur, von vermehrten
Ausgaben wegzukommen.

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(C (D Das Maßnahmenpaket für Arbeit und Wachstum stellt inen weiteren Schritt dar, um gut aufgestellt zu sein. Im ereich der Gebäudesanierung werden zusätzliche Inestitionen möglich sein. Der Steuerbonus für Handwererleistungen ist verdoppelt worden; dies wird helfen, m Handwerk Arbeitsplätze zu sichern. Bei der Beschäfigungssicherung haben wir Sonderprogramme für Älere und Geringqualifizierte ausgebaut und die Bezugseit des Kurzarbeitergeldes von 12 auf 18 Monate rhöht. All diese Maßnahmen sind geeignet, in dem krienhaften Jahr 2009 die Beschäftigung so stabil wie öglich zu halten. Alle sind aufgefordert, daran mitzuirken. Ein Letztes sage ich in Richtung der Linken: Wir haen die Anträge voller Ideologien, populistischer Anätze und Heilsversprechen verhindert, die Sie über drei ahre lang in den Bundestag eingebracht haben. (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Wir haben immer ganz konkrete Anträge!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


mmer dann, wenn es um die Frage ging, wie etwas zu
ezahlen sei, haben wir von Ihnen gehört, zahlen sollten
ie Vermögenden und Reichen. Haben Sie nicht mitbe-
ommen, dass diese Menschen dann, wenn sie so besteu-
rt würden, dass sie nicht mehr leben könnten, schnell
us Deutschland weg wären? Wenn sie aber Deutschland
erlassen hätten, fehlten uns allen die Rahmenbedingun-
en, um das bezahlen zu können, was wirklich bezahlt
erden muss.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei der LINKEN)


uch heute legen Sie wieder nur ein Programm auf den
isch, mit dem Sie 7 Milliarden Euro zusätzlich ausge-
en wollen. Das ist Ihre Politik. Sie sagen am Ende
icht, woher das Geld dafür kommen soll, weil in diesem
all die Menschen, die es bezahlen sollen, längst weg
ären.

Sie machen jetzt erneut den Versuch, die Finanzkrise
ür sich auszunutzen. Kolleginnen und Kollegen von der
inken, bei dieser Nummer werden Sie sich verheben.
war bekommen Sie durch das Thema „Finanzzocker“
unächst Wasser auf Ihre Mühlen. Aber am Ende steht
ie Frage, wem die Deutschen zutrauen, sie durch diese
chwierige Zeit zu führen. Hier sind eine Politik und Po-
itiker gefragt, die Vertrauen haben.


(Lachen bei der LINKEN)


ir brauchen keine Politiker wie Gysi und Lafontaine,
ie abhauen, sondern eine standfeste Kanzlerin und eine
tandfeste Regierung.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619014200

Wir kommen zur Abstimmung über den Einzel-

lan 11, Bundesministerium für Arbeit und Soziales, in
er Ausschussfassung. Hierzu liegen ein Änderungs-






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Dr. Dagmar Enkelmann
Peter Albach
Peter Altmaier Jochen-Konrad Fromme Julia Klöckner
Diana Golze
Dr. Gregor Gysi
Lutz Heilmann
Cornelia Hirsch
Inge Höger
Dr. Barbara Höll
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Dr. Hakki Keskin
Katja Kipping
Jan Korte
Katrin Kunert
Oskar Lafontaine
Michael Leutert
Ulla Lötzer
Dr. Gesine Lötzsch
Ulrich Maurer
Dorothée Menzner
Kersten Naumann

Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Monika Brüning

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r. Jürgen Gehb
orbert Geis
berhard Gienger
alf Göbel
eter Götz
r. Wolfgang Götzer
te Granold
einhard Grindel
ermann Gröhe
ichael Grosse-Brömer
arkus Grübel
anfred Grund
r. Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
lav Gutting
olger Haibach
erda Hasselfeldt
rsula Heinen

Kristina Köhler (Wiesbaden)

Manfred Kolbe
Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Dr. Hermann Kues
Dr. Karl Lamers (Heidelberg)

Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Helmut Lamp
Katharina Landgraf
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Ingbert Liebing
Dr. Klaus W. Lippold
Klaus Ernst Dorothee Bär Dr. Michael Fuchs Jens Koeppen
antrag der Fraktion Die Link
antrag der Fraktion Bündnis 90

Wir kommen zunächst zu d
Fraktion Die Linke auf Drucks
tion Die Linke verlangt name
bitte die Schriftführerinnen und
sehenen Plätze einzunehmen. S
nen besetzt? – Das ist der Fall
mung.

Vizepräsident Dr. Herman
Hat ein Mitglied des Hauses

abgegeben? – Das ist nicht der

Ich schließe die Abstimmung
rerinnen und Schriftführer, mit
nen.

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 534;
davon

ja: 45
nein: 489

Ja

CDU/CSU

Willy Wimmer (Neuss)


DIE LINKE

Hüseyin-Kenan Aydin
Dr. Dietmar Bartsch
Karin Binder
Dr. Lothar Bisky
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Dr. Diether Dehm
Werner Dreibus

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e sowie ein Änderungs-
/Die Grünen vor.

em Änderungsantrag der
ache 16/11059. Die Frak-
ntliche Abstimmung. Ich
Schriftführer, die vorge-
ind alle Plätze an den Ur-
. Ich eröffne die Abstim-

n Otto Solms:
seine Stimme noch nicht
Fall.

und bitte die Schriftfüh-
der Auszählung zu begin-

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olfgang Nešković
etra Pau
odo Ramelow
lke Reinke
aul Schäfer (Köln)

olker Schneider

(Saarbrücken)

r. Ilja Seifert
r. Petra Sitte
rank Spieth
r. Kirsten Tackmann
r. Axel Troost
lexander Ulrich

aktionsloser
bgeordneter

ert Winkelmeier

ein

DU/CSU

lrich Adam

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Bis zum Vorliegen des Erg
ie Sitzung.


(Unterbrechung von 13. Vizepräsident Dr. Herman Die unterbrochene Sitzung i Ich gebe das von den Schrif ührern ermittelte Ergebnis de ung über den Änderungsantra ekannt. Es geht dabei um de chäftsbereich des Bundesmin oziales. Abgegeben wurden 534 Stim rdnete mit Ja gestimmt. Mit N ete gestimmt. Es gab keine En ntrag ist damit abgelehnt. eorg Brunnhuber ajus Caesar itta Connemann eo Dautzenberg ubert Deittert lexander Dobrindt homas Dörflinger arie-Luise Dött aria Eichhorn r. Stephan Eisel nke Eymer lse Falk r. Hans Georg Faust nak Ferlemann ngrid Fischbach artwig Fischer xel E. Fischer (KarlsruheLand)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
erbert Frankenhauser
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)


rich G. Fritz

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(C (D ebnisses unterbreche ich 03 bis 13.09 Uhr)


n Otto Solms:
st wieder eröffnet.

tführerinnen und Schrift-
r namentlichen Abstim-
g der Fraktion Die Linke

n Einzelplan 11, den Ge-
isteriums für Arbeit und

men. Es haben 45 Abge-
ein haben 489 Abgeord-

thaltung. Der Änderungs-

da Carmen Freia Heller
ichael Hennrich

ürgen Herrmann
ernd Heynemann
rnst Hinsken
hristian Hirte
obert Hochbaum
laus Hofbauer
ranz-Josef Holzenkamp
nette Hübinger
ubert Hüppe
r. Peter Jahr
r. Hans-Heinrich Jordan
ndreas Jung (Konstanz)

artholomäus Kalb
ans-Werner Kammer
teffen Kampeter
lois Karl
ernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


olker Kauder
ckart von Klaeden
ürgen Klimke






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Patricia Lips
Dr. Michael Luther
Thomas Mahlberg
Stephan Mayer (Altötting)

Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Friedrich Merz
Laurenz Meyer (Hamm)

Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach
Philipp Mißfelder
Dr. Eva Möllring
Marlene Mortler
Carsten Müller


(Braunschweig)

Stefan Müller (Erlangen)

Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Daniela Raab
Thomas Rachel
Hans Raidel
Dr. Peter Ramsauer
Peter Rauen
Eckhardt Rehberg
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Franz Romer
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Albert Rupprecht (Weiden)

Peter Rzepka
Anita Schäfer (Saalstadt)

Hermann-Josef Scharf
Hartmut Schauerte
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Georg Schirmbeck
Bernd Schmidbauer
Andreas Schmidt (Mülheim)

Ingo Schmitt (Berlin)

Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Wilhelm Josef Sebastian
Kurt Segner
Marion Seib
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Gero Storjohann
Andreas Storm
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Thomas Strobl (Heilbronn)


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ena Strothmann
ichael Stübgen
ans Peter Thul
ntje Tillmann
r. Hans-Peter Uhl
rnold Vaatz
olkmar Uwe Vogel
ndrea Astrid Voßhoff
erhard Wächter
arco Wanderwitz
ai Wegner
eter Weiß (Emmendingen)

erald Weiß (Groß-Gerau)

go Wellenreuther
arl-Georg Wellmann
nette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
lisabeth Winkelmeier-
Becker
agmar Wöhrl
olfgang Zöller
illi Zylajew

PD

r. Lale Akgün
regor Amann
erd Andres
grid Arndt-Brauer
ainer Arnold
rnst Bahr (Neuruppin)

oris Barnett
r. Hans-Peter Bartels
laus Barthel
ören Bartol
irk Becker
laus Uwe Benneter
r. Axel Berg
te Berg
etra Bierwirth
othar Binding (Heidelberg)

olker Blumentritt
urt Bodewig
erd Bollmann
r. Gerhard Botz
laus Brandner
illi Brase
ernhard Brinkmann

(Hildesheim)


delgard Bulmahn
arco Bülow
lla Burchardt
artin Burkert
r. Michael Bürsch
hristian Carstensen
r. Herta Däubler-Gmelin
arl Diller
artin Dörmann
r. Carl-Christian Dressel
lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
etlef Dzembritzki
ebastian Edathy
iegmund Ehrmann
ans Eichel
r. h. c. Gernot Erler
etra Ernstberger
arin Evers-Meyer
nnette Faße

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ainer Fornahl
abriele Frechen
agmar Freitag
igmar Gabriel
artin Gerster

ris Gleicke
ngelika Graf (Rosenheim)

ieter Grasedieck
onika Griefahn
erstin Griese
abriele Groneberg
chim Großmann
olfgang Grotthaus
olfgang Gunkel
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
lfred Hartenbach
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ubertus Heil
r. Reinhold Hemker
olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
etra Heß
abriele Hiller-Ohm
tephan Hilsberg
etra Hinz (Essen)

erd Höfer

ris Hoffmann (Wismar)

rank Hofmann (Volkach)

ike Hovermann
laas Hübner
hristel Humme
runhilde Irber

ohannes Jung (Karlsruhe)

osip Juratovic
ohannes Kahrs
lrich Kasparick
r. h. c. Susanne Kastner
lrich Kelber
hristian Kleiminger
ans-Ulrich Klose
strid Klug
r. Bärbel Kofler
alter Kolbow

ritz Rudolf Körper
arin Kortmann
olf Kramer
nette Kramme
rnst Kranz
icolette Kressl
olker Kröning
ngelika Krüger-Leißner
r. Hans-Ulrich Krüger

ürgen Kucharczyk
elga Kühn-Mengel
te Kumpf
r. Uwe Küster
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
abriele Lösekrug-Möller
irk Manzewski
othar Mark

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(C (D aren Marks atja Mast ilde Mattheis arkus Meckel etra Merkel lrike Merten r. Matthias Miersch rsula Mogg arko Mühlstein etlef Müller ichael Müller esine Multhaupt ranz Müntefering r. Rolf Mützenich ndrea Nahles homas Oppermann olger Ortel einz Paula ohannes Pflug oachim Poß hristoph Pries r. Wilhelm Priesmeier lorian Pronold r. Sascha Raabe echthild Rawert teffen Reiche aik Reichel erold Reichenbach r. Carola Reimann hristel RiemannHanewinckel alter Riester önke Rix ené Röspel r. Ernst Dieter Rossmann arin Roth rtwin Runde nton Schaaf ernd Scheelen r. Hermann Scheer arianne Schieder lla Schmidt ilvia Schmidt enate Schmidt r. Frank Schmidt arsten Schneider laf Scholz ttmar Schreiner wen Schulz wald Schurer rank Schwabe r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz ita Schwarzelühr-Sutter olfgang Spanier r. Margrit Spielmann örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt ieter Steinecke ndreas Steppuhn udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer r. Peter Struck oachim Stünker r. Rainer Tabillion örg Tauss Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Damit kommen wir zur Abs rungsantrag der Fraktion Bün Drucksache 16/11056. Wer s rungsantrag? – Gegenstimmen Änderungsantrag ist abgelehnt alitionsfraktionen und der FD mung von Bündnis 90/Die Gr Linken. Wir kommen jetzt zur Absti plan 11 in der Ausschussfassu Gegenstimmen? – Enthaltungen angenommen mit den Stimmen gegen die Stimmen der Opposit Ich rufe Tagesordnungspunk Einzelplan 17 Geschäftsbereich des B Familie, Senioren, Fra – Drucksachen 16/10416 Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Ole Sc Petra Hinz Otto Fricke Roland Claus Anna Lührmann Hierzu liegen drei Änderung Linke vor, wobei wir über ein timmung über den Ändednis 90/Die Grünen auf timmt für diesen Ände? – Enthaltungen? – Der mit den Stimmen der KoP-Fraktion, bei Zustim ünen und Enthaltung der mmung über den Einzelng. Wer stimmt dafür? – ? – Der Einzelplan 11 ist der Koalitionsfraktionen ionsfraktionen. t II.13 auf: undesministeriums für uen und Jugend , 16/10423 – hröder santräge der Fraktion Die en Änderungsantrag na m s s v s d e s n F E Z r r l b S h F d entlich abstimmen werden. A chließungsantrag der Fraktion chließungsantrag der Fraktion or, über die wir morgen im An timmung abstimmen werden. Nach einer interfraktionelle ie Aussprache eineinviertel S s Widerspruch? – Das ist nich chlossen. Ich eröffne die Aussprache u erin das Wort der Kollegin I raktion. (Beifall bei d Herr Präsident! Meine Da inzelplan 17 stehen Familien ivildienst und die Jugend im ung der Ausgaben im Einzel über hinweg, dass die Regier etzten Monaten und Jahren ein enlast aufgebürdet hat. Seit J teuersenkung für Familien. I ung der Mehrwertsteuer hat – d amilien mit Kindern Geld gek er Tasche gezogen. (Beifall bei d ußerdem liegen ein Ent Die Linke und ein Ent Bündnis 90/Die Grünen schluss an die Schlussab n Vereinbarung sind für tunden vorgesehen. Gibt t der Fall. Das ist so be nd erteile als erster Redna Lenke von der FDP er FDP)





(A) )


(B) (D)

Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1619014300

men und Herren! Beim
, Frauen, Senioren, der

Mittelpunkt. Die Steige-
plan 17 täuscht aber da-
ung den Familien in den
e hohe Steuer- und Abga-
ahren gibt es keine echte
m Gegenteil: Die Erhö-
as wissen wir doch alle –
ostet, ihnen das Geld aus

er FDP)
Jella Teuchner
Jörn Thießen
Franz Thönnes
Rüdiger Veit
Simone Violka
Jörg Vogelsänger
Dr. Marlies Volkmer
Hedi Wegener
Andreas Weigel
Petra Weis
Gunter Weißgerber
Gert Weisskirchen


(Wiesloch)

Dr. Rainer Wend
Lydia Westrich
Dr. Margrit Wetzel
Andrea Wicklein
Engelbert Wistuba
Waltraud Wolff


(Wolmirstedt)

Heidi Wright
Uta Zapf
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries

FDP

Jens Ackermann
Daniel Bahr (Münster)

Uwe Barth
Rainer Brüderle
Ernst Burgbacher
Patrick Döring

Mechthild Dyckmans
Jörg van Essen
Ulrike Flach
Otto Fricke
Horst Friedrich (Bayreuth)

Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Miriam Gruß
Joachim Günther (Plauen)

Heinz-Peter Haustein
Elke Hoff
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Michael Kauch
Dr. Heinrich L. Kolb
Hellmut Königshaus
Gudrun Kopp
Jürgen Koppelin
Heinz Lanfermann
Harald Leibrecht
Ina Lenke
Sabine Leutheusser-

Schnarrenberger
Michael Link (Heilbronn)

Markus Löning
Dr. Erwin Lotter
Patrick Meinhardt
Jan Mücke
Burkhardt Müller-Sönksen
Dirk Niebel
Detlef Parr
Cornelia Pieper
Gisela Piltz

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(Crank Schäffler r. Konrad Schily arina Schuster r. Hermann Otto Solms r. Max Stadler r. Rainer Stinner arl-Ludwig Thiele lorian Toncar r. Daniel Volk hristoph Waitz r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff ÜNDNIS 90/DIE RÜNEN erstin Andreae olker Beck ornelia Behm irgitt Bender r. Thea Dückert r. Uschi Eid ans Josef Fell ai Gehring atrin Göring-Eckardt ritta Haßelmann ettina Herlitzius infried Hermann eter Hettlich riska Hinz lrike Höfken Dr. Anton Hofreiter Thilo Hoppe Ute Koczy Sylvia Kotting-Uhl Fritz Kuhn Renate Künast Markus Kurth Monika Lazar Anna Lührmann Nicole Maisch Jerzy Montag Kerstin Müller Winfried Nachtwei Omid Nouripour Brigitte Pothmer Claudia Roth Manuel Sarrazin Christine Scheel Irmingard Schewe-Gerigk Dr. Gerhard Schick Rainder Steenblock Silke Stokar von Neuforn Dr. Wolfgang Strengmann Kuhn Hans-Christian Ströbele Dr. Harald Terpe Jürgen Trittin Wolfgang Wieland fraktionsloser Abgeordneter Henry Nitzsche Ina Lenke Eine Familie mit zwei Kindern muss jedes Jahr 1 600 Euro mehr löhnen. Sie hat höhere Ausgaben. Sie wissen ja, wo die Mehrwertsteuer überall zuschlägt. Auch gegen das Prinzip der Generationengerechtigkeit wird im Gesamthaushalt 2009 verstoßen. Ich habe im Bereich der Familienpolitik eine besonders große Kritik an dieser Regierung: (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nur in der Familienpolitik?)





(A) )


(B) )


Seit Jahren drückt sie sich vor der Evaluierung, der Prü-
fung der ehe- und familienbezogenen Leistungen in
Höhe von 185 Milliarden Euro. Wenn Sie sich die dort
bestehenden 145 Töpfe anschauen, dann wissen Sie
doch, dass sie historisch gewachsen sind, dass sich vieles
vielleicht gegenseitig ausschließt, dass vieles vielleicht
weg muss oder neu geschaffen werden muss.

Ich muss sagen: Ich bin sehr enttäuscht. Die Regie-
rung hat immer gesagt, sie wolle eine Analyse machen.
Kurz vor dieser Haushaltsberatung hat sie gesagt – wir
haben immer wieder nachgefragt –, das könne man sel-
ber machen; es gebe sehr viele Gutachten. Ich glaube,
dass wir das nicht machen sollten. Vielmehr muss uns
diese Bundesregierung mit dieser Familienministerin
noch in dieser Legislaturperiode Antwort darauf geben.


(Beifall bei der FDP)


Die FDP will diese 185 Milliarden Euro zielgerichtet
ausgeben für Familien, für Alleinerziehende, für Paare,
die erwerbstätig sind und gerade mal so über die Runden
kommen. Dazu habe ich ein gutes Beispiel: das Schul-
starterpaket. Sie geben nur den Familien 100 Euro
– das steht im Gesetz zur Förderung von Familien und
haushaltsnahen Dienstleistungen –, die staatliche Leis-
tungen beziehen. Die Familien, deren Einkommen knapp
über der Bemessungsgrenze liegt, die ihr Einkommen
selbst sichern, aber trotzdem zu wenig haben, bekom-
men das Starterpaket nicht. Das finde ich unseriös und
unsozial. Das sollten wir nicht tun.


(Beifall bei der FDP)


Das Größte ist, dass Sie das Schulstarterpaket für
Kinder von Hartz-IV-Empfängern nur bis zur 10. Klasse
geben, also nur bis zum Ende der Sekundarstufe I. Frau
Humme, ich habe im Gesetz nicht gelesen, dass Sie die-
ses Geld auch bei einem Besuch der gymnasialen Ober-
stufe gewähren. Sie könnten in Ihrer Rede ja einmal er-
klären, warum Sie so etwas machen. Ich kann das nicht
verstehen. Wenn, dann sollten Sie den Kindern von
Empfängern staatlicher Leistungen das Schulstarterpaket
für die gesamte Schulzeit gewähren. So geht das meines
Erachtens nicht. Das ist in Teilen wirklich nicht in Ord-
nung.

Wenn ich mir die Legislaturperiode anschaue, stelle
ich fest, dass Sie sich auf Gesetze geeinigt haben, die
enorm fehlerhaft sind. Weil ich so wenig Redezeit habe,
will ich hier nur auf den Kinderzuschlag und das Eltern-
geld zu sprechen kommen. Diese Regierung hat eine
Analyse der Wirkung des Elterngeldes nicht vorgelegt.

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(C (D ie hat nur einen Bericht vorgelegt. Sie hat nichts zur teuerklasse V, nichts zum Teilzeitelterngeld und nichts azu gesagt, dass manche Selbstständige überhaupt kein lterngeld bekommen. (Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Wie sieht denn Ihre Eigenanalyse aus?)


ch bin entsetzt, dass die Regierung hier nur alles schön-
edet. Ein neuer Gesetzentwurf wird hier nicht einmal
uf den Prüfstand gestellt. Dafür hätte ich Sie nicht kriti-
iert, ich kritisiere Sie aber dafür, dass Sie keine Evalua-
ion, keine Prüfung gemacht haben.

Als Jugendministerin erhöhen Sie, Frau von der
eyen, die Zahl der Zivildienstleistenden. Heute Mor-
en habe ich im Radio gehört, dass in den neuen Bun-
esländern händeringend nach Azubis gesucht wird. Es
eißt, die jungen Leute sollen erst einmal einen Pflicht-
ienst machen und dann mit ihrer Ausbildung beginnen.
o sind wir denn eigentlich? In diesem Jahr werden

rstmals mehr Ausbildungsstellen angeboten, als Ausbil-
ungsinteressenten vorhanden sind. Wir sollten lieber
ie Freiwilligendienste fördern – denn davon haben wir
ehr –, und dann kann sich jeder selbst entscheiden.


(Beifall bei der FDP)


Zur Steuerpolitik. Die Große Koalition sieht tatenlos
u, wie die Steuerprogression die Bürger und vor allem
ie Familien kalt erwischt. Jede Gehaltserhöhung bedeu-
et prozentual mehr Lohnsteuer. Ich kann nicht verste-
en, warum Sie die Mehrwertsteuer bei Skiliften von
9 auf 7 Prozent verringern, den Mehrwertsteuersatz für
ampers, die Familien brauchen, aber bei 19 Prozent be-

assen. Das ist mir wirklich ein Graus. Wenn Sie uns das
itte erklären könnten. Das wäre sicher ein guter Lach-
rfolg.


(Beifall bei der FDP – Christel Humme [SPD]: Bayern! So sind sie halt!)


Sie haben ein neues Gesetz zur Förderung von
amilien und haushaltsnahen Dienstleistungen ge-
acht. Ich will Ihnen sagen: Das ist kein Familienleis-

ungsgesetz. Das ist ein Mittelstandsförderungsgesetz.
ieser Name passt überhaupt nicht. Wenn Sie die Leute
erleiten wollen, aus privaten Mitteln 25 500 Euro für
andwerkerlöhne, haushaltsnahe Dienstleistungen und
inijobs zu bezahlen, damit sie eine Einkommensteuer-

rstattung in Höhe von 5 100 Euro bekommen, dann ist
as ein Witz. Wer kann sich so hohe Ausgaben erlauben?
as hat mit Familie nichts zu tun. Das hat eher mit Mit-

elstandsförderung zu tun und gehört hier nicht rein.

Ich komme zum Schluss, auch wenn ich gerne noch
twas zur Erbschaftsteuer gesagt hätte; vielleicht kom-
en andere Oppositionspolitiker dazu. Betrachtet man

ls FDP-Politikerin den Gesamthaushalt und nicht nur
en Haushalt des Familienministeriums, steht unterm
trich fest: Familien sind die großen Verlierer dieser
roßen Koalition.


(Beifall bei der FDP – Zurufe von der CDU/ CSU und der SPD: Oh!)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619014400

Das Wort hat der Kollege Dr. Ole Schröder von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1619014500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Mit dem Haushalt 2009, Frau Lenke, zeigen wir,
dass die Familienpolitik in Deutschland unter Familien-
ministerin Frau von der Leyen einen so hohen, positiven
Stellenwert hat wie nie zuvor in der Geschichte der Bun-
desrepublik Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Auch wenn sich die Haushaltslage durch die derzeitige
Finanz- und Wirtschaftskrise verschlechtern wird, gehen
wir den Weg der Stärkung der Familie weiter. Mit der
Erhöhung des Kindergeldes, mit der Ausweitung des
Kinderzuschlages, mit der Einführung des Elterngeldes
und mit dem Ausbau der Kinderbetreuung haben wir die
Situation für Familien mit Kindern erheblich verbessert.

Beim Kindergeld sind wir eben nicht den Weg derje-
nigen gegangen, die Misstrauen gegenüber den Familien
aussprechen und sagen: Das zusätzliche Geld durch die
Kindergelderhöhung wird nur für Alkohol, Zigaretten
und Flachbildschirme ausgegeben. Wer so etwas be-
hauptet, verkennt die Realität der Familien in Deutsch-
land.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie verkennen, dass sich die meisten Eltern für ihre Kin-
der langmachen. Wir haben uns daher aus voller Über-
zeugung dafür entschieden, die direkten finanziellen Hil-
fen an die Eltern zu erhöhen. Denn wir wissen, dass das
Geld bei den Eltern richtig angelegt ist, wenn es darum
geht, die Kinder zu fördern.


(Otto Fricke [FDP]: Wir ja auch!)


Das Kindergeld wird jeweils monatlich für das erste
und zweite Kind um 10 Euro, für das dritte und die wei-
teren Kinder um 16 Euro angehoben. Familien mit drei
Kindern verfügen damit über 432 Euro mehr im Jahr.
Für Familien mit vier Kindern sind es 624 Euro. Wir set-
zen damit ein deutliches Signal für Familien mit vielen
Kindern. Eltern von drei Kindern sind natürlich ganz be-
sonders auf das Kindergeld angewiesen, weil es für sie
wesentlich schwieriger ist, Familie und Beruf miteinan-
der zu vereinbaren. Diese Familien haben häufig nur ein
Arbeitseinkommen zum Lebensunterhalt. Dass gerade
für Mehrkindfamilien Handlungsbedarf besteht, zeigt
die jüngste Allensbach-Umfrage. Demnach sind drei
Kinder nur für 13 Prozent der Deutschen das Ideal, aber
für 38 Prozent der Franzosen.

Eines der zentralen Projekte der Großen Koalition hat
sich zu einem großen Erfolg entwickelt: das Elterngeld.
Selten ist eine familienpolitische Leistung so stark ange-
nommen worden wie das Elterngeld.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D as zeigt die nahezu hundertprozentige Inanspruchahme des Elterngeldes. iese hohe Inanspruchnahme führt zusammen mit der inkommenssteigerung des letzten Jahres dazu, dass wir ehr Geld für das Elterngeld ausgeben müssen, als wir s in der Finanzplanung vorgesehen haben, (Ina Lenke [FDP]: Aber das wussten Sie doch vorher!)


(Otto Fricke [FDP]: Mehr als 100 Prozent!)


ämlich 350 Millionen Euro mehr. Wir sind sozusagen
pfer unseres eigenen Erfolges geworden.

Gerade das Elterngeld ermutigt berufstätige Frauen
nd Männer, sich für ein Kind zu entscheiden.


(Ina Lenke [FDP]: Aber keine Selbstständigen!)


or allem Frauen zwischen 33 und 37 Jahren, die schon
itten im Berufsleben stehen, entscheiden sich jetzt ver-
ehrt für Kinder.


(Otto Fricke [FDP]: Ich hoffe doch, dass das die Partner gemeinsam tun!)


Zudem hat das Elterngeld die Möglichkeit zur Inan-
pruchnahme der sogenannten Vätermonate eröffnet.
ie Anzahl der Väter, die sich dazu entschließen, vo-

übergehend auf ihre berufliche Tätigkeit zu verzichten,
m sich um ihre Kinder zu kümmern, steigt deutlich.


(Ina Lenke [FDP]: Zwei Monate!)


as zeigt eben auch, dass die Herausforderung, ein Le-
en mit Kindern zu organisieren, nicht nur die Frauen
etrifft, sondern eben auch die Männer,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Ina Lenke [FDP]: Schon lange!)


nd dass die Frage der Vereinbarkeit von Familie und
eruf eben nicht nur eine Sache der Mütter ist, sondern
ben auch eine Sache der Väter.

Der Erfolg des Elterngeldes hängt natürlich auch da-
it zusammen, dass wir es durch den Ausbau der Kin-
erbetreuung entsprechend unterstützen. Die Mittel,
ie wir dafür bereitgestellt haben, fließen jetzt – je nach
undesland in unterschiedlicher Geschwindigkeit – an
ie Länder ab. Es ist jetzt Aufgabe der Kommunen und
er Länder, unsere Vereinbarung umzusetzen, damit wir
ie Ziele, die wir uns gesteckt haben, bis 2013 erreichen.

Ich bin froh, dass wir im parlamentarischen Verfahren
er Haushaltsaufstellung noch erhebliche Verbesserun-
en erreichen konnten. Ich möchte hier vor allen Dingen
ie Stiftung „Mutter und Kind – Schutz des ungebo-
enen Lebens“ nennen. Wir werden hier 5 Millionen
uro mehr ausgeben. Das finde ich auch richtig, weil
iese Stiftung von der letzten Regierung etwas stiefmüt-
erlich behandelt wurde. Unter Rot-Grün hat der Bund
ie von ihm für diese Stiftung bereitgestellten Mittel auf
ie vorgegebene Mindesteinlage zurückgefahren, und
ies, obwohl die Hilfebedürftigkeit schwangerer Frauen






(A) )



(B) )


Dr. Ole Schröder
in Notlagen in den letzten zehn Jahren deutlich zuge-
nommen hat.

Mit den Mitteln für diese Stiftung helfen wir gerade
denjenigen, die unsere Unterstützung am dringendsten
benötigen, nämlich den schwangeren Frauen, die sich in
Konfliktlagen befinden und die anerkannten Beratungs-
stellen aufsuchen. Diese Frauen bekommen von der Stif-
tung die notwendige Unterstützung, die ihnen die Fort-
setzung der Schwangerschaft erleichtert, sei es für die
Erstausstattung des Kindes, für die Fortführung des
Haushalts oder für die Betreuung des Kindes. Darüber
hinaus erleichtert diese Stiftung auch den Zugang zu
Frühen Hilfen; sie ist sozusagen ein Türöffner. Außer-
dem schaffen wir auf diesem Weg einen Anreiz, dass
auch überforderte Väter und Mütter die Beratungsstellen
aufzusuchen. Ich bin wirklich froh, dass wir es im parla-
mentarischen Verfahren geschafft haben, die Mittel hier-
für erheblich aufzustocken.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Eine weitere Änderung, die im parlamentarischen
Verfahren vorgenommen worden ist, betrifft die Maß-
nahmen zur Integration junger Menschen mit Migra-
tionshintergrund. Ich finde, wir sollten diese Mittel ganz
besonders für die nachholende Integration aufwenden.
Gerade junge Menschen mit Migrationshintergrund, die
in Deutschland geboren sind, brauchen noch mehr Hilfe,
um sich in die Gesellschaft und ins Berufsleben zu inte-
grieren. Ich würde mir wünschen, dass wir auch die Re-
putation der Otto-Benecke-Stiftung nutzen, um zur Stär-
kung der nachholenden Integration beizutragen.

Meine Damen und Herren, ein weiteres Zeichen set-
zen wir in diesem Jahr bei der Unterstützung des ehren-
amtlichen Engagements. Aus gutem Grund haben wir
die Mittel für den Titel „Modellvorhaben zur Stärkung
des bürgerschaftlichen Engagements“ um 750 000 Euro
erhöht. Dafür hat sich insbesondere meine Kollegin
Petra Hinz eingesetzt. Ich habe mich diesem Vorschlag
gerne angeschlossen. Denn das freiwillige Engagement
der Bürgerinnen und Bürger ist besonders wertvoll,


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Richtig!)


sei es bei der Unterstützung von Jugendlichen, den rich-
tigen Weg ins Erwachsenenleben zu finden, sei es bei der
Unterstützung der Kinder von Eltern, die ihrer Erzie-
hungsverantwortung nicht in ausreichendem Maße nach-
kommen können. Die Erhöhung der Mittel für diesen
Haushaltstitel ermöglicht uns, in Zukunft zusätzliche
Modellprojekte zu fördern, die sicherlich auch für an-
dere Initiativen Vorbildcharakter haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


An den Ergebnissen des von der Prognos AG erstell-
ten Engagementatlas 2009 wird eines deutlich: dass es
gerade bei älteren Menschen ein unglaublich großes
Potenzial gibt, sich ehrenamtlich zu engagieren. Sie sind
dazu bereit. Hier können wir mit nur wenigen Impulsen
eine ganze Menge erreichen. Diese Impulse sollten wir
setzen, um das hervorragende Engagement insbesondere

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(C (D lterer Menschen zu nutzen. Das ist vor dem Hinterrund der demografischen Entwicklung in unserem Land esonders wichtig. Meine Damen und Herren, wie schon im vorigen aushalt ist es uns auch in diesem Haushalt gelungen, kzente bei Familien, Frauen, Senioren und Jugendli hen zu setzen. Ich bedanke mich ganz besonders bei der auptberichterstatterin und bei den Mitberichterstattern ür die gute Zusammenarbeit und die konstruktive Beraung. Ganz besonders bedanke ich mich bei der Ministein, Frau von der Leyen, und ihrem Haus für die kontruktive Zusammenarbeit. Ich denke, dass wir einen hervorragenden Haushalt ufgestellt haben. Daher bitte ich Sie, diesen Haushalt zu nterstützen. Das Wort hat die Kollegin Diana Golze von der Frak ion Die Linke. Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen nd Herren! In Brandenburg, dem Bundesland, aus dem ch komme, leben jeder achte Erwachsene und sogar jees vierte Kind in Armut, Tendenz steigend. Zu diesem rgebnis kam man im offiziellen Lebenslagenbericht, en die Große Koalition in Brandenburg vorgestern vorestellt hat. Im Jahr 2005 umschrieb Bundesministerin von der eyen ihre Ziele auf der Startseite der Homepage ihres inisteriums mit den Sätzen: Wir müssen uns besser um die Kinder kümmern, die auf der Schattenseite des Lebens geboren werden. Denn gerade in jungen Jahren werden die entscheidenden Weichen für ihr späteres Leben gestellt. Familie muss wieder ein Erfolgsmodell in der Gesellschaft werden. Dafür setze ich mich ein. Das alles ist Schnee von gestern. Jedes vierte Kind in randenburg – ein Viertel der Kindergartengruppe meier Tochter – ist Beweis dafür. Heute haben wir eine Miisterin, bei der nur noch die weitausschweifende Handewegung alle Familien zusammenzuführen vermag. rau von der Leyen, mit Ihrer Politik tun Sie das nicht. it Ihrer Politik werfen Sie so viel Schatten, dass die ahl der Kinder, die darin stehen, größer geworden ist. Mit den Instrumenten, die Sie vollmundig als Mittel ur Armutsbekämpfung ankündigten, wurden die Arutsrisiken noch weiter verschärft. Dieser Haushalt, mit em die Bundesregierung in das Wahljahr 2009 gehen ill, erscheint mir wie die Fortsetzung der Unendlichen eschichte: Dort wächst die Dunkelheit wegen der Fan asielosigkeit der Menschen, hier wächst der Schatten Diana Golze aufgrund der Tatenlosigkeit der Regierung. – Das ist leider bittere Realität und kein Kinderfilm. Sicher, Frau Ministerin, Sie haben in den Köpfen der Menschen viel bewegt. Das Wort „Rabenmutter“ für berufstätige Frauen ist im Sprachgebrauch zum Glück kaum noch zu finden. Auch Väter gehen heute selbstbewusst in die Elternzeit, weil sie nicht nur finanziell aufgefangen werden, sondern dafür auch eine gesellschaftliche Anerkennung erfahren. Doch dass die Einführung des Elterngeldes mit einer Schlechterstellung der Familien einherging, die wenig oder kein Einkommen aus Erwerbstätigkeit haben, wurde nicht nur von der Linksfraktion kritisiert. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619014600

(Beifall bei der LINKEN)

Diana Golze (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619014700

(Ilse Falk [CDU/CSU]: Na, na, na!)


(Otto Fricke [FDP]: Und Sie sind die Sonne?)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


Darum haben wir auch für diesen Haushalt einen Än-
derungsantrag eingebracht, mit dem wir vorschlagen, die
Bezugszeit des Elterngeldes zu erhöhen und jedem El-
ternteil einen individuellen Anspruch einzuräumen. Dies
würde eine Weiterentwicklung der sogenannten Väter-
monate bedeuten, und Frauen und Männer würden ge-
rechter an der Erwerbs- und Erziehungsarbeit beteiligt
werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Um das Elterngeld sozial gerechter zu gestalten, for-
dern wir hinsichtlich der Bezugsdauer eine Gleichbe-
handlung aller Familien und eine Anhebung der Min-
destleistungen. Frau von der Leyen, mit einem solchen
Schritt würden Sie allen Familien und nicht nur denen
auf der Sonnenseite den Start erleichtern.

Kindertagesbetreuung und Elterngeld sind nicht von-
einander zu trennen; denn junge Familien brauchen auch
nach der Elterngeldzeit eine ganztägige Kinderbetreu-
ung, und zwar nicht nur in Berlin, Brandenburg, Meck-
lenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen und
Sachsen, sondern auch in den übrigen Bundesländern.
Da diese bekanntermaßen größer an Zahl und Einwoh-
nern, aber kleiner an Zahl der Kindertagesangebote sind,
sehen wir auch hier einen erhöhten Nachholbedarf.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir sehen aber nicht die logischen Schlussfolgerun-
gen der Bundesregierung. Der Umfang des Sonderver-
mögens, das gemeinsam mit dem Bundesfinanzminister
zur Beschleunigung eingerichtet wurde, ist ungenügend.
Die von der Bundesregierung zur Verfügung gestellten
Mittel reichen für ein flächendeckendes Kindertagesstät-
tennetz nicht aus – von einem gebührenfreien Ganztags-
angebot ganz zu schweigen.

Auch mit dem Ausbauziel, dass 35 Prozent der Kin-
der bis zum Jahr 2013 einen Platz erhalten, bleiben viele
Fragen offen. Wie sollen berufstätige Mütter, zum Bei-
spiel in Niedersachsen, Beruf und Familie bis dahin un-
ter einen Hut bringen? Es bleibt auch die Frage, aus wel-
chen sozialen Strukturen die übrigen 65 Prozent der
Kinder kommen, die bei diesem Ausbauziel eben nicht
vorgesehen sind.

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(C (D Wenn wir die Kindertagesstätten völlig zu Recht als inen wichtigen Teil des Bildungsweges betrachten, ann muss dieser auch für alle zugänglich sein. n unserem Änderungsantrag fordern wir daher, dass die usgaben des Bundes für den Ausbau der Kindertagesetreuung aufgestockt werden. Diese Mittel sind wichig, um die Kommunen und die gemeinnützigen Träger ei dieser Aufgabe zu unterstützen. Es ist für mich aber nicht nachvollziehbar, dass die ebatte zur Gemeinnützigkeit von Ihnen, Frau Minis erin, immer noch unter dem Zeichen der Förderung priatgewerblicher Anbieter geführt wird – und das trotz reiter Kritik und einer merklichen Abschwächung bei er Gesetzgebung. Noch in der Debatte zum Kinderförderungsgesetz ieß es aus der SPD-Fraktion – Zitat –: Öffentliche Gelder für Kinderbetreuung sollen auch in Zukunft nicht zur Maximierung des Gewinns von privatgewerblichen Trägern eingesetzt werden. n der Ausgabe des Informationsmagazins des Bundeserbandes privater Anbieter sozialer Dienste vom 7. Oktober 2008 erklärte die Ministerin hingegen – Ziat –: Das bedeutet, dass das Kriterium der Gemeinnützigkeit bei der öffentlichen Förderung keine Rolle mehr spielen darf. Das ist hü und hott. Die gemeinnützigen Träger der reien Jugendhilfe brauchen eine klare Antwort. Sie haen auch mittels einer Kleinen Anfrage meiner Fraktion ie Möglichkeit, diese Antwort zu geben. Vielleicht beommen wir ja endlich einmal eine Antwort, die zur Erellung beiträgt. Wir sagen: Die Bildung unserer Kinder gehört nicht n den Markt. (Ina Lenke [FDP]: Ach! Es gibt Privatschulen; warum soll es nicht auch privatgewerbliche Kinderbetreuung geben?)


(Beifall bei der LINKEN)


(Ina Lenke [FDP]: So ein Quatsch!)


(Ina Lenke [FDP]: Richtig! Genau!)


(Beifall bei der LINKEN)


ewinnorientierung und gleiche Teilhabemöglichkeiten
ller Kinder sind nicht miteinander vereinbar. Auch der
usbau der Kindertagesbetreuung braucht einen Schutz-

chirm, und zwar einen, der den Gesetzen des Marktes
icht unterworfen ist.


(Beifall bei der LINKEN)


Kinderbetreuung ist Armutsbekämpfung. Sie gewähr-
eistet die Erwerbstätigkeit der Eltern. Der Ausbau der
indertagesbetreuung wirkt auch maßgeblich gegen die
orhandene Ausgrenzung von Kindern im Bildungswe-
en.






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619014800

Frau Kollegin Golze, erlauben Sie eine Zwischen-

frage der Kollegin Lenke?


Diana Golze (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619014900

Ja, sehr gern.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619015000

Bitte schön, Frau Lenke.


Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1619015100

Frau Golze, Sie haben sich sehr stark gegen die pri-

vatwirtschaftliche Kinderbetreuung ausgesprochen. Das
gilt zum Beispiel für den Fall, dass eine Erzieherin sich
selbstständig macht und einen Kindergarten eröffnet. Ich
sehe überhaupt keinen Unterschied darin, ob eine Erzie-
herin ihren Lohn letztendlich aus ihrem Gewinn erhält
oder als Angestellte eines Kindergartens. Ich frage Sie:
Würden Sie auch private Schulen wie die Waldorfschu-
len abschaffen? Wenn Sie nämlich gegen privatgewerb-
liche Kindergärten oder Kitas sind, dann müssten Sie
auch gegen private Schulen sein.


(Sönke Rix [SPD]: Die sind doch nicht privatgewerblich! – Weitere Zurufe von der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619015200

Das Wort hat die Kollegin Golze.


Diana Golze (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619015300

Ob Waldorfschulen privatgewerblich sind, sei einmal

dahingestellt. Schon in meiner letzten Rede zu diesem
Thema hatte eine FDP-Kollegin Fragen gestellt, die
mich doch sehr an ihrem Verständnis von privatgewerb-
lichen Angeboten zweifeln ließen. Frau Lenke, bei Ihnen
hätte ich das jetzt nicht erwartet. Mir geht es darum, dass
allen Kindern der Zugang zu einem qualitativ hochwerti-
gen Angebot gewährleistet wird


(Ernst Burgbacher [FDP]: Uns auch!)


und nicht nur den Kindern von Eltern mit einer dicken
Brieftasche.


(Ina Lenke [FDP]: Das wollen wir auch nicht!)


Ich möchte nicht, dass öffentliche Gelder in solche pri-
vatgewerblichen Angebote gesteckt werden, um zur Ge-
winnmaximierung der Träger beizutragen.


(Beifall bei der LINKEN)


Mir geht es um die Stärkung gemeinnütziger Angebote,
um die Stärkung von öffentlichen und gemeinnützigen
Trägern. Damit ist die Frage, denke ich, beantwortet.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Sechs, setzen!)


Es ist viel von Chancen die Rede. Ich denke aber, es
geht eher um das Wort „Teilhabe“. Zur Teilhabe an Bil-
dung für alle Kinder gehört, dass die zusätzlichen Leis-
tungen für Schülerinnen und Schüler, die in Hartz-IV-
Bedarfsgemeinschaften leben, bis zum Abitur und nicht
nur bis zur 10. Klasse gezahlt werden. Geschieht dies

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(C (D icht, bekommt das Wort „Chance“ glücksspielhaften harakter. Die Kinder, deren Eltern die Schulmaterialien icht bezahlen können, werden benachteiligt; denn Bilungskosten sind im ALG-II-Regelsatz nicht berückichtigt. Für die Fraktion Die Linke steht die Bekämpfung der inderarmut nicht erst an letzter Stelle wie bei dem einangs erwähnten Internetauftritt des Ministeriums. Zur rinnerung, Frau von der Leyen: Es war eines Ihrer auptziele, die Kinderarmut zu bekämpfen. Auch hier ann ich nur feststellen: Selbst mit den Änderungen eim Kindergeld und dem überarbeiteten Kinderzuchlag haben Sie in diesem Haushalt Ihr Ziel verfehlt. Der Kinderzuschlag war in seiner Ursprungsform zu ürokratisch. Dies belegt allein die hohe Ablehnungsuote. Wie eine schallende Ohrfeige muss sich nun für ie Betroffenen der Satz lesen – Zitat –: Flexibel können die Eltern dann wählen, ob sie lieber ALG II oder den Kinderzuschlag in Anspruch nehmen wollen. Im Moment sieht es so aus, dass viele der Betroffenen us dem System des Grundsicherungsamts herausfallen, evor sie in das System der Familienkasse aufgenomen worden sind. Da erhält das Wort „Flexibilität“ doch irklich einen sehr faden Beigeschmack. Die Chance, den Kinderzuschlag zu einem wirksamen ittel gegen Kinderarmut zu machen, haben Sie vertan, rau von der Leyen. Der Kinderzuschlag ist unzureihend. Deshalb haben wir auch hierzu einen Änderungsntrag eingebracht. Unser Hauptproblem ist, dass die ruppe der Alleinerziehenden davon weiterhin nicht rofitieren wird. Die Gruppe der Alleinerziehenden ist s auch, die gemeinsam mit Familien im Hartz-IV-Bezug on der längst überfälligen Kindergelderhöhung nicht rofitieren wird, da diese ihnen angerechnet wird auf nterhaltsvorschuss und ALG II. Bei einem Viertel der indergartengruppe meiner Tochter wird also diese Kinergelderhöhung nicht ankommen. Vielleicht können Sie in diesem Zusammenhang erlären, warum Sie in diesem Haushalt beim Unterhaltsorschuss Kürzungen vornehmen konnten. Das wurde ämlich dadurch möglich, dass die Anrechnung gleich ieder als positive Einnahme zugrunde gelegt wurde. as ist eine Linke-Tasche-rechte-Tasche-Politik. (Otto Fricke [FDP]: Das ist Gesetzeslogik! Da gibt es Väter, die ihrer Unterhaltspflicht nicht nachkommen!)


ie Kinder werden davon nicht profitieren. Sie stehen
ieder einmal auf der Schattenseite.

Doch auch für die Familien, die nicht in derartige An-
echnungsfallen rutschen, ist diese Kindergelderhöhung
ur ein Tropfen auf dem heißen Stein. 10 Euro für das
rste und das zweite Kind decken nicht einmal ansatz-
eise den Wertverlust, den das Kindergeld seit seiner

etzten Erhöhung erfahren hat. Auch aus diesem Grund
st die Staffelung der Kindergelderhöhung ab dem dritten
ind nicht zu erklären.






(A) )



(B) )


Diana Golze
Ich komme zum Schluss. Im dritten Jahr der Großen
Koalition und der Familienministerin von der Leyen ist
in der Debatte um die Rolle von Familien viel gesche-
hen. Die Zahl der von Armut betroffenen Kinder haben
Sie aber nicht verringert, wie Sie es versprochen haben;
Sie haben sie stattdessen vergrößert. Das Wort Schatten-
kabinett bekommt in diesem Zusammenhang eine völlig
neue Bedeutung.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Haben Sie schon mal etwas davon gehört, dass es 1,5 Millionen neue Arbeitsplätze gibt? Diese Arbeitsplätze werden von Vätern und Müttern wahrgenommen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619015400

Das Wort hat die Kollegin Petra Hinz von der SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Petra Hinz (SPD):
Rede ID: ID1619015500

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr

Präsident! Frau Ministerin! Von der Opposition muss
man nicht unbedingt etwas anderes erwarten als das Auf-
zählen von Verbesserungsvorschlägen.


(Ina Lenke [FDP]: Was? Seien Sie doch froh, dass wir welche haben! Was soll denn das!)


Aber ich habe weder von der FDP noch von den Linken
einen entsprechenden Gegenfinanzierungsvorschlag ge-
hört.

Es wurde darauf hingewiesen, dass das Kindergeld
nicht angerechnet wird, aber Sie verschweigen, dass für
alle Kinder, die in den Kindergarten gehen und Sozial-
leistungen beziehen, keine Kindergartengebühren ge-
zahlt werden müssen. Die eine Seite nennen Sie; die an-
dere Seite verschweigen Sie. Insofern muss ich Sie
bitten: Wenn Sie über einen Sachverhalt berichten, dann
nennen Sie bitte auch das, was wir gut vorangebracht ha-
ben.


(Ina Lenke [FDP]: Das ist doch gar nicht unsere Aufgabe als Opposition!)


Ich bin der Auffassung, dass wir mit diesem Haushalt
gerade vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise noch
einmal sehr deutlich gemacht haben, was wir für den Be-
reich Familie, Senioren, Frauen und Jugend auf den Weg
gebracht haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Wir haben dafür gesorgt, dass die Rahmenbedingungen
geschaffen wurden, damit junge Paare sich für Kinder
und Familie entscheiden können. Die Zahlen belegen
das, und es ist auch im Rahmen der Haushaltsberatungen
deutlich gemacht worden. Beim Elterngeld gab es immer
wieder Nachbewilligungen. Das zeigt, wie viele daran
partizipieren. Man kann also von einem Erfolgsmodell
reden.

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(C (D Wir haben dafür gesorgt, dass Familien mit ihren Verntwortungen und Fähigkeiten gestärkt werden. Unser ugenmerk liegt insbesondere auf Familien mit sozialen isiken. Wir haben dafür gesorgt, dass entsprechende ittel bereitgestellt werden, um die Bildungschancen ür Kinder, Mütter und Väter, die in diesem Bereich ringend Kompetenzvermittlung brauchen, zu verbesern. Wir haben dafür gesorgt, statt es abzulehnen, wie s die Linken grundsätzlich tun. Wir haben dafür gesorgt, dass im Kinderund Juendplan weitere Mittel zur Verfügung gestellt werden. o sind 1 Million Euro zusätzlich für Integrationsmaßahmen vorgesehen. Allein für den Kinderund Jugendlan stehen damit 142 Millionen Euro zur Verfügung. nsgesamt stehen für Maßnahmen der Kinderund Juendarbeit 192 Millionen Euro zur Verfügung. Ist das ichts? Ich denke, das sind genau die Mittel für Maßnahen, die abgerufen werden, die zeitnah sind, den Bedar en gerecht werden und Orientierung geben, und zwar in en Kommunen, über Vereine, Organisationen und sonsige Träger. Wir haben über das Kinderund Jugendprogramm ntsprechende Mittel für Maßnahmen zur Bildung, Eriehung und Betreuung von Kindern zur Verfügung getellt. Wir haben 192,6 Millionen Euro in diesem Beeich bereitgestellt. Diese Mittel stehen für Maßnahmen ür Toleranz, gegen Diskriminierung und für Integration ur Verfügung. Wir haben in diesem Jahr auch zusätzlihe Mittel für den Aktionsplan zur Bekämpfung von Gealt von Frauen bereitgestellt. Ich erinnere an die Diskussion über die Unterstützung on Contergan-Geschädigten. Wir haben seit eineinalb Jahren im engen Dialog mit den Betroffenen, der ontergan-Stiftung und der Firma Grünenthal Gespräche eführt und die Haushaltsmittel in diesem Bereich veroppelt. Sie belaufen sich jetzt auf 31 Millionen Euro. Ist as nichts? Seit dem 1. Juli 2008 bekommen Betroffene, die den öchstsatz erhalten, 1 090 Euro statt wie bis dahin 45 Euro. Ist das nichts? An zusätzlichen Leistungen ind das in diesem Jahr 6 540 Euro. Wir befinden uns it den Betroffenen weiterhin im Gespräch. Wir werden eitere Maßnahmen durchführen, damit diejenigen, die eschädigt wurden, zu ihrem Recht kommen. Für Entchädigungsleistungen bringt der Bund künftig 31 Milionen Euro jährlich auf. Für Gleichstellung, Familien, ältere Menschen steht in Leistungspaket mit einem Volumen von 36 Millionen uro zur Verfügung. 36 Millionen Euro für Gleichstel ung, Familien und ältere Menschen! Allein für die älteen Menschen, die noch aktiv sind, und die Stärkung des ivilen Engagements geben wir 13,9 Millionen Euro aus. aßnahmen für diejenigen, die nicht mehr so aktiv teil aben können, der Pflegebereich, die Weiterbildung im ereich der Pflegeund Betreuungsmaßnahmen für äl ere Menschen, Teilhabe und Gleichstellungspolitik ind weitere Schwerpunkte. Auch dafür stellen wir Petra Hinz Mittel bereit. Ich nenne nur ein Stichwort: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist unser Ziel. Für diesen Bereich stellen wir 14,4 Millionen Euro zur Verfügung. Mein Kollege Ole Schröder hat die Gleichstellungspolitik schon angesprochen. Für die Verbesserung der Teilhabe derjenigen, die alleinerziehend sind, haben wir 5 Millionen Euro bei der Bundesstiftung „Mutter und Kind“ draufgesattelt. Uns wurde nämlich im Berichterstattergespräch glaubhaft mitgeteilt, dass zusätzliche Mittel aufgrund der Kostensteigerung notwendig sind. Insgesamt stehen nun 97,033 Millionen Euro zur Verfügung. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


Für Familienprojekte – ohne die Bundesstiftung „Mutter
und Kind“ – geben wir 12,1 Millionen Euro aus. Insge-
samt sind es 36,4 Millionen Euro.

Das Elterngeld wurde bereits angesprochen. Die Vor-
züge des Elterngeldes werden hier grundsätzlich negiert.
Wir waren es, die nach intensiven Beratungen deutlich
gemacht haben, wie wichtig und sinnvoll das Elterngeld
ist. Aber wie wird das hier angenommen? Sie sagen, es
müsste noch mehr und länger gezahlt werden. Erinnern
Sie sich doch bitte an die Anhörung und die Diskussio-
nen hier im Parlament! Es geht beim Elterngeld darum,
dass die Eltern, wenn sie es wollen, schnellstmöglich in
den Beruf zurückkehren können. Die frühkindliche Er-
ziehung soll möglichst früh einsetzen. Die starke Inan-
spruchnahme des Elterngeldes macht deutlich, dass wir
genau die richtige Zielsetzung verfolgt haben.

Ganztagsschulen, flexible Elternzeiten, das Recht auf
Teilzeit und steuerliche Vergünstigungen für Familien
sind weitere Stichworte. Liebe Frau Lenke, man kann
nicht ein bisschen Steuererleichterungen vornehmen.
Wir haben in diesem Bereich für Steuererleichterungen
gesorgt. Die steuerliche Absetzbarkeit der Kinderbetreu-
ungskosten, die Allianz für Familien und die lokalen
Bündnisse für Familien, dies alles sind wichtige Bau-
steine. Mehr Gerechtigkeit ist das Ziel. Mit diesem
Haushalt machen wir das deutlich.

Mein Kollege Ole Schröder hat gerade ausgeführt,
welche Mittel wir nachträglich auf dem parlamentari-
schen Weg zur Verfügung stellen. Ich möchte unsere
Leuchtturmprojekte im Bereich der Freiwilligendienste
erwähnen. Die Zahl der Projekte steigt von 30 auf 45.
Dafür stehen 750 000 Euro zusätzlich zur Verfügung.
Diese 45 Projekte sind zielorientiert und machen deut-
lich, wie engagiert unsere Bürger für die Gesellschaft ar-
beiten. Für den gesamten Bereich „Stärkung der Zivilge-
sellschaft“ stehen 33,975 Millionen Euro zur Verfügung.
Der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anre-
gung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen mit circa
38 000 Gruppen und Initiativen stellen wir 260 000 Euro
zusätzlich zur Verfügung.

Für das kommende Jahr sind Ausgaben in Höhe von
rund 6,147 Milliarden Euro vorgesehen. Wir dürfen
nicht vergessen, was wir im zurückliegenden Jahr auf
den Weg gebracht haben. Für das Sondervermögen
„Kinderbetreuungsausbau“ stehen 4 Milliarden Euro zur
Verfügung, und zwar nicht aus unserem Etat, sondern

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(C (D us dem Gesamtetat. Das ist der richtige Weg. Aber ehr hilft nicht immer. In diesem Fall müssen wir sehen, ass die Bundesländer die Mittel leider noch nicht in em gewünschten Maß abrufen. Beispiel NRW: Die usführungsbestimmungen sind erst jetzt auf den Weg ebracht worden. Die Gelder, die bereits in diesem Jahr ätten fließen können, kommen dadurch zeitverzögert ei den Trägern und Kommunen an. Wir stellen 4 Milliarden Euro für ein Sonderausbaurogramm zur Verfügung, mit dem der Bau von Kinderagesstätten unterstützt und die dadurch entstehenden etriebskosten getragen werden. Lassen Sie uns gemein am das, was wir hier für Familien, Senioren, Frauen nd Jugend auf den Weg gebracht haben, nicht kleinreen. Wir machen mit diesem Haushalt genau die richtien Schritte auf dem richtigen Weg. Ich will nicht verchweigen, dass es schöner wäre, manchmal mehr zu ördern. Aber man muss einmal genauer hinsehen, was an in einem Haushaltsjahr verausgaben kann. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich bei meinen olleginnen und Kollegen Ole Schröder, Anna ührmann, Otto Fricke und auch Roland Claus für die onstruktive Zusammenarbeit ganz herzlich bedanken. ieser Dank geht auch an die Ministerin Frau von der eyen, an ihr gesamtes Haus und auch an die Fachkolleinnen und -kollegen, die immer fair und sachlich mit ns Haushaltspolitikern zusammengearbeitet haben, dait wir möglichst viel für die Bürgerinnen und Bürger, nsbesondere für die Kinder, für die Jugend und für die eniorinnen und Senioren auf den Weg bringen können. s gilt, nicht alles kleinzureden, sondern das, was mög ich ist, eins zu eins umzusetzen. Vielen Dank. Das Wort hat jetzt die Kollegin Britta Haßelmann von ündnis 90/Die Grünen. Vielen Dank. – Herr Präsident! Sehr geehrte Kolle innen und Kollegen! Frau Ministerin! Herr Staatssekreär! Lassen Sie mich zu Beginn sagen: Puh, so viele Zahen. Ich hatte gedacht, dass wir uns hier nicht nur echselseitig den Haushalt vortragen und Zahlen vor tellen. Ich fange einmal so an: Aus der Feder Bertolt rechts stammen folgende Worte: Ist das nötige Geld orhanden, ist das Ende meistens gut. Das kann man für den Einzelplan 17 nicht sagen, uch wenn Sie jetzt gerade versucht haben, sich alles chönzureden. Statt eines dringend nötigen Neuanfangs teht aus meiner Sicht am Ende des Tages nur folgendes rgebnis: ein Kinderfreibetrag von 237,80 Euro für Beserverdienende nd ein Kindergeld in Höhe von 164 Euro für Familien, ie Einkommen beziehen. (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Nach sieben Jahren Durststrecke!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619015600
Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619015700

(Ina Lenke [FDP]: In einem Jahr!)







(A) )



(B) )


Britta Haßelmann
Gerade da, wo das nötige Geld nicht vorhanden ist, näm-
lich in den Familien, in denen die Eltern ALG II bezie-
hen – das war früher die Sozialhilfe –, kommt nichts an.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich finde, dass Sie an dieser Stelle aufhören sollten,
sich wechselseitig auf die Schulter zu klopfen und zu sa-
gen, wie toll Sie das alles machen und dass Sie für alle
Familien etwas tun.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das stimmt aber! So ist es!)


Sie tun nicht für alle Familien das Gleiche. Leider ist aus
dem Anspruch, dass Ihnen jedes Kind gleich viel wert
ist, nichts geworden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie fördern durch Ihre Maßnahmen nicht jedes Kind in
gleicher Weise.

Sie sind mit dem hohen Anspruch angetreten: Wir
überprüfen die Familienleistungen. Wir richten ein Fa-
milienkompetenzzentrum ein.


(Ina Lenke [FDP]: Ja!)


Wir stellen das alles auf ganz neue Füße. Alles wird viel
gerechter. – Was ist am Ende geblieben? Der Kinderfrei-
betrag erhöht sich. Das Kindergeld erhöht sich. Das ist
selbstverständlich und keine Großtat der Großen Koali-
tion.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Doch!)


Wie wollen Sie es politisch durchhalten, das Kindergeld
nicht zu erhöhen? Das ist eine logische Folge der Kin-
derfreibetragserhöhung. Das ist keine besondere Wohl-
tat. Das könnten Sie den Zuhörerinnen und Zuhörern ru-
hig erklären.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Natürlich ist die Kindergelderhöhung für die Familien
gut, die dieses Geld bekommen. 10 Euro mehr bedeuten
möglicherweise ein bisschen mehr Spielraum für
kleinste Kleinigkeiten in ihrem Familienbudget. Aber
dennoch werden davon sehr viele Kinder nicht profitie-
ren, weil sie das Geld nicht erreicht. Hier ist kein Neuan-
fang gemacht worden. Sie haben hier hohe Erwartungen
geweckt und hehre Versprechungen abgegeben. Aber am
Ende stehen nur wenige Maßnahmen. Wir wollen an die-
ser Stelle doch ein bisschen Bescheidenheit an den Tag
legen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)


Wir reden seit drei Jahren über die Kinderregelsatz-
erhöhung. Wir reden seit Jahren über die Frage der In-
vestitionen in Infrastruktur, jüngst beim Bildungsgipfel;
den Etat des entsprechenden Ministeriums haben wir
gestern diskutiert. Frau Ministerin, Sie müssen sich ein-
gestehen, dass auch Ihre Maßnahmen nicht dazu führen,
dass die gesellschaftlichen Gräben und die Ungleich-
behandlung von Kindern und Familien nicht kleiner,
sondern größer werden und sich vertiefen. Das ist im

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(C (D runde genommen ein Armutszeugnis für die Große oalition. Da hilft aus meiner Sicht auch kein Schulstarterpaket. chauen Sie sich das Schulstarterpaket an! Was ist denn ie Botschaft? Die Botschaft ist: Wir führen bis zur 0. Klasse eine Maßnahme durch, aber von der 11. bis ur 13. Klasse nicht. Was heißt das bildungspolitisch? inder aus ärmeren Familien machen kein Abitur, oder as bedeutet das? Ich finde, Sie sollten sich einmal fraen, welche bildungspolitische Botschaft das ist. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich jetzt zum bürgerschaftlichen Enga-
ement kommen. Welche Kraft hat es gekostet, über die
rage der notwendigen Arbeit der Selbsthilfegruppenbe-
egung und der NAKOS hier im Land zu diskutieren.

ch kann Ihnen sieben verschiedene Begründungen des
inisteriums nennen, warum wir keine Förderung mehr

rauchen. Dabei gibt es 3 Millionen Menschen, die sich
n diesem Bereich engagieren. Ich bin froh, dass Sie auf-
rund des öffentlichen Drucks und aufgrund der ganzen
iskussionen, die es in dem Bereich gegeben hat, noch

n allerletzter Minute die Kurve gekriegt haben und sich
etzt entschließen, die Selbsthilfebewegung doch noch
u fördern. Ich glaube, alles andere hätte riesengroßen
chaden angerichtet; denn Sie können sich in Sachen
ürgerschaftliches Engagement nicht von einem Wettbe-
erb zum nächsten und von einer Preisverleihung zur
ächsten hangeln, am Ende aber auf einem so wichtigen
eld nichts tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Ein zweiter Punkt ist für mich die Frage, wie Sie ei-
entlich mit dem bürgerschaftlichen Engagement umge-
en, wenn es konkret wird. Ich erinnere an das, worüber
ir gestern beraten haben, nämlich über die
00 000 Euro, die wir für den Zug der Erinnerung brau-
hen. Die hätten wir aus dem Gesamtbudget finanzieren
önnen. In dieser Arbeit steckt ganz viel bürgerschaftli-
hes Engagement. Die Große Koalition ist nicht in der
age, dieses Geld aufzubringen, aber es werden massen-
aft Broschüren, Preisverleihungen und sonst was finan-
iert, und es wird viel über bürgerschaftliches Engage-
ent geredet. Aber da, wo ganz viel bürgerschaftliches
ngagement besteht, haben wir nicht die Kraft gehabt,
twas zu leisten und ein Zeichen für eine lebendige Zi-
ilgesellschaft und bürgerschaftliches Engagement zu
etzen. Deshalb hat Ihr Haushalt Schwächen, und zwar
assive, auf die man hinweisen muss.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619015800

Jetzt hat das Wort die Bundesministerin Dr. Ursula

on der Leyen.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )

Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Poli-
tik ist sicher aufgefordert, sich immer wieder für eine of-
fene Gesellschaft und ihren Zusammenhalt einzusetzen.
Das spiegelt der Etat 2009 auch wider, auch wenn er ein
trockenes Zahlenwerk ist. Deshalb gleich vorweg, Frau
Lenke: Ich weiß, dass Sie den Haushalt gut kennen und
dass Sie auch die Prozesse und die Dinge, die wir im Fa-
milienausschuss beraten, gut kennen. Ich nehme aber mit
einiger Verblüffung zur Kenntnis, dass Sie einfach nicht
wahrnehmen wollen, dass die Durchforstung und die
Analyse, die systematische Aufarbeitung der Fami-
lienleistungen längst ein Prozess ist, der läuft, und dass
diese wissenschaftlichen Aufgaben im Übrigen mit dem
Bundesfinanzminister nicht nur abgestimmt sind, son-
dern mit ihm gemeinsam finanziert werden. Das ist nicht
etwas, das man soeben einmal innerhalb von sechs Mo-
naten so hinwirft.


(Ina Lenke [FDP]: Vier Jahre!)


Sie haben inzwischen den Arbeitsbericht bekommen. Sie
wissen, dass das ein längerer Prozess ist. Der Übergang
vom Erziehungsgeld zum Elterngeld, der neue Kinder-
zuschlag, das gestaffelte Kindergeld und der Ausbau der
Infrastruktur in der Kinderbetreuung sind Ergebnisse,
die sich sehen lassen können. Ich glaube, Sie sollten das
einfach einmal zur Kenntnis nehmen, wenn ich auch
weiß, dass ich Ihnen dadurch ein Argument wegnehme,
das Sie immer wieder anbringen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Man spricht in der Tat von der offenen Gesellschaft,
vom Zusammenhalt der Gesellschaft und davon, am An-
fang Hürden abzubauen, damit Menschen für sich über-
haupt Perspektiven sehen, eine Familie zu gründen. Ein
Synonym dafür ist das Elterngeld. Ich kann mich an den
Anfang erinnern, liebe Renate Schmidt. Welch ein
Kampf war es, erst einmal Offenheit im Kopf zu schaf-
fen, damit der Gedanke an das Elterngeld angenommen
wurde. Jetzt ist es seit 2007 da, und es ist auf
4,4 Milliarden Euro angewachsen. Das ist eine stolze
Summe. Ich weiß, dass Sie, Herr Fricke, ab und zu we-
gen des stetigen Anwachsens des Elterngeldes die Stirn
runzeln. Ich rufe Ihnen zu: Weil mehr Kinder geboren
werden und weil mehr junge Väter Elternzeit nehmen,
müssen wir immer wieder das Elterngeld erhöhen. Das
ist das Beste, was einem Land überhaupt passieren kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Genauso eindeutig ist der Kinderzuschlag. Inzwi-
schen wurde er auf 374 Millionen Euro erhöht. Er ist
nicht nur deshalb so wichtig, weil dadurch 250 000 Kin-
der aus Hartz IV geholt werden, sondern auch, weil er
das eindeutige und ermutigende Signal an ihre Eltern
aussendet: zu arbeiten ist immer besser als nicht zu ar-
beiten. Wenn es für das eigene Einkommen reicht, dann
sollt ihr nicht wegen der Kinder in Armut rutschen. Frau
Golze, deshalb sage ich – ob Sie es wahrnehmen wollen
oder nicht –: Gerade für Alleinerziehende ist der Kinder-
zuschlag deutlich verbessert worden. Alleinerziehende

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(C (D aben das Recht, das zu wählen, was in ihrer spezifichen Lebenssituation besser ist. Noch ein Satz zu den Alleinerziehenden. Wir haben esehen, dass durch die Einführung des Elterngeldes im ahr 2007 – es hilft gerade Alleinerziehenden – die Zahl er jungen Mütter, die nach der Geburt eines Kindes in artz IV rutschen, um 5 Prozent gesunken ist. Nehmen ie diese Dinge einfach einmal zur Kenntnis! Es heißt, ut zur Gründung einer Familie zu machen und auch afür zu sorgen, dass die jungen Menschen ihren Leensunterhalt selber verdienen können. Sie sprechen zu Recht über Kinder, die auf der Schatenseite des Lebens geboren werden. Frau Golze, Sie haen wahrscheinlich nicht wahrgenommen, wie viel auch n Ihrem Bundesland, Brandenburg, gerade durch die rühen Hilfen, durch die Modellprojekte, die wir geeinsam mit den Ländern und Kommunen durchführen, eschehen ist. Wir wissen nämlich, dass Kinder, die von isshandlung und Verwahrlosung bedroht sind, nicht hne Weiteres nur durch die kommunale Arbeit oder nur urch die Landesoder Bundesarbeit gerettet werden önnen; vielmehr muss es ein Netz der Frühen Hilfen eben. Da ist im letzten Jahr viel geschehen. Inzwischen haben fast alle Bundesländer das verbindiche Einladewesen. Neu ist bei uns die Früherkennungsntersuchung U 7 a im dritten Lebensjahr. Die Familienerichte sind gestärkt worden. Das entsprechende Gesetz st hier im Bundestag verabschiedet worden. Das Kinerförderungsgesetz ist verabschiedet. Das Kinderchutzgesetz ist jetzt in der Ressortabstimmung. Das ales ist innerhalb eines Jahres geschehen. Nehmen Sie es infach zur Kenntnis! Es ist für uns alle bedrückend, inder auf der Schattenseite zu erleben; aber wir tun etas. Ich rufe alle auf, die mitmachen wollen, dieses Netz er Frühen Hilfen gemeinsam zu knüpfen. Vorsorgende, ermutigende Politik hat die Aufgabe, in llen Lebensabschnitten und Lebenssituationen Mögichkeiten zu geben. Das gilt für die Bildungschancen aler Kinder; das gilt genauso für die Erwerbschancen iher Eltern. Deshalb hat die Große Koalition eine Bresche ür den Ausbau der Kinderbetreuung geschlagen. Das ist etzt in den Kommunen angekommen. Für das Jahr 2008 ind bereits 333 Millionen Euro angemeldet. Frau Ministerin, darf ich Sie kurz unterbrechen? Er auben Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Ilja Seifert? Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für amilie, Senioren, Frauen und Jugend: Gerne. Bitte schön. Frau Ministerin, Sie haben gerade aufgezählt, was al les für Kinder auf der Schattenseite usw. gemacht wird. Wieso enthält Ihr Haushalt nicht einen einzigen Posten, der die Umsetzung der UNO-Konvention zum Schutz der Rechte von Menschen mit Behinderungen vorsieht, die wir wahrscheinlich in der nächsten Woche – wenn auch zu sehr später Stunde – mit großer Einmütigkeit beschließen, also ratifizieren werden? Warum enthält Ihr Haushalt keinen einzigen Posten, durch den Kinder mit Behinderungen, Frauen mit Behinderungen, Familien, die von behinderten Menschen gegründet werden, gefördert werden sollen? Die UNO-Konvention schreibt vor, was die Staaten zu tun haben: dass Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben tatsächlich teilhaben können. Gerade das ist der Paradigmenwechsel, der durch diese UNO-Konvention eingeleitet wird. In Ihrem Haushalt, in dem all diese Punkte eigentlich berücksichtigt sein müssten, kommt das alles nicht vor. Wieso beachten Sie solche Dinge überhaupt nicht? Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Es kommt in unserem Haushalt nicht spezifisch vor, weil die Hilfen für Menschen mit Behinderungen in anderen Ressorts angesiedelt sind. Ich nehme als Beispiel nur das Thema „Ausbau der Kinderbetreuung für unter Dreijährige“. Da sind integrative Gruppen eine der großen Chancen, die sich für Kinder mit Behinderungen eröffnen. Bei diesem Thema sage ich immer wieder: Die Türen müssen aufgemacht werden, damit Kinder mit Handicaps und Kinder ohne Handicaps unvoreingenommen miteinander den Weg ins Leben gehen können. Herr Seifert, Sie werden nicht einen einzelnen Posten dafür finden; vielmehr geht es darum, die Fülle der Aufgaben zu sehen und immer wieder den Blick auf die Menschen mit Behinderungen zu werfen. Ich war bei dem Thema „Ausbau der Kinderbetreuung“. Ich sagte: Es ist jetzt bei den Kommunen angekommen. Heute sind für das Jahr 2008, also für das laufende Jahr, 333 Millionen Euro angemeldet, obwohl das Gesetzespaket gerade erst einige Wochen alt ist. Insofern zeigt sich, dass die Botschaft angekommen ist und dass auch die Bereitschaft der Kommunen, nachdem mittlerweile sämtliche Verwaltungsvereinbarungen der Länder getroffen worden sind, vorhanden ist, den Ausbau der Kinderbetreuung voranzubringen. Frau Golze, auch da gilt: Bitte, sagen Sie doch die volle Wahrheit! Wenn es 2013 für alle Eltern einen Rechtsanspruch gibt, dann heißt das 100 Prozent und nicht 35 Prozent. Der Sinn des Rechtsanspruchs ist, dass alle Eltern eine Chance haben, einen Kindergartenplatz zu erhalten, wenn sie es denn möchten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619015900
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619016000




(A) )


(B) )

Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619016100

Im Augenblick suchen 35 Prozent. Insofern wird jetzt
vorsorgend ausgebaut.

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(C (D Wir sehen im Haushalt zusätzliche Mittel für die Quaifikation von Tagesmüttern und für betrieblich untertützte Kitas vor. Von dieser Stelle und an diesem Punkt och einmal von Herzen meinen Dank an alle streitbaren amilienpolitikerinnen und Familienpolitiker, die unsere eschätzten Haushälter beim Thema „Ausbau der Kinerbetreuung“ mitgerissen haben! Ich weiß, es war ein ngewöhnlicher Weg. Ich weiß, es ist eine stattliche umme Geld; 4 Milliarden Euro wurden zur Verfügung estellt. Mein Dank von Herzen an dieses Parlament! hne Sie wäre es nicht gegangen, meine Damen und erren. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die globalisierte Gesellschaft bietet für viele Men-
chen Chancen, aber sie ruft bei vielen auch Ängste her-
or. Das betrifft vor allem Menschen aus bildungsfer-
en Milieus, die sich von Aufstiegsmöglichkeiten
usgeschlossen oder von der Gesellschaft vernachlässigt
ühlen. Das ist nicht nur so irgendein Gefühl, sondern es
estehen reale Barrieren für diese Kinder und Jugendli-
hen. Deshalb wollen wir gezielt jungen Menschen, die
robleme haben, die Schule abzuschließen, eine zweite
hance geben. Wenn sie den Weg in die Berufswelt
icht finden können, wollen wir in Kompetenzagenturen
hre Stärken zutage fördern, auch wenn diese vielleicht
nter einer dicken Schicht von Schwächen, Unzuläng-
ichkeiten oder negativen Lebenserfahrungen verborgen
ind.

143 Millionen Euro aus dem Europäischen Sozial-
onds stellen wir in den nächsten drei Jahren für die ins-
esamt 400 Standorte für die Programme „Schulverwei-
erung“ und „Kompetenzagenturen“ zur Verfügung. Es
eht um die Kompetenz, die eigenen Fähigkeiten zu er-
ennen und zu entwickeln, um dann am Arbeitsmarkt
ine reelle Chance zu haben. Deshalb auch die
3 Millionen Euro aus Mitteln des Kinder- und Jugend-
lans für die Integration von Jugendlichen! Ich freue
ich sehr, dass es gelungen ist – dafür bin ich auch

ankbar –, eine weitere Million Euro einzustellen, um
iese Mittel zu verstärken. Wir brauchen diese jungen
enschen im Land.

An dieser Stelle noch einmal zur Otto-Benecke-Stif-
ung. Damit das in diesem Raum klar ist: Wir überneh-
en jetzt 28 Beschäftigte mit ihren Kompetenzen beim
hema Integration in diese Integrationsarbeit vor Ort.
ir wollen nicht, dass diese Kompetenzen verloren ge-

en. Aber Tatsache ist, dass die Zahl der Aussiedlerin-
en und Aussiedler dramatisch zurückgegangen ist. Des-
alb ist es richtig, die Kompetenzen der Beschäftigten
nderweitig zu nutzen, die Menschen weiterhin zu be-
chäftigen und damit die Integration vor Ort allgemein
nd nicht nur die Integration der Aussiedlerinnen und
ussiedler voranzutreiben.

Ebenso drastisch wie bei den jungen Menschen for-
ert der demografische Wandel auch eine Neubewertung
er Fähigkeiten, Erfahrungen und der Verantwortung äl-
erer Menschen. Die älteren Menschen werden in ab-
ehbarer Zeit einen Großteil, wenn nicht die Mehrheit
er Bevölkerung stellen. Deshalb fördern wir das Thema






(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen
„Wirtschaftskraft Alter“ und das Thema „Aktiv im Al-
ter“. Es geht um ehrenamtliches, bürgerschaftliches
Engagement im Alter. Wir brauchen mehr bürgerschaft-
liches Engagement. Jeder kann mitmachen, egal woher
er kommt. Vom Sofa aufstehen muss jeder allein, aber
dann – das ist das Entscheidende – müssen auch Orte da
sein, an die die Menschen gehen und sich engagieren
können. Da sprechen die 500 Mehrgenerationenhäuser
im Land eine ganz lebendige Sprache. Dazu gehört das
jetzt erweiterte, bereits erwähnte Programm „Freiwilli-
gendienste aller Generationen“. Das sind Pionierpro-
jekte, die hoffentlich eine deutliche Vorbildfunktion im
Land entfalten werden.

Das bürgerschaftliche Engagement muss Spaß ma-
chen – sonst kommt keiner –, und es muss gewürdigt
werden; sonst bleibt keiner. Das bleibt auch das große
Thema bei der Förderung der Qualifizierung der ehren-
amtlichen Demenzbegleiter. Deshalb sagt unsere Initia-
tive ZivilEngagement sehr deutlich: Schiebt die Puschen
in die Ecke, wir brauchen euch!

„Alter ist etwas Herrliches“, sagt Martin Buber,
„wenn man nicht verlernt hat, anzufangen!“

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619016200

Das Wort hat der Kollege Otto Fricke von der FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1619016300

Geschätzter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Da-

men und Herren! Auch wenn es einfach wäre, jetzt zu
sagen: „Ich mache bei diesem Schönen und Guten mit“,
bleibe ich als Haushaltsausschussvorsitzender doch da-
bei: Ja, es ist richtig, das Elterngeld auszubauen. Ja, es
ist richtig, mehr Geld für Kinder zu geben. Ja, es ist rich-
tig, für die Schwachen in unserer Gesellschaft mehr
Leistungen von den Starken zur Verfügung zu stellen.
Aber eines muss man bei diesem Haushalt für die Zuhö-
rer, die jetzt hier sind oder die am Fernseher sind, sagen:
Immer daran denken: Geld ist endlich. Das geht nicht,
wie von den Linken immer gesagt wird: Mehr Geld für
alle von niemandem. – Irgendwo muss das herkommen.
Ich erwarte von Familienpolitikern und von Ihnen, Frau
Ministerin – Sie wissen es –, dass gesagt wird: Vorsicht!
Wo ist die Grenze dessen, was wir als Gesellschaft kön-
nen? Wenn wir nämlich weiter so agieren, dass wir uns,
sobald schlechte Zeiten kommen, immer wieder über
alle Maßen verschulden, ohne vorher Reserven geschaf-
fen zu haben, dann nützt das den Kindern überhaupt
nichts; denn die Schulden, die wir heute machen, müssen
entweder unsere Kinder später abbezahlen, oder uns
fehlt, wenn wir sie abtragen, das Geld für Bildungs- und
Forschungsausgaben, die nötig sind, um eine Zukunft zu
gestalten, auf die unsere Kinder Anspruch haben.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Ich weiß, es ist immer leicht und schön, nur für das ute zu sprechen und Leistungen einzufordern. Aber an muss aufpassen. Dem Elterngeld als Grundleistung Sie haben es gesagt – stimmen wir zu. Aber nach dem, as Sie und Ihr Haus gemacht haben – erst wird mehr lterngeld gefordert, dann kommt man gegen Ende des ahres wieder und spricht davon, dass mehr Erziehungseld nötig ist, und verweist dabei darauf, dass die Länder s nicht entsprechend abgefordert haben –, bin ich sehr espannt, was noch kommt. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Kollege!)


m Ende steckt dahinter wahrscheinlich eine einfache
heorie: Beim Elterngeld, beim Erziehungsgeld, bei
eistungen für Kinder kann ich ruhig etwas weniger ver-
nschlagen. Keiner in diesem Parlament wird nachher
agen: Wir zahlen das Geld nicht und kürzen die Leis-
ung. – So etwas ist verfehlte Haushaltspolitik, denn
enn Sie den Haushalt zu niedrig veranschlagen, trägt
as dazu bei, dass an anderer Stelle mehr Geld ausgege-
en wird. Ich erhoffe mir, dass die Zahlen für das Jahr
009 besser sind. Ich bin mir nicht sicher, ich bin aber
espannt. Wir werden es am Ende sehen. Es wird sozu-
agen Ihre kleine Meisterprüfung sein, ob Sie es wenigs-
ens für dieses Jahr hinbekommen.


(Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wenn, dann schon Meisterinnenprüfung!)


Kommen wir zur Kindergelderhöhung. Ja, wir alle
aben sofort gesagt, sie ist richtig und gut trotz des Pro-
lems, ob es korrekt ist, das erhöhte Kindergeld gegen
ndere staatliche Leistungen gegenzurechnen. In diesem
usammenhang müsste man eigentlich über die Bundes-

atsbank reden. Was passiert denn im Moment? Was ma-
hen denn CDU-Minister landesweit? Was machen denn
ie SPD-Länderminister? Die sagen auf einmal: Ich bin
ür eine Kindergelderhöhung, aber bezahlen will ich sie
ls Landesminister nicht, auch wenn ich bisher immer
aran beteiligt war. – Frau Ministerin, hier kommt auf
ie harte Arbeit zu. Sie können nicht nur einfach das
inanzministerium agieren lassen und es auffordern: Ihr
üsst euch dagegen wehren. – Beim Kindergeld und

eim Kinderfreibetrag sind die Länder und Kommunen
enauso beteiligt, wenn es wie bisher eine gesamtstaatli-
he Aufgabe sein soll. Dafür müssen Sie sorgen. Es darf
icht sein, dass der Bund diese nachher alleine bezahlt.
ie Länder sich hier aus der Verantwortung stehlen zu

assen, wäre unverantwortlich gegenüber unserer Gesell-
chaft.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Wolfgang Spanier [SPD])


Sie haben eben so schön von Evaluierung gesprochen,
ls Sie auf den Einwand von der Kollegin Lenke reagiert
aben. Jeder hat jetzt den Eindruck, Sie hätten eine Eva-
uierung gemacht. Das stimmt zwar, aber es ging folgen-
ermaßen – ich verkürze das etwas –: Ursprünglich
ollte man die Leistungen, die es gab, evaluieren und
ann schauen, welche falsch ist. Die Grundfrage war ja,






(A) )



(B) )


Otto Fricke
warum wir so viel Geld für Kinder und Familien ausge-
ben, aber so wenig davon im Lande ankommt.


(Ina Lenke [FDP]: Ja, richtig, Otto!)


Jetzt Achtung! Wie lautete die Antwort der Sachverstän-
digen? Sie lautete nicht: Diese Leistung ist falsch, jene
Leistung müsste verändert werden. Die Antwort lautete:
Da brauchen wir mehr, hier wäre es besser, noch ein we-
nig mehr zu haben, dort wäre es wichtig, ganz viel mehr
zu haben. – Nicht einmal wurde gesagt: Eine Leistung ist
falsch, unnötig oder Derartiges. Das war doch keine
Evaluierung, was da gemacht worden ist, sondern ein
reines Wünsch-dir-was-Programm.


(Beifall bei der FDP)


Ich gehe kurz auf die Otto Benecke Stiftung ein. Sie
haben diesen Punkt angesprochen und gesagt, dass die
Leute übernommen werden. Das betrifft aber nur die
Fachleute. Was geschieht mit den anderen, die jetzt
Ängste haben, weil Sie die Stiftung nicht weiter finan-
zieren wollen? Ich gestehe ja zu – das ist ja vollkommen
richtig –, dass die Otto Benecke Stiftung in dem Bereich,
wo sie bisher arbeitete, nicht mehr arbeiten kann. Sie
will das ja auch gar nicht mehr. Das hat sie von sich aus
gesagt. Bitte kümmern Sie sich aber auch um die ge-
nannten Personen. Der Haushaltsausschuss wird mit Si-
cherheit ein genaues Auge darauf haben – das sage ich
jetzt auch im Namen meiner Mitberichterstatter –, was
da passiert.

Ich will noch kurz auf die Erbschaftsteuer zu spre-
chen kommen. Ich finde es sehr bemerkenswert, dass Sie
als Familienministerin das dort verankerte Prinzip der
Kernfamilie haben durchgehen lassen.


(Beifall bei der FDP)


Ich habe Sie immer so verstanden, dass Sie Ihre Partei
dahin gebracht hätten, einzusehen, dass der Begriff der
Familie viel vielschichtiger ist: Es gibt die Patchwork-
Familien, Unterschiede aller Art.


(Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Kein Wort zur Familienpolitik, Herr Fricke!)


Aber jetzt kommt Ihre Partei und sagt: Nein, bei der Erb-
schaftsteuer erkennen wir nur ein Modell von Familie
an, das steuerrechtlich bevorzugt wird. Ich halte das für
einen großen Schritt zurück. Ich verstehe das nicht.
Hierzu hätte ich gerne mehr von Ihnen gehört.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zum Schluss meiner Rede


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gott sei Dank!)


möchte ich etwas zum Schluss des Lebens sagen. In der
Politik gibt es ein hohes Engagement von Senioren. Bei
meinen Bürgergesprächen und beim Zusammentreffen
mit Besuchergruppen erlebe ich es immer wieder, dass
hier sehr viel kommt.


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(C (D (Christel Humme [SPD]: Wenn das so junge Leute sagen!)


Da kommt es wieder. Ich trage doch als 43-Jähriger
icht nur Verantwortung für meine drei Kinder. Ich trage
uch Verantwortung für meine Eltern, Großeltern, On-
el, Tanten usw. in höherem Alter. Hier zu sagen, das
üsste man trennen, liebe Kolleginnen und Kollegen,

alte ich für völlig falsch. Man steht in der Mitte des Le-
ens, und das heißt, man trägt für alle Generationen Ver-
ntwortung.

Ich möchte insbesondere auf ein Thema ganz kurz hi-
aus, nämlich auf die Patientenverfügung. Kein Thema
ird mir gegenüber von Senioren häufiger angesprochen

ls die Patientenverfügung. Ich will jetzt nicht die Posi-
ion darstellen, für die ich stehe, aber ich will ganz be-
usst sagen, dass es hier bei den Bürgern sehr viele
ngste und einen unglaublichen Bedarf gibt, diese
ngste abzubauen. Die Bürger sorgen sich, ob man in

hr Leben hereinreden wolle bzw. was sie tun können,
amit man sie nicht so lange wie möglich an irgendwel-
he Apparate anschließt. Wir müssen hier dringend et-
as tun. Eine Ministerin, die für Senioren zuständig ist,
uss, auch wenn dieses Problem jedes Ressort betrifft,

n dieser Stelle irgendwann bekennen, wo sie hin will,
as sie für die Senioren tun will.

Alles in allem: Der Haushalt könnte besser sein. Es
ind noch viele Aufgaben zu erledigen; ich bin gespannt,
ie Sie das bis zum Ende der Legislaturperiode hinbe-
ommen wollen. Danach werden Sie einen neuen Koali-
ionspartner benötigen, der Ihnen dabei ein bisschen

ehr auf die Beine hilft. Welcher das ist, können Sie
ich denken.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr staatstragend, aber am Thema vorbei!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619016400

Das Wort hat jetzt der Kollege Wolfgang Spanier von

er SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Wolfgang Spanier (SPD):
Rede ID: ID1619016500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ber die Fakten des Einzelplans 17, Familienministe-
ium, ist hier ausreichend informiert worden. Weil es
ich um den letzten Haushalt in dieser Legislaturperiode
andelt, gestatte ich mir, die Gelegenheit zu nutzen, eine
rt Bilanz zu ziehen.

Zunächst einmal stelle ich fest: Es gab auf diesem po-
itischen Feld durchaus eine konstruktive Zusammenar-
eit in der Koalition


(Ina Lenke [FDP]: Von uns auch!)


nd auch – das will ich gern einräumen, Frau Lenke –
ine konstruktive Diskussion mit den Oppositionsfrak-
ionen.






(A) )



(B) )


Wolfgang Spanier
Natürlich sind nicht alle Erwartungen erfüllt worden.
Aber wir – das ist das Entscheidende – haben große
Schritte in die richtige Richtung gemacht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben einen Paradigmenwechsel hin zu einer nach-
haltigen Familienpolitik eingeleitet. Dass Sie, Frau
Lenke, Sie, Frau Golze, und Sie, Frau Haßelmann, die
Bilanz anders sehen, kann ich nachvollziehen.


(Ina Lenke [FDP]: Nein, sehe ich gar nicht anders!)


Aber insgeheim werden Sie mir sicherlich recht geben.


(Ina Lenke [FDP]: Auch nicht insgeheim!)


Wir haben einen Familienbegriff zugrunde gelegt, der
nicht nur die Tatsache berücksichtigt, dass Eltern und
Kinder zusammenleben, sondern darüber hinaus vom
Zusammenleben mindestens dreier Generationen aus-
geht. Dies war ein wichtiger Paradigmenwechsel, weil er
der demografischen Entwicklung Rechnung trägt und
den Zusammenhalt der Generationen betont.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich nenne die wichtigsten Punkte. Wir haben das
Ganztagsschulprogramm fortgesetzt: 6 500 Grund-
schulen in Deutschland mit dem offenen Ganztag. Das
sind noch keine Ganztagsschulen;


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nach der Föderalismuskommission I könnte damit Schluss sein!)


aber das hat im Bewusstsein und in der politischen Dis-
kussion eine wirklich nachhaltige Änderung gebracht.
Die Widerstände, die es vor allen Dingen aus den Reihen
der Union vor Ort über Jahrzehnte gegeben hat, sind auf-
gebrochen worden. Dies gibt uns Zuversicht, dass wir
das Instrument der Ganztagsschulen nutzen können, weil
es besondere Fördermöglichkeiten für benachteiligte
Kinder gewährleistet.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das Kinderförderungsgesetz ist ein Meilenstein. Rot-
Grün hat mit dem Tagesstättenausbaugesetz den Anfang
gemacht und das ehrgeizige Ziel verfolgt, bis 2010
20 Prozent zu erreichen. In dieser Legislaturperiode ha-
ben wir noch einmal richtig draufgelegt und das mehr als
ehrgeizige Ziel festgeschrieben, bis 2013 auf 35 Prozent
zu kommen. In diesem Zusammenhang haben wir, was
für uns Sozialdemokraten besonders wichtig war, den
Rechtsanspruch durchgesetzt.


(Beifall bei der SPD)


Dies ist, gerade was wiederum die Förderung benachtei-
ligter Kinder anbetrifft, ein echter Meilenstein. Dass
wir hier den Akzent auf die frühe Förderung gesetzt ha-
ben, ist ein ganz entscheidender Fortschritt. Dass wir da-
bei gleichsam als Anmerkung einen Hinweis auf das Be-
treuungsgeld ins Gesetz aufgenommen haben, war eine
bayerische Kröte, die nicht nur wir Sozialdemokraten,
sondern auch Sie, Frau Ministerin, schlucken mussten.

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(C (D (Beifall bei der SPD – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das ist eine zukunftsweisende Regelung!)


ch gehe davon aus, dass der nächste Bundestag, dem ich
icht mehr angehören werde, hier eine weise Entschei-
ung treffen und sich nicht an dem genannten Beispiel
rientieren wird.


(Beifall bei der SPD – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Ihr Enkel wird sich über das Betreuungsgeld freuen!)


Ganz entscheidend – dies betone ich an dieser Stelle er-
eut – ist, dass wir neben der Familienpolitik die Bil-
ungspolitik an die Stelle gerückt haben, an die sie gehört.
ildung ist in der Tat der Schlüssel. Vor über 40 Jahren
at der Philosoph Georg Picht ein Buch über den
ildungsnotstand geschrieben. Dieses Thema hat mich
amals als jungen Lehrer umgetrieben. Es ist beschä-
end und erschreckend, dass sich an dieser Situation in

0 Jahren nichts grundlegend geändert hat. Deswegen
üssen wir hier – wir tun es ja auch – einen neuen An-

auf nehmen.

Im Übrigen müssen wir uns alle, egal welchem politi-
chen Lager wir angehören und auf welcher politischen
erantwortungsebene wir tätig sind, an die Nase fassen,
uch wenn man ein paar Jahre Ministerpräsident des
aarlandes war. Wir haben dieses Thema nicht ange-
ackt; wir haben diese grundsätzliche Schwäche unseres
ildungssystems, nämlich dass die Bildungschancen in
eutschland von der sozialen Herkunft abhängig sind,

eider nicht beseitigt und noch nicht einmal gemildert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ina Lenke [FDP])


eswegen ist das Kinderförderungsgesetz ein so ent-
cheidender Schritt nach vorne.

Das Elterngeld. Ich freue mich, dass Sie, Frau Minis-
erin, Renate Schmidt in diesem Zusammenhang ge-
annt haben. Das Elterngeld ist in der Tat eine Initiative
er SPD, namentlich von Renate Schmidt. Es ist hier
chon genügend vorgestellt und gewürdigt worden. Es
at sich in der Tat in den Köpfen der jungen Männer et-
as verändert. Ich sehe es an unseren beiden Söhnen.
ie haben eine ganz andere Einstellung zu den Kindern
nd zu den Erziehungsaufgaben der Väter. Deswegen
at es mich nicht erstaunt, dass das Angebot in einem
olch erfreulichen Umfang von den Vätern angenommen
ird.


(Ina Lenke [FDP]: Jetzt machen Sie aber wieder ein Gesetz!)


Frau von der Leyen hat vorhin schon darauf hinge-
iesen, wie wichtig es war, dass wir bei den Frühen Hil-

en, beim Frühwarnsystem vorangekommen sind. Ich
eobachte das auch bei mir zu Hause im Kreis Herford.
a ist wirklich etwas in Bewegung gekommen. Der An-

toß kam von der Bundesebene. Dass das novellierte
inderschutzgesetz in absehbarer Zeit hier ergänzend
erabschiedet wird, sei nur noch erwähnt.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Wolfgang Spanier
Das Kindergeld. Die Erhöhung der Freibeträge und
dementsprechend die Erhöhung des Kindergeldes waren
eine zwangsläufige Folge des Urteils des Bundesverfas-
sungsgerichts. Natürlich hätten wir Sozialdemokraten
uns eine andere Gestaltung des Kindergeldes vorstellen
können: gleicher Betrag für jedes Kind. Das ist in der
Großen Koalition nicht durchsetzbar gewesen. Das wird
sicherlich eine Aufgabe der Zukunft sein.

Es war leider genauso wenig durchsetzbar, beim Ehe-
gattensplitting Veränderungen vorzunehmen. Der Staat
soll selbstverständlich die Ehe schützen und fördern.
Aber ich will an einem Punkt deutlich machen, wie ver-
quer die ganze Regelung ist. Wenn beide Ehepartner
gleich viel verdienen, dann ist die steuerliche Förderung
der Ehe gleich null.


(Ina Lenke [FDP]: Endlich sagt es mal einer!)


Da kann doch irgendetwas nicht stimmen. Das sagt ei-
nem doch schon der gesunde Menschenverstand.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir müssen da also ran. Das war aber in dieser Koalition
bislang – leider – noch nicht möglich.


(Zuruf der Abg. Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die Ausweitung des Kinderzuschlages und die deutli-
che Anhebung des Wohngeldes – beides gehört zusam-
men – zum 1. Januar 2009 sind weitere wichtige Maß-
nahmen, die wir in dieser Großen Koalition in diesen gut
drei Jahren auf den Weg gebracht haben. Auch das ist
ein Erfolg, den wir uns sicherlich zugute halten lassen
können.

Schulbedarfspaket. Da will ich ganz offen einräu-
men, dass wir es für richtig halten. Es war ein längst
überfälliger Schritt. Aber es ist uns in der Großen Koali-
tion nicht gelungen – das möchte ich an dieser Stelle
frank und frei sagen –, die Regelsätze und die Ermittlung
der Regelsätze insbesondere für Kinder tatsächlich auf
den Prüfstand zu stellen und zu verändern. Möglicher-
weise wird uns ein höchstrichterliches Urteil dazu zwin-
gen. Das scheint absehbar zu sein. Ich halte es für bedau-
erlich, dass womöglich erst ein Urteil uns dazu bringt,
dieses endlich zu vollziehen.

Für den Zusammenhalt der Generationen ist das
Mehrgenerationenhaus ein Beispiel und Impulsgeber.

Lassen Sie mich zum Schluss noch auf die Anträge
der Linken eingehen. Was Frau Golze hier vorgetragen
hat, klang sehr sympathisch. Eines hat sie aber verges-
sen. Sie hat keine Zahlen genannt. Allein die Kosten, die
die Vorschläge in Ihren beiden Anträgen zum Einzel-
plan 17 verursachen würden, belaufen sich auf annä-
hernd 6 Milliarden Euro jährlich. Der gesamte Haushalt
unseres Einzelplans umfasst gerade einmal 6,3 Milliar-
den Euro. Das wäre also mal eben locker eine Verdoppe-
lung.

Dazu sollen 18 Milliarden Euro Mehrausgaben jähr-
lich für Bildung, 9 Milliarden Euro für SGB II und XII
und 38 Milliarden Euro für die Rente kommen. Ich

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(C (D erde es noch erleben – wir werden noch ein halbes Jahr itzungswochen im Deutschen Bundestag haben –, dass ie endlich Ihr Ziel erreichen werden, dass Ihre Fordeungen nach jährlichen Mehrausgaben die Höhe des jetigen Bundeshaushalts übertreffen werden. Das wäre ann schlicht eine Verdoppelung. Wie soll man das nennen? Ich möchte mich im parlaentarischen Rahmen bewegen. Vorhin hat uns eine Ih er Rednerinnen Doppelmoral vorgeworfen. Ich meine, an sollte mit solchen Vorwürfen vorsichtig sein. Ich enne das, was Sie hier machen, auch Doppelmoral. Das ind wirklich Versprechungen im absolut luftleeren aum. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


Wenn jemand irgendwo in diesem Land etwas fordert
mag es inhaltlich auch noch so wenig begründbar
ein –, dann greifen Sie das auf, formulieren hier mal lo-
ker einen Antrag und warten eigentlich immer nur da-
auf, dass wir diese Anträge ablehnen müssen, weil wir
uch eine Verantwortung hinsichtlich der Finanzen und
ine Verantwortung gegenüber den kommenden Genera-
ionen haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619016600

Herr Kollege Spanier.


Wolfgang Spanier (SPD):
Rede ID: ID1619016700

Das scheinen Sie zu vergessen.

Herzlichen Dank. – Herr Präsident, Entschuldigung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619016800

Das Wort erhält jetzt der Kollege Kai Gehring von

ündnis 90/Die Grünen.


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619016900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ehr geehrter Herr Spanier, für Ihre nachdenklichen und
um Teil auch selbstkritischen Worte möchte ich mich
anz herzlich bedanken. Frau Ministerin, an Sie gerich-
et, möchte ich noch einmal ganz deutlich sagen: Ob-
ohl Sie Kleckerbeträge draufgelegt haben, stellen Sie

ich mit diesem Haushalt im Bereich der Jugendpolitik
elber ein Armutszeugnis aus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Weder verfolgen Sie eine Strategie gegen die zuneh-
ende Armut von Jugendlichen, noch setzen Sie Priori-

äten bei deren sozialer und beruflicher Integration. Viel
u viele Jugendliche und junge Erwachsene befinden
ich in sinnlosen Warteschleifen oder müssen 1-Euro-
obs machen. Sie sind in diesen Warteschleifen geparkt.
as ist für die Betroffenen demotivierend und kommt
ie Gesellschaft teuer zu stehen. Deshalb fordern wir,






(A) )



(B) )


Kai Gehring
dass der Vorrang für die Vermittlung junger Arbeitslo-
sengeld-II-Bezieher in eine Ausbildung endlich gesetz-
lich festgeschrieben wird. Da fragen wir uns schon: Wo
bleibt da die Initiative der Bundesjugendministerin, zu-
sammen mit dem Arbeitsminister und der Bildungs-
ministerin, für diese Jugendlichen? – Sie sollten hier
nicht über den Aufstieg durch Bildung schwadronieren,
sondern Sie sollten ihn als Bundesregierung endlich or-
ganisieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Angesichts der Vergeudung von Lebenschancen der
Jugendlichen können Sie als Jugendministerin nicht
schweigen und wegsehen. Anstatt die jugendpolitischen
Scheuklappen bei der Arbeit in Ihrem Ministerium weiter
zu tragen, sollten Sie sich bei unseren grünen Anträgen
bedienen und unsere Vorschläge aufgreifen, die zeigen,
wie die Lage armer und benachteiligter Jugendlicher ver-
bessert werden kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Ministerin, Sie dürfen zum Beispiel das Pro-
gramm „Entwicklung und Chancen junger Menschen in
sozialen Brennpunkten“ nicht einfach streichen, sondern
Sie müssen es fortsetzen und fortentwickeln. Nur so
kann der Bund auch weiterhin Verantwortung dafür
übernehmen, dass es eine starke Jugendhilfe gibt und
dass mehrfach benachteiligten Jugendlichen tatsächlich
geholfen wird. Sie müssen besser unterstützt werden.
Dafür brauchen wir starke Initiativen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ebenso wie in der gesamten Jugendpolitik erwarten
wir auch, dass beim Zivildienst und bei den Freiwilli-
gendiensten endlich mehr geschieht und Sie uns nicht
jedes Jahr aufs Neue Ihre konservativen Ladenhüter vor-
stellen. Vielmehr sollten Sie uns endlich zukunftsfähige
Konzepte anbieten. Es ist so, dass sich die Wehrunge-
rechtigkeit in den Zeiten dieser Großen Koalition von
Jahr zu Jahr verschärft hat.


(Ina Lenke [FDP]: Ja!)


Das geht jedes Mal auf Kosten der Ausbildungschancen
junger Menschen. Da sind wir uns, die Vertreter der Op-
position, völlig einig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es gibt in diesem Deutschen Bundestag längst eine
parlamentarische Mehrheit, um endlich aus der Wehr-
pflicht auszusteigen, die Freiwilligendienste massiv auf-
zustocken und den Zivildienst entsprechend umzuwan-
deln. Das ist eine Gegenkonzeption, von der ich mir
wünschen würde, dass man den Mut hat, das endlich in
diesem Land umzusetzen, um damit das Engagement Ju-
gendlicher stärker zu fördern und anzuerkennen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Dorothée Menzner [DIE LINKE])


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(C (D Frau Ministerin, ich würde mir auch wünschen, dass ie Jugendliche als Bürgerinnen und Bürger ernst nehen und sie nicht bevormunden. Starten Sie endlich eine usbauoffensive für demokratische Jugendarbeit in nserem Land! Anderenfalls überlassen Sie das Feld den echtsextremisten, die Jugendliche für ihre menschenerachtende Ideologie ködern wollen. Ich finde es schade, dass Sie unsere Vorschläge, zivilesellschaftliche Initiativen gegen Rechtsextremismus ezielt zu fördern und diesen eine direkte Antragsmögichkeit bei der Mittelvergabe zu eröffnen, in den letzten ahren immer wieder aus ideologischen Gründen abgeehnt haben. Sie sind damit konzeptionslos umgegangen. as ist aus unserer Sicht verantwortungslos und reicht icht aus, um Rechtsextremismus in diesem Land wirkich zu bekämpfen und eine demokratische Jugendkultur u fördern. iese brauchen wir aber dringend; denn wir benötigen achwuchs für die Demokratie. Ein letzter Punkt. Seit Roland Koch Jugendliche mit igrationshintergrund skrupellos in seinem Wahlkampf nstrumentalisiert hat, (Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Was ist denn das für ein Unsinn!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


at die Bundesjugendministerin ein Jahr lang zum
hema Jugendgewaltprävention geschwiegen. Es ist
chon ein starkes Stück, dass Sie vorgestern zusammen
it Herrn Schäuble einmal ganz locker eine PR-Aktion

um Thema Jugendgewalt gestartet haben, in der Sie
um Ausdruck bringen, dass Sie den Extremismus allein
ber das Ehrenamt bekämpfen wollen. Das wird nicht
usreichen. Da Sie gleichzeitig einzelne Programme zur
rävention und zur Jugendarbeit auslaufen lassen, ist das
ieder nur ein typischer PR-Gag. Das reicht überhaupt
icht aus, um eine entsprechende Jugendgewaltpräven-
ion zu betreiben.

Die Jugendlichen hierzulande haben es nicht verdient,
on Ihnen weitgehend ignoriert zu werden. Das spiegelt
ieser Haushalt wie alle vorherigen Haushalte auch wi-
er. Das wird der jungen Generation nicht gerecht. Stel-
en Sie endlich Kinder und auch Jugendliche in den Mit-
elpunkt Ihrer Politik, anstatt sie großkoalitionär im
egen stehen zu lassen!

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619017000

Das Wort hat jetzt der Kollege Johannes Singhammer

on der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1619017100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Die wichtigste, erfreulichste, mutmachendste,






(A) )



(B) )


Johannes Singhammer
kurzum, die schönste Zahl im Haushalt für das kom-
mende Jahr ist die der Steigerung der Ausgaben des
Elterngelds: 225 Millionen Euro sind für das kom-
mende Jahr zusätzlich eingeplant. Ich glaube, da wird es
auch dem ansonsten verschlossensten Haushälter warm
ums Herz.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Warum ist das so? Diese 225 Millionen Euro werden
deshalb mehr eingeplant, weil aller Voraussicht nach
mehr Elterngeld beantragt werden wird. Mehr Elterngeld
wird deshalb beantragt, weil voraussichtlich mehr Kin-
der geboren werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ina Lenke [FDP]: Das werden wir erst mal sehen!)


Seit dem Jahr 1964 haben wir bei der Zahl der Gebur-
ten einen Rückgang zu verzeichnen; manche sprechen
auch von einem freien Fall. Seit der Einführung des El-
terngelds erstmals 2007 gibt es eine Trendwende – zwar
auf einem niedrigen Niveau, aber immerhin. In diesem
Jahr hat sich die Trendwende fortgesetzt. Die Prognosen
für das kommende Jahr lassen, wie dieser Haushaltsplan
zeigt, einen weiteren Anstieg erwarten.

Das ist deshalb schön, weil wir in einer Zeit leben, in
der viele eine Krise heraufziehen sehen, in der Un-
heilspropheten nicht müde werden, apokalyptische Sze-
narien zu entwickeln. Gleichzeitig gibt es nichts Mutma-
chenderes, als wenn sich junge Menschen entschließen,
Kinder zu bekommen, weil sie damit ihr Vertrauen nicht
nur in die eigene Partnerschaft, sondern auch in die Zu-
kunft unseres Landes dokumentieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es wird immer an der Kindergelderhöhung im kom-
menden Jahr herumgemäkelt. Mindestens 120 Euro
mehr im Jahr und, je nach Kinderzahl, 240 Euro,
432 Euro oder 624 Euro mehr für Familien mit mehr
Kindern – das ist nicht nur Symbolpolitik, sondern ef-
fektiv mehr.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Natürlich kann man daran herummäkeln und fordern,
man müsse noch mehr machen. Führen Sie, liebe Kolle-
gen von der Opposition, sich die Zahlen einmal vor Au-
gen: Elterngeld – 300 Euro mindestens – und erhöhtes
Kindergeld zusammengenommen, das bedeutet für die
ersten zwölf Monate beim ersten Kind mindestens
464 Euro im Monat. Man kann zwar sagen, dass das im-
mer noch zu wenig ist, aber Sie müssen doch feststellen,
dass damit die Zeit des Abwartens, der Pausen und des
Verzögerns vorbei ist. Hier wird nicht nur geredet, son-
dern auch gehandelt. Der Haushaltsentwurf für das kom-
mende Jahr zeigt das.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D Herr Kollege Singhammer, gestatten Sie eine Zwi chenfrage der Frau Kollegin Gruß? Sehr gerne. Bitte schön, Frau Gruß. Herr Singhammer, Sie haben gerade Beträge genannt, ie den Familien jetzt angeblich zur Verfügung stehen. ind Sie ungeachtet der Koalition in Bayern geneigt, zur enntnis zu nehmen, dass die CSU zusammen mit SPD nd CDU in den letzten drei Jahren mit insgesamt 9 Steuererhöhungen dafür gesorgt hat, dass einer urchschnittlichen vierköpfigen Familie auf der anderen eite 1 600 Euro mehr aus der Tasche gezogen wurden? (Beifall bei der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Gute Frage! Sagen Sie Ja und schämen Sie sich!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619017200
Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1619017300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619017400
Miriam Gruß (FDP):
Rede ID: ID1619017500


Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1619017600

Sehr geehrte Frau Kollegin Gruß, wollen Sie bei Ihren

berlegungen zur Kenntnis nehmen, dass mit dem schon
eschlossenen Kinderzuschlag, dem Schulbedarfspaket,
er Kindergelderhöhung, dem Ausbau der Kinderbetreu-
ng,


(Zuruf von der CDU/CSU: Wohngelderhöhung!)


em beabsichtigten Betreuungsgeld und dem Umstand,
ass die Kindergartenplätze in den Ländern nach und
ach – hoffentlich – kostenfrei werden,


(Zuruf von der CDU/CSU: Absenkung der Lohnnebenkosten!)


n den letzten Jahren wesentlich mehr passiert ist als in
en Jahren zuvor?


(Ina Lenke [FDP]: Antworten!)


ind Sie bereit, zumindest zuzugestehen, dass nach sie-
en Jahren der Durststrecke in Bezug auf Kindergeld-
rhöhungen im kommenden Jahr das Kindergeld endlich
ieder erhöht wird?


(Beifall bei der CDU/CSU – Ina Lenke [FDP]: Antworten! – Abg. Miriam Gruß [FDP] meldet sich zu einer weiteren Zwischenfrage)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619017700

Erlauben Sie eine zweite Zwischenfrage der Frau

ruß?


Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1619017800

Ich würde jetzt gerne weitermachen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Johannes Singhammer
An dieser Stelle sage ich aber auch: Geld allein er-
setzt nicht mehr Kinderfreundlichkeit in unserem Land.
Ohne Geld und ohne einen Ausgleich für die ständig
steigenden Kosten ist mehr Kinderfreundlichkeit aber
schwer vorstellbar.

Ich freue mich, dass es nach vielen Jahren des Still-
stands, nach mehr als zehn Jahren gelungen ist, bei den
Mitteln für die Stiftung „Mutter und Kind“
5 Millionen Euro draufzusatteln.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Dabei geht es nicht um Nebensächliches, sondern da-
rum, jemandem zu helfen, der sich in einem schwierigen
Abwägungsprozess befindet. Es geht darum, schwange-
ren Frauen eine finanzielle Unterstützung anzubieten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


An dieser Stelle sage ich aber auch: Wir wissen, dass
alle Steigerungen im Haushalt, dass alle staatlichen
Maßnahmen nicht das aufwiegen können, was die Eltern
an Fürsorge, Liebe und Erziehung ihren Kindern an-
gedeihen lassen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Ina Lenke [FDP])


Deshalb sage ich gerade in einer Haushaltsdebatte: Das,
was wir vorhaben, sind keine Almosen, sind keine Wohl-
taten.


(Ina Lenke [FDP]: Linke Tasche, rechte Tasche!)


Das ist das, was der Staat den Familien schuldet. Wir sa-
gen den Familien, die wesentlich mehr leisten, die we-
sentlich mehr tun, gleichzeitig Danke schön. Ich denke
an die Mütter und die Väter, die heute früh, an diesem
Donnerstag, früher als ihre Kinder aufgestanden sind,
um ihnen ein Pausenbrot zu machen. Ich denke an die
Eltern, die sich krummlegen und ein paar Stunden länger
arbeiten, damit ihre Kinder es besser haben. Ich möchte
diesen Eltern im Rahmen der Haushaltsberatungen an
dieser Stelle sagen: Danke schön. Ohne eure Leistung
wäre das alles nichts. Wir brauchen euch.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619017900

Als letzter Redner zu diesem Einzelplan hat das Wort

der Kollege Sönke Rix von der SPD-Fraktion.


Sönke Rix (SPD):
Rede ID: ID1619018000

Schönen Dank, Herr Präsident! – Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Herr Singhammer, natürlich muss die Politik den Eltern
danken. Wir müssen aber auch den engagierten Men-
schen in den Kindertagesstätten und den Ganztagsschu-
len, die sich um die Kinder kümmern, immer mal wieder
Danke sagen. Ich glaube, es ist ein Gesamtkunstwerk,
dass wir uns alle gemeinsam als Gesellschaft um die
Kinder kümmern.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Im Rahmen der Haushaltsberatungen, nachdem der
egierungsentwurf vorgelegen hat, haben wir ein paar
eränderungen gemeinsam innerhalb der Koalition vor-
enommen. Ich will hier auf einige eingehen, die die
orredner schon genannt haben.

Wir nehmen mehr Geld in die Hand für die generatio-
enübergreifenden Freiwilligendienste bzw. die – sie
eißen jetzt anders – Freiwilligendienste aller Genera-
ionen. Wir alle gemeinsam haben erkannt, dass es hier
ute Ansätze gibt, um nicht nur junge Menschen für
reiwilligendienste zu begeistern, sondern eben auch äl-

ere Menschen. Deshalb sind eine Verdoppelung der Pro-
ekte und 750 000 Euro mehr ein sehr guter Ansatz.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Leider hat es vorher im Haushalt eine Kürzung im
ereich NAKOS – das ist die Organisation, die den
elbsthilfegruppen Infrastruktur bietet – gegeben. Die
ier vorgesehenen 260 000 Euro sind wenig Geld im
erhältnis zum großen Haushalt. Man hätte diese Struk-

uren, die Selbsthilfegruppen, die so sinnvoll sind, bei-
ahe zerschlagen. Auf Druck der SPD haben wir dieses
eld wieder in den Haushalt eingestellt. Ich finde, wir
aben da eine gute gemeinsame Leistung erbracht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auch die Mittel für die Bekämpfung des Rechts-
xtremismus und des Antisemitismus haben wir nicht
ekürzt. Wir haben in dieser Legislaturperiode – das war
rst vor ein paar Wochen – einen Antrag zum Thema
ntisemitismus verabschiedet. Darin haben wir die For-
erung aufgestellt, dass wir die Projekte, die im Moment
um Thema Antisemitismus laufen – das sind die Pro-
ekte gegen rechts, für Demokratie und für Toleranz –,
araufhin prüfen, ob wir sie verstetigen, ob wir eine dau-
rhafte Förderung vorsehen. Hier haben wir einen riesi-
en Schritt getan. Ich hoffe, wir kommen da gemeinsam
u guten Zielen.


(Beifall bei der SPD)


Wenn ich über den KJP, über den Bereich Jugend,
preche, dann muss ich erwähnen, dass wir 1 Million
uro mehr für Jugendliche mit Migrationshinter-
rund, für Projekte, die sich speziell um diese Jugendli-
hen kümmern, haben einstellen können. Das ist ein gu-
er Ansatz. Im KJP sind auch die Mittel für die
ugendverbandsarbeit enthalten. Wir sagen, wenn wir
ort zu Gast sind, immer gern, dass die Verbände ein
ichtiger und starker Partner für die Arbeit des Jugend-
nd Familienministeriums sind. Deshalb bitte ich umso
tärker, bei der Verteilung der Mittel für die Jugendver-
ände darauf zu achten, dass sie weiterhin ein starker
artner bleiben, auch wenn sie manchmal kritische Mei-
ungen gegenüber unserer Politik äußern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


In einem Punkt waren wir uns in der Großen Koali-
ion leider nicht einig. Wir haben in der, glaube ich, vor-






(A) )



(B) )


Sönke Rix

Fraktion Die Linke mit den Stimmen aller anderen Frak-
Blödsinn!)

Aber hier ist noch nicht aller Tage Abend. Wir haben
noch Gelegenheit, in dem Bereich mehr Mittel zur Ver-
fügung zu stellen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


In der vergangenen Debatte war öfter das Schulbe-
darfspaket angesprochen worden. Es wurde zu Recht
kritisiert, dass es für Schüler im 11., 12. und 13. Jahr-
gang nicht gelten soll. Dies ist ein zweiter Punkt, bei
dem wir uns mit der Union leider nicht einigen konnten.
Für die Sozialdemokraten ist klar: Auch Kinder aus Fa-
milien mit Geringverdienern haben das Anrecht, Abitur
zu machen. Deshalb sollten wir das Schulbedarfspaket
auf Schüler des 11., 12. und 13. Jahrgangs ausweiten;
auch für diese Schüler sollte es gelten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es ist schön, wenn man einmal vor einem so vollen
Haus sprechen darf; aber meine Redezeit ist abgelaufen.
Ich hätte noch jede Menge Punkte nennen können, bei
denen wir uns einig sind oder vielleicht auch nicht einig
sind. Aber wir machen trotzdem immer wieder richtige
und gute Schritte im Bereich der Familien- und Jugend-
politik. Ich finde, daran sollten wir alle gemeinsam wei-
terarbeiten.

Schönen Dank.

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Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 526;
davon

ja: 40
nein: 486

Ja

DIE LINKE

Hüseyin-Kenan Aydin
Dr. Dietmar Bartsch
Karin Binder

Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Dr. Diether Dehm
Werner Dreibus
Klaus Ernst
Diana Golze
Dr. Gregor Gysi
Lutz Heilmann
Cornelia Hirsch
Inge Höger
Dr. Barbara Höll
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen

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(D Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Druckache 16/11051? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – er Änderungsantrag ist ebenfalls bei Zustimmung der raktion Die Linke mit den Stimmen aller übrigen Frak ionen abgelehnt. Wir kommen nun zu dem Änderungsantrag der Frakion Die Linke auf Drucksache 16/11057. Die Fraktion ie Linke hat namentliche Abstimmung verlangt. Ich itte die Schriftführer und Schriftführerinnen, ihre Plätze inzunehmen. Ich eröffne die Abstimmung. Haben alle Mitglieder des Hauses ihre Stimme abgeeben? – Dann schließe ich die Abstimmung und bitte ie Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Ausählung zu beginnen. Bis das Ergebnis der namentlichen bstimmung vorliegt, unterbreche ich die Sitzung. Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet. Ich gebe das von den Schriftführerinnen und Schriftührern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimung über den dritten Änderungsantrag der Fraktion ie Linke zum Einzelplan 17, Geschäftsbereich des undesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und ugend, bekannt: abgegebene Stimmen 526. Mit Ja haen gestimmt 40, mit Nein haben gestimmt 486. Der Änerungsantrag ist abgelehnt. r. Hakki Keskin atja Kipping an Korte atrin Kunert skar Lafontaine ichael Leutert lla Lötzer r. Gesine Lötzsch lrich Maurer orothée Menzner ersten Naumann olfgang Nešković etra Pau odo Ramelow Elke Reinke Paul Schäfer Volker Schneider Dr. Ilja Seifert Dr. Petra Sitte Frank Spieth Alexander Ulrich fraktionslose Abgeordnete Henry Nitzsche Gert Winkelmeier (Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Das ist doch tionen abgelehnt. letzten Legislaturperiode einen mehr Mittel für Freiwilligendie men tätige Jugendliche bereitge haben in den letzten Jahren nu nen draufgelegt. Die Trägerorg richtungen hätten es verdient mehr Mittel in die Hand nehme Sonntagsreden sagen, wie wic ziale Jahr und das Freiwillige Nein, hier hätten wir an die T vor allen Dingen an die Jugen setzen können. Wir hätten ih macht ihr gute Arbeit; das ist ei uns leider mit der Union nich Mittel dafür zur Verfügung zu s Beschluss gefasst, dass nste, für in diesem Rahstellt werden sollen. Wir r zaghaft ein paar Millioanisationen und die Ein, dass wir hier deutlich n und nicht immer nur in htig das Freiwillige So Ökologische Jahr sind. rägerorganisationen und dlichen selbst ein Signal nen sagen können: Hier n guter Punkt. Wir haben t einigen können, mehr tellen. p F g ü s s (Beifall bei der SPD sowie CDU/CSU und der Abg. Vizepräsident Dr. Herman Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimm lan 17, Bundesministerium rauen und Jugend, in der Auss en drei Änderungsanträge der ber die wir zuerst abstimmen. Wer stimmt für den Ände ache 16/11058? – Wer stimmt ich? – Der Änderungsantrag is (Cbei Abgeordneten der Ina Lenke [FDP])


(Unterbrechung von 14.48 bis 14.56 Uhr)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619018100

(Saarbrücken)


n Otto Solms:

ung über den Einzel-
für Familie, Senioren,
chussfassung. Hierzu lie-
Fraktion Die Linke vor,

rungsantrag auf Druck-
dagegen? – Wer enthält
t gegen die Stimmen der






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Nein

CDU/CSU

Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Albach
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Veronika Bellmann
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Monika Brüning
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Dr. Stephan Eisel
Anke Eymer (Lübeck)

Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer (Göttingen)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Eberhard Gienger
Ralf Göbel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Dr. Karl-Theodor Freiherr zu

Guttenberg
Olav Gutting
Gerda Hasselfeldt
Ursula Heinen

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da Carmen Freia Heller
ichael Hennrich

ürgen Herrmann
ernd Heynemann
rnst Hinsken
eter Hintze
hristian Hirte
obert Hochbaum
laus Hofbauer
ranz-Josef Holzenkamp
nette Hübinger
ubert Hüppe
r. Peter Jahr
r. Hans-Heinrich Jordan
ndreas Jung (Konstanz)

artholomäus Kalb
ans-Werner Kammer
teffen Kampeter
lois Karl
ernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


olker Kauder
ürgen Klimke
ulia Klöckner
ens Koeppen
ristina Köhler (Wiesbaden)

anfred Kolbe
orbert Königshofen
r. Rolf Koschorrek
artmut Koschyk
homas Kossendey
ichael Kretschmer
r. Günter Krings
r. Martina Krogmann
r. Hermann Kues
r. Karl Lamers (Heidelberg)

ndreas G. Lämmel
r. Norbert Lammert
elmut Lamp
atharina Landgraf
r. Max Lehmer
aul Lehrieder
gbert Liebing

atricia Lips
r. Michael Luther
homas Mahlberg
tephan Mayer (Altötting)

olfgang Meckelburg
r. Michael Meister
riedrich Merz
aurenz Meyer (Hamm)

aria Michalk

hilipp Mißfelder
r. Eva Möllring
arlene Mortler
arsten Müller

(Braunschweig)


tefan Müller (Erlangen)

r. Gerd Müller
r. Georg Nüßlein
ranz Obermeier
duard Oswald
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lrich Petzold
r. Joachim Pfeiffer

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r. Heinz Riesenhuber
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ohannes Röring
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r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
lbert Rupprecht (Weiden)

eter Rzepka
nita Schäfer (Saalstadt)

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artmut Schauerte
r. Annette Schavan
r. Andreas Scheuer
arl Schiewerling
eorg Schirmbeck
ernd Schmidbauer
ndreas Schmidt (Mülheim)


ngo Schmitt (Berlin)

r. Andreas Schockenhoff
r. Ole Schröder
ernhard Schulte-Drüggelte
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arion Seib
ernd Siebert
homas Silberhorn
ohannes Singhammer
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rika Steinbach
hristian Freiherr von Stetten
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ndreas Storm
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erald Weiß (Groß-Gerau)


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(C (D agmar Wöhrl olfgang Zöller illi Zylajew PD r. Lale Akgün regor Amann erd Andres iels Annen grid Arndt-Brauer ainer Arnold rnst Bahr oris Barnett r. Hans-Peter Bartels laus Barthel ören Bartol irk Becker we Beckmeyer laus Uwe Benneter r. Axel Berg te Berg etra Bierwirth othar Binding olker Blumentritt urt Bodewig erd Bollmann r. Gerhard Botz laus Brandner illi Brase ernhard Brinkmann delgard Bulmahn arco Bülow lla Burchardt artin Burkert r. Michael Bürsch hristian Carstensen arion Caspers-Merk r. Herta Däubler-Gmelin arl Diller artin Dörmann r. Carl-Christian Dressel lvira Drobinski-Weiß arrelt Duin etlef Dzembritzki ebastian Edathy iegmund Ehrmann ans Eichel etra Ernstberger arin Evers-Meyer nnette Faße lke Ferner abriele Fograscher ainer Fornahl abriele Frechen agmar Freitag eter Friedrich igmar Gabriel artin Gerster is Gleicke ünter Gloser ngelika Graf ieter Grasedieck onika Griefahn erstin Griese abriele Groneberg chim Großmann Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Wolfgang Grotthaus Wolfgang Gunkel Hans-Joachim Hacker Bettina Hagedorn Klaus Hagemann Detlef Müller Michael Müller Gesine Multhaupt Franz Müntefering Dr. Rolf Mützenich Dr. Marlies Volkmer Hedi Wegener Andreas Weigel Petra Weis Gunter Weißgerber Marina Schuster Dr. Hermann Otto Solms Dr. Max Stadler Dr. Rainer Stinner Carl-Ludwig Thiele Alfred Hartenbach Michael Hartmann Hubertus Heil Dr. Reinhold Hemker Rolf Hempelmann Dr. Barbara Hendricks Gustav Herzog Petra Heß Gabriele Hiller-Ohm Stephan Hilsberg Petra Hinz Gerd Höfer Iris Hoffmann Frank Hofmann Eike Hovermann Klaas Hübner Christel Humme Brunhilde Irber Johannes Jung Josip Juratovic Johannes Kahrs Dr. h. c. Susanne Kastner Ulrich Kelber Christian Kleiminger Hans-Ulrich Klose Astrid Klug Dr. Bärbel Kofler Walter Kolbow Fritz Rudolf Körper Karin Kortmann Rolf Kramer Anette Kramme Ernst Kranz Nicolette Kressl Volker Kröning Angelika Krüger-Leißner Dr. Hans-Ulrich Krüger Jürgen Kucharczyk Helga Kühn-Mengel Ute Kumpf Dr. Uwe Küster Christine Lambrecht Christian Lange Dr. Karl Lauterbach Gabriele Lösekrug-Möller Dirk Manzewski Lothar Mark Caren Marks Katja Mast Hilde Mattheis Markus Meckel Petra Merkel Ulrike Merten Dr. Matthias Miersch Ursula Mogg Marko Mühlstein A T H H J J C D F D S G D C W S R D K O A B M U S R D H C O O R E F D D R R W D J D D A L R D J D J J J R S J ndrea Nahles homas Oppermann olger Ortel einz Paula ohannes Pflug oachim Poß hristoph Pries r. Wilhelm Priesmeier lorian Pronold r. Sascha Raabe teffen Reiche erold Reichenbach r. Carola Reimann hristel RiemannHanewinckel alter Riester önke Rix ené Röspel r. Ernst Dieter Rossmann arin Roth rtwin Runde nton Schaaf ernd Scheelen arianne Schieder lla Schmidt ilvia Schmidt enate Schmidt r. Frank Schmidt einz Schmitt arsten Schneider laf Scholz ttmar Schreiner einhard Schultz wald Schurer rank Schwabe r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz ita Schwarzelühr-Sutter olfgang Spanier r. Margrit Spielmann örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt ieter Steinecke ndreas Steppuhn udwig Stiegler olf Stöckel r. Peter Struck oachim Stünker r. Rainer Tabillion örg Tauss ella Teuchner örn Thießen üdiger Veit imone Violka örg Vogelsänger G D L D A E W H U M B F J D U R E P M J U O D H M J H E B D M D H G J H H I S M M D J B D H D C G F D ert Weisskirchen r. Rainer Wend ydia Westrich r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein ngelbert Wistuba altraud Wolff eidi Wright ta Zapf anfred Zöllmer rigitte Zypries DP ens Ackermann aniel Bahr we Barth ainer Brüderle rnst Burgbacher atrick Döring echthild Dyckmans örg van Essen lrike Flach tto Fricke r. Wolfgang Gerhardt ans-Michael Goldmann iriam Gruß oachim Günther einz-Peter Haustein lke Hoff irgit Homburger r. Werner Hoyer ichael Kauch r. Heinrich L. Kolb ellmut Königshaus udrun Kopp ürgen Koppelin einz Lanfermann arald Leibrecht na Lenke abine LeutheusserSchnarrenberger ichael Link arkus Löning r. Erwin Lotter an Mücke urkhardt Müller-Sönksen irk Niebel ans-Joachim Otto etlef Parr ornelia Pieper isela Piltz rank Schäffler r. Konrad Schily F D C D D D H B G K V C B D D H K K B B W P P U D T U S F R U M M A N J K W O B C M C Ir D R S D H D W J (D lorian Toncar r. Daniel Volk hristoph Waitz r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff ÜNDNIS 90/DIE RÜNEN erstin Andreae olker Beck ornelia Behm irgitt Bender r. Thea Dückert r. Uschi Eid ans Josef Fell ai Gehring atrin Göring-Eckardt ritta Haßelmann ettina Herlitzius infried Hermann eter Hettlich riska Hinz lrike Höfken r. Anton Hofreiter hilo Hoppe te Koczy ylvia Kotting-Uhl ritz Kuhn enate Künast ndine Kurth arkus Kurth onika Lazar nna Lührmann icole Maisch erzy Montag erstin Müller infried Nachtwei mid Nouripour rigitte Pothmer laudia Roth anuel Sarrazin hristine Scheel mingard Schewe-Gerigk r. Gerhard Schick ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn r. Wolfgang StrengmannKuhn ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe olfgang Wieland osef Philip Winkler Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Damit kommen wir nun zur Abstimmung über den Einzelplan 17 in der Ausschussfassung. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Einzelplan 17 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte VII a und b sowie Zusatzpunkt 3 auf: VII a)


(Hildesheim)





(A) (C)


(B) )


(Wackernheim)


(Everswinkel)


(Wiesloch)


(Wolmirstedt)


(Frankfurt)





(A) )


(B) )

Dr. Harald Terpe, Birgitt Bender, Elisabeth
Scharfenberg, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Humanitäre Entschädigungslösung für mit
HCV infizierte Hämophilieerkrankte schaffen

– Drucksache 16/10879 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit (f)

Ausschuss für Arbeit und Soziales

b) Beratung des Berichts des Ausschusses für Bil-
dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

(18. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsord-

nung

Technikfolgenabschätzung (TA)

Energiespeicher – Stand und Perspektiven
Sachstandsbericht zum Monitoring „Nachhal-
tige Energieversorgung“

– Drucksache 16/10176 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

ZP 3 Beratung des Antrags der Abgeordneten Bärbel
Höhn, Hans-Josef Fell, Sylvia Kotting-Uhl, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Neuer Schwung für die Klimaverhandlungen –
Poznan zum Erfolg machen

– Drucksache 16/11024 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

Es handelt sich um Überweisungen im vereinfach-
ten Verfahren ohne Debatte.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
überweisen, wobei die Vorlage auf Drucksache 16/10176
federführend beim Ausschuss für Wirtschaft und Tech-
nologie beraten werden soll. Sind Sie damit einverstan-
den? – Das ist der Fall. Dann sind die Überweisungen so
beschlossen.

Die Vorlage auf Drucksache 16/11024 soll zur feder-
führenden Beratung an den Ausschuss für Umwelt, Na-

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(C (D urschutz und Reaktorsicherheit, zur Mitberatung an den usschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau herschutz sowie an den Ausschuss für wirtschaftliche usammenarbeit und Entwicklung überwiesen werden. ibt es dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht er Fall. Dann ist auch diese Überweisung so beschlosen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte VIII a bis o auf. Es andelt sich um die Beschlussfassung zu Vorlagen, zu enen keine Aussprache vorgesehen ist. Tagesordnungspunkt VIII a: Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Haushaltsgrundsätzegesetzes – Drucksache 16/7252 – Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – Drucksache 16/10690 – Berichterstattung: Abgeordnete Steffen Kampeter Carsten Schneider Otto Fricke Dr. Gesine Lötzsch Alexander Bonde Der Haushaltsausschuss empfiehlt in seiner Bechlussempfehlung auf Drucksache 16/10690, den Geetzentwurf des Bundesrates auf Drucksache 16/7252 bzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf ustimmen wollen, um das Handzeichen. – Geschäftsührer, aufpassen! – Es stimmt also keiner zu. Wer timmt dagegen? – Wer enthält sich? – Was machen Die inken? – (Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die stimmen zu nach meiner Vorlage!)


(HGrGÄndG)


ünschen Sie, dass ich die Abstimmung wiederhole?


(Jörg Tauss [SPD]: Das sollten wir tun! Pädagogisch ist Wiederholung wichtig!)


Stimmt, Herr Tauss; da gebe ich Ihnen ausnahmsweise
echt.


(Heiterkeit)


Wir wiederholen also die Abstimmung. Ich bitte die-
enigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um
as Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
er Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung bei Zustim-
ung der Fraktion Die Linke mit den Stimmen aller an-

eren Fraktionen abgelehnt. Damit entfällt nach unserer
eschäftsordnung die weitere Beratung.

Tagesordnungspunkt VIII b:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten
Gesetzes zur Änderung des Gesetzes gegen den
unlauteren Wettbewerb

– Drucksache 16/10145 –






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)


– Drucksache 16/11070 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Günter Krings
Dirk Manzewski
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
Wolfgang Nešković
Jerzy Montag

Der Rechtsausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 16/11070, den Gesetzent-
wurf der Bundesregierung auf Drucksache 16/10145 in
der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen,
die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustim-
men wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? –
Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Bera-
tung bei Enthaltung der Fraktion Die Linke angenom-
men mit den Stimmen aller übrigen Fraktionen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist mit gleichem Stimmenverhältnis angenommen.

Tagesordnungspunkt VIII c:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)

Michael Link (Heilbronn), Jens Ackermann,
Dr. Karl Addicks, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP

Das Instrument der Wahlbeobachtungen
durch die OSZE darf nicht geschwächt wer-
den – ODIHR muss handlungsfähig und unab-
hängig bleiben

– Drucksachen 16/7001, 16/10919 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Manfred Grund
Uta Zapf
Harald Leibrecht
Monika Knoche
Marieluise Beck (Bremen)


Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
lung auf Drucksache 16/10919, den Antrag der Fraktion
der FDP auf Drucksache 16/7001 für erledigt zu erklä-
ren. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Ge-
genstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfeh-
lung ist einstimmig angenommen.

Tagesordnungspunkt VIII d:

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dorothée Menzner, Dr. Gesine Lötzsch,
Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion DIE LINKE

Bahnchef Mehdorn ablösen – Bundesminister
Tiefensee entlassen – Börsengang der Deut-
schen Bahn AG endgültig absagen

– Drucksache 16/10848 –

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(C (D Wer stimmt für diesen Antrag? – Gegenstimmen? – nthaltungen? – Der Antrag ist abgelehnt mit den Stimen der Koalitionsfraktionen und der FDP-Fraktion bei ustimmung der Fraktion Die Linke und Enthaltung von ündnis 90/Die Grünen. Wir kommen zu den Beschlussempfehlungen des etitionsausschusses. Tagesordnungspunkt VIII e: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 474 zu Petitionen – Drucksache 16/10856 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Sammelübersicht 474 ist einstimmig angenomen. Tagesordnungspunkt VIII f: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 475 zu Petitionen – Drucksache 16/10857 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Auch Sammelübersicht 475 ist einstimmig angeommen. Tagesordnungspunkt VIII g: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 476 zu Petitionen – Drucksache 16/10858 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Sammelübersicht 476 ist angenommen mit den timmen der Koalitionsfraktionen und der FDP-Fraktion ei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke und Enthalung von Bündnis 90/Die Grünen. Tagesordnungspunkt VIII h: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 477 zu Petitionen – Drucksache 16/10859 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Sammelübersicht 477 ist bei Enthaltung der Frakion Die Linke angenommen mit den übrigen Stimmen ller Fraktionen. Tagesordnungspunkt VIII i: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 478 zu Petitionen – Drucksache 16/10860 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Sammelübersicht 478 ist einstimmig angenomen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Tagesordnungspunkt VIII j: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 479 zu Petitionen – Drucksache 16/10861 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Auch Sammelübersicht 479 ist einstimmig angenommen. Tagesordnungspunkt VIII k: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 480 zu Petitionen – Drucksache 16/10862 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Sammelübersicht 480 ist bei Enthaltung der Fraktion Die Linke angenommen mit den Stimmen aller übrigen Fraktionen. Tagesordnungspunkt VIII l: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 481 zu Petitionen – Drucksache 16/10863 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Sammelübersicht 481 ist bei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke mit den Stimmen aller übrigen Fraktionen angenommen. Tagesordnungspunkt VIII m: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 482 zu Petitionen – Drucksache 16/10864 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Sammelübersicht 482 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der FDP-Fraktion bei Gegenstimmen der Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/ Die Grünen angenommen. Tagesordnungspunkt VIII n: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 483 zu Petitionen – Drucksache 16/10865 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Sammelübersicht 483 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und von Bündnis 90/Die Grünen bei Gegenstimmen der FDP-Fraktion und der Fraktion Die Linke angenommen. Tagesordnungspunkt VIII o: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 484 zu Petitionen – Drucksache 16/10866 – t K t F s v a d e b n t H d T R e V n j a f n d s b S u t t (C (D Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 484 ist mit den Stimmen der oalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Opposi ionsfraktionen angenommen. Ich rufe jetzt Tagesordnungspunkt II. 14 auf: Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Drucksachen 16/10412, 16/10423 – Berichterstattung: Abgeordnete Bartholomäus Kalb Norbert Königshofen Dr. Frank Schmidt Dr. Claudia Winterstein Roland Claus Anna Lührmann Zum Einzelplan 12 liegen zwei Änderungsanträge der raktion Die Linke vor. Außerdem liegen zwei Entchließungsanträge der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen or, über die wir morgen nach der Schlussabstimmung bstimmen werden. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. Gibt s Widerspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist das so eschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Rederin der Kollegin Dr. Claudia Winterstein, FDP-Frakion, das Wort. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Wir erleben die letzten Haushaltsberatungen vor er Bundestagswahl im nächsten Jahr. Herr Minister iefensee, wenn man sich Ihre Bilanz nach drei Jahren egierungszeit ansieht, kann man davon ausgehen, dass s für Sie die letzten Haushaltsberatungen im Amt des erkehrsministers sein werden. Pleiten, Pech und Panen haben Ihre Amtszeit geprägt. Ich nenne nur die üngsten Fälle. Bonuszahlungen für Bahnmanager: Sie wollten sich ls edler Ritter darstellen und wetterten gegen die Boni ür den Bahnvorstand im Fall des Bahnbörsenganges, ur leider viel zu spät. Sie haben bereits viel früher von en Bonusplänen gewusst und hätten das Problem entchlossen aus der Welt schaffen können. Stattdessen haen Sie sich in Widersprüche verwickelt und sogar Ihren taatssekretär als Bauernopfer entlassen, (Zuruf von der SPD: Wir reden hier über den Haushalt!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)

Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1619018200

m Ihre eigene Haut zu retten. Das ist nicht nur schlech-
er Stil, sondern schlichtweg unwürdig für einen Minis-
er.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])







(A) )



(B) )


Dr. Claudia Winterstein
Verschiebung des Bahnbörsenganges: Es ist in letzter
Zeit billige Masche der Regierung, die Schuld für alles
Mögliche in der Finanzkrise zu suchen. Wir stimmen mit
Ihnen überein, dass ein Verkauf von Bahnaktien in die-
sem Herbst nicht die 5 Milliarden Euro eingebracht
hätte, die mindestens nötig gewesen wären. Der Grund
dafür ist aber das schlechte Privatisierungskonzept der
Bundesregierung. Das Scheitern der Bahnprivatisie-
rung in dieser Legislaturperiode ist das größte Desaster
Ihrer Amtszeit.


(Beifall bei der FDP)


Jetzt kommen diese Woche undurchsichtige Zahlun-
gen an Beraterfirmen hinzu, übrigens nicht das erste Mal
in Ihrem Hause. Herr Tiefensee, Sie haben sich und Ihr
Ministerium ganz offensichtlich nicht im Griff.

Das gilt auch für Ihren Haushalt. Der Haushalt des
Verkehrsministeriums ist der Etat, der am stärksten vom
sogenannten Konjunkturpaket profitiert: 1 Milliarde
Euro mehr für Investitionen in 2009, 1 Milliarde Euro
mehr in 2010. Je 11 Milliarden Euro können in den bei-
den nächsten Jahren in Straße, Schiene und Wasserstraße
investiert werden. Das ist eine sehr positive Nachricht.
Aber was kommt danach? 2011 sollen die Investitionen
schon wieder sinken, und zwar auf ganze 9,8 Milliarden
Euro. Sie wissen ganz genau, dass das zu wenig ist.


(Beifall bei der FDP)


Allein für die Straße empfehlen Verkehrsexperten
jährliche Investitionen in Höhe von 7 Milliarden Euro.
Aktuell sind es aber weniger als 5 Milliarden Euro. Es ist
kaum zu glauben: Im Jahre 2004, als es die Maut noch
nicht gab und Rot-Grün an der Regierung war, lagen die
Investitionen für die Straße höher als heute.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Hört! Hört!)


Dabei hätten Sie längst höhere Investitionen realisieren
können, wenn Sie die Einnahmen aus der Lkw-Maut
konsequent für den Ausbau der Infrastruktur genutzt hät-
ten. Ich erinnere noch einmal daran: Die Mauteinnah-
men waren ursprünglich als zusätzliche Mittel für die
Verkehrsinfrastruktur gedacht. Daran haben Sie sich
aber nicht gehalten. Im Gegenteil: Die Mauteinnahmen
verschwinden zum großen Teil im Haushalt. Das ist
Mautbetrug; das werfe ich Ihnen auch heute wieder vor,
Herr Minister.


(Beifall bei der FDP – Sören Bartol [SPD]: Gut, dass Sie nicht regieren!)


– Das kommt noch, im nächsten Jahr. Sie werden sich
wundern.


(Sören Bartol [SPD]: Das werden wir ja sehen!)


Bei der Bahn gehen Sie in gleicher verantwortungslo-
ser Weise mit dem Geld der Steuerzahler um. Nach un-
zähligen Versuchen liegt nun eine Leistungs- und
Finanzierungsvereinbarung vor, in der die Zahlungen
des Bundes an die Bahn für das Schienennetz geregelt
werden. 2,5 Milliarden Euro sollen jährlich fließen.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Sie fließen schon jetzt!)


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(C (D eider aber hat die Vereinbarung einige Macken. Sie ird nichts an der Situation ändern, dass die Bahn un ttraktive Strecken verrotten lässt, obwohl sie jährlich illiardenzuschüsse aus dem Steuertopf erhält. ie Vereinbarung enthält keine ausreichenden Kontrollder Sanktionsmöglichkeiten für den Bund, um den Einatz des Geldes wirkungsvoll zu prüfen. Das halte ich für ehr fahrlässig, Herr Minister. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Uwe Beckmeyer [SPD]: Dass Sie reden dürfen! Das ist schon ein gewaltiges Stück, was sich die FDP erlaubt!)


(Rainer Fornahl [SPD]: Kompletter Unfug!)


ie Vereinbarung wird auch nichts an der Situation än-
ern, dass der Bund jährlich auf Millionensummen ver-
ichtet, weil er die Mittel an die Bahn als Zuschüsse
ahlt und nicht als Darlehen vergibt, die die Bahn dann
urückzahlen müsste. Sie verschenken hier einfach Mil-
ionen von Steuergeldern.

Der Rechnungshof weist schon seit Jahren darauf hin,
ass die Vergabe von Darlehen die Regel ist, und bis
nde der 90er-Jahre ist auch so verfahren worden. Die
DP hat deswegen den Antrag gestellt, der Bahn wieder
arlehen statt Zuschüsse zu gewähren. Durch die Rück-

ahlungen wären dann pro Jahr etwa 750 Millionen Euro
ehr in der Kasse. Aber die Koalition ist offenbar der
einung, dass solche – um einmal den Bahnjargon auf-

unehmen – „Möhrchen“ nicht weiter ins Gewicht fal-
en.

Herr Tiefensee, Ihr leichtfertiger Umgang mit öffent-
ichen Mitteln verdeutlicht noch einmal Ihre Unfähigkeit
m Amt des Ministers.


(Rainer Fornahl [SPD]: Na, na, na!)


ie Diskussion um Ihre Person und die Rücktrittsforde-
ungen haben sehr wohl berechtigte Gründe. Die Tatsa-
he, dass Sie überhaupt noch im Amt sind, verdanken
ie vor allem dem anstehenden Wahljahr.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP – Ute Kumpf [SPD]: Das war alles nicht überzeugend!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619018300

Der Kollege Dr. Frank Schmidt spricht jetzt für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Frank Schmidt (Weilburg) (SPD):
Rede ID: ID1619018400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

iebe Claudia Winterstein,


(Jörg Tauss [SPD]: Liebe?)


a Sie eben rhetorisch den Bundesminister Wolfgang
iefensee angegriffen haben, muss man auf eines hin-
eisen: Sie in der FDP gehören doch zu denen, die sich

m nächsten Jahr aufgrund dessen, dass ein Rekordetat






(A) )



(B) )


Dr. Frank Schmidt
hinsichtlich der Investitionen ansteht, bei Pressefotos ge-
nüsslich mit auf das Bild drängen und dabei sein wollen,
wenn dieser Bundesminister den Spatenstich macht.


(Beifall bei der SPD – Sören Bartol [SPD]: So ist es!)


Das ist der beste Beweis dafür, wie man hier im Parla-
ment mit den Dingen umgeht: Auf der einen Seite wird
auf alles eingedroschen, auf der anderen Seite ist man
gerne dabei, wenn Positives bewegt wird.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Ich dränge mich bestimmt nicht aufs Bild!)


Mit diesem Bundeshaushalt wird viel Positives be-
wegt. Wir haben nach dem Mautkompromiss, den wir
Gott sei Dank erzielt haben, und der Einstellung zusätz-
licher Bundesmittel einen starken Einzelplan 12 vorle-
gen können. Dieser Rekordinvestitionsetat kommt ohne
Luftbuchungen aus; das muss man sehr deutlich hervor-
heben. Einige Fraktionen hier im Deutschen Bundestag
haben noch mehr gefordert. Aber wir haben sehr deut-
lich gemacht: Wir können nur das etatisieren – das haben
wir auch im Haushaltsausschuss gesagt –, was auch aus-
gegeben werden kann.

Es ist natürlich das Vorrecht der Opposition, zu for-
dern, die Steuern zu senken, die Investitionen zu erhöhen
und gleichzeitig die Neuverschuldung abzubauen. Aber
diese Rechnung geht nun einfach nicht auf, liebe
Freunde; das ist nicht möglich. Das kann die Bundes-
regierung nicht umsetzen. Natürlich kann man den
Minister angreifen. Natürlich kann man hier die eine
oder andere Forderung stellen. Aber all das geht ins
Leere: Wir haben einen guten Bundesminister.

Wir haben eine gute Regierung, und mit dem Einzel-
plan 12 wurde ein hervorragender Investitionsetat vorge-
legt, der sich sehen lassen kann.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will aber auch auf die Ansätze selber eingehen.
Wir haben – ich habe es eben gesagt – realistische An-
sätze eingebracht. Das sieht man allein daran, dass wir
zum Beispiel für die Straße einen höheren Barmittel-
anteil als VEs eingestellt haben, weil wir hier schneller
anfangen können. Bei der Schiene hingegen haben wir
einen niedrigeren Barmittelansatz und einen höheren
VE-Anteil eingebracht, weil wir nämlich wissen, dass im
Schienenbereich Dinge etwas langsamer auf den Weg
gebracht werden, weil die Vorplanungen intensiver sind.
Das heißt, dass wir einen realistischen Ansatz gewählt
haben. Es gab andere Fraktionen hier im Deutschen
Bundestag, die mehr bereitstellen wollten. Nur, was
nützt es, Geldmittel als Barmittel im Bundeshaus-
halt 2009 bereitzustellen, die überhaupt nicht ausgege-
ben werden können? Wir haben hier einen realistischen
Ansatz gewählt, der die Antwort auf die gestiegenen
Baupreise und die zahlreicheren Instandhaltungsmaß-
nahmen, die wir durchführen müssen, ist. Der Ansatz
zeigt aber auch, dass wir neue Investitionen tätigen wol-
len.

Ich weise hier darauf hin, dass wir allein 5,7 Milliar-
den Euro für die Straße bereitstellen. Das ist ein Rekord-

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(C (D nteil. Hier steht eine Menge an. Das bedeutet aber icht, dass nur Neubaumaßnahmen durchgeführt würden darauf will ich ausdrücklich hinweisen –, es sind auch ine Menge Instandhaltungsmaßnahmen notwendig. Jeer von uns, der über die Autobahn zu seinem Wahlreis fährt, weiß, was auf der rechten Spur los ist. Die ist n der Zwischenzeit nämlich ziemlich zusammengefahen worden. Wir müssen kräftig in die rechte Spur der utobahnen investieren und Instandhaltungsmaßnahmen urchführen, um überhaupt wettbewerbsfähig zu sein. iese Instandhaltungsmaßnahmen können mit dem eröhten Einzelplanansatz, den wir hier haben, durchgeührt werden. Sonst hätten wir das nicht tun können. Der inzelplan 12 mit insgesamt 11 Milliarden Euro für Verehrsinvestitionen ist eine hervorragende Antwort auf ie Herausforderungen, vor denen wir im nächsten Jahr tehen. Im Bereich des Schienennetzes stellen wir insgesamt ,1 Milliarden Euro bereit. Viele von uns haben teileise Bahnhöfe in ihren Wahlkreisen, mit deren äußerli hem Bild es nicht unbedingt zum Besten bestellt ist. ir haben im Bundeshaushalt reagiert und ein Sonderrogramm zur Sanierung von Bahnhöfen aufgelegt. Das st ein Teil dieser 4,1 Milliarden Euro. Darüber wurde ange Jahre geredet. Wir packen es jetzt an und bringen iese wichtige Maßnahme auf den Weg, mit der in ganz eutschland die Bahnhöfe saniert werden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist wahr!)


Wir haben auch im Bereich Wasserstraßenbau kräf-
ig zugelegt. Ich will auf das eine oder andere verweisen.
s ist notwendig, mehr Geld für den Wasserstraßenbau
ereitzustellen, auch wenn die Vorplanungsmaßnahmen
hre Zeit brauchen. Allein im letzten Jahr wurden
2 Prozent mehr Gütertransporte über die Wasserstraßen
bgewickelt. Das sind 12 Prozent mehr Gütertransporte,
ie nicht auf der Straße durchgeführt werden mussten.
as ist eine richtige Antwort zur richtigen Zeit. In eini-
en Regionen haben wir Schleusenkanäle und Schleu-
enanlagen, die noch aus der Mitte des 19. Jahrhunderts
tammen. Diese bewältigen nicht mehr den Verkehr der
chiffe aus der heutigen Zeit. Wir müssen dringend
chleusen bauen, um für Wettbewerbsfähigkeit zu sor-
en. Wir müssen die Häfen besser als bisher an den
interlandverkehr anbinden. Hierfür stellen wir
,2 Milliarden Euro bereit. Das ist gut investiertes Geld.


(Beifall bei der SPD)


Auch im Bereich Städtebau haben wir die richtigen
kzente gesetzt. Insbesondere bei der Energieeinspa-

ung können wichtige Maßnahmen durchgeführt wer-
en. Ich erinnere nur an das äußerst erfolgreiche CO2-
ebäudesanierungsprogramm. Das wurde vor vielen

ahren noch belächelt. In der Zwischenzeit müssen wir
m Haushaltsausschuss jedes Jahr zur Jahresmitte aufsto-
ken, weil wir zu wenig Geld bereitgestellt haben. Die
bfrage hat sich aufgrund der gestiegenen Energiepreise

rheblich erhöht, und das Programm ist so erfolgreich,
ass mit der über 1 Milliarde Euro, die wir in den beiden






(A) )



(B) )


Dr. Frank Schmidt
Jahren bereitstellen, mehr als das Zehnfache an entspre-
chenden Finanzmitteln bewegt wird. Das bedeutet Ar-
beitsplätze in der mittelständischen Wirtschaft.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir konnten im Rahmen der Haushaltsberatung errei-
chen, dass wir die Mittel für den Stadtumbau West und
den Stadtumbau Ost anheben konnten. Wir konnten den
Investitionspakt von Bund, Ländern und Kommunen mit
300 Millionen Euro wesentlich besser ausstatten, und
wir konnten Mittel für strukturschwache Kommunen be-
reitstellen, und zwar immerhin 150 Millionen Euro. Da-
rauf weise ich ausdrücklich hin; denn nicht alle Kommu-
nen sind auf Rosen gebettet. Was nützt ein zinsgünstiges
Angebot von der KfW oder wem auch immer, wenn eine
Kommune unter verschärfter Finanzaufsicht steht und
gar keine Kredite aufnehmen darf? Wir haben in diesem
Bundeshaushalt die richtige Antwort gefunden. Wir ha-
ben ein Bundesprogramm für strukturschwache Kom-
munen aufgelegt, damit auch diese Kommunen in den
Genuss kommen können, Sanierungsmaßnahmen durch-
zuführen. Das ist der richtige Weg.


(Beifall bei der SPD)


Bei einem Programm bin ich besonders froh, dass es
aufgelegt worden ist. Ich denke an das Programm zur
Förderung seniorengerechten Wohnens, das wir in
den letzten Haushaltsberatungen schon einmal andisku-
tiert haben. Man schaue sich an, wie sich unsere Gesell-
schaft verändert: Wir alle werden älter – gesünder älter,
Gott sei Dank –, und wir wollen gerne dort älter werden,
wo wir aufgewachsen sind, in unserer Heimatgemeinde.
Dies bedingt aber, dass wir Möglichkeiten dafür schaf-
fen, dass die eigenen vier Wände so umgebaut werden,
dass man darin älter werden kann. Dieses neue Pro-
gramm halte ich für bahnbrechend; denn es ist die rich-
tige Antwort auf die Fragen der Zeit. Wir sind dadurch in
der Lage, älteren Menschen die Möglichkeit zu ver-
schaffen, in den eigenen vier Wänden alt zu werden. Das
ist die drängende Frage der Zukunft.

Es ist wichtig, dass dieser Bundeshaushalt mit einem
großen Investitionsanteil für den Verkehr, den Städtebau
und Weiteres ausgestattet ist. Wir alle können froh da-
rüber sein, dass wir diesen Bundeshaushalt als richtige
Antwort zur richtigen Zeit verabschieden können. Wir
alle können uns im nächsten Jahr freuen, wenn Bundes-
minister Tiefensee mit seiner hervorragenden Mann-
schaft, darunter seine drei Parlamentarischen Staats-
sekretäre, bei uns in den Wahlkreisen auftaucht


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Trief, trief! Auweia!)


und den einen oder anderen Spatenstich vornimmt, den
wir uns schon seit Jahren wünschen. Plötzlich sind wir
alle wieder einer Meinung: dass das ein hervorragendes
Werk ist. Deswegen bedanke ich mich für die gute Zu-
sammenarbeit. Alles Gute!

Danke.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Werner Hoyer [FDP]: Peinlich!)


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(C (D Roland Claus spricht jetzt für die Fraktion Die Linke. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Auch dieser Haushaltsplan wird mit dem . Januar 2009 beginnen. Was wir heute beschließen, ird schon zu Beginn zu einem guten Stück veraltet ein. Wir lesen heute, dass die Kanzlerin die Koalitionspitzen bereits zum 5. Januar zusammenruft. Seit Mitte September ticken auf dieser Welt die ökoomischen Uhren anders. Nur die Bundesregierung ereckt den Eindruck, als hätte sie den Schuss nicht geört und könnte mit einem „Weiter so!“ agieren. ngewöhnlich häufig wird in dieser Haushaltsdebatte on staatlicher Verantwortung, gar von Verstaatlichung eredet. Bei diesem Begriff kann man sich unter andeem vorstellen, dass etwas Werthaltiges in die Hände des taates genommen wird, um es zum Nutzen zu vermehen. Man muss hier erst einmal die Wahrheit aussprehen: Was wir im Moment machen, ist eine Verstaatichung von Schulden. Wenn ich hier einmal, Frau Präsidentin, Karl Marx itieren darf, dann würde ich das gerne tun. (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welcher Band? – Ute Kumpf [SPD]: Welche Stelle? – Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619018500

(Beifall bei der LINKEN)

Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619018600

Für Sie ist es, glaube ich, ganz hilfreich, zuzuhören. –
arx schrieb im Kapital:

Der einzige Teil des sogenannten Nationalreich-
tums, der wirklich in den Gesamtbesitz der moder-
nen Völker eingeht, ist – ihre Staatsschuld.

ie Quelle kann ich nachliefern.


(Zuruf)


Auch Sie wären gut beraten, sich mit dieser Quelle
ertraut zu machen.


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN)


Wir reden hier über den Etat des Ministeriums für
erkehr, Bau und Stadtentwicklung. Der zuständige
undesminister und Ostbeauftragte war während der
anzen Beratung des Etats vorwiegend mit dem Di-
emma der DB AG und natürlich mit der Rettung seines
igenen Amtes beschäftigt. Er hat großes Glück gehabt,
ass der Titel „Ostbeauftragter“ nicht so eine Art Neben-
ob ist; denn wenn er nicht der Ostbeauftragte wäre,
äre er jetzt nicht mehr Minister. Das wissen nicht nur
ie Oppositionskollegen hier im Haus.

Es ist der Invest-Etat des Bundes; das ist hier schon
ichtig hervorgehoben worden. Die Bundesregierung hat
ie Chance gehabt, an dieser Stelle ein Konjunkturpro-
ramm zu platzieren, das diesen Namen verdient.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Roland Claus
Natürlich steckt in diesem Etat viel Richtiges und Ge-
scheites; darum machen wir doch keinen Bogen. Aber es
wird den Anforderungen der Zeit in keiner Weise ge-
recht.

Das Beispiel Gebäudesanierungsprogramm ist
schon angesprochen worden. Regelmäßig hat meine
Fraktion hier Erhöhungen beantragt.


(Sören Bartol [SPD]: Das machen Sie in allen Bereichen so!)


Regelmäßig haben Sie sie abgelehnt. Regelmäßig haben
Sie sie in der Realität dann doch vorgenommen. Wir
können so weitermachen.

Herr Minister, richtig wäre an dieser Stelle gewesen
– ich nenne Ihnen nur eine Idee –, sich mit Ihrer Kolle-
gin von der Leyen sowie mit den Ländern und Kommu-
nen zu verbünden und zu sagen: Wir legen ein großes
Programm auf, um in der Kinderbetreuung im Westen
wenigstens das Niveau zu erreichen, das wir gegenwär-
tig im Osten schon haben. Das wäre ein mutiger Schritt
gewesen, den Sie hätten gehen können.


(Beifall bei der LINKEN)


Leider leben wir immer noch mit der Situation: Im Wes-
ten gibt es die Arbeit, aber keine Kita, und im Osten gibt
es die Kita, aber keine Arbeit. Hier hätten Sie wirklich
etwas zur Stadtentwicklung leisten können.

Insofern ist das, was Sie uns vorlegen, ein Etat in der
Krise und nicht ein Etat gegen die Krise.

In den Haushaltsberatungen haben wir mehrfach den
Satz zu hören bekommen: Auf einem Schuldenberg kön-
nen unsere Kinder nicht spielen.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Der ist auch von Steffen Kampeter!)


Das ist ja okay, aber ich sage Ihnen: Auf dem Scherben-
haufen Ihrer verfehlten Investitions- und Bildungspolitik
können unsere Kinder noch weniger spielen.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Ostbeauftragte muss natürlich Antworten auf die
Frage geben: Was bedeutet die Krise für Ostdeutsch-
land? Da die Ostdeutschen nicht so hohe Spareinlagen
haben, konnte man zunächst annehmen, dass sie davon
nicht so sehr betroffen sein würden. Ich will nur einen
Fakt hervorheben, nämlich dass wir im Osten eine rie-
sige Dimension von Zeit- und Leiharbeit haben; es gibt
viele 1-Euro-Jobber und Aufstocker. In mehr als einem
Drittel der ostdeutschen Betriebe stellen die genannten
Gruppen die Mehrheit der Beschäftigten. Wir gehen also
auf eine sehr ernsthafte Herausforderung zu.

Ein positiver Schritt ist im Zuge der Haushaltsbera-
tungen erreicht worden – er gehört natürlich zum Bau-
etat –, und das ist der kleine Schritt, den der Haushalts-
ausschuss vollzogen hat, nämlich die Möglichkeit
einzuräumen, dass die Bundesregierung, die noch immer
zweigeteilt in Bonn und Berlin arbeitet, eine Wiederver-
einigung in Berlin vollzieht. Wenn wir das nicht ange-
stoßen hätten, hätten Sie dort nichts bewegt.


(Zuruf von der SPD: Was?)


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(C (D Die Bundesregierung hätte an dieser Stelle die hance gehabt, einen Etat für Investitionen und für die onjunktur vorzulegen. So ist es ein Plan der vertanen hancen. Diese Bundesregierung ist in schwieriger ituation nicht konjunkturfähig. Das ist zu bedauern. eshalb können wir diesem Etat nicht zustimmen. (Beifall bei der LINKEN – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Gott sei Dank! Das wäre auch eine Schande gewesen!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619018700

Der Kollege Bartholomäus Kalb spricht jetzt für die

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1619018800

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Die Koalitionsfraktionen hatten bei den
eratungen zu diesem Haushalt durchgängig das Anlie-
en, die Investitionen zu stärken. Es ist uns gelungen, in
iesem Etat die Investitionssumme auf insgesamt
7 Milliarden Euro zu erhöhen.

Dabei hat das Programm „Beschäftigungssicherung
urch Wachstumsstärkung“ einen besonderen Stellen-
ert. Wir stellen für Verkehrsinvestitionen im Jahr 2009
Milliarde Euro mehr und im Jahr 2010 ebenfalls
Milliarde Euro mehr zur Verfügung. Damit erreichen

ie Verkehrsinvestitionen einen historischen Höchst-
tand. Ich sage dazu: Das ist notwendig und richtig, weil,
ie schon gesagt worden ist, sowohl bei den Neubauten

ls auch beim Erhalt und beim Unterhalt der Infrastruk-
ur ein großer Nachholbedarf besteht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Einschließlich der Mittel aus der Mauterhöhung und
us dem Programm „Beschäftigungssicherung durch
achstumsstärkung“ werden wir über 11 Milliarden

uro für die klassische Verkehrsinfrastruktur zur Verfü-
ung haben. Im Bereich Straße können wir – beide Blö-
ke eingerechnet, also Mautmittel und Mittel aus der
auterhöhung sowie Mittel des Programms „Beschäfti-

ungssicherung durch Wachstumsstärkung“ – die Inves-
itionen um 824 Millionen Euro verstärken, bei den Bun-
esschienenwegen um 374 Millionen Euro und bei den
undeswasserstraßen um 369 Millionen Euro. Auch im

ahr 2010 – dafür haben wir bereits Verpflichtungser-
ächtigungen ausgemacht – werden wir die Mittel für

iese drei Verkehrsträger um insgesamt 1 Milliarde Euro
erstärken können.

Ich danke dem Bundesfinanzministerium ganz herz-
ich dafür, dass es in den Ausschussberatungen eines
eutlich gemacht hat: Für den Fall, dass die Mittel in
iesen beiden Jahren nicht abfließen sollten, werden
berhänge zusätzlich nachveranschlagt; übertragbar

ind die Mittel ohnehin, weil sie investiv sind. Das ist
ichtig, damit diese Mittel wirklich ausschließlich für
ie Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur zur Verfü-
ung stehen. Das BMF will dies auch in einem Schrift-
erkehr mit dem BMVBS absichern.






(A) )



(B) )


Bartholomäus Kalb
Meine sehr verehrten Damen und Herren, eine gute
Verkehrsinfrastruktur ist nun einmal die wichtigste Vo-
raussetzung für wirtschaftliche Entwicklung. Heute ge-
hört dazu natürlich auch eine gute Infrastruktur bei den
Datenkommunikationsnetzen; die Frau Bundeskanzlerin
hat es in Ihrer Rede gestern angesprochen. In diesem Zu-
sammenhang darf ich auch das Projekt Galileo, das in
unserem Haushalt eine Rolle spielt, erwähnen. All das
gehört zusammen, um die Leistungsfähigkeit unseres
Landes und auch der ländlichen Räume zu sichern, zu
verbessern und zukunftsfest zu machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich stehe nicht an, zu sagen, dass bereits in den letzten
Monaten und Jahren deutlich geworden ist, dass die
Leistungsfähigkeit der Verkehrsinfrastruktur zum be-
grenzenden Faktor der wirtschaftlichen Entwicklung ge-
worden ist. Umso richtiger ist es, dass wir hier nun deut-
liche Verstärkungen vornehmen.

Wir haben auch dafür Sorge getragen – das möchte
ich auch erwähnen –, dass die Zusagen, die beim Maut-
kompromiss gemacht wurden, jetzt voll erfüllt werden
können. 600 Millionen Euro werden zur Entlastung des
nationalen Transportgewerbes bereitgestellt. Dafür ha-
ben wir Vorsorge getroffen. Deshalb habe ich auch kein
Verständnis für die Kampagne, die derzeit vom Bundes-
verband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung ge-
gen die Bundesregierung gemacht wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Jan Mücke [FDP]: Die Leute haben recht!)


Wir haben auch ein neues Programm zur Modernisie-
rung der Binnenschifffahrtsflotte initiiert. Ich denke, das
ist auch ganz wichtig, zum einen für die Unternehmen,
zum anderen aber auch für die Sicherheit auf den Was-
serstraßen und zur Verbesserung der Umweltverträglich-
keit dieser Verkehre.

Für die Engpassbeseitigung auf viel befahrenen
Schienenstrecken – darauf wird sicherlich der Kollege
Norbert Barthle eingehen – ist es uns gelungen, Vorsorge
für wichtige Zukunftsprojekte zu treffen. Ich nenne die
Stichworte Stuttgart 21, Rhein-Ruhr-Express.

Auch im Bereich des Lärmschutzes sind wir drauf
und dran, neue Wege zu gehen; zum Beispiel soll mit
Absorbern direkt an der Schiene der Lärmschutz verbes-
sert werden. Hier müssen wir aber europäisch koordi-
niert vorgehen. Hier müssen Standards gesetzt werden.
Es darf nicht sein, dass wir mit nationalen Mitteln Ver-
besserungen an unserem rollenden Material vornehmen,
aber dann Güterwaggons aus ganz Europa ohne diese
Ausstattung auf den viel belasteten Strecken fahren und
zusätzlichen Lärm verursachen. Wir müssen auch die
Trassenentgelte je nach Lärmemission staffeln, so wie es
beim Luftverkehr schon der Fall ist. Wir haben auch kein
Verständnis dafür, wenn auf hoch belasteten elektrifi-
zierten Strecken mit Dieselloks gefahren wird und diese
dann nachts mit laufenden Motoren vor den Häusern der
Bürger abgestellt werden.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Kollege
Dr. Schmidt hat schon darauf hingewiesen, dass wir wie-

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(C (D erum Schwerpunkte bei der Gebäudesanierung und aneren Maßnahmen zur CO2-Minderung gesetzt haben – m Interesse des Klimaschutzes, aber auch im Interesse on Beschäftigung. Gerade hier kann eine große Hebelirkung erzielt werden, und davon können sehr positive eschäftigungseffekte für die mittelständischen Handerksbetriebe ausgehen. Ich freue mich, dass dieser Haushalt ein Investitionsaushalt mit einer Akzentuierung ist, wie wir sie noch icht erlebt haben. Ich möchte zum Abschluss den Kolleginnen und Kolegen Mitberichterstattern und auch den Kolleginnen nd Kollegen aus der Verkehrspolitik ganz herzlich danen. Herzlichen Dank für die gute Zusammenarbeit! Ich ünsche natürlich dem Minister und den Mitarbeitern m Ministerium viel Erfolg bei der Umsetzung des Hausaltes, den wir heute verabschieden werden. Ich danke m Übrigen auch – das sei an dieser Stelle auch gesagt – en Mitarbeitern der Ministerien, der Fraktionen und des aushaltsausschusssekretariates. Es waren in diesem erbst doch etwas ungewöhnliche und anstrengende aushaltsberatungen. Herzlichen Dank. Als Nächste hat jetzt Anna Lührmann für die Fraktion ündnis 90/Die Grünen das Wort. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen von der Großen Koalition! Sie feiern sich geade, weil Sie die Verkehrsinvestitionen für die nächsten ahre um 1 Milliarde Euro steigern. (Jörg Vogelsänger [SPD]: Feiern Sie doch mit!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619018900
Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619019000

s ist ja richtig – nicht, dass Sie mich jetzt falsch verste-
en –, dass der Staat in einer Rezession mehr investieren
uss. Aber es kommt nicht nur darauf an, dass Geld aus-

egeben wird, sondern es kommt vor allem darauf an,
ass es sinnvoll ausgegeben wird.


(Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Wir geben das nur sinnvoll aus!)


as aber kriegen Sie, Herr Tiefensee, nicht auf die
eihe.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sinnvoll Geld auszugeben, bedeutet zum einen, dass
as Geld für die richtigen Projekte ausgegeben wird. Da
enke ich zum Beispiel an klimafreundliche Mobilität,
n Gebäudesanierung und Ähnliches. Dazu wird mein
ollege Herrmann nachher noch mehr sagen. Sinnvoll
eld auszugeben, bedeutet zum anderen, dass man für

eden Euro möglichst viel Leistung bekommt. In der
undeshaushaltsordnung heißt das „wirtschaftliche und

parsame“ Mittelverwendung. Eine Ausnahme für den
erkehrsbereich ist in der Bundeshaushaltsordnung nicht
orgesehen, auch wenn Sie, Herr Minister Tiefensee, so






(A) )



(B) )


Anna Lührmann
tun, als gälte dieser Grundsatz für Ihr Ministerium nicht.
Dafür führe ich drei Beispiele an:

Erstes Beispiel: Jahrelang verhandelt das Verkehrsmi-
nisterium mit der Bahn über eine Leistungs- und Fi-
nanzierungsvereinbarung, die LuFV. Sie soll die Aus-
gaben des Bundes für Investitionen in das bestehende
Schienennetz in Höhe von 2,5 Milliarden Euro – einer
enormen Summe – regeln. Eigentlich war der Sinn die-
ser LuFV, dass die Bahn damit zu einer effizienteren
Verwendung von Steuergeldern gebracht werden sollte.
In der Vorlage der Regierung ist davon allerdings nicht
mehr viel übrig geblieben; denn nach dem jüngsten Län-
dergutachten ist die LuFV schlicht und einfach unwirk-
sam. Zudem kritisiert der Rechnungshof, dass eine echte
Kontrolle des Bundes nur bei den viel befahrenen Schie-
nen möglich ist. Das heißt, dass Strecken mit geringer
Auslastung, Weichen, Brücken, Tunnel und Bahnhöfe
außen vor bleiben. Als Folge kann die Bahn schalten und
walten, wie sie will, und muss keinerlei Sanktionen
befürchten, wenn sie Bahnhöfe, Brücken und Tunnel
verlottern lässt. Das ist das Gegenteil von nachhaltiger
Investitionspolitik und eine Verschwendung von Steuer-
geldern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Uwe Beckmeyer [SPD]: Sie haben das doch gar nicht gelesen! Wer Ihnen das erzählt hat, muss ein bisschen hinterm Berg leben!)


– Ich habe das sehr wohl gelesen. In der nächsten Woche
werden wir im Verkehrsausschuss eine Anhörung dazu
durchführen, und ich hoffe, dass die Expertinnen und
Experten Ihnen hierzu noch einiges sagen können, damit
Sie diesen Unfug wirklich stoppen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ein zweites Beispiel für eine nicht sinnvolle Verwen-
dung von Steuergeldern: Für Stuttgart 21, auch ein
Bahnthema, sind 3 Milliarden Euro eingeplant. Diese
Kostenschätzung ist jedoch nicht mehr aktuell; denn in
einem Bericht an den Haushaltsausschuss stellt Ihr Mi-
nisterium, Herr Tiefensee, fest:

Besonders anfällig für außergewöhnliche Preisstei-
gerungen scheinen sehr komplexe Bauvorhaben mit
Gesamtkosten jenseits von 100 Millionen Euro zu
sein … Hier werden aktuell Kostensteigerungen
von bis zu 100 Prozent beobachtet.

In dem Bericht heißt es weiter, dass gerade bei Tunneln
die Kosten um bis zu 60 Prozent steigen. Mithilfe dieser
Zahlen rechnete der Bundesrechnungshof das Großbau-
projekt Stuttgart 21, auf das genau diese Kriterien zutref-
fen, nach. Dabei kam heraus, dass die Untertunnelung
des Stuttgarter Hauptbahnhofs nicht mehr 3 Milliarden
Euro, sondern realistischerweise 5,3 Milliarden Euro
kosten wird. Minister Tiefensee leugnet diese Kostenex-
plosion. Dabei hat sein eigenes Haus, wie ich eben zitiert
habe, vor solchen Kostensteigerungen gewarnt. Ange-
sichts dessen frage ich Sie, Herr Tiefensee: Wollen Sie
uns hier eigentlich für dumm verkaufen? 3 Milliarden
Euro sind für dieses unsinnige Prestigeprojekt schon viel
zu viel. 5,3 Milliarden Euro für einen einzigen Bahnhof
sind absurd.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Uwe Beckmeyer [SPD]: Das müssen Sie woanders diskutieren, aber nicht hier! Das ist ein Baden-Württemberg-Projekt, liebe Frau Lührmann!)


Ein drittes Beispiel: Mittelverschwendung gibt es
icht nur bei Bahnprojekten, sondern auch bei der
chifffahrt. Der Spiegel berichtete am Wochenende über
ohnkostenzuschüsse für deutsche Reedereien. Hier
aben Sie, Herr Tiefensee, den Bock zum Gärtner ge-
acht; denn die Unternehmensberatung PwC hat zum

inen für die Bearbeitung der Anträge 700 000 Euro
om Ministerium kassiert. Gleichzeitig hat PwC als
irtschaftsprüfer für die Reedereien gearbeitet, deren
nträge sie hinterher bearbeitet hat, und auch dafür noch

inmal Geld kassiert. Ich halte es ja für gut, dass das Mi-
isterium angesichts dieser Faktenlage irgendwann auf
ie Idee gekommen ist, die Sinnhaftigkeit dieser Sub-
entionen überprüfen zu lassen. Jetzt raten Sie einmal,
er dazu mit einem Gutachten beauftragt wurde!


(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: PwC?)


Genau. – Kein Wunder, dass dabei herauskam, dass
ich diese Subventionen lohnen, jedenfalls für PwC.


(Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Wie lange habt ihr dafür geübt?)


Herr Tiefensee, diese drei Beispiele zeigen sehr deut-
ich: Sie können mit Geld nicht umgehen, und es wäre
as beste Konjunkturprogramm für Deutschland, wenn
ie endlich Ihren Hut nehmen würden.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619019100

Jetzt hat der Herr Bundesminister Wolfgang

iefensee das Wort.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wolfgang Tiefensee, Bundesminister für Verkehr,
au und Stadtentwicklung:
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Liebe Gäste! Ich vermute, die Damen und Her-
en, die uns heute hier zuhören, und diejenigen, die mor-
en die Zeitung lesen werden, werden weniger an den
ahlen interessiert sein, die wir uns gegenseitig vorrech-
en. Sie haben in dieser Zeit vielmehr ganz schlichte
ragen: Ist mein Sparkonto sicher? Bleibt mein Arbeits-
latz erhalten? Kann ich mir die Wohnung noch leisten?
st für mich Mobilität bezahlbar? In der äußerst schwie-
igen Situation, in der wir uns jetzt mit Blick auf die Fi-
anzmärkte und mit Blick auf die Wirtschaft befinden,
at Politik eine Antwort zu geben. Der Einzelplan 12 mit
inem riesigen Volumen an Investitionen muss eine be-
ondere Antwort auf diese Fragen geben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Tiefensee
Frau Winterstein, billige Polemik, und dem Minister
am Schlips zu ziehen, wird keinen interessieren. Auch
die Antworten von Karl Marx aus dem 19. Jahrhundert
passen nicht. Das Gleiche gilt für eine falsche Darstel-
lung der Fakten. Das sind nicht die richtigen Antworten
auf diese Fragen. Die richtige Antwort ist vielmehr, dass
wir gemeinsam etwas dafür tun müssen, dass Arbeits-
plätze gesichert werden, dass Wohnen bezahlbar bleibt
und dass man mobil sein kann, auch wenn man wenig
Geld im Portemonnaie hat. Unsere Koalition gibt diese
Antwort.

Ich möchte mich am Anfang, meine sehr geehrten Da-
men und Herren Abgeordneten, sehr herzlich dafür be-
danken, dass Sie es uns im engen Schulterschluss er-
möglicht haben, eine Antwort zu geben. Diese legen wir
Ihnen hier vor.

Ich will es so zusammenfassen: Eine Finanzkrise, die
wir nicht verursacht haben, bedarf einer Antwort im in-
vestiven Bereich. Ich nehme zunächst den Bereich des
Verkehrs und will versuchen, auf ein paar Ihrer Einwürfe
zu reagieren.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Das wäre schön!)


Im Verkehrsbereich hat der Haushalt hinsichtlich der In-
vestitionen die Grenze von 10 Milliarden nicht nur
knapp, sondern mit 11,2 Milliarden Euro deutlich über-
schritten. Das ist einmalig und das ist gut, damit wir in
verschiedenen Sektoren einen großen Schritt vorankom-
men. So sichern wir vor allem im Baugewerbe und in der
Bauindustrie direkt und indirekt Arbeitsplätze.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das gilt für die Straße genauso wie für die Schiene oder
für die Binnenwasserstraße.

Darüber hinaus tun wir endlich etwas für die Bahn-
höfe und gegen den Lärm, damit Mobilität und Verkehr
Akzeptanz bei der Bevölkerung finden. Es ist unsinnig,
dass alle drei Oppositionsfraktionen an der Leistungs-
und Finanzierungsvereinbarung auf diese Weise herum-
kritisieren. Das bringt uns unserem Ziel nicht näher. Ich
rate insbesondere Ihnen, Frau Lührmann, einmal die ak-
tuelle Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung zu
lesen. Da ist explizit enthalten, dass es Parameter für die
Qualität von Bahnhöfen und für die Qualität des Neben-
netzes gibt.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber keine Sanktionsinstrumente!)


Diese Parameter müssen eingehalten werden. An-
sonsten gibt es Sanktionen mittels Abzug von Geldern.
Wie kann man an dieser Stelle nur so viel Falsches über
ein schriftlich vorliegendes Vertragswerk sagen?


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das Gleiche gilt in Bezug auf die Deutsche Bahn AG.
Frau Winterstein, Sie wissen ganz genau, dass wir
2,5 Milliarden Euro konstant als Zuschuss über die
nächsten Jahre gewähren müssen, um die Dienstleis-
tungsqualität zu erhöhen. Etwas anderes zu behaupten,
ist Unsinn. Warum propagieren Sie nach den ausführli-

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(C (D hen Diskussionen, die wir geführt haben, nach wie vor ie, dass der Zuschuss auf Kreditbasis erfolgen soll? Am nde müssten wir bei der Bahn wieder zuschießen, damit ie die erforderliche Qualität erreicht. Das ist Unsinn. us diesem Grund haben wir uns anders entschieden und egen eine andere Leistungsund Finanzierungsvereinbaung vor. Herr Claus, ich wundere mich darüber, wie Sie von eiem Scherbenhaufen reden können. Wissen Sie, was uner zentrales Problem ist? Das zentrale Problem ist, dass ir von den 185 Milliarden Euro, die wir seit 1990 in die nfrastruktur Deutschlands gesteckt haben, 75 Milliarden uro in den Osten transferieren mussten, damit wir den cherbenhaufen beseitigen konnten, der sich bis 1990 ufgehäuft hatte. Das ist die Wahrheit. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Ich wünschte mir, wir brauchten nicht Stadtumbau in
ieser Art und Weise zu leisten. Ich wünschte mir, dass
ir nicht die Ortsumgehungen bauen und die Lücken-

chlüsse im Osten in dieser Art und Weise finanzieren
üssten. Ich wünschte mir, dass wir nicht 40 Jahre Miss-
irtschaft – 40 Jahre, die auf Karl Marx aufgebaut haben –

usgleichen müssten. Das kann also nicht das Argument
ein.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte
ber Ihren Blick weg vom Verkehr hin zu einem anderen
ereich lenken. Das ist der Gebäudesektor. Die Zahlen
urden von den Vorrednern angesprochen. Ist Ihnen be-
usst, dass wir bei all diesen Programmen mit 1 Euro

ingesetztem Geld mindestens 8 Euro Investitionen ge-
erieren? Das fließt direkt in die Bauwirtschaft.

Erstens betrifft dies das CO2-Gebäudesanierungspro-
ramm.

Zweitens können wir erstmalig Großwohnsiedlungen
mbauen. Ich appelliere an die Städte und Gemeinden,
araus ein Klima- und Energieprogramm zu machen.

Drittens können wir dann aufgrund des Investitions-
aktes einen Zuschuss an die Kommunen geben – das ist
ein Kredit –, damit Schulen, Kindertagesstätten, Turn-
allen und Krankenhäuser endlich energetisch saniert
erden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Viertens arbeiten wir darüber hinaus an dem Umbau
on Wohnungen, die seniorengerecht werden sollen. Au-
erdem wollen wir älteren Menschen ermöglichen, so
ange wie möglich in ihren vier Wänden zu bleiben.

Das fünfte Programm bezieht sich auf den Sektor
tadtumbau. Das meint den Stadtumbau Ost und den
tadtumbau West. Das meint die „Soziale Stadt“, das
eint den städtebaulichen Denkmalschutz, der erstmalig

b dem Januar 2009 auch für Westdeutschland gelten
ird. Dort können wir zulegen.

Sechstens tun wir schließlich erstmals etwas dafür,
ass die Städte und Gemeinden unterstützt werden, die
eltkulturerbe haben und pflegen müssen. Ich meine,






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Tiefensee
aus diesem Grund kann man auch in dem Gebäudesektor
von einer Erfolgsstory reden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619019200

Herr Tiefensee, möchten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Hofreiter zulassen?

Wolfgang Tiefensee, Bundesminister für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung:

Ich möchte den Gedanken gerne zu Ende führen. Sie
haben nachher Gelegenheit, in Ihren Beiträgen etwas
dazu zu sagen.

Mir sind zwei Dinge noch wichtig. Die möchte ich
kurz ansprechen und damit die Aufmerksamkeit der Öf-
fentlichkeit auf diese Dinge richten.

Das erste ist Folgendes. Wir kümmern uns darum,
dass Wohnen bezahlbar bleibt, indem wir das Wohngeld
erhöhen. Das Wohngeld wird erhöht, sodass Rentnerin-
nen und Rentner mit schmalem Portemonnaie im Durch-
schnitt statt 90 Euro 140 Euro im Monat erhalten wer-
den. Ich hoffe, dass auch der Bundesrat zustimmen wird,
damit wir dieses Wohngeld rückwirkend vom 1. Oktober
2008 zahlen können. Wir haben also eine soziale Kom-
ponente eingebaut, die dafür sorgt, dass Wohnen bezahl-
bar bleibt.

Ein anderer Aspekt ist, dass dieser Haushalt alles an-
dere als ein Haushalt sein wird, mit dem in Beton inves-
tiert wird. Vielmehr handelt es sich um einen Haushalt,
der sich den neuen Technologien und den Innovationen
stellt. Gestern haben wir eine Konferenz über Wasser-
stoff- und Brennstoffzellen und über Elektromobilität
abgehalten. Wir können auf solche Programme wie Gali-
leo, auf moderne Verkehrsleittechnik und die Ausstat-
tung kombinierter Verkehrsterminals schauen. Wenn wir
das tun, wird klar, dass es sich um einen Haushalt han-
delt, mit dem im doppelten Sinne investiert werden soll.
Mit ihm wird in die Infrastruktur investiert werden. Mit
ihm wird in neue Technologien investiert werden. Mit
ihm wird vor allem aber auch in die Menschen und in
das soziale Gefüge in unserem Land investiert werden.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, dieser
Haushalt ist gut. Die Bilanz ist gut. Das ist so, auch
wenn es immer wieder Nörgler gibt, die das anders se-
hen.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619019300

Ich erteile dem Kollegen Anton Hofreiter das Wort zu

einer Kurzintervention.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin, vielen Dank. – Sehr geehrter Herr
Minister, ich wollte Ihnen eigentlich eine Zwischenfrage

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(C (D tellen. Ich habe bei Ihrer Rede sehr aufmerksam zugeört. Es war viel von der Finanzkrise die Rede. Es war uch viel von der Finanzierung des Haushalts die Rede. ir ist aufgefallen, dass ein Thema überhaupt nicht vor am. Dazu wollte ich Sie jetzt fragen. Sie haben auf dem ewerkschaftstag der Transnet bekannt gegeben, dass es nter einem Verkaufserlös von 5 Milliarden Euro für das aket der Bahn von 24,9 Prozent keinen Börsengang geen soll. Da das mehr als finanzrelevant ist und zum aushalt passt, würde mich sehr interessieren, ob Sie das ier bestätigen können oder ob die Berichte falsch waen, die dazu in der Zeitung zu lesen waren. Wolfgang Tiefensee, Bundesminister für Verkehr, au und Stadtentwicklung: Herr Hofreiter, die Teilprivatisierung der Mobilitäts parte der Deutschen Bahn AG ist kein Selbstzweck. Sie erfolgt Ziele. Dazu gehört, diese Ziele mit einer betimmten Erlösstruktur zu erreichen. Was sind das für Ziele? Das erste Ziel ist: Die Deutche Bahn AG muss angesichts geöffneter Grenzen in eutschland und in Europa wettbewerbsfähig gemacht erden. Das zweite Ziel ist: Wir wollen die Dienstleis ungsqualität erhöhen. Das gilt sowohl für die Kunden, ie am Bahnsteig stehen, als auch für die Unternehmen, ie ihre Güter auf die Schiene bringen. Das dritte Ziel st, dass wir in dieser Branche eine große Verantwortung ür 240 000 direkt Beschäftigte und für eine weitaus gröere Zahl indirekt Beschäftigte haben. Dies wollen wir it der Teilprivatisierung der Mobilitätssparte stabilisie en. Um diese Ziele zu erreichen, brauchen wir einen Erös, der nicht unter 5 Milliarden Euro sein soll. Im geenwärtigen Umfeld ist ein solcher Erlös nicht zu erzieen. Aus diesem Grund wird es zurzeit keine eilprivatisierung der Deutschen Bahn AG geben. Ich nehme diese Gelegenheit wahr, auch noch auf rau Winterstein einzugehen, die meint, dass dieses Kaitel des Koalitionsvertrages nicht eingelöst ist. Sie iren. Drei Voraussetzungen sind für den Börsengang nöig: Die erste ist, dass sich das Parlament dazu positiv erhält und der Minister dafür die Vorbereitungen trifft. ie zweite ist, dass die Bahn kapitalmarktfähig ist, und ie dritte, dass der Kapitalmarkt eine Teilprivatisierung ergibt. Zwei Punkte kann ich direkt und indirekt beeinflussen sie sind positiv –, nämlich Kriterium eins und zwei. as dritte Kriterium hängt von der Finanzmarktsituation b. Die ist momentan nicht geeignet, die Teilprivatisieung zu vollziehen. Ich denke, die Experten haben Vertändnis dafür. Jetzt erteile ich Herrn Mücke das Wort für die FDP raktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Bevor Sie sich weiter selbst feiern für 1 Milliarde Euro mehr, die Sie für das kommende Haushaltsjahr einplanen, muss ich Sie daran erinnern, dass Sie mit diesem Geld nicht wesentlich mehr bauen können, als es bisher schon der Fall war. Das vergessen Sie bei Ihrer Diskussion gern, und deshalb muss es immer wieder für die Öffentlichkeit klargestellt werden. Sie können mit diesem Geld höchstens genauso viel bauen wie in den Jahren zuvor; denn es hat eine Mehrwertsteuererhöhung gegeben, die jede Bauleistung sehr viel teurer macht. Die Baupreise und die Stahlpreise sind massiv gestiegen. Überhaupt sind alle Baustoffe etwas teurer geworden. Das heißt, dass Sie, wenn Sie mehr Geld einsetzen, trotzdem nicht unbedingt mehr Infrastruktur errichten können. Tun Sie also bitte nicht so, als könnten Sie mit den bisher zur Verfügung gestellten Haushaltsmitteln und der 1 Milliarde Euro zusätzlich wesentlich mehr bauen. Das ist schlicht falsch. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619019400

(Beifall bei der FDP)





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(B) )

Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1619019500

Es ist sehr verräterisch, was Kollege Dr. Schmidt von
der SPD hier geäußert hat. Er hat vorhin gesagt – ich
habe es mir genau aufgeschrieben –, dass Herr Minister
Tiefensee „bei uns in den Wahlkreisen auftauchen und
den einen oder anderen Spatenstich vornehmen“ werde.
Das ist eine sehr verräterische Äußerung; denn aus mei-
ner Sicht zeigt es ganz deutlich, was dieses Programm
eigentlich sein soll. Es geht Ihnen gar nicht um eine Ver-
besserung der Infrastruktur. Es geht Ihnen darum, damit
Wahlkampf zu machen. Das ist alles, was Sie damit vor-
haben.


(Beifall bei der FDP – Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Sie können zu Hause bleiben!)


Sie können gern versuchen, Ihr Wahlkampfprogramm
„Spatenstich mit Tiefensee“ durchzuführen. Wir werden
weiter darauf hinweisen, dass bestimmte Dinge trotzdem
nicht fertigwerden.

Ich will dafür ein Beispiel nennen, das mir persönlich
sehr am Herzen liegt. Herr Minister Tiefensee müsste ei-
gentlich das gleiche Interesse haben wie ich als sächsi-
scher Abgeordneter. Herr Minister, nehmen Sie es mir
nicht übel; aber ich habe den Eindruck, Sie vergessen
manchmal, woher Sie kommen. Ich will Ihnen eines un-
serer wichtigsten Infrastrukturprojekte nennen – darüber
habe ich heute in der Zeitung gelesen –: die Bahn-
strecke Dresden–Berlin. Sie soll nun endlich ausgebaut
werden. Die ursprüngliche Planung war, dass wir bereits
im vergangenen Jahr – ich rede vom Jahr 2007 – mit der
vollständigen Sanierung dieser Bahnstrecke durch sind
und dass man bereits ein Jahr lang die Strecke zwischen
Dresden und Berlin mit dem Zug in 58 Minuten hätte zu-
rücklegen können. Passiert ist bisher nichts. In den
nächsten Monaten soll eine Finanzierungsvereinbarung
geschlossen werden. Sie planen einen Ausbau für
Tempo 160, um keine Bahnübergänge beseitigen, um
keine Brücken und keine Tunnel bauen zu müssen. Sie
sparen also Mittel ein. Eigentlich müssten wir mit
Tempo 200 fahren, um die geplante Fahrtzeit zu errei-

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(C (D hen. Das ist der Hintergrund. Trotz der Tatsache, dass ie 1 Milliarde Euro mehr ausgeben wollen, fehlen Ihen für den Ausbau der Strecke Dresden–Berlin immer och über 200 Millionen Euro, um genau dieses Prolem in den Griff zu bekommen. Ich kann Ihnen weitere Verkehrsprojekte überall in eutschland nennen, wo genau das der Fall ist. Tun Sie lso bitte nicht so, als ob Sie enorme Summen investieen, um die Infrastruktur in Deutschland wesentlich zu erbessern. Sie versuchen nur, die Bugwelle, die Sie chon seit Jahren vor sich hertreiben, ein bisschen abzuildern. Das ist nicht das, was wir uns unter einer lang ristigen Haushaltsund Investitionspolitik im Bereich erkehrsinfrastruktur vorstellen. Die Bundeskanzlerin hat gesagt, es würde keinen inn machen, ein Infrastrukturprogramm aufzulegen und oder 8 Milliarden Euro zu investieren, wenn es dafür ar keine Projekte gibt. Der Frau Bundeskanzlerin ehme ich es aufgrund all ihrer Verantwortung nicht bel, dass sie nicht genau weiß, wie viele Verkehrsproekte in Deutschland planfestgestellt und sofort begonen werden können. Ich kann Ihnen auch diesbezüglich ur einen Blick auf die Details empfehlen. Allein im Beeich Straßenbau – ich rede noch nicht über die Schiene nd auch noch nicht über die Wasserwege – haben wir berall in Deutschland planfestgestellte Projekte mit eiem Volumen von mehr als 2 Milliarden Euro, bei denen ofort mit dem Bau begonnen werden kann. (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Allein in Baden-Württemberg haben wir die schon!)


(Beifall bei der FDP)


Allein in Baden-Württemberg, das der Kollege gerade
rwähnt hat, geht es um Projekte mit einem Volumen
on 600 und 700 Millionen Euro, die sofort begonnen
erden können. – Jeder von uns kann leicht feststellen,
elche Projekte in seinem Bundesland auf Eis liegen,
eil schlicht und einfach kein Geld da ist.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Meinen Sie Stuttgart 21, oder was meinen Sie damit?)


So kann man Verkehrsinfrastrukturpolitik nicht be-
reiben. Sie sollten versuchen – da haben Sie die Opposi-
ion immer an Ihrer Seite –, eine langfristige Planung zu

achen. Es macht keinen Sinn, jedes Jahr wieder
Milliarde Euro mehr zu versprechen. Im letzten Jahr

aben Sie nur eine halbe Milliarde Euro zusammenbe-
ommen. Das Wichtige ist, dass es bei den Verkehrs-
nvestitionen langfristig ein hohes Niveau gibt, damit
angfristig geplant werden kann. Das gilt insbesondere
ür die Schiene. Bevor im Bereich Schiene ein Planfest-
tellungsbeschluss vorliegt, bevor Sie große Projekte
msetzen können, vergehen mindestens zwei, wahr-
cheinlich eher drei bis vier Jahre. Wenn Sie solche Pro-
ekte realisieren wollen, sollten Sie langfristig mehr
eld zur Verfügung stellen und dafür sorgen, dass Pla-
ungssicherheit besteht. Die erratische Haushaltspoli-

ik, die Sie betreiben – erst einmal 10 Milliarden Euro,
nd dann schauen wir, ob wir in den Nachverhandlungen






(A) )



(B) )


Jan Mücke
noch 1 Milliarde Euro mehr bekommen –, hilft nieman-
dem in Deutschland.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619019600

Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Ende.


Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1619019700

Eine solche Politik hilft vielleicht Ihrem Wahlkampf,

sie wird am Ende aber nicht dazu führen, dass die Ver-
kehrsinfrastruktur in Deutschland wesentlich verbessert
wird.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619019800

Dem Kollegen Norbert Barthle erteile ich jetzt das

Wort für die CDU/CSU.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1619019900

Verehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! An den An-
fang meiner Ausführungen will ich die wichtigste Bot-
schaft stellen: Der große Gewinner der diesjährigen
Haushaltsberatungen ist der Verkehrsetat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben die Mittel für Investitionen im Etat um ins-
gesamt 1,35 Milliarden Euro erhöht. Davon fließt ein
großer Teil in Investitionen in Verkehrsachsen. Man
muss hinzufügen: Als Haushälter bedauern wir es zwar,
dass wir das Ziel der Konsolidierung unseres Haushaltes
etwas verschieben müssen. Dennoch kann ich diese
neuen Schulden gegenüber der jüngeren Generation gut
vertreten; denn wir schaffen Werte, denn wir investieren
in die Zukunft. Das ist ein Verfahren, das man zu Recht
vertreten kann. Wir Abgeordneten folgen dabei nicht nur
unserer Einsicht und unserer Erfahrung. Nein, wir folgen
auch dem Sachverständigenrat, der explizit gesagt hat:
Für die Verkehrsinfrastruktur sind jetzt Investitionen
auch zulasten neuer Schulden sinnvoll.

Warum investieren wir in den Verkehr?

Ich denke, erstens, weil es klug ist. Minister Tiefensee
hat bereits darauf hingewiesen, dass der Multiplikator-
effekt hier besonders groß ist. Jeder investierte Euro
sorgt für ein Mehrfaches an Wachstum. Mit diesen In-
vestitionen sichern wir Beschäftigung und schaffen
Werte für die Zukunft. Das ist sinnvoll.

Zweitens. Genauso wichtig ist, dass diese Investitio-
nen direkt vor Ort wirken. Beim Bau einer Ortsumfah-
rung zum Beispiel bleiben die Investitionsmittel in der
Region. Dort werden Arbeitsplätze gesichert. Dort wird
die Nachfrage angeschoben. Dort wird der Warenver-
kehr erleichtert. Dienstleistungen können schneller er-
bracht werden. Eines ist sicher: Wo Verkehr ist, da ist
Leben. Es geht darum, dass wir jetzt dort, wo Leben und

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(C (D erkehr sind, die Voraussetzungen dafür schaffen, dass er Wirtschaftskreislauf wieder in Gang kommt. Drittens. Die Verstärkung in diesem Bereich ist eine roßartige Botschaft insbesondere für die Teile unseres andes – Baden-Württemberg wurde schon mehrfach ngesprochen –, in denen erheblicher Nachholbedarf esteht. Ganze Regionen warten schon seit Jahren auf en Bau entsprechender Verkehrsachsen. Wenn ich alein an meine Wahlkreisgemeinde Mögglingen denke, ie seit 50 Jahren von zunehmend unerträglicher werendem Durchgangsverkehr geplagt wird, dann weiß ch, dass Investitionen in solche und ähnliche Projekte ut angelegtes Geld sind. Denn dadurch wird – auch ber die Punkte, die ich bereits angeführt habe, hinaus – ebensqualität geschaffen. Baden-Württemberg hat tatsächlich großen Nachholedarf. Wir haben planfestgestellte Straßenverkehrsmaßahmen mit einem Volumen von rund 1,2 Milliarden uro, aber die notwendigen Baufirmen müssen natürlich orhanden sein. Das ist ein limitierender Faktor. Es ist ichtig und gut, dass jetzt das Notwendige vor dem Wünchenswerten gebaut wird. Da bin ich ganz bei den Entcheidungen des Ministeriums. Viertens. Es ist auch gut und richtig, dass wir von den usätzlichen 2 Milliarden Euro den Löwenanteil, nämich knapp 1 Milliarde Euro, in den Straßenverkehr ließen lassen. Denn dort kann dieses Geld sofort wiren, dort kann schnell gebaut werden. Wir können es uns icht leisten, in Projekte zu investieren, die erst in zwei der drei Jahren realisiert werden können. Wir brauchen risches Geld für Projekte, die jetzt anstehen. Man muss chnell handeln; das ist richtig so. Es gibt für Baden-Württemberg – wenn ich als jeand, der von dort kommt, schon einmal die Gelegen eit habe, zum Verkehrsetat zu sprechen, will ich diese utzen – eine weitere gute Botschaft, die bereits angeprochen worden ist. Das ist die finanzielle Beteiligung es Bundes an Stuttgart 21 und an der Neubaustrecke endlingen–Ulm. Das ist im Haushalt abgesichert. Das ilt dank der Kollegen Kampeter und Königshofen auch ür den Rhein-Ruhr-Express. (Enak Ferlemann [CDU/CSU]: Das haben wir gern gemacht!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as ist gut so; das ist wichtig. Denn damit sind sozusa-
en die Hauptsignale für die Finanzierungsvereinbarung
wischen Stadt, Land, Bund und Bahn auf Grün gestellt.
reie Fahrt ist angezeigt. Damit kann eines der wichtigs-

en Zukunftsprojekte des gesamten Landes zügig in An-
riff genommen werden. Dafür sind uns viele, viele
enschen dankbar,


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt Gegner vor Ort!)


uch wenn die Grünen, Frau Lührmann – Kollege
ermann wird es wahrscheinlich auch noch tun –, im-
er wieder dagegen polemisieren und versuchen, die






(A) )



(B) )


Norbert Barthle
Gegner zu mobilisieren. Natürlich gibt es wie bei jedem
großen Projekt Gegner. Aber dieses Signal ist für ganz
Baden-Württemberg ganz wichtig, weil es sich um ein
Zukunftsprojekt handelt, das für das ganze Land von Be-
deutung ist, nicht nur für Stuttgart.


(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Unsinn!)


Das Gutachten des Bundesrechnungshofes haben
wir sehr wohl zur Kenntnis genommen und auch kritisch
beleuchtet. Es gibt aber auch eine Gegenstellungnahme
der Landesregierung. Ich muss dem Bundesrechnungs-
hof von dieser Stelle sagen, dass er sich an manchen
Stellen etwas verrechnet hat und dass er vielleicht auch
nicht mehr auf dem aktuellsten Stand ist. Zum Beispiel,
Herr Kollege, sind die Stahlpreise inzwischen ähnlich
abgestürzt wie die Ölpreise. Würde man es jetzt berech-
nen, käme man auf ganz andere Kosten. Deshalb muss
man das alles in einem größeren Gesamtzusammenhang
sehen. Das heißt, eine kurzfristige betriebswirtschaftli-
che Betrachtung, bei der man allein die eingesparte
Fahrzeit oder ähnliche Parameter misst, wird diesem
Verkehrsprojekt nicht gerecht. Man muss es volkswirt-
schaftlich beleuchten. Aus volkswirtschaftlicher Be-
trachtung ist das eines der wichtigsten Projekte für ganz
Baden-Württemberg. Wir Baden-Württemberger sind
dem Bund, diesem Hohen Hause und Verkehrsminister
Tiefensee sehr dankbar, dass jetzt grünes Licht gegeben
wird.

Deshalb bin ich der Auffassung – ich komme zum
Schluss –: Mit diesem Etat wird der Verkehr zu einem
der wichtigsten Treiber für die wirtschaftliche Stabilisie-
rung Deutschlands. Sie, Herr Minister, haben eine groß-
artige Chance und eine großartige Verantwortung zu-
gleich, dies entsprechend umzusetzen und einen Beitrag
zu leisten, dass es mit uns wirtschaftlich wieder aufwärts
geht. Wir vertrauen Ihnen und empfehlen Zustimmung
zum Einzelplan.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619020000

Die Kollegin Dorothée Menzner ist die nächste Red-

nerin für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619020100

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Wir, die Linken, zitieren die EU-Kommission nicht
sehr oft. Wenn sie recht hat, kann man sie aber einmal zi-
tieren. Gestern war der Süddeutschen Zeitung zu entneh-
men – ich zitiere –:

Um Unternehmen und Arbeitsplätze zu retten, emp-
fiehlt die EU-Kommisson den Mitgliedsländern,
die Steuern massiv zu senken und die Staatsausga-
ben zu steigern.

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(C (D er größte Widerspruch dagegen komme von der Bunesregierung. Die Zahl der Wirtschaftswissenschaftler, ie fordern, die Wirtschaft anzukurbeln, um die Konunktur am Laufen zu halten und sie nicht abstürzen zu assen, steigt. Sie schlagen zwei Instrumente vor: erstens die Erhöung des verfügbaren Einkommens der unteren Einkomensgruppen und zweitens Investitionen in Infrastruk urprojekte. Hierfür ist der Verkehrsetat prädestiniert, nd er gibt – das muss ich zugeben – positive Signale; enn sein Volumen wird erhöht. Dennoch ist die Schwerunktsetzung falsch. Es wurde schon mehrfach erwähnt, dass viel zu viele berdimensionierte und zweifelhafte Großprojekte in illiardenhöhe durchgeführt werden: der Hyper-U-Bahn of Stuttgart 21, die Y-Trasse als Rennbahn durch die üneburger Heide mit zweifelhaftem Nutzen für den Ha enhinterlandverkehr, (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Quatsch! Das stimmt doch gar nicht! Das ist ja wohl ein Witz!)


ie ICE-Piste unter dem Thüringer Wald, vom Berliner
tadtschloss und der Kfz-Steuer-Befreiung, die in die
alsche Richtung geht und nicht die richtigen Anreize
etzt, ganz zu schweigen.

Was ist stattdessen zu tun? Engpässe im Schienengü-
erverkehr müssen dringend beseitigt werden; in aktuel-
en Studien heißt es, dass es einen akuten Mangel an
bstellgleisen in einer Größenordnung von rund 60 Ki-

ometern gibt. Knotenbahnhöfe im Güterverkehr sind
ringend auszubauen. Die Zahl der Lkw-Rastanlagen an
utobahnen ist zügig dem gestiegenen Lkw-Aufkom-
en anzupassen;


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Das sind alles Projekte des Bundesverkehrsministers! – Patrick Döring [FDP]: So etwas Verlogenes! Ihre Leute sind doch bei der Y-Trasse dagegen! Was erzählen Sie denn da?)


eder, der nachts einmal auf der A 2 unterwegs war,
eiß, wovon ich rede.

Schäden an Autobahnbrücken sind zu beheben. Die
nstrengungen zum Lärmschutz sind deutlich zu ver-

tärken. Wir brauchen kleinteilige Projekte, keine
roßprojekte. Bahn und öffentlicher Nahverkehr müssen

usgebaut und Mobilitätsbarrieren beseitigt werden;
azu gehört auch, dass der Eisenbahnfernverkehr dort,
o er in den letzten Jahren abgebaut wurde, wiederbe-

ebt werden muss.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Infrastruktur muss für die Zukunft fit gemacht
erden. Dabei müssen die Bedingungen der globalen
elt und der knapper werdenden Ressourcen berück-

ichtigt werden. Nur so können wir die von uns allen im-
er wieder formulierten Ziele der Minimierung des
O2-Ausstoßes und des Klimaschutzes erreichen.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dorothée Menzner
Eine gute Infrastruktur, die die Bedürfnisse der Men-
schen erfüllt, ist auch für die Volkswirtschaft von mor-
gen unerlässlich.

In Zeiten, in denen wir in den Abgrund einer von pro-
fitgeilem Kapital angezettelten Weltkrise blicken, ist die
Linke nicht dagegen, für Verkehrsprojekte Geld auszu-
geben,


(Enak Ferlemann [CDU/CSU]: Sehr gut!)


auch viel Geld auszugeben. Wir wollen aber, dass dieses
Geld nicht von Mammutprojekten mit zweifelhaftem
Nutzen verschlungen wird.

Das eingesetzte Geld muss mehrere Stationen der
Volkswirtschaft durchfließen, damit es vielen Menschen
nützt, nicht nur wenigen Konzernen.


(Beifall bei der LINKEN)


Das eingesetzte Geld muss nachhaltige Wirkungen ha-
ben; es muss zur Schaffung sicherer Arbeitsplätze beitra-
gen und ökologisch nachhaltig wirken. Mit dem einge-
setzten Geld müssen wir auch deutlich machen, dass wir
unseren Auftrag, uns um die Daseinsvorsorge zu küm-
mern, ernst nehmen und verstanden haben.

Ich danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619020200

Winfried Hermann spricht jetzt für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.


Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619020300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, es ist nicht klug,
dass die Große Koalition die Kritik der Opposition als
Nörgelei abtut;


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Patrick Döring [FDP])


das haben Sie in Ihren heutigen Reden allerdings immer
wieder getan. Auch eine Regierung kann nämlich durch
die Argumente einer guten Opposition besser werden.
Auffällig ist, dass einige Probleme sowohl von Ihnen als
auch von uns, obwohl wir in vielen Punkten auch unter-
schiedlicher Meinung sind, wahrgenommen werden.

Erstens zur Finanzierung der Infrastruktur. Wir er-
kennen an, dass dafür im nächsten und im übernächsten
Jahr jeweils 1 Milliarde Euro mehr zur Verfügung ge-
stellt wird. Eines darf man aber nicht übersehen: Diese
Erhöhung der Mittel um 1 Milliarde Euro pro Jahr ist in
Anbetracht der Unterfinanzierung des Bundesverkehrs-
wegeplanes und der Preissteigerungen, die bei Baupro-
jekten zu beobachten sind, nicht wirklich eine Steige-
rung. Das muss man zur Kenntnis nehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Zweitens zu den verschiedenen Projekten. Ein Kol-
lege hat gesagt: Wir verschönern die Bahnhöfe, wir
bauen neue Strecken, wir betreiben Klimaschutz und

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(C (D ärmschutz usw. – Schauen Sie sich nur einmal das roßprojekt Stuttgart 21 und die Neubaustrecke Stuttart–Ulm an. Alleine diese beiden Großprojekte haben inen Umfang von mehr als dem Zehnfachen von dem, as Sie in den zwei Jahren drauflegen. (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Von welcher Zeitachse reden Sie denn? Zwei Jahre oder zehn Jahre? Mein Gott!)


as heißt, im selben Augenblick, in dem Sie sagen, dass
ie vorankommen und die Zahl der Projekte verringern
ollen, stoßen Sie noch zwei Großprojekte an, was nur
azu führt, dass alles andere noch langsamer realisiert
ird. Das ist doch die Wahrheit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Wir sind ja nicht gegen Stuttgart 21, weil wir etwas
egen die Bahn oder gegen eine Modernisierung haben,
ondern weil wir einfach sehen, dass ein funktionieren-
er Bahnhof mit unglaublich viel Geld von oben nach
nten verlegt werden soll, wodurch ein unterirdischer
ngpass gebaut wird, den man anderswo beseitigen
öchte.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das Gegenteil!)


er Bahnhof ist anschließend so groß wie der Cannstat-
er Bahnhof und kleiner als der Karlsruher Bahnhof als
ergleichbarem Bahnhof. Das ist doch der Unsinn. Es
ringt für das Netz nichts. Insofern ist das gesamtwirt-
chaftlich unsinnig. Deswegen lehnen wir das ab.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Unbelehrbar!)


Ich will dazu jetzt nichts mehr sagen, sondern auf-
rund der Kürze meiner Redezeit noch ein ganz anderes
hema ansprechen, nämlich Klimaschutz und Auto-
erkehr.

Herr Minister, Sie haben, wie übrigens auch die
anzlerin, vor einem guten Jahr nach dem Meseberg-
eschluss hier verkündet, was Sie alles tun werden, um
as Autofahren klimafreundlicher zu machen. Dazu ha-
en gehört: neue CO2-Grenzwerte auf europäischer
bene, eine Effizienzauszeichnung mit Ampeln usw., so-
ass die Bürger wissen, welches Auto sie kaufen kön-
en, welches klimafreundlich ist, und die Umstellung
er Kfz-Steuer auf CO2-Basis. Von diesen drei zentralen
unkten Ihres Klimaschutz- und Energieprogramms ist
ach einem Jahr nichts, aber auch gar nichts übrig. Das
st angesichts der Tatsache, dass wirklich etwas zu tun
st, verheerend.

Ich komme zu dem, was Sie in dem Zusammenhang
irklich beschlossen haben, nämlich zur Aussetzung
er Kfz-Steuer für zwei Jahre bei dem Neukauf eines
utos. Das ist sozusagen Ihre Klimaschutzantwort.

Jetzt spreche ich die Genossen und die Freunde der
acharbeiter an: Sie sorgen für eine Steuerbefreiung,
urch die der Käufer eines teuren spritfressenden Wa-
ens wie der Audi Q7 – wie wir alle wissen, kostet er
0 000 Euro aufwärts – von 3 600 Euro Kfz-Steuer in






(A) )



(B) )


Winfried Hermann
zwei Jahren befreit wird, während der Käufer eines klei-
nen Smarts, eines kleinen Toyota-Aygos oder eines an-
deren spritsparenden Kleinwagens zusammengerechnet
auf vielleicht 300 Euro Steuerbefreiung kommt. Das ist
Ihre sozial verträgliche Klimaschutzpolitik. Das ist doch
absurd. Das ist Absurdistan.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Dass Sie dann auch noch stolz darauf sind, dass Sie
diese Maßnahme korrigiert haben, kann ich gar nicht
mehr nachvollziehen, weil Sie bei einer völlig vermurks-
ten, mistigen Regelung, die weder ökonomisch der Au-
tomobilindustrie etwas bringt noch ökologisch dem Kli-
maschutz hilft, nur die entsprechende Frist verkürzt
haben. Sonst haben Sie aber nichts korrigiert.

Sie haben das, was Sie in diesem Bereich wollten,
letztendlich gar nicht getan, sondern stattdessen noch
eine Maßnahme durchgeführt, mit der all das konterka-
riert wird, was Sie bisher erzählt haben. Das ist wirklich
eine Schande für Sie und Ihre Klimaschutz- und Ver-
kehrspolitik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619020400

Klaus Hofbauer spricht jetzt für die CDU/CSU-Frak-

tion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Klaus Hofbauer (CSU):
Rede ID: ID1619020500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen

und Kollegen! Wir werden uns das nicht kleinreden las-
sen: Mit 11,2 Milliarden Euro für die Verkehrsinfra-
struktur wird ein Rekordhaushalt aufgestellt, und wir
sind gemeinsam stolz darauf, dass wir dies bei diesen
Haushaltsberatungen erreicht haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich bedanke mich bei dieser Gelegenheit auch bei unse-
rer Bundeskanzlerin und beim Bundeswirtschaftsminis-
ter, die entscheidend dazu beigetragen haben, dass für
die Verkehrsinfrastrukturprogramme pro Jahr 1 Mil-
liarde Euro mehr zur Verfügung gestellt werden kann.

Erlauben Sie mir, auch festzustellen, dass für mich
zwei Dinge dafür entscheidend sind, dass wir in diese
Verkehrsinfrastruktur investieren:

Erstens. Durch diese Investitionen in die Verkehrsin-
frastruktur fördern wir die dringend notwendige Mobili-
tät. Wir leisten damit einen wesentlichen Beitrag dafür,
den Zuwachs des Verkehrs – insbesondere des Güter-
verkehrs – zu bewältigen.

Zweitens. Mit diesen Investitionen sichern wir
Arbeitsplätze. Durch Verkehrsinvestitionen werden Ar-
beitsplätze geschaffen und gehalten. Ich glaube, das ist
in der heutigen Zeit von ganz großer Bedeutung.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Es verdienen nämlich nicht nur einige Bauunterneh-
er. Schauen Sie sich zum Beispiel an, wie der Mittel-

tand vom CO2-Gebäudesanierungsprogramm profi-
iert. Gehen Sie doch zu unseren Elektromeistern und zu
enen, die Sanierungsmaßnahmen im Wohnungsbereich
urchführen. Hier gibt es doch einen Auftragsboom; die
enschen nehmen diese Maßnahmen an und sind vor al-

en Dingen bereit, zu investieren. Das ist ein Beitrag zur
chaffung von Arbeitsplätzen und zum Klimaschutz in
er Bundesrepublik Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Es wurde gesagt, wir würden nur Konzerne und Groß-
rojekte fördern. Diese Große Koalition bemüht sich um
roßprojekte, aber zum Beispiel auch um den öffentli-

hen Nahverkehr. Hier gibt es eine optimale Lösung;
ier erreichen wir einiges. Das zeigt, dass wir auf einem
uten Weg sind.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619020600

Herr Kollege, möchten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Günther zulassen?


Klaus Hofbauer (CSU):
Rede ID: ID1619020700

Ja.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619020800

Bitte schön.


Joachim Günther (FDP):
Rede ID: ID1619020900

Kollege Hofbauer, Sie haben das CO2-Gebäudesanie-

ungsprogramm angesprochen und gesagt, der Gesamt-
aushalt sei gut. Wenn Sie am Beispiel dieses Pro-
ramms das zugrunde legen, was der Bundesminister
esagt hat, nämlich dass mit 1 Euro 8 Euro angestoßen
erden, dann zeigt sich, dass allein durch die Mehrwert-

teuer mehr eingenommen wird, als Sie ausgeben. Wa-
um begrenzen Sie dann die Investitionen in dieses Pro-
ramm?


Klaus Hofbauer (CSU):
Rede ID: ID1619021000

Die meisten der Kolleginnen und Kollegen kommen

us der Kommunalpolitik und sind dort zum Teil nach
ie vor verankert.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das sind die Besten!)


Das sind die Besten, das gebe ich zu; schließlich bin
ch seit 40 Jahren im Stadtrat.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Gratulation!)


ls Kommunalpolitiker sehen wir, wie sich die Initiati-
en, die wir im Bundestag beschließen, bei den Men-
chen vor Ort, in den Kommunen, konkret auswirken.
ie dürfen nicht nur das CO2-Gebäudesanierungspro-
ramm sehen, sondern müssen die Maßnahmen, die der
err Minister angesprochen hat, insgesamt betrachten.






(A) )



(B) )


Klaus Hofbauer
Das ist eine Palette von verschiedenen Initiativen, die
sich positiv auswirken. Deswegen bleibe ich bei meiner
Feststellung: Das CO2-Gebäudesanierungsprogramm ist
ein Erfolgsprogramm.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Meine Damen und Herren, erlauben Sie mir eine Be-
merkung zum Bereich der Schiene. Es tut uns leid – ich
teile hier die Auffassung vom Herrn Minister –, dass der
Börsengang momentan nicht sinnvoll ist. Aber was zum
Beispiel die Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung
anbelangt, ist bisher hervorragende Arbeit geleistet wor-
den. Ich bedanke mich bei Ihnen, Herr Beckmeyer, Herr
Dr. Friedrich, Herr Ferlemann, die Sie mit dem Ministe-
rium einen Weg aufgezeigt haben, auf dem wir Politiker
erstmals die Möglichkeit haben, noch mehr bei der Ge-
staltung der Investitionen in die Bahn mitzuwirken.


(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Noch mehr“! Ist ja unglaublich!)


Ich glaube, dass wir hier auf einem guten Weg sind,
wenn wir politisch Einfluss darauf nehmen, wie die
2,5 Milliarden Euro umgesetzt werden.

Herr Kollege Mücke, ich gebe Ihnen recht, und ich
möchte das als zentrale Forderung für uns alle aufstellen:
Wir haben einen Rekordhaushalt; aber dieser wird nichts
nutzen, wenn wir die Summe nicht verstetigen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir müssen sie über das Jahr 2011 hinaus verstetigen,
und zwar im Interesse der Planungsbehörden und der
Bauten. Sie können nicht für ein Jahr 1 Milliarde Euro
dazulegen und im nächsten Jahr wieder 1 Milliarde Euro
wegnehmen. Das können wir uns nicht leisten. Das
heißt, wir müssen und werden miteinander darum kämp-
fen, dass die hohe Verkehrsinvestition – ich gebe Ihnen
recht, dass hier sicherlich das eine oder andere noch ge-
schehen muss und dass wir einen gewissen Nachholbe-
darf haben – verstetigt wird. Dabei möchte ich auch er-
wähnen, dass wir – der Kollege Barthle hat es gesagt –
bratfertige Projekte vorliegen haben. In Bayern sind es
Projekte in Höhe von mehreren Hundert Millionen Euro,
die wir sofort starten können. Hinzu kommt, dass wir
Verkehrsinvestitionen in die Sanierung von Brücken
usw. tätigen, die sofort umgesetzt werden können.

Erlauben Sie mir eine Bemerkung zu den Mautein-
nahmen. Wir sind uns sicherlich einig, dass die gezoge-
nen Einnahmen richtig sind


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Nein, falsch! Sie kosten jede Menge Arbeitsplätze!)


und dass wir hier auf dem richtigen Weg sind. Aber ei-
nes möchte ich sagen: Die Spediteure haben gewusst,
was auf sie zukommt.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Quatsch!)


– Lassen Sie mich doch den Satz vollenden. – Aber wir
sollten die Probleme, die die Spediteure zurzeit haben,
ernst nehmen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Es darf nicht das Ziel der Politik sein, dass für die pediteure die deutschen Verkehrszeiten nicht mehr gel en. Deswegen müssen wir diese Themen aufgreifen. Es ibt dazu einiges zu sagen. Erlauben Sie mir noch eine Bemerkung zum Thema reitbandversorgung. Der Kollege Kalb hat es bereits ngesprochen. Für mich ist das ein zentrales Thema. rüher stand der Bau von Autobahnen im Vordergrund. atürlich ist eine Autobahn notwendig, aber eine attrak ive Breitbandversorgung auch im ländlichen Raum ist ür die Lebensqualität von entscheidender Bedeutung. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Die Breitbandversorgung ist ein Thema, das nicht nur
ie Wirtschaft angeht. Jede Familie ist auf Breitbandver-
orgung angewiesen. In Zukunft wird ein Bürgermeister
einen Bauplatz mehr verkaufen können, der keine
reitbandversorgung bietet.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Lassen Sie mich zusammenfassen: Es ist für mich von
ntscheidender Bedeutung, diesen hohen Ansatz zu ver-
tetigen. Ich halte es für wichtig, die Wirtschaft und hier
nsbesondere den Mittelstand in den Mittelpunkt zu stel-
en. Ich glaube, wir können feststellen, dass wir mit dem
inzelplan 12 einen Superhaushalt haben. Darauf kön-
en wir stolz sein. Wir werden ihn miteinander erfolg-
eich umsetzen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619021100

Ich gebe jetzt dem Kollegen Uwe Beckmeyer für die

PD-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Uwe Beckmeyer (SPD):
Rede ID: ID1619021200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Es ist schon fast alles gesagt worden,


(Heiterkeit)


leichwohl, so ist mein Eindruck, von einigen Opposi-
ionsrednern noch nicht.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Geben Sie uns doch Ihre Redezeit! Das wäre konsequent! – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie können noch mal zusammenfassen!)


Deutschland ist die viertgrößte Volkswirtschaft der
elt und die größte innerhalb der Europäischen Union.

ch glaube, wir haben allen Grund, dafür zu sorgen, dass
as, was diese Volkswirtschaft am Laufen hält – nämlich
ie Verkehrsinfrastruktur –, in einem ausgesprochen
uten Zustand ist. Ich denke, dass der Bundesverkehrs-
inister und die für die Verkehrsinfrastrukturpolitik Ver-

ntwortlichen in diesem Hause sich dessen immer be-
usst sind. Wir kämpfen um hohe Investitionen und






(A) )



(B) )


Uwe Beckmeyer
haben erreicht – die Kollegen der Großen Koalition ha-
ben darauf hingewiesen –, dass im Haushaltsjahr 2009
eine überaus große Investitionssumme den Haushalt
schmückt. Das ist gut, und das ist eine grundsätzlich
richtige Voraussetzung.

Wenn wir jetzt gleichzeitig darum ringen, dass wir
auch mit dem Verkehrshaushalt einen Schutz vor der
Krise erreichen, die auf uns zukommt, und die Arbeits-
plätze schützen wollen, dann geht es insbesondere da-
rum, dass wir mit diesem vielen Geld möglichst viel be-
wirken. Was bedeutet das für die Ausgabe der vor uns
liegenden Projekte? Es geht darum, dass wir die Pro-
jekte identifizieren, die schon laufen, und dass wir sie
dazu bringen, noch schneller zu laufen, und vorziehen,
was vorgezogen werden kann. Das sind schon alles plan-
festgestellte Projekte. Es geht auch darum, die Projekte,
die schon planfestgestellt sind und vielleicht erst im
übernächsten Jahr anlaufen würden, vorzuziehen.

Diese Aufgabenstellung sehen der Bund und die
obersten Verkehrsbehörden der Länder für das Jahr 2009
auf sich zukommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Das ist, denke ich, unsere Aufgabe, die wir jetzt zu leis-
ten haben.

Das bedeutet, dass für den Verkehr, den Tiefbau und
den Hochbau in der Bundesrepublik Deutschland, die
Gebäudesanierung, das Handwerk, aber auch das produ-
zierende Gewerbe ein großer Schub kommen wird, der
aber auch verkraftet werden muss. Wir müssen alles tun,
dass diese Aufgaben so zügig und exakt umgesetzt und
unserer Wirtschaft zugeführt werden, dass wir am Ende
des Jahres 2009 feststellen können, die 11 Milliar-
den Euro für Investitionen sind vollständig ausgegeben
und haben den größtmöglichen Effekt erreicht. Das ist
unser Ziel für das kommende Jahr.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich will einige Beispiele nennen, weil man nicht nur,
wie es die Opposition heute teilweise gemacht hat, kriti-
sieren, sondern auch darüber nachdenken sollte, was
man mit den Mitteln Sinnvolles anfangen kann. Es gilt
nicht nur die Bauinvestitionen zu berücksichtigen, son-
dern auch das, was der Umweltminister und der Ver-
kehrsminister in der letzten Woche vorgestellt haben.
Das eröffnet dem Verkehr, aber auch der Industrie eine
Zukunftsperspektive. Stichwort Elektromobilität: Wir
müssen das Thema Elektromobilität so puschen – hier
sind der Bundesverkehrsminister und der Bundesum-
weltminister hochgradig engagiert –, dass unsere Auto-
mobilindustrie rechtzeitig – vielleicht noch zügiger als
bisher geplant – in die Lage versetzt wird, Elektrofahr-
zeuge in Deutschland auf den Markt zu bringen. Das
lässt die Arbeitsplätze in dieser Branche krisenfester
werden als bisher. Die Brennstoffzellentechnologie ist
ein weiteres wichtiges Thema.

Der Haushalt enthält auch kleine Positionen, die ich
dennoch erwähnen möchte, weil sie für ganz bestimmte
Branchen wichtig sind. Thema Binnenschiffflotte: Wir

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(C (D ördern zum Beispiel Doppelhüllenschiffe, die auf unseen Kanälen fahren. Wir machen den Verkehr so sicheer, egal ob es um die Tankschifffahrt oder um Stückgutrachter geht. Das alles ist wichtig und wesentlich. Ich habe in meinen letzten Reden häufig darauf hinewiesen, dass wir uns um die Akzeptanz des Verkehrs ümmern müssen, zum Beispiel um den Lärmschutz am erät der Bahn, entlang der Autobahnstrecken und des ahnnetzes. Das ist weiterhin ein ganz wesentliches hema und wird in unserem Haushalt gut abgebildet. Mich erfreut außerdem, dass es uns gelungen ist, im ahmen des CO2-Gebäudesanierungsprogramms eien Programmteil zu verstärken, der von strukturund teuereinnahmenschwachen Gemeinden genutzt werden ann. Nicht nur Darlehen, sondern auch Zuschüsse spieen hier eine Rolle; denn solche Gemeinden können sich icht weiter verschulden und müssen dennoch dringend n den Genuss der Vorteile des CO2-Gebäudesanierungsrogramms kommen, egal ob es um städtische Einrichungen oder Sportstätten geht. Es ist wichtig, dass wir as Programm so gestalten, dass auch finanzschwache emeinden mit Bundesund Landesmitteln ausgestattet erden können, um ihre Projekte vor Ort zu realisieren. Da ich noch ein paar Minuten Zeit habe, möchte ich uf das eine oder andere, was seitens der Opposition geagt wurde, eingehen. Frau Menzner, Sie haben von eier falschen Projektsetzung gesprochen. Das kann ich berhaupt nicht nachvollziehen. Auch andere Kollegen aben das Projekt Stuttgart 21 angesprochen. Wir sind ier nicht im baden-württembergischen Landtag. (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist das teuerste Projekt der Republik!)


(Beifall bei der SPD)


nsere Aufgabe ist, die Projektkosten, die bei der Er-
üchtigung der Strecke ohnehin anfallen, zu tragen.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weit mehr! Viel mehr!)


enn Sie anderer Meinung sind, empfehle ich, sie im
aden-württembergischen Landtag zu artikulieren. Der
undestag ist jedenfalls die falsche Adresse.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir geben das Geld aus!)


as Land ist für das Projekt verantwortlich. Die Kom-
une Stuttgart will dieses Projekt. In einer Demokratie
üssen Sie dies akzeptieren.
Es ist wichtig, hier nicht Wahlkampf zu machen, Herr
ücke. Wir müssen im Rahmen der Infrastrukturvor-

aben für sichere Straßen, intakte Autobahnen und sa-
ierte Fernstraßen sorgen. Hier wird nicht nur ein Spa-
enstich ausreichen. Vielmehr muss eine Bauleistung
rbracht werden, und zwar möglichst rasch. Wenn plan-
estgestellte Projekte begonnen werden, dann ist das gut,
gal ob in Ihrem Wahlkreis oder im Wahlkreis anderer
ollegen. Das hat aber nichts mit Wahlkampf zu tun.
ielmehr wird mit einem notwendigen Projekt begon-
en, für das wir alle gemeinsam gestritten haben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Uwe Beckmeyer
Was wir haben, ist ein echtes Konjunkturpro-
gramm; denn alles, was wir ausgeben, wirkt ganz ge-
zielt auf eine große Branche.

Gleichzeitig ist es uns mit Unterstützung des Bundes-
rates gelungen, die Mautmittel für das Jahr 2009 parla-
mentsfest zu machen. Ich denke, das ist ein großer Vor-
teil, weil uns die Mauteinnahmen auf diese Weise für
den Haushalt 2009 zur Verfügung stehen. Wenn man all
dies zusammennimmt, kann man schlussendlich einen
relativ guten und wohldotierten Haushalt für die Jahre
2009 und 2010 erwarten.

Bei welchem Verkehrspolitiker kommen Initiativen,
dies zu verstetigen, nicht gut an? Ich denke, dass sie bei
uns allen gut ankommen. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu
sorgen, dass wir auch in den kommenden Jahren der Fi-
nanzplanung einen gut dotierten Bundesverkehrshaus-
halt vorfinden. Die Sozialdemokraten jedenfalls werden
dafür streiten, damit dies auch in Zukunft der Fall ist.

Recht herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619021300

Zum Ende der Debatte spricht der Herr Kollege

Arnold Vaatz für die CDU/CSU.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1619021400

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! In einer Situation, in der man damit rechnen
muss, dass die Nachfrage infolge der Finanzkrise schlag-
artig wegbricht, ist es sicher richtig, wenn die öffentliche
Hand ihre Nachfrage forciert. Das hat sie in diesem Fall
getan. Sie hat es sogar in erheblichem Maße getan. Al-
lerdings sollte uns allen angesichts der Tatsache, dass
wir die neu zustande kommende Nachfrage ausschließ-
lich durch Verschuldung erzeugen, ein kleines bisschen
unwohl sein. Wir sollten uns daran erinnern, dass das,
was Keynes als erste Phase beschrieben hat, in der Welt
sehr oft praktiziert worden ist. Die zweite Phase, die Re-
finanzierung, ist allerdings fast nie eingetreten.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben Sie auch nicht gemacht!)


Das sollte man einfach als nachdenkenswerten Hinweis
aus dieser Debatte mitnehmen.

Jetzt komme ich auf die Bemerkung des Herrn Kolle-
gen Mücke zu sprechen. Herr Kollege Mücke, ich
möchte Ihnen fast Punkt für Punkt recht geben.


(Beifall des Abg. Patrick Döring [FDP])


– Ich habe gesagt: fast. Klatschen Sie nicht zu früh. – Sie
sagen: Die Baupreise sind viel schneller gestiegen als
der Aufwuchs unserer Infrastrukturhaushalte. Selbst-
verständlich haben wir Projekte en masse. Wir könnten
eigentlich aus dem Vollen schöpfen und sofort alles um-
setzen. Eigentlich brauchten wir aber viel mehr. Ich bin
auch der Meinung, dass wir für die Infrastrukturhaus-
halte mehr Geld aus dem Bundeshaushalt benötigen.

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(C (D Herr Mücke, gleichzeitig verlangt Ihre Partei eine teuersenkung. Das bedeutet, dass das Deckungsdefizit unächst einmal größer und nicht kleiner wird. Das Vaanquespiel, das wir auf diese Weise beginnen, wird für ns damit noch unkalkulierbarer. Wir sollten zu einer realistischen Politik kommen. as heißt, dass wir das, was wir ausgeben, durch Einahmen so stark wie möglich abdecken müssen. Das ist ie große Zukunftsaufgabe. Erstens müssen wir unsere nfrastrukturhaushalte vergrößern; dies gilt insbesondere ür Ostdeutschland, wo die Lücken noch am größten ind. Zweitens müssen wir für eine wesentlich bessere eckung durch Einnahmen sorgen. Es wäre uns sehr ieb, wenn der größte Anteil dieser vermehrten Deckung urch Einnahmen aus einer florierenden Wirtschaft äme. Lassen Sie uns alles dafür tun. Genau in diese Richtung geht unser Haushalt. Ich inde es großartig, dass es in der Bereinigungssitzung öglich war, 2 Milliarden Euro aufzusatteln, und zwar ür das nächste und das übernächste Jahr. Allerdings ollten wir es nicht nur bei Lückenschlussplänen belasen. Lückenschlüsse sind zum Beispiel im Autobahnbeeich notwendig. Wir brauchen auch noch eine ganze enge von Ortsumgehungen in Ostdeutschland. Aber es gibt einen großen Mangel. Darüber sollten ir uns in diesem Haus einmal intensiver unterhalten nd nicht immer nur am Rande. Das ist die Tatsache, ass eine leistungsfähige Nord-Süd-Verbindung in eutschland, nämlich die Rhein-Schiene, zu wenig für as wiedervereinigte Deutschland ist. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir brauchen ein Konzept und eine langfristige Pla-
ung in Übereinstimmung mit den Planungen der Euro-
äischen Union für einen zweiten leistungsfähigen
ord-Süd-Korridor, der die Ostsee mit den Ländern
ecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg, Sach-

en, Thüringen und Sachsen-Anhalt verbindet und eine
rschließungswirkung für Ostdeutschland entfaltet. Das
äre nämlich etwas, was die Wirtschaft selbst täte und
as wir nicht Schritt für Schritt finanzieren müssten.
iese Erschließungswirkung kennen wir von anderen
ord-Süd-Verbindungen, die in der Bundesrepublik
eutschland die Stärke des Westens erzeugt haben.

Das ist umso wichtiger, als im Augenblick die chinesi-
chen Schifftransporte durch den Suezkanal, soweit sie
icht von Piraten gekapert werden, in das Mittelmeer über
ie Straße von Gibraltar an der Bretagne vorbei nach Rot-
erdam führen. Wenn aber der Hafen Koper in Slowenien
ls leistungsfähiger Abnehmer infrage kommt und eine
bleitung nach Norden durch eine leistungsfähige Schie-
en-Meer-zu-Meer-Verbindung stattfände, dann hätten
ir eine tolle Verkürzung dieser wichtigen Verkehrsader.
ir hätten eine Erschließungslinie für Ostdeutschland

nd für ganz Osteuropa, die für uns einen existenziellen
ang haben könnte.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Arnold Vaatz
Ich kann Sie, Herr Minister Tiefensee, nur auffordern:
Bitte, kümmern Sie sich darum, verstolpern Sie nicht die
Möglichkeit, werden Sie in Brüssel vorstellig, und sor-
gen Sie dafür, dass dieser Gedanke bei der Revision der
transeuropäischen Netze aufgenommen wird!


(Beifall bei der CDU/CSU)


Gestatten Sie mir noch ein Wort in Bezug auf die Be-
reinigungssitzung. Ich freue mich besonders, dass es ge-
lungen ist, Gelder für ein Denkmal für die Freiheit und
Einheit Deutschlands in Leipzig lockerzumachen. Ich
hoffe, dass es uns gelingt, mit diesem Denkmal ein Sym-
bol für einen der wichtigsten und entscheidendsten Mo-
mente in der europäischen Geschichte nach dem Zweiten
Weltkrieg in Leipzig zu installieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Menschen warten auf dieses Signal der Bundesrepu-
blik Deutschland. Sie haben es verdient, und wir sollten
es machen.

Ganz herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619021500

Damit schließe ich die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Einzel-
plan 12 – Bundesministerium für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung – in der Ausschussfassung. Hierzu lie-
gen zwei Änderungsanträge der Fraktion Die Linke vor,
über die wir zuerst abstimmen.

Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Druck-
sache 16/11062? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
Der Änderungsantrag ist bei Zustimmung der einbrin-
genden Fraktion, Enthaltung der Fraktion Bündnis 90/
Die Grünen und Ablehnung des übrigen Hauses abge-
lehnt.

Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Druck-
sache 16/11063? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
Der Änderungsantrag ist mit dem gleichen Stimmenver-
hältnis abgelehnt wie vorher.

Wer stimmt für den Einzelplan 12 in der Ausschuss-
fassung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Da-
mit ist der Einzelplan mit den Stimmen der Koalition ge-
gen die Stimmen der Opposition angenommen.

Ich rufe jetzt Tagesordnungspunkt II.15 auf:

Einzelplan 10
Geschäftsbereich des Bundesministeriums für
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher-
schutz

– Drucksachen 16/10423, 16/10424 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Georg Schirmbeck
Ernst Bahr (Neuruppin)

Jürgen Koppelin
Roland Claus
Alexander Bonde

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(C (D Zum Einzelplan 10 liegen ein Änderungsantrag der raktion Die Linke sowie ein Änderungsantrag der Frak ion Bündnis 90/Die Grünen vor. Zwischen den Fraktionen ist eine Debattenzeit von ineinviertel Stunden vorgesehen worden. – Damit sind ie offensichtlich einverstanden. Dann ist so beschlosen. Ich erteile das Wort zur Beginn der Debatte dem Kolegen Jürgen Koppelin und grüße alle Besuchergruppen anz herzlich. (Beifall bei Abgeordneten der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Vereinzelter Applaus bei der FDP!)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1619021600

Frau Präsidentin, Sie sind anscheinend sehr gut infor-

iert. Ich glaube, auf der Besuchertribüne sitzt auch eine
esuchergruppe des Kollegen Kampeter.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619021700

Deswegen habe ich alle Besuchergruppen begrüßt

nd nicht nur Ihre, Herr Koppelin.


(Heiterkeit und Beifall)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1619021800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

assen Sie mich eine Vorbemerkung machen: Wer die
inzelnen Beratungen zu den Etats, auch die zum Ver-
ehrsetat eben, den ganzen Nachmittag verfolgt hat, der
tellt etwas teilweise Erschreckendes fest: dass das Bun-
eskanzleramt an diesen Etats anscheinend überhaupt
icht interessiert ist. Es ist nicht ein Vertreter des Bun-
eskanzleramtes da, und das trotz seiner starken Beset-
ung. Man verlangt nicht, dass die Kanzlerin da ist, aber
umindest einer der Staatsminister. Frau Präsidentin, das
ollte auch im Ältestenrat einmal angemerkt werden.
as ist ein Vorgang, der nicht in Ordnung ist.


(Beifall bei der FDP – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Heute Vormittag war von den Ländern auch keiner da!)


ber das mag auch ein bisschen ein Symbol für das Inte-
esse des Kanzleramtes an einzelnen Etats sein.

Frau Ministerin, Gratulation, dass Sie seit kurzem Mi-
isterin sind. Ich denke, Sie werden zu den Freien De-
okraten immer ein sehr gutes Verhältnis pflegen. Das
ag daran liegen, dass die FDP durch einen sensationel-

en Erfolg in Bayern nun in der Koalition ist. Der frühere
inister Seehofer wurde Ministerpräsident, und dadurch

ind Sie – eigentlich durch die FDP – Ministerin gewor-
en.


(Beifall bei der FDP)


ir gratulieren und hoffen, dass wir ein gutes Verhältnis
ueinander pflegen können.


(Zurufe von der CDU/CSU: Na, na! – Herr Kollege!)







(A) )



(B) )


Jürgen Koppelin
Jetzt aber zum Ernst der Sache. Man muss diesen
Ministerwechsel eigentlich begrüßen; denn in dieser
Legislatur – das muss man einfach sagen, und daran
muss man sich erinnern – war das Landwirtschaftsminis-
terium in einen Dornröschenschlaf gefallen. Das lag an
Herrn Minister Seehofer, der an diesem Ministerium ei-
gentlich überhaupt kein Interesse hatte, sondern ganz an-
dere Interessen verfolgte. Das mag ja menschlich ver-
ständlich sein. Das Ministerium hat allerdings erheblich
darunter gelitten. Frau Ministerin, insofern hoffen wir,
dass Sie jetzt etwas daraus machen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dass Minister Seehofer an diesem Etat und an seinem
Ministerium wenig Interesse hatte, das mögen Sie auch
daran sehen, dass er in seiner Amtszeit – immerhin fast
drei Jahre – keinerlei Akzente und auch keine politi-
schen Schwerpunkte gesetzt hat. Wenn man sich den
Etat anschaut, dann kann man sagen: Er hat eigentlich
einfach den Etat der ehemaligen Ministerin Künast fort-
geführt und keine neuen Akzente gesetzt. Das war das
Bedauerliche.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Allerdings hat es Minister Seehofer immer verstanden
– das wollen wir gar nicht verkennen –, uns Wasser als
Wein zu verkaufen. Das war sein größtes Talent.

Aber der Etat hat sich – das muss man sagen – nicht
allzu sehr geändert. Sie haben nach wie vor hohe Ausga-
ben für Öffentlichkeitsarbeit. Da sollten Sie einfach ein-
mal schauen. Auch wenn Sie diesen Etat nicht auf den
Weg gebracht haben, müssen Sie ihn jetzt verantworten.
Außerdem ist die Ökoförderung in diesem Etat ganz
stark: 16 Millionen Euro für ein Programm, das über-
haupt nicht angenommen wird. Schauen Sie sich die
Dinge einfach einmal an!

Keiner hat etwas gegen Öko; das ist bei den Men-
schen angekommen. Frau Ministerin – jetzt haben auch
Sie eine Stimme im Kabinett –, sorgen Sie dafür, dass
die Menschen durch Steuersenkungen wieder mehr Geld
in der Tasche haben, damit sie sich Öko auch leisten
können.


(Beifall bei der FDP)


Die Entscheidung wird ja am Ladentisch getroffen.

Frau Ministerin, ich hoffe, dass Sie in einem Punkt
anders als Ihr Vorgänger handeln. Minister Seehofer hat
nur an 18 von 32 Sitzungen in Brüssel teilgenommen.
Dazu kann ich nur sagen: Das ist ein schlechtes Ergeb-
nis. Bei Ihnen kann man zumindest sagen: Sie haben bis-
her an 100 Prozent der Sitzungen teilgenommen. Ich
glaube, in Ihrer bisherigen Amtszeit hat nur eine Sitzung
stattgefunden.


(Heiterkeit bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte einen anderen Bereich ansprechen, in dem
wir uns als Freie Demokraten sehr engagiert haben: Ver-
braucherschutz. Frau Ministerin, ich weiß, dass Sie

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(C (D ich ebenfalls in diesem Bereich engagieren wollen. Seten Sie bitte Akzente! Wenn beim Verbraucherschutz in iesem Ministerium nicht endlich etwas geschieht – wir aben nicht nur Streichungsanträge gestellt, sondern uch Aufstockungen der Mittel verlangt –, dann werden ie erleben, dass man in der nächsten Legislatur sagt: erbraucherschutz gehört gar nicht in dieses Ministe ium, sondern ins Justizministerium. Wir wollen, dass er Verbraucherschutz bei Ihnen ist; aber dann sorgen ie auch dafür, dass wir in Deutschland einen vernünftien Verbraucherschutz haben (Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


nd dass unsere Bevölkerung durch Ihr Ministerium in-
ensivst informiert wird.


(Ulrich Kelber [SPD]: In jedem Land, wo Sie drankommen, kürzen Sie zuerst beim Verbraucherschutz! – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: An ihren Taten sollst du sie erkennen!)


Nehmen Sie einmal Themen wie Gaspreise, Energie-
osten, Interneteinkauf, Onlinebanking, Finanzanlagen.
ine Aufgabe Ihres Ministeriums besteht darin, die Ver-
raucher auf diesen Gebieten zu schützen und vor allem
in verlässlicher Ratgeber zu sein.

Frau Ministerin, Sie haben sich in der Vergangenheit
das weiß ich – im Bereich der Agrarsozialpolitik sehr
ngagiert. Sie haben Reformen gefordert. Jetzt haben Sie
ie Chance, sie durchzusetzen. Minister Seehofer hatte
nscheinend weder Zeit noch Lust, sich um die landwirt-
chaftliche Unfallversicherung oder die landwirtschaftli-
he Krankenversicherung zu kümmern. Hier brauchen
ir dringend Reformen. Wir sind dabei, wenn Sie das

npacken; wir wollen das mit Ihnen zusammen angehen.
ir halten das für dringend erforderlich.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das machen wir alles schon! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Koppelin wird agrarpolitischer Sprecher, wenn ich mir das so anhöre! Zum Etat hat er allerdings noch nicht viel gesagt!)


Frau Ministerin, lassen Sie mich wegen der kurzen
edezeit zum Schluss nur noch Folgendes sagen: Mit
ns können Sie rechnen, wenn es darum geht, die Inte-
essen der Landwirte zu vertreten, so wie Sie es in Brüs-
el versucht haben. Da war aus meiner Sicht mehr nicht
rin; es war schon vorher durch Herrn Seehofer so ver-
orkst. Wie soll man sagen? Vielleicht haben Sie wirk-
ich versucht, das Beste zu erreichen. Befriedigend ist
as Ergebnis für unsere Landwirte natürlich nicht. Dazu
erden Sie gleich sicherlich etwas sagen.

Sie werden unsere Unterstützung haben, auch meine
ls Berichterstatter; das ist ganz klar. Aber gehen Sie auf
ie Landwirte zu! Ihr Vorgänger Seehofer konnte das lei-
er nicht.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das war eine verdeckte Liebeserklärung an die Ilse!)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619021900

Der Kollege Georg Schirmbeck hat jetzt das Wort für

die Fraktion der CDU/CSU.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1619022000

Verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Da-

men und Herren! Der Unterhaltungswert mancher Rede
mag hoch sein, aber es geht eigentlich darum, dass wir
uns mit den Fragen von Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz auseinandersetzen. Deshalb möchte
ich zu diesen Einzelpunkten etwas sagen.

Der besonderen Initiative des Vorsitzenden der CDU/
CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, ist es zu ver-
danken, dass wir einen unabhängigen Verbraucher-
schutz bekommen,


(Beifall der Abg. Julia Klöckner [CDU/CSU])

der auch von den Zyklen des Haushalts unabhängig ist.
Auf hohem Qualitätsniveau werden die Verbraucher von
unabhängigen Personen informiert.

Deshalb ist es unser Anliegen, dass die Stiftung Wa-
rentest dauerhaft selbstständig ist und das Kapital so auf-
gestockt wird, dass dort unabhängig von den Zyklen des
Bundeshaushalts gearbeitet werden kann. Es ist uns in
intensiven Gesprächen mit dem Koalitionspartner auch
gelungen, entsprechende Verpflichtungsermächtigungen
im Haushalt auszubringen. Herr Kollege Kelber, in die-
sem Zusammenhang verwundert uns, dass Sie in einer
Presseerklärung den Eindruck erweckt haben, das sei
Ihre Idee gewesen. Wir sollten gerade unter Koalitions-
freunden so viel Charakterfestigkeit beweisen, dass wir
uns nur die Blumen ans Revers heften, die wir auch sel-
ber gepflückt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Charakterlos war das!)


Ich gehe davon aus, dass wir die Probleme mit dem
Verbraucherschutz im nächsten Jahr geregelt bekom-
men. Der Kollege Ernst Bahr und ich haben wiederholt
mit den Verbraucherschützern gesprochen und großes
Einvernehmen erzielt. Deshalb darf man sagen: Das, wo-
rüber früher immer Streit zwischen den verschiedenen
politischen Gruppierungen war, ist heute in der Sache
auf gutem Weg. Wir haben wirklich eine ganze Menge
auf den Weg gebracht. Herr Kollege Koppelin, vielleicht
haben Sie das gar nicht bemerkt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Das ist uns ebenfalls im Ökolandbau gelungen, und

das ist uns auch bei der Landwirtschaftlichen Sozialver-
sicherung gelungen.

Natürlich kann man in jedem Politikbereich immer
Reformen fordern. Aber erst einmal ist festzustellen,
dass uns Folgendes gelungen ist: Die Kinder der Land-
wirte werden, was die Krankenversicherung angeht,
genauso behandelt wie die, die in der allgemeinen ge-
setzlichen Krankenversicherung sind.


(Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch selbstverständlich!)




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(C (D Das ist überhaupt nicht selbstverständlich, nd deshalb darf man das auch herausstellen. Für die rankenversicherung der Landwirte müssen immerhin 5 Millionen Euro zusätzlich oder 3,8 Prozent mehr zur erfügung gestellt werden. Das darf man in diesem Zuammenhang erwähnen. Dass es uns gelungen ist, die Berufsgenossenschaft ittelfristig, vielleicht sogar langfristig, beitragsstabil zu rganisieren, ist auch erwähnenswert. Wir werden im aushalt 2009 dafür 200 Millionen Euro zusätzlich zur erfügung stellen. Ich sage einmal ganz ehrlich: Ich abe mich im vorigen Jahr ein bisschen geärgert, wenn er eine oder andere Vertreter der Berufsgenossenschafen den Eindruck vermittelt hat, als wäre das alles nichts der als wäre das alles selbstverständlich. 200 Millionen uro sind viel Geld. an darf dabei auch erwähnen, dass in dieser Wahleriode in jedem Jahr, also laufend, 100 Millionen Euro usätzlich zur Verfügung gestellt worden sind. Das ist ine enorme Leistung. Dafür darf man auch dankbar ein. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Im letzten Jahr ist hier mit Recht kritisiert worden,
ass die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der
grarstruktur und des Küstenschutzes“ nicht so aus-
estattet worden ist, wie das in der Vergangenheit der
all gewesen ist. Man kann in einem Haushalt, der ja
ach Möglichkeit irgendwann ausgeglichen sein soll,
icht jeden Wunsch erfüllen. Umso bemerkenswerter ist,
ass jetzt 700 Millionen Euro zur Verfügung stehen und
ass vor allen Dingen der Wunsch der norddeutschen
änder oder der Küstenländer nach einem Sonderpro-
ramm zum Küstenschutz erfüllt werden konnte. Lang-
ristig stehen dafür 25 Millionen Euro zur Verfügung.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir hätten noch mehr gemacht, aber Herr Kelber wollte nicht!)


Ich habe in der ersten Beratung des Einzelplans 10
ier deutlich gemacht, dass in der Vergangenheit die eine
der andere Küstenschutzmaßnahme unterblieben ist,
eil die Länder ihre Pflichten nicht erfüllt haben. Ich
ehe davon aus, dass die Länder die Mittel, die jetzt ins-
esamt durch die GAK und das genannte Sonderpro-
ramm zur Verfügung stehen, auch wirklich ausschöpfen
nd dass nicht immer auf den Bund mit dem Finger ge-
eigt wird, obwohl der Bund seine Pflichten eigentlich
chon lange erfüllt hat.

Bei der Diskussion im Fachausschuss hat mich ent-
äuscht, dass wir uns nicht darauf einigen konnten, die
AK um weitere 150 Millionen Euro aufzustocken. Der
ollege Carsten Schneider ist mir noch eine Antwort auf
ie Frage schuldig, warum er dagegen war. Wir wollen
a mit diesem Haushalt kurzfristig Arbeit schaffen.
berlegt man sich einmal, wo man kurzfristig Arbeit






(A) )



(B) )


Georg Schirmbeck
schaffen und wo man kurzfristig privates Kapital mobili-
sieren kann, dann käme man darauf, dass eine Möglich-
keit wäre, die GAK um weitere 150 Millionen Euro auf-
zustocken. Das hätte dazu geführt, dass beispielsweise
schon im Januar Aufträge für die einzelbetriebliche För-
derung hätten vergeben werden können. Das wäre wirk-
lich etwas gewesen, was jedem Tischler und jedem
Zimmermann im ländlichen Raum Arbeit gebracht hätte.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es ist schade, dass das nicht geklappt hat. Aber ich sage
schon jetzt: Es wird eine Wiedervorlage geben. Wenn es
dann an der einen oder anderen Stelle Handlungsbedarf
gibt, neue Arbeitsplätze zu schaffen, dann werden wir
darauf zurückkommen. Jedenfalls ist das bei uns auf
Wiedervorlage.

Hier ist eben schon von den Verkehrspolitikern die
Breitbandverkabelung, also der Anschluss an die soge-
nannte Datenautobahn, angesprochen worden. Man
könnte ja sagen, dass das die moderne Form des Ver-
kehrs ist.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Dadurch, dass wir im Einzelplan 10 hierfür im laufenden
Haushalt mindestens 10 Millionen Euro zur Verfügung
gestellt haben, ist es uns gelungen, diese Frage zu einem
Thema zu machen, das in ganz Deutschland diskutiert
wird. Wir können mit den Mitteln, die wir im Einzel-
plan 10 zur Verfügung stellen, nicht die Probleme lösen,
aber wir haben Problembewusstsein geschaffen.

Ich fand es beachtlich, dass die Bundeskanzlerin bei
den Gesprächen, die jetzt in Brüssel über ein europäi-
sches Konjunkturprogramm geführt werden, vorschla-
gen wird, mit den großen Versorgern wie Vodafone und
Telekom darüber zu diskutieren, ein großes Breitband-
programm aufzulegen, damit in drei oder vier Jahren je-
der Haushalt in Deutschland entsprechend versorgt wer-
den kann. Wenn das gelingt, dann ist das wirklich ein
Konjunkturprogramm, das auch sehr gute Auswirkungen
im ländlichen Raum haben wird. Deshalb können wir
das nur unterstützen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Ich glaube, es ist ein großes Verdienst von uns, dass wir
diese Initiative ergriffen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, wer ein bisschen weiß,
wofür ich mich besonders engagiere, der wird Verständ-
nis dafür haben, dass ich auch darauf hinweise, dass in
diesem Jahr 2 Millionen Euro für die Waldkalkung zur
Verfügung stehen. Ich möchte nur darauf hinweisen,
dass es entsprechende Anträge gibt, die einen Umfang
von 5,6 Millionen Euro haben. Es reicht also eigentlich
überhaupt nicht aus, nur 2 Millionen Euro zur Verfügung
zu stellen. Deshalb liegt dieses Anliegen bei mir auch
auf Wiedervorlage. Bei passender Gelegenheit werde ich
versuchen, eine entsprechende Aufstockung dieser Mit-
tel zu erreichen.

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(C (D Ich sage das auch deshalb, weil im Einzelplan des mweltministeriums Einnahmen in Höhe von 600 Mil ionen Euro aus dem CO2-Zertifikatehandel eingestellt ind. Eigentlich sind das ja Gelder, die Umweltbzw. uftverschmutzer zahlen. Wenn nun durch diese Lufterschmutzung auch unsere Wälder in großem Umfang eschädigt worden sind, dann ist es, wie ich glaube, naeliegend, von den Einnahmen aus diesem CO2-Zertifiatehandel auch einen größeren Teil für die Wälder in eutschland zur Verfügung zu stellen. (Ulrich Kelber [SPD]: CO2 schädigt keine Bäume! Das sollte man schon einmal lernen!)


mmerhin ist jeder dritte Quadratmeter in Deutschland
urch Wald bedeckt.

Der Kollege Koppelin hat eben gesagt, in diesem
aushalt seien überhaupt keine Schwerpunkte gesetzt
orden. Wo liegt denn nun unser Schwerpunkt in einem
ochtechnologieland? Unser Schwerpunkt liegt auf der
örderung der Forschungsinstitute, die wir haben. Wir
önnen feststellen, dass wir gerade für diese For-
chungsinstitute in den vergangenen Jahren Mittel in er-
eblicher Höhe zur Verfügung gestellt haben. Im nächs-
en Jahr werden wir 50 Millionen Euro bzw. 16 Prozent
ehr Mittel zur Verfügung stellen. Das führt dazu, dass
ir auf hohem wissenschaftlichen Niveau Verbraucher-
nd Gesundheitsschutz für die Menschen betreiben, auf
ohem Niveau Tierzucht betreiben und auf hohem Ni-
eau für Tiergesundheit sorgen können und Technolo-
ien für die Verwendung von nachwachsenden Rohstof-
en voranbringen können. Das führt dazu, dass wir in
nserem Land eine höhere Wertschöpfung haben. Das
ührt dazu, dass wir diese Technologien auch auf den in-
ernationalen Märkten anbieten können.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Da übertreib mal nicht! Da springt nichts heraus! – Gegenruf des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Schweigen ist Goldmann!)


ch sage Ihnen, das führt dazu, dass Wohlstand in
eutschland, gerade auch im ländlichen Bereich, dauer-
aft gesichert wird.

Meine Damen und Herren, die Tatsache, dass über
nseren Einzelplan heute nicht namentlich abgestimmt
ird, zeigt ja, dass es unter den wirklichen Fachleuten
ar nicht so viel Streit gibt, wie es hier bei den Diskus-
ionen manchmal scheint. Wenn es um richtige Sachfra-
en geht, habe ich sogar ein gutes Einvernehmen mit
rau Behm. Mit Michael Goldmann liege ich eh auf ei-
er Linie, auch wenn es manchmal so aussieht, als wären
erade wir diejenigen, die sich heftig bekämpfen. In den
reieinhalb Jahren, in denen wir beide, Ernst Bahr, diese
ragen erörtert haben – das gilt auch für Frau Wolff und
ür Frau Drobinski-Weiß –, haben wir dies sehr einver-
ehmlich hinbekommen.


(Heiterkeit und Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


pannend wird es immer erst, wenn Leute, die von der
ache relativ wenig verstehen, von außen hineinschie-
en. Ich bedanke mich jedenfalls bei dir, Ernst, ganz






(A) )



(B) )


Georg Schirmbeck
herzlich für die gute Zusammenarbeit. Wir werden hier
ja noch einige Monate gemeinsam das eine und andere
bestreiten können.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit. Ich habe,
Frau Präsidentin, meine Redezeit bis auf eine Sekunde
ausgeschöpft.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619022100

Jetzt hat der Kollege Roland Claus für die Fraktion

Die Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619022200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Es gibt für meine Fraktion eine ganze Reihe von
Gründen, den Einzelplan des Ministeriums für Ernäh-
rung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz abzuleh-
nen. Auf einige wenige werde ich eingehen.

Der wichtigste Grund ist für mich die Rolle der ost-
deutschen Agrarbetriebe. Ich habe jene Zeit nicht ver-
gessen, als wir – im Jahre 1990 war ich Mitglied der
Volkskammer – beim Entstehen des Einigungsvertrages
in einem halben Jahr fraktionsübergreifend darum ran-
gen, dass die Ergebnisse der Bodenreform nicht revi-
diert, sondern anerkannt wurden. Dies war die rechtliche
Grundlage dafür, dass ostdeutsche Agrarunternehmen
unter marktwirtschaftlichen Bedingungen überhaupt
eine ökonomische Chance hatten, sich am Wettbewerb
zu beteiligen und sich durchzusetzen.

Ich verweise deshalb darauf, weil gerade die ostdeut-
schen Agrarunternehmen von der Kürzung der EU-För-
dermittel in besonders hohem Maße betroffen sind. Dies
wissen Sie hier natürlich alle, zumal die Frau Ministerin
in einem Brief an die agrarpolitischen Sprecher gerade
die Ergebnisse der Beratungen von Brüssel zu erklären
versucht hat.

Bevor Sie uns nun wieder der Kassandrarufe zeihen,
zitiere ich den Landwirtschaftsminister von Branden-
burg, der als Folge dieser Kürzungen den Verlust von
5 000 Arbeitsplätzen befürchtet, was strukturelle Pro-
bleme in Form von Verlusten ganzer Unternehmen auf-
wirft. Ich sage Ihnen ganz deutlich: So kann man Men-
schen im ländlichen Raum nicht für die europäische Idee
gewinnen.

Zu den Fakten, die Ihnen auch nicht neu sind: Von
den Kürzungen sind in der Gruppe der größten Unter-
nehmen 1 900 Betriebe betroffen, von denen 95 Prozent
im Osten und 5 Prozent im Westen ihren Standort haben.
Nun wird oft damit argumentiert, dass das Geld nicht
verlorengehe, sondern zurückfließe, es gebe als zweite
Säule die Förderung des ländlichen Raums. Dafür kön-
nen sich aber die neuen Bundesländer nichts kaufen.
Eine solche Förderung des ländlichen Raums kann nur
dann zum Tragen kommen, wenn sie eine entsprechende
Kofinanzierung erfährt. Wenn ich den Finanzministern
in den neuen Bundesländern mit einem gewissen Stolz

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(C (D us dem Haushaltsausschuss berichte, dass wir bei der emeinschaftsaufgabe gemeinsam wieder etwas bewegt ätten, sagen sie: Oje, wir können das nicht kofinanzieen. – Wegen dieses Problems produzieren die Mittelkürungen, die einseitig die ostdeutschen Agrarunternehen treffen, so viel Frust in den neuen Bundesländern. Ich sage dies deshalb, weil ich die Agrarbetriebe – uner ihnen viele Genossenschaften – im Osten wirklich für ukunftsfähig halte. Sie praktizieren ein hohes Maß an itbestimmung und Mitarbeiterbeteiligung und sind der inzige lebendige ökonomische Beweis, dass es in der DR wirtschaftliche Strukturen gab, die denen des Wes ens überlegen waren. (Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Keine Legendenbildung!)


eswegen hatten sie es auch seit 1990 schwer und muss-
en sich gegen erhebliche Widerstände durchsetzen.
ber sie haben es getan, und das verdient Anerkennung.
ach langer Zeit hat dies ja auch der Bauernverband ein-
esehen.

Der zweite Bereich betrifft die Problematik der länd-
ichen Räume. Ich hatte eine gewisse Hoffnung, als ich
hr Konjunkturprogramm, das Sie so nicht nennen dür-
en, zum ersten Mal durchgeblättert habe. Darin stand et-
as von Hilfe für strukturschwache Kommunen, natür-

ich in Ost und West; das versteht sich. Da habe ich
edacht: Hoppla, das ist ja die von vielen schon lange
eforderte Investitionspauschale; das wäre eine tolle
ilfe. Aber es ist nur eine Erweiterung des Kreditrah-
ens der KfW. Das hilft natürlich den Kommunen in Ost

nd West, die hoch verschuldet sind, keineswegs. Dort
aben wir es mit solchen Problemen zu tun, dass die Be-
ölkerungszahl bis zum Jahr 2020 um ein Drittel zurück-
eht und eine mangelhafte medizinische Versorgung auf
bsehbare Zeit zu befürchten ist.

Als einen falschen Weg sehen wir auch die Kürzung
er Mittel für die Agrarforschung an. Gerade angesichts
olcher großen Herausforderungen wie der Bewältigung
es Klimawandels ist es falsch, dass in den Bereichen
nergieerzeugung, Flächenkonkurrenz und globaler
asserhaushalt im Durchschnitt um 2 Prozent gekürzt
ird.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: In welchem Titel haben wir die Mittel gekürzt?)


Über die Verbraucherschutzprobleme gerade infolge
er Finanzmarktkrise wird meine Kollegin Binder spre-
hen.

Weil Sie sich vorhin so aufgeregt haben, als ich Karl
arx zitiert habe, werde ich noch ein Zitat von ihm prä-

entieren.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


Sie sollten mich nicht über Gebühr ärgern. Ich halte
och mehrere Reden in dieser Haushaltswoche.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Hätte sich Karl Roland Claus Marx vorstellen können, dass Sie eine so gute Versorgung wie heute haben?)





(A) )


(B) )


Zum Schluss also ein Zitat von Karl Marx:

… bildet sich mit der kapitalistischen Produktion
eine ganz neue Macht, das Kreditwesen, das in sei-
nen Anfängen verstohlen, als bescheidene Beihilfe
der Akkumulation sich einschleicht, … aber bald
eine neue und furchtbare Waffe im Konkurrenz-
kampf wird und sich schließlich in einen ungeheu-
ren sozialen Mechanismus zur Zentralisation der
Kapitale verwandelt.

Recht hatte er, damals wie heute.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619022300

Als nächstem Redner erteile ich dem Kollegen Ernst

Bahr das Wort für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir hatten uns so auf Herrn Kelber gefreut!)



Ernst Bahr (SPD):
Rede ID: ID1619022400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolle-

ginnen und Kollegen! Wer Marx als Zeugen für eine er-
folgreiche Gesellschaftspolitik zitiert, der muss beach-
ten, dass die Theorie von Marx da, wo sie angewendet
wurde, völlig gescheitert ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Wenn mein Vorredner, der in der DDR gelebt hat und der
jetzt in einem der wohlhabendsten und nach innen und
außen sichersten Länder der Welt lebt, versucht, alles
schwarzzumalen, dann muss ich sagen: Die Landwirt-
schaft in der DDR war nun wirklich kein Musterbeispiel
für Versorgungssicherheit, Umweltschutz und Mitbe-
stimmung.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Der Bürgermeister musste einen Kindergarten bauen,
weil die Partei das angeordnet hatte. Manchmal wurden
auch diejenigen Bürgermeister, die es gar nicht wollten.
Solche Verhältnisse kann man doch wohl nicht loben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


An dieser Stelle ist es mir sehr wichtig, zu sagen: Die
Politik, die seit 1990 für die ehemaligen ostdeutschen
Landwirtschaftsbetriebe gemacht wurde, ist so gut und
erfolgreich, dass alle existierenden Eigentumsformen
– ob es die Wiedereinrichter, die Alteigentümer, die
Agrargenossenschaften oder auch die GbRs sind – eine
stabile Entwicklung genommen haben. Mit großer Un-
terstützung der Politik haben sie eine wirtschaftlich gute
Existenzgrundlage bekommen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


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(C (D Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es mmer noch eine Reihe von Problemen gibt. Die Veredeungspolitik liegt immer noch im Argen, weil wir leider mmer noch nicht die richtigen Möglichkeiten haben, ort voranzukommen. Die Kürzungen aus Brüssel sind natürlich nicht unedingt zu begrüßen. Dennoch müssen wir den Landwiren in Ostdeutschland sagen: Es muss an dieser Stelle itgemacht werden, ob wir es nun wollen oder nicht. ir müssen eine Umstrukturierung in diesem Bereich ittragen, auch wenn es vielleicht – das ist nicht zu eugnen – besonders für die ostdeutschen Betriebe zum eil schmerzhaft ist. Ich wollte eigentlich mit einem Glückwunsch an die inisterin, also an Sie, liebe Frau Aigner, liebe Ilse, be innen und möchte auf unsere gute Zusammenarbeit hineisen. Ich möchte auf einen anderen bemerkenswerten, für nsere Arbeit wichtigen Aspekt zu sprechen kommen, ämlich auf den Finanzmarkt. Der Kollege Schirmbeck at in seiner tollen Rede unsere Leistung dargestellt. Daür herzlichen Dank, Schorsch. Damit hast du wieder luspunkte sammeln können. u hast es richtig dargestellt, wie es ist. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gemeinsam sind wir gut!)


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


ir sind hier an einer Stelle, an der wir auf die Finanz-
rise aus dieser Sicht eingehen müssen. Denn das Pro-
lem ist, dass wir oft so tun, als sei alles vorhersehbar
ewesen und als habe man wissen können, was da alles
ommt.

Ich erinnere an die Diskussion, die wir voriges Jahr
eführt haben. Die Agrarmärkte sind vor die Situation
estellt worden, dass in den Schlagzeilen zu lesen war,
ass es demnächst in den Supermärkten leere Regale ge-
en würde. So war die Situation. Wenn wir uns das anse-
en, erkennen wir, dass es sich inzwischen so entwickelt
at, dass die Preise für Agrarprodukte leider wieder ge-
unken sind. Ich sage „leider“, weil das die Verbraucher
icht in allen Fällen zurückbekommen haben, was man
edauern muss. Ich sage „leider“ natürlich auch hin-
ichtlich der Landwirte, weil sie ihre Produktion nicht
ntsprechend bezahlt bekommen.

Das sind zwei Probleme. Es wäre zu wünschen, dass
an da Änderung schaffen kann. Die Agrarstrukturre-

orm, die die Europäische Union eingeleitet hat, soll
angfristig darauf hinwirken. Das heißt, die Umvertei-
ung der Mittel aus der ersten Säule in die zweite Säule
ird fortgesetzt. Damit sind wir bei den Kürzungen, von
enen wir gesprochen haben, die wir unter diesem Ge-
ichtspunkt dann auch akzeptieren müssen.

Wir haben bei der Sicht auf die Entwicklung des
grarmarktes und die landwirtschaftliche Produktion
icht nur Sorgen. Die Landwirtschaft arbeitet mit einem
roduktionsmittel, das nicht mehr, sondern eher weniger
ird. Wir haben die Bodenerosion. Wir haben die Ver-






(A) )



(B) )


Ernst Bahr (Neuruppin)

salzung und die Versteppung landwirtschaftlicher Pro-
duktionsflächen. Ich sage das alles unter dem Gesichts-
punkt, dass nicht nur mehr Nahrungsmittel in hoher
Qualität und Güte, übrigens in Deutschland, produziert
werden sollen, sondern dass wir auch eine Nachfrage
nach Energierohstoffen aus der Landwirtschaft haben.
Das wird zu einer großen Nachfrage in der Landwirt-
schaft führen. Das wird natürlich auch zu einer Anhe-
bung der Preise führen.

Ich hoffe, dass die Landwirte, die das dann produzie-
ren, davon auch etwas haben werden. Wir brauchen eine
gesunde Landwirtschaft. Das ist uns allen hoffentlich
klar. Denn die Landwirte sind nicht nur eine Betriebs-
form und ein Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum.
Vielmehr haben sie im ländlichen Raum eine wesentli-
che, tragende Funktion. Deswegen muss uns daran lie-
gen, die Landwirtschaft im Sinne eines Wirtschaftsfak-
tors im ländlichen Raum zu stärken.

Das ist auch der Grund, warum wir noch versuchen,
Infrastrukturmaßnahmen durchzuführen. Beispielsweise
wollen wir bei der Gemeinschaftsaufgabe um 85 Millio-
nen Euro aufstocken, um sie damit zu verstärken. Das ist
für den ländlichen Raum ein wesentliches Infrastruktur-
paket.

Wir haben darin auch das enthalten, was wir schon im
vorigen Jahr begonnen haben, nämlich die Versorgung
mit dem Breitbandkabel zu verbessern. Hierfür sollen
wieder mehr als 10 Millionen Euro vorgesehen werden,
sodass man davon ausgehen kann, dass auch nichtland-
wirtschaftliche Betriebe, also Unternehmer, Handwer-
ker, Ärzte, Ingenieurbüros und andere, die auf dem Land
arbeiten, dann auch eine verbesserte Infrastruktur für
ihre Arbeit zur Verfügung haben. Der ländliche Raum
wird deshalb weiter belebt bleiben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Die Situation in der Verbraucherpolitik haben wir in-
sofern verbessert, als wir die schon, so glaube ich, im
Jahre 2004 begonnene Förderung der Landesverbrau-
cherzentralen insgesamt verstärken werden. Wir wissen,
dass da die Situation ziemlich schlecht war. An dieser
Stelle möchte ich aber auch noch einmal unterstreichen,
dass der Rechnungshof kritisiert hat, dass wir diese Auf-
gabe übernommen haben. Denn so ohne Weiteres ist da-
für keine Zuständigkeit des Bundes gegeben. Ich plädiere
sehr dafür, dass wir diese Zuständigkeit durch Gesetz
schaffen, aber mit der Maßgabe, dass wir die Länder da-
rauf hinweisen, dass sie ihrer gesetzlichen Aufgabe mit
angemessener Beteiligung nachkommen, damit das um-
gesetzt wird, was wir da fordern.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Darüber kann man reden!)


Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eine sehr gute Rede!)


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(C (D Nun erhält die Kollegin Nicole Maisch für die Frak ion Bündnis 90/Die Grünen das Wort. Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Der aushaltsentwurf des Einzelplans 10 macht wieder einal deutlich: Der Verbraucherschutz steht bei dieser undesregierung immer an letzter Stelle. Das ist auch en Bürgerinnen und Bürgern nicht verborgen geblieen. Eine Studie aus dem Sommer dieses Jahres belegt da war Herr Seehofer, zumindest formal, für den Ver raucherschutz noch zuständig –: Die Hälfte der Befragen hat der verbraucherpolitischen Arbeit der Bundesreierung geringe Wirksamkeit bescheinigt. Als gefragt wurde, welche Politikerin oder welcher olitiker sich denn besonders für die Verbraucherinnen nd Verbraucher einsetzt, bekam nicht Horst Seehofer, ondern natürlich Renate Künast mit Abstand die meisen Stimmen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Wer hat das Gutachten bezahlt?)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619022500
Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619022600

Nur zu Ihrer Erläuterung: Das Gutachten wurde nicht
on den Grünen bezahlt, sondern von einer unabhängi-
en Verbrauchervertretung, der vzbv, die Sie in Ihrer
ede auch sehr gelobt und unterstützt haben.

Zurück zum Thema. Die Bilanz der Arbeit der Bun-
esregierung in Sachen Verbraucherpolitik ist mager. Sie
inken den Themen hinterher, die die Menschen in die-
em Land wirklich bewegen. Das beste Beispiel hierfür
st die aktuelle Finanzmarktkrise. Die gibt es nicht erst
eit gestern, sondern schon seit einiger Zeit. Wer sind
enn die wirklich Leidtragenden dieser Krise? Es sind
ie Sparerinnen und Sparer, diejenigen Menschen, die
hr Gespartes den Sparkassen und Banken anvertraut ha-
en und jetzt Angst um ihre private Altersvorsorge, um
hre Fonds haben. Die Leute haben Angst um ihr Geld,
nd sie wollen von der Bundesregierung etwas hören,
nd zwar nicht nur vom Finanzminister, sondern natür-
ich vor allem auch von dem Haus, das den Verbraucher-
chutz im Namen trägt.

Da brauchen wir gar nicht über Marx zu reden, son-
ern eher über Horst Seehofer.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


er hat sich nämlich in diesem Bereich nicht besonders
ngagiert. Außer der Finanzierung des Notfalltelefons
das ist ja schon einmal ganz gut – kommen aus dem
erbraucherschutzministerium überhaupt keine Vor-
chläge, wie man die Finanzmärkte verbraucherpolitisch
esser gestalten kann.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Soll ich Ihnen die 18 Punkte nennen?)


Die Wahrheit tut weh; aber es wäre doch schön, wenn
ie etwas leiser leiden würden.






(A) )



(B) )


Nicole Maisch

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Nein, lesen sollte man!)


Es wäre zum Beispiel notwendig, bei der unabhängi-
gen Finanzberatung zu klotzen, statt zu kleckern.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: So wie Frau Künast? – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Ignoranz verhindert Sachkunde!)


Aber eine solche Schwerpunktsetzung können wir im
Haushalt nicht erkennen.

Die Mittel, die Sie für die Information der Verbrau-
cherinnen und Verbraucher zur Verfügung gestellt ha-
ben, reichen nicht aus. Das gilt vor allem für den wirt-
schaftlichen Verbraucherschutz und für das Thema
„nachhaltiger Konsum“. Aber als konstruktive Opposi-
tion haben wir natürlich umfangreiche Verbesserungs-
vorschläge gemacht.

Punkt eins: Stärkung der sektorspezifischen Ver-
brauchervertretung. Das Land Baden-Württemberg,
die vzbv und natürlich auch Bündnis 90/Die Grünen ar-
beiten seit langem an Konzepten zu den sogenannten
Watch-Dogs, an Konzepten für eine sektorspezifische
Verbrauchervertretung. Leider hören wir aber aus dem
Bundesverbraucherministerium nichts über Konzepte.
Der Einzige, der das in einem Nebensatz anspricht, ist der
Wirtschaftsminister. Auch das Verbraucherministerium,
das für die Belange der Verbraucherinnen und Verbrau-
cher zuständig ist, sollte sich da engagieren – und nicht
nur die Grünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ulrich Kelber [SPD]: Das ist aber eine gewisse Nabelschau, was Sie jetzt betreiben, Frau Kollegin! Sie sollten ein paar mehr Dinge lesen! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Auf den Kelber sollten Sie nicht hören!)


– Nein, das werde ich mir verkneifen.

Punkt zwei. Die Erhöhung der Zuschüsse an die Ver-
tretung der Verbraucherinnen und Verbraucher ist not-
wendig; das hat mittlerweile sogar die FDP eingesehen.
Die Zahl der Aufgaben steigt; da müssen auch die Mittel
moderat steigen. Vorschläge dazu haben wir Ihnen ge-
macht.

Punkt drei. Es ist notwendig, zusätzliche Mittel für
die Information der Verbraucherinnen und Verbraucher
zur Verfügung zu stellen. Ich habe das Thema „wirt-
schaftlicher Verbraucherschutz“ angesprochen.

Ich möchte noch etwas zum Thema „nachhaltiger
Konsum“ sagen. Sie alle wissen: Die Art, wie wir ein-
kaufen, verändert die Welt. Mit unseren Konsument-
scheidungen können wir beeinflussen, ob Arbeiterinnen
auf Ananasplantagen knietief im Gift stehen oder nicht.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Oh!)


– Da brauchen Sie gar nicht zu jammern. Da werden
Pestizide ausgebracht, die in der EU schon lange verbo-
ten sind und von denen auch die Union nicht will, dass

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(C (D ie wieder eingeführt werden. Das will schon etwas heien bei diesem Thema. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Dass Sie uns das zugestehen, ist ja schon fantastisch!)


Darüber entscheiden also die Verbraucherinnen und
erbraucher. Damit sie aber ihre Macht auf den Märkten
usspielen können, müssen sie informiert werden. Zu
ot-grünen Zeiten war im Bereich des nachhaltigen Kon-
ums noch einiges an Geld im Haushalt eingestellt. Das
st Ihnen jetzt nur noch eine halbe Million wert. Ich finde
as ziemlich dürftig; da war mal mehr. Zu diesem Stan-
ard sollten wir zurückkommen.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Umfassende Sachkenntnis ist nicht Ihr Markenzeichen!)


Letztes Thema: die Ohne-Gentechnik-Kennzeich-
ung. Die Bundesregierung macht ein gutes Projekt in
orm dieser Kennzeichnung. Das haben auch wir von
en Grünen immer unterstützt. Aber wo sind denn die
ittel im Haushalt, um dieser Kennzeichnung durch In-

ormationskampagnen auch durchschlagende Wirkung
uf den Märkten zu verschaffen? Da sehen wir nichts.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Lesen!)


ber das ist auch nicht verwunderlich bei einem Minis-
er, der seine Zustimmung zur Gentechnik vom bayeri-
chen Landtagswahlkampf abhängig macht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Aigner, die Verhandlungen zum Health Check in
rüssel sind jetzt beendet und gegen den Widerstand der
undesregierung zu einem positiven Ende gebracht wor-
en.


(Beifall des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


etzt haben Sie Ihre ganze Kraft und Ihre ganze Zeit der
erbraucherpolitik zuzuwenden. Wir wünschen Ihnen
abei ein gutes Händchen. Sie haben mit den Grünen
ine konstruktive Opposition an Ihrer Seite. Ein erster
chritt in die richtige Richtung wäre wie immer die Zu-
timmung zum Haushaltsantrag der Grünen.

Ich bedanke mich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619022700

Nun erhält die Bundesministerin Gelegenheit, sich für

ie guten Wünsche auch und gerade aus den Reihen der
pposition zu bedanken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Land-
irtschaft und Verbraucherschutz:
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Es sei mir am Anfang gestattet, mich bei allen






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ilse Aigner
zu bedanken, die mir zu der Amtsübernahme gratuliert
haben. Ich bedanke mich wirklich ganz herzlich bei allen
Seiten. Ich kann Ihnen zusichern: Ich habe bisher bei all
meinen Tätigkeiten immer auf eine kollegiale, konstruk-
tive Zusammenarbeit Wert gelegt und plane, dies auch in
Zukunft so fortzuführen. Ich glaube, das ist auch im
Sinne der Politik.


(Beifall im ganzen Hause)


Dabei setze ich auf der einen Seite natürlich auf Konti-
nuität, was offensichtlich nicht allen gefällt. Dafür setze
ich auf der anderen Seite aber auch auf Innovation, und
zwar in allen Bereichen, nämlich der Ernährungs-, der
Landwirtschafts- und der Verbraucherpolitik.

Aufgrund der aktuellen Situation will ich mit der Ver-
braucherpolitik beginnen. Es wurde schon mehrfach
gesagt, dass es auch in diesem Bereich aufgrund der
Finanzmarktkrise große Turbulenzen gibt. Die Bun-
desregierung hat einen Schutzschirm aufgespannt, um
gerade die Verbraucherinnen und Verbraucher zu schüt-
zen. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiges Zeichen an
den Finanzmarkt und die Sparer gewesen, aber auch die
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die weiterhin auf
ihr Erspartes hoffen können. Auf der anderen Seite wer-
den aber auch die Firmen unterstützt, damit die Arbeits-
plätze erhalten bleiben. Ich glaube, auch das ist ein wich-
tiger Punkt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ferner haben wir mit dem Wachstumspaket dafür ge-
sorgt, dass die Land- und Forstwirtschaft in die beson-
dere Abschreibung einbezogen wird. Ich glaube, das ist
im Sinne der ländlichen Räume, weil die besondere Ab-
schreibung zu zusätzlichen Investitionen führen kann.
Ich bedanke mich bei allen, die dafür gesorgt und dieses
Vorhaben unterstützt haben.

Ich bedanke mich bei den Haushälterinnen und Haus-
hältern dafür, dass sie die Verpflichtungsermächtigungen
für die Stiftung Warentest eingestellt haben. Ich glaube,
das war ein Zeichen im Sinne des Verbraucherschutzes.
Zwar sind die Mittel noch gesperrt, aber ich hoffe, dass
sie irgendwann entsperrt werden.

Ich möchte darauf hinweisen, dass wir für Verbrau-
cherpolitik insgesamt rund 88 Millionen Euro in den
Haushalt eingestellt haben, allein 17 Millionen für die
Information von Verbraucherinnen und Verbrauchern.
Ich gehe dementsprechend davon aus, dass alle Bereiche
der Informationspolitik abgedeckt werden können.

Ein weiteres Anliegen ist mir gesunde Ernährung in
Verbindung mit viel Bewegung. Wir werden in der
nächsten Woche im Gesundheitsministerium gemeinsam
das neue Projekt „IN FORM“ auf den Weg bringen. Das
ist auch deshalb wichtig, weil gesunde Ernährung etwas
mit Bewusstsein zu tun hat und durch das Bewusstsein
vielleicht auch das Verständnis für die Landwirtschaft,
für die Produktion von gesunden Nahrungsmitteln ge-
stärkt wird. Auch das ist mir ganz wichtig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Damit sind wir bei einem wesentlichen Bereich, der grarpolitik. In der vergangenen Woche hat eine Rats itzung in Brüssel stattgefunden, die heute schon mehrach angesprochen wurde. Natürlich kann man hierzu iele hundertprozentige Forderungen aufstellen. Die eisten zielten übrigens in ganz unterschiedliche Rich ungen. Man sieht an diesem Beispiel, dass es bei 7 Nationen nicht ganz einfach ist, alle Wünsche zu erüllen. Die Wünsche sind schon innerhalb Deutschlands nterschiedlich und erst recht bei 27 Nationen. Ich laube aber nach wie vor, dass wir uns mit dem Ergebis, das wir nach Hause gebracht haben, durchaus sehen assen können. Wir haben wesentliche Eckpunkte, die ir uns gewünscht haben, umsetzen können. Ich nenne ls Beispiel nur die Milchpolitik und den Bereich der odulation, bei dem wir die bisherigen Vorgaben we entlich verändern konnten. Fangen wir bei der Milch an. Wir haben einen Milchonds gefordert, und wir haben ihn bekommen. Das chöne an dem Milchfonds ist, das jedes Land ihn seien Prioritäten entsprechend einsetzen kann, wie es will. ie Mittel, die wir bei der Modulation umgeschichtet aben, und die Mittel aus den Direkthilfen bleiben in em jeweiligen Mitgliedstaat und dem jeweiligen Bunesland. Daher kann jedes Land eigene Akzente setzen. Um auf den Bereich der Modulation zu sprechen zu ommen – damit klar wird, woher wir kommen und wo ir letztlich gelandet sind –: Die ursprüngliche Rege ung war eine 8-prozentige Basismodulation und eine rogressive Modulation in drei Stufen: 3 Prozent, 6 Proent und 9 Prozent. Durch Verhandlungen haben wir ine Reduzierung auf eine 5-prozentige Basismodulation rreicht. In der obersten Stufe, bei Betrieben, die mehr ls 300 000 Euro Direktzahlungen erhalten, ist zusätzich eine 4-prozentige progressive Modulation vorgeseen. Das muss ich Ihnen vielleicht einmal an einem Beipiel verdeutlichen, damit man das versteht: Wenn ein etrieb bis 300 000 Euro Direktbeihilfen bekommt, weren 5 Prozent Basismodulation abgezogen. Bei allem, as darüber liegt, greift zusätzlich die 4-prozentige Moulation. Bei einem Betrieb mit 500 000 Euro Direktahlungen macht das einen Unterschied von 8 000 Euro us. Ich weiß, dass das nicht schön ist, aber ich glaube, ass das eine oder andere überzogen dargestellt wird, enn man sagt, dass daran der Betrieb scheitert. Ich laube, wir haben das Bestmögliche in diesem Bereich rreicht. Noch einmal – ich will das betonen –: Die Mitel bleiben in dem jeweiligen Bundesland, in dem diese odulation entsprechend umgestaltet wird. Ferner haben wir beim Bürokratieabbau einiges voangebracht – auch das ist ein wichtiger Bereich in dieem Wirtschaftsfeld –, (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sie haben nichts vorangebracht! Das stimmt nicht!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Ilse Aigner
und – das will ich noch sagen, weil die Debatte darüber
heute früh stattgefunden hat – wir haben bei der Erb-
schaftsteuer auch für die Landwirtschaft extrem viel er-
reicht. Mittlerweile braucht kein landwirtschaftlicher
Betrieb mehr Angst zu haben, wenn der Betrieb überge-
ben bzw. vererbt werden muss,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


dass eine hohe Erbschaftsteuer anfällt oder der Betrieb
sogar gefährdet ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ein weiterer wichtiger Punkt – das wurde schon ange-
sprochen – ist die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesse-
rung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“.
Wir haben es mittlerweile geschafft, die Mittel dafür
wieder auf 700 Millionen Euro aufzustocken; 25 Millio-
nen Euro davon sind für den Küstenschutz reserviert.
Das ist sozusagen ein Zeichen in diese Richtung. Aber
das ist nur die reine Summe. Ich weise immer darauf hin,
was für eine große Hebelwirkung die Gemeinschaftsauf-
gabe hat.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Sie löst in den Regionen, in denen die Mittel eingesetzt
werden, ein Investitionsvolumen in vier- bis sechsfacher
Höhe aus. Genau diese Investition in die Zukunft brau-
chen wir in den ländlichen Regionen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es wurde auch schon angesprochen, dass ländliche
Räume sehr viel mit Infrastruktur, mit der Frage der
Breitbandverkabelung zu tun haben. In diesem Jahr
wurden schon 10 Millionen Euro auf den Weg gebracht.
Das wird fortgesetzt. Ich halte es für zwingend erforder-
lich, dass – so hat es auch die Kanzlerin gestern früh ge-
sagt – jeder Haushalt die Möglichkeit hat, auf einen
Breitbandanschluss zuzugreifen. Dazu werden wir aber,
glaube ich, auf europäischer Ebene noch über andere
Maßnahmen diskutieren müssen,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


zum Beispiel darüber, ob es nicht sinnvoll ist, im Wett-
bewerbsrecht eine Ausnahmeregelung für diejenigen zu
finden, die diese Infrastruktur zur Verfügung stellen, da-
mit es sich für sie auch rentiert. Denn sonst werden sie es
im Zweifelsfall nicht machen. Ich glaube, dafür sollten
wir uns gemeinsam einsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Nicht zuletzt möchte ich darauf hinweisen, dass für
alle diese Bereiche, sowohl für die Ernährung als auch
für die Verbraucherpolitik, aber auch für die Landwirt-
schaft, Forschung ganz wesentlich ist. Ich möchte mich
hier ausdrücklich dafür bedanken, dass die Mittel für das
Forschungsinstitut auf der Insel Riems zur Verfügung
gestellt werden. Auch hier setzen wir in diesem Haushalt
einen wichtigen Schwerpunkt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Dafür haben wir uns schwer eingesetzt!)



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(C (D Ich gehe davon aus und bedanke mich dafür ganz herzich. – Ich will darauf hinweisen, weil uns die Innovatioen, die letztendlich aus Forschungsergebnissen entsteen, wettbewerbsfähig machen. Wir haben heute Mittag ie Exportstrategie vorgestellt. Wir können im interationalen Wettbewerb hauptsächlich mit qualitativ sehr ochwertigen Produkten bestehen. Deshalb ist der Beeich der Forschung ein ganz wichtiger Schwerpunkt, en wir setzen werden. Die Zukunft erkennt man nicht, man schafft sie. ch glaube, mit diesem Haushalt haben wir ein ordentlihes Fundament gelegt. Lassen Sie uns gemeinsam im inne einer ordentlichen, zukunftsgewandten und zuunftsinnovativen Ernährungspolitik, Verbraucherpolitik nd Landwirtschaftspolitik auf diesem Fundament auen. Herzlichen Dank. Bevor der Kollege Goldmann nun das Wort erhält, er, um den Präsidenten gar nicht auf andere Einfälle zu ringen, vorsichtshalber schon einmal ans Rednerpult eschritten ist, (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall der Abg. Julia Klöckner [CDU/CSU])


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619022800

öchte ich die Ministerin mit dem Hinweis ermutigen,
ass ich den Kollegen Kampeter in einer Haushaltsde-
atte bei der Rede eines amtierenden Ministers oder ei-
er amtierenden Ministerin noch nie so häufig ohne Not
nd erkennbar im Brustton der Überzeugung ein kräfti-
es „Sehr wahr!“ habe rufen hören wie heute Nachmit-
ag.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)


Nun hat der Kollege Goldmann das Wort.


Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1619022900

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Als Nachbar von Herrn Kampeter war es un-
er Verbrauchergesichtspunkten schwer erträglich;


(Beifall bei Abgeordneten der FDP sowie der Abg. Nicole Maisch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


enn es hat fast zu einem Hörschaden geführt.


(Heiterkeit)


ber wenn man manches laut sagt, ist man vielleicht
ehr davon überzeugt.


(Heiterkeit)


Frau Ministerin, auch ich bzw. die Fraktion der FDP
ratuliert. Wir sind leider heute sehr schwach vertreten;
rau Dr. Happach-Kasan und Herr Dr. Geisen sind er-
rankt. Ich wünsche Ihnen ganz viel Erfolg. Ich hatte bei






(A) )



(B) )


Hans-Michael Goldmann
Ihrer Rede und bei dem einen oder anderen kleinen
Schnack mit Ihnen den Eindruck, dass wir endlich wie-
der über die Probleme, die uns bewegen, gemeinsam re-
den können.

Ich bitte Sie nur um eines – das sage ich ganz deut-
lich –: Verzichten Sie auf Kontinuität zu Ihrem Vorgän-
ger!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was unter seiner Verantwortung passiert ist, war eine
einzige Katastrophe.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Er hat auf der Anuga erklärt, die Ampelkennzeichnung
sei dummes Zeug. Später hat er sie eingeführt, weil er
sich an den Ergebnissen einer komischen Umfrage, die
er hat durchführen lassen, orientiert hat. Er hat gefordert,
in Bayern auf die Anwendung Grüner Gentechnik zu
verzichten. Gleichzeitig hat er gesagt, in Brandenburg
könne Grüne Gentechnik angewandt werden, weil dort
nicht so viele Menschen lebten.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Und die Bananen!)


Hinzu kommt, dass er sich selbst als „Bananenminis-
ter“ bezeichnet hat. Das muss man sich einmal auf der
Zunge zergehen lassen!


(Jürgen Koppelin [FDP]: Ja, genau!)


Hier geht es immerhin um einen Bereich, in dem wir
vor dramatischen Herausforderungen stehen. Angesichts
dessen muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen: Es ist gut,
dass er gegangen ist. Soll er doch in die Bierzelte Bay-
erns gehen. Vielleicht findet er dort größere Zustimmung
zu seiner Politik, als er sie hier gefunden hat.


(Beifall bei der FDP)


Es kann nur besser werden.

Liebe Frau Aigner, Sie haben ein schweres Erbe über-
nommen. Ich will ganz vorsichtig anmerken: Sie haben
den Verbraucherschutz völlig zu Recht angesprochen;
das möchte ich gar nicht kritisieren. Wir müssen aber
feststellen, dass es im Moment ein Thema gibt, das un-
sere Dörfer bzw. den ländlichen Raum insgesamt zer-
reißt: die Diskussion über die Milchpreise. In diesem
Bereich ist so ziemlich alles falsch gelaufen, was falsch
laufen konnte.


(Beifall bei der FDP)


Das Anliegen der BDM-Vertreter ist berechtigt. Die
Milchpreise sind zum Teil nicht fair. Herr Seehofer und
zum Teil auch sein Haus haben darauf überhaupt nicht
erfolgsorientiert reagiert. Der BDM ist galoppiert, hat
die Leute mitgenommen und Erwartungen geweckt.
Diese Erwartungen kann er aber nicht erfüllen. Das
BDM-Modell eines national regulierten und zollbe-
stimmten Marktes ist in Anbetracht der vergemeinschaf-
teten Agrarpolitik völlig unrealistisch. Das hätte Herr
Seehofer den Bäuerinnen und Bauern des BDM klipp
und klar sagen müssen.

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(C (D Jetzt haben wir das Problem, dass bestimmte Versprehen, zum Beispiel die Maßnahmen zu Saldierung und mrechnungsfaktor, nicht eingehalten werden können, nd zwar völlig zu Recht. Das hätte im Grunde genomen nur dazu geführt, dass Milch aus dem Ausland nach eutschland gebracht worden wäre. Jetzt ist das Prolem, dass die Leute beim BDM nicht mehr weiterwisen und die Sache mit den Köpfen verwechseln. Mittlereile werden dort zum Teil ohne Sinn und Verstand ersonen abgelöst, die in diesem Bereich eigentlich gute olitik gemacht haben. Frau Ministerin, das Wort Wortbruch spielt auch mit lick auf das, was beim Health Check passiert ist, eine olle. Wer die Modulation im vorauseilenden Gehor am politikfähig macht, indem er erklärt, sie sei ein gutes nstrument, der darf sich nicht wundern, dass die Moduationsmittel von den Betrieben, die bereits im Markt ind, abgezogen werden. Genau das ist das Problem. rau Aigner, ich unterstütze den von Ihnen befürworte en Milchfonds. Aber Ihr Milchfonds wird aus Modulaionsmitteln und nicht aus frischem Geld gespeist; das ist er springende Punkt. Sie nehmen dieses Geld den Berieben, die schon im Markt sind, weg. Ich glaube, man ollte einmal sehr gründlich darüber nachdenken, ob das ichtig ist. Ich muss einen zweiten Punkt ansprechen – dabei eht es um eine Erfahrung, die keinem von uns gefällt –: ir alle kommen bei Veranstaltungen immer wieder mit äuerinnen und Bauern ins Gespräch. Dann erzählen sie ns zum Beispiel von ihrer Betriebsstruktur und sprehen von 12 bis 14 Kühen. Daraufhin werden wir geragt: Welche Perspektive habe ich? Ich bin nicht so veressen, zu behaupten, dass ich genau weiß, wie die erspektive eines solchen Betriebes ist; denn ich kenne eder seine finanzielle Situation noch seine Chancen im ourismusbereich gut genug. Unter normalen Umstänen muss ich einem Bauern, der mir diese Frage stellt, llerdings sagen: Steig so schnell wie möglich aus dieem Markt aus! Mit deiner Betriebsstruktur hast du in iesem Markt, der sich global entwickelt, keine Chance! Wir müssen klipp und klar sagen: Mit dem Milchonds müssen wir dafür sorgen, dass den noch produzieenden Betrieben der Ausstieg aus dem Markt erleichtert ird. Mit dem Milchfonds müssen wir an den Stellen, an enen eine andere Form der Beweidung nötig oder eine ndere Form der regionalen Vermarktung möglich ist, ilfen geben. Mit dem Milchfonds müssen wir aber uch ganz klar zum Ausdruck bringen, dass die Dinge icht bis zum Jahr 2015 – dann wird die Quote fallen; as ist erneut beschlossen worden – so weitergehen, wie s sich der eine oder andere erträumt. Ich finde es super, dass Sie heute auch die Absicht um Ausdruck gebracht haben, den Export zu fördern. hr Staatssekretär hat die Weichen richtig gestellt. ei diesem Thema werden Sie immer unsere volle Unerstützung haben. Hans-Michael Goldmann Wir müssen aber auf beiden Schienen fahren: so viel Export wie möglich und so starke unternehmerische Marktorientierung wie möglich, um – auch im Bereich der Biotechnologie – neue Chancen zu nutzen und in diesen Bereichen Akzente zu setzen. Dann müssen wir denjenigen, die langfristig keine Chance in diesem Markt haben, sagen: Wir helfen euch beim sozialen Umoder sogar Ausstieg. In diesem Sinne bieten wir unsere Zusammenarbeit sehr gerne an, und wir wissen, dass wir bei Ihnen auch Gehör finden. Herzlichen Dank. Ulrich Kelber von der SPD-Fraktion ist der nächste Redner. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her ren! Durch die Finanzkrise wurde in der Tat nicht nur gezeigt, welche Bedeutung die Verbraucherinnenund Verbraucherpolitik unmittelbar für den Einzelnen oder die Einzelne hat, der oder die Schutz vor Überforderung und unlauterem Wettbewerb benötigt und nach Sicherheit und Gesundheit strebt, sie hat auch gezeigt, dass ein solcher Verbraucherschutz auch für das reibungslose Funktionieren von Märkten notwendig, also auch ein Teil von unmittelbarer Wirtschaftspolitik ist. Die Große Koalition macht diese Bedeutung des Verbraucherschutzes mit dem Budget im Haushalt durchaus erneut deutlich: durch Akzentsetzungen und durch das Aufrechterhalten bestimmter Budgetansätze für die Bereiche, in denen wir in den letzten Jahren Arbeit geleistet haben. Nach über drei Jahren können wir gemeinsam durchaus auf einige Erfolge beim Verbraucherschutz zurückblicken. In nächster Zeit haben wir einige weitere wichtige Weichenstellungen zu erreichen. Die Erste wird sein, dass wir den Verbraucherschutz im gesamten Bereich der digitalen Welt stärker durchsetzen müssen. Ein Beispiel: gegen die unerwünschte, lästige und in ihren finanziellen Folgen für die Menschen schwer zu tragende Telefonwerbung. Zweitens wollen wir im Bereich der Fahrgastrechte ein einfaches, klares und im gesamten Bereich des Bahnverkehrs gültiges Entschädigungsrecht in der Form einführen, dass am Ende nicht möglichst viel Entschädigung gezahlt wird, sondern dass die Bahn auch wirtschaftlich angereizt wird, möglichst pünktlich zu sein. Wenn wir diese beiden Punkte demnächst erledigt haben werden, dann haben wir in etwas mehr als drei Jahren ein großes Pensum geschafft. Ein weiterer Bereich: Nach den ersten Rettungsmaßnahmen für das Finanzsystem und nach den ersten Definitionen dafür, was auf dem internationalen Finanzmarkt anders laufen muss, müssen wir klare und zusätzliche Regelungen für den Bereich der Finanzmärkte schaf f J d u V S k – w d p S b t d k v d B g w e R m F V d S A T d W l N w t w d e g w S d B r I l d (C (D en, und zwar über das hinaus, was in den letzten drei ahren schon erreicht wurde. Wir müssen erreichen, dass ie Verbraucherinnen und Verbraucher, die Kundinnen nd Kunden bei den Finanzgeschäften mit Banken und ersicherungen auf gleicher Augenhöhe sind und einen chutz vor Übervorteilung haben. Wer einmal in die Beraterprotokolle bestimmter Banen hineingeschaut und gesehen hat, wie Menschen zum Teil hohen Alters – aus sicheren Finanzanlagen ie Tagesgeldern oder Sparbüchern herausgelockt wuren, wird mir zustimmen. Bei ihnen wurde ein Risikorofil festgestellt: möchte kein Risiko eingehen, möchte icherheit für die Anlage, ist auch zu niedrigeren Zinsen ereit, wenn dadurch Sicherheit gewährleistet ist. – Weier unten auf der Seite wird dann ein Häkchen gemacht, ass es der Wunsch des Kunden ist, ein Zertifikat zu aufen, was aber mit der Gefahr eines Totalverlustes erbunden ist. Irgendwo auf der siebten Seite erscheint ann eine Unterschrift. Die Menschen dürfen in einem solchen sogenannten eratungsgespräch, das in Wirklichkeit ein Aufschwätzespräch ist, nicht mehr im Stich gelassen werden. Dass ir dort klare Informationen, eine Standardisierung und ine Veränderung der Dokumentationspflicht und der ücknahmepflicht brauchen, ist offensichtlich. Ich bin ir sicher, dass diese Große Koalition dies bis zum rühjahr auch erreichen wird. Wir werden ein ganzes Stück weitergehen müssen. orhin habe ich einen Zwischenruf gehört. Man muss in er Tat aufpassen, dass es zu keiner Nabelschau kommt. owohl bei der CDU/CSU als auch bei der SPD hat es rbeitsgruppen, Konferenzen und Fachgespräche zum hema Marktwächterfunktion gegeben. Ich glaube, as ist eine gute deutsche Übersetzung für die Consumer atchers. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Peter Bleser [CDU/CSU]: Sehr gut!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619023000
Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1619023100

(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


Wir müssen eine Möglichkeit schaffen, dass zusätz-
ich zur verstärkten staatlichen Aufgabenteilung auch
ichtregierungsorganisationen mit Aufgaben des Markt-
ächtertums – verbunden mit unabhängiger Informa-

ion – betraut werden, und wir müssen die Frage beant-
orten, wie wir die Finanzkompetenz unserer Bürger
urch entsprechende Inhalte in den Schulen und durch
ntsprechende Förderungen im Erwachsenenbereich ver-
rößern können.

Der Kollege Schirmbeck ist in einer für ihn unge-
ohnt harten Wortwahl auf zwei Presseerklärungen von
PD und CDU/CSU eingegangen. Die Presseerklärung
er CDU/CSU endete mit dem Satz, damit sei wieder der
eweis angetreten, dass die CDU/CSU der alleinige Vo-

antreiber von Verbraucherschutzpolitik sei.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ch finde das gut. Ich habe zwar irgendwann einmal ge-
ernt, dass man, wenn man etwas betont, das in der Regel
eshalb tut, weil es sonst niemand merkt;


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Ulrich Kelber
aber Sie sind herzlich eingeladen zu einem Wettbewerb
in diesem Bereich.

Ich biete Ihnen drei weitere Bereiche für einen Wett-
bewerb an: Erstens. Lassen Sie uns gemeinsam das Ver-
braucherinformationsgesetz endlich auf alle Produkte
und Dienstleistungen ausdehnen


(Beifall bei der SPD)


und verzichten Sie auf die bisher von der CDU/CSU vor-
gebrachten Vorbehalte in Bezug auf die Fälle, in denen
die Verbraucherinnen und Verbraucher nicht durch die
öffentlichen Behörden informiert werden dürfen!


(Beifall bei der SPD)


Zweitens. Beschließen Sie mit uns gemeinsam eine
klare, übersichtliche Kennzeichnung dessen, was in den
Lebensmitteln enthalten ist, damit die Menschen das
schnell erkennen können!


(Beifall bei der SPD)


Auch da scheitern wir bisher am alleinigen Vorantreiber
des Verbraucherschutzes.

Drittens; das ist mir besonders wichtig. Nach dem
Gammelfleischskandal haben die Landesregierung und
Ihr Vorgänger, Frau Ministerin, einen Mitarbeiter, der
die Öffentlichkeit darüber informiert hat, dass sein Ar-
beitgeber mit Gammelfleisch arbeitet, mit einem Orden
ausgezeichnet. Gleichzeitig will unser Koalitionspartner
diesem Menschen aber den nötigen gesetzlichen Schutz
verweigern. Wir brauchen in Deutschland endlich einen
Informantenschutz für Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
ter, die die Öffentlichkeit über gefährliche Machenschaf-
ten ihrer Arbeitgeber informieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


Geben Sie sich endlich einen Ruck und beschließen Sie
mit uns gemeinsam diesen Informantenschutz! Das wäre
ein echter Fortschritt für den Verbraucherschutz in
Deutschland, und der ist wichtiger als irgendwelche be-
leidigten Pressemitteilungen, die auf das zurückgehen,
was man selber zwei Wochen zuvor gemacht hat.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619023200

Das Wort erhält nun die Kollegin Karin Binder für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Karin Binder (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619023300

Herr Präsident! Werte Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Meine Damen und Herren! Die Angst, ob später die
Rente reichen wird, hat viele Menschen in Deutschland
in die Fänge von windigen Finanzinstituten getrieben.
Mit entsprechend schlechter oder falscher Beratung wur-
den den Leuten Zertifikate mit hohen Gewinnerwartun-
gen aufgeschwatzt, wie es auch der Herr Kollege Kelber
gerade beschrieben hat. Die Information, dass damit ein

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(C (D ntsprechendes Risiko verbunden ist, ist dabei leider auf er Strecke geblieben. Die Problematik wurde zumindest on einigen dieser Bankberater nicht so zum Ausdruck ebracht, dass die Menschen es verstanden hätten. Desalb brauchen wir dringend eine qualifizierte und nabhängige Finanzberatung, insbesondere vor dem intergrund, dass durch den Abbau von Sozialleistunen immer mehr Menschen in private Vorsorge gedrängt erden. Langfristige Geldanlagen für zusätzliche Altersorsorge oder kurzfristige Kreditnahmen für Ausbildung tellen Verbraucherinnen und Verbraucher immer wieder or schwierige Entscheidungen. Viele dieser Menschen waren, wie sich jetzt heraustellt, schlecht beraten. Die Verbraucherverbände haben elege dafür. Es gibt nicht wenige Bankkunden, die mit em ausdrücklichen Wunsch nach sicherer Geldanlage n die Beratung gehen und mit einem risikobehafteten apier wieder herauskommen. (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Und wie wollen Sie das ändern?)


est steht, dass durch die weltweite Finanzmarktkrise
uch in Deutschland schon Tausende Menschen ihre
ücklagen fürs Alter, für den Pflegefall oder für sonstige
otfälle verloren haben.

Als Maßnahme zur Unterstützung der Verbraucherin-
en und Verbraucher wurde eine Hotline geschaltet.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Die war sehr gut!)


iese Hotline finde ich durchaus lobenswert; aber sie
ar völlig überlastet, und sie ist nach wie vor überlastet.


(Beifall der Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP] und Nicole Maisch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


underttausende Menschen haben versucht, diese Hot-
ine zu erreichen und dort Beratung zu bekommen; aber
ur ein Bruchteil von ihnen kam durch. Es sind also viel
u wenige unabhängige Finanzberater und Finanzberate-
innen eingesetzt. Sie reichen gerade einmal für die
pitze des Eisbergs.


(Beifall bei der LINKEN)


Diese unabhängige Finanzberatung darf vor allem
icht dadurch lahmgelegt werden, dass sie sich immer
ieder über befristete Projekte finanzieren muss. Es
äre viel sinnvoller, die Energie und die Arbeit, die im-
er wieder für die Beschaffung der notwendigen Mittel

ufgewendet werden muss, für die Beratung selbst ein-
usetzen. Deshalb plädieren wir dafür, die unabhängige
inanzberatung als wichtige Kernaufgabe für die Ver-
raucherverbände zu betrachten und sie verlässlich, kon-
inuierlich und langfristig abzusichern.

Für die Finanzierung der Finanzberatungsstellen
erden derzeit von Bund und Ländern rund 4 Millionen
uro pro Jahr aufgebracht. Jetzt gibt es ein großes Kon-

unkturprogramm mit einem Schutzschirm, der aber die-
en Bereich und die betroffenen Menschen gar nicht be-
ücksichtigt. Damit komme ich zu unserem Antrag. Die






(A) )



(B) )


Karin Binder
Linke möchte gerne mit 10 Millionen Euro zusätzlich
für 2009


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Woher?)


– was ist das im Vergleich zu den vielen Milliarden, die
jetzt aufgebracht werden müssen? – die unabhängige
Finanzberatung dauerhaft auf- und ausbauen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Verbraucherzentrale Bundesverband schlägt in ei-
nem Papier zur Finanzmarktkrise den Aufbau einer so-
genannten Leitzentrale vor. Diese Finanzleitzentrale soll
den Markt – also Produkte und Unternehmen – beobach-
ten, bewerten und kontrollieren, Verbraucherbeschwer-
den aufnehmen und kollektiven Rechtsschutz gewähr-
leisten. Ich denke, dass die Politik die Pflicht hat, die
Mittel dafür bereitzustellen, dass diese Arbeit geleistet
werden kann.

Die Verbraucherinnen und Verbraucher brauchen die
unabhängige Finanzberatung. Dafür müssen wir jetzt die
Entscheidung treffen.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619023400

Nächste Rednerin ist die Kollegin Cornelia Behm,

Bündnis 90/Die Grünen.


Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619023500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Verehrte Frau Ministerin, Sie werden sich
nicht wundern, dass wir als bündnisgrüne Fraktion zu-
mindest einen Teil der Beschlüsse zum Health Check be-
grüßen,


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Dann ist etwas schief gelaufen!)


auch wenn der Kompromiss weit hinter den Erwartun-
gen an die dringend notwendigen Reformen der EU-
Agrarpolitik zurückgeblieben ist. Durch die Erhöhung
der Modulation geht die EU in die richtige Richtung,
mehr Mittel für die Landwirtschaft zur Verfügung zu
stellen, um klima-, wasser- und umweltschonend zu pro-
duzieren.

Allerdings geht diese Rechnung nur auf, wenn auch
die Mitgliedstaaten ihre Hausaufgaben machen. Davon
ist in Deutschland allerdings bisher nicht viel zu merken.

Herr Schirmbeck, auch auf die Gefahr hin, die Har-
monie zwischen uns zu stören: Der vorgelegte Agrar-
haushalt ist nicht nur in dieser Hinsicht ein Armutszeug-
nis der Großen Koalition. Sie sind nicht bereit, mehr für
die so notwendige ökologische Intensivierung der deut-
schen Landwirtschaft zu tun. Ich will einige Beispiele
nennen.

Um auf die neuen Herausforderungen angemessen re-
agieren zu können, ist eine deutliche Verbesserung der
Bedingungen für den Ökolandbau nötig. Dafür muss
die zwischen den Agrarministern in Bund und Ländern
vereinbarte Erhöhung der Umstellungs- und Beibehal-

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(C (D ungsprämien in den Bundesländern zügig umgesetzt erden. Außerdem brauchen die Landwirte die Wieder inführung des Fördertatbestandes „Ökologischer Landau“ bei den Agrarinvestitionen, der einen um immerhin 0 Prozentpunkte erhöhten Fördersatz von 35 Prozent rmöglicht. Zusätzlich muss die Forschung in diesem Bereich erstärkt werden. Dazu fordern wir die Umwandlung des undesprogramms Ökologischer Landbau in ein permaentes Forschungsprogramm und eine deutliche Erhöung des Forschungsbudgets für diesen Bereich. Ich meine, wir brauchen nicht nur für diesen Bereich in erhöhtes Forschungsbudget. Ich glaube, dass die von hnen angesprochene Aufstockung, Herr Schirmbeck, or allem dann nicht ausreicht, wenn sie für Gentechnikorschung verwendet wird. Wir brauchen Forschung zur achhaltigen Landnutzung, zum Beispiel zur Bekämpung von Krankheiten und Schädlingen. Gestatten Sie mir einige Sätze zur Milchpolitik. Die Eröhung der Milchquote ist – das ist wohl unbestritten – ine Katastrophe für die Milchbauern in Deutschland. ie Industrialisierung im Milchsektor wird weiter angeeizt. Der Strukturwandel wird befördert. Ich meine den trukturwandel, bei dem die Agrarproduktion anstelle er Agrikultur im Vordergrund steht. Daran wird auch er von Ihnen als Verhandlungserfolg gefeierte Milchonds, Frau Ministerin, nichts ändern. Die enormen Veruste der Milchbauern lassen sich so nicht ausgleichen. as wird schon an der geplanten Konstruktion des Fonds eutlich. Die Speisung dieses Fonds durch die Modulaonsmittel in der zweiten Säule, die in den Bundesländern erbleiben, aus denen sie stammen, wird zu einer sehr unusgewogenen Situation zwischen den Bundesländern ühren. Im Grunde genommen kann man davon ausgeen, dass in den südlichen Bundesländern, wo die Milchetriebe vor besonders großen Schwierigkeiten stehen, er Zuwachs an Modulationsmitteln eher bescheiden usfallen wird. Hier ist nicht wirklich Hilfe zu erwarten. as Abzweigen der eigentlich für Klimaschutz, Biodiersität und Wassermanagement gedachten zusätzlichen odulationsgelder für einen wirkungslosen Milchfonds arf deshalb auf keinen Fall dazu führen, dass Milchbaurn und Umwelt gegeneinander ausgespielt werden. Das onstrukt sieht leider im Moment so aus. Ich fordere die Bundesregierung auf, sich auf europäicher Ebene endlich für die Einführung eines flexiblen ilchmengenregulierungsinstruments als Nachfolge er heutigen Quotenregelung stark zu machen und den ilchfonds so zu gestalten, dass die bäuerlichen Be riebe unterstützt werden. Investitionsbeihilfen, die zur eiteren Industrialisierung der Milchwirtschaft führen, ind der falsche Weg. Ihr Agrarhaushalt bedeutet nichts eiter als ein „Weiter so“. Sie nehmen den Ball der EUommission nicht auf und bereiten die deutsche Landirtschaft auf die bevorstehenden Probleme nicht vor. hr Haushalt ist nicht mutig und konsequent. Er ist leider icht zukunftsfähig. Ich erteile das Wort dem Kollegen Dr. Wilhelm Priesmeier, SPD-Fraktion. Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, in der Diskussion ist einiges klar geworden. Wir haben an sich einen guten Haushalt auf den Weg gebracht, einen Haushalt, der dazu beiträgt, die deutsche Landwirtschaft wettbewerbsfähig zu halten. Als kleine Replik auf Sie, Frau Kollegin Behm: Was Sie eben zur Milchpolitik geäußert haben, halte ich für äußerst fragwürdig. Sie stellen sich den wahren Problemen der Milchbauern und -bäuerinnen nicht. An der in Brüssel gefallenen Entscheidung, die Milchquote 2015 auslaufen zu lassen, wird sich in absehbarer Zeit nichts ändern. Deshalb kommt es darauf an, das richtige Instrumentarium zu entwickeln, um diesen Prozess zu begleiten. Man kann aber nicht in die Mottenkiste des Kartellrechts bzw. des Kartellwidrigen greifen und versuchen, mit Instrumentarien, die wir längst überwunden zu haben glaubten, eine Lösung herbeizuführen. Was Sie betreiben, ist nichts anderes als Anbiederung an einen bestimmten Verband, den ich hier nicht namentlich nennen will; denn das Optionsmodell ist nicht zukunftsfähig. Das ist unbestritten. Aus diesem Grunde werden die Forderungen zunehmend leiser erhoben. Ich glaube, dass das, was wir zu entscheiden haben, nicht mit dem von dieser Seite geforderten Instrumentarium begleitet werden kann; das sage ich ganz klar. Frau Ministerin, mein Kompliment für das, was Sie in Brüssel erreicht haben! Das ist mehr, als man erwarten konnte. Das gilt auch im Hinblick auf die Unterlegung der prozentualen Größenordnungen mit Zahlen. So wird in Bayern für 23,2 Millionen Euro aus dem Milchfonds Masse moduliert. Insgesamt stehen zu Beginn 30 Millionen Euro zur Verfügung. Das wächst bis 2013 auf etwa das Doppelte auf. Das reicht natürlich nicht aus, um alle Strukturprobleme gerade in den süddeutschen Bundesländern anzugehen. Deshalb müssen wir den Landwirten und den Milchbauern eine klare Antwort auf ihre Fragen geben. Die klare Antwort heißt: Wir werden erhebliche Strukturveränderungen hinnehmen müssen. Das heißt auch, dass in bestimmten Bereichen die Milchviehhaltung nicht in dem Umfang vorhanden sein wird, wie dies bisher der Fall war. Das ist eine klare Ansage und auch eine klare Aussage. Dieser Entwicklung müssen wir uns ganz klar und deutlich stellen. Wir dürfen nicht so tun, als ob diese Entwicklung rückgängig zu machen wäre. Wir haben Verpflichtungen, was die Maßnahmen, die der Milchfonds ermöglicht, angeht. Per definitionem ist das eine der großen Herausforderungen, von denen hier auch noch andere zu erwähnen sind, wie zum Beispiel die Frage der nachhaltigen Energieerzeugung oder die Frage des Klimawandels. Deshalb ist dies als gleichgewichtig anzusehen. Ich halte es für richtig, dass die Mittel den Ländern zugewiesen werden u S L r D m r G s c s j e g K o W s G I c d D l W ß d D n S e d W g m i l s n b n (C (D (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wie viel Milchgeld ist denn im Fonds drin?)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619023600

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD):
Rede ID: ID1619023700

nd dort entsprechend der Ausgestaltung der jeweiligen
chwerpunkte verausgabt werden können. Das bringt den
ändern Flexibilität, und sie können entsprechend reagie-

en.


(Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Zur Größenordnung ist eines natürlich zu bemerken:
ie neuen Bundesländer verlieren zwar nominal. Wenn
an es aber umrechnet, steht zumindest dem Milchbe-

eich, auch in den neuen Bundesländern, eine erhebliche
rößenordnung zur Verfügung. Die dortigen Betriebe

ind bereits wettbewerbsfähig. Aus diesem Grunde brau-
hen sie keine Förderung in dem Maße, wie sie in den
üddeutschen Ländern erforderlich wäre.

Wir dürfen nicht alles und jeden fördern. Die Illusion,
eder Landwirt würde dadurch überleben – so haben wir
s bei der Einführung der Milchquote in den 80er-Jahren
etan –, sollten wir nicht erwecken. An dieser Stelle ist
larheit und Wahrheit angesagt.

Ich glaube, dass kein Hektar in Baden-Württemberg
der Bayern in Zukunft nicht mehr bewirtschaftet wird.
ir müssen intelligente Agrarumweltprogramme

chaffen, um diesen Regionen eine Perspektive zu geben.


(Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür gibt es dann kein Geld, weil alles im Milchfonds ist!)


eld ist ausreichend vorhanden, wenn man das bisherige
nstrumentarium im Rahmen der zweiten Säule entspre-
hend ausgestaltet.

Das kann aber nicht bedeuten, dass wir jeden Cent,
er moduliert wird, nur für den Bereich Milch ausgeben.
ie aktuellen Äußerungen vonseiten der neuen Bundes-

änder besagen, dass sie die Mittel zur Verbesserung der
ettbewerbsfähigkeit im Bereich Milch in dieser Grö-

enordnung nicht brauchen werden. Es gibt also auch
ort neue Optionen in den Gestaltungsmöglichkeiten.
as sollte man entsprechend ausschöpfen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wichtig sind mir auch die strukturverändernden Maß-
ahmen im Hinblick auf die Molkereien. An dieser
telle muss ein klares Wort gesprochen werden. Ich halte
s für notwendig, dass wir die Andienungsverpflichtung,
en Ausnahmetatbestand für Genossenschaften aus dem
ettbewerbsrecht streichen. Das macht die Milcherzeu-

er freier, zum Beispiel bei der Gestaltung von Verträgen
it den Molkereien. Das macht den Molkereien Druck,

hre Strukturen zu reformieren.

Rund um Deutschland passiert einiges. In den Nieder-
anden fusionieren zwei große Molkereien und stellen
ich zur viertgrößten Molkerei der Welt auf. Arla in Dä-
emark fusioniert mit einer großen Molkerei aus Groß-
ritannien. Um uns herum passiert also etwas. Es gibt ei-
en erheblichen Nachholbedarf. Auch in diesem Bereich






(A) )



(B) )


Dr. Wilhelm Priesmeier
sind zusätzliche Kosten zu senken und zusätzliche Er-
träge zu erwirtschaften.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Bei uns passiert ja auch was!)


Wir müssen aber auch vorsichtig sein. Dies gilt zum
Beispiel für die Förderung der Biogasanlagen. In einer
Untersuchung – die Ergebnisse habe ich aus Kiel be-
kommen – wurden dazu ganz klare Feststellungen ge-
troffen. In den Bereichen, in denen die Energieerzeu-
gung mit der Milcherzeugung konkurriert, ist aufgrund
steigender Flächenpreise die Vollkostenrechnung Milch
um 3 bis 5 Cent angestiegen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619023800

Herr Kollege.


Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD):
Rede ID: ID1619023900

Wir müssen an dieser Stelle klare Prioritäten setzen.

Was wollen wir? Wollen wir Milch in wettbewerbsfähi-
gen Standorten, oder wollen wir Energieerzeugung in
diesen Standorten? Für mich ist die Entscheidung klar:
Unsere deutsche Milcherzeugung ist auch im Weltmaß-
stab wettbewerbsfähig.

Ich glaube, dass die Entscheidungen, die getroffen
wurden, auch im Hinblick auf die Quotenerhöhung, uns
die Perspektive verschaffen, dass wir auf den Zukunfts-
märkten bestehen können. Aus diesem Grunde ist mir
nicht bange.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619024000

Peter Bleser ist der nächste Redner für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1619024100

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Wenn man eine gerade Furche pflügen will, muss
man weit vorausschauen, und man muss wissen, wo man
steht. Wenn wir uns das vor Augen halten, dann müssen
wir zunächst einmal attestieren, dass wir jetzt schon den
zweiten Monat haben, in dem die Arbeitslosenzahl vorne
eine zwei aufweist. Wir müssen auch attestieren, dass
wir die Einkommen in der Agrarwirtschaft in den letzten
Jahren verbessert haben. Wenn wir das feststellen, dann
bedeutet das, dass unsere Grundsätze, unsere Ziele und
auch die Maßnahmen, die wir getroffen haben, richtig
waren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das ist zunächst einmal das Erste, was wir heute feststel-
len müssen. Wenn wir uns dann vor Augen halten, dass
wir auch dieses Jahr in der Agrarwirtschaft im dritten
Quartal hintereinander ein Exportplus von 17 Prozent
vorweisen können, dann zeigt das, dass wir in der Wett-
bewerbsfähigkeit einen entscheidenden Schritt vorange-

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(C (D ommen sind. Das ist ein Erfolg dieser Bundesregieung, von Herrn Seehofer und von Frau Aigner, die diese olitik fortsetzt. Die Einkommen der Landwirte sind stabilisiert orden, aber wir dürfen nicht verkennen, dass seit einien Wochen die Situation eine andere ist. Wir haben eine inanzkrise, die von den USA und Großbritannien auf ns hereingebrochen ist, und wir haben eine veränderte arktsituation bei den Agrarrohstoffen. Das führt zu eränderungen der Einkommenssituation in der Gesamtirtschaft, aber auch in der Agrarwirtschaft. Deswegen st es von entscheidender Bedeutung, dass wir jetzt die ahmenbedingungen so setzen, dass wir aus dieser Krise ut herauskommen. Es ist nicht entscheidend, wie man n eine Krise hineinschlittert, sondern entscheidend ist, ie man wieder herauskommt. Dazu werden wir die ichtigen Entscheidungen treffen. Ein gutes Ergebnis ist, dass der Health Check in rüssel so ausgegangen ist, wie er ausgegangen ist. Frau igner, das war ein erster Härtetest. Der ist bestanden orden, auch wenn unsere Fraktion eigentlich überhaupt eine höhere Modulation wollte. Man muss attestieren, ass die Forderung der Kommission, zusätzlich Mittel ür die Landwirtschaft in Höhe von 17 Prozent zu streihen, doch deutlich unterschritten worden ist. Damit ist en Betrieben geholfen worden, diese schwierige Zeit zu berstehen. Herzlichen Dank, Frau Ministerin. Es ist schon angesprochen worden, dass die Einrichung eines Milchfonds erreicht worden ist. Man muss ich einmal auf der Zunge zergehen lassen, was damit öglich wird. Damit ist bei der Milchproduktion nicht ur ein gleitender Übergang für die Landwirte, die Milch roduzieren, für die Zeit nach der Quote möglich geworen, sondern mit der Weideprämie kann gleichzeitig das sollten Sie, Frau Behm, achten, wenn Sie den Naen „Grüne“ weiter zu Recht tragen wollen – natürlich twas für den Umweltschutz und den Erhalt der Kulturandschaft getan werden. Jetzt können auch mit Investiionshilfen, die zusätzlich für Stallbauten gewährt weren können, modernere und artgerechtere Ställe errichtet erden. Sie sollten auch sehen, dass mit zusätzlichen itteln die Verbesserung der Infrastruktur in der Milchirtschaft – Herr Goldmann, da sind wir einer Meiung – erreicht werden kann. Das ist der richtige Weg, m die Wettbewerbsfähigkeit unserer Milchwirtschaft zu tärken. Das hilft den Bauern in Deutschland, insbesonere denen in Bayern, wo die natürlichen Voraussetzunen nicht ganz so gut wie woanders sind. (Beifall bei der CDU/CSU – Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch rechte Tasche, linke Tasche! Keine zusätzlichen Mittel!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


In diese Strategie der Hilfe, um die vor uns liegenden
robleme zu überwinden, passt die Erhöhung der Mittel
ür die Gemeinschaftsaufgabe Agrar- und Küstenschutz.
0 Millionen Euro mehr – das ist schon sehr viel. Herr
ollege Schirmbeck, Dank auch an Sie, dass Sie im
aushaltsausschuss für weitere Mittel im Rahmen des






(A) )



(B) )


Peter Bleser
Impulsprogramms gekämpft haben. Dass das mit dem
Koalitionspartner nicht zu machen war, ist das eine; aber
richtig ist, dass wir nach wie vor in der Landwirtschaft
einen Investitionsstau haben. Den aufzulösen, wäre ei-
gentlich eine dringende Aufgabe. Das gelingt jetzt nicht
in der Form, wie es möglich gewesen wäre, aber es ge-
lingt mit 40 Millionen Euro mehr besser, und das ist ein
riesiger Erfolg.

Frau Ministerin, dass wir die Förderung für die DSL-
Anschlüsse fortsetzen, ist sehr lobenswert. Das hat nicht
nur Impulse ausgelöst, sondern letztlich auch dazu bei-
getragen, dass sich die große Politik, auch die Europäi-
sche Union, des Themas annimmt. Wenn es gelingt, in
drei Jahren in jedem Weiler einen leistungsfähigen
DSL-Anschluss bereitzustellen, dann dient das der
Schaffung von Arbeitsplätzen mehr als manche Million
oder Milliarde an Förderung.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr!)


Deswegen muss das intensiv verfolgt werden. Ich bin
wirklich begeistert, dass unsere Bundeskanzlerin das in
dieser Klarheit angesprochen hat. Von ihr kann man er-
warten: Wenn sie etwas ankündigt, dann wird es auch
umgesetzt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Und die eigene Fraktion stoppt sie!)


Hier ist viel über Verbraucherschutz geredet worden.
Es wurde gesagt, es sei nicht genug getan worden. Dazu
will ich, weil das schon viele andere angesprochen ha-
ben, nicht viel sagen. Die Tatsache, dass die Bundes-
kanzlerin mit einer sehr gewagten, aber richtigen Erklä-
rung alle deutschen Sparer vor dem Verlust ihrer
Spareinlagen geschützt hat, zeigt: Wir betreiben Ver-
braucherschutz, wie er besser nicht sein kann.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Das war der Finanzminister, Herr Kollege!)


Das sollte man nicht vergessen. Ich will die lange Liste
unserer Erfolge – sie ist schon angesprochen worden –
nicht noch einmal vortragen: Fahrgastrechte, Verbrau-
cherinformationsgesetz – –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619024200

Das wäre in Ihrer verbleibenden Redezeit auch

schwer möglich, Herr Kollege.


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1619024300

Herr Präsident, das ist schade, denn jetzt wird es ge-

rade interessant.


(Heiterkeit bei der SPD – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Dann hättest du interessant anfangen müssen!)


Es sind viele Dinge, die wir aufweisen können.

Wir haben Erfolge erzielt; aber wir befinden uns jetzt
in einer Situation, in der wir eine gewisse Sorge wegen
der Zukunft haben. Das soll man den Menschen nicht
verschweigen. Man soll ihnen auch sagen, dass wir die

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(C (D ichtigen Rezepte haben, um aus dieser Krise herauszuommen. Ich sage Ihnen eines: Wir werden am Ende tärker sein als vorher. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619024400

Letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt ist

ie Kollegin Waltraud Wolff für die SPD-Fraktion.


Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1619024500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Sehr geehrte Frau Ministerin Aigner, es war
och Ihr Vorgänger, Herr Seehofer, der diesen Haushalt
ls Landwirtschaftsminister in erster Lesung eingebracht
at. Er hat ihn als Bekenntnis zur Landwirtschaft be-
eichnet. Dabei hat er die Stärke der ländlichen Räume
xplizit an die Stärke der Land- und der Forstwirtschaft
eknüpft.

Vor zwei Wochen nun hat die EU-Kommission die
ückmeldungen auf ihr Grünbuch zur Reform des EU-
aushalts vorgestellt. Das Ergebnis: Viele der Konsulta-

ionsteilnehmer wünschen eine Senkung der Agraraus-
aben, insbesondere der Direktzahlungen. Aus dieser
eformdebatte erwächst natürlich ein sehr großer Druck
uf die Agrarpolitik.

Dieses Ergebnis kommt für uns nicht überraschend.
s bedeutet aber, dass wir sehr aufpassen müssen. Wir
üssen uns mit unserer nationalen Agrarpolitik darauf

orbereiten, was in der EU schon absehbar ist. 2003 hat
ie EU die Landwirtschaft in den Markt entlassen. Sie
at die Förderung an höhere Anforderungen gekoppelt.

Im Jahr 2013 – das ist uns allen klar – folgt der
ächste Schritt. Das ist keine Überraschung. Die Frage
st aber: Werden wir darauf vorbereitet sein? Mein Kol-
ege Wilhelm Priesmeier hat ausführlich zum Thema

ilch gesprochen. Ich will hier nur eines doppelt unter-
treichen: Ab 2015 wird es keine Mengensteuerung
ehr geben, auch nicht, Frau Behm, auf nationaler
bene. Da wird es nichts geben. Das bedeutet ganz klar:
ir müssen den Ausstieg begleiten; wir können es nicht

infach laufen lassen. Die Vorschläge des Bundesver-
andes Deutscher Milchviehhalter – ich nehme das doch
och einmal in den Mund – würden eindeutig zum Ver-
ust von Marktanteilen und der Wettbewerbsfähigkeit
ühren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


as ist jedenfalls das Ergebnis des Gießener Instituts für
gribusiness. Das deckt sich mit unserer Einschätzung.
ir wollen die Milcherzeugung in Deutschland aber

icht vor die Wand fahren. Wir wollen einen sanften
usstieg. Deshalb heißt Verlässlichkeit an dieser Stelle:
erspektiven eröffnen. Das bedeutet wiederum, dass wir
ns wirklich dem stellen müssen, was absehbar vonsei-
en der EU auf uns zukommt.






(A) )



(B) )


Waltraud Wolff (Wolmirstedt)

Sind wir denn darauf vorbereitet, die neuen Heraus-
forderungen überhaupt anzunehmen? Es wäre natürlich
wichtig gewesen, die Entwicklung der ländlichen Räume
auf EU-Ebene als neue Herausforderung zu begreifen
und anzunehmen. Wie erhalten wir in den ländlichen
Räumen die öffentliche Infrastruktur, wie die Daseins-
vorsorge und wie die regionale Wirtschaftsstruktur? Wir
haben mit der Förderung der Breitbandversorgung über
die GAK einen kleinen Schritt gewagt. Ansätze dafür
gibt es auch noch in der zweiten Säule. Diese Ansätze
müssen wir national und auch europäisch stärken.

In den Beschlüssen zum Gesundheitscheck ist es lei-
der nicht gelungen, die ostdeutschen Landwirte vor
Sonderlasten zu bewahren. Die progressive Modulation
– lassen Sie es mich als ostdeutsche Abgeordnete so sa-
gen – ist ein Sündenfall, und sie passt nicht zur Gesamt-
reform der Agrarpolitik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir brauchen eine zielgerichtete Politik, die sich an den
Leistungen für die Gesellschaft orientiert, und das ist
keine Frage der Größe von Betrieben.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. HansMichael Goldmann [FDP])


Immerhin ist es gelungen, dass die Mittel in den je-
weiligen Bundesländern verbleiben. Das ist auch not-
wendig, damit nämlich nicht gerade die strukturell be-
nachteiligten Gebiete noch einmal leiden müssen. Frau
Ministerin, bei den künftigen Verhandlungen in Brüssel
müsste als Erstes auf der Tagesordnung stehen: Schluss
mit dieser Sonderlast!


(Beifall bei der SPD)


Eines ist uns auch ganz klar: Es muss aufhören, dass
Deutschland in Brüssel aus kurzfristigen Überlegungen
heraus, vielleicht auch mit Blick auf das Wahlverhalten
bayerischer Bauern, zu den Bremsern gehört. Wir müs-
sen in Brüssel für eine zielgerichtete Agrarpolitik eintre-
ten.


(Beifall bei der SPD)


Wir müssen sie so gestalten, dass sie auch nach 2013
noch Bestand hat, national, indem wir gerade in der Ge-
meinschaftsaufgabe den neuen Herausforderungen be-
gegnen und uns daran orientieren, und in Europa müssen
wir dafür sorgen, dass es eine Agrarpolitik gibt, die die
Leistungen für die Gesellschaft honoriert. Das verstehen
die Menschen – nicht nur hier im Saal, sondern auch
draußen.


(Beifall bei der SPD)


Dafür müssen wir die Weichen stellen. Das sind wir
allen unseren Landwirten schuldig.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])



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(C (D Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und erbraucherschutz – in der Ausschussfassung. Hierzu iegen zwei Änderungsanträge vor, über die wir zunächst bstimmen. Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion ie Linke auf der Drucksache 16/11067? – Wer stimmt agegen? – Wer enthält sich? – Der Änderungsantrag ist bgelehnt. Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion ündnis 90/Die Grünen auf der Drucksache 16/11068? – er stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Auch dieser nderungsantrag ist abgelehnt. Wer stimmt für den Einzelplan 10 in der Ausschussassung? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – amit ist der Einzelplan mit den Stimmen der Koalition egen die Stimmen der Opposition angenommen. Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt II.16 auf: Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit – Drucksachen 16/10414, 16/10423 – Berichterstattung: Abgeordnete Norbert Barthle Ewald Schurer Dr. Claudia Winterstein Dr. Gesine Lötzsch Omid Nouripour Zum Einzelplan 15 liegen zwei Änderungsanträge der raktion Die Linke vor. Über einen Änderungsantrag erden wir am Schluss dieser Debatte namentlich ab timmen. Nun bitte ich diejenigen, die an der Debatte teilnehen wollen, die reichlich vorhandenen Plätze einzunehen, und diejenigen, die gegebenenfalls anderes Dring iches zu erledigen haben, den Sitzungssaal zu verlassen. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. o kann man sich auch schon darauf einrichten, dass wir egen 19.30 Uhr die namentliche Abstimmung durchühren werden. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst ie Kollegin Dr. Claudia Winterstein für die FDP-Frakion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Am 1. Januar 2009 beginnt das letzte Amtsjahr er Großen Koalition. Das ist eine gute Nachricht. Es tartet aber auch das, laut Kanzlerin Merkel, wichtigste rojekt dieser Großen Koalition: der Gesundheitsfonds. Dr. Claudia Winterstein Das ist eine schlechte Nachricht. Schon vor dem Start droht das wichtigste Projekt von Schwarz-Rot zu einem Debakel zu werden, und das aus mehreren Gründen. Wunsch und Wirklichkeit liegen bei der Koalition weit auseinander. Das zeigt ein Blick in den Koalitionsvertrag. Dort sind unter der Überschrift „Wettbewerbliche und freiheitliche Ausrichtung des Gesundheitswesens“ vier zentrale Ziele aufgezählt. Im Koalitionsvertrag steht erstens: „Erweiterung der Wahlund Entscheidungsmöglichkeiten der Versicherten“. Aber: Wo ist denn die Wahlmöglichkeit, wenn alle Versicherten den gleichen Beitrag bezahlen müssen? Zweitens: „Intensivierung des Wettbewerbs um Qualität und Wirtschaftlichkeit“. Aber: Wo ist der Wettbewerb, wenn alle Versicherungen den gleichen Beitrag anbieten müssen? Drittens: „Erhöhung der Transparenz über Angebote, Leistungen und Abrechnung“. Aber: Wo ist denn die Transparenz, wenn alle Mittel in einen Topf fließen und nach einem undurchsichtigen System dann wieder verteilt werden? Viertens: „Verminderung des bürokratischen Aufwands“. Aber: Wo ist der Bürokratieabbau, wenn die Kassen neue Strukturen aufbauen müssen, um mit ihren Versicherten abzurechnen? Die Große Koalition ist vor drei Jahren mit großen Ambitionen angetreten und droht jetzt kläglich zu scheitern. Der Gesundheitsfonds steht auf äußerst wackeligen Beinen. Unter dieser Regierung sind die Gesundheitskosten seit 2005 um 24 Milliarden Euro gestiegen. 167 Milliarden Euro sollen 2009 aus den Taschen der rund 70 Millionen gesetzlich Versicherten in den Fonds fließen. Um diese Kosten zu decken, haben Sie den Einheitsbeitrag mit 15,5 Prozent auf Rekordhöhe angesetzt. 90 Prozent der Versicherten werden im nächsten Jahr höhere Beiträge zahlen müssen. Ich weiß nicht, was der Einzelne dazu sagt. Das ist aus ökonomischer Sicht auch der größte Fehler überhaupt, den Sie mit der Einführung dieses Gesundheitsfonds begehen; denn Deutschland befindet sich in keiner besonders guten Situation. Wir befinden uns im Wirtschaftsabschwung. Genau in dieser Phase erhöhen Sie die Beiträge und treiben damit die Lohnnebenkosten in die Höhe. Damit wird es für Arbeitgeber noch schwieriger, Arbeitsplätze zu halten, und die Arbeitnehmer haben immer weniger Geld im Portemonnaie, um den Konsum zu stützen. Eine fatale Entwicklung. Da nutzt es dann leider auch gar nichts, wenn der Arbeitsminister den Arbeitslosenbeitrag um 0,5 Prozentpunkte senkt. Diese Bemühungen machen Sie, Frau Ministerin, durch höhere Krankenkassenbeiträge wieder zunichte. Auch in diesem Punkt ist die Regierung an ihren Ansprüchen aus dem Koalitionsvertrag gescheitert. Ich zitiere aus dem Papier: 2 V – n t d Z n t F v g G h t w W i „ o n f s D t h E n l t w m (C (D CDU, CSU und SPD stellen sicher, dass die Lohnzusatzkosten … dauerhaft unter 40 % gesenkt werden. 009 werden die Beiträge auf 40,15 Prozent steigen. (Heinz Lanfermann [FDP]: Das ist ja mehr als 40 Prozent!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619024600

(Beifall bei der FDP)

Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1619024700




(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Heinz Lanfermann [FDP]: So ist es!)


(Heinz Lanfermann [FDP]: Aha!)


on Entlastung bei den Arbeitskosten also keine Spur.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Sind 14,6 oder 15,5 gerecht?)


Sie können mir das gern noch einmal anders vorrech-
en; da bin ich sehr gespannt.

Dabei ist noch nicht einmal sicher, ob der Rekordbei-
rag von 15,5 Prozent überhaupt ausreichen wird, um
en Fonds zu 100 Prozent auszustatten. Ich habe ernste
weifel an den Rechenkünsten Ihrer Experten, Frau Mi-
isterin. Schon bei der Berechnung des Konvergenzbe-
rags, also des Ausgleichs der Bundesländer aus dem
onds, hat sich Ihr Haus um über 700 Millionen Euro
erschätzt, weswegen jetzt kaum Rücklagen im Fonds
ebildet werden können. Dies bedeutet, dass Sie mit dem
esundheitsfonds ein massives Risiko für den Bundes-
aushalt schaffen. Wir alle kennen doch die Konjunk-

urprognosen für das nächste Jahr. Die Arbeitslosigkeit
ird steigen, damit gehen die Beitragszahlungen zurück.
er muss zahlen, wenn dann nicht genug Geld im Fonds

st? Der Steuerzahler!

Sie reden nur von „unterjährigen Schwankungen“, die
kurzfristig mit Steuermitteln ausgeglichen werden“,
der davon, dass das Risiko beim Fonds liege. Frau Mi-
isterin, sagen Sie doch deutlich, wie es ist: Das Risiko
ür Ihre Gesundheitspolitik liegt beim Steuerzahler und
onst nirgendwo.


(Beifall bei der FDP)


er Bürger wird doppelt zur Kasse gebeten: als Bei-
ragszahler und als Steuerzahler. Das ist die ganze Wahr-
eit.

Das wichtigste Projekt dieser Legislaturperiode ist im
rgebnis ein Reinfall. Das können aber weder die SPD
och die CDU zugeben; denn wir befinden uns schließ-
ich im Wahlkampf.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619024800

Für die Bundesregierung erhält nun die Bundesminis-

erin Ulla Schmidt das Wort.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Norbert Barthle [CDU/CSU])



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1619024900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

äre bei Ihrer Rede jetzt gar nicht auf die Idee gekom-
en, dass sich auch die FDP im Wahlkampf befindet.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt
Zunächst bedanke ich mich bei den Mitgliedern des
Haushaltsausschusses für die konstruktiven Beratungen
und vor allen Dingen bei den Berichterstattern der Koali-
tion, den Kollegen Schurer und Barthle, für die wirklich
sehr gute Zusammenarbeit, die dazu geführt hat, dass wir
auch im kommenden Jahr einen Haushalt haben werden,
der gute Voraussetzungen für die gesundheitliche Ver-
sorgung unserer Bürgerinnen und Bürger schafft.

Mit diesem Haushalt werden wir mehr in Prävention
investieren, vor allen Dingen bei HIV/Aids; aber auch im
Hinblick auf Bewegung und Ernährung bei den Program-
men „IN FORM“ und „3.000 Schritte“. Wir investieren
des Weiteren in die Erprobung besserer Versorgungskon-
zepte vor allen Dingen für demenziell erkrankte Men-
schen, aber auch in die Verbesserung der Kindergesund-
heit. Aufgrund der uns vorliegenden Daten wissen wir,
dass nicht alle Kinder in Deutschland die gleichen Chan-
cen haben, gesund aufzuwachsen. Hier setzen wir im
Rahmen dessen, was ein öffentlicher Haushalt dazu tun
kann, die richtigen Schwerpunkte.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Der größte Betrag in unserem Haushalt ist der Bun-
deszuschuss an die Krankenversicherung in Höhe von
4 Milliarden Euro. Ich bin sehr froh, dass wir in der lang-
fristigen Haushaltsplanung sichergestellt haben, dass der
Betrag in den folgenden Jahren bis zum Erreichen einer
Summe von 14 Milliarden Euro um jeweils 1,5 Milliar-
den Euro erhöht wird. Diese Mittel benötigen wir als
pauschale Abgeltung dafür, dass die gesetzliche Kran-
kenversicherung eine Reihe von gesamtgesellschaftli-
chen Aufgaben übernimmt, womit bislang die Beitrags-
zahlerinnen und Beitragszahler belastet werden. Wir
halten es für richtig, dass die Steuerzahlerinnen und Steu-
erzahler einen Anteil mittragen, weil dies nicht allein Sa-
che der Beitragszahler sein kann.

Insgesamt stehen den gesetzlich Versicherten im kom-
menden Jahr über den Gesundheitsfonds 167 Milliarden
Euro zur Verfügung. Ich bleibe dabei: Die Krankenkassen
tragen im kommenden Jahr kein Einnahmerisiko. In der
jetzigen Situation stellt dies eine sehr gute Grundlage im
Hinblick auf die Ausgabenplanung für 2009 dar. Die
Krankenkassen tragen das Ausgabenrisiko, da sie dafür
verantwortlich sind, dass diese 167 Milliarden Euro, die
die Beitragszahler hart erarbeiten, effizient und effektiv
eingesetzt werden und dafür gesorgt wird, dass kein Geld
in irgendwelche Projekte fließt, die für eine gute medizi-
nische Versorgung nicht notwendig sind.

Frau Kollegin Winterstein, die gesetzlichen Kranken-
kassen in Deutschland sind auch in Zukunft wettbewerb-
lich organisiert. Wettbewerb allein über Beiträge wollten
wir nicht mehr, weil er dazu führt, dass Krankenkassen, in
denen viele ältere und kranke Menschen versichert sind,
höhere Beitragssätze erheben müssen als diejenigen Kas-
sen, die junge und gesunde Versicherte haben. Der Wett-
bewerb allein über den Beitrag hat dazu geführt, dass wir
heute bei den Beiträgen eine Spreizung von 5 Prozent ha-
ben. Bei einem Einkommen von 1 000 Euro im Monat
macht das 50 Euro Unterschied bei gleichem Anspruch
auf Leistung, Medikamente, ärztliche Behandlung und
Behandlung im Krankenhaus aus.

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(C (D Es ist daher richtig, dafür zu sorgen, dass bei den rankenkassen, die viele ältere Menschen haben, die eitragssätze nicht stark ansteigen und bei den Krankenassen, die viele junge Versicherte haben, die Beitragsätze nicht immer weiter abgesenkt werden. Alle sollen ich mit dem gleichen Anteil ihres Einkommens an der inanzierung der medizinischen Versorgung beteiligen. Die Koalition stellt sich einen Wettbewerb vor, bei em es um gute Qualität in der Versorgung geht. Dazu ehört, dass sich Krankenkassen anstrengen, einen guten ervice für ihre Versicherten zu bieten und gute Verträge bzuschließen, damit die ambulante und die stationäre ersorgung besser koordiniert werden können. Dazu geört auch, dass eine gute Versorgung für chronisch ranke Menschen organisiert wird und dass Wahlmögichkeiten, die die Versicherten wollen, eingeräumt weren. Das ist Wettbewerb, wie wir ihn wollen. Wir wollen ber keinen Wettbewerb, der sich nur an Beitragssätzen usrichtet. Im kommenden Jahr fließen fast 11 Milliarden Euro ehr in das System der gesetzlichen Krankenversiche ung. Das ist sehr viel Geld. Aber dieses Geld hat nichts it dem Gesundheitsfonds zu tun. Es wird investiert, dait wir eine bessere und zugleich transparentere Bezah ung beispielsweise der Vertragsärzte auf den Weg brinen können und damit wir die Kliniken bei ihrer chweren Aufgabe unterstützen können, die Gesundeitsversorgung sicherzustellen. Dieses Geld steht auch afür zur Verfügung, dass mehr Pflegekräfte eingestellt erden können oder dass in der Gesundheitsversorgung uf einen wachsenden Behandlungsbedarf reagiert weren kann, der entsteht, weil es mehr ältere Menschen ibt. Außerdem kostet der medizinische Fortschritt, er therapeutische Erfolge mit sich bringt, mehr Geld. Wir haben ein Ziel: Wir wollen, dass 100 Prozent unerer Bürgerinnen und Bürger am medizinischen Fortchritt teilhaben können. Wir wollen eine Versorgung für lle. Deswegen werden wir auch dafür sorgen, dass das otwendige Geld zur Verfügung steht. ie FDP hingegen will eine Grundversorgung und eine rivat abgesicherte gute Rundumversorgung für die, die eld haben. Das wissen wir schon lange. Aber das ent pricht nicht unserer Auffassung von Gesundheitspolitik n diesem Lande. Ich will auch noch sagen: Die Lohnnebenkosten lieen im kommenden Jahr bei 39,15 Prozent. (Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Das stimmt leider nicht!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Widerspruch bei der FDP)


ie können das nachrechnen. Die Versicherten überneh-
en 0,9 Prozentpunkte, was zu einer Entlastung bei den
ohnnebenkosten führt.


(Unruhe bei der FDP)


ören Sie auf, dies in die Lohnnebenkosten hineinzu-
echnen!






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Das stimmt doch alles nicht!)


Die Kassen wissen seit der letzten Woche, wie viel
Geld ihnen zugewiesen wird. Wir erwarten, dass die
Kassen ihre Chancen nutzen, Verhandlungsmöglichkei-
ten ausloten und dass sie sich daranmachen, dieses Geld
– sie wissen jetzt erstmals, wie viel Geld sie für ein gan-
zes Jahr, aufgeteilt auf zwölf Monatsraten, zur Verfü-
gung haben – für gute Versorgungsangebote, für guten
Service und für wirtschaftliches Handeln einzusetzen.
Ich glaube, an diesem Punkt haben die Kassen einiges zu
tun. Das wird sie vor neue Herausforderungen stellen.
Aber wir brauchen das, damit wir zu einer guten Ge-
sundheitsversorgung kommen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ein weiterer Punkt ist die Finanzierung und Zukunft
der Krankenhäuser. Die Bundesregierung hat beschlos-
sen, dass wir im kommenden Jahr zusätzliche Mittel zur
Verfügung stellen. Demnächst wird ein entsprechendes
Gesetz hier beraten. Wir sind bei der Verabschiedung des
Gesetzentwurfs davon ausgegangen, dass 3 Milliarden Euro
zusätzlich zur Verfügung gestellt werden. Der Schätzer-
kreis hat 500 Millionen Euro für Mengenausweitungen
und anderes mehr hinzuaddiert.

In diesen 3,5 Milliarden Euro sind aufgrund des Weg-
falls des Solidarbeitrages, des Auslaufens der Anschub-
finanzierung und der Grundlohnsummensteigerung
1,5 Milliarden Euro enthalten, die den Krankenhäusern
für eine gute Versorgung zur Verfügung stehen. Dadurch
werden sie in die Lage versetzt, ihre Aufgaben wahrzu-
nehmen.

Die Krankenhäuser selbst fordern 6,7 Milliarden Euro
für die Jahre 2008 und 2009. Alle Experten gehen davon
aus, dass die Krankenhäuser im Jahre 2008 2 Milliarden
Euro erhalten werden. Für das kommende Jahr haben
wir im Gesundheitsfonds 3,5 Milliarden Euro einge-
plant. Wenn man dazunimmt, was die Krankenhäuser
auch über die private Krankenversicherung und die Bei-
hilfe erhalten, kann man sagen: Allein damit sind rund
6 Milliarden Euro von den geforderten 6,7 Milliarden er-
füllt.

Das Folgende sage ich jetzt auch an die Fraktion Die
Linke. Wenn die Länder ihre Verpflichtung wahrnehmen
und Mittel für die Investitionen bereitstellen würden,
stünden die deutschen Krankenhäuser richtig gut da.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie haben heute wieder gefordert, dass der Bund Steuer-
mittel zur Verfügung stellen soll, während sich Ihre Ge-
sundheitssenatorin in Berlin, so glaube ich, nie dafür ein-
gesetzt hat, dass die 50 Prozent von den Investitionen,
die in Berlin noch fehlen und die in jedem Land erhöht
werden müssen, erbracht werden. So funktioniert das
Ganze nicht.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Ihr Regierender Bürgermeister – was macht denn der?)



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(C (D Ich greife meine Leute an, Sie greifen Ihre nicht an. ch bin die Einzige, die deswegen durchs Land geht. Von hnen habe ich noch nichts gehört, damit der Investiionsanteil der Länder wirklich hereinkommt. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das hat gesessen!)


Dazu sage ich: Hier werden nur Forderungen gestellt,
nd es wird gar nicht akzeptiert, dass in der föderalen
truktur, die wir haben, die Länder für die Investitionen
erantwortlich sind. Wenn die Länder das nicht wollen,
ind wir gerne bereit, andere gesetzliche Grundlagen zu
chaffen. Wer bestimmt, wie viele Betten es in einem
and gibt, der muss auch dafür sorgen, dass die Aufga-
enteilung bei der Finanzierung stimmt. Die Kranken-
assen sind für den Bedarf an medizinischer Versorgung
nd für die Innovationen da. Die Länder sind für die In-
estitionen, also die Kosten der Gebäude und auch der
eräte, zuständig. Da haben sie ihre Aufgabe wahrzu-
ehmen. Ich erwarte, dass auch die Vertreter der Kran-
enhäuser – und Sie mit – genau dies einfordern. Denn
as brauchen wir.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Frank Spieth [DIE LINKE]: Aufgabe der Bundesregierung ist es, die Länder in die Verpflichtung zu nehmen!)


Meine liebe Kolleginnen und Kollegen, das Geld der
eitragszahler ist hart erarbeitet. Deshalb werden wir
uch nicht lockerlassen, darauf zu achten, dass das Geld
er Beitragszahler dahin fließt, wo wir es für eine gute
ersorgung brauchen.

Hinsichtlich der Frage, wie das Geld verteilt wird,
öchte ich hier abschließend noch einmal Folgendes sa-

en. Da geht es nicht nur um die Krankenhäuser. Da geht
s nicht nur um die Apotheker. Da geht es nicht nur um
ie Ärzte oder andere. Vielmehr geht es uns um die Pa-
ientinnen und Patienten. Wir müssen dafür sorgen, dass
as Ganze und nicht nur ein Teilbereich stimmt. Ich
laube, dass wir deswegen mit unseren Projekten und
uch mit dem Gesundheitsfonds, der eine fairere Finan-
ierung bietet, sowie mit dem, was wir im Haushalt vor-
esehen haben, einen guten Weg einschlagen.

Ich bedanke mich ganz herzlich. Machen wir weiter
o!


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Frank Spieth [DIE LINKE]: Gute Nacht!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619025000

Martina Bunge ist die nächste Rednerin für die Frak-

ion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Martina Bunge (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619025100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Seit

ochen dreht sich die Debatte um den Gesundheits-
onds mit seinen rund 167 Milliarden Euro. Der Einzel-
lan des Bundeshaushalts, über den wir heute sprechen






(A) )



(B) )


Dr. Martina Bunge
und zu befinden haben, ist dagegen sehr bescheiden. Für
das Jahr 2009 sind ganze 4,45 Milliarden Euro vorgese-
hen.

Die Ministerin sagte es gerade: 4 Milliarden Euro da-
von sollen an den Fonds gehen. Also nur mit Aufwen-
dungen im Null-Komma-Milliarden-Bereich will die
Bundesregierung gesamtgesellschaftliche Aufgaben für
die Gesundheit der Bevölkerung befördern. Da ist es
nicht verwunderlich, dass die Gesundheit in Deutschland
trotz der milliardenschweren Ausgaben über die Kran-
kenversicherung im EU-weiten Vergleich im hinteren
Mittelfeld liegt.

Es ist traurig, aber wahr: In der Bundesrepublik ist
Gesundheit stark vom sozialen Status abhängig. – Zuge-
geben, die Erkenntnis ist nicht neu. Die Erkenntnis ist
nicht neu, dass arme Männer im Durchschnitt zehn Jahre
früher als reiche sterben. Es ist lange bekannt: Armut
macht krank. Das ist unhaltbar, so denken wir.


(Beifall bei der LINKEN)


Gerade weil diese Erkenntnis nicht neu ist, sollte man
meinen, dass sie zu politischen Maßnahmen führt. Aber
an dieser Bundesregierung geht diese Erkenntnis vo-
rüber, ohne dass sie den geringsten Niederschlag in der
Politik und auch im Haushalt findet.

Wer die Gesundheit befördern will, muss aber zualler-
erst die sozialbedingte Ungleichheit der Gesund-
heitschancen verringern. Gesundheits-, Arbeitsmarkt-,
Sozial-, Familien- und Bildungspolitik müssen hierfür
Hand in Hand gehen; aber leider passiert das nicht.
Wenn Sie nun schon nichts dagegen tun, dass sich die
Schere immer weiter auseinanderspreizt, dann wäre es
zumindest geboten, gegen die Auswirkungen dieses
Auseinanderspreizens auf die Gesundheit vorzugehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Was aber macht die Bundesregierung? Gesundheits-
kampagnen. Obwohl in der Koalitionsvereinbarung
2005 fixiert, hat die Große Koalition dank besonderer
Unterstützung seitens der CDU/CSU kein Präventions-
gesetz zustande gebracht.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Unglaublich!)


Werbekampagnen – ich meine, Gesundheitskampagnen –
sollen jetzt demonstrieren, dass die Bundesregierung auf
dem Feld der Prävention aktiv ist. Die Wirkung dieser
Kampagnen ist aber sehr umstritten, vor allem, weil sie
nicht diejenigen erreicht, die am meisten betroffen sind,
nämlich Menschen mit wenigen Ressourcen – und das
sind in der Regel sozial benachteiligte Menschen. An-
statt dass die Regierung also versucht, die gesundheitli-
chen Folgen ihrer Politik zumindest zu mildern, ver-
schärft sie die Situation noch.


(Beifall bei der LINKEN)


Verschärft wird unseres Erachtens auch die Situation
für die Präventionsmaßnahmen der Krankenkassen.
Diese werden zuallererst bei freiwilligen Leistungen und
damit bei der Prävention sparen, wenn das Geld in Zei-
ten des Gesundheitsfonds knapp wird. Aus Wettbe-

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(C (D erbsgründen werden sie sehr lange – so lange wie mögich – warten, Zusatzbeiträge zu erheben. Ich habe, hrlich gesagt, sehr große Sorge um die Primärprävenion. Ich sehe da richtig schwarz. Trotz aller Beteuerungen der Bundesregierung ist zu onstatieren: Gesundheitsförderung und Prävention haen keinen guten Stand bei dieser Bundesregierung. ausende auf diesem Gebiet Engagierte sind zutiefst ent äuscht. Funktionierende Konzepte für Kinder und Juendliche, für Menschen aller Altersgruppen können icht verstetigt bzw. verbreitert werden. Um hier endlich nderungen zu schaffen, muss ein Präventionsgesetz er, (Beifall der Abg. Katja Kipping [DIE LINKE])


as die soziale Ungleichheit ins Zentrum rückt, wie von
einer Fraktion vorgeschlagen.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Fangen Sie doch jetzt schon einmal damit an!)


ies ist ein Ansatz, der im Juni dieses Jahres in einer
nhörung breite Zustimmung bei den Experten fand. Im
aushalt muss die gesamtgesellschaftliche Verantwor-

ung hierfür zum Ausdruck kommen. Deshalb schlagen
ir die Bereitstellung von 1 Milliarde Euro für die Prä-
ention vor. Das wäre nicht zu viel für diese wichtige
ufgabe.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619025200

Ich erteile das Wort dem Kollegen Norbert Barthle,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1619025300

Sehr verehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

amen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
rau Kollegin Bunge, Sie haben eine interessante These
ufgestellt: Armut macht krank.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Das ist wissenschaftliche Forschung! – Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Das sage ich nicht allein! – Weitere Zurufe von der LINKEN)


Ich will darüber gar nicht streiten. Ich will nur feststel-
en: In denjenigen Ländern in Deutschland, in denen die
inke mitregiert, geht es den Menschen deutlich
chlechter als in denen, in denen die CDU mitregiert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Widerspruch bei der LINKEN)


lso heißt dies doch: Die Linke macht arm.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn dies so ist, brauche ich gar nicht weiterzureden.






(A) )



(B) )


Norbert Barthle
Nach der hervorragenden Haushaltsrede, die die
Ministerin Schmidt gehalten hat, will ich meine Ausfüh-
rungen auf einige Schwerpunkte lenken, die sonst unter-
gehen könnten. Zuallererst möchte ich sagen: Den Dank,
Frau Ministerin, den Sie geäußert haben, will ich zurück-
geben. Ich bedanke mich ganz herzlich bei Ihnen und Ih-
rem Haus für die sehr gute Zusammenarbeit und die tat-
kräftige Unterstützung. Ich bedanke mich auch beim
Sekretariat des Haushaltsausschusses; es hat häufig bis
in die Nachtstunden aufopferungsvoll gearbeitet. Ich be-
danke mich bei den Referenten unserer Fraktion und na-
türlich bei den Kolleginnen und Kollegen Berichterstat-
tern, die über die Parteigrenzen hinweg sehr gut und
konstruktiv zusammengearbeitet haben.

Eines ist mir noch erwähnenswert: Der Etat des Ge-
sundheitsministeriums wurde im parlamentarischen Ver-
fahren dieses Jahres praktisch nicht verändert. Es war
gerade einmal eine Baumaßnahme, die wir verschieben
mussten; ansonsten sind wir beim Regierungsentwurf
geblieben. Das ist angesichts der Tatsache, dass das
Haushaltsrecht das Königsrecht des Parlaments ist, et-
was Außergewöhnliches.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Da ist ja nicht viel drin!)


Dieses Ergebnis kam dadurch zustande, dass der Regie-
rungsentwurf gut war und die Kommunikation zwischen
den Berichterstattern und dem Haus sehr gut funktio-
niert. Sie wissen, was wir wollen, und wir wissen, was
Sie wollen. Auch dafür mein herzlicher Dank.

Nun aber zur Gesundheit. Ein kluger Kopf sagte ein-
mal: Gesundheit ist ein Geschenk, das man sich selber
machen muss. Da ist was dran. Je älter man wird, desto
wahrer wird dieser Satz. Da wir Deutschen immer älter
werden, ist er umso richtiger. Mädchen, die heute gebo-
ren werden, zum Beispiel die Tochter unseres Haushalts-
kollegen Alexander Bonde, dem ich von dieser Stelle
ebenso wie seiner Frau Conny ganz herzlich gratulieren
will


(Beifall)


– ja, das ist einen Beifall wert; dazu kann man nur sagen:
Weiter so! –, haben eine durchschnittliche Lebenserwar-
tung von 82 Jahren.

Ein anderer kluger Kopf sagte, dass nicht die Jahre in
unserem Leben zählen, sondern das Leben in unseren
Jahren. Es kommt also auch auf die Qualität und nicht
nur auf die Quantität an. Das ist der Grund, weshalb
viele Menschen Sport treiben. Damit bin ich wieder am
Ausgangspunkt: Gesundheit ist nichts Selbstverständli-
ches. Dafür ist nicht nur die Medizin zuständig, sondern
dafür sind vor allem wir selbst zuständig. Je früher man
dieses Bewusstsein bei den Menschen implantiert, desto
besser ist es.

Wenn Mädchen und Jungen bereits in der Familie, im
Kindergarten und in der Schule gesundes Verhalten von
ihren Eltern, ihren Erzieherinnen und Erziehern sowie
ihren Lehrerinnen und Lehrern erlernen, dann ist das der
beste Weg.

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(C (D (Ute Kumpf [SPD]: Von den Eltern müssen sie vor allem lernen!)


as können wir zwar nicht herbeiführen, aber unterstüt-
en, und das tun die Koalitionsfraktionen und die Regie-
ung mit dem Haushaltsentwurf für 2009 noch stärker als
isher: 3 Millionen Euro mehr für Prävention, 40 Millio-
en Euro insgesamt. Das ist angesichts der geringen
pielräume in diesem Etat eine gute Botschaft für uns
lle.

Dabei lobe ich ausdrücklich, dass sich das Ministe-
ium nicht nur gegen die Volksseuche Übergewicht ein-
etzt, sondern sich zunehmend auch das Thema Schlank-
eitswahn vornimmt; denn die gesundheitlichen Folgen
ind in beiden Fällen ähnlich gravierend.

In den Bereichen „Aidsaufklärung“ und „Drogen-
nd Suchtmittelmissbrauch“ unterstützen Union und
PD die lobenswerte Arbeit Ihres Hauses und der nach-
eordneten Behörden ebenfalls. Jede vermiedene Neuin-
ektion und jedes vermiedene Abrutschen in die Sucht
ind ein Erfolg und ersparen der Solidargemeinschaft,
ebenbei bemerkt, erhebliche Folgekosten.

Lassen Sie mich noch einen anderen Punkt aufgrei-
en, der in den Gesprächen der Berichterstatter mit dem
auptpersonalrat eine große Rolle gespielt hat. Die Per-

onalsituation in den Ministerien und in den nachge-
rdneten Behörden ist angespannt. Normalerweise
rängen wir Haushälter auf weitere Personaleinsparun-
en; heute muss ich aber sagen: Ich begrüße es, dass wir
ie lineare Stellenkürzung auf 0,6 Prozent abgesenkt ha-
en. Inzwischen ist das für manch eine nachgeordnete
ehörde Ihres Hauses, Frau Ministerin, genug, fast zu
iel.

Ich erwarte deshalb, dass Ihr Haus zusammen mit
em Personalrat in den kommenden Jahren ein tragfähi-
es Konzept entwickelt, das uns über lange Zeit hinweg
or einer schwierigen Situation bewahrt. Vielleicht muss
an eine ordentliche Aufgabenkritik vornehmen und

ich von manchen Tätigkeitsfeldern trennen. Ein „Weiter
o!“ kann es jedenfalls nicht geben; denn auch bei der
ersonalgewinnung stehen wir inzwischen vor Proble-
en, die sich nicht einfach lösen lassen. Wir brauchen in

en Fachabteilungen und in den Behörden immer weni-
er allgegenwärtige Juristen oder Verwaltungsexperten,
ondern Chemiker, Physiker, Mediziner und Informa-
iker.


(Otto Fricke [FDP]: Nichts gegen Juristen!)


Der öffentliche Dienst steht natürlich in Konkurrenz
u anderen Bereichen, insbesondere zur Privatwirtschaft.
anchmal passiert es, dass eine junge Ärztin, die sich

eworben hat, nachdem sie die Rahmenbedingungen,
um Beispiel das Gehaltsniveau, erfahren hat, sofort
ieder Lebewohl sagt. Kompensieren kann man das nur
adurch, dass man die ohnehin „schwierige“ Bezahlung
urch entsprechende Angebote kompensiert, zum Bei-
piel durch solche, die die Vereinbarkeit von Familie und
eruf betreffen. Man muss also Dinge anbieten können,
ie ansonsten nicht so leicht zu erreichen sind. Wir brau-
hen vor allem auf diesem Feld gute Ideen und kreative






(A) )



(B) )


Norbert Barthle
Konzepte, um die öffentliche Verwaltung flexibler ge-
stalten und für attraktive Stellen sorgen zu können.

Lassen Sie mich ganz zum Schluss noch auf die Kri-
tik am Gesundheitsfonds eingehen. Das richtet sich an
die Adresse der FDP: Wenn Ihnen die Erhöhungen des
Beitragssatzes, die wir aufgrund der Vergütung für die
Ärzte, aufgrund der Vergütung für das Pflegepersonal in
den Krankenhäusern und aufgrund der Kostensteigerun-
gen im Medikamentenbereich vorgenommen haben,
nicht recht sind, dann können Sie das sagen. Aber die
Beitragssteigerungen sind genau darauf zurückzuführen
und haben mit dem Fonds nichts, aber auch gar nichts zu
tun. Das muss man wieder einmal feststellen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Ewald Schurer [SPD])


Abschließend möchte ich sagen: Der Etat des Ge-
sundheitsministeriums ist ein guter. Ich empfehle Zu-
stimmung.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619025400

Birgitt Bender ist die nächste Rednerin für die Frak-

tion Bündnis 90/Die Grünen.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619025500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In den

letzten Wochen ist viel von der Rückkehr des Staates die
Rede gewesen: Angesichts der Finanzmarktkrise müsse
die Politik wieder die Zügel in die Hand nehmen; Dere-
gulierung und übermäßiges Marktvertrauen seien ges-
tern gewesen. Wenn man sich die Gesundheitspolitik
dieser Ministerin und der Großen Koalition in ihrem
Fahrwasser ansieht, könnte man fast auf die Idee kom-
men, dass sie ihrer Zeit voraus sind: So viel Staat wie
seit der letzten Gesundheitsreform hat es im Gesund-
heitswesen dieser Republik noch nie gegeben.


(Beifall bei der FDP)


Da aber endet die Analogie. Was für die anarchischen
Finanzmärkte eine dringend notwendige Medizin ist,
wird sich für die Gesundheitsversorgung als Gift er-
weisen. Verglichen mit Gesundheitssystemen in anderen
Ländern ist die gesetzliche Krankenversicherung in
Deutschland finanziell gut ausgestattet.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Das liegt auch daran, dass die GKV mit ihren zweckge-
bundenen Beiträgen und der Beitragsfestsetzung durch
die Kassen bisher vergleichsweise unabhängig über ihre
Finanzausstattung entscheiden konnte. Das unterschei-
det sie von Gesundheitssystemen, die aus allgemeinen
Steuermitteln finanziert werden.


(Zuruf des Abg. Jens Spahn [CDU/CSU])


Herr Kollege Spahn, wir haben das in Großbritannien
studieren können, und wir haben beispielsweise in Ka-
nada sehr eindrucksvoll vorgeführt bekommen, zu wel-

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(C (D hen Situationen von Unterversorgung das je nach Hausaltslage führen kann. In Deutschland wird sich das durch den Gesundheitsonds grundlegend ändern; denn jetzt übernimmt auch ier der Staat die Regie für die Einnahmeseite des Geundheitswesens. (Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Falsch! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie müssten es doch besser wissen!)


ünftig, liebe Kollegin Widmann-Mauz, wird die
inanzausstattung der Krankenkassen mehr von politi-
chen Konjunkturen und Kalkülen als von den Anforde-
ungen der Gesundheitsversorgung abhängig sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Den Auftakt für diesen Paradigmenwechsel haben wir
n den letzten Wochen mit der Diskussion über die erst-

alige Festsetzung des Einheitsbeitrags für das nächste
ahr schon erlebt.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das war ein Vorgeschmack!)


ie beschlossenen 15,5 Prozent sind ausschließlich der
bsicht geschuldet, den Gesamtsozialversicherungsbei-

rag zu Beginn des Wahljahres möglichst nicht ansteigen
u lassen – die Ministerin hat uns das vorhin noch ein-
al vorgeführt –; deswegen darf der Beitragssatz der
KV nicht stärker ansteigen, als Sie den Beitrag zur Ar-
eitslosenversicherung absenken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Heinz Lanfermann [FDP]: Nur vorübergehend!)


eichen werden diese 15,5 Prozent aber hinten und
orne nicht. Das sagen die Kassen schon seit einiger
eit.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wollen Sie noch weiter steigern?)


Inzwischen – das muss man sagen – räumt die Koali-
ion, wenn auch auf etwas verdruckste Weise, im Grunde
enommen genau dies ein. Die Spatzen pfeifen von den
ächern, dass Sie bei den Krankenhäusern das zusätzli-

he Geld, das Sie mit der einen Hand versprochen haben,
it der anderen Hand wieder einsammeln wollen.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Den Vorschlag kenne ich nur von den Kassen! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie sind aber schlecht informiert!)


n Zukunft soll wieder 1 Milliarde Euro aus diesem Be-
eich herausgeholt werden. Daran sieht man doch, liebe
olleginnen und Kollegen aus der Union und überhaupt

us der Koalition, dass Sie hier eine Gesundheitspolitik
achen, die sich zwischen gesundheitspolitischen Ziel-

etzungen auf der einen Seite und fiskalpolitischen auf
er anderen Seite nicht entscheiden kann. Mit diesen
elbstgeschaffenen Handlungszwängen haben Sie sich
elber völlig überfordert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Birgitt Bender
Tatsächlich ist das erst der Anfang; denn wer die Ein-
nahmen kontrolliert, muss natürlich auch die Ausgaben
diktieren. Auch da kann man wieder auf das Beispiel
Krankenhausfinanzierung schauen: Künftig möchte die
Regierung jedes Jahr festlegen, ob – und, wenn ja, wie
stark – die Preise für Krankenhausleistungen steigen
dürfen. Damit wird dieser Sektor, der ohnehin schon
stark von politischen Kalkülen geprägt ist, vollends von
Kalkülen abhängig, die mit der Gesundheitsversorgung
nichts zu tun haben.

Statt für mehr finanzielle Eigenständigkeit der gesetz-
lichen Krankenversicherung sorgt die Große Koalition
für staatliche Finanzsteuerung und Dirigismus. Bald
wird man das System kaum noch wiedererkennen. Das
ist kein Kompliment. Das wird der Qualität der Gesund-
heitsversorgung schaden. Manchmal habe ich den Ein-
druck, liebe Kolleginnen und Kollegen aus der Koali-
tion, dass noch nicht alle von Ihnen wirklich erfasst
haben, auf welchen Weg Sie sich begeben haben.


(Otto Fricke [FDP]: Ach! Die kennen doch noch nicht einmal die ungefähre Richtung!)


Ich kann Ihnen nur sagen: Es wird Zeit, aufzuwachen.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619025600

Ewald Schurer erhält nun das Wort für die SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



Ewald Schurer (SPD):
Rede ID: ID1619025700

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der guten Ord-
nung halber möchte auch ich mich erst einmal bedanken.
Das ist der letzte Haushalt, zu dem ich in dieser Legisla-
tur in meiner Funktion als Hauptberichterstatter für Ge-
sundheit spreche. Was danach geschieht, werden das
Schicksal und das Ergebnis der Bundestagswahl im
September 2009 entscheiden.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Heinz Lanfermann [FDP]: Interessant! Gibt es also in Zukunft keinen Gesundheitshaushalt mehr, oder was soll das heißen?)


Alle Spekulationen, die vonseiten der FDP angestellt
werden, sind ohnehin verfrüht. Sie werden sich nicht so
erfüllen, wie man es sich bei Blau-Gelb wünscht.

Mein Dank geht an die Ministerin und an alle Betei-
ligten im Gesundheitsministerium. Mein Dank geht na-
türlich auch an das Finanzministerium, an die Fachpoli-
tikerinnen und Fachpolitiker, an das Haushaltssekretariat
und an alle anderen, die daran mitgewirkt haben, dass
wir unsere Beratungen relativ geräuschlos abschließen
konnten, und das trotz einer Unterbrechung. Denn auf-
grund der Finanzmarktkrise waren die Haushaltsberatun-
gen faktisch für eine Woche unterbrochen. Trotzdem ha-
ben wir inhaltlich sehr gute Ergebnisse erzielt.

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(C (D Ich möchte mich auch bei meinem Kollegen Norbert arthle bedanken. Wir hatten im Hinblick auf die Ge undheitsreform zwar nicht immer die gleichen inhaltlihen Präferenzen, haben es aber geschafft, relativ kolleial und sehr gut zusammenzuarbeiten. (Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: „Relativ“? Was heißt das denn? Das ist ja sehr interessant!)


Mein Dank richtet sich auch an die Berichterstatter
er Oppositionsfraktionen. Trotz unterschiedlicher Auf-
assungen haben wir es geschafft, immer sehr fair über
ie Inhalte zu diskutieren, auch wenn wir oftmals zu ver-
chiedenen Ergebnissen gekommen sind.

Richtig ist: Im Mittelpunkt des Gesundheitshaushalts
tehen die 4 Milliarden Euro, die für die pauschale Ab-
eltung der Aufwendungen der Krankenkassen für ge-
amtgesellschaftliche Aufgaben bereitgestellt werden.
iese Mittel wurden um 1,5 Milliarden Euro erhöht.


(Otto Fricke [FDP]: Ach! Das ist doch angeblich noch gar nichts! Ich denke, das wird noch viel mehr!)


n der Perspektive wollen wir auf einen Betrag von
4 Milliarden Euro kommen.

Verehrte Frau Bunge, aufgrund der Rückstellungen
ür die Baumaßnahmen beim RKI stehen nur noch
24 Millionen Euro zur Verfügung. Das ist zwar der
ern dieses Haushalts, wurde von Ihnen allerdings miss-

nterpretiert. Dieser Betrag versetzt das Gesundheits-
inisterium in die Lage, gemeinsam mit fünf weiteren

nstituten alle hoheitlichen Aufgaben in diesem Bereich
underbar zu erledigen. Es wurde bereits darauf hinge-
iesen, dass wir auch den fachlichen Belangen des Leit-

nstituts im Bereich von Public Health, dem RKI, durch
inen Stellenaufwuchs gerecht geworden sind.

Ich möchte auf die Struktur des Haushalts eingehen.
ür die eigentlichen Aufgaben des BMG werden
3 Millionen Euro und für allgemeine Bewilligungen
21,5 Millionen Euro bereitgestellt. Aufgrund der be-
eits erwähnten Rückstellungen für Baumaßnahmen
eim RKI benötigen wir im Augenblick noch 210 Mil-
ionen Euro für Institute. In Kap. 1567 verbleiben noch
9,4 Millionen Euro für die sogenannten Versorgungs-
usgaben in diesem Bereich.

Meine Damen und Herren, wir haben inhaltliche
chwerpunkte gesetzt. Mit diesem Haushalt werden
3 Millionen Euro für gesundheitspolitisch relevante
aßnahmen des Ministeriums zur Verfügung gestellt.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Wo denn?)


Frau Bunge, Sie müssen sich einmal genau informie-
en, was im Haushalt steht.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Ich kann Haushalte lesen!)


s geht um Forschungsvorhaben, Modellprogramme
nd Maßnahmen zur gesundheitlichen Aufklärung.

Mich interessiert ganz besonders der Bereich der
rävention. Das hat allerdings nichts mit Ihrem Schau-






(A) )



(B) )


Ewald Schurer
fensterantrag zu tun, der nur beweist, dass Sie das System
der Bezahlung und der finanziellen Generierung gesund-
heitlicher Leistungen nicht verstehen. Die 1 Milliarde
Euro, um die es hierbei geht, muss auch durch die im
Gesundheitswesen gezahlten Beiträge aufgebracht wer-
den, also von den Krankenkassen. Auch die Kassen wer-
den sich künftig vermehrt präventiven Leistungen wid-
men. Die 40 Millionen Euro, die an dieser Stelle
eingeplant sind, sind wichtig, weil es um ernste Inhalte
geht. Uns alle beschäftigt zum Beispiel die Tatsache,
dass die Zahl der Aids-Neuinfektionen leider erneut ge-
stiegen ist; deswegen kommt der Aufklärung an dieser
Stelle eine eminent wichtige Bedeutung zu.

Ich habe schon bei der ersten Lesung des Haushalts
darauf hingewiesen, dass die Bekämpfung des Drogen-
und Suchtmittelmissbrauchs, gerade durch junge Men-
schen, intensiv fortgesetzt werden muss. In einer Studie
der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die
am 14. November dieses Jahres veröffentlicht wurde,
kommt ganz deutlich zum Ausdruck, dass mittlerweile
mehr als 1 Million junge Menschen in Deutschland re-
gelmäßig exzessiv Alkohol trinken, um sich zu entspan-
nen.

Diese Dinge müssen mit neuen, wirksamen Konzep-
ten bekämpft werden. Wir brauchen dabei neue und un-
konventionelle Wege, um junge Menschen in dieser
schwierigen Lebensphase – zum Beispiel in der Pubertät –
zu erreichen. Wir erreichen mit dem pädagogischen Zei-
gefinger und altbackenen Methoden nichts. Das sind
ganz wichtige Dinge. Verehrte Kollegin, über diese
Dinge und nicht über Schaufensteranträge müssen wir
reden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Zum RKI ist bereits einiges gesagt worden. Wir sind
stolz darauf, dass wir als Haushälter aufgrund der fachli-
chen Notwendigkeiten – Stichwort: Public Health – dazu
beigetragen haben, die zentrale Überwachungs- und For-
schungseinrichtung RKI in drei Schritten mit 45 neuen
Stellen so auszustatten, dass es seine originären Aufga-
ben auch künftig wahrnehmen kann.

Es gibt eben auch Gesundheitsrisiken, die sich verän-
dert haben. Ich nenne zum Beispiel den Anstieg der An-
zahl der HI-Viren, die Influenzaverbreitung, das Auftre-
ten von Pandemien und die Ausweitung der
Antibiotikaresistenzen. All das sind immense wissen-
schaftliche Aufgaben, denen sich das RKI zu stellen hat.
Deswegen haben wir als Haushälter an dieser Stelle ge-
sagt: Es geht nicht nur um den Sparprozess, sondern
auch darum, dieses Institut im Hinblick auf seine welt-
weite Reputation und den wissenschaftlichen Dialog so
auszustatten, dass man federführend ist und gut arbeiten
kann.

Werte Kolleginnen und Kollegen, machen wir uns
nichts vor: Der politische Diskurs über die Ursachen und
Wirkungen der internationalen Finanzkrise wird sich
auch auf das Feld der Gesundheitsversorgung auswei-
ten; das ist ganz klar. Daher sage ich als Sozialdemokrat
ganz bewusst: Wir sehen jetzt, dass es für die Menschen

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(C (D on eminenter Bedeutung ist, dass es funktionierende öfentliche Gesundheitssysteme gibt, die durch die Art und eise, wie sie in Deutschland – auch aufgrund der öfentlichen Strukturen – angelegt sind, ein Stück weit Stailität besitzen. Das ist ein Wert an sich, den wir als Soialdemokraten in dieser Zeit der Finanzkrise bewusst nterstreichen wollen und müssen. Ich möchte hier auch noch einen weiteren Gedanken nsprechen, der für mich in diesen vier Jahren als Geundheitshaushälter immer mehr an Bedeutung gewonen hat: Es wird in der öffentlichen Diskussion immer ur von den Kosten der Gesundheitsmechanik gesprohen. Kosten bedeuten aber auch Wertschöpfung. Diese ertschöpfung dient der Gesundheit der Menschen. Es st richtig: In allen wissenschaftlichen Studien wird geagt, dass die Bildungsvoraussetzungen der Menschen ür ihr späteres Bewusstsein im Bereich der Gesundheit mmens wichtig sind. Auch die Lebensund Arbeitsbeingungen der Menschen sind für ihre Gesundheit von minenter Bedeutung. Umso mehr betone ich, dass Arbeitnehmerinnen und rbeitnehmer mit gesicherten Arbeitsverhältnissen urch ihre soziale Absicherung bessere Chancen haben, esund zu werden bzw. zu bleiben, während Menschen n prekären Beschäftigungsverhältnissen – auch das beagt die Sozialforschung – aufgrund der nicht vorhandeen sozialen Standards in der Tat einem eminent hohen isiko ausgesetzt sind, krank zu werden. Daher will ich iesen Zusammenhang hier bewusst ansprechen. In der Gesundheitslandschaft gibt es mittlerweile anz andere Verhältnisse. Herr Kollege, denken Sie bitte daran, dass Sie jetzt erade noch Zeit für eine fulminante Schlussbemerkung, ber nicht mehr für einen neuen Abschnitt haben. Herr Präsident, ich danke Ihnen für diesen zarten Hin eis. Ich möchte zum Schluss sagen: 4,6 Millionen enschen in Deutschland sind mittlerweile im Gesund eitssektor beschäftigt. Die Prognosen besagen, dass es is 2020 800 000 Menschen mehr sein werden. Ich laube, Herr Präsident, das ist fulminant. Der Versuch, jetzt alle namentlich anzusprechen, ürde sicher scheitern. Der Gesundheitssektor ist gemeinsam mit dem Um eltsektor derjenige Sektor, der für die Wertschöpfung er Volkswirtschaft künftig von eminenter Bedeutung Ewald Schurer ist. In diesem Sinne glaube ich sagen zu können, dass wir einen guten Haushalt vorgelegt haben. Ich bedanke mich für die große Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619025800

(Heiterkeit)

Ewald Schurer (SPD):
Rede ID: ID1619025900

(Heiterkeit)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619026000

(Heiterkeit)

Ewald Schurer (SPD):
Rede ID: ID1619026100




(A) )


(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619026200

Nun hat der Kollege Heinz Lanfermann für die FDP-

Fraktion das Wort, die ihm ärgerlicherweise auch nur
fünf Minuten zubilligt.


(Beifall bei der FDP)



Heinz Lanfermann (FDP):
Rede ID: ID1619026300

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Gerade heute – zu
dieser Debatte passend – ist die neue Allensbach-Studie
zum Gesundheitswesen vorgestellt worden. Ich nenne
einmal vier wesentliche Ergebnisse in Schlagworten:
Nur noch etwa jeder Zweite ist mit dem Gesundheitswe-
sen zufrieden. Mehr als 60 Prozent rechnen mit einer
sich verschlechternden Gesundheitsversorgung. 87 Pro-
zent aller Ärzte prophezeien eine Zweiklassenmedizin.
94 Prozent der ostdeutschen Ärzte rechnen mit einem
Ärztemangel in ihrer Region. Nach drei Jahren Gesund-
heitspolitik der Großen Koalition ist das die Realität.
Realität ist also nicht die Heile-Welt-Rhetorik der Ge-
sundheitsministerin.


(Beifall bei der FDP)


Die Bilanz der letzten drei Jahre ist – auch wenn die
Jahre davor ebenfalls nicht besonders gut waren – wirk-
lich erschreckend: immer mehr Gesetze, die zudem
handwerklich immer schlechter werden; immer mehr
Bürokratie; immer mehr Staat; höhere Beiträge; ein nicht
zu übersehender Trend zu schlechteren Leistungen; we-
niger Selbstverwaltung und dafür noch mehr Gängelung.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Wie wahr!)


Verbunden wird das Ganze mit einer gewissen Dis-
krepanz zwischen öffentlicher Darstellung – ich will
jetzt nicht „Propaganda“ sagen – und der Realität. Ein
Beispiel dafür haben wir heute erlebt.

Meine Damen und Herren, machen wir heute
Abend noch eine kleine Rechenstunde – alles bezogen
auf das nächste Jahr –: 19,9 Prozent Rentenversicherung,
14,6 Prozent Krankenversicherung – so sagt die Ministe-
rin; ich belasse es einmal dabei –, 2,8 Prozent Arbeitslo-
senversicherung und 1,9 Prozent Pflegeversicherung; bei
den Kinderlosen ist es noch etwas mehr – das sind insge-
samt 39,2 Prozent. Damit, so behauptet die Ministerin,
wäre die Selbstvorgabe der Großen Koalition im Koali-
tionsvertrag erfüllt, dauerhaft dafür zu sorgen, dass die
Lohnnebenkosten unter 40 Prozent sinken.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das ist Rosstäuscherei!)


Dabei haben Sie etwas übersehen, Frau Ministerin. Es
war nämlich nicht die Rede von Arbeitgeberbeiträgen,
sondern von Lohnnebenkosten. Das sind diejenigen pro-
zentualen Beiträge, die nach dem Gesetz verpflichtend
von Lohn und Gehalt abgeführt werden. Dann gibt es

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(C (D en kleinen Unterschied – der wirkt sich für Arbeitneher aber noch schlimmer aus, als wenn, wie üblich, ge eilt wird; das bejammern Sie sonst immer –: Das ist der eil des Beitrages zur Krankenversicherung – 0,9 Proent –, den die Arbeitnehmer selbst zu zahlen haben. Das ehört aber auch zu den gesetzlich vorgeschriebenen ohnnebenkosten, die man abführen muss. Wenn wir also auf diesen Taschenspielertrick aus der ntersten Schublade nicht hereinfallen wollen, dann üssen wir diese 0,9 Prozent dazurechnen. Damit sind ir tatsächlich bei 40,1 Prozent. Das sind – glauben Sie s mir, Frau Ministerin – wirklich mehr als 40 Prozent. Ein weiterer Gedanke zur Differenz zwischen Dartellung und Realität. Die Bundesregierung gibt sich rotz aller Anfragen, trotz aller Bemerkungen und trotz ller entsprechenden Vorträge in diesem Hohen Hause iel Mühe, einfach darüber hinwegzureden und zu ignoieren, dass bei diesem bürokratischen Monster Gesundeitsfonds Bürokratiekosten entstehen. Die Bundesreierung behauptet immer – das ist sogar amtlich; es steht ämlich in den Mitteilungen des Bundespresseamtes –, s seien nur ganz wenige Stellen, die zusätzlich geschafen würden, damit man die Gelder, die im Zusammenang mit dem Risikostrukturausgleich schon jetzt einingen und verwaltet würden, an die Krankenkassen erteile, die auf das warteten, was ihnen zugeteilt werde. Immer wieder verschweigen oder negieren Sie, dass 1 Millionen Versicherte – ich rede nur von denen, die twas zahlen, nicht von den Mitversicherten – jetzt neue onten bekommen müssen. Konten dieser Art hat es biser nicht gegeben und musste es auch nicht geben. Der OK-Bundesverband – nicht die FDP – hat gesagt: Das ührt zu Kosten von 2,50 Euro pro Versicherten und Moat. Ich glaube, das ist eher konservativ gerechnet; denn an muss Personalkosten, Raumkosten, Kosten für EDV sw. dazurechnen. Im Monat 2,50 Euro mal 51 Millionen ich bleibe bei dieser Rechnung – sind nun einmal etwa 25 Millionen Euro. Da das bezogen auf das Jahr beanntlich zwölfmal so viel ist, sind das jährlich 1,5 Miliarden oder 1 500 Millionen Euro, wie immer Sie es erne hätten. Das entspricht im Übrigen 0,15 Prozentunkten des Beitragssatzes. Jetzt rede ich vom Geld der Beitragszahler. Das ist ämlich wichtig, wie wir schon bei dem anderen Beipiel gesehen haben. Entweder schlagen Sie das Geld en Versicherten bei Ihrer nächsten staatlichen Zwangsestsetzung der Beiträge drauf, der Sie schreiben den Kassen vor, die 0,15 Prozentunkte wieder einzusparen oder nach der Logik dessen, as Sie mit Ihrem Gesundheitsfonds angerichtet haben, usatzbeiträge in entsprechender Höhe zu erheben. Das sind nur drei kleine Beispiele für den Unterschied wischen Darstellung und Realität. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Nächster Redner ist der Kollege Wolfgang Zöller für die CDU/CSU-Fraktion. Grüß Gott, Frau Präsidentin! Meine lieben Kollegin nen und Kollegen! Zunächst zu Ihnen, Herr Kollege Lanfermann. Da Sie sich so stark auf Umfragen gestützt haben, schildere ich Ihnen das folgende Ergebnis einer Umfrage: Danach befragt, ob ältere, pflegebedürftige Menschen in Pflegeheimen mit Dihydrogenmonoxid behandelt werden dürfen, gaben 95 Prozent an, das müsse sofort abgestellt werden. Dabei ist Dihydrogenmonoxid normales Trinkwasser. Es kommt also darauf an, wie eine Frage gestellt wird und welche Konsequenzen man daraus zieht. (Otto Fricke [FDP]: Sie behaupten also, es ist falsch gefragt worden?)


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Sehr wahr!)


(Beifall bei der FDP)


(Zuruf von der FDP: Das wollen sie doch!)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619026400

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1619026500

Ich kann schon im Vorhinein die gewünschte Antwort
mit meiner Frage vorgeben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Heinz Lanfermann [FDP]: Ist falsch gefragt oder falsch geantwortet worden?)


– Wenn Sie eine Frage haben, können Sie sie gerne stel-
len. Dann bekommen Sie die richtige Antwort.


(Heiterkeit)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619026600

Jetzt haben Sie Herrn Lanfermann zu einer Zwischen-

frage ermuntert.


Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1619026700

Ja, natürlich.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619026800

Herr Kollege Lanfermann, bitte.


Heinz Lanfermann (FDP):
Rede ID: ID1619026900

Herr Kollege Zöller, meine Frage geht dahin: Hat

Allensbach falsch gefragt, haben die betroffenen Men-
schen – darunter auch mehrere Hundert Ärzte, wie aus
der Darstellung erkennbar war – falsch geantwortet, oder
waren sie zu dumm, die richtigen bzw. die falschen Fra-
gen zu verstehen?


Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1619027000

Nein, ich würde sagen, Sie haben die falschen

Schlüsse gezogen.


(Lachen bei der FDP und der LINKEN)


Wenn nämlich 50 Prozent etwas nicht gut finden, dann
müssen die übrigen 50 Prozent sagen, dass sie zufrieden
sind.


(Widerspruch bei der LINKEN)


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(C (D ie hätten heute genauso verkünden können, in Deutschand hätten über 50 Prozent angegeben, sie seien mit em Gesundheitssystem zufrieden. Wenn Sie Menschen fragen – damit sind wir wieder eim Thema –, ob sie in der gesetzlichen Krankenversiherung alle Medikamente bekommen, dann werden siherlich einige antworten, sie bekämen nicht jedes Meikament. In der gesetzlichen Krankenversicherung wird uch nur das bezahlt, was notwendig und wirtschaftlich st. Insofern kann man mit einer Frage eine Antwort vorormen. Deshalb sollte man damit sehr vorsichtig sein. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Trotz aller Kritik, die vorgetragen wurde, können wir,
laube ich, feststellen, dass wir in den letzten Wochen
nsere Hausaufgaben gemacht haben. Die gesetzlichen
rankenversicherungen erhalten im kommenden Jahr
67 Milliarden Euro. Das sind über 10 Milliarden Euro
ehr als in diesem Jahr. Es trifft also nicht zu, dass die
rankenkassen mehr Probleme haben werden. Die Kas-

en bekommen mehr Geld als in diesem Jahr. Damit
erden die Versorgung der Patienten und eine leistungs-
erechtere Vergütung sichergestellt. Gleichzeitig haben
ir durch die Senkung des Arbeitslosenversicherungs-
eitrages erreicht, dass es nicht zu einer Steigerung der
ohnzusatzkosten kommen wird. Die Koalition kann mit
echt behaupten: Wir haben Wort gehalten. Es werden
ehr als 3 Milliarden Euro für die ambulante Versor-

ung und 3,5 Milliarden Euro für die stationäre Versor-
ung ausgegeben. Das heißt, diese beiden Bereiche sind
inanziell besser ausgestattet als in diesem Jahr.

Bei dem Gesetz zur Weiterentwicklung der Organisa-
ionsstrukturen in der gesetzlichen Krankenversicherung
aben wir mit der Konvergenzklausel erreicht, dass der
esundheitsfonds keine negativen Auswirkungen auf

inzelne Bundesländer hat. Auch hier gilt: In jedem
and steht für die Krankenversorgung nach Einführung
es Gesundheitsfonds 2009 mehr Geld zur Verfügung als
008.


(Otto Fricke [FDP]: Klar! Und die Erde ist eine Scheibe!)


Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang etwas an-
prechen. Ich halte es für verantwortungslos, wie man-
he im Vorfeld der Reform die Menschen mit Zahlen
erunsichert haben. Ich nenne ein konkretes Beispiel.
ine Krankenkasse hat behauptet, aus Bayern würden
00 Millionen abfließen.


(Zuruf von der FDP: So ist es!)


Von wegen „So ist es“! Sie haben wirklich Ahnung. –
araufhin haben die Ärztevertreter ihren Mitgliedern
itgeteilt, sie würden Einbußen in Höhe von 25 bis

0 Prozent haben. Dann hat man die Patienten durch
lakataktionen verunsichert. Gleichzeitig hat man Mit-
rbeiter unter Androhung von Personalabbau zu Postkar-
enaktionen aufgerufen, um Einfluss auf die Politik zu
ehmen. So weit zum Vorspiel. Was kam als Ergebnis
eraus? Die besagte Krankenkasse bekommt nicht
00 Millionen Euro weniger, sondern erhält 200 Millio-






(A) )



(B) )


Wolfgang Zöller
nen Euro mehr. Deshalb sage ich: Es ist unverantwort-
lich, wie manche die Menschen verunsichern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich wünsche mir, dass man in Zukunft mit Zahlen ehrli-
cher umgeht. Man kann sicherlich unterschiedlicher
Meinung sein. Aber dann wären keine sachlich unbe-
gründeten Protestaktionen mehr notwendig.

Das Gesetz ist auch mit Verbesserungen für die
Patienten verbunden, speziell für chronisch Kranke und
Menschen mit Behinderung. Auf Leistungen zur sozial-
medizinischen Nachsorge besonders für chronisch
kranke und schwerstkranke Kinder besteht künftig ein
Anspruch. Die enterale Ernährung wird sichergestellt,
genauso wie eine Versorgung mit qualitativ hochwerti-
gen Hilfsmitteln. All das sind Maßnahmen, die den Ver-
sicherten zum Vorteil gereichen.

Die Ministerin hat es schon angesprochen: In diesem
Jahr geht es auch um die Krankenhausfinanzierung. Wir
wissen, dass die Krankenhäuser nicht nur einer der wich-
tigsten Kostenträger, sondern auch wichtig für die Ver-
sorgung der Patienten sind.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619027100

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Seifert?


Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1619027200

Ja, selbstverständlich.


Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619027300

Herr Zöller, ist es Ihrer Ansicht nach wirklich eine

Verbesserung für Menschen mit Behinderung und chro-
nischen Erkrankungen, wenn Krankenkassen nun dazu
übergehen, Monopolverträge zum Beispiel über die
Versorgung von inkontinenten Menschen abzuschließen,
was zur Folge hat, dass einem das, was man früher aus
der Apotheke um die Ecke geholt hat oder was einem
nach Hause gebracht wurde, von irgendwoher geliefert
wird – in Berlin zum Beispiel gibt es noch nicht einmal
einen barrierefreien Zugang, sodass man sich als
Mensch mit Behinderung noch nicht einmal beschweren
kann – und dass viele Apotheken vor Ort ruiniert wer-
den?


(Beifall bei der LINKEN)



Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1619027400

Genau den Fall, den Sie beschreiben, beheben wir mit

der Gesetzesänderung.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Nein, das wird doch gerade eingeführt! – Gegenruf des Abg. Jens Spahn [CDU/CSU]: Erst Gesetze lesen, dann Fragen stellen!)


– Selbstverständlich.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Das wollt ihr doch ins parlamentarische Verfahren bringen!)


– Entschuldigung, ich bin gefragt worden.

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(C (D Ich habe gesagt, dass wir eine Regelung vorbereiten, ie besser ist. Sie ist deshalb besser, weil wir die Hilfsittelerbringer in die Verhandlungen einbeziehen. Es ird zuerst festgestellt, was überhaupt sinnvoll ist aus uschreiben. Das, was Sie geschildert haben, wäre nicht innvoll. Wir wollen eine wohnortnahe, qualitativ hochertige Versorgung erreichen. Die Kritik ist angekomen. Wie Sie sehen, sind wir nicht beratungsresistent. ir werden hier handeln. Bei der Krankenhausfinanzierung müssen wir folende Überlegungen berücksichtigen: Man darf das icht aus dem Blickwinkel einer Kapitalgesellschaft seen, sondern man muss sich am medizinischen Bedarf rientieren. Frau Kollegin Bender, wir werden deshalb m Gegensatz zu Ihrer Äußerung die Budgetierung aufeben. Wir sind für eine wohnortnahe Versorgung. Das eißt, wir müssen sicherstellen, dass die Krankenhäuser uch im ländlichen Raum eine Regelversorgung anbieen können. Aber der Ehrlichkeit halber muss man agen, dass hier die Bundesländer gefordert sind. Sie üssen endlich ihren Investitionsverpflichtungen nach ommen. Es kann nicht sein, dass Krankenhäuser etwas on dem Geld, das sie für den Betrieb brauchen, abzweien müssen, um notwendige Investitionen tätigen zu önnen. Die richtigen Ansprechpartner sind hier die undesländer. Wir wollen eine ausreichende Anzahl an Ärzten und flegepersonal. Hierbei kommt es uns auch auf die Qua ität der Patientenversorgung an. Ein Punkt, der immer wieder angesprochen wird, berifft die Entbürokratisierung der Arbeitsabläufe. Auch ie Selbstverwaltung muss etwas ernster an diese Sache erangehen. Wir wollen den Aufwand nämlich auf das irklich Notwendige reduzieren und unnötige – ich sage etzt: bürokratische – Vorgaben ersatzlos streichen. Die Notwendigkeit der Sicherstellung der Ausund eiterbildung in den medizinischen Berufen sowie ei er leistungsgerechten Vergütung ist, glaube ich, ebenalls unbestritten. Frau Kollegin Bender, ich finde es schade, dass Sie ich hier hinstellen und etwas behaupten, das nicht timmt. Sie suggerieren wieder, die Leute würden Milliarde Euro weniger bekommen. Ich kenne nieman en aus der Koalition, der das vorgeschlagen hat. Sie ziieren aus einem Brief, den eine Krankenversicherung eschrieben hat. (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und Sie arbeiten an den Änderungsanträgen!)


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Haben wir schon!)


ber noch ist die Koalition nicht der Handlungsbevoll-
ächtigte von Krankenversicherungen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir werden mit der Reform der Krankenhausfinan-
ierung weiter dafür sorgen, dass die finanzielle Lage
er Kliniken wesentlich verbessert wird. Schwerpunkte
ind eine anteilige Refinanzierung der Tariflohnsteige-






(A) )



(B) )


Wolfgang Zöller
rungen für die Jahre 2008 und 2009 sowie ein Förderpro-
gramm für die Pflege, das es ermöglicht, zusätzliche
Pflegekräfte einzusetzen. Außerdem wird in diesem Ge-
setz die Aufhebung des bisherigen Sparbeitrags der
Krankenhäuser geregelt. Ebenfalls geregelt wird der
neue Orientierungswert; da rufen Sie auch wieder nach
dem Staat. Es ist doch sinnvoll, dass sachverständige
Fachleute einen bestimmten Betrag festsetzen, der dann
flexibel gestaltet werden kann.

Nun kommt natürlich von den Krankenkassen die
Kritik, das sei nicht ausreichend. Die Krankenhäuser sa-
gen: Wir brauchen mehr Geld. – Die Krankenkassen sa-
gen: Es ist genügend da. – Es ist unbestritten, dass wir an
dieser Stelle mehr finanzielle Mittel brauchen. Die wirt-
schaftliche Lage der einzelnen Kliniken ist jedoch
höchst unterschiedlich. Die aktuellen Daten des Deut-
schen Krankenhausinstituts weisen zwar aus, dass rund
30 Prozent der Krankenhäuser ein Defizit verzeichnen.
Sie weisen aber gleichzeitig aus, dass 50 Prozent der
Krankenhäuser einen ausgeglichenen Haushalt bzw. ei-
nen Überschuss haben. Deshalb ist es verkehrt, alle
Krankenhäuser pauschal zu beurteilen.


(Beifall der Abg. Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU])


Wir haben mit diesem Gesetz erhebliche Verbesserun-
gen vorgesehen. Dies sollte man nicht kleinreden. Wie in
jedem Gesetzgebungsverfahren wird es sicherlich noch
zu der einen oder anderen Änderung des Regierungsent-
wurfs kommen. Die Krankenhäuser bieten eine hoch-
wertige medizinische Versorgung. Sie nehmen damit
eine wichtige Schlüsselrolle in der gesamten medizini-
schen Versorgung ein. Deshalb werden wir als Fraktion
dafür sorgen, dass die Verbesserung der Finanzausstat-
tung wie zugesagt erfolgen kann.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619027500

Für die Fraktion Die Linke hat nun der Kollege Frank

Spieth das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619027600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Um es noch einmal zu sagen:
Knapp 70 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sowie
fast 90 Prozent der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland
befürchten eine Entwicklung, die mehr und mehr zu ei-
ner Zweiklassenmedizin führt. 60 Prozent sagen, die Ge-
sundheitsversorgung sei in den vergangenen zwei bis
drei Jahren schlechter geworden. Herr Zöller, das kann
doch einen normalen Menschen nicht kaltlassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Zufriedenheit sank von 82 Prozent im Jahre 1994
auf mittlerweile nur noch 59 Prozent. In Ostdeutschland
sind sogar nur noch 49 Prozent mit der Versorgung zu-
frieden.

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(C (D Meine Damen und Herren von der Großen Koalition, ie müssten bei diesem Vertrauensverlust eigentlich ängst die Warnsignale hören. m es medizinisch zu sagen: Das ist kein Tinnitus, den ie da klingeln hören, sondern das ist eine Katastrophe n der Bewertung. (Abg. Dr. Rolf Koschorrek [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Koschorrek würde gerne eine Zwischenfrage stel-
en.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619027700

Entschuldigung, ich war gerade abgelenkt. – Herr

ollege, bitte sehr.


Dr. Rolf Koschorrek (CDU):
Rede ID: ID1619027800

Herr Kollege Spieth, sind Sie bereit, zur Kenntnis zu

ehmen, dass dieselbe Allensbach-Studie auch ergeben
at, dass 60 Prozent der Bevölkerung die gesundheitli-
he Versorgung als gut oder sehr gut bezeichnen und
0 Prozent der Ärzte die medizinische Versorgung ge-
auso beurteilen?


Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619027900

Das ist richtig, Herr Koschorrek.


(Lachen und Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Rolf Koschorrek [CDU/CSU]: Danke!)


Herr Zöller, Sie lachen zu früh. – Vorhin hat Herr
öller in Entgegnung auf Herrn Lanfermann versucht,
en Leuten dicken Kleister auf die Augen zu schmieren
nd ihnen die Ohren zuzustopfen.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Eben nicht!)


atsächlich ist es so, dass diese Studie, die gestern vor-
estellt worden ist, besagt, dass die Zufriedenheitswerte
ramatisch gesunken sind. Das ist kein Widerspruch zu
er von Ihnen getroffenen Aussage. Wir haben einen er-
eblichen Vertrauensverlust zu verzeichnen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Bürgerinnen und Bürger sehen für die Zukunft
es Gesundheitssystems schwarz und geben dieser
undesregierung schlechte Noten. Sie befürchten höhere
uzahlungen und steigende Beiträge bei gleichzeitig ab-
ehmenden Leistungen. Nur noch 15 Prozent der Bürger
nd Ärzte glauben, dass die Politik es schafft, längerfris-
ig eine gute Gesundheitsversorgung sicherzustellen.
0 Prozent glauben nicht daran, dass der Gesundheits-
onds daran etwas ändert, im Gegenteil. – Das sind, wie
esagt, keine Horrorszenarien der Linken. – Gesetzlich
rankenversicherte fühlen sich nur noch zu 56 Prozent
ut abgesichert; bei privat Versicherten sind dies immer-
in 89 Prozent. Klar, wir haben schon längst den Weg in
ie Zweiklassenmedizin beschritten. Gesetzlich Kran-
enversicherte warten länger in den Arztpraxen auf die
ehandlung, kommen schwerer an Termine und erhalten






(A) )



(B) )


Frank Spieth
weniger Leistungen. Sie werden deutlich schlechter be-
handelt. Das ist die gelebte Realität in Deutschland.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn die Damen und Herren oben auf der Tribüne ab-
stimmen könnten, dann würden sie diese Aussagen sehr
wahrscheinlich einstimmig bestätigen.

Schlecht behandelt fühlen sich die Patientinnen und
Patienten auch im Krankenhaus. Die unterlassenen In-
vestitionen haben zu einem Investitionsstau von rund
50 Milliarden Euro geführt. Viele Krankenhäuser haben
durch Personalkosteneinsparungen über den Abbau von
Stellen für Krankenschwestern und Krankenpfleger die
Mittel frei gemacht, die sie für die dringendsten Investi-
tionen brauchten. Patienten werden deshalb schlechter
betreut. Die Länder – das stimmt – sind ihrer Aufgabe,
in neue Gebäude und in neue Technik zu investieren, seit
Jahren – auch in Bayern, Herr Zöller – nicht mehr aus-
reichend nachgekommen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Es gibt kein Land, das mehr tut als Bayern!)


Sie sind nicht mehr dazu in der Lage – das ist die andere
Seite der Medaille –, die entstandene Investitionslücke
zu schließen.

Wir schlagen deshalb ein Zukunftsinvestitionspro-
gramm für Krankenhäuser vor,


(Beifall bei der LINKEN)


mit dem der Bund über einen Zeitraum von zehn Jahren
jährlich 2,5 Milliarden Euro bereitstellt. Der Bund wird
außerdem von uns aufgefordert, die Länder nicht zu ent-
lasten, sondern zu verpflichten, einen Beitrag in dersel-
ben Höhe aufzuwenden. Das wäre übrigens ein sinnvol-
les Konjunktur- und Beschäftigungsprogramm zugleich.


(Beifall bei der LINKEN)


Im April 2008 hat Frau Staatssekretärin Caspers-
Merk einen Brief an die Abgeordneten der Großen
Koalition geschrieben. Darin heißt es wörtlich:

Die Krankenhäuser brauchen für ihre Investitions-
entscheidungen solide Kalkulationsgrundlagen und
verlässliche Rahmenbedingungen. Diese können
oder wollen die Länder trotz ihrer gesetzlichen Ver-
pflichtung … nicht mehr bieten.

So weit das Zitat. Sie führt dann weiter aus, dass die In-
vestitionen der Länder in den Krankenhäusern seit den
1970er-Jahren stetig gesunken sind. Sie erwähnt ein ak-
tuelles Gutachten von Professor Dr. Bert Rürup, in dem
ein notwendiger Investitionsbedarf von 5 Milliarden
Euro pro Jahr beschrieben wird. – Genau diese 5 Milliar-
den Euro wollen wir den Krankenhäusern zukommen
lassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Auf der Grundlage richtiger Erkenntnisse ist jetzt
endlich konsequentes Handeln geboten. Sie müssen des-
halb, wenn Ihre Erkenntnisse zutreffen, unserem Ände-
rungsantrag zustimmen. Alles andere ist unglaubwürdig
und überhaupt nicht mehr zu vermitteln.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Die Linke lehnt den Einzelplan 15 des Bundesminiseriums für Gesundheit aus weiteren vier zentralen Grünen ab: erstens weil Sie wahrscheinlich unseren Ändeungsantrag zur Beseitigung des Investitionsstaus bei en Krankenhäusern ablehnen Herr Kollege, – – – ich komme zum Ende –, zweitens weil Sie die von ns geforderte 1 Milliarde Euro für Prävention – – Ich wollte Sie nicht auf Ihre Redezeit aufmerksam achen, sondern auf den Wunsch nach einer Zwischenrage des Kollegen Wodarg. Entschuldigung. – Selbstverständlich gerne. Können Sie mir zustimmen, dass das, was Sie eben efordert haben, nämlich den Krankenhäusern jedes Jahr Milliarden Euro zusätzlich zu geben, ohne über die Ur achen des Defizits zu diskutieren, verantwortungslos st? Ich habe vor kurzem ein Praktikum in der Aufnahestation eines Krankenhauses gemacht. Dort sind in wölf Stunden 40 Patienten eingeliefert worden. Die älfte der Einlieferungen wäre nicht nötig gewesen. Wir aben keine Strukturen, die dafür sorgen, dass Menchen nicht ins Krankenhaus müssen. Im ambulanten ereich haben wir schlechte Strukturen. Hier muss viel emacht werden. Es spricht doch für eine schlechte Quaität von Politik, wenn Sie jetzt einfach nur mehr Geld in iesen Bereich stecken wollen. Ich bedanke mich ausgesprochen für Ihre Zwischen rage. Sie gibt mir die Gelegenheit, Folgendes zu entgegen: In unserem Antrag, den wir im März eingebracht aben, um die Finanznot der Krankenhäuser zu beenden, aben wir genau das gefordert, was jetzt im Krankenausfinanzierungsreformgesetz steht. Wir haben in dieem Zusammenhang über 3 bis 3,5 Milliarden Euro eredet. Damals hat uns insbesondere die sozialdemoratische Fraktion erklärt, das sei finanzpolitisch unverntwortlich. Genau das, was wir gefordert haben, mahen Sie jetzt. Das ist die Halbwertszeit Ihrer Aussagen insichtlich unverantwortlicher Politik. Insofern ist Ihre rage beantwortet. Ich möchte zu dem zweiten Punkt zurückkommen, eshalb wir den Einzelplan 15 ablehnen: Die von uns eforderte 1 Milliarde Euro für einen Präventionsund esundheitsförderungsfonds wird von Ihnen abgelehnt. Drittens. Sie unterstützen unsere Forderung nach eier industrieunabhängigen Forschung nicht. Frank Spieth Viertens. Die Bundesregierung ist nicht bereit, den Krankenkassen für einen Arbeitslosengeld-II-Bezieher anstatt der Pauschale von nur 118 Euro den Betrag zuzuweisen, den Sie selbst, Frau Ministerin, als notwendig ansehen, nämlich eine Pauschale in Höhe von 180 Euro. An welcher Stelle im Haushalt finden wir die finanzielle Umsetzung Ihrer richtigen Erkenntnis? In diesem Gesundheitssystem brennt es an allen Ecken und Enden. Die Löschwerkzeuge reichen nicht aus. Herr Kollege, kommen Sie dann zum Schluss? Deshalb lehnen wir diesen Haushalt ab. Nächster Redner ist der Kollege Dr. Harald Terpe für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Drogenund Suchtpolitik ist selten Gegenstand von Plenardebatten. Wie sieht die Bilanz der drogenpolitischen Arbeit der Bundesregierung aus? Der Haushalt 2009 enthält eine Vielzahl drogenpolitischer Projekte, sicher auch auf Initiative der Drogenbeauftragten der Bundesregierung. Aber so richtig Einzelmaßnahmen auch sind, der bunte Strauß aus Forschungsund Modellprojekten, aus Fachtagungen und Kampagnen ist eben nur ein bunter Strauß. Eine umfassende, ebenso wirksame wie glaubwürdige Präventionspolitik, die alle Drogen gleichermaßen betrachtet, sieht anders aus. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Martina Bunge [DIE LINKE])

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619028000
Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619028100
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619028200
Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619028300
Dr. Wolfgang Wodarg (SPD):
Rede ID: ID1619028400
Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619028500

(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619028600
Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619028700

(Beifall bei der LINKEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619028800
Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619028900

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition,
es offenbaren sich wieder und wieder die entscheidenden
Schwächen und Differenzen Ihrer Drogenpolitik. Sie be-
tonen in Teilen weiter ideologische Vorbehalte, die am
Alltag der Menschen vorbeizielen. Sie setzen bei einigen
Drogen noch immer vor allem auf das Mittel der Repres-
sion und eben nicht auf die Stärkung von Selbstbestim-
mung und Selbstverantwortung,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ganz zu schweigen von fehlender ausreichender Hilfe-
stellung gegenüber den Suchtkranken. Bei anderen Dro-
gen wie Alkohol wird Verharmlosung als Selbstbestim-
mung stilisiert.

Ich will Ihnen das anhand einiger Beispiele illustrie-
ren. Wir diskutieren in diesem Hause seit fast zwei Jah-
ren über die Behandlung von schwer abhängigen Men-
schen mit Heroin – bisher ohne Ergebnis; es werden
sogar Bundesmittel gestrichen. Weder die geballte Mehr-
heit des Bundesrates noch Hilferufe aus den Kommunen

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(C (D önnen die Unionsfraktion in ihrer halsstarrigen Ablehung beirren. Sie von der Union haben seit zwei Jahren einen einzigen sachlichen Grund dafür geliefert, warum ie den Betroffenen die Hilfe zum Weiterleben mit eiem besseren Gesundheitszustand verweigern. Das renzt an Borniertheit, ist mitmenschlich fragwürdig und olkswirtschaftlich gesehen fahrlässig. Aber es gibt einen aktuellen Lichtblick. Die SPD hat eute den Entwurf eines Gruppenantrags zur Heroinbeandlung herumgeschickt. Natürlich bin ich darüber sehr roh, eröffnet er doch die Möglichkeit, über die Heroinehandlung als ethische Frage frei vom Fraktionszwang u entscheiden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ein weiteres Beispiel belegt anschaulich, dass der
oalition wirtschaftliche Interessen der Industrie im
weifelsfall wichtiger sind. Es geht um bis zu
00 000 Menschen in Deutschland, die glücksspielab-
ängig sind. Sie sind häufig hoch verschuldet, haben ih-
en Job verloren; ihre Familien sind auseinandergebro-
hen. Ich erwähne dieses Beispiel, weil Ihre Regierung
s war, die Anfang 2006 in einer Nacht-und-Nebel-Ak-
ion die Spielverordnung geändert und so die Probleme
her verschärft hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mein drittes Beispiel ist gewissermaßen das Parade-
eispiel für die Folgen einer ideologischen Drogenpoli-
ik. Es geht um Cannabis. Cannabis kann bei riskantem
ebrauch zu einer psychischen Abhängigkeit und, falls

s geraucht wird, zu Lungenkrebs führen. Cannabis ist
lso keineswegs harmlos. Aber es gibt bis heute keinen
raktischen Beleg dafür, dass die Kriminalisierung von
annabis in Deutschland irgendeinen Effekt auf die Prä-
ention des riskanten Konsums hätte;


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Martina Bunge [DIE LINKE])


m Gegenteil: Das Strafrecht ist und bleibt ein stumpfes
chwert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Unser Anliegen muss eine Präventionspolitik sein,
ie auf die Stärkung der Selbstverantwortung und auf ei-
en besseren Jugendschutz setzt. Nachhaltige Primärprä-
ention ist von Ihnen unzureichend gesetzlich verankert
orden. Sicherlich kostet sie Geld – im Haushalt ist zu
enig eingestellt –, aber mit Sicherheit ist sie ökono-
isch sinnvoller, als es später notwendige Therapien

ind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich komme zum Schluss. Eine wirksame Drogenpoli-
ik verlangt vor allem Glaubwürdigkeit und ein schlüssi-
es Konzept. Ihrer Drogenpolitik fehlt es an beidem. In






(A) )



(B) )


Dr. Harald Terpe
diesem Sinne ist Ihre bisherige Regierungszeit leider
verschenkte Zeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619029000

Nächste Rednerin ist die Kollegin Jella Teuchner für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Jella Teuchner (SPD):
Rede ID: ID1619029100

Frau Präsidentin! Liebe Kollegen! Liebe Kollegin-

nen! Das Volumen des Einzelplans 15 wird im kommen-
den Jahr um über 50 Prozent steigen. Der Großteil da-
von, nämlich 1,5 Milliarden Euro, dient dem Ausgleich
für die gesamtgesellschaftlichen Aufgaben, die von der
Krankenversicherung getragen werden.


(Otto Fricke [FDP]: Wer es glaubt!)


Bis zum Jahr 2014 wird der Bundeszuschuss auf
14 Milliarden Euro angehoben.


(Otto Fricke [FDP]: Wer es glaubt!)


Damit sollen die gesetzliche Krankenversicherung und
somit auch die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler
entlastet werden. – An die Adresse der FDP sage ich:
Wir glauben, dass das so vollzogen wird.


(Detlef Parr [FDP]: Glauben reicht aber nicht!)


– Wir werden es auch machen.

Im aktuellen Einzelplan 15 stehen einige Bereiche im
Mittelpunkt, die ganz besonders hervorzuheben sind
– die Bundesministerin hat darauf hingewiesen –: Damit
Prävention und Aufklärung gestärkt werden, stehen fast
40 Millionen Euro bereit. Wichtig sind die Programme
zu gesunder Ernährung, für mehr Bewegung, für die
Stärkung der Bereitschaft zum Spenden von Blut oder
Organen und nicht zuletzt gegen den Drogen- und
Suchtmittelmissbrauch. Das ist gut angelegtes Geld.
Zu dem Schluss kommt man, wenn man die täglich er-
scheinenden Meldungen in der Zeitung liest, nach denen
junge Menschen nach viel Alkoholkonsum in Kliniken
eingeliefert worden sind. Ich finde es richtig und wich-
tig, dass hierfür mehr Mittel fließen. Der Politik und da-
mit uns kann es nicht gleichgültig sein, wenn sich junge
Menschen – zum Teil sind es noch Kinder – mit Alkohol
zudröhnen.

Auch sehr wichtig ist der Kampf gegen Aids. Dafür
sind fast 17 Millionen Euro vorgesehen. Unter anderem
werden wichtige Projekte in Osteuropa unterstützt.


(Beifall bei der SPD)


Prävention erscheint mir ganz besonders wichtig, da-
mit die Lebensqualität steigt, Kinder gesund aufwachsen
und wir alle gesund altern können. Ich bin sehr dafür,
dass sich die Koalitionsfraktionen noch einmal zusam-
menraufen und ein Präventionsgesetz auf den Weg brin-
gen. Wir in der SPD-Fraktion wollen dieses Gesetz,
gerne auch mit Ihnen, werte Kollegen und Kolleginnen
von der CDU/CSU, verabschieden und durchsetzen.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen, angesichts der ktuellen Nachrichten über die Finanzkrise bin ich sehr roh darüber, dass die Koalition an einer solidarischen rankenversicherung festhält. Die Umlagefinanzie ung ist wichtig, leistungsfähig, funktionierend und meier Meinung nach auch modern. Eine Kapitaldeckung önnte allenfalls eine Ergänzung in einem gewissen ahmen darstellen. Bisher jedoch hat sich die Umlage inanzierung bewährt. Es ist zweifellos gut, dass die olitik nicht denjenigen Wissenschaftlern und Verbänen folgte, die auf Kapitaldeckung umstellen wollten. Im kommenden Jahr werden Mehrbelastungen auf ie gesetzliche Krankenversicherung zukommen. Daran st aber mitnichten der Gesundheitsfonds schuld. Das hat it der vereinbarten Honorarreform zu tun. Hier will die olitik ein überschaubares, kalkulierbares und verlässlihes Vergütungssystem. Wir wollen auch, dass es in unerversorgten Regionen weiter Ärzte gibt. Dafür wird es nreize geben. Ebenso sollen Hausbesuche, die Arbeit n Pflegeeinrichtungen und vieles mehr adäquat honoiert werden. Ebenfalls für die Mehrausgaben ursächlich ist das gelante Gesetz zur Krankenhausfinanzierung. Wenn in er Gesundheitspolitik etwas falsch läuft, dann schimpen alle immer zuerst auf den Bund. Ich kann mich noch ut an die Proteste der Ärzte und Pflegekräfte in den rankenhäusern Ende September vor dem Brandenburer Tor erinnern. Auf den Plakaten stand: „Ullas Politik orgt für kranke Häuser“. Aber für die Misere ist nicht ie Bundesministerin oder die Bundespolitik verantwortich, sondern die Bundesländer sind es. Eigentlich hätte iese Demonstration am 25. September vor dem Bunesrat statt vor dem Brandenburger Tor stattfinden müsen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


Seit Jahren weigern sich die Länder, genügend Geld
ür die Instandsetzung der Kliniken auszugeben, obwohl
s ihre Aufgabe wäre. Hier liegt für die Kliniken ein viel
rößeres Problem, als es die gestiegenen Personalkosten
arstellen, deretwegen die Bundesregierung richtiger-
eise eine Finanzspritze von 3 Milliarden Euro setzt.
ft werden die Kliniken durch Baumängel immer un-
irtschaftlicher. Obwohl die Länder die Kliniken ver-
achlässigen, wachen sie geradezu eifersüchtig darüber,
ass der Bund ihnen nicht die Finanzhoheit wegnimmt.

Es spricht vieles dafür, dass die Versorgung der Kran-
enhäuser besser würde, wenn sich die Länder aus der
auplanung heraushielten und die Kliniken einheitliche

nvestitionspauschalen von den Kassen bekämen. So et-
as lehnen aber gerade Bayern und Baden-Württemberg

b. Es ist doch zu verlockend für die Landespolitiker,
eiter als Gönner und Planer aufzutreten.

Der Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Kran-
enhausfinanzierung ist richtig und wichtig. Mehr






(A) )



(B) )


Jella Teuchner
Einsicht bei den Ländern wäre aber wirklich schön und
würde uns weiterhelfen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mehr Ausgaben haben auch Auswirkungen auf den
Beitragssatz; das kann sich ja jeder denken. Aber eine
realitätsnahe Politik hat mit dem Wünsch-dir-was der
Opposition nichts zu tun.

Wir als SPD drängen schon seit der letzten Gesund-
heitsreform auf eine größere Steuerfinanzierung, damit
Beitragszahler entlastet werden. Wir wollen nach wie
vor eine Bürgerversicherung, die sich ebenfalls entlas-
tend auf die Beiträge auswirkt. Daran zu arbeiten, bleibt
auch weiterhin unsere Aufgabe.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619029200

Liebe Kolleginnen und Kollegen, bevor ich nun der

letzten Rednerin in dieser Debatte das Wort erteile, bitte
ich Sie, dieser Kollegin auch wirklich noch ihre Auf-
merksamkeit zu schenken.

Das Wort hat die Kollegin Annette Widmann-Mauz
für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1619029300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

gen! Die Haushaltsberatungen über den Etat des Ge-
sundheitsministeriums gleichen im Grunde den Haus-
haltsberatungen der gesetzlichen Krankenversicherung.
Sie haben, liebe Kollegin Winterstein, ganz zu Beginn
der Debatte gesagt, wir hätten steigende Ausgaben. Ja,
Frau Winterstein, da haben Sie recht. Aber warum haben
wir sie? Weil es einen steigenden medizinischen Bedarf
gibt, weil wir die Ärzteschaft endlich von der Budgetie-
rung befreit haben – nach 16 Jahren der Budgetierung
werden wir leistungsgerechte Honorare bezahlen –,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


weil wir Innovation und Fortschritt in diesem System
weiterhin allen Menschen verfügbar erhalten und weil
wir den Krankenhäusern, die zum Teil wirklich am
Rande der Zumutbarkeit arbeiten müssen, das notwen-
dige Finanzpolster verschaffen wollen, damit angemes-
sene medizinische Leistungen auch im ländlichen Raum
möglich sind.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir ignorieren die Versorgungsnotwendigkeiten
nicht. Das ist in einer Zeit, in der wir nicht wissen, wie
stark sich die Finanzkrise auf die Wirtschaft niederschla-
gen wird, von besonderer Bedeutung. Die Gesundheits-
wirtschaft ist der größte Sektor in unserem Land.
Deshalb ist es wichtig, dass wir gerade hier beschäfti-
gungspolitische Impulse geben. Dies tun wir zum Bei-

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(C (D piel mit dem geplanten Programm zur Mehreinstellung on Pflegekräften. ch kann die Bundesländer nur auffordern, die Chance u nutzen, den Antragsstau bei den Bauinvestitionen in hren jeweiligen Ländern abzubauen. Das sind sinnvolle nvestitionen, die der Wirtschaft, aber in allererster Linie en Patientinnen und Patienten in unserem Lande zuguekommen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich kann es auch nicht nachvollziehen, dass Sie hier
on steigenden Lohnnebenkosten sprechen. Es ist zum
rsten Mal die Festschreibung des Arbeitgeberbeitrags
elungen. Das können Sie nicht ignorieren; die Wirt-
chaftsverbände zumindest ignorieren es nicht. Außer-
em trägt die Absenkung des Arbeitslosenversiche-
ungsbeitrags dazu bei, dass die Lohnnebenkosten
eiterhin deutlich unter 40 Prozent bleiben. Nehmen Sie
ies zur Kenntnis und machen Sie den Menschen nicht
tändig etwas anderes vor!


(Beifall bei der CDU/CSU – Heinz Lanfermann [FDP]: Unglaublich!)


Gott sei Dank ist mittlerweile auch an der Kranken-
assenfront etwas mehr Ruhe eingekehrt. Die Demon-
tranten haben die Barrikaden verlassen und sind an ihre
rbeitsplätze zurückgekehrt, wohin sie auch gehören.
ie einen arbeiten an neuen Verträgen und an Struktur-
eränderungen. Andere sind noch etwas unsicher, weil
ie sich auf der neuen Fahrbahn Gesundheitsfonds mit
hren neuen Autos noch nicht zurechtfinden; weil sie die
trecke nicht kennen, fahren sie besonders langsam und
uf Sicht. Manche fahren im Hinblick auf eine adäquate
edizinische Versorgung sogar zu langsam. Mehr Erfah-

ung mit dem neuen System wird aber mehr Sicherheit
ringen. Wir haben auf jeden Fall die Steuerungsinstru-
ente ins Gesetz hineingeschrieben. Sie sind dafür da,

ngewandt zu werden; denn nur derjenige, der sie an-
endet, kann mit ihnen auch etwas bewirken.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Lassen Sie mich an dieser Stelle auf ein Steuerungsin-
trument näher eingehen, das wir in der Gesundheitsre-
orm verankert haben und das insbesondere dafür von
edeutung ist, auf der einen Seite Innovation weiterzu-
eben und auf der anderen Seite die Ausgabenentwick-
ung im Griff zu halten. Ich spreche von der Kosten-
utzen-Bewertung, um Höchstpreise für Arzneimittel

estlegen zu können. Seit 2007 haben wir diese Vor-
chriften im Gesetz. Seitdem tobt eine akademische Dis-
ussion, die sich im Kreis dreht. Die Selbstverwaltungs-
artner, die Träger des Instituts für Qualität und
irtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Ärzteschaft,
rankenhäuser, Krankenkassen, das Gesundheitsminis-

erium und die Pharmaindustrie kommen nicht zu Potte.
us meiner Sicht ist dies eine skurrile Situation: Nie-
and bewegt sich, niemand entscheidet, weil die einen

ieber nichts als etwas Suboptimales wollen und die an-
eren am liebsten gar nichts wollen, da sie wissen, dass






(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz

Zur Linken kann man wirklich nur sagen: Dass Sie in
solchen Situationen nach mehr Steuergeld rufen und die sache 16/11036? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? –

Verantwortlichen damit aus der Verantwortung nehmen,
ist verantwortungslos. Das können wir nicht hinnehmen,
und deshalb machen wir bei dieser Art Gesundheitspoli-
tik nicht mit.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Meine Damen, meine Herren, wir haben mit der
Finanzierungsreform einen ersten Schritt getan, das kas-
seninterne Denken zu verändern. Wir wollen weg von
der Risikoselektion unter Einnahmeoptimierung hin zu
mehr medizinischer Versorgung und hin dazu, dass die
Qualität, der Zugang und der Service zum besten Preis
im Vordergrund der Vertragsverhandlungen und des
Kassengeschehens stehen. Zugegeben: Für den einen
oder anderen Kassenvertreter war und ist dies ein Kul-
turschock. Trotzdem ist dieser Schritt notwendig und
richtig.

Ich sage am Ende ganz bewusst: Dies ist erst der
halbe Weg; denn ohne die notwendige Transparenz und
Orientierung für die Versicherten und für die Patientin-
nen und Patienten entfaltet das neue System nur die
halbe Wirkung. Deshalb sind wir noch nicht am Ende
des Weges, den wir gemeinsam gehen wollen.

Die gesetzliche Krankenversicherung ist für die Ver-
sicherten und für die Patientinnen und Patienten geschaf-
fen; sie sind der Souverän. Also lassen Sie uns gemein-
sam auf dieser Grundlage für bessere Bedingungen

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Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 509;
davon

ja: 38
nein: 471

Ja

DIE LINKE

Hüseyin-Kenan Aydin
Dr. Dietmar Bartsch
Karin Binder
Dr. Lothar Bisky

Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Dr. Diether Dehm
Werner Dreibus
Klaus Ernst
Diana Golze
Dr. Gregor Gysi
Lutz Heilmann
Cornelia Hirsch
Inge Höger
Dr. Barbara Höll
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Dr. Hakki Keskin

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(D Wir kommen nun zu dem Änderungsantrag auf rucksache 16/11035. Die Fraktion Die Linke verlangt azu namentliche Abstimmung. Ich bitte die Schriftfüherinnen und Schriftführer, die vorgesehenen Plätze einunehmen. Sind alle Plätze an den Urnen besetzt? – Das ist der all. Dann eröffne ich die Abstimmung. Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine timme nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall. ann schließe ich die Abstimmung und bitte die Schrift ührerinnen und Schriftführer, die Stimmen auszuzählen. Bis zum Vorliegen des Ergebnisses der namentlichen bstimmung unterbreche ich die Sitzung. Ich eröffne die unterbrochene Sitzung wieder und ebe Ihnen das von den Schriftführerinnen und Schriftührern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimung über den Änderungsantrag der Fraktion Die Linke uf Drucksache 16/11035 bekannt: abgegebene Stimen 510. Mit Ja haben gestimmt 38, mit Nein haben ge timmt 472. Enthaltungen gab es keine. Damit ist der nderungsantrag abgelehnt. atja Kipping an Korte skar Lafontaine lla Lötzer r. Gesine Lötzsch lrich Maurer orothée Menzner ersten Naumann olfgang Nešković odo Ramelow lke Reinke aul Schäfer olker Schneider r. Ilja Seifert Dr. Petra Sitte Frank Spieth Alexander Ulrich fraktionslose Abgeordnete Henry Nitzsche Gert Winkelmeier Nein CDU/CSU Ulrich Adam Damit ist der Änderungsantrag abgelehnt. bei so viel Druck im System a men die einfachere Lösung sind unserer Politik sein, da die poli mente nicht fürs Nichtstun vor verwaltungspartner fürs Nichts (Beifall bei der C Deshalb kann ich Sie nur auf Setzen Sie nicht aufs Aussitz sich die Verhandlungspartner v nen an einen Tisch und bringen endlich zum Handeln! Wir bra zen-Bewertung. (Beifall bei der C m Ende Zwangsmaßnah. Das kann nicht das Ziel tischen Steuerungsinstrugesehen sind und Selbsttun nicht belohnt werden. DU/CSU)


(Unterbrechung von 19.45 bis 19.50 Uhr)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619029400

(Saarbrücken)


fordern, Frau Ministerin:
en, sondern nehmen Sie
or, setzen Sie sich mit ih-
Sie die Verantwortlichen
uchen diese Kosten-Nut-

DU/CSU)

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treiten und unsere Verantwortu
ehmen.

Herzlichen Dank für Ihre Au


(Beifall bei der C Vizepräsidentin Gerda Ha Ich schließe die Aussprache. Wir kommen nun zur Absti lan 15, Bundesministerium fü chussfassung. Hierzu liegen er Fraktion Die Linke vor, üb en. Wer stimmt für den Ände (Cng dafür im Hause wahr fmerksamkeit. DU/CSU)


sselfeldt:
mmung über den Einzel-
r Gesundheit, in der Aus-
zwei Änderungsanträge
er die wir zuerst abstim-

rungsantrag auf Druck-






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Ilse Aigner
Peter Albach
Peter Altmaier
Dorothee Bär
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Veronika Bellmann
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Monika Brüning
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Stephan Eisel
Anke Eymer (Lübeck)

Dr. Hans Georg Faust
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer (Göttingen)


(Karlsruhe Land)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Eberhard Gienger
Ralf Göbel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Dr. Karl-Theodor Freiherr zu

Guttenberg
Olav Gutting
Gerda Hasselfeldt
Ursula Heinen
Uda Carmen Freia Heller
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann

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rnst Hinsken
eter Hintze
hristian Hirte
obert Hochbaum
laus Hofbauer
ranz-Josef Holzenkamp
ubert Hüppe
r. Peter Jahr
r. Hans-Heinrich Jordan
r. Franz Josef Jung
artholomäus Kalb
ans-Werner Kammer
teffen Kampeter
lois Karl
ernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


olker Kauder
ürgen Klimke
ulia Klöckner
ens Koeppen
ristina Köhler (Wiesbaden)

anfred Kolbe
orbert Königshofen
r. Rolf Koschorrek
homas Kossendey
r. Günter Krings
r. Martina Krogmann
r. Hermann Kues
r. Karl Lamers (Heidelberg)

ndreas G. Lämmel
r. Norbert Lammert
elmut Lamp
atharina Landgraf
r. Max Lehmer
aul Lehrieder
gbert Liebing

atricia Lips
r. Michael Luther
homas Mahlberg
tephan Mayer (Altötting)

olfgang Meckelburg
r. Michael Meister
riedrich Merz
aurenz Meyer (Hamm)

aria Michalk
r. h. c. Hans Michelbach
hilipp Mißfelder
r. Eva Möllring
arlene Mortler
arsten Müller

(Braunschweig)


tefan Müller (Erlangen)

r. Gerd Müller
r. Georg Nüßlein
ranz Obermeier
duard Oswald
enning Otte
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lrich Petzold
r. Joachim Pfeiffer
ibylle Pfeiffer
eatrix Philipp
onald Pofalla
uprecht Polenz
aniela Raab
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r. Heinz Riesenhuber
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r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
lbert Rupprecht (Weiden)

eter Rzepka
nita Schäfer (Saalstadt)

ermann-Josef Scharf
artmut Schauerte
r. Andreas Scheuer
arl Schiewerling
eorg Schirmbeck
ernd Schmidbauer
hristian Schmidt (Fürth)

ndreas Schmidt (Mülheim)


ngo Schmitt (Berlin)

r. Andreas Schockenhoff
r. Ole Schröder
ernhard Schulte-Drüggelte
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ilhelm Josef Sebastian
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arion Seib
ernd Siebert
homas Silberhorn
ohannes Singhammer
ens Spahn
rika Steinbach
hristian Freiherr von Stetten
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ndreas Storm
ax Straubinger
atthäus Strebl

ena Strothmann
ichael Stübgen
ans Peter Thul
ntje Tillmann
r. Hans-Peter Uhl
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ndrea Astrid Voßhoff
erhard Wächter
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ai Wegner
arcus Weinberg

eter Weiß (Emmendingen)

erald Weiß (Groß-Gerau)


ngo Wellenreuther
arl-Georg Wellmann
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lisabeth Winkelmeier-
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olfgang Zöller
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(Hildesheim)


(Wackernheim)





(A) )


(B) )


(Everswinkel)

Geschäftsbereich des B
Justiz

– Drucksachen 16/10407

(D olker Beck ornelia Behm irgitt Bender lexander Bonde r. Thea Dückert r. Uschi Eid ans Josef Fell ai Gehring atrin Göring-Eckardt ritta Haßelmann infried Hermann eter Hettlich riska Hinz lrike Höfken r. Anton Hofreiter hilo Hoppe te Koczy ylvia Kotting-Uhl enate Künast ndine Kurth arkus Kurth onika Lazar icole Maisch erzy Montag erstin Müller infried Nachtwei mid Nouripour rigitte Pothmer laudia Roth rista Sager anuel Sarrazin hristine Scheel mingard Schewe-Gerigk r. Gerhard Schick ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn r. Wolfgang StrengmannKuhn ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe olfgang Wieland osef Philip Winkler unkt II.17 auf: undesministeriums der , 16/10423 – Johannes Jung Gabriele Hiller-Ohm Stephan Hilsberg Petra Hinz Gerd Höfer Iris Hoffmann Frank Hofmann Eike Hovermann Klaas Hübner Joachim Poß Christoph Pries Dr. Wilhelm Priesmeier Florian Pronold Dr. Sascha Raabe Steffen Reiche Gerold Reichenbach Dr. Carola Reimann P G G D L D A (Cetra Weis unter Weißgerber ert Weisskirchen r. Rainer Wend ydia Westrich r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein Florian Toncar Dr. Daniel Volk Christoph Waitz Dr. Guido Westerwelle Dr. Claudia Winterstein Dr. Volker Wissing Hartfrid Wolff Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Ole Schröder Lothar Binding Otto Fricke Roland Claus Manuel Sarrazin b)


(Wolmirstedt) Kerstin Andreae


(Wiesloch)





(A) )


(B) )

Bundesverfassungsgericht

– Drucksachen 16/10423, 16/10424 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Ole Schröder
Lothar Binding (Heidelberg)

Otto Fricke
Dr. Dietmar Bartsch
Manuel Sarrazin

Zum Einzelplan 07 liegen ein Änderungsantrag sowie
ein Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke vor.
Über den Entschließungsantrag werden wir morgen nach
der Schlussabstimmung abstimmen.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
diese Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. –
Ich sehe, Sie sind damit einverstanden. Dann werden wir
so verfahren.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red-
nerin das Wort der Kollegin Sabine Leutheusser-
Schnarrenberger für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP):
Rede ID: ID1619029500

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

legen! Der Haushalt des Bundesjustizministeriums ist
klein, fein und enthält ein Juwel: das Deutsche Patent-
und Markenamt. Es ist ein Juwel, weil es für einen fet-
ten Einnahmeposten sorgt und weil es für den Wirt-
schaftsstandort Deutschland eine überragend wichtige
Stellung einnimmt. Innovativen Unternehmen bei der
Absicherung der Verwertung ihrer Produkte zu helfen,
ist gerade in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs
wichtig. Alle Maßnahmen, die der Verkürzung und der
Effektivität der Patenterteilungsverfahren dienen, sind
zu unterstützen. Patentrecht ist insofern auch ein Stand-
ortfaktor.

Finanziell nicht so gut wie dem Patent- und Marken-
amt geht es der Justiz insgesamt. Wir von der FDP-Frak-
tion unterstützen es vom Grundsatz her, dass die Bun-
desanwaltschaft personell verstärkt wird, um große
Prozesse besser bewältigen zu können. Aber es wird sich
zeigen, in welchem Umfang die Stellen wirklich benö-
tigt werden. Noch entscheidender ist aber, dass auch die
Länderjustizhaushalte in den nächsten Jahren so ausge-
stattet werden, dass sie gerade in Zeiten des wirtschaftli-
chen Abschwungs die bei ihnen anhängigen Verfahren
zügig bewältigen können. In Bayern haben wir uns in
der Koalitionsvereinbarung deshalb darauf verständigt,
in den Haushalt 2009/2010 400 Stellen für Richter,
Staatsanwälte und für den Bereich der Justizvollzugsan-
stalten einzustellen und sie natürlich auch zu besetzen.
Das soll ein Zeichen sein: Wir wollen den Trend der

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(C (D ürzung bei der Justiz stoppen. Wir wollen den Bürgeinnen und Bürgern die Botschaft übermitteln, dass man hre Erwartungen in die Funktionsfähigkeit der Justiz nd ihre berechtigten Klagen über zu lange Verfahrensauern, wodurch dem Gerechtigkeitsanspruch nicht echnung getragen wird, ernst nimmt. Wir wollen, dass as Vertrauen in die Justiz gestärkt wird. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Joachim Stünker [SPD])


Deshalb sieht die FDP-Bundestagsfraktion eine Ent-
icklung mit Sorge: Das Gleichgewicht zwischen Rich-

erschaft und Staatsanwaltschaft auf der einen und der
olizei auf der anderen Seite verschiebt sich nachhaltig
ugunsten der Polizei. Um andere zu zitieren: Nicht zu
nrecht warnen Generalbundesanwältin Monika Harms
nd der Vorsitzende des Deutschen Richterbundes,
hristoph Frank, immer wieder vor einem Paradigmen-
echsel im Strafprozess.


(Joachim Stünker [SPD]: Die sollen für Ausgleich sorgen!)


er Umstand, dass sich die Ausübung der Sachleitungs-
efugnis der Staatsanwaltschaft zunehmend stärker auf
ine gewisse Anzahl von bedeutenden Verfahren kon-
entriert, die entscheidende Einwirkung und vor allen
ingen die Bestimmung von Art und Umfang der kon-
reten Ermittlungsmaßnahmen aber bei der Polizei lie-
en, ist aus Sicht des Richterbundes und aus Sicht der
DP-Fraktion berechtigterweise zu kritisieren.


(Beifall bei der FDP)


Gerade angesichts der Verlagerung der Tätigkeit der
olizei in den präventivpolizeilichen Bereich kommt den
nforderungen an eine möglichst frühzeitige Überlei-

ung der Ermittlungsergebnisse vom präventiven in den
epressiven Bereich mit einer staatsanwaltschaftlichen
nd richterlichen Absicherung eine große Bedeutung zu,
m die Justizförmigkeit der Verfahren bis in die Haupt-
erhandlung zu sichern. Deshalb muss unserer Meinung
ach der Ermittlungsrichter aufgewertet werden, stärker
pezialisiert werden, und in den Ländern, in denen das
otwendig ist, muss eine personelle Aufstockung bei den
rmittlungsrichtern erfolgen.


(Joachim Stünker [SPD]: Sehr gut!)


enn wir das tun, brauchen wir keine Eilfallregelungen
n dieser Form. Die rechtsstaatliche Hürde des Richter-
orbehalts, die bei seiner Einführung eine Rolle gespielt
at, darf nicht entwertet werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


ch denke, wir sollten im Rechtsausschuss einmal über-
egen, wie wir das Gewicht des Richtervorbehalts wieder
tärken können.

Weil die Justizhaushalte unter starkem Druck der Fi-
anzminister stehen, erleben wir erhebliche rechtspoli-
isch nachteilige Auswirkungen. Der Deal im Strafpro-
ess ist eine Folge wegbrechender Ressourcen. Bei einer
ielzahl von Verfahren entsteht insbesondere in Haft-






(A) )



(B) )


Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
sachen ein immer stärker werdender Druck, die Verfah-
ren irgendwie ökonomisch zu beenden. Deshalb lässt
man sich in Absprachen auf einen verkürzten Abschluss
ein. Dass das von Dritten nicht unbedingt als gerecht
empfunden wird, ist eine Einschätzung, die wir, glaube
ich, teilen. Deshalb ist wichtig, was vonseiten der Bun-
desregierung auf diesem Themenfeld verfolgt wird; es
gibt da ja Überlegungen. Ich darf für die FDP-Fraktion
sagen: Wir sehen diese Entwicklung als sehr problema-
tisch an. Man muss alles tun, um das massiv einzu-
schränken. Wir wissen ja, wo die Probleme liegen.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Joachim Stünker [SPD])


Erlauben Sie mir in diesem Zusammenhang ein Wort
zur Stellung der Berufsgeheimnisträger – ich habe die-
ses Thema schon in der letzten Debatte zu diesem Haus-
halt angesprochen –: Ich denke, es wäre gut, wenn die
rechtspolitisch unterschiedliche Behandlung von Berufs-
geheimnisträgern auf den Prüfstand käme und hier eine
Korrektur vorgenommen würde, und zwar im Interesse
des Schutzes aller Berufsgeheimnisträger. Strafverteidi-
ger, Anwälte und Ärzte sollen gleichbehandelt werden.
Ich weiß, wie kontrovers das ist. Ich denke aber, dass es
gerade angesichts der Tatsache, dass sich das in allen
Rechtsordnungen festsetzt, gut wäre, wenn wir diesen
Punkt nicht als der Materie angemessen stehen lassen.


(Beifall bei der FDP)


Wir erwarten, Frau Ministerin, dass Sie uns zu den of-
fenen Punkten – Kronzeugenregelung und Strafbarkeit
des Aufenthalts in einem Terrorcamp – heute sagen, wie
es weitergeht. Wird das betrieben? Wird das beerdigt?


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bitte beerdigen!)


Gibt es dazu noch ein Verfahren im Rechtsausschuss?

Erlauben Sie mir noch ein paar Worte zum Schluss.
Frau Raab, Sie hatten letztes Mal, am 16. September die-
ses Jahres, in der Haushaltsdebatte darauf hingewiesen,
dass ganz entscheidend ist, dass das Einverständnis des
Verbrauchers zur Weitergabe der personenbezogenen
Daten generell in die Gesetze aufgenommen wird. Ich
spreche das heute an.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619029600

Frau Kollegin.


Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP):
Rede ID: ID1619029700

Das ist mein letzter Satz.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619029800

Frau Kollegin, ich möchte Sie zwar auf die Redezeit

hinweisen, aber auch darauf, dass es vom Kollegen
Stünker den Wunsch nach einer Zwischenfrage gibt.


Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP):
Rede ID: ID1619029900

Oh, Entschuldigung.

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(C (D Wenn Sie mir versprechen, dass Sie den Schluss Ihrer ede in die Antwort einbeziehen, sind wir alle zufrieden. Ja. Frau Präsidentin, auch ich verspreche, dass ich mich urz fasse. Frau Leutheusser-Schnarrenberger, ich fand Ihre Ausührungen bezogen auf die Stärkung der Strafjustiz und ie Probleme, die wir vor Ort teilweise beobachten könen, sehr überzeugend. Ich möchte Sie fragen: Sind Sie ereit, das in die Landesregierungen zu tragen, in denen ie FDP mitregiert? Denn die sind gegenwärtig dafür erantwortlich. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Otto Fricke [FDP]: Das tut sie! – Mechthild Dyckmans [FDP]: Haben Sie nicht zugehört?)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619030000
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP):
Rede ID: ID1619030100
Joachim Stünker (SPD):
Rede ID: ID1619030200


Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP):
Rede ID: ID1619030300

Vielen Dank, Herr Stünker, dass Sie mir die Möglich-

eit geben, noch einmal zu sagen, dass wir gerade im
ahmen der Koalitionsvereinbarung in Bayern – da habe

ch nun die meiste Einwirkungsmöglichkeit – die Bereit-
tellung von 400 Stellen für Richter, Staatsanwälte und
ie Justizvollzugsanstalten beschlossen haben.


(Beifall des Abg. Joachim Stünker [SPD])


eil das nicht ganz leicht war, habe ich es hier erwähnt.
ch denke, das zeigt, dass man es auch anders machen
ann.


(Beifall bei der FDP)


Ein letztes Wort zur Einwilligung.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Nein!)


Ich komme zu meinem letzten Wort.

Beim Scoring ist dies nicht vorgesehen. Ich hoffe,
ass wir nächste Woche, wenn wir im Rechtsausschuss
arüber sprechen, gemeinsam eine Korrektur vorneh-
en.

Damit kann ich hier für die FDP-Fraktion meinen
ank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Justiz-
inisteriums und des gesamten Rechtsausschusses für

ie guten Arbeiten zum Ausdruck bringen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619030400

Für die SPD-Fraktion hat nun das Wort der Kollege

othar Binding.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Lothar Binding (SPD):
Rede ID: ID1619030500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Es ist ein schöner Zufall, dass wir hier heute eine Besu-
chergruppe der Bundesrechtsanwaltskammer begrüßen
dürfen, die gerade zu diesem Tagesordnungspunkt anwe-
send sein kann. Das ist, finde ich, ein netter Zufall.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Wir haben noch Termine!)


– Ja, wir haben noch Termine. Fritz Rudolf Körper hat
gerade gefragt, worüber ich zehn Minuten reden wolle,
es gebe doch umfangreichere und spannendere Einzel-
pläne. Umfangreicher stimmt in jedem Fall; aber es kann
durchaus spannend sein, worüber wir hier sprechen.

Zum Beispiel ist spannend, wie wir Berichterstatter
miteinander kooperieren. Dafür möchte ich Ole
Schröder, Otto Fricke, Manuel Sarrazin, Roland Claus
und Dietmar Bartsch danken.


(Ute Kumpf [SPD]: Eine reine Männergruppe!)


– Es ist eine reine Männergruppe, funktioniert aber trotz-
dem sehr gut, manche sagen, gerade deswegen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Nicht minder möchte ich die gute Kooperation und
lösungsorientierte Arbeit mit den Mitarbeitern des Mi-
nisteriums hervorheben: natürlich mit der Ministerin,
Brigitte Zypries,


(Ute Kumpf [SPD]: Unsere Ministerin!)


Herrn Schmidt-Wellbrock und Axel Vogel, aber auch
den damit befassten Staatssekretären, Lutz Diwell,
Alfred Hartenbach und, last, but not least – er ist jemand,
der so über und zwischen allem steht – Karl Diller.


(Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Und Daniela Raab?)


Ich erwähne das, weil es Dinge gibt, die nicht selbst-
verständlich sind. Wir wollten zum Beispiel für einzelne
Stellen, die sehr notwendig sind, zusätzliche Mittel. Je-
der kennt die Komplexität in diesem Haushalt und den
Mittelbedarf insgesamt. Es war nicht ganz einfach, den
Deckungsbeitrag aus dem Einzelplan selbst herauszu-
quetschen. Dass ein Ministerium da mitmacht, halte ich
nicht für selbstverständlich. Dafür vielen Dank. Karl
Diller winkt mir gerade zu; er dankt in einer ähnlichen
Weise. Denn das hat die Ausgabesituation dort sehr ent-
spannt.

Apropos Ausgaben: Es ist ein sehr kleiner Haushalt,
der nur eine halbe Milliarde Euro umfasst. Er ist aber be-
sonders erwähnenswert, weil es der einzige Haushalt ist,
der eine so hohe Deckungsquote hat. Er deckt 76 Prozent
aus sich selbst, Frau Leutheusser-Schnarrenberger, des-
halb teile ich Ihr Lob für das DPMA, das Sie eben vorge-
tragen haben. Wenn man die Versorgungsausgaben he-
rausrechnet, ist sogar eine Deckungsquote von 100 Prozent
gegeben. Das ist eine Einmaligkeit. Vielleicht können

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(C (D ir deshalb gelegentlich darüber nachdenken, in diesem inisterium insgesamt mehr zu machen. Darauf komme ch gleich noch einmal zurück. Ich möchte die Besonderheiten dieses Haushalts erähnen. Dabei geht es um die Personalausstattung. ur Verstärkung des internationalen Bereichs, zur Insti utionalisierung des Redaktionsstabes für verständliche esetzessprache und natürlich zur Ausstattung mit dem rforderlichen Personal im Zusammenhang mit dem Fianzmarktstabilisierungsgesetz wird das Ministerium ehr Stellen bekommen. Auch Zuwendungsempfänger, das Deutsche Institut ür Menschenrechte und das Institut für Ostrecht, weren personell verstärkt. Der Generalbundesanwalt wird benfalls personell verstärkt. Auch der Bundesfinanzhof ird personell verstärkt. Darüber hinaus wird das Bunesamt für Justiz personell verstärkt, natürlich insbesonere mit Blick auf das EHUG. Das Bundesamt für Justiz ird im Zusammenhang mit der Strafregistervernetzung n den Bereichen IT und Sonstiges ebenfalls personell erstärkt. Ich denke, das ist eine sehr gute Sache. Dem Anliegen von Frau Leutheusserchnarrenberger ist dadurch Rechnung getragen worden, ass für das DPMA 45 zusätzliche Stellen geschaffen urden, allerdings in dem Wissen, dass es im Moment icht gerade leicht ist, auf dem Markt geeignete Bewerer zu rekrutieren. Die Ausstattung ist also ganz gut. Zuindest erlaubt sie uns, alles, was nötig ist, zu tun. Jetzt komme ich zu einem Thema, mit dem sich Ole chröder und ich seit zwei Jahren etwas intensiver befasen: zur Einrichtung eines Redaktionsstabes der Bundesegierung für verständliche Gesetzessprache. n diesem Bereich wurde sozusagen ein kleiner Quantenprung erzielt; eigentlich sind Quantensprünge ja gar icht unterscheidbar. (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


(Ute Kumpf [SPD]: Das ist gut!)


as, was hier gelungen ist, ist deshalb ein Quanten-
prung, weil es im Justizministerium künftig eine Art
remdkörper geben wird: einen Redaktionsstab, der sich
it Sprache befasst.


(Ute Kumpf [SPD]: Wunderbar!)


ie Einrichtung eines solches Redaktionsstabes hielten
ir für sehr wichtig. Ich als Nichtjurist bin natürlich be-

onders daran interessiert, dass sich die Situation auf
iesem Gebiet verbessert.

Ich will Ihnen erklären, warum. Zu diesem Zweck
ebe ich Ihnen ein paar Kostproben, die zumindest bei
aien zu Verwirrung führen. Einzelne Beispiele kennen
ie eventuell schon, und wahrscheinlich können Juristen
iese Formulierungen besser interpretieren als Nichtju-
isten. Ich zitiere aus dem Entwurf eines Gesetzes zur
nderung des Zugewinnausgleichs- und Vormund-

chaftsrechts. Darin heißt es:






(A) )



(B) )


Lothar Binding (Heidelberg)

Der Entwurf sieht davon ab, im Rahmen der
Absätze 3 bis 5 ein bloßes entgeltliches Nutzungs-
verhältnis der Ehegatten untereinander zuzulassen.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das ist doch ganz leicht zu verstehen! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie wollen Sie das verbessern?)


Wie ist das zu verstehen? Wer nutzt wen oder was in der
Ehe gegen Entgelt? Ich halte diese Formulierung für re-
lativ kompliziert.

Außerdem gibt es sprachliche Spezialprobleme, die
uns auch in der Gesetzessprache Probleme bereiten. Da-
mit beschäftigt sich die Wissenschaft. Ich möchte auf ein
Projekt hinweisen, das im Fachbereich Allgemeine und
Theoretische Psychologie an der Universität Heidelberg
durchgeführt wird. Es geht darum, auch in Gesetzen eine
geschlechterneutrale Sprache zu verwenden. Hier fin-
det man Formulierungen, die einen ganz einfachen Text
unlesbar machen:

Der/Die Wähler/in ist an die vorgeschlagenen Be-
werber/innen der Wahlvorschläge gebunden. Jeder/
Jede Wähler/in hat 8 Stimmen. Von dieser Gesamt-
stimmenzahl können einem/r Bewerber/in bis zu
zwei Stimmen gegeben werden.

Wie Sie sehen, ist eine solche Formulierung absolut un-
lesbar. Das erscheint Ihnen jetzt vielleicht sehr weit her-
geholt zu sein. Sie merken aber, dass solche Projekte un-
terstützenswert sind.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie können das wahrscheinlich deshalb nicht lesen, weil Sie in einer reinen Männergruppe arbeiten! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir können ja in Zukunft immer nur die weibliche Form verwenden! Wie wäre das denn? Ich kann solche Formulierungen übrigens viel besser lesen als Sie!)


Ich werde Ihnen noch etwas vorlesen, damit Sie mer-
ken, wie notwendig die Einrichtung dieses Redaktions-
stabes ist. Es handelt sich um die Formulierung in einem
Gesetzentwurf, den wir noch in dieser Woche, nämlich
morgen, beschließen werden. Auch wenn fast nur Juris-
ten anwesend sind, habe ich jetzt die Leute im Blick, die
mich auf der Straße ansprechen und mich fragen: Wie ist
das eigentlich gemeint? Vielleicht können wir uns, wenn
an dieser Stelle gelegentlich etwas vorsichtiger und sorg-
fältiger gearbeitet würde, in Zukunft sogar unendlich
viel unnötige Bürgerkorrespondenz sparen. Ich zitiere:

Der Ausgleich oder die Verrechnung eines Übertra-
gungsgewinns mit verrechenbaren Verlusten, ver-
bleibenden Verlustvorträgen, nicht ausgeglichenen
negativen Einkünften und einem Zinsvortrag nach
§ 4 h Abs. 1 Satz 2 des Einkommensteuergesetzes

(Verlustnutzung) des übertragenden Rechtsträgers

sind nur zulässig, wenn dem übertragenden Rechts-
träger die Verlustnutzung auch ohne Anwendung
der Absätze 1 und 2 möglich gewesen wäre. Satz 1
gilt für negative Einkünfte des übertragenden

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(C (D Rechtsträgers im Rückwirkungszeitraum entsprechend. as wollen wir morgen beschließen. Wir müssen uns darum kümmern, dass die Gesetzesexte sprachlich verbessert werden, auch um Lerneffekte ei den Verfassern zu erzielen. Ich glaube, dass die Intallation eines solchen Redaktionsstabes im Bundesjusizministerium, flankiert durch Mittel, die es ermöglihen, diese Aufträge nach außen zu vergeben, ein sehr uter Weg ist, um die Rechtssprache in Zukunft auch in er Gesetzgebung zu verbessern. Schönen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Nächster Redner ist der Kollege Roland Claus für die raktion Die Linke. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Frau Ministerin, Selbstbetrug ist nicht strafbar, ber oft verhängnisvoll. Ich halte es für ein Stück Selbstetrug, dass wir heute einen Etat beschließen, von dem ie meisten von uns wissen, dass er zu dem Zeitpunkt, b dem er gültig ist, am 1. Januar 2009, zu einem guten tück schon veraltet sein wird. Ich halte es auch für Selbstbetrug, dass den Menschen esagt wird, man wolle ihnen mit dem Haushalt eine rücke über das Jahr 2009 bauen, damit es 2010 wieder esser wird. Allerdings wird damit die Grenze zwischen em Selbstbetrug und dem Wählerbetrug schon ziemlich ließend. Wenn das soziale Gleichgewicht bedroht ist, dann ird es für den Rechtsstaat schwerer, aber gerade dann uss er sich beweisen und vorsorgen. Er muss stark und iderständig sein, und er darf sich nicht bücken. In die en Tagen erleben wir in manchen Situationen auch eine rise des Rechtsstaates. Es ist doch Fakt, dass auch enschen in rechtliche Notlagen geraten – zum Beispiel urch Insolvenzen –, die sich das vor einigen Jahren berhaupt noch nicht vorstellen konnten. (Joachim Stünker [SPD]: Wovon reden Sie denn jetzt? Was kritisieren Sie denn konkret?)


(Ute Kumpf [SPD]: Alles klar!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619030600

(Beifall bei der LINKEN)

Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619030700

(Beifall bei der LINKEN)


as Maß, mit dem Sie durch Ihre Politik beispielsweise
en Mittelstand zerstören, ist ein Ausdruck dafür.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das ist die falsche Rede!)


n dieser Situation wäre ein guter Justizetat erforderlich.
it dem vorliegenden leisten Sie das nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich will das an drei Fakten kenntlich machen:






(A) )



(B) )


Roland Claus
Erstes Beispiel. Seit dem vorigen Jahr ist das Bundes-
amt für Justiz in Bonn. Die Bundesministerin preist die
Entscheidung, die ministerielle Weisheit hier in Berlin
und die Ausführungskompetenz in Bonn zu konzentrie-
ren,


(Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Zu Recht!)


gewissermaßen als eine sehr gute Lösung. Wir beurteilen
die Situation anders und sehen das wesentlich kritischer.


(Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Ohne jegliche Fachkompetenz!)


Inzwischen gibt es zwei etwa gleich große Verwal-
tungsstrukturen. Für die Verwaltung des Bundesministe-
riums steht ein Ausgabenblock von 50 Millionen Euro
zur Verfügung, während es beim Bundesamt 41 Millio-
nen Euro sind. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass
zwei so große sich gegenüberstehende Verwaltungen
auch Verselbstständigungstendenzen gegeneinander ent-
wickeln.


(Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: So ein Unfug!)


Ein zweites Beispiel. Wir schlagen Ihnen, wie bereits
im vergangenen Jahr, vor, die Zahl der wissenschaftli-
chen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den obers-
ten Gerichten zu erhöhen,


(Beifall bei der LINKEN)


um wenigstens auf ein Verhältnis von eins zu eins zwi-
schen den Richterinnen und Richtern und den Mitarbei-
terinnen und Mitarbeitern zu kommen. Wir machen das
ausdrücklich mit dem Ziel, die Verfahrensdauern an den
Gerichten zu verkürzen. Bei so vielen Wohltaten, die wir
Ihnen vorschlagen, sollten Sie hier wirklich nicht noch
protestieren.


(Beifall bei der LINKEN – Dirk Manzewski [SPD]: Die Arbeit ist bei den Amtsund Landgerichten!)


Der dritte Punkt, bei dem es eine Differenz zwischen
uns gibt – das ist hier erfreulicherweise schon angespro-
chen worden –, ist das Deutsche Patent- und Marken-
amt mit Sitz in München und Jena. Ihnen ist bekannt,
dass wir seit dem Jahr 2006 beharrlich Anträge dafür
stellen, die Zahl der Stellen zu erhöhen und die Sachmit-
tel aufzustocken. Ich freue mich, wie mein Vorredner,
dass es hier im Vergleich zum vorigen Etat einen tatsäch-
lichen Aufwuchs gibt. Das begrüßen wir selbstverständ-
lich auch.

Dennoch stellen auch wir fest, dass die Patentbearbei-
tung, also die Phase von der Anmeldung und damit dem
einsetzenden Rechtsschutz bis zur möglichen Vermark-
tung, gerade für kleine und mittelständische Unterneh-
men und für Existenzgründerinnen und Existenzgründer
immer noch zu lang ist. Gerade in der jetzigen Situation
ist es doch ein Gebot, jedem Start-up-Unternehmen, den
jungen Unternehmen, die Chance zu geben, ihre kreati-
ven Leistungen auch zu vermarkten. Es ist schlimm, dass
Ihnen ein Sozialist einen solchen Grundzug der Markt-
wirtschaft hier erklären muss.

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(C (D Wir wissen, dass das der Justizetat nicht hergibt. Daür ist er zu klein. Deshalb schlagen wir die Deckung aus em Einzelplan 09 vor. Das ist der Etat des Ministers für irtschaft und Technologie. Dieser enthält auch einen ntsprechenden Titel, nämlich „Patentbegleitung“. Das st also nichts Unmögliches. Das einzige, woran das im er wieder scheitert, ist ein purer Ressortegoismus. Dieer passt auch nicht mehr in diese Zeit. (Beifall bei der LINKEN – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: Irgendwann müssen Sie doch einmal zum Thema kommen!)


(Beifall bei der LINKEN)


Deshalb sage ich Ihnen zum Schluss noch einmal:
elbstbetrug ist nicht strafbar, aber oft verhängnisvoll.
us diesem Grunde müssen wir diesen Etat auch ableh-
en.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Gute Nacht!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619030800

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Ole Schröder für

ie CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1619030900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Die derzeitige Wirtschaftskrise macht deutlich,
ass für unsere Gesellschaft nicht nur der nationale
echtsrahmen, sondern vor allem auch der internatio-
ale Rechtsrahmen von großer Bedeutung ist.


(Otto Fricke [FDP]: Sehr wahr!)


Die Gestaltung und die Regelung insbesondere der in-
ernationalen Finanzmärkte sind eine Herausforderung
on epochaler Bedeutung, die vielleicht höchstens mit
er internationalen Klimapolitik vergleichbar ist. Daher
st es so wichtig, dass wir diese Rahmenbedingungen

itgestalten und unsere Wirtschaftsordnung, die gere-
elte soziale Marktwirtschaft, auch international etablie-
en.

Die Ergebnisse des internationalen Finanzgipfels sind
in guter Anfang. Es kommt jetzt auf deren Umsetzung
nd die Ausgestaltung der einzelnen Bereiche an. Des-
alb ist es auch richtig, dass wir bei der Aufstellung des
aushalts darauf geachtet haben, in den einzelnen Res-

orts die entsprechenden Stellen zu schaffen, damit wir
nsoweit Einfluss nehmen können.

Wenn wir von internationalen Rahmenbedingungen
prechen, heißt das auch, dass diese für deutsche Unter-
ehmen so zu gestalten sind, dass sie im internationalen
ettbewerb gut bestehen können. Für unsere export-

rientierte Wirtschaft ist es ein Vorteil, wenn auch die
echtsrahmen auf internationaler Ebene so gestaltet

ind, dass sie unseren Prinzipien und nicht denen anderer
änder entsprechen.


(Mechthild Dyckmans [FDP]: Sehr wahr!)







(A) )



(B) )


Dr. Ole Schröder
Eine vergleichbare Rechtsordnung in anderen Län-
dern führt zu mehr Rechtssicherheit für deutsche Unter-
nehmen, erspart diesen Rechtsberatungskosten und führt
damit automatisch zum Bürokratieabbau. Es ist ein Vor-
teil, wenn sich internationale Unternehmen bei Vertrags-
abschlüssen für das deutsche Rechtssystem entscheiden.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Genau!)


Andere Nationen machen es uns vor. Die Briten bei-
spielsweise schaffen es, ihre Rechtsordnung internatio-
nalen Unternehmen so schmackhaft zu machen, dass
diese nicht unsere Rechtsordnung nutzen, sondern vor
allem die Rechtsordnung des Königreichs. Das erspart
den britischen Unternehmen erhebliche Kosten, weil sie
günstiger prozessieren können.

Auch die Amerikaner sind uns um einiges voraus,
wenn es darum geht, Recht als Wettbewerbsfaktor zu
nutzen. Während beispielsweise wir Deutschen im Ko-
sovo das Führerscheinrecht eingeführt haben, was
durchaus eine wichtige Sache ist, haben die Amerikaner
sich darauf konzentriert, das Immobilienrecht nach ihren
Prinzipien zu gestalten, was für die Unternehmen, für die
Wirtschaft und die Gesellschaft insgesamt von wesent-
lich größerer Bedeutung ist als das Führerscheinrecht.
Deshalb ist es wichtig, dass Deutschland sich im Wettbe-
werb der Rechtsordnungen noch stärker engagiert und
gleichzeitig sein eigenes Recht attraktiver gestaltet.

Ich denke, wir haben mit der GmbH-Rechtsreform
und der Gründung der Unternehmergesellschaft einen
wichtigen Schritt gemacht, deutsche Rechtsformen im
europäischen Wettbewerb attraktiver zu gestalten. Aber
verglichen mit anderen Ländern haben wir hier noch ein
großes Stück Arbeit vor uns.

Wenn ich mir anschaue, was auf der Ebene des EU-
Rechts passiert, auf der insbesondere immer mehr ang-
loamerikanische Rechtsprinzipien eingeführt werden,
wie beispielsweise die Sammelklage nach US-Vorbild,
dann kann ich nur sagen: Wir müssen hier wirklich auf-
passen; wir müssen uns auf diesem Gebiet einfach stär-
ker engagieren.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Das gilt auch für internationale Organisationen.
Wir sind im Bereich der internationalen Organisationen
einfach zu wenig engagiert. Wir haben es in den letzten
Jahrzehnten versäumt, unsere eigenen guten Leute dort
hinzubekommen, um Einfluss nehmen zu können.

Viele Staaten, wie beispielsweise die USA, leisten
sich zum Beispiel Attachés für den Bereich des interna-
tionalen Privatrechts, die informell Einfluss nehmen.
Diese Einflussmöglichkeiten haben wir nicht; wir ver-
zichten darauf. Aus den genannten Gründen haben wir
das Justizministerium mit sechs neuen Stellen ausgestat-
tet. Ich denke, das ist ein Anfang. Es kann aber noch
nicht das Ende sein. Wir müssen etwas tun, um gerade
bei den internationalen Organisationen besser vertreten
zu sein.

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(C (D Das Justizministerium setzt sich auf internationaler bene auch für Rechtsstaatlichkeit ein. Das ist wichtig, m anderen Ländern auf ihrem Weg zu Demokratie und ur Durchsetzung von Menschenrechten zu helfen. Daei nimmt die Stiftung für Internationale Rechtliche usammenarbeit eine besonders bedeutende Stellung in. Die Stiftung wurde 1992 als gemeinnütziger Verein egründet. Das hat der damalige FDP-Justizminister laus Kinkel vollbracht. Die Stiftung verbindet zwei Ziele. Sie unterstützt änder auf dem Weg zum Rechtsstaat. Diese Länder rientieren sich dann wiederum beim Aufbau einer priaten Wirtschaftsordnung an deutschen Rechtsvorschrifen und suchen den Dialog mit deutschen Rechtspartern. Das führt letzten Endes dazu, dass wir dort indirekt influss gewinnen können, was die Rechtsordnung aneht. Deshalb ist es gut, dass wir die vernünftige Idee on Klaus Kinkel über das Jahr 2011 hinaus fortführen nd die Mittel mit 1,3 Millionen Euro deutlich erhöht aben. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Eines ist dabei allerdings wichtig: Wir haben noch an-
ere Organisationen, die sich im Bereich der internatio-
alen Rechtspflege engagieren und in diesem Bereich
ntwicklungshilfe leisten, zum Beispiel die GTZ. Ich
enke, wir können als Parlament erwarten, dass zwi-
chen diesen Organisationen eine stärkere Abstimmung
rfolgt. Statt parallel zu arbeiten, muss klar geregelt wer-
en, für welche Bereiche die Stiftung für Internationale
echtliche Zusammenarbeit und die GTZ jeweils zustän-
ig sind.

Gestatten Sie mir eine Anmerkung zur internationa-
en Bedrohung. Der internationale Terrorismus hat sich
ur größten sicherheitspolitischen Herausforderung ent-
ickelt. Unsere bisherigen Methoden und Vorgehens-
eisen sind nicht auf eine solche Bedrohung zugeschnit-

en. Deshalb sind Anpassungen dringend notwendig.
us diesem Grund ist es auch erforderlich, dass wir das
KA-Gesetz bekommen.


(Otto Fricke [FDP]: Aber nicht dieses BKA-Gesetz!)


onst sind wir nicht vernünftig gewappnet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Darüber hinaus sind auch im Bereich der Generalbun-
esanwaltschaft entsprechende Anpassungen notwendig.
enn die Verfahren werden in einem Rechtsstaat immer
och von der Anwaltschaft geführt statt von der Polizei.
amit rechtsstaatliche Maßstäbe auch weiterhin einge-
alten werden können und überführte Terroristen schnell
ngeklagt werden können, ist es notwendig, dass die Ge-
eralbundesanwaltschaft besser ausgestattet wird. Des-
alb haben wir 21 neue Stellen geschaffen, die zum
rößten Teil mit Staatsanwälten besetzt werden.

Ich habe bisher vor allen Dingen von internationalen
erausforderungen gesprochen. Zum Schluss möchte

ch auch auf unser Projekt „Verständliche Gesetze“
ingehen. Lothar Binding hat das Projekt bereits gut vor-






(A) )



(B) )


Dr. Ole Schröder
gestellt. Wir haben bei dem Projekt erlebt, dass alle Be-
teiligten sehr positiv dazu eingestellt waren, dass die an-
deren Ministerien vernünftig daran mitgearbeitet haben
und dass dieses Projekt akzeptiert wird. Insofern ist es
richtig, es angemessen zu institutionalisieren.

Deshalb ist es auch wichtig, dass wir den Redaktions-
stab der Bundesregierung auch in der Gemeinsamen Ge-
schäftsordnung der Bundesministerien verankern. Die
jetzige Situation ist nicht stringent. In der Gemeinsamen
Geschäftsordnung der Bundesministerien wird auf den
Redaktionsstab des Bundestages Bezug genommen. In
der Geschäftsordnung des Bundestages wird aber nicht
auf den Redaktionsstab des Bundestages Bezug genom-
men.

Es ist jetzt insbesondere Aufgabe der Justizministerin,
den Redaktionsstab der Bundesregierung, der beim Bun-
desministerium angesiedelt ist, in der Gemeinsamen Ge-
schäftsordnung der Bundesministerien zu verankern.
Wir müssen im Bereich des Bundestages unsere Auf-
gabe hinsichtlich der Geschäftsordnung des Bundestages
wahrnehmen.

Ich möchte mich auch für die gute Zusammenarbeit
bedanken. Ich denke, wir haben einen guten Haushalt auf-
gestellt. Ich bitte Sie daher, die beiden Haushalte – den
Haushalt des Bundesverfassungsgerichts und den Justiz-
haushalt – zu unterstützen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619031000

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun das

Wort der Kollege Hans-Christian Ströbele.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-
gen! Die Kollegin Stokar meinte gerade, ich solle erzäh-
len, was der BND im Kosovo gemacht habe; das interes-
siere sie viel mehr.


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: Wir wissen Bescheid!)


Dazu kann ich nur sagen: Erstens darf ich das nicht, weil
ich zur Verschwiegenheit verpflichtet bin.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Darauf habt ihr noch nie Rücksicht genommen!)


Zweitens hätte wahrscheinlich die Präsidentin etwas da-
gegen, weil das nicht zur Tagesordnung gehört. Drittens
gibt es hier einige, die das genauso erläutern könnten
wie ich. Diese kann man vielleicht nachher befragen, so-
weit die Betreffenden dazu überhaupt etwas sagen dür-
fen.

Ich wende mich dem Haushalt der Bundesjustizminis-
terin zu.


(Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Das ist überraschend!)


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(C (D ch will ihr den überhaupt nicht streitig machen. Ich will icht über Zahlen reden. (Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Aber es geht um den Haushalt! Das sind Zahlen!)


ch glaube, über die Zahlen muss man sich nicht streiten.
ier herrscht weitgehend Einigkeit. Ich will vielmehr
ersuchen, eine Art Bilanz zu ziehen.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Sie regieren doch gar nicht! – Gegenruf der Abg. Ute Kumpf [SPD]: Der Ströbele regiert immer mit! Das ist Ströbele!)


ei dieser Bilanz kommt es sicherlich darauf an, dass
ie in der Regierung sitzen und wir in der Opposition.
rotzdem sage ich: Es war nicht alles schlecht, was aus
hrem Hause gekommen ist.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das war ein schöner Schlusssatz!)


s war auch nicht alles schlecht, was die Große Koali-
ion in der Rechtspolitik auf den Weg gebracht hat. Ich
enne die Reform des FGG und des Urheberrechts als
eispiele. Hier gibt es eine ganze Reihe von Gesetzen
an den Beratungen hat sich auch der Kollege Montag

erdienstvoll beteiligt –, die wir gemeinsam getragen ha-
en und die vorzeigbar sind. Hier wurden notwendige
eformen durchgeführt.


(Joachim Stünker [SPD]: Notwendige? Innovative!)


Ich will auch nicht kritisieren, dass Sie, Frau Ministe-
in, sich persönlich vor das Oberlandesgericht gestellt
aben, das die Freilassung von Christian Klar angeord-
et hat, und darauf hingewiesen haben, dass Gesetze für
lle gleich gelten, dass Entscheidungen, die nach Gesetz
efällt werden, zu akzeptieren sind und dass man keine
euen Voraussetzungen schaffen muss. Das war in Ord-
ung. Das sehe ich positiv.

Aber, Frau Ministerin, wenn ich mir Ihre Bilanz als
erfassungsministerin, als Ministerin, die die Freiheits-
nd Bürgerrechte sowie wichtige Verfassungsgrundsätze
ahren soll, ansehe, dann muss ich feststellen, dass Ihre
ilanz viel trauriger aussieht.


(Wolfgang Nešković [DIE LINKE]: Düster!)


ch will versuchen, das an sechs Beispielen zu verdeutli-
hen.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Aber kurze!)


Das müssen Sie sich schon anhören. Das ist meine Re-
ezeit und nicht Ihre.

Als Erstes haben Sie uns die Vorratsdatenspeiche-
ung – das war das Weihnachtsgeschenk im letzten Jahr –
ozusagen vererbt. Sie haben dazu gesagt, damit verhalte
s sich nicht viel anders als mit einem gefüllten Briefum-
chlag; mehr Gefahren gebe es nicht. Das Bundesverfas-
ungsgericht sieht das offenbar anders.






(A) )



(B) )


Hans-Christian Ströbele

(Joachim Stünker [SPD]: Stimmt doch gar nicht!)


Es ist mit der höchsten Zahl von Verfassungsbeschwer-
den befasst, die jemals in der Bundesrepublik erhoben
wurden. Es gibt eine Wiederbelebung der Straße. Seit
den Notstandsgesetzen und vielleicht seit der Volkszäh-
lung ist noch nie so intensiv über ein Gesetz, bei dem es
um Bürgerrechte geht, auf der Straße diskutiert worden.
15 000 Menschen sind – auch hier in Berlin – dagegen
auf die Straße gegangen. Das haben Sie wenigstens zur
Kenntnis genommen. Leider haben Sie daraus bisher
keine Schlussfolgerungen gezogen. Sie hätten beispiels-
weise die Anwendung dieses Gesetzes aussetzen kön-
nen, bis das Bundesverfassungsgericht entschieden hat.
Das wäre vernünftig gewesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zweitens zum BKA-Gesetz. Hierzu haben
Sie sich am Anfang – das schien ganz hoffnungsvoll zu
sein – mit einigen kritischen Bemerkungen an die Öf-
fentlichkeit gewagt. Sie haben beispielsweise geäußert,
dass das BKA-Gesetz die Onlinedurchsuchung beinhal-
ten soll. Sie haben außerdem gefragt: Welchen Sinn
macht eigentlich die präventive Onlinedurchsuchung?
Wozu brauchen wir das? Sie haben auch etwas zum
Spähangriff auf Privatwohnungen gesagt: Wenn der
Kernbereich privater Lebensgestaltung nicht abgehört
werden darf, also etwa intime Gespräche im Schlafzim-
mer, dann gilt das erst recht für die heimliche Beobach-
tung mit Kameras.

Sie haben das BKA-Gesetz mit auf den Weg gebracht
und im Deutschen Bundestag für die Verabschiedung ge-
sorgt. Offenbar waren Ihnen all Ihre starken Worte, die
Sie vorher in der Kritik, auch an Ihrem Ministerkollegen,
geäußert haben, nichts mehr wert. Das war alles verges-
sen. Das ist nicht gut und wirft ein schlechtes Licht auf
die Ministerin, die eigentlich für die Wahrung der Frei-
heits- und Bürgerrechte zuständig ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Als dritten Punkt möchte ich etwas erwähnen, wo es
noch viel schneller ging. Zunächst haben Sie sich durch-
aus kritisch zu den Plänen, den bewaffneten Einsatz
der Bundeswehr im Inneren zuzulassen, geäußert. Sie
haben dann mit Ihrem Kollegen im Bundeskabinett,
ganz stickum und ohne dass es irgendjemand außerhalb
bemerkt hat, eine Änderung des Grundgesetzes ausge-
handelt und verabschiedet.


(Joachim Stünker [SPD]: Das war nicht im Kabinett!)


Eine solche Änderung wird hier im Hause offenbar und
glücklicherweise keine Mehrheit finden. Auch da haben
Sie wichtige Verfassungsgrundsätze, nämlich dass die
Bundeswehr für Sicherheit und Ordnung im Inneren
nicht zuständig ist und auch nicht zuständig werden soll,
einfach aufgegeben und über Bord geworfen.

Ich komme zum vierten Punkt. Er betrifft eine unserer
Lieblingskritiken. Sie haben unter Rot-Grün einmal et-

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(C (D as gewagt, was ich damals anerkannt habe. Sie haben ie UN-Konvention gegen Korruption vom 31. Oktoer 2003 unterzeichnet, obwohl Sie wussten, dass das eiige Fraktionen im Parlament und einzelne Abgeordnete us allen Fraktionen anders sehen. (Jörg van Essen [FDP]: Aus sehr guten Gründen!)


ie haben aber nicht dafür gesorgt, dass diese internatio-
ale Verpflichtung, die Sie eingegangen sind, auch ein-
ehalten wird. Diese Verpflichtung beinhaltet,


(Otto Fricke [FDP]: Parlamentsvorbehalt!)


ass wir eine gesetzliche Bestimmung schaffen, nach der
bgeordnetenbestechung über die jetzige Regelung
108 e StGB hinaus strafbar wird. Darum haben Sie

ich nicht mehr gekümmert. Sie können auch nicht sa-
en, dass das Sache des Parlaments ist und Sie damit
ichts zu tun haben. Soweit ich weiß, sind Sie auch Bun-
estagsabgeordnete


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Brandstifter ruft Feuerwehr!)


nd wären durchaus aufgerufen, eine Regelung zu tref-
en.

Ich komme zum vorletzten Punkt, den ich in diesem
usammenhang nennen will. Es geht um den neuesten
orstoß Ihres Regierungskollegen Schäuble.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Guter Mann!)


achdem er für das BKA-Gesetz im Bundesrat ganz of-
ensichtlich keine Mehrheit gefunden hat, nicht findet
nd keine Aussicht darauf besteht, will er nichts anderes
un, als die Verfassung kompatibel zu machen und sie so
u ändern, dass in Zukunft der Bundesrat nicht mehr so
ie bisher darüber entscheiden kann, wie das in den in-

wischen fast 60 Jahren Bundesrepublik Deutschland
blich war. Ich habe von Ihnen kein Stopp und keine
lare Aussage gehört, dass Sie das für falsch halten und
uf keinen Fall mitmachen.

Ich komme zum letzten Punkt,


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Sehr gut!)


er vor allen Dingen mich betrifft. Im Jahre 1999 – da-
als waren Sie noch nicht Ministerin – haben die dama-

ige Justizministerin und insbesondere der Staatssekretär
eiger mir persönlich und der grünen Bundestagsfrak-

ion versprochen, dass das Bundesdatenschutzgesetz
ovelliert wird. Das Datenschutzgesetz sollte modern
nd bürgernah gestaltet werden und die Daten in allen
ereichen, auch im privaten Bereich, schützen. Bis
eute warten wir darauf, dass ein solches Gesetz vorge-
egt wird, obwohl es immer wieder von Verbänden, von
achleuten und von Sachverständigen gefordert worden

st. Da sind Sie Ihrer Pflicht nicht nachgekommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619031100

Herr Kollege, achten Sie auf die Redezeit.






(A) )



(B) )


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Letzter Satz: Eine gute Ministerin für die Verfassung
und für die Grundrechte und Freiheitsrechte sind Sie lei-
der nicht gewesen. Ich hoffe, Sie geloben Besserung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619031200

Nun hat für die Bundesregierung die Bundesministe-

rin der Justiz, Brigitte Zypries, das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1619031300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Damen und Herren Kollegen! Herr Ströbele, das trifft
sich gut: Ich mag in Ihren Augen keine gute Ministerin
für die Verfassung sein, Ihnen hingegen fehlen grundle-
gende Kenntnisse über den Verfassungsaufbau des Staa-
tes.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Es kann überhaupt nicht sein, dass ich ein Gesetz aus-
setze, bis das Bundesverfassungsgericht entschieden hat.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sich dafür einsetzen!)


Was glauben Sie, welche Kompetenzen eine Ministerin
in diesem Lande hat?


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist geschenkt!)


Es kann auch gar nicht sein, dass eine Ministerin alleine
ein Gesetz zur Strafbarkeit von Abgeordnetenbeste-
chung im Parlament durchbringt. Das geht nicht. Es
muss schon die Mehrheit dieses Hauses diesem Gesetz-
entwurf zustimmen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie könnten sich darum kümmern!)


Es ist auch – das hat weniger mit Verfassungsrecht als
mit der Frage zu tun, wer innerhalb der Bundesregierung
zuständig ist – immer noch so, wie seit 1999, dass für
das Bundesdatenschutzgesetz der Bundesinnenminister
zuständig ist und nicht die Bundesjustizministerin.


(Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Wobei das schlecht ist!)


– Das ist eine andere Frage, lieber Herr Kollege Fricke. –
Deswegen gebe ich diese Empfehlung weiter. Das geht
einfach nicht. Insofern bitte ich sehr um Nachsicht, dass
man nicht alles machen kann, was man tun möchte. Ich
gebe Herrn Fricke durchaus recht; ich hätte gegen die
Zuständigkeit nichts einzuwenden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Für die Haushaltsberatungen des Parlaments will ich
zunächst einmal Dank sagen, zum einen an das Haus

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(C (D MJ, das mich sehr unterstützt hat und dessen Mitarbeier hier schon hinreichend gelobt worden sind. Also auch on mir das verdiente Lob! (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


um anderen will ich auch dem Parlament Dank sagen,
as die Aufstellung dieses Haushalts sehr gut unterstützt
at, insbesondere Dank an die beiden Berichterstatter
othar Binding und Ole Schröder.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Gute Berichterstatter – das haben Sie heute Abend an
en Reden schon gemerkt – verfolgen eigene Projekte.
s ist keineswegs so, dass sie nur den Haushalt beglei-

en, sondern sie haben eigene Vorstellungen. Die Vor-
tellungen, die die beiden Berichterstatter haben, betref-
en zum Beispiel die verständliche Gesetzessprache.
ie haben schon gemerkt, dass es ihnen diesmal gelun-
en ist, uns zu den dazugehörigen Stellen zu verhelfen.
ir haben die Ankündigung schon gehört. Das nächste
al müssen wir die GGO ändern, damit das Ganze wei-

ergeht. Lieber Ole Schröder, wir werden das gerne im
uge behalten.

Weil wir die Ehre haben, heute Vertreter der Bundes-
echtsanwaltskammer als einzige Gäste bei unserer Par-
amentsdebatte zu begrüßen, habe ich mir vorgenom-
en, etwas über das Anwaltsrecht und über die vielen
rojekte, die wir im Bereich des Anwaltsrechts gemacht
aben, zu sagen; denn es gibt nicht nur die innere Sicher-
eit und andere Themen, sondern wir haben durch Ge-
etzgebung auch für den Berufsstand einzutreten, der ein
esentlicher Berufsstand in der Justiz ist.

Das Erste, das ich gerne in dem Zusammenhang er-
ähnen möchte, ist ein Gesetz, das schon seit vielen

ahren in Kraft ist. Es betrifft die Rechtsanwaltsvergü-
ung. Das ist eines der ersten größeren Gesetzgebungs-
orhaben, für die ich als Ministerin verantwortlich war.
ch habe schon Mitte des Jahres deutlich gemacht, dass
ch für eine vernünftige Evaluierung dieses Gesetzes of-
en bin; denn jedes Gesetz gehört evaluiert. Bei dieser
valuierung müssen wir die Einkommensentwicklung
b dem Jahre 2004 berücksichtigen. Wir müssen auch
chauen, in welchen Tätigkeitsgebieten es Defizite gibt;
enn wir haben seinerzeit mit dem Rechtsanwaltsvergü-
ungsgesetz neue Schwerpunkte gesetzt. So sind zum
eispiel die Streitwerte für die Asylverfahren seit
5 Jahren nicht mehr angepasst worden. Wir müssen
uch überlegen, ob wir bei den Sozialrechtsmandaten so-
ie bei den Regelungen für die Prozesskostenhilfe und
ie Beratungshilfe bei den Familienrechtsmandaten et-
as ändern müssen. Denn auch hier gilt mit Blick auf
ie Anwaltsgebühren: Gerechtigkeit hat ihren Preis; den
ugang zu einer guten anwaltlichen Beratung kann es
icht zu Dumpingpreisen geben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das zweite Thema, das die Anwaltschaft betrifft, ist
as Rechtsdienstleistungsgesetz, das am 1. Juli 2008
ach langen Beratungen in Kraft getreten ist und das von






(A) )



(B) )


Bundesministerin Brigitte Zypries
der Anwaltschaft durchaus mit einer gewissen Skepsis
beäugt wurde. Deshalb bin ich froh, hier sagen zu kön-
nen: Die erste Bilanz nach einem knappen halben Jahr
zeigt, dass sich das Gesetz in der Praxis in der Tat be-
währt. Auch die Regelungen zur Rechtsberatung als Ne-
benleistung, die von der Anwaltschaft besonders skep-
tisch beäugt worden waren, sind so gut wie keiner
nennenswerten Kritik ausgesetzt. Vielen Dank dafür,
dass es gelungen ist, mit dem Rechtsdienstleistungsge-
setz ein Gesetz aus der Zeit des Faschismus abzulösen
und ein modernes Recht zu schaffen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Andreas Schmidt [Mülheim] [CDU/CSU] – Daniela Raab [CDU/CSU]: Das trägt aber die Handschrift der Union!)


Das dritte Thema, das die Anwaltschaft interessieren
wird und das das Haus noch nicht kennt, ist die Frage der
Anrechnung der Geschäftsgebühr für die vorgerichtli-
che Tätigkeit auf die Verfahrensgebühr.


(Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Sehr gut! – Otto Fricke [FDP]: Ah!)


Das ist ein Thema, das durch die Rechtsprechung des
Bundesgerichtshofs eine gewisse Aktualität erfahren hat.


(Otto Fricke [FDP]: Eine „gewisse“?)


Wir wollen mit Ihnen gemeinsam darüber sprechen, ob
es noch einer kurzfristigen Änderung bedarf.


(Beifall bei der FDP)


Ein vierter Punkt, den ich ansprechen möchte und
dessen Beratung noch auf das Parlament zukommt, ist
die Reform der Bundesrechtsanwaltsordnung. Dabei
geht es um zwei wesentliche Punkte:

Erstens. Streitigkeiten über die Zulassung zur An-
waltschaft sollen künftig nach der VwGO erfolgen.

Zweitens. Bei der BRAK, der Bundesrechtsanwalts-
kammer, soll eine Schiedsstelle mit einem sogenannten
Ombudsmann eingerichtet werden, damit Konflikte zwi-
schen Mandantschaft und Anwaltschaft schon auf dieser
Ebene beigelegt werden können. Der Ombudsmann der
Versicherungswirtschaft, der sich in den letzten Jahren
gut bewährt hat, ist ein bisschen das Vorbild für diese
Institution. An dieser Stelle geht mein Dank an die Bun-
desrechtsanwaltskammer, insbesondere an ihren Präsi-
denten, Herrn Filges, der sich für diese Idee sehr enga-
giert eingesetzt hat.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Last, but not least wollen wir auch den Zugang zum
Anwaltsnotariat ändern und eine andere notarielle
Fachprüfung einführen. In Zukunft wollen wir bei der
Auswahl der Bewerber noch stärker auf die individuelle
Eignung der Bewerber achten. Das ist das Ergebnis einer
gemeinsamen Bund-Länder-Arbeitsgruppe. Der Gesetz-
entwurf hat bei einer Anhörung im Rechtsausschuss am
5. November 2008 breite Unterstützung gefunden, so-
dass man davon ausgehen kann, dass er noch verabschie-

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(C (D et wird. Es geht der Dank an die Anwaltschaft für die ute Zusammenarbeit. Dank gilt der Anwaltschaft, aber auch dem Deutschen ichterbund, dem Deutschen Juristinnenbund und ande en für die Zusammenarbeit beim „Bündnis für das eutsche Recht“. Dieses Thema hat Ole Schröder schon ngesprochen. Wir haben jetzt eine neue, druckfrische roschüre, die in großer Zahl vorliegt. (Die Rednerin hält ein Schriftstück hoch – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Sehr gut! – Ute Kumpf [SPD]: Jetzt kommt der Werbeblock der Ministerin!)


Ich sende sie Ihnen gerne zu, damit Sie sie verteilen
önnen, um deutlich zu machen: Unser deutsches Recht
st gutes Recht; wir wollen das kontinentaleuropäische
echt behalten. Im Hinblick darauf, dass die Vertreter
er Bundesrechtsanwaltskammer auf das Essen warten,
ill ich dazu keine weiteren Ausführungen machen; ich

rinnere Sie an die Ausführungen von Herrn Schröder zu
iesem Thema.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619031400

Für die FDP-Fraktion spricht nun der Kollege Otto

ricke.


(Beifall bei der FDP)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1619031500

Geschätzte Frau Vizepräsidentin! Meine lieben Da-

en und Herren! Justiz und Finanzkrise: Passt das zu-
ammen? Eigentlich könnte man fragen: Führt die Tatsa-
he, dass sich die Wirtschaft in der Rezession befindet,
icht dazu, dass sich möglicherweise irgendwann auch
as Recht in der Rezession befindet? Ich glaube, dass
as Recht durch die Wirtschafts- und Finanzkrise und
ie Reaktion des Staates darauf gefordert sein wird, dass
ie Gerichte gefordert sein werden.

Frau Ministerin, liebe Kolleginnen und Kollegen von
er Koalition, ich möchte Ihnen – gerade als Rechtspoli-
iker – Folgendes anheimgeben: Achten Sie bei allem,
as jetzt Wirtschafts- und Finanzpolitiker machen, da-

auf, dass wir im Rahmen des Haushalts nicht Investitio-
en versprechen, die später aufgrund überlanger Verfah-
en nicht getätigt werden können! Achten Sie bitte auch
arauf, dass die zusätzlichen Mittel, die die Länder für
ie Personalausstattung der Gerichte bereitstellen – sie
eben ausnahmsweise mehr –, am Ende nicht stecken-
leiben, weil viele Verfahren bei den Bundesgerichten,
ie immer mehr angefordert werden, hängenbleiben!

Das wird eine Aufgabe sein, Frau Ministerin, bei der
ch Sie wirklich nur bitten kann, genau zu schauen, wo-
in die Entwicklung geht, und dann, wenn Sie sehen,
ass sie in die falsche Richtung geht, sehr schnell, früh-
eitig zu reagieren; denn sonst bleiben die Investitionen,
ie wir in der nächsten Zeit brauchen, sozusagen beim
echt hängen, und das kann in einem gut funktionieren-
em Rechtsstaat nicht der Sinn der Sache sein.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Otto Fricke
Ich habe die Länder angesprochen. Insofern will ich
durchaus auch Kritik üben. Wenn ich mir anschaue, was
die Länder in der letzten Zeit so alles gemacht haben,


(Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Das ist ganz schlimm, vor allem da, wo Sie mitregieren!)


fällt mir auf, dass sie finanziell immer wieder auf der
Bremse stehen, um so den Rechtsstaat mehr oder weni-
ger Stück für Stück an die Wand zu fahren.


(Zuruf des Abg. Joachim Stünker [SPD])


– PKH, Kollege Stünker; genau.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es kann nicht sein, dass man versucht, Prozesskosten-
hilfe abzuwürgen, indem man da und dort die Gebühren
herunterfährt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das kann mit Sicherheit nicht sein; denn Recht – ich
glaube, da sind wir uns einig – steht allen zu. Der Zu-
gang zum Recht ist essenzielle Voraussetzung für unse-
ren Rechtsstaat.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das wäre durch Änderung der PKH auch nicht anders gewesen!)


Es gibt nach meiner Meinung immer wieder den Ver-
such der Länder, sich aus der finanziellen Verantwortung
zu stehlen. Wir erleben es zurzeit beim Kindergeld, wo
es gerade umgekehrt ist. Eigentlich sind die Länder – mit
den Kommunen – für das Kindergeld und den Aufwand
zuständig, sie sagen aber: Das soll der Bund machen. –
Wir haben eine Aufteilung. Sie ist richtig so. Darauf
sollten wir achten.

Ich glaube, dass die Aufteilung – Gesetzgebung, Zu-
ständigkeit für den größten Teil der Rechtsprechung,
Frage der Finanzierung – so richtig ist. Gerade im
Rechtsstaat ist der Föderalismus ein starker Faktor. Aber
dann müssen wir auch dafür sorgen, dass sich die Länder
nicht aus der Verantwortung stehlen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ein wenig Kritik muss ich in der Frage der Verständ-
lichkeit von Sprache im Recht üben.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Dazu ist alles gesagt!)


Wenn ich bei der Sprache die Wahl habe zwischen
Schönheit und Präzision, zwischen Lesbarkeit und Präzi-
sion,


(Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Darum geht es doch überhaupt nicht!)


dann wähle ich als privater Leser die Schönheit und die
Lesbarkeit. Wenn ich aber als Jurist mit Sprache um-
gehe, ist das anders. Weil beim Recht und bei der Ausle-

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(C (D ung des Rechts die Grenze der Wortlaut ist, muss diese renze präzise sein; sonst ist Recht nichts mehr wert. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Joachim Stünker [SPD])


Deshalb bitte ich darum, bei dem, was Sie wollen
ich weiß, Sie wollen, dass es in eine andere Richtung

eht –, darauf zu achten, dass die Grenze nicht verwischt
ird. Der Glaube, man könne durch bessere Lesbarkeit
echt präziser und besser machen, ist nach meiner Mei-
ung ein Irrglaube.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber verstehen sollte man es schon!)


Eine kurze Anmerkung zum Einzelplan 19, um den es
etzt ja auch geht. Ohne es zu weit auszuführen – die Be-
ichterstatter wissen es; ich möchte es aber auch im Pro-
okoll haben –: Ein Parlament muss sich bei der Frage,
ie man mit der Bezahlung eines Präsidenten eines Ver-

assungsorgans umgeht, immer vergegenwärtigen, wie
ie Kleiderordnung sein sollte. Ich glaube, dass das, was
ir insofern beim Verfassungsgericht gemacht haben,
icht richtig ist und dass wir das spätestens in der nächs-
en Legislatur – sprich: im nächsten Jahr – klären sollten.
der handelt es sich etwa um eine Strafaktion des Parla-
ents gegenüber dem Gericht?


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das ist doch abwegig!)


as kann ich mir auf gar keinen Fall vorstellen. Deswe-
en hoffe ich, dass wir vernünftig im Blick behalten, wie
ie Kleiderordnung ist.

Zum Schluss: Eine Tendenz fällt mir auch hier im
arlament im Umgang mit dem Recht auf. Ich will
icht sagen, dass wir da ein wenig feige wären, aber
och, dass wir immer mehr zurückschrecken. Ich nenne
ie Themen „Spätabtreibung“ und „Patientenverfü-
ung“. Ohne in die Details zu gehen, will ich sagen – das
st meine persönliche Meinung, nicht die Meinung mei-
er Fraktion –: Ich erlebe, dass immer mehr Kolleginnen
nd Kollegen den Standpunkt vertreten: Besser nicht an-
acken, besser nichts regeln. – Ich will ausdrücklich da-
or warnen. Nach der Gewaltenteilung ist es unsere Auf-
abe, Regeln zu treffen, wo das, was die Rechtsprechung
ormiert hat, nicht ausreicht, und dann müssen wir ihr
uch nachkommen.


(Beifall der Abg. Daniela Raab [CDU/CSU] und Joachim Stünker [SPD])


Das Ergebnis bei der Spätabtreibung mag für viele
ein gutes Ergebnis sein, aber es ist immer noch ein bes-
eres als gar keins. Das Gleiche gilt bei der Patientenver-
ügung. Eine Regelung, sei es die vom Kollegen
tünker, die ich nicht unterstütze, sei es die vom Kolle-
en Bosbach, ist besser als keine. Etwas zu regeln, ist
esser, als zu sagen: Bloß keine Regelung, bloß nicht an-
assen.


(Daniela Raab [CDU/CSU]: Sehr richtig! – Joachim Stünker [SPD]: Das stimmt in diesem Fall nicht!)







(A) )



(B) )


Otto Fricke
Alles andere würde die Menschen auf Dauer zu sehr ver-
unsichern, nicht deshalb, weil die Rechtsprechung
schlecht ist, sondern deshalb, weil die Menschen vom
Gesetzgeber eine Orientierung erwarten.


(Daniela Raab [CDU/CSU]: Für die Spätabtreibung gilt das Gleiche!)


Diese Art von Rechtspolitik ist unsere Verantwortung.
Diese Art von Rechtspolitik werden wir in der nächsten
Zeit, so hoffe ich, auch betreiben, spätestens wieder nach
den Wahlen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619031600

Nun hat das Wort der Kollege Dr. Jürgen Gehb für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1619031700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe

gemerkt, dass nicht nur ich die Haushaltsdebatte zum
Anlass nehme, über den nationalen Tellerrand der
Rechtspolitik hinauszublicken – ich habe das schon im-
mer getan –, sondern auch Ole Schröder und die Minis-
terin. Das freut mich insofern ganz besonders, als ich
merke, dass das auf fruchtbaren Boden gefallen ist.

Nun will ich Ihnen nicht schon wieder mit meinem
Lieblingslogo „German Law goes Hollywood“ auf die
Nerven fallen, aber es war kein Geringerer als der Bun-
despräsident, der dieses Thema auf dem Juristentag in
Erfurt aufgegriffen hat.

Nicht nur er hat dieses Thema aufgegriffen: Die Be-
rufsorganisationen der Anwälte und Notare und die der
Richter haben vor kurzem ein „Bündnis für das deut-
sche Recht“ gegründet. Vor wenigen Tagen wurde uns
– mit „uns“ meine ich die rechtspolitischen Sprecher –
im Beisein der Ministerin aus den Händen des Vorsitzen-
den des Deutschen Richterbundes, Herrn Frank, im Bei-
sein der Präsidenten der Bundesrechtsanwaltskammer,
Herrn Filges, des Deutschen Notarvereins, Herrn
Vossius, und der Bundesnotarkammer, Herrn Götte, so-
wie eines Vertreters des Deutschen Anwaltvereins ein
entsprechendes Schriftstück überreicht. Das heißt, auch
der DAV macht sich für den Export deutschen Rechts
stark, und das, obwohl sich dessen Präsident beim Deut-
schen Anwaltstag im Mai hier in Berlin vor dem Hinter-
grund der Sicherheitsdebatte weiß Gott dazu hat hinrei-
ßen lassen, unsere Rechtsordnung in die Nähe von
Guantánamo zu rücken.


(Daniela Raab [CDU/CSU]: Pfui Teufel! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Quatsch! Stimmt doch nicht! Ich war dabei! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Unglaublich!)


– Vorsicht, Herr Montag, sonst erzähle ich die Ge-
schichte mit den 2 Zentimetern.

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(C (D (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht um Ihre Gesetze!)


örtlich hat er ausgeführt – das ist im Anwaltsblatt vom
uni 2008 auf Seite 407 nachzulesen –: Unsere Rechts-
rdnung reicht. Alles andere, meine Damen und Herren,
st ein Schritt in die Zustände von Guantánamo.

Wir haben bisher ein gutes Verhältnis zur BRAK,
um DAV und allen anderen Vereinigungen gehabt.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Machen Sie nicht solche Gesetze!)


ch kann an dieser Stelle Herrn Kilger nur auffordern,
ass er mit dem Ausdruck des Bedauerns dafür um Ent-
chuldigung bittet, sonst kann er für uns kein seriöser
esprächspartner mehr sein. Guantánamo hat hier nichts

u suchen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt machen Sie nicht auf beleidigte Leberwurst! – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Was ist mit den 2 Zentimetern?)


Genauso neben der Kappe ist ein Artikel in der Aus-
abe des Spiegels vom 17. November, also vom letzten
ontag, mit dem schmissigen Titel „Der letzte Ver-

uch“. Hier ist ein Bild vom Plenum abgedruckt, das von
ben aus der Kuppel aufgenommen wurde und unter
em steht: „Deutscher Bundestag: eine Maschine, ge-
aut für Gesetze, nicht für Gerechtigkeit.“ Hintergrund
ieses Artikels ist ein zugegebenermaßen tragisches
chicksal des Witwers einer ermordeten Frau. Der Mör-
er läuft frei herum, obwohl man ihn möglicherweise
it neueren Erkenntnismethoden, namentlich der DNA-
nalyse, überführen könnte.

Der Bundesrat hatte ja eine diesbezügliche Initiative
ur Reform des strafrechtlichen Wiederaufnahme-
echts auf den Weg gebracht; den entsprechenden Ge-
etzentwurf haben wir vor wenigen Wochen im ganz
ormalen Verfahren in erster Lesung, wenn auch ohne
ebatte, an den zuständigen Ausschuss überwiesen. Wir
üssen uns nun in diesem Bericht vorhalten lassen:

Doch der Großen Koalition ist die Sache vor allem ei-
es: lästig.“


(Daniela Raab [CDU/CSU]: Unverschämtheit!)


eine Damen und Herren, bei allem, was uns vielleicht
arteipolitisch trennt, diesen Vorwurf sollten wir uns alle
icht gefallen lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir werden in einem ganz normalen Prozedere dieses
esetzesvorhaben auf die Tagesordnung des Rechtsaus-

chusses setzen und noch im Frühjahr hierzu eine Anhörung
urchführen. Hier warten zwar sehr viele Schlingpflanzen,
ehr viele verfassungsrechtliche und prozessuale Impli-
ationen auf uns. Dennoch sage ich an dieser Stelle, ohne
iermit schon dem Ergebnis vorzugreifen: Ich persönlich,






(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb
meine Kolleginnen und Kollegen aus der Arbeitsgruppe
Recht und wahrscheinlich die gesamte CDU/CSU-Bun-
destagsfraktion haben für diesen Antrag viel Sympathie.
Auch wir halten es für unerträglich, dass für das schwerste
Verbrechen, nämlich für unverjährbaren Mord, die mate-
rielle Gerechtigkeit hinter dem Prinzip der formellen
Rechtssicherheit zurückstehen soll.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Jörg van Essen [FDP])


Wo ich nun schon an diesem Punkt bin: Haushaltsde-
batten sind ja in der Regel eine Generalabrechnung der
Opposition mit der Regierung. Da aber die Opposition
nicht wahrzunehmen ist, müssen wir deren Aufgabe
auch noch mit übernehmen.


(Otto Fricke [FDP]: Machen Sie einmal, aber kräftig!)


Es gibt viele Dinge zu kritisieren, aber den Grünen,
die sich jetzt über die Höhe der Haftentschädigung, die
ja Thema der Justizministerkonferenz war, echauffieren
– immerhin ist der Vorschlag gemacht worden, sie von
mindestens 11 Euro auf 25 Euro zu erhöhen; das sind
mehr als 100 Prozent –, sage ich:


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 100 Euro mindestens!)


Jemand, der dieses Thema überhaupt noch nicht ange-
packt hat und in seiner Regierungszeit nicht in der Lage
war, den Betrag um einen einzigen Cent zu erhöhen,
sollte ganz kleine Brötchen backen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Vor wenigen Tagen haben wir uns, liebe Frau Justiz-
ministerin, darauf geeinigt, dass wir den Ball an die Jus-
tizminister zurückgeben, zumal sie in ihrer Auffassung
nicht ganz einheitlich waren. Frau von der Aue aus Ber-
lin hat wie der DAV von 100 Euro gesprochen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Die Berliner haben es ja auch!)


Wir haben gesagt, die Justizminister sollten einen schö-
nen Gesetzentwurf erarbeiten und die Höhe der Haftent-
schädigung bestimmen, die schließlich aus ihrem Landes-
etat bezahlt wird.

Dann werden wir dies genauso auf den Weg bringen
wie den Opferschutz – diese Initiative haben Sie aus dem
Bundesrat aufgenommen – und wie die Erhöhung des
Kinderschutzes im Wege eines erweiterten Führungs-
zeugnisses. Auch hier freue ich mich, Brigitte, dass du
das aufgenommen hast. Aber die Freude über die Auf-
nahme wäre noch größer, wenn gelegentlich auch einmal
der geistige Urheber der einen oder anderen Idee ge-
nannt würde, insbesondere wenn er aus dem Lager der
Union kommt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es gibt kein Copyright und auch keinen Schutz des geis-
tigen Eigentums; aber es gibt eine gewisse Fairness.

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(C (D Meine Damen und Herren, das Thema Justiz ist imer nur abends an der Reihe. Deswegen bewundere ich, ass immer noch ein Teil des Vorstands der BRAK auf er Besuchertribüne sitzt, obwohl klar war, dass ich jetzt eden würde. Ich hätte es ja verstanden, Herr Filges, enn Sie früher gegangen wären. Aber nach mir müssen ie noch einen anderen ertragen; das wird noch viel chöner. Meine Damen und Herren, wir können uns weiß Gott icht den Vorwurf gefallen lassen, wir würden Fälle nur ilatorisch und sehr schleppend bearbeiten. Wir haben, uf Deutsch gesagt, die Raufe voll bis oben hin. Weit bis n das nächste Jahr werden wir in jeder Sitzungswoche indestens eine Anhörung, gelegentlich sogar zwei nhörungen durchführen. Andreas Schmidt, der Vorsit ende unseres Rechtsausschusses, hat vor wenigen Taen bei einem sehr schönen parlamentarischen Abend es Rechtsausschusses in der rheinland-pfälzischen Lanesvertretung Bilanz gezogen und dargestellt, was wir chon alles erledigt haben. Wenn heute unter unserer Zuhörerschaft schon die roßen Repräsentanten der Bundesrechtsanwaltskammer ind, um deren Anerkennung und Lob alle Vorredner ein isschen gebuhlt haben, dann will ich Folgendes sagen: ir haben nicht nur ein hervorragendes Verhältnis mit inander, wir haben das Rechtsdienstleistungsgesetz geissermaßen im Zusammenspiel mit den Anwälten erareitet, wir haben für die Erfolgshonorare gesorgt, wenn uch in abgespeckter Form, aber eigentlich so, wie es die nwaltskammer wollte. Wir werden des Weiteren – auch ies hat die Ministerin angesprochen –, um die Sache und zu machen, das Anwaltsnotariat so regeln, dass wir eder ein drittes Staatsexamen einführen noch zulassen, ass nur Anwälte aus großen Kanzleien dahin kommen. ielmehr soll auch der kleine Krauter aus Falkensee oder us meinem Heimatort Heringen eine Chance haben; wir erden also die lokale Verwurzelung ins Gesetz schreien. Wenn uns dies gelingt, dann werden wir auch im Beufsrecht unsere Pflicht erfüllt haben. Wir konnten sie nur erfüllen, weil außer den Politiern von der Ministerin über den Staatssekretär bis zu en Sprechern und Berichterstattern sowie den Haushälern all die vielen fleißigen Ministerialbeamten – ein Teil on ihnen sitzt da hinten – mitgearbeitet haben. Die roße Koalition funktioniert mindestens auf dem Gebiet er Rechtspolitik. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Höchstens, und da auch nur zum Teil!)


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


ies wollte ich vor Beginn der Adventszeit, die ja auch
ie Zeit der Besinnlichkeit ist, als ein versöhnliches Ab-
chlusswort zum Ausdruck bringen.

Ich danke Ihnen dafür, dass Sie mir so diszipliniert
ugehört haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Mechthild Dyckmans [FDP]: Es bleibt uns ja nichts anderes übrig!)







(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619031800

Nächster Redner ist der Kollege Wolfgang Nešković

für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1619031900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Herr Dr. Gehb, recht herzlichen
Dank, dass Sie mich so freundlich annonciert haben. Da
die Zeit nun fortgeschritten ist, könnte es dazu führen,
ein wenig kuschelig mit der Ministerin und ihrer Politik
umzugehen. Da Sie von mir sicherlich keine kuschelige
Rede erwarten, werde ich Sie in Ihrer Hoffnung auch
nicht enttäuschen, sondern gleich an einen Vorwurf an-
knüpfen, den ich in meiner letzten Rede erhoben habe.

Frau Ministerin, ich habe Ihnen vorgeworfen, dass Sie
wirklich keine Bremserin von Herrn Schäuble sind, son-
dern dass Sie gemeinsam mit ihm in die falsche Rich-
tung fahren: im Zweifel für die Sicherheit und nicht für
die Freiheit. In der Süddeutschen Zeitung vom 21. No-
vember heißt es hierzu:

Auch bei der SPD dominieren in der Innen- und
Rechtspolitik die Innenpolitiker, für die Sicherheit
stets den Vorrang vor Freiheit hat. Justizministerin
Brigitte Zypries, die ehemalige Staatssekretärin
Schilys, stammt auch aus dieser Denkschule und ist
von daher kein gleichrangiges Gegengewicht zu
Schäuble und seinen orwellhaften Vorstellungen
vom Staat.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Ute Kumpf [SPD]: Wo sind denn Ihre eigenen Gedanken?)


So schnell, Frau Zypries, wird unsere Einschätzung Ihrer
Politik bestätigt.


(Beifall bei der LINKEN)


Ein weiterer Vorwurf, den ich erhoben habe, war: Das
Personaldilemma der SPD schlägt sich in den Personen
Steinbrück, Steinmeier und Zypries in prägnanter Weise
nieder. Sie stehen für den Typ Politikbeamte und Tech-
nokraten.


(Ute Kumpf [SPD]: Das sind gute Leute!)


Was ist das Wesen des Technokraten? Kein Herzblut,
keine inhaltlichen Überzeugungen und keine politischen
Visionen.


(Ute Kumpf [SPD]: Das ist eine Beleidigung!)


An der Stelle der Macht der Visionen tritt nur noch die
Vision von der Macht. Die politischen Inhalte sind nur
ein Mittel, ein Instrument zum Machtgewinn und zum
Machterhalt.

Die Reaktion auf meine Rede und auf diesen Vorwurf
war erstaunlich: Frau Zypries grüßt mich nicht mehr.


(Lachen bei der CDU/CSU – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: Jetzt kommen wir zu den großen Problemen der Rechtspolitik!)


Diese Form des Beifalls ist bemerkenswert, aber nicht
bedeutsam. Bedeutsam ist vielmehr, dass Frau Zypries

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(C (D inen bemerkenswerten Eifer an den Tag legt, ihre Kritier durch immer neue Aktionen zu bestärken. Jüngstes eispiel – Herr Ströbele hat es schon angeführt –: ist die inigung innerhalb der Koalition zum Bundeswehreinatz im Innern. Gemeinsam mit Herrn Steinmeier haen Sie sich im Wesentlichen den Begehrlichkeiten von errn Schäuble unterworfen. Herr Steinmeier verkündet ann im besten Technokratendeutsch, die Einigung beege die Handlungsfähigkeit der Koalition. Kein Wort um Inhalt. Das einzig Entscheidende ist also nur die andlungsfähigkeit der Koalition. Das ist das beste echnokratendeutsch. Doch auch Technokraten beherrschen manchmal icht ihr Geschäft. Frau Zypries, Sie vergaßen die Abtimmung mit Ihrer Fraktion. Sie wurden von dieser uch zurückgepfiffen und standen sehr blamiert da. Was achen Technokraten angesichts einer solchen Situa ion? Natürlich, sie reagieren technokratisch. Sie setzen em Ganzen noch die Krone auf, indem Sie sich, Frau ypries, als Leiterin einer Arbeitsgruppe installieren lasen, die einzig und allein die Aufgabe hat, das mit teinmeier erarbeitete Ergebnis wieder einzusammeln. as ist wirklich ein Stück aus dem Tollhaus. Das ist icht Realpolitik, sondern Realsatire. Aber auch das BKA-Gesetz belegt den Kotau vor errn Schäuble und erneut das Verhalten von Technoraten. Entgegen den Bedenken vieler Fachleute, insbeondere des ehemaligen Staatssekretärs aus dem Justizinisterium Herrn Professor Geiger haben Sie, Frau ypries, dem BKA-Gesetz zugestimmt. Dies ist ein Geetz, das Herrn Schäuble einen ungeheuren Machtzuachs sichert und das mit wesentlichen rechtsstaatlichen rinzipien bricht. So wird das Bundeskriminalamt zuünftig die Kompetenzen von Geheimdiensten und Poliei unter einem Dach besitzen. Damit wird gegen das echtsstaatliche Trennungsgebot verstoßen. (Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Das wird durch ständiges Wiederholen auch nicht wahrer!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Ich sehe mich zur Wiederholung veranlasst, weil es ein
rinzip der Pädagogik ist.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Trotzdem wird es nicht wahrer!)


Auch der Kernbereichsschutz ist verfassungswidrig
eregelt. Aber auch hier die gleiche Inszenierung für die
echnokratentruppe Zypries und Steinmeier wie beim
undeswehreinsatz, diesmal aber mit anderen Akteuren.
iesmal sind es die Landesverbände der SPD, die die
auchlandung für diese Truppe organisieren.


(Beifall bei der LINKEN)


Gut, dass es gelegentlich noch Sozialdemokraten gibt,
ie sich daran erinnern, dass es in der Anatomie einer
artei etwas gibt, das man Rückgrat nennt. Herz und
ückgrat sind die Elemente, die für die Zukunft einer






(A) (C)



(B) )


Wolfgang Neškoviæ

Partei überlebensnotwendig sind. In Ihrer Politik, Frau
Zypries, sind solche Wesenselemente nicht erkennbar.
Sie stehen nicht in der rechtsstaatlichen Tradition eines
Adolf Arndt, eines Hans-Jochen Vogel, eines Herbert
Schnoor oder einer Frau Herta Däubler-Gmelin. Die
SPD ist – das sage ich an die Adresse der Kollegen –
rechtsstaatlich unzuverlässig geworden.

Ich teile deswegen ausdrücklich die Auffassung des
Autors aus der Süddeutschen Zeitung in dem eingangs
zitierten Artikel, der dazu auffordert, die SPD müsse
sich endlich auf ihre rechtsstaatlichen Traditionen besin-
nen.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das ist das Buch Hiob!)


Mit Ihnen, Frau Zypries, wird das nicht möglich sein.
Ich erinnere dabei nur an das Strafvollzugsgesetz. Ein
Kleinod sozialdemokratischer Rechtspolitik wird mit der
Föderalismusreform einfach über Bord geworfen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619032000



(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das ist eigentlich schade!)


Damit schließe ich die Aussprache.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Einzel-
plan 07, Bundesministerium der Justiz, in der Aus-
schussfassung. Hierzu liegt ein Änderungsantrag der
Fraktion der Linken vor, über den wir zuerst abstimmen.
Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Druck-
sache 16/11037? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? –
Der Änderungsantrag ist damit abgelehnt.

Wer stimmt nun für den Einzelplan 07, Bundesminis-
terium der Justiz, in der Ausschussfassung? – Wer ist da-
gegen? – Enthaltungen? – Der Einzelplan 07 ist damit
mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei Gegen-
stimmen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und der
Fraktion Die Linke und Enthaltung der FDP-Fraktion
angenommen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Einzel-

Wolfgang Nešković
Herr Kollege, denken Sie bitte an die Redezeit.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1619032100

Ich bin am Ende meiner Rede angelangt.

Frau Zypries, ich würde Ihnen wünschen, dass Sie
wirklich einmal in die Werke Adolf Arndts und anderer
gucken, die ich zitiert habe. Ich glaube, dann hätten wir
eine bessere Rechtspolitik der SPD.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Peinliche Rede!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619032200

Der Kollege Joachim Stünker hat seine Rede zu Pro-

tokoll gegeben. Ebenso hat dies die Kollegin Daniela
Raab getan.1)

p
s
t
d

S

u
t
e

d

1)
(D

lan 19, Bundesverfassungsgericht, in der Ausschussfas-
ung. Wer stimmt dafür? – Wer ist dagegen? – Enthal-
ungen? – Der Einzelplan 19 ist damit mit den Stimmen
es ganzen Hauses angenommen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, damit sind wir am
chluss unserer heutigen Tagesordnung angelangt.

Ich bedanke mich herzlich für die aktive Diskussion
nd berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes-
ags auf morgen, Freitag, den 28. November 2008, 9 Uhr,
in.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend und schließe
ie Sitzung.